Licht ohne Wärme von mangacrack (Ob unser Kampf jemals enden wird? ...) ================================================================================ Grenzen des Himmels - So tilge ich meine Schuld ----------------------------------------------- Kommentar: Kaum zu glauben, dass ich mal wieder in ein paar Stunden das zu Stande bringe, was ich fast vier Monate nicht geschafft habe. Könnte an der Aussicht auf Semesterferien liegen. Oder an diesem Kapitel und dessen schwieriger Inhalt. Dennoch wünsche ich euch nun viel Spaß beim Lesen mangacrack xxx ::Kapitel 22 – So tilge ich meine Schuld:: Die breiten Handschellen scheuerten unangenehm, deswegen hatte Thorongiel es inzwischen aufgegeben, seine Gelenke zu bewegen, um ein wenig Freiraum zu gewinnen. Leider verhinderte dies auch, dass er die Wachen überwältigen und vielleicht fliehen konnte. Ohne Handschellen wäre dies machbar gewesen, er war nicht umsonst Michael-samas Agent für Nachrichten, aber gefesselt hatte er keine Chance. Deswegen blieb ihm keine andere Wahl, als sich von beiden Engeln zunächst noch durch bekannte Gänge führen zu lassen und dies war vielleicht das Demütigenste an der ganzen Sache. Man hatte ihn auf der Basis festgenommen, die seinem Kommandanten gehörte. Dieses Eindringen, dieses widerrechtliche Eindringen und die Fesseln, die seine Hände auf den Rücken zwangen, die grobe arrogante Behandlung der beiden Engel … all das war gleich zwei Mal schwerer zu ertragen, weil es praktisch in seinem Zuhause geschah. Auf feindlichem Territorium erwischt und verhört zu werden war eine Sache, doch an einem Ort wie diesem, der nur Michael und seinen Männern gehörte, wo sie Zuflucht vor Sevothtartes Behandlungen gefunden hatten … es ließ ihn kalte, bahnbrechende Wut fühlen, wie Thorongiel sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Aber mit angelernter eiserner Selbstbeherrschung zwang er sich zur Ruhe. Nichts konnte in einer Situation wie dieser gefährlicher sein als Wut. Wut in einem Spiel wie diesem zu empfinden, konnte einem alles ruinieren. Das wusste Thorongiel aus bitterer Erfahrung. So hielt er den Blick gesenkt und beobachtete seine beiden Begleiter aus den Augenwinkeln. Sie waren groß, breit gebaut und wirkten als hätten sie mehr Muskeln, als Verstand. Sie trugen scharfe Waffen in ihren Holstern und bewegten sich mit einer Koordination, die ihm sagte, dass sie diese Prozedur gewöhnt waren. Sie führten nur Befehle aus und würden diese niemals in Frage stellen, ganz gleich dass diese von Rosiel kamen. Denn die pur weißen Uniformen sagten Thorongiel, dass dies einst Männer gewesen waren, die unter Sevothtarte gedient hatten. Das Abzeichen auf ihrer Brust war nun ein anderes, doch Angewohnheiten lügen nicht. Es waren nicht die Art von Rosiels sonstigen Handlangern. Sevothtartes Mittel hatten auf Angst, Einschüchterung und Gewalt beruht, etwas was man den zwei Engeln absolut ansah. Sie gehörten nicht in Rosiels Repertoire der Mittel für Manipulationen. Thorongiel war dabei gewesen, als der Anorganische Engel in den Himmel zurück kehrte und Sevothtartes Sturz war Beispiel genug gewesen, wie der einstige Herrscher von Atziluth arbeitete. Nämlich mit Verführung, Versprechungen und falscher Hoffnung, die am Ende alle zu blanker Grausamkeit führten. Thorongiel glaubte nicht, dass Rosiel sich wirklich geändert hatte seit er mit Alexiel und dem Messias in Himmel erschienen war und zu bleiben gedachte. Leider hatte Thorongiel noch keinen Gegenbeweis gefunden, doch er war der grundlegenden Überzeugung, dass sich gewisse Dinge einfach nicht änderten. Nicht ändern konnten. Menschen nicht und Engel noch viel weniger. Schon gar nicht, wenn sie so alt waren. Möglicherweise hatten Alexiel und der Messias einen Einfluss auf Rosiel und hielten in vor Ausschweifungen zurück, doch der Messias war ein Nephilim, teil Engel teil Mensch, hatte demnach von vorne herein eine andere Sicht auf die Dinge und auch Alexiel war nicht besser, wenn man Thorongiel fragen würde. Den Großteil ihres Lebens hatte sie eingeschlossen in Eden verbracht, ohne die Möglichkeit die Regeln einer Gesellschaft zu lernen, die sich mit menschlichen Maßstäben nicht erfassen ließ und für ihren Bruder aber so vertraut war wie kaum etwas anderes. Nicht die Beste aller Kombinationen. Besonders nicht, wenn der Himmel einem geladenen Pulverfass glich, weil er schlicht weg zu voll mit mächtigen Leuten war. Sevothtartes Herrschaft mochte zwar kalt und hart gewesen, aber dennoch war der Mann in der Lage gewesen, den Himmel zusammen zu halten und unter sich zu vereinen. Selbst die Amnia Mundi war innerhalb ihrer Grenzen geblieben und hatte sich nicht auf das Tauziehen eingelassen, das nun herrschte. Auch Rosiel in seiner wahnsinnigsten Stunde hatte bloß versucht Sevothtarte von seinem Thron zu stürzen und ihn zu besetzten, nicht ihn zu teilen, damit jeder darauf Platz hatte. Unpraktisch, Thorongiel Meinung nach. Gefährlich gar, wenn man das beibehalten wollte und nicht gleichzeitig ein paar Maßnahmen ergriff. „Zügig weitergehen“, grummelte nun einer der beiden Engel neben Thorongiel und stieß unsanft gegen dessen Schulter. „Man lässt Rosiel-sama nicht warten.“ Thorongiel sagte nichts dazu und registrierte nur für sich, dass er mit seiner Einschätzung von dem Anorganischen Engel wohl richtig liegen musste, wenn diese beiden Schläger neben ihm den Befehl Rosiels so einfach akzeptierten. Es wäre interessant zu erfahren, wie genau sich der Anorganische Engel sich die Überreste von Sevothtartes Machtstrukturen angeeignet hatte. Allzu viel konnte nicht dabei sein, das wusste er. Schließlich hatte Michael von sich aus und mit einem ziemlich eindeutigen Befehl veranlasst, welche Männer, Gebäude und Dokumente sofort aus der Welt zu schaffen waren. Mit Sicherheit wusste Thorongiel auch, dass sein Kommandant nicht jede freie Sekunde neben Raphael-samas Bett verbracht hatte, als jener im Kälteschlaf lag. Er war nur oft genug da gewesen, um zu überspielen, dass er in der Zeit von Anarchie und Chaos mächtig aufgeräumt hatte. Er maßte sich gar nicht an, alles über die Aktionen seines Bosses zu wissen, doch wilde Funke in seinen Augen zusammen mit der grimmigen Entschlossenheit war Erklärung genug gewesen, warum der Himmel so schnell in halbwegs geordnete Bahnen zurück gefunden hatte. Oder warum Michael tatsächlich seelenruhig auf Raphaels Erwachen hatte warten können, kaum das Rosiel auftauchte und Strukturen aufzustellen und zu festigen begann bis er auf nach Assiah aufbrach, um den Messias und seine Schwester aufzusuchen. Bei Rosiels Rückkehr war Michael schon wieder dazu übergegangen, sich über den schlafenden Raphael lustig zu machen und Barbiel Unterricht zu erteilen, wie man die Zügel am besten in der Hand behielt, wenn es um launische Windengel ging. Der richtige Umgang mit Raphael-sama war aus seiner Sicht genauso wichtig wie die geheimen Missionen, die Michael-sama oft befehligte. Es gab Einsatzteams, die ständig unterwegs waren, trotz dessen das es eigentlich nichts zu tun gab. Pyrrha und seine Leute waren so eine Gruppe. In der Regel konnten er und Pyrrha sich auf Grund ihrer unterschiedlichen Aufgabenbereiche nicht ausstehen, doch im Moment würde Thorongiel viel dafür geben nicht in das Transportschiff geschleppt zu werden, das nun vor ihm auf dem komplett leeren Platz auftauchte. Die offene Laderampe wirkte wie ein Höllenschlund, wo dahinter das unaussprechliche Grauen wartete und es machte seine ernste Lage mit einem Schlag sehr viel realer. Ich kann nicht..., dachte Thorongiel. Ich darf mich nicht gefangen nehmen lassen. Es war mehr eine instinktive Reaktion auf den vertraute Anblick eines Transportmittels, das ihn weg bringen und nicht eher wieder entlassen würde, ehe er nicht alle Informationen preisgegeben hatte, die er besaß. Oder vielleicht gar niemals. Der kalte Schweiß, der über seine Hände rann, war ebenso vertraut, wie das letzte Aufbäumen seines Widerstandes, der ihn seine Astralkraft in seine Handgelenke schicken ließ. Es war keine rationale Reaktion, denn die Handschellen waren mit Siegeln versehen, welche die Astralkraft erfolgreich daran hinderten die Fingerspitzen zu erreichen. Damit staute sich die Astralkraft und entlud sich in einer heftigen Explosion, die Thorongiel, nach vorne taumeln ließ. Sein Schmerzensschrei, ja der Schmerz an sich, ging in der Erkenntnis unter, dass seine Hände wieder von seinem Rücken nehmen konnte. „Hey, was...“, rief die erste Wache, als Thorongiel nach der Waffe griff, die an seiner Hüfte hing. Seine Eigene hatten sie ihm abgenommen, als sie ihn überraschten und so schnell überwältigen, dass es ihnen gelang, ihn überhaupt zu fesseln. Dieser Fehler sah er sich jetzt zu korrigieren. „Achtung“, schrie der andere Wachmann und griff ebenfalls nach seiner Kanone, doch er konnte Thorongiel nicht mehr daran hindern abzufeuern. Mit einen Ächzen ging die erste Wache zu Boden und Blut breitete sich auf dem Asphalt aus. Thorongiel drehte sich geschwind um, um auch den zweiten Wachmann aufzuschalten. Allerdings war dieser eine kleine Sekunde schneller und hatte auch nicht mit geschädigten Handgelenk zu kämpfen. Somit durchzuckte ihn zuerst ein erster, dann ein zweiter heftiger Schmerz, als der Wachmann feuerte und Thorongiel getroffen zu Boden ging. Hart schlug er mit Kopf auf dem Asphalt auf, woraus Thorongiel das Bewusstsein verlor. Das Letzte was er sah, wie zwei schwere Stiefel auf ihn zu rannten und die betreffende Person im den Lauf der Waffe vor das Gesicht hielt, ehe alles dunkel wurde. - Er erwachte auf einem kalten Fußboden. Sein Gesicht war auf den Kachelboden gepresst und sein Körper fühlte sich an, als ob in das Herz eines Kraftwerkes gegriffen hätte. Ihm war heiß und er war angespannt, sein Körper zuckte und seine inneren Organe wie seine Flügel krampften in regelmäßigen Abständen während sein Kopf wie wahnsinnig summte. Seine Wange war nass und er roch Metall, da er das Gefühl der der Flüssigkeit von seinem Rücken bis zu seinem Ohr zurückverfolgen konnte, suggerierte das es sich eher um Blut als um Wasser handelte. „Ahh“, drang eine freudige Stimme an sein Ohr, „offenbar ist unser Besucher wieder aufgewacht.“ Thorongiel kniff die Augen zusammen und versuchte zu erfassen wie surreal das hier war. Es gelang ihm nicht wirklich, denn das schwammige Gefühl in seinem Kopf wurde nicht besser und die helle Stimme, die er trotz der geringen Erfahrung mit ihm, Rosiel zuordnen konnte. Persönlich war er ihm nie begegnet, dafür hatte er stets gesorgt, aber das silberne Haar, das sich nun in sein Blickfeld schob, war unverkennbar. Leicht hob er den Kopf, um besser sich seine Umgebung ansehen zu können, doch er wurde von einer Hand bestimmt wieder nach unten gepresst. Rosiel war es nicht, jener kniete schräg vor ihm und blickte ihn auffordernd an. Probeweise testete Thorongiel, ob er gefesselt war, doch immerhin dies hatten sie ihm erspart. Aber mit Rosiel und einer vermutlich sehr kompetenten Wache im Raum war dies nicht sonderlich befreiend. Wahrscheinlich hatte man aus seinem letzten Versuch gelernt und wollte keine Risiken eingehen. Nicht, dass ich derzeit in der Verfassung wäre große Ausbruchsversuche zu starten, stellte Thorongiel für sich selbst fest. Seine Handgelenke ließen sich nur schwer bewegen und waren seiner Erfahrung nach gebrochen, seine Hüfte und sein linker Oberschenkel brannten wie Feuer, man die Geschosse der Wache, die ihn niedergestreckt hatte, dem Anschein nach nicht entfernt, um ihm die Flucht zu erschweren. Es zeigte sich also doch, dass Wesen sich vielleicht oder eben auch nicht änderten, bewährte Methoden allerdings niemals. Rosiel griff nun an seinem Haarschopf und zwang ihn in einem für seinen Nacken unbequemen Winkel nach oben zu blicken. Das alterlose Gesicht verschwamm vor seinen Augen, so sehr, dass er nicht einmal die Augen des Anorganischen Engels klar erkennen konnte. „Ich sollte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich bereite“, sprach Rosiel und studierte sein Gesicht, „doch meine Lage ist ernst und ich brauche dringend Informationen. Es hätte einfach sein können, wenn du dich nicht so sehr gewehrt hättest, aber als Michaels Nachrichtenagent hast du wohl am ehesten das Wissen, das ein wenig Licht ins Dunkle bringen kann. Es ist ja nicht so, als ob man klare Äußerung in einem Laden um die Ecke erwerben kann.“ Es war vielleicht nicht das Schlechteste, dass er gerade nicht klar denken konnte, denn es gab Thorongiel Zeit sich einen Schlachtplan zurecht zu legen. Alles zu leugnen und den Unwissenden zu spielen, würde ihm nichts nützen. Besonders nicht, wenn Rosiel die abfliegenden Kampfschiffe bemerkt hatte. Um seinen Kommandant zu schützen konnte er nicht mehr tun, als einen vagen Umriss der Geschehnisse zu geben und ein paar Ablenkungen mit einzubauen. Mit ein paar offenen Enden würde Rosiel die Fäden selber knüpfen, allerdings nicht korrekt und es würde ihm Zeit kosten seinen Fehler zu bemerken. Wertvolle Zeit, wenn er Glück hatte. „Ich ... sollte mich wohl ... geehrt fühlen?“, fragte Thorongiel hustend und musste seine schleppende Stimme nicht einmal vortäuschen. „Oder mir eher … Sorgen machen?“ Rosiel hob fragend seine Augenbrauen. Er hatte mit keiner Kooperation gerechnet, vor allem nicht so schnell, doch gleich was für eine Taktik der Engel benutzten würde, er verbarg seine Intelligenz nicht, wie es bisher viele seiner Befragten getan hatten. „Ich habe nicht vor dir etwas zu tun“, sagte Rosiel und setzte sich bequemer hin, allerdings nicht ohne Thorongiel aus den Augen zu lassen. „Wenn ich dich töte, besteht die Gefahr, dass ich wertvolle Informationen verliere, die nur du besitzt. Dein Boss tendiert nicht dazu sich mit Kleinigkeiten aufzuhalten, sondern das anderen in seinem Lager zu überlassen. Unter anderem also dir.“ „Was wollen sie von Michael-sama?“, fragte Thorongiel nun ein wenig fester und bestimmter. Es brachte nichts seine Loyalität seinem Kommandanten über zu verbergen, überhaupt nicht. Außerdem war er stolz darauf und Rosiel wusste wohl von seiner Geschichte und seiner Vergangenheit, schließlich hatte er zugegeben, dass er ihn mit Absicht ausgewählt hatte. Nur wollte Rosiel etwas spezifisches von seinen Kommandanten oder ging es hier um reine Politik? „Von Michael will ich eigentlich nichts, seine Gründe könnten mir nicht gleichgültiger sein“, gab Rosiel zu. „Aber ich habe meiner Schwester versprochen ein Auge auf ihn zu haben. Sie macht sich Sorgen, völlig zu unrecht, wenn man mich fragt, denn Michael ist zu sehr Zwilling seines Bruders, als das ihm etwas zustoßen könnte, aber was tut man nicht für die Familie? Also nur zur Beruhigung der Nerven meiner lieben Alexiel: was hat Michael vor? Und denke ja nicht, ich hätte diese fliegenden Schlachtschiffe nicht gesehen...“ Thorongiels Mundwinkel zuckten kurz in Unmut, als Rosiel seine Haare losließ und er seinen Kopf wieder auf den kühlen Boden legen konnte. Schweigen brachte nichts und weiteres hinauszögern wohl auch nicht. Rosiels scharfer Verstand war über die Dynamiken besser informiert, als er gedacht hatte. Da Thorongiel jetzt wusste, dass Rosiel absolut keine Ahnung von dem eigentlichen Grund der Vorgänge hatte, machte es ihn in seinen Augen nur noch gefährlicher. Vielleicht entging ihm als Anorganischer Engel weniger, als er selbst vermutet hatte und sei es nur, weil die Veränderungen im Gefüge der Welt bemerken konnte. Nicht alle Engel, die es konnten, machten davon Gebrauch, aber Rosiel … nun überraschen würde es Thorongiel nicht, wenn Rosiel nach wie vor Zugang dazu hatte. Schließlich hatte er fast ein ganzes Zeitalter über Atziluth geherrscht. „Pangaea“, gab Thorongiel schließlich das Schlüsselwort heraus. „Wir haben eine himmlische Version des Pangaea!“ Thorongiel sackte in wenig in sich zusammen. Nicht, weil er Zeit schinden wollte, um zu sehen, was Rosiel dieses Wort sagte, sondern weil er gerade seinen Kommandanten verraten hatte. Michael würde ihm das zwar nicht vorhalten, sondern ihn dafür eher rügen, dass er überhaupt Verletzungen riskiert hatte, aber für ihn selbst war es trotzdem Verrat. Der Fakt, dass er keine andere Wahl gehabt hatte, als vor Rosiel den Mund aufzumachen, machte es nur mäßig ertragbar. „Pangaea?“ wiederholte Rosiel. „Was ist das?“ Er wollte nicht antworten, doch in der gezischten Frage schwang Ungeduld mit. Doch nun kam Hilfe von unerwarteter Seite. Der dritte und gleichzeitig letzte Engel im Raum, der ihm seit unbestimmter Zeit zu Boden drückte, indem er eine Hand auf die Stelle zwischen seinen Schulterblättern drückte, dort wo die Flügel wären, meldete sich zu Wort. „Pangaea nennen die Wissenschaftler den letzten Urkontinent Assiahs, Rosiel-sama“, sprach eine halbwegs bekannte Stimme hinter ihm, „Seine Existenz und sein Verschwinden gelten als der Durchbruch des irdischen Lebens. Zu diesem Zeitpunkt ballten sich die Kräfte, die heute im Heiligen Buch als die Schöpfung beschrieben werden. Welche Rolle euer Vater nun wirklich innehatte lässt sich nicht bestimmen, denn es geschah selbst vor euer Zeit, wenn ich richtig liege.“ „Interessant“, meinte Rosiel langgezogen. „Das sagt mir aber nicht, was es mit unserer jetzigen Situation zu tun hat. Wieso sollte Michael selbst seine Reserven auspacken und Ärger mit dem Rat riskieren, nur für verdammt großes Stück Land?“ Die Versuchung jetzt einfach liegen zu bleiben, war verlockend, doch früher oder später würde Rosiel seine Aufmerksamkeit ja doch wieder auf ihn richten. Also ignorierte Thorongiel die Schmerzen in seinem Körper und die Benommenheit in seinem Kopf. „Pangaea“, meinte Thorongiel leise, weil er wegen seiner Schmerzen nicht mehr lauter sprechen konnte, aber die Aufmerksamkeit von Rosiel und Katan hatte er dennoch, „hat das Leben auf der Erde wie wir es heute kennen erst ermöglicht. Pangaeas Existenz hat eine Ordnung geschaffen auf der sich bis heute fast alles aufbaut. Das Problem … jedoch … hängt eben dieser Ordnung zusammen!“ „Weiter“, meinte Rosiel herrisch. „Es … bis heute … bewegen sich die Kontinente auf Erde“, rezitierte Thorongiel das schwer Angelernte. Er hatte ewig gebraucht, um die Ursache zu finden, gerade weil sie so grundlegend und offensichtlich war. „Sie gleiten voneinander fort … und wachsen wieder zusammen. Irgendwann … wird es wieder einen Superkontinent auf Assiah geben. Man hatte angenommen, dass dieser … Zeitpunkt … der Tag des letzten Gerichts sein würde, wie er im … Heiligen Buch beschrieben wird.“ „Aber?“, wollte Rosiel wissen tappte mit seinem Schuh ungeduldig auf den Boden. „Mit dem Ende des Schöpfers ist der Tag des letzten Gerichts doch wohl hinfällig.“ Thorongiel versuchte sich zusammenzureißen, obwohl es ihm immer schwerer viel wach zu bleiben und normal zu atmen. „Dies schon“, erwiderte Thorongiel, „Aber die Kontinente bewegen sich trotzdem aufeinander zu. Das ist nicht an Himmlische Pläne gebunden. Es wird irgendwann eine neue Ordnung geben, wenn sich die Alte auflöst, aber das ist nur … Veränderung. Man geht nicht davon aus, dass es schädlich oder gar tödlich für uns wäre.“ „Wo liegt dann das Problem?“, fragte Rosiel säuerlich. „Die Kontinente der Erde … es sind genau … sieben Stück“, erklärte Thorongiel mit schwerer Stimme. Rosiel wie Katan erkannten das dies mehr war, als bloß eine geologische Geschichtsstunde. Irgendetwas steckte dahinter und es schien nicht gut zu sein, wenn man bedachte, dass irgendwo hinter der vierten Schale sich nun Michaels gesamte Armee befand. Rosiel verzog bei diesem Gedanken das Gesicht, aber mehr weil er zu ahnen begann, dass seine Schwester vielleicht doch Recht gehabt hatte und nicht, weil ihn Michaels Pläne kümmerten. „Sieben Kontinente“, wiederholte Thorongiel, „Sieben Kontinente, die jeweils eine Schale der Hölle … und des Himmels repräsentieren. Fügt man zum Beispiel die oberste Schale der Hölle mit der niedrigsten Schale des Himmels zusammen … bekommt man ... einen irdischen Kontinent. Es sind Gegenstücke, welche das Gleichgewicht der zwei Seiten auf der Erde gewährleisten und dafür sorgen, dass keine der beiden Seiten auf Assiah die Vorherrschaft übernehmen kann.“ Für einen Moment herrschte Stille und Thorongiel leckte sich müde über seine trockenen Lippen. Ehe noch Rosiel erneut auffahren konnte, was dies nun bedeutete, meldete sich Katan zu Wort. „Aber … sind die Schalen nicht ineinander gekracht?“, fragte er vorsichtig und versuchte die neuen Informationen mit ihrer derzeitigen Situation im Himmel in Verbindung zu bringen. Nun hielt Rosiel inne und starrte zuerst Katan, dann den lädierten Engel zu seinen Füßen an. Die Schalen waren in der Tat ineinander gekracht, sie trieben wegen die fehlenden Verbindungspfeiler im leeren Raum und stießen hin und wieder einander. Das verursachte kleinere Störungen, doch da sie nicht wirklich Kontakt herstellten, sondern bloß den Übergang von Himmel zu Hölle einfacher machten, hatte man sich nicht groß darum gekümmert, da man die Existenz der Schalen nicht als gefährdet ansah. Und die Dämonen hatten sich zurückgezogen, als ihr Herrscher den Thron in der Hölle erneut erklommen hatte. Bedachte er jetzt aber die eben gehörte Erklärung in Anbetracht der seltsamen Vorgänge … „Die Himmlische Schalen drohen sich mit denen der Hölle zu vereinigen?“, summierte Rosiel das Problem auf eine einzige Frage. Das würde vieles erklären. Selbst das Aufgebot an Streitmächten am Rande des Himmels und warum Michael trotz der gescheiterten Invasion der Dämonen während der Apokalypse sich verhielt, als müsste er bald durch Eiswasser schwimmen. Die Aussicht bald Dämonen – oder schlimmer: seinen Bruder – praktisch in seinem Vorgarten zu haben ohne sie wieder vertreiben zu können, gefiel ihm sicher nicht. Erneut packte er Thorongiel und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen. „Antworte!“ Ein Husten erklang und schließlich brach das „Ja“ aus dem Mund des entführten Engels hervor. „Aber denkt bloß nicht, dass ich … wüsste, was mein Kommandant vorhat“, fuhr Thorongiel gleich fort. „Ich weiß es nicht. Es gibt noch einige unbekannte Faktoren, die verlangen, dass mein Boss sich das selbst vor Ort ansehen muss. Luzifers Wiederauferstehung und die Erzwingung des großen Kreuzes zum Beispiel. Wir sind weit von einer Lösung des Problems entfernt.“ Das brachte Rosiel dazu zurück zu zucken und Thorongiel loszulassen. Er war es gewesen, der Luzifers Wiedergeburt beschleunigt und die Öffnung der Himmelstore angeordnet hatte. Damals war es der beste, wenn auch der rücksichtsloseste und brutalste Weg gewesen seine Ziele zu erreichen. Eine andere Wahl hatte er zu dem Zeitpunkt nicht gehabt, aber er war nicht dumm genug, um zu glauben, dass es sich vielleicht positiv auf ihrer jetzige Lage auswirken würde. Eher war es der Fall das beide Ereignisse, insbesondere die Erzwingung des großen Kreuzes, das Wuchern und das Zusammenwachsen der Schalen nur noch beschleunigt hatten. Das es niemandem aufgefallen war, niemandem außer Michael wie es schien, war auch möglich, denn kaum jemand in den untersten Schalen hatte überlebt als der Zusammenstoß erfolgte. Es lebte auch jetzt niemand dort - und Engel waren in der Regel ignorant, wenn es nicht gerade ihr näheres Umfeld betraf. Man hatte auch nicht wirklich geplant, dass dort so schnell wieder jemand leben sollte, die Anzahl der Engel und der Dämonen hatte im letzten Krieg drastisch abgenommen, sodass man sich zurückziehen und die Wunden lecken wollte. Ein Grund, warum man Michael so argwöhnisch beobachtet hatte, denn ein neuen Krieg konnte man sich kaum leisten. Und jetzt dies. „Verdammt. Das sieht schlecht aus.“, murmelte Rosiel leise und stand auf. Energisch lief er zur Tür und deutete Katan ihm zu folgen. „Katan, Planänderung“, befehligte Rosiel. „Wir geben meiner Schwester Bescheid, dass wir Kurs auf die Grenze nehmen. Ich will mir das mit eignen Augen ansehen, sage ihr, dass sie darauf achten soll, dass erstens Setsuna nichts unternimmt und zweitens der Rat nicht irgendetwas Dummes tut. Zwar bezweifle ich, dass Michael irgendjemanden eingeweiht hat, aber eine Panik in der Bevölkerung wäre nun das Schlimmste überhaupt.“ „Jawohl, Rosiel-sama“, antwortete Katan. „Wünschen sie, dass ich unseren Gefangenen behandele? So macht er es nicht mehr lange und er könnte uns im Austausch gegen Informationen von Michael-sama noch von Nutzen sein.“ Rosiel wendete den Kopf und betrachtete den am Boden liegenden Engel. Die Wache hatte zwar nicht mit Patronen, sondern mit Kugel aus Astralenergie geschossen, aber das hieß nicht, dass sie weniger tödlich sein konnten. „Meinetwegen“, sagte Rosiel. „Druckmittel sollte man nicht leichtfertig wegwerfen.“ Damit verschwand Rosiel, um den Piloten zu informieren. Krachend viel hinter ihm die schwere Tür ins Schloss. - Für einen Moment lang herrschte Stille im Raum und Katan änderte nervös seine Position. Er wagte es nicht die Hand von dem Rücken Thorongiels zu nehmen, denn die Drohung sich an den Flügeln des anderen Engels zu vergreifen, war die einzige Waffe, die er im Moment vielleicht hatte. Vor Rosiel-sama hatte er sich nichts anmerken lassen wollen, jedoch ... dieser Gefangene war vertrauter als es ihm im Moment passte. „Plagt dich dein schlechtes Gewissen, Katan?“, fragte Thorongiel giftig und richtete nun seinen Blick auf seinen Wächter. „Denn es warst doch schließlich du, der Rosiel verklickert hat, wer in Michaels Nähe die neusten und wichtigsten Informationen besitzt.“ „Es war nicht meine Absicht, dass es soweit kommt“, sagte Katan schuldbewusst, nahm aber jedoch nun seine Hand von Thorongiels Rücken. Der rollte sich sofort von ihm weg, allerdings nicht ohne sein schmerzvolles Ächzen verbergen zu können. Erst als er aufrecht an der nächsten Wand saß, blickte er ihn wieder an. In Katans Kopf überschlugen sich seine Gedanken. Er wusste, was Thorongiel einfordern würde und er konnte es ihm nicht einmal verweigern. Selbst, wenn Rosiel-sama bei weniger Verstand wäre als jetzt und für Erklärungen schwerer zugänglich, so würde er es tun. Ihm blieb gar keine andere Wahl. „Du wirst mich hier herauslassen, Katan“, kündigte Thorongiel mit einer gewissen Sicherheit in der Stimme an, die so gar nicht seiner Posistion entsprach. Doch man merkte eben unter wem der Engel all die Jahre gearbeitet hatte. „Du bist mir noch einen Gefallen schuldig und ich weiß, dass du keiner jener Engel bist, die ihre Schulden nicht begleichen.“ Katan seufzte erschlagen und richtete sich auf. Auch wenn Rosiel es als Verrat deuten würde, so würde er Thorongiels Forderung nachkommen müssen. Ihm blieb gar keine andere Wahl. - Er hatte gerade die Piloten über die Flugroutenänderung in Kenntnis gesetzt, als Rosiel auffiel, dass Katan immer noch aufgetaucht war, um sich mit Alexiel in Verbindung zu setzen. Verwirrt blickte er in den Gang, wo er eigentlich erwartete, das Katan jeden Moment daraus auftauchte. „Rosiel-sama, da sind seltsame Vorgänge in Sektor Zwei“, informierte ihn der Kopilot. „Jemand hat die Notfallluke geöffnet.“ Alarmiert rannte Rosiel den Gang hinunter und verfluchte sich selbst für seine Gedankenlosigkeit. Er hatte Katan mit einem von Michaels Männern alleine gelassen! Zwar hatte dessen Akte, zumindest das Wenige, was davon anscheinend echt war, nicht die Annahme zugelassen, dass er ein großer Kämpfer war, aber bei Michaels Männern wusste man das nie so genau. Sie hatten den Ruf äußerst widerstandsfähig zu sein und nur wenige seiner Leute hatten überhaupt auf Katans Aufforderung reagiert, dass man Thorongiel zur Befragung abholen sollte. Offenbar fürchteten sich auch Sevothtartes abgerichtete und treu ergebene Männer vor dem Kommando der Himmelsarmee. „Katan?“, rief Rosiel besorgt, als er um die Ecke lief und eine große Gestalt erkannte, die an der offenen Notfalltür stand. „Bist du verletzt?“ Immerhin hatte Thorongiel ohne zu Zögern eine Wache erschossen und die Zweite schwer verletzt. „Katan!“ „Nein, Rosiel-sama“, antwortete Katan seinem Herrn und drückte nun die Luke wieder zu, um den Druck in der Kabine wieder auszugleichen. „Ich bin nicht verletzt.“ Erleichtert atmete Rosiel auf. Er hatte Katan schon einmal verloren, das wollte er nicht wiederholen. Doch gut sah sein Sohn dennoch nicht aus. Schuldbewusst blickte Katan ihn an. „Aber ich habe den Gefangenen gehen lassen.“ Misstrauisch zog Rosiel die Augenbrauen zusammen. „Wieso? Hat er dich dazu gezwungen?“ Auch dies konnte er sich gut vorstellen. Katan war im Kampf erfahren, doch Michael und seinen Männern sagte man eine Rücksichtslosigkeit und eine Gewaltbereitschaft nach, die Katan nicht schlichtweg nicht besaß. „Nicht ... direkt“, meinte Katan zögerlich. Offenbar war ihm die Sache mehr als nur unangenehm, aber Rosiel ahnte, dass es für dieses Verhalten einen Grund gab. Einen guten Grund. „Komm mit. Das musst du mir genauer erklären“, meinte Rosiel und zog Katan zurück in den privaten Bereich, wo er ihm deutete sich zu setzten ehe er sich selbst in einen der Sessel niederließ. Erwartungsvoll sah Rosiel Katan an und schlug die Beine übereinander. „Also?“, fragte Rosiel. Katan rutschte ein wenig auf seinem Sitzplatz hin und her. „Ich ... habe eine Schuld beglichen. Einst habe ich ihn um einen Gefallen gebeten, den Thorongiel nun eingefordert hat.“ „So?“, machte Rosiel leicht verärgert. „Deine Ehre hin oder her, musste das ausgerechnet hier und jetzt sein? Was war wichtig genug, dass es dir angemessen erschien ihn jetzt gehen zu lassen und ihm zur Flucht zu verhelfen?“ Für einen Moment sagte Katan nicht, sondern senkte nur den Kopf, um Rosiels Blick auszuweichen. Schließlich meine er leise: „Man nennt ihn nicht umsonst den Engel, dem nichts entgeht und der alles weiß. Ich hatte Schwierigkeiten alles für ihre Befreiung zusammen zu bekommen, noch dazu es unbemerkt zu tun. Eure Befreiung an sich war eine Sache, aber Alexiel-samas Bann war lediglich sehr groß, doch nicht sonderlich kompliziert, dem konnte ich mit ein wenig Kraft und Übung entgegenwirken. Trotzdem kam ich nicht an der Barriere vorbei die Assiah umgab und jeden Engel daran hinderte die Erde zu betreten.“ Erstaunt hatte Rosiel die Augen aufgerissen und sich sprachlos Katans Erklärung angehört. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie es ihm gelungen war, ihn aus der kalten Erde zu befreien. Nach seinem Erwachen war er viel zu sehr auf Alexiel, oder besser gesagt Setsuna, konzentriert gewesen. „Willst du mir damit sagen, ...“, begann Rosiel. „Ohne Thorongiel wäre ich nie an den Grenzwachen vorbei gekommen, welche die Wege und Tore nach Assiah bewachen. Sevothtarte war sehr genau mit diesem Abschnitt des Himmels, er wollte auf keinen Umständen, dass die Rebellen fliehen und womöglich auf Assiah Kraft sammeln können. Oder gar Verbündete finden.“ „Und dann bist du zu Michael gegangen?“, regte sich Rosiel auf. Michael, und sei es auch nur indirekt, um eine Gefallen zu bitten, konnte einen teuer zu stehen kommen. Denn er stand nicht im Ruf seine Schuldern zu vergessen. Entweder man bekam das was man wollte geschenkt oder man bezahlte bitter und teuer dafür. Aber Katan sein Handel vorwerfen konnte er dennoch nicht. Nicht nur, weil es mit seiner Befreiung zusammenhing, sondern weil Michael vielleicht die einzige Option gewesen war. „Thorongiel war meine einzige Wahl“, gestand Katan zerknirscht. „Ich wusste, dass er spätestens bei eurer Rückkehr eins und eins würde zusammenzählen können, aber er war der Einzige, der mich ohne Aufsehen zu erregen über die Grenze bringen konnte.“ „Hat er dich persönlich hinüber geschmuggelt?“, erkundigte sich Rosiel. Politische Gefallen waren bei Michael und seinen Leuten etwas anders, als wenn man sich aktiv in Gefahr begab. Wobei es hieß, dass sie für ersteres mehr forderten als für letzteres. Wieder eine Verhaltensweise, die eindeutig Michaels Stempel trug. Katan verneinte aber zu Rosiels Erleichterung. „Er hat mir nur gesagt, wie ich unbemerkt hinüber komme. Die Gefahr der Entdeckung bestand noch immer, solange ich mich zwischen den Sphären bewegte, aber er hat den Mund gehalten.“ „Zumindest Sevothtarte gegenüber“, sagte Rosiel abwesend und erntete dafür nun von Katan einen verwirrten Blick. „Rosiel-sama?“, äußerte er sich vorsichtig, „Was meint ihr damit?“ Rosiel lehnte sich zurück und blickte gedankenverloren in den dunklen Himmel hinaus. „Thorongiel hat in der Tat wie versprochen Sevothtarte gegenüber nichts gesagt, aber seinen Boss wird er informiert haben. Denn wenn ich es jetzt bedenke, war es schon mehr als Zufall, dass sowohl er als auch Zaphikel anwesend waren, als Adam Kadamon die Zeit stehen ließ.“ Katan blinzelte. „Waren sie das?“ Von der Prinzessin Kurai und ihrem Gefolge hatte er gewusst, schließlich hatten sie zuvor Alexiel-samas Körper gestohlen, aber er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, dass auch Michael auf der Erde gewesen sein könnte. Unbehaglich fühlte er sich, als er zu Rosiel-sama blickte, doch erstaunlicherweise wirkte sein Herr weniger verärgert, sondern zuversichtlich und beruhigt. Als wäre ihm aufgeklärte Zufälle wichtiger als der entkommene Gefangene. „Michael war auf der Erde“, erklärte Rosiel während er sich erinnerte. „Zaphikel habe ich durch Setsunas Augen gesehen und im Nachhinein meine ich auch Michael wahrgenommen zu haben. Er hat mich nur lediglich nicht interessiert, aber gleich zwei verschiedene Parteien von Engeln – du und Zaphikel mit seinem Schüler – auf Assiah während der Anorganische Engel befreit wird und Alexiels Erwachen bevorsteht?“ Katan erntete für diese rhetorische Frage ein Kopfschütteln. „Das hätte sich Michael nie und nimmer entgehen lassen. Und falls ich dich erinnern darf: er hat recht lange im Schatten herumgelungert und er hätte sich die Sache vermutlich bis zum Ende von der Seitenlinie angesehen, wäre nicht das Schwert Nanatsusaya mit dem Gesicht seines Bruders im Himmel aufgetaucht!“ „Wäre Michael-sama euer Erscheinen im Himmel und die Folgen dessen denn komplett egal gewesen?“, erkundigte sich Katan. Er verstand nicht, hatte Michael nur eingegriffen und sich Alexiel angeschlossen, weil es um seinen Bruder ging? Gehörte er nicht auch zu denjenigen, die für Recht und Freiheit eintraten? Rosiel zwirbelte gedankenverloren an seinen Haaren. „Egal wohl nicht, aber er hat Sevothtarte immer auf Distanz gehalten. So erfolgreich, dass dieser nur Ai-puppen zu ihm schickte und keine lebendigen Engel. Auch mit dem freien Zugang auf die Datenbanken, den ich nach Sevothtartes Sturz besaß, habe ich nichts verwertbares gefunden, womit ich hätte Michael ködern oder zu etwas zwingen können.“ Leicht senkte er die Stimme, um sicherzustellen, dass niemand außer Katan den nächsten Satz hören würde. „Selbst ich habe es letztendlich nicht gewagt, ihm persönlich zu begegnen. Bei Jibirls Verhandlung habe ich Setsunas Körper benutzt, um mit ihm zu reden. Später habe ich ihn ignoriert, weil ich Luzifer an meiner Seite wusste. Damit war sicher, dass er mich nicht beachten würde.“ Katan blickte entsetzt auf Rosiel, der gerade zugegeben hatte, dass er einer Konfrontation mit Michael ausgewichen war. Sicher war eine Auseinandersetzung mit dem Feuerengel niemals das Klügste, aber warum die Andeutung, dass selbst der Anorganische Engel Luzifer brauchte, um gegen ihn bestehen zu können. Sein Rosiel-sama galt als weitaus mächtiger als einer der Elemente. „Unterschätze Michael niemals“, warnte nun sein Vater scharf. Katan erkannte es deutlich, hier sprach die Person, die ihn liebte und nicht wollte, dass er zu Schaden kam. Aber eine derartige Rüge wegen Michael? Rosiel hielt es ihm vor Augen. „Ich halte dich nicht für dumm genug, dich mit einem wütenden Michael anzulegen, das traue ich nur Setsuna und Raphael zu, aber ich muss dir gestehen, dass ich höchstens nur mit Alexiel gemeinsam einen Kampf gegen ihn wagen würde. Doch selbst das hieße nicht, dass wir gewinnen würden, immerhin war es angeblich Michael, der Alexiel nach meiner Versieglung bezwang und es somit dem Himmel ermöglichte sie vor Gericht zu stellen.“ Für einen Moment atmete Rosiel tief durch, um die düsteren Erinnerungen an diese Zeit zu verbannen, ehe er weiter sprach. „Was man auch immer über ihn sagt, Michael ist und bleibt der Zwilling Luzifers. Du warst noch nicht geboren, als Luzifer fiel, deswegen kannst du auch nicht wissen, dass es Michael war, der es fertig brachte in kürzester Zeit die Führung der Armee zu übernehmen, den Himmel im Chaos der Rebellion zu ordnen und dem bis dahin mächtigsten Engel die Stirn zu bieten.“ Rosiel bohrte nun seine Nägel in die Armlehnen seines Sessels und beugte sich ein bisschen vor, als er weiter sprach. „Ich selbst war damals noch in Atziluth unter dem wachsamen Auge von meinem Vater, aber er hat mich zusehen und beobachten lassen, außerdem waren die Dienstmädchen damals schon Plaudertaschen. Und wenn auch nur ein Bruchteil der Erzählungen wahr ist, was damals auf den Schlachtfelder zwischen Luzifer und Michael stattfand, dann hat niemand außer ihnen das unbeschadet überlebt.“ Durch die Erinnerungen und die neusten Entwicklungen aufgebracht, lehnte sich Rosiel wieder zurück und begann vor sich hin zu brüten. Katan erkannte, dass er nicht mehr erwünscht war, doch er würde dich die Warnung zu Herzen nehmen. Schon allein, weil Rosiel wirklich sich vor vor Michael zu fürchten schien. Nun, dachte Katan, wenn ich an Luzifer zurück denke, dann würde mich das nicht wundern. Zumindest wenn es wahr ist und die Brüder sich doch ähnlicher sind, als ich bisher angenommen habe. Er ging zur Tür, um nun endlich Alexiel zu verständigen, denn dies hatte er noch immer nicht erledigt. Bevor er aber hinaus trat, fragte er noch: „Was tun wir Thorongiel, Rosiel-sama? Soll ich Gegenmaßen veranlassen, sodass man ihn wieder einfangen soll?“ „Nein“, bestimmte sein Herr abwesend und wedelte wegwerfend mit der Hand. „Entweder er ist durch die Winde und seine Verletzungen tot auf den Erdboden gestürzt, für uns demnach keine Gefahr mehr, oder er ist in der Tat einer von Michaels Schützlingen und beißt sich durch. In dem Fall finden wir ihn nie, also lass ihn sein. Er ist jetzt auf sich gestellt und wer es vorzieht in Freiheit zu sterben, soll er doch.“ „Sehr wohl“, bestätigte Katan und verschwand. Er wusste selbst, dass er für Thorongiel nichts mehr tun konnte, zumal diesem es wichtiger gewesen war, hier heraus zu kommen, als seine Wunden behandeln zu lassen. - Rosiel seufzte, als Katan die Tür schloss. Er war nun auch nicht viel schlauer als vorher und wäre sein Versprechen Alexiel gegenüber nicht gewesen, wäre er sofort umgedreht. Aus seiner Sicht brachte es nicht, sich in die Angelegenheiten von Michael einzumischen, selbst wenn dabei die verdammte Ordnung des Himmels auf dem Spiel stand. Lieber würde er die untersten Schalen an die Dämonen abtreten, als sich zwischen Michael und seine Ziele zu stellen. Denn er hatte ihrer zeitweiligen Zusammenarbeit wegen genug Zeit mit Luzifer verbracht, um zu wissen, dass man dieses Gespann in Ruhe lassen sollte. Gesagt hatte es der Höllenfürst nie, aber in den dunklen Augen hatte das Versprechen eines sehr schrecklichen Schicksals gelegen, sollte er Michael je anrühren. Seltsamerweise konnte er das sogar verstehen. Ginge es um seine Schwester, würde nicht anders reagieren, aber aus seiner Sicht lag in den Seelen der beiden Brüder eine Macht mit der man sich besser nicht anlegen sollte. Und solange Alexiel, Setsuna und Katan in Sicherheit waren, würde er auch nichts weiter tun, als zu zusehen, wie das Licht und die Dunkelheit erneut gegeneinander in den Krieg zogen. xxx Bin ich nicht nett? Solange her und dann liefere ich euch so viele Informationen. Ich finde das zumindest sehr freundlich von mir. Gerade zu großzügig. Doch mal sehen, wie das aufgenommen wird. Immerhin bewegen wir uns unaufhörlich auf den Gipfel der Dinge zu. mangacrack Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)