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Licht ohne Wärme

Ob unser Kampf jemals enden wird? ...
von

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Leben und Sterben - Absolution

Kommentar: Dies ist die Hintergrund Geschichte zu der Alexiel-Setsuna-Rosiel Dreiecks Beziehung. Weil ich die Fanfiction mit Michael einige Jahre nach dem Ende des Mangas begonnen habe, musste ich, um die früheren Ereignisse zu erklären, einen Flashback einfügen. Ich möchte mich auch noch mal für eure Treue bedanken. Eure wunderschönen Kommentare nach einer Wartezeit von über einem halben Jahr haben mich echt gerührt.

Danke mangacrack
 

xxx
 

::Kapitel 09 - Absolution::
 

Rosiel hatte sich in Morgen Kleidung gehüllt und lief deswegen nur leicht bekleidet in seinem Anwesen umher. Dasselbe, dass er auch schon bewohnt hatte, nachdem er nach seiner langen Versiegelung durch seine Schwester Alexiel in den Himmel zurückgekehrt war! Es mochten seit dem nur einige Jahre vergangen sein, doch der Unterschied war so gewaltig, das es sich mit einem Zustand wie Himmel und Hölle vergleichen ließ.
 

Dunkel gewesen war die Welt. Jetzt erstreckte sich ein Meer von Licht in seinem Herzen. Nach diesem schrecklichen Kampf gegen den Schöpfer, war er froh gewesen zu leben und nicht mehr unter der Degeneration seines Körpers leiden zu müssen. Doch dann war alles besser geworden. Erst der Anstieg seines Glücks ließ ihn nun begreifen, wie tief er davor gesunken war.
 

Rosiel betrat den Schlafraum, in der für gewöhnlich die Nächte verbrachte.

Er musste lächeln, als er die Gestalt in dem Bett erblickte.
 

Leise schlich er zum Bett und setzte sich auf die Matratze. Das Bett war riesig. Normalerweise beherbergte es ihn und Alexiel, da er mit seiner Zwillingsschwester so viel Zeit wie möglich verbringen wollte. Doch Alexiel war im Moment an der Grenze und Kontrolle die Vorgänge der Armee, nachdem Michael sich vor dem Rat für seine Vorgänge rechtfertigen musste.
 

Doch das war jetzt unwichtig.
 

Rosiel strich Setsuna, der zusammengerollt unter der leichten Decke lag, das Haar aus dem Gesicht. Es war schon seltsam. Ausgerechnet der Mensch, dem er am meisten angetan hatte, hatte ihm so schnell und voller Verständnis ihm vergeben. Er beobachtete, wie Setsuna sich unter seiner Berührung regte.
 

„Hmm ... Rosiel?“, nuschelte der Messias verschlafen.
 

Rosiel beugte sich vor und zupfte die Decke ein wenig zurecht.
 

„Schlaf, Setsuna. Schlaf.“
 

Prompt schloss Setsuna wieder seine Augen.

Rosiel betrachtete den Schlafenden und dachte daran zurück, welche Wendung ihr beider Schicksal doch genommen hatte, nachdem sie beide dachten, sich nie wieder zu sehen.
 

## Flashback ##
 

Es waren einige Tage vergangen, seit er auf die Erde zurückgekehrt war. Es waren Tage gewesen, in denen er festgestellt hatte, wie sehr ihn die vergangene Zeit oben im Himmel beeinflusst hatte.
 

Setsuna saß auf der Bank in dem Park, wo er einst Kato getötet hatte und starrte in den dunkler werdenden Abendhimmel. Genau daran zu erinnern, wie er hierher gekommen war, konnte er nicht. Er war schon den ganzen Tag von Ort zu Ort geirrt, weil er sich so rastlos fühlte. Er blinzte und versuchte das Gefühl zu unterdrücken, dass hier etwas falsch war. Eigentlich fühlte sich alles falsch an. Egal, wo hin er sah, jedes Mal kam eine Erinnerung in ihm hoch und er versank darin. Setsuna zog seine Beine hoch und umschlang sie mit seinen Armen.
 

Er fühlte sich einsam. Einsam und alleine.

Etwas war nicht richtig. Ganz stimmte nicht.
 

Vielleicht war es, dass er erst jetzt merkte, wie sehr er sich von den normalen Menschen unterschied, jetzt wo er wusste wer und was er war. Als alles seinen Anfang genommen hatte, war er viel zu verwirrt über die Geschehnisse gewesen, als das er wirklich auf die Veränderung geachtet hatte. Um ehrlich zu sein, fiel es ihm schwer sich überhaupt richtig an die Geschehnisse zu erinnern. Es war alles so schnell gegangen und es war dann später so unwichtig geworden, was mit der Erde war. An die Erde und an die Menschen, die hier lebten hatte er kaum noch einen Gedanken verschwendet. Wichtig war nur gewesen, dass es denen gut ging, die um ihn herum waren.
 

Er verbarg sein Gesicht in den Armen.

Wieder fühlte er die drückenden Gefühle, die er erst einmal verspürt hatte. Die Traurigkeit und die Verzweiflung, die sich in seiner Brust breit gemacht hatten, nachdem Kato gestorben war, kamen nun mit einer Wucht zurück, mit der er nicht gerechnet hatte. Er hatte diesen Schmerz verdrängt, weil kurz nach Katos Tod die Ereignisse sich überschlagen hatten. Doch nun konnte er den Verlust nicht mehr kompensieren.
 

Setsuna fühlte, wie Tränen seine Wangen hinunter liefen.
 

Er schluchzte und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Die ganze Zeit war er wie im Nebel gewesen, hatte nur daran festgehalten Rosiel zu töten, sich an Gott zu rächen und dem Schmerz zu entkommen, der sich immer weiter angehäuft hatte.
 

Zaphikels Ende, die Sache mit Metatron und Sevothtarte, Katos Tod, Luzifer, Rosiels Elend und Alexiels Reue, Luzifers Kampf gegen Gott und der Verlust von dem heiligen Einsiedlers. Setsuna wünschte sich im Moment nichts mehr als ein einfacher Mensch zu sein, um die Intensität der Gefühle abzuschwächen, die er empfand. Er hatte nicht gewusst, das Engel eine tiefe Verbindung zu dem schufen, was sie liebten. Es verstärkte alles und die Bilder der vergangenen Wochen kamen zurück.
 

Die Zeit verging und er schien alles noch einmal zu durchleben. In einer rasenden Geschwindigkeit sah er alles noch einmal vor sich. Sein Verstand wurde überflutet, der Schmerz stieg an und trieb ihn in den Wahnsinn. Einzelne Wörter und Sätze von anderen Personen stürzten auf ihn ein, die ihm versuchten zu sagen, was er tun sollte.
 

Setsuna schrie!
 

Es war spät am Abend und niemand war, der ihn hören konnte.

Niemand war da, der ihm helfen konnte!
 

Der Schmerz in seinem Kopf machte ihn wahnsinnig. Das schreckliche drückende Gefühl an seinen Schläfen, dass er nicht verdrängen und nicht ertragen konnte. Er musste hier weg!
 

Setsuna fing an zu laufen. Raus aus dem Park, die Straße runter. Immer weiter, immer weiter. An den Leuten vorbei, welche er gar nicht wahrnahm. Der Himmel verdunkelte sich, solange bis das erste Donnern zu hören war. Setsuna lief und lief. Er wusste nicht wohin, nur dass er weg musste, dass er diesen Schmerz loswerden musste.
 

Dann begann es zu regnen. Sehnsuchtsvoll streckte Setsuna den Kopf gen Himmel und versuchte sich durch das kühle Nass zu beruhigen. Doch es brachte nicht viel. Auch wenn der Himmel auf den Ruf des Organischen Engels gehört hatte, als er sich unbewusst Erleichterung wünschte, so brachte es nicht viel. Der Regen auf seiner Haut schwemmte nur einen kleinen Teil fort und es kam sofort neuer Schmerz nach.
 

Setsuna schluchzte.

Warum?

Warum er?
 

Warum half ihm keiner.

Er hatte nicht mal mehr die Kraft zu schreien.

Er wollte nur noch sterben.
 

Wenn denn das ihm Erleichterung verschaffen und den Schmerz verschwinden lassen würde, dann würde er das mit belieben tun. Er war schon einmal tot gewesen. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
 

Für einen Moment kam ihm Sarah in den Sinn. Doch sehr schnell verschwand ihr Bild vor seinem Augen. Was wusste sie schon von seinem Schmerz? Sie hatte kaum etwas vom Himmel gesehen. Er hatte erfahren, dass sie viele Erinnerungen an den Himmel und Jibril verloren hatte und das ganze als Traum betrachtete. Doch für ihn war es real! Sie wusste nicht, was durchgemacht hatte.
 

Sein Körper zitterte.

Er wurde richtig durchgeschüttelt vor Kälte, Schmerz und Trauer.

Durch den Tränenschleier versuchte Setsuna zu sehen, wo er war.
 

Er stand auf der Brücke!

Der Brücke, wo er damals Rosiel das erste Mal getroffen hatte.

Wieder zog sich Herz krampfhaft zusammen und seine Seele schrie!

Er wollte Frieden! Warum ließen ihn diese Bilder nicht ihn Ruhe! Warum konnte er das nicht abstellen?
 

Setsuna wollte es nur noch beenden.

Er verschwendete keinen Gedanken daran, was mit ihm passieren würde, dass er sterben würde. Er kletterte auf die Brüstung des Geländers. Ob diese Höhe ausreichen würde, um ihn umzubringen? Setsuna starrte auf die Straße runter. Sie war stark befahren. Er würde sterben. Durch den Aufprall oder durch ein Auto. Es war ihm egal. Hauptsache, dieser Schmerz würde endlich enden.
 

Ob er dann Uriel wieder sehen würde?

Und all die anderen?

Er hoffte es.
 

Der Wunsch nach Frieden in seinem aufgewühlten Geist, brachte Setsuna dazu, sich langsam fallen zu lassen. Müde schloss er die Augen. Gleich würde es vorbei sein.
 

Als er von dem Geländer rutschte, fühlte er die Schwerelosigkeit, die für einen Moment seinen Körper umfing, ehe die Schwerkraft hin nach unten zog. Setsuna fühlte wie er mit Kopf zuerst herunter fiel. Er ahnte, dass er sofort tot sein würde. Aber das war gut so.

Es war einfach zuviel.
 

Mit dem Wissen, dass es gleich zu Ende sein würde, blendete er die Geräusche um ihn herum aus und wartete auf der Gefühl, dass er schon einmal verspürt hatte. Er würde sterben. Er würde zurück zu Uriel und den anderen kommen. Oder vielleicht würde er auch woanders landen.

Es war ihm egal.
 

Hauptsache der Schmerz in seinem Inneren würde endlich aufhören.
 

Gerade als Setsuna den Aufprall erwartete, geschah etwas. In müder Erwartung bekam er es nicht richtig mit, doch er merkte, dass er immer noch in der Luft. Alles schien still zu stehen, denn er konnte den Wind nicht auf seiner Haut fühlen.
 

„Setsuna…!“, hörte er neben sich eine Stimme.
 

Setsuna war so müde, dass er sie nicht zuordnen konnte. Er hörte Flügelschlagen, doch er registrierte es nicht. Alles, was er denken konnte war, ob Uriel ihn holen kam. Bevor alles weiß um ihn herum wurde, schaffte er es ein letztes Mal die Augen zu öffnen.
 

Er sah eine Gestalt vor sich, die auf ihn zu kam.

Dann war nichts mehr.
 


 


 

Er hörte seinen eignen Atem. Er fühlte wie sein Brustkorb sich hob und senkte.

Aber sollte das nicht anders sein?
 

Setsuna wusste ganz genau, wie sich diese Zwischenphasen anfühlten. Er hatte es nun schon mehrmals mitgemacht. Man atmete nicht. Man existierte. Als Geist, als Seele oder als Astralkörper musste man nicht atmen! Nur der Körper brauchte Sauerstoff.

Also … warum atmete sein Körper? Warum hörte er sich atmen?
 

Setsuna öffnete seine Augen und er sah weiß!

Vielleicht war er doch gestorben, wunderte er sich. Wer wusste schon, was jetzt wieder mit ihm geschehen war. Doch dann wurde es langsam klarer in seinem Kopf. Er begann zu hören und es drangen Geräusche an sein Ohr. Aber identifizieren konnte er es nicht. Dafür fühlte er sich zu müde.
 

Dennoch verlangte sein Verstand nach einer Erklärung.
 

„Setsuna“, hörte er jemanden seinen Namen rufen.
 

Der Angesprochene versuchte den Ursprung auszumachen, aber jede Bewegung erschien seinem Körper zu viel. Erschöpft sank er tiefer ins Kissen. Kissen? Er lag also in einem Bett. In einem sehr weichen Bett. Doch wo? In welchem Zimmer? Oder besser gesagt: bei wem befand er sich?
 

Er nahm wahr, wie jemand näher ans Bett herantrat und sich an das Kopf Ende setzte. Die Matratze bewegte sich nur ein wenig nach unten. Einige Strähnen seines Haares wurden aus seinem Gesicht gestrichen. Zärtlich und vorsichtig, als hätte derjenige Angst Setsuna zu verletzten, wenn er nicht vorsichtig war.
 

Leicht dreht er den Kopf, brauchte aber eine Weile, um wirklich zu realisieren, wer bei ihm am Bett saß. Er blickte in Rosiels Gesicht. Ein paar blinzelte Setsuna, er sah noch leicht verschwommen und das Licht, das durch ein nahes Fenster herein fiel blendete ihn.
 

„Rosiel?“, wisperte der Junge mit den brauen Haaren leise. Seine Stimme war rau, als hätte er sie eine Weile lang nicht benutzt. Genauso wie seine Augenlider schwer waren und drohten, ihm wieder zu zufallen.
 

„Ich…“, setzte Setsuna an, aber er wusste nicht was er sagen sollte.
 

Er hatte die Bilder von Rosiel noch im Kopf, die ihn so lange verfolgt hatten. Doch als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er ihn gebeten, Sarah zurück auf die Erde zu bringen. Danach verschwammen die Ereignisse. Die nächste klare Erinnerung war, das er sich von Kurai verabschiedet hatte.
 

Aber, was machte Rosiel hier?
 

„Shh, Setsuna“, sprach Rosiel, „du musst dich ausruhen, das ist wichtig. Wenn du etwas brauchst, ruf einfach nach mir oder Katan, ja?“
 

Setsuna hätte gerne gefragt, was das alles sollte und warum Rosiel zu ihm gekommen war, doch im Moment ließen ihn die weichen langen Finger, die ihm so vertraut vorkamen, zurück in den Schlaf fallen.
 


 

Es folgten eine Reihe von unruhigen Stunden. Setsuna glaubte ein paar Mal aufgewacht zu sein, doch ihm Tat der Kopf so weh, dass er hinterher nicht mehr genau sagen konnte, was Traum und was Wirklichkeit gewesen war. Vieles sah er in seinen Träumen.
 

Er durchlebte Kiras Tod, dessen Auferstehung als Luzifer und Katos Abschied noch einmal. Die hallende Stimme des Schöpfers schall dabei in seinem Ohr und sagte ihm ständig, das er versagt hatte, dass die Menschheit nicht gerettet hatte. Dann verwandelte sich diese Stimme in Uriel und berichtete ihm von Alexiel.
 

Setsuna wusste nicht wie oft er schreiend aufschreckte, im Glauben alles noch einmal durchlebt zu haben. Immer wieder meinte er Rosiel ausmachen zu können oder dessen treuen Diener Katan. Tröstende Worte, eine Umarmung oder ein nasser Lappen auf seiner Stirn, das alles verband sich mit seinen Träumen und seinen vorherigen, einschlagenden Erlebnissen.
 


 

Als Setsuna das nächste Mal erwachte, fühlte er sich leichter. Der Schmerz in seinem Kopf war immer noch da, aber er war nicht mehr so rasend. Es fühlte sich an, als würde er eine Reihe schwerer Bücher auf seinem Kopf tragen, die ihn gen Boden drückten. Seufzend rieb er sich die Stirn und setzte sich auf.
 

/Wo bin ich?/, dachte Setsuna und sah sich um.
 

Der Raum war groß und das Bett, in dem er geschlafen hatte, bequem, aber es sah nicht so aus, als würde jemand hier schon sehr lange leben. Auf dem Nachtisch stand eine Schüssel mit Wasser, ein Tuch lag daneben. Setsuna fasste sich an die Stirn. Hatte man sich um ihn gekümmert? Er war das gewohnt.
 

Früher, bevor sich seine leiblichen Eltern hatten scheiden lassen, hatte seine Mutter ihn immer ignoriert und sein Vater wusste kaum von seiner Existenz. Und später im Himmel war kaum Zeit für eine Wache am Bett gewesen. Setsuna fühlte sich seltsam gerührt.
 

/Aber ... ich weiß immer noch nicht, wer mich aufgelesen hat./
 

Verwirrt durch die letzten Ereignisse und auf der Suche nach Antworten, verließ Setsuna nun das Bett. Erstaunt sah er, dass er nichts weiter trug als ein Hemd und seine Shorts. Anscheinend hatte ihn auch jemand ausgezogen. Setsuna blickte zur der einzigen Tür in diesem Raum. Er würde wohl suchen müssen, wenn er wissen, wollte was passiert war.
 

Genau das konnte er nämlich nicht wirklich beantworten. Da waren Bilder in seinem Kopf, doch er wusste nicht genau, ob sie Illusionen oder tatsächliche Erinnerungen waren. Suchend blickte Setsuna sich um, als er die Tür aufstieß und einen langen dunklen Flur betrat. Es grenzten einige Türen an, aber jeder Raum, in den Setsuna hinein sah, war komplett leer. Es schien als war die Wohnung verlassen.
 

Dann sah er endlich ein Licht. Zögernd schritt Setsuna darauf zu. Seine nackten Füße glitten über den blanken Holzfußboden. Wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte er sich zuletzt von einer Brücke gestürzt, aber er lebte noch. Also, was war passiert? Er hatte keine sichtbaren Verletzungen, nur den pochenden Schmerz in seinem Hinterkopf.
 

Er meinte sich an ein paar Arme zu erinnern, die ihn aufgefangen hatten.
 

Vorsichtig lugte Setsuna in den Raum hinein, aus dem das schwache Licht kam. Dieser Raum schien das Wohnzimmer zu sein und war auch der Einzige, der eingerichtet war. Seidene Vorhänge vor den großen Fenstern und ein Sofa, dass in der Mitte des Raumes stand, fielen ihm ins Auge. Setsuna ließ seinen Blick schweifen, konnte aber niemanden entdecken.
 

Dann stockte er.

Doch, da auf dem Sofa war jemand. Jemand mit silbernem langem Haar und er kannte nur einen, der solches Haar hatte. Er hätte jetzt mit vielen Leuten gerechnet, aber sicherlich nicht mit...
 

„Rosiel?“, fragte Setsuna, unsicher was er davon halten sollte.
 

Er sah, wie Rosiels Kopf herum ruckte und ihn ansah. Zuerst wirkte er überrascht, dann sprang er auf und war mit wenigen Schritten bei ihm und legte seine Hände auf Setsunas Schultern.
 

„Setsuna? Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Rosiel. „Wie geht es dir?“
 

Setsuna wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Rosiels Nähe irritierte ihn zutiefst. Aber es war wohl auch kein Wunder. Zwischen ihrer ersten bis zu ihrer jetzigen Begegnung war viel passiert. Das was geschehen war, konnte man nicht einfach so vergessen oder überwinden.
 

Er musste nur daran, wie Rosiel Kira getötet hatte. In diesem Moment hatte er geschworen ihn zu töten, dieses Monster mit seinen eigen Händen zu zerfetzten, aber noch bevor alte Gefühle wieder hochkommen und Rosiel von sich stoßen konnten, kam Setsuna das Bild in den Sinn, das er von Rosiel erhalten hatte, nachdem sie in Etemenanki zuletzt auf einander getroffen waren.
 

„Ich ... ich weiß nicht genau“, antwortete er auf Rosiels Frage, weil wirklich dessen Sorge in den Augen lesen konnte. „Es ist alles so verschwommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was passiert ist. Da ... da war nur Schmerz.“
 

Rosiel schien kurz inne zu halten, denn er lockerte den Griff um Setsunas Schultern, dann legte er seine Hände nur noch bestimmter um sie und führte Setsuna zum Sofa. Setsuna ließ sich an einem Ende nieder und schlang eine Wolldecke, die Rosiel ihm anbot, um seinen Körper.
 

Rosiel sah Setsuna für einen Moment mit bedacht an, ehe er sich am anderen Ende niederließ und die Beine übereinander schlug. Er seufzte aus, strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht und stützte seinen Arm dann auf der Lehne des Sofas ab.
 

„Es ... es tut mir Leid, Setsuna.“
 

Erstaunt sah Setsuna Rosiel an. Wofür entschuldigte er sich?
 

„Nachdem ich deine Schwester zur Erde gebracht hatte und in den Himmel zurück gekehrt war, ist mir etwas eingefallen. Ich beeilte mich so schnell wie möglich, um noch rechtzeitig zu kommen. Gerade als du auf der Brücke standest und dich fallen ließest, konnte ich dich noch auffangen.“
 

„Was...wieso?“, stammelte Setsuna.
 

Dann war das also wirklich passiert. Ja, dachte er. Er hatte gewollt, dass der Schmerz aufhörte. Dabei war es ihm egal gewesen zu sterben.
 

„Was hat das zu bedeuten? Der Schmerz, den ich gefühlt habe...“
 

„Kommt daher, dass du kein Mensch mehr bist, Setsuna“, vollendete Rosiel den Satz.
 

Setsuna sah den Engel mit den silbernen Haaren an, wusste nicht was er sagen sollte. Nicht nur, dass er verwirrt über die Geschehnisse war, er konnte sich auch nicht entscheiden, wie er Rosiel begegnen sollte. Zum ersten Mal fiel Setsuna auf, dass Rosiel sich verändert hatte. Er wirkte älter, reifer und erfahrener.
 

/Kommt das daher, dass Alexiel ihm geholfen hat?/, fragte sich Setsuna. /War er so bevor die Degeneration seines Körper seinen Verstand angriff und ihm den Wahnsinn übergab?/
 

„Aber was hat das mit diesen irrsinnigen Kopfschmerzen zu tun?“, fragte Setsuna stattdessen, da er nicht wieder bei Rosiel alte Wunden aufreißen wollte. Oder bei sich. „Das war ich doch vorher auch nicht.“
 

„Nicht ganz“, berichtigte ihn Rosiel. „Du warst ein Halbengel. Teils Mensch, teils Engel, doch im Laufe der vergangenen Ereignisse, hat dein Körper dein menschliches Dasein verschwinden lassen, um sich besser auf die Kämpfe, auf die Astralmagie oder Heilungen konzentrieren zu können. So verschwand das menschliche Erbgut aus deinen Venen. Im Himmel ist es niemandem aufgefallen, doch hier auf der Erde macht das einen großen Unterschied.“
 

Setsuna sah vorsichtig an seinem Körper herunter. Er fühlte sich nicht anders. Doch sicherlich hatte Rosiel auch dafür eine Erklärung. Aber zumindest schiene seine Kopfschmerzen eine Ursache zu haben und kamen nicht, wie er zuerst befürchtet hatte, aus dem Nichts.
 

„Die Erde ist voll von verschiedenen Energien, die überall frei in der Luft herum schweben. Da du, technisch gesehen, ein neugeborener Engel bist, ist dein Körper nicht nicht stark genug sich dessen zu widersetzten.“
 

Setsuna sah Rosiel verwirrt an.
 

„Ein neugeborener Engel?“, wiederholte er.
 

„Ja. Du besitzt zwar das Aussehen eines Jugendlichen, aber dein Körper ist noch in der Entwicklungsphase eines Kindes. Für ihn ist es so, als würde er von einem reinem Ort zu einem verschmutzten, dreckigen wechseln. Er braucht Zeit, sich an die Astralkraft zu gewöhnen und besonders jetzt, wo die Kraft deiner Flügel drastisch geschrumpft ist, fällt es dir schwer die Energien von dir fern zu halten.“
 

„Echt?“
 

Setsuna war im Moment einfach nur verwirrt. Was sollte er jetzt damit anfangen? Was bedeutete das jetzt? Wenn die Erde nicht gut für, sogar schädlich war. Was sollte er jetzt tun? Wo konnte er hin?
 

„Shh“, hörte er plötzlich Rosiel dicht neben sich, „es wird alles wieder gut Setsuna.“
 

Setsuna merkte, wie seine Lippen zitterten und seine Augen wässrig wurden. Er schlag seine Arme um seinen Körper. Er fühlte sich hilflos. So wie als er gesprungen war. Um so mehr verstörte ihn Rosiels Verhalten. Er konnte nicht nachvollziehen, warum dieser jetzt sich so dicht neben ihn setzte und ihn an sich zog. Aber Setsuna konnte auch nicht, sich dazu zwingen, Rosiel von sich zu drücken.
 

Dessen Körperwärme, dessen Herzschlag, den er glaubte hören zu können und dessen irgendwie verdammt vertraute Präsenz, die er schon seit ihrer ersten Begegnung nicht hatte leugnen können, als ihm Rosiels Name ohne zu Zögern von den Lippen gekommen war. Damals, in dem Zimmer dieses Mädchens.
 

Wie war ihr Name noch mal?

Er wusste er nicht mehr. Sie war irgendeine Schulfreundin seiner Schwester gewesen.

Unwichtig.
 

Sarah.
 

Auf einmal kam ihm der Gedanke, was sie wohl gerade tat. Nein, sagte er sich. Sie ist zu Hause. Er hatte sie dort abgeliefert, als die Kopfschmerzen begonnen hatten. Danach wurde alles ein wenig unklar.
 

„Rosiel“, flüsterte Setsuna und legte seine rechte Hand auf Rosiels Brust.
 

„Keine Sorge, Setsuna“, meinte Rosiel leise. „Ich habe ein Bannfeld um diese Wohnung gelegt und mit einer Kraft durchsetzt. Hier ist es fast so rein, wie im Himmel. Schlaf und deine Kopfschmerzen werden bald besser werden.“
 

„Hm“, machte Setsuna nur. Ihm fielen schon wieder die Augen zu. Er bettete seinen Kopf an Rosiels Schulter und driftete langsam ab. Was er ihm nicht bewusst war, dass er Rosiels Energie um ihn herum nicht einmal bemerkt hatte.
 

Eine kurze Zeit später war Setsuna eingeschlafen und Katan, der fast alles aus einer Ecke beobachtete hatte, trat hinter die Rückenlehne des Sofas und warf einen Blick auf den schlafenden Messias und seinen Herrn hinunter.
 

„Was wird jetzt werden? Er kann nicht ewig in dieser Wohnung leben.“
 

Rosiel strich wehmütig durch Setsunas Haar.
 

„Ich weiß. Dies soll nicht sein Gefängnis sein. Er kann nur in den Himmel, aber...“
 

„Aber was, Rosiel-sama?“, fragte Katan.
 

„Da ist ... noch etwas anders. Setsuna, er ... er wird sterben.“
 

xxx

Zwei Monate. Das ist ein neuer Rekord, was diese Fanfiction betrifft. Ich möchte jetzt nur kurz vor warnen, denn es werden jetzt einige Kapitel ohne Michael und die aktuelle Handlung folgen, deswegen sind sie aber nicht weniger wichtig.
 

Danke

mangacrack



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  VonArrcross
2011-04-26T15:53:42+00:00 26.04.2011 17:53
So ganz kann ich mich nicht damit abfinden, dass du nun etwas von Michael abweichst. Aber andererseits bin ich froh darüber, denn man kann jetzt etwas vom Ernst des Himmelsreichs abschalten und außerdem ist es wichtig zu wissen wie es bei den anderen Charakteren aussieht. Derren Situation und Gefühlslage kennen zu lernen. Dass macht die Geschichte auf eine Art vollständig und beantwortet ein paar offene Frage.geschichtlichen Inhalt konzentrieren.

Bezüglich Fehlern werde ich nun nur noch bei sehr vermehrten Auftreten was zu sagen, ansonsten mich auf den
Von:  red_feather
2008-10-15T18:38:06+00:00 15.10.2008 20:38
So, neues Kapitel, neues Glück! :) (oder so ~.^). Schön, dass du dich auch auf andere Charaktere konzentrierst, das wiegt die Geschichte gut aus!
Sehr interessant, mal einen AS-Fan zu finden, der Setsuna offensichtlich nicht hasst... ich mochte diesen Charakter in AS nicht sonderlich, ehrlich gesagt, aber in deiner FF wirkt er wesentlich unerviger. ;D Diese emotional "schwache" und nicht Sara-fixierte Seite von ihm zu lesen, ist ungewohnt, aber gut begründet. ^_^b
Auch wenn es mich doch wundert, wie schnell er anscheinend Sara vergessen hat. Engels-Dasein hin oder her, meinem Verstand erschließt sich nicht, wie der Junge, der ja laut eigener Angabe "von Geburt an" versessen auf sie war und im wahrsten Sinne des Wortes Himmel und Hölle für sie in Bewegung gesetzt hat, sein größtes Glück, mit ihr zusammen zu sein, so schnell wegwirft und dem Leben Adieu sagen will...meiner Meinung nach hätte dem "Vergessens"prozess ruhig mehr Raum gelassen werden können.
Zum Stil und so gibts nicht viel zu meckern, es lässt sich gut runterlesen.
Momentan kann ich nicht viel dazu sagen - ich glaube, du hast erstmal eine Basis für etwas schaffen wollen, was noch kommen wird, oder? Ich bin sehr gespannt, was du noch daraus machst.

Red



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