Angel's Fate von KizuYukiha (A broken Dream) ================================================================================ Kapitel 5: Zweifel ------------------ Kapitel 5 – Zweifel Fassungslos lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Wie konnte Gott das nur tun? Wieso musste er Sacred Feye unbedingt weg schicken? Und ich als König der Engel hatte überhaupt kein Stimmrecht dagegen. Es nervte mich! Wozu sollte ich König sein, wenn ich ja doch nichts zu sagen hatte. Am Ende tat Gott sowieso nur das was er wollte. Scheinbar dachte er auch nicht mehr über die Gefühle seiner sogenannten „Kinder“ nach. War es ihm denn so egal, dass wir alle seit vielen Jahren nur noch leiden? Wann soll dieses Leid enden? Wie lange sollte es so weiter gehen? Die meisten Engel standen doch bereits am Rande der Verzweiflung. Sie waren einsam und lebten trist ihren Alltag. Besonders viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen hatten sie auch nicht. Wir Engel glaubten fest an Gott. So war es von Beginn an. Nie würde jemand seine Entscheidungen ernsthaft anzweifeln. Immerhin war er der große Herr, der Vater. Langsam schritt ich zu meinem Fenster und starrte lange Zeit hinaus während mir ein Seufzen entglitt. Ist denn alles... was Gott sagt und tut... gut so? In mir taten sich Zweifel und Wut auf. Aber was könnte ich nur tun, damit sie alle nicht in ihr Unglück stürzen? Eine Idee blieb mir für diesen Mittag aus. Und weil ich mich zusammenreißen musste beschloss ich auf die Suche nach Chamuel zu gehen. Ihm ging es bestimmt nicht besonders gut. Die Suche nach ihm nahm einige Zeit in Anspruch aber schließlich fand ich ihn recht weit abgelegen von der Stadt. Er saß einfach nur herum und war am grübeln. Ihn derart ruhig und zurückgezogen zu sehen war für mich relativ neu. „Hey... Alles klar?“, fragte ich vorsichtig als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. „Sie sagt sie kommt nicht mehr ins Himmelsreich zurück... Sie ist weg...“, murmelte er und guckte starr in die Ferne. „Vielleicht überlegt sie es sich ja doch noch anders. Sicher vermisst sie dich in wenigen Tagen so sehr, dass sie gar nicht anders kann.“ „Und dann? Es war die Strafe, dass wir uns heimlich getroffen haben... Gott wusste es die ganze Zeit. Eigentlich hätte er uns auch hinrichten lassen können. Wenn wir uns weiter treffen kommt vielleicht noch etwas Schlimmeres. Und ich mag nicht, dass ihr etwas passiert. Auch wenn ich es ihr nicht so einfach machen will. Ich will sie einfach nicht aufgeben.“ Ich setzte mich neben ihn und überlegte ob ich in der Lage war seine Gefühle zu verstehen. Fühlte man sich so wenn man seine erste Liebe verliert? Wenn man gezwungen wird sich voneinander fernzuhalten? Sie haben sich ja nicht freiwillig getrennt. Und ich hatte keinen Schimmer wie sich das anfühlen muss. Vor langer Zeit hatte ich starke Gefühle für Lumen... Aber wir hielten uns an dieses Verbot. Es würde sowieso sofort auffallen, wenn wir versuchen würden uns heimlich zu treffen. Was Gott wohl mit uns anstellen würde, wenn wir seinen Regeln nicht folgen würden? „Sicher wird euch etwas einfallen wenn etwas Zeit vergangen ist.“ „Vielleicht... Wer weiß was noch kommen mag.“ „Bist du eigentlich wütend auf Gott?“, fragte ich aus Neugierde und weil ich versuchte mich an ihm zu orientieren. Ich war mir nicht sicher was ich noch über unseren Schöpfer denken sollte. Chamuel schnaufte und schloss die Augen. Doch dann lächelte er. „Mir gefällt es nicht. Aber er ist eben Gott. Unser allmächtiger Schöpfer. Wir müssen dankbar sein und ihm vertrauen.“ Skeptisch guckte ich ihn an weil ich nicht glauben konnte, dass er das wirklich ernst meint. Aber dem war es wohl so. Chamuel hatte nichts weiter dazu zu sagen. Vielleicht war ich auch zu kritisch und sollte nicht alles so ernst sehen. Gott vertrauen... Es ist Gott... Er weiß was er tut. Und alles was er tut ist richtig. Oder...? „Hinterfragst du seine Entscheidungen?“, fragte Chamuel als ihm offenbar meine nachdenklichen Blicke auffielen. „Ich... bin wohl einfach wütend auf ihn.“ „Solltest du nicht. Es ist okay. Ähm... Würdest du mich noch etwas alleine lassen? Ich werde mich wieder erholen aber gerade wäre ich lieber für mich.“ „Na gut...“, antwortete ich erstaunt. So kannte ich den immer gut gelaunten Chamuel mit seinen schlagfertigen Sprüchen gar nicht. Er sagte ich soll Gott vertrauen... Er tut es auch obwohl er ihn so verletzt hat mit seiner Entscheidung. Wieso kann ich nicht einfach zufrieden sein und mich damit abfinden? Wieso wollte mein Kopf einfach nicht aufhören mir einzureden, dass Gott längst die Kontrolle verloren hat? Ich brauchte eine Antwort... Chamuel's Aussage allein reichte mir nicht. Ich wusste nicht wieso es so war, aber genügte mir einfach nicht. Auf dem Weg zurück in die Stadt traf ich auf einige Engel, die mich nett begrüßten. Sie waren so voller Ehrfurcht und Respekt. Weil ich sie nicht verunsichern wollte setzte ich einen fröhlichen und selbstbewussten Blick auf und beantwortete all ihre Fragen. Dann erkundigte ich mich ob es ihnen gut geht. Das Übliche. Aber sie genossen jeden einzelnen Augenblick. Das gab wiederum mir ein sehr wohliges Gefühl. Auch an den Torwächterinnen kam ich vorbei. Ela und Alyssa, zwei neue Engel, die nun dafür da sind den Durchgang vom Himmelsreich zum Reich der Dunkelheit und Elemente zu bewachen. Ich wunderte mich nur, dass Gott Ela das Element Dunkelheit verliehen hatte. Sacred Feye war bis dahin der einzige Engel, der die Dunkelheit verkörperte. „Oh, König Luzifer!“, bemerkte mich Ela und verbeugte sich. Alyssa wich meinem Blick aus und lief etwas rot an. Ich versuchte mir ein Schmunzeln zu verkneifen. „Na ihr beiden? Müsst ihr beiden eigentlich den ganzen Tag hier rumstehen?“ „Äh.. Ja! Aber das ist in Ordnung“, antwortete Ela hastig. „Also mir stinkt es..“, murmelte Alyssa und zuckte gleich zusammen. Ich tat so als hätte ich es nicht gehört. „Aber ab und zu dürft ihr hoffentlich auch mal in die Stadt und euch mit anderen Engeln treffen, oder?“ „Gott sagte wir sollen IMMER hier bleiben.“ „Das sagte er also... Wenn ihr nicht zu den anderen dürft, werde ich ihnen vorschlagen euch öfter zu besuchen.“ Die Augen der Beiden leuchteten vor Dankbarkeit und wieder gab es eine große Verbeugung. Mir blieb auch nicht unbemerkt, dass mich Alyssa's Blicke noch eine ganze Weile verfolgten als ich zurück zur Stadtmauer lief. Was soll das für ein Leben sein, wenn die beiden für immer am Tor Wache halten sollten? Und warum brauchte Gott überhaupt Wächter für dieses Tor? Was genau soll da schon durch kommen außer Sacred Feye die ihr altes zu Hause besuchen könnte? Oder sollen sie Chamuel davon abhalten in dieses Reich zu gehen? Vielleicht dienten sie auch Spionagezwecken, damit Gott ganz genau weiß wer sich wohin bewegt? In meinem Kopf verzwickten sich erneut tausend Verschwörungstheorien und ich schämte mich dafür das alles in Erwägung zu ziehen. Mein Misstrauen gegenüber Gott fühlte sich so unendlich furchtbar an und doch war es mir einfach nicht möglich es zu unterdrücken. Als ich zurück zum Palast kam, sah ich Lumen auf der Treppe sitzen und in den Himmel starren. Ihr Blick war erfüllt mit Sorge und Kummer. Sie so zu sehen versetzte mir ein stechendes Gefühl in der Bauchgegend. Sie alle scheinen so sehr unter den Entscheidungen und Taten von Gott zu leiden. War es meine Aufgabe meine Freunde und die Engel vor ihm zu beschützen? Irgendwer muss doch dafür sorgen, dass es irgendwann allen wieder besser geht! „Ah, Luzifer. Warst du bei Chamuel?“ „Mh... Ja. Aber er will lieber allein sein. Ungewohnt. Ich hoffe er erholt sich schnell davon.“ „Wer weiß...“ „Du wirst es wohl am besten wissen“, antwortete ich und hoffte vielleicht doch irgendwelche Infos von ihr zu bekommen. Und wenn es nur Andeutungen waren. Lumen hatte die Zukunft gesehen. Sie wusste ganz genau was kommen würde. Und aus ihren Blicken konnte ich nichts Gutes deuten. Doch auf meine Frage antwortete sie nicht sondern lächelte nur ausdruckslos. „Ich sehe schon... Keine Aussage über deine Visionen. Kann ich verstehen. Weißt du was ich jetzt tun werde? Ich werde nochmal versuchen mit Gott zu reden.“ „Mach das...“, antwortete sie und seufzte. Klang ja sehr zuversichtlich. Egal, ich würde es dennoch versuchen! Ohne weitere Worte ging ich in den Palast und weiter zu Gottes Thron. Ich klopfte gegen die Tür und wurde kurz darauf herein gebeten. Hoffentlich würde ich diesmal etwas bezwecken können. Mit den Gedanken an Chamuel, Lumen und Sacred Feye stellte ich mich ihm gegenüber und atmete tief durch. „Luzifer! Dass du mich aus freien Stücken auch mal wieder besuchen kommst erfreut mich zutiefst! Hoffentlich können wir heute ein freundlicheres Gespräch führen.“ „Das wage ich zu bezweifeln. Ich verstehe nicht was dich dazu bringt das Volk so zu behandeln! Sie sind alle unglücklich und isoliert! Warum!? Warum um alles in der Welt müssen sie so leiden? Das kann so nicht weiter gehen. Ich verweigere es mein Volk in einer Diktatur leben zu lassen!“ „Diktatur? Ach Luzifer.. Du verstehst das vollkommen falsch. Ich meine es nur gut mit meinen Kindern. Sie brauchen nunmal eine Führung, denn diese Engel sind nicht in der Lage eigenmächtige Entscheidungen zu treffen. Natürlich wird es nicht so weiter gehen, denn ich habe bereits großartige Pläne für die Zukunft!“ Begeistert legte er einen Arm um meine Schulter. „Aber...“ „Hör bitte auf mir zu widersprechen und hör mir zu! Ich habe mir überlegt, dass die Engel eine ehrenhafte Aufgabe brauchen womit sie ihren Lebenszweck erfüllen können. Durch die Energien der Göttinnen wird sich die Erde schon bald in ein Paradies für neues Leben entwickelt haben. Die Bedingungen werden perfekt sein! Mein Ziel ist es, dass sich eine Art entwickelt, die euch Engeln optisch sehr ähnlich sein wird. Jedoch ohne spezielle Kräfte und Flügel. Wenn sie ausgereift ist werde ich sie als „Mensch“ bezeichnen. Und die Engel haben die Aufgabe die Menschen zu leiten, ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen und sie zu unterstützen. Klingt das nicht fantastisch?! Natürlich wird diese Entwicklung eine große Zeitspanne brauchen, aber ich freue mich schon jetzt auf das Spektakel.“ Während Gott völlig motiviert und inspiriert von seinen Plänen erzählte zog sich mein Magen immer mehr zusammen. Was für ein Schwachsinn war das!? Die Engel brauchten erstmal selbst Hilfe bevor sie überhaupt irgendwem helfen sollten! Wütend stampfte ich Gott hinterher. „Es reicht!!! Du schickst MEIN Volk von der Diktatur in die Sklaverei!? Das werde ich nicht zulassen!!!“ Gott drehte sich um, doch durch seine weit ins Gesicht gezogene Mütze konnte ich nicht ausmachen mit welchem Blick er mir entgegen kam. Allgemein hatte ich bisher immernoch nicht sein Gesicht gesehen. Niemand hatte das... Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens schnaufte er: „Mein lieber Luzifer. Niemand außer dir spricht hier von einer Diktatur, geschweige denn von Sklaverei.“ „Ja, weil sie sich alle nicht trauen ihr Maul aufzumachen!!! In Wahrheit denken sie alle genauso!“ „Das bezweifle ich nun doch sehr. Luzifer... Ich würde es begrüßen wenn wir endlich wieder an einem Strang ziehen. Du bist mein Liebling von allen Engeln. Ich habe dich als König erschaffen. Als mein allererster Engel bist du mein ganzer Stolz. Wir müssen uns wieder vertragen. Immerhin habe ich nur das Beste für meine Kinder im Sinn. Und sie brauchen uns beide als Führungspersönlichkeiten. Wir können uns nicht dauernd streiten und geteilter Meinung sein. Das würde sie auf Dauer zu sehr verunsichern. Was meinst du? Wir beide wollen das Selbe. Das Beste für unsere Engel.“ Gott redete derart auf mich ein, dass ich nicht in der Lage war noch etwas dagegen zu sagen. Waren meine Zweifel wirklich unbegründet? Er hatte offenbar wirklich nichts Schlechtes mit ihnen vor. Aber... Nein. Gott hatte recht. Während seiner eindringlichen Worte legte er seine Arme um mich und hielt mich fest. Ein seltsames Gefühl. „Luzifer... Von allen Engeln liebe ich dich am meisten. Ich baue auf deine Unterstützung.“ „...“ „Bist du weiterhin an meiner Seite? Versprichst du es?“ „Ja... Du.. Kannst mich jetzt auch wieder loslassen.“ Fast schon verlegen ließ er mich los und nahm etwas Abstand. Manchmal war er einfach zu seltsam. Ich war verwirrt. Eigentlich wollte ich fest hinter meiner Meinung stehen. Doch nun war ich mir nicht mehr sicher was eigentlich richtig war. Ich sollte den großen Herrn, unseren Vater, nicht in Frage stellen. Wie Chamuel es sagte... Und Lumen. Es würde schon richtig sein... Hoffentlich. Doch ganz konnte ich mich von dieser Idee mit den Menschen einfach nicht überzeugen lassen. Gott drehte sich erneut weg und breitete beide Arme vor sich aus: „Du wirst sehen... Das wird eine glorreiche Zeit für die Engel und die Menschen! Eine fantastische Zukunft erwartet uns.“ „Das sagtest du bereits...“ „Bald wirst auch du überzeugt sein, mein Lieber. Nachher werde ich die Neuigkeiten dem Volk verkünden. Ich bin mir sicher, dass sie sich freuen werden und der Zukunft gespannt entgegen blicken.“ Ich hatte keine Antwort darauf, denn ich musste an Chamuel denken, der in diesem Augenblick traurig in der Gegend saß. Ob er sich freuen würde? Ob Lumen sich freuen würde? Sacred Feye... Ela, Alyssa... Und alle Anderen, die Gottes letzte große Entscheidung in die Verzweiflung getrieben hatte... Kapitel 5 – Zweifel – Ende – Fortsetzung Folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)