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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Seltsame Krankheit

Kapitel 25 ~ Seltsame Krankheit
 

~ Jade Coldfire ~


 

In dieser Nacht träumte ich einen absolut schönen Traum. Zumindest am Anfang. Es war Weihnachten und Chris und ich waren bei meiner Familie zum Essen eingeladen. Wir trugen bereits unsere Eheringe an den Fingern. Wer könnte mich glücklicher machen als Chris? Für mich war er der perfekte Mann. In meiner Familie harmonierte alles. Wir lachten und unterhielten uns fröhlich. Selbst Adriano und Dad verstanden sich super und etablierten ihr gutes Verhältnis mit einem Glas köstlichem Glühwein. Es war so perfekt, dass mein Herz vor lauter Glück schneller schlug.
 

Ich war ein Familienmensch, der sich nach absoluter Harmonie sehnte. Doch was Juline aus unserer Familie machte, versetzte mich in tiefgründige Wut.
 

Mein Traum hätte schöner nicht sein können... Bis zu dem Moment als Juline durch die Türe kam und Adriano einfach mit sich nahm. Ich rief ihm hinterher, doch er ignorierte mich einfach. War es die Angst meinen Bruder zu verlieren? War ich eifersüchtig? Bei Caro war ich nie so eifersüchtig... Vielleicht weil ich sie lange kannte und sie meine beste Freundin war. Juline fand ich am Anfang auch sehr nett, doch seit sie so an meinem Bruder hing und Fabio das Herz brach, empfand ich nur noch Wut und Hass.

Als Adriano in meinem Traum die Tür hinter sich zuschlug wachte ich entsetzt auf und richtete mich ruckartig auf. Schwer schnaufend sah ich mich um und mir wurde schnell wieder bewusst, dass es nur ein Traum war. Ein Traum, der meinen derzeitigen Emotionen ziemlich nahe kam. Mein Unterbewusstsein konnte diese Situation sicher einfach nicht verkraften. Wie sollte ich es jemals akzeptieren? Seit sie hier ist, läuft doch alles nur noch schief... Doch sie würde nicht gehen. Oder doch? Ich beugte mich nach vorn und fing an zu grübeln. Juline gehörte nicht in unsere Welt. Und je länger ich mir diesen Satz vor Augen hielt, stieg die Hoffnung, dass sie einfach wieder gehen würde, sobald das Chaos mit diesem Spinner-Engel vorüber wäre. Ich lächelte bei dem Gedanken und lehnte mich zu Chris, der neben mir schlief. Erst bemerkte ich gar nicht, dass etwas nicht stimmte, doch dann fiel mir seine Atmung auf. Sie war hektisch und flach. Er hatte schon beim Einschlafen Fieber... Beunruhigt legte ich meine Hand auf seine Stirn und bekam einen deftigen Schrecken.

Er glühte ja richtig!!! Und sein Verhalten gefiel mir absolut nicht. Mit ängstlichem Zittern fing ich an ihn zu rütteln.

„Chris!!! Chris, hörst du mich!? Wach auf! Bitte wach auf! Hey! Was ist mit dir?“ Er stöhnte leise und schwach. Zu meiner Angst kam Verzweiflung hinzu. Was sollte ich tun!? Plötzlich kam ich mir so unbeholfen vor. Wie konnte ich nur so im Gedanken versinken und nichtmal bemerken, dass es meinem Freund so derartig schlecht ging? Nach hektischem Überlegen entschied ich zu Maya und Maiko zu rennen. Es war mir in dem Moment egal was sie eventuell grade trieben. Völlig außer mir platzte ich ins Schlafzimmer. Die beiden schliefen, wurden aber durch meinen Lärm schnell wach.

„Jade? Was ist passiert?“, fragte Maya benommen. Maiko gähnte und schaltete das Licht an.

„Chris! Ich weiß nicht... Er hat so hohes Fieber und wird nicht wach!“, keuchte ich und musste gegen die Tränen ankämpfen. Es ist nur Fieber, versuchte ich mir einzureden um mich zu beruhigen.

Maiko und Maya waren nach meiner Aussage schnell fit und guckten mit mir zusammen nach ihrem Sohn, der nach wie vor hektisch und flach atmete. Maya drückte ihm genau wie ich die Hand auf die Stirn und wirkte ebenso beunruhigt.

„Maiko, hol mal bitte das Thermometer!“ „Okay...“ Maiko beeilte sich und kam gleich wieder zurück. Chris kam bereits an die 43°C heran. „Das ist doch keine normale Erkältung... Ist irgendwas passiert?“, fragte mich Maya, worauf mir aber in all den wirren Gedanken nichts einfiel. „Wie auch immer, die Temperatur darf nicht weiter steigen. Ich mach ihm kühle Handtücher und wir haben ja noch diese Medikamente gegen Fieber hier. Ich hoffe nur, dass es hilft“, seufzte sie verzweifelt und machte sich an die Arbeit. Maiko nahm mich in den Arm und versuchte mir etwas Sicherheit zu geben, obwohl ihm deutlich anzusehen war, dass er selbst keinen Rat wusste.
 

„So, jetzt können wir nur warten und oft Fieber messen.“ „Ruf doch Hailey an... Die war doch mal Krankenschwester und hat bestimmt einen Rat“, schlug Maiko vor, worauf er von Maya sofort skeptische Blicke erntete. „Ich weiß ja nicht... Hail war in den letzten Jahren so labil und abwesend. Ich bin mir nicht sicher ob sie jetzt nicht eher noch ein weiterer Stressfaktor wäre.“ „Aber du siehst doch, dass es ihm total beschissen geht. Wir sollten alles nutzen. Und wenn du sie am Telefon nur fragst was wir tun könnten. Sie muss ja nicht sofort hierher kommen. Falls sie das überhaupt schaffen würde in ihrem Zustand.“ „Naja... Okay. Ich versuche es mal“, gab Maya nach und setzte sich mitten in der Nacht ans Telefon.

Nach einigen Versuchen konnte sie aber weder Hailey noch Raik erreichen. Seltsam... Normalerweise waren sie sonst immer erreichbar.

Ob da nicht auch irgendwas passiert war? „Maiko, kannst du Tam anrufen? Vielleicht weiß sie wo Raik steckt... Der weiß doch eigentlich immer über meine Schwester Bescheid.“ „Na gut... Auch wenn sie mich killen wird, weil ich sie wach klingel.“

Ich wechselte den kühlen Lappen auf Chris' Stirn, während ich Maiko beim Telefonieren beobachtete. Tatsächlich erreichte er seine Tochter, die wohl eh noch wach war. Lange redeten die Beiden – allerdings nicht über den Zustand von Chris. Maiko wurde zunehmend blass und das was er sagte klang auch recht beunruhigend. „Wie? Was sagst du da? Das kann nicht... Ich... Ich bin sprachlos... Okay, kümmer dich um ihn, er ist sicher total am Ende. Warum ich mitten in der Nacht anrufe? Deinem Bruder geht es ziemlich schlecht...“ Er erklärte Tam was hier los war, doch sie konnte scheinbar nicht helfen. Nachdem er aufgelegt hatte starrte er seine Frau fassungslos an.

„Was ist passiert?“, fragte Maya skeptisch. „Hailey... Sie ist... Naja...“ „Was ist mit ihr!?“, fragte der Rotschopf nun hektisch während auch ihr Gesicht immer blasser wurde. „Schatz... Hailey ist sozusagen... gestorben.“ „WAS!?“, schrie sie auf und rang um Atem. Auch mein Herz schien einmal auszusetzen. Was war nur wieder los!? Meine Augen fingen an zu brennen. Ich hatte eigentlich nicht viel mit Hailey zu tun aber sie gehörte zur Familie und war immerhin die Cousine von meinem Dad.

„Tam hat es mir erklärt. Offenbar hat sie es nicht mehr ertragen und ist zu Clyde...“, stammelte Maiko angestrengt und immernoch fassungslos.

Maya musste sich auf den Schock erstmal setzen.

„Wie... kann das sein? Ich weiß, dass sie an Clyde's Tod zu Grunde ging, aber... Wie ist sowas möglich? Hat sie sich umgebracht?“, grübelte sie nun während ihr Tränen von den Wangen liefen.

„Sie hat das mit Lumen geregelt, hat Tam mir erklärt... Raik hat das alles mitbekommen. Der Arme... Er ist jetzt bei Tam.“ Maya antwortete nichts darauf und schnaufte tief durch, ehe sie die Augen zusammendrückte und aufstand. Ruhig wechselte sie die kühlenden Lappen von Chris.

„Schatz?“, hakte Maiko unsicher nach. „Ich... Ich muss jetzt für mein Kind da sein.“

Hilflos beobachtete ich die Lage und hielt die Hand meines Freundes fest. Das war keine normale Erkältung... Plötzlich kam es mir wie ein Geistesblitz! Der Angriff von dieser dummen Schwarzhaarigen!!! Hektisch sprang ich auf und wagte einen Blick hinter Chris' Ohr, wo er dieses Stechen gespürt hatte nach dem Kampf. Tatsächlich befand sich genau an der Stelle inzwischen ein schwarzes Zeichen.

„Was ist, Jade?“, fragte Maiko verwundert, während Maya mich ebenso verwirrt anstarrte. „Ich erinnere mich! Wir wurden angegriffen... Eine von Chamuel's Gefolgsleuten hatte uns attackiert und er wurde von ihr hinterm Ohr gestochen!!! Aber... Ich hab keine Ahnung was genau sie da getan hat, dass es ihm nun so schlecht geht!“

„Das kann doch nicht wahr sein...“, fluchte Maya herum und sah sich das Zeichen selbst noch einmal an. Nun waren wir wieder alle ratlos. Wenn es ein magischer Fluch eines gefallenen Engels ist, würde keine Medizin helfen... Einen Arzt zu rufen wäre also völlig schwachsinnig! Verzweifelt und angestrengt versuchte ich eine Lösung zu finden... Doch mir fiel nur eine Einzige ein. Das würde mich verdammt viel Überwindung kosten nach allem was passiert war. Doch für meinen geliebten Freund würde ich alles tun. Viel zu groß war die Angst, dass er den heutigen Tag nicht mehr überleben würde. Entschlossen stand ich auf und griff zu meinem Handy.

„Was hast du vor?“ „Ich versuche Juline zu erreichen. Die hat sicherlich Ahnung von sowas.“ „Das ist eine prima Idee!“, lobte Maiko und in seinem Gesicht keimte wieder Hoffnung auf. Maya bangte einfach nur und versuchte nicht zu weinen. Für sie war diese Nacht wirklich Horror. Erst erfährt sie, dass ihre Halbschwester gegangen ist und dann schwebt auch noch ihr Sohn in Lebensgefahr. Ich hoffte nur, dass ich Juline auch wirklich um diese Zeit erreichen würde. Zum Glück hatte Mel ihr dieses dumme Handy geschenkt. Ich musste meinen Zorn zurückhalten, als ich ihre Stimme hörte. Dieses Mädchen löste in mir pure Aggressionen aus.

„Jade? … Was ist los?“, fragte sie verschlafen. Im Hintergrund hörte ich Adriano's verpennte Stimme. Ohne meiner Wut Ausdruck zu geben erklärte ich ihr was passiert war und wie es Chris geht.

Und als ob nie irgendwas zwischen uns gewesen wäre, erklärte sie sich sofort bereit vorbei zu kommen. Ich war irgendwie erleichtert und für meinen Moment vergaß ich meinen Hass. Wie konnte sie trotz allem so nett zu mir sein? Oder war es einfach nur Chris zu liebe? Wahrscheinlich... Sie versicherte mir, dass sie so schnell wie möglich vorbei kommen würde.

Die Minuten kamen mir ewig vor und ich wippte nervös mit dem Bein. Das erlösende Klingeln an der Tür folgte 20 Minuten später. Noch vor Maya spritzte ich auf und rannte nach unten wo ich hektisch die Tür aufzog. Vor mir stand Juline und ein schwarz gekleideter Kerl, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.

„Ehm... Hi“, begrüßte ich sie knapp und konnte meine verwirrten Blicke nicht verbergen. „Wunder dich nicht, ich hab meinen Dad mitgebracht“, antwortete sie lässig, während er genervt schnaufte.

Ihren Dad... Luzifer! Ich hatte schon einiges über ihn gehört aber zum ersten mal stand er vor mir. Das war also der berüchtigte gefallene Engel, der auch als Teufel bezeichnet wird? Irgendwie fühlte ich mich verängstigt, folgte den beiden jedoch, da es immerhin um Chris ging. Als Juline und Luzifer ins Zimmer oben kamen, erschraken Maiko und Maya erstmal.

„Lu-Luzifer!“, keuchte Maiko auf und ging einen Schritt zurück. Er schien höchst beunruhigt zu sein und offenbar hatte ihn die Angst gepackt. Nach allem was mir erzählt wurde waren die Begegnungen mit Luzifer vor 24 Jahren nicht grade erfreulich. Auch Maya wurde von der Angst gepackt. Sie stellte sich zitternd aber schützend vor ihren Sohn. Sollte ich nun ähnlich reagieren? Gab es denn Grund dazu Angst zu haben? Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass Juline ihn mitbringen würde, wenn er Mordgelüste hätte! Was ich davon halten sollte wusste ich nicht, also schwieg ich verunsichert.

„Kriegt euch wieder ein, Leute...“, sagte er genervt und verschränkte die Arme. „Sorry, dass ich ihn mitbringen musste, aber was Jade sagte klang nach Problemen, von denen ich keine Ahnung hab“, erklärte Juline, worauf Luzifer kläglich auflachte: „Und deswegen musst du mich mitten in der Nacht hierher schleppen... Für einen mickrigen Menschen...“ „Dad! Er gehört zur Familie.“ „Ja, zu Feye's lächerlichem Teil der Familie.“ „DAD! Also... Hinterm Ohr, ja?“ „Ja“, antwortete ich knapp und beobachtete sie, wie sie nach ihm sah.

Maiko und Maya wurden nun wieder ruhiger. Maiko ließ Luzifer jedoch keinen Augenblick aus den Augen. Er musterte ihn förmlich. In seinen Blicken lag plötzlich Wut!

„Is' was?“, fragte Luzifer unbeeindruckt. „Warum...“ „Was?“ „Warum hast du sie sterben lassen?“ Schweigen durchdrang den gesamten Raum. Nun lag die ganze Aufmerksamkeit auf Luzifer und ich fragte mich worum es ging. Was wollte Maiko auf einmal? Luzifer schien zu verstehen und senkte den Kopf. Dass er keine Antwort gab, machte Maiko noch wütender, sodass er ihn sogar am Kragen packte und anszuschreien begann.

„WARUM HAST DU NICHT AUF SIE AUFGEPASST!? Warum?“ „Maiko!“, ermahnte ihn Maya und zog ihn mit aller Mühe von Luzifer weg. Dass er sich nicht wehrte...

„Feye war eine Freundin!!! Wir sind zusammen aufgewachsen! Du nimmst sie uns weg und lässt sie sterben! Mach dein Maul auf!!! WARUM!?“ „Tzz... Denkst du, ich hab mich gefreut als die einzige Frau, die ich je geliebt hab, von meinem damaligen besten Freund getötet wurde!? Sie war die Mutter meines Kindes und ich konnte nichts tun! Gar nichts...“

Maiko konnte Feye's Verlust wohl immernoch sehr schwer verkraften. Ich kannte diese Feye nichtmal. In diesem Moment waren mir deren Familienangelegenheiten auch egal und ich drängte alle dazu die Aufmerksamkeit wieder auf meinen todkranken Freund zu richten. Juline, die ziemlich mitgenommen von dem Thema war, schien sich wirklich nicht erklären zu können was dieses Zeichen zu bedeuten hatte. Sie bat ihren Vater nochmal danach zu schauen. Widerwillig wagte nun auch er einen Blick darauf und verzog die Mine, ehe er wieder schnaufte.

„Was hat er denn nun!? Was kann man dagegen tun!?“, drängte Maya, die sich an Maikos Arm klammerte.

„Dieses Zeichen bedeutet, dass er an dieser Stelle ein Gift injiziert bekam. Allerdings kein normales Gift, das man mit euren unwissenden Ärzten neutralisieren könnte. Das Gift stammt von einer Pflanze, die nur im Himmelsreich wächst.“ „Und jetzt?“, fragte ich entsetzt, während ich jeden einzelnen Herzschlag in meiner Brust spürte. Luzifer schwieg einen Moment und richtete sich wieder auf: „Um das zu heilen braucht man starke Kräfte. Lichtkräfte... Ich befürchte, dass niemand hier im Stande ist ihn zu heilen.“ „Aber das kann nicht..!“, schoss es sofort aus Maya raus, ehe sie komplett mit den Nerven fertig war und weinend zusammenbrach.

„Heißt das er stirbt jetzt!?“, fragte auch ich aufgewühlt und drückte die Hand von Chris fest.

„Wenn ihr niemanden findet, der ihn heilen kann... ja.“ „NEIN! NEIN ER DARF NICHT STERBEN!!!“, schrie nun auch ich und bekam Panik. Es fühlte sich an als würde ich im nächsten Augenblick ersticken, so sehr schnürte sich mein Hals zusammen. Was sollten wir denn jetzt tun!? Wir hatten zwei gefallene Engel im Zimmer stehen, was schon mehr als Absurd war, aber wo sollten wir denn einen richtigen Engel her nehmen?

„Dad, kannst du nicht Lumen fragen ob sie Chris heilen kann?“, fragte Juline, was meine Hoffnung sofort wieder aufleben ließ. Stimmt! Sie konnten doch bestimmt irgendwie Kontakt zu Engeln aufnehmen! Maya schnaufte bestürzt: „Lumen!?! Spinnst du? Ich hab schon so viel über diesen miesen hinterhältigen Engel gehört!!! Sie hat mir meinen Cousin genommen und meine Schwester!“ „Weil sie es so wollten...“, gab Luzifer gleich zurück. „Der Zwerg hätte so oder so sterben müssen.“ „Wie kannst du es wagen so über Clyde zu sprechen!“, meckerte Maiko. „Ich tu es einfach. Und jetzt lasst mich in Ruhe Lumen rufen. Aber nur weil Juline sonst sauer auf mich wäre. Glaubt nur nicht, dass ich das für euch tu!“

Er konzentrierte sich während wir alle schwiegen und ihn beobachteten. Hoffentlich würde gleich was passieren und Chris wäre ganz schnell wieder gesund. Aber hey! Immerhin war die Rede von einem richtigen Engel... Waren die nicht dazu da um Menschen zu helfen?

Mein guter Glaube in die Engel verflog mit jeder weiteren Minute, in der sich immernoch nichts tat. Luzifer schien immer genervter zu sein und hörte schließlich auf.

„Was ist los, Dad?“ „Keine Ahnung... Sie antwortet einfach nicht.“ „Probier es nochmal!“, forderte ich ihn auf. „Halt die Klappe, Mädchen! Ich hab es schon versucht, okay? Ich kann nichts für euch tun“, gab er barsch zurück und wendete sich ab. Ohne weitere Worte verließ er das Zimmer einfach.

„Juline!!! Halt ihn auf!“ „Wenn er doch sagt, dass er nichts tun kann...“ „Wollt ihr mich eigentlich verarschen!? Er ist doch Luzifer... Der Allmächtige! Ihr wollt uns doch nur nicht helfen!“ „Jade, beruhige dich!“, sagte Maiko, doch ich hörte nicht auf ihn. Stattdessen verrannte ich mich in meine Gedanken und machte Juline weiter Vorwürfe.

„Verdammt nochmal!!! Wir kommen extra deswegen mitten in der Nacht zu euch und du willst uns unterstellen, dass wir keine Lust haben zu helfen!?! Wir sind nunmal keine heiligen Engel mit Lichtkräften, die alles heilen könnten! Und Lumen ist auch keine Superheilige, die ihren Lebensinhalt darin sieht Menschenleben zu retten! Wenn mein Dad sagt, dass er nichts tun kann, dann ist das so. Tut mir ja auch Leid!“

Ich wollte ihre Worte nicht hören... Es musste doch irgendwas geben um ihm zu helfen! Ich konnte doch nicht bei ihm sitzen bleiben und ihm beim Sterben zusehen.

Maya wechselte verzweifelt die kühlenden Lappen... Sein Fieber war weiter gestiegen. Sicherlich blieb nicht mehr viel Zeit.

„Einen Versuch gibt es noch... Ich kann aber nichts versprechen“, meinte Juline plötzlich, während sie Chris nachdenklich musterte. „Was?“, fragte Maiko hoffnungsvoll. Juline packte eine rosafarbene Kugel aus und hielt sie fest in ihren Händen. „Was ist das?“ „Das ist eine Kugel mit Lichtkräften, Maiko. Aber sie gehört mir eigentlich nicht, daher weiß ich nicht ob es funktioniert.“ Nun war ich gespannt... Hoffentlich würde es funktionieren! Diesmal machte ich mir aber nichtmehr allzu große Hoffnungen.

So sehr Juline sich auch konzentrierte – nichts geschah. Das war so klar... Warum ausgerechnet Chris und ich? Wo wir doch so wenig damit zu tun hatten. Wir wollten einfach nur zusammen leben und glücklich sein. Und nur weil Juline auf die Erde kam ist alles so geworden! Mein Zorn entfesselte sich erneut.

„Klappt es nicht?“, fragte Maiko nervös und Juline seufzte: „Nein, sieht nicht so aus... Ich verstehe das alles nicht...“ „Was tun wir denn jetzt!?“, fragte Maya völlig verunsichert.

„Wärst du doch nur nie hier aufgetaucht...“, nuschelte ich leise vor mich hin, doch ich war mir sicher sie hatte genau verstanden was ich sagte. Sie schnaufte und zuckte mit den Schultern: „Sterben darf er jedenfalls nicht. Wenn Lumen nicht zu uns kommen mag, dann geh ich sie holen.“ „Ach, und wie willst du das machen Miss Superschlau!?“ „Jade, reg dich ab. Ich weiß, dass du mich hasst, aber Hysterie bringt uns jetzt nicht weiter. Ich werde schon eine Lösung finden. Bis zum Morgengrauen bin ich wieder da. Vier Stunden reichen hoffentlich. Kümmert euch so gut es geht um ihn.“

Maya und Maiko machten den Anschein als hätten sie noch tausend Fragen, doch genauso schnell wie Luzifer zuvor dampfte Juline einfach ab. So schnell würde sie mich nicht losbekommen! Trotz aller Unsicherheit gab ich Chris einen Kuss auf die Stirn und folgte Juline unauffällig.
 

~ Juline Coldfire ~


 

Zum Glück hatte ich Adriano nicht mit zu Chris und seiner Familie genommen! Das hätte noch mehr Chaos gegeben! Jade ging mir ja so schon total auf die Nerven. Aber ich wäre in der Situation auch völlig außer mir. Adriano fragte mich zwar was los sei, aber ich konnte ihn abwimmeln und gleich zu Dad fliegen. Dabei war er auch überhaupt nicht begeistert von meiner Idee mitzukommen. Nun hatte ich mir ein großes Ei gelegt... Es war zwei Uhr nachts und ich hatte versprochen irgendwie zu Lumen zu kommen. Sie muss Chris unbedingt helfen! Oder eben irgendein anderer Engel mit starken Lichtkräften... Elohim kam da allerdings nicht in Frage, schon gar nicht in Adriano's Körper.

Vorhin hatten die Kräfte der Kugel nicht reagiert. Blieb nur zu hoffen, dass sie mir gleich wieder ihre Dienste erweisen würde. Ich musste versuchen mit ihrer Hilfe ins Himmelsreich zu kommen. Natürlich wäre ich dort nicht willkommen, aber nur Not wäre ich bereit zu kämpfen!

Draußen traf ich Dad wieder... Er hatte sich mit verschränkten Armen gegen eine Hausmauer gelehnt und rauchte eine Zigarette. „Kaum bist du auf der Erde fängst du an zu rauchen, oder was?“ „Na und? Lass mich doch sündigen. Was hast du jetzt vor?“ „Du konntest ihm wirklich nicht helfen, oder?“ „Nein, das konnte ich nicht. Ich hab nicht mehr die nötigen Kräfte dazu.“ „Ich muss versuchen ins Himmelsreich zu kommen. Ich muss eh dort hin um Adriano's Problem mit Elohim zu lösen. Vielleicht kann ich Lumen persönlich davon überzeugen mir zu helfen. Allerdings gehe ich davon aus, dass du mich nicht begleiten wirst.“

Er grinste und schnippte die Zigarette davon: „Mach du das mal schön alleine. Wenn ich ins Himmelsreich komme, liegt die Versuchung nahe alles abzufackeln.“ „Du bist doof. Ich schaff das schon!“

Entschlossen lief ich weiter und überlegte wie ich nun fortfahren sollte. Ich müsste jetzt erstmal zu Adriano und ihm erzählen was passiert war und dass ich mit ihm als Elohim ins Himmelsreich müsste. Wahrscheinlich ist er davon wieder überhaupt nicht begeistert, aber danach wäre er zumindest endlich befreit.

Bei ihm zu Hause schlich ich mich nach Oben, wo er immernoch wach auf mich wartete.

„Wo genau warst du jetzt eigentlich!? Das ging so schnell... Ich bin verwirrt!“, begrüßte er mich mürrisch. Erstmal setzte ich zu ihm aufs Bett und nahm seine Hand: „Es ist was schlimmes passiert... Es war Jade, die mich angerufen hatte. Chris wurde von dieser Fiona angegriffen.“ „Was!? Wie geht es ihm?! Und wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?“ Ich senkte den Kopf: „Es war ziemlich turbulent dort... Im jetzigen Stand wird er... Naja, er wird es wohl nicht überleben, wenn wir nichts unternehmen.“

Rasch zog er seine Hand weg und schwang sich mit einem Taumeln aus dem Bett. Er war immernoch total fertig von den letzten Ereignissen. Sie überschlugen sich in diesen Tagen aber auch regelrecht. Erst der Trubel um unsre Beziehung, dann die Entführung von Hailey... Die Befreiung von ihr und meinem Dad. Dann der Streit mit Fabio und Jade. Und nun liegt Chris im Sterben. Jade hat recht... Ich bringe nur Unglück über diese Menschen. Ich muss alles geben um ihnen ihr Glück und ihre Ruhe zurückzugeben! Nun schnappte ich erstmal nach Adriano's Hand.

„Lass mich los! Ich muss sofort zu meinem besten Freund! Er liegt im Sterben und ich sitze hier! Du hättest mich mitnehmen sollen! Wie konntest du mich nur anlügen und hier sitzen lassen!“, moserte er, während ihm wieder so schwindelig wurde, dass er sich am Schreibtisch halten musste.

„Genau deswegen! Dir geht es selbst beschissen und dein Hitzkopf hätte es nur noch chaotischer gemacht! Jade's Hysterie hat schon für Drei gereicht! Wenn du deinem besten Freund helfen willst, dann setzt du dich hin und hörst zu was ich zu sagen hab.“

Skeptisch musterte er mich und setzte sich dann, wenn auch widerwillig, neben mich. Ich erklärte ihm genau was mit Chris los war und erzählte ihm von den gescheiterten Versuchen ihm zu helfen. Ich sagte ihm auch, dass die Kräfte eines Engels von Nöten wären um Chris zu heilen.

„Okay... Soweit hab ich verstanden. Aber was willst du jetzt tun?“ „Ich muss ins Himmelsreich und Lumen finden. Und ich muss dich um einen Gefallen bitten.“ „Du willst Elohim mitnehmen, stimmt's? Wieso willst du dich lieber von ihm begleiten lassen!? Ich hasse das, das weißt du!“ „Es geht nicht darum wen ich lieber bei mir hätte. Er ist nunmal ein Engel und kennt sich dort aus. Zudem müssen wir seinen richtigen Körper finden damit du endlich wieder deine Ruhe hast und gesund wirst. Das ist doch auch in deinem Interesse, oder? Und du willst doch Chris helfen!“

Er schnaufte genervt. Warum wurde er nur immer so eifersüchtig sobald Elohim ins Spiel kam? Hatte er so wenig Vertrauen zu mir? Adriano kämpfte mit sich... Man konnte ihm richtig ansehen wie er hin und her schwankte.

„Na los! Lass und das versuchen! Es ist das letzte mal, dass du Elohim die Kontrolle geben musst, wenn wir seinen Körper finden.“

Ich hoffte inständig, dass das mit einem mal gut gehen würde! Perfekt wäre es, wenn Elohim wieder zu seinem Körper kommen könnte und Lumen uns gleich begleiten würde. Aber ich hatte meine Zweifel, dass es wirklich so laufen würde. Wir mussten es zumindest versuchen. Ich musste mir eingestehen, dass ich ziemlich gespannt darauf war, ob Elohim wirklich wie Adriano aussah. Ich hatte das zwar schon in Träumen und Visionen gesehen, aber ihn leibhaftig vor mir stehen zu haben fände ich interessant.

Adriano gab sich einen Ruck und stand wieder auf: „Na gut... Ich will danach aber nie wieder was davon hören und endlich wieder normal leben können!“ „Wir geben uns Mühe, dass alles funktioniert. Danke Schatz und... Bis später! Ohne ihn.“ Er seufzte und schloss seine Augen. Schon im nächsten Moment waren sie erfüllt von diesem klaren und schönen Blau.

„Du schon wieder! Ihr nervt!“, motzte Elohim sofort los und schüttelte den Kopf. „Hast du geschlafen, oder mitbekommen worum es geht?“ „Ich hab es teilweise mitbekommen. Der Teil mit eurem Kumpel interessiert mich nicht, aber ich will meinen eigenen Körper zurück! Hast du denn eine Idee wie wir das Tor öffnen?“ „Ich hoffe, dass diese Kugel uns helfen wird.“ Auf meine Aussage wurde ich erstmal von ihm ausgelacht und bekam einen leichten Schlag gegen den Kopf.

„Du Dummkopf versprichst Sachen, die wahrscheinlich nichtmal funktionieren! Wehe wir können das Tor nicht öffnen.“ „Sei nicht so gemein zu mir! Mistkerl!“ Ich schlug ihn zurück und hatte meinen Spaß dabei.

Wir gingen raus auf die Straße und liefen einige Meter weiter bis wir recht versteckt und alleine waren. Dann holte ich die rosa Kugel erneut raus und drückte sie ganz fest mit der Hoffnung, dass sie mir helfen möge. Ich streckte die Hand mit der Kugel empor: „Bitte öffne das Tor zum Himmelsreich für Elohim und mich!“

Mein Herz schlug schneller als ich das Licht sah, das von der Kugel ausströmte. Währenddessen erschien am Himmel ein weiß schimmernder Kreisförmiger Sog. Das musste es sein!!!

„Wow, es hat funktioniert“, sagte Elohim verwundert und blickte ebenso wie ich gen Himmel. Zum Glück konnten normale Menschen das nicht sehen, sonst gäbe es wieder tausende Berichte über Kontakte mit Außerirdischen. Es strahlte so hell und war wunderschön! Ganz anders als das Portal zum Reich der Dunkelheit und Elemente – meiner Heimat. Ich richtete meinen Blick auf Elohim, der nicht so aussah als würde er unbedingt „nach Hause“ wollen. Seine zweifelnden Augen fixierten immernoch das Tor.

„Was wird uns dahinter erwarten?“, fragte ich leise. „Ich weiß es nicht... Wir werden aber nicht willkommen sein. Also musst du kampfbereit sein. Und du weißt, zum Wohl deines geliebten Menschen darf ich meine Kräfte nur sparsam nutzen. Ich hab auch keine Ahnung wo das Tor nun aufgegangen ist. Ich hoffe etwas abgelegen, damit wir uns verstecken können.“ „Wir dürfen nicht zu lange brauchen. Chris stirbt sonst...“ „Dann lass uns gehen...“

Wir wollten uns grade abflugbereit machen, als ein Rufen hinter uns erhallte. Ich erschrak mich sehr und zuckte zusammen. „WARTET!!!“, rief Jade uns entgegen und kam außer Puste angerannt. „Jade! Was machst du hier? Ist irgendwas mit Chris?“ „Nein! Ich wollte sichergehen, dass du meinen Bruder nicht schon wieder zu irgendeinem Scheiß anstiftest! Offenbar war meine Entscheidung berechtigt! Adriano, komm wieder zur Vernunft, das ist doch alles zu gefährlich für dich... Ich mache mir Sorgen um dich!“, sagte sie verzweifelt und lief unaufhaltsam auf ihn zu. Grade als sie ihre Arme um ihn legen wollte schubste er sie von sich. Nun... Jade hatte keine Ahnung wer er grade war. Irgendwo tat sie mir ja leid... Aber sie hatte ihr Temperament einfach nicht im Griff.

Mir fiel dabei auf, dass sich Elohim allgemein anderen gegenüber sehr gefühlskarg verhielt. Nur zu mir schien er anders zu sein. Ob die Ursache dafür in seiner Kindheit lag? Oder er hatte einfach einen ziemlich kühlen Charakter.

„Adriano! Was...“ „Alte, lass deine Griffel von mir! Dieses Gefühlsgefasel ist ja schrecklich!“ „Aber Adriano, wieso redest du so mit mir... Was ist mit deinen Augen? Wieso sind sie auf einmal blau!?“, fragte sie nun entsetzt und wandte sich an mich: „DU DUMME KUH!!! WAS HAST DU MIT IHM GEMACHT!?“ „Ich hab gar nichts mit ihm gemacht, verdammt!“ „Nervig... Ich bin im Moment nicht dein dummer Bruder. Wenn ich es wäre würde ich mich in Grund und Boden schämen bei deinem Verhalten. Verpiss dich zu deinem sterbenden Freund nach Hause und lass uns unsre Arbeit machen.“ „Wa..?“

„Jade... Ich will es nicht so krass sagen wie Elohim... Aber er hat recht. Chris braucht dich jetzt. Und ich habe versprochen, dass wir so schnell wie möglich mit Lumen zurück kommen. Also halte uns nicht weiter auf. Adriano geht es gut... Du wirst sehen, danach ist er wieder völlig normal“, versuchte ich zu erklären. Elohim gab ihr keine Zeit für eine Antwort und gab mir ein Zeichen, dass wir jetzt los mussten. Zeitgleich breiteten wir unsere Flügel aus. Ich meine Pechschwarzen und er seine leuchtenden Weißen. Dann hoben wir ab und flogen zum Tor. Kurz bevor wir es durchquerten warf ich einen Blick zurück auf Jade, die auf dem Boden kniete und uns fassungslos hinterher sah. In der Hand hielt sie eine weiße Feder, die Elohim wohl grade verloren hatte.
 

~ Kapitel 25 ~ Seltsame Krankheit ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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