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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Schlussstrich

Kapitel 17 ~ Schlussstrich
 


 

~ Aris ~
 


 

„Chamuel, warum muss das sein? Wieso musste das mit Raik jetzt sein?“, fragte ich Chamuel, als ich ihm aufgeregt über den Korridor hinweg folgte. „Er kann Juline doch gar nicht umbringen!“ „Natürlich kann er das nicht! Genau deswegen ist es lustig. Ich will diese Assistants ja nur etwas ärgern. Was mir den Kopf zerbricht ist Elohim.“

Ich hatte natürlich erfahren was neulich geschehen war als Chamuel und Fiona einen Angriff auf Juline planten. Chamuel und seine Dienerinnen wussten, dass Juline sich mit diesem Fabio gut verstand und der ursprüngliche Plan von ihnen war, Fabio mit Riann zu verkuppeln, um Juline fertig zu machen. Allerdings hatten sie nicht damit gerechnet, dass Fabio einen Bruder hatte, der ihm recht ähnlich sah. Und vor allem rechnete keiner damit, dass in diesem Körper der Geist dieses Engels lebt. Juline hatte ihn also gefunden...

Dass es dieser Elohim mit Chamuel aufnehmen konnte, verwunderte mich sehr. Ich hielt das alles für Schwachsinn, bis ich die wütende Reaktion von Chamuel nach diesem Ereignis erlebt hatte.

„Wenn ich gewusst hätte, dass Elohim inzwischen derartig stark ist, hätte ich ihn nicht erweckt!“ „Vielleicht wäre es von selbst geschehen“, entgegnete ich und zuckte mit den Schultern. Ich gönnte ihm diesen Rückschlag!

„Ich verstehe nicht mal warum der Geist von diesem Kerl im Körper eines Menschen geruht hat!“ „Zumindest ist das die Erklärung warum er schon lange nicht mehr im Himmelsreich gesehen wurde.“ „Tzz! Diese blöde Plage! War klar, dass er wirklich irgendwann ärger macht!“ „Wie?“ „Es war schon allein seltsam, wie dieser komische Kerl zu uns Engeln kam. Er wurde damals als Baby gefunden. Allein im Himmelsreich. Es gibt aber eigentlich keine Babys von Engeln, da derartige Handlungen strikt verboten sind.“ „Glaubst du wirklich, jeder Engel hatte sich daran gehalten?“, fragte ich Chamuel, woraufhin er am überlegen war und schließlich grinste.

„Nö! Natürlich gab es welche, die den Genuss von Sex erleben durften.“ „Du zum Beispiel?“, fragte ich nun noch gewagter.

Unser Verhältnis war zum Glück nicht mehr ganz so angespannt. Ich versuchte zwar weiterhin ihn umzustimmen, doch die meiste Zeit versuchte ich hinter seine Pläne und Gedanken zu kommen. Dieses „warum“ war immernoch nicht klar und ich wollte einfach mehr über ihn herausfinden. Über die Vergangenheit, seine Gefühle und seine Gedanken.

„Aris, du traust dich zu viel. Jedenfalls war es von Anfang an fraglich wo dieser Kerl herkam und deswegen stand sein Leben bei den Engeln unter keinem guten Stern. Ich war in der Zeit bevor ich mich dazu entschied meine Pläne umzusetzen selten bei anderen Engeln, doch ab und zu mischte ich mich auch unters Volk. Unerkannt, um Informationen zu bekommen. Eigentlich sollte mir der Kleine leid tun.“ „Wolltest du ihm deswegen anbieten für dich zu arbeiten?“ „Haha! Vielleicht denkt er, dass die Engel grausam zu ihm waren, aber er hat das ganze Ausmaß an Schmerz nie kennen gelernt. Es geht noch viel, viel schlimmer. Dennoch hatte ich die Hoffnung sein Hass auf die Engel wäre groß genug sich mir anzuschließen. Er ist stark... Als Verbündeter wäre er ideal gewesen. Aber das wollte er ja nicht. Stattdessen kämpft er für diese kleine Versagerin, weil sie allein zu schwach ist.“

„Sie ist nicht schwach!“ „Achso? Hat sie vielleicht versteckte Kräfte, von denen ich wissen sollte?“ „Eher würde ich sterben als dir so etwas zu verraten.“

Er grinste mich an, kam zu mir und küsste mich: „Ich vergesse immer wieder, dass du ja gar nicht auf meiner Seite bist. Warum eigentlich nicht? Du hast doch kaum noch etwas zu verlieren. Und Angst scheinst du auch gar keine mehr zu haben.“ „Ich liebe Juline und Luzifer.“ „Liebe ist überbewertet! Am Ende verliert man immer wieder Personen die man liebt.“ „Nicht immer“, widersprach ich.

„Wenn man ein Engel ist, schon.“ „Was hast du jetzt wegen Elohim vor?“, fragte ich um vom Thema abzulenken. Wenn ich jetzt weiter bohren würde, würde er nur wieder ausrasten.

„Nun... Ich nutze die Zeit, in der dieser kleine Raik mit Juline spielen wird um mich vorzubereiten. Weißt du... Das Stärkste an Elohim sind eigentlich nur die Schwerter. Und mein Nachteil war, dass ich mit bloßen Händen dagegen kämpfen musste. Also werde ich mir wohl etwas dagegen einfallen lassen müssen. Im Körper dieses schwachen Assistant kann er seine volle Kraft sowieso nicht ausschöpfen. Also werde ich ihn umbringen noch bevor er stärker werden kann. So einfach ist das. Du entschuldigst mich nun...“

Mit diesen Worten ließ er mich alleine stehen und ließ mich zweifeln ob Elohim sich das nächste mal wirklich nochmal gegen Chamuel behaupten könnte. Eigentlich war ich erleichtert, dass Juline etwas Schutz hatte.

Inzwischen vermisste ich Luzifer sehr und ich hoffte, dass es ihm gut ging. Ich konnte mich leider nicht zu ihm schleichen, das hätte nur Probleme verursacht. Also versuchte ich unauffällig zu bleiben und meine Infos zu bekommen.

Aber zumindest wollte ich nach Hailey schauen. Sie war noch immer bewusstlos. Das arme Mädchen tat mir total leid. Auf meinem Weg zu ihr kam mir Riann entgegen. Es wunderte mich. Sie war in letzter Zeit oft weg.

„Riann!“ „Hallo Aris“, entgegnete sie leise und senkte gleich ihren Kopf. Sie wirkte traurig und noch verzweifelter als vorher. Sehr verständlich! Ihre Mission sich an Fabio heranzumachen fiel ihr sicherlich schwer. Immerhin war sie auch so schüchtern.

„Riann, es geht dir nicht gut. Warum gibst du es nicht endlich auf und haust ab solange es noch möglich ist? Du musst das hier nicht tun. Wenn du ins Himmelsreich gehst und zu Lumen kommst, sag ihr, ich schicke dich, dann wird dir verziehen und du bekommst den Schutz der Engel!“ „Ach Aris... Wenn das nur so einfach wäre. Ich bleibe nicht aus Angst vor Chamuel... Und Fiona ist glaub ich gar nicht zu helfen. Aber...“

Sie blickte verlegen zur Seite und wurde etwas rot im Gesicht, was mich etwas erschreckte: „Ist es dieser Junge?! Wie hieß er noch gleich?“ „Fabio? Mhh... Er ist total nett. Ich mag ihn – leider. Und ich mag ihn zu sehr.“ „Was? Wie jetzt? Riann!“ „Ich weiß doch auch, dass das völliger Schwachsinn ist! Aber so eine nette Person ist mir noch nie begegnet! Wir haben uns in letzter Zeit öfter getroffen und ich glaube ich muss nichtmal meine Kräfte einsetzen, damit er mich auch mag!“ „Du kannst dich doch nicht einfach mit einem Menschen...“ „WARUM NICHT!?“, platzte es aus ihr heraus.

„Warum sollte ich nicht!? Juline macht es nicht anders!!!“ „Ich weiß nichts darüber... Ich habe Juline nun schon seit Wochen nicht mehr gesehen... Ich weiß, dass dieser Adriano gleichzeitig Elohim ist, mehr aber auch nicht.“ „Ich war in ihrer Nähe, immerhin hab ich Zeit mit Fabio verbracht. Allerdings immer nur alleine, damit Juline mich nicht sieht. Da scheint mehr zwischen Juline und Adriano zu sein. Verstehst du? Sie macht es nicht anders. Sie liebt auch einen Assistant! Und ehrlich? Mir sind Gottes Gesetze egal! Aber schlimmer ist, dass Fabio Juline nicht ganz aus dem Kopf bekommen hat... Er erzählt mir viel zu oft von ihr. Und jedes mal muss ich dem Drang widerstehen ihm nicht doch zu sagen, dass seine tolle und angebetete Juline ihn nur abweist, weil sie lieber mit seinem Bruder zusammen wäre!“

„Riann...“

Juline musste es extrem schlecht gehen... Wie gerne wäre ich nun bei ihr um ihr zur Seite zu stehen.

„Ich weiß nicht wie das weiter gehen wird... Irgendwann wird Fabio vielleicht dahinter kommen, dass ich zu den Feinden gehöre. Dann wird er mir nicht mehr glauben, dass ich ihn mag. Und ich werde ihn nie wieder sehen...“ „Niemand sagt, dass Liebe einfach ist.“ „WAS VERSTEHST DU DAVON!?“ „Nicht viel... Ich hatte bisher nie die Chance einen Mann zu lieben. Auch ich bin ein Engel. Eigentlich dürfte ich das nicht. Was soll's? Natürlich muss ich mir dann natürlich gleich den schwierigsten Fall aussuchen. Was bringt es einen Mann zu lieben, der die Liebe hasst und dessen Hass so enorm ist, dass er keine Liebe empfinden will oder kann?“ „Aris... Meinst du etwa... IHN? Sag mir nicht, dass du etwas für dieses Monster empfindest! Er hat deine Eltern auf dem Gewissen! Und er will den Rest deiner Familie auch töten! Danach tötet er dich! Du bist doch nur ein Nutzobjekt, weil du gut aussiehst!“ „Du weißt gar nichts... Chamuel ist kein Monster. Seine emotionalen Wunden sind nur viel zu groß um zu heilen.“

Sie starrte mich fassungslos an und schien nicht zu verstehen, wie man für jemanden wie Chamuel Mitleid empfinden könnte. Ich konnte ihn verstehen, obwohl ich die Wahrheit nicht ganz genau wusste...
 


 

~ Adriano Coldfire ~
 


 

Ihre Worte fühlten sich schlimmer an als tausend Messerstiche und irgendwie wären die mir lieber als diese Worte. Nun war es also endlich raus. Ich hatte ihr gesagt, dass ich sie liebe. Und das nur, weil ich es einfach nicht mehr aushalten konnte, denn eigentlich wollte ich mich nie in sie verlieben. Fabio war immerhin auch in sie verliebt... Und nicht nur das. Sie hatte mir zwar gesagt, dass sie mich auch liebt, aber trotzdem könnten wir nicht zusammen sein.

Sie hatte Angst um mich und wollte deswegen nicht mit mir zusammen sein. Weil sie nicht weiß, was mit mir passieren würde, wenn herauskäme, dass sie als Engel mit mir, einem Assistant, zusammen ist.

Das konnte ich zwar verstehen, aber es zu akzeptieren war für mich zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Es war mir doch inzwischen egal, was passieren würde. Und wenn wir auch nur kurz zusammen sein könnten... Ich war für jeden kleinen Augenblick mit ihr dankbar. Es machte mich ja schon fertig sie im Club anzuschweigen. Was für ne dämliche Idee von Jo! Verfluchter Idiot!

„Hey Adde! Du siehst echt beschissen aus! Pech in der Liebe? Ich weiß, Caro ist etwas bekloppt, obwohl sie echt scharf aussieht. Naja, darauf kommt's, ja nicht an, stimmt's? Wollen wir zusammen ein bisschen entspannen und im Club was Trinken gehen?“, hatte er mich gefragt.

Und weil ich mich so einsam fühlte, dachte ich, etwas Ablenkung zu finden. Jo meinte es auch nur gut. Wer hätte ahnen können, dass uns gleich Melody und Juline über den Weg laufen würden!

Die ganzen Tage hatte ich mich verrückt gemacht und gequält, weil ich dachte, Juline ist mit Fabio zusammen. Jedes mal wenn er weg war – und das war er ziemlich oft – dachte ich, er wäre mit ihr irgendwo. Dieser Gedanke machte mich fast wahnsinnig. Und dann erfahre ich, dass sie die ganze Zeit im Hotel war und nur an mich dachte... Es war unfair! Nun war ich ihr für einen kurzen Augenblick so nah und nun trennten uns wieder Berge.

Nachdenklich blickte ich aus dem Autofenster in die Dunkelheit und grübelte weiter vor mich hin. Im Auto selbst ist es still geworden. Keiner sagte mehr einen Ton, was ziemlich unangenehm war. Und dann kam mir noch eine Frage in den Kopf. Wenn Fabio nicht mit Juline unterwegs war... Wo war er denn dann immer?

Er erzählte nie, wo er sich herumtrieb. Weder mir noch Jade. Er sagte, es sei ein Geheimnis, das uns nichts anginge, immerhin hätten wir auch so unsere Geheimnisse. Wirklich komisch...

Um diese schreckliche Stille zu durchbrechen wandte ich mich zu Jo, der konzentriert der dunklen Straße folgte: „Was habt ihr eigentlich die ganze Zeit über getrieben?“ Plötzlich schreckten sowohl er als auch Melody auf.

„Ähm... Naja...“, fing er an zu stammeln und hatte einen knallroten Kopf. „Wir haben den Motor repariert!“, erklärte Melody nun gefasst. „Genau!“ „Aha... Und warum seid ihr beide so rot im Gesicht?! Jo, seit wann bist du schüchtern?“ „Adde! Frag nicht so blöd! Es ist eben... Anders als sonst!“

Melody räusperte: „Eigentlich wollten wir etwas damit warten, weil ihr Beiden, aus welchen Gründen auch immer eine Trauerfratze zieht bis zum Boden, aber wenn du darauf bestehst... Als wir alleine waren hatten wir ein tiefgründiges Gespräch.“ „Jo und tiefgründig!?“ „Fresse, Adde! Ja, ich kann auch tiefgründig sein! Und wir sind jetzt ein Paar!“ „Hoffentlich länger als eine Nacht...“ „ADRIANO!“, keifte Melody von hinten. Wenn sie Juline nicht in den Armen gehalten hätte, wäre sie sicher auf mich losgegangen.

„Was ist eigentlich mit euch beiden!? Ich verstehe es nicht... Ist es wegen dem Angriff!? Das ist doch jetzt vorbei. Uns wird bestimmt nichts mehr passieren.“ „Es geht nicht um den Angriff, Jo. Ich bin schon den ganzen Abend schlecht drauf, also ist es gar nichts! Lass mich in Ruhe.“ „Okay... Ist schon gut...“ „Oh man...“, grummelte Melody nochmal von der Rückbank, als es erneut still wurde und wieder niemand etwas sagte.

Diesmal interessierte mich das nicht mehr. Ich hatte so schlechte Laune, dass ich eh nichts Gutes über die Lippen brachte. Im Nachhinein tat es mir schon leid, dass ich so blöd auf dieses Beziehungsouting von den Beiden reagiert hatte. Aber wie soll man anderen Leuten dieses Gefühl von frisch verliebt sein gönnen, wenn man selbst grade die Liebe verfluchte? Dass ich neidisch war, gestand ich mir innerlich ein.

Im Grunde war ich erleichtert, als wir endlich wieder in der Stadt ankamen und ich vor meinem zu Hause abgesetzt wurde. Als ich aus dem Auto stieg, zwang ich mich dazu keinen Blick zurück zu werfen und gleich ins Haus zu gehen.

Dort kam mir gleich Jade entgegen gelaufen.

„Oh Gott, Adriano! Wo warst du so lange? Ich hab mir Sorgen gemacht! Es ist immerhin schon total spät... Eigentlich ist es schon fast wieder Zeit aufzustehen! Wart ihr so lange feiern!?“ „Nein, wir haben Juline und Melody getroffen und auf dem Heimweg wurden wir von Dämonen angegriffen.“

Völlig aufgekratzt folgte sie mir in die Küche, wo ich mir erstmal was kaltes zu Trinken aus dem Kühlschrank nahm.

„Von Dämonen?! Mehrere?“ „Ja, drei. Sie sind uns gefolgt und Jo hat die Karre ins Nirgendwo gefahren. Naja, Juline hat die Dämonen zum Schluss platt gemacht. Aber wir standen dann halt irgendwo in der Pampa herum. Jo musste auch erst das Auto reparieren.“

„Krass! Ich wäre zu gerne dabei gewesen!“ „Du spinnst doch... Ahja und Jo und Melody sind jetzt zusammen.“ „WAS!? DIE!? Grade die beiden!? Bist bestimmt völlig betrunken.“ „Nein, das ist kein Scherz. Irgendwie hat's wohl doch gefunkt.“ „Das ist ja Wahnsinn! Jo und Melody... Meinst du das hält?“ „Mir egal... Wenn er's schafft, die Finger von den anderen Weibern zu lassen, sicher.“

Müde ging ich zurück ins Wohnzimmer, wohin Jade mich weiterhin verfolgte.

„Adriano! Da ist noch was!“ „Was denn?“ „Kann es sein... Kann es sein, dass da was zwischen euch beiden läuft?“ „Was meinst du?“, fragte ich und verschluckte mich halb.

„Du und Juline... Ihr seid beide so komisch. Ihr ignoriert euch so gezwungen... Und plötzlich seid ihr beide so mies drauf! Was läuft da zwischen euch!? Sag es mir!“ Meiner doofen Schwester konnte man eben nichts verheimlichen... Obwohl ich es vier Jahre geschafft hatte meine Beziehung mit Caro vor ihr geheim zu halten, merkte sie gleich, dass da gerade was nicht stimmte. Einige Sekunden guckte ich sie einfach nur an, ehe ich seufzte.

„Ja, wir haben uns geküsst...“ „WAS!? Spinnst du!? Was soll ich davon halten? Verdammt, Adriano! Wieso tust du deiner Freundin und unserem Bruder sowas an? Hast du Langeweile oder wie?!“ „Was soll das denn jetzt!? Was soll das mit Langeweile zu tun haben?“ „Du wusstest ganz genau, dass Fabio sie mag! Und du weißt, wie die Mädchen auf dich fliegen! Aber ausgerechnet Juline musst du verführen!? Grade die, die von Anfang an so nett zu Fabio war und eigentlich gar nicht an dir interessiert schien! Und was ist mit Caro!? Gut, ihr habt Streit, aber ihr seid doch zusammen! Das ergibt sich doch wieder!“

„Ich hab Juline nicht einfach so aus Spaß und Langeweile verführt!!! Zudem hat sie mich geküsst! Wenn sie nett zu Fabio ist und er es falsch auffasst, kann ich auch nichts dazu!“

Sie war einfach nur fassungslos und hielt mir eine riesen Standpauke zu Fabio's Gefühlen. Und die arme Caro erst...

„Seit wann bist du so egoistisch!? So kenne ich dich gar nicht! Und überhaupt erkenne ich dich kaum wieder! Was ist los mit dir?“ „Was heißt hier egoistisch!? Ich hab die letzten Wochen doch alles weggesteckt um genau diese Vorwürfe zu vermeiden! Ich empfinde schon eine ganze Weile viel für Juline, hab aber versucht es nicht zu zeigen, es wieder loszuwerden, aber es funktionierte nicht! Und?! Was hab ich gemacht? Ich hab mir trotzdem noch das Geschwärme von Fabio angehört! Und ich hab ihn trotzdem aufgebaut und ihm Mut gemacht sie nicht aufzugeben! Trotz allem hab ich versucht wieder für Caro zu empfinden wie früher! Aber entschuldige, dass das nicht so geklappt hat, wie es sollte! Tut mir leid für dich, dass ich deine beste Freundin Caro nicht mehr lieben kann so wie sie inzwischen ist! Und tut mir leid, dass ich keine Freudensprünge mache derzeit! Ich kann nämlich seit Wochen nicht behaupten sonderlich glücklich zu sein. Aber was verstehst du schon... Ich bin jetzt wieder weg. Ich hab noch was zu erledigen. Übrigens musst du keine Angst haben. Juline und ich werden niemals zusammenkommen.“

Wütend und frustriert wie ich war ließ ich sie einfach stehen und verließ das Haus wieder. Jade verstand gar nichts! Aber es war klar, dass sie so reagieren würde... Sie hatte keine Ahnung von diesen komischen Träumen und den Gefühlen, die ich hatte, aber nicht wusste woher sie überhaupt kamen.

Wer hatte es eigentlich auf mich abgesehen, dass mich das Pech derartig zu verfolgen schien?

Um etwas zur Ruhe zu kommen, setzte ich mich für zwei Stunden einfach an den Strand und starrte in die Ferne. Ich hatte keine Lust mehr... Auf gar nichts! Jade war nun wütend auf mich. Fabio würde mich auch hassen, sobald er es von Jade erfahren würde. Die Frau, die ich liebte, konnte nicht mit mir zusammen sein und selbst fühlte ich mich nur noch verwirrt und leer... Das war doch alles nur noch blöd und frustrierend.

Aber ich hatte noch etwas zu tun. Das nahm ich mir fest vor, denn es gab da noch eine Sache, die ich nicht im Nichts stehen lassen konnte. Es gab ja noch Caro und offiziell waren wir immerhin noch zusammen. Wir hatten schon öfter Streit bei dem wir Tage nicht miteinander geredet hatten. Doch nun war es Zeit einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Es wäre auch unfair ihr gegenüber mit ihr zusammen zu bleiben, obwohl ich eine Andere liebte.

Ich machte mich auf den Weg um sie noch zu erwischen, bevor sie zur Schule gehen würde. Es dauerte nicht lange, bis ich vor ihrer Tür stand. Wahrscheinlich würde es ihrem Vater überhaupt nicht passen, dass ich vorbei schauen würde.

Zu meiner Erleichterung öffnete meine Tante Jill die Tür.

„Oh! Adriano! Na wenn das mal keine Überraschung ist. Du willst sicher zu Caro. Komm ruhig rein. Aber pass auf, Shin ist noch hier, hehe“, sagte sie verlegen und lächelte mich unsicher an.

„Äh, ja. Kein Problem, ich bin sowieso gleich wieder weg.“ Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo ich staunte. Raik war auch hier! Obwohl er sechs Jahre älter war als ich, hatte ich ihn schon in Kindheitstagen erfolgreich verprügelt.

„Schau an, Onkelchen...“ „Oh nee, der Pizzabäcker! Und ich dachte mein Tag kann nicht schlimmer anfangen.“ „Sehr nett... Keine Angst Raik, meine Fäuste sind derzeit außer Betrieb.“ „Was willst du hier?“, fragte Shinji abgeneigt, währender seine Schuhe anzog.

„Adriano!!!“ Ehe ich Shin erklären konnte, warum ich hier war, stand Caro auch schon im Wohnzimmer und starrte mich verwundert an. Dann lächelte sie triumphierend und klammerte sich an meinen Arm: „Hihi! Ich wusste, dass du es nicht lange aushältst bis du dich bei mir entschuldigst! Du bist mir doch bisher schon immer hinterher gerannt, Darling!“

Etwas genervt drückte ich sie von mir weg und schnaufte, während sie mich verständnislos musterte und schon zum Meckern ansetzen wollte. Doch ich kam ihr zuvor: „Ich bin nur kurz hier. Und wahrscheinlich vorerst zum letzten mal.“ „Wie meinst du das, Schatz?“, fragte Caro nun eher erschrocken. „Was ich meine ist... Es passt einfach nicht mehr. Es reicht... Ich habe keine Lust mehr mich ständig mit dir zu vertragen nur um am nächsten Tag wieder mit dir zu streiten. Es kotzt mich an... Du siehst inzwischen nur noch billig aus und legst Wert auf Dinge, die mir kilometerweit am Arsch vorbei gehen.“ „SOLL DAS HEIßEN DU WILLST MIT MIR SCHLUSS MACHEN?! DAS LASSE ICH NICHT ZU! WENN DANN MACHE ICH SCHLUSS! ERST WENN ICH ES SAGE IST ES VORBEI!“ „Ja, das ist auch 'ne Sache, die ich absolut nicht an dir leiden kann. Du Machoweib! Eine Beziehung sollte Spaß machen und bis zu einem gewissen Grad war ich damals noch bereit für dich zurückzustecken. Aber mit der Zeit wurde dieser Grad immer kleiner. Und jetzt ist es genug...“

Als ich ihren entsetzten Blick und Shinji auf mich zustürmen sah, blieb ich einfach stehen und reagierte nicht. Ohne mich zu wehren nahm ich hin, dass Shinji mir eine reinschlug und mich am Kragen packte.

„Du wagst es meinem kleinen Mädchen den Laufpass zu geben und ihr das Herz zu brechen!?“ „Jop... Mach was du willst, Daddy“, entgegnete ich mit einem frechen Grinsen um ihn nochmehr zu provozieren. Er knurrte wütend und holte erneut mit der Faust aus, doch diesmal wurde er von Raik am Arm gepackt und weg gezerrt.

„Ey, ist gut jetzt, ja? Wir haben andere Probleme... Und ehrlich, Shin. Was mischst du dich da ein? Hihi, Pizzabäcker, du blutest!“

Den Scheiß ließ er sich natürlich nicht nehmen... Als ich mit dem Handgelenk meinen Mund abwischte, klebte Blut an meiner Hand, wovon meine Beine ganz wackelig wurden. Lieber konzentrierte ich mich erstmal auf Caro, die mich mit großen Augen anguckte.

„Du liebst sie, oder?“ „Was meinst du?“, fragte Shin gleich wieder zwischenrein. Jill hielt ihn inzwischen etwas zurück. „Das kannst du doch kaum noch abstreiten, dass du June liebst...“ „June!?!“, fragte ich entsetzt während sich mein Magen zusammenzog.

„DU BASTARD! ICH WUSSTE, DASS DU DIR IRGENDWANN NE ANDERE SUCHST!“ „DAD! Halt die Klappe jetzt! Hau ab und geh arbeiten! Du nervst! Ich bin doch kein kleines Kind mehr, okay?! Was erwartest du? Wir kamen zusammen als wir Vierzehn waren! Vierzehn!!! Denkst du eine Jugendliebe, die so früh beginnt hält immer ewig? Man kann sich immer mal in jemand anders verlieben, wenn's unerwartet kommt! Das hätte mir auch passieren können! Und zwischen uns beiden lief es echt beschissen die letzten Wochen! Ich verstehe ihn! In dem Alter kann man doch schon stolz darauf sein eine vierjährige Beziehung geschafft zu haben!“

Für einen kurzen Moment war ich verblüfft... Diese Sätze gehörten zu der Caro, die ich einmal liebte...

Shinji's Kinn hing irgendwo auf dem Boden, als er den Kopf hängen ließ und völlig geknickt zur Tür raus ging. Jill streichelte ihm auf dem Weg noch über die Schulter. „Sie braucht ihren Daddy nicht mehr... Das ist mein Todesurteil... Jill, was tun wir denn jetzt?“ „Hehe, ich weiß nicht“, antwortete sie kläglich. „Ich weiß was wir tun! Wir zeugen ein neues Kind!!! Gleich heute Abend! Ich brauch was zum bemuttern!“ „GANZ BESTIMMT NICHT! VERPISS DICH, IDIOT!!!“, fauchte Jill ihn an und trat ihn weg.

„Was glaubt der überhaupt! Pöh! So, Raik, noch ein Kaffee? Und Caro, trag es mit Fassung. Du findest irgendwann nen Kerl, der viel cooler ist als dein blöder Italo Cousin“, sagte meine Tante und zwinkerte mich an. Blöder... Italo... Cousin?! Raik boxte mir auf die Schulter: „Vergiss nicht, du blutest immernoch!“ „Auf's Maul!?“ „Hahaha! Warte, Jill! Ich trink lieber noch nen Kaffee!“

Mit Raik stimmte irgendwas nicht... Er schien irgendwas mit dieser übertriebenen Freude zu überspielen. Auch meine Tante überspielte irgendwelche Sorgen. Was nun genau los war, wusste ich allerdings nicht. Wie immer... Was wusste ich auch schon!?

Caro stand nun alleine mit mir im Flur herum und guckte mich traurig an.

„Sie sind Idioten... Ich wollte nie, das es so weit kommt... Aber naja, es ist eben deine Entscheidung. Eigentlich sollte ich dich hassen... Aber dafür bin ich grade zu traurig. Bis irgendwann...“

Schluchzend huschte sie an mir vorbei und stürmte auch aus dem Haus. Irgendwie tat sie mir nun leid, aber ich hatte mich so entschieden. Es musste so sein. Eine Beziehung war zwischen Caro und mir nicht mehr möglich. Trotzdem war sie nun im Glauben ich hätte sie wegen June verlassen. Das störte mich etwas.

Was sollte ich jetzt tun?

Nichts ergab mehr so richtig Sinn und es gab nun auch nichts worauf ich Lust hatte. Die Schule war mir egal. Ich verschanzte mich irgendwo am Strand, wo ich einfach nur sitzen bleiben wollte, bis es wieder dunkel werden würde.

Doch auf einmal wurde ich durch jemanden aufmerksam, der auf mich zugelaufen kam. Mein Magen zog sich zusammen und ich dachte mein Herz bleibt für einen Moment stehen, als ich diese bekannte Visage sah.

„Hihi, wie süß. Versteckst du dich etwa vorm Leben?“, fragte Chamuels komische Dienerin mit den schwarzen Haaren.

Hektisch sprang ich auf und nahm ein paar Schritte Abstand: „Was willst du von mir? Wollt ihr nicht eigentlich Juline?“ „Juline? Auch... Aber dich finden wir auch ganz interessant. Und weil du eine kleine Plage bist, möchte mein Lord, dass wir dich schnell loswerden. Obwohl es schade um dein gutes Aussehen ist. Tja, was soll man machen?“, seufzte sie und schoss unerwartet eine Energiekugel nach mir, der ich nicht schnell genug ausweichen konnte.

Sie traf mich an der rechten Schulter und schleuderte mich einige Meter weit durch die Luft in den Sand. Ich versuchte nicht so sehr auf die Schmerzen zu achten und richtete mich schnell wieder auf.

„Dein Reaktionsvermögen ist schlecht.“ Wieder schoss sie auf mich, doch diesmal konnte ich ausweichen. Sie lachte nur und klatschte in die Hände. Sie wollte nur spielen... Dieses bescheuerte Miststück!

„Verzieh dich einfach wieder!“ „Ich gehe, wenn ich Lust darauf habe. Lieber mag ich dich noch etwas provozieren. Wäre es nicht eine Schande gegen eine junge hübsche Frau zu verlieren?“ „Du bist hässlich! Du alte Schreckschraube! Guck mal, wo deine Möpse hängen, ist ja widerlich!“ Eigentlich hatte ich nicht vor sie noch mehr zu reizen, aber ich konnte mich nicht zurückhalten.

„Jemand wie du sollte eher auf seine Wortwahl achten. Du bist nicht in der Position über mich zu spotten, Darling.“ Ehe ich verstehen konnte, was sie tat, stand sie schon hinter mir. Wie schnell sie war... Und dann spürte schon diese Schmerzen im Rücken.

Durch den Druck ihres Angriffs wurde ich diesmal nach vorn geschleudert und fiel wieder in den Sand.

„Warum bist du so schwach? Willst du nicht kämpfen? Warum wehrst du dich nicht?“, fragte sie mit einem hämischen Grinsen, als ich mich wieder aufrappelte. Ich könnte mich wehren, wenn ich ihre Angriffe sehen könnte. Wütend schoss ich eine Wasserkugel nach ihr, die sie jedoch einfach mit der Hand kaputt schlug. „Das ist ja lächerlich!“ Noch während sie dabei war mich auszulachen, hob sie wieder ihre Hand und erschuf Pfeile aus dunkler Energie, die sie mit einem Armschwung auf mich schoss.

Meine Füße wollten sich kaum bewegen! Warum fühlte ich mich so verdammt schwach in diesem Augenblick? Ihre Pfeile trafen mich erneut am Arm, was tierische Schmerzen verursachte.

„Ohhh... Hab ich dir weh getan? Hihi.“ „HAU AB!“, schrie ich sie an und guckte zu meinem Arm herunter an dem überall Blut runter lief. Verdammt, ich hätte das nicht tun sollen! Von dem Anblick wurde mir nun auch noch schwindelig. Aus Verzweiflung schoss ich mit meiner linken Hand so viele Energiekugeln wie nur möglich. Sie alle schlugen in den Sand ein und wirbelten so viel davon auf, dass uns eine Wolke umgab.

„Jetzt schau mal was du für eine Sauerei veranstaltet hast! Und trotzdem keinen einzigen Treffer versenkt. Loser!“, hörte ich sie nun aus einer anderen Richtung sprechen. Die Sandwolke legte sich schnell wieder und gerade als ich anfing wieder etwas sehen zu können, sah ich nur noch ihren Fuß, der auf meinen Kopf zuraste und mich traf. Wieder flog ich davon und spürte nur noch heftige Schmerzen, als ich an der Steinmauer, die den Strand von der Straße trennte, aufschlug.

Ich lag auf dem Bauch und sah nur noch verschwommen das ganze Blut und mein Kopf pochte heftig. Von hier unten erkannte ich auch nur mit viel Mühe wie sich ihre Schritte wieder näherten.

Zusätzlich zu meinen Schmerzen im Arm und den Verletzungen fing mein Kopf auch schon wieder an so heftig zu pochen.

„Lass mich kämpfen“, hörte ich auf einmal wieder diese komische Stimme in meinem Kopf sagen. Nein! „Hör auf so stur zu sein! Wenn ich nicht kämpfe wird sie dich umbringen!“ NEIN!

Ich wehrte mich mit meinem ganzen Willen gegen diese Stimme und kniff die Augen zusammen. Soll sie mich doch töten!

„Das reicht!“, sagte plötzlich eine weitere weibliche Stimme und ich versuchte mich etwas aufzurichten, was mir recht schwer fiel und starke Schmerzen bereitete. Warme Hände berührten meinen noch heilen Arm und zogen mich etwas nach oben. Es war June!

„Hau ab... Sie... Macht dich fertig“, sagte ich leise. Ich wollte June da nicht mit rein ziehen... „Mach dir keine Sorgen.“ „Wie niedlich! Erst lässt der Bengel sich fast von einer Frau töten und jetzt muss er auch noch von einer Frau beschützt werden.“ „Na und? Bevor du ihn tötest musst du erst mich erledigen. Mal sehen, wie stark du bist, Schätzchen.“

Langsam lehnte ich mich zurück an die Steinwand und hielt meinen rechten Arm fest. Ob June überhaupt eine Chance hatte? Naja, wahrscheinlich kannte sie sich mit ihren Kräften besser aus als ich mich mit meinen.

Entschlossen grinste sie Chamuel's Dienerin an und streckte die Hand in den Himmel. Keine Ahnung, was sie da trieb, aber über dem Strand erschien eine Art Schild, das violett leuchtete.

„Was ist das!?“, fragte die Schwarzhaarige entsetzt und schaute sich hektisch um. „Ein Zeitschild. Ich möchte nur ungern von Sterblichen beim Kämpfen beobachtet werden.“ „Ach... Ich wusste gar nicht, dass einfache Assistants so etwas können! Tzz!“ „Ich kann noch viel mehr, Fiona“, antwortete June nun mit einem netten Lächeln. „Meinen Namen kennst du auch?! Na dann...“

Fiona, die sich noch sehr selbstsicher fühlte, ging mit ihren Energiekugeln auf June los, doch sie blieb einfach an Ort und Stelle stehen und hielt die Hand dagegen. Damit prallten die Kugeln allesamt ab und schlugen in den Sand vor Fiona ein. „Haha, beeindruckend! Aber kein Problem.“

Während Fiona nun ihre Pfeile auf June schoss, erschien sie auch schon hinter ihr um sie mit einfacher Kampfkunst anzugreifen. Gerade noch rechtzeitig parrierte June und sprang hoch. Von der Luft aus schoss June eine Energiekugel zurück. Welches Element das sein sollte, war für mich undefinierbar. Die Energie leuchtete in einem hellen Licht.

„Lichtenergie?!“, fragte Fiona überrascht. „Stör dich nicht daran, Liebes. Los, mach weiter.“ Ich hoffte, dass June es nun schnell zu Ende bringen würde. Es sah gut für sie aus! Doch Fiona lachte nun wieder und schwang beide Arme nach oben. In dem Moment brachen aus dem Boden viele Energiesäulen, die June überraschten. Als sie von einer erwischt wurde, schwankte sie zurück und konnte der danebenliegenden dunklen Energie gerade noch ausweichen.

Verdammt! Wenn ich ihr doch nur irgendwie helfen könnte... Wieder durchzog es meinen Kopf. Diese lästigen Schmerzen wurden von Minute zu Minute schlimmer. Dennoch kämpfte ich weiter dagegen an bewusstlos zu werden, auch wenn mir inzwischen ziemlich heiß wurde und ich nach und nach Schweißausbrüche bekam.

„Und was nun?“, fragte Fiona genüsslich.

June rieb sich über ihr verletztes Bein und heilte ihre Wunde sofort, woraufhin Fiona wieder lachte: „Deine Energie wird nicht ewig anhalten! Haha! Und du als Assistant dürftest davon wesentlich weniger besitzen als ich.“ „Meine Energievorräte sind noch lange nicht erschöpft. Dafür müsstest du einige Tage mit mir weiter kämpfen.“ „Achso? Das will ich sehn!“

June guckte sie grimmig an und stieß einen Schrei von sich. Mit diesem Schrei wurde es kurzzeitig so hell um uns herum, dass ich geblendet war. Erst als ich wieder sehen konnte, bemerkte ich, dass die Säulen von Fiona weg waren. Hatte June sie mit ihrer Energie einfach weg gehauen?! Fiona guckte nun wieder überrascht und schien wütender zu werden.

„Du nervst mich, Schlampe!“ Chamuel's Dienerin hob nun ihre Hand in die Höhe und streckte die Finger aus. In diesem Moment erschien um June eine Blase aus dunkler Energie. „Deine Töne werden gleich nicht mehr so groß! Du Angeberin!“ Dann ballte sie ihre Faust und die Blase verengte sich um June. Dieser Angriff schien ihr große Schmerzen zu bereiten, denn ich hörte sie bis hier schreien.

„Hahaha!!! Na, wie ist das?! Wie lange hältst du das durch?“ June reagierte nicht darauf sondern versuchte sich gegen die Schmerzen und diese Kraft zu wehren. Während dessen drehte sich Fiona zu mir.

„So, du Wurm. Ich schätze, deine Freundin hat gerade keine Zeit für dich. Also werde ich dich schnell aus dem Weg schaffen.“ „LASS SIE IN RUHE!“, fuhr ich sie an und kniff wieder die Augen zusammen, weil mein Kopf und mein Arm schmerzten.

„Zu niedlich... Das wars... Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass das mit dir so einfach werden würde... Lord Chamuel wird begeistert sein!“

Nun streckte sie ihre andere Hand nach mir aus und ballte eine Energiekugel, doch ehe sie auf mich schießen konnte, wurde sie durch einen Wutschrei von June abgelenkt.

Sie hatte es geschafft diese Blase mit Hilfe ihrer Kräfte platzen zu lassen. Schnell sprang sie zu uns und stellte sich schützend vor mich: „Du wirst ihm nichts tun! Ich halte mein Wort... Allerdings komme ich mit meinen Kräften in dieser Gestalt nicht weit.“ „Wie!?“ June lachte und schloss die Augen, während ihr Körper begann zu leuchten. Was passiert hier!?

Aus ihrem Rücken wuchsen auf einmal leuchtend weiße Flügel und ihre Kleidung änderte sich. Als sie ihre Hand in die Höhe hielt, erschien ein langer goldener Stab darin. Endlich hörte das Leuchten wieder auf und June stand in Gestalt eines Engels vor uns. Was zur!?

Fiona bekam große Augen und torkelte ein paar Schritte zurück und war erstmal sprachlos.

„Fiona... Ich mag es nicht, wenn man mich provoziert. Und ein Engel wie du weiß, dass man sich besser nicht mit mir, Destinia, anlegt.“ „De-Destinia... Wieso bist du hier? Solltest du... Nicht im Himmelsreich sein?“ „Das geht dich nichts an! Du hast mich verärgert und nun muss ich dich leider bestrafen.“

Destinia... Mein Kopf pochte umso mehr und die Gegend um mich herum schien sich erneut zu drehen. Mir war so schwindelig...

Destinia schlug ihren Stab in den Boden, woraufhin er sich spaltete und Lichtblitze herausragten. Der Spalt raste direkt auf Fiona zu und sie flog mit ihren Flügeln im letzten Augenblick hoch. Mit ihrer letzten verzweifelten Kraft feuerte Fiona massig Pfeile aus Dunkelheit auf Destinia. Doch sie wehrte sie einfach ab indem sie ihren Stab schnell zwischen den Fingern kreisen ließ. Kein einziger Pfeil drang hindurch.

„Lächerlich! Meinst du ernsthaft, du kannst es mit mir aufnehmen, Kleines?!“, rief sie hinauf zu Fiona, die ihre Arme fassungslos und erschöpft sinken ließ. „Ich gebe zu, du bist eine Nummer zu hart für mich! Aber mit Lord Chamuel kannst du es garantiert nicht aufnehmen!“ „Soll er doch herkommen! Ich werde ihn vernichten, wenn es sein muss!“ „Tzzz! Monsterweib! Ich hab genug!“

Fiona kniff die Augen zusammen und verschwand im Nichts. Sie hatte sich wohl zu ihrem Meister zurück teleportiert. Nun drehte Destinia sich zu mir und guckte mich traurig an.

„Du warst nie ein Assistant... Jetzt weiß ich, warum Juline so komisch auf dich reagiert hat.“ „Juline weiß eben über ihr Erbe bescheid. Es war klar, dass es keinen Assistant mit violetten Stein gibt.“

Sie kniete sich neben mich und hob ihre Hand an meinen verletzten Arm. Schnell verschwanden die Wunden und es ging mir wieder besser. Ich war erstaunt welche Energie von ihr ausging. Und dieses Licht... Alles an ihr schien irgendwie hell zu leuchten. Und hübsch sah sie aus... Hübscher als in ihrer menschlichen Gestalt. Und sie sah genauso aus wie der Engel aus meinem letzten Traum.

„Es klingt blöd, aber ich habe dich schon öfter in meinen Träumen gesehen! Warum ist das so? Was hast du mit mir zu tun?“ Nun lächelte sie und legte ihre Arme um mich: „Deine Träume sind Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen.“

Als sie mir nun so in die Augen sah, wurden die Kopfschmerzen wieder stärker und plötzlich liefen Tränen von ihren Wangen.

„Warum weinst du?“, fragte ich sie. Einen Engel weinen zu sehen, war wohl das unwahrscheinlichste was jemandem je passieren könnte... Aber hier vor mir saß ein Engel, dem Tränen über die Wangen liefen. Unfassbar... „Kannst du mich hören? Es tut mir so leid! Ich hätte dich nie alleine lassen dürfen. Ich hätte nie gehen dürfen! Bitte verzeih mir!“ „Was redest du da?!“ „Das wirst du hoffentlich bald verstehen...“, antwortete sie und küsste mich auf die Stirn, ehe sie aufstand und genauso im Nichts verschwand wie Fiona.

Destinia... Was hatte sie denn nun mit mir zu tun!? Und warum redete sie so verwirrendes Zeug!? Ich hielt meine Hände an meine schmerzenden Schläfen und kam auf keine Lösung...
 


 

~ Kapitel 17 ~ Schlussstrich ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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