Elementary Angels von KizuYukiha (Trilogie - Staffel 3) ================================================================================ Kapitel 15: Chaos und Verwirrung -------------------------------- Kapitel 15 ~ Chaos und Verwirrung ~ Juline Coldfire ~ Ich hasste mich dafür Fabio schon wieder derartig abserviert zu haben... Ich wollte ihm nicht weh tun. Dafür war er viel zu nett und fürsorglich. Er hatte es nicht verdient so behandelt zu werden. Was war denn nur mit allen los? Jeder war irgendwie komisch. Nun kam auch noch June zu uns. Und im Gegensatz zu den Anderen wusste ich was sie war und nach wem sie suchte. Sie war offensichtlich ein Engel und suchte nach Elohim. Da Elohim ein Geist in Adriano's Körper war, hatte June natürlich ein Auge auf Adriano. Das könnte Caro ja nur falsch verstehen... Aber auch ich fühlte mich seltsam. Ich wusste, dass sie Elohim wollte, hasste es aber, wenn sie Adriano so anguckte. Warum konnte man Gefühle nicht einfach so abschalten? Ich kam nicht nach Orlando um Gefühle für einen Sterblichen oder Assistant zu entwickeln. Für sowas hatte ich keine Zeit und es wäre keine längere Sache. Ich müsste zurück... Und falls wir Chamuel nicht stoppen könnten, wäre sowieso alles vorbei. Er würde die ganze Menschheit zerstören... Ich sollte nicht so negativ denken und nun schnell Melody finden! Mein schlechtes Gewissen und die Schuldgefühle plagten mich zusätzlich. Wäre ich nicht hier, dann hätte sie all diese Probleme nicht. Kein Wunder, dass sie mich hasst... Ich erschreckte mich und blieb abrupt stehen, als ein grelles Licht vor mir erschien und Sacred Feye dort stand. Bei ihrem Anblick schlug mein Herz wieder schneller. Immer wenn sie vor mir erschien gab es Neuigkeiten von meinem Paps und Aris! Vielleicht hatte sich ja etwas getan! Oder Chamuel hatte zu viel Angst bekommen durch Elohim's Angriff! Nein... Er hatte ja gesagt, er würde sich auf den nächsten Kampf gegen Elohim besser vorbereiten. Es war zum Haareraufen!!! Elohim konnte als Einziger mit Chamuel mithalten, doch seine Kräfte schadeten Adriano's Körper zu sehr! Ich wollte nicht, dass Elohim Adriano schaden würde. Er war mir inzwischen zu wichtig... „Junge Dame! Was treibst du eigentlich?“, fragte Sacred Feye und riss mich aus meinen Gedanken. „Äh... Ääääh... Ich suche eine Freundin von mir. Ihr geht’s nicht gut.“ „Ja, ich merke schon, euch geht’s allen ZU gut! Ihr sollt euch auf einen Kampf vorbereiten! Einen harten Kampf! Und was treibt ihr? Statt zu trainieren treibt ihr euch alle nur herum, besauft euch und heult! Hör endlich auf so gefühlsduselig zu sein! Chamuel hat dich gefunden, er weiß nun, dass du hier bist. Und er könnte dich jederzeit wieder angreifen!“ Ja, das könnte er... Aber er würde nicht... Elohim hatte zu viel Eindruck hinterlassen. Ich könnte darauf wetten, dass er nun erstmal einen Plan aushecken würde! Ob ich Sacred Feye von Elohim erzählen sollte? Hmm... Es war immerhin auch noch nicht ganz sicher ob sie nun wirklich auf unsrer Seite war. Ich vertraute ihr nicht so ganz. Sie war immerhin diejenige, die meine Eltern umbringen wollte. Ich beschloss meine Informationen erstmal selbst zu sammeln. Ich musste mehr über Elohim herausfinden! „Sacred... Was weißt du über Elohim?“ „Über Elohim?“ „Ja, ich denke es ist besser wenn ich möglichst viel über ihn weiß. Immerhin will und muss ich ihn als Waffe gegen Chamuel nutzen.“ Sie verschränkte die Arme und seufzte, während sie nachdenklich umher guckte. „Über Elohim weiß niemand etwas ganz Genaues. Er wurde auch schon lange nicht mehr im Himmelsreich gesehen. Ob ihm nun was passiert ist, weiß auch niemand. Die Engel dachten nur immer es wäre besser, wenn er weg wäre.“ „Warum?“ „Warum auch immer er so stark ist aber... Würde ein Engel derartiger Stärke abtrünnig werden, hätte das Himmelsreich ein Problem. Und da Elohim nie wirklich gehorsam war, hatte natürlich auch jeder Angst davor.“ „Also haben die Engel Angst vor ihm weil er mit seiner Stärke alles zerstören könnte, wenn er den Engeln den Rücken kehren würde.“ „Mit Sicherheit. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er dies tun könnte. Er war immerhin nie loyal gegenüber Gott. Diese Verbundenheit zum Herrn besteht bei ihm irgendwie nicht.“ Ich überlegte... Das könnte natürlich bedeuten, dass Elohim nicht von Gott erschaffen wurde. Gott war der Vater von allen Engeln, die er selbst erschaffen hatte. Doch ich und auch Aris hatten uns nie zu Gott verbunden gefühlt. Bei Aris hatte mich das ziemlich gewundert. „Elohim zu finden ist fast unmöglich, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Du solltest dich nicht zu sehr auf das versteifen, was dein Daddy dir gesagt hat, Juline. Wo solltest du ihn denn finden? Und selbst wenn du ihn finden würdest, würde er dir garantiert nicht helfen. Du solltest deine eigenen Kräfte stärken!“ Am liebsten hätte ich laut los gelacht... Ja, Elohim zu finden war FAST unmöglich. Ich hatte ihn gefunden, konnte nun aber dennoch nichts mit ihm anfangen. Für Adriano's Körper waren seine Kräfte viel zu gefährlich... „Okay, gut. Ich habe dich jetzt gewarnt und werde mich zurückziehen. Trainiert endlich eure faulen Hintern!“ „Sacred! Wie komme ich ins...“ Sie war schneller weg als ich sie nach dem Weg ins Himmelsreich fragen konnte. Verdammt! Zu was war diese Idiotin eigentlich gut? Ich müsste doch nur mit Adriano ins Himmelsreich und dort Elohim's Körper finden. Plötzlich fuhr mir ein kalter Schauder über den Rücken. Was ist, wenn Elohim's Körper tot und verschimmelt irgendwo im Nichts herumliegt!?! Oder wenn er hässlich aussieht!? Oder wenn sein Körper der eines alten Sack ist? So würde ich ihn doch niemals finden... Ich wusste nichtmal wie seine richtige Gestalt aussah. Seufzend ballte ich die Hand und trat mit einem lauten Wutschrei nach einem Stein, wobei ich mir den Fuß anschlug. „Verfluchte Scheiße!!! Verdammter Boden! Scheiß Stein!!! Geht doch alle sterben!!! WAAAAH!“ Das tat gut! Mein Fuß pochte zwar, aber ich lief trotzdem weiter um Melody zu suchen. Sacred suchte sich auch immer die unpassendsten Momente aus. Zum Glück musste ich nicht mehr lange nach Melody suchen, denn sie hatte sich in unserem Hotelzimmer verschanzt. Dort suchte ich zuerst und war erleichtert nicht weiter laufen zu müssen. Völlig geknickt und heulend saß sie auf ihrem Bett und bemerkte mich erst überhaupt nicht. Ich wusste nicht, ob sie nun wütend auf mich reagieren würde und überlegte ob ich mich nun zu ihr setzen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mich dafür und setzte mich langsam zu ihr. Zögerlich legte ich dann noch meinen Arm um ihre Schultern. Wahrscheinlich würde sie mich gleich anfallen und zerfleischen! Doch sie schluchzte nun noch viel lauter und klammerte ihre Arme um mich. „Es ist so unfair!“, sagte sie heißer und schluchzte erneut los. „Es tut mir leid, Mel“, antwortete ich leise und machte mir nun wieder Vorwürfe. Es verunsicherte mich sie so zu sehen. Bisher war sie immer so tapfer und stark. Nur am Meckern und sich über alles am Beschweren. Doch nun war sie klein und schwach mit einem gebrochenen Herzen. Nach meinen Worten richtete sie sich auf und guckte mich verständnislos an: „Was tut dir leid?“ „Es ist alles meine Schuld... Nur wegen mir bist du hier... Wenn du mich hasst, dann kann ich das verstehen. Ich wollte das nicht.“ „Ach du blöde Kuh! Dir mache ich doch gar keine Vorwürfe mehr. Woher hättest du das alles wissen sollen? Ich bin schon lange... Lange in Jo verliebt. Vor vielen Jahren, als wir noch hier wohnten, war ich das schon. Er ist so ein Idiot! Die Art wie er nur Mist im Kopf hat und alle zum Lachen bringt... Aber er würde mich nie als Frau sehen... Er macht sich nur über mich lustig. Wenn du ihn fragen würdest, wüsste er wahrscheinlich nicht mal mehr meinen Namen.“ „Hmm... Jo ist ziemlich eigen, ja. Dass du ihn insgeheim magst war so unvorstellbar...“ „Weil ich so anders bin?“ „Ja... Ihr unterscheidet euch doch wie Tag und Nacht. Das meine ich aber nicht böse. Ich finde, er sollte von deinen Gefühlen erfahren! Dann merkt er vielleicht was ihm entgeht und er ändert sich dann für dich!“ „Boah, du bist so kitschig und altmodisch. Als ob der sich jemals ändern würde. Die ganze Zeit über konnte ich ihn endlich vergessen. Und der wahre Grund warum ich nicht hierher wollte, war er. Da sind alle Gefühle wieder hochgekommen. Und zudem! Wenn ich ihm sagen würde, was ich so empfinde, lacht er mich doch höchstens aus! Oder er schleppt mich für eine Nacht ins Bett und lässt mich dann fallen... Ich will einfach nicht noch mehr enttäuscht werden. Der Anblick von ihm mit diesen beiden Tussis im Bad war schon zu viel!“ „Was hast du zu verlieren? Demnächst wirst du wieder nach Hause fahren. Wenn er blöd reagiert, musst du ihn dann nicht mehr sehen.“ „Ich will ihn aber sehen... Ich hasse es! Ich will nicht weg! Es würde mir noch mehr weh tun ihn gar nicht mehr sehen zu dürfen. Damals war es einfacher...“ Das konnte ich nur zu sehr nachvollziehen... Am liebsten würde ich auch hier bleiben. Nur für Melody war es möglich hier zu bleiben, wenn sie das wollte. Für mich gab es diese Möglichkeit nicht. Wenn ich daran dachte Adriano nie wieder zu sehen, wurde mir übel. Die Anderen würde ich zwar auch vermissen aber... Irgendwie fielen meine Gedanken sofort auf Adriano, wenn mir ins Gedächtnis kam, dass ich gegen müsste. Ich hasste dieses Gefühl. „Das verstehe ich zu gut...“, antwortete ich schließlich betrübt, weswegen sie mich überrascht anguckte. „Es ist besser, wenn ich mich in niemanden verliebe und keine besonderen Bindungen aufbaue, denn ich muss früher oder später weg hier. Ich bin kein Mensch...“ „Wer sagt denn, dass du als Tochter eines gefallenen Engels nicht hier leben darfst!? Auf Gottes Gesetze musst du ja wohl nicht hören! Und solange du unauffällig bleibst, kannst du doch normal mit uns leben!“ „Ja, das mag schon in etwa so sein. Ich weiß es auch nicht... Mir wurde mein Leben lang beigebracht, dass ein Engel nicht auf der Erde leben darf. Wenn Gott das herausfindet, werden sowohl der jeweilige Engel als auch die Menschen, die mit ihm zu tun hatten, bestraft. Hat mir mein Paps mal erklärt. Aber nun, wo die Dinge so sind wie sie sind, weiß ich nicht inwiefern das noch gilt. Ich hab doch keine Ahnung mehr was überhaupt gerade noch Sache ist...“ Plötzlich nahm sie meine Hände und lächelte mich an: „Ich hoffe jedenfalls... dass du noch ganz lange bei uns bleiben kannst.“ „Melody...“ ~ Adriano Coldfire ~ Alleine... In meinem Traum, den ich diese Nacht hatte, fühlte ich mich so schrecklich alleine und leer. Dann war da noch diese starke Sehnsucht... Aber nach was? Diese Gefühle wirkten so real, genau wie die Umgebung in der ich mich befand. Es war als würde ich auf Wolken laufen. Über mir war der Himmel dunkel und voller Sterne. War ich tot? Ich hörte diese Stimmen... Woher kamen diese Stimmen? „Du musst groß und stark werden, hörst du? Lass dich von niemandem unterkriegen! Lebe!“, sagte eine weibliche Stimme leise und verzweifelt, ehe sie anfing zu schluchzen. Wer war sie? Noch immer konnte ich nichts erkennen. Erst nach einigen Sekunden erkannte ich ein kleines Baby, das in den Wolken herumlag und schrie. Es war in eine Decke gewickelt... Obwohl ich zu ihm gehen wollte, konnte ich mich kein Stück bewegen. Schließlich verschwand das Bild von dem Baby und im nächsten Moment war der Himmel hell. Aus den Wolken ragten hier und da Regenbögen. Die Gebäude waren prächtig und strahlten in sauberem weiß, als würde man sie täglich stundenlang reinigen. „Wo kommt das Baby her?!“ „Keine Ahnung! Aber das kann nichts Gutes heißen!“ „Wir sollten Gott darüber informieren.“ „Er wird es sowieso schon wissen. Lord Metatron!“ Ich sah, wie diese Leute, die Flügel auf ihren Rücken trugen, niederknieten und sich ein alter Mann zu ihnen gesellte. Er nahm das Baby zu sich und musterte es skeptisch: „Das ist mir sehr rätselhaft... Gestern Abend verschwindet Lord Luzifer und heute finden wir ein Baby, wo Engel doch nur durch Gott erschaffen werden dürfen! Ich werde es sofort zu Gott bringen!“ Erneut wurde alles um mich schwarz und ich befand mich in der nächsten Szene. Dort sah ich das selbe Kind, das nun etwas älter war. Vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Bei ihm war ein kleines blondes Mädchen. „Ich finde Gott großartig! Schau doch mal! Er hat extra wegen dir einen Engel in deinem Alter erschaffen. Mich! Eigentlich erschafft er nur voll ausgewachsene Engel!“, plapperte die Kleine fröhlich vor sich hin. Der Junge schien sich kaum dafür zu begeistern: „Ja, sehr toll! Aber die Erwachsenen hassen mich alle! Keiner will etwas mit mir zu tun haben. Außer Lady Lumen...“ „Lady Lumen ist die Beste!“ „Ja! Schau mal, was sie mir beigebracht hat!“, sagte er nun stolz und hob seine kleinen Hände hoch. Plötzlich erschienen zwei Schwerter, die blau leuchteten und im Grunde nur aus Wasser bestanden. „Wow!!! Was ist das?“ „Lady Lumen meinte, ich hätte große Kräfte! Und damit ich diese besser verarbeiten kann, soll ich lernen mit den Schwertern zu kämpfen! Sie will mir dabei helfen!“ „Lady Lumen kann sowas? Wahnsinn!“ „Die Schwerter sind klasse! Irgendwann will ich ganz stark werden und richtig gut kämpfen können...“ „Wieso?“, fragte die Kleine nun mit besorgten Blicken. Der Junge streckte ihr eins der Schwerter entgegen und guckte entschlossen: „Damit ich dich beschützen kann, wenn der fiese Luzifer mit seiner finsteren Armee ins Himmelsreich kommt!“ „Ach, du spinnst doch!“, antwortete sie und kicherte. Ehe ich diese Szene verstehen konnte, verschwand sie auch schon wieder. Nun stand ich alleine hier herum.Ich starrte meine Hand an und fragte mich verwirrt wer ich eigentlich in diesem Augenblick war. Ich fühlte mich so fremd in mir selbst. Am liebsten hätte ich in einen Spiegel geguckt, doch hier war weit und breit nichts, das danach aussah. Doch! Einige Schritte weiter war etwas, das wie ein Teich aussah. Mit schwerfälligen Schritten lief ich dort hin und ließ mich auf die Knie fallen. Mein Herz pochte schnell als ich mich überwand und mich nach vorne lehnte um mein Spiegelbild zu sehen. Zu meiner Verwunderung sah alles aus wie immer. Zumindest auf den ersten Blick. Nach wenigen Augenblicken fiel mir meine Augenfarbe auf. Meine Augen waren blau, doch normalerweise grün! Und die beiden Ohrringe trug ich am linken Ohr. Ich trug meine drei Piercings allerdings immer rechts. Ich sah aus wie der kleine Junge von der vorigen Szene, nur wieder einige Jahre älter. Wahrscheinlich in meinem Alter oder älter. „Was ist hier los?“, fragte ich schockiert und erschrak mich noch mehr, als ich hörte, dass meine Stimme etwas tiefer klang, als normal. Und was waren das für seltsame Klamotten, die ich trug!? Einen blauen Pulli und eine weiße Stoffhose? Auch die seltsamen Stiefel waren weiß. Sowas würde ich niemals anziehen! „Hier bist du ja!“, hörte ich auf einmal jemanden hinter mir sagen und fiel fast ins Wasser vor Schreck. Dieser Traum soll enden!!! Sofort! Die Person, die mich angesprochen hatte, sah aus wie June. Aber ihre Haare waren anders und sie hatte Flügel auf dem Rücken. Das kleine Mädchen von vorher!? „Ich hab dich schon überall gesucht! Was treibst du wieder? Du solltest mal endlich etwas Nützliches tun, statt immer nur herum zusitzen oder zu trainieren.“ „Was hat das für einen Sinn?“, fragte ich von selbst. Langsam machte sich etwas Panik in mir breit. Ich hatte absolut keine Kontrolle mehr über mein Handeln, obwohl ich alles ganz bewusst mitbekam. „Nun, der Sinn ist etwas für Andere zu tun“, sagte sie und blickte mit einem Lächeln in den Himmel. „Die Andern... Die sind doch froh, wenn die mich nicht sehen müssen. Es wäre besser, wenn ich nicht da wäre...“, redete ich schon wieder leise vor mich hin und spürte wieder diese Leere. „Es ist alles egal...“ „Wenn du mehr Zeit mit den anderen Engeln verbringen würdest, hätten sie weniger Angst vor dir. Ich habe keine Angst vor dir. Ich... Ich mag dich!“ „Warum?“ „Weil du niedlich bist“, antwortete sie fröhlich und küsste mich auf die Stirn, ehe sie davon lief. Wer war das!? Und wer bin ich eigentlich? Alles war so verwirrend... Ich verstand überhaupt nichts mehr. Plötzlich stand jemand anderes neben mir. Auch ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Er wirkte etwas älter und guckte mich grimmig an. „Du blöder Faulpelz! Mach dich vom Acker! Am besten weit weg! Bevor du noch jemandem schadest! Was treibst du dich auf meinem Grundstück herum!? Deine Existenz ist von Schande und Unheil getränkt!“ „Halt's Maul, Alter Sack“, antwortete ich wieder von selbst und stand auf. Oh mein Gott!!! Wieso musste ich mich mit einem Engel anlegen!? Ängstlich wich er zwei Schritte zurück und umklammerte seinen Stab: „Eine falsche Bewegung und ich werde dich melden! Hau ab!“ „Jaja... Ist ja schon gut... Idiot.“ Er hatte mir irgendwas hinterher geworfen, das nur knapp meinen Kopf verfehlte. Nun spürte ich nur noch Hass und Wut. Dann wurde alles dunkel und ich hörte wieder nur Stimmen: „Hahaha! Schau dich an! Du Möchtegern-Engel! Du wirst nie einer von uns sein!“ „Dein ganzes Dasein bedeutet Unglück und Dunkelheit! Du bist anders als wir! Und darum wirst du immer nur allein sein!“ „Du wirst niemals kennen lernen wie es ist mit anderen zusammen Spaß zu haben! Miteinander... Zusammen... Hahaha! Diese Worte wirst du niemals kennen lernen!“ „Wie fühlt es sich an niemanden zu haben?“ „Du bist eine Schande für unser Volk!“ „Du bist ein Nichtsnutz und Abschaum! Verschwinde!“ „Niemand liebt dich!“ „Warum schließt du dich nicht Luzifer an? Du passt sowieso nicht zu uns!“ „HÖRT AUF!!! HÖRT AUF DAMIT! ICH LIEBE IHN! ER GEHÖRT ZU MIR! LASST IHN IN RUHE!!!“, schrie plötzlich diese Stimme dazwischen und alle Anderen hörten endlich mit dem ganzen Gelaber auf. Es war dieser blonde Engel! Ich erkannte ihre Stimme wieder... Sie stand auf einmal wieder vor mir und legte ihre Hände auf meine Wangen, während sie mir verzweifelt in die Augen starrte: „Du darfst dich niemals der Dunkelheit anschließen, okay!? Niemals! Versprich es mir! Egal wie sie zu dir sind! Tu nicht das Selbe wie Luzifer! Sie können nichts dafür, sie haben Angst vor Jenen, die anders sind!“, flehte sie mich mit Tränen in den Augen an. „Es gibt etwas, das du wissen sollst... Ich habe mich nie der Dunkelheit angeschlossen... Nicht wegen ihnen und nicht weil ich bin, was ich bin... Sondern wegen dir. Ich wollte dir nicht das Herz brechen“, hörte ich mich selbst wieder reden. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn und mein Herz raste, als ich aufschreckte und mich im Zimmer umsah. „Es war nur ein Traum!“, redete ich mir selbst ein und merkte jetzt erst, dass Fabio gar nicht da war. Unruhig stand ich auf und öffnete leise Jade's Zimmertür. Auch sie war nicht zu Hause. Waren die alle noch feiern!? Unten war auch alles Dunkel... Mit Gänsehaut schlich ich in die Küche und schaute mich alle paar Sekunden um. Eindeutig zu ruhig! Mit einem Kaffee in der Hand wanderte ich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich vor den TV. Was war das für ein Traum, der sich so real anfühlte? Ich hatte immernoch teilweise diese Gefühle in mir, die ich auch im Traum verspürt hatte. Im selben Moment erinnerte ich mich an diesen blonden Engel, der wie June aussah. Wieder dieses vertraute Gefühl... Aber June konnte unmöglich jemand aus meinem Traum sein. Schon gar nicht ein Engel! Es konnten auch kein Erinnerungen sein, immerhin hatte ich all das nie erlebt. June ging mir die restliche Nacht nicht aus dem Kopf. Langsam bekam ich wieder Kopfschmerzen und versuchte noch etwas zu schlafen. Dabei hoffte ich, dass ich nicht wieder diese Träume bekommen würde. „Hey!!! Adde! Wach auf!“, rief Jade und rüttelte mich, als ich langsam wieder zu mir kam. „Was? Wo kommst du denn her?“ „Du musst aufstehen! Wir kommen alle zu spät zur Schule!“ „Äh... Oh! Wann seid ihr heim gekommen? Und wollten wir nicht eigentlich heute alle schwänzen?“ „Nein, die Lehrer haben unsere Pläne herausgefunden und drohen uns nun mit Sonderstrafen. Ich kam gegen vier, haha! Und Fabio, keine Ahnung. Ich hab ihn mit Juline raus gehen sehn. Danach waren beide verschollen.“ Mein Magen zog sich in diesem Moment so zusammen, dass es weh tat. Fabio und Juline... Das hieß also... Ob sich meine Befürchtungen bestätigt hatten? Und wenn schon, es musste doch so kommen. Wie sollte ich damit nun umgehen, ohne dass es jemand bemerken würde? „Adde? Du siehst blass aus! Alles klar?“ „Ja! Ja, ich hatte nur 'ne miese Nacht.“ „Ah, gut. Ich hoffe ja, dass Fabio es endlich geschafft hat und Juline für sich gewinnen konnte! Unser Fabsi wird erwachsen!“, schwärmte sie entzückt, als wir unsere Rucksäcke nahmen. „Ja“, antwortete ich eher gezwungen und versuchte ein Lächeln ins Gesicht zu kriegen. Meine Knochen taten immernoch weh und alles schien, als könnte es nicht mehr schlimmer kommen. Wenn Fabio und Juline nun zusammen waren, dann sollte ich mich nicht so sehr daran aufhalten. Ich hatte ja noch Caro! Immerhin war sie meine Freundin und nicht Juline... In der Schule kam es jedoch nicht besser. Vor unsrem Klassenzimmer wurde ich von einem unsrer Mitschüler abgefangen. Er war ganz aufgeregt und außer Puste: „Adriano!!! Ich dachte, du solltest es wissen, bevor du da rein gehst!“ „Was denn?“ „Ähm... Wegen der Party gestern... Äääh...“ „Ja, was!?“, drängte ich ihn nun ungeduldiger. „Es wird erzählt, dass du auf der Party was mit June hattest.“ „WAS!?“ „ADDE! Ist das wahr!?“, fragte Jade entsetzt. „Nein! Natürlich nicht! Ich hatte mich nur etwas mit ihr unterhalten!“ „Naja, was auch immer wahr ist... Die ganze Schule plaudert darüber.“ Und ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen... Wahrscheinlich hatte Caro auch schon von den Gerüchten gehört. Und wie ich sie kannte, glaubte sie allen nur nicht mir, was bedeuten würde, dass sie wieder ne riesen Szene abzieht. Und so kam es auch... Noch ehe ich ins Klassenzimmer gehen konnte, kam sie auch schon rausgestürmt: „Aha!!! Wusste ich doch, dass ich deine Stimme gehört hab! Was soll das?! Kannst du mir das erklären!? Nein, ich will gar keine Erklärungen!“ „Caro! Es ist nicht wahr! Das sind nur Gerüchte!“ „Ähh... Wir lassen euch mal alleine!“, sagte Jade und schob den komischen Typen aus unsrer Klasse mit ins Zimmer. Caro baute sich vor mir auf und stemmte die Hände in die Hüfte: „Gerüchte... Ne, ist klar! Wo hattest du dich denn gestern die ganze Zeit herumgetrieben als du alleine warst!? Ich hab dich eine ganze Weile nicht gesehen auf der Party!“ „Ich hab etwas mit ihr geplaudert, aber mehr nicht. Fängt das schon wieder an!?“ „Ach! Und jetzt auch noch das Opfer spielen, ja? So mag ich es ja!“ „Caro, du glaubst den Anderen mehr als deinem eigenen Freund!?“ „Dir glaub ich gar nichts mehr!!! Du lügst doch eh nur rum! Erst Juline und dann June! Vergiss es einfach!“ „Okay! So macht das auch gar kein Sinn! Wenn du mir schon nichts mehr glauben willst, bitte! Das ist mir zu blöd...“ „Hau doch ab!“ „Leck mich!“ Mit einer riesen Wut im Bauch lief ich durch das inzwischen leere Treppenhaus und stieß ausgerechnet auf June, die mich fast umrannte. „Adriano! Ist irgendwas mit dem Unterricht? Schwänzen doch alle?!“ „Nö, aber ich hab kein Bock auf den Scheiß! Mir egal, was für bescheuerte Strafen sich die Lehrer ausgedacht haben.“ „Was ist denn passiert?“ „Die ganze Schule erzählt herum, dass zwischen uns beiden gestern auf der Party was gelaufen sei!!!“, meckerte ich frei heraus, worauf sie kicherte. Sie sah fast genauso aus, wie in dem Traum, den ich hatte. Plötzlich kam sie näher zu mir und schmiegte sich an mich, was mich nervös machte. Aber ich konnte sie auch nicht von mir wegdrücken. Es war, als würde ich es gar nicht anders wollen... „Wäre es so peinlich für dich mit mir zusammen gesehen zu werden?“ „Ähh... ähm... Du... Aber...“ Mir wurde so warm... Schließlich wehrte ich mich nicht mehr gegen diesen Drang und legte meine Arme um sie. Auf einmal wirkte sie jedoch so traurig und guckte mich mit feuchten Augen an. „Ich wusste du bist es! Ich hab's gleich gemerkt...“ Nun vergrub sie ihren Kopf wieder in meinen Armen und heulte sich aus. Ich verstand die Welt nicht mehr. „Wer? Wer soll ich sein?“ „Nur einmal... Ich vermisse dich so sehr...“ Völlig unerwartet küsste sie mich, wodurch ein stechender Schmerz durch meinen Kopf ging und mir kurz schwarz vor Augen wurde. Völlig verwirrt schubste ich sie nun von mir weg und starrte sie an: „Was ist mit dir los?! Und was stimmt mit mir nicht!? Wer bin ich?!“ Resigniert schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf, ehe sie beide Hände auf meine Wangen legte und mir ernst in die Augen guckte: „Halte noch etwas durch, ja? Es ist bald vorbei... Ich versuche dir zu helfen. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, es war doch schon immer so. Bleib noch etwas stark! … Und du auch, Adriano!“ „Hä!? Hör auf in Rätseln zu sprechen! JUNE!“, schrie ich ihr hinterher, als sie schnell wegrannte und schneller verschwunden war, als ich gucken konnte. Was war das!? Konnte es denn jetzt noch schlimmer kommen!? Erst dieser Traum, dann die Neuigkeit über Fabio und Juline... Dieses Gerücht und Caro, die nun wieder beleidigt war und jetzt das... Fertig wie ich war, zündete ich mir draußen erstmal eine Zigarette an und lief zum Meer, in der Hoffnung, den Kopf frei zu bekommen. Als ich dort ankam, ließ ich mich einfach zurück in den Sand fallen und starrte zum trüben Himmel. Wieso hatte ich das Gefühl, dass alle Anderen mehr über mich wussten, als ich selbst... Alles drehte sich nur noch und ich fühlte mich, als könnte ich überhaupt nicht mehr klar denken. Wovon hatte June gesprochen?! Wie gerne hätte ich nun Juline neben mir sitzen. Einfach nur um ihr alles zu erzählen... Sie hatte mir bisher schon immer helfen können, wenn es mir so ging. Sie wirkte so ewig weit weg und unerreichbar. Noch viel weiter weg als zuvor. Aber nicht nur sie, irgendwie alle... Es war diese Gefühl von allein sein... Einsamkeit... Leere... „Spürst du, wie es sich anfühlt ganz alleine zu sein? Von Weitem zu betrachten wie die Anderen leben, Spaß haben... Miteinander... Zusammen... Worte, die du kaum noch kennst. Sie sind alle zusammen. Aber du bist ganz allein!“, hörte ich auf einmal jemanden sagen. Doch als ich mich hinsetzte und umsah war da niemand zu sehen. Diese Stimme! Es war die Stimme, mit der ich in meinem Traum sprach. Ich hörte diese Stimme nur in meinem Kopf und bemerkte, dass mein Elementstein leuchtete. Doch ehe ich weiter darauf reagieren konnte, kamen wieder diese Schmerzen und mir wurde erneut schwarz vor Augen... ~ Kapitel 15 ~ Chaos und Verwirrung ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)