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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Nur ein Spiel

Kapitel 11 ~ Nur ein Spiel
 


 

~ Aris ~


 

„Ich drehe bald durch! Ich will raus... Frische Luft! Meine Flügel ausbreiten und fliegen... Endlich etwas gescheites essen!“, meckerte ich und versuchte ruhig zu bleiben. Es war einfach nur noch schrecklich. Meine Augen waren kaum noch an Licht gewöhnt und den Geruch von frischer Luft hatte ich vergessen. Wie hielt Luzifer es nur in diesem kleinen Kasten aus ohne verrückt zu werden!?!

„Verrate mir deinen Trick!“, forderte ich ihn auf, worauf er mich endlich beachtete. „Ich meditiere.“ „Was!? Du und meditieren?“ „Ja, das ist sehr entspannend, vor allem, wenn man nicht gescheit atmen kann.“

Wieder schwieg er. Seine Verletzungen mussten dringend versorgt werden, doch ich konnte meine Kräfte kaum konzentrieren. Meditieren... Dazu fand ich im Gedanken keine Ruhe, doch ich hatte genug Zeit mir eine Strategie zu überlegen, wie ich eine Möglichkeit bekommen würde, vielleicht fliehen zu können und Luzifer zu retten. Chamuel kam nicht täglich vorbei um uns zu ärgern. Inzwischen ließ er uns zwischenzeitlich über Tage schmoren.

Heute jedoch hatten wir Glück, wie ich es in diesem Moment zu bezeichnen pflegte. Als er durch die Tür kam stürmte ich sofort zur Zellentür: „Lass mich hier raus! Ich kann es hier drinnen nicht länger aushalten! Ich gebe dir alles... Alles was du willst! Mach mit mir was du willst, Hauptsache ich komme hier raus!“ „Aris!“, sagte Luzifer entsetzt. Chamuel grinste: „Ohh, das sind ja ganz neue Worte. Alles, sagtest du?“ „Alles... Ich möchte nur endlich raus hier.“

So gut ich konnte, bettelte ich ihn an. Dass ich mich damit völlig lächerlich machte und meine Ehre verletzte, interessierte mich nicht mehr. Wir könnten nicht ewig in dieser Zelle sitzen und auf Wunder warten. Es war Zeit endlich selbst zu handeln. Und wenn ich dazu viele Nächte mit ihm verbringen müsste... Chamuel lachte, öffnete die Zellentür und zerrte mich am Oberarm heraus, ehe er schnell wieder abschloss. Ich hoffte, dass Luzifer mir keinen Strich durch die Rechnung machte. Mit meinen Blicken versuchte ich ihm ein Zeichen zu geben, dass ich einen Plan hatte. Zu meiner Erleichterung verstand er es und spielte mit.

Natürlich genoss Chamuel seinen „Erfolg“ und Luzifer's Flehen mich in Ruhe zu lassen. Weiterhin lachend zerrte er mich durch die dunklen Korridore bis oben hinauf zu seinen Privaträumen.

„Wie lange wirst du mich draußen lassen?“, fragte ich sofort. Mir tat Luzifer, der nun alleine in dem Knast saß, sehr leid. Doch ich hatte wahrlich die Hoffnung es irgendwie selbst zu schaffen. Chamuel grinste mich boshaft an: „Tja, das kommt ganz darauf an wie kooperativ du bist, kleine Aris.“ Meine Hände zitterten, jedoch war es das Opfer wert. Noch einmal sammelte ich all meinen Mut und Überlebenswillen. Für das, was von meiner Familie übrig geblieben war...

„Ich werde dir meine Treue beweisen! Lass mich deine Frau werden!“ Plötzlich starrte Chamuel mich völlig überrascht und sprachlos an, ehe er sich die Hand gegen die Stirn schlug: „Sollte das ein Antrag sein!? Sowas ist mir ja noch nie im Leben passiert... Äh... Also heiraten hatte ich nicht vor. Ehrlich nicht... Aber du könntest meine Lustsklavin sein, haha!“ „Wenn es das ist, was du dir wünschst“, antwortete ich kleinlaut.

Reichte ihm diese Schlampe Fiona nicht als treue Dienerin im Bett!? Seufzend setzte ich mich auf den großen Sessel und sagte nichts weiter zu ihm.

Er lehnte sich jedoch über mich und grinste mich erneut an: „Du darfst dich hier meinetwegen frei bewegen. Aber sei dir bewusst, dass du unter Beobachtung meiner Diener stehst. Eine falsche Handlung und dein Opi wird mehr als einen gebrochenen Knochen haben.“ „Wehe du bringst ihn um!“ „Umbringen? Wer redet denn von umbringen... Nein, jeden einzelnen Knochen breche ich ihm. Nun, wo waren wir stehen geblieben? Du wirst nichts und niemanden angreifen, keine eigensinnigen Aktionen starten und du hast ohne zu klagen bereit zu sein, wenn ich nach dir verlange. Verstanden? Wenn nicht, kannst du gleich wieder in deine Zelle wandern.“ „Verstanden“, antwortete ich kaum hörbar und wendete meinen Blick ab. Auf was hatte ich mich nur eingelassen?

Doch... Warum war er so gnädig mich hier frei herumlaufen zu lassen? Dass ich bewacht werden würde, hatte ich mir schon gedacht, aber... Es schien mir doch fraglich, dass er sich darauf einließ.

„Chamuel? Warum tust du das?“ „Spiel und Spaß“, gab er knapp zurück, doch ich glaubte ihm nicht, dass er das einfach so aus Spaß tat. Nach allem was ich bisher mitbekommen hatte, waren schreckliche Dinge geschehen. Rache war eine schreckliche Sache.

Ich wollte den Grund für seine Taten zu gerne herausfinden. Was hatten Gott und Luzifer damit zu tun? Luzifer hatte bis zuletzt über das Thema geschwiegen. Vielleicht konnte ich mir ja Chamuel's Vertrauen erkämpfen... Und vielleicht könnte ich ihm dann helfen zu verzeihen. Manchmal hasste ich es ein Engel mit gutem Herzen zu sein. Erneut ergriff ich die Initiative und legte meine Arme um ihn, als plötzlich ein Klopfen an der Tür ertönte und kurz darauf Riann und Fiona herein kamen. Zu gerne hätte ich noch erfahren wie Chamuel auf meine Umarmung reagiert hätte, doch er hatte sich inzwischen abgewendet und erwartete Bericht von seinen Dienerinnen.

„Lord, wir haben das Mädchen ausfindig gemacht.“

Mir blieb fast das Herz stehen. Sie hatten Juline gefunden!? Ich wollte nicht glauben, dass meine beste Freundin und einzige Hoffnung nun in derartiger Gefahr schwebte.

Chamuel rieb sich die Hände und lachte triumphierend: „Wo ist diese Göre?! Hahaha!“ „Lord, sie befindet sich in Amerika. In einer Stadt namens Orlando, wo sie sich seit ihrer Ankunft mit den Assistants herumtreibt.“ „Soso. Hmm... Was tun wir denn dann als nächstes? Schauen wir doch mal.“

Er hob seine Hand empor und ließ durch seine Kräfte Bilder auf der Handfläche erscheinen. Darauf sahen wir Juline, die sich ganz eifrig und offensichtlich glücklich mit einem jungen Mann unterhielt, der braune Haare und grüne Augen hatte. Hatte sie uns also doch vergessen?

Für einen kleinen Augenblick empfand ich das Gefühl von Wut gegenüber Juline. Wie konnte sie nur so glücklich aussehen, während wir hier um unser Leben bangen mussten? Doch meine Vernunft stimmte mich wieder ruhig. Sie konnte doch nicht nur wochenlang Trübsal blasen. Sicherlich hatte sie uns nicht vergessen und darüber nachgedacht wie sie uns retten könnte. Sie wusste ja nichteinmal wie man ins Himmelsreich käme. Wie sollte sie dann diesen bescheuerten Engel finden, der uns angeblich helfen könnte!?

„Interessant“, sagte Chamuel nachdenklich und ließ die Bilder verschwinden, ehe er sich an Riann wandte: „Wer ist der Kerl?“ „Meinen Recherchen nach ist der Junge ein Assistant mit dem Namen Fabio Coldfire.“ „Aha. Sie scheint ihn ja sehr gern zu haben.“ „Lord? Wie sollen wir verfahren?“, erkundigte sich Fiona und grinste, während Riann traurig zu Boden blickte. Chamuel ließ sich noch etwas Zeit nachzudenken, dann lachte er wieder: „Ach, warum so eilig? Spielen wir noch etwas weiter. Luzifer soll schließlich auch noch etwas von seiner Zeit als Gefangener haben. Wenn wir sie jetzt töten, ist doch alles viel zu schnell vorbei. Riann! Ich möchte, dass du ihr junges Glück etwas... Manipulierst. Dräng dich zwischen die Beiden und schnapp dir diesen Kerl. Liebeskummer ist immerhin eine tolle Sache. Und wenn er dir dann völlig verfallen ist, lässt du ihn fallen wie eine heiße Kartoffel, hahaha!“ „Äh... Lord...“ „KEINE WIDERREDE!!!“

Wortlos und völlig verängstigt verneigte sich Riann erneut und Fiona klopfte ihr auf den Rücken: „Ich beneide dich! Dieses Schauspiel wäre genau mein Fall. Aber ich freue mich, dass du nun auch endlich mal dein Können unter Beweis stellen kannst. Lord? Sollten wir nicht ein paar Dämonen als Ankündigung schicken? Wir müssen sie ja nicht töten... Es könnte... eher eine Art Warnung und Einschüchterungstaktik sein.“ „Ich freue mich, dass du nicht nur im Bett zu etwas taugst, Fiona. Das ist eine gute Idee und ich werde mir einen Angriff überlegen. Entschuldigt mich, ich muss Pläne austüfteln!“

So ließ Chamuel uns drei alleine in dem großen Raum, der einst das Büro von Luzifer war, zurück. Fiona verschränkte sofort die Arme und blickte mich höhnisch an: „Was suchst du eigentlich hier? Solltest du nicht in dem schimmeligen Kerker sitzen?“ „Das tut mir leid für dich... Aber dein Lord scheint mich recht gerne zu haben. Demnach darf ich mich nun frei hier bewegen.“

Mit langsamen Schritten und wütendem Blick kam sie mir etwas näher: „Hör zu, kleine Engelsschlampe, ich kann dich nicht leiden. Ja, ich hasse dich und ich werde alles dafür tun dir das Leben hier so schwer wie möglich zu machen. Niemand schnappt sich mir meinen Lord vor der Nase weg.“ „Wenn er das so will, wirst du kaum etwas tun können.“ „Pah! Du wirst mich noch erleben! Miststück!“

Nun verließ auch sie schnell und wütend den Raum.

Endlich hatte ich Riann einen Moment bei mir alleine. Sie war bei weitem nicht so bösartig wie die anderen Beiden und passte nicht in dieses Trio. Mit sanften und mitfühlenden Blicken guckte ich zu ihr: „Warum tust du das?“ „Was?“, fragte sie verwirrt und schien aus ihren Gedanken gerissen.

„Diese ganzen grausamen Pläne... Du machst nicht den Anschein als wärst du zu irgendwelchen bösen Taten fähig.“

Wieder verzog sie den Mund zu einer traurigen Mine und schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte einen deutlich sichtbaren Kampf mit ihren Tränen: „Ich muss das tun... Ich hasse das alles hier. Ich hasse die Dinge, die sie tun und ich hasse ihn! Aber Fiona ist meine beste Freundin... Sie war meine beste Freundin, wenn ich ehrlich sein soll. Damals, als sie noch bei klarem Verstand war. Doch dann hat sie sich Chamuel angeschlossen, ist völlig anders geworden. Sie hat Gott den Rücken gekehrt und wollte mich mit in die Faszination des Bösen ziehen. Ich folgte ihr.“

„Warum?“, fragte ich und war sehr ergriffen von ihrer Trauer. „Weil... weil ich noch immer die Hoffnung habe, dass Fiona eines Tages wieder normal wird. Ich möchte doch nur meine beste Freundin zurück.“ „Verstehe... Riann, wir werden es irgendwie schaffen. Ich habe mir nämlich auch ein ähnliches Ziel gesetzt. Ich will herausfinden, warum Chamuel das alles tut und ihn dazu bringen von seiner Rache abzulassen. Vielleicht schaffen wir es dann auch Fiona zurück zu holen.“ „Ach Aris...“, seufzte sie und fiel mir in die Arme.

„Riann, sag mir was mit Chamuel geschehen ist, dass er diesen Hass in sich trägt.“ Nun löste sie sich von mir und wischte sich eine Träne vom Auge: „Es tut mir sehr leid, Herrin. Ich weiß es nicht... Er hat uns nie erzählt was geschah.“

Dass er nichtmal seinen Dienerinnen erzählte warum er das alles tat verwunderte mich dann doch sehr. Aber ich glaubte ihr. Sie war so verzweifelt und im Grunde hatten wir das selbe Ziel. Wir wollten unsre Lieben retten.

„Wie wirst du nun vorgehen?“, fragte ich ruhig und streichelte ihr über die Schulter. Dann wendete sie sich ab und blieb kurz vor der Tür nochmal stehen: „Die Befehle ausführen...“

Nun war ich alleine und musste nochmal über alles nachdenken, was in der letzten viertel Stunde geschehen war. Sie hatten Juline gefunden... Und statt sie töten zu wollen, würden sie ein bisschen mit ihren Gefühlen spielen. So grausam es auch sein mochte, fand ich diesen Schritt äußerst vorteilhaft für uns. Juline's Kräfte waren außerordentlich stark, wenn sie wütend wurde. Allerdings hoffte ich, dass sie es nicht übertreiben würde. Ihre Kräfte würden ihren Körper zerstören... Chamuel sagte auch, er plane einen Angriff. Aber da er sie ja nicht töten wollte, würde sie damit zurecht kommen. Ich sollte mir also keine Sorgen machen und an meinen eigenen Plänen weiterarbeiten. Riann war mir, um ehrlich zu sein, keine große Hilfe. Sie war zu verängstigt und unterdrückt. Ich würde sie zwar vielleicht noch gebrauchen können, jedoch sollte ich alleine mir selbst trauen.

Während ich weiter in Gedanken schwelgte, fiel mein Blick auf die hinterste Ecke des Zimmers, in der eine seltsame Kugel lag. Neugierig lief ich zu ihr hinüber. Die Kugel lag auf einem kleinen Regal gepolstert durch ein Kissen. Fast schon wie ein Ausstellungsstück in einem Museum.

Von ihr ging eine seltsame Aura aus. Eine sehr starke Aura gefüllt mit reinem Licht. Ob die Kugel damals Chamuel gehörte, als er noch ein Erzengel war? Sie zog mich förmlich magisch an und zog mich in ihren Bann. Ich konnte nicht anders als sie anzufassen.

Kaum hatte ich meine Hand darauf gelegt, schien ich nicht mehr in diesem Raum zu sein. Alles war schwarz um mich herum und nur weit entfernt sah ich Licht. So schnell ich konnte rannte ich dort hin und blieb entsetzt stehen, als ich eine Frau sah. Sie saß mit halb geschlossenen Augen auf dem Boden und schien mit sich selbst zu kämpfen. „Hey!“, rief ich ihr entgegen, wodurch ihre Aufmerksamkeit auf mich fiel: „Hilfe“, hauchte sie in einem schwachen Flüstern, das dennoch die Umgebung durch hallte. Dann brach sie zusammen und verwandelte sich in einen Lichtstrahl, der nach oben schoss.

In diesem Moment endete mein Traum und ich stand wieder in Chamuel's Zimmer. Die Kugel schwebte inzwischen und leuchtete hell. Dann schoss auch sie durch die Decke hinaus, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Meine Hände zitterten. Was war hier los? Was war das für eine Kugel!? Und... Was, wenn sie für Chamuel eine wichtige Bedeutung hatte? Er würde mich umbringen!

Leider war es zu spät für Ausreden, denn die Tür schlug mit einem heftigen Knall auf: „Was ist das hier für ein Lärm!? Was hast du gemacht!?“, fragte Chamuel empört und starrte zum Loch in der Decke.

„Es... es tut mir leid!!! Ich hab gar nichts gemacht! Nun... Doch, da war diese Kugel, aber sie ist einfach davon geflogen! Bitte, glaub mir! Ich wollte nicht, dass...“ Während ich redete kam er zu mir gelaufen und schlug mich, sodass ich nicht weiter reden konnte.

Meine Hand zitterte immernoch, als ich sie auf meine schmerzende Wange legte. „Die Kugel ist mir scheiß egal! Eigentlich ist es ganz gut, dass sie weg ist. Von ihr ging zu viel Lichtenergie aus. Das hat meine Arbeit beeinträchtigt. Was ich allerdings gar nicht leiden kann ist, wenn man hinter meinem Rücken in meinen Sachen herumschnüffelt! Warum bin ich auch so dumm und lasse dich hier? Du gehst wieder zurück!“ „Nein!“, entgegnete ich hektisch und legte meine Arme um seine Schultern, ehe ich ihn küsste. „Lass mich bei dir bleiben...“, flehte ich ihn an. In diesem Kellerloch könnte ich meine Pläne vergessen. Einen Moment lang starrte er mich erneut verwundert an und tief in deinen Augen konnte ich diese bitterliche Enttäuschung und Trauer erkennen, die er so gekonnt überspielte.

„Warum willst du das?“, fragte er mich schroff. „Ich habe deine Eltern getötet! Ich werde auch den Rest deiner Familie erledigen.“ „Tu was du willst, aber lass mich nicht los.“

Erneut küsste ich ihn und diesmal entgegnete er meine Berührungen und Küsse. Obwohl ich vor vielen Tagen noch eine schreckliche Angst vor diesem Augenblick hatte, fühlte ich mich überhaupt nicht mehr schlecht, jetzt wo es soweit war. Als ich noch bekleidet auf ihm saß hielt er kurz inne und guckte mich erneut an: „Hast du Angst?“ „Wovor?“ „Du bist grade auf dem besten Wege Gottes Gesetze zu brechen. Engel wie du dürfen keinen Sex mit anderen Engeln haben.“ „Engel wie ich? Soll das ein Scherz sein? In meinen Adern fließt ebenfalls das Blut eines gefallenen Engels. Gottes Gesetze gelten nicht für mich.“

Natürlich lebte ich bisher trotz allem als ein Engel Gottes... Meine Heimat war jedoch das Reich der Dunkelheit und Elemente. Warum sollten mich nun gerade diese Gesetze, für die ich nie Verständnis hatte, daran hindern zu Sünden?

Während Chamuel mich berührte vergaß ich fast, wer er eigentlich war. Ich hatte mir alles viel schlimmer vorgestellt als es war... Und ich war mir sicher, er wäre noch zu retten. Irgendwo tief in seiner verbitterten Seele, hatte auch er noch einen Hauch Liebe.

Danach, als er noch auf mir lag, guckte er mir noch einmal in die Augen als könnte er meine Gedanken lesen: „Versuche nicht mich irgendwie umstimmen oder“retten“ zu wollen... Es ist einfach zu spät dafür.“ „Was?“ „Ich sehe das in deinen Augen! Ich weiß was du vor hast... Vergiss es schnell!“ „Chamuel... Was ist passiert?! Wenn ich es wüsste, dann...“

Er seufzte und zog sich wieder an, während er mich wütend anguckte: „Es ist Ironie... Gottes grausame Ironie. Stell dir vor du müsstest überall Liebe verbreiten, siehst die glücklichen Männer und Frauen, wie sie sich schwören nie wieder ohneeinander zu leben... Und du selbst verliebst dich... Dann wird deine große Liebe weg geschickt und umgebracht.“ „Du meinst Sacred Feye, oder?“ „Tzz... Wenn es nur dabei geblieben wäre. Stell dir vor, das Selbe passiert dir dann noch ein zweites mal...“

„Wie!?“ „Ein Engel der Liebe, der nicht lieben darf... Sowas braucht man nicht. Deswegen werden sie alle dafür büßen.“ „Chamuel!“ „Du kannst mich nicht aufhalten! Vergiss es einfach...“

Wieder zog er sich zurück und ich saß noch vor mehr Rätseln als zuvor... „Stell dir vor, das passiert dir noch ein zweites mal...“ … Was geschah!? Was hatte Luzifer nur getan? Warum musste das alles so kommen? War Gott vielleicht wirklich nicht so gütig und liebevoll wie alle immer sagten? Und wenn Luzifer die ganze Zeit recht hatte? Ich stand vor tausenden Fragen, die meinem Kopf Schmerzen bereiteten. Ich wollte doch nur endlich die Wahrheit wissen...
 

~ Juline Coldfire ~

Nervös zupfte ich meine Klamotten zurecht und betrachtete mich kritisch im Spiegel. Wie konnte ich dem nur zustimmen?! Er machte sich doch bestimmt nun nur noch mehr Hoffnungen. Verdammt! Aber es klang zu gut um abzulehnen, immerhin war ich noch nie auf einem Jahrmarkt. Während ich mich weiter kritisch beäugte, dachte ich an den gestrigen Abend an dem Fabio mich fragte, ob wir nicht zusammen dorthin gehen wollten.

Was sollte ich nur tun? Ich wollte gut aussehen, jedoch nicht so gut, als sei es ein Date. Oh, er meint sicherlich, dass es ein Date ist!

„Mel! Ich weiß nicht was ich tun soll... Ich bin so verwirrt.“ „Hach, das ist die Liebe.“ „Welche Liebe bitte?!“ „Gib doch zu, dass du voll auf den Kleinen abfährst.“ „Pff! Er ist nur ein guter Freund.“ „Sicher...“

Wieso meinten inzwischen alle, dass Fabio und ich praktisch füreinander bestimmt waren? Wir verstanden uns gut und wir alberten gerne herum... Aber... Schien das zu auffällig? Wieso musste Freundschaft zwischen Mann und Frau so kompliziert sein?

In wenigen Minuten sollte ich losgehen und ich wurde hektisch. Schnell warf ich meine eigenen Sachen, die ich mir in meiner Zeit auf der Erde angeschafft hatte, in meine Handtasche und eilte zur Tür. Hinter mir hörte ich Melody amüsiert kichern und ich hatte das Gefühl, dass ausnahmsweise ich sie hassen würde. Als ich Fabio am Hoteleingang stehen sah lächelte ich leicht verlegen und versuchte meinen Stress der letzten Minuten zu vergessen.

„Na? Bist du soweit?“, fragte er und wirkte recht nervös. „Ich bin total gespannt! Immerhin habe ich so etwas noch nie im Leben gesehen! Ich mag alles entdecken und erleben!“ „Du wirst begeistert sein, haha!“

Draußen wollte ich eigentlich den Gehweg entlang laufen und war verwirrt, als Fabio zu einem Auto lief und die Tür öffnete. „Du hast ein Auto?“, fragte ich verblüfft. „Naja, unsere Familie hat ein Auto, das meistens von Ma oder Dad genutzt wird.. Also müssen Jade und ich die Füße benutzen.“ „Achso... Und Adriano?“ „Tja, der hat vor einigen Wochen sein Motorrad geschrottet, hahaha. Das war, bevor du hierher gekommen bist. Wahrscheinlich ist es bald wieder aus der Reparatur raus. Mum hat vielleicht einen Terz gemacht, haha.“

Wie er das wohl geschafft hatte? Vielleicht könnte ich Adriano dazu überreden mich mit seinem Motorrad durch die Stadt zu fahren, sobald es wieder repariert wäre.

Immerhin war ich nun wieder schrecklich neugierig und es kribbelte mich in den Fingerspitzen. Aber eigentlich hatte ich mir vorgenommen ihm in nächster Zeit aus dem Weg zu gehen.Nach allem was im Meer zwischen uns geschehen war... Meine Zeit hier war aber begrenzt und ich wollte jede Minute nutzen und genießen. Also sollte ich mich zusammenreißen.

„Was ist los? Du bist so still“, sagte Fabio plötzlich und guckte mich besorgt an. „Nichts! Tut mir leid... Ich war etwas im Gedanken.“ „Ich verstehe, dass es dir bestimmt nicht gut geht wegen deinem Vater und deiner Freundin. Aber wie ich schon gesagt habe, wenn du ständig nur in dem Zimmer sitzt und über eine Lösung grübelst, wirst du nicht weit kommen. Später wird’s vielleicht noch ernst genug, also versuch dich lieber etwas abzulenken.“

Ich fühlte mich schlecht, weil er nun davon ausging, dass ich wegen meiner Familie am Grübeln war, obwohl ich über Adriano und mich nachdachte. Trotzdem machte ich mit, immerhin wollte ich ihn nicht verletzen.

„Ja, du hast recht. Einfach durch Nichtstun werde ich auch keine Möglichkeit finden ihnen zu helfen. Vielleicht finde ich unterwegs ja ein Wunder, haha.“ Im Grunde hoffte ich einfach nur, dass Sacred Feye in nächster Zeit nochmal vor mir erscheinen würde. Dann könnte ich sie fragen wie ich ins Himmelsreich kommen könnte. Erneut nahm ich mir für diesen Abend vor, nicht so viel darüber nachzudenken und mich abzulenken.

Immerhin hatte ich gute Gesellschaft, durfte in einem Auto sitzen und vielleicht gleich Achterbahn und Riesenrad fahren.

Nun waren wir auch schon fast da. Von weitem konnten wir schon das Riesenrad und die Geschäfte erkennen. Die vielen Lichter ließen mein Herz höher schlagen. Als wir nah genug kamen, konnte ich auch schon Musik hören, die nach und nach lauter wurde. Schließlich fuhren wir über den riesigen Parkplatz und suchten eine Lücke. Meine Hände zitterten und ich wäre am liebsten gleich losgerannt, als wir ausstiegen.

„Was machen wir als erstes!?“, fragte ich aufgeregt und sprang auf und ab. „Das darfst du entscheiden“, gab Fabio gelassen zurück. Als wir dann durch den Eingang liefen war ich völlig überfordert und beeindruckt. Zu viele Lichter... Zu viel Musik! An jeder Ecke war etwas Anderes zu entdecken und ich konnte nicht mehr entscheiden wo wir zuerst hingehen sollten.

„Wir klappern einfach jedes Geschäft ab, bis du alles gesehen hast“, schlug Fabio vor. „Okay!!! Ja!!! Waaah, es ist so... Soooo toll hier!!!“

Aufgeregt folgte ich Fabio zu den verschiedenen Buden, bevor ich einen großen Stand entdeckte, an dem hunderte bunte Sachen aufgestellt waren. Darunter Kuscheltiere, die fast so groß waren wie ich selbst. Der Mann, der vor der Bude stand, sprach laut in ein Mikrofon und lockte somit die Besucher an.

„Was ist da los?“, fragte ich neugierig. „Ach... Das ist eine Losbude. Du kaufst Lose und hast die Chance etwas zu gewinnen. Allerdings... Naja, so was zu gewinnen ist sowas von unwahrscheinlich.“

„Wirklich?! Das ist schade, der riesige rosa Hase gefällt mir total!“ „Sicher finden wir an einem anderen Stand auch noch sowas.“ Ich konnte meine Blicke nicht von dem Hasen losbekommen, bis wir vor einer anderen Bude standen.

Auch hier hingen süße Plüschtiere am Dach und an der Rückwand bewegten sich dutzende kleine Ziele. Davor standen einige junge Leute, die mit Gewehren auf die Ziele schossen.

„Sind das echte Knarren!?“, fragte ich empört, weshalb Fabio lachte. „Nein, natürlich nicht. Ehrlich gesagt hab ich das noch nie gemacht. Chris und Jo können das gut. Aber wenn du willst, probier ich es mal“, sagte er noch und lachte dann kläglich. Ich wollte ihm nicht antun sich vor mir lächerlich zu machen und erblickte etwas ganz anderes. Es war viel größer als die Buden um uns herum und wirkte ziemlich gruselig. Motiviert packte ich seinen Arm und zeigte darauf: „Vergiss die Knarren, was ist das hier?“ „Das Geisterhaus.“ „GEISTER!? Sowas gibt es doch... garnicht.“ „Da drinnen gibt es Geister, Zombies, Spinnen...“ „SPINNEN!?!“ „Haha, ja! Magst du rein gehen? Ich beschütze dich auch.“

Plötzlich sah ich wieder Adriano vor mir, wie er mich am Strand in den Armen hielt... „Wenn dich der Verrückte findet, beschütze ich dich. Egal wie.“ Ein schriller Schrei vom Geisterhaus riss mich aus meinem Gedanken und erschreckte mich so sehr, dass ich mich an Fabio klammerte.

„Wenn du zu große Angst hast, können wir auch weiter.“ „Nein! Ich will einmal in meinem Leben so etwas sehen. Von innen! Also gehen wir rein.“ „Haha, okay! Aber wehe du heulst danach.“ „Ist es so schlimm!?“, fragte ich kleinlaut und bekam doch leicht Angst. „Nein, es ist ganz lustig.“

„GANZ LUSTIG, JA!?!“, keuchte ich fast atemlos und griff mir ans Herz. Ich hatte mich unzählige male erschrocken, musste schreien und wäre Fabio fast an den Hals gesprungen, als ein Zombie hinter uns auftauchte und uns anschrie. Er guckte mich mitleidig an: „Sorry... Ich dachte ehrlich, du würdest dich nicht so schnell fürchten. Wie kann ich es wieder gut machen? Hey, da vorne gibt’s ganz viel Süßkram. Hast du schonmal Zuckerwatte probiert?“ „Zuckerwatte!? Klingt lecker!“, antwortete ich nun und hatte die ganze Furcht schon wieder vergessen.

Hibbelig schaute ich dem Verkäufer dabei zu wie er den Holzstab durch diese Maschine drehte bis ein richtiger Wattebausch daran hing.

„Das kann man essen?“, fragte ich fasziniert und Fabio lachte: „Klar, kann man! Du wirst es lieben.“

Neugierig riss ich ein Stück ab und stopfte es in meinen Mund. So süß und so lecker! Wahnsinn! „Das ist total klasse!!! Ich will ganz viel davon!!!“, jubelte ich, während ich mich über den Rest hermachte.

Da fiel mein Blick schon wieder auf das nächste Monstrum, das sich vor uns aufbäumte. Aufgeregt zeigte ich mit dem Finger darauf: „Was ist das?! Sieht riesig aus!“ „Das ist... Eine Achterbahn...“ „Wooow! Ist die schnell!“, sagte ich, als ich den Wagen über die Schienen rasen sah. Fabio's sonst so braungebrannte Haut, wirkte plötzlich so blass.

„Du willst aber nicht etwa...“ „Warum nicht? Es sieht lustig aus! Bitte!“, bettelte ich und sprang vor ihm hin und her. Ich war so hin und weg, dass ich kaum bemerkte, dass er nur sehr ungern mit mir einstieg. Während wir diese Sicherheitsstangen über unsere Schultern klappten, kribbelte es in meinem ganzen Bauch und ich war nur am jubeln. Fabio hingegen starrte schweigsam geradeaus und hatte dicke Schweißtropfen auf der Stirn.

Ich krallte mich an der Halterung fest als es endlich losging. Anfangs ging alles noch recht angenehm und in einem entspannenden Tempo, doch schnell ging es schon nach Oben und ich verstand noch gar nicht, wann die Bahn so schnell werden würde. Stattdessen genoss ich den Ausblick und schrie schockiert auf, als wir abwärts rasten. Auch die anderen Leute in der Bahn schrien. Es ging so schnell, dass ich nur spät merkte, dass wir bereits durch einen Looping gedonnert waren. Je länger die Fahrt ging, desto mehr Spaß machte es.

Ich riss die Arme hoch, stieß Jubelschreie aus und liebte das Gefühl im Bauch, wenn es wieder abwärts ging.

Viel zu schnell war die Fahrt schon vorüber und ich stieg völlig begeistert und leicht schwankend aus. Es erinnerte mich an das Gefühl vom Fliegen, was etwas Sehnsucht in mir hervorrief.

Fabio's Anblick ließ mich diese Sehnsucht allerdings gleich vergessen. Er torkelte stark und sein Gesicht war kreidebleich. Besorgt legte ich meine Hand auf seinen Arm: „Fabio!? Alles in Ordung? Geht es dir gut?“

Er antwortete nicht, sondern gab mir einfach nur ein Handzeichen, während er sich mit der anderen Hand den Bauch hielt. Langsam verließen wir die Achterbahn komplett und als wir neben ein paar Büschen standen, konnte er sich scheinbar nicht mehr weiter zurückhalten und übergab sich erstmal.

„Oh, Fabio... Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du die Achterbahn nicht verträgst!? Du machst Sachen... Am besten setzt du dich erstmal auf diese Bank hier und ich organisiere etwas Wasser für dich.“ „Okay...“, antwortete er etwas heißer und putzte sich die Nase.

Nachdem er mir seinen Geldbeutel gab, ging ich auf die Suche nach einem Stand, wo es etwas zu Trinken gab. Der Arme... Er wollte sich bestimmt einfach nur nicht blamieren.

Ob Adriano auch keine Achterbahnen mochte? Wie es wohl überhaupt mit ihm hier wäre? Für einen kurzen Augenblick erwischte ich mich dabei, wie ich anfing ihn zu vermissen. Seit unserem Treffen am Strand war kaum Zeit vergangen und trotzdem würde ich ihn am liebsten sofort wiedersehen. Doch das war unmöglich. Ich wollte nicht mit Fabio spielen, natürlich mochte ich ihn sehr gerne. Ich hätte gleich absagen sollen um ihm keine Hoffnungen zu machen.

Nach wie vor war ich der Meinung, dass es eh unsinnig wäre, wenn ich mir hier einen Freund suchen würde. Ich war zwar auch neugierig, auf die ganzen neuen Gefühle, aber nicht zu diesem Preis. Es würde ein schmerzhafter Abschied werden. Falls wir es überhaupt schaffen würden Chamuel zu besiegen.

Langsam kehrte ich mit einem Becher Wasser zurück zu Fabio der etwas besser aussah.

„Du hättest wirklich nicht mit mir Achterbahn fahren müssen“, sagte ich leise, während ich ihm den Becher gab. „Danke... Ich wollte nur, dass du Spaß hast.“ „Das hätte ich auch so... Dazu brauche ich keine Achterbahn. Obwohl es ein herrliches Erlebnis war. Diesen Abend werde ich bestimmt nicht vergessen. Danke, dass du das für mich auf dich nimmst.“ Er schenkte mir ein Lächeln als Antwort und trank sein Wasser weiter.

„Machen wir als nächstes bitte etwas ungefährliches?“, fragte er resigniert, worauf ich lachen musste. „Ja! Hmm... Wie wäre es mit... Ah! Das Riesenrad. Ich würde gern noch einmal die Stadt von so weit oben sehen. Aber nur, wenn du auch willst. Sei ehrlich!“ „Okay, Riesenrad ist nichts Schlimmes. Gehen wir.“

Ich hoffte, dass es für ihn wirklich okay war, doch bald waren meine Sorgen schon wieder vergessen, denn der Ausblick war grandios! Die vielen bunten Lichter der Stadt ließen alles so friedlich erscheinen.

Plötzlich nahm Fabio meine Hand, worauf ich sehr nervös wurde. Doch auch er wirkte ziemlich angespannt: „Juline... Danke, dass du heute mit mir hierher gekommen bist. Der Abend hat echt viel Spaß gemacht... Trotz Achterbahn und so.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte weil ich diese Vorahnung hatte, was er mir als nächstes sagen würde.

„Weißt du, ich mag dich echt sehr gerne.“ Mir stockte der Atem... Dass er dies zu mir sagen würde, ahnte ich ja, dennoch traf es mich völlig unvorbereitet. „Fabio... ich...“ „Verstehst du wie ich das meine?“ „Ja, ich denke schon... Aber Fabio...“ „Aber?“, fragte er mit enttäuschten Blicken. „So etwas ist für mich in dieser Situation unmöglich. Es würde uns anfälliger machen und alles nur verschlimmern.“ „Warum verschlimmern? Wir würden das zusammen durchstehen!“ „Ach Fabio... Du bist wirklich süß. Aber es geht nicht. Nicht hier und heute...“

Die restlichen Minuten im Riesenrad zogen sich und waren erfüllt von peinlicher Stille.

Es war, als wäre zwischen uns eine Eisschicht entstanden. Ich konnte verstehen, dass er enttäuscht war. Doch für mich war das undenkbar.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht verletzen. Wirklich! Es tut mir leid... Der Abend war sehr schön und danke für die Dinge, die ich erleben konnte, aber ich glaube ich gehe nun zurück ins Hotel.“ „Soll ich dich nicht fahren?“ „Nein! Nein... Danke. Ich brauche einen freien Kopf.“ „Okay...“, antwortete er mit gesenktem Kopf und guckte mir hinterher nachdem ich ihm einen Kuss auf die Wange gab und davonlief.

Der ganze Abend war ein Fehler!

Während ich frustriert durch die Straßen rannte, kamen mir die Tränen. Ich fühlte mich so schuldig und undankbar. So schlecht... Ich wollte ihn und seine Gefühle nicht ausnutzen!
 

Als ich zurück ins Hotelzimmer kam, sah ich Melody, die gemütlich auf ihrem Bett lag und in den TV starrte. Sie blickte verwundert zu mir: „Huch, du bist ja schon zurück. War es nicht gut?“ „Doch! Es war super. Aber ich bin müde und... Ach, ich geh noch etwas auf den Balkon. Ich brauche Ruhe.“ „Äh... Okay“, antwortete sie verdutzt und interessierte sich dann wieder mehr für den TV.

Eigentlich war ich ganz froh darüber. Ich wollte nicht über den Abend und das Geschehene ausgefragt werden. Und natürlich wusste ich, dass sie es nicht erwarten konnte alles zu erfahren. Trotzdem wollte ich Ruhe. Wieso musste ich mir selbst alles so kaputt machen? Ich kann doch schon kaum Adriano ohne Gewissensbisse ins Gesicht schauen... Jetzt noch Fabio! Und die Beiden waren auch noch Brüder. Ich wollte keinen Keil zwischen sie treiben. Seufzend blickte ich zum Strand und zum Meereshorizont. Gefühle waren kompliziert... Und wieder bemerkte ich, wie ich mich danach sehnte Adriano wiederzusehen.

Plötzlich erschien ein helles Licht in Form einer Kugel im Himmel und schwebte langsam zu mir.

Fragend breitete ich die Hände aus, worin sie landete.

„Nanu? Was bist du denn?“

Im selben Augenblick wurde alles schwarz um mich herum und ich stand vor einer Frau, die Licht ausstrahlte. Sie hatte hellbraune Haare und rosa Strähnen. Ihre Augen schimmerten in einem hellen Türkis.

„Wer bist du?“, fragte ich neugierig. Offensichtlich ging von dieser Lichtkugel eine seltsame Macht aus. „Du musst mir helfen!“, keuchte sie schwach. „Die ganze Welt... Sie ist in Gefahr. Du... Du musst dieses Monster aufhalten. Das Gleichgewicht ist am Zerbrechen und... wenn es komplett zerstört ist, wird die Welt ebenso zerbrechen.“ „Was!? Redest du von Chamuel?“ „Juline, du kannst es schaffen... Hilf mir!“

Dann stand ich wieder auf dem Balkon und hielt diese rosa Kugel in der Hand. Sie leuchtete nun nicht mehr.

„Was war das!?“, fragte Melody entsetzt, als sie zu mir gerannt kam. „Ich weiß es nicht... Ich hatte eine Art Vision. Diese Kugel gehört zum Himmelsreich...“ „Meinst du das ist der Schlüssel zum Sieg über dieses Scheusal!?“ „Vielleicht... Wenn ich nur noch mehr darüber herausfinden könnte. Leider weiß ich so gut wie nichts über die Engel und ihre Welt...“ „Die Hinweise kommen von selbst, haha. Wenn du noch weitere vier Wochen abwartest, passiert vielleicht endlich etwas.“ „Na klasse. Dann ist es bestimmt zu spät.“

Melody ging wieder ins Zimmer und ich setzte mich mit der Kugel in den Händen an den Balkontisch und grübelte...
 

~ Kapitel 11 ~ Nur ein Spiel ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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