Elementary Angels von KizuYukiha (Trilogie - Staffel 3) ================================================================================ Kapitel 10: Wasser und Dunkelheit --------------------------------- Kapitel 10 ~ Wasser und Dunkelheit ~ Juline Coldfire ~ „Der sieht doch richtig hübsch aus!“, sagte Jade zufrieden und hob mir einen rosa farbenen Bikini entgegen. Caro schüttelte den Kopf: „Viel zu freizügig!“ „Na und? Fabio soll doch was zum Gucken haben!“, antwortete Jade wieder mit einem Lachen und ich riss ihr verlegen den Bikini aus der Hand: „Niemand soll mich angaffen!!!“ Nun mussten auch Caro und Melody lachen. Verlegen legte ich das Teil zurück und nahm mir einen anderen Bikini, der nicht so knapp geschnitten war. Jade verschränkte die Arme: „Also wirklich! Du hast nichts, was du verstecken musst, Juline!“ „Mir ist aber etwas weniger auffälliges lieber...“ „Mir auch...“, pflichtete Caro bei. Langsam ging sie mir so richtig auf die nerven mit ihrer Eifersucht. Dass Adriano sich mir gegenüber so abweisend und ignorant benahm, lag sicher nur an ihr. Was war das für eine Beziehung die die Beiden da hatten? So etwas kannte ich nicht... Meine Eltern waren immer sehr liebevoll zueinander, obwohl Dad sich damit überhaupt nicht auskannte und sich öfters mal peinlich benahm. Auch Reeza und Kite waren immer so unzertrennlich. Aber die Beiden... Sie fuhren sich bei jeder Kleinigkeit an und Caro wurde immer schrecklich zickig, wenn Adriano und ich uns auch nur im selben Raum befanden. Was Fabio betraf... Die Anderen glaubten wohl ich sei zu dumm um zu bemerken, dass sie uns beide verkuppeln wollten. Fabio war wirklich nett und in den letzten Tagen hatten wir öfters miteinander geredet. Trotzdem ließ ich mich nicht so einfach verkuppeln. „Gut, können wir nun bezahlen gehen? Sonst sind wir zu spät dran. Die Jungs warten bestimmt schon auf uns“, drängte Jade und nahm uns mit zur Kasse um meinen neuen Bikini zu bezahlen. Um genau zu sein spendierte Melody ihn mir. „Mel's Geldhaufen wird nie kleiner, oder?“, fragte Caro sarkastisch. „Sagst gerade du?“, konterte sie darauf hin. „Mädels! Reißt euch zusammen! Wir wollen doch Spaß haben, oder?“ „Natürlich werden wir Spaß haben, Jade! Vor allem ich wenn ich Adriano die ganze Zeit angucken kann, hihi!“, antwortete Caro und kicherte. Sollte das schon wieder eine Anspielung sein!? Um nicht darauf einzugehen freute ich mich lieber auf das Wellnessbad in das die Anderen gehen wollten. Ich war noch nie schwimmen... Eigentlich konnte ich auch gar nicht schwimmen. Wo und wie hätte ich es auch lernen sollen? Aber Fabio wollte es mir ja beibringen. Der Gedanke daran machte mich nervös. Ich wollte mich doch nicht dumm anstellen und einen guten Eindruck hinterlassen. Nun tat ich es schon wieder... Ich ging lieber mit meinen Freunden schwimmen, statt zu überlegen wie ich Aris und Dad befreien könnte. Sollte ich mir erneut Vorwürfe deswegen machen? Was würde mich gerade heute dazu bringen eine Lösung zu finden? Zu meinem eigenen Wohl verbot ich mir selbst an das Geschehene zu denken. Fabio hatte ganz recht. Etwas Erholung tat auch meinen nerven gut. Völlig erledigt in den Kampf zu ziehen wäre fatal. „Da sind unsere Herrschaften ja schon“, rief Jade vergnügt, als wir zu den Jungs kamen. Caro klammerte sich gleich demonstrativ an Adriano's Arm, weswegen ich die Augen verdrehte und Fabio ebenso demonstrativ mit Küsschen auf die Wangen begrüßte. Eigentlich wollte ich ihn nicht benutzen... Aber Hauptsache Caro würde mich endlich in Ruhe lassen. Fabio's Wangen wurden wieder knallrot, weshalb Jade und Chris sich sehr amüsierten. „Fabio! Du kleiner Aufreißer!“, lachte Jo. „So, was ist? Habt ihr auch an eure Schwimmflügel gedacht? Nicht, dass mir noch einer absäuft.“ „Klar Jade, Fabio und ich werden absaufen“, gab Adriano sarkastisch zurück. „Weil das mit dem Wasserelement auch gerade so einfach ist, haha!“ „Du sagst es, Chris. Lasst uns gehen! Juline, du wirst begeistert sein!“, sagte Jade freudestrahlend und legte ihren Arm um meine Schultern. „Hoffentlich bin ich nicht diejenige, die absäuft.“ „Quatsch! Fabio rettet dich!“ „Jade!“ Empört lief Fabio voraus. Auf dem Hinweg gaben die Jungs ein paar Storys aus der Schule zum Besten und Adriano war wie immer recht schweigsam, während Caro für keine Sekunde von ihm abließ. Ich wünschte seit Tagen ich könnte nochmal mit ihm in Ruhe reden. Inzwischen kannte ich sie alle relativ gut, nur ihn nicht. Wir hatten nie die Gelegenheit mal miteinander zu reden. Dabei fand ich seine Art sehr interessant. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich es nie schaffen das Rätsel um seine Kräfte zu lösen. Caro verhinderte, dass wir auch nur den kleinsten Kontakt zueinander hatten. In den letzten Tagen saß ich Abends öfter am Strand und hatte gehofft, er würde auch dorthin kommen. Aber leider war er nie da... Ehe ich weiter denken konnte, waren wir auch schon da. Von außen sah die Anlage ziemlich unscheinbar aus. Als wir durch die große Eingangstüre liefen, kam mir eine dicke feuchte Luft entgegen, die mir das Atmen leicht erschwerte. Mir wurde wärmer, als mir sowieso schon war. Die Anderen schienen sich nicht daran zu stören. Neugierig guckte ich mich um und bewunderte die ganzen Pflanzen, die überall herumstanden. Palmen in allen möglichen Größen und Variationen... An der Kasse bekam ich eine Papierkarte und ein Band um mein Handgelenk. Auch dies schien völlig normal zu sein. Ich fragte nicht weiter. „Juline, du kommst mit uns. Ich zeige dir dann die Umkleide und so.“ „Äh... Na gut, Jade.“ Jo grinste: „Immer musst du die Wohltäterin spielen, Jade. Ich kann dir auch alles zeigen, Kleine. Und damit meine ich wirklich... Alles! Ich könnte dir helfen deinen Bikini anzuziehen um ihn dir dann wieder auszuziehen... AU!“ Chris hatte ihm auf den Hinterkopf gehauen und Adriano zerrte ihn mit sich. „Bis gleich mein Schatz!!! Ich vermisse dich jetzt schon!“, rief Caro Adriano hinterher. Er schien es nicht gehört zu haben... Oder er ignorierte es einfach, was ich eher dachte. „Hier ist es so stickig!“ „Daran gewöhnst du dich schnell, Juline“, erklärte Melody, während sie nach freien Kabinen suchte und gleich welche fand. Caro drängte sich gleich dazwischen: „Die Große gehört mir! Bis gleich, Mädels.“ Und ehe wir etwas sagen konnten, hatte sie sich eingeschlossen. Melody verschwand dann auch einfach in in der nächsten Kabine und Jade suchte weiter, bis sie auch eine fand. Ich blieb verwirrt stehen. „Komm schon mit! Ich werde dich schon nicht ausspannen.“ „Du hast sicher eine Kamera einstecken. Filmmaterial für Fabio und so...“ „Haha! Durchschaut!“ „WIE!?“ „Spaß! Nun komm!“ Seufzend folgte ich ihr in die Umkleide, die komplett abgeschlossen war. Erleichtert, darüber, dass niemand über die Seitenwände gucken könnte, zog ich schonmal mein Oberteil an. „Halte dich einfach an mich, oder Chris, wenn du nicht weiter weißt“, sagte Jade und lächelte. „Ihr beide macht das echt gut.“ „Was denn?“ „So tun, als wärt ihr gar nicht zusammen.“ „Oh... Haha, ja! Ich möchte ihm gerne Adriano's Fäuste ersparen.“ „Das verstehe ich nicht. Adriano macht nicht den Eindruck, als würde er sowas tun.“ „Hmm... Täusche dich nicht in meinem Bruder. Wenn es darum geht Fabio oder mich zu schützen, kann er ziemlich brutal werden.“ „Warum sollte er dich vor seinem besten Freund beschützen müssen?“ „Das Problem ist, dass Chris etwas Mist gebaut hat und Adriano nun ein falsches Bild von ihm hat.“ „Oh...“ „Wobei ihm das derzeit wohl sowieso nicht auffallen würde. Er ist genug beschäftigt mit Caro.“ „Ich mag Caro nicht...“, gab ich leise zu. „Eigentlich ist sie ganz in Ordnung. Aber sie verteidigt gerne ihren „Besitz“. Derzeit übertreibt sie es wirklich etwas.“ „Sie versteht nicht, dass ich nichts von ihm will...“ „Nun, da er eh eine Freundin hat, wäre es blöd von dir, dich in ihn zu verlieben.“ „Wie gesagt... Ich bin nicht hierher gekommen um einen Freund zu finden.“ Im Grunde war ich froh, als wir uns fertig umgezogen hatten und diese unangenehmen Themen vorbei waren. Zumindest kam sie nicht gleich wieder auf Fabio. Ich hatte ja nur darauf gewartet. Melody und Caro waren auch fertig und nachdem wir unsere Sachen in die abschließbaren Schränke gepackt hatten, trafen wir uns in einem gefliesten und ebenso mit Palmen dekorierten Durchgang, mit den Jungs. Caro rannte gleich zu Adriano, als sie ihn sah. Unbewusst starrte ich auf die halbnackten Kerle. Als ich es bemerkte, guckte ich völlig verkrampft zur Seite, doch Jo bekam es natürlich gleich mit und legte seinen Arm um mich: „Was ist los, Liebes? Ich weiß, das ist ein krasser Anblick für kleine unerfahrene Ladies. Aber du wirst dich schon daran gewöhnen. Wobei ich sagen muss, dass Adriano ganz schön fett geworden ist.“ „WAS!?!?“, schrie er empört, weshalb ich kichern musste. Wegen Caro traute ich mich allerdings erst garnicht überhaupt einen Blick auf Adriano zu werfen. Wahrscheinlich wäre sie dann sofort auf mich losgegangen. „Lasst uns endlich ins Wasser gehen! Dein Körper ist nicht interessant, Jo“, sagte Melody trocken und lief voraus. Während er ihr entsetzt hinterher starrte mussten wir anderen lachen und folgten ihr. Der Anblick dieses gesamten Gebäudes faszinierte mich immer mehr. Es gab so viele Becken. Und jedes war hübscher gestaltet als das Andere. „Also Leute, ich geh jetzt erstmal zu einer der hübschen Masseurinnen!“, sagte Jo auf einmal und sonderte sich gleich von uns ab. Melody verschränkte die Arme: „War ja klar...“ „Typisch... Ich wette er legt sie flach!“ „Du bist ja nur neidisch, weil Adde dich nicht an Ort und Stelle flachlegt, Caro! Haha!“, gab Jade schadenfroh zurück. Caro drehte sich natürlich gleich zu ihm: „Lassen wir uns das bieten?“ „Nö...“ „Sehe ich auch so, also komm... Äh... Schatz!?“ Anders als erwartet schnappte sich Adriano seine Schwester und zerrte sie zum Beckenrand, wo er sie ins Wasser werfen wollte. Doch sie klammerte sich an ihm fest sodass er mit ins Wasser fiel. Chris und Fabio lachten. Caro sah dagegen recht enttäuscht aus. Wahrscheinlich wollte sie erreichen, dass er sie irgendwo flachlegt... „Dass diese Idioten immer an Sex denken müssen!“, meckerte Melody und lief ebenfalls weg. „Wo gehst du hin?!“ „Ich gehe auf die Sonnenbank. Das ist mir hier zu kindisch.“ „Aber... Aber... Jo ist doch schon weg und nun auch noch du? Wir sind doch alle zusammen her gekommen.“ „Nimm es nicht so tragisch, Juline.“ Dann ging sie weg. Caro und die beiden Jungs waren auch ins Wasser gegangen und mein Blick fiel ans Ende der Halle, wo sich noch ein großes Becken befand. Da ich eh nur kurz schauen wollte, sagte ich den Anderen, die am Herumalbern waren, nicht bescheid. Ich würde Fabio dann wohl gleich fragen ob er mir zeigt wie das mit dem Schwimmen geht. Doch nun wollte ich erst das andere Becken sehen. Mit schier endloser Faszination kam ich meinem Ziel näher und entdeckte ein rechteckiges Becken mit allerlei Dingen darin. Ein riesiger aufgeblasener Ring, auf den man vom Wasser aus klettern konnte, ein Pilz von dessen Dach Wasser strömte und viele Leute. Mit einem freudigen Lachen sprang ich zum Eingang des Beckens, wo das Wasser noch ganz flach war. Sah nicht gefährlich aus. Und das Wasser verdeckte gerade mal meine Füße. Nur das Meer war schöner! Weil ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, ging ich langsam weiter ins Wasser, bis es mir zu den Knien stand. Mein Bauch kribbelte vor Aufregung. Ob ich noch ein bisschen weiter hinein gehen sollte? Na klar, warum nicht? So lange ich im Wasser noch stehen konnte, war doch alles in Ordnung. Obwohl mir mein Herz bis zum Hals schlug, ging ich weiter. Bis zur Hüfte, zur Taille. Neugierig beobachtete ich die anderen Leute, die durchs Wasser schwammen. Schwimmen konnte doch gar nicht so schwer sein, dachte ich mir und prägte mir ihre Bewegungen ein. Als ich genug gesehen hatte, versuchte ich die Bewegung nachzumachen, doch jedes mal, wenn mein Kopf dem Wasser näher kam, fing ich mich wieder mit den Füßen ab. Feigling! Alle Anderen konnten es doch auch! Selbst Kinder sah ich hier schwimmen! Manche von ihnen trugen seltsame Luftdinger an den Armen. Mit der Zeit verließen einige Leute das Becken und dann sah ich eine Lampe blinken. Was das wohl zu bedeuten hatte? Und warum gingen so viele Leute raus? Mir war das zu seltsam und ich beschloss auch wieder raus zu gehen. Doch gerade als ich zwei Schritte gemacht hatte, spürte ich, wie das Wasser wellig wurde. Mit jedem weiteren Schritt wurde es stärker und zog mich wieder nach hinten in den tieferen Teil des Beckens. Als mir klar wurde, dass ich schnellstens dort weg musste, paddelte ich heftig mit den Armen, doch die Wellen wurden größer und stärker. Ich achtete kaum auf die anderen Leute, die einfach so mit den Wellen mitsprangen. Die konnten ja auch schwimmen! Plötzlich spürte ich unter meinen Füßen keinen Boden mehr und sank ruckartig unters Wasser als auch noch eine Welle über mir brach. Unter Wasser paddelte ich noch schneller mit den Armen und strampelte so schnell ich konnte mit den Füßen, doch irgendwie kam ich nie oben an. Als ich auch noch einen harten Schlag in den Nacken bekam und diesen stechenden Schmerz spürte, wurde mir schwarz vor Augen. Langsam wurde ich wieder wach... Zuerst brannte meine Lunge. So sehr, dass ich schrecklich husten musste. Dann riss ich die Augen auf und sah nur diese grünen Augen vor mir. Adriano? „Du hast uns ja einen heftigen Schrecken eingejagt!“, sagte Fabio, als ich ihn schließlich erkannte. Neben ihm erschienen auch Jade und Chris. Jade legte eine Hand auf meine Schulter: „Geht es dir gut? Zum Glück hat Fabio nach dir gesehen und dich gefunden.“ Er wurde rot und kratzte sich verlegen am Hinterkopf: „Ich hab doch gar nichts gemacht.“ „Doch, du bist ein Held, haha!“, lachte Chris. „Was ist passiert?“, fragte ich noch leicht benommen, ehe ich schon auf Fabio's Armen in der Luft hing und mich an ihn klammerte. „Wir fanden dich bewusstlos im Wasser... Also bin ich ins Becken gesprungen und hab dich raus gefischt. Hmm... Bringen wir dich besser mal auf eine der Liegen. Dein Gesicht ist ja noch halb blau angelaufen.“ „Und deins rot, haha!“ „Jade!!!“ Während ich noch etwas hustete überlegte ich was passiert war. Natürlich! Die Wellen... Und dann hatte mir irgendjemand in den Nacken gehauen. Ich hätte sterben können... Aber Fabio hatte mich gerettet! Ich fühlte mich so schrecklich müde. „Danke, Fabio“, sagte ich leise und ziemlich außer Atem, als er mich hinlegte. „Ich gehe dir was zu trinken holen“, antwortete er mit einem weiteren verlegenen Lächeln. „Und wir gehen... Handtücher holen. Ja, Chris?“, fragte Jade mit einem sehr seltsamen Unterton. Als Fabio schon weg war beugte sie sich zu mir: „Fabio wird sich schon um dich kümmern, hihi. Ähm... Was Chris und mich betrifft... Wir...“ „Ja... Ich verstehe schon.“ „Sicher, dass wir dich kurz alleine lassen können? Fabio kommt gleich wieder.“ „Ja, mir geht es gut.“ Sie streichelte mir noch kurz durch die Haare und verschwand ganz unauffällig mit ihrem Freund. Ich konnte verstehen, dass sie ein paar Minuten Zweisamkeit suchten. Und bei Fabio war ich bestimmt gut aufgehoben. Allerdings war mir ziemlich kalt. Leicht zitternd legte ich meine Hände auf meinen Bauch und beobachtete das Wasser von der Liege aus. Bescheuerte Wellen! Drecks Wasser! Und dieser behinderte Idiot, der mich auch noch geschlagen hat! „Hier bist du! Was machst du hier alleine? Und wie siehst du aus?“ Als ich mich umdrehte sah ich Adriano, der neben mir in die Hocke ging. „Ich liege hier... Mir ist kalt... Ich wäre eben fast gestorben... Aber dein Bruder hat mich gerettet.“ „Wie gestorben!?“, fragte er überrascht und legte das Handtuch, das er bei sich hatte über mich. Ich war erleichtert, als mir gleich wärmer wurde und ich mich in das Handtuch einkuschelte. „Was ist daran so schwer zu verstehen? Ich bin fast abgesoffen. Und wie kommt es, dass du mit mir redest? Hat deine Freundin dich für einen Augenblick von der Leine gelassen?“ Warum war ich auf einmal so wütend auf ihn? So zickig kannte ich mich überhaupt nicht... Zumindest nicht auf diese Weise. Er hatte nichtmal mitbekommen, dass ich in Gefahr schwebte. Obwohl es ein Wunder war, dass es überhaupt jemand mitbekommen hatte. Ich seufzte, während er sich auf die Liege neben mir setzte: „Tut mir leid wegen Caro. Sie ist... Schwierig. Und um ehrlich zu sein konnte ich gerade weg, weil sie auf der Sonnenbank eingeschlafen ist.“ „Sollte man... Da nicht zu lange bleiben?“ „Äh... Tja. Vielleicht, hehe.“ „Arschloch...“ Trotzdem musste ich etwas lachen. Zumindest so gut ich konnte. So wie sie sich mir gegenüber in letzter Zeit verhielt, geschah es ihr völlig recht. „Und wieso liegst du hier alleine?“ „Fabio holt gerade etwas zu Trinken für mich.“ „Verstehe...“ „SCHATZ!“, rief eine laute Stimme von weiter hinten und Adriano schnaufte: „Okay... Zeit abgelaufen... Hasst du mich jetzt?“ „Wieso sollte ich dich hassen? Natürlich nicht.“ „Wir haben in den letzten Wochen kein einziges Wort miteinander geredet... Deswegen. Aber... Ich bin heute Abend am Strand. Ohne diese Nervensäge da! Bis dann.“ Er ließ mir keine Zeit zum antworten und war schnell weg. Wahrscheinlich würde Caro auch ein riesiges Drama veranstalten, wenn sie ihn bei mir sehen würde. Sicherlich würde sie mir vorwerfen, ich hätte so getan, als wäre ich fast ertrunken um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Diesen Abend am Strand. Zufrieden zog ich das Handtuch bis über meine Schultern und genoss die Wärme, während meine Augen immer schwerer wurden. Nun kam auch Fabio wieder. „So, hier! Bestimmt geht es dir dann besser.“ „Danke, das ist lieb von dir“, antwortete ich und richtete mich auf. „Wo sind denn Jade und Chris hin?“ „Nachdem sie mir das Handtuch gebracht hatten, sind sie weg gegangen.“ „Na klasse und haben dich einfach liegen lassen!?“ „Mir ist doch nichts passiert.“ Ich wollte ihm nicht erzählen, dass Adriano bei mir war. Vielleicht weil ich befürchtete, Fabio könnte vielleicht enttäuscht sein. Mir war immerhin nicht entgangen, dass er mich sehr mochte. „Oh man, ich mache mir immernoch Vorwürfe. Ich hätte eher darauf achten sollen, dass du als Nichtschwimmer nicht ins falsche Becken gehst.“ „Das Wellenbad war sicherlich das Falsche.“ „Oh ja, haha.“ „Wieso machen die hier sowas gefährliches hin!?!“ „Naja, wenn man gut schwimmen kann, passiert nichts. Meine Geschwister und ich haben hier eigentlich schon immer viel Spaß gehabt.“ „Euch mit euren Elementen kann ja auch nicht viel passieren im Wasser.“ „Das stimmt.“ „Mich bekommt heute niemand mehr in irgendein Wasser!“ „Ich kann verstehen, wenn du heute nicht mehr schwimmen lernen willst.“ Wieder lächelte er mich so warmherzig und verständnisvoll an. Er war ein wunderbarer Typ. So lieb und fürsorglich. Nebenbei schaute ich ihn mir längere Zeit an. Warum hatte dieser Kerl keine Freundin? Ihr würde sicher nichts entgehen. Er hatte so ziemlich den perfekten Charakter und einen hübschen Körper. Vielleicht war er ja zu lieb. Er war die kleinere und nettere Version von seinem Bruder. Eventuell wollten die Frauen auch keine zu netten Männer. Reeza meinte mal, dass Frauen gerne mal ein kleines fieses Arschloch als Mann haben. Und selbst wenn er diese Seite nur selten zeigt. Bei Fabio war mir nie ein Hauch von dieser Seite aufgefallen. Adriano dagegen war Arschloch genug um seine Freundin verkohlen zu lassen. Wieder musste ich kichern. Ob Caro knallrot gebrannt war? „Was ist so lustig?“, fragte Fabio. „Ach... Nichts Wichtiges. Danke nochmal, dass du mein Leben gerettet hast, großer Held.“ „Hehe, nenn mich doch nicht so, das macht mich fertig!“ „Warum?“ „Nur so...“, antwortete er wieder mit leicht roten Wangen. Am Abend saß ich müde auf meinem Bett im Hotelzimmer und guckte auf die Uhr. Adriano sagte, er würde diesen Abend am Strand sein... Aber wann genau? Sollte ich mich tatsächlich noch ein paar Stunden an den Strand setzen und warten? Jedoch wollte ich ihn schon gerne treffen. Nebenbei beobachtete ich Melody, die wütend ihre Haarbürste auf die Kommode Schlug und sich auf ihr Bett warf. „War heute nicht so dein Tag, oder?“, fragte ich und kassierte wütende Blicke: „Er war beschissen! Ich meine okay, dein Erlebnis war schlimmer und obwohl ich dich hasse bin ich froh, dass dir nichts passiert ist. Trotzdem war der Tag beschissen!“ „Was hattest du eigentlich die ganze Zeit im Schwimmbad gemacht?“ Sie vergrub ihren Kopf im Kissen und schrie kurz wütend auf, ehe sie sich wieder zu mir wandte: „Dieser Verdammte!!! Ich hasse ihn!“ „Wen?“ „Jo! So ein Arschloch! Drecksack! Ach, für den gibt es keine Worte! Hass!“ „Jo ist... Ja, ziemlich eigen. Was hat er dir wieder angetan!? Hat er dich ins Wasser geworfen!? Oder dich beim Entspannen nass gespritzt!? Nein, er hat dich sicher beim Duschen bespannt!“ „Nichts von alldem!“ „Was dann?“, fragte ich gespannt. „Er hat mich kein einziges mal angeschaut!!! Statt dessen ist er einfach mit irgendwelchen Weibern durchgebrannt! Der Bademeister hat ihn beim Sex mit ihnen erwischt und rausgeworfen.“ „Ach! Deswegen war er nicht mehr dabei als wir gegangen sind!?“ „Sehr richtig!“ Aber nun fragte ich mich warum Melody sich darüber so aufregte. Sie konnte ihn nicht leiden und immer, wenn er etwas zu ihr sagte, flippte sie gleich aus oder konterte mit einem dummen Spruch. Und nun? Dann dämmerte es mir! Eifersucht!? Könnte es sein, dass... „Was guckst du so nachdenklich!?! Denkst du etwa, es würde mich stören, dass er mit diesen Weibern rummacht!? Sicher nicht! Ich kann dieses Verhalten nur aus Prinzip nicht leiden! Er ist peinlich! Er zieht mein Image in den Dreck!“ „Wie gesagt, so ist er eben.“ „HASS!“ Wieder schrie sie irgendwelche Schimpfwörter ins Kissen und strampelte mit den Füßen während sie mit den Fäusten auf die Matratze einschlug. Ich konnte ihr die Ausrede mit dem Image einfach nicht abkaufen und musste lächeln. Jo war garantiert die schlechteste Wahl. Sich in ihn zu verlieben wäre eine hoffnungslose einseitige Liebe die zu viel Kummer führen würde. Arme Melody... Zugeben würde sie es allerdings nicht. Langsam stand ich auf und zog mich nocheinmal an. Aus Faulheit ließ ich den Bikini gerade an und stellte mich auf den Balkon um zu testen ob es noch warm draußen war. Es war noch angenehm, was mich in diesem Land nicht wunderte. Schade eigentlich... Ich hätte gerne etwas Schnee gesehen. „Mel, beruhige dich einfach. Sich wegen Jo zu ärgern ist vergeudete Zeit.“ „Was du nicht sagst!!! Ahrr! Was machst du?“ „Ich gehe noch etwas spazieren. Heute ist viel passiert, ich brauche einen freien Kopf.“ „Ah, okay! Aber sei nicht so laut, wenn du nachher zurück kommst. Ich bin müde.“ „Ja, ich werde darauf achten. Bis später.“ „Juline...“ Ich drehte mich nochmal um und blickte sie fragend an. „Pass auf dich auf.“ „Haha, ja!“ Seit wann sorgte sie sich um mich? Dass ich langsam doch einen Platz in ihrem Herzen fand, freute mich. Bis zum Strand war es nicht weit und mit etwas Aufregung im Bauch hielt ich Ausschau nach Adriano. Hoffentlich würde ich ihn überhaupt finden. Der Strand war immerhin riesig. Vielleicht war er auch so schlau daran zu denken einfach dort hin zu gehen, wo wir uns letztes mal trafen. Mich weiter umschauend lief ich zu dieser Stelle und hoffte ihn dort zu finden. Ich hatte Glück. Er saß dort im Sand und starrte zum Meer hinaus. Wieder wirkte er so nachdenklich. Aber er sah gut aus in seinem weißen Hemd. „Guten Abend, Herr Coldfire“, begrüßte ich ihn spaßhalber und setzte mich gleich neben ihn bevor er antworten konnte. „Hi, Frau Coldfire. Da bist du ja. Geht’s dir besser?“, fragte er als er mich ansah. Diese grünen Augen leuchteten selbst im Dunkeln... Das war der erste Moment, den ich hatte um ihm mal in Ruhe ins Gesicht zu schauen. Dabei fielen mir die drei Stecker an seinem Ohr auf. „Hat das nicht weh getan!?“, fragte ich entsetzt und er schien gar nicht zu merken, was ich meinte. „Was!?“ „Dein Ohr!“ „Nöö... Sowas muss man ertragen, wenn man es unbedingt haben will.“ „Stylisch!“ „Haha... Caro findet die Piercings scheußlich. Sie sagt ich wäre wie ein Punk. Meine Haare gefallen ihr auch nicht wirklich und dass meine Klamotten nicht vom Designer sind stört sie auch.“ „Ich finde, du siehst total cool aus.“ „Total cool...“ „NEIN!!! NEIN, NEIN, NEIN!“ „Komm runter, haha!“ Verlegen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und fluchte herum. Was eine bescheuerte Aussage!!! „Ich muss mich bei dir entschuldigen...“ „Wieso?“, fragte ich nun und guckte ihn wieder an. „Weil ich dich in den letzten Wochen sowas von ignoriert hab. Dabei bin ich dir sehr dankbar für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich die letzten Wochen nicht ertragen!“ „Ich bin dir nicht böse... Es ist wegen Caro, oder?“ „Ja... Sie stresst total rum und hat immer was zu meckern.“ „Du weißt, was ich dazu sage.“ „Ja, und du weißt, warum ich sie nicht verlasse.“ „Ja, schon klar. Liebst du sie denn?“, fragte ich mit gesenktem Blick. Er brauchte eine Weile bis er antwortete: „Ich weiß es nicht. Ich vermisse das was sie war. Ach, egal. Ich bin nicht hergekommen um über sie zu reden.“ „Warum wolltest du, dass wir uns treffen?“ „Einfach so... Damit du nicht denkst, ich wäre dir nicht dankbar.“ Wieder schwiegen wir eine Weile. Während dessen betrachtete ich den Himmel, an dem sich Wolken bildeten. Der Wind wurde frischer. „Schwimmen kannst du sicherlich immernoch nicht, hm?“, fragte er mit einem hämischen Grinsen. „Natürlich nicht!!! Ich wäre gegen Ende nochmal ins Wasser um es zu lernen, aber Fabio hat es mir verboten.“ „Hach... Fabio ist so fürsorglich. Er machte sich eben Sorgen. Und hast du nun Angst vor Wellen?“ „Pff! Natürlich nicht!“, log ich und erinnerte mich erneut an den Moment, als ich unter Wasser war und nicht wieder nach oben kam. „Ich hab vor nichts Angst!“ „Gut, beweise es mir, haha!“ „Wie?!“ Lachend stand er auf und packte mich an der Hand an der er mich nach oben zog und mich zum Wasser zerrte. „Hör auf!!! Ich will nicht ins Wasser!!! AAHHHH!!! NEIN!“ Kurz vor knapp ließ er mich los uns lachte mich aus. Wütend schubste ich ihn und schlug gegen seine Schulter. „Arschloch!!! Du bist einfach ein mega Arschloch!“ „Nein, ich bin total cool! Hast du selbst gesagt, hahaha!“ „Idiot!!! Ahrr! Na warte!“ Selbstbewusst warf ich meine Klamotten in den Sand, was ich auch nur tat weil ich wusste, dass ich noch meinen Bikini trug und stellte mich bis zu den Knöcheln ins Wasser. Da überkam mich doch die Angst wieder. Aber ich wollte das nicht auf mir sitzen lassen. Dennoch zögerte ich und überlegte, ob ich weiter rein gehen sollte. Was wäre, wenn mich das Wasser hinaus ziehen würde, so wie es mich ins tiefe Becken gezogen hatte!? Plötzlich spürte ich wie Adriano, der auch noch das Badezeug vom Mittag trug und ebenfalls ins Wasser kam, meine Hand nahm und etwas voraus lief: „Na komm, du brauchst wirklich keine Angst haben. Wenn ich dabei bin, passiert dir sowieso nichts.“ „Sicher?“ „Sicher! Wenn du untergehst zieh ich dich gleich wieder hoch, haha. Ich bin ein guter Schwimmer.“ „Du bist eingebildet!“, antwortete ich und lachte. Ich fragte mich was Caro an ihm auszusetzen hatte. Wieso schätzte sie nicht was sie hatte? Er war ein eingebildeter Mistkerl, der gerne kleine Mädchen verarscht und zudem sehr gut aussah. Schritt für Schritt folgte ich ihm und fühlte mich an seiner Hand sehr sicher und gar nicht mehr ängstlich. Das Wasser war zwar schwarz, aber ich fühlte mich trotzdem gut. Leider etwas kalt, aber daran würde ich mich gewöhnen. Als mir das Wasser bis zur Taille ging blieben wir stehen und ich versuchte den leichten Wellen standzuhalten. Der Wind, der aufzog verstärkte sie allerdings. „Und hast du noch Angst?“, fragte er mich und lächelte. „Nein, grade geht es.“ Trotzdem klammerte ich mich wie blöd an seiner Hand fest. „Nachts im Meer baden ist verrückt!“, sagte ich und schaute in die Dunkelheit. Eine interessante Art und Weise wie sich unsere Elemente in diesem Augenblick trafen. Das Wasser und diese tiefe Dunkelheit. Adriano grinste: „Das ganze Leben ist so verplant... Eigentlich bin ich ziemlich spontan. Aber die Anderen wissen das nicht.“ „Nichtmal Jade und Fabio?“ „Nein... Nichtmal die.“ Als ich die Beiden erwähnte guckte er für einen kurzen Moment nachdenklich und etwas betrübt und gerade als ich ihn fragen wollte, was ihn bedrückte, trat ich mit meinem Fuß auf eine Stelle, an der ich nicht stehen konnte und tauchte kurz unter. „Hey du sollst nicht tauchen gehen!“, sagte Adriano hektisch, als er mich wieder nach oben zu sich zog. Panisch klammerte ich meine Arme um seine Schultern und kniff die Augen zusammen. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass ich schon wieder über Wasser war, dann ließ ich lockerer und bemerkte, dass wir uns in den Armen hielten und uns in die Augen sahen. Mir wurde sehr warm und dieser Augenblick schien nie vorrüber gehen zu wollen. All meine guten Vorsätze waren fast vergessen als wir uns näher kamen, doch kurz bevor sich unsere Lippen berührten wurde mir wieder klar, dass ich nicht hierher kam um mich zu verlieben! Weder in Adriano, noch in Fabio! Und auch er schien schnell den Rückzieher zu machen und ließ mich los. „Tut mir leid... Das sollte nicht...“ „Nein... Nein, ist okay... Das war blöd... Ähm...“, stammelte ich verlegen und konnte ihn kaum anschauen. „Ich bin so ein Idiot!!! Verdammt!“ „Was ist los?!“, fragte ich ihn und folgte ihm unsicher aus dem Wasser, wo ich anfing zu frieren. Dann begann es auch noch zu regnen. Während wir unsre Klamotten über unsre nassen Sachen zogen, fluchte er: „Ich wollte mich eigentlich nur mit dir treffen, damit du weißt dass ich kein undankbares Arschloch bin! Und nun!? Das geht gegen alle Prinzipien die ich mir gesetzt hab... Das ist unfair gegenüber meiner Freundin und... Ach egal.“ „Vergessen wir das! Das wäre sowieso falsch und fatal dazu. Ich kann doch eh nicht hier bleiben... Früher oder später muss ich wieder weg...“ Nun schwieg er wieder und starrte mich an. Doch zum Antworten kam er nicht, denn ein grelles Licht erschien zwischen uns und ich musste mir die Hand vor die Augen halten. Als es wieder dunkel war, stand Sacred Feye vor uns: „Ich möchte euch ja nur ungern stören...“ „SACRED WIE GEHT ES PAPA!? UND ARIS!? BITTE SAG MIR DASS SIE LEBEN!“, schrie ich und fiel vor ihr auf die Knie. Verzweifelt drückte ich meine Hände in den Sand und hoffte inständig auf eine positive Antwort. „Hör zu, Luzifer und Aris leben. Aber sie sind immernoch in diesem Kerker gefangen. Nun kann sich niemand mehr dort hin teleportieren, weil Chamuel es herausgefunden hat!“ „Was!? Aber...“ „Ich kann mit meinen Kräften so nichts mehr erreichen. Und ich fürchte...“ „Nein!!! Bitte sag das nicht!“ „Juline, ich fürchte, ich kann nichts für die Beiden tun. Es sieht aussichtslos aus.“ „ABER SACRED!“, keuchte ich erneut, ehe mir die Tränen kamen und ich anfing zu weinen. Frustriert schlug ich in den Sand: „Das kann nicht sein!!! Es muss doch eine Lösung für Dad und Aris geben! Warum kann Gott nicht persönlich helfen!?!“ Adriano der mich vom Boden zog und an sich drückte versuchte mich zu beruhigen und langsam guckte ich wieder zu Sacred Feye, die den Kopf schüttelte: „Es gibt da ein Problem... Gott hätte all dies überhaupt nicht zugelassen wenn... Ja, wenn er nicht vor vielen Jahren in eine Art Schlaf gefallen wäre.“ „Was!?“, fragten wir nun beide erstaunt und verwirrt. „Gott ist schon lange nicht mehr aktiv gewesen. Und alles was bisher im Himmelsreich geschah ging von den obersten Engeln aus.“ „Was ist mit Gott?“ „Niemand weiß es.“ „Aber... Das heißt, Chamuel kann machen was er will, wenn ihn niemand aufhält...“ „Ja, das heißt es. Ich kann nicht lange bleiben, sonst findet er heraus wo du bist.“ „Das ist doch... jetzt eh egal.“ „Denke nicht so. Bleib stark, Kleines. Bis bald.“ Als sie verschwand brach ich erneut in Tränen aus und ließ mich wieder in den Sand auf die Knie fallen. Ich hatte an diesem Abend mit allem gerechnet nur nicht mit solchen Neuigkeiten. Dass wir inzwischen komplett vom Regen durchgefroren waren, störte mich kaum noch. In meinem Tränenrausch bemerkte ich grade so, wie Adriano seine Arme um mich legte und mir über die Haare streichelte. Mir fiel inzwischen das Atmen schwer. Hektisch atmete ich ein und aus: „Das kann... Das kann nicht sein. Ich will nicht... dass... dass auch noch mein Papa stirbt... Und Aris... Es sind doch... eh schon alle tot. Nicht die beiden... auch noch. Ich will nicht mehr... Und bald findet... er mich...“ Ich hätte noch tausend weitere Worte herauskeuchen können, doch mir schnürte sich der Hals zu. Adriano legte seine Hände auf meine Wangen und guckte mich ernst an: „Hör auf! Jetzt zusammenzubrechen bringt doch nichts!“ „Na und... Jetzt weiterzumachen bringt auch nichts...“ „Doch! Denn die Beiden leben! Das hast du selbst gehört. So lange sie leben ist kein Atemzug umsonst gemacht. Und wenn dieser Verrückte dich findet... Dann beschütze ich dich. Egal wie. Wir werden eine Lösung finden.“ „Wie willst du mich denn vor diesem Idioten beschützen, wenn es nichtmal mein Vater geschafft hat?“ „Irgendwas wird uns dann bestimmt einfallen. Dir wird nichts passieren.“ „Und... Und Caro?“ „Caro!? Wenn du in Gefahr bist, dann ist sie wohl die Letzte, die mich aufhalten kann.“ Langsam wurde ich wieder ruhiger und guckte ihm nochmal in die Augen. Seine Aura war wieder anders... Seltsam. Fast hätten wir uns geküsst. Ich sollte mir den Gedanken mich in ihn zu verlieben schnell aus dem Kopf schlagen... Er hat eine Freundin und er wusste, dass Fabio mich sehr gern hatte. Er würde eher sterben, als sich zwischen mich und Fabio zu stellen, egal ob ich Fabio nun wollte oder nicht. Warum musste alles so schwierig sein? Wenn ich nicht wäre was ich bin... Aber ich war nunmal ein Engel, ein Engel der Dunkelheit, der nicht in diese Welt gehörte. „Ich gehe zurück ins Hotel...“, sagte ich leise. „Es tut mir leid, dass du meine Probleme so miterleben musstest. Und...“ „Spar dir die Worte, es ist okay. Wegen dieser Sache... Lass uns so tun als wäre es nie passiert. Ich hab keine Lust auch noch irgendwelche Verlegenheit verbergen zu müssen, wenn wir wieder alle zusammen unterwegs sind.“ „Nein, das musst du nicht. Wir sind gute Freunde, ja? Aber... Ich wäre trotzdem glücklich, wenn wir ab und zu irgendwas zusammen unternehmen könnten. Ich möchte nämlich noch viel von der Welt sehen.“ Er lächelte mich an und lachte schließlich kläglich: „Ja gerne, sofern mich Caro nicht in einen Käfig sperrt, haha.“ Weil ich inzwischen am ganzen Leib zitterte, legte er mir sein Hemd über die Schultern: „Sieh zu, dass du schnell ins Warme kommst. Sonst stirbst du an einer Erkältung. Wir wollen doch, dass du überlebst.“ „Danke...“ „Gute Nacht!“ „Gute Nacht...“, antwortete ich leise und drehte mich noch einmal nach ein paar Schritten um. Er hatte recht... So lange Dad und Aris noch lebten, gab es einen Grund zu kämpfen. Ich durfte mich nicht einfach so aufgeben und sie schon gar nicht. Und auch wenn er mit seinen einfachen Assistant-Kräften nur wenig gegen Chamuel ausrichten könnte, würde er sicher alles tun um mich zu beschützen und mir zu helfen. Das wertvollste im Leben waren Freunde... Welche, die mit mir durch Feuer schreiten würden. Anscheinend hatte ich so jemanden gefunden. Zurück im Hotelzimmer stellte ich mich sofort unter die warme Dusche und genoss es endlich nicht mehr frieren zu müssen. Trotzdem ging mir dieser „Fast-Kuss“ nicht aus dem Kopf. Mit jedem mal versuchte ich mich zu ermahnen, dass das gegen meine Prinzipien ginge und von seiner Seite aus ebenso nicht möglich war. Und wie sollte es nun mit Aris und Dad weiter gehen? Ich hatte noch immer keinen Anhaltspunkt, wie ich weiter machen könnte. Ich musste diesen verdammten Engel Elohim finden. Aber ich wusste nicht wie ich ins Himmelsreich kommen konnte. Ich war so dumm... Ich hätte Sacred Feye fragen können, solange sie da war... Stattdessen hatte ich lieber geheult. Kapitel 10 ~ Wasser und Dunkelheit ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)