Zum Inhalt der Seite

Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Beziehungskiste

Kapitel 9 ~ Beziehungskiste
 


 

~ Adriano Coldfire ~

Der 4. Dezember war dieses Jahr ein Samstag... Mein heiliger Samstag! Und was gab es schöneres zu tun als den ganzen Tag mit der geliebten Freundin zu verbringen? Geliebte Freundin... In dem Moment, als Caro zu mir sagte, dass wir zu ihr nach Hause gehen würden, zerbrach mein gesamtes Wochenende in einem Scherbenhaufen.

Nicht nur, dass sie mich nervte! Nein, dort gab es etwas viel Schlimmeres als sie... Ihren Vater Shinji, der mich so gut leiden konnte, dass er mich am liebsten foltern und töten würde.
 

„Weißt du, es wundert mich, dass du überhaupt noch mit meinem kleinen Mädchen zusammen bist!“, meckerte Shinji, als ich gezwungenermaßen bei ihm auf dem Sofa saß und Caro gerade in der Küche verschwunden war. Ja, das wunderte mich sogar selbst. Allerdings war auch er nicht ganz unschuldig an dem gereizten Verhältnis zwischen mir und meiner Freundin.

Es machte mir Spaß einfach nicht auf seine Vorwürfe zu antworten. Das regte ihn immer am meisten auf. Kopfschüttelnd redete er weiter: „Ich wette, du hältst es keine zehn Jahre aus ohne eine andere Frau anzufassen.“ „Zehn Jahre sind auch ziemlich lang. Wer weiß welches scharfe Stück mir bis dahin über den Weg läuft.“ „Ach! Du findest das auch noch lustig mein Schätzchen im Gedanken schon zu betrügen! Aber eins soll dir gesagt sein: Du steckst deinen kleinen Pillermann sicher nicht in meine Tochter!“

Fast verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke, ehe ich lachen musste. War er so naiv oder tat er nur so?

„Natürlich stecke ich den nirgendwo rein... Wenn dann benutze ich meine Finger, oder einen Dildo oder andere Sachen, die Spaß machen. Au ja, da hätte ich jetzt Lust drauf. EY WEIB! BEWEG DEINEN KLEINEN SÜßEN HINTERN ENDLICH HIERHER! DU MUSST NOCH FÜR MICH KOCHEN UND MICH BEFRIEDIGEN!“, rief ich scherzhalber Richtung Küche und hoffte innerlich, dass Caro das gar nicht gehört hatte. Shin wurde zunehmend blass und starrte mich erst sprachlos an.

„WIE KANNST DU ES WAGEN SO MIT MEINEM KLEINEN MÄDCHEN UMZUGEHEN!?! ELENDER BENGEL!!!“ „Mach dir nichts draus, Schwiegerpapa. Sie braucht das.“ Lachend ergriff ich die Flucht und ging in die Küche zu Caro: „Hey, wollen wir nicht noch einen kleinen Abendspaziergang machen? Nur bis heute Nacht oder so... Wenn alle endlich schlafen.“ „Ach Schatz, du bist so süß... Schön, dass du so endlich wieder so viel Zeit mit mir alleine verbringen willst.“ „Du weißt doch, alles für die Liebe!“ Sie küsste mich kurz und sagte mir ich solle schonmal vor gehen. Sie würde ihrem Vater noch bescheid sagen, dass wir noch etwas unterwegs sind. Gerettet! Noch ein paar Minuten mehr und er hätte mich getötet. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass Jill zumindest anwesend sein würde, wenn ich einmal dort aufkreuzte. Caro's Mutter hatte eigentlich nichts gegen mich. Dürfte daran liegen, dass ich ihr Neffe war. In dem Moment fiel mir auf, dass ziemlich viele Assistants mit ihren Cousinen oder Cousins zusammen waren.

Auch Caro war meine Cousine. Aber einerseits war es nichts Verbotenes und dann konnten sich die Meisten wahrscheinlich einfach nicht vorstellen einen Partner zu haben, der alt werden würde, während wir Assistants ewig das Aussehen von 25 Jährigen behielten. Dann müssten wir unsere Partner sterben sehen und ewig mit dem Verlust weiterleben. Der Gedanke, dass wir unsere Mutter irgendwann auf diese Weise verlieren würden, war schlimm genug.

Unser Freundeskreis befand sich auch eher im Kreise der Familie. Das Risiko, dass irgendein Mensch von unserem Geheimnis erfahren würde, war einfach zu groß.

Ehe ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte, kam auch schon Caro wieder zu mir. Sie sah nicht besonders gut gelaunt aus.

„Was hast du mit Paps angestellt?“ „Wieso fragst du?“ „Er hat eine richtige scheiß Laune! Ich wette du hast wieder irgendein Müll zu ihm gesagt! Und sei diesmal bitte wenigstens ehrlich zu mir!“ „Was soll das denn heißen!? Wann soll ich dich belogen haben!?“

Wütend und mit vorwurfsvollen Blicken drehte sie sich zu mir um und stemmte die Hände in die Hüfte: „Du hast dich letzt nach einer anderen Blondine umgedreht! Und das hab ich genau gesehen! Du sagtest, du hättest sie nicht angeguckt. Genauso wie du mir ständig vorlügst du würdest nichts von Juline wollen!“ „Oh mein Gott, jetzt kommt der Mist wieder! Ich will nichts von ihr! Sie gehört nunmal zu unseren Freunden! Soll ich sie komplett ignorieren!?“

Sie schwieg für einen kurzen Augenblick ehe sie trotzig ihre Arme verschränkte und die Augen verdrehte: „Ja! Ich hasse es, wenn du mit ihr redest!“ „Ich rede doch sowieso kaum mit ihr!“

Dass sie daraus immer wieder ein Drama machte, nervte mich sehr. Was hatte sie denn für ein Problem mit Juline? Ich gab Caro sicherlich keinen einzigen Anlass auf Juline eifersüchtig zu sein. Im Gegenteil! Obwohl Juline mir vor einiger Zeit gegen diese starken Schmerzen half, sprach ich sie nie darauf an warum sie so traurig drein blickte oder öfters allein sein wollte. Stattdessen versuchte Fabio sich etwas um sie zu bemühen, worauf sie etwas einzugehen schien. Ich gönnte es ihm wirklich, dennoch hatte ich ein schlechtes Gewissen.

„Wenn du ein Problem mit Juline hast, dann rede mit ihr darüber!“, schlug ich Caro mit genervtem Tonfall vor. „Habe ich schon!“ „Ja, also! Dann ist die Sache doch hoffentlich geklärt!“ „Nein! Was ist mit der Blondine, der du letzt hinterher geschaut hast?“ „Tut mir leid, dass ich ein Mann bin!“ „Ach! Wenn du nicht weißt, wie du dich rechtfertigen sollst, dann bist du zufällig wieder ein Mann. Und was hast du nun zu meinem Vater gesagt, dass er so mies drauf ist?“

Ihr das nun unter die Nase zu reiben fiel mir keineswegs schwer. Lachend drehte ich mich erneut zu ihr: „Ich hab ihm gesagt, dass ich um dich zu befriedigen meinen „Pillermann“, wie er das bezeichnete, nicht brauche. Wozu gibt’s Dildos, Vibratoren und den Kram?“

Vor Entsetzen wurde sie blass: „DAS hast du zu ihm gesagt!? Zu ihm?! Spinnst du?“ „Er wollte es wissen. Dann meinte ich noch zu ihm, dass du mich befriedigen und für mich kochen sollst. Das ist alles. Wenn er es nicht ertragen kann, soll er heulen gehen!“ „ICH FASSE ES NICHT! MEIN ARMER DAD! WIE KANNST DU NUR?“

Während sie mir noch viel mehr Vorwürfe an den Kopf warf erinnerte ich mich an etwas, das Jo mir mal sagte. Wenn Frau zu viel meckert, dann bring sie zum Schweigen.

Ohne Vorwarnung packte ich Caro mitten im Satz und drückte meine Lippen auf ihre. Endlich Ruhe! Aber wahrscheinlich würde das bei ihr eher weniger bringen. „Das ist unfair! Und es bringt dir auch nichts!“, sagte Caro, als ich von ihr abließ. „Warum müssen wir uns wegen deinem Vater streiten? Er interessiert mich nicht, Caro! Deswegen wäre ich dir dankbar, wenn du mir nicht 24 Stunden damit in den Ohren liegen würdest. Shin hier und Shin da. Am besten heiratest du ihn.“ „Du bist widerlich!!! WAHRSCHEINLICH BIST DU NUR EIFERSÜCHTIG WEIL ICH MEINEN DAD LIEBE UND DU MIT DEINEM NICHT KLAR KOMMST!“

Das war zu viel... Sie hätte in diesem Moment alles zu mir sagen können, aber sie wusste genau, welche Probleme ich mit meinem Vater hatte. Kurz nachdem sie das gesagt hatte, wurde ihr klar, was ihre Worte angerichtet hatten und sie schlug sich die Hände vor den Mund.

„Schatz...“ „Caro, das war Scheiße! Wirklich Scheiße! Ich gehe jetzt. Von dir muss ich mir sowas nicht anhören.“ „Aber...“

Ohne zu zögern drehte ich ihr den Rücken zu und lief davon. Sollte das nun der Schlussstrich bedeuten? Vielleicht wäre es wirklich besser. Aber was würde das nun für die Clique heißen? Ich wollte nicht, dass es nun nie wieder so locker zwischen uns werden würde. Es gab eine Zeit, da hatten Caro und ich uns wirklich geliebt und uns stundenlang in den Armen gehalten. Wir hatten miteinander gelacht und viele verdammt gute Nächte miteinander verbracht. Immerhin waren wir nun vier Jahre zusammen. Vier... Fast meine komplette Jugend also. Das wäre viel verschwendete Zeit, wenn wir nun einfach alles aufgeben würden.

„Adriano!!! Warte! Bitte nicht so...“, rief Caro hinter mir. Sie war mir hinterher gelaufen und schmiegte sich an meinen Rücken. „Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen dürfen!“, beteuerte sie mit heißerer Stimme. Was sollte ich tun? Seufzend drehte ich mich zu ihr und legte meine Arme um sie.

„Wir müssen uns beide mal etwas zusammenreißen. Dieser ganze Streit macht uns doch nur fertig und hat kaum was mit Beziehung zu tun.“

„Ich weiß auch nicht warum ich so gereizt bin in letzter Zeit. Bitte komm zurück zu mir nach Hause! Dort machen wir es uns so richtig gemütlich. Mum und Dad sind über Nacht weg! Wir wären ganz für uns und könnten über alles reden. Bitte! Wir sind so lange zusammen, das können wir doch nicht einfach wegwerfen. Und denk an die Anderen! Wie soll es mit unsren Freunden werden, wenn wir uns trennen und uns dann kaum in die Augen schauen können?“

Sie hatte also auch an die Anderen gedacht... Dann hatte ich ihren Egoismus wohl etwas überschätzt. Aber nicht nur wegen ihnen...

„Na gut... Aber versprich mir, dass du in Zukunft nicht mehr so eifersüchtig bist. Du hast doch niemanden zu fürchten. Ich gehöre dir allein!“ „Okay! Ja, ich reiße mich zusammen. Und du versuchst etwas netter zu meinem Vater zu sein, ja?“ „Wenn's sein muss.“ „Schatz!“

Zumindest nicht mehr streitend folgte ich Caro zurück zu ihr nach Hause, wo zum Glück wirklich niemand mehr war. Da fühlte ich mich auch etwas wohler. In Caro's Zimmer, das sich im oberen Stockwerk befand, setzte ich mich hin und fragte mich wo sie sich wieder herumtrieb.

Nach einigen Minuten kam sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück und rieb sich die Hände: „Es ist perfekt, hihi!“ „Was hast du gemacht?“ „Das siehst du gleich, mein Schatz! Komm mit!“ Kichernd zog sie mich an der Hand mit sich bis wir im Badezimmer ankamen, wo sie überall Kerzen aufgestellt und Wasser in die Wanne eingelassen hatte. „Oh Gott! Von der Furie zur Romantikerin!? Was geht mit dir?“, fragte ich schockiert. Sie guckte mich fragend an: „Du bist ein Mann, dir sollte es gefallen. Willst du nicht mit mir baden gehen?“

Nachdem sie das fragte kam sie langsam auf mich zu und zog mir mein Hemd aus. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte ich noch einmal nach und sah zu, wie sie ihr eigenes Oberteil auszog.

„Was sollte nicht stimmen?“ „Du hast krasse Stimmungsschwankungen! Sicher bist du schwanger!“ „Haha! Doofkopf! Ich kann auch ab und zu mal romantisch sein. Und nach allem was zwischen uns passiert ist, haben wir uns etwas Zweisamkeit verdient. Also komm, zieh dich schon aus, bevor das Wasser kalt wird.“ „Aber... Aber...“ „Was, aber?“, fragte sie mich nun schon wieder etwas grober und verengte die Augen. „Weißt du... Du darfst mich nicht nackt sehen. Ich schäme mich so sehr und... und ich habe meine Tage, jawohl! Zudem habe ich Jo versprochen so lange Jungfrau zu bleiben, bis er mich aus meinem Turm rettet.“

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen ehe sie den Kopf schüttelte und wieder zu mir kam. Ohne weitere Worte zerrte sie mir auch den Rest meiner Klamotten vom Leib und schubste mich zur Badewanne, dass ich fast Kopfüber hineinfiel. „Das hätte tödlich enden können!“ „Halt endlich die Klappe du Trottel und nimm mich!“ Allerdings ließ sie mich gar nicht erst antworten und setzte sich mit gespreizten Beinen auf mich.

Während sie sich rhythmisch auf mir bewegte schloss ich die Augen und genoss das gute Gefühl und die Wärme. Obwohl ihr Stöhnen immer lauter wurde, schien ich immer weniger geistig anwesend zu sein. Es fühlte sich an als würde ich träumen obwohl das Gefühl und die Geräusche blieben. Doch nun sah ich nicht mehr Caro auf mir, sondern Juline, die mich anlächelte und mir leise ins Ohr stöhnte. Sie richtete sich auf und hielt sich an meinen Schultern fest, während sie sich weiter bewegte. Ich beobachtete sie verwirrt und konnte kaum erkennen ob dies nun real war oder nicht.

Ich wollte sie anfassen, doch ich zögerte.

Das konnte nicht stimmen... Aber ich hätte den Moment ohne schlechtes Gewissen nutzen können. Dann entschied ich mich doch um und wollte meine Hände um ihre Taille legen, doch als vielleicht gerade noch wenige Millimeter fehlten hörte ich Fabio's Stimme: „Ich finde sie ziemlich süß...“

In diesem Moment löste sich die ganze Szene im Nichts aus und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Caro, die mich fassungslos anguckte: „Was soll das?!“ „Was? Wie?“

Erschrocken guckte ich mich erstmal um und sah, dass wir noch immer in der Wanne lagen. Doch die ganze Romantik war erloschen. Ich hatte mir alles nur eingebildet. Aber wie? Mir war sowas noch nie passiert... Hatte ich im Traum ihren Namen gesprochen? Was, wenn Caro es hörte?!

Verunsichert hakte ich nach: „Was ist denn?“ „Du bist gar nicht bei der Sache! Da schlafen wir mal endlich wieder miteinander und du wirkst fast als wärst du eingeschlafen!!! Verdammter Mistkerl! Bin ich dir nicht gut genug oder was!? Sag mir doch, wenn ich dich langweile!“

Völlig überstürzt und klatschnass kletterte sie aus der Wanne und schlug mir den Waschlappen ins Gesicht, als ich ihr folgen wollte. Sie selbst wickelte ein Handtuch um ihren Körper und ging einfach.

Was war nur passiert? Noch einmal sah ich die Bilder vor mir. Wunschdenken? Nein... Ich fand Juline zwar schon niedlich, aber derartige Gefühle waren da nicht im Spiel. Schon allein um Fabio's Willen dürfte ich mich nicht in sie verlieben. Um mich selbst nicht komplett nieder zu machen redete ich mir ein, dass das doch jeder mal macht... Beim Sex mit dem Partner an jemanden Anderes denken. Ja, das hatte Caro bestimmt auch schonmal gemacht.

Aber es schien so real...

„Caro, jetzt sei nicht beleidigt!“, sagte ich, als ich ihr folgte. „Was soll ich denn denken? Es ist nicht gerade erfreulich wenn der eigene Partner während dem Sex einschläft!“ „Ich bin nicht eingeschlafen! Das hast du dir eingebildet! Ich hab mich nur entspannt.“ „Entspannt...“ „Ja!“ „Du bist einfach nur ein Arschloch! Ich hatte mich echt darauf gefreut. Nur du und ich... Und du musst alles kaputt machen!“

„Es tut mir leid.“ „Das kannst du dir sparen.“ Mir fiel ein wie ich sie dazu bringen konnte mir zu verzeihen, denn Caro konnte richtig nervig sein, wenn sie schlechte Laune hatte. Ohne auf ihre Laune zu achten und sie zu fragen, riss ich ihr einfach das Handtuch weg und legte mich auf sie: „Gut, diesmal gescheit!“
 

Am nächsten Morgen lief ich ganz entspannt die Treppe runter um in der Küche nach was Essbarem zu suchen. Leider fand ich auf meinem Weg dorthin nur Shinji, der mich empört anguckte: „Was suchst du hier? Warst du etwa... Warst du über Nacht hier!?!!“ Nun kam auch Jill, die ihren Mann gehört hatte, in den Flur. „Oh, hi Adriano! Na Kleiner, wie geht’s dir?“ „Gut...“, dann blickte ich zu Shin und obwohl ich es Caro eigentlich versprochen hatte, konnte ich es nicht lassen ihn zu ärgern: „Caro hat es mir gut gehen lassen. Einmal in der Badewanne und nochmal in ihrem Bett. Was will man mehr?“ „... Du kleiner...“ „Shin!“

Ich rannte lachend zurück die Treppe hoch und wurde von Caro's wütendem Vater verfolgt. Weil mein Weg im Schlafzimmer abgeschnitten wurde, nahm ich einfach den direkten Weg durchs Fenster.

Auf der Straße rollte ich mich ab, sprang wieder auf und blickte zurück zum Fenster an dem er stand und mir wütend hinterher blickte. Allerdings hatte ich ihn unterschätzt und vergessen, dass auch er Assistant-Kräfte hatte. Mit Leichtigkeit nahm er Schwung und sprang ebenso aus dem Fenster.

„NA WARTE, WENN ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE!!!“ „VERSUCH ES DOCH, LAHMARSCH!“, rief ich ihm entgegen und fing an zu rennen so schnell ich konnte.

Mein Vorsprung sah gut aus, doch dann war da schon wieder Dad, der die Straße entlang schlenderte. Als er auf mich aufmerksam wurde, war ich schon fast an ihm vorbei, doch er hielt mich am Arm fest.

„Was ist los? Warum rennst du so?“ Doch ehe ich ihm antworten konnte, hatte Shin mich eingeholt und packte mich am Kragen: „Tja! Ende des Weges! Also! Was fällt dir ein!?“

Wieder wollte ich grade zum antworten ansetzen, als Dad Shinji von mir weg schubste und sich dazwischen stellte.

„Alter! Du bist zwar der Stecher von meiner Schwester, aber trotzdem fasst du meinen Sohn nicht an! Ist das klar?“ „Boah, Ryan. Piss dich nicht an!“ „Ich soll mich nicht anpissen?! Auf's Maul?“

Erstaunt über Dad's Reaktion guckte ich zu, wie er ausholte und Shinji eine reinschlug. Erschreckend, wie ähnlich wir beide auf solche Situationen reagierten. Hätte er Jade oder Fabio am Kragen gepackt, hätte ich ihm sicher auch eins drauf gehauen. Trotzdem ändert es nichts an der Tatsache, dass ich Dad verachtete! Ich wurde wieder so wütend auf ihn, dass ich ihn diesmal von Shin weg stieß.

„Was erhoffst du dir davon, Alter!? Du kannst den Beschützer spielen wie du willst, für mich bleibst du immer ein Arschloch!“ „Wie gut, dass wenigstens meine Familie gescheit funktioniert! Ich bin weg... Ach und Adriano! Lass deine Finger gefälligst in Zukunft bei dir!“

Ich antwortete ihm darauf nicht. Meine Aufmerksamkeit galt Dad, der mich fassungslos anguckte.

„Was ist nur mit dir los? Wenn ich mich nicht dafür interessiere, was du so treibst, bin ich der Idiot, der sich nicht für seine Kinder interessiert... Wenn ich dir beistehe, bin ich auch der Idiot, oder wie?“

„Ja! Weil ich dich hasse! Egal was du machst! Und dein Beschützen kannst du dir sowas von sparen! Damals, als wir dich wirklich gebraucht hätten... Als wir von unsren Klassenkameraden verprügelt wurden... Als Fabio kopfüber in die Mülltonne gesteckt wurde und danach tagelang heulte... Ja, da warst du nicht da! Glaub mir, Alter! Ich hab gelernt mich selbst zu verteidigen! Und Fabio und Jade brauchen deine Hilfe auch nicht! Viele Jahre hab ich alle möglichen Idioten verschlagen, damit sie Fabio und Jade in Ruhe lassen! Und wenn noch irgendjemand dumm kommt, dann kriegt er es eben auch zu spüren! Und... Wenn Shin mir zu dumm wird, dann kriegt er eben auch eins rein! Dazu brauche ich dich nicht!“

Dad wusste offensichtlich nicht was er dazu sagen sollte, denn er starrte mich einige Zeit schweigend an.

„Wahrscheinlich würdest du mich noch hassen, wenn ich für euch sterben würde. Aber du liegst nicht ganz richtig. Ihr wart mir nie egal... Und nicht nur dir ist die Gesundheit von Jade und Fabio wichtig. Dass ich nicht da war tut mir leid. Ich habe natürlich niemanden verprügelt weil er meinen kleinen Sohn in eine Mülltonne gesteckt hat... Wie auch? Aber ihr hattet immer... wirklich IMMER was warmes zu Essen auf dem Tisch! Geschweige denn Geld für neue Klamotten! Neue Handys und alles was ihr bescheuerten Teenys von Heute so braucht. Ich habe über Jahre mein Leben riskiert damit es euch gut geht. Ist das der Dank?“

„Für all die Leute, die du wahrscheinlich erschossen hast, kann ich nicht dankbar sein. Eher wäre ich verhungert als so einen Vater zu haben.“

Dann rannte ich davon weil mir diese bescheuerte Begegnung schon wieder zu viel wurde. Ich konnte seine pure Anwesenheit nicht ertragen. Um vor ihm zu Hause anzukommen, lief ich direkt dort hin.

So wie ich ihn kannte, würde er sich nun wieder bei Ma ausheulen und sie würde mir wieder einen Vortrag über Respekt halten.

„Brüüüüderchen! Da bist du ja! Warst du bei Caro?“, fragte Jade, die sich gleich in meine Arme stürzte. „Ja... Es war schrecklich.“ „Du siehst auch ziemlich kaputt aus! Ich habe eben mit Caro telefoniert. Sie hatte nach dir gefragt! Aber ich konnte sie beruhigen. Du kennst sie ja.“ „Oh ja...“ „Die Anderen wollen zusammen frühstücken gehen und dann besprechen, was wir heute Nachmittag zusammen unternehmen.“ „Äh... Weißt du, eigentlich...“ „Och, bitte Adde! Du musst mitkommen! Ohne dich macht's mir kein Spaß!“

Seufzend strich ich ihren Pony zur Seite und lächelte: „Nun... Dir kann ich sowieso keine Bitte abschlagen.“ „Natürlich nicht, hihi! Hach, ich liebe dich!“ „Jaja, aber heiraten werde ich dich trotzdem niemals.“ „Das wäre auch etwas widerlich.“ Ich folgte ihr in ihr Zimmer, wo sie ein paar Klamotten einräumte und setzte mich auf ihr Bett. Plötzlich grinste sie: „Ach, du weißt es sicher noch gar nicht! Fabio hat gestern Abend das erste mal mit Juline telefoniert! Ist das nicht aufregend?“

Obwohl sich mein Magen zusammenzog versuchte ich zu lächeln und mich für Fabio zu freuen. Warum störte mich das so? Verdammte verwirrende Gefühle!

„Was ist? Freust du dich nicht für ihn?“ „Doch! Doch, natürlich! Es ist nur so ungewohnt, dass Fabio sich mal richtig bemüht um ein Mädchen zu bekommen.“ „Klar tut er! Wir müssen ihn aber etwas unterstützen. Alleine hat er nie den Mut dazu.“

Mit leuchtenden Augen setzte sie sich neben mich und faltete die Hände: „Die beiden wären so ein tolles Paar! Ich mag sie wirklich.“ „Ja geht...“ „Magst du sie etwa nicht!?!“ „DOCH! Äh... Sie ist nett. Jedenfalls ideal für unsren kleinen Fabsi.“ „Oh, Adde! Wir werden es schaffen, endlich eine Freundin für Fabi zu finden!“ „Und was ist mit dir? Willst du dir nicht auch irgendwann mal einen suchen?“

Auf einmal wurde ihr Gesicht total rot und ich spürte wie sie nervös wurde. „Klar, natürlich hätte ich gerne einen Freund. Aber den Richtigen habe ich leider noch nicht gefunden.“

„Tja, gute Typen finden sich inzwischen auch ziemlich schwer. Der Kerl, der dir das Herz bricht, ist ein toter Mann, haha!“ „Hehe... Du bist immer so besorgt um Fabi und mich... Aber was ist mit dir? Hattest du eigentlich nochmal solche Schmerzen? Du hattest ja erzählt, sie seien wie im Nichts verschwunden.“ „Bisher nicht mehr. Also war es sicher nichts Ernsthaftes.“

Zufrieden lächelte sie mich an, während ich mich an den Abend am Strand mit Juline erinnerte. Die Schmerzen würden wieder kommen und irgendwie müsste ich es dann nochmal schaffen sie alleine zu erwischen. Was wirklich mit mir los war wusste ich eigentlich gar nicht, aber was auch immer es war, die Anderen mussten es erst recht nicht erfahren.

„Adde! Sag doch, dass du wieder daheim bist! Dad hat ziemliche scheiß Laune!“, sagte Fabio, der nun auch ins Zimmer kam und mich aus meinen Gedanken riss. Sein Anblick löste bei mir wieder dieses komische Bauchgefühl aus. Ich sah schon vor mir wie er und Juline sich küssten und glücklich miteinander waren. „Was hast du wieder angestellt, Schatz?“, fragte Jade, die sich an mich schmiegte. Fabio setzte sich auf die andere Seite, sodass sie zwischen uns saß.

„Ich hab ihm nur meine Meinung gesagt“, antwortete ich leicht abwesend. Was war nur los... Ich würde es Fabio so sehr gönnen. Aber die Vorstellung fühlte sich so... schmerzhaft an.

„Oh, Adde! Lass Dad doch endlich in Ruhe! Er hat doch alles für uns getan.“ „Wieso seid ihr ihm nicht böse?“ „Weil wir ihm viel bedeuten“, antwortete Fabio mit einem Lächeln. Jade nickte zustimmend. „Ihr bedeutet ihm viel...“ „Du bedeutest ihm auch viel!“ „Nein, Jade... Das ist nicht das Selbe. Müssen wir nicht langsam los?“ Meine beiden Geschwister guckten auf die Uhr und nickten. Na endlich... Zur Zeit hasste ich diese tiefgründigen Gespräche. Während die Beiden schon vor gingen guckte ich aus dem Fenster in den Himmel.

Du willst doch, dass er Glücklich ist, oder? Solang es Jade und Fabio gut geht und solange auch Juline glücklich ist, ist doch alles in Ordnung... Oder? Sei nicht so egoistisch! Selbst wenn du dich in sie verliebst und egal wie schmerzhaft es ist... Hauptsache Fabio und sie sind glücklich... Das waren die Worte, die mir in diesem Moment durch den Kopf gingen.

„Scheiß auf deine eigenen Gefühle, du Idiot“, grummelte ich noch in mich hinein und folgte dann Fabio und Jade, die an der Haustüre auf mich warteten. Auf unsrem Sofa saß Dad, zu dem ich kurz hinüber sah. Einen Moment trafen sich unsere Blicke. Ob er auch seine eigenen Gefühle ignoriert hat als er in der Armee war? Nur damit es uns gut gehen würde? Nein... Er doch niemals!
 

Zum Frühstück trafen wir uns wieder einmal im Mc's. Wo auch sonst? Caro fiel mir sofort in die Arme und küsste mich: „Es tut mir leid wie Dad sich heute morgen benommen hat! Aber er hat ein übles blaues Auge! Wieso musstest du ihn schlagen!?!“ „Das war nicht ich! Das war mein Dad!“ „Wie?!“, fragten nun auch Fabio und Jade. „Ist doch egal.“ Ehe sie weiter fragen konnten, kamen Melody und Juline zu uns.

„Welch herrlicher Morgen! Und was treiben wir heute so? Bitte sagt, dass wir Pornos drehen!“, bettelte Jo, der schon wieder Schläge von den Mädels bekam. Caro bestellte schon wieder die ganze Essensliste durch, weswegen die Anderen sie skeptisch betrachteten. „Wo frisst sie das hin?“, fragte Chris. „Keine Ahnung“, antwortete ich und beobachtete weiterhin skeptisch.

„Die ist garantiert schwanger!“, lachte Jo in die Runde und nahm sich einen Burger von ihr.

„Jetzt schon!?“ „Nein, Jade! Garantiert nicht!“, entgegnete ich entsetzt, weswegen Fabio, Chris und Jo schon wieder grinsen und lachen mussten. Caro schnaufte: „Also ich hätte nichts gegen Kinder. Ich möchte mal welche haben.“ „Die kannst du dir selbst machen!“ „Wie bitte!? Was soll das denn schon wieder heißen, Schatz!?“ „Das heißt, dass ich keine Lust auf Kinder hab! Schon gar nicht jetzt! Und wenn ich irgendwie herausfinde, dass du deine behinderte Pille versemmelt hast, dann lernst du mich kennen, Madame!“

Caro klatschte ihren Becher auf den Tisch und sprang auf: „WILLST DU MIR ETWA VORWERFEN ICH BIN ZU BLÖD ZUM VERHÜTEN!? ALS WÜRDE ICH DIR EIN KIND UNTERJUBELN WOLLEN!“ „Hätte ja sein können... Du sollst nur meine Meinung darüber wissen.“ „Hört doch auf zu streiten!“, rief Juline dazwischen. „Was mischst du dich schon wieder ein?! Adriano ist mein Freund, klar!? Und unsere Streitpunkte haben dich nicht zu interessieren.“ „Dein Freund, ja? Ich wette du kennst ihn nur halb so gut, wie du denkst!“, giftete Juline unbeeindruckt zurück.

Nun starrten uns wieder alle verwirrt an.

„Und du meinst ihn besser zu kennen?“ „In mancher Hinsicht bestimmt.“ „Juline... Es ist okay“, sprach ich im ruhigen Ton dazwischen. Wenn jetzt noch mehr Missverständnisse aufkommen würden...

Juline blickte mich mit entschuldigenden Blicken an. Wir hatten uns geeinigt, dass der Vorfall am Strand unser Geheimnis bleiben würde! Fast hätte sie zu viel verraten. Natürlich wusste Caro nichts davon. Sie wusste nicht, was meine Kräfte mit mir anstellten... Und sie wusste auch nicht wie meine Gefühle aussahen. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie das interessieren würde. Für Caro war ich einfach nur der Vorzeigetyp. Neider hatte sie immerhin genug.

Wahrscheinlich könnte ich schon morgen eine Andere haben, wenn ich es wollen würde. Aber über das Thema hatte ich mir schon zu viele Gedanken gemacht. Noch einmal guckte ich zu Juline und musste an diese bescheuerte Traumszene von gestern denken und mich selbst ermahnen mit dem zufrieden zu sein was ich hatte. Immerhin war Caro sexy...

Fabio nahm Juline's Arm und zog sie zurück auf die Bank und Jade schnaufte durch: „Haben wir uns jetzt endlich alle wieder abgeregt?! Gut. Ich würde vorschlagen wir gehen heute alle mal etwas schwimmen. Das kühlt unsere Gemüter ab! Was haltet ihr davon?“ „SCHWIMMEN!?!?!“, schrie Juline entsetzt auf.

„Keine Sorge, wir besorgen dir schnell einen Bikini“, sagte Melody und kicherte leise. Doch Juline wirkte absolut nicht beruhigt: „Das ist gut... Aber... Ich kann... Ich kann doch gar nicht schwimmen...“ „Ich bringe es dir bei“, schlug Fabio gleich vor, was ihre Augen zum leuchten brachte: „Wirklich?“ „Ja, gerne.“ „Oh, Fabio! Danke!“ Voll Freude legte sie ihre Arme um seine Schultern und küsste ihn auf die Wange, weshalb er knallrot im Gesicht wurde und die Anderen lachen mussten. Vergiss wie du dich selbst fühlst... Hauptsache ihnen geht es gut...
 

~ Kapitel 9 ~ Beziehungskiste ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück