Dear Junk von RedSky (Kazzy's Vorgeschichte) ================================================================================ Kapitel 22: Stitches -------------------- Der Regen prasselte sanft gegen die klare Fensterscheibe, warf unzählige Tropfen gegen das durchsichtige Glas, die anschließend in feuchten Bahnen abwärts rannen bis ihre materielle Existenz aufgebraucht war. Sugizo's Fingerkuppen fuhren die nassen Spuren nach, jedoch auf der anderen Seite des Glases, dort wo er die Feuchtigkeit nicht spürte. Fuhr die Spuren nach, bis seine Augen die ausgewählten Tropfen nicht mehr von den vielen Hinzugekommenen auseinander halten konnten und sich Neue suchten. Doch auch Diesen konnte er nicht lange folgen und so wiederholte sich das Spiel dutzende Male. Beobachtet wurde er von zwei Augenpaaren, Kazzy's und J's, bis sich die Haustür plötzlich öffnete und ein leise vor sich hin fluchender Joe die Wohnung betrat. „Gottverdammte Scheiße, ich bring sie um!“ J und Kazzy wanden ihre Köpfe fast synchron von ihrem Freund ab und ihrem Leader zu. Die Tür fiel etwas lauter ins Schloss als beabsichtigt. Joe griff, ohne seine zwischenzeitlichen Mitbewohner zu beachten, zum Telefonhörer, wählte auswendig und mit flinken Fingern eine Nummer. Presste den Hörer ungeduldig an sein Ohr. Tippte mit der Schuhspitze immer wieder nervös auf den Boden. Doch all das half nichts. Es erfolgte nicht die gewünschte Reaktion. So knallte er den Hörer keine zwanzig Sekunden später wieder auf die Gabel, fluchte noch lauter. „So eine Scheiße!!“ Kazzy und J hatten noch immer ihre fragenden Blicke auf ihn gerichtet, im Gegensatz zu Sugizo. Der schien von alledem nichts mitzubekommen, stand nach wie vor am Fenster und schaute monoton hinaus. „Was los?“, stellte J schließlich die bereits überfällige Frage an ihren Boss. Joe drehte seinen inzwischen hängenden Kopf in J's Richtung, blinzelte ihn mit unübersehbarer Erschöpfung und Stress in den Augen an. „Lucifer is' nicht zu erreichen... Ich brauch sie aber weil wir die Autoradios so schnell wie möglich loswerden müssen um den Iron Killers das scheiß Lösegeld zu geben.“ Die Erschöpfung der letzten Tage klang deutlich in seiner Stimme mit. Nach der unerwarteten Entführung Kyo's am vergangenen Abend, lag heute früh eine Nachricht der Iron Killers vor Joe's Haustür, gewickelt um einen schweren Stein. Sie forderten Lösegeld für die Freigabe ihrer Geisel. Und der einzige Weg, binnen kürzester Zeit an den geforderten Betrag an Geld zu kommen war im Moment, einen Käufer für das erbeutete Diebesgut zu finden. Den sollte es ja auch geben, nur war dieser lediglich Lucifer bekannt. Und die war im Moment scheinbar für jeden unerreichbar. Joe ließ sich erschöpft auf sein großes Bett plumpsen; seine Augen fingen den lethargischen Sugizo ein. Er wusste, dass er und J heute morgen auf dem Flughafen waren, um Inoran vor seiner Ausweisung zu verabschieden. Und hätte er selbst sich nicht um Kyo's Entführung kümmern müssen, wäre er sogar mitgekommen. „Wie geht es ihm?“, wollte er an J gerichtet wissen, ohne seine Augen von Sugizo's Rückenansicht zu nehmen. „Nicht gut. Wie man sieht“, erklang die nüchterne Antwort. Seit J mit Sugizo vom Flughafen zurück in Joe's Wohnung war, hatte sich der Rothaarige nur noch abgekapselt, war kaum ansprechbar. Dieser Zustand herrschte zwar erst seit ein paar Stunden und bei Sugizo wechselten die Launen manchmal genauso schnell wie das Wetter, trotzdem gefiel J diese Abwesenheit seines Freundes nicht. Ernsthafte Sorgen machte er sich zwar noch nicht, doch er wusste, dass er Sugizo die kommenden Tage nicht aus den Augen lassen sollte. Der Beschützer in ihm war wieder voll ausgelastet. Joe musterte den hageren Jungen mit der zotteligen, roten Mähne noch ein paar kurze Momente, dann erhob er sich auch schon wieder und begab sich kommentarlos in den Küchenbereich, um eine große Ladung Kaffee vorzubereiten. Er musste irgendwas tun, er konnte jetzt unmöglich einfach untätig rumsitzen und warten. Auch wenn die koffeinhaltige Brühe ihn in ein paar Minuten nur noch mehr aufputschen würde, doch das war ihm egal. „Luci, gottverdammte Scheiße, wo warst du?“ Diese unsanfte Begrüßung drang an Lucifer's Ohr, kaum dass ihr Mitbewohner Gardie ihr das Telefon gereicht hatte. Sie schloss kurzweilig die Augen und seufzte leise aber sichtlich genervt auf. „Ich hatte was zu tun.“ „Das Wichtigste, was es im Moment zu tun gibt, ist Kyo zu befreien!“, keifte Joe durch die Leitung. Scheinbar lagen seine Nerven heute extrem blank. Lucifer zögerte für einen ganz kurzen Moment, bevor sie darauf etwas erwiderte. „Ich war mit Gardie vorhin im Tonstudio. Da war kurzfristig 'n Termin frei geworden und das wollten wir-“ „Tonstudio?!“ Joe's Stimme begann fast schon zu zetern. „Verfuckt nochmal, Luci! Es geht hier um Kyo! Ich weiß noch nicht mal, ob er überhaupt noch lebt! Du kennst die Iron Killers, die machen schnell kurzen Prozess! - Und du treibst dich mit dieser Schwuchtel Gardie in irgendeinem Tonstudio herum?!?“ Lucifer's Hand erhöhte den Druck, mit Welchem sie das tragbare Telefon festhielt. „Verdammt Joe, wir müssen nehmen was wir kriegen können, wir-“ Abermals wurde ihr der Satz mittendrin abgeschnitten. „Das interessiert mich nicht! Entweder Snakebite oder deine Musik! Wenn du beides zusammen nicht gebacken kriegst, musst du dich für Eines entscheiden! Wenn du bei Snakebite bist, bist du für die Anderen da!“ Lucifer schluckte, für Joe nicht hörbar. Auch das leichte Zittern ihrer Hand konnte er zum Glück nicht sehen. „Und jetzt kümmer dich darum, dass du diesen Radio-Dealer zu fassen kriegst! Wir müssen den Dreck schnellstmöglichst loswerden, um die Kohle zu kriegen und Kyo damit frei zu kaufen.“ Joe legte auf. Ohne ein weiteres Wort. Lucifer ließ das Telefon langsam sinken, warf einen leicht irritierten Blick auf Selbiges und drückte schließlich den Knopf, um die Verbindung ebenfalls von ihrer Seite aus zu trennen. Dann legte sie es abwesend neben sich auf das Bett. Ihr Blick versank zeitweilig ins Leere. Sie wusste, Joe hatte Recht. Natürlich hatte er Recht, natürlich galt es in erster Linie, sich um die Gruppe zu kümmern. Das war schon immer die goldene Regel bei Snakebite gewesen, dass sie sich umeinander halfen. Deswegen waren die Meißten doch überhaupt dabei, weil sich kein Anderer um sie kümmerte. Weil sie anderswo keine Familie mehr hatten, zumindest keine Geistige. Was irgendwo schriftlich festgehalten wurde, zählte nicht. Der Lockenkopf wand Selbigen etwas zur Seite und ihr Blick fiel auf einen Stapel Papier; ihre Songnotizen. Daneben ein dunkelblauer, mattglänzender, geklauter Kugelschreiber. Ihre Musik..... Sie bedeutete ihr so viel. Und sie wollte sie nicht für Snakebite aufgeben. Aber sie wollte auch nicht die Gruppe verlassen. Wollte die Anderen nicht einfach selbstgefällig im Stich lassen. Ein innerlicher Seufzer, der nie nach außen drang. Dann griff ihre Hand wieder zum Telefon und die Finger wählten auswendig eine Nummer. Der Tag war schon weit voran geschritten, doch für Joe gab es, trotz der fortschreitenden Zeit, nur Eines zu tun: warten. Und das passte ihm überhaupt nicht. Immer wieder warf er einen ungeduldigen und zugleich hoffnungsvollen Blick zu seinem, nahe der Haustür gelegenen, Telefon. Doch Selbiges blieb stumm. Gab ihm nicht die erlösenden Neuigkeiten, die er so sehr herbeisehnte. Joe hatte in den vergangenen Stunden bereits fast zwei komplette Schachteln geraucht, wobei Kazzy ihn dabei ein wenig unterstützt hatte. Da der Jüngere jedoch noch kein so geübter und regelmäßiger Raucher war wie der Boss, hatte er jetzt erst seine Vierte zwischen den Fingern. Er saß im Schneidersitz auf dem Fußboden dem Leader gegenüber und bemühte sich, ihn mit Gesprächen, die aber alle irgendwie nie lange anhielten, von seinen Sorgen abzulenken. Da Kazzy noch nicht so lange bei Snakebite involviert war und mit den meisten aus der Gruppe noch nicht so eng verbunden war, berührten ihn die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden am wenigsten. Nicht, dass er Inoran's Abschiebung und Kyo's Entführung nicht schrecklich fand und sich keine Sorgen um beide machte, aber ihn verband mit beiden noch nicht das, was die anderen Bandenmitglieder mit ihnen verband. Kazzy war noch nicht mit ihnen allen zusammen 'gewachsen'. „Sind die Iron Killers echt so 'ne schlimme Bande, wie alle sagen?“ Joe drehte seinen Kopf langsam aus der Richtung des Telefons, zu dem er zum hundertsten Male gekuckt hatte, zu Kazzy und schaute ihn mit einem Blick an der sagen zu scheinen wollte 'Die Frage war jetzt nicht ernst gemeint, oder?'. Der kleine Blonde merkte sofort, dass an seiner Frage offensichtlich irgendetwas nicht ganz stimmte. Dennoch erhoffte er sich eine Antwort von Joe. Dieser führte seine Zigarette zu den Lippen, nahm einen langen, intensiven Zug und ließ den Qualm sachte wieder aus seiner Mundhöhle hinaus gleiten. Seine Augen blickten Kazzy nicht an. „Ungefähr einen knappen Monat, bevor du zu uns gekommen bist, haben die Killers Stitches getötet.“ Joe tippte seine Zigarette, die er über den, auf dem Boden zwischen ihm und Kazzy stehendem, Aschenbecher kurzzeitig schweben ließ, an und die ascheartige Spitze fiel ab und pulverisierte. Kazzy konnte mit dieser Aussage nicht viel anfangen. „Wer war das?“, wollte er wissen. „Einer von uns. Ein durchgeknallter Junge, dreizehn Jahre alt, vernarrt in Knarren.“ Als Kazzy das Alter vernahm, wurde ihm sofort ziemlich mulmig. Dreizehn Jahre...er selber war vierzehn. „Und den haben die einfach so umgelegt?“ Joe seufzte leise auf, nahm den letzten Zug – zumindest den Letzten von diesem Glimmstängel – und drückte den kleinen Tabakröllchenrest im Becher aus, bevor er Kazzy einen kurzen, schweigsamen Blick zuwarf. Er zögerte sichtlich, bevor er auf die Frage seines Jüngsten einging. „Ja.“ Und für einige Momente war Joe sich nicht sicher, ob das nicht die einzige Reaktion auf diese Frage bleiben sollte. Ob er wirklich nochmal von damals reden wollte. Doch aus irgendwelchen Gründen, die er selbst nicht erklären konnte, war da irgendwas in ihm, das seine Erzählungen voran trieb. Die ersten Worte waren noch unsicher und setzten jeweils mit leichter Verzögerung ein. Doch dann wurden seine Erzählungen immer flüssiger: „Stitches war 'n ziemlich schräger Vogel. Is' von zu Hause abgehauen und hat zuerst auf der Straße gepennt, bevor er zu uns gekommen ist. Ich hab keine Ahnung mit wem er vor uns alles zusammen war, aber er muss in der Zeit großes Interesse an Waffen entwickelt haben. Hatte er wahrscheinlich sogar schon vorher, als er noch bei seinen Eltern wohnte. Jedenfalls kam er, wenige Tage nachdem wir ihn aufgenommen hatten, mit 'ner Waffe an. Smith & Wesson. Als ich wissen wollte, wo er die her hat, meinte er, die hätte er bei ein paar Dealern eingetauscht bekommen, als Gegenleistung dafür, dass er für sie Drogen vertickte. Stellte sich aber schon bald heraus, dass das nicht stimmte.“ Für den Bruchteil einer Sekunde konnte man in Joe's Gesicht einen Ausdruck verzeichnen, der darauf schließen ließ, dass ihn die damalige Lüge persönlich verletzt hatte und es im Nachhinein womöglich immernoch tat. „Er hatte das Ding von einer Lieferung für die Iron Killers geklaut. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber das Teil gehörte definitiv zu den Killers. Stitches hatte nur keine Ahnung, mit wem er sich dadurch anlegte. Rancor ist ein gnadenloser Leader, der versteht keinen Spaß, und genauso wie er ist, führt er seine Truppe und so sind die alle drauf. Eiskalt und knallhart. Wenn Rancor Tote sehen will, gibt es Tote. Und bisher ist noch keiner den Killers entkommen, den sie kriegen wollten. Die sind spitzenmäßig organisiert!“ Es war das erste Mal, dass Kazzy Rancor's Namen hörte und damit versuchte er sich nun ein klareres Bild von diesem blutrünstigen Leader zu machen, als welcher er öfters gerne beschrieben wurde. „Wie haben sie Stitches getötet?“, fragte er, mit seinen Gedanken noch bei Rancor vertieft. „Erschossen.“ Sein Blick traf Kazzy's und er registrierte, wie der Junge bei dieser klaren Antwort kaum merklich zusammen zuckte. Die Sonne stand hoch und schien grell. Stitches streunerte, wie so oft, durch die Straßen, immer Ausschau haltend nach der nächsten Geldquelle, einem günstigen Diebstahl oder einer Flasche Soju. Er schlug eine breite Gasse ein. Verlassen und leer, sah man mal von den Unmengen an Müll ab, der hauptsächlich auf den Gehwegseiten herum lag. Alte, zertrümmerte Markisenteile und zerbrochene Geschäftsschilder, zersplitterte Regenrohrteile, Müllsäcke und -tonnen. Keines der Geschäfte, die es hier einmal gab, war noch präsent. Auf dem ersten Blick sah es nicht danach aus, als könnte man hier fündig werden. Doch Stitches hatte in seinem bisher kurzem Leben auf der Straße gelernt, dass vieles nicht so war wie es schien. Er wollte sich gerade den beiden nebeneinander stehenden Mülltonnen zuwenden, doch soweit kam er gar nicht mehr. Der Späher hatte ihn schon längst entdeckt, zielte und schoss. Stitches stieß nur ein heiseres und erschrockenes Keuchen aus, zu mehr war seine Kehle nicht mehr fähig. Denn der Schütze beherrschte seine Kunst und hatte das Opfer mitten im Rücken, zwischen den Schulterblättern, erwischt, sodass das scharfe Geschoss sich unaufhaltsam durch den jungen Körper bohrte und seine Luftröhre zerfetzte. Stitches gelang lediglich noch eine halbe Drehung, doch es war bereits zu spät um noch einen Blick auf seinen Mörder zu werfen. Schlagartig von jeglicher Kraft und Lebensenergie verlassen, sackte der in Jeans und T-Shirt gekleidete Körper zusammen und blieb regungslos auf dem sonnenbeschienenen Asphalt liegen. Der Schütze verließ daraufhin sein Versteck und trat sicheren Schrittes auf die noch warme Leiche zu. Beugte sich über sie, bückte sich und zog ihr aus dem Hosenbund, versteckt unter der darüberliegenden, zerschlissenen Jacke, die Smith & Wesson hervor. Nahm das Eigentum wieder an sich. Stitches' Augen waren geöffnet, doch nicht mehr fähig, in das Gesicht des Schützen zu blicken. 'Erschossen.' Bei dem Wort drängte sich wieder das Bild vom Dealer, der vor seinen Augen starb, in seine Erinnerungen und Kazzy fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, erschossen zu werden... Plötzlich zerschnitt das Klingeln des Telefons die Stille. Joe sprang sofort auf und hastete zum Apparat, riss den Hörer von der Gabel und presste ihn sich ans Ohr. „Ja?“, keuchte er hoffnungsvoll. „Luci“, drang die knappe Namensnennung aus der Leitung. „Ich hab das Geld.“ Eine knappe halbe Stunde später beherbergte Joe's Bude einen weiteren Besucher. Er hatte Lucifer direkt und ohne Umwege zu sich bestellt. Normalerweise war es nicht üblich, dass sie Geldangelegenheiten in ihren Wohnungen besprachen oder aushandelten. Für gewöhnlich diente dafür einer ihrer Stammplätze draußen auf den Straßen, in ihrem Revier. Doch Joe's Nerven lagen zunehmend immer blanker und er hatte schlichtweg nicht den Kopf dafür gehabt, mit Lucifer erst großartig einen geheimen Treffpunkt auszumachen. Also machte man es sich einfach – auch wenn man damit ein vermehrtes Risiko des Auffliegens riskierte. Joe zählte soeben das Geld nach, das Lucifer ihm ausgehändigt hatte und das ursprünglich nie als Lösegeld geplant war... Als das Bündel Scheine sich dem Ende näherte, verfinsterte sich seine Mine zusehends. Als er dann den letzten Schein gezählt hatte, blickte er starr auf das Bündel in seiner Hand. „Das ist zu wenig.“ Seine raue Stimme war in diesem Moment wie ein Faustschlag. Kazzy und Lucifer starrten ihn nur stumm an. Bis Lucifer schließlich die entscheidende Frage stellte: „Wieviel fehlt noch?“ Joe sah sie an. „Fast 5.000.000 Won.“ Die Drei sahen sich an. Wo sollten sie in Kürze so viel Geld hernehmen? „Gibt's 'ne Deadline?“, wollte Lucifer wissen. Joe lachte kurz und knapp auf. „Du kennst die Killers, du weißt, wie sie arbeiten! Bei Standart-Entführungen heißt es schnell blechen – je schneller, desto höher die Überlebenschance des Entführten! Und Kyo ist 'ne Standart-Nummer!“ Kazzy mischte sich ein. „Was ist 'ne Standart-Entführung?“ „Leute, die wahllos entführt werden und den Killers einzig und allein als Erpressung dienen“, erklärte Joe, während er schon wieder begann, nervös durch seine halbe Wohnung zu tigern. „Sie entführen entweder, um Geld zu erpressen oder weil ihr Opfer ihnen anderweitig für Nutzen ist. Das ist bei Kyo aber nicht der Fall. Er bringt den Killers nix – außer Geld.“ Er fuhr sich mit der Hand durch's Haar, strich sich damit die vorderen Strähnen aus dem Gesicht. „Aber bei solchen Entführungen gibt es ein sehr geringes Zeitlimit, bis wann man das Geld beschaffen haben muss – und zwar das ganze Geld.“ Kazzy konnte dieser Logik nicht ganz folgen. „Aber wenn sie ihn einfach umbringen, bevor sie das Geld kriegen, haben sie doch gar nix davon...“ „Du bist wirklich zu naiv...“, schüttelte Lucifer nur den Kopf und musterte den Jüngeren wieder leicht abwertend, wie sie es schon so oft getan hatte. „Selbst wenn wir jetzt das ganze Geld hätten, könnte Kyo schon längst tot sein. Sie könnten ihn schon direkt, nachdem sie ihn entführt hatten, getötet haben. Glaubst du, das verraten sie dir?“ „Aber...warum sollte man blechen, wenn man gar nicht weiß, ob der Entführte noch lebt?“ Kazzy's Augen spiegelten Unverständnis wieder, als er zwischen Joe und Lucifer hin und her blickte. Joe beugte sich zu ihm herunter. „Sie kriegen das Geld. Wenn sie es ein Mal verlangt haben, kriegen sie es, dafür sorgen sie. Selbst wenn sie Kyo schon längst umgebracht haben, wenn wir nicht die angeforderte Summe Geld bezahlen, holen sie den Nächsten von uns. Solange, bis sie das Geld haben oder keiner mehr übrig ist. Damit demonstrieren sie ihre Macht.“ Der Blick in Joe's dunkle Augen war, in Verbindung mit diesen Worten, fast schon zu viel für Kazzy. Jetzt erst begriff er langsam, warum alle solch eine Furcht vor den Iron Killers hatten und jeder vor ihnen auf der Hut war. Jetzt erst verstand er, in was für einer Gefahr sie sich befanden. Sie alle. Und er mittendrin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)