Dear Junk von RedSky (Kazzy's Vorgeschichte) ================================================================================ Kapitel 19: prison ------------------ Joe saß dem Jüngeren am Tisch im Besucherraum gegenüber und fuhr sich durch die dichten, dunklen Locken. „Mensch Ino....was hast du dir dabei nur gedacht?“ Er hatte von ihm gerade die ganze Geschichte erzählt bekommen, von dem Überfall, von der Bande die ihn einfach zurück gelassen hatte und von seiner Festnahme. Und irgendwie fiel es ihm noch immer schwer das zu begreifen. Immerhin hatten sie bisher stets Glück gehabt, keiner von ihnen wurde je von der Polizei erwischt. Bis jetzt. Jetzt saß Inoran im Gefängnis und es sah alles andere als rosig für ihn aus. Zwar gehörte er mit seiner Familie nicht zu den illegalen Einwanderern, aber trotzdem galt er als Immigrant – und es war bekannt, dass die südkoreanischen Gefängnisse mit Migranten, ganz besonders mit denen aus Japan, nicht gerade zimperlich umgingen. Von der anderen Seite des Tisches erklang ein leises, unterdrücktes Schluchzen. Inoran hatte seinen Kopf gesenkt und eine Hand vor das Gesicht geschlagen, um das Schauspiel Selbiges zu verbergen. Joe ließ dieses Schluchzen jedoch wieder aus seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt kommen. „Hey..... Hab keine Angst. Wir holen dich hier wieder raus, wir schaffen das!“, sprach er aufmunternd auf ihn ein und drückte dessen freie Hand, die lasch auf der Tischfläche lag. Inoran schniefte nochmal kurz und wischte sich mit den Fingern über das feuchte Gesicht, bevor er Joe abermals anschaute. „Wo sind J und Sugi?“ Inoran's heisere Stimme und dessen sehnsüchtige Worte hätten Joe fast das Herz gebrochen. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie schwer es für den Jungen sein musste, seine beiden besten Freunde in dieser Situation nicht sehen zu können. Joe seufzte. Ein wenig zu schwer. „Die Wohnung von J und seiner Mutter ist abgefackelt“, begann er. Doch noch bevor er weiter sprach, sah er den Schock in Inoran's Augen. Sie waren groß und feucht – und voller Angst vor weiteren Informationen. Der Jüngere begann sofort zu zittern. „Hey, nein, beruhig dich! J ist okay! Es geht ihm gut!“ Er sah Inoran eindringlich an, versuchte ihn mit seinen Augen dazu zu bringen, ihm auch weiterhin seine Aufmerksamkeit zu widmen und nicht durchzudrehen. „Er ist nur im Krankenhaus bei seiner Mutter. Sie ist nicht schwer verletzt, aber die woll'n sie trotzdem noch etwas da behalten“, erklärte Joe. Die Worte des Anderen schienen ihre Wirkung zu entfalten, denn sogleich nahm das Zittern Inoran's ab und er wirkte wieder etwas ruhiger und gefasster. „Dann.....dann weiß er noch gar nicht, dass ich.....?“ Joe schüttelte kurz den Kopf. „Nein...“ Inoran schluckte. Er fühlte sich einsam. Trotz Joe's Anwesenheit. „Und Sugi?“ Der Leader mit der dunklen Lockenmähne konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. „Keine Ahnung, wo der wieder steckt.... Vermutlich sucht er dich. Als du anriefst, war er jedenfalls nicht da.“ Es tat ihm schon regelrecht weh, dem Kleinen das alles so sagen zu müssen. Inoran senkte den Kopf. Hatte alles zur Kenntnis genommen. Und sein Herz war leer. Leer wie ausgehöhlt, als hätte man ihm das Innerste genommen und nur noch die äußere Schale übrig gelassen. Er schloss die Augenlider und schlagartig perlten ein paar Tränen über seine blassen Wangen. Joe entgingen diese Tränen nicht. „Hey...! Kleiner....nicht weinen.“ Abermals drückte er die Hand des Anderen – nur dass es diesmal nicht unentdeckt blieb. Einer vom Wachpersonal hastete urplötzlich auf die beiden zu und gab Joe deutlich zu verstehen, dass Körperkontakt zwischen den Gefangenen und den Besuchern verboten war. Nun war es Joe, der einen mächtigen Kloß im Hals feststecken hatte. Er wollte Inoran doch nur trösten, aber selbst das durfte er jetzt nicht mehr.... Dabei sah sein junger Schützling gerade mehr als erbärmlich aus. „Morgen sind beide hier. Ich versprech's dir.“ Er meinte damit natürlich J und Sugizo, die er schon noch ausfindig machen würde. Auch Sugi, koste es was es wolle. Er wollte Inoran auf gar keinen Fall das Gefühl geben, er sei jetzt völlig alleine. Auch wenn die aktuelle Situation beschissen war. Es war wie ein Unterschied zwischen Tag und Nacht. Da draußen, im Besucherraum zu sitzen und mit Joe reden zu können, das war schön gewesen und der erste, schmale Lichtblick seit Tagen. Jetzt jedoch wieder in der engen Zelle zu sitzen, mit diesen zwei anderen Typen im Rücken, mit denen er sich diesen Käfig teilen musste, das schlug ihn mental wieder meilenweit zurück. Er hasste es. Jeder hasste Gefängnisse – zumindest konnte Inoran sich nicht vorstellen, dass das Einer nicht tat – aber er hasste diese beklemmende Enge, das Verbot sich frei bewegen zu können und die Bedrängnis seiner Mithäftlinge zutiefst! Dieses Gefühl war wie eine riesige, unförmige, schwarze Masse, die unaufhaltsam auf ihn zu kam und ihn mit Haut und Haaren verschlang. Es war grässlich! Alles, wirklich alles hätte er dafür getan, hier keinen weiteren Tag drin zu verbringen. Es war die Hölle auf Erden. „Er denkt schon wieder an seinen Süßen.“ Eine raue Stimme von hinten. „Ja...wie er von seinem Stecher hier rausgeholt und zur Belohnung durchgefickt wird!“ Dreckiges Gelächter. Inoran, der vorne bei den Gitterstäben saß und abwesend den kalten Gang entlang blickte, schloss die Augen. Seine beiden Mitgefangenen. Er konnte sie nicht leiden. Und sie ihn nicht. „Ey, Schwuchtel!“, dröhnte es durch die kleine Zelle. Hier galt man schnell als Schwuchtel wenn man solch zarte Gesichtszüge hatte wie Inoran oder sich nicht schnell genug durchzusetzen wusste. Der schüchterne Junge reagierte nicht. Behielt die Augen geschlossen. Ganz so als hoffte er, die beiden Typen würden einfach verschwinden, wenn er es sich fest vorstellte. Schwere, schlurfende Schritte kamen plötzlich näher. Eine große prankenähnliche Hand packte Inoran an den Haaren und riss ihn halb herum. Der Junge schrie vor Schmerz laut auf! „Du hast zu hören, wenn ich dich rufe!“, bellte das Muskelpaket, dass den Kleineren gerade so gut im 'Griff' hatte. „Wenn ich Schwuchtel sage, gehorchst du! Verstanden??“ Er rüttelte an Inoran's Haarschopf, den er nach wie vor fest in seiner eisernen Klaue hielt, um seine drohende Aufforderung noch zu unterstreichen. Wieder ein Schrei aus Inoran's Kehle, diesmal ein deutlich Längerer. Es tat so verdammt weh! Es fühlte sich an, als würde der Kerl ihm im nächsten Moment die Kopfhaut mit abreissen! Verdammte Scheiße, wieso hörte er nicht auf? „Maul halten!!“, keifte der Typ mit dem Bürstenhaarschnitt und ließ die Haare seines Opfers schließlich los, riss ihm dabei jedoch ein beachtliches Büschel aus, das anschließend zwischen seinen Fingern prangte. Inoran war den Tränen gefährlich nahe, hielt sich mit beiden Händen schützend die schmerzende Kopfhaut. - Ouh god, er wollte hier raus! Wo war Joe? Warum hatte er ihn nicht mitgenommen? Wo waren J und Sugi....? Nun konnte er sie doch nicht mehr aufhalten, die Tränen. Sehr zur Freude seiner Peiniger, die sich auch noch am Schmerz ihres Opfers aufzugeilen schienen. Denn inzwischen war auch der zweite Kerl, nicht minder groß und bullig gebaut wie der Erste, von seinem Schlafgemach gerutscht und gesellte sich zu seinem Kumpel. Zu zweit standen sie nun da, nur zu zweit und doch wie eine Mauer vor Inoran. Eine gnadenlose Mauer, die zu mächtig war um sie zu durchbrechen. Inoran wusste, dass er in dieser Situation immer schlechte Karten haben würde. So wie jetzt. „Woll'n wir ihn nicht unsere Schwänze sauber lutschen lassen?“, schwang plötzlich die unheilvolle Frage durch den Raum. Dem Jüngsten von ihnen stockte der Atem. „Warum nicht?“, grinste der Freund vom Bürstenhaar und musterte das, in die Enge gedrängte, Opfer mit einem unsagbar selbstgefälligem Gesichtsausdruck. „Der hat bestimmt schon viele Schwänze gelutscht und weiß wie das geht.“ Und als Nächstes hörte Inoran tatsächlich das leise Klimpern einer sich öffnenden Gürtelschnalle. Voller Fassungslosigkeit riss er seinen Kopf hoch und starrte seine Gegner an. Das konnten sie einfach nicht ernst meinen!?! Das war unmöglich...! Er konnte doch nicht hier, mitten im Knast......?! „Wenn du mir den ins Maul steckst, beiss ich zu!!!“ Der sonst so zurückhaltende Junge musste im nächsten Augenblick über sich selbst staunen, als ihm mit einigen Sekunden Verzögerung bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Selbst die beiden Schlägertypen sahen sich nun an. Was war das denn? Der Kleine konnte drohen? Und dann noch mit so einem frechen und lautem Mundwerk? Inoran hatte jeden einzelnen seiner Muskeln angespannt. Er war bereit. Bereit zu kämpfen. Für sich. Die zwei Mitinsassen wollten sich ihre Irritation nicht anmerken lassen und bewegten sich weiter auf den Jüngeren zu. Der Eine von ihnen, der bereits seinen Gürtel gelockert hatte, machte inzwischen tatsächlich ernsthafte Anstalten, seinen Schwanz auszupacken. Ganz offenbar wollte er es drauf ankommen lassen, ob die kleine 'Schwuchtel' seine Drohung wahr machen würde – was er ihm im Moment nicht zutrauen wollte. Inoran sah die drohende Gefahr immer näher auf sich zu kommen, sah das nackte Stück Fleisch aufblitzen. Die zwei Schränke kamen ihm immer näher, gaben ihm keine Ausweichmöglichkeiten. Keine Flucht. Null. - Und plötzlich war es so, als hätte sich in ihm ein unsichtbarer Hebel umgelegt. Plötzlich erwachte in ihm der Kampfgeist, der Kampfgeist zu überleben. Der Kampfgeist, sich selbst zu beschützen. Denn jemand anderes außer ihm selber würde das in diesen Momenten nicht tun. Keiner konnte ihm hier und jetzt helfen. Also musste er sich selber helfen, sich selber beschützen. Das machen, wozu Sugizo ihn schon diverse Male zu animieren versucht hatte. Sich zu wehren. Das Nächste, was zu hören war, war der schmerzhafte Aufschrei eines Gefangenen, der durch die endlosen Gänge widerhallte. Langgezogen und qualvoll. Von Pein durchzogen. Das Blatt hatte sich gewendet. Es war wie Balsam für seine Seele, als Inoran einen Tag später im Besucherraum J und Sugizo erblickte. Deren Gesichter spiegelten allerdings nicht im Geringsten die Freude wieder, die er gerade in seinem Herzen verspürte; eher starrten beide geschockt auf seinen Arm, der, umwickelt mit weißer Gaze, in einer Armbandage ruhte. J's Blick fiel zudem noch etwas erschöpfter aus, so als hätte er die letzten Tage nicht viel Schlaf bekommen. Und dennoch war er es, der als Erster auf Inoran zukam. „Scheiße, Ino! Was hast du gemacht?“ Voller Sorge hastete er auf den Jüngeren zu, doch kaum hatte er ihn auch nur mit den Fingerspitzen berührt, sprang sofort wieder einer von den Aufsehern dazwischen und machte J überdeutlich klar, dass Körperkontakt jeglicher Art nicht gestattet war. Zähneknirschend musste der Blonde das akzeptieren und setzte sich nun statt dessen mit Sugizo an einen der Tische, dem Verletzten gegenüber. „Los, sag Ino, was ist passiert? Wer war das?“ J war, wie immer, höchst besorgt um seinen jüngeren Freund. Doch die Erschöpfung der letzten Tage und die daraus resultierende Kraftlosigkeit schwang deutlich hörbar in seiner Stimme mit. Der Angesprochene schielte flüchtig auf seinen verbundenen Arm. „Das is' nix Schlimmes; nur 'n bisschen angeknackst.“ „Was heißt 'nur 'n bisschen'?? Wer war das?“ Die Aufregung in J wuchs schon wieder viel zu schnell und so spürte er auch schon im nächsten Moment Sugizo's Hand auf seiner Schulter, der ihn damit etwas zu beschwichtigen versuchte. „Einer aus meiner Zelle“, lautete die knappe Antwort. Inoran musterte J unauffällig. Sein Kumpel sah wirklich nicht gut aus. Die Augen gerötet und übermüdet, die Haut irgendwie blasser als sonst, die Haare zotteliger als er es von ihm gewohnt war... „Wichser....“, fluchte Sugizo, als er das hörte. „Hat man den verlegt?“ Inoran schüttelte den Kopf. „Nein. Mich.“ Als nächstes hatte der junge Gefangene zwei leicht ungläubig blickende Augenpaare auf sich gerichtet. „Verlegt werden doch nur die, die Stress machen...“, überlegte Sugizo laut. „Was hast du gemacht?“ Ein kaum wahrnehmbares Grinsen tauchte in seinen Mundwinkeln auf und sein Blick senkte sich kurz schräg zur Seite. Ein ganz kleines Gefühl des Triumphs machte sich gerade in ihm breit. Dann blickte er seine beiden Gesprächspartner wieder an. „Der Typ wird jetzt Probleme beim pinkeln haben...“ Damit waren Sugizo und J immer noch nicht schlauer. „Ino, jetzt sag endlich was los ist!“, forderte Sugizo, stand von seinem Stuhl auf und beugte sich mit dem Oberkörper leicht über den Tisch, während er sich mit beiden Händen abstützte. „Ich lass mir doch keinen Schwanz ins Maul pressen!“, entfuhr es dem Jüngsten schließlich – und jetzt durfte er erst recht geschockte Blicke von den beiden kassieren. J konnte einfach nicht fassen, was er da aus dem Mund seines jüngeren Freundes hörte und darum war es auch Sugizo, der als Erster seine Sprache wiederfand. „Ino....! Sag bloß, du hast dich gewehrt...?!“ Ein völlig verselbstständigtes und immer breiter werdendes Grinsen zierte seine untere Gesichtshälfte. Sein verpennter, schüchterner Wuschelkopf sollte es tatsächlich geschafft haben, sich gegen einen Feind eigenständig zur Wehr gesetzt zu haben...? Das war das erste Positive, was er seit Tagen und in Verbindung mit diesem Knast gehört hatte. „Ihr wart ja nicht da...“, schmunzelte Inoran nur schelmisch und schaute lausbübisch drein. „...ich geb dir gleich 'nicht da'...!“, nuschelte J, dem sich jedoch nun auch ein verschmitztes Lächeln ins Gesicht malte – ganz zaghaft und auch nur ein bisschen. Sein kleiner Schützling wurde selbstständig und er konnte nicht verbergen, dass ihn das irgendwie ein wenig stolz machte. Auch in den nachfolgenden Tagen nahm der Besuch für Inoran nicht ab. Sugizo und J besuchten ihn fast jeden Tag, Joe ließ sich auch ab und an blicken und ein Mal kam sogar Kyo mit. Von Kazzy konnten sie ihm immerhin Grüße ausrichten, denn für Kazzy wäre es im Moment, in seiner derzeitigen Situation, mit das Schlimmste gewesen, sich auch nur in der Nähe eines Gefängnisses aufzuhalten. Auch wenn er Inoran durchaus gerne gesehen hätte. Lucifer ließ sich kein einziges Mal blicken, aber das verwunderte auch niemanden. Sie mochte den Schutz in der Gruppe genießen, aber außerhalb kümmerte sie sich so gut wie gar nicht um ihre Kollegen. Sie blieb einfach ein eigensinniger Einzelgänger. Doch so sehr Inoran die täglichen Besuche auch erfreuten, sie kamen nicht über den Schatten der Realität hinaus. Jedes Mal, wenn die Besucherzeit um war und seine Freunde aus seinen Augen verschwanden, wurde er zurück in seine Zelle geführt. Für den Rest des Tages, für die ganze Nacht und für einen Großteil des jeweiligen Folgetages. Dann war er wieder allein, einsam und verlassen in dem kleinen, schlecht beleuchteten Raum. Gefängnis. Es war schlimmer als er es sich je ausgemalt hatte. Die brutale Einsamkeit nagte am stärksten an seiner sensiblen Seele. Er hatte hier niemanden zum reden, musste sich immer, wenn er sich außerhalb der Zelle befand wie beim Duschen oder Essen, vor möglichen Übergriffen anderer Mitgefangener hüten und war den sadistischen Launen der Werter ausgeliefert. Es war fast so wie früher, bevor er J und Sugizo kennen gelernt hatte und noch zur Schule ging. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er von hier aus nicht einfach weglaufen konnte wenn ihm alles über den Kopf wuchs. Hier wurde er gezwungen, alles ertragen zu müssen. Einige Zellen entfernt hörte er das proletenhafte Gebrüll eines anderen Gefangenen und ein Zweiter fiel gleich darauf mit ein. Die bedrohlichen Stimmen zogen sich durch den gesamten Gang, jeder bekam es mit. Worum es da eigentlich ging, wusste Inoran nicht. Das wusste er generell selten. Aber irgendeiner machte immer Lärm, probte den Aufstand. Selten griffen die Wärter ein, eigentlich nur wenn es innerhalb der Zellen zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam. Doch das geschah in diesen Momenten nicht. Die Typen waren einfach nur laut. Inoran verzog sich in die hinterste Ecke seiner Zelle, setzte sich auf das dürftige Bett, zog die Knie an den Körper heran und umschlang seine Beine mit dem noch intakten Arm. Er schloss die Augen. Raus. Er wollte hier raus. Er wollte frei sein. Er wollte laufen, rennen, springen, die Arme weit ausbreiten können ohne Grenzen zu spüren. Er sehnte sich nach dem Wind, der sein Haar zerzauste. Sehnte sich nach dem Asphalt unter seinen Schuhen. Sehnte sich danach, kommen und gehen zu können wann er wollte. Inoran atmete flach. Er wünschte sich, dass wenn er ganz fest daran glaubte und ganz fest seine Augen zusammen presste, er aus dieser Zelle verschwinden könnte. Sich auflösen und durch die Luft schweben könnte. Wenn er nur ganz fest daran glaubte...ganz, ganz fest.....dann musste es klappen....... Als Sugizo und J an einem weiteren Tag zum Gefängnis gingen um ihrem Freund einen Besuch abzustatten, ahnten sie noch nicht, dass dieser Besuch anders enden würde als ihre Vorherigen. Denn diesmal kamen sie nicht weiter als bis zum Vorzimmer vom Besucherraum. Dort wollte man sie nicht durch lassen. „Was soll das heißen, er empfängt keinen Besuch?“, schnaubte Sugizo aufgebracht den beleibten Wachmann an, der sich vor ihn und J aufgebaut hatte. „Wir sind seine Freunde!“ „Wie ich bereits sagte, Kiyonobu Inoue empfängt keinen Besuch mehr.“ Sugizo wurde binnen weniger Sekunden schon wieder fuchsteufelswild und stampfte aufgebracht herum. „Wir waren die ganzen letzten Tage hier! Warum dürfen wir jetzt nicht zu ihm rein?!“ „Darüber kann ich ihnen keine Auskunft geben.“ Standartantwort. Sugizo hasste Standartantworten. Sie sagten immer sowas von überhaupt nichts aus. Während der Eine kochte, wurde der Andere misstrauisch. J musterte den Wachmann kurz. „Ist etwas mit ihm passiert?“, fragte er schließlich. Irgendeinen Grund musste es schließlich geben. „Darüber kann ihn ihnen keine Aus-!“ „DAS HAST DU SCHON GESAGT, FETTWANST!!“, kreischte Sugizo plötzlich hysterisch und wollte schon auf den Beamten losgehen, wurde von J aber gerade noch in allerletzter Sekunde gepackt und weggerissen. Zappelnd und lauthals protestierend hing er in J's Armen und wusste nicht wohin mit seiner ganzen überschüssigen Energie. Zudem brannten bei ihm schnell Sicherungen durch, wenn man ihn nicht zu seinen Freunden lassen wollte. J, dem das bewusst war, zerrte den Jüngeren mit sich und verließ somit wieder das Gefängnis. Er hatte erhebliche Mühen damit, Sugizo nicht entwischen zu lassen denn Dieser zappelte teilweise wie ein Fisch auf dem Trockenen. Irgendwann jedoch standen sie dann doch wieder draußen vor dem Tor auf der Straße. Sugizo keuchend und erschöpft, J grübelnd und rätselnd. Es hatte irgendeine Veränderung gegeben. Irgendetwas musste geschehen sein, dass man sie plötzlich von Inoran fern halten wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)