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Dear Junk

Kazzy's Vorgeschichte
von

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mandarine light

Kyo entschied sich, die Papiertücher in den dafür vorgesehenen, wenn auch schon leicht schief hängenden, Abfalleimer zu werfen. Cipher ließ er dabei jedoch nicht aus den Augen. „Lass mich in Ruhe.“ Etwas Anderes fiel dem Blonden im Moment nicht ein. In seinem Kopf herrschte gerade ein zu großes Chaos als dass er sich vernünftig hätte konzentrieren können.

„Is' aber nicht die nette Art sich bei seinem Lebensretter zu bedanken“, stichelte Cipher amüsiert herum. Er trat einen halben Schritt näher an Kyo heran.

Dieser hatte das fremde Gesicht nun unmittelbar vor sich. Er konnte dessen Atem auf seiner Haut spüren. Es war so nah - es war zu nah. „Was willst du?“, fauchte er leise aber eindringlich. Er hatte ein so beklemmendes Gefühl, jedes Mal wenn dieser Typ sich ihm so hemmungslos näherte und Kyo nicht wusste weshalb. Seine Augen sahen direkt in Cipher's.

Dessen Blick hingegen war so standhaft und sicher wie ein Fels in der Brandung. „Ich nehm' mir schon was ich will...“ Mit diesen, ebenfalls leisen, und beinahe schon gehauchten Worten überwand der Braunhaarige die letzte Distanz zwischen ihm und Kyo und drängte sich dessen Lippen auf. Kaum hatte er Diese mit seinen Eigenen berührt, ließ er im fließendem Übergang seine Zunge in die fremde Mundhöhle eindringen.

Kyo stand wie versteinert da. Sein Körper war komplett steif und selbst das Atmen vergaß er sekundenlang. Sein leerer Blick starrte geradeaus und doch sah er nichts. ...was geschah hier? …..was war das für ein Gefühl in seinem Mund...? Wieso wurde ihm schwindelig und übel und heiß und kalt....? - Kyo's Hand stieß gegen Cipher's Brust und drängte ihn somit energisch von sich weg! Im nächsten Moment fuhr er sich hastig mit dem Handrücken über den Mund. „Bwuäh! Spinnst du?!“, fuhr er ihn lautstark an und seine Augen glühten vor Wut.

Cipher jedoch schien nicht sonderlich beeindruckt von dieser Geste zu sein. Er stand zwar, aufgrund des ihm verpassten Stoßes, nicht mehr ganz so dicht vor dem Blonden, doch raustreiben ließ er sich nicht. Er musterte den Anderen vielmehr amüsiert.

„Ich bin nicht so 'ne schwule Sau wie du!“ Kyo wurde immer lauter. Dass er mit seinem Krach bereits die ersten Gäste der Kneipe noch vor der Klotür abschreckte und sie sich rasch wieder umdrehen und ihren alten Platz suchen ließ, war ihm nicht bewusst. Und die wenigen Gäste, die sich bereits im Herrenklo befanden und den blonden Punk nur schräg oder eingeschüchtert ansahen, während sie sich so schnell sie konnten daran machten, hier raus zu kommen, ignorierte er mühelos.

Cipher's Lippen kräuselten sich wieder zu diesem uneinschätzbarem Grinsen. Und wieder verringerte er fast unbemerkt die Distanz zwischen ihnen beiden. „Vielleicht kann ich dich ja zu Einer machen“, lautete nur der freche Kontraspruch und er setzte zum zweiten Kuss an. Doch diesmal griff er Kyo zeitgleich auch noch zwischen die Beine.

Das widerliche Schwindelgefühl in Kyo's Kopf nahm immer mehr zu. Die Panik und das Unverständnis taten den Rest. Er hatte 'ne fremde Jungenhand an seinem, zum Glück noch verpackten, Schwanz und die Zunge des selben Jungen in seinem Mund. …......gottverflucht, was ging hier ab??? Er war nicht schwul, er war es nicht! Warum also ließ er diese perversen Spielchen des Anderen zu? Warum?? Er konnte spüren, wie sich die Finger des Anderen um seine Beule bewegten, sanft zudrückten, versuchten ihn zu massieren. - Kyo's Hand setzte sich erneut zur Wehr und formte sich zur Faust, die er daraufhin auf Cipher's Gesicht zuschnellen ließ.

Nur wenige Millimeter bevor Kyo's Fingerknöchel Cipher's Gesicht berührten, kam die schlagbereite Faust unverhofft zum Stillstand. Cipher's Finger umschlossen mit einer ungeheuren Kraft und Kälte Kyo's Handgelenk. Er hatte ihn gestoppt. Einfach so. Doch schon im nächsten Moment riss er den blonden Jungen an seinem Arm herum, griff in dessen zerzausten Haarschopf und presste dessen Kopf so in Position, dass er ihm eindringlich ins Ohr flüstern konnte: „Überleg dir gut, gegen wen du deine Faust erhebst.“

Kyo lief ein eiskalter Schauer über den Rücken als diese messerscharfe Stimme an sein Ohr drang. Sie klang wie die eines Todesengels. Und als er den reissenden Schmerz spürte, der durch seinen Arm rauschte, wurde eben Dieser auch schon wieder losgelassen. Cipher drehte sich, ohne weitere Kommentare, um und verließ den Vorraum des Männerklos. Kyo blieb alleine zurück.

Alleine mit sich und seinem Unverständnis. Völlig fertig mit der Welt sank der Junge an der Wand, zu der er mit dem Rücken stand, zu Boden und blieb dort erst einmal sitzen. Für mehrere, lange Momente. Der Schock saß tief, die Verwirrung saß tiefer.
 

„Man ey! Sieht man sich auch mal wieder, ja?“ Sugizo's Stimme klang deutlich gereizt, als er sich an J vorbei durch die Wohnungstür in die dahinter liegenden Räumlichkeiten drängte.

J war sichtlich ein wenig irritiert von dieser plumpen Begrüßung. „Ey, was soll das denn jetzt?“ Verständnislos blickte er Sugizo hinterher, der geradewegs J's Jugendzimmer ansteuerte und kurz darauf betrat.

Sugizo sah sich im Raum um. Auf dem Boden sitzend, nahe der Tür, und Chips futternd – Kazzy. Auf der anderen Seite – Inoran. Beide starrten den Eindringling mit unübersehbarer Überraschung in den Augen an. „Ja, ich bin es! Euer alter Kumpel Sugi! Wenn ihr mich nicht schon vergessen habt....“ Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit als er den letzten Satz aussprach. Er drehte sich ein Mal im Zimmer fast vollständig und trotz der Größe des Raumes wusste er gerade nicht, wo er sich hinbegeben sollte.

J, der inzwischen auch mal wieder in seinem eigenem Zimmer angelangt war, schloß die Zimmertür hinter sich und fixierte den Rothaarigen scharf. „Was ist los mit dir?“ Seine Tonlage erlaubte keine Ausweichungen.

Sugizo blinzelte den blonden Freund missbilligend an. „Is' echt toll plötzlich das Gefühl zu haben, von seinen Freunden vergessen und verlassen worden zu sein!“ Er machte mit beiden Armen eine ausschweifende Bewegung.

„Wovon redest du?“, schaltete sich nun auch Inoran ein und trat zwei Schritte auf den aufgewühlten Jungen zu.

Sugizo's Blick wechselte daraufhin von J zu Inoran. „Wovon ich rede?“ Er legte den Kopf schief. „Seit zwei Tagen seit ihr nie zu erreichen und keiner weiß wo ihr steckt!“, zischte er. „Ich hab letzte Nacht wie 'n Penner schlafen dürfen!“

„Wieso hast du nicht Joe gefragt, ob du wieder bei ihm schlafen kannst?“

„Scheiße man, weißt du wie weit weg der von hier wohnt?“ Der Rotschopf keifte schon regelrecht. „Ausserdem hatte ich gedacht, ich könnte mich auf euch verlassen...“

J griff energisch ein und trat auf die Beiden zu. „Jetzt stell dich nicht so an! Du hast schon so oft nicht bei uns gepennt und trotzdem nicht so'n Aufstand gemacht! Echt, du machst gerade voll das Drama, Sugi!“ Trotz des scharfen Tons, den er angeschlagen hatte, verdeutlichte die Nennung des Kosenamens seines Freundes die innige Verbundenheit zwischen ihnen.

Kazzy hielt sich aus dem Streitgespräch vollkommen raus. Er saß inzwischen regelrecht eingeschüchtert da und schob sich die Chips mehr oder weniger automatisch in den Mund, während er alles Andere aus sicherer Entfernung beobachtete. Er hatte plötzlich Schuldgefühle. Waren J und Inoran die letzten zwei Tage doch fast ständig mit ihm unterwegs gewesen. Deswegen hatte Sugizo sie nicht erreichen können. Es sei denn man hätte sich zufällig auf der Straße getroffen, was aber nicht der Fall gewesen war. Er wollte sich doch gar nicht zwischen seine Freunde stellen. Er hatte seit seiner Flucht von zu Hause kaum noch klar denken können und war dankbar für jede Art von Abwechslung gewesen. Das war er noch immer. Aber dass Sugizo sich deswegen jetzt mit den zwei Anderen stritt – nein, das wollte er nicht.

„Dann mach ich eben voll das Drama!“ Sugizo's Stimme überschlug sich fast und wieder wedelte er sehr ausgiebig mit seinen Händen, wobei er in Einer den orangeroten Rucksack hielt und mit Diesem fast die halbe Belagerung von J's Schreibtisch hinter sich gerissen hätte.

In Inoran keimte allmählich ein Verdacht auf. Er stand inzwischen ziemlich dicht vor dem heißblütigen Freund und legte ihm mit gewohnter Zärtlichkeit seine Hände auf die Schultern. „Sugi...bist du etwa eifersüchtig?“ Er stellte diese Frage ganz ruhig.

Der Gefragte, von diesen Worten nun doch etwas überrumpelt, blickte sekundenlang nur schweigend in die braunen Tiefen seines Gegenübers. Es schien so, als wüsste er darauf keine klare Antwort, denn selbst als er den Blick fassungslos abwand, kam noch kein Wort aus seinem sonst so plapperfreudigem Mund heraus.

Inoran hielt ihn an den Schultern bestimmend fest, damit Sugizo lediglich seinen Blick aber nicht seinen gesamten Körper abwenden konnte. „Scheiße man, das musst du nicht“, versicherte er ihm schließlich und seine Daumen strichen beruhigend über die Schulterpartien, die sie gerade berührten.

Es schien so, als wollte Sugizo sich dazu äussern, doch ausser leises Seufzen verzweifelter Ansätze kam zunächst nichts aus seinem Mund. Er wand seinen Kopf nervös hin und her; es irritierte ihn, dass Inoran ihn, trotz sanfter Gewalt, so sehr in der Mangel hatte. „...ihr hättet mich ja wenigstens mal mitnehmen können...“, blubberte er dann schließlich doch noch hervor und blinzelte flüchtig und etwas unsicher in Inoran's Gesicht.

Dieser musste einfach lächeln – bei dieser Reaktion seines Freundes hatte er gar keine andere Wahl. „Machen wir ab jetzt immer“, versicherte er ihm und drückte den Älteren fest an sich.

J schüttelte abwesend den Kopf. Dieser rote Wirbelwind konnte aus den kleinsten Dingen wirklich die größten Dramen machen. Er wusste zwar, dass er das nie aus böser Absicht machte, aber anstrengend war es manchmal trotzdem.

Kazzy, der sein Chipsessen derweil eingestellt hatte, sah Sugizo und Inoran nur an und fühlte sich schlecht. Seine Schuldgefühle wuchsen. Er wollte doch gar keinen Streit in der Gruppe sähen, das war doch nie seine Absicht gewesen. Er wollte sich doch nur ablenken, die schlimmen Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit einfach vergessen.....
 

Das Wasser floss ruhig und gleichmäßig unter ihr hindurch. Dunkel und tief verbarg es die Geheimnisse, die unter seiner Oberfläche lagen und behüteten sie wie einen tausendjährigen Schatz. Lucifer stand auf der Brücke und hatte die Unterarme auf das Geländer abgestützt. Ihre Blicke wanderten von der Wasseroberfläche zu den Häusern die links und rechts vom Fluss standen. Es war bereits vorangeschrittener Vormittag und Lucifer mochte das Licht zu genau dieser Zeit an genau diesem Ort. Die warmen Sonnenstrahlen ließen die Aussenwände der Häuser in ein mandarinfarbenes Orange tauchen. Das hektische Stadtleben hinter ihrem Rücken konnte Lucifer bei diesem Anblick automatisch ausblenden. Sollten sie doch alle herumhasten wie eine aufgescheuchte Ameisenkolonie, sollten sie doch alle mit Anfang Vierzig einen Herzinfarkt erleiden. Was interessierte sie das Leben dieser ganzen armseeligen Leute, wenn sie dafür diesen unbezahlbaren Anblick genießen durfte. Jedes Mal wenn sie hier auf der Brücke stand und ihr Blick in das Sonnenlicht eintauchte, wünschte sie sich die Zeit anhalten zu können. Diese Schönheit aus Licht und Farben sollte unendlich lange andauern. Und wäre sie ein Schmetterling gewesen, wäre sie direkt in das Licht reingeflogen um mit Ihm zu verschmelzen und Eins zu werden.

Lucifer's Tagträumereien sollten jedoch schon bald gestört werden, als sich ein großgewachsener Koreaner dicht neben sie stellte, das Brückengeländer im Rücken.

Sie sah den Typen nur flüchtig aus den Augenwinkeln aber allein für seine unerwünschte Anwesenheit wünschte sie ihm den Tod. Was stellte sich der Kerl überhaupt so unverschämt dicht neben sie? Innerlich machte sie sich schon auf einen verbalen Angriff gefasst und hielt ihre härtesten Beschimpfungen bereit.

Doch es kam nichts dergleichen. Der Typ blieb einfach nur da stehen, rührte sich nicht einmal viel.

Nach einer halben Minute wurde es Lucifer zu bunt und sie drehte genervt ihren Kopf in seine Richtung. „Was is'?“, knurrte sie abfällig und hoffte inständigst, dass sie ihren ungebetenen Gast mit ihrer Abweisung möglichst rasch wieder von hier verjagen konnte.

Doch der Koreaner schien keineswegs abgeschreckt zu sein von ihrem unliebsamen Tonfall. Er hatte locker die Arme vor der Brust verschränkt und kuckte Lucifer mit einem lässigen Blick an. „Interesse an 'nem Deal?“

Lucifer hob lediglich eine Augenbraue in die Höhe; das war die einzige Regung die sie auf diese Frage hin zeigte.

„Nächste Woche steigt bei uns was. Kannst dir was dazu verdienen, wenn du uns hilfst.“ Weder seine Stimme noch sein Blick verloren auch nur einen Deut an Coolness und Lässigkeit während er sprach.

„Worum geht’s?“, wollte Lucifer wissen.

„Wir woll'n 'ne Apotheke ausnehmen“, lautete die knappe Erklärung. „Wir brauchen noch jemanden, der Schmiere steht.“

Kaum hatte der schlanke Koreaner zu Ende gesprochen, erhob Lucifer sich und schnaubte empört. „Vergiss es! Sucht euch 'n anderen Idioten der für euch den Arsch hinhällt!“ Aufgebracht darüber, dass man sie für so dumm und naiv hielt, stampfte sie davon. Die Stimmung war für heute verdorben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-08-09T20:38:12+00:00 09.08.2010 22:38
Oh man, Cipher ist schwul und steht auf Kyo? Haha, das kann ja was werden. Bin mal gespannt ob Kyo es für sich behält oder es den anderen erzählt was ihm da auf der Herrentoilette passiert ist.
Wird ihm vermutlich erstmal peinlich sein oder?
Oh und jetzt wo du Kazzy wieder erwähnt hast, hat seine Mutti denn mittlerweile von dem Unfall erfahren?
Wird Kazzy denn (polizeilich) gesucht?
Achja, und ich verkneif mir jetzt das Luci-fan-gequietsche. Aber fühl dich hinsichtlich dessen ausreichend bequietscht ;P
Ich hoffe du verstehst, was ich damit sagen wollte. ;-)
Grüßle, Spade


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