Dear Loser von RedSky ================================================================================ Kapitel 24: snowwhite innocence ------------------------------- Er rückte sich gerade den dünnen, schwarzen Sommermantel zurecht, als seine Füße die Treppenstufen hinauf stiegen. Die Tränenspuren auf seinem Gesicht hatte er zuvor schon getrocknet und die blonden, langen Haare ließ er sich absichtlich ins Gesicht fallen, damit seiner Mutter gleich nicht die stark geröteten und leicht geschwollenen Augen auffielen. Ein leises Seufzen hallte durch's Treppenhaus und hide nahm sich vor, ohne Umwege sein Bett aufzusuchen und für den Rest des Tages nicht mehr zu verlassen, sobald er seine Wohnung erreicht hatte. Er wollte einfach nur noch die Augen schließen und diese verrückte Welt um sich herum vergessen... Als er im zweiten Stock angelangt war und vor seiner Wohnungstür stand, zog er im Schneckentempo seine Schlüssel aus der tiefen Seitentasche seines Mantels und schloß im gleichen Tempo die Tür auf. Er war müde. Er war enttäuscht. Er war fertig mit den Nerven. Er wollte einfach nur noch Ruhe. Kaum betrat hide den Wohnungsflur, trat das verzweifelte Wimmern seiner Mutter aus einem der Zimmer an sein Ohr. Der Junge blieb leicht verdutzt stehen, schloß die Tür automatisch hinter sich ohne ihr auch nur noch eine Sekunde der Aufmerksamkeit zu schenken. Was war mit seiner Mutter los? Ging es ihr nicht gut? Doch noch bevor er nach ihr rufen konnte, war Diese schon aus dem Wohnzimmer in den Flur geeilt und begrüßte ihren ältesten Sohn mit einem Gesicht das mit verschmiertem Make-up benetzt war und einem, scheinbar schon stark benutztem, Taschentuch in der Hand. In der anderen Hand hielt sie noch irgendwas, es sah aus wie ein Zettel, aber dem schenkte hide noch nicht gesteigerte Aufmerksamkeit. „Mum, was ist los?“, fragte er entsetzt und fasste seine Mutter sanft an den Schultern. Die völlig aufgelöste Frau wedelte nur immer wieder mit dem Stück Papier vor seiner Nase herum. „...Hiroshi......sie haben Hiroshi...!“, schluchzte sie unter einem neuen Schwall von Rotz und Tränen. Und sie hörte nicht auf mit dem Zettel rum zu fuchteln. Da genau diese Geste hide schon nach wenigen Sekunden tierisch auf'n Keks ging, nahm er es ihr ab und las was drauf geschrieben stand: 'Der kleine Scheisser ist in unserem Besitz. SnF' Mehr stand da nicht. Aber mehr war auch nicht nötig um hide klar zu machen, dass die Sister's – unschwer zu erkennen am Kürzel – seinen kleinen Bruder gekidnapped hatten. Seinen kleinen Bruder....der für den ganzen Dreck hier nicht einen Deut konnte. Ihm wurde übel, der letzte Burger, den er vor wenigen Stunden gegessen hatte, kroch ihm wieder die Speiseröhre empor. Sein eh schon blasses Gesicht wurde noch weißer. Fassungslos starrte er seine Mutter an, die unübersehbar ebenso am nervlichem Ende war wie er. Mogwai's Leiche in der Sackgasse. Kazzy's Hand im Karton. Die Prügelei mit Pata. Sein Bruder wurde entführt. Er wollte einfach nur noch Ruhe.... Das dachte sich wohl auch sein Körper denn im nächsten Moment entglitt ihm ausnahmslos alles aus seinem Sichtfeld und er fühlte sich schwerelos. hide vernahm noch von ganz weit weg den erschrockenen Aufschrei seiner Mutter, doch schon den Aufprall spürte er nicht mehr. Keuchend saßen sich beide Jungs gegenüber, versuchten wieder zu Atem zu kommen. Es kam ihnen in der kleinen Fabrik plötzlich unheimlich stickig vor und die Luft roch nach Verachtung und Schweiß. Taiji wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und erntete dadurch eine Blutspur. Zumindest schien sie nicht gebrochen zu sein. Er blinzelte zu Morrie, der wenige Meter von ihm entfernt an der gegenüberliegenden Wand lehnte, und musterte ihn. Ein blaues Auge, blutige Lippen, ein großer violettschimmernder Fleck im Bereich des Wangenknochens....wahrscheinlich sah er selbst im Moment nicht viel anders aus. Taiji erhob sich, biss die Zähne zusammen um das Ächzen zu unterdrücken. Im Hintergrund schrie und weinte noch immer Hiroshi, doch der Leader ignorierte den Lärm gekonnt. Er sah hinab zum Schwarzhaarigen, dessen weiße Ziersträhnen sich mit dem Schweiß in der langen Zottelmähne völlig verfangen hatten. „...und jetzt bringst du ihn zurück....“, keuchte er. Morrie, Verlierer dieses Kampfes, blinzelte nach oben. Er hatte den Lockenkopf hart erwischt, dennoch musste er seine eigene Niederlage eingestehen. Er wartete noch ein paar Atemzüge ab, dann erst erhob er sich, klopfte sich den Staub von Hemd und Hose. „Und wie stellst du Spaßvogel dir das vor?“, knurrte er, unzufrieden mit der ganzen Situation. Dass er verloren hatte war schon schlimm genug; dass Taiji's Sieg nur sehr knapp erlangt wurde, war ihm da auch kein Trost mehr. „Das ist dein Problem“, antwortete der Leader nur trocken. „Ich will nur nicht, dass dem Kind was passiert.“ Und er trat ganz dicht an Morrie heran, berührte ihn jedoch noch nicht. Sein Blick bohrte sich in die Pupillen des Anderen. „Wenn ich von irgendwem erfahre, dass ihm was zugestoßen ist.....“ Er brauchte gar nicht weiter zu sprechen. Er hatte seine Position beweisen können und jeder der ihn kannte wusste, dass es ungemütlich für jeden wurde, der sich seinen Befehlen widersetzte, hatte man nicht einen wirklich guten Grund parat. Mit solch einem Grund versuchte Morrie es noch ein letztes Mal. „Taiji...du lässt dir da echt 'ne erstklassige Chance entgehen. Der Kleine ist für uns Gold wert wenn wir-“ „Geh!“, fuhr der Lockenkopf ihn nur an und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger demonstrativ Richtung Ausgang. Der Ältere schnaubte nur verärgert, ging zu der Kiste auf der sich das kleine Kind inzwischen schon kreischend und zappelnd lang gelegt hatte, schnappte sich den unschuldigen Wurm und verließ die Lagerhalle. Dank seiner Ohnmachtsaktion hatte hide's Mutter seine aufgeplatzte Lippe natürlich in voller Pracht zu Gesicht bekommen. Die geröteten Augen und seine blasse Haut konnte er jetzt natürlich dem Schockzustand bezüglich der Entführung seines kleinen Bruders zuschieben. Und zum Glück war seine Mutter auch wegen der Entführung noch so durch den Wind, dass sie wegen der Prügellippe gar nicht großartig rumfragte. Hatte die Situation gerade also doch noch was Gutes. hide schüttelte den Kopf. Nein, so durfte er gar nicht erst denken... Er saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und hielt sich einen feuchten, kalten Waschlappen gegen die Stirn, während seine Mutter, wie sie es eigentlich immer tat wenn sie aufgeregt oder in Eile war, wie ein aufgescheuchtes Hühnchen durch die Wohnung flatterte. „Wir müssen die Polizei anrufen, Junge! Wo ist das Telefon?!“ Und schon war sie auf der Suche nach dem beschnurtem Kommunikationsmittel. hide sprang sofort auf! „Nein!“, schrie er, wurde sich dann aber der Panik in seiner Stimme bewusst und versuchte Diese im Keim zu ersticken. „Nicht die Polizei... Mama, hör zu, ich glaub ich weiß, wer Hiroshi entführt hat...“ Um Gottes Willen alles – aber nicht die Polizei! Das war, neben der Entführung, das Schlimmste was jetzt noch passieren konnte. Wenn die Polizei dahinter käme wer er war, und das würden sie spätestens bei der Personalaufnahme, wüssten sie wo er überall mit drin hing. Und wenn er sich die Liste von X ins Gedächtnis rief, wieviele Straftaten innerhalb allein der letzten paar Wochen auf ihre Rechnung gingen – inklusive dem Doppelmord an den beiden Bullen – könnte er gleich seine sieben Sachen packen für einen Gefängnisaufenthalt. Oder im allerschlimmsten Falle für eine Ausweisung. Gott, bei dem Gedanken wurde ihm gleich schon wieder fast schwarz vor Augen und er setzte sich schnell wieder hin. Seine Mutter, kaum dass sie die Worte ihres Sohnes gehört hatte, hielt plötzlich in ihren Flatterbewegungen inne und starrte ihn an. „Du kennst die?“, fragte sie völlig fassungslos. Dann eilte sie plötzlich schnurstracks zum Sofa und rüttelte den Blonden an den Schultern. „Du weißt wer deinen Bruder entführt hat und willst nichts unternehmen???“ Ihre Nerven lagen absolut blank und ihre Stimme war grell und kreischend, wie die einer Furie. Sie begriff gar nicht, wie heftig sie an dem schmächtigen Jungen rüttelte und schüttelte. „Mama, hör auf! Du tust mir weh!“, protestierte eben Dieser auch sogleich und versuchte sich aus dem Griff seiner Mutter frei zu winden. Das gelang ihm auch recht schnell. „Ja, ich kenne sie!“, bestätigte er und funkelte die zerbrechliche Frau mit dem Dutt böse an dafür, dass sie ihn so harsch angepackt hatte. Es ging ihm schon zum kotzen – musste sie mit ihrer Hysterie alles nur noch verschlimmern? „Und ich sag dir, wenn wir die Polizei anrufen, kriegen wir Hiroshi nie wieder zurück“, log er. In Wirklichkeit hatte er nicht den leisesten Schimmer, was genau Taiji und seine Leute mit dem Kleinen wohl vorhatten. Aber ihm war jedes Mittel und jede Ausrede recht um die Polizei von sich, und auch den Anderen, fern zu halten. Seine Mutter starrte ihn mehrere Sekunden lang an, starrte ihn an wie eine Schlange die ihr Opfer zu hypnotisieren versuchte. Dann brach sie vor ihm auf dem Sofa zusammen und weinte. „Aber mein armer, kleiner Hiroshi.....! Wie kann er nur entführt worden sein......und warum...?“ hide betrachtete seine Mutter, wie sich ihr schlanker, sehniger Körper vor ihm immer mehr zusammen krümmte und das verzweifelte und hilflose Wimmern und Schluchzen durch ihre, vor das Gesicht geschlagene, Handflächen drang. So wie sie jetzt aussah, hatte er sich vorhin noch auf der Strasse gefühlt, nachdem Pata gegangen war. Da war er auch allein gewesen und keiner hatte ihm geholfen, getröstet. Wie sehr hätte er sich eine helfende Hand gewünscht....? Der Blonde wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund bewegte ihn nichts dazu, seine Mutter zu trösten, in den Arm zu nehmen oder zu streicheln. Statt dessen behielt er seine Hand nur weiterhin am hellblauem Waschlappen, den er sich noch immer gegen die Stirn hielt. Und dann passierte etwas, was für ihn noch eine ganze Weile lang wie ein Traum erschien. Er hörte Babygeschrei. Aber nicht irgendein Geschrei. Er erkannte es. Es war Hiroshi's Schreien. Seine Mutter war so in ihrer Trauer und ihrer Angst vertieft, dass sie noch einige Momente länger benötigte, um diese so bekannten und im Moment gleichzeitig auch so deplatzierten Laute zu registrieren. Doch als sie sie erkannte, hob sie schlagartig den Kopf. „Hiroshi...“, hauchte sie tonlos und war in der nächsten Sekunde auch schon von der Couch aufgesprungen, rannte durch den Flur und riss voller Schwung die Wohnungstür auf. Und da saß er tatsächlich, mitten vor der Tür, mit leicht verrutschten Klamotten, zerzausten Haaren, tränengenässtem Gesicht und Schnodder, der ihm aus der Nase lief. Die Frau stieß einen Freudenjauchzer aus, der durch's ganze Treppenhaus hallte, griff mit beiden Händen nach ihrem jüngsten Sprößling und presste ihn fest an sich. Der Kleine weinte und schrie noch immer, doch kaum an Mutter's Brust gedrückt, verringerte er zumindest seine Lautstärke. hide hatte sich derweilen auch bis in den Flur bewegt und konnte nicht fassen was er da sah, als das Bild seines Bruders auf seine Netzhäute traf. Er wurde ihnen einfach zurück gebracht? Einfach so, ohne irgendwelche Forderungen? So kurz nachdem er erst entführt wurde? Das war so überhaupt nicht Taiji's Handschrift, aber überhaupt nicht. Das sah eher nach einem Anfänger aus, dem sein eigenes Vorhaben doch zu groß wurde, Schiss bekommen hatte und die Aktion frühzeitig abbrach. Nur.....wie sollte ein Anfänger auf das Kürzel 'SnF' kommen? ...oder steckte doch etwas ganz Anderes hinter all dem? Sollte selbst bei den Sister's mittlerweile vielleicht nicht mehr alles nach Plan laufen? Sollte da inzwischen auch so Einiges aus dem Ruder geraten sein....? Den musste sich selbst eingestehen, dass er irgendwie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hatte, als er auf dem Weg zu der Mauer neben dem Gemüseeckladen, einer von X's Treffpunkten, war. Yoshiki würde alles andere als erfreut über diese Nachricht sein. Aber er hatte es Ryö versprochen. Und er ließ seinen besten Freund nicht im Stich. Nie! Noch einmal rief er sich das letzte Gespräch mit ihm in Erinnerung, auch um sich selbst Mut zu machen. “Wir schmeissen einfach die Schule und suchen uns 'n Job! Wir sind doch eh kaum noch in der Penne!“ Ryö's Augen glitzerten regelrecht vor Tatendrang. Er wollte etwas anders machen in seinem Leben, wollte eine neue Richtung einschlagen. Einen Neubeginn wagen. Den schien noch zu überlegen, sich jede Möglichkeit im Schnelldurchlauf durch den Kopf rauschen zu lassen. Er sah ein, dass X im Moment etwas ausser Kontrolle geraten war und dass es ganz schnell noch schlimmer kommen konnte. Die Zusammengehörigkeit in der Gruppe spaltete sich immer mehr auf, es hatten sich mittlerweile schon 'Grüppchen in der Gruppe' gebildet und eine echte, wahre Verschmelzung wie noch zu Anfang gab es gar nicht mehr. Alles driftete immer mehr auseinander. Schließlich nickte er. „Okay. Aber dann suchen wir uns am besten auch gleich 'ne eigene Bude.“ Er machte eine kurze Pause und warf einen flüchtigen Blick zu seiner Zimmertür, ob Diese auch wirklich geschlossen war. „Ich hab nämlich keinen Bock mehr auf meine Alten“, gestand er dann leise nuschelnd. Ryö konnte das gut nachvollziehen. Er fand Den's Eltern zwar okay, aber er kannte das Gefühl, sich bei seiner Familie nicht mehr wohl zu fühlen. „Okay, abgemacht.“ Er schlug mit Den ein. Sie hatten sich beide auf den Ausstieg aus X geeinigt. Auch wenn die treibende Kraft dafür eindeutig Ryö war. Aber Den war einverstanden gewesen. Nun hatte er jedoch die schwere Aufgabe, Yoshiki das zu erklären. Und kurz darauf stand er auch schon vor ihm. Vor ihm und Toshi, um genau zu sein. Völlig alleine war Yoshiki ja fast nie anzutreffen. „Hey...“, kam von ihm nur die kurz angebundene Begrüßung, als er auf die bunt besprayte Mauer zutrat. Yoshiki lehnte lässig gegen eben Diese und paffte obercool an seinem Glimmstängel. Toshi stand, wie seine Leibgarde, neben ihm. Er musterte den Schwarzhaarigen kurz und unauffällig. Yoshiki sparte sich eine Begrüßung. Er sah Den nur halbwegs durch seine dichten Wimpern an, stieß den Qualm aus seinem Mund. „Was willst du?“ Den hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben um seine Nervosität, die schlagartig anstieg als Yoshiki's kalte Stimme erklang, zu verbergen. Er stand direkt vor dem Boss und schaute ihm ohne Umwege in die Augen. „Wir wollen weg. Ryö und ich.“ Dann herrschte erst einmal eine halbe Ewigkeit Schweigen zwischen den drei Jungs. Zumindest kam es Den wie eine halbe Ewigkeit vor. Yoshiki zog drei oder vier Mal an seiner Zigarette, blies den Qualm immer nur haarscharf an dem Gesicht des Jüngeren vorbei. Schließlich setzte er doch noch zu sprechen ein. „Ihr wollt also raus, ja?“ Toshi's Mine war düster geworden, sehr düster. Es gefiel ihm nicht wenn sich jemand gegen X entschied. Sich gegen X zu entscheiden bedeutete in seinen Augen auch, sich gegen Yoshiki zu entscheiden. Den nickte kurz. „Ja.“ Er zögerte, bevor er noch die knappe Erklärung abgab: „Ryö und ich woll'n uns was Eigenes aufbauen.“ Dass man diese Aussage mehrdeutig auffassen konnte, war ihm in dem Moment nicht bewusst. Er hoffte einfach nur, dass Yoshiki ihre Entscheidung akzeptierte und nicht noch irgendwelche Schwierigkeiten machte. Er hatte in der Vergangenheit mal Geschichten gehört, in denen Yoshiki den Leuten, die sich irgendwann von ihm abwanden und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten, fürchterliche Verletzungen antat. Das ging von einfachen Schnittverletzungen bis hin zum Abschneiden einzelner Finger. Ob das aber nur Gerüchte waren oder ob doch irgendwas Wahres dran war, hatte er nie rausgekriegt. Yoshiki ließ sich mit einer Reaktion viel Zeit. Er mochte es, Andere zappeln zu lassen und ihnen somit seine Macht zu demonstrieren. Es bestärkte ihn in seiner Position. Seine Zigarette war schließlich fast gänzlich aufgeraucht, als er endlich mal wieder was sagte. „Ihr habt beide keine Schulden bei mir....“, nuschelte er träge. „Wenn ihr wirklich geh'n wollt, geht.“ Toshi's Kopf drehte sich in Windeseile in die Richtung seines Mentors. Wie konnte Yoshiki das einfach so sagen? Wie konnte er es den beiden einfach so, ohne Weiteres, erlauben zu gehen? Ohne jegliche Forderungen oder Bedingungen? Er ahnte ja nicht, wie schwer dem Boss diese Entscheidung fiel. Denn Toshi selbst hatte einen völlig anderen Blick auf alles als der Leader. „Cool, danke“, antwortete Den und die Erleichterung war ihm anzuhören. Sogleich fanden auch seine Hände wieder den Weg ins Freie. Yoshiki nahm seinen letzten Zug, bevor er den Stummel geringschätzig begutachtete und auf den Gehweg schnippste. „Aber du weißt.....Verrat wird trotzdem bestraft. Glaub also nicht, du könntest uns an den Karren pissen nur weil ihr aus X raus seid.“ „Dazu hab ich keinen Grund“, entgegnete der Jüngere aufrichtig. „Ehrlich Yoshiki, so 'ne Scheiße mach ich nicht. Und Ryö auch nicht!“ Diesmal war es nicht seine Angst, die ihn diese Sachen sagen ließ, sondern seine Loyalität. Und Yoshiki wusste, dass Die echt war. Er nickte ihm nur zu. Damit war die Sache für beide Seiten gegessen. Die Anspannung in Den's Gesicht war nun wie verflogen und es schmuggelte sich fast soetwas wie ein Lächeln auf seine Mundpartie. „Okay. Bye!“ Er hob kurz die Hand zum Abschied, dann wand er sich ab und ging. Im Traum hätte er nicht damit gerechnet, dass dieses Gespräch so gut verlaufen würde. Was er nicht mehr sah war, wie Toshi langsam seine schwere Lederjacke öffnete und eine schwarzglänzende Knarre zum Vorschein holte. Im nächsten Moment zielte der Lauf auch schon auf den Jungen, der gerade die Straße überquerte. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte der Blonde ab. Ein lauter Schuss dröhnte durch die mittagliche Geräuschkulisse der Umgebung, ein heiseres Röcheln des Getroffenen war zu hören, dann sank das Opfer auch schon zu Boden, mit dem Gesicht zum Asphalt gerichtet. Menschen schrien durcheinander, gerieten in Panik, Autos hupten, konnten plötzlich nicht mehr planmäßig weiter fahren. Lag da doch von der einen Sekunde auf die Andere, völlig ohne jegliche Ankündigung, ein junger Mensch mitten auf der Strasse, mit von sich ausgestreckten Armen. Das unschuldsweiße Hemd präsentierte, am zur Schau gestelltem Rücken, einen roten, unübersehbaren Fleck. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)