You Always Meet Twice A Lifetime von NguyenTranLoc (Final Fantasy VII) ================================================================================ Kapitel 9: Frostbite -------------------- Das erste, was Vincent bemerkte als er erwachte, waren die schrecklichen hämmernden Kopfschmerzen. Kurz darauf machten sich jedoch auch Schmerzen und Krämpfe in etlichen anderen Körperteilen bemerkbar. Er fühlte sich als hätte er tagelang nicht geschlafen, sondern nur gekämpft - oder sonst etwas getan. Er kannte dieses Gefühl leider nur allzu gut. So ging es ihm immer, wenn er die Kontrolle verloren hatte. Und jedes Mal hoffte er, es sei das letzte Mal gewesen, dass das passiert war. Sein Wunsch war wieder einmal nicht in Erfüllung gegangen. Wahrscheinlich würde das nie passieren. Aber etwas war anders. Auch wenn er seine dunkle Seite kaum oder bisweilen gar nicht kontrollieren konnte, ein Teil von ihm nahm immer unterbewusst an ihren Taten teil, und sobald er sich zurückverwandelt hatte, konnte er sich eigentlich größtenteils an das Geschehene erinnern - was an und für sich nicht gerade immer ein Segen war. Diesmal war das nicht der Fall. Er wusste noch, dass ihn diese blonde Turk, Elena, in das Lagerhaus in Junon gelockt hatte und es dort zum Kampf mit ihr gekommen war. Dann war plötzlich auch noch Reno aufgetaucht und hatte sich ebenfalls in den Kampf eingemischt. Als letztes erinnerte er sich an eine Explosion und an das Regal, das über ihm zusammengestürzt war. Dann hatte er sich verwandelt. Aber warum eigentlich? Er war zwar verletzt gewesen und hatte sich in Gefahr befunden, aber das war schon mehr als einmal in seinem Leben passiert. So einfach hatte er noch nie die Kontrolle verloren, aber irgendetwas hatte damals eine gewaltige Wut in ihm entfacht. Und ab diesen Zeitpunkt erinnerte er sich an so gut wie nichts mehr. Weder wie viel Zeit vergangen war, noch wo er eigentlich war. Er glaubte sich daran zu erinnern, kurzzeitig wieder in Nibelheim gewesen zu sein, aber dann? Und wo war jetzt? Vincent öffnete langsam die Augen und setzte sich schwerfällig auf, dann sah er sich um. Er befand sich in einem kleinen Raum mit unverputzten Wänden, der Pritsche, auf der er saß, einem Waschbecken und einer Toilette. Die Wand ihm direkt gegenüber bestand nur aus Gitterstäben. Dahinter konnte er eine Kamera erkennen, mit der seine Zelle beobachtet wurde. Er wurde also festgehalten. Aber von wem? Und warum? Immer noch von Kopfschmerzen geplagt beugte er sich nach vorne und wollte seinen Kopf in den Händen abstützen, als er bemerkte, dass die untere Hälfte seines linken Armes fehlte. Seine Klaue war ihm abgenommen worden. Sein Entführer wollte ihn offensichtlich nicht unterschätzen - und schien durchaus über medizinisches und mechanisches Talent zu verfügen. Es war nämlich nicht so einfach die Klaue zu entfernen. Im Moment konnte und wollte er sich darüber aber keine weiteren Gedanken machen. Als Vincent sich mit seiner verbliebenen Hand die dröhnende Stirn rieb bemerkte, er einen Metallreif, der ganz offensichtlich um seinen Kopf gespannt worden war. Was das wohl sollte? Er taste ihn rundherum ab und suchte nach einem Verschluss, fand aber nichts dergleichen, also versuchte er ihn einfach so abzustreifen. Diesen Versuch bereute er sofort, als er einen elektrischen Schlag versetzt bekam - einen nicht zu schwachen. Einen Schmerzensschrei unterdrückend bäumte sich Vincent auf und ließ sich gegen die Wand hinter seinem Rücken sinken. Wer auch immer ihm diesen Ring angelegt hatte, er wollte wohl nicht, dass er ihn wieder abnahm. "Ich wünschte, Sie würden das lassen, Mister Valentine." Vincent schreckte innerlich zwar auf, ließ sich aber nichts von seiner Überraschung anmerken. Stattdessen sah er auf und betrachtete den Mann, der vor seine Zelle getreten war. Vor ihm stand ein junger Kerl, vielleicht gerade einmal dreißig Jahre alt und sah ihn etwas besorgt an. Er war etwas kleiner als Vincent, schlank und hatte hellbraune, ungeordnete, kurze Haare. Er trug eine dunkle Hose, ein etwas helleres Hemd, einen offenen Laborkittel und hielt ein Tablett in seinen Händen. Weder sein sauber rasiertes Gesicht, noch sonst etwas an ihm, wies irgendwelche nennenswerte Besonderheiten auf. Vincent hatte den Mann noch nie in seinem Leben gesehen. "Lassen Sie den Ring einfach in Ruhe", fuhr der Unbekannte fort und musterte Vincent mit besorgten Augen. "Dann tut er Ihnen nichts." "Wer sind sie?", fragte Vincent und musterte den Kittelträger misstrauisch. Von seiner Aufmachung her, war der Fremde ein Wissenschaftler - und nichts konnte Vincent weniger ausstehen wie Wissenschaftler. "Oh, natürlich. Wie unhöflich", meinte der Mann, während er mit einer Hand eine kleine Klappe in der Gitterwand öffnete. "Sarcone. Aaron Sarcone. Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Valentine. Ich würde Ihnen ja nur zu gerne die Hand schütteln, aber dazu habe ich doch etwas zuviel Respekt vor Ihren Fähigkeiten - selbst ohne Ihre Klaue." Vincent zog für einen kurzen Augenblick die Augenbrauen hoch. "Also haben Sie mir meine Klaue abgenommen." Sarcone schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, ich war das nicht. Beruga, mein Kollege, ist der Bionikexperte. Er hat Ihnen die Klaue abgenommen. Keine Sorge, Sie bekommen sie zu gegebener Zeit zurück. Ich habe zwar im Moment ein kleines Personalproblem, aber Berugas Assistenten sind auch nicht die Unfähigsten. Das bekommen wir schon wieder hin." Vincent stöhnte für einen Moment innerlich auf. Ein ganzes Team von Wissenschaftlern also. Wenn er Glück hatte war vielleicht gerade einmal die Hälfte davon so verrückt wie Hojo. Er konnte förmlich spüren, wie seine Kopfschmerzen schlimmer wurden. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken und starrte sein Gegenüber misstrauisch an. "Was wollen Sie von mir, Sarcone?" Der junge Wissenschaftler lächelte immer noch und verankerte das Tablett, dass er die ganze Zeit gehalten hatte, in der geöffneten Klappe. "Im Moment möchte ich nur, dass Sie etwas essen. Ich habe es zwar mehrfach versucht, aber trotz aller Kontrolle, die ich darüber habe, ließ sich ihre... ähm... andere Form nicht zur Nahrungsaufnahme bewegen. Sie dient wohl wirklich ausschließlich zum Kampf..." Vincent erhob sich, aufgrund seines Zustandes langsamer als er es beabsichtigt hatte, und machte einen Schritt auf Sarcone zu. "Was haben sie mit mir gemacht?!" Sarcones Lächeln verschwand und er machte einen Schritt rückwärts. "Bitte bleiben Sie ruhig, Mister Valentine. Ich habe nicht wirklich viel mit Ihnen gemacht, nur ein paar unfertige Details vollendet. Man könnte sagen, ich habe dort angefangen, wo Hojo aufgehört hat." Zornig ballte Vincent seine verbliebene Hand zu einer Faust. Hojo. Irgendwie lief immer alles auf diesen Wahnsinnigen hinaus. "Was wollen sie damit sagen?", verlangte er nach einer Antwort. Sarcone tippte sich kurz an die Stirn und deutete dann auf Vincent. "Der Reif, denn Sie um ihre Stirn tragen. Er ist das einzig wirklich neue an Ihnen. Der Rest meiner Arbeit hatte nur indirekt mit Ihnen zu tun. Ich musste einige Lücken in Hojos Aufzeichnungen schließen - dabei waren sie sehr hilfreich." "Erwarten Sie jetzt nur kein 'gern geschehen'", knurrte Vincent als Antwort und fuhr mit einem Finger an dem Reif entlang. "Und? Was stellt dieses Ding nun an?" "Er stimuliert den Chip in Ihrem Hirn." "Was für ein Chip?!" Sarcone zog überrascht die Augenbraun in die Höhe. "Hmm, ich dachte eigentlich, Sie wüssten davon, aber egal." Er tippte sich abermals and die Stirn. "Die dritte Modifikation, die Professor Hojo - neben Ihrer Klaue und dem Cocktail an Monsterzellen, den er Ihnen injiziert hat - an Ihnen vorgenommen hat, ist einer kleiner Mikrochip in Ihrem Kopf. Damit sollte es aber eigentlich möglich sein Chaos im Gefecht zu kontrollieren..." Sarcone seufzte für einen Moment enttäuscht, während Vincent ihn weiterhin nur zornig anstarrte. "Aber leider erreichte Hojo nicht einmal die Testphase mit Ihnen - Professor Gasts JENOVA-Projekt war wohl dann doch interessanter für ihn -, sonst hätte er wohl herausgefunden, dass der Chip die gesendeten Befehle nur unvollständig aufnimmt..." "Und der Ring beseitigt dieses kleine Problem, nehme ich an", unterbrach Vincent den Wissenschaftler. "Genau. Damit ist es endlich möglich vollständige Kontrolle..." "HA!" Vincent lachte laut auf. "Vollständige Kontrolle! Sie haben doch keine Ahnung! Niemand kann es kontrollieren!" Ein zuversichtliches Lächeln breitete sich auf Sarcones Gesicht aus. "Glauben Sie? Was, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich bereits mehrere Stunden mit Chaos ohne irgendwelche Sicherungen in einem Raum verbracht habe und es mir nichts getan hat?" Vincent starrte Sarcone ungläubig an, verborg jedoch weitere Gefühlsregungen, auch wenn es in ihm brodelte. Er wollte einfach nicht glauben, was ihm dieser arrogante Kittelträger erzählte. "Was haben Sie vor?" "Ich will Geld verdienen, viel Geld. Und mit Hojos Aufzeichnungen und Vorarbeit wird mir das auch sicherlich gelingen. Sie sind nämlich so eine Art Prototyp, Mister Valentine. Nach ihrem Vorbild sollte eine ganze Armee von Kriegern erschaffen werden. Dann allerdings wurden Sie von Hojo beiseite gelegt und vergessen. Mit der Entdeckung von Makoenergie und der Begründung des SOLDAT-Projektes, waren Sie praktisch überflüssig." "Aber Makoenergie ist mittlerweile verboten", bemerkte Vincent. "Ganz richtig!", lachte Sarcone zufrieden. "Und SOLDATs gibt es auch so gut wie keine mehr. Aber es herrscht immer noch eine große Nachfrage nach nahezu unbesiegbaren Supersoldaten. Und diese Nachfrage werde ich befriedigen - und ein Vermögen machen!" "Wie bescheiden. Wenigstens wollen sie keinen Gott erschaffen wie Ihr so verehrtes Vorbild." "Auch wenn ich den Sarkasmus in Ihrer Stimme nicht überhört habe, Mister Valentine, muss ich Ihnen durchaus Recht geben: Professor Hojo war ein Träumer..." In diesem Moment wurde eine Tür geöffnet, die sich außerhalb von Vincents Blickfeld befand, woraufhin Sarcone seinen Satz unterbrach und sich zur Seite wandte. "Was gibt es?" "Do... Doktor Sarcone... Sh... Shi... Shishima mö... möchte Sie spre... sprechen", stotterte die verängstigte Stimme eines Mannes. "Ja, sagen Sie ihm, ich komme gleich..." "E... er sagte so... sofort. Es ginge um Beruga." Sarcone betrachtete den Neuankömmling einen Augenblick lang nachdenklich, dann wandte er sich wieder an Vincent. "Es tut mir leid, Mister Valentine. Ich fürchte, wir müssen unser Gespräch ein andermal fortsetzen. Bitte genießen Sie ihr Frühstück. Ich möchte, dass Sie bei Kräften bleiben." Vincent blickte den Wissenschaftler nur wortlos an, der, nachdem Vincent nicht auf ihn reagierte, sich schließlich von ihm abwandte und den Raum verließ. Vincent marschierte anschließend zu seiner Pritsche zurück und ließ darauf nieder. Das Essen rührte er nicht an. * * * "TOT?!", stieß Okita überrascht aus und fuhr dann etwas niedergeschlagen fort. "Ich würde ja gerne sagen, Ihr scherzt, Sensei, aber ich weiß, dass Ihr das nicht tut." Er machte eine kurze Pause und seufzte. "Also ist Trax wirklich..." "Tot", antwortete Mishima ausdruckslos, dessen Bild auf den Monitor von Okitas Laptop projiziert wurde. "Wie konnte das passieren? Ist sein Team in einen Hinterhalt geraten?", fragte der Blondschopf aufgeregt. "Ich meine, sie waren doch zu sechst und ihre Gegner nur zwei - vielleicht nicht ganz so harmlose - Frauen, oder waren es doch mehr?" Mishimas Abbild schüttelte den Kopf und wurde von einer kurzen Interferenz verzerrt. "Es waren nur die beiden, allerdings hat sich unser werter Doktor etwas verschätzt, was die Gefährlichkeit seines Versuchskaninchen angeht. Den Überlebenden von Traxs Team zufolge hat sie sich in irgendein Monster verwandelt und kurzen Prozess mit ihnen gemacht." Okita verzog verärgert sein Gesicht. "Soviel also zu 'harmlos und desorientiert'. Sarcone hat..." "Sarcone hat nie etwas dergleichen behauptet, Okita", warf der Ältere ein. "Er hat uns sogar gesagt, sie könnte alles zwischen 'harmlos' und 'gefährlich' sein. Trax hat sie einfach nur unterschätzt. Und ich wahrscheinlich auch." Okita wollte protestieren und seinem Meister versichern, dass er nicht schuld daran war, unterließ es aber. Er wusste, dass der erfahrene SOLDAT so etwas nicht ausstehen konnte. "Wie soll die Sache nun weitergehen?", fragte er statt dessen. Der 'Siebte Himmel' ist abgebrannt. Was aus Devon und Lockheart geworden ist, wissen wir nicht. Sie sind irgendwo in Midgar untergetaucht." "Ich nehme an, Ihr habt bereits wieder einige Leute dorthin geschickt?" Okita konnte Mishima nicken sehen. "Jedoch nicht so viele, wie zuletzt. Irgendwann tauchen sie schon wieder auf, dann schnappen wir sie uns. Bis dahin hat die Sache mit Beruga absoluten Vorrang." "Ich verstehe", antwortete Okita und verzog verdrießlich sein Gesicht. "Ich muss Euch allerdings mitteilen, dass wir bedauerlicherweise noch keine Vorschritte erzielen konnte, was diese Sache betrifft. Er hat seine Spuren wirklich gut verwischt." Mishima stieß ein nachdenkliches Brummen aus. "Das ist ärgerlich. Seht zu, dass ihr ihn findet, bevor es Midgar - oder sonst wer - tut. Das würde unsere ganze Mission gefährden. Wir können nur hoffen, dass er für alle anderen genau so schwer aufzuspüren ist, wie für uns." "Verstanden!" "Und denk dran", fuhr Mishima fort, "ihr müsst ihn unbedingt lebend zurückholen. Er mag zwar getürmt sein, aber trotzdem ist er für Sarcones Projekt wichtig. Zur Not muss Ajig etwas Überzeugungsarbeit leisten." Okita begann zu grinsen. "Natürlich, Sensei. Etwas anderes wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. War das alles?" Mishima nickte abermals. "Vorerst ja, ich melde mich, sollte es etwas Neues geben. Deinen Bericht erwarte ich alle zwölf Stunden." "Ich werde alles zu Eurer Zufriedenheit erledigen, Sensei", antwortete Okita und verbeugte sich leicht vor dem Monitor. "Gut. Ich verlasse mich auf dich, Okita. Mishima, Ende." Mit diesen Worten brach die Verbindung ab und Mishimas Bild verschwand vom Monitor. Okita klappte daraufhin den Laptop mit einem sehnsüchtigen Seufzen zu. "Keine Sorge, Sensei, ich werde Euch nicht enttäuschen." Mit einem weiteren Seufzen erhob sich der junge Mann, nahm sein Schwert, das neben dem Laptop auf den Tischen gelegen hatte, in die Hand und betrachtete es nachdenklich, auch wenn sich seine Gedanken im Moment gar nicht um die Waffe drehten, in deren Griff drei Stück grün leuchtende Materia eingesetzt waren. Allerdings hatte er es sich in den letzten Jahren angewöhnt das Schwert, das sein Meister ihm geschenkt hatte, zu betrachten, wenn ihm etwas Sorgen bereitete. Im Moment war es Trax' überraschender Tod, der ihn beschäftigte. Eigentlich hatte ihn mit dem anderen Mann nicht viel verbunden. Trax war ein ziemlicher Eigenbrödler gewesen, der sich eigentlich nur mit den Männern aus seiner alten Einheit abgegeben hatte. Mit Ausnahme der Briefings und einigen Missionen, hatte er mit den anderen SOLDATs nicht viel zu tun gehabt. Außerdem hatte Trax die für Okita abstoßende Angewohnheit besessen sich manchmal tage- oder wochenlang nicht zu waschen. Mit einer schnellen Bewegung ließ Okita das Schwert aus seiner Scheide gleiten und zerteilte mit einem blitzschnellen Hieb die Luft vor ihm. Obwohl das Hotelzimmer nicht das Größte war, schaffte der geübte Kämpfer es, nichts von der Einrichtung zu beschädigen. Bewegungslos, das Schwert immer noch erhoben, grübelte er weiter. Trotz aller seiner schlechten Seiten hatte Trax zum Team gehört. Er war ein brillanter Schütze gewesen und in einem Kampf hatte man sich immer auf ihn verlassen können. Er war jemand gewesen, auf den der Kommandant sich verlassen konnte. Der Verlust war für seinen Sensei sicher eine schlimme Sache, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Wenn ihm die beiden Frauen, die dafür verantwortlich waren, jemals über den Weg laufen würden, würde er dafür Sorge tragen, dass sie ihre Tat bereuen würden. Niemand bereitete seinem Meister ungestraft Kummer! Zornig ließ Okita sein Schwert zwei weitere Male durch die Luft fahren, dann ließ er es zurück in die Scheide gleiten und befestigte es an seinem Gürtel. Er schloss die Augen und atmete mehrmals durch, bis sein Zorn verflogen war, dann schritt er auf die Tür zu. Er musste Lorgan und Raika die schlechten Neuigkeiten mitteilen. Er hoffte nur die Kleine würde nicht anfangen zu heulen. Sie war zwar ein intelligentes Mädchen mit durchaus beachtenswerten Fähigkeiten, aber sie war trotzdem ein Kind. Und mit Kindern konnte er nicht umgehen - schon gar nicht mit heulenden Kindern. * * * "Gibt es Neuigkeiten aus Junon?", wurde Mishima von Jinua gefragt, als er sein Quartier verließ. Der Kommandant schüttelte missmutig den Kopf, als er seine Untergebene passierte. "Nichts." Jinua schnalzte verächtlich mit der Zunge und setzte sich in Bewegung, um Mishima durch die Gänge des Hauptquartiers zu folgen. "Vielleicht haben Sie doch die falschen..." Mishima hielt kurz an und wandte sich mit einem durchdringenden Blick zu Jinua um. "Ich habe dir schon mehr als ein einmal gesagt, was ich von deinen Hetzversuchen gegen die übrigen Mitglieder meines Teams halte." Jinua erwiderte Mishimas Blick unbeeindruckt. "Sie missverstehen mich, Kommandant. Ich wollte weder etwas über den Bengel, noch über die Kleine sagen. Ich wollte nur fragen, ob Sie nicht vielleicht am falschen Ort suchen lassen. In Junon zu suchen war doch der Vorschlag von Sarcone und Berugas Assistenten, weil sie es für am wahrscheinlichsten gehalten haben, oder irre ich mich?" "Worauf willst du hinaus?" "Beruga ist kein Dummkopf, ganz im Gegenteil. Was, wenn er genau diese Annahme von uns erwartet und sich dann ganz woanders versteckt?", erklärte der weibliche SOLDAT. "Dass wir nur in Junon suchen, könnte sich damit als riesiger Fehler herausstellen." "Ich verstehe, worauf du hinaus willst, Jinua, aber du machst dir unnötig Gedanken", meinte Mishima und setzte seinen Weg fort, worauf ihm Jinua wieder folgte. "Du hast Recht: Beruga ist ein schlauer Kopf und ein hervorragender Wissenschaftler - allerdings nur auf seinem Gebiet. Bei allem anderen ist er ein nervöser und menschenscheuer Nichtskönner. Beruga ist in Junon aufgewachsen, hat dort studiert und geforscht. Er ist dort so gut wie nie rausgekommen. Im Rest der Welt kennt er sich nicht aus. Wenn überhaupt, dann hat er dort Kontakte." Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des grauhaarigen SOLDAT aus. "Glaub mir. Er ist in Junon." "Hmm...", schnaubte Jinua wenig überzeugt. "Sie sind der Kommandant, Sie müssen es wissen." Ohne Jinuas Aussage zu kommentieren trat Mishima durch eine automatische Schiebetür und betrat den Raum des Hauptquartiers, der ihm für Besprechungen und Briefings zur Verfügung gestellt worden. Der fensterlose Raum war - wie auch der Rest der Anlage - nur sporadisch eingerichtet. Vor mehreren Reihen aus schwarzen Plastikstühlen stand ein einzelnes Podest. In der Wand dahinter war ein großer Bildschirm eingelassen, sowie ein Computer und mehrere andere technische Anlagen angeschlossen. Die zwei Personen, die unruhig in dem Raum gewartet hatten, sprangen abrupt von ihren Plätzen auf und salutierten eilig, als Mishima und Jinua den Raum betraten. "Steht bequem", meinte Mishima während er neben das Podest trat und die beiden Männer musterte. Es handelte sich um Datt und Yakz, zwei Mitglieder aus Trax' Team. Die einzigen beiden, die es unverletzt zurück geschafft hatten. Der dritte Überlebende - Yoru - hatte sich, nachdem er aus dem ersten Stock der Bar geschleudert worden war, mehrere Brüche zugezogen. "Ihr wolltet mich sprechen?" "Ja, Sir", ergriff Yakz das Wort. "Wir..." "Sir, ich ziehe mich dann zurück", unterbrach Jinua den Söldner und marschierte wieder auf die Tür zu. "Einen Augenblick noch, Jinua. Ich brauche dich dann noch", hielt Mishima sie auf, woraufhin die Weißhaarige gleichgültig mit den Schultern zuckte, sich einen der Stühle heranzog und sich gelangweilt darauf niederließ. "Also?", wandte sich Mishima wieder an die beiden Männer. Die Beiden blickten sich gegenseitig kurz unsicher an, dann ergriff Yakz abermals das Wort. "Sir, wir... wir wollten Ihnen mitteilen, dass wir aussteigen." "So?", meinte der SOLDAT gefasst. "Darf ich auch erfahren, was euch zu dieser Entscheidung veranlasst?" "Ist das nicht offensichtlich!?", stieß Datt aufgebracht aus, worauf Yakz ihm mit einer Geste deutete sich zu beruhigen. "Für mich ist es nicht offensichtlich", antwortete Mishima immer noch unbeeindruckt und verschränkte die Arme. "Erklärt es mir!" Wieder war es Yakz der mit der Erklärung begann. "Die Sache ist so: Wir haben uns Ihnen damals nur angeschlossen, weil der Boss... ich meine Major Ocet... weil er es so wollte. Aber er jetzt ist er..." "Tot?" "Ja, tot. Und Denril und Jaesh auch. Und auch wenn Sie uns wirklich gut bezahlen - es gibt eigentlich nichts mehr, das uns noch hier hält. Deshalb haben wir beschlossen, aus Ihrer Truppe auszusteigen." Nachdem Yakz geendet hatte, drehte der Kommandant den beiden Männern den Rücken zu und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Eine ganze Weile sprach niemand ein Wort und die beiden Männer wurden von Moment zu Moment nervöser, während Jinua nur gelangweilt an den bunt glitzernden Ringen an ihren Fingern spielte. "Hmm", brummte Mishima schließlich. "Ich verstehe zwar eure Beweggründe, aber müsst verstehen, dass ich euch nicht so einfach gehen lassen kann." "Sir?" Mishima drehte sich wieder zu den beiden um. "Wie euch wahrscheinlich nicht entgangen ist, befinden wir uns mitten in einer Mission. Der größten und wichtigsten seit Gründung meiner Truppe. Ihr besitzt etliche Informationen über wichtige Details - zum Beispiel die Lage dieser Anlage hier -, die auf keinen Fall nach draußen gelangen dürfen. Wenn unsere Feinde..." "Sir!", unterbrach ihn Yakz, "Deswegen müssen Sie sich absolut keine Sorgen machen. Wir wissen unsere Klappe zu halten." "Genau!", fiel Datt ein. "Wir werden Sie nicht verraten. Alte ShinRas müssen schließlich zusammenhalten, nicht wahr? Wir wollen nur aussteigen." "Sir, außerdem", fuhr Yakz fort, "werden wir Sie ohnehin nicht sofort verlassen. Es dauert wahrscheinlich noch eine oder zwei Wochen, bis Yoru soweit genesen ist, dass wir ihn abtransportieren können. Er möchte uns auch begleiten. Wir möchten Sie aber bitten uns bis dahin schon vom aktiven Dienst zu befreien. Sie müssen uns natürlich auch nicht mehr bezahlen." Mishima betrachtete die beiden eine Weile bevor er antwortete. "Ihr scheint euch mit diesem Ausstieg ziemlich sicher zu sein. Ausreden kann ich euch das wohl nicht mehr." Er blickte einen Moment nachdenklich zu Decke. "Und ich habe euer Wort: Ihr verratet nichts an niemanden über diese Mission?" "Ja, Sir!" "Natürlich!" "Schön", meinte Mishima nach einer weiteren nachdenklichen Pause. "Ihr seid entlassen." Die Gesichter der beiden Soldaten hellten auf. "Wirklich, Sir?", fragte Yakz erleichtert. "Vielen Dank!" Mishima nickte kurz. "Und wegen eurem verletzten Kamerad: Ich werde euch Jinua vorbei schicken. Sie wird sich um seine Verletzungen kümmern, dann könnt ihr heute Abend verschwinden." Erstaunen machte sich auf den Gesichtern der beiden Männer breit, während Jinuas Augen sich fragend verengten. "V... Vielen Dank, Sir!" "Ihr könnt wegtreten." "Jawohl, Sir. Mit Freuden!" Yakz und Datt salutierten eifrig und verließen dann eilig den Besprechungsraum. Währenddessen erhob sich Jinua von ihrem Stuhl und ging langsam auf Mishima zu. Sie wartete jedoch, bis die Tür sich hinter den beiden Söldnern wieder komplett geschlossen hatte. "Ich hoffe mal, ich soll nicht wirklich einen von diesen Losern wieder zusammenflicken", meinte sie angewidert. Mishima kehrte ihr den Rücken zu und verschränkte abermals seine Hände dahinter. "Natürlich nicht. Ich denke, du weißt, was du zu tun hast." Jinua spielte genüsslich mit einem rotleuchtendem Ring an ihrer rechten Hand. "Kein Problem. Die Süße braucht ohnehin mal wieder etwas Auslauf. Betrachten Sie die Sache als erledigt. War das alles, wofür Sie mich noch gebraucht haben?" "Ja. Ich hatte damit gerechnet, dass die beiden etwas in der Art wollten. Nur eines ist ärgerlich." "Hm?" "Diese Mission kostet mich allmählich zu viele Männer." "Sie machen sich zu viele Sorgen, Kommandant. Auf diesen Loser können wir leicht verzichten", meinte Jinua und wandte sich zum Gehen. "Wie auch immer... Ich kümmere mich dann einmal um unsere 'Aussteiger'." In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein weiterer von Mishimas Männern eilte in den Raum, der beinahe mit der weißhaarigen Magierin zusammenstieß. Wie angewurzelt blieb der Mann stehen, als er erkannte, wenn er da gerade beinahe gerammt hätte. "Was?!", zischte ihn Jinua an. "I... Ich... ei... eine Nachricht für Kommandant Mishima", stotterte der Mann von Jinuas kaltem Blick eingeschüchtert. Der weibliche SOLDAT stöhnte genervt und trat einen Schritt zur Seite. "Dann überbring sie ihm und steh mir nicht im Weg rum." Der Söldner duckte sich unterwürfig und schlich eilig an Jinua vorbei. Vor Mishima richtete er sich wieder auf, salutierte gehorsam und überreichte dem Kommandanten einen zusammengefalteten weißen Zettel. "Eine Nachricht?", fragte Mishima, während er begann den Zettel aufzufalten. "Woher?" "Aus Junon, Sir." "Von Okita?" Der Soldat schüttelte den Kopf. "Nein, von einem unserer Beobachtungsposten dort." "Gut", sagte Mishima beiläufig, als er begann die kurze Nachricht zu lesen. "Wegtreten." Der Mann salutierte ein weiteres Mal und verließ anschließend den Raum, wobei er einen sehr respektvollen Abstand von Jinua einhielt. "Etwas Wichtiges?", fragte Jinua, die eine interessierte Regung im Gesicht des Kommandanten wahrgenommen hatte. "Ob es für die Mission wichtig ist oder nicht, kann ich noch nicht sagen." Mishima zerknüllte den Zettel und sah grinsend zu Jinua auf. "Aber für mich persönlich ist es wichtig. Sieht so aus, als bekomme Okita noch einen kleinen Spezialauftrag von mir." "Wird ihn freuen", stellte Jinua zynisch fest. "Okitalein bekommt doch nie genug von irgendwelchen Spezialaufträgen, die er für Sie erledigen kann. Aber ich hoffe er überarbeitet sich dabei nicht..." Mishima ignorierte den Kommentar der Frau und wandte ihr ein weiteres Mal den Rücken zu. "Kümmere dich endlich um deinen Auftrag. Denn Rest lass meine Sorge sein." "Sehr wohl", meinte die Weißhaarige unbeeindruckt und marschierte dann erhobenen Hauptes aus dem Raum. Mishima wartete bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dann blickte er auf das zerknüllte Stück Papier in seiner Hand, dann ballte er seine Faust drum und spannte schließlich seinen ganzen Arm an, bis erste Venen an dessen Oberfläche daran hervortraten. "Endlich! Ich habe schon viel zulange darauf gewartet", knurrte er zornig, dann jedoch stutze er und entspannte seinen Arm wieder. "Natürlich... Nur nichts überstürzen. Das Schicksal hält zu den Geduldigen." * * * Das weite Meer zu beobachten und zuzusehen, wie seine Wellen an die Küste brandeten hielten die meisten Menschen für einen beruhigenden, schönen und bisweilen sogar romantischen Zeitvertreib. Tatsächlich war es meistens auch wirklich ein wunderbarer Anblick. Überall - nur nicht in Junon. Statt auf felsige Klippen oder weiße Strände, trafen die Wellen hier nur auf die Betonplatten des Hafens und gewaltige Stahlträger. Zwischen den Bäuchen der riesigen Handelsschiffe trieben die Kadaver toter Tiere und sonstiger Müll in der trüben, dreckigen Brühe, auf der stellenweise Ölflecken aller Größen glänzten. Aus Höhe der Festungsstadt war die Verschmutzung zwar nicht ganz so deutlich wahrzunehmen, wie etwa von dem kleinem Fischerdorf am Fuße der Klippen - dem ursprünglichen Junon - aus. Trotzdem ließ sich die Aussicht heute alles andere genießen. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen und das Meer war vom starken Wind aufgewühlt. Trotz des trostlosen Anblicks starrte Raika nun schon mehrere Minuten lang durch das Fenster ihres Quartiers in Junon auf den Ozean hinaus. "Heulst du jetzt etwa?" Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und drehte sich zu Lorgan um, der eben das Zimmer betreten hatte. "Nein!", schnauzte sie ihn an und verzog beleidigt das Gesicht. "Aha", meinte Lorgan wenig gerührt und reichte ihr die Cola-Flasche, die er ihr mitgebracht hatte. Dann kehrte er Raika den Rücken und ließ sich wieder an dem Tisch nieder, auf dem er seine riesige Waffe in ihre Einzelteile zerlegt ausgebreitet hatte. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und begann gewissendlich die Teile zu säubern. Raika nippte kurz an ihrem Getränk, dann wandte sie sich zu ihrem großgewachsenen Kameraden um. "Aber..." "Was?" Lorgan sah und drehte sich halb zu ihr um. "Trax... er... ich meine... Findest du es überhaupt nicht schlimm, dass er getötet wurde?" "Doch, natürlich", meinte Lorgan und wandte sich wieder seine Waffe zu. "Wir waren ihm zwar alle ziemlich egal, aber er war guter Kämpfer und ein vernünftiger Kerl. Aber das ist das Risiko beim Soldatenleben. Manchmal erwischt es einen halt." "Warum konnte es nicht..." Raika brach ihren angefangenen Satz wieder ab. Sie wünschte nicht einmal Jinua den Tod, auch wenn die andere Frau sie nie gut behandelte. Sie wollte, dass überhaupt niemand aus dem Team starb. "Er wird mir fehlen." "Lüg nicht so", antwortete Lorgan trocken. "Er hat doch kaum mit dir gesprochen." "Aber er hat mich wenigstens nicht für ein kleines Kind gehalten." "Doch, hat er." "Aber er hat mich wenigstens nicht so behandelt." "Dafür war er einfach zu faul." "LORGAN!", schrie Raika frustriert auf, lenkte dann aber ein. "Schön! Dann hat er mich halt ignoriert, aber das war mir immer noch lieber Jinuas Aufmerksamkeiten." Sie blickte angewidert zur Seite. "Oder Ajigs..." Lorgan seufzte kurz, dann legte er das Bauteil, an dem er gerade gearbeitet hatte beiseite und nahm einen weiteren Schluck. "Ich weiß was du meinst." Er schnaubte kurz amüsiert. "Manchmal glaub ich, man braucht eine ordentliche Macke um bei SOLDAT aufgenommen zu werden." "Ich habe keine Macke!" Grinsend dreht sich Lorgan zu ihr um. "Doch hast du. Eine ganze Menge sogar. Du bist vorlaut, unfolgsam, übereifrig und wirst sofort sauer, wenn dich jemand kritisiert." "DAS STIMMT NICHT!!!", schrie das Mädchen zornig und sprang auf. "Ich..." Sie stockte, als Lorgans Grinsen immer breiter wurde und sie bemerkte, dass er sie ausgetrickst hatte. "Und du bist ein glatzköpfiger Vollidiot." Raika verschränkte schmollend die Arme, setzte sich wieder hin und starrte angestrengt zum Fenster hinaus. "Hey!", lachte der SOLDAT, "Die Glatze hab ich erst seit der Makobehandlung." "Kann ja jeder behaupten...", murmelte Raika wenig beeindruckt und fuhr dann eine Sekunde später erschrocken herum. "Verliert man dabei etwas seine Haare!?" Lorgan zuckte mit den Schultern. "Bei mir war's jedenfalls so. Aber da die anderen noch all ihre Haare haben, ist wohl anzunehmen, dass ich eine Ausnahme war. Aber ich hab gehört, die Behandlung verläuft sowieso bei jedem Kandidaten ein bisschen anders." "Und tut verdammt weh, oder?", fragte Raika nachdenklich. "Das ist gar kein Ausdruck. Aber was erwartest du? Mako ist ein Gift, das genau richtig dosiert werden muss. Zu wenig, und du kotzt dir Wochen die Seele aus dem Leib, ohne auch nur ein bisschen stärker geworden zu sein. Zuviel davon, und du drehst durch oder stirbst daran. Oder beides." Er drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. "Warum glaubst du werden nur Personen ausgewählt die physisch wie psychisch in Topform sind." Lorgan unterbrach seine Ausführungen, als er bemerkte, dass Raika nachdenklich zu Boden starrte, dann begann er zu grinsen. "Was ist los? Ist dir plötzlich die Lust auf eine Makobehandlung vergangen?" "Nein!" Raika sah wieder zu ihm auf. "Es ist nur schon länger her, dass mir jemand von den Nebenwirkungen erzählt hat." Sie setzte ein breites Grinsen auf. "Ich hab wohl einfach vergessen, wie gefährlich es ist." "Und du wirst es wieder vergessen. Es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis du deine Behandlung bekommst - falls überhaupt." "Gar nicht wahr!", beschwerte sich die Rothaarige lautstark. "Der Kommandant hat mir verraten, dass wir mit diesem Auftrag enorm viel Geld verdienen und mir endlich eine Makobehandlung bezahlen können." "Soso, hat er das? Und wo? Mako ist verboten. Die Forschung eingestellt, die Reaktoren heruntergefahren und größtenteils demontiert..." "Red du nur", meinte Raika und sprang auf. "Aber der Kommandant sagt, er kennt jemanden der uns helfen kann." Sie machte ein paar Schritte durch das Zimmer und drehte sich dann schwungvoll zu Lorgan um. "Und der Kommandant hat mit so etwas doch immer Recht. Wirst schon sehen: Bald bin ich so stark und so schnell wie du und die anderen." "Ich stimme dir zu, was den Kommandanten betrifft", mischte sich Okita, der eben den Raum betrat, in das Gespräch ein. "Aber so stark und so schnell wie wir?" Der Blondschopf schüttelte lächelnd den Kopf. "Mako allein ist nicht alles. Fähigkeiten und Erfahrung bekommst du dadurch nicht." "Oder anders gesagt", fuhr Lorgan - ebenfalls grinsend - fort. "Wer vorher nix kann..." "Phh!" Raika verschränkte abermals die Arme und wandte sich mit erhobenem Kopf von den beiden ab. "Ihr seid doch nur neidisch, weil ihr wisst, dass ich wahrscheinlich noch vor euch beiden in die Erste Klasse aufsteige." "Das wird's sein", lachte Lorgan und trank den Rest seines Biers aus, dann wandte er sich an Okita. "Also, was wollte der Kommandant noch mal von dir? Gibt es etwas Neues?" "Haben sie Devon erwischt?", fragte Raika, die die Neckereien schon vergessen zu haben schien. Okita schüttelte jedoch nur den Kopf. "Es hat eigentlich nichts direkt mit unserem Auftrag zu tun, aber es ist dem Kommandanten persönlich ein wichtiges Anliegen..." "Du schwafelst schon wieder!", fiel ihm das Mädchen ins Wort. Okita warf ihr einen pikierten Blick zu, dann räusperte er sich kurz. "Strife und Highwind sind in der Stadt." "Der Strife und der Highwind?", hakte Raika nach. "Kennst du noch jemanden, der so heißt, und wegen dem uns der Kommandant extra anfunken würde?" "Und was genau gehen die beiden uns an?", fragte Lorgan, bevor Raika noch etwas erwidern konnte. "Sie stehen zwar auf der roten Liste des Kommandanten, aber im Moment haben wir doch wichtigeres zu tun. Heften wir einen unserer Männer an ihre Fersen und dann sehen wir weiter, wenn wir mit dem anderen Kram fertig sind. Solche Ausflüge lenken uns doch nur vom Wesentlichen ab." Abermals schüttelte Okita den Kopf. "Das muss nicht sein. Ajig ist in Nibelheim auf Strife gestoßen. Der Kommandant befürchtet, dass uns die beiden bereits auf den Fersen sind. Also haben sie wahrscheinlich doch etwas mit unserem Auftrag zu tun." Lorgan verschränkte die Arme und brummte nachdenklich "Und was sollen wir mit ihnen tun?" "Was schon? Ihnen einen Denkzettel verpassen. Die sollen sich aus Angelegenheiten raushalten, die sie nichts angehen." "Das ist doch Schwachsinn!", meinte Lorgan scharf und stand auf. "Von so etwas lassen sich die doch mit Sicherheit nicht abschrecken. Das bringt sie eher noch erst Recht auf unsere Fährte. Entweder wir lassen sie in Ruhe, oder wir bringen sie gleich um." "Der Kommandant will es aber so", entgegnete Okita ernst ohne sich von Lorgan, der ihn locker um einen Kopf überragte, beeindrucken zu lassen. "Er weiß schon, was er tut." "Meistens ja, aber niemand ist unfehlbar, auch nicht der Kommandant. Und ich bin mit Sicherheit nicht der einzige der bemerkt hat, dass seine Objektivität etwas nachlässt, sobald Strifes Name fällt..." "Hör mir gut zu!", fuhr Okita Lorgan zornig an. "Der Kommandant hat mir die Leitung für diese Mission übertragen. Und wenn ich sage, dass wir einen Befehl genauso ausführen, wie der Kommandant es wünscht, dann tun wir das auch. Verstanden? Oder haben Sie ein Problem damit, Major Fang?" Lorgan sah den blonden Schwerkämpfer für einen kurzen Moment durchdringend an. "Nein, Sir", presste er schließlich hervor. Die beiden Männer starrten sich noch eine Weile wortlos an, bis Okita schließlich sein Gesicht zu einem zufriedenem Lächeln verzog. "Fein", meinte er und wandte sich von dunkelhäutigem Kameraden ab. "Raika?" "Äh...ja?", antwortete das Mädchen, dass der Diskussion der beiden schweigend beigewohnt hatte, etwas überrascht als Okita vor sie trat. "Wie sieht's aus? Du bist doch sonst immer so versessen darauf einen Auftrag auszuführen. Willst du den beiden ihren Denkzettel verpassen?" "Gerne!" Raikas Gesichtszüge hellten für einen Moment auf, dann verzog sie jedoch fragend das Gesicht. "Was soll ich machen?" Okita zuckte gleichgültig mit den Schulter. "Was weiß ich?" Sein Grinsen weitete sich aus und er tätschelte Raikas Kopf. "Ihr Flugzeug steht am Flughafen. Irgendwas wird dir schon einfallen." "Flugzeug, hm?", meinte Raika nachdenklich, während sie Okitas Hand abschüttelte. Dann eilte sie durch das Zimmer, hob ihren Rucksack auf den Tisch und warf einen kurzen Blick hinein. Mit einem Grinsen schloss sie ihn wieder und streifte sich das Gepäckstück über eine Schulter. "Betrachte es als erledigt!" Raika schnappte sich noch ihren Helm und ihre Jacke und flog förmlich aus dem Zimmer. Die beiden zurückgebliebenden SOLDATs blickten ihr einen Moment schweigend nach, bis Okita ebenfalls auf die Tür zu schlenderte. "Ich hör mich um, ob die Männer vielleicht was über Berugas Verbleib herausgefunden haben, und seh mich selbst noch etwas in der Stadt um. Du hältst hier die Stellung, okay?" "Klar doch, Boss", antwortete Lorgan wenig enthusiastisch und ließ sich wieder an dem Tisch nieder um sich mit seiner zerlegten Waffe zu beschäftigen. "Nichts für ungut wegen vorhin, Lorgan, aber der Kommandant hat das Sagen und daran werde ich auch nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen. Haben wir uns da verstanden?" "Sicher doch, Boss." Okita betrachte den anderen SOLDAT noch für einen kurzen Moment, dann schüttelte er den Kopf und marschierte ebenfalls aus dem Raum. * * * Yakz und Datt verstauten eifrig ihre spärliche Habe in mehreren Taschen, während der verletzte Yoru auf einem der Feldbetten döste. "Ich sagte es dir doch: Den Kopf untenbehalten und viel 'Sir' um sich werfen und alles geht in Ordnung", meinte Yakz zufrieden. "Zum Glück hat es uns dein vorlautes Mundwerk nicht vermasselt." "Schön, du hattest Recht. Er hat uns entlassen. Aber trotzdem bin ich immer noch der Meinung wir hätten noch etwas Gewinn aus dieser Sache schlagen können. Ich bin mir sicher, der Kommandant ließe es sich einiges kosten, wenn wir versprechen nichts zu verraten." "Das kannst du auch gerne immer noch probieren - wenn Yoru und ich verschwunden sind. Ich kann dir nämlich gerne verraten, was passiert, wenn du versuchst einen SOLDAT erster Klasse zu erpressen..." Bevor Yakz fortfahren konnte, wurde plötzlich die Tür zu ihrem Quartier unsanft aufgestoßen. Erschrocken fuhren die beiden Söldner herum, beruhigten sich allerdings gleich darauf wieder, als sie Jinua in der Tür erblickten. "Ah, Major Varlin, wir hatten Sie schon...", begann Yakz, stutzte allerdings als neben Jinua noch eine zweite Frau den Raum betrat, die nur spärlich bekleidet war und eisblaue Haut sowie lange, blaue Haarpracht besaß und von einem Hauch aus eisigen Nebelschwaden begleitet wurde. Die eiskalten Augen der blauen Lady fixierten die beiden Söldner, die hingegen die beiden Frauen verwirrt anstarrten. "Major, was soll das?" "Ich kümmere mich um euch - wie der Kommandant es befohlen hat", antwortete Jinua und legte mit einem Lächeln ihrer Begleiterin eine Hand auf die Schulter. "Shiva-Darling, könntest du bitte?" Shivas dunkelblaue Lippen formten einige unhörbare Worte, dann machte sie einen weiteren Schritt auf die beiden Männer zu und streckte ruckartig die Arme vor sich. Die beiden Söldner, die sich erst jetzt aus ihrer Überraschung lösten, griffen hastig nach ihren Waffen. Bevor sie jedoch auch nur einen Schuss abgeben konnten, schoss ein dichter Nebel aus feinen, scharfkantigen Eiszapfen aus Shivas Händen, der die beiden beinahe vollständig einhüllte. Die Schmerzensschreie der beiden Männer verstummten schnell und als die Eisfrau ihre Arme wieder sinken ließ, standen am anderen Ende des nun fast vollständig vereisten Raumes zwei Eisskulpturen mit schmerzverzerrten Gesichtern. Shiva hob kurz ihr rechte Hand an und schnippte mit den Fingern, darauf hin zerplatzen die beiden zu einem feinem Haufen eisiger Scherben. "Du hast noch einen vergessen, meine Liebe", meinte Jinua, die mit verschränkten Armen immer noch in der Tür stand, unbeeindruckt. Shiva wandte sich darauf hin dem verletzten Yoru zu, dem nicht entgangen war, was mit seinen beiden Kameraden gerade passiert war. Er saß nun halbaufgerichtet und wimmernd auf seinem Bett und hielt abwehrend die Hände vor sich. "Nein, bitte nicht! Bitte!", bettelte er, während Shiva immer näher kam. Die Eisfrau lächelte triumphierend und legte einen Finger auf ihre Lippen, dann presste sie dem verletzten Mann eine Hand auf die Brust und drückte ihn langsam wieder auf das Bett hinunter, während sein Flehen zu einem erstickten, schmerzhaften Stöhnen wurde, als Shivas kalte Berührung seinen Brustkorb einzufrieren begann. Daraufhin beugte sich die kalte Lady vor und presste ihre Lippen auf die seinigen. Yoru verstummte, zuckte aber noch einen Moment lang, während eine eisige Schicht sich über seinen ganzen Körper ausbreitete, bis er schließlich aufhörte sich zu bewegen. Shiva erhob sich wieder und betrachtete den Erfrorenen noch für einen kurzen Moment, dann machte sie kehrt und schritt auf ihre Herrin zu, die ihr bereits entgegen kam. "Danke, meine Süße", sagte Jinua und fuhr Shiva mit einer Hand über die Wange. "Das hast du gut gemacht. Du kannst gehen." Shiva nickte kurz, dann löste sie sich im nächsten Augenblick in einen eisigen Nebel auf, der sich schnell verflüchtigte. Einige Eiskristalle segelten noch zu Boden, verschwanden aber ebenfalls schnell. "Eine beeindruckende Show", ertönte eine Stimme hinter Jinua. Die Weißhaarige fuhr herum, setzte dann jedoch ein gleichgültiges Gesicht auf, als sie Ajig erblickte. "Glaubst du, die Schönheit hat heute Abend schon was vor?", fragte der SOLDAT mit einem Grinsen und fuhr mit einer Hand den einzelnen Zopf entlang, der seinen Kopf zierte. "Ich kann dir gern ein Treffen arrangieren", meinte Jinua regungslos, als sie an Ajig vorbeiging. "Aber dann frierst du dir sicher das Kernstück deiner Lieblingsbeschäftigung ab." "Dann lieber nicht", lenkte Ajig ein, grinste aber immer noch, als er sich nach Jinua umdrehte. "Mir ist trotzdem langweilig. Wie steht's mit dir? Hast du Zeit?" Jinua hielt in der Tür inne und stöhnte genervt. "Danke, nein!" Sie drehte sich halb zu Ajig um, bevor sie fortfuhr. "Aber wenn du dich unbedingt beschäftigen willst: Bei den Punks aus Midgar waren doch auch zwei oder drei Mädchen dabei, wenn ich mich richtig erinnere." Ajig schüttelte missmutig den Kopf. "Schon probiert. Die braucht der Doc für seine Experimente und will keine davon abgeben. Er hat wohl Angst, ich mach ihm was kaputt." "Wie kommt er nur auf die Idee", meinte die Magierin zynisch und warf einen letzten Blick in den Raum. "Tja, dein Pech. Wenn dir so langweilig ist, kannst du ja dafür sorgen, dass hier aufgeräumt wird - oder es selbst machen." Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte Jinua daraufhin endgültig aus dem Raum und ließ Ajig allein zurück. "Räum deinen Dreck doch selber weg", meinte Ajig schließlich grimmig, nachdem er sich kurz in dem Quartier umgesehen hatte und folgte Jinua nach draußen. * * * "Sehr erfolgreich waren wir nicht gerade", meinte Cid unzufrieden, als die Fahrstuhltüren sich öffneten und er und Cloud ein weiteres Mal den Flughafen von Junon betraten. Auch kurz nach Sonnenuntergang herrschte hier immer noch ein reges Treiben. Trotzdem bahnten sich die beiden Männer relativ problemlos ihren Weg durch die Massen. "Ich weiß... Aber was hast du erwartet?", fragte Cloud, der ebenfalls etwas enttäuscht wirkte und mit in den Taschen versenkten Händen neben dem Piloten hermarschierte. Dass uns der erstbeste, den wir auf der Straße ansprechen, verraten kann ob die Junon Navy kürzlich auf einer Mission in einem Bergdorf war, das kaum wer kennt? Oder wer auch immer dafür verantwortlich ist." "Nein, natürlich nicht. Trotzdem..." Beinahe nebensächlich stießen die beiden eine der großen Türen auf, die auf das Flugfeld hinaus führte, und wurden draußen vom kalten Nachtwind empfangen. "Wer weiß was die durchgeknallten Irren mit Vincent anstellen, während wir hier so ahnungslos in der Gegend herum suchen?", fuhr Cid fort und schnippte den letzten Rest seiner Zigarette beiseite. Cloud zog seinen Umhang fester um sich und blickte sorgenvoll drein. "Das sich das Ganze wohl doch noch als banale Angelegenheit herausstellt, glaube ich zwar auch nicht, aber ich hoffe immer noch, dass es nicht ganz so schlimm ist wie wir annehmen." "Hör mit dieser Scheiß Träumerei auf, Junge!", meinte Cid grimmig, während er vergebens versuchte sich bei dem Wind eine weitere Zigarette anzuzünden. "Wir sollten uns lieber ranhalten, anstatt uns lange mit guten Hoffnungen aufzuhalten." "Du hast ja Recht", stimmte ihm der blonde Schwertkämpfer zu. "Aber ist ja nicht so, dass wir gar nichts herausgefunden hätten. Wir wissen immerhin, dass der Navy schon vor längerem einige Helikopter abhanden gekommen sind. Wenn wir uns auf dem Schwarzmarkt etwas umhören, kommen wir vielleicht dahinter, wer zwei - oder mehr - von den Dingern erworben hat. Die Sache mit dieser Schießerei und dem angeblichen Monster in der Lagerhalle sollten wir morgen auch noch genauer unter die Lupe nehmen. Da könnte auch was dran sein." "'Morgen' ist ein gutes Stichwort", gähnte Cid demonstrativ und schob resigniert die unangezündete Zigarette wieder zurück in ihre Schachtel. "Ich bin hundemüde. Wir sind schon den ganzen verdammten Tag auf den Beinen." "Warum sind wir dann nicht einfach in ein Hotel gegangen?" "Weil es Schwachsinn wäre unser Geld einfach so rauszuhauen. Deshalb! Im Bronco ist es gemütlich genug." "Im Sommer vielleicht", meinte Cloud wenig begeistert. "Falls es dir entgangen ist: Es wird mittlerweile nachts ganz schön kalt." "Wann bist du zu so einem Weichei geworden, Kleiner?!", schimpfte der Pilot und machte dann abrupt halt, als unweit vor ihnen ein Motor laut aufheulte und ein einsames Licht ansprang was seinen Begleiter ebenfalls dazu veranlasste stehen zu bleiben. "Was denn? Ich meine ja nur...", verteidigte sich Cloud, bevor er bemerkte, dass Cids Aufmerksamkeit gar nicht ihm galt. "Was hast du?" "PASS AUF!", schrie Cid auf und riss Cloud beiseite, als wenig später ein Motorrad an ihnen vorbeirauschte. Der Fahrer betätigte die Bremsen, vollführte eine elegante 90°-Drehung, blieb dann in einiger Entfernung der beiden stehen und klappte das Visier seine Helmes hoch. "Verfluchter Mistkerl! Bist du irre?!", brüllte Cid lauthals. "Beruhig dich Cid. Es war ja mit Sicherheit keine Absicht." "Absicht oder nicht, hier ist doch verflucht noch mal genug Platz zum rumfahren! Da muss es doch möglich sein, niemanden über den Haufen zu fahren!" Der zornige Pilot wandte sich wieder an den Motorradfahrer. "Was du hier oben überhaupt mit deiner rostigen Blechkiste verloren?! Sieh zu, dass du Land gewinnst!" Der Fahrer tätschelte den Tank seiner Maschine. "Hör auf meine Süße zu beleidigen", ertönte eine junge, weibliche Stimme, woraufhin sich sowohl Cids wie Clouds Augen überrascht weiteten. "Außerdem", fuhr die unbekannte Motorradfahrerin fort, "solltet ihr wirklich aufpassen, mit wem ihr euch anlegt. Seht das als Warnung an." Auch wenn die beiden das Gesicht des Mädchens nicht genau sehen konnten, ließ der schadenfrohe Ton darauf schließen, dass sie grinste, bevor sie das Visier ihres Helmes wieder schloss. "Was zur Hölle meinst du..." Weiter kam Cid nicht, da in diesem Moment eine laute Explosion hinter ihm erfolgte, die kurzzeitig die Nacht zum Tag machte, und er und Cloud sich instinktiv zu Boden warfen. Das Mädchen dagegen ließ ihre Maschine wieder aufheulen und brauste davon, während die warme Druckwelle über die beiden Kämpfer hinwegfegte. "Was zum Teufel war das?", fragte Cid, als er sich wieder aufrappelte und zu den brennenden Überresten von dem, was immer da auch explodiert war, blickte. "Keine Ahnung", stöhnte Cloud und stand ebenfalls wieder auf. "Aber..." "NEIN!!!", schrie Cid plötzlich auf und stürzte auf das Feuer zu. "Dieses elende Drecksstück! Dieses Mistviech! Diese... ARGHH!" "Cid?!", fragte Cloud, als er seinem Freund hinterher stürmte, holte ihn aber erst ein, als er vor den brennenden Überresten stehen blieb. "Was hast du?" "WAS ICH HABE?!", schrie ihn Cid tobend an. "Diese Schlampe hat meine Tiny Bronco in die Luft gejagt!" Erschrocken blickte Cloud sich um. Daran hatte er zuerst gar nicht gedacht, aber es stimmte. Sie standen an dem Platz, wo Cid sein Flugzeug abgestellt hatte. Und an einigen der verrußten Teile ließen sich noch Reste der Lackierung der Tiny Bronco erkennen. "Verdammte Scheiße." "Das kannst du laut sagen!", knurrte Cid, der seinen Speer fallen gelassen hatte und vor einem der Bruchstücke in die Knie gegangen war. "Das letzte Mal war es ja schon schlimm, aber dieses Mal ist ja praktisch nichts mehr über, dass man noch retten könnte. Cloud verkniff sich ein 'Kopf hoch!'. Er kannte Cid lange genug um zu wissen, dass der Pilot auf so etwas jetzt verzichten konnte. Stattdessen wandte er sich von dem brennenden Wrack ab und blickte in die Richtung, in der das Mädchen mit dem Motorrad verschwunden war. "Wer das wohl war? Der Stimme nach muss es sich ja noch um ein halbes Kind gehandelt haben." "Ob Kind oder nicht, ist mir scheißegal", verkündete Cid als er sich wieder aufrichtete und anschließend wütend das stumpfe Ende seines Speers auf den Boden schmetterte. "Die Drecksgöre steht jetzt ganz oben auf meiner Abschussliste!" "Das wird Yuffie freuen..." "Auf deine Scherze kann ich jetzt verzichten!", schrie Cid und machte einen zornigen Schritt auf Cloud zu, der abwehrend die Hände hochhielt. "'Tschuldigung. Ist mir so rausgerutscht." Cloud seufzte nachdenklich und richtete seinen Blick wieder auf die brennenden Überreste der Bronco. "Wer immer das auch war, wir müssen mit unserer Suche doch schon weiter vorgestoßen sein, als wir dachten." "Um ehrlich zu sein habt ihr vielleicht gerade einmal die Oberfläche angekratzt", ertönte eine bekannte Stimme mit einem amüsierten, besserwisserischem Tonfall hinter den beiden. Cloud und Cid fuhren alarmiert herum und erblickten die einzelne Person, die sich an sie herangeschlichen hatte. Der Neuankömmling war in dunkle Klamotten gehüllt und hatte eine mittlerweile überflüssige Sonnenbrille im roten Haar stecken, während der Wind seinen Zopf hinter dem Kopf hervorwehte. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stand er vor den beiden Blondschöpfen und blickte sie grinsend an. "Reno!", stieß Cloud angespannt aus. "Wie geht's?", grüßte der Angesprochene unbeeindruckt. "Ist schon ein bisschen her, dass wir uns getroffen habe, was?" Clouds rechte Hand wanderte zum Griff seines auf den Rücken geschnallten Schwerts, während Cid seinen Speer mit beiden Händen umklammerte und die Spitze auf den ehemaligen Turk richtete. "Was willst du hier?", fragte Cid ärgerlich, bevor Cloud dieselbe Frage stellen konnte. "Du steckst hinter alledem hier. Gib's zu!" Anstatt auf die Anfeindungen zu reagieren senkte Reno nur seinen Blick und kicherte amüsiert. "Damit sind wir quitt, Katerchen. Ich hab doch gesagt, dass sie gleich ihre Waffen zücken und mich für den Übeltäter halten." "Schon gut", ertönte eine piepsige Stimme. "Ich habe die Wette eh nur angenommen, damit du ehrenhaft aus deinen Schulden kommst." Cid und Clouds Erstaunen wurde noch größer, als plötzlich hinter Renos Rücken eine ihnen wohlbekannte kleine Gestalt hochkletterte und sich bei dem Rotschopf auf die Schulter setzte. "Cait?" "Hallo, ihr beiden", grüßte Cait Sith Cloud und Cid mit einem Grinsen und winkte ihnen kurz zu, während Reno seine Hände hinter seinem Rücken hervorzog und stattdessen in seine Jackentasche schob. "Ihr könnt die Waffen ruhig runter nehmen. Wir sind auf der selben Seite." "Könntest du mir dann bitte erklären, warum du bei einem scheißverfluchten Turk auf der Schulter sitzt?", knurrte Cid wenig überzeugt und behielt seine Waffe oben. "Da hängt wohl jemand sehr an den alten Konflikten?", meinte Reno und starrte Cid herausfordernd an. Cloud hielt jedoch beruhigend eine Hand vor Cid, während er dem kleinen Roboter in die künstlichen Augen blickte. "Lass gut sein, Cid. Ich denke mal, dass wir gleich erfahren, was hier eigentlich los ist, nicht wahr, Reeve?" Cid warf kurz einen Seitenblick auf Cloud, dann senkte er seinen Speer und stellte sich etwas weniger angespannt hin. "Dann erklär mir bitte mal, warum mir gerade mein Flugzeug um die Ohren geflogen ist." "Weißt du, was mit Vincent ist?", fragte Cloud gleich im Anschluss. "Wer war die Göre auf dem Motorrad?" Cait hob beschwichtigend die Arme. "Ich werde euch gerne alles erklären. Aber nicht hier. Jetzt gibt es erst einmal wichtigeres zu tun." "Was denn bitte?", wollte Cloud verärgert wissen. "Wir haben schon lange genug im Dunklen getappt. Ich will verdammt noch mal endlich wissen was für eine Scheiße hier eigentlich abläuft?" Die Katze wies daraufhin mit ihrem Kopf auf das Airport-Center, auf dessen Dach sich bereits eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Ein Löschfahrzeug und mehrere Angestellte des Flughafenpersonals rückten ebenfalls schon an. "Die kleine Müllverbrennungsaktion hier ist nicht ganz unbemerkt abgelaufen", grinste Reno provozierend, was seine Wirkung nicht verfehlte. Fast augenblicklich hielt ihm Cid wieder seine Speerspitze vors Gesicht. "Ich zeig dir gleich, wer hier wirklich auf den Müll gehört!" "Cid, bitte beruhig dich", versuchte der kleine Roboter den Piloten zu beschwichtigen, dann warf er seinem Träger einen vielsagenden Blick zu. "Reno du hältst die Klappe, verstanden?" "Sicher doch, Boss", antwortete der Turk wenig beeindruckt. "Könntest du uns endlich mitteilen, was hier vorgeht?", fragte Cloud, der ebenfalls langsam ungeduldig wurde. "Oder warum du hier bist?" "Wie gesagt: Nicht jetzt. Erst mal müssen wir uns um Junons Behörden kümmern. Am besten überlasst ihr uns einfach das Reden." "Warum sollten wir?" "Cid, lass sie einfach machen", versuchte Cloud seinen Freund zum wiederholten Mal zu beruhigen." "Seid froh, dass wir euch nicht einfach stehen lassen", meinte Reno, als er sich abwandte um mit Cait den anlaufenden Leuten entgegen zu gehen. "Am Ende würden die euch ein paar Tage lang festhalten. Ihr habt Glück, dass das Katerchen ein paar billige Arbeitskräfte braucht." "Du sollst die Klappe halten, Reno." "Ja, ja, schon gut." "Wir machen es wie immer. Ich versteck mich und du sagst nur, was ich dir zuflüstere." "Ich dachte, ich soll die Klappe halten?" "Klugscheißer..." Nachdem die beiden sich etwas von Cloud und Cid entfernt hatten, rammte der Pilot zornig das stumpfe Ende seines Speers in den Boden. "Für was halten sich die beiden eigentlich? Geheimagenten? Ich kann so überhebliches Getue überhaupt nicht ausstehen..." "Ich weiß", meinte Cloud nachdenklich und betrachtete dann wieder die Überreste der Tiny Bronco. "Aber vielleicht erfahren wir von ihnen endlich, was eigentlich los ist." "Ich hoffe es für die beiden, sonst bekommen sie von mir ordentlich was zu hören!" ---------- Ende Kapitel 9 ---------- Anmerkungen des Autors: Reno mischt wieder mit! Reno mischt wieder mit! Reno... *hust* *g* 'tschuldigung, aber ich hatte irgendwie recht viel Spaß bei der letzten Szene dieses Kapitels, und das obwohl ein Charakter aus dem Spiel drauf gegangen is (okay, es war nur ein Flugzeug ;P). Die Szene mit Shiva hat auch irgendwie Spaß gemacht, auch wenn ich dabei mehr die FF10 als die FF7 Shiva vor Augen hatte (Stört aber wahrscheinlich nicht, oder? *g*). Ansonsten war das allerdings ein recht dialoglastiges Kapitel, ohne viel Action... so was muss aber auch sein. Ich hoff die SOLDATs kommen von Szene zu Szene besser rüber (haben die da draußen eigentlich schon Fans? Mich würden durchaus ein paar Meinungen dazu interessieren). Wem Tifa und Elena abgegangen sind: Keine Sorge die kommen im nächsten Kapitel wieder ausreichend vor ;) Also dann, Reviewt brav! Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)