You Always Meet Twice A Lifetime von NguyenTranLoc (Final Fantasy VII) ================================================================================ Kapitel 16: Fire In The Hole ---------------------------- 16 Stunden später... Beunruhigt hielt sich Tifa an der Haltestange neben ihrem Sitz fest, den Blick starr zu Boden gerichtet. Es gab sicher deutlich bessere Zeitpunkte für einen Hubschrauberflug, als diese unruhige Nacht. Ihr Griff verstärkte sich als das stürmische Wetter die Maschine ein weiteres Mal erschütterte. Ein leisen Fluch ausstoßend, der im Lärm der Rotoren unterging, fragte sich Tifa ernsthaft, wohin ihre Abgebrühtheit in den letzten Jahren verschwunden war. Sie hatte unter Cids Kommando ganz andere Manöver ausgehalten, ohne dass ihr auch nur schwindelig geworden wäre. Sie beschloss, das flaue Gefühl in ihrem Magen nicht dem Flug, sondern der allgemeinen Aufregung in die Schuhe zu schieben. Es war schließlich das erste Mal seit über vier Jahren, dass sie wissentlich in den Kampf zog. Dieser Einsatz diente zwar nicht einmal im Ansatz zur Rettung der Welt, aber dennoch hatte sie das gleiche Gefühl, wie damals kurz vor dem Abstieg in den Nordkrater. Diese Mischung aus staubtrockener Kehle, erwartungsvollem Kribbeln und gespannter Angst war unverkennbar. Tifa hob ihren Kopf an und sah kurz aus dem kleinen Fenster neben ihr. Sie konnte nichts erkennen, was sie bei dem Regen und der Dunkelheit aber nicht weiter verwunderte. Schließlich würde der Sonnenaufgang noch ein paar Stunden auf sich warten lassen. Es war eine kurze Nacht gewesen - wieder einmal. Aber Reeve hatte natürlich Recht. Sie mussten handeln, bevor Sarcone und Mishima sich aus dem Staub machen konnten. Nach einem letzten Briefing waren sie neu ausgerüstet worden. Kurz darauf waren sie aufgebrochen. Der Plan war, die Dunkelheit auszunutzen und mit drei Teams an unterschiedlichen Punkten unbemerkt in die Anlage einzudringen. Offiziell lautete die Mission 'Sarcone in Gewahrsam zu nehmen', aber darum sollten sich Reeve, Reno und ihre Männer kümmern. Sie hatte dieselbe Priorität wie Cloud: Vincent befreien. Zumindest redete sie sich das ein. Was genau sie wollte, war Tifa selbst nicht klar. Einem Freund aus der Patsche helfen? Dampf ablassen? Das Richtige tun? Elena bei ihrer Rache zur Hand gehen? Sie wusste nur eines: Sie war bereit. Und trotzdem war sie so aufgeregt und angespannt, wie bei ihrer ersten Aktion mit Avalanche. Sie hasste das! Sie ließ ihren Blick zu ihren Mitstreitern wandern. Cloud hatte die Augen geschlossen und ließ sich kein bisschen Nervosität anerkennen. Stattdessen wirkte er einfach nur ruhig und aufs Äußerste konzentriert. So wütend es sie zwei Tage zuvor auch gemacht hatte, nun war sie erleichtert, dass er immer noch der Alte war. Neben ihm ruhte ein neues Schwert, vom selben Modell wie das von Zack. Reeve hatte es ihm besorgt, nachdem sich die von Okita zerstörte Waffe als irreparabel herausgestellt hatte. Für einen Moment wunderte sich Tifa, was wohl aus Ultima geworden war. Sie hatte vergessen ihn danach zu fragen, aber sie glaubte nicht, dass Cloud eine derartige Waffe einfach aus der Hand geben würde. Ihr Blick wanderte weiter. Reno saß ihr direkt gegenüber und wirkte ebenfalls nicht sehr angespannt. Fast schon gelangweilt ließ er seinen zusammengefalteten Schockstab an einem kleinen Ring um seinen Finger kreisen. Sie wäre nicht einmal verwundert, wenn er das Ding im Alltag als Schlüsselanhänger gebrauchte. Er bemerkte ihren Blick und schenkte ihr ein provokantes Lächeln. Tifa verdrehte genervt die Augen und versuchte ihn zu ignorieren. Vorsichtig sah sie hinüber zu Elena. Die Turk saß vollkommen ruhig neben ihr. Unbeeindruckt von den ständigen Turbulenzen starrte sie hinaus in die stürmische Nacht. Tifa konnte dennoch erkennen, dass es in ihr tobte. Sie hatte ihre Lippen fest zusammengepresst und ballte in unregelmäßigen Abständen ihre Hände zu Fäusten. Der Hubschrauber wurde von einer weiteren kräftigen Böe durchgeschüttelt und Tifas behandschuhte Hände verkrampften sich noch fester um den Haltegriff, während ihre Gedanken zu den Ereignissen des Vortages zurückkehrten. Elena hatte sich ganz offensichtlich in sie verknallt, das ließ sich nicht mehr abstreiten. Tifa hatte es zwar die letzten Tage über schon befürchtet, aber dennoch hatte das Eingeständnis der Turk sie irgendwie aus heiterem Himmel getroffen. Sie wusste wirklich nicht, was sie damit anstellen sollte. Es war so... so... unlogisch? Unwirklich? 'Ungewohnt'? Sie fand nicht einmal das richtige Wort dafür. Sie versuchte den Gedanken daran abzuschütteln. Es gab bedeutend bessere Zeitpunkte, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, als gerade jetzt. Sie hatten ja nicht einmal mehr die Gelegenheit gefunden ein zweites Mal in Ruhe darüber zu reden. Reeve hatte Elena gleich nach dem Briefing wieder zur Beobachtung wegsperren lassen. Er traute Arculas Zwischenlösung scheinbar auch noch nicht über den Weg. Tifas Miene verfinsterte sich. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Elena es mit ihrem Deal tatsächlich ernst gemeint hatte. Sich an Sarcone und Mishima zu rächen, schien ihr mittlerweile wirklich über alles zu gehen. Tifa konnte es ihr nicht einmal verdenken. Trotzdem, es war noch gar nicht so lange her, dass Elena sich mit Händen und Füßen gegen jede Art von Hilfe gewehrt hatte, aus Angst sie könnte als Versuchskaninchen enden. Genauso unglaublich fand Tifa, dass Reeve - oder zumindest einer seiner Vorgesetzten - auf das Angebot eingegangen war. Aber alles Protestieren hatte nichts gebracht. Sowohl Elena als Reeve waren entschlossen die Sache durchzuziehen. Ihr Blick fiel wieder zu Boden und sie ertappte sich dabei, wie ihr ein leichter Seufzer entglitt. Immerhin war ihr dadurch offensichtlich geworden, was Elena wirklich wichtig war. So ernst konnte sie es mit ihrem Geständnis nicht gemeint haben, wenn sie gleich darauf die erste Möglichkeit wahrnahm sich nur für die Chance auf Rache als Laborratte zu verkaufen. Damit war die Angelegenheit für Tifa wohl schon erledigt, noch bevor sie überhaupt gezwungen war sich richtig damit zu befassen. Wahrscheinlich war es ohnehin besser keinen Gedanken mehr daran verschwenden. 'Wahrscheinlich' - Tifa bekam es trotzdem nicht aus dem Kopf. "Eine Minute bis zur Ankunft am Zielpunkt. Macht euch bereit!", piepste Reeve in Form von Cait Sith und holte Tifa aus ihren Gedanken zurück in die Realität. Der kleine Katzenroboter hopste aus dem Cockpit heraus zu ihnen in den hinteren Teil der Maschine und kletterte Reno auf die Schulter. "Und passt auf euch auf." Cait warf einen Blick in die Runde, der an Elena haften blieb. Er zeigte mit anklagendem Finger auf die Turk. "Du! Wenn du auch nur so etwas wie ein leises Kribbeln irgendwo verspürst, verpasst du dir die nächste Dosis, verstanden?" "Schon die letzten drei Male." Elena, die ihre Waffe gerade ein letztes Mal überprüfte, war von der Bevormundung sichtlich wenig begeistert. Tifas Blick streifte kurz den der Turk. Sie konnte in Elenas Augen nichts von dem erkennen, was sie gestern in ihrem Zimmer dort gesehen hatte. Nur Zorn und Entschlossenheit. "Wir sind da!" rief der Pilot nach hinten. Reno fackelte nicht lange und zog die Seitentür des Hubschraubers auf. Ein kräftiger Windstoß trug einen Schauer kalter Regentropfen in das Innere der Maschine. Tifa hielt sich kurz einen Arm schützend vor ihr Gesicht, dann atmete sie ein letztes Mal tief durch und verdrängte dabei alle Bedenken und sie ablenkenden Gedanken. Jetzt galt es nur noch sich auf das kommende Gefecht zu konzentrieren. Erwartungsvoll zog sie ihre Handschuhe straff, als sie, Cloud und Elena sich ebenfalls erhoben. "Partytime!", schrie Reno grinsend über den Wind und den Lärm der Rotoren hinweg und sprang anschließend in die dunkle Nacht hinaus. * * * "Und sagt Doktor Sarcone Bescheid. In einer Stunde brechen wir auf." "Verstanden, Sir." "Gut, dann kümmert euch jetzt um die restliche Ausrüstung", fasste Mishima die Einsatzbesprechung zusammen. "Das wäre alles, Männer." Das gute Dutzend Söldner erhob sich von seinen Sitzen, salutierte respektvoll und verließ dann zügig den Besprechungsraum. Nur Mishima und die anderen drei SOLDAT-Mitglieder blieben zurück. "Kann ich noch Einspruch gegen ein gewisses Detail unserer Flucht erheben?", fragte Ajig, nachdem die Tür sich hinter den Soldaten geschlossen hatte. Er saß lässig die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und mit hochgelegten Beinen auf einem der Stühle und wirkte so, als würde ihn die ganze Sache nicht besonders angehen oder interessieren. "Was genau missfällt dir an unserem Rückzug, Ajig?" "Also, nichts gegen die Villa, Boss." Er begann beschwichtigend mit einer Hand zu gestikulieren. "Ist wirklich 'ne tolle Bude und so, aber müssen wir denn wirklich in den Norden? Das Wetter dort ist doch um diese Jahreszeit einfach nur unausstehlich. Haben wir nicht irgendwo auf einer der Inseln im Süden noch dieses Camp?" "Durchaus." Ajig stellte seine Füße auf den Boden und setzte sich aufrechter hin. "Warum verstecken wir uns nicht dort? Lassen wir es uns in der Sonne ein bisschen gut gehen - das würde dem Doc sicher auch mal ganz gut tun. Denk drüber nach, Xeros. Die Mädels sind auch viel heißer dort unten." Ein neckisches Grinsen formte sich auf seinem Gesicht und er warf einen Blick zur Seite. "Schließlich müssen wir für Lorgan was Neues finden." "Halt die Fresse!", knurrte Lorgan, der gleich neben der Tür an der Wand lehnte, angefressen und warf dem anderen SOLDAT einen drohenden Blick zu. Bevor die Zankerei unter seinen Untergeben größere Ausmaße annehmen konnte, mischte sich Mishima wieder in das Gespräch ein. "Interessante Argumentation, Ajig." Der Tonfall des Kommandanten machte deutlich, was er von dem Vorschlag hielt. "Aber meine Entscheidung steht fest. Das Anwesen ist im Moment genau richtig. Dort hat der Doc noch am ehesten Platz zum Arbeiten." Ajig wollte noch etwas einwenden, seine Worte blieben ihm allerdings überrascht im Hals stecken, als plötzlich drei kleine, bunt flackernde Irrlichter durch den Raum tanzten und nach kurzer Zeit begannen, Jinua zu umkreisen, die bisher gelangweilt auf ihrem Platz gesessen hatte. Sie schloss ihre Augen, worauf die Lichter in ihr verschwanden. Es verstrichen einige Sekunden, während sie die von ihren Wächtern beobachteten Bilder verarbeitete. Als sie ihre Augen langsam wieder öffnete, erwarteten sie die gespannten Blicke der übrigen SOLDAT. "Sie sind hier", meinte sie nüchtern. Der Kommandant sah sie alarmiert an. "Wie viele sind es?" "Drei Gruppen. Eine auf dem Dach, eine in den Kanälen und eine in den Wartungstunneln am Damm. Jeweils vier bis fünf Personen." Mishima entspannte sich sichtbar. Er stieß ein kurzes, amüsiertes Lachen aus. "Sehr dreist. Nein, das ist eigentlich nur noch dumm. Aber umso besser." Er nickte Jinua zu. "Kümmere dich darum!" "Sehr wohl." "Der Rest verfährt weiter, wie besprochen. Das wäre alles, ihr seid entlassen." Zufrieden beendete Mishima die Besprechung und machte sich auf den Weg zur Tür. Ohne jede Hast erhob sich Jinua von ihrem Platz. Für ihre Aufgabe würde sie nicht sonderlich lange brauchen. Als der Kommandant den Raum fast schon verlassen hatte, überlegte sie es sich jedoch anders und gab ein weiteres Stück Information preis. "Übrigens, Kommandant, unsere Ausreißerin ist bei einer der Gruppen. Genauso wie diese Lockheart - und Strife." Mishima hielt schlagartig an und drehte sich langsam zu Jinua um. Einen Moment lang sah er die Weißhaarige nur ungläubig an. "Bist du sicher?" Sie nickte knapp, worauf sich ein freudiges Grinsen auf Mishimas Gesicht ausbreitete. "Was für eine angenehme Überraschung", sagte er mehr zu sich selbst. Einen kurzen Augenblick späteren wurde sein Gesichtsausdruck und Tonfall wieder ernster. "Ajig, Jinua, ihr beide begleitet mich." Er wandte sich an den letzten verbleibenden SOLDAT. "Lorgan." "Kommandant?", antwortete der Hüne wenig enthusiastisch. "Du hilfst denn Männern mit der Ausrüstung." Lorgan brummte ein halbherziges 'Zu Befehl' und trottete zur Tür hinaus. "Jinua", fügte Mishima noch hinzu, "schick unserem Gast doch einen kleinen Willkommensgruß. Den restlichen Müll kannst du entsorgen." "Aber gerne doch." Der Ansatz eines Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Ärmel ihrer Robe hochkrempelte. "Die Babys brauchen ohnehin mal wieder Auslauf." * * * Die unterirdischen Kanäle machten das Alter der Anlage äußerst deutlich. An vielen Stellen waren bereits einige Steine aus den Mauern des runden Tunnels herausgebrochen. Ein stetiger Rinnsal aus Regenwasser von der Oberfläche tropfte von der Decke und floss die Wände herab. Der Boden des Tunnels war von knöcheltiefem, stehendem Sumpfwasser bedeckt, in dem sich eine ganze Heerschar von Ratten und anderem Getier tummelte. Allerdings ermöglichte ein etwas erhöhter, aber nicht sehr breiter Randstein es der Vierergruppe, dem Tunnel halbwegs trockenen Fußes im schwachen Schein ihrer chemischen Fackeln zu folgen. Clouds Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und behielten wachsam die Umgebung im Auge. Er bildete die Nachhut ihrer kleinen Gruppe. Direkt vor ihm tastete sich Tifa die Wand entlang, vor ihr Elena und Reno mit Cait Sith auf seiner Schulter, der ihnen den Weg wies. Seit fast zehn Minuten hatte keiner mehr von ihnen etwas gesagt. Sie wollten so lange wie möglich unbemerkt bleiben und jedes einzelne gesprochene Wort wäre vermutlich bis an alle Enden des Tunnels zu hören gewesen. Doch dann wurde die Stille urplötzlich zerrissen, als das in Cait Sith eingebaute Funkgerät mit einem Knacken ansprang. "S-Sir? Team-2 hier", rauschte es kurz darauf. Cloud tauschte mit Tifa einen besorgten Blick aus, während Cait den Funkspruch beantwortete. Eigentlich hatte er Funkstille angeordnet bis alle drei Gruppen in Position waren. "Was ist los, Team-2? Alles in Ordnung bei euch?" "Ich weiß nicht genau", antwortete die verunsicherte Stimme am anderen Ende. "Hier... hier geht etwas Seltsames vor sich..." * * * Die fünf Mitglieder von Team-2 starrten wie gebannt den Gang entlang, als die Pfützen am Boden und die feuchten Wänden des alten Wartungstunnels mit einer gespenstischen Geschwindigkeit gefroren und sich eine unnatürliche, immer dicker werdende Eisschicht darüber bildete. Einer der Soldaten riss nervös seinen Stiefel hoch, als dieser am Boden festzufrieren drohte und rutschte daraufhin auf dem glatten Untergrund aus. "Wir müssen raus hier", meinte er, als einer seiner Kameraden ihm wieder auf die Beine half. "Sir, wir ziehen uns zurück", gab der Anführer per Funk durch. "Irgendetwas stimmt hier nicht." "Verstanden. Seid auf der Hut!" In diesem Moment glitt am Ende des Tunnels eine zierliche, fast schneeweiße Gestalt aus einem Schacht in der Decke und setzte federleicht auf den Zehenspitzen auf. "Gott verdammt!", fluchte der Anführer des Trupps mit geweiteten Augen, als er erkannte mit was sie es zu tun hatten. "Rückzug, Männer!" "Team-2, was ist los bei euch?", rauschte Caits Stimme im Funkgerät. Die sehr weibliche Gestalt richtete ihren makellosen Körper zu voller Größe auf, warf mit einer eleganten Geste ihre dicke Haarmähne zurück und sah die Soldaten mit ihren eiskalten, tiefblauen Augen eindringlich an. Ihre dunkelblauen Lippen schenkten ihren Opfern ein rätselhaftes Halblächeln, während sie ohne jegliche Hektik einige Schritte näher trat. Als sie langsam zurückwichen, stellten die Soldaten entsetzt fest, dass eine Wand aus dickem Eis ihnen plötzlich den Rückweg versperrte. Sie versuchten sie mit ihren Gewehren einzuschlagen, doch das stellte sich als zwecklos heraus. "Scheiße!", knurrte der Anführer und fuhr mit zusammengepressten Zähnen wieder herum. Er richtete sein Gewehr auf die Eislady. "Feuer! Macht sie alle!" Die Göttin der Kälte kümmerte der gnadenlose Kugelhagel wenig. Die Geschosse glitten einfach, wie durch einen Haufen lockeren Schnees, durch sie hindurch und die entstandenen Löcher schlossen sich beinahe augenblicklich wieder. Unbeeindruckt breitete sie ihre Arme aus und hob sie an. Daraufhin schossen mit einem klirrenden Geräusch armdicke Eiszapfen direkt vor ihr aus den Wänden, der Decke und dem Boden, die gleich darauf von den Geschossen der Soldaten zerfetzt wurden. Ein Sturm aus scharfkantigen Eissplittern tobte durch den Tunnel. Doch immer mehr der tödlichen Eislanzen bohrten sich aus den Wänden hervor, jede weitere ein Stück näher an den Soldaten als die zuvor. * * * Der Lärm der feuernden Waffen überdeckte sämtliche Funksprüche, bevor er von angst- und schmerzerfüllten Schreien und anschließend einer unheimlichen Stille ersetzt wurde. "Team-2? Verdammt noch mal, meldet euch!", hallte Caits beunruhigte Stimme durch den Äther. "Team-3, meldet euch!" "Team-3, hier. Sir, was war das gerade?", beantwortete der Anführer von Team-3 den Funkspruch, wobei er über das Unwetter hinweg schreien musste. Er und der Rest seines Trupps kauerten unweit einer Einstiegsluke auf dem Dach der Anlage und waren hinter einigen Lüftungsrohren in Deckung gegangen. "Team-2 meldet sich nicht mehr." "Wurden sie ausgeschaltet?" "Ich befürchte es", seufzte Cait. "Keine Ahnung was das war. Aber wir müssen annehmen, dass unsere Anwesenheit bemerkt wurde. Wie ist euer Status?" "Landung problemlos, Dach gesichert, bisher keinerlei Widerstand. Bereit zum Einstieg. Oder sollen wir abbrechen?" "Negativ. Wenn wir jetzt nicht zuschlagen, entwischen sie uns." "Verstanden, Sir. Wir... was zum?" Der Truppführer dachte, er habe den Verstand verloren, als plötzlich ein riesiges, weißes Pferd neben ihm auf dem Dach landete. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte er, dass das Ungetüm nicht nur real war, sondern auch noch auf sechs statt auf vier Beinen stand. Eine ähnlich beeindruckende Figur in einer reich verzierten Rüstung saß auf dem Rücken des Untiers. Sein leerer, finsterer Blick bohrte sich in die Herzen der Soldaten, als er sie durch die tiefen, schwarzen Löcher seines Helms hindurch musterte. "Team-3, bitte wiederholen. Was war das gerade?" Niemand beantwortete den Funkspruch und keiner der Männer hob seine Waffe. Ehrfürchtig gelähmt hafteten ihre Blick an dem, was ihren sicheren Untergang bedeutete. "Allmächtiger..." brachte einer der Männer noch heraus, bevor der Schimmel dichten Nebel aus den Nüstern blies und sich mit einem durchdringenden Wiehern aufbäumte. Der dunkle Reiter hob sein Schwert, das selbst in dieser verregneten Nacht glänzte als würde es die Mittagssonne reflektieren, und holte zum Schlag aus. * * * "Verdammt!" schrie Cait aufgebracht und gab offensichtlich nichts mehr darauf unbemerkt zu bleiben. "Team-3? Team-2? Irgendwer? Meldet euch!" "Reeve, was ist da los?", fragte Tifa besorgt. Der kleine Katzenroboter ließ die Schultern hängen. "Team-3 hat es ebenfalls erwischt." "Scheiße ja, das war nicht zu überhören!", fuhr Reno ihn an. "Aber was zur Hölle war es?" Cait schüttelte seinen Kopf. "Keine Ahnung. Aber ich befürchte, es war eine von Varlins kleinen Überraschungen." Während er die Stimmen der anderen größtenteils ausblendete und sich immer noch auf die Umgebung konzentrierte, bemerkte Cloud, dass immer mehr der Ratten durch das Wasser zu seinen Füßen strömten. Die Tiere quiekten unruhig und bewegten sich hektischer als zuvor. Und sie allesamt hatten dieselbe Richtung eingeschlagen: Weg von dem, was vor ihm und seiner Gruppe lag. Mit einem Mal verspürte er ein unheilvolles Kribbeln im Nacken. Seine Augen versuchten etwas in der Dunkelheit vor ihnen zu erkennen. Irgendetwas stimmte hier nicht. "Sollen wir uns zurückziehen?", schlug Tifa vor. Cait brummte grübelnd. "Vielleicht hast du..." "Kommt gar nicht in Frage!", fiel ihm Elena ins Wort. "Ich bleibe hier. Mir entkommen diesen Dreckskerle nicht." Elena versuchte sich an Reno und Cait vorbeizudrängen um wohl die Führung zu übernehmen, als Cloud ein helles Flackern am Ende Tunnels wahrnahm. "RUNTER!", rief er laut und riss Tifa gerade noch rechtzeitig mit sich zu Boden. Die beiden Turks reagierten ebenfalls schnell genug und hechteten in das seichte Wasser. Keine Sekunde später schoss ein großer Feuerball über sie hinweg und explodierte nicht weit von ihnen entfernt. Eine Wolke aus Staub und heißen Steinfragmenten regnete auf sie herab. Von unten bis oben von dem dreckigen Wasser bedeckt, richtete sich Elena wieder auf und zog ihre Pistole. "Verdammt, was war das?" "Sei leise!", fuhr Cloud sie an und stand auf. Angestrengt horchte er in den dunklen Gang hinein. Ihm gefiel nicht was er hörte. Ein kräftiges, dumpfes Stampfen hallte durch den Tunnel. Er konnte nicht erkennen woher es kam, jedenfalls nicht direkt von vorne. Aber es kam näher - und das sehr schnell. Er packte Tifa am Arm und zog sie auf die Beine. "Wir müssen raus hier!" "Cloud, was...?", begann Cait, als plötzlich nicht weit hinter ihnen etwas sehr Großes durch die Wand brach und ihnen damit den Rückweg abschnitt. Cloud fürchtete zu wissen, mit was sie es zu tun hatten, als die Luft sich mit einem Mal aufheizte und brennende Ratten panisch quietschend an ihnen vorbeistoben. Der flackernde Schein von Flammen erhellte den Tunnel. "Ifrit...", bestätigte Tifa entsetzt seine Befürchtung. Das gehörnte Biest bäumte sich mit einem wütenden Brüllen zu voller Größe auf, wodurch es sich von dem es bedeckenden Geröll befreite. Beinahe jeder Zentimeter seines muskulösen Leibes stand in Flammen und mit jedem Atemzug stieß es mehr von dem heißen Element aus. Fast augenblicklich eröffnete Elena das Feuer, aber die Kugeln prallten wirkungslos an der dicken Haut des Feuerelementars ab. Cloud drückte ihre Hände nach unten, worauf sie aufhörte zu schießen. "Das bringt nichts, haut ab!", sagte er und trat einen Schritt vor die Gruppe. Entschlossen zog er sein Schwert. Das Monster fixierte ihn mit seinen gelben Augen. Es stieß ein bedrohliches Knurren durch seine gefletschten Zähne hindurch aus, bevor es in die Hocke ging und sich zum Angriff bereit machte. "Cloud, du kannst nicht...", begann Tifa zu flehen. "LAUFT!", rief er nachdrücklicher, worauf die anderen dem Befehl endlich Folge leisteten und den Tunnel entlang in Richtung der Anlage rannten. Währenddessen stürmte er auf mit erhobenen Schwert auf Ifrit zu. Eine Wand aus heißer Luft schlug Cloud entgegen, als sich Ifrit ihm entgegen stürzte. Er sprang im letzten Moment zur Seite auf den Randstein, stieß sich von dort ab und ließ sein Schwert mit seinem vollen Gewicht auf den Nacken der Kreatur niederfahren. Er wusste, dass er mit dieser Waffe keine Chance hatte seinem Gegner eine Verletzung zuzufügen, aber die Wucht die Schlages konnte ihm eventuell etwas Zeit erkaufen. Ifrit wurde von dem Treffer zu Boden geschleudert und landete in dem seichten Wasser, das mit einem lauten Zischen verdampfte. Zornig - und vielleicht auch aus Schmerz - bäumte sich die Kreatur wieder auf und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Cloud ließ erbarmungslos den nächsten Angriff folgen, obwohl er die Hitze kaum aushielt und die heiße Luft seine Augen tränen ließ. Ein Schlag, der jedem anderen Lebewesen den Schädel gespalten hätte, traf Ifrit am Kopf, wodurch dieser herum gerissen wurde und rücklings abermals in das Wasser fiel. Das musste reichen! Cloud steckte sein Schwert weg und machte kehrt, während Ifrit versuchte sich aufzurappeln. Das Wasser spritzte um seine Füße herum auf, als er so schnell er konnte den Tunnel entlang rannte und versuchte die anderen einzuholen. Er warf einen Blick über die Schulter, als er ein wildes Stampfen begleitet von lautem Gebrüll vernahm. Schneller als erhofft hatte Ifrit die Verfolgung wieder aufgenommen und hangelte sich nun mit allen Vieren die Wände und Decke des Tunnels entlang. Fauchend sandte ihm das Biest einen Feuerball hinterher. Cloud hechtete nach vorne, wobei die Druckwelle der Explosion ihn erfasste und einige Meter weiter durch die Luft trug. Er rollte sich gekonnt ab, kam beinahe augenblicklich wieder auf die Beine und rannte weiter. Die Aktion hatte ihm zumindest ein klein bisschen mehr Vorsprung erkauft. Nach ein paar weiteren Metern hatte er Reno eingeholt, der sich Cait Sith mittlerweile unter den Arm geklemmt hatte. Tifa und Elena waren ebenfalls nur noch knapp vor ihm. "Woraus bitte bestand dein Plan?", keuchte der Turk, ohne langsamer zu laufen und duckte sich gleich darauf, als ein weiter Feuerball nicht weit hinter ihnen detonierte. Cloud ersparte sich eine Antwort. Er hatte keinen Plan. Es war wirklich lange her, seitdem er sich gewünscht hatte, er hätte auch nur eine einzige Materia bei sich. Ein weiteres lautes Brüllen verriet ihm außerdem, dass sich ihr Problem noch nicht von selbst gelöst hatte. "Wohin?", rief Elena plötzlich, die zusammen mit Tifa auf seine Höhe zurückgefallen war, als am Ende des Tunnels eine Abzweigung auftauchte. "Nach rechts!", schrie Reno überzeugt, noch bevor Cloud sich überhaupt Gedanken um eine Richtung machen konnte. Alle zogen ihre Köpfe ein, als ein weiterer Feuerball über sie hinweg rauschte und am Ende des Tunnels explodierte. Cloud ignorierte die ihm entgegen schlagende Hitzewelle und bog ohne abzubremsen nach rechts ab. Tifa und Elena taten es ihm gleich, doch Reno schlug nur einen kurzen Haken und sprintete dann in die entgegengesetzte Richtung davon. Ohne auch nur eine Sekunde lang innezuhalten, hefte sich Ifrit, mittlerweile die Tunneldecke entlang kletternd, an die Fersen des Turks. "VERDAMMTE SCHEISSE!", brüllte Reno panisch, als er sein Pech bemerkte, und verschwand hinter einer weiteren Ecke, Ifrit dicht hinter ihm. Als Cloud klar wurde, dass das Feuerbiest ihn nicht mehr verfolgte, wurde er langsamer und stoppte dann ganz. Von der Verfolgungsjagd noch etwas atemlos, sah er dem in der Dunkelheit verschwindenden roten Schimmer hinterher, während glühende Tropfen flüssigen Gesteins aus Ifrits Spuren zu Boden tropften und dort zischend abkühlten. Es roch nach verbranntem Haar und erst jetzt bemerkte er, dass seine Hände und Unterarme von Brandblasen bedeckt waren. Etwas ratlos wandte Cloud sich schließlich an die beiden Frauen, die ebenfalls angehalten hatten und gerade wieder zu Atem kamen. "Er sagte doch 'rechts', oder?" Beide nickten kurz. Elena stieß anschließend einen abschätzigen Laut aus. "Er hat ganz sicher nur gehofft, dass das Ding uns verfolgt und er davonkommt." Cloud nahm an, dass sie damit wahrscheinlich Recht hatte. Er konnte nicht einmal so tun, als wäre er sonderlich überrascht. Sein Blick wanderte wieder den Tunnel entlang in die Richtung, in die Reno verschwunden war. Ab und zu war Ifrits Brüllen immer noch zu hören, aber es entfernte sich von ihnen. "Sollen wir ihm...?" "Nein", meinten Tifa und Elena im Chor. * * * Zehn Minuten später... "Ich glaube, hier sind wir richtig", meinte Cloud, nachdem er zuerst seinen Kopf aus dem Schacht im Boden gesteckt hatte und dann die letzten Sprossen der Leiter erklomm. Er reichte Tifa eine Hand, als diese nach ihm aus der Kanalisation kletterte. Bei Elena tat er dasselbe, aber sie verzichtete auf seine Hilfestellung. Reeve hatte erklärt, dass sie durch die Kanäle Zugang zum Heizraum der Anlage bekommen würden. Als er sich umsah, nahm Cloud an, dass ihnen das gelungen war. Der Raum schien recht groß, aber das konnte er nur anhand der Decke abschätzen. Sie waren umgeben von einem Gewirr aus Rohren, Ventilen und verschiedensten Apparaten, die sie allesamt an Höhe überragten. Bis auf das statische Brummen einiger Teile der Anlage war nichts zu hören. "Da vorne ist ein Ausgang", sagte Tifa. Sie deutete mit ihrem Kopf auf eine Stahltür gegenüber am Ende des einzigen klaren Ganges, der von ihrer Position aus durch das Heizungslabyrinth führte. Mangels echter Alternativen bewegten sich die drei langsam darauf zu und beobachteten dabei vorsichtig die Umgebung, ob nicht eine weitere unangenehme Überraschung zwischen den Rohren auf sie lauerte. "Gut zu wissen, dass Jinuas kleiner Test Sie nicht überfordert hat", ertönte plötzlich eine Stimme über ihren Köpfen. Abrupt blieben sie stehen und sahen sich nach dem Sprecher um. Zuerst war nur das Geräusch schwerer Stiefel auf Metall zu vernehmen, einen Moment später betrat ein hochgewachsener Mann den hängenden Metallsteg, der oberhalb der Ausgangstür den Gang kreuzte. Cloud hatte sein Bild in den letzten Tagen oft genug gesehen, um zu wissen wer da vor ihnen stand. "Mishima!", schrie Elena wutentbrannt und zog ihre Waffe. Auch Tifa nahm augenblicklich ihre Kampfhaltung ein. Cloud tat es ihr gleich und sah sich vor sichtig um. Wenn ihr Anführer hier war, dann waren die übrigen SOLDAT wahrscheinlich auch nicht weit. Allerdings konnte er nirgends einen Hinweis für ihre Anwesenheit entdecken. "Miss Devon, wie schön Sie wieder zu sehen." Mishima zeigte sich wenig beeindruckt und setzte seinen Weg bis zur Mitte des Stegs fort. Er stellte ein langes, mit Stoff umwickeltes Objekt neben sich ab, bevor er sich ihnen zuwandte. Er machte keinen Versuch zu verbergen, dass er ein Schwert und eine Pistole unter seinem langen Mantel trug. "Ich glaube, um diese Tageszeit ist bereits ein 'Guten Morgen' angebracht", sagte er mit einem charmanten Lächeln im Gesicht und nickte Tifa zu. "Miss Lockheart. Strife." Für den Bruchteil einer Sekunde verhärtete sich sein Blick und wurde eiskalt, als er sich mit dem von Cloud kreuzte, doch dann wandte er sich wieder mit seiner lockeren Art an Elena. "Tun Sie mir doch den Gefallen und stecken Sie die Waffe weg." Die Turk dachte wahrscheinlich nicht einmal daran. Ihre Augen glühten vor Zorn. Sie umfasste die Pistole mit beiden Händen und zielte auf den SOLDAT. "Nenn' mir nur einen einzigen Grund, warum ich dich nicht sofort abknallen sollte, elender Dreckskerl!" "Nennen Sie mir einen, weswegen Sie das tun sollten", hielt er ungerührt dagegen. "Da-Das fragst du noch?!" Die Antwort hatte Elena für einen Moment sichtlich aus der Fassung gebracht. "Ich kann mir durchaus vorstellen", begann Mishima, "dass Sie einen gewissen Groll gegen Doktor Sarcone hegen. Aber damit habe ich nichts zu tun. Sie in Junon aufzusammeln und für sein Experiment zu benutzen war seine Idee. Und Ihre Verletzungen von damals sind doch eindeutig Mister Valentine zuzuschreiben, nicht wahr?" Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. "Insgesamt habe ich unser Arbeitsverhältnis als relativ gelungene Angelegenheit betrachtet. Ich habe bekommen, was ich wollte und Sie wurden angemessen bezahlt. Nur, dass danach..." Er stieß eine enttäuschtes Seufzen aus. "Nun, vielleicht nennen wir es am besten einen Interessenskonflikt. Oder eine ungeschickte Entwicklung..." "'Ungeschickte Entwicklung'?!", fuhr ihm Tifa dazwischen. Sie klang nicht weniger zornig als Elena. "Wissen Sie eigentlich, was... Hör nicht auf ihn!", wandte sie an die Turk. "Knall ihn ab! Deswegen bist du hier." Verblüfft betrachtete Cloud Tifa aus dem Augenwinkel heraus. Es überraschte ihn immer noch, wie persönlich sie die Dinge nahm, die Elena angetan worden waren. "Glaub ja nicht, dass du mich mit deinem Geschwätz einlullen kannst!", knurrte die Turk. "Ich habe voll und ganz Verständnis für Ihre Wut, Miss Devon." Mishima breitete beschwichtigend die Hände aus. "Also, wenn Sie den Doktor sprechen wollen: Der Ausgang ist dort hinten. Sie sollten ihn auch alleine finden. So groß ist die Anlage nicht." "Wir sollen tatsächlich glauben, dass Sie das ernst meinen?", sagte Tifa misstrauisch. "Miss Lockheart, ich werde mich weder Ihnen noch Miss Devon in den Weg stellen." Sein Blick richtete sich wieder auf Cloud und eine subtile Note seiner Stimme wurde um etliche Grad kälter. "Allerdings würde ich bitten, dass unser gemeinsamer Freund mir noch etwas Gesellschaft leistet. Stellt das ein Problem dar, Strife?" "Vergiss es!", spuckte Elena geradezu. Cloud verwunderte es, dass sie nicht schon längst geschossen hatte. Er nahm an, dass sie die Situation so ähnlich sah wie er selbst. Elena mochte eine gute Schützin sein, aber Mishima war immer noch ein SOLDAT erster Klasse. Auch wenn es im Moment anders wirkte, so war er doch angespannt und bereit loszulegen. Wenn seine Reflexe nur halb so gut waren, wie die von Sephiroth, würde sie ihn wahrscheinlich mit dem ersten Schuss nicht treffen, geschweige denn ausschalten. Und wäre er in dem engen Gang erst einmal unter ihnen, würde der Kampf nicht sehr lange dauern. Die Umgebung machte ihre Überzahl eher zum Nachteil. Mishima hatte den Ort gut gewählt. "Geht schon!", sagte er entschlossen und trat vor die beiden Frauen. "Cloud?" Er konnte Tifas ungläubigen Blick in seinem Rücken förmlich spüren. "Ist die beste Lösung. Keine Sorge, ich regele das", versicherte er ihr und warf einen auffordernden Blick über seine Schulter. Elena wich jedoch nicht von der Stelle und schüttelte widerwillig den Kopf. "Nein, Keine Chance! Der Arsch gehört mir!" "Verschwindet endlich!", forderte Cloud nachdrücklicher und versuchte Tifa mit seinem Blick zu überzeugen. Sie sah ihn einen Moment lang unentschlossen an, stimmte aber schließlich mit einem langsamen Nicken zu. "Elena, komm schon!", versuchte sie die Turk zu überzeugen. "Am Ende ist er nur hier um Zeit zu schinden und Sarcone entkommt uns." Ein Ruck ging durch die Turk, jedoch erwiderte sie nichts darauf. Der innere Kampf war ihr förmlich anzusehen. Ihre Augen waren auf Mishima fixiert, die zurückgezogenen Lippen entblößten ihre zusammengepressten Zähne und ihr rechter Zeigefinger bebte unruhig am Abzug ihrer Pistole. Es verging über eine Minute, bis Elena endlich ihre Waffe wegsteckte. "VERDAMMT!", schrie sie frustriert, eilte dann aber mit Tifa zur Tür. Bevor sie hinaustrat, drehte sie sich noch ein letztes Mal um und warf Mishima einen verachtenden Blick zu. "Ich hasse dich, Dreckskerl!" "Ich wünsche viel Erfolg, meine Damen", verabschiedete Mishima die beiden und sah ihnen kurz nach. Als er sich wieder zu Cloud umdrehte hatte sein Gesicht deutlich härtere Züge angenommen. "Strife." Provozierend zog er die Aussprache von Clouds Nachnamen in die Länge. "Ich habe schon eine Ewigkeit darauf gewartet, dich zu treffen." Die charmante, fast verspielte Art von gerade eben war nun vollständig aus Mishima gewichen. Stattdessen strahlte er nun eine übermenschliche Aura aus, die ihn als das auswies, was er war: Ein kampfbereiter SOLDAT erster Klasse. Cloud ließ sich davon nicht einschüchtern. "Ich kann nicht behaupten, dass es mir ebenso ging. Aber Sie müssen echt ein Riesenfan von mir sein, wenn Sie sogar Ihren Auftraggeber für dieses Treffen hier verraten." "Warum sollte ich so etwas tun? Ich schulde dem guten Doktor weit mehr als nur das, wofür er mich bezahlt." Sein Mundwinkel verzogen sich zu einem bösartigen Schmunzeln. "Oh, ich habe doch nicht etwa den Eindruck erweckt, nur weil ich die beiden Damen nicht aufhalten werde, gelte das auch für meine Mitarbeiter?" * * * Zuerst waren nur einige dumpfe Schläge und ein lauter Fluch zu hören, dann schließlich brach das lose getretene Abflussgitter aus seiner Halterung und schlug klappernd am Boden auf. Mit einem Ächzen zwängte sich Reno aus dem engen Schacht. Er war nass bis auf die Knochen, aber seine angekokelten Haare und seine an vielen Stellen verbrannte Kleidung rauchten immer noch. "Blöder Köter!", keuchte er erschöpft und blieb erst ein Mal auf dem kühlen Fliesenboden liegen. Kurz darauf kletterte auch Cait Sith aus dem Schacht. Auch er war klatschnass und sein Fell an vielen Stellen verkohlt. Von seinem Schwanz war mehr als die Hälfte abgebrannt. "Ich kann nicht glauben, dass das wirklich funktioniert hat", piepste der Roboter erstaunt und schüttelte sich das dreckige Wasser aus dem Fell. Sichtlich gequält setzte Reno sich auf und bedrohte Cait mit einem Zeigefinger. "Wenn du auch nur ein Wort darüber verlierst, kannst du was erleben. Verstanden, Boss?" "Meine Lippen sind versiegelt." "Gut." Der Turk gönnte sich noch eine kurze Verschnaufpause, dann stand er auf, zog seine Weste aus und wrang das nasse Kleidungsstück aus. Bevor er es wieder anzog, drückte er noch so gut es ging das Wasser aus seinem Haarschopf. Anschließend packte er Cait am Nacken und setzte ihn sich auf die Schulter. "Also schön. Wo sind wir hier schon wieder?", fragte er, während er langsam auf die einzige Tür des weiß gekachelten Raums zu marschierte. "Sieht wie der Duschraum in den Quartieren aus", antwortete Cait. "Warte einen Moment, ich werfe einen Blick auf die..." Im selben Moment öffnete Reno die Tür und betrat einen Umkleideraum, in dem ein halbes Dutzend Männer damit beschäftigt war verschiedenste Dinge aus den Spinten in Kisten zu verpacken. Sie blickten genauso überrascht drein wie der Turk. "Oh. Mist!", entwich es dem Rotschopf. "Ich sagte, du sollst warten, Idiot!", schrie ihm ein aufgebrachter Cait Sith ins Ohr. "Schnauze!", zischte Reno ihn an, bevor er ein verzweifeltes Lächeln aufsetzte. "Ich geh mal davon aus, es ist zwecklos euch davon überzeugen zu wollen, dass ich nur der Klempner bin." "Das siehst du ganz richtig", sagte einer der Soldaten, als diese langsam einen Ring um ihn bildeten. "Wusst ich's doch", meinte er mehr zu sich selbst und zog seinen Schockstab aus der Tasche. Das würde unbequem werden. Plötzlich wurde ein Spint mit solcher Wucht zugeschlagen, dass alle Anwesenden sich erschrocken umsahen. Der Verursacher war schnell ausgemacht. Der riesige und - seinem Gesicht nach - schlecht gelaunte SOLDAT hatte seine Hand immer noch an dem mittlerweile sehr verbeulten Spint anliegen. "Verschwindet von hier, ich regle das!" "Lorgan", stellte Reno nicht wenig überrascht fest. Einer der Männer wollte Protest einlegen. "Aber, Sir..." "Ich sagte, verzieht euch!", brüllte Lorgan ungeduldig und unterstrich seine Forderung mit einem weiteren Schlag gegen den gequälten Metallschrank. "Verpackt die restliche Ausrüstung, oder sonst was! Der hier gehört mir." Reno verschränkte die Arme und beobachtete amüsiert, wie die Söldner nach einem kurzen Zögern ihre Kisten nahmen und unter Lorgans strengen Blick den Raum verließen. "Du lebst also noch", sagte er, als sie schließlich allein waren. "Du auch. Und du spielst mittlerweile mit Stoffpuppen." "Hey!", gab Reno sich brüskiert und setzte Cait auf einer Bank ab. "Etwas mehr Respekt bitte. Er ist keine Puppe. Das ist eine Actionfigur." "Sehr lustig, Reno", meinte Cait sarkastisch und ging in einer Ecke des Raums in Deckung. Reno ignorierte ihn. "So", wandte er seine Aufmerksamkeit zurück auf den SOLDAT. "Heißt das nun, du bist kugelfest oder stellst du nur einen weiteren Beweis für Elenas Unfähigkeit dar?" "Spar dir deine Sprüche, Turk", knurrte Lorgan und trat eine zurückgelassene Kiste aus dem Weg. Erwartungsvoll knackte er mit den Knöcheln seiner Hand. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich darauf gewartet habe, jemanden in die Finger zu bekommen, an dem ich mich abreagieren kann." "Heh, dann leg mal los!", lachte Reno und klappte seinen Schockstab aus. "Und glaub nicht, dass ich's dir nochmal so leicht mache." Seine Zuversichtlichkeit erlitt einen herben Rückschlag, als er seinen Stab einschaltete. Das Gerät spuckte nur zwei schwache Funken aus und stellte anschließend mit einem jämmerlichen Wimmern den Betrieb ein. Ungläubig starrte er seine Waffe an, bis er seinen Blick wieder hob und Lorgans Faust auf sich zukommen sah. Er seufzte resignierend. "Fuck..." * * * "Elena, warte!", zischte Tifa leise. Hatte sie sich zuerst noch Sorgen um Cloud gemacht, so war sie nun damit beschäftigt, der Turk schnell genug durch die Gänge des Stützpunktes zu folgen. Elena hielt sich zwar nahe an den Wänden, bewegte sich ansonsten aber eher überhastet und nicht sehr vorsichtig vorwärts. "Hast du mir nicht gerade noch erklärt, dass uns der Doktor abhaut, wenn wir uns nicht beeilen?", fragte Elena ungeduldig, nachdem Tifa sie an einer Ecke eingeholt hatte. "Wenn ich Mishima schon nicht haben kann, dann kommt mir Sarcone nicht so einfach davon." "Du weißt, was Reeve gesagt..." "Reeve ist nicht hier!", unterbrach Elena sie schroff. "Reno genauso wenig. Ich regele das auf meine Art." Ohne eine Antwort abzuwarten eilte sie weiter, Tifa dicht auf ihren Fersen. "Das Heilmittel ist dir mittlerweile also auch schon egal?" "Das bekomme ich schon, keine Sorge." Elena schien den vorwurfsvollen Ton in Tifas Stimme entweder nicht zu bemerkten oder sie ignorierte ihn. Vorsichtig lugte sie um eine weitere Ecke, schien aber nichts zu entdecken. Sie wandte sich kurz zu Tifa um. "Es gibt da ein paar Körperteile, die der Mistkerl sicher nicht mehr braucht, um es anzufertigen." Ihrem Blick zufolge meinte sie das vollkommen ernst. Tifa schüttelte nur verständnislos den Kopf, verzichtete aber darauf weiter mit ihr zu diskutieren. Sie hatte durchaus Verständnis für Elenas Zorn, aber dennoch war die gegenwärtige Kopflosigkeit der Turk mehr als gefährlich. Wahrscheinlich hatte Reeve richtig gelegen: Sie hätte niemals mit hierher kommen dürfen. Aber für diese Feststellung war es nun zu spät. Elena wollte gerade ihren Weg fortsetzen, doch Tifa hielt sie an der Schulter zurück. "Wir sollten vorsichtiger sein. Wir wissen nicht, wo wir hin müssen und es ist viel zu ruhig. Das riecht nach einer Falle, findest du nicht?" Wenn sie Elena schon nicht aufhalten konnte, beschloss Tifa, dann würde sie wenigstens versuchen der Turk so viel Vernunft einzureden, dass sie am Leben blieb. "Natürlich ist das eine Falle. Damit werde ich schon..." Die Turk brach ihre nüchterne Antwort mitten im Satz ab, als etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte, trat sie zu einem großen Fenster, das gegenüber einer Abzweigung in die Wand eingelassen war. Tifa tat es ihr gleich und warf einen Blick durch das Fenster. Sie sah hinab in eine große, an einer Seite offene Halle. Neben mehreren gestapelten Kisten und etlichen Fässern, standen dort auch zwei Hubschrauber. "Das scheint der Hangar zu sein", stellte Tifa fest. "Genau." Elena deutete auf die Hubschrauber. "Wenn sie abhauen wollen, dann sicherlich damit. Also zerstören wir sie." "Das werdet ihr schön bleiben lassen!", ertönte eine strenge Frauenstimme hinter ihnen. Zusammen mit Elena fuhr Tifa erschrocken herum und verfluchte sich innerlich. Sie hatte sich von Elenas Unachtsamkeit anstecken lassen. Dank Reeves ausführlichen Briefings wusste sie, wer die weißhaarige SOLDAT war, die plötzlich im Gang hinter ihnen aufgetaucht war. Und Jinua war nicht allein. "Hi Mädels!" begrüßte Ajig sie mit einem Grinsen. Die violett glänzenden Augen der SOLDAT musterten die beiden. "Tifa Lockheart. Elena Devon", sagte sie schließlich unbeeindruckt. "Der Kommandant hat sich das interessanteste Stück wohl schon herausgepickt." Sie wandte sich an ihren Mitstreiter. "Du hast freie Auswahl. Oder willst du beide haben?" "Nah, du sollst dich ja nicht langweilen", lehnte er ihr Angebot ab. Er ließ seinen Blick über die beiden Frauen wandern, während er nachdenklich an seinem Schnurrbart zwirbelte. "Hm, lecker sehen sie ja beide aus." Er beugte sich fragend zu Jinua hinüber. "An welcher hat nochmal der Doktor 'rumgespielt?" "An Devon", sagte die SOLDAT und verdrehte die Augen, als sich an seinem ahnungslosen Blick nichts änderte. "Die Linke", fügte sie genervt hinzu. Entschlossen schlug Ajig seine Fäuste zusammen. "Dann nehm' ich die Andere." Fast noch im selben Moment blitzten Jinuas Augen auf und sie warf ihre Hand nach vorne, worauf ein kräftiger Windstoß durch den Gang jagte. Tifa riss die Arme hoch um sich zu schützen, er wirbelte jedoch nur ihr Haare hoch. Elena dagegen wurde von der vollen Wucht getroffen und gegen die Fensterscheibe geworfen, die einen dicken Sprung abbekam. Erbarmungslos schnellte auch noch Jinuas zweite Hand vor. Der erneute Angriff erfasste die Turk, ließ das Glas zerbersten und schleuderte sie hinaus in den Hangar. "Elena!", schrie Tifa entsetzt, bevor sie in letzter Sekunde einen Schlag von Ajig abwehrte. "Hier spielt die Musik, Schönheit." Tifa tauchte unter einem weiteren Angriff hindurch, allerdings wich er ihrem Gegenangriff mit einem Sprung aus, wodurch er sich effektiv zwischen ihr und dem Hangar positionierte. Jinua marschierte währenddessen unbekümmert an ihnen vorbei und sprang graziös durch das zerstörte Fenster hinter Elena her. "Viel Spaß!", rief Ajig seiner Mitstreiterin grinsend nach, dann wandte er sich Tifa zu. Mit beiden Händen forderte er sie zum Angriff auf. "Na komm schon, nicht schüchtern sein!" Sie ließ sich nicht davon provozieren. Grimmig überprüfte Tifa ein letztes Mal den Sitz ihrer Handschuhe, dann machte sie sich bereit zum Angriff. Sie musste sich konzentrieren und den SOLDAT schnell ausschalten. Einen wilden Kampfschrei ausstoßend stürzte sie sich auf ihn. * * * Elena hatte es geschafft sich im Fallen herumzudrehen und mit Hilfe ihres künstlichen Beines sicher zu landen. Damit hatte sie den Sturz beinahe unbeschadet zu überstanden. Eine Glasscherbe hatte ihr zwar eine Schnittwunde im Gesicht zugefügt, ihre dicke Kleidung hatte sie ansonsten aber vor weiteren Verletzungen bewahrt. Von der überraschenden Attacke noch etwas benommen rappelte sie sich gerade wieder auf, als einige Meter vor ihr Jinua mit der Leichtigkeit einer Feder auf dem Boden aufsetzte. "Ich verspreche dir, es wird kurz und ansatzweise schmerzlos." Die weißhaarige SOLDAT verschränkte mit einem verärgertem Gesichtsausdruck die Arme. "Ich habe keine große Lust, mich längere Zeit mit Fliegen wie dir zu beschäftigen. Dazu fehlt mir Ajigs verspielter Enthusiasmus." Elena zeigte sich wenig beeindruckt von ihrer Gegnerin und richtete sich vollständig auf. "Soll mir Recht sein." Sie rollte erwartungsvoll die Schultern. "Dann leg mal los." Jinuas Augen verengten sich zornig. "Ich bin seit über zehn Jahren ein SOLDAT erster Klasse, du ein erbärmlicher Ersatzturk. Denkst du wirklich, du hast auch nur den Hauch einer Chance?" Elena grinste kurz, zog blitzschnell ihre Pistole und feuerte. Die Kugel prallte knapp einen Meter vor Jinuas Kopf gegen eine kurz weiß aufflackernde, aber ansonsten unsichtbare Barriere und verschwand als pfeifender Querschläger in der Weite des Hangars. Die SOLDAT hatte nicht einmal mit einer Wimper gezuckt. Etwas überrascht ließ Elena ihre Waffe wieder sinken. "Oh." Ohne eine Miene zu verziehen löste Jinua den Verschluss ihrer Robe und ließ den dunkelvioletten Stoff zu Boden fallen. Darunter kam ein silberfarbener Ganzkörperanzug zum Vorschein. Das hautenge Kleidungsstück verbarg nichts von Jinuas abgemagerter Figur und schimmerte in einer Vielzahl verschiedener Farben. Zuerst dachte Elena, es handle sich nur um gebrochenes Licht, doch dann erkannte sie, dass scheinbar kleinste Materiafragmente in jede einzelne Faser des Anzuges eingearbeitet waren. Ein unheimlicher Windhauch ergriff die Haare der SOLDAT, die langsam ihre Arme anhob, woraufhin erste Blitze die Luft um sie herum durchschlugen. "Komm schon, Turk." Ein kopfgroßer Feuerball begann die SOLDAT wie ein Planet seine Sonne zu umkreisen. Nach ein paar Sekunden gesellten sich ein zweiter und ein dritter hinzu. "Ich zeige dir, warum ich Materia-Queen genannt werde." * * * Der 'Kampf' frustrierte Tifa von Sekunde zu Sekunde mehr. Ihr Plan, den SOLDAT schnell zu erledigen, würde nicht mehr aufgehen. Seit seinem ersten Angriff hatte er keine weitere offensive Aktion mehr ausgeführt. Stattdessen begnügte er sich damit ihren Angriffen entweder auszuweichen oder sie abzublocken. Dabei ließ er sich von ihr immer weiter den Gang entlang treiben. Ihr war klar, dass er nur Zeit schinden wollte, aber sie konnte ihm unmöglich den Rücken zukehren. Elena würde auf sich allein gestellt kämpfen müssen. Als sie schließlich dachte, ihn endlich mit dem Rücken zu einer Wand eingekesselt zu haben, wich er mit einer gekonnten Drehung zur Seite aus. Ohne hinzusehen betätigte er einen Türöffner und duckte sich unter einen weiteren Schlag hinweg in den dadurch geöffneten Raum. Tifa setzte ohne zu zögern nach, doch erneut wehrte er ihre Schläge ab, bevor er sich mit drei schnellen Flickflacks deutlich von ihr entfernte. Diesmal ersparte sich Tifa eine sofortige Verfolgung. Sie nahm ihre Hände runter und sah sich kurz in dem Raum um, in den er sie geführt hatte. Im Gegensatz zu dem was sie bisher von der Anlage gesehen hatte, war der Boden hier aus Holz ausgelegt. Die Hanteln, Sandsäcke und verschiedenen Trainingsgeräte machten es leicht, den Zweck des Raumes zu erahnen. Dennoch war hier deutlich mehr Platz für einen Kampf geboten als in den Gängen. Ihr Blick fiel zurück auf ihren Gegner. Ajig wickelte seelenruhig schwarze Lederbänder um seine Fäuste und zog schließlich den letzten Knoten mit seinen Zähnen straff. "Bitte entschuldige meine halbherzige Vorstellung von gerade eben, aber ich wollte unser Rendezvous einfach an einen passenderen und weniger beengten Ort verlegen." Er deutete eine spöttische Verbeugung an. "Ich hoffe doch, du hast dich nicht zu sehr verausgabt." Tifa ließ sich von seinem Gehabe nicht weiter beeindrucken. Mit erhobenen Fäusten stürmte sie auf ihn zu und griff ihn ein weiteres Mal an. Wie aus dem Nichts traf sie ein Rückhandschlag mitten im Gesicht. Sie war von dem plötzlichen Treffer so überrascht, dass sie einen Schritt zurücktaumelte und dabei ihr Gleichgewicht verlor. Sie stürzte unelegant zu Boden, aber anstatt ihr nachzusetzen blieb Ajig einfach stehen und grinste sie schadenfroh an. Ärgerlich sah sie zu dem SOLDAT auf. "Langsam, Schönheit. Wir haben doch alle Zeit der Welt." Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Ich will das genießen." * * * Cloud ließ sich von Mishima nicht künstlich beunruhigen. Tifa und Elena konnten auf sich selbst aufpassen. Zu zweit würden sie schon zurecht kommen. Er musste sich auf seinen eigenen Gegner konzentrieren, der immer noch über ihm auf dem Steg thronte. "Also schön, machen wir's kurz", sagte er zu dem SOLDAT und erwiderte seinen bohrenden Blick. "Ich nehme mal an, Sie sind auf einen Kampf mit mir aus, richtig? Nicht, dass es sehr wichtig wäre, aber darf ich erfahren warum?" "Du liegst richtig", nickte Mishima zustimmend. "Mir geht es um einen Kampf. Man erzählt sich nämlich du seiest sehr stark, Strife." Seine Miene verfinsterte sich. "Mir ist sogar einmal die kühne Behauptung untergekommen, du hättest Sephiroth besiegt." "Ihren Schüler", entgegnete Cloud kühl. Mishimas Beweggrund überraschte ihn nicht wirklich. "Ich sehe, du bist gut informiert. Ja, er war einer meiner Schüler. Nicht der erste, und nicht der letzte. Viele würden wahrscheinlich sagen, er war der beste..." Für einen Moment schien er in Gedanken zu versinken. "Nun, er war jedenfalls ein besonderer Schüler." "Also darum geht es. Sie wollen Rache für Sephiroth?" Mishima lächelte wissend. "In erster Linie will ich sehen, wie viel wirklich dran ist an den Gerüchten." "Wenn Sie es Okita gleichtun wollen, bitte schön! Der hat sich schon aus dem selben Grund die Finger verbrannt." Cloud zog sein Schwert vom Rücken, wirbelte die gewaltige Waffe einmal herum und nahm seine Kampfhaltung ein. "Ich warte." Mishima hingegen zeigte noch kein Interesse daran, den Kampf einzuleiten. "Hm, Okita.", meinte er nachdenklich. "Ja, der Junge hatte viel Potential und einiges an herausragenden Qualitäten. Nur leider war er wohl zu versessen darauf, sich zu beweisen." Der Blick des SOLDAT richtete sich auf Clouds Schwert. "Eine ansehnliche Waffe hast du da. Aus ShinRa-Restbeständen, wie ich annehme? Viele der weniger spezialisierten Mitglieder von SOLDAT haben dieses armselige Standardmodell verwendet. Ich hatte mehr von dir erwartet. Aber ich gehe davon aus, als du Sephiroth besiegt hast, hattest du etwas Besseres zur Hand. Etwas Einzigartiges." Mishima nahm das Stoffbündel, das bisher achtlos neben ihm gelehnt hatte, zur Hand und begann es auszupacken. "Etwas, wie das hier!", rief er, als er das letzte Band entfernt hatte und hob den Inhalt hoch - es war Ultima. "Sieht so aus, als hätten Sie Recht." Cloud ließ sich nichts anmerken, aber seine Situation hatte sich gerade verschlechtert. Wenn Mishima Ultima gegen ihn einsetzte, konnte er mit seinem eigenen Schwert nicht allzu viele Schläge parieren, bevor es zu Bruch ging. "Wunderschön", philosophierte Mishima, als er das Schwert in seinen Händen drehte und ausgiebig betrachtete. "Den Klauen einer Weapon entrissen, wie ich gehört habe. Ein Schwert, geschmiedet vom Planeten selbst." Der SOLDAT sah ihn strafend an. "Du solltest dich schämen, eine solche Waffe aus der Hand zu geben. Das war sehr unachtsam." "Ja", gab Cloud zu, ohne sein ruhiges Äußeres aufzugeben. "Der kleine Langfinger in ihrer Truppe hat mich etwas überrumpelt. Aber keine Sorge, das hier reicht für Sie voll und ganz aus." Er hob seine Waffe an, um seine Aussage zu unterstreichen. Mishima musterte ihn kurz, dann schmunzelte er amüsiert und warf ihm Ultima zu. Obwohl er davon sichtlich überrascht war, fing Cloud die Waffe mit einer Hand auf. Für einen Moment genoss er das vertraute Gefühl in seiner Hand, anschließend sah er zu Mishima auf. "Sie wissen hoffentlich, dass das ein gewaltiger Fehler war." "Keineswegs", entgegnete der SOLDAT. "Ich will gegen deine volle Kraft antreten, ohne irgendwelche Handicaps. Schließlich benötigst du etwas, das mit dem hier mithalten kann." Mishima zog sein eigenes Schwert. Es hatte eine lange, gekrümmte Klinge, wie ein Katana aus Wutai, schien aber ebenso wie Ultima aus einem halbtransparenten Kristall gefertigt zu sein. Nur schimmerte es dunkelrot statt bläulich. "Im Gegensatz zu deiner Waffe ist dieses Schwert noch sehr jung, aber ihr keinesfalls unterlegen", erklärte Mishima, während er die Klinge bewunderte. "Man könnte sagen, sie sind Geschwister, denn dieses Schwert wurde aus einem Fragment von Diamant-Weapons Kern gefertigt. Es gleitet durch Stahl wie durch Butter." Zur Demonstration schnitt er mit zwei lockeren Schlägen ein Stück aus dem Geländer des Metallstegs. "Ein würdiger Gegenpart zu deiner Waffe, nicht wahr?" Zufrieden stecke er das Schwert zurück in die Scheide. "Aber ich denke, wir haben genug geredet. Lass uns anfangen!" Cloud brachte das Meisterschwert wieder an seinem Rücken an, schwang Ultima zweimal durch die Luft und machte sich bereit. "Soll mir Recht sein." Mishima schälte sich mit einem erwartungsvollen Lächeln aus seinem Mantel und warf ihn achtlos neben sich. Anschließend nahm er den Halfter samt seiner Pistole ab und legte ihn auf den Mantel. Er richtete sich zu voller Größe auf und musterte Cloud ein letztes Mal, dann wurde sein Gesicht todernst. Blitzschnell zog er sein Schwert und trennte mit zwei Hieben das Stück, auf dem er stand, aus dem Steg. Noch im Fallen sprang er ab und stürzte sich mit erhobener Klinge auf Cloud. "Mach dich bereit zu sterben, STRIFE!!!" ---------- Ende Kapitel 16 ---------- Anmerkungen des Autors: Aus charakterlicher Sicht ist dieses Kapitel deutlich flacher als die letzten paar, aber ich bin trotzdem ganz zufrieden damit. Ich denke, es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, wer (neben Ifrit) die anderen beiden "Babys" von Jinua waren. Sonst gibt’s nicht soviel zu sagen (gut, ich könnte immer viel zu meinen Kapiteln erzählen, aber das würden den Rahmen der Anmerkungen sprengen *g*). Ach ja, reden wir nicht lang drumrum: Das nächste Kapitel ist dann fast reine Action; ihr dürft das Boss-Theme bereit halten. Außerdem werden noch Wetten angenommen. ;) Würd mich wie immer über Kommentare freuen. Bis zum nächsten Kapitel! Nguyen Tran Loc, 16. Dezember 2006 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)