Kaibas Herz von Idris (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 3: Hundekuchen I ------------------------ Pairing: Seto Kaiba x Joey Wheeler Warnungen: Ähm.... joah ... ausschweifendes Gelaber zu unpassenden Stellen, eine Lehrerin mit einem Eier-Fetisch und Kaibas ätzender Sarkasmus. ^^* Anmerkungen: Sorry, dass es solange gedauert hat. *drop* Das Kapitel ist diesmal so abartig lang geworden, dass ihr es in zwei Teilen kriegt. ^^ Hier ist der erste. Der zweite folgt ... sobald ich ihn geschrieben habe. *** ~ All of the moments that already passed We'll try to go back and make them last All of the things we want each other to be We never will be ... And I see you standing there Wanting more from me ... And all I can do is try ~ (Nelly Furtado: "Try") *** Ich bin zu SPÄT! Das darf nicht wahr sein! Der Flur wird vor meinen Augen immer länger und länger und er ist so leer, dass alles was man hören kann mein leiser, keuchender Atem und das Geräusch meiner hallenden Turnschuhe auf dem Linoleumboden ist. Ich komme zu spät. Scheiße, ich bin schon wieder zu spät! Verdammt ... verdammt! Verdammter Nebenjob ...! Aber was soll ich tun? Ich brauche das blöde Geld nun mal. Es ist ja nicht grade so, dass mein Vater mir irgendetwas bezahlen würde. Nur gehen mir langsam aber sicher die Ausreden fürs zu spät kommen aus ... und offiziell ist es immer noch verboten als Schüler nebenbei Geld zu verdienen. Der einzige, der es wie immer geschafft hat dieses Verbot zu umgehen, ist natürlich Kaiba. Korruptes System! Treppe, Flur, Treppe, Flur ... wieso ist der Hauswirtschaftsunterricht auch im siebten Stock? Und wie viele Anschisse habe ich diese Woche eigentlich schon kassiert? Wie viele braucht man um durchzufliegen in diesem selten dämlichen Fach? Werde ich nachsitzen müssen? Werde ich meinen Job verlieren, wenn ich heute Abend wieder nicht kommen kann? Tausend Fragen, tausend Stockwerke und viel zu viele Minuten, die ich schon zu spät bin. Ich schnappe nach Luft, erschöpft und schon völlig außer Atem, weil ich seit zwei Stunden nichts anderes tue als zu rennen. Zuerst durch das blöde Villenviertel in dem ich Zeitungen austrage und dann von da aus den ganzen Weg zur Schule. Da wo ich wohne, kann es sich fast niemand leisten eine Zeitung zu abonnieren. Oder sie können nicht lesen. Oder sie sind zu besoffen um sich dafür zu interessieren. Man könnte meinen, ich führe ein deprimierendes Leben. Noch ein Stockwerk, noch eine Treppe. Gleich geschafft ... vielleicht habe ich Glück und Frau Yokita ist auch noch nicht da. Vielleicht ist sie schon so vertieft damit kunstvoll ein paar Eier zu schlagen, dass sie die Anwesenheit noch nicht überprüft hat. Vielleicht ... vielleicht ... "WAAAH!" In einem Moment sprinte ich noch die Treppe hoch und im nächsten sehe ich Sterne. Oberster Treppenabsatz und ich laufe gegen etwas - und pralle prompt zurück wie ein Gummiball. Erschrocken quietsche ich auf und rudere hektisch mit den Armen, balanciere dabei gefährlich dicht auf der äußersten Kante der Stufe. Nein, nein, nein ...!! Keine Chance ... ich kippe unaufhaltsam nach hinten. Scheiß Schwerkraft! Eine Hand schießt nach vorne und packt mich an meinem T-Shirt. Grade noch rechtzeitig bevor ich Bekanntschaft mit den Treppenstufen von sieben Stockwerken machen darf. Mit einem Ruck werde ich festgehalten und schwebe einen Moment lang direkt über dem Abgrund. "Whoa ...!" hauche ich verängstigt. Ich riskiere einen bebenden Blick nach unten und spüre wie mir schlecht wird. Nicht gut. Gar nicht gut! Habe ich erwähnt, dass ich unter extremer Höheangst leide? Schwer atmend sehe auf. Und bereue im selben Augenblick, dass ich nicht doch lieber sieben Stockwerke hinuntergefallen bin. Vertraute, eisig blaue Augen blitzen mir entgegen. Mit einer Hand hält er mich fest, während seine Augen mich mit einer Mischung aus Spott und Verachtung betrachten. Hallo Kaiba ... lange nicht mehr gesehen ... "Na? Hängst du mal wieder nur rum, Wheeler ...?" Na toll. Die erste Nahtod-Erfahrung am frühen Morgen und er macht Witze. Ich fass es ja nicht. Idiot! "Erbärmlich. Was würdest du nur tun wenn nicht immer jemand in der Nähe wäre und deinen kleinen Hundearsch aus den Schwierigkeiten retten würde ..." Und wie er es genießt. "Hallo?!" explodiere ich, ungeachtet der Tatsache, dass ich nur deshalb noch nicht da unten liege, weil er mich grade festhält. "Es ist doch deine Schuld, dass ich beinah unten gelandet wäre!" Er stand mir doch im Weg, nicht umgekehrt! "Pass nächstens lieber auf wo du hinläufst", knurrt er verächtlich. Der Griff um mein Hemd wird fester. "Nicht jeder ist so tierfreundlich wie ich und denkt an das Wohlergehen kleiner streunender Flohschleudern." Tierfreundlich? Am Arsch! "Bild dir nur nichts ein! Ich brauche deine Hilfe nicht!" knurre ich schwer atmend und ziemlich voreilig. Meine große Klappe bringt mich irgendwann noch mal ins frühe Grab ... "Wenn du meinst ..." Er zuckt desinteressiert mit den Schultern. Und - oh Gott! - lässt mich prompt los. "Waaah! Hey ... nicht ...!!" Mit rudernden Armen kippe ich unaufhaltsam erneut nach hinten. PANIK! Das kann er doch nicht machen! Ich bin viel zu jung zum sterben! "Idiot." In letzter Sekunde verdreht er die Augen und hält mich erneut fest. Zieht mich dermaßen ruckartig nach vorne, dass ich ihm praktisch in die Arme fliege. Ich muss den zwanghaften Impuls unterdrücken mich an ihn zu klammern und ihn nicht mehr loszulassen, bis er mich mindestens zehn Meter von dieser Treppe des Todes entfernt hat. Aber so weit kommt es noch, dass ich freiwillig Kaiba umklammere ...! Millimeter vor ihm werde ich abgebremst, so dass ich den sauber gefalteten Kragen seiner Schuluniform auf Augenhöhe habe. Langsam lege ich den Kopf in den Nacken und blinke durch mein dichtes, ungekämmtes Pony zu ihm hoch. Irgendwie vergesse ich jedes Mal wieder wie groß dieser Mistkerl ist. Hey, ich bin echt nicht grade klein und es ist verdammt ungewohnt und demütigend so weit zu jemandem aufsehen zu müssen, den man verabscheut. Seine viel zu blauen Katzenaugen sehen direkt auf mich hinab. "Spinnst du?! Mach das ja nicht noch mal!" Meine Stimme klingt atemlos und ich spüre wie mir kalter Angstschweiß ausbricht bei dem Gedanken wie tief es hinter mir nach unten geht. Mein Herz flattert. "Was denn? Angst?" "Ist doch kein Wunder bei deinem Sadismus, du Arsch!" Die Hand in meinem T-Shirt versteift sich. "Wenn ich ein Sadist wäre, wärst du garantiert der Erste der das zu spüren bekommen würde", stößt er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Weißt du überhaupt was das bedeutet, du kleiner Klugscheißer?" Statt zu antworten versuche ich mich seinem festen Griff zu entwinden. Seine ungewohnte Nähe ist beinah so einschüchternd wie die sieben Stockwerke in meinem Nacken - und ich hasse es eingeschüchtert zu werden. "Lass mich los!" fauche ich wütend. "Ich habe vor meinen siebzehnten Geburtstag noch zu erleben." "Denkst du ernsthaft, ich würde dich fallen lassen?" Er klingt angepisst, als hätte ich ihn irgendwie beleidigt mit dieser Unterstellung. Komm schon, Kaiba ... so weit hergeholt ist das nicht! "Was ...? Ich weiß nicht ..." Ich unterbreche mein Gezappel und sehe ihn an. Die Frage kommt dennoch absolut unerwartet - vor allem, weil er dabei so aussieht, als sei es ihm ernst. Ich weiß es wirklich nicht. Würde er ...? Immerhin hat er ein Herz für unschuldige Frösche, wie ich seit letzter Woche weiß. Das heißt aber noch lange nicht, dass er auch ein Herz für kleine Joeys hat ... Von einer Sekunde auf die andere ist sein Gesicht wieder unbewegt und eisig. So als hätte er eine Maske darüber gezogen. "Wenn du meinst ..." er klingt gelangweilt. Gelangweilt ... und ein kleines bisschen bitter. Sein fester Griff löst sich aus meinem Hemd, er tritt einen Schritt zurück und ich habe endlich wieder das Gefühl normal atmen zu können. So schnell es geht stolpere ich ein paar Schritte weg von dem mörderischen Treppenabsatz und versuche sekundenlang meine Fassung wieder zu erlangen. "So war das nicht gemeint ...", sage ich schließlich. "Sei still." Ich kassiere einen seltsamen Seitenblick aus blauen Augen, der mich abrupt zusammenfahren lässt. "Und erzähl mir nichts von Sachen, von denen du absolut nicht das Geringste verstehst!" Er wendet sich ab. Ich starre ihm nach als er geht. Brauche ein paar Minuten bevor ich wieder aus meiner Erstarrung erwache und ihm hinterherlaufe. Was war das jetzt? Dieser Blick. Dieser Tonfall. Man könnte meinen, ich hätte ihn irgendwie getroffen. Man könnte meinen, er hat grade irgendwas Ernsthaftes zu mir gesagt. Irgendwas, das keine Beleidigung war und kein blöder Witz. "Kaiba, warte!" Ich laufe ihm nach. Passe mich ein wenig atemlos wieder seinem Tempo mit den langen, zielstrebigen Schritten an und werfe ihm einen fragenden Seitenblick zu. "Warte doch ... was habe ich denn gesagt?" Moment - wieso klingt das wie eine Entschuldigung? Wieso entschuldige ich mich? Er hat mich doch eben beinah fallen gelassen und in Todesangst versetzt... "Ich meine, ich weiß nicht, ob du mich fallen lassen würdest ..." rede ich weiter, mit einem Mal plötzlich und unerwartet unsicher. "Verreck doch, Wheeler. Und hör auf mich mit deinem lächerlichen Gewinsel zu langweilen." Seine Stimme ist eisig, wie tief gefroren und ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. Ich werde langsamer, so dass ich einen Schritt hinter ihm gehe und er mein verletztes Gesicht nicht sehen kann. Ich verstehe das nicht. Wir haben uns nie gut verstanden ... aber das ...? Es ist schon die ganze Woche so, dass wir ununterbrochen auf einander losgehen. Genauer gesagt seit letzten Dienstag ... Seit dem Tag, an dem Kaiba und ich den Frosch freigelassen haben. Man sollte wirklich meinen, das sei der Beginn einer wunderbaren Freundschaft gewesen, nicht wahr? Und wenn ich in Hollywood leben würde, dann wäre das auch so gewesen! Er und ich, auf einer lebensgefährlichen Expedition im Dschungel, nass und verschwitzt, umgeben von wilden Tieren und zwischen uns ein Frosch. Heißt es nicht, dass extreme Situationen einen irgendwie zusammenschweißen? Und diese komplett durchgeknallte Erfahrung habe ich bisher nicht einmal mit Yugi gemacht - obwohl er mein bester Freund ist. Nicht einmal mit Tristan, mit dem ich wirklich schon jeden Scheiß angestellt habe. Ausgerechnet mit Kaiba ... meinem persönlichen Intimfeind, seit der Mittelschule. Meinem ewigen Rivalen und Hassobjekt, seit wir damals am ersten Tag im Flur zusammengestoßen sind. Sich unsere kompletten Sachen auf dem Boden verstreut hatten und wir beide prompt zu spät zur ersten Stunde kamen ... und definitiv keiner von uns beiden bereit war in irgendeiner Weise die Schuld dafür auf sich zu nehmen. Glaubt es mir - Kaiba war schon mit 14 genauso stur, kratzbürstig und unleidlich wie heute. Das mag ja komplett naiv und verblödet von mir gewesen sein, aber ich bin letzte Woche wirklich mit der Illusion nachhause gegangen, dass jetzt alles anders sein würde zwischen ihm und mir. Einfach ... anders. Nicht, dass ich hier irgendwie anspruchsvoll sein will. Ich meine, es wäre ja schon als Fortschritt zu bezeichnen gewesen, wenn er mich mal nicht in jedem zweiten Satz als räudigen Köter, Versager oder zweitklassigen Duellanten bezeichnen würde. Aber stattdessen ist es nur schlimmer geworden ... Er muss mich nur sehen und schon geht er auf mich los. Man könnte meinen, meine bloße Anwesenheit regt ihn auf. Entschuldige, dass ich lebe, du Penner! In einigen Fächern haben die Lehrer angefangen uns auseinanderzusetzen, ihn ans eine Ende der Klasse und mich ans Andere. Nur damit sie einen halbwegs friedlichen Unterricht zustande bekommen. Als ob das etwas nützen würde. Yugi hat mich ein paar Mal gefragt, was auf einmal zwischen uns los ist. Jedes Mal sah er aufrichtig besorgt dabei aus und ich musste ihm nachdrücklich versichern, dass wirklich alles in Ordnung sei und dass ich absolut keinen Plan hatte, was Kaiba diesmal über die Leber getrampelt war. Aber bei keiner dieser Gelegenheiten habe ich den Schulgarten erwähnt ... den Frosch ... oder sein Lächeln. Ich verstehe selbst nicht wieso ich es ihm oder den anderen nicht einfach erzähle. Sie sind meine Freunde. Aber dennoch ... Es ist eine seltsame Erinnerung ... weil sie schön ist ... und ich schöne Erinnerungen normalerweise nicht mit Kaiba verbinde. Aber bei dieser ist es so ... als ob ich sie wie in einer Glaskugel eingesperrt mit mir herumtrage und immer wieder ansehen muss, so sehr fasziniert sie mich. Ich wage nicht von meinen Turnschuhen aufzusehen, bis wir an der Schulküche angekommen sind. Und wünsche mir dabei überall zu sein ... nur nicht hier ... neben ihm, wenn er mich so finster anschweigt. In seiner üblichen dominanten "Hier, bin ich - kniet nieder!" Art und Weise macht er die Tür auf und ich kriege mit wie automatisch die Gespräche verstummen. Langsam betrete ich neben ihm den großen und wie immer vollkommen überheizten Raum, bereit für die Standpauke, die mich sicher gleich erwartet. Frau Yokita wirft uns von dem großen Tisch aus, an dem sie grade herumhantiert, einen strengen Blick zu. An die Wand hinter ihr wird grade ein überdimensionales Ei projiziert. "Kaiba ... Wheeler." Sogar sie stolpert darüber, als sie unsere Namen in direktem Zusammenhang aussprechen muss. Ich kann es ihr nicht verdenken. "Sie sind zu spät." Ich frage mich ob die Ausrede mit der alten Dame, der ich über die Strasse helfen musste schon wieder zieht. Vermutlich nicht. Vielleicht fällt mir auf die Schnelle irgendwas anderes ein. So was wie "Kaiba hat mich beleidigt, bedroht, in Todesangst versetzt und beinah die Treppe hinunter gestoßen!" "Ähm ... ja, also ich ...", fange ich hastig an, aber komme nicht weit. Ohne mich dabei anzusehen, macht Kaiba eine kleine, scheinbar unbeabsichtigte Bewegung aus dem Handgelenk und schon habe ich die Ecke seiner Laptoptasche im Magen und stolpere zurück. Nach Luft japsend, taste ich nach Halt und werfe ihm einen mörderischen Seitenblick zu. Hey!! Was soll das?! Will er mich umbringen? Er hat gut lachen. Er muss sich doch nicht rausreden! Ihn bestrafen die Lehrer sowieso nie. "Geschäftlich", sagt er kühl und in einem Tonfall, der mich unwillkürlich mit einbezieht - und der jedes weitere Nachfragen verbietet. WAS? Mein Mund klappt automatisch wieder zu und ich starre ihn an. Das ist Kaiba. Jedes Mal denkst du, du kennst ihn allmählich und weißt, was du von ihm zu erwarten hast - und dann geht er hin und tut etwas vollkommen Unerwartetes. Wie dir eine Ausrede fürs zu spät kommen zu liefern. "Oh ... tatsächlich ...?" Ein wenig ratlos blickt sie von ihm zu mir und wieder zurück. Sie wartet offenbar auf eine Erklärung. Nicht nur sie - das tut mehr oder weniger die gesamte Klasse. Also nicke ich hastig zur Bestätigung. Zu sprachlos um etwas Vernünftiges zu sagen. "Eine Besprechung mit dem Direktor. Rufen sie in seinem Büro an, wenn sie eine offizielle Bestätigung brauchen." Sein Tonfall verrät, dass er es nicht schätzt, wenn man an seinen Worten zweifelt. "Na gut ..." Sie blickt immer noch zögernd zwischen Kaiba und mir hin und her. "Dann ... nehmen sie bitte ihre Plätze ein. Wir fahren dann fort ..." Er würdigt mich keines Blickes als er geht. Ich nutze die aufgetretene Sprachlosigkeit und sause hastig hinüber zur anderen Seite des Klassenraums zu meinen Freunden, bevor Frau Yokita anfängt sich wieder einzukriegen und mir doch noch eine Strafaufgabe aufbrummt. Gerettet! "Joey ...?!" Der Ellenbogen, der nachdrücklich in meine Rippen gestoßen wird, ist von Tristan, der sich beinah überschlägt vor Neugierde. "Was war das denn?!" Irgendwo weiter vorne geht der Unterricht weiter und ich bekomme nichts davon mit. Ich starre perplex auf seinen abweisenden, dunklen Hinterkopf. Wieso hat er das getan? Hat er mir wirklich grade eine Ausrede geliefert? "Wart ihr wirklich zusammen bei Herrn Kisagi?" Tea. "Was soll das heißen - Geschäfte? Was für Geschäfte?" Tristan. "Ausgerechnet mit dem?!" Tea. "JOEY!!" zischen beide gleichzeitig. Oh toll ... jetzt auf einmal wird mir klar, was für einen anrüchigen Beiklang es hat, wenn Kaiba behauptet er und ich hätten gemeinsame "Geschäfte" gehabt ... Hey, mein Ruf ist ruiniert!! Aber dafür kriege ich keinen Anschiss. Gut, eventuell kann ich auf einen guten Ruf verzichten. Bei näherer Betrachtung - hatte ich denn schon mal einen? "Du warst heute Morgen wieder Zeitungen austragen, nicht wahr?" höre ich die leise, angenehme Stimme meines besten Freundes und beide verstummen. Yugi betrachtet mich eingehend und es ist offensichtlich, dass er eins und eins schon längst zusammengezählt hat. "Ja." Ich nicke. "Das mit Kaiba war ... totaler Zufall ..." Ich murmele irgendwas von wegen "im Flur begegnet" damit hier ja niemand auf falsche Gedanken kommt. Damit meine ich natürlich hauptsächlich Tea und Tristan. Yugi denkt nie falsche Dinge über dich. Und er versteht immer alles, egal wie durchgeknallt es ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Yugi mich sogar dann versteht, wenn ich nicht einmal selbst weiß, was mit mir los ist. "Das war nett von ihm ..." Er sieht überrascht aus, als er einen Blick auf die andere Seite des Raumes wirft und beginnt zu grinsen. "Ich wette, er wird die nächste Zeit so unfreundlich wie möglich zu dir sein, damit du ja nicht auf die Idee kommst, das irgendwie sozial von ihm zu finden." "Noch unfreundlicher als sonst ...?" Es soll ein Witz werden, aber die Grimasse, die ich dabei zustande bringe, sieht vermutlich nicht grade glücklich aus. Mitfühlend sieht Yugi mich an. Tea und Tristan starren um die Wette zwischen uns beiden und Kaiba hin und her. Ich kann praktisch sehen wie es in ihren Köpfen rattert. Langsam scheint es ihnen zu dämmern, dass Kaiba und ich wohl doch keine Geschäfte miteinander zu erledigen hatten. Bei näherer Betrachtung ist das doch ganz klar, ihr Dumpfbacken. "Aber ...dann hat er gelogen!" Tea klingt entsetzt. Frau Yokita wirft unserem Tisch einen scharfen Blick zu und sie senkt unwillkürlich ihre Stimme. "Er hat das nur so gesagt ...?!" "Aber dank ihm kriegt Joey keinen Ärger", gibt Tristan leise zu bedenken. Offenbar sind sie sich noch nicht ganz einig wie sie sein Verhalten jetzt bewerten sollen. "Er hat sich das Ganze nur ausgedacht!" "Wer weiß das schon - vielleicht war er heute morgen wirklich noch bei Herrn Kisagi", überlegt Tristan halblaut. "Ich glaube, ich habe sogar gesehen wie er in sein Büro gegangen ist." "Aber Joey war nicht da ...!" beharrt Tea. "Und er ist derjenige, der den Ärger bekommen wird, wenn das auffliegt ..." Sie klingt zögernd und immer noch schockiert. "Man, sie wird sich niemals trauen an den Worten des allmächtigen Seto Kaiba zu zweifeln!" Tristan verzieht sein Gesicht zu einer billigen Horrorfilm-Grimasse. "Und mehr Ärger als Joey so oder so bekommen hätte, wird er auch nicht kriegen, wenn es auffliegt." Ich liebe es, wenn sie über mich reden, als ob ich gar nicht da wäre ... "Leute! Ist doch ganz egal! Hauptsache, ich muss nicht nachsitzen, okay?" Ich will lieber nicht darüber nachdenken, wieso er das gemacht hat. Sonst bin ich nachher nur verwirrter als vorher. "Nein, das ist nicht egal", zischt Tea plötzlich gedämpft, aber entschieden. "Das kannst du nicht einfach so stehen lassen. Du musst dich wenigstens bei ihm bedanken, Joey!" "WAS?!" Ich vergesse plötzlich, dass wir leise sein sollten. Sämtliche Köpfe fliegen zu mir herum. Sogar ein ganz gewisser brünetter Schopf dreht sich kurz zu mir um und runzelt die Stirn. "Wheeler!" ertönt es erbost von vorne. "Ich darf sie doch sehr bitten endlich still zu sein und meinen Unterricht nicht länger zu stören! Sonst muss ich sie leider an einen anderen Tisch schicken." Bedanken? ICH? Bei Seto Kaiba? Eher schneit es in der Hölle! "Wie kommst du auf so eine abgeschmackte Idee?" Entsetzt, aber mit gedämpfter Stimme fuchtele ich mit den Armen. "Er hat gelogen - er ist böse! Er ist Kaiba! Hast du das vergessen?!" Tristan ist ebenfalls ein Stück von ihr zurückgewichen und starrt sie mit einem Blick an, als hätte sie uns grade eröffnet, leidenschaftliche Kannibalin zu sein. Hat sie überhaupt eine Ahnung, was es für den Ruf eines abgebrühten, coolen Kerls wie mich bedeutet, wenn er sich bei irgendwem bedanken muss? Am besten verlegen herumstotternd und mit hochrotem Kopf ... Wie ein Mädchen! Das geht nicht! Ich meine ... ich würde mich bei Yugi bedanken. Bei all meinen Freunden, genauer gesagt. Aber ich kann mich nicht bei Seto Kaiba bedanken! "Joey, ich fass es nicht! Dass man ausgerechnet dir was über Freundschaft erzählen muss!" plustert sie sich empört auf. Und dann geht es los. Oh nein ... keine Ansprache über Freundschaft im Zusammenhang mit Kaiba, bitte! Tea ist eine klasse Freundin, ehrlich. Aber das ist zu viel. Hilfe Suchend wandert mein Blick zu Yugi. Er sieht immer noch versonnen zur anderen Seite der Küche und ich folge seinem Blick. Kaiba hat seinen Blick erneut abgewandt und sieht gelangweilt aus dem Fenster. Er wirkt nicht so, als ob es ihn interessiert, dass vorne grade ein "formschönes, erstklassiges Ei aus echter, ökologischer Bodenhaltung" an die Wand projiziert wird. "Yugi ... Kumpel ...", flehe ich. Erspar mir das, bitte! "Tea hat Recht." Er lächelt sie plötzlich und unerwartet an und zu meiner absoluten Überraschung hört sie mitten in ihrer Ansprache auf zu reden. Sie wird rot. Yugi wendet seinen Blick zu mir "Wir erzählen Kaiba immer etwas über Freundschaft und was es bedeutet. Dann sollten wir uns auch danach verhalten. Sonst wäre alles, was wir sagen nur Heuchelei. Wie können wir erwarten, dass er sich freundschaftlich verhält, wenn wir es nicht auch tun?" Yugi wirkt immer so klein und knuffig. Aber was psychologische Kriegsführung angeht, ist er einfach nur hinterhältig! Er schafft es tatsächlich mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Argh! Ich meine ... irgendwie habe ich ja selbst das Gefühl, dass ich Kaiba etwas sagen sollte ... irgendwas. "Finden sie sich jetzt bitte in ihren Gruppen zusammen und dann beginnen wir damit den Teig anzurühren", trällert es von vorne. "Als erstes holen sie bitte ..." Jetzt beginnt das Gewusel in der Küche, weil alle herumlaufen und Zutaten für ihren Tisch organisieren. Vielleicht sollte ich die Gelegenheit einfach nutzen. Kaiba steht ganz alleine an seinem Tisch ... wie immer. Niemand wagt sich in seine Nähe und nicht einmal Frau Yokita fordert ihn auf sich einer Gruppe anzuschließen. Immerhin ... dann ist niemand da, der mit dem Finger auf mich zeigen und über mich lachen kann, wenn er mich erst mal am Boden zerstampft hat. Seufzend löse ich mich von dem Tisch. "Na gut ..." Ich werfe Tea und Yugi einen schrägen Blick zu. "Wenn ich innerhalb von zehn Minuten nicht zurück bin, wisst ihr, dass er mich umgebracht und mir das Blut ausgesaugt hat, klar? Und ihr werdet für den Rest eures Lebens mit der Gewissheit leben müssen, dass euer bester Freund noch am Leben sein könnte, wenn ihr nicht gewesen wärt!" Tea fährt mir mit einem dreisten Lächeln durch die Haare. "Du schaffst das schon, Joey. Wir haben vollstes Vertrauen in dich!" Ja ja ... bla bla ... die hat gut reden. Zögernd und mit den Händen in den Hosentaschen vergraben, mache ich mich auf den Weg durch die herumlaufende Menge. Ich werde ganz schnell hingehen und ,danke' sagen und dann werde ich wieder zurückgehen. Ende. Aus. Schluss. Nichts weiter. Ihm nur keine Gelegenheit liefern mich zu demütigen. Ein paar Schritte vor seinem Tisch bleibe ich stehen, völlig unvorbereitet mit einem blöden Gefühl im Magen. ,Verreck doch, Wheeler...' Ich will nicht, dass er mich wieder so ansieht ... So wie eben an der Treppe. Mit diesem eisigen, verächtlichen Blick, als wäre ich nur Dreck unter seinen Schuhsohlen. Ich verstehe selbst nicht, wieso es mir so viel ausmacht, wenn er das tut. Er kann mich mal! Es sollte mir einfach egal sein. Ist es aber nicht ... Langsam schiebe ich mich durch das Gedränge, so lange bis ich schließlich direkt neben seinem Tisch stehe. Er steht mit verschränkten Armen auf der anderen Seite und sieht gelangweilt nach vorne, nicht bereit meine Anwesenheit auch nur mit einem Blick zur Kenntnis zu nehmen. Ich räuspere mich dezent. Er ignoriert mich. Ich hüstele ein wenig. Innerlich hüpfe ich allerdings wedelnd und springend auf und ab und möchte ihm zubrüllen "Bemerk mich doch endlich, du Penner!" "Ähm ... ja ... also ... ich ... ich war grade in der Gegend..." plappere ich nervös drauf los. "Und ich d-dachte ... also ... irgendwie ... dass ..." "Was willst du?" Aus meiner akuten Notlage heraus kralle ich mir eine leere Tasse von seinem Tisch und halte sie ihm entgegen. "... Zucker?" Meine Hand zittert und ich habe das Gefühl jeden Moment im Boden zu versinken vor Peinlichkeit. Was rede ich hier? "Verpiss dich!" Und da geht sie hin, meine Nervosität und verwandelt sich rasant in Ärger. Von Null auf Hundert in weniger als anderthalb Sekunden. "Was zum Teufel ist los mit dir?" explodiere ich. "Wieso machst du es einem immer so verdammt schwer ein halbwegs zivilisiertes Gespräch mit dir zu führen?" "Ein Straßenköter und zivilisiert? Bring mich nicht zum Lachen ..." "Keine Angst!" fauche ich. "Ich habe nicht vor dich anzuspringen und dir in die Kehle zu beißen!" Öh ... Liegt das an mir... oder kam das irgendwie falsch rüber? "Braver Hund." Herablassend sieht er mich an. "Scheinbar waren meine Erziehungsversuche doch nicht ganz umsonst." Idiot!! "Ich bin kein Hund! Was ist dein verdammtes Problem, Kaiba? Wieso schaffst du es nicht mal lausige zehn Sekunden mir zuzuhören, ohne mich blöde von der Seite anzumachen?!" "Vielleicht, weil ich kein Bedürfnis nach euch und euren Moralpredigten habe?" "Ich bin nicht hier um dir eine zu halten!" "Ach ja, ich vergaß ..." seine Stimme trieft vor lauter Sarkasmus. "Du bist hier um Zucker zu besorgen." "JA!" Ich werde rot. "Ich meine ... nein ..." Verlegen senke ich den Kopf und betrachte voller Faszination den gekachelten Boden unter mir. Verdammt. "Du bist dermaßen lächerlich, Wheeler ..." Seine Stimme ist kalt und ich gebe mir alle Mühe sie auszublenden. Ich kann einfach nicht gewinnen, nicht wahr ...? Egal, was ich sage ... er wird immer das letzte Wort haben. Er wird immer einen Weg finden mich zu demütigen. Ich weiß nicht, wieso er das gemacht hat ... für mich gelächelt ... und ich immer noch daran denken muss wie ein Idiot. So, dass ich sekundenlang geglaubt habe ... wirklich geglaubt habe, dass er anders sein kann... wenn es doch nichts zu bedeuten hatte ... gar nichts. "Danke", sage ich leise und mit zusammen gebissenen Zähnen, bereit jeden Moment umzukehren und ihn einfach stehen zu lassen. "Danke wegen vorhin." Er hält inne und ist einen Augenblick lang ganz still. "... was?" Seine Stimme klingt vollkommen ungläubig, so als zweifelt er an meinem Verstand. Ich hebe den Kopf, wütend und über alle Maßen angepisst, dass er mich auch noch dazu zwingt es zu wiederholen. "Ich sagte ..." "Ich weiß, was du gesagt hast." Seine Augen sind überrascht und ein wenig geweitet. Und sehr ... sehr blau. Sekundenlang sieht er nicht mehr finster und abweisend aus. "Wieso fragst du dann?" Er räuspert sich und wendet den Kopf ab, so dass mir ein kurzer Blick auf sein makelloses Profil gewährt wird. "Wheeler, ich weiß nicht, wovon du redest." Wieso macht er es mir grade so schwer? Hat sich etwa noch nie jemand bei ihm bedankt?! "Vorhin ..." Meine Hände spielen unsicher mit der leeren Tasse. "Du hast gesagt, dass wir zusammen bei Herrn Kisagi waren ... Geschäfte und so ..." "Ich habe lediglich gesagt, dass ICH geschäftlich beim Direktor war - was absolut den Tatsachen entspricht", korrigiert er mich sofort. "Was andere in meine Worte hinein interpretieren, ist nicht meine Schuld." Er klingt wie auf einer Pressekonferenz. Ich will doch kein verdammtes Statement von ihm! "Ist mir doch egal, wie es gemeint war!" Hitzköpfig werfe ich die Haare zurück. "Es hat mir erspart Nachsitzen zu müssen ... oder von der Schule zu fliegen, wenn sie herausgefunden hätte, dass ich nebenbei arbeite! Danke, okay? Einfach danke - und jetzt mach keinen Aufstand deswegen und akzeptier es gefälligst wie ein Mann!" Wütend funkele ich ihn an. Das ist mir so schon peinlich genug. Ich wette, das war jetzt nicht unbedingt das, was Tea oder Yugi sich unter Bedanken oder einem freundschaftlichen Gespräch vorgestellt haben ... aber besser bekomme ich das einfach nicht hin. Immerhin habe ich es versucht. Sein Blick ist gesenkt, so dass ich seine faszinierend langen, schwarzen Wimpern sehen kann. "Wenn du meinst ..." Er klingt gelangweilt, aber um seine Mundwinkel spielt beinah so was wie ein amüsiertes Grinsen. "Dann werde ich es wohl ertragen müssen ... wie ein Mann." "Genau!" Verfluchte Scheiße - ich werde rot. Mit glühendem Gesicht starre ich auf die abgewetzten Spitzen meiner Turnschuhe, meine Hände immer noch eifrig damit beschäftigt, mit der leeren Tasse zu spielen. "Und hier haben wir dann wohl Gruppe Nummer sieben", ertönt es plötzlich neben uns und ich hebe erschrocken den Kopf. "Kaiba und Wheeler", murmelt sie halblaut vor sich hin, während sie eifrig in ihr schwarzes Notizbuch kritzelt. "Sehr schön. Nachdem wir uns nun alle an den Tischen verteilt haben, können wir ja endlich loslegen ..." "Was?!" "WAS?!!" Gruppe?? Wieso GRUPPE?! Therapiegruppe? Ich glaube, ich spinne ... ^tbc^ Nachtrag: Ich beeile mich mit dem zweiten Teil! ^_~ Rechnet im Laufe dieser oder der nächsten Woche damit. =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)