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Himitsu no Mahou - alte Version

Alte Version 2004-2008
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Die unreine Hikari

Prolog
 


 

Alle Wächter haben die Pflicht für das Gute zu kämpfen,

dafür setzen sie täglich ihr Leben aufs Spiel. Es gibt Feuerwächter,

Wasserwächter, Klimawächter, Zeitwächter und viele andere Arten von

Wächtern; und natürlich die reinsten, gutgläubigsten Wächter überhaupt:

die Lichtwächter. Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White ist und war die beste Lichtwächterin überhaupt. Sie denkt nie an ihren eigenen Vorteil, an eigene Wünsche und Träume, sondern nur an das Wohl der Menschen. Auch für ihre Gutgläubigkeit ist sie bekannt; am

berühmtesten aber dafür, dass sie mit bloßer Anwesenheit und ihrem gewinnenden Lächeln tausende Dämonen in die Knie zwingen kann.

Doch genau wie unzählige Lichtwächter zuvor, stirbt sie in einem Kampf,

geschwächt durch eine Krankheit. Kurz zuvor ist ihre Tochter geboren worden, die "Erbin des Lichts". Dieses Mädchen ist wie ihre Mutter sehr außergewöhnlich...mit dem Unterschied, dass ihre "spezielle Art" unbeliebt, gar verhasst ist. Denn sie passt nicht ins Schema der Lichtwächter.

Sie ist bekannt als unrein.

Als befleckte Seele.

Durch diese Unreinheit befürchteten die Hikari, dass sie den Untergang ihrer Familie einläuten würde.

Daher war es nur verständlich das sie etwas dagegen unternehmen mussten.

Laut den Unterlagen erlebte das Mädchen niemals den Sonnenuntergang…

Sie wurde von ihrer eigenen Familie zum Tode verurteilt.
 

White betrat das Zimmer ihres Vaters. Es war ungewöhnlich dunkel und nur eine flackernde Kerze erhellte den Raum. Es warf sein Licht auf die Verzierungen der weißen Säulen, die an der Wand standen. Es war wirklich eigenartig, denn ihr Vater verabscheute die Dunkelheit – zusammen mit allen Wesen der Dunkelheit.

Er saß an seinen Schreibtisch. Dieser war beladen mit all möglichen Unterlagen und Schriftrollen. Seine eine Hand hatte er in seinen weißen Pony vergraben. Man sah ihm seine Verzweiflung an, sie stand ihm ins Gesicht geschrieben. White wusste genau was der Grund seiner Verzweiflung war. Es war ihre Schuld. Dennoch hatte sie kein schlechtes Gewissen. Sie hatte das Richtige getan, das wusste sie damals schon und sie war immer noch überzeugt von der Richtigkeit ihrer Tat.

„…Wie konntest du uns – mir, das antun…?!“, sagte er mit heiserer Stimme. Die Angesprochene schloss die Tür hinter sich. Blieb dort jedoch stehen. Sie kannte sein Temperament allzu gut.

„Ich habe ein Leben gerettet. Was ist falsch an meiner Tat?“ Ihr Vater schaute sie über seine Schulter hinweg kalt an.

„Was daran falsch war…?!“, zischte ihr Vater und drehte sich jetzt ganz zu ihr um.

„Du hast einen direkten Befehl von mir missachtet! White! Du hast eine unserer heiligen Regeln gebrochen! Du hast unsere Familie verraten! Verstehst du denn nicht was für Folgen das Überleben dieses Mädchens, auf unsere Familie hat?! Sie wird Schande über sie bringen! Nein, schlimmer noch, sie wird unsere Familie verunreinigen!“ White antwortete nicht, während ihr Vater sie wutentbrannt anfunkelte. Sie hatte es schon voraus gesehen.

„Ich bin mir meine Tat durchaus bewusst Vater. Dennoch, ich bereue es nicht das Leben meiner Tochter gerettet zu haben.“ Der Angesprochene schlug mit der zusammen geballten Faust auf den Schreibtisch, so dass die Gläser klirrten. White zuckte nicht einmal zusammen. Sie war immer noch der Ruhe selbst.

„WHITE! DAS IST NICHT DEINE TOCHTER! SIE IST EINE FEHLGEBURT!“

„In ihr fließt dein Blut und das Meine. Sie ist eine Hikari.“ Er atmete tief durch, um sein Temperament im Zaun zu halten. Er konnte nicht begreifen wie seine Tochter einfach so ruhig da stehen konnte, wo doch der Untergang deren Familie auf dem Spiel stand!?

Er griff zu einer Schriftrolle, die auf dem Schreibtisch lag und warf sie White zu, während er seine Stirn massierte.

„Sieh dir das an!“ White überflog die Schriftrolle kurz, sagte allerdings nichts dazu. Ihr Blick blieb auf einen Foto hängen. Das Bild ihrer Tochter. Es war das aller erste Mal seit 16 Jahren, dass White ihre Tochter sah.

Auf Whites Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Welches sie vor ihren Vater versteckte. Ihre Tochter sah wirklich keiner Hikari ähnlich. Sie hatte weder weiße Haare, noch weiße Augen. Trotzdem sah sie ihrer Mutter, die durch und durch nur ein weißes Äußeres hatte, zum verwechseln ähnlich. Besonders was die Haare anging. Der gleiche Pony. Unverwechselbar, die gleichen langen Haare – nur die ihrer Tochter waren braun. Dasselbe Gesicht, die zierliche und gar ein wenig zerbrechliche Figur. Nur die Augen. Die hatte sie von ihren Vater. Dunkelblau wie der Ozean. In ihrem Gesicht stand die pure Lebensfreude geschrieben. Zu beneiden…

Allerdings strahlte sie nicht das aus was eine „normale“ Hikari tat. Normale Hikaris strahlten Güte, Freundlichkeit und Nächstenliebe aus. Ihre Tochter tat es nicht. Ganz im Gegenteil und wenn sie die Regelverstöße überflog, konnte sie feststellen das ihre Tochter ausgeprägte kriminelle Neigungen hatte.

„598“, sagte ihr Vater und unterbrach somit die Gedankengänge seiner Tochter. Sie schaute auf.

„598, was?“

„Die heiligen Regeln. Sie hat 598 der Regeln gebrochen! UND DAS IN NUR 16 JAHREN! So viele wurden noch nicht einmal in zehn Generationen gebrochen! Wahrscheinlich kommen wir noch nicht einmal auf so eine enorme Zahl, wenn wir alle Regelverstöße zusammenrechnen, die unsere Familie je begangen hat! Bist du immer noch von der Richtigkeit deiner Tat überzeugt?!“ Die Angesprochene bewahrte immer noch die Ruhe, was ihren Vater nur noch mehr aufregte. Die Zahl der gebrochenen Regeln schien sie nicht zu beeindrucken. Ohne Zweifel waren diese Verstöße unverzeihlich. Jedoch war White überzeugt davon, dass ihre Tochter einen guten Kern hatte. Sie hatte den Tod nicht verdient. Egal wie unrein sie war.

„Vater. Wenn du sie jetzt töten lässt, haben unsere Vorfahren umsonst ihr Leben im Krieg verloren.“ Ihr Vater zuckte zusammen, antworte jedoch nicht. White fuhr fort:

„Mein Bann denn ich vor 16 Jahren über unsere Feinde gelegt habe, ist gebrochen. Und das schon seit mehreren Jahren. Du weißt genauso gut wie ich, was das bedeutet. Die Wächter können nicht alleine gegen sie kämpfen. Sie brauchen das Licht, das ihnen den richtigen Weg weist. Sie brauchen meine Tochter. Du kannst so schnell keinen Ersatz für sie finden. Denn die Wächter brauchen sie JETZT“, sie ging auf ihren Vater zu uns sah ihn durchdringend in die Augen.

„Willst du daran schuld sein, dass wir unseren jahrelangen Krieg, indem schon unzählige Wächter ihr Leben einbußten mussten, verlieren? Das die Dämonen uns ausrotten? Ich habe nur zum Wohle unsere Familie gehandelt. Hätte ich meiner Tochter nicht das Leben geschenkt, stünden wir nun einer Niederlage bevor. Dies wäre nicht nur unser Untergang, sondern auch der Untergang der Menschheit… Willst du dafür verantwortlich sein?“

Beide schwiegen. White wusste sie hatte ihren Vater überzeugt.

Das Leben ihrer Tochter war gesichert. Vorerst.

Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu, doch ihr Vater hielt sie auf:

„Erinnerst du dich an den Tag vor 16 Jahren? Den Tag an dem der Name deiner Tochter bestimmt wurde?“ Natürlich tat sie das. Sie würde diesen Tag niemals vergessen. Er hatte nicht nur das Schicksal ihrer Tochter besiegelt, sondern auch das Ihre.

„Selbstverständlich.“

„…Auch an die Prophezeiung?“ An die wollte sie sich gar nicht erinnern. Doch natürlich tat sie es. Es war das Einzige was sie an ihrer Tat verunsicherte. Aber es konnte nicht wahr sein. Es war unmöglich. Nicht einmal so eine unreine Hikari würde so etwas tun.

Da White nicht antwortete fuhr er selbstsicher fort:

„Wie sagte er es noch einmal? Achja: „Das unreine Licht wird eine unverzeihliche Sünde begehen… Es wird verbotene Gefühle für einen Dämon hegen“ So war es doch, oder hab ich das falsch in Erinnerung?“ White sah ihn über die Schulter hinweg ausdruckslos an und antwortete:

„… Nicht alle unsere Vorhersagungen sind eingetroffen.“

„Bete dafür dass sie falsch ist, meine Tochter. Denn falls nicht… falls meine Enkelin diese Sünde begehen sollte… Denn glaube mir, werde ich ihr ihre gerechte Strafe erteilen! Denn selbst für eine Hikari gibt es einen Ersatz!“

Die Wette

Hi ^^

So der erste Teil meiner ff ^-^ ich hoffe die ff ist nicht zu schlecht ^^° na ja Anni und mik haben sie gefallen... *zu Anni schiel* nur wegen dir lad ich sie hoch! XD Naja Anni sagt immer ich soll weiterschreiben weil's mir Spaß macht und, also das meint sie, sie soll gut sein? Oô Naja...

Ach wenn so was //......// kommt wird was gedacht ^^ ich hoffe sonst kann man es

verstehen ^^

So denn viel Spaß beim lesen ^^

Sakuya
 

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Die Wette
 


 


 

Kling...

"Was ist das?"

Kling...

Das braunhaarige Mädchen drehte sich um, doch überall nur Dunkelheit.

Das Geräusch hörte sich an wie das Klingen eines weit entfernten Glöckchens.

"Es ist soweit...", sagte eine ferne Stimme, sie hörte sich verträumt und ruhig an.

"Was ist so weit?"

"Die Gefahr kommt immer näher..."

Das Mädchen schaute sich verwirrt um, doch sie konnte nix sehen.

Kling...

"Najotake?!", hörte sie fern jemanden rufen. "NAJOTAKE!!" Doch das Mädchen hörte nicht auf die Stimme, die sie raff. Sie hackte weiter nach, sie hatte das Gefühl das sie einfach wissen wollte, nein! Sie MUSSTE wissen was die verträumte Stimme ihr sagen wollte!

"Welche Gefahr?! Was hat das mit mir zu tun und wer bist du?!", wieder hörte sie jemanden der nach ihr raff, doch diesmal war es ein Mädchen.

"Green!"

Das Mädchen wollte nicht aufwachen, nein nicht jetzt...!

Doch mit einem Schrecken wachte sie auf. Sie sah verwirrt auf ihrem Lehrer: Herr Kimidara.

"Was ist denn...?", sie war immer noch ziemlich verwirrt, schläfrig und in Gedanken noch bei ihrem Traum.

"Was los ist?! Green Najotake, sie sind zum vierten Mal in diesem Monat im Unterricht eingeschlafen!", Herr Kimidara schäumte offenbar vor Wut.

"Vor die Tür!", donnerte er. Green versuchte das leise Lachen ihrer Mitschüler zu überhören.

Draußen lehnte sie sich an die Wand. Mit dem Wasser Eimer in der Hand kam sie sich unheimlich dämlich vor...

"Wieso passiert immer nur mir so was?", Green starrte weiter zur Decke. Das einzige vorauf sie sich freute war der Sportunterricht. Denn Sport war ihr Lieblingsfach. Doch was war das nur für ein Traum gewesen?
 

"Du solltest dich wirklich mehr anstrengen, Green und im Unterricht einschlafen gehört nicht dazu", sagte Greens beste Freundin Shojoki Minazaii, mit ernstem Blick, "sonst kommst du nie weiter!" Shojoki schwang ihr langes rotes Haar wieder nach hinten, ihre braunen Augen fixierten Green.

Sie saßen in der Cafeteria der Schule und aßen ihr Mittagessen.

"Ich bin immer noch für Nachhilfe", Greens zweite Freundin Sakai Iremo war wie immer ruhig.

"Dieses Thema haben wir doch schon oft genug durchgekaut!", sie sprach nicht gern darüber. Sie konnte sich nämlich keine Nachhilfe leisten, denn sie hatte keine Eltern. Sie waren schon sehr lange tot. Green hatte zehn Jahre in einem Waisenhaus in Deutschland gelebt. Mit elf war sie abgehauen. Nun lebte sie von dem wenigen Geld das ihre Eltern ihr hinterlassen hatten. Sie seufzte, die Erinnerung daran schmerzte. Shojoki warf ihr einen Blick zu.

"Lass uns gehen" Shojoki stand auf. Green und Sakai standen ebenfalls auf.

"Ach ja! Green, wir haben denn Mathe Test zurück bekommen als du draußen warst, " Shojoki kramte ihn ihrer Tasche während sie sprach, " hier hast du ihn!"

Green griff danach, doch als sie die Note sah, waren ihre Befürchtungen war geworden.

"Eine sechs?!" Green drehte sich um, jemand hatte ihr denn Test aus der Hand genommen und sie wusste ganz genau wehr.

Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden?! Dieser jemand hieß: Gary Ookido. Hatte braune abstehende Haare, wahr 16 und geht in Greens Klasse.

"Najotake du bist ja echt grottenschlecht!"

Green ging mit schnellen Schritten auf ihn zu und riss ihm den Test aus der Hand.

"Na und?! Nicht jeder ist so schlau!" schrie Green die knallrot vor Wut war. Wütend ging sie mit Sho und Sakai ihm Schlepptau in die Umkleidekabine der Mädchen.
 

Es wahr schon fast sechs als Green ihre Rollschuhe aus ihrem Spind holte. Sie seufzte.

Das war nicht gerade der schönste Tag in ihrem Leben gewesen... Ziemlich im Selbst mitleid versunken, achtete sie nicht darauf wie sie ihre Schnürsenkel band. Dann hatte ihre eigentliche Lieblings Lehrerin ihr auch noch nachsitzen lassen! Nur weil sie diesem Jungen mit dem Basketball getroffen hab... Musste der denn gleich losheulen?! Jetzt war es sechs und eigentlich wollte sie ein bisschen lernen um ihre Noten in Mathe ein bisschen auf Vordermann zu bringen, aber daraus würde wohl nichts werden... Sie seufzte wieder.

Green stand auf, aber fiel sofort wieder hin. Da sie nicht darauf geachtet hatte wie sie ihre Schnürsenkel gebunden hatte, waren sie total verknotet.

"Najotake, bist du wirklich zu doof zum Schnürsenkel binden?!", Green drehte sich um. Ookido schaute sie von oben herab hämisch an.

"Na und?! Was glotz du denn so!?", Green versuchte verzweifelt versuchte ihre Schnürsenkel auseinander zu knoten. Ookido schlug sachte mit seinen Regenschirm auf Greens Kopf.

"Da ist bestimmt nix drin!" Green hatte es endlich geschafft den Knoten auf zu kriegen und stand auf.

"Halt den Mund!" Green nahm sich ihre Tasche und wollte gerade raus gehen.

"Hier" Ookido streckte seinen Schirm aus. Green spürte wie sie rot wurde und ihr Herz fing an zu klopfen. Was sollte das hier werden?

"Damit deine weiche Birne nicht nass wird." Green hätte in jetzt an liebsten ne Ohrfeige verpasst hielt sich aber zurück. Streckte die Zunge raus, drehte sich um und rollte auf ihren Rollschuhen raus.
 

Dieser Idiot! Green hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. Sie hatte echt gedacht er würde mir einen Gefallen tun... Aber nein! Er hielt sich wohl für denn tollsten unter der Sonne! Er sieht zwar gut aus, aber sein Charakter lies zu wünschen übrig! Green stieg in die Straßenbahn.

Aber wieso...hatte ihr Herz so gepocht? Das Mädchen viel ein bisschen zur Ruhe. Sie warf einen Blick auf ihr Spiegelbild im Fenster. Sie war immer noch ein bisschen rot. Sie war doch nicht etwa...? Erschreckt über sich selbst schüttelte sie denn Kopf. Nein! Doch nicht in so einen Idiot! Sie war nur Überrascht gewesen!
 

Green war total durchnässt als sie bei ihrer Wohnung ankam. Sie zog ihre Rollschuhe aus. Sie suchte ihren Schlüssel, doch sie fand nichts. Sie musste ihn vergessen haben! Sie seufzte und ließ ihren Kopf gegen die Tür hängen.

"Huch", die Tür war gar nicht verschlossen und ging auf. Green öffnete langsam die Tür. Sie war sich ganz sicher dass sie die Tür verschlossen hatte... Sie griff nach dem Besen der an der Wand lehnte. Green schaute um die Ecke.

Ein Mädchen cirka so alt wie sie saß auf dem Boden und aß Schokolade. Green ließ den Besen sinken. Sie brauchte wohl keine Angst zu haben.

"Wer bist du?!", fragte Green als sie um die Ecke bog. Das Mädchen stand auf (Sie wahr einen Kopf kleiner als Green)und drehte sich zu ihr um. Das Mädchen hatte ihre Blonden Haare zu zwei Schulterlangen Zöpfen gebunden, ein rosa Rüschen T-Shirt an und einen kurzen pinken farbigen Rock. Sie lächelte Green lieb an, als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen. Was hatte die denn? Die angelächelte kannte sie auf jeden Fall nicht

"Hi Green!", das Mädchen hatte eine sehr kindische Stimme.

"Woher weißt du wie ich heiß?", skeptisch wie Green war vertraute sie doch keinen fremden Mädchen. Das Mädchen zuckte mit den Schultern.

"Noch mal, wer bist du?!"

Das Mädchen lächelte und nahm sich mehr Schokolade.

"Ich heiße Pink", sie hatte die Schokolade ganz aufgegessen und streckte sich hoch um an den Küchenschrank ranzukommen.

"Und was willst du von mir?", fragte Green, die Pink skeptisch dabei beobachtete wie sie den Küchenschrank durchsuchte.

"Ähm ja, ", sagte Pink, "hast du noch mehr von der Schokolade?"

Nachdem Green weitere Schokolade rausgesucht hatte, hatten es sich die beiden auf dem Sofa bequem gemacht.

"Und was willst du nun von mir?", fragte Green. Pink hörte auf zu essen und schaute nachdenklich aus. Sie holte etwas aus ihrer Tasche raus und legte es auf den Tisch. Es war ein kleines Glöckchen mit kleinen schwarzen Flügeln dran. Pink, die ihren Blick gesehen hatte, lächelte.

"Du kannst es ruhig nehmen gehört sowieso dir!", was meinte sie damit?// Sie streckte aber trotzdem ihre Hand aus. Als sie das Glöckchen nehmen wollte, strahlte es plötzlich. Einen Moment lang, war das ganze Zimmer in seidenes Licht getaucht, es ertönte ein sanftes klingen das aber zusammen mit dem Licht erstarb.

"W-Was war das?", Green starrte unverbannt das Glöckchen an. Pink zuckte wieder mit den Schultern.

Dieses Gör regte sie auf! Die Angesprochende schaute sich das Glöckchen genauer an. Es machte kein Geräusch, was für ein Glöckchen nicht üblich war. Eins war ihr klar;

Das war kein normales Glöckchen!

"Viel Zeit haben wir nicht mehr", sagte Pink während sie sich noch mehr Schokolade reinstofte, "also wenn du endlich fertig bist?" Green schaute auf.

"Für was fertig?", Pink stand plötzlich auf.

"Na wir müssen doch denn Dämon unschädlich machen!", sie war voller Tatendrang. Green schaute Pink ne Weile an. Sie hatte schon gemerkt das Pink etwas merkwürdig war, aber jetzt war sie auch noch verrückt... Guter Witz, Pink", Pink schaute etwas verwirrt.

"Das war eigentlich kein Witz, " Pink nahm sich ihre Jacke, "Wetten?"

"Um was?", fragte Green angriffslustig.

"Wenn ich gewinne, also wenn es wirklich Dämonen gibt, dann machst du sie unschädlich!" Green sah sie einen Moment an. Okay, Pink war eindeutig wirklich verrückt...

"Von mir aus, aber wenn gewinne krieg ich 5000 Yen von dir."

Pink konnte ihr auch gleich die 5000 Yen geben. Green grinste. Es gab ja keine Dämonen, wahrscheinlich glaubte diese Göre auch noch an denn Weinachsmann! Wie konnte man sich nur auf so was einlassen?
 

Der Regen hatte aufgehört, es war eine wolkenfreie Nacht. Green lief hinter Pink her, die es ziemlich eilig hatte. Endlich hielt Pink vor dem Starlight Prisma Hotel an.

"Da oben" Pink zeigte nach oben.

"Da oben ist also dein Dämon?", fragte Green gelangweilt. Die beiden Mädchen traten in die Empfangs Halle, die Halle war wie ausgestorben.

"Wo sind denn die ganzen Menschen?", fragte Green doch Pink antwortete nicht, sie ging zu denn Treppen. Green folgte ihr. Als sie oben angekommen waren, fragte Pink:

"Die Wette steht doch noch?" Green nickte. Pink öffnete die Tür. Die kalte Nachtluft kam ihnen entgegen, doch hier oben war nichts. Green trat raus.

"Sag ich doch, hier ist nichts.", sagte sie. Pink antwortete nicht. Green wollte gerade wieder zurückgehen.

"HINTER DIR!", rief Pink. Green drehte sich schnell um, doch nicht schnell genug, irgendetwas traf sie hart auf die Schulter, Greens Knie gaben nach.

"W-Was?" Sie schaute auf, ein gewaltiger Dämon stand nur ein paar Meter von ihr entfernt.

"Steh auf! Schnell!", rief Pink ihr zu. Green stand schnell auf und sprang beiseite. Die Attacke verfehlte sie knapp. Sie keuchte ihre Verletzung an der Schulter blutete.

"Green! Setz das Glöckchen ein!", doch Green hörte Pink kaum zu. Wobei sollte ihr das Glöckchen denn helfen? Der Dämon brüllte laut und wollte einen neuen Angriff starten. Green die schon ganz am Rand stand, konnte nicht mehr ausweichen. Der Dämon schoss eine Schwarze Energiekugel ab.

"VERTRAU MIR!!", schrie Pink. Green blieb keine Wahl, sie holte schnell das Glöckchen raus und hielt es vor ihr ausgestreckt. Green schloss ihre Augen. //Bitte hilf mir!// Sie öffnete ihre Augen wieder und sah verblüfft auf ihr Glöckchen, das nicht länger ein Glöckchen war, es hatte die Form verändert. Es war jetzt ein Stab, mit einem Glöckchen in einen Kreis, der an der Spitze des Stabs war.

"Der Stab hat die Energiekugel des Dämons absorbiert, du kannst sie jetzt zurück schleudern! Sag einfach, "Darklightning"!" Pink feuerte sie an... Green fühlte sich mit so einer Art Waffe schon viel mutiger. Okay, dann wollte sie doch gleich mal testen was dieses Ding so drauf hatte! Sie sprang auf denn Dämon zu und rief das was Pink ihr gesagt hatte.

"DARKLIGHTNING!"

Eine schwarze Energiekugel schoss auf den Dämon und der löste sich auf. Die Schwarze Energie des Dämons wurde von dem Stab absorbiert. Pink lief zu Green, sie strahlte förmlich vor Glück.

"Ich hab dann wohl die Wette gewonnen, was?" Ihr lächeln wurde noch breiter. Green stand einfach nur da und antwortete nicht.
 


 

Woanders.

"Das kann jawohl nicht wahr sein!" Drei Frauen waren an diesen Ort versammelt.

"Reg dich doch nicht so auf Xail!", sagte die kleinste von ihnen.

"Ich will mich aber nicht abregen!!" Xail war wütend, " endlich sind wir frei, und was passiert?! Uns entwischt diese Göre! Nur weil Sylir nicht aufpassen konnte!" Die hinterste zuckte zusammen. Eine weitere Frau trat ins blasse Licht.

"Cheso hat recht, reg dich nicht so auf Xail" Die Angesprochene funkelte sie böse an, doch sagte nix. Die Frau fuhr fort.

" Jetzt wird es doch erst richtig lustig." Sie lächelte hämisch. Xail drehte sich um und verschwand. Die Frau schaute eine Weile auf denn Fleck wo Xail verschwunden wahr.

"Nun ihr wisst was ihr zu tun habt"

Die anderen nickten und verschwanden ebenfalls.
 


 


 


 

Kleines Nachwort O^-^O
 

So das war der erste Teil meiner ff ^-^ ich hoffe er hat euch gefallen (ich bezweifle es aber egal XD) Das nächste Kapitel ist länger, ich hab es nämlich schon geschrieben ^o^ Also nur damit ihrs wist: das ist eine etwas längere ff XD also er sollten schon um die 20 kapis werden *grins* aber ich bin etwas langsam ^^° ich schreibe grad an mehreren Kapis.

Achja ich bin Hauptschule also nicht wundern wenn da Fehler drin sind =_= das schlimmste ist noch die Kommasetzung! Einigen werden Gary und Green bekannt vorkommen, aber eigentlich sind es nur die Namen und das Aussehen was gleich ist ^^! Sie sind nämlich aus Pokemon Adventures ich habe die ff aber unter eigene Serie getan weil ich alle außer die zwei alle selbst erfunden habe! Ja und weil diese ff nix aber auch garnix mit Pkmn zu tun hat!

Ich hoffe ihr lest denn nächsten Teil!!!

Sakuya
 

Ps: Ein großes Danke an: Anni, Mik, Miya, Maren,Randy und Nicole die mich unterstützt haben! DANNKKÖÖÖ!!!

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Pinks Kräfte

Hi ^-^

So das ist nun das zweite Kapitel *seufzt* da kommt noch viel auf mich zu -.- Naja es macht ja Spaß ^^ ist ja die Hauptsache ^^° ich hoffe ich komm mal so weit wie ich es mir vorgenommen hab... Hoffentlich! In diesem Kapitel ist sehr viel wörtliche Rede, ich hoffe es stört nicht ^^°

Naja lasst euch überraschen ^o^

Saku
 

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Pinks Kräfte
 


 

Es war ein klarer Morgen, die Regenwolken über Tokio hatten sich verzogen und es schien ein schöner Tag zu werden. Die meisten Menschen wahren schon im morgendlichen Stress. Nur ein paar schliefen noch.

Green lag noch seelenruhig in ihrem Bett und schlief. Der Wecker lag schon neben dem Bett. "KLLIIIIRRR" Das Geräusch weckte Green, mit einen mal stand sie Kerzen gerade im Bett.

"Was war das?" Green schaute sich noch etwas verschlafen um. Dann viel ihr Blick auf denn Wecker. Mit einen mal war sie hellwach.

//Acht Uhr!// Green sprang aus dem Bett. //Ich komm noch zu spät!// Sie zog schnell ihre Schuluniform an und raste aus dem Zimmer. Jetzt wusste sie auch was das Geräusch verursacht hat. Pink stand inmitten von Scherben.

"Morgen!" Sagte sie putzmunter.

"Morgen. Was hast du da gemacht?! Weißt du eigentlich wie Teuer so was ist?!" Sagte Green wütend während sie sich einen Apfel nam. Pink setzte ihre Unschuldsmiene auf.

"Ich wollte mir nur was zu essen machen... aber ich bin das nicht gewöhnt auf diese Weise essen zu machen!" Sagte Pink. Green seufzte. //Hoffentlich wird das nicht zu Teuer...// Green nahm ihren Taschenrechner hervor.

"3680 Yen?! Das gibt es doch nicht! schrie Green, Pink das wirst du mir ersetzten!" Pink schaute verwirrt.

"Mit was ersetzten? Ich hab doch gar kein Geld"

"Das ist mir so was von egal! Und wenn du bis zu deinen Legends Ende arbeiten musst! Hauptsache ich bekomm mein Geld" Green schien wirklich sauer zu sein.

"Und wieso hast du mich nicht geweckt?" Sagte sie während sie Äpfel in ihre Tasche tat.

"Wieso?" Fragte Pink. Sie sah etwas verwirrt aus. Green seufzte.

"Ach egal, ich hab's eilig" Sie nahm ihre Tasche und öffnete die Tür.

"Bye! Green drehte sich noch mal um, und räum die Scherben weg" Die Tür ging zu. Pink sah noch verwirrter aus.
 

Green schlängelte sich durch die Menge. Sie schluckte die Reste des Apfels runter und warf im vorbei fahren einen Blick auf eine Uhr.

//Mist! Ich bin schon zu Spät!// Sie legte noch einen Zahn zu. //Herr Kimidara wird ausrasten!//Green blieb vor der Ampel stehen, es war rot. //Werd endlich Grün!//

"Häh? Geens Blick wahr auf der anderen Strassenseite gerichtet, ist das nicht Sho?" //Klar, ist sie das!// Sho fuhr auf der anderen Straßenseite mit Fahrrad. Sie schien es nicht eilig zu haben, denn sie fuhr nicht sehr schnell. //Sie weiß wohl nicht das es schon so spät ist.// Green grinste.

"Sho!" Rief sie. Sho hielt an und schaute sich verwirrt um. Aber als sie Green sah lächelte sie

"Bist ja richtig früh!" Sagte Sho als Green bei ihr ankam.

"Häh?" Green schaute verwirrt. //Sie weiß wirklich nicht wie spät es ist!// Green grinste in sich hinein.

"Na, wir haben doch die erste Stunde frei!" Lächelte Sho.

"Was?!" Green sah verwirrt aus, ebenso wie Sho. Bei Green klingelte es. //Na klar!//

"Stimmt hatte ich ganz vergessen!" Sagte Green lächelnd.

Sho sah sie verblüfft an. "Du hast es vergessen? sie setzte sich aufs Fahrrad, typisch Green!" Sie lächelte.

"Ist doch egal!" Sagte Green, aber verlor ihr lächeln nicht.

"Komm, wir müssen los, wenn wir nicht wirklich zu Spät kommen wollen!" Sagte Sho, die sich aufs Fahrrad setzte.

"Ok!" Sagte Green.

Green setzte sich auf dem Gepäckträger. Sho drehte sich um.

"Pas auf das du nicht abfällst!

"Mach ich schon nicht!" Antwortete Green.

Sho setze das Fahrrad ihn Bewegung, und Green hielt sich fest.

"Wieso kommst du auch immer zu spät? Sagte Sho.

Green suchte nach einer Antwort.

"Ähm..."//Ich kann ihr ja wohl schlecht die Wahrheit sagen, das ich seit einer Woche, Dämonen jage! Wieso, müssen die auch immer abends Auftauchen?!//

"Ich hoffe du verschläfst, weil du abends lernst." Aber in Shos Stimme konnte man schon raus hören dass sie es nicht glaubte.

"Ähm, so was ähnliches..." Antwortete Green mit einem leichten Anfall von Schlechten Gewissen. //Ich würde es ihr ja gern sagen... Aber es geht nicht, ich würde sie nur ihn Gefahr bringen. Wieso muss auch immer mir, so was passieren?!// Sie seufzte.

Sho hielt an.

"So da wären wir!" Sho schien sich schon richtig auf den Unterricht zu freuen, ganz ihm Gegenteil von Green.

"Weißt du schon was du heute wählst? Fragte Sho während sie ihr Fahrrad in denn Schubben stellte.

"Was meinst du?" Fragte Green verwirrt.

"Hast du etwa auch das vergessen?" Sagte Sho.

Green schaute sie verwirrt an und wartete auf eine Antwort. Sho seufzte.

"Na Heute wählen wir doch die Kurse!" Green sah sie zuerst überrascht an, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf.

"Achja!"

Sho und Green gingen Richtung Schule.

"Was wirst du wählen?" Fragte Green Sho.

"Ich wird wohl Informatik wählen, erst ma sehen was zur Wahl steht, antwortete sie, und du?" Green überlegte kurz.

"Auf jeden fall etwas Sportliches... Ich werde aber auch erst mal sehen was zur Wahl steht!" Sie grinste. Sho lächelte.

"War ja klar! sagte sie mit einen Lächeln, Oh da ist Sakai!" Sho lief zu Sakai und lies Green zurück. Die grade ihre Rollschuhe auszog.

"Warte!" Rief Green ihr nach. //Ach egal//. Green steckte ihre Rollschuhe ihn ihren Spind, und holte ihre Schuhe raus. Es klingelte und sie eilte ins Klassenzimmer.
 

Die Herbstsonne schien samt ins Klassenzimmer. Es war vollkommen still, nur das kratzen der Bleistifte wahr zu hören. Nur Green arbeitete nicht. Sie hatte ihren Bleistift zwar in der Hand, doch schaute nur aus dem Fenster, auf ihren Englisch Test war keine einzige geschriebene Antwort. Sie seufzte. Sie warf einen Blick auf Shos Test. Fast alle Fragen waren beantwortet, nur ein paar fehlten. Sho drehte sich zu Green und schaute auf Greens Test.

"Green wir haben nur noch ein paar Minuten!" Flüstere Sho.

"Das weiß ich! Aber Englisch kann ich genauso wenig wie Mathe!" Sho seufze und widmete sich wieder ihren Test zu. Green beobachtete wie Sho die zweitletzte Frage beantwortete. "Sho? Fragte Green leise, darf ich bei dir abkucken?" Sho drehte sich Blitzschnell zu ihr um und legte ihren Arm über ihren Test.

"Nein! Sagte sie bestimmt, du lernst nix dabei!" Sho schaute sehr streng.

"Bitte, bitte bitte! Green hatte ihr Bettel Gesicht aufgesetzt. Shos Gesicht blieb unberührt. "NEIN" Sagte sie scharf, aber ruhig.

"Darf ich wissen was hier so viel spannender ist, als der Test?!" Frau Hischimoto türmte sich vor denn zwei streitenden Mädchen. Die Englisch Lehrerin nahm Greens Test und schaute in sich an. Green wusste schon was jetzt kam... Die Lehrerin nahm auch noch Shos Test. Sho war ziemlich rot.

"Miss Najotake... was haben sie bloß die ganze Stunde lang gemacht?!" Fragte die Lehrerin. Green suchte nach einer Antwort, doch nicht schnell genug. Frau Hischimoto schreckte ihren Arm aus und zeigte zum Flur.

"RAUS" Sagte sie scharf. Green stand lautlos auf und ging nach draußen.
 

Green, Sho und Sakai waren an ihren Lieblingsplatz. Hinter der Schule, nahe am Parkrand, war ein alter Spielplatz der schon lange nicht mehr gebraucht wurde. Er stammte noch aus der Zeit als die Schule noch eine Grundschule hatte. Das war schon lange her. Die einzigen Gerüste die nicht zerstört waren, waren die Schaukel und die Reckstangen. Green hang Kopf über an der größten Reckstange, Sakai lehnte an dem Pfeiler der einen Stange und Sho saß auf der eine Reckstangen.

"Alle Lehrer haben's immer auf mich abgesehen!" Grummelte Green, sie schien in sehr schlechter Laune zu sein.

"Sei froh dass du nur umgesetzt wurdest, Green." Sagte Sakai ruhig.

"Aber doch nicht neben diesen arroganten Idiot! Mir währ alles recht, nur das nicht! Und Nachsitzen muss ich auch noch!" Sagte Green wütend.

"So schlimm?" Grinste Sakai plötzlich. Sho und Green warfen sich verwunderte Blicke. Es war selten das Sakai lächelte.

"Was meinst du?" Fragte Green.

"Na, du magst Ookido doch?" Sagte Sakai immer noch grinsend. Vor Schreck viel Green von der Reckstange. Sho und Sakai lachten. Green rappelte sich wieder hoch und rieb sich denn Kopf.

"Wie kommst du nur auf so was?!" Sagte Green etwas gereizt. Sho und Sakai hörten nicht auf mit dem Lachen.

"War doch nur ein Witz!" Brachte Sakai unter Lachen hervor.

"Und wieso lacht ihr denn?" Fragte Green etwas verwundert. //Was ist los?// Die zwei hörten einfach nicht auf zu lachen. Green musterte sich schnell. //Da ist doch gar nix...//

"Nur weil ich mal runtergefallen bin?" Fragte sie. Sho und Sakai brachten vor lachen kein Wort heraus und schüttelten einfach denn Kopf. Green wurde langsam wütend.

"Sagt schon!" Sagte Green gereizt.

"Du bist total rot im Gesicht!" brachte Sho endlich hervor. Einen Augenblick trat Stille ein.

"NA UND? sagte Green gereizt, ich war nur überrascht!" Sho und Sakai sahen sie zweifelnd an.

"Ihr wisst doch ganz genau dass ich nix, aber auch gar nix von diesem, diesem arroganten Idiot will!" versuchte Green zu erklären. Sho und Sakai warfen sich zweifelnde Gesichter zu.

"Ihr glaubt mir nicht?" sagte Green. Sho und Sakai schüttelten den Kopf.

"Na von mir aus, sagte Green, dann glaubt mir halt nicht" Sho sprang von der Reckstange und legte ihre Hand auf Greens Schulter. "Es ist nicht gut immer nur allein zu sein"

"Wer sagt denn dass ich allein bin? sagte Green, ihr und Pink reicht mir völlig!" Sho sah sie verwundert an.

"Pink? Wer ist das?" Fragte sie. //Green: Ups!// Plötzlich schien Sho panisch zu werden.

"Sakai! sie zeigte auf Green, Green ist lesbisch geworden!" Green stand etwas verdattert da. Sho fing an panisch herum zu laufen.

"Wa-Was?! stotterte Green, Ich bin nicht lesbisch!" Doch Sho überhörte sie.

"Es ist meine Schuld! Ich hätte sie verkuppeln sollen bevor so was passiert!" Rief Sho hüterisch. Sakai schüttelte den Kopf, Green und Sakai schienen die gleichen Gedanken zu haben: Sho ist völlig durchgeknallt...

"Ähm Sho, Pink ist eine Verwandte" Sagte Green in der Hoffnung dass, das Sho wieder auf dem Teppich bringen würde. Sho hörte endlich auf herum zu laufen und schaute Green etwas verwundert an.

"Deine Verwandte? Shos Gesicht erhellte sich, das ist doch toll! Endlich bist du nicht mehr einsam!"

"Ich wahr noch nie einsam!" Sagte Green. Doch sie würde schon wieder überhört.

"Nach der Schule stellst du uns sie vor, ok?" Sagte Sho erfreut. Green seufzte.

"Von mir aus" Es klingelte zur Stunde. Die drei Mädchen machten sich auf dem Weg zur Stunde. Sho schien sich immer noch nicht beruhigt zu haben. //Ohje, was hab ich nur gemacht...//

Als die drei in der klasse wahren fiel Green ihr anderes Problem wieder ein; Ookido. //Muss ich mir das wirklich antun?!// Sho grinste ihr zu.

"Da musst du jetzt durch" Grinste sie. Green seufzte. Herr Kimidara kam in die Klasse. Green ging zu ihren neuen Platz.

"Tja das passiert wenn man nicht weiß wann man den Mund zu halten hat" Sagte Ookido hämisch.

"Na und" Sagte Green. //Na das fängt ja gut an!// Doch die zwei hatten keine Zeit um sich zu streiten, denn der Lehrer hatte die Zettel mit den Kursen verteilt. Greens Laune besserte sich bei der Auswahl. //So was nehme ich da... Schwimmen? Badeanzüge stehen mir sicherlich gut! Oder lieber Tennis? Weißer Minirock ui! Karate? Das würde mir sicherlich gut bei meinen Nacht Job helfen... Basketball vielleicht? Auch ganz gut! Cheerleader?! NEIN! NIEMALS! Ich hasse dieses Rumgefuchtel! Obwohl ich's ja kann...// Greens übersprang die 'Denk-Fächer' und ihr Blick fiel auf etwas was ihre Laune einen gewaltigen Schub gab. //Rhythmische Gymnastik! Genau das was ich schon immer haben wollte! Natürlich wähle ich das! Seitdem ich das im Fernsehen gesehen hab will ich das unbedingt mal machen! Das ist bestimmt was für mich!// Lächelnd strich Green ihren Wunschkurs an. Wiederum lächelnd gab sie ihren Zettel ab.
 

"Ach ist das nicht toll?! Sagte Green als sie, Sakai und Sho auf dem weg zu ihr wahren.

"Deine schlechte Laune ist aber schnell verflogen" Sagte Sakai.

"Stimmt! Man kann auch nur gut drauf sein wenn man Rhythmische Gymnastik bekommen hat!"

"Ja ja, beruhig dich wieder" Sagte Sakai.

"Ach Sakai! Jetzt gönn es Green doch" Sagte Sho. Sakai sagte nix dazu.

"Ich freu mich schon auf Informatik!" Sagte Sho schwärmend. Green schaute zu Sho. //Wie kann man sich nur auf so ein langweiliges Fach freuen...//

"Jedem das seine" Sagte Sakai.

"Ach gibst doch zu! Du freust dich auch schon auf, Green dachte kurz nach, was hast du eigentlich gewählt?" Green warf einen Blick zu Sho, doch sie sah genauso ahnungslos aus wie Green.

"Das gleiche wie immer?" Fragte Sho. Die drei Mädchen stiegen in die U-bahn.

"Ja" Antwortete Sakai.

"Also schon wieder Kampfsport" Sagte Green lächelnd. //Man ist die U-bahn mal wieder voll...//

"Tja" Sagte Sakai etwas genervt.

"Ich weiß wieso" Sho wurde etwas unsanft zu Seite geschubst. Sakai fing Sho auf.

"Danke Sakai" Sho räusperte sich

"Ich weiß wieso ich lieber mit dem Fahrrad fahr" grummelte Sho. Green lächelte.

"Ich bin's gewöhnt"
 

Sho war fast am Nervenzusammenbruch, als sie endlich an ihren Ziel ankamen.

"Na endlich sind wir da!" Sagte Sho. Green suchte ihren Schlüssel. Sho sprach währenddessen mit Sakai. Irgendwas mit: "Und das muss sie jeden Tag aushalten!" und wie anstrengend so was ist u.s.w

"Jetzt übertreib mal nicht Sho" Sagte Sakai. Green schloss die Tür auf.

"Sakai hat recht, immerhin ist es nicht das erste Mal das du bei mir bist" Sagte Green.

"WO WARST DU?!, Pink kam aus der Tür gestürmt, ICH HAB HUNGER! Pink machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Green seufzte.

"Rein mir dir" Sagte Green während sie Pink hinein schob. Als alle vier drinnen waren, schloss Green die Tür. Sho und Sakai musterten Pink.

"Man ist die aber süß!" Sagte Sho.

"Das ist also Pink?, sagte Sakai an Green gewand, und sie ist wirklich mit dir verwandt?" Pink schaute etwas verwundert zu Green.

"Ja das ist meine nervige Cousine Pink" Sagte Green. Pink nickte einfach nur.

"Geht sie gar nicht zu Schule?" Fragte Sho.

"Ähm..." Green schaute hilfesuchend zu Pink. Sho und Sakai warteten auf eine Antwort.

"Nein" Sagte Green. Sho, Sakai und Pink sahen Sie verwundert an.

"Wieso?" Fragten alle drei. Green kratze sich am Kopf.

"Sie ist, ähm, einfach zu doof" Green drehte sich schnell um und ging in die Küche.

"Tja die Dummheit liegt wohl in der Familie" Sagte Sakai. Sho nickte einstimmend.

"Sakai..., grummelte Green, willst damit etwa sagen das ich genauso doof bin wie Pink?!" Sakai zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht" Sagte Sakai. Gerade als Green was sagen wollte redete Pink dazwischen:

"Ich habe immer noch Hunger!" Sho ging auf Green zu und zerrte sie in die Küche.

"Lass uns was zu Essen machen, ich verhungere gleich!" Sho lächelte.
 

"Das war aber lecker!, sagte Pink, als die vier gesättigt wahren, ihr beide könnt wirklich super kochen!" Sho schien geschmeichelt zu sein.

"Ach Quatsch! Das meiste hat Green gemacht!" Sagte Sho.

"Naja du hast aber auch was gemacht" Sagte Green. Sie grinste.

"So, das macht 600 Yen" Sho und Sakai starrten Green an. Pink lächelte nur.

"WAS?!" Sagte Sho und Sakai wie aus einen Mund.

"Ja was denn? Dachtet ihr etwa das Essen währe umsonst?" Green grinste immer noch.

"Typisch!" Sagte Sakai.

"Ihr könnt es mir natürlich auch später geben, aber dann das Doppelte!" Greens Grinsen wurde immer breiter. Sho und Sakai warfen sich einen Blick zu. Green holte einen Taschenrechner hervor.

"Also, wenn ihr mir das Geld Morgen zurückzahlt, bekomm ich 1250 Yen, wegen Zinsen" Sagte Green.

"Ähm..." Sagte Sho. Green übersah Sho.

"Und übermorgen, 2600 Yen, die Zinsen werden natürlich auch verdopp" Länger kam Green nicht, denn ein leises "Kling" das von ihren Glöckchen kam, unterbrach sie. Pink sprang wie vom Blitz getroffen auf und ohne das Green was sagen konnte, wurde sie auch schon ins andere Zimmer gezehrt. Sho und Sakai warfen sich einen verwunderten Blick zu.

"Das passt mir jetzt überhaupt nicht!" Sagte Green während sie eine Karte über Tokio raus holte.

"Aber Green! Es ist unsere heilige Aufgabe! Wir müssen bereit sein!" Sagte Pink voller Tatendrang.

"Was heißt hier "Unsere"? Ich mach doch die ganze Arbeit!" Sagte Green und breitete die Karte auf den Boden aus. Sie nahm ihr Glöckchen und hielt es über die Karte. Das Glöckchen strahlte kurz auf, das Licht bündelte sich und ein dünner seidener Lichtstrahl fiel auf die Karte und zeigte den Standort des Dämons.

"Das ist der Hafen" Sagte Green zu Pink. Der Lichtstrahl flackerte und erlosch.

"Jeep!, sagte Pink, na dann können wir ja los!" Green steckte ihr Glöckchen zurück in ihre Tasche.

"Und was sollen wir Sho und Sakai sagen? Wir müssen kurz mal weg um Dämonen besiegen, oder was?" Sagte Green.

"Wieso nicht?" Fragte Pink verwundert. Green faste sich am Kopf.

"Ach vergiss es" Green seufzte. Pink sah noch verwirrter aus. Green ging zur Tür. //Muss ich mir eben was einfallen lassen...// Sie öffnete die Tür.

"Da seit ihr ja endlich!" Sagte Sho. Sakai drehte sich um.

"Was hattet ihr denn zu besprechen?" Fragte sie. Green warf einen Blich zu Pink.

"Ach nix besonderes, aber wir, ähm, müssen kurz mal weg" Sagte Green.

"Wohin?" Fragte Sho. Pink nahm schon ihre Jacke.

"Ähm, also ich hab was in der Schule vergessen, sagte Green während sie ihre Jacke nahm, also wir sehen uns Morgen und dann sprechen wir noch mal über mein Geld!" Ohne das Sho und Sakai eine Antwort geben konnten, verschwanden Green und Pink auch schon aus der Tür.

"Was hat die denn gestochen?" Fragte Sho. Sakai schüttelte den Kopf.

"Ich habe keine Ahnung"
 

Etwas aus der Puste kamen Pink und Green am Haffen an. Die Nacht war schon angebrochen. Green schaute sich um. Der Hafen war gespenstig leer. Es war auch nicht grade ein Ort an dem sie sich gern befand. Sie lies ihren Stab erscheinen. Pink zuckte plötzlich und versteckte sich hinter Green.

"Hast du etwa Angst?" Fragte Green. Pink antwortete nicht. Sogar im blassen Licht von Greens Stab konnte sie die blanke Angst in Pinks Augen sehen. //Was ist nur mit ihr los? Sicher mir ist auch nicht wohl bei der Sache... Aber, sie scheint wirklich panische Angst zu haben... kann sie etwa was sehen was ich nicht sehe?// Green schaute sich noch intensiver um. Pink klammerte sich schon so fest an Green dass es schon wehtat.

"Pink hör endlich auf! Du tust mir weh!" Sagte Green. Doch Pink hörte sie gar nicht.

"Sie kommen um mich zu holen!" Sagte Pink mit panischer Stimme.

"Wa-Was?" Doch weiter kam Green nicht denn plötzlich tauchte ein Mädchen auf. //Ein Mädchen?// Pinks Griff wurde fester. //Wie kann Pink nur so panische Angst vor diesem Mädchen haben? Irgendetwas stimmt hier nicht...// Das matte Licht des Stabes reflektierte sich in denn Augen des Mädchens, doch das Licht schien förmlich von der Schwärze ihrer Augen verschluckt zu werden.

"Du siehst gar nicht so stark aus, wie die anderen meinen" Sagte das Mädchen.

"Unterschätz mich nicht, sagte Green, raus mit der Sprache; wer bist du?" Das Mädchen kicherte.

"Ich heiße Cheso, sie zeigte auf Pink, die zusammen zuckte, und ich bin hier um die Kleine zurückzuholen" //Green: Zurückholen? Heißt das etwa?//

"Was heißt denn hier "Kleine"?, fragte Green angriffslustig, du bist doch kleiner als Pink" Cheso zuckte.

"Ich bin nicht klein!" Schrie sie beinahe.

"Oh, hab ich einen empfindlichen Punkt getroffen? Das tut mir aber leid" Sagte Green sarkastisch. Cheso schien auszurasten.

"Du hast verdammtes Pech das wir dich nicht lebend brauchen!" Sagte sie.

"Ach, hab ich das?, Green verschränkte die Arme, ich hab keine Angst vor einer kleinen Göre wie du"

"Das kriegst du zurück! Niemand nennt mich unbestraft Göre!" In Chesos Hand erschienen zwei schwarze Kugeln.

"Pink lass mich los" Sagte Green, so das nur Pink es hören konnte. Pink lies sie los. Aus den zwei Kugeln von Cheso wurden Dämonen.

"So dann mal viel Spaß!" Sagte die kleine Dämonin und verschwand. Die zwei Dämonen türmten sich vor Green auf. //Ich hab zwar noch nie gegen zwei auf einmal gekämpft, aber das wird ich schon schaffen// Sie Schaute zu Pink. //Wenn sie mir doch nur helfen könnte... aber Pink hat ja keine magischen Kräfte...// Der eine Dämon ging auf Green los. Green konnte im gerade noch ausweichen. Doch der Dämon lies nicht locker und schleuderte eine Schwarze Energiekugel auf sie ab. Green hielt ihren Stab hoch und die Energie wurde absorbiert.

"Danke!" Sagte sie siegessicher. //Denn jetzt hab ich genug Energie für 'Darklightning'!//

Green sprang auf den Dämon zu.

"DARKLIGHTNING!" Die Energie prallte auf den Dämon. //Ha! Und so einfach ist das!// Doch es hatte keine Wirkung. //Was?// Green wurde mit aller Wucht zu Boden geschleudert...

"Green! 'Darklightning' hat keine Wirkung auf sie weil sie nicht mit ihrer eigenen Energie besiegt werden können! Du musst die Energie umwandeln!" Schrie Pink. Green rappelte sich hoch. Die zwei Dämonen türmten sich vor Green. //Mist// Die Zwei wollten gerade denn entscheidenden Schlag machen, als Pink sich vor Green stellte. Green sah verwundert das Pinks Handflächen leuchteten.

"Pink was hast du vor?" Fragte Green verwirrt. Pink schloss die Augen. Das Leuchten wurde stärker und die zwei Mädchen wurden in Pinken Licht eingehüllt.

"SHIELD!" Schrie Pink und Licht festigte sich um die zwei und die Dämonen lösten sich auf.

"Hey Pink! Ich wusste ja gar nicht das du auch magische Kräfte besitzt!" Sagte Green erfreut.

Pink kratze sich am Kopf.

"Naja ist aber keine Angriffs Magie, sondern zum Schutz" Sagte sie mit einen Grinsen. Greens Gesichts Ausdruck wurde ernst.

"Pink du bist mir eine Erklärung schuldig"
 

Woanders

"Das ist gemein!" Heulte Cheso. "Du bist eine verdammte Heulsuse Cheso! Und eine Versagerin dazu!" Xail schaute finster auf Cheso herab, die auf dem Boden kauerte.

"Du bist eine Schande!" Sagte Xail.

"Es tut mir leid! Das nächste Mal werde ich es besser machen!" Sagte Cheso schlunzend.

"Du wirst aber keine weitere Change bekommen!" Bei diesen Worten schleuderte Xail Cheso weg.

"Jemand anders hat diese Aufgabe schon übernommen, du wirst nicht mehr gebraucht" Xail streckte die Hand aus, die im schwarzem Licht leuchtete. Cheso schrie vor Schmerzen und löste sich auf.

"Ich hoffe wirklich dass Er es besser macht als diese Göre!"
 


 

Es war schon nach 24 Uhr als Green Pink zudeckte. Green hatte es nicht geschafft Pink zu fragen. Pink war sofort eingeschlafen als sie beide Nachhause gekommen wahren. Naja morgen ist Sonntag da hatte sie genug Zeit. Green ging in ihr Zimmer. //Unsere Feinde scheinen hinter Pink her zu sein, aber wieso?// Sie zog sich um. Pink schien zu wissen wieso. Sie legte sich ins Bett. Naja Morgen würde sie schon Antworten auf diese Fragen bekommen. Auch Green schlief sofort ein...

Nachhilfe

Nachhilfe
 


 


 


 

Der Regen trommelte gegen die Scheiben, es war nicht gerade ein schöner Sonntag...

Pink trat sehr verschlafen aus ihrem Zimmer. Es war unnormal das Green vor Pink wach war. Denn eigentlich war Pink ein Frühaufsteher.

"Guten morgen Pink-chan! Na gut geschlafen?" Green hatte seht gute Laune. Ausnahmsweise hatte sie ihre Haare zum Zopf gebunden und lächelte Pink zu. Pink legte denn Kopf schief und schaute verwirrt drein.

"Guten morgen... Ist Heute irgendwas Besonderes? Du scheinst so gute Laune zu haben, " Pink setzte sich, " hab Hunger" Green stellte Pinks Lieblingsessen auf dem Tisch; Pfannkuchen.

"Ach ne eigentlich nix besonderes! " Pink sah die Pfannkuchen als Einladung zum essen.

"Hmmm! Lecker!", schwärmte Pink. Green grinste.

"Hab ich ja auch gemacht! Aber das Beste daran ist, es ist billig! So kannst du mir wenigstens nicht die Haare vom Kopf essen!" Green grinste neckisch. Pink lächelte munter, sie hatte ganz vergessen was heute auf sie zukam. Doch Green hatte es nicht vergessen, sie war schon ganz neugierig auf Pinks Geschichte. Eigentlich wollte sie ja das Pink von alleine anfing, aber Pink war zu beschäftig mit dem Essen... Also musste Green wohl denn ersten Schritt machen:

"Pink, du musst mir die Wahrheit über deine Herkunft sagen" Greens Lächeln schwand. Pink legte ihre Gabel beiseite, ihr Blick war plötzlich unheimlich leer...

Green stand auf und legte ihre Hand auf Pinks Schulter. Pink schreckte aus ihren Gedanken hoch und schaute hoch zu Green. Sie lächelte Pink lieb an.

"Wie soll ich dir denn helfen, wenn du es mir nicht sagst?" In Pinks Augen sammelten sich Tränen. Doch Pink wischte sie sich mit ihren Ärmel weg.

"Ok" Pinks Stimme zitterte.

"Gut!", sagte Green, "aber zieh dich erst mal um"

Als Pink sich endlich umgezogen hatte, saßen sich die beiden Mädchen gegenüber auf dem Sofa. Pink seufzte.

"Wo soll ich nur anfangen?", sagte sie seufzend.

"Wohl am Anfang" Pink zögerte.

"Ich wurde mein, " Pink atmete tief durch, "mein ganzes Leben lang von den Dämonen gefangen gehalten..." Green war geschockt. Pink schaute zu Boden.

"Aber, dein ganzes Leben lang? Heißt das etwa?" Pink schien zu wissen was Green fragen wollte und schüttelte den Kopf.

"Nein ich wurde nicht dort geboren...ich wahr 14 oder 15 als sie kamen... ich weiß es nicht mehr..." Pinks Stimme zitterte.

"Aber du bist doch cirka 14? Oder...?"

"In ihrer Welt gibt es keine Zeit... Weder Tag noch Nacht weder Monat noch Jahr..."

Beide schwiegen.

Green wollte nicht mehr fragen obwohl ihr noch viele Fragen auf der Zunge lagen.

"An die Zeit davor kann ich mich nicht mehr erinnern... sie haben mir alles genommen, Familie, Freunde, Träume mein Ich... ich weiß noch nicht mal ob "Pink" mein richtiger Name ist..." Green schaute sie mit Mitleid vollen Augen an. //Ich weiß nicht ob ich noch mehr fragen soll...aber es muss sein//

"Aber wieso?", Pink zuckte kurz.

"Ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern... aber ich glaube weil ich magische Kräfte besitze... die sie gebrauchen konnten..."

"Das war der einzigste Grund?" Pink holte tief Luft.

"Ja... ich, und noch drei andere, wurden in einen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit gefangen genommen. Soviel wie ich gehört habe... ging der Kampf "unentschieden" aus... aber nach diesen Kampf wurde die Dunkelheit von ihnen versiegelt." Pink stoppte. Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, bis Pink fortfuhr.

"Es gab keine Hoffnung für uns"

"Was geschah mit deinen Freunden?" Pink zögerte.

"...Die drei hatten den großen Vorteil dass sie das Siegel überschreiten konnten, dieser Vorteil wurde aber schnell zum Nachteil... denn das konnten die Dämonen gut gebrauchen. So konnten sie wenigstens ihre boshaften Machenschaften fortsetzten. Deswegen machten sie die drei Jungs zu Kämpfern, sie verloren all ihre Erinnerung, sie bekamen andere Namen.... sie wurden zu Halbdämonen... ohne jegliche Erinnerung... mit Hass im Herzen. So gesagt zu perfekten "Kampfmaschinen" sie haben sogar Menschen getötet ohne mit der Wimper zu zucken! Es macht ihnen Spaß zu töten! Und das tun auch... nicht nur auf dem Wunsch von den Dämonen hin, nein aus Spaß! Ich kann nicht begreifen was sie aus denn drei gemacht haben... es wahr schrecklich... ich sah sie nie wieder so lächeln wie sie es früher taten... obwohl ich nicht mehr weiß wie wir früher wahren, so weiß ich doch das sie gelächelt haben... jetzt ist ihr Lächeln boshaft geworden, ohne Wärme und ohne Freude..., Pink seufzte, ist auch egal jetzt" Green brauchte eine Weile um Pinks Worte zu verdauen.

"Wie ist es dir denn gelungen zu fliehen?"

"Vor kurzen ist das Siegel zerbrochen. Sie schmiedeten Pläne, wem sie als erstes umbringen wollten und du warst eine davon" Sagte Pink

"WAS?! Wieso wollen sie mich umbringen?! Das gibt doch keinen Sinn! Ich hab ihnen doch nix getan!", sagte Green hysterisch. Pink schaute etwas überrascht.

"Weil sie brachten alle mit zu hoher Magie um, auf die Gefahr hin sie könnten "Wächter" sein", antwortete Pink.

"Wächter?" Green schaute total verwirrt. Wieder wartete Pink mit der Antwort. Sie lächelte etwas verschmitzt.

"Was "Wächter" sind? Keine Ahnung" Die Antwort haute Green um.

"Ich weiß nur dass sie sehr große Angst vor "Wächter" haben, weil diese "Dingsis" sehr viel Magie in sich haben."

"Na ja das sagt ja viel aus... aber egal, erzähl weiter", sagte Green. Das Lächeln auf Pink Gesicht verschwand.

"Durch Zufall erfuhr ich von ihren Plänen und als ich deinen Namen hörte, klingelte es bei mir. Ich muss dich wohl irgendwie gekannt haben..." Pink zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ist auch egal. Naja ich beschloss zu fliehen und deine Magie zu aktivieren, aber ich wusste nicht wie... doch durch eine Unachtsamkeit von ihnen konnte ich durch den Weg fliehen den auch sie benutzten und so landete ich bei dir" Pink seufzte wieder. Wieder schwiegen beide. Green wusste nicht was sie sagen sollte.

"Warte mal... wie kannst du mich gekannt haben? So wie du es sagst war deine Entführung schon sehr lange her, denn kann ich dich doch gar nicht gekannt haben! Den ich bin sechzehn, und lebe auch schon sechzehn Jahre", erklärte Green, doch eigentlich war ihr sowieso klar das Pink das nicht verstand. Pink zuckte mit denn Schultern.

"Ich hab keine Ahnung!"

"Du hast keine Ahnung von nix!"
 

Der letzte warme Tag im Herbst. Die Sonne hatte sich wohl richtig angestrengt, denn es wahren ganze 30 Grad und das im Herbst. Green war auf dem Weg nach Hause von der Schule. Sie hatte ihren Mathe Test an dem Tag zurückbekommen und natürlich hatte das ihre Laune nicht sehr gebessert. Sie seufzte.

"Also ich muss sagen für deine Verhältnisse ist eine fünf minus doch gar nicht so schlecht Najotake" Green drehte sich um. Wieso musste dieser Idiot immer auftauchen und ihren Tag versauen? Naja, der Tag war auch schon vorher versaut... Aber er gab ihren schlechten Tag immer denn letzten Schliff...

"Was meinst du mit "für deine Verhältnisse" Ookido?" Green reagierte wie immer gereizt.

"Stell dich nicht dümmer als du bist", sagte er gehässig. Green drehte sich um und ging weiter. Sie ging ein paar Schritte doch merkte gleich das Ookido immer noch hinter ihr ging. Green drehte sich um.

"Kann es sein das du mich verfolgst?!" Green war gereizt.

"Das ist zufällig auch mein Heimweg", sagte Ookido cool.

"Seit wann?"

"Seit ich umgezogen bin" Green sah in etwas geschockt an.

"Wohnst du etwa in meiner Gegend?"

"Ich weiß nicht wo du wohnst", antwortete er. Green drehte sich um und zeigte auf einen etwas weiter entfernten Wohnblock.

"Dort wohn ich" Sie lies ihren Arm sinken. Ookido trat neben Green.

"Ich leider auch" Green lies die Schultern hängen. Der Tag konnte echt nicht mehr schlimmer werden!

"Leider ist untertrieben..., seufzte sie, komm mir aber bloß nicht zu nahe!" Sie sah den Jungen anklagend an. Ookido hob die Augenbraue.

"Wer würde dir schon zu nahe kommen", hämisch schaute er sie an. Green versuchte ruhig zu bleiben.

"Halt den Mund! Oder es passiert was!", so langsam war das Maß voll! Das brauchte sie sich doch nicht von so einem Idiot gefallen zu lassen! Da viel ihr plötzlich was ein.

"und außerdem, ich habe einen Freund", er schaute sie verdutz an.

"Der ärmste, was hast du gemacht? Ihn dazu gezwungen? Oder bedroht?"

"Ha ha sehr witzig"

"Der muss aber ganz schön verzweifelt sein, sich mit so einer einzulassen" Sagte er eher zu sich selbst als zu dem Mädchen das ein paar Meter voraus ging. Sie drehte sich wütend um.

"Hast du etwas gesagt?!"

"Ich? Nein da musst du dich verhört haben" Green ging rückwärts weiter.

"Das hoffe ich auch für dich!"

"Pass auf, du rennst glei-" Doch weiter kam er nicht. Green war schon mit dem 'etwas' zusammen gestoßen und lag mit zusammen gekniffenen Augen am Boden.

"HOI YA!" Green öffnete ihre Augen wieder und sah die Person die gerade gesprochen hatte und mit der sie zusammen gestoßen war;

Pink. Green stand wieder auf.

"Was machst du hier?" Pink zeigte auf das was sie in der Hand hatte; Greens Rollschuhe.

"Ich wollte sie dir nur vorbei bringen" Green sah die kleine etwas merkwürdig an, nahm sich aber trotzdem ihre Rollschuhe und zog sie sich an. Green schielte zu Ookido, er schien Pink etwas zu sehr zu mustern. Pink legte ihren Kopf schief. Auch sie musterte den Jungen.

"Pink wollen wir so langsam losgehen Oder willst weiter in die Gegend glotzen?!" Green war wütend, aber wieso? Weil die zwei sich ein paar Blicke zugeworfen hatten? Kann es ihr nicht egal sein? Sie packte Pink an der Schulter, wahrscheinlich etwas zu hart denn Pink machte einen verzweifelten Versuch sich frei zu kriegen. Doch sie wurde von Green mitgezerrt. Wie konnte Green nur deshalb so aus der Haut fahren? Sie verstand es einfach nicht, war sie etwa... eifersüchtig? Ach quatsch!

"Green? Ähm du kannst mich jetzt loslassen... ähm hallo?", Sie fuchtelte mit ihrer Hand vor Greens Gesicht. Green schreckte hoch. Verwirrt schaute sie ihre kleine Mitbewohnherrin an.

"Was ist?", erst jetzt bemerkte Green dass sie schon vor ihrer Wohnung waren. Sie lächelte etwas verlegen und wie immer wenn sie Verlegen oder nervös war, strich sie ihre Haarsträhne wieder hinter ihr Ohr. Sie schloss die Tür auf und Pink sprang an ihr vorbei in die Wohnung. Green seufzte erleichtert endlich Zuhause zu sein. Sie zog ihre Rollschuhe aus und wanderte in ihr Zimmer um ihre Schuluniform los zu werden. Sie durchwühlte ihren Schrank nach etwas altag Taugliches.

"Du Green?" ,ertönte Pinks Stimme aus der Küche. Ein leises Klicken vom Kühlschrank ertönte, was wohl darauf hin deutete das Pink sich mal wieder selbst bediente.

"Was?" Green war leicht genervt, was wohl daran lag das sie ihre Sommer Kleider nicht fand und die Tatsache das Pink sich schon wieder IHREN Kühlschrank durchsuchte.

"Wer war das eben?", fragte Pink. Green schmiss mit ziemlicher Gewalt ihre Schuluniform in den Schrank.

"Ich glaube nicht dass du das wissen willst!", mit etwas zu viel Kraft zog sie ein Shirt vom Bügel. //Wieso will sie es wissen?! Und wieso ist es mir nicht egal?! Ich bin nicht EIFERSÜCHTIG!// Erschreckt über ihre eigenen Gedanken schüttelte sie den Kopf //Oje oje woran denk ich denn?// Wieder ertönte Pinks Stimme.

"Ich glaub ich hab ihn schon mal irgendwo gesehen!", Green trat in die Küche und holte sich was zum Essen. Pink saß auf der Küchentheke und mampfte Schokolade.

"Du hast mein Mitleid!", sagte Green. Pink sah ganz danach aus, dass sie es nicht verstanden hatte.

"Aber ich weiß nicht mehr woher ich ihn kenne..." Pink dachte scharf nach, doch es brachte nichts. Sie konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern. Green kramte in ihrer Schulmappe rum. Sie suchte ihre Hausaufgaben.

"Ist doch schön dass du es vergessen hast!", Green hörte ihrer sogenannten Cousine kaum zu.

Pink drehte sich um und beobachtete Green beim suchen. Sie verstand das was Green gesagt hatte nicht wirklich, und wollte auch nicht nachfragen. Denn sie wusste es würde nix bringen;

Sie würde es sowieso nicht verstehen. Da viel ihr plötzlich was ein.

"Ach Green! Das hätte ich dir fast vergessen zu sagen!"

"Mhm?", Green hatte das was sie suchte noch nicht gefunden und hatte im Moment kein Ohr für Pink.

"Du musst sehr seeeehr gut auf das Glöckchen aufpassen! Du musst es immer bei dir tragen!" Pink schaute sie ernst an und Green nickte, ohne aufzusehen.

"Green das ist wichtig! Es könnte sonst was passieren! DIR könnte was passieren!" Pink wollte gerade von der Theke runterspringen als Green plötzlich aufsprang und Pink vor Schreck fast von der Theke fiel.

"Verdammt! Ich hab meine Hausaufgaben in der Schule vergessen!", fluchend packte sie ihre Rollschuhe, Jacke und verschwand aus der Tür. Pink schaute etwas verdattert.

"Hat sie mir überhaupt zugehört?!"
 

Verdammt, verdammt! VERDAMMT! Hätte Green jetzt am liebsten geschrieen, doch sie ließ es lieber bleiben. Stattdessen seufzte sie tief. Da fiel ihr Blick auf ein Plakat für ein Straßenfest. Sie blieb stehen und schaute es sich genauer an. //Da würde ich schon gerne hingehen, aber: Das ist viel zu Teuer...// Sie ließ den Kopf hängen. //Aber wenn ich mit jemanden zusammen hingehen würde... dann sähe die Sache doch schon ganz anders aus! Dieser jemand könnte dann die Kosten übernehmen!// Sie grinste //Es wird nicht so schwer sein jemanden zu finden!// Mit etwas besserer Laune kam sie auch schon bald in der Schule an. Sie stürmte ins Klassenzimmer und währe fast mit jemand zusammen gestoßen. Dieser jemand war: Sho!

"Sho was machst du hier um diese Uhrzeit?", fragte Green. Sho lächelte.

"Das gleiche könnte ich dich fragen!" Sho ging zu ihren Platz und nahm ihre Tasche.

"Ich hab meine Hausaufgaben vergessen und du?" Green nahm ihre vergessenden Sachen steckte sie in ihre Tasche.

"Ich hatte bis eben noch Informatik, wann hast du eigentlich Rhythmische Gymnastik?", sagte Sho. Die beiden Mädchen traten in den Gang.

"Morgen zum ersten mal!" Green freute sich schon riesig darauf. Sho lächelte.

"Ach hast du schon gesehen dass nächstes Wochenende ein Straßenfest stattfindet?" Sho schreckte etwas auf, als Green das gesagt hatte. Aber noch bevor sie etwas sagen konnte fuhr Green fort.

"Wollen wir zusammen da hingehen?" Green sah sie flehend an. Doch Sho schüttelte den Kopf.

"Nein Green, such dir einen anderen Trottel dem du das Geld aus der Tasche ziehen kannst!" Green schmollte.

"Du bist gemein Sho! Pah! Dann such ich mir halt jemand anderes!" Sie drehte sich von Sho weg. Sho seufzte.

"Komm mir bloß nicht mit der Tour! Das letzte Mal hast du mein Geld bis auf denn letzten Yen ausgegeben!" Green schaute sie mit ihrer berüchtigten Unschuldsmiene an.

"Ach soviel war das doch gar nicht! War doch nur 5000 Yen!" Sho sah sie geschockt an.

"Nur?! Das war mein Taschengeld für zwei Monate! Und du gibst das in nur fünf Minuten aus!"

"Tja hättest mir ja nicht deinen Geldbeutel zum aufpassen geben sollen!"

"Das tat ich auch nur weil ich dachte ich könnte meiner besten Freundin vertrauen!" Green lächelte sie unschuldig an.

"Ich bin das Vertrauen in Person!" Sho sah sie zweifelnd an.

"Aber nur solange es nicht ums Geld geht! Wen es ums Geld geht bist du dreist und schreckst auch nicht davor zurück deine Freunde zu bestellen!" Sho ging voraus, raus in den Schulhof. Sie drehte sich um und winkte Green zu.

"Wir sehen uns Morgen!" Und schon verschwand sie in der Abendsonne.

Green wusste genau das Sho recht hatte, Green war nicht vertrauenswürdig...

Sie wunderte sich wieso Sho und Sakai noch etwas mit ihr zu tun haben wollten....

So oft schon hatte sie deren Geld gestohlen, wenn sie in der Pause waren. Doch die zwei hatten nie etwas gesagt...

Vielleicht wussten sie dass sie das Geld brauchte?

Aber eins war sicher, wenn sie die Schule abgeschlossen hatte und genug Geld hatte, würde sie das ganze gestohlene Geld Sho und Sakai zurückgeben!

Da viel ihr plötzlich etwas ein und ihr Magen schnürte sich zusammen;

Ihre Aufrückung war in Gefahr, sie hatte eine fünf in Mathe und eine vier in Englisch!

Und wenn sie zurückgestuft werden würde könnte sie das Geld nie zurückgeben! Green verzweifelte.

Wie sollte sie sich ohne Nachhilfe verbessern?

Und Nachhilfe würde wieder Geld kosten!

"Wer würde schon Nachhilfe umsonst machen?!" Aus versehen hatte sie dies Laut gesagt.

"Ich würde es machen" Green wirbelte herum und sah Ookido der ein Stück vor ihr stand. Aber was hatte er eben gesagt?

"Was tust du hier?", fragte Green sichtlicht verwirrt. Ookido sah leicht genervt aus.

"Ist doch egal wieso ich hier bin! Also soll ich dir nun Nachhilfe geben oder nicht?" Green brauchte eine Weile um seine Worte zu verstehen. Wieso wollte er ihr Nachhilfe geben? Und das auch noch ohne Bezahlung? Aber das war die Chance!

"Ok! Holst du mich denn morgen bei der Sporthalle ab?" Ihre Verwirrtheit war schnell verflogen, kann ihr doch egal wieso und warum er das tat!

Hauptsache es war umsonst!

"Von mir aus, sei aber pünktlich klar?"
 

Der nächste Tag war genauso warm wie der vorige. Die Sonne schien vom blauen Himmel, in den Klassenräumen war es kaum auszuhalten...

Aber der Unterricht war für die meisten zum Glück schon vorbei. Die meisten Schüler und Schülerinnen waren in ihren AGs und die, die in den Klassenräumen sitzen mussten waren zu bemitleiden...

Green war mittendrin in ihren Rhythmische Gymnastik Übungen. Es fiel ihr nicht sehr schwer mit den Geräten umzugehen. Es machte riesigen Spaß obwohl es auch anstrengend war. Aber sie hatte ja auch schon Übung darin. Denn sie hatte schon damals im Waisenhaus Rhythmische Gymnastik betrieben. Das war damals das einzige was sie konnte... aber sie hätte nicht gedacht dass sie es noch konnte immerhin hatte sie es schon seit fünf Jahren nicht mehr betrieben. Obwohl sie sich doch verschlechtert hatte, na ja war ja auch normal. Sie warf einen Blick zur Uhr, sie war schon ein paar Minuten zu spät dran...

Naja dann musste ein gewisser jemand halt warten.

Dieser jemand wartete auch schon.

Ookido lehnte an der Außenwand der Sporthalle. Er war leicht genervt. Wieso musste er sie abholen?! Und dann kommt diese, was auch immer, auch noch zu spät! Er warf einen Blick auf seine Uhr. Fünfzehn Minuten hatte er schon gewartet. Langsam reichte es ihm.

Ookido lugte in die Halle. Die Mädchen standen nebeneinander in einer Reihe und hörten ihrer Lehrerin zu. Ganz anders als im Unterricht, hörte Najotake sehr aufmerksam zu. Freiwillig meldete sie sich um eine Übung vorzuführen. Ookido war etwas überrascht das sie im Trico gar nicht mal so schlecht aussah. Sie hatte einen recht gut gebauten Körper. Sie hatte ihre langen Haare zu einem Zopf gebunden. Wie sonst auch vielen ihr zwei Strähnen bis über die Schultern. Sein Blick fiel auf ihre tief blauen Augen, die vor Aufregung und Freude strahlten, sie war ganz in ihren Element. Ihm war nie aufgefallen das sie doch eigentlich ganz schön war. Erschreckt über sich selbst schüttelte er den Kopf. Er wollte, dürfte keine Gefühle zeigen! Und wieso auch? Gefühle bringen zu nichts, man brauchte sie nicht! Green Najotake war nix anderes als ein nerviges Mädchen. Er begriff nicht dass sie ihn so aus der Fassung brachte. Er wusste sie war anders, aber das war wohl kaum der Grund. Das konnte nicht der Grund sein!

"Na wem beobachtest du?" Ookido hatte überhaupt nicht mitbekommen das Najotakes Schulfreundin, Shojoki Minazaii hinter ihm stand. Er war überhaupt nicht in der Stimmung von ihr ausgefragt zu werden.

"Das geht dich überhaupt nichts an!" Seine Hände wanderten in seine Hosentasche. Doch es schien ihr egal zu sein ob es ihr was anging oder nicht. Sie grinste.

"Du hast Green beobachtet, stimmst?" Ookido sah sie geschockt an.

"Natürlich nicht! Was gibt es da schon zu kucken?"

"Ach so hässlich ist sie doch gar nicht!" Grinsend lief sie in die Halle wo grad der Unterricht beendet war. Sie schmiss ihrer Freundin ein Handtuch ins Gesicht. Green reagierte zwar etwas überrascht, doch sie schien sich über Shojoki zu freuen. Grinsend erzählte Shojoki ihr das was sie eben mitbekommen hatte. Green wurde leicht rot und protestierte. Shojoki konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen.

Das was Sho gesagt hatte war sowieso gelogen, da war sich Green sicher. Wieso sollte er sie genauer anschauen? Geschweige denn beobachten! Green wand sich von der grinsenden Sho ab und ging mit den anderen Mädchen in die Umkleide. Die meisten beschwerten sich darüber das der Unterricht länger gedauert hatte. Green verfolgte das Gespräch mit geringer Interesse. Die normalen Mädchen Gespräche eben... So was interessierte sie nicht im Geringsten. Bis ihr Name fiel. Green drehte sich zu den vier Mädchen um. Sie drehten sich schnell weg, aber Green hatte schon gemerkt dass sie Green sehr genau gemustert hatten;

Und wahrscheinlich nicht weil sie, sie mochten...

Es war ihr eigentlich egal, aber sie sollten es ihr gefällig ins Gesicht sagen und nicht hinter vorgehaltener Hand.

"Wenn euch was an mir nicht gefällt, sagt es mir ins Gesicht, klar?!", Green schaute finster zu denn vier Mädchen. Die eine wand sich zu Green und warf ihr einen überlegenden Blick zu. Green funkelte sie böse an. Sie konnte diese Person einfach nicht ab: Sorako Sugisaiki. Sie war aus sehr gutem Hause. Bekam alles was sie wollte, war unheimlich hübsch und man sah sie nie oder kaum, ohne ihre weiße Katze. Auch jetzt wo sich Sorako schon wieder umgedreht hatte, hatte ihre Katze ihre tief grünen Augen starr auf Green gerichtet. Green lief ein Schauer über den Rücken.

Tausend Dämonen wahren ihr lieber als Sorako und ihre schreckliche Katze! Sie steckte ihr Trico in ihren Schrank. Die Katze machte ein schreckliches Geräusch, so was nannte mal wohl miauen...

Sorako streichelte sie und sagte:

"Ich weiß Kisara, diese Person ist nur eifersüchtig auf meine Schönheit" Ihre tiefgrünen Augen durch bohrten Green. Sorako hatte die gleichen grünen Augen wie ihre idiotische Katze. Aber hatte sie gerade mit ihrer Katze gesprochen? Klar es war ja normal das Katzen Besitzer mit ihren Tierchen redeten, aber das grade eben sah fast danach aus, als würde ihr Viech sie verstehen?!? Die Mädchen um sie herum redeten munter weiter, als hätte nur Green es bemerkt. Mit einen leisen grummeln ging sie hinaus um ihren schrecklichen Nachmittag in gegen zu sehen.

Weder Green noch Ookido sprachen besonders viel, sie gingen schweigend und mit großem Abstand zu Green nach hause. Green schmiss ihre Tasche schnell in ihr Zimmer, während Ookido sich umschaute.

"Hej Najotake hier liegt ein Zettel von dieser Göre!", Green kam auf denn Ruf von ihn schnell und lass denn Zettel von Pink:
 

HOI YA!
 

Kom heutte spetter!!!! Binn in der Statt Schopppen!!!!

Hoff wenne ig wider da bine dad ig denne Fannkugen bekomme!!!!
 

Piink
 

Green schaute sich denn Zettel genau an. Da waren aber verdammt viele Fehler drin! Pink konnte noch nicht mal ihren eigenen Namen schreiben... Aber eigentlich wunderte sich Green das Pink überhaupt schreiben konnte...

"Ich muss schon sagen die ist ja dümmer als du.", verwundert hatte er über Greens Schultern mit gelesen. Green nickte einstemmend.

"Da hast du zur Abwechslung mal vollkommen Recht, " sie seufzte "Es ist wirklich eine Schande das sie mit mir verwandt ist!" Ookido schaute sie neckisch an und sagte

"Wenn ihr zwei verwandt seid erklärt das einiges!" Green schaute ihn finster an.

"Damit willst du doch nicht etwa sagen ich währ genauso dumm wie Pink?!"

"Du hast den Nagel auf dem Kopf getroffen", Green grummelte. Und denn hatte sie noch denn ganzen Tag am Hals!

"Anstatt hier große Sprüche zu klopfen, könnten wir denn endlich anfangen?!", umso schneller sie anfangen würden, umso schneller war sie ihn auch wieder los, dachte sich Green. Und schon nach zehn Minuten wahren die zwei auch schon mitten drin in den Mathe Übungen, oder eher gesagt nicht beide, sondern eigentlich nur Ookido. Denn Greens Gedanken hangen woanders. Fieberhaft versuchte sie die Aufgabe zu lösen, doch irgendwie klappte es nicht so recht... Ookido sah ihr etwas belustigt zu, wie sie ihren Kopf zerbrach. Er schaute runter auf ihre Aufgabe und ihm viel auch sofort der Fehler auf.

"Hej Najotake, du machst das ganz falsch!", die Angesprochene schaute auf. Er nahm ihr das Heft weg.

"Du machst gleich am Anfang einen entscheidenden Fehler...!", er zeigte ihr wie es richtig ging. Green schaute sich die Aufgabe genau an. Wischte denn die anderen Aufgaben aus und rechnete sie noch mal aus. Mit ernster Miene gab sie ihm das Heft. Gespannt wartete sie auf sein Urteil.

"Na bitte, geht doch"

"Ist es...richtig?!"

"Ja", Green schaute sich die Aufgabe lange an. Er sabbelte schon über die nächste Aufgabe, Green hörte ihm überhaupt nicht zu. Sie konnte es nicht fassen, es war richtig!

"Die Aufgaben sind doch... wirklich...richtig?", sie konnte es einfach nicht fassen. Ookido schaute sie genervt an.

"Natürlich, willst du etwa eine schriftliche Erklärung darauf haben?!", er wollte gerade da weiter machen wo er stehen geblieben war, doch Green unterbrach ihn schon wieder.

"Danke!", Sie lächelte ihn lieb an. Die röte stieg ihn ins Gesicht, Ookido konnte nicht fassen das dieses Mädchen so süß Lächeln konnte. Er brauchte eine Weile um sich wieder zu beruhigen.

"W-wollen wir jetzt endlich weitermachen oder willst du denn ganzen Tag so blöd kucken, Najotake?!", die Angesprochene schaute ihn unschuldig an, wieso stotterte er?

"Ach können wir dieses blöde Nachname Getue nicht endlich lassen?"

"Von mir aus, Green", die beiden schwiegen sich an. Green war leicht rot, eigentlich wusste sie selbst nicht warum. Sie schaute leicht zu Gary rüber, auch er war leicht rot. Green lächelte etwas unsicher. Was für eine dämliche Siteration...

"Ähm sollten wir nicht langsam weiter machen?"

Irgendwie ging die Zeit denn doch schneller als Green es erwartet hatte, es lief eigentlich gar nicht so schlecht, bis Pink auftauchte und Gary auch kurz danach verschwand. Pink war ziemlich beleidigt weil sie Pfannkuchen erwartet hatte und da sie einen Riesen Aufstand gemacht hatte, machte Green ihr noch ein paar Pfannkuchen.

"Hej Pink sag mal, wann hab ich eigentlich mal wieder was zu tun?", Green schaute ihrer angeblichen Cousine beim essen zu, so schnell wie sie aß würde sie sich schon bald verschlucken... Pink schaute von ihren Essen auf, "Was meinst du?" Irgendwie war es klar das Pink nicht verstand was Green meinte.

"Na ich meine die von dir so genante "heilige Aufgabe"!", Pink sah einen Moment nachdenklich aus. Doch das einzige was sie sagte war ein einfaches "Achso" und futterte munter weiter. Green wartete geduldig, doch Pink schien nichts mehr dazu fügen zu wollen.

"Ja und was denn nun? Immerhin war ich das letzte Mal vor eine Woche in Aktion!", meinte Green. Doch Pink meinte nur das Greens Glöckchen ihr schon ein Zeichen machen würde wenn etwas passieren würde. Green war sich nicht so sicher ob sie Pink so vertrauen könne. Aber es bleib ihr wohl keine andere Wahl.

Winteralbtraum Teil 1

Winteralbtraum
 


 


 

"GREEN! GREEEEEEEEEENNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!", Pink lief völlig von der Rolle durch ihre und Greens Wohnung. Es war mitten in der Nacht und Pink war eben aus einem Albtraum erwacht. Sie musste es ihrer Mitbewohnerin sagen! Das war lebenswichtig! Sie rannte auch sofort in Greens Zimmer, doch es war niemand da.

"GREEN!", Pink war total in Panik und heulte Sturzbach Tränen. Doch da fiel ihr plötzlich was ein, Green hatte doch so was in der Art gesagt: "Ich übernachte heute bei Sho, weil wir morgen auf einer Klassenreise fahren... nach Honshu, also mach bloß nichts kaputt während ich weg bin!" Oder so was ähnliches...? Aber sie hörte sich eigentlich nicht so glücklich darüber an. Aber was war jetzt mit Pinks Albtraum?! Naja war ja auch nicht so wichtig...

...

Natürlich war es WICHTIG! Es war LEBENSWICHTIG! Aber wie sollte sie es Green bloß erzählen... sie seufzte. Dann fasste sie einen Entschluss;

Sie würde jetzt weiter schlafen!
 

Der Zug ratterte über die Schienen. Alle Schüler redeten und lachten, hatten gute Laune. Es kam ja auch nicht jeden Tag vor das man eine Klassenreise nach Honshu machte. Sho war einer von denen die sich am meisten freute. Sie war zwar schon oft mit ihrer Familie dort gewesen und sie hatten dort auch eine Skihütte, aber es war doch was ganz anderes wenn man mit seinen Freunden dort war! Doch Green war überhaupt nicht gut drauf, wieso musste es auch gerade eine Klassenreise nach Honshu sein?!

"Ach Green, nun komm schon! Wir fahren nach Honshu! Das ist doch einfach wunderbar, Hach... ein wahrer Wintertraum!", Sho schwärmte mal wieder, sie liebte Berge, Schnee und alles was mit Winter zu tun hatte! Green saß so weit wie möglich vom Fenster entfernt und riskierte nicht mal einen Blick nach draußen.

"Wohl eher ein Winteralbtraum...", sagte sie eher zu sich selbst als zu der schwärmenden Sho. Sho sah sie fragend an.

"Was hast du gesagt?", doch die Befragte schüttelte denn Kopf.

"Ach nichts ist nicht so wichtig! Sag mal, sch-schneit es zu dieser Jahreszeit in Honshu?", ihre Stimme zitterte ein wenig. Sho überlegte kurz, warf dann einen Blick zum Fenster wo Sakai eingeschlafen war (beide fragten sich wie man bei diesem Lärm schlafen konnte)

"Ähm, Green, wieso schaust du nicht einfach aus dem Fenster? Es schneit schon seit einer halben Stunde!", Sho setzte sich neben Sakai. Green seufzte. Als hätte sie es nicht gewusst, aber sie wollte es einfach nicht wahr haben... es schneite... schon beim Gedanken davon fing sie an zu frieren. Sie zog ihre Jacke fester an sich. Eine ganze Woche Schnee und Eis...für sie gab es nichts schlimmeres, ein wahrer Winteralbtraum...

Der Schnee knirschte unter denn Füßen von Green und rief nicht gerade schöne Erinnerungen in ihr Gedächtnis. Erinnerungen die sie schon verdrängt hatte, die sie nur noch in ihren Albträumen heimsuchten...

Ein Klaps auf den Rücken ließ sie aus ihren Tagträumen erwachen.

"Träumst du schon am Helligen Tag?", fragte Sakai. Doch ehe Green antworten konnte fuhr Sho fort.

"Du siehst nicht gut aus, bist etwas bleich im Gesich- Oh WOW!". beim Anblick bei dem Hotel in dem sie übernachten sollten, hatte sie doch ganz vergessen was sie ihrer Freundin sagen wollte. Aber das nicht ohne Grund; Das "Winter Water" Hotel war wahrlich ein Luxus Hotel im westlichen Stil. Das Erste was Green in den Sinn kam war, das sie sich so ein teures Hotel niemals leisten könne. Die Zimmer wahren sehr schön eingerichtet, die Zimmer der Mädchen im leichten Gelb und die der Jungen im leichten Blau. Gleich als Sho, Sakai und Green ihr Zimmer betraten, lies Green sich aufs Bett fallen.

"Zimmer 443, dürfen wir bloß nicht vergessen, es gibt so viele Zimmer hier, man kann sich sicher leicht verirren", sagte Sakai und schloss die Tür hinter sich. Sho war außer sich vor Freude, das war ja alles zu schön um war zu sein! Sie öffnete das große Fenster. Es hatte aufgehört zu schneien. Ein kalter Wind wehte herein.

"Ach ist das nicht herrlich! Der Schnee glänzt so schön! Ich glaube wir können sogar Eiskunstlaufen!", Shos Augen strahlten vor Freude. Green zog die Decke übern Kopf.

"Mach bloß das Fenster zu!", grummelte Green unter der Decke hervor. Statt Sho schloss Sakai das Fenster. Sho ging zur Tür.

"Wollen wir jetzt aufs Eis?", sie lächelte übers ganze Gesicht. Sakai ging zu Sho.

"Von mir aus", beide wartenden einen Augenblick auf die Dritte im Bunde, doch sie war eingeschlafen.

"Tja, dann müssen wir wohl alleine das Eis unsicher machen!", Sho lächelte etwas unsicher. Sakai nickte und beide verschwanden aus dem Zimmer.

Green schlief sehr ruhig, ohne jegliche Träume. Das Fenster schlug auf, Sakai hatte es wohl nicht richtig verschlossen. Ein kühler Wind kräuselte Greens Haare, unruhig drehte sie sich zur Seite. Ihr Glöckchen fiel sanft auf die gelbe Decke.

Kurz vor dem Bett erschien eine Gestalt. Es passte ihm nicht hier zu sein, aber Auftrag war Auftrag.

Er streckte seine Hand nach Greens Glöckchen aus, nur ein paar Zentimeter und der Auftrag war erfüllt. Doch gerade als er das Glöckchen schon fast in seiner Hand hielt, griff das Mädchen nach seinem Handgelenk; Der Eindringling erstarrte innerlich, wagte es kaum zu atmen, doch dieses Mädchen schlief noch immer, sie hatte wohl aus Refflecks gehandelt. Ohne sie zu wecken befreite er sich aus ihren Griff. Das Glöckchen lag jetzt zum Greifen nah.

"...Es...es...ist...so...kalt...", genau diese Worte ließen ihn mitten in der Bewegung erstarren. Das Mädchen hatte ihre Augen fest zusammen gekniffen, ihr Atem war unruhig und sie war kreide bleich. Irgendwo hatte er diese Worte schon mal gehört. Seine Gedanken drehten sich nur noch darum, woher er diese Worte, genau diese Worte schon mal gehört hatte. Er schüttelte sich in Gedanken, es war der falsche Zeitpunkt über so was nach zu denken! Plötzlich hörte er Schritte auf dem Gang, sein Blick wanderte zur Tür. Er drehte sich um und löste sich ihn Luft auf.

Einen kurzen Augenblick später kam Sho auch schon reingeplatzt. Sie schaute sich um und entdeckte das offene Fenster.

"Green kann sich wirklich nicht entscheiden! Zuerst brüllt sie mich an ich soll das Fenster zumachen und macht es denn selbst wieder auf! Tz!", Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder aus dem Zimmer hinaus.

Green klammerte die Decke an sich, so kalt, so kalt war es schon lange nicht mehr gewesen. Unruhig drehte sie sich wieder um.

Mit einem Schrecken erwachte Green aus ihren Albtraum, sie fasste sich an der Stirn. Diesen Albtraum hatte sie schon lange nicht mehr gehabt, wahrscheinlich hatte es damit zu tun das es hier besonders kalt war...

Ihr Blick folgte dem kalten Wind und bemerkte das offene Fenster. Fast erstarrt bemerkte sie dass es wieder zu schneien angefangen hatte, der Schnee hinterließ Spuren auf dem Teppich. Langsam schlug Green die Decke beiseite und schlich zum Fenster. Ihre Hand zitterte, nein ihr ganzer Körper zitterte, doch schließlich schloss sie das Fenster. Zufrieden mit sich selbst legte sie sich wieder unter die warme Decke. Gerade als sie ihre Augen wieder geschlossen hatte und die Müdigkeit sie wieder eingeholt hatte, schlug die Tür auf und Sho und Sakai kamen herein. Green hatte keine Lust ihre Augen wieder auf zu machen, es war gerade so schön warm...!

"Ach war das nicht einfach herrlich?!", Sho lächelte übers ganze Gesicht und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Sakai zog Schall, Mütze und Handschuhe aus.

"Ja nicht schlecht", sagte Sakai ruhig und legte ihre Sachen weg. Sho sah etwas überrascht an.

"Nicht schlecht?! Es war einfach toll! Sag mal schläft Green noch?", Shos Blick wanderte zu ihrer Freundin.

"Was fragst du mich?", Sakai setzte sich auf ihr Bett und lies sich rücklings darauf fallen. Sho ging zu Green.

"Green! Wach auf!", auf Shos Weckruf hin, grummelte Green. Langsam öffnete sie ihre Augen. Sho lächelte übers ganze Gesicht, doch das was Sho da in der Hand hielt gefiel ihr gar nicht. Ihr Körper schnürte sich zusammen. Sho hielt ihr doch tatsächlich Schlittschuhe vor die Augen! Das blanke entsetzen spiegelte sich in Greens Gesichts Ausdruck wieder, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Schadenfrohes Gelächter füllte Greens Kopf, die Erinnerungen ließen ihre Gedanken fast zerspringen. Vor mehr als sechs Jahren war fast das gleiche geschehen... Eine Freundin hielt ihr ebenfalls Schlittschuhe vors Gesicht.

"Green willst du es nicht wenigstens noch mal versuchen? So schwer ist es nicht!" Das Mädchen sah sie flehend an, eine Gruppe von Kinder lachte Schadenfroh "Die wird es nie lernen! Die ist einfach zu blöd dazu! Stimmst Green? Gibst doch einfach zu! Du hast Angst davor dich zu blamieren! Ach stimmt ja! Du kannst ja gar kein Deutsch!" Ein anderes Kind fuhr fort: "Oder habt ihr da drüben im Osten kein Eiskunstlaufen gelernt?!" Das Mädchen das Green die Schlittschuhe geben wollte sagte: "Green mach dir nix aus denen! Du musst nicht wenn du nicht willst!" Das Gelächter der Gruppe wurde noch lauter "Stellst du dich jetzt etwa auf die Seite dieser Japan Göre, Kari?!" Die angesprochene beachtete sie nicht weiter, doch Green griff nach den Schlittschuhen. Das Gelächter verstummte prompt. Green zog sich die Schuhe an und ging zum Geländer der Eiskunstlaufbahn. Sie machte einen Schritt auf die Bahn und; Viel hin. Die Gruppe fing erneut an zu lachen und das noch hämischer und lauter als vorher. Es fing leise zu schneien an, Green fing an zu weinen. Ihr Gesicht war rot vor Tränen, sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. "Heulsuse! Heulsuse! HEULSUSE! Seht ihr! Ich habe es euch doch gesagt! Green kann noch nicht mal einen Schritt aufs Eis machen! Die Japaner sind einfach zu dumm dazu! Und Green ganz besonders! HEULSUSE!"

Das Gelächter wurde immer lauter in Greens Kopf, immer und immer wieder. Hass durch strömte ihren Körper, Hass auf al denen die sie in ihrer Kindheit ausgelacht haben, auf die die sie allein gelassen haben, einfach auf alle!

Sie schlug Sho die Schlittschuhe aus der Hand. Sho sah sie überrascht an.

"Green?"

"Lasst mich in Ruhe", sagte Green tonlos. Sho und Sakai starrten Green an. Sho ging einen Schritt auf Green zu.

"Green? Geht's dir nicht gut?"

"LASST MICH IN RUHE!", einen Augenblick herrschte Ruhe. Sho nickte.

"Aber komm bitte zum Essen, okay? Und reg dich ab", Sho drehte sich zu Sakai um. Warf Green noch einen Blick zu und verschwand mit Sakai aus dem Zimmer.

Green legte ihre Arme um ihre Knie und fing zu weinen an. Eine Weile weinte sie leise vor sich hin.

Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war gleich Sechs, es war Zeit fürs Abendessen. Sie wischte sich die Tränen weg und stand auf. Sie würde es nicht zulassen das ihre Vergangenheit sie einholen würde, NIEMALS! Das war viel zu lange her! Es lohnte sich nicht deswegen rum zu heulen! Sie schritt auf dem Gang. Es war so einfach, sie würde einfach so weiter machen wie bisher. Als sie denn großen Esssaal betrat, sah sie sofort Sho und Sakai. Green würde es nicht zulassen das, sie Green, wieder so schwach und hilflos werden würde wie früher. Denn nach welchem Sprichwort lebte sie? Vertrauen ist gut, Lügen ist besser...!

"Na Green geht's dir wieder gut?"

"Klar! Mir geht's gut!"
 

Das Essen war einfach super gut, für Green fast wie ein Festmahl. Es war zwar nicht so das sie das nicht selbst kochen konnte, aber wer hatte schon soviel Geld? Also sie ganz sicher nicht! Aber seitdem sie ihr Zimmer verlassen hatte, hatte sie irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden...oder bildete sie sich das nur ein?

Sie betrat ihr Zimmer, wo Sho und Sakai sich gerade umzogen. Sho sah auf als Green rein kam.

"Sind die Nachthemde nicht einfach Ober süß?", Sie sah auf ihres herunter. Alle drei Mädchen hatten das gleiche, ein gelbes Kleid mit einem Sonnen Muster. Doch ehe Green antworten konnte, redete Sakai.

"Sollen wir das Fenster auf oder zu haben?"

"Auf!", sagte Sho.

"ZU!", rief Green dazwischen. Sho sah sie flehend an.

"Aber Green du hattest es doch vorhin auch auf!", Green sah die Sprechende zweifelnd an.

"Ich hab nichts auf gemacht! Es war plötzlich auf und deswegen bin ich ja auch aufgewacht! Wahrscheinlich hat Sakai es nicht richtig zu gemacht!", jetzt mischte sich auch Sakai ein. Sie hasste es wenn jemand sie so hinstellte als würde SIE einen Fehler machen.

"Ich hab es richtig zu gemacht, denn es ist ein Autolook Schloss!", Sakai warf ihnen einen "ihr-wisst-schon-was-das-bedeutet" Blick zu. Natürlich wusste Green was ein Autolook Schloss ist, denn wer kannte von ihnen kannte sich wohl am besten mit Schlössern aus?! Doch Sho sah gar nicht danach aus das sie wusste was ein Autolook Schloss ist.

"Ähm was ist das?", fragte Sho ihre beiden Freundinnen. Green seufzte.

"Ein Autolook Schloss ist ein Schloss das sich automatisch verschlisst, klar?", Sho meinte darauf hin, wie denn das Fenster aufgegangen war.

"Man kann ein Autolook Schloss nicht-", fing Sakai an, doch als wüsste Green was sie sagen wolle, redete Green dazwischen:

"Es gibt kein Schloss das sich nicht öffnen lässt, man muss nur wissen wie! Aber bei diesen Schloss ist es schon ein bisschen schwerer...!", Sakai funkelte Green böse an, das hasste sie auch, wenn man, sie Sakai unterbrach. Sho überlegte kurz.

"Glaubst du etwa, Green das einer hier eingebrochen ist?!", doch Green schüttelte die Worte ab.

"Nein, ausgeschlossen, ich bezweifle stark das jemand aus unserer Klasse ein Autolook Schloss vom Typ APX D3 von Xerion aufbrechen kann!", Sho wechselte einen Blick mit Sakai.

"Green? Woher weißt du so viel über Schlösser...?", Sho wechselte immer wieder einen Blick mit Sakai. Green sagte lächelnd:

"Allgemein Wissen!"

"Okay denn hab ich kein allgemeines Allgemein Wissen!"
 

Sakai und Green hatten lange gebraucht um Sho davon zu überzeugen das man nicht die ganze Nacht lesen musste. Und endlich um null Uhr rum gab Sho nach und legte ihr Buch weg. Alle drei waren schnell eingeschlafen. Doch plötzlich erhob sich Greens geflügeltes Glöckchen von Greens Brust. Es leuchtete in einen silbernen Schein, und gab ein Ohrenbetäubendes Klingen von sich, von dem Green auch sofort aus dem Schlaf gerissen wurde. Mit noch Gehschlossenden Augen griff sie nach ihren Glöckchen und das Klingen erstarb.

Green rieb sich verschlafen die Augen und gähnte erst mal herzhaft. Erst dann bemerkte sie das dass Glöckchen einen Lichtkreis um sich hatte. Green starrte es an. So was hatte sie noch nie erlebt, es musste eine äußerst starke Energie in der nähe sein. Sie schaute zu Sho und Sakai doch beide schienen zu schlafen, wie konnten sie bloß bei den Krach das ihr Glöckchen verursacht hatte, schlafen? Sie seufzte. Musste sie jetzt wirklich in dieser Eiseskälte raus und einen zu groß geratenden Dämon bekämpfen? Sie lies sich wieder in ihr Kissen fallen. Nein wenn schon würde sie es nicht mitten in der Nacht machen, sondern morgen. Sie schloss die Augen wieder, doch fand keinen Schlaff. Pinks Worte ließen sie nicht zum schlafen kommen: "Es ist unsere heilige Aufgabe!"

"Pink lass mich in ruhe schlafen!", zischte Green, doch es brachte alles nichts, schlafen konnte sie nicht mehr also konnte sie genauso gut raus. Ohne Sho und Sakai zu wecken zog sie extra warme Klamotten an und schlich hinaus.

Die Eiskalte Nachtluft kam ihr entgegen und ihr lief ein Schauer über ihren Rücken.

Das erste Problem war: Es war stock finster. Das zweite: Wenn man sie hier draußen erwischte würde sie mehr als nur eine Strafarbeit bekommen. Das Dritte: Sie hatte überhaupt keine Lust in diesen Wetter draußen zu sein! Das Vierte und schlimmste Problem: Es war Eiskalt!!! Green schleppte sich durch den Schnee und redete sich ein dass es überhaupt nicht kalt war, doch es wirkte nicht so richtig...

Das Glöckchen was sie fest in ihrer Hand hielt, leuchtete und zeigte ihr den Weg. Das Klingen konnte sie noch leise war nehmen, den es wurde immer lauter, um so länger sie ging.

Es kam Green wie eine Ewigkeit vor, als das Glöckchen ihren Schein verlor und verstummte. Sie fand sich auf einer Lichtung mit einem See wieder. Der Mond war aus der Wolkendecke hervor gekommen und reflektierte sich matt auf dem zugefrorenen Eis des Sees. Das musste der See sein auf dem Sho und Sakai ein paar Stunden zuvor Eislaufen gewesen waren, denn man konnte die Kurven auf dem Eis noch deutlich erkennen. Green spürte wieder das Gefühl von Hass in sich hochkommen. Sie sah wieder die Bilder aus ihrer Vergangenheit vor sich. Sie schüttelte den Kopf. Sie musste sich auf ihre Aufgabe das konsentrieren. Obwohl sie hier nirgends etwas Bedrohliches ausmachen konnte, geschweige den einen Dämon! Sie sah auf ihr Glöckchen herunter das jetzt wieder wie ein ganz normales Glöckchen aussah. Vielleicht hatte es sich geirrt und hier gab es gar nichts zu bekämpfen? Doch plötzlich strahlte das Glöckchen in einem grellen Licht und wieder ertönte ein Ohren beteubenes Klingen nur diesmal viel lauter als zuvor, so laut das Green das Glöckchen fallen lies und sich die Ohren zu halten musste. Schnell bückte Green sich um ihr Glöckchen wieder in die Hand zu nehmen und das Glöckchen verstummte prompt. Green seufzte erleichtert, was war das denn gewesen? Sie hoffte inständig das, dass das letzte Mal war das ihr Glöckchen so einen Radau machte. Im Schatten begutachtete sie es genau.

Im Schatten?! Sie war doch auf einer Lichtung...wo kam da ein Schatten her...?! Ihr befiel ein schrecklicher Gedanke, sie wagte es kaum sich um zu drehen. Das wurde ihr auch erspart. Eine gewaltige Kraft traf sie auf den Rücken und schleuderte sie weg, kurz vor dem See kam Green zum Stillstand. Sie hatte ihre Augen fest zugekniffen. Das "Etwas" hatte ihre Klamotten auf ihren Rücken zerrissen, das warme Blut wurde schnell von der Kälte abgekühlt. Green keuchte und öffnete ihre Augen wieder um den "Etwas" ins Gesicht zu sehen. Doch das war gar nicht so einfach; Das "Etwas" stellte sich als einen Riesen großen Dämon heraus, der schon für den nächsten Schlag bereit war. Green klammerte die wahre Gestalt ihres Glöckchens an sich. Auch sie war bereit, bereit diesem zu groß geratenden Dämon für ihre zerrissenen Klamotten büßen zu lassen!

Doch das war leichter gesagt als getan, der Dämon schlug wild um sich und zerschmetterte einige umstehende Bäume. Es viel Green trotz ihrer Verletzung nicht besonders schwer auszuweichen, es war nicht besonders gut im Zielen und wahrscheinlich auch nicht besonders helle. Doch Green konnte nicht ewig ausweichen, sie beschloss dem Kampf ein Ende zu machen. Sie nutzte eine weitere Attacke des Dämons, als Aufschwung. Als sie gerade so cirka über die Baumwipfeln sehen konnte und dem Dämon etwa bis zur Mitte ging, holte sie mit ihren Glöckchen Stab aus;

"DARKLIGHTNING!", schrie sie in die kalte Nachtluft herein. Die Energie in ihren Stab bündelte sich und traf den Dämon direkt. Green atmete auf, tja so einfach ging es! Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Immer noch mitten in der Luft hängend, stellte sie erstaunt fest dass der Dämon nicht mal eine Schramme hatte! Der Dämon nutzte es aus das Green nicht ausweichen konnte und schoss einen dunklen Energie Strahl auf Green. Der sie am Arm traf. Für einen Moment war sie der Ohmmacht nahe, der Arm der getroffen wurde lies den Stab fallen. Green riss sich zusammen, sie wollte hier nicht um kommen! An einen Ast fand sie halt. Sie hatte nur noch einen Arm zu Verfügung, so würde es schwer werden der nächsten Attacke des Dämons aus zu weichen und es bereitete sich gerade darauf vor. Green suchte schnell denn Boden nach ihren Stab ab. Der Stab lag nicht weit weg von dem Dämon. Es bestand ein gewisses Risiko darauf von es zertrampelt zu werden. Aber eine andere Möglichkeit lebend aus dieser Sache raus zu kommen bestand nicht. Green schwang sich in letzter Sekunde vom Ast herunter. Ein weiterer Dunkler Energie Strahl verfehlte sie knapp. Der Riesen Dämon hatte wohl beschlossen, nicht mehr wie wild um sich rum zu schlagen sondern sein Opfer mit den Strahlen zu attackieren. Die Zeit die zwischen den einzelnen Strahlen lag, reichte locker für Green an ihren Stab heran zu kommen. Aber sie spürte schon dass sie nicht mehr lange aushalten konnte, die Verletzungen taten es ihr schwer. Sie wusste wenn sie noch einmal getroffen werden würde, den war es aus und sie konnte nicht ewig ausweichen...

Ihr fiel ein was bei ihren letzten Auftrag passiert war; Das letzte mal konnte sie die Dämonen auch nicht besiegen, ihr "Darklightning" hatte keine Wirkung gezeigt und Pink musste ihr helfen, aber Pink war über hundert Kilometer entfernt von ihr und konnte Green nicht helfen. Wieso musste es auch ausgerechnet immer ihr passieren?!

Sie sah ihren Stab flehend an, irgendwas musste sie doch tun! Von dem ewigen Ausweichen wurden ihre Beine ganz lahm und ihre Verletzungen bluteten stark. Gerade als sie zum, wie es ihr vorkam zum tausendsten male ausgewichen war, gaben ihre Beine nach und sie viel hin.

Es war aus... Hinter ihr hörte sie schon den Dämon, der sich für den Endschlag bereit machte.

Sie klammerte ihren Stab an sich, sie wollte nicht sterben...! Bitte! Dieses Ding was sie in der Hand hielt musste doch noch mehr drauf haben! Sie öffnete ihre Augen. Ihr Blick fiel auf die zwei Energie Leisten die in dem Starb eingebaut wahren. Die Schwarze war cirka bis zur Hälfte gefüllt, das war die Energie die sie in ihre vergangen Kämpfen absorbiert hatte, aber was war mit der anderen Leiste? Der weißen Leiste? Schnell begriff sie, es gab noch eine Chance! Sie flehte ihre lahmen Beine an, das sie noch einen Augenblick durchhalten mussten. Green rappelte sich auf. Aus voller Verwunderung dass Green überhaupt noch stehen konnte vergaß der Dämon seine Attacke. Green hielt ihm Angriffslustig ihren Stab hin. Sie hatte einen Plan, so musste es funktionieren, wenn sie dunkle Energie mit dem Stab aufnehmen konnte und damit die schwarze Leiste auffühlte, musste man doch auch die Weiße Energie auffühlen können? Vielleicht musste sie einfach die dunkle Energie in weiße Energie umwandeln? Einen Versuch war es wert! Der Dämon begriff nicht richtig wieso sein Opfer sich jetzt freiwillig angreifen lies, aber es war ja auch egal. Es holte aus und feuerte ein gewaltige Energie auf Green zu. Sie schloss die Augen und hoffte inständig dass ihr Plan aufging, er musste aufgehen! Sie spürte die gewaltige Energie die auf sie zukam. Doch irgendwas war anders, sie spürte einen Stoss in ihren Körper. Ein Schwindel Gefühl überkam sie, einen Augenblick lang konnte sie nichts sehen. Bis ihr Stab alle Energie in sich aufgenommen hatte. Die Weiße Leiste hatte sich halb gefühlt. Plötzlich ohne den Grund dafür zu wissen, wusste das Mädchen ganz genau was sie zu tun hatte. Es war fast so als ob sie nicht mehr sie selbst war, als ob ein anderer ihren Körper steuerte. Sie nahm wieder eine weitere Attacke des Dämons als Aufschwung. Im Mondlicht erhob sie den Stab und eine Glockenhelle Stimme durchhallte den Abendhimmel;

"Du wagst es dieses Mädchen anzufassen?! Du wagst es ihr weh zu tun?! Du Kreatur der Dunkelheit sollst Green nie wieder wehtun! SPIRIT OF LIGHT!", das grelle Licht prallte auf den Dämon und löste es vollständig auf. Die Energie die übrig blieb wurde von dem Glöckchen Stab absorbiert. Die junge Frau schloss ihre Augen für en paar Sekunden. Als sie ihre Augen wieder öffnete war es als währe sie ein ganz anderer Mensch.

Mit einen Schrecken bemerkte Green das sie mitten in der Luft hang, doch es blieb ihr keine Zeit drüber nach zu denken wie sie hier hin kam, sie stützte schon auf den zugefrorenen See zu. Ohne etwas dagegen machen zu können durchbrach ihr Körper das Eis. Das kalte Wasser umschloss sie. In diesen Zustand konnte sie unmöglich schwimmen... Alles um sie herum wurde schwarz...
 

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Teil 2 cis schon im Arbeit XD

Ich bitte um Kommis XD sonst kann ich mich doch nicht verbessern! ._.

Und Dankö an alle die das lesen ^-~

Winteralbtraum Teil 2

Winteralbtraum Teil 2
 


 


 


 

Ein Junge stand auf der Spitze eines Baumes in der nähe des Sees. Seine roten Haare wehten im kalten Wind. Er hatte die Schlacht genau beobachtet. Doch eins wunderte ihn. Es wunderte in nicht das, dass Mädchen gewonnen hatte, nein das war in eigentlich klar gewesen. Der eigentliche Grund war das Ende des Kampfes, das hatte ihn überrascht. Denn nach seinen Informationen hatte dieses Mädchen dunkel blaue Augen und nicht weiße! Und seit wann wechselten Augen plötzlich ihre Farbe?

Er schloss die Augen. Naja war ja auch egal, er sollte sich lieber schon mal um das nächste kümmern. Und damit verschwand der Junge in der Dunkelheit...
 

Die nachmittags Sonne kam hinter den Schneewolken hervor und erhellte ein blaues Zimmer. Nasse Klamotten hingen über die Heizung. Das Zimmer war so ziemlich komplett in blau eingerichtet, blaue Sessel, das blaue Bett, blaue Gardinen u.s.w Sogar der Schlafanzug des Mädchens das im Bett lag war blau. An dem einen Arm hatte sie Verband um. Von der Sonne geweckt, erwachte das Mädchen.

Green schaute sich verschlafen um. Ihr Blick wanderte zu den zwei anderen Betten, sie waren leer. Sho und Sakai mussten schon wach sein. Kein wunder es war ja auch schon halb vier! Immer noch ziemlich kaputt lies Green sich wieder ins Kissen fallen und bemerkte ihre Rücken Verletzung. Sie stand auf und ging in den Gang hinaus. Sie schien ganz vergessen zu haben ihre Klamotten zu wechseln. Green gähnte herzhaft und rieb sich den Sand aus den Augen. Zufällig viel ihr Blick auf die Zimmer Nummer. Zimmer 114? Hatte sie nicht irgendwas mit 4 am Anfang gehabt? Doch ihr Gehirn war viel zu müde um zu arbeiten...

"GREEN! NA ENDLICH!", die Gerufene drehte sich verschlafen um. Sho kam winkend auf sie zu gerannt.

"Sag mal wo warst du?! Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht als ich gemerkt habe dass du nicht in deinem Bett lagst! Und...", sie musterte Green " Was ist das für ein Schlafanzug?" Plötzlich grinste Sho. Green begriff nicht was los war, worauf wollte Sho hinaus?

"Sho was ist los?", fragte Green immer noch im Halbschlaf. Sho zeigte auf die Zimmertür.

"Zimmer 114? Green, in welchen Zimmer bist du eingeschlafen?"

"In...ähm"

"Unser Zimmer hat die Nummer 443, Green!"

"Das heißt ja..."

"Du hast dich rumgetrieben! Und das auch noch bei den Jungs, also Green du bist ja richtig schlimm!"

"Wie bitt- HAB ICH NICHT!!!!"

"Und wie erklärst du mir dass du hier bist? Und das du einen anderen Schlafanzug anhast? UND das du mir nichts gesagt hast?!"

"Woher soll ich das wissen?! Ich hab mich jedenfalls NICHT RUMGETRIEBEN!"

"Ja klar der jenige hat dich entführt weißt du?"

"Ha ha"

"Ja was denn?"

"Du willst mir jawohl nicht aufbinden, das ich mich in der Nacht bei Jungs rumgetrieben habe?! Wieso sollte ich denn bitte?!"

"Die Beweise liegen klar auf der Hand, Green!"

"Die Beweise kannst du dir an den Hut stecken!"

"Und wie willst du mir das hier erklären?!"

"SHO ICH MACHE SOWAS NICHT!", das letzte Wort war für Green gefallen, Sho schwieg. Erst jetzt bemerkte sie Greens Verband an ihren Arm.

"Ähm Green was ist das?", sie zeigte auf den verletzten Arm. Green sah an ihren Arm herunter, sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern in verbunden zu haben... wie kam sie überhaupt ins Hotel? Sie war doch in den See gefallen... war sie da alleine rausgekommen? Oder hatte der jenige der sie, ins Hotel gebracht hatte und ihr den Verband umgebunden hatte sie da rausgeholt?

"Ach das... das, ist von einen Stur-", doch weiter kam sie nicht, Sho hatte ihren gesunden Arm genommen und zog Green ins Krankenzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und platzierte Green auf einen Stuhl.

"So Green, du hast wie ich sehe auch etwas auf dem Rücken, also Hemd hoch!", Sho setzte sich hinter ihr auf einen Stuhl. Green zog ihr Hemd aus und schmiss es auf das Bett. Sie trug ihr T-Shirt noch darunter, doch das brauchte sie nicht auszuziehen, denn es war ja von dem Dämon auf den Rücken zerrissen worden. Sho stockte der Atmen.

"Wa- Was hast du den da gemacht?!", Sie holte eine Flasche desinfizirungs Mittel.

"Ich bin von der Treppe gefallen, ähm Sho weißt du wa- AU!", Sho hatte ihr gerade das Mittel auf die Wunde geschüttet.

"Halt still, von der Treppe gefallen? Das war aber eine sehr brutale Treppe! Und... ja ich weiß was ich hier tue!"

"Das hoffe ich auch für dich!", als Sho fertig mit den Rücken war, nahm sie den Verband am Arm ab, um zu sehn ob sie dort noch was machen musste. Sho staunte nicht schlecht als sie sah dass der Arm schon komplett gereinigt wurde.

"Dein Arm sieht gut aus! Die Wunde wurde schon desinfiziert, aber warum hat der jenige das nicht auch noch auf den Rücken gemacht?", Sho band den Verband wieder um den Arm und holte neuen.

"Warum wohl?"

"Also ich weiß es nicht, du Green?", Sho kam mit neuen Verband wieder und begann ihr den um ihren Rücken zu binden.

"Ja glaub ich, Sho also erst mal ich war nicht freiwillig in den Zimmer! Als ich von der Treppe gefallen bin hab ich das Bewusstsein verloren, dann hat mich derjenige wohl gefunden und meine Verletzungen gesehen. Wahrscheinlich hat er mich den in sein Zimmer mitgenommen und die Verletzung behandelt. Und da ich noch mein T-Shirt und noch eine Hose unter meinen Schneeklamotten anhatte, konnte er meine Klamotten Problemlos wechseln klar?"

"Und wie erklärst du dir dass er die Verletzung am Rücken nicht behandelt hat?", fragte Sho.

"Woher soll ich das wissen?", antwortete Green. Sho gab ihr einen sanften Klaps auf den Rücken.

"So fertig! Das wird jetzt aber schwer etwas Passendes für dich zum anziehen zu finden!"

"Danke, wie was Passendes? Für was meinst du?"

"Na Greenchen den Maskenball nachher!"

"Du sollst mich nicht so nennen! Welchen Maskenball?"

"Och man Green! Na DENN Maskenball!"

"Maskenball? Sind wir hier in den 80ter Jahren oder was? Hört sich dämlich und langweilig an! Und außerdem wie soll ich den bitte tanzen? Und außerdem für so was hab ich nichts Passendes mitgenommen!"

"Ich finde es cool! Macht sicherlich Spaß! Und du brauchst ja auch nicht tanzen, aber du kannst es dir wenigstens anschauen! Mach dir keine Sorgen ich find schon was Passendes für dich! Also welche Farben?"

"Schwarz, Blau oder Grün. Aber ich komm nicht, ich hab darauf keine Lust! Ich werde ganz bestimmt nicht so eine dämliche Maske tragen!"

"Brauchst du ja auch nicht! Nur die Jungs tragen sie, verstanden? Okay also Schwarz oder Blau, Grün passt glaub ich nicht so richtig. Aber musst du dein Glöckchen anhaben?"

"Ja muss ich, warum?"

"Weil das kitschig aussieht!"

"Lass mich doch, wenn ich das will!", Green wollte gar nicht rausfinden was passieren würde wenn sie es nicht bei sich trug. Pink hatte ja irgendwas gesagt, das es wichtig ist das sie es immer bei sich hatte. Und das war das einzige Mal das Pink ernst gewesen war! Das musste wohl was heißen... Sho war aufgestanden und ging zur Tür.

"Also in Schwarz oder Blau und dein Glöckchen musst du unbedingt dabei haben? Alles klar! Ich werde schon was finden, was auch deine Verbände überdeckt!", und mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür. Green seufzte sie hatte sich schon wieder überreden lassen. Sie hoffte nur dass sie nicht zum Tanz aufgefordert wurde, denn sie konnte nicht tanzen, sie hatte es nie versucht. Green zog sich was über und ging nach unten in Rezeption. Sie wollte unbedingt wissen wer ihr geholfen hatte. Doch die Frau hinter der Theke wollte ihr keine Auskunft darüber geben wer das Zimmer 114 hatte. Aber Green wäre nicht Green wenn sie sich das so einfach gefallen lies. Sie wartete einfach ab bis die Frau mit einen andern beschäftig war und schlich sich in das Zimmer wo der Computer stand. Zum Glück war der noch eingeloggt und Green konnte problemlos ihre Information bekommen. Doch das Zimmer 114 war nicht reserviert! Sie fand heraus das dass Zimmer am Vortag verlassen wurde. Doch Green lies nicht locker, sie öffnete die Liste aller Jungs die mit auf der Klassenfahrt waren. Hastig überflog sie die Liste und es kam ihr irgendwie so vor als würde jemand fehlen... doch gerade als sie sich den Kopf darüber zerbrechen wollte, hörte sie Schritte. Ein Mann kam herein und er war nicht so erfreut darüber Green sehen. Er beförderte sie mit einen unsanftem Schube nach draußen.

"Behandelt man so eine Dame?!", rief Green dem Mann ärgerlich hinterher. Doch das brachte auch nichts. Green ging zuerst in das Zimmer 114 um ihre Klamotten zu holen und dann in ihr richtiges Zimmer. Das Gefühl beobachtet zu werden konnte sie dennoch nicht abschütteln. Green schloss die Tür hinter sich. Sie zog sich aus und ging in die Badewanne sie wollte sich erst mal erholen.

Doch lange hielt die Ruhe nicht an. Nach einer halben Stunde tauchte Sho auf, mit drei Kleidern am Arm herunter hängend. Für sie selbst hatte sie ein rotes Kleid, für Sakai ein lilanes und für Green ein dunkel blaues Kleid. Sho hatte wirklich einen guten Blick für so was. Greens Kleid war genau so dass man ihre Verletzungen nicht sehen konnte. Und dazu war es noch richtig schön. Obwohl etwas gewagt war es schon...!
 

Green nippte unruhig an einen Weinglas, hin und her ob sie den Wein mal probieren sollte oder nicht. Sho und Sakai dagegen waren schon seit einer halben Stunde auf der Tanzfläche. Green wurde zwar auch schon zum Tanz aufgefordert, doch hatte immer abgelehnt. Zum ersten; weil sie gar nicht tanzen konnte, zum anderen; weil ihre Schmerzen zurückgekehrt wahren. Green nahm das Weinglas und trank den Rotwein mit einen Schluck auf. Sofort hatte sie das Gefühl sie müsse sich übergeben. Das war einfach widerlich und eins war für sie sicher; das würde sie nicht noch einmal probieren! Schnell trank sie noch einen Schluck Wasser um den Geschmack los zu werden. Widerlich, einfach Widerlich! Während Green noch mit dem Rotwein beschäftigt war, bemerkte sie nicht dass ein Junge hinter ihr stand. Er räusperte sich, Green drehte genervt um.

"Tanzen? Nei-" Mitten im Satz brach sie ab. Der Junge war nicht aus ihrer Klasse, es war verdammt ärgerlich dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Irgendwie hatte sie plötzlich Lust zu tanzen, auf ihre Schmerzen achtete sie nicht. Er streckte seine Hand nach ihrer aus und Green nahm sie. Seine Hand war irgendwie kalt und irgendwie doch warm, schwer zu beschreiben. Als sie auf der Tanzfläche wahren fragte Green:

"Wer bist du?", ein neues Lied fing an zuspielen und es war um einiges ruhiger als das letzte.

"Das braucht man auf einen Baskenball nicht zu wissen", eins war sicher, der war nicht in Greens Klasse. Doch trotzdem die Stimme kam ihr ein kleines bisschen bekannt vor, es war nicht die gleiche, aber sie hatte eine Spur von ihr hatte sie schon.

"Das ist mir klar, aber ich tanze nicht gerne mit einen Unbekannten", sagte Green. Der Junge führte, tanzen konnte er gut. Green hatte nicht das Gefühl sich dämlich benehmen zu können. Denn er würde schon darauf achten das sie nichts falsch machen könnte. Irgendwie gefiel ihr das Tanzen. Er legte seinen Arm um ihre Taille. Einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen. Das Lied kam zum Ende, eigentlich wollte Green gar nicht aufhören. Doch der Junge lies ihre Hand los und in der Menschenmenge verlor sie in. Schade sie hätte wirklich gern gewusst wer er war... Green wollte gerade wieder zu Sho gehen die endlich wieder am Tisch saß, als Green ein Schwindelgefühl überkam, so stark war es noch nie, vor ihren Augen verschwamm alles. Aus Reflex griff sie zu ihren Glöckchen, doch, es war nicht mehr da. Ihr Herz schlug stark. Greens Beine gaben nach und sie viel in die Schwärze der Ohmmacht...
 

"Green! Wach auf, komm schon!", war das Shos Stimme? Zögernd öffnete Green ihre Augen. Sho stand neben ihrem Bett. Sho sah sie besorgt an.

"Green! Du bist ja wieder bei Bewusstsein!", Sho lächelte übers ganze Gesicht. Greens Kopf schmerzte, was war eigentlich geschehen?

"Was ist den passiert?", ihre Stimme hörte sich heiser an, als wäre sie krank. Wieder sah Sho sie besorgt an.

"Du bist auf der Tanzfläche zusammen gebrochen! Den genauen Grund weiß ich auch nicht", Sho legte ihre Hand auf Greens Stirn.

"Aber ich glaube du hast Fieber, vielleicht hast du von den Verletzungen eine Blutvergiftung bekommen!", ihre Stimme hörte sich panisch an. Aber eine Blutvergiftung? Daran glaubte Green nicht, sie hatte etwas anderes im verdacht.

"Sag mal, wo ist mei-" Doch weiter kam Green nicht, ein Hustanfall unterbrach sie und das Schwindel Gefühl kehrte zurück, was verdammt noch mal war los? Doch das schlimmste war nicht das Schwindelgefühl sondern diese Herzstiche. Nur noch fern hörte sie Shos Stimme, die Müdigkeit und die Erschöpfung überkamen sie...

Fast im selben Moment kam Sakai ins Zimmer, sie schien stinksauer zu sein. Sho fragte was denn los sei, während sie Green einen nassen Lappen auf ihre Stirn legte.

"Der Arzt des Hotels ist gerade nicht da und es kann auch niemand kommen wegen des Schneesturms!", Sakai verschrengte ihre Arme und sah finster aus dem Fenster als wäre das Wetter an al dem Schuld.

"WIE BITTE?! Muss das gerade jetzt sein?!"

"Es scheint doch nur Fieber zu sein, wahrscheinlich bekommt ihr das Klima nicht. Das heilt von selbst", sie gähnte. Sho war sich überhaupt nicht sicher ob es nur Fieber war, aber auch sie war hundemüde. Gerade als Sho antworten wollte, würde die Tür buchstäblich aufgesprungen. Ein Mädchen dessen Frisur zu berge stand und die total durchgefroren war, stand in der Tür.

"PINK?!", Sho starrte Pink an. Pink schüttelte ihren Kopf und bespritze Sakai mit Schnee.

"Wie kommst du den hier her?!", Sakai sah sie eher verärgert an, als überrascht. Pink lies sich auf ihre Knie fallen.

"Wisst ihr wie schwer es ist mit diesen langen Dingsi zu fahren?! Da wo diese Dingsis abfahren hab ich überhaupt nix verstanden! Ich glaube ich sollte wirklich mal lesen lernen... Und dann hab ich mich in diesen grässlichen Wald verlaufen! Aber das schlimmste war das ich einen Albtraum hatte! DAS IST JA ALLES SO GEMEIN!", Pink fing an zu heulen. Sakai starrte sie an, Sho rechte Pink eine heiße Schokolade, die Pink gierig trank.

"Aber Pink wie konntest du nur bei diesen Schneesturm hier hin finden?", aber anstatt auf Shos Frage zu antworten sagte Pink heulend:

"Green bringt mich um!", ihre Tränenflut wurde immer mehr, Sho wusste gar nicht mehr wie sie Pink beruhigen sollte. Sakai schüttelte nur den Kopf.

"Ach quatsch! Wieso sollte Green dich umbringen?", sagte Sho.

"Ich frier ja so!"

"Dann zieh dir doch was über Pink!"

"Wenn ich Green nicht von meinen Traum erzähle, passiert was ganz schlimmes!"

"Dann erzähl es ihr wenn sie wieder wach ist!"

"Hunger hab ich auch!"

"Du kannst gleich was essen!"

"Wieso kann ich nicht lesen?!"

"Woher soll ich das wissen?!"

"Green wird so sauer auf mich sein, weil ich Geld von ihr genommen hab!"

"Pink du hast Green Geld gestohlen?! BIST DU NICHT MEHR GANZ DICHT?!"

"Wieso sind diese Dingsis so kompliziert?!"

"Welche Dingsis?", Pink wollte gerade was sagen, als Sakai ihr ins Wort viel.

"HÖRT ENDLICH AUF! IHR NERVT! DAS IST JA NICHT AUSZUHALTEN!", sofort verstummten Sho und Pink. Sakai ging genervt aus dem Zimmer.

"...Was...macht ihr für einen Krach...?", ertönte eine schwache Stimme. Green war wieder aufgewacht. Pinks Gesicht erschien über ihr, sie hatte mal wieder ein riesen großes Grinsen auf dem Gesicht.

"...Pink? Was machst du denn hier?", Greens Stimme ging wieder in einen Husten unter. Sie wollte sie gerade aufrichten, als Sho sie wieder ins Bett zurück drückte.

"Green du hörst dich echt nicht gut an, bleib lieber liegen!", Sho holte ein Fieberthermometer.

"So Mund auf, Green!", Pink sah gespannt zu wie Sho Green das Fieberthermometer in den Mund steckte. Als es denn piepte starrte Pink auf die Anzeige.

"Was ist das?", fragte Pink während Sho ihr das Fieberthermometer aus der Hand nahm.

"Pink sag mir nicht du weißt nicht was ein Fieberthermometer ist!", während Sho die Anzeige überprüfte, warf Green Pink einen Blick zu, der Pink soviel zu verstehen lies das sie wusste was ein Fieberthermometer war.

"Green, Green ähm also, Green du hast 40°...!", Sho sah panisch abwechselt zu Green und zu Pink. Pink nickte, auf irgendeiner weise schien sie alles zu verstehen.

"Sho ich muss kurz mit Green unter vier Augen sprechen", Sho starrte Pink an. Pink nickte nur und murmelte Ja ja das hab ich mir schon gedacht! Sho sah zu Green, die schwach nickte.

"Okay denn geh ich halt raus", und mit diesen Worten ging sie auch schon. Green wartete gespannt auf das was Pink ihr sagen wollte, doch die nickte nur und murmelte ständig "Ich hab's gewusst"

"Pink raus mit der Sprache!", sagte Green so ernst es ging mit ihrer heiseren Stimme. Pink schreckte aus ihren Gedanken hoch.

"Ähm, ach ja! Kann es sein das du dein Glöckchen verloren hast?", Green schaute weg.

"Ähm ja hab ich..."

"Wann bist du zusammengebrochen?", Pink stand auf und ging durchs Zimmer. Wahrscheinlich wollte sie einen auf schlau machen... Green schaute zur Uhr. Es war jetzt halb sieben und cirka um 23 Uhr war sie zusammengebrochen. Plötzlich fiel ihr der Junge wieder ein und sie fragte sich wo er wohl jetzt war.

"Cirka um 23 Uhr, warum?"

"Also wenn ich mich nicht verrechnet habe bist du in 16 Stunden tot", Green starrte Pink an. Doch Pink fuhr fort;

"Ach quatsch!", Green atmete erleichtert auf. Pink drehte sich zu Green um und lächelte verschmitzt.

"Sorry, hab ich mich verzählt! In 15 Stunden meinte ich!", Green schien zur Salzsäule erstarrt. Fand ihre Stimme aber schnell wieder;

"WIE BITTE?! Ich und sterben? Das glaubst du jawo-", wieder ging ihre Stimme im Husten unter. Unter dem Husten brachte sie ein "Wieso?" hervor.

"Wieso? Hm... was sagte Ti-chan noch mal? Ach ja! Weil das Glöckchen auf irgendeiner Art einen Teil der Kraft aus der Seele speichert", Pink verschrengte die Arme und nickte wieder zustimmend mit sich selbst.

"Dieses, hust, Ding speichert meine, hust, Seele?!", Pink sah die Sprechende verärgert an.

"Hab ich gesagt es speichert deine Seele?! NEIN hab ich nicht, ICH HAB GESAGT ES SPEICHERT DIE KRAFT DEINER SEELE! Klar?", Green verstand kein einziges Wort von dem was Pink da faselte, aber sie hatte Pink noch nie so wütend erlebt. Green lies sich ins Kissen fallen. Pink drehte sich genervt weg. Da fiel ihr was ein; Ihren Albtraum!

"Ach Green!", doch Green war eingeschlafen. Pink seufzte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.

"Ruhe in Frieden"
 

Woanders wurde gerade Sake getrunken, vielleicht wurde aber etwas zu früh gefeiert... Der Junge saß auf einen Dach. In der einen Hand hielt er eine Alkohol Flasche in der anderen ein Glöckchen, was er immer wieder hoch warf und wieder auffing.

"Ruhe in Frieden, tja aber eine Verschwendung ist es schon! Ach denn hat dieses Mädchen halt Pech gehabt!", Er seufzte zufrieden mit sich selbst und genehmigte sich noch einen Schluck aus der Flasche. Der Junge lehnte sich zurück. Für einen Augenblick schloss er seine Augen. Als er sie wieder öffnete erblickte er das Gesicht eines Jungen in seinem Alter. Der Junge sah genervt auf ihn herab.

"Silver was machst du hier?!, fragte der Junge genervt. Der sogenannte Silver richtete sich auf.

"Was ich hier mache? Ich tue das was du schon längst hattest tun sollen!", Silver sah ihn neckisch an. Der andere Junge lies sich nicht aus der Ruhe bringen, er zeigte auf die Alkohol Flasche.

"Du weißt dass, das verboten ist?"

"Wer sagt das?!"

"Das Gesetzt"

"Was kümmert mich das das Gesetzt dieser erbärmlichen Menschen?!"

"Denn bist du zur Hälfte auch erbärmlich, na ja die andere Hälfte ist es auch...", Silver funkelte den Sprechenden finster an. Wie sehr er ihn doch hasste.

"Ich bin noch lange nicht so schwach wie du, Blue!"

"Wollen wir es auf einen Versuch ankommen lassen?", Blue schaute ihn angriffslustig an. Silver stellte sich daraufhin in Kampfposition. Dabei fiel Blue das Glöckchen auf.

"Woher hast du das?", Silver grinste ihn hämisch an.

"Ich sagte doch, ich habe deinen Auftrag übernommen", sagte Silver. Auf diesen Worten hin ging auch Blue auch in Angriffsposition.

"Diesen Spaß werde ich dir ganz sicherlich nicht überlassen"
 

Blue hatte verdammt noch mal Glück gehabt das Silver vorher noch getrunken hatte. Was für Silver ein fataler Fehler gewesen war. So konnte man ihn leicht überrumpeln, weil Silver den nicht so schnell war. Das war auch diesmal der Fall gewesen. Silver saß mit verschränkten Beinen auf dem Dach, seine Hände waren auf den Rücken mit zwei Energiekugeln zusammen gehalten. Blue stand nur wenige Meter von ihm entfernt. In seinen Händen hielt er das Glöckchen. Silver funkelte ihn finster an.

"Du weißt wenn du das jetzt tust, werden sie dich töten"

"Hab ich dich um deine Meinung gefragt?"

"Ich hätte nie gedacht dass du so tief sinken würdest...", sagte Silver eher zu sich selbst als zu Blue. Er sah zu in herüber.

"Was?", fragte er genervt. Silver sah zu ihm hoch.

"Ich hoffe ich bekomme den Auftrag dich umzubringen!"

"Das hoffe ich auch, denn weiß ich wenigstens dass ich noch lange zu leben habe", mit diesen Worten verschwand er ihm Schneetreiben. Silver seufzte. Er zerrte an seinen "Energie fesseln" doch da war nix zu machen, er musste wohl Hilfe holen.

"Rui!", redete er mit sich selbst? Nein, kurz hinter ihn tauchte ein grün haariges Mädchen auf, die sich auch sofort um Silbers Hals warf. Er hasste dies.

"Ja Silver-sama?", sagte sie mit einer Zucker süßen Stimme. Sie war voll und ganz damit beschäftigt ihren "Silver-sama" durch zu knuddeln.

"Könntest du damit aufhören und mir die Hände frei machen?!", versuchte er so freundlich wie möglich zu sagen, ohne das man raushören konnte wie sehr er von Ruis Art angewidert wurde. Rui hatte noch gar nicht gemerkt das Silver seine Hände nicht frei hatte. Sie lockerte ihren Griff und befreite Silver von den Fesseln. Ganz empört über das was man Silver angetan hatte sagte sie:

"Wer hat ihnen das angetan, Silver-sama?!"

"Blue", sagte er ohne auf zu sehen.

"BLUE?! OH! Ich wusste schon immer dass er lange nicht so cool war, wie sie, Silver-sama! Aber warum hat er dies getan?", Silver sah Rui an ohne an zu worten. Rui für fort:

"Dafür müssen wir ihn betrafen, Silver-sama!"

""Wir"?", er schaute sie zweifelnd an. Rui nickte.

"Ja Silver-sama! Wir müssen dafür büßen lassen!", Silver konnte seine Angewiedernheit nicht länger zurück halten.

"Rui, tust du mir einen Gefallen?"

"Aber natürlich Silver-sama!"

"Nerv mich nicht und verschwinde!", Rui sprang darauf hin wie vom Blitz getroffen auf und verschwand. Silver seufzte erleichtert. Die ging ihn so auf den Nerv... Wenn sie doch wenigstens nicht so "Flach" wäre...
 

In Greens Zimmer war Ruhe eingekehrt. Pink war im sitzen eingeschlafen und nur Sho war wach, eigentlich war sie auch tot müde und würde am liebsten schlafen. Doch sie wechselte fleißig den nassen Lappen auf Greens Stirn. Die Dunkelheit war heran gebrochen, laut Pink hatte Green jetzt nur noch drei Stunden übrig. Sho sah zu ihrer Freundin. Green war kreide bleich. So langsam konnte das Fieber doch runter gehen, doch stattdessen ging es hoch... Sho machte sich schreckliche Sorgen.

Doch eine Stunde später war auch sie eingeschlafen.
 

Als er sich sicher war das alle im Zimmer schliefen, trat er ein. Das Glöckchen in seiner Hand wurde förmlich von seiner Besitzerin angezogen. Als er kurz vor dem Bett stand erfassten ihn doch die Zweifel. Doch das Glöckchen wehrte sich, als hätte es einen eigen Willen, so dass er es loslassen musste. Es schwebte zu Green. Immer noch tief schlafend hob Green ihren Arm und grief nach ihren Glöckchen. Als sie das Glöckchen in iher Hand hielt strahlte es warmes Licht aus. Green bekam ihre gewohnte Hautfarbe wieder zurück. Der Junge spürte das sie gleich aufwachen würde und wollte gerade wieder verschwinden wie er es normal tat, doch... es klappte nicht. Sie hatten also schon erfahren was er getan hatte. Er verschwand aus der Tür. Pink hatte jedoch alles mit bekommen. Sie stand auf und ging auf den Gang, wo sie wie erwartet ihn vorfand. Er lehnte keuchend an der Wand, offensichtlich hatte er schmerzen.

"Na tut das weh? Keine Angst dauert nur ein paar Stunden an", sagte Pink ohne eine Spur von Mitleid. Er sah sie grimmig an.

"Was willst du?!", brachte er unter Keuchen hervor. Pink sah ihn kalt an und sagte:

"Dir helfen", mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder ins Zimmer. Zurück ein verwunderter Junge. Eine kurze Zeit später kam nicht Pink raus sondern Green. Eine Weile starrten sich die beiden an.

"Gary?", Green sah ihn zweifelnd an, er wand sich weg.

"Ich kann es nicht fassen, aber wir reden später. Du siehst nicht gut aus, Pink meint ich solle dir helfen"
 

Am nächsten Tag schien alles wieder normal zu sein. Green hatte ihm wirklich helfen können. Doch eigentlich wollte sie ja noch mit ihm darüber reden... aber, irgendwie, kam es nicht dazu... Sie wollte ihn nicht direkt darauf ansprechen und schon gar nicht wenn jemand anderes dabei war. Ging ja auch schlecht... Und so schlug Green die Zeit mit ihren selbst ernannten "Befehl";

Sich nicht vom Fleck bewegen und schon gar nicht nach draußen! Das tat sie auch...Sho hingegen war so ziemlich die ganze Zeit über draußen, mit Sakai. Pink ging ihrem alten und neuen Hobby nach... Essen bis der Arzt kommt. Das nahm sie wohl etwas zu genau... Denn nach drei Tagen hatte sie eine Magenverstimung und auch auf der Rückfahrt war ihr noch schlecht...

"Green! Mein Bauch tut soooooo weh!", jammerte Pink auf den Weg zum Zug. Sho konnte sich ein leises Kichern nicht unterdrücken. Green sah Pink grinsend an.

"Dann musst du halt nicht soooooo viel Essen!", als Pink darauf ein gequältes Gesicht machte, konnten Sho und Green ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. Sakai schüttelte den Kopf. Green schreckte plötzlich hoch.

"Oh ich hab was vergessen! Haltet mir einen Platz frei! UND NICHT AM FENSTER!", sie zwinkerte Pink zu die mit einen Jammern nickte. Sho sah ihrer Freundin, die in der Menge verschwand, verwirrt nach. Als sie Pink fragte wo sie denn hinginge sagte Pink nur:

"Mein Bauch! Au..."
 

"Tut mir leid ging nicht schneller!", Green war ziemlich verschnauft als sie zum verabredeten Treffpunkt ankam. Gary, der lässig an einen Baum lehnte, seufzte.

"Schon gut, mach schnell sonst verpassen wir denn Zug!", drängte er Green. Sie schreckte hoch.

"Stimmt da hast du vollkommen recht!", sie stoppte ab und überlegte kurz, er sah sie ungeduldig an. Sie wusste nicht so richtig wo sie anfangen sollte... Doch gerade als sie anfangen wollte fiel ihr was ein:

"Wie soll ich dich jetzt eigentlich ansprechen? Pink hat gesagt du heißt Blue, soll ich dich mit Gary oder Blue ansprechen?", Green schaute ihn mit großen Augen an.

"Bitte?!"

"Soll ich dich mit Ga-"

"Ernsteres hast du jawohl nicht zu besprechen?!"

"Hä? Wenn ich mit dir sprechen will muss ich doch erst mal wissen wie ich dich jetzt ansprechen soll?!", Green sah ihn rechthaberisch an. Er seufzte.

"Also, mein richtiger Name ist Blu-"

"Denn Namen mag ich aber nicht"

"Das tut mir aber leid! Aber ganz zufällig heiß ich so!"

"Darf ich dich trotzdem Gary nennen?"

"Wieso hast du mich das überhaupt gefragt, wenn dir meine Meinung eh egal ist?!"

"Weil ich deine Meinung wissen wollte!"

"Du regst mich auf... Ich sehe es schon kommen das wir den Zug verpassen!"

"Stimmt da hast du recht...Also..."

"Also was?!", drängte Gary. Green holte tief Luft und schaute zu Boden.

"Ich wollte mich bei dir bedanken, Gary", eine Weile herrschte Ruhe bis er die Stille durchbrach.

"Wofür?", natürlich wusste er wofür, aber wusste nicht wofür Green sich da bedankte, immerhin konnte sie es eigentlich nicht wissen, es sei denn Pink war wach gewesen...

"Na ja du weißt schon... laut Pink währe ich ohne deine Hilfe nicht mehr am Leben", Sie schaute auf. Ihre Wangen wahren leicht Rot. Mit einen Lächeln fuhr sie fort:

"Also Danke!", Gary schaute weg, er spürte nämlich die Röte in ihn hochsteigen.

"Nix zu danken", sagte er schließlich. Green drehte sich um.

"Also es bleibt alles beim Alten?"

"Wahrscheinlich-"

"Gut! Denn sehen wir uns ja!", Green wollte gerade los laufen, als Gary sie aufhielt:

"War das alles? Wolltest du nicht mehr wissen?"

"Nein, warum auch?", sie drehte sich wieder zu ihn um und zwinkerte

"Ich brauch nix mehr zu wissen, weil ich dir vertraue!", mit diesen Worten lief sie Richtung Zug davon. Zurück blieb ein verdatterter Gary, der nicht fassen konnte was eben geschehen war.
 

"Ich krieg dich schon noch Blue! Darauf kannst du Gift nehmen!", sagte ein verärgerter Silver. Er saß mit verschränkten Beinen in einen dunklen Raum. Rui die voll dabei war ihn durch zu knuddeln, registrierte er gar nicht. Die erwiderte jedoch auf das was Silver gesagt hatte:

"Ohja Silver-sama! Wir werden ihn schon zeigen was mit Verrätern passiert!"

"Rui...!", doch die hörte ihn gar nicht.

"Rui!", sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihn zu knuddeln.

"RUI! VERDAMMT NOCHMAL! HÖR AUF MICH VOLL ZU SABBERN UND LASS MICH IN RUHE!", sie hörte auf der Stelle damit auf und sah ihn bewundert an.

"Oh Silver-sama, Ihr seit ja so cool!", und mit diesen Worten verschwand sie. Silver fragte sich womit ihr so eine schreckliche Person nur verdient hatte...er seufzte tief und lies den Kopf hängen.

"Alles deine Schuld... HÖRST DU MICH, DU VOLLIDIOT! DAS IST ALLES DEINE SCHULD, BLUE!"

Liebe auf den ersten Blick?

Liebe auf den ersten Blick?
 


 

Tief in der Nacht huschten zwei Gestalten über die Dächer der Hochhäuser. Die eine von den Zweien, trug ein schwarzes Gewand und war im Gegensatz zu der Anderen Gestalt ur alt. Die Andere trug ebenfalls schwarz, war aber lange nicht so alt. Green wurde von der alten Dämonin, mit Hackennase über die Dächer von Tokio gejagt. Aber Green lies sich absichtlich verfolgen. Die Alte schwang ihren Stab und traf Green voll im Rücken. Doch Green wurde von einem rosa Schild beschützt und die Energie prallte ab. Sie hielt sich an einen Geländer eines Hochhauses fest und schwang sich nach oben. Die Alte stand schon kampfbereit auf dem Dach. Green lächelte hämisch und zückte ihren Glöckchenstab.

"Jetzt zeig ich dir wer die wahre Meisterin der Magie ist!", und schon ging es los. Energien prallten gegeneinander und ebenso die Stäbe der beiden. Pink schaute dem Kampfgetummel munter zu. Für ihr Alter war die alte Schachtel aber ganz schön schnell. Als Green gerade auswich rief sie Pink zu:

"Was ist effektiver? Darklightning oder der Light Spirit?!", Green konnte gerade noch ihren Satz zu Ende sprechen, als sie rücklings stolperte. Green hatte jetzt keine Zeit mehr Pinks Entscheidung abzuwarten, sie entscheid sich selber. Gerade als die Alte ausholte, stach Green mit ihren Stab der Alten direkt in den Magen.

"SPIRIT OF LIGHT!", die Energie des Dämons wurde von Greens Stab absorbiert, doch das "Blut" oder was auch immer das war, spritzte Green voll auf ihre Kleidung. Sie verzog eine Miene, Pink konnte sich vor Lachen kaum halten.

"IGITT! PINK! ICH HOFFE FÜR DICH DAS DIESES ZEUG WIEDER AUS MEINEN KLAMOTTEN RAUS GEHT! UND HÖR AUF ZU LACHEN!", Green sah sie grimmig an, Pink wischte sich darauf hin ihr Gesicht.

"Sorry! Aber du wirst langsam echt gut! Ich hätte nicht gedacht das du schon so gut mit dem Light Spirit zurecht kommst!", Pink schien zufrieden zu sein. Green stand auf und wischte sich das Zeugs von den Klamotten.

"Wieso nicht? Ist doch ganz einfach!"

"Weil der schwerer auszuführen ist!"

"Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen...", Green sah sie verwundert an, Pink grinste nur. Green schaute zu einer Uhr und meinte daraufhin sie sollten langsam Heim gehen. Das war schon der dritte "Auftrag" in dieser Woche und sie hatten erst Dienstag! Green kam mit Rhythmische Gymnastik knapp noch hinterher und von den Hausaufgaben gar nicht zu sprechen... Das störte Pink nicht im Geringsten, für sie war die "heilige Aufgabe" am wichtigsten. Es hatte sie auch tierisch aufgeregt das Green nicht mehr von Gary erfahren hatte. Doch das kümmerte Green herzlich wenig.

"Garylein, ich hatte gestern Abend schon wieder einen Auftrag, damit hast du doch nix zu tun, oder?", Green stand komplett in Schuluniform und Ordner am nächsten Tag in Garys Wohnung. Gary schaute sie grimmig an. Hingegen Green, war er in Pyjama.

"Wie soll ich denn?! Ganz zufällig bin ich kran-"

"Weiß ich"

"Unterbreche mich nicht mitten im Satz!"

"Aber ich wusste doch dass du krank bist!"

"Wenn ich krank bin kann ich schlecht irgendetwas in dieser Richtung unternehmen, ist doch wohl logisch?!"

"Weiß ic-"

"Und nenn mich nicht "Garylein" ich bin doch nicht dein Kuscheltier!"

"Hört sich aber so süß an!", Green sah ihn lächelnd an.

"Lass es-", Gary wurde diesmal nicht von Green unterbrochen sondern von einem Nisser. Green sah ihn bemitleidenswert an.

"Hörst dich nicht gut an! Und besonders gut siehst du auch nicht aus, bist ja ganz blass! Du solltest lieber ins Bett gehen!"

"Da war ich auch bevor du mich rausgeschmissen hast!"

"Sorry, aber hast du Medizin? Ist doch eine Grippe oder?"

"Nein ich habe keine Medizin"

"Gut! Dann nimm ich dir welches auf den Heimweg mit, okay? Wann kommst du denn wieder zur Schule?"

"Wenn es mir besser geht?!"

"Okay, also ich bring dir denn später die Hausaufgaben und die Medizin vorbei, ja?"

"Mach das", sagte Gary. Green war gerade auf den Weg nach draußen.

"Und gute Besserung!", mit diesen Worten knallte die Tür zu. Gary sah ihr nach und seufzte.

"Ja ja"
 

"Green? Aufwachen die Pause ist vorbei! Greenchen?! GREEN!", Green sah verwirrt in die Augen von Sho, die verzweifelt versucht hatte Green zu wecken.

"Was ist denn?", ihre Stimme ging in einem Gähnen unter. Doch schnell begriff sie was los war denn der Lehrer kam schon rein. Sho grinste Green an und ging zurück zu ihren Platz. Greens Hassfach hatte begonnen, Mathe. Geistesabwesend schaute sie zur Tafel, ohne überhaupt etwas von der Tafel zu sehen. Sie verstand eh nichts davon, warum also zuhören? Gary brachte ihr das sowieso besser bei.

Sie wand ihren Blick von der Tafel und schaute aus dem Fenster. Der Himmel hing im tiefen grau Ton über Tokio, der Winter stand vor der Tür...doch das war nicht der Hauptgrund zu Greens schlechter Laune. Der Tag war schon hinüber gewesen bevor er überhaupt richtig angefangen hatte... Es war der letzte Tag des Monats Oktober und was kam normaler weise...? Die Rechnung hatte Heute Morgen in ihren Briefkasten gefunden und die Zahlen waren Green nicht sonderlich freundlich gesonnen... Sie seufzte.

Egal wie sie es drehte und wandte sie konnte nicht zahlen...

Ob das Pinks Schuld war? Konnte eigentlich nicht sein, immerhin bezahlte sie so gesagt "Miete" und die Schokolade bezahlte sie ja auch selbst, sonst währe Green schon längst Pleite. Aber genau das war sie jetzt. Das Geld was ihre Eltern hinterlassen hatten war aufgebraucht. Sie sah sich schon mit Pink auf der Straße hocken...

Die Sunde zog sich hin, es kam Green wie eine Ewigkeit der Folter vor. Nach der Mathe Stunde war erst mal Mittagessen angesagt. Sho beklagte sich über Greens Müdigkeit, aber was konnte Green denn schon dafür? War doch alles Pinks Schuld, aber das konnte sie Sho wohl kaum sagen. Also lies sie sich die Standpauke über sich ergehen, dafür musste Pink nachher büßen!

"Habt ihr schon das neuste gehört?",sagte Sho als sie fertig mit Green war. Sakai legte ihr Besteck beiseite und fragte was Sho meinte. Sho grinste.

"Ihr wisst doch das dieses Jahr die Fußball Junioren Meisterschaft hier auf unserer Schule stattfindet oder?", Sho schaute ihre beiden Freundinnen nach einer Reaktion an. Daran hatte Green auch schon gedacht um über ihre Finanzkrise hinwegzukommen, doch das Preisgeld war sicherlich nicht besonders hoch.

"Ja wissen wir und?", Sakai fand das Gespräch ebenso wie Green ziemlich langweilig. Green folgte eh nicht mit, in Gedanken war sie bei ihrer Krise. Sho fuhr unbeeindruckt fort.

"Dieses Jahr ist das Preisgeld echt was Wert! Ich habe gehört es soll eine Ummenge von Geld sein!", darauf hin verlor Green ihre Stäbchen, das Gespräch war wohl doch nicht so uninteressant wie sie dachte. Sakai sah Sho zweifelnd an.

"Woher willst du das wissen?", Sho blickte die Sprechende gereizt an.

"Hast du vergessen dass meine Mutter im Schulrat ist?", fragte sie etwas genervt, Sakai blieb nickte ruhig.

"Ähm Sho, wie viel denn so cirka?", hingegen von Sakai fand Green das Gespräch jetzt überhaupt nicht mehr uninteressant. Sho freute sich das doch jemand es genauso toll fand wie sie und nicht so desinterisiert war wie eine gewisse Person!

"Das weiß ich nicht so genau aber Mutter sagte es sei mehr als ich und meine vier Geschwister im Jahr zusammen im Taschengeld bekamen!", diese Aussage haute Green buchstäblich vom Stuhl, sie wusste wie viel Sho und ihre Geschwister als Taschengeld bekamen und das war nicht wenig. Sakai fing an zu Lachen, Sho wand sich gereizt zu ihr.

"Sho das glaubst du jawohl selbst nicht! Woher soll unsere Schule denn soviel Geld her haben?!", Sakai hatte Green jetzt aus dem siebten Himmel geworfen, denn sie hatte ja recht... Green schaute niedergeschlagen auf iher Tablett. Sho lies sich aber nicht so schnell den glauben nehmen.

"Ganz einfach Sakai, weil dieses Jahr mehrere Schulen zusammen gelegt haben und weil meine und noch andere wohlhabende Familien auch was gespendet haben!", darauf hin schwieg Sakai. Greens Laune war wieder voll aufgedreht, munter sah sie dem Schulende entgegen, dann es gab was zu tun!
 

Green hatte ihre Rhythmische Gymnastik Lehrerin, Frau Ikaze, um extra Stunden gebeten. Natürlich war sie sofort damit einverstanden gewesen, denn für sie gab es nichts Wichtigeres als Rhythmische Gymnastik. Aber am Abend war selbst für sie Schluss.

"Green es reicht jetzt wirklich, man darf die Schönheit der Rhythmischen Gymnastik nicht überstrapazieren!", sie lächelte lieb. Green nickte und half ihr beim aufräumen. Als die beiden sich umgezogen und geduscht hatten, verabschiedeten sie sich. Die Nacht war schon heran gebrochen, es war schließlich bald Winter und die Sonne verschwand schon früh. Greens Lehrerin ging Richtung Straße davon, Green jedoch wand sich wieder zum Schulgebäude. Sie hatte noch etwas zu erledigen. Im Gebäude wurde gerade geputzt. Green ging gerade Wegs zum Büro des Regtors. Die Tür war nicht verschlossen, so dass Green ungehindert eintreten konnte. Drinnen brand Licht, sie ging schnell zum Tresor und bückte sich um ihn zu öffnen. Sie drehte am Schloss und legte ihr Ohr am Tresor. Eine Weile machte sie so weiter, doch das Schloss lies sich nicht öffnen.

"Verdammt...!"

"Sag mal, was machst du da?", die Stimme kam von der Richtung des Schreibtisches. Green erstarrte innerlich, Schweißperlen rannten ihr übers Gesicht. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen das die Tür aufgegangen war. Doch die Stimme hörte sich nicht nach dem Rektor an. Zögernd stand Green auf und drehte sich um. Sie lächelte verschmitzt und versuchte sich möglichst nichts anmerken zu lassen.

"Ich habe nur etwas verlore-", sie stoppte ab, sie hatte ihre Augen wieder geöffnet und sah jetzt nicht in das Gesicht eines Lehrers, sondern von einem Jungen. Wahrscheinlich im gleichen Alter wie sie. Er saß auf dem Schreibtisch, hatte seinen Arm auf sein Knie gestützt und mit der Hand stützte er sein Kinn. Er trug schwarze Klamotten mit roten Streifen an den Ärmeln. Der Junge hatte dunkelrote Schulter, lange Haare und ebenso rote Augen. Sein Blick lag unverbannt auf Green.

"Du hast was verloren? Also wenn du mich fragst sieht das eher wie ein Raub aus!", plötzlich grinste er. Doch Green lies sich nicht ins Handwerk fuschen. Doch nicht von so einen daher Gehlaufenden Typ!

"Was? Ich bin doch ni-", doch er lies Green nicht ausreden. Immer noch mit einem Grinsen sagte er:

"Dafür bist du aber eine äußerst süße Diebin!", auf das was er da gesagt hatte, wurde Green leicht rot.

"Aber ich würde es anders machen, nicht nach Links drehen sondern drei mal nach Rechts, dann Links warten bis es klickt, denn wieder nach Rechts und fertig", das lies Green sich nicht zweimal sagen. Sie drehte sich um und befolgte das was er gesagt hatte und... Er hatte Recht! Die Tür schwang lautlos auf, doch... war leer! Green hörte ein leises Lachen hinter sich, plötzlich begriff sie. Green drehte sich zu ihm um und funkelte ihn böse an. Wie sich es sich schon gedacht hatte, der Junge hielt den Geldsack in der Hand. Warf ihn immer wieder hoch und fing wieder auf.

"Suchst du was?", neckisch schaute er sie an. Green wusste nicht genau was sie jetzt tun sollte, zum einen war sie jetzt total aufgeflogen zum anderen hatte er IHR Geld! Doch womit Green nun wirklich nicht gerechnet hatte, er warf ihr den Beutel zu! Verwundert fing Green den Beutel auf. Aber wieder schaffte sie es nicht danach zu fragen.

"Du hast sicherlich deine Gründe, aber ich glaube wenn du hier ewig bleibst finden sie dich und du fliegst aus der Schule. Das willst du doch nicht etwa oder Green-san?"

"Woher weißt du meinen Namen?", Green war jetzt mehr als verwirrt. Er grinste wieder und zeigte auf ihren Schulordner, auf dem ihr Name und ihre Klasse stand. Er fing an zu lachen und irgendwie fing auch Green an zu lachen.

"Aber du hast recht ich sollte lieber verschwinden!", brachte Green unter Lachen hervor. Der Junge nickte.

"Aber-"

"Keine Angst, ich verrat dich schon nicht!"

"Tz, das wollte ich dich gar nicht fragen!" Green grinste. Er sah sie verwundert an.

"Hä was dann?"

"Ich will wissen wie du heißt!"

"Oh achso! Ich heiße Siberu Nakayama!", die beiden lächelten sich an. Green stand auf.

"Also ich hoffe wir sehen uns wieder, Siberu!", und mit diesen Worten verschwand Green. Draußen lehnte sie sich mit pochenden Herzen an die kalte Schulmauer. Sie lächelte übers ganze Gesicht. Sie war auch leicht rot. Zufrieden seufzte sie. Dann holte sie tief Luft. //OH MEIN GOHT SAH DER GUT AUS!// Sie schwärmte im siebten Himmel...
 

Green rannte immer noch mit pochendem Herzen nachhause. Medizin hatte sie schon gekauft. Sie stand vor Garys Tür und klingelte. Doch niemand machte auf. Green überlegte kurz und fasste einen Entschluss. In ihrer Tasche fand sie eine Haarnadel, die sie wiederum ins Schloss steckte. Das war nicht besonders schwer ein ganz normales Hausschloss aufzubekommen. Die Tür klickte und ging auf. Drinnen war alles dunkel.

"Gary?", war er nicht Zuhause? Konnte ja eigentlich nicht sein. Sie fand ihn auch, in seinem Zimmer.

"Gary?", doch er schlief. Green lächelte, irgendwie süß wie er da so ruhig schlief. Kaum zu fassen das er vor ein paar Wochen noch ihr Feind war... Green drehte sich um, sie wollte ihn nicht wecken.
 

Kurze Zeit später wachte Gary auf. Müde ging er ins Wohnzimmer. Überrascht stellte er fest dass auf dem Tisch die Medizin und die Hausaufgaben lagen. Mit einen Zettel:
 

Hi Gary!
 

Hab dir die Medizin besorgt und dir deine Hausaufgaben mitgenommen. Das Geld hab ich mir schon genehmigt, keine Angst ich hab genau die Summe genommen die es gekostet hat!

(Zusätzlich den Kosten es dir zu bringen, versteht sich)
 

Gute Besserung und Gute Nacht!
 

Deine

Green
 

Es wunderte überhaupt ihn nicht dass Green ohne Schlüssel reingekommen war und natürlich auch nicht das Green Geld fürs bringen haben wollte. Das war ja typisch Sie... Er wollte den Zettel gerade weglegen als ihm noch was auffiel. Da stand noch etwas am Rand:
 

Ps: Wenn du schläfst siehst du richtig süß aus! ♥
 

Die Röte stieg in ihn hoch. Ganz eindeutig brauchte er ein neues Schloss!
 


 

Am nächsten Tag war Green in super Stimmung. Die Rechnung war bezahlt, das Geld reichte noch sehr, sehr lange. Sho hingegen war gereizt, gleich als sie rein kam schlug sie auf Greens Tisch. Sakai kam noch hinzu. Green schaute Sho verwundert an. Für einen Moment hatte sie den Verdacht das Sho etwas über Gestern herausgefunden hatte.

"HABT IHR SCHON DAS NEUESTE GEHÖRT?!", sagte Sho so laut das fast die ganze Klasse es hören konnte. Sakai schüttelte den Kopf.

"Schon wieder?"

"Diesmal ist es was anderes!"

"Ach und was?", fragte Green, sie konnte es sich eigentlich schon denken. Sho setzte sich auf Green Tisch.

"Das Geld wurde gestohlen!", sie verschränkte die Arme. Hatte Green es nicht gewusst, doch natürlich lies sie sich nix anmerken.

"WAS?! Wie kann jemand nur so gemein sein!"

"Das finde ich auch Green! Stattdessen ist der Preis jetzt ein Freischein für den neuen Vergnügungspark! Was für eine Frechheit!", Sho sah wirklich verärgert aus.

"Der Vergnügungspark ist doch eh viel besser für die kleinen, oder?", Green nickte auf das hin, was Sakai gesagt hatte. Sho sah die beiden zweifelnd an und seufzte.

"Na ja dann hoffe ich mal der jenige der das Geld gestohlen hat, ist glücklich damit!", Sho sprang vom Tisch. Green grinste.

"Mit so einer Summe ganz sicherlich!", Sho seufzte nur. Es hatte geklingelt und die Schüler setzten sich auf ihre Plätze. Green folgte dem was Herr Kimidara sagte, nicht so richtig, schaute auch nicht nach oben. Sie hatte ihren Blick nach draußen gewand. Doch als der Lehrer etwas von einem neuen Schüler sagte schaute Green hoch. Es haute Green fast vom Stuhl als sie sah wer der Neue war.

"Das ist euer neuer Mitschüler, Nakayama Siberu", Green starrte den neuen Schüler an, er war es wirklich! Greens Herz fing wie wild an zu klopfen als er bei ihr anhielt und ihr zulächelte.

"Ist der Platz noch frei?", fragte Er. Green hätte glatt vergessen dass es Garys Platz war, wenn der Lehrer Siberu nicht denn Platz hinter Green gegeben hatte. Er saß hinter ihr! Und er hatte ihr zugelächelt! Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

"Schlagt bitte auf Seite 44 auf", die Schüler folgten dem was der Lehrer gesagt hatte. Sho hatte jedoch ihren Blick nicht auf das Buck gerichtet sondern beobachtete Green. War sie etwa verliebt? Sie hatte Green noch nie so rot erlebt und noch nie mit so einem verträumten Blick gesehen! War das etwa Liebe auf den ersten Blick? Okay so schlecht sah er nicht aus, aber trotzdem das ging ihr schon etwas zu schnell...

Aber das war ja...

Hm...

SÜß! Das ist ja wie im Film!

"Minazaii? Könnten sie bitte vorlesen?"

"Ähm, oh ja!"
 

Ein wenig später beim Kochunterricht wurde gebacken. Die Mädchen wahren fast alle in guter Stimmung. Nur Sakai (mal wieder) nicht. Ihr gefiel es nicht neben Green zu Backen, sie rührte ihren Teich viel zu stark, Sakai hatte schon ziemlich viele Spritzer abbekommen und das nervte sie.

"Ähm Green, könntest du aufhören so stark zu rühren?!", Sakai fand das langsam nicht mehr witzig, hingegen von Sho, die Green Laune mehr als amüsant fand. Green schaute lächelnd zu Sakai.

"Was ist denn los Sakai-chan? Geht's dir nicht gut?", Sakai zuckte zusammen, sie hasste jegliche Spitznamen. Das sah Sho sofort und stellte sich zwischen Sakai und Green. Green raffte überhaupt nichts, doch sie hörte auf zu rühren. Sakai funkelte Green finster an.

"Nenn mich nie wieder so, verstanden?!", Sho atmete erleichtert auf, sie hatte schon mit dem schlimmsten gerechnet. Green schaute verwirrt drein.

"Ähm, okay?", sie verstand immer noch nicht was los war. Sho ging wieder zu ihrem Teich.

Gegen Ende der Stunde packten die Mädchen ihre Kekse in Beutel ein. Sho hatte ihre weggeschmissen, sie waren ganz schwarz gewesen. Kochen war leider nicht ihre Stärke... Greens stattdessen sahen so lecker aus! Gerade als Sho einen probieren wollte, schlug Green ihr mit den Kochlöffel, auf die Finger.

"AU! Hey! Du kannst mir ruhig einen abgeben! Immerhin hast du genug!"

"Vergiss es! Die sind nicht für dich! Also lass die Finger davon!", Green packte ihre Kekse schnell in die Tüte, bevor Sho noch mal darauf kommen könnte einen zu mopsen.

"Für wem sollten sie denn sonst sein?", doch bevor Green auf Shos Frage antworten konnte, antwortete Sakai für Green.

"Für wem wohl? Für ihre große Liebe"

"Hihi, woher weißt du denn das?", Green grinste vor sich hin während sie eine rote Schleife um die Tüte band. Sho grinste ebenfalls.

"Ach herrje, Green! Ich sehe es schon kommen, morgen Hand in Hand, dann untern Regenschirm, dann läuten die Heiratsglocken und ich sehe Green schon mit zwei Gören aufn Arm!", Sho und Green grinsten sich an. Sakai schüttelte denn Kopf.

"Sho, musst du immer zu übertreiben?", die Glocke hatte geläutet und die Mädchen machten sich auf denn Weg nach draußen. Green nickte Sakai zu.

"Sakai hat Recht, Sho, aber bis zum Regenschirm währ es nicht schlecht! Aber Siberu-kun ist ja auch so süß und cool und ach einfach alles an ihm ist so, so unbeschreiblich!", Sho konnte sich vor Lachen kaum noch halten, Sakai wurde das allmählich zu bunt. Sie schaute aus dem Fenster.

"Aber das mit dem Regenschirm könnte dir wirklich erfüllt werden", sagte Sakai. Sho hörte auf zu Lachen und schaute ebenfalls aus dem Fenster. Es regnete in strömen Green seufzte tief.

"Na toll und ich muss einkaufen! Und bis ich Zuhause bin sind die Kekse ganz sicher nicht mehr warm! Rhythmische Gymnastik hab ich auch noch!", Sho grinste die sprechende an und nahm ihre Tasche.

"Ich wünsch dir auf jeden fall viel Glück mit dem Regenschirm und viel Spaß! Bis morgen!", Sho ging mit Sakai im Schlepptau nach draußen. Green lies ihren Kopf an der Scheibe hängen. Zum Glück war es nur Regen, aber das mit den Keksen war schon ärgerlich und sie hatte sich doch so mühe gegeben... Na ja war nicht zu ändern. In 15 Minuten war erst mal Training angesagt, dann einkaufen und zu guter Letzt musste sie noch mit Gary reden. Also so schnell ging der Tag den Bach runter... Sie drehte sich um und wollte gerade losgehen als ihr Tag sich auf einmal erhellte.

"Siberu-kun!", Siberu stand vor ihr, er schien auch gerade auf dem Heimweg. Wie immer hatte er ein Grinsen auf dem Gesicht. Aber als er hörte wie Green ihn nannte, fing kurz an zu Lachen.

"Du kannst mich ruhig anders nennen!"

"Ach, und wie hättest du es am liebsten?"

"Auf jeden Fall nicht mit "kun" am Ende, Green-san!"

"Okay ich lasse mir was einfallen und du hörst dafür auf mit dem "san"!"

"Na gut wenn du es so willst, wolltest du ihm Regen Nachhause?"

"Nein eigentlich nicht so gern-"

"Soll ich dich denn Nachhause bringen?", Er schaute sie fragend an. Green viel der Regenschirm auf denn er in der Hand hielt. Ihr wurde ganz kribbelig zumute, das mit dem Regenschirm, kam ihr da doch etwas zu schnell!

"Aber, ich wohne ziemlich weit weg-"

"Desto länger desto besser!"

"Hä? Wieso?"

"Weil ich denn länger mit dir zusammen sein kann!", Siberu grinste Green an, die schon wieder rot wurde. Sie drehte sich um.

"Ich weiß jetzt wie ich dich nennen kann, Casanova!"

"So solltest du mich aber nicht nennen und außerdem ich sage nur was ich meine!", er hatte Greens Hand genommen und als Green sich wieder zu ihn umdrehte, lächelte er sie lieb an.

"Also lass uns losgehen!", fast hätte Green ihr Training vergessen.

"Tut mir leid ich habe noch Training!", sie seufzte. Siberu schaute sie verwundert an.

"Training? In was?"

"Rhythmische Gymnastik!"

"Rhythmische Gymnastik? Da warte ich doch gern auf dich!"

"Wirklich? Du willst jetzt echt deine Zeit, wegen mir opfern?"

"Klar, wieso denn nicht?"

"Na ja nur so..."

"Ich würde dir gern zuschauen, oder störe ich dich?"

"Was? Ach das hab ich nicht gemeint! Natürlich das du zuschauen, du musst nur ruhig sein. Aber das dauert schon eine Stunde"

"Das macht mir nichts aus"

"Bist du dir sicher?"

"Hey! Ich hab dir doch schon gesagt ich sage nur was ich meine!"

"Okay, du hast es nicht anders gewollt!", die beiden gingen hinaus in den Regen Richtung Turnhalle. Da viel Green noch was ein.

"Warte mal bitte", als Siberu anhielt, bückte Green sich um etwas aus ihrer Tasche zu holen. Siberu begutachtete neugierig wie Green ihre Tasche durchwühlte. Als sie endlich fand was sie gesucht hatte, drückte sie es Siberu in die Hand. Er schaute die Tüte verwundert an.

"Wa-"

"Das sind Kekse! Du kannst sie ruhig haben!", Green war über glücklich ihm doch noch die Kekse überreicht zu haben. Er öffnete die Tüte und holte einen Keks raus.

"Für mich?"

"Klar!", Siberu aß den Keks darauf, Green wartete auf seine Beurteilung, doch als er nix sagte fragte sie selbst:

"Und? Schmecken sie?"

"Ob sie mir schmecken?! MANNOMAN! Ich wusste gar nicht das du so gut kochen kannst!", Er holte sich gleich noch einen raus.

"Das freut mich! Wirklich!", die beiden setzten ihre Schritte fort, während Siberu Kekse mampfte.

"Siberu, ich weiß jetzt wie ich dich nennen will!", Siberu schaute die sprechende fragend an.

"Und wie?"

"Siberu, darf ich dich "Sibi" nennen?"

""Sibi"?"

"Ja, also wenn es dir nichts aus mach-"

"Der Name gefällt mir!"

"Wirklich? Dann nenn ich dich von jetzt an Sibi, okay Sibi?"

"Okay! Aber ich will dich auch anders nennen! Hm... Green-chan, Greeni, Greenchen oder Greenilein währen nicht schlecht!", Green sah ihn unsicher lächelnd an. Eigentlich mochte sie keine Spitznamen.

"Also ich mag es nicht so gerne, wenn mir jemand einen Spitznamen gibt"

"Wieso? Ich finde einen süßer Spitzname passt sehr gut, zu so einen süßen Mädchen wie dir!", dagegen konnte selbst Green nichts mehr sagen, er hatte sie überredet.

Green trainierte an diesen Tag doppelt so hart wie sonst und versuchte Fehler zu vermeiden. Doch wenn man versucht Fehler zu vermeiden kamen meistens noch mehr dazu. So war es auch bei Green umso mehr sie versuchte Fehler aus dem Weg zu gehen, umso mehr Fehler machte sie. Siberu schien es amüsant zu finden.
 

Green war knallrot vor Scharm, als sie mit Siberu den Heimweg antrat. Sie beide gingen neben einander unter dem Schirm. Plötzlich fiel Green ein dass sie noch einkaufen musste. Gerade jetzt...aber wenn sie es nicht tat würde Pink ihr denn kopf abreißen und auf Pinks Gequengel konnte sie dankend verzichten.

Als sie sich zu Siberu umdrehte bekam sie sofort wieder Herzklopfen. So ein Gefühl kannte sie gar nicht, sie war ja auch noch nie verliebt gewesen. Aber schon sobald sie ihn ansah raste ihr Herz. War sie also wirklich verliebt? Sie drehte sich schnell wieder um, sie wollte nicht das er mitbekam das sie rot war. Aber das hatte er schon bemerkt, sagte aber nichts. Er grinste in sich hinein. Green war wirklich einfach süß.

Green versuchte sich zusammen zu reißen. Wenn er jetzt sah das sie rot war, (sie wusste ja nicht das Siberu es schon wusste) war dies mehr als peinlich. Zu alledem merkte sie noch seinen Blick im Nacken. //Okay Green alles okay, komm mal wieder runter! Klar er sieht einfach genial gut aus, das ist aber kein Grund jetzt einen auf schüchtern zu machen! Du warst noch nie schüchtern und wirst auch jetzt nicht damit anfangen!// Sie atmete tief durch. Endlich als sie sich sicher war das sie nicht mehr rot war, drehte sie sich wiederum. Versuchte aber zu vermeiden in direkt anzuschauen.

"Ich muss noch einkaufen, leider", sagte sie als währe nichts geschehen. Er schaute sie verwundert an, vielleicht auch ein bisschen verärgert.

"Können das nicht deine Eltern machen?!"

"Meine Eltern sind tot", daraufhin schwieg er. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander. Hatte ihn das jetzt aus der Bahn geworfen?

"Das macht mir nichts aus wirklich! Sie sind schon lange nicht mehr da und ich habe mich daran gewöhnt! Ich kann mich eh kaum noch an sie erinnern!", Siberu schwieg immer noch. Green mochte das nicht. Sie schielte unsicher zu ihm rüber, sie wollte es vermeiden rot zu werden. Doch er schaute sie gar nicht an, er schien irgendwie woanders zu sein. Sie hakte sich bei ihm ein, so dass er aus einer Art "Trance" aufwachte. Jetzt war es Green egal ob sie rot war. Wieder schwiegen beide. Green klammerte sich förmlich an ihn fest, als hätte sie Angst er könnte verschwinden. Er sah sie an und lächelte mild.

"Tut mir leid, dass ich damit angefangen bin"

"Ach Quatsch! Das muss dir echt nicht Leid tun! Du konntest es ja nicht wissen", sie drückte seinen Arm noch fester. Er war ganz warm. Er seufzte. Sofort lockerte sie ihren Griff. Green schaute zu ihm hoch.

"Sorry, ist dir das unangenehm?", sie lies seinen Arm nun ganz los. Doch das schien er nicht zu wollen. Siberu nahm sie an der Schulter an zog sie zu sich. Green konnte sein Herz schlagen hören.

"Das habe ich nicht gemeint. Ich habe wirklich nichts dagegen ich mag aufdringliche Mädchen. Aber Greeni? Darf ich dich was fragen?", seine Stimme hörte sich ruhig und ernst an. Doch das war Green egal, sie fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr.

"Klar", sie schloss ihre Augen. Obwohl es regnete war ihr so warm. Ihr war warm ums Herz. Siberu drückte sie noch fester an sich.

"Sag mal, ich glaube wenn man so lange allein ist, ist man denn nicht unheimlich einsam?", daraufhin schlug Green ihre Augen wieder auf. Einsam? War sie das? Nein.

"Wieso fragt ihr mich das immer? Sho fragt es auch öfters...Wieso glaubt ihr dass ich einsam bin? Ich muss doch nicht gleich einsam sein nur weil ich keine Eltern habe! Klar es ist ruhig aber ich habe keine Angst davor alleine zu sein! Ich brauche niemanden!", das letzte was sie gesagt hatte hätte sie wohl lieber nicht sagen sollen, fand sie selbst. Aber sie hatte doch recht...

"Ich glaube schon dass man jemanden braucht. Man braucht doch jemanden der einfach für einen da ist. Und ich glaube du brauchst es ganz besonders", brauchte sie es? Sie konnte sich selbst nicht belügen, das sie sich alleine nie so wohl gefühlt hatte (außer wenn sie Geld in den Händen hielt vielleicht...) wie in diesen Moment.

"Hm, vielleicht. Aber ich glaube es trotzdem nicht, ich brauchte nie jemanden. Ich kam immer ganz gut allein zurecht"

"Stimmt du hast schon recht, ich fand es auch nicht immer besonders toll, aber trotzdem alleine war ich nie, obwohl ich ihn gehasst habe"

"Ihn? Wem?"

"Ich rede zuviel, Greeni"

"Ach jetzt sag schon!"

"Meinen verhassten Bruder"

"Du hast einen Bruder? Wie ist er so? Und wieso hasst du ihn?", er hatte einen Bruder? Denn musste der ja eigentlich auch nicht schlecht aussehen... Wie er wohl war? Ob er genauso nett und lieb war wie Siberu?

"Wie er ist? Arrogant, ein Sturkopf, eingebildet, einfach ein unheimlicher Vollidiot. Warum ich ihn hasse? Also Greenchen das brauchst du nicht zu wissen", also war Siberus Bruder das genaue Gegenteil von ihm. Konnten Geschwister überhaupt so unterschiedlich sein? Wahrscheinlich übertreib er einfach. Green ließ ihn los, nahm ihn aber sofort wieder an der Hand, nicht das er denken sollte sie mochte es nicht. Green konnte einfach nicht zuviel auf einmal und eigentlich ging es ihr auch zu schnell. Er schien jedoch nichts dagegen zu haben. Green fuhr lächelnd fort.

"Hihi die Beschreibung passt haar genau zu einem den ich kenne!"

"Ja? Du ärmste, ist nicht immer leicht mit so einen bestraft zu sein!"

"Ja da hast du vollkommen Recht! Ach nein was rede ich denn da... eigentlich hab ich ihn ganz lieb gewonnen, okay seine Art geht mir gehörig auf den Keks, aber ich glaube man kann sich auf ihn verlassen", das Gefühl hatte sie wirklich, auch wenn der jenige es nicht zugeben wollte...

"Das passt zu meinen nun überhaupt nicht zu, er hat sich immer lustig über mich gemacht, wenn ich am Boden lag und nicht mehr konnte. Er fand oder eher findet es immer höchst amüsant wenn er besser ist als Andere!"

"Kein Wunder das du ihn nicht magst, hört sich wirklich nicht nett an!"

"Nicht mögen ist untertrieben, ich hasse ihn und ich glaube, nein ich weiß dass er mich genauso hasst"

"Glaubst du? Ich kenne ihn zwar nicht aber ich glaube nicht dass er dich hasst und ich glaube auch nicht dass du ihn hasst! Er hat sicher auch seine Guten Seiten!"

"Ach Greenilein... das verstehst du nicht und er hat KEINE guten Seiten. Ich wünsch ihm den Tod an den Hals", sie starrte ihn an. Sie konnte sich nicht vorstellen das Siberu, der so nett und lieb zu ihr war, jemanden den Tod wünschte...und schon gar nicht den eigenen Bruder!

"Das glaube ich dir nicht. Klar ich kann es nicht beurteilen ich habe ja schließlich keine Geschwister, aber ich wünsch doch Leuten die ich nicht mag doch nicht gleich den Tod!"

"Ich habe dir doch schon gesagt dass du das nicht verstehst!"

"Na okay, von mir aus, ich misch mich da auch nicht ein, geht mir schließlich nichts an! Aber sag mal wie heißt er?"

"Solltest du nicht einkaufen?", Green grinste den Sprechenden an.

"Doch soll ich, aber kann es sein das du der Frage aus dem Weg gehst?"

"Ist das so auffällig?", er grinste. Das Gespräch nahm wohl wieder seinen lockeren Lauf. Green grinste ebenfalls.

"Ja Sibi, aber es ist aber okay wenn du es mir nicht sagen willst. So ich glaube ich muss jetzt echt los, einkaufen!"

"Ich lasse dich doch nicht alleine im Regen! Weißt du was? Ich werde dich begleiten, dann können wir Shopping"

"Shopping? Ich mag nicht so gerne einkaufen, ich gehe eigentlich nur einkaufen wenn es wirklich notwendig ist"

"Ein Mädchen das kein Shopping mag? Gibt es so was überhaupt?"

"Tja gegen shoppen hab ich nichts, aber gegen das Geld ausgeben hab ich was!"

"Wer hat etwas davon gesagt dass DU Geld ausgeben musst?"

"Heißt das etwa?! Du willst mich jetzt echt einladen?! Ich warne dich, ich kann sehr gut einkaufen auf Anderen Kosten!"

"Das macht nichts, ich habe genug Geld!"

"Ich meins ernst, Sibi das ist deine letzte Chance!"

"Mir ist es echt egal wie viel Geld du ausgibst! Solange wir zwei zusammen Shoppen gehen!"

"Ist das war?!", Green lies seine Hand los und sprang raus in den Regen. Ihre Gute Laune konnte sie jetzt nicht mehr verbergen.

"JUCHU!", sie sprang ein paar Mal im Regen. Nahm dann die Hand des verwunderten Siberus.

"Du weißt gar nicht wie sehr ich mich freue! Das wird der schönste Tag in meinen Leben!", Sie lächelte übers ganze Gesicht. Wie sehr sie sich doch freute! Shopping! Wie lange hatte sie das nicht mehr getan? Und das Beste daran war, Siberu war dabei! Das war ein Date! Das war ihr erstes! Und dann gleich mit Siberu! Ach das war alles so toll!

"Green-chan! Warte, du wirst auf diese Art doch ganz nass!", doch das störte ihr herzlich wenig.

"Das macht doch nichts! Ich weiß schon genau wo wir hingehen!"
 

Greens Warnung war berechtigt...doch das war jetzt leider zu spät für Siberu und sein Geld... Green schien fast alles anzuprobieren und alles was ihr gefiel wurde auch gekauft, egal wie teuer es war... Sie war gerade schon zum tausendsten male, wie es ihm vorkam, in der Umkleide. Währendessen überprüfte er seinen Kontostand...

"Sibi...? Was meinst du? Steht mir das?", der Angesprochene schaute von seinen Kontostand auf. Green stand vor ihm in den Klamotten die sie anprobiert hatte. Einen schwarzen Rock mit Schlitz, der Rock ging ihr etwa bis zu den Knien, dazu trug sie ein Shirt, der rechte Arm war von dem schwarzen Stoff bedeckt, der linke war frei. Auf dem Shirt war ein weißes Kreuz abgebildet. Siberu keuchte und brachte ein "schön" heraus. Green schaute ihn mit leicht rotem Gesicht an. Sie zupfte an dem Ärmel.

"Meinst du? Ich finde es etwas, ähm... gewagt", Siberu starrte sie weiter an, was ihr langsam unangenehm wurde. Er schüttelte den Kopf.

"Also gewagt ist es nicht, steht dir gut!", er versuchte locker zu bleiben, was ihm relativ schwer viel... Im wurde klar das Green nicht nur süß war, sondern auch unheimlich sexy. Green lächelte verlegen.

"Findest du? Na ja, hübsch ist es schon, aber der Preis ist auch gewagt", Siberu grinste die Sprechende an.

"Wie viel denn?"

"25.000"

"Geht doch! Also zieh es aus, damit wir weiter können, okay?", Siberu nahm schon mal das Geld raus, während Green sich wieder umzog.

"Danke für ihren Einkauf", sagte die Frau hinter der Kasse lächelnd. Siberu nahm die Einkaufstüte zu dem sieben anderen Tüten. Das wurde langsam schwer... Green grinste vor sich hin, er erwiderte es.

Aus dem Laden raus ging es weiter durch das belebte Einkaufszentrum. Green wusste das Pink oft hier war. Das einzige was ihr jetzt nicht mehr gefiel war, das sie nicht mehr Hand in Hand gehen konnten. Green hatte drei Einkaufstüten und Siberu sieben. Hatte sie vielleicht ein wenig übertrieben? Ach was! Sie hatte Siberu doch gewannt! Es war für ihn also auf eigener Gefahr!

Bei einem Schmuckgeschäft blieb Green wie angewurzelt stehen. Ihr Blick wurde von einer Kette magisch angezogen. War die schön! Siberu stellte die Tüten ab und folgte ihren Blick. Er schluckte, das war jetzt doch zu teuer!

"Ist die nicht schön?", jappste Green, denn Preis schien sie gar nicht zu beachten.

"Ja und sie passt auch zu dem was wir gerade gekauft haben, aber...", er nahm ihre Hand um ihren Blick von der Kette abzulenken und zog Green zu sich. Green stellte erschreckt fest dass sie nicht sehr viele Zentimeter von einander entfernt wahren. Sollte das jetzt etwa ihr erster Kuss werden?! Er nahm ihr Glöckchen in die Hand und sagte grinsend.

"Du hast doch schon eine Kette die dir gut steht also wozu eine Andere?", war das alles was er wollte?! Green hatte ihre Erwartungen wohl zu hoch geschraubt... Aber Siberu lies sie immer noch nicht los, im Gegenteil er zog sie noch näher zu sich.

"Aber...", wenn er sie jetzt wirklich küssen wollte, dann sollte er mal nicht solange rumfackeln und es endlich tun! Er strich ihre Haarsträhne zur Seite. Green hoffe er konnte nicht hören wie sehr ihr Herz schlug.

"Du hast gar keine Ohrlöcher!", grinsend ließ er sie los. Vor Schreck viel Green fast hinten über. Also jetzt wurde Green sauer. Wollte er sie jetzt etwa nicht küssen, nur weil sie keine Ohrlöcher hatte?!

"SIBI! WAS SOLL DAS?!", es war ihr jetzt egal ob alle Menschen die anstarrten. Siberu grinste nur.

"Ich wollte doch nur schauen ob du Ohrringe hast, nix weiter! Sag mal hast du etwa Angst davor?", Green schüttelte daraufhin den Kopf, sie war immer noch leicht rot.

"Wieso verdammt noch mal, wolltest du das wissen?!", Green hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. Siberu verschränkte grinsend die Arme hinter dem Kopf.

"Siehst echt süß aus wenn du wütend bist!", Green starrte ihn an. Wurde wieder rot.

"Willst du mich verarschen?! Sag schon wieso du es wissen wolltest?!", schrie Green. Die meisten Leute beobachteten die beiden neugierig, was Green so langsam unangenehm wurde. Siberu schien es überhaupt nicht zu stören.

"Weil du die Kette so schön fandest, die ich mir aber nicht leisten kann, also wollte ich dir Ohrringe kaufen, aber du hast ja keine Ohrlöcher, na alles klar?", wieder gab es eine lange Pause. Green hatte wohl was Falsches von Siberu gedacht, sie schämte sich jetzt richtig. Sie schwieg weiterhin. Siberu rieb sich am Hinterkopf. Seufzte, ging zu Green, nahm die Tüten und zu guter letzt Green Hand. Sie schaute ihn verwirrt an.

"Also willst nun Ohrringe haben oder nicht?", wie immer grinste er. Green nickte und versuchte zu Lächeln. Jetzt kam das nächste auf sie zu...

Fast schon krampfhaft klammerte sie sich an Siberus Arm als er im Laden um Ohrlöcher fragte. Green stand die Panik buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Was Siberu scheinbar amüsant fand. Er und die Dame versicherten Green dass es nur ein kurzer Stich war. Green sollte sich Ohrringe aussuchen, sie jedoch war viel zu nervös um welche aussuchen das Siberu es für sie tat. Runde Blaue. Als sie sich denn hinsetzten sollte ließ sie Siberu immer noch nicht los, er fühlte seine Hand kaum noch, so krampfhaft klammerte sie ihn. Green kniff die Augen zusammen und biss die Zähne zusammen.

Eine kurze Zeit später... Weit genug weg vom Laden...

"VON WEGEN NUR EIN KURZER STICH!", sagte Green als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Siberu antwortete nicht, er grinste nur vor sich hin. Green rieb sich ständig die Ohren, wo jetzt blaue Ohrringe glänzten, was sau wehtat!

"Mann hast du es gut! Du musst diese Tortur nicht ertragen!", er schaute sie verwirrt an. Strich seine Haare beiseite. Er hatte einen schwarzen Ohrring.

"Wieso? Ich hab auch einen, aber Greenchen ich wusste ja gar nicht das du so sensibel bist!", er grinste. Green schaute ihn drohend an.

"Ich bin nicht sensibel! Aber es tut trotzdem sau weh!"

"Nun komm mal wieder runter, Greeni"

"Ja ja"

"Ich fand es toll, oder anders gesagt ich finde es immer noch toll!"

"Hä? Was findest du toll?"

"Erstens, die Ohrringe stehen di-"

"Tut trotzde-

"Zweitens, seit fünfzehn Minuten spüre ich meine Hand nicht mehr!", sie starrte ihn an. Dann schaute sie zu ihrer Hand, die immer noch krampfhaft Siberus Hand festhielt. Sie war so mit den Löchern beschäftigt das sie vergessen hatte seine Hand los zu lassen! Die Röte stieg in ihr hoch. Sofort lies sie seine Hand los. Immer noch grinsend führte er ein paar Handbewegungen durch. Dann sagte er:

"Ich dachte schon sie war ab, du hast nen ganz schönen Griff!", Green lächelte verlegen.

"Tut mir leid!"

"Ach was!"

"Hm... na okay, wenn du meinst, ich glaube wir sollten langsam Nach hause"
 

Der Regen hatte nicht nachgelassen und so gingen die beiden wieder unter dem Regenschirm zu Greens Wohnblock. Angekommen sagte Green das Siberu nicht mit nach oben kommen müsse, scheinbar fand er dies nicht so gut, sagte aber nichts.

"Also Sibi", Green nahm ihn die Einkaufstüten ab und stieg auf die Treppe.

"Wie sehen uns denn morgen!", er winkte ihr hinterher. Green wollte sich gerade umdrehen als ihr noch was einfiel. Sie ließ die Tüten stehen, ging zu Siberu und küsste ihn auf die Wange.

"Green-chan?"

"Danke für den schönen Tag! Ich werde es nie vergessen!", lächelnd drehte sie sich um und stieg die Treppe hoch. Ein letztes Mal drehte sie sich noch um.

"Du sagtest du magst aufdringliche Mädchen!", Green zwinkerte.

"Ja ich mag aufdringliche Mädchen und dich ganz besonders!"

"Danke, ich hab dich auch echt gern!", noch bevor Siberu antworten konnte fuhr Green fort.

"Also bis morgen!", er konnte ihr gerade noch dasselbe wünschen als sie auch schon verschwand.

Hastig schloss Green die Tür auf. Drinnen ließ sie ihre Tüten auf den Boden fallen und seufzte zufrieden, das war wirklich der schönste Tag in ihren Leben!

"YEAH! Mir geht's super!", sie konnte ihre gute Laune einfach nicht verbergen.

"Ach? Und wieso?", das war nicht Pinks Stimme...nein. Das war sie nicht...! Das war, Garys Stimme! Das war echt das letzte was sie jetzt gebrauchen konnte! Grimmig ging Green mitsamt den Einkaufstüten in die Stube, wo Pink, wie immer, Schokolade mampfte und Gary der Green neckisch angrinste. Green musste unwillkürlich an Siberu denken, der tausendmal süßer, cooler und netter war als dieser Vollidiot! Green atmete tief durch, jetzt bloß nicht sauer werden, es gab ja noch nicht mal einen Grund dafür! Sie setzte zu den beiden. Atmete noch mal tief durch.

"Gary was machst du hier?", gerade als Gary antworten wollte, fiel Pink ihm ins Wort.

"Ich wollte mit Gary reden, weil du es ja nicht machst!"

"Danke Pink, aber ich hatte Gary gefragt!"

"Sie hat aber recht, und sie hat intelligentere Fragen gestellt als du", Pink sollte intelligenter sein als Green?! Das war jawohl eine Beleidigung wo es keine Steigerung gab! Sie sah Gary wütend an.

"Ach ja?! Soll das heißen du hältst Pink für intelligenter als ich?! Das ist dreist!", Pink sah zu Green die sehr wütend aussah...Pink hatte keine Lust auf einen Streit, deshalb ging sie wieder dazwischen.

"Ach Green? Warst du shoppen?", Green war irgendwie erleichtert das Pink dazwischen gegangen war.

"Ja war ich"

"Ach? Ich dachte du bist viel zu geizig um Geld auszugeben!", sagte Gary.

"ICH habe auch kein Geld ausgegeben!", Pink seufzte, jetzt fingen die zwei schon wieder an...

"Ach hast du mal wieder dein Hobby betrieben und hast es gestohlen?",

"NEIN!"

"Bist du mit einen Jungen shoppen gegangen?", das war keine sehr gute Aussage von Pink... Gary schien das als Witz zu sehen, er fing an zu lachen. Green wiederum war rot geworden.

"Guter Witz Pink! Ich glaube mal es gibt keinen Jungen der so verzweifelt ist!"

"SIBI IST NICHT VERZWEIFELT, KLAR?", Green schlug mit der Faust auf dem Tisch, jetzt hatte Gary es geschafft, sie kochte vor Wut. Pink schüttelte den Kopf, denn stritten sie sich halt...

"Sibi? Okay, ein verzweifelter Idiot mit einen sehr merkwürdigen Namen!"

"Das ist ein Spitzname du Vollidiot!"

"Und wie kommt es das ich ihn nicht kenne?"

"Weil du nicht in der Schule warst?! Er ist neu in unserer Klasse gekommen und er sieht tausendmal besser aus, ist tausendmal netter und tausendmal cooler als du es je sein wirst!"

"Ach?! Denn will ich mal sehen! Entweder brauchst du eine Brille oder er hat eine Geschmacksverirrung!", so langsam wurde auch der Junge wütend. Green stand auf. Pink seufzte tief und nahm ihre Schokolade weg.

"Sagt mal, ist es normal das ihr euch so streitet?", doch Pink wurde überhört.

"ER HAT KEINE GESCHMACKVERIRRUNG KLAR?!", in diesen Moment klingelte das Telefon. Pink sprang auf und nahm ab.

"Jap?", eine Weile schwieg sie, während Gary und Green sehr, sehr böse anfunkelten.

"Green ist für dich, ein Nakayama", daraufhin schubste Green Pink weg vom Telefon.

"SIBI?! Woher hast du meine Nummer?", Gary konnte nicht fassen das Green die Wahrheit gesagt hatte, er hatte geglaubt Green hätte gelogen um ihn zu ärgern. Green lächelte und grinste vor sich hin. Sie schien sich echt über diesen Nakayama zu freuen, aber wieso störte ihm das so?

Green wollte gerade auf Lautsprecher stellen, um Gary noch mehr zu ärgern, als er aufgestanden war.

"Übermorgen komm ich wieder zu Schule und da die Prüfungen bald sind gibt es auch wieder Nachhilfe, klar?!", Green hörte im jedoch nur mit einen halben Ohr zu. Siberu war ihr viel wichtiger, als wann dieser Vollidiot wieder zur Schule kam!

Die Tür knallte zu. Pink seufzte und holte ihre Fotos raus die sie erst an diesen Tag bekommen hatte. Während Green fleißig am Telefon flirtete. Das letzte Foto ließ Pink wie vom Blitz getroffen aufspringen. Sie nahm das Foto mit und verschwand aus der Tür.

Pink machte bei ihren Nachbarn Sturmklingeln, bis er sehr genervt die Tür öffnete.

"Was?!", Pink klammerte jedoch nur das Foto und brachte keinen Tom heraus. Er nahm sie schroff am Arm und zog sie rein. Drinnen zeigte Pink ihm das Foto eine Weile schwieg er. Pink schaute ihn ernst an.

"Das muss er sein", Pinks Stimme zitterte.

"Ich wusste ja das Green einen merkwürdigen Geschmack hat, aber das hier übertrifft meinen Vorstellungen!"

"Gary, das ist ER!"

"Das weiß ich auch. Tz! Sagt er zu mir ich sei tief gesunken, aber selbst ist er auch nicht besser!", Pink sah ihn verwirrt an. Fand aber schnell ihre Stimme wieder.

"Wir müssen was unternehmen! Du kennst ihn am besten, du weißt was er vorhat!", Gary schwieg eine Weile, nickte dann.

"Wir machen gar nichts"

"WAS?! Wenn wir nichts tun eskaliert das hier!", sie nahm ihm das Foto aus der Hand zeigte drohend darauf. Er war ein wenig überrascht da Pink wusste was eskaliert bedeutete.

"Es ist aber schon längst eskaliert"

"Dann müssen wir erst recht was unternehmen!"

"Nein, ich habe doch schon gesagt wir machen gar nichts, es wird sich allein einrenken", Pink starrte den Sprechenden an.

"Machst du dir keine Sorgen? Du weißt wie skrupellos er ist! Er wird nich-"

"Ich mache mir keine Sorgen, ist das klar?! Doch nicht über so eine geizige Zicke! Mach was du willst, aber auf meine Hilfe brauchst du nicht zu zählen!", eine Weile schwieg Pink. Sagte aber dann:

"Dann habe ich mich wohl in dich geirrt", und damit verschwand sie aus der Tür. Gary sammelte das Foto auf das Pink liegen gelassen hatte.

Er und sich Sorgen machen? Da hatte dieses Gör sich wirklich in ihn geirrt, obwohl... die Sorgen währen berechtigt... Aber er kannte ihn, besser als jemand anderes, dieser "Siberu" wollte doch erst mal seinen Spaß haben. Wenn Green so dumm war und in seine Falle ging war das doch nicht Garys Problem!
 

"Pink? Sag mal geht's dir gut?", Green legte kurz den Hörer zu Seite als pink reinkam.

"Ja alles klar!", sie setzte sich aufs Sofa und nahm wieder die Schokolade.

"Gut!", Green lächelte übers ganze Gesicht und zeigte aufs Telefon.

"Wenn ich fertig bin mache ich essen, okay?"

"Okay"

Game Over

Game Over
 


 

Noch nie hatte Green sich so auf die Schule gefreut wie an diesen Tag. Die Schule war doch schon gleich was ganz anderes wenn man wusste dass sich jemand darauf freute sie zu sehen und sie sich genauso darauf freute ihn zu sehen!

Green war sehr früh wach, noch vor Pink und das sollte schon was heißen, denn Pink war ein Frühaufsteher.

Als Pink denn aufstand war Green schon außer Haus. Das Essen für Pink stand schon auf dem Tisch. Pink gähnte herzhaft, sie war ziemlich verwundert darüber dass Green so früh weg war, aber das gestrige Gespräch lag ihr noch schwer im Magen. Aber es konnte ja nicht schaden den Magen noch schwerer zu machen!
 

Green kam viel zu früh in der Schule an. Sogar noch früher als Sho, die aber kurz nach Green kam. Verwundert fragte sie warum Green so früh schon da war.

"Na weil ich mich auf Sibi freue!", erwiderte Green mit einem Lächeln. Schon alleine bei dem Gedanken an Siberu wurde ihr ganz anders. Sho grinste und setzte sich gegenüber von Green auf einen Tisch. Sie hatte schnell bemerkt dass es Green wirklich sehr gut ging. Seit langem hatte sie ihre Freundin nicht mehr ausgelassen erlebt. Green erzählte ihrer Freundin von ihrem Date.

"Gestern war es noch Siberu-san und jetzt Sibi, na das ging schnell, wie ich mir schon dachte Liebe auf dem ersten Blick. Sollen wir schon mal dein Hochzeitskleid aussuchen? Ohmannoman ich höre schon die Hochzeitsglocken! Aber schade ist es schon...", Green fragte verwundert wieso es schade währe, mit einen Grinsen antwortete sie:

"Denn kann ich dich nicht mehr verkuppeln!", beide fingen an zu lachen.

"Dein Lieblings OPFER! Aber jetzt bin ich wunschlos glücklich, du brauchst mich wirklich nicht mehr zu verkuppeln! Sibi sieht gut aus, ist nett, lieb, freundlich, höflich und das wichtigste: Er hat genug Geld!", das letzte Wort hatte sie im Singsang gesagt. Sho schüttelte den Kopf über ihre Geldsüchtige Freundin. Ein wenig später kam auch schon Sakai, nur widerwillig hörte sie Sho zu. Die aus Greens Date was ganz anderes machte als ein normales Date... Sie übertrieb mal wieder gnadenlos. Green konnte sich vor Lachen kaum noch halten, Sakai allerdings fand es nicht so witzig wie Sho und Green. Zu Sakais Glück klingelte es bald darauf und der Lehrer kam herein. Green schaute auf den Platz hinter sich. Kam Siberu zu spät?

Doch auch in der nächsten Stunde fehlte er, war er krank? Vielleicht hatte er Grippe? Wenn Green doch nur seine Adresse hätte, oder seine Nummer... Aber sie hatte keines von beiden.

"Dein Schatzilein kommt heute wohl nicht", sagte Sakai in der großen Pause. Wie immer wahren die drei Mädchen an ihrem Stammplatz, bei den Reckstangen. Sho schaute Green bei ihren Turnübungen zu, die Green auf der höchsten Reckstange schon seit einer ganze Weile tat, um ihre Wut oder Trauer Luft zu machen.

"Denn...Hat... Er... Pech... Gehabt!"

"Oder wohl eher du", Green stoppte bei dem was Sakai gesagt hatte kurz ab. Warf Sakai einen bösen Blick zu und setzte ihre Übungen fort.

"Ich...Hab...Kein...Pech...Wenn...Er...Mich...Nicht...Sehen...Will...Dann...Muss...Er...Es...Eben...Lassen!", Green beschleunigte. Sho wurde beim zuschauen schon schlecht und Sakai ging Greens Gehopse langsam auf den Keks.

"Green könntest du so freundlich sein damit aufzuhören während wir reden?! Es geht mir nämlich auf die Nerven!", Green jedoch hörte nicht auf Sakai, sie grummelte immer noch ständig vor sich hin. Zum Glück klingelte es kurz danach und Green sprang lässig von der Reckstange. Doch scheinbar hatte sie wohl doch ein bisschen übertrieben, sie schwankte ein bisschen hin und her. Sho lachte Green aus, Sakai meinte nur das hätte Green verdient, denn wer nicht hören wollte der musste eben fühlen... Während Green Sho dazu bringen wollte mit dem Lachen aufzuhören, schaute Sakai Richtung Himmel. Es sah nach Schnee aus...

Der Winter kam wohl früh dieses Jahr.
 

"Wow! Dieses Jahr kommt der Winter aber früh!", es hatte denn wirklich angefangen zu schneien und Sho war gleich wieder Feuer und Flame... ganz im Gegensatz zu Green, die wie angewurzelt mitten im Klassenzimmer stehen geblieben war. Als Sho jedoch ein Fenster aufschob und die kalte Brise bei Green ankam, zuckte sie zusammen. Am liebsten währe sie schreiend aus dem Zimmer gelaufen, doch das währe mehr als peinlich...stattdessen ging sie hastig an Sho vorbei und schloss das Fenster.

"Zu, okay?", sagte sie mit einen gespielten Lächeln. Sho sah sie nur verwundert an.

"Äh, okay?"

"Gut, ich gehe jetzt in die Bibliothek!", und schon hatte Green sich umgedreht und lief aus dem Klassenzimmer. Zurück blieben Sho und Sakai, die sich beide fragten ob Green krank war?

Green lief aber nicht ohne Grund in die Bibliothek, denn in dort gab es nur zugezogene Fenster. Sie ging die langen Gänge zwischen den einzelnen Bücherregalen entlang und zog einfach irgendein Buch heraus, nur um nicht zu auffällig zu wirken. Danach setzte sie sich so weit wie möglich vom Fenster weg.

Es war verdammt noch mal erst November, wieso kam der Winter so früh?! Sie war doch gerade erst dieser "Klassenreise" entkommen, hatte zwar dennoch Albträume bekommen, aber sie hatte fest gehofft das wenigstens dieses Jahr der Winter nicht kam oder wenigstens erst am Ende Dezember oder Anfang Januar! Aber nein! Dann kam der Winter doch schon mit aller Härte im November...! Und zu allen überfloss, war Siberu nicht in der Schule, das hieß im Klartext:

Alleine Nach hause UND OHNE Schutz vor der Kälte! Eindeutig...

Das würde eine schlaflose Nacht werden...
 

Sho und Sakai verabschiedeten sich von Green und ließen sie doch tatsächlich alleine Nachhause gehen! Green hatte verzweifelt versucht einen der beiden dazu zu überreden mit Nachhause zu kommen... Sakai hatte nur gegrinst und gemeint: "Ach! Wenn dein Schatzilein nicht da ist, sind wir gut genug!" Sho hingegen wäre wirklich gerne mitgekommen doch sie hatte an diesen Tag noch zwei Kurse, die sie unmöglich sausen lassen konnte...

Green hatte zwar einen Regenschirm, doch, vor der Kälte konnte sie sich nicht schützen... Aber wenn jemand mitkämme konnte sie sich Ablenken und nicht an irgendwelche Erinnerungen denken...!

Sie ging raus in den Gang und nahm all ihren Mut zusammen, schloss die Augen und lief raus in den leichten Schneefall. Sie atmete tief durch...der erste Schritt war getan. Sie wollte gerade ihren Schirm aufmachen, als ihr auffiel das sie ihn nicht mehr in der Hand hielt. Sie hatte ihn in ihren Spind vergessen! Langsam wütend über sich selbst und immer noch mit geschlossenen Augen, drehte sie sich um, lief gerade los und es musste kommen wie es kommen musste;

Sie prallte mit jemand zusammen.

"Hej! Kannst du Trampel nicht aufpassen wo du hin läufst und vielleicht mal die Augen aufmachen?!", Green blinzelte und sah in das Gesicht von dem der das eben gesagt hatte; Gary.

"WAS MACHST DU DENN HIER?", Green sprang gleich zwei Meter weg. Wie immer schaute er grimmig drein.

"Das gleiche könnte ich dich fragen, die Schule ist seit einer Stunde vorbei"

"Na und? Hab ich nicht das Recht darauf, in der Schule zu sein solange ich es will?", die Wahrheit sah natürlich anders aus...in Wirklichkeit hatte Green die ganze Zeit über gehofft das der Schnee nachlassen würde und war deshalb noch nicht den Heimweg angetreten. Aber dass Gary jetzt da war, passte ihr eigentlich ganz gut. Denn... ihr war es eigentlich egal mit wem sie Nachhause ging, Hauptsache nicht alleine! Anstatt Garys Antwort abzuwarten, ging sie an ihm vorbei und sagte:

"Bin gleich fertig, will nur schnell meinen Schirm holen!", gerade als er ein gegenprotetz machen wollte. Kam Green auch schon wieder zurück mit ihren Schirm.

"Also, lass uns los, hab schon genug zeit verschwendet und wer weiß was Pink noch von mir will. Obwohl ich in diesen Scheißwetter nicht arbeiten werde oder der gleichen!", Green hoffte inständig das Gary selbst einen Schirm hatte, was er zum Glück auch hatte. Er linste zu ihr herüber.

"Ach, willst du etwa sagen: Ich arbeite nicht, zu schlechtes Wetter! Wenn du vor einem Dämon stehst?", die beiden kamen auf die überfüllte Einkaufsstrasse. Green fuhr feixend fort:

"Nein, ich schicke einfach dich los!"

"Aha und wenn ich nicht will?", das Gespräch schien wohl zur Abwechslung ohne Streit zu laufen. Denn irgendwie schienen beide locker oder gut drauf zu sein. Green lief ein paar Schritte vor und drehte sich grinsend zu ihm um.

"Werde ich dich dazu zwingen!"

"Ach? Und wie willst du das ma-" und da geschah es;

Das Gedrängel wurde so stark das Green ihren Schirm verlor, über ihn stolperte und fiel gegen Gary. Der Lärm der Straße schien verstummt zu sein, als sich ihre Lippen berührten. Green blinzelte, konnte nicht fassen was gerade geschah. Beide wichen nach dem ersten Moment zurück. Über und über rot und mit wild pochendem Herzen, konnten sie es nicht fassen. Green sammelte ihren Schirm auf, drehte sich ohne ein weiteres Wort um, schlängelte sich durch die Menge und weg war sie.

Gary atmete tief durch, um dies erstmal zu begreifen und schüttelte den Kopf.
 

Green rannte beinahe ziellos doch die Straßen von Tokio, sich immer wieder einredend dass es ein Versehen war. Aber wieso, WIESO?! WIESO gerade DER?! Außerdem war das ihr erster Kuss gewesen, der eigentlich jemand anderen gehört hatte! Was musste Gary jetzt bloß von ihr denken?! Ihm war ja wohl klar, dass es ein Versehen war und überhaupt keine Bedeutung hatte!

Sie verlangsamte ihre Schritte und schaute sich um. Das Mädchen war in einer ruhigeren Gasse, sie schien ganz allein zu sein. Green atmete tief durch um ihre Gedanken zu Ordnen.

"ES...WAR...NUR...EIN...VERSEHEN", sagte sie laut und deutlich. Doch plötzlich spürte sie eine kalte Hand auf ihrer Schulter.

Als sie sich umdrehen wollte fand sie sich in den Armen von...sie schaute hoch und direkt in die roten Augen von...

"Si-Sibi!", wahrscheinlich konnte sie nicht mehr röte im Gesicht bekommen, als sie es schon hatte. Siberu sah sie verwundert an und fragte was ein Versehen gewesen war. Tonlos schüttelte Green den Kopf. Eigentlich kam es ihr nicht besonders fair vor wenn sie jetzt in Siberus Amen lag, aber das "Andere" war ja nicht mit Absicht gewesen. Doch es wurde ihr jetzt auch etwas zu viel, ihr Herz schlug immer noch wie wild von dem Kuss und jetzt war sie schon wieder einen Jungen verdächtig nahe.

"Du bist ja ziemlich rot, bist zu krank?", war ihre röte etwa so auffällig? Noch bevor sie antworten konnte, hob er sie ein Stück hoch und ließ seine Stirn gegen Greens sinken.

"Krank scheinst du nicht zu sein", das war jetzt eindeutig zu viel für Green, mit ihren eh schon blank liegenden Nerven. Sie befreite sich aus Siberus Griff und taumelte ein paar Schritte rückwärts. Er sah sie verwundert an.

"Geht es dir wirklich gut?", zuerst tonlos nickend sagte Green jedoch:

"Klar alles in Ordnung!", er ging einige Schritte auf sie zu.

"Du siehst aber echt nicht gut aus, soll ich dich Nachhause bringen?", hektisch schüttelte Green den Kopf. Sie brauchte jemanden zum Ablenken und Siberu war genau der richtige! Außerdem war sie ihm das auf irgendeiner Art und weiße schuldig...

"Nein danke, brauchst du nicht! Warum warst du nicht in der Schule?", sie musste schnell das Thema wechseln und dieses Röte abschütteln. Er sammelte ihren Schirm auf, denn sie verloren hatte als sie mit im zusammengeprallt war.

"Ach, ich hatte zu tun... hast du dir etwa Gedanken darüber gemacht?", er gab ihr ihren Schirm zurück und sie bedankte sich fürs aufsammeln.

"Ob ich mir Gedanken gemacht habe?! Das ist ein bisschen untertriebe-", leider hatte sie zu spät bemerkt was sie da gesagt hatte und wich seinen Blick aus. Er sah sie zuerst verwundert an, aber den grinste er.

"Du hast du Sorgen gemacht?"

"...Vielleicht...? Wollen wir irgendwas unternehmen?", schon wieder wechselte sie das Thema. Er nickte grinsend.

"Und was?"

"Hauptsache drinnen!"

"Kino?"

"O.k"
 

Nach dem Kino ging es Green besser. Ihr Herz hatte schlug zwar immer noch ziemlich schnell, aber wahrscheinlich was das nicht mehr wegen dem Kuss sondern weil sie und Siberu Hand in Hand gingen. Zum Glück hatte der Schnee nachgelassen und es schneite nicht mehr.

"Der Film war einfach genial! Findest du nicht auch, Sibi?", er nickte ihr zu. Green fragte mit einen Lächeln was sie jetzt machen wollten. Siberu schaute sie lieb an und sagte:

"Weiß nicht, worauf hast du denn Lust?", gerade als Green antworten wollte, sah sie jemanden auf der Gegenüberliegenden Straßenseite und zog Siberu hinter sich her. Der sie verwirrt fragte was das sollte.

"PIIIIIIINK!", rief Green. Die so gerufene drehte sich um zuerst lächelte sie Green wie gewohnt an, doch als sie den sag den ihre Mitbewohnerin im Schlepptau hatte, drehte sich Pinks Magen um. Am allerliebsten währe sie davon gelaufen, aber sie wählte lieber dazu bleiben, das andere währe einfach zu auffällig.

"Pink! Hi! Was machst du denn hier?", fragte Green mit einem Lächeln. Pink versuchte verzweifelt auch zu Lächeln.

"Ich, äh war in der Stadt, Shopping! Äh wer ist das?", sie zeigte auf Siberu. Green kratze sich am Kopf, gab Siberu einen Klaps und sagte:

"Das ist Siberu Nakayama, kurz Sibi! Und Sibi, das ist meine Mitbewohnerin; Pink äh,"

"Hirishima!"

"Hirishima? Du hast einen Nachnamen? Ach natürlich hast du das...", Pink grinste nervös als Siberu fragte warum Mitbewohnerin?

"Ach sie ist meine Cousine und sie lebt bei mir!", Pink nickte eifrig auf das was Green gesagt hatte. Gerade als Siberu wieder was fragen wollte sagte Pink:

"Ich muss jetzt los, in meinen Lieblingsgeschäft ist Sonderausverkauf und ich will noch was abbekommen!", und schon drehte sie sich um und lief in Richtung Einkaufsstraße davon. Die beiden schauten ihr verwundert nach, bis Siberu fragte:

"Ist sie immer so nervös?"

"Nein, normalerweise nicht..."
 

Pink tippte auf ihrem rosafarbigen Hellokitty Handy eine Nummer ein.

"Piep...piep...piep... ja?",

"GARY!"

"PINK?! Woher hast du meine Nummer?!"

"17896 die Auskunft für Jedermann!"

"...Aha... Um dich schnellst möglich wieder loszuwerden...was willst du?", irgendwie behackte es Gary nicht das Pink seine Nummer hatte...

"Sibi"

"Sibi? Wer?"

"Na SIBI"

"WAS willst du?!"

"Es eskaliert"

"Wie Bitte? Was eskaliert?", irgendwie war Garys Denkvermögen auf Null gesunken, seit diesem... Zwischenfall mit einer Person an die er nicht denken wollte.

"DU musst was unternehmen!"

"ICH?! Nun mal Halblang, was genau willst du von mir?"

"Was ich von dir will? Ich habe gerade das Traumpaar getroffen und ich habe im Gefühl, das "ES" heute passiert! Also, du musst was unternehmen und das schnell!", konnte man sich auf Pinks Gefühl verlassen? Er zweifelte stark daran...

"Wieso sollte ich das tun? Wenn du so scharf darauf bist etwas zu unternehmen, mach du es doch"

"I-ich...? Nein! Auf keinen Fall! Ich kann ihm doch gar nichts in gegen setzten! Nein, NEIN! Das MUSST du machen! Du bist der einzige der das kann!"

"Hm... da hast du ausnahmsweise mal recht, ich werde aber nur nachschauen, klar?"

"Ja! Sehr gut! Also ich wünsch dir viel Glück, ne? Aber das brauchst du ja sicherlich nicht, ne? Also machst gut!", und mit diesen Worten hatte Pink aufgelegt. Sie war sich Hundertprozentig sicher, das alles gut gehen würde, sie brauchte sich gar keine sorgen zu machen... oder doch?
 

Langsam brach der Abend an. Nachdem Siberu und Green eine ganze Weile munter geschwatzt hatten, schwieg er. Green wurde langsam kalt, doch trotzdem dachte sie nicht an den Heimweg. Sie lehnte sich an Siberus Schulter und lauschte der Stille die sie umgab. Sie wahren ganz alleine im Park. Green schaute Richtung Himmel, wo die Schneewolken sich verzogen hatten und die Sterne zu sehen wahren...

irgendwie romantisch...Green drückte sich fester zu ihm. Er seufzte tief und drehte sich zu dem Mädchen das sich so an ihm drückte.

"Green...", die Angesprochene schaute zu ihm hoch. Sie war sich ganz sicher, sicher dass sie jetzt einen richtigen Kuss bekommen würde. Sie konnte direkt in seine roten Augen schauen. Er nahm ihr Glöckchen in seine Hand und zog Green näher an sich rann, so das sich ihre Nasenspitzen berührten. Sie hatte ihre Augen geschlossen. Er lächelte selbstsicher.

"Du bist so einfach zu betrügen, Green-chan", mit diesen Worten durchtrennte er Greens Glöckchen und schubste sie unsanft weg von sich, das Green hinfiel.

"Was soll das Sibi?! Das hat wehgetan!", Green spürte schon die Anzeichen davon das ihr Glöckchen nicht mehr um ihren Hals hing.

"Das sollte es auch, und es wird dir, Wächterin, noch viel mehr wehtun", mit diesen Worten sprang er athletisch auf einen Ast.

"Wa-was? Wovon redest du?", bei ihren verzweifelten Gesichtssausdruck lächelte er noch selbstsicherer.

"Verstehst du es denn nicht? Dein Siberu gibt es nicht. Oh", er schaute zur Seite "Wir bekommen Besuch, Greenilein!", kurz nachdem er das gesagt hatte, tauchte auch schon Gary auf.

"Ga-Gary?", stotterte Green. Er schaute zu dem am Boden kauerndes Mädchen, wand sie denn aber an dem Rotschopf der auf dem Ast saß.

"Was treibst du schon wieder für Spielchen, Silver?", daraufhin kicherte der Angesprochene leise. Greens Blick wanderte von Gary zu Siberu.

"Was geht hier eigentlich vor...?", sie zitterte, trotzdem versuchte sie zu Lächeln. Gary sah sie merkwürdig an, so einen Blick kannte sie gar nicht von ihm, war das etwa...Mitleid?

"Ach ist sie nicht einfach süß? So Naiv und unwissend! Könntest du sie nicht mal aufklären, Blue?", sagte Siberu mit einen Kichern. Gary wand sich an ihm mit finsterem Blick. Da er aber nicht antwortete, hackte Green nach.

"Si-Sibi, was ist mit dir los?! Warum sagst du so was?", sie wand sich an Gary.

"Und warum schaust du mich so an?! Was verheimlicht ihr mir?! ICH WILLS WISSEN!", Gary atmete tief ein.

"Er hat dich angelogen", Green blinzelte, ihr Herz lies einen Schlag aus.

"...Was?"

"Das was er dir gesagt hat, ausnahmslos alles, war gelogen. Er heißt nicht Siberu und schon gar nicht Sibi, sein wahrer Name ist Silver und ist wie ich ein Halbdämon", eine Weile herrschte Stille. Green konnte nicht begreifen was Gary gesagt hatte. Sie schaute zu Siberu hoch.

"Si-Sibi...stimmt das?", ihr liefen die Tränen über die Wangen als er ganz lässig nickte und sagte:

"Zur Abwechslung hat er mal recht und das wirklich hundertprozentig", er fand das alles einfach höchst amüsant. Green starrte durch einen Tränenschleier zu Boden und klammerte ihren Rock an sich. Die letzten Tage liefen ihr noch mal durch ihre Gedanken.

"Dafür bist du aber eine äußerst süße Diebin!"
 

"..."
 

"Ich will wissen wie du heißt!"

"Oh ach so! Ich heiße Siberu Nakayama!"
 

"Das war..."
 

"Weil ich denn länger mit dir zusammen sein kann!"
 

"...Alles..."
 

"Für mich?"

"Klar!",
 

"...Eine..."
 

"Siberu, ich weiß jetzt wie ich dich nennen will!"

"Und wie?"

"Siberu, darf ich dich "Sibi" nennen?"
 

"...Lüge?"
 

"Sag mal, ich glaube wenn man so lange allein ist, ist man denn nicht unheimlich einsam?"
 

"Alles...?!
 

"Ja ich mag aufdringliche Mädchen und dich ganz besonders!"

"Danke, ich hab dich auch echt gern!"
 

"Gelogen?!
 

Mit hasserfülltem Blick sah sie zu ihm hoch.

"War das wirklich alles eine Lüge?!", er sprang leicht von seinen Ast runter und wand seinen Blick von Green ab und zu Gary, mit neckischen Gesichtsausdruck.

"Nein Greenilein", sagte er ohne sie überhaupt zu würdigen, sein Blick lag unverbannt auf Gary. Der ihn finster anfunkelte. Silver fuhr fort:

"Es war nicht alles eine Lüge, alles was ich über meinen verhassten Bruder gesagt habe, war die reine Wahrheit! Auch das ich ihn gerne umbringen würde, aber...das, kann ich ja leider nicht", das letzte hatte er mit besonderer Abscheu gesagt.

"Tja da würde ich mal sagen, Pech gehabt!", sagte der Angesprochene hämisch. Silver schaute ihn nur kurz an und ging dann zu Garys Überraschung zu Green. Das Mädchen starrte immer noch zu Boden. Silver bückte sich so, dass sie ihn zwangshaft anschauen musste. Er tätschelte sie am Kopf, ihr verzweifelter und hilfloser Anblick gefiel ihm.

"Weißt du was Greeni? Ich verrat dir was, ich hasse so welche Mädchen, die sich nicht wehren können und alles mit sich machen lassen, so welche Mädchen, wie dich", Green starrte ihn an, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Gerade als er noch mehr sagen wollte wurde er förmlich von Green weggeschleudert, doch athletisch, wie er war, hielt er sich einfach an einen Ast fest. Wand seinen Blick von Green ab und schaute zu dem der ihn weggeschleudert hatte.

"Hast du ihr denn nicht wirklich schon genug angetan?!", daraufhin schüttelte Silver nur unsicher seinen Kopf. So als ob er darüber nachdenken musste.

"Ach, Blue...lass mir doch einfach mal meinen Spaß!"

"Und wenn ich dir den Spaß NICHT lasse?!"

"Denn, werde ich meinen Auftrag schnell zu Ende bringen", sagte er mit einen Axelzucken. Gary sah ihn zweifelnd an.

"Vergessen? Du kannst mich nicht töten, genauso wenig wie ich dich töten kann", Silver nickte daraufhin und holte Green geflügeltes Glöckchen aus der Tasche.

"Hab ich den gesagt, dass es mein Auftrag ist, DICH umzubringen?", warf das Glöckchen hoch und fing es wieder auf. Er wartete nicht auf Garys Antwort sondern fuhr unbeeindruckt fort:

"Was glaubst du was passiert wenn ich dieses süße Glöckchen von seinen Flügelchen trenne? Ob es der Besitzerin wohl Schmerzen zubereitet?"

"DAS WAGST DU NICHT!", zornentbrannt sah Gary zu ihm hoch, er wusste selbst nicht wieso er mit allen Mitteln verhindern wollte das Silver dies tat oder denn Grund wieso er so wütend war.

"Und wie ich das wage, oder glaubst du, DU könntest MICH aufhalten?!", mit diesen Worten wollte Silver gerade seine Drohung war machen, als Gary ihn vom Baum stürzte. Doch das ließ er sich nicht gefallen, er sprang zur Seite um Gary auszuweichen. Als er weit genug von ihm weg war, machte er seine Drohung mit einem dämonischen Gesichtsausdruck wahr. Ehe Gary Silver davon abringen konnte, hatte der dem Glöckchen schon einen tiefen Riss verpasst. Green schrie als Litte sie Höllenqualen, ihre Knie gaben nach und sie fiel zu Boden. Am ganzen Körper zitterte das verletzte Mädchen. Silver hatte wohl zu sehr auf sein "Werk" geachtet das er zu spät bemerkte das sein Widersacher in wieder angriff, er schaffte es nicht auszuweichen. Das Glöckchen fiel dabei aus der Hand. Doch er hatte keine zeit sich darum Sorgen zu machen, er hatte genug damit zu tun auszuweichen.

Green sah das, dass Glöckchen nicht weit von ihr entfernt lag. Im Prinzip konnte sie es sich wieder zurückholen und wie gewohnt den Feind unschädlich machen...

aber, der Feind war,

Sibi...

Sie konnte ihn nicht töten, sie konnte es einfach nicht...

Doch diesen Schmerz den sie fühlte, hatte Er ihr zugefügt... das hieß er konnte ihr wehtun, ER könnte sie ohne mit der Wimper zu zucken umbringen... und was war mit Gary? Wenn sie erst mal weg war, war er sicherlich der Nächste... Was würde den passieren? Wahrscheinlich würde Pink denn drankommen...

...

Nein...

Es konnte so nicht enden,

Es durfte so nicht enden!

Und wenn es dafür hieß das sie die einzigen Person der sie je vertraut, ihre Liebe geschenkt hatte...

Zu töten...

Denn musste es eben so sein...!

Denn sie ließ es nicht so weit kommen!

Nein!

Niemals...

"NIEMALS!", sie rappelte sich auf die Beine und sammelte ihr Glöckchen auf, das bei ihrem Kampfgeist sofort die wahre Gestallt offenbarte. Sie fixierte Silver und rief Gary zu das er verschwinden sollte. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und verschwand aus der Schusslinie. Silver war so überrascht dass er nicht mehr ausweichen konnte. Der Glöckchenstab schlug auf seiner Schulter ein und ließ ihn fast zusammensinken. Einen Kurzen Augenblick sah Green ihn mit Mitleid an, so dass nur er es hören konnte sagte sie:

"Sibi...ich hab dich wirklich geliebt, es tut mir leid für das was ich tun muss", die Tränen rannten ihr nur so über die Wangen als sie den Spruch sagte:

"SPIRIT OF LIGHT"
 

Green kniete zu ihren Glöckchenstab und hoffte immer noch das es ein böser Alptraum war...und das sie, sobald sie am nächsten morgen in die Schule kam, er sie wieder lieb anlächeln würde, und sie wieder diese unbeschreibliche Wärme in sich spürte. Doch sie wusste, dass diese Leere in sie, real war, dass wenn sie morgen in die Schule kam niemand sie anlächelte und sie nie wieder diese Wärme in sich spüren würde...nie

Nie wieder...

Nie wieder wollte sie diesen Schmerz fühlen...

Das war also der Preis für die Liebe...

Die klammerte den Stab an sich, als währe er der einzige halt den sie noch hatte. Als eine ihrer Tränen den Stab traf verwandelte er sich wieder in ein unscheinbares Glöckchen zurück.

Das war alles was ihr noch von Siberu geblieben war...der Riss in ihren Glöckchen, der aber lange nicht so tief war, wie der Riss in ihren Herzen...

"...Wieso...?", ihre Stimme war leise und zitterte. Gary sah sie nur an, ohne zu antworten.

"Was habe ich falsch gemacht? Wieso, musste es ausgerechnet mir passieren? Wieso?! Wieso werde ich mit diesen Schmerz bestraft? Ist es nur weil ich es vielleicht nicht verdient habe?! Habe ich es nicht auch verdient, geliebt zu werden?! Oder habe ich nur das Recht darauf alleine zu sein?! WIESO, werde ich bestraft wenn ich mich verliebe?!", Green weinte ununterbrochen weiter.

So langsam hielt er es nicht mehr aus. Er hatte irgendwie das Gefühl das er sie trösten wollte, sie im Arm nehmen, einfach dafür sorgen das Green aufhörte zu weinen...doch das ließ sein stolz nicht zu. Stattdessen drehte er sich um und fragte sie unfreundlich, ob sie bald aufhörte zu flennen?! Green schlurtzte, stand aber auf und ging hinter ihn, die Tränen rannten ihr immer noch über die Wangen.

Dafür würde er sich hassen, dafür das er nicht dafür gesorgt hatte, das Green ihre Traurigkeit nicht in sich hinein fraß... das er ihr nicht geholfen hatte, Green einfach nicht beistand, denn diesmal hätte sie es gebraucht, das wusste er. Wieso musste Silver bei ihr nur so tiefe Wunden hinterlassen? Er musste ja ziemlich überzeugend gewesen sein... Er spürte den Hass in sich hochkommen, Hass und Wut.

Gary sah Green kurz an, als sie ihre Wohnungstür zumachte. Eins wusste er...er würde niemals wieder zulassen, dass sie so verzweifelt, traurig und hilflos aussah...
 

Doch wer konnte den schon wissen das, dass Unheil am nächsten Tag wieder vor der Tür stehen würde...
 


 


 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

So...

Meine ff hat es mal wieder geschafft, ich bin depri...*seufzt* naja egal... sagt mir bitte wie es euch gefallen hat ^-^ Das letzte gefällt mir...naja ich bin ja auch GxG fan...

Saku

Dämonische Brüder

Dämonische Brüder
 

"Guten Morgen Green!", Pink lächelte übers ganze Gesicht, wie immer. Doch sie bekam keine Antwort. Die Angesprochene ging ohne jegliche Begrüßung zurück in ihr Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen. Pink starrte ihr unsicher nach. Sie hatte zwar mitbekommen das Green gestern spät zurückgekommen war, hatte sie aber gestern nicht gefragt wies gelaufen war und wollte dies eigentlich gerade nach holen. Aber auf Greens Reaktion hin, würde sie sagen...

Silver hatte voll zugeschlagen. Sie seufzte und ging zum Tisch, in der Hoffnung was zum Essen vor zu finden. Doch da war nichts.

Im Kühlschrank?

Der Kühlschrank war leer...

Es war höchste Zeit das Green aus ihren Zimmer kam und einkaufen ging! Sonst würde Pink ja verhungern...!

Doch das war Green im Moment egal. Das Rollo war heruntergezogen und die einzige Lichtquelle kam von dem Türspalt. Sie bewegte sich nicht vom Fleck, klammerte das Glöckchen zu sich und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Alles war hoffnungslos... Hoffnungsloser als je zuvor...

Sie hörte die Wohnungstür aufgehen, sie hatte gehofft das Pink jetzt shoppen gehen würde, doch sie hatte jemanden reingelassen. Green konnte das Gespräch ohne Probleme mithören.

"Wie lief es gestern?", hörte die Pinks aufgeregte Stimme sagen.

"Frag Green", das war Garys Stimme, was wollte er hier?

"Sie will aber nicht mit mir reden!"

"Pech"

"Ochmann ihr seit fiese! Immer werde ich ausgelassen! Äh, ach ja was willst du eigentlich?"

"...gar nichts. Ich wollte nur nachschauen um Green immer noch rum flennt. Sag ihr das ihre Hausaufgaben mitbringe, klar?", und schon ging die Tür auch schon wieder zu. Pink seufzte tief, ging zu Greens Zimmertür und klopfte.

"Green? Es ist schon spät wenn du nicht langsam aufstehst kommst du zu spät zur Schule!", Green antwortete nicht und tat so als würde sie schlafen. Wieder hörte sie Pinks Seufzen.

"Na o.k ich werde jetzt shoppen, sonst verhungere ich noch, und ich weiß nicht wann ich zurück komme, O.k?", als sie wieder keine Antwort bekam ging sie von der Tür weg und in ihr Zimmer um sich umzuziehen. Kurze Zeit später ging auch schon die Wohnungstür auf und Green hörte Pink rufen:

"Bis heute Abend!", die Tür fiel ins Schloss. Green zog die Decke über ihren Kopf und hoffte inständig, dass sie ohne Alpträume schlafen könnte...
 

Währendessen saß Gary im Mathe Unterricht. Er musste sich selbst loben, denn er war ohne Probleme im Unterricht mitgekommen. Obwohl er vier Tage lang nicht in der Schule gewesen war. Als er schon längst mit den Aufgaben fertig war und sie noch mal überflog, dachte er daran, dass Green dies sicherlich nicht begreifen würde. Das war doch viel zu schwer für diese dämliche Gans! Er bereute seine Gedanken jedoch und schielte zu den lehren Platz neben sich. Wenn sie sich doch nur nicht so hängen lassen würde! Und das alles nur wegen diesen Typen...! Wahrscheinlich heulte sie sich in dem Moment die Augen aus. Gary dachte kurz daran was Green an letzte Nacht unter Tränen gesagt hatte...er bereute es immer noch nichts getan zu haben, aber es ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Gary seufzte und wand seinen Blick aus dem Fenster.

Irgendwie hatte er das Gefühl das dies erst der Anfang war, doch das konnte nicht sein. Green hatte Silver 100% dahin befördert wo er hin gehörte, das hatte er selbst gesehen. Der Beweis war auch die Anzeige auf ihren Stab, die sich verändert hatte.

Es klingelte und der Junge packte seine Mathe Sachen zurück in seine Tasche. Gerade als er sich wieder hoch bückte, schlug jemand mit der Faust auf seinen Tisch. Shojoki stand vor seinen Tisch und sah ihn ernt an. Ohne sie überhaupt zu beachten, holte er seine Wasserflasche aus seiner Tasche und fragte sie unwirsch was sie wollte. Mit ernster Miene antwortete sie:

"Wo ist Green?!"

"Woher soll ich das wissen?", Gary genehmigte sich einen Schluck aus seiner Flasche, während Greens Freundin weiter nachhackte:

"Und Sibi?!", jemand tippte ihr auf die Schulter und sie drehte sich um.

"Na ich bin doch hier!", Gary verschluckte sich beim Klang der Stimme. Endlich bemerkte der Rotschopf Gary. Er wollte gerade etwas sagen doch da wurde er schon von Gary schroff am Arm genommen und in ein anderes Klassenzimmer gezerrt. Sho sah den beiden verwirrt nach.

"WAS WILLST DU?!", der Angesprochene Silver machte einen ganz anderen Eindruck als an den vorigen Abend. Grinsend schaute er aus dem Fenster, als hätte er nicht die leiseste Ahnung davon dass er hier überhaupt nicht hingehörte.

"Was ich hier mache? Ich würde sagen zur Schule gehen?", meinte er mit einen Axelzucken. Gary musste sich arg zusammenreißen, um nicht auszurasten.

"Du solltest alles andere als zur Schule gehen, solltest du nicht eigentlich in der Hölle schmoren?"

"Tja so schnell wirst du mich nicht los! Ach...wo ist Greenilein?", der Typ schien wirklich völlig ahnungslos zu sein!

"Sie ist wahrscheinlich Zuhause-", ehe Gary den Satz zuende bringen konnte, war Silver schon auf dem Gang.

"Wir haben gerade mal erst die zweite Stunde!", rief er ihm nach.
 

Green lag immer noch in ihrem Bett, als der Wecker klingelte. Welcher Verrückte hatte ihn auf diese Uhrzeit gestellt?! Fragte sich Green, die den Wecker mit einer Handbewegung auf dem Boden beförderte. Doch das Geräusch ließ nicht nach, Green lugte unter ihrer Bettdecker hervor und beäugte den Wecker der am Boden lag. Er war gar nicht gestellt... Das Geräusch kam also gar nicht vom Wecker. Erst jetzt bemerkte Green dass es nicht der Weckruf des Weckers war, sondern die Türklingel...! Sie grummelte vor sich hin und zog die Bettdecke übern Kopf. Verdammt noch mal wer wollte sie denn um diese Uhrzeit nerven?! Sie würde das Klingeln einfach überhören... irgendwann würde es eh aufhören.

Doch es hörte nicht auf...!

Wer konnte das bloß sein?! Pink? Vielleicht hatte sie sich ausgesperrt, währe ja typisch für sie... und so wie dieser jemand da Sturmklingeln machte, musste es einfach Pink sein. Es währe nicht fair, sie draußen stehen zu lassen nur weil Green eine Krise hatte, immer hin hatte ihre kleine Mitbewohnerin ja nichts damit zu tun.

Green beschoss sich schnell was überzuziehen, Pink reinlassen und denn schnell wieder ohne ein Wort mit ihr zu wechseln zurück in ihr Zimmer zu gehen. Sie griff in ihren Kleiderschrank und griff zu einen einfallslosen schwarzen Pulli und einen karierten Falten Rock. Ihre Haare ließ sie jedoch so zerzaust wie sie wahren.

Mit langsamen Schritten ging sie zur Tür, wo das Klingeln immer noch nicht verstummt war. Sie grummelte vor sich hin als sie die Tür öffnete.

Die wusste nicht mal wer vor der Tür stand, als sie förmlich von den Füßen gerissen wurde. So eine, wörtlich genommene, umwerfferne Umarmung hatte sie noch nie erlebt. In dem kurzen Moment wo sie zu Boden gerissen wurde, erhaschte sie einen Blick auf den noch im Gang stehenden Gary. Der sich am Kopf fasste. Green fiel mit zugekniffenen Augen zu Boden. Als sie zaghaft ihre Augen wieder öffnete, sah sie direkt in das grinsende Gesicht von dem Jenigen der ihr letzte Nacht das Herz gebrochen hatte;

Silver

Reffecksartig wollte Green zu ihren Glöckchen greifen als ihr einfiel das es noch auf ihrem Bett lag. Sie sah keine andere Möglichkeit:

"WAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!! RUNTER VON MIR DU PERVERSER!", und mit ein bisschen Hilfe von Gary konnten die beide Silver von Green runterholen.
 

Kurze Zeit später als Green, zum Notfall ihr Glöckchen geholt hatte und dies fest in ihrer Hand hielt, denn Silver grinste sie zwar an, aber man konnte nie wissen wann sich das ändern würde! Saßen die drei schweigend in der Stube. Gary und Green schielten beide ständig zu Silver rüber. Denn beide fragten sich das Gleiche:

Was zum Teufel macht diese/r Nervensäge/Herzensbrecher hier?! Doch Silver schien es überhaupt nicht zu stören das er von beiden Seiten angeschielt wurde. Schließlich wurde es Green zu bunt wurde und sie räusperte sich.

"Silver-"

"Sibi okay?"

"NEIN!-"

"Wieso nicht?"

"Warum?! Warum wohl-"

"Könntet ihr bitte so gut sein und zum Thema kommen?!", unterbrach Gary, Silver und Green. Sie schaute kurz zu ihm rüber und nickte.

"Was tust du hier? Warum bist du nicht, wie es vorgesehen war, tot?", daraufhin bekam sie von Silver ein Axelzucken.

"Wolltest du mich etwa tot haben?", daraufhin wusste Green keine Antwort. Sie mied seinen Blick, der nach der Frage hin unheimlich ernst geworden war. Sie wollte ihm gegenüber keine Schwäche mehr zeigen also entschied sie sich für die knall harte Version. Doch gerade als sie antworten wollte, antwortete Gary für sie:

"Ja natürlich wollte sie das", er sah zu Green, in sein Blick lag etwas das Green sagte: Und wehe nicht!

Der Rotschopf wand seinen Blick von Green und funkelte den Sprechenden finster an.

"Hat dich jemand um deine Meinung gefragt?!"

"Ich bin mir sicher Green hat das Gleiche gedacht, ist es nicht so?", er schielte zu Green, die bei seinen Worten zusammengezuckt war.

"Ich hasse es ihm Recht zu geben", wieder war Schweigen eingetreten. Zögernd wand Silver sich Green zu, die ihn ernst und ohne eine Spur von Mitleid anschaute. Sie stützte ihr Kinn mit ihren Händen ab, in der einen Hand baumelte ihr Glöckchen, an dem deutlich ein Riss zu erkennen war. Zum ersten Mal spürte Silver so ein Gefühl von Reue. Er schämte sich dafür was er getan hatte und konnte nur al zu gut verstehen warum sie ihn mit ihren schönen blauen Augen so abweisend anschaute. Ihm war nie aufgefallen was für schöne Augen sie doch hatte... Dunkel Blau.

Er seufzte und drehte sich von Green weg.

"Du siehst aus als hättest du viel geweint", sagte er mit ausdruckslosem Gesicht. Die Angesprochene schloss die Augen.

"Hab ich auch, aber das macht dir ja auch nur Spaß, hab ich nicht Recht?"

"...Im Moment nicht", erwiderte Silver auf die Anschuldigung hin. Gary hasste es zwar sich einzumischen, aber er konnte nicht zulassen dass Green zweimal den gleichen Fehler machte.

"Und im nächsten Moment macht es ihm wieder Spaß! Lern es endlich Green, man kann ihm kein Vertrauen schenken!", Silvers rote Augen fixierten den Sprechenden. Das Mädchen seufzte, auf irgendeiner Art war sie Gary dankbar, aber das würde sie niemals zugegeben. Sie hatte auch ihren Stolz!

"Das hatte ich auch nicht vor. Ich bin doch nicht so dämlich und falle zweimal auf den Gleichen Trick rein!", zu Garys und Green Überraschung grinste der Rotschopf plötzlich als er sagte:

"Das hatte ich eigentlich auch nicht erwartetet! Und ich hatte auch nicht vor das Gleiche zu tun, aber eins muss ich dir noch sagen und das werde ich 100% ernst meinen!", Green sah ihn fragend an als er urplötzlich ihre Hände in seine nahm. Gary zuckte zusammen, was versuchte dieser hirnverbrannte Idiot den diesmal?! Doch bevor Gary dazwischen gehen konnte hatte Silver schon das gesagt, das was dafür sorgte das es bombenstill im Raum wurde;

"Green-chan ich liebe dich!", beide, Gary und Green starrten ihn ungläubig und ihn Greens Falle, rot an. Gary brachte gerade noch ein verwirrtes "W-Wie bitte?!" raus, bevor Green aufsprang und Silver mit in ihr Zimmer zerrte. Der Übriggebliebende zuckte mit den Mundwinkeln. Was in aller Welt ging hier vor sich?!

"DU WAGST ES MICH WIEDER ANZULÜGEN?!"; Greens Stimme war so laut das Gary ohne Probleme mithören konnte.

Doch drinnen im Zimmer fand Silver es scheinbar spannender sich umzuschauen als Green selbst. Endlich als er sich ordentlich umgeschaut hatte, antwortete er:

"Das war aber keine Lüge, ich meins ernst! Ich kann dir aber leider nicht verübeln das du mir nicht glaubst... aber, es ist wirklich die reine Wahrheit Greenilein, ich habe mich in dich verliebt!", irgendwie wollte Green ihm nicht Glauben, doch in seinen Blick lag etwas, das ihr sagte das er es tot ernst meinte.

"Ach? Ich dachte du hasst so schwache Mädchen, die alles mit sich machen lassen, wie ich?", seine rot schimmernden Augen lagen immer noch unverbannt auf Green als er ihr eine Antwort gab:

"Tu ich auch. Aber hast du dir das gefallen lassen? Nein, du warst das erste die sich gegen mich gewehrt hat", Green wusste nicht so richtig ob sie sich jetzt geehrt fühlen sollte dass sie ein Mädchen der "Liste" war?

"Playboy!", war das einzige was sie dazu sagen konnte.

"Denk von mir was du willst"

"Casanova!"

"Ja von mir aus!"

"Perverser!"

"Äh, das würde ich nun nicht sagen...!"

"Spanner!"

"Hey! Ich bin immer noch ein Profi!", sie schaute ihn unsicher, ob sie dies jetzt witzig oder zum heulen fand, an. Statt einer Antwort zu geben, drehte sie sich um und wollte gerade wieder in die Stube gehen, als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte.

"Hej, ich will auch eine Antwort haben", Green wusste zwar genau auf was er eine Antwort haben wollte, zögerte dies jedoch lieber heraus und fragte nach:

"Auf was?", er legte seine Arme um sie und drückte das Mädchen zu sich.

"Du weißt genau was ich meine", noch vor zwei Tagen hätte sie wahrscheinlich überhaupt keine Einwände gegen Silvers Umarmung gehabt, doch jetzt standen ihre Gefühle anders. Green befreite sich aus seinen Griff als sie antwortete:

"Silver was willst du eigentlich?", sagte sie mit den Rücken zu ihm.

"Dich"

"...Ich glaube dir kein Wort! Du willst mich nur wieder so verzweifelt, hilflos, traurig und schwach sehen! Du willst doch nur deinen Spaß!"

"Hab ich wirklich so überzeugend auf dich gewirkt? Hast du dich wirklich in mich verliebt?", Greens Antwort darauf kam zögernd:

"...Ja...", doch ehe Silver sich falsche Hoffnungen machen konnte fügte sie noch etwas hinzu:

"Ich WAR wirklich in dich verliebt, wenn das Gestern Nacht nicht passiert währe, währe ich auf deiner Liebeserklärung hin, wahrscheinlich überglücklich geworden, hätte wieder diese unbeschreibliche Wärme in mir gespürt und währe dir vor lauter Glück wohl um den Hals gesprungen...aber... jetzt...fühle ich diese Wärme nicht mehr in mir...ich liebe dich nicht", beide schwiegen. Das war seine erste Abfuhr, das musste er erst mal verdauen. Green drehte sich plötzlich wieder um und lächelte ihn an.

"Aber, Silver? Darf ich dich wieder Sibi nennen?", er grinste daraufhin.

"Es währe mir eine Freude!", die beide lächelten sich an. Green wollte sich gerade zur Tür wenden, als er sie am Arm nahm.

"Aber ich werde niemals aufgeben!"
 


 

Green stand hinter der Theke die, die Küche von der Stube teilte und bereitete ihr und ihren Besuch was zu Trinken. Lächeln drehte sie sich um und fragte:

"Was wollte ihr denn?", doch ihr Lächeln erstarb als sie sah wo der Rotschopf schon wieder seine Grabbelfinger hatte:

"Greeni warum ist bei dieser Schublade ein Schloss?", er fummelte an einer Schublade rum. Gary beobachtete Silver mit geringem Interesse. Green fand das was der Andere da trieb allerdings nicht so unwichtig. Die unterste Schublade hatte sie verschlossen, eine Schublade die sie so gut wie nie öffnete und das sollte auch so bleiben! Green stellte das Tablett mit einem Knall wieder auf die Theke. Gary wand sich verwundert zu dem Geräusch und erstarrte augenblicklich, als er sah was Green vorhatte. Er konnte zwar noch ausweichen aber um den dem, dem es treffen sollte war es nicht so gut beschert... Green hatte Silver mit zwei, zwei Kilo Gymnastikkeulen die sie bei Rhythmische Gymnastik zum Training gebrauchte, voll am Kopf getroffen. Mit gekreuzten Fingern viel Silver zu Boden.

"Volltreffer...!", keuchte Gary. Als währe nichts gewesen fragte Green noch mal was sie trinken wollten. Silver streckte schwach die Hand hoch und sagte:

"Wa-Wasser!", der Andere schüttelte nur den Kopf. Der Rotschopf rieb sich die Beule und jammerte rum. Green stellte ihn das Glas vors Gesicht und meinte nur:

"Sibi das sind meine Privat Sachen da hast du nichts, aber auch GARNIX verloren, haben wir uns verstanden?!", der Angesprochene nickte tonlos. Trotzdem machte er keinen überzeugten Eindruck. Der Rotschopf schielte unauffällig zur verschlossenen Schublade. Was war nur da drin? Musst ja was wichtiges sein... Das musste auf jeden Fall diese Schmerzen wert sein, dachte er sich als Silver sich wieder seine Beule rieb.

"HEJ! Silver wir reden mit dir!", der Angesprochene wand seinen Blick von der Schublade weg und schaute Gary grimmig an.

"Was ist denn, Blue?!", doch bevor Gary antworten konnte sprach Green dazwischen:

"Könntet ihr damit aufhören?", beide Jungs sahen sie verwundert an.

"Mit was?", fragte der Rotschopf. Green antwortete seufzend:

"Könntet ihr euch nicht anders ansprechen? Können wir das Silver und das Blue nicht weglassen?", lächelnd schaute sie die zwei an. Gary schielte zweifelnd zu Silver und den wieder zu Green.

"Soll ihn jetzt etwa auch "Sibi" nennen?"

"VERGISS ES!", keifte Silver ihn an.

"Ach und warum nicht?", feixte der Andere Junge. Er hätte eh nicht vor gehabt ihn so zu nennen, aber scheinbar mochte Silver es nicht das er so von Gary genant wurde.

"Weil nur Green-chan mich so nennen darf!", sagte Silver mit einen Grinsen. Green seufzte tief und fuhr fort.

"Sibi du nennst ihn Gary, ok?", der Angesprochene nickte eifrig.

"Und du, nennst ihn Siberu!", doch darauf bekam sie kein "Einverstanden" Gary schüttelte den Kopf und meinte:

"Warum sollte ich?"

"Weil ich es sage und wenn nicht werde ich sauer!", Gary schaute sie zweifelnd an. Silver begutachtete sehr erfreut, das die beiden scheinbar keine sehr harmonische Beziehung zu einander hatten. Wenn er von den Blicken ausgehen würde, würde er sagen sie warfen sich ihn Gedanken gerade die übelsten Schimpfwörter an den Kopf. Oder, das Gegenteil, was er eigentlich eher glaubte. Wahrscheinlich hatten die beiden eigentlich gar nicht vor sich zu streiten und ärgerten sich innerlich darüber. Silver war sich 100% sicher das mindestens einer der beiden, wenn nicht sogar Green und Gary, mehr Gefühle für den Anderen heckten als sie es zugeben wollten. Wenn der Rotschopf an den gestrigen Abend zurück dachte und an Garys Reaktion dachte...ja Silver war sich sicher das Gary Green genauso gern hatte wie er selbst, ohne das dieser Arrogante selbst etwas davon wusste. Und was war mit Green? Er war sich nicht ganz sicher... Auf jeden Fall eins war für Silver klar;

Gary war ab jetzt und für immer sein Erzrivale!

"Ach Gary was ist denn so schlimm daran? Nenn mich jetzt einfach Siberu, damit ihr beide mit euren ins geheimen Annähungsversuche aufhören könnt, ok?", Silver beachtete die Reaktion der beiden mit höchster Interesse. Gary warf ihn Drohungen wie "Wenn du noch mal solchen Mist erzählst, bist du dran!" an den Kopf. Green jedoch blieb ganz ruhig und sagte nur das Silver aufhören sollte so was Absurdes zu sagen. Jetzt war der Rotschopf sich noch sicherer;

Gary war in Green verliebt und sie, da war Silver sich nicht sicher...

Green schaute zu Uhr. Es war schon ziemlich spät zur Schule konnten sie eh nicht mehr. Da fiel ihr noch was ein...

"Sag mal wo soll Sibi überhaupt wohnen? Oder hast du eine Wohnung?", Siberu schüttelte den Kopf. Green seufzte. Sie überlegte kurz und wand sich den mit bettelndem Blick an Gary. Der sofort den Kopf schüttelte und wütend erwiderte:

"Schlag dir das aus dem Kopf! Niemals, NIEMALS! Es ist mir so was von egal und wenn er auf der Straße schlafen muss!", erst jetzt begriff Siberu um was es sich handelte und er war ebenso gegen Greens Vorschlag:

"Und wer fragt mich?! Ich werde NICHT bei diesen arroganten Vollidioten mitwohnen, nur über meine Leiche!", beide wahren sich ausnahmsweise mal einig. Seufzend wählte Green die letzte Konsequenz:

"Ok ok... dann gibt es wohl nur eine letzte Möglichkeit...Sibi, du wirst wohl oder übel bei m-mir wohnen müssen...!", das Gesicht des Angesprochenden hellte unwillkürlich auf. Man sah im an das er am liebsten einen Freudentanz durchgeführt hätte, bevor er dies jedoch tat fügte Green noch hinzu, das er nur so lange bei ihr wohnen dürfe bis er selbst eine hätte. Während Siberu sich in Gedanken schon all seine Möglichkeiten ausmalte, warf Green Gary einen Das-verzeih-ich-dir-nie Blick zu. Der jedoch war nicht schadenfroh über Greens Pech, sondern wusste er ganz genau was für weniger "normale" Gedanken der Perverse neben sich hatte...das konnte er ihr eigentlich nicht antun... Aber er konnte das seiner seelischen Gesundheit auch nicht antun... Aber er war sich nicht so Recht sicher ob Green sich gegen den wehren konnte und Gary war zumindest der einzige der das konnte... Er seufzte tief.

Ok...er würde jetzt "Good bye" zu seinen etwas ruhigeren Leben machen und sein Schicksal besiegeln...

"Von mir aus, ich werde Green die Bürde abnehmen und diesen Perversen, Siberu, im Auge behalten...!", Siberu hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen, hingegen von Green die Gary über dankbar war. Doch der Rotschopf ließ sich das nicht so einfach gefallen lassen!

"Ich habe doch schon gesagt, dass ich das nicht tun werde!", grummelte er vor sich hin. Green stand auf und tätschelte ihn an der Schulter.

"Aber Sibi...!", sagte sie schmeichelnd.

"Du wirst mir... jawohl keinen Wunsch abschlagen...", Gary sah staunend zu, wie Green Siberu ganz einfach um den Finger wickelte. Sie beugte sich und flüsterte ihrem Opfer ins Ohr:

"Und stell dir vor, wir sind dann Nachbarn...!", den armen Siberu lief bei Greens Stimme ein Schauer über den Rücken. Als sie sich wieder vor Siberu hinsetzte zwinkerte sie ihm noch mal zu. Der sichtlich etwas verwirrte konnte nach diesen Akt nichts anderes mehr tun als Greens Wunsch nachzugehen. Gary war echt beeindruckt wie einfach man diesen Perversen umstimmen konnte... Oder war Green einfach nur geschickt? Er schielte zu ihm rüber. Siberu schaute Green mit einem verträumten Blick an und seufzte:

"Was für ein Mädchen...!", er hatte dies jedoch so leise gesagt das es wahrscheinlich nur Gary gehört hatte. Derjenige schüttelte den Kopf und meinte:

"Da sieht man wie leicht man meinen Bruder verführen kann, so was würde bei mir nicht funkti-", Green, die gerade was getrunken hatte, verschluckte sich und brachte unter Husten raus:

"B-BRUDER?!", das weckte Siberu scheinbar aus seiner Art Trance, Gary starrte Green zweifelnd an und sagte:

"Hast du das erst jetzt gerafft?!", das ahnungslose Mädchen musterte beide abwechselnd.

"Ihr seht euch aber absolut nicht ähnlich! Die Haarfarbe, Augenfarbe, Größe... CHARAKTER!"

"Ja glaubst du denn ich lauf mit der gleichen Visage rum, wie dieser Arrogante Vollidiot?! Dann sähe ich ja aus als hätte mein Friseur meine Haare mit verschlossenen Augen geschnitten!", der Sprechende wurde finster von Gary angefunkelt, der genauso sauer sagte:

"Besser als deine Perücke!", Gary verschränkte die Arme und sah seinen Bruder überlegend an. Denn er wusste das die Haare von dem Rotschopf, sein entfindlicher Punkt wahren, obwohl beide ganz genau wussten das Siberus roter Haare von natur aus so wahren. Trotzdem ließ er sich sehr gut damit reizen. Wie bei diesem Mal. Der Angesprochene starrte ihn an und brachte zuerst kein Wort heraus, bis er schluckte und sagte:

"BLUE!-", Green unterbrach ihn:

"Gary", Siberu schenkte ihr ein Lächeln das ihm anscheinend viel Überwindung kostete. Er drehte sich wieder zornfunkelnd zu Gary um, der das alles immer noch höchst amüsant fand. Siberu der mittlerweile aufgestanden war fuhr wütend fort:

"Ok.. GARY DU WAGST ES MEINE, ECHTEN, HAARE und meilenweit davon entfernte eine Perücke zu sein, ZU BELEIDIGEN?! DAFÜR KÖNNTE ICH DICH UMBRINGEN!", daraufhin meinte der Bedrohte nur, Siberu sollte es doch versuchen. Green merkte sofort dass sie dieses Thema in Zukunft meiden würde und brachte Siberu lieber wieder auf den Boden. Was er auf Greens Bitte hin auch sofort befolgte. Sie begann wieder die beiden zu mustern, was Gary langsam auf den Nerv ging. Siberu dagegen fand dies gar nicht so übel, er hatte Augenkontakt. Green räusperte sich und befragte sie weiter:

"Und wie kommt es das ihr unterschiedliche Augenfarben habt? Wenn ihr mir jetzt sagt das einer von euch beiden gefärbte Kontaktlinsen trägt, halte ich euch für verrückt!", Siberu zuckte mit den Schultern und meinte er träge keine, die gleiche Antwort bekam sie auch von Gary.

"Ach? Und wieso habt ihr das jetzt?", Siberu machte auf Greens Frage hin einen auf ratlos. Sein Bruder schien jedoch den Grund zu wissen:

"Muss wohl vom Dämonenblut kommen", Green nickte daraufhin, obwohl sie dies dennoch nicht richtig begriff.

"Aber da ist noch was! Und die Nachnamen?", Gary lachte daraufhin trocken.

"Es ist schon schlimm genug das wir und jetzt auch du, es wissen das muss wirklich nicht jeder wissen...! Oder glaubst du etwa ich freu mich mit so einen abnormalen verwandt zu sein?!", Siberu überhörte dies und wand sich lieber Green zu. Er fragte ob sie noch was wissen wollte. Green nickte und fragte:

"Ja...also ihr beide seit also Halbdämonen oder...?", beide nickten einstimmend. Green schluckte und lächelte unsicher. Sie wusste zwar das Gary einigermaßen "normal" war, aber ob Siberu es war? Aber wenigstens musste er nicht bei ihr wohnen und das war nicht der einzige Vorteil daran dass dieser Casanova bei seinen Bruder mitlebte, denn auf dieser Weiße konnte Gary ihm im Auge behalten und Green war sich sicher dass er das auch tun würde. Sonst würde sie schon nach helfen...!

Gary stand auf und meinte er wolle, da er ja heute so ziemlich nicht in der Schule war, wenigstens noch ein paar Stunden lernen und er musste ja einen gewissen jemanden noch ein paar Takte erzählen (dabei hatte er Siberu scharf angefunkelt). Siberu machte aber keine Anstande aufzustehen, bis Green ihn hoch zerrte und mit einen Lächeln sagte er müsste doch sein Zimmer einrichten, dazu fügte sie jedoch noch:

"Ihr holt mich den morgen ab, ok?", damit gab Siberu sich zufrieden und Green verabschiedete sich von den beiden an der Tür. Gerade als die Tür zugegangen war und Green sich sicher war für eine Weile Ruhe zu haben, wurde die Tür aufgesprungen und Pink stand total aus der Puste in Türrahmen. Beide Jungs die noch auf den Gang standen schauten ungläubig drein. Während Green sie anstarrte brachte Pink unter Keuchen heraus:

"D-Dämon im Einkaufszentrum!", bevor jemand was falsches von Siberu denken konnte sagte dieser panisch:

"ICH HABE EIN ALIBI!"

Green lies den Kopf gegen die Wand hängen.

Und so nahm das Chaos in ihrem Leben den gewohnten Lauf...

Kaira, die Einzelkämpferin

Kaira, die Einzelkämpferin
 

Der Schnee fiel leise von dem schwarzen Wolkenverhangenden Himmel...Große Tannen verhüllten den Himmel...

Dort, in dieser Eiseskälte irrte ein kleines Mädchen durch den schier endlosen Wald.

Der Schnee ging der Kleinen fast bis zu den Knien, dennoch zog sie sich weiter. Um alles in der Welt wollte sie nicht zurück. Sie würde nicht umdrehen, selbst wenn die Kälte sie verschlucken würde...

Der Atem des Mädchens nahm Konturen in der kalten Luft an. Ihre dunklen Augen schauten Richtung Himmel in der Hoffnung den Mond oder die Sterne zu sehen...Irgendein Licht in diesem Alptraum. Doch die Tannen versperrten ihr die Sicht... sie wollte sich gerade weiterschleppen als sie über irgendwas am Boden stolperte und in den kalten Schnee fiel.

Eine Weile blieb sie reglos liegen. Das Mädchen hatte einfach keine Kraft mehr weiter zu gehen...

Es war so kalt...

Sie öffnete die Augen, doch sie konnte nur verschwommen die Tannen und die endlose weiße Schneeschicht wahrnehmen...

Das Mädchen schloss wieder die Augen, sie machte nicht mal den Versuch wieder aufzustehen.

Sie würde einfach liegen bleiben und ganz ruhig einschlafen...

Niemand würde kommen um sie zu holen

Niemand würde sich um sie sorgen

Niemand würde sie vermissen...
 

Schnee, überall Schnee...Kälte, die verschluckt...grauer Himmel,

von hohen, weißen Tannen verhüllt...

Kälte, die dich nie wieder freilassen wird...

Die dich festhält....

Wegen der du die Kraft verlierst, weiter zu gehen...

Die Müdigkeit und Schwäche in dir erweckt....

Wallender Schnee,

der keinen Laut durchlässt...

"GUTEN MORGEN, GREEN-CHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAN!!!!", noch völlig schlaftrunken registrierte Green das sie ein GEWISSER Siberu sie MAL WIEDER unsanft geweckt hatte. Sie machte keine Anstalt sich aus Siberus Umarmung zu befreien, dafür war sie viel zu müde und außerdem;

Wenn man seit drei Wochen jeden Tag aufs Neue so geweckt wurde, gewöhnte man sich daran.

"Morgen...", nuschelte Green Siberu entgegen. Er schaute sie verwundert an und fragte:

"Was ist denn los, mit meiner süßen, kleinen Green-chan?"

"Ja, ich werde nur gerade erwürgt, aber sonst geht's mir bestens...!", er ließ sie dennoch nicht los und schaute Green unschuldig an, woraufhin sie sagte:

"Lässt du mich jetzt BITTE los?", er grinste jedoch nur und sagte:

"Und wenn nicht?"

"Das war keine Bitte...", Siberu ließ nicht los.

"Und wenn nicht? Was willst du denn gegen mich tun? Mich mit deinen kleinen Klingeling angreifen?", er schien das höchst amüsant zu finden, doch als Green sagte:

"Zum Beispiel!", wurde sein Grinsen doch ein wenig steifer und endlich lies er sie los. Green seufzte erleichtert und ging zum Fenster. Draußen war es bewölkt aber es sah nicht nach gutem Wetter aus. Green wand sich wieder Siberu zu, der ihr bettelnde Blicke zuwarf;

"Du würdest mich WIRKLICH angreifen?!", die Angesprochene lächelte in verschmitzt an und erwiderte:

"Aber nein Sibi! ICH würde dir doch nie ein Haar krümmen!", sie sah ihn mit einen Heilligen-Schein-Lächeln an, woraufhin er nur mit den Mundwinkeln zuckte. Denn dieses Lächeln hieß nix gutes.

Zehn Minuten später konnte Green Siberu endlich abschütteln und war unter der Dusche. Pink saß in der Stube und musste sich zwischen Schokolade mit Vollmilch Füllung und Schokolade mit Nüssen drin, entscheiden.

...

Was sollte sie tun? Beides war lecker...

...

Sie hatte die Lösung endlich gefunden, sie biss von beiden ein großes Stück ab. Während Pink ihre Schokolade genieste, schaute sie Siberu zu, der seine Chance nutzte und sich an "DER" Schublade zu schaffen machte. Green hatte noch ein Vorhängeschloss daran gemacht. Doch Siberu als Profi sah sofort das es kein normales Schloss war. Es war eins von Green ganz speziell angehfertiges Green™Schloss. Er besah es sich genau, doch irgendwie wurde seine Konzentration von einen lauten Schmatzen gestört und diese schmatzende Person, schien sich zu allen Überfluss, noch ziemlich nah an seinen Ohr zu befinden.

"Wad madst sdu da?", Pink beugte sich über seine Schulter.

"ICH versuche mich zu konzentrieren, was aber nicht so richtig funktioniert, weil ein Kitsch-Girly mir ins Ohr schmatzt!", die Angesprochene wand sich blöd reinguckend zu ihm um und fragte:

"Wäääääääääääärrrrrrrrrrrrrrrrr?", gerade als Siberu antworten wollte, hörte er wie die Dusche ausging. Blitzschnell sprang er auf, setzte sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein Nicht zu vergessen;

Mit einer 100% Unschuldsmiene. Pink war sichtlich verwirrt und biss, anstatt was zu sagen noch ein Stück der Schokoladen ab. Als gerade der Wetterbericht lief kam Green auch schon aus dem Bad. Sie hatte sich schon umgezogen und war gerade dabei ihre Haare zu kämmen.

"...Die Temperaturen steigen wieder, es sind angenehme 10c, es wird also nichts mit dem Schnee in den nächsten paar Tagen. Ob wir dieses Jahr endlich weiße Weinachten bekommen, bleibt fraglich...", Green nahm Siberu die Fernbedienung und schaltete aus.

"Na, zum Glück", sagte sie während sie weiter ihre Haare kämmte. Siberu drehte sich verwundert zu ihr um und fragte:

"Warum? Machst du keinen Schnee? Ich würde mich freuen, endlich mal weiße Weinachten. Hab ich noch nie gehabt", Pinks Frage:

"Was ist Schnee? Hä? Hä? Kann man das essen?", beachtete keiner von beiden. Green antworte Siberu nicht.
 

"MORGEN ANIKI! Du wirst nicht glauben was ich gerade eben getan habe! HA, ich hab mit Green-chan zusammen gefrühstückt und du nicht! ÄÄÄÄÄÄTSCH", Gary sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. Gerade als er antworten wollte redete Green dazwischen:

"Du kannst ruhig öfters zum Essen kommen, Sibi! Das gibt so viel Money...!", sie grinste während sie den Schlüssel für ihren Briefkasten suchte. Gary schielte zu Siberu rüber.

"Du hast dafür bezahlt? Wie blöd bist du eigentlich?!"

"Aber Aniki! Im Gegensatz zu dir...würde ich alles für meine kleine Greeni tun, stimmt's Green-chan?", er wand sich an ihr, doch Green hatte ihn gar nicht gehört. Sie starrte geschockt einen Brief an.

"Sind es die Rechnungen?", fragte Gary mit gelangweiltem Ton. Siberu wollte nicht auf Greens Antwort warten und hing sich so an Green das er den Absender lesen konnte. Aber...er konnte ihn nicht lesen.

"Was ist denn das für'n Absender?", doch bevor er seine Antwort bekam schüttelte Green ihn ab und zerknüllte den Umschlag.

"Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, das privat Sachen dich nichts angehen?!", wütend stapfte Green davon. Der Rotschopf wollte gerade hinterher, doch er würde von Gary aufgehalten.

"Von wem war der Brief?", sein kleiner Bruder drehte sich grinsend zu ihm um und fragte:

"Ich dachte Greenchen ist dir egal?", Gary ging nicht auf die Frage ein.

"...Vom wem war der Brief?!", wiederholte er.

"Ok ok! Aber es wird dir aber eh nix nützten, denn ich konnte es nicht lesen"

"Was soll das heißen "Du konntest es nicht lesen"?! Du hattest weiß Gott genug Zeit einen Absender zu lesen!"

"Nun komm wieder runter, ich konnte es ja lesen aber ich konnte es nicht lesen!"

...

...

"Was soll das heißen?"

"Das es ich es twa lesen konnte, aber es nicht lesen konnte!", Gary atmete daraufhin tief durch um nicht auszurasten. Es ist nur dein kleiner dummer Bruder...nicht ausrasten....tief durch atmen...sagte Gary zu sich selbst.

"...Ich glaub es war in einer anderen Sprache geschrieben...", gab Siberu von sich.

...

...

...

"WARUM SAGST DU DAS NICHT GLEICH?!"

"Hast du mich gefragt?"

"Ja hab ich. Ich hab dich gefragt ob du es lesen konntest, da hättest du gleich sagen können dass es eine andere Sprache ist! Aber egal...welche war es?"

"Keine Ahnung, war so ähnlich wie englisch, aber ich kann ja englisch, also das war es nicht...auf jeden Fall war es europäisch, glaub ich..."

"Du glaubst e-"

"WAS IST WENN GREENI EINEN AUSLÄNDISCHEN FREUND HAT?!", das haute Gary aus den Latschen. Panik stand in Siberus Gesicht geschrieben. Andere Probleme hatte er wohl nicht...

"Nein hat sie nicht...", sagte Gary ruhig.

"Wie kannst du dir da so sicher sein...?"

"Weil das Porto der Briefe zu hoch ist, das würde Green nicht ausgeben", Siberu überlegte kurz und dann nickte er zustimmend.

"...naja ok, ich muss dir leider zustimmen, nein ist ja eigentlich gut so, aber das ich dir zustimme, das ist nic-"

"Würde es dir was ausmachen einfach ein paar Minuten still zu sein?!", Siberu wollte gerade geärgert Gegenwehr geben, als Green wieder zurückkam.

"Wollt ihr zu spät kommen?"

"Green-chan!", und im nächsten Augenblick hatte der Rotschopf sich an Green geheftet.

"Komm Greeniiii, sag mir von wem der Brief war!", Gary sah gleich das, dass was sein kleiner Bruder kein gutes Ende für ihn hatte und schon im nächsten Moment hatte Siberu eine geknallt bekommen. Gary zeigte keine Spur von Mitleid, stattdessen grinste er Schadenfroh.

Green sah Siberu anklagend an und sagte:

"Nicht genug damit dass du dich in Sachen einmischt die dich überhaupt nichts angehen, nein du hast auch ein wirklich merkwürdige Art einen auf die Pelle zu rücken..."

"Man könnte meinen du hättest versucht Green wohin zu fassen...", ergänzte Gary Greens Satz, die ihm zustimmend zunickte. Als hätten Siberu die Worte der beiden zutiefst geschockt, wich er ein paar Schritte zurück.

"Das würde ich niemals tun!", Gary und Green warfen sich stark zweifelnde Blicke zu.

"Nein du doch nicht...", fing Green an.

"...es bist ja auch nicht zufällig du, der ständig Mädchen unter den Röcken schaut..."

"...oder mich jeden Morgen stürmisch weckt..."

"...und eine Sammlung von Kameras und Ferngläsern besitzt, das ist nicht zufällig dein Zimmer...", Green sah Gary daraufhin geschockt an und erwiderte:

"HAT ER? Wozu braucht er denn so was?! Sag bloß?! ER WIRD JAWOHL NICHT?!"

"Ach nun seit nicht albern! Fotografieren ist doch nur ein Hobby!", wieder warfen sich Gary und Green viel sagende Blicke zu.

"Aber klar..."

"Oh du heiliger Geldschein... Sibi ist ein...perverser..."

"Spanner...genau"

"Ej ich spanne nicht...!"

"Aber nein...", sagten die beide wie es einen Mund. Siberu verschrenckte die Arme und sah zutiefst beleidigt aus.

"Ich bin PROFI SPANNER!", Green seufzte und Gary war zutiefst dankbar, das niemand aus der Schule darüber bescheid wusste, mit wem er verwandt war...

Siberu grinste. Was die beiden nicht wussten war, das er im Moment nicht im Dienst war... er hatte was wichtigeres...(und das sollte schon was heißen...)

In Gedanken war er bei einen gewissen ™Schloss...
 

Als sie in der Schule ankamen wurde Gary bewusst dass es nicht mehr ein gehütetes Geheimnis war, mit wem er verwandt war. Als er, Siberu und Green die Schule ankamen, konnte er ohne Probleme mithören, was zwei Mädchen aus der Parallelklasse im vorbeigehen über sie tuschelten.

"Hättest du gedacht das die beiden verwandt sind?", das andere Mädchen sah sie verblüfft an und Gary wand schnell den Blick von ihnen weil das Mädchen in seine Richtung geguckt hatte.

"Aber können Brüder unterschiedliche Augenfarben haben?", kaum ein paar Schritte weiter, merkte Gary das Siberu bei der, von einem älteren Mädchen ihrer Freundin gestellte Frage hellhörig wurde:

"Wem von beiden findest du besser? Also ich finde den größeren der beiden ja total süß, das ist Ookido aus der Oberstufe oder?"

"Ja glaub schon, aber ich mag den andere lieber! Das rot sieht ultracool aus! Meinst du das ist echt?", Siberu schaute verärgert in die Richtung der Mädchen die jetzt aber darüber redeten seit wann die, die Siberu besser fand denn auf Rot stehe. Gary wurde das langsam unangenehm. Siberu sah aber eher danach aus als hätte er am liebsten Autogramme verteilt. Green war es nicht weniger unangenehm als Gary. Sie kam sich vor wie so ein Fangirl das nebenher trottete und es kam ihr so vor als würde sie von einen paar Mädchen die sie gar nicht kannte eiskalte Blicke zugeworfen bekommen haben.

Endlich in der Klasse angekommen (ebenfalls Getuschel und einige sie auf Siberu und Gary zeigten) warf Gary Green einen anklagenden Blick zu.

"Was schaust du mich so an? Ich hab niemanden...außer Sho was davon erzählt...", Green bereute ihre Worte. Denn sie hätte es genauso gut in der Zeitung schreiben können, Sho konnte nicht gerade Geheimnisse für sich behalten...

"DU HAST ES SHO ERZÄHLT?!", Green war verdammt froh das im selben Moment Sho selbst auftauchte.

"Wer spricht da gerade über mich?", Gary, der ja sowieso schon wütend und genervt war, passt es sehr gut das die Übeltäterin selbst da war (Wenn man es recht sah, war Green ja eigentlich angefangen...). Doch bevor er loslegen konnte, fing Sho an zu sabbeln:

"Hihihi, wirst was ich ab Heute bin? Shojoki Minazaii, Chefredakteurin der Schülerzeitung!", ihr Gesicht schwelte an vor Stolz. In Greens und Garys Gesicht jedoch stand das blanke Entsetzten. Siberu der sich endlich von einer Mädchenschar gelöst hatte (Dessen fragen der Rotschopf natürlich liebend gern beantwortete...) und jetzt dazugekommen war, blickte abwechselnd zu Green und Gary, und fragte was los sei. Doch die Beiden brachten vor Entsetzten kein Wort heraus.
 

"Ich versteh nicht richtig was daran so schlimm sein soll?", fragte Siberu in der Mittagspause, während er munter sein Essen mampfte. Gary und Green aßen in Schweigen. Keiner der Beiden war besonders erpicht darauf Siberu die grausame Wahrheit zu erzählen. Green brach das Schweigen, indem sie ihre Stäbchen beiseite legte und Siberu eine Antwort gab:

"Du kennst Sho nicht"

"Erst seit drei Wochen, in dem sie sich ziemlich zurück gehalten hat...", fügte Gary hinzu. Gerade als der Rotschopf verwirrt erwidern wollte, viel ihn Green ins Wort:

"Die Ruhe vor dem Sturm... und jetzt ist sie auch noch Vorsitzende der Schülerzeitung...". Bevor schon wieder irgendwer Siberu ins Wort fallen konnte (worauf er so langsam keine Lust mehr hatte) sagte er:

"UND WAS IST DARAN JETZT SO SCHLIMM?!", beide sahen ihn einen Augenblick an, bis sie sich wieder schweigend ihren Essen zuwandten.

"Könntet ihr die Güte haben, mir zu antworten?!", sagte Siberu mit einen gezwungen Lächeln.

"Shhhhh Sibi, Sho braucht nicht so schnell eine Schlagzeile...", zischte Green während sie sich umschaute ob Sho in der Nähe war.

"Was für eine Schlagzeile?", fragte Siberu mit wachsender Neugier.

"Sie könnte aus allen Sachen eine Schlagzeile machen... da müssen wir echt mit...", sie räusperte sich

""Dem" aufpassen...wenn sie z.b das vor drei Wochen... erfährt ist die Hölle los"

"Was war denn vor drei Wochen?", ein peinliches Schweigen trat ein. Gary räusperte sich, während Green sich voll und ganz ihren Essen witmete.

"Ach das!", Siberu grinste während er fort fuhr:

"Als ich mit Green zusammen wa-"

"DU WARST NICHT MIT MIR ZUSAMMEN!", Green war aufgesprungen und hatte die Aufmerksam der gesamten Schülerschar auf sich gezogen.

"WIE KANNST DU ES WAGEN ZU BEHAUPTEN DAS IOCH MIT DIR ZUSAMMEN WAR!"

"Äh Green...", doch Gary konnte Green jetzt nicht aufhalten, niemand konnte es wahrscheinlich... Das merkwürdige war nur, das Siberu immer noch grinste als er sagte:

"Aber du warst in mich verknallt!"

"NEIN! Naja- NEIN WAR ICH NICHT"

"Green..."

"Also Green-chan ich glaub schon dass ich merke wenn jemand in mich verknallt ist und du warst es eindeutig!"

"NEIN!"

"Green-chaaaan, leugnen ist zwecklos! Immerhin warst du immer verdammt rot im Gesicht wenn wir zusammen wahren...!"

"SIBERU NAKAYAMA HALT DIE KLAPPE ODER ES SETZT WAS!"

"Also jetzt könnt ihr mir ja gleich alle Einzelheiten erzählen, wenn ihr also schon mal dabei seit...", Green war mitten in der Bewegung Siberu eine zu knallen erstarrt, denn Sho war hinter aufgetaucht und schreib eifrig Notizen auf.

"Genau das wollte ich dir die ganze zeit sagen, Green...", bemerkte Gary als er aufgestanden war um schnell zu verschwinden ehe Sho sich ihm zuwand.

"Es gibt keine Einzelheiten...", zischte Green.

"Also ich sehe das anders!", grinste Siberu vor sich hin. Green warf ihm einen "Wag-es-nicht-Blick" zu, doch das ließ ihn kalt. Der Rotschopf stand auf und ging zu Sho.

"Ich liebe Green-chan und wer MEINE Green anrührt, den befördere ich höchst persönlich ins Grab", er lächelte. Während Green sich wünschte sie währe ganz woanders, nur nicht in der Cafeteria und von Schülern umgeben die sie und Siberu anstarrten. Ebenso Gary der Siberu musterte um sich sicher zu gehen dass sein kleiner Bruder nicht völlig übergeschnappt war. Sho lächelte genau wie Siberu.

"Sibi...wärst du bereit mir ein paar Fragen zu beantworten...?"

"Klar!"

"SIBI ICH WARNE DICH, WENN ICH IRGENDWAS FALSCHES HÖRE, KANST DU DAMIT RECHNEN DAS DU EINE STRAFE BEKOMMEN WIRST!", um ihn verstehen zu lassen was sie meinte, zeigte Green drohend auf ihr Glöckchen. Der Rotschopf grinste und machte das Peace Zeichen.

Als der Rotschopf mit Sho verschwunden war, ging Green zu Gary.

"Mir schwant übles..."

"Mir schwant eine Schlagseite..."

Beide seufzten.
 

Als Siberu mit Sho zurück kam hatte er auffällig gute Laune. Greens und Garys Befürchtungen schienen berechtigt zu sein... Green drehte sich zu Siberu um und sagte warnend:

"Sibi, wenn du auch nur irgendwas in Richtu-", doch in diesen Moment kam der Lehrer herein und wie üblich würde begrüßt. Als Green sich wieder hinsetzte drehte sie sich sofort um.

"Sibi, was hast du Sho erzählt?!", flüsterte sie ihm zu. Er lehnte sich mit einen großen Grinsen zurück und antwortete:

"Nur wahre Begebenheiten!"

"Wahre Begebenheiten das ich nicht lache!", ohne sich umzudrehen hatte sich sogar Gary ins Gespräch eingemischt. Green wunderte es, denn normal war er nicht vom Unterricht abzubringen.

"Ich glaube ich weiß es besser als du"

"Nakayama, könnten sie bitte dem Unterricht folgen?!", sagte der Lehrer mit scharfen Ton. Siberu antwortete nicht, jedoch setzte er sich wieder normal hin und tat so als würde er zuhören. Als ihr Lehrer sich zur Tafel umdrehte, wand Green sich wieder zu Siberu.

"Also was hast du den nun erzählt Sibi?"

"Ach...ich hab ihr nur das vor drei Wochen geschildert!", grinste er. Green starrte ihn an und Gary drehte sich so schnell um, das er sich den Hals veränkte, was ihn allerdings nicht zu stören schien.

"DU HAST WAS?!"
 

"NUN IST ABER GENUG! Najotake, Nakayama und Ookido RAUS. Von ihnen Ookido hätte ich ein wenig mehr Disziplin erwartet..."
 

Weder Siberu noch Green trauten sich irgendwas zu sagen, denn Gary kochte vor Wut. Green war es gewöhnt rauszufliegen und Siberu schien es nicht besonders zu stören... aber für Gary war es das erste Mal, das er einen Wassereimer in der Hand hielt und draußen stehen musste. Er fluchte leise vor sich hin.

"Also meine Schuld war es nicht!", sagte Siberu.

"Halt die Klappe Silver!"

"Du sollst ihn nicht Silver nennen..."

"Green...bring mich nicht auf die Palme, ich warne dich!"

"Er ist sauer...", Green nickte dem Rotschopf zu. Eine kurze Zeit schwiegen sie bis Gary sagte:

"Das ist alles deine Schuld!", Siberu fühlte sich sofort angesprochen und erwiderte:

"MEINE?"

"Natürlich ist es deine!"

"WARUM?! DU warst doch zu laut!"

"Aber nur weil DU Shojoki zu viel erzählt hast!"

"Hej nun mach mal halblang! Wer hat gesagt, dass ich ZU VIEL erzählt hab! Ich hab ihr natürlich nicht die ganze Wahrheit erzählt! Du bist nicht der einzige der ein wenig Intelligenz geerbt hat!"

"...Ach was? Das hätte ich fast übersehen..."

"BLUE!", Siberus Wasser schwabte gefährlich über.

"HÖRT AUF EUCH ZU STREITEN!", Green hatte sich endlich in den Streit eingemischt und die zwei verstummten, warfen sich dennoch finstere Blicke zu. Wieder trat Schweigen ein bis Green sagte:

"Shos Familie ist dieses Jahr zu Weinachten in Italien -die haben ja das Geld dazu- und deshalb hat sie mich gefragt ob wir Weinachten bei ihr feiern wollen, also ich hab nix einzuwenden -spart Geld- obwohl sie mich wahrscheinlich nur zum Kochen einspannen will... tja, ihr kommt doch mit oder? Sho hat ein ziemlich großes Haus müsst ihr wissen, sind ziemlich reich...nun was meint ihr?", für einen Moment hörten beide auf sich anzufunkeln. Siberu nickte langsam.

"Hört sich nicht schlecht an...", Gary überlegte kurz und sagte:

"...besser als Zuhause rumzuhocken..."

"Supi! Das wird toll! Shos Schwester wird auch da sein...Hab sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen! Oh ich freu mich so!"

"Haben die zwei Ähnlichkeit...?", wollte Siberu wissen.

"Hä? Ja eine gewisse Ähnlichkeit besteht, aber sie sind sich charakterisch ziemlich unähnlich! Ihr müsst wissen Sho hat vier Geschwister! Und sie leben alle in verschiedenen Ländern! Lasst mal sehen...Hinako, die die jetzt zu Weinachten kommt, und ihre Zwillingsschwester Minako sind die jüngsten und leben in England. Fumiki ist 19 und lebt in Australien, hab sie nur einmal gesehen. Chikako ist die älteste und ist die, die deren Eltern zu Weinachten in Italien besuchen. Ja ja die Familie Minazaii kommt schon ziemlich in der Welt herum...", Green nickte ihren eigenen Worten zustimmend zu.
 


 


 

"..wui da kann man ja den Überblick verlieren! Und äh...sind die Sho alle ähnlich?"

"Was genau meinst du mit ähnlich? Haarfarben mäßig oder wie?", Siberu grinste daraufhin und schwieg. Gary war sich hundert prozentig sicher dass sein Bruder nicht das meinte, was Green dachte.

Plötzlich reagierte Greens Glöckchen mit einen leisen Klingeln auf irgendetwas. Sie kramte es raus und hob es hoch. Gerade als sie Proteste gegen einen Einsatz machen wollte, erstarb das Geräusch wieder.

Die drei beäugten sich.

"Was war das denn?", fragte Siberu schließlich. Green zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht solltest du Pink fragen...?", Green schwieg Gary daraufhin eine Weile an, dann wand sie sich Siberu zu.

"Sibiiiii?", sie schaute ihn mit ganz großen Augen flehend an.

"Wa?"

"Sibiiiii, leist du mir Geld?", konnte man so einen süßen Blick überhaupt irgendwas entgegen setzten? Auf jeden fall konnte Siberu es nicht...

"Ach Greeniiiiiii! Natürlich!",

"Danke Sibi! Du bist der Beste!", dankbar schloss sie ihn in die Arme. Das er mit einen großen "Strike-auf-der-ganzen-Linie"-Grinsen erwiderte. Gary schielte etwas angewidert zu den Beiden herüber und war mal wieder erstaunt darüber wie leicht sein Bruder sich überreden ließ...

Siberu gab Green das Geld und in selben Moment klingelte die Schulglocke es auch. Green drückte ihm noch den Wassereimer in die Hand und verschwand auch schon Richtung Telefon.

"...was für ein Mädchen!"

"Ja"
 

Beim Telefon angekommen, schmiss Green das Geld ein, wählte die Nummer und...

"HOOOOOOOOOOOOOOOOOOIIIIIIIIIII GREEN!", ertönte Pinks Stimme am Telefon. (Green hielt sich den Hörer mit Abstand)

"Hoi Pink! Ich äh rufe an weil...", sie schaute sich um ob jemand in der Nähe war.

"Es geht um das Glöckchen... es hat ne Macke!"

"Ne Macke?"

"Das heißt es ist merkwürdig..."

"Ja? Warum ist es denn merkwürdig?"

"Warum es so ist weiß ich nicht... aber es hat wie gewöhnt angefangen Radau zu machen und ist ziemlich schnell wieder verstummt..."

"WOW! Du kannst aber schnell Dämonen besiegen, Green-chan!"

"Pink...ich hab mich nicht von der Stelle beweckt..."

"WUI NOCH BESSER GREEN-CHAN! Du kannst es schon per Gedanken!" (Green musste sich den Hörer wieder auf Abstand halten)

"Kann man das?!"

"...vielleicht?"

"Pink....ich habe GARNICHTS gemacht"

"Cooooooooooooooooooooool Vom gar nichts machen, besiegst du Dämonen, das ist echt cool!"

"PINK"

"Ja?"

"Wenn ich gar nichts gemacht habe heißt es doch entweder das mein Glöckchen eine Macke hat oder das jemand anders den Dämonen unschädlich gemacht hat, oder?"

"Ähhhhhhhhhhhhhhhhhhhh ja"

"Gibt es denn andere wie wir beide?"

"Tja ja ja hm...weiß nicht, vielleicht, nein...hm...ja... neeee...kann nicht sein...oder vielleicht...?"

"Pink das Geld ist alle, ich muss jetzt auflegen!", und während Pink sich immer noch unschlüssig war ob es noch andere gab, legte Green auf.
 

Green trat alleine den Nachhause weg an. Gary war noch in irgendeinen seiner vielen Kurse... und wo Siberu war wusste sie eigentlich nicht... Er schien plötzlich eine brillante Idee zu haben und war verschwunden. Was auch immer es war Green war skeptisch.

Sie seufzte.

Und es geschar schon zum zweiten Male an diesen Tag;

Greens Glöckchen sonderte Warnsignale ab. Schnell bog sie in eine Seitenstraße ein und kontrollierte woher das Signal kam. Es konnte nicht weit weg sein. Green lief dem Weg dem ihr Glöckchen sie führte und gerade als sie in den Wald eines Parks lief ertönte die Stimme eines Mädchens:

"TIME STOP", die Umgebung war wie eingefroren. Alles um sie herum war erstarrt. Das Wasser im Springbrunnen, die wenigen Menschen und das Rauschen der Blätter waren erstarrt. Green wunderte es ein wenig dass sie selbst nicht eingefroren war, doch die Neugier hatte sie gepackt.

"OWARI JIKAN", wieder war die Stimme des Mädchens ertönt. Green lief der Stimme hinterher und gerade als sie um die Ecke bog, löste sich die Zeitzauber wieder.

Ein Mädchen stand mitten auf der Lichtung mit ausgestrecktem Arm. Das Mädchen war etwa so alt wie Green, hatte kurze lilane Haare und dunkle Augen. Sie trug eine Schuluniform die danach aussah als würde sie auf eine hohe Privat Schule gehen. Sie ließ den Arm sinken und musterte Green vom Kopf bis Fuß. Der Blick des Mädchens blieb bei Greens Stab haften, denn Green vorsichtshalber umgewandelt hatte.

"...eine Waffe von Asuka-san...?", Green sah das Mädchen daraufhin nur verwirrt an, während die auffällig die Leisten des Stabs, musterte.

"Mädchen...wie lange bist du schon dabei? Machst nicht gerade einen erfahrenen Eindruck...", Green wandelte ihren Stab wieder um. Sie war es satt angestarrt zu werden.

"Wie lange? Seit September"

"September? Das sind drei Monate. Also entweder verbrauchst du verdammt viel Energie für Attacken oder du schlägst nicht genug von ihnen...beides ist miserabel meiner Meinung nach"

"Was weißt du denn schon! Wer bist du überhaupt?"

"Ich heiße Kitayima Kaira, ich kontrolliere die Zeit"

"Najotake Green! Äh...", Green fragte sich was sie kontrollierte während Kaira sie mit hochgezogenen Brauen beäugte.

"Nun?". Green wurde Rot, sie wusste nämlich darauf keine Antwort. Plötzlich lächelte Kaira sie an. Mit einen Lächeln wie man ein Kleinkind anlächelte.

"Ich merk schon...drei Monate und immer noch unsicher...wenn Asuka-san sehen könnte wer eine ihrer Waffen trägt...was für eine Beleidigung...", gerade als es Green zu bunt wurde, drehte das andere Mädchen sich um.

"Also, Najotake-chan... viel Spaß noch"

"Hej warte! Ich dachte wir würden zusammen kämpfen!", daraufhin drehte die Angesprochene wieder um und sah Green belustigt an.

"Klar! Du brauchst sicherlich jede Hilfe die du brauchen kannst, würde mich nicht wundern wenn du sogar Hilfe von Dämonen annehmen würdest...aber auf meine Hilfe brauchst du nicht zu zählen!", und schon verschwand sie zwischen den Bäumen...

Und zurück blieb eine verwirrte Green.

Schneeweiße Erinnerungen Teil 1

Schneeweiße Erinnerungen Teil 1
 


 


 

Es war ein klarer und zugleich kühler Dezember Morgen. Gary und Green waren gemeinsam auf den Weg zur Schule. Der Rotschopf fehlte merkwürdigerweise...

"Gary wo hast du Sibi gelassen?"

"Er meinte er währe krank, ja...krank im Hirn, aber sonst ist er kerngesund...", antwortete Gary. Green warf ihm einen finsteren Blick zu, obwohl sie auch nicht wirklich glaubte dass Siberu irgendwas fehlte.

"Wenn ihm nix fehlt...was hat er vor?"

"Er hat sicherlich irgendwelche krummen Dinge am laufen, aber solange er die Probleme nicht mit schleppt ist es mir egal...", Green schwieg eine kurze Zeit, dann sagte sie:

"Mach dir bloß nicht zu viele Sorgen um Sibi!"

"Sorgen? Warum sollte ich mir denn Sorgen machen. Er kann auf sich selbst aufpassen...", sie betraten das Klassenzimmer.

"Genau DAS macht mir Sorgen...!", doch der Lärm in der Klasse war zu laut und so konnte Gary nicht das hören was Green gesagt hatte.

Am Ende der ersten Stunde machte der Lehrer eine schreckliche Bekanntmachung;

Im Mai würden sie die Abschluss Prüfungen schreiben und am ersten Juni dann die Ergebnisse bekommen.

Aus Greens Gesicht entwich die Farbe.

Gary lächelte selbstsicher.

Nach einem mehr oder weniger ruhigen Schulalltag, wahren Gary und Green auf dem Heimweg. Nachdem der Lehrer die Schreckensnachricht (natürlich nicht für Gary) übermittelt hatte, war der Tag im Eimer.

"Ausgerechnet an meinen Geburtstag bekommen wir das Ergebnis zu wissen! TOLL damit ist der Tag ruiniert! Da kann man sich nicht mal mehr auf seinen eigenen Geburtstag freuen!", beschwerte Green sich lauthals.

"Ich würde mir, wenn ich genauso dämlich wie du währ, auch Sorgen machen...", Green warf ihn einen vernichtenden Blick zu, von dem er sich nicht beeindrucken ließ und fort fuhr:

"Denn haben wir, das heißt du, knapp fünf Monate übrig um zu lernen... ohne meine Hilfe wirst du die Prüfungen wohl nicht heil überstehen.", Green grummelte daraufhin vor sich hin. Das hieß sehr viel lernen, viel streit und zu viel Zeit die sie mit Gary verbringen würde. Sie seufzte, es blieb ihr nichts anderes übrig.

"Und was ist denn mit deinen Noten?"

"Keine Angst, ich glaub nicht dass deine Dummheit ansteckend ist!", wieder bekam er den kalten Blick zu spüren.

"Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten. ich kann auch Sibi fragen!"

"Gut, von mir aus... wenn du lernen willst wie man abschreibt, aber ich sage dir bei den Prüfungen kann man nicht abschreiben, da kann dir selbst dein Sibilein nicht helfen."

"Auf alle Fälle besser als mit dir, meine Zeit zu Verschwenden!", sie betraten das Treppenhaus.

"Ich wollte ja nur nett sein, aber wenn du durchfallen willst, schön."

"Nett?! Ich würde an deiner Stelle mal nachschlagen was "Nett" bedeutet!", und schon schlug sie ihre Wohnungstür zu. Er blieb eine Weile stehen und schüttele dann genervt den Kopf. Der konnte man es einfach nicht Recht machen.

Gary schloss seine Wohnungstür auf und seufzte. Von Regen in die Traufe...

Gleich als er rein kam, fiel ihm was Ungewöhnliches auf. Am Boden lag ein Foto und nicht weit davon noch eins. Er sammelte sie auf und schaute sie sich an.

"Silver, seit wann stehst du denn auf kleine Mädchen?", beide Bilder bildeten das gleiche Mädchen ab. Das Mädchen hatte kurze geflochtene Zöpfchen und dunkel blaue Augen, die so wirkten als würde sie das was um sie herum passiert nicht so richtig realisieren.

"ANIKI!!! NA ENDLICH! WO HAST DU GESTECKT?!", sein kleiner Bruder kam um die Ecke gebogen, er hatte ebenfalls ein paar weitere Fotos in der Hand und schon vom weiten konnte Gary erkennen das es das gleiche Mädchen war. Er runzelte die Stirn und sagte:

"Da wo du auch hättest sein sollen, in der Schule. Warum?"

"Ich brauch GANZ DRINGEND deine Hilfe, Aniki!"

"Dachte ich es mir doch das da was hinter steckt wenn du mich mit "Aniki" ansprichst...", Gary stellte seine Tasche ab und schaute sich um. Auf dem Sofa Tisch lag ebenfalls ein Haufen Fotos, wieder mit den gleichen Mädchen.

"Wer ist das auf den Fotos?", Siberu sah ihn daraufhin ernst an, was Gary wunderte. Siberu uns ernst? Passte irgendwie nicht zusammen.

"Das wüsste ich auch verdammt gern...", grübelnd verschränkte er die Arme, während sein Bruder seine Schultasche abstellte. Er fragte woher er sie her hatte.

"DAS war DAS was Green-chan ihn der Schublade drin hatte, die ich mir nicht anschauen durfte!"

"Aha, deshalb warst du also nicht in der Schule, du hast Dieb gespielt..."

"Besser als du einen auf Streber zu machen!"

"Wenn das eine Beleidigung sein sollte, helfe ich dir ganz sicher nicht bei was auch immer...", der Rotschopf schwieg. Schaute zu den Fotos und grummelte.

"Ok, also... du kannst doch Deutsch lesen, oder? Da sind auch viele Briefe zwischen und mittlerweile hab ich herausgefunden das es Deutsch ist. Auch der Brief von letztens ist dabei."

"Mann liest nicht die Briefe von anderen und bei so was werde ich dir auch nicht helfen. Nutz deine Zeit lieber für was besseres, denn wenn Green es uns nicht erzählt scheint es uns ja auch nichts anzugehen und mich interessiert es auch nicht mit wem sie schreibt oder wer die kleine Göre ist, was sicherlich die sein wird die die Briefe an Green schreibt du Holzkopf... du solltest lieber für die Prüfungen im Mai lernen, wenn du weiterhin mit Green ihn einer Klasse bleiben willst, denn abschreiben wird bei den Prüfungen nicht funktionieren.", das wahren Garys letzte Worte bevor er die Tür zu seinen Zimmer zuschlug.

"Tze, Idiot", natürlich hatte er schon darüber spekuliert das, dass Mädel was Green die Briefe zuschickte dasselbe Mädchen wie auf den Fotos war. Sein Bruder war verdammt noch mal nicht der einzige der was im Hirn hatte! Doch er war sich sicher das da mehr hinter steckte, als eine langweilige Brieffreundschaft. Sonst währe Green doch nicht so ausgeflippt, oder? Nein. Eindeutig da steckte mehr hinter und er würde es herausfinden!
 

Die Uhr schlug Mitternacht als Gary endlich seine Bücher weglegt hatte. Sein kleiner Bruder war schon vor einer Stunde ins grummelnd in sein Zimmer verschwunden und schlief wahrscheinlich schon.

Er ging in die Stube um sich noch etwas zu Essen zu machen (Stube und Küche sind in einen Raum), als ihn wieder die Fotos auffielen (was ja nicht besonders schwer war, bei rund zwanzig auf den Boden verteilen Fotos).

"Wann lernt der endlich hinter sich aufzuräumen...?!", da Gary von Natur aus ordentlich war, begann er die Fotos aufzusammeln. Dabei fiel ihn das einzige Foto wo das Mädchen lächelte in die Hände. Gary schaute es sich eine Weile genau an, es kam ihn so vor als würde er das Mädchen irgendwoher kennen... Er schielte zu den Haufen Briefe. Die Neugier hatte ihn gepackt...

Ein kleiner Blick auf den Absender konnte doch nicht Schaden...

Er würde den Inhalt ja für sich behalten...

Gary nahm einen der Briefe und wollte gerade anfangen zu lesen...

"ICH WUSSTE ES! BLUE du bist keinen Deut besser als ich!", Siberu stand triumphierend grinsend in der Tür. Wohl wissend dass Gary in die Falle von seinen kleinen Bruder gelaufen war, konnte er es nicht leugnen.

"Dann kannst du dein Wissen ja auch mit mir teilen, was Aniki?", immer noch grinsend setzte der Rotschopf sich an den Tisch. Gary folgte ihn, ohne ein Wort zu sagen. Er öffnete den Brief und überflog ihn.

"...Was für eine Krakelschrift... wie von ner sechs jährigen."

"Du kannst es doch lesen?", Gary schaute den Sprechenden über den Rand des Briefes stirnrunzelnd an.

"Natürlich kann ich das."

"Gut! Dann schieß ma los!", sein großer Bruder zögerte. Sollte er seinem Bruder helfen? Er hatte den Brief ja schon halb gelesen...aber wenn Siberu den Inhalt des Briefes auch wusste, konnte Gary die Schuld immer noch auf ihn schieben...

Er räusperte sich und begann denn Brief vorzulesen:
 

"Liebe Green..."

"KEIN GUTES ZEICHEN!"

"SILVER SEI STILL, immerhin sind die Wände ziemlich dünn, du willst doch nicht riskieren das Green was mitbekommt- falls sie noch wach ist, und ich lese die Fehler lieber nicht vor, denn in diesen Satz wahren schon zwei... erinnert mich an Pink. Sei still während ich vorlese oder ich lass es:
 

Ich hoffe dir geht es gut in Japan. Hier läuft alles wie immer.

Es hat schon Anfang Oktober angefangen zu Schneien, gestern war es so schlimm dass wir nicht raus durften! Das fand ich sehr schade...

Wie du weißt liebe ich ja das Eiskunstlaufen!

Stell dir vor! Wir haben einen Wettkampf gemacht wer am besten ist, im Schlittschuh fahren! Die Jungs haben es mal wieder ausgenutzt um anzugeben, aber ich hab gewonnen!

Letztens kamen wieder neue Kinder hierher, darunter auch ein Mädchen aus Amerika!

Sie versteht nur leider kein Wort deutsch... es ist schwer mit ihr zu reden, auch die Lehrer kommen nicht gut an sie heran. Aber sie ist so hübsch! Ich glaube darum wird sie auch schnell ein Zuhause finden!

Ich muss jetzt auch leider aufhören, gleich müssen wir Essen.
 

Ich freu mich schon auf deine Antwort!
 

In Liebe Kari"
 

Es herschte Schweigen.

"Die hat mehr Fehler als Pink...", begann Gary.

"Ein Mädchen...", Siberu sah zustimmst nachdenklich aus.

"Eine Brieffreundschaft mit einen deutschen Mädchen. Ich frag mich woher Green deutsch gelernt hat... immerhin kann sie nicht mal englisch. Scheint ein Waisenhaus zu sein, wo das Mädchen wohnt."

"Und du bist sicher das GENAU DAS im Brief stand?!"

"Du wirst dich schon auf mich verlassen müssen... oder du kannst jedes einzelne Wort im Wörterbuch nachschlagen und ich bezweifle das du diese Schrift überhaupt entziffern kannst.", der Rotschopf grummelte vor sich hin. Dann als Gary gerade aufstehen wollte, schob er ihn den Rest der Briefe hin.

"Wir haben noch nicht herausgefunden wer das Mädchen auf denn Fotos ist!"

Es wurde eine schlaflose Nacht. Siberu ließ nicht locker bis der letzte Brief übersetzt war. Aber in keinen stand irgendetwas über die Fotos, oder wer das Mädchen war. Gary beharrte weiterhin darauf, dass es diese Kari war, doch sein Bruder blieb stur. Gary fragte sich warum er das überhaupt tat... Schweren Herzens zog Siberu sich ihn sein Zimmer zurück. Gary warf einen Blick auf die Uhr. In knapp zwei Stunden musste er wieder aufstehen, na das würde sich ja lohnen...

Und nicht mal nach einer Stunde schlaf wurde Gary unsanft geweckt. Irgendein Verrückter klingelte um halb fünf Sturm.

Nein, er würde nicht aufmachen. Konnte Silver doch tun.

Doch nach zehn Minuten (es wurde immer noch Sturm geklingelt) wurde ihm klar, das sein Bruder entweder einen verdammt Tiefen schlaf hatte oder das er sich auch weigerte aufzustehen.

Grummelnd stand Gary auf. Als er die Tür öffnete sah Pink mit großen Tränen gefluteten Augen zu ihm hoch.

"ICH BRAUCH DEINE HILFE!", Pink hatte es scheinbar so eilig gehabt das sie vergessen hatte sich wie gewohnt ihre Zöpfe zu machen und sie trug auch noch einen HelloKitty Schlafanzug, mit Kapuze an denen Katzen Ohren befestigt wahren.

"Wieso braucht eigentlich jeder meiner Hilfe wenn ich eigentlich schlafen will?!"

"ICH BRAUCH GANZ GANZ GANZ DRINGEND DEINE HILFE!"

"DAS KANN AUCH WARTEN BIS ICH AUSGESCHLAFEN HAB.", er war ja eigentlich absolut kein Langschläfer -er machte ab und zu Nächte durch ohne überhaupt eine Minute zu schlafen, aber er war genervt, von allen und jeden und wollte einfach nur seine Ruhe!

"Gary? Bist du ein Morgenmuffel?", ihm wurde es jetzt langsam zu bunt. Gerade als er die Tür einfach zu schlagen wollte, hing Pink auch schon an seinen Arm.

"LASS LOS."

"Es geht um Green!", sie ließ ihn los, wohl wissend das er ihr jetzt zuhören würde.

"Wenn es die Hausaufgaben sind kann sie es selbst machen.", sagte Gary.

"Neeeeeeeee das ist es nicht! Ich glaube Green-chan ist krank...", der Angesprochene seufzte daraufhin und massierte sich die Stirn. Keine fünf Minuten später stand er in Greens Zimmer und begutachtete ein Fieberthermometer. Pink war draußen geblieben. Green lag in ihrem Bett und schaute stur in die andere Richtung. Sie war scheinbar immer noch sauer auf ihn.

"Hm, hast du dir mal die Anzeige angeschaut?"

"Nein. Wieso? Ich fühle mich einfach schrecklich, sind sicherlich 39 oder?", es lag eine Spur Verunsicherung in ihrer Stimme.

"Ich kann mir vorstellen das du dich schrecklich fühlst, bei 51° kein wunder...", die Angesprochene wurde rot. Sie hätte doch lieber auf die Anzeige gucken sollen bevor sie sie Pink gab...

"Na raus mit der Sprache, warum willst du schwänzen?", eins musste er zugeben: Green spielte gut, sie war ziemlich blass und sie schien zu zittern.

"Das geht dich nix an.", sollte er ihr etwa wirklich sagen das sie nicht vor die Tür gehen wollte, weil es schneite?! Er würde sie doch eh nur auslachen. Gary hatte überhaupt keine Ahnung...

Er seufzte und verschränkte vorwurfsvoll die Arme.

"Na los, steh endlich auf und mach dich fertig, damit wir los können.", freundlich streckte er ihr eine Hand entgegen um ihr aus dem Bett zu helfen, doch sie schlug sie weg und keifte in beinahe schon hysterisch an:

"Lass mich endlich in Ruhe! Es geht dir nix an, verstehst du das denn nicht?! Ich will alleine sein!"

"Gut. Von mir aus, denn lass ich dich halt allein.", und mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Das war also der dank dafür, dass er einfach ihr einfach nur helfen wollte? Man konnte es ihr einfach nicht recht machen und ein Sturkopf war sie dazu auch noch.

Pink fing ihn auf den weg nach draußen auf.

"Was ist denn mit Greeni?"

"Chronische Bocklosigkeit.", antwortete er und lies eine ahnungslos schauende Pink zurück.
 

Nachdem Siberu die Schreckensnachricht (wie er sie nannte) erfuhren hatte, weigerte er sich zur Schule zu gehen ("Wenn Green-chan nicht in der Schule ist, gibt es für mich keinen Grund dahin zu gehen!") und verzog sich gleich wieder in sein Zimmer. Während Gary seine Schuluniform anzog und den Schulweg alleine antrat. Gleich vor der ersten Stunde kam Sho zu ihm und fragte wo Siberu und Green steckten. Über seinen Bruder antwortete er das er immer noch krank währe und über Green, dass er es nicht wüsste. Doch ihre Antwort überraschte Gary:

"Ich dachte es mir doch...", sagte sie, während sie aus dem Fenster schaute, wo es wie verrückt schneite.

"Was dachtest du dir?"

"Weißt du...", fing sie an und erzählte ihren Klassenkamerad davon, dass Green so gut wie nie zur Schule kam wenn es schneite. Immer mit den merkwürdigsten Ausreden. Selbst als Green noch bei deren Familie lebte, schloss sie sich in ihren Zimmer ein und niemand hatte es je geschafft sie davon zu überzeugen einen Schritt vor die Tür zu gehen. Das wunderte Gary nicht; Green war ein elendiger Sturkopf. Doch nach Shos Erzählung wurde er nachdenklich. Es schien ja fast so als hätte sie Angst vor Schnee...? Gab es so was überhaupt? Wenn ja, hätte sie es ihm doch erzählen können, aber wenn nicht mal Sho den genauen Grund wusste, wo sie sich schon so lange kannten... Scheinbar wollte sie niemanden dieses Geheimnis anvertrauen...

Diese Frage plackte ihn auch noch als er alleine den Heimweg antrat. Zuhause angekommen fand er eine Menschenleere (wohl eher Dämonenleere) Wohnung vor. Silver war wohl wieder ausgeflogen. Nix als Ärger mit Dem... Gerade als Gary seine Tasche versaut hatte und seine Schuluniform gegen Freizeitkleidung eingetauscht hatte, klingelte es an der Tür. Es konnte nicht Pink sein -denn es war kein Sturmklingen, und Silver hatte nen Schlüssel, schied also auch aus. Green?

Mal wieder hatte Gary Recht:

"Hi Gary!", Green hatte ein Lächeln aufgesetzt. Obwohl sie an liebsten alles andere Tat und sich auf den schnellsten Wege zurück ins warme Beet wollte, Decke übern Kopf und gut ist. Aber nein, Pink musste ja gerade jetzt abhauen und sie alleine lassen. So musste Green wohl oder Übel selbst ihre Hausaufgaben abholen, und sie war sich sicher, dass Gary sie 10% mitgenommen hatte.

"Hi. Was ist?"

"Könnten wir nicht rein? Hier draußen ist es ziemlich kalt. Immerhin ist hier im Treppenhaus, keine Heizung.", Gary sah sie zweifelnd an.

"Green du trägst einen Rollkragenpullover und einen Schall. Wie kann dir da kalt sein?"

"Kannst du mir nicht EINMAL eine Bitte erfüllen OHNE Fragen zu stellen?!", schon wieder lag ein wenig Panik in ihrer Stimme.

"Ist ja schon gut.", sagte er und lies sie rein und fuhr fort:

"Kannst du mir mal verraten warum du ständig so hysterisch reagierst? Heute Morgen, jetzt...", die Angesprochene antwortete nicht auf seine Frage sondern wechselte geschickt das Thema:

"Ich bin hier um meine Hausaufgaben abzuholen, du hast sie sicher mit oder? Ich will ja nicht zurück fallen...", Green hatte wieder ihr unbeschwertes Lächeln aufgesetzt, was Garys Verdacht, dass irgendwas Faul war, nur noch verstärkte. Plötzlich nahm er ihre Hand und drängte sie zur Wand, so das nur noch cirka 20 Zentimeter zwischen ihnen wahren. So konnte Sie nicht drum herum ihn anzusehen. Green spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, was war denn in den gefahren?!

"Du hast mal gesagt, dass du mir vertraust. Also könntest du mir mal erklären was mir dir los ist?!", die Angesprochene schaute erst gegen Boden, überlegte wie sie sich daraus reden sollte. Dann sah sie ihn direkt an und antwortete:

"Meine Vergangenheit geht Niemand was an. Ich hinterfrage deine auch nicht.", so langsam wurde Gary sauer. Das konnte man überhaupt nicht vergleichen! Doch gerade als er antworten wollte, wurde die Tür aufgeschlagen:

"ANIKI! ICH HABS! .............. Green-chan...? Blue...?!"

"Si-Sibi...?"

"Silver wo hast du gesteckt?"

"BLUE! WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DA MIT MEINER GREEN?!", Gary blickte zu Green, wurde dann plötzlich -als bemerkte er erst jetzt wie nah er Green gekommen war, rot im Gesicht, löste seine Hand von der Wand und ging ohne weitere Kommunikation in sein Zimmer. Green schaute ihn leicht besorgt aber auch verärgert nach, während Siberu kurz vor ner Explosion stand.

"Der kann doch jetzt nicht einfach abhauen! Na warte das wird Nachspiel geben, Aniki...!!", Green hörte ihn kaum zu. Sie fragte sich ob sie was Falsches gesagt hatte. Aber nein, immerhin war er es der sich in Sachen hinein mischte die ihn überhaupt nix angingen!

"Green-chan? Was wolltest du denn?"

"Nur meine Hausaufgaben... Nix weiter."

"Achso, sah aber anders aus."

"Mich trifft keine Schuld."

...

Plötzlich grinste er sie an und nahm ihre Hände.

"Ich werde schon dafür Sorgen das du so was nicht wieder durchmachen musst, Green!", die Angesprochene sah ihn verdutzt an, lächelte denn aber mit einen Sweatdrop Lächeln an.

"Da-danke Sibi..."

"Deine Hausaufgaben bring ich dir morgen rüber, oki? Fertig versteht dich..."

"Gut! Danke Sibilein! Du bist wirklich der Einzige auf dem ich mich verlassen kann!", damit verabschiedete sie sich und verschwand aus der Haustür. Siberu hatte ihr mit einen Lächeln nachgeschaut und drehte sich immer noch lächelnd um.

"Aniki.... ICH WILL EINE STELLUNGSNAHME VON DIR."

....

"Sonst erzähl ich dir auch nicht was ich herausgefunden habe..."

Fünf Minuten später:

"Also spucks aus, hast du nun ein Beispiel an mir genommen oder nicht?", fragte der Rotschopf seinen großen Bruder, der grummelnd aus dem Fenster schaute. Draußen hatte es wieder begonnen zu schneien, sprich Green würde Morgen auch wieder nicht zur Schule kommen. Was es diesmal wohl für eine Ausrede war...? Gary schüttelte stur den Kopf. Konnte ihm doch egal sein...

"Ein Beispiel an dir? Ganz sicher nicht...!"

"Naja... auch wieder wahr. Ich würde das ganze ein wenig professioneller anpacken. Du musst noch viel von mir lernen! ... Aber Green gehört trotzdem mir. Verstanden?"

"Silver...?!!!"

"Ja?"

"Da war nichts, ich will nichts von ihr. Verstanden?", der Angesprochene nickte. Er hatte natürlich verstanden, aber sicherlich nicht das was sein Bruder da sagte.
 

"Gut wenn wir dieses Thema jetzt abgehackt haben können wir ja fortfahren. Was hast du herausgefunden?", der Rotschopf holte tief Luft und erzählte was zwei Stunden zuvor passiert war:
 

Die besagten zwei Stunden vorher. Siberu befand sich am anderen Ende von Tokio, in einen Viertel lauter Villen im westlichen Stil (da gab es sicherlich ordentlich was zu erbeuten...). Wegen des Schnees trug er einen schwarzen Mantel mit Kapuze. Er wollte nicht das Risiko eingehen das seine Frisur völlig den Bach runter ging. Noch einmal überprüfte er seine Karte und das Hauschild: Kitayima.

"Oki hier bin ich richtig...", sagte der Rotschopf und sprang geschickt über da zwei Meter hohe Haustor. Im Garten wahren einige Sicherheitsvorkehrungen, an denen ein normaler Dieb sicherlich gescheitert währe. Doch er war kein "normaler" Dieb. Gerade deshalb kam er ohne von Jemandem bemerkt zu werden an die Haustür. Verzichtete darauf die Klingel zu benutzen und teleportierte sich einfach rein. Siberu fand sich in einem Zimmer voller Uhren wieder. Große und Kleine, Moderne und Antike, doch das schlimmste war alle tickten im unterschiedlichen Rhythmus und Lautstärke. Das hielt man ja im Kopf nicht aus! Schnell lies er das Zimmer hinter sich und kam auf einen spärlich beleuchteten Gang. Das Haus erinnerte ihn schon nach zwei Zimmern an ein europäisches Spuckhaus, so wie man es im Filmen sah. Als nächstes kam eine Folterkammer die im Keller versteckt war. Ha ha ha.

Sicherlich gab es hier viel Wertvolles, einige der antiken Uhren sahen recht viel versprechend aus... Aber das war nicht der Grund warum er her gekommen war. Und es kam überhaupt nicht in Frage, dass er sein Ziel außer Sicht verlor. Es ging immerhin um Green-chan!

Er hatte nämlich was herausbekommen... Doch dafür bräuchte er ein wenig Hilfe und man musste ja nicht unbedingt fragen... Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Also ran ans Werk!

Doch gerade als der kleine Halbdämon den nächsten Raum untersuchen wollte hörte er Schritte auf die Stimmen folgten. Er war also doch nicht so allein...

"Und ich sage dir Asuka, mein siebter Sinn irrt sich nie!", ohoh schnell weg.

"Ai-cha-"

"UNTERSTEH DICH! Ich heiße Kaira. K-A-I-R-A, verstanden? NICHT "Ai-chan"! Wie oft denn noch?!", die Sprechende und die, die angeschnauzt wurde, bogen um die Ecke. Die eine konnte der Rotschopf zweifelsohne als Kaira identifizieren (alleine schon anhand der Informationen Greens) und das Mädchen rechts neben ihr sagte ihm nix. Ihre braungebrannte Haut gab einen perfekten Kontrast zu ihren eisblauen Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren. Nicht wirklich zur Jahreszeit passte ihr Kleiderstil: Ein bauchfreies Top und einen ebenso kurzen Rock. An ihren Ohren baumelten Ohrringe in Form von Planeten. Alles in allen nicht schlecht, besonders der Körperbau...

Das unbekannte Mädchen verschränkte die Arme hintern Kopf.

"I´m so sorry... Ai-chan. Hört sich doch viel süßer an, weiß gar nicht was du hast! Und bis du mich nicht geschlagen hast habe ich noch das recht dich zu nennen wie ich will!", sie zwinkerte ihr zu und fuhr fort, währen Kaira einen Wutanfall zurüch halten musste:

"Für deinen siebten Sinn hättest du mich trotzdem nicht wecken müssen... Immerhin habe ICH die Sicherheitsvorkehrungen entworfen und dein Haus ist vollkommen einbruchssicher!", davon hatte Siberu nix mitbekommen...

"WIE BITTE?! DU HAST GESCHLAFEN WÄHREND ICH DABEI WAR DEN RECORD ZU BRECHEN?!"

"Ja, meinen schlägst du eh nicht! Da hab ich mir erlaubt zu schlafen... Ich bin so hundemüde das glaubst du nicht! Ich hätte nicht die Nacht durchmachen sollen...", sie gähnte herzhaft um ihre Müdigkeit zum Ausdruck zu bringen. Kaira grummelte und beschloss das Thema zu wechseln.

"Und sind deine Sicherheitsvorkehrungen auch Dämonen sicher?!"

"... Mein neues System schon. Ej... Ai-chan hast du noch Pockys? Die mit Erdbeere Geschmack? Ich liebe die Dinger... Ich lass dir auch die mit Minze, wenn du willst!", geschickter Thema Wechsel, trotzdem brauchte die dringend ein neues System fand Siberu. Sonst würde doch jeder darein kommen! Während Kaira ihre Freundin anbrüllte, sie fräße ihr noch die Haare von Kopf ("No, nur die Pockys haben mir angetan!"), hatte der Rotschopf endlich das gefunden was er gesucht hatte. Das Problem dabei war nur das der Gegenstand etwas ungünstig platziert war. Es hin nämlich um Kairas Handgelenk. Er hätte es wissen müssen! Ok, das war ein Hindernis, aber keins was man nicht bewältigen konnte. Aber er wollte keine verletzten, das gäbe enorme Minus Punkte bei Green-chan, worauf er verzichten konnte und das währe ohnehin Verschwendung an gut aussehenden Mädchen... Also wählte er die schmerzlose Version; Eine der leichtesten Techniken musste her. Schlafzauber. Einfach aber genial.

Das Mädchen was eh ohnehin schon übermüdet war, wanderte als erstes in Reich der Träume. Kaira folgte ihr nach kurzen Widerständen. Siberu ging auf seine beiden "Opfer" zu und beugte sich zu Kaira.

"Dankeschön die leih ich mir mal aus!", mit diesen Worten löste er ihre Armbanduhr von ihrem Handgelenk. Natürlich war es keine normale (was sollte er auch schon mit ner normalen Uhr?). Das erste Ziffernblatt sah völlig normal aus, außer dass unter den normalen Zahlen noch die Römischen standen. Jedoch konnte man dieses Ziffernblatt beiseite schieben und eine verstellbare Digitalanzeige kam zum Vorschein. Jedoch zeigte diese nicht nur die Uhrzeit an, sondern auch das Jahr und das Datum und diese konnte man auch noch mal verschieben und ein kleines Hologramm der Welt erschien. Als momentaner Standort war selbstverständlich Japan gekennzeichnet.

"Wow cool!", er konnte seine Neugierde nicht zurückhalten und berührte den Punkt. Der Punkt folgte seinen Finger und hielt inne beim Land Sibirien. Siberu konnte gerade noch seinen Finger zurückziehen als die Uhr sich von selbst zusammen klappte und sich in Luft auflöste - Mit Siberu.

Noch bevor er seine Augen wieder öffnete, konnte er nicht drum herum den drastischen Temperaturabfall zu bemerken. Als er sie dann öffnete half es ihn auch nicht besonders weiter: Schnee so weit das Auge reichte und in dieser Schneewehung reichte die Sicht nicht weit.

"SCHEIßE!", doch das Fluchen brachte ihn auch nicht weiter. Statt weiter auf die Hilfe der Uhr zu bauen teleportierte er sich aus eigener Kraft zurück ins wärmere Tokio. Er atmete erleichtert auf. Das würde eindeutig nicht sein Traumreiseziel werden! Aber immerhin hatte er das gefunden was er gesucht hatte. Denn er glaubte oder eher hoffte, dass wenn er auch noch die Zahlen auf der Digitalanzeige verändern würde, könnte einen diese Uhr doch tatsächlich als eine Art Zeitmaschine dienen!
 

Diese besagte Uhr lag unterlag nun Garys prüfenden Blick. Er war sich nicht ganz sicher ob er den Worten seines Bruders trauen konnte und wenn es wahr war, den grauste es ihn davor was Siberu damit vorhatte. Der saß seelenruhig auf dem Sofa und war damit beschäftigt seine Haare nach dem Schneesturm in Sibirien zu Föhnen.

"Und du meinst wirklich das, dieses Ding Zeitreisen kann?", in Garys Ohren klang das alles ziemlich unrealistisch, aber die meisten fanden auch das Magie und Dämonen unrealistisch wahren, also warum nicht?

"Jap ich meine. Man kann das erste Ziffernblatt beiseite schieben. Darunter kommt dann eine Digitalanzeige mit-"

"Danke hab schon. Sag mal... Silver, woher wusstest du überhaupt das überhaupt?", der Angesprochene sah ihn verwundert an.

"Na ich hab einfach rumgespielt!"

"Das meinte ich nicht. Ich meinte wie kamst du auf den Gedanken das die so ein Ding besitzt?"

"Oh achso! Na das ist simpel: Green-chan hat uns doch erzählt das, dass Element von Kaira die Zeit ist, da hab ich mir einfach gedacht das die sicherlich auch in die Vergangenheit reisen kann!", sagte der Rotschopf und legte den Föhn beiseite und griff stattdessen zur Bürste.

"Und woher wusstest du, dass es genau diese Uhr war?"

"Geraten."

"Das Glück ist immer bei den Dummen."

"Lieber dumm, als wie ein Igel rum zu laufen. Und außerdem bin ich intelligent."

"Mich verwechselt wenigstens niemand mit einem Mädchen. Und ja du kannst intelligent sein, immerhin bist du mein Bruder, musst ja was geerbt haben. Du bist nur zu dumm es einzusetzen.",

"So oft ist das nun auch wieder nicht vorgekommen!", nein. Nie. Siberu stand auf und holte etwas aus seinen Zimmer, während er jedoch noch da drinnen war rief er:

"Aber wenn du so weiter machst werde ich dich nicht mitnehmen!", dann kam er mit einen breiten Grinsen und einem Zettel wieder raus.

"Wer hat den behauptet das ich mit will?!"

"Sag bloß nicht du bist nicht neugierig auf Greenis großes Geheimnis, das sie selbst uns nicht erzählen will?", ok wenn er das verneinen würde, währe das gelogen.

"Silver wir haben BEIDE kein recht dazu in Greens Vergangenheit herum zu manipulieren!", der Angesprochene verdrehte sie Augen.

"Ja, ja du Moralapostel.... Also kommst du nun mit oder nicht?"

"Ich habe doch nein gesagt! Green würde uns umbringen!"

"Jap sie würde uns mehr als einen Light Spirit hinterher hetzen... Aber was sie nicht weiß macht sie nicht heiß, ne?", sein großer Bruder musste ernsthaft darüber nachdenken. Auf der einen Seite war das absolut verboten, aber auf der anderen Seite war das eigentlich die einzige Möglichkeit. Aber es konnte so vieles schief gehen...aber...?!

Während Gary weiter gegen sein Gewissen ankämpfte, veränderte der Rotschopf die Zeitdaten der Uhr.

"So geht los!", sagte der und griff sich den Arm seines Bruders, der ihn entsetzt anschaute. Es gelang ihm jedoch nicht zu protestieren, da seine Worte in Meer der Zeit untergingen...
 

24.12.1994

Gary rang nach Luft, was sich als schwer herausstellte wenn der kleine Bruder auf einen drauf liegt. Der jedoch wurde brutal zur Seite geschubst. Das Erste was Gary tat war sich erstmal gewaltig zu beschweren:

"ICH HATTE NICHT MAL ZUGESTIMMT!"

"Zurück kommst du jetzt nicht mehr.", Siberu ärgerte sich viel mehr darüber das seine Frisur SCHON WIEDER im Eimer war. Er hatte es nämlich geschafft SCHON WIEDER im Schnee zu landen!

Gary zwang sich mittlerweile sich zu beruhigen und nen klaren Kopf zu behalten. Damit er die Lage analysieren konnte: Es war tiefe Nacht (was nicht besonders schlimm war den Dämonen hatten keine Schwierigkeiten in der Nacht zu sehen), es schneite, der Schnee ging einen bis zu den Knien, es war kalt und sie befanden sich irgendwo im Nirgendwo.

"Silver, WO sind wir? Und vor allen dingen WANN sind wir?", der Angesprochene erhob sich und schaute sich auch erstmal um.

"Tja...wo: ... Ohje irgendwo in Deutschland."

"Ach was, hätte ich nicht gedacht. Geht´s ein wenig genauer?", das war mal wieder typisch Silver: Planlos durch die Gegend laufen und sich darauf verlassen das andere das Denken für ihn übernahm.

"Keine Ahnung, ist doch egal..."

"Zufallsprinzip...?"

"Nein! Wie sind 100% richtig!"

"Super. Nächstes Mal plane ich. Und in welcher Zeit? Das müsstest du nun wirklich wissen."

"Weinachten 1994, zwei Wochen vor dem ersten Foto. Zufrieden, Ani-", boing. Der Rotschopf stolperte über etwas als ich sich gerade in Bewegung gesetzt hatte. Gary verdrehte die Augen, zu dumm zum Laufen wer der.

"Silver. Ohne dein "Dämonen-Sein" in Frage zu stellen: Du siehst doch genauso gut oder?", der Angesprochene traute seiner Frisur nach, die jetzt schon zum dritten mal an diesem Tag ruiniert war. Dann zeigte er anklagend auf etwas dass fast vom Schnee verdeckt war.

"Ich bin über etwas gestolpert, klar?! Das passiert jeden Mal, besonders wenn es so zugeschneit ist, ok?", rechtfertigte sich Siberu und wollte gerade seine Wut an dem -wie er annahm, Stamm auszulassen, als sein Bruder ihn an der Tat hinderte.

"Das ist kein "Etwas", sondern ein "Jemand"."
 

3.12.2005 Japan/Tokio

"Gewonnen. Ach ich hatte dir vergessen was zu sagen, Ai-chan!", das blauhaarige Mädchen, lies ihren Controller fallen und streckte sich auf dem Kissen aus wie eine Katze. Stunden langes spielen machte müde! Dann griff sie sich einen ihrer geliebten Pockys mit Erdbeere Geschmack und schaute belustigt zu, wie Kaira sich über die Xte Niederlage ärgerte. Die wand sich nicht mal vom Bildschirm als sie antwortete:

"Schon wieder ich fass es nicht! Was hast du vergessen zu sagen? Das du schummelst?"

"Brauch ich nicht, du kannst eh nicht spielen! Nein, ich meinte das dein siebter Sinn dich vorhin nicht getäuscht hat!"

...

"WAS?! WARUM HAST DU MIR DAS NICHT SCHON FRÜHER GESAGT?! Und was st mit deinen Angeblichen "Dämonen Sicheren" System?"

"Du hast nicht das NEUE System. Du bezahlst ja nichts dafür und die Material kosten sind nun mal nicht umsonnst! Und warum ich nichts gesagt habe? Nun...weil...", sie sprang auf.

"ICH MAL EINE RICHTIGE HERAUSFORDERUNG FÜR MEIN NEUES SUCHSYSTEM HABEN WOLLTE! Unser kleiner Besucher hat nämlich was mitgehen lassen...", sie nickte ihren eigenen Worten zu. Das Mädchen schien voller Tatendrang zu sein. Kaira jedoch war entsetzt. Reflexartig blickte sie zu ihrem Handgelenk, doch ihre Uhr war noch da. Sie atmete erleichtert auf, ohne sie würde sie sich völlig hilflos fühlen.

"Er hat deine Uhr. Das da, ist ein sehr gutes Imitat. Eine völlig normaler Uhr, beleckt mit einem Illusionszauber. Sorry Ai-chan...!", sie zwinkerte ihr entschuldigend zu. Die angesprochene verlor an Farbe. Riss sich jedoch schnell wieder zusammen und griff die Hand ihrer Freundin.

"Los, lass und meine Uhr zurück holen! Und wehe dein Suchsystem funktioniert nicht eins A!"

"Juhu! Endlich mal wieder Action!"
 

Fortsetzung folgt.
 


 

~~~~~

Hoi xD Ja die Autorin meldet sich mal zu Wort uu

Nach einer halben Ewigkeit hab ich mal weitergeschrieben ^^ *wunder* aus verschiedenen Gründen steckte ich in einen Schreibtief... Doch in der Zeit wo ich Himitsu no mahô nicht weitergemacht habe, hab ich die komplete Storylien nochmals überarbeitet und ich schätze die nächsten Kapitel werden 100% schneller kommen! *freut sich nemlich schon*

In diesen Kapitel ist endlich ein neuer Chara aufgetaucht, obwohl diese schon zweimal erwähnt wurde xD sie wird leider erst später richtig zur Geltung kommen und auch erst dann wird klar wie sie nun wirklich heißt ûu *nix verraten will* Obwohl...einige wissen es schon ¬¬ *ganz big zu Anni schiel* An dieser Stelel grüße ich sie nochmals, sie ist sowas wie meine assistentin x3
 

Also bis zum nächsten Kapitel "Schneeweiße Erinnrungen Teil 2"!
 

Saku

Schneeweiße Erinnerungen Teil 2

Schneeweiße Erinnerungen Teil 2
 


 

24.12.1994 Deutschland/ Irgendwo im Nirgendwo
 

Gary hielt das "Etwas", was sich als ein halberfrorenes Mädchen herausgestellt hatte, im Arm. Sie war nicht bei Bewusstsein, zum Glück atmete sie noch. Ein wenig später und es hätte zu spät sein können. Wie lange sie wohl schon hier draußen lag? Und aus welchen Grund? Dazu noch spärlich bekleidet, überhaupt nicht für diese Jahreszeit geeignet; Einen knielangen karierten Rock und ein schwarzes Oberteil. Beides sehr dünn und sie trug auch keine Schuhe. Ziemlich unüberlegt.

"Hej. Ich hoffe dir ist klar, dass du das Gör NICHT retten wirst. Das könnte schlimme folgen haben! Noch nie so was in Filmen gesehen? Wenn man die Vergangenheit verändert kann das schwerwiegende Schäden auf die Zukunft haben!", meldete Siberu sich auch mal zu Wort. Er hatte eine natürliche Abneigung gegen Kinder unter zehn Jahren. Seitdem ein kleines Mädchen im, als er geschlafen hatte, den Zopf abgeschnitten hatte und er so sehr lange (ZU LANGE) mit total ruinierter Frisur dastand. Somit die absolute Lachnummer. Das Mädchen hatte einen tragischen Unfall erlitten.

Aber da gab es noch einen anderen Grund...

Der Rotschopf schüttelte hartnäckig den Kopf. Er wollte nicht dran denken.

"Silver. Erstens: Das wird nicht den 3. Weltkrieg auslösen. Zweitens: Weiß ich das selbst und drittens: Du solltest das Mädchen mal genauer anschauen, na fällt dir was auf?" Der Angesprochene beugte sich runter und beäugte sie skeptisch. Das Mädchen hatte hellbraune Haare, die zu Zöpfchen geflochten waren. Diese jedoch waren dabei auf zu gehen, da die Schleifen mit denen sie zusammengehalten worden, aufgegangen war. Silver überlegte kurz. Dann wusste er worauf sein Bruder hinaus wollte:

"Das ist doch die Göre von Greens Fotos!"

"Blitzmerker", sagte Gary während er aufstand. Siberu schien der Gedanke nicht ganz willkommen zu sein.

"Das heißt...wenn wir sie jetzt nicht retten, wird mich Green nie-", er hielt inne. Das kleine Mädchen reckte sich. Scheinbar war sie wieder bei Bewusstsein.

"Waaaah! Verbuttel die ganz schnell im Schnee und gut ist! Sie darf uns nicht sehen, niemand darf uns sehen!", raunte der Rotschopf seinem Bruder zu. Der bleib jedoch cool und sagte:

"Keine Panik, die schläft noch. Lass uns sie irgendwo in der Nähe absetzen. Hier muss es doch Häuser oder so was geben"

"...Es...es...ist...so...kalt..." Von wegen die schlief, dachte Silver. Er sagte jedoch nichts, er wollte nicht gehört werden. Sein Bruder hatte die Probleme nicht er. Einfach Tot schlagen und fertig. Keine Probleme. Doch Aniki schien gar nicht dran zu denken. Der hatte eine zutiefst nachdenkliche Miene aufgesetzt. Die Stimme des Mädchens kam ihn verdächtig bekannt vor...

"Das gleiche hat Green auch schon mal gesagt...", der Angesprochene tat so als würde er nach Luft japsen und sagte im leisesten Flüsterton:

"Stell dir vor! Dieser Satz ist ja auch sooooooooooooooooooo selten, den hab ich noch nieeee in meinen ganzen Leben gehört, weißt du?" Dadurch fing er sich nur ein genervtes Schielen ein. Doch Silver war noch nicht fertig:

"Blue, tu deinem kleinen Bruder einen Gefallen und lass sie hier liegen, ok? Komm schon Alter, sei ein Dämon", er klopfte ihm auf die Schulter, doch als Antwort gab es einen Tritt ins Schienbein.

"HEJ! Was-"

"Halt die Kappe! Was wenn sie doch nicht schläft?!"

"Du hättest mich trotzdem nicht treten sollen! Und wenn du die jetzt nicht sofort umbringst tu ich es!", er sah ihn durchdringend an, doch der drehte sich auf dem Absatz um und fing an zu gehen.

"Hast du mir nicht zugehört? Ich habe gesagt wir bringen sie zurück, klar?"

"Du bist eindeutig zu gutmütig für einen Dämon, Blue!", grummelte er und lief ihm hinterher.

"Wenn du nicht sofort ruhig bist, werde ich Green erzählen das du ein unschuldiges Kind kaltblütig umgebracht hast und danach genüsslich das Blut von den Fingern geleckt hast" Silver schwieg. Öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss in wieder. Verdammt. Der Punkt ging an Blue.

"Ich hasse dich Blue"

"Ich dich auch" Das Mädchen krallte sich an Garys Oberteil fest. Sie suchte Wärme.

"...Nicht...lass das...ich will nicht..." Hatte sie ihn etwa gehört, oder redete sie nur im Schlaf? Auf jeden fall hatte sie ihre Augen fest zusammengekniffen, hatte wohl einfach einen Alptraum.

Gerade als Siberu sich beschweren wollte, das dass alles nur Zeitverschwendung war, fanden sie endlich ein Haus, in dem Licht brannte. Es lag an einem zugefrorenen See, im Garten standen einige Spielgeräte. Das Haus an sich war aus Holz und sah sehr gemütlich aus.

"Na endlich wurde auch zeit! Setz die Göre einfach vor die Tür und gut ist. Wird schon gefunden werden"

"Ach was, genau das hatte ich vor", damit ging Gary zur festlich geschmückten Eingangstür und setzte das Mädchen ab. Sie schien nicht wirklich damit einverstanden zu sein, denn trotz ihres Schlafes klammerte sie sich krampfhaft an ihn. Als Gary sich von ihren Griff befreite, lehnte er sie an die Hauswand, sie würde schon entdeckt werden. Trotzdem lies ihn das mulmige Gefühl nicht los. Vielleicht hatte er doch die falsche Wahl getroffen.

Seinen Bruder fand er am Boden hinter einem Baum. Er war kreidebleich, was sicherlich nicht von der Kälte kam. Immerhin machte die Kälte einen Dämon eigentlich nicht viel aus.

"...Aniki, wir haben ein klitzekleines Problemchen...", er hielt eine Zerbrochene Uhr in der Hand.
 

03.12.2005 Japan/Tokio

"Bist du sicher, dass es hier ist?", fragte Kaira skeptisch ihre Begleiterin, die die Arme verschränkte hatte und selbstbewusst schaute. Sie standen wir einem ganz normalen Wohnblock.

"Absolut!", sie nickte sich mal wieder selbst zu. Doch Kaira war nicht besonders überzeugt.

"Seit wann halten sich Dämonen in normalen Wohnblöcken auf?"

"Woher soll ich das wissen? Sehe ich so aus als ob ich der Autor der "Dämonen Enzyklopädie" währe?", die Angesprochene seufzte verärgert und schritt durch die Einganstür, direkt zur Treppe. Auf die Bemerkung, dass es auch einen Fahrstuhl gäbe, achtete sie nicht. Sie wollte ihre Uhr zurück haben. Jetzt und Sofort!

"Hej Ai-chan nun warte doch! Du weißt doch gar nicht welches Stockwerk!", ihre Begleiterin war nicht die sportlichste und hatte Mühe mit Kaira mitzuhalten. Immerhin saß sie hauptsächlich vor einem Bildschirm und war es nicht gewohnt gehetzt zu werden.

"Und welches Stockwerk ist es?!"

"...Neunter!", keuchte sie und zur ihrer Erleichterung waren sie auch schon oben. Kaira fragte sie etwas barsch nach der Hausnummer. Als ob sie das wusste. Die Blauhaarige ging an den Türen vorbei und wartete ein Signal ihres Mini Computers ab. Bei Wohnungsnummer 21 blieb sie stehen und zeigte drauf. Kaira war sofort da.

"Hast du dir eigentlich überlegt, dass deine Waffe sich nicht mehr in deinem Besitz befindet? Und du somit absolut hilflos bist?" Die Angesprochene wurde bleich. Daran hatte sie nicht gedacht.

"Verdammter Mist..." Ihre Freundin antwortete nicht. Sie lehnte sich an die Wand und tippte auf ihren Mini Computer rum.

"Was tust du da?"

"Ich schreibe eine Email, Ai-chan!"

"WAS?! DAS IST NICHT DER RICHTIGE ZEITPUNKT EINE EMAIL ZU SCHREIBEN! KANNST DU NICHT EINMAL BEI DER SACHE BLEIBEN?!!!!! UND AN WEM BITTE SCHÖN?!" Die Angesprochene grinste breit und zeigte zur Nachbarstür. Kaira linste zum Namensschild: Najotake Green. Najotake... irgendwas sagte es ihr, aber die kam nicht drauf. Ihre Begleiterin sah sie mit hochgezogenen Brauen an.

"Du weißt schon, die du letztens getroffen hast, Kaze-samas-"

"Ja ja, ich weiß! Aber sie wohnt mit Dämonen unter einem Dach, merkt die das denn nicht?", Ihre Freundin grinste während sie weiter tippte.

"Ich glaube eher sie hat nichts dagegen!"

"Was?! Wie kommst du denn auf so eine absurde Idee?! Hm... ein wenig merkwürdig kam sie mir gleich vor. So... untypisch. ABER... DAS IST JETZT NICHT DAS THEMA! Asuka ich will sofort wissen wer meine Uhr hat und ob sie wirklich darin ist!"

"Schau doch aufs Namenschild... Ai-chan. Die Uhr ist nicht mehr da. Sie ist in Funktion. Irgendwo, oder eher irgendwann, in der Zeit, wann kann ich dir nicht sagen!" Kaira setzte sich grummelnd auf dem Boden. Sie beschloss zu warten, es konnte ja nicht allzu lange dauern. Sie beobachtete wie die Hände ihrer Freundin über die kleine Tastatur rasten und fragte nochmals an wem sie schrieb. Die Angesprochene sah nicht auf, doch wieder breitete sich ein Grinsen auf ihren ihrem Gesicht aus.

"Es würde dir nicht gefallen, wen ich dir sage an wem ich schreibe, Ai-chan..."

"Deine Geheimnistuerei gefällt mir nicht! Also raus mit der Sprache!" Die Blauhaarige sah erst jetzt auf und linste sie neckisch an.

"An deinen Schwarm!"

...

Kaira sprang wie vom Blitz getroffen auf. Die Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben.

"ER IST NICHT MEIN SCHWARM!"

"Du magst ihn genauso gern wie ich, Itzu-chan und Li-chan. Wir sollten nen Fanclub gründen!", sie lachte auf und sendete die Email ab.

"..................... Er kann doch nicht mit einen Computer umgehen.", bemerkte Kaira um das Thema zu wechseln.

"Er kann nicht mal einen Computer einschalten. Geschweige denn ein Emailpostfach öffnen! Nein ich hab die Mail an Itzu-chan geschickt, die wird ihm schon bescheid sagen!", Kaira sah sie nachdenklich an.

"Und worum geht's in de Mail?

"Na, um seine Schwester..."
 


 


 

24.12.1994 Deutschland/ Irgendwo im Nirgendwo

"Lass mich raten. Du Trottel hast die Uhr kaputt gemacht und wir sitzen hier fest" Silver sah seinen großen Bruder zutiefst beleidigt an. Immer bekam er die Schuld, egal was. Blue tat wirklich immer so als währe Silver der absolute Volltrottel, der alles nur noch schlimmer machte (lag wohl daran das er es meistens tat).

"Nein ich war es nicht! Warum gibst du mir ständig die Schuld für alles?! Aber jo wir sitzen hier fest... was tun?"

"Erstens: Hm... liegt vielleicht daran das es immer, oder meistens deine Schuld ist. Zweitens: Was wir tun? Schritt eins: Nicht in Panik geraten. Schritt zwei: ... Muss ich mir noch überlegen" Sein Bruder sah ihn zweifelnd an und sprang auf die Beine:

"DA SOLL ICH RUHIG BLEIBEN?! Aniki, überleg dir was aber schnell! Ich hab nicht die geringste Lust hier zur Eissäule zu erstarren!" Silver schüttelte seinen Bruder panisch durch. Irgendwann in der Zeit feststecken war nicht seine Sache. Das war nämlich etwas was man nicht ändern konnte indem man die Umgebung in die Luft sprang. Vor lauter Frust warf er die Uhr mit voller Kraft Richtung Boden. Die Digital Anzeige rammte einen Stein und durch die Wurfkraft vom Rotschopf zerbrach diese völlig. Was sich äußerst negativ für die Beiden auswirkte. Die Uhr sprang plötzlich wieder an, doch das war nicht unbedingt gut; Sie spielte verrückt und ehe die beiden Brüder sich noch irgendwie wehren konnten, wurden sie schon wieder im Strom der Zeit verschluckt...
 

???????????????????????????

Gary wagte es nicht die Augen aufzumachen. Wahrscheinlich waren sie jetzt sonst wann und das konnte sich auch schnell wieder ändern, immerhin war die Uhr kaputt. Silver schaffte es wirklich alles kaputt zu bekommen. Womit hatte er so einen Bruder verdient?!

"Wehe wir sind irgendwann im Jahre 3000 oder so gelandet, Silver denn bring ich dich echt um!" Da er keine Antwort bekam öffnete er zögernd seine Augen und sah sich um. Von Schnee war nichts mehr zu sehen, es schien Herbst zu sein. Also mindestens ein Jahr später oder früher. Seinen Bruder fand er zwei Meter von ihm entfernt, kopfüber in einem Busch. Super, jetzt musste er sich wieder anhören das Silvers Frisur ruiniert war, als ob sie nicht schon genug Probleme hatten!

"Hej... Wollen wir nicht Freundinnen sein?" Gary schreckte hoch. Auch Siberu, der sich aus dem Busch befreit hatte, schaute sich nach dem Ursprung der Stimme um. Der Rotschopf fand sie als erstes und zeigte tonlos in die Richtung. Daraufhin entdeckte Gary hinter den Büschen einen kleinen Spielplatz. Das Mädchen, was gerade eben gesprochen hatte saß wartend auf eine Antwort auf der Schaukel. Sie hatte kurze braune Haare die sie als Zöpfe trug und ebenso braune Augen. Das Mädchen was sie gefragt hatte spielte mit einem Basketball. Warf Körbe, sie versuchte die scheinbar zu ignorieren. Es war eindeutig die Kleine mit den Zöpfen, aus dem Wald. Gary atmete erleichtert auf, dann konnten sie nicht allzu falsch in der Zeit sein.

Das Mädchen auf der Schaukel bohrte weiter nach:

"Du kannst mich doch verstehen oder? ...Willst du etwa nicht meine Freundin sein?" Sie fing urplötzlich an zu heulen. Erst dann wand die Angesprochene sich zu ihr um. Ihre großen dunkelblauen Augen sahen das weinende Mädchen ausdruckslos an. Das Blaue in ihren Augen konnte man kaum noch erkennen, so dunkel waren sie. Aber vor allen Dingen waren sie leer. Als hätte das Mädchen verlernt Gefühle zu zeigen. Oder es nie gelernt. Gary dachte einen Moment daran ob sie deshalb in den Schnee hinaus gelaufen war. Hatte sie etwa vorgehabt Selbstmord zu begehen? Ach was. An so etwas dachte doch kein so kleines Mädchen.

Dann nahm sie einen Teddy, der etwas weiter weg von ihr lag und drückte ihn dem weinenden Mädchen in die Hand. Die sah sie hoffnungsvoll an, doch der Gesichtsausdruck des Mädchens blieb eisern. Das jedoch ließ das andere Mädchen kalt und sagte:

"Du kannst mich also doch verstehen! Denn können wir ja Freunde werden, oder Schwestern! Oder Gleen? Ich heiße Kari!"

........

"Hat die gerade "Green" gesagt?", fragte Silver unsicher an seinen Bruder gewandt. Er war ein wenig blass geworden. Doch der Angesprochene blieb ruhig:

"Nein. Das hörte sich anders an"

.......

"Nicht "Gleen". Green. Das ist englisch und bedeutet "Grün"", sagte das bezopfte Mädchen mit den leeren Augen. Im Gegensatz zu Kari die erfreut aufgesprungen war, schien Silver von dieser Nachricht überhaupt nicht erfreut zu sein. Mit offenem Mund starrte er die kleine Green an.

"...Scheiße. Ich wollte doch tatsächlich Green umbringen...!" Sein Bruder hörte ihn nicht. Er war in seinen Gedanken vertieft. Das erklärte alles. Der Grund warum Green Angst vor Schnee und Kälte hatte, war weil sie als Kind fast erfroren währe. Scheinbar wollte sie nicht das irgendjemand was davon erfuhr, war es ihr etwa peinlich? Und warum war sie in den Schnee hinaus gelaufen? Hatten er und sein Bruder sie tatsächlich vom Selbstmord abgehalten?

"Hej. Das heißt ja dass wenn wir Green vorhin- damals meine ich, nicht gerettet hätten, währe sie jetzt tot?"

Gary drehte sich zu ihm um.

"Ach plötzlich sind es "wir"?" Der Angesprochene überhörte ihn.

"Soll das etwa heißen das war..."

"Schicksal?"

"Ja genau das meinte ich!"

"Du Holzkopf. Das war nichts anderes als Zufall. Seit wann glaubst gerade DU an Schicksal?!"

"Ich glaube nicht an Schicksal!", fuhr er seinen Bruder an. Dann nahm er die Uhr in unter die Lupe. Es gab immerhin keinen weiteren Grund mehr in einer falschen Zeit herum zu lungern. Doch das Problem war das die Ziffern sich eigenständig gemacht hatten. Wahllos drückte der Rotschopf auf einen Knopf herum. Plötzlich hielten die Zahlen an

"Hej klasse! Ich glaube ich hab's hinbekommen!" Gary wollte gerade sagen dass es ihm schwer wundern würde, wenn es so sein sollte, doch schon waren sie wieder von der Uhr verschluckt worden.
 


 

3.1.????
 

Wieder eine Bruchlandung. So langsam hatte Siberu die Nase gestrichen voll. Diese dämliche Uhr war entweder darauf programmiert Bruchlandungen zu verursachen oder die hatte was gegen Dämonen. Zum Glück hatte er sich diesmal an einen Ast festgeklammert und konnte sich geschickt drauf schwingen. Er sah sich um. Sein Bruder lag gut fünf Meter unter ihn und rieb sich den Kopf. Scheinbar waren sie immer noch nicht Zuhause.

"Von wegen du hast es hinbekommen.", hörte er Gary von unten maulen.

"Ich weiß aber jetzt was los ist!" Oh toll, dachte der Angesprochene. DARAUF konnte man sich wirklich verlassen. Er klopfte sich den Schnee von seiner Jacke. Schon wieder Schnee.

"Ich habe nämlich vorher alle Orts und Zeit Daten eingegeben! Ich schätze mal die Uhr wird die jetzt durch gehen, solange bis alle durch sind"

".................Silver?"

"Ja Aniki?"

"...Du bist ein verdammter BLITZMERKER! ES HÄTTE DIR AUCH SCHON FRÜHER EINFALLEN KÖNNEN DAS DU SIE EINGESPEICHERT HAST!", brüllte er von unten herauf, doch der Angesprochene tat mal wieder so als hätte er es nicht gehört, als ob man es überhaupt überhören KONNTE. Plötzlich sichtete er was, was seine Haut sicherlich retten würde.

"Ej Aniki, ich kann Green-chan sehen!" Blue gesellte sich zu ihm und auch er konnte Green sehen. Sie trug einen Schaal der viel zu lang für sie war und darum hatte sie ihn wohl tausendfach umgewickelt. Kari hatte sich bei ihr eingehackt und sabbelte munter drauf los. Gary fragte sich ob die überhaupt mitbekam das Green ihr keine Antwort gab, hörte Green es überhaupt? Sie hatte immer noch die gleichen emotionslosen Augen wie zuvor. Aber es schienen einige Jahre vergangen zu sein, was man anhand der Größen sehen konnte.

Die zwei Mädchen schienen auf dem Weg zu einem See zu sein, den Gary am Ende des Wegs entdeckte. Er sprang vom Baum runter.

"Hej Silver, lass uns mal hinterher! Wir haben ja eh nichts Besseres zu tun." Das musste er ihm nicht zweimal sagen, schon ehe sein Bruder seinen Satz vollendet hatte, war Siberu schon auf dem Weg.

"Wetten ich bin schneller als du!", rief Silver seinem Bruder zu. Der verdrehte die Augen. Was für ein Spielkind. Er lächelte in sich hinein. Wie früher..

"Kommst du nun, oder bist du schon festgefroren?!" Der Angesprochene stand nur wenige Sekunden neben Silver, der gewartet hatte.

"Hej teleportieren ist nicht fair.", sagte er mit einen Grinsen.

"Musst du gerade sagen!", antworte Blue. Anstatt eine Antwort zu geben flitze Silver los und Blue folgte ihm, oder anders versuchte es. Silvers Special Gebiet war schon immer seine Schnelligkeit gewesen. Das wusste Gary, deshalb versuchte er gar nicht erst ihn einzuholen. Auch wenn er sich dann Silvers Sprüche anhören musste. Es endete auch genauso wie er es erwartet hatte, außer das sein kleiner Bruder beinahe in den Fluss gefallen währe. Denn der war nicht zugefroren.

"Muhahahaha! Ich war mal wieder schneller als du Blue!", sagte Silver triumphierend mit einen breiten Grinsen.

"Du bist einfach viel zu langsam Anikiiiiiiiiiiiiiiiiiii", fuhr er fort. Sein Bruder verdrehte genervt die Augen und sagte:

"Irgendetwas musst du ja können" Gerade als Silver antworten wollte, hörten sie einen spitzen Schrei der vom See kam. Eindeutig eine Mädchenstimme. Die beiden Brüder gingen näher an und versteckten sich hinter den zugeschneiten Büschen. Auf dem See waren mehrere Kinder versammelt. Aber keiner schien im Sinn zu haben Schlittschuh zu laufen. Green klammerte sich krampfhaft an Kari. Sah merkwürdig aus. Immerhin war Kari viel kleiner als Green und sie hielt schützend den Am um sie. Zum ersten Mal zeigte sie Gefühle. Die nackte Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Erst jetzt viel Gary auf das ihre Kleider total durchnässt waren. Ein wenig weiter war ein Loch in der Eisschicht zu sehen.

Die Kinder schienen sich heftig zu streiten. Kari war am lautesten. Green sagte kein einziges Wort.

"Warum habt ihr Schwester Green geschubst?!"

"Wir?! Wir waren das nicht! Ist doch nicht unsere Schuld das die zu blöd zum Schlittschuhlaufen ist!", antworte einer der Jungs. Von der Größe her war er scheinbar der älteste. Er hatte mehrere Kinder um sich gescharrt. Seine Gruppe war ganze fünf in der Überzahl.

"Wie feige! Sieben gegen zwei Mädchen", sagte Siberu. Am liebsten wurde er jetzt daraus gehen und diesen Feiglingen erst einmal zeigen wo es lang ging. Und der richtige Weg war ganz sicher nicht, Green ins Wasser zu schubsen. Er sah zu seinen Bruder.

"Denkst du das gleiche wie ich?"

"Ja. Und du wist schön hier bleiben! Haben wir uns verstanden?" Der Angesprochene grummelte beleidigt und wann sich wieder dem Geschehen zu.

Kari ließ sich nicht unterkriegen. Scheinbar war ihr die Tatsache das sie in der Unterzahl war egal. Selbstbewusstsein hatte sie, das musste man ihr lassen.

"Ihr lügt! Ich habe genau gesehen wie ihr Schwester Green geschubst habt! Und das war immerhin nicht das erste Mal!"

"Denn soll sie nicht hierhin kommen und in ihren Zimmer bleiben! Sie hat hier nichts zu suchen! Am besten sie geht gleich ganz! Obwohl wohl niemand so blöd ist und so ein Mädchen adoptieren würde! Dafür muss man schon eine Geschmacksverirrung haben!", sagte einer der Sieben, doch gerade als Kari antworten wollte meldete sich Green auch mal zu wehr:

"Kari... Lass gut sein... Mir ist kalt... Ich will zurück... "

"Gute Idee Schwester Green! Denn sagen wir es!", sie wand sich an die Gruppe und sagte:

"Dann bekommt ihr eure gerechte Strafe!" Der Junge sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte:

"Wie sonst auch, was?"

"Ach sei doch endlich ruhig!", antwortete Kari, so überzeugt wie nu irgend möglich. Wahrscheinlich hatte diese Gruppe nie ihre gerechte Strafe bekommen. Es wunderte Gary das sie Green und Kari einfach so davon gingen ließen. Kaum waren die Beiden um die Ecke verschwunden fingen die anderen an zu Lachen. Siberu stand auf.

"Denn stopf ich jetzt das Maul! So behandelt niemand meine Green-chan!" Er meinte es ernst. Das stand ihm ins Gesicht geschrieben. Doch sein Bruder holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück:

"Wer von uns hat den gesagt das wir nichts in de Vergangenheit verändern dürfen?! So schwer es dir auch fallen mag, bleib auf den Teppich. Sonst veränderst du wohlmöglich noch irgendetwas an Green Charakter" Der Rotschopf biss die Zähne zusammen, grummelte und setzt sich wieder hin. Es gefiel ihm überhaupt nicht das Bleu mal wieder Recht hatte. Aus diesem Grund sagte er auch nichts, sondern holte die Uhr aus seiner Tasche.

"Lass uns mal versuchen Nachhause zu kommen. Ich habe das Bedürfnis Green-chan zu knuddeln...!" Gary verdrehte die Augen, sagte allerdings nichts. Zum Ersten weil er zweifelte das Silver es hinbekommen würde und zum Zweiten weil er Green wohl kaum knuddeln konnte, weil sie sicherlich im Bett war.

Doch de Rotschopf war ganz anderer Meinung:

"Ha! Es scheint zu funktionieren!" Und mit diesen Worten wurden sie -hoffentlich, zum letzten male in den Strom der Zeit gesogen...
 

03.12.2005 Japan / Tokio

Wieder einmal eine etwas schmerzhafte Landung. Silver hatte von den Beiden am meisten Pech; Er schlug mit den Kopf auf den Boden auf und da war kein Schnee. Zum Glück! Wieder Zuhause in den eigenen vier Wänden!

Gary sah sich um, eindeutig sie waren wieder Zuhause. In der richtigen Zeit. Draußen war die Dunkelheit angebrochen, es schneite. Aber irgendetwas kam ihn merkwürdig vor... Es och nach Tee.

"Willkommen zurück im Jahre 2005!" Hörte er eine Stimme hinter sich sagen, die er eindeutig nicht kannte. Aber Gary spürte keine Aura, trotzdem sprang er lieber weg, man konnte nie wissen. Vor allen Dingen weil sie scheinbar wussten woher sie kamen.

Die Stimme gehörte einen Mädchen mit langen hell blauen Harren, die zu einem Zopf gebunden waren, blauen Augen und eine braun gebrannte Haut, die sich perfekt mit ihren Haaren biss. Sie trug ungewöhnliche Kleider für die kühle Jahreszeit, was seinen Bruder sicherlich gefiel.

Hinter ihr stand ebenfalls ein Mädchen. Diese hatte allerdings nicht so einen freundlichen Gesichtsausdruck wie ihre Begleiterin. Sie passte zu Greens Beschreibung von Kaira.

Gary warf einen Blick zu seinen Bruder. Dieser sah gerade mal ein wenig überrascht aus. Nicht alarmiert und das bei einen Einbruch.

"Wer seid ihr und was wollt ihr von uns?", fragte Gary.

"Ich will nur zurück was ihr mir GESTOHLEN habt!" Alle Blicke wanderten zum Rotschopf. Der ein unschuldiges Gesicht machte.

"Ich hab nix gemac-" Doch weiter kam er nicht. Das blauhaarige Mädchen war plötzlich vom Tisch aufgesprungen und auf ihn zu gerannt. Ehe Siberu sich versah fand er sich in einer festen Umarmung wieder.

"OU WIE NIEDLICH! WAS FÜR EIN KNUFFIGES EXEMPLAR! DU SIEHST IN ECHT JA VIEL SÜßER AUS!" Kaira wich eine Schritte zurück. Sie sah fassungslos auf das Schauspiel vor ihr. Gary ebenfalls sprachlos. Klar, diese Reaktion eines Mädchens auf Siberu war völlig normal. Aber es war noch nie vorgekommen, dass ein Feind anfing ihn durch zu knuddeln. Sein Bruder allerdings schien es überhaupt nicht zu stören. Lag wohl daran das sie ihn verdammt fest an sich drückte und das Mädchen war nicht besonders schlecht gebaut.

"UND DIESE HAARE ERST! Ist das natur rot?"

"ASUKA! DU SPINNST WOHL! DAS IST EIN DÄMON!"

"Aber er ist so süß...."

"SEIT WANN STEHST DU AUF KINDER?! DARF ICH DICH DARAN ERINENRN DAS DU 18 BIST?!" Das schien Siberu nun gar nicht zu gefallen. Kind. Er war kein Kind. Er ein Kind?! Noch nie hatte ein Mädchen ihn ein Kind genannt. Immerhin war er ziemlich reif für sein Alter.

"UND AUßERDEM HABEN WIR WAS ZU ERLEDIGEN! ALSO HÖR MIT DIESEM DRAMA AUF!" Plötzlich und ohne Vorwarnung schrie Siberu auf. Dass Mädchen hatte ihn ein Haar rausgerupft. Sie war aufgestanden und schien das Haar intensiv zu studieren. Ohne weitere Konservation schmiss sie Kaira die Uhr zu, die sie Siberu scheinbar bei der Umarmung abgenommen hatte.

Ein Schweigen war eingetreten, wenn man von Siberus Jammern absah. Gary hoffte das seine Bruder jetzt nicht zu seine Lieblingsart griff, Probleme zu lösen: Alles in die Luft jagen.

Kaira zuckte und sagte:

"WAS HABT IHR VIECHER MIT MEINER UHR ANGESTELLT?!" Nun wurde es Gary nun langsam zu viel. Es war nicht seine Schuld gewesen, sondern sein Bruders. Trotzdem wurde auch er mit "Viecher" angesprochen. Was war er? Ein Tier?

Doch ehe einer der Beiden den Mund aufmachen konnte sagte Asuka:

"Ach Ai-chan, ich mach dir eine neue. Das Material war sowieso nicht so auf den neustens Stand! Lass uns nun mal an die Arbeit gehen... Sag mal ihr zwei könntet ihr Ee-chan holen?" Kaira grummelte etwas von "typisch". Was konnte wichtiger sein als eine Waffe?! Und das würde zweifelsohne nicht billig werden. Und das wo sie doch die Uhr aus England haben wollte... Aber Waffe ging vor. Karia fixierte die beiden Halbdämonen finster. Das würde ein Nachspiel geben.

Gary und Siberu übersahen das gekonnt.

"Ee-chan?"

"Wisst ihr... Asuka hat eine sehr nervige Angewohnheit, sie gibt jedem Spitznamen. Und sehr bescheuerte wenn ihr mich fragt. Ich wette ihr zwei habt auch schon einen. Mit Ee-chan wird sie wohl Najotake meinen" Tinami nickte und sagte zu Kaira das sie ein Kunstbanause währe. Ihre Spitznamen waren absolut passend. Die beiden Dämonen wollten sich gar nicht ausmalen welchen sie hatten...

15 Minuten späte hatte Green jedoch anderes Problem:

"HABT IHR SIE NOCH ALLE?! UM DIESE UHRZEIT?! HABR IHR EIGENTLICH EINE AHNUNG WIE SPÄT ES IST?!", sie schien nicht davon beeindruckt zu sein um diese Uhrzeit geweckt zu werden. Aber wer wollte schon gerne um null Uhr geweckt werden, wenn man gerade mal eine halbe stunde schlief weil man Hausaufgaben gemacht hatte? Green auf jeden Fall nicht. Trotzdem hatten es Siberu und Gary irgendwie geschafft sie dazu zu bringen sich was über zu ziehen und mit zu ihnen zu kommen. Siberu hatte sie wie angekündigt erstmal durch geknuddelt. Aus einen ihr unverständlichen Grund.

Gary sah zu Green. Sie hatte sich in diesen Jahren wirklich von Grund auf verändert. Zum Glück. Ihre Augen waren nicht mehr so ausdruckslos wie damals. Sie sprachen nicht mehr von der Leere sie sich in ihr befanden hatte. Eigentlich konnte er ja gar nicht beurteilen ob sie sich in ihren Inneren noch genauso fühlte. Aber ihre Augen sagten ihm etwas anderes. Er musste zugeben, dass er erleichtert darüber war.

Green maulte rum, doch als sie Kaira sah wurde klar, dass es sich um was Ernstes handeln musste. Sonst währe sie wohl kaum da. Asuka jedoch stand sie ratlos gegenüber.

"Wer bist du?"

"Tinami Asuka! Ich bin die Wächterin des Klimas und Waffen Meisterin, ohne mich läuft nix!" Green sah Tinami mit hoch gezogenen Augenbrauen an und fragte den beiden Brüdern:

"Dafür habt ihr mich geweckt? Im ernst; Ich versteh kein Wort was sie da sagt. Was sind Wächter?" Doch die beiden kamen nicht dazu ihr zu antworten, das tat Kaira schon:

"Najotake du hast wirklich noch eine Menge zu lernen. Wir sind hier weil wir einen Auftrag haben, verstanden?"

"Achja? Und was ist der Auftrag?" Tinami grinste breit und antwortete Green:

"Unser Auftrag besteht darin dich zu deinem großen Bruder zu bringen!"

...

"Großen Bruder?!"

Familien Treffen der Hikaris

Green war nicht besonders wohl darin diesen Beiden Mädchen zu folgen. Besonders weil Gary und Siberu nicht mitkommen durften. Tinami hätte gemeint dass es wohl nicht so eine gute Idee währe, bei dem ersten Treffen gleich Dämonen mitzubringen. Er würde geschockt genug sein. Er; Greens großer Bruder. Sie konnte es immer noch nicht begreifen. Da draußen hatte sie die ganze zeit über einen großen Bruder gehabt. Warum war sie dann alleine in einen Waisenhaus aufgewachsen? Warum hatte sie ihn noch nie gesehen? Warum hatte er sich nie bei ihr gemeldet, ihr nie geschrieben, sie angerufen? Und warum wollte er sie gerade jetzt sehen? Was hatte es eigentlich damit zu tun das Gary und Siberu Dämonen waren? Man sah es ihnen immerhin nicht an. Bedeutete das etwa, dass ihr Bruder auch magische Kräfte hatte?

"So hier müsste es gehen!" Green sah sich um. Sie waren nicht einmal aus ihren Wohnblock raus gegangen. Wohnte er etwa so nah?!

"Willst du oder soll ich?", fragte Kaira. Wovon sprachen sie?

"Ach mach du" Die Angesprochene nickte und griff nach Green Hand.

"HEJ! WAS SOLL DAS HIER WERDEN?!" Doch sie wurde überhört und ehe Green sich versah überkam sie ein eigenartiges Gefühl. Als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren. Einen Augenblick wurde alles schwarz vor ihren Augen. Aber dies hielt nicht lange an, kaum zwei Sekunden später spürten ihre Füße wieder Boden und sie öffnete die Augen wieder.

Eindeutig, Zuhause war sie nicht mehr. Green kam sich vor als währe sie ins Mittelalter versetzt worden. Oder nein, noch früher. So etwas hatte sie bis jetzt nur aus Geschichtsbüchern gesehen. Sie war in einen Kreisrunden Raum, an den Wänden säumten sich hohe Säulen. Diese waren strahlend weiß und wenn Green näher sah konnte sie Schriftzeichen darauf erkennen, diese hatte sie noch nie zuvor in ihren Leben gesehen. Der Boden war aus weißen Marmor und so makellos sauber das sie ihr Spiegelbild darin sehen konnte.

"Noch nie teleportiert was?", fragte Kaira mit neckischen Unterton zu Green und weckte sie damit aus ihren Gedanken. Das gerade eben war also eine Teleportation gewesen? Sie hätte nie gedacht, dass es so was wirklich gab...

"Wo bin ich hier?" Tinami lächelte breit während sie auf die einzige Tür zuging. Ohne sie überhaupt zu berühren ging sie auf. Also war sie doch noch im 20sten Jahrhundert.

"Das hier ist der Tempel der Wächter, eine Art Hauptsitz. Er wurde vor 123 Jahre vor der menschlichen Zeitrechnung erbaut und immer wieder ausgebessert. Doch hinter dieser antiken Fassade versteckt sich die fortgeschrittenste Technik, die du kaum woanders finden wirst! Das ist meiner Familie zu verdanken, den Asukas! Wir sind nämlich nicht nur für die Waffen zuständig sondern auch für die Ausrüstung, Technik und Wissenschaft.

Der Tempel hat genau 211 Zimmer und natürlich noch die Bibliothek und die Trainings Arenen. Achja und natürlich die Gärten. Vor den schrecklichen Krieg vor 16 Jahren hat der Großteil der Wächter hier gelebt. Seit vorgestern leben hier wieder drei. Dein großer Bruder und die zwei Tempel Wächter. Sie und ihre Vorfahren halten den Tempel seit Generationen in Stand. Sie und ihre Vorfahren dienen der Hikari Familie"

"Und was hab ich damit zu tun?", fragte Green, während sie mit großem Interesse die Kunstobjekte musterte die an der Wand standen oder hingen. So viele Bilder, alle sahen wertvoll aus. Green hatte sogar entdeckt, dass einige einen Rahmen aus Gold hatten. Das war alles ein Vermögen wert! Sie hoffte inständig das sie Tinami und Kaira einen Moment aus den Augen lassen würden dann... sie grinste in sich hinein. Wer wusste schon wann sie wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde? In Gedanken rieb sie sich die Hände.

Tinami kicherte.

"Das Ee-chan wirst du wohl schneller erfahren als es dir lieb ist..." Verdammt, dachte Green, vielleicht musste sie dieser Hikari Familie dienen. Sie hörten sich ziemlich feudal an. Ihr Bruder war vielleicht ein Diener dieser Familie und brauchte nun ihre Hilfe weil er die Arbeit nicht alleine schaffte... Deshalb konnte er nie Kontakt mit ihr aufnehmen weil es ihm verboten wurde! Nein, das würde sie sie nicht tun, ihr doch egal wie hoch die gestellt waren.

Tinami hielt an. Vor ihr stand ein kleinwüchsiges Mädchen. Sie war einen Kopf kleiner als Green, hatte kurzes blondes Haar, die unten zu kleinen Haarknoten gebunden waren und hellbraune Augen. Ihr Blick wanderte von Tinami zu Kaira und blieb auf Green hängen. Ihre Augen weiteten sich, ihr wich die Farbe aus dem Gesicht und sie senkte schnell den Kopf und führte eine Verbeugung aus.

"...Hikari-sama es ist mir eine Ehre Sie willkommen zu heißen" Green sah sie fragend an. Wem meinte sie? Ob einer der beiden Mädchen zu dieser Familie gehörte? Green konnte sie ja nicht gemeint haben, sie sahen sich immerhin zum ersten Mal.

Tinami seufzte theatralisch und Kaira verdrehte die Augen.

"Darf ich vorstellen? Die Tempelwächterin Itzumi", sagte Tinami und Itzumi hob den Kopf, drehte sich aber gleich wieder um ohne Green auch nur anzusehen. Green fand das ziemlich unhöflich. Sie könnte sie doch wenigstens nach ihren Namen fragen.

"Folgt mir bitte", sagte Itzumi und schaute sich kurz über die Schulter zu Green um:

"Euer Bruder erwartet euch schon"

"Warum sprichst du mich so förmlich an?"

"Weil es meine Pflicht ist" Green antwortete lieber nicht. Diese Itzumi kam ich merkwürdig vor.

"Und Itzu-chan? Wie geht es mit Grey-sama? Hat sich was ergeben?", fragte Tinami plötzlich mit einen fetten Grinsen. Itzumi zuckte zusammen. Auch Kaira schien nicht besonders begeistert über das Thema zu sein.

"Was sollte sich da ergeben haben?"

"..Du weißt was ich meine..."

"I-Ich bitte dich Tinami-san! Er ist doch erst seit drei Tagen wieder zurück!"

"Genau Asuka! Was bildest du dir eigentlich ein?! Als ob er was von Itzumi wollte!" Dann verstummten plötzlich alle drei Mädchen. Green fragte sich warum. War doch gerade so witzig. Sie waren an einer Tür stehen geblieben. Itzumi holte tief Luft und klopfte.

"Grey-sama? Ich bringe ihnen ihren Besuch!" Ihre Stimme hörte sich auf einmal völlig anders an. Honig süß und überhaupt nicht mehr so ausdruckslos ruhig wie zuvor. Als sie dann auch noch eine Haarsträhne hinter ihr Ohr streifte und rot geworden war, wurde Green schnell klar, dass sie in diesen Grey-sama verliebt sein musste.

Von drinnen konnte Green Schritte hören und die Tür glitt auf. Ein junger Mann kam zum Vorschein, um die 22 Jahre. Er hatte hell blaue Augen, kurze schwarze Haare, den gleichen Pony wie Green und die gleichen zwei längeren Strähnen die ihm auf die Schulter fielen. Er trug einen schlichten weißen Pullover.

Itzumi strahlte ihn erwartungsvoll an und auch Kaira und Tinami waren rot geworden. Er hatte jedoch keine Augen für sie. Er starrte Green an.

"GREEN!" Und ehe sie sich versah fand sie sich in einer geschwisterlichen Umarmung wieder. Sie war so was durchaus von Siberu gewohnt, aber von einem Fremden?

"Denn Himmel sei dank! Dir geht es gut! Lass dich anschauen!" Der sprach ja mit ihr als würden sie sich schon ewig kennen... Er löste sich von ihr und musterte sie von oben bis unten.

"Du bist groß geworden, kein Wunder sind ja 16 Jahre vergangen... Und wie gut du aussiehst! Du hast dich Prima entwickelt! Nur... warum trägst du schwarz?" Was für eine dumme Frage! Weil es ihre Lieblingsfarbe war? Green sah es gar nicht notwendig darauf zu antworten.

"Wer bist du?" Sein Lächeln wurde ein wenig steif.

"Kaze Atatakasa Hikari Ikikaeraseru Shinsetsu Grey, dein großer Bruder!" Green schluckte, den Namen würde sie sich aufschreiben müssen. Das war also ihr Bruder? Sie hatte es gleich geahnt. Alleine schon die Haare. Aber Charakter mäßig war sie ihm bis jetzt nicht besonders ähnlich. Vom ersten Eindruck würde sie sagen sie würde leichtes Spiel mit ihm haben. Er schien leichtgläubig zu sein.

"Aber nun lass uns reingehen, es gibt viel zu erklären!" Auf Tinami, Kaira und Itzumi achtete er scheinbar nicht. Er nahm Green an der Schulter und führte sie in sein Zimmer. Grey schien auf Antikes zu stehen. Haufennweiße Schriftrollen, uralte Bücher in derselben Sprache wie auch die Schrift auf den Säulen, einen Haufen Federkiele, Messgeräte, Nähzeugs, Seide, Garn alles was man zum Schneidern benötigte. Von diesen Zimmer ausgehend würde sie sagen, dass er ganz sicher kein Diener war.

Er hatte ihren Blick bemerkt und sagte:

"In meiner Freizeit forsche ich und schneidere Kleider. Willst du Tee?" Jetzt sah Green auch einen Haufen Kleidungstücke, teilweiße unfertig. Diese waren nicht gerade undetailliert. Rüschen, Schleifen, Perlen alles was dazu gehörte. Alles in weiß. Green hoffte inständig, dass sie niemals eins davon anhaben sollte.

"Ähja danke. Nach was forscht du denn?" Er reichte ihr den Tee und setzte sich ihr gegenüber.

"Ich forsche nach den Geheimnissen der Wächter, vor allen Dingen aber über unsere Vorfahren. Es gibt eine Menge rätselhafter Ereignisse. Leider sind viele der Daten und Bücher verloren gegangen", er seufzte und Green verstand immer noch nicht. Ihre Vorfahren? Sie hatte Vorfahren über die Bücher geschrieben waren?! Wo es was zum Nachforschen gab?! Hilfe, so langsam war sie verwirrt.

"Äh Kaze I..k"

"Green nenn mich einfach Grey. Ich nenn dich doch auch nicht bei deinen vollen Namen!"

"...Vollen Namen?!" Wieder seufzte Grey und stützte seinen Kopf auf seine Hände.

"Natürlich. Du kannst das alles ja gar nicht wissen... Oh Gott! Du weißt ja nicht mal von wem du abstammst! Du hast ja überhaupt keine Ahnung!" Keine Ahnung? Sollte das jetzt etwa heißen sie währe doof? Also so langsam wurde ihr das zu viel.

"Nun mal ganz langsam. Grey fang bitte von Anfang an. Z.b Was sind Wächter? Welchen Krieg? Wer sind die Hikaris? Vom wem stamme ich ab? Was für einen vollen Namen? Warum meldest du dich erst jetzt? Was hat das hier alles mit mir zu tun?!" Er nahm einen Schluck von seinen Tee und atmete tief durch, das würde länger dauern als erwatet. Aber es war natürlich das sie das alles wissen wollte.

"Green. Wächter beschützen seit Anbeginn der Zeit die Menschen vor den Dämonen. Diese sind von Natur aus unsere Erzfeinde. Du bist auch eine dieser Wächter. Jedem Wächter wird ein Element zugeteilt. Zeit, Klima, Erde, Feuer, Wasser, Wind, Illusion, Natur und natürlich Licht, sind die Haupt Elemente. Früher wurden diese vererbt. Doch nur leider wurden bei dem letzten großen Krieg vor 16 Jahren die Familie des Feuers, der Illusion und der Erde vollständig getötet. Zum Glück gehen die Elemente nicht verloren. Sie suchen sich andere Menschen die ebenfalls dazu geeignet sind sie zu tragen. Dieser Prozess dauert lange. Das schlimmste ist das die Personen meistens vollständige Anfänger sind und sich ihrer Macht nicht bewusst sind" Green überlegte. Das musste dann ja heißen, dass sie Feuer, Illusion oder Erde als Element hatte. Fast so als währe ihr diese Frage ins Gesicht geschrieben antwortete Grey:

"Ich bin Wächter des Windes und du bist die Erbin unserer Mutter; Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White der legendären Wächterin des Lichts"

...

Green klappte der Mund auf. Lichtwächter?! SIE?! GREEN?! NIE IM LEBEN! Das musste ein Fehler sein. Definitiv. Hier wollte sie jemand reinlegen. Oder sie träumte. Ein Alptraum. Sie konnte doch niemals eine...

Dann vielen ihr ihre Attacken ein. "Light Spirit" und Itzumi sprach sie mit "Hikari-sama" an. Oh Gott... was würden Gary und Siberu dazu sagen?!

...

Dann viel es ihr wie Schuppen vor den Augen.

Sie wussten es.

"Die Hikari Familie stand schon immer an der Spitze der Wächter, die sind die Anführer. Sie haben die größte Macht von allen Wächtern. Unsere Mutter war die Beste. Sie war gütig, hilfsbereit, barmherzig, freundlich... Sie war rein. Das absolute Vorbild für jeden Wächter des Lichts. Nur sie starb zu früh... Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Am gleichen Tag an dem der Krieg endete. Am gleichen Tag an dem auch ich starb" Green hatte ihn kaum zugehört doch bei dem letzten war sie hellhörig geworden. Tot?

"Grey du lebst doch?"

"Ja tu ich. Ich hab die Fähigkeit zur Wiedergeburt. Ich war 16 Jahre tot"

"Ähm, mit wie vielen Jahren bist du gestorben?"

"Mit sieben"

"WIE ALT BIST DU?!"

"Jetzt bin ich 23"

"Kann man in Jenseits etwa altern?"

"Nein"

"Du verwirrst mich"

"Normalerweise altert man im Jenseits nicht. Ich bin der Einzige der das tut, wegen meiner Fähigkeit zur Wiedergeburt"

"Achso..." Green brannten noch viele Fragen auf der Zunge, jedoch wollte sie jetzt viel lieber Nachhause. Sie wollte mit Gary darüber reden. Sie brauchte jetzt Klarheit darüber ob die Beiden es nun wussten oder nicht. Und wenn ja, denn wollte sie wissen warum sie es ihr nicht erzählt hatten.

"Hast du noch Fragen?"

"Ja, das mit den Krieg und meinen Namen" Er schwieg eine Weile. Wich ihren Blick aus. Dann sagte er:

"Das mit dem Krieg erkläre ich dir später... Dafür muss ich weiter aus holen... Und dein voller Name ist... Kurai Yogosu Hikari Green" Die Angesprochene überlegte. Der Name ergab keinen Sinn. (Kurai = Dunkel, düster, Yogosu = unrein, Hikari = Licht)

"Die Namen der Hikaris werden mittels Vorsehung bestimmt... Du bist die Einzige die einen "negativen" Namen hat. Weißt du, es gibt Regeln. An die Hikaris sich halten, unsere Mutter hat nie eine einzige gebrochen" Regeln? Ohje, sie hielt sich nie an Regeln. Regeln waren da um gebrochen zu werden, das war ihr Motto. Green hatte es doch von Anfang an gewusst, dass sie absolut nicht für diesen Hikari Schwachsinn gemacht war. Kein wunder das sie als einzige einen negativen Namen hatte.

"Aber ich kenne die doch gar nicht! Denn kann ich mich auch nicht daran halten!"

"Ein Hikari tut das von Natur aus. Kein Hikari würde jemals auf die Idee kommen z.b zu stehlen. Ein Hikari muss hilfsbereit sein. Kein Egoismus-"

"Ach du scheiße"

"...Schimpfwörter werden nicht in den Mund genommen. Lügen ist auch verboten. Ich weiß, dass du gegen sehr viele verstoßen hast, ständig. Das wussten unsere Vorfahren schon vor deiner Geburt. Daher hast du auch diesen Namen. Aber das Schlimmste ist das du viele Regeln der A Klasse gebrochen hast..." Greys Gesichtsausdruck verdunkelte sich.

"Ich habe niemanden umgebracht" Was könnte es sonst sein? Musste ja was wirklich schlimmes sein. Aber Green viel nicht ein was es sein könnte. Stehlen war ja scheinbar nicht A.

"Deine "Freunde". Sie sind Dämonen" Sie sah ihn lange schweigend an. Was hatte das denn mit Gary und Siberu zu tun? Sollte das jetzt etwa heißen ihr war das Zusammensein als Hikari mit den Beiden verboten?!

"...Na und?"

"Na und?! Green! Dämonen sind unsere Feinde! Du kannst sie nicht als Freunde sehen!"

"Ich weiß selbst, dass Dämonen meine Feinde sind! Aber Sibi und Gary sind anders! Sie sind meine Freunde, wir vertrauen uns! Verstehst du?! Sie haben mich auch oft beschützt!" Grey kam näher an sie heran, sah ihr in die Augen und sagte:

"Dir scheint nicht bewusst zu sein das dass alles nur Taktik ist. Dämonen sind blutrünstige Wesen, die nix anderes können außer töten. Sie haben Spaß daran. Alles andere währe gegen ihre Natur. Und glaub mir sie sind alle gleich. Sie sind nicht und werden nie deine Freunde sein! Aber so tun als ob, darin sind sie Meister" Green schüttelte tonlos den Kopf. Sie konnte nicht begreifen was er da sagte, ohne Siberu und Gary überhaupt zu kennen.

"...DU KENNST SIE DOCH NICHT EINMAL!" Und mit diesen Worten lief Green aus der Tür.

Grey sah ihr nach. Er wusste, dass ihr Zustand schlimm war, aber so schlimm...? War es etwa schon zu spät um sie zu heilen? Er konnte nicht tatenlos zusehen wie diese beiden Dämonen Green für ihre Zwecke missbrauchten...

"Grey-sama? Darf ich was fragen?" Grey schreckte auf. Ihm war Itzumi gar nicht aufgefallen, die rein gekommen war. Er nickte.

"Warum habt ihr eurer Schwester nicht die Wahrheit über euren Tot erzählt?" Grey sah hinaus in den Nachthimmel. Itzumi sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte schon bemerkt das er es oft tat, Gedankenverloren in den Nachthimmel schauen und er sah so gut dabei aus.

"...Weil Green niemals davon erfahren darf, dass ihre eigene Familie versucht hat sie zu ermorden...."
 

Zum Glück hatte Green Tinami gleich gefunden. Was ja auch nicht besonders schwer war, sie und Kaira hatten draußen vor der Tür gestanden. Da Green nicht wusste wie sie Nachhause kam, hatte sie die Beiden gefragt ob sie sie zurück bringen könnten. Ohne deren Hilfe hätte sie sich sicherlich auch in den schier endlosen Gängen verlaufen.

Green konnte es einfach nicht begreifen. Sie, eine Hikari?! Sie war doch gar nicht dazu veranlagt. Sie war weder gütig noch hilfsbereit. Viel eher egoistisch. Sicherlich würden Pflichten auf sie zukommen. Mehr als sie es jetzt schon hatte mit ihrer Dämonen Jagd. Das schlimmste an dieser Hikari Sache war ja noch das sie scheinbar nicht mit ihren besten Freunden zusammen sein dufte. Sie brach damit Regeln. Und das nur weil sie Dämonen waren? Was hatte das überhaupt damit zu tun? Die Beiden waren ja nicht besonders dämonisch veranlagt. Beim Kämpfen gingen sie vielleicht ein wenig brutaler zugange als sie, aber sonst...?

Plötzlich blieb Green stehen und schaute nach oben.

"Was ist los?", fragte sie Tinami. Green schaute sich ein Gemälde an. Es reichte vom Boden fast bis zur Decke und das waren ungefähr 10 Meter. Auf dem Bild war eine Frau mit langen Haaren die ihr bis zu den Knien gingen. Ihre Haare waren strahlend weiß, genau wie das Kleid das sie trug, allerdings hatte sie keine Schuhe an. Dafür über Unmengen von Schmuck. Trotzdem sah sie nicht überladen aus. In der einen Hand hielt sie einen schlichten Stab, an deren Spitze ein Glöckchen mit großen weißen Flügeln in einen Kreuz saß. Auf ihrer anderen Hand saßen Tauben, diese flogen auch um sie herum. Die Frau hatte Engels Flügeln.

Green schaute auf das Messingschild das unter dem Bild hing. Auf diesen stand:

Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White (1981)

"... Das ist doch nicht etwa..."

"Doch ist es. Das ist deine Mutter mit 16", antwortete Tinami der geschockten Green. Diese Frau, sah NICHT wie 16 aus. Green konnte nicht fassen, dass das sie ihre Mutter war! Sie sah so...heilig aus. Kein Wunder das sie eine legendäre Hikari war.

"Sind die... die Flügel echt?"

"So etwas nennt man künstlerische Freiheit weißt du? So ich will Nachhause", sagte Kaira und ging an ihnen vorbei. Green schluckte. Ihr war unwohl zumute. Niemals wollte sie so werden wie ihre Mutter. Niemals.
 

Green war erst um drei Uhr morgens im Bett und das wo sie gleich, nachdem sie zurückgekommen war ins Bett gegangen war. Obwohl sie tot müde von diesem schrecklichen Tag war, schlief sie erst spät ein. Ihre Gedanken hatten sie einfach nicht ruhen lassen. Aber vielleicht war das ja alles nur ein schlimmer Alptraum... Kaum fünf Stunden später stellte sich heraus, dass es kein Alptraum war. Siberu hatte sie (nach einer stürmischen Umarmung) gefragt wie es gelaufen war. Lange hatte sie ihn nur stumm angeschaut. Dann ging sie mit den Worten:

"...Es war also doch kein Alptraum" An ihn und seinen Bruder vorbei.

Den ganzen Tag über sagte sie nicht mehr als nötig. Und egal wie oft Siberu sie fragte, er bekam keine Antwort. Gary fragte gar nicht. Man konnte immerhin deutlich sehen, dass sie nicht darüber reden wollte. Green war im Unterricht fast am einschlafen. Was bei vier Stunden schlaf ja auch kein Wunder war. Der einzige Lichtblick dieses Tages war ihr Bett. Sobald sie Zuhause war würde sie die Tür hinter sich schließen, abschließen und schlafen. Doch daraus wurde nix. Gary erinnerte sie daran, dass sie sich schon vor über einer Woche zum Lernen verabredet hatten. Die Prüfungen rückten immer näher. Sie war kurz davor gewesen ihn an die Gurgel zu springen. Wer dachte jetzt im Dezember an die Prüfungen im Mai?! Das war doch mal wieder typisch Gary. Dann viel ihr wieder ein das sie ja mit ihm reden wollte. Aber sie wollte mit ihm unter vier Augen sprechen, ohne Siberu. Doch leider wollten sie bei den zwei Zuhause lernen und sie konnte Siberu wohl schlecht aus seiner eigenen Wohnung rausschmeißen.

Außerdem hatte sie nach langen hin und her versprochen Essen zu kochen. Natürlich nicht auf ihre Kosten. Sie hatte nix gegen das Kochen. Nachdem schon so lange alleine gelebt hatte, hatte sie selbstverständlich Übung darin. Gleich am ersten Tag hatte sie beschlossen was sie Kochen wollte. Chinesisch.

So stand Green auch pünktlich um sechs (trotz ihres Schlafmangels) in der Küche der beiden Brüder und kochte das Abendessen. Was sich etwas schwerer gestaltete als sie es sich vorgestellt hatte. Siberu hing ununterbrochen an ihr. Angeblich wollte er die ganze Zeit das Essen probieren, doch weder Gary noch Green zweifelten daran, dass es dabei um eine Lüge handelte. Als der Rotschopf sie begrabschte, ging es ihr doch zu weit und sie verhaute ihn mit dem Kochlöffel. Jammernd verzog er sich dann doch brav auf dem Sofa zu seinen Bruder. Der überprüfte Greens Hausaufgaben.

"Also Green ich hoffe das Essen ist nicht so schlecht wie deine Aufgaben" Diese spitze Bemerkung konnte er sich einfach nicht verkneifen. Green, die gerade das Essen nach würzte sah ihn scharf an und sagte:
 

"Noch ein Wort von dir und ich verliere ganz aus versehen den Pfeffer und den Chili in deine Portion und glaube mir, dann schmeckt es nicht gut" Siberu grinste seinen Bruder fies an. Der Rotschopf wollte gerade was dazu sagen, als Green ihn fragte ob er ihr beim aufdecken helfen würde. Natürlich tat er das, er wollte ja Punkte sammeln. Gary legte seine Sachen beiseite und stellte eine Frage, die ihm schon seitdem er wusste was es zu essen gab, auf der Zunge brannte:

"Sag mal Green, ist es Zufall das du gerade Chinesisch ausgewählt hast?" Siberus Grinsen verschwand und die Angesprochene war glücklich darüber dass Gary ihr Gesicht nicht sehen konnte, sie war nämlich rot geworden.

"Zufall, warum?" Siberu schielte sie finster an, welches sie erwiderte. Doch ihr Blick wechselte zum "Wehe-du-sagst-was Blick". Sie hatte gelogen. In Wahrheit war das Essen keineswegs Zufall gewesen. Green hatte Siberu vor einer Woche gefragt was Gary am liebsten aß. Sie wollte sich mehr oder weniger dafür erkenntlich zeigen, dass er ihr schulisch unter die Arme griff. Dann viel ihr ein das es ja gar nix brachte wenn sie es nicht zugab. Sie lies den Kopf hängen. Sie war ja so doof. Ging bei ihr eigentlich alles grundsätzlich schief?!

"Green-chan? Kommst du?" Green seufzte noch ein letztes Mal. Dann gesellte sie sich zu ihren Freunden.

Siberu und Green sabbelten ununterbrochen, Gary wand nur selten was ein. Das jetzige Thema war gerade die Weinachtsparty bei den Minazaiis.

"Ich freu mich schon auf Shos Schwester! Hat die auch rote Haare?", fragte Siberu als er sich Reis nachfüllte. Green nickte.

"Aber nicht so ein Rot wie du Sibi!"

"Klar! Wer kann schon so ein wunderschönes Rot wie ich haben?"

"Jaja und nicht zu vergessen: Diese Bescheidenheit...", fügte Gary hinzu.

"Wir wollen ja nicht bei dir anfangen Aniki. Oder sollte ich lieber Zuzun-kun ["Stachel-kun"] sagen?" Green fing an zu lachen und verschluckte sich dabei an ihren Essen. Was sie jedoch nicht störte.

"Ha ha wie witzig", sagte Gary mit finsteren Unterton. Er war derartiges schon gewohnt.

"Hej Sibi! Waren seine Haar schon immer so?"

"Nicht auch noch du!", doch Gary wurde überhört:

"Solange ich zurück denken kann schon! Das ist schon richtig...unnormal! Das merkwürdigste ist, sie verändern ihre Form nicht einmal wenn sie nass werden! Ich hab ihn mal in einen Fluss geschubst um zu sehen ob es geht... ging aber nicht"

"Was?! Wie kann das den angehen? Gary ich muss schon sagen... du hast einzigartige Haare!"

"Einzigartig trifft es auf den Punkt Green-chan!"

"Sibi wir sollten nicht so gemein sein, selbst er hat Gefühle!"

"Stimmt. Aber er ist abgehärtet! Immerhin muss Aniki sich das schon 15 Jahre von mir anhören!"

"...Und ich frage mich ernsthaft wie ich das überlebt habe" Während Green aufgestanden war und anfing den Tisch abzuräumen, begannen sich die zwei wie üblich zu streiten. Sie wusste nicht warum es ging, es interessierte sie auch nicht wirklich. Sie hörte irgendetwas raus mit Kampf, Verbotene Techniken, Unfair, Regeln, Langweiler, Spanner, Pervers u.s.w Also stritten sie sich so gesagt um nix. Wahrscheinlich wussten sie den Grund selbst nicht. Sie wollten sich einfach streiten. Green verdrehte die Augen.

"Weißt du Sibi... Ich beneide dich" Der Angesprochene hörte mitten in seinen Satz auf und sah Green fragend an:

"Um was?"

"Du hast wenigstens einen guten Bruder mit dem du dich verstehst. Nicht so einen Spacken wie ich" Es trat unschönes Schweigen ein. Siberu fragte sich seit wann er sich mit seinen Bruder verstand. Gary hingegen wunderte sich darüber das sie ihm ein Kompliment gegeben hatte. Green ärgerte sich darüber das sie das Thema angefangen hatte. Sie wollte so nicht darüber reden.

"So und jetzt hört auf so faul da rum zu sitzen! Soll ich etwa alles alleine machen?!"
 

Zwei Stunden später beneidete sie Siberu nicht nur um seinen Bruder, sonder auch um seinen Schlaf. Denn ihm war das Lernen scheinbar zu langweilig gewesen. Er war eingeschlafen. Wohl bemerkt auf Greens Schoss. Gary, der neben Green saß, warf ständig einen finsteren Blick auf ihn.

"Gary... Können wir nicht Schluss machen? Ich bin hundemüde...", gähnte sie.

"Nix da. Wir kommen selten genug dazu und du willst doch nicht durchfallen?"

"Nein... Aber können wir es nicht verschieben? Ich hatte gestern kaum Schlaf..." Sie gab ihn ihr Heft zum korrigieren. Ihr viel auf das sie ihm im Moment ziemlich nah war. Wenn sie nach links schaute konnte sie fast genau in seine dunkel grünen Augen schauen, die im Moment aber nur Augen für ihre Aufgaben hatten. Sie schüttelte den Kopf und sah an ihn vorbei aus dem Fenster. Es schneite immer noch. Oder wieder... Ob sie dieses Jahr weiße Weinachten bekommen würden? Hoffentlich nicht... Sie hoffte inständig, dass der Schnee morgen wieder weg geschmolzen war. Dieses Jahr schneite es mehr als gewöhnlich war ihr aufgefallen. An Abenden wie diesen hätte sie sich so früh wie möglich in ihr Bett verzogen und währe spät eingeschlafen weil sie Angst vor Alpträumen über Schnee gehabt hätte. Doch jetzt hatte sich so viel verändert. In innerhalb von nur vier Monaten war ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden.

Gary schaute auf und bemerkte Greens leerem Blick nach draußen. Sie dachte sicherlich wieder an ihre Kindheit. Die, Gary ja jetzt nur allzu gründlich kannte.

"Green?" Die Angesprochene schreckte auf.

"Oh äh, sorry! Hast du was gesagt?"

"Nein" Er schob ihr das Heft zurück. Dann stand er auf und versuchte seinen Bruder zu wecken. Der reagierte nicht einmal, sondern kuschelte sich mehr an Green.

"Er fühlt sich scheinbar wohl", sagte sie.

"Scheint mir auch so"

"Schläft er wirklich? Man weiß ja nie..."

"Er schläft. Ich bring ihn ins Bett", meinte er und hob seinen Bruder ohne Probleme hoch. Während Gary in Siberus Zimmer verschwunden war, untersuchte sie ihre Aufgaben. Wow, sie hatte mal den Großteil richtig. Naja nach zwei Stunden... müsste sie es ja auch so langsam drauf haben. Gary kam wieder zurück und setzte sich wieder neben ihr.

"Er schläft wirklich wie ein Stein. Naja eigentlich auch kein Wunder, er hat seit drei Tagen nicht mehr geschlafen. Recht nervig wenn man selbst versucht zu schlafen... Ist ja auch egal. Noch ein paar Aufgaben damit du endlich den Dreh raus hast, oder bist du dafür zu müde?" Sie sah auf die Uhr. Es war fast 24 Uhr. Vielleicht sollte sie jetzt mit ihm über diese Hikari Sache reden, wer wusste schon wann sich noch so eine Gelegenheit bieten würde?

"Ich würde gern mit dir über etwas reden..." Er sah sie verwundert an. Musste was wichtiges sein, wenn sie gewartete hatte bis Silver nicht mehr da war. Ob es um ihren Bruder ging?

"Klar, schieß los" Green senkte den Kopf und fing an Kreise auf ihr Mathe Heft zu zeichnen. Sie wusste nicht wirklich wie sie anfangen sollte und wie sie es sagen sollte... ohne das er was Falsches dachte.

"... Wusstest du, dass mein voller Name Kurai Yogosu Hikari Green ist? Und das ich eine Lichtwächterin bin?" (Green wunderte sich das sie ihren Namen behalten hatte... Zum Glück hatte sie nicht so einen langen wie ihr Bruder) Schweigen trat ein. Für Green kam es fast wie eine Ewigkeit vor, in dem sie auf seine verdammte Antwort wartete.

"Ja" Die Miene von Greens Stift brach ab.

"...Gut. Und warum hast du mir das nie erzählt?!" Er wusste, dass diese Frage kommen würde.

"Weil ich nicht der Richtige bin um es dir zu sagen"

"Diese Ausrede ist verdammt schlecht, weißt du das?!", sagte sie während sie ihre Sachen zusammenpackte, mit etwas zu viel Gewalt.

"Was hätte ich dir denn sagen sollen?! Hätte ich dir einfach so sagen sollen das du eine Hikari bist und das wir deshalb keine Freunde sein können?!"

"ACH! DU BIST ALSO AUCH DIESER MEINUNG!" Sie stand auf, in ihren Augenwinkeln konnte Gary Tränen sehen.

"Denn ist es wohl besser... wenn wir uns nicht mehr sehen! Und ihr wieder das... tut was ihr halt tut!" Sie drehte sich um und fuhr fort:

"..Und ich mach denn das was eine Hikari so tut... was auch immer die tun. Regeln befolgen z.b" Green ging Richtung Tür. Doch bevor sie ankam hielt Gary sie auf, indem er ihre Hand festhielt.

"Was redest du da für einen Schwachsinn? So hatte ich das nicht gemeint" Insgeheim war sie froh darüber, dass er sie aufgehalten hatte. Green wollte nicht, dass sie sich nicht mehr sehen... Sie hatte sich so sehr an die zwei gewöhnt und das in nur so kurzer Zeit.

"Grey... er hat gesagt das ihr nur so tut als ob ihr meine Freunde seit und mich in Wirklichkeit, na du weißt schon..."

"Umbringen wollen?" Sie nickte.

"Was anderes war auch nicht zu erwarten. Aber Green, denk doch mal nach; wir hatten oft genug die Gelegenheit dazu es zu tun, wenn wir es gewollt hätten. Ich spreche mal lieber nur in meinen Falle, denn was Silver vorhat weiß glaub ich niem-"

"WAS?! ANIKI! WIE KANNST DU MIR DAS UNTERSTELLEN! ALS OB GERADE ICH GREEN-CHAN WAS ANTUN WÜRDE! UND DU LÄSST GEFÄLLIGST IHRE HAND LOS!", kam es eindeutig von Siberu, der in seiner Zimmertür stand und anklagend auf Gary zeigte. So fest hatte er wohl doch nicht geschlafen.

"Ich dachte du schläfst"

"ALS OB ICH SCHLAFEN KÖNNTE WENN MEINE GELIEBTE GREEN-CHAN WEINT! UND DAS IST DEINE SCHULD!" Ohne dass einer der Beiden antworten konnte hing Siberu sich um Greens Hals und sah sie mit großen Hundeaugen an.

"Ich kann ja verstehen wenn du ihm nicht vertraust - aber was ist mir? Hast du mich nicht mehr lieb?" Sein Bettelblick zeigte bei ihr scheinbar keine Wirkung, da sie diesen Blick selbst drauf hatte.

"Damit hat das nix zu tun. Und Sibi, was war den das damals?"

"Das war was anderes! Da hab ich dich ja noch nicht geliebt! Und ich dachte wir sind Freunde! Und Freunde misstrauen sich nicht, auch wenn sie unterschiedliche Rassen angehören! Und nur weil du jetzt auch nen Bruder hast, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht mehr zusammen sein dürfen! Immerhin sind wir doch alle Drei ein Team! Und ohne dich ist das nicht das Gleiche! Wir gehören zusammen! UND WENN DEIN BRUDER WAS DAGEGEN HAT BRING ICH IHN UM!" Gary und Green waren sprachlos. Das gerade er so was sagte. Siberu hätte zwar den letzten Satz weg lassen können, aber das konnte man ihn bei dem Rest ja kaum verübeln. Wahrscheinlich brauchte er etwas um sein Image zu retten.

"So ähnlich wollt ich das auch sagen, nur nicht so dramatisch", sagte Gary kopfschüttelnd. Sein Bruder überraschte ihn immer wieder aufs Neue.

Der Rotschopf löste sich von Green und drehte sich zu Gary um.

"Aber klar, Aniki als ob du so was sagen könntest!"

"Ich hätte es nur anders gesagt, nicht so übertrieben, wie du"

"Ich hab nicht übertrieben! Ich habe es genauso gesagt wie es ist! Zur Abwechslung war ich sogar ehrlich!"

"Du und ehrlich? Passt irgendwie nicht zusa-" Weiter kam er jedoch nicht. Ohne dass sie es bemerkt hatten war Green auf sie zu gekommen und hatte ohne ein Wort zu sagen Beide auf einmal umarmt.

Beide waren erstmal vollkommen perplex, selbst Siberu. Der mit so was ja am besten umgehen konnte wusste im ersten Augenblick nicht was er tun sollte. Er war sogar rot geworden und das kam selten vor. Aber er wurde lange nicht so rot wie Gary.

"...Green?"

"...-chan?" Green antwortete nicht. Jetzt wusste sie warum sie an kalten Abenden wie diesen, sich nicht mehr in ihrem Zimmer verkroch und darauf wartete das der Winter vorbei ging. Weil sie nicht alleine war.

Sie war nicht allein.

"...Danke ihr zwei..."
 


 

Hoi xD

RECORD XD! Dieses Kapi hab ich in innerhalb von nur drei Tagen fertig geschrieben ôo So schnell hab ich das noch nie geschafft xD!

Ich freu mich total darüber das Grey endlich aufgetaucht ist! ICH LIEBE DIESEN TYP XD! Der ist so cool so schreiben ûu Und die Hikaris allgemein schreib ich total gern Ôo Auch wenn sie merkwürdig sind xD Green natürlich nich öö *luv*

Besonders freut es mich aber auch das die Beziehung von Green, Gary und Sibi weiter fortschreitet und hoffentlich merkt man wie sehr sie aneinander hängen Ôo

ICH LIEBE DIE DREI

Die gehören einfach zusammen T__T

Das nächste Kapi folgt schnell xD und das danach auch öö und das DANACH auch xD! müssen nur überarbeitet werden xD
 

Also ^^ Ich würde gern eure Meinung hören TT (besonders zu Grey xD!)
 

An Ty: BITTE BITTE MELDE DICH!
 

Ps: öö ich HASSE Itzumi ÖÖ und ich liebe es meinen Frust an sie raus zu lassen xDDD

Die wahre Familie

Die wahre Familie
 


 


 

Hikari Shinsetsu Shinpai Lili durfte zum ersten Mal einen Prozess beiwohnen. Dies war eine sehr große Ehre, denn nicht alle Hikaris hatten die Erlaubnis dazu. Sie mussten das geforderte Potenzial vorweisen können und natürlich reinen Herzens sein. Auf die Reinheit wurde am meisten Wert gelegt. Lili war der Meinung, dass diese Reglung absolut gerechtfertigt war. Denn diese Prozesse waren wichtig. Dort wurde so gut wie alles geregelt. Angefangen bei den heiligen Regeln, bis hin zur Kriegsführung. Zum Glück war die Kriegsführung schon lange nicht mehr an der Tagesordnung. Immerhin würden Hikaris nie von sich aus einen Krieg anfangen. Sie waren friedliebend und kämpften nur wenn es sein musste.

Nicht so wie die Dämonen.

Der Prozess diesmal ging allerdings über ein recht heikles Thema. Lili hatte sich darüber ausgiebig informiert, obwohl es eigentlich nicht notwendig gewesen war:

Jeder wusste über die unreine Hikari bescheid. Im Moment das Gesprächsthema Nummer eins. Warum sie sich da freute? Das war einfach: Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White würde, wenn es um ihre Tochter ging, sicherlich auch dabei sein und Diese war Lilis Idol. Sie wollte sie schon immer mal in Aktion sehen...

Als sie ankam war sie jedoch enttäuscht, White war nicht zu sehen. Lili erkannte einige bekannte Gesichter ihrer Familie wieder. Unter anderen Whites Vater Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai. Wie alle Hikaris hatte er schneeweiße Haare, diese fielen locker auf seine Schultern und die gleichen weißen Augen wie die meisten Hikaris. Er genoss großen Respekt unter dem Rest der Familie. Das hatte er seiner willenstarken Art zu verdanken, er konnte sich durchsetzen. Er war sehr temperamentvoll und akzeptierte keinen Widerspruch. Leider war er sehr radikal, für ihn gab es nichts Wichtigeres als die Ehre und die Reinheit seiner Familie zu bewahren und wenn er dafür über Leichen gehen musste.

Shaginai hatte ein gequältes Lächeln aufgesetzt, was seine schlechte Laune sehr schlecht verbarg.

Lili steuerte auf ihren Sohn Hikari Meiyou Hikaru Seigi zu. Er hatte langes schneeweißes Haar, das zu langen dünnen Zopf gebunden war und sein Pony stach wie immer ab. Ein schönes Minzgrün als Augenfarbe und war zwei Köpfe größer als sie. Kein Wunder, immerhin war er mit 23 gestorben und Lili war gerade mal 19 geworden. Aber sie ärgerte sich nicht darüber. Lili hatte sich für Kinder geopfert und das war es Wert gewesen. Sie konnte einfach nie mit ansehen wenn andere Wesen litten. Das hatte sie in so manchen Problemen geführt... Denn sie hatte selbst Gewissensbisse im Kampf gegen die Dämonen bekommen. Wenn sie diese kleine Macke nicht hätte, währe sie auch eine perfekte Hikari gewesen. Immerhin war sie die Einzige die alle 2059 Regeln in und auswendig kannte. Zudem war sie die jüngste Hikari die je gestorben war.

Seigi flirtete gerade mit Hikari Kirei Uchiki Mary, die mit ihren ebenfalls weißen hochgesteckten Haaren und den hellblauen Augen zweifelsohne eine der hübschesten weiblichen Hikaris war. Da ihr Vater zu den Naturwächtern gehörte, war ihr Haar verziert mit Blumen. Ihr gutes Händchen für die Natur war sicherlich auch der Grund für ihren Tod auf den Scheiterhaufen 1541.

Die rund 15 Hikaris betraten den kreisrunden Raum. Dieser war ganze fünfzehn Meter hoch, weiße Säulen die bis zur Decke ragten, umfassten den Raum. Die Reihen gingen gerade mal halb so hoch. Die Höhe und die Menge der Plätze änderte sich je nachdem wie viele anwesend waren. Im Moment waren es nur drei Reihen. Auf jedem Platz lagen Federkiele, Tinte und einmal das heilige Regelbuch.

Lili setzte sich neben ihren Sohn auf der zweiten Reihe. Nach und nach füllten sich die Plätze, doch der Platz neben ihr blieb frei.

"Seigi, hast du gehört ob White-senpei auch kommen wird?" Er wand seinen Blick widerwillig von Mary ab und sah sich dann um (als ob das notwendig währe).

"Scheinbar ist sie nicht da, sie kam noch nie zu spät. Dann wird sie auch nicht kommen. Schade eigentlich! Wird denn immer witzig! Und ich kann Blacky auch nirgends sehen..." Lili wollte ihren Sohn gerade darauf hinweisen das er Whites Sohn nicht "Blacky" nennen sollte als Shaginai um Ruhe bat. Sofort trat Stille ein und seine Stimme hallte in der Halle wieder:

"Ich hoffe ihr wisst alle warum wir hier sind. Und für alle die es nicht wissen; Diese Versammlung dient dazu über den weiteren Verlauf von Kurai Yogosu Hikari Green zu bestimmen... und ihre...", er räusperte sich.

"...Abnormitäten. Hauptsächlich müssen wir als ihre Familie einen Weg finden sie zu reinigen, damit sie wieder auf den rechten Weg des Lichtes gelangt" Er seufze und fügte verbittert hinzu:

"...Als ob das irgendetwas bringen würde... Nunja ich bitte um eure Vorschläge" Lili war recht überrascht das die Hand ihres Sohnes sofort in die Luft schnellte. Normal war er eher zu faul dafür. Sie hatte sich schon öfters gefragt, warum er überhaupt an den Prozessen teilnehmen durfte.

"Der Hauptgrund ihrer Unreinheit liegt doch an ihren... Freundeskreis, oder liege ich da falsch?"

"Vollkommen richtig", antwortete Shaginai während er mit seinen Fingern ungeduldig auf seinen Notizen rumtippelte.

"Und diese "Freunde" sind nach meinen Informationen Halbdämonen?" Eine Weile trat Schweigen ein. Keiner der Hikaris gab diese Tatsache gerne zu. Eine ihres Gleichen lag wert darauf mit Dämonen -wenn auch Halb, zusammen zu sein und sie weigerte sich offenbar diese eliminieren.

"...Ebenfalls richtig", sagte Shaginai mit verbitterten Unterton. Jeder wusste dass er am meisten dagegen war. Nach Whites Erfolg hatte er eine fähige Enkelin erwartetet. Nicht so eine grenzenlose Enttäuschung wie ihre Tochter es war. Sie war nicht würdig das heilige Element des Lichtes zu tragen und seiner Meinung nach gab es auch keine Lösung. Sie würde niemals die geeignete Reinheit erlangen. Egal ob mit oder ohne ihre Dämonen "Freunde".

Seigis Gesicht hellte merkwürdigerweise auf und Lili sah mit entsetzten Gesicht das seine Hand mal wieder auf seinen Schwert lag. Das konnte nur bedeuten dass er schon wieder das Verlangen danach hatte zu kämpfen.

"Ich entschuldige meine Frage, aber zählen für Halbdämonen die gleichen Regeln wie für Volldämonen?" Ein anderer Hikari antwortete:

"Selbstverständlich! Für jedes Wesen mit Dämonenblut zählen dieselben Regeln" Seigis Gesicht hellte weiter auf.

"Denn weiß ich nicht wo das Problem besteht! Ich bin dafür dass wir die Beiden einfach in die ewigen Jagdgründe schicken! ... Ich melde mich freiwillig" Seine Mutter vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ihr Sohn war so gewalttätig veranlagt, dass sie froh war das Seigi nicht als Schande der Familie galt. Aber zum Glück hatte er noch nie eine Regel gebrochen und war auch sonst nicht unrein. Zum Glück. Allerdings wurde er von einigen als "dämonisch" bezeichnet. Lili konnte es ihnen nicht verübeln. Seigi wies ein etwas zu intensives Interesse am Kämpfen auf.

Shaginai verdrehte die Augen. Was anderes war von Seigi auch nicht zu erwarten. Diese Lösung fand er allerdings nicht besonders geeignet. Doch in dem Moment wo er antworten wollte öffnete sich die Tür und seine Tochter trat ein. So gut wie alle Hikaris drehten sich zu ihr um. Shaginai konnte ein Seufzen nicht verkneifen. Gerade das wollte er vermeiden.

Die legendäre White hatte wie immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Ihr Erscheinungsbild war ausnahmslos weiß, egal ob ihre Haare, ihre Augen, ihre Haut oder ihr Kleid.

"...White! Ich dachte du wolltest deinen Sohn ins Diesseits bringen... und würdest deshalb heute nicht kommen", sagte ihr Vater mit einen Lächeln, welches sehr gezwungen aussah.

"Ich habe meinen Sohn ins Diesseits gebracht, aber wie du siehst habe ich noch die Zeit gefunden, diesem Prozess beizuwohnen"

"Ja das sehe ich...", wieder, ein verbitterter Unterton.

"Und Vater, sag mir bloß nicht, dass dies der Grund ist weshalb du mich nicht über diesen Prozess informiert hast" Er schwieg. Einige seiner Familie sahen ihn finster an. Sie verstanden nicht warum Shaginai White nicht Bescheid gesagt hatte. Sie war immerhin immer dabei und es war immerhin White.

"Ich will ehrlich mit sein, White-"

"Ich unterbreche dich nur sehr ungern Vater, aber du musst ehrlich sein und ich kann mir denken warum du mich ausschließen wolltest, du hältst mich, wegen dem Thema für unzurechnungsfähig" Ein Japsen ging durch die Menge. White und unzurechnungsfähig?! Das passte eindeutig nicht zusammen.

"Ich halte dich durchaus für zurechnungsfähig. Aber ich weiß, dass du eine gute Mutter bist und dich von deinen mütterlichen Gefühlen beeinflussen läst. Dies wollte ich dir ersparen"

"Ich danke dir für deine Fürsorge. Aber ich werde diesen Prozess dennoch beiwohnen. Nicht weil es um meine Tochter geht, sondern weil es meine Pflicht als Hikari ist. Ich verspreche dir dass ich mich nicht von meinen mütterlichen Gefühlen verleiten lassen werde" Und mit diesen Worten setzte sie sich neben Lili auf den freien Platz. Lili strahlte sie erwartungsvoll an. White war noch viel besser als Lili sie sie vorgestellt hatte!

Shaginai räusperte sich und fuhr fort:

"Wo waren wir stehen geblieben? Ah ja bei Seigis Vorschlag... Um dich nicht auszuschließen White, er hatte vorgeschlagen die beiden Halbdämonen zu eliminieren" White sah kein bisschen überrascht aus. Sie fragte Lili (die ihr Glück kaum fassen konnte) um ihre Unterlagen.

"Ah ja ich habe also noch nicht viel versäumt... Ich halte diesen Vorschlag zwar für durchaus annehmbar, aber er löst nicht unser Problem. K.Y.H. Green war schon vor ihren Zusammentreffen mit den Halbdämonen Silver und Blue anders als gewöhnliche Hikaris. Wir müssen allerdings im Auge behalten, das sie ohne jegliche positive Beeinflussung ihrer Familie aufgewachsen ist und ihr ist erst seit kurzen bewusst das sie ein Mitglied dieser ist" Genau das hasste Shaginai an seine Tochter. Sie riss in innerhalb von fünf Minuten die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Es war kein Geheimnis das er sich ständig mit seiner Tochter konkurrierte. Er war zweifelsohne stolz auf sie, jedoch hatte er ihr das vor 16 Jahren niemals verziehen...

"Was gedenken sie zu tun White-sama?", fragte Mary.

"Ich halte es vor eine gute Idee sie erst einmal in alles einzuweihen und sie dann zu einen Gespräch hier her einzuladen"

"NIEMALS! DAS ERLAUBE ICH NICHT!", fuhr Shaginai White an, die immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht hatte. Seigi grinste, jetzt fing es an. Jetzt würde es kein anderer Hikari wagen sich einzumischen. Einzig und alleine White und Shaginai würden jetzt debattierten. Lili hatte zwar schon oft davon gehört, aber trotzdem wunderte sie sich warum Seigi sich zurück lehnte und anfing auf seinen Stuhl zu wackeln.

"Und warum nicht?"

"Weil sie es nicht würdig ist diesen geheiligen Ort zu betreten! Es wird sich sowieso nichts an der Tatsache ändern das sie unrein ist. Das wissen wir jetzt und das wussten wir vor 16 Jahren auch"

"Vater was ist denn dein Vorschlag?"

"...Die Sonderregeln" Alle starrten ihn geschockt an. Ja sogar Whites Lächeln war dahin und das sollte was heißen. Seigi war der Einzige der nicht verstand was daran so schlimm war. Er beugte sich vor und flüsterte seiner Mutter (die vor Schreck ihre Feder verloren hatte) zu:

"Was sind das für Regeln? Von denen hab ich noch nie gehört" Die Angesprochene schluckte und antwortete:

"...Sie wurden bis jetzt nur ein einziges Mal in Gebrauch genommen. Im Prinzip ist es nur eine einzige Regel... Jemand der von dieser Regel betroffen ist so gut wie verloren..."

"Warum?"

"...Weil du mit dieser Person tun und machen kannst was du willst ohne bestraft zu werden. Egal was. Unsere normalen 2059 Regeln werden was diese Person betrifft einfach außer Kraft gesetzt"

"Auch töten?"

"Alles" Dann verstand er warum seine Verwandten so geschockt waren. Shaginai schien das irgendwie zu genießen.

"Niemals. Erst im äußersten Notfall sollten wir diese Maßnahme ergreifen"

"Gut. Ich bin einverstanden, geben wir ihr ein wenig Zeit sich zu bewehren und führen dann ein nettes Familien Gespräch. Irgendwelche Einwände?"

Niemand wagte es jetzt noch irgendwelche Einwände zu erheben.
 

Die ständigen Nachtausflüge gingen Green langsam auf den Keks. Es war halb eins, mitten in der Nacht und sie lag nicht in ihrem Bett. Nein, ganz im Gegenteil. Sie war mit Gary und Siberu unterwegs. Nicht zum Vergnügen, die Arbeit rief. Sie war jedoch scheinbar die Einzige die etwas gegen diese unmögliche Arbeitszeit hatte. Ihren beiden Freunden störte es nicht. Siberu freute sich sogar. Er hatte gemeint dass er sich endlich mal wieder über ein wenig Aktion freute. Green war der Meinung dass sie eindeutig genug Aktion in ihren Leben hatte.

"Warum könnt ihr es nicht allein machen...? Ich brauche Schlaf" Gary drehte sich zu ihr um.

"So langsam müsstest du es doch gewohnt sein, Green und außerdem ist es deine Arbeit nicht unsere"

"Denn geh doch! Ich komme sehr gut alleine zurecht!", sagte sie und streckte ihm die Zunge aus.

"Als ob du alleine überhaupt fünf Minuten überlebst!"

"Die meiste Arbeit mach ich doch eh!" Doch Gary kam nicht zum antworten, denn Siberu unterbrach den Streit.

"Hej ich glaub diesen Streit solltet ihr auf später vertagen! Denn immerhin müssten wir gleich da sein!" Er grinste. Der Rotschopf freute sich schon. Hoffentlich war es schön großer Gegner, der richtig viel kaputt machte. Er wollte mal wieder ein wenig Spaß haben. Er fragte Green ob sie richtig waren. Er konnte zwar einen Dämon mittlerer Klasse spüren, aber den genauen Standpunkt wusste er nicht. Sie meinte irgendwo in der Nähe des Metropolitans. Siberu seufzte. Warum gerade da? Auf einen Hochhaus konnte man sich schlecht austoben. Das war gemein! Und da hatte er sich doch so gefreut...

Sein Bruder tauchte vor ihm auf und sagte:

"Ich warne dich Silver. Du setzt diesmal keine Bakuhatsu Attacke ein, haben wir uns verstanden?!" Der Angesprochene verschreckte die Arme hinterm Kopf und grinste unschuldig.

"Aber klar! Sei doch nicht immer so ein Spießer, ich weiß schon was ich tue!" Sein Bruder war davon absolut nicht überzeugt. Skeptisch schaute er ihn an und antwortete:

"Das letzte Mal wusstest du also auch was du tatest? Als du das halbe Museum in die Luft gejagt hast?!"

"Wer interessiert dich schon für son alten Kram! Wenn ich nicht so schnell gehandelt hätte, währe nicht nur die Hälfte drauf gegangen, sondern die Ganze!"

"Schnell? Ich nenne das unüberlegt und außerdem-"

"Jungs... hört auf zu streiten! Die Ausrede es währe ne Gasexplosion wurde doch prima aufgenommen und ist doch egal auf welche Art wir gewinnen, Hauptsache wir tun es!", mischte Green sich in der Meinungsverschiedenheit der Beiden ein. Siberu warf Gary einen triumphierenden Blick zu. Denn immerhin hatte sie ihm zugestimmt.

"Aber diesmal hältst du dich trotzdem ein wenig zurück, Sibilein! Immerhin ist das Metropolitan eins der größten Wolkenkratzer der Welt und ich hab keine Lust darunter zu fallen!"

"Ich werde dich schon auffangen, Green-chan! Also nehmen wir den langweiligen Weg durchs Treppenhaus - 48 Etagen Leute..."

"....Sibi es gibt nen Fahrstuhl"

"....ODER nehmen wir den direkten Weg nach oben? ICH NEHME GREEN-CHAN!" Und ehe Green oder Gary überhaupt antworten konnten, hatte der Rotschopf sie schon hochgenommen. Aber es währe nicht Siberu wenn er diese Chance nicht genutzt hätte um Green anzugrabschen. Gary brauchte nix zu sagen. Das tat sie schon. Ihre Ohrfeige sagte mehr als tausend Worte.

"Aber Green-chan.... Das war ein versehen", jammerte er uns setzte unschuldigsten Blick auf, während er vom Boden abhob. Gary hielt das fliegen für keine gute Idee. Was wenn jemand sie sehen würde? Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig. So spät in der Nacht konnte man das Metropolitan nicht betreten und das Teleportieren währe zu gefährlich. Das hatte Green schon erklärt als sie losgegangen waren. Sie wollte nämlich überhaupt nicht einsehen warum sie ihre Füße gebrauchen sollte. Denn wenn sie sich direkt zum Gegner teleportierten, währe das Risiko hoch gleich niedergeschlagen zu werden.

"Ja aber klar Sibi! Gerade bei DIR ist es ein Versehen!" Gerade als der Angesprochene antworten wollte, raunte Gary ihnen zu das sie leise sein sollten. Obwohl bei dem Krach den die Beiden schon gemacht hatten, war es so gut wie unmöglich sie NICHT zu hören.

Siberu spähte über die Dachkante. Der Wind wehte im erstmal einige Haare ins Gesicht, die er ärgerlich zurück hinter sein Ohr schob. Er brauchte dringend ein Haargummi.

"Ziemlich kühl hier oben, aber sehen kann ich nix. Sind wir hier wirklich richtig?"

"Natürlich sind wir das, oder sind deine Sinne schon so getrübt das du das nicht spüren kannst, Brüderchen?", erwiderte Gary so leise wie möglich und kletterte auf das Dach und hielt dabei die Umgebung im Auge. Siberu half währenddessen Green hoch und warf seinen Bruder einen finsteren Blick zu. Sie schaute nach unten. Wenn sie da runter fiel war es für immer aus mit ihr. Aber eine schöne Aussicht, wenn auch bisschen zu kühl. Viel zu kalt für ihren Geschmack.

Sie schüttelte den Kopf. Es war jetzt keine Zeit über so etwas nachzudenken. Sie waren hier richtig. Der Dämon den es zu vernichten galt, war hier irgendwo. Nur wo?

"Green, komm weg von der Kante! Das ist zu halsbrecherisch und wandle dein Glöckchen um!", hörte sie Gary sagen und befolgte es auch sofort. Doch...

Green erstarrte. Das Glöckchen änderte nicht die Form. Es wurde nicht zu einem Stab, es blieb ein Glöckchen. Sie öffnete den Mund um es den Beiden mitzuteilen, doch indem Moment zog Gary sie weg. Siberu tat dasselbe, nur sprang zu anderen Seite. Green wusste nicht was los war.

"Was ist denn?!" Gary brauchte nicht zu antworten. Indem Moment wusste Green es selbst. Der Dämon war unsichtbar. Allerdings war seine Attacke nicht unsichtbar.

Super. Das Glöckchen ließ sich immer noch nicht umwandeln und das Viech war unsichtbar. WAS KAM ALS NÄCHSTES?!

Sie versuchte es noch mal, das es half alles nichts. Gary hatte es noch nicht mitbekommen. Geschweige den von Siberu. Der es scheinbar unheimlich genoss das sein Gegner unsichtbar war. Eine Herausforderung! Das brachte ihn sofort auf Hochstimmung.

Eine weitere Attacke verfehlte Gary knapp. Er wollte gerade zu einer Gegenattacke ausholen als ihn mit Schrecken einfiel wer knapp zehn Meter hinter ihm stand. Er drehte sich um.

"GREEN! WEICH AUS!" Green hörte es, doch da sie gerade wieder einen Versuch gestartet hatte ihr Glöckchen zum funktionieren zu bringen schaffte sie es nicht auszuweichen. Sie wurde schon von der Attacke des Dämons getroffen und über die Dachkante befördert. Siberu der eindeutig der Schnellste war, flitzte los zur Dachkante und sprang runter. Er war verdammt glücklich darüber dass er in Flugstunden immer Einsen bekommen hatte, sonst hätte er Green womöglich nicht retten können. Wenn sein Bruder es getan hätte währe Green wahrscheinlich nicht mit heiler Haut davon gekommen.

Siberu hielt sich mit der einen Hand an einer Fahnenstange fest, mit der Anderen hielt er Green. An dem Arm spürte er etwas feuchtes, Greens Blut.

Aber da sie bei Bewusstsein war konnte es nicht allzu schlimm sein. Sie sagte aber nix. Vor Schock gelähmt.

"ANIKI! ALLES KLAR! HAB GREEN-CHAN! ABER ICH GLAUBE SIE IST VERLETZT!", schrie er hoch. Um seinen Bruder machte er sich keine Sorgen. Es war immerhin nur ein Dämon mittlerer Klasse, der würde für Blue keine große Herausforderung darstellen. Auch wenn er unsichtbar war. Eigentlich auch nicht für Green-chan.

Tat es auch nicht. Keine fünf Minuten später war Gary zustelle um den Beiden hoch zu helfen. Außer das sein Ärmel nen Riss hatte fehlte ihm nix. Green auch nicht wie sich herausstellte. Die Attacke hatte sie an der Schulter getroffen. Die Wunde war aber nicht besonders tief. Gary war absolut dafür sie zu verbinden damit sie keine Infektion bekam. Green meinte jedoch dass sie am nächsten Tag sowieso zu Grey musste und ihr Bruder konnte Heilmagie.

"Aber was ist passiert? Warum hast du dich nicht verteidigt?" Die Angesprochene nahm ihr Glöckchen ab.

"Es ist kaputt" Noch einmal versuchte sie es umzuwandeln. Es passierte gar nix. Noch einmal. Wieder nix. Das Glöckchen blieb ein ganz normales Glöckchen...

Gary schaute zu Boden. Ihn plagten Schuldgefühle. Es war seine Schuld gewesen das Green getroffen wurde... Warum hatte er nicht gleich bemerkt dass Green sich nicht verteidigen konnte?! Wenn er das bloß vorher bemerkt hätte. Währe er doch bloß nie von ihrer Seite gewichen....

Sein kleiner Bruder hatte alles andere als Schuldgefühle.

"HA! ICH HAB GREEN-CHAN GERETTET! Ich bin nun mal einfach der schnellste, der beste, der coolste, der genialste..." Weder Gary noch Green hörten ihm zu.

"Gary wie geht es deiner Wunde?", fragte Green. Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken hoch.

"... Ist doch nur ein Kratzer. Viel wichtiger, wie geht es dir?" Sie schaute ihn leicht besorgt an, lächelte den aber und antwortete:

"Es geht schon. Ich brauch jetzt nur mein Bett!"
 

Als Green am nächsten Tag ihren Bruder davon berichtete, war er scheinbar absolut nicht überrascht. Er war viel mehr besorgt. Green war nun schutzlos den Angriffen von Dämonen ausgeliefert und sie hatte zwei neben sich wohnen. Das brachte ihm wirkliches Kopfzerbrechen.

"Grey-sama ihre Medizin", er nickte nur und griff nach dem Glas was Itzumi ihm entgegen hielt. Er war in einer Checkliste vertieft und er sprach auch gerade mit Itzumis Bruder, Ryô. Dieser hatte ebenfalls kurze blonde Haare und auch die gleichen ausdrucklosen braunen Augen. Jedoch war eigentlich alles an ihn ausdruckslos. Stimme, Augen, Gesicht, einfach alles.

"Was ist mit der Seide?", fragte Grey während er die Feder sie hinter seinen Ohr klemmte zum schreiben benutzte.

"Ist da", antwortete Ryô. Grey trank das Glas mit seiner Medizin aus und hustete. Das schmeckte von mal zu mal schlechter.

"Gut! Und das Garn?"

"Auch"

"So gefällt mir das! Danke Ryô" Dieser nickte und drehte sich um. Itzumi folgte ihm.

Green ging vor zu Grey, er wollte ihr irgendetwas zeigen. Ihre Schulter hatte er schon verheilt.

"Green ich möchte, dass du wenn du das nächste mal kommst, dir was anderes anziehst. Mir egal welche Farbe, nur Hauptsache kein Schwarz. Das schickt sich nicht als Hikari" Green verdrehte die Augen und antwortete:

"Jaja ich weiß und weißt du was? Es ist mir so was von egal... Wozu ist die Medizin eigentlich?" Er blieb stehen. Sie waren am Ende des Ganges angekommen und standen nun vor einer großen Flügeltür. Grey griff zu seinen Gürtel an dem ein Schlüsselbund mit Rund 20 Schlüsseln dran hing. Diese waren alle ziemlich alt, hatten aber eine ziemlich merkwürdige Form wie Green auffiel. Er suchte einen besonders merkwürdigen raus und steckte ihn ins Schlüsselloch. Aber die Tür ging nicht auf. Anstelle wurde ein kleiner Bannkreis sichtbar. Gerade mal so groß das eine Hand drauf passte, was Grey auch tat. Einen kurzen Augenblick strahlte seine Hand auf und dann verschwand der Bannkreis. Die Tür öffnete sich mit einen lauten Quittchen einen Spalt breit. Grey seufzte.

"Die Tür ist kaputt. Eigentlich müsste sie ganz aufgehen. Ich sag Itzumi nachher mal Bescheid", sagte Grey und schob die Tür auf. Er überließ Green den Vortritt und sie eilte an ihn vorbei in den Raum. Dieser war zuerst völlig dunkel, doch als Grey das Licht einschaltete stockte ihr der Atem.

So viele Bücher hatte sie noch nie auf einen Haufen gesehen. Die Regale waren teilweiße 10 Meter hoch und voll gestopft mit antiken Büchern. Einige Regale waren auch leer und Bücher waren auf dem Boden gestapelt. In einen Regal lagen teilweiße nur Schriftrollen. Auch Steintafeln waren zu finden. Der Boden war aus dem gleichen weißen Marmor wie auch in den anderen Räumen. Vier kleine Kanäle mit kristallklarem Wasser schlängelten sich bis zur Mitte des Raumes. Über den kleinen Kanälen führten Brücken. Dort plätscherte das Wasser in einen Springbrunnen. Das Wasser kam aus einer Engelsstatur. Die Bibliothek wurde durch mehrere Lampen erleuchtet. Diese Lampen wurden jedoch nicht durch normale Technik betrieben sondern in deren Inneren leuchtete etwas. Fast sie wie tausend Glühwürmchen. Doch lange nicht mit derselben Kraft. Denn es waren gerade mal vier dieser Lampen eingeschaltet, der Rest stand kalt und unbeleuchtet da. Doch trotzdem konnten diese vier Lampen den gesamten Raum Licht spenden. Green konnte am Ende des Raumes große Fenster sehen, vom Boden bis zur Decke. Allerdings waren diese zugezogen. Schade fand Green, aus so großen Fenstern musste es eine wunderschöne Aussicht sein.

"Das sind insgesamt über 5000 Bücher, aus allen Zeiten. Jedes Buch ist handgeschrieben und die sind alle von Wächtern verfasst worden", sagte Grey mit einen Lächeln. Er war an ihr vorbei gegangen, stellte sein Glas auf einen Tisch ab und ging auf ein Regal zu.

Den Wächtern musste wirklich langweilig gewesen sein, dachte Green. Die sich einfach mal ein Buch aus dem Regel gegriffen hatte.

Grey stieg auf eine Leiter und hoch bis zum letzten Regal. Er holte eins der dicksten raus und schlug es auf. Genau das was er gesucht hatte. Hoffentlich würde das Green wenigstens ein bisschen die Augen öffnen...

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!!!!!!!!!!", schrie Green von unten und Grey viel vor Schreck fast runter.

"Was ist denn los?", fragte ihr Bruder während er das Buch hoch angelte was er gerade noch mit dem Fuß auffangen konnte.

"Da ist Blut drin!" Sie zeigte anklagend auf das Buch was sie auf dem Boden geschmissen hatte. Grey sah sie verwundert an und kletterte runter.

"Ich glaube das ist ein Tagebuch"

"Ist das Blut etwa echt?!"

"Wahrscheinlich"

"UND DAS IST NORMAL?!"

"Ja. Zeig mir mal das Buch" Die Beiden tauschten Bücher aus. Green nahm das von Grey recht widerwillig an. Sie hatte keine Interesse an Bücher die mit dem Herzblut von Irgendwem geschrieben worden war. Das Buch was Grey ihr gegeben hatte war in dunkelrotes Leder eingebunden und die Schrift (wieder diese Sprache von der Green kein einziges Zeichen verstand) war aus Gold. Vorsichtig blätterte sie im Buch. Die Seiten waren uralt und auch schon total vergilbt. Auf einigen Seiten waren Bilder, die Green jedoch gar nicht weiter beachtete. Sie wollte gar nicht wissen was nach Blut kam.

"Green das ist ein Buch über Gifte und Gegengifte, da hat nur jemand drin gekleckert!", er lachte und stellte das Buch zurück ins Regal. Green grummelte etwas davon, dass sie es wohl kaum wissen konnte, weil sie es ja nicht lesen konnte. Dann hielt sie das Buch hoch was er ihr gegeben hatte.

"Was ist das für eins?"

"Les doch Green!"

"Ich kann es doch nicht lesen"

"Doch kannst du. Das ist angeboren", sagte er während er auf die Regale auf der anderen Seite zu schritt.

"Wie kann so was angeboren sein?" Erst jetzt viel ihr auf das die Regale vor denen sie jetzt standen als erstes Schubladen hatten. Diese waren mit Zahlen beschriftet. Mit Jahreszahlen. Die ersten waren total verbleicht, man konnte sie kaum noch lesen. Grey war zu der aktuellen gegangen und bückte sich.

"Genauso wie deine Lichtmagie angeboren ist Green" Er holte wieder seinen Schlüsselbund heraus und suchte den Richtigen raus.

"Die war bei mir nicht angeboren"

"Doch war sie, du hast sie nur nicht bemerkt" Grey führte die gleiche Prozedur aus wie bei der Tür. Schlüssel rein, Bannkreis, Hand drauf und die Schublade öffnete sich. In der Schublade lag eine Schriftrolle in einer Glashülle. Die Rolle war mit einem weißen Band verbunden. Am Band hingen kleine weiße Glöckchen.

"Wie kann man so was denn nicht bemerken? Was ist das Grey?" Der Angesprochene stand wieder auf und rollte die Rolle aus.

"Das, Green... ist unser Stammbaum", sagte er voller Stolz. Ach deshalb gab es so viele Schubladen... dachte Green.

"Darf ich mal?", fragte Green und ihr Bruder reichte ihr die Rolle. Sie ging in die Mitte des Raumes und setzte sich an den Rand des Springbrunnens. Grey folgte ihr.

Den Anfang überflog sie, ihre Vorfahren waren ihr egal. Sie suchte ihre Mutter und fand White auch weiter unten. Der volle Name, der Wächterrang, die Geburtsdaten, die Todesdaten und die Todesursache standen unter dem Bild welches White als 20 Jährige zeigte. Green folgte dem ersten Pfeil und fand einen Mann der Grey ziemlich ähnlich sah. War das ihr Vater? Nein, dagegen sprachen die Todesdaten. Er war viele Jahre vor ihre Geburt gestorben, er konnte unmöglich ihr Vater sein. Aber er schein Greys zu sein.

"Grey, sind wir nur Halb Geschwister?" Er nickte und sagte:

"...Ich habe einen anderen Vater. Er vor meiner Geburt gestorben..." Green nickte. Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte, deshalb nahm sie einfach seine Hand.

"Er war Windwächter stimmt´s, Onii-chan?" Er starrte sie lange an. Nicht wegen der Frage. Wegen dem letzten Wort. Green hatte ihn noch kein einziges Mal als Bruder angesprochen. Er musste sich wirklich zusammenreißen nicht in Tränen auszubrechen. Stattdessen lächelte er sie an und antwortete:

"Ja Green, das war er..." Sie erwiderte das Lächeln, sagte aber nix weiter dazu und besah sich wieder dem Stammbaum. Sie wollte wissen wer ihr Vater war, doch er stand nicht drauf.

"Hej Grey... Mein Vater steht hier nicht drauf! Kann es sein das er ein normaler Mensch ist und deswegen...", Green stockte. Ihr Vater war nicht der Einzige der nicht drauf stand. Neben Greys Bild war kein weiteres. Laut diesem Stammbaum hatte White niemals eine Tochter bekommen.

"...Ich weiß das du nicht drauf stehst"

"...A-Aber Grey kann es denn nicht sein das ich gar nicht Whites Tochter bin?"

"Green du bist ohne jeden Zweifel die Tochter unserer Mutter"

"Und warum steh ich denn nicht drauf? Und wer ist mein Vater?" Ihr großer Bruder schwieg und spielte mit dem Band von der Rolle.

"Grey...!"

"Ja... Wie hast du dir das denn vorgestellt? Kurz nach deiner Geburt sind doch alle gestorben. Wer hätte dich da denn eintragen sollen?" Das konnte nicht die ganze Wahrheit sein. Sonst hätte er niemals solange gezögert. Aber Green konnte sich schon ihren Teil dazu denken.

Wahrscheinlich wollte man nicht wahr haben das Green zur Familie gehörte und schrieb sie und ihren Vater deshalb nicht auf.

"Aber genau darum geht es Green", sie schreckte auf.

"Was meinst du?"

"Am 31.12 bist du ins Jenseits zu einen Familien Treffen eingeladen"

"ICH MACH KEIN SELBSTMORD EGAL UM WEM ODER WAS ES GEHT" Der Angesprochene sah sie belustigt an und antwortete:

"Green! Ich sterbe doch auch nicht jedes Mal wenn ich ins Jenseits gehe... Denn müsste ich ja regelmäßig sterben" Green grummelte und begann wieder den Stammbaum zu überfliegen.

"Und? Was will meine ach so heilige Familie von mir?"

"Nur mit dir reden und bitte las diesen Unterton weg"

"Ich hab doch nur die Wahrheit gesagt... Und ich glaube nicht, dass sie nur reden wollen. Das ist sicherlich so ne Art Prüfung oder so"

"Ist es nicht. Nach diesen Treffen wirst du in dem Stammbaum eingetragen, davon bin ich überzeugt! Es währe trotzdem gut wenn du dir ein Allgemein Wissen über unsere Familie aneignest"

"Sag ich doch, eine Prüfung"

"Nein. Nur du solltest schon wissen mit wem du sprichst, oder?"

"Jaaaah..." Green hatte nicht die geringste Lust darauf ihre Verwandten auswendig zu lernen. Auch nicht sie zu treffen. Aber ihr blieb wohl nix anderes übrig. Dann viel ihr auf dem Stammbaum etwas Merkwürdiges auf.

"Äh... Grey?"

"Ja?" Er war aufgestanden und wollte den Stammbaum wieder zurücklegen.

"..Ist Inzest unter den Wächtern...erlaubt?" Beinahe verlor Grey die Glasrolle. Geschockt sah er sie an. Ihr Bruder dachte sicherlich...

"...Ja... warum?" Sie wartete lange mit ihrer Antwort.

"...Weil auf den Stammbaum zwei Geschwister zusammen waren" Diese Antwort haute Grey fast aus den Latschen. Green grinste ihn an. Er hatte wirklich gedacht dass Green sich und Grey damit gemeint hatte. Sie wechselte das Thema indem sie ihn wegen ihren Glöckchen fragte.

"Da bin ich der Falsche zu! Ich kenne mich in diesen Bereich kein bisschen aus... Da musst du zu Tinami-san, soll Itzumi-san dich zu ihr bringen?", antwortete er während Grey den Stammbaum zurück schloss.

"Ich glaube nicht dass es eine gute Idee ist wenn es gerade Itzumi tut..."

"Warum?"

"Weil ich glaube das sie mich nicht mag"

"Wie kommst du denn darauf?" Das war einfach, als sie Green Heute abgeholt hatte, sah sie aus, als würde sie Green am liebsten in den Pazifik ertrinken sehen und Green hatte deutlich gehört wie Itzumi mit ihren Bruder über Greens Aussehen geredet hatte. Naja es war wohl eher Lästern.

Zuletzt ließ Green sich allerdings überreden das Itzumi sie bringen sollte. Doch bevor es soweit war nahm Grey Green noch einmal beiseite.

"Green ich muss dich was fragen..."

"Ja?" Er sah sie ernst an und fragte:

"Ich bin der Meinung dass du hier leben solltest. Das ist dein Zuhause und wir sind immerhin eine Familie. So hättest du auch bessere Trainings Möglichkeiten und auch besseren Kontakt mit unserer verstorbenen Familie" Green sah ihn ausdruckslos an. Sie hatte es geahnt das er so etwas fragen würde. Aber es war ja auch zu verstehen. Trotzdem, Green wusste ihre Antwort und sie würde dabei keine Rücksicht auf seine Gefühle nehmen.

Green drehte sich um ohne ihm eine Antwort zu geben ging zu Itzumi. Doch sie drehte sich noch einmal zu ihm um und lächelte ihn an:

"Tut mir leid Grey. Aber ich habe eine Familie! Mit der ich noch nicht einmal verwandt bin. Dennoch ist das meine wahre Familie, Onii-chan" Sie wusste nicht ob ihr Bruder verstanden hatte wem sie meinte, es war ihr auch egal.

Solange sie selbst wusste wo ihr Herz Zuhause war...
 

Hoi xDDD

So das tue ich also wenn ich dänisch Hausaufgaben machen sollte x3° *halb Däne desu*

Den Anfang hatte ich schon verdammt lange auf meinen lapi liegen ôo genau genommen seit dem 19ten Oktober xD da wollt ich unbedinkt die Hikaris schreiben und nunja es passt so schön in dieses kapi öö Das kapi sollte eigentlich länger werden. Das mit Tinami sollte noch in dieses Kapitel, aber das würde zu lang werden xD°

Zu den Hikaris nochma ûu Der Name von Greens Großvater stammt von Anni (Tekuu@Mexx) mir viel nämlich keiner ein xD ... ohje er hat keinen langen Hikari namen ._o° diese ganzen Bedeutungs dinger... *jetzt eingefügt* (die Bedeutungen stehen übingens in der Chara übesicht, sowie Todesdaten etc.)

Ich mag Seigi *_________* er ist irgendwie wie Sibi nur als Hikari xD und er sieht so gut aus >_________<!!!!!!!!

Ich hoffe das jeder Green am Ende verstanden hat öö sprich, das es klar ist wem sie mit ihrer wahren Familie gemeint hat xD Achja ûu und NEIN ich stehe nicht auf Inzest. Weder Green und Grey

...und

...schon gar nicht Sibi und Gary. Wenn da irgendwer auf falsche Gedanken kommt werde ich bissig xD!!!

So ich werd dann mal ins Bett gehen Oo° *zehn nach drei* Was man so alles tut wenn man auf seine Mutter wartet xD (und das ohne Heizung weil die Nachbarn was dagegen haben ¬¬° *frostköttel desu*)

Der Ort des Kampfes da weiter oben xD also das Metropolitan ist eins meiner lieblings Gebäude in Tokyo x3 und wer es nicht kennt da xD:

http://www.thehighrisepages.de/hhkartei/tokrath.htm

*das so cool findet*
 

Saku

*würde sich über Kommis freuen*

=uu=
 

Ps:

Buäh TT in diesen Kapi kam ja gar kein GxG T_____________T *entzugserscheinug*

SIBI! NÄCHSTES MAL MACHST DU AUF SLOWMOTION UND LÄSST GARY GREEN RETTEN

Genie und Wahnsinn zu gleich

Genie und Wahnsinn zu gleich
 


 


 

Green wunderte sich wirklich das Itzumi sie zum richtigen Ort gebracht hatte. Bei der wusste man ja nie.

Tinami lebte nicht direkt in Tokio, sondern außerhalb. In einen Observatorium am Meer. Während Green die Stufen zur Tür hochstieg, viel ihr auf das die Sonne gerade unterging. Ein wirklich schöner Ausblick bot sich ihr. Kein Wunder. Meer und Sonnenuntergang:

Das konnte nur schön sein. Jedoch hatte sie keine Zeit sich diesen Ausblick noch weiter zu widmen. Sie klopfte gegen die Glastür. Die Tür war mit einen Rollo zugezogen.

Ein Mädchen öffnete die Tür einen Spalt breit.

"....Ja?" Ganz sicherlich nicht Tinami. Green würde Itzumi umbringen. Sicherlich hatte sie sie sonst wo hin geschickt.

"Äh... Bin ich richtig bei Asuka?", fragte Green zögernd. Die Tür öffnete sich ein wenig weiter und die Hikari konnte ein Mädchen von cirka 11 Jahren erkennen. Sie hatte mittelanges, glattes Azurblaues Haar und auch Azurblaue Augen. Das kleine Mädchen trug blaugrün kariertes Kleid.

"Ja. Wollen Sie zu meiner Schwester?" Schwester? Ok, Itzumi würde doch am Leben bleiben. Fürs erste. Green nickte und das Mädchen lies sie reinkommen.

Zum zweiten Male an diesen Tag stockte Green der Atem. So viele Waffen hatte sie noch nie gesehen. An der Wand waren Glasvitrinen in denen Waffen aller Art hingen. Waffen die Greens Stab ähnelten, aber auch Pfeil und Bogen, Hiebwaffen, zu Green Verwunderung auch eine riesige Axt wo sie gar nicht wissen wollte an wem die benutzt worden war. Green viel auf das sich über Boden ziemlich viele Kabel schlängelten. Eindeutig mehr als in jedem normalen Haushalt.

Plötzlich konnte Green Kairas Stimme hören:

"NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN! NICHT SCHON WIEDER!" In dem Zimmer aus der Kairas Stimme gekommen war wurde Green jetzt rein gelassen. Sie staunte nicht schlecht:

Kaira saß zwischen den Kabeln auf dem Boden und ließ gerade ihren Frust an einen Controller aus. Doch als die Green sah ließ sie ihn wie vom Blitz getroffen los. Auf der Fensterbank saß ein Mädchen das Green nicht kannte. Sie hatte ihr hellgrünes Haar zu einen Haarknoten gebunden die mit zwei Haarnadeln zusammen gehalten waren. Ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie auch ihre Haare. Sie trug Klamotten im chinesischen Stil und auch so sah sie aus wie eine Chinesin. Tinami hatte ihre Beine auf dem Tisch und in der einen Hand hielt sie einen Controller, in der Anderen war sie an einen Computer zu werke. Sie war freizügig wie immer angezogen. Green fragte sich ernsthaft warum sie sich nix einfing, bei der Kälte die draußen herrschte.

"Ah Ee-chan! Ich hab dich schon erwartet!"

"WAS?! UND DAVON SAGST DU MIR NIX ASUKA?!", keifte Kaira sie an. Wenn sie nämlich gewusst hätte, dass Green kommen würde, hätte sie niemals angefangen Videospiele zu spielen. Das tat ihren Image nicht gut.

Das grünhaarige Mädchen stieg vom Fensterbrett und stolperte auf dem Weg zu Green beinahe über eins der Kabel, die in diesem Zimmer fast den ganzen Boden überwucherten.

"Ich freue mich dich kennen zu lernen! Du musst Green-san sein, richtig?" sie hatte eine sanfte, ruhige Stimme viel Green auf.

"Äh ja und wer bist du?"

"Ilang Ling, ich bin die Wächterin der Natur"

"Das hab ich mir schon gedacht!" Ilang lächelte ein wenig verlegen, kam jedoch nicht zum antworten weil Tinami an ihnen vorbei zu ihrer Schwester lief.

"Und das ist meine kleine Schwester Azu-chan! Die kleine ist eine Nachwuchswächterin mit dem Element des Wassers! Und obwohl sie wie ne 11 jährige aussieht ist sie 16 Jahre jung!" Green klappte der Mund auf. Sie sah absolut nicht aus wie 16. Weder Größe, Körperbau noch das Aussehen.

"Azura Asuka" Das Mädchen schaute zu Boden. Während Tinami drauf und dran war sie durch zu knuddeln. Kaira gesellte sich zu ihnen (warf dem Bildschirm mit dem "Game Over" vorher aber noch einen feindseligen Blick zu) und raunte Green und Ilang zu:

"Ich bewundere Azura dafür das sie ihre Schwester aushält"

"So jetzt aber alle raus! Ich habe einen Auftrag und ich muss vorher mit Ee-chan ein paar Wörtchen wechseln und noch das Eine oder Andere wechseln...", Tinami grinste. Während Green sich fragte ob das wirklich eine gute Idee war. Kaira flüsterte irgendwas zu Tinami, diese grinste sie nur an. Ilang verabschiedete sich von Green mit den Worten das sie sich sicherlich bald wieder sehen würden. Dagegen hatte Green ganz sicherlich nix, das Mädchen war ihr sympathisch.

Als alle drei Mädchen den Raum verlassen hatten und die Tür hinter ihnen zugefallen war, setzte Tinami sich wieder an ihren Computer und bat Green einen Stuhl neben sich an. Sie setzte sich und späte zum Computer, doch sie verstand kein einziges Wort davon was darauf stand. Tinami jedoch alles zu verstehen und drehte sich zu Green um.

"Das wird spaß machen! Endlich mal wieder eine Herausforderung... Ee-chan ich brauch dein G.94.H!" Die Angesprochene sah sie verdattert an.

"....Mein... was bitte?"

"Na dein süßer Anhänger! Eindeutig einer meiner besten Waffen, aber die deiner Mutter gefällt mir auch sehr gut! Mein Vater war wirklich ein Genie... Dieses simple Design hatte was, obwohl ich ja eher auf Details stehe!" Green antworte erstmal nicht. Sie hatte die Waffe ihrer Mutter nur einmal gesehen und ihr war es sowieso egal wie ihr Stab nun aussah. Hauptsache er funktionierte. Sie beschloss nicht auf Tinamis Schwärmerei einzugehen.

"Sag doch gleich das du mein Glöckchen haben willst! " Green war drauf und dran ihre Kette zu öffnen als sie zögerte:

"Wie lange denn?"

"Dir wird nix passieren" Zögernd gab Green es ihr und Tinami nahm es in die Hand. Sie würdigte es jedoch keines Blickes und suchte irgendetwas in einer Schublade. Sie fand es auch und klemmte es sich hinters Ohr. Als sie einen Knopf drückte tauchte wie aus dem nix eine Art Brille auf, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Green ging näher ran. Diese Brille oder was es war, schien keine feste Substanz zu haben und sie war blau. Ohne Greens fragenden Blick zu beachten schaute Tinami sich nun das Glöckchen genauer an.

"...Nuja... Ziemlich tiefer Riss. Du solltest deine Halbis besser unter Kontrolle haben, ein wenig tiefer und es währe aus gewesen, Ee-chan! Tat weh oder?" Green sah sie erstaunt an. Sie musste vom Riss sprechen den Siberu damals dem Glöckchen verpasst hatte. Aber woher wusste sie dass es Siberu gewesen war? War das etwa der Grund warum das Glöckchen nicht mehr funktionierte?

"Woher weißt du das?" Tinami lachte und antwortete:

"Ich bezweifle das du irgendwo etwas findest das dieses Material so einen geraden Riss verpassen kann! Es ist nämlich ziemlich robust weißt du? Das kann nur durch die Hand eines Dämons -bezüglich Halb, geschehen sein! Es war Si-kun ne?" Green konnte ihre Verwunderung wirklich nicht mehr zurück halten. Tinami war klüger als sie von Außen auf einen wirkte. Green fragte woran sie das gesehen hatte und sie antwortete:

"Also ich hab schon bemerkt das Ga-kun der vernünftigere von Beiden ist! Das war ja auch nicht besonders schwer zu erkennen..." Green sah sie lange schweigend an. Diese Spitznamen waren wirklich.... Einzigartig. Sie toppten alles.

Sie zögerte eine Weile dann fragte sie:

"...Was hältst du eigentlich von den Beiden?"

"Ich mag keine Vorurteile. Ich zweifle allerdings auch nicht daran das 99% der Dämonen bösartig sind..." Green schwieg und sah auf den Boden. Natürlich wusste sie das Tinami Recht hatte. Aber sie hatte gehofft, dass wenigstens sie nicht Greys Meinung teilte. Das Green Jemanden in ihren Umfeld hatte der nicht vom Dämonenhass besessen war. Mit Sho konnte sie darüber wohl kaum reden und es war schwer mit Pink ein ernsthaftes Gespräch zu führen.

Tinami bemerkte ihren Blick und musste unwillkürlich Grinsen.

"...Aber Ga-kun und Si-kun scheinen zu den 1% zu gehören! Willst du auch einen Pockie haben?", Tinami hielt ihr die Packung hin und Green nahm sie ohne ein Wort zu sagen an. Die Klimawächterin fuhr fort als währe nix geschehen und untersuchte weiter das Glöckchen. Green musste zugeben, dass sie ziemlich erleichtert war. Jetzt gab es wenigstens eine Wächterin die nix gegen die Beiden hatte - Pink nicht mitgezählt. Ob Ilang die gleiche Meinung hatte? Hoffentlich... Kaira wollte sie lieber gar nicht erst fragen. Sie mochte wohl Niemanden. Oder tat wenigstens so.

Tinami weckte Green aus ihren Gedanken:

"Hm... Tja da kann ich wohl nix machen, aber das war vollkommen klar..."

"WAS?!"

"Dieses Glöckchen ist nicht mehr zu retten", sagte sie und ehe Green überhaupt was sagen konnte legte Tinami das Glöckchen auf den Tisch. Ihre Hand leuchtete hellblau auf, sie holte aus und direkt auf das Glöckchen zu. Green machte sich auf den Schmerz bereit, sie kniff die Augen zusammen....

Doch es passierte nix.

Zögernd öffnete Green die Augen wieder. Tinami hielt ihr eine kleine Kugel vor die Augen. Diese Kugel hatte die gleiche Größe wie Greens Glöckchen. Im Inneren er Kugel sah es so aus als würde sich darin Nebel befinden. Man konnte deutlich die Energie erkennen die sich darin befand. Der Großteil war schwarz. Nur in der Mitte leuchtete schwach ein kleiner weißer Punkt.

"Das, ist das einzige Wichtige an dem G.94.H"

"Pink meinte mal das mein Glöckchen die Kraft meiner Seele speichert, ist es das?" Die Angesprochene lachte.

"Extrem einfach ausgedrückt! Typisch Pi-chan eben! Aber Ee-chan weißt du eigentlich den Grund dafür das die Umwandlung nicht länger möglich war?"

"Nein, du etwa?" Sie stand auf und ging zu einen Schrank. Aus diesen holte sie weiße Kabel.

"Natürlich weiß ich das! Es hat was mit Ga-kun und Si-kun zu tun"

"Was hat das denn mit den Beiden zu tun?"

"Lass mich dir erklären... Normalerweise benötigen Hikaris eigentlich keine Waffe. Sie können ihre Kräfte auch ohne freisetzen. Die Waffe dient lediglich als Verstärker. Du kannst das nicht und das ist keine Frage des Trainings. Du brauchst deinen Stab zum...nunja sagen wir "umwandeln". Ohne deinen Stab könntest du deine Magie nicht als Attacke freisetzen weil dein Element zu stark von deiner - wie die Hikaris es so schön nennen: "Unreinheit" beeinflusst wird. So gesagt dient dein Stab also als eine Art "Filter".

Deinen Stab habe ich mit acht Jahren gemacht, mir wurde nur gesagt, dass er auf diese Art funktionieren sollte. Aber dass du späterhin Si-kun und Ga-kun kennen lernen würdest, hat mir Niemand erzählt. Dieser, sagen wir mal dauerhafte "negative" Einfluss von Außen hat das System von deinen Stab zum überlasten gebracht und joa das Ergebnis siehst du ja!" Green schwieg, sie musste den Haufen Daten erstmal noch mal durchdenken. Es war also nicht ihre Schuld, sondern unbewusst Siberus und Garys. Toll. Das machte die Sache nicht besser. Im Gegenteil.

"Und was willst du nun machen?"

"Ist doch ganz einfach! Ich brauche einfach ein Material was immun gegen negativen Einfluss von Außen ist und natürlich brauchst du wieder einen Stab mit dem EL-Hen System! Würde ja auch ein wenig auffallen wenn du mit dem Stab durch die Gegend laufen würdest!"

"Was ist denn EL-Hen?"

"Hm, wie sag ich das damit dus verstehst... Das EL-Hen System versteckt die wahre Gestalt deines Glöckchens, alles klar? Schade dass Derjenige so früh gestorben ist der es erfunden hat...", die Angesprochene nickte. So schwer war das ja auch nicht zu verstehen. Green fragte wer dieses System erfunden hatte. Tinami sah von ihren Computer auf und grinste:

"Mein Vorfahre! Er hat vor 311 Jahren gelebt. Er war fast so intelligent wie ich! Er hieß Tao Asuka. Leider ist er wie gesagt viel zu früh gestorben"

"Woran ist er denn gestorben?"

"Das weiß niemand so genau... Angeblich soll er sich überarbeitet haben. Daran zweifle ich. Asukas sind gewöhnt Tage durch zu arbeiten. Das haut uns eigentlich nicht so leicht um... Wir schlafen den einfach ein paar Tage durch, weißt du?" Sie schaute nachdenklich drein und nahm ihre blaue Brille ab.

"Vielleicht hat er ja an etwas ziemlich Großen gearbeitet?", fragte Green während sie zu ihrer Tasche griff.

"Groß ist leicht untertrieben. Er hat an etwas gearbeitet was unmöglich ist. Selbst für Asukas" Green sah auf. Etwas was unmöglich für Asukas war? Was konnte das sein? Musste ja wirklich undurchführbares sein, wenn Tinami so offen zugab, dass ihre Vorfahren daran gescheitert waren...

"Was denn?"

"Er hat nach einer Möglichkeit gesucht den Tot zu überwinden. Lass mich dir gleich sagen das die Fähigkeit zur Wiedergeburt, die dein Bruder besitzt etwas anderes ist. Die hatte er schon bevor er starb", sagte Tinami völlig ausdruckslos. Sie konnte sich nicht erklären aus welchem Grund Tao das hätte tun sollen. Jeder wusste doch, dass es keinen Weg gab Tote ins Leben zurück zu holen. Viele vor ihm hatten es versucht und waren daran gescheitert. Wollte er es deshalb? Wollte er beweisen, dass es möglich war? Wollte Tao beweisen das er besser als seine Vorfahren war? Das ergab keinen Sinn... Tao war ohne Zweifel genial. Er brauchte nix um sich zu beweisen. Außerdem hatte sie gehört das Tao seine Arbeit geliebt hatte. Er arbeitete nicht um Ruhm zu erlangen. Tinami hatte schon oft darüber nachgedacht. Zuerst hatte sie gedacht dass die Hikaris Tao diesen Auftrag gegeben hatten. Aber wozu brauchten die ein ewiges Leben? Deren Seelen lebten ewig. Sie brauchten keinen Körper um sich in das Geschehen der Lebenden einzumischen. Ob er jemand Anderen ins Leben zurückholen wollte? Aber Wem? Seine Verlobte starb nach ihm, seine kleine Schwester auch und sonst war nix über seinen Freundeskreis bekannt. Es währe auch unlogisch wenn er einen Wächter wiederbeleben wollte. Den in der Zeit in der Tao gelebt hatte, waren Wächter stolz darauf im Kampf zu sterben. Da wollte sicherlich niemand wiederbelebt werden. Und wenn selbst die Hikaris nix davon wussten?

Das war eines der Dinge auf die Tinami schon ewig eine Antwort suchte.

Green antwortete nicht. Was sollte sie darauf schon antworten?

"Seine Verlobte -übrigens eine deiner Vorfahren, begann auf Taos Tot hin Selbstmord. Einen ziemlich brutalen Selbstmord... Auch das ist unlogisch...."

"Warum ist das unlogisch? Ich meine sie hat ihren Verlobten verloren. Ich kann gut verstehen warum sie das getan hat!"

"DU kannst es, ICH auch. Aber eine HIKARI nicht! Hat Grey die noch nicht erzählt das eine Hikari erst sterben "darf" wenn sie zwei Kinder bekommen hat?" Green nickte. Das war einer der Regeln über die sie sich besonders aufgeregt hatte. Eine Hikari musste sogar mit 17 verlobt sein. Wenn sie sich vorstellte, dass sie in einen Jahr heiraten würde, wurde ihr schlecht. Sie war doch noch nicht einmal verliebt...

Sie musste plötzlich an Siberu und Gary denken....

Green schüttelte hartnäckig den Kopf.

"Und Ee-chan diese Hikari hatte KEINE Kinder"

"Äh na und? Glaubst du nicht dass es ihr in diesen Moment egal war? Es war immerhin ihr Verlobter..." Tinami lachte hohl.

"Ee-chan versuch dich in einer Hikari hineinzuversetzen" Green sah sie lange an und sagte es währe schwer, aber sie würde es versuchen.

"Ok...Was glaubst du ist einer Hikari wichtiger? Ihr Stolz oder Liebe?"

Beide schwiegen. Green hätte sofort das Zweite genommen, aber eine "richtige" Hikari? Sie wusste nicht genug von Ihnen um das richtig einzuschätzen. Aber sicherlich das Erstere. Immerhin waren sie regelrecht besessen.

"...Ich antworte für dich. Selbstverständlich der Stolz. Und selbst wenn sie Tao von ganzen Herzen geliebt hätte, sie war ebenfalls regelverliebt. Es kommt noch besser! Die Hikari "lebt" noch im Jenseits!" Tinami griff zu den Pokies und steckte sich zwei auf einmal in den Mund, während Green sie geschockt ansah.

"HÄ?! Wieso ist das denn so ein großes Mysterium rum?! Mann brauch sie doch nur zu fragen!" Die Klimawächterin wartete lange mit ihrer Antwort. Genauer gesagt bis sie ihre beiden Pockis ganz aufgegessen hatte.

"Seit 311 Jahren spricht sie kein einziges Wort mehr darüber. Man hat versucht in ihre Gedanken einzudringen. Brachte allerdings nix. Sie hat sich vollkommen von der Welt abgeschirmt"

"Also hirntot?"

"Nein das trifft es nicht. Sie ist sonst völlig normal, nur wenn man irgendwie ihren Tot nur erwähnt ist es als währe sie -wie du so schön sagst, hirntot. Ich muss zugeben; Ich versteh es nicht! Wenn sie nicht darüber reden will, denn müsste man trotzdem in ihre Gedanken eindringen können - Kann man aber nicht! Es ist als währe es vollkommen weg oder nie passiert!" Green seufzte. Ihr wurde das langsam zu viel und zu verwirrend. Auch wenn es ganz interessant klang. Aber wenn nicht einmal Tinami oder die Hikaris den Grund wussten, denn würde Green es sicherlich auch nicht herausfinden.

Tinami seufzte. Sie hatte sich schon oft genug den Kopf darüber zerbrochen und war immer noch nicht auf eine logische Erklärung gekommen.

Erst jetzt viel ihr Greens Tasche auf und sie sagte:

"Ee-chan was willst du denn mit so was?" Tinami hatte gerade bemerkt, dass Green ein Buch in ihrer Tasche hatte. Es war das Buch was mit roten Leder eingebunden war. Die Hikari wusste selbst nicht wie es dahin gekommen war. Wahrscheinlich hatte Grey es ihr einfach in die Tasche gesteckt. Dieser Idiot! Hatte er immer noch nicht gescheckt, dass Green das nicht lesen konnte?

"Ich habe keine Ahnung! Ich kann das nicht einmal lesen, ich werde es Grey sofort zurückgeben" Tinami nahm das Buch und sah es mit einen Grinsen an.

"War ja klar das Grey-sama dir so was andreht!"

"Sag bloß du kannst das lesen?!"

"Natürlich! Und du auch! Du musst dich nur darauf konzentrieren" Die Klimawächterin hielt ihr das Buch vor die Augen. Green nahm es ihr aus der Hand und versuchte sich auf die Schriftzeichen zu konzentrieren. Das würde doch niemals klappen. Niemand hatte ihr beigebracht so was zu lesen. Sie kannte diese Zeichen erst sein ein paar Tagen... Doch plötzlich...

"...D....", dann stoppte sie ab. Der Titel des Buches war ihr plötzlich so klar als währe er in ihrer eigenen Sprache geschrieben. Und der Titel gefiel ihr überhaupt nicht.

"DÄMONEN ENZYKLOPÄDIE TEIL EINS?!"

"Jap es gibt fünf!"

"NIEMALS" Green streckte ihr das Buch entgegen als würde es sie beißen wollen.

"Nimm! Ich will les nicht lesen! Da steht sicherlich nur allen möglichen Schwachsinn drin!" Doch Tinami machte keine Anstalten ihr das Buch abzunehmen. Sie sah sie nur verwundert an.

"Ich würde es trotzdem lesen! Ist ganz witzig"

"WITZIG?! EINEN HAUFEN VORURTEILE NENNST DU WITZIG?!"

"Ach Ee-chan... Diese Vorurteile treffen nun mal auf Großteil von ihnen zu!" Green sah sie finster an. Sie sah nicht wo der Sinn darin war, so was zu lesen. Wenn sie fragen hatte dann konnte sie doch einfach die Beiden fragen? Und was bitte sollte darin stehen? Sie bezweifelte stark, dass Wächter jemals ein Gespräch mit einem Dämon geführt hatten, welches nicht mit "Ich bring dich um" anfing und endete. Trotzdem beförderte sie das Buch zurück in ihre Tasche. Lesen würde sie das nicht. Sie würde es Grey zurückgeben.

"Du kannst deine neue Waffe morgen 12.33 abholen!"

"Ok. Brauchst du nur solange?"

"Klar! Du solltest bis dahin aber nicht alleine unterwegs sein" Green grinste.

"Ich bin sowieso nie allein... Darf ich dein Telefon benutzen?" Sie hatte zwar ein Handy, aber das kostete ihr Geld. Das wollte sie natürlich umgehen. Tinami dachte sich nix dabei und gab ihr den Hörer. Green gab die Nummer ein.

"Hi Sibi! ... Jaaaaaha mir geht's gut.... Ich hab dir doch gesagt wo ich bin! ... Ups, oki denn hab ich es halt nur Gary erzählt... schon gut! Ich tue es nie wieder! ... nein?! Damit hat das nichts zu tun... Ich vertrau dir, jaaaaaaa.... Ok ok... Weißt du Sibi deshalb darfst du mich jetzt auch abholen... jaaa ich bin zu gütig... NEIN wir gehen nicht aus... NEIN HAB ICH GESAGT... Ich lass mich nicht bestechen.... Nein... Da musst schon mehr geben... Nicht Heute ja? ... Wir können zusammen Weihnachtsgeschenke kaufen wenn du willst.... Ja ich brauch was für Grey... NEIN ICH STEHE NICHT AUF INZEST... Er ist mein Bruder ok?! ... Du wirst Deinen doch auch was schenken... ja Buch oder so... Was ich ihm schenke? Wie kommst du darauf das ich es überhaupt tue?.... Ja du bekommst was.... Nein dein Geschenk ist kein Date... Es lässt sich einpacken ok? ... NEIN DU PERVERSER... Hol mich jetzt bitte ab, wir können später darüber diskutieren... UND ICH SCHENK DIR NIX IN DIESE RICHTUNG....nein auch nicht mein Herz.... Ich hab doch gerade gesagt das es nicht in diese Richtung ist... Sibi hör auf! Tust du das extra?!... ja bis gleich...Ja ich hab dich auch lieb... ich weiß selbst das es nicht das gleich ist wie "Ich liebe dich"... Denn sag es mir doch nicht andauernd... SIBIIIIIIIIIIIIIIIII NICHT JETZT! UND SEI FROH DAS ICH MEIN GLÖCKCHEN NICHT HAB!" Mit diesen Worten legte sie auf. Sie war knallrot geworden. Tinami schaute sie mit einen breiten Lächeln an.

"Ihr versteht euch anscheinend gut..."
 

Hoi xD

Ja dieses Kapi ist kurz ich weiß ûu gerade mal 3500 Wörter... Aba nuja was hätte ich denn hier noch reinknallen können ôo° ne ich finds gut so... mal ein Kurzes xD

Das was Tinami über ihren Vorfahren erzählt hat, muss man sich merken ûu das wird im späteren Verlauf sehr wichtig ûu

Das nächste kapi wird LANG xD ich glaube ich muss es in zwei Kapis aufteilen xDD
 

Es wird ein Wiedersehen geben....

Ein recht unerfreuliches....

Für Sibi wird es eine Schicksalhafte Begegnung geben...

Eine neue Wächterin wird gefunden...
 

Was genau das sein wird sieht ihr im nächsten Kapitel "Happy (?) X.mas"!

*mit nem großen Grinsen abzisch*

Happy (?) X.mas Teil 1

Vor dem lesen weise ich auf ein mögliches Fremdwort hin:

OMT = "Oh mein Teufel" also das Gegenteil zu OMG xD gut wollte ich nur sagen Ûu
 

Viel spaß beim lesen ^^
 

Happy (?) X.mas Teil 1
 


 


 

"Am Weinnachten arbeiten! Ich fass es nicht!", beschwerte Green sich lauthals. Gary wies sie daraufhin das es gerade mal seit fünf Minuten der 24.12 war. Da sie die "Arbeit" schon hinter sich gelassen hatten, war diese noch am 23sten. Green antwortete ihn gar nicht. Dieser Schlaumeier. Er hatte überhaupt kein Weihnachtsgeschenk von ihr verdient!

...Als ob sie Eins hätte. Als sie mit Siberu los gewesen war, hatte sie keins gefunden. Sie wollte ihm nicht irgendetwas schenken. Es musste was besonderes sein. Aber was? Zu allen Überfluss hatten sie ja schon den 24ten. Sie hatte überhaupt keine Zeit mehr etwas zu besorgen. Vor allen Dingen weil sie schon früh bei Sho sein müssten. Green sollte ja kochen. Tinami und Ilang würden auch kommen. Kaira nicht. Sie hatte gemeint auf so was Primitives hätte sie keine Lust. Ilang hatte gesagt sie würde auch ihren kleinen Bruder mitbringen. Das würde ne Nacht werden... Green hoffte inständig dass die Dämonen Heute mal Ruhe geben würden. Sie wollte ein normales Weihnachtsfest, ohne irgendwelche ungeplanten Zwischenfälle. Alleine schon wegen Sho. Sie durfte nix von Greens Nachtleben wissen.

Dazu kam noch das sie davor noch zu Grey musste. Aus fairen Gründen hatte sie ihn sogar gefragt ob er auch zum Weihnachtsfest kommen wollte. Doch der Gedanke Gary und Siberu zu treffen gefiel ihm scheinbar nicht wirklich. Obwohl ihn der Gedanke das Green alleine zusammen mit ihnen war, auch nicht gefiel. Aber Tinami und Ilang waren ja auch da... Das hatte ihn beruhigt.

Trotzdem hatte sie ihm ein Geschenk besorgt. Das musste sie ihm noch vorbei bringen. Was sie wohl bekommen würde? Dämonen Enzyklopädie Teil 2? Ein selbst gemachtes Kleid in weiß? Grey war richtig überrascht gewesen als Green ihn wegen dem Weihnachtsfest gefragt hatte. Er meinte er hätte noch nie Weinachten gefeiert. Denn die Wächter feierten kein Weinachten. Sie hatten auch sonst keine Feiertage. Grey hatte ihr erklärt das nur die Geburtstage der ersten Wächter als "Feiertag" angesehen wurde....

Green sah auf ihr neues Glöckchen. Es sah genauso aus wie ich Altes. Nur ohne den Riss. Als sie es von Tinami bekommen hatte waren die Flügel noch weiß, doch sobald Green sie angefasst hatte, hatten sie sich schwarz gefärbt. Die Klimawächterin hatte mit einen Grinsen gemeint: "Das hab ich mir schon gedacht!" Green hatte lieber gar nicht gefragt. Lag wahrscheinlich an ihrer Unreinheit. Dazu hatte sie aber noch ein neues Kettchen bekommen. Es war natürlich magisch. Es verhinderte dass Jemand die Kette durchtrennen konnte, somit war das Glöckchen wieder sicherer geworden. Jetzt hingen auch noch sechs Perlen dran. Zwei Blaue, Zwei Grüne und zwei Rote. Tinami meinte diese würden das Glöckchen noch verstärken. Obwohl Green sich nicht sicher war ob die es überhaupt noch brauchte. Der neue Stab war nix gegen ihren Alten. Das hatte sie gleich bemerkt. Die Ladezeiten für eine Attacke hatten sich um mindestens die Hälfte reduziert. Die Leisten waren länger und hatten eine andere Form. Sie schlängelten sich jetzt um den Stab, hoch zur Spitze. An der Spitze saß das Glöckchen in einen Kreis. Daran waren wiederum Flügel, die waren natürlich schwarz.

Sie konnte die Größe beliebig verändern. Das Kleinste war um die 30cm, diese Form wirkte wie ein Bumerang, wozu auch immer sie diese Form brauchen sollte. Das Längste war drei Meter.

Green war aufgefallen das auf dem Stab oft das Ying-Yang Zeichen war. Tinami hatte gemeint das würde sehr gut zu Green passen. Auch so, hauptsächlich war der Stab ein Farbenspiel aus schwarz und weiß.

"Wann sollen wir eigentlich da sein?", fragte Siberu. Er rieb sich die linke Wange. Green hatte ihn dort eine Ohrfeige verpasst, eine recht Heftige. Er war so blöd gewesen und hatte sich in Greens Gegenwart das Blut von den Händen geleckt. Dazu kam noch das Green in "Dämonen Enzyklopädie" gerade bei dem Kapitel "Dämonen und das Blut" angekommen war. Sie hatte es doch angefangen zu lesen, aber nur damit sie sich selbst beweisen konnte wie wenig es auf ihre Beiden Freunde zutraf. Zu sehen dass gerade das auf Siberu zutraf war schockierend. Er konnte froh sein das es nur eine Ohrfeige gewesen war, sie hatte in dem Moment nämlich auch ihren Stab in der Hand gehabt. Als sie ihn dann auch noch gefragt hatte warum er das getan hatte, hatte er verunsichert geantwortet "nur so". Daraufhin hatte Green nicht geantwortet. Sie hatte was Schlimmeres erwartet. Zum Beispiel, wie es im Buch gestanden hatte: "Weil es gut schmeckt"

...

Bei dem Gedanken wurde ihr ganz übel.

"Ich muss zuerst zu Onii-chan. Danach hol ich euch ab und wir gehen zusammen hin. Keine Sorge, ich brauch nicht lange bei Grey", sagte sie ohne Siberu überhaupt anzuschauen. Scheinbar war sie immer noch sauer auf ihn.

Green zog den Schal enger. Zum Glück schneite es nicht. Würden wohl keine weißen Weinachten werden. Kalt war es jedoch trotzdem und trotz ihres Schals, ihres Stirnbandes und ihren dicken Mantel (gegen den Siberu eindeutig gesprochen hatte) war es der Kälte gelungen Green zum zittern zu bringen. Gary bemerkte es, deshalb versuchte er sie irgendwie abzulenken:

"Wie kommst du eigentlich dahin? Oder hat dir dein werter Bruder jetzt erzählt wo es liegt?" Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

"Ich werde Tinami fragen ob sie mich hinbringen kann, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Man will mir nicht wirklich sagen wo genau der Tempel liegt, oder wie ich dahin komme" Das würde sie als erstes erledigen, danach musste sie ihm Schnelldurchlauf was für Gary finden und sich danach in der Küche abarbeiten.... Das würde ein stressiges Weihnachtsfest werden...
 

Tinami hatte nix dagegen Green zu Grey zu bringen. Sie meinte sie wollte sowieso zu Itzumi. Als Green fragte warum, meinte sie dass sie Grey seine Medizin bringen müsste. Green hatte mittlerweile herausgefunden dass Grey das schwache Immunsystem von deren Mutter geerbt hatte und deshalb regelmäßig so was trinken musste. Aber Tinami meinte es währe nix ernstes. Nix worüber man sich Sorgen zu machen brauchte. Grey schien das allerdings nicht so toll zu finden. Er maulte ständig darüber das, dass Zeug ekelhaft schmecken würde. Green war froh, dass sie nicht das schlechte Immunsystem geerbt hatte.

"Frohe Weinachten Onii-chan!", sagte Green und überreichte ihren Bruder sein Geschenk. Alleine weil sie wieder mit "Onii-chan" angesprochen hatte, freute er sich schon total, aber bei dem Geschenk schien er zu Tode gerührt zu sein. Seine Schwester hatte nicht gerade lange dafür gebraucht ihm ein Geschenk zu besorgen (was nicht heißen sollte das sie es gekauft hatte...). Es war ein Buch über die Verschiedenen Arten der Schneiderkunst in den verschiedenen Ländern und Zeiten. Green wusste nicht wirklich ob er es brauchen konnte. Aber scheinbar war die Tatsache, dass sie ihn überhaupt etwas geschenkt hatte Grund genug die Tränen zurück zu halten.

"...Danke Green! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll...!"

"Nix zu danken! Kannst du es überhaupt brauchen? Ich meine du weißt das sicherlich schon alles..."

"Ach was! Darum geht es doch auch nicht! Es ist die Geste die zählt" Grey umarmte Green plötzlich. Er schien sich wirklich zu freuen. Sie klopfte ihn zögernd auf die Schultern. Dabei sah sie wie Itzumi ihr einen giftigen Blick zuwarf.

Die hat die Liebe ihres Bruders doch gar nicht verdient, dachte Itzumi. Eine Fehlgeburt wie sie hat gar nix verdient. Nur einen tragischen und schmerzlichen Tot.

Dann wand sie sich ab und tat so als währen Grey und Green gar nicht da.

"Ähm Grey...Du kannst mich jetzt loslassen..." Die beiden Geschwister lösten sich voneinander und Grey stand auf.

"Ich hab auch was für dich!"

Greens Befürchtungen bewahrheiteten sich kaum 15 Minuten später. Grey hatte wirklich ein Kleid für sie gemacht. Und so wie es aussah hatte er daran mehr als nur eine Nacht gearbeitet. Herrje sie war wirklich glücklich dass keiner ihrer Freunde sie in diesen Aufzug sah. Grey allerdings schien es allerdings alles andere als lächerlich zu finden. Er war überglücklich Green mal in was Weißes zu sehen. Vor allen Dingen weil es mal was war was einer Hikari würdig war.

"Und? Gefällst dir?"

"...Äh..."

"Das wirst du auch anhaben wenn wir unsere Familie besuchen!"

"WAS?! ZUR PRÜFUNG MUSS ICH SO WAS ANHABEN?!" Er sah sie tadelnd an.

"Das ist immer noch keine Prüfung! Green! Wie oft soll ich dir denn noch sagen das dass nur ein Familien Treffen ist?" Nur ein Familien Treffen? Wenn es nur so was war, warum musste Green denn alle möglichen Daten über die Hikaris auswendig lernen? Grey hatte zwar gesagt das sie nur wissen sollte mit wem sie sprach, aber daran glaubte Green nicht so recht. Dafür war er viel zu verbissen bei der Sache. Es reichte ja nicht einmal das sie die Namen der wichtigsten Hikaris kannte, nein sie musste auch noch Geburts- und Sterbedaten wissen und wie sie gestorben waren. Wo doch allein schon der Name so schwer zu merken war... Die bestanden immerhin aus mindestens vier Wörtern und der Längste hatte Acht. Den ihres Bruders hatte sie immer noch nicht gelernt.

Dazu kam noch das Allgemeinwissen über die Wächter, welches Green jetzt auch lernen musste. Denn selbstverständlich war ihr Allgemeinwissen in diesem Bereich nicht hoch. Wie sie gelernt hatte waren die Wächter in verschiedenen Rängen eingeteilt. Der beste Rang war der Erste, dann der Zweite und zu guter letzt den Dritten. Auf Diesen waren alle Wächter von Geburt an und wurden je nach Leistung und Erfahrung hoch gestuft. Mit vier Jahren vom Dritten auf den Ersten - das war der Rekord. Und wer den hatte den? Selbstverständlich White. Aber was Anderes war auch nicht zu erwarten. Green war logischerweise die einzige Hikari die mit 16 noch auf Dritten rum hing, denn wer hätte ihr was beibringen sollen? Green hatte grinsend gemeint, dass sie den ja auch einen Rekord hielt. Grey hatte nicht geantwortet, doch sein Blick hatte mehr als tausend Worte gesagt. Er hatte vor sie so schnell wie möglich auf den Zweiten zu kriegen.

Green schaute auf ihre Armbanduhr die sie abgelegt hatte. Es war schon spät, sie musste langsam los.

"Grey ich muss auch leider wieder los, du weißt ja die Party..." Der Angesprochene nickte verbissen. Sein Gesichtsausdruck hatte sofort umgeschlagen. Green nahm ihre Sachen.

"Und du bist dir sicher, dass du wirklich nicht mitkommen willst? Denn könntest du Sibi und Gary mal kennen lernen... Sie sind wirklich nicht so wie du sie dir vorstellst!"

"Nein danke. Ich lege keinen Wert darin mit zu Kommunizieren", sagte er mit finsterer Miene. Es würde sicherlich sowieso irgendwann dazu kommen und diesen Moment wollte er solange wie möglich herauszögern. Er hoffte inständig das Tinami und auch Ilang dafür sorgen würden das Green nicht zustieße.
 

Als das Trio von Siberu, Gary und Green bei Sho auftauchten waren zwei davon extrem genervt und der Andere deprimiert. Der Deprimierte war Siberu. Er hatte rumgejammert weil Green sich angeblich anzog als hätten sie 10° minus, wie er es so schön sagte. Und das wo sie nur einen roten Pulli mit weißen Pusch Ärmeln trug. Dazu einen knielangen Rock mit Strumpfhosen. Nicht gerade das was Siberu vorzog (aber natürlich sah alles an Green gut aus). Von deren Streiterei war Gary angenervt.

Naja... Er hatte noch einen anderen Grund sich den Kopf zu zerbrechen.

"Na endlich! Green ich brauch dich in der Küche! Und wo habt ihr Pink gelassen?", waren Shos Begrüßungsworte als sie rein kamen.

"Sie kommt nach hat sie gemeint", sagte Green während die beiden Brüder sich umschauten. Green hatte nicht übertrieben. Die Minazaiis mussten im Geld schwimmen.

"Wann kommt denn deine kleine Schwester?", fragte Siberu mit einen Grinsen. Gary verdrehte die Augen und hing seine Jacke auf. Sein Bruder dachte auch wirklich nur an das eine.

"...Schwester?... Ohje. SCHON SO SPÄT?! AH ICH WERDE ZU SPÄT KOMMEN! Ich muss sie jetzt vom Flugplatz abholen, Tinami und die Lings sind schon da. Green du weißt ja wo alles ist, ne? Fang du schon mal an! Ich habe alles eingekauft... Hoffe ich... Ach und Firey würde sich sicherlich über Sushi freuen!"

"SUSHI?! Ich mach doch kein Sushi zu Weinachten!"

"Du weißt doch wie sehr sie das mag und in England konnte sie das nicht essen, meinte sie. Sie meinte sie müsse da was essen was "Haggis" heißt... Frag mich nicht was das ist... ACH ICH KOMME ZU SPÄT!" Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Jacke und verschwand aus der Tür. Die Drei warfen sich einen viel sagenden Blick zu dann fragte Green an Gary gewand:

"Was ist Haggis?"

"Innereien eines Scharfes" Die Angesprochene verzog das Gesicht.

"Wie eklig! Zum Glück musste ich das noch nie essen. Obwohl ich Sushi auch eklig finde. Roher Fisch! IE. ICH HASSE FISCH... Naja ich werd mal die Anderen begrüßen und mich dann an die Arbeit machen. Acht Personen erfordert ne Menge essen, und das bleibt alles an mir hängen", sie seufzte und machte sich auf den Weg.

"Ich werde dir helfen Green-chan!", rief Siberu und folgte ihr. Gary, der nix anderes zu tun hatte, tat dies auch. Das würde ne Nacht werden...
 

Wie sich herausstellte war der kleine Bruder von Ilang genauso friedfertig und sympathisch wie Sie. Daichi war ein Jahr jünger als sie, hatte die gleichen hell grünen Haare und die gleichen Augen. Was Green am allermeisten freute war das weder Tinami, noch Ilang und Daichi die gleichen Vorurteile gegen Siberu und Gary hatten wie Grey. Scheinbar war ihnen egal ob sie Halbdämonen waren. Gary war zwar verschlossen wie immer, doch das machte Siberu mit seiner offenen Art locker wieder weg.

Beim Kochen konnte er ihr allerdings weniger helfen. Green hatte ein volles Programm und das musste alles auch noch so schnell wie möglich fertig werden. Da duldete sie Siberus Annäherungsversuche kein bisschen. Da er lieber bei ihr blieb, schnitt er brav das Gemüse. Gary allerdings war nicht so hilfreich. Der hatte die Bibliothek gefunden und das hieß wiederum, dass man ihn so schnell nicht wieder sehen würde. Dachte sich auf jeden fall Siberu. Er war es immerhin gewesen der seinen Bruder davon erzählt hatte, in der Hoffnung er würde sich zwischen den Büchern verziehen und ihn und Green alleine lassen. Doch Gary war ja leider nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte einfach ein spannendes Buch mit in die Küche genommen und Siberu damit einen Strich durch seinen genialen Plan gemacht.

"Anikiiiiiiiiiiii? Glaubst du nicht das du dich in der Atomsfähre der Bibliothek besser konzentrieren kannst?" Der Angesprochene schaute nicht einmal von seinem Buch auf.

"Deine Fürsorge ist ja wirklich rührend Silver. Aber nein danke. Ich konnte mich 15 Jahre lang in deiner Gegenwart konzentrieren und dann werde ich es jetzt auch tun können" Siberu wollte gerade antworten als Green ihn anfuhr:

"Entweder du hilfst mir, oder du gehst raus!" Siberu drehte sich wieder zu ihr um.

"Klar Green-chan! Ich habs dir doch versprochen"

"Wir haben noch viel zu tun! Und Gary....", sie drehte sich mit einen finsteren Blick zu ihm um.

"...DU KÖNNTEST JA AUCH MAL HELFEN!" Er sah über sein Buch.

"Ich dachte eine Hilfskraft reicht dir"

"Ganz zufällig muss ich hier acht Personen ernähren!"

"... Es scheinen neun zu werden", sagte er mit finsterer Miene und klappte sein Buch zu. Green verstand ihn nicht. Siberu sehr wohl . Er hatte vor Schreck das Gemüsemesser verloren und war drauf und dran in Panik auszubrechen. Gerade als Green fragen wollte was los war, tauchte aus heiterem Himmel ein Mädchen auf. Ein Mädchen mit knallgrünen Haaren, die sie als zwei Zöpfe trug, rote bis pinke Augen: An Denen Green eindeutig erkannte das dieses Mädchen kein Mensch war. Die Pupille war viel dünner als normal. Das war ein Dämonen Mädchen, mit einem merkwürdigen Kleiderstil. Viel zu freizügig. Der war allerdings nix gegen sie selbst. Das erste was sie tat war Siberu um den Hals zu springen, diesen wich die gesamte Farbe aus dem Gesicht.

"SIIIIILLVEEER-SAAAMMMAAA! WIE SEHR HAB ICH EUCH VERMISST! IHR SEIT SO PLÖTZLICH VERSCHWUNDEN! ICH HABE AUF EURE RÜCKKEHR GEWARTET; ABER IHR SEIT NICHT ZURÜCK GEKOMMEN! WIE KONNTET IHR MICH SOLANGE ALLEINE LASSEN?!

...

Achso! Das sollte eine Prüfung für mich sein! Eine Prüfung der Liebe! Ihr wolltet meine Liebe zu euch testen! OH SILVER-SAMA! SEIT VERSICHERT, ICH, RUI EURE TREUE UNTERGEBENE GELOBE EUCH IMMER ZU LIEBEN! ICH ZWEIFLE NIE WIEDER AN EURE LIEBE!" Scheinbar bemerkte Rui nicht das ihr "Silver-sama" kaum Luft bekam. Deshalb konnte er ihr auch nicht antworten.

Green starrte das Geschehen vor ihren Augen ungläubig an. Was bitte redete die da für einen Schwachsinn?! Siberu und... DIE DA?! SIBERU war in DIE verliebt?!

Sie wand ihren Blick zu Gary, der jetzt neben ihr stand.

"Wer zum Teufel ist das?!"

"...Rui. Sie ist Silvers Untergebene"

"Wohl eher ein Fangirl"

"Nein. Schlimmer, glaub mir ich muss es wissen"

"RUI LASS MICH LOS!", keuchte der Rotschopf, der sich immer noch in Ruis fester Umarmung befand und gegen der Erstickung kämpfte. Green hatte wirkliches Mitleid mit ihm. Ein Blinder mit einen Krückstück sah das er es alles andere als ihre Gefühle erwiderte. Aber was sagte man so schön? Liebe machte blind. Da viel Green gerade ein was Grey immer zu sagen pflegte: Dämonen sind nicht fähig zu lieben. Ha. Sie hatte ein lebendes Beispiel gefunden, das es möglich war. Obwohl Ruis Liebe schon Besessenheit glich.

"Aber Silver-sama! Wir haben uns solange nicht mehr gesehen... Ich hab euch doch so vermisst!", quietschte Rui.

"RUI LOSLASSEN! DAS IST EIN BEFEHL!" Widerwillig ließ sie ihn los und sah ihn mit großen Augen an. Der flehende Ausdruck passte - wie Green fand, nicht zu ihren Dämonen Augen. Siberu der jetzt auf dem Boden saß (nieder gedrückt von Rui), japste nach Luft.

"Oh Silver-sama! Ihr seht noch genauso gut aus wie früher! Obwohl mir das Blut ein wenig fehlt... und der Mordlustige Ausdruck in ihren Gesicht... Das waren noch Zeiten...! Die schönsten meines Lebens - an eurer Seite...!", das Mädchen driftete ab. Siberu sah genervt an und versuchte sich nicht an die Zeiten zu erinnern in denen Rui an seiner Seite hing, oder sich an seinen Arm klammerte... oder den ganzen Körper. Er schüttelte stur den Kopf. Das war bis jetzt einer der größten Pluspunkte der Menschenwelt gewesen: Rui war NICHT da. Und was jetzt?! Jetzt zerbrach alles. Was würden seine weiblichen Fans dazu sagen, wenn so ein Mädchen an ihn heftete?

Er zuckte mit den Mundwinkeln. Schlecht. Eindeutig, dies war sehr schlecht für sein Image. Obwohl... diese Komplimente waren immer wieder schön zu hören.

An Stelle vom Rotschopf wich jetzt allerdings Green die Farbe aus dem Gesicht. Siberu, Blut und einen Mordlustigen Ausdruck im Gesicht. Nein das wollte sie sich nicht vorstellen. Das war genau das wovon Grey immer erzählte.

"So es reicht! Wir wissen alle das Sibi gut aussieht, aber damit kannst du ihn draußen voll schleimen! Ich muss hier kochen, also raus", sagte Green. Gary verdrehte die Augen. Sich mit Rui anzulegen war die schlechteste Idee überhaupt. Nunja wohl eher die nervigste. Rui war nicht unbedingt extrem stark, aber dafür umso nerviger. Jeder da etwas gegen "ihren Herr und Meister, Silver-sama" sagte, wurde sofort zu ihren Todfeind erklärt. Wenn Rui erfahren würde in welcher Beziehung Siberu und Green zueinander standen, war Green in Ruis Augen sowieso so gut wie Tot.

Rui wand ihren Blick widerwillig von Siberu.

""Sibi"?"

"Ja. Was dagegen das ich ihn so nenne?"

"Ja. Silver-sama muss geehrt werden und so ein peinlicher Spitzname ist Seiner nicht würdig. Wer bist du eigentlich? Bist du Blues?" Es trat Schweigen ein. Rui funkelte sie weiter finster an. Siberu war aufgestanden. Green sah Gary an und flüsterte ihm zu:

"Was meint sie?" Er zögerte. Ihr viel auf das er rot geworden war... Knall rot.

"...Sie denkt das du meine... Untergebene wärst"

"...Achso, na da- WAS?!" Doch ehe Green weiter ausflippen konnte, sagte Siberu mit drohendem Unterton:

"Green-chan gehört ganz und gar MIR. Blue hat überhaupt keinen Anspruch auf Green. Weder seelisch noch körperlich" Irgendetwas sagte der Hikari das er es vollkommen ernst meinte. Obwohl ihr dieses "seelische und körperliche" irgendwie einen Schauer über den Rücken jagte. Wahrscheinlich lag es daran das er dies mit absolut ernster Miene sagte und er war immerhin nicht oft ernst. Doch.. hätte er das nicht an einen anderen Zeitpunkt sagen können?! Zum Beispiel wenn kein verrücktes Fan Girl in der Nähe war?!

Siberu schaute zu seinen Bruder. Er wollte seine Reaktion darauf sehen. Der Rotschopf schien ins Schwarze getroffen zu haben. Der Gesichtsausdruck von Gary hatte sich extrem verfinstert.

Gary wusste nicht einmal wieso Siberus Spruch ihn so aufregte. Es war immerhin normal, es war typisch für Silver. Er kannte die Gefühle seines kleinen Bruders für Green und bis jetzt hatte es ihm auch nicht sonderlich gestört.

Er seufzte. Selbstverständlich hatte es ihn gestört. Green war immerhin nicht irgendein Mädchen. Sie war die Freundin der beiden... Trotzdem sollte er sich von seinen kleinen Bruder nicht so leicht provozieren lassen.

...Immerhin war er nicht in Green verliebt.

Rui ging näher an Green ran und beäugte sie skeptisch.

"Silver-sama musste, während er nicht in meiner Nähe sein konnte, einen Ersatz finden und da hattest du das große Glück, dass er gerade dich ausgesucht hat...." Die Angesprochene starrte sie an. Doch zum antworten kam sie nicht denn Rui hatte sich wieder Siberu zu gewand:

"Silver-sama, ihr habt mein Mitleid! Aber nun hat euer Leid ein Ende gefunden!"

"Welches Leid?", Rui überhörte die Frage und wand sich wieder Green zu. Gary sah es kommen, Zickenkrieg.

"...Sag mal..."

"Was?!"

"Du bist doch eine Hikari"

"Ach was"

...

"...SILVER-SAMA GEHT'S EUCH GUT?! OMT! OMT OMT OMT! HABT IHR SCHMERZEN?! LICHT INTUS?! OMT OMT OMT ICH WERDE EUCH RETTEN!

....

JETZT VERSTEH ICH! DAS IST DIE ERKLÄRUNG! DIE HIKARI HAT EUCH MIT HILFE VON IRGENDEINER TECHNIK VERFÜHRT! OMT SILVER-SAMA! ICH WERDE EUCH VON DIESEN EINFLUSS BEFREI-" Sie holte gerade aus um ihn wieder um den Hals zu springen, als wieder mal ein Mädchen in der Küche auftauchte. Leider sah die Rui nicht, so das sie brutal überrumpelt wurde.

"GREEN!" Und es folgte eine stürmische Umarmung von Green, die das fremde Mädchen sofort in ihre Arme schloss.

"FIREY! Wir haben und ja ewig nicht gesehen!" Siberu starrte fassungslos das fremde Mädchen an. Das war Firey? ... Er hatte sie sich vollkommen anders vorgestellt. Das Einzige was sie mit Sho gemeinsam hatte waren die roten Haare und die braunen Augen. Firey trug ihre feuerroten Haare als geflochtenen Zopf, Dieser ging ihr fast bis zu den Knien. Alles Andere stimmte nicht überein. In der Größe stimmte nix. Zum Ersten war sie kleinwüchsig, sicherlich ein halben Kopf kleiner als Green. Das war unbedingt das Schlimmste:

Dieses Mädchen hatte keine Oberweite.

Genauso wenig wie Rui.

Siberu war wirklich immer nur mit platten Mädchen bestraft. Er musste Green dringend überzeugen... Sie war die Einzige die seiner Coolness Wert war.

"Du bist Shos Schwester?", fragte Siberu. Die Angesprochene drehte sich zu ihm um. Eine Weile starrte sie ihn an.

Gott, sah der süß aus... Sie brauchte ihn nur anzuschauen und sie bekam Herzklopfen. Verdammt! So was war ihr noch nie zuvor geschehen. Im ersten Moment glaubte sie das er womöglich mit ihr verwandt war, wegen den roten Haaren. Hoffentlich nicht...

"...Ja warum?", fragte Firey und versuchte nicht irgendwie verschüchtert oder verunsichert rüber zu kommen.

"Weil ihr euch nicht besonders ähnlich sieht. Besonders oben rum nicht. Warum ist dein Spitzname eigentlich "Firey"? Besonders heiß siehst du ja nicht au-" Weiter kam der Rotschopf nicht. Er verstand nämlich plötzlich warum sie "Firey" genannt wurde: Sie hatte ihm eine Ohrfeige verpasst, allerdings keine Normale. Ihre Hand stand dabei in Flammen und das wortwörtlich. Währe er nicht so schnell ausgewichen, hätten seine Haare Feuer gefangen. Siberu musste zugeben das er das Mädchen falsch eingeschätzt hatte. Er hätte eigentlich gedacht sie war ein Mädchen das sich alles gefallen lassen würde. Da hatte er sich spürbar geirrt. Dieses Mädchen war eine Gefahr für seine Haare.

Fern halten.

Definitiv.

Rui, Green und Gary standen geschockt da. Rui weil sie nicht fassen konnte das überhaupt jemand es wagen konnte Silver-sama zu schlagen. Green weil Firey gerade aus dem nix ihre Hand zum brennen gebracht hatte und Gary weil er nicht begriff das Niemand gemerkt hatte das Firey magische Eigenschaften besaß. Allerdings war Firey am meisten geschockt. Sie starrte ihre Hand an, die wieder normal war. Die Flammen hatten nicht einmal eine Brandblase hinterlassen.

"Firey du... du hast gebrannt", stammelte Green. Immer noch starrte die Angesprochne ihre Hand an. Rui war mit einen schrillen Schrei zu Siberu gestürzt, der skeptisch untersuchte ob sein Aussehen Schaden genommen hatte.

"...Das ist aber nicht das erste Mal... immer wenn ich sauer werde dann... brenne ich irgendwie oder es geht irgendetwas in meiner Umgebung in Flammen auf...Ich weiß auch nicht was das ist!", sagte Firey mit zitternder Stimme. Man sah ihr deutlich an das ihr überhaupt nicht wohl dabei war, sie war den Tränen nah. Green wusste genau wie sie sich fühlte. Als sie erfahren hatte dass sie magische Fähigkeiten hatte, war sie auch fertig mit den Nerven gewesen. Aber Firey hatte doch gerade gesagt das es schon öfters passiert war? Denn müsste sie es doch eigentlich schon gewohnt sein.... Aber sie hatte niemanden gehabt der ihr diese Tatsache erklärte. Hieß das Firey war auch eine Wächterin? Den musste sie die Feuerwächterin sein. Green dachte nach. Als sie Firey das letzte Mal gesehen hatte, da konnte sie so was noch nicht. Ganz sicher nicht.

"Dafür dass du eine Heulsuse bist, hast du einen ganz schönen Schlag drauf. Flachbrett", mischte sich Siberu auch mal ein. Rui nickte ihm eifrig zu. Green war drauf und dran ihm noch mal eine zu scheuern. So gemein kannte sie ihn gar nicht. Warum machte er Firey nieder?!

Doch Firey war aufgesprungen und sagte:

"MIT WELCHEN RECHT BELEIDIGST DU MICH?!" Siberu blieb cool. Von so einen flachen Mädchen ließ er sich nix gefallen.

"Mit welchen Recht? Einfach mal aus den Grund weil es wahr ist?"

"WAHR?! WER BIST DU ÜBERHAUPT DAS DU MIR SOWAS UNTERSTELLST?!"

"Ja erst zusammen schlagen und dann nach den Namen fragen. So haben wirs gern" Doch ehe Firey antworten konnte ging Rui dazwischen. Drohend zeigte sie mit dem Finger auf Firey und schrie:

"DU BRUTALES WEIBSTÜCK! DU HAST ES GEWAGT SILVER-SAMA ZU SCHLAGEN! DAMIT HAST DU EINE TOD SÜNDE BEGANGEN! AUßERDEM WEISS ICH AUS EIGENER ERFAHRUNG DAS SILVER-SAMA NICHT AUF SCHLÄGE STEHT! KANNST DU DIR ALSO ABSCHMINKEN DU FLACHBRETT!" Green wand sich zu Siberu und sah ihn extrem schielend an.

"Sibi... WAS habt ihr gemacht wenn ihr alleine wart...?"

"Nix. Ehrlich. Ich hab versucht es zu vermeiden mit ihr alleine zu sein...." Gary mischte sich ein:

"Denn, Green du musst wissen... Ruis Ziel ist..."

"...Mich zu vergewaltigen"

Green klappte der Mund auf. Entsetzt sah sie ihn an, dann Rui und dann wieder ihn. Das hatte sie ihr nun auch wieder nicht zugetraut. Was ging in ihren kranken Kopf vor?!

"... Gary?", sagte Green mit einen gezwungenen Lächeln.

"...Ja Green?"

"....Du hast doch nicht auch so eine reizende Untergebene oder?"

"Nein, zum Glück... Warum?" Green sah ihn lange an. Sie konnte und wollte sich gar kein Fangirl wie Rui an Garys Seite vorstellen. Diese Vorstellung war einfach zu... scheußlich.

"Hej... Es geht hier um MICH. Ich habe das Pech ständig der Gefahr ausgesetzt zu sein, dass mir ein verrücktes Mädchen an die Wäsche will! Bekomme ich ein wenig Mitleid?", Siberu setzte einen flehenden Gesichtsausdruck auf. Doch er bekam von seinen zwei besten Freunden nur einen finsteren Blick. Er kam nicht dazu zu antworten, denn in diesen Moment kam Tinami in die Küche. Ohne auf Rui zu achten ging sie mit einen großen Lächeln auf Firey zu.

"Du hast gerade Feuermagie eingesetzt, stimmts?" Die Angesprochne sah sie mit großen Augen skeptisch an und antwortete:

"Bitte was?"

"Wenn du wütend wirst Hi-chan... Fängt den irgendetwas in deiner Umgebung an zu brennen? Oder glüht deine Hand? Kennst du dich mit Bogenschießen aus?" Beim Letzteren hellte Fireys Gesicht auf und Green erinnerte sich daran das sie schon immer eine große Interesse in Bogenschießen gehabt hatte.

"Hi-chan wurdest du schon mal von einen Dämon angegriffen?"

"HÄ?!"

Rui starrte fassungslos auf das was vor ihren Augen passierte. IHR Silver-sama stand zwischen Wächterinnen -noch schlimmer! Eine Hikari war unter ihnen - und unterhielt sich mit ihnen, auf freundschaftlicher Basis. Blue tat dies zwar auch, aber bei ihm war es nicht so dramatisch. Wem interessierte schon Blue, wenn er so einen kleinen Bruder hatte?

"Welcher Dämon hat schon Interesse an so etwas", sagte Siberu.

"HALT DIE KLAPPE!"

Entsetzt sah Rui zu wie Siberu sich wie gewohnt an Green hing.

Was war nur aus ihren erhabener, cooler, unerreichter, beispielloser, einmaliger, überragender, dämonischer, blutrünstigen und unbesiegbarer Silver-sama geworden?! Was hatte dieses Etwas mit ihm getan?!

"Weißt du überhaupt was Dämonen sind Firey?", fragte Green.

"Natürlich weiß ich das. Hält ihr mich alle für blöd?" Von Siberu kam ein heftiges Nicken. Er bekam von Green allerdings sofort einen Ellbogen in die Seite.

Silver-sama würde sich doch niemals auf eine Hikari einlassen... Nein. Unmöglich. Er wurde beeinflusst. Er stand unter einen Zauber. Das war die einzige logische Erklärung. Silver-sama konnte dies unmöglich freiwillig tun! Warum hatte er sich nicht schon längst aus ihren Bann befreit?! Warum hatte Blue nur zugeschaut wie Silver-samas Coolness Kratzer bekam?! War er eifersüchtig oder hatte diese Hikari auch ihn unter Kontrolle?! Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein!

Diese Hikari war an allen schuld.

Rui musste handeln. JETZT. Sie musste Silver-sama retten. UM JEDEN PREIS.

"....DU" Green drehte sich zu Rui um die mal wieder anklagend den Finger erhoben hatte. Doch ein spitzer Schrei unterbrach Ruis Anklage gegen Green:

"GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEENNNNNN!!!!!!!"

Weder Siberu, Green, Gary noch Tinami hatten einen geringsten Zweifel wem diese Stimme gehörte. Pink.

Ruis Geduldfaden war allmählich extrem am reisen. Pink kam hereingestürmt. Als sie allerdings Firey sah, schien es ihr wichtiger zu sein sich erstmal hopsend vorzustellen als das zu sagen weswegen sie das ganze Haus zusammen geschrieen hatte.

"Pink was genau wolltest du?", fragte Green während sie ihre Cousine an den Schultern festhielt, damit sie nicht auf und ab sprang.

"Toll das Firey-chan auch eine Wächterin ist! Dann kann sie uns ja gleich mal helfen!"
 


 

Hoi xD!

So das große Geheimnis rund um Garylein wird sich denn est im nächsten kapi zeigen öö *froi* allerinds hab ich keinen bock drauf den Kampf zu schreiben xD! Ich hasse es Kämpfe zu schreiben -_-° warum schrieb ich dann Fantasy? xDDD Nuja nach dem nächsten kapi muss ich erstma kein Kampf mehr schreiben ;O; DENN KANN ICH WIEDER HIKARIS SCHREIBEN MUHAHAHAHA *die so liebt* *big freu*

Nuja heute ist der 25ste es ist 4 uhr morgens xD und ich weie meine neue tasta ein x3 das neueste model von Logitech *___________* das ist so toll >U< dieses schreibfeeling *¬*
 

Und da es so spät is will ich nur ins bett =U=
 

Also bis zum nächsten Kapi xD!
 

Uns sagt mir bitte eure meinung öö besonders zu Rui und Firey xD!
 

Ps: ich hab keien ahnung wie lange das nächste kapi dauern wird xD° das hab ich nemlich zur abwechslung ma NICHT angefangen uu° sondern das 17te xD°° ich hab voll bammel davor X__x

Happy (?) X.mas Teil 2

Happy X.mas Teil 2
 


 

Green war drauf und dran einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Kein Wunder, bei dem Chaos das sie umgab: Pink sprang auf und ab, sie war unheimlich stolz auf sich das sie den Dämon ausfindig gemacht hatte und teilte dies mit hoher Stimme ununterbrochen mit. Firey musste in Schnelldurchlauf alles Notwendige erklärt werden, Siberu gab ständig Kommentare dazu ab - was wiederum dazu führte das Firey und Green kurz vorm ausrasten waren, Rui warf so mörderische Blicke zu Green, das die Hikari notfalls schon ihr Glöckchen in die Hand genommen hatte (und sie würde nicht zögern es einzusetzen) und Gary wer der Einzige der noch genervter war als Green.

"Also Hi-chan! Du weißt was Dämonen sind oder?", fragte Tinami von der Küchentheke aus, auf die sie sich gesetzt hatte. Firey wand sich widerwillig von einen Blicke Kampf mit Siberu ab und antwortete:

"Selbstverständlich! Nach christlicher Lehre sind die Dämonen, oder auch unreine Geister genannt, einst Engel gewesen, die Gott dienten. Doch da Satan Gott stürzen wollte wurde er auf die Erde verbannt!"

...

Eine peinliche Stille trat ein. Sogar Pink hatte aufgehört zu hopsen und Rui sah nicht mehr Green an, sondern Firey. Langsam begriff Firey das sie etwas Falsches gesagt hatte. Siberu und Rui machten den Mund auf um etwas zu sagen doch Gary unterbrach Beide:

"...Aus menschlicher Sicht ist es nun mal so", sagte er kleinlaut.

"WAS?!!!!"

"OMT! ICH WUSSTE JA DAS DIE MENSCHEN GESTÖRT SIND, ABER SO DERMAßEN?!"

"WER IST HIER GESTÖRT?! DU BIST DOCH GESTÖRT MIT DEINEN "SILVER-SAMA" GEREDE!"

"SÜÜÜÜÜÜÜÜÜß! Sibi und Gary sind ENGEL!"

"Pink bitte, meine Nerven..."

"SIND WIR NICHT PINK! ...Sind wir nicht, oder Aniki?"

"SILVER ICH BITTE DICH!"

"KÖNNTET IHR FÜR EINE MINUTE RUHIG SEIN!", schrie Green mitten in dem Wirrwarr von Stimmen und augenblicklich wurde es ruhig. Green genoss kurz ihren Einfluss und dann fuhr sie fort:

"Im Moment ist es mir egal wie verschiedene Religionen von Dämonen denken und wenn ihr Apostel seid - mir egal. Das Einzige was du im Moment wissen musst Firey...", Green zeigte auf Siberu, Rui und Gary.

"...Das sind Dämonen" Die Angesprochene sah die Drei kurz an und sah den wieder zu Green.

"Und Bakayama-"

"Mein Nachname ist NAKAYAMA. Ein N und kein B!", protestierte Siberu, doch Firey achtete nicht auf ihn und sprach unbeirrt weiter:

"Ist BAKAYAMA auch ein Dämon? Es ist mir also erlaubt ihn anzugreifen?" Daraufhin lachte Siberu hohl.

"Versuchs doch, Flachbrett" Bevor Firey (der wieder die Zornesröte ins Gesicht getreten war) etwas sagen konnte, ging Green dazwischen:

"Er und Gary sind Halbdämonen, dürfen aber nicht angegriffen werden!" Gary musste ein Lachen unterdrücken. Als ob Green sie nicht oft genug angriff (auf jeden fall Siberu).

"Sie kämpfen nämlich auf unserer Seite!", beendete Green ihren Satz, mit einem triumphierenden Blick zu Rui. Die genauso geschockt war wie Firey.

"SIE TUN WAS?!", riefen Beide im Einklang.

"Ich dachte die Dämonen sind die Feinde der Wächter oder hab ich was falsch verstanden?", fragte Firey, sichtlich verwirrt.

"Das dachte ich allerdings auch! Silver-sama sagt mir das es nicht wahr ist!", sie sah ihn wieder flehend an.

"Ich sage gar nix. Nicht im Gegenwart eines Anwalts! Frag Blue!" Gary sah seinen kleinen Bruder finster an. Typisch, ihm wurde mal wieder das Reden zugeschoben. Er sah zu Green. Sie sah aus wie eine tickende Bombe kurz vor der Explosion.

"Ja Blue! Sag uns doch mal ob wir Freunde sind!" Siberu würde sich hämisch grinsend die Hände reiben, wen Diese frei währen. Doch Diese wurden gerade von Rui festgehalten. Er würde die losreißen, wenn ihn die momentane Situation zwischen seinen Bruder und Green nicht so fesseln würde. Ein falsches Wort von Gary und Green würde hochgehen. Warum hatte Siberu wohl Gary das Wort übergeben?

Derweil legte Rui ihre nackten Arme um seine Schultern, ihre Füße hoben leicht vom Boden ab, so dass sie ihren Kopf auf seinen legen konnte. Er wurde leicht bleich, zuckte mit dem Mundwinkel und schob ihren Arm weg.

Gary sah es genauso und er warf seinen kleinen Bruder, in Gedanken tausend Flüche an den Kopf. Dazu kam das Green ihn gerade "Blue" genannt hatte. Ein schlechtes Zeichen. Ganz schlecht.

"Äh..." Man konnte Green ansehen dass sie immer ungeduldiger wurde. War es für Gary den so schwer, diese simple Tatsache zuzugeben? Stand er etwa nicht dazu? War er zu stolz es zuzugeben?! Oder hatte Green sich wirklich in ihn geirrt?

"Jaaaaaa?!"

Er schwieg. Diese Tatsache brachte Green noch weiter aus der Fassung. Sie drehte sich um und sagte mit einen ironischen Lächeln:

"Ach so ist es also...!" Ohne überhaupt auf Gary zu achten ging sie auf Tinami und Pink zu und fragte wo sich der Gegner befinde. Die Klimawächterin antwortete dass sie, sie dahin bringen würde. Immerhin war es ihre Pflicht ihre Hikari auf Leben und Tot zu beschützen, was sie mit einen Grinsen hinzufügte. Firey folgte den drei Mädchen. Siberu rief nach Green, sie drehte sich auch noch einmal zu ihm um:

"Sibi ich glaube du hast andere Sorgen. Pass lieber auf das du nicht aufgefressen wirst" Das bemerkte der Angesprochene erst jetzt; Rui hatte angefangen an seinen Ohr knabbern. Jetzt schubste er sie endgültig ab und wich ein paar Schritte weg.

Gary blieb ausdruckslos stehen. Erst als er die Tür zuschlagen hörte, schien er aufzuwachen. Er verschränkte die Arme und grummelte. Sie war wirklich eine unverbesserliche Zicke. Green hätte ihm doch wenigstens zuhören können.

Doch seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, Silver hatte seinen Bruder auf dem Rücken geklopft.

"Was stehst du hier so rum und starrst Löcher in die Luft? Green-chan braucht unsere Hilfe! Also lass uns. Außerdem will ich sehen wie sich diese Hinako blamiert!" Diese Aussage schockte Rui. Entsetzt sprang sie vor ihn und sagte:

"Aber Silver-sama! Warum wollt ihr dieser Hikari helfen? Ist doch nur gut wenn sie stirbt!" Der Angesprochene seufzte und wollte gerade antworten als es zu seine Überraschung sein Bruder für ihn tat:

"Weil sie uns nun mal nicht egal ist", antwortete Gary ruhig und ohne einen der Beiden anzuschauen. Er hatte sich schon umgedreht. Siberu sah zu ihm auf. War ihm nicht klar, dass dies die Antwort war, die Green hören wollte?
 

Green, Tinami und Firey waren auf dem Weg zu deren Gegner (Pink, Ilang und Daichi blieben zurück, damit es für Sho nicht zu auffällig aussah). Die Neue unter ihnen konnte nicht gerade sagen dass sie sich wohl fühlte. Sie konnte immer noch nicht recht an das Glauben was sie gerade gehört und gesehen hatte. Es kam ihr vor wie in einen der Magical Girl Animes.

"Warum bist du eigentlich mitgekommen Tinami? Klima ist doch keine Angriffsmagie", sagte Green und Firey schaute zu ihr herüber. Ihre alte Freundin zeigte überhaupt keine Zweifel, sie war sich ihrer Aufgabe absolut bewusst. Oder es schien jedenfalls so. Wie lange sie diese "Arbeit" wohl schon machte? Als sie dich vor fünf Jahren verabschiedeten war Green noch völlig anders. Nicht als Selbstbewusste und Temperamentvolle, sondern eher als kleines ängstliches Mädchen, aber vor allen Dingen einsam. Es war damals sehr schwer gewesen, sie irgendwie dazu zu bringen zu reden. In den Jahren in dem sie sich nicht gesehen hatten, hatte sich wirklich einiges verändert. Nicht nur die Tatsache dass Green jetzt magische Fähigkeiten besaß.

Firey konnte ein Seufzen nicht zurück halten. Sie wünschte ihr Charakter hätte sich auch so verändert wie Greens.

"Ich bin mitgekommen um ein paar Informationen zu sammeln, Ee-chan! Und wie ich dir vorhin schon gesagt habe ist es meine Pflicht als Wächter dich mit meinen Leben zu beschützen, du bist immerhin eine Hikari! Das solltest du nicht ständig vergessen!", antwortete Tinami

"Ich vergesse es nicht. Ich versuche diese schreckliche Tatsache zu verdrängen!"

Firey horchte auf.

"Hikari?" Green seufzte tief.

"Ja Hikari. Ich glaube das sollten wir später bereden, Firey", sagte Green und blieb stehen. Sie ging auf Firey zu und legte ihre Hände auf ihre Schultern.

"Hör zu Firey: Misch dich nicht ein! Ich will nicht dass dir etwas geschieht und du bist immerhin totale Anfängerin! Du schaust am besten einfach nur zu, ich kann mir sowieso nicht vorstellen dass es viel Zeit in Anspruch nehmen wird" Die Angesprochene nickte etwas unsicher. Ihr war das alles absolut nicht geheuer.

Firey fuhr zusammen als sie hinter sich einen spitzen Schrei hörte, dicht gefolgt vom zersplitterten Glas. Green schubste sie etwas unsanft nach hinten. Sie stolperte fast, konnte sich aber gerade noch mal halten. Da nahm sie ein besinnlichen Klang eines Glöckchen war und irgendwie beruhigte sie Dieser. Doch er erstarb schnell wieder und Firey drehte sich um. Erstaunt stellte sie fest dass Green einen cirka eineinhalb Meter reich verzierten Stab in der Hand hielt.

Doch ihr Blick wanderte schnell zu etwas Anderen und dieses, dieses.... Etwas ließ sie vor Schreck erstarren. Im Gegenteil zu Green die nicht einmal mit der Wimper zuckte.

"Na dann... lets go!"
 

Gary war immer noch nicht wirklich ansprechbar und Siberu versuchte es auch erst gar nicht. Es hatte ewig gedauert bis sie überhaupt losgekommen waren. Zuerst Rui, die ihren Meister nicht alleine lassen wollte, dann Pink und dann Sho. Mädchen waren wirklich anhängliche Wesen.

Siberu seufzte. Besonders Erstere, die er zum Glück mit einem Trick abschütteln konnte. Er hatte sie einfach ans Essen gesetzt, unter den Vorwand er wollte was essen wenn er zurück war. Pink war einfach; Einfach Schokolade gegeben. Sho hingegen musste abgelenkt werden. Sie konnte nicht recht glauben das Tinami, Green und ihre Schwester (was Siberu immer noch nicht glauben wollte) mal eben in die Stadt gingen um noch etwas einzukaufen. Deshalb blieb Ilang und ihr Bruder auch da. Man konnte immerhin nie wissen, ob sie vielleicht auf die Idee kam bei Green und Co durchzurufen.

Siberu musste ein Lachen, bei Daichis erste Reaktion auf Pink, unterdrücken. Er hatte wirklich noch nie Jemanden getroffen der seine Gefühle so auffällig zeigte. Alle außer Pink hatten es sofort verstanden. Als er sie gesehen hatte, starrte er sie erstmal tonlos an. Als Pink ihn entdeckt hatte musste sie sich ja erstmal vorstellen. Schüttelte ihn eifrig die Hand und der arme Kleine wurde so knallrot, das Siberu dachte er würde umkippen. Daichi brachte nicht einmal mehr seinen Namen zustande. Was Pink nicht bemerkte und sich zur Schokolade gesellte. Siberu hatte deutlich gehört was Daichi gesagt hatte:

"...Ein Engel..."

"Ein ziemlich dummer Engel, wenn du mich fragst" Doch Daichi hatte den Rotschopf nicht mehr gehört, er sah ziemlich berauscht aus. Wahrscheinlich würde er morgen noch da stehen, wenn ihn Niemand ihn aufwecken würde. Man konnte wirklich nur Mitleid mit Daichi haben. Wer verliebte sich schon in Pink? Er musste wirklich ziemlich verzweifelt sein oder Amors Pfeil war weit daneben gegangen.

Der Rotschopf währe fast in seinen Bruder zusammengestoßen, denn Dieser hielt plötzlich an.

"Kannst du nicht einmal den Mund aufmachen und mich warnen? Ist das jetzt schon zu viel verlangt?"

"Du hast doch Augen im Kopf", war seine knappe Antwort.

"Ohja das hab ich und Diese sehen gerade etwas ziemlich Süßes! Sieht Green-chan in Kampfpose nicht einfach nur abgöttisch aus?" Er schlug erfreut die Hände zusammen und musste Grinsen.

"...Und ihr Rock hat einen schönen Riss! Fünf Zentimet-", doch weiter kam Siberu nicht. Denn er hatte gerade etwas gesichtet was ihm gar nicht gefiel und sprang fluchend vom Dach.

Dieses dumme Mädchen war so vom Kampf gefesselt, das sie keine Augen für ihre Umgebung hatte und Diese drohte gerade zusammenzustürzen. Ohne auf Fireys Proteste zu achten, nahm er sie unsanft hoch und sprang zur Seite. Keine Sekunde zu früh, wie Beide bemerkten, den der Strommast unter den Firey gerade noch stand viel um und hinterließ ein Meer aus Funken.

Firey war erstmal sprachlos. Konnte es sein das sie sich in ihn geirrt hatte? Das er doch einen Charakter hatte? Das er doch ein wenig "nett" war? War ihr erster Eindruck doch falsch?

...Und warum schlug ihr Herz plötzlich so schnell?

"Nakayama du hast mir das Leben gerettet...."

"Genau, Nakayama, ohne B", war das Einzige was er dazu sagte, ehe er sie wieder unsanft zu Boden ließ. Dann sah er sie fies an und sagte:

"Ich wusste doch dass du uns nur ein Klotz am Bein sein wirst! Und bild dir bloß nicht ein ich hätte freiwillig dein Leben gerettet! Das hab ich nur getan um bei Green-chan Punkte zu sammeln" Siberu atmete innerlich erleichtert auf. Image gerettet. Denn selbstverständlich wusste er dass Green es nicht einmal mitbekommen hatte. Aber er konnte unmöglich zugeben dass er es freiwillig getan hatte.

Fireys Gesichtsausdruck hatte sich urplötzlich verdunkelt und ihre Hand leuchtete wieder rot auf. Dem Halbdämon gelang es gerade noch mal ihrer brennenden Faust auszuweichen.

"Brutale Mädchen sind ziemlich unattraktiv, weißt du?"

"Ist mir doch egal was du von mir denkst! Ich lege kein Wert darauf mir dir so was wie eine "Freundschaft" zu führen! Ich kann mir übrigens nicht vorstellen das Green solch einen fiesen, arroganten und widerlichen Typen wir dich Leiden kann!"

"Ich bin nur fies zu Denen die ich nicht mag"

"Schön! Ich kann dich auch nicht leiden. Um genau zu sein, hasse ich dich!"

"Glaubst du ich empfinde was anderes?", fragte er mit gelangweilter Stimme.

"Den ähneln wir uns ja wenigstens in diesen Punkt"

Während sich die Beiden weiter stritten, beobachtete Gary von seinen Standpunkt, auf dem Dach, aus den Kampf. Green schlug sich wirklich gut. Von ihren Verletzungen schein sie keine Notiz zu nehmen. Sie war wirklich gut geworden. Eine ernsthafte Gefahr für ihn und Siberu war sie dennoch nicht geworden. Noch nicht. Er wollte sich auch gar nicht erst vorstellen wie ein Kampf zwischen ihn und Green ausgehen würde und er wollte auch nicht wissen ob er fähig dazu war sie anzugreifen.

Seine "andere Seite", sein dämonisches Ich, war es. Gary konnte nur vom Glück reden, das er Seine um einiges besser unter Kontrolle halten konnte, als sein Bruder. Zum Glück für Green.

Sie war sich gar nicht bewusst welche Gefahr sie täglich schwebte und auch nicht das ihr großer Bruder teilweiße Recht hatte.

Gary wurde aus seinen Gedanken gerissen als Green aufschrie. Er wollte schon fast runterspringen, um ihr zur Hilfe zu eilen, doch Tinami hatte die Hikari schon aufgefangen und da sie auch gleich wieder aufstand, konnte sie nicht allzu schlimm verletzt sein.

Aus irgendeinem Grund wirkten ihre Angriffe auf dem Dämon nicht. Gary besah ihn sich genauer und entdeckte auch sofort den Grund dafür. Diese Gattung von Dämon hatte nur eine Schwäche und ohne weiter darüber nachzugrübeln, rief er Tinami das zu was er sich nie verzeihen würde:

"Tinami! Diese Art hat nur eine Schwäche und das ist Kälte! Lass es schneien!" Noch ehe er den Satz zu ende gesprochen hatte, wusste Gary was für einen fatalen Fehler er begangen hatte. Aus den Augenwinkeln sah er dass Green ihn entsetzt ansah und vor Schreck ihren Stab verloren hatte. Lange blieb sie allerdings nicht in ihrer Starre, den sofort lief sie auf Tinami zu.

Doch es war zu spät Garys Befehl rückgängig zu machen. Tinami glaubte ihm (er musste es ja wissen), erhob die Hände über den Kopf und diese strahlten in hellblauem Licht. Sie sagte eine Formel und der eben noch wolkenfreie Himmel bewölkte sich in Sekundenschnelle. Die Temperatur viel rasend schnell. Es fing nicht nur an zu schneien, denn in innerhalb von ein paar Augenblicken konnte man die Hand vor Augen kaum sehen. Es ertönte ein wehleidiger Schrei des Dämons und ein dumpfer Aufschlag.

Gary fluchte über sich selbst und sprang runter. In dem dichten Schneetreiben konnte er nicht einmal die Schemen der Anderen erkennen. Ihm wurde ganz schlecht, bei dem was Green jetzt durchmachen musste - und es war seine Schuld.

Doch das Schneetreiben hielt nicht lange an und er erkannte die Umrisse seinen Bruders, der Green in seinen Armen hielt.

Sie hatte das Bewusstsein verloren.

"Green-chan! Mach die Augen auf! Tinami sag mir das es ihr gut geht!" Gary wunderte sich ein wenig über den verzweifelten, ja schon panischen Ton von Siberu.

Tinami kratze sich am Hinterkopf.

"Es ist nix Ernstes, sie hat nur das Bewusstsein verloren. Ich kann mir das nicht erklären. Ob sie von den Dämon verletzt wurde?" Der Angesprochene atmete erleichtert auf und sah jetzt auch Gary, sah allerdings sofort wieder weg.

"Nein, nicht von diesen Dämon", sagte er mit einem kalten Unterton und sowohl Tinami als auch Gary wussten was er meinte.

"Ich glaube ihr Beide wisst mehr als wir", ertönte Fireys Stimme, die ebenfalls bei Green hockte.

"Sie hat ein Schneetrauma", antwortete Gary mit erschreckend gleichgültiger Stimme, für die Siberu ihn am liebsten eine rein gehauen hätte. Firey fuhr auf und schrie ihn förmlich an:

"Und das ist dir egal?! Ich dachte ihr wärt Freunde! War dir ein Sieg etwa wichtiger als Green?!"

"Hi-chan..."

"Lass sie Tinami, sie hat ja Recht"

"Genau!", dann verstand firey erst wer ihr gerade Recht gegeben hatte: Siberu. Sie konnte nicht drum herum ihn fassungslos anzustarren und kam aus dem Konzept. Doch er sah es nicht. Der Halbdämon hatte einen ziemlich finsteren Gesichtsausruck auf dem Gesicht als er Green hochhob. Er wandte sich kurz zu seinen Bruder und zischte:

"Du hast mich schwer enttäuscht Blue. Jedem hätte ich das zugetraut - aber nicht dir"

Ohne auf eine Antwort zu warten, teleportierte er sich davon.
 

Green wachte nicht viel später wieder auf. Sie schaute sich erstmal verwirrt um, doch schnell erkannte sie wo sie war, in ihrem alten Zimmer als sie noch bei Sho gewohnt hatte. Sie ließ sich wieder ins Kissen fallen und bemerkte dass es ein Wärmekissen war. Die Hikari sah kurz aus dem Fenster, wo es immer noch schneite und wand den Blick sofort wieder ab. Trotz dem Wärmekissen und den zwei Decken die sie über sich hatte, zitterte sie am ganzen Körper. Bei so einer Kälte brachten auch zehntausend Decken nix.

"Dieser Vollidiot...", flüsterte Green leise in sich hinein. Aber er konnte ja nix dafür, sagte sie sich. Gary hatte einfach nur den einfachsten Weg gewählt. Er konnte nicht wissen dass Green Angst vor Kälte hatte und das er sie genauso angegriffen hatte, wie den Dämon.

"DU VOLLIDIOT!" Riss es Green aus ihren Gedanken. Es war Siberus Stimme gewesen und sie kam vom Gang.

"Ich könnte dich umbringen! Ernsthaft Blue, ich war noch nie so wütend auf dich! Was hast du dir nur dabei gedacht?!"

"Es war die einzige Möglichkeit"

""Die einzige Möglichkeit"?! Verarsch mich doch nicht! Es war einfach nur die Komfortabelste!" Siberu konnte es nicht begreifen. Er hatte immer geglaubt sein Bruder währe vernünftig und gewissenhaft, plane immer seine Schritte im Voraus und jetzt?! Jetzt fragte er sich ernsthaft ob es überhaupt noch Blue war mit dem er gerade sprach. Dieser zeigte absolut keine Emotionen und starrte aus dem Fenster. Hatte Siberu sich so dermaßen in seinen Bruder geirrt? War Green ihm wirklich egal?

"Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, das du von ihrem Schneetrauma weißt! Und trotzdem hast du nicht gezögert!"

Green fuhr ihm Zimmer zusammen und saß plötzlich kerzengerade im Bett.

Gary wusste es?!

Ohne zu überlegen sprang sie auf, schlug die Tür auf und lief ohne die Beiden anzuschauen Richtung Haustür. Doch vorher drehte sie sich noch einmal um und sagte:

"...Und ich habe dir die ganze Zeit vertraut! Aber ich bin dir scheinbar völlig egal!" Und schon hatte sie die Tür hinter sich zugeschlagen und war im Schnee verschwunden.

Die beiden Brüder schwiegen. Siberu wagte es nicht ihn anzuschauen, denn wenn sein Bruder immer noch keine Emotionen zeigen würde, denn wusste Siberu würde er sich nicht mehr zurück halten können.

"...Sie hat geweint", sagte Gary und unterbrach die Stille. Seine Stimme war merkwürdig abgehackt, als könnte er nicht verstehen was er gerade eben gesehen und gehört hatte.

Siberu sah ihn immer noch nicht an während er antwortete:

"Ja"

Wieder Schweigen.

"Schlag mich Silver" Erst jetzt linste der Angesprochene ihn an und er war erleichtert zu sehen das Gary nicht mehr ausdruckslos aussah. Er hatte endlich das auf dem Gesicht was Siberu sehen wollte: Schlechtes Gewissen.

"Nein das werde ich nicht tun, auch wenn du es mehr als nur verdient hast", er drehte sich zu seinen Bruder um und sah ihn finster an.

"Ich weiß das du Green-chan ein Weihnachtsgeschenk gekauft hast" Der Angesprochene wurde rot und grummelte:

"Was hat das damit zu tun?!"

"...Du hast extrem lange dafür gespart und sogar auf deine Bücher verzichtet" Der Angesprochene wurde noch röter.

"Silver..."

"ZUM TEUFEL! LASS MICH AUSREDEN! ... Du läufst ihr jetzt hinterher, sprich dich mit ihr aus - wehe du tust das was ich tun würde - und gib ihr das verdammte Geschenk!" Gary sah ihn eine Weile verwundert an und wollte gerade fragen, als Siberu ihn wieder unterbrach:

"Frag nicht. Tu es einfach, bevor ich mich doch dazu entscheide dich zum Mond zu schießen!" Gary sagte nix mehr dazu, nahm seine Jacke und folgte Green.

Der Rotschopf sah ihm eine Weile hinterher. Dann seufzte er tief und wollte sich gerade umdrehen als Firey plötzlich vor ihm stand.

"Ich dachte du wärst in Green verliebt?"

"Bin ich auch. Warum glaubst du, hab ich das getan?" Sie sah ihn forschend an und Siberu fuhr fort:

"Aber davon hast du natürlich keine Ahnung. So ich geh jetzt was essen. Rui kann nämlich ganz gut kochen" Er wartete nicht auf eine Antwort, drehte sich einfach um und verschwand um die Ecke.

Firey sah ihn kurz nach.

Sie hatte sich in ihn geirrt.

Siberu hatte einen guten Kern.
 

Green fluchte über sich selbst. Zum einen weil sie Gary überhaupt vertraut hatte und zum anderen weil sie ohne Jacke hinaus in den Schnee gerannt war. Es schneite nur noch ein wenig, aber der Schnee war trotzdem ziemlich hoch, gut fünfzehn Zentimeter. Tinami hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

Die Hikari blieb stehen und schaute sich um. Sie war in den Wald gelaufen der zum Grundstück der Minazaiis gehörte. Früher hatte sie hier oft mit Firey und Sho gespielt und kannte jedes Versteck. Aber jetzt? Jetzt wo es dunkel war, sie den Schnee zu ihren Füßen spüren konnte und die Kälte sich in sie hineinfraß, hatte sie vollkommen die Orientierung verloren. Green wusste der Wald war nicht groß, wenn sie die ganze Zeit gerade aus laufen würde, dann würde sie in den Park gelangen und Dieser war immerhin beleuchtet von Weihnachtsdekoration.

Sie setzte ihren Weg fort durch den Schnee und verzichtete darauf ihre Lichtmagie anzuwenden. Den Schnee zu fühlen war schon schlimm genug, dann musste sie ihn nicht auch noch sehen. Ihre Augen hatten sich eh schon so weit an die Dunkelheit gewohnt das sie die Bäume erkennen konnte.

So rannte sie ein ganzes Stück weiter und ihre Beine wurden langsam lahm vor Müdigkeit und Kälte. Warum sah sie nur kein Licht? Green hatte lange genug gerannt, langsam müsste sie aus diesem verfluchten Wald herauskommen.

Plötzlich stolperte sie über einen Ast und viel der Länge nach in den Schnee. Anstatt sich aufzurappeln blieb sie reglos liegen.

...

Es war so kalt...

Sie öffnete die Augen, doch sie konnte nur verschwommen die Tannen und die endlose weiße Schneeschicht wahrnehmen...

Green schloss wieder die Augen, sie machte nicht mal den Versuch wieder aufzustehen.

Sie würde einfach liegen bleiben und ganz ruhig einschlafen...

Niemand würde kommen um sie zu holen

Niemand würde sich um sie sorgen

Niemand würde sie vermissen...

Doch dann setzte sie sich auf und würde sich am liebsten selbst ohrfeigen. Green hatte wirklich gerade das Gleiche gedacht was sie vor Jahren gedacht hatte, kurz bevor sie das Bewusstsein verloren hatte und genau das was sie immer wieder in ihren Winteralpträumen heimsuchte.

Die Hikari rappelte sich ein wenig auf und lehnte sich an einen Baum. Nur eine kleine Pause...

Es war wirklich alles wie damals. Es war Weinachten, es schneite, sie war aus einen ähnlichen Grund wie damals Hals über Kopf in den Wald gelaufen... nur Eins war anders:

Green nahm ihr Glöckchen ab, legte es in ihre Hand und es strahlte auf. Die Bäume um sie herum nahmen Konturen an und Green lächelte ihr Glöckchen an.

"...Es ist nicht ganz so dunkel wie damals..." Ihr Lächeln wurde leicht traurig und sie legte ihren Kopf auf ihre Knie. Sie tat nix, sie hörte nix und klammerte einfach nur das Glöckchen in ihrer Hand fester, als währe das ihr einziger Halt in dieser Welt.

Leise flüsternd sagte sie:

"Schnee, überall Schnee...Kälte, die verschluckt...grauer Himmel,

von hohen, weißen Tannen verhüllt...

Kälte, die dich nie wieder freilassen wird...

Die dich festhält....

Wegen der du die Kraft verlierst, weiter zu gehen...

Die Müdigkeit und Schwäche in dir erweckt....

Wallender Schnee,

der keinen Laut durchlässt..."

Das Mädchen seufzte tief und wiegte sich ein wenig vor und zurück. Sie durfte nicht einschlafen, aber ihr fehlte auch die Kraft weiter zu gehen.

Doch die Müdigkeit fraß sich immer weiter in sie hinein.

Nur ein paar Minuten...

Nein sie musste wach bleiben...

Das Glöckchen flackerte, erlosch und viel in den Schnee.

Kurz bevor sie in den Schlaf viel, spürte sie etwas Warmes das sich um ihre Schultern legte...
 

Gary legte seine Jacke über Greens Schultern und hob sie sanft hoch. Dann sammelte er das Glöckchen zu seinen Füßen auf. Er besah sich kurz Green und das schlechte Gewissen überkam ihn wieder. Er war so ein Idiot gewesen. Gary würde es ihr nicht einmal Übel nehmen wenn Green ihn jetzt hassen würde. Sie hatte allen Grund dazu.

Plötzlich lief er rot an, denn Green kuschelte sich an ihn. Zögernd sah Gary zu ihr herunter, doch sie schlief noch.

Er hatte später Zeit genug um sich darüber Gedanken zu machen und teleportierte sich und Green in sein Wohnzimmer. Wo er sie erstmal aufs Sofa legte, ihr dann eine Decke holte, Heizung aufdrehte und Tee aufsetzte. Schon zum zweiten Mal an diesen Tag sorgte er dafür dass sie ihre Wärme zurückbekam. Ob er eine Wärmflasche im Haus hatte?

Doch mit seinen Gedanken kam er nicht weiter, denn Green regte sich und schlug die Augen auf. Gary sagte erstmal nix und wartete bis Green sich ihrer Umgebung bewusst geworden war. Denn drehte sie sich plötzlich zu ihm um. Wenn Augen töten könnten, denn hätte sie ihn gerade ermordet. Green wollte gerade aufstehen, doch Gary drückte sie sanft zurück aufs Sofa.

"Bleib lieber liegen" Die Angesprochene drehte sich weg und antwortete:

"Von einem Feind nehme ich keine Befehle entgegen!"

"Wir sind keine Feinde"

"Ach! Den muss ich aber noch ne Menge über Freundschaft lernen! Denn ich wusste nicht das, dass was du getan hast zu "Freundschaft" gehört! Aber Dämonen haben wohl eine andere Auffassung von dem Wort "Freundschaft"!" Der Angesprochene sah sie ausdruckslos an und stand auf, den der Teekocher hatte gepiepst.

"Ich will keinen Tee, könnte immerhin vergiftet sein", sagte Green wie ein beleidigtes Kind. Gary kam wieder zu ihr und setzte sich ihr gegenüber.

"Red keinen Unsinn. Es würde dir dadurch besser gehen"

"Mir gehst blendend, danke!"

"Sieht mit aber nicht so aus"

"Darf ich das bitte selbst entscheiden?"

"Green, ich habe dich nicht hierher gebracht um mich mit dir zu streiten!"

"Ich habe dich nicht drum gebeten!"

"Wenn ich dich nicht geholt hätte, wärst du jetzt im Jenseits"

"Wie herrlich! Denn geh ich doch noch in die Hikari Geschichte ein! Als jüngste Hikari, die jemals gestorben ist!" Gary antwortete nicht und schob ihr einfach nur den Tee zu. Silver hatte wirklich gut reden. "Sprich dich mit ihr aus". Wie denn?! Sie war absolut nicht willig ein normales Gespräch mit ihm zu führen und er konnte es ihr auch nicht verübeln.

Green nahm den Tee in den Hand und drehte ihn. Wohl um ihre Hände zu wärmen, überlegte Gary. Sie sah Gedanken verloren in das dunkelgrüne Wasser. Ob sie wirklich glaubte Gary würde sie vergiften wollen? Wahrscheinlich traute sie ihm jetzt alles zu, immerhin hatte er sie indirekt angegriffen. Er konnte sich gut vorstellen das sie in Gedanken, bei den Dingen war die Grey ihr immer über Dämonen erzählt hatte und verfluchte sich selbst das sie ihn keinen Glauben geschenkt hatte.

"...Warum Gary? Warum hast du mir das angetan? ...Bin ich dir wirklich so egal?" Gary zuckte zusammen. Er brauchte eine ganze Weile um sich wieder zu fassen und Green ließ ihn die Zeit.

Er atmete tief durch und schaute sie an.

"Green ich sage dir 100% die Wahrheit: Ich habe überstürzt gehandelt. Ich habe einfach nicht nachgedacht." Green seufzte und antwortete:

"Lüg nicht. Du planst doch deine nächsten zehn Stunden im Voraus"

"Ich sage dir wirklich die Wahrheit, aber ich kann dir nicht verübeln das du mir nicht glaubst. Ich würde es in deinen Fall wahrscheinlich auch nicht tun" Green sah ihn nur schweigend in die dunkelgrünen Augen. Sie spürte sofort wie ihre Wut abflaute und schaute weg. Die Hikari fluchte in Gedanken über sich selbst. Ihm war es wirklich als Einziger gelungen ein so tief sitzendes Vertrauen zu ihr aufzubauen. Green konnte einfach nicht drum herum ihm zu Vertrauen. Aber es viel ihr trotzdem schwer. Sie konnte nicht wirklich glauben dass er zu überstürzt gehandelt hatte. Wenn er Siberu währe, denn würde sie es verstehen. Aber es war Gary, nicht sein Bruder.

"Es tut mir wirklich Leid..." Green schreckte auf. Noch nie hatte sie so eine Tonlage bei ihm gehört. Diese verzweifelte, ja fast schon flehende, Tonlage hörte sich aus Garys Mund so falsch an. Es passte einfach nicht zu ihm.

Sofort schämte sie sich für ihre Gedanken. Natürlich konnte auch er Reue zeigen. Green hätte nur niemals gedacht dass sie der Grund dafür sein würde und dass sie eine Entschuldigung von ihm zu hören bekam. Denn immerhin war er ziemlich stolz.

"Ich werde dir vertrauen. Aber ob ich deine Entschuldigung annehme überlege ich noch!" Green zwinkerte ihn zu und nahm einen Schluck vom Tee. Sofort spürte sie wie die Wärme sich in ihren Körper ausbreitete und seufzte genüsslich.

"Ich hab dir doch gesagt dass es dir besser gehen wird", sagte er ungewöhnlich sanft und als Green kurz aufsah konnte sie kurz ein Lächeln auf seinem Gesicht sehen.

Gary sah verdammt süß aus wenn er lächelte.

Welche Überraschung kam als nächstes? Ein "Ich liebe dich"?

Sie schüttelte hartnäckig den Kopf, sie war bei den Gedanken rot angelaufen. Das war doch zu viel des Guten und das war mehr als nur unlogisch.

Um sich abzulenken fragte sie woher er und Siberu das von ihrem Trauma wussten und er fing an zu erklären. Aus fairen Gründen ließ er den Teil weg, wo Siberu die kleine Green umbringen wollte. Das würde er wahrscheinlich noch irgendwann bereuen. Aber sein Bruder hatte ihm ja auch die Chance gegeben sich mit Green auszusprechen. Das war jetzt die Wiedergutmachung.

Nach der Erzählung war es ungewöhnlich ruhig zwischen den Beiden geworden. Green musste erstmal verdauen das die Beiden ihr wohlbehütetes Geheimnis herausbekommen hatten.

"Ihr wisst also... Alles" Green war fassungslos. Gary nickte einfach nur, was sollte er schon dazu sagen?

Green füllte sich Tee nach und trank ihn auf einmal aus. Dann redete sie plötzlich ohne Hemmungen los:

"Endlich! Endlich weiß ich Wem die Stimmen damals gehört haben! Ich war nämlich doch wach, musst du wissen. Ich dachte allerdings ich hätte mir das eingebildet, ich redete mir es einfach ein und insgeheim verfluchte ich Denjenigen der mein Leben rettete. Du hättest mich liegen lassen sollen! Das währe das Beste für alle, vor allen Dingen für mich! Schau mich nicht so an! Du hast doch keine Ahnung wie es ist Tag für Tag gehänselt und verfolgt zu werden, nur weil man anders ist! Das Gefühl ganz alleine zu sein... Alleine, ohne Familie oder Freunde die einen beistehen. Die Lehrer haben nichts getan. Denen war es doch egal was sie mit mir taten. Ich war einfach nur der Spielball von Allen. Nicht fähig mich zu wehren, wurde es mir mit der Zeit egal. Denn ich wusste, ich müsste nur warten. Nicht auf eine Adoption. Diese Hoffnung hatte ich schon vor längst aufgegeben. Man wollte kein "merkwürdiges und schweigsames Mädchen, das den Mund nicht aufbekam""

Green sprach plötzlich nicht mehr auf Japanisch sondern auf Deutsch. Zum Glück war das für Gary kein Problem und er sagte auch nix dazu, er wollte sie nicht unterbrechen. Denn auf diese weiße bekam er viele seiner Fragen beantwortet.

Green fuhr fort, sie hatte es wohl nicht einmal bemerkt:

"Ich war Denen einfach nicht süß genug und ich hatte mich damit abgefunden. Also suchte ich mir einen anderen Weg aus dieser Hölle zu entkommen und was kann ich am besten? Stehlen. Ich klaute den Eltern, die zu Besuch kamen einfach immer Geld, meine Lehrer bemerkten es nicht. Bei den ersten Versuchen wurde ich schon entdeckt... Da man von meiner Angst wusste, verbannte man mich in Winter einfach für ein paar Stunden auf die...die..."

Green füllte sich mehr Tee ein und trank ihn wieder auf einmal aus. Gary bemerkte dass ihre Hände zitterten. Er wollte gerade sagen dass sie es nicht sagen musste, wenn sie es nicht konnte, doch fast so als würde Green seine Gedanken lesen sagte sie mit einen traurigen Lächeln:

"Es geht schon... du musst wissen das einzige was ich mehr hasse als Schnee ist... Eiskunstlaufen. Wir hatten eine ziemlich Große Laufbahn in der Nähe. Es wurde auch Eiskunstlaufen unterrichtet. Es viel ihnen also sehr einfach eine Strafe für mich auszusuchen, hatten ja eine wunderschöne Auswahl! Am gnädigsten waren sie noch wenn sie mich einfach extra Stunden Eiskunstlaufen aufbrummten. Doch viel schlimmer dagegen war die Strafe das sie mich in dunkeln, ganz alleine auf die Bahn setzten. Wenn es dann noch schneite..."

Green schluckte und musste sich dieses Bild aus dem Kopf schütteln.

"... Konnten sie mit mir wirklich machen was sie wollten. Woher glaubst du habe ich mein gutes Immunsystem? Egal... du willst sicherlich wissen wie ich nach Japan kam. Einfach, ganz einfach. Ich stahl mir ziemlich viel zusammen, weißt du? Als ich elf Jahre alt war, hatten wir einen Ausflug nach Berlin. Um sicher zu gehen dass ich auch ja mit durfte, war ich extra brav. In Berlin trennte ich mich unbemerkt von meiner Gruppe - oh Kari hat so geweint... - und lief zum Flughafen. Ich war damals schon ziemlich selbstständig und fand ziemlich schnell dahin. Aber dort hatte ich ein Problem: es werden keine Flugtickets an Kinder verkauft. Ich wollte schon fast aufgeben, mich mit meinem Schicksal abfinden, als ich mit Sho zusammenstieß. Sie konnte mich nur leider nicht verstehen. Wahrscheinlich dachte sie ich währe auf der Flucht oder so. Sho schleppte mich zu ihrer Mutter, die ein wenig Deutsch verstand. Oder eher, die verstand ausreichend, um zu wissen dass ich um jeden Preis aus Deutschland raus wollte. Ich bin ihr Heute noch zutiefst dankbar das sie nicht fragte woher ich das Geld hatte und das sie mich ohne zu fragen - und ohne Geld zu verlangen - mit nach Japan nahm. Sie nahm mich sogar ohne zu zögern bei sich auf und adoptierte mich. Ich lernte alle deren Kinder kennen und ich sage dir alle der fünf haben eine andere Macke, aber sind total liebenswert. Die beiden Zwillinge Hinako und Minako sind eher wie Tag und Nacht, Fumiki hat immer nur Partys im Kopf, lebt von dem vielen Geld der Familie und die älteste Chikako ist das genaue Gegenteil von ihr und studiert Jura. Keiner der Mädchen hatte Probleme damit mich als "neue Schwester" aufzunehmen.

Allerdings weigerte ich mich den Namen "Minazaii" anzunehmen. Denn egal wie dankbar ich der Familie auch war, ich wollte nicht dazu gehören. Akiko - ich sprach deren Mutter immer mit den Vornamen an, weil es für mich falsch klang jemanden "Mutter" zu nennen, mit dem ich nicht verwandt war - verstand mich und ich suchte mir "Najotake" aus. Du weißt ja dass ich mit 15 in eine eigene Wohnung zog. Akiko bezahlte es, auf meine Proteste achtete sie nicht. Den Rest kennst du ja"

Sie holte tief Luft und nahm sich noch einen Schluck. Als sie den Tee zum dritten Mal ausgetrunken hatte, lehnte sie sich zurück ins Sofa und steckte ihre Hände in die Jackentaschen. Erst dann viel ihr auf das sie Garys Jacke trug und wollte die Hände gleich wieder rausnehmen, als ihre Linke etwas ertastete was ihre Neugierde erweckte. Es war eindeutig ein Geschenk, kein besonders Großes. Aber es hatte mehrere Schleifen, konnte also nur bei einen Schmuckgeschäft gekauft worden sein. Diese verpackten deren Geschenke immerhin immer extra schön. Die Größe würde auch passen. Eine Kette? Nein, zu klein. Halsband... nein, die Größe passte eher zu einen Ring oder Ohrringe...

...Ring?

Warum dachte Green gerade jetzt daran dass sie mit 17 verlobt sein musste?

Gary bemerkte nix von Greens Untersuchungen, denn er schaute aus dem Fenster und dachte erstmal über die Dinge nach die sie ihn erzählt hatte. Sie waren alles andere als schön, aber trotzdem genoss er dieses Gefühl von Vertrauen, das sie ohne Zweifel zu ihm hegen musste, sonst hätte Green es ihm wohl kaum erzählt.

"Achja Green..." Die Angesprochene schreckte auf.

"Ä-Ähm ja?"

"Das Gefühl "anders" als die Anderen zu sein und deswegen ausgesondert zu werden, kenne ich sehr wohl" Green horchte auf und vergaß für einen Moment das geheimnisvolle Geschenk.

"Aber ich habe es nicht so ausgeprägt zu fühlen bekommen, sondern eher... Jemanden den ich sehr gut gekannt habe" Sie wollte ihn gerade fragen ob er ihr näheres erzählen konnte, als ihm auffiel wo Green ihre Hände hatte. Ihr viel sein Blick ebenfalls auf und nahm ihre Hände schnell raus. Die Hikari war knallrot angelaufen und starrte auf ihre Tasse. Da Gary genauso rot geworden war, sagte niemand der Zwei etwas dazu.

"E-Entschuldigung...", sagte sie.

"Ähm nein, schon gut..." Wieder schwiegen beide und mieden es den anderen anzuschauen.

"Ähm..."

"..Ja?"

"...Darf ich fragen für Wem das Geschenk ist?" Gary seufzte und verdrehte die Augen.

"Dumme Frage. Wohl kaum für Silver" Beide schwiegen, schaute jeder in eine andere Richtung. Bis Green es nicht mehr aushielt und fragte:

"Für wem denn nun...?"

"...Kannst du es dir nicht denken...?"

Green antwortete nicht.

"Pack es einfach aus, denn wirst du es schon wissen" Green zögerte, nahm es dann aber aus der Tasche. Wie sie es sich dachte war es wirklich von einen Schmuckgeschäft. Es war sehr aufwändig eingepackt und die Schleifen waren mit weihnachtlichem Muster verziert. Sehr langsam und zögernd packte sie es aus, während Gary es kaum wagte hinzuschauen.

Was wenn ihr das Geschenk nicht gefallen würde?

Es war kein Ring, es waren Ohrringe. Wunderschöne Ohrringe. Jeweils zwei sehr kleine goldene Glöckchen.

Green war so perplex das sie das Schätzen vergaß. Sie merkte Garys Blick. Er wollte natürlich ihre Meinung hören.

"D-Das kann ich unmöglich annehmen! Die müssen ein Vermögen gekostet haben..." Der Angesprochene runzelte die Stirn.

"Seit wann stört dich so was? Du musst sie auch nicht annehmen wenn sie dir nicht gefallen" Die Hikari schüttelte hartnäckig den Kopf und antwortete:

"Nein, das ist es nicht! Sie sind schön... und passen so gut zu meinen Glöckchen! Du hast wirklich einen guten Geschmack!"

"Also gefallen sie dir...?", fragte Gary und versuchte sich nicht unsicher anzuhören. Zum Glück viel ihr seine Röte nicht auf. Sie hatte nur Augen für die Ohrringe, was ihn erleichterte. Er hatte also doch das Richtige ausgesucht, hatte auch lange genug danach gesucht.

Green nickte mit einen erfreuten Lächeln. Sie hatte wirklich ein süßes Lächeln, kam es Gary plötzlich in den Sinn und er wunderte sich selbst über diesen merkwürdigen Gedanken.

Plötzlich stand sie auf, ging auf ihn zu und küsste Gary sanft auf die Wange.

"Danke Gary..."
 

Siberu konnte ein leises Seufzten nicht unterdrücken. Selbstverständlich war er froh darüber dass es Green wieder gut ging, aber hätte das nicht anders enden können? Zum Beispiel: Ohne Wangenkuss? Jetzt ärgerte sich der Rotschopf darüber dass er es so eingefädelt hatte.

Er ließ seine Hand durch seine Haare gleiten und schaute verbissen in den Nachthimmel.

Was war für ihn dabei raus gekommen? Außer die Erkenntnis das er langsam durchgreifen musste, nicht gerade viel. Aber er hatte einen Vorteil, einen den Blue nicht hatte und wenn er Green ebenfalls haben wollte, würde Silver nicht zögern und diesen Vorteil ausnutzen.

Green gehörte ihm und da hatte sein Bruder sich nicht einzumischen...
 


 

Hoi xD
 

Dieses Kapi ist etwas länger geworden als ich es geplant hatte Ôo° den Hauptteil hab ich an einen Sonatag geschrieben wo ich eigentlich für Chemi üben musste xD aba egaaal xD GxG rulz *___* und nicht zu vergessen das andere x3 *zu Anni schau und grinz*

Muhahahahaha ich liebe Sibi wenn er besitzergreifend ist xD! *rum grinz* das wird noch was ûu! Das nächste kapi ist so gut wie fertig ^^ hab da schon 7 Seiten xD ich liebe es einfach die Hikaris zu schreiben x3 und jetzt weiß wohl auch jeder welches Kapi es ist xD genau, es ist das kapi wo Green ihre Familie begegnet! Und nach diesen Kapi gibt es ne Überraschung x3

Danke nochmal für die lieben kommis! Sie freuen mich echt total und spornen mich an x3

*alle knuddlz und abzisch* <<in die küche xD
 

Saku

Das heilige Reich der Hikaris

"Green sei höflich. Wenn du nach deinen Namen gefragt wirst, sage deinen GANZEN Namen. Schau ihnen in die Augen. Rede NICHT von Dämonen. NUR NEGATIV. In deinen Fall solltest du lieber gar nicht von Denen reden. Versuch dir nichts von deinen Vorlieben anmerken zu lassen. Rede nur wenn du gefragt wirst und versuch ehrlich zu sein. Es kommt nicht gut rüber wenn du deine Familienmitglieder anlügst und glaub mir, sie werden es merken" Green hörte ihren Bruder kaum zu. Das meiste sagte er sowieso zum zehnten Male. In Gedanken war sie bei einen Gespräch mit Siberu welches sie kurz vor ihrer Abreise gehalten hatte.

Das Thema war Rui.

Sie lies ihren "Silver-sama" keine Sekunde aus den Augen. Dazu kam noch das alle Versuche sie loszuwerden - getarnt als Aufträge, nach hinten losgingen. Also hatte er Green um Hilfe gebeten. Zuerst hatte sie gedacht, sie sollte Rui besiegen, aber da hatte sie sich geirrt. Es war viel schlimmer;

Green sollte für eine kurze Zeit Siberus Freundin spielen.

Natürlich hatte sie abgelehnt. Es würde sowieso nichts bringen. Rui war stur und vom ihm besessen. Da konnte er heiraten und sie würde immer noch glauben dass sein Herz einzig und allein für sie schlug. Doch der Rotschopf hatte gemeint dass er ziemlich "überzeugend" sein konnte... Green wollte gar nicht wissen was er meinte. Sie blieb allerdings bei ihrer Meinung. Doch ihre Meinung kam ins Wanken, als er ihr sagte dass er sie natürlich bezahlen würde.

...

"Ich lasse mich nicht bestechen. Ich habe meinen Stolz. Ob du´s nun glaubst oder nicht" Allerdings wusste er ganz genau dass sie mit der Miete im Rückstand war und legte noch mal 20.000 Yen drauf.

Jetzt war der Stolz egal.

"Gut von mir aus! Allerdings unter einigen Bedingungen! Erstens: Du informierst Gary darüber. Zweitens: Einen Tag, nicht mehr. Drittens: KÜSSEN IST TABU! SONST ÜB ICH LIGHT SPIRIT AN DIR!" Mit einen Grinsen hatte er genickt.

"Alles was du willst, Green-chan! Und du siehst so entzückend aus wenn du wütend bist!"

Green war sich nicht so sicher ob er sich daran halten würde... Er würde sie sicherlich nicht nur für Rui ausnutzen. Allerdings wusste sie sich zu wehren. Die Vorteile einer Hikari.

Sie sah an sich herunter.

Der Einzige Vorteil.

Eindeutig.

"Grey, ist dieses Kleid wirklich notwendig?", fragte Green, während Grey seine Medizin einnahm.

"Natürlich ist es das! Du musst doch anmessend gekleidet sein! Oder willst du unserer Familie in Schwarz gegenüber treten? Außerdem steht es dir ausgezeichnet" Green antwortete nicht. Sie war nicht gerade scharf darauf ihre verstorbene Familie kennen zu lernen. Ein wenig nervös war sie auch. Denn wenn das nur ein Treffen unter Familie währe, denn hätte Green nicht die ganzen Daten und Regeln auswendig lernen müssen. Das musste einen Grund haben. Aber wenn das eine Art Prüfung war, was wollten sie denn überprüfen? Die wussten doch am Besten wie unrein sie war. Sollte sie etwa ihre Kampf Erfahrung unter Beweis stellen? Daran zweifelte sie. Aber was dann?

"So wir können los. Green bist du soweit?" Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken hoch. Grey tastete seinen Hals ab und holte eine Kette raus. An der Kette hingen zwei Dinge. Einmal einen mit Juwelen besetzten Schlüssel und den Anderen konnte sie so schnell nicht erkennen, da Grey ihn wieder unter seinen Oberteil verschwinden ließ. Er bemerkte ihren Blick.

"Was ist denn?"

"Der andere Anhänger, was war das?" Der Angesprochene lächelte.

"Meine Waffe, was denn sonst?" Sie sah ihn erstaunt an. Green hätte nicht gedacht dass er überhaupt eine Waffe besaß, sie konnte sich Grey gar nicht als Kämpfer vorstellen. Eher derjenige der hinter Denen stand, die kämpften. Was sollte ihr Bruder kämpferisch schon können? Sein Immunsystem war immerhin schwach. Dann erinnerte sie sich daran das, das ihrer Mutter auch schlecht gewesen war und sie war ganz sicherlich keine schlechte Kämpferin gewesen. Ganz im Gegenteil.

"Wie kommen wir jetzt eigentlich ins Jenseits?", erkundigte sich Green. Denn diese Frage hatte sie sich schon die ganze Zeit gestellt. Immerhin wollte sie dafür nicht extra sterben.

"Mit den Schlüssel! Aber das wirst du gleich sehen" Grey streckte seine Hand nach Greens aus.

"Ich werde schon auf dich aufpassen. Du darfst nur meine Hand nicht loslassen! Das ist das Einzige woran du denken musst" Green fragte lieber gar nicht was passierte wenn sie die Hand ihres Bruders loslassen würde und hielt seine noch ein wenig fester. Was er sofort bemerkte.

"Du brauchst nicht nervös zu sein, es ist genauso wie das Teleportieren! Nur das du ohne Schlüssel nicht dorthin teleportieren kannst. Es wird auch ein wenig länger dauern. Ok?" Green nickte etwas unsicher. Das Gefühl beim teleportieren mochte sie immer noch nicht und die zwei Sekunden, die es sonst immer dauerte, waren ihr schon genug.

Grey schloss die Augen (was Green im schleunigst nach machte) und sagte einen Spruch in der Wächtersprache. Die Green sich so schnell nicht merken konnte.

Wie auch beim teleportieren verlor Green den Boden unter den Füßen. Jedoch war es irgendwie anders. Sie fühlte sich plötzlich so leicht. Fast schwerelos. Green konnte ein Geräusch hören. Das Geräusch eines Schlosses das aufging und dann plötzlich knallte sie auf den Boden.

Immer noch mit geschlossenen Augen rang sie nach Luft, doch sie bekam keine. Panik brach in sie aus. Ohne Luft würde sie doch ersticken?! Verdammt! Das war alles nur ein Trick! Ihre Familie wollte sie umbringen! Hilfe! Sibi! Gary!

Green bekam einen Schlag auf dem Hinterkopf.

"Du brauchst nicht zu atmen! Green mach die Augen auf!" Ertönte die Stimme ihres Bruders. Green hörte auf nach Luft zu ringen und tatsächlich: Sie brauchte keine Luft. Aber wie war das möglich? Zögernd öffnete sie die Augen und fand sich in einen Kreisrunden Raum wieder. Ähnlich wie den, in den man kam wenn man sich in den Tempel teleportierte. Der Boden war ebenfalls aus Marmor, doch reich verziert mit eingraviertem Muster. Sie konnte nur eine Tür entdecken. An dieser standen zwei Wächter. Da diese Beiden genauso ausdruckslos aussahen wie Itzumi und Ryô, waren sie sicherlich Vorfahren von ihnen.

Grey ging auf den Beiden zu und Green folgte ihm. Das Gehen viel ihr ungewöhnlich leicht. Fast so als hätte sie Flügel auf dem Rücken.

Erst da viel es ihr auf. Greys sonst so schwarze Haare, waren schneeweiß. Ihre Eigenen aber, hatten immer noch das gleiche Nussbraun wie sonst auch.

"Name?", fragte einer der Beiden Tempelwächter in der Wächtersprache. Das hatte Grey ihr allerdings schon erzählt. Unter den Wächtern im Jenseits wurde nur diese Sprache gesprochen. Obwohl die meisten mehrere Sprachen konnten, war nur diese Sprache genehmigt.

Grey seufzte.

"Ihr kennt mich doch"

"Wir bitten um Verzeihung. Vorschrift ist Vorschrift. Man weiß nie auf was für Ideen Dämonen kommen", antwortete die andere Wächterin. Grey schlug die Augen nieder und lächelte.

"Ich bezweifle das sich ein Dämon nur mit einen Fuß ins Jenseits wagen würde, aber nun gut...", er holte seinen Anhänger hervor, streckte ihn vor und wies Green an das Gleiche mit ihren Glöckchen zu tun.

"Kaze Atatakasa Hikari Ikikaeraseru Shinsetsu Grey. Sohn von Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White und Eien Kaze Kanori. Wächter des Windes. Erster Rang"

"...Kurai Yogosu Hikari Green. Tochter von Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White und...", sie sah Grey an. Sie wusste den Namen ihres Vaters doch gar nicht.

"Wächterin des Lichtes. Dritter Rang", damit beendete sie ihren Satz einfach. Die Geschwister senkten ihre Arme und hingen ihre Ketten wieder um.

Die Tempelwächter verbeugten sich und sagten gleichzeitig:

"Willkommen Grey-sama und Green-sama" Nachdem sie ihre Verbeugung ausgeführt hatten, öffneten sie die große Flügeltür. Grey nahm Green an der Hand und führte sie durch diese hindurch. Der Gang den sie jetzt betraten lag wie ausgestorben vor ihnen. Die Wände, sowie der Boden war aus Marmor und wieder reich verziert. Anders als im Tempel waren die Wände kahl und keine Kunstwerke schmückten sie. Nur merkwürdig aussehende Lampen hingen an den Wänden. Der Gang ging nach Rechts und nach Links.

Green wollte gerade fragen welchen Weg, als von Rechts Schritte zu hören waren. Ohne dass Grey sich überhaupt umgedreht hatte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er drehte sich um.

"Mutter!", er ging schnell auf sie zu. Green blieb jedoch stehen. Sie hatte sich nicht einmal umgedreht. Die Panik war in ihr ausgebrochen. Ihre Mutter stand hinter ihr.

Ihre leibliche Mutter.

Nach der sie sich in ihren Kindheitstagen immer gesehnt hatte. Was wenn ihre Mutter sie abschätzend anschauen würde, sie skeptisch beäugen und sich dann angewidert umdrehen würde? Immerhin hatte Green gehört das ihre Mutter die Reinheit in Person war und das spürte sie jetzt auch. Green konnte ihre Aura spüren. Sie war nicht unangenehm, sie war warm. Doch sie weckte auch das schlechte Gewissen in ihr. Sie konnte gut verstehen warum Dämonen sich nicht freiwillig in ihre Nähe wagten.

"Green?" Ihre Stimme... Die Stimme ihrer Mutter. Sie war ruhig, aber nicht ausdruckslos. Ganz im Gegenteil. Sie war warm und gütig. Es lag nix abschätzendes in ihrer Stimme, schon gar nicht angewidert. Greens Panik war wie weggeblasen. Zögernd drehte Green sich um.

Da verstand sie auf einmal warum der Künstler des Bildes von White, welches im Tempel hing, ihr Flügel gezeichnet hatte. Es fehlten wirklich nur noch die Flügel und sie währe ein leibhaftiger Engel. Ihre Augen waren leer und weiß. Man konnte die Pupille nicht sehen, oder war Die auch weiß? Aber obwohl sie ausnahmslos weiß waren, gefühllos waren sie nicht. Sie strahlten das gleiche aus wie auch ihr Lächeln; Wärme, Güte, Geborgenheit und vor allen Reinheit.

Green fühlte sich plötzlich so unbedeutend. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war sie nix. Sie fragte sich schon fast ob sie sich verbeugen sollte. Aber nein. Es war ihre Mutter, keine Königin. Doch was sollte sie tun? Einfach "Hi Mutter!" sagen?!

Da Green die ganze Zeit auf ihre Füße geschaut hatte, hatte sie nicht bemerkt das White näher ran gegangen war.

"Du bist wahrlich meine Tochter. Unverwechselbar! Die Haare. Die hast du eindeutig von mir! Und den gleichen zierlichen Körperbau. Zum Glück nicht dieselbe Zerbrechlichkeit. Es freut mich zu sehen dass du scheinbar nicht mein Immunsystem geerbt hast. Aber die Augen hast du von deinen Vater... Das gleiche Blau. Wie das tiefe Meer... Ganz anders als Grey. Offen und weit wie der Himmel. Wie... Kanoris..." Die letzten Worte hatte sie kaum hörbar ausgesprochen. Grey hatte sie wohl nicht gehört. In diesen Worten lag mehr als nur Trauer. Sie musste Greys Vater wirklich von ganzen Herzen geliebt haben...

White schlug die Augen nieder und wand sich wieder lächelnd zu Grey um.

"Nun gut! Es gibt viel zu tun und auch einige Plan Änderungen. Grey dein Großvater erwartet uns Beide. Green soll zuerst zu Lili-chan und danach zu Seigi-kun, der sie auch hinbringen wird" Grey Gesicht verdunkelte sich schlagartig.

"Wieso denn der?"

"Weil es der Rat so bestimmt hat"

"Aber Mutter... Du bist doch auch im Rat und deine Stimme zählt am meisten"

"Nicht in diesem Falle", sie schaute zu Green, die etwas weiter hinter ihnen ging.

"Ja ich weiß Mutter... Aber Seigi ist ein Mörder!" White seufzte theatralisch und Green horchte auf. War ja doch kein so uninteressantes Gespräch.

"Wenn du es so siehst sind wir alle Mörder" Green konnte nicht drum herum ihre Mutter anzustarren. So eine Äußerung hätte sie nicht erwartet.

"Einen Dämon umzubringen ist kein Mord. Das was Seigi getan hat schon"

"Du kennst meine Meinung und die des Rates auch. Seigi-kun ist genauso wenig ein Mörder wie wir Beide" Grey grummelte, sagte jedoch nix. Green sah die Beide abwechselnd an. Ihre Mutter hatte wieder ein Lächeln aufgesetzt und Grey sah aus wie ein beleidigtes Kind. Dieser Seigi machte sie neugierig. Warum wollte ihr Bruder nicht dass er sie sonst wohin führte? Und was hatte er verbrochen, wofür Grey ihn für einen Mörder hielt? Einen Dämon töten war immerhin kein Mord. Aus der Sicht Hikaris betrachtet. Green überlegte. Fühlte sie sich als Mörder? Wenn sie ihre beiden Freunde angreifen -bezüglich töten würde, dann würde sei sich als Mörder fühlen. Mehr noch. Aber bei den "anderen" Dämonen? Da hatte sie eigentlich keine Schuldgefühle oder Gewissensbisse... Sollte sie es?

"Ach da fällt mir ein, ich soll von meiner Schwester fragen wie das Befinden von Pink-chan ist", ertönte plötzlich Whites Stimme und schreckte Green somit aus ihren Gedanken hoch.

"Von ihrer Mutter?"

"Ja, von meiner großen Schwester Violet"

"Pink geht's gut! Hyperaktiv und fröhlich wie immer! Ich wusste gar nicht dass ihre Mutter tot ist... Davon hat sie nie was gesagt", antwortete Green.

"Das ist auch nicht verwunderlich Green. Die arme Pink-chan hat immerhin ihr Gedächtnis verloren... Violet-onee-chan macht sich deswegen große Sorgen um sie. Aber es scheint ihr bei dir gut zu gehen. Nach meinen Informationen wohnt sie bei dir?" Die Angesprochene nickte, kam allerdings nicht zum antworten. Denn in diesen Moment betraten sie einen anderen Gang. Dieser war alles Andere als ausgestorben. Auf Diesen waren mehrere Wächter unterwegs. So gut wie alle hatten weiße Haare, die anderen irgendeine andere helle Farbe. Deren Kleidung war aufwändig und sie konnte bei den meisten auch eine Waffe entdecken. Oder einen Anhänger, wohl mit dem El-hen System. Die Anhänger waren bei allen Glöckchen, jedoch immer in anderen Variationen. Green merkte sofort dass ihr Glöckchen das Einzige war mit schwarzen Flügelchen. Kein Wunder. Auch auf den Waffen konnte Green immer irgendwo ein Glöckchen erspähen. Sie sah zu ihrer Mutters Glöckchen. Ihres war auch nicht aus dem gleichen Material wie das von Green, es war aus Kristall. Oder Diamant? Es hatte weiße Flügel, viel Größere als die von Greens und das Glöckchen saß auf einen Kreuz. Sie erinnerte sich an das Bild von ihrer Mutter, welches im Tempel hing. Dort hatte White einen kreuz ähnlichen Stab in der Hand gehabt.

White begrüßte Einige, die meisten jedoch begrüßten sie zuerst. Einige verbeugten sich sogar, wie Green erstaunt feststellte. Genau wie sie es sich gedacht hatte wurde sie abschätzend angeguckt und sobald White nicht hinsah tuschelten sie hinter vorgehaltener Hand. Green machte das nix aus. Sollten sich doch selbst anschauen mit ihren verdammten Weiß. Ihr wurde ganz schlecht bei dieser Farbübereinstimmung.

"Ah White-senpei!", hörte Green eine Mädchenstimme sagen und schreckte aus ihren Gedanken hoch. Die Stimme gehörte einer etwas kleineren Hikari mit langen weißen geflochtenen Zöpfen. Sie war eindeutig einer der Jüngeren, sie hatte ein ziemlich kindliches Äußeres und auch ihre Stimme war ungewöhnlich hoch.

Das Mädchen verneigte sich. Dann wand sie sich von White ab und sah zu Grey.

"Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen Grey-kun!"

"Wohl wahr Lili-san", antwortete Grey. Lili lächelte und sah kurz zu Green, wand sich allerdings sofort wieder ab.

"Ihre Tochter White-senpei?"

"Ja. Aber sie kann sich selbst vorstellen", sagte White mit einen Lächeln. Green wusste nicht was das sollte, sie schien doch bekannt wie ein bunter Hund zu sein. Trotzdem holte sie tief Luft und sagte:

"Kurai Yogosu Hikari Green", und hörte zur Abwechslung sogar auf Grey und reichte ihr höflicherweise die Hand. Lili sah zuerst Green an, dann die Hand und dann White. Diese sah sie immer noch lächelnd, geduldig an. Lili schluckte. Green wusste genau was in ihr vorging. Sie wollte ihr nicht die Hand reichen, sie wollte sie nicht berühren, aus Angst ihre "Unreinheit" währe "ansteckend". Doch sie traute sich nicht vor Whites Augen ihre Tochter abzulehnen. Green seufzte und zog ihre Hand zurück.

"Wo genau soll ich denn jetzt hin?" Lil sah sie überrascht an und antwortete nicht. White schlug die Augen nieder und lächelte selbstsicher. Dann sagte sie:

"Du wirst jetzt mit Lili-chan gehen und wir sehen uns dann später. Aber vorher muss ich noch was mit dir besprechen Green..." White ging vor bis die sie außer Hörweite von Grey und Lili waren und Green folgte ihr. Ihre Mutter zögerte und sah sich um ob wirklich niemand zuhörte. Lili und Grey schienen allerdings intensiv in einen Gespräch vertieft zu sein und da Green sie nicht hören konnte, konnten sie White und Green wohl auch nicht hören.

"Green. Im Umgang mit meinen Vater sei so-"

"Höflich? Das hat mir Grey schon erzählt!", unterbrach Green ihre Mutter, die sie verwundert ansah. Sie war es nicht gewöhnt dass Jemand anderes außer ihr Vater sie im Satz unterbrach.

"Das auch. Dem ungeachtet ist es wichtig das du die Ruhe bewahrst. Denn dein Großvater ist bekannt für sein hitziges Temperament und er duldet keinen Widerspruch"

"Das krieg ich schon hin!", sagte Green mit einen selbstsicheren Grinsen. White brachte es kaum übers Herz ihr die Wahrheit zu sagen. Aber sie musste es tun...

"Er hat allerdings auch etwas gegen.... Unreinheit"

"Mit anderen Worten: Er mag mich nicht" Das war nun wirklich mehr als harmlos ausgesprochen, dachte White. Allerdings konnte sie Green wohl kaum erzählen das Shaginai sie am liebsten tot sehen würde. Dazu war es noch nicht der richtige Zeitpunkt. Doch wann war der Richtige? Green konnte sich gar nicht vorstellen wie sehr ihre Familie sie ablehnte und das ohne sie überhaupt jemals zu Gesicht bekommen zu haben.

Grey hatte Green schon einiges über ihren Großvater erzählt. Sein Dämonenhass sollte auffällig ausgeprägt sein (obwohl Green sich gar nicht vorstellen konnte dass jemand Dämonen mehr hassen konnte als Grey... lag wohl in der Familie) und er war wohl einer der am meisten gegen ihre Vorlieben hatte. Aber sie machte sich da keine Sorgen. So leicht ließ sie sich nicht einschüchtern. Schon gar nicht von ihren eigenen Großvater.

"So leid es mir tut, aber ich werde nicht für dich sprechen können. Du musst da alleine durch" Green nickte. Dagegen hatte sie nicht allzu viel. Denn immerhin kannte sie ihre Mutter gerade mal 15 Minuten und wollte deshalb nicht das White für sie einsprang. Green wollte beweisen das die anderen ach so heiligen Hikaris nicht mehr Wert waren als sie.

"Was genau muss ich eigentlich tun? Nen Fragebogen ausfüllen?!"

"Selbstverständlich nicht. Das Einzige was du tun musst ist anwesend sein. Ob du es nun glaubst oder nicht, es ist wirklich nur ein einfaches Familientreffen. Wir halten so eins regelmäßig ab. Es kommen selbstverständlich nicht alle, sondern nur die hochrangigen."

"Und was soll ich denn machen?!"

"Antworten wenn du gefragt wirst und glaube mir du wirst gefragt" Die Angesprochene antwortete nicht. Sie seufzte. Wie sollte sie ehrlich sein und gleichzeitig negativ über ihre Freunde reden? Außerdem kam sie sich als Verräter vor wenn sie ihre Freundschaft zu Siberu und Gary leugnen würde.... Green hatte gleich beschlossen dass sie vor ihren Verwandten wirklich ehrlich sein wollte, sie würde nicht so tun als ob sie irgendwelches Interesse an der Hikari Familie legte.

Green folgte ihrer Mutter zurück zu den anderen Zwei. Die sich ausgiebig über Kleider unterhielten. Lili sagte Grey gerade was für ein begnadeter Schneider er war. Green brachte nur ein gequelltes Lächeln aufs Gesicht. Sie musste gerade daran denken wie Siberu reagiert hatte als Green ihm erzählt hatte das Greys Hobby schneidern war. Siberu hielt ihn von diesem Tag an für verweichlicht und unnormal. Er meinte Jungs die sich fürs Schneidern interesierten währen schwul. Gary erinnerte ihn daran das er immerhin Derjenige war der stundenlang vor dem Spiegel stand und immer rum schrie wenn seine Frisur aus dem Takt geraten war. Daraufhin brach wieder ein Streit zwischen den beiden Brüdern aus.

Bei den Hikaris schien es allerdings komplett anders aufgenommen zu werden.

"Ich unterbreche euch nur ungern, aber mein Sohn und ich werden erwartet. Wir sehen und dann später Lili-chan.... Green" White drehte sich um und Grey sagte warnend zu Green:

"Green benehme dich!" Die Angesprochene salutierte mit einen breiten Lächeln, welches Grey nur halb so erfreut erwiderte. Die Vier trennten sich und gingen in entgegen gesetzter Richtung.

White und ihr Sohn gingen schweigend (wenn man von den Grüßen absah) durch die belebteren Gänge. Bis sie in einen Wächterleeren Gang kamen. White ging langsamer, immerhin war es nicht mehr weit bis zu ihren Vater und sie musste vorher noch mit Grey reden. Dieser wusste genau dass seine Mutter mit ihm sprechen wollte. Denn das hatten sie schon lange nicht mehr offen tun können. Genauer genommen seitdem Grey sich um Greens Ausbildung kümmerte, hatten sie nicht mehr ausgiebig reden können. White war immerhin bei jedem Prozess dabei und hatte kaum Zeit für ihren Sohn. Dazu kam noch das sie nie allein waren.

"Was denkst du mein Sohn?"

"Green wird durchfallen. Daran führt kein Weg vorbei" White sah Grey leicht verwundert an und fragte:

"Seit wann bist du ein Pessimist?" Grey lachte leise.

"Ich bin immer noch Optimist! Aber um Großvater zu überzeugen braucht es mehr als Optimismus. Dazu braucht Green ein Wunder. Ihr Glauben an die Freundschaft dieser Halblinge ist genauso tief wie unser Reinheitsglauben" Die Angesprochene nickte. Sie wusste selbst dass Green eine große Portion Glück brauchte um ihren Vater von sich zu überzeugen. Aber sie musste wenigstens einen guten Eindruck bei den Übrigen hinterlassen. Whites Meinung zählte in 98% der Fälle am meisten, doch in diesen Fall konnte sie nicht für ihre Tochter sprechen. Und wenn Green erstmal ein Sonderregelfall geworden war, konnte White nichts mehr für sie tun. Sie konnte sich gut vorstellen was Shaginai mit Green vorhatte, wenn er erstmal offizielle die Erlaubnis dazu hatte...
 

Lili hatte kein Wort mit Green gewechselt, seitdem sie White und Grey verlassen hatten. Green störte es allerdings nicht. Im Gegenteil, es war ihr sogar ganz Recht. Laut ihrer Mutter würde sie ja noch genug Fragen beantworten müssen. Green seufzte. Wenn sie sich vorstellte das sie vor ein paar Monaten noch überhaupt keine Familie gehabt hatte... und nun? Jetzt hatte sie mehr Familienmitglieder als sie sich merken konnte. Wenn sie sich diese so ansah, wusste sie gar nicht was besser war, mit oder ohne? Natürlich freute Green sich darüber ihre Mutter kennen gelernt zu haben und gegen Grey hegte sie auch keine Abneigung. Aber diese Lili? Wie viele Generationen wohl zwischen ihnen lagen?

"Yogosu?", Green schreckte hoch und sah zu ihrer kleinen Vorfahren.

"Ähm ja was ist?" Sie beäugte Green skeptisch und fuhr dann fort:

"Ich hab dich dreimal angesprochen"

"Oh sor - ich meine das tut mir leid! Ich werde nie "Yogosu" genannt, ich bin es noch nicht gewohnt!", sagte Green mit einen verschmitzen Lächeln. Die Angesprochene drehte sich wieder um.

"Wie wirst du dann genannt?" Lili konnte sich nicht vorstellen das irgendjemand sie mit "Hikari" ansprach und ihrer Meinung nach passte Yogosu immer noch am besten zu ihr. Allerdings musste sie aufpassen was sie sagte. Wenn sie irgendetwas Falsches zu ihr sagte, konnte das einen schlechten Eindruck auf sie wecken. Wegen dem Händeschütteln würde sie immer noch am liebsten in den Boden sinken. Was dachte White jetzt bloß von ihr?!

"Einfach nur Green"

"Du wirst dich daran gewöhnen müssen, Yogosu! Ah wir sind da", sagte Lili und klopfte an einer Tür. Diese glitt auf und ein ziemlich unordentliches Zimmer kam zum Vorschein. Ein Haufen Bücher lag auf dem Boden verstreut, ein Haufen Urkunden, Medaillen, Auszeichnungen aller Art lagen ebenfalls dazwischen und obendrauf Schwertscheiden der verschiedensten Art. Hier war jemand eindeutig zu faul Ordnung zu halten.

Dieser Jemand war hinter den Schreibtisch versteckt, er schien etwas zu suchen. Lili räusperte sich und ein junger Mann vom gleichen Alter wie Grey kam zum Vorschein. Er hatte helle minzgrüne Augen, weiße Haare, sein Pony stach ein wenig ab und seine langen Haare waren zu einem dünnen Zopf gebunden, der ihm die Schultern herunter lief. An seinem rechten Ohr hing das Wappen der Hikaris als Ohrring und er hatte eine Narbe an der rechten Wange. Green musste zugeben, schlecht sah er nicht aus.

"Darf ich vorstellen? Der unordentlichste und faulste Hikari der je gelebt hat", sagte Lili und sammelte ein paar Bücher auf. Green erwischte den Titel der Bücher. Sie hatten alles was mit Schwertkunst zu tun und die Dämonen Enzyklopädie war auch dabei.

"Danke Mutter, aber ich kann mich selbst vorstellen! Hikari Meiyou Hikaru Seigi!", antwortete er, ging auf Green zu und schüttelte ihre Hand, samt oberarm. Der schien absolut nicht der Meinung zu sein das Unreinheit ansteckend war. Green lächelte nur etwas verunsichert.

"Du musst Kurai Yogosu Hikari Green sein, stimmts? Darf ich dich Greenchen nennen?" Das schien Lili absolut nicht zu gefallen.

"Seigi, sie ist trotz allen White-senpeis Tochter! Du kannst sie doch nicht "Greenchen" nennen!" Seigi winkte mit der Hand ab.

"Und wieso bitte nicht? Ich meine wir sind eine Familie, da werde ich jawohl dazu Recht haben!" Seine Mutter öffnete den Mund um etwas zu sagen doch Green redete dazwischen:

"Ich habe nix dagegen das er mich so nennt" Auf Seigis Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und er tätschelte Green auf dem Kopf.

"Guck Mutter sag ich doch, kein Problem!" Green musste Lächeln. Seigis Grinsen erinnerte sie an Siberu, nur der spitzere Eckzahn fehlte. Aber auch so hatte Seigi irgendwie etwas von ihm.

Während Lili mit ihren Sohn diskutierte sah Green sich in dem Zimmer um und entdeckte auch gleich etwas was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf einem Regal lag ein langes Schwert. Anders als im Rest des Zimmers war hier keine Unordentlichkeit zu sehen. Das Schwert war reich verziert. Der Griff schien aus Platin zu sein und an dem saß ein Glöckchen. Dessen weiße Flügel waren lang, doch ein Stückchen des Linken war abgebrochen und ein Riss zog sich bis nach unten durch. Auch das Glöckchen hatte einen tiefen Riss. Green entdeckte einen Diamanten der im Schwert eingearbeitet war. Doch das war nicht das einzige was sie bemerkte: In den Rissen und auch an der glänzenden Klinge selbst, waren dunkle Blutspuren zu sehen. Green wollte es gerade anfassen da schlug Seigi ihr auf die Finger und sah sie skeptisch an.

"Tut mir leid Greenchen. Aber ich erlaube Niemanden mein Schwert anzurühren. NIEMANDEN" Er sah sie kalt an bis sie ihre Hand entfernt hatte. Dann wechselte sein Gesichtsausdruck sofort wieder zu einen Lächeln.

"Ich hab da einfach eine kleine Macke weißt du?" Seigi nahm sein Schwert sanft in die Hand sagte mit einen verträumten Blick:

"Das ist das Wertvollste was ich besitze..." Irgendetwas sagte Green das er nicht das Platin meinte...Fast schon zärtlich ließ er das Schwert in die Schwertscheide gleiten, die an seiner Hüfte hing. Auch Diese war ohne Zweifel ein Vermögen wert.

Green sah hinüber zu seiner Mutter, die verärgert die Augen verdreht hatte.

"Seigi ich bitte dich! Es ist nicht nötig dass du dein Schwert bei dir tragen musst. Warum willst es immer bei dir haben?" Seigi seufzte verärgert auf und strich seinen zotteligen Pony beiseite.

"Wie oft willst du es denn noch versuchen, Mutter?"

"Bist du endlich Vernunft annimmst!" Währe Green nicht da gewesen hätten sie sich sicherlich noch weiter gestritten. Doch Lili schien Besseres zu tun zu haben als sich mit ihren Sohn zu streiten und sagte:

"Man erwartet mich. Ich nehme mal an du weißt was du zu tun hast, Seigi? Und erspare mir die Peinlichkeit zu spät zu kommen! Shaginai-sama ist im Moment nicht zu Späßen aufgelegt!" Der Angesprochene nickte und seine Mutter verließ das Zimmer.

Green stand ein wenig Abseits von Seigi. Scheinbar wurde sie von Hikari zu Hikari weitergegeben. Wo lag da der Sinn? Sie lehnte sich an den Schreibtisch und tat so als würde sie Seigis Blick nicht bemerken. Dieser sah sie von unten bis oben untersuchend an.

"Du siehst White-sama wirklich ziemlich ähnlich" Green sah auf, antwortete allerdings nicht. Seigi lächelte sie nur an und fuhr nicht weiter fort.

Doch ihre Aura machte ihn verrückt. Es lag an ihrer Unreinheit. Er merkte deutlich wie seine alte Lust wieder aufloderte. Seine Kampflust. Nur mit Mühe konnte er seinen Hände von dem Griff seines Schwertes lassen. Oh wie sehr sehnte er sich danach sein Schwert wieder einzusetzen. Schon zu lange hing es nur nutzlos an seiner Hüfte. So ein exzellentes Schwert... Einfach eine Verschwendung es ungebraucht zu lassen.

Seigi strich kurz zärtlich über den Schwertgriff und sagte dann:

"Wir sollten langsam los Greenchen! Mutter hat ja schon gesagt das wir nicht zu spät kommen dürfen!" Er bedeutete Green ihm zu folgen und die Beiden gingen wieder raus auf den Gang.

Seigi schaute auf Greens Glöckchen und fragte:

"Das ist doch eine Waffe mit dem El-hen System nicht? Natürlich ist es das, dumme Frage! Ich beneide euch weiblichen Hikaris wirklich nicht im Geringsten. Ich kann es mir nicht vorstellen einen Stab als Waffe zu haben. Ist das nicht langweilig? Man muss doch fühlen wie die Waffe durch den Gegner hindurchgeht, sonst macht das alles doch keinen Spaß!" Green traute ihren Ohren nicht. Grey hatte ihr die ganze Zeit erzählt das Hikaris keinen Spaß am Kämpfen hatten und es nur taten weil es deren Pflicht und Schicksal war. Jetzt wusste sie warum ihr Bruder nicht wollte dass Seigi Green hinbrachte.

"Seigi. Ich kämpfe nicht weil ich Spaß daran habe, sondern weil ich dazu gezwungen werde, ok? Außerdem bin ich mit meinen Stab ganz zufrieden" Er sah sie mit großen Augen an.

"Was bedeutet "ok"?" Green sah ihn verdutzt an und Seigi fügte noch hinzu:

"Vergiss nicht das ich seit über 400 Jahren tot bin, Greenchen!"

"Achja. "ok" bedeutet soviel wie "einverstanden""

"Ah... ok!" Seigi grinste und Green wollte gerade antworten, als er plötzlich rief:

"Mary!" Eine Frau mit langem wunderschönem silbrigem Haar drehte sich um und Green dachte sofort dass sie noch nie so eine schöne Frau gesehen hatte. Ihre langen Haare waren hochgesteckt und mit Blüten verziert, sie hatte ein glattes sehr weibliches Gesicht und anmutige weiße Augen mit einen stich Blau. Sie trug ein sehr einfaches weißes Kleid mit dünnen Trägern, welches sich perfekt ihrer ästhetischen Körper anpasste. Mary trug keine Waffe bei sich und ebenso wenig ein Glöckchen. Als sie Seigi entdeckte verdunkelte sich ihr Gesicht und sie seufzte.

"Du siehst Heute wieder wunderschön aus!", sagte Seigi und Green fragte sich langsam ernsthaft wie er Siberu so ähnlich sein konnte.

"Seit wann gibt es im Jenseits Tage?", antwortete Mary, ohne auf das Kompliment einzugehen.

"Gut gesagt Mary! Wie wärs wenn wir uns nach dem Treffen ein wenig zu Zweit treffen?"

"Danke vielmals, aber ich verzichte. Ich sage es dir nun zum wiederholten Mal: Ich finde keinen Gefallen an Jemanden der so brutal und rücksichtslos kämpft wie du" Gerade als Seigi antworten wollte, entdeckte sie Green und sagte:

"Ah, wie ich sehe bringst du Yogosu zum Treffen. Du siehst deiner Mutter wirklich ähnlich.... Sonderbar...." Green sagte wieder nix. Sie fand nicht das sie ihrer Mutter ähnlich sah. Überhaupt nicht.

"Jaha! Das hab ich auch schon gesagt, Mary! Da hatten wir den gleichen Blick!" Sie sah ihn desinteressiert an und antwortete genervt:

"Wohl auch das einzige Mal. Ihr solltet euch beeilen. Auf mich braucht ihr nicht zu warten ich muss noch einmal in mein Zimmer. Wir sehen uns denn gleich" Und mit diesen Worten ging sie davon. Seigi sah ihr kurz nach, seufzte dann und ging weiter. Green folgte ihm, weiter durch das Labyrinth von Gängen.
 


 

Hoi xD

Dieses Kapi musste schon wieder in zwei geteilt werden xD das eigentliche Treffen ist also erst im nächsten Kapi ^^ das auch schon teilweiße geschrieben ist xD

Ich liebe Seigi x3 hab ich glaub ich shcon gesgat aber egal xD und ich hab eigentlich gar keine Zeit zum schreiben -_-

Es regnet

Hausaufgaben TT

*HEUL*

Die Welt ist so unfair und das wo ich gerade wieder in schreibstimmung bin ;___; ich komm aber echt weit wenn ich mal ne Woche kein i-net hab *löl* ich sollte eigentlich für meine beschi - ich meine "nette" (-___-) Mathearbeit üben ^________^°°° ICH HASSE MATHE. IHE. Sollte verboten werden TT°

*heulend am Boden hocks*

So ich geselle mich mal zu meinen essen xD
 

Ps: DAS NÄCHSTE KAPI WURDE GELÖSCHT. NACHDEM ES GERDE FERTIG GEWORDEN WAR ;_______; jetzt muss ich alles nochma schreiben >< ich wird mich aber beeilen T^T
 

Dankö für die lieben kommis ^0^

*knufflz*

Saku

Die erhabenen Drei

Die erhabenen Drei
 


 


 

Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs ehe Seigi und Green in einem Gang kamen der in einer großen Flügeltür endete. Green entdeckte ihren Bruder, der watend an der Wand lehnte und aufsah als sie näher kamen. Grey federte sich von der Wand ab und ging auf die Beiden zu. Die beiden Hikaris gaben sich die Hände, mit einen Lächeln, das zutiefst hasserfüllt aussah.

"Erfreut dich zu sehen, Blacky!" Green sah dass Greys Händedruck fester wurde.

"Die Freude ist ganz meinerseits, Mörder"

"Du wirst es wohl nie verstehen, was?"

"Und du nicht das meine Haare von natur aus weiß sind und nur im Diesseits Schwarz sind. Aus welchen Grund auch immer" Seigi grinste ihn kurz fies an. Dann kam er, ohne Greys Hand loszulassen, seinem Gesicht gefährlich Nahe und zischte:

"Ich verrate dir den Grund Grey: Weil die heilige Farbe der Hikaris, dir als jämmerlicher halb Hikari nicht zusteht" Grey zuckte nicht einmal mit der Wimper und sagte ihm gleichen Tonfall:

"Dann weiß ich bei besten Willen nicht warum du weiße Haare hast, Seigi!" Der Angesprochene wollte gerade antworten, als hinter ihnen eine Stimme ertönte:

"Seigi lass Whites Sohn los. Sofort!" Grey und Seigi auseinander und nahmen sofort ein paar Meter Abstand von einander. Grey ging auf Green zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie sah, das seine Hand von Seigis Druck rot geworden war. Sie sah zu Seigis und auch seine war rot.

Der Mann der die Beiden unterbrochen hatte, näherte sich Seigi mit verschränkten Armen. Sein weißes Haar war durchzogen von ein paar graue Strähnen und war streng nach hinten gekämmt, nur ein paar Strähnen stachen hervor und vielen ihm ins Gesicht. Seine rechte Gesichtshälfte war durchzogen von einer Narbe, die sich auch durch sein Auge zog. Er hatte weiße sehr durchdringende Augen und man sah ihm sofort an das mit ihm nicht leicht Kuchen zu essen war.

Green schätzte sein Todesalter auf 26-27.

"Seigi wie oft muss ich dir denn noch sagen das Streiten laut Regel 31b nicht erlaubt ist?"

"Aber Adir! Wir haben nicht gestritten, sondern debattiert."

"Das sagen alle. Ich bin deine Ausreden Leid, Seigi. Wann lernst du endlich Grey den Gebührenden Respekt zu zollen? So wie jeder Hikari jeden akzeptiert und respektiert. Oder eher sollte", fügte er mit einen Seufzen hinzu und sah Seigi dann scharf an.

"Haben wir uns verstanden?"

"Aber warum nur ich? Grey hat doc-"

"Haben wir uns verstanden, Seigi?", sagte er diesmal mit einer messerscharfer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und dessen Seigi sich beugte. Green sah dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.

"Ich habe verstanden." Adir sagte nichts weiter dazu, sah kurz zu Grey der ihm zunickte und welches Adir mit einen freundlichen Lächeln erwiderte. Ohne von Green eine Notiz zu nehmen (was sie nicht bedauerte) ging er durch die Tür.

"Wer war das?", fragte Green.

"Hikari Hou Abaku Adir. Tot seit 1876 Jahren, also einer der Älteren und ist mit 20 gestorben, auch wenn er nicht danach aussieht. Adir hat im fünften Elementar Krieg eine entscheidende Rolle gespielt.", antwortete Grey seiner Schwester.

"Elementar Krieg?"

"So werden die Kriege gegen die Dämonen genannt. Wegen den vielen Elementen die dort zum Einsatz kommen."

"Momentan gibt es Sieben", fügte Seigi hinzu und fuhr auch fort (ohne Greys finsteren Blick zu beachten):

"Der Vierte war der Längste mit 489 Jahren und ging eher unentschieden aus! Der aktuellste ging vor 16 Jahren zu Ende - eindeutig für uns!" Grey fragte sich daraufhin was daran eindeutig war. Der Krieg ging, wenn überhaupt, unentschieden aus.

"Danke Seigi. Adir gehört außerdem zu den erhabenen Drei", sagte Grey.

"Und wer sind die?" Seigi schien sich einen Spaß daraus zu machen, Fragen zu beantworten die Grey eigentlich beantworten wollte und tat es auch diesmal:

"Sie erhabenen Drei sind die drei Hikaris die das Meiste zu sagen haben!"

"Das Trio besteht aus Adir, Shaginai und selbstverständlich unserer Mutter" Seigi nickte und fuhr wieder fort:

"Oder wie sie auch genannt werden: Der Gerechte, der Stolze und die Reine!"

"Die erhabenen Drei genießen das größte Ansehen und haben das entscheidende Wort."

"Das letzte Wort hat aber immer noch White-sama, was auch immer so bleiben wird!", beendete Seigi den Vortrag. Grey wollte gerade etwas dazu sagen, doch in diesen Moment packte Seigi ihn und Green am Arm und zerrte sie um die Ecke, hinter einer Säule. Grey wollte gerade lauthals protestieren als die Drei eine Stimme hörten:

"Beeil dich! Ich habe nicht die Ewigkeit auf meiner Seite!" Die drei luscherten aus ihrem Versteck hervor. Green unten, dann Grey und oben Seigi.

Der Mann den sie beobachteten bog gerade um die Ecke. Er hatte schulterlanges weißes Haar, welches ihm locker auf die Schulter viel, ein weißes Augenpaar und sah sehr schlecht gelaunt aus. Man konnte nur Mitleid mit der Tempelwächterin haben die ihn folgte, sie sah sehr gehetzt aus. Green nahm sich vor das sie Itzumi besser behandeln würde, sobald sie wieder zurück war.

"Wer ist das?", fraget Green ihm Flüsterton.

"Unser Großvater Green!"

"Haar genau! Darf ich vorstellen: Der mürrischste Hikari der Geschichte: Shaginai! Nummer zwei der erhabenen Drei!" Grey verdrehte die Augen.

"Und was ist der Grund weshalb wir einen Familienangehörigern beobachten?"

"Sei ruhig Blacky!", raunte der Angesprochene ihm zu. Doch Shaginai sagte nichts mehr bevor er durch die Tür ging und Seigi seufzte auf.

"Wozu sollte das jetzt gut sein?", fragte Grey ihn mit verschränkten Armen und vorwurfsvollen Blick.

"Ich wollte etwas über die Sonderregeln herausfi-" Doch weiter kam er nicht. Bei dem Wort "Sonderregeln" hatte Grey Green am Arm gepackt und sie von Seigi weggezerrt.

Verwundert fragte sie was diese Regeln währen und Grey antwortete knapp:

"Regeln für Dämonen" Wie konnte Seigi nur so gedankenlos darüber reden während Green in der Nähe war?! Hatte er überhaupt keinen Anstand, keine Allüre?! Allein auf die Idee zu kommen einen Familienangehörigen zu beobachten, konnte auch nur von ihm stammen! Von wegen der brach keine Regeln, er tat es doch ständig!

Seigi sah den Geschwistern nach und musste dabei wieder an das denken was Adir zu ihm gesagt hatte: "Wann lernst du endlich Grey den Gebührenden Respekt zu zollen?"

Er musste ein hohles Lachen unterdrücken. Dem Respekt zollen? Niemals. Er war ja nicht einmal ein Hikari. Im Prinzip hatte er nicht einmal das Recht dazu hier zu sein. Grey war immerhin nur ein Kaze - kein Hikari. Trotzdem genoss er ein viel zu hohes Ansehen. Dies nur aus dem einzigen Grund; Grey war Whites Sohn. Nur deshalb hatte Grey fast dieselben Rechte wie die anderen Hikaris. Seigi erinnerte sich noch genau an den Tag an dem Grey ins Jenseits kam; ein kleines verwöhntes Muttersöhnchen, hing ständig an dem Rockzipfel seiner Mutter. Seigi konnte ihn von Anfang an nicht leiden und deshalb wurde Grey von klein auf von ihm niedergemacht. Und Seigi hatte keine Spur von schlechtem Gewissen. Auch wenn er öfter zu hören bekam:

"Seigi, wie kannst du es wagen so mit White-samas Sohn zu reden?! Entschuldige dich!" Seigis Meinung über Grey änderte sich erst als er ihm zufällig beim Training zugesehen hatte. Grey wurde, genau wie früher White, von den besten Hikaris ausgebildet (man hatte eigentlich Seigi vorgesehen als Trainer, aber Dieser hatte sich geweigert. Was er bereute, es währe die perfekte Gelegenheit gewesen Grey den Tot zur Hölle zu machen). Trotzdem hatte Seigi nicht gedacht das er ein besonders guter Wächter werden würde. Aber er musste zugeben, er hatte sich geirrt. Grey wusste sehr wohl wie man mit einem Schwert umzugehen hatte und besaß einen recht außergewöhnlichen Kampfstiel.

Seitdem brannte Seigi darauf Grey in einem Kampf gegenüber zu stehen. Kein Trainingskampf, nein - einen auf Leben und Tot. Doch dazu würde es wohl nie kommen. Es verstieß gegen die oberste Regel: "Richte deine Waffe niemals gegen einen Wächter, ohne einen einleuchtenden Grund vorweißen zu können" Diese Gründe waren ganz sicherlich nicht "Ich wollte mich mit ihm messen" (wenn er das sagte konnte er auch gleich sagen "Ich habe dämonische Veranlagungen - bringt mich um"). Der einzige Grund der Seigi gerade einfiel war wen Derjenige die Seiten wechseln würde. Das Grey die Seiten wechseln würde, war genauso unwahrscheinlich als wenn White mit Dämonen Tee trinken würde.

Er seufzte tief und ging durch die große Flügeltür.
 

Green wunderte sich wie normal es ablief. Es war wirklich nur ein normales Familientreffen. Es wurde kreuz und quer geredet und gelacht, es herrschte eine ziemlich ausgelassene Stimmung. Sie saßen alle an einen langen Tisch. Green saß neben ihren Bruder, der wiederum neben White. Sie, Adir und Shaginai hatten den Kopf zusammengesteckt und hielten sich aus den sonstigen Gesprächen raus. Weder Adir noch Shaginai hatten von Green irgendwelche Notiz genommen, gut so.

Seigi saß ganz hinten. White hatte Green gesagt dass es Anordnung war, den Grey und Seigi waren berüchtigt als "Streit Hikaris". Deshalb war dieser Sicherheitsabstand notwendig. Streit war immerhin verboten.

Aber Seigi war sicherlich froh über seinen Platz. Gegenüber saß Mary. Die ihn zu übersehen versuchte und mit einer anderen Hikari sprach.

Green hörte bei einigen Gesprächen zu, doch nahm an Keinen teil. So konnte sie wenigstens auch keinen Fehler begehen. Am wenigsten wollte sie das Derjenige sie ansprach der ihr gegenüber saß. Es war nämlich Hikari Ganko Atama Hizashi, der Autor der Dämonen Enzyklopädie. Wahrscheinlich war er ganz scharf darauf ihr Fragen zu stellen. Aber Green würde ihm ganz sicherlich keinen Stoff für ein weiteres dieser Bücher geben. Da konnte er lange warten. Wahrscheinlich würde er sobald Green auch nur den Mund aufmachte, ein Notizbuch rausholen.

Green merkte dass er sie ansah und wand sich gleich wieder weg.

Grey stand auf und entschuldigte sich von seiner Schwester, er müsse mit Jemanden reden und das wollte er nicht quer über den Tisch machen. Sie nickte nur und sah ihm nach. Dann setzte sie sich auf Greys Platz um an eins der Regelbücher (um ja nicht angesprochen zu werden) ranzukommen und tat sah so als ob sie lesen würde.

"Shaginai das kann unmöglich dein Ernst sein!", hörte Green Adirs Stimme sagen und sie hörte sich ziemlich aufgebracht an. Sie tat weiterhin so als würde sie lesen, aber jetzt hörte sie aufmerksam zu.

"Und warum nicht? Warum sollten wir nicht auch einmal einen Krieg anfangen?" Green verlor fast das Buch. Krieg?! Einen Elementar Krieg?! Da würde Green, als Hikari, nicht drum herum kommen teilzunehmen - und Gary und Siberu sicherlich auch nicht. Bloß sie würden nicht auf derselben Seite stehen... Sie müsste gegen ihre besten Freunde im Krieg gegenüberstehen...

"Hältst du das wirklich für das richtige Thema bei einem Familientreffen?"

"Es gibt für mich keine andere Möglichkeit mit dir zu reden, immerhin weigerst du dich an einen Prozess teilzunehmen. Also was hältst du von meinen Vorschlag?" Green flehte Adir in Gedanken förmlich an, gegen den Vorschlag zu sein.

"Nichts. Seit wann fangen wir einen Krieg an? Dazu kommt noch Shaginai, das ich nicht glaube dass unsere Feinde einen Krieg planen. Ich denke deren passiven Art zur Zeit hängt eher damit zusammen dass der letzte Krieg nicht lange zurück liegt und wir dürfen Whites Zauber nicht vergessen. Der ist noch nicht lange genug inaktiv" Green atmete erleichtert auf. Genau, sie planten keinen Krieg. Hoffte sie... Und passiv?! Sie fand nicht gerade dass die Dämonen passiv waren. Hatte ihre Familie überhaupt eine Ahnung davon wie wenig Schlaf Green, wegen deren angeblich so "passiven" Art, bekam?!

Und von welchem Zauber war da die Rede? Sie musste wohl später Grey fragen...

"Ich bitte dich! Ist es nicht egal wer zuerst angreift, solange wir endlich dieses Dämonen Problem aus der Welt schaffen können?! ... Ich sage euch, das sie im Moment inaktiv sind kann sich nur eine Falle handeln. Erinnert ihr euch noch an den dritten Elementar Krieg? Damals waren sie auch so passiv wie jetzt und haben unsere Vorfahren aus heiterem Himmel angegriffen. Wann kam die Kriegserklärung?! Eine Woche Später! Nennt ihr das etwa fair?" Redet es ihn aus, dachte Green, redet es ihm aus!

"Seit wann sind Dämonen für ihre Fairness bekannt?" Nicht gerade das Argument was Green sich gewünscht hatte...

"Vater...", meldete sich auch endlich White zu Wort und Green atmete erleichtert auf:

"Ich halte es nicht für richtig einen Krieg anzufangen. Egal wie günstig es währe. Es verstößt gegen unseren Kodex." Green dankte ihrer Mutter tausendfach. Zum Glück war sie so friedliebend und regelverliebt.

"Ich gebe White absolut Recht, Shaginai. Außerdem haben wir genug Probleme in unseren eigenen Reihen."

"Die werden schon noch gelöst - ist doch alles im besten Gange!" Er schwieg kurz, dann fing er wieder an:

"Ich kann euch Beide einfach nicht verstehen! Ist es nicht unsere Aufgabe den Frieden zu sichern?! Dafür müssen wir halt über dieses Detail hinwegsehen. Hauptsache wir sind die Dämonen ein für alle mal los!" Jetzt wusste Green woher sie ihren Sturkopf geerbt hatte...

"Vater, ich kann nicht glauben was ich da höre. Was ist mit unseren Kodex "Erhebe deine Waffe nur wenn du angegriffen wirst"? Willst du das wirklich über Bord werfen? Das wird keinen Frieden bringen. Sondern das Gegenteil. Solange sie uns nicht direkt angreifen, haben wir keinen Grund es als Erstes zu tun. Wenn wir anfangen sie anzugreifen, begeben wir uns auf die gleiche Stufe wie sie."

"White trifft es auf dem Punkt. Wie immer.", sagte Adir. Green konnte Shaginai grummeln hören und sie hoffte das er jetzt endlich klein bei geben würde. Eine Weile schwiegen die Drei dann sagte Adir plötzlich:

"Aber wir könnten herausfinden ob sie einen Krieg planen... Yogosu?" Die Pluspunkte die Adir gerade bekommen hatte, verlor er auch sofort wieder. Sie tat so als hätte sie es nicht gehört und reagierte erst beim zweiten Fragen. Green sah auf, legte das Buch weg und sah ihn fragend an. Es war plötzlich außerordentlich ruhig geworden. Alle hatten ihre Gespräche unterbrochen, als hätten sie nur darauf gewartet.

"Deine "Freunde" sind nach meinen Informationen Dämonen?" Sie konnte Grey förmlich aufstöhnen hören.

"Halbdämonen. Aber ja sind sie" Adir zuckte gleichgültig mit den Schultern.

"Das spielt keine Rolle. Dämonenblut bleibt Dämonenblut" Green sagte dazu nix und er fuhr fort:

"Kann ich dir eine Frage stellen?" Adir faltete seine Hände und stützte seinen Kopf auf Diese. Er lächelte ruhig während er auf seine Antwort wartete. Die Luft schien zum reißen gespannt zu sein als Green nickte.

"Braves Mädchen. Also kommen wir zur Frage.... Planen die Dämonen einen neuen Elementar Krieg?" Green schwieg, sie hatte sich so eine Frage schon gedacht.

"Wir reden nie über dieses Thema", antwortete sie und hielt seinem Blick stand. Genau wie sie gedacht hatte, schien Hizashi einen Notizblock oder ähnliches aus der Tasche zu holen. Doch seine Sitznachbarin hielt ihn davon ab, schüttelte den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. Seigi sah fies grinsend zu Grey, Welches er nicht einmal mitbekam. Shaginai verfolgte das Gespräch ebenfalls, denn er hatte bemerkt dass seine Enkelin gar nicht so unbrauchbar war, wie er anfangs erwartete hatte. White war die Einzige die scheinbar kein Interesse am Gespräch hegte.

"Aber du könntest es herausfinden...", sagte Adir. Green sah ihn jetzt leicht finster an und antwortete:

"Was verlangt Ihr von mir? Das ich meine besten Freunde ausfrage?"

"Das sind nicht deine Freunde, sondern deine Feinde!", mischte sich nun auch Shaginai ein.

"Ich weiß dass Dämonen meine Feinde sind! Aber Gary und Sibi sind anders. Sie würden mich niemals verletzen! Sie beschützen mich auch oft! Wir erledigen zusammen meine Aufträge, gehen zusammen zur Schule, essen gemeinsam zu Abend und lernen zusammen!" Green bereute sofort was sie gesagt hatte, denn sie hatte eine Welle von Fragen ausgelöst:

"In Lights Namen...!"

"Sie beschützen eine Hikari?"

"Was soll daran schon unnormal sein? Es ist immerhin allgemein bekannt das Dämonen sich regelmäßig gegenseitig umbringen."

"Wohl wahr."

"Dämonen gehen zur Schule?"

"Vielleicht liegt es daran das sie Halbdämonen sind?"

"Eine Hikari die auf eine ganz normale Menschenschule geht?!"

"Bildung ist Bildung. Das kann niemals Schaden."

"Die Vorstellung dass eine Hikari am gleichen Tisch zu Abend isst wie Dämonen..."

"Stell dir das lieber nicht vor..."

"Was nehmen Dämonen eigentlich zu sich?"

"Ich glaube so genau will ich das nicht wissen..."

White bat um Ruhe und sofort gehorchten sie. Das war allerdings das Einzige was sie tat, danach hielt sie sich wieder raus, als ginge sie das Ganze nichts an. Green wurde weiter ausgefragt. Nur jetzt war es einer zurzeit, der eine Frage stellte und nicht alle auf einmal. Jede Frage reizte Green mehr, doch sie versuchte ruhig zu bleiben. Ein Wutausbruch war das Schlimmste was passieren konnte und das wusste sie ganz genau.

Shaginai lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und beobachtete fasst schon genüsslich das Schauspiel das sich ihm bot. Er sah seiner Enkelin förmlich an das sich nicht mehr lange zurück halten würde und sobald sie ausrasten würde, war ihr Todesurteil sicher. Das Beste daran war, das er sich nicht einmal einzumischen brauchte. Seine Familie tat unbewusst sie gesamte Arbeit und das wo sie Meisten von ihnen sogar gegen die Sonderregeln war. Es musste eine friedliche Lösung geben - das war die meistverbreitete Meinung. Warum begriffen sie nicht das es in diesen Falle keine friedliche Lösung gab?! Wenn nicht bald was gegen dieses Mädchen unternommen wurde, den gäbe es überhaupt keine Lösung mehr. Sondern eine riesengroße Katastrophe. Aber was machte er sich darüber überhaupt Gedanken. Immerhin war alles auf dem besten Wege. Sobald seine Familie begriffen hatte, was für eine Gefahr sie darstellte würden sie ihn zustimmen, da war er sich sicher.

Adir wand sich von dem Schauspiel ab, seufzte in Gedanken tief und sah zu Shaginai. Er konnte nicht verstehen weshalb es ihm scheinbar gefiel. Es ging hier immerhin um seine Enkelin. Sein eigen Fleisch und Blut. Natürlich war auch Adir gegen Unreinheit und er konnte auch nicht gerade sagen dass Whites Tochter sympathisch auf ihn wirkte. Allerdings ging Shaginai viel zu radikal gegen dieses Problem vor und schaffte so auch weitere in deren Familie. Einige waren für Shaginais Vorschlag, Andere dagegen. Adir konnte sich nicht vorstellen das dieses Mädchen den ganzen Aufwand überhaupt wert war. Bei ihrer Lebensart würde sie doch sowieso kein langes Leben haben und bei ihrer Unreinheit würde sie auch nicht ins Jenseits kommen. Also warum so einen Aufstand deswegen machen? Das war auch der Grund weshalb Adir sich weigerte an den Prozessen teilzunehmen - und das als einer der erhabenen Drei - es war ihm einfach zu blöd.

Green riss sich außerordentlich zusammen um auch ja höflich auf die Fragen zu antworten die ihre Familie ihr stellte. Sie beantwortete einer nach dem Anderen und hoffte dass es endlich die Letzte war, den ihre Familie schwieg. Doch dann fragte einer:

"Wie kannst du dir so sicher sein das sie dich nicht ausnutzen, um an Informationen zu kommen?" Green fand diese Frage so simpel, das ihre Wut fast schon abflaute.

"Aus einen sehr einfachen Grund; Weil ich ihnen vertraue."

"Du vertraust Dämonen?"

"Es hat nichts mit der Tatsache zu tun das sie Halbdämonen sind. Wir sind Freunde. Nein, mehr noch... Ich würde meine Hand für sie ins Feuer legen. Ich nehme die Verantwortung ganz und gar auf mich" Green bereute ihre Worte sofort wieder. Es kam immerhin nicht selten vor das etwas wegen Siberu zu Bruch ging oder das ein Mensch dabei starb. Der Rotschopf hatte einfach eine zerstörerische Veranlagung. Aber er hatte trotzdem einen guten Kern - daran führte kein Weg dran vorbei.

Das Geräusch eines umfallenden Stuhls ließ alle Hikaris zu Shaginai gucken. Er war aufgesprungen. Fast so als währe Greens Wut auf ihn übergegangen, schaute er sie wütend an und es gelang ihm nur mit Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten:

"Ich versteh dich nicht! Hast du als Hikari den überhaupt keinen Stolz?!" Green sah ihn ruhig an und diese Tatsache reizte ihn noch mehr.

"Großvater....", er zuckte bei diesem Wort so heftig zusammen als hätte sie ihn geschlagen, doch Green achtete nicht darauf und fuhr fort:

"Du hast vollkommen Recht! Ich bin nicht stolz darauf eine Hikari zu sein. Warum sollte ich das auch? Ich will kein Leben wo ich nicht einmal selbst bestimmen darf welche Farbe ich trage, was ich denke und welche Freunde ich hab! Das nenne ich nicht "leben"! Ich lebe allein für mich, nicht für die Menschheit und auch nicht für euch! Deshalb werde ich nicht darum betteln von euch akzeptiert zu werden. Es ist mir nämlich ehrlich gesagt gleichgültig was ihr von mir denkt. Ich bin nun mal "unrein" - und verdammt stolz drauf!" Shaginai war bei jedem Wort bleicher geworden. Doch nicht nur er, so gut wie alle Hikaris starrten Green entsetzt an, als währe sie das leibhaftige Unheil. Shaginai sank in seinen Stuhl zusammen und brauchte einen Moment um sich wieder zu sammeln. Dann keifte er:

"...Raus. Verschwinde! RAUS!" Green sagte dazu nichts, sondern stand einfach auf und ging aus der Tür.

Es wurde nichts gesagt. Der Erste der sich regte war Grey, der aufstand und Green hinterher rannte.

Die versammelten Hikaris konnten immer noch nicht fassen was sie gerade gehört hatten. Doch am allerwenigsten White. Sie hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen zitterte am ganzen Körper, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. Es viel niemand auf.

White war in Gedanken ganz woanders. Nicht im Jenseits, sondern im Diesseits. Bei einen Streit den sie vor Jahren gehabt hatte...
 

"Ich versteh Euch nicht, White-sama!"

"Selbstverständlich versteht Ihr mich nicht. Wie solltet Ihr auch? Ihr seit nun mal kein Hikari. Auf Euch lastet nicht das Schicksal der gesamten Menschheit! Dies ist mein Leben und ich bin zufrieden damit."

"Dies nenne ich nicht "leben"! Ihr wisst doch gar nicht was das Wort "leben" überhaupt bedeutet."
 

White konnte nichts dagegen tun, es kamen tausend Bilder aus der Vergangenheit wieder in ihr hoch. Erinnerungen die sie zu verdrängen versucht hatte, sah sie jetzt wieder vor sich als währe es Gestern gewesen.

Doch das Schlimmste war das sie ihn jetzt ganz deutlich vor sich sah.

Seine himmelblauen Augen...

Die so viel Güte und Lebensfreude ausstrahlten...

Die im Moment seines Todes allen Glanz verloren hatten.

Wie konnte das nur möglich sein? Wie konnte Green ihm nur so ähnlich sein? Obwohl sie keine Blutverwandtschaft mit ihm aufwies und ihn auch niemals kennen gelernt hatte?

Wie konnte Green Kanori so ähnlich sein?!
 

Im Diesseits hatte ein gewisser Rotschopf komplett andere Probleme. Das größte bestand immer noch darin das er Rui schon den ganzen Tag ertragen musste - und das wo Silvester war! Diesen Tag wollte er eigentlich zusammen mit Green verbringen. Hätten sich diese dämlichen Hikaris nicht einen anderen Tag aussuchen können?! Aber nein, er musste sich mit Rui begnügen. Sein Bruder hatte sich in sein Zimmer verzogen und versuchte sich wahrscheinlich zu konzentrieren - bei dem Geschrei was Rui veranstaltete, keine leichte Aufgabe.

Siberu atmete erleichtert auf als Rui verkündete sie würde für "ihren Silver-sama" etwas zu essen kochen. Das hieß dass er ein paar Minuten Ruhe hatte. Ohne anzuklopfen ging er in Garys Zimmer. Dieser sah nicht einmal auf.

"Aniki! Wann kommt Green-chan wieder?! Ich halte das nicht länger aus!" Der Angesprochene sah es immer noch nicht für nötig aufzusehen.

"Sie sagte sie währe um Mitternacht zurück"

"Sagte sie das?"

"Ja"

Siberu sah ihn kurz nachdenklich an, dann bekam er plötzlich eine geniale Idee.

"Lass uns Green-chan abholen! Ok? Gut!" Und ohne dass Gary überhaupt ein Wort der Widerrede sagen konnte, verließ Siberu das Zimmer und ging zu Rui.

"Rui-chan....? Du tust deinem Meister doch sicherlich einen Gefallen, oder?" Dies sagte er mit einen Blick, wo jedes halb normale Mädchen dahin geschmolzen währe und Rui sowieso. Sie brauchte einen Moment um sich wieder zu fassen und Siberu dachte er müsste einen Oskar fürs "Unglaublich gut aussehen" bekommen.
 


 


 

Siberus Plan machte seinen Ruf als Lady Killer wirklich alle Ehre. Er war herrlich gemein - fast schon zu gemein. Aber um sein Ziel zu erreichen würde Siberu über Leichen gehen...
 

Green lehnte sich an der Wand und sah Richtung Decke. Sie fluchte über sich selbst. Das hätte sie nicht machen sollen. Ihr war es egal was ihre Verwandte von ihr dachten, aber sie machte Grey und auch ihrer Mutter Probleme ein und das hatten Beide nicht verdient.

Sie sah auf als die Flügeltür aufging und Grey herauskam. Er ging zu ihr und die beiden Geschwister sahen sich kurz an, bis Green weg sah. Keiner sagte etwas und sie setzte sich auf den Boden, Grey lehnte sich wie sie vorher an die Wand. Eine Weile schwiegen sie beide noch bis Green sagte:

"Entschuldigung..."

Er sah zu seiner kleinen Schwester herunter und seufzte.

"Schon gut..." Was sollte Grey schon dazu sagen? Er konnte ihr nicht sagen dass sie gerade ihr Schicksal besiegelt hatte und sich lieber bei sich selbst entschuldigen sollte, als bei ihn.

Green viel sein Blick auf, doch es gelang ihr nicht mehr zu antworten, da die Tür wieder aufging und die Anderen herauskamen. Selbstverständlich beachteten sie Green nicht. Nur Seigi hob kurz die Hand und Green könnte schwören das Shaginai ihr einen triumphierenden Blick zugeworfen hatte.

Als Letzte verließ White den Raum. Green sprang sofort auf die Füße und Grey federte sich von der Wand ab. Sie schaute ihre beiden Kinder nicht an während sie auf sie zuging. Fast so als währe sie mit den Gedanken woanders.

Green schaute auf ihre Füße und wartete darauf dass ihre Mutter etwas zu ihr sagen würde. Doch das tat sie nicht. Gerade als Green sich einfach entschuldigen wollte nahm White Green am Arm und zog sie zu sich.

Green war absolut sprachlos. Zum einen weil White unheimlich warm war und zum anderen weil es seit 16 Jahren ihre erste mütterliche Umarmung war.

Doch dann merkte Green etwas was ihre Freude sofort verrauchen ließ:

Ihre Mutter weinte.

Green sah Hilfe suchend zu Grey, doch auch er sah so aus als müsste er die Tränen zurückhalten.

Was war los?

White sagte etwas. Doch Green konnte sie nicht genau verstehen, da Whites Stimme sehr abgehackt war. Aber sie sagte es immer wieder und dann verstand Green auch was ihre Mutter immer und immer wiederholte:

"...Es tut mir Leid... Es tut mir Leid.... Es tut mir Leid..."
 

Einige Minuten vor Mitternacht kam Green wieder im Diesseits an. Nachdem was gerade passiert war, hatte sie keine besonders gute Laune. Grey hatte nichts mehr dazu gesagt, er hatte allgemein nicht mehr viel gesagt. Green hatte das Gefühl gehabt das Grey sich schon ordentlich zusammenreißen musste um nicht auch zu weinen. Sie kam sich ziemlich doof vor, weil sie scheinbar die einzige war, die den Grund nicht wusste.

Green ging durch den Park. Dieser war voller Menschen die das Silvesterfeuerwerk anschauen wollten. Daran hatte Green im Moment kein Interesse, deshalb verließ sie den menschenvollen Weg und schlängelte sich durch die Bäume.

Als sie gerade auf einer Lichtung angekommen war, packte sie Jemand am Arm. Green drehte sich blitzschnell um und sah in das grinsende Gesicht von Siberu. Er hob grüßend die Hand und sagte:

"Guten Abend Green-chan! Hab gedacht, ich hol dich ab!" Green sah ihn leicht skeptisch an, befreite sich aus seinen Griff und nahm einen Meter abstand. Dann lächelte sie aber.

"Alleine? Wo hast du Gary gelassen?" Der Angesprochene seufzte auf und Green viel auf das es sich fast schon verärgert anhörte.

"Wollte nicht mitkommen, weißt du?" Sie nickte leicht zögernd. Dann grinste er wieder sein übliches Grinsen und sagte:

"Du erinnerst dich doch noch an dein Versprechen?"

"Natürlich! Aber das zählt erst Morgen. Solange wirst du dich noch gedulden müssen", antwortete Green.

"Selbstverständlich..." Siberu schaute auf seine Armbanduhr und fuhr fort:

"...Aber wenn wir ganz genau sind, zählt dein Versprechen in genau...Drei..."
 

Rui schlug sich tapfer durch die Menschenmenge - und das ohne jemanden umzubringen. Dies war ein ausdrücklicher Befehl von Silver-sama gewesen. Was er ihr wohl zeigen wollte? Wenn Rui an den Blick zurück dachte mit dem er sie um den Gefallen gebeten hatte, musste sie ein Kreischen unterdrücken. Wie konnte ein Dämon nur so verdammt gut aussehen?!

Rui verließ den Weg und lief freudig zwischen die Bäume, zum Treffpunkt...
 

"....Zwei...."
 

Gary war genervt. "Lass uns ein Wettrennen zum Treffpunkt machen!" Wem wollte Silver damit was beweisen? Gary wusste doch dass sein kleiner Bruder schneller war als er. Das Silver es aber auch immer wieder beweisen wollte....Spielkind. Da es Gary einfach zu blöd war, hatte er sich gar nicht ernsthaft bemüht und jetzt hatte er sich auch noch in der Menschenmenge verirrt. Er seufzte verärgert auf. Toll.

Der Halbdämon ergriff die erste Chance die sich bot und verließ den Weg. Wenn er sich durch die Bäume bewegen würde, würde er sicherlich schneller den Treffpunkt finden, als wenn er von den Menschen hin und her geschubst wurde.
 

"...Eins...."
 


 

ENDE XD

Hoi xD!

Hach was bin ich fies *___*!

Ich hoffe mal ich kann schnell das nächste kapi schreiben xD aber das sieht im moment schlecht aus, weil ich sehr viele Has auf habe -.- *kein bock*

Das kapitel hab ich eigentlich schon geschrieben, docjh es wurde gelöscht TT ein wunder das ich es überhaupt noch mal geschrieben hab xD aber mir gefällt diese version eigentlich sogar besser oo°

Ich liebe das paar Kanori x White T___________T *flenn* so süß ;__; und ich mag Adir xD! Der ist mir voll sympathisch xD! (nein Anni xD!)

Ich soll übringens fragen wie ihr die Hikaris findet, meine beste freundin hasst sie (ganz extrem Grey und White (armer Grey-chan T^T)) und ich liebe sie xD

Und wenn ihr mal etwas zeit habt könntet ihr ja mal diesen Himi chara test machen:

http://www.testedich.de/quiz19/quizpu.php?testid=1143819782 öUö *schleeeeeeeeim* xD

ich würde nemlich gern wissen wer ihr seit xD! *zu 60% Green desu* *freu*
 

Also bis zum nächsten Kapi ^^

Dankö für die kommis ;______;

Extra gruße an Anni! Mein Wa2 ich vermiss dich TT
 

Saku

Regen oder Tränen

Regen oder Tränen
 


 

„…Eins….“

Im selben Moment indem Siberu es gesagt hatte, ging hinter Green das jährliche Feuerwerk hoch. Sie wollte sich gerade umdrehen um es zu sehen, als er ihre Hand nahm, sie zu sich zog… und Green küsste. Sie war so überrascht das sie sich anfangs nicht wehrte. Doch als sie es wollte tat sie es nicht, sie fühlte sich merkwürdig ermüdet. Fast so als hätte er sie gelähmt und es war ihr unmöglich sich aus Siberus Griff zu befreien.

Wollte Green es überhaupt?

Genau wie Siberu es geplant hatte, hatten Rui und auch Gary es gesehen und sogar gleich reagiert; Beide hatten sich an einen anderen Ort teleportiert.
 

Rui schrie laut auf um ihre Wut loszuwerden. Erst dann schien sie langsam zur Ruhe zu kommen, oder wenigstens so ruhig das sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie ließ sich auf den Boden fallen und atmete tief durch um das eben gesehene zu Verarbeiten.

Jeder Zweifel war ausgeschlossen:

Silver-sama hatte ein anderes Mädchen geküsst.

Und auch noch eine Hikari! Was war nur in ihn gefahren?! Geschmacksverirrung?! Jetzt war Rui sich absolut sicher; Diese Hikari musste enorme Fähigkeiten besitzen wenn sie Silver-sama so dermaßen beeinflussen konnte.

Aber war es ein Zauber gewesen….?

Natürlich war es das! Silver-sama ein anderes Mädchen küssen?! Niemals. Unmöglich! Er war Opfer einer gemeinen, hinterhältigen Verführung!

Rui stand auf.

„Silver-sama seit versichert, ich werde Euch retten! Ich werde diese Hikari in Euren Namen töten!“
 

Gary hatte weniger brutale Gedanken. Jedenfalls richteten sich diese Gedanken nicht, wie in Ruis Falle gegen Green, sondern gegen Siberu.

Das erste Mal in seinen bisherigen Leben hatte er das schreckliche Verlangen seinen Bruder auseinander zu nehmen. Doch er konnte seinen Zorn natürlich im Zaun halten, atmete tief durch und zählte langsam bis zehn. Dann nahm er sich ein Glas Wasser und trank es auf einmal aus.

So und jetzt ganz ruhig…

Siberu hatte Gary in den Park bestellt damit er Zeuge wurde von…. Von… Siberus Taten werden konnte. Was brachte das für ihn? Wollte sein ach so toller Bruder etwa unbedingt beweißen das Green – wie Siberu es so schön zu sagen pflegte – ihm gehörte? Warum wollte er es überhaupt beweisen, als ob Gary was dagegen hatte…

Gary seufzte.

Er sollte wenigstens sich selbst gegenüber ehrlich sein. Es war ihm nicht egal, so sehr er es sich auch wünschte.

Aber er kannte seinen Bruder und dieses Spiel welches Siberu angefangen hatte. Ja, für ihn war das alles nur ein Spiel in dem er rücksichtslos um den Sieg kämpfte. Für ihn waren alle nur Spielfiguren.

Doch Gary weigerte sich Eine davon zu sein!
 

Green kam es wie eine Ewigkeit vor indem ihre Lippen mit denen von Siberu vereint waren. Doch endlich ließ er sie los. Sie fühlte sich leicht schwindelig auf den Beinen und wäre sicherlich nach hinten gestolpert, doch er hielt ihre Hand immer noch fest. Sie fühlte sich leicht benebelt und irgendetwas sagte ihr das es ganz sicherlich kein normaler Kuss war.

Sie brauchte eine Weile um sich wieder zusammen zu reißen, doch schneller als er es erwartete, riss sie sich aus seinen Griff los und holte zu einer Ohrfeige aus. Die er geschickt abfing.

„Ich hatte gesagt das Küssen tabu ist! Du hast dein Versprechen gebrochen! Wieso hast du das getan?!“ Der Rotschopf legte seinen Kopf schief und sah sie fragend an, ihre Hand ließ er wieder nicht los.

„Ist das nicht eine ziemlich dumme Frage, Green-chan? Ist doch logisch warum ich das getan habe, findest du nicht? Ich bin nun mal in dich verliebt, da kann ich nichts dafür das, dass Verlangen dich zu küssen über mich kommt.“ Green sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, antwortete allerdings nicht und drehte sich um.

„Hoffentlich hat niemand es gesehen!“

„Keine Sorge Green-chan! Niemand hat es gesehen“, log Siberu.

„Und es wird auch niemand etwas davon erfahren, haben wir uns verstanden?! Schon gar nicht Gary! Das wirst du ihm NICHT erzählen!“ Siberu stimmte dem zu und musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn Green wüsste!

„Aber unser Versprechen steht noch, oder Green-chan?“ Langsam drehte sie sich und funkelte ihn finster an.

„Ganz bestimmt NICHT! Für kein Geld der Welt spiele ich weiter in deinem Spiel mit! So käuflich. Bin ich nun auch wieder nicht!“ Und mit diesen Worten ging sie davon.

Siberu wartete bis er ihre Aura nicht mehr spüren konnte und zückte dann sein Handy.

„…Hi Sho! Tut mir Leid das ich zu so später Stunde noch störe…. Dir auch einen guten Rutsch…Ja gut den komm ich mal zum Grund weshalb ich anrufe! Ich hab eine Schlagzeile für dich!“
 

Green machte diese Nacht kein Auge zu. Sie konnte einfach nicht fassen was passiert war, oder sie wollte es einfach nicht. Die ganze Zeit über sah sie es wieder vor sich und lief knallrot an. Aber warum?! Warum rief Siberu wieder diese Gefühle in ihr wach?! Die ganze Zeit hatte sie gedacht sie hatte dieses Thema endgültig abgeschlossen, sie und er. Doch jetzt war alles auf den Kopf gestellt und das nur durch einen Kuss?! Das war doch unlogisch… Immerhin war Siberu ein Playboy. Green wusste überhaupt nicht wieso sie die ganze Sache so ernst nahm. Wahrscheinlich spielte er nur mit ihr. Das wäre typisch für ihn…

Doch der Blick der er ihr kurz danach geschenkt hatte, war so….so anders… Und genau dieser Blick weckte in ihr das Gefühl das sie langsam anfangen sollte ihn doch ernst zu nehmen…

Und so ging es die ganze Nacht, bis sie früh morgens aufstand und sich schulfertig machte. Als sie gerade ihr Zimmer verlassen wollte, vielen ihr die Ohrringe auf die auf ihren Schreibtisch lagen. Es waren die, die sie von Gary zu Weinachten bekommen hatte. Green hatte sie noch kein einziges Mal getragen. Die blauen Ohrringe die sie damals von Siberu bekommen hatten zierten immer noch ihre Ohren. Sie hatte sie noch nie abgenommen. Den Grund wusste sie selbst nicht.

Während sie die Ohrringe von Gary ansah, überkam sie plötzlich ein schlechtes Gewissen. Was würde er wohl sagen wenn er wüsste dass Green letzte Nacht von Siberu geküsst worden war?

Green lächelte ironisch. Es würde ihm wahrscheinlich nicht interessieren. Trotzdem wollte sie nicht dass er davon erfuhr, doch so wie sie Siberu kannte wusste er es schon längst.

Die Hikari wand ihren Blick von den Ohrringen ab und ging aus der Tür, verabschiedete sich von Pink und machte sich beim aufmachen der Haustür auf eine stürmische Umarmung von Siberu bereit:

Doch sie blieb aus. Green schaute sich leicht verwirrt um, sie war alleine im Treppenhaus.

„…Hä?!“ Das war nun mehr als unnormal. Weder Gary noch Siberu waren zu sehen und dabei gingen sie doch immer zusammen zur Schule… Es war richtig ungewohnt wieder alleine den Schulweg anzutreten, fand Green, vor allen Dingen langweilig.

Als die Schule endlich in Sicht kam, ging Green an einer Gruppe Mädchen vorbei und ihr viel auf das diese sie ziemlich finster anschauten. Sie blieb leicht verwirrt stehen, denn diese Schülerinnen gingen eine Klasse über ihr und Green viel kein Grund warum sie sie so böse anschauen sollten. Dann fiel ihr plötzlich ein Grund ein und ihr wich die Farbe aus dem Gesicht.

Wenn er das getan hat, war es das Letzte was er je tun würde!

Sie fing an die letzten Meter zu rennen und wäre dabei fast in Firey hineingestoßen.

„Tut mir Leid Firey!“ Ohne ein weiteres Wort wollte Green gerade an ihr vorbei laufen, doch sie wurde von ihrer Freundin festgehalten.

„Green, ich glaube nicht dass du jetzt darein gehen solltest…“ Die Angesprochene sah sie zuerst verwirrt an, doch dann sah sie das Firey die heutige Ausgabe der Schülerzeitung in der Hand hielt und alle ihre Befürchtungen wurden wahr.

„Nein…. Sag mir das dass nicht wahr ist!“

Firey und Green versteckten sich hinter der Sporthalle und Firey gab ihr die Ausgabe, damit Green sich selbst überzeugen konnte. Alleine die Schlagzeile ließ sie rot sehen:

„Beliebtester Junger der Schule… bereits vergeben?“

Und dann erst der Artikel…:
 

„Der Anblick von Nakayama Siberu (15 j. und für alle die es nicht wissen: Geht in die 1-C) lässt wohl jedem Mädchen das Herz höher schlagen. Der Großteil unserer Schülerinnen gehören zu seinem Fanclub - Nicht umsonst hält er sich seit vier Wochen auf Platz eins der beliebtesten Jungs der Schule! Welches Mädchen wünscht sich nicht einen Blick von ihm? Geschweige denn einen Tag mit Siberu. N zu verbringen? Einem Mädchen aus seiner Klasse ist mehr als dies gelungen: Najotake Green (16 j.) hat sich wohl alle Mädchen zum Feind gemacht: Denn Siberu N. hat ihr einen Kuss geschenkt (siehe Bild) – wovon viele nur zu träumen wagen. Damit nicht genug! Die Beiden sind Nachbarn, sie nennt ihn liebevoll beim Namen „Sibi“ und… laut seinen eigenen Aussagen waren sie sogar zwei Monate zusammen. Allerdings wollte er mir nicht verraten was der Grund der Trennung gewesen war. Scheinbar hatte sie ihn abblitzen lassen. Den Grund können wir alle nur erahnen. Siberu N. erzählte mir selbst, das sie beiden es jetzt wieder miteinander versuchen wollten.

Was werden seine Fans dazu sagen?
 

Minazaii Shojoki“
 

„ICH BRING IHN UM!“ Green war kurz vorm ausrasten, doch Firey zeigte still auf eine neben Spalte:
 

„Hat Najotake Green gleich zwei Herzen erobert?
 

Es ist kein Geheimnis das sich Najotake Green, Nakayama Siberu und Ookido Gary sehr gut verstehen, man sieht wohl nie einen von ihnen alleine, immer zu dritt unterwegs – doch verbindet sie mehr als nur Freundschaft? Siberu N hatte selbst bestätigt das er schon sehr lange in Green N. verliebt wäre. Doch nun stellt sich die Frage, wie sieht es mit seinen ungleichen großen Bruder aus? Ist er ebenfalls Green N. zum Verhängnis gekommen? Diese Frage habe ich natürlich auch Siberu N. gestellt und seine Antwort darauf lautete:

„Natürlich kann ich es nicht zu 100% Sicherheit sagen, aber ich tendiere zu „Ja“. Denn ich bin nun mal nicht blind und sehe seine eifersüchtigen Blicke! Green ist auch oft eines unserer Streitthemen – Gary will einfach nicht einsehen das er schon längst verloren hat!“ Dennoch, berichtet Siberu N. weiterhin, habe Gary O. noch nie zugegeben dass er in Green N. verliebt währe. Er hat wahrscheinlich Angst vor einer Abfuhr – so Siberu N.

Wer von den beiden Brüdern wird wohl Greens Herz für sich gewinnen?
 

Minazaii Shojoki“
 

„Ich korrigiere mich….ich bringe nicht nur ihn um sondern… SHO AUCH!“, sagte Green während sie aus Wut die Zeitung zerriss. Sie fluchte unablässig vor sich hin, als sie die Zeitung in immer kleinere Stückchen zerriss und Firey wartete lieber mit ihren Fragen. Gerade als Green sich endlich zu beruhigen schien, holte ein gewisser Rotschopf seine morgendliche Umarmung nach:

„Guten Morgen, Green-chan!“ Firey fragte sich wie man so lebensmüde sein konnte. Siberu konnte doch nicht im Ernst annehmen das Green durch einen solchen Artikel nicht wütend werden würde.

Er merkte es auch sofort und ließ sie lieber los. Green hatte sich nicht zu ihm umgedreht. Mit finsterer Stimme sagte sie:

„… Ich gebe dir drei Sekunden Vorsprung….“
 

Unwissend was auf ihn zukam, war der Dritte des Trios noch nicht in Schuluniform. Denn Gary war noch nicht einmal aus dem Pyjama raus. Genauer gesagt, hatte er sich gerade erst aus dem Bett geschwungen. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zu gemacht. Was eigentlich nicht so schlimm war, als Dämon brauchte er nicht so viel Schlaf. Allerdings war er in den letzten Stunden der Nacht doch noch ziemlich fest eingeschlafen und musste deshalb ein Gähnen unterdrücken. Langsam und gemächlich zog er seine Uniform an und verließ sein Zimmer.

Ungewöhnlich ruhig. Sein Bruder war wohl auf seiner üblichen Spannertour.

Und bei dem ersten Gedanken an Siberu kam ihn auch wieder das Bild in Sinn was ihn kaum schlafen gelassen hatte.

„…Nicht dran denken, Blue. Nicht dran denken…“ Redete er sich ein, während er die Augen niederschlug und seine Stirn massierte. So früh am Morgen wollte er nicht so ein…..grauenhaftes Bild vor seinen geistigen Auge haben. Er atmete tief durch, seufzte und schlug die Augen wieder auf – damit entdeckte er die Uhr.

„Nein… das ist nicht wahr…!“ Das war das allererste Mal in seinen ganzen bisherigen Leben das er verschlafen hatte. In fünf Minuten würde die Schulglocke läuten.

Während Gary ins Bad hetzte, fragte er sich ob sich das nicht alles nur um einen Alptraum handelte. Zuerst das gestrige Erlebnis und jetzt auch noch Verschlafen – womit hatte er das verdient!?
 

Doch kaum eine Stunde später, als Gary es dank der gelobten Teleportation rechtzeitig in die Schule geschafft hatte, wünschte er sich er wäre an diesen Tag niemals aufgewacht. Gleich nachdem er das Schulgelände betreten hatte, kam ein Mädchen auf ihn zugelaufen – welches er nicht einmal kannte – und fragte ob er in Green verliebt wäre. Er war so überrascht über diese Frage dass er nicht einmal eine normale Antwort zustande brachte. Doch diese Frage oder Ähnliche bekam er innerhalb der nächsten Stunde öfter zu hören. Die Meisten kannte er nicht, aber die kannten merkwürdigerweise alle seinen Namen. Erst nachdem er aus Zufall die Schülerzeitung in die Hand bekommen hatte, war ihm alles klar geworden. Gary brauchte den Artikel nicht zu lesen – tat er auch nicht – denn die Überschrift und das Bild sagten alles.

Phase zwei von Silvers Spiel. Gary hätte es wissen sollen und um seinen Bruder ja nicht in die Hände zu spielen, reagierte er überhaupt nicht darauf. Der Halbdämon setzte sich einfach auf seinen Platz und nahm am Unterricht teil, als wäre nie etwas passiert. In Stillen wartete er darauf dass Green ihn auf irgendeiner Art und Weiße ansprach – doch nein. Sie schaute ihn nicht einmal an, kein „Guten Morgen“, kein Kommentar zu seiner Verspätung, kein Blick und auch kein Lächeln für ihn.

Gar nix.

Als ob Gary Luft für sie wäre. Doch was an dieser Tatsache noch viel schockierender war, das ihn die Frage über Greens Verhalten mehr beschäftigte als der Unterricht und dies war noch nie vorgekommen.

Green fragte sich genau Dasselbe. Immerhin hatte auch er nicht „Guten Morgen“ gesagt und sie auch nicht abgeholt, denn Green ging nicht davon aus dass er verschlafen hatte. Sie dachte er wäre einfach alleine gegangen. Wer würde schon annehmen dass Gary verschlafen hatte?! Und er schaute sie ja nicht einmal an. War Green Luft für ihn?! Wahrscheinlich war er sauer auf sie. Er las die Schülerzeitung zwar nie, aber diesmal konnte er sie nicht übersehen und somit hatte er auch das Foto gesehen (worüber Green sich immer noch wunderte, wie hatte Sho das bekommen?). Aber warum sollte er eigentlich sauer sein? Es konnte ihm ja eigentlich egal sein, wer Green küsste oder nicht. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig. Also warum war er eingeschnappt?!

Indem Moment bekam sie ihre Mathe Prüfung zurück und sowohl Gary als auch Green hatten kurz einen anderen Gedanken, als das Verhalten des jeweils anderen. Gary musste sich mal wieder selbst auf die Schulter klopfen (was Siberu auch tat. Denn seine Abschreibkünste waren unschlagbar. Somit hatte er wieder genau die Gleiche Punktzahl und Note wie sein Bruder) und Green fragte sich was in ihren Leben eigentlich noch alles schief gehen konnte. Dann klingelte es erlösend. Gary stand auf und konnte Greens Note sehen.

„Ich hab heute Zeit, ich könnte es dir also beibringen…wenn du willst. Denn scheinbar hast du es nicht verstanden.“ Die Angesprochene wollte gerade dankend annehmen, als Siberu ankam und seinen Arm um Green Schulter legte.

„Vergiss es Blu - Gary! Green-chan verschwendet ihre Zeit nicht mit dir und deinen Zahlen – sie geht mit mir aus! Wenn du es genau wissen willst, wir gehen Eisessen und bestellen uns einen Liebesbecher!“, sagte Siberu mit einen hämischen Grinsen. Green sah ihn verwundert an, denn von diesen Plänen hatte sie nie etwas gehört. Gary sah seinen kleinen Bruder finster an und erwiderte säuerlich:

„Viel spaß. Meine Noten sind es nicht.“

„Werden wir haben!“, antwortete Siberu während Gary das Klassenzimmer verließ. Danach rammte Green ihren Ellbogen in Siberus Seite, damit er sie losließ.

„Nächstes mal Sibi… Fragst du mich vorher ob ich einverstanden bin!“, sagte sie, packte ihre Sportsachen und verließ ebenfalls das Klassenzimmer.
 

Außerhalb des Schulgeländes war Rui gerade dabei ihren Racheplan zu schmieden. Sie hatte ihre normale Kleidung gegen eine Schuluniform eingetauscht. Das Dämonenmädchen hatte sich dagegen gesträubt, doch es ging immerhin um Silver-sama und für ihn würde sie diese Schmach ertragen!

Mit entschlossenen Schritten betrat Rui das Gelände, welches leer war. Skeptisch schaute sie sich um. Nix zu sehen, weder von Silver-sama, noch von der Hikari. Also ging sie weiter, bis ihr eine Zeitschrift auffiel die auf dem Boden lag und auf dieser entdeckte sie ihren Silver-sama. Es war das Bild welches ihr die ganze Nacht nicht aus dem Kopf gegangen war und langsam hob sie die Zeitschrift hoch und begann zu lesen.

Danach war sie heillos verwirrt.

„Nakayama Siberu? Aber… das ist doch Silver-sama…“

Verbreitete diese Hikari jetzt auch noch Lügen über ihn?! Nein… der Name sagt ihr etwas…Dann viel ihr ein das „Nakayama Siberu“ Silver-samas Deckname war und erleichtert atmete sie auf. Auch wenn dieser Name seiner unwürdig war – was für eine Entehrung Silver-sama erleiden musste! Noch ein Grund mehr die Hikari zu töten.

Aber erstmal musste Rui sie finden.

Entschlossen stemmte das Dämonenmädchen die Hände in die Hüfte und sagte:

„Keine Sorge Silver-sama! Ich werde euch retten!“
 

Da weder Green noch Firey am Sport Unterricht teilnahmen (Firey hatte sich eine Fußverletzung zugezogen und Green hatte einer ihrer berühmten Ausreden benutzt – und das wo Sport ihr Lieblings-Fach war, doch sie hatte keine Lust darauf von Siberus Fangirls schief angeguckt zu werden), hatte Firey endlich die Gelegenheit Green ihre Fragen zu stellen. Denn davon hatte sie viele.

„Bist du wirklich mit DEM zusammen?!“

„Nein!“

„Warst du es?“, bohrte die nachwuchs Wächterin nach.

„Nein…. Das heißt…doch… aber... ach, du kennst ihn doch…“ Firey sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Immerhin kannte sie Siberu - zum glück – gerade mal seit einer Woche.

„…Zwei Tage“, seufzte Green.

„Du hast ihn doch hoffentlich den Laufpass gegeben und nicht umgekehrt?“

„Öh…“ Auf diese Antwort hin vergrub Firey das Gesicht in den Händen.

„Green, du bist doch nicht etwa WIRKLICH in ihn….“, sie wurde plötzlich rot und Green schüttelte energisch den Kopf, auch sie war rot geworden.

„Nix da! Das ist vorbei!“

„…Du warst… In… Bakayama…“ Green schwieg und Firey schlug die Hände über den Kopf und seufzte tief.

In der Sporthalle seufzte Siberu ebenfalls als er zu seinen Bruder ging. Dieser saß an der Wand und schrieb irgendetwas. Gary achtete nicht auf Siberu der sich darüber beschwerte wie billig der Sport der Menschen war. Die plagten sich ab um überhaupt zwei Meter zu schaffen; Siberu plagte sich damit ab unter fünf Meter zu bleiben. Es wäre immerhin zu auffällig wenn er zu hoch springen würde.

Siberu setzte sich neben Gary, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich an die Wand. Beide sagten nichts. Siberu linste zu seinen Bruder, der ihn nicht zu beachten schien und fragte fies grinsend:

„Hast du die Schülerzeitung gelesen?“ Der Angesprochene sah nicht auf und unterbrach auch seinen Schreibarbeit nicht als er antwortete:

„So einen Schwachsinn lese ich nicht. Solltest du wissen.“

„Denn weißt du ja noch gar nicht das Green-chan und ich ein Paar sind, ne?“ Gary schwieg und Siberu sah das sein Stift kurz innehielt.

„…Herzlichen Glückwunsch.“ Kurz schwiegen Beide wieder. Siberu stand auf und beugte sich zu seinen Bruder und sagte mit einen fetten Grinsen:

„… Green-chan schmeckt gut!“ Daraufhin rutschte Gary mit seinen Stift aus und ein Strich quer über das Papier entstand. Siberu musste sein Lachen stark zurück halten, denn dazu kam noch das sein Bruder knallrot geworden war. Doch in dem Moment wo Gary ihn zurechtweißen wollte, wurden Beide durch einen lauten Schrei unterbrochen:

„ER HAT WAS?!“ Es war eindeutig Fireys Stimme gewesen und sie kam vom Gang.

„Verdammt noch mal Firey! Nicht so laut!“, herrschte Green die geschockte Firey an. Diese war aufgesprungen und knallrot angelaufen. Flüsternd fügte Green hinzu:

„Er hat mich geküsst, nicht umgekehrt! Ich wollte das nicht!“

„Das heißt also, er hat dich gezwungen?! Dieser verdammte Dämo-“ Weiter kam sie nicht den Sho tauchte plötzlich hinter ihr auf und hatte einen fragenden Blick aufgesetzt.

„Sag bloß das Foto ist echt, Green?!“, dann wand sie sich zu Firey und fragte:

„Was wolltest du sagen, Firey? Dämon? Wer?“

„Äh... nein! Ich wollte dämlicher Idiot sagen. Sagte ich Dämon? Ich meinte Bakayama… nicht Dämon… du spielst zu viele Rollenspiele!“ Völlig überzeugt sah Sho nicht aus, als sie antwortete:

„Ahja… Nakayama heißt es, Firey!“ Daraufhin antwortete Firey nur grummelnd das es ihr egal sei und setzte sich wieder auf die Stufen. Green meldete sich den auch mal zu Wort:

„Was soll das heißen, ob das Foto echt wäre, Sho? Du hast es doch selbst gemacht oder irre ich mich da?“

„Ich? Nein, ich habs von Sibi bekommen“

„Und du hast es veröffentlich obwohl du geahnt hast es wäre eine Fälschung?!“

„Es war ja Keine, oder?“

„Öhm…“

„Aber sie hat sich nicht freiwillig küssen lassen!“, wandte Firey ein und Green nickte ihr zu. Sho sah Beide kurz nachdenklich an und setzte sich den zwischen Ihnen auf die Treppe.

„Von so einen Typen wie Sibi lässt man sich freiwillig küssen, Firey-chan!“

„Schwachsinn! Green hat was Besseres verdient, als dieses arrogantes…“, und Firey ging in einer Salbe Schimpfwörter über. Sho wartete bis sie ihre Beschreibung von Siberu beendet hatte und sagte dann:

„Was Besseres lässt sich wohl kaum finden!“

„Du tust fast so als ob er ein Gott auf Erden wäre!“

„Naja… auf Erden vielleicht nicht, aber der Schule schon! Green kann sich glücklich schätzen!“, antwortete Sho grinsend und Firey fragte Green flüsternd:

„Kann Bakayama ganz zufällig hypnotisieren?“

„Ich glaub schon… Aber ich bezweifle das er es in diesem Fall nötig hätte.“

„..Stimmt. Sho hatte schon immer einen merkwürdigen Geschmack…“ Green konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, sagte allerdings nicht das Firey in diesem Falle Diejenige war die einen etwas anderen Geschmack hatte.

Sho hatte von diesem Gespräch nichts mitbekommen und wandte sie sich mit tot ernster Miene zu Green und fragte:

„…Ist er gut im Küssen?“ Stille trat ein, während Green rot anlief. Doch ihre Röte war nix im gegen von Firey, die rot wie eine Tomate wurde und meinte:

„S-Sho… so was fragt man doch nicht!“ Doch Sho antwortete nicht und sah Green weiterhin ernst an.

„Sho?“

„Green?“

„JA, VERDAMMT!“ Firey haute diese Antwort aus den Latschen. Sie sprang auf und wollte gerade etwas sagen als eine bekannte Stimme hinter ihr ertönte:

„Tja, ich bin eben ein Profi!“, meinte Siberu breit grinsend und ging an Firey vorbei ohne ihr Beachtung zu schenken. Er setzte sich hinter Green und legte seine Arme um ihre Schultern.

„Danke für das Kompliment, Green-chan!“ Die Angesprochene seufzte nur. Sho sagte ebenfalls mit einen Grinsen:

„Hattest ja auch genug Gelegenheit zu üben!“ Daraufhin lachte der Angesprochene und antwortete:

„So könnte man das auch sagen!“

„…Tz. Playboy“, kam es von Firey mit finsteren Unterton. Der Rotschopf drehte sich zu ihr um und erwiderte mit einem lieben Lächeln:

„Keine Sorge Firey! Dich würde ich nicht einmal in meinen schlimmsten Alptraum küssen!“ Fireys Gesichtszüge erstarrten augenblicklich, doch das hielt nicht lange an und blitzschnell hatte sie ihren Bogen gespannt (denn sie immer auf dem Rücken trug.

„Im Gegensatz zu Green…. WERDE ICH DIR KEINE DREI SEKUNDEN GEBEN!“ Siberu gelang es gerade noch mal Fireys Pfeil auszuweichen und war froh darüber das es kein Feuerpfeil war. Sho und Green wichen lieber an die Wand zurück, denn Firey hatte mehr als nur einen Pfeil. Sho sagte leicht mit einem unsicheren Lächeln:

„Also bei den Beiden passt nicht „Was sich liebt das neckt sich“.“

„Was dann?“, fragte Green.

„Was sich liebt das killt sich…“ Green erwiderte ihr unsicheres Lächeln und wand sich den wieder dem „Kampf“ der beiden zu.

„Dass so etwas brutales wie du, überhaupt in der Gegend rumlaufen darf, wundert mich!“, sagte der Rotschopf, während er sich bückte um einen weiteren Pfeil zu entgehen.

„Etwas?! Wer von uns ist hier ein „ETWAS“?!“

„Hej! Auch Dämonen haben ein Recht zu leben!“

„DU NICHT!“ Ein weiteres Mal spannte sie ihren Bogen doch dieser Pfeil wurde nicht abgeschossen, denn Firey wurde unterbrochen. Von Rui.

„WAG ES SILVER-SAMA EIN HAAR ZU KRÜMEN UND ICH NIM DICH AUSEINANDER!“ Bei Ruis Anblick runzelten Siberu, Green und Firey die Stirn. Die Schuluniform passte wirklich nicht zu ihr. Sho im Gegenteil fragte sich warum sie Siberu „Silver-sama“ nannte und warum alle von Dämonen sprachen.

Rui war in diesen Moment zu abgelenkt um Green zu bemerken. Für sie stand Firey nun an erster Stelle. Denn sie war im Begriff ihren Silver-sama etwas anzutun und das konnte Rui unmöglich zulassen.

Firey drehte sich zu Rui um und die beiden Mädchen funkelten sich finster an.

„Versuch es doch!“, antwortete Firey. Sehr übermütig, wie Green fand. Denn gegen Rui hatte sie keine Chance und Green nahm vorsichtshalber lieber ihr Glöckchen in die Hand.

„Du hältst keine drei Sekunden durch! Flachbrett!“

„Selber Flachbrett!“ Zwischen Rui und Firey herrschte eine hitzige Stimmung, die jeden Moment explodieren konnte.

Siberu seufzte, verschränkte die Arme und meinte:

„Muss ja ein heißer Kampf werden, wenn es um so einen heißen Typen wie mir geht!“ Sho antwortete daraufhin (obwohl sie nicht viel vom dem verstand was gerade vor ihr vorging):

„Und diese Bescheidenheit, nicht zu vergessen!“ Green konnte nicht länger tatenlos zusehen und ging auf Firey zu. Doch als sie gerade den Mund aufmachte, klingelte die Schulglocke. Siberu sprang auf und sagte:

„OMT! Ich bin noch gar nicht umgezogen!“ Aus Ruis Gesicht wich die Wut und sie lächelte breit. Siberu, Firey und Green schwanten übles.

„Ich werde Euch helfen, Silver-sama!“

„DAS WIRST DU NICHT!“, keiften Green und Firey das Dämonenmädchen an. Rui meinte daraufhin nur, das sie sich von den beiden nicht aufhalten lassen würde, doch Siberu befahl ihr ihm nicht zu folgen und dem beugte sie sich widerwillig.

Siberu seufzte tief. Langsam musste er mit Rui einen Schlussstrich ziehen und diesen Strich konnte er nur mit Greens Hilfe ziehen.

„Rui… Ich muss dir etwas beichten…“, sagte Siberu und Rui schaute ihn mir großen Augen an. Was würde er ihr beichten wollen? War der große Tag endlich gekommen? Der Tag denn sie sich so wünschte? Wovon sie immer aufs Neue träumte? Würde er ihr seine Liebe gestehen…?

„Ja, Silver-sama….?“

Doch er nahm Green an der Hand und zog sie zu sich und damit bekam Ruis Traum den ersten Riss.

Sho schaltete ihr Mikro ein und Firey musste krampfhaft jegliches Kommentar unterdrücken.

„Mein Herz kann dir nicht gehören. Denn es gehört Green-chan.“ Ruis Mundwinkel zuckte gefährlich und sie schien sich nicht wirklich entscheiden zu können, ob sie jetzt weinen oder vor Wut explodieren sollte. Doch sie sagte gar nix. Schüttelte nur verbissen den Kopf und kämpfte gegen die Tränen die sich in ihren Augen sammelten. Doch sie weigerte sich vor ihren Abgott in Tränen auszubrechen. Sie redete sich an das sie jetzt stark sein musste und das es alles gelogen war. Denn es konnte nicht wahr sein... es durfte nicht wahr sein!

„…S-Silver-sama… I-Ich…“ Doch weiter kam sie nicht, denn die Schüler kamen aus der Klasse und versperrten ihr die Sicht. Diese Chance nutzte sie um zu fliehen. Denn sie konnte in diesen Zustand unmöglich einen klaren Gedanken fassen.

Green befreite sich aus seinen Griff, der sich auch endlich gelockert hatte, sonst hätte sie es schon früher getan. Ohne ein Wort zu sagen schloss sie sich den Schülern an und verschwand unter ihnen.

Siberu sah ihr leicht verwirrt nach und merkte so Firey nicht die zu ihm gekommen war.

„Du bist wirklich das Allerletzte! Wie kannst du nur so fies sein, sind dir die Gefühle von Anderen etwa total egal?!“ Firey konnte nicht leugnen das sie im Moment Mitleid für Rui empfand auch wenn sie das Dämonenmädchen abgrundtief hasste.

Siberu drehte sich zu ihr um und antwortete:

„Irrtum Firey. Wenn ich wirklich so fies wäre wie du es mir vorwirfst, denn hätte ich Green wieder vor Ruis Augen geküsst.“ Firey antwortete nicht, denn einen Moment war sie leicht schockiert. Sie sah ihn nur finster an und fragte sich wie man überhaupt mit so einen befreundet sein konnte, geschweige denn in ihn verliebt. Diese ganzen Mädchen sahen wirklich nur das Äußere. Auf seinen miesen Charakter achtete niemand.

„Außerdem: Vergiss nicht das ich ein Dämon bin – es liegt in meiner Natur fies zu sein“, sagte er so leise das nur Firey es hören konnte.

„Ach. Den frag ich mich wie ein ach so toller Dämon wie du, sich in Green verlieben konnte.“, antwortete Firey ebenso leise. Siberu sah sie jetzt ebenfalls finster an und antwortete:

„Ich hab es dir schon mal gesagt; Von Liebe hast du keine Ahnung.“ Kurz schwieg sie, während die beiden feindliche Blicke austauschten.

„Wag es Green für deine Zwecke auszunutzen und…“

„Und was? Willst du mich dann umbringen? Hältst du das nicht für ein bisschen übermutig?“ Firey antwortete nicht, denn sie wusste dass er Recht hatte. Ihre Erfahrung war gleich null.

„Aber du brauchst dir keine Gedanken darüber machen, was du in diesem Falle mit mir machen würdest. Es wird nämlich nicht so weit kommen. Ich werde nicht noch einmal den Fehler machen und Green verletzen.“ Mit diesen Worten wandte er sich von Firey ab und ließ sie leicht verwirrt zurück.
 

Gary saß im verlassenden Klassenzimmer und versuchte sich mit Matheaufgaben abzulenken. Der Regen trommelte gegen die Scheiben, doch davon nahm er keine Notiz. Er stützte seinen Kopf mit der Hand ab und lass sich die Textaufgabe zum wiederholten Mal durch, doch er kam wieder zum selben Ergebnis: Gary verstand die Aufgabe nicht.

Er seufzte verärgert über seine eigene Unfähigkeit und fragte sich wieder wie er so tief fallen konnte, wenn er nicht einmal eine simple Matheaufgabe bewältigen konnte.

Gedankenverloren kritzelte er auf dem Papier rum und fragte sich ob die Geschehnisse des Tages mit seinen Zustand zu tun hatten. Gary seufzte, denn die Antwort war so simpel. Selbstverständlich war dies der Grund. Aber warum? Wollte er nicht einsehen das Siberu es geschafft hatte, Green Herz für sich zu gewinnen? Es war sowieso nicht sicher, dass er es überhaupt geschafft hatte. Denn es gab keine Bestätigung von Greens Seite und Siberu behauptete viel wenn der Tag lang war. Doch was wenn es die Wahrheit war? Wenn sein Bruder doch Recht hatte und Green sich in Siberu verliebt hatte? Immerhin war sie es schon mal und was sagte Gary das sie es nicht mehr war? Selbst wenn sie in ihn verliebt war, war das doch für Gary kein Grund so… neben sich zu stehen. Es konnte ihm egal sein. Es musste ihm eigentlich egal sein. Doch das war es nicht. Green war ihm nicht egal. Aber empfand er womöglich mehr als er es sich selbst eingestehen wollte?

Schmerzlich viel ihm ein, das Green nicht einmal die Ohrringe getragen hatte, die er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.

Er lächelte traurig.

Schade eigentlich. Er hätte sie wirklich gern damit gesehen. Sie würden ihr sicherlich stehen…

Gary schüttelte stur den Kopf um diese Gedanken aus seinen Kopf zu bekommen. Warum beschäftige es ihn überhaupt so sehr. Warum drehten sich seine Gedanken immer wieder im Kreis und warum war Green immer der Dreh und Angelpunkt?

„Wie nennt man dieses Fach? Greenkunde?“ Hörte Gary seinen Bruder fragen, der hinter ihm stand und ihm über die Schulter sah. Er drehte sich zu ihm um und fragte unwirsch was der Rotschopf wollte.

„Nix, nix Aniki! Wollte dir nur sagen das ich jetzt mit Green-chan weggehe und das du wohl heute Abend nicht mit mir rechnen brauchst!“, antwortete Siberu mit einem breiten Grinsen.

„Schön… hab ich wenigstens meine Ruhe.“, sagte Gary und versuchte seine aufkommenden Gefühle Herr zu werden. Deshalb wandte er sich auch von seinen Bruder ab. Siberu war schon schadenfroh genug.

Der Rotschopf schnappte seine Tasche, verabschiedete sich von Gary und verschwand aus dem Klassenzimmer. Gary sah ihm kurz nach und wand sich denn widerwillig seinen Aufgaben zu.

Dann merkte er weshalb Siberu von „Greenkunde“ gesprochen hatte; Gary war so in Gedanken versunken gewesen das er bei jeder Antwort „Green“ hin geschrieben hatte.

Der Halbdämon lief knallrot an und vergrub seine eine Hand in seinen Haaren.
 

Siberu fand seine Angebetete alleine in der Bibliothek, wo sie sich in Hausaufgaben vertieft hatte. Green sah kurz auf als er rein kam, wand sich aber sofort wieder ihren Aufgaben zu. Der Rotschopf ging zu ihr und fragte wie lange sie noch brauchen würde, immerhin wollten sie ja noch etwas unternehmen. Leicht genervt antwortete sie:

„Ich habe nicht zugestimmt, vergessen? Und jetzt lass mich in Ruhe lernen.“

„Was hast du denn, Green-chan? Hab ich etwas Falsches getan?“, fragte Siberu mit einen unschuldigen Blick. Schlenderte denn zu den Bücherregalen und schaute sich leicht gelangweilt um.

„Ob du etwas Falsches getan hast?! Sibi! Du nutzt mich doch nur aus um Rui zu verletzen und dein Image zu bessern!“ Siberu zuckte zusammen, antwortete jedoch nicht und da Green mit den Rücken zu ihm saß, hatte sie seine Reaktion auch nicht bemerkt und fuhr fort:

„Für dich ist das alles nur ein Spiel, nicht mehr. Doch ich weigere mich nur eine deiner Spielfiguren zu sein! Denn was ich dabei fühle, ist dir egal. Es geht dir auch nicht um mich! Du bist nicht und warst auch nie in mich verliebt!“ Hinter sich hörte sie wie ein Buch zu Boden viel, doch sie drehte sich nicht um.

Siberu war fassungslos. Diese Worte gerade von Green zu hören, schmerzte ihn mehr als er es jemals erwartet hatte. Warum, warum glaubte ihm niemand?! Warum dachte Jeder das er nur Böses im Schilde führte, warum sogar Green?! Warum verstand niemand, dass sogar er sich verlieben konnte?! Warum nahm ihn niemand ernst?!

„… Heißt das du nimmst mich nicht ernst…?! Du glaubst mir nicht…?!“, brachte Siberu hervor und musste seine Wut ernsthaft zurückhalten. Green merkte dass sie etwas Falsches gesagt hatte, ging zu ihm rüber und legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Ich vertrau dir Sibi… Und ich zweifle auch nicht daran dass wir Freunde sind! Und ich schätze unsere Freundschaft auch sehr.“ Er lachte daraufhin hol und antwortete:

„Freunde! Weißt du wie sehr ich unsere „Freundschaft“ schätze? GAR NICHT! Ich habe kein Interesse daran eine „Freundschaft“ mit dir zu führen! Ich will dich nicht als „Freundin“ sondern als „Geliebte“ und das werde ich dir beweisen!“
 

Gary beschloss dass es alles nichts brachte und er genauso gut aufhören konnte mit dem Lernen. Seine Gedanken wollten ihm Heute nicht gehorchen. Er würde also den Heimweg antreten. Wie lange war es her seitdem er alleine Nachhause gegangen war? Eine Ewigkeit, so schien es ihm.

Doch gerade als er seine Tasche nehmen wollte, meldete sich sein Feingefühl und er spürte das irgendwo in der Schule Magie eingesetzt wurde.

Na, dachte er, hatte Silver Green mal wieder zur Weißglut getrieben?

Erst da viel ihm auf, das es keine Lichtmagie war und das konnte nur eins bedeuten…

Gary lies seine Tasche stehen und machte sie auf den Weg.
 

„Lass den Schwachsinn, Sibi!“, sagte Green und versuchte nicht verunsichert zu wirken. Was in ihrer momentanen Situation, sich sehr schwierig herausstellte. Denn Siberu hatte Green zu Boden gedrückt und befand sich jetzt über ihr. Dazu hielt er ihre Hände fest und in der Einen auch noch ihr Glöckchen. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wann er es ihr genommen hatte.

Aber… er wollte sie doch nicht ernsthaft….

Unsinn… Sibi doch nicht…

„…Sibi, ich glaube dir ja! Ich glaube dir, dass du es ernst meinst! Lass mich bitte los!“ Doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper und sah sie weiterhin mit kalter Wut an.

„Zu spät, Green-chan… Viel zu spät!“ Green ließ es bei seinem Blick kalt den Rücken runter, so wütend hatte sie ihn noch nie erlebt und sie musste zugeben dass sie in diesen Moment Angst vor ihn hatte. Denn wenn er sie wirklich… denn konnte sie sich nicht einmal wehren. Ohne ihr Glöckchen war sie absolut machtlos und auch wenn sie es hätte, wusste sie nicht ob sie ihn ernsthaft verletzen wollte und konnte.

Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Schleife von Greens Schuluniform zerrissen und deshalb ging ihr Oberteil ein wenig auf. Auch als er ihre Hand losgelassen hatte, konnte Green sie nicht bewegen. Siberu musste sie gelähmt haben. Green schluckte und sah ihn erstarrt an, doch sie brachte kein Ton heraus. Immer noch konnte sie nicht glauben was hier vor sich ging. Sie wollte nicht glauben dass es Siberu war.

Sein Anhänger, den er immer um den Hals trug, fiel auf ihren Oberkörper, als Siberu sich zu ihr runterbeugte. Green wurde weiß wie Schnee, doch er kam nicht dazu das zu tun was er wollte, denn in diesen Moment ging die Tür auf und Gary stand in der Tür.

Dieser verlor bei diesem Anblick die Fassung und er wurde wohl fast so bleich wie Green. Siberu schien sich mächtig gestört zu fühlen und setzte sich auf.

„Sag mal, siehst du nicht, das du verdammt noch mal störst?“ Der Angesprochene schien es zuerst nicht zu registrieren. Er versuchte nicht darauf zu achten das Greens Oberteil leicht eingerissen war und sah deshalb nur zu seinen Bruder.

„Äh… also irgendwie… Silver, hältst du die Bibliothek wirklich für den passenden Ort?“ Green fluchte in Gedanken über Garys Naivität. Sah er denn nicht, dass sie es nicht freiwillig tat?! Doch sie konnte nichts sagen, Siberu hatte wohl irgendeine Magie auf sie angewendet um sie am Sprechen zu hindern. Wie sollte sie Gary so zeigen dass sie seine Hilfe benötigte? Er glaubte womöglich dass sie Siberu liebte und dass sie es freiwillig tat. Dieser Idiot! Normalerweise achtete er doch immer auf Kleinigkeiten, denn musste ihm doch auffallen das er ihr das Glöckchen genommen hatte?! Das tat er nicht, es sah sogar danach aus als würde er sie nicht sehen, oder nicht sehen wollen.

Green hörte nicht was die beiden Brüder sagten, sie hörte auch nicht zu, dafür war sie zu verzweifelt. Doch sie sah dass Gary sich gerade umdrehen wollte. Er würde es doch nicht zulassen dass Siberu Green Gewalt antat?! Panik breitete sich in ihren Körper aus. Sie musste ihn irgendwie mitteilen dass sie auf seine Hilfe angewiesen war.

Aber wie?!

Green kniff die Augen zusammen. Verdammt, warum tat Siberu das überhaupt?! Warum verstand er nicht wie hoch Green ihre Freundschaft schätzte? Nicht nur deren Freundschaft, sondern auch deren Bindung zu Dritt. Warum war ihm das nicht genug?! Warum musste er alles kaputt machen?! Warum war es ihm so egal…?! Green wollte nicht dass sich irgendetwas veränderte, sie wollte sich nicht in einen der Beiden verlieben. Dafür liebte sie die Zwei zu sehr auf eine andere Art – warum verstand Siberu das nicht? Es stimmte, sie hatte seine Liebesparolen wirklich nie sonderlich ernst genommen. Es war nun mal seine Art… Aber das er sie wirklich liebte? Das er sich weigerte eine Freundschaft mit ihr zu führen und auch bereit war soweit zu gehen? Das hätte sie nie gedacht… Aber Siberu musste begreifen das Green ihn nicht mehr liebte und es auch nicht mehr tun würde. Er hatte seine Chance gehabt und sie nicht genutzt – und das konnte er nicht mehr rückgängig machen.

Doch sowohl Siberu als auch Gary waren zu ihren wichtigsten Personen in ihren Leben geworden;

…Warum wollte er dieses Band zerstören…?!

Green hatte nicht bemerkt dass aus ihren zugekniffenen Augen Tränen liefen und auf den Boden tropften. Doch die beiden Brüder hatten es bemerkt und beide sahen sie erstarrt an. Sie merkte dass der Druck auf ihren Händen nachließ, doch sie brauchte dies nicht auszunutzen denn Gary hatte begriffen.

Siberu wehrte sich nicht als Gary ihn von Green runter stieß und Green auf die Beine zog. Tonlos nahm er ihre Hand, führte sie aus dem Raum und ließ Siberu zurück.

Dieser sah ihnen kurz nach und überlegte ob er hinterher laufen sollte, was er doch nicht tat und sich getroffen ans Fenster lehnte.

Was war da nur über ihn gekommen?! Er hatte gesagt er würde Green nicht verletzen – er hatte es sich sogar selbst geschworen! Doch jetzt? Jetzt hatte er die Kontrolle über sich verloren und sie wieder zum Weinen gebracht. Schon wieder.

Der Rotschopf lächelte traurig.

Wahrscheinlich war er einfach nicht dazu geschaffen sich zu verlieben, er war viel zu besitzergreifend und zu rücksichtslos. Aber das es soweit kommen konnte?! Das er Green sogar Gewalt antun wollte, nur um sie dazu zu bringen sich in ihn zu verlieben?! Was hatte er damit schon erreicht? Nix. Nur das Gegenteil.

Was wenn sie ihn jetzt hasste…?

„…Verdammt!“ Mit der zusammengeballten Faust schlug er gegen die Fensterscheibe. Nur etwas zu heftig, denn das Glas zersprang in tausend Scherben. Doch darauf achtete Siberu nicht. Auch nicht auf seine blutende Hand, die er zu sich zog und mit schnellen Schritten den Raum verließ.
 

„…Geht’s wieder?“, fragte Gary behutsam, als die Beiden bei den Spinden standen. Er hatte ihr seine Jacke geliehen und momentan wischte Green sich die Tränen aus den Augen.

„Jep… Ich werde dir schon nicht die Ohren voll heulen“, antwortete sie so sicher wie sie konnte und versuchet auch zu Grinsen, was ihr allerdings nicht so gut gelang.

„So hatte ich das nicht gemeint.“ Diesmal lächelte sie wirklich, als sie antwortete:

„Keine Sorge, das weiß ich!“ Der Angesprochene wurde leicht rot und fragte lieber ob sie einen Regenschirm dabeihatte. Da sie es hatte, gingen sie beide in den Regen hinaus. Einen Moment lang schwiegen beide, doch dann sagte Green:

„Danke… für deine Hilfe“, dabei schaute sie auf den Boden.

„…Nichts zu danken.“ Beide wurden leicht rot und sahen sich nicht an. Wieder schwiegen sie kurz, bis diesmal Gary die Stille brach:

„Green…was hast du vorher zu Silver gesagt?“ Sie sah ihn verwundert an und antwortete:

„Wieso? Ich hab nichts besonderes gesagt… nur das ich nicht glaube das er mich liebt.“

„… Bist du denn in ihn verliebt?“ Beide fragten sich warum er das fragte und sofort fügte er hinzu:

„Musst nicht antworten. Vergiss es am beste-“

„Nein. Ich bin nicht in Sibi verliebt.“, antwortete sie und Gary konnte nicht drum herum kommen aufzuatmen, was Green zum Glück nicht auffiel. Sie fragte wieso er gefragt hatte was sie zu ihm gesagt hatte und er erklärte ihr:

„Du hast doch sicherlich bemerkt, dass er sich anders als sonst verhalten hat?“

„Das war nicht zu übersehen. Aber warum?“

„Nun ja wie soll ich sagen… Silver verliert leicht die Kontrolle über sich. Du bist sogar noch einigermaßen heil davon gekommen.“ Green sah auf und fragte leicht beunruhigt:

„Du zweifelst also nicht daran dass er mich… vergewaltigen wollte?“

„Nein… eigentlich nicht. Aber das ist nicht das was ich dir sagen will. Du solltest es dir nicht so zu Herzen nehmen.“ Green wollte ihn gerade lauthals unterbrechen als er ihr sagte sie sollte zuhören. Es war schon schwer genug für ihn.

„Wie gesagt verliert Silver leicht die Kontrolle über sich – und über seine dämonische Seite. Besonders wenn er wütend ist, oder auch enttäuscht. Das was du zu ihm gesagt hast, hat wohl Beides bei ihm ausgelöst. Meistens weiß er dann nicht was er tut und handelt ohne Rücksicht auf Andere. Öfter weiß er danach nicht mal was er getan hat, das wird hier aber nicht der Fall sein. Immerhin hat er nicht die gesamte Kontrolle verloren, denn glaube mir denn wärst du nicht mit heiler Haut davon gekommen. Deshalb… versuch Silver zu verzeihen.“ Gary konnte nicht fassen dass er gerade ein gutes Wort für seinen Bruder einlegte, immerhin konnte er nur froh darüber sein wenn Green ihm nicht verzieh.

Green sah ihn schweigend an, wand sich denn aber von ihm ab und schwieg. Sie wusste nicht ob sie Siberu so einfach verzeihen konnte. Was sagte ihr das er nicht noch einmal die Kontrolle über sich verlor?

„…Green-chan!“ Es war eindeutig Siberus Stimme hinter ihr, doch im Gegensatz zu Gary drehte sie sich nicht zu ihm um. Doch anhand seiner Stimme konnte sie hören das er ziemlich verzweifelt war und von seiner kalten Wut, war nichts mehr zu hören.

„…Ich… ich…“ Der Rotschopf sah zu Boden. Er war vollkommen durchnässt, denn er hatte keinen Regenschirm. Aber er achtete nicht darauf, nicht einmal das seine Frisur ruiniert war. Gary fragte sich kurz ob es Regentropfen oder Tränen waren die an seinen Wangen herunter liefen. Aber wenn er es so sehr bereute, warum entschuldigte er sich nicht einfach? Ihm viel ein, wie schwer Siberu es sich schon immer mit Entschuldigungen gemacht hatte.

„..Es…“ Siberu schluckte und fuhr zögernd und leicht zitternd fort:

„…Es tut mir Leid…! Bitte…bitte, hasse mich nicht…! Bitte… Green-chan ich verspreche dir das ich das nie wieder tun werde… und wenn du willst… denn lass ich dich auch… in Ruhe… und… und…“ Seine Stimme brach ab und jetzt waren sich Gary und auch Green sicher dass Siberu zu weinen angefangen hatte. Doch Green hatte sich immer noch nicht umgedreht. Aus den Augenwinkeln versuchte Gary ihre Augen zu sehen, doch die Haare verbargen ihr Gesicht. Plötzlich drehte sie sich doch um und ging auf den Rotschopf zu. Dieser wich ihrem Blick aus und schaute auf seine Füße. Green ließ den Schirm plötzlich los und umarmte Siberu, doch sagte immer noch nichts. Er war ebenso wie Gary sprachlos, doch auch verwirrt, so sehr das er die Chance nicht ergriff und die Umarmung erwiderte.

„Green-chan…?“

Alle Drei schwiegen und innen Minuten war Green von Regen durchnässt, doch das störte sie nicht. Die Hikari ließ ihn los, sah ihn vorher aber noch leicht lächelnd an. Plötzlich stemmte sie ihre eine Hand in ihre Hüfte und sagte

„…Mein Gott Sibi! Was machst du hier für ein Drama! Hab ich etwa mit einem Wort gesagt das ich dich hasse? Ne. Also mach dir nicht solche peinliche Gedanken! Das passt einfach nicht zu dir… Du weißt doch dass ich dich lieb habe. Also komm, ich werde dir Zuhause die Haare machen!“ Einen Moment lang starrte Siberu sie fassungslos an, dann grinste er sein übliches Grinsen… nur eine Spur erfreuter.

„Und ich mach dir Deine!“, mit diesen Worten ließ er voller Freude vor und Gary und Green sahen ihn leicht verwundert nach.

„Da freut sich aber Jemand…“, sagte Gary mit einem leichten Schmunzeln.

„Jep! Ich bin einfach zu gut für diese Welt!“, Green grinste über ihre Worte und fing langsam an Siberu zu folgen, was Gary auch tat.

„Aber sag mal…“ Gary horchte auf und sah zu Green, doch ihr Gesicht wurde vom Regenschirm verdeckt.

„Was ist denn?“ Sie brauchte eine Weile mit der Antwort, denn sie suchte ihre Worte sorgfältig aus.

„Ist das nur bei Sibi so, mit seiner dämonischen Seite, oder… bei allen Halbdämonen?“ Er stoppte den Versuch ihre Augen zu suchen und sah einfach gerade aus.

„..Bei Allen.“

„…Also auch bei dir?“, ihre Stimme war leise und kaum hörbar. Man konnte deutlich hören wie schwer ihr dieses Thema viel. Gary seufzte und legte seien hand kurz auf ihre Schulter. Green sah ihn leicht verwundert in die Augen, doch sagte nichts. Beide waren leicht rot.

„Ja. Aber mach dir keine Sorgen, ich kann sie besser unter Kontrolle halten und ich lege auch im „Dämonen Modus“ nicht dasselbe Verhalten an den Tag, wie Silver.“

„… Und woran merk ich das du im Dämonen Modus bist…?“

„Das, Green, wirst du ohne Zweifel merken.“
 

Siberu war rund um glücklich. Green hatte ihm und sich die Haare gefönt (Gary musste das ja nicht tun – nicht bei solchen Haaren), seine gekämmt und einen Zopf gemacht. Dazu gab es warmes Essen bei Green und Siberu schaute den Beiden beim Lernen zu, was ihn zur Abwechslung mal nicht langweilte. Pink war auch dabei, sie saß allerdings vor dem Fernseher und spielte „Hello Kitty Mission Rescue“. Sehr interessantes Spiel, wie Siberu fand. Es passte zu Pink. Man konnte Green und Gary nur bewundern wie sie sich bei diesem Krach konzentrieren konnten. Gary hatte Pink auch mehrmals „leicht genervt“ gebeten, mKopfhörer aufzusetzen, aber sie meinte das wäre nicht das Gleiche.

Siberu langte gerade zu den Knabbereien als es an der Tür klingelte.

„Ein bisschen spät, ne?“, gab er von sich und ärgerte sich ein wenig darüber das die gemütliche Stimmung dahin war.

„ICH GEHEEEEEEEEEE!“, quietschte Pink fröhlich, ließ den Controller fallen und rannte zur Tür.

„Wenn das der Gerichtsvollzieher ist, sag ihm er habe sich in der Tür geirrt… und das wir Probleme mit Jungs haben die, die Namenschilder verwechseln. Hier lebt niemand der Najotake mit Nachname heißt…“, sagte Green und trank einen Schluck Wasser, doch sie verschluckte sich sofort als Pink rief:

„GREEN! ES SIND GREY-CHAN UND CO!“
 


 

Hoi ^^

ENDLICH – ES IST FERTIG T_____T! …. UND SCHON WIEDER ZU VIELE SEITEN – UND WIEDER BEI SXG! WAAAAH! Es sollte eigentlich sogar NOCH länger werden, aber nuja xD°

Ich hab mich extra für Mik und Meku beeilt ^^ und für Anni xDDDD (sie HASST SxG xD) tut mir leid das es diesma länger gedauert hat ._. schule und co… außerdem schreibe jetzt noch eien ältere ff weiter – „Nobody“. Welche natürlich auch mein lieblinsg Paring beiinhaltet ^^ aber diese Kapitel sind nicht so lang, deshlab kann ich das nebenher schreiben. Ist auch nicht so wie Himi, sondern ne Darkfic – mit nem Typen denn ich total liebe und der die ganze welt hasst xDDDD WIE KANN MAN IHN NUR HASSEN TT!

Und hier endet der erste Teil von Himitsu no mahou ^^ also die erste Staffel xD Himi wird wohl drei haben. Bis jetzt sind in der zweiten Staffel ganze 27 Kapitel geplannt und die dritte… ja die wird wohl genauso viele haben, wenn nicht sogar mehr ^^° Himi wird also noch lange nicht vorbei sein! Und ich werde das auch durchziehen, immerhin ist Himi sehr sehr wichtig für mich!

Also, was in der zweiten Staffel so kommen wird…

Einmal die Vergangenheit von Seigi und auch die von White, und somit auch was es mit Kanori aufsich hat. Dazu gehe ich mehr auf die anderen Wächter ein, wie Kaira, Tinami, Ilang und Daichi, ohne dabei Green, Sibi und Gary zu übersehen. Denn natürlich bleiben die drei die Hauptcharaktere, und Grey darf natürlich nicht fehlen xD *ihn knufflz*

Doch dazu kommen… zwei Charaktere die ich abgöttisch liebe! Und ich freu mich schon so wahnsinnig darauf diese beiden zu schreiben x3 Und ich werde auf den Wächter Ursprung eingehen, deren Glauben und Bewegründe xD und da gibt es viel zu schreiben öö ob manns nun glaubt oder nicht…

In der zweiten Staffel wird Himi sich auch vom Parodie entfernen, es wird ernster, dramatischer und auch blutiger xD was in den ersten kapis wohl noch nicht auffallen wird… egal!
 

Achja! Ich werde öfter gefragt „Was ist mit der Dämonenwelt?“ NATÜRLICH gibt es die auch in Himi und NATÜRLICH wird diese auch „auftauchen“ ûu! Der Hauptteil der dritten Staffel wird sich dort abspielen, denn immerhin stammen zwei der hauptcharas von dort xD ist dann doch logisch das ich diese nicht außer acht lasse *g* die rult x3 aber wie gesagt, erst in der dritten ^^° Klein Gary hat auch schon Andeutungen gemacht ^^! Das was er über die Halbis gesagt hat und glaubt mir – wenn die beiden erstma auf tour sind, geht’s ab x3 Stimmts Anni? *es schon mit in einen RPG gespielt hat* <<*war Green xD (aka – DAS OPFER)*

Awwww Gary ist als Dämon so toll *_________*! *steht auf Fiesos* Sibi natürlich auch… ABER DAS IST WAS ANDERES XDDD
 

Naja egal…

Denn sehen wir uns hoffentlich im zweiten teil von Himitsu no mahou wieder ^^

Das erste Kapitel der zweiten Staffel wird „Glühwürmchen“ heißen!

*alle knuddl*

Saku
 

Ps: Danke für die Geduld ><! Idas nächste kapi komtm schneller – versprochen!

Glühwürmchen

Glühwürmchen
 


 


 

Green konnte nicht gerade behaupten, dass dies der gemütlichste Zeitpunkt ihres Lebens war. In ihrem Wohnzimmer herrschte eine ziemlich angespannte Stimmung, seitdem Grey und seine Anhänger plötzlich reingeschneit waren. Sie hatten sich allesamt am Tisch niedergelassen. Grey saß gegenüber von Green, flankiert von Ryô und Itzumi, Pink in der Mitte und die Dämonenbrüder saßen jeder auf der anderen Seite von Green.

Siberu musterte Grey ziemlich skeptisch und sah öfter zu Green, als ob der die Ähnlichkeit überprüfen wollte. Ryô sah abwechselnd zu Siberu und Gary, Itzumi sah aus den Augenwinkeln ständig zu Grey und Dieser versuchte die beiden Halbdämonen systematisch nicht zu beachten. Gary war der Einzige dem es scheinbar nicht interessierte, dass sie gerade Besuch bekommen hatten.

Green mustere ihren Bruder etwas fragend. Es war ungewohnt ihn in normaler Kleidung zu sehen. Er trug ein weißes Hemd mit einer hellblauen Jacke über. Sah gar nicht mal schlecht aus. Ryô und Itzumi trugen ebenfalls normale Kleidung.

„Grey, äh… kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Wasser?“, fragte Green und Grey, der gerade dabei gewesen war Greens Wohnung zu begutachten, sah auf.

„Nein danke, Green. Ich darf nur Bestimmtes trinken.“ Green stand dennoch auf und richtete ihr Wort an Siberu und Gary:

„Und was ist mir euch?“

„Gerne Green-chan!“

„Das Übliche, stimmt`s Sibi?“, sie bekam als Antwort ein Nicken und wand sich denn Gary zu.

„Wasser?“ Gary nickte und Pink sagte in ihren gewöhnlichen Tonfall das sie Kakao haben wollte. Doch bevor Green in der Küche verschwand, drehte sie sich noch mal um und sah ihren Bruder und Siberu scharf an.

„Ein negatives Wort und ihr fliegt raus! Beide!“ Grey sagte etwas. Jedoch so leise das nur Ryô es verstehen konnte und dieser beschwichtigte ihn.

Siberu sah zu Gary und fragte:

„Warum hat Green-chan es nicht zu dir gesagt?“

„Ganz einfach: Weil ich weiß wie man sich zu benehmen hat“, sagte er mit seinen üblichen Schielblick. Der Angesprochene grummelte nur. Kurz überlegte er, dann lehnte er sich über den Tisch und funkelte Grey finster an, welches er erwiderte.

„…Was?“, fragte Grey genervt auf Japanisch, den zuvor hatte er nur in der Wächter Sprache gesprochen.

„Sag mal… Stehst du auf… Inzest?“ Itzumi rutsche die Hand vom Kinn, Ryô war sofort auf Alarmstation und Greys Gesichtszüge wirkten plötzlich merkwürdig steif. Er schaute den Rotschopf eine Weile finster an dann sagte er:

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Halbling.“ Noch bevor Siberu antworten konnte, hatte Gary ihn am Kragen genommen und zurückgezogen, ebenso wie Ryô es bei Grey getan hatte. Die Beiden sprachen plötzlich wieder in der Wächtersprache. Man musste die Sprache nicht verstehen um zu merken dass Grey eindeutig wütend war. Itzumi versuchte ihn zu beruhigen und Ryô schien mit ihn zu diskutieren. Gary kam sich blöd vor, weil er die Sprache nicht verstand und er genau wusste das die Drei über ihn und seinen Bruder redeten. Pink sah zu Gary und sagte:

„Die reden echt nett über euch!“ Beide Brüder drehten sich zu ihr um.

„Sag bloß du kannst die Sprache verstehen, Pink?“

„Klar, ihr nicht?“

„Pi-chan! Was sagen die denn?“, fragte Siberu.

„Grey-chan meint es wäre ne Frechheit wie du es wagen kannst so mit ihn zu reden, und äh…. Ryô sagt das Grey es ja nicht mehr lange ertragen muss oder so. Grey-chan redet über…hä? Das Wort kenn ich nicht… Ryô antwortet, dass sie den Auftrag-“

„PINK!“, rief Grey plötzlich dazwischen, denn er hatte gemerkt das sie am übersetzen war. Er wand sich zornig an Gary und Siberu und sagte:

„Wie könnt ihr es wagen Pinks Naivität für eure Zwecke auszunutzen?!“ Siberu sah ihn skeptisch an, legte den Kopf schief und wollte gerade antworten als Green wieder rein kam und die Drei verstummten. Gary merkte dass Greys Wut sofort abflaute als er seine Schwester sah.

Sie stellte die Gläser ab und setzte sich wieder hin.

„Sag mal; Könnt ihr euch nicht fünf Minuten unterhalten, ohne dass ihr euch streitet? Also Grey… was ist der Grund für deinen Besuch? Und wen du in deiner Sprache sprichst, werde ich nicht antworten.“ Grey sah sie kurz an dann sagte er auf Japanisch:

„Ich muss mir dir reden. Alleine.“ Siberu öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Green kam ihm zuvor:

„Solange du in meinen Vier Wänden bist, hast du nicht das Recht meinen Besuch raus zu werfen.“ Ryô wollte Green gerade darauf hinweißen das sie so nicht ihren älteren Bruder reden konnte, als ihm einfiel das er immer noch mit der Lichterbin sprach und sie stand im Zweifelsfalle immer über Grey.

„Green, ich glaube du solltest tun was er sagt.“, mischte sich Gary ein. Alle starrten ihn an und Green fragte nach.

„Es muss sich um etwas Wichtiges handeln, sonst wäre dein Bruder wohl kaum höchstpersönlich her gekommen. Immerhin weiß er das wir immer in deiner Nähe sind.“ Grey sah ihn forschend an, was Gary nur aus den Augenwinkeln sah, denn er schaute zu Green. Grey gefiel es nicht wie er mit Green redete. So…. schrecklich vertraut. Doch es war nicht unbedingt das was der Dämon zu ihr gesagt hatte, sondern eher wie er seine Schwester anschaute und das sie seinen Blick auch noch erwiderte. Im Prinzip hatte der überhaupt nicht das Recht dazu, Green überhaupt so offen ins Gesicht zu schauen. Grey schüttelte den Kopf. Er sah Gespenster. Zwischen den Beiden war nix, außer Freundschaft. Doch dies alleine reichte aus um in ihn Übelkeit zu wecken.

Green nickte langsam und stand auf, was Gary ihr gleich tat.

„Gut von mir aus. Aber erstmal will ich ein paar Wörtchen mit Sibi und Gary wechseln. Ich hoffe das erlaubst du mir, Onii-chan?“ Widerwillig nickte er, auch wenn er nicht verstand warum sie das wollte. Doch Grey hoffte einfach, dass Green diese Halblinge danach rauswerfen würde.

Die Drei verschwanden in Greens Zimmer und sie schloss die Tür hinter sich. Siberu ließ sich auf den Boden fallen und verschränkte maulend die Arme.

„Was bildet der sich eigentlich ein?! Ich kann ihn nicht leiden, das weiß ich jetzt schon!“, sagte Siberu grummelnd und so leise das nur seine zwei Freunde es hören konnten.

„Keine sorge Sibi, er mag dich auch nicht“, antwortete Green, die sich aufs Bett setzte. Gary fragte was für Worte sie mit ihnen zu wechseln hatte, selbstverständlich so leise das wirklich nur Green und Siberu es hören konnten.

„Also, Jungs… Ich werde mir schnell das anhören was mein Bruder mir zu sagen hat, hoffen das er denn wieder abzischt und denn kommt ihr wieder“, sie wand sich an Siberu und sagte:

„Sibi…Plan L und egal was passiert, halte dich daran, oki?“ Das Gesicht des Angesprochenen hellte auf, er schlug die Hände zusammen und antwortete mit einem Grinsen:

„Wie Ihr wünscht, Madame!“

„Könnte ich auch mal eingeweiht werden?“, fragte Gary etwas maulend, doch Siberu zuckte nur mit den Schultern und sagte:

„Davon verstehst du eh nix, Anikilein! Ne Green-chan?“

„Haar genau! Das ist ein Diebesgeheimnis! Aber Sibi, höchste Diskretion!“ Gary verstand immer noch kein Wort und beschloss lieber nicht weiter nach zu fragen.

„Green-chan, halt dich bloß nicht zu lange mit dem auf!“ Er umarmte sie kurz und sagte zu Gary, dass sie sich nebenan treffen würden, mit diesen Worten verschwand Siberu. Doch bevor Gary es ihm gleich tat, drehte er sich noch mal zu Green um und sagte:

„Pass auf dich auf.“ Green sah ihn verwundert an, schmunzelte denn und antwortete:

„Gary… er ist mein Bruder!“

„Ich weiß. Aber ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache.“ Green stand vom Bett auf und sagte mit einen aufmunternden Lächeln:

„Keine Sorge! Grey würde sich eher selbst umbringen, als mich.“ Gary erwiderte ihr Lächeln kurz, wurde allerdings sofort wieder ernst, verabschiedete sich von ihr und verschwand. Green sah kurz schweigend auf den Fleck, wo er eben noch gestanden hatte. Was Gary wohl damit gemeint hatte? Man konnte sich eigentlich immer auf sein Gefühl verlassen… Aber sie verließ sich auch darauf, dass Grey nicht einmal im Traum einfallen würde, Green nur ein Haar zu krümmen. Nein, das war absolut undenkbar. Jeder, aber ganz sicher nicht Grey.

Green verschränkte die Arme hinter den Kopf und wollte gerade wieder aus dem Zimmer gehen, als sie an die Ohrringe dachte die sie von Gary bekommen hatte. Das Mädchen drehte sich um, ging zu ihrem Schreibtisch und nahm die Ohrringe aus der Schachtel. Warum wollte sie, sie gerade jetzt anlegen? Vielleicht hatte Gary ja doch Recht, mit seiner Vorahnung. Green schüttelte energisch den Kopf und legte ihre alten Ohrringe ab. Kurz sah sie ihr erstes Paar nachdenklich an und Bilder von dem Tag als sie, sie bekommen hatte kamen in ihr hoch. Green seufzte. Siberu war damals einfach zu süß zu ihr gewesen. Selbstverständlich war er jetzt auch total lieb zu ihr, trotzdem würde sie diese zwei Tage nicht vergessen. Denn wahrscheinlich hatte er recht gehabt; Green war in diesen zwei Tagen wirklich in ihn verliebt gewesen, vielleicht sogar länger als sie es sich selbst eingestehen wollte. Wahrscheinlich war dies auch der Grund warum sie Siberu so schnell verziehen hatte. Damals und auch jetzt. Auch wenn Siberu sich entschuldigt hatte, kam es ihr merkwürdig vor das sie ihm so schnell verziehen hatte. Aber Green wusste, dass die Gefühle die sie in der Zeit für ihn gehegt hatte, nicht mehr die gleichen waren. Sie war nicht mehr in ihn verliebt, dessen war Green sich sicher. Trotzdem fragte sie sich, weshalb sie ihn so schnell vergeben hatte. Ob es etwas damit zu tun hatte was Gary gesagt hatte?

Green schloss die Augen und klammerte die Ohrringe die sie von Gary bekommen hatte, unbewusst an sich. Wenn Gary Recht hatte mit dem was er über den Dämonen-Modus gesagt hatte (und sie wusste dass er es hatte), denn stand ihr noch viel Schlimmeres bevor und die Hikari wollte sich gar nicht vorstellen was. Denn die Erfahrung die sie an diesen Tag gemacht hatte, reichte ihr völlig.

Die Stimme ihres Bruders weckte sie aus ihren Gedanken und Pink kam ins Zimmer.

„Green, ich glaube Grey-chan ist leicht genervt!“

„Ich komme!“, antwortete sie und legte die Ohrringe an. Der kurze Blick in den Spiegel sagte ihr, dass die Ohrringe ihr sehr gut standen und Green freute sich schon auf Garys Reaktion. Auch wenn er wahrscheinlich nichts sagen würde, dafür war er immerhin viel zu verschwiegen. Sie seufzte und folgte Pink aus der Tür.
 

Nebenan saß Siberu in seinem Zimmer, hatte das Ohr an die Wand gelegt und horchte konzentriert. Sein großer Bruder stand mit verschränkten Armen hinter ihn und sagte:

„Aha. Dafür steht also das „L“; Für „Lauschen“.“ Der Rotschopf drehte sich verärgert zu ihm und legte seinen Finger an den Mund.

„Ruhe verdammt! Ich kann sonst nix hören.“ Gary seufzte. Er mochte lauschen nicht, aber Green hatte die Beiden immerhin dazu aufgefordert. Deshalb tat er es ihm gleich und konnte deutlich Greens Stimme hören (Dämonen haben immerhin ein natürlich gutes Gehör).

„Also Onii-chan. Leg los. Pink spiel bitte in deinem Zimmer weiter.“ Pink gefiel das natürlich überhaupt nicht, was man deutlich hören konnte. Doch nach einer kleinen Auseinandersetzung, tat sie es dann doch und Grey fing endlich an:

„Green, ich hoffe du hast nix dagegen, aber ich habe dich aus der Schule genommen.“ Green verschluckte sich an ihrem Wasser.

„Wie bitte?! Wieso mischt du dich in meinen privaten Leben ein?! Und wieso kannst du mich aus der Schule nehmen?! Mein Erziehungsrecht liegt immer noch bei meinen Adoptiv Eltern, falls du es vergessen hast.“

„Nicht mehr.“

„Was soll das heißen?“

„Das die Familie Minazaii nicht länger deine Adoptiv Familie ist. Von nun an, bist du auch in der Menschenwelt die leibliche Tochter von unserer Mutter.“

„Wie hast du das denn gemacht? Akiko ist eine skeptische Frau, sie hätte mich niemals einem wildfremden überlassen! Du hast Hypnose benutzt, gibt’s zu!“ Grey reagierte auf diese Anschuldigung überaus beleidigt und sagte:

„Unterstell mir nicht, dass ich Gebrauch von Verbotenen Künsten nehme!“ Green seufzte genervt. Er reagierte nur so angegriffen darauf, weil Die Verbotenen Künste meist von Dämonen eingesetzt worden. Diese Techniken griffen das Innere des Opfers an, z.b Hypnose, die Beeinflussung der Seele, den Geist oder auch die Kontrolle über das Opfer. Sie wurden ständig erweitert, doch der Grundbaustein war in einem Buch niedergeschrieben. Ein Buch von dem es nur zwei Ausgaben gab und nur in einer einzigen Sprache; Dämonisch. Daher war es auch kein Wunder das meist Dämonen Gebrauch davon nahmen. Allerdings waren es keine Techniken die speziell für Dämonen erschaffen wurden, auch Wächter konnten sie erlernen, denn einige der Angriffe schienen auf Wächtermagie zu basieren. Der Autor und somit auch Urheber der Verbotenen Künste war unbekannt.

Merkwürdigerweise befand sich eines der zwei Bücher in der Obhut von Siberu (das einzige Buch welches er besaß). Daher war Green sich sicher, dass er sie auch beherrschte. Als sie ihn fragte woher er das Buch habe, hatte er gemeint er habe es vom Schwarzmarkt ergattert.

„Schon gut, schon gut! Wie hast du es dann angestellt?“

„Green jeder Wächter hat auch eine menschliche Geburtsurkunde. Ich musste also nur deine, meine und die von Mutter vorzeigen. Somit hatte ich denn Beweis, das ich blutsverwandt mit dir bin.“

„Aber Mutter ist doch nicht mehr am leben. Wie soll sie denn mein Erziehungsrecht haben? Und du bist zu jung.“ Grey zuckte mit den Achseln.

„Von Mutters Tod, weiß immerhin kein Mensch. Ist also kein sonderlich großes Problem.“ Green konnte nicht drum herum ihren Bruder fassungslos anzustarren. Der kam einfach hierher, adoptierte sie mal eben, nahm sie aus der Schule und tat denn auch noch so als wäre es das normalste der Welt! Stellte einfach ihr Leben auf den Kopf, ohne sie überhaupt nach ihrer Meinung zu fragen!

„ Sie schien ziemlich glücklich darüber zu sein, das du zu deiner wirklichen Familie gefunden hast. Zur Frage, warum ich mich erst jetzt melde, hab ich einfach gesagt, dass ich dich schon seit einer Ewigkeit gesucht habe und erst jetzt gefunden habe.“, erklärte Grey, ohne auf Greens Reaktion zu achten.

„Wie dramatisch“, antwortete seine Schwester ironisch und fuhr fort:

„Und was bezweckst du damit?“

„Ich bezwecke nix. Das passiert auf Wunsch unserer Familie.“

„Die ach so tollen Hikaris wollen mir wohl eins auswischen weil ich so ungezogen war, oder wie sehe ich das?“ Grey sah sie finster an und sagte:

„Zu diesen „ach so tollen Hikaris“ gehörst du zufällig auch.“

„Sag das Denen!“

„Ich bin nicht hergekommen, um mich mir dir zu streiten!“

„Den erzähl mal warum du hier bist, würde mich echt interessieren.“ Die beiden Geschwister funkelten sich kurz finster an, doch dann seufzte Grey und stützte seinen Kopf auf seine Hände.

„Green, du bist 16 und immer noch auf dem dritten Rang. Ich weiß, dass du nichts dafür kannst, dennoch muss was gegen deine Unerfahrenheit unternommen werden. Doch das geht nicht wenn du nebenbei auf eine Menschenschule gehst.“ Grey zeigte auf die Schulbücher die sie und Gary gerade eben noch gebraucht hatten und sagt:

„Eine Hikari braucht was Mathematik angeht, nur das Grundwissen. Algebra, Geometrie, Bruchrechnung, Gleichungen… wozu brauchst du das in deinen späteren Leben als Lichterbin? Gar nicht, dafür hast du Tinami-san. Das ist Verschwendung deiner wertvollen Zeit.“ In der Nebenwohnung musste Gary ein Kommentar zurückhalten. Denn in seinen Augen brachte er Green ganz und gar nichts Nutzloses bei.

Green sagte nix und ihr Bruder fuhr unbeirrt fort:

„Deshalb wurdest du – bis auf weiteres – von der Menschenschule befreit, um deine Lehre als Hikari zu beginnen und selbstverständlich werde ich dein Lehrmeister sein.“

„Was soll das heißen, „bis auf weiteres“?“

„Vier Monate, schätze ich.“ Vier Monate?! Gary und Green japsten beide gleichzeitig nach Luft. Wenn sie vier Monate nicht am Unterricht teilnehmen konnte, konnte sie ihren Abschluss vergessen. Das würde sie selbst mit Garys Hilfe nie wieder aufholen können.

„Aber Grey! Onii-chan! Denn kann ich meinen Schulabschluss vergessen! In Mai sind Prüfungen! Ich werde sitzen bleiben!“ Bei Grey riss langsam der Geduldsfaden, was sich deutlich bemerkbar machte, denn er schlug mit der zusammengeballten Faust auf den Tisch.

„Green! Dein Schulabschluss ist nicht wichtig! Nicht für dein weiteres Leben! Du bist kein Mensch, du bist nicht auf einen Schulabschluss angewiesen! Das einzige was wichtig ist, ist das du unsere Familie so schnell wie möglich davon überzeugen kannst, dass du zu etwas fähig bist! Und ich weiß dass du das bist, dir fehlt nur der Wille dazu dein Können auszunutzen!“ Er atmete tief durch und sah sie fast schon flehend an.

„Versuch doch mich zu verstehen. Ich tu das doch nicht um dich zu ärgern. Bitte Green… mach mir hier keine Szene.“

„Ich soll dir keine Szene machen? Wie stellst du dir das vor? Du stellst gerade mein ganzes Leben auf den Kopf! Und es ist schon chaotisch genug!“

„Das ist aber nicht das Leben in das du gehörst!“

„Ich will aber kein Leben als Hikari!“

„In Lights Namen! Dir bleibt aber leider keine andere Wahl!“ Warum wollte sie ihn einfach nicht verstehen?! Das war die einzige Möglichkeit Green irgendwie zu retten, oder ihr wenigstens mehr Zeit zu geben. Doch wie sollte er ihr das sagen? Green war Sonderregelfall geworden. Es war Grey verboten über die Pläne der Hikaris mit ihr zu reden. Selbst wenn, würde er es nicht übers Herz bringen.

„Green“, fing er an und seine Stimme hörte sich erschöpft an.

„Wenn du nicht freiwillig mit mir kommen willst, bin ich gezwungen Gewalt anzuwenden.“ Siberu und Gary waren sofort auf Alarmstufe, doch Green sah ihren Bruder skeptisch an.

„Du und Gewalt! Ich dachte du kennst die Regeln besser als ich - eine ist ganz zufällig gegen Gewalt.“

„Ich habe einen Befehl von ganz oben.“ Green konnte gerade noch ein verwirrtes „…Was?“ über die Lippen bringen als sie schon ohmmächtig in den Armen von Ryô lag. Er drehte sich zu Grey und obwohl sein Gesichtsausdruck sich überhaupt nicht verändert hatte, sagte Grey:

„Ja Ryô, ich werde Green nehmen.“ Ryô weigerte sich in Gedanken, denn sein Meister konnte ihm die Arbeit doch auch überlassen. Natürlich sagte er nichts und gab Grey Green. Mit Green auf den Armen teleportierte er sich Nachhause.

In der Nachbarswohnung konnten die beiden Dämonenbrüder nicht glauben was sie da gerade gehört hatten. Siberu sprang auf und schlug mit der Faust gegen die Wand.

„Dieser verdammte Idiot! Wie kann er es wagen Green – seine eigene Schwester zu entführen! Los hop Aniki! Wir retten sie!“ Gary hielt seinen übereifrigen Bruder am Kragen fest, denn er wollte gerade losrennen.

„Was ist los, Blue?! Wir können hier doch nicht tatenlos rum sitzen! Ich wette dieser Typ steht auf Inzest und will uns UNSERE Green-chan wegnehmen! Wahrscheinlich…. WILL ER SIE VERGEWALTIGEN!“ Damit bekam er einen Schlag auf den Kopf.

„Dramatisier nicht. Ich stimme aber mit dem ersten überein. Allerdings lautet die frage, wo wir Green suchen sollen.“ Siberu sah ihn verwundert an und sagte:

„Na, in diesem spack Tempel!“

„Denn sag mir mal, wo der sich befindet.“

„Öh… ich dachte du weißt das…“

„Das kann ja heiter werden…“
 

Als Green die Augen wieder aufschlug, gefiel ihr das was sie sah überhaupt nicht, denn es war nicht ihr Zuhause, dafür war es eindeutig zu weiß. Ohne Zweifel war sie im Tempel. Widerstrebend setzte sie sich im Bett auf und sah sich im Zimmer um. Dieses war nicht gerade klein, ihre Wohnung hätte locker reingepasst. Das Zimmer hatte ein großes Fenster, welches zugezogen war und eine Tür schien auf einen Balkon zu führen. Zwei hohe Säulen standen jeweils in den Ecken, an dem die gleichen auffällig verzierten Lichter angebracht waren, wie in den sonstigen Räumen. Ein leerer Schreibtisch und ein ebenso leeres Bücherregal standen an der Wand. Darüber hing ein Bild mit einem Goldrahmen. Auf dem Bild war ein Sonnenaufgang mit Acryl gezeichnet. An der Wand Green gegenüber stand ein großer Wandspiegel und verriet ihr, dass jemand ihre Kleidung gewechselt hatte. Sie sah an sich herunter und musste nicht lange überlegen um zu wissen aus welcher Feder dieses Kleid stammte.

Green stand auf, denn sie hatte nicht vor hier zu bleiben. Ihr eigener Bruder hatte sie entführt! Und das sogar mit Gewalt! War das zu fassen?! Keine Sekunde länger wollte sie hier bleiben und sie würde sich auch nicht verabschieden. Sie öffnete die Tür und schlug sie mit einem Knall hinter sich zu. Dann begann sie den Gang runter zu laufen. Auch wenn sie sich in diesem Wirrwarr von Gängen nicht auskannte, irgendwann würde sie schon an die frische Luft kommen. Auf ihren Weg rannte sie beinahe Itzumi um, achtete nicht auf sie und lief weiter ihren Weg, Richtung Osten. Dabei viel ihr auf das der Ost Teil des Tempel anders war als die anderen und kam langsam zu Stillstand. Dieser Teil war zwar genauso hell wie die anderen, doch es hingen keine Kunstwerke an den Wänden und die wenigen Statuen waren schwer beschädigt. Es sah aus als wären sie mit Absicht wutwillig zerstört worden. Die Wände wiesen teilweiße schwere Schäden auf und so weiter Green ging umso schlimmer wurde es. Einige Wände waren sogar eingestürzt. Es herrschte eine Totenstille und Green war mulmig zumute. Sie war so damit beschäftigt das sie nicht darauf achtete wohin sie ging – und plötzlich mit einem spitzen Schrei, verlor sie den Boden unter den Füßen. Die konnte sich gerade noch mit der einen Hand festhalten und registrierte das unter ihr nix außer…Luft war. Doch warum und wieso war ihr in dem Moment egal, das einzige woran sie jetzt dachte war, das sie nicht das Bedürfnis danach hatte, da herunter zu fallen. Verzweifelt versuchte sie sich mit ihren anderen Arm auch noch festzuhalten, doch sie brauchte ihren Versuch nicht fortzusetzen denn Ryô tauchte über ihr auf, nahm ihren Arm und zog die hoch.

Green ließ sich erstmal auf den Boden fallen und war froh darüber wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

„Hikari-sama, Ihr solltet darauf achten wohin Ihr Eure Schritte setzt. Besonders wenn Ihr im Ost oder West Teil des Tempels unterwegs seit.“ Green konnte sich bei diesem Kommentar nicht zurückhalten und zeigte anklagend auf das Loch.

„Woher soll ich denn wissen, dass sich unter meinen Füßen nichts außer LUFT befindet?!“ Ryô sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Dieser Gesichtsausdruck sah bei ihm unheimlich mechanisch aus und seine Augen waren noch genauso ausdruckslos wie zuvor.

„Hat Euer Bruder Euch nie gesagt, dass der Tempel aus drei fliegenden Inseln im Himmel besteht?“, antwortete er und half Green auf die Füße. Sie schüttelte daraufhin nur den Kopf. Fliegende Inseln im Himmel… wie war das denn möglich? Dann war es ja kein Wunder das man den Tempel nur mit Hilfe von Teleportation erreichen konnte. Aber warum hatte Green das noch nie bemerkt?

„Aber Ryô, mir ist noch nie aufgefallen das ich mich im Himmel befinde.“

„Das liegt daran, dass die Hauptinsel, auf der wir uns gerade befinden, einen Durchmesser von drei Kilometer hat und man von den meisten Zimmern aus, nichts außer dass Grundstück sehen kann. Ihr Euch fragt warum ihr hier durch den Boden gebrochen seit, obwohl sich unter unseren Füßen Erde befindet; Das liegt daran das ein Teil des Ost Flügels angebaut worden ist und der Teil indem Ihr durchgebrochen seit, befindet sich in der Luft. Aber macht euch keine Sorgen: Nur im Ost und West Flügel besteht Absturzgefahr.“

„Warum? Liegt es daran das hier alles so zerstört ist?“

„Ja. Hier und im West Teil wurde vor 16 Jahren erbittert gekämpft. Der letzte Kampf des Krieges.“

„Der Kampf in dem meine Mutter, ihr Leben verlor?“

„Ja. Aber ihre Leiche wurde woanders gefunden.“

„Ahja.“ So genau wollte Green das gar nicht wissen. Doch gerade als sie etwas sagen wollte, gingen sie über eine Brücke, was Green sehr wunderte, denn unter der Brücke floss Wasser.

„Wie ist das denn möglich? Wie kann auf einer fliegenden Insel den ein Fluss fließen?“

„Das ist der Sancire. Ein unterirdischer Fluss, der unter dem Hauptteil des Tempels fließt. Selbstverständlich brauchen wir auch Wasser und der Sancire versorgt uns mit reichlich davon.“ Green nickte langsam und während sie durch die Gänge gingen, wunderte sie sich darüber wie gut Ryô sich hier auskannte.

„Sag mal, Ryô du scheinst dich hier sehr gut auszukennen, wie lange lebst du denn schon hier?“

„Mein gesamtes Leben. Aber Ihr werdet Euch auch bald hier auskennen, so schwer ist das nicht.“ Sie antwortete nicht. Der Gedanke so lange im Tempel zu leben, bis sie sich auch so gut auskannte, gefiel ihr nicht. Sie wollte so schnell wie möglich wieder zurück zu ihrer wahren Familie.

Ryô blieb stehen, hielt Green die Tür auf und sie gingen ins Zimmer ihres Bruders. Dieser saß an einem Schreibtisch, trug eine Lesebrille und war über einen Haufen Bücher gebeugt. Er sah sofort auf, als Green rein kam und setzte die Brille ab.

„Ah Guten Morgen, Green! Willst du frühstücken?“ Er ging auf sie zu und begutachtete sie von oben bis unten. Er zupfte plötzlich an ihren Ärmel rum und murmelte denn etwas von wegen dass er zu lang wäre.

„Nein!“, fing Green an.

„Ich will nicht frühstücken, ich will Nachhause.“ Grey sah auf und antwortete:

„Du bist Zuhause, Schwesterchen.“

„Das sehe ich anders und das weißt du genau!“ Der Angesprochene schlug die Augen nieder und wand sich schweigend ab.

„Grey, du hast mich entführt. Du hast deine eigene Schwester entführt!“ Grey seufzte, antwortete allerdings immer noch nicht.

„Ich verlange sofort wieder auf die Erde zurückzukehren, hast du verstanden, Grey?!“

„Das liegt nicht im Bereich des Möglichen. So Leid es mir auch tut, du wirst hier bleiben. Ich habe dir doch schon gesagt das es der Wille unserer Familie ist das du deine Lehre beginnst.“

„Ich pfeife auf dem Willen unserer Familie! Und wenn du mich nicht sofort gehen lässt, geh ich selbst!“ Grey drehte sich zu ihr um und sah sie belustigt an.

„Und wie willst du das machen? Vom Rand der Insel springen?“ Green lief rot an und fluchte. Was Grey einfach mal überhörte.

„Green, dir bleibt gar keine andere Wahl. Selbstverständlich kannst du dich weigern das Training zu absolvieren und dich in deinem Zimmer einschließen-“

„Gute Idee!“ Doch bevor sie irgendetwas in diese Richtung unternehmen konnte, hielt Grey ihren Arm fest.

„Willst du wirklich nie besser werden? Du bist talentiert, immerhin bist du die Tochter einer legendären Wächterin des Lichts. Willst du dein angeborenes Talent verschwenden? Du bist die Anführerin der Wächter und somit auch für sie verantwortlich. Doch wie willst du das sein, wenn du schwächer als sie bist?“ Green sah ihn schweigend an, antwortete jedoch nicht.

„Willst du unserer Familie - Shaginai, den niemals beweisen dass du fähig bist?“

„Gut, von mir aus. Aber ich werde dich nicht Meister oder so nennen!“
 

Grey ließ Tinami rufen um einige Tests mit Green durchzuführen, von dem die Hikari keine Ahnung hatte was sie bringen sollten. Es ging meistens um ihre Magie, aber auch ihre Gesundheit, Schnelligkeit und Reaktionsvermögen wurden getestet. Grey war unheimlich stolz auf Greens sportliches Talent und sie erzählte ihm dass sie da immer die besten Noten gehabt hatte. Als sie erwähnte dass sie Rhythmische Gymnastik betrieb, war er hin und weg und wollte unbedingt mal eine Kür von ihr sehen. Auch wenn ihn der Gedanke das Green ein hautenges Trikot trug, nicht sonderlich gefiel. Skeptisch hatte er gefragt ob „Die beiden Halblinge“ sie schon mal darin gesehen hätten. Natürlich hatte Green es nicht verneint, sein finsteres Gesicht war einfach gold wert.

„Kaze-sama, schlechte Nachrichten!“, sagte Tinami und unterbrach somit das Gespräch der Geschwister. Green beneidete Grey darum, dass er von Tinami keinen Spitznamen verpasst bekommen hatte.

„Was ist denn?“, fragte er und Tinami hielt ein elektronisches Gerät hoch, welches Green nicht definieren konnte. Auf dem Display war eine 46. Grey schien damit nicht viel mehr anfangen zu können als Green und fragte.

„Dieses nützliche Gerätchen misst wie hoch der Prozentsatz der „nicht-licht“ Magie in Ee-chans „Spirit of Light“ ist. Und der beträgt ganze 46% und wir können uns sicherlich alle denken, was für eine andere Art Magie das ist, ne?“

„…Dunkelheit.“, brachte Grey säuerlich heraus.

„100 Punkte für Kaze-sama!“

„Ist das schlimm?“, fragte Green und Grey schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

„Du bist nicht die Wächterin der Dunkelheit, sondern des Lichts! Deine Angriffe müssen aus reiner Lichtmagie bestehen, um die größtmögliche Wirkung zu erbringen. Ist jawohl logisch.“

„Also bis jetzt hat es immer ganz gut geklappt.“

„Ja, weil du Glück hattest. Ich wette der Dunkelheits-intus kommt von diesen Halblingen.“ Green machte gerade den Mund auf um zu widersprechen, als sich überraschenderweise Tinami einmischte:

„Diese Wette werdet ihr verlieren, Kaze-sama! Ihr könnt die Schuld nicht immer den Beiden zuschieben. Denn der Filter von Ee-chans G.H 06.G funktioniert einbahnfrei – ich beherrsche mein Handwerk!“

„Gut von mir aus… woran liegt es dann?“

„An Ee-chan selbst, natürlich!“ Green wollte gerade lauthals unterbrechen, als Tinami schon wieder fortfuhr:

„Ee-chan besitzt die einzigartige Fähigkeit Licht und Dunkelheit miteinander zu kombinieren. Eigentlich ist diese Zusammensetzung nicht möglich, aber Ee-chan scheint das unmögliche möglich gemacht zu haben. Ob das an ihrer eigenen Unreinheit und mit dem Kontrast zu ihrem Element liegt, kann ich nicht sagen – noch nicht. Aber das werde ich schon herausfinden!“ Im Gegensatz zu Greys Gesichtausdruck hellte Greens auf.

„Hej cool! Das hört sich doch gut an!“

„DAS IST NICHT GUT – GESCHWEIGE DENN „COOL“! Das ist… schrecklich! Eine Katastrophe!“, antwortete Grey darauf leicht schreiend. Dann wand er sich an Tinami:

„Kann man da nicht irgendetwas tun?“

„Hm. Also diese Fähigkeit ist schon recht nützlich im Kampf.“

„Im Kampf gegen WAS bitteschön?“

„Gegen die Hikaris!“, wand Green mit einem Grinsen ein. Grey antwortete erst nicht, seufzte und sagte dann leicht genervt:

„Green, sei ruhig wenn Erwachsene sich unterhalten.“ Die Angesprochene sah ihn zweifelnd an.

„Tinami ist nur drei Jahre älter als ich.“

„Und somit bin ich erwachsen, Ee-chan! Du bist noch keine 17 und somit nicht erwachsen!“ Grey nickte und seine Schwester grummelte. Die Klimawächterin räusperte sich und fuhr fort:

„Wie schon gesagt, diese Fähigkeit kann schon recht nützlich sein. Aber als Hikari ist es selbstverständlich kein Pluspunkt Dunkelheit Magie einsetzen zu können. Ich denke das passiert auch ohne Ee-chans Willen. Aber das benötigt weitere Nachforschungen.“ Tinami log. Sie konnte zwar nicht 100% sagen was der Grund war, aber sie hatte schon eine Theorie. Green wusste das Licht für Dämonen alles andere als gut war und um ihre beiden Freunde nicht zu schaden schwächte sie ihre Lichtmagie, indem sie sie mit Dunkelheit kombinierte. Doch Tinami konnte sich nicht vorstellen dass Green etwas von diesem Prozess gewusst hatte. Denn das Element Licht war höchstempfindlich. Wenn der Wille zum Kampf fehlte, der Glauben ins Wanken geriet, man nicht mit vollen Herzen dabei war, war die Lichtmagie schon nicht mehr 100%. Schlimmsten Falles konnte man sie nicht einmal einsetzen. In Greens Fall wurde ihr Element gestört, von ihren Willen ihre Freunde nicht zu schaden und davon wusste sie selbst nicht einmal.

Natürlich sagte Tinami Grey nichts davon. Das konnte sie prima mit ihren Gewissen vereinbaren. Immerhin war die Klimawächterin Green unterstellt, und nicht Grey. Deshalb erklärte sie Grey, dass Green neue Techniken lernen musste. Allerdings Eigene, keine die in Büchern standen. Er konnte sich mit diesen Gedanken überhaupt nicht anfreunden, doch er beugte sich Tinamis Wissen. Green verstand überhaupt nicht was die Beiden von ihr wollten. Wie sollte sie selbst Techniken lernen? Woher sollte sie wissen wie das ging? Tinami und Grey meinten es würde ganz von alleine gehen und das es dafür keine „Anleitung“ gäbe. Nur originale Techniken wie Light Spirit konnte man in Büchern nachlesen und das würde in Greens Falle nichts bringen. Dazu kam noch das Green es ohne ihr Glöckchen machen sollte, wofür sie überhaupt kein Verständnis hatte.

„Ich kann ohne mein Glöckchen nicht kämpfen!“

„Oh doch das kannst du! Du musst endlich lernen auch ohne deinen Stab zu Recht zu kommen. Sonst wirst du abhängig davon und somit hättest du eine weitere Schwachstelle! Also keine Widerrede. Du wirst jetzt solange mit Itzumi trainieren bis du eine Technik entwickelt hast – die gefälligst einen Dunkelheitswert unter 40% hat! Du hast den ganzen Tag zeit, heute Abend um 18 Uhr gibt es essen. Bis dahin will ich vernünftige Ergebnisse.“, sagte Grey in einen Tonfall der keine Widerrede zuließ. Er streckte die Hand aus. Green grummelte kurz widerstrebend, doch dann gab sie ihm das Glöckchen und sofort spürte sie dass ihr Körper genauso wenig einverstanden war wie Green selbst.

Grey drehte sich um und ging die Steintreppen hinauf. Green schaute zu Itzumi, die immerhin gut ein Kopf kleiner war als sie.

„Kannst du überhaupt kämpfen?“

„Eine Tempelwächterin ist dazu ausgebildet ihrer Hikari beim Training zu unterstützen- also ja.“ Die Angesprochene verdrehte die Augen und rief ihren Bruder hinterher:

„Kann ich nicht mit dir trainieren?!“

„Erst wenn du soweit bist!“ Green antwortete nicht, wartete bis Grey außer Sicht war und wand sich denn an Itzumi.

„Ist er wirklich so gut?“

„Ja, Ihr könnt noch eine Menge von ihm lernen.“ Das glaubte die Hikari ihr nicht so ganz, sagte dann allerdings:

„Gut denn lass uns anfangen…. Wie auch immer ich das machen soll.“
 

Grey hatte gerade seinen wöchentlichen Gesundheitscheck hinter sich gelassen und zog sein Oberteil wieder an. Merkte allerdings nicht, dass Tinami ihm grinsend dabei zuschaute. Es hatte so seine Vorteile wenn man eine Asuka war, denn als Asuka war sie für die ärztlichen Pflichten zuständig und somit bot ihr einmal in der Woche ein Anblick um den Kaira, Itzumi und Ilang sie beneideten. Kaira würde ihr am liebsten jedes Mal den Kopf abreißen, wenn Tinami ihr davon erzählte.

Dagegen sah es um Greys Gesundheit nicht so gut aus, wie um seinen Oberkörper.

„Kaze-sama, ihr solltet-“

„…Mehr Essen, mehr Schlafen. Jaaah ich weiß.“

„Den tun sie es bitte auch mal! Ihr Immunsystem ist zwar nicht so schlecht wie White-samas, aber trotzdem müssen Sie auf ihre Gesundheit achten.“ Der Angesprochene maulte wie ein kleines Kind, während er seine Knöpfe zumachte.

„Was ganz anderes, Kaze-sama.“ Er drehte sich um und sah die Klimawächterin fragend an.

„Halten Sie es wirklich für schlau Ee-chan gleich bei ihren ersten Trainingskampf ohne ihre Waffe antreten zu lassen? Sie wissen doch, was für Auswirkungen das auf ihre Gesundheit hat.“ Grey wand sich wieder ab und antwortete dann:

„Ja das weiß ich. Aber Green muss lernen sich auch ohne ihren Stab verteidigen zu können.“ Gerade als Tinami antworten wollte klopfte es an der Tür und nachdem Grey „Herein“ gesagt hatte, kam Ryô rein.

„Verzeiht dass ich störe, Herr; Aber es ist wichtig.“ Der Angesprochene sah ihn kurz verwundert an, verabschiedete sich dann von Tinami und folgte dann Ryô.

„Worum geht es denn?“

„Um Eure Schwester.“

„Hab ich mir schon fast gedacht.“ Er schwieg kurz, dann drehte er sich panisch zu Ryô um.

„Ihr ist doch nichts passiert?! Ist Green verletzt?!“

„Nein.“ Grey viel ein gewaltiger Stein vom Herzen und er atmete auf. Schon sichtlich entspannter fragte er was es denn sei. Ryô antwortete jedoch nicht sofort, sondern öffnete die Tür zum Videoraum und ließ Grey vorgehen.

„Ich habe den Trainingskampf, wie Ihr gewünscht habt, aufgenommen.“

„Danke Ryô… Ich und Technik - das verträgt sich nicht.“, antwortete Grey mit einem Schmunzeln. Doch bevor Ryô ihm die Aufnahme zeigte, fragte Grey noch wie hoch der Dunkelheitswert war. Der Angesprochene sah seinen Herren kurz still an und antwortete:

„Unter 40%.“

„Und wie hoch ist er nun?“

„…39,9%“

„Grey-sama… es IST unter 40%.“ Grey antwortete etwas was Ryô nicht verstand. Der Windwächter kam sich blöd vor. Das nahm ja wahnsinnige Fortschritte! Wenn Green sich weiterhin so stur anstellte, konnte sie auch sofort ihr Testament unterschreiben.

„Aber sie hat eine neue Technik gelernt“, sagte Ryô um seinen Herren etwas aufzuheitern. Dieser massierte sich genervt die Stirn und gab nur ein zustimmendes Nicken von sich. Ryô sagte nichts mehr, bis Grey nach ein paar Minuten fragte um was für eine Technik es sich handelte.

„Hikari-sama hat sie „Hotaru Arashi“ genannt.“ Grey sah auf.

„“Glühwürmchen Sturm“? Wie ist Schwesterchen den darauf gekommen…“ Dann überlegte Grey genauer über den Namen. Sturm. Hatte Green bewusst diese Anspielung auf Greys Element gemacht? Oder war es Zufall? Egal was es war; Der Name hatte etwas mit „Wind“ zu tun und nicht mit „Dämonen“.

Mit einmal hatte Grey wieder gute Laune.
 


 

Hoi xD

Letztes Kapitel bevor ich auf Klassenreise gehe…. Hurraaa -_-° am So (den 2ten Juli) geht los nach Bornholm – langweilig, jede zweite dänische Schule reist dorthin ¬u¬° aba naja ich werde meinen Lapi mitnehmen und weiter schreiben Ûu° das nächste kapiotel ist auch schon angefangen (ne halbe seite xD°°°) aber das Kapitel wird nicht so lange auf sich warten lassen *g* Seigi striks back! Und Hikaris x3 jaaa ich lieb die x3

Ich find Grey am Ende süß x3 das er sich über den Namen freut x3 Eigentlich hatte ich ja vor den Trainingskampf der beiden zu schreiben, hab mich denn aber doch dagegen entschieden, denn es werden noch genug kämpfe kommen xD°
 

Also bis zum nächsten kapi ^^

*alle knuffl*

Saku

Geschwisterliebe

Geschwisterliebe
 


 


 

„Grey....Onii-chan.... Ist das hier wirklich nötig?!“, sagte Green mit klappernden Zähnen, während sie sich die Oberarme rieb, um ein bisschen Wärme zurück zu erhalten. Denn sie war durchgeweicht bis auf die Knochen und das binnen ein paar Sekunden. Auch ihr dicker Mantel hatte sie davor nicht geschützt. Grey schien das jedoch weniger zu stören. Er ging zielstrebig voraus, auch wenn der Regen seinen Weg erschwerte. Er hielt es nicht einmal für nötig zu antworten. Green seufzte, denn sie hatte teilweiße selbst Schuld daran das sie hier war – irgendwo in Russland.

Green hatte den schweren Fehler begangen und zu Grey gesagt, dass sie nicht glaubte irgendetwas von ihm lernen zu können und das auch noch in einem sehr unpassenden Zeitpunkt. Denn er war gerade wieder aus dem Jenseits zurückkehrt, war ziemlich genervt und deshalb war dieses Mal war sein Geduldsfaden gerissen, er schien es nun beweisen zu wollen. Aber warum bei diesem Mistwetter und das irgendwo in Russland (hätte es nicht Hawaii sein können?)?!

Als Grey plötzlich stehen blieb, donnerte Green in seinen Rücken und meinte lauthals dass er sie hätte vorwarnen können. Doch darauf reagierte er nicht und dies bestärkte Greens Verdacht, dass er in seiner schwärzesten Laune war.

Der Windwächter tastete seinen Hals ab und löste den Anhänger, der an einer Kette hing. Es war der gleiche Anhänger den Green schon mal gesehen hatte und kurz leuchtete auch der Juwelenbesetzten Schlüssel, für das Tor zum Jenseits, auf. Dieser verschwand allerdings sofort wieder unter Greys Oberteil. Der Anhänger den er, nun in der Hand hielt, erkannte Green als kleine silberne Feder. Doch es gelang ihr nicht sie näher in Augenschein zu nehmen, denn anders als bei Greens Glöckchen, löste sein Anhänger sich in Luft auf. Sie vernahm einen Windstoss, wegen des schlechten Wetters, dachte sie sich nichts weiter dabei. Grey führte eine Bewegung durch und es sah fast danach aus, als würde er ein Schwert in der Hand halten, doch Green konnte nichts der Gleichen erkennen.

Er merkte ihren verwirrten Blick und erklärte:

„Das ist das „Katanakaze“. Es besteht aus Wind. Bietet also einen gewissen Vorteil weil meine Gegner es nicht sehen können.“ Green nickte verstehend.

„…Ich habe sie von meinen Vater geerbt.“ Sie schaute zu ihren Bruder, doch die Haare wehten ihn ins Gesicht, so dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Der Wind kam wahrscheinlich jetzt von seinen Katanakaze, denn ihr war schon aufgefallen das der Wind zugenommen hatte.

„Denn zeig mir mal, was du drauf hast, Onii-chan!“, sagte sie um ihn aus seinen Gedanken zu wecken. Grey sah sie kurz and und erwiderte dann ihr Lächeln.

„Ich habe diese Technik schon lange nicht mehr eingesetzt und ich tue es auch nicht gern. Ich hoffe ich kann sie noch.“ Grey holte mit seinen Katanakaze aus und sagte:

„TATSUMAKIHOKORI“ Jetzt verstand Green warum er sie nie eingesetzt hatte; Die Zerstörungskraft dieser Attacke war wirklich außerordentlich. Sie konnte die Attacke an sich nicht sehen, nur die Schäden die daraus entstand: Drei tiefe Spalten hatten sich im Boden gebildet und ein Baum, der gut 10 Meter entfernt stand, wurde in Zwei geteilt. Die Lichtwächterin lies sich auf den Boden fallen und sagte:

„…Boah… Ist dir eigentlich klar, dass diese Technik verdammt hilfreich wäre im Kampf? Warum setzt du sie nicht ein?“

Der Wind um Grey herum erstarb und Green konnte spüren das dass Katanakaze sich auflöste. Ihr Bruder lies seinen Anhänger unter seinem Oberteil verschwinden und antwortete:

„Das hat mehrere Gründe. Ich kämpfe einfach nicht gerne und wenn ich Tatsumakihokorii in unserem Zuhause anwenden würde, hätten wir ein Problem. Das siehst du ein, oder?“, sagte er mit einem lieben Lächeln. Green nickte. Denn es war ja klar dass der diesen Angriff nicht auf der Insel einsetzen konnte.

„Außerdem… Regel 74B besagt: “Sei dir einen Kräften und Fähigkeiten stehts bewusst.““ Green schaute auf als ihr Bruder dies sagte und er fügte hinzu:

„Und 75B: „… und setze sie im richtigen Moment ein.““ Seine kleine Schwester verdrehte die Augen. Typisch Grey eben. Der und seine Regeln.

„Geh mir weg, mit deinen Regeln! Aber die Attacke ist wirklich heftig, Onii-chan. Damit könntest du ja mehrere auf einmal…“ Er nickte nur und massierte sich den Nacken.

„Deine Lichtmagie kann viel zerstörersicher wirken. Das bist du dir nur nicht bewusst.“ Die Angesprochene antwortete nicht und sah aus den Augenwinkeln zu den Erdspalten, die Greys Angriff hinterlassen hatte. Sie konnte mehr anrichten als das? Das konnte sie nicht glauben, oder sie wollte es nicht glauben. Es war gar nicht ihr Wunsch so eine Macht zu besitzen. Natürlich wollte sie besser werden, ein paar neue Angriffe lernen, aber sie würde keine Lichttechnik erlernen wollen die so eine Macht besaß und so einen Schaden bei Dämonen anrichten konnte. Zum Glück hatten die Techniken die sie bis jetzt gelernt hatte nicht so ein Ausmaß. Obwohl sie bei ihrer neuen, Hotaru Arashii, noch nicht sicher war, welchen Effekt sie im Kampf gegen Dämonen zeigte.

Hoffentlich keinen der, dem Effekt von Tatsumakihokorii nahe kam…
 

Zum ersten Mal war Green froh, die weißen Säulen des Tempels wieder zu sehen und sie lief die Steintreppe, die vom Garten zu einem der Eingänge führte, förmlich hoch. Grey folgte ihr im einigen Abstand. Er hatte es nicht so eilig und wenn, würde sein Herz ihm das nicht danken. Die Treppe bestand nämlich nicht gerade aus wenigen Stufen. Doch im Gegensatz zu Grey, war seine Schwester Top Fit und ihr schienen die Stufen nicht gerade viel auszumachen. Sie wollte nur so schnell wie möglich ihre nasse Kleidung loswerden.

„Grey, wenn du das nächste mal einen Familienausflug planst, denn bitte an warme Südküsten!“, meinte Green als sie einen Großteil ihrer Kleidung Itzumi gegeben hatte und nur noch in ihren halbtrockenen Unterrock vor Grey stand, der seinen Umhang gerade ebenfalls Itzumi gab. Dass seine Schwester nicht mehr so viel anhatte, interessierte ihn nicht.

„Du reagierst ja ziemlich empfindlich, wenn es um Kälte geht. Hat das einen besonderen Grund?“ Die Angesprochene sah ihn eine Weile tonlos an und schüttelte denn den Kopf. Das Siberu und Gary es wussten, reichte völlig. Sie wollte gar nicht wissen wie Grey darauf reagieren würde.

Gerade als Grey etwas dazu sagen wollte, kam Ryô dazu. Er verbeugte sich erst mal Pflichtgemäß und wartete bis Grey ihn zum reden aufforderte.

„In Eurer Abwesenheit ist Besuch angekommen… Aus dem Jenseits.“ Green sah, dass Grey schlagartig die Farbe aus dem Gesicht wich. Er überlegte kurz, dann schickte er Itzumi mit ihrer Herrin los um sie neu einzukleiden. Dazu betonte er, dass es weiß sein sollte. Zur Abwechslung protestierte seine Schwester nicht und ließ sich Protest los von Itzumi durch die Gänge leiten.

„Grey-sama…“, fing Ryô an, doch Grey unterbrach ihn:

„Wenn wir alleine sind, kannst du mich ruhig mit meinem Vornamen ansprechen, Ryô.“ Der Angesprochene sah seinen Meister ausdruckslos, wie immer, an und Grey fragte sich ob Ryô verstanden hatte, was er zu ihm gesagt hatte. Der Tempelwächter merkte dass die Röte in ihn hoch stieg und verbeugte sich deshalb schnell, bevor Grey etwas davon mitbekam.

„Ich freue mich sehr, über Euer großzügiges Angebot…. Doch ich kann es nicht annehmen.“ Grey seufzte und um das Thema zu wechseln, das Ryô scheinbar unbehaglich war (aus welchen Grund auch immer) , fragte er aus wem der Besuch bestand. Auf Ryôs Antwort hin schlug Grey verärgert die Hände über den Kopf zusammen und sagte:

„Und der Tag hatte so gut angefangen!“
 

„Hi, Blacky! Long time not see!“ Grey sah seinem Gegenüber mit hochgezogenen Brauen finster an. Seigi hatte frech die Füße auf dem Tisch, wackelte mit dem Stuhl und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Grey machte sich nicht einmal die Mühe, ihn auf seinen Bruch der Etikette aufmerksam zu machen.

„Verschon mich mit deinen gebrochenen englischen Dialekt! Da dachte ich, es wäre ehrenwerter Besuch und dann bist nur du das.“

„Das tut mir ja soooo leid das ich nicht ehrenwert genug bin, für den erhabenen halb Hikari.“, antwortete Seigi mit einem fiesen Grinsen. Greys Gesicht verfinsterte sich weiter und fragte unwirsch was Seigi wollte.

„Hej hej! Der Tempel ist genauso mein Zuhause wie Deines – also spiel dich nicht so auf! Ich kann kommen und gehen wann ich will, und so viel ich will!“

„Du warst seit über 500 Jahren nicht mehr hier, dich bindet gar nichts an diesen Ort. Also versuch nicht mich für dumm zu verkaufen… Was willst du hier?“ Seigi seufzte und verdrehte die Augen, dann grinste er wieder.

„Wurdest du etwa nicht informiert?“

„Informiert über was?“ Seigis Grinsen wurde breiter.

„Verstehe… Man hat es wohl nicht für nötig gehalten einen Kaze zu informieren…“ Grey war kurz davor seine Beherrschung zu verlieren, als Green, begleitet mit Itzumi, ins Zimmer kam. Sie trug Greys neueste Kreation, welche selbstverständlich weiß war. Doch Grey hatte nicht viel Zeit, sich über diesen Anblick zu freuen, denn als Green Seigi sah, sprang sie ihrem Bruder auf die Arme und er musste sich zusammenreißen nicht samt Green umzufallen. Anklagend zeigte sie auf Seigi, der sichtlich verwirrt war, und sagte:

„Ein Zombie!“ Ihr großer Bruder konnte sie nicht länger halten und ließ sie mit einen unsicheren Lächeln auf die Füße, darauf bedacht das, das neue Kleid keine Falten bekam.

„Green…. Das da…“, er zeigte auf Seigi.

„Ist kein Zombie.“

„Was ist ein Zombie?“, fragte Seigi. Grey seufzte und erklärte:

„Lebende Tote.“

„Denn bin ich doch ein Zombie… Ich steig da nicht durch.“

„Ich auch nicht, Onkel Seigi.“ Beide Wächter drehten sich zu Green um.

„Onkel?“

„Urururururururururururururur……….. Großvater ist mir zu lang. Oder hast du was dagegen, Seigi?“ Der Angesprochene legte den Kopf schief und schüttelte ihn. Da Green immer noch keine Antwort auf ihre Frage bekommen hatte, stellte sie Grey zur Rede.

„Diese Technik nennt sich „Eciencé“. Sie kann nur von Hikaris angewandt werden, deren Körper sich auf dem Friedhof befindet. Du musst wissen Green, hochrangige Hikaris – ich versteh nicht warum Seigi als Solcher zählt – haben die Erlaubnis in unseren Friedhof zu verweilen, dort durchgeht der tote Körper keinerlei Veränderung und mit der Eciencé Technik wird ein Art Klon vom toten Körper erschaffen, in dem die Seele so lange wohnen kann, wie die Lichtmagie des Besitzes anhält. Mit anderen Worten: Mutter könnte eine ganze Woche in einem Eciencé Körper verbringen und Seigi vielleicht nicht einmal einen Tag.“ Seigi verschränkte die Arme und sah ihn beleidigt an.

„Was sollte das denn heißen?“

„Schau deine Füße an, denn weißt du was das heißt.“ Sowohl Seigi und auch Green schauten auf seine Füße und merkten das seine durchsichtig waren.

„Oh, Naja…. Meine Lichtmagie war noch nie sonderlich hoch.“, sagte er mit einen Grinsen.

Grey schüttelte nur den Kopf, doch als er gerade etwas dazu sagen wollte, kam Ryô herein und meinte der Tee wäre serviert. Seigi stand auf und folgte den beiden Geschwistern. Green viel auf das Seigi sich ausgiebig umschaute, während sie durch die Gänge gingen.

„Was ist denn, Onkel Seigi?“ Der Angesprochene erwachte, durch Greens Worte, aus seinen Gedanken.

„Ach nichts, ich schwelge nur in Erinnerungen. Ich habe hier immerhin auch meine Lebenszeit verbracht.“

„Warst du nie in der Menschenwelt? Also ich meine… außerhalb deiner Pflichten.“ Seigi brauchte eine Weile für die Antwort.

„Ich habe versucht es auf meine Pflichten zu begrenzen. Ich hänge nicht sonderlich an den Menschen, weißt du?“

„Du hängst so wenig an sie, dass du sie umbringst wie die Dämonen.“, warf Grey ein. Doch damit brachte er Seigi nicht aus seiner Ruhe, er seufzte einfach nur und antwortete dann:

„Denk doch mal nach, Grey: Warum sollte ich Menschen umbringen? Das macht doch keinen Spaß. Immerhin können sie sich nicht wehren und anders als bei den Dämonen, erfreut mich der Anblick einer blutüberströmten Leiche nicht besonders. Also hab ich keinen Grund, meine Zeit mit Menschen zu verschwenden. Ergibt doch Sinn, meinst du nicht, Blacky?“

„Zum Glück kenne ich die Fakten besser als du, Seigi…Aber ich kann verstehen wenn du sie verdrängt hast. Welcher Hikari will sich schon mit dem Mord eines Menschen schmücken?“ Green sah das Seigi die Faust ballte und da sie einen Streit vermeiden wollte, sah sie sich Hilfe suchend nach etwas um, was die Beiden ablenken konnte. Im Moment gingen sie durch einen Gang mit gläsernen Vitrinen. Hinter diesen waren Pokale, Medaillen, Urkunden und weitere Auszeichnungen. Da sprang Green etwas ins Auge, was Beide sicherlich auf andere Gedanken bringen würde: Eine Auszeichnung mit Seigis Namen drauf.

„Onkel Seigi?“ Ein Murren des Angesprochenen, sagte ihr, das er zuhörte.

„Ist das da wahr?“ Sie zeigte auf eine runde Plattform, die aus Platin bestand, auf der ein Schwert eingraviert war und darüber stand etwas, in geschwungener Schrift, geschrieben. Seigi und Grey blieben stehen und als Seigi sah was Green meinte, breitete sich ein grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Natürlich ist das wahr! Ich habe alleine und ohne Hilfe dreizehntausendfünfhundert Dämonen ausgelöscht!“ Green kam nicht drum herum ihn ungläubig anzustarren.

„Das ist nicht gerade ein erstrebenswerter Rekord. Ich war schon lange dafür, das dieses hässliche Teil rausgeworfen werden sollte.“ Doch niemand hörte Grey: Seigi war gerade dabei Green mit seinen harten Kämpfen zu belagern. Diese schein es allerdings nicht so witzig zu finden, denn ihr wich langsam die Farbe aus dem Gesicht. Grey nahm Green am Arm und führte sie von Seigi weg. Im Flüsterton sagte er:

„Green, hör am besten nicht auf ihn. Nicht umsonst wird er „Tausendtöter“ genannt.“ Nach wenigen Minuten kamen sie dann in das Zimmer an, wo Ryô den Tee serviert hatte und die Drei Hikaris setzten sich um den runden Tisch. Green bediente sich erstmal am Gebäck, denn der Hunger machte sich bei ihr langsam bemerkbar. Seigi rührte nichts an, denn immerhin war er tot und Grey trank ruhig seinen Tee.

„Sag mal, Onkel Seigi…“, fing Green an und Seigi schaute auf. Sie zeigte auf etwas das Seigi im Haar stecken hatte. Es handelte sich um ein kleines ovales Gerät, welches drei Balken hatte. Im Moment leuchtete der unterste Balken grün.

„Was ist das denn?“

„Schwer zu erklären…“

„Ein Gerät welches Seigis Aggressivität berechnet, sobald er das Jenseits verlässt. Scheinbar bin ich nicht der Einzige, der ihn für unberechenbar hält. Sobald der rote Balken aufleuchtet, wird sofort das Jenseits kontaktiert. Ist es nicht so, Seigi?“ Grey sah zu Seigi mit einem vorwurfsvollen Blick. Welchen er nicht beachtete. Um Grey zu ärgern fing er dann ein Gespräch mit Green an. Doch das hielt nicht lange an, denn ihr Bruder fand das überhaupt nicht witzig. Damit die Beiden Streithikaris sich nicht wieder stritten, fragte Green notgedrungen ob es im Jenseits irgendetwas Neues gab. Bei Green Frage konnte Seigi nicht drum herum Grey einen fiesen Blick zuzuwerfen, doch zu Greys Überraschung sagte er nichts von den Plänen Shaginais. Sie redeten über ihn und Green war froh, dass Beide ihr zustimmten dass er viel zu streng war. Dann wand sich Seigi an Grey und fragte ob er schon das Neueste über Adir gehört habe.

„Adir-sama? Nein… ich muss gestehen ich weiß nicht viel über Adir-samas Vergangenheit.“ Der Angesprochene zucke mit den Schultern und meinte Adir wisse schon, wie er Diese geheim hielt. Damit hatte er Greens Neugierde geweckt.

„Was wisst ihr denn über Adir-san?“ Grey räusperte sich, faltete die Hände und fing an zu erzählen:

„Adir-sama hatte einen Zwillingsbruder.“

„Wie hieß der noch mal…? Ad…“

„Hikari Seishin-teki Kiiroi Aidares, Seigi. Unterbreche mich bitte nicht noch einmal…. Also: Aidares war der Zwillingsbruder von Adir-sama, allerdings war Aidares ein paar Minuten jünger als Adir-sama und so wurde er zum Lichterben ernannt. Sein Bruder erbte das Element des Wassers, von seiner Mutter. Ich weiß nicht wie das Verhältnis der beiden Brüder war. Doch egal wie es war, Adir-sama hat seinen Bruder hinrechten lassen.“

„Was?! Wieso?!“, unterbrach Green ihren Bruder.

„Weil Aidares denn Dämonen Informationen verkauft hat, Green. Als das herauskam soll Adir-sama nicht gezögert haben und sogar mit seinen eigenen Schwert das Leben seines Bruders beendet haben.“

„Aber warum… sollte Aidares, als halb Hikari, den Dämonen Informationen verkauft haben? Damit schadete er doch seinem Bruder…“

„Das kann wohl niemand genau sagen. Vielleicht war er eifersüchtig weil Adir-sama das Element des Lichtes geerbt hatte und nicht er. Aidares hatte vielleicht mit Wissen und Wollen Adir-sama geschadet. Immerhin lebten sie im Krieg.“ Green antwortete darauf nichts, sie war in bedrückendes Schweigen gefallen. Erst als Seigi wieder anfing zu reden sah sie auf.

„Ja genau, Blacky. Das war auch das was ich bisher wusste. Aber ich habe etwas Neues gehört und das bringt Licht in die Sache! Also hört zu…:“ Und Seigi begann zu erzählen, dass es in der Geschichte der Brüder noch eine andere entscheidende Person gegeben hatte, ein Mädchen: Ein Mensch. Aidares soll das Mädchen im Kampf vor einem Dämon gerettet haben und hat sich trotz seines Wächterblutes in sie verliebt. Aidares hielt seine Fähigkeiten vor ihr versteckt und tat so als ob er ein ganz normaler Mensch war. Es verging nicht viel Zeit und das Mädchen begann die Gefühle ihres Retters zu erwidern. Das junge Liebespaar hatte sich heimlich getroffen, doch trotzdem, fanden nicht nur die Wächter sondern auch die Dämonen es heraus. Die Wächter hießen das nicht gerade gut, doch Aidares hörte nicht auf deren Einwände und da Liebe zu Menschen nicht verboten war, gaben sie nach. Nur Adir war weiter davon überzeugt dass diese Liebe seinem Bruder nicht gut tat und versuchte Aidares davon zu überzeugen – doch vergebens. Zur selben Zeit herrschte auch Krieg und sowohl für die Dämonen als auch für die Wächter lief es nicht gerade rosig. Da nutzten die Dämonen die Trumpfkarte, die nur sie auf diese Art nutzen konnten: Aidares Liebe. Sie entführten seine Geliebte und zwangen den Wasserwächter ihnen die Informationen zu bringen, die sie brauchten um im Krieg die Oberhand zu erhalten. Für das Leben des Mädchens verriet Aidares sein Blut und seinen Bruder. Zwei lange Jahre des Verrats gingen ins Land, ehe Adir seinen Bruder zur Rede stellte. Er war der Einzige der davon wusste, doch er war empört, enttäuscht und verletzt über die Taten Aidares´. Trotzdem brachte er es nicht übers Herz seinen Zwilling für seine Taten zu bestrafen. Aidares wusste, dass er nicht nur seine Geliebte, sondern auch seinen Bruder verlieren würde, wenn er nichts tun würde.

Deshalb bat er Adir darum ihn hinzurichten.

Solange Aidares am Leben war, war die Sicherheit des Mädchens in Gefahr, egal ob er den Kontakt zu ihr abbrechen würde oder nicht. Die Dämonen konnten sie immer wieder als Druckmittel ausnutzen. Selbstverständlich war Adir dagegen, aber Aidares flehte seinen Bruder solange an, bis Dieser nicht mehr standhalten konnte….

Dem Mädchen wurde nach dem Begräbnis das Gedächtnis gelöscht, damit sie als Druckmittel nutzlos wurde. Offiziell starb Adir ein paar Jahre später im Kampf. Doch laut Seigi konnte er nicht länger damit leben seinen Bruder ermordet zu haben und wehrte die Attacke, die seinen Tot besiegelte, absichtlich nicht ab. Sein Bruder, der ein Wächter des Wassers war, wurde das Jenseits verwehrt, doch Adir kam dorthin und wurde als Held gefeiert…
 

Die drei Wächter schwiegen nach Seigis Erzählung. Green hatte das Gefühl ihre Kehle war zugeschnürt und wagte es kaum zu atmen. Grey war der Erste der etwas dazu sagte:

„Das ist unlogisch. Falls du Recht hast, Seigi… Warum hat Adir-sama dann die Ewigkeit und nicht die Stille gewählt?“ Green schaute auf, denn aus den Satz ihres Bruders wurde sie nicht schlau.

„Die Ewigkeit und die Stille?“ Seigi machte eine hektische Handbewegung und antwortete Green dann:

„Sie wird die letzte Wahl der Hikaris genannt: “Wählst du die Ewigkeit oder die Stille?““

„Mit anderen Worten, Green: „Tot oder Weiterleben“. Hikaris haben die Erlaubnis auf ein Weiterleben im Jenseits, sobald sie ehrwürdig genug sind. Aber Einige verzichten dennoch darauf. Dann wählen sie die „Stille“. Die, die weiterleben wollen wählen die „Ewigkeit“. Die Wahl ist endgültig und kann nicht widerrufen werden.“ Green nickte verstehend und ihr Bruder wandte sich von ihr ab zu Seigi:

„Deshalb glaube ich nicht dass deine Geschichte wahr ist. Denn wenn Adir-sama wirklich Freitod begangen hat, warum sollte er dann die Ewigkeit wählen?“ Seigi verschränkte grübelnd die Arme und nach einer Weile nickte er.

„Wahrscheinlich hast du Recht… Leider.“

„Nein das glaube ich nicht!“, sprach Green dazwischen und beide Männer wanden sich nach ihr um.

„Ich bin mir sicher das Seigis Geschichte wahr ist und ich kann mir auch denken warum Adir-san die Ewigkeit gewählt hat: Er hat es für seinen Bruder getan! …Schaut mich nicht so an, ich mein es ernst! Adir wollte sicherlich trotz seines Todes noch auf das Mädchen aufpassen, welche seinem Bruder wichtiger war als sein Leben. Vielleicht hat sein Bruder ihn darum gebeten, oder er hat es einfach so getan.“ Green sah Beide selbstbewusst an und sofort wussten Beide dass sie keinen Widerspruch zulassen würde. Grey schmunzelte und sagte:

„Green, du bist ein ganz schöner Romantiker.“ Sie lief rot an.

„Damit hat das nichts zu tun, Onii-chan! Und wenn ich das nächste Mal im Jenseits bin, werde ich Adir-san selbst fragen!“, damit stopfte Green sich ein paar Kekse in den Mund und das Thema war beendet. Seigi und Grey warfen sich kurz viel sagende Blicke zu. Denn noch nie hatte jemand Adir direkt darauf angesprochen und das gerade Green es versuchen wollte…

„Woher wusstet du das eigentlich, Seigi?“

„Die Schwester meiner Mutter ist die beste Freundin von Adirs Mutter. Daher wusste ich das.“ Grey nickte. Seigi lehnte sich auf den Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter den Kopf und schaute zur Decke.

„Ich kann nicht verstehen, wie man so dumm sein kann und sich in ein Menschenmädchen verlieben kann…“

„Warst du denn nie verliebt, Onkel Seigi?“ Seigi schwieg auf Greens Frage hin und wackelte einfach weiter auf seinem Stuhl herum.

„…Ich weiß es nicht. Vielleicht.“ Plötzlich kam Seigi mit allen vier Stuhlbeinen wieder auf den Boden und grinste breit:

„Natürlich! Wie konnte ich das vergessen: Marylein!“ Der Windwächter fasste sich an die Stirn und Green lächelte unsicher. Irgendwie kam ihr Seigis Verhalten merkwürdig vor. Zuerst total nachdenklich meinte er, er war sich nicht sicher ob er verliebt gewesen war und dann sagte er grinsend er wäre in Mary verliebt. Da stimmte doch was nicht…

Während Green in ihren Gedanken versunken war, hatten Seigi und Grey wieder das Thema gewechselt und stritten sich sogar nicht. Green horchte erst auf als sie über Menschenkriege sprachen.

„Die Menschen sind so einfältig. Selbst ohne den Einfluss von Dämonen fangen sie Kriege an und opfern die Leben ihrer Eigenen. Und mit ihren Kriegen erschweren sie sogar unsere Arbeit.“, sagte Seigi und Green fragte weshalb sie durch die Kriege die Arbeit der Wächter erschwerten.

„Das ist einfach, Greenchen! Es kann nämlich nie ausgeschlossen werden das feige Dämonen die Unruhe unter den Menschen ausnutzen, sich einfach in einen Menschen einnisten und durch deren Opfer zu ihren Spaß kommen. Das passiert nicht gerade selten, besonders unter den Menschenkriegen. Denn da fällt es nicht so auf, wenn ein Mensch brutaler als sonst ist. Deshalb ist das mehr Arbeit für uns.“

„Du hörst dich an, als würdest du aus Erfahrung sprechen, Seigi.“, fing Grey an.

„Du hast doch nicht während eines Menschenkrieges gelebt, oder?“ Seigi winkte mit der Hand ab.

„Nein, aber während der so genannten „Hexenverfolgung“ und da haben die Dämonen uns auch Ärger gemacht.“ Der Windwächter wollte gerade finster sagen dass ihn das sicherlich gefreut hatte, doch als er Seigis Blick bemerkte, der merkwürdig ernst war, sagte er lieber nichts dazu.

„Aber diese Verfolgung war nicht das Werk der Dämonen. Sondern der Menschen, sie ganz alleine hatten diese Massenhinrichtung zu verantworten. Sie richteten 60.000 Menschen hin, ohne einen für mich vernünftigen Grund. Die armen Verurteilten sollen „Schaden“ verbreitet haben, sollen Mörder, Räuber, Ehebrecher gewesen sein. Damit nicht genug, sollen die Frauen angeblich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten, ja sogar mit ihm verkehrt haben sollen! Schwachsinn, alles Schwachsinn! Als ob Elly jemals Kontakt mit irgendeinen Dämon gehabt hatte! Und wenn, hätte ich schon dafür gesorgt, dass dieses Mistvieh sich nicht lange darüber erfreuen kann!

…Die Menschen haben keine Ahnung von Dämonen und reden trotzdem über sie, als wüssten sie alles. Dabei merken sie nicht einmal das sie selbst zu dem werden was sie fürchten. Wer hier ein Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, waren nicht die unschuldigen Mädchen, sondern diese verdammten Kerle von der Kirche! Aber nein, sie handelten ja in Auftrag ihres ach so tollen Gottes.“ Seigi beendete seinen Vortrag mit einen entnervten Seufzten. Diesmal warfen sich Green und Grey viel sagende Blicke zu. Denn Beide hatten unschwer herausgehört, das Seigi mehr mit der Hexenverfolgung zu tun hatte, als er es selbst zugeben wollte. Aber wer war „Elly“? Als ob Grey Greens Gedanken lesen konnte schüttelte er ratlos den Kopf. Diesen Namen hatte er nie zuvor gehört und Beide wollten nicht nachfragen.

Plötzlich schreckte Seigi auf.

„In Lights Namen! Ich habe nicht mehr viel Zeit und ich habe gar nicht das erledigt weshalb ich hier bin! Greenchen, ich wollte ein paar Wörter mit dir wechseln – unter vier Augen.“, sagte er und schielte zu Grey. Dieser grummelte und stand dann auf.

„Von mir aus. Aber beeil dich!“ Damit nahm er Ryô mit sich und verließ das Zimmer, mit einem skeptischen Blick zu Seigi.

Green wand sich sofort an Seigi, als Grey den Raum verlassen hatte.

„Was ist denn so dringend?“

„Ich wollte mit dir über deine beiden Freunde sprechen!“ Seigi sah sofort das Green das gar nicht gefiel. Ihre dunkelblauen Augen, die ihn vorher fragend angeschaut hatten, sahen ihn jetzt misstrauisch an. Er musste seine Worte sorgfältig wählen.

„Warum willst du über sie reden?“

„Ach weißt du… Ich würde einfach gern mehr über die Beiden erfahren.“ Immer noch blieb sie argwöhnisch und Seigi fügte hinzu:

„Immerhin gibt es nicht gerade viele Dämonen, oder eher Halbdämonen, die anders sind und eine Freundschaft mit einer Hikari führen, ne?“ Green legte den Kopf schief und Seigi wartete bis sie über seine Worte nachgedacht hatte.

„Ich bezweifle das du deshalb gekommen bist.“ Der Angesprochene seufzte.

„Da hast du Recht, hauptsächlich bin ich gekommen um Grey ein wenig zu ärgern. Eine kleine Abwechslung von meinen öden toten Alltag, verstehst du? Aber ich würde wirklich gern von dir erfahren wie deine zwei Freunde sind. Durch die Daten und Fakten die wir haben, erfährt man nicht so viel über das Wesentliche und ich würde mir gern selbst ein Bild von… Silver und Blue? Machen.“

„Sibi und Gary.“

„Hm?“

„Ich nenne sie immer bei ihren menschlichen Decknamen. Ist eine Angewohnheit.“ Seigi spürte, dass sie langsam ihre Skepsis fallen ließ und wagte sich ein wenig weiter vor.

„Sibi ist der Kleinere, der mit den roten Haaren, und Gary der große Bruder stimmt´s?“ Green nickte.

„Haben die Beiden eine gute Beziehung zueinander? Ich meine, gibt es Bruderliebe unter Dämonen?“ Green grinste über die Frage.

„Die Beiden streiten sich für den Großteil der Zeit, manchmal geht auch ein Teil der Möbel dabei drauf. Ohne ihre Streitereien können sie gar nicht! Manchmal sind sie auch recht fies zu einander…. Früher hab ich gedacht, dass sie sich hassen würden, aber mit der Zeit ist mir klar geworden, dass die Beiden einander brauchen, sie sind nicht nur ein super Team, sondern sind auch immer für einander da, wenn es brenzlig ist und sie vertrauen einander. Auch wenn sie das niemals zugeben würden… Also, kann ich von meinen Standpunkt aus sagen, dass es Brüderliebe auch zwischen Dämonen gibt.“ Seigi antwortete nicht, denn er wollte sie nicht unterbrechen. Die junge Hikari hatte ihre Hände gefaltet, stützte ihren Kopf auf Diese und schaute verträumt in den Abendhimmel hinaus. Sie war nicht mehr im Tempel, sondern in ihren Erinnerungen. Als Seigi das erste Mal von Green und ihren Freunden gehört hatte, konnte er es nicht glauben. Nie konnte er sich vorstellen, dass eine Hikari solch eine Bindung zu zwei Dämonen knüpfen konnte. Doch jetzt wo er diesen Blick sah, dieses Lächeln, teilweiße fröhlich, teilweiße traurig, glaubte er daran.

Wie konnte man nur so leichtgläubig auf die Tricks der Dämonen reinfallen?

„Erzähl mir bitte mehr, Greenchen…“, sagte er leise, doch ein wenig fordernd. Sie horchte auf und sah ihren Verwandten aus den Augenwinkeln heraus an.

„Warum?“

„Weil dein Lächeln einfach unbezahlbar ist, wenn du von den Beiden sprichst.“ Sie wurde leicht rot und wieder erinnerte Seigi sie an Siberu.

„Weißt du, du ähnelst Sibi. Er ist genauso locker drauf wie du.“

„Ach wirklich?“

„Aber er hat mehr Erfolg bei den Frauen.“ Seigi grinste leicht dümmlich. Green erhob den Zeigefinger und fuhr fort:

„Er ist ein unverbesserlicher Spanner! So gut wie jeden Morgen hab ich Probleme mit ihm! Und auch beim Sport, aber da hilft Firey mir, ihm seine gerechte Strafe zu erteilen.“ Green grinste.

„Er sorgt immer für großen Wirbel, aber auch für Spaß! Und kann so süß sein! Da schaue ich gern über seine leicht brutale Art hinweg. Sibi ist außerdem mein Kompagnon, was meine Diebesgeschäfte angeht…“ Plötzlich sah Green ihm skeptisch an.

„Sag unseren Verwandten davon aber nix!“

„Ich schweige wie ein Grab!“, antwortete Seigi mit erhobener Hand und sagte mit einem Zwinkern dazu:

„Du scheinst den Kleinen ja sehr zu mögen!“ Die Angesprochene nickte lächelnd.

„Ja, ich vertrau ihm voll und ganz, auch wenn er mein Vertrauen schön öfter auf die Probe gestellt hat… Dennoch ist er mein bester Freund.“

„Und der Andere? Du kannst immerhin nicht zwei beste Freunde haben.“ Green sah ihn fragend an.

„Du meinst Gary?“ Er nickte und fragte wie sie ihn sah. Doch die Hikari war überfragt.

„Heißt das du magst ihn nicht so gern wie Sibi?“ Hastig schüttelte Green den Kopf.

„Nein! Ich ….mag Beide gleich gern…“

„Bist du dir sicher?“ Green weichte seinem Blick aus, der plötzlich unheimlich durchdringend geworden war.

„Vielleicht hast du ja auch… andere Gefühle für ihn….“

„…„Andere Gefühle?““

„Naja. Gary siehst du vielleicht nicht als Freund, sondern als Bruder oder Lehrer, Vertrauter…. Oder…“ Plötzlich hatte Green Angst davor was Seigi als Nächstes sagen würde und würde am liebsten aufstehen und das Zimmer verlassen. In Gedanken schüttelte sie den Kopf. Das war doch Schwachsinn. Sie wusste wie sie zu Gary stand. Sie war sich ihren Gefühlen ihm gegenüber absolut bewusst.

Seigi lehnte sich über den Tisch, stütze seinen Kopf mit einer Hand ab und sah Green direkt in die Augen, als er sagte:

„Oder…. Ist er womöglich dein Geliebter?“ Auch wenn Green darauf vorbereitet war, lief sie rot an und ihr Verwandter fing an zu Lachen.

„Seigi hör auf zu Lachen! Das ist nicht witzig! Ich bin nicht in Gary verliebt! Auf jeden fall nicht auf diese Art und weiße! Ich liebe Beide als meine Familie! Nicht als…“

„Jaja schon gut Greenchen! Kein Grund gleich so in Panik auszubrechen!“ Er stand auf und sah an sich herunter.

„Unser Gespräch wird hier wohl beendet werden müssen, meine Beine flackern schon!“ Seigi wand sich um und ging auf die Tür zu, doch vorher wand er sich noch einmal um.

„Also Greenchen, machs gut und das Licht möge mit dir sein!“

„Warte Onkel Seigi!“ Der Angesprochene hatte schon die Tür geöffnet und Green konnte schon Grey sehen.

„Was ist denn noch?“

„Das muss unter uns bleiben, versprochen?“ Seigi grinste, das gleiche Grinsen welches Siberu so ähnelte.

„Aber selbstverständlich!“
 

Grey geleitete Seigi zurück ins Jenseits, denn er hatte eh vor mit seiner Mutter zu reden. Während die Beiden Streithikaris in dem Labyrinth von Gängen im Jenseits gingen, warf Grey Seigi immer wieder skeptische Blicke zu. Doch sie hatten kein einziges Wort gesprochen. Erst als Grey merkte das Seigi in die Richtung von Shaginais Zimmer ging sprach er ihn an:

„Was willst du denn bei Großvater?!“

„Wirst du schon sehen, Blackylein!“ Als sie ins Zimmer kamen war Grey überrascht auch seine Mutter anwesend zu sehen, doch eine Begrüßung blieb aus. White hatte einen ernsten Gesichtausdruck und stand mit dem Rücken zu ihren Vater, der an seinem Schreibtisch saß und – zu Greys Verwunderung – erfreut aufsah als die beiden Hikaris eintraten.

„Mission erfolgreich ausgeführt, Shaginai-sama!“

„Das freut mich zu hören.“

„Mission?! Könnte Jemand die Güte haben…“ Dann ging Grey ein Licht auf, weshalb Seigi gekommen war. Doch er sah stumm zu wie Seigi das kleine Gerät aus seinem Haar entfernte und es auf denn Schreibtisch ablegte.

„Das war also ein Aufnahmegerät“, brachte Grey fassungslos über die Lippen. Seigi wand sich grinsend an ihn.

„Auch! Aber hauptsächlich ist es das was du vorhin so schön erklärt hast – ein Wunder unserer Technik, was?“ Der Angesprochene antwortete nicht und wand, sich fast schon angewidert, ab. Doch als er Greens Stimme hörte, drehte er sich wieder um und sah jetzt auch ihr verträumtes Gesicht als Hologramm. Bei dem was er hörte musste er Schlucken. White sah auch hin, ließ sich allerdings nichts von den aufkommenden Gefühlen anmerken, im Gegensatz zu Shaginai, der fast schon amüsiert über die Aufzeichnung war.

„Na da haben wir ja zwei großartige Schauspieler.“

„Vater, dafür kannst du Green nicht verurteilen. Sie trifft keine Schuld.“ Shaginai drehte sich zu seiner Tochter um und machte eine Geste mit der Hand.

„Keine Sorge, White, das tue ich auch nicht. Aber ich hoffe du stimmst mir endlich zu, dass etwas unternommen werden muss.“ White gelang es nicht zu antworten, denn Grey platze ins Gespräch, allerdings richtete er sich an Seigi:

„Soll das heißen, du hast Green die ganze Zeit ausgefragt und ihr Vertrauen erschlichen nur um an diese Aufzeichnung ranzukommen?! Hast du denn als Hikari überhaupt kein Gewissen?! Wie kannst du Green so gewissenlos ins Gesicht lügen, ihr sogar versprechen dass du Niemanden etwas davon erzählen wirst?! Wie kannst du es wagen…“ Doch Grey kam nicht weiter, denn Shaginai legte seine Hand auf die Schulter seines Enkels.

„Schweig, Grey. Seigi hat nichts getan wofür du ihn verurteilen könntest. Er hat lediglich ein paar Informationen für unsere Familie besorgt. Denn immerhin warst du zu sehr von Gefühlen verwirrt, um diese Aufgabe zu übernehmen. Auch wenn deine Sinnesempfindungen äußerst lobenswert sind, sollte dir endlich klar werden wo du stehst und wo deine missratende Schwester steht. Ein Sonderregelfall wie sie, hat deine Gefühle nicht verdient.“ Grey sah seinen Großvater wie gelähmt an und hatte Schwierigkeiten damit sich aus seinem Griff zu befreien. Mit einen gestammelten „Entschuldigt mich“ verließ er den Raum.
 


 

Nur ein paar Minuten später verließ auch Seigi den Raum, allerdings mit einem breiten Grinsen. Er freute sich über Greys Reaktion und er hatte nicht im entfernten ein Schlechtes Gewissen. Warum auch? Er hatte immerhin die Erlaubnis dazu. Grey sollte sich mal nicht so anstellen.

Der Gang vor ihm war ausgestorben, doch als Seigi um die Ecke bog, erspähte er Grey und ging sofort zwei Schritte zurück und spähte um die Ecke. Zuerst hatte Seigi gedacht, er habe sich geirrt, doch jetzt sah er, dass sein erster Blick richtig war:

Grey weinte.

Der Halbhikari lehnte an der weißen Wand und hatte sein Gesicht in seinen Ellbogen vergraben. Seigi wollte zuerst schadenfroh grinsend auf ihn zugehen und sich über ihn lustig machen, doch dann verwarf er diesen Gedanken wieder.

„…Green wieso gerade du…?! … Warum musst gerade du…zum Tode verdammt sein…“ Da erst überkam Seigi das Schlechte Gewissen, aber nicht nur das; Sondern auch die Erinnerungen, die er am gesamten Tage schon versucht hatte zu verdrängen, kamen hoch und diesmal konnte Seigi sie nicht zurückhalten…
 

„Pass bitte auf dich auf…Bruder.“

„Aber klar, Safi! Du weißt doch, dass kein Dämon mich besiegen kann! Also mach dir keine Gedanken um mich, ja?“ Das Mädchen seufzte und schüttelte den Kopf.

„Deine Überheblichkeit wird dir irgendwann noch Kopf und Kragen kosten!“ Seigi erwiderte darauf nur ein Grinsen.
 

„Seigi… Meine Verlobung wurde beschlossen, ich werde bald heiraten.“

„Und warum schaust du dann so betrübt?“

„…Bruder… ich… ich…lie-“

„Du bist einfach unsicher, das ist alles, Safi! Es wird sicherlich eine schöne Hochzeit, da bin ich sicher! Dann bin ich ja bald Onkel! Ich freu mich schon!“ Das Mädchen lächelte.

„Danke Bruderherz…“
 

Seigi legte eine Hand über seine Augen und versuchte die Bilder loszuwerden, die vor seinen Augen auftauchten. Energisch schüttelte er den Kopf. Es war Vergangenheit und er wollte nicht in Dieser leben. Sie lag hinter ihm. Doch während er so verzweifelt versuchte nicht daran zu denken, tauchte ein anderes Mädchen vor seinen Augen auf. Ein Mädchen mit mittelangen dunkelbraunen Haaren, einem unschuldigen Lächeln und einen Körper, übersäht mit Narben und Schrammen.

„Warum bestrafst du mich, mit deinem Anblick…Elly?!“
 

„Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Familie Asuka. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton…“ Siberu mit einen genervten: “Verdammt!“ schlug das Telefon ein wenig brutal zurück auf die Station.

„Wie ich höre, immer noch nur der Anrufbeantworter… Silver, das bringt doch alles nichts. Du kannst nicht bei jedem Wächter Telefonterror machen. Das werden sie sich nicht mehr lange gefallen lassen…“, sagte Gary, über sein Buch hinweg. Sein Bruder drehte sich zu ihm um.

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben und…lesen, während Green-chan wahrscheinlich in Lebensgefahr schwebt! Ihr idiotischer Bruder steht immerhin auf Inzest…. Und da Green-chan sich ihm nicht freiwillig fügen wird, will er sie wahrscheinlich vergewaltigen! OMT!“

„Du hast eine echt lebhafte Fantasie…“ Doch Garys Worte hörte der Rotschopf nicht mehr, denn er hatte den Hörer schon wieder aufgenommen. Über die Schulter hinweg sah er zu ihm und sagte:

„Sehe zu und Staune wie ich mich für Green-chan opfere!“ Damit tippte er die Nummer ein, wartete kurz und sagte dann:

„Ja hi Sho, hier Sibi, ist Firey da? … Öh ja ich habe das neue Einkaufszentrum gesehen? Ja… öh ich wollte Firey sprechen…. Ob ich Lust habe mit zu kommen? Sho, darüber können wir später… Nein, wirklich? Das hört sich ja verlockend an…“

Drei Stunden später…:

„SHO! ICH WILL MIT FIREY SPRECHEN! ... Danke! ... Was soll das heißen „Sie ist nicht da“?! Hättest du das nicht früher sagen können?! …Ja… Was ich von Firey wollte? ... Öhm… Nein, ich stehe nicht auf Flachbretter. Dazu ist sie noch eine Furie, viel zu brutal um überhaupt als Mädchen durchzugehen… Hallo?… FIREY?! Ich dachte du wärst nicht da! ... Doch ich meinte das ernst, war etwa der Lautsprecher an? … Denn nimm es dir mal zu Herzen und hör auf so zu schreien, taub bin ich nämlich nicht! … Aber Firey! Ich wollte dich was fra – Was?! Das hat damit gar nix tu tun! … Öh hallo? Halloooooooooo?! … Aufgelegt! Ich fass es nicht!“ Siberu schlug wieder genervt den Hörer zurück. Gary seufzte, legte sein Buch beiseite und stand auf.

„Lass mich mal.“

„Als ob du es besser könntest. Ich habe jetzt echt schon alles versucht! Sogar diese Kaira hab ich angerufen! Aber von ihr kannst du dich ja auch gerne killen lassen. Viel spaß!“ Gary sagte dazu nichts, nahm den Hörer in die Hand und tippte eine Nummer ein.

„… Guten Abend, Ilang-san… Ja Gary hier, ich wollte dich etwas fragen… Ja genau darum geht es… Ja… Gut, Morgen um elf. Vielen dank…. Dir auch eine Gute Nacht.“ Gary drehte sich triumphierend zu seinem Bruder um und in seinem Gesicht stand nur eins geschrieben: „Muhaha!“.

„So viel dazu, dass ich gekillt werde.“

„Woher hattest du die Nummer von dieser Naturfutzi?“

„Von Green.“

„Was?! Wann hast du die denn… egal. Morgen werden wir Green-chan wieder sehen! Dann retten wir sie aus den Klauen ihres Bruders!“

Warum beschlich Gary das Gefühl das der morgige Tag ein Meilenstein seines Lebens wurde…?
 

Nachdem Seigi die Erinnerungen endgültig beiseite geschoben hatte, ging er um die Ecke und auf Grey zu. Sobald Dieser Seigi bemerkte sah er auf und es war keine Spur von Tränen zu sehen. Wie immer sah er ihn finster an. Doch diesmal war sein Blick hasserfüllter denn je.

„Was willst du?“

„Hey, darf ich nicht einmal an dir vorbei gehen, ohne dass du mir gleich etwas in die Schuhe schieben willst?“

„Wie konntest du es nur tun…“ Seigi sah ihn überfragt an und antwortete:

„Was? An dir vorbei gehen?“

„Du Idiot! Verkauf mich nicht für blöd, du weißt genau was ich meine.“

„Ehrlich gesagt…: nein.“ Grey sah ihn geduldig an und wartete bis Seigi selbst darauf kam.

„Achso, du meinst den Auftrag! Ach Grey, nimm es dir doch nicht so zu Herzen! Das war einfach nur ein Auftrag und wie Shaginai schon sagte, hättest du ihn auch übernehmen können – aber nein, du bist zu sehr in deine Schwester vernarrt. So sehr das du sogar deine Pflichten als Halbhikari nicht voll und ganz erfüllen kannst!“

„Darum geht es mir nicht! Es ist mir egal ob du den Auftrag bekommen hast. Die Tatsache dass du Green angelogen hast…. Ist dir nicht klar, wie gern sie dich hat?! Gerade du, der es als Hikari auch nicht immer leicht hatte, müsstest sie doch verstehen! Aber nein, du sorgst lieber dafür das sie einen weiteren Schritt Richtung… den sicheren Tode geht…“ Grey sah Richtung Boden.

„Deine Schwester interessiert mich nicht im Geringsten. Ich hasse Dämonen, deshalb kann ich ihre Gedankengänge auch in keiner weiße nachvollziehen. Ich bin da voll und ganz auf Shaginais Seite, verstehst du? Deshalb kann ich dich auch nicht verstehen. Klar, sie ist deine Schwester, aber so lange kennst du sie noch gar nicht. Und immerhin scheint sie mir mehr zu vertrauen als dir. Du hast die Aufzeichnung ja auch mit verfolgt, da ist dir sicherlich auch aufgefallen wie sehr sie an den beiden Halblingen hängt. Sie sieht sie sogar als ihre Familie an, als ihre Brüder. Sie liebt die beiden mehr als dich – ihren leiblichen Bruder. Meinst du nicht auch, dass es im Bereich des Möglichen liegt, das sie dich überhaupt nicht leiden kann? Und trotzdem… machst du hier so einen Aufstand. Das lohnt sich doch überhaupt nicht.“ Grey sah immer noch eine Weile schweigend Richtung Boden. Seigi wusste das die Worte ihn härter getroffen hatten, als jeder Schlag und er musste sich selber loben. Denn eigentlich war er nicht der große Redner.

„… Es ist egal wie lange ich Green schon richtig kenne. Es ist mir egal wie unrein sie ist. Es ist mir auch egal wie gut sie sich mit diesen Halblingen versteht. Ich verlange auch nicht von Heute auf Morgen das sie mich als ihren großen Bruder akzeptiert. Alle Umstände haben keinen Einfluss auf meine Gefühle, die ich trotzdem für sie hege, und immer tun werde.“ Seigi seufzte.

„Ich merk schon, es bringt nichts mit dir zu debattieren.“ Erst da sah Grey auf und sagte:

„Du kannst mich auch nicht nachvollziehen. Denn du hattest nie eine Schwester und musstest auch nicht tatenlos mit ansehen wie sie stirbt!“ Der Windwächter konnte nicht im entfernten wissen wie sehr diese Worte Seigi schmerzten. Grey gelang es gerade noch in letzter Sekunde dem Faustschlag von Seigi zu entgehen.

„Du hast überhaupt keine Ahnung! Meine kleine Schwester ist ermordet worden, als sie ein Kind erwartet hatte!“ Mit diesen Worten wand sich Seigi wutentbrannt und wieder mit Erinnerungen vor seinem geistigen Auge, vom Halbhikari ab. Doch noch bevor er das Ende des Ganges erreicht hatte, sagte Grey:

„…Tut mir leid. Das wusste ich nicht.“ Seigi blieb stehen, drehte sich allerdings nicht um und anstatt seine Entschuldigung anzunehmen sagte er:

„Nein, was weißt du schon.“ Ohne die Antwort von Grey abzuwarten ging Seigi, mit schnellen Schritten, in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Er entledigte sich seines Umhangs, den er achtlos in die Ecke schmiss, und nahm sein Schwert von der Halterung. Dies sah er sich gedankenverloren an und wieder tauchte ein Bild vor ihn auf. Doch dieses Mal war es kein lächelndes Mädchen, sondern ein Kampf, ein sehr blutiger Kampf. Es war der Einzige des Seigi wohl nie vergessen würde, egal wie viele Jahrhunderte er noch im Jenseits verweilen würde. Er schüttelte den Kopf und legte das Schwert zurück ins Regal. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Niemals hätte er diesen Auftrag annehmen sollen…
 


 

Hooooooooooooooooi ^u^
 

Feriiiiiiiiiiiiiiien x3 endlich Zeit zum schreiben und zum zeichnen x3 hach, was will man mehr!? Ich sitze hier im Kerzenschein mit meinem treuen Gefährt, dem Laptop am Tisch, während meine Mutter und ihr Freund kniffeln – in einem Sommerhaus in Dänemark nahe der Ostsee x3 einfach schöööön *u* und der Himmel ist so schön! Man kann so viele schöne Sterne sehen x3 Hachja…

Es tat mal wieder richtig gut die zwei chaotischen Halbis zu schreiben *g* Das macht richtig spaß und befreit irgendwie xD bei dem ganzen Ernst der jetzt kommt, bin ich froh einen Chara wie Sibi zu haben der alles ab und an auflockert *g* und so süß is x3 Er ist übringens min zweit Lieblings chara – Green – natürlich – als erstes x3 Gary kommt dann gleich nach Sibi und dann kommt Grey Ûu alles danach wechselt ständig…. *blubb* Aber ich habe keine Charaktere wo ich sagen kann das ich sie hasse oo° ich weiß ich hab ma gesagt das ich Itzumi nicht mag, aber inzwischen mag ich sogar die xD und die Hikaris sowieso *____*! Ich mag gern auf deren Vergangenheit eingehen, aber wie gesagt, gefällt mir das schreiben des SxGxG Trios am liebsten ^^

Es läuft übrigens einen Wettbewerb zu Himi, zu finden in meinem Stecki ^^
 

So das wars denn mit dem Schlusswort xD im nächsten Kapi hab ich schon einige Seiten und bis jetzt (bei mir weiß man nie, ob der Titel sich noch ändert) der Titel des Kapitels:

„Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonenleben und ein Menschenleben“

Und jep – es geht um Seigi xD Ich versuche es in einem Kapi unterzubringen, aber vielleicht wird es auch ein zweiteiler xx°
 

Also bis zu nächsten Kapi!

*alle knuddl* un vielen dank für die Kommentare und die lieben Grüße ^^
 

Saku

Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonenleben und ein Menschenleben Teil 1

Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonenleben und ein Menschenleben Teil 1
 


 

1560 - Hikari Regien Hikari Meiyo Hikaru Seigi und Hikari Seijitsu Shoujiki Safiya
 


 

Ein spitzer Schrei, eines Mädchens, hallte durch die Gänge des Tempels, wahrscheinlich konnte man es von dem Einen, bis zu dem anderen Ende des Tempels hören. Keiner der anwesenden Wächter zweifelte daran was der Grund war:

Seigi war von einen seiner Missionen zurückgekehrt.

Der Lichtwächter stand ein paar Schritte von seiner kleinen Schwester Safiya entfernt, mit einen breiten Grinsen auf dem Gesicht. Seine weiße Kleidung war zerrissen und der Stoff war, bis auf ein paar Flecken, vollkommen mit dunklem Blut besudelt. Safiya konnte bei diesem Anblick einen Schrei einfach nicht unterdrücken. Sie hatte ihm den Rücken zu gedreht und versuchte einen weiteren Schrei zurückzuhalten. Die Hikari konnte es einfach nicht ertragen Blut zu sehen und das wusste Seigi nur zu genau.

„Was ist los, Safi? Bekomme ich keine Umarmung als Begrüßung?“, sagte er spielerisch.

„NEIN. SEIGI! Du weißt genau, dass ich den Anblick von Blut nicht ertrage! Und das weißt du ganz genau! Warum hast du deine Verletzungen nicht vorher geheilt?!“ Der Angesprochene sah an sich herunter.

„Verletzungen? Das ist doch nicht mein Blut! Das ist Dämonenblut!“

„NOCH SCHLIMMER. ZIEH DICH AUS. SOFORT!“ Seigis Grinsen wurde daraufhin noch breiter. Er verschränkte die Arme und sah sie neckisch an:

„Ich soll mich mitten auf dem Gang ausziehen? Ouuuu….Safi! Ich wusste ja schon immer das du mich mehr magst, als du es zugeben willst!“ Seine kleine Schwester lief knallrot an und war froh darüber, dass er es nicht sehen konnte.

„Seigi, ich erinnere dich nur zu ungern daran, das ich verlobt UND schwanger bin!“ Immer noch grinsend antwortete er:

„Dein Verlobter ist doch tot!“ Erst jetzt drehte sich Safiya um und der Zorn stand ihr ins Gesicht geschrieben:

„Du hast überhaupt kein Feingefühl, Hikari Meiyo Hikaru Seigi! Du wirst niemals wissen wie es ist verliebt zu sein!“ Seigi sah sie verwundert an und antwortete:

„Doch doch! Ich weiß wie es ist verliebt zu sein, das kannst du mir ruhig glauben, Safi!“

„Du meinst wohl dein Schwert“, bemerkte Safiya säuerlich.

„Genau! Du bist schlau Safiya!“ Während er dies sagte, tätschelte er seine Schwester auf den Kopf. Doch sie schlug seine Hand weg und wischte das Blut, welches sich auf ihre Hand übertragen hatte, angewidert ab.

„Zieh dich endlich um! Und hör auf hier so rumzualbern!“ Grummelnd verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und drehte sich um.

„Außerdem, Seigi…“, fuhr Safiya tadelnd fort:

„Dein Zimmer sah wieder aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen!“ Seigi seufzte und antwortete:

„Wozu hab ich denn eine Tempelwächterin? Denn langweilt die sich wenigstens nicht!“

„Sie ist NICHT deine Sklavin, vergiss das bitte nicht.“

„Ich weiß wirklich nicht wo der große Unterschied ist!“

„So wie du sie behandelst, ist da wirklich kein großer Unterschied.“ Seigi sagte gelangweilt, dass sie ja was zu tun brauchte und entledigte sich seinen Umhang, den er über einen Stuhl warf. Mit einen Grinsen sagte Seigi zu seiner Schwester, das er sich erstmal waschen würde, damit sie nicht noch mehr Schreikrämpfe bekommen würde. Er nahm das Schwert von seiner Halterung ab, behielt es allerdings in der Hand.

„Ach, Safi…“

„Was?“

„Ich brauche nur noch 115.“ Safiya drehte sich zu ihren Bruder um, doch er sah nur auf sein Schwert und verschwand kurz darauf um die Ecke, in Richtung eins der Bäder. Safiya blieb kurz stehen und schaute ihm nach, dann wand sie sich seufzend ab und ging in die Richtung ihres Zimmers.

Seigi brauchte also nur noch 115, dann hatte er den Rekord gebrochen und würde in die Geschichte der Wächter eingehen – als der, der die meisten Dämonen getötet hatte. In innerhalb von nur acht Jahren, war er so weit gekommen. Er war jetzt 19 und mit elf hatte er sich dieses Ziel gesetzt. Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonen zu eliminieren. Die Meisten dachten er wollte dieses Ziel erreichen, weil er es liebte zu kämpfen. Teilweiße stimmte es auch. Aber Safiya wusste, dass da auch andere Gründe mitmischten. Denn Seigi hatte seit seiner Geburt keine besonders starke Lichtmagie gehabt. Er war nicht einmal in der Lage seine eigenen Verletzungen zu heilen. Deshalb hatte er sich auf die Schwertkunst spezialisiert, denn das war etwas was er trotz seinen Mangel an Lichtmagie konnte. Mehr als dies – er und sein Schwert bildeten ein unschlagbares Bündnis. Er hatte es geschafft auch ohne Lichtmagie zu einem Schrecken der Dämonen zu werden. Doch Seigi hatte schon immer eine leichte brutale Seite, die von seinen Vorfahren nicht gerade gern gesehen war. Besonders wegen seinen Streben nach dem Rekordbruch, wurde er zunehmend brutaler und rücksichtloser. Die Kämpfe hinterließen seine Spuren, genau wie das Blut. Egal wie oft er sich seine Hände waschen würde, kein Wasser könnte diese Spuren jemals wieder rein waschen. Es war Ironie des Schicksals… Seigi hatte nur damit angefangen um sich vor seiner Familie beweisen zu können und umso mehr Dämonen er tötete, umso mehr wurde er von Ihnen verachtet… Safiya hatte schon öfter Gerüchte über ihren Bruder gehört; Gerüchte das er selbst bald zum Dämon werden würde und sogar Menschen angriff, um seine angebliche „Blutsucht“ zu stillen. Diese Gerüchte schmerzten Safiya. Ihr Bruder war nicht so schlecht wie alle ihn hinstellten. Seigi war weit entfernt davon ein Dämon zu sein…

Das Kind, in ihren Mutterleib, trat heftig, als ob es seine Mutter von ihren Gedanken ablenken wollte. Safiya lächelte traurig und strich sich über den runden Kinderbauch.
 

Seigi hielt sich nicht lange in seinem Zuhause auf, kaum eine halbe Stunde nachdem er wieder angezogen war, kam wieder eine neue Dämonenmeldung ein und schon war er weg. Safiya konnte nicht gerade sagen das ihr dies gefiel. Sie freute sich schon darauf wenn er endlich seine 115 Dämonen getötet hatte und hoffte dass er es denn alles ein wenig ruhiger angehen würde. Dazu weigerte er sich jedes Mal, einen seiner Wächter mitzunehmen. Sie könnten immerhin einen seiner Dämonen wegnehmen!

Doch dieses Mal musste Seigi zugeben das er die heilende Hand seiner Schwester gut gebrauchen konnte. Wie immer war er mit Blut besudelt, aber diesmal war es nicht nur Dämonenblut, sondern auch sein Eigenes – was er leicht anhand der Farbe erkennen konnte. Denn das Blut eines Hikari war um einiges heller. Seigi wusste auch wo er erwischt worden war: Einmal an der linken Schulter und der rechte Arm war gebrochen. Das Problem war nur, das die Schulterverletzung nicht aufhören wollte zu bluten und Seigis Heilmagie hatte nicht einmal angefangen zu wirken. Er musste sich beeilen und sich schnell von Safiya heilen lassen.

Aber zuvor musste er noch die erledigten Dämonen zählen!

„Eins… zwei… drei….vier…“ Verdammt. Es tanzten schon schwarze Punkte vor seinen Augen, aber er musste es noch schaffen sie zu zählen, sonst würden sie sich auflösen. Mit letzter Kraft kam Seigi auf sieben. Doch das teleportieren gelang ihm nicht mehr, nicht einmal das Schwert konnte er zurück in die Scheide tun, bevor er das Bewusstsein verlor und rücklings in ein Flussbett viel…
 

Der Tag fing an wie jeder Andere – grau in grau. Man brauchte nur einen Blick in den Himmel werfen, um zu wissen, dass es bald anfangen würde zu regnen. Typisch England. Trotzdem war ein Mädchen auf dem weg zum Fluss. Denn bevor es anfing zu regnen wollte Elisabeth noch ihr einziges Kleid, im Fluss waschen, also musste sie sich beeilen. Zum Glück lag der Fluss nicht weit entfernt von der kleinen Hütte, indem das Mädchen lebte. Sie könnte auch im nächsten Dorf leben, aber sie mochte keinen Trubel, sie lebte lieber Abseits. Allerdings hatte sie es dieser Macke zu verdanken dass die Dorfbewohner sie mieden, was Elisabeth zu spüren bekam, wenn sie über den Markt ging. Zwar hatte sie selbst einen kleinen Garten, doch Einiges musste sie doch mit ihren wenigen Geld kaufen. Ihre verstorbene Mutter hatte ihr die Gartenarbeit beigebracht. Ihre Mutter konnte mit den selbst angebauten Kräutern Medizin zusammenstellen, doch diese Gabe war Elisabeth nicht vergönnt. Sie war schon stolz auf sich, wenn sie es selbst zustande brachte, eine Suppe zusammen zu brauen. Sie vermisste die Kochkünste ihrer Mutter… und ihr Lächeln. In Leben erschien ihr so trostlos ohne Dies…

Elisabeth stapfte in das kühle Wasser, bis es ihr zu den Knien ging und begann ihr Kleid so gut es ging rein zu waschen. Doch ihre Wascharbeit wurde jäh unterbrochen als etwas gegen ihren Rücken stieß. Elisabeth ließ den Stoff ihres Kleides los, drehte sich um und erblickte ein verziertes Schwert. Das Mädchen bückte sich und hielt es gegen das Licht. Die Steine mit dem es geschmückt war, sahen sehr wertvoll aus, sie könnte sie eintauschen…

Doch während sie das Schwert senkte, viel ihr etwas ganz anderes auf und sie fing an zu rennen. Denn nur zehn Meter weiter lag ein junger Mann. Elisabeth legte das Schwert auf den Boden, kniete sich neben ihn hin und beschaute ihn genauer. Er hatte kurze zottelige Haare, diese hatten eine ungewöhnlich silberne Farbe. Eine Narbe an der rechten Wange und ebenfalls am rechten Ohr einen auffällig verzierten Ohrring. Die Kleidung die er trug war ebenso ungewöhnlich, zwar waren sie teilweiße mit dunklem Blut befleckt doch die weiße Farbe schimmerte noch durch und die Art wie es geschneidert war weckten bei Elisabeth den Anschein, dass er adeliger Abstammung gehörte. An seiner Hüfte entdeckte sie eine Schwertscheide, also gehörte das Schwert ihm?

Doch… war er tot? Die Wunde an seiner Schulter sah ernst aus, blutete immer noch und sein rechter Arm stach merkwürdig ab.

Langsam, mit zitternder Hand, näherte Elisabeth sich seinem Herzen und schrie vor Schreck fast auf, denn: Mit seiner gesunden Hand hatte er ihr Handgelenk ergriffen und packte es so fest, als wollte er es brechen. Das registrierte Elisabeth in diesen Augenblick nicht, denn seine Augen fixierten sie feindselig und sie wand sich nicht ab. Im Gegenteil: Beinahe fasziniert starrte sie in seine Augen.

Noch nie in ihren Leben hatte sie solch helle und klare Augen gesehen. Zuerst dachte Elisabeth dass sie weiß wären, doch dann sah sie, dass sie minzgrün waren.

Das Mädchen bemerkte nicht einmal, dass er sich unter Schmerzen aufrichtete. Erst als der junge Mann etwas sagte, wurde sie aus ihren Gedanken geweckt. So eine Sprache hatte sie noch nie gehört und sie verstand kein einziges Wort. Aber sie klang irgendwie schön.

Er hatte das Schwert entdeckt und mit einer hektischen Bewegung griff er danach, was sein Körper ihn nicht gerade dankte. Er zuckte krampfartig zusammen. Elisabeth wollte ihn gerade helfen, doch bevor sie ihn überhaupt berühren konnte, schubste er sie unsanft von sich weg und sagte wieder etwas in seiner Sprache. Er brachte den Satz jedoch nicht zu Ende, vorher viel er ohmmächtig ins Gras.

Elisabeth zögerte kurz, doch dann stand sie auf und sah auf ihn herab.

Wenn sie ihm nicht half würde dieser merkwürdige Mann sterben…
 

Noch bevor Seigi seine Augen wieder öffnete, verfluchte er seine Lichtmagie. Ganz ohne Zweifel waren seine Verletzungen noch nicht geheilt und seinen rechten Arm konnte er noch immer nicht bewegen. Dazu stieg ihn ein recht unangenehmer Geruch nach Kräutern in die Nase, was seine Stimmung nicht gerade anregte.

Langsam und widerstrebend öffnete er die Augen und sah sich um. Seigi musste in einer kleinen Holzhütte oder Ähnliches gelandet sein. Er entdeckte mehrere Körbe die gefüllt waren mit Kräutern und auch Wasserkrüge. Doch es gelang ihm nicht sich weiter umzuschauen, denn er merkte, dass Jemand ihn anstarrte und langsam wand er den Kopf nach Links.

Derjenige der sie anstarrte war ein junges Menschenmädchen, wohl auf dem gleichen Alter wie Safiya. Sie wirkte recht schäbig, man konnte sie nicht gerade als „hübsch“ bezeichnen. Ihre mittelangen, dunkelbraunen Haare waren zottelig und ungepflegt. Ihr Körper wies mehrere Schrammen und Narben auf und das Kleid, welches sie trug, war eher ein Lumpen. Das Einzige was noch als einigermaßen hübsch durchging waren ihre großen dunkelbraunen Augen, die ihn aber momentan nervten, da das Mädchen, Seigi immer noch anstarrte, als wäre er ein Engel der vom Himmel gefallen war. Er seufzte in Gedanken – womit hatte Seigi das verdient?

„Hör auf mich anzustarren!“ Sie sah ihn verwirrt an und Seigi wurde klar, dass das vergeudete Liebesmüh war. Kein Mensch verstand die heilige Sprache der Wächter.

„Tut mir Leid… Ich verstehe die Sprache nicht.“ Jetzt sah Seigi sie verwundert an. Warum verstand er Ihre? Wenn er es nicht vergaß, würde er Safiya fragen, wenn er wieder Zuhause war.

Erst da bemerkte er, dass sein Schwert nicht an seiner Hüfte hing, nicht einmal die Scheide war noch an seinem Platz. Mehr oder weniger hektisch schaute Seigi sich um, ohne auf ihre fragwürdigen Blicke, oder seinen Schmerzen zu achten. Als er es dennoch nicht fand, schnauzte er das Mädchen an:

„Hey, Menschenpack! Wo in Lights Namen hast du mein Schwert versteckt?!“ Aus einem ihm unverständlichen Grund hellte ihr Gesicht auf. Sie zeigte auf Seigi und fragte:

„Light?“ Seigi schlug sich mit der flachen Faust gegen die Stirn und erntete sich wieder einen merkwürdigen Blick.

„Nein!“ Seigi zeigte auf sich selbst und sagte langsam und deutlich:

„S-e-i-g-i.“ Sie ahmte seine Bewegung nach und sagte:

„Seiji?“ Seigi sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Noch nie hatte er seinen Namen in so einer merkwürdigen Aussprache gehört und es hörte sich schrecklich an.

Das Mädchen zeigte nun auf sich selbst und sagte:

„Elisabeth!“

„Was bitte?!“

„Elisabeth?“ Seigi versuchte diesen eigenartigen Namen auszusprechen, doch es gelang ihm nicht im entferntesten. Das Mädchen fing an zu Lachen und Seigi wurde rot.

„So - aus Ende! Dieses Spiel spiele ich nicht länger mit!“, sagte der Hikari genervt und immer noch errötet. Er zeigte auf sie, die aufgehört hatte zu lachen, und sagte:

„Elly! Du heißt jetzt Elly!“

„Elly?“

„Elly.“ Das Mädchen lächelte. Ihr Lächeln war unschuldig, wie das eines Kindes. Noch etwas was hübsch an ihr war. Seigi wand sich von diesem Anblick ab, denn aus irgendeinem Grund ertrug er es nicht. Er mochte das Gefühl nicht, welches sich in ihn breit machte…
 

Seigi war der merkwürdigste Mann, der Elisabeth je begegnet war. Einmal hatte sie gedacht einen Funken, ein kleines Glitzern über seiner Wunde zu sehen, aber das musste sie sich eingebildet haben.

Seitdem Seigi sein Schwert wieder bekommen hatte, hatte er es nicht aus der Hand gelegt und Elisabeth hatte das merkwürdige Gefühl, dass er sie abstechen wollte. Denn sie hatte nicht das Gefühl das er sie besonders gut leiden konnte. Doch was wusste sie schon von ihm? Nix. Außer seinen Namen. Als sie ihn gefragt hatte, ob er ein Engel war (denn er verstand tatsächlich ihre Sprache!) hatte Seigi angefangen zu Lachen und etwas in seiner schönen Sprache geantwortet. Elisabeth mochte es wenn er redete, ihr gefiel seine Stimme und die Aussprache, seiner Sprache. Doch das einzige Wort was sie bis jetzt verstand war „Nein“, denn das war das Wort welches er am öftesten benutzte. Dennoch war sie merkwürdig froh wenn er wach war (er schlief meistens) und sie mit ihn reden konnte, auch wenn Elisabeth nicht antworten konnte. Sie hatte nie Jemanden gehabt mit den sie reden konnte. Seit ihre Mutter verstorben war, war sie allein gewesen und hatte auch nie Freunde gehabt. Vielleicht war das der Grund warum, seine Nähe ihr so gut tat. Umso länger sie mit Seigi zusammen war, umso mehr beschlich sie das Gefühl das er anders als sie war. Anders als normale Menschen…

Er wusste nichts vom Christentum. Gar nichts! Sie hatte es ihm erklären müssen und danach hatte er sie ausgelacht! Das hieß also, er glaubte nicht daran, er musste ein Heide sein. Elisabeth ging regelmäßig in die dörfliche Kirche und legte abends ihre Gebete ab. Sie konnte sich nicht vorstellen das die Dorfbewohner es gut hießen würden, wenn sie heraus finden würden, dass Elisabeth einen Heiden in ihrer Hütte gesund pflegte. Dazu noch so einen merkwürdigen wie Seigi. Zu Anfang hatte sie zwar gedacht das er ein Engel war, doch da er nicht an den Christentum glaubte, konnte sie dies wohl ausschließen.

Elisabeth würde wohl nie herausfinden, wer dieser rätselhafte Fremde überhaupt war…
 

Eine Woche später, verlor Elisabeth fast ihren Wasserkrug, denn Seigi stand plötzlich voll bekleidet mit seinem Schwert vor ihr. Seine Verletzung war so schnell verheilt?

Als er merkte dass sie hereingekommen war, drehte er sich um. Elisabeth wusste einen Moment lang nicht was sie tun oder sagen sollte. Es war das erste Mal das ihr auffiel wie groß er eigentlich war, locker zwei Köpfe größer als sie. Unbewusst drückte sie ihren Krug an sich und versuchte nicht wieder seinen Augen zu verfallen. Denn sie hatte schon gemerkt dass ihn das auf die Nerven ging.

„Gehst du?“ Seigi steckte sein Schwert in die Scheide und nickte. Elisabeth schaue zu Boden und antwortete nicht, auch nicht als er an ihr vorbei ging. Wollte er sich nicht einmal bedanken…verabschieden?

Bevor Seigi an der Tür angekommen war, drehte Elisabeth sich um, nahm all ihren Mut zusammen und sagte:

„Werden wir uns wieder sehen?!“ Er blieb stehen und schaute stirnrunzelnd über die Schulter hinweg zu dem Menschenmädchen zurück.

„Nein.“ Der Krug viel zu Boden und zersprang, doch darauf achtete Elisabeth nicht.

„Warum denn nicht?“ Er sah sie weiterhin an, antwortete diesmal aber nicht. Wie auch? Sie verstand ihn immerhin nicht.

„Wohin willst du denn jetzt gehen, Seiji?!“ Es herrschte kurz stille, die keiner der Beiden unterbrach. Dann sah Elisabeth zu, wie er seinen Arm hob und nach oben zeigte.

Sie sah ihn unverständlich an.

„In den Himmel? Du…du bist also doch ein Engel…?!“ Seigi seufzte genervt und schüttelte den Kopf. Er gab es auf, das Mädchen konnte ihn nicht verstehen und er verstand nicht warum sie nicht wollte das er ging – das sie ihn wieder sehen wollte.

Seigi drehte ihr wieder den Rücken zu, doch ihre kleine Hand klammerte sich plötzlich an seinen Arm fest.

„Ich will wissen wer du bist Seiji! Ich will dich kennen lernen, mit dir reden, deine Sprache lernen und dich verstehen! Bitte Seiji… ich will nicht das wir uns nie wieder sehen!“ Er rührte sich nicht, Seigi stand nur bewegungslos da. Elisabeth wusste nicht warum sie das tat. Warum sie sich so sehr wünschte dass er bei ihr blieb. Immerhin war Seigi nicht gerade nett zu ihr gewesen. Er behandelte sie unwirsch und unfreundlich. Bedankte sich jetzt nicht einmal, dafür das sie ihn gesund gepflegt hatte – das sie ihm das Leben gerettet hatte.

Warum machte sie der Abschied so traurig? War es einfach weil sie nicht länger allein sein wollte? Oder war es seine merkwürdige, unmenschliche Art die sie magisch in ihren Bann zog?

Seigi riss sich aus ihren Griff los und nahm Elisabeth an den Schultern.

„Vergiss es! Vergiss …mich! Sonst muss ich dich zwingen zu vergessen!“ Elisabeth hatte kein Wort verstanden, doch sie hatte verstanden dass sie aufgeben musste und diese Tatsache trieb ihr die Tränen in die Augen.

Seigi ließ ihre Schultern los und öffnete die Tür, doch bevor er sie hinter sich schloss sagte er in einem sanften Tonfall:

„Elly…!“ Die Tür viel hinter ihn zu und Elisabeth stand im dunklen. Das Mädchen schlurzte und konnte nichts gegen ihre Tränen tun.

Sie hatte verstanden warum er nur ihren Spitznamen gesagt hatte, aus seiner Stimme heraus hatte sie gehört was er eigentlich sagen wollte:

„Weine nicht.“
 

Safiya lief in ihren Zimmer unruhig auf und ab, wie die letzten Tage zuvor. Gelegentlich schaute sie auf die Uhr, oder ihre Tempelwächterin musste unter ihrer Nervosität leiden und das wo Safiya eigentlich keine Hikari war, die ihren Standpunkt gegenüber ihrer Dienerin ausnutze. Doch das schien sie gerade vergessen zu haben.

„Immer noch nichts von meinen Bruder?!“

„Es tut mir Leid, Hikari-sama…“ Die Lichtwächterin schlug die Hände entnervt über den Kopf zusammen.

„Wo steckt er nur?! Noch nie hat er so lange auf der Erde verweilt! Seit mehren Tagen gibt es kein Lebenszeichen, geschweige den Nachricht von ihn! Es wird jawohl nicht zu schwer sein einen Hikari ausfindig zu machen! Während wir hier Däumchen drehen könnte Seigi TOT sein! Schwer verletzt, irgendwo im nirgendwo und ohne jegliche Hilfe!“

„Hikari-Safiya-sama, meint Ihr nicht das Ihr etwas übertreibt?“ Die Angesprochene drehte sich um und sah ihre Klimawächterin in der Tür stehen.

„Aurora-san!“ Pflichtgemäß verbeugte Diese sich und ging dann auf die Lichterbin, die schon den Tränen nahe war, zu. Aurora und Safiya waren Cousinen und beste Freundinnen, auch wenn sie in der Gegenwart von Anderen stets das Suffix bewahrten. Deshalb schickte Safiya ihre Tempelwächterin fort und stürzte sich darauf in die Arme ihrer Freundin.

„…Ich mache mir solche Sorgen um Seigi!“ Die Klimawächterin seufzte und strich ihrer Freundin beruhigend über den Rücken. Jetzt hatte sie auch noch angefangen zu weinen. Seigi war wirklich der Einzige der solch Gefühle in ihr wecken konnte. Nicht einmal bei dem Tode ihres Verlobten war sie so fertig mit den Nerven gewesen. Selbstverständlich hatte sie geweint, aber sie hatte Seigi an ihrer Seite gehabt. Er hatte sie getröstet und sie aufgeheitert. Wenn Seigi nicht da war, war es Aurora die dafür sorgte dass es Safiya gut ging. Seigi ahnte gar nicht wie unruhig sie war, wenn er auf dem Kampffeld war.

„Ich glaube nicht das du dir solche Sorgen um ihn machen musst, Safi-chan. Vergiss nicht dass er der beste Krieger seit Jahrhunderten ist! Er wird beleidigt sein, wenn er hört das du ihn so unterschätzt! Außerdem… glaube ich, das wir es schon längst mitbekommen hätten, wenn Seigi tot wäre.“ Aurora legte ihre Hände auf die Schultern Safiyas und schob sie von sich weg.

„Also hör auf zu weinen! Das tut nicht nur dir nicht gut, sondern auch deinem Kind nicht!“ Die Hikari wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte zu Lächeln, woraufhin Aurora sie angrinste. Sie legte ihre Hand auf den Kopf ihrer Freundin und sagte:

„Ich werde ein paar Wächter zusammentrommeln und dann geh ich ihn suchen. Er macht uns wirklich nichts als Ärger!“

„Was soll das heißen?! Ich mache euch nichts als Ärger? Wer macht den hier die Drecksarbeit?“ Beide Mädchen wirbelten herum und erblickten Seigi, der sich an den Türrahmen gelehnt hatte. Er sah ziemlich mitgenommen aus, seine Kleidung war zerrissen und mit getrocknetem Blut befleckt. Doch das hinderte Safiya nicht daran auf ihn zu zu rennen und ihm eine runter zu hauen.

„WO IN LIGHTS NAMEN WARST DU?!“

„Begrüßt man so seinen großen Bruder?! Ich bin verletzt! Siehst du das nicht?!“

„Das ist jawohl deine eigene Schuld! Du hättest früher zurück sein können, denn hätte ich dich geheilt!“ Aurora schüttelte ratlos den Kopf, während die beiden Geschwister sich ankeiften. Die Beiden waren wirklich nicht gerade ehrlich mit ihren Gefühlen… Besonders Safiya nicht.

Erst ein paar Stunden später, nachdem Seigi geheilt, gewaschen, gesättigt und neu eingekleidet war, kamen die beiden Geschwister dazu normal miteinander zu reden. Beide waren in seinem Zimmer. Safiya war dabei ihre langen silbernen Haare zu flechten. Während Seigi auf dem Bett lag und Däumchen drehte.

„Wo warst du denn nun?“

„Sag mal, Safi…“, sagte Seigi und stand von seinem Bett auf. Er ging zu einem Globus und zeigte auf ein Land. Safiya sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.

„England. Na und?“

„Welche Sprache spricht man da?“

„Seigi… Englisch?“

„Kannst du… Englisch?“

„Warum wechselst du das Thema?“

„Kannst du sie?“

„Ja, und du würdest sie auch können, wenn du nicht so faul wärst…“ Seigi drehte sich zu ihr um und sagte langsam:

„Bring sie mir bei.“

„Hä? …WAS?! DU_WILLST_WAS_LERNEN_?! DER FAULSTE HIKARI SEIT NEUN JAHRHUNDERTEN WILL WAS LERNEN?! AUCH NOCH EINE MENSCHENSPRACHE?!“

„Schrei doch nicht so! Und es waren acht! Nicht neun!“ Seigi setzte sich wieder auf sein Bett. Safiya kam näher an ihn ran und sah ihn untersuchend an.

„Was bewegt dich, zu deinem plötzlichen Sinneswandel?“

„Ich will mich einfach verständigen können.“

„Du? Dich mit Menschen verständigen? Seit wann hegst du daran Interesse? Menschen sind dir doch egal… Und dazu kommt-“ Safiya kam nicht weiter, denn Seigi legte seine Hand auf ihren Kopf und grinste sie an.

„Ich werde es dir irgendwann erzählen, wenn ich selber weiß was mit mir los ist. Bis dahin.. frag bitte nicht.“ Safiya gefiel das nicht, doch sie beugte sich dem Wunsch Seigis.
 

Während Seigi sich mit der englischen Sprachkunst abrackerte und Aurora, seiner Lehrerin, damit den letzten Nerv raubte, war Safiya, trotz ihrer Schwangerschaft, gerade aus den Jenseits wiederzurückgekehrt. Sie war schon immer diejenige gewesen, die von den beiden Geschwistern die meiste Zeit dort verbracht hatte. Zum einen weil sie ein Mutterkind war und zum anderen ihr das reden besser lag, als Seigi.

Sofort ging sie in Seigis Zimmer, wo sie ihn dabei erwischte wie er seine Aussprache übte und musste ein Lachen unterdrücken. Denn seine Aussprache war mehr als katastrophal. Als Seigi merkte dass sie im Zimmer war, drehte er sich von ihr weg, denn er war rot geworden. Safiya kicherte und ließ sich auf einem Stuhl nieder.

„Tut mir Leid, Bruder, aber du hörst dich einfach komisch an!“

„Ja ja! Solange bin ich ja noch nicht dabei. Gibt es was neues aus dem Jenseits?“, sagte Seigi und gesellte sich zu ihr.

„Ja, willst du erst die Gute Nachricht hören, oder die Schlechte?“

„Die Gute!“

„Mutter meint sie wäre stolz auf dich, weil du endlich mal was lernst.“ Seigi setzte ein Schmollgesicht auf.

„Und ich dachte schon Marylein hätte was gesagt…“

„Tut mir Leid, das hat sie nicht.“

„Och man… und die Schlechte?“ Safiya nahm einen Schluck des Saftes, den ihre Tempelwächterin ihr gerade gebracht hatte und sagte dann:

„Eine neue Regel.“ Seigi seufzte entnervt.

„Wie viele denn noch? Bald wird uns noch das Atmen verboten.“ Sie sah ihn tadelnd an.

„Diesmal ist es berechtigt!“

„Ach wirklich, da bin ich ja gespannt.“

„Es ist uns Wächtern nicht länger erlaubt außerhalb unserer Pflichten zwischen den Menschen zu verweilen.“

„WAS?! Warum?!“

„Die Hexenverfolgung nimmt zu Seigi. Es ist zu riskant geworden! Wir als Wächter fallen unter normalen Menschen auf, besonders wir Hikaris. Du weißt doch was mit Mary passiert ist… jämmerlich auf dem Scheiterhaufen gestorben.“

„..J-a aber.. Das war doch ein Unfall!“ Safiya sah ihren Bruder verwirrt an. Warum nahm ihn das so mit?

„Das ist nur eine Sicherheitsmassnahme, oder willst du genauso enden wie sie?“ Der Angesprochene antwortete nicht. Eine Weile schaute er verbissen in den Nachthimmel hinaus ohne seiner Schwester zu verraten was in ihn vorging. Gerade als sie ihn ansprechen wollte, sagte er:

„Was meinst du damit „Die Hexenverfolgung nimmt zu“?“

„Sie breitet sich aus, Deutschland, Dänemark, Norwegen, England… Die Zahlen der unschuldigen Opfer sind, seit unserer letzten Zählung, gestiegen und die Methoden sie zu ihren „Geständnis“ zu zwingen, sind brutaler geworden... Du kennst die Geschichten doch selbst, Seigi. Du hast von mir doch gehört was bei den Prozessen, im Jenseits, besprochen wurde…. Seigi? Wo willst du hin?!“ Seigi war aufgestanden, schmiss seinen Umhang auf den Stuhl und ging Richtung Tür.

„Ich geh ins Bad!“ Mit diesen Worten knallte er die Tür hinter sich zu und hinterließ seine Schwester mit einem Fragezeichen im Gesicht.

Seigi verstand gar nicht wieso ihn dieses Thema so beschäftigte. Hexenverfolgung – das ging ihm eigentlich überhaupt nichts an! Sollten sich die Menschen doch gegenseitig umbringen, das konnte den Wächtern egal sein – dann hatten sie weniger zu beschützen und weniger Ärger! Auch diese neue Regel konnte ihm egal sein, seit wann interessierte es ihm, in der Gesellschaft von Menschen zu sein? Er hatte nie Wert darauf gelegt. Und trotzdem machte er sich die Mühe diese verdammte Sprache zu lernen. Mit der Zeit die er daran verschwendete, konnte er viel Besseres anstellen! Zum Beispiel endlich den Rekord brechen. Aber nein, Seigi lernte Englisch. Er konnte sehr gut verstehen, weshalb seine Mutter und Safiya sich über sein Verhalten wunderten – es wunderte ihn ja selbst. Wie sollten Andere ihn verstehen, wenn er es selbst nicht tat?

Seigi kam ins Bad an, schlug wieder die Tür hinter sich zu und lehnte seinen Kopf an einen Wandspiegel. Dabei viel ihm auf das seine Haare schon wieder länger geworden waren. Zu lang. Jetzt vielen sie ihm schon auf die Schulter. Safiya meinte immer er sollte sie sich wachsen lassen, weil er „so schöne silberne Haare“ habe und darauf stolz sein sollte. Seine Antwort darauf war, dass lange Haare ihm beim Kämpfen stören würden. Deshalb ließ er sie immer abschneiden.

Eine Weile sah er in seine eigenen Minzgrünen Augen. Unwillkürlich musste er an Elisabeth denken, die fast ununterbrochen in seine Augen gestarrt hatte. Was sollte an Seigis Augen so besonders sein? Für einen Hikari waren seine Augen schon fast zu dunkel. Immerhin waren sie nicht weiß. Elisabeth war die erste die seine Augen für „schön“ hielt.

Seigi schlug mit der zusammengeballten Faust gegen das Glas. Jetzt dachte er schon wieder an dieses Menschenmädchen – nahm das denn nie ein Ende? Oder war das nur der… Anfang?

Er lächelte ironisch.

„Der Anfang vom Ende.“

Der Hikari seufzte und fing an sich seiner Kleidung zu entledigen. Er legte sein Schwert samt Scheide auf einen Stuhl und sah es sich kurz an, wand sich dann kopfschüttelend ab. Er wollte gerade seine Hose ausziehen, als ein plötzlicher Schmerz seine Brust durchzog und ihn auf die Knie zwang.

„…W-Was in Lights Namen…?!“ Sein Blick viel auf seine Hand und für einen Moment kam es ihn so vor als wären seine Hände blutüberströmt. Aber das… wie war das möglich? Und so viel Blut… wie Wasser das zwischen seine Hände auf den Boden floss.

Bilder eines Kampfes tauchten vor seinen Augen auf, doch diese verschwanden genauso schnell wie der Schmerz gekommen war.

Er blieb jedoch ein paar Sekunden auf den Knien und starrte seine Hände fassungslos an, die wieder normal und ohne Blut waren. Auch auf dem Boden war kein einziger roter Punkt zu sehen.

Wurde er langsam wahnsinnig? Kämpfte er zu viel?

Und wieso beunruhigte ihn dieser Anblick so sehr? Er hatte oft, sehr oft, blutüberströmte Hände gehabt. Dieser Anblick erschreckte ihn schon lange nicht mehr. Warum diesmal?

Seigi war nicht der Einzige der beunruhigt war. Auch Aurora hatte etwas Beunruhigendes festgestellt. Sie hatte in ihrem Arbeitszimmer gesessen, gerade noch einmal das Sicherheitssystem geupdatet und sich von den Computerbildschirmen abgewendet, als ein schriller Piepton sie von ihren Kaffee unterbrach. Hastig stellte sie die Tasse auf einen ihrer Schreibtische ab und lief zum Bildschirm. Doch noch bevor ihre Hände auf die Tastatur nieder sausen konnten, war der Piepton verschwunden und der Computer zeigte nur noch den Standart Bildschirm an.

„Was in Lights Namen…“

„WAS IN LIGHTS NAMEN IST HIER LOS?!“ Der Wächter der Erde, Tiadrik, kam keuchend in ihr Arbeitszimmer. Er hatte seine Waffe schon kampfbereit in der Hand.

„Tiadrik… Ich weiß-“ Doch weiter kam sie nicht, denn auch Safiya kam, begleitet mit ihrer Tempelwächterin, ins Zimmer.

„Aurora-san! In Light Namen-“

„Lasst den armen Light doch endlich aus dem Spiel! Der kann auch nichts dafür…“, sagte Aurora leicht genervt und erntete sich von Safiya einen fragenden Blick. Tiadrik stemmte die Hände in die Hüfte und sagte:

„Ich bitte um Erklärung! Ich scheine hier nicht da Einzige zu sein, der einen Dämon gespürt hat!“ Er drehte sich zu Safiya um und fügte hinzu:

„Liege ich mit meiner Annahme richtig, Hikari-Safiya-sama?“ Die Angesprochene nickte.

„Mein Sicherheitssystem hat ebenfalls einen Dämon geortet. Allerdings ist er schon wieder verschwunden“, sagte Aurora nachdenklich.

„Feigling!“, gab Tiadrik von sich mit einem beleidigten Tonfall. Seit dem Seigi mit seinen Rekord angefangen hatte, war Tiadrik nicht oft dazu gekommen seine Waffe in Gebrauch zu nehmen und das löste in ihn nicht gerade Gefallen aus.

„Was ist mit Seigi? Vielleicht war er es ja…“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief Safiya los. Die drei verliebenden Wächter sahen sich kurz an und Tiadrik sagte:

„War Hikari-Seigi-sama nicht gerade im Bad?“ Die Tempelwächterin nickte, was überflüssig war, denn ein schriller Schrei von Safiya war mehr als Antwort genug und kaum eine Minute später lief Safiya mit hochroten Kopf an ihnen vorbei, in Richtung ihres Zimmers.

„Ich sehe eine schwere Nacht vor mir…“, seufzte die Tempelwächterin, denn das würde Beruhigungsarbeiten kosten.

„Soll sich mal nicht so anstellen, die werte Hikari-Safiya-sama. Die beiden Geschwister haben doch früher immer zusammen gebadet.“

„Ja, Tiadrik, aber das liegt mittlerweile fünf Jahre zurück. Hikari-Seigi-sama ist jetzt immerhin 19“, erklärte Aurora und wollte fast schon sagen, das Safiya sich damals ihren Gefühlen zu Seigi auch noch nicht bewusst war…

Seigi machte sich darüber keinen Kopf. Über Safiyas Schreianfall hatte er nur gegrinst. Ihm war es egal ob sie ihn nackt sah, er sah es genauso wie Tiadrik. Außerdem schwirrten in seinen Kopf ganz andere Gedanken rum. Seigi legte seine Oberarme auf den Beckenrand und legte seinen Kopf auf diese.

Das mit dem Blut ließ ihn nicht los, was war das nur gewesen? Ein Schwächeanfall? Unsinn, sein Immunsystem war ausgezeichnet. Noch nie war er krank gewesen, geschweige den einen Schwächeanfall und er hatte auch keinerlei Verletzungen. Ob er sich in dieser einen Woche, die er auf der Erde verbracht hatte, eine Krankheit eingefangen hatte? Aber das hätte Aurora doch bemerkt… Seitdem er wieder im Tempel war, hatte er schon wieder einige Gesundheitstests hinter sich gehabt und nie war irgendetwas nicht in Ordnung. Alles im grünen Bereich. Vielleicht machte er sich einfach zu viele Gedanken…

„Oder es liegt an Ellys widerlichen Essen“, sagte er mit einem Grinsen, doch das Grinsen verdunkelte sich schnell als Seigi klar wurde, dass er schon wieder gegen seinen eigenen Willen an dieses Menschenmädchen gedacht hatte. Was war eigentlich los? Warum ging ihm Elisabeth nicht aus dem Kopf? Wahrscheinlich war sie auch der Grund weshalb die Hexenverfolgung ihn so beschäftigte. Das Thema war für ihn eigentlich abgehackt. Seit dem das Thema auch für seine Vorfahren erledigt war, war es auch für ihn so. Denn die Hexenverfolgung war zu Beginn ein Streitthema in den Prozessen gewesen. Seigi hatte nicht die Befugnis an den Prozessen teilzunehmen, seine Schwester jedoch war bei Jedem dabei gewesen und hatte ihm immer alles erzählt. Die Hikaris konnten sich nicht einig werden ob man etwas gegen die Verfolgung unternehmen sollte oder nicht. Schlussendlich war man zum Ergebnis gekommen, dass es den Wächtern nichts anging, was die Menschen taten und das nur die Menschen getötet werden durften, die von einem Dämon besessen waren. Mit anderen Worten: Man sollte tatenlos zusehen wie die Mädchen „in Namen des Herren“ hingerichtet wurden.

Seigi verstand die Menschen mit ihren Christentum nicht und seitdem Elisabeth es ihn erklärt hatte, noch weniger. Sie glaubten an etwas wofür es keine Beweise gab, dass war doch einfältig! Gingen regelmäßig zur Kirche und beteten zu Jemanden den sie noch nie zuvor gesehen hatten. Da war Seigi froh ein Hikari zu sein. Er musste zu Niemand beten um Frieden zu erlangen. Dazu kam das die Götter der Wächter wirklich gelebt hatten und diese verlangten nicht, dass Töten von anderen Wächtern. Aber Seigi verstand wahrscheinlich eh zu wenig vom Christentum, als ob er sich davon ein Urteil machen konnte. Er hatte nur Mitleid mit Elisabeth, die davon ja Mitglied war.

Seigi nahm eine der Glaskaraffen, schüttelte deren Inhalt auf seiner Hand aus und rieb sich es in seine silbernen Haare. Normalerweise war er sogar dazu zu faul und seine Tempelwächterin musste das machen. Aber diesmal wollte er alleine sein. Auf die Gesellschaft seiner Dienerin konnte er verzichten.

Nachdem er sich seine Haare gewaschen hatte, lehnte er sich an den Beckenrand und genoss einen Augenblick lang die warmen Dämpfe des Wassers.

„…Die Zahlen der unschuldigen Opfer steigen…“

Seigi schlug die Augen wieder auf und musste ein Fluchen unterdrücken. Unwillkürlich musste er daran denken was Elisabeth ihn erzählt hatte, dass auch in ihrem Dorf schon „Hexen“ verbrannt worden waren.

Mit ihrer Art zu leben wäre Elisabeth ein potenzielles Opfer….

„…Die Methoden sie zu ihren „Geständnis“ zu zwingen, werden brutaler…“ Seigi wusste sehr wohl was das für „Methoden“ waren. Folterung der abscheulichsten Art… Daumenschrauben, Beinschrauben, das Peitschen, das Aufziehen, ins Fleisch schneiden, Eintauchen in kaltes Wasser, Brennen unter den Armen und in der Leistengegend mit in Schwefel getauchten Federn. Die endgültige Bestrafung konnte weitere Quälereien, wie zum Beispiel das Abhacken der rechten Hand oder bei Frauen das Zerreißen der Oberweite mit glühenden Zangen einschließen.

Seigi wurde bei diesen Gedanken schlecht und ein glühender Hass gegen die Menschheit breitete sich in ihn aus, wie Gift. Wie vom Blitz getroffen stand er auf, stieg aus dem Becken und zog sich schnellstmöglich an. Ohne die Fliesen hinter ihn zu trocknen, oder das Wasser raus zu lassen und mit dem Schwert in seiner rechten Hand, verließ er das Bad und lief zu dem Gemach seiner Tempelwächterin. Er schlug die Tür auf und ohne ein Wort der Entschuldigung keifte er:

„Besorg mir einen dunklen Mantel! UND WEHE DU LÄSST DIR ZEIT!“
 


 

Hoi!

Also E Nomine mag mich heute irgendwie… ich höre hier zufällige Wiedergabe (bei über 3000 titel wohl bemerkt) und während ich die letzten zwei seiten geschrieben habe, kammen 6 lieder dieser gruppe xx° „E Nomine“ „Deine Welt“ „Die Schwarze Sonne“ „Himmel oder Hölle“ und „Vater unser“ hallo xx? Die habens heute mit mir… Höhö xDDD

Zu diesem Kapitel muss ich eins sagen ûu

Ich bin konfirmiert und gehe zwei mal im Jahr zur Kirche! Und ich mag die dänischen Kirchenlieder! („Dejlig er jorden“ (Die Welt ist herrlich… hört sich bekloppt an auf deutsch ûu°) „Den sidste Päskeblomst“ (Die letzte Osterblume) *ansabber* zwei so schöne und traurige Lieder-chans ;_;) Ich bin zwar kein überzeugter Christ, aber nicht anti!

Aber ich hab was gegen die Hexenverfolgung ûu°° auch wenn ich zugeben muss… ist dieses Thema mein lieblingsthema nach dem zweiten Weltkrieg…. *drop* Nicht das ich das gut heiße was da geschehen ist, aber es ist spannend und zugleich abstoßend (habt ihr das Buch „Erzählt es euren Kindern“ gelesen? Gott, danach war ich so tot!). Ich habe in der Schule auch mal einen Aufsatz über die Hexenverfolgung geschrieben, leider hab ich ihn nicht zurückbekommen, den hätte ich hier gut gebrauchen können ûu° für dieses Kapitel hab ich mir noch mal Unterlagen über das Thema besorgt, um auch ja korrekt zu sein. Merkwürdigerweiße ist man sich mit der Zahl nicht sicher wann die Verfolgung ihren Höhepunkt hatte… Einige sagen 16 Jahrhundert, dann hab ich wieder 17ten gelesen etc… hab ich einfach mal Wikipedia geglaubt… xD° jetzt ist es 1560 ûu

Armer verwirrter Seigi…. Was tu ich meinen charas auch immer an…. Uu Safiya tut mir aber auch Leid… ob Seigi überhaupt weiß wie sie zu ihn steht?
 

Naja egal ^^

Ich bedanke mich mal wieder für die Kommis!

Bis dann!

Saku

Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonenleben und ein Menschenleben Teil 2

Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonenleben und ein Menschenleben Teil 2
 


 


 

Ich hätte sie niemals holen dürfen… Niemals hätte ich Elly eine Welt zeigen dürfen, die nicht für Menschenaugen bestimmt ist…
 


 

1560 - Hikari Regien Hikari Meiyo Hikaru Seigi und Hikari Seijitsu Shoujiki Safiya
 


 

Seigi musste ein Fluchen zurückhalten. Denn kaum war er eine Minute auf den Boden Englands verweilt, war er durchnässt bis auf die Knochen. Er hätte Aurora bitten sollen „Kein Regen über England!“ Aber nein. Das hatte er natürlich in seiner Überstürztheit vergessen.

Er zog seinen schwarzen Mantel enger und stapfte den Weg zu Elisabeths Hütte.

Von Weiten konnte er schon sehen, dass er den Weg umsonst zurückgelegt hatte und sofort drehte er sich um. Denn die Tür war zerstört worden.

Seigi hatte also wirklich Recht gehabt.

Er fing unbewusst an schneller, in die Richtung des Dorfes, zu laufen. Teleportieren konnte er sich nicht, weil ihn sonst jemand sehen könnte. Zum Glück war er nicht gerade langsam.

Doch plötzlich blieb Seigi stehen und bespritzte seine weißen Stiefel mit Schlamm. Was ihn in Moment weniger kümmerte. Er spürte einen Dämon… nein zwei. Er wirbelte herum, um zu orten, in welche Richtung die beiden Dämonen sich aufhielten.

Im Dorf.

Sofort lief Seigi wieder los. Erst als er ankam, verlangsamte er seine Schritte, zog die Kappe seines Mantels tiefer über die Augen, damit auch ja kein Mensch sie sehen konnte. Es waren allerdings sowieso kaum Menschen auf den Wegen unterwegs, wegen des Wetters vermutlich. Seigi sah sich um, doch er konnte nirgends ein Anzeichen auf Dämonen erkennen. Wahrscheinlich waren es Dämonen die sich in den Körpern von Menschen aufhielten. Seigi konnte nur hoffen das sie es waren die Elisabeth mitgenommen hatten. Dann wäre es einfach, denn dann durfte Seigi sein Schwert benutzen. Was ihn untersagt war gegen normale Menschen.

Auf dem kleinen Platz vor der Kirche waren mehrere Menschen versammelt, die meisten waren Schaulustige. Seigi weigerte sich, sich zu ihnen zu gesellen und versteckte sich hinter einem Haus, von wo aus er die Lage gut überblicken konnte.

Drei „Hexen“ und eine davon, war eindeutig Elisabeth. Sie war noch am leben und hatte so auch keine Verletzungen, alles noch dran. Seigi atmete auf, er war also nicht zu spät. Wahrscheinlich war sie gerade erst geholt worden. Seigi hatte die Wahl, er konnte sie entweder jetzt befreien oder warten bis sie in einem Verließ geworfen wurde. Da Seigi nicht gerade für seine Geduld bekannt war, entschied er sich für das Erstere. Er hatte nur ein Problem: Es waren fünf Männer anwesend, die nicht zu den Schaulustigen gehörten und sein Hikariinstinkt sagte ihm das zwei davon von Dämonen besessen waren. Aber nicht wie Seigi diese ausfindig machen sollte

Da kam Seigi die Idee: Lichtmagie! Menschen schadete sie nicht – Dämonen schon. Seigis Magie war zwar nicht sonderlich stark, aber einen Light Spirit bekam er noch zustande. Damit würde er die Menschen auch erstmal außer Gefecht setzen und nur die Dämonen blieben übrig. Seigi war stolz auf sich – er hatte eine Taktik (davon musste er Safi erzählen!)!

Mit langsamen Schritten ging er zwischen die Schaulustigen und drängte sich bis nach vorne vor, ohne auf die empörten Worte zu achten. Seine eine Hand hatte er schon unsichtbar unter seinen Schwarzen Mantel auf dem Griff seines Schwertes. Seine Ohren schirmte er von jedem Geräusch ab und seine Augen achteten nicht aus Elisabeth. Er war jetzt ein Hikari, der den Auftrag hatte zwei Dämonen unschädlich zu machen – alles Andere war egal.

„Zwei kleine feige Dämonen erlauben sich also einen Spaß mit den Menschen…“, sagte Seigi langsam und deutlich in seiner eigenen Sprache. Damit erntete er sich von den Menschen die ihn gehört hatten, fragende Blicke. Elisabeth sah auf, denn sie hatte seine Stimme sofort wieder erkannt. Die zwei Dämonen hatten Seigi auch als Wächter identifiziert und wollten sich gerade aus dem Staub machen, als Seigi mit eiskalter Stimme sagte:

„Ihr wollt mir doch nicht etwa den Spaß verderben…?! SPIRIT OF LIGHT!“ Absichtlich traf Seigi nur die Menschen, die bewusstlos auf den Boden fielen. Seigi und die zwei Dämonen waren die Einzigen die aufrecht standen.

„Verdammt, ein Hikari!“ Seigi grinste darauf fies und nahm die Kapuze ab, die seine Sicht behinderte.

„Da hast du ganz Recht! Hikari Meiyo Hikaru Seigi, alias der Tausendtöter, ist hoch erfreut euch hier zu sehen und wird euch nun ins Höllenfeuer geleiten!“ Seigis Lichtmagie mochte noch so lächerlich schwach sein, doch umso schärfer war die Klinge seines Schwertes. Keiner der beiden Dämonen sah wie er sein Schwert zog, der eine konnte nur tatenlos mit ansehen wie Seigis Schwert mühelos durch seinen Partner hindurchging und wie er zu Boden fiel.

„Strike one!“, sagte Seigi mit einen Grinsen und wand sich denn dem Anderen zu. Dieser wich einige Schritte von Seigi weg, der ihn fragend anschaute und plötzlich hinter ihm auftauchte. Dem Dämon gelang es nicht einmal sich umzudrehen, ehe das Schwert des Hikaris schon sein Herz durchstochen hatte.

„Strike two!“

Seigi sah sich dann um und seufzte dann.

„Wie einfach. Wie langweilig ! Ich sehne mich nach einer echten Herausforderung…“ Er wollte gerade sein blutgetränktes Schwert zurück in die Scheide stecken, als hinter ihm eine Stimme ertönte:

„Seiji…?“ Der Angesprochene drehte sich um und sah wie ihr Blick an seinem Schwert hing. Langsam sah sie sich um und ihre Augen weiteten sich. Elisabeth konnte ihre Augen nicht von dem Grauen wenden, das Seigi mit seinen eigenen Händen angerichtet hatte. Seigi wusste was in ihr vorging und bereute das sie so früh aus ihrer Ohmacht erwacht war. Er steckte das Schwert zurück in die Scheide und ging zu ihr hin.

„Das sind keine Menschen“, sagte er langsam und deutlich, so gut wie sein gebrochenes englisch es zuließ. Elisabeth hatte zwar aufgehorcht, doch ihr Blick blieb immer noch auf die Leichen, die langsam anfingen sich aufzulösen.

Seigi zögerte. Doch dann legte er seine Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu ihm. Ihre großen Augen waren vor Angst geweitet und vor Tränen schon ganz rot geworden.

„Hab keine Angst… ich beschütze dich. Dir wird nichts geschehen…“ Zitternd brachte sie seinen Namen über die Lippen, ehe sie sich in seine Arme flüchtete und Seigi ihr beruhigend über den Kopf streichelte. Er kannte so eine Situation. Schon oft hatte er Safiya auf die Art in den Armen gehalten und sie getröstet. Doch diesmal war es anders. Sein Herz schlug anders…

Seigi merkte dass die Menschen bald wieder zu Bewusstsein zurückkehrten und drückte Elisabeth von sich weg. Sie sah ihn verwirrt an, während er sie ernst anschaute und sagte:

„Elly, hör mir genau zu: Wenn du willst – komm mit mir! Ich werde dir eine neue Welt zeigen – eine Welt in der dich Niemand verfolgen wird! Doch… du kannst dann niemals wieder zurückkehren. Du musst England aufgeben, dein Zuhause aufgeben. Du musst dich entscheiden!“

Seigi wusste nicht ob sie ihn verstanden hatte, ob sein englisch ausgereicht hatte um ihr das zu vermitteln. Doch Elisabeth sah zu Boden, ihr Blick wanderte von den Dächern der Hütten, bis zu der Kirche, zu dem Himmel und dann zurück zu Seigi. Dann nickte sie und sagte:

„Zeig mir deine Welt.“ Seigi grinste und Elisabeth errötete darauf. Was er nicht bemerkte, er hob sie mit Leichtigkeit auf seine Arme und sagte:

„Gut festhalten, Elly!“ Mit diesen Worten teleportierte er sich samt Elisabeth in sein Zuhause. Wo die Beiden von einer kochenden Safiya empfangen wurden. Doch Elisabeth nahm von Seigis Schwester im Moment keine Notiz: Mit offenen Mund schaute sie sich um.

Safiya musterte sie skeptisch und als Seigi gerade etwas zu ihr sagen wollte, hob sie die Hand, ging auf Elisabeth zu und fragte in einem perfekten englisch:

„Darf ich fragen, wer du bist?“ Die Angesprochene drehte sich zu ihr um, schaute sie erstmal von oben bis unten an (Seigi viel sofort auf, das Elisabeth besonders bei den Augen Safiyas hängen blieb) und antwortete dann:

„E-Elisabeth…Miss…“

„Safiya. Und bitte fang erst gar nicht mit dem Suffix an.“ Elisabeth nickte schüchtern und Safiya lächelte. Doch als sie Seigi ansah verfinsterte ihr Blick sich extrem und er wusste dass die Standpauke die längste seines Lebens werden würde.

Safiya beorderte ihre Tempelwächterin dazu Elisabeth in ihr Zimmer zu führen und kaum waren die Beiden um die Ecke gebogen, schrie Safiya los:

„WAS HAST DU DIR NUR DABEI GEDACHT! EIN MENSCHENMÄDCHEN! ICH FASS ES NICHT! DU HOLTST EIN MENSCHENMÄDCHEN IN UNSER ZUHAUSE! IN DEN HEILIGEN TEMPEL! EIN MENSCH! KLAR; GUT UND SCHÖN ES IST NICHT VERBOTEN EIN MENSCH ZU LIEBEN – ABER SO DOCH NICHT! WAS WERDEN UNSERE EHRENWERTEN VORFAHREN DAZU SAGEN?! DENKST DU ÜBERHAUPT AN DIE KONSEQUENSEN?! WILLST DU DICH NOCH UNBELIEBTER MACHEN ALS OHNEHIN SCHON?! WAS GEHT IN DEINEN KOPF ÜBERHAUPT VOR, HIKARI MEIYO HIKARU SEIGI?! DENKST DU ÜBERHAUPT NACH?! DAS ARME MÄDCHEN WIRD NIE WIEDER EIN NORMALER MENSCH WERDEN KÖNNEN!“

„Komm erst mal wieder auf dem Teppich Safi… Tiiiiief Luft holen…“

„ICH WILL KEINE LUFT HOLEN! AM LIEBSTEN WÜRDE ICH DICH...ARGH VERDAMMT!“

„Du hast geflucht, Safi…“

„RUHE! DU SPRICHST ERST WENN DU DAZU AUFGEFORDERT WIRST!“ Und so ging es eine ganze Weile weiter, in dem Seigi nur ruhig die Regelbrüche zählte, die auf fünf hoch gingen. Nachdem Safiya dann endgültig die Luft ausging, massierte sie sich die Stirn und sagte in einem normalen Tonfall:

„Ich bitte vielmals um Verzeihung…“

„Ach, das macht nichts! Ich bin´s ja gewohnt!“ Die Angesprochene drehte sich zu ihm um und sagte finster:

„Das war nicht an dich gerichtet! Ich habe mich für mein Fluchen entschuldigt!“ Dann seufzte sie und sagte:

„Seigi, sag mir warum du das arme Mädchen hierher gebracht hast.“

„Sie wurde als Hexe verurteilt.“ Seine Schwester sah ihn mit hochgezogenen Brauen an:

„Seit wann bist du so sozial?“

„Ej…“

„Willst du jetzt etwa jedes Mädchen hierher bringen die als Hexe verurteilt ist?! Denn können wir gleich unser Testament unterschreiben!“

„Das ist was Anderes.“ Safiya mustere ihren Bruder, der ihrem Blick auswich.

„…Bist du in sie verliebt?“ Der Angesprochene drehte sich zu ihr um und sagte, nach kurzem Zögern:

„…Weiß ich nicht.“ Seine Schwester seufzte und beschloss nicht weiter nach zu fragen. Es würde wohl sowieso nichts mehr dabei rauskommen. Sie ging auf ihren Bruder zu, legte eine Hand auf seine Schulter und sagte:

„Überlass Elisabeth mir!“ Damit ging sie den Gang runter, doch ehe sie um die Ecke bog rief Seigi noch:

„Was hast du vor?“

„Glaubst du ernsthaft, ich lasse ein Mädchen in solchen Lumpen, in unseren heiligen Gänge herum gehen?!“
 

Safiya hatte ganze Arbeit geleistet. Zuerst hatte sie Elisabeth gründlich gewaschen, ihre Haare entknotet und mit ihrer Zustimmung die Stufen geschnitten. Dazu hatte Safiya ihr eins ihrer Kleider geschenkt. Zum Glück hatten die zwei Mädchen dieselbe Größe, da Safiya für einen Hikari nicht gerade groß war. Das erste Mal als Seigi Elisabeth so gesehen hatte, hatte er vor Überraschung seine goldene Gabel in seinem Essen verloren – was er nicht einmal mitbekommen hatte. Woraufhin seine Schwester gegrinst und gesagt hatte das sie wohl ganze Arbeit geleitet hatte.

Wie Seigi schon gesagt hatte, für Elisabeth war es eine ganz neue Welt. Als hätte sie ihr altes Leben hinter sich gelassen und als Prinzessin wiedergeboren wäre. Denn so fühlte sie sich auch – wie eine Prinzessin in einem Märchen. Alle behandelten sie mit Respekt, aus einem Grund den sie nicht wusste. Sie wurde respektiert und geachtet, einige nannten sie sogar „Elisabeth-sama“. Als sie Safiya darauf gefragt hatte, hatte sie geantwortet: „Weil Seigi dich ausgesucht hat.“ Elisabeth wusste nicht was das zu bedeuten hatte und auch nicht warum Safiyas weiße Augen dabei so traurig ausgesehen hatten.

Die meiste Zeit über war sie mit Safiya zusammen. Sofort hatten sich die Beiden angefreundet. Safiya ließ extra Kleider für Elisabeth schneidern und schon bald hatte sie Kleider in allen Farben des Regenbogens. Wenn Seigi nicht da war, brachte Safiya ihr deren Sprache bei oder zeigte sie im Tempel herum. Jeder Tag glich einem Abenteuer, in dieser neuen unbekannten Welt.

Einen Monat nachdem Elisabeth Bewohner des Tempels geworden war, an einem nebligen Morgen in Mai, kamen Elisabeth und Safiya gerade vom gemeinsamen Baden zurück. Sie gingen über einen der Verbindungsgänge im zweiten Stock, dieser bot einen Blick auf die Gärten. Elisabeth blieb mitten im Gespräch, mit Safiya, stehen und stützte sich am Geländer ab. Safiya blieb ebenfalls stehen und wand sich um.

„Was ist denn, Elisabeth-chan?“

„Seiji.“ Auch nachdem sie schon große Fortschritte mit der Wächtersprache gemacht hatte, konnte sie Seigis Namen immer noch nicht aussprechen.

Safiya stützte sich ebenfalls am Geländer ab und folgte dem Blick ihrer Freundin und sah Seigi im Garten bei seinem Morgentraining. Für sie war dieser Anblick nichts Neues, doch Elisabeth sah Seigi bei seinen Schwertübungen mit verträumten Augen und Faszination zu. Safiya konnte sie sehr gut verstehen. Seigis Bewegungen gingen reibungslos ineinander über, waren hart und direkt, und doch, für einen Hikari typisch, sanft. Er und sein Schwert waren eins – eine perfekte Bündnis.

„Schön, nicht wahr?“ Elisabeth nickte langsam und während sie Seigi weiter zu schaute fragte sie:

„Warum tut er das? Warum und wofür kämpft er?“ Safiya lächelte in sich hinein und setzte sich auf das Geländer. Noch niemand hatte Elisabeth erklärt dass sie keine Menschen waren, was „Wächter“ waren.

„Wir sind keine Menschen, Elisabeth.“

„Ich weiß…“, antwortete sie, ohne den Blick von Seigi abzuwenden.

„Seigi, Ich und die Anderen, die du hier kennen gelernt hast, wir sind „Wächter“. Es ist unsere Lebensaufgabe Menschen zu beschützen.“

„Wie Schutzengel?“ Safiya kicherte und antwortete:

„So ähnlich. Mit den entscheidenden Unterschied das wir euch nur vor einer Sache beschützen, vor unseren Naturfeinden; Den Dämonen.“

„Dafür kämpft Seigi?“

„Nein. Seigi…. Kämpft nicht für die Menschen. Er will sich vor unserer Familie beweißen, beweißen das auch er den Titel eines „Hikari“ würdig ist. Weißt du… der Grund weshalb ich und mein Bruder von den anderen Wächtern mit so großen Respekt behandelt werden, ist der das wir Hikaris sind. Die Anführer der Wächter.“

„… Denn bin ich, als Mensch, nicht gut genug für Seiji.“ Safiya sah auf und musste unwillkürlich Lächeln.

„Elisabeth…“, die Angesprochene drehte sich zu ihr hin.

„Seigi hat Menschen schon immer gehasst. Aber dich… er hat sich die Mühe gemacht englisch für dich zu lernen, hat dich vor den Hexentod bewahrt und dich hierher gebracht… Du bist das Mädchen, welches, vielleicht, als Einzige in der Lage ist, an seiner Seite zu bleiben. Vergiss nicht… er hat dich, ein Menschenmädchen, ausgesucht…“
 

Safiyas Worte gingen Elisabeth nicht aus dem Kopf und besonders, der Tonfall mit denn sie es gesagt hatte und ihr trauriger Blick… Sie sah immer traurig aus wenn Elisabeth über Seigi sprach. Doch sie wagte es nicht nachzufragen.

Am Abend, suchte Elisabeth Seigi und fand ihn auch in der Bibliothek, zusammen mit zwei anderen Wächtern. Die drei sahen auf, als das Mädchen herein kam. Sie blieb in der Flügeltür stehen und sah zu wie die zwei Wächter sich mit einer Verbeugung von Seigi verabschiedeten. Sie wünschten auch „Elisabeth-sama“ eine „Gute Nacht“ und verließen die Bibliothek.

Elisabeth ging zu Seigi, der aus Langeweile angefangen hatte die Bücher zu stapeln.

„Was ist denn, Elly? Um diese Uhrzeit solltest du schon längst im Bett sein“, sagte er auf englisch. Denn er wusste nicht das Elisabeth seien Sprache verstand. Sie wollte auch nicht, dass er davon erfuhr. Elisabeth wollte ihn damit überraschen wenn sie es fließend konnte und Safiya hatte versprochen ihm nichts zu sagen.

„Behandle mich bitte nicht immer wie ein Kind!“ Seigi sah auf und grinste sie an.

„War es das was du wolltest?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Du warst den ganzen Tag weg.“

„Sorry, ich war unterwegs. Aber ich brauche nur noch 28! Dann kann ich mehr Zeit mir dir verbringen.“ Elisabeth hatte nie verstanden was er mit den Zahlen meinte. Er sagte so was in der Art öfter und von Tag zu Tag wurde die Zahl kleiner. Jetzt wo sie mit Safiya gesprochen hatte, verstand sie was es mit der Zahl auf sich hatte.

„Du brauchst also nur noch 28 Dämonen?“ Seigi ließ das Buch fallen, welches er gerade entstaubt hatte und Elisabeth bückte sich automatisch, um es wieder aufzuheben. Seigi achtete darauf nicht, sondern zeigte auf den Stuhl zu seiner Rechten. Als Elisabeth sich gesetzt hatte, fragte Seigi woher sie das wüsste.

„Safiya hat es mir heute erklärt.“ Der Angesprochene seufzte verärgert, doch sagte nichts dazu.

„Warum wolltest du nicht, dass ich das erfahre? Wolltest du, dass ich ewig hier bleibe, ohne zu wissen wer - was ihr seid? Hältst du mich für so blöd und naiv?“

„Das hat damit nichts zu tun!“

„Mit was dann, Seiji? Oder sollte ich lieber „Hikari-sama“ zu dir sagen?!“ Seigi schlug mit seiner zusammengeballten Faust auf den Mahagoni Tisch und fauchte sie an:

„LASS DAS! Wag es nicht mich noch einmal mit meinem Familien Namen anzusprechen! Ich will es nie, nie wieder aus deinem Mund hören! Verstanden?!“

„Warum?! Bin ich etwa nicht gut genug, um dich mit diesen Namen anzusprechen?!“ Seigi atmete tief durch, um sein Temperament in Zaun zu halten. Doch in der Zeit die Seigi brauchte um seine Wut loszuwerden, stand Elisabeth auf und ging auf die Tür zu. Er tat es ihr gleich und ehe sie die Tür erreicht hatte, nahm er sie am Handgelenk und drehte sie zu sich um.

„Nun hör mir doch erst mal zu! Bevor du so beleidigt wirst!“ Indem er seine Hand unter ihr Kinn legte, zwang Seigi Elisabeth dazu ihn anzuschauen. Als Elisabeth in seine Augen sah, spürte er sofort wie ihre Wut abflaute.

„Das war genau der Grund, weshalb ich dir nichts erzählen wollte. Mich behandeln schon zu viele als „Hikari-sama“. Ich habe es satt! Für dich will ich nicht „Hikari-sama“ sein! Du sollst mich ohne irgendwelche Förmlichkeiten behandeln und mich weiterhin einfach mit meinen Vornamen ansprechen… Tu mir bitte den Gefallen…“ Elisabeth spürte wie ihr Herz schneller schlug und wie die Röte in ihr hoch stieg. So nah war sie Seigis Gesicht noch nie gewesen, ihre Nasenspitzen berührten sich schon fast…

Doch gerade als Elisabeth den Mund öffnete um zu antworten, wurden Beide von einem Geräusch von runter fallenden Büchern erschreckt und sprangen auseinander. Elisabeth war hoch rot und legte erstmal ihre Hand ihr Herz, um es zu beruhigen. Seigi atmete auch kurz tief durch, seufzte und ging dann zur Tür. Das Mädchen folgte ihn. In der Tür lagen fünf Bücher. Seigi bückte sich und schaute sich den Buchtitel an.

„“Erster Elementarkrieg“ …. Das Buch hat Safi heute zu Ende gelesen… Sie hat uns gesehen.“
 

Safiya war auf den darauf folgenden Tag nicht zu finden. Ihre Tempelwächterin erzählte Elisabeth, dass auch sie ihre Herrin seit dem gestrigen Abendessen nicht mehr gesehen hatte. Was wirklich bedeutete das Safiya es gewesen war, die die Bücher verloren hatte. Im Gegensatz zu Seigi machte sich Elisabeth große Sorgen um ihre Freundin. Er war die Ruhe selbst und meinte nur, sie würde schon wieder auftauchen. Nachdem Aurora gemeldet hatte, dass sie Safiya auf der Erde geortet hatte, war die Sache für ihn abgeschlossen. Sie wollte einfach ein wenig für sich sein. Es hatte ihn sowieso gewundert, dass sie Elisabeth, so ohne wenn und aber, akzeptiert hatte. Aurora verstand Seigi schon, aber sie war dennoch dafür Safiya holen zu lassen. Immerhin war sie schwanger, im neunten Monat jetzt schon. Sie sollte nicht auf der Erde herumwandern. Das war viel zu gefährlich! Seigi antwortete darauf nur, dass wenn Safiya bis zum Abend nicht zurückgekehrt war, er sie holen würde.

Doch die Abendröte kam und Safiya war immer noch nicht Heim gekehrt. Seigi saß am Inselrand, sah gedankenverloren in die Abendsonne und ließ sein eines Bein über den Rand der Insel baumeln. Erst als Elisabeth sich zu ihm gesellte, sah er auf.

„Blendet dich die Sonne nicht?“ Seigi grinste über diese Frage.

„Nein, einen Hikari blendet die Sonne nicht, da sie auch eine Lichtquelle ist… oder so was in der Art! Musst du Safi nachher mal fragen, ich kenn mich mit so was nicht so gut aus.“ Die Angesprochene nickte und setzte sich neben ihn.

„Das mit Safiya… Irgendwie hab ich das Gefühl das es meine Schuld ist…“ Seigi schüttelte den Kopf.

„Dich trifft keine Schuld, Elly! Es ist Meine. Ich hätte darauf achten sollen, dass sie so was nicht sieht. Also mach dir keinen Kopf! Ich bin mir auch sicher das sie bald zurückkehren wird und auch nicht wütend sein wird.“ Eine Weile schwiegen Beide. Elisabeth sah über den Rand hinweg, hinunter auf die Menschenwelt, die einst Ihre war. Seigi war ihren Blick gefolgt und fragte:

„Bereust du es?“ Elisabeth sah auf und antwortete mit einem Lächeln:

„Nein! Ich bin sehr froh hier zu sein… Solange du bei mir bist, vermisse ich nichts…“ Sie wurde rot und bereute das was sie gesagt hatte. Wahrscheinlich würde er sie jetzt auslachen… Doch Seigi sagte nichts, er antwortete nicht.

„Seiji…“

„Hm? Sorry, ich hab dir nicht zugehört…“, sagte er mit einem dümmlichen Grinsen. Sie schielte ihn an und antwortete:

„Du machst dir doch Sorgen um Safiya!“

„Nein! Ich war nur… in Gedanken! Ich mache mir keine Sorgen, Safi kann auf sich aufpassen, so gewissenhaft wie sie ist! Ihr wird nichts passieren…“ Elisabeth kam es eher so vor als würde er sich selbst beruhigen wollen, als sie.

„Was wolltest du denn sagen, Elly?“ Sie sah auf, doch wand sich gleich wieder von seinen minzgrünen Augen ab.

„Nicht so wichtig!“

„Nun komm schon! Erzähl´s mir!“

„Naja…“ Sie schaute wieder auf die Welt unter ihr und fuhr dann fort:

„Das gestern Abend… ich hatte dir noch nicht geantwortet…“ Mit Erstaunen sah sie aus den Augenwinkeln, dass er leicht rot wurde und in die andere Richtung schaute.

„Ich… will dir diesen Gefallen sehr gerne tun… Weißt du… ich hatte Angst. Angst davor, dass ich nicht gut genug bin, um in deiner Nähe bleiben zu dürfen… Das du mich wegschicken würdest… Deshalb habe ich so überreagiert.“ Seigi drehte sich zu ihr um und sah sie kurz an… Ehe er sie an der Schulter nahm, sie zu sich zog und ihren Kopf auf seine Schulter legte.

„Rede doch nicht so einen Unsinn! Warum sollte ich dich herbringen und dich gleich wieder wegschicken? Ich bin sehr froh über deine Gesellschaft, Elly! Am liebsten würde ich dich ewig an meiner Seite behalten.“ Elisabeth schoss in diesen Moment das gesamte Blut in den Kopf. Meinte er wirklich das, was sie dachte? Nein, wahrscheinlich nicht… Seigi meinte etwas anderes… Ganz sicher.

Elisabeth befreite sich aus seinen Griff. Er sah sie verwundert an und überlegte schon, ob er was Falsches gesagt hatte. Wieder verstrich eine Weile in der Beide nichts sagten. Bis das Mädchen sich wieder zu ihm umdrehte und all ihren Mut zusammen nahm. Jetzt wollte sie es sagen. Die ersten drei Wörter die sie zu ihm in seiner Sprache sagen würde. Es waren die ersten die sie gelernt hatte und sie hatte von Anfang an beschlossen, dass diese drei Wörter die Ersten sein sollten, die Seigi von ihr auf wächterisch hören sollte.

„Seigi…“ Angesichts dessen, dass Elisabeth seinen Namen richtig und in seiner Aussprache aussprach sah er sie fast schon geschockt an.

„Ich…lie-“

„HIKARI-SAMA! ES IST ETWAS SCHRECKLICHES GESCHEHEN! …O Verzeihen sie die Störung…“ Vor lauter Schreck viel Elisabeth Seigi in die Arme, was ihn im Moment nicht sonderlich auffiel. Es stand zusammen mit ihr auf und wand sich ernst an die Tempelwächterin, die völlig außer Atem vor ihnen stand.

„Was ist passiert?“

„Hikari-Safiya-sama ist…“ Ohne ihren Satz zu Ende zu hören lief Seigi los. Sowohl Elisabeth als auch die Wächterin hatten Schwierigkeiten ihn zu folgen. Erst als sie in den Gängen ankamen blieb er stehen und fragte unwirsch wo sie war. Doch die Wächterin kam nicht zum antworten, denn auf ihrer Handfläche und auf Seigis strahlte plötzlich ein Zeichen hell auf. Seigis Augen weiteten sich panisch.

„Nein…NEIN!“ Er drehte sich um und wollte gerade weiter rennen, doch vorher rief er der verwirrten Elisabeth zu:

„BLEIB HIER! FOLG MIR NICHT!“

„Seiji! Was ist hier überhaupt…“ Die Tempelwächterin hielt sie fest und rief ihren Herren nach:

„In Aurora-samas Zimmer!“ Elisabeth protestierte kurz, doch der Griff des Mädchens war zu fest, als das sich ein Mensch dagegen wehren konnte.

Seigi kam in das Zimmer von Aurora hereingeplatzt und sofort wurden seine Befürchtungen bewahrheitet. Neben Aurora waren auch noch die anderen Hauptwächter versammelt und bei allen leuchtete auf der rechten Handfläche dasselbe Zeichen auf.

Das Wappen der Hikari, welches auf den Handflächen aller Wächter aufstrahlte, sobald ein Angehöriger der Hikaris verstarb.

„Hikari-Seigi-sama…“ Doch er hörte es nicht. Sein Blick hang an einer leblosen, blutüberströmten Hand und nur ganz langsam folgten seine Augen den Arm hoch und kamen bei ihren Gesicht an. Wo die starren weißen Augen seiner Schwester seinen Blick trafen…

„Sie ist nicht tot… nein… das kann nicht…“ Seigi nahm einen Schritt vor dem Anderen und obwohl es keine fünf Meter waren, war es der bis jetzt längste weg, den er je zurückgelegt hatte. Noch nie hatte er seine Schwester mit so viel Blut gesehen, es sah fast so aus als träge sie ein blutrotes Kleid. Die Art wie sie zu Tode gekommen war, hatte eindeutig die Unterschrift eines Dämons. Kein normaler Mensch würde jemanden auf diese Art töten. Eine Schussattacke in ihr Herz war wohl der endgültige Todesstoß. Dennoch wies ihr Körper noch weitere Attacken auf. Auch das Kind konnte das nicht überlebt haben…

Seigi viel vor ihren Körper auf die Knie, nahm ihre blutrote Hand und sagte, seine Tränen zurück haltend:

„…Wähl die Ewigkeit… Bitte! Lass mich nicht allein… ich brauche dich…! Safi… meine teure kleine Schwester… Ich flehe dich an! ... Wähl die Ewigkeit!“ Er wiederholte diesen Satz oft, sehr oft bis Aurora ihn auf die Beine zog und sagte:

„Das Kind…es gleicht einem Wunder, aber – es lebt noch! Wenn ich jetzt operiere, kann ich es… vielleicht… noch retten!“ Seigi sah einen Moment lang so aus, als würde er sie nicht verstehen, doch dann nickte er und ergriff ihre Hand.

„Rette meinen Neffen! Sein Leben liegt nun in deiner Hand!“ Aurora nickte entschlossen und drehte sich um. Seigi wand sich schweren Herzens von der Leiche seiner Schwester ab und richtete sein Wort an seine Wächter. In seinen Augen spiegelte sich keine Trauer mehr, sondern brennende Wut und Hass.

„Lasst uns diesen verfluchten Dämonen zeigen, dass wir diese Sünde nicht ungesühnt lassen!“
 

Seigi konnte sich nicht mehr genau an den Kampf erinnern. Er war so von seiner Wut, Hass und der Trauer besessen, dass der Kampf nur noch aus verschwommen und unwirklichen Bildern bestand. Er wusste nur noch dass der Kampf nur eine Nacht dauerte, das die Wächter siegreich hervorgingen und das nur wenige starben. Doch es herrschte keine Freudenstimmung. Aurora konnte das Kind tatsächlich retten und es war sogar gesund. Seigi hatte sich darüber sehr erfreut gezeigt, doch man sah ihn an, dass es nur aufgesetzte Freude war.

Gegen Mittag sah Elisabeth eine merkwürdig weiße junge Frau zusammen mit Seigi. Aurora erklärte, dass es sich dabei um Lili, seiner Mutter, handelte. Was die Beiden besprachen konnte Elisabeth nicht hören. Doch Lili brach gegen Ende des Gespräches in Tränen aus und Seigi musste seine Mutter in die Arme nehmen.

„Safiya hat also nicht die Ewigkeit gewählt…“, sagte Aurora mit gedämpfter Stimme. Elisabeth fragte nicht. Die Klimawächterin entfernte sich und nahm das Menschenmädchen an der Schulter. Doch aus den Augenwinkeln sah Elisabeth immer noch zu Seigi, der seine Mutter noch immer tröstete.

Niemand merkte dass er es war, der Trost brauchte…

Aurora nahm Elisabeth während des gesamten Tages mit sich und so sahen sich Seigi und sie nicht. Erst am Abend stand sie vor seiner Zimmertür.

„Elisabeth, das solltest du nicht tun. Er will sicherlich nicht, dass gerade du seine Trauer siehst…“, hatte Aurora gesagt, ehe Elisabeth sich von ihr getrennt hatte. Doch sie wollte es sein, die Seigi seiner Trauer zeigen konnte und so ging sie ohne zu Klopfen rein.

Das Zimmer lag völlig im Dunkeln, nur eine einzelne Kerze warf Schatten an die Wände. Seigi hatte ihr den Rücken zugekehrt und Elisabeth könnte schwören das seine Schultern einen Moment vorher noch gebebt hatten.

„Seiji…“

„Geh. Ich will allein sein.“ Die Angesprochene ließ sich von seinen kalten Worten nicht zurückschrecken und ging auf ihn zu. Sie legte ihre Arme von hinten um ihn und sagte:

„Seiji… ich bin hier um dich zu trösten… Ich verurteile deine Tränen nicht, denn auch du darfst Trauer zeigen…“ Einen Moment lang hatte sie Angst dass er sie wegstoßen würde, doch dann ging er auf die Knie und hielt Elisabeth so innig fest, als wäre sie sein letzter Rettungsanker. Er sagte viel, doch so schnell in seiner eigenen Sprache, dass Elisabeth es nicht verstehen konnte. Seigi wollte wahrscheinlich gar keine Antworten, schon gar nicht von Elisabeth. Sie hielt ihn nur weiter in ihren Armen und musste sich selber eingestehen, dass sie sich darüber freute das Seigi ihr als Einzige seine Tränen zeigte.

Später, als Seigi schon aufgehört hatte zu weinen, saß er auf seinem Bett, das Gesicht nach oben zu einem Dachfenster gerichtet und spielte gedankenverloren mit den dunkelbraunen Haar, des Mädchens, welche mit dem Kopf auf seinem Schoss eingeschlafen war. Die Kerze war niedergebrannt, doch darum hatte er sich nicht geschert. Die Dunkelheit war ihm jetzt egal. Nachdem er sich in Elisabeths Armen ausgeweint hatte, ging es ihm besser. Doch immer noch plagten ihm Schuldgefühle und die Trauer.

Würden sie jemals verschwinden?

Nein…

Denn es war seine Schuld. Er war der Mörder Safiyas, nicht irgendein Dämon. Wenn Seigi Elisabeth nicht hierher gebracht hätte, hätte Safiya nie so etwas gesehen und nie auf die Erde geflohen. Ja, Seigi wusste von den Gefühlen seiner Schwester, die nur ihn galten. Wahrscheinlich schon früher als sie es selbst gewusst hatte. Nie hätte sie den Mut aufbringen und sie ihm gestehen können. Die Gefühle waren ihr geheimer Schatz und nie hätte sie ihn aufgeben wollen. Nicht einmal nach ihrer Verlobung. Dazu hatte Seigi sie sogar noch ermutigt… Er war es sogar gewesen der diesen Vorschlag gemacht hatte! Er hatte seiner Familie das vorgeschlagen und somit Safiyas Unschuld geopfert.

Hatte sie dazu gezwungen.

Er wollte immer nur das Beste für sie! Doch das konnte sie nicht an der Seite ihres Bruders. Er konnte sie nicht so lieben, wie sie es sich in ihren Träumen erwünscht hatte. Das hatte sie, genauso wie er, gewusst! Trotzdem hatte sie sich an einen dünnen Faden der Hoffnung geklammert. Seigi selbst war es jetzt gewesen der diesen Faden durchgeschnitten hatte und sie somit umgebracht hatte…
 

Die Beerdigung fand am Tage darauf statt. Die einzige Gelegenheit bei der alle, sogar Seigi, schwarz trugen. Obwohl einige Hikaris anwesend waren, durfte Elisabeth an Seigis Seite stehen. Die ganze Zeit über hielt sie seine Hand und sobald er sie anschaute, lächelte sie ihn aufmunternd an.

Für Elisabeth war die ganze Beerdigung total verwirrend. Safiya wurde nicht in der Erde gegraben, sondern in einem Glassarg, neben dem ihrer Mutter, zur ewigen Ruhe gelegt. Der Raum, eher eine Halle, indem sie sich befanden, befand sich unter der Erde und zwischen dem Boden unter Decke lagen zehn Meter. Hohe schwarze Säulen standen in Reih und Glied an den Wänden. Zwischen den Särgen standen Kerzenleuchter. Sie waren zwar alle entzündet, doch sie schenkten nicht viel Licht.

Safiya trug ein wunderschönes weißes Kleid, hatte die Hände nicht zusammengefaltet, sondern sie waren um ihren Stab gelegt worden, welcher auf ihrer leblosen Brust ruhte. Elisabeth merkte dass es bei allen Hikaris so war. Die männlichen hatten ihr Schwert auf ihrer Brust und die Weiblichen ihren Stab. Alle Leichen sahen fast so aus als würden sie nur schlafen… Es war merkwürdig zu sehen, wie Lili neben ihrem eigenen Sarg stand und still in den armen einer anderen Hikari weinte, während ihr Körper in dem Sarg neben ihr ruhte. Sie sah genauso aus wie ihr toter Körper.

Das was gesagt wurde, konnte Elisabeth kaum verstehen, da es zu komplizierte Wörter waren.

Am Ende der Beerdigung wurde Seigi von den Hikaris zu sich gerufen und Elisabeth wollte schon seine Hand loslassen, doch er zog sie mit sich.

„Mein herzliches Beileid, Seigi… Deine Schwester war wahrlich noch zu jung zum sterben…“

„Danke Adir-sama“, antwortete Seigi mechanisch. Adir wand seinen Blick von ihm ab und sah Elisabeth mit einem nachdenklichen Blick an. Dann lächelte er.

„Ein Menschenmädchen… Die Gerüchte treffen also zu.“ Anstatt Elisabeth loszulassen, drückte Seigi ihre Hand sogar noch fester.

„Ja, ein Menschenmädchen und sie beherrscht unsere Sprache.“

„Seigi. Ich habe nichts, aber auch gar nichts, an einem Menschenmädchen auszusetzen. Also schau mich nicht so finster an.“ Eine weibliche Hikari sprach plötzlich dazwischen:

„Seigi, ich hoffe du weißt das du den Posten deiner Schwester übernehmen musst!“

„Das brauchst du mir nicht zu sagen! Das weiß ich selbst.“

„Und du bist dir deiner Aufgaben bewusst? Deinen neuen Aufgaben? Sie werden nicht mehr nur dadurch bestehen das Schwert zu schwingen!“ Noch bevor Seigi antworteten konnte, hielt Adir den Arm vor der weiblichen Hikari und sagte mit einen Lächeln:

„Wie sprichst du denn? So kannst du doch nicht vor dem Mädchen sprechen. Außerdem bin ich mir sicher, dass Seigi weiß was zu tun ist.“ Die Angesprochene wand sich leicht beleidigt ab und antwortete nicht.

Damit war das Gespräch vorüber, doch ehe Adir verschwand zog er Seigi zu sich und sagte:

„Du musst sehr gut auf das Mädchen aufpassen! Sie ist gefundenes Fressen für die Dämonen.“ Seigi nickte und sah in die Richtung von Elisabeth, die von Aurora weggeführt wurde.

„Das musst du mir nicht sagen…“

„Ich wünsche dir viel Glück. Möge das Licht Hikari-kami-samas bei dir sein…“
 

Es wurde nie wieder wie früher. Elisabeth sah Seigi viel weniger. Meistens war er im Jenseits und wenn er zurückkam, war er in einer sehr schwarzen Laune, Elisabeth lernte schnell ihn dann in Ruhe zu lassen. Selbst Seigis geliebtes Schwert hing nutzlos an seiner Hüfte, das Kämpfen übernahmen seine Wächter. Auch das regte seine Laune nicht gerade an. Er hasste es tatenlos irgendwo rum zu sitzen und sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Er war ein Hikari dem man aktivieren musste und das nicht mit dem Unterschreiben. Er brauchte das Schwert in seiner Hand – keine Feder!

Als Seigi gerade eine der Schreibfedern vor lauter Wut an die Wand warf, kam Elisabeth ins Zimmer.

„Wenn ich noch eine dieser Federn sehe, werde ich wahnsinnig!“ Er schlug die Hände über den Kopf zusammen, während Elisabeth sich einen Stuhl nahm und sich zu ihm an den Schreibtisch setzte.

„Soll ich dir helfen?“, fragte sie mit einem lieben Lächeln. Der Angesprochene schielte kurz zu ihr rüber, sagte dann:

„Wie denn? Du kannst ja nicht einmal deine eigene Sprache lesen. Wie willst du dann meine lesen?“ Seigi wusste nun, dass Elisabeth seine Sprache beherrschte und mühte sich nicht mehr damit ab, englisch mit ihr zu sprechen.

„Ich könnte z.b deine Bücher weg räumen.“ Sie zeigte auf mehrere Stapel Bücher, wozu Seigi zu faul war sie aufzuräumen.

„Du bist keine Tempelwächterin.“

„Ich will dir aber helfen!“

„Du langweilst dich, stimmt´s? Es tut mir leid das ich keine Zeit habe… glaub mir´, es nervt mich viel mehr als dich!“

„Darum geht es nicht… Ich langweile mich nicht. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein…Erlaubst du es mir? Ich verspreche auch dich nicht zu stören!“ Er grinste plötzlich und sagte:

„Von mir aus!“ Sofort fing Elisabeth an, die Bücher zu stapeln. Seigi wollte sich gerade wieder ans Schreiben setzen, als er die Feder doch weglegte und sich an Elisabeth wandte. „Weißt du Elly, morgen muss ich nicht ins Jenseits und dann-“ Sie auf und strahlte ihn förmlich an:

„Dann kannst du ja endlich wieder trainieren!“

„Hö?“

„Naja…“ Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf und fuhr fort:

„Seitdem du nicht mehr trainierst bist du so schlecht gelaunt… und ich mag es dir dabei zuzuschauen!“ Seigi sah sie belustigt an und antwortete:

„Ach, wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen… aber es ist wahr, ich vermisse es das Schwert zu schwingen. Das war jedoch nicht das was ich sagen wollte, Elly. Morgen Mittag, wenn die Dämonen Ruhe geben, dann hab ich Zeit für dich… falls du überhaupt Lust hast…“ Ihr Gesicht hellte augenblicklich noch weiter auf und sie sprang Seigi um den Hals.

„Und wie ich Lust habe!“
 

Als Elisabeth am nächsten Morgen Seigi im Garten oder auf dem Trainingsplatz suchte, fand sie ihn nicht. In seinem Zimmer war er auch nicht. Es blieben also nur zwei Möglichkeiten: Entweder er war im Jenseits oder in der Menschenwelt. Aber sie brauchte sich keine Sorgen machen, immerhin hatte er versprochen sie mittags abzuholen. Elisabeth musste sich also nur gedulden…

Doch der Mittag kam und er verstrich auch wieder… Ob es Schwierigkeiten gegeben hatte? Langsam machte das Mädchen sich Sorgen und beschloss Aurora zu fragen. Als sie fast in ihren Zimmer ankam, hörte sie dass Aurora nicht allein war, Tiadrik und die anderen Hauptwächter waren bei ihr und sie hörten sich ziemlich aufgebracht an. War Seigi etwa was geschehen?!

Elisabeth ging näher, lehnte sich an die Wand, neben die Tür. Denn sie traute sich nicht herein zu gehen. Auch wenn sie wusste das Lauschen sich nicht gehörte.

„Wie konnte so etwas überhaupt passieren und warum hat Niemand es bemerkt?! Besonders du, Aurora, hättest es bemerken können!“, ertönte die Stimme von Tiadrik.

„Es ist nicht meine Schuld! Ich habe seinen Körper regelmäßig untersucht – da war nichts! Klar, durch seinen Stress in letzter Zeit, war er ein wenig angeschlagen, aber das war schon alles! Aber an sein Schwert hat er mich nie rangelassen! Ich konnte es also nicht wissen!“

„Und was sollen wir jetzt tun?“

„Das wird Ärger geben… der arme Seigi…“

„Er hat selber Schuld!“

„Nun bewahrt doch mal Ruhe…“

„Ruhe bewahren?! Ein Hikari ist von einem Dämon besessen, bringt wahrscheinlich in diesen Moment Unschuldige um und du sagst wir sollen Ruhe bewahren?!“ Elisabeth stockte er Atem und sie schlug die Hand vor den Mund. Seigi war von einem Dämon besessen?!

„Es bringt uns jetzt auch nichts weiter, wenn wir in Panik ausbrechen!“

„Aurora… könntest du uns mal erklären wie es so weit kommen konnte…? Ich versteh das alles nicht…“

„Es liegt an diesem verfluchten Schwert! Das Schwert war von einem Dämon besessen – nicht Seigi! Ich weiß nicht wie lange das schon geht… es könnten Monate sein – Jahre! Seigi hat es ja nicht einmal selbst bemerkt. Der Dämon hat einfach ganz seelenruhig auf einen günstigen Moment gewartet. Seigi ist durch den Tod Safiyas geschwächt, dazu kommt der Druck seiner Hikari Pflichten… Das hat der Dämon gekonnt ausgenutzt und missbraucht Seigis Schwertkünste wohl gerade um… ja… wir kennen Dämonen…“

„…und wenn Seigi unbrauchbar geworden ist…“

„Wird er ihn umbringen.“ Elisabeth erstarrte. Seigi würde sterben…?! Aber… nein… das würden sie doch nicht zulassen…

„So weit dürfen wie es nicht kommen lassen! Es muss doch eine Möglichkeit geben ihn aufzuhalten!“

„Tiadrik, ich setzte deine Fähigkeiten als Wächter nicht in Frage… aber… wie viele Trainingskämpfe hast du, oder einer von uns, gegen Seigi gewonnen? … Meine Meinung. Niemand hat eine Chance – es wäre Selbstmord. Die einzige Möglichkeit die ich sehe, ist das Schwert zu zerstören. Oder es wenigstens aus seiner Hand zu bekommen! Denn wie gesagt, der Dämon ist nicht in Seigis Körper, das wäre nämlich, sein eigener Tod.“ Kurz herrschte Schweigen, in dem Jeder mit seinen Gewissen kämpfte, bis Aurora sagte:

„Ich arbeite seit nunmehr als drei Jahre an einem neuen Schwert für ihn – es ist gestern vollendet worden. Wenn er dieses Schwert bekommen könnte… es würde den Einfluss des anderen, des Dämonenschwertes, sofort neutralisieren und Seigi wäre geheilt! Doch wie sollen wir…“ Mehr hörte Elisabeth nicht, denn sie war schon los gerannt. Viel hatte sie nicht verstanden, aber so viel dass sie wusste, dass Seigi ohne dieses Schwert sterben würde und das war ausreichend.

Keuchend kam sie in dem Arbeitszimmer Auroras an und auf den Tisch entdeckte sie das Schwert. Langsam ging sie näher und besah es sich genauer.

Es war um einiges länger als Seigis Altes. Die Klinge war weiß und Elisabeth konnte ihr Spiegelbild darin sehen. Das Wappen der Hikaris war an der Spitze eingraviert und auch am Griff. Dieser war mit einem geflügelten Glöckchen verziert. Man konnte sehen wie lange Aurora daran gearbeitet hatte… und es hatte sich gelohnt. Es war wahrhaftig ein Schwert welches Seigis würdig war.

Hektisch sah Elisabeth sich nach der Scheide um, fand sie, steckte das Schwert hinein und hing es sich um die Schulter. Es war merkwürdig leicht. Mit schnellen Schritten lief sie zu dem Gemach der beiden Tempelwächter und kam ohne zu Klopfen rein.

„Entschuldigt die Störung! Aber ich muss ganz dringend zu Seigi!“ Safiyas frühere Tempelwächterin stand auf und ging auf Elisabeth zu.

„Aber Elisabeth-sama… das ist im Moment…“

„BITTE! Ihr könnt doch euren Herren nicht in Stich lassen!“ Die Angesprochene gelang es nicht mehr zu antworten, denn ihre Schwester schob sie weg.

„Ich mache es. Hikari-Seigi-sama ist mein Herr!“

„Schwester…“

„Mach dir keine Sorgen! Es ist meine Pflicht als Tempelwächter dieses Risiko einzugehen! Also Elisabeth-sama… ich hoffe Sie sind bereit.“ Elisabeth nickte ernst und hielt mit ihrer freien Hand die Halterung des Schwertes fest.

Seigi durfte einfach nichts passieren… Es war Elisabeth egal was mit ihr passierte, nur Seigi… er musste zurückkehren! Er hatte ihr doch versprochen mehr Zeit mit ihr zu verbringen… und er hatte selbst gesagt, ein Hikari bricht niemals seine Versprechen!
 

Elisabeth wusste nicht wo sie war, nur das sie irgendwo auf der Menschenwelt war und es war eine sternenklare Nacht. Am Horizont, sah sie Flammen aufsteigen und von weit her drangen Schreie an ihre Ohren.

Die Tempelwächterin hatte sie nach Protesten zurück geschickt. Elisabeth wollte das alleine durchziehen. Sie klammerte das Schwert an sich und begann in die Richtung der Schreie zu laufen.

„…Bitte lass es noch nicht zu spät sein… Seiji…! Gott… ich weiß das ich lange nicht mehr zu dir gebetet habe… das ich meinen Glauben vernachlässigt habe! Aber bitte, bitte lass Seigi sein Leben! Es ist mir egal… egal was mit mir geschieht! Nur bitte… lass ihn sein Leben! Er hat es nicht verdient… er hat es nicht verdient zu sterben! Bitte…“ Doch weiter kam sie mit ihrem Gebet nicht, denn sie kam in ein Dorf an, welches schon in Flammen stand. Dorfbewohner liefen in ihre Richtung, auf der Flucht. Schreiende Frauen, weinende Kinder. Ein Mann nahm die geschockte Elisabeth an den Schultern und sagte eindringlich:

„Mädchen, geh nicht in diese Richtung! Flieh, solange du es noch kannst! Es wird auch nicht vor dir halt machen!“ Es. Es! Meinte er mit „Es“ etwa Seigi?! Was war passiert?! Warum nannte er ihn „Es“?! War er in seinen Augen etwa ein… Monster?

„Ich kann nicht!“ Mit diesen Worten riss Elisabeth sich aus dem Griff des Mannes frei und kämpfte sich durch die panische Menge in die Richtung, aus der sie kamen. Doch da waren nur Flammen… Flammen und Leichen.

„Seiji! Wo bist du?! SEIJI!“ Panisch sah sie sich um, biss auf ihre Unterlippe und versuchte die Leichen zu übersehen. Elisabeth rannte weiter, kämpfte sich durch die Flammen und rief unter Husten und Keuchen weiter seinen Namen. Bis das Schwert auf ihren Rücken plötzlich reagierte und da sah sie ihn auch schon. Seigi stand cirka zehn Meter vor ihr, den Rücken zu ihr gedreht.

„Seiji!“ Doch der, der ihr antwortete war ganz sicher nicht ihr Seigi:

„Armes verzweifeltes Kind… So rührend… So hilflos… “ Aber der Dämon sprach mit seiner Stimme, auch wenn sie jetzt weit entfernt davon war „schön“ zu sein.

„…Hör auf Seiji für deine Zwecke zu missbrauchen!“, fing Elisabeth an zu ihm rüber zu schreien, die Tränen zurück haltend, doch voller Wut:

„Warum befleckst du seine reine Seele?! Bis du zu schwach dieses Grauen selbst anzurichten?!“

„So macht es einfach mehr Spaß! Und „reine Seele“? Bist du so naiv, Mädchen? Der Tausendtöter besitzt keine reine Seele! Er könnte sogar als Dämon durchgehen!“

„Das ist nicht wahr! Seiji ist kein Dämon so wie du!“

„Ach Elly… woher willst du das schon wissen? Vielleicht will er gar nicht, dass ich die Kontrolle über ihn verliere! Vielleicht hat er… genauso viel Spaß an der ganzen Sache, wie ich!“ Elisabeth ging langsam auf ihn zu. Aus einem ihr unbekannten Grund hatte sie keine Angst genauso zu enden wie die Menschen die um sie herum lagen. Nur eins war wichtig: Seigi musste befreit werden.

„Nenn mich nicht „Elly“, du widerliches Monster!“ Doch dann drehte er sich um und Elisabeths gesamte Wut verrauchte. Es war als würde sie in ein tiefes schwarzes Loch fallen. Ihre Hände wanderten zu ihrem Gesicht, wo die Tränen jetzt an ihren Wangen herunter liefen. Flüsternd brachte sie über die Lippen:

„Seiji… deine Augen… deine wunderschönen Augen…“ Das linke Auge war immer noch minzgrün… doch das Andere… das rechte Auge… war blutrot.

Während sie, fassungslos, völlig in Trance, auf ihn zu ging sah er sie belustigt an und sagte:

„Stimmt ja. Hatte ich fast vergessen! Du hattest ja immer so ein Macke mit seinen hässlichen Hikari Augen! Ich weiß gar nicht was daran so besonders sein soll. Alle Hikaris sehen gleich aus – weiß in weiß!“ Elisabeth hörte ihn nicht. Sie hörte gar nichts um sich herum. Sie merkte nicht einmal dass er mit dem Schwert ausholte.

„Sorry Elly-chan, aber der Tausendtöter wird mit diesen Augen sein Ende finden! Jetzt entschuldige mich… Ich habe noch mehr zu tun! Und du stehst mir ein wenig im Weg…“ Mit einem Grinsen stach der Dämon zu. Das Schwert ging mühelos einmal durch den dünnen Körper des Mädchens.

„Nimm diesen Anblick mit in dein Grab, Elly!“ Doch da erstarrte sein fieses Grinsen. Elisabeth hielt das Schwert fest. Mit beiden Händen.

„Was?! Wie zum Teufel ist es möglich, das du überhaupt noch in der Lage bist…“ Dann sah er es. Das Schwert, welches Elisabeth auf den Rücken trug, strahlte hell auf.

Lichtmagie! Aber dieses Menschenmädchen war doch nicht in der Lage Lichtmagie anzuwenden! Das konnte nicht wahr sein!

„Lass mein Schwert los, du verfluchtes Gör!“ Doch sie hielt die Klinge noch fester, so fest das die Klinge sich in ihr Fleisch schnitt.

„…Niemals! Ich lasse nicht zu…“ Ihr Schwert strahlte heller, so hell das der Dämon die Augen zukneifen musste. Doch trotzdem hielt er den Griff seines Schwertes noch immer fest. Bis ein plötzlicher Schlag von Lichtmagie, ihn dazu zwang den Griff loszulassen und sofort spürte er, wie ihm die Kontrolle über Seigis Körper entglitt.

Das Licht erstarb. Das besessene Schwert fiel auf den Boden und die Klinge zerbrach in zwei Teile. Elisabeth schwankte, doch sie versuchte dennoch auf den Beinen zu bleiben.

„S…ei…ji…“ Sie wollte seine Augen sehen. Seine Minzgrünen Augen… sein freches Grinsen…

Doch länger konnte Elisabeth ihre Beine nicht aufrecht halten und sie brach zusammen, landete jedoch in den Armen von Seigi. Dieser sagte nichts. Er rieb sich das rechte Auge und beschwerte sich darüber, dass es wehtat. Dann sah Seigi sich um. Es war fast so als würde er das Mädchen in seinen Armen gar nicht bemerken.

„Was in Lights Namen, hat denn hier gewütet? Und wie komm ich überhaupt hier hin?“ Elisabeth lächelte schwach. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, dass er es gewesen war… und Seigi sollte es nicht erfahren. Damit sollte er sein Gewissen nicht auch noch belasten…

Doch schon zu spät, Seigi hatte seine Hände gesehen und langsam realisierte er es. Sein Blick huschte von der einen Leiche bis zur Anderen.

„Das… war … ich…“

„…Nein… Seiji…. Das warst du nicht…!“

„Ich habe diese ganzen….Menschen… Kinder… Frauen…. umgebracht…! ICH!“

„Seiji… nein…“ Da erst sah er Elisabeth. Seine Augen weiteten sich, als er sie von sich wegdrückte und die Schwertverletzung sah.

„…Elly! Nein…. Sag mir nicht… das auch…ich das… Warte… ich werde dich heilen… das geht ganz schnell! Dann.. geht es dir sofort besser… ich verspreche es dir! … du weißt doch… ich darf meine Versprechen nicht brechen…“ Er grinste sie an, doch Elisabeth sah dass er die Tränen zurück halten musste. Der Hikari legte seine Hände über ihre Wunde, konzentrierte sich… doch es kam nichts. Geschockt sah er seine blutroten Hände an, kein Funken war zu sehen.

„Mein… Lichtmagie sie… das ist doch nicht möglich…“

„Seiji…“, brachte Elisabeth unter Husten hervor. Geschockt sah Seigi das sie Blut aushustete.

„Nicht sprechen! Elly… streng dich nicht an! Du musst durchhalten!“

„Das Schwert, Seiji…. Das Schwert auf meinen Rücken… nimm es!“

„Sei ruhig… Elly… ich bin bei dir…“

„Nimm es! Bitte…“ Er sah sie resigniert an, tat was sie wollte, doch, er sah es sich nicht an.

„Seiji… hör mir gut zu… du darfst dieses Schwert…nie… nie aus den Händen legen… Es muss bei dir bleiben… weil ich es nicht mehr kann…. Bis in alle Ewigkeit… versprich es mir… erfülle meinen letzten Wunsch… Seiji… nein… Seigi… Denn solange…du das Schwert bei dir hast… bin auch ich bei dir… “

„…Was redest du denn da…?! Elly… du wirst doch jetzt nicht sterben…! Du… kannst mich doch nicht allein lassen….“ Seigi gab den Kampf gegen seine Tränen auf und sie perlten an seinen Wangen herunter.

Elisabeth lächelte schwach. Die Sicht verschwamm schon vor ihren Augen, wurde langsam schwarz…

„…Ich lass dich… nicht allein…Seigi... solange du dein Versprechen nicht brichst…“ Seigi versuchte zu Lächeln, doch er brachte es nicht mehr wirklich zustande. Er drückte den schwachen Körper Elisabeths an sich und flüsterte:

„Ich verspreche es dir…“ Elisabeth war froh darüber in seinen Armen sterben zu dürfen… und genoss noch einmal die Wärme und die Nähe seines Körpers…

Elisabeth bereute nichts.

Sie war froh darüber, dass sie Seigi in dem Flussufer gefunden hatte.

Froh darüber das er wieder gekommen war und das er sie mitgenommen hatte.

Froh über die Zeit die sie zusammen mit den Wächtern erlebt hatte.

Froh über Safiyas Freundschaft…

… und froh darüber das sie an Seigis Seite sein durfte…

Das sie jetzt starb war der Preis dafür…

Ihr Leben hatte sie dafür aufgegeben.

Aber… Elisabeth musste ihn noch was sagen… doch an die genauen Worte erinnerte sie sich nicht mehr… sie musste es auf Englisch sagen…

„… I love you…“
 


 

„58 Menschen… ermordet von einem Hikari… “ Adir seufzte tief und ließ die Unterlagen auf seinen Schreibtisch fallen. Lilli stand vor ihm, Seigi an der Wand gelehnt und ins nichts schauend. Adirs Blick lag einen Moment an dem Schwert, auf dessen Griff Seigis Hand ruhte. Seit dem „Vorfall“ hatte er es immer bei sich und niemand wusste warum.

„Es gleicht einem Wunder, das du für unschuldig erklärt worden bist, mein Junge.“ Seigi horchte nicht auf, als hätte er die Worte nicht gehört. Adir konnte ihn gut verstehen. Mit so einem schweren Gewissen würde er auch nicht rum stehen und Grinsen. Besonders da er es war, der das Menschenmädchen ermordet hatte…. Oder eher sein Körper.

Seit dem der Dämon von ihn Besitz ergriffen hatte, war Seigi nicht mehr in der Lage irgendeine Lichttechnik einzusetzen. Er besaß keinen Funken Lichtmagie mehr in sich. Doch Adir zweifelte auch daran, dass er auch ohne den dämonischen Einfluss Magie einsetzen konnte. Nicht mit dieser seelischen Lage.

Lili verbeugte sich und Adir wand seinen Blick zu ihr.

„Das wissen wir! Und deshalb wissen wir es auch sehr zu schätzen das Sie sich so für meinen Sohn eingesetzt haben…“ Adir lächelte höflich und winkte mit der Hand ab.

„Es war immerhin nicht seine Schuld! Es hätte Jeden von uns passieren können… Nur leider sehen die Meisten unserer Familie das nicht ein…“ Adir wand sich wieder zu Seigi in der Hoffnung dass er ihn endlich hören würde:

„Es werden schwere Zeiten auf dich zukommen. Falls du die Ewigkeit wählst…“ Ohne Adir anzuschauen, antwortete Seigi:

„Die Zeiten können nicht schwerer werden.“

„Dann wirst du sicherlich nicht die Ewigkeit wählen… hab ich Recht?“

„Ich werde sie wählen. Denn ich habe es versprochen…“ Mit diesen Worten verließ er Adirs Zimmer und verschwand hinaus auf den Gang. Lili entschuldigte sich bei Adir und rannte ihren Sohn nach. Sie holte ihn gerade noch rechtzeitig ein, er hatte seinen Schlüssel schon herausgeholt.

„Seigi! Ich muss dich noch etwas fragen…“ Ihr Sohn drehte sich nicht um, sondern sah nur über die Schulter hinweg zurück zu seiner Mutter.

„Warst du… in dieses Menschenmädchen verliebt?“ Seigi sah sie kurz ausdruckslos an und wand sich dann wieder ab.

„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“

„Seigi…“

„…Ich liebe mein Schwert und das wird für immer, in alle Ewigkeit, so bleiben. Das ist mein Versprechen und mein Schicksal…“
 

1561 - Hikari Regien Hikari Meiyo Hikaru Seigi
 

Mit dem Schwert an seine Hüfte, stand Seigi vor dem großen, reich verzierten Portal, das hinunter zum Friedhof führte. Das Portal hatte keinen Griff, kein Schlüsselloch. In der Mitte der Tür, auf Handhöhe war ein Kreis auf dem Seigi seine Handfläche legte. Als er sie wieder weg zog strahlte das Wappen der Hikaris auf und die Tür öffnete sich. Seigi nahm eine Kerze, die sich magisch entzündete und stieg die dunkle Treppe, hinunter in den Friedhof. Es zweigten mehrere Gänge ab, führten tiefer hinunter, doch Seigi hatte kein Interesse daran zu seinen Vorfahren zu gehen. Er wählte die Halle, in der er zuletzt vor einem Jahr war, als Elisabeth noch seine Hand hielt und ihm zu lächelte…Jetzt hielt sie ihn nicht mehr. Es war umgekehrt.

Seigi kam bei Safiyas Grab an und zwang sich zu einem Grinsen, als er seine tote kleine Schwester da liegen sah. Er hatte sich selbst versprochen nicht zu weinen, wenn er vor ihr stand.

„Na, schläfst du gut, du Egoistin? Du liegst du einfach ganz seelenruhig, während deinem Bruder der Prozess gemacht wird! Schämst du dich denn gar nicht? … Du willst wissen was ich verbrochen hab? Nein…. Das willst du nicht wissen! Frag lieber nicht… dein Bild von mir soll nicht ins Wanken geraten, Schwesterherz… Aber! Schau mal!“ Seigi zeigte seinen Zopf hervor und grinste.

„Ich habe sie mir jetzt extra wegen dir wachsen lassen! Einen Meter lang ist mein Zopf schon. Findest du wirklich dass mir das steht? Ich kenn mich mit diesem Bereich nicht so gut aus… Fakt ist, dass sie mich ein wenig beim Kämpfen stören. Ach! Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich Hikari Meiyo Hikaru Seigi habe Dreizehntausendfünfhundertsiebenundachtzig Dämonen eliminiert! Ha! Was sagst du nun! Bist du nicht stolz auf mich? Ich habe sogar eine Auszeichnung bekommen! … Aber… das war schon alles… es hat sich nichts verändert… Durch meinen Prozess ist alles wieder wie früher… ach, was rede ich da… noch schlimmer. Und ich kann sie verstehen… Mörder… das ist genau das richtige Wort für mich… und „dämonisch“ die richtige Beschreibung für mich…“ In dem Moment fiel das Schwert zu Boden und Seigi sah auf es herunter. Es kam Seigi so vor als würde er eine sanfte Silhouette über dem Schwert stehen sehen, die Silhouette Elisabeths. Seit dem ihrem Todestag war sie auf diese Art bei ihm gewesen. Denn ihr Körper mochte tot sein, doch ihre Seele war da. Bei ihm, auf ewig an Seigi gebunden durch das Schwert. Allerdings konnte sie nicht reden. Es war schon viel wenn er ihr Gesicht deutlich sehen konnte… doch in diesem Moment sah er sie fast so deutlich, als wäre seine Elisabeth noch am leben. Sie sah ihn tadelnd an, wegen dem was er gesagt hatte.

Er spürte wie die Tränen wieder in ihn hochsteigen, dich anstatt zu weinen, lächelte er.

„Schon gut, Elly… Ich sag’s ja nie wieder!“ Seigi vernahm ein Lächeln als Antwort. Dann legte er das Schwert auf den gläsernen Sarg und wand sich dann wieder seiner Schwester zu.

„…Glaub es oder nicht, Safi! Aber ich habe es tatsächlich gelernt „Elisabeth“ zu sagen! Jaha! Hast du wohl nicht geglaubt, was? Aber sie meint, ich solle sie weiter „Elly“ nennen – also tu ich es auch!“ Kurz schwieg er, während er mit einem traurigen Lächeln seine kleine Schwester ansah.

„… Deinen Sohn geht es gut… Aurora hat ihn an sich genommen! Du musst dir also keine Sorgen machen… und er ist wirklich schlau! Er hätte Heute fast schon „Seigi“ gesagt! Naja… aber eben nur fast… er ist ja auch erst ein Jahr alt… Er sieht Vater ähnlich! Die gleichen Augen, weißt du? Selbstverständlich weiß… aber wer hätte was anderes erwartet, bei so einer Mutter, ne?“ Wieder sagte er kurz nichts. Seigi seufzte, denn er wusste nicht wie er es sagen sollte. Erst als Elisabeth ihre durchsichtige Hand auf die Seine legte, konnte er es sagen

„…Es tut mir leid, Safiya… ich wusste was du für mich empfindest. Aber… ich hätte diese Gefühle niemals erwidern können…! Dafür liebe ich dich zu sehr als meine „kleine Schwester“. Es tut mir leid… ich hätte dir sagen sollen, dass ich es weiß, denn wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen und du… wärst noch am Leben… Ich hoffe du kannst deinem dummen großen Bruder verzeihen…“ Damit stand er auf, steckte sein Schwert sanft zurück in die Scheide und drehte sich dann noch einmal zu Safiya um.

„Schlaf gut Schwesterchen… Ich hab dich lieb! Und ich verspreche dir, dich regelmäßig besuchen zu kommen!“

Langsam entfernte er sich wieder und stieg die Treppen hoch. Als er oben angekommen war, wurde er sofort von Tiadrik im Empfang genommen:

„Es gibt Arbeit Hikari-Seigi-sama!“ Der Angesprochene grinste und lief an seinem Erdewächter vorbei. Dieser rief ihn noch hinterher:

„Ihr wollt alleine gehen?! Das ist zu gefährlich!“

„Ich bin nicht allein! Denn ich bin niemals allein!“ Dann sah er zu seinem Schwert herunter und obwohl in seinen Augen Tränen glitzerten, sagte er mit einem Grinsen:

„Stimmt´s, Elly?“
 

2006 - Jenseits
 

„446 Jahre ist das schon her… und ich erinnere mich daran als sei es gestern gewesen. Was für eine Ironie!“ Seigi seufzte tief. Er saß immer noch an seinen Schreibtisch, hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und sah aus den Augenwinkeln in die Richtung seines Schwertes. In diesen Jahren hatte das Schwert viel durchmachen müssen. Die Klinge hatte Kratzer, der eine Flügel war abgebrochen und einige Blutflecke ließen sich nicht mehr wegputzen.

„Du musstest schon Einiges mitmachen… und nie hast du dich beschwert. Du weißt wie sehr mit das Leid tut… und glaube mir, ich leide genauso wie du darunter.“ Er bekam keine Antwort. Selbstverständlich bekam er keine! Wie sollte sie schon reden? Sie war in dem Schwert gefangen, nur ab und zu konnte er ihre Silhouette wahrnehmen.

Doch auch das war weniger geworden… Seigi wusste nicht warum. Denn er wusste genau dass sie da war. Er spürte es einfach… aber warum weigerte sie sich sehen zu lassen? Es kam ihn vor als würde sie ihn bestrafen wollen und jedes Mal wenn er sie in Erinnerungen vor sich sah, war es auch eine Bestrafung. Es erinnerte ihn immer wieder daran was er getan hatte, dass er dieses unschuldige Mädchen mit seinen eigenen Händen ermordet und zerstört hatte.

Aber früher war sie doch immer gekommen! Immer wenn er sich mutlos, traurig oder erschöpft gefühlt hatte – sie war da gewesen! Sie hatte ihre sanften Hände über die Seine gelegt und ihn angelächelt. Nur ihr zeigte Seigi seine wahren Gefühle – niemanden sonst. Sollten sie doch alle von ihn denken, dass er kalt, herzlos, brutal und dämonisch war, es war Seigi egal! Solange sie es nicht von ihm dachte… dachte sie es jetzt? War das der Grund?

„Warum weigerst du dich sehen zu lassen?! Du weißt dass ich nur dich brauche… und ich habe schon so lange auf dich verzichtet! Zu lange! … Was… habe ich falsch gemacht? Sag es mir… zeig mir was für eine Sünde ich begangen habe, dass du mich so bestrafst…!“ Seigi spürte das Tränen aus seinen Augen quollen, doch er tat nicht dagegen. Er sah nur verzweifelt, fast schon flehend auf sein Schwert und sagte heiser:

„Ich flehe dich an, Elly!“

Doch Elisabeth blieb stumm.

Dämonen alleine im Tempel

Green gähnte herzhaft, ohne sich die Hand vor dem Mund zu halten und erntete sich von ihren großen Bruder einen tadelnden Blick. Den sie nicht beachtete. Sie, Grey und die Tempelwächter standen im Korridor, Green hatte sich allerdings an eine Säule gelehnt und war am einschlafen. Es war kurz vor Mitternacht und Green war gerade aus dem Bett geworfen worden. Sie war um sechzehn Uhr ins Bett geschickt worden und hatte so acht Stunden Schlaf hinter sich. Doch wozu das ganze gut war, verstand sie nicht.

„Onii-chan, was soll das hier eigentlich?“ Grey wand sich von Ryô und Itzumi ab und ging hinüber zu seiner Schwester. Zuerst einmal wies er sie darauf hin, dass sie ordentlich stehen sollte und sagte dann:

„Trainingsauftrag, Green!“

„Was? Um diese Uhrzeit? Kann das nicht bis Morgen warten?“

„Warum glaubst du, habe ich dich so früh ins Bett geschickt? Es geht nur jetzt. Ich will nicht das du bei Nacht irgendwo herum läufst.“

„Grey. Es IST Nacht.“

„Ja, aber dort nicht.“ Green legte den Kopf schief und fragte:

„…Was soll ich denn nun genau machen?“ Der Angesprochene verschränkte die Arme.

„Tinami-san hat heute Mittag einen unserer fehlenden Wächter geortet. Den Wächter der Erde um genau zu sein. Es liegt nun an dir, diesen Wächter ausfindig zu machen und hierher zu bringen.“

„Und wie soll ich das bitte machen? Der rennt sicherlich nicht mit einem Schild rum.“ Grey legte ihr ein kleines Handyähnliches Gerät in die Hand, nur ohne Tasten. Sie sah ihn fragend an:

„Was ist das?“

„Keine Ahnung. Eine von Tinami-sans Erfindungen… du weißt doch ich bin nicht so stark auf diesem Gebiet. Aber sie hat mir gesagt dass dieses Gerät ausschlagen wird, sobald sich Erdemagie in der Nähe befindet. Dazu kommt das wir den Aufenthaltsort des Wächters haben, ich bezweifle das er seit Heute Mittag eine Weltreise gemacht hat! Das merkwürdige an der Sache ist nur, das die Magie sofort wieder verschwunden ist…“ Grey überlegte kurz, doch zuckte dann die Schultern und fuhr fort:

„Green… die typischen Merkmale eines Erdwächters sind braune Haare, braune Augen, angriffslustigen und sturen Charakter und meistens sind sie männlich. Also schau dich sorgfältig um!“ Green nickte leicht fragend und gab das Gerät Itzumi, die es in die Tasche packte.

„Was ist denn daran Training? Wird dieser Typ von Dämonen verfolgt oder wie?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Noch nicht. Und du hast recht, es hört sich nach einer leichten Aufgabe an – allerdings wirst du diese Aufgabe ohne dein Glöckchen erledigen.“ Green seufzte.

„Ist das schon wieder so ein „Glöckchen-Entzug-Training“?“

„Ja, genau. Aber keine Sorge, wenn du innerhalb von zwölf Stunden nicht zurück bist, werde ich dich holen kommen. Es kann dir also nichts passieren. Wenn etwas Unberechenbares passiert, dann kontaktierst du mich sofort, ok?“

„Alles klar! Das werde ich schon schaffen. Solange du mich nicht in die Antarktis oder nach Deut..“ Doch Green wurde von Itzumi unterbrochen:

„Es ist alles bereit, Grey-sama… Hikari-sama“ Green überhörte das letzte Wort, das Itzumi recht säuerlich ausgesprochen hatte.

Ryô hingegen warf Itzumi einen leicht tadelnden Blick zu, weil sie Green unterbrochen hatte. Es stand ihr nicht zu unaufgefordert zu reden, besonders nicht in ein Gespräch mit der Lichterbin hineinzuplatzen. Von ihren Tonfall ganz zu Schweigen.

Doch Grey sagte zum Glück nichts, er nickte nur und Green gab ihn das Glöckchen, mit einem „Pass gut darauf auf!“.

Itzumi senkte den Kopf, stellte sich an Greens Seite und reichte ihr die Hand.

„Wenn Ihr gestattet…?“ Green seufzte. Warum konnte Ryô sie nicht hinbringen? Warum war sie immer mit Itzumi bestraft? Jeder sah doch, dass Itzumi ihr die Pest an den Hals wünschte.

Leicht zögernd nahm Green die Hand und gelang es nur noch Grey anzulächeln, ehe sie verschwand.

Grey sah lächelnd auf den Punkt wo sie sein Lächeln eben noch erwidert hatte. Doch Ryô sah ihm an, das ihn etwas beschäftigte. Denn sein Lächeln war von leichter Traurigkeit.

„Wenn ihr die Frage erlaubt, Grey-sama…“

„Grey. Ryô… wie oft denn noch…“ Ryô senkte den Kopf und sah weg, antworte jedoch nicht.

„Was wolltest du denn wissen?“

„Ihr seht traurig aus…“

„Du hast nicht wirklich vor, mich zu fragen, weshalb?“ Ryô schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, selbstverständlich weiß ich den Grund…“ Grey lächelte.

„Hätte mich auch gewundert, wenn nicht! Aber auch enttäuscht…“ Er legte seine Hand auf die Schultern des Tempelwächters und dieser wagte es Grey in seine Himmelblauen Augen zu schauen. Der Windwächter lächelte immer noch als er sagte:

„Immerhin bist du mein bester Freund und Vertrauter!“ Ryô sah beinahe so aus als würde er Lächeln wollen, ließ es jedoch.

„Und dafür bin ich Ihnen mehr als dankbar…“ Grey zog die Hand zurück und begann in die Richtung eines Arbeitszimmers zu gehen.

„Also… Ryô. Was wolltest du gerade fragen?“ Ryô schwieg kurz. Er konnte es nicht fragen. Er durfte es nicht fragen. Es war viel zu Privat und ging ihm überhaupt nichts an. Zu allen Überfluss war die Frage unerhört. Sie würde Grey verärgern… aber er sagte selbst, dass er Greys bester Freund war… und war es dann nicht seine Pflicht ihn zu warnen? In davor zu schützen?

„Komm schon Ryô. So schlimm wird es schon nicht sein“, sagte der Windwächter. Ryô seufzte und sagte zögernd:

„Eure Gefühle für Hikari-sama…“ Grey blieb schlagartig stehen und Ryô brauchte seine Frage nicht zu Ende zu bringen.

„…Sie ist meine Schwester.“

„Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr nur Geschwisterliebe für sie empfindet? Genauso wie ich meine Schwester liebe?“

„Warum fragst du überhaupt? Liegt die Antwort nicht klar auf der Hand? Selbstverständlich liebe ich Green nicht anders, als du Itzumi…“

„Ihr belügt Euch selbst… warum wollt Ihr es nicht zugeben?“ Grey drehte sich zu ihm um und sah Ryô verzweifelt an. Sofort bereute der Tempelwächter seine Frage.

„… Wenn du die Antwort weißt… warum fragst du mich dann…?!“

„Ich bitte vielmals um Vergebung! D-Das wollte ich nicht… ich wollte Ihre Gefühle nicht verletzen… Ich… mache mir Sorgen um Euch… Wenn Hikari-sama etwas… zustößt… werdet Ihr leiden…“ Und das wollte Ryô nicht zulassen. Er wollte nicht tatenlos mit ansehen müssen, wie sein bester Freund an seinen Gefühle zugrunde ging. Doch er starrte auf seine Füße, während Grey nicht antwortete. Es war wirklich selten dass er Ryô so aus der Fassung erlebt hatte.

„Vergibt mir…“ Grey seufzte und sagte:

„Es gibt nichts zum vergeben… Ich bin dir nicht böse, warum sollte ich auch? Du weißt ich schätze deine Meinung… aber mach dir keine Sorgen, ich muss alleine damit fertig werden.“ Der Angesprochene sah auf, jedoch bedacht seinen Herren nicht direkt anzuschauen. Dennoch konnte er aus den Augenwinkeln sehen, das Grey ihn anlächelte, perfekt überspielte er sein Gefühlschaos…
 

Ein eiskalter Wind wehte Green die nussbraunen Haare aus dem Gesicht und die Gänsehaut kroch ihren Beinen empor. Sie fluchte lauthals. Denn die Hikari hatte ganz vergessen, dass fast überall auf der Welt momentan Winter war. Immerhin war es Januar. Doch im Tempel herrschte eine Junitemperatur – alles Andere als Schnee und Eis. Welches sie jetzt umgab. Weiß so weit das Auge reichte. Der Schnee bedeckte die hohen Tannen und machte ein nahe stehendes Straßenschild unleserlich.

Green hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt. Sie wandte den Kopf und sah auf die Stelle wo Itzumi zu vor noch gestanden hatte. Doch von ihrer Tempelwächterin waren nur noch die Fußabdrücke übrig und der Rucksack.

„Miststück!“ Hatte Itzumi das mit Absicht gemacht? Unsinn, sie konnte nichts von Greens Schneeangst wissen. Mit Niemand hatte sie darüber gesprochen. Aber konnte Itzumi denn nicht wenigstens warten, bis Green ihr die Erlaubnis gegeben hatte, einfach zu verschwinden?!

Jetzt hatte Green ein Problem: Ohne Glöckchen, durch den Schnee stapfen und irgendeinen Typen suchen. Nein. Das tat sie sich nicht an. Sie würde Grey anrufen und sie sofort wieder abholen lassen.

Da das Handy sich in der Tasche befand und Green sich nicht bewegen wollte, streckte sie sich danach aus und kam zum Glück auch ran. In der Tasche befand sich ein warmer weinroter Mantel, der trotz der ungewohnten Farbe, immer noch Greys Unterschrift trug. Ausnahmsweise gefiel Green das Kleidungsstück sogar. Auch wenn die weißen Rüschen, nicht unbedingt sein mussten.

Dazu fand sie noch ein paar Handschuhe und Ohrwärmer, die sie sich sofort anzog. Die Kälte wich von ihr und die Kleidung wärmte sie.

„Ach Grey! Du bist ein Schatz!“, quietschte Green ein wenig munterer als zuvor. Das Handy und das Suchgerät fand sie ganz unten in der Tasche. Auf das Suchgerät achtete sie nicht und griff sofort zum Handy.

Keine Verbindung.

Das Handy wurde mit einem empörten Fluchen zurück in die Tasche geschmissen. Das hätte ihr Bruder jawohl bedenken können! Natürlich hatte ein Handy in solch einer Umgebung keine Verbindung. Aber wahrscheinlich wusste er nicht einmal was das überhaupt war! Geschweige denn das es nicht immer funktionierte! Was war eigentlich mit der modernen Technik der Wächter?! Warum hatten die keine Verbindungsmittel die keine Verbindung benötigten?! Etwas wie ein Headset, z.b! Tinami war doch auch immer, mit allen verbunden, warum also, hatte man Green jetzt ein altmodisches Handy mitgegeben?! Das war Itzumis Schuld, definitiv!

Green vergrub ihr Gesicht in den Händen. Was nun?! Es blieb ihr eigentlich nichts anderes übrig als diesen Unbekannten zu suchen – so sehr ihr das auch nicht passte. Doch es stand etwas im Wege:

Der erste Schritt.

Green biss tapfer die Zähne zusammen und nahm einen Schritt. Sofort knirschte der Schnee unter ihren Füßen und Green ging es durch mag und Bein. Geräusche füllten ihre Ohren; Das Quietschen der Schlittschuhe; Spöttisches Gelächter; Eine Stimme die ihr Mut zusprach.

Green schüttelte den Kopf.

Jetzt nur nicht an so was denken! Sie war kein Mensch, sondern eine Hikari, die sich jetzt voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte. Der Schnee war nicht vorhanden und sie hörte nichts. Nein sie hörte nichts! Kein Schnee weit und breit!

Green fing beinahe an zu Laufen, während sie sich dies einredete. Nach einer Weile ging ihr jedoch die Puste aus und sie verlangsamte ihre Schritte. Starrte jedoch stur gerade aus, während sie ihre Arme warm rieb.

Doch plötzlich blieb sie stehen, denn sie hörte etwas. Schritte. Und diese kamen auf sie zu. Green fixierte die Stelle finster wo sie dachte, dass sie herkamen. Hätte sie ihr Glöckchen bei sich gehabt, wäre dies der Moment wo sie es umgewandelt hätte.

Greens Anspannung fiel jedoch sofort von ihr als sie Denjenigen entdeckte der hinter dem Baum hervor kam.

„Kari?!“
 

„Gehen wir das ganze noch einmal durch. Silver… was darfst du NICHT machen?“ Der Angesprochene seufzte gelangweilt. Wie oft wollte er das denn noch fragen? Als ob Siberu immer nur Chaos verbreitete, als ob er nie etwas richtig machte, als ob er nicht wüsste das deren „Rettungsaktion“ höchste Diskretion benötigte. Immerhin retteten sie Green nicht von sonst wo, sondern aus Dem Tempel. Kein Ort an dem ein Dämon sich gern aufhielt, oder lange. Es sei denn er wäre auf einen Kampf auf Leben und Tot aus. Spannend wäre es, ganz ohne Zweifel, doch lebensmüde. Wenn man in Kriegszeiten lebte, versteht sich.

Vielleicht sollte Siberu bei der Gelegenheit… einem gewissen… Bruder… einer gewissen Freundin….

Der Rotschopf grinste und musste diesen Gedanken aus dem Kopf schütteln, damit er Gary antworten konnte:

„Also… Ich darf nichts anfassen, nichts kaputt machen, niemanden beleidigen, niemanden angreifen, niemanden umbringen… nicht reden, nicht atmen… Aber! Ich darf mich tot stellen!“ Gary sah seinen kleinen Bruder mit hochgezogenen Brauen an und sagte dann:

„Wehe du hältst dich nicht daran. Besonders was Grey angeht.“ Konnte er Gedanken lesen?

„Was denkst du von mir?! Natürlich halte ich mich daran – es geht um Greenichanichanchens Wohlergehen… und ihre Unschuld!“

„Du hast eine wahrlich krankhafte Fantasie. Ist das der negative Einfluss von Rui?“

„Mag sein… aber haben nicht alle Dämonen eine perverse Ader?“

„Du auf jeden fall. Ich nicht“, stellte Gary fest. Siberu grinste breit und musste sich ein Kommentar verkneifen. Natürlich dachte sein Bruder an nichts anderes, als an mathematische Formeln wenn er Green nackt sah – als ob er das je tun würde. Er hatte immerhin keine Spannerausbildung, so wie Siberu und kein Auge für wahre Schönheit.

Siberu begann zu Kichern und erntete sich einen genervten Blick seines Bruders.

„Lass uns endlich los… und wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht!“ Der Rotschopf spielte den Geschockten:

„Aber ohne mein berühmtes Grinsen fehlt ein Teil meiner Persönlichkeit! Dann bin ich nicht mehr komplett – mein Eins A Aussehen leidet dann darunter. Willst du das verantworten? Meinen Fans antun? Du würdest zahlreiche Mädchen das Herz brechen! …Vielleicht würde dein Aussehen ein wenig besser aussehen, wenn du…“

„Silver…! Mein Geduldsfaden ist am reißen!“

„Ouuuuhu! Ich habe sooooooolche Angst! … Ja schon klar! Du hast ja recht, lass uns Greenchen retten. Sonst muss ich dein trauriges Gesicht noch länger ertragen.“

„…“Trauriges Gesicht“?“

„Glaubst du etwa, ich hätte nicht gemerkt wie sehr du Greeni vermisst?“ Gary sah ihn schweigend an, fast schon verwundert. Dann wurde er schlagartig rot und drehte sich weg.

„…Du siehst Hirngespinste!“

„Green-chan vermisst mich eh mehr als dich.“

„…Was?“

„Ist so! Glaubst du etwa sie vermisst dich? Also ich würde niemanden vermissen der mich immer nur anschnauzt, ständig mit seinen langweiligen Mathe ankommt und total unnett zu mir ist…Du?“ Zu Siberus Überraschung bekam er kein Kontra. Gary hatte ihm immer noch den Rücken zugewandt. Hatte ihn das etwa traurig gemacht?

„… Obendrein siehst du nicht einmal halb so gut aus wie ich!“ Nun reagier schon, dachte Siberu.

„Ich meine, mich kann man vermissen, alleine schon wegen meinem Aussehen!“ Nichts. Hallo?! Schlief der Typ in stehen, oder was? Das hatte ihn jawohl nicht ernsthaft verletzt?

„Aniki?!“

„Was?“ Gary drehte sich zu ihm um und sah ihn keineswegs verletzt an, sondern nur genervt. Siberu sah ihn prüfend an.

„Ist was?“

„Wenn du ernsthaft glaubst, dass du mich damit in irgendeiner Form verletzt hast, denkst du fehl.“

„Und warum bist du nicht darauf angesprungen?“

„In der Hoffnung, dass du endlich ruhig sein würdest. Aber nein. Du bist wirklich der nervigste Dämon – Rui ausgeschlossen, den ich kenne.“ Siberu grinste, doch ehe er überhaupt dazu kam etwas zu sagen, packte Gary ihm am Arm und teleportierte die beiden zu ihren Ziel.
 

Das Erste was Gary, mit noch geschlossenen Augen, auffiel war die Luft: Sie war unnormal rein und ohne jegliche Luftverschmutzung. Es roch nicht nach Abgase, nicht einmal im entfernten. Sondern nach Blumen.

Gary sah sich erst einmal ausgiebig um, betrachtete die weißen Säulen, den weißen Marmor unter seinen Füßen und sah hinauf zum Kuppelförmigen Dach, das fein säuberlich eingraviert war mit detaillierten Zeichnungen und Symbolen. Der Dämon hätte sich auch noch länger mit diesem Anblick beschäftigt, wäre da nicht Siberu:

„Während du hier alles angestarrt hast, habe ich mal die Tür da, gescheckt; Versperrt. Mit irgendeinen Bannkreis. Und ich wage es nicht zu versuchen den zu brechen. Das wird sicherlich einen Alarm auslösen.“ Gary sah ihn nachdenklich an, sah sich um und antwortete:

„Da das hier die Zentrale der Wächter ist, nehme ich stark an, dass sie schon längst wissen, dass wir hier sind. Bei deren Stand der Technik…“

„Also: Was tun?“

„Wir machen es auf die primitive Art.“ Siberus Augen strahlten auf.

„Wir sprengen alles in die Luft?!“ Damit bekam er ohne Worte Eine runter gehauen.

„Bist du von allen Guten Geistern verlassen?! Ich meinte wir nehmen den Luftweg, du hirnloser Idiot!“ Gary zeigte auf den Nachthimmel, der zwischen den Säulen sichtbar war. Siberu maulte etwas, doch folgte seinem Bruder und die zwei Dämonen stiegen in die Nacht hinauf.

„Wow, das ist ja ein riesen Teil!“, sagte der Rotschopf als sie weit genug oben waren, um alles zu sehen.

„Kein wunder. Dieses „Teil“ besitzt laut Green immerhin auch 211 Zimmer. Komm, lass uns runter gehen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, landete Gary auf einem Balkon, wo eine Tür offen stand. Siberu folgte ihm.

Das Zimmer lag völlig im Dunklen, doch für die Beiden war dies nicht gerade ein Problem und daher erkannten sie auch, dass sie sich in einem Arbeitszimmer befanden. Die Regale waren überfüllt mit Schriftrollen, Akten und Büchern. An der Wand hing eine alte Landkarte aus dem 18 Jahrhundert und daneben hing Eine über den Tempel. Auf den Schreibtischen lagen Federn verstreut und alle Computer, bis auf Einen, waren ausgeschaltet.

Das war eine Goldgrube an Informationen.

Während Gary abgelenkt war, von der Tempelkarte und versuchte sich alles zu merken, setzte Siberu sich vor einem der Computer und fing an auf der Tastatur zu tippen. Das Wappen der Wächter erschien auf dem Plasmabildschirm und eine Frauenstimme sagte mechanisch:

„Bitte um Passwort.“ Gary schreckte durch die Stimme auf und drehte sich gereizt zu seinem Bruder um.

„Lass das! Willst du das sie uns finden?!“

„Warte!“, sagte der Rotschopf flüsternd und sagte deutlich:

„Hikari.“ Siberu wartete auf eine Reaktion, die auch sofort kam:

„Passwort negativ. Stimme nicht identifizierbar. System wird runter gefahren.“ Der Bildschirm erlosch. Siberu maulte, er hätte zu gern gesehen was sich auf so einem Wächter Computer befand.

Gary zog Siberu vom Stuhl hoch und sagte:

„Ich hoffe für dich, dass sie uns dadurch nicht finden!“

„Mach dir nicht ins Hemd!“ Siberu ging an ihm vorbei zur Tür. Er legte sein Ohr daran und sagte:

„Die Luft ist rein… aber so was von.“ Damit öffnete er die Tür und Gary folgte ihm. Sie gelangten auf einen weiß erhellten Korridor, der für deren Augen alles andere als angenehm war. Siberu ging schnell gerade aus, ohne besonders auf die Richtung, oder deren Umgebung zu achten. Im Gegenteil zu seinem Bruder: Dieser blieb beinahe bei jedem zweiten Bild oder Statur stehen und betrachtete es intensiv. Siberu war davon schon leicht genervt, denn er musste jedes Mal anhalten und ihn dazu bringen weiter zu gehen. Wenn der Rotschopf die steinernen Statuen ansah, hatte er jedes Mal aufs N eue das Gefühl, das deren Augen ihn finster anschauten und ihn anklagten, dafür, dass er es wagte diesen geheiligten Boden zu verunreinigen. Als er Gary davon erzählte, lachte er nur und meinte das wäre sicherlich auch so beabsichtigt.

„Aber die starren mich alle an!“, gab Siberu bockig von sich. Ihm war das mehr als peinlich.

„Das tun die meisten Staturen. Keine Sorge Silver! Ich bin doch da und beschütz dich vor den bösen fiesen Steinfiguren!“ Der Angesprochene wurde rot vor Zorn.

„Verarsch mich nicht Blue!“

„Ich doch nicht!“ Gerade als er ihn anschreien wollte sagte Gary:

„Sei ruhig! Wenn sogar unsere Schritte an den Wänden widerhallen, wird man dein Geschreie bis ans andere Ende hören. Also spar dir das für später auf!“ Damit war das Gespräch für Gary beendet und seine Aufmerksamkeit lag wieder bei einem Aquarellbild. Siberu grummelte. Das würde Folgen für seinen Bruder haben!

„Das ist doch kein Museum! Nun beeil dich doch endlich mal!“, fauchte der Rotschopf Gary an, der fünf Minuten später immer noch mit verschränkten Armen das Kunstwerk studierte und nicht antwortete. Er legte den Kopf schief und schien wirklich angestrengt über die Bedeutung des Bildes nachzudenken.

„Silver, was siehst du auf dem Bild?“

„Eine schwarz/rotte Spagetti Bolognese.“ Gary schielte finster zu ihm rüber und sagte:

„Du hast kein Auge für Kunst.“

„Und stolz drauf! Nun ko-“

„Das ist ein Krieg, du Kunstbanause. Siehst du da oben… das sind die Wächter, die mit den hellen Farben… und da…“ Siberu riss der Geduldsfaden. Er nahm Gary am Arm und zerrte ihn weg vom Bild. Gary befreite sich aus seinen Griff und wollte gerade protestieren, als beide Schritte hörten. Zwei Personen. Siberu zeigte auf eine Flügeltür, die offen stand, und sie huschten in den Raum. Siberu lauschte angestrengt und hörte auch sofort Greys Stimme:

„Danke, für deine Hilfe Ryô.“

„Nichts zu danken, Grey-sama. Zum Glück sind wir Heute noch fertig geworden. Aber Ihr solltet jetzt ruhen. Eure Gesundheit würde euch danken.“ Grey lachte.

„Du redest schon genauso wie Tinami-san! Ich werde erst Ruhe finden wenn Green wieder zurück ist, vorher lege ich mich nicht schlafen.“ Ryô seufzte.

„Das habe ich mir schon fast gedacht.“

„Aber du kannst dich in dein Zimmer begeben. Ich denke, ich habe deine Zeit schon lange genug beansprucht.“

„Ich leiste Euch gerne Gesellschaft.“

„Ach was, das geht schon. Du hast doch Gestern schon, kaum geschlafen. Ich komm schon klar!“ Ryô schwieg kurz.

„…Aber vorher werde ich mich noch einmal umschauen.“

„Tu was du nicht lassen kannst… Da fällt mir ein, ich hab vergessen den Computer auszuschalten…“

„Das werde ich gern für Euch übernehmen.“

„Ach nein, lass gut sein. Du hast heute wirklich schon genug für mich getan. Außerdem liegt das Arbeitszimmer sowieso auf meinen Weg… Also, ich wünsche dir eine Gute Nacht.“

„Ich Ihnen auch…“ Die beiden Wächter trennten sich voneinander und Siberu hörte wie sie sich entfernten.

„Blue, wir können wieder raus…. Blue?... Oh nein… bitte, alles nur DAS nicht…BLUE!“
 

Grey hielt sich die Hand vor dem Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken, als er sich vor den Computer setzte. Es hatte lange gedauert bis er überhaupt so weit war, diese Maschine anzuschalten, geschweige denn seine Arbeit damit zu erledigen. Auch jetzt war es meistens Ryô der dies übernahm. Er war es auch gewesen der es seinen Herren mit viel Geduld beigebracht hatte. Was würde Grey nur ohne seinen treuen Freund tun?

Plötzlich fiel Grey auf, dass der Computer gar nicht eingeschaltet war.

Aber er hatte ihn doch nicht ausgemacht…

Grey wurde stutzig und auch wenn das nur ein Zufall war, jetzt wollte er Gewissheit. Er schaltete den Computer wieder ein. Sofort bildete sich der Plasmabildschirm und das Wappen der Wächter setzte sich zusammen.

„Bitte um Passwort.“

„Kurai Yogosu Hikari Green.“

„Passwort bestätigt. Stimme identifiziert. Guten Abend, Grey-sama.“ Das Wappen erlosch und ein roter Balken erschien, mit einem Ausrufezeichen. Die Computerstimme sagte:

„Ein unbekannter Zugriff.“ Greys Augen weiteten sich. Es gab keinen unbekannten Zugriff. Jeder Wächter wäre anhand der Stimme sofort erkannt worden und der Computer hätte diese Person angezeigt. Das konnte nur bedeuten…

„Wann?!“

„Zugriff liegt 31 Minuten und 37 Sekunden zurück.“ Ohne den Computer wieder runter zu fahren, sprang Grey auf und nahm über eine Sprechanlage Kontakt mit Ryô auf:

„Wir haben Eindringliche!“

„Wa-?“

„Dämonen!“

„Grey-sama… das Sicherheitssystem funktioniert einbahnfrei…“

„Scheinbar nicht! Ich will das diese Zwei sofort gefunden werden!“

„Zwei? Ihr glaubt…“

„JA! Wer denn sonst?! Ich mach mich jetzt auf den Weg…“

„NEIN! Das ist-“ Doch die Verbindung war schon unterbrochen. Ryô brauchte einen Moment um sich wieder zu sammeln und um das zu verstehen was er gerade gehört hatte. Itzumi, die alles mitgehört hatte, zog sich schnell an und warf ihren Zwilling sein Oberteil zu.

„Ich weiß, warum das System die Eindringliche nicht gemeldet hat – Sie hat es manipuliert. Ich war dabei.“ Ryô drehte sich zu ihr um und sagte mit kalter Stimme:

„Hat Hikari-sama dir erlaubt mir das zu erzählen? Sie hat dir sicherlich verboten mit überhaupt jemand darüber zu reden. Hast du ihr geschworen zu schweigen, Schwester ?!“ Die Angesprochene sah ihn eine Weile finster an, dann sah sie zu Boden, denn seinem anklagenden Blick hielt sie nicht stand.

„Sie hat meinen Respekt nicht verdient…“

„Du erfüllst dein Amt als Tempelwächterin nicht. Egal wie sehr du Hikari-sama auch verabscheust, ist es deine Aufgabe ihr treu zu dienen.“ Mit diesen Worten eilte er aus deren Zimmer und hinterließ Itzumi, die ihn erschüttert hinterher sah.
 

Siberu hätte es wissen müssen. Doch er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, das Gespräch der Wächter zu belauschen, als das er den Geruch des Raumes gemerkt hätte:

Der Geruch nach alten verstaubten Büchern.

Ein Paradies für jeden Bücherwurm. Und leider Gottes zählte sein Bruder dazu. Er sah sich beinahe erfürchtet um, die Meter hohen Regale, die Leitern, der Springbrunnen indem sich das Spiegelbild des Vollmondes spiegelte.

„Aniki! Vergiss es! Du kannst eh kein einziges Wort davon verstehen!“

„Warum haben wir das nicht…?! Wir besitzen gerade mal, wenn überhaupt, zehn Prozent davon!“ Der Rotschopf schlug sich die Hand vor die Stirn. War das eine Schmach sich das anzuhören! So peinlich konnte Blue doch nicht einmal sein!

„Ich sag dir warum: Weil wir Dämonen nicht so peinlich sind wie die und die Wächter scheinbar tierische Langeweile verspürt haben! Und wenn du jetzt nicht endlich kommst, werde ich jeden Dämon erzählen das du Wächterbücher beschwärmt hast!“ Gary hörte nicht auf Siberus Proteste und wollte gerade ein Buch aus dem Regal holen, einfach um es anzuschauen, als das Licht plötzlich eingeschaltet wurde und eine eiskalte Stimme die Luft durchschnitt:

„Ich warne dich, Dämon! Wage es eines von Grey-samas Büchern anzurühren und ich reiß dir die Hand ab!“ Gary verharrte Augenblicklich und sah zu Ryô, der am Portal stand. Etwas außer Atem, tauchte auch Itzumi hinter ihren Zwilling auf und wurde bleich als sie die zwei Halbdämonen erblickte.

Siberu sah recht desinteressiert zu den Tempelwächtern und da er die Drohung nicht gerade ernst nahm, berührte er lässig eines der Bücher. Gary gelang es nicht zu reagieren, ehe Ryô auf Beide zeigte.

„Ich habe euch gewarnt! CATEHITSUI !“ Die Handgelenke der beiden Dämonen strahlten gleißend auf. Das Licht bildete Ketten um deren Gelenke und bei beiden schlugen sie zusammen, als würden sie sich gegenseitig anziehen. Siberu versuchte sofort sich von den Ketten zu befreien und setzte schwarze Magie ein, doch es brachte nichts: Seine Magie wurde von den Lichtreifen absorbiert und sie wurden um einiges enger.

Ryô ging auf die beiden zu und sagte, wieder mit ausdrucksloser Stimme:

„Wenn du dich weiter wehrst, hast du bald keine Hände mehr.“ Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, ließ er die Ketten wieder enger werden und der Rotschopf musste ein aufkeuchen unterdrücken.

„Ich brauche meine Hände nicht, um mit dir fertig zu werden!“

„Silver!“, herrschte Gary ihn an, denn seine brutale Ader brachte in diesen Fall nichts und würde ihnen nur noch mehr Probleme einheimsen, als ohnehin schon.

„Wir wollen nur mit Green reden, das ist alles“, sagte Gary.

„Ach, das ist alles ?“ Ertönte eine Stimme hinter Ryô. Dieser senkte den Kopf, als Grey neben ihn trat und ebenfalls die Arme verschränkte.

„Ja, genau das ist alles, du Inzest-Typi! Du wirst Green-chan nichts Perverses antun! Das werden wir zu verhindern wissen! Sie gehört uns, kapiert?!“ Sowohl Ryô, Itzumi, als auch Gary und Grey starrten den Rotschopf entsetzt an. Ryô war der Erste der etwas erwidern konnte:

„Du wagst es Grey-sama solch eine ungeheuerliche Tat zu unterstellen?!“

„Das ist doch jawohl offensichtlich!“

„Silver! Bitte sei endlich ruhig!“

„Was soll ich… ich versteh nicht…“

„Grey-sama! Macht Euch keine Gedanken… Wer versteht schon die Gedankengänge eines Dämons…“

„Das sind logische Gedanken, du Speichellecker!“

„SILVER JETZT REICHTS!“ Die Einzige die nicht auf 180 war, war Itzumi, die etwas Außen stand und dem Wortgefecht folgte. Hoffentlich blieb es bei einem Wortgefecht… Aber Itzumi machte sich keine Sorgen, immerhin waren die Hände der Dämonen gefesselt und sobald Grey den Befehl dazu gab, konnte Ryô sie noch enger werden lassen.

Das Problem sah Gary auch. Siberus Hände waren schon blau angelaufen. Deswegen versuchte er auch den Streit zu schlichten. Doch Siberu hörte nicht auf ihn und provozierte Grey immer weiter. Das würde noch damit enden, dass sie im Kerker landeten!

„Ich verlange sofort mit Green-chan zu sprechen!“

„Du verlangst hier gar nichts! Ryô! Schmeiß sie raus!“

„Mit den allergrößten Vergnügen!“ Ryô packte Siberu an der Schulter, doch der hatte überhaupt nicht im Sinn ihm zu folgen. Er trat nach Ryô, der ihm nur knapp ausweichen konnte.

„Ich hab doch gesagt, ich brauche meine Hände nicht!“ Der Tempelwächter ließ als Antwort, die Fesseln enger werden und das diesmal so eng, dass dunkles Blut auf den verzierten Boden tropfte. Gary eilte zu seinem Bruder und sagte:

„Du Idiot! Siehst du denn nicht, dass dies nicht der richtige Weg ist?! Deine Hände sind schon ganz blau! Lass das endlich…“

„NEIN! Es ist mir egal ob DU es auf eine friedliche Art machen willst, aber ICH gehe nicht ohne sie! Mit oder ohne Gewalt! Ich lasse nicht zu das dieser Inzest-Typi ihr etwas antut!“ Grey atmete tief durch, um nicht auszurasten. Ein Kampf in der Bibliothek war viel zu riskant, die Bücher konnten nie wieder gerettet werden.

„Was sollte ich ihr bitteschön antun? Ich bezweifle das ein bisschen Schnee meine Schwester umbringen wird!“ Jetzt wurde Gary hellhörig und er wand sich von seinen Bruder ab.

„Schnee?“

„Bist du taub, oder was?“ Auch Siberu wurde stutzig und schaute Grey skeptisch an. Dann sah er zu Gary und sagte:

„Er weiß es nicht…Aniki… er weiß es nicht!“

„Was weiß ich nicht?!“

„Grey-sama hört nicht auf sie, sie wollen Euch nur verunsichern“, mischte sich Ryô ein. Siberu grinste plötzlich sein üblich fieses Grinsen, doch sagte nichts. Gary war es der Grey zum ausrasten brachte:

„Was bist du für ein Bruder, der so etwas Gravierendes nicht über seine Schwester weiß? Sollte ein älterer Bruder nicht alles über seine kleine Schwester wissen?“ Itzumi stieß einen spitzen Schrei aus, als Grey auf Gary zuraste und ihn an ein Bücherregal nagelte. Niemand, nicht einmal Siberu, hatten mitbekommen wie Grey sich überhaupt bewegt hatte.

„Wer bist du, das du mir Vorschriften machst, wie sich ein Großer Bruder zu verhalten hat?!“, zischte Grey. Doch Gary war, im Gegensatz zu den Anderen, ruhig und erwiderte Greys hasserfüllten Blick ernst. Mit ebenso ernster Stimme entgegnete er:

„Wer von uns Beiden weiß es denn?“ Grey löste die eine Hand vom Regal und streckte sie hinter sich aus. Ryô wusste sofort was das sollte und sagte:

„Grey-sama! Die Bücher… das ist viel zu riskant!“

„Schweig, Ryô!“ Der Angesprochene zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Noch nie hatte sein Herr ihn so direkt aufgefordert ruhig zu sein. Ryô unternahm nichts, als Greys Hand himmelblau aufleuchtete und Wind um ihn aufwirbelte.

„Sag mir sofort was ihr wisst!“

Siberu hingegen sprang auf und wollte Gary zu Hilfe eilen, doch dieser sah zu ihm und ließ ihn mit einem Blick verstehen, dass er seinen Bruder nicht helfen sollte, dass er alles unter Kontrolle hatte. Sie hatten schon so viele Missionen, als Team, erfolgreich hinter sich gelassen, das Siberu genau wusste das er seinem Bruder vertrauen konnte. Auch wenn er nicht sah wo Gary, in dieser Situation, die Kontrolle haben sollte. Siberu schluckte und hielt sich dennoch in Position um Gary so schnell wie möglich helfen zu können.

Gary sah sein Gegenüber immer noch mit einer eisernen Ruhe an und gab ihn dann die Antwort:

„Green hat ein Schneetrauma.“ Greys Augen weiteten sich und er starrte den Halbdämon fassungslos an. Siberu merkte wie der Wind schwächer wurde. Doch Gary war noch nicht fertig:

„Sie wäre, als Kind, beinahe erfroren. Seitdem hat sie Angst vor Schnee und Kälte.“ Ehe Grey überhaupt reagieren konnte, sprang Ryô vor und nahm seinen Herren an der Schulter. Jetzt war es ihm egal, ob er gegen seinen Willen handelte und was die Etikette vorschrieb.

„Das könnte genauso gut eine Lüge sein! Vertraut ihnen nicht!“ Der Angesprochene ließ den Arm sinken, schaute zu Boden und sagte:

„Nein. Er hat Recht. Mir ist schon aufgefallen, dass Green anfällig reagiert auf Kälte…“

„Denn frag ich mich, warum du sie dahin geschickt hast!“, fauchte Siberu ihn von der Seite her an. Ryô wand sich wutentbrannt zu ihm um:

„Siehst du nicht, dass ihr schon genug Schaden angerichtet habt?!“ Grey hörte das nicht. Er hatte wieder aufgeschaut und dabei Garys Blick gekreuzt. Er sah ihn kalt an, ja fast vorwurfsvoll. Der Windwächter war nicht im Stande, diesem Blick standzuhalten. Er löste sich von Ryôs Griff, drehte sich weg und ging Richtung Itzumi. Mit einer schlappen Handbewegung löste er die Ketten der beiden Halbdämonen und sagte:

„Verschwindet. Sofort! Oder ich entscheide mich doch dazu die Foltergerätschaften entrosten zu lassen.“ Siberu wollte sich gerade darüber lustig machen, doch Gary nahm ihn am Arm (bedacht darauf nicht sein Handgelenk anzufassen) und verließ den Raum.

Die drei Wächter schwiegen, bis Grey sagte:

„Warum… Ryô? Warum hat Green mir das nicht erzählt..?“ Hatte Seigi womöglich recht…?

Sie sieht sie sogar als ihre Familie an, als ihre Brüder. Sie liebt die beiden mehr als dich – ihren leiblichen Bruder. Meinst du nicht auch, dass es im Bereich des Möglichen liegt, das sie dich überhaupt nicht leiden kann? Grey schüttelte den Kopf um dieses Gespräch aus dem Kopf zu bekommen.

„Vielleicht wollte sie Euch keine Sorgen bereiten…“, versuchte Ryô Grey aufzuheitern. Dieser drehte sich zu ihm um und lächelte traurig:

„Aber ich bin ihr Bruder… sie hätte es mir doch genauso erzählen können, wie den Beiden…“ Der Angesprochene wusste darauf keine gescheite Antwort und sagte deshalb nur, dass sie Green jetzt lieber abholen sollten. Grey nickte, immer noch niedergeschlagen, doch folgte Ryô aus der Bibliothek. Zurück bleib Itzumi, die das Chaos jetzt beseitigen musste…
 


 

Guten Morgen! (ja es ist bei mir gerade halb neun xD)
 

Und wieder ein Kapi fertig ^u^ und es ist mal wieder ganz anders gekommen als geplannt ><° *sich kill* das Ryô/Grey Gespräch am Anfang, das viel zu lange Sibi/Gary Gespräch…xx° ich halte mich nie an meine Storyline! Xx°°° Den eigentlich sollte Greens Suche nach Wächterchen noch in dieses Kapi… aber das wäre zu viel… denn da ich mich kenne, kommen da sicherlich auch szenen zu, die ich nicht geplant hab xx° aber naja… ist ja so gesehen auch gut, denn wird Himi länger xD

In diesem Kapi tut mir Grey so Leid TT°°° seine Liebe zu Green wird aber auch ständig erschüttert! Zuerst Shagi, dann Seigi und nun das ;_;° armer Grey-kun! Und das wo er doch so ein guter Aniki ist TT° *ihn knuffl* Green so tu doch wad >u<! (echt ma!)

Ja… ich habe ferien… aber……….. ICH HABE PRAKTIKUM…….. *KEIN BOCK* in einer halben Stunde muss ich los… Ich hoffe mein Arbeitstag ist nicht zu lang…. *dröbbel* JA ICH BIN FAUL Ûu°°°° *reusper* egal…

Ach! Zum letzten Kapi nochmals! Vielleicht hat jemand gemerkt, dass ich da kein Nachwort hatte! Ja das hab ich weggelassen, weil es ja ein drama kapi war und ich finde das passte kein Nachwort xD° das wird auch in Zukunft bei dramatischen Kapis weggelassen ^^ aber das nächste Drama kapi kommt noch nicht… wenn nichts dazwischen kommt (was bei mir ja nicht gerade unwahrscheinlich is), kommt es in 6 kapis…. Öö° (OMT ICH MUSS NOCH SOLANGE WARTEN „IHN“ ZU SCHREIBEN?! *sich kill*)

So jetzt mach ich aber ma schluss ^^ ich will meine Haare ma machen… (kann ich das…? *macht es eigentlich nie*)
 

*die Runde ma knuddl*

Saku
 

Ps: An alle, die es noch nicht wissen xD: Es gibt jetzt nen Himi zirkel öö

Vertrauen

Vertrauen
 


 

Kurz vor drei Uhr, waren die beiden Dämonenbrüder wieder in ihren Zuhause in Tokio angekommen und sogleich ins Bett gegangen. Besonders Siberu musste sich eine Weile ausruhen. Er hatte zwar versucht es vor seinen Bruder zu verbergen, doch sein verwundetes Handgelenk war nicht zu übersehen. Die Catehitsui hatten, bei beiden, schwarze Abdrücke hinterlassen, doch bei Siberu sah es danach aus, als würde es länger bleiben. Denn sie hatten tiefe Wunden ins Fleisch gebrannt und Siberu hatte immer noch kaum Gefühl in den Händen. Sie konnten nur hoffen, dass diese Ketten kein Lichtintus auslösten. Sonst hätte der Rotschopf schlechte Karten.

Während Siberu tief und fest schlief, konnte Gary nicht einschlafen. Er machte sich nicht nur Sorgen um Siberu, sondern auch um Green. Er wusste zu gut was in ihr vorging, wenn sie von Schnee umgeben war. Dann konnte sie sich nicht gegen Feinde wehren… Sie war gefundenes Fressen für Seinesgleichen.

Mit einen genervten Seufzten, drehte Gary sich um. Was machte er sich überhaupt für Sorgen? Grey hatte Green sicherlich schon lange zurückgeholt. Jetzt, wo er von ihren Trauma wusste, würde er jawohl nicht beruhigt ins Bett gehen und sie im Schnee zurücklassen. Aber was wenn etwas schief gelaufen wäre?

Er würde sich am liebsten selbst schlagen, für diesen unlogischen Gedanken. Was sollte da schief laufen? Mit dem Stand der Wächtertechnik, war es doch ein leichtes Green ausfindig zu machen. Green war im Tempel und schlief in einem warmen Bett.

Gary drehte sich abermals um. Entschied sich dann jedoch, das er seine Zeit nicht damit verschwenden wollte mit dem Einschlafen zu ringen. Daher stand er auf und ging zum Schreibtisch. Doch gerade als er seine Bücher rausholen wollte, überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Wie ein Blitz durchzuckte ihn dieses Gefühl. Es war sofort wieder weg, doch Gary wusste was es war: Ein Dämon. Und dieser war keiner der Sorte, mit der er es sonst in der Menschenwelt zu tun gehabt hatte…
 

„RYÔ! WIE LANGE DENN NOCH?!“, fragte Grey zum Ixten mal, seinen Lakaien, der davon schon leicht genervt war. Was er sich natürlich nicht anmerken ließ. Er war ausdruckslos wie eh und je. Im Gegensatz zu Grey, der im Computerraum ununterbrochen auf und ab ging. Nur zwischendurch raufte er sich die Haare. Er hatte sich nicht einmal umgezogen und trug immer noch seinen Pyjama.

„Grey-sama, so beruhigt Euch doch. Ich bin sicher Hikari-sama geht es gut, sonst hätte sie sich doch schon gemeldet.“ Grey drehte sich zu ihm um und sagte heißer:

„Und wenn sie sich nicht mehr melden kann ?! Vielleicht hat Green das Bewusstsein verloren! Immerhin ist das Glöckchen bei mir… und ihr Trauma… In Lights Namen! Was hab ich ihr damit nur angetan?! Das verzeihe ich mir nie!“ Ryô seufzte, was sollte er darauf schon einwenden? Das sagte sein Herr schon seit fünfzehn Minuten, dauernd. Wenn Ryô ihm sagen würde, das er keinen Kontakt mit Green aufbauen konnte, geschweige denn sie in der Menschenwelt ausfindig zu machen, würde Grey ohne nachzudenken in die Menschenwelt stürmen und seine Schwester suchen. Das würde seine Gesundheit nicht zulassen und Ryô konnte nicht billigen das Grey etwas zustieß.

Aber wieso war Green nicht auffindbar? Sie lebte, das war sicher. Sonst hätten sie das anhand ihrer Handrücken bemerkt… Machte Ryô irgendetwas falsch? Er musste zugeben, dass er zwar über das Grundwissen verfügte, aber dennoch kein Experte war. Sie brauchten Tinami. Selbst wenn irgendetwas das System blockierte, sie würde es dennoch hinbekommen. Aber wie sollte Ryô Tinami holen lassen, ohne dass es für Grey verdächtig war?

„Grey-sama.“ Der Angesprochene drehte sich zu ihm und Ryô sagte:

„Wir müssen Tinami-sama holen lassen. Im System ist ein Fehler. Daher kann ich Hikari-sama nicht finden.“ Würde er ihm das Glauben? Naja es war ja halb die Wahrheit.

Grey sah ihn kurz schweigend an, dann wand er sich an Itzumi und beorderte sie damit Tinami zu holen. Ryô seufzte erleichtert auf.

Grey ging zum Fenster und legte seine Stirn an die kalte Scheibe. Dann schlug er plötzlich mit der geballten Faust ans Fenster und sagte:

„… Ihr darf nichts passiert sein!“
 

Die Sorgen von sowohl Grey als auch Gary waren… überflüssig. Green war zwar immer noch inmitten von Schnee und Kälte, aber nicht sonderlich in Gefahr. An ihren Arm hatte sich ein kleines Mädchen geklammert und Green fragte sich warum die Vergangenheit, nicht endlich Vergangenheit blieb. Wer hatte damit gerechnet, dass sie hier Kari wieder treffen würde?

Von 128 Ländern, war sie ausgerechnet in Deutschland gelandet. Womit hatte sie das ständig verdient? Dieses Land schien sie zu verfolgen!

Karis erste Reaktion war wortwörtlich überwältigend gewesen. Denn sie hatte sich um Greens Hals geworfen und somit waren beide im Schnee gelandet. Daher waren beide durchgefroren. Besonders Kari. Man konnte nicht behaupten, dass sie für dieses Klima geeignete Kleidung trug. Das kleine Mädchen trug nur einen dünnen Pullover über eine ebenso dünne Hose und keine Schuhe. An den Füßen trug sie nur Socken. Das war auch der Grund wieso Green sie Huckepack trug. Zum Glück war sie nicht sonderlich schwer. Das größte Problem war, dass Green schon spürte dass sie langsam und sicher Fieber bekam. Wenn sie weiter hier herum stapfen würde, würde es wohl nicht mehr lange dauern und sie würde das Bewusstsein verlieren. Hoffentlich passierte das erst nachdem sie Kari ins Waisenhaus zurück gebracht hatte. Schlecht nur, dass sie vollkommen die Orientierung verloren hatte. Als ob sie die jemals gehabt hatte… Ein Baum sah aus wie der andere, die Tannen Schnee behangen und kein Straßenschild in Sicht. Green hätte ohne Kari wohl nie bemerkt das sie überhaupt in Deutschland war.

„Wo bringst du mich eigentlich hin, Schwester Green?“

„Das hab ich dir doch eben schon gesagt. Ich bringe dich zurück ins Waisenhaus.“ Green merkte wie Karis Hände sich in Greens Mantel gruben.

„Ich will nicht zurück… Ich will dass du mich mit zu dir nimmst! Du hast mir doch damals versprochen, dass du mich abholen würdest...“ Green seufzte. Noch wage konnte sie sich an dieses Versprechen erinnern. Aber wie sollte sie Kari mitnehmen? Mit in den Tempel? Mit in eine Welt, die sie gar nicht verstand, geschweige den, gehörte? Kari war erst dreizehn. Wie sollte sie verstehen, dass Green kein Mensch mehr war? Das sie nie ein Mensch gewesen war? Obendrein war es viel zu gefährlich, wenn Kari es wissen würde und sie in Greens Nähe leben würde. Diese Gefahr konnte sie unmöglich eingehen. Zwar wusste die Hikari wie schrecklich das leben im Waisenhaus gewesen war, doch sie wusste das es besser für Kari war, als Teil von Greens Leben zu werden.

„Kari, es tut mir leid, aber das ist nicht möglich.“ Die Angesprochene sagte nichts und Green sagte in einem aufmunterten Tonfall:

„Hej, sieh mal! Das ist doch der See, denn sind wir ja gleich da!“ Der Griff des Mädchens löste sich und sie rutschte von Greens Rücken runter. Die Hikari sah sich verwundert nach ihr um.

„Du wirst dir die Füße abfrieren.“ Kari sah sie plötzlich merkwürdig finster an und wich vor ihr zurück.

„Was ist los, Kari?“

„Du bist nicht meine Schwester Green! Die wahre Green hätte mich mitgenommen! Denn sie weiß ganz genau das, dass Leben hier die Hölle ist! Sie würde mich verstehen!“ Tränen quollen aus den Augen des Mädchens während sie mit zitternder Stimme fort fuhr:

„Du bist nicht Green!“ Green wusste einen Moment lang nicht was sie sagen sollte, oder wie sie reagieren sollte. So aufgelöst hatte sie Kari nicht in Erinnerung. Doch gerade als Green die Hand nach ihr ausstreckte, drehte Kari sich um und lief weg.

„Kari!“ Green rannte ihr den Hügel bergab hinterher, doch holte sie erst ein als Kari plötzlich stehen blieb. Green verschnaufte kurz und atmete tief durch. Ihr Herz schlug so schnell als wäre sie 100 Meter gerannt und das wo es nur eine kurze Strecke war.

„Kari… hör auf mit diesen… Schwachsinn!“ Dann trat sie zu ihr und sah ebenfalls dass weshalb Kari stehen geblieben war:

Das Gelände des Waisenhauses lag vollkommen zerstört vor ihnen. Das Holzhaus war zusammen gestützt, als wäre es von einem Erdbeben erschüttert worden. Das flackernde Licht einer Straßenlaterne war die einzige Lichtquelle und das einzige was auf diesem Trümmerfeld noch am „leben“ war. Denn unter den Trümmern konnte Green Leichen erkennen. Die Hikari schluckte ihr mulmiges runter, zog Kari zu sich und drückte sie mit dem Gesicht in ihren Mantel, in der Hoffnung dass sie die toten Kinderkörper noch nicht gesehen hatte. Das Mädchen reagierte nicht.

Green sah sich noch einmal genauer um und versuchte nicht auf die Körper zu achten. Das sah wirklich aus, als hätte ein Erdbeben das Gebiet erschüttert. Aber in Deutschland gab es doch gar keine Erdbeben? Das Land lag doch nicht auf der Grenze zweier Kontinentalplatten… Das konnte nur bedeuten, dass hier andere Mächte am Werk waren. Magische Mächte…

Der Wächter der Erde…?!

„Du bist eine Hikari, kann’s sein?“ Green erstarrte. Die Stimme, die das gesagt hatte, war hinter ihr und das war auf keinen Fall eine, die zu ihren Freunden gehörte…
 

Das Holen von Tinami hatte sich als schwerer herausgestellt, als Ryô oder Grey es sich vorgestellt hatten. Wenn Tinami schlief, dann schlief sie auch. Dafür waren die Klimawächter sowieso bekannt, dass sie selbst in der schwierigsten Situation einschlafen konnten und denn festesten Schlaf von allen hatten. Erst als ihre kleine Schwester Azura sie gewaltsam mit Wassermagie weckte, war sie imstande mitzukommen. Als Ryô ihr das Problem erklärte, war sie jedoch sofort hellwach. Sie begrüßte Grey recht halbherzig und schwang sich dann sofort mit einem breiten Grinsen an den Computer.

„So, dann wollen wir doch mal sehen…“ Sie tippte kurz an der Tastatur und sagte dann:

„Ah ja… nett… Haha, für wem halten die uns?“

„Was ist denn los?“, fragte Grey der sich etwas dumm vorkam, weil er keine Ahnung hatte was Tinami da machte. Tinami sah ihn nicht an, sondern kramte in ihrer Bauchtasche.

„Ein Dämon im System. Die Menschen würden dass einen Virus nennen. Wir Klimawächter nennen sie allerdings „Akurice“ Aber keine Bange, ich werde ihn mit Freuden aus dem Verkehr ziehen! Ouh ich liebe Aku-chans!“ Grey sah höchst verwirrt zu Ryô, der nur die Schultern zuckte. Tinami holte ein Kabel aus ihrer Tasche und öffnete ein Fach im Computer. Zum Vorschein kam ein kleiner türkiser Bannkreis, in dem sie das Kabel anschloss. Dieses begann in der gleichen Farbe zu leuchten. Die Klimawächterin nahm dann ein blaues Armband aus ihrer Tasche und legte es um ihr rechtes Handgelenk. Das Armband schien sich von selbst an das Handgelenk festzusaugen und ein kleiner roter punkt, leuchtete, nach ein paar Sekunden, grün. Das leuchtende Kabel steckte Tinami in einen kleinen Anschluss des Armbandes. Das Lämpchen leuchtete kurz auf, wurde dann aber wieder grün. Tinami atmete kurz durch und legte beide Hände auf die Tastatur.

„Okay. Let´s go!“ Ryô und Grey sahen staunend zu wie Tinamis Finger in einem atemberaubenden Tempo niedersausten. Grey verstand jetzt was Tinami tat – er hatte das schon einmal in seiner Kindheit gesehen. Tinamis Vorgänger, ihr Vater, Azai, hatte diese Technik oft angewandt, da es zu seinen täglichen Pflichten gehörte. Die Klimawächter nannten diese Technik „Ace-Xio“. Durch ihr Blut waren sie kurzweilig mit dem Computer verbunden und waren so als einzige in der Lage diese Akurices zu töten. Doch auch diese Art von „Kampf“ konnte mit dem Tod enden. Wenn der Klimawächter zu lange mit der Maschine verbunden war oder auch das der Computerdämon zu stark war, konnte zu einen Herzstillstand führen.

Doch es vergingen keine fünf Minuten, da klatschte Tinami die Hände zusammen und trällerte:

„Hach! Wie ich Onlinegames liebe!“ Sie grinste breit und löste das Kabel wieder, auch das Armband. Aus fünf verschiednen Einstichen blutete sie, was sie weniger zu stören schien. Grey jedoch schon. Ohne weitere Worte, nahm er Tinamis Hand und begann mit der Heilung. Tinami sah ihn mit großen Augen und erröteten Wangen an. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Allerdings merkte Grey nicht einmal dass sie rot geworden war, er war bei seinen Gedanken nur bei Green.

„Das System scheint ja jetzt wieder zu funktionieren, oder Tinami-san?“ Tinami blinzelte kurz und wand sich dann widerwillig dem Bildschirm zu. Als ihre Finger wieder mit der Tastatur vereint waren, lächelte sie über das ganze Gesicht. Was Kaira wohl dazu sagen würde? Das Lächeln der Klimawächterin wurde leicht schadenfroh, doch der Computer lenkte sie ab, denn das System war ganz normal wieder hochgefahren. Als die mechanische Stimme fragte, welche Funktion Tinami nutzen wollte antwortete sie:

„Beginne mit der Suche nach Kurai Yogosu Hikari Green.“ Grey stellte sich hinter Tinami um mehr zu sehen, als Greens Standpunkt auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Tinami legte den Kopf schief und schaltete mit einer simplen Tastenkombination, die Computerstimme aus. Grey oder Ryô bekamen davon nichts mit.

„Was ist denn nun?“, hackte der Windwächter nach.

„Green geht es gut. Ihre Gesundheit ist zwar wegen des fehlenden G00 nicht mehr auf dem Höchststand, aber ansonsten perfekt!“

„Und was ist das für ein schwarzer Punkt?“

„Oh, ach das! Das ist ein…“ Sie tippte weiter und genauere Informationen wurden angezeigt. Grey wurde bleicher. Tinami grinste.

„… ein gut aussehender Dämon! Kann mir ma’ jemand sagen, warum die immer gut aussehen? Ist das bei denen irgendwie angeboren? Ich meine Si-kun…ne? Also da muss man sich ja wirklich Gedanken machen…“ Das letzte hörte Grey nicht, er war schon gut auf den Weg raus, als Ryô ihn aufhielt:

„Grey-sama!“

„Was ist denn?“

„Wollt ihr dem Dämon etwa in Euren Nachtgewand gegenüber treten?“ Der Angesprochene wurde rot und Tinami kicherte leise vor sich hin. Der Kommentar, dass Grey in seinen himmelblauen Pyjama niedlich aussah, verkniff sie sich lieber. Doch Tinami wurde schnell abgelenkt, denn ein weiterer schwarzer Punkt tauchte in Greens Nähe auf. Als die Klimawächterin die weiteren Informationen aufrief, lächelte sie. Tinami wand sich an Grey und sagte:

„Ich glaube Ihr könnt Euren niedlichen Pyjama anbehalten!“
 

Green steckte in Schwierigkeiten, in Großen. Kaum fünf Meter vor ihr stand ein Dämon mit kurzen zotteligen schwarzen Haaren. Sein linkes Auge war rot und das andere, welches fast gänzlich von Haaren verdeckt war, war schwarz. Er war sicherlich um die zwei Meter groß und es war Greens erster Dämon, wo sie sagen konnte dass er ein menschliches Äußeres hatte – mit der Ausnahme von Siberu und Gary natürlich. Und daher befürchtete sie auch, dass sie kein leichtes Spiel haben würde. Besonders da sie ihr Glöckchen nicht besaß. Dazu kam das sie Kari beschützen musste. Doch wie sollte sie das machen, ohne das Kari etwas von ihren Hikari Fähigkeiten mitbekam? Das konnte gar nicht umgangen werden.

Green schob das Mädchen enger zu sich und machte sich bereit auszuweichen, wenn der Dämon angriff. Doch im Moment hatte er die Arme verschränkt und musterte sie ausgiebig – etwas zu ausgiebig für Greens Geschmack.

„Du bist eine Hikari“, schlussfolgerte er.

„Ja, ach ne. Hätte ich jetzt aber fast vergessen! Hast du es auf den Wächter der Erde abgesehen, oder warum bist du hier?“ Green fluchte über sich selbst. In so einer Situation sollte sie lieber gar nichts sagen. Immerhin hatte sie keine Erfahrung mit richtigen Dämonen. Aber sie musste irgendwie Zeit schinden. Grey hatte den Dämon sicherlich mitbekommen. Sie musste also nur aushalten. Green sah ihn weiterhin selbstbewusst an und überspielte ihre innere Angst. Nur Kari bekam sie mit, denn Greens Hand zitterte leicht. Kari verstand nicht was los war. Sie konnte kein Wort verstehen was gesagt wurde. Dennoch hatte sie irgendwie ein ungutes Gefühl.

Green bis die Zähne zusammen. Die einzige Möglichkeit war es Hotaru Atarashii einzusetzen… Aber sie war noch nicht geübt darin… und das Glöckchen war so weit weg. Viel zu weit… Dazu war Green auch noch geschwächt und der Schnee um sie herum half auch nicht gerade.

Durch Greens Antwort schien der Dämon jedoch nicht verärgert zu sein. Nur verwundert.

„Darauf erwartest du nicht ernsthaft eine Antwort?“, fragte er belustigt.

„Green… was ist hier los? Ich versteh das alles nicht…“, sagte Kari mit leicht zitternder Stimme. Doch ehe Green antworten konnte, sagte ihr Gegner:

„Du solltest dieses Menschengör lieber loslassen, sonst kannst du doch gar nicht kämpfen. Oder hast du vor freiwillig aufzugeben?“

„Das glaubst du jawohl selbst nicht!“ Obwohl – er hatte ja recht. Zusammen mit Kari konnte sie nicht ausweichen.

Es gelang Green jedoch nicht ihren Gedanken weiter zu denken. Der Dämon griff nun zur Initiative und stürzte auf die beiden Mädchen zu. Green gelang es gerade noch Kari in den Schnee zu schubsen, doch sie selbst wurde nicht verschont. Seine langen Krallen hatten Greens linke Schulter getroffen. Ein paar Zentimeter und die hätten sie durchbohrt. Der Dämon verhaarte fliegend in derselben Position und grinste fies.

„Wie fürsorglich!“

„Schnauze!“ Die Hikari sprang nach hinten, um seinen nächsten Angriff auszuweichen und rief Kari dabei zu:

„Bleib wo du bist!“ Ein schwerer Fehler, wie Green schnell merkte. Eien Attacke von schwarzer Magie konnte sie nur knapp entgegen, indem sie sich auf dem Boden fallen ließ. Dennoch traf die Magie sie an der Taille und rotes Blut floss in den weißen Schnee. Green fluchte mit zusammen gebissenen Zähnen. Der brennende Schmerz breitete sich von der getroffenen Stelle aus, Green versuchte dagegen zu wirken, indem sie ihr mangelhaftes Wissen an Heilmagie einsetzte. Es brachte jedoch nichts, es entstanden nicht einmal Funken. Trotzdem konnte sie sich im Schnee abstützen und sah ihren Gegner finster in die Augen. Mein Gott, dachte sie plötzlich, sie hoffte sie würde nie in die Lage kommen Siberu oder Gary mit solchen Augen zu sehen…

„Das ging ja schnell. Von einer Hikari hätte ich mehr Gegenwehr erwartet…“, sagte er gelangweilt. Aus den Augenwinkeln sah Green, das Kari auf sie zu lief und die Hikari rief ihr zu:

„Lass es! Hau ab!“ Kari blieb stehen, sah jedoch nicht so aus, als würde sie weglaufen wollten.

Green hatte noch nicht aufgegeben, eine Chance hatte sie noch: Hotaru Arashi. Sie hatte die rechte Hand hinter dem Rücken und konzentrierte sich auf ihr Element. Wenn der Dämon näher kam, zum letzten Angriff ausholte, würde sie ihren letzten Trumpf ausspielen – der Einzige der ihr übrig blieb. Green spürte, wie ihr Element tief in ihr, ihren Ruf antwortete und Lichtmagie sich um ihre Hand sammelte.

Ohne weitere Worte holte der Dämon aus, Green war ebenfalls bereit, doch keiner von den Beiden gelang es anzugreifen. In Windeseile wurde Green hochgehoben und verlor den Boden unter den Füßen. Ihre Attacke erlosch und ohne richtig hinzuschauen, nahm Green an das es sich um Grey handelte, der sie retten gekommen war. Green kniff die Augen zusammen und klammerte sich an ihn. Erst als sie wieder Boden unter den Füßen spürte, öffnete sie die Augen. Es war nicht Grey, den sie da sah...

„GARY!“ Green Gesicht hellte auf und ehe Gary sich versah, hatte sie sich um seinen Hals geworfen.

„Ich hab dich so vermisst!“, sagte Green und vergrub ihr Gesicht in seine Schulter. Sie musste die Freudentränen zurück halten. Gary lief knallrot an und wusste überhaupt nicht was er tun sollte. Er war genauso sprachlos wie auch der andere Dämon.

„Green… äh… Vielleicht sollten wir die Wiedersehenfeier auf später verlegen…?“ Innerlich freute er sich allerdings. Wegen dem was sein Bruder gesagt hatte, hatte er kurz wirklich gedacht dass Green nur Siberu vermissen würde. Doch ihre Reaktion zeigte eindeutig, dass dem nicht so war.

Nur ganz kurz, legte Gary seine Arme um Green. Die jetzt ebenfalls rot geworden war. Das hatte sie nicht erwartet. Es war zwar nur ein ganz kurzer Moment, doch sie hatten sich umarmt…

Green war kurz sprachlos als er sie los ließ und sie neben ihn stand. Genauso wie Gary. Kari die hinter ihnen stand, war einfach nur verwirrt. Der andere Dämon war Derjenige der zuerst seine Stimme wieder fand.

„Sag mal. Dich kenn ich doch. Deine merkwürdigen Haare hab ich schon einmal gesehen… Blue oder so?“ Green schaute zu Dämon zu Halbdämon und musste ein Lachen zurück halten. Gary schien das nicht zu stören.

„Ja und du bist Relez? Kein Grund zur Wiedersehensfreude, wir haben uns nur einmal gesehen.“

„Dir ist klar, dass du gerade eine Hikari umarmt hast?“ Gary wurde abermals rot. Halt doch die Klappe, dachte er.

„Das geht dich nichts an.“ Jetzt stand Green ein großes Fragezeichen im Gesicht: Gary hatte die Sprache gewechselt und sie hatte diese Sprache noch nie in ihren ganzen Leben gehört. Da fiel ihr ein, dass Grey mal am Rande erwähnt hatte, dass Dämonen auch ihre eigene Sprache besaßen. Aber sie hatte sie noch nie gehört und auch nicht bei Siberu und Gary…

Jetzt antwortete Relez auch noch in dieser Sprache. Green fühlte sich ausgeschlossen. Sie wollte gerade Gary darauf hinweißen, als dieser wieder antwortete. Auf die Reaktion des Dämons wurde Gary rot und schrie den Anderen empört an.

„Gary! Ich will wissen worüber ihr redet! Sofort!“

„Das ist unwichtig! Unwichtige, unwahre Dinge.“ Dann nahm er sie an den Schultern und zog sie hinter sich.

„Wir sind nichts dergleichen und ich empfinde auch nichts in diese Richtung! Wir sind Freunde und daher werde ich nicht zulassen, dass du Green etwas antust.“ Green konnte nicht drum herum ihn fassungslos anzustarren. Er hatte gerade vor einen Seinesgleichen zugegeben dass sie beide Freunde waren. Sie, eine Hikari und Er, ein Dämon! Und das wo er es früher nicht einmal ihr gesagt hatte!

„Du bist mit einer Hikari befreundet? Wie tief bist du eigentlich gefallen?“

„Das kann dir doch egal sein.“ Green nickte eifrig, froh darüber wieder mitreden zu können.

„Ist es mir auch. Wenn du unbedingt für die sterben willst – gut, von mir aus.“ Gary lächelte fies und sagte angriffslustig:

„Ich denke nicht dass ich sterben werde!“ Green zupfte an seinen Ärmel.

„Gary! Ich kann nicht kämpfen. Ich habe mein Glöckchen nicht bei mir! Dazu bin ich verletzt.“ Kari traute sich dazu und nahm unsicher Greens Arm.

„Bleib hier und pass auf das Mädchen auf. Ich schaff das schon.“

„Aber…“

„Kein Aber. Vertrau mir einfach.“ Green sah ihn kurz zweifelnd an, nickte dann doch. Sie drückte Kari an sich. Das Mädchen sah nicht gut aus. Sie hatte ihre Augen nicht ganz geöffnet, ihre Beine zitterten und das Einzige was sie tat, war sich an Green zu klammern. Gary trat vor und sagte wieder etwas in seiner Sprache. Relez antworte mit einem gleichgültigen Achselzucken und ging wieder in Angriffsposition über. Ehe Green es überhaupt mitbekam, griff er Gary an. Dieser blockte ebenfalls mit schwarzer Magie und wich dann einer weiteren Attacke aus, die Relez mit der freien Hand ausgeführt hatte. Green staunte nicht schlecht, bei Gary sah das so einfach aus. Ihre Gedanken bereute sie sofort wieder als Gary beim nächsten Schlagaustausch getroffen wurde. Sofort lockerte sie ihren Griff um Kari und wollte losstürmen, doch ihr Freund stand auf, als wäre seine Verletzung nichts. In diesen zwei-drei Sekunden wo Green sich nur auf Gary konzentriert hatte, hatte sie nicht mitbekommen das Relez sich von dem Halbdämon abgewandt hatte. Er hatte wieder Magie gesammelt und richtete seine Hand in die Richtung der Hikari.

„GREEN PASS AUF!“, rief Gary ihr zu und lief los, doch er war nicht schnell genug. Green war im Moment zu überrascht, als auszuweichen oder zu kontern. Doch plötzlich stand Kari zwischen Green und der Attacke.

„DU DARFST GREEN NICHT WEH TUN!“ Eine braune Aura umgab Kari und fing die Attacke ab. Das kleine Mädchen hatte die Augen zusammen gekniffen und die Hände zu Fäusten geballt. Sie schien Schmerzen zu haben. Der Boden fing an zu Beben und es taten sich Erdrisse auf. Das Beben nahm zu und Green Beine knickten ein. Doch sie stand nicht wieder auf. Sie war zu geschockt um zu reagieren.

Das konnte doch nicht wahr sein…

„Green! Komm schon, wir müssen hier weg!“ Gary nahm ihre Hand, doch Green wehrte sich.

„Aber Kari! Was ist…“ Gary hörte nicht auf sie und nahm sie, trotz ihrer Proteste auf die Arme und flog mit ihr so weit hoch wie möglich. Doch weit hoch kamen sie nicht, ehe eine Druckwelle entstand und er sich an einem Baum fest halten musste. Green hatte sie Augen zusammen gekniffen und sich fest an ihn geklammert. Auch Gary hatte musste die Augen zukneifen, da ihm Sand die Sicht versperrte.

Doch genauso schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder weg. Zögernd öffnete Green die Augen und das Erste was sie sah, war dass das Suchgerät aufstrahlte.

„Oh nein… bitte nicht!“ Noch in der Luft holte Green das Gerät hervor und sah auf dem Gerät folgendes:

„Element der Erde lokalisiert. Wächter der Erde – Kari.“ Gary landete wieder und setzte Green ab. Sie starrte immer noch entsetzt das Gerät an, während Gary sich das Chaos um sie herum anschaute. Es sah um weiten Schlimmer aus als vorher. Niemand würde drauf kommen, dass hier mal ein Haus gestanden hatte. Um das Mädchen herum, war der Erdboden überall aufgerissen, Bäume waren entwurzelt und große Steinbrocken waren aus dem Boden gerissen worden. Von Relez sah man nur noch eine Hand, die dabei war sich aufzulösen – der Rest seines Körpers war zerquetscht worden.

Was für eine brutale Art zu sterben und das von so einem kleinen Mädchen. Nicht zu unterschätzen…

Ein Baum fiel um und zerschnitt die gespenstige Stille.

„Wir sollten zurück...“
 

Im Tempel der Wächter war der Himmel schon von en ersten Strahlen der Sonne erleuchtet, doch sie war noch nicht aufgegangen. Ein wirklich schöner Anblick, direkt aus dem Himmel gesehen. Doch Green achtete nicht darauf. Ihre Verletzung schmerzte nicht länger, ihre Heilmagie hatte von allein angefangen die Wunde zu heilen. Sie saß einige Meter von Gary entfernt, auf eine Steinbank und sah zu der ohmmächtigen Kari, die neben ihr lag. Green verstand das alles nicht, warum gerade Kari? Es gab so viele Menschen auf der Welt – warum gerade sie?! Sie war doch gar nicht dafür geeignet, sie passte nicht zu der Beschreibung, die Grey ihr gegeben hatte. Und dann auch noch das Element der Erde! So in brutales und gefährliches Element in den Händen eines kleinen Mädchens. Das würde sie nie kontrollieren können… Dazu kam, dass Erde zusammen mit Wind und Feuer zu den drei Angriffsmagien gehörte - im Krieg an vorderster Front kämpften! Wie sollte Kari das können…

Schmerzhaft fiel ihr ein dass auch Firey davon betroffen war, auch sie war noch lange nicht gut genug um ganz Vorne mit zu kämpfen. Doch… Green war es auch nicht. Im Prinzip konnten sich nur Grey, Tinami, Karia und Ilang „richtige“ Wächter nennen. Zum Glück war kein Krieg… den würden sie haushoch verlieren.

Green wand sich von Kari ab und sah in die Richtung des Inselrandes, wo auch Gary stand. Er schaute über den Inselrand hinweg.

Sie hatte ihn so vermisst… und Siberu auch. Sie wollte endlich wieder zurück… Zwar waren es nur drei Tage gewesen, doch es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.

Als er merkte dass Green ihn ansah, drehte er sich zu ihr um. Sie stand auf und ging auf ihn zu.

„Gary, ich muss mit dir reden. Aber das können wir nicht hier, da Grey hier jeden Moment auftauchen wird.“ Er nickte und wollte gerade antworten, als Green zu einer Trauerweide ging, die neben der Steinbank stand. Die Hikari legte beide Hände auf den Baum und schloss die Augen. Einen kurzen Augenblick strahlte ihre Hand auf und ein kleines Zeichen strahlte auf dem Baumstamm. Gary hörte ein Geräusch und drehte sich um. Doch er sah nichts. Green ging zu seiner Seite und grinste ihn an.

„Geheimgänge sind wirklich das Beste am ganzen Tempel! Es gibt hier wirklich überall welche. Ryô hat mir den hier gezeigt, Grey weiß nichts davon.“ Erst da verstand Gary was Green meinte. Als er über den Rand der Insel sah, sah er das Stufen runterführten. Green ging vor und sprang auf die erste Stufe. Das diese nur knapp 50 Zentimeter breit waren und darunter nichts außer Wolken war, schien Green nicht zu interessieren. Mit der einen Hand hielt sie sich jedoch an der Steinwand fest, als sie weiter runter kam. Die Treppe führte cirka 10 Meter nach unten und endete mit einer Hölle die in der Insel selbst eingehauen war. Hier befand sich überhaupt nichts und kaum das Gary einen Schritt hineingetan hatte, verschwanden die Stufen hinter ihnen wieder. Green setzte sich auf den Steinboden und erklärte, dass was Ryô ihr über diese kleine Hölle erzählt hatte: Wenn Der Tempel angegriffen wurde, war das hier einer der Verstecke wo die Wehrlosen hingebracht worden. Der Stufen konnte man nur Erscheinen lassen, wenn man ein Wächter war und von Außen konnte man dieses Versteck nicht sehen.

Als sie fertig war mit dem Erzählen, seufzte sie kurz und drehte sich dann zu Gary um, der sich an die Steinwand gelehnt hatte.

„Gary… Ich will Nachhause! Bitte, nimm mich mit!“ Er seufzte und sah in eine andere Richtung.

„Das geht nicht. Es würde so aussehen als hätte ich dich entführt. Dazu kommt das du dein Glöckchen nicht dabei hast, es liegt also nicht im Bereich des Möglichen.“ Green sah in die Wolken. Natürlich wusste sie dass er Recht hatte…

„…Ich will nicht länger hier bleiben… Ich will wieder zu euch!“

„Du solltest dich hier wohl fühlen. Immerhin ist das dein richtiges Zuhause.“ Green sah auf und sah ihn finster an.

„Du müsstest mich gut genug kennen, um zu wissen dass ich mich nur bei euch wohl fühle! Und nicht in diesen… Goldenen Käfig.“ Gary wusste kurz nicht was er antworten sollte und Green fuhr fort:

„Ich fühle mich hier so allein…“

„…Du hast deinen Bruder.“, sagte Gary und versuchte aufmunternd zu klingen. Green lächelte traurig. Sie stand auf, ging zu ihm und lehnte sich neben dem Dämon an die Wand.

„Ich weiß… aber manchmal kommt er mir so fremd vor… Ich versteh Grey nicht… und ich weiß, dass er mir etwas verheimlicht. Er weicht mir aus… Wenn ich ihn z.b Dinge über das Jenseits frage… und seit der Sache mit dem Familientreffen…“ Green sah wieder ihre Mutter vor sich, wie sie sich krampfhaft an Green geklammert, verzweifelt geweint hatte und ihr ständiges „Es tut mir Leid“….

Green sah wieder zu Gary und sagte mit einer leichten Verzweiflung:

„…Seitdem…. Denke ich, das sowohl Mutter als auch Grey…. Ohne mich besser dran wären…“ Green hatte die Hände zu Fäusten geballt und konnte Gary nicht länger in die Augen sehen. Sie sah auf ihre Füße. Es war das erste Mal, dass sie diese Gedanken laut ausgesprochen hatte und schon wieder war es Gary, dem sie es anvertraute…

„Was deine Mutter angeht, kann ich nicht beurteilen. Dein Bruder allerdings… Es ist ganz deutlich, dass du für ihn die wichtigste Person in seinen Leben bist. Er liebt dich, als seine Schwester.“ Green sah aus dem Augenwinkel zu ihm und fragte leise:

„Woher willst du das wissen…?“ Gary antwortete in einen belustigten Tonfall:

„Das ist nun wirklich offensichtlich. So einen Aufstand wie er um dich macht. Vorhin hätte er mich wegen dir fast umgebracht! Es wundert mich, dass du selbst daran zweifelst.“ Green lächelte schwach und nickte.

„Wie „vorhin“?“ Gary sah weg.

„Weißt du… Ein gewisser Rotschopf hatte den genialen Plan, wir könnten ja eine Rettungsaktion durchführen… Reicht das?“ Green lachte.

„Das hört sich wirklich nach Sibi an! Auf so eine Idee kann auch nur er kommen! Ihr habt euch echt die Mühe gemacht, hier her zu kommen?“

„….Ist doch logisch.“

„Ich vermiss Sibi…“

„…“

„Ich merke richtig, dass ich ohne diesen Chaoten nicht so eine Gute Laune habe, wie sonst! Er fehlt mir!“

„…Ja. Ihr beide seit ja auch ein…. Perfektes Paar.“

„Hm? Wie kommst du denn darauf?“

„Er liebt dich… und ihr passt doch perfekt zusammen, zwei Chaoten.“ Green federte sich von der Wand und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich ihn nicht mehr liebe! Dazu kommt das Sibi und ich uns viel zu ähnlich sind! Zu ähnlich ist nicht gut, dass passt denn wider rum nicht.“ Green zwinkerte und sagte:

„Denk bloß nicht, dass ich ihn lieber mögen würde als dich! Nur weil ich mich auf den ersten Blick besser mit ihn verstehe. Ihr seid mir beide unheimlich wichtig! Sibi ist mein bester Freund und du…“ Green geriet ins Stocken, denn ihr fiel wieder das Gespräch mit Seigi ein:

„Vielleicht hast du ja auch… andere Gefühle für ihn…“

„…„Andere Gefühle?““

„Naja. Gary siehst du vielleicht nicht als Freund, sondern als Bruder oder Lehrer, Vertrauter…Oder… Ist er womöglich dein Geliebter?“

Ja… was war er denn nun? Damals war sie sich ihren Gefühlen so sicher und jetzt? Jetzt wusste sie nicht was sie sagen sollte. Die beiden Dämonenbrüder waren ihr gleich wichtig, doch jeder auf eine andere Art… Aber wenn Siberu ihr bester Freund war, was war Gary denn? Nur der Zweitbeste? Als Green Seigis Antwortmöglichkeiten durchging hatte sie die Antwort plötzlich klar auf der Hand. Wie konnte sie nur so dumm sein! Das war doch so offensichtlich!

„Gary…“ Er wagte es sie anzuschauen, denn ihre etwas längere Pause, hatte in ihn kein Gutes Gefühl geweckt.

„... Du bist immer da wenn ich dich brauche, egal ob es nun um das Kämpfen geht oder ob es nur der normale Schulalltag ist… Ich kann dir alles erzählen, sogar meine tiefsten Geheimnisse würde ich dir beichten… du hörst mir immer zu und hast für meine Probleme immer eine Lösung… Auch wenn sie dich manchmal gar nichts angehen. Weißt du… dieses Gefühl des Verlasses ist für mich unheimlich wichtig… da ich früher nie Jemanden hatte, mit dem ich so offen reden konnte wie mit dir… Du bist für mich…. Sehr wichtig…“ Green atmete kurz durch und sah dann lächelnd auf:

„Du bist mein Vertrauter, Demjenigen dem ich am aller meisten vertraue!“

Gary spürte wie er rot wurde. Was sollte er darauf antworten? Wahrscheinlich würde er nur Gestammel zu Stande bringen. Er hätte niemals erwartet dass Green so etwas sagen würde. Das er für sie, in einer so verhältnismäßig kurzen Zeit, so wichtig geworden war. Er hatte es nicht einmal bemerkt! Gary hatte wirklich oft gedacht, dass Green seinen Bruder um einiges lieber mochte als ihn. Bei den beiden war deren Zuneigung so offensichtlich! Und jetzt… jetzt das… wie sollte er darauf reagieren? Was sollte er ihr antworten? Wie sehr sie ihn beruhigten? …Sollte er ihr sagen wie froh er in Wirklichkeit über ihre Worte war…?

Doch Green erwartete keine Antwort, es reichte wenn er wusste, wie wichtig er für sie war. Sie hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und lächelte ihn unaufhaltsam an.

„Du brauchst nicht antworten, es reicht wenn du es weißt! Aber eins ist jetzt klar: Denke nie wieder ich würde Sibi lieber mögen als dich!“ Das einzige was der Dämon zustande brachte, war ein zögerndes Nicken. Den in Gedanken war er immer noch bei dem was Green gesagt hatte. Daher überhörte er Green Frage fast, als sie fragte ob er und Siberu in der Menschenwelt bleiben würden. Erst als Green ihn das zweite Mal fragte war er fähig zu antworten:

„… Wir sind da, wenn du zurückkommst. Mach dir darüber keine Gedanken… Wir werden auf dich warten.“ Green grinste, auch sie war jetzt rot geworden und sah lieber in eine andere Richtung.

„Versprichst du es…?“ Gary antwortete nicht und Green wollte gerade aufschauen als Gary ihr plötzlich etwas um den Hals legte. In den paar Sekunden wo deren Gesichter nur ein paar Zentimeter von einander getrennt waren, sahen sich die beiden in die Augen. Doch es waren nur ein paar Sekunden.

Green sah sich das an, was Gary ihr umgelegt hatte. Es war sein Anhänger.

„Aber Gary! Das kann ich doch nicht geschenkt bekommen, denn hast du doch von Sibi…“

„Ich schenk ihn dir auch nicht. Ich leih ihn dir. Du gibst ihn mir zurück, wenn du wieder kommst. So gesagt, als Glücksbringer, okay?“ Greens Gesicht hellte auf und sie nickte eifrig. Als die ersten Sonnenstrahlen Greens Gesicht trafen, sah Gary etwas an ihrem Ohr aufglänzen. Die Ohrringe.

Green bemerkte seinen Blick und sagte mit einem leicht belustigten Tonfall:

„Ja, glaubst du denn, ich würde sie nicht tragen? Immerhin stehen sie mir so gut, es wäre eine Schande, würde ich sie nicht tragen!“ Gary wollte gerade antworten, als beide Greys Stimme über sie hörten, der nach ihr rief. Sie hatten gerade Kari gefunden.

Green seufzte, zeit für den Abschied. Sie ging auf Gary zu und sagte:

„Danke, für alles…“

„Ist doch selbstverständlich…“ Nein, dass war es nicht und das wussten beide. Immerhin sollten sie Feinde sein. Sie sollten sich hassen.

Green hob die Hand.

„Grüß Sibi… und vergiss nicht ihm zu sagen das ich ihn lieb hab und ihn vermisse, ja?“ Gary nickte.

„Pass auf dich auf, Green.“
 


 

*fleeeeeeeeeeeeeeeeeeeeenn*

Is das waaaaaaaaaaaaai TuT

GxG 4 evaaa ;_;
 

Tolles Nachwort.
 

Höhö xD

Rettender Engel

Rettender Engel
 


 

Das Leben im Tempel war gar nicht so eintönig wie Green es sich vorgestellt hatte. Ganz im Gegenteil sogar! Grey hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht Green das Leben so angenehm und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Was als Wächter recht einfach war. Green hatte vorher nie darüber nachgedacht, dass einem mit der Fähigkeit der Teleportation die ganze Welt offen stand. Daher war sie auch recht überrascht, als Grey plötzlich fragte, ob sie einen Tag in Paris verbringen wollten. Natürlich hatte sie sofort zugesagt und da es den Geschwistern auch nicht an finanziellen Mitteln mangelte, waren sie erst einmal ausgiebig shoppen gegangen. Green kam es so vor als würde Grey 100m Stoff bestellen, doch zum Glück war nicht alles Weiß und sie durfte sich sogar selbst ein paar Farben aussuchen. Green war natürlich in jedes teures Geschäft gegangen und hatte zig verschiedene Kleider anprobiert. Allerdings weigerte Grey sich dafür Geld auszugeben, er prägte sich das ein was Green am liebsten mochte und sagte ihr, er könnte das besser. Es war sogar in einem Geschäft so weit gekommen, das Grey mit einem Pariser Schneider diskutiert hatte, über dessen Kreationen. Nachdem Green ihren großen Bruder davon abgebracht hatte, hatten sie das Louvre besichtet und Green hatte versucht Grey davon zu überzeugen, das sie Geld genug hätten um die Mona Lisa zu kaufen. Grey vertrat jedoch die Meinung das, dass Kunstwerk nicht hübsch war. Natürlich durfte der Eifelturm nicht fehlen und so aßen sie in einem Cafe in der Nähe des Turms, zu Mittag und sahen ihn sich danach genauer an.

Und so ging es fast in jeder Hauptstadt, der Menschenwelt. Egal ob es nun New York, Madrid, Kairo, London oder Mexiko City war. Nur nach Tokio wollte Grey nicht, auch nicht als Green ihm vorgeschlagen hatte, ihm die Stadt zu zeigen. Er fühlte sich so oder so nicht wohl, wenn er von Wolkenkratzern umgeben war. Das war wahrscheinlich ein größerer Grund als das er Green von Tokio fern halten wollte. Dazu kam noch die unreine Luft. Auch nachdem sie von New York zurückgekommen waren, ging es ihm nicht gerade perfekt. Dennoch war es offensichtlich dass Grey Greens Nähe genoss. Was Ryô freute, er hatte seinen Herren selten so ausgelassen erlebt und seine Gesundheit hatte sich trotz deren Reisen nicht verschlechtert. Sondern eher verbessert. Dennoch machte der Tempelwächter sich ins geheim Sorgen um seinen Freund, denn seine geliebte Schwester würde nicht ewig bleiben…

Zwei Monate ging es so, dass die beiden Geschwister jeden zweiten Tag irgendwo in der Welt unterwegs waren, als Grey sich plötzlich bei Green entschuldigte, dass er heute keine Zeit habe. Am Vortag hatte er ihr noch versprochen, dass sie Kioto besuchen wollten, daher war Green etwas beleidigt. Doch auch Grey war nicht gerade überglücklich darüber.

„Es tut mir Leid Green. Aber die Sache lässt sich nicht weiter aufschieben.“

„Was für eine Sache überhaupt?“

„Der Ost und Westflügel muss endlich restauriert werden. Das siehst du hoffentlich auch ein?“ Green nickte und Grey fuhr fort:

„Daher muss ich heute zu unseren dritten Stützpunkt und mit dessen Leiter sprechen.“ In Greens Gesicht stand ein großes Fragezeichen geschrieben.

„Dritter Stützpunkt? Ich dachte… Der Tempel wäre der einzige…“

„Denn würden hier wohl mehr Wächter leben, oder Green?“

„Mehr Wächter?! Ich dachte es gäbe nur uns!“ Grey sah sie belustigt an, auch Ryô musste schmunzeln und Grey antwortete:

„Aber nein! Natürlich gibt es mehr! Wir sind doch ein ganzes Folk, glaubst du etwa wir bestehen nur aus 15? Wir kommen zwar nicht mehr an die Dämonenanzahl ran, aber nach dem letzten Krieg sind wir Wächter wohl immer noch 1500…“

„WAS?! Wieso zum Teufel weiß ich davon nichts?! Und warum hab ich noch nie welche getroffen?!“ Grey seufzte und begann zu erklären:

Am Ende des letzten Elementarkrieges wurden alle Wächter aus Dem Tempel evakuiert. Das waren cirka zweihundert Wächter. Die dort gelebt hatten, flohen zu den Stützpunkten, einige Wenige allerdings auch in die Menschenwelt. Es gab fünf Stützpunkte. Jedoch war die zweite vollkommen dem Erdboden gleich gemacht. Damit war der letzte Krieg eingeleitet worden. Die meisten Wächter lebten nun auf der dritten, die den Namen „Sanctu Ele’saces“ trägt. Diese ist auch die größte, nach der zerstörten zweiten. Was Green wunderte, sie hätte damit gerechnet das der Tempel der größte war. Doch Grey sagte dass Der Tempel nicht dazu ausgelegt war, als Wohnsitz zu dienen. Schon gar nicht für alle. Sondern nur für die Hikari und die wichtigsten Wächter. Auch nachdem der Krieg vorbei war, waren die Wächter nicht in ihr Zuhause zurückgekehrt. Was Green sehr wunderte. Immerhin war dies doch ihr Zuhause. Grey erklärte dass Der Tempel nach dem letzen Kampf noch schlimmer aussah, als jetzt. In der Zeit als Grey tot war, hatten die Wächter sehr hart daran gearbeitet ihn wieder auf den Stand zu bringen wie er einst war. Nur die beiden Flügel fehlten noch. Da dort auch die härtesten Kämpfe stattfanden.

„So Green, noch Fragen?“

„Ja. Ich versteh immer noch nicht wieso nur du, Ryô und Itzumi hier leben.“ Es traf Grey das sie sich selbst nicht mitzählte, doch er ließ sich nichts anmerken. Green fuhr unbeirrt fort:

„Warum leben z.b Tinami oder Kaira nicht hier? Oder die anderen? Die, die geflohen sind. Jetzt ist Der Tempel doch wieder bewohnbar.“

„Es ist nicht normal im Tempel zu leben, wenn die Hikari es nicht tut.“

„Hä? Ich verstehe nicht…“

„Wenn du hier leben würdest, würden wohl auch andere es tun. Es war früher normal das alle hochrangigen hier lebten, deren Kinder taten es ihnen gleich. Doch wo sind die ganzen hin? Sie leben jetzt alle in der Menschenwelt, so wie Tinami-san oder Ilang. Um wem sollen sich die anderen Wächter den scharren, wenn die wichtigsten alle in der Menschenwelt leben – insbesondere du? Daher bleiben die Wächter unter sich und trennen sich nicht auf. Gemeinsam sind wir stark. Nicht alleine und aufgesplittert. Verstanden?“ Green nickte etwas unsicher.

„Wenn ich hier also leben würde, würden die Alten denn zurückkehren?“

„Ich denke das hängt nicht nur von dir ab, sondern auch von den Anderen.“ Green überlegte kurz und wechselte dann das Thema:

„Sag mal Onii-chan… Wie viele Dämonen gibt es denn?“ Sofort sah der Angesprochene finster drein und antwortete:

„Zu viele!“

„Zahl?“

„Ändert sich ständig, da sie sich auch unter einander umbringen. Laut der letzten ungefähren Zählung… mindestens 5000… es wird aber mit 10.000 gerechnet.“

„Boah, die sind aber fleißig…“ Grey verschränkte die Arme und sagte finster:

„Vermehren sich wie die Raten, diese Mistviecher.“ Seine Schwester wollte gerade empört antworten, als eine Mädchenstimme sie unterbrach:

„Schwester Green!“ Ehe Green sich versah war Kari ihr um den Hals gesprungen. Itzumi, die mit Kari gekommen war, stellte sich neben Grey und er fragte:

„Macht sie irgendwelche Fortschritte?“

„Nein, es ist alles beim Alten.“ Grey seufzte und sah zu dem kleinen Mädchen, dass Green wieder runtergelassen hatte. Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass sie eine Wächterin war. Es war zwar unumstritten das dass sie die Erdeerbin war, jedoch hatte das überhaupt keinen Einfluss auf ihren Körper oder Seele. Kari konnte die Schrift der Wächter nicht entziffern und die Sprache weder verstehen noch sprechen. Sie war zwar keine geborene Wächterin, doch auch Firey beherrschte die Sprache. Durch das Element, dass den Menschen auserwählt hatte, müssten diese Fähigkeiten mitgegeben sein. Das war jedoch nicht das einzige, was Kari fehlte: Sie konnte keine Magie beschwören – nicht einmal einen Funken! Seit zwei Monaten war sie jetzt schon im Training, ohne Erfolg. An den Dämonen und ihren Angriff, konnte Kari sich nicht einmal erinnern. Doch was sowohl Kari und Green nicht wussten war, dass das was das Waisenhaus vorher zerstört hatte, ebenfalls Kari gewesen war… Wenn sie nicht schnellstens dafür sorgten das Kari ihre zerstörerischen Fähigkeiten unter Kontrolle brachte, würde das Mädchen zu einer unberechenbaren Mordwaffe mutieren…

„Grehey!“ Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah zu seiner Schwester, die ihre Hände in die Hüfte gestemmt hatte und ihn prüfend ansah.

„Öh ja?“

„Träumst du? Ich hatte dich gerade gefragt, ob du mich mitnehmen kannst, zu diesen Stützpunkt!“ Grey besah sich seine Schwester skeptisch an.

„Nicht in diesen Aufzug!“ Denn Green trug einen langen lila Rock und ein weißes Oberteil. Es war auch von Grey, allerdings hatte er es erst nach langen diskutieren gemacht, weil es nun mal lila war. Erst nachdem Green mit dem süßesten Lächeln gesagt hatte, dass sie seinen Kleiderstil ja so über alles liebe und sie ja so gerne tragen würde, doch sie möge die Farbe Weiß einfach nicht. Erst danach, hatte er nachgegeben.

„Was hast du dagegen? Es ist immerhin von dir!“

„Weißt du wie viele Wächter dich gleich anstarren werden?“

„Na und? Sollen die mich doch anstarren, immerhin bin ich nicht hässlich!“

„Darum geht es nicht. Du bist die Lichterbi-“

„Oh Bitte, Grey! Jetzt fang nicht schon wieder mit diesem Palavere an! Ich ziehe das an was ich will, mir egal ob ich einen Platz zu vertreten habe oder nicht. Die anderen Wächter müssen sich wohl oder übel damit abfinden, dass ich einen anderen Geschmack habe!“

„Ich diskutiere dieses Thema nicht noch einmal mit dir. Entweder du ziehst dich um, oder du kommst nicht mit. So einfach.“ Green öffnete den Mund um zu reagieren, schloss ihn dann wieder. Sie sah ihren Bruder an, dass er es ernst meinte und sie wollte unbedingt die anderen Wächter sehen. Aber sich dafür darauf einlassen? Das wäre einer der wenigen Male, wo Green einen „Streit“ gegen Grey verlieren würde.

„Gut von mir aus. Aber such mir das nicht so was Aufgetakeltes aus!“ Greys Gesicht hellte auf und grinsend antwortete er:

„Keine Sorge Schwesterherz. Ich habe da schon eine Vorstellung…“ Warum hatte Green plötzlich ein ungutes Gefühl…?
 

„WOAH! Die Wächter müssen in Geld SCHWIMMEN!“ War das Erste was Green herausbrachte, nachdem sie ein paar Sekunden geschockt war, von dem was sich vor ihr bot: Hohe weiße Häuser, gesäumt mit den gleichen Säulen des Tempels, sie standen in reih und glitt und bestanden mindestens aus zwei Stockwerken. Einige waren auch größer. Keins ähnelte dem Anderen, alle waren nach anderem Muster gebaut worden. An vielen Balkonen hingen bunte Blumen herunter und die Wege waren breit und wurden von kleinen Kanälen, mit kristallklarem Wasser umrandet. Der Steinboden war verziert mit den Wappen der Wächter, die hohen Straßenlaternen, die ebenfalls aussahen wie Säulen, waren schön verschnörkelt und auch hier hingen Blumen herunter. Die Straßenschilder waren ebenso verziert. An einigen Stellen standen Wächter aus Stein, an denen eine Gedenktafel errichtet worden war. Auch so waren mehrere Denkmäler vorhanden.

Doch das was Green am meisten die Sprache verschlug, waren die Ihresgleichen. So viele Wächter auf einmal! Einige saßen unter Bäumen, entspannten oder lasen sich gegenseitig laut vor. Kleine Wächter liefen lachend an den beiden Geschwistern vorbei. Einige Naturwächter unterhielten sich gerade angestrengt darüber, welche Blumenart am besten für eine Verzierung geeignet war und Andere, wiederum waren einfach in Gruppen unterwegs und redeten munter vor sich hin. Wächterfamilien, die Hand in Hand gingen, das Kind zwischen ihnen, oder auf den Schultern. Alle sahen irgendwo glücklich und zufrieden aus, niemand war ausgeschlossen oder ging alleine.

Sofort fiel Green auf, dass nicht nur die Hikaris in Farbübereinstimmung lebten. Die anderen Wächter taten es auch. Deutlich konnte man erkennen wer welches Element besaß; Die Wasserwächter waren in blau, die Zeitwächter in Lilatöne, die Naturwächter in Grün u.s.w. Die kleinen Wächter trugen alle die gleiche Uniform, jedoch immer in den Farben denen sie auch zugeordnet waren. Die Älteren trugen alles, egal ob es Mode im Grey-stil war, Kleidung die man ebenso gut in Tokio gefunden hätte oder pures Antik. Doch alle waren sich einig welche Farbe sie trugen und irgendwo fand man an jeden deren Wappen.

Natürlich fiel Green da mit ihrem weißen Kleid auf.

Es vergingen keine fünf Minuten, ehe der junge Hikari die gesamte Aufmerksamkeit gehörte. Die Wächter, an denen sie vorbei gingen, verbeugten sich, senkten ehrfürchtig den Kopf vor ihr. Sogar die Kinder unterbrachen ihr Spielen, rannten zum Weg, um es den Älteren gleich zu tun. Green war nahe dem Nervenkollaps - hätte Grey sie nicht warnen können?! Sie wusste überhaupt nicht wie sie reagieren sollte. Grey war die Ruhe selbst und schien es überhaupt nicht zu sehen.

„Grey, was soll ich machen?!“, flüsterte die auf Japanisch, in der Hoffnung das nicht allzu viele sie verstanden.

„Nichts. Sie erwarten keine Reaktion! Geh einfach weiter“, antwortete er. Grey sah ihr allerdings an, dass seine Worte sie nicht gerade beruhigten. Seine Schwester stand total neben der Spur.

„Mama, warum hat Hikari-sama denn keine weißen Haare?“ Hörte Grey ein Mädchen fragen.

Auch Green hatte es auch gehört und bereute vollends, dass sie mitkommen wollte. Die Mutter hielt ihrer Tochter die Hände vor dem Mund und sah beschämt zu Boden. Grey, der ahnte was Green vorhatte, wollte sie gerade an der Hand nehmen, doch schon zu spät. Sie war stehen geblieben und bückte sich, so dass sie mit dem Kind auf gleicher Höhe war.

„Wie heißt du?“

„Hi-Hikari-sama… ich bitte vielmals um Verziehung…“, antwortete ihre Mutter.

„Ich hatte Eure Tochter nach dem Namen gefragt, aber sie kann schlecht antworten, wenn Sie ihr den Mund zu halten.“ Green grinste die fremde Wächterin an und diese ließ ihre Tochter los.

„Also, wie heißt du?“

„Iria…“

„Okay, Iria. Du fragst dich also, warum ich keine weißen Haare habe? Die Antwort ist ganz einfach: Weil die Farbe Weiß, mich ebenso wenig mag, wie ich sie!“ Das Mädchen sah sie mit großen Augen sprachlos an und Green fügte hinzu:

„Außerdem mag ich meine Haare und bin froh dass sie nicht weiß sind! So sieht man mich wenigstens immer!“ Dann stand sie auf und sagte zur Mutter:

„Eine süße Tochter haben sie da! Passen Sie gut auf sie auf! Einen schönen Tag noch!“ Mit diesen Worten und einem großen Lächeln drehte sie sich zu Grey um, der aussah als hätte er den Teufel persönlich vor sich.

Green lächelte ihn entschuldigend an, ihr ging es schon viel besser.

„Welche Richtung?“ Keine Antwort. Dann seufzte er, nahm Green an der Hand und führte sie von der sprachlosen Menge weg, bis um eine Ecke, wo eine etwas ruhigere Straße vor ihnen lag.

„Was sollte das, Green?!“

„Was denn? Ich habe nur meine Meinung gesagt.“

„Ja, und wie...!“

„Ach, ist doch nicht so schlimm! Ich will dir etwas ganz Anderes fragen…“, sagte Green während ihr Blick an einem etwas größeren Kuppelförmigen Gebäude hing.

„Was denn?“

„Mutter und du, ihr seit am Tage meiner Geburt gestorben, richtig?“ Greys Schritte wurden langsamer und er tat so als würde er die geschmückten Laternen begutachten. Er wusste worauf sie hinaus wollte. Was sollte er dann antworten? Da Green ein Sonderregelfall war, hatte er die Erlaubnis dazu, sie anzulügen. Aber, das wollte er nicht…

„Grey, warum also… Bin ich, als geborene Wächterin, in einem Waisenhaus, ohne Familie aufgewachsen, wenn hier Meinesgleichen leben? Ich hätte hier genauso gut groß werden können, ich hätte sogar Kontakt zu dir und Mutter gehabt!“ Sie nahm seine Hand und zwang ihn sie anzuschauen, dennoch wich er ihrem Blick aus.

„Grey! Sag mir den Grund!“ Es war zwar nicht so, dass sie es bereute als „Mensch“ aufgewachsen zu sein, aber die Jahre im Waisenhaus gehörten gewiss nicht zu ihren Schönsten. Und was hatte das für einen Grund? Sie war immerhin eine Hikari, damit ranghöchste Wächterin. Da stand es ihr jawohl zu, „normal“ aufzuwachsen. Sicherlich gab es unzählige Wächterkinder, die ihre Eltern dank des Krieges verloren hatten und von anderen aufgezogen wurden – warum nicht Green?!

„Grey… Onii-chan…“ Noch inständiger als zuvor sah sie ihn an und diesmal wich er ihrem Blick nicht aus. Er sah unheimlich elendig aus, Green sah ihm an, dass er darunter litt. Dennoch holte er tief Luft und sagte:

„…Das liegt an der Vorhe-“ Doch Grey kam nicht weit, denn eine junge Frau, rannte so stürmisch an Green vorbei, dass Diese sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und Grey konnte sie gerade noch vor dem Sturz bewahren.

„SHITAYAAA!“ Green drehte sich nach der Übeltäterin um, die das gerade gerufen hatte und sah, wie die Wächterin einem blauhaarigen Wächter in die einladenden Arme lief. Der Wächter hob sie mit Leichtigkeit hoch und drehte sie ein paar Mal, ehe er sie absetzte.

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, Shiya-chan! Drei Tage warst du weg! Ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen…“, sagte sie und Tränen flossen aus ihren Augen, die er ihr mit einem Lächeln wegwischte.

„Es geht mir gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Säil. Ich habe mir mehr Sorgen um dich und unsere Tochter gemacht…“ Säil lächelte und lehnte ihre Stirn an Seine.

„Du Dummkopf, ich bin doch erst im vierten Monat… Du solltest bei deinen Gedanken lieber beim Kampf sein, ansonsten passiert dir noch was…“

„Ich mache mir aber lieber Gedanken um dich… Die sind schöner…“ Green wand sich von diesem glücklichen Pärchen ab, ehe sie eifersüchtig wurde und die beiden Geschwister gingen weiter die Straße entlang. Bis sie zu einem Straßenschild ankamen, auf dem Green folgendes lesen konnte:

„Sanctuarian“, „Friedhof“, „Training Area“ und “Sanctu Ele’saces Zentrale“.

„Was ist das „Sanctuarian“?“, fragte Green.

„Das Hospital.“ Green nickte.

„Und wo sollen wir hin?“ Grey sah ebenfalls auf das Straßenschild und dann in die Richtung des Friedhofes. Green konnte es sich denken.

„Liegt dein Vater dort…?“

„Hast du etwas dagegen… wenn wir…?“ Ohne zu antworten, ging Green in die Richtung des Friedhofes. Grey blieb kurz stehen, dann lächelte er. Er wusste warum ihn seine Schwester zu viel bedeutete…

Greys Vater war einer der Wenigen die auf menschliche Art beerdigt waren, wenn man es genau nahm: Der Einzige. Der graue Grabstein stand unter einer hohen Eiche und von dort aus konnte man auch das Ende der Insel sehen. Es lag abgesondert von dem Rest und kaum ein Laut der Straße drang herüber.

Auf dem grauen Grabstein saßen Vögel aus Stein, bemalt mit blauer Farbe. Der Text war auf Englisch geschrieben, es hätte ebenso gut ein Menschengrab sein können, wenn nicht das Wappen der Windwächter, der Kaze, eingraviert gewesen wäre.

Doch Greens volle Aufmerksamkeit gehörte den hellblauen Blumen, die mit einer weißen Schleife zusammengebunden vor dem Grab lagen und sachte im Wind wehten.

Grey bemerkte den Blick seiner Schwester und sagte:

„Mutter kommt jeden Tag. Offensichtlich war sie heute auch schon hier…“

„Sie muss ihn sehr geliebt haben…“

„Ja. Sie hat mir früher viel von ihm erzählt. Ich wünschte ich hätte Vater auch kennen gelernt…“ Ein Windhauch wehte Grey die Haare vor die Augen, so dass Green seinen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Dennoch nahm sie seine Hand und sagte:

„Ich auch.“ Grey antwortete nicht, doch Green spürte dass er ihre Hand ein wenig fester drückte. Green sah auf die Jahreszahlen. Der Arme war gerade einmal zwanzig geworden, jünger als Grey jetzt.

„Der Dämon der die Beiden getrennt hat, muss ein richtiges Arschloch gewesen sein“, sagte Green säuerlich. Grey sah sie mit einem unsicheren Lächeln an, sagte jedoch nichts wegen dem Schimpfwort.

Er war schlimmer.“
 

Green und Grey betraten die kreisrunde Einganshalle der Zentrale. Das Dach war kuppelförmig und bestand aus Glas, dadurch war die marmorne Halle erfüllt von Licht. Auf dem Boden war das Wappen der Wächter eingraviert und an der Wand standen acht steinerne Wächter in Lebensgröße. Vor Einer war eine Gruppe von jungen Wächtern versammelt – sie konnten nicht älter als acht sein. Ein alter Wächter zeigte auf die Statue und fragte, ob jemand wisse wer es sei. Ein kleiner Junge, von der Haarfarbe her, würde Green sagen dass es ein Wasserwächter war, sprang auf und ab bis der Lehrer ihn dran nahm.

„Mizu-kami-sama! Meine Vorfahrin!“ Der Lehrer lobte ihn für die richtige Antwort und die Gruppe ging weiter, genau wie Green und Grey. Der Gang den sie jetzt betraten war ebenfalls aus Marmor und dieser war ebenfalls vom Sonnenlicht erfüllt. Es herrschte eine bedrückende Stille. Doch auch hier waren Wächter unterwegs, sie redeten miteinander im Flüsterton und niemand lief, auch nicht die Jüngeren.

„Onii-chan?“ Grey horchte auf und sah Green mit einem fragenden Blick an.

„Ja?“

„Was war das gerade? Also…“

„Da wurde gerade „Geschichte der Wächter“ unterrichtet. Ich denke das war der erste Jahrgang.“ Jetzt wo Green und Grey langsam gingen und die Hikari nicht damit beschäftigt war alles anzustarren, fiel ihr auf das die Wächter die Green, oder auch Grey, sahen und deren Wappen erkannten, ehrfürchtig den Kopf neigten.

„Achso. Grey, was gibt es denn für Fächer? Du hast mir nie so wirklich gesagt das Wächter zur Schule gehen…“

„Weil ich davon ausgegangen bin, dass es logisch ist. Green, woher sollen Wächter den ihr Wissen haben, wenn niemand es ihnen beibringt? Das Kämpfen kommt auch nicht von allein und die Kontrolle über sein Element auch nicht.“

„Erklärst du es mir bitte?“ Er nickte und fing im Flüsterton an:

„Die Wächterschule besteht nur aus drei Jahren, die man von seinen achten bis zum zehnten Lebensjahr belegt. Die Schule ist ganztags und es gibt weder Ferien noch Wochenenden. Es gibt folgende Fächer: „Geschichte der Wächter“ „Elementarkenntnis“ „Wächterisch“ „Dämonologie“ und dazu mindestens noch eine Menschensprache, Anzahl allerdings unbegrenzt. Die Meisten wählen Latein oder Hebräisch, will diese unsere Sprache noch am ähnlichsten sind.“

„Das ist doch unschlau. Diese Sprachen werden doch sowieso nicht mehr gesprochen.“ Grey zuckte mit den Schultern.

„Du glaubst doch nicht wirklich dass das von Interesse ist?“ Green stimmte ihm zu und jetzt, da sie über einen Hof gingen, sah sie neugierig zu wie ein Naturwächter Jüngeren beibrachte Pflanzen wachsen zu lassen. Als die beiden Geschwister wieder ins Gebäude eintraten, konnte man von beiden Seiten, durch Fenster in die Klassenzimmer sehen. Green blieb stehen und sah durch eines hindurch. Von dem was auf der Tafel stand, würde sie meinen, es wurde gerade Dämonologie unterrichtet. Die kleinen Wächter saßen still, hörten ihrem Lehrer neugierig zu. Einige machten sich Notizen. Vor ihnen auf dem Tisch, lag bei jedem die Dämonen Enzyklopädie. Green erkannte den Lehrer auf dem ersten Blick wieder, es handelte sich um ihr Vorfahre; Hizashi. Also befand er sich in einem Eciencé Körper, doch seiner war, im Gegensatz zu Seigis, fest und auf dem ersten Blick wirkte er, als wäre Hizashi noch am Leben.

Hizashi sah auf und traf Greens Blick. Zu ihrer Verwunderung, lächelte er und hob freundlich die Hand. Green tat ihm das, ein wenig unsicher, gleich und er wand sich wieder seiner Klasse zu.

„Was macht Hizashi denn hier?“ Grey gesellte sich zu ihr und antwortete:

„Hizashi-san ist der Lehrer für dieses Fach. Er hatte in seiner Kindheit die aller besten Noten in diesem Fach und bis heute hat ihn niemand geschlagen. Immerhin hat er alle Teile der Dämonen Enzyklopädie verfasst. Er ist eine Spezialist auf diesem Gebiet.“ Die Angesprochene konnte nicht drum herum zu grummeln, was Grey nicht unerhört blieb.

„Du kennst dich nicht besser aus, als er.“

„Aber ich weiß Dinge, die er in seinen verfluchten Büchern, netterweise ausgelassen hat.“ Green wand ihren Blick wieder zum Unterricht, wo Hizashi seiner Klasse gerade fragte, wie die ersten Dämonen genannt wurden und die Hand eines Naturwächters schoss in die Höhe.

„Sie werden „Teufel“ genannt, Hizashi-senpai!“

„Richtig. Und kann mir jemand sagen, wer die vier Höchsten waren?“ Keiner der Kinder meldete sich. Als Hizashi gerade mit dem Erklären beginnen wollte, sprang eine Zeitwächterin auf. Jedoch so überstürzt das sie zu Boden fiel. Hizashi ließ seinen Zeigestock auf dem Pult fallen und half dem Mädchen auf die Beine.

„Hast du dich verletzt?“

„Nein, Senpai…“

„Doch, du hast deinen Ellbogen aufgeschürft.“ Das Mädchen sah zur Stelle und dann sofort wieder zu Hizashi.

„A-Ach das… das geht schon! Ich will Euren Unterricht um keinen Preis verpassen…“ Er lächelte und legte seine bleiche Hand auf ihren Kopf.

„Du wirst nichts verpassen. Geh schnell ins Sanctuarian und lasse die Schramme heilen. Ich kann das immerhin nicht mehr…“ Sie war hochrot angelaufen und sah ihren Lehrer verträumt an, doch tat dennoch das was er ihr aufgetragen hatte und ging leise aus dem Klassenzimmer. Hizashi stand wieder auf und kehrte zu seinem Unterricht zurück, als wäre nichts passiert. Grey nahm Green am Arm und zog sie weiter.

Green beugte sich vor und grinste ihrem Bruder an.

„Lass mich raten… in Dämonologie hattest du die schlechtesten Noten. Stimmt’s Onii-chan?“ Grey lächelte ironisch.

„Ja, da hast du vollkommen Recht! Das war das einzige Fach in dem ich nur einen Rang Zwei hatte. Zum Abschluss der drei Jahre wird die Leistung bewährtet. Anders als bei euch, gibt es bei uns nur drei Stufen: Rang eins, Rand zwei und drei. Eins ist der Beste.“

„Also genauso wie wir Wächter eingestuft werden.“

„Genau. Auch das kann vom Abschluss beeinflusst werden.“

„Was passiert denn mit denen die es nicht schaffen? Gibt es „Arbeitslose“?“ Grey lachte.

„Schwachsinn! Die Wenigen, und das sind wirklich wenige, die es nicht schaffen, bleiben Unterwächter und haben nur noch eine Chance aufzusteigen: Wenn sie besondere Taten vorweisen können, was schwer ist, denn diese bekommen kaum eine Chance dazu. Im Krieg teilnehmen dürfen sie allerdings schon, genießen jedoch keinen Status. Z.B dürfte ein Unterwächter dich nicht einmal ansehen, geschweige denn ansprechen.“

„Ach du… Und was ist mit den Anderen?“

„Wenn du es genau nimmst… Nur die Offiziere haben das Recht dich anzusprechen. Und diese stehen direkt unter uns Elementwächtern, also mir, Ilang, Tinami-san…“

„Wie viele Wächterstufen gibt es?“

„Von unten angefangen wären das zuerst die Tempelwächter, dann die Unterwächter ohne Rang. Die normalen Wächter und danach die acht Offiziere. Wächter der Elemente – also wir. Zuletzt und an der Spitze…“

„Der Lichtwächter, bezüglich Lichtwächterin“, beendete Green Greys Erklärung und er nickte ihr zustimmend zu. Green seufzte und sagte dann:

„Das heißt, dass ich ganz oben stehe…? Über allen?“

„Über Allen. Ja. Aber erst nach deinen 17ten Geburtstag. Nachdem du die Weihe vollzogen hast.“ Grey bekam bei diesen Gedanken ein flaues Gefühl. Was ist wenn Green niemals so alt werden würde…?

Green sah ihn verwundert an.

„Was für eine Weihe?“

„Oh das! Hatte ich das nicht bereits erwähnt? Alle Hikari vollziehen an ihren 17ten Geburtstag eine Weihe, die sie vollkommen mit ihrem Element „Licht“ vereint und somit zum Oberhaupt aller lebenden Wächter macht. Mutter hat die Weihe mit elf vollzogen.“ Green bekam ebenfalls ein flaues Gefühl, jedoch wegen einem völlig anderen Grund, als Grey.

„Ich will nicht siebzehn werden…“ Grey schwieg kurz, dann lächelte plötzlich leicht errötet.

„…Ich freue mich schon ewig darauf… Weißt du, bevor ich das erste Mal starb, also vor meinem siebten Lebensjahr, konnte ich nicht besonders gut schneidern. Erst als ich erfuhr, dass ich eine kleine Schwester bekommen würde… hab ich ernsthaft angefangen mich damit auseinander zu setzen. Weil… es seitdem mein Traum ist dir für diesen Tag ein Kleid zu machen, das deiner würdig ist. Denn ich bin mir sicher, dass du trotz allen eine gute Hikari sein wirst…“ Green sah ihn verdutzt an. Wie kam ihr Bruder denn darauf? Wenn sie jetzt schon keine Gute war, wie sollte sie es dann sein? Sie war nicht dafür geboren für so viele Wächter – für so viele Leben, die Verantwortung zu übernehmen. Das konnte sie einfach nicht und das wollte sie auch nicht. Doch sie wagte es nicht Grey zu widersprechen, sie wollte seinen Traum nicht ins Wanken bringen. Denn sie fand es unheimlich süß von ihn und mit einem lächeln antwortete sie:

„Ich verspreche dir, dass ich das Kleid anziehen werde ohne mich zu sträuben!“ Ihr Bruder schlug kurz die Augen nieder, dann legte er lächelnd die Hand auf Greens Kopf und sagte:

„…Womit habe ich dich nur verdient…“ Seine Schwester sah ihn ein wenig ratlos an, sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte, also wechselte sie das Thema. Green sprach die Gedanken laut aus, die sie seit dem Thema Dämonologie im Kopf hatte:

„Ach, Grey! Ich werde auch Lehrerin für Dämonologie!“ Grey klappte der Mund runter und, indem er seine Hand fallen ließ, brachte er ein heißeres „Was?!“ raus.

„Naja, ganz einfach: Dann bringe ich unserer nächsten Generation bei, dass nicht alle Dämonen böse sind. Auf diese Art kämpfe ich gegen diese bekloppten Vorurteile!“ Grey musste, nach kurzen „geschockt-sein“, schmunzeln. Als ob Green jemals die Erlaubnis dafür bekommen würde…
 

„Kaze-sama! Es ist ja wahrlich eine Ewigkeit vergangen, seitdem ich Euch das letzte Mal gesehen habe! Das letzte Mal waren sie noch sooooo klein!“ Der Zeitwächter Ukario zeigte vom Boden her Greys damalige Größe, mit einem freundlichen Lächeln. Green hatte er schon längst begrüßt: Mit einem Handkuss und einem „Hikari-sama es ist mir eine überaus große Ehre!“, Green hätte ihn danach am liebsten aus dem Fenster befördert, nahm jedoch mit einem gespielten Lächeln den angebotenen Sessel an.

„Es passt sich wirklich gut, dass Ihr hier seit, Kaze-sama.“ Grey legte seinen Umhang ab, ehe er sich setzte und sah zu Green, die natürlich nicht darauf geachtet hatte. Dann wand er sich wieder Ukario zu.

„Ich hoffe es ist nichts Unerfreuliches.“

„Das kann man sehen, wie man will. Es geht um das Element der Illusion.“ Der Angesprochene und Green nahmen eine Tasse Tee entgegen.

„Ah, das hört sich doch gut an! Habt ihr den Menschen gefunden?“

„Ja, aber er ist kein Mensch.“ Grey setzte seine Tasse ab.

„Was? Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“

„Ihr kennt die damalige Zeitwächterin Yuna und Illusionswächter Thalion, nehme ich an?“

„Ähm ja? Sie gehörten zu den Wächtern meiner Mutter. Sie waren glücklich verheiratet.“ Ukario räusperte sich, Green sah ihm an, das da etwas im Busch war.

„Scheinbar nicht so glücklich wie alle dachten…“

„Mit anderen Worten: Thalion ist fremdgegangen“, sagte Green und trank gemütlich ihren Tee. Abermals hüstelte Ukario und Grey sah ihn fassungslos an.

„Ist das wahr?!“

„Ich befürchte, ja… Der Junge ist siebzehn, also ein Jahr vor dem Kriegsende geboren. Er ist bei einem Freund seines Vaters aufgewachsen, ebenfalls ein Wächter. Über die Menschenmutter sind keine Informationen vorhanden.“ Green grinste, hörte sich ganz nach einem One Night Stand an. Das es so etwas bei den Wächtern gab…

„Sag mal,“ fing Green an.

„Ist diese Yuna zufällig die Mutter von Kaira?“ Grey nickte und seine Schwester musste nun das Lachen zurück halten.

„Weiß sie das, mit ihren unehrlichen Bruder?“

„Toki-no-danna hat ihn selbst gemeldet. Der Junge hat sich geheim gehalten“, sagte Ukario und gab Grey eine Akte. Green beugte sich vor, tat so als würde sie mitlesen, doch flüstere zu Grey:

„Warum nennt er Kaira so?“ Ohne aufzuschauen antwortete er:

„Weil er selbst ein Zeitwächter ist. Kaira-san steht somit über ihn und ist für Ukario-san so eine Art Meister.“

„Ah… und was bedeutet „Toki“?“ Grey schielte sie an.

„Das hab ich dir schon oft genug erklärt.“ Die Angesprochene lächelte entschuldigend. Grey seufzte und erklärte:

„Die Tokis sind die Familie der Zeit. Wenn mich nicht alles täuscht, ist diese zusammen mit den Mizus, den Wasserwächtern, die momentan größte Familie.“

„Wenn man die toten Hikaris weg lässt.“

„Versteht sich von selbst.“ Grey sah wieder auf, steckte die Akte in seine Tasche und trank seinen Tee aus.

„Er heißt also Yuuki.“

„Genau, Gensou Yuuki. Sein menschlicher Nachname ist Yoshikawa. Wenn ich gewusst hätte, das Ihr heute kommt, Kaze-sama… denn hätte ich dafür gesorgt das er hier ist.“ Grey winkte mit der Hand a und Green freute sich das Yuuki scheinbar genauso japanisch war, wie sie.

„Das ist nicht schlimm. Wo ist der denn?“

„Ich habe ihn auf ein drei Monate langes Überlebenstraining geschickt.“ Der Windwächter nickte und ging wechselte dann das Thema, weswegen er eigentlich gekommen war. Doch mittendrin unterbrach Grey sich und sagte an Green gewandt:

„Wenn du willst, darfst du dich gern alleine umsehen. Hauptsache du gehst nicht zu weit weg und legst dich mit Niemanden an.“ Ohne lange zu überlegen nahm Green den Vorschlag an, denn das Gespräch mit Ukario wurde ihr langsam zu langweilig. Sie stand auf, verabschiedete sich von dem Zeitwächter und verschwand aus der Tür. Grey sah ihr kurz nach und merkte dann, dass auch Ukario es tat.

„Wie alt ihr Eure Schwester?“

„Sechzehn. Am ersten Junitag wird sie siebzehn.“ Grey gefiel die Wendung des Gespräches nicht und es fiel ihm schwer seine Skepsis zurückzuhalten. Allerdings sah Ukario nicht danach aus, als hätte er Hintergedanken. Grey wollte gerade sein Thema wieder aufnehmen, als sein Gesprächspartner fragte, ob Green einen Verlobten hätte. Grey, der sich gerade Tee nachgefüllt hatte, hustete.

„N-nein hat sie nicht… Weshalb?“

„Schade. Das Aussehen Eurer Schwester ist zwar etwas außergewöhnlich, aber sie ist ohne Zweifel eine hübsche junge Frau. Es würde ihr sicherlich nicht schwer fallen einen Verlobten unter unseren Wächtern zu finden.“ Auch Grey hatte daran keine Zweifel, dennoch antwortete er nicht und Ukario fuhr fort:

„Leider ist der beste Wächter bereits vergeben. Er wäre perfekt dafür gewesen!“

„Wer?“

„Shitaya. Er ist der Offizier des Klimas und ich muss sagen, ich habe lange nicht mehr einen so talentierten Wächter gesehen! Er ist der Anführer der Offiziere, und das zu Recht. Bei keinen seiner Missionen ist je ein Wächter umgekommen. Er ist ein genialer Stratege und bewahrt selbst in den aussichtslosesten Situationen einen kühlen Kopf. Vor vier Tagen hat er die Schutzwächterin Säil geheiratet.“

„Ah, die Beiden hab ich gesehen.“

„Ja, sind die Beiden nicht ein niedliches Paar? Es ist schön zu sehen, dass selbst bei uns noch Eheschließungen aus Liebe existieren. Das Mädchen ist zwar nicht die perfekte Wächterin, aber… was soll man machen? Sie erwartet eine Tochter. Wäre wirklich schön, wenn der kleine Bruder Shitayas, auch ein wenig wie sein Bruder wäre…“
 

„Saiyon!“, rief Shitaya winkend als er sein Brüderchen unter einem Baum erspähte. Doch Saiyon beachtete ihn nicht. Auch nicht als Shitaya direkt vor ihm stand. Er hatte die Augen geschlossen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lehnte an dem Baum.

„Ich bin wieder da, Saiyon! Die Mission lief erfolgreich.“

„Das ist nicht zu überhören, Aniki.“ War das einzige was sein Bruder darauf sagte. Jedoch öffnete er seine Augen. Die beiden sahen sich von Außen ziemlich ähnlich. Beide hatten dieselben ultramarinen Haare, fast sogar gleich lang. Saiyon trug seine als kurzen Zopf und Shitaya hatte seine unten zusammen gebunden, doch zwei lange Strähnen fielen ihn über die Schulter. Beide hatten dunkel grüne Augen. Doch was den Kleidungstil anging, unterschieden sie sich: Saiyon trug ein simples weißes T-Shirt und eine blaue Hose. Sein linker Arm war vollkommen verbunden, nur die Hand ragte heraus. Shitaya hingegen trug eine prachtvolle Uniform, mit Umhang. An einigen Stellen war sie eingerissen und dunkles Blut klebte an ihn. Seine Verletzungen waren jedoch schon geheilt.

„Ich soll dich fragen, ob du heute Abend zusammen mit mir und Säil-chan essen willst! Sie macht unser Lieblingsessen, Brüderchen!“

„Keine Lust.“ Shitaya sah etwas geknickt aus, doch er gab nicht auf:

„Und warum nicht?“

„Glaubst du im ernst, ich schaue zu, wie ihr beide in eure Flirtereien untergeht? Nein, danke, da kann ich mir bei weiten Schöneres vorstellen.“ Shitaya kniete sich halb ins Gras, jedoch ohne mit den Beinen den Boden zu berühren, er wollte seine Uniform nicht unnötig dreckig machen.

„Ich war drei Tage weg, hast du dir überhaupt keine Sorgen um deinen einzigen Verwandten gemacht?“ Saiyon sah ihn mit hochgezogenen Brauen an und sagte:

„Jetzt komm mir nicht mit dieser Tour. Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Warum auch? Du bist doch perfekt. Du verlierst nie.“

„Danke für das Kompliment! Aber ich würde mich dennoch freuen, wenn du auch mal mitkommen würdest.“

„Ich bin ein Unterwächter. Kein Offizier, so wie du.“

„Aber du könntest, wenn du es wirk-“

„Es du nicht etwas vergessen?“, unterbrach Saiyon ihn, und nickte zu seinen linken Arm.

„Ist es schlimmer geworden?“

„Nein. Unveränderlich wie immer.“

„Denn ändere was! Der Atzt hat selbst gesagt das nur du allein dieses Dämonensiegel brechen kannst!“ Saiyon stand auf und schob seinen Bruder beiseite.

„Dieses Siegel wird nie verschwinden und das weißt du!“ So langsam wurde Shitaya wütend. Egal was er tat, immer stritten er und Saiyon sich und das wo Shitaya nur versuchte ihm zu helfen. Doch Saiyon ließ sich nicht helfen – er war ein hoffnungsloser Fall.

„Es wird auch nie verschwinden, wenn du nicht Willen aufweißt endlich etwas dagegen zu tun! Deine Magie wird so lange versiegelt sein, wie du hier faul rumhängst und anderen die Schuld dafür gibst! Es ist deine eigene Schuld, denn nur du selbst kannst gegen dieses Siegel ankämpfen!“ Saiyon drehte sich zu Shitaya um und sagte:

„Ich bin nun einmal nicht so ein perfekter Wächter wie du!“ Mit diesen Worten ging er davon, doch sein Bruder folgte ihn.

„Und weißt du was der Grund dazu ist? Du hast keine Ziele und keine Motivation! Du hast aufgegeben als deine Magie versiegelt worden ist.“

„Ach, und du hättest natürlich weiter gemacht!“

„Ja das hätte ich! Weil ich im Gegensatz zu dir ein Ziel besitze! Ich will meine Familie beschützen.“ Er nahm Saiyon am gesunden Arm, drehte ihn um und sah Saiyon ernst ins Gesicht:

„Und zu meiner Familie gehörst auch du, vergiss das nicht immer.“ Saiyon riss sich von ihm los und ging einfach weiter ohne zu antworten. Auch auf eine Gruppe Wächterinnen die den beiden Brüdern freundlich zuwinkten, achtete er nicht.

„Eine Wächterin würde dir sicherlich gut tun! Liebe ist ein Wunderheilmittel, selbst für dich!“ Saiyon seufzte und während sein Blick über Seinesgleichen glitt sagte er:

„Fang nicht schon wieder damit an, du kennst meine Meinung. Wenn ich mich jemals verlieben sollte, denn muss es „Klick“ machen, wenn ich das Mädchen sehe. Sobald ich sie nur ansehe, muss ich wissen dass sie die Richtige und Einzige ist – Liebe auf den Ersten Blick eben... Und das war mir noch nicht vergönnt. Das wird es auch nicht. Denn alle Wächterinnen die hier leben, sind auf irgendeiner Art immer gleich. Sie sind langweilig… Es ist niemand dabei, in dem ich mich so bedingungslos verlieben könnte, wie du in Säil.“ Shitaya sah seinen Bruder kurz nachdenklich an, klopfte dann mit der flachen Hand auf seinen Rücken und sagte:

„Du stellst zu Hohe Ansprüche, Brüderchen! So eine Frau wie Säil bekommst du nicht!“

„Ich will eben jemand Besonderen, jemand Außergewöhnlichen!“

„Jaja, man merkt; Wir sind doch verwandt!“ Der Angesprochene lächelte schlapp und antwortete darauf nicht. Ein Wächter ging auf Shitaya zu. Saiyon erkannte ihn, es war der Offizier der Natur, einer von Shitayas Kampfgefährten. Daher ließ er seinen Bruder alleine und ging über eine Brücke. Doch gerade als er sie wieder runtergehen wollte, stolperte er über die offenen Schnürsenkel, seiner Stiefel, und fiel die Stufen herunter.

„Argh, verdammt…!“ Saiyon rieb sich den Kopf. Wenn er nur seine Magie einsetzten könnte, denn hätte er den Sturz umgehen können.

„Hey, hast du dir etwas getan?“, hörte der Wächter eine Mädchenstimme über sich sagen. Er schlug die Augen auf und sah direkt in die dunkelblauen Augen der fremden Wächterin. Saiyon öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch das einzige was er konnte war sie anzustarren.

„Saiyon!“ Er hörte es nicht. Immer noch starrte er sie an, die ihn jetzt langsam leicht besorgt musterte. Der Wind spielte mit ihren hellbraunen Haaren, die sie sich mit einer beiläufigen Geste wieder hinter ihrem Ohr strich.

Shitaya kam angerannt und gerade als sein Bruder etwas sagen wollte, wurde er mit dem Kopf in den Boden gerammt und Shitaya ging neben ihn auf die Knie.

„Ich bitte vielmals um Vergebung für meinen kleinen Bruder, Hikari-sama! Er hat es nicht gewollt! Er ist nicht immer so unhöflich… Bitte verzeiht ihm!“

„Ähm, s-schon gut?“ Green wusste wirklich nicht, was das sollte und auch nicht so recht was sie sagen sollte. Shitaya stand wieder auf, zog Saiyon auf die Füße und war bedacht Green ja nicht in die Augen zu sehen.

„Auf Wiedersehen, Hikari-sama…“, sagte Shitaya, mit einer leichten Verbeugung. Sein Bruder sagte gar nichts, immer noch war er sprachlos. Als Green die Hand zum Abschiedsgruß hob, erwiderte er die Geste leicht ungeschickt und wurde von seinen Bruder umgedreht.

Green blieb eine Weile perplex stehen und sagte dann zu sich selbst:

„Was sollte das denn?“
 

„In Lights Namen…“

„IN LIGHTS NAMEN, JA! SAIYON! DAS WAR DEINE PEINLICHSTE AKTION SEIT LANGEN! NEIN! ÜBERHAUPT! WAS HAST DU DIR DABEI GEDACHT?!“ Der Angeschriene reagierte nicht. Er hatte seine Hand auf sein Herz gelegt und sah Green immer noch nach. Erst jetzt war er rot angelaufen.

„Wer war das…?“

„WER DAS WAR?!“ Shitaya nah ihn am Kragen und schüttelte ihn durch.

„DIE KLEIDUNG, SAIYON; DAS WAPPEN, SAIYON! Das war HIKARI-SAMA… KURAI YOGOSU HIKARI GREEN! UND DU, UNWÜRDIGER, MINDERWÄRTIGER, NICHTSNÜTZIGER, PEINLICHER UNTERWÄCHTER HAST IHR TOTAL UNHÖFLICH INS GESICHT GESTARRT!“ Saiyon hörte ihm nicht mehr zu. Er hatte sich aus seinem Griff befreit und begann die gleiche Richtung einzuschlagen wie sie.

„Sie heißt also Green…“ Shitaya war fassungslos.

„Du… äh… was hast du vor?! Und nenn Hikari-sama gefälligst nicht bei ihren Vornamen!“ Saiyon stoppte und drehte sich zu seinem Aniki um. Er hatte Tränen in den Augen.

„Aniki! Es hat „Klick“ gemacht!“

„…Was bitte…?“

„Ich habe mich in diesen Engel verliebt. Sie ist genau die Wächterin auf die ich so lange gewartet habe! Sie ist wunderschön, süß, außergewöhnlich und diese meeresblauen Augen! Sie ist kein typische Wächterin…Green ist etwas ganz besonderes… Ein schwarzer Engel…“ Der Angesprochene war kurz sprachlos. So hatte er seinen Bruder noch nie erlebt.

„…Bist du des Wahnsinns?! Hätte es nicht jemand anderes sein können?!“

„Nein. Ich will nur sie. Punkt Bruder.“ Damit wand er sich entschlossen von seinen Bruder ab und ging weiter. Shitaya blieb kurz stehen, schüttelte den Kopf und lief ihm hinterher:

„Hast du… die Gerüchte über sie denn nicht gehört?!“

„Gerüchte?“

„Sie ist mit zwei Dämonen befreundet! Und sie soll ihre Unschuld den Beiden geopfert haben!“

Saiyon sah ihn mit hochgezogen Brauen an.

„Das Gerücht stammt von Säil.“

„…Na und? Was dagegen?...!“

„Sie war es auch, die das Gerücht in die Welt gesetzt hat, das Die Erhabenen Drei Hikari eine Dreierbeziehung hätten. Wohl bemerkt sind Hikari-Shaginai-sama und Hikari-White-sama Vater und Tochter, aber egal.“

„…Ja okay…“, gab Shitaya zu, Saiyon grinste:

„Da musst du dir bessere Argumente einfallen lassen!“

„Denn gebe ich dir jetzt das Argument das dein Traumschloss zerstören will, Saiyon! So leid mir das auch tut!“ Er nahm ihn beim Arm und zwang Saiyon ihn anzuschauen.

„Was bist du?“

„Ein… Wächter?“

„Ja, ein UNTERwächter und sie?“

„Eine Hikari?“

„GENAU. Du weißt genauso gut wie ich, dass die Hikaris nur die Besten der Besten heiraten dürfen! Ich, als Offizier, bin vielleicht gerade mal gut genug! Du als Unterwächter darfst sie nicht einmal anschauen! Geschweige denn privat ansprechen! Nicht zu träumen von Heiraten!“ Saiyon senkte den Kopf, so dass seine Haare ihm vor dem Gesicht fielen und Shitaya ließ ihn los. Das musste gesessen haben.

„Es tut mir Leid…“

„Aniki…“ Saiyon sah auf und grinste ihn an.

„Das heißt also, ich muss ein Offizier werden, richtig? Wenn ich das geschafft habe, bin ich gut genug für sie!“ Dann drehte er sich um und ging in die andere Richtung. Shitaya blieb stehen. Es war so gut wie unmöglich vom untersten Rang zum Offizier aufzusteigen. Hatten das überhaupt schon welche geschafft? Und trotzdem war Saiyon sich so sicher dass er es schaffen würde? Wo er doch sonst immer überhaupt nichts anfangen wollte, nur tatenlos rum hing und philosophierte? Und was war mit seinem Siegel? Seine Magie war immer noch verbannt. Hatte er durch seine plötzliche Liebe etwa die nötige Motivitation und Willen erlangt um es zu brechen? War die Hikari wirklich der Rettende Engel der Saiyon wieder einen Lebenswillen gab?

„Wo willst du hin, Saiyon?“

„Wohin wohl? Zur Trainings Area!“
 

„Glaubst du Saiyon-kun schafft das?“

„Jetzt, oder er wird es nie schaffen“, antwortete Shitaya seiner Geliebten, um die er einen Arm gelegt hatte. Mittlerweile hatte er bereits seine Kleidung gewechselt und trug seine Alltagskleidung. Die Beiden waren die einzigen die zusammen mit Saiyon auf dem Platz anwesend waren. Saiyon hatte seinen Verband abgelegt und zum ersten Mal seit langer zeit, sah Shitaya das lila Mal, dass von seiner Schulter bis fast zu seinem Handgelenk ging. Als er es das letzte Mal gesehen hatte, war es noch nicht so ausgebreitet. Shitaya hoffe inständig das der Atzt recht behielt und es wirklich ganz allein an Saiyon lag. Denn was würde passieren, wenn das Zeichen seinen gesamten Körper besetzte?

Shitaya biss die Zähne zusammen.

„Du schaffst das, Brüderchen…!“

Saiyon hörte es nicht. Er stand zu weit weg. Der Wächter hatte seine Augen geschlossen und konzentrierte sich. Es war zehn Jahre her, seit er das letzte Mal sein Element beschworen hatte, das des Windes. Aber jetzt musste er es schaffen. Wenn nicht würde er ewig ein Unterwächter bleiben, ewig in den Schatten seines Bruders gestellt und meilenweit entfernt von seinem Engel. Der Gedanke an sie genügte und er bekam Herzklopfen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so wohl gefühlt, so ausgefüllt, so voller Leben.

Und das einzige was er schaffen musste, war ein paar Funken zu erzeugen. Ein paar Funken würden reichen…

Saiyon streckte zuerst den gesunden Arm aus und dann, ganz langsam seinen Versiegelten. Dieser schmerzte bei jeder kleinen Anspannung, doch der Wächter blieb eisern. Er spürte wie das Mal aufleuchtete, doch noch keine Anzeichen auf Windmagie. Die Luft um ihn herum. war unbewegt, kein einziger Windhauch.

Doch sein Arm schmerzte so sehr, als würde er jeden Moment auseinander springen. Tapfer biss er die Zähne zusammen. Er konnte ja nicht sehen, dass das Zeichen rot wurde.

„SAIYON, HÖR AUF!“ Hörte er Shitaya rufen, doch er machte keine Anstalten auf ihn zu hören. Säil hielt ihren Mann fest und sagte:

„Wenn du jetzt dazwischen gehst, wird er es nie schaffen!“ Dann spürten sie es:

Es zog Wind auf.

Er war zwar nicht besonders stark, doch er war vorhanden und sammelte sich um Saiyon. Der Wächter drehte sich um. Freudentränen liefen seinen Wangen herunter und die beiden anderen Wächter sahen auf seiner gesunden Hand, eine kleine Ansammlung von himmelblauer Windmagie.

Das Mal auf seinem linken Arm, war schwarz geworden.

„Aniki! Ich hab es geschafft…! Seit zehn Jahren spüre ich endlich wieder mein Element… ihr könnt euch gar nicht vorstellen… was das für ein herrliches Gefühl ist!“ Auch Shitaya musste seine Tränen zurückhalten, als er seinen kleinen Bruder umarmte und sagte:

„Unsere Eltern wären stolz auf dich gewesen…!“

„Glaub mir, sie werden stolz auf mich sein, wenn ich Greens Verlobter bin!“ Shitaya grinste nur und beide gingen zu Säil.

„Säil-chan! Ich denke wir brauchen heute ein Festessen!“
 


 

Huhuuuu!

Fertig! Und wieder ein Kapi fertig xD! *freu!* Ein reinen Info kapi ^^ ich hoffe es war alles zu verstehen Oo! Und plötzlich haben wir soooo viele Wächter xD! Saiyon, Shitaya und Säil werden allerdings erst in Zukunft (sehr) wichtig werden ^^ und Yuuki taucht vor den dreien wieder auf… kann sich einer denken wie er und Kaira zu einander stehen xD?

Und wie fandet ihr Saiyon öö? Passt er nicht perfekt zu Green Öö? Ob er Ärger mit Grey bekommen wird, wenn dieser von seinen Plänen erfährt xD? Saiyon ist ja ganz schön entschlossen öö … da bekommt er wohl mehr ärger mit zwei gewissen Dämonen als mit Grey xD! Ich denke Sibi würde ihn killen… jop. Ûu! Und Gary…?

Hi-mi-tsu öuö

Ich mag ja alle meine eigenen charas, aber ich denke nicht das Saiyon zu meinen extremen lieblingen gehört Oo aber einer der in diesem kapi EINMAL erwähnt worden ist…….DEN_LIEBE_ICH…. Kann sich einer denken, wer? Ich sage nur…Friedhof öö (nein ich meine nicht Kanori) Öö
 

So… ich denke ich schreib gleich weiter mit Himi Oo! Obwohl ich heute den ganzen Tag schon geschrieben hab xD egal!

Also bis dann ^^
 

Saku

Der Flötenspieler

Der Flötenspieler
 


 


 

„My broken wings still strong enough to cross the ocean with…My broken wings how far should I go drifting in the wind…“

Der Regen ging ununterbrochen auf den Tempel nieder. Nicht gerade das perfekte Wetter um sich aufzuheitern. Green sah auf den leuchtenden Display ihres Mp3-Players, der gerade die letzten Sekunden von Tomoko Tanes „Broken Wings“ einleitete. Sie hatte Itzumi beauftragt ihn aus ihren Zuhause zu holen, da sie selbst immer noch nicht dahin zurückkehren durfte. Seit vier Monaten schon… Vier Monate war es her, seitdem Gary sie gerettet hatte. Immer noch gab es keine Anzeichen dafür, dass Green sich bald auf den Heimweg machen durfte. Im Gegenteil! Das Zimmer welches sie hier hatte, war schon überfüllt mit ihren privaten Sachen, unzählige Kleider hatte sie jetzt schon von Grey bekommen und hingen einsatzbereit im Kleiderschrank und das was Ryô prophezeit hatte, war wahr geworden: Green kannte jeden noch so kleinen Geheimgang im Tempel: Die unterirdischen Gänge entlang des „Sancire“, die Kerkergänge, den Geheimgang in der Bibliothek und sämtliche Abkürzungen. Was ja auch kein Wunder war: Grey ließ sie beinahe jeden zweiten Tag alleine und mit irgendetwas musste Green sich ja beschäftigen. Und da blieben ihr nicht sehr viele Möglichkeiten.

Auch jetzt hatte sie einen Haufen Bücher vor sich und einen Pergament, auf dem sie sich Notizen machte. Nicht gerade ihre lieblings Beschäftigung, aber Grey meinte, auch das gehöre zu ihrem Training. Tz, lesen konnte sie jawohl gut genug.

Green sah auf und zu Kari, die ihr gegenüber saß und eingeschlafen war. Es war nicht verwunderlich das sie müde war: Den ganzen Tag hatten sie nun in einem Leseraum verbracht und Kari konnte die Wächter Schrift nicht verstehen. Was merkwürdig war, denn Grey meinte das diese Schrift bei allen Wächtern angeboren sein müsste…

Green suchte aus dem Bücherhaufen ein paar Bücher die viel versprechend klangen. Viel versprechend für ein Wächter Buch versteht sich. Auch wenn sie schon solange in diesen „goldenen Käfig“ eingesperrt war und Tag aus Tag ein von den Heldentaten der Wächtern und vor allen Dingen der Hikaris lass oder hörte; Gefallen konnte sie daran nicht finden.

Vier Monate…

Wieder dachte sie an ihre dämonischen Freunde. Ob die beiden wohl in ihre Welt zurückgekehrt waren? Oder warteten sie auf Green?

Man konnte ihnen wohl nicht verübeln, wenn sie es nicht taten… Vier Monate waren eine lange zeit…

Green nahm Garys Anhänger in die Hand, den sie normalerweise immer unter ihren Oberteil trug (Grey hatte ihn schon entdeckt und sie gefragt was sie mit so einem „billigen Stück Plastik“ wollte). Nein, Gary hatte ihr versprochen, dass sie warten würden und daran glaubte sie. Gary brach niemals seine Versprechen.

Es klopfte. Green ließ den Anhänger schnell unter ihren Oberteil verschwinden.

„Jaaaaa“, sagte Green gelangweilt und Itzumi kam herein.

„Hikari-sama, das Essen ist fertig.“

„Nenn mich nicht so, wie oft eigentlich noch? Ist Grey schon zurück?“ Die Angesprochene senkte den Kopf.

„Nein.“

„Gut, denn bring mir das Essen auf mein Zimmer, ich komm gleich“, sagte sie und Itzumi verließ den Raum. Green seufzte. Eigentlich dachte sie, sie wäre hier um zu trainieren. Und nicht um die halbe Bibliothek aus purer Langeweile zu lesen. Aber Grey war fast jeden zweiten Tag außer Haus. Oder eher, außer Welt. Ständig war er im Jenseits, bei ihrer verstorbenen Verwandtschaft. Green fragte sich was er dort ständig tat. Deren Ausflüge waren weniger geworden, viel weniger. Wenn es hoch kam, nur einmal pro Woche. Was Green eigentlich schade fand. Sie musste zugeben in dieser Zeit hatte sie ihren großen Bruder recht lieb gewonnen. Tatsache auf jeden fall war, dass es Grey immer schlechter ging. Er versuchte zwar es vor Green geheim zu halten, doch einmal hatte sie gesehen wie er beinahe zusammengebrochen war und Ryô ihn stützen musste. Er aß weniger als normal und seine Hautfarbe ähnelte langsam Whites. Sobald Green ihren Bruder darauf ansprach, beteuerte er es ginge ihm gut und wenn sie Ryô fragte, entschuldigte er sich und sagte er habe Schweigepflicht.

Da war definitiv etwas faul…
 

Grey hatte Green zu sich rufen lassen, denn seine Masse über Green waren verschwunden. Itzumi konnte sie momentan nicht finden und da Grey gerade die Muße geküsst hatte, wollte er nicht warten. Daher stand der Kaze mit einem Zentimeterband vor Green und maß gerade ihr Handgelenk. Es war das erste Mal das er es tat. Das erste Mal, hatte Ryô die Maße genommen, doch momentan war er mit einer anderen Arbeit beschäftigt.

„Also das du die noch nicht auswendig kannst, Onii-chan – das wundert mich!“ Grey lachte, als er ihre Taille maß und sagte:

„Stimmt, da hast du eigentlich Recht! Aber das hier dauert ja nicht lang, danach kannst du dann wieder an deine Lesungen zurückkehren.“

„Oh wie nett! Das freut mich aber zu hören. Damit hast du meinen Nachmittag wahrlich gerettet!“, antwortete Green säuerlich und sah ihren Bruder mit einem Schmollmund an.

„Ich würde lieber etwas mit dir zusammen machen… Von mir aus auch zusammen trainieren, ja Grey? Bitte!“ Er stand auf und fing jetzt mit ihren Oberarm an.

„Nach dem Abendmahl, vielleicht.“

„Was willst du denn abends noch machen?“

„Ich muss leider noch in die Bibliothek, daher dachte ich mir dass wir das auch zusammen machen können, da du ja sowieso noch musst. Außerdem sind wir die Fragen von gestern noch nicht durchgegangen. Das könnte ich nebenbei machen.“ Mist, dachte Green, sie hatte gehofft er hätte es vergessen.

„Gut, von mir aus. Ist besser als nichts!“ Es freute Grey ungemein dass Green angefangen hatte, seine Gegenwart zu schätzen und ihn sogar zu fragen ob er Zeit hatte. Die vier Monate hatten deren Bruder-Schwester-Beziehung wirklich gefestigt.

Grey legte das Band um Greens Hals und gerade als er es wieder wegnehmen wollte, um die Zahlen niederzuschreiben, merkte er plötzlich, wie nah er eigentlich ihrem Gesicht war. Er stand ihr direkt gegenüber, so dass sich deren Nasenspitzen schon fast berührten. Green sah an ihn vorbei, sie merkte es scheinbar nicht. Nein, es war ihr egal. Natürlich war es ihr egal! Er war ja nur ihr Bruder, was sollte sie da schon denken?

Doch warum war Grey nicht fähig sich vom Fleck zu bewegen?

Vielleicht sollte er… nein. Das… würde sie nicht zulassen… unmöglich… doch… vielleicht…

Unbewusst breitete sich in Grey ein leises Gefühl von Hoffnung aus. Was sollte schon schief gehen…

Was schief gehen sollte?! Alles! Wenn er es wirklich durchzog, riskierte er Greens Geschwisterliebe für immer zu verlieren. Aber… war es das Risiko nicht wehrt…?

Der Windwächter verstand seine eigenen Gedanken nicht mehr, sie drehten sich im Kreis und ließen ihn nicht mehr klar denken.

Ohne dass Grey wusste was er tat, hatte er das Band fallen gelassen und Green an den Schultern gepackt. Sie merkte nun langsam auch, dass etwas nicht stimmte und sah ihn besorgt an.

„Grey, stimmt etwas nicht? Du bist ganz rot im Gesicht… Hast du Fieber?“ Green legte ihre Stirn an seine, so das jetzt wirklich nur noch wenige Zentimeter zwischen deren Lippen war.

„…Du bist wirklich ziemlich warm…“ Green merkte den Gewissenskampf ihres Bruders überhaupt nicht. Sie nahm wirklich an, dass es seine Gesundheit der Grund für sein merkwürdiges Verhalten war. Grey holte tief Luft und gerade als die Tür aufging und Ryô rein kam, hatte Grey Green losgelassen und war einen Meter von ihr weggegangen – oder eher gestolpert.

Was hatte er da nur fast gemacht…?!

„Onii-chan! Was ist denn nur mit dir los?“ Sie wand sich an Ryô und sagte:

„Ich nehme an das Grey Fieber hat!“ Ryô sah von Green zu Grey und zum Messband, dann verstand er warum Grey so rot war.

„Aaaah! Ja, natürlich Hikari-sama, das nehme ich auch an. Ich werde Grey-sama umgehend ins Krankenzimmer bringen und ihm seine Medizin verabreichen. Wenn Ihr uns entschuldigt…?“ Ohne Grey um Erlaubnis zu fragen, nahm er ihm am Arm und brachte ihn aus dem Zimmer. Sein Herr folgte ihn ohne Widerstände in ein anderes Zimmer. Wo er sich in einen Sessel fallen ließ.

„Grey-sama, was war los?“

„Vier Zentimeter… Vier Zentimeter…!“

„Soll ich Euch Wasser holen?“

„Ryô, ich will sterben… ich will sterben… auf der Stelle…“

„Redet keinen Schwachsinn. So schlimm wird es nicht sein.“

„DOCH! Doch… so schlimm ist es…“

„So beruhigt Euch doch...“ Er legte seine Hand auf Greys Schulter und spürte dass er zitterte. Sein Meister war den Tränen nahe.

„…Was habt Ihr gemacht?“

„Gar nichts… Zum Glück! Wenn ich es getan hätte… wenn sie wüsste…“ Grey vergrub seine eine Hand in seinen schwarzen Pony und sagte dann endlich:

„Ryô..! Vier Zentimeter fehlten… und ich hätte meine Schwester…. Geküsst….!“ Das letzte Wort brachte er über die Lippen, als wäre es das allerschlimmste Wort das er jemals benutzt hatte.

„…Was ist wenn sie es bemerkt hat…?! Green ist nicht dumm… auch nicht naiv… Sie weiß es… sie weiß was für… perverse Gefühle ich für sie… empfinde…“ Nun war es endgültig zu viel für Grey. Er vergrub sein Gesicht nun vollkommen in seinen Händen und fing verzweifelt an zu weinen. Ryô wusste nicht was er tun sollte, oder was er sagen sollte. Er fühlte sich genauso elendig wie er. Noch nie hatte er Grey in so einer Verfassung erlebt, er war absolut fertig mit den Nerven.

„Eure Gefühle sind nicht… pervers…Liebe unter Geschwistern ist doch normal“, versuchte Ryô so aufmunternd wie möglich zu sagen.

„… Aber nicht in ihrer Welt! …Inzest ist ein der Menschenwelt eine ….Todsünde! Verboten! Pervers! … Ich will das nicht… ich wollte das auch nie… ich wollte mich nie in Green… verlieben… ich wollte sie nie als Frau lieben…! Niemals… NIE! … Wie konnte ich nur zulassen, dass es so weit geht…! Ich hasse diese Gefühle so… ich hasse mich für diese Gefühle!“ Ryô nahm ihn an die Schultern und zwang Grey ihn anzuschauen, doch auch das brachte nicht viel. Greys Augen waren zu sehr von Tränen gefüllt, als das er überhaupt richtig gerade aus sehen konnte.

„Ich will nicht… ich will diese Gefühle nicht…“, brachte Grey verzweifelt und heißer über die Lippen. Ryô schlug die Augen nieder und legte dann seinen Arm um Greys Kopf und drückte ihn auf seine Schulter. Grey reagierte nicht sondern sagte verzweifelt:

„…Ich liebe sie… Ich liebe Green… Ich habe noch nie… jemanden so geliebt wie sie… Diese Liebe zerreißt mir das Herz…“

„Denn…beichtet es ihr…“ Grey schüttelte energisch den Kopf.

„Nein…! Wenn sie es nicht schon weiß, soll sie es auch niemals erfahren… Dann werde ich diese verdammten Gefühle mit ins Grab nehmen…!“

„Grey! Bitte mach keinen Fehler! Deine Schwester braucht dich…“ Aus lauter Panik hatte Ryô das Suffix vergessen, doch Grey achtete nicht darauf.

„…So hatte ich das nicht gemeint… Was soll ich nur tun, Ryô…?“

„Wenn Ihr…Eure Gefühle nicht beichten könnt, denn müsst Ihr lernen damit zu leben. Oder ihr müsst Abstand halten von Hikari-sama und versuchen Eure Gefühle zu vergessen.“

„Das kann ich nicht. Ich brauche sie… ohne sie kann ich nicht leben…“

„Ich weiß… ich weiß…“

„Wie soll ich mir ihr gegenüber verhalten…? Es ist nie ausgeschlossen das so eine Situation, wie gerade eben wieder kommt…“

„Ihr könnt nichts anderes machen, als weiterhin ein Bruder für sie zu sein. Eure Schwester liebt Euch…“

„…Aber nicht so wie ich sie.“

„Nein.“

„…Und das wird sie auch niemals tun.“

„Wahrscheinlich nicht…“ Grey befreite sich aus Ryôs Griff und stand auf. Sein Gesicht war von seinen Tränen ganz rot geworden und immer noch nass. Doch wenigstens weinte er nicht länger. Grey wand sich von Ryô ab und nachdem er kurz ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, sagte er:

„Ich werde ins Bad gehen. Sag bitte Green bescheid das ich unsere Verabredung einhalte.“ Ryô stand auf und sah seinen Herren besorgt an.

„Haltet Ihr das wirklich für schlau? Vielleicht solltet ihr Euch lieber ein wenig ausruhen, anstatt gleich wieder Euren Gefühlen ausgesetzt zu sein.“ Grey drehte sich zu ihm und versuchte zu Lächeln.

„Danke, dass du dir Sorgen machst, Mein Freund, aber das geht schon.“ Ryô nickte und wollte seinen Herren gerade alleine lassen als Grey noch sagte:

„Auch danke dafür, dass du mir geholfen hast und… du kannst ruhig öfter das Suffix vergessen.“
 

Nachdem Ryô Green das ausgerichtet hatte, war er sich sicher, dass die Lichterbin nichts von Greys Gefühlen wusste. Sie war fest davon überzeugt dass es an Greys Gesundheit lag und war erleichtert zu hören, dass er dennoch deren Verabredung einhalten würde. Denn das hieß, es ging ihm nicht mehr allzu schlecht. Ryô atmete erleichtert auf, er wollte sich gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn sie es wusste.

Green ging danach, zusammen mit Kari in eins der Bäder. Das tat sie sehr oft, denn das war der pure Himmel! Alleine das Becken, des größten Bades, war fünf Meter lang und dann die reiche Auswahl an Shampoos und Badeölen! Einfach herrlich!

Während Green sich an den Rand lehnte, schwamm Kari im Becken.

„Kari, das ist doch kein Swimmingpool! Dieser ist im ersten Stock, das weißt du doch! Du solltest dich lieber entspannen, als zu spielen.“ Die Angesprochene setzte einen Schmollmund auf und gesellte sich widerwillig zu Green.

„Macht das Training irgendwelche Fortschritte?“

„Ne. Ich tu zwar immer das was Grey und Itzumi von mir wollen, aber es passiert nichts. Mach ich etwas falsch?“ Green zuckte mit den Schultern und sagte:

„Das weiß ich nicht.“ Dann griff sie zu einer Glasflasche mit Badeöl und rieb ihre Haut damit ein. Kari sah ihr aus den Augenwinkeln dabei zu.

„Du hast ganz schön viele Narben…“ Green grinste.

„Das ist eben dabei! Das kommt vom kämpfen, meine Heilkräfte sind noch nicht so ausgereift, wie sie sein müssten!“

„…Kannst du dabei auch sterben?“

„Natürlich, glaubst du etwa das ist ein Spiel? Das ist ein Kampf auf Leben und Tot.“ Kari nickte und sagte eine ganze Weile nichts mehr. Green drehte sich um und legte ihre Arme auf den Beckenrand, so dass sie Garys Kette sah, die zusammen mit ihrer Kleidung auf einem Stuhl lag. Green seufzte. Zwar lebte sie im puren Luxus und sie konnte nicht sagen dass sie sich unwohl fühlte, aber sie wollte zurück. Und das so schnell wie möglich. Doch immer wenn sie Grey darauf ansprach, wechselte er das Thema. Schmerzhaft fiel Green wieder ein, dass sie Siberus Geburtstag verpasst hatte, dieser war am 11. Februar. Am selben Tag hatte sie Grey angefleht wenigstens einen Tag zurück zu dürfen, doch es brachte nichts. Dieses Gespräch hatte in einem Streit geendet, wo Green wutentbrannt und mit Tränen in den Augen aus seinem Zimmer gestürmt war. Noch am selben Abend hatte er sich entschuldigt.

Trotzdem: nicht einmal anrufen oder Post schreiben durfte sie. Alles was irgendwie mit den beiden zu tun hatte, wollte Grey nichts mit zu tun haben und verbot ihr alles. Green hatte natürlich versucht Ryô oder Itzumi dazu zu bringen „Postbote“ zu spielen, doch beide wollten ihr nicht helfen. Was Green merkwürdig vorkam: Sie stand doch über Grey, eigentlich müssten beide ihren Befehl folge leisten, immerhin war sie die Hikari.

Was war wenn Green niemals zurück durfte? Ihre Freunde niemals wieder sah…?! Würde sie in dem Tempel bleiben, bis sie sterben würde?!

Green war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte das Kari sie ansprach, erst beim zweiten Mal reagierte sie.

„Was hast du gesagt, Kari?“ Das Mädchen grinste plötzlich und Green wurde leicht rot.

„Was…?“

„Wenn du so vertieft bist, denkst du sicherlich an Denjenigen der die die Kette gegeben hat, ne?“

„Ich denke nicht an Gary…. Naja, nicht nur… Ich denke an beide, klar?“

„Aber Klar. Liebst du beide?“

„W-wie kommst du darauf?!“

„Weil du so anders bist als früher! Du hast dich total verändert, daher dachte ich das dass durch Liebe passiert ist.“

„Nein. Durch Freundschaft und Vertrauen.“ Kari sah sie verletzt an und Green wusste, das sie das Falsche gesagt hatte.

„Kari, das heißt nicht das du nicht auch meine Freundin warst! Auch dir konnte ich vertrauen. Aber bei Sibi und Gary ist es etwas anderes, verstehst du?“ Kari nickte.

„Du hast sie sehr gerne, ne?“ Green nickte.

„Ja sehr…“ Das sah man ihr auch an. Sobald sie von den Beiden sprach hatte sie einen ganz anderen Gesichtsausdruck. Sie hatte schon oft von ihnen erzählt und auch davon wie viele Kämpfe sie schon zusammen ausgetragen hatten. Kari konnte nicht verstehen warum Grey mit aller Macht versuchte sie zu trennen. Er war doch so nett. Noch nie hatte er Kari ausgeschimpft, wenn sie es mal wieder nicht schaffte. Warum also? Was war der Grund?

„Da bin ich ja fast schon eifersüchtig! Aber ich finde es schön dass du zwei Brüder gefunden hast! Dennoch bleibst du meine Schwester Green! Wenn wir in Japan sind, musst du mir die beiden unbedingt vorstellen!“ Green grinste. Sie glaubte nicht das Sibi sich gut mit ihr verstehen würde, immerhin mochte er keine Mädchen unter vierzehn, denn das waren alles „Kleinkinder“ in seinen Augen.

„Klar, sobald wir zurück bin, mach ich essen für uns vier! Und Firey laden wir dann auch noch ein! Sobald wir zurück sind, Zuhause…“
 

Wie verabredet wartete Grey nach dem Essen auf Green in der Bibliothek. Er war schon total vertieft eine seine Arbeiten und sah nur kurz auf, als Green herein kam. Sie gesellte sich zu ihm und stellte einen Teller mit Knabbereien zwischen den Büchern. Grey sah über sein Buch und sagte:

„Du weißt das Essen in der Bibliothek verboten ist?“

„Ja, aber du hast gerade eben ja nichts gegessen! Du musst doch Hunger haben, also drück ein Auge zu, ja?“ Grey sah gleich wieder runter, er wollte es vermeiden Green zu lange anzuschauen. Das Geschehen am Mittag, hatte er immer noch nicht ganz verdaut.

„Ich habe keinen Hunger. Trotzdem, danke, Green.“ Sie seufzte und nahm sich selbst einen Keks.

„Bist du dir sicher?“

„Ja. Lass uns lieber gleich mit den Fragen anfangen.“ Green stöhnte und gab nur widerstrebend ihre Einwilligung. Grey legte seine Bücher beiseite, nahm sein Schneidzeug hervor und begann damit das Kleid weiter zu machen, während Green seine Fragen beantwortete. Doch da Green nicht gerade von sich selbst behaupten konnte, dass sie besonders viel geübt hatte, ging es eher schleppend voran. Denn Grey merkte jeden Mini Fehler. So waren sie erst gegen zehn Uhr fertig und Green holte ihre eigenen Bücher hervor. Grey blieb beim Kleid. Green war gerade kurz vorm Einnicken als Grey plötzlich fluchte und sie sah auf. Ihr Bruder hatte sich in den Finger gestochen und ein paar Tropfen Blut kamen zum Vorschein.

„Steck dir den Finger in den Mund.“

„Nein?! Dann würde ich mir ja vorkommen wie ein Dämon.“

„Grey ernsthaft: Jeder halb normale Mensch würde das tun und das nix mit dämonisch sein zu tun.“ Natürlich tat Grey es nicht: Er steckte den Finger in sein Wasserglas. Green musste ein Lachen unterdrücken.

„Das ist wirklich typisch du, Onii-chan!“

„Ich finde das nicht so witzig!“, sagte Grey zwar leicht gereizt, doch als Green ihn entschuldigend anlächelte, musste auch er unwillkürlich lächeln. Er nahm seinen Finger wieder aus dem Glas und stellte es beiseite. Dabei kontrollierte er ob ein Fleck auf seinen Stoff gekommen war. Green war aufgestanden und stellte ein paar Bücher zurück ins Regal. Da fiel ihr etwas auf: Ein paar Regale weiter stand ein dicker Ordner. Es war der einzige Ordner, alles andere waren Bücher. Green holte ihn heraus und zeigte ihn Grey.

„Was ist das?“

„Eine Ansammlung von Akten über Dämonen, die uns in der Vergangenheit Schwierigkeiten bereitet haben.“ Green grinste und ging zusammen mit dem Ordner zurück zu deren Tisch.

„Das sind ja richtig viele! Hätte ich nicht gedacht!“

„Der geht auch weit zurück.“ Green antwortete mit vollem Mund:

„Ja, der erste Eintrag ist nach menschlicher Zählung 278!“ Die ersten Seiten waren ein Inhaltsverzeichnis in dem der Name des Dämons stand, eine Nummer, eine Seitenzahl und der Wächter der ihn eingetragen hatte. Green überflog sie kurz und am Ende, als letzten Eintrag, sah sie etwas was sie interessierte: Ihre Mutter hatte einen Eintrag gemacht.

Green fing an zu blättern und Grey sah auf.

„Was ist daran so interessant?“

„Mutter hat einen Dämon eingetragen – Das interessiert mich!“

„…Ahja?“

„N… Seite 311… No….ah hier!“ Green schlug gerade den Ordner ganz auf und Staub verbreitete sich. Doch ehe sie die Akte näher anschauen konnte schlug Grey den Ordner zu und klemmte Green dabei fast die Hände ein.

„Was soll denn das?!“

„Es ist spät. Wir sollten schlafen gehen. Morgen musst du wieder raus und ich muss ins Jenseits.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm er den Ordner und stellte ihn zurück ins Regal. Während er seine Sachen zusammenpackte, sah Green ihn verwundert an.

„Was soll das?“

„Hab ich dir doch gerade gesagt. Kommst du?“ Schon stand er an der Tür und dämmte die zwei Lichter runter die sie gebraucht hatten. Green blieb stehen, sie verstand gar nichts.
 

Grey hätte sich von zehn Fingern abzählen können, dass sein Verhalten Green neugierig gemacht hatte. Sobald er in sein Zimmer verschwunden war, schlich Green zurück in die Bibliothek. Sie mochte es nicht besonders gerne nachts im Tempel zu sein. Es herrschte eine so bedrückende Stille, jeder einzelne ihrer Schritte hallte wieder. Doch das schlimmste war, der Gedanke wie Viele Wächter und auch Dämonen hier schon ihr Leben gelassen hatten. Ihr war einfach unwohl bei dem Gedanken.

Daher war sie auch besonders schnell in der Bibliothek. Dort angekommen klemmte sie sich den Ordner unter den Arm und lief zurück in ihr Zimmer. Da Kari ebenfalls in ihrem Zimmer schlief, war Green leise, als sie sich an ihren Schreibtisch setzte. Das Licht dämmte sie so weit runter, bis sie gerade noch lesen konnte und schlug wieder die Seite 311 auf.

Der Dämon, der ihr da entgegen sah, hatte die schrecklichsten Augen die Green jemals gesehen hatte. Die Augen wachen stechend rot, die schwarze Pupille dünn und um sie herum war das rot ein wenig heller. Und was für eine Mordgier sie ausstrahlten... Unbewusst bekam sie eine Gänsehaut. Das war wirklich der Inbegriff für „dämonisch“.

Unter dem linken Auge hatte er ein schwarzes Zeichen.

Ansonsten hatte er einen Blutroten Pony, der ins Schwarze Überlief, auch der Rest seiner Haare, waren schwarz und sie gingen um die zwanzig Zentimeter länger als Siberus. Sahen aber bei weiten nicht so gut aus. Selbstverständlich trug er schwarz. Doch was war das, was er auf dem Rücken trug? Green konnte es nicht wirklich erkennen…

Mit einem unguten Gefühl im Magen, sah sie nun zu den Daten, die eindeutig von White geschrieben worden waren:
 

Name: Nocturn

Nummer: 13-24-7893

Art: 15% Vampir 9% Incubi Rest unbekannt

Rang: Keinen

Titel: Keinen

Geburtsdatum: 19.07.1965

Größe: 1.86m

Menschlicher Deckname: Nocturn Le Noires

Menschliche Nationalität: Frankreich

Bekannte Verwandten: Tante Raria (13-89-4789) (Seine Lehrerin)
 

Werte:

Stärke: 91

Abwehr: 73

Magie: 92

Schnelligkeit: 78

Strategisches Denken: 43
 

Favorisierte Techniken: Meister der Körper-, Seelen- und Gedankenkontrolle, allgemein Verbotene Techniken (Achtung!)
 

Besonderes: Trägt immer eine Flöte bei sich, besondere Vorliebe für Musik, besitzt keine spitzen Eckzähne, Ein Zeichen unter dem linken Auge und besitzt keine Aura (Achtung!)
 

Green war geschockt. Nicht von den Daten an sich, sondern… warum zur Hölle wusste ihre Mutter das alles?! Green blätterte ein bisschen durch den Ordner und bemerkte dass neben den Namen (der manchmal sogar auch fehlte) und der Nummer, höchstens der Rang bekannt war. Alles andere war unbekannt… Woher wusste White das alles? Sogar Verwandte… Seine Art…

Green sah zögernd auf die nächste Seite, wo der nächste Schock auf sie wartete: Die Liste von seinen Opfern war riesig und ganz oben stand:

Eien Kaze Kanori.

Greys Vater.

Dieser Dämon hatte ihn also umgebracht…

Als Green die Liste weiter überflog, bemerkte sie geschockt, dass alle seine Opfer entweder Elementarwächter waren, oder Offiziere. Am Ende der Liste stand dann tatsächlich:

Wird auf weitere 1.000 geschätzt, hat mehrere Menschen Massaker verübt.

Tötet willkürlich. Auch seine Eigenen.

Green atmete tief durch und schloss den Ordner. Mehr wollte sie nicht wissen.

Was war das nur für ein Monster?! Sie hatte ja schon von vielen Horrorgeschichten in ihrer Geschichte gehört, aber das toppte alles. Zum Glück war dieser Nocturn tot und Green hoffte inständig dass das auch so blieb. Doch was machte sie sich da überhaupt so viele Gedanken drum. Der Typ war tot, Geschichte.

Die Hikari schaltete das Licht am Schreibtisch aus und stattdessen ein kleines Leselicht am Bett. Sie konnte jetzt nicht einschlafen, vorher musste sie sich noch mit irgendetwas ablenken. Also nahm sie sich irgendein Buch aus einem Stapel.

„Die zugleich heilende und zerstörerische Lichtmagie“, hörte sich zum Einschlafen an. Green legte sich unter die Decke und fing an zu lesen.

Nach einer Stunde hatte sie das Buch komplett durchgelesen und war abermals schockiert. In diesem verdammten Buch stand bis ins kleinste Detail beschrieben wie ein Lichtwächter am effektivsten einen Dämon tötete. Wo die Schwachstellen waren, mit welcher Technik, genau welche Wirkung sie auf den Dämonen hatte und das alles noch mit Bildern unterlegt. Egal wie angewidert Green von der ersten Seite an, gewesen war, sie konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Niemals hätte sie gedacht dass ihre Magie so schrecklich war. Denn wenn Green sie einsetzte, fühlte sie sich immer wohl. Es war so ein warmes, angenehmes Gefühl. Doch jetzt wollte sie ihre Magie am liebsten nie wieder beschwören, der Effekt war einfach abscheulich: Bei jeden Wesen wirkte Lichtmagie heilend, man konnte niemanden verletzen – außer Dämonen. Bei ihnen wirkte es anders, ganz anders. Die Magie verletzte nicht von Außen hin, so wie Green immer angenommen hatte, sondern drang ins Innerste ein und zerstörte den Körper von Innen. Sie ätzte wie Säure. Sogar noch nach dem eigentlichen Kampf, starben die Dämonen langsam an Lichtintus.

Oh nein… was wenn Sibi und Gary, durch sie, schon Lichtintus hatten…?! Was war wenn Greens Magie schon stark genug war? Stark genug um sie zu töten, ohne das Green es überhaupt beabsichtigte?! Wenn sie davon nicht einmal etwas mitbekamen und ihre verdammte Magie sie langsam tötete…?! Nein… das durfte nicht sein! Siberu war wegen dem Körperkontakt am ehesten gefährdet… und sie hatte ihn schon öfter angegriffen…

Aber… das würden sie doch wissen? Und ihre beiden Freunde hatten auf sie nie irgendwie geschwächt gewirkt…

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Green momentan von ihnen getrennt war. Sie ertrug den Gedanken einfach nicht, dass sie am Ende daran schuld war, wenn ihnen etwas zustieße…

Green schloss kurz fest die Augen. Dann ließ sie das Buch auf den Boden fallen, schaltete das Licht aus und zog die Decke über den Kopf.

Wie sollte sie jetzt jemals wieder einschlafen…?!
 

Eine wunderschöne Melodie weckte Green aus ihren Schlaf und noch mit geschlossenen Augen, setzte sie sich auf, legte die Hände an die Ohren und lauschte. Sie war zwar herrlich, doch irgendwie von einem Hauch Traurigkeit erfüllt und es waren nur dunkle Töne. Was war das für ein Instrument?

Green öffnete die Augen und erblickte ein paar Meter weiter einen Mann, der ihr den Rücken zugekehrt hatte. Aus irgendeinen, ihr unbekannten Grund, war sie nicht nervös, obwohl sie ihn nicht kannte. Sie blieb einfach weiter sitzen und lauschte fasziniert. Der Mann stand im Licht eines blutroten Mondes und seine Konturen wirkten so leicht rötlich.

Erst da erkannte Green dass er Derjenige war, der spielte. Er spielte auf eine Querflöte. Dennoch blieb Green ruhig.

Bis er aufhörte zu spielen und die Flöte senkte. Ohne den Grund zu wissen, fühlte Green Wut in sich aufsteigen.

„Warum hörst du auf zu spielen?!“ Er antwortete nicht. Was sie noch wütender machte, sie wollte dass er weiter spielte. Alles andere war unwichtig, von keiner Bedeutung.

„Spiel weiter!“

„Wenn du mir dein Blut schenkst, spiele ich weiter.“ Seine Stimme war ihr ein pures Rätsel. Sie war ohne jegliche Betonung, ohne jeglichen Tiefgrund, ohne jeglichen Charakter - sie war einfach… vorhanden.

„Mein Blut? Wozu?“ Warum sollte sie das tun? Was sollte das bringen? Sie wollte niemand ihr Blut schenken.

„Du willst mir also nicht dein Blut schenken?“

„Das habe ich nicht gesagt!“

„Soll ich das Blut von Anderen nehmen? Wäre dir das lieber?“ Von Welchen anderen? Sie waren ganz alleine, nur der blutrote Mond war da.

„Siehst du sie nicht?“ Green hatte plötzlich ihren Stab in der Hand und richtete ihn auf den Flötenspieler.

„Hör sofort auf meine Gedanken zu lesen!“ Er drehte sich immer noch nicht um. Er sah nicht einmal über die Schulter, nur unablässig drehte er seine Flöte um die Hand.

Plötzlich, von irgendetwas gestoßen, fiel Green zu Boden. Als sie sich wieder aufrappeln wollte, lag etwas in ihrem Blickfeld. Zuerst konnte Green es, wegen den schlechten Licht, nicht erkennen, doch dann sah sie dass es eine blutüberströmte Hand war und ihre Augen weiteten sich entsetzt als sie erkannte wem die Hand gehörte:

„SIBI!“ Panisch kroch sie zu ihm und nahm den Halbdämon in die Arme. Er konnte doch nicht… er durfte nicht…

„Der erbärmliche Halbdämon ist tot.“

„Nein! NEIN! Das glaub ich dir nicht! Er ist nicht…“ Dann sah sie hasserfüllt zu ihm auf.

„Du hast Sibi getötet! Warum?!“

„Ich? Du behauptest ich hätte ihn umgebracht, obwohl du noch die Mordwaffe in deinen Händen hältst?“ Green sah zu ihrer rechten Hand, in der sie ihren Stab hielt: Die Flügel waren zerbrochen und der Stab sah aus, als wäre er in Blut getaucht worden.

„..Aber… ich würde doch… nie…. Das… kann doch nicht… Wieso… Sibi…“

„Green, du hast Silver umgebracht.“ Das war nicht die Stimme des Flötenspielers… Green drehte sich um und erblickte Gary, doch nicht so wie sie ihn kannte, sondern mit den roten Augen eines Dämons.

„Aber Gary! Du weißt doch… ich würde Sibi niemals verletzen wollen…! Ich habe ihn nicht umgebracht…bitte glaub mir!“

„Er hört dich nicht. Er wird dich töten, so wie du seinen Bruder getötet hast.“ Siberus Körper hatte sich aufgelöst und Green war aufgestanden. Sofort und ohne Vorwarnung griff Gary an und Green konnte gerade noch mit Müh und Not seinen Angriff mit ihren Stab anfangen.

„Du musst ihn angreifen. Sonst stirbst du - wäre doch schade.“

„Ich kann nicht….! Ich will nicht! Gary, bitte hör auf!“

„Wieso? Du hast die Macht ihn umzubringen.“

„Nein, hab ich nicht! Ich will ihn nicht verletzen! Ich will ihn nicht auch noch verlieren! GARY!“

„Du bist eine Hikari. Mach deine Mutter stolz. Oder willst du ewig „Yogosu“ bleiben? Er ist nur ein Halbdämon. Töte ihn. Das geht einfach… Ich werde dir dabei helfen.“ Green wusste nicht wie ihr geschah. Ihr Körper bewegte sich von allein, ohne das sie überhaupt etwas tat. Und diese Bewegungen… noch nie in ihren Leben hatte Green solche Angriffspositionen benutzt, aber das waren auch keine dämonischen… und diese Techniken! Von denen hatte sie noch nie gehört, diese hatte sie noch nie gelernt! Aber es waren Hikari-Angriffe! Es war ihre Sprache!

„Guck? Siehst du das Blut? Siehst du wie einfach das geht? Wie einfach es ist, ihn umzubringen?“

„Hör auf! HÖR AUF! BITTE!“ Green konnte absolut nichts tun. Ihre Gedanken war das einzige was sie noch hatte. Sie konnte nichts sagen, nichts unternehmen, ihr Körper gehorchte ihr absolut nicht.

„Aufhören? Wieso? Er ist doch noch nicht tot.“ Green flossen die Tränen aus den Augen, während sie Gary immer mehr zusetze. Es ging so schnell und doch dauerte dieser Moment ewig. Der Moment in dem Gary tot zu Boden fiel.

Sofort gehörte Greens Körper wieder ihr und sie fiel vor ihm auf die Knie. Den blutgetränkten Stab ließ sie fallen. Green nahm seine Hand, drückte seinen leblosen Körper an sich wie zu vor Siberus. Green liefen die Tränen über die Wangen, genau wie das Blut zwischen ihren Fingern lief und auf den Boden tropfte. Das Blut breitete sich aus und bildete durch die vielen Wunden, schnell eine Blutlache.

Green merkte nicht das der Flötenspieler näher ran gekommen war. Er stand jetzt genau vor ihr, aus ihren Blick konnte sie allerdings nur seine schwarzen Stiefel sehen.

„…warum…“

„Weil du es wolltest. Es war dein Wunsch.“

„…Nein… ich wollte es nicht…Ich würde niemals… Das kann doch alles nicht wahr sein… mach die Augen wieder auf, Gary…!“

„Hör auf zu jammern. Du wolltest Beide umbringen. Ich habe dir lediglich dabei geholfen. Ich habe dir geholfen dein Schicksal zu erfüllen. Du bist eine Hikari - sei stolz drauf.“ Green hielt sich die Ohren zu und schüttelte verbissen den Kopf.

„NEIN! NEIN! NEIN! DU LÜGST!“ Er hob den Arm und zeigte nach links.

„Schau hin. Dann siehst du dein wahres Ich und dann weißt du, dass meine Worte der Wahrheit entsprechen.“ Zögernd, ganz langsam wand Green den Kopf und sah in einen Spiegel. Doch es war nicht das Spiegelbild was sie erwartet hatte zu sehen. Ihre Haare waren um einiges heller… und die Augen. Sie waren nicht mehr dunkelblau.

Sie waren weiß.

Dieselben Augen wie auch alle anderen in ihrer Familie.

Die Augen einer Hikari.
 

Kari wurde unsanft aus ihren süßen Träumen gerissen, als ein spitzer Schrei neben ihr ertönte. Sie wand sich um und sah, dass Green kerzengerade im Bett saß, mit weit aufgerissenen Augen.

„Green…?“

Doch ehe Kari etwas tun konnte, wurde die Zimmertür aufgestoßen und Grey kam rein gelaufen. Er hatte wohl Greens Schrei gehört. Ohne auf Kari zu achten lief er auf Green zu, packte sie an den Schultern und versuchte sie zu beruhigen. Doch Green hörte ihn nicht. Ihre Augen waren immer noch Stecknadel groß, ihre Brust hob und senkte sich in einen viel zu schnellen unregelmäßigen Rhythmus, sie war kreide bleich, Tränen liefen ihren Wangen herunter und sie zitterte am ganzen Körper.

Grey sah sich um und erblickte einmal das Buch und dann den Ordner.

„Green… hattest du einen Alptraum…?“

„…Sibi…!“ Sie sah erschüttert ihre bebenden Hände an.

„…Gary…!“ Ryô kam dazu und ein wenig später Itzumi. Grey wand sich nicht von Green ab, doch sagte zu Ryô:

„Ryô, ich brauche Beruhigungsmittel!“ Er nickte und umgehend lief er aus dem Zimmer. Kari war bis zum Ende des Bettes gekrochen und die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen. Sie ertrug es nicht Green in so einer Verfassung zu sehen.

Grey würde sich am liebsten auch unter einer Bettdecke verkriechen, doch er unterdrückte diesen Wunsch. Er musste dafür sorgen dass Green wieder klar denken konnte, ehe sie wahnsinnig wurde.

Plötzlich, ohne dass Grey etwas dagegen tun konnte, warf Green sich ihm in die Arme.

„Gary…! Es tut mir Leid…! ES TUT MIR LEID! Ich wollte das nicht! Ich wollte dir nicht wehtun…! Ich wollte Sibi nicht wehtun…! ICH WOLLTE IHN NICHT TÖTEN! Sag ihm das! Sag ihm dass ich ihn nicht verletzen wollte…! Ich habe es nicht mit Absicht getan… ICH WOLLTE DAS NICHT!“ Jetzt verstand Grey: Sie dachte er wäre der Ältere der beiden Halblinge. Wahrscheinlich weil sie cirka die gleiche Größe hatten und in Greens jetziger Verfassung… Was sollte Grey tun?

„Itzumi! Hol Wasser, kaltes! SCHNELL!“ Dann wand er sich wieder Green zu, die sich jetzt krampfhaft an ihn fest klammerte. Immer wieder wiederholte sie es. Flehte ihn um Verziehung an und beteuerte dass sie, sie niemals verletzen wollte, das es nicht ihre schuld war.

Grey legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Es war doch egal, für Wen sie ihn hielt. Hauptsache sie kehrte wieder zu Bewusstsein zurück. Doch egal was er sagte, sie hörte es nicht, sie ging nicht darauf ein.

Zur gleichen Zeit kamen die Zwillinge zurück. Itzumi gab Grey das kalte Wasser und er schüttete es über seine Schwester aus. Sie schrie kurz auf, da dass Wasser ziemlich kalt war, doch dann blinzelte sie, wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und sah sich dann verwundert um. Aus einem Grey unverständlichen Grund, sah Green zuerst zum Spiegel und seufzte erleichtert auf.

„…Es war ein Alptraum… nur ein Alptraum! Gary und Sibi… sind am leben…“, sagte sie mit einem erleichternden Seufzen.

„Lass mich raten, Green: In deinem Traum kam ein Flötenspieler vor.“ Green nickte langsam.

„Er ist tot. Dein Traum wird nie in Erfüllung gehen. Es war nur ein Alptraum…“

„Mutter hat ihn getötet…? Ist das sicher…?“ Grey nickte und lächelte sie aufmunternd an:

„Ja, Mutter hat es getan und er wird nie wieder zurückkehren. Egal was du geträumt hast, es bleibt einer. Wenn du willst, gebe ich dir jetzt Beruhigungsmittel damit du wieder schlafen kannst und das ohne Träume.“ Green nickte, doch ließ ihn nicht los. Sie sah flehend zu ihm hoch.

„…Darf ich bei dir schlafen, Onii-chan?“ Grey warf Ryô einen Hilfesuchenden Blick zu, dieser wusste allerdings auch keinen Rat. Naja. Es würde in zwei Stunden wieder hell werden. Grey brauchte ja keinen Schlaf…
 

Am nächsten Morgen war Green wieder absolut wohlauf. Sie hatte beschlossen, den Traum einen Traum bleiben zu lassen. Grey hatte recht: Nocturn war seit 16 Jahren tot und würde es auch bleiben. Sie würde niemals in eine Lage kommen wie in ihren Traum. Sibi und Gary würden niemals durch ihre Hand sterben. Eher brachte Green sich selbst um.

Etwas ziellos ging Green durch den Tempel. Grey war im Jenseits, obwohl er eigentlich bei Green bleiben wollte, doch sie hatte gesagt dass es ihr wieder 100% gut ginge und er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Kari war bei ihren Training mit Itzumi, auch hier musste Green sie dazu überreden.

Green sah sie etwas verwirrt um. Dieser Gang kam ihr nicht bekannt vor. Er endete in einer Sackgasse. Am anderen Ende war nur eine Tür. Was wohl dahinter lag? Green ging durch den Gang und sah dabei raus. Sie konnte direkt in den Himmel schauen, sie musste sich also im 6sten Stock befinden.

Die Tür war nicht abgeschlossen und Green ging einfach rein.

Das Zimmer lag leeregeräumt vor ihr. Der Schreibtisch war unbenutzt und poliert, die Regale leer und die Vasen wurden nicht geziert von Blumen. Die Balkon Tür stand offen und der Wind spielte mit den hauchzarten weißen Vorhängen. Green ging weiter ins Zimmer hinein und begutachtete ein Bild welches über dem Schreibtisch hing. Es stach hervor, denn es zeigte einen Abendhimmel. Die Sonne war gerade untergegangen, die ersten Sterne blinkten am Himmel. Es war mit Acryl Farben gemalt worden. Green wand sich vom Bild ab und bemerkte dass auf dem Schreibtisch kein einziger Staubkrümel zu finden war; Itzumi musste dieses Zimmer regelmäßig geputzt haben. Die Hikari sah kurz aus dem Fenster. Es war wirklich eins der best liegenden Zimmer: Ein direkter Blick in den Himmel.

Sie schritt wieder auf die Tür zu, doch gerade als sie die Hand über den Türknauf hatte, hörte sie etwas… Die zarten Töne einer Spieluhr. Green drehte sich um, doch es war niemand zu sehen. Nur auf dem Balkongeländer saßen ein paar Vögel und zwitscherten ihre Lieder. Green lief ein Schauer über den Rücken, sie fühlte sich nicht wohl - als wäre sie nicht allein. Die Töne der Spieluhr waren langsam und weckten in Green ein Gefühl von Traurigkeit. Sie schaute sich um, doch nirgends konnte sie eine Spieluhr entdecken. Doch in der Ecke führte eine Wendeltreppe nach oben. Green schritt auf diese zu und rief leise nach oben:

„…Ist da jemand?“ Doch als Antwort bekam sie nur die Melodie. Green schluckte und ging hoch. Das Zimmer in dem sie sich nun befand war recht klein. Dort stand ein weißes Himmelbett zur Wand gewendet. Daneben ein Kerzenleuchter und ein hohes Fenster, an dem eine Harfe stand. Green sah sofort dass sie aus purem Gold bestand. Auf dem kleinen Nachtschränkchen stand die Spieluhr. Green ging näher und bemerkte mit einem leichten Anflug von Gänsehaut, das die Feder daneben lag – unbenutzt. Wie war sie angefangen zu Spielen? Der Wind hatte sie wohl kaum zum Spielen gebracht. Green schüttelte den Kopf und nahm die Spieluhr in die Hand, sofort verstummte sie und Green sah sie sich genauer an.

Die Spieluhr bestand zum größten Teil aus blauen Tönen, die vom fast weißen ins dunkel übergingen. Eine kleine Figur eines Engels war an der Spitze angebracht. Der Engel hatte allerdings nur einen Flügel, die Arme weit ausgestreckt als würde sie nach etwas greifen. Im Hintergrund sah man einen schwarzen Adler, es sah fast so aus als würde der Engel versuchen den Adler zu erreichen.

Erst da sah Green dass die Spieluhr kaputt war. Sie hatte überall Risse, als hätte man sie gegen die Wand geworfen und danach wieder mit großer Mühe zusammengesetzt.

Sie drehte die Spieluhr um und sah auf dem Boden etwas eingraviert in der Wächtersprache:

„An H.A.T.S.W in ewiger Treue E.K.K“

Green wusste zwar nicht was die zweiten Initialen bedeuten sollten, aber dafür die ersten: Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White. Na großartig! Green war in das Zimmer ihrer Mutter eingedrungen. Das kam sicher nicht gut… Deshalb stellte sie die Spieluhr zurück und wollte gerade gehen, als sie es sich doch noch mal anders entschied: Einmal wollte sie die Spieluhr noch hören, und sie bezweifelte das White was dagegen haben würde.

Green nahm also die Feder in die Hand und steckte sie ins passende Loch, doch es klemmte.

„Verdammtes Mistding!“ Während Green hartnäckig versuchte die Feder umzudrehen, fiel ihr Glöckchen aus ihrem Oberteil raus und berührte den Engel – was Green nicht mitbekam. Doch im selben Moment gelang es ihr die Feder zu drehen. Allerdings verblasste ihre Freude schnell, denn das Glöckchen hatte zu Strahlen angefangen, zusammen mit dem Klang der Spieluhr.

„Was zum Teufel…?!“ Mehr konnte Green nicht sagen, denn ihr wurde schwarz vor Augen und viel mit dem Kopf aufs Bett….
 


 

Hoi!

Eins muss ich klarstellen: ICH_LIEBE_NOCTURN x33333333333333 Er hat Sibi von Platz zwei meiner lieblings charas geschmissen (in record zeit…) und ist jetzt unter Green Öö ICH LIEBE IHN TT Das beste daran: ICH MUSS IHN NICHT TEILEN! Denn… wer mag aueßr mri schon die bösen xD? Er ist MEEEEEEEEEEEEEEIN – MUHAHAHA!!!! Und nur wegen ihn will ich mit eine Querflöte kaufen xDDD eine schwarze natürlich ûu die stell ich in meinen schrank und bessaber sie x333 Er ist ja so durch und durch…awwww *in eigener sbaa untergeh*
 

Oki – also bis zum nächsten kapü ^^

*alle knufflz*

Danke für die kommis >u< die bauen so schön auf und animieren mich jedes mal zum schreiben x3 zu diesem Kapitel ist mir besonders wichtig, das ihr mir sagt wie ihr den Traum gefunden habt öö (sogar SEHR wichtig) es entscheidet die Fortsetzung von Himi ^^
 

Saku

Whites erste und einzige Liebe

Whites erste und einzige Liebe
 


 

„Die Rückkehr des Goldenen Wächtertums“, so wurden die Jahre von 1814-1931 genannt. Eine Zeit in dem kein Krieg herrschte und nur wenige Kämpfe ausgefochten werden mussten. Der letzte Krieg endete 1789 und hatte unzählige Opfer beider Seiten gekostet. Die Dämonen waren geschwächt, wie auch die Wächter. Also hielten sich beide Seiten zurück und konzentrierten sich auf den Wiederaufbau ihrer Welten. Darin waren eindeutig die Wächter am Besten, obendrein brach auch noch ein Krieg in der Dämonenwelt aus. So hatten die Wächter Frieden. Familien blühten erneut auf, Kinder wurden in Friedenszeiten ausgebildet und wuchsen auf, ohne das deren Eltern um deren Leben fürchten mussten. Sie wurden älter, einige erreichten sogar die 40. Unter dieser Zeit wurde die dritte und vierte Zentrale erbaut, weil es einfach zu viele Wächter gab.

Es war wirklich das goldene Zeitalter…

Und es endete mit einem wahren Grauen.

Ohne Vorwarnung, ohne Grund, wurde die zweite Zentrale am 13.11.1931 dem Erdboden gleich gemacht. 2353 Wächter starben in dieser Nacht. Keiner der Wächter der dort gelebt hatte, überlebte es. Keine Häuser blieben zurück – nichts blieb am leben.

Mit diesem Anschlag war der siebte Elementarkrieg eröffnet.

Der Hikari, zu dieser Zeit, beging Selbstmord und sein Sohn, Shaginai, übernahm mit dreizehn Jahren seinen Platz als Hikari. Entschlossen die Schande seines Vaters wieder gut zu machen, versuchte er alles um den Krieg zu wenden – vergebens. Die Dämonen waren zu stark, da sie durch ihren eigenen Krieg alle Schwachen „aussortiert“ hatten. Dennoch heiratete Shaginai drei Jahre später die Schutzwächterin Isari. Deren erste Tochter, Violet, kam ein Jahr darauf zur Welt, war allerdings nicht geeignet als Lichterbin. Der Krieg wurde immer schlimmer, die Kämpfe aussichtslos. Wächter waren nur noch Kanonenfutter und so wurden sie immer weniger. Deren einzige Hoffnung war eine fähige Hikari, die eine Wendung bringen konnte.

In der dunkelsten Stunde des Wächtertums wurden die Gebete erhört. Eine Hikari wurde geboren, die reiner war als alle ihre Vorgänger. Man behauptete sogar, sie wäre die leibhaftige Wiedergeburt Hikari-kami-samas. Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White. Von dem Tage an, an dem White in den Kämpfen teilnahm, nahm der Krieg eine ungeahnte Wendung ein. Niemand, nicht einmal ihr Vater, hätte dies jemals zu träumen gewagt.

Und so, erhielten die Wächter wieder die Führung zurück…
 


 

1981 - Hikari Regien Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White
 

Green fühlte sich übel, ihr Körper gehorchte ihr nicht wirklich. Ihr stieg der Geruch von frisch gemähten Gras in die Nase und sie spürte die Sonne auf sich nieder brennen. Es war schwül. Weiter entfernt hörte sie das Gelächter von Kindern. Langsam öffnete Green die Augen und sah direkt in die Sonne. Sie kniff jedoch die Augen nicht zusammen und setzte sich auf. Eins war sicher: Sie war nicht mehr im Tempel.

Vor ihr stand ein zwei stockiges Haus aus Holz. Der Efeu fand sein Weg bis ans Dach, dennoch sah es nicht ungepflegt aus. Im Gegensatz zum Rasen, das Gras ging bis zu den Knien und Unkraut fand ungehindert seinen Weg. Außerdem lagen Spielsachen herum und Green entdeckte auch eine ziemlich überfüllte Sandkiste. Eine selbst gemachte Schaukel war an einem hohen Baum befestigt und das Grundstück war umgeben von hohen Tannen. Greens Blick fiel auf die Terrasse, auch diese war überwuchert von Pflanzen. Es standen viele Pflanzentöpfe, einige davon waren leer, in anderen hingegen wucherten die verschiedensten Blumen. Green fragte sich ob die Leute die in diesem haus wohnten, keine Gartenschere besaßen. Am Dach hing die größte Sammlung an Windspiele die Green je gesehen hatte.

Erst da merkte Green, dass sie nicht alleine war, denn auf der Terrasse saßen zwei Männer. Sie ging sofort in Deckung und erst langsam schlich sie näher, versteckte sich dann hinter dem Zaun. So sah sie nur den älteren der Beiden. Er musste einmal schwarze Haare gehabt hatten, den seine grauen Haare waren durchzogen von schwarzen Strähnen, das aber nur sehr schwach durch schimmerte. Sein Gesicht ließ darauf schließen das er schon älter war, er hatte Falten und dazu auch noch mehrere Narben. Green entdeckte das Zeichen der Windwächter auf seiner Brust.

Das konnte nur bedeuten dass sie in der Vergangenheit gelandet war… Aber durch was? Was war passiert? Zeit war immerhin nicht ihr Element und das war wohl kaum ein Streich von Kaira. Green überlegte was sie zuletzt getan hatte. Sie war in das Zimmer ihrer Mutter gegangen, hatte sich umgeschaut und diese Spieluhr gefunden…. Da viel es Green wie Schuppen vor den Augen;

Die Spieluhr.

Aber warum sollte auf der Spieluhr ein Zeit Zauber liegen? War White etwa so ein Multigenie, das sie sogar Zeit kontrollieren konnte? Und warum sollte sie das tun? Was war so besonders an dieser Zeit?

Greens Gedankengänge wurden von der Stimme des Älteren unterbrochen:

„Hast du jetzt endlich verstanden, wie wichtig es ist das du dich benimmst!? Wir reden hier immerhin nicht um irgendeine Wächterin! Bitte, Kanon, tu mir den Gefallen und stürz unsere Familie nicht in Schande! Ein Fehler und wir könnten entehrt sein! Es hängt alles von dir ab!“

Green konnte deutlich hören das „Kanon“ aufseufzte und der Windwächter wollte gerade wieder ausholen, als ein Mädchen angerannt kam – und dieses Mädchen sprang direkt durch Green hindurch.

„KANO! DU BIST WIEDER DA!“, rief das Mädchen, schmiss ihre Schultasche in die Ecke und fiel ihm um den Hals. Diesmal seufzte der alte Mann auf, während die beiden anderen sich umarmten.

„Ciel! Geh in dein Zimmer – Dein Bruder und ich haben was Ernstes zu besprechen!“ Green stand auf und kam aus ihrem Versteck hervor. Immerhin hatte sie schon verstanden, dass niemand sie sehen konnte. Zuerst sah sie zu Ciel. Sie war wohl fünfzehn Jahre alt. Das Mädchen hatte eine sonnengebräunte Haut, Sommersprossen und blonde Haare, die sie als zwei Zöpfe trug und braune Augen.

Dann drehte Green sich um und erschrak. Zuerst dachte sie, sie sah einen jüngeren Grey ins Gesicht. Die gleichen himmelblauen Augen, die gleichen Pechschwarzen Haare. Erst als der Wind mit seinen Haare spielte, erkannte sie dass er längere Haare hatte, als Grey. Sie mussten wohl ein wenig länger sein als Siberus. Seine Haare waren auch zotteliger und an seinen zwei Strähnen waren weiße Bänder eingebunden. Seine schulterlangen Haare wurden mit einem weiten Haarband zusammen gehalten.

Es konnte sich bei diesem jungen Mann nur um Kanori handeln.

Ciel lachte und legte ihre Arme von hinten um Kanoris Schultern.

„Das gleiche wie immer, was, Papa? Was bin ich froh das ich kein Wächter bin! Wenn ich deine Vorträge hören müsste, würde ich verstauben!“ Dann sah sie traurig zu ihren Bruder (seit wann hatte Grey eine Tante?)

„Kano, musst du Heute etwa schon wieder los? Ich dachte das wäre verschoben worden… Heute sind doch die Sommerferien angefangen!“

„Du weißt doch, ein Wächter hat keine Ferien“, sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln. Green war sprachlos. Sogar seine Stimme ähnelte der von Grey.

„Nur weil die Hikari es sagen, musst du wieder dahin…“

„Deren Wort ist Gesetz. Ich kann mich nicht widersetzen, so gern ich es auch wollte! Glaub mir Schwesterherz, ich würde wirklich gern die Sommerferien mit dir zusammen verbringen!“

„Ich hasse die Hikaris!“

„CIEL!“, donnerte der Ältere, „Das will ich nicht gehört haben!“ Doch bevor ihr Vater noch etwas sagen konnte, gab sie ihren Bruder einen Kuss auf die Wange und das Mädchen verschwand lachend ins Haus.

Der alte Windwächter seufzte abermals. Dieses Mädchen brachte ihn noch um den Verstand… Im Gegensatz zu seinem Sohn war sie wirklich kein Wächter. Nicht einmal halb. Ciel war die Tochter seiner zweiten Frau und sie war ein Mensch. Kanori war voll Wächter, halb Wind und die andere war Natur. Doch seine Mutter starb früh und seine leibliche große Schwester, Yuri, lebte schon immer in Tempel. Erst nachdem die Mutter seiner ersten beiden Kinder gestorben war hatte er Ciels Mutter kennen gelernt und sich in sie verliebt. Ciel hatte keine Probleme ihn als neuen Vater zu sehen. Kein wunder, sie hatte ihren leiblichen Vater niemals kennen gelernt und war bei der Hochzeit gerade mal zwei Jahre alt. Kanori und Ciel verstanden sich sehr gut und er wusste, dass sie, sobald Kanori auf dem Schlachtfeld war, in ihrem Zimmer war und für seine Rückkehr betete.

„Kanon, mach dich fertig, ansonsten kommst du noch zu spät. Das wäre nicht gerade der perfekte Anfang… Vergiss nicht: Im Tempel laufen die Dinge anders, als hier.“ Green sah nur noch wie Kanori nickte und aufstand, ehe plötzlich alles um sie herum schwarz wurde…
 

„Guten Morgen!“

„Guten Morgen, White-sama…“

„Euch auch einen Guten Morgen, Teresa, Aisa…“

„Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Guten Morgen, White-sama!“

„Danke, gleichfalls, Jeraf.“

„White-sama! Guten Morgen!“

„Ferel, Guten Morgen.“

Jeden Morgen der gleiche Trott. Sobald White nur einen Schritt aus ihrem Zimmer machte, wurde sie mit „Guten Morgen“ Grüßen bombardiert und das zog sich durch, bis sie an ihren Ziel angekommen war. Leider lag dieses Ziel am Anderen Ende des Tempels.

Trotzdem lächelte sie standartgemäß bei jedem Morgengruß, doch in Wirklichkeit war ihr absolut nicht nach Lächeln zumute und dieses ständige „Guten Morgen“ regte die Laune der Hikari auch nicht gerade.

White hörte hinter sich jemand heran laufen, blieb stehen und schon tauchte neben ihr ein Wächter mit feuerrotem Haarschopf auf. Mit einen breiten Grinsen, salutierte er und sagte zwinkernd:

„Jo, White-sama! Guten Morgen!“ Whites Lächeln wurde leicht steif.

Guten Morgen , Hirey…“

„Ihr seht heute aber gar nicht gut aus! Und das wo wir fünf Stunden schlafen konnten! Stimmt was nicht?“

„Nein, alles in bester Ordnung, ich bin nur…“

„Angenervt? Von dem ewigen „Guten Morgen“? Kann ich verstehen! Ich finde es sowieso sehr beachtlich wie Ihr Euch die ganzen Namen merken könnt…“ Ehe er weiterreden konnte, schob ihn ein Offizier beiseite und sagte, mit einer übertriebenen Geste:

„White-sama! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Morgen! Aber wenn ich Sie sehe, kann es ja nur ein schöner Morgen werden! Es ist als würde ein Licht den Morgen erhellen!“ Hirey schielte ihn belustigt an, packte ihn dann an seinen Umhang und sagte:

„Schleim woanders, Kikares! White-sama und ich müssen zur Versammlung, also: Hopp, mach den Weg frei! Aber ein bisschen plötzlich!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drängte Hirey sich an ihn vorbei und White folgte ihm.

„Danke für deine Hilfe, Hirey.“

„Keine Ursache! Solche Schleimer wie ihn, kann ich nicht leiden! Obendrein ist er noch ein Schlechter. Aber warum setzt ihr Euch nicht selbst durch? Sagt doch einfach das sie diese ganzen Lobpreisungen bleiben lassen sollen!“ Die beiden Wächter kamen in einen Kreisrunden Raum an, in denen schon einige ihrer Mitstreiter warteten. Kaum waren die beiden drinnen, öffnete die Tür sich noch einmal und der Klimawächter kam reingestürmt:

„Ich habe verschlafen! Es tut mir Leid!“ Hirey grinste ihn an und sagte:

„So wie du aussiehst warst du eher bei Mizuno…“ Der Angesprochene wurde knallrot und eine Wächterin räusperte sich hinter Hirey, der sich umdrehte.

„Hirey-kun - Das Privat leben deiner großen Schwester geht dich überhaupt nichts an!“ Damit zog sie ihn am Unhang von den Beiden anderen weg, jedoch zog sie so fest das Hirey blau anlief. White grüßte einmal die Runde und setzte sich dann auf ihren Platz. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah sie von Wächter zu Wächter, die ihr Lächeln erwiderten. Bis auf Hirey, der war zu beschäftigt damit seinen Kragen wieder zu richten, als dass er Whites Blick überhaupt mitbekam.

White war enorm froh, dass sie zu diesem Wächterteam gehörte. Jeder einzelne von ihnen war ihr Freund und sie verstand sich bestens mit ihnen, auch mit Suffix.

Der Älteste war der Klimawächter Azai, mit 31 Jahren. Er hatte kurze hell blaue Haare und eisblaue Augen. Da er die meiste Zeit am Computer verbrachte, hatte er eine blasse Haut. Er war allerdings nicht nur für die Technik zuständig, sondern auch für die Medizin. Im Sanctuarian war er Oberarzt, allerdings war er auch Whites privat Arzt und sogleich auch Vertrauter. Ihm erzählte sie alles, da er sie von Geburt an kannte. Im Kampf hielt sich Azai eher zurück, war aber dennoch immer dabei und man konnte nicht auf ihn verzichten, da er mit jeden Wächter in Verbindung stand und so jeden Befehle geben konnte, was sie zu tun hatten - er war ein genialer Stratege. Azai war mit Mizuno verheiratet und war auch Vater. Sein Sohn, Sai, war sieben Jahre alt und hatte das Element seines Vaters geerbt.

Mizuno war 25 und die Wächterin des Wassers. Sie hatte ihre dunkelblauen Haare zu zwei Ringe zusammen gebunden und ihr Pony war ebenmäßig abgeschnitten. Dazu trug sie rote Ohrringe. Sie hatte einen zierlichen Körperbau und eine sehr elegante Art zu gehen. Wenn sie dann auch noch hautenge Kleidung trug, war sie ein reiner Blickfang (was Azai nicht gerade gefiel). Das, bemerkte sie jedoch selbst nicht. Obwohl sie meistens ruhig und besonnen war, konnte sie, besonders was ihren jüngeren Bruder Hirey anging, öfter mal ausrasten. Mizuno hatte den ersten Rang, war allerdings wie ihr Mann, auch keine Kämpfernatur. Sie war diejenige die dafür sorgte, dass der Schaden, denn die anderen Wächter (besonders Hirey) anrichteten, wieder gut zu machen.

Ihr kleiner Bruder Hirey (20 Jahre), war wohl Derjenige der am meisten aus dem Team heraus stach. Nicht wegen seiner feuerroten Haare, die er zu zwei geflochtenen Zöpfen trug und die ihn über die Schulter fielen, sondern seinem Dauer Grinsen und seiner guten Laune. Die auch von nichts zu erschüttern war. Dazu war er ein totaler Optimist. In alles fand er etwas Gutes. Allerdings war er sehr temperamentvoll, wie es für einen Feuerwächter üblich war. Im Kampf war er unschlagbar - er liebte es. Daher war er auch leicht überheblich und wenn er nicht mit Azai im Kontakt stehen würde, wäre er schon tausendfach umgekommen. Er war wohl der einzige Elementarwächter der von den normalen Wächtern nicht respektiert wurde. Wegen seiner lockeren Art zu sprechen und auch niemanden anderen respektierte.

Hirey war Vater eines vierjährigen Sohnes, seine Frau war tot.

Sein bester Freund war der Erdewächter Izerin, der Kleinste des Teams. Er war ebenfalls 20 Jahre alt, war aber dennoch nur 1.45 groß, hatte dazu auch noch ein recht kindliches Äußeres und wurde daher öfter „Klein Izzy“ genannt. Er hatte kurze braune Haare und ebenfalls braune Augen. Sein größtes Hobby war Schach, welches er meistens mit Hirey spielte. Er war ruhig und ernst, selbst in den schwierigsten Situationen geriet er nicht in Panik und war neben Azai der beste Stratege des Teams, er kam auch ohne die Anweisungen des Klimawächters zurecht.

Die letzte des Teams war die Naturwächterin Yuri. Sie hatte lange, glänzende, schwarze Haare, sehr ungewöhnlich für eine Hizen. Sie hatte sie von ihren Vater geerbt. Yuri hatte eine weiße Porzellan Haut und hellgrüne Augen, dennoch sah ihre Haut alles andere als ungesund aus. Genau wie Mizuno war sie zierlich und trug Kleidung die sich ihren Körper anpasste, immer in Grüntönen. Sie war 21 Jahre alt und unverheiratet, hatte auch keine Kinder. Doch bei ihrem Aussehen, hatte sie fast schon freie Auswahl. Auch wenn man es ihr nicht ansah, konnte sie ziemlich zickig werden. Im Kampf hatte sie den gleichen Posten wie Mizuno.

White war von ihnen die jüngste, sie war 16, jedoch stand ihr 17ter Geburtstag kurz bevor. Allerdings fiel dieser Altersunterschied nicht auf. Sie war stolz auf ihr Team und stolz ein Mitlied davon zu sein. Selbst von ihren Vorfahren hatte sie gehört, dass sie selten so ein gut eingespieltes Team gesehen hatten und lobten sie dafür. Als ob das Whites Verdienst war…

Gerade als sie mitten in der Besprechung waren, unterbrach Hirey plötzlich:

„Sagt mal, wo steckt eigentlich, Vio?“ White sah auf und antwortete:

„Nee-sama wird wohl noch schlafen.“

„Typisch“, begann Yuri, „Sie verschläft immer!“

„Oder sie hat keine Lust“, kicherte Mizuno.

„Ist doch egal. Wir haben ja sowieso kein wichtiges Thema!“, antwortete Hirey. Azai räusperte sich, er wollte wieder das Thema wechseln.

„Der neue Impfstoff ist im Übrigen eingetroffen.“ Hirey wich auf einen Schlag die Farbe aus dem Gesicht.

„Ich glaube ich werde Vio ma’ wecken gehen!“ Izerin hielt ihn zurück und Azai sagte:

„Das ist doch nur ein minimaler Picks. Der wird dich nicht umbringen.“

„Izzy! Du musst meine Hand halten!“

„Ich halte hier überhaupt nichts! Stell dich nicht so an, sogar dein Sohn macht nicht so einen Aufstand wie du. Außerdem: Wie oft musste Azai dir schon Dämonenfingernägel aus dem Körper holen? Da jammerst du auch nicht.“ Gerade als Hirey weiter klagen wollte, klopfe es an der Tür und Whites Tempelwächter kam herein.

„Verzeiht die Störung.“ White winkte lächelnd mit der Hand ab.

„Was ist denn, Irizz?“

„Ihr habt eine Botschaft aus dem Jenseits.“ Sofort sah White alles andere als gut gelaunt aus und ihr Lächeln wurde steif.

„Von Vater nehme ich an.“

„Ja. Er wird in einer Stunde hier sein.“

„Ich komme.“ Seufzend erhob sich White, entschuldigte sich von ihren Team und folgte ihren Tempelwächter.

Ihr Team sah ihr hinterher.

„Was Shagilein wohl will?“

„Nenn ihn nicht so, Hirey-kun. Wenn er das hört, kommst du in Teufelsküche“, sagte Mizuno mit erhobenen Zeigefinger.

„Aber White-sama war doch erst gestern im Jenseits und hat die neuen Kriegspläne mitgebracht…“ Yuri sah fragend in die Runde. Azai faltete die Hände und antwortete:

„Es wird sich wohl um ihren 17ten Geburtstag handeln.“

„Du meinst, einen Verlobten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen...“, sagte Mizuno

„Ich kann mir überhaupt niemanden an White-samas Seite vorstellen“, fügte Izerin hinzu.

„Das geht uns nichts an. Also lass uns…HIREY! DU BLEIBST GEFÄLLIGST HIER! IZERIN HALT IHN ZURÜCK!“
 

White hatte sich umgezogen und ging hinaus in den Garten um ihrer bleichen Haut ein paar Sonnenstrahlen zu gönnen, ehe ihr Vater kommen würde. Sie setzte sich auf eine Treppe, von der aus sie Kinder beim Spielen beobachten konnte. Es waren die Zeitwächterin Yuna und der Illusionswächter Thalion, die freudig und unbekümmert miteinander spielten. Als sie White sahen, winkten sie ihr zu und sie winkte zurück, bevor sie sich wieder ihrem Spiel zuwandten.

Ihr feinfülliges Gefühl sagte ihr, dass ihre große Schwester in ihre Richtung kam und kaum ein paar Sekunden später ließ sie sich neben White nieder.

Ihre Schwester Violet war das genaue Gegenteil von White. Sie war aufbrausend, hatte das Temperament Shaginais Geerbt, war für jeden Spaß bereit und verabscheute (im Gegensatz zu White) das Lernen. Von den Regeln kannte sie gerade mal einen Bruchteil. Doch trotzdem – oder gerade deshalb - war sie eine liebenswerte Person und White schätze ihre Gegenwart sehr. Violet erinnerte sie zu gern daran, das es auch ein „Leben“ gab, was die Lichterbin öfters zu verdrängen versuchte.

„Was tust du denn hier, White-chan?“

White konnte nicht drum herum zu schmunzeln wenn Violet sie so nannte. Denn sie war die Einzige (außer deren Vater) die sie nicht mit „White-sama“ betitelte.

„Ich genieße die Sonne.“

Violet sah White mit großen Augen an, doch sie kam nicht zum antworten, den in diesen Moment kam ein Ball angeflogen, den sie allerdings geschickt auffing. Sofort war sie auf den Beinen.

„HEJ! Wenn ihr nicht einmal einen Ball unter Kontrolle halten könnt, wie wollt ihr denn euer Element kontrollieren?!“ Die Kinder brachten sich schnellstens vor Violet in Sicherheit, die zu ihnen gerannt kam. Denn ihr Temperament war berüchtigt. Violet hatte die zwei eingeholt und fing an sie durch zu kitzeln.

Ungewollt fing White bei diesen Bild an zu Kichern. An sich war dies nichts Besonderes. Ein Lächeln hatte sie ja immer auf dem Gesicht. Das hatte sie sich angewöhnt, es war eine Art Vorteil. Denn so konnte niemand sehen ob White verunsichert, wütend oder sonst irgendwelche Sinnesempfindungen zeigte. Aber wirklich „lachen“ tat sie selten.

„Ihr habt ein wirklich schönes Lachen, White-sama!“

White verstummte sofort, sie kannte die Stimme nicht und zögernd drehte sie mich um. Hinter ihr stand ein junger Mann, cirka vom gleichen Alter wie ihre Schwester. Seine schwarzen Haare trug er als einen kurzen Pferdeschwanz und er hatte ein himmelblaues Augenpaar.

Unbewusst starrte sie ihn an, brachte kein Wort hervor. Noch nie in ihren ganzen Leben war sie so sprachlos gewesen. White wollte was sagen. Das Gleiche was sie immer sagte wenn man ihr ein Kompliment machte. Aber diesmal brachte sie nicht mal ein Lächeln zustande.

Der junge Mann jedoch lächelte White mit einem warmen Lächeln an, dann ging er mit einer eleganten Verbeugung an ihr vorbei. Die Hikari war immer noch nicht fähig etwas zu sagen.

Wer war das?

White schaute ihm nach wie er die Treppen runter ging. Er übersprang dabei einige Stufen ehe er bei Violet ankam. Als diese ihn erblickte, hellte ihr Gesicht erfreut auf und die Beiden umarmten sich. Darauf redeten die beiden munter los und neckten sich. Während White immer noch auf den Treppenstufen verhaarte, als wäre sie angewurzelt.

Erst als sie Irizz Stimme hinter sich hörte, wand sie sich von den Fremden und ihrer Schwester ab.

„Euer Vater ist angekommen.“ In innerhalb von null Komma nichts, stand Violet neben White und sagte erfreut:

„Daddy kommt?! Warum hast du mit das nicht früher gesagt, White-chan!“ Violet zog ungeduldig an Whites Hand, während die Hikari über die Schulter noch einmal zurück schaute. Doch der Mann war weg.
 

„DADDY!“ Quietschte Violet erfreut, als sie deren Vater entdeckte. Sofort lief sie los und sprang ihren Vater lachend in die Arme, der sie ebenso erfreut umarmte. White fragte sich immer wieder wie Violet es schaffte Shaginai zum Lachen zu bringen. Nur in ihrer Gegenwart, sah sie ihn wirklich ausgelassen und gut gelaunt.

„Guten Morgen, Vater“, sagte White und versuchte dabei auch erfreut zu klingen. Sobald Shaginai White sah, wurde sein Ausdruck ernst und er schaute in eine andere Richtung. White wusste nicht warum, aber er sah sie nie direkt an.

„Guten Morgen, White.“

„Daddy! Wir haben noch eine Rechnung offen! Ich hoffe jawohl dass du das nicht vergessen hast! Denn das nächste Mal bringe ich dich in die Hölle! Darauf kannst du dich verlassen!“ Schon wieder redeten die beiden über deren Lieblingspiel: „Himmel und Hölle“. Ein Brettspiel, welches wohl das beliebteste unter den Wächter war. Es gab wohl kein Wächter der dieses Spiel nicht spielen konnte. Es war ähnlich wie das Menschenspiel „Risiko“. Nur mit dem Unterschied das man die Länder nicht erobern musste, sondern sie von den Schwarzen Spielfiguren, den Dämonen, befreien musste. Wem dies nicht gelang, landete in der „Hölle“, der Gewinner im „Himmel“. Shaginai und Violet spielten dies mit leidenschaftlicher Freude. White konnte dem Spiel nicht viel abgewinnen. Sie schaute Hirey und Izerin lieber beim Schach zu. Denn da Shaginai und Violet beide Temperamentbündel waren, dazu schlechte Verlierer, endeten deren Spiele meistens in laute Diskussionen, wo niemand gerne im Zimmer sein wollte.

„Tut mir Leid, Violet, aber heute habe ich keine Zeit. Ich muss mit deiner Schwester sprechen. Das müssen wir auf später verschieben.“ Die Angesprochene sah zutiefst beleidigt aus, doch sagte nichts. White folgte ihren Vater in sein altes Zimmer, wo Irizz auch schon den Tee serviert hatte. White wartete bis Shaginai sich gesetzt hatte und setzte sich ihm dann gegenüber.

„Also Vater, was hast du mit mir zu besprechen?“, fing sie ohne Umschweife an, während sie sich einen Tee einfüllte. Sie wollte dieses Gespräch schnellstmöglich hinter sich bringen.

„Ich habe gehört dass es deiner Gesundheit schlechter geht.“ White sah auf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Noch nie hatte er sich Sorgen um ihre Gesundheit gemacht…

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen…“, antwortete sie mit einen unsicheren Lächeln.

„Natürlich mache ich mir Sorgen! Immerhin bist du meine Tochter.“ Shaginai war gar nicht bewusst wie sehr White diese Worte freuten. Doch ehe sie antworten konnte, sagte Shaginai:

„Unsere gesamten Kriegspläne brechen zusammen, wenn dir etwas zustößt!“

„…Was?“

„Du bist als Hikari einfach unverzichtbar! Ohne deine Fähigkeiten, werden wir den Krieg gegen diese widerlichen Dämonen verlieren! Da ist es doch normal, das ich und unsere Vorfahren uns Sorgen um deine Gesundheit machen, immerhin bist du der Dreh und Angelpunkt unserer Pläne.“ Ja. Natürlich. Wie konnte White nur so naiv und dumm sein, nur einen Moment anzunehmen, dass ihr Vater sich Sorgen um sie machte. Er machte sich Sorgen dass sie nicht mehr kämpfen konnte, dass war alles. Violet war seine einzige Tochter. White war einfach nur eine Kriegswaffe.

„Ich verstehe. Mir geht es gut und ich kann kämpfen. Ihr braucht euch da keine Gedanken zu machen.“ Shaginai merkte es nicht.

„Nichts ist gut. Erst letzte Woche bist du während einer Schlacht zusammengebrochen.“

„Das war einmalig. Es wird nicht wieder vorkommen.“

„Es kann immer wieder kommen. Und was ist wenn du alleine bist? Wenn niemand in deiner Nähe ist? Dein nichtsnutziger Tempelwächter ist ja auch nicht immer bei dir.“

„Irizz ist nicht „nichtsnutzig“. Er ist sehr fleißig und gehorcht meinen Befehlen treu und ergeben.“

„Und warum ist er nicht die ganze Zeit über an deiner Seite?“

„Ich will nicht dass er sein gesamtes Leben, für mich opfert. Er soll auch ein Eigenes aufbauen können.“ Shaginai schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

„Das ist mal wieder typisch du! Wann lernst du endlich dass Tempelwächter kein eigenes Leben besitzen! Sie leben einzig und alleine für uns !“ White war da anderer Meinung, doch sie widersprach ihren Vater nicht und er fuhr fort:

„Also haben ich und die anderen Hikari beschlossen, dass du einen Leibwächter brauchst.“ Seine Tochter verschluckte sich an ihren Tee.

„…Was?!“

„Du hast mich schon richtig verstanden.“

„Ich benötige Keinen.“

„White.“

„Ja, ich bitte um Verzeihung, Vater. Ich wollte dir nicht widersprechen… und welcher Wächter wird diese Aufgabe übernehmen?“ In dem Moment klopfte es an der Tür.

„Besser hätte das Timing wohl nicht sein können – herein!“ Wenn White ihre Tasse nicht eben abgestellt hätte sie, hätte sie sie jetzt womöglich fallen gelassen. In der Tür stand doch tatsächlich derselbe den sie vorhin erst gesehen hatte. Wieder hatte er dieses warme Lächeln auf den Lippen und wieder war White nicht fähig etwas zu sagen.

Shaginai stand auf und nachdem der Fremde sich höflich vor ihm verbeugt hatte, reichte ihr Vater ihm die Hand. White war immer noch angewurzelt. Als ihr Vater sich räusperte, zuckte sie zusammen und stand sofort auf den Füßen. Noch bevor der Fremde die gleiche Prozedur durchführen konnte, wie bei Shaginai, nahm White sich zusammen. Sie legte ihr rechte hand auf ihre Brust und sagte:

„Mein Name ist Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White. Es freut mich Euch kennen zu lernen.“ Er verbeugte sich und sagte:

„Wächter des Windes, Eien Kaze Kanori… und die Freude ist ganz meinerseits.“ Und dann erstarrte White abermals, ließ sich wegen ihres Vaters jedoch nichts anmerken: Denn Kanori kniete sich vor ihr nieder, nahm ihre rechte Hand und hauchte sanft einen Kuss auf ihren Handrücken.

„Ich schwöre Euch ewige Treue.“
 

„DAS WAR DER PEINLICHSTE MOMENT IN MEINEN LEBEN!“ White saß zusammen mit ihrer Schwester in ihrem Zimmer und tippte wie eine Wahnsinnige an ihren Computer herum. Sie war immer noch rot und das wo es schon zwei Stunden her war.

„Es ist doch nicht so schlimm! Du bekommst doch am laufenden Band Handküsse… Ich will auch!“

„DAS…“ White hustete, nahm einen Schluck ihres geliebten Orangensaftes und versuchte ihre Stimme wieder im Griff zu bekommen.

„Das ist was Anderes! Etwas völlig Anderes!“

„Wo ist der Unterschied?“

„Ich kenne Kanori-sama doch überhaupt nicht.“ Violet sah sie etwas schockiert an.

„Kanori….-sama?“ Und ganz plötzlich fing sie wild an zu lachen, White konnte diese Aktion überhaupt nicht nachvollziehen.

„Darf ich erfahren wieso du so lachst, Nee-sama?“

„-SAMA……….SAMA! In Lights Namen!“

„Ich kann dir nicht ganz Folgen.“

„Das passt einfach nicht! Niemand hat bei ihm jemals Suffix benutzt! Es ist sogar selten, dass man ihn „Kanori“ nennt, die meisten nennen ihn entweder „Kano“ oder „Kanon“. Daher finde ich es witzig das gerade DU ihn mit „-sama“ betitelst!“

„Ich bleibe bei Kanori-sama. Punkt. Denn ich kenne ihn nicht. Woher kennst DU ihn eigentlich so gut?“ White drehte sich wieder um und fuhr mit ihrer Computerarbeit fort.

„Er war in meinen Jahrgang und damals waren wir beste Freunde!“ White sah sie über die Schulter verwundert an und sagte:

„Davon wusste ich gar nichts.“

„Kein Wunder! Du hast zu dieser Zeit deine Ausbildung im Jenseits absolviert.“ Ihre Schwester sah wieder zum Bildschirm. Diese zwei Jahre, gehörten gewiss nicht zu ihren Schönsten.

„Sein Vater ist übrigens Wächtergeschichtslehrer.“

„Das weiß ich. Ich kenne Kataron-san, wir haben schon öfter zusammen gekämpft. Ein sympathischer und fähiger Wächter. Aber er hat mir nie erzählt das er einen Sohn hat… Ich wusste nur von seiner Menschenfamilie.“ Violet grinste.

„Seine Stunden damals waren die besten! Denn Kano mag keine Wächtergeschichte und Kataron-senpai hat deswegen immer mit ihm geschimpft! Das waren noch Zeiten…“

„Du hast Recht, in Wächtergeschichte war er wirklich kein Ass.“ Violet sah White über die Schulter. Sie hatte Kanoris Daten aufgerufen.

„Seine gesamte Ausbildung ist nicht gerade berauschend…“

„Aber er hat viele Auszeichnungen erhalten. Er scheint, trotz seiner Ausbildung, ein wirklich guter und verlässlicher Wächter zu sein. Es wundert mich, dass ich ihn noch nie gesehen habe… Immerhin ist er der Wächter des Windes.“

„Ich meine er kämpft erst seit zwei Jahren. Hat Kataron-senpai nicht vorher seinen Posten gehabt?“

„Ja, das stimmt und wie ich hier sehe, hat Kanori-sama als Verteidigung gedient, an der dritten Zentrale. Dennoch: Es ist wirklich peinlich das ich nichts über seine Existenz wusste…“

„Er hat heute Geburtstag.“

„WAS?!“

„Er ist heute zwanzig geworden… Hej! Das kannst du als Vorwand nutzen um ihn anzusprechen!“

„…Vorwand?“ Ehe White sich versah, zog Violet sie am Arm hoch und zerrte sie aus dem Zimmer.

„Was soll das werden, Nee-sama!?“

„Du wirst ihm jetzt zum Geburtstag gratulieren.“

„Wie bitte? Warum?“

„Kanori ist menschlich erzogen und diese gratulieren zu jeden Geburtstag und nicht nur zum 17ten. Alles klar? Ah da hinten ist er ja.“ Violet schubste White etwas unsanft nach vorne, so dass White beinahe stolperte. Sie drehte sich um und wollte gerade ihre Schwester zurechtweißen, doch da war niemand mehr.

„White-sama?“ Die Angesprochene erschreckte sich tierisch und in der Hoffnung dass er sie noch nicht gesehen hatte, versteckte sie sich hinter einem blauen Vorhang. Gott, was tat sie da bloß? Natürlich hatte er sie gesehen! Und warum versteckte sie sich jetzt wie ein kleines Kind? Seit wann, war sie so schrecklich schüchtern? Selbst bei Wächtern, die sie nicht kannte, hatte sie noch nie auf diese peinliche Art und Weiße reagiert!

„...White-sama... ich kann euch zwar nicht sehen, aber eure Aura ist spürbar.“ White verfluchte ihre Lichtmagie in diesen Moment. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und versuchte sich zusammen zu reißen. Doch ihr Herz schlug zu schnell, dass dies unmöglich schien. Wenn sie jetzt einen Spiegel gehabt hätte, würde sie sehen dass sie rot wie eine Tomate geworden war. Doch die Hikari verwechselte dieses Gefühl mit Fieber.

Dann erschrak sie, Kanori stand plötzlich hinter ihr. Er hatte den Vorhang in der Hand, den sie vorher aus schierer Nervosität an sich geklammert hatte.

„Sucht Ihr etwas? Soll ich helfen?“ White sprang auf die Füße und um ihre nervösen Hände mit etwas zu beschäftigen nestelte sie an den Zaun ihres Kleides. Sie sah ihn nicht direkt an, sondern versuchte verzweifelt woanders hinzuschauen. Was sollte sie jetzt nur tun?

„Ähm ja. Aber ich habe es bereits gefunden. Dennoch danke… Kanori-sama.“ Er sah sie genauso verwundert an, wie Violet es getan hatte als sie seinen Namen sagte. Er schmunzelte, fing aber nicht an zu Lachen.

„Ihr braucht mich nicht mit „-sama“ zu betiteln. Mein Vorname reicht völlig aus!“

„Solange Ihr mich mit Suffix anspricht, werde ich es auch tun.“

„Aber Ihr seit eine Hikari…“

„Und Ihr ein Kaze. Ich bleibe dabei.“

„Gut dann werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen“, sagte er mit einen Seufzen. White lächelte etwas unsicher.

Während die beiden Wächter etwas herum drucksten und keine Ahnung hatten was sie sagen sollten, waren am anderen Ende des Ganges die anderen Elementarwächter hinter eine Säule versteckt und sahen diesem Schauspiel mit gemischten Gefühlen zu.

„White-chan ist verliebt! Endlich!“

„Lass uns die Beiden verkuppeln, Vio!“

„Ihr lässt da beide die Finger aus dem Spiel, Hirey, Violet!“

„Shaginai-sama wird das nicht gefallen…“

„Ou ist das niedlich… ich will auch!“

„Und ich will nicht in Kanos Haut stecken.“

„In Lights Namen! White-sama verliert ihre Unschuld!“

„Mizuno… Schatz: Du redest Schwachsinn.“

„Zieht ihr nicht alle, ein wenig voreilige Schlüsse? Sie ist doch nur rot…“

„White-sama und rot… Irgendwie hätte ich nie erwartet das zu sehen!“

„Mein Brüderchen ist sprachlos… das ich DAS mal sehe…Der redet doch sonst wie ein Wasserfall.“

„Findet ihr nicht das White jemand besseren verdient hat?“

„Izerin…………WAS WILLST DU DAMIT SAGEN….“

„N-Nichts, Yuri… nichts…“

„Ihr seit zu laut, Leute“, sagte Hirey, während Yuri drauf und dran war Izerin zu erwürgen. Doch trotz deren Lautstärke bekamen Kanori und White nichts mit. Immer noch sagten sie beide nichts und sahen immer mal wieder apart zu einander rüber. Bis White beschloss etwas zu sagen.

„Der eigentliche Grund… weshalb ich Euch aufgesucht habe…ist…“

„Ja…?“ Plötzlich verbeugte White sich kurz, sagte dann lächelnd und mit roten Wangen:

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kanori-sama!“
 


 

Hoi ^///^

Ouuu ich finde die beiden sidn einfach ein knuffiges pärchen x3 owbohl ich „so“ welche paare eigentlich nicht mag (wo der eine von beiden schüchtern is) aber, dass hier mag ich xD und och göns White so TT° und Kano ist so niedlich ;_;! Und dieser „White/Kano“ teil wird vie zu lang… -_-° Ich liebe Whites Wächter TT° ganz besonders Hirey x3 mir ist bei ihm erst ganz spät aufgefallen das er fast den gleichen Namen hat wie Firey xD das ist zufall, ehrlich ^^° er ist irgendwie der „Sibi“ im Team xDDD

Ja ich muss mich ja eigentlich bei euch alle entschuldigen: IMMER NOCH KEIN GXG XD! Nicht einmal Green Xx° es tut mir wirklich leid, aber dieser White Teil ist wichtig für die Storyline ._. glaubt mir: Ich will auch GxG T_T° aber dafür gibt es danach GxG >u<! *Fahne schwenks*
 

Also bis zum nächsten Kapü x3

Saku

Shaginais Erziehungsmethoden

Shaginais Erziehungsmethoden
 


 

Kanoris erste Schlacht zusammen mit seinen neuen Mitstreitern, war anfangs sehr ungewohnt für ihn. Mit dem Headset, was Azai ihm in die Hand drückte, konnte er überhaupt nichts anfangen und musste es erst einmal von seiner Schwester erklärt bekommen. Als der Kampf dann richtig losging, ging alles wie von selbst. Kanori hatte befürchtet ihm würde jede einzelne Attacke vorgeschrieben sein, doch dem war jedoch nicht so. Azai gab zwar regelmäßig Befehle durch, aber daran gewöhnte er sich schnell. Sie waren sogar recht hilfreich, besonders da Azai scheinbar nie den Überblick verlor und warnte wenn jemand von hinten angegriffen worden war. Doch was Kanori am meisten wunderte: White hielt sich komplett raus. Sie kämpfte nicht, sie hatte nicht einmal ihren Stab umgewandelt. Die Hikari stand neben Azai und hielt genau wie er, alles im Blick. Kanori ärgerte sich darüber. Immerhin eilte ihr Ruf ihr voraus, er hätte sie gerne kämpfen gesehen.

Als der Kampf vorbei war, war sie plötzlich verwunden.

Gerade als Kanori Azai fragen wollte, klopfte Hirey ihm auf den Rücken und sagte mit einen breiten Grinsen, an Izerin gewandt:

„Wenn Kano weiter so abräumt wird er noch deinen Rekord brechen! Du solltest echt aufpassen, Izzy! Bald bleiben keine Dämonen mehr für uns übrig!“ Er fing an zu lachen, während er Kanori weiter auf die Schulter klopfte.

„Ach was! Das war Zufall und das waren sowieso nur drittklassige Dämonen, die haben doch keine Chance gegen uns!“, antwortete Kanori, ebenfalls mit einen Grinsen.

„Sei doch nicht so bescheiden, Kano! Wir haben doch früher schon gemeinsam gekämpft, da hast du mir meine auch immer weggenommen!“ Mizuno und Yuri, die etwas Abseits standen, fanden das Gespräch nicht so witzig wie deren männlichen Mitstreiter. Mizuno war damit beschäftigt Flammen zu ersticken, die Hirey durch seine Attacken ausgelöst hatte und Yuri heilte die toten Pflanzen.

„Typisch männliche Wächter! Müssen aber auch aus ALLEM einen Konkurrenzkampf machen. Unverbesserlich! Und wir haben die Arbeit danach.“ Yuri nickte Mizuno zustimmend zu und drehte sich um, als sie spürte dass White auf sie zukam. Sie hatte Blut an den Händen und sah alles andere als glücklich aus.

„Was ist los, White-sama?“, fragte Azai sofort.

„Keine 50 Meter entfernt von hier gibt, oder eher gab, es ein kleines Menschendorf.“ Azai verstand sofort und sein Gesicht wurde ernst.

„Wie viele Tote?“

„Ich konnte um die 30 retten… für die Restlichen kam jede Heilung zu spät. Ich denke es waren 370.“ Azai versuchte aufmunternd zu Lächeln.

„Das sind ja nicht so viele…“ White munterte das nicht auf und mit gequälter Stimme sagte sie:

„Aber genug…“ In dem Moment bekam sie das Gespräch der drei männlichen Wächter mit, die in einer lauten Diskussion vertieft waren. Hirey war fest davon überzeugt das er mehr Dämonen getötet hatte, als Izerin und Kanori. Was beide natürlich nicht witzig fanden.

„In Lights Namen, sagt mir nicht…“ Mizuno trat an ihre Seite.

„Das Übliche, White-sama, die Frage die in Leben eines männlichen Wächters die größte Rolle spielt: Wer hat die meisten Dämonen eliminiert?“ White verdrehte die Augen, das war wirklich das Übliche. Nach jedem Kampf stritten sich Hirey und Izerin darüber, wer von den Beiden die meisten getötet hatte. Egal wie zerstört auch alles um sie herum war, egal ob Menschen durch deren Kampf ebenfalls getötet worden waren. Wächter waren wirklich gut darin, dieses kleine Randdetail zu übersehen. Wenn man sie dann doch darauf ansprach, hieß es immer „Opfer können nicht vermieden werden“ - Man rettete ja den Großteil!

White wand sich ab, als Yuri sagte, White solle etwas sagen. Oft genug hatte die Hikari ihre beiden Wächter schon darauf hingewiesen das sie so etwas nicht hören wollte, sie vertrug es nicht. Immer wenn sie so etwas hörte, wurde ihr schlecht, denn sie konnte ihren Blick nicht von der Zerstörung abbringen, während Hirey und Izerin spöttisch über den Kampf sprachen.

„Lasst uns gehen“, sagte White. Yuri stemmte die Hände in die Hüfte und sah zu dem sich streitenden Wächter.

„Und wer holt die?“ Die Hikari zuckte mit den Schultern und wollte gerade antworten, als sie hörte wie Kanori sagte:

„Wir sollten eine neue Regel in unseren Wettstreit anbauen: Menschenleben geben Abzug! Dann hast du auf alle Fälle verloren, Hirey!“ White drehte sich um. Erst jetzt merkte sie dass auch Kanori dabei war. Warum tat er das? Er hatte doch teilweiße eine menschliche Familie, er müsste Whites Abscheu doch verstehen! Aber nein, er war genauso wie die Anderen, er redete genauso gleichgültig über ein Menschenleben, wie die Anderen.

Sie hatte gedacht es mache ihr schon lange nichts mehr aus, sich in solch einer Diskussion einzumischen, aber aus einem ihr unbekannten Grund fühlte sie die Wut in sich aufkommen.

Mit wenigen Schritten stand White zwischen den drei Wächtern, die sie fragend ansahen. Hirey ahnte es schon und versteckte sich hinter Izerin.

„Ich glaube es nicht! Wie könnt ihr so herzlos darüber reden?! Das ist doch kein Spiel! Ist euch das zahllose Leid der Menschen egal?! Das durch unseren Krieg mit den Dämonen ausgelöst wird?!“ Hirey machte einen auf Duckmäuser, Izerin sah schweigend zu Boden. Nur Kanori schien White nicht folgen zu können.

White zeigte auf die zerstörte Stadt und sagte:

„Dies geschieht alles nur unserer Wegen!“ Kurz schwieg die Hikari, atmete tief durch und fuhr dann fort:

„Ihr solltest euch schämen. Als Wächter ist es unsere Pflicht die Menschen zu beschützen und nicht, sie wegen eines Konkurrenzkampf in Gefahr zu bringen!“ Sie sah alle drei scharf an.

„Ihr seit keinen Deut besser als die Dämonen.“ Jetzt wurde es Kanori zu viel. Egal ob er eine Hikari vor sich hatte, oder nicht, er ließ sich nicht beleidigen.

„Ihr kämpft ja nicht einmal, wie sollt Ihr uns überhaupt verstehen?! Wir machen für Euch ja nur die Drecksarbeit! Und Ihr gönnt uns nicht einmal ein wenig Spaß! Ja, auch ich sehe das Grauen – ja, auch ich weiß dass es unsere Schuld ist! Aber uns gleichsetzen mit den Dämonen ist eine maßlose Beleidigung, wozu nicht einmal Ihr das Recht habt!“ White verschränkte die Arme und einen Moment lang, dachte Kanori sie würde zum Gegenschlag ausholen, doch ihre Wut schien plötzlich verraucht.

„Scheinbar… Habe ich mich in Euch getäuscht.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ den Windwächter sprachlos stehen. Hirey klopfte Kanori auf die Schulter und sagte:

„Tja Alter… Das war`s. Ich habe White-sama noch nie so außer sich erlebt.“
 

Nachdem die Wächter wieder in Den Tempel zurückgekehrt waren, lehnte Kanori sich seufzend an eine Säule. Auch im Tempel war es jetzt Nacht geworden und er sah, aus den Augenwinkeln, den Vollmond hinter einer Wolkendecke hervorkommen.

Was sollte er nun tun? Es war seine Aufgabe an Whites Seite zu bleiben, aber sie hatte klar und deutlich gesagt, dass sie ihn nicht sehen wollte. Aber Shaginai hatte doch befohlen das Kanori sich von nichts davon abringen lassen sollte. Wesen Befehl sollte er den jetzt befolgen?! White sah wirklich wütend aus… sie würde ihn wahrscheinlich ignorieren wenn er sich zu ihr gesellen würde.

Kanori seufzte und ließ den Kopf hängen. Warum musste alles nur so kompliziert sein…?!

Der Windwächter federte sich von der Säule ab und schlug den Weg zu Whites Gemach ein. Er sollte versuchen mit ihr zu reden, dass war seine einzige Möglichkeit dieses Desaster aus der Welt zu schaffen. Doch, er hatte nicht vor sich zu entschuldigen.

Er hob die Hand um anzuklopfen, stoppte jedoch vor der Tür. Vielleicht sollte er lieber Gras über die Sache wachsen lassen. Er kannte sie immerhin nicht. Vielleicht war sie nachtragend. Woher sollte er das schon wissen? White war ein unbeschriebenes Blatt. Ein Buch mit hundert Siegeln.

Gerade als er sich entfernen wollte, ging die Tür auf und Kanori erstarrte. Doch zu seiner Erleichterung war es nicht White, die ihm die Tür öffnete, sondern Violet.

„Guten Abend, Kano! White-chan ist nicht da. Kannst aber trotzdem gerne reinkommen.“ Violet wartete nicht auf eine Antwort und zog ihn rein. Irgendwie war Kanori erleichtert das White nicht da war. Violet war so herrlich unkompliziert, ganz im Gegenteil zu ihrer kleinen Schwester. Obendrein konnte er mit seiner alten Freundin viel besser umgehen.

„Was machst du eigentlich im Zimmer deiner Schwester?“ Violet setzte sich an den runden Tisch und machte sich wieder an ihre Arbeit. Sie hatte einen Haufen Schokolade vor sich, auf dem Tisch liegen, die sie auspackte und in kleine Ecken teilte. Als sie Kanoris Blick bemerkte sagte sie mit einem Grinsen:

„Du bekommst nichts ab!“ Kanori grinste und meinte, er wolle auch nichts haben. Er setzte sich ihr gegenüber. Was machte er hier überhaupt? Sollte er einfach warten bis White zurückkam?

„White-chan ist in der Bibliothek. Sie liest mal wieder etwas über Traumdeutung, oder so.“

„Traumdeutung?“

„Jeps. Seit sie klein ist, hat sie immer zu dieser Jahreszeit ein und denselben Traum. Das merkwürdige ist, es ist immer der gleiche und verändert sich nie und er kommt auch nur einmal im Jahr.“ Violet leckte sich die Schokolade von den Fingern ab.

„Was ist das für ein Traum?“

„Kann ich dir nicht so genau sagen, weil White es selbst nicht genau weiß. Er beginnt immer damit, dass White vor einem großen Baum steht. An diesen Baum steht jemand, dieser hat ihr den Rücken zugekehrt. Sobald sie auf ihn zugeht, ertönt hinter ihr eine Melodie. Es ist ihr bis jetzt noch nicht gelungen diese Melodie zu deuten, sie weiß nicht einmal aus welchem Instrument sie stammt. Dann dreht sie sich um und schon ist der Traum vorbei.“ Kanori sah sie ernst an und sagte:

„Das reicht nicht für eine Traumdeutung. Mein Vater beschäftigt sich intensiv mit dem Thema.“

„Genau das ist das Problem und wenn der Traum sich nicht ständig wiederholen würde, denn wäre es White-chan auch egal. Denn, was sagt das schon aus?“

„Nichts.“ Violet nickte und knabberte an einer Nuss-Schokolade. Kanori musste Grinsen. Es war seine Schuld, das Violet der Schokolade verfallen war. Er hatte ihr in deren Kindheit mal welche gegeben und seitdem hörte sie nicht mehr auf, sie aus der Menschenwelt importieren zu lassen, denn Wächter stellten keine Schokolade her.

„Du wirst noch Karies bekommen, wenn du so weiter machst.“

„Jetzt fang du nicht auch noch damit an! Daddy sagt auch immer es wäre zu „ungesund“. Aber wusstest du das Schokolade Glückhormone freisetzt?“ Der Angesprochene lachte und schüttelte den Kopf.

„Sag mal Vio: Warum hast du eigentlich so ein gutes Verhältnis zu Shaginai-sama und White-sama so ein…“

„Gezwungenes?“ Er nickte und sie legte die Schokolade beiseite.

„Weil White nach unserer Mutter kommt. Und mein Daddy und sie… naja. Man kann zwar nicht sagen, dass sie ein Schlechtes Verhältnis hatten, es war ein sehr merkwürdiges.“

Violet stand auf und ging zu einer Kommode. Sie nahm ein eingerahmtes Bild in die Hand, sah es sich kurz an und gab es dann Kanori. Auf dem Bild zu sehen waren Shaginai, Violet, White und eine Frau die Kanori nicht kannte. Sie hatte lange violette Haare, die allerdings schon leicht blass waren. Ihre Haut sah ungesund aus, auch allgemein, sah sie nicht besonders gesund aus. Sie hatte hellblaue Augen. Auf ihren Arm saß die kleine White, sie konnte höchstens sechs Jahre alt sein. Schon damals, hatte sie die gleiche bleiche Haut wie auch jetzt schon. Sie hatte ihre dünnen Arme um den Hals ihrer Mutter gelegt und lächelte schüchtern in die Kamera. Im Gegensatz zu Violet: Sie hing am rechten Arm ihrs Vaters und lachte. Auch Shaginai lachte, während er versuchte seine Tochter zu bremsen. Für Kanori sah es so aus, als wären die vier keine Familie, sondern zwei. Zwischen den Verheirateten konnte er nicht sehen, dass sie irgendwie zusammen gehörten. Es war kein Bund vorhanden. Als wäre eine tiefe Schlucht zwischen ihnen.

„Es war eine Pflichthochzeit, oder?“, fragte Kanori und gab Violet das Bild zurück.

„Teilweiße. Daddy hat Mutter abgöttisch geliebt… und sie hat ihn gehasst.“

„Warum hat sie ihn dann geheiratet?“

„Sie hat ihn nicht von Anfang an gehasst. Zu Beginn waren sie ein recht glückliches Paar. Erst als White-chan zur Welt kam, fingen sie an sich zu streiten und meine Mutter sonderte sich von ihm ab. Sie wollte dafür sorgen das White-chan nicht wie eine Hikari erzogen wird. Wie man sieht, hat das nicht geklappt… Ich weiß noch, der erste richtige Streit handelte sich um ein Kleid.“ Kanori sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Um ein…Kleid?“ Doch Violet blieb ernst.

„Ja, um ein Kleid. Mutter war eine leidenschaftliche Schneiderin. Sie machte immer unsere Kleidung, auch die von Vater. Als White sieben war, nahm Mutter sie mit in die Menschenwelt, als sie sich Stoff kaufen wollte. Dort entdeckte White ein königblaues Kleid in einem Schaufenster und Mutter versprach ihr, ihr genau so eins zu machen – eine Woche später bekam sie das auch. White war überglücklich darüber, bis Daddy abends aus dem Jenseits zurück kam und White darin sah – er ist förmlich an die Decke gegangen. Ich und White wurden aus dem Zimmer geschickt, dennoch konnten wir Draußen hören, dass sie sich schlimmer den je stritten. Mutter verstand nicht was falsch daran war, wenn sie ihrer Tochter eine Freude bereiten wollte und warum Daddy sich so aufregte, nur weil es mal nicht weiß war. Daddy hingegen war so wütend, dass er überhaupt keine Argumente zuließ. Er sah es natürlich als Frechheit, wie Mutter auch noch ein Fragezeichen an ihrer Tat setzen konnte und das sie ihm widersprach. Da beide Sturköpfe waren, ging der Streit Stunden! Danach war nichts mehr wie früher. Du kennst White-chan sicherlich schon gut genug, um zu wissen dass sie sich alleine dafür verantwortlich machte… Seit diesem Tag trägt sie nur noch Weiß.“ Violet seufzte und sah gedankenverloren zu ihren Schokoladenhaufen. Kanori schwieg, er wusste nicht was er darauf antworten sollte. Doch dann sagte Violet plötzlich:

„Aber, es gab noch einen viel schlimmeren Streit… Er war kurz bevor Mutter starb. Noch nie hab ich Daddy so wütend gesehen… Es war Winter im Tempel…“
 

1974 - Hikari Regien Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai
 

Violet (14j) war dabei ihrer kleinen Schwester (10j) „Himmel und Hölle“ beizubringen. Sie waren alleine im Tempel, alle anderen waren in einer Schlacht, in der Menschenwelt, verwickelt. Doch nur Violet wusste das. Daher versuchte sie auch White abzulenken – und sich selbst. Da auch sie Angst um ihre Eltern hatte. Besonders da die Gesundheit ihrer Mutter immer schlechter wurde. Wenn White wissen würde, wo deren Eltern waren, würde sie panisch werden vor Sorge. Also schwieg ihre große Schwester.

Draußen schneite es, die Fenster waren absolut weiß und selbst wenn man das Fenster aufmachte, konnte man nicht weiter als ein paar Meter sehen. Daher war es in der Stube sehr gemütlich. Die Flammen tanzten im Karmin, frisch gebackenes Gebäck stand auf dem Tisch und White nippte an ihren Orangensaft, während sie ihren nächsten Zug überlegte. Doch gerade als sie ihre Figur dazu benutzen wollte, um Indien von den Dämonen zu befreien, wurde die Tür aufgestoßen und beide Mädchen drehten sich um. In der Tür stand deren Vater. Er war völlig außer Atem, seine Uniform war an mehreren Stellen eingerissen, abgesenkt und mit frischem Blut befleckt, seine Heilmagie war schon in voller Arbeit und tanzte über seinen Verletzungen. In seiner Hand hielt er noch sein langes Schwert.

Violet sprang sofort vom Stuhl und rannte, mit Tränen in den Augen, auf ihren Vater zu. Shaginai streichelte ihr beruhigend über den Kopf und sah zu White rüber, die neben ihren Stuhl stand.

„White, du musst mitkommen. Du brauchst keine Angst haben, du sollst nicht kämpfen. Wir haben das Ruder schon an uns gerissen, es gibt kein Grund zur Sorge.“

„…Was soll ich dann…?“

„Einfach mit mir kommen. Frag nicht.“ Er streckte die Hand nach ihr aus und White ging zögernd auf ihn zu. Als sie bei ihm angekommen war, ergriff er ihre Hand und teleportierte sich und seine zwei Töchter zum Ort des Geschehens.

Das erste was Violet merkte, war der Temperaturunterschied. Hier war sicher kein Winter. Sie öffnete die Augen und sah das es Nacht war, Sternenklar. Sie hörte nichts, es war absolut still. In der Nähe war ein Wald, aber ansonsten nur Einöde, nichts zu sehen von einem Kampf. Erst als Shaginai sich in Bewegung setzte, sah Violet eine Rauchsäule am Himmel. Ihr Vater ging ziemlich schnell, Violet hatte Schwierigkeiten im zu Folgen, von White gar nicht zu sprechen. Dann blieb White plötzlich stehen, als hätte sie eine unsichtbare Wand am weitergehen gehindert. Shaginai fiel es erst nach zwei Metern auf und er drehte sich um:

„Komm schon, es ist nicht mehr weit.“ White sah zu Boden, ihre Hände vergrub sie im Zaum ihres Kleides. Violet verstand nicht was sie so nervös machte.

Shaginai wartete nicht auf White und packte sie an der Schulter. Er schob sie vorwärts. Ein paar Meter weiter und Violet verstand was White am weitergehen gehindert hatte: Aus der Richtung wo sie hingingen, konnte man Schreie hören.

Die Temperatur war weiter angestiegen und die Flammen hatten den Himmel vor ihnen rot gefärbt. White weigerte sich nun vollends weiter zu gehen, auch Violet, war nicht wohl zu mute. Sie tat jedoch nichts. Shaginai packte White schroff an der Hand und zerrte sie weiter. Weit mussten sie nicht mehr gehen, bis die drei beim Rand einer Klippe stehen blieben. Bei dem Anblick der sich Violet unter sich bot, musste sie schlucken. Sie war zwar schon bei mehreren Kämpfen dabei gewesen, doch das war kein Kampf, das war wahrlich eine Schlacht.

Das ehemalige Menschendorf, war vollkommen niedergebrannt, doch durch die Attacken der Feuerwächter, wurden die Flammen immer weiter angefacht und stiegen in den Himmel. Zwischen dem Feuerinferno bekämpften sich rund hundert Dämonen und Wächter. Man konnte unmöglich sagen, wer die Oberhand besaß. Wächter wie Dämonen wurden gnadenlos nieder gemetzelt, ein Wächter tötete einen Dämon und bekam von einem Anderen von hinten den Kopf abgeschlagen. Beschwörungen wurden in Eile ausgerufen, wurden abgeblockt oder töteten. Die Menschen, die dort gelebt hatten, lagen tot, halb verbrannt, auseinander gerissen, auf dem Boden – niemand achtete darauf wo er hintrat. Ohne Rücksicht auf Verluste schlachteten beide Seiten ihre Feinde regelrecht ab und die Straßen gingen unter ihm Blut.

Violet starrte wie entsetzt auf dieses Schauspiel und konnte ihre Augen nur schwer abwenden. Dann erblickte sie ihre Schwester. White hatte ihre Augen halb mit den Händen versteckt, doch auch sie war nicht fähig von dem Grauen wegzusehen. Ihre Augen waren Stecknadel groß und es quollen Tränen hervor. White war noch nie zuvor bei einem Kampf beteiligt gewesen, sie hatte auch nie einen gesehen und dann gleich so was…

Violet sah hoch zu ihren Vater. Er hatte eine eiserne Miene, zeigte keine Gefühle. Dann plötzlich riss sich White aus dem Griff ihres Vaters los und er wirbelte herum um wieder ihre Hand zu ergreifen.

„White, bleib hier!“ Sie schüttelte hartnäckig den Kopf.

„…N-Nein! I-Ich will nicht…! Ich will das nicht sehen…!“ White riss sich von Shaginai los und hielt sich die Hände vor die Ohren, um die Schreie nicht länger zu hören. Doch Shaginai ließ nicht locker, packte beide Hände von seiner Tochter und schüttelte sie einmal durch.

„Es geht nicht darum was du willst!“ Er zeigte in Richtung der Schlacht und fuhr fort:

„Das wird deine Zukunft sein! Es wird deine Aufgabe sein, deine Wächter in so einer Schlacht anzuführen! Wenn du nicht lernst damit umzugehen, wenn du nicht lernst keine Gefühle, wie Angst und Verzweiflung, zu zeigen, werden sie alle wegen DIR sterben! Denn ist es ganz alleine deine Schuld, wenn wir alle ausgerottet werden! Denn das ist deine Welt! Es wird dein Weg sein, deine Aufgabe und dein alleiniges Schicksal! Als Hikari trägst du die Verantwortung für unsere gesamte Rasse!“ Er ließ White los, die zu Boden fiel. Einen Moment sagte niemand etwas, bis White mit tränenüberströmtem Gesicht aufsah und ihren Vater mitten ins Gesicht sagte:

„Wenn das so ist… Dann… Dann…WILL ICH KEINE HIKARI SEIN!“ Shaginais Gesichtszüge erstarrten augenblicklich und Violet schrie spitz auf, als ihr Vater mit der rechten Hand ausholte.

„WIE KANNST DU ES WAGEN!?“ Doch die Ohrfeige traf White nicht, sondern ihre Mutter. Isari stand plötzlich zwischen ihren Mann und ihrer Tochter und bekam Shaginais Schlag mit voller Wucht ab. Sie war durch die Schlacht schwer verletzt, ihr rechter Arm war hing leblos herab und ihre Schulter war eingerissen. Isaris Körper schrie nach Heilung. Doch da sie eine Schutzwächterin war, besaß sie keine Heilmagie. Dennoch blieb sie stehen und sah ihren Mann hasserfüllter, den je an.

„Wie kannst DU es wagen, unsere Tochter zu schlagen!?“ Ehe jemand überhaupt reagieren konnte, sprang White auf die Füße, drehte sich um und rannte in die Richtung des Waldes.

„WHITE! KOMM SOFORT ZURÜCK!“ Doch niemand der beiden Elternteile schaffte es sich in Bewegung zu setzen, ehe der weiße Punkt schon in der Dunkelheit des Waldes verloren war…
 

1981 - Hikari Regien Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White
 

Vor White lagen mehrere aufgeschlagene Bücher, wie Violet schon gedacht hatte, handelte es sich bei allen um Exemplare über die Traumdeutung. Doch weiter war sie nicht gekommen. Mit der Feder setzte sie an zu schreiben, doch tat es dann doch nicht. Ihr Notizheft, war voll von unnützen Stichwörtern, die sie sich in den zwei Stunden schon gemacht hatte. White sah zur flackernden Kerze und bemerkte dass etwas weiter von ihr entfernt, ein anderer Wächter seine Unterlagen zusammen packte und seine Kerze losch. War es schon so spät? White sah zu einer großen steinernen Uhr, die über dem Portal hing. Der Sekundenzeiger hatte gerade die römische zwölf passiert und der Minutenzeiger schlug auf elf.

„Benötigt ihr Hilfe, White-sama?“ Der Wächter, ein Illusionswächter wie White jetzt bemerkte, stand vor ihren Tisch und sah sie höflich an. Die Unterlagen hatte er sich unter dem Arm geklemmt.

„Nein Danke, es geht schon. Ich wünsche dir eine Gute Nacht.“ Der Gensou nickte und wünschte ihr ebenfalls eine „Gute Nacht“. Ehe White überhaupt blinzeln konnte, hatte der Gensou sich in Luft aufgelöst. Typisch Illusionswächter. Diese benutzen wirklich nie die Tür, denn sie waren Meister der Teleportation. Doch da White ihn nicht gekannt hatte, musste er von einer anderen Zentrale stammen. Denn sie kannte jeden der 166 Wächter, die momentan im Tempel lebten.

Mit einem Seufzten wand sie sich wieder an ihre Nachforschungen. Wann hatte dieser Traum angefangen…? White überlegte kurz und kam auch schnell zu einer Antwort:

Es begann in derselben Nacht, als White vor ihren Vater davon gelaufen war…
 

1974 - Hikari Regien Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai
 

Die kleine White lief so schnell wie ihr Herz es zuließ, immer gerade aus, einfach weg von den Schreien, von den Flammen, von ihren Vater. Was war da nur in sie gefahren?! Ihr Amt als Hikari zu verleugnen – das würde Vater ihr nie verziehen! Und jetzt hatte sich ihre Mutter auch wieder eingemischt… jetzt stritten sie sich wieder… wegen ihr. Es war alles ihre Schuld… und sie lief auch noch davon! Ihr Körper hatte sich plötzlich von alleine bewegt und ohne das White länger darüber nachgedacht hatte, war sie schon los gerannt. Es war überhaupt nicht ihre Art, Hals über Kopf zu handeln.

Der Weg vor ihr wurde dunkler, die Flammen waren zu weit weg um den Weg noch erhellen zu können und die Schreie hörte sie auch nicht länger. Alles war ruhig, White konnte nur ihren eigenen Atemzug hören. Sie musste langsamer gehen, um nicht zu stolpern, oder gegen einen Baum zu stoßen.

Die Hikari plötzlich vor einem alten Gemäuer. Der Mond brach aus der Wolkendecke hervor und sie konnte sehen, dass es sich um eine alte und sehr kleine Kirche handelte. Etwas weiter davon entfernt, sah sie auch Stufen die nach unten führten. Hier hatten wohl früher welche gelebt. White ging auf die Kirche zu und schlüpfte durch die zerstörte Tür. Hier könnte sie sich eine Weile verstecken, denn ihre Beine trugen sie nicht länger.

Als Whites Augen sich langsam an die Dunkelheit gewohnten sah sie sich um. Die Decke war zur Hälfte eingestützt und nur zwei Fenster besaßen noch bunt bemaltes Glas, welches ein schönes Muster auf den kaputten Boden warf, da das Mondlicht direkt hindurch schien. Der Altar war ebenfalls zerstört und das Jesuskreuz konnte sie nirgends sehen (ihre Mutter hatte ihr von der Bedeutung des Kreuzes erzählt, denn dies gehörte keinesfalls zum Allgemeinwissen eines Wächters.). Das einzige Kunstwerk war ein Engel, der die Weihschalle hielt. Jedoch war der eine steinerne Flügel abgebrochen und lag in mehreren Teilen am Boden.

Dann sah White das sie nicht alleine war und ihr Herz setzte einen Schlag aus: Auf den Stufen, die zum Altar führten, lag jemand in ihren Alter. Ob dieser jemand tot war…? White ging zögernd näher. Denn wenn er oder sie nicht tot war, war es ihre Pflicht, als Hikari, diesen Jemanden zu heilen.

Als sie näher ran kam, sah sie das es sich um einen Jungen handelte. Unter seinen Körper hatte sich eine Blutlache gebildet, jedoch war es noch frisch; Das Blut tropfte den Stufen herunter. Sie beugte sich zu ihm runter, achtete darauf, dass das Blut nicht im Kontakt mit ihr kommen konnte und legte ihre Hand auf sein Herz. Es schlug, jedoch sehr schwach. White achtete jetzt nicht mehr auf das Blut, kniete sich neben ihn und nahm den Jungen in die Arme. Sein Kopf fiel auf ihre Brust, doch er regte sich nicht. White besah ihn sich besorgt. Er hatte längere schwarze Haare, die im Mondlicht teilweiße rot schimmerten und einen blutroten Pony. Seine schwarze Kleidung war teilweiße zerrissen und er trug keine Schuhe. Seine Füße waren vollkommen aufgeschürft, wie auch seine Hände. White sah mit einem flauen Gefühl im Magen, das seine Fingernägel rausgerissen waren. Auch das, was sie von seiner Haut sah, sah nicht gerade gut aus. Blaue Flecken, Schürf- und Kratzwunden. Unter seinem linken Auge konnte sie ein schwarzes Zeichen erkennen.

Sie musste ihn heilen, oder er würde sterben. Doch irgendetwas sagte ihr, dass sie ihn liegen lassen sollte. Das sie alles machen durfte, nur nicht, ihn heilen. Aber was sollte daran schon so schlimm sein? Da der Junge keine Aura besaß, konnte er kein Dämon sein.

White wollte gerade anfangen, als sie plötzlich spürte, dass er sich regte und er öffnete seine Augen einen Spalt breit.

„Hej… Geht es dir besser…?“ Der Junge sah sie an, doch es sah aus als würde ein Nebelschleier vor seinen Augen hängen.

„…Wer bist du…“ White lächelte erleichtert.

„Mein Name ist White… und wie lautet dein Name?“

„…Name…?“

„Ja, wie heißt du?“ Er schwieg, schloss seine Augen noch einmal, als wäre das eine schwierige Frage, worüber man nachdenken musste.

„…Ich habe keinen Namen…“ White sah verwundert drein.

„Du hast keinen Namen…? Haben dir deine Eltern, Keinen gegeben?“ Aus einem, White unbekannten, Grund, lachte er herzlos, dabei kam allerdings eine Menge Blut mit raus.

„Lass das lieber! Du solltest dich schonen…“

„Ich habe… keine Eltern.“

„Oh… das tut mir Leid…“ Der unbekannte Junge schmiegte sich plötzlich an White, die kurz erstarrte.

„…Du bist so schön warm…und du siehst aus wie ein Engel…“ White antwortete nicht. Erst da bemerkte sie, dass der Junge ihr Glöckchen ergriffen hatte. Allerdings nicht gerade stark, sondern eher das Gegenteil. Sie fühlte dass er es ansah und ihre Alarmglocken schrillten. Ein natürlicher Effekt, kein Hikari hieß es willkommen, wenn sein Glöckchen berührt wurde.

„… Es glänzt so schön…“ Dann sah er zu ihr auf. Erst jetzt hatte er die Augen ganz geöffnet und sie konnte ganz klar erkennen, dass er kein Mensch war.

„D-Du… Du bist ein Dämon…!“ Im Handumdrehen, riss White sich von ihm los, stolperte und fiel die Treppen herunter. Dennoch stand sie sofort wieder auf. Wie auch er, der jedoch etwas wackelig auf den Beinen war.

White stand genau im Zentrum des bunten Mondlichtes, welches bunte Muster auf ihre Haut malte. Er, jedoch, stand im Schatten. Doch seine Augen konnte sie deutlich sehen. Noch nie hatte sie solche dämonisch rote Augen gesehen…

Er ging einen Schritt auf sie zu. White hob automatisch ihren rechten Arm und richtete ihn auf den Dämon. Dieser ahmte ihre Bewegung nach, als wäre er ihr Spiegelbild. Doch White achtete nicht darauf und rief ihre Beschwörungsformel, im selben Moment tat er es ihr gleich. Die Hände beider leuchteten in deren Farbe auf. Whites Lichtmagie prallte auf seine Schwarze Magie und es sah so aus, als würden sie sich vereinen. Doch dann plötzlich neutralisierten sie sich gegenseitig und es entstand eine gewaltige Druckwelle, bei der White und der Dämon weggeschleudert worden. White schlug gegen den kaputten Engel, der jetzt auch seinen letzten Flügel verlor. Ehe White noch irgendetwas tun konnte, verlor sie das Bewusstsein…
 

„Was hast du dir nur dabei gedacht!?“ White blinzelte und öffnete langsam die Augen. Ihre große Schwester hatte den Arm um sie gelegt und schlief tief und fest. Beide lagen im Bett ihrer Eltern. White hatte die Kleidung gewechselt bekommen und trug jetzt ihr Nachtgewand. Im Spiegel, der neben dem Bett stand konnte sie ihre Eltern sehen. Shaginai hatte ebenfalls seine Uniform gegen sein Nachtgewand eingewechselt und saß, den Kopf mit der rechten Hand abstützend, in einen Sessel. Isari stand vor ihm, mit verschränkten Armen. Von ihren Verletzungen war nichts mehr zu sehen.

„Das habe ich dir bereits erläutert, meine Liebste.“

„Aber, das kann doch nicht dein ernst sein! Zu so einer radikalen Methode zu greifen… und das auch noch in so einer Situation! Shaginai, unsere Tochter ist erst zehn!“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Scheinbar nicht.“

„Ich verstehe nicht was du meinst.“

„Deine so genannte „Erziehungsmethode“ war mit einem Wort ausgedrückt: Abartig und gemein.“ Er seufzte theatralisch.

„Du übertreibst die ganze Sache!“

„Nein, tue ich nicht! Das was du White heute angetan hast, wird sich enorm auf ihr Leben auswirken!“

„Das war ja auch meine Absicht! Sie muss lernen mit so einen Anblick klar zu kommen, umso früher desto besser!“

„Darum geht es mir doch gar nicht. Shaginai, verstehst du denn nicht, was du in all den Jahren getan hast? Was du immer noch tust? Du nimmst unserer Tochter all ihre Freiheiten, du lässt ihr keinen Freiraum sie Selbst zu sein. Für dich ist sie nur eine Hikari! Aber sie ist nicht nur eine „Hikari“ sondern auch White! Du schnürst sie fest, mit all ihren Pflichten, Schicksal und Aufgaben, so fest, dass sie gar keine Luft zum „leben“ bekommt… Sie ist deine Tochter - nicht deine Kriegswaffe! Aber das ist dir egal. Du hast nur den Krieg im Kopf, alles andere ist in deinen Augen gleichgültig und besitzt keinen Wert!“ Isari stützte sich an seinen Sessel ab und sah ihn verzweifelt an.

„…Warum, Shaginai? Was hat dich so verändert?“ Shaginai sah auf, jedoch gleich wieder weg. Er schien ihren Blick nicht standhalten zu können. Isari legte ihre rechte Hand an seine Wange und sagte leise:

„…Wo ist der Mann, den ich geliebt und geheiratet habe…?“ Als Shaginai die Hand ausstreckte, kniff White die Augen zu. Ihr Vater sagte etwas, jedoch so leise, dass White es nicht hören konnte. Erst als sie Schritte hörte, öffnete sie sie wieder. Isari stand jetzt mit dem Rücken zu ihren Mann. Ihre Schultern bebten, sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Weinte sie etwa…? Shaginai stand auf, doch gerade als er ihre Hand nehmen wollte, drehte sie sich um und tatsächlich, es perlten Tränen ihren Wangen herunter.

„Shaginai… Wenn du mich jemals geliebt hast, oder es noch tust… dann gebe White ihre Freiheit zurück.“ Shaginai ließ den Arm fallen. Er sah seine Frau missverstanden an, als würde er die Antwort, in ihrem Gesicht finden. Dann sah er in eine andere Richtung und antwortete:

„Das kann ich nicht…“ Isari nickte langsam. Jedoch fügte Shaginai noch hinzu:

„Warum bist du so… egoistisch?“ Die Angesprochene keuchte auf und musste ihre Hand vor ihren Mund halten. Erst nach einem kurzen Moment senkte sie sie wieder und versuchte zu lächeln.

„…Du nennst das egoistisch…? Ist es etwa egoistisch, wenn ich mir wünsche dass meine Töchter glücklich werden können…?!“

„Man muss Opfer bringen, ansonsten… werden wir aussterben. Wir Hikari haben nun einmal kein Recht unser Leben für uns zu beanspruchen… das hat kein Wächter.“ Isaris Hand schoss plötzlich zu ihren Herzen und verkrampfte sich darüber. Shaginai sah geschockt zu, wie sie auf die Knie ging und nach Luft rang.

„… In Light Namen…! Isari!“ Er fiel vor ihr ebenfalls auf die Knie und packte sie an den Schultern. Schwach, sah sie auf, keuchte immer noch nach Luft. Jedoch hob beide Hände und packte ihren Mann schwach an seinen Oberteil. Isari beugte sich vor und küsste Shaginai.

Als sie ihn dann in die Augen sah, spielte ein schwaches Leben um ihre Lippen.

„Ich liebe dich, Shaginai… aber, den Hikari in dir… hasse ich…“
 

1981 - Hikari Regien Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White
 

„Keine vier Wochen später starb Mutter. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, an dem ich, White-chan und Daddy an ihren Todesbett standen. Ich war allerdings die einzige die geweint hat. Daddy hatte eine eiserne Miene, die aus Stein gehauen schien und White ebenso… Danach schloss sie sich in ihrem Zimmer ein.“

Violet seufzte tief und beendete damit ihre Geschichte. Sie hatte Kanori alles haargenau erzählt, denn auch sie war in dieser Nacht wach gewesen. Nur Whites Treffen mit dem Dämon hatte sie ausgelassen – denn das wusste sie selbst nicht. White hatte es ihr nicht erzählt – sie hatte es niemanden erzählt. Späterhin hatte sie allerdings gefragt, ob noch jemand in der Kirche war, als sie gefunden war. Ihr Vater sagte, dass niemand da war und White ging davon aus, dass der Dämon tot war. Mit solchen Verletzungen konnte er nicht weit gekommen sein.

Kanori sah verbissen in den klaren Nachthimmel hinaus.

„Ich finde es ungeheuerlich wie man seiner Tochter verbieten kann Tränen zu zeigen… Allgemein Gefühle. Ich meine, warum sollte man als Hikari nicht das Recht auf Solche haben?“ Violet sah ihn nachdenklich an und zuckte dann mit den Schultern.

„Frag mich nicht. Das ist alles so eine festgeknotete Sache… Ich beneide meine Schwester jedenfalls nicht darum ein „Hikari“ im Namen zu haben und jeder Wächter der das tut, sollte genauer hinschauen.“ Kanori nickte und wollte sich gerade von Violet verabschieden, als diese plötzlich sagte:

„Ich glaube es ist gut, dass gerade du White-chans Leibwächter geworden bist.“ Er sah sie verwirrt an und auch ein klein wenig errötet.

„Wie kommst du darauf?“ Die Angesprochene grinste.

„Weil sie Jemanden braucht, der ihr beibringt zu „leben“. Verstehst du?“ Ein noch größeres Fragzeichen entstand auf Kanoris Gesicht und Violet fing an zu lachen.

„Ne, wie ich sehe verstehst du es nicht! Typisch du, dir muss man immer alles erklären!“

„Ha Ha. Sehr witzig! Denn erklär es doch!“

„Ne,“ fing sie mit einem Zwinkern an.

„Das wirst du schön alleine raus finden müssen! So und jetzt muss ich ins Bett. Wie gesagt, White-chan ist in der Bibliothek! Den Weg findest du, oder?“ Während sie dies sagte, nahm sie Kanori am Arm und führte ihn aus dem Zimmer – anders gesagt: Sie schmiss ihn raus.

„Hej, was soll denn das?!“

„Du musst deine Pflichten tun, Kano! Also Gute Nacht!“ Sie winkte ihm hinterher und er brachte ebenfalls ein verwirrtes „Gute Nacht“ über die Lippen. Als er dann jedoch fast schon um die Ecke gebogen war, hörte er Violet plötzlich sagen:

„Eine Warnung noch Kano: Wenn du meiner kleinen Schwester das Herz brichst… Breche ich dir das Genick.“
 


 

Hoi xD

So ne Schwester will ich auch xDDDDD aber ne, ich hab ja eine Onee-chan xD irgendwie ist sie Pink ähnlich, und irgendwie doch nich Oo° jedoch ist sie keinesfalls so strohdumm wie Pink…xD° nujaaaa!

Wie hat euch das kapi gefallen? Ich finde es ist mal ein etwa anderes kapi, als sonst! Ein wenig mehr blut xD ich lieeb solche szenen beschreiben ^////^ da könnt ich echt beibleiben… und wer weiß wer der Dämonenjunge ist xD?! Die 100000 Euro Frage xDDD muhahaha!

Nuja…. Egal xD
 

Also bis dann ^^

Saku

Die wahre Bedeutung von „leben“

Die wahre Bedeutung von „leben“
 


 

Die Schrift der Wächter war unheimlich schwer zu schreiben. Aus einen ganz einfachen Grund: Weil sich einfach viel zu viele Details in jedem Zeichen befand. Setzte man nur einen Ring falsch, bedeutete es wieder etwas Anderes. Kanori hatte damit schon immer Schwierigkeiten gehabt und sobald er nur die Gelegenheit dazu hatte, in einer Menschensprache zu schreiben, so nutzte er Diese auch. Denn für jedes Zeichen benötigte er fast eine Minute und manchmal musste er sogar nachgucken, ob er es richtig gemacht hatte.

Daran musste Kanori denken, während er über sein Buch (welches er nicht las) zu White schaute. Ihre Schreibfeder raste nur so über das Papier und sie musste ganz gewiss kein einziges Mal nachschlagen. Sie hatten kein einziges Wort gewechselt, seitdem Kanori rein gekommen war. Sie hatte nur einmal aufgeschaut und sich dann gleich wieder ihrer Arbeit zugewandt. Kanori hätte wissen müssen das sie stur war… Immerhin war Shaginai ihr Vater.

Er sah zur Uhr, was White scheinbar bemerkte.

„Ihr könnt ruhig gehen. Ich benötige Eure Anwesenheit nicht.“ Der Angesprochene wollte am liebsten die Augen verdrehen, ließ es jedoch. White hatte nicht aufgeschaut, während sie dies gesagt hatte und ihre Feder war immer noch fleißig am schreiben.

„Ich bleibe. Es ist immerhin meine Aufgabe als… White-sama? Geht es euch gut?“ White hatte die Feder verloren und die Hand in ihren Pony vergraben. Als Kanori gerade aufstehen wollte, hob sie beruhigend ihre freie Hand.

„Es ist nichts. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen… Das ist alles.“ Kanori sah immer noch besorgt aus.

„Ihr seht aber ziemlich blass aus…“

„Ich sehe immer blass aus. Das ist nichts Unnormales. Dennoch: Ich werde mich jetzt zurückziehen. Gute Nacht, Kanori-sama.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ehe es Kanori überhaupt gelang zu antworten, und ohne ihn einen Blick zu würdigen verschwand White aus der Bibliothek.

Als sie jedoch gerade die Treppen hoch stieg, merkte sie dass sie mehr als nur Kopfschmerzen hatte. White verlor ihre Bücher, die auf die Stufen fielen und sie musste sich am Geländer festhalten um nicht auch auf den Stufen zu landen. Ihre Sicht verschwamm und ihr Herz schlug einen unregelmäßigen, schmerzenden Rhythmus. White konnte nicht länger die Kraft aufbringen, sich am Geländer festzuhalten und fiel in die schwarze Ohmacht…
 

White wurde vom Licht der Sonnenstrahlen geweckt und schwach öffnete sie die Augen. Sofort erkannte sie, dass sie sich in ihrem Zimmer befand. Auf ihrem Nachtschränkchen lagen ihr Diadem und ihre Ohrringe. Die Hikari stützte sich in ihrem Bett ab und setzte sich auf. Erst da bemerkte sie, dass sie nicht alleine war und sie erstarrte:

Kanori lag mit dem Kopf auf ihrem Bett und schlief. Seine Haare waren offen und der Wind spielte zärtlich mit ihnen. Sie wusste nicht warum, aber sie konnte sich einfach nicht von diesem Anblick abwenden und wieder fing ihr Herz an sich zu beschleunigen.

„Guten Morgen, White! Schön, das du wieder wohlauf bist.“ Die Angesprochene zuckte zusammen und drehte sich um. Azai war die Treppen hinauf gekommen und hatte ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. So wie er aussah, hatte er die Nacht durch gemacht.

White stammelte ebenfalls ein „Guten Morgen“.

Azai sah zu Kanori und dann wieder zu White.

„Na endlich ist er eingeschlafen. Als ich das letzte Mal, vor zwei Stunden hier war, saß er noch kerzengerade neben dir und wollte nicht von deiner Seite weichen, egal was ich auch gesagt habe.“ Azai duzte sie immer, wenn sie unter sich waren. Das war mit den Jahren, die sie schon gemeinsam verbracht hatten, einfach so gekommen. Immerhin kannte er sie seit der Geburt. Jedoch wusste niemand etwas davon, was auch seine Gründe hatte. Es gehörte sich einfach nicht eine Hikari ohne Suffix anzusprechen, außer man war verwandt oder vermählt mit ihr.

White errötete weiter.

„Azai-senpai, sag mir jetzt bitte nicht, dass er die die ganze Nacht hier war!?“

„Doch doch! Er war es auch der dich aufgefangen hat und zu mir gebracht hat, wohl bemerkt hatte er dich die ganze Zeit auf dem Arm. Du kannst dir Mizunos Gesicht vorstellen…“ White würde am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben, denn das Blut schoss ihr nur so in den Kopf. Azai lachte nur ein wenig und ging dann auf sie zu.

„Zurück zum medizinischen… Hast du noch Schmerzen? Oder sonst irgendwelche Symptome?“ White schüttelte den Kopf und versuchte nicht zu Kanori zu sehen.

„Allerdings…“

„Allerdings, was?“

„Ich glaube ich habe wieder eine neue Krankheit… Denn… also…“ White sah zu Boden und nestelte an ihrem Nachtgewand.

„Raus mit der Sprache, White. Du weißt, du kannst mir alles erzählen.“

„Ja… also… Mein Herz schlägt in letzter Zeit so merkwürdig… beschleunigt sich plötzlich und… mir wird so warm… fast heiß… Dazu kommt das ich rot werde….“ Azai konnte ein Lachen nicht unterdrücken und musste sich abstützen. White verstand nicht was daran so witzig war und Azai entschuldigte sich schnell.

„White, daran merkt man das du trotz allem noch ein Kind bist!“

„Ich kann dir nicht folgen… Ich mache mir ernsthaft Gedanken!“

„Bekommst du diese Symptome wenn du… einen bestimmen…. anschaust?“ Azai schielte zu Kanori, was White einfach mal übersah, dennoch nickte sie zögernd.

„Diese Krankheit… ist unheilbar.“ Azai sah sie ernst an und kam ihrem Gesicht näher.

„Denn wisst ihr was das ist?“ White schüttelte den Kopf.

„Ganz einfach White, man nennt es: Liebe.“ Als White abermals rot wie eine Tomate wurde, lachte Azai wieder. Gerade als White entsetzt antworten wollte, regte sich Kanori und die Hikari erstarrte mitten in der Bewegung zur Salzsäule. Der Windwächter rieb sich den Schlaf aus den Augen, nahm von seiner Umgebung scheinbar keine Notiz. Als er White sah, wurde er jedoch auch rot und stammelte ein „Guten Morgen“. Azai grinste und wand sich dann zum Gehen.

„Ich werde euch beide alleine lassen. Wir sehen uns später, White-sama… Kanori.“ Und mit diesen Worten ging er die Stufen herunter. White linste zu Kanori, der sich damit ablenkte seine Haare wieder zu richten. Lange konnte er sich damit jedoch nicht ablenken und sah dann zu ihr rüber.

Schweigendes Anschauen.

Die Hikari sah wieder weg und zum Fenster.

„…Danke, dass Ihr mich hierher gebracht habt…“

„Das mit gestern tut mir Leid…“ Beide hatten dies im genau denselben Augenblick gesagt und nichts von den jeweils anderen verstanden. Sie sahen sich verwirrt an und Kanori bestand dann darauf, dass sie anfangen sollte.

„…Ich hatte mich bedankt, dafür, dass Ihr mir geholfen habt. Und… das ihr die ganze Nacht neben mir…“ Kanori lächelte und antwortete:

„Dafür braucht Ihr Euch nicht zu bedanken, ich habe das gern getan! Ich habe eben gleich gemerkt dass es Euch nicht so gut ging und bin Euch hinterher. Das mit… das ich die Nacht hier verbracht habe… Naja. Ich bin immerhin Euer Leibwächter!“

„Aber Azai-senpai war doch sicher auch hier…?“

„Öh ja… Es tut mir leid, es hat Euch sicher gestört. Immerhin ist dies Euer privates Zimmer… ich wollte nicht aufdringlich sein!“ White sah ihn zuerst geschockt an, schüttelte dann jedoch den Kopf und lächelte.

„Es war nicht aufdringlich von Euch. Im Gegenteil! Ich finde es sehr lieb von Euch.“ Beide wurden wieder rot und White sah auf ihre Finger, die nervös an ein paar Rüschen nestelten.

„Äh ja… ja… Naja… es ist ja egal ob ich hier oder vor der Tür einschlafe…“ White sah auf.

„Vor der Tür?“ Kanori lachte unsicher und kratze sich am Hinterkopf.

„Ach wisst Ihr…! Ich habe die letzen Tage vor Eurer Tür geschlafen…“ Die Angesprochene sah ihn skeptisch an.

„Warum? Habt Ihr kein Zimmer?“

„Doch doch! Aber das ist im Ost Flügel, also am anderen Ende! Wenn Euch etwas passieren würde, gesundheitlich, dann wäre ich nicht schnell genug da um Euch zu helfen! Aus dem ganz simplen Grund, weil ich es viel zu spät erfahren würde! Viel zu spät!“ White konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken und Kanori wurde wieder rot.

„Kanori-sama… Ich bin wegen meiner Gesundheit abgesichert, magisch gesehen. Sobald ich einen Schwächeanfall bekomme, wird Azai-senpai automatisch und sofort benachrichtigt. Es ist also nicht nötig, dass Ihr im Korridor schläft. Das muss doch furchtbar ungemütlich gewesen sein?“

„Ach, deshalb wusste Azai schon davon als ich bei ihm ankam… und ja, ein wenig ungemütlich war es schon! Aber… wenn ihr nichts dagegen habt…“

„Was?“

„ Habt Ihr etwas dagegen wenn ich… es dennoch weiterhin mache?“ White sah ihn verwirrt an.

„Warum solltet Ihr?“

„Ich fühle mich so einfach wohler, versteht Ihr? Aber wenn Ihr etwas dagegen habt…“

„Ja, in der Tat, ich habe etwas dagegen.“

„Achso… Verzeihung…“

„Ihr missversteht mich. Ich kann es mit meinen Gewissen nicht verantworten, wenn ihr vor meiner Tür verweilt. Ich will Eure Zeit nicht in Anspruch nehmen – das tue ich schon genug. Außerdem werdet Ihr so wohl kaum genug Schlaf bekommen können und die Unbequemlichkeit…“ Kanori sah ein wenig geknickt aus, lächelte dennoch und meinte er habe verstanden und er wolle jetzt zu Hirey gehen, wenn White ihn nicht länger benötigte. Doch gerade als er fast die Treppe erreicht hatte, sagte White:

„Ich besitze ein zweigeteiltes Gemach. Wenn Ihr unbedingt darauf besteht… dann…“ Sie schwieg kurz, sagte dann jedoch:

„Ich hätte nichts dagegen, wenn wir uns das Zimmer teilen würden! Unten ist genug Platz.“ Das Gesicht des Windwächters hellte augenblicklich auf.

„Und Ihr habt nichts dagegen?“

„Nein, solange Ihr es nicht habt!“
 

Der nächste Monat war der wärmste den White je erlebt hatte, aber auch der schönste. Während Hirey sich wie ein kleines Kind über die Hitze freute, man Violet nur noch mit einem Fächer sah und Azai angefleht wurde, die Temperatur zu ändern, freute White sich den ganzen Tag über den Einbruch der Dunkelheit. Denn Kanori und White hatten jeden Abend ein „geheimes Treffen“, in ihren Teil des Zimmers. Sie setzten sich beide auf ihr Bett, eine Kerze zwischen ihnen und etwas zu Knabbern und zu Trinken. Was sie taten? Nicht viel, sie redeten nur bis tief in die Nacht hinein. Da Kanori sich sehr gut in Menschen Geschichte auskannte und White das obendrein auch noch sehr interessierte, war er jeden Abend fleißig am erzählen. Bis jetzt war es noch kein einziges Mal vorgekommen, dass auch nur eine Minute Schweigen zwischen ihnen geherrscht hatte. Einen Abend hatte White ihm, nach seiner Bitte, auch etwas auf ihrer Harfe vorgespielt. Danach hatte er sie angestarrt, als wäre sie ein leibhaftiger Engel. White hatte ihm jedoch anvertraut die sie eine „Abneigung gegen das Harfespielen hegte“, woraufhin er sie lächelnd darauf hin wies, dass sie in seiner Gegenwart ruhig „Ich hasse das Harfespielen“ sagen dürfte, da er mit dieses Gequellte nicht mochte.

Doch egal wie sehr deren Beziehung voran schritt:

Das Suffix blieb...
 

Am Tage von Whites Geburtstag, den 20ten Juli, war sie sehr früh wach. Der Grund dafür war ganz sicher nicht dass sie sich freute. Da sie ihre Weihe mit elf vollzogen hatte, war dieser Geburtstag, wie jeder andere, unwichtig. Ihr Vater hatte obendrein am Vortag, bei einer Kriegsbesprechung, gesagt dass er heute nicht kommen könnte (zur Trauer Violets) und White solle sich einen „freien Tag“ gönnen. Natürlich war so eine Aussage damit begleitet, dass sie auf Gefechtsposition bleiben sollte.

White hörte wie Kanori sich unten umzog und sah zur Uhr. Es war kurz nach sieben, normalerweise war er doch nie um diese Uhrzeit wach. In innerhalb von nur drei Minuten stand er mit einem großen Lächeln, die Arme auf dem Rücken verschränkt, vor ihren Bett und wünschte ihr einen „Herzlichen Glückwunsch“. Die Hikari wurde leicht rot und bedankte sich. Sie hatte irgendwo schon damit gerechnet, dass er daran denken würde. Immerhin war jeder Geburtstag, in seinen Augen, etwas Besonderes.

White hatte sich aufgesetzt und Kanori saß neben ihr. Mittlerweile war es ihr schon egal geworden, ob er sie kurz nach dem Aufstehen und in Nachtgewand sah. Er jedoch trug etwas, was ihre Aufmerksamkeit sofort auf sich zog: Menschenkleidung.

„Warum habt Ihr das an? Wollt Ihr heute Eure Familie besuchen?“ Kanori grinste in sich hinein, winkte mit der Hand ab und sagte:

„Nein, es gibt dafür einen anderen Grund, aber dazu später… Euer Vater hat Euch doch heute „freigegeben“?“

„Äh ja? Mehr oder weniger…“ Sein Grinsen wurde breiter und so langsam wurde White skeptisch.

„Also ich hatte mir Folgendes überlegt… Wir könnten doch den heutigen Tag nutzen um…“

„Um…was?“

„Naja, ich hatte Euch zwar schon so viel über die Menschenwelt erzählt, aber es ist was anderes wenn man sie sieht! Daher würde ich Euch gern ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen.“ Lächelnd schwieg er kurz, dann beendete er seinen Vorschlag:

„Und heute Abend könnten wir bei meiner Familie zu Abend essen! Meine menschliche Stiefmutter macht den besten Orangensaft der Welt! Der würde Euch sicherlich gut schmecken. Also.. was haltet Ihr von meinen Vorschlag?“

White war total überrumpelt und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Es erinnerte sie an etwas was ihre Schwester öfter erzählt hatte und unsicher brachte sie heraus:

„Wäre das… nicht ein… „Date“?“ Kanori wurde rot und wand schnell ein:

„So kann man das natürlich auch nennen… und ich kann verstehen, wenn Ihr nicht wollt! Ich hatte nur gedacht… es würde euch Freude bereiten…“ White sah ihn immer noch sprachlos an, blinzelte dann ungläubig und sagte:

„S-So hatte ich das nicht gemeint! Ich.. würde mich sogar sehr freuen… Aber können wir das einfach so machen? Ich muss Irizz Bescheid geben…“ Kanori fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen und er atmete auf. Er hätte schon geglaubt, dass sie ablehnen würde… Aber, sie hatte zugesagt! Da hatte es sich gelohnt wach zu liegen und über die Wortwahl nachzudenken.

„Ach das wird schon alles klappen! Immerhin ist heute doch Euer freier Tag und Euren Tempelwächter werde ich gleich Bescheid geben! Er müsste beim Frühstückmachen sein, nehme ich an… Ich lasse Euch denn alleine, damit Ihr Euch fertig machen könnt!“ Und schon war der Kaze aufgesprungen und halb die Stufen runter, als White ihn auffielt:

„Wartet! Ich habe noch eine Bedingung.“ Kanoris Magen zog sich zusammen. Er hätte wissen müssen, dass sich irgendwo ein Haken befand.

„Ja…?“

„Ich bin der Meinung, dass wir beide heute den Suffix vergessen und uns duzen.“ Er sah sie geschockt an und drehte sich nun vollends um.

„D-Das kann ich nicht…“ Sie verschränkte die Arme und sofort wusste Kanori das sie keinen Widerspruch zulassen würde.

„Entweder oder.“ Er seufzte und stemmte dann die Hand in die Hüfte.

„Gut. Aber dann habe auch ich eine Bedingung. Und zwar: Du wirst kein Weiß anhaben.“ Jetzt sah sie ihn geschockt an und sagte genau das gleiche wie er zuvor.

„Entweder oder“, wiederholte er mit einem Grinsen.

„…Ich besitze aber keine andere Farbe.“

„Na. Denn weiß ich ja wo wir als erstes hingehen werden, White!“
 

Dies war wirklich ein Tag, denn White mit keinen anderen vergleichen konnte und zum ersten Mal verstand sie was Violet damit meinte, wenn sie sagte das White nicht „leben“ würde. Auch Kanori verstand jetzt diesen Satz von ihr und musste jedes Mal Lächeln, als White irgendwas, sei es nun Autos oder Schaufenster, wie ein kleines Kind anstarrte und sich nur schwer davon ablenken ließ. Zwar war sie mit ihrer Mutter auch schon ein paar wenige Male in dieser Welt gewesen, doch es war zu lang her und die Erinnerung verblasst. Kanori war erstaunt darüber wie hübsch White eigentlich in anderen Farben aussah. Sie trug ein langes luftiges Kleid, mit kurzen durchsichtigen Ärmeln, welches ein dezentes Violet hatte und um ihren Hals hatte sie sich einen hellblauen Strickpullover gebunden.

Da beide Hunger hatten, war deren erstes Ziel ein kleines Strandrestaurant in Italien gewesen. Woraufhin White erst einmal mit den Füßen ins Meerwasser musste. Das einzige Mal das sie am Meer gewesen war, war als sie in der Nähe eine Schlacht gehabt hatte und da hatte sie sicherlich keine Zeit, sich an den Wellen zu erfreuen. Kanori konnte sich so etwas kaum vorstellen und er erzählte davon, dass er uns Ciel in den Sommerferien, fast jeden Tag am Stand gewesen waren.

Deren nächstes Ziel war die Hagia Sophia in Istanbul. White war von der ehemaligen Kirche fasziniert und lauschte einem Führer gebannt, als dieser, von dem hier stattgefunden Kreuzzug erzählte, während Kanori am einschlafen war. Erst als der Führer davon sprach, das dass Kuppelförmige Dach instabil wäre und früher schon teilweiße eingestürzt war, schrillten bei dem Leibwächter sämtliche Alarmglocken und er zog White, unter Protest, aus der Kirche.

Die Freiheitsstatur durfte bei so einer Führung natürlich nicht ausgelassen werden. Woraufhin die beiden Wächter dann durch die Straßen New Yorks schlenderten. Dort entdeckte Kanori etwas: Das perfekte Geschenk. Ohne dass White etwas davon mitbekam, kaufte er es und verstaute es in seiner Tasche. Da Whites Immunsystem mit der Hitze jedoch nicht klar kam, zogen sie sich im Centralpark in den kühlen Schatten eines Baumes zurück. White schleckte genüsslich an einem Vanilleeis und Kanori saß auf der anderen Seite des Baumes. Sie wusste nicht warum er sich vor ihr versteckte, oder was er dort tat.

„Was machst du da?“

„Ich bin gleich fertig! Gedulde dich noch eine Sekunde, White!“ Es hörte sich in ihren Ohren wundervoll an, dass er sie ohne Suffix ansprach. Keiner der Beiden hatte Schwierigkeiten damit gehabt, denn jeweils Anderen zu duzen. Es war fast so, als ob sie nie etwas anderes getan hätten…

Gerade als White sich umdrehen wollte, um zu sehen was er tat, sagte Kanori entrüstet:

„Nicht gucken!“ White ließ sich wieder ins grüne Gras fallen und wartete bis er hervor kam. Er hatte nichts in den Händen und schien auch sonst nichts getan zu haben. White legte den Kopf schief und sah ihn mit einem großen Fragezeichen an. Kanori schmunzelte und sagte:

„Ich erzähl es dir heute Abend, wenn wir zurück sind, ja? Ich hab dann eine Überraschung!“ Als die Hikari, gerade den Mund öffnete, sagte er:

„Na! Nicht fragen, sonst wäre es ja keine Überraschung!“ Er reichte ihr eine helfende Hand und White nahm sie lächelnd entgegen.

„Und, wo geht es als nächstes hin?“
 

Die Füße der beiden Wächter, waren absolut tot als sie auf dem Weg zu Kanoris Familie waren. Dennoch, beide hatten gute Laune und wollten auf das Teleportieren verzichten – „Ganz auf Menschenart?“ „Ganz auf Menschenart!“ und so gingen sie „ganz auf Menschenart“ auf der gepflasterten Straße. Sie redeten munter über belanglose Dinge und beschwerten sich regelmäßig, dass sie keinen Schritt mehr weiter gehen konnten.

Bis Kanori plötzlich vor einem Geschäft stehen blieb. Da White diese Sprache nicht mächtig war, hatte sie keine Ahnung, um was für eines es sich handelte. Ihr Begleiter wand sich plötzlich grinsend zu ihr um.

„White… Bist du schon einmal Fahrrad gefahren?“

Keine fünf Minuten später saß White hinten auf dem Gepäckträger, klammerte sich panisch an Kanori, während die beiden in einem Wahnsinnstempo einem Berg nach den anderen nieder rasten.

„Nicht so schneeeeeeEEEEEEEEL!“, jammerte White zum Xten Mal, den Tränen nahe.

„Wir werden fallen! Fallen! In Lights Namen!“

„Ach was! Wir werden nichts der gleichen!“ Er fuhr ein wenig langsamer, als sie durch einen Wald fuhren, wegen des holprigen Weges – dachte White. Doch in Wahrheit war es nur die Ruhe vor dem Sturm…

Mit Panik bemerkte sie, dass der Waldpfad steil nach unten abging und sie wurde kreidebleich.

„D-Das ist nicht dein ernst…“

„Und wie das mein ernst ist! Das ist mein Lieblingsfall!“

„KANORI! NEIN! NEIN! NEIN!“

„Ich pass schon auf dich auf! Guuuuut festhalten!“

„KANORIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!“ Ihr angsterfüllter Schrei schreckte mehrere Vögel des Waldes auf – aber zu Whites Verwunderung überlebten sie diese Horrorfahrt, ohne Verletzungen und schon fuhren sie auf einen ebenen Waldpfad. Kanori hatte ihr versprochen das sie sämtliche Hügel hinter sich gelassen hätten und nur noch gerade aus müssten. Dennoch klammerte sie sich an ihn. Kanori lächelte in sich hinein, löste die eine Hand vom Lenker und legte sie über Whites.

„So Schlimm?“ White wurde rot und vergrub ihr Gesicht in sein blaues Oberteil.

„Schlimmer als Schlimm…“ Er wollte gerade antworten, als sie auffuhr.

„Leg deine Hand sofort wieder auf den Lenker! Sonst werden wir wirklich noch um fallen!“ Kanori lachte und tat was sie wollte. Doch sie waren eh schon da und er hielt bei einem kleinen Gartentor an. Hilfsbereit wie er nun einmal war, half er ihr beim Absteigen. White bedankte sich und sah sich das Holzhaus näher an. Er ließ ihr ein bisschen Zeit, dann nahm er sie sanft an der Hand und führte White durch die Gartentür, zur Haustür. Sie wollte gerade noch etwas sagen, als er schon die Klingel betätigte. Sofort hörte man von Innen Schritte und die Tür wurde geöffnet. Whites Gesicht hellte auf.

„Kataron-san!“ Das Gesicht des Angesprochenen fiel aus dem Gleichgewicht als er White sah. Schnell und etwas trottelig, verbeugte er sich, nahm dann ihre freie Hand und sagte überschwänglich:

„White-sama! Das sich Euch hier an diesen Ort wieder sehe! Auf meinen bescheidenen Grundstück! Es ist mir wahrlich eine Ehre Euch hier willkommen zu heißen und…“ Und so fuhr er fort. Kanori verdrehte sie Augen.

„Nette Begrüßung, Vater. Ich war ja nur über einen Monat im Krieg! Ich hätte ja nur sterben können! …Hallo?!“ Sein Vater überhörte ihn, er war immer noch damit beschäftigt White „Willkommen“ zu heißen. Gerade als Kanori ihn endlich stoppen wollte, erblickte er Ciel. Diese war hinter deren Vater aufgetaucht und wollte gerade auf ihren Bruder zustürmen, doch Ciel erstarrte als sie White sah – als sie sah, dass Kanori die Hand Whites hielt. Dennoch trat sie neben Kataron, der anscheinend seine Rede abgeschlossen hatte und seine Hand auf Ciels Kopf legte.

„Darf ich vorstellen, White-sama: Meine Stieftochter Ciel.“ White lächelte, hob ihre Hand und begrüßte sie. Ciel besah sich White von oben bis unten, dann sagte sie:

„Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche.“

Es war, als würde der Blitz einschlagen. Einen Moment sagte niemand etwas, dann explodierte Kataron.

„CIEL!“ Ohne weitere Worte, riss sie sich aus seinen Griff los und stürmte die Treppe hoch. Die Tür wurde heftig zugeschlagen, die drei Wächter sahen ihr hinterher. Kataron wand sich schnell wieder an White und verbeugte sich in schneller Folge.

„Ich bitte für meine ungezogene Tochter vielmals um Verziehung! Sie ist ein wenig zickig… und das Alter… Ihr wisst ja… Kinder! Ich bin mir sicher… sie hat es nicht so gemeint! Und!“

„Vater – es reicht. Ich denke White macht es nicht so viel aus, als das du dich hier zum Clown machst. Stimmt’s White?“ Sie drehte sich zu ihm um und sagte mit einem unsicheren Lächeln:

„Kanori hat Recht. So schlimm ist das nicht! Ich bin es ohnehin gewohnt.“ Kanori sah sie mit hochgezogen Augen an.

„Wer hat das gesagt?“

„Ach, Dämonen, schon öfter!“

„Das kann man doch nicht vergleichen! Die sagen auch all möglichen anderen unwahren Schwachsinn! Dämonen lügen wenn sie nur den Mund öffnen. “

„Du… findest also nicht dass ich so aussehe?“

„Nein? Ich finde du siehst recht hübsch aus…“ Kataron sah den beiden mit offnen Mund zu, wie sie deren Gespräch errötet fortfuhren. Erst da fiel es ihm auf: Sie duzten sich. Sie hielten Händchen.

„Kanon? Darf ich dich mal gaaanz kurz sprechen? White-sama, seht Euch ruhig in meinen bescheidenen Haus um… ja?“ Er schloss die Tür hinter den Beiden und während White seinem Wunsch nachging, gingen die beiden Kaze in ein anderes Zimmer.

„Mein Sohn, kannst du mir bitte erklären was hier los ist?“

„Ich weiß: Ich hätte bescheid sagen sollen, wegen dem Essen und den unerwarteten Besuch.“

„Darum geht es doch nicht!“

„Um was dann?“

„Warum duzt ihr euch? Wo ist der Suffix?! Wie kann dir überhaupt in den Sinn kommen, die heilige White-sama so anzusprechen?! Und obendrein: Ihre Hand zu halten!“

„Warum sollte ich nicht?“

„KANON! WIR REDEN HIER VO-……. Nein. Jetzt sag mir doch nicht… IN LIGHTS NAMEN!“ Er packte seinen Sohn an den Schultern und sagte:

„Ich glaube es nicht! Ich hatte zwar damit gerechnet das du eine nette Wächterin als Schwiegertochter mitbringen würdest… aber… das du… so hoch zielst… und gleich eine Hikari nimmst… das hätte ich-“ Kanoris Gesicht hatte sich plötzlich verfinstert.

„Vater. Ich hätte White auch mit hier her genommen, wenn sie eine Tempelwächterin wäre. Es hat NICHTS damit zu tun das sie eine Hikari ist! Und jetzt, entschuldige mich: Ich will ihr das Haus und den Garten zeigen.“
 

Wie Kanori es versprochen hatte, war White hin und weg, von dem Orangensaft seiner Stiefmutter. Die beiden Frauen redeten ohne Punkt und Komma, es war kaum vorstellbar, dass sie nicht der gleichen Rasse angehörten. Doch auch Kataron hielt sich nicht zurück und erzählte White wie er und seine Frau sich kennen gelernt hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kanori schon aufgehört zuzuhören, denn diese Geschichte kannte er genauso auswendig wie seine Wächtervorträge. Ciel war die einzige die sich in keinem Gespräch beteiligte. Ohne einen Ton zu sagen, aß sie ihr Essen. Gelegentlich schielte sie zu White rüber.

Warum gerade die? Kanori hatte etwas Besseres verdient. Ciel war es egal, was für einen Rang und Namen sie hatte – diese Frau war nicht gut genug für ihren Bruder. Sie sah eher tot als lebendig aus. Ciel hatte sich für ihren Bruder immer jemand hübsches vorgestellt. Schon öfter hatte sie versucht ihn zu verkuppeln und da sie wusste dass Inzest unter Wächtern normal war, hatte sie auch versucht Yuri mit ihm zu verkuppeln. Sie passte viel besser, als White. Wie konnte Kanori nur so blind sein? Oder war es wirklich um ihn geschehen…?

„Ciel!“ Die Angesprochene schreckte auf, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte und sah auf.

„Hilfst du mir bitte, den Tisch abzuräumen?“ Ciel ging der Bitte ihrer Mutter nach und sah aus den Augenwinkeln, dass White auch gerade helfen wollte. Kataron nahm ihr jedoch sofort die Teller ab und sandte Kanori einen vorwurfsvollen Blick, unter dem Motto, wie er es zulassen konnte, das White solch eine Arbeit übernahm.

Nach dem Abwaschen und Abräumen, war jedoch nicht mehr viel Zeit übrig, ehe die beiden Wächter wieder zurück mussten. Ciel hatte sich wieder in ihr Zimmer verzogen. Kanori wollte jedoch nicht zurückkehren ohne sich von ihr verabschiedet zu haben und ging hoch in ihr Zimmer. Ihm öffnete sie natürlich, sagte allerdings nichts.

„Was ist mir dir los?“

„Ich mag sie nicht. Das ist alles.“

„Warum nicht?“

„Du hast jemand besseren verdient… Yuri zum Beispiel…“ Der Windwächter lächelte in sich hinein und sagte.

„Ach, daher weht der Wind… Zerbrich dir bitte nicht meinen Kopf. Ich entscheide so etwas selbst. Ich finde es jedoch süß von dir, dass du dir solche Gedanken um mich machst!“ Ciel schaute über die Schulter hinweg zu ihm.

„Ist es etwa so ernst…?“

„Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin mir da selbst nicht so sicher…“ Beide hörten wie Kataron von unten nach seinen Sohn rief. Kanori seufzte und legte seine Hand auf Ciels Kopf.

„Ich verspreche dir, dass ich es dir als erstes verraten werde, wenn ich es weiß, ja?“
 

Als White und Kanori wieder im Tempel ankamen, erstarrten sie. Denn, Derjenige der sie am Haupteingang erwartete, war nicht Whites Tempelwächter Irizz, sondern…

„V-Vater!“ Und beide sahen sofort dass er vor Wut überkochte.

„White! Na das freut mich aber das du…AUCH MAL ZURÜCK KOMMST! WO IN LIGHTS NAMEN HAST DU DICH RUMGETRIEBEN!? UND WAS TRÄGST DU DA?! WIE OFT MUSS ICH DIR EIGENTLICH NOCH SAGEN, DAS ICH SO ETWAS NICHT AN DIR SEHEN WILL!?“

„Shaginai-sama! White-sama hat-“ Doch Kanori kam nicht weit.

„HAB ICH MIT DIR GESPROCHEN, KAZE?! WIE KANNST DU MICH ÜBERHAUPT UNTERBRECHEN! DU HAST NICHT DAS RECHT DAZU! UND AUßERDEM, KANNST DU DEINEN RANG AN DEN NAGEL HÄNGEN! NOCH NIE IST MIR SO EIN UNVERANTWORTLICHER WÄCHTER UNTER DIE AUGEN GEKOMMEN! UND ICH HATTE GEDACHT ICH KÖNNTE DIR DAS WOHL WHITES ANVERTRAUEN! ABER WIE ICH SEHE; SETZT DU IHR NUR FLAUSEN IN DEN KOPF! ES WAR NIE DEINE AUFGABE SIE ZU UNTERHALTEN! SONDERN UM SIE ZU BESCHÜTZEN! ABER SCHEINBAR; IST DIR DAS NICHT GELUNGEN! DU HAST AUF DER GANZEN LINIE VERSAGT UND AB MORGEN KANNST DU WIEDER AN DEINEN ALTEN POSTEN ZURÜCK! DU SOLLTEST DANKBAR SEIN DAS ICH DICH NICHT ZUM TEMPELWÄCHTER DEGRADIERE! DU WIRST NIE WIEDER EINEN FUß HIERHER SETZEN! DU BIST ES NICHT WÜRDIG DEN RANG EINES ELEMENTARWÄCHTERS ZU TRAGEN!“ Kanori ließ dies alles wortlos über sich ergehen, doch White wurde es zu viel und ohne das sie wusste was sie tat, stellte sie sich zwischen den Beiden und rief:

„SEI ENDLICH STILL!“ Sofort erstarrte Shaginai. Noch nie hatte ihn jemand unterbrochen und schon gar nicht White, doch sie war noch nicht fertig:

„Kanori-sama trifft keine Schuld! Ich war es! Da er sehr gute Kenntnisse zur Menschenwelt besitzt, habe ich ihn gebeten sie mir zu zeigen! Ich wollte mehr Informationen um mir meiner Aufgabe als Hikari mehr bewusst zu werden! Kanori-sama hat lediglich einen Befehl ausgeführt, mehr nicht. Wenn du also jemanden den Rang nehmen willst – dann mir.“ Kanori wollte seinen Ohren nicht trauen.

White log für ihn .

Sie log ihren Vater direkt ins Gesicht! WHITE! Sie brach eine der Regeln für ihn und das auch noch vor ihren Vater!

Shaginai war ebenso sprachlos. Nicht weil er merkte das es eine Lüge war, sondern weil es das erste Mal war, dass White ihm widersprach. Er brauchte eine Weile um seine Stimme wieder zu finden.

„Nun gut… Wenn das so ist! Denn habe ich nichts mehr dazu zu sagen.“ Er drehte sich um und hatte schon seinen Schlüssel, zum Jenseits, hervor geholt, als White ihn aufhielt.

„Vater, du musst dich bei Kanori-sama entschuldigen.“ Wutentbrannt schaute er über seine Schulter hinweg und sagte:

„Ich entschuldige mich nicht bei einem Kaze. Nur über meine Leiche!“ Und schon war er verschwunden. Kanori sagte kein Ton, bis White sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihm umwand und sagte:

„Zur selben Zeit, am selben Ort, ja?“
 

Mit einem erfreuten Seufzer ließ die Hikari sich auf ihrem Bett fallen, ließ ihre Hausschuhe fallen und sagte:

„Das war der schönste Tag meines Lebens!“ Kanori saß neben ihr. Er war immer noch ein wenig schockiert über das „Gespräch“ mit Shaginai. White blieb das natürlich nicht unbemerkt und sie setzte sich auf.

„Ihr nimmt das doch nicht ernst, was Vater zu Euch gesagt hat, oder?“ Er drehte sich zu ihr um und irgendwie sah der Kaze verletzt und traurig aus.

„“Ihr“? „Euch“? Warum fangen wir wieder damit an… Das duzen hat mir sehr gefallen.“ Whites gute Laune verrauchte und sie sah weg.

„Mir auch… Aber wenn es jemand hören würde, würde man uns für… ein Paar halten.“

„… Wäre das so schlimm? Den ganzen Tag über hat man uns auch dafür gehalten…“ Die Angesprochene antwortete nicht und gerade als er etwas sagen wollte, fiel ihm wieder sein Geschenk ein. Er stand auf, stieg die Stufen runter und kam dann mit einem Kästchen zurück. Ohne einen Ton zu sagen reichte er es ihr und setzte sich wieder. White sah ihn verwundert und leicht rot an.

„Soll ich es aufmachen…?“

„Was denn sonst!“ Mit nervösen Fingern, tat sie was er wollte, löste die Schleife und packte das Geschenk aus. Als die das Geschenk in den Händen hielt, konnte sie nichts sagen, so sprachlos war sie.

„A-Aber Kanori… Das kann ich doch nicht…“

Es war die Spieluhr.

„Kanori genau. Und natürlich kannst du! Oder gefällt sie dir nicht…?“ Geschockt wand sie sich von der Spieluhr ab und sagte:

„D-Doch! Sie gefällt mir… Sogar sehr!“

„Unter ihr steht etwas…“ Der Windwächter wurde rot und wand sich wieder ab, während White die Spieluhr umdrehte und das las was darauf stand:

„An H.A.T.S.W in ewiger Treue E.K.K“

White spürte wie die Tränen in ihr hochkamen und schon umarmte sie ihn stürmisch.

„Oh Kanori! I-Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll…! Das ist ja so lieb von dir… Danke! Ich habe mich noch nie so gefreut…“ Kanori war ein wenig überrumpelt, aber lächelte dann und drückte sie an sich. Er sagte, dass er sich darüber freue, dass sie sich freute. Mit der einen Hand nahm er die Spieluhr und drehte sie weit möglichst auf. Beide lauschten der Melodie, bis White sagte:

„Ich danke dir… nicht nur für die wunderschöne Spieluhr… Sondern für den heutigen Tag. Ich werde ihn nie vergessen… Ich habe mich an deiner Seite sehr…sehr wohl gefühlt…Danke…“ Er legte seinen Kopf auf ihren und antwortete:

„Du musst mir nicht danken… ich habe es gern getan! Es hat mir mit dir zusammen auch sehr gefallen und wenn du willst, können wir das ja irgendwann noch mal machen! Es gibt genug zu sehen…“ White lachte kurz.

„Ja, das glaub ich! Aber es wäre mir auch egal, wenn wir nur einen Baum anschauen würden… Hauptsache du bist bei mir…“ Auch er lachte und stimmte ihr zu. Kurz schwiegen die beiden wieder und nur die Melodie erfüllte den Raum. Dann sagte Kanori:

„Auch ich muss mich bedanken. Wenn du mir vorhin nicht geholfen hättest, hätte Shaginai-sama mich noch zum Tempelwächter entwertet! Stell dir das doch nur mal vor! Ein Grauen! Denn hätte ich statt meinem Katanakaze jetzt ein Tablett in der Hand! Ne… lieber nicht vorstellen…!“ White musste kichern und stimmte ihm zu. Die Melodie erstarb und es war absolut ruhig im Zimmer, unterbrochen von dem Atem der beiden. White war so nah an Kanori das sie sein Herz schlagen hören konnte. Eine ganze Zeit verstrich, in dem White nur seinem Herz lauschte, dann nahm er sie plötzlich an den Schultern und schob sie ein kleines Stückchen von sich weg.

„White. Ich… Ich muss dir etwas sagen. Es ist… sehr… wichtig. Daher… bitte unterbreche mich nicht! Es fällt mir schon schwer genug… oh ich kann nicht glauben was ich hier tue…“ Er erntete sich einen verwirrten Blick, doch sie nickte. Kanori biss sich auf die Unterlippe und holte dann tief Luft.

„Mein Vater hat mir heute unterstellt, ich hätte diesen Tag nur mit dir zusammen verbracht, weil du eine Hikari bist. Ich will klarstellen, dass dem nicht so ist! Meine Gefühle für dich… haben nichts, überhaupt nichts damit zu tun. Ich bin nicht so gern in deiner Nähe, weil du eine Hikari bist! Egal was andere sagen oder glauben… Ich…Ich… Verzeih mir, dass ich dir das jetzt sage… aber ich muss es einfach… gesagt haben!“ Noch einmal holte er tief Luft und sah White direkt in die Augen.

„…Ich liebe dich!“

White blinzelte und zu Kanoris Schrecken, sah sie ihn verzweifelt an. Sofort geriet er in Panik.

„Es tut mir leid! Es tut mir leid! Ich wollte nicht so aufdringlich sein… ich wollte einfach… ehrlich sein! Ich hätte wissen müssen, dass du… nicht so fühlst wie ich…“

„Kanori…“

„Es tut mir wirklich leid! Ich wollte dich mit meinen Gefühlen nicht bedrängen... und wenn du willst…“

„Kanori!“

„…Dann lass ich dich auch in Ruhe und werde Abstand halten…“

„Eien Kaze Kanori!“ Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, ergriff White den Kragen des Kaze. Sie zog ihn zu sich und ohne dass er wusste wie ihm geschah, küsste sie ihn sanft, ein wenig unbeholfen, auf den Mund. Ehe er überhaupt reagieren konnte, löste sie sich wieder von ihm und sah mit hochrotem Kopf auf ihre Finger.

„…I-Ich hoffe das war Antwort genug…“ Kanori verhaarte in derselben Pose und brachte nur ein „Eh“ raus. Daher sagte White kaum hörbar:

„…Ich habe niemals angenommen dass du bei mir wärst, weil ich eine Hikari bin… Von der ersten Sekunde an, wusste ich dass du nicht so ein Wächter bist…“

„… White… heißt das… du erwiderst…“ Er brauchte nicht fortzufahren, denn White sah lächelnd, mit Tränen in den Augen auf und nickte.

„Ich liebe dich, Kanori…“
 


 

Hoi!

Jaja… was danach kommt ist euer Fantasie überlassen ÖuÖ Ein GEWISSER jemand, würde hier sagen: “Kanori machte den größten Fehler seines Lebens – Grey.“ *hüstl* JAAAAAA wahrscheinlich ……xD

Egal… in diesen Kapitel ist mir aufgefallen, wie ähnlich sich doch White und Green sind xDD Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm… xD

Hachja die beiden sind so ein süßes pärchen ^u^
 

Also bis zum nächsten kapi x3

Saku

Die erste Strophe der Nocturne Teil Eins

Die erste Strophe der Nocturne Teil Eins
 


 


 

„Piep….piep…. piep…pieppiep…piepieppiep…PIEPPIEPPIEPPIIIIIIEP“ Mit einem schnellen Windhauch wurde der Wecker zu Boden geschleudert und gab endlich Ruhe. Kanori seufzte, er hatte keine Lust aufzustehen – die Energie für diesen entscheidenden Schritt fehlte ihn im Moment einfach. Schnell fielen ihm so die Augen wieder zu und schon war er wieder im Reich der Träume.

Doch dann piepte es abermals. Am Piepton erkannte er, dass es das Handy war und tastete danach.

„Ja…?“

„Kano? Warum nimmst du das Handy von White-sama ab?“

„Eh…?“, antwortete der Windwächter, ziemlich schlaftrunken.

„Egal! Hirey hier! Klein Izzy und ich, und ein paar unbedeutende Offiz… sind hier gerade ordentlich am Dämonen abräumen! Du kannst ja dazu kommen! Ansonsten bist du bald aus dem Rennen, Kano!“ Der Angesprochene seufzte und rieb sich mit der freien Hand den Schlaf aus den Augen.

„Mach das lieber alleine. Die Dämonen können mich und die Skala ebenfalls! Falls ihr Hilfe braucht, ruft meinen Offizier an, okay?“

„Was ist mit White-sama?! Ich meine, ich hab ja eigentlich wegen ihr angerufen…“

„Mit White…-sama?“ Erst da bemerkte Kanori es und seine Augen weiteten sich: White schlief ruhig auf seinem nackten Oberkörper. Sie hatte ebenso wenig an und Kanori fiel mit hochrotem Kopf wieder ein, was letzte Nacht passiert war.

„Kano? Bist du noch da? Oh, das tat weh… Der arme Offi. Ups. Das ist ja meiner…“

„Öh ja! White-sama ist… äh… in einer anderen Welt. In einer ganz anderen Welt…“ Während er dies sagte, hatte er lächelnd begonnen mit ihren Haaren zu spielen.

„Du brauchst nicht darauf warten, das White-sama kommt, okay? Danke und auf Wieherhören.“

Er hörte noch wie Hirey sich beschwerte, einen Schrei im Hintergrund, doch schon war das Handy aus. Kanori sah zur Uhr, es war schon nach Mittag. Sie sollten wirklich aufstehen…

Sanft legte er seine Hand an ihre Wange und streichelte sie.

„Aufwachen, es ist schon Mittag…“ Er bekam ein zustimmendes Murmeln, dann entzog sie sich seinen Griff und kuschelte sich an ihn. Er seufzte.

„Noch nicht…“

„Aber White…“ Sie öffnete ihr eines Auge und sah zu ihm auf.

„…Wie spät ist es?“

„Nach Mittag.“ Sie grummelte etwas, dann rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich auf. Dort gähnte sie erst einmal und sah dann zu Kanori.

„Was machst du eigentlich in meinem Bett?“

„Oh.“ White lief hochrot an, während Kanori leise lachte. Dann setzte er sich auch auf. White schlug die Hände an ihr Gesicht und sagte:

„In Lights Namen! Was wenn ich jetzt…schwanger bin!“ Kanori konnte ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wäre doch nicht so schlimm!“ Dann hellte sein Gesicht auf.

„White! Stell dir das doch mal vor! Soooo ein kleiner niedlicher Kaze! Ich werde ihm alles beibringen was ich weiß! Ich bringe ihm bei, wie man mit dem Katanakaze kämpft und werde mit stolz sehen, wie er seine ersten Kämpfe bestreitet! Ich werde der stolzeste Vater der Welt sein!“ Während Kanori schwärmte, war White aufgestanden und hatte angefangen sich anzuziehen. Sie sah über die Schulter hinweg, ebenfalls grinsend zu ihm und sagte:

„Wer sagt dir, dass es ein Junge ist? Es könnte auch ein Mädchen sein. Obendrein eine Lichterbin!“ Kanoris Träume zerplatzten wie eine Seifenblase und er sagte:

„Auch gut! Aber eins musst du mir versprechen, wenn wir unsere Lichterbin, oder Lichterbe erziehen…:“, begann er und legte seinen Arm um seine Geliebte.

„Wir machen das anders.“

„Wie meinst du das?“

„Wir werden unseren niedlichen Lichterben zu etwas ganz besonderen erziehen. Und ihn nicht wie andere Hikari an seinen Pflichten, Schicksal und so weiter, fesseln, ja? Dennoch soll er natürlich ein fähiger Lichtwächter sein – aber das wird eh so sein! Bei so einer Mutter! Ah das wird so toll!“ Er fing herzlich an zu lachen, wie ein kleines Kind und drückte White an sich.

„Du hast Recht, Kanori! Genau so machen wir das. Aber vielleicht…“

„Ja?“

„… Sollten wir erst einmal Kinder haben, bevor wir über die Erziehung nachdenken? Immerhin sind wir kaum 24 Stunden zusammen!“ Kanori löste sich von ihr und grinste ein wenig dümmlich.

„Du hast ja Recht! Aber es kommt mir fast so vor als wären wir schon längst verheiratet!“ Ohne auf Whites hochroten Kopf oder ihren verwirrten Gestotter zu beachten, fing er ebenfalls grinsend an sich anzuziehen. Kaum waren beide fertig, ertönte von unten die Stimme von Irizz.

„Ich bin gleich da!“, rief White runter und sah nach Kanori. Dieser war gerade dabei die Spieluhr auf dem Nachtschrank zu platzieren. Er nickte sich selber zu und wand sich dann lächelnd zu White um.

Bevor White die Stufen herunter gehen wollte, sagte Kanori:

„Danke, White…“

„Wofür?“

„Das du mich liebst!“
 

Es verging kein Tag, bis der gesamte Tempel von der Liebe der zwei wusste. Nur sie selbst wussten nicht dass alle davon wussten und bewahrten in der Öffentlichkeit tapfer das Suffix. Manchmal allerdings konnte Kanori nicht drum herum, ihre Hand zu nehmen oder ihr heimlich etwas zuzuflüstern. Sobald sie zur morgendlichen Versammlung auftauchten, wurden sie von Hirey und Violet breit grinsend begrüßt, sie sagten jedoch nichts. Yuri und Mizuno kicherten öfter und beteuerten wie sehr sie sich über das schöne Wetter freuten. Izerin und Azai waren die einzigen, die es nicht zu interessieren schien. Azai achtete jedoch sehr intensiv auf ihre Gesundheitswerte.

Doch Kanori hatte nicht vor es ewig geheim zu halten und am ersten August hatte er etwas ganz besonderes geplant.

Der erste August, war der einzige Feiertag in dem Leben eines Wächters. Er war so wichtig, als wären Weihnachten und Silvester an einem Tag. Seit Wächtergedenken feierten sie ihn schon, es war der Tag an dem die Elemente erschaffen worden waren. An diesen Tag, trafen sich sämtliche Wächter, dieses Jahr im Tempel, und feierten zusammen. Sogar einige der toten Hikari, würden laut Whites Aussage, anwesend sein. Zusammen bedankten sich die Wächter für ihr Element und damit ihren magischen Fähigkeiten. Dabei war es egal wie schlecht es im Krieg auch aussah, dieser Tag war genauso Pflicht wie das einhalten der Regelen. Doch das war wohl einer der angenehmen Traditionen der Wächter.

Und so… schlängelten sich durch die vollen Gänge, auch dieses Jahr, gehetzte Tempelwächter. Hochsaison der Nervenzusammenbrüche und des Kaffees. White musste Irizz schon davon abhalten einen Kaffeeschock zu erleiden. Währenddessen fluchte Hirey unablässig über die viel zu vollen Gänge, Mizuno und Yuri konnten sich nicht einig werden welches Kleid sie tragen sollten und Azai päppelte die halbtoten Tempelwächter wieder auf. Violet flirtete mit jedem gut aussehenden Wächter, der ihr über den Weg lief und Izerin hatte eher das Problem sich jüngere schwärmende Tsuchis vom Leibe zu halten, die von seinen Kämpfen hören wollten. Kanori war mit seinen Gedanken bei seinem gut durchdachten Plan und White versuchte krampfhaft ihre Rede auswendig zu lernen, während ihr Schneider immer wieder etwas fand, was er an seiner Kreation verbessern wollte.

Als White, gegen Mittag, dann endlich das Kleid anhatte (und sich fragte, wie sie jeder wieder raus kommen sollte), kam Kanori in einer ruhigen Minute zu ihr. Da sie alleine im Zimmer waren, duzten sie sich. Er meinte er müsse ihr etwas sehr wichtiges mitteilen, was sich nicht aufschieben ließe. Zu Anfang druckste er ein wenig herum, doch dann schlang er plötzlich die Arme um sie und sagte:

„Für den Fall, dass mir etwas passiert, muss ich dir etwas sagen!“ Sie sah ihn missverstanden an.

„Warum sollte dir etwas passieren?“

„Ach White! Wir sind nun mal Wächter und unser Leben währt nicht so lang! Für den Fall der Fälle.“ Sie sah ihm an, dass es ihm wichtig war und nickte leicht zögernd.

„Ich weiß… das klingt jetzt kitschig… aber wir Kaze sind der Überzeugung, dass sobald wir sterben und die Person zurücklassen, die wir am meisten lieben, wir ein Teil unseres Elementes werden. Mit anderen Worten: Wir werden zu Wind und bleiben so bis in alle Ewigkeit bei dieser Person.“ Er nahm ihre Hände und sah sie inständig an.

„White, ich glaube daran! Sollte ich also vor dir sterben, dann glaube auch du daran! Denn so werde ich immer bei dir sein können… ja?“ White sah ihn ein wenig unsicher an, lächelte dann doch. Sie fand diesen Gedanken unheimlich süß von ihm, doch gerade als sie antworten wollte, kam Irizz reingestürmt mit der Nachricht das Adir und Shaginai angekommen wären. Sobald White sagte, dass sie gleich kommen würde, stürmte Irizz wieder los. Kanori sah ihm bedenklich hinterher.

„Der Arme ist völlig abgehetzt…“ White stimmte ihm zu.

„Ich denke ich werde ihm eine Woche frei geben…“

„Und ich muss mich umziehen! Ich denke mal nicht, dass nachher so rumlaufen sollte, wenn die Festivitäten beginnen. Kommst du mit?“ White nickte und die beiden gingen aus dem Zimmer.

Wenn White später zu diesem Gespräch zurück dachte, da hatte sie immer den gleichen Gedanken:

Es war, als hätte Kanori sein Schicksal voraus geahnt…

Doch im Moment freute sie sich über die vollen Gänge, so dass es niemanden auffiel, dass sie Hand in Hand gingen. Kanoris Windoffizier zwängte sich durch die Menge, auf seinen Meister zu und während die drei über einen Hof gingen, fingen die beiden Windwächter über deren letzten Schlacht zu reden. White hörte dem kaum zu, sie ließ ihren Blick über den Hof gleiten, wo gerade jüngere Wächter dabei waren Musik zu üben. Dann blieb die Hikari plötzlich wie angewurzelt stehen. Ihre Augen konnten sich aus einem ihr unbekannten Grund, nicht von zwei Mädchen abwenden, die konzentriert auf ihrer Querflöte spielten. Bilder ihres Traumes tauchten plötzlich vor ihrem geistigen Auge auf, doch verschwammen sofort wieder. Nur ein Bild blieb hängen, das bild welches sie von allen am kürzesten sah. Der Mann der im Traum immer hinter ihr stand. Dieses Bild verband sich zusammen mit dem des Flötespielenden Kindes. War das etwa die Antwort? Das der Mann auf einer Querflöte spielte? Aber er hatte in ihren Traum doch nie etwas in der Hand… oder? Was für eine Pose hatte er überhaupt…?

„White-sama?“ Die Angesprochene schreckte hoch und wand sich zu Kanori.

„J-Ja?“

„Hast du – äh Ihr etwas gegen Flötenspieler?“ Sie schüttelte den Kopf und fing an weiter zu gehen.

„Nein, ich hab mir nur etwas eingebildet! Kein Grund, sich Gedanken zu machen. Trotzdem danke.“ Er sah sie ein wenig besorgt an, doch schmunzelte dann. Sein Offizier schlug einen anderen Weg ein und ließ die beiden alleine. Die zwei Wächter gingen in einen Raum, wo nur die Elementarwächter Zutritt hatten und fanden dort Violet und Hirey vor. Beide hatten ihr übliches Grinsen auf dem Gesicht, als sie die Verliebten sahen.

„Ihr kommt letzter Zeit, aber oft zusammen….“, fing Hirey an.

„Wir haben uns zufällig getroffen, Hirey! Und wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht“, antwortete Kanori. Violet und Hirey sahen sich an und sagten dann im Chor:

„Aber klaaaaar!“

„Nee-sama: Vater ist da“, sagte White um sie abzulenken und es klappte auch. Violet sprang auf.

„Waaaaaaaaas?! Daddy?! Warum, in Lights Namen, weiß ich davon nichts!?“

„Ich habe es auch eben erst erfahren. Wir können gleich zusammen gehen. Ich muss Adir-sama begrüßen.“

„Ich mag Adir nicht. Er ist mir vieeeeeel zu korrekt, aber okay, lass uns zusammen gehen!“ Als ob Shaginai weniger korrekt wäre, dachten die anderen drei Wächter. Kanori hatte plötzlich die Uhr entdeckt und sagte:

„Ach du Schreck! Schon so spät! Verzeiht mir White-sama-“ Hirey unterbrach ihn mit einer genervten Geste:

„Mein Gott: Wir wissen es sowieso schon! Also duze deine Geliebte.“ Sowohl White als auch Kanori liefen rot an.

„Wo-Woher…?“, fragte White.

„White-chan, ihr hättet ebenso gut mit einem Schild rum rennen können, wo das drauf stand.“

„Genau Vio, es war einfach nicht zu übersehen!“

„Gut, von mir aus!“ Kanori wand sich wieder White zu und sagte:

„Ich muss noch einmal zu meinem Vater. Keine Sorge ich komme zusammen mit ihm, ehe die Festivitäten losgehen! Ich werde nichts verpassen.“

„Warum?“

„…Ich hab letztens etwas vergessen!“

„Dann ruf ihn doch an und sag dass er es mitnehmen soll.“

„Äh nein! Das geht nicht… weil… es in meinen alten Zimmer liegt, wo nur ich einen Schlüssel für habe!“

„Ach so, dann komme ich mit!“

„Vater rastet dann aus und das gerade heute!“, sagte Violet.

„Vio hat Recht, White. Es dauert ja nicht lange!“ Widerwillig beugte sie sich und Kanori ging zu Tür. Doch vorher ergriff White die Hand ihres Geliebten und er sah sie fragend an. Er fragte was sie habe, doch bekam keine Antwort. White sah zu Boden, sie wusste selbst nicht was mit ihr los war und warum sie nicht wollte das Kanori allein ging. Ohne etwas zu sagen, oder auf die anderen beiden zu achten, zog Kanori White zu sich. Er hauchte ihr einen Kuss auf die rechte Wange und flüsterte ihr ins Ohr:

„Ich hab das vorhin nicht gesagt, um dir Sorgen zu machen…“ Kanori lächelte sie aufmunternd an und nahm dann wieder Abstand.

„Ich verspreche dir White: Der heutige Tag wird ein Meilenstein unserem Lebens!“, sagte er als er schon die Tür aufgemacht hatte. White nickte leicht unsicher und erwiderte auf sein warmes Lächeln, ebenfalls eines. Doch das Gefühl als seine Hand sich langsam von ihrer löste, er sich winkend ab wand, war weit davon entfernt glücklich zu sein…
 

„Kanon! DAS, mein Sohn, hätte ich dir wahrlich nicht zugetraut! Wie viele deiner Auszeichnungen musstest du für diesen Ring eintauschen?“ Kanori grinste leicht errötet, während er die kleine schwarze Schachtel in seine Uniform verschwinden ließ. Er zuckte mit den Schultern und sagte:

„Alle! Aber dann kann mir nachher wenigstens niemand vorenthalten, ich habe Kosten und Mühen gespart!“ Kataron nickte ihm zu, als er seinen Umhang aus dem Schrank holte.

„Es geht hier immerhin auch nicht um irgendeine Frau. Aber so wie ich White-sama einschätze, wäre sie auch glücklich über einen Plastikring, wenn er von dir wäre.“ Kanori lachte und ließ dabei beinahe den Orangensaft überschwappen, denn er gerade in eine tragbare Flasche umfüllte. Auch dieser war für White, da er noch gut in Erinnerung hatte, wie sie sich über den Orangensaft seiner Mutter gefreut hatte.

„Und du bist dir sicher, dass sie die Richtige ist? Ich meine, da werden einen Haufen Probleme auf dich zukommen. Immerhin wird Shaginai-sama dann dein Schwiegervater.“ Sein Sohn verzog das Gesicht.

„Erinnere mich nicht daran! Das ist der einzige Hacken an der ganzen Sache! Aber auch über das kann ich hinwegsehen.“

„Mein Sohn… der Mann der wohl reinsten Hikari – das hätte ich nie zu träumen gewagt!“

„Bevor du dir Traumschlösser von deinen Enkeln erbaust, warte erst einmal das Jawort ab! Wer weiß, vielleicht… liebt sie mich nicht so, wie ich sie. Das ist immerhin alles ein wenig überstürzt. Wir kennen uns erst seit zwei Monaten und sind seit knapp einer Woche zusammen! Und ich komme gleich mit einem Heiratsantrag… Jeder, ob Mensch oder Wächter, würde mich für verrückt erklären!“ Kataron musste nun ebenfalls lachen, stimmte ihm aber zu.

„Du warst schon immer etwas abnorm! Aber ich denke das wird White-sama nicht stören! Ich will auf jeden fall dabei sein, wenn du den Antrag machst.“

„Keine Sorge, das wirst du. Ich mache es heute Nacht, cirka zehn Minuten vor dem Feuerwerk! Kommt Ciel eigentlich auch?“ Ciel war zwar ein Mensch, aber da sie mit einem Wächter in der Familie war, hatte sie die Erlaubnis dem Fest beizuwohnen. Die letzten Jahre hatte sie mit großer Freude daran teilgenommen, daher wunderte Kanori sich, als sein Vater den Kopf schüttelte. Sie übernachtete bei einer Freundin. Kanori nickte ein wenig bedrückt – er hätte sie gern dabei gehabt.

Er überreichte seinem Vater die Flasche mit dem Orangensaft und sagte, er solle sie später mitnehmen. Denn Kanori wollte seine Pläne ändern und jetzt schon in den Tempel zurückkehren. Sein Vater würde erst zum Tempel aufbrechen, wenn seine Frau von der Arbeit zurückkam. Kanori verabschiedete sich von Kataron und ermahnte ihn, grinsend, nicht zu spät zu kommen. Dann öffnete er die Haustür und verließ das Haus.

Kanori schlenderte gelassen über den Steinweg im Garten, ließ die Gartentür hinter sich zu fallen und ging auf die Straße hinaus. Er hatte immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht, Angesicht dessen was sein Vater ihm gerade gesagt hatte. Das Kataron ihm das überhaupt geglaubt hatte, wunderte ihn. Was würden die Anderen sagen? Würde es ihm überhaupt jemand glauben? Er, Eien Kaze Kanori, der heiligen White einen Antrag machen? Nie im leben! Sein Vater war jetzt der einzige der etwas wusste. Wie White wohl reagieren würde? Würde sie ihm das Jawort geben? Sie hatte immerhin geschworen dass sie ihn liebe…

Kanori wurde ganz anders, wenn er nur daran dachte! Er könnte Luftsprünge machen! Und dann durfte er endlich das Suffix in der Öffentlichkeit weglassen – dann war sie nur noch „seine White“ und niemand würde mehr etwas dagegen einwenden! Sie würden glücklich werden, das wusste Kanori. Denn er würde alles tun, damit White sich nicht mehr zwingen musste zu lächeln.

Kanori begann, im Rot der Abendsonne, die Melodie von Whites Lieblingslied zu summen und war bei den Gedanken bei seinem Antrag – so sehr das er nicht darauf achtete wo er hin trat und gegen Jemanden stieß.

Aber, war der Waldweg nicht gerade noch menschenleer?

„Oh, verzeihen Sie…“ Kanori sah auf und erblickte den Mann, gegen den er gelaufen war. Ein Schauer lief dem Windwächter über den Rücken und er wusste den Grund dafür nicht. Denn der junge Mann sah nicht sonderlich beunruhigend aus: Seine Kleidung war ausnahmslos schwarz, wie auch seine mittelangen Haare. Nur Diese hatten leichten Rotschimmer und auch sein Pony war dunkelrot. Er war recht mager und über seine dünnen Hände trug er schwarze Handschuhe. Seine Augen konnte Kanori nicht sehen, denn der Fremde trug merkwürdigerweise eine Sonnenbrille und das wo die Sonne schon untergegangen war. Doch das war nicht das Merkwürdigste: Auf seinen Rücken sah Kanori eine schwarze Flöte.

Der junge Mann lächelte freundlich und sagte:

„Das macht nichts, wenn man der Liebe so verfallen ist wie Sie, kann es schon einmal passieren, dass man Jemanden übersieht.“ Kanori runzelte die Stirn. Der Flötenspieler sprach englisch, hatte allerdings einen leicht französischen Akzent.

„Das sieht man mir an?“, fragte Kanori und versuchte dabei freundlich zu wirken. Warum verunsicherte dieser Mann ihn so? War er womöglich ein Dämon? Seine Sonnenbrille und auch seine schwarzen Klamotten deuteten zwar darauf hin, aber er hatte keine Aura… und jeder weiß, das alle dämonen, egal wie schwach sie auch sein mögen, eine Aura besitzen.

„Es steht Ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben“, antwortete er und grinste. Keine spitzen Eckzähne. Unmöglich, er konnte kein Dämon sein.

„Dann werde ich mich mal aufmachen und zu ihr zurückkehren. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ Mit diesen Worten senkte Kanori kurz den Kopf und wand sich dann um. Doch er kam gerade mal ein paar Meter, als die Stimme des Fremden abermals ertönte und Kanori erstarren ließ:

„Genau, sie sollten ihre Geliebte nicht warten lassen! Immerhin handelt es sich um White, hab ich mit dieser Annahme Recht, Eien Kaze Kanori… Elementarwächter des Windes?“ Kanori hatte die Hand an seinem Anhänger, als er sich umdrehte und ihn angriffsbereit anschaute.

Der Fremde erhob die Hand zu seiner Sonnenbrille und ließ sie herunter fallen. Glühende Dämonenaugen erwiderten Kanoris Blick. Abermals lief ein Schauer über Kanoris Rücken, doch er ließ sich nichts anmerken. Er hatte viele Dämonen gesehen, aber noch nie einen mit solch abgrundtief bösen Augen. Doch noch immer, war keine Aura zu spüren. Er konnte kein normaler Dämon sein. Eine unbekannte Spezies?

Der Dämon begann herzhaft zu lachen, als würde er sich über Kanoris Gedanken lustig machen. Aber… er konnte doch nicht etwa Gedanken lesen? Der Kaze wusste, es gab ein paar wenige Dämonen, die diese Fähigkeit zugeschrieben wurden, aber er hatte noch nie einen getroffen.

Ohne weiter zu überlegen, beschwor er das Katanakaze hervor und hielt die unsichtbare Klinge aus Wind, direkt in die Richtung seines Feindes.

„Lange kann ich mich nicht mit dir aufhalten! Ich habe heute noch eine wichtige Verabredung!“ Der Dämon pfiff anerkennend.

„Nette Waffe! Ist ja wirklich was ganz Ausgefallenes!“ Sein Grinsen wurde breiter. Er verschränkte die Arme und seine Füße hoben vom Boden ab.

„Und ich verspreche dir: Es wird nicht lange dauern. Nur… ich denke nicht das du danach noch in der Lage sein wirst, mir mein Eigentum weg zu nehmen!“
 

White bemerkte von all dem nichts. Das ungute Gefühl, welches sie schon den ganzen Tag hatte, war jedoch nicht verschwunden und lenkte sie von ihrem Gespräch mit Adir und Shaginai ab. Shaginai hatte schlechte Laune – wie immer. Er hatte das offene Geheimnis um das Liebesleben seiner Tochter gehört und obendrein in „Himmel und Hölle“ verloren. Über Kanori und White, hatte er jedoch keinen Ton gesagt. Adir hingegen war in sehr guter Stimmung. Denn in Izerin hatte er einen ebenbürtigen Schachpartner gefunden (er und Shaginai spielten dies in deren toten Stunden, zwar auch, aber da Shaginai auch in diesem Spiel ein schlechter Verlierer war, suchte Adir desöfteren Ausreden, um nicht mit ihm zu spielen). Daher hatte er den gesamten Nachmittag gegen den Erdewächter gespielt und beide waren so fair sich nach einer gewonnen oder verlorenen Partie die Hände zu reichen. Shaginai könnte schwören, sie hätten sich sogar geduzt.

Die Festivitäten waren noch nicht im vollen Gange, das Begann erst nach achtzehn Uhr. Die letzten Wächter trudelten nacheinander ein, Tränen flossen als sich Todgeglaubte wieder sahen und White hatte auch noch ein paar ihrer toten Verwandtschaft erspäht. Unter Anderen Hizashi, der trotz des Festes seiner momentanen Klasse Unterricht gab und ihnen die Kerker zeigte (die natürlich nicht gebraucht wurden.).

White sah, regelmäßig, nervös auf die Uhr. Sie konnte sich ihren Grund für ihre Nervosität nicht erklären. Kataron war immerhin auch noch nicht da, es gab vielleicht einfach eine Verzögerung. Dennoch stand White, mitten im Gespräch mit ihren beiden Verwandten auf.

„Entschuldigt mich, aber ich halte es nicht länger aus.“ Adir lächelte und wollte gerade sagen, dass es in Ordnung wäre, als Shaginai schon das Wort ergriffen hatte:

„Du willst einem Kaze hinterher rennen?! Wie tief willst du eigentlich noch fallen…“ Da Whites Nerven sowieso schon blank lagen, erwachte ihr geerbtes Temperament und sie stützte sich am Tisch ab:

„Ja ich renne meinen Geliebten hinterher!“ Und schon hatte sie ihren Umhang genommen und verließ das Zimmer mittels Teleportation. Shaginai sah ihr mit hochgezogenen Brauen hinterher.

„Das ist wirklich noch meine Tochter?“
 


 

Hoi xD°

Gomen ne! Aber ich werde das Kapitel hier teilen ^^° gomen! Das nächste ist allerdings fertig ^^ aber ich hasse kurze kapis >u<° sieben Word seiten! Das bin ich garnicht gewohnt Xx° naja... Ich mag das Fest x3~ allerdings muss ich zu meiner Schmach zugegeben, das ich keinen namen dafür habe xx° Das fest wird noch mindestens zwei mal in Himi auftauchen ^^ ich mag WächterTradis x3~

Jedenfalls... jap, ich denke wir sehen uns nicht im nächsten kapi, da es dort kein nachwort geben wird xDD~

Bye bye ^^

Und vielen dank für die kommis x3~
 

Saku

Die erste Strophe der Nocturne Teil Zwei

Die erste Strophe der Nocturne Teil Zwei
 


 


 

Kataron ließ, vor Schreck, beinahe die Flasche mit dem Orangensaft fallen, als White neben ihn auftauchte und sich nach der Begrüßung, nach Kanori erkundigte. Er stellte die Flasche sicherheitshalber weg und sah sie verwundert an.

„Er ist vor einer Stunde schon wieder in Den Tempel aufgebrochen.“ White sah ihn verwundert an.

„Was? Ich dachte er würde mit dir kommen?“

„Er hatte es sich anders überlegt… Heißt das, er ist noch nicht da?“ White nickte und der Kaze sah nachdenklich drein. Er konnte es sich nur dadurch erklären, dass Kanori noch etwas wegen seinem Antrag regeln wollte. Oder er plante noch etwas und hielt sich daher vor White versteckt. Ja, das war die einzige Erklärung. Doch was sollte er White sagen? Die Hikari sah ernsthaft besorgt aus.

Kataron setzte ein Lächeln aufs Gesicht und sagte:

„Macht Euch keine Sorgen, White-sama! Es kann ihm nichts zugestoßen sein. Hier in der Nähe sind keine Dämonen, oder spürt ihr etwas?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf. Er schlug die Hände zusammen und fuhr fort:

„Na also! Also kein Grund zur Beunruhigung! Ich denke er ist noch etwas einkaufen gegangen. Oder er ist vielleicht schon im Tempel! Ihr solltet lieber auch zurückkehren. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr gebraucht werdet!“ Widerwillig nickte sie.

„Du hast wahrscheinlich recht… Ihr kommt dann nach?“ Er nickte und die beiden verabschiedeten sich. White ging hinaus in den Garten. Besorgt sah sie über die Baumkronen in den wolkenfreien Sternenhimmel. Kein Laut war zu hören, außer dem sanften Rauschen der Blätter. Die Hikari schloss die Augen und lauschte dem einen Moment, fast so als würde sie glauben, der Wind selber könnte ihr etwas verraten. Aber Kataron hatte recht, warum machte sie sich überhaupt solche Sorgen?

Sie öffnete die Augen wieder und wollte sich gerade zurück teleportieren, als ihr auffiel das etwas Glänzendes auf dem Waldweg lag. Langsam ging White näher, schloss die Gartentür hinter sich und sah nun, dass es sich um eine Sonnenbrille handelte. Sie runzelte die Stirn. Hatte sie jemand verloren? Die Hikari bückte sich und gerade als ihre Fingerspitzen, sie beinahe berührten, erstarrte White.

Zum Rauschen der Blätter war ein neues Geräusch hinzugekommen. Ein Ton… Eine sanfte Melodie einer Flöte, drang an ihre Ohren. Sanft, aber irgendwie vom Grauen erfüllt. White stand auf und sah in die Richtung von der sie kam. Sie Töne drangen aus des Waldes Inneren. Die Musik schien sie zu sich zu rufen, was ihr ungutes Gefühl nur noch verstärkte.

White ging ein paar Schritte, dann lief sie dem Klang der Flöte hinterher. Sie gelang ins innere des Waldes. Kaum ein Lichtstrahl der Sterne drang durch die dichten Baumkronen und erhellte den Boden. Sie konnte nur wage die Bäume erkennen, an dem sie vorbei lief. Ihre eine Hand krampfte sich über ihren Herzen zusammen. Deutlich konnte sie die Folgen spüren, die daher kamen das sie ihre Medizin in den letzten Tagen nicht regelmäßig eingenommen hatte. Ihr Herz schlug in einem unregelmäßigen und schmerzlichen Rhythmus, drohte mit jeden weiteren Schlag zu zerspringen. Doch der Schmerz war nichts gegen die Panik, die Angst und die Sorge die sich in White ausbreiteten und sie weiter vorantrieb. Als würden die Töne der Flöte ihr verraten das Kanori etwas zugestoßen war. Doch egal wie lange sie rannte, die Melodie veränderte sich nicht, wurde nicht lauter. Fast so als würde White im Kreis rennen. Die Töne änderten plötzlich die Richtung, sie kamen nicht mehr aus Norden, sondern aus Osten. White ließ sich keine Zeit zum verschnaufen und rannte sofort weiter. Sie kam sich vor wie einer Maus in einem Laufrat, die verzweifelt dem Käse hinterher jagte, aber niemals rankommen würde. Doch, was würde sie erwarten wenn sie angekommen war? Wer spielte diese Melodie? Und… hatte er mit Kanori zu tun? White schluckte ihre Angst runter, denn irgendetwas sagte ihr, dass der Flötenspieler sehr viel mit dem Befinden ihres Geliebten hatte.

White fiel beinahe über eine Baumwurzel und konnte sich gerade noch an einem Baum abstützen. In genau diesen Moment, war die Flöte verstummt. Es herrschte eine Totenstille um sie herum. Kein Knacken der Äste, kein Krabbeln der Tiere, kein Rauschen des Windes.

Sie war alleine.

Die Dunkelheit um sie herum, kam ihr plötzlich so bedrohlich vor. Nie in ihren Leben hatte White Furcht vor der Dunkelheit gespürt. Es war immerhin ihre Aufgabe gegen Diese zu kämpfen. Was war es also was sie jetzt so verändert hatte?

Ihre Hand, die sich vorher über ihr Herz zusammengekrampft hatte, wanderte jetzt instinktiv zu ihrem Glöckchen und hielt dieses fest umschlossen.

Langsam nahm sie einen Schritt und die Flöte ertönte wieder. Doch diesmal war sie anders. Es war noch dieselbe Melodie, doch sie hörte sich jetzt an, als wäre die Flöte, aus der sie stammte, ganz in der Nähe.

Mit langsamen und wachsamen Schritten kam die Hikari auf eine Lichtung.

Da saß der Flötenspieler.

Die Augen hatte er geschlossen, während seine Finger sich besinnlich auf seiner Querflöte hoben und senkten. Er saß auf einem alten entwurzelten Baum und auf unheimliche Art und Weiße schien er eins zu sein, mit der Dunkelheit die ihn umgab. Ohne dass White seine Aura spürte, ohne dass sie seine Augen sah, wusste sie, dass er ein Dämon war. Dennoch ließ sie die Hand um ihr Glöckchen sinken. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er sie nicht angreifen würde, wenn sie ihm keinen Grund dazu gab.

Der Dämon löste seine Lippen von der Flöte. Der letzte Ton schien in der Luft nachzuhallen, bis er endgültig verschwand und nichts außer Stille zurück ließ. Dann öffnete er die Augen. Zuerst sah er Richtung Boden, langsam hob er den Kopf und White schlug es wie ein Peitschenhieb.

Sie kannte ihn.

Seine Augen würde sie überall wieder erkennen.

Aber… er war doch tot! Wie hatte er das damals überlebt? Ohne Hilfe, mit diesen Verletzungen?!

„Lange nicht gesehen… White.“ Ein weiteres Mal war sie schockiert, doch das war nichts im Vergleich zum ersten Schock. Dieser Dämon hatte dies nicht in irgendeiner Menschensprache gesagt, oder in seiner Eigenen: Sondern in Whites. Er sprach die Sprache der Wächter! Er – ein Dämon! Wie war das möglich?! Selbst wenn jemand sie ihm beigebracht hatte – Dämonen waren nicht in der Lage sie zu lernen! Sie konnten sie nicht verstehen, sie konnten sie nicht sprechen – auch wenn sie es noch so verzweifelt versuchen würden! Es war nicht möglich! Und trotzdem: Er sprach seelenruhig in der Sprache der Wächter, mit genau der gleichen Aussprache, wie jeder Wächter diese Worte gesagt hätte. Als hätte er niemals eine andere Sprache gebraucht – als wäre er damit geboren und aufgewachsen.

„Wie…wie ist das möglich…?!“

„Du meinst, dass ich deine Sprache spreche?“ Er zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht.“ White konnte nicht begründen warum, aber sie glaubte ihm.

„Du bist doch, der namenlose Dämon den ich damals getroffen habe?“ White bemühte sich ruhig zu wirken, denn noch nie war sie gegenüber einem Dämon so verunsichert gewesen, wie in diesem Moment. Sie wusste, dieser Dämon war anders, als alle die sie in ihren früheren Verlauf als Hikari bekämpft hatte. Doch sie konnte nicht begründen was ihn so anders machte. Die Tatsache dass er keine Aura besaß? Das er ihre Sprache sprach? Oder, diese schreckliche Ruhe, diese Gelassenheit, in Anbetracht eines Kampfes? War das Gefühl welches White momentan empfand, Angst? Nein, angst war es nicht. Merkwürdigerweise nicht.

Er zog sein Knie an sich heran und stütze seinen Ellbogen darauf. Mit der linken Hand, steckte er die Flöte in eine Halterung, die auf seinen Rücken befestigt schien.

„Ja. Aber mittlerweile bin ich nicht mehr „namenlos“.“ Er schwieg kurz, dann holte er mit seiner linken Hand, zu einer eleganten Geste aus und sagte:

„Mein Name ist Nocturn… Weißt du was der Name bedeutet, White?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:

„Da ich annehme das dieser Name von der Musikart „Nocturne“ abgeleitet ist: Nachtmusik oder auch Serenade.“ Er lächelte. Als würde er ein kleines Kind anlächeln, das gerade die richtige Antwort auf eine schwere Mathematik Aufgabe gesagt hatte.

„Du bist ein schlaues Köpfchen. Und weißt du warum mir mein Name so gut gefällt? …Nein? Weil die Nacht, die Zeit der Jagd ist. Und die Musik, sind die Schreie der Opfer. Die schönste Musik die existiert. Meinst du nicht, White? Dadurch fühle ich mich immer sehr inspiriert…“ White sah ihn mit finsterer Abscheu an, doch brachte schnell ein geübtes Lächeln zustande und antwortete:

„Da bin ich anderer Meinung. Aber könnte ich dir auch eine Frage stellen?“ Nocturn schloss die Augen und grinste. Erst da fiel White auf, dass er keine spitzen Eckzähne besaß. Sie konnte sich allerdings nicht mehr daran erinnern, ob er damals noch welche gehabt hatte. Darauf hatte sie nicht geachtet.

„Ich wusste, dass du ein Kunstbanause bist! Aber ja, stell ruhig deine Frage. Ich bin ganz Ohr!“ Den letzten Teil, hatte er mit einer einladenden Geste unterstrichen.

„Hast du hier jemanden gesehen?“ Nocturn öffnete wieder die Augen, und sah sie aus dem Profil her an.

„Dein Untergebener?“ Sofort konnte man sehen dass White dieses Wort nicht gefiel, auch wenn ihr Lächeln sich nicht veränderte.

„Nein. Mein Geliebter.“ Sein Grinsen schwand. Seine gute Laune schien plötzlich ins Gegenteil verwandelt. Er wand seinen Blick von ihr ab und sagte mit gelangweilten, aber leicht finsteren Unterton:

„Und wenn es so wäre?“

„Dann verlange ich, dass du mir sagst wo er ist!“ Er sah wieder zu ihr und sein Blick bohrte sich in White. Doch sie fühlte sich nicht verunsichert.

„Du verlangst nach ihm?“

„Was meinst du damit?“ Nocturn setzte sein Bein wieder auf dem Waldboden, lehnte sich ein wenig zurück und sah sie so leicht von oben herab an.

„Wir Dämonen „lieben“ nicht. Wir sind nicht fähig so ein abstraktes Gefühl zu empfinden, weißt du? Aber mit dem Wort „Verlangen“ interpretieren wir Dämonen etwas Ähnliches. „Verlangen“ ist für uns das einzige was man mit euren Wort „Liebe“ gleich setzen kann.“ Sein Blick schweifte in den Sternenhimmel.

„Wenn ein Dämon also zu dir sagt, dass er nach dir verlangt, ist es fast wie eine Liebeserklärung. Nur mit dem entscheidenden Unterschied das wir uns rücksichtslos einfach das nehmen, wonach wir gieren… und wenn der Weg mit Leichen gepflastert ist.“ Nocturn senkte den Kopf wieder und durchbohrte sie wieder mit seinen abscheulichen Augen.

„Und? Verlangst du nach diesem Kaze?“ White riss die Augen auf.

„Woher weißt du, dass er ein Windwächter ist?! Du hast ihn also wirklich gesehen! Ich warne dich, wenn du ihm was angetan hast…“ Er lachte boshaft über Whites plötzliche Wut.

„Ja, ich habe ihn gesehen! Wir hatten ein nettes kleines Gespräch – naja eher ich und seine Gedanken! Viel hat er nicht gesagt.“

White wandelte ihren Stab um und hielt ihn in seine Richtung. Nocturn legte den Kopf schief und sah verwundert drein.

„Wo ist Kanori?!“

„Das ist mein Geheimnis, meine Liebste! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das verraten werde?“ Wieder lachte er, doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Denn White hatte die Kontrolle über ihre Gefühle verloren. Schneller als er reagieren konnte, hatte sie ihn mittels Lichtmagie zu Boden gestürzt. White rammte ihren Stab neben seinen Kopf in den Boden, hielt sich mit einer Hand an ihren Stab fest und setzte die andere neben seinen Kopf.

„Sag mir wo Kanori ist! SOFORT!“ Nocturn war durch Whites Angriff nicht verletzt, er hätte auch parieren können, wenn er gewollt hätte. Doch das Nocturn die momentane Lage mehr als nur gefiel, merkte White nicht. Er lächelte.

„Und wenn nicht?“

„Dann bringe ich dich, samt deiner Flöte, ins Höllenfeuer!“ Sein breites Grinsen erlosch nicht, auch nicht als ihr Stab drohend aufleuchtete. Er hob seine Hände und White spürte seine langen dünnen und vor allen, kalten Finger an ihre Wangen. Kurz bevor er sie berührt hatte, war er verhaart. So als ob er eine Grenze überschritt. Noch nie hatte ein Dämon Whites Haut berührt – daher war sie einen Moment geschockt und das wo diese Berührung fast schon sanft war. Seine Fingernägel, die vorher fast doppelt so lang, wie ihre waren, waren nun zu Normalen geworden.

„Sieben verdammte Jahre…Viel zu lange musste ich warten…“, flüsterte Nocturn.

Plötzlich zog er sie runter, White rutsche mit ihrer Hand ab und fand sich ein paar wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, welches er immer noch sanft festhielt.

Nocturns Grinsen wurde zu einem heimtückischen Lächeln als er sagte:

„Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wonach ich verlange…“ White wollte die Antwort nicht hören. Denn sie ahnte was er meinte und dieser Gedanke war ihr nicht willkommen. Er jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Ich will es gar nicht wissen!“ Mit diesen Worten schlug sie seine Hände beiseite, doch er packte ihr Handgelenk und ehe sie sich versah, hatte der Dämon die Stellung umgetauscht, so dass White jetzt unter ihm lag. Ihr Stab landete ein paar Meter von ihr entfernt, doch sie versuchte nicht an ihn ran zu kommen.

„Ich will aber, dass du es weißt.“ White hätte ihren Titel nicht verdient, wenn sie sich selbst aus so einer Situation nicht zu helfen gewusst hätte. Nocturn hatte den schweren Fehler begangen und ihre Hände nicht festgehalten. In Gedanken hatte sie die nötige Formel beschworen und auf ihren Handflächen waren zwei Bannkreise entstanden, die sie gegen seinen Oberkörper hielt. Sofort als die Lichtmagie freigesetzt wurde, schleuderte die Energie Nocturn von ihr weg. Dies alles passierte innerhalb weniger Sekunden. Er fing sich in der Luft wieder auf, während White sich ihren Stab geschnappt hatte. Da sie sah, dass sein schwarzes Oberteil durchnässt von seinem eigenen Blut war, nahm sie an, einen Volltreffer gelandet zu haben und ihr fiel ein Stein vom Herzen; Unverwundbar war er wenigstens nicht.

Doch Nocturn schien das Blut nicht zu stören, welches jetzt auf dem Waldboden tropfte, während er wieder landete. Er sah sich seine blutüberströmte Hand, mit eine kalten Ausdruckslosigkeit an.

Dann sah er grinsend zu White und sagte:

„Ist ja schön, dass wir über alles gesprochen haben!“ Plötzlich stand er hinter White, mit dem Rücken an ihren und lehnte sich leicht an sie, so das einige schwarze Strähnen auf ihre Schulter fielen.

„Und da sagt man, wir Dämonen würden nicht versuchen Probleme auszudiskutieren! Aber scheinbar hast du kein Interesse daran, dieses Problem unblutig aus der Welt zu schaffen. Soll mir recht sein! Wenn du es auf dem Wege der Gewalt lösen willst… da beuge ich mich gerne deinem Wunsch…“ Im selben Moment wo er seinen Satz beendet hatte, drehten sich beide um. White und Nocturn standen sich mit erhobener Hand gegenüber, wie sie es einst als Kinder getan hatten. Er hielt die linke Hand aufrecht, die von pulsierenden schwarzen Flammen umgeben war. Sein Gegenpart hatte die rechte Hand in genau derselben Position auf Nocturn gerichtet, die hell aufleuchtete. Er machte den ersten Schritt, indem er mit seiner Hand ihre ergriff. Die Energien neutralisierten sich gegenseitig, doch anders als beim letzten Mal, entstand keine Druckwelle.

White wollte sich gerade losreißen, doch der Dämon hatte seine Fingernägel anwachsen lassen, die sich tief in ihre Hand bohrten. Whites helles Blut schoss hervor und befleckte ihr Kleid. Ohne ihre Hand loszulassen, griff er sie mit der rechten Hand an, der White nur knapp durch seitliches Ausweichen entgehen konnte. Doch immer noch war sie wie angekettet an seiner Hand. Sie konnte sich nicht losreisen, da seine Fingernägel jetzt ihre gesamte Hand durchbohrt hatten. So, konnte auch ihre Heilmagie nicht freigesetzt werden und zum ersten Mal seit langer zeit, spürte White wieder körperliche Schmerzen. Aber was brachte ihm das? Auch Nocturn konnte auf diese Weiße nicht vollends angreifen.

In der Sekunde wo er zu einem erneuten seitlichen Angriff ausholte, wehrte sie seine Attacke mit ihrem Stab ab. Nocturn hielt sich den Arm vor seinem Gesicht, um den Stab abzufangen. Whites Lichtmagie, die den Stab schützend umgab, brannte sich in seine Haut.

„Lass mich los!“, zischte White, die ihre ganze Stärke aufbringen musste um gegen seine immense Körperkraft anzukommen und um ihren Stab gegen seinen Arm halten zu können. Als Antwort bekam sie jedoch nur sein Grinsen, doch sie sah ihm an, dass ihre Magie ihm Schmerzen bereitete.

White öffnete den Mund und wollte gerade eine Attacke ausrufen, als sie an ihrer gefesselten Hand spürte, dass er mit dieser Hand wieder seine Magie beschworen hatte. White kam nicht schnell genug hinterher und schon hatte Nocturn seine Fingernägel wieder herausgezogen. White wurde von der aufkommenden schwarzen Druckwelle von ihm weggestoßen. In letzter Sekunde konnte sie den Sturz mit Lichtmagie abfangen und schon wich die Hikari einer weiteren Attacke von ihm aus.

In Lights Namen – war er schnell! Und das wo er stark blutete…

Nocturn hatte die Fingernägel seiner linken Hand um ein vielfaches verlängert, messerscharf glänzten sie im Licht ihres Stabes, als er auf sie einstach. White konnte diesen Stichattacken mit ihren Stab teilweiße parieren oder ausweichen, doch viele trafen sie und einige marterten sich durch sie. Doch ihre Heilkräfte waren aktiv: Sobald er sie durchstach, war das Loch, keine drei Sekunden später wieder verheilt. Dabei fiel ihr nach kurzer Zeit auf, dass er nie auf ihr Herz zielte – oder sonst irgendwelche Lebensgefährliche Stellen.

So konnte das in alle Ewigkeit weiter gehen! Doch Whites Ausdauer würde nicht ewig halten…

White ließ sich fallen so dass er ins Leere stach und sie beschwor ihre Attacke, wofür sie in Gedanken schon die nötige Formel beschworen hatte. Eine Salbe aus Licht traf ihn – nahm White an. Doch als das Licht erlosch und sie aufstand, tauchte Nocturn hinter ihr auf. White wirbelte herum. Er ergriff ihre Hand, zog sie zu sich und sagte:

„Ich rufe die 23ste Technik Der Verbotenen Kunst: Teilung des Zwillings!“

White konnte sich weder wehren, noch sonst irgendwie reagieren, als seine kalten Lippen ihre berührten. Es war kein Kuss. Nicht in diesen Sinne. Die Verbindung wahrte keine Sekunde, dann ließ er ihren Körper los, nur ihre Hand hielt er noch. Ansonsten wäre sie umgefallen. Der Stab rutsche der Hikari aus der anderen Hand, ehe er den Boden berührte verwandelte er sich zurück.

Sie verlor ihre Sinne, wusste nicht mehr wo Oben oder Unten war. Die Welt schien aus den Angeln gefallen zu sein. Alles um sie herum war rot: Blut! Woher kam das ganze Blut?! Es umgab sie, wie Wasser, wurde höher, stieg an! White taumelte rückwärts, fiel in dieses Meer aus Blut und ging unter darin. Sie schnappte nach Luft und versuchte dagegen anzukommen, doch sie konnte sich nicht wehren, sie konnte nicht nach Oben kommen – wenn sie gewusst hätte wo Oben wäre! White bekam keine Luft - War das dass Ende? Würde sie hier sterben? So wie… Kanori? Nein – er war nicht tot! NEIN! Kanori! KANORI!

Nocturn hielt White immer noch fest. Er sah seelenruhig zu, wie ihre weißen Augen, langsam schwarz wurden und Tränen aus Blut hervor quollen. Behutsam, als wäre sie eine Puppe, die zerbrechen konnte, legte er sie auf dem Boden und wand sich ab.

„Dann werden wir mal sehen, ob du Meiner würdig bist…Enttäusch’ mich nicht…“

Whites Panik um Kanoris Befinden, war erloschen. Alles war erloschen. Ihre Gedanken waren vollkommen leer, ihren Körper fühlte sie nicht länger. Alles um sie herum war blutrot. Totenstille. Doch dann kniff sie, aus einem ihr unbekannten Grund, die Augen zu.

„Lasst mich!“ Whites Nägel gruben sich in ihre Haare, weiter, in ihr Fleisch.

„Ich habe nichts getan! Ich habe nichts getan! Hilf mir, Nathiel! Sag ihnen, dass ich nichts getan habe! Sag ihnen das sie mich nicht so anfassen sollen!“ Ein Schmerz durchjagte Whites Brust, als hätte man einen Säbel hindurchgejagt.

„NATHIEL! Warum…Warum?!“

„Macht mit ihm was ihr wollt!“ Ein entsetzlicher Schrei halte durch Whites Körper und mit ihm das Gefühl als würde man ihre Fingernägel einzeln herausreißen.

Nocturn überprüfte den Halt seiner Flöte und versicherte sich, dass sie noch genauso fest saß wie vorher. Gerade als er sich gemütlich wieder auf dem Baum setzen wollte, ertönte ein so schrecklicher Ton, dass er sich krampfhaft die Ohren zuhalten musste.

„Was zum Teufel…?!“

White wollte dass dieser fürchterliche Schmerz aufhörte, sie wollte dass die Stimmen schwiegen! Doch immer wieder, ununterbrochen, in einem schrecklich schnellen Lauf, hörte sie Gesprächsfetzen und die daraufhin folgenden Schmerzen. Sie schienen sich zu steigern – ihr Körper stand in Flammen, bestehend aus Schmerz.

„Wenn du verfluchter Drecksbengel nicht schnell lernst mir gehörig zu sein, wird dein Benehmen dich mehr Kosten als deine, ach so spitzen, Eckzähne!“ Es gab kein Fleck ihres Körpers der nicht unter diesen Flammen stand, jetzt auch noch ihre Zähne! Blut floss aus ihren Mund, sie wollte die Hand davor halten, doch keins ihrer Körperteile schien ihr noch zu gehören.

Mit einer schnellen Bewegung, und ohne die Hände von den Ohren zu lassen, drehte Nocturn sich zu White herum und seine Augen weiteten sich fassungslos. Sie stand aufrecht, zwar stütze sie sich an einem Baum, aber sie stand. Das Glöckchen, welches jetzt wieder um ihren Hals ging, hatte sich von ihrer Brust erhoben und einen leuchtenden Zirkel um sie gebildet.

Nocturn fluchte, von diesem Ding, also kam dieser widerliche Ton. Er spürte das Blut, welches aus seinem Ohr kam und das zwischen seinen Fingern auf den Boden tropfte. Wenn er nichts dagegen tat, würde sein Gehörsinn darunter leiden!

„Fass mich nicht an, du widerliches Etwas! Wenn du nur einen Schritt näher kommst…!“ Wieder folgte auf die Wörter eine neue Reihe von Schmerz, als würde jeder einzelne Zentimeter ihres Körpers durchstochen werden. Diese Bilder, die Wörter, der Schmerz – diese Vergangenheit, Gegenwart – was auch immer! - Verschmolz mit Whites Eigener. Sie konnte nicht länger unterscheiden welche ihre waren, und welche nicht. Ein Strudel aus Schreien und Grauen und sie fiel immer tiefer.

Etwas drang aus diesem Wirrwarr hervor, es übertönte alles andere. Weinen? Ja, es war ein klägliches und verzweifeltes Weinen.

Dann war auf einmal alles still. Eine absolute Totenstille. Ihren Körper fühlte sie nicht länger, nur die schreienden Schmerzen waren vorhanden.

„Hej… Geht es dir besser…?“ Ihre Augen öffneten sich langsam. White stand aufrecht. Alles um sie herum war dunkelste Nacht, pechschwarz. Der Boden bestand aus Blut. Das einzige was nicht schwarz war und aus der Dunkelheit heraus stach, war ein junges Mädchen. Sie schwebte leicht über der Oberfläche des Blutes. Ihre weißen Augen waren von Mitleid erfüllt.

White sah sie lange an. Sehr lange, bis sie realisierte das sie sich selbst als 10 Jahre junges Kind sah. Sie sah genauso so aus, wie in jener Nacht, wo sie Nocturn das Leben gerettet hatte…

Als White gerade einen Schritt auf ihr altes Ich zugehen wollte, zerfiel diese Welt.

Zersplitterte in tausend kleine Scherben…

White spürte ihren heißen Atem auf ihrer Haut. Mit beiden Händen stützte sie sich an einem Baum ab. Ihren Körper spürte sie kaum, doch das Gefühl kehrte langsam zurück. In ihren Mund hatte sich der Geschmack von Blut breit gemacht und sie hatte das schreckliche Verlangen sich zu übergeben. Doch, das weitaus schlimmste war, dass ihr Gehirn das was sie gerade gesehen, gehört, gefühlt hatte nicht zu verarbeiten schien. Immer noch konnte sie nicht klar sagen, ob sie das erlebt hatte oder jemand anderes.

„Du hast ein scheußliches Instrument um deinen Hals, meine Liebe.“ Es gelang White ihren Kopf so zu drehen, dass sie Nocturn sehen konnte. Er saß auf dem Boden, die eine Hand noch immer an seinem Ohr, aus dem ein dünner Streifen Blut in seinem Haar versiegte. Er keuchte ein wenig. Warum?

„Wenn mein Gehörsinn wegen dir beeinträchtigt ist, werde ich dir die Schuld dafür geben!“ Selbst wenn White in der Lage gewesen wäre zu antworten, hätte sie es nicht getan. Kurz schien die Welt vor ihren Augen wieder zu kippen, doch ihre Balance kam zurück ehe sie fiel. Sie atmete einige Male tief durch, dann versuchte sie ihre Stimme wieder in Gebrauch zu nehmen.

„…Was… war das…“ Er schlug die Augen nieder und grinste.

„Das will ich dir doch gerne erklären: Eine Verbotene Technik. Die 23ste der 24. „Teilung des Zwillings“. Sie tauscht das erlebte Leid des Anwenders mit dem Opfer. Um es genau zu sagen: Hast du im Schnelldurchlauf alle meine erduldeten Schmerzen am eigenen Leib erfahren. Daher wundert es mich, ja, es schockiert mich sogar, dass du noch am Leben bist! Das hat bis jetzt noch niemand geschafft… und glaube mir ich habe sie schon sehr oft angewandt; Eine bequeme Art der Rache. Allerdings gibt es den Nachteil, dass der Anwender die Schmerzen seines Opfers ebenfalls durchleidet.“

„…Du hast keine bekommen…“

„Nein. Ich war schon immer gut darin Regeln zu umgehen! Ich habe sie auf irgendein Wesen umgeleitet. Das mache ich immer so.“ White richtete sich langsam wieder ganz auf. Dabei fiel ihr Diadem runter und rollte zu Boden. Nocturn griff danach und begann es um seinen Zeigefinger zu wirbeln. White wurde schwindelig beim Zuschauen.

„Das du es überlebt hast, untermauert meine Theorie.“

„…Welche…?“

„Wir sind gleich. Nicht im dem Sinne das wir uns vom Aussehen, Charakter oder Einstellung ähneln, aber unsere Macht ist gleich. Nur umgekehrt. Du bist das Licht und ich die Dunkelheit… Die Attacke die wir damals in der Kirche angewandt haben, hat sich neutralisiert, weißt du noch? Und vorhin bei unserem Kampf auch.“ White schwieg, darauf wollte sie nicht antworten. Erst nach einem kurzen Zeitraum, indem sie sich ein wenig regeneriert hatte, wand sie sich wieder von Nocturn ab und sagte:

„Deine Eckzähne. Du hattest etwas längere als normale Dämonen. Doch sie wurden dir von einer Person rausgerissen, weil du nicht… gehörig sein wolltest. Eine Frau… Ra-“ Weiter kam sie nicht. Nocturn war auf die Füße gesprungen und schrie sie an:

„HÖR AUF! DAS GEHT DICH ÜBERHAUPT NICHTS AN! WOHER…“ Nocturn bekam seine Wut wieder unter Kontrolle.

„Woher weißt du das?!“ Langsam drehte White sich um und konnte ein triumphierendes und leicht hämisches Lächeln nicht unterdrücken.

„Verstehe… das war also eine Nebenwirkung!“ Nocturn sah sie ein wenig schockiert und sogar leicht verängstigt an.

„Was hast du…gesehen?“

„Gesehen habe ich nicht viel. Eher gehört. Aber keine Angst, ich weiß nicht viel. Für mich hat das ganze wenig Zusammenhang gehabt. Es ging viel zu schnell.“ Der Dämon schien sich zu beruhigen und setzte schnell wieder ein falsches Grinsen aufs Gesicht. Er steckte ihr Diadem in seine Tasche. Nocturn verschränkte die Arme über seiner Brust und ging auf sie zu. Mit den Ellbogen stützte er sich neben ihr an den Baum und sagte:

„Schön, sollst du es doch wissen. Mir egal! Von mir aus könntest du mein Tagebuch – wenn ich eins hätte, lesen – es ist mir egal! Es spielt sowieso alles keine Rolle mehr. Vergangenheit ist Vergangenheit. Ich hoffe nur dass du deshalb jetzt kein Mitleid empfindest. Das wäre unnötig! Also wage es nicht!“ White wich ein wenig vor ihm zurück.

Er sah sich ihr blasses Gesicht an, wo immer noch einige Blutflecke zu finden waren. Ihre Augen waren mittlerweile wieder weiß geworden. Sie hatte es zwar nicht gemerkt, aber ihr liefen Tränen über die Wangen – wahrscheinlich noch von den Schmerzen.

In ihren Augen lag blanker Hass.

Er, Nocturn, hatte die heilige White dazu verleitet zu hassen .

„…Ja… hasse mich! Das ist genau das was ich will… Wenn ich schon nicht deine Hingebung haben kann, dann doch wenigstens deinen Hass... Aber eins will ich dir verraten, bevor ich gehe. Es liegt mir schon viel zu lange auf der Zunge…“ Nocturn beugte sich vor, er spürte wie sie erstarrte, wie ihr ganzer Körper zu Eis wurde, als er ihr die Tränen von der Wange leckte.

„…Ich verlange nach dir. Um dieses Verlangen zu stillen werde ich alles tun – und dabei ist es mir egal, über wie viele Leichen ich gehen muss!“ Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte:

„Du wirst mir allein gehören.“

White schlug nach ihm, doch da hatte er sich schon abgewandt, leckte sich begierig über die Lippen und sagte:

„Na Na! Gehört es sich etwa für eine heilige Frau wie dich, nach jemanden zu schlagen, der so ehrlich seine Gefühle gesteht?“ Er erhob den Zeigefinger.

„Ansonsten werde ich dir nicht helfen den Kaze zu finden!“ Erst als Nocturn das sagte, kamen die Erinnerungen über Kanori wieder in ihr Gedächtnis zurück. Sofort bekam sie ihre Kraft zurück, doch auch ihre Angst um seine Sicherheit.

Nocturn löste seine Flöte aus der Halterung, drehte sich so zu ihr hin, dass sie sein Profil sehen konnte und legte die Flöte an seine Lippen.

„Folge mir!“ Mit diesen Worten löste er sich in Luft auf und seine Flöte ertönte aus Westen. White sah in die Richtung, blieb jedoch zögernd stehen.

Jetzt, wo sie sich von Nocturn ein Bild machen konnte und sie wusste dass er auf Kanori getroffen war, schwankte ihre Hoffnung. Besonders seine Worte…
 

„Du wirst mir allein gehören.“
 

Dennoch begann sie der Melodie des Dämons zu folgen, so schnell wie ihr momentaner Zustand es erlaubte.

Aber als sie Nocturn getroffen hatte, hatte er nirgends Verletzungen oder sonst irgendwelche Anzeichen auf einen Kampf… Kanori hätte sich doch gewehrt… und sich auch zu wehren gewusst. Zwar waren seine Chancen gegen ihn nicht hoch, aber er hätte sich dennoch verteidigen können. Wenn Kanori „Tatsumakihokorii“ angewendet hätte, denn hätte man es gesehen und in einem Kampf gegen so jemanden wie Nocturn hätte er diese Technik gebraucht. Aber davon war nichts zu sehen! Vielleicht hatte Nocturn ihn nur gesehen und seine Gedanken gelesen…?

Dieser Gedanke trieb die voran, dieser kleine Hoffnungsschimmer leuchtete noch immer in ihr.

Der Wald hellte ein wenig auf, da der Mond durch die Wolkendecke gebrochen war und die Bäume nicht mehr dicht an dicht standen. Nocturn spielte unablässig, ohne Pause auf seiner Flöte, doch sie konnte keinen seiner Schritte hören und das wo er eigentlich nur ein paar Meter vor ihr sein konnte, sehen oder spüren konnte sie ihn auch nicht.

Dann, ohne Vorwarnung fiel White über einen kleinen Klippenvorsprung, drehte sich noch in der Luft und fiel rücklings auf den Boden. Sie wollte gerade wieder aufstehen als sie etwas Feuchtes an ihrer Hand fühlte. Wasser? Sie hielt ihre Hand ins Mondlicht und sah dass es sich um Blut handelte. Ihre Augen waren so weit an die Dunkelheit gewohnt, dass sie jetzt sah, dass überall um sie herum, Blut ins Grass gesickert war.

Die Nocturne spielte unablässig weiter.

White hielt sich geschockt die Hand vor dem Mund, sie wich vor dem Blut zurück, bis sie plötzlich ging etwas stieß. Sie fühlte etwas, ihre rechte Hand ertastete etwas. Wie vom Blitz getroffen zog sie die Hand zurück, sie wagte es nicht sich auszumalen, was es war, dass sie gefühlt hatte. Ihr Herz ließ einen Schlag aus, um danach nur noch schneller zu schlagen. Es kam White fast so vor, als würde ihr Herzschlag die, nun etwas schnellere, Nocturne übertönen.

Sie wagte es nicht sich umzudrehen…

Sie wollte nicht sehen gegen was sie gestoßen war…

Sie wollte nicht wissen was sie gerade mit der Hand berührt hatte…

Sie konnte dieses Grauen nicht ertragen…
 

Oh Herz bleib stehen… Hör auf zu schlagen, erlöse mich ... bitte!
 

Ihr Herz blieb nicht stehen, genauso wenig wie Nocturns Flöte.

„White-sama!“ Mit stecknadelgroßen Augen sah White auf. Azai, Hirey und Yuri standen oben an der Klippe.

Die Nocturne verstummte augenblicklich.

Sofort sah White ihnen an, dass all ihre Befürchtungen wahr waren…

Yuri riss entsetzt die Augen auf, ihre Hand wanderte zu ihren Mund und die Tränen füllten schon ihre Augen.

„Bruder…!“

Hirey taumelte rückwärts, auch seine Augen waren vor Entsetzen geweitet.

„Kano…! Aber wer… wie….“

Azai konnte sein Schrecken runterschlucken, er sprang runter zu White und wiederholte immer wieder das gleiche:

„Dreh dich nicht um!“

Etwas Merkwürdiges geschah mit Whites Gesicht, wovon sie selbst nicht einmal etwas mitbekam: Sie lächelte.

„Was redet ihr denn alle? Kanori-sama ist doch im Tempel! Er wollte mit seinen Vater nachkommen!“

„Dreh dich nicht um….“

„Ciel kommt vielleicht auch! Sie mag mich zwar nicht besonders, aber ich werde heute versuchen mit ihr zu reden!“

„White-sama… bitte… dreht Euch nicht um…“

„Kanori-sama hat gesagt er hätte eine Überraschung! Nachher… wenn das Feuerwerk stattfindet! Er wollte… Er wollte…“ Es war zu spät. Azai kam nicht rechtzeitig zu White um sie vor diesem Anblick zu bewahren.

Es war alles zu spät.

White hatte die ganze Zeit nur ein paar wenige Zentimeter zwischen ihnen gehabt. Zwischen ihr und seinem Körper. Jetzt wo sie sich umgedreht hatte, war ihr Blick auf der gleichen Höhe wie Kanoris.

Das schöne himmelblau… Sie hatte es geliebt sich in seinen Augen zu verlieren und einfach nur seinen Worten zu lauschen…

Das Blau war erloschen, der Himmel war untergegangen. Nichts als Weiße Leere war übrig geblieben…

White hob langsam, zitternd ihre Hand, legte sie an die noch warme Wange ihres Geliebten. Sie sagte nichts. Es musste nichts gesagt werden. Worte waren überflüssig. Sie ließ ihre Stirn an seine fallen. Genauso wie sie es oft getan hatte und er seine Arme um sie gelegt hatte, ihr liebe Wörter ins Ohr geflüstert hatte… Fast so als erwarte sie jetzt die gleiche Reaktion.

White senkte ihren Blick nicht um sich seinen Körper anzuschauen. Seine Augen reichten ihr um ihr zu sagen…

Dass sie nie wieder seinen Erzählungen lauschen konnte…

Das sie sich nie wieder gebogen und wohl bei ihm fühlen konnte…

Er würde sie nie wieder zum lachen, zum erröten bringen…

Er würde ihr nie wieder sagen, wie dankbar er für deren Liebe war…

Er würde nie wieder mit Namenvorschlägen kommen…

Er würde seinen Traum, seinen Sohn aufwachsen zu sehen, nie erfüllen können….
 

Denn…
 

Kanori war tot.
 

Die Untersuchungen ergaben das Kanori und Nocturn sich keinen Kampf geliefert hatten. So gut wie alle Magie war noch in Kanoris leblosen Körper vorhanden gewesen. Er hatte nur kurz in Lebensgefahr geschwebt. Doch die Art wie er zu Tode gekommen war, machte Nocturn späterhin berühmt und berüchtigt. Denn Kanori war mit seiner eigenen Waffe ermordet worden. Das Katanakaze mitten durch sein Herz und Körper. Was für eine Schmach, für einen Wächter, mit seiner eigenen Waffe, zu Tode gekommen zu sein… Niemand wusste wie das möglich war. Böse Zungen behaupteten sogar, Kanori hätte aus Angst Selbstmord begangen. Doch vom Winkel des Einstiches her, war das unmöglich.

Der Rest von Kanoris Leiche war in einem schrecklichen Zustand. Zwar waren ihm keine Körperteile entrissen worden, aber sein gesamter Körper war durch bohrt worden, mehrere Wunden stammten von seiner eigenen Waffe. Keine dieser Verletzungen war todbringend gewesen. Wie lange hatte Kanori, mit solchen Verletzungen, auf den Tod warten müssen…?

White hatte bei diesem Anblick nicht reagiert. Sie hatte weder geschrieen, noch geweint, noch war sie in Ohmmacht gefallen. Die Hikari war nach einer schrecklich langen – ja fast unendlichen zeit, einfach aufgestanden, hatte sich zu Azai gewandt und mit den gleichen Augen, wie sie auch schon Kanoris Blick erwidert hatte, hatte sie gesagt:

„Sein Mörder heißt Nocturn.“

Als sie zurück in den Tempel kamen, war die Feier in vollen Gang. Niemand wusste davon, alle waren heiter und es war alles, wie jedes Jahr. Es wurde getanzt, zu Musik gesungen, gelacht und munter geredet. Die ermüdeten Kinder wurden lächelnd von ihren Eltern ins Bett gebracht, während andere Spiele spielten. White sah das alles nicht, sie hörte es nicht. Es war als hinge ein Nebelschleier vor ihren Augen, der alle Farben zu einem verschwommen und unwirklichen Wirrwarr machte.

Sie wünschte auf der Stelle umzufallen. Warum war sie nicht einfach in Ohmmacht gefallen? Nein - warum war sie nicht tot? Warum ging sie jetzt noch, wie an einer unsichtbaren Schnurr gezogen, hinter Hirey her? Warum war sie nicht genauso leblos wie der Körper den er trug? Wieso hatte die blutgetränkte Waffe, die Azai hielt, nicht ihr Leben beendet?

Plötzlich ohne dass White etwas davon realisiert hatte, standen sie schon in seinem Zimmer. Sie hatten verlassende Wege genommen, damit niemand etwas davon mitbekam, dennoch wurde die Tür kurze Zeit nach ihrem Eintreten aufgestoßen. White sah nicht auf, sie drehte sich nicht um, sie wusste nicht wer rein gekommen war. Sie stand am Rande des Geschehens, am nahesten an Kanoris Leiche. Sie war nicht fähig ihren Blick von ihm abzuwenden.

Es war ruhig geworden und als White die heisere Stimme Katarons vernahm, keuchte sie zum ersten Mal auf.

Dennoch blieb sie stehen.

„…Kanori… Mein Sohn… Wieso… wie ist das möglich…“

Ein Mädchen schrie, rannte an White vorbei und schmiss sich vor Kanori auf die Knie. Kläglich und verzweifelt fing Ciel an zu weinen, es war das einzige was im Raum zu hören war. Kataron hielt seine Verzweiflung tapfer zurück. Dennoch hatte er Tränen in den Augen, als er sich an White wandte und ruhig sagte:

„White-sama… ich bitte darum… das Ihr mir sagt wie das passieren konnte.“ Alle Wächter sahen sie an, erwarteten einen Bericht, eine Erklärung. Aber was war die Erklärung? White wusste es selbst nicht mehr.

Kanori war tapfer im Kampf gefallen.
 

… und warum hatte White das nicht verhindert?!
 

Er war nicht tapfer im Kampf gefallen.

Nein, dass war er nicht.

Alle Wächter starben „tapfer im Kampf“. Kanori war nicht so gestorben.

Nein, dass konnte man einfach nicht sagen.

Kanori war Opfer einer wahnsinnigen Mordgier geworden.

… Verlangen?

Was war der Grund dafür gewesen?

Grund?

Dämonen brauchten keinen Grund.

Und White brauchte ihn auch nicht.

Es war unwichtig – von keiner Bedeutung.

Einen Grund für diesen fürchterlichen Mord, für den Verlust eines so liebevollen und lebensfreudigen Wächter war gleichgültig.

…Er würde ihren Geliebten auch nicht wieder erwecken.

„Es ist deine Schuld.“

White sah nicht auf, trotzdem wusste sie wer sie eiskalt und mit Tränen überströmten Gesicht ansah.

„Wie viele sterben wegen dir?! Wie viele haben dir Treue geschworen, bis in den Tod?! Wie viele opfern ihre Familie, ihr Leben für dich?! Wie viele Wächter sind für dich schon auf dem Schlachtfeld gestorben?! Weißt du es überhaupt noch?! Hat es dich je interessiert?! Jeder dieser Wächter hat eine Familie, ein Leben!

Und Kano… mein großer Bruder… er war anders, so voller Freude und Leben…

Wenn mein Bruder dich nie getroffen hätte, wenn er nicht dazu verpflichtet gewesen wäre dir treu zu sein… wäre er noch am Leben! Dann wäre er noch hier…!“

Sie japste.

„…Ich zweifle nicht daran, dass er dich geliebt hat… denn das hat er… ich weiß es… Aber du! Für dich ist Kano doch nur einer der Vielen gewesen, die für dich gestorben sind! Du hast Kano in dieser kurzen Zeit nicht verdient. Du hast es nicht einmal verdient, dass du ihn auch nur einmal gesehen hast! Du hast seine Liebe keine einzige Sekunde verdient! Denn die heilige und reine White, die mächtigste und legendärste aller Wächter – hat es tatenlos zugelassen das Kanori stirbt! Sag mir nicht dass es nicht möglich war! Sag mir nicht dass du seinen Mörder nicht aufhalten konntest! Sag mir nicht dass es nicht in deiner Macht stand! Ich will es nicht hören! Ich will keine Ausreden! Ich will keine Lügen! Denn ich weiß dass du etwas hättest tun können! Du hättest Kanoris Tod verhindern können! Es…. Es… IST ALLEIN DEINE SCHULD!“

Niemand hatte etwas gesagt oder getan. Alle Anwesenden starrten das kleine Menschenmädchen fassungslos an – außer White. Ihr Blick war immer noch gegen den Boden gerichtet.

Kataron packte seine Tochter am Arm und zog sie protestlos in Richtung Tür.

White schluckte, sie spürte wie ihre Hände zitterten und endlich brachen die Fesseln die ihre Tränen aufgehalten hatten. Sie perlten ihren Wangen herunter, benässten den weißen Marmor. Ihre Stimme war jedoch gefasst, als sie sich zu Ciel umdrehte und sagte:

„Du hast Recht. Du hast vollkommen Recht. Es ist meine Schuld, dass Kanori nicht länger bei uns ist. Ich bin sein Mörder. Ich allein. Aber… Ich habe ihn vom ganzen Herzen geliebt. Mein Herz, meine Liebe für ihn, ist mit ihm gestorben.“

White sah nur noch wie Ciel sie resigniert ansah, dann hatte sie selbst den Raum verlassen. Ohne jemand anderen anzusehen, ohne jegliche Höflichkeit und Etikette, war sie aus dem Zimmer gestürmt. Wie eine Verfolgte rannte sie durch die Korridore, Treppen hoch und wieder runter, ehe sie die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß.

Dort angekommen, sah sie sich keuchend um, als erwarte sie jemand wäre dort. Aber das einzige was sie begrüßte waren ihre Möbel, ihre Sachen, Unterlagen… und Kanoris Eigentum. Sein Umhang, seine Uniform, hingen am Hacken. Seine Bücher lagen neben seinem Bett, wo auch ein Foto seiner Familie stand.

Alles war noch genauso wie sie es, noch zusammen, Hand in Hand, verlassen hatten. Nur dessen Besitzer war nicht mehr. Die warme Hand die Whites gehalten hatte, war nicht mehr.

Mit letzter Kraft, als wäre die Hikari um Jahre gealtert, schmiss White sich aufs Bett, vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen und gab sich verzweifelt ihrer Trauer hin…
 

Zwei Tage lang hatte White niemanden zu sich gelassen. Weder ihren Tempelwächter, ihren Vater, Violet, Adir, noch Azai öffnete sie die Tür. Jeder bekam auf sein Ruf, immer die gleiche Antwort: Schweigen. Am ersten Tag, als Irizz etwas länger besorgt vor der Tür verhaart hatte, ohne zu klopfen, hatte er gehört wie White irgendetwas an die Wand geworfen hatte und wie es zerbrach. Als Irizz dies hörte, hatte er sich lieber entfernt.

White hatte die Spieluhr an die Wand geworfen, nachdem sie wie von selbst angefangen hatte zu spielen. Zerstört, in viele Einzelteile lag die ehemalige Spieluhr neben ihrem Bett. Sie selbst saß, wie ein verfolgtes Tier, am Bettende, die Knie an sich gezogen, dem Kopf darauf gelegt und immer noch verzweifelnd weinend. Sie konnte einfach nicht aufhören. Es war so als ob all die Tränen die sie über die vielen Jahren in sich verschlossen hatte, alle auf einmal raus wollten.

White wagte es nicht zu schlafen. Selbst wenn sie es konnte, sie hatte panische Angst, alles vom Neuen zu sehen. Die gesamte Nacht noch einmal durch zu leben. Dennoch sah sie immer wieder Kanoris leere, tote Augen vor sich. Spürte seinen toten Körper…

Und, obwohl es im Zimmer absolut ruhig war, hörte sie immer noch die verdammte Nocturne in ihren Ohren… Sie schien das Bild von Kanoris totem Körper zu untermalen…

„Lass mich! Lass mich! Verschon mich! Sei endlich still!“ White wusste niemand hörte sie, sie wusste niemand war im Zimmer und niemand spielte auf einer Flöte. Wurde sie langsam wahnsinnig…?

Von weiter Ferne, wie aus einer anderen Welt, hörte sie jemanden, der an ihrer Tür klopfte. White konnte die Worte nicht verstehen, trotzdem wusste sie, dass es sich um einen Kampf handelte.

War es ihr nicht einmal in solch einer Situation gegönnt für sich zu sein? Sich einfach nur ihren Tränen hingeben? Einfach mit sich und ihren Erinnerungen allein sein?

Es klang ernst…

Nein, sie konnte und wollte jetzt nicht aufstehen, aufs Schlachtfeld schreiten und so tun als ob nie etwas passiert wäre.

Sie konnte ihre Wächter nicht in Stich lassen… was war, wenn Nocturn da war?

Was spielte das jetzt noch für eine Rolle… Rache würde Kanori nicht ins Leben zurückholen.

Aber, wenn sie nichts tat und Nocturn sich wirklich an der Schlacht beteiligte, waren die Leben ihrer Freunde in Gefahr. Es wäre dann wieder Whites Schuld… sie würde noch mehr ermorden…

Whites Hikari-Sinn siegte über die Traurigkeit. Die Fesseln banden sich neu um Whites Körper und Sinne, zwangen sie aufzustehen, sich umzuziehen und zusammen mit Azai zum Schlachtfeld zu gelangen. Er sagte nichts, jedenfalls nichts privates. Nur kurz erklärte er ihr die Lage, welche ihr Gehirn aufnahm und für solch einen Fall sofort die erforderliche Technik raussuchte. Die Formel stand bereit, die Technik wartete darauf ausgerufen zu werden und wieder zu töten.
 

Wo lag für das alles der Sinn…

Wann würde das nur je eine Ende haben…
 

Dann geschah es.

White hatte gehört wie sie die Beschwörung ausgerufen hatte, hatte gesehen wie sie erforderliche Bewegung ausgeführt hatte, doch – Die erwünschte Wirkung blieb aus.

Keine Tote.

Kein Angriff.

Kein Licht.

Die Fesseln die sie geführt hatten, waren wieder gerissen.

Und damit hatte White die Kontrolle über ihr Element verloren.

Das heilige Licht war erloschen.

White spürte wie sie zu Boden geworfen würde, sie spürte wie Blut auf ihr Gesicht tropfte und verschwommen nahm sie war, das Azai sie vor einem Angriff bewahrt hatte. Er fragte sie nicht was los war, wahrscheinlich wusste er es. Quer über das Schlachtfeld schrie er anderen Wächtern was zu. Violet kam sofort angelaufen. Dann sagte er zu White, dass sie hier bleiben sollte, sich nicht von der Stelle bewegen sollte und schon stand er auf.

Seine Verletzung heilte nicht. War jetzt auch noch Whites Heilmagie verschwunden? Wozu war sie dann noch gut? Wenn sie nicht mehr kämpfen konnte, hatte sie als Kriegswaffe ihren Zweck verloren, war kaputt – unbrauchbar.

White fiel auf die Knie und ohne dass sie es selbst wahrnahm fing sie wieder an zu weinen.

Sie wusste den Grund warum sie jetzt nicht mehr in der Lage war Lichtmagie zu beschwören.

Ihr Körper mochte noch am Leben sein, doch ihr Herz, ihre Seele war tot. Sie waren zusammen mit Kanoris Herz stehen geblieben…

Eine Hikari dessen Herz nicht mehr ein Einklang mit ihrer Magie schlug, konnte keine Lichtmagie beschwören, das Licht erlosch - starb.

Wozu lebte White überhaupt noch? Am besten wäre, sie würde sich einfach erheben und sich von irgendeinen dahergelaufenen Dämon ermorden lassen. Dann hätte alles endlich ein Ende…

Erlösung… wie sie sich das ersehnte… Tod. Nichts mehr spüren, sich nicht um irgendetwas Gedanken zu machen, keine Sorgen, keine Trauer, keine Gefühle.

Nichts.

Sie wollte nicht mehr Leben. Ein Leben ohne Kanori konnte sie sich nicht vorstellen und jetzt wo ihr Körper untauglich geworden war, wo sie niemand mehr brauchen konnte, konnte und durfte sie auch sterben… oder?
 

Erlöse mich…!
 

Plötzlich spürte White etwas.

Im ersten Moment konnte sie nicht sagen was es war, konnte diese sanfte Berührung nicht deuten, doch dann wusste sie was ihre Haare in Bewegung brachte, welche sie zärtlich aus ihrem Gesicht strich und sie hinter ihren Körper wehte…:

Ein warmer Windhauch wehte ihr die Tränen aus den Augen.

Ungläubig riss White die Augen auf.
 

„…Ich weiß… das klingt jetzt kitschig… aber wir Kaze sind der Überzeugung, dass sobald wir sterben und die Person zurücklassen, die wir am meisten lieben, wir ein Teil unseres Elementes werden. Mit anderen Worten: Wir werden zu Wind und bleiben so bis in alle Ewigkeit bei dieser Person.“ Kanori nahm ihre Hände und sah sie inständig an.

„White, ich glaube daran! Sollte ich also vor dir sterben, dann glaube auch du daran! Denn so werde ich immer bei dir sein können… ja?“
 

Sie streckte die Arme nach etwas unsichtbaren, etwas was man nicht berühren konnte, aus und flüsterte:
 

„…Ich glaube daran… Kanori…!“
 

Er hatte versprochen bei ihr zu bleiben.

Er hatte ihr ewige Treue geschworen.

Er hatte gelobt sie bis in alle Ewigkeit zu lieben…
 

Kanori war nicht tot.
 

Er war bei ihr, bei seiner Geliebten, auch wenn sie ihn weder sehen, hören, noch anfassen konnte.

Dennoch…

Er war da.
 

Bis in alle Ewigkeit.
 


 

Ende des 13ten Kapitels der zweiten Staffel. (21.12.2006)
 

Musik:

Dark Flute

Requim for A Dream

Kaze no Machi He

Muttertag

Muttertag
 


 

„Anikiiiiiii“, gab Siberu jammernd und wehleidig von sich. Er hing auf dem Sofa, alle viere von sich gestreckt und mit dem Gesicht Richtung Boden. Sein Bruder saß ihm gegenüber am Küchentisch. Er war in Übungsaufgaben vertieft und versuchte dabei den Rotschopf nicht zu beachten. Was sich als eine schwer herausstellte.

„ANIKI! Ich leide unter chronische Bocklosigkeit und akuter Unlust!“

„Und Nerverites“, antwortete Gary ohne von seinen Aufgaben aufzusehen.

„Und woran liegt das?! GREEN-CHAAAAAAAAAAN I MISS YOU SOOOOO!“

„Schaff dir ein Hobby an.“

„Mein Hobby ist irgendwo im Himmel und ohne sie ist meine morgendliche Tour reizlos. Aber morgen ist Sport in der Schule. Ich könnte Flachbrett-chaaaaaaaan nerven…“ Siberu legte den Zeigefinger unter sein Kinn und lächelte hinterhältig.

„Lass das arme Mädchen doch in Ruhe. Hinako-san kann nichts dafür, dass du zu einfältig bist, um dich auch ohne Green zu beschäftigen.“

„Ich bin eben nicht so gefühllos wie du, Blue. Mir macht es etwas aus, wenn ein Teil unseres Teams sich sonst wo befindet!“ Zum ersten Mal sah Gary auf.

„Glaubst du mir ist das egal?“

„Da du dich mit langweiligen Matheaufgaben beschäftigen kannst: Ja?“ Siberu setzte sich im Schneidersitz auf und sagte gedankenverloren:

„Vielleicht sollten wir ma einen Abstecher Nachhause machen.“ Sein Bruder legte den Stift beiseite und sah zu ihm rüber.

„Warst du es nicht gerade der, der von Teamwork sprach?“

„Ja, ich weiß… Aber es ist jetzt fast ein Jahr her seitdem ich das letzte Mal in unserer Welt war und bei sind es jetzt schon vier, oder?“

„Nein, es sind fünf.“

„Na also. Ich denke nicht das Green-chan etwas dagegen hat, wenn wir einen Abstecher in unsere Welt machen. Wir müssen ja nicht lange bleiben.“ Gary grinste ihn neckisch an.

„Ou, hat der kleine Silver-chan etwa Heimweh?“ Siberu sprang auf die Füße.

„Nein! Es ist nur… Du weißt schon, was ich meine... Ein wenig… Aktion.“ Das Grinsen des Angesprochenen schwand und er sah seinem Gegenüber mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Mit anderen Silver: Du hast das Verlangen zu töten.“ Siberu druckste ein wenig herum und grinste dann entschuldigend. Gary stand auf und packte seine Mathesachen zusammen.

„Mach was du willst, Silver. Du kennst den Weg hin und auch zurück. Ich bleibe hier. Du brauchst wohl kaum einen Wegweißer.“

„Ich versteh dich nicht! Was hält dich hier? Du gehst immer noch zur Schule, obwohl du gar keinen Grund dazu hast. Auch ohne Green-chan scheinst du dein Leben, als „Gary Ookido“ irgendwie zu genießen.“ Der Angesprochene sah auf.

„Und was ist mit dir? In der Zeit in der du hier bist, hast du auf mir nicht den Eindruck gemacht dass dir die Menschenwelt nicht gefällt. Erst jetzt wo Green nicht da ist, fängst du an zu meckern.“ Siberu antwortete nicht, schweigend sah er aus dem Fenster.

„Findest du nicht, dass wir es Beide Green schuldig sind, auf sie zu warten? Ich kann mir nicht vorstellen dass es noch lange dauern wird. Aber wie gesagt, ich halte dich nicht auf. Wenn du unbedingt in unsere Welt willst - gut tu es. Leg dich von mir aus mit einem Dämonen an, vergieß Blut und komm zurück wenn deine Mordlust gesättigt ist.“

„So hatte ich das nun auch wieder nicht gemeint.“

„Oh doch, genau so hast du es gemeint.“ Der Angesprochene sah zur beleidigt zur Seite.

„Silver, macht es dir Angst?“

„Was?“

„Das du nicht nur Green wirklich gern hast, sondern auch die Anderen – das Menschenleben im Allgemeinen. Das du womöglich schwach wirst und deine dämonische Ader verlierst. Hab ich Recht?“ Siberu seufzte und sah zu einem eingerahmten Foto, wo er, sein Bruder und Green drauf waren. Sein Blick schweifte ein wenig ab und er schrak erst wieder hoch, als es an der Haustür klingelte. Gary sah ebenfalls auf und wollte gerade zur Tür gehen, als sein Bruder schon an ihm vorbei sauste und die Tür aufmachte. Sein Grinsen schwand, als er sah, wem er die Tür geöffnet hatte. Er hatte gehofft es wäre Green, aber es war Firey. Die beiden Rotschöpfe tauschten finstere Blicke aus – kein Wort der Begrüßung. Gary tauchte hinter ihnen auf.

„Guten Morgen, Hinako-san.“ Jetzt lächelte Firey, schob Siberu beiseite und wünschte Gary ebenfalls einen „Guten Morgen“. Siberu sah von einem zum Anderen, grinste und verschränkte die Arme.

„Ich verstehe! Das ist also der Grund warum du dir keine Sorgen um Green-chan machst – du hast ne Neue. Ich wusste nicht das du so tief fallen würdest und so ein flaches Mädchen neh-“

Nachdem sowohl Firey, als auch Gary ihm eine runter gehauen hatten, Siberu aufgehört hatte zu jammern, weil sie seine Frisur ruiniert hatten, hatten sie sich aufs Sofa gesetzt. Gary hoffte die Wohnung würde heil bleiben, denn Firey hielt ihren Bogen in der Hand und hielt Siberu skeptisch im Auge. Dieser machte sich bereit auszuweichen. Gary trank gemütlich seinen Saft.

„Also… Hinako-san… Es ist also Heute?“ Ohne von Siberu aufzusehen, nickte sie. Siber verstand kein Wort, musste allerdings trotzdem seinen Senf dazu geben:

„Ich weiß das ich unerhört gut aussehe, Hinalein: Aber du brauchst mich trotzdem nicht so anzustarren. Wenn du ein Bild haben willst – frag meine Fans. Geld hast du ja genug!“ Gary musste Firey aufhalten, ihn nicht jedes Haar einzeln abzubrennen und sagte:

„Ich weiß dass dieser Idiot jeden einzelnen Pfeil in deinem Köcher verdient hat – aber BITTE… Draußen, okay?“ Dann wand er sich an Siberu.

„Und du hältst für die nächsten zehn Minuten den Rand! Das wird ja wohl nicht so schwer sein!“ Er atmete tief durch, setzte sich wieder und fing das Gespräch wieder an.

„Also, es ist heute?“

„Was ist heute?“

„Hatte ich nicht gesagt, du sollst die Klappe halten, Silver?! … Hinako-san?“

„Wie schon gesagt, es ist Heute und ich denke ich kann dir den Gefallen tun.“

„Das hört sich gut an.“ Siberu stand ein Fragezeichen im Gesicht und das gefiel ihm überhaupt nicht. Doch gerade als er den Mund öffnete um zu fragen, reichte sein Bruder Firey einen Brief, den sie in eine Tasche steckte.

„Könnte jemand die Güte haben und mich aufklären?!“ Beide seufzten und Firey sagte:

„Ich besuche nachher, zusammen mit Tinami-san und Ilang-san, Green. Als ich das Gary-san erzählt habe, hat er mich gebeten Green diesen Brief zu überbringen. Ich hoffe das ist selbst für einen Idioten wie dich zu verstehen, Bakayama!“ Der Rotschopf schlug mit der zusammengeballten Faust auf den Tisch, so dass die Gläser klirrten.

„Und davon weiß ich nichts?! Dann muss ich auch einen Brief schreiben!“ Und schon sprang er auf und rannte in sein Zimmer, zum Briefschreiben. Die Beiden sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher. Dann wand Gary sich wieder an Firey:

„Was machst du wenn du erwischt wirst?“ Firey lächelte.

„Werde ich schon nicht, denn ich hab von Tinami-san erfahren das Grey-san nicht da ist. Keine Sorge, Green wird den Brief erhalten! Scheint dir ja ziemlich wichtig zu sein.“ Gary wurde leicht rot.

„Natürlich ist mir das wichtig… Es geht immerhin um Green. Und vier Monate sind eine lange Zeit.“ Firey sah zu Gary rüber, während sie ihren Saft austrank. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er Green vermisste… So eine Freundschaft war wirklich zu beneiden – besonders unter diesen Umständen…

„Als ich damals noch mit Green zusammen gewohnt habe - das weißt du doch noch, oder Gary-san?“ Er nickte, etwas verwundert über das Thema.

„Green hat damals immer über dich gelästert.“

„A-ach wirklich…“ Wollte er das wissen?

„Sie sagte du wärst das größte Arschloch unter der Sonne.“ Lieber nicht.

„Ich denke ich verzichte auf die Fortsetzung!“ Firey hörte nicht auf ihn und fuhr fort:

„Daher war ich auch sehr überrascht, als ich dich zu Weihnachten an ihrer Seite gesehen hab und ich bin immer noch erstaunt wie gut ihr euch jetzt versteht! Besonders weil-“ In dem Moment kam Siberu wieder ins Zimmer gestürmt, klatschte Firey den Brief auf den Tisch und sagte mit verschränkten Arme und finsteren Blick:

„Ich denke das reicht an falschen Andeutungen!“ Fireys Lächeln, schlug sofort ins Gegenteil um.

„Du kannst nur die Wahrheit nicht vertragen, Bakayama!“ Bevor die beiden, sich weiter streiten konnten, ging Gary dazwischen und sagte zu Firey, sie müsse langsam los. Die Angesprochene nickte, stopfte den Brief in ihre Tasche und verabschiedete sich von Gary – nicht von Siberu. Dieser rief ihr noch nach, dass sie seinen Brief nicht lesen sollte. Wutentbrannt drehte sie sich um und sagte:

„Schließe nicht von dir auf andere!“ Mit diesen Worten ließ sie die Tür zuknallen.

„Ich weiß wirklich nicht was ich diesem Mädchen getan habe…“

„Du bist so dumm, Silver…“
 

Ein tiefes Seufzten hallte durch die fast leere Trainingsarena. Green hatte den Kopf auf ihren Stab gestützt und stand in der Mitte des Wächterwappens, welches in den Boden graviert war. Durch die hohen Fenster schimmerten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne und um Green herum funkelten immer noch die Überreste ihrer letzten Attacke.

Die Geschehnisse die sie auf ihrer Zeitreise gesehen, erlebt hatte, steckten immer noch in ihr und beeinflussten ihre Gedanken. Sie hatte alles erlebt, als wäre sie White gewesen, daher fühlte sie seitdem ein dringendes Bedürfnis mit ihrer Mutter zu reden. So viele Fragen brannten ihr auf der Zunge. Eine ganz besonders, die sie seitdem nicht mehr losgelassen hatte und ihr ein flaues Gefühl im Magen bereitete. Grey konnte sie nicht fragen. White war die einzige, die ihr auf diese Frage eine Antwort geben konnte… auch wenn die Frage mehr als unerhört war.

Es ging um Nocturn.

Mittlerweile hatte sie sich ein recht gutes Bild von ihm machen können und dass er nach White gegiert hatte, hatte sie sehr deutlich vernommen. Was wenn es ihm gelungen war, White zu… vergewaltigen? Und Green womöglich… seine Tochter war? Das würde einige Fragen beantworten. Immerhin war ihr leiblicher Vater, nach wie vor, unbekannt und wenn sie Nocturns Tochter war, würde das auch ihre Unreinheit erklären, ihr Aussehen. Dazu kam, dass Green dunkle Magie anwenden konnte. Doch am wichtigsten: Wäre das die Antwort auf die Abscheu ihrer Verwandten, denn Green wäre dann ein Halbdämon. Ein Feind.

Die Stimme ihrer Tempelwächterin schreckte die Hikari hoch und beinahe hätte sie ihren Stab fallen gelassen. Green seufzte abermals als sie Itzumi sah und bei dem was sie ihr sagte, kam bei ihr auch nicht gerade Freude auf. Grey war mal wieder im Jenseits. Wieder einen Tag der Langeweile und des Nichtstuns.

Mit einer saloppen Handbewegung verwandelte sie ihren Stab wieder zurück und das Glöckchen hing sich wieder um ihren Hals. Mit einen gespielten Lächeln, fragte Green ob Itzumi noch etwas zu sagen hätte.

„Ja. Ihr erwartet Besuch.“ Green sah auf.

„Besuch? Vom wem?“

„Von Euren Elementarwächtern.“ Das Gesicht der Hikari hellte auf und in null Komma nichts, stand sie neben Itzumi.

„Wer denn? Alle?“

„Tinami-san, Ilang-san und Hinako-san. Sie kommen gegen Mittag.“ Vor Freude sprang Green kurz in die Luft.

„Dann können wir ja zusammen zu Mittag essen! Itzumi mach dich an die Arbeit!“ Sie seufzte, als wenn sie nicht schon genug Arbeit hätte und auf Ryôs Hilfe konnte sie nicht zählen, da er mit einer Aufgabe von Grey betreut war.

Green ging sofort ins Bad um sich frisch zu machen, danach suchte sie Kari, die sie vorm Fernseher fand (sie hatten doch tatsächlich alle Kanäle der Welt) und die gerade gebannt einen Cartoon verfolgte. Green setzte sich zu ihr und nachdem sie Kari davon überzeugt hatte, ihr zuzuhören sagte sie, dass sie gleich Besuch bekommen würden und schaltete den Fernseher aus.

„Wer kommt denn alles? Auch Sibi und Gary?“ Green schüttelte den Kopf.

„Leider nicht. Du weißt doch, dass sie nicht hierher dürfen.“ Kari nickte.

„Wo ist Grey eigentlich?“

„Im Jenseits. Wo sonst?“

„Aber, ist er nicht gestern zusammen gebrochen?“ Green schwieg. Sie machte sich Sorgen um ihn. Denn Gestern, gleich nachdem er aus dem Jenseits zurückgekehrt war, hatte er zum ersten Mal einen Schwächeanfall erlitten und sogar das Bewusstsein verloren. Ein Atzt aus dem Sanctuarian war gekommen (Tinami war nicht erreichbar gewesen) und hatte ihm viel Ruhe verschrieben. Aber nein, Grey war natürlich zu stur um sich von seinen Pflichten abhalten zu lassen und meinte es ginge ihm gut. Green und auch Ryô hatten versucht ihn zu überreden, doch er wollte nicht hören. Im Gegensatz zu Ryô verstand sie nicht warum er so versessen darauf war, seine Termine im Jenseits zu halten. Was machten die da eigentlich? Es herrschte doch kein Krieg… was konnte so wichtig sein, dass Grey seine Gesundheit so außer Acht ließ und was für so viel Diskussionsstoff sorgte?

Itzumi kam rein um anzukünden, dass der Besuch angekommen war. Sofort hatte Green andere Gedanken.

Das Wiedersehen von Firey und Green wurde mit einer Umarmung eingeleitet, die beiden hatten sich immerhin auch vier Monate lang nicht gesehen. Tinami und Ilang begrüßte Green ebenfalls recht freudig, auch wenn sie Tinami erst vor zwei Wochen gesehen hatte. Die Hikari stellte Ilang und Firey Kari vor, da Tinami sie bereits kannte. Doch die beiden verstanden kein Wort Deutsch und so blieb es bei dem Namen. Da Kari nichts verstehen konnte, blieb sie lieber bei ihren Filmen und ließ die Anderen alleine reden.

Die Wächterinnen verließen das Zimmer und traten hinaus auf dem Korridor, da Itzumi das Mittagessen woanders angerichtet hatte. Das Erste was Green natürlich sofort tat, war nach Gary und Siberu zu fragen.

„Denen geht es gut! Gary-san geht nach wie vor täglich zur Schule und Bakayama… naja. Sagen wir er kommt wenn seine so genannte „Arbeit“ ihn ruft“, antwortete Firey mit finsteren Gesichtsausdruck. Green konnte ein Grinsen nicht zurück halten.

„DIE Arbeit?“

„DIE Arbeit – ja.“

„Na dann scheint es ihn ja sehr gut zu gehen, das beruhigt mich!“

„Wann fliegt der endlich von der Schule… denn müsste ich ihn mehr sehen…. Was für ein Segen wäre das!“ Die Feuerwächterin seufzte sehnsuchtsvoll.

„Sei froh dass du Sibi sehen kannst…“ Firey sah sofort das sie bei Green einen Wunden Punkt getroffen hatte und sagte, mit einem aufmunterten Lächeln:

„Ach komm, so einen wirst du doch nicht wirklich vermissen? Ich meine, Gary-san kann ich ja verstehen… aber Bakayama?“

„Wenn du ihn besser kennen würdest, denn würdest du verstehen, warum ich auch ihn vermisse.“

„Danke – ich verzichte. Das was ich so sehe reic-“ Fireys Satz wurde unterbrochen von Tinami, die plötzlich geschockt stehen geblieben war.

„WAS?! Aber Li-chan! Wie konntest du mir DAS verschweigen?!“ Auch Itzumis Gesicht schien merklich erstarrt, wie Green feststellte, die Farbe schien ihrer Tempelwächterin langsam aus dem Gesicht zu weichen. Ilang war rot geworden. Firey und Green standen ein Fragezeichen im Gesicht.

„... Ich wusste nicht dass es so wichtig war! Es war immerhin… nichts… besonders…Nur ein Treffen“, rechtfertigte sich Ilang. Tinami war davon nicht beeindruckt.

„Nichts Besonderes?! Wenn ER ein Mädchen anguckt ist es schon etwas Besonderes! Also – was habt ihr getan?“ Green wurde es jetzt langsam zu bunt.

„Worüber redet ihr?“ Tinami wand sich an Green.

„Wusstest du das, Ee-chan?“

„Was?“

„Das Kaze-sama Li-chan eingeladen hat!?“ Das Gesicht der Angesprochenen hellte auf.

„Aber klar, wusste ich das! Die Anprobe letzte Woche?“ Ilang nickte, froh darüber das Green ihr zustimmte. Itzumi war dabei die letzte Woche zu rekonstruieren, was hatte sie gemacht, wenn sei nicht dabei war, bei einem so privaten Treffen von ihren geliebten Herren und einer anderen Wächterin? …

„Äh Hikari-sama…“ Green sah zu Itzumi, leicht überrascht darüber von ihr direkt angesprochen zu werden.

„Äh jo?“

„War dieses… Treffen, am… Dienstag?“ Die Hikari nickte. Itzumi zwang sich zu einen Lächeln.

„Ah danke und entschuldigt mein Eingreifen….“ Verdammt! Am Dienstag war sie in der Wohnung ihrer verfluchten Herrin! Noch einen Grund mehr sie zu hassen…

Die Mädchen betraten einer der Speisesäle, wo das prachtvolle Essen bereits angerichtet war. Tinami sagte mit einem Grinsen, dass es sich einfach lohnte in Den Tempel zu kommen: Man bekam immer ein Festessen serviert – umsonst. Das Letztere hatte Green dazu gefügt und sie musste zugeben, es schmeckte auch immer so gut wie es aussah. Aber wahrscheinlich durften Tempelwächter sich nur als solche nennen, wenn sie auch so gut Kochen konnten, wie ein Küchenchef. Dennoch würde Green lieber selbst kochen. Zwar kam sie nicht an das Essen von Itzumi ran, doch sie mochte es lieber, wenn sie genau wusste, was sie da aß. Denn nicht alles, was auf den Tisch kam, kannte Green.

Nachdem sie angefangen hatten zu essen, fing das Gespräch sofort wieder da an, wo es aufgehört hatte.

„Was war das für eine Anprobe?“, wollte Tinami wissen. Sie sah aus wie eine Journalistin für ein Klatschblatt: Es fehlte nur noch der Notizblock und der Schreiber, dachte Green, und hatte Mitleid mit Ilang. Sie war immer noch knall rot, trotzdem antwortete sie, so sicher wie möglich:

„Einige der Kleider passten Green-san nicht… daher hat Grey mich gefragt ob ich sie haben wollte.“ Green nickte, auch wenn sie wusste dass es gelogen war - was Ilang nicht wusste. Die Kleider um die es ging, hatten allesamt genau dieselbe Größe wie auch ihre anderen. Aber Green wollte einfach keine mehr haben, schon gar nicht diese neuen. Sie waren so… schlimm. Selbst für Grey! Also hatte sie hoch und heilig beteuert sie würden ihr nicht passen, was Grey ihr tatsächlich geglaubt hatte. Es hatte Green allerdings gewundert, dass er sofort an Ilang gedacht hatte, als es um das verschenken der Kleider ging. Er hatte sogar das weiß umgefärbt und sie auch dementsprechend um geschneidert (danach hatte Green es bereut, gesagt zu haben, dass sie ihr nicht passten).

„Aber warum denn gerade an dich?“, fragte Tinami. Ilang sah immer noch mit roten Wangen weg.

„…Du weißt doch dass wir verwandt sind.“ Firey sah überrascht drein, auch Green fiel es erst in diesem Moment ein. Sie hatte es auch nicht gewusst. Erst nachdem sie Kanoris Familie gesehen hatte, wurde ihr klar, dass Grey mit Ilang verwandt sein musste. Immerhin war Kanoris Schwester, Yuri, Elementarwächter der Natur gewesen.

„Achja, er ist ja dein Cousin…. Was ist das bitte für ein Argu?“

„Es ist wirklich schwer sich daran zu gewöhnen das Inzest normal ist…“, sagte Firey, während sie ihren Tee trank. Ilangs Röte konnte nicht mehr geschlagen werden und gerade als sie stotternd beteuern wollte, dass sie nicht in Grey verliebt wäre, sagte Tinami, indem sie ihre goldene Gabel auf Ilang richtete:

„Du brauchst es gar nicht zu leugnen! Es ist offiziell das du, ich, Ai-chan und die Tempelwächterin, die gerade in einem Meer von Eifersucht untergeht, in ein und Demselben verliebt sind!“ Tinami lachte und trank ihre Limonade mit einem Schluck aus. Itzumi verfluchte sie in Gedanken, tat aber so als hätte sie Tinamis Worte nicht gehört.

Green lachte und nachdem sie einen Bissen von ihrem Steak genommen hatte (und den Kaviar verbannt hatte – denn Itzumi schien irgendwie nicht begreifen zu wollen, dass Green Fisch hasste), antwortete sie:

„Ich wusste gar nicht dass mein Bruder so beliebt ist! Hätte ich ja nicht gedacht… Er hat ja einen richtigen Fanclub!“ Und so ging es eine ganze Weile weiter, indem Tinami Ilang auslöcherte, enttäuscht und glücklich zu gleich, dass nichts passiert war, Itzumi ihr Leben verfluchte und Green und Firey sich aus dem Gespräch ausklinkten. Nach dem Essen, saßen sie in Greens riesen Zimmer und immer noch war das Gespräch in vollen Gange. Firey wartete nur auf den richtigen Moment und als Green eine Weile nichts mehr gesagt hatte, fragte Firey:

„Ich muss dich unter vier Augen sprechen, Green. Ginge das kurz?“ Die Angesprochene nickte und die beiden Mädchen gingen auf den Balkon. Während Firey die atemberaubende Aussicht genoss, fragte Green weshalb sie mit ihr reden wollte. Firey sah sich um, ob auch ja niemand zu sah. Doch die drei anderen Mädchen waren immer noch absolut in ihrem Gespräch vertieft.

„Also, Green… Ich habe etwas für dich. Gary-san gab mir einen Brief für dich mit. Achja - Bakayama natürlich auch.“ Greens Augen weiteten sich, als sie die beiden Briefe sah. Firey sah lächelnd, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten, während Green die Briefe an ihre Brust drückte.

„Danke, Firey… Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich mich freue…! Ich hab schon die ganze Zeit über versucht, irgendwie mit den beiden in Kontakt zu treten, aber alles umsonst… Hast du etwas dagegen, wenn ich sie gleich lese?“ Ihre Freundin schüttelte den Kopf. Green lächelte und wollte gerade Garys Brief öffnen, als Ryô die Tür zum Balkon öffnete und ziemlich außer Atem sagte:

„Hikari-sama, Ihr habt Besuch.“

„Ich weiß dass ich Besuch habe…?“

„Von Euer Mutter! Sie erwartet Euch in Ihrem Gemach. Sie wollte alleine mit Euch sprechen.“ Green sah ein wenig schockiert aus. In den gesamten vier Monaten war White kein einziges Mal hier gewesen, warum gerade jetzt? Doch nicht etwa… Weil sie herausgefunden hatte, dass Green in ihrer Vergangenheit gewesen war?!

Die Hikari wand sich an Firey und drückte ihr die Briefe in die Hand.

„Firey, ich muss dich um einen Gefallen bitten: Versteck die Briefe unbemerkt unter meinem Kissen – da ist auch Garys Kette, falls du weißt wie sie aussieht…“ Etwas verwirrt nickte Firey und schon war Green aus dem Raum gerannt.

Keine fünf Minuten später, hatte sie im Schnell-Lauf den Tempel hinter sich gelassen und stand keuchend vor Whites Zimmertür. Sie atmete kurz durch, glättete ihr Kleid und fragte sich dann was sie hier machte. Das war immerhin keine Audienz, sondern ein einfaches Gespräch mit ihrer eigenen Mutter.

Dennoch musste Green noch einmal Luft holen, ehe sie die Tür öffnete und das Zimmer betrat.

White saß am offenen Fenster. Der Wind spielte mit ihren weißen Haaren und den Schleifen ihres Kleides. Sie hatte die Augen geschlossen, ehe Green eingetreten war, öffnete sie jedoch und sah ihre Tochter liebevoll an. Green fiel ein Stein vom Herzen, sie schien nicht wütend zu sein.

„Green… Es freut mich dich zu sehen.“ Das sah Green ihr auch an, denn durch die Reiße in die Vergangenheit, kannte sie nun den Unterschied zwischen dem „echten“ Lächeln ihrer Mutter und dem „Standard-lächeln“.

„Setz dich doch zu mir, von da Hinten, kannst du den Wind doch gar nicht spüren.“ Green lächelte und tat, worum ihre Mutter sie bat. Sie hatte sich gerade daran erinnert, dass White ja daran glaubte das Kanori ein Teil des Windes wäre… Green wusste nicht ob sie daran glaubte oder nicht. Doch selbst wenn sie es nicht tat – sie würde niemals den Glauben ihrer Mutter ins Wanken bringen wollen.

„Warum bist du hier, Mutter? Geht es um…“

„Die Spieluhr?“ Green nickte.

„Nein. Deswegen bin ich nicht gekommen.“ Etwas unsicher sah Green auf.

„Aber, du weißt… es? Also…“

„Ja, ich weiß dass du den Effekt meiner Spieluhr entdeckt hast.“

„Es tut mir leid…Ich hätte sie nicht berührt wenn ich gewusst hätte, was für einen Effekt sie hat…“ White legte ihre Hand auf den Kopf ihrer Tochter.

„Entschuldige dich nicht für etwas, wofür du keine Schuld hast, mein Mädchen. Ich hätte sie hier nicht stehen lassen sollen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es noch jemanden, außer mir, gäbe, der die Erinnerungen freisetzen kann. Grey hat, in seiner Kindheit, oft damit gespielt und es ist nichts geschehen…“

„Mein Glöckchen ist auf sie gefallen…?“ White sah sie überlegend an.

„Ja daran könnte es liegen…“ Green sah hinaus in den Himmel. Es war jetzt der perfekte Zeitpunkt um ihre Fragen zu stellen. War das nicht genau die Gelegenheit die Green sich erwünscht hatte? Ein Gespräch nur mit ihrer Mutter? Aber es wie sollte sie fragen ob Nocturn ihr Vater war, ohne das es unverschämt klang?

„Wenn du Fragen hast… stell sie. Ich bin nicht wütend auf dich.“ Green lächelte in sich hinein.

„Mutter, du kannst doch keine Gedanken lesen, oder?“ Sie lächelte ebenfalls.

„Ich kann Gedanken lesen. Aber keine Sorge, ich tue es nur bei Feinden und nur wenn es Not tut. Das du Fragen hast, stand dir einfach ins Gesicht geschrieben.“ Green nickte verstehend. Dann wand sie sich ihrer Mutter wieder zu und sagte dann, leicht zögernd:

„Mutter… Mein Vater ist doch nicht…?“ Whites Lächeln schwand und sie schaute in den Himmel. Damit gerieten Greens Hoffnungen ins Schwanken. Ohne zu wissen was sie tat, griff sie ihre Mutter am Arm und sagte verzweifelt:

„Mutter – nein, sag mir jetzt nicht, dass Noc-“ White schüttelte energisch den Kopf und Green fiel ein Stein vom Herzen.

„Er hat mich nie vergewaltigt, falls du das gedacht hast.“ Green seufzte zutiefst erleichtert und ließ den Kopf gegen den Arm ihrer Mutter fallen.

„Danke!“

„Auch wenn er oft einen Versuch in diese Richtung unternommen hat.“

„Hat er das etwa so oft versucht?“ Green sah skeptisch auf.

„Regelmäßig konnte man das schon nennen.“ Green sah ihrer Mutter an, dass ihr das Thema unangenehm war und wechselte es daher lieber.

„Was passierte danach? Also, nachdem…“

„…Kanori ermordet worden ist?“ Green nickte, sie wollte es nicht direkt sagen und war froh darüber dass White es selber gesagt hatte. Ihre Mutter atmete tief durch und erklärte:

„Ich war wieder mit meinem Element vereint und konnte wieder im Krieg teilnehmen. Nachdem ich allerdings davon erfuhr, dass ich schwanger war, nahm ich mir natürlich eine Pause vom Kampf. Sogar mit Vaters Erlaubnis.“ Green löste sich wieder von White und setzte sich richtig hin.

„Wow – das hätte ich ja nicht gedacht. Was sagte er dazu dass Grey Kanoris Sohn ist?“

„Er schien nichts dagegen zu haben, wenn, dann sagte er dies nicht. Der, der wirklich etwas dagegen hatte, war…“

„Nocturn“, ergänzte Green säuerlich. Worüber White kichern musste. Sofort wurde sie wieder ernst.

„Ja. Nach seinen Mord sah ich ihn erst wieder, als ich nach Greys Geburt wieder im Krieg teilnahm. Du musst wissen, Nocturn war nie wirklich aktiv im Krieg. Es war im gleichgültig, er pflegte zu sagen, dass er nur einen Krieg gegen mich führte. Jedenfalls, als ich ihn dann wieder sah, habe ich ihn zum ersten Mal richtig wütend erlebt. Das erste Mal von Zweien. Er wagte es doch tatsächlich mir vorzuwerfen ich hätte ihn betrogen!“ Sie schüttelte ratlos den Kopf mit geschlossenen Augen.

„…Was hat er gemacht?“ Green hatte Angst vor der Antwort.

„Nachdem wir uns ein ziemliches Wortgefecht geliefert hatten… hat er aus lauter Wut sein erstes Massaker verübt. Die genauer Zahl ist bis heute noch unbekannt…“ Die Angesprochene schluckte.

„Und was ist mit Grey? Er musste doch in dauerhafter Gefahr vor Nocturn gelebt haben…?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Merkwürdigerweise nicht. Grey wusste sehr lange nichts von Nocturns Existenz. Dieser drohte zwar oft damit, ihm etwas anzutun, setzte es aber nie in die Tat um.“

„Warum nicht? Weißt du den Grund?“

„Ich kann ihn mir denken. Wahrscheinlich wollte er warten bis Grey sich wehren konnte.“

„Wahrscheinlich… Ist es wirklich wahr, das Nocturn alle Offiziere und…die Anderen…?“

„Ja, er tötete alle… oder eher: Ließ sie töten… Das Drama schien gar nicht wieder aufhören zu wollen… Izerin war, von den Elementarwächtern, der Erste. Von Hirey lebensgefährlich verletzt.“

„Was?!“

„Nocturn kontrollierte seinen Körper und zwang ihn dazu, seinen Freund so zu zusetzen das Izerin kurz vor dem Tode war. Den Todesstoss gab er ihn selber…. Hirey wurde nie wieder wie früher.“

„…Das kann ich mir gut vorstellen… und ich denke, ich verzichte darauf wie die anderen gestorben sind… aber: Warte, was ist mit Violet? Sie lebt doch noch!?“ White sah weg und Green wusste sofort dass auch hier etwas im Busch war. Zaghaft, als bewege Green sich auf dünnen Eis, fragte sie:

„Sie lebt doch… oder?“ Whites Augen verengten sich und ein schmerzhafter Ausdruck trat in ihnen.

„Das kann man nicht „leben“ nennen…“

„Was ist passiert…?“ Die Augen ihrer Mutter huschten zu ihr über, ohne den Kopf zu drehen.

„…Green, hast du schon einmal von dem Zustand „Nexres“ gehört?“

„Nexres?“

„Das ist ein unheilbarer Zustand, der eintritt, wenn man zu oft von Verbotenen Künsten attackiert worden ist. Er ist vergleichbar mit dem menschlichen Koma.“ Diese Worte hörten sich an, als hätte White sie auswendig gesprochen, wie ein lebendes Lexikon. Sie wand ihre Augen wieder fort - ihre waren Augen gefüllt mit Schmerz.

Green hatte fassungslos die Augen aufgerissen.

„…Was?! Meine Tante… Pinks Mutter, liegt im Koma?! Aber… warte, ich sollte Pink doch mal von ihr grüßen… das ergibt doch keinen Sinn… oder hast du da gelogen?“ White schüttelte traurig den Kopf.

„Ich wünschte es wäre so. Aber nein: Nexres unterscheidet sich von dem üblichen Koma… Es gibt wenige Momente, höchstens zwei Mal im Jahr, wo das Opfer für kurze Zeit bei Bewusstsein ist. Das letzte Mal, jedoch…war vor fünf Jahren… da hatte sie es mir gesagt…“

„Pink weiß das nicht…“ Green senkte den Blick, immer noch geschockt.

„Nein, tut sie nicht… Vater will nicht dass sie davon erfährt. Denn, er hofft immer noch das Violet wieder aufwacht. Aber… es gab noch nie jemanden, der wieder aufgewacht ist… sie ist… unrettbar…“

„…Es ist genau wie beim Koma…? Also das sie künstlich am Leben gehalten wird…?“

„Ja.“

„Und du willst, dass die Maschine ausgeschaltet wird…?“ Mit geschlossenen Augen nickte sie.

„Warum…?“ White öffnete die Augen wieder.

„…Du hast noch nie jemanden in diesen schrecklichen Zustand gesehen, denn wenn du es gesehen hättest, würdest du nicht fragen… Nexres ist wie ein dauerhafter Alptraum, aus dem man nicht wieder erwachen kann und… man sieht deutlich wie Violet darunter leidet… körperlich wie auch seelisch… Selbst wenn sie wieder aufwachen würde, wäre sie nur ein Schatten ihrer selbst… Vater besteht dennoch darauf. Du hast gesehen, wie sehr er sie liebt… Die wenige Freizeit die er hat, verbringt er bei ihr. Ich kann das nicht verstehen… Ich bin zwar auch oft bei ihr, aber ich halte diesen Anblick nicht lange aus… Sie schreit so viel… meistens um ihre Tochter.“ Green sah zu Boden.

„Man kann wirklich nichts machen…?“ Traurig und mit geschlossenen Augen schüttelte White den Kopf.

„Aber Pink muss das doch erfahren…! Sie hat doch ein Recht darauf zu wissen, was mit ihrer Mutter geschehen ist!“

„Ich bin doch auch dafür. Aber ich bin nun mal nicht allmächtig und kann so etwas nicht alleine bestimmen.“ Nur verbissen nickte Green.

„Und was ist mit Pinks Vater?“ White zuckte mit den Schultern und sagte das niemand wüsste wer der Vater sei.

„Wie bitte?!“ Ihre Mutter seufzte. Wie sollte sie das erklären, ohne dass Green zu viele Fragen stellen würde? Fragen, auf die White keine Antwort geben konnte, weil es ihr verboten war darüber zu sprechen?

„Grey hat dir sicherlich davon erzählt, dass alle Wächter gegen Ende des siebten Elementarkrieges aus dem Tempel evakuiert worden sind, nehme ich an?“ Green nickte und White fuhr fort:

„Meine Schwester wurde mit der wichtigen Aufgabe beauftragt die Kinder der Elementarwächter zu schützen. Also Tinami, Azura, Kaira, Ilang und Daichi…“

„Und Grey und mich auch?“ White sah sie an, schlug die Augen nieder und wand sich wieder ab. Sie konnte nur lügen. Etwas anderes blieb ihr gar nicht übrig.

„…Ja ihr Beiden natürlich auch…“ Green lächelte, was White nur aus den Augenwinkeln sah.

„Dachte ich mir! Bitte, erzähl weiter! Grey redet nie darüber, er druckst da immer so herum, weißt du?“ Oh wie das schmerzte. White würde lieber einen Dolch in die Hand nehmen und sich ins eigene Fleisch schneiden, als Green weiter anzulügen.

„Kann ich mir vorstellen… Jedenfalls… Violet floh mit euch in die Menschenwelt. Was danach passierte weiß niemand. Der Kontakt war abgebrochen, man konnte euch nicht orten. Aber du weißt ja von Grey, dass er am gleichen Tag noch ums Leben gekommen ist, er war der Einzige der die Flucht nicht überlebt hat. Erst vier Jahre später, fand man Violet in diesen entsetzlichen Zustand.“ Green hatte ihren Worten aufmerksam gelauscht und nickte.

„Dann hat Violet mich ins Waisenhaus gebracht und die Anderen, hat sie woanders versteckt.“ White nickte, zu noch mehr ausgesprochenen Lügen war sie nicht fähig. Das was sie Green erklärt hatte, war alles wahr. Nur das mit ihren eigenen Kindern, war es nicht. Grey war nie auf der Flucht gestorben… und Green…

„Glaubst du es war Nocturn?“ White schreckte es ihren Gedanken hoch.

„Was?“

„Ob es Nocturn war, der Tante Violet das angetan hat.“ White sah sie kurz mit großen Augen fragend an, dann schien sie ihr erst folgen zu können.

„Ich kann dir mit 100% Sicherheit sagen, dass er es nicht war. Er starb im selben Augenblick wie ich, er kann es also unmöglich verübt haben.“

„Einer seiner Handlanger?“

„Hatte er nicht. Und wenn, dann hätten sie seinen Befehl nicht nach seinem Tode ausgeführt. Nocturn war nicht sonderlich beliebt unter seinen eigenen.“ Green sah ihre Mutter gedankenverloren an, denn sie dachte gerade wieder an seine Akte, die von White bis ins Detail ausgefüllt war.

„Mutter, ich hab noch eine Frage: Woher weißt du so viel über Nocturn? Ich habe seine Akte gesehen, von dir ausgefüllt.“ White sah sie erst ernst an, dann spielte ein leichtes Lächeln um ihre Lippen.

„Das hört sich ja an wie eine Anklage. Für was klagst du mich an?“ Green lächelte ebenfalls, jedoch leicht finster.

„Ich kann es mir zwar schwer vorstellen, aber da du so viel über ihn weißt, nehme ich an, ihr habt euch auch außerhalb des Krieges getroffen?“

„Gegen Argument: Wieso nimmst du nicht an, dass ich das nicht durch Spionage erfahren habe?“ Green grinste.

„Das sagt mir mein Gefühl! Also liege ich richtig?“

„Einen Prozess würdest du mit diesem Argument wohl verlieren. Aber ja, du liegst richtig.“

„Dann bist du ja im Grunde genauso unrein wie ich!“ Jetzt schwand Whites Lächeln und sofort wusste Green sie hatte was Falsches gesagt.

„Green, dieser Mann, hat Kanori grausam ermordet. Glaubst du wirklich ich hätte eine Beziehung mit ihm geführt, die auf freundschaftlicher Basis beruht?“ Ihre Tochter senkte den Kopf.

„Tut mir Leid…“

„Schon gut. Er war wirklich oft hier, da niemand ihn spüren konnte, hat er sich öfter in mein Zimmer geschlichen. Der Grund weshalb ich so viel über ihn weiß, ist der, dass er ziemlich gesprächig ist. Nocturn konnte stundenlang reden, ohne überhaupt eine Antwort von mir zu erhalten. Ich denke er kam so oft, weil er jemanden brauchte mit dem er reden konnte.“

„Und du hast ihn einfach so zugehört? Warum hast du ihn nicht rausgeworfen?“

„Ich habe diesen Schritt nicht gewagt. Nicht um meiner Sicherheit Willen, sondern wegen Greys. Daher hab ich sein stundenlanges Gerede ertragen. Teilweiße war es auch recht interessant… Von Nocturn erfuhr ich mehr über die Dämonenwelt, als ich es je in Hizashi-sans Büchern hätte erfahren können.“ Green stimmte ihr zu, denn diese Bücher gehörten gewiss nicht zu ihrer Lieblingslektüre.

„Wenn wir schon einmal beim Thema sind…“, fing Green an und erzählte ihrer Mutter bis ins kleinste Detail, von ihren Traum, indem sie mit Nocturns Hilfe Siberu und Gary ermordet hatte. White hörte ihr ruhig und ohne zu unterbrechen zu. Als Green ihre Erzählung zu ende geführt hatte, schwieg White kurz, sie schien ihre Antwort sorgfältig zu überdenken. Green wusste eigentlich nicht einmal den Grund, weshalb sie ihr das erzählt hatte. Immerhin war es nur ein Traum, was gab es da zu bereden?

„Der Traum ist recht realistisch.“ Green sah auf und sah ihre Mutter unverständlich an.

„Wie bitte?“

„Wenn er am leben wäre, wäre er durchaus in der Lage dich so etwas durchleiden zu lassen. Das müsstest du mittlerweile wissen.“

„J-Ja, aber… In meinem Traum war ich wirklich der festen Überzeugung davon, das ich es war, der Gary und Sibi das angetan hat…“

„Er war Meister der Gedankenkontrolle. Körper, Geist und Seele konnte er unter seine Kontrolle bringen und die Gedankenkontrolle war wohl die gefährlichste Fähigkeit die er einsetzen konnte. Bei jedem Wesen konnte Nocturn die Gedanken nach seinem Willen beeinflussen. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen dir glauben zu lassen, du wärst die Mörderin.“ Green schüttelte den Kopf und war wieder einmal froh darüber dass er tot war. Dann fiel ihr etwas ein:

„Aber Mutter, was ist mit dir?“ White schlug die Augen nieder und antwortete:

„Ich bin glücklich darüber, sagen zu können dass diese Technik bei mir nie Wirkung gezeigt hat. Genauso wie auch seine Fähigkeit Gedanken zu lesen.“

„Was kann man tun, um sich dagegen zu wehren?“ Nur für den Fall der Fälle, dachte Green.

„Wenn der Wille stark genug ist, kann er die Kontrolle nicht erlangen. Zu meinem Bedauern muss ich allerdings zugeben, dass ich noch nie jemanden gekannt habe, der dies geschafft hat…“ Mit zusammen gebissenen Zähnen sagte Green, dass sie hoffte wenn sie jemals in so eine Situation geraten sollte, wenigstens das von ihrer Mutter geerbt hatte. White lächelte und antwortete, dass sie hoffte dass Green niemals in so eine Situation geraten würde.

White sah aus den Augenwinkeln zur Uhr und stellte fest, dass sie zurück musste. Sie seufzte.

„Green, ich muss unser Gespräch hier beenden. Leider, muss ich ins Jenseits zurückkehren.“ Green lächelte, ein wenig traurig allerdings.

„Ist mir klar. Aber es freut mich, dass ich wenigstens mit dir reden kann. Welches Mädchen kann schon sagen, dass sie mit ihrer toten Mutter sprechen kann?“ Sie grinste und White stimmte ihr lächelnd zu. Sie rutschte von der Fensterbank, sah dabei raus in den Himmel, der sich langsam rot färbte. Ihr Lächeln wurde traurig, als der Wind ein letztes Mal ihre Haare aus dem Gesicht wehte und sie das Fenster schloss.

Green hatte es gesehen, sagte allerdings nichts. Erst als Mutter und Tochter in der Mitte des Zimmers standen, sagte Green lächelnd:

„Weißt du was mir auffällt?“ White sah sie verwundert an.

„Nein?“

„Das war… unser erstes richtiges Gespräch.“ Zuerst wurde Green mit großen Augen angeschaut, dann lächelte White. Es war genau das Lächeln, welches Kanori geliebt hatte.

„Ja…Es bleibt hoffentlich… nicht unser Letztes.“

„Aber natürlich nicht! Warum sollte es auch? Du kannst doch immer kommen, wenn deine Pflichten es erlauben! Ich würde mich sehr freuen, wenn du öfter kommen würdest.“ Ihr Lächeln verblasste nicht, als sie ihre bleiche Hand auf Greens Kopf legte.

„Es freut mich sehr das zu hören…“ Doch dann, erlosch ihr Lächeln plötzlich und mit einer ernsten Stimme sagte sie:

„Schließ bitte die Augen.“ Green sah sie verwundert an und fragte warum.

„Tu es bitte.“ Einen Augenblick sah Green sie noch mit demselben Blick an, dann schloss sie ihre Augen. Sie spürte wie White die Hand von ihren Kopf nahm. Doch sie konnte nicht sehen, wie verzweifelt White aussah. Sie wollte nicht das tun, was man von ihr verlangte. Green hatte das nicht verdient. Nein das hatte sie nicht, aber das war besser als der Tod.

White kniff die Augen zusammen, legte die eine Hand auf Greens Schulter und hob die linke an die Stirn ihrer Tochter.

„Verzeih mir!“ Ehe Green reagieren konnte sagte White:

Ich rufe die 5te Der Verbotenen Kunst – Zersplittertes Puzzle. “ Es sah aus als würde ein weißer Pfeilschuss durch Greens Kopf durchjagen. Er löste sich jedoch sofort auf und hinterließ keine Spuren. Green riss die Augen auf, um jedoch gleich danach ohmmächtig in die Arme ihrer Mutter zu fallen. White schluckte, musste gegen die Tränen ankämpfen. Sie spürte eine vertraute Aura hinter sich und sagte:

„Ist es das was du wolltest… Vater?!“ Beim letzten Wort hatte sie sich umgedreht und sah ihren Vater in seinem Eciencé Körper vor sich stehen. Er hatte die Arme verschränkt und sein üblich ungeduldigen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht.

„Nein, und das weißt du ganz genau! Das ist viel zu gnädig und wird auf Dauer keine Lösung sein.“

„Wir Hikari sollten gnädig sein.“

„Wir Hikari sollten gegen die Dunkelheit und Unreinheit ankämpfen. Und dieses Mädchen verkörpert die Unreinheit. Da hat Gnade nichts zu suchen! Aber warum sag ich dir das überhaupt. Du weißt es ja schon längst.“ Ehe White antworten konnte, kam Grey rein und war sofort zur Stelle um White Green abzunehmen. Grey sah zu seiner Mutter.

„Hat es gewirkt?“

„Das kann ich dir nicht sagen, mein Sohn.“

„Es muss gewirkt haben.“ White sah Grey an, dass er sich freute. Kein wunder, wenn sie genauer darüber nachdachte. Es war das Beste was Grey passieren konnte.

Shaginai mischte sich wieder ins Gespräch ein und sagte an White gewandt:

„Ich hoffe du hast Yogosu nichts davon erzählt!“

„Nein… Ich habe gelogen.“

„Na und? Jetzt sag mit bitte nicht dass du ein Schlechtes Gewissen hast. Du hast gegen keine Regel verstoßen, vergiss nicht das für deine Tochter die Sonderregeln gelten.“ Grey sah auf und zu White.

„Was hast du ihr erzählt? Green fragt mich nämlich auch öfter. Es wäre schlecht, wenn unsere Aussagen nicht übereinstimmen.“ White nickte.

„Ich habe Green erzählt, dass du und sie zusammen mit Violet (White sah wie Shaginai schmerzhaft wegsah) geflohen seid und dass du bei der Flucht dein Leben verloren hättest.“ Grey nickte. Shaginai wollte gerade etwas sagen, als Green sich in Greys Armen regte. Leicht genervt holte er seinen Schlüssel hervor und sagte:

„White, wir sehen uns gleich – dir viel Erfolg, Grey.“ Mit diesen Worten und der Formel löste der Eciencé Körper sich auf. White sah zu Green, die ihre Augen öffnete.

„…Was ist passiert…? Mutter..? Bin ich gestolpert, oder wie? Oh hab ich Kopfschmerzen…“ White brachte ein Nicken zustande, während Grey Green einen Stuhl heran schob. Er sah sie erwartungsvoll an, als ob irgendetwas passieren würde. Green entfiel dies natürlich nicht.

„Was ist los?“ Er schüttelte den Kopf und sah zu seiner Mutter, die ihm zunickte.

„Green ich habe eine wichtige Frage an dich, also denk gut darüber nach… Was empfindest du für… Blue und Silver? Oder auch Gary und Siberu?“

Green sah ihn fragwürdig, ja skeptisch an und es schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe sie antwortete:

„Wer ist das?“
 

Fertig gestellt: 04.01.2007
 

Hoi hoi!

Also zuerst einmal bedanke ich mich ganz herzlich für die kommis beim letzten Kapitel ^0^ es freut mich das es euch gefallen hat >u< und ich wusste das man klein Nocti hassen wird ;_; *flenn* er kann doch nichts dafür TT! Ich liebe ihn ;_; er ist jetzt zu meinem zweit liebling geworden o.O° und sogar meine Sitznachbarn in der Schule kennen ihn – weil ich andauernd von ihm rede xDD das gute is: mein einer Sitznachbar ist ein Musikgenie xDDD so muss er immer für Musikfragen hinhalten… danke an der stelle ^^° (auch wenn er es nie erfahren wird –höhö) er will mir auch beibringen auf einer Querflöte zu spielen – ja ihr habt richtig gelesen! ICH habe mir aus lauter Nocturn-FanDoom eine solche gekauft xD! Hihi! Und ich bringe nicht weiter zustande als ein Pfeifen xD°° naja ICH muss es ja nicht können – hauptsache Nocturn kann es *nick*

Aber jo. Übermorgen fangen meine Klausuren an (und ich schreibe hier ein Nachwort – ne ne) und daher muss ich hier auch aufhören ^^° wünscht mir Glück ;u; es sind nemlich meine abschlussviecher ><° *heul*
 

So ich hoffe wir sehen uns im nächsten Himü Kapü wieder °-°!

Saku

Von Freund zu Feind

Von Freund zu Feind
 


 

Grey sah sich in den kleinen drei Zimmer Wohnung um, mit hochgezogenen Augenbrauen, während Green auf den Balkon stand und sich darüber freute endlich wieder die Luft Tokios einatmen zu können. Der Windwächter sah zu Ryô, der seine Tasche trug und versuchte seinen Meister aufmunternd anzulächeln. Er wusste was Grey durch den Kopf ging, nämlich das gleiche, was auch er gedacht hatte: Die Wohnung war nicht einmal so groß wie Greys Gemach, wie konnte man sich so eingeengt wohl fühlen? Im Gegensatz zu Green, die freudestrahlend verkündete sie würde jetzt für alle einen Kaffee machen. Währendessen sah Grey sich noch einmal in der Wohnung um. Pink zeigte auf die linke Zimmertür und sagte hüpfend, dass es ihr Zimmer war (was wegen dem Hello Kitty Stickers, eh nicht zu übersehen war).

Grey beschlich ein merkwürdiges Gefühl.

„Sag mal Schwesterherz… Wie viele Schlafzimmer hast du?“ Green kam mit dem Kaffe zurück.

„Eins Bruderherz!“, antwortete sie grinsend und drückte ihm den Kaffee in die Hand.

„… Und wo soll ich dann schlafen?“ Ihr Grinsen wurde breiter und sie zeigte auf das Sofa. Greys Befürchtung wurde wahr, er sagte allerdings nichts. Es war Ryô der entsetzte sagte:

„Aber das… geht doch nicht! Grey-sama das müsst Ihr Euch nicht antun…“ Green verschränkte die Arme und sagte:

„Meine Rede. Das musst du dir wirklich nicht antun, Grey! Ich brauche keinen Aufpasser – das habe ich nie gebraucht! Und die Wohnung ist eh zu klein, auch ohne dich! Jetzt wo Kari auch hier wohnt…“ Green sah ohnehin schwarz. Wie sollte das funktionieren? Kari würde bei Green mit schlafen, aber mit vier Personen würde das ziemlich eng werden. Und Grey? Ihr Bruder, ohne antike Umgebung, in einer kleinen Wohnung, mitten in Tokio – ohne Ryô?! Das Letztere war wohl das größte Problem, denn Ryô musste im Tempel bleiben, die Stellung halten. Wie sollte Grey überhaupt einen Tag ohne ihn auskommen?

Der Windwächter seufzte entnervt:

„Das Thema hatten wir schon durch. Ich habe diesen Auftrag freiwillig übernommen, wäre dir etwa lieber du solltest zusammen mit Lili-san oder schlimmer noch: Seigi, zusammen wohnen?! Es ist ja nur vorübergehend, auch ich wäre erfreuter darüber, wenn wir wieder in den Tempel aufbrechen würden.“ Aber nein, Grey blieb keine Wahl. Er hatte gehofft, nun, da es die beiden Halblinge in Greens Leben nicht mehr gab, würde sie freiwillig bei ihm bleiben wollen. Doch scheinbar band Green noch zuviel an das menschliche Leben und zu Greys Überraschung war es ihr sogar erlaubt worden, zurückzukehren. Er ahnte allerdings warum: Man wollte testen wie Green sich verhalten würde, wenn sie die beiden wieder sah. Dazu musste Grey in der Nähe seiner Schwester bleiben, um sie im Auge zu behalten und regelmäßig Bericht zu erstatten. Das Gute dabei war, wenn sich herausstellte das durch das Löschen der Erinnerung, die alles beinhalteten was mit den beiden Halbdämonen zu tun hatten, Greens Unreinheit zurück gehen würde, wäre ihr Leben gesichert. Sie würde nicht sterben – da hatte sogar Shaginai widerwillig zugestimmt.

„Vergiss es“, weckte Green ihren Bruder aus seinen Gedanken.

„Von mir aus kannst du ruhig bleiben, aber sage nachher nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Das Leben hier ist anders, als im Tempel!“ Säuerlich sah Grey sich um.

„Ich sehe es.“ Pink gab wieder angerannt, sie hatte Kari eben ihr Zimmer gezeigt und war jetzt freudig dabei Grey anzustrahlen.

„Waaaaaas?! Du wohnst jetzt auch hier, Grey-kun? Das ist ja supiii! Denn sind wir ja eine richtige Großfamilie! AH! Wir müssen das Schild an der Tür ändern! Ob das noch drauf passt….?“ Grey lächelte etwas gezwungen.

„Ich werde nicht lange hier wohnen, Pink.“ Doch sie hörte schon gar nicht mehr zu, sie war auf den Weg zur Tür, um das Schild zu holen. Green packte ihre Schultasche und sagte, sie müsse jetzt gehen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.

„Ich freu mich schon Fireys Gesicht zu sehen, wenn ich wieder in die Schule komme! Ich hab ihr immerhin gar nicht Bescheid gesagt. Also bis nachher!“ Ehe sie zur Tür raus ging, drehte sie sich noch einmal um und sagte zu Ryô:

„Hilf Grey ein wenig, ja? Ich denke nicht das er klar kommen wird…“ Ryô nickte und konnte ein leichtes Schmunzeln nicht verbergen. Zu Grey sagte sie:

„Lass die Finger von meinem Kleiderschrank!“ Und schon war sie verschwunden und Pink kam wieder rein.

„Grey-kun willst du beim Hello Kitty spielen mit gucken? Soll ich es dir zeigen? Man spielt es auf der Game Cube! Tinami-chan hat mir eine von ihren ausgeliehen! Iep!“

„Äh?“

„Denn zeig ichs eben Kari-chaaaan! Komm Kari, lass uns spielen! Ich bin gerade im zehnten Level und Kitty-chan hat ihren Power Bonus! Ich hab gaaaaanz viele pinke Sterne!“ Pink schien nicht zu merken das Kari kein Wort verstand. Dennoch war es nicht schwer das Prinzip des Spieles zu verstehen – auch mit fehlenden Sprachkünsten.

Grey wand sich von dem Bild ab und sagte zu Ryô:

„Wir müssen Green hinterher. Ich bin mir sicher, dass die beiden in der Schule auftauchen werden! Immerhin müssten sie schon gemerkt haben das Green wieder da ist…“
 


 

Green sah lächelnd hoch zu den Kirschblütenbäumen, die jetzt, da es April war, ihre volle Farbenpracht zeigten. Sie hätte wirklich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um nach Tokio zurückzukehren. Allerdings hatte sie keine Zeit, sich daran zu erfreuen. Sie war ohnehin schon spät dran und gleich am ersten Tag zu spät zu kommen, war nicht gerade erstrebenswert. Daher ging sie weiter, nahm dabei jedoch eine Abkürzung, die sie früher oft benutzt hatte.

Green war allerdings nicht die einzige die diesen Weg gebrauchte…

„Ich bin mir 100% sicher das ich Green-chan gesehen hab! Außerdem kannst du nicht leugnen, dass das ihre Aura ist!“, sagte Siberu während er wieder neben seinem Bruder landete. Er war gerade in die Höhe gestiegen um Green zu erspähen.

„Ich leugne es auch nicht. Findest du es aber nicht auch merkwürdig das sie sich nicht bei uns gemeldet hat und jetzt alleine zur Schule geht?“, antwortete Gary nachdenklich. Er setzte seinen Weg zielstrebig fort. Siberu stimmte ihm zu und schob Grey wieder einmal die Schuld dafür in die Schuhe, meinte, er hätte definitiv seine Finger im Spiel. Natürlich war dies nicht undenkbar, denn die beiden Halbdämonen hatten auch seine Aura wahrgenommen. Aber was machte er überhaupt hier? Und warum durfte Green plötzlich wieder zur Schule?

Plötzlich blieb Siberu stehen und auch Gary sah sie jetzt. Green stand einige Meter weiter vor ihnen. Sie hatte sich gebückt um ihre Schnürsenkel zu binden.

„GREEN-CHAN!“ Als sie hörte wie ihr Name gerufen wurde, richtete sie sich auf und drehte sich um. Zuerst sah sie die beiden mit großen Augen fragwürdig, verwundert an. Beide erwarteten dass Green jetzt lächeln würde, womöglich freudestrahlend auf sie zu laufen würde, doch das tat sie nicht. Ihr Blick wurde misstrauisch.

Darauf achtete Siberu nicht, er war viel zu glücklich Green wieder zusehen, als das er seine stürmische Umarmung, davon abhalten ließ. Die Hikari konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, während Siberu sagte wie sehr er sie vermisst hatte. Gary blieb auf Abstand. Irgendetwas kam ihm komisch vor.

Ohne Vorwarnung wurde sein ungutes Gefühl bestätigt:

„SPIRIT OF LIGHT!“ Siberu konnte sich gerade noch retten, indem er sich auf den Boden fallen ließ.

„A-Aber, Green-chan…?!“, brachte er schockiert über die Lippen. Green hatte ihr Glöckchen umgewandelt und hielt ihn jetzt drohend einige Zentimeter vor dem Gesicht des Rotschopfes. Gary kam hinzu gerannt.

„Was soll denn das, Green?!“ Green sah auf und ihr Blick war eiskalt, als sie seinen Blick traf.

„Was das soll?! Das frage ich euch! Am helllichten Tag überfällt ihr mich auf so eine aufdringliche Art und Weiße und ihr gibt euch auch noch als normale Schüler aus! Habt ihr Dämonen, denn überhaupt keine Schmerzgrenze?! Und überhaupt: Was fällt euch ein, mich bei meinem Vornamen zu nennen?!“ Diese Worte trafen schmerzhafter als jede Attacke es hätte tun können. Beide sahen sie geschockt an, der erste der sich daraus befreien konnte war Siberu.

„H-Hast du uns etwa vergessen…? Hast du dein Gedächtnis verloren…?!“ Green holte mit ihren Stab aus, was er scheinbar gar nicht bemerkte.

„Ich weiß nicht was ich hätte vergessen sollen!“ Gary schaltete zum Glück, schneller als sein Bruder. Er packte ihn von hinten am Kragen und ehe Greens Stab ihn treffen konnte, zog er ihn zurück.

„Aniki, was sollen wir jetzt machen?! Sollen wir etwa jetzt schon gegen Green-chan kämpfen?!“ Gary biss die Zähne zusammen.

„Vielleicht können wir sie zu Vernunft reden…“ Auch er war genauso wenig scharf darauf gegen Green kämpfen zu müssen. Doch, ob reden was brachte? Green sah nicht danach aus, als würden Worte etwas bringen. Aber Angreifen, würde ihren Beschluss, dass sie Feinde waren nur noch bestätigen. Dazu kam das Gary, Green nicht verletzen wollte… und in einem Kampf wäre das unumgänglich…

Siberu schien das gleiche zu denken. Er war aufgestanden.

„Das ist doch nicht dein Ernst, Green-chan! Du kannst uns doch nicht vergessen haben – wir sind doch Freunde!“

Freunde!? Egal ob ich euch vergessen habe oder nicht, ich bin, als Hikari, doch niemals mit Dämonen „befreundet“ gewesen! Wie könnt ihr mir so etwas unterstellen!? Ich bin zwar unrein, aber so unrein nun auch wieder nicht! “ Green verstand das alles nicht. Warum redeten die so viel? War das eine neue Taktik? Glaubten die etwa sie würde auf so einen billigen Trick reinfallen? Wollten die Green verunsichern und sie in einem Augenblick der Schwäche angreifen? Ja, das war die einzige Möglichkeit. Aber Green war nicht so dumm, darauf rein zu fallen. Da mussten sie schon früher aufstehen.

„Hört auf so einen Schwachsinn zu reden und greift endlich an! Ich falle auf diesen Trick nicht rein!“ Gary wollte gerade antworten, als Siberu zu ihm sagte:

„Blue, das bringt nichts…“

„Was willst du denn sonst machen?! Willst du Green etwa angreifen?! Willst du ihr etwa wehtun, willst du sie umbringen?! Nur weil sie sich nicht an uns erinnern kann, heißt das doch noch lange nicht das wir die Berechtigung dafür haben!“ Siberu sah ihn verzweifelt an, ballte die Hände zu Fäusten und sagte:

„Ich weiß es doch! Ich weiß es! Glaubst du ich will es?!“ Gary sah wieder zu Green, im selben Moment wie der Wind ihre Haare aus dem Gesicht wehte und Gary die Ohrringe an ihren Ohr in der Morgensonne aufglänzen sah. Auch wenn Green sich nicht an ihn erinnern konnte, es waren die Ohrringe die Gary ihr geschenkt hatte.

„Woher hast du die Ohrringe?!“ Green sah ihn skeptisch an, auch Siberu konnte seinen Ohren nicht trauen.

„Was soll denn das…?“ Gary achtete nicht auf seinen Bruder und wiederholte seine Frage noch einmal. Greens Hand wanderte zu ihrem Ohr und sie betastete die Ohrringe. Ihre Augen weiteten sich und jetzt verstand auch Siberu.

„Ich weiß es nicht…“, brachte sie fassungslos über die Lippen. Gary musste diesen Zeitpunkt ausnutzen, solange sie verunsichert war und nicht daran dachte zu kämpfen. Er holte also Luft und sagte:

„Die hast du von mir geschenkt bekommen. Es war dein Weihnachtsgeschenk.“ Als er seinen Satz beendet hatte, zuckte Green plötzlich zusammen. Sie verlor ihren Stab, der ehe er den Boden berührt hatte, sich zurück verwandelte. Ihre Hände gruben sich in ihr Haar, als hätte sie schreckliche Schmerzen. Gerade als die beiden Dämonen ihr zur Hilfe eilen wollten, fragte Green mit schmerzverzerrter Stimme, nach deren Namen. Warum litt sie plötzlich so?

Doch gerade als Siberu antworten wollte, war Grey, plötzlich wie aus dem Nichts, neben Green aufgetaucht und stützte seine Schwester, die mittlerweile das Gleichgewicht verloren hatte. Ein wenig außer Atem, war auch Ryô sofort zur Stelle.

„Grey und sein Speichellecker! Wie nett das ihr auch einmal auftaucht! WAS HABT IHR MIT GREEN-CHAN GEMACHT!? RAUS MIT DER SPRACHE ODER ES WIRD TOTE GEBEN!“ Unschwer zu merken: Siberu war wahrlich wütend und Gary sah ihm an, dass er bereit war, seine Drohung wahr zu machen. Siberu hatte ohnehin noch eine Rechnung mit Ryô offen. Denn die Handgelenke des Rotschopfes würden nie vollständig verheilen, die schwarzen Abdrücke waren immer noch zu sehen.

Grey sah es gar nicht nötig aufzusehen, er hatte nur Augen für Green, auf seine Umgebung achtete er nicht.

„Green, was ist?! Hast du Schmerzen…?!“

„Onii-chan…?“

„Was haben die dir angetan?!“

„Ich weiß es nicht… Ich habe plötzlich so schreckliche Schmerzen, im Kopf und im Herzen… Ich weiß nicht ob sie daran Schuld sind… wir haben doch nur geredet…?“ Grey war insgeheim froh, dass Green nach diesen Worten ihr Bewusstsein verlor. Denn so konnte er Klartext mit seinen Feinden sprechen. Er stand samt Green auf (selbst Ryô war überrascht das er Green tragen konnte) und sah die beiden Dämonen kalt an.

„Es geht euch nichts an was ich getan habe – Green geht euch nichts mehr an! Aber eins sei Euch gesagt: Egal was ihr auch mit Green vorhattet, ihr werdet eure Pläne nicht in die Tat umsetzen können! Greens Gefühle können nicht länger von euch missbraucht und manipuliert werden! Also gebt lieber gleich auf.“ Ehe Gary oder Siberu etwas tun konnten, verschwanden die drei Wächter und die beiden Halbdämonen blieben entsetzt zurück…
 

Zum ersten Mal in seinem Leben konnte Gary behaupten das Spannerleben seines Bruders wäre vorteilhaft. Denn Siberu war wahrscheinlich das einzige Wesen, welches ein Fernglas als Standart mit sich herumtrug. Für die beiden Dämonen war es momentan zu riskant in ihre eigene Wohnung zurückzukehren, sie waren aber besorgt um den Zustand ihrer Freundin. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als im gegenüberliegenden Hochhaus (Siberus Stammplatz um Green morgens zu bespannen) auf der Lauer zu liegen – mit nur einem Fernglas. Welches sich natürlich sofort Siberu unter den Nagel gerissen hatte. Erst nachdem es ihm zu langweilig wurde Grey dabei zuzusehen wie er besorgt neben Green hockte, hatte der Rotschopf seinem Bruder das Fernglas überlassen und ging unruhig auf und ab.

„Was machen wir, wenn Green ihre Erinnerungen nie wieder erlangt?!“

„Ich weiß es nicht.“

„Dann können wir echt einpacken! Dann haben wir gegen diesen Idioten von Bruder verloren!“ Siberu raufte sich die Haare.

„Nein! Das wäre die schlimmste Niederlage meines Lebens!“

„Andere Sorgen hast du wohl nic- Green ist aufgewacht!“ Sofort hatte Siberu andere Gedanken und riss Gary das Fernglas aus den Händen.

„Du hast Recht! Oh Green-chan sieht gar nicht gut aus… AH! ER NIMMT SIE IN DEN ARM! AH AH AH! DAS IST DEINE LETZTE TAT DU ABKLATSCH EINES PERVERSEN! NIEMAND NIMMT MEINE GREEN-CHAN IN DIE ARME! NIEMAND!“ Von seinem Bruder bekam er eins übergezogen, damit er ruhig war und Gary meinte:

„Wenn du schon so einen Schwachsinn reden musst, denn mach das leiser! Und außerdem: Wer von euch ist der „Perverse“?“ Davon ließ sich Siberu nicht beeindrucken, immer noch sah er verbissen durch das Fernglas.

„Deswegen sag ich doch „Abklatsch eines Perversen“! An mir kommt er nie ran! … Sag ich doch: In dieser Pose könnte man Green-chan wirklich gut wohin fassen. Aber neeeein er ist ja brav und tut es nicht – AH! Sind das etwa Drogen?!“ Gary nahm ihm das Fernglas weg und sah hindurch.

„Das ist Tee du Idiot!“ Postwendend holte Siberu sich das Fernglas zurück.

„Dem traue ich alles zu!“ Gary griff wieder nach dem Fernglas, doch diesmal wich Siberu elegant aus, ohne auch nur seine Augen von Green abzuwenden.

„Gib das Fernglas her! Bei dir kommt sowieso nicht Ordentliches bei raus!“

„Das ist immer noch mein Fernglas! Du hast keine Lizenz!“

„Lizenz!? Lizenz, für was bitteschön?!“ Als Siberu gerade antworten wollte, ertönte hinter ihnen eine Stimme, die sie zuerst gar nicht wieder erkannten:

„Das ist euch in so einer Situation streiten könnt – unfassbar!“ Beide drehten sich um und erblickten:

„Kaira-san? Daichi-san?“

„Daichi! Ai-chan!“ Beng. Umgehend wurde Siberu von der Faust Kairas in den Boden gerammt.

„NENN MICH NOCH EINMAL „AI-CHAN“ UND DU BIST DES TODES!“ Siberu rieb sich den Kopf und jammerte irgendetwas davon dass seine Frisur im Eimer war. Gary ging in die Angriffsposition. Kairas Anwesenheit und das sie die Hand schon an ihrer neuen Uhr hatte, bedeutete nichts Gutes.

„A-Aber Kaira-san! Wir sollten die beiden doch nicht angreifen…“, wand Daichi ein.

„Mir egal! Der hat mich beleidigt! Das lasse ich nicht auf mich sitzen!“

„Aber Tinami-san nennt dich doch auch immer so…?“

„DAS IST WAS ANDERES!“, keifte sie den armen Naturwächter an. Gary ergriff das Wort, ehe Kaira Daichi noch weiter anschreien konnte.

„Was wollt ihr von uns? … Silver hör auf zu jammern, du störst.“

„Was soll ich nur machen?! Ich kann nicht in mein Zimmer! Ich habe keine Bürste! Ich bin verdammt dazu, mit einer ruinierten Frisur rum zu rennen! Das geht doch nicht! Wenn mich einer meiner Fans sieht! AH!“ Kaira und Gary sahen ihn mit hochgezogen Augenbrauen an und die Toki fragte Gary:

„Ist der immer so?“

„Ja, aber beachte ihn nicht weiter. Zurück zu meiner Frage.“ Kaira räusperte sich und sagte:

„Ihr kommt mit uns.“

„Nein!“, war das erste was Siberu dazu zu sagen hatte. Gary seufzte und sagte:

„Warum?“

„Weil Asuka es gesagt hat – was weiß ich was sie von euch will!“ Siberu stand auf.

„Warum sollten wir euch glauben?! Wahrscheinlich schleppt ihr uns kurzerhand ins Verließ!“ So langsam sah man Kaira an, das sie wütend wurde und damit machte sie Daichi nervös, der nach wie vor neben ihr stand.

„Du glaubst gar nicht wie sehr ich mir wünsche dich hängen zu sehen! Und es ist mir egal ob ihr mir glaubt oder nicht! Ich nehme euch notfalls auch mit Gewalt mit!“

„Kaira-san! D-Das kannst du doch nicht machen! Ich denke nicht das es in Tinami-sans Sinn ist wenn du Gewalt anwendest!“ Siberu wollte schon fast lostürmen, doch Gary hielt ihn zurück und sagte zu Kaira:

„Wir gehen freiwillig mit.“

„WAS TUN WIR?! A-Aber Aniki!?“ Kaira lächelte triumphierend.

„Geht doch!“
 

Im Licht einer einzigen Kerze sah Green sich die goldenen Glöckchenohrringe genauer an. Vergoldet. Wegen dem ungewöhnlichen Design wohl eine Extraanfertigung – musste ziemlich teuer gewesen sein. Die Hikari kniff kurz schmerzhaft die Augen zusammen. Umso länger sie die Ohrringe anschaute, umso schlimmer wurden die Schmerzen. Sie ballte ihre Hand zur Faust, womit die Ohrringe aus ihren Sichtwinkel verschwanden und legte sie auf den Nachtschränkchen, neben sich.

Ob er recht gehabt hatte? Das die Ohrringe von ihm stammten? Green konnte sich nicht erklären woher sie sonst kommen sollten. Sie erkannte sie nicht. Aber warum hatte dieser Dämon sich die Mühe gemacht, ihr so was zu schenken? Waren sie womöglich wirklich Freunde? Nein. Unmöglich! Eine Hikari wie sie es nun einmal leider war, konnte nie im Leben mit deinem Dämon befreundet sein. Aber sie hatten wirklich nicht gerade wie normale Dämonen gewirkt…

Green schloss die Augen.

Was sagte Grey immer? Dämonen waren gute Schauspieler und Green war nicht gewilligt auf so was reinzufallen. Immerhin war sie auch bewandert auf dem Gebiet der Schauspielkunst. Da mussten sie früher aufstehen um sie reinzulegen!

Aber woher kamen dann die Ohrringe… Warte. Seit wann hatte sie überhaupt Ohrlöcher…?!

In Greens Kopf kam es ihr so vor als würde ein Presslufthammer gegen die Schädeldecke schlagen und sie verwarf den Gedanken lieber. Alles was mit den zwei Dämonen zu tun hatte, tat weh! Was war das nur für eine verfluchte Magie?! Verbotene?!

„Ryôoooo“, fing Green an wehleidig zu jammern.

„Wann kommt Grey wieder…?“ Da sie in diesen Moment die Augen wieder aufschlug, sah sie wie Ryô in ihr Zimmer kam. Sie setzte sich auf, da der Tempelwächter mit einem Tablett rein kam.

„Das kann ich Euch nicht sagen. Grey-sama wird Euch sicher nicht in Euren Zustand zu lange alleine lassen wollen.“ Während er dies sagte, reichte er ihr einen Teller mit heißer Suppe, die sie dankbar entgegen nahm.

„Oh Ryô! Du bist ein Schatz! Woher wusstest du das ich vor Hunger umkomme?“ Er lächelte höflich und antwortete:

„Ich habe es mir gedacht. Verzeiht das ich Eure Küche in Gebrauch genommen habe.“ Green schüttelte den Kopf, nachdem sie schon mit dem Essen angefangen hatte.

„Du musst dich doch dafür nicht entschuldigen! Wenn so was Gutes dabei raus kommt, besonders nicht! Vielen Dank, Ryô.“ Oh, was täte sie dafür, wenn er ihr Tempelwächter wäre. Aber nein, sie musste sich mit Itzumi abplagen. Wie konnten sie beide nur so unterschiedlich sein?! Und das wo sie Zwillinge waren! Wo war da die Gerechtigkeit…

Ryô nahm ihr den Teller ab, als sie die Suppe verputzt hatte und ging in die Küche. Green wagte den Versuch aufzustehen und folgte ihm.

„Sag mal Ryô: Wo sind Pink und Kari?“ Während er abwusch drehte er sich um.

„Hikari-sama, Ihr solltet Euch wirklich schonen…“

„Ich bin nicht krank. Ich habe nur dröhnende Kopfschmerzen - das ist alles. Also weißt du es?“ Er stellte den Teller zurück in den Geschirrschrank.

„Es kam ein Anruf von Tinami-san. Nachdem sind Pink-san und Kari-san losgegangen.“

„Ob Pink auf Kari aufpassen kann…“

„Das kann ich Euch nicht sagen… Aber bitte tut mir den Gefallen und legt Euch wieder hin. Euer Bruder wird mich umbringen, wenn er erfährt das ich Euch hier herumlaufen lasse.“ Green grinste und war gemeinsam mit Ryô wieder auf den Weg in die Stube.

„Jaja, schon gut! Aber ich denke nicht dass er dich umbringen würde. Du bist für Grey doch viel zu wichtig! Er kann doch gar nicht ohne dich.“ Ryô war gewaltig froh darüber, dass er sich gerade umgedreht hatte um das Licht in der Küche auszuschalten (mechanische Schalter war er nicht gewohnt). Denn so konnte Green nicht sehen dass er rot geworden war. Er antwortete nicht, auch wenn er wusste dass das ein Bruch der Etikette war. Ryô war froh darüber, dass Green von selbst das Thema wechselte.

„Weißt du von wem ich die Ohrringe habe?“

„Nein tut mir Leid. Aber ich empfehle euch nicht näher darüber nachzudenken.“ Green sah ihn skeptisch an.

„Warum?“

„Das darf ich Euch nicht sagen, Verzeiht mir. Ruht Euch lieber noch aus, bis euer Bruder wieder zurückgekehrt ist… Er wird es Euch sicherlich erklären.“

„Hm… Wehe nicht!“
 

Mit Greys baldiger Rückkehr sah es schlecht aus, denn er war immer noch in mitten eines Prozesses, saß links neben seiner Mutter und hörte aufmerksam zu. Es war selten, dass er überhaupt dabei sein durfte – immerhin war er nur ein Halbhikari. Daher hielt er sich auch zurück und sprach nur, wenn er dazu aufgefordert wurde. Um den Prozess einzuleiten war Grey dazu appelliert worden, den Zusammenstoss von Green und den Halbdämonen bis ins kleinste Detail wiederzugeben, danach ging der eigentliche Verlauf erst los. Sogar Adir war anwesend, um über das weitere Verfahren zu debattieren. Es sah allerdings so aus als wäre ihr Überleben gesichert. Wenn sich wirklich herausstellte das Green die beiden vollends vergessen und sie aus ihren Leben verschwinden würden. Widerwillig gab sogar Shaginai dem Recht, auch wenn man ihm ansah, dass er damit alles andere als einverstanden war.

Grey atmete erleichtert auf und spürte regelrecht wie die Last von seinen Schultern verschwand. Doch als er zu White sah, um ebenfalls ein erleichterndes Lächeln zu sehen, wurde er enttäuscht. Whites ernstes Gesicht schien aus Marmor gehauen zu sein.

Die Hikari befassten sich nun mit dem nächsten Schritt: Auf welche Art sollten sie die Halbdämonen eliminieren? Überleben durften sie jedenfalls nicht – da waren sich alle einig. Seigi war natürlich der erste der sich darauf meldete. Freudestrahlend verkündete er, er würde sie schnell aus dem Verkehr ziehen. Grey verdrehte, wie so viele andere, die Augen. Dennoch wurde sein Vorschlag aufs erste angenommen, denn im Prinzip war es gleichgültig, wer sie tötete. Hizashi sagte, das dass einfache töten, eine zu lasche Strafe war. Denn man müsse im Betracht ziehen, dass sie eine Hikari „ruiniert“ hätten. Daher schlug er Folter vor. Adir wollte davon nichts hören.

„Die Folter als Strafe in Gebrauch zu nehmen, ist absolut ungeheuerlich und ich erinnere Euch gerne daran, dass sie abgeschafft worden sind. Selbst bei Dämonen.“ Adir selbst hatte damals dafür gesorgt, dass diese Strafe verboten wurde, Hizashi war einer seiner größten Kontrahenten gewesen. Daher wunderte es dem Erhabenen Hikari nicht das Hizashi diesen Vorschlag machte – er versuchte es wirklich immer wieder. Adir wusste warum Hizashi so auf die Folter versessen war, allerdings nichts Genaues, sondern nur die „üblichen Gerüchte“. Angeblich soll der große Bruder Hizashis während eines Kampfes zu Tode gefoltert worden sein. Zu allem Übel war Hizashi dazu gezwungen worden, der gesamten Prozedur zuzusehen. Es war zwar nachzuvollziehen, dass er sich dafür an jeden Dämon rächen wollte, doch Adir hatte dennoch nicht nachgegeben.

Seigi sagte grinsend, dass er auch Folter ausführen konnte und bekam von Adir einen vorwurfsvollen Blick, welcher ihn sofort zum Schweigen brachte. Dann wand sich Adir zu Shaginai, der rechts neben ihn saß. Es wunderte ihn, ja es machte ihn sogar skeptisch, dass sein Mitstreiter sich nicht in das Gespräch beteiligte. Erst als sich tatsächlich Grey zu Wort meldete, sah Shaginai verwundert auf.

„Ich halte es für eine gute Idee wenn Kurai Yogosu Hikari Green sie selbst eliminiert.“ Er handelte sich einige skeptische Blicke ein, von seiner Mutter sogar einen entsetzen. Doch Shaginai lächelte und bat seinem Enkel um weitere Erläuterungen.

„Wenn sie selbst gegen die Halbdämonen kämpft, werden sie dazu gezwungen ihr falsches Spiel mit ihr aufzugeben und zeigen endlich ihr wahres Gesicht. Damit hätten wir auch gleichzeitig den Beweis, dass sie sie nur ausgenutzt haben. Darüber hinaus würde Kurai Yogosu Hikari Green auch ihr Können unter Beweis stellen können.“ Kurz wurde es still im Saal und Grey setzte sich wieder, er hatte nichts mehr dazu zu sagen. Shaginai war der erste der antwortete:

„Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ich halte diesen Vorschlag für sehr gut! Aber du bist dir sicher, dass ihr Können ausreicht?“

„Sehr sicher sogar.“ White war nicht willig ihren Ohren zu trauen. Warum schlug Grey so etwas vor?! Sein Hass auf die beiden musste wirklich enorm sein…

Nach einer kleinen Diskussion und Gedenkzeit, waren alle Hikari (außer Seigi, er weigerte sich Grey Recht zu geben) von Greys Vorschlag überzeugt und Grey bekam die Aufgabe Green ihren neuen Auftrag zu überliefern…
 

Fertig gestellt: 07.01.07
 

Hoi hoi xD

Hach, Klausuren heil überstanden und schon geht es weiter mit Himi xD! Mein Leben besteht wahrlich nur aus himi *lach* Himi hier Himi da xDDD aber ansonsten… habe ich nicht wirklich viel zu diesem Kapitel zu sagen ^^ ich bedanke mich nur für die Viel-Glück-wünsche ^0^ dankeschööhön x3 *alle knufflz*

So und nun zisch ich ab in die Badewanne *g*

*alle knufflz*

Saku

Espiritou Del Aire

Espiritou Del Aire
 


 

Der Windwächter war guter Dinge als er wieder in Greens Wohnung ankam. Seine geliebte Schwester saß aufrecht in ihrem Bett und strahlte übers ganze Gesicht, als sie ihn sah. Die beiden Geschwister wechselten ein paar Wörter, ehe Grey in ein anderes Zimmer ging um sich umzuziehen. Während er dies tat, fragte er Ryô ob während seiner Abwesenheit irgendetwas vorgefallen war. Der Tempelwächter erzählte seinem Freund von Greens Befinden und davon das Kari und Pink bei Tinami waren. Daraufhin ging Grey wieder zu Green, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich erst einmal von Green begrinsen. Immerhin sah sie ihren Bruder nicht oft in Zivilkleidung. Ihr Gesichtsausdruck wurde jedoch schnell wieder ernst.

„Grey, ich muss mit dir reden.“

„Das passt sich gut, ich auch mit dir. Aber fang du erst einmal an. Ich denke das wird sich mit meinem überschneiden.“ Green nickte. Sie nahm die Ohrringe von ihren Nachtschrank und drückte sie Grey in die Hände.

„Woher habe ich die?“ Ohne den Schmuck überhaupt eines Blickes zu würdigen, legte Grey ihn zurück. Der Windwächter hatte mit seiner Mutter über Greens Zusammenbruch und ihren Schmerzen gesprochen. Daher wusste er jetzt auch was der Grund dafür war. Greens Erinnerungen waren nicht gelöscht, sondern versiegelt. Ihr Unterbewusstsein versuchte sich zu erinnern, gegen das Siegel „anzukämpfen“. Infolgedessen litt Green darunter. Grey hatte White natürlich sofort panisch gefragt, was man dagegen unternehmen konnte. Sie hatte geantwortet, dass man nur warten könnte, es würde nach einer Zeit nachlassen. Allerdings konnte man auch einfach den Erreger auslöschen – Gary und Siberu. Das war der Hauptgrund für Greys Vorschlag beim Rate. Er ertrug es einfach nicht Green leiden zu sehen und er war auch nicht imstande einfach nur still zuzusehen und zu warten.

„Der Typ mit diesen merkwürdigen Haaren meinte, ich hätte sie von ihm zu Weihnachten geschenkt bekommen. Das ist doch nicht wahr, oder Onii-chan?“ Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah seine Schwester an. Er hatte nicht gewusst, woher Green die Ohrringe hatte. Aber es überraschte ihn nicht, dass sie sie von den Älteren der Halblinge bekommen hatte. Das war also der Grund warum Green die Ohrringe, die Grey ihr schenken wollte immer abgelehnt hatte. Sie wollte diesen simplen vergoldeten Schmuck nicht einmal gegen Platin eintauschen lassen…

Ungewollt spürte Grey wie die Eifersucht in ihn hochstieg, doch er achtete nicht darauf.

Green sah ihn immer noch ernst an. Er merkte ihr an, dass ihr das Thema Schmerzen bereitete, auch wenn sie versuchte es zu verheimlichen.

„Doch, das ist wahr.“ Umgehend kniff Green die Augen zusammen, konnte aber sonstige Reaktionen unterdrücken. Grey musste das Gespräch schnell beenden…

„Aber Grey… wieso bekomme ich etwas von…Dämonen geschenkt?! Ist es etwa wahr was sie sagen… das ich mein Gedächtnis verloren habe… und das sie meine Freunde sind?“ Nach diesen Satz wanderte Greens rechte Hand sofort an ihren Kopf, die andere nahm Grey sanft in die Seinen und verdrängte seine aufkommenden Gefühle, die nicht brüderlicher Natur waren.

„Ich werde es dir erklären. Diese beiden Halbdämonen haben dich über eine sehr lange Zeit ausgenutzt um an Informationen zu gelangen und deine Seele zu verunreinigen. Doch egal wie sehr ich oder Mutter versucht haben dir die Wahrheit über die beiden zu erzählen – du wolltest niemals zuhören! Um dir dennoch zu helfen, hat Mutter deine Erinnerungen gelöscht.“ Green sah ihn verzweifelt und ungläubig an.

„Ihr habt meine Erinnerungen gestohlen?!“ Sofort wurde Grey panisch.

„Aber doch nur um dir zu helfen! Green, was ich dir sage ist die Wahrheit! Sie haben dich nach Strich und Faden ausgenutzt! Sie haben so getan als ob sie deine Freunde währen. Und sie denken das können sie noch immer! Daher haben sie versucht dich vom Kämpfen abzuhalten.“ Green schüttelte verbissen den Kopf.

„Bitte, Green du musst mir glauben!“ Seine Schwester befreite sich aus seinem Griff und sah ihn finster an.

„Ich weiß nicht mehr an was ich glaube. Aber ich finde es unerhört mir einfach meine Erinnerungen zu nehmen.“ Grey schluckte und sah zur Seite, ihrem Blick hielt er nicht stand.

„Wir haben das nur getan um dir zu helfen!“, wiederholte er und sagte:

„Green verstehst du denn nicht, dass…“

„Grey, bitte: Lass mich allein. Ich muss nachdenken.“ Grey öffnete den Mund um etwas zu sagen, beschloss aber es zu lassen und stand auf. Ohne weitere Kommunikation verließ er ihr Zimmer.

Green sah zu den Ohrringen, schlug dann die Augen nieder und ließ sich seufzend zurück ins Kissen fallen.
 

Während Green sich in ihren Zimmer Gedanken über Greys Worte machte, hielten sich Gary und Siberu bei Tinami auf. Sie saßen an einem runden Tisch, der überfüllt war mit Unterlagen, Akten und einen Haufen Kabel. Irgendwo zwischen diesen ganzen Wirrwarr, stand für jeden Anwesenden etwas zu trinken. Siberu war selig, da er endlich eine Bürste in der Hand hatte und diese auch fleißig dabei war, seine Frisur zu retten. Kari und Pink waren in Videospiele vertieft und Kaira musste gegen den Drang ankämpfen, sich auch einen Controller zu schnappen und mitzuspielen. Doch sie dachte natürlich an ihr Image. Daher saß sie ebenfalls am Tisch und tippelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf dem Tisch. Tinami ließ sich absolut nicht von ihren Computerschirm ablenken und hatte bis jetzt noch kein Wort mit den Anwesenden gewechselt. Nicht einmal reagiert hatte sie. Auch nicht als Kaira kurz vor dem Ausrasten war und Tinamis kleine Schwester Azura sie gerade noch zurück halten konnte. Dabei fiel Gary auf, dass Kaira und Azura irgendwie ein vertrauertes Verhältnis zueinander hatten, als Kaira zu den Anderen. Bei ihr wirkte sie nicht so kühl und abweisend und immerhin hatte Azura es geschafft, die Toki zu beruhigen.

Dann, plötzlich, wie vom Blitz getroffen, sprang Tinami auf und erschreckte somit die Anderen.

„AAH! Ich hab´s!“ Dann wandte sie sich um und sagte:

„Hello Leutchen!“ Als Antwort bekam sie von allen einen genervten Blick, außer von Kari und Pink, die waren zu vertieft in ihrem Spiel.

Nachdem Kaira Tinami zurechtgewiesen hatte, hatte Tinami sich zu ihnen gesellt. Sie hatte die Augen geschlossen, ein Grinsen auf dem Gesicht und nickte ein wenig vor und zurück.

„Ja ja… schwere Situ! Und was habt ihr vor zu tun, um Ee-chan ihre Memos zurückzuholen, Si-kun, Ga-kun?“ Siberu spielte mit seiner Haarsträhne und sagte:

„Ich dachte das sagst du uns.“

„Das habe ich auch angenommen“, ergänzte Gary. Tinami sah beide schockiert an.

„Ihr seit meine Feinde! Wie könnt ihr mir unterstellen das ich mich mit dem Feind verbrüdere! Ich bin eine erst Rang Wächterin!“ Kaira verpasste ihr einen Schlag am Kopf und sagte:

„Red keinen Schwachsinn!“ Die Klimawächterin grinste.

„Sorry, musste sein. Der Form halber! Ihr wisst schon…Außerdem musste ich das mal sagen. Es hört sich so schön theatralisch an!“

„Im Übrigen bist du keine erst Rang Wächterin…“, bemerkte Kaira.

„Ai-chan… du bist nuuuuuuuur Envy.“ Bevor die Toki erwidern konnte, mischte Gary sich reuspsernd ein:

„Könnten wir bitte…?!“ Tinami wand sich ihm wieder zu.

„Aber ja aber ja!“ Sie faltete die Hände und sah die beiden Halbdämonen herausfordernd an.

„Zuerst muss ich euch eine Frage stellen. Über die ihr gründlich nachdenken solltet.“

„Schieß los!“, sagte Siberu. Fragen würde sein Bruder schon beantworten und der Rotschopf würde dann den praktischen Teil übernehmen. Perfekt. Doch die Frage war leider etwas unerwartet:

„Seit ihr bereit Schmerzen in Kauf zu nehmen, die zu einem langzeitigen Lichtintus führen können? Darüber hinaus, sogar euer Leben kosten könnten?“ Siberu schluckte und brachte hervor:

„So schlimm steht es um Green-chans Erinnerungen…?“ Tinami nickte leicht.

„Die Lage ist ernst.“ Kaira verdrehte die Augen, das musste die Kikou gerade sagen.

„Ich bin bereit das in Kauf zu nehmen“, sagte Gary klipp und klar. Siberu sah ihn etwas verunsichert an und erwiderte, ehe die anderen was sagen konnten:

„A-aber…“ Gary sah ihn nicht an, als er sagte:

„Ich zwinge dich zu nichts. Ich bin sogar eher dafür, du würdest nicht mitmachen. Du hast auf Grund der Catehitsui schon genug Spuren von Lichtintus, Silver.“

„Das sind doch nur Brandmarken! Das ist doch kein Grund, warum ich nicht mithelfen kann! Green-chan ist mir genauso wichtig wie für dich“, dies sagte Siberu mit einer äußerst ungewohnt ernsten Stimme und man benötigte nicht sein Gesicht zu sehen, um zu wissen das er es auch genau so meinte, wie es gesagt hatte.

„Obendrein sind wir als Team sowieso am Besten. Um was auch immer es sich handelt“, fügte der Rotschopf noch hinzu. Gary musste über diese Worte schmunzeln und gab ihm stillschweigend Recht. Dann ergriff Tinami wieder das Wort:

„Es geht hier nicht um Leben und Tot. Lediglich um Ee-chans Erinnerungen! Wer weiß, vielleicht wäre sie, als Hikari, ohne sie besser dran… würde vielleicht ein schöneres Leben führen können – ohne ihre dämonischen Freunde?“

„Mag sein. Aber wenn Green wirklich ohne uns ihre Zukunft verbringen will, soll sie es selbst entscheiden und nicht dazu gezwungen werden!“

„Außerdem kann Green-chan ohne uns, nicht sie selbst sein! Wir haben sie erst zudem gemacht, was sie jetzt ist!“

„Dazu kommt, dass auch wir sie brauchen.“

„Genau! Wir… was? Aniki!? DU HAST ES ZUGEGEBEN! Darauf ein Amen!“ Gary sah ihn verwirrt an.

„Bitte?“

„Normalerweise lege ich die Tatsachen auf den Tisch und du protestierst immer! Aber nein! Heute nicht! Du bist ma’ ehrlich mit deinen Gefühlen! Der Tag muss rot angekreuzt werde-“

„Tinami, bitte fahr fort…“ Unterbrach Gary seinen überschwänglichen Bruder. Die Klimawächterin grinste breit.

„Gudi! Dann hätten wir das ja geklärt! Also…“ Schnell erklärte Tinami das sie, bevor sie die Halbdämonen rufen gelassen hatte, eine ärztliche Untersuchung bei Grey durchgeführt hatte. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit Kaira (Tinami hatte mal wieder damit angegeben das sie Greys nackten Oberkörper gesehen hatte), sagte sie:

„Ee-chan wird einen Auftrag bekommen und Dieser kommt direkt aus dem Jenseits.“

„Welcher?“

„Die vollständige Eliminierung der beiden Halbdämonen Blue und Silver.“ Beide starrten sie fassungslos an und brachten keinen Ton hervor, so das Tinami ungehindert fortfuhr:

„Mit diesen Schritt wollen die Hikari euch dazu bringen, Ee-chan anzugreifen. Damit sie den Beweis haben, dass ihr sie von Anfang an nur ausgenutzt habt.“ Gary schluckte.

„Mit anderen Worten: Sobald wir Green angreifen sind ihre Erinnerungen verloren?“

„Jeps. Darüber hinaus gibt es noch ein Problem. Kaze-sama hat Ee-chan „seine Wahrheit“ erzählt. Das heißt: Das ihr zwar ihre Freunde wart, aber das nur zum Schein. Das sie Hikari ihre Erinnerungen versiegelt haben, um ihr zu helfen . In Ee-chans momentaner Lage, wird sie ihrem Bruder mehr vertrauen als euch. Dazu kommt der Faktor ihrer fehlenden Erinnerungen, so dass sie sich nicht vorstellen kann, dass eine Hikari wie sie, mit Dämonen befreundet sein kann. Wie ihr sehen könnt… eine recht heikle Angelegenheit!“ Die beiden Dämonen brachten immer noch nicht mehr hervor als Schweigen. Nachdem Gary die Informationen noch einmal kurz überflogen hatte, fragte er:

„… und was können wir tun um sie zu überzeugen?“ Tinami schüttelte den Kopf.

„Ich denke es ist vollkommen unmöglich Ee-chan die Echtheit eurer Freundschaft zu beweisen.“ Die beiden Brüder warfen sich einen panischen Blick zu, doch Tinami war auch noch nicht fertig.

„Ihr müsst nicht Ee-chan überzeugen, sondern… White-sama.“ Zuerst wurde die mit großen Augen verwundert angeschaut, dann wurden sie skeptisch.

„Wieso das?“

„Weil sie die einzige ist, die Ee-chans Erinnerungen zurückbringen kann. Deshalb!“
 

Das Gespräch mit Tinami lag Gary schwer im Magen, als er und Siberu das Observatorium verließen und die kühle Nachtluft sie empfing. Der „Plan“ den die Klimawächterin ausgelegt hatte, war viel zu riskant… um Greens Erinnerung stand es wahrlich nicht gut… Wenn Gary ehrlich zu sich selbst sein musste, war die Erfolgsquote dieser wichtigen „Mission“ gerade mal bei 30% - wenn überhaupt.

Der Halbdämon sah hinaus auf das Meer, hörte wie die Wellen gegen die hohen Klippen schlugen. Doch er nahm es kaum wahr. Viel zu sehr war er in seine Gedankengänge vertieft.
 

„Kommt morgen um 10 Uhr und 24 Minuten hierher. Ich werde euch dann zum Ort des Kampfes bringen.“
 

Tinamis Worte hallten in seinen Kopf wieder, als wären sie unwahr. Er musste gegen Green kämpfen - gegen seine Freundin. Seine Seele schien sich strikt gegen diesen Gedanken zu wehren, auch wenn er wusste, dass er nicht drum herum kommen konnte. Gary war von Anfang an darauf vorbereitet gewesen, eines Tages gegen Green zu kämpfen. Aber das dieser Tag so früh kommen würde… unter diesen Bedingungen? Er wollte sie nicht verletzen, so abnorm dieser Gedanke auch war. Konnte er es überhaupt? Hatte er es sich nicht zur Aufgabe gemacht dieses Mädchen zu beschützen, für sie da zu sein, ihr Freund und nicht ihr Feind zu sein?

Gary seufzte.

Diese Gefühle waren so falsch… so unlogisch… und doch waren sie ehrlich. Auch wenn er diese Empfindungen Anderen gegenüber verleugnete – sich selbst konnte er nicht belügen. Er, ein Dämon, weigerte sich eine Hikari anzugreifen, weil er sie beschützen wollte.

Unwirklich bemerkte Gary dass auch Siberu in seinen Gedanken versunken war. Er stand an der Klippe, hatte die Hände in den entgegen gesetztem Ärmel vergraben und starrte verbissen Richtung Horizont. Dann plötzlich sagte er:

„Vielleicht sollten wir es lassen.“ Der Angesprochene sah auf, antwortete jedoch nicht.

„Vielleicht wäre es besser wenn Green-chan ihre Erinnerungen nicht zurückbekommt. Ja, vielleicht wird ihr so einiges Leid erspart… wer weiß was die Zukunft bringt.“ Gary wusste was er meinte und der Knoten in seinem Inneren zog sich fester zusammen. Er musste Schlucken, denn er wagte es nicht den Gedanken seines Bruders weiter zu denken. Schon zu oft hatte er darüber nachgedacht…

Als Siberu sich gerade zu seinem Bruder umwandte und ihn traurig ansah, merkten beide dass jemand dazu gekommen war und sie sahen sich nach diesem Jemanden um. Es war Kari. Sie war aus der Puste und schien sich ihre Jacke in aller Eile angezogen zu haben.

„Was willst du?“, fragte Siberu auf deutsch und in einem ziemlich unnetten Tonfall. Das kleine Mädchen war dadurch allerdings nicht verunsichert, sie lächelte sogar.

„Ah ihr könnt meine Sprache! Das macht es leichter!“ Gary wiederholte Siberus Frage noch einmal, jedoch in einem freundlicheren Tonfall, als sein Bruder. Kari erklärte im Schnelldurchlauf, dass sie vom vorigen Gespräch mit Tinami nichts verstanden hatte und unbedingt noch mit ihnen sprechen wollte.

„Ich hab so viel von euch gehört! Green hat so viel von euch gesprochen!“ Siberus Unfreundlichkeit schien erloschen. Gerade als er antworten wollte, sagte Kari:

„Aber… es hat plötzlich aufgehört.“ Ihr Blick wurde traurig, schweifte ein wenig ab.

„Seit diese weiße Frau da war… und wir nach Tokio gekommen sind… hat Green nie wieder so gelächelt…“ Gary und Siberu war sofort klar, das Kari von White sprechen musste und somit auch das Kari keine Ahnung hatte, dass White Greens Erinnerungen gelöscht hatte. Kari fuhr mit demselben Blick fort:

„Wisst ihr… Ich kenne Green ja schon ziemlich lange. Aber als ich sie wieder gesehen habe, da war sie so anders…! Sie war genau das Gegenteil von dem geworden, wie sie früher war. Ihre leeren Augen, waren plötzlich so anders… und ihr Lächeln war nicht mehr mechanisch, sondern warm. Besonders… wenn sie von euch beiden sprach! Dann war ihr Lächeln so sorgenlos und doch so…sehnsuchtsvoll… Ich verstehe dieses Ganze mit den Dämonen und den Wächtern nicht, daher verstehe ich auch nicht warum Green nicht mit euch befreundet sein darf. Daran kann doch nichts falsch sein! Es ist doch… eine Freundschaft wie jede Andere… und wie jede andere, darf sie nicht zerstört werden…“ Kari sah nun auf und sah die beiden Halbdämonen verzweifelt an.

„Ich bitte euch! Ihr müsst Schwester Green helfen! Ansonsten wird dieses Lächeln auf ewig weg sein!“ Die beiden Brüder sahen zueinander rüber, doch es gelang ihnen nicht etwas zu sagen, da Kari noch etwas hinzufügte:

„Ich will nicht dass Green leidet…“ Gary lächelte unsicher.

„Das wollen wir auch nicht. Stimmt’s, Silver?“ Der Angesprochene grinste. Karis Worte schienen seine Zweifel besiegt zu haben, was Gary erleichtert zur Kenntnis nahm.

„Blue hat Recht! Verlass dich ganz auf uns! Wir werden Green-chan helfen!“ Kari sah zuerst ein wenig verunsichert drein, lächelte dann aber. Jetzt verstand sie, warum Green die beiden so sehr liebte…
 

Unruhig ging Grey in der kleinen Stube auf und ab. Er konnte einfach keine Ruhe finden. Nicht einmal auf das Lesen konnte er sich momentan konzentrieren. Auch das Schneidern gelang ihm nicht. Aus dem ganz einfachen Grund, dass seine Hände nicht gelassen genug waren um den Faden durch das kleine Loch der Nadel zu bekommen. Ryô versuchte ihn ein wenig von der aktuellen Lage abzulenken, doch auch diese Versuche zeigten nicht die gewünschte Wirkung. Der Tempelwächter sah dass Grey die Hände faltete und hörte wie er sich selbst fragte, wie lange er noch warten sollte. Gerade als Ryô Grey höflich darauf hinweißen wollte, dass Green sicherlich Gedenkzeit benötigte, öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer und trat raus.

„Du hast vorhin gesagt, du hättest mir auch etwas zu erzählen, Bruder.“ Erleichtert seufzte Grey und ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Vielleicht solltest du dich lieber hinsetzen?“ Green schüttelte den Kopf.

„Mir geht es ausgezeichnet! Also sag schon.“ Der Angesprochene seufzte abermals und sagte dann:

„Du hast einen Auftrag.“ Verwundert sah sie ihn an.

„Einen Auftrag? Worum geht es?“ Während sie dies sagte, war sie auf ihren Bruder zugegangen, bis sie vor ihm stand. Grey nickte und sah sie ruhig an. Eins musste man Grey lassen, dachte Ryô, er konnte seine Gefühle wirklich gut verbergen. Worum er ihn manchmal beneidete…

„Dieser Auftrag ist von größter Wichtigkeit, er entscheidet über deine Zukunft.“ Kurz schwieg er, ließ sich Zeit mit seinen nächsten Worten.

„Es handelt sich um die vollständige Eliminierung der beiden Halbdämonen Blue und Silver.“ Green rührte sich nicht. Sie sah in die dunkle Nacht hinaus und schritt fort von ihren Bruder. Sie legte die rechte Hand auf die kühle Scheibe und sagte:

„Was ist an ihnen so wichtig, dass es über meine Zukunft entscheidet? Es sind doch nur irgendwelche Dämonen…?“ Eine berechtigte Frage, dachte Ryô. Grey blieb jedoch stehen, wo Green ihn alleine gelassen hatte.

„Sie sind ganz normale, infame Halbdämonen. Aber die Tatsache dass sie dich missbraucht haben, darf nicht ungesühnt bleiben. Egal wie unrein du auch bist, du bist eine Hikari und daher gibt es, für so einen Fall, nur eine rechtmäßige Strafe: Den Tod.“ Der Windwächter schritt auf sie zu, während er fortfuhr:

„Warum solltest du sie also nicht selber bestrafen? Beweis ihnen dass sie nicht mit dir spielen können wie es ihnen passt! Du hast die Macht dazu, dessen bin ich mir absolut sicher. Willst du dich denn nicht dafür rächen, was sie dir angetan haben?“ Unsichtbar lächelte Green ironisch. Nur ihr Spiegelbild konnte er sehen.

„Ich weiß ja nicht einmal was sie mir angetan haben.“ Grey blieb ein paar Schritte vor ihr stehen.

„Ich werde dich zu nichts zwingen.“

„Nein. Ich hatte auch nicht gesagt, dass ich den Auftrag nicht annehmen werde. Ich finde das ganze hört sich nur ziemlich nach einer typischen Intrige an. Aber vielleicht ist das ja auch so geplant das es so aussieht, um mich zu verwirren…“ Ohne das es Grey gelang zu antworten, drehte sie sich um und ging gedankenverloren durchs Zimmer. Sie war wirklich verwirrt. Alle Indizien deuteten darauf hin dass Grey Recht hatte. Ihr Gehirn sagte ihr, dass es auch so war, aber ihr Herz sagte was Anderes. Es schien sich förmlich dagegen zu wehren. Aber eine Hikari konnte nicht mit Dämonen befreundet sein! Unmöglich! Wie hatten diese Dämonen es nur geschafft so überzeugend zu wirken, dass selbst Greens Innerstes davon überzeugt war, dass sie die beiden Vertrauen konnte? Eine Freundschaft mit Dämonen zu führen war so… absurd.

In dem Moment erblickte Green etwas was auf dem Schrank stand. Ein eingerahmtes Bild, welches sie im ersten Moment nirgends zuorten konnte. Sofort durchjagte ein Schmerz ihren Kopf und sie kniff kurz die Augen zu. Das Bild hatte also auch etwas mit ihnen zu tun.

Green griff danach und besah es sich kurz. Doch lange gelang es ihr nicht, ihren Blick darauf zu halten und zu versuchen den Inhalt des Bildes zu deuten, denn die Schmerzen verstärkten sich und zwangen die Hikari dazu das Bild fallen zu lassen. Es fiel zu Boden. Das Glas zersplitterte. Grey war sofort zur Stelle um seine Schwester zu stützen, doch seine Worte hörte Green kaum. Denn das Bild schien sich in ihren Kopf eingebrannt zu haben.

Der Rothaarige hatte die Arme um Green geschlungen, grinste leicht errötet. Sie hatte gelacht, mit der einen Hand das Peace-Zeichen gemacht und mit der Anderen hatte sie sich an dem Arm des Älteren festgehakt. Dieser schaute recht genervt drein, aber auch seine Wangen waren von einem rötlichen Schimmer bedeckt. Sogar Firey war auf dem Bild gewesen. Sie hatte zu dem Rotschopf geschaut und sah leicht verärgert aus.

Firey?!

Aber was machte Firey denn da?!

Hätte Grey Green jetzt nicht festgehalten, wäre sie zusammengebrochen. Nur mühsam konnte sie gegen ihre Schmerzen ankommen und sich dazu zwingen weiter nach zu denken.

Denn wenn Firey ebenfalls auf dem Bild war, denn hieß es, dass diese Dämonen auch sie mit hinein gezogen hatten und auch sie manipuliert hatten. Aber Firey hatte doch gar nichts mit der Sache zu tun! Wenn sie Green ausspioniert hatten, um an Informationen ranzukommen, hätten sie Firey doch da raus lassen können! Oh Gott, wahrscheinlich war Firey nicht einmal die einzige… Wahrscheinlich sind ihnen alle in Greens Umgebung zum Opfer gefallen. Die Hikari musste ein ironisches Lächeln unterdrücken, als sie dachte dass die beiden ihre Arbeit wirklich äußerst gründlich erledigten.

Typisch Dämonen. Bloß keine Rücksicht nehmen…

Green spürte wie die Wut in ihr hochkam. Die Wut über sich selbst – das sie so dumm und naiv war, den Beiden auch nur eine einzige Sekunde zu vertrauen

Grey hatte Recht. Er hatte vollkommen Recht! Solche hinterhältigen Dämonen verdienten keine Gnade. Sie verdienten nur den Tod.

Green sah auf, die Schmerzen hatten ein wenig nachgelassen und sah zu Grey, der sie zutiefst besorgt ansah.

„Grey… Was wenn ich sterbe?“ Kurz schwieg er, er schien ihr nicht richtig folgen zu können. Doch dann sagte er:

„Du wirst nicht sterben. Glaubst du, ich lasse es zu, dass dir etwas passiert?“ Sie lächelte ihren Bruder an.

„Nein, Onii-chan.“ Sie richtete sich wieder auf, auch wenn Grey eindeutig etwas dagegen hatte.

„Wann findet der Kampf statt?“

„Morgen.“ Green nickte.

„Denn… werde ich mich ausruhen.“ Doch bevor sie in ihr Zimmer ging, sah sie auf das zerstörte Bild. Kurz sagte sie nichts, doch dann trat sie mit voller Wucht darauf und schritt mit einem „Gute Nacht ihr zwei!“ in ihr Zimmer.
 

Pünktlich waren die zwei zum Tode verurteilten Halbdämonen am Kampfort. Sie waren alleine, da Tinami sie schon verlassen hatte. Jedoch nicht ohne die Worte „Haltet euch an den Plan!“ und schon war sie weg. Ein wenig ratlos sahen sich Gary und Siberu um. Sie konnten nicht wirklich deuten wo sie waren.

Alles um sie herum lag zerstört. Nur Ruinen waren zu finden, die noch von einer einst schönen Stadt zeugten. Statuen lagen auf dem zerschmetterten Steinboden, fehlten Arme und Beine, oder auch die Hälfte des Kopfes. Gewächs bedeckte die alten steinernen Krieger. Links von den beiden Brüdern befand sich ein enorm großer See, dessen Wasser nicht gerade gesund aussah. Von fern konnte man einen Wasserfall hören. Aus diesem Trümmerfeld ragte ein gewaltiger Gedenkstein empor. Gary teleportierte sich hin, was Siberu ihm gleich tat.

Der Gedenkstein stand mitten auf einem Platz, der früher wohl so etwas wie ein Versammlungsplatz gewesen sein musste. An einigen Stellen konnte man noch ein oder zwei eingravierte Wappen erkennen.

Gary sah zum Gedenkstein und erblickte die komplizierte Sprache der Wächter sorgsam in den Stein gehauen. Da er es nicht lesen konnte, wanderte sein Blick nach unten, unter dem Text. Ein weinender Engel, mit zerstörten Flügeln, war dort eingekerbt worden.

„Aniki, wo sind wir?“, hörte Gary seinen Bruder fragen.

„Ich bin mir nicht sicher…“ Gerade als Siberu antworten wollte, ertönte eine dritte Stimme hinter ihnen:

„In Gedenken an die 2353 Wächter die im Jahre 1931 am 13 Tage des Novembers ihr Leben verloren, trauern wir, die Übriggebliebenen. Wir werden kämpfen, damit eure erloschene Lebensflamme eines Tages wieder erleuchten kann. Bis zu diesem Tage; Lasset Euch nicht von euren Delinquenten in die Dunkelheit ziehen, gehet nicht den verlorenen Weg des Hassgefühls. Wir werden bis in aller Ewigkeit euren Platz einnehmen, kämpfen und nie wieder zulassen dass euer Leid und Grauen wiederholt wird.

Ruhet in Frieden und Einklang.“

Gary und Siberu wirbelten herum und sahen das Green ein paar wenige Meter vor ihnen stand. Unbewaffnet. Nachdem sie den Text des Steines vorgelesen hatte, hatte sie den Kopf gesenkt und die Hand auf ihre Brust gelegt, als würde sie für die Toten eine Schweigeminute halten. Niemand sagte etwas, bis sie wieder aufsah und mit klarer Stimme sagte:

„Dieser Ort trägt auch heute noch den Namen „Espiritou Del Aire“.“ Sie sah sich um und sagte dann mit einem traurigen Lächeln:

„Es muss einmal eine sehr schöne Stadt gewesen sein. Meint ihr nicht auch?“ Die beiden wussten nicht was sie sagen sollten. Sie wussten überhaupt nicht wie sie reagieren sollten. Doch Green fuhr sofort fort, ohne auf eine Antwort zu warten.

„Man erzählt sich das der See nach dem Anschlag blutrot gewesen war… Man brauchte Wochen um all die Leichen aus dem Wasser zu holen.“ Sie sah die Beiden wieder an, mit einem sehr mechanischen Lächeln.

„Aber was erzähle ich euch das überhaupt? Als ob eure Spezies Reue zeigen kann.“ Ihr Lächeln schwand.

„Meine Freunde und mich habt ihr auch nur ausgenutzt ohne jegliche Reue zu zeigen.“

„Das ist nicht wahr!“, sagte Siberu.

„Ruhe! Ich habe es satt mir eure Lügen anzuhören! Sagten am besten gar nichts! Es ist nämlich alles schon gesprochen worden. Mit euch habe ich nichts mehr zu bereden!“ Die Wut schien förmlich von Green besitz ergriffen zu haben. Doch gerade als sie den Mund öffnete um noch weiter auszuholen, tauchte Grey neben ihr auf. Ohne auch nur von den beiden Halbdämonen Notiz zu nehmen, sagte er zu Green:

„Green, das bringt nichts. Du weißt doch, Worte sind nutzlos bei Dämonen.“ Green schüttelte verbissen den Kopf und sagte:

„Ich weiß! Aber…es macht mich so wütend! Das sie es überhaupt noch wagen können Einspruch zu erheben…“

„Ich kann dich gut verstehen. Dennoch…“ Er beugte sich runter und flüsterte seiner Schwester etwas zu. Diese lauschte und nickte dann. Ohne ein weiteres Wort entfernte Grey sich und schritt auf Ryô zu, der etwas weiter entfernt stand.

Gary wunderte dieser Schritt. Er konnte sich zwar kein Bild davon machen, wie gut Green geworden war, aber glaubte Grey wirklich das sie eine Chance gegen sie beide hatte? Grey konnte immerhin nicht wissen, dass sie nicht vorhatten Green anzugreifen. Sie musste wirkliche Fortschritte gemacht haben… Immerhin war Grey ja nicht dumm und da Gary wusste wie sehr er seine Schwester liebte, musste dieser wirklich davon überzeugt sein, dass Green gut genug war. Oder er unterschätzte sie einfach nur… Plötzlich fiel dem Halbdämonen noch eine weitere Möglichkeit ein: Was wenn Tinami Grey erzählt hatte, dass sie Green nicht angreifen würden? Mehr noch: dass sie von Anfang an darauf angesetzt war, Gary und Siberu falsche Pläne und Tatsachen zu erzählen, damit Green bessere Chancen hatte? Dies war nicht abwegig, denn immerhin war Tinami eine Wächterin und ihre Feindin…

Was sollte er jetzt tun?! An was sollte er jetzt glauben?!

Doch Gary blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Denn ohne Vorwarnung hatte Green ihren Stab umgewandelt und stürmte auch schon auf die beiden los. Sie sprangen auseinander und Green blieb kurz vor dem Gedenkstein stehen. Sie hatte den Kopf gesenkt, als sie sich Siberu zu wandte und ihren Stab plötzlich zurückholte. Beide wurden skeptisch. Was sollte das denn? Ohne Stab konnte Green doch gar nicht kämpfen…

„…Sibi?“ Der Angesprochene Rotschopf erstarrte als Green ihn bei seinem Spitznamen ansprach. Wie war das möglich? Woher wusste sie davon? Hatte sie ihre Erinnerungen doch wieder - erinnerte sie sich wieder an ihn?

Green sah auf und lächelte. Gary sah sofort, dass es sich dabei nicht um Greens normales Lächeln handelte. Es war vollkommen leer, ohne Wärme. Das musste sein Bruder doch auch merken! Er kannte sie genauso gut, wie Gary. Doch von der Tatsache, dass sie ihn gerade mit seinen von ihr erfundenen Spitznamen, schien seine Sinne irgendwie verwirrt zu haben.

Gary sprang auf, doch zu spät um zu verhindern, das Siberu auf Green zuschritt. Gary wollte gerade losstürmen um seinen Bruder aufzuhalten, als er Greys Stimme hörte:

„TATSUMAKI HOKORI!“ Die aufkommende Windmagie zwang Gary zurückzuweichen und versperrte ihm die Sicht, doch nicht nur die Sicht war versperrt sondern auch der Weg zu seinem Bruder. Gerade als Gary sich zu Siberu hin teleportieren wollte, tauchte Grey vor ihn auf und ohne dem Dämonen irgendwie Zeit zu lassen, griff er ihn mit seiner unsichtbaren Waffe an und verhinderte so das Gary sich teleportieren konnte. Gary fiel nach hinten und entging somit knapp der Attacke. Während Grey ihn weiter angriff, blieb die Windmagie des Tatsumaki Hokoris bestehen.

Auf der anderen Seite des Tatsumakii Hokoris, war Green Siberu ausgewichen und war hinter ihm aufgetaucht. Er drehte sich schnell um, sah gerade noch dass Green ihn hasserfüllt ansah.

„Green-chan…?!“ Indem selben Moment wo die Windmagie erlosch und Gary wieder freie Sicht hatte, packte Green ihren Exbesten Freund an der linken Schulter und rief:

„HOTARU ATARASHI!“

„SILVER!“
 


 

Fertig gestellt: 21.01.07

Green VS Gary

Green VS Gary
 


 


 

Auf der anderen Seite des Tatsumaki Hokoris, war Green Siberu ausgewichen und war hinter ihm aufgetaucht. Er drehte sich schnell um, sah gerade noch dass Green ihn hasserfüllt ansah.

„Green-chan…?!“ Indem selben Moment wo die Windmagie erlosch und Gary wieder freie Sicht hatte, packte Green ihren Exbesten Freund an der linken Schulter und rief:

„HOTARU ATARASHI!“

„SILVER!“

Das Hotaru Atarashi war eine Attacke die sich vom Licht der Sonne ernährte, es absorbierte das Sonnenlicht und ließ eine Kugel aus Licht auf Greens Hand entstehen, die Größe war variabel, abhängig von der Menge des Lichts. Die Kugel die sich auf Siberus linker Schulter entlud war zirka so groß wie ein Fußball.

Der Dämon fiel vor Green auf die Knie, sobald sie ihn losließ. Seine Hand versuchte das Blut zu stoppen, welches aus seinem linken Schulterblatt hervor schoss. Doch es brachte nichts, denn sein gesamter linker Arm war aufgerissen und dank den Funken der Attacke, die den Arm immer noch umkreisten, entstanden immer mehr neue Wunden.

Green stand vor ihm, senkte langsam ihren Arm. Ihre Handfläche leuchtete, nein sie selbst leuchtete, als würden tausend kleine Glühwürmchen sie umgeben. Dennoch stach das dunkle Blut Siberus hervor, welche nun auf ihrer Hand haftete.

Gary war immer noch total fassungslos, konnte und wollte nicht begreifen was er da vor sich sah. Im Gegensatz zu Grey. Der Windwächter hatte sein Katanakaze wieder zurück beschworen, sich zu seinem Tempelwächter teleportiert und die Hände über der Brust verschränkt. Er lächelte hämisch. Nie hätte er gedacht das Schadenfreude sich so gut anfühlen würde!

„Das habt ihr nun davon, Green ausnutzen zu wollen…!“

Gary hatte sich endlich von seinem Schock gelöst und wollte gerade auf seinen verletzten Bruder zustürmen, als Dieser schwach - aber bestimmt sagte:

„…Kümmere dich um deinen eigenen Kram! Mir geht es gut… ist nur ein Kratzer!“ Um auch ja überzeugend zu wirken, versuchte Siberu ein Grinsen zu Stande zu bringen.

„Rette sie!“ Green sah Siberu immer noch von oben herab kalt an, jetzt jedoch kam ein ironisches Lächeln hinzu.

„Retten? Wer soll denn hier gerettet werden? Bleib du nur da unten im Staub, wo du hingehörst!“ Dies hatte nur Siberu gehört.

„Mein Bruder wird dich retten, Green-chan! Dessen kannst du dir… sicher…sein…“ Siberus Worte wurden von seinen eigenen Husten unterbrochen, denn er hustete Blut aus. Gary war nicht länger willig, einfach nur rum zu stehen. Doch gerade als er beinahe bei den Zweien war, rief Siberu ihm zu:

„PASS AUF, BLUE!“ Denn von seiner Sicht aus, hatte er gesehen wie Green ihren Stab umgewandelt hatte. Dank Siberus Warnung gelang es Gary gerade noch mit seinem Arm Greens Stabhieb abzublocken. Sie hatte den Stab um drei Meter verlängert, als sie ihn angegriffen hatte. Eine Taktik die Gary sehr wohl von ihr kannte. Green würde als nächstes ihren Stab mit einem eleganten Schwenker zurückholen und noch während der Bewegung, ihn auf einen Meter verkleinern. Wahrscheinlich sofort mit „Spirit of Light“ oder „Darklightning“ nachsetzen. Denn Green war nicht gut darin, ihren Stab mit einer Länge von drei Metern zu führen. Sie hatte diesen Modus immer nur gebraucht, um Techniken abzublocken.

Seine Theorie wurde bestätigt als sie ihren Stab tatsächlich zurück zog, allerdings nicht um einen ihrer Angriffe auszuführen. Green hatte ihren Stab nicht wieder auf einen Meter geschrumpft, zu Gary Überraschung attackierte sie ihn mit der längsten Version ihres Stabs – und auch zu seinem Schmerz. Ihm war es gerade noch gelungen, nach hinten auszuweichen und so hatte der erste schnelle Hieb von Green zum Glück nur sein Ärmel aufgerissen und eine Schramme in seiner Haut hinterlassen. Den nächsten Hieb konnte der Halbdämon ohne große Probleme entgehen, auch den Nächsten und den Übernächsten. Doch von Hieb zu Hieb, schien Green schneller zu werden. Doch das passte Gary ganz gut, er musste seine Kontrahentin von seinen Bruder wegbekommen, damit das Licht von ihm weichen konnte.

Um das Geschehen dennoch zu verfolgen hatte Grey jetzt ein Fernglas vor den Augen und immer noch ein recht schadenfrohes Lächeln auf dem Gesicht, welches Ryô überhaupt nicht gefiel. Zum ersten Mal in seinen Leben, fühlte er sich in der Gegenwart seines Herren unwohl. Ob das an den glühenden Hass lag, denn Grey offenbar für die beiden Dämonen hegte, konnte Ryô nicht sagen. Vielleicht war es auch die Tatsache dass er sich über den Schaden den Green anrichtete, freute? Ryô konnte sich selber keine Antwort geben. Er wusste nur eins: Das war nicht der Grey, den er so sehr schätzte.

Der Windwächter bekam davon natürlich nichts mit. Er war voll und ganz im Kampf versunken und war stolz auf Greens offenbaren Fortschritt. Wie lange hatte er höchstpersönlich mit ihr geübt, bis sie diesen Modus ihres Stabes unter Kontrolle hatte? Ewig so kam es ihn damals vor. Er hatte schon befürchtet, sie würde es nie lernen. Doch nun konnte Green es und die Verwunderung über diese Tatsache hatte Grey deutlich im Gesicht des Halblings gelesen. Ha!, dachte Grey, da siehst du mal wozu Green wirklich fähig ist!

Doch Greys Gedanken wurden unterbrochen als ein stechender Schmerz ihn zusammenfahren ließ. Automatisch krampfte er die Hand über sein Herz zusammen.

„Grey-sama?!“ Ryô war sofort zur Stelle um ihn vor einem möglichen Sturz zu bewahren, doch der Windwächter winkte mit der Hand ab.

„…Alles in Ordnung!“

Im Gegensatz zu Grey, war Siberu überhaupt nicht im Bilde. Nur von weiten konnte er sehen wie seine geliebte Green seinen Bruder mehr und mehr in die Enge trieb. Doch er hoffte, dass es sich dabei um eine Illusion handelte, die er seinem momentanen Zustand zu verdanken hatte. Es verschwamm alles schon vor seinen Augen, wurde unwirklich. Ins geheim hoffte Siberu, er würde das Bewusstsein verlieren, da die Schmerzen langsam unerträglich wurden. Es fühlte sich an, als hätte man Säure in die offene Wunde entleert. Oder – nein: Viel schlimmer. Irgendwie schien ihm das Lichtintus zu verfolgen…

Green war so sehr mit ihren Bewegungen beschäftigt, darauf erpicht ihren Feind endlich zu treffen, dass sie ihre Umgebung nicht wahrnahm. Das ihr Bruder sie sorgsam beobachtete fiel ihr nicht auf und das wo sie Blicke sonst immer spürte. Sie war vollkommen im Kampf vertieft, darauf, dass er nicht spürte dass sie in Wirklichkeit recht unsicher war. Diese Art des Kämpfens gefiel ihr nicht. Doch was ihr noch viel weniger gefiel, war das er nur auswich. Ihr war aufgefallen, dass er schon recht oft die Chance hatte, zu einem Gegenangriff auszuholen. Warum tat er es nicht? Warum wich er immer nur… nach hinten aus?

Die Lichterbin bereute sofort dass sie ihre Gedanken daran verschwendet hatte, denn nur einen kurzen Augenblick war sie abgelenkt und das hatte er zu nutzen gewusst. Gary hatte wohl beschlossen, dass er weit genug weg war. Gerade als sie ihn von der linken Seite, beide Hände an ihren Stab geklammert, attackierte, hielt er ihren Stab mit beiden Händen von seinem Gesicht fern. Da Greens Stärkewerte nicht gerade beängstigend waren, brauchte er nicht allzu fiel Kraft um ihren Stab festzuhalten. In diesem Punkt war sie wirklich wie die meisten Hikari. Diese hatten nie eine bedenklich hohe Kraft, sie setzten voll und ganz auf ihre Magie und genau diese machte Gary in diesem Moment zu schaffen. Greens Lichtmagie ätzte die Haut seiner Hand weg, was Green natürlich nicht unbemerkt blieb. Sie lächelte spöttisch.

„Glaubst du etwa, deine Hand wird mich aufhalten?“ Im gleichen Moment wo sie abermals den Mund öffnete um wahrscheinlich eine Beschwörung auszurufen, ließ er ihren Stab los und ehe Green schnell genug reagieren konnte, war er hinter ihr auf getaucht, packte ihre eine Hand, drehte sie auf den Rücken und schlug ihr geschickt und doch darauf bedacht sie nicht zu verletzen den Stab aus der Hand. Dieser fiel außer Reichweite zu Boden.

Wenn Blicke töten könnten – denn hätte Green Gary in diesem Moment tausendfach getötet. Sie hatte den Kopf leicht gesenkt und sah ihn aus dieser Position so hasserfüllt an, dass er am liebsten den Blick abgewendet hätte.

„Das war es also. Darum hast du mich nicht angegriffen. Wolltest du etwa nett sein? Hältst du mich für so schwach, nimmst du mich nicht ernst, nur weil ich ein verfluchtes „Yogosu“ in meinen Namen trage?!“ Ihre Körpersprache unterstrich das ganze noch. Sie wich angewidert soweit wie möglich von ihm weg. Natürlich, dachte Gary, sie waren auch Feinde, da war dies ein natürlicher Effekt. Sie nahm an, dass er sie umbringen wollte. Warum konnte seine Körpersprache ihr nicht das Gegenteil sagen? Sah sie denn nicht, dass er ihr nicht wehtun wollte?

„Green, verstehst du denn nicht, dass ich dich nicht angreifen will und es auch nicht tun werde?!“ Ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Nein, Green sah es nicht und würde es auch nicht sehen. Er kannte sie zu gut: dafür war sie zu stur. Sie schien für alles andere außer ihre „Rache“ blind zu sein.

„Das glaubst du doch selbst nicht. Wann legst du nicht endlich deine verlogene Maske ab und gehst zur Abwechslung mal, ehrlich mit mir um?! Siehst du denn nicht, dass ich euch durchschaut habe? Ich falle nicht mehr auf diese Lügen rein!“ Gary merkte skeptisch das sie nicht mehr an der Hand zerrte die er festhielt. Sie versuchte nicht mehr sich zu befreien.

„Ihr zwei habt nicht nur mich für eure Zwecke missbraucht… sondern auch meine Freunde – mein ganzes Umfeld! Ihr habt mein ganzes Leben rücksichtslos auf den Kopf gestellt!“ Green hatte jetzt den Kopf gesenkt, ihr hellbrauner Pony fiel ihr in die Stirn.

„Obendrein…“ Jetzt klang ihre Stimme alles andere als selbstbewusst. Die Wut war kaum noch raus zu hören.

„Green…?“ Selbst in dieser Lage, machte Gary sich Sorgen um sie. Er konnte es selbst kaum glauben.

Sie sah auf und Gary musste abermals schlucken. Es war nicht mehr hasserfüllt, auch nicht wütend, sondern verzweifelt. Doch ihre Stimme war gefasst, als sie sagte:

„Es ist eure Schuld dass ich auf ewig als unrein gebrandmarkt bin und somit seid ihr auch der Grund warum ich von meiner Familie gehasst und ausgesondert werde! Ich will das nicht mehr!“ Gary starrte sie an, brachte keinen Ton heraus. Natürlich war es ihm bewusst dass sie der Grund für Greens Ausgrenzung waren. Diese ganzen Probleme die Green mit ihrer Familie hatte – Green hatte nie den Eindruck gemacht dass es sie irgendwie stören würde. Sie hatte es immer mit einem selbstbewussten Lächeln ertragen. „Ich brauche nicht so eine lichtbesessene Familie, ich hab doch euch. Ihr seit meine Familie!“ Das waren ihre Worte. Aber war das womöglich nicht die Wahrheit? Hatte Green es vielleicht nur gesagt um die beiden zu beruhigen - sich selbst? Da fiel Gary wieder das Gespräch ein, welches sie und er vor vier Monaten geführt hatten, wo Green ihm anvertraut hatte das sie glaubte ihre Mutter und ihr Bruder wären ohne sie besser dran. Damals hatte sie alles andere als froh gewirkt und vielleicht, nur ein bisschen, schämte sie sich auch für ihre Unreinheit und den Problemen die das mit sich brachte. Vielleicht würde Green ohne Gary und Siberu von ihrer Familie akzeptiert werden… vielleicht würde sie ein leichteres Leben leben. Da schossen Tinamis Worte wieder durch die Gedanken des Halbdämons:
 

„Wer weiß, vielleicht wäre sie, als Hikari, ohne sie besser dran… würde vielleicht ein schöneres Leben führen können – ohne ihre dämonischen Freunde?“
 

Green merkte es. Sie sah ihm an, dass er durch ihre Worte verwirrt war und das war zwar nicht bezweckt – aber praktisch. Sie lächelte finster und sagte:

„Hier spielt die Musik!“ Sie hob ihre freie Hand über ihren Kopf, das Licht sammelte sich, als wäre es von einem Magneten angezogen, und noch während die Lichtkugel anwuchs, senkte Green sie wieder und hielt sie Gary entgegen.

„HOTARU…“ Gary konnte nicht schnell genug reagieren, zu sehr war er von seinen Gedanken abgelenkt gewesen, um auszuweichen.

„ATARA…“ Er wusste nicht was ein direkter Angriff von ihr für Auswirkungen hatte – würde er sterben?

Nein, würde Gary nicht. Denn gerade als Green die letzte Silbe aussprechen wollte, zuckte die Hikari plötzlich zusammen und er dachte schon, dass sie ihre Erinnerungen zurück hatte, denn ihre Augen weiteten sich verzweifelt, doch das war ein Fehlgedanke. Denn in demselben Moment, wo Green sich umdrehte und los lief, spürte Gary es auch:

Greys Aura war nahe dem Nullpunkt.

In innerhalb von wenigen Sekunden war Green bei ihren Bruder angelangt. Dieser lag in Ryôs Armen, klammerte sich mit der einen Hand an den Ärmel seines Tempelwächters, die Andere war schmerzhaft über sein Herz zusammen gekrampft. Sein Atem ging schnell und ungleichmäßig.

Green fiel neben ihn auf den Boden.

„Oh Gott…Grey – wa-was ist mit dir?“ Sie erwartete keine Antwort, hörte er sie überhaupt? Green sah zu Ryô, dieser sah aus, als würde er selbst unter den Schmerzen leiden.

„Hat…hat er einen Schwächeanfall?“ Ryô biss sich auf die Unterlippe und nur schwach konnte sie ein „Ich weiß es nicht“ hören.

„Grey hat… Grey hat…“ Noch nie hatte sie Ryôs Stimme in solch einer panischen Tonlage gehört, doch sie war selber zu angstgelähmt um sich darüber Gedanken zu machen, auch die Tatsache das Ryô zum ersten mal in ihrer Gegenwart das Suffix vergessen hatte, fiel ihr nicht weiter auf.

„… Er hat plötzlich einen Krampf bekommen… und dann… ist er zusammengebrochen… Grey muss seine Arznei nicht genommen haben… warum hab ich nicht aufgepasst… ich weiß doch das er… sie oft vergisst… warum…“ Green unterbrach ihn. Sie legte ihre Hand auf seine Freie und sagte:

„Lass uns ihn Nachhause bringen, ja Ryô?“ Der Angesprochene war nur zu einem schwachen Nicken fähig und gerade als er seinen Herren auf die Arme nehmen wollte, packte Grey schwach Greens Handgelenk.

„…Nein….Green…“ Der Kaze öffnete schwach seine Augen, nur einen Spalt breit. Zuerst sah er verklärt geradeaus, dann, fast Zeitluppen artig, zu Green.

„…Bring…das…hier…zu ende… bitte…“ Er löste seinen Griff, versuchte seine bebende Hand zu ihrem Gesicht zu heben, doch sie fiel vorher runter und wieder kniff er qualvoll die Augen zusammen.

„Grey!“, sagten Green und Ryô gleichzeitig. Greys Mundwinkel zuckte, als wollte er lächeln und keuchte:

„…Verdammtes Immunsystem…“

„Grey…“, fing Green an und nahm diesmal seine Hand.

„Ich weiche nicht von deiner Seite bis es dir besser geht.“

„ …Bitte… Green…ich habe…zulange… auf diesen…Tag…gewartet…“ Er sah seine geliebte Schwester an und dieser Anblick trieb ihm die Tränen in die Augen. Green musste diesen Kampf zu Ende bringen! Sie durfte nicht sterben… nicht weil sein Immunsystem sich gerade diesen Moment ausgesucht hatte, um zu Kollapsen!

Grey kniff abermals die Augen zusammen, doch diesmal nicht weil er Schmerzen hatte.

„…Du darfst nicht…sterben…“

„Grey… du redest Schwachsinn… warum sollte ich sterben?“ Ryô merkte, das Grey kurz davor war die Wahrheit zu sagen, doch das tat er nicht:

„…Green bitte… bring den Kampf zu ende… für mich… wenn´s… sein muss…“ Green versuchte aufmunternd zu lächeln, als sie jetzt auch noch seine andere Hand nahm und sie zusammen in ihre hielt, sagte sie:

„Ich versprech es dir… werde nur bitte wieder gesund… ja?“ Er nickte schwach und dann sagte er etwas, wo Ryô sich schmerzhaft auf die Lippen biss um nicht verzweifelt auf zu keuchen.

„Ich… liebe dich… Green…“ Ihre großen dunkelblauen Augen, sahen ihn verwundert an, dann lächelte sie und antwortete:

„Ich dich auch, Onii-chan.“ Zum ersten Mal, verfluchte Grey es das sie ihn „Onii-chan“ genannt hatte und nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurück halten. Doch Green schrieb es zum Glück auf seinen Zustand. Grey schüttelte schwach den Kopf und flüsterte:

„…Nein…tust du nicht… das wirst du… niemals…tun…“ Green verstand ihn nicht, doch es gelang ihr nicht weiter nachzufragen, denn Ryô hob seinen Herren jetzt hoch. Dieser vergrub sein Gesicht in sein Oberteil und verlor das Bewusstsein.

Green sah Ryô bittend an.

„Ich bitte dich: Pass auf ihn auf.“

„Darum müsst Ihr mich nicht bitten, Hikari-sama.“ Und schon verschwand er und ließ Green zurück. Die Hikari atmete tief durch, ihr Kampfgeist war neu entfacht, doch ein wenig getrübt durch die Sorgen um ihren Bruder.

Sie sah nach links. Keine zehn Meter weiter, machte sich jemand anderes Sorgen um sein Familienmitglied. Er stützte den Rotschopf, dieser verlor immer noch Blut. Mittlerweile hatte sich schon eine große Blutlache gebildet.

„Silver …?“

„… Kümmer dich um Green-chan, du Idiot… mir geht es eins A…“ Er brachte ein Abbild seines üblichen Grinsen zustande.

„Unkraut vergeht nicht… weißt du doch…“ Gary schüttelte ratlos den Kopf und sagte dann mit gesenkter Stimme:

„Ich bring dich jetzt zurück.“ Siberus Augen weiteten sich.

„Zu…rück? Wie… zurück?“ Sein Bruder sah wieder auf und versuchte so ernst wie möglich zu wirken, ohne sich seine Verzweiflung anmerken zu lassen.

„Nachhause… In unsere Welt.“ Wenn möglich sah Siberu ihn jetzt noch geschockter an.

„Wieso…?“ Gary wich seinem Blick aus und ballte seine freie Hand zur Faust.

„Es ist besser so… für uns alle. Besonders… für Green.“ Siberu spürte wie die Wut in ihn hochkam. Er konnte sich nicht zurückhalten und befreite sich aus dem Griff seines Bruders. Dieser sah erstaunt wie Siberu sich wackelig aufrichtete und tat es ihm gleich.

„Sil…“ Doch weiter kam er nicht. Denn mit allerletzter Kraft hatte Siberu Gary mit seiner zusammengeballten Faust ins Gesicht geschlagen. Der Schlag war zwar lasch, aber er war ernst gemeint. Gary taumelte einen Schritt zurück, hielt sich die Wange, wo er ihn geschlagen hatte, während Siberu zurück auf den Boden fiel. Green sah dem von weiten mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Wollten die sich jetzt gegenseitig umbringen?

„Silver – was zum Teufel soll das?!“

„FEIGLING! Sowas… armseliges… Ist mir schon lange nicht unter die Augen gekommen!“ Gary sah seinen Gegenüber empört, doch schweigend an. Er war wortwörtlich sprachlos.

„Warum, Blue?! Hast du jetzt ganz plötzlich Zweifel?! Nur wegen das was Tinami gesagt hat?!“ Gary sah verbissen zur Seite, aus versehen in die Richtung in der Green stand und die beiden immer noch fragend ansah.

„Ich… kann nicht gegen sie kämpfen.“ Er hielt sich den Arm, als wäre er schwer verwundet. Ein hohles Lachen kam von seinen Bruder.

„Deshalb sag ich ja dass du feige bist! Du kannst nicht gegen sie kämpfen – also willst du einfach nur feige fliehen! Ist dir klar was du damit hinterlässt?! Damit verleugnest du alles das was war! All die Zeit… die uns mit ihr vergönnt war… willst du das alles hinter dir lassen…? Vergessen…?! Das kannst du nicht… und das weißt du genauso gut wie ich!“ Siberu verstummte, von seinen eigenen auf keuchen unterbrochen. Gary hatte die Augen zusammen gekniffen und biss die Zähne zusammen. Siberu senkte den Kopf und sagte jetzt weniger wütend:

„Blue…Aniki… verstehst du nicht… das du nicht gegen Green-chan kämpfst…sondern für sie? Für… unsere Green…?“ Beide schwiegen. Gary sah zuerst zu seinen kleinen Bruder, dann wieder in Greens Richtung. Er war so in seinen Gedanken vertieft, dass er kaum bemerkte wie Siberu ihm an den Ärmel packte.

„Du hast doch mal behauptet… du würdest Green-chan beschützen wollen? Denn beweis auch das du es kannst!“ Gary sah ihn mit großen Augen schweigend an, doch dann… lächelte er selbstsicher.

„Wetten?“

„Du darfst… Green-chan einmal küssen, wenn du es schaffst. Einmal!“ Gary lief rot an und stotterte irgendwas, doch ehe er zu einer „richtigen“ Antwort kam, streckte Siberu ihm die zusammen geballte Faust hin. Gary brauchte nicht lange um die Geste zu verstehen, streckte ihm ebenfalls seine hin und stieß sie zusammen mit der von dem Rotschopf.

„Hau rein, Aniki.“ Sein Bruder lächelte nur mit geschlossenen Augen und wand sich ab.

„Verblute bloß nicht.“

„Ich wird mich hüten.“ Ehe Gary in Greens Hörweite trat, sagte er noch, ohne sich umzudrehen:

„Danke.“

Als er wieder vor Green stand, sah sie ihn immer noch mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Sie hatte die Arme verschränkt und den Starb in der rechten Hand, sie drehte ihn im regelmäßigen Tempo, jedoch nicht besonders schnell.

„Fertig?“, fragte Green im spöttischen Tonfall. Sie sah aus den Augenwinkeln zu Siberu. Um ihn würde sie sich kümmern, wenn sie ihren jetzigen Kontrahenten ausgeschaltet hatte. Der Rotschopf würde wohl kein großes Problem darstellen. Eine weitere Hotaru Atarashi, richtig platziert, würde das Aus für ihn bedeuten. Sie musste das hier schnell beenden. Die Sorge um ihren Bruder machte sie kirre.

Gary nickte nur leicht und Green antwortete darauf:

„Wo waren wir stehen geblieben… Achja.“ Green löste ihre Arme von der Brust und ehe Gary sich versah, war sie auch schon auf ihn zugestürmt und griff erneut mit ihren Stab an. Dieser war jetzt in normalen Modus und Gary merkte eindeutig dass Green damit besser geübt war. Die Hiebe waren kontrollierter, schneller und richteten mehr Schaden an: Mehr schaden an ihn. Es gelang dem Halbdämon zwar immer die direkten Hiebe auszuweichen, doch die schützende Lichtaura die den Starb umgab, verletzte ihn dennoch. Er konnte auch nicht kontern. Parieren war der größte Fehler den Gary begehen konnte. Denn das berühren ihres Stabes fühlte sich an als würde er eine brennende Eisenstange berühren und genauso brannte es auch seine Haut auf.

Green federte sich von Gary ab und noch während sie sprang, wandelte sich ihr Stab in den ersten Modus, den kleinsten, den Bumerang-Modus. Gary hatte noch nie gesehen dass Green den einsetzte. Sie warf ihn, genau wie man einen Bumerang werfen würde. Der Stab sauste mit einer ungeheuren Schnelligkeit auf Gary zu, doch es gelang ihm dennoch auszuweichen. Was sollte das?

Der Stab konnte nicht zurück fliegen, da der Halbdämon nur einen Meter von einer alten Hauswand entfernt gestanden hatte. Die Waffe rammte sich in den alten Stein und blieb hängen.

Gary konnte sich seinen typisch arroganten Blick nicht verkneifen als er sagte:

„Ich will dir ja nicht zu nahe treten…aber ein Bumerang funktioniert nur, wenn er auch zurück fliegen kann. Du solltest noch ein wenig damit üben.“ Green lächelte ihr wärmeloses Lächeln und sagte mit einer eleganten Handbewegung.

„Danke für den Hinweis! Aber ich denke ich habe genug Übung… FULGERE ASTERA ASTAIYOU!“ Der Starb strahlte gleisend hell auf, Gary musste sich den Arm vor die Augen halten, damit es ihn nicht blendete und womöglich erblindete. Doch so konnte er nicht sehen, dass sich das Licht kreisförmig ausbreitete. Der Halbdämon konnte jedoch spüren wie es schmerzhaft durch seine Haut drang und wie dies seine Haut aufreißen lies. Gary biss sich auf die Unterlippe um einen Schrei zu unterdrücken und griff sich hart in den linken Arm und den Schmerzen entgegen zu wirken.

Nach wenigen Sekunden war das Licht wieder aufgelöst und der Stab flog wie ein Bumerang zurück zu seiner Herrin. Als sie ihn auffing verwandelte er sich wieder in den normalen Modus zurück und Green senkte ihn mit einem schnellen Schwung. Von der Attacke hingen noch mehrere leuchtende Funken in der Luft, doch sonst war nichts zu sehen. Nur Gary war der Beweis dafür dass ein Angriff stattgefunden hatte. Das Licht hatte viele blutende Wunden hinterlassen, an den Armen sowohl auch an den Beinen und er wollte gar nicht wissen, wie es unter seiner Kleidung aussah, denn diese war absolut unversehrt geblieben. Im Gesicht hatte er einen Riss über der rechten Wange, dessen Blut er sich mit dem Ärmel abwischte. Hoffentlich war kein lebenswichtiges Organ getroffen… Spüren tat er jedenfalls nichts. Aber er hatte hohen Lichtintus, soviel war sicher und wenn er den Kampf nicht schnell zu ende brachte, würde es sich ausbreiten. Der sichere Tod.

„Na, brauch ich Übung?“ Green grinste wie ein kleines Kind.

„Ich leb ja noch.“ Ihr Grinsen wurde fies.

„Nicht mehr lange!“ Damit war die kurze Pause vorbei und die Hikari attackierte ihn wie zuvor mit Stabhieben. Das Ausweichen fiel Gary schwerer, da das in ihn sich befindende Licht, Teile seines Körpers lähmte und verlangsamte. Er wich immer weiter zurück und dabei bemerkte er etwas. Irgendein Geräusch welches ihn irritierte. Doch Gary konnte es nicht deuten. Nach weiteren Ausweichmanövern wurde er in den Fluss gedrängt. Green achtete nicht auf das Wasser, es war auch nicht sonderlich hoch, es ging nicht einmal bis zum Knie. Da wusste Gary auch was das für ein Geräusch war, welches immer lauter wurde. Es war der Wasserfall. Aus den Augenwinkeln sah Gary, dass der Abgrund keine zwei Meter entfernt war.

Green nahm von ihrer Umgebung keinerlei Notiz. Sie sprang abermals von ihm weg und holte mit ihrem Stab aus. Gary erkennte die Bewegung, sie wollte „Spirit of Light“ einsetzen. Daher fiel es ihm diesmal leicht der strahlenförmigen Attacke zu entgehen indem er über sie hinweg flog und hinter ihr landete.

Ein Fehler, wie Gary schnell bemerkte. Jedoch nicht für ihn sondern für seine Kontrahentin. Denn sie nahm reflexartig einen gewaltigen Sprung nach hinten. Einen zu weiten.

„GREEN!“ Gary wusste nicht wie weit nach unten der Wasserfall ging, doch wenn er zu tief war, dann könnte Green zu Schaden kommen - Green könnte sterben. Und dieses „könnte“ ließ ihn alles andere vergessen. Durch das Adrenalin vergaß er auch seine Schmerzen und so sprang er ebenfalls vom Wasserfall. Dieser war tatsächlich ziemlich hoch, es war kein tosender Wasserfall, denn dafür fehlte das Wasser, doch die Klippe ging mehr als dreißig Meter weit nach unten. Gary flog schneller als Green fiel und so holte er sie ein. Er packte mit beiden Händen ihre schlanke Taille, sah nur in einem kurzen Augenblick ihren überraschten Blick, ehe er ihren Körper an seinen drückte. Sie wehrte sich nicht, was ihn im Moment nicht verwunderte und er landete weiter östlich, am Inselrand, wo sich Steinboden befand.

Gemeinsam mit Green fiel er auf die Knie, die Schmerzen kehrten zurück. Doch er hielt sie immer noch fest. Gary atmete einige Male tief durch, dann wollte er gerade etwas sagen, doch Green drückte sich von ihm weg, sprang jedoch nicht auf um den Kampf fortzusetzen. Ihre blauen Augen sahen ihn skeptisch, doch ehrlich überrascht an.

„Warum… hast du das getan? Warum hast du mir das Leben gerettet?“

„Weil ich einfach nicht will das du stirbst.“

„Aber…“ Sie wich seinem Blick jetzt aus, während sie nach den Worten suchte.

„…Ich bin dein Feind! Oder willst du mir immer noch weiß machen, wir wären Freunde?! Ich habe es satt angelogen zu werden!“

„Ich bin nicht Derjenige der dich anlügt.“ Green sah ihn finster an.

„Das wird mir langsam zu penetrant. Könntest du es nicht einfach zugeben?“

Dann müsste ich lügen.“ Sie wand ihren Blick wieder verbissen von ihm ab, doch Gary war nicht fertig:

„Wenn es mein Auftrag wäre dich auszunutzen um an Informationen ranzukommen, denn frag ich mich ernsthaft was für Informationen das sein sollen. Die Hikari vertrauen dir immerhin keiner ihrer Pläne an, wie sollten wir also was erfahren, wenn nicht einmal du was weißt? Green, denk doch mal nach… Es wäre ein zu großer Aufwand – für nichts.“

„Woher soll ich wissen was in dem Kopf von Dämonen vorgeht! Wir denken nicht gleich und wir haben nicht die gleichen Gefühle.“ Green stand auf und ging einige Schritte von ihm weg.

„Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren. Da du mich eben gerettet hast, warte ich bis du wieder aufgestanden bist. Das ist nur fair.“

Gary stand jedoch nicht wieder auf: Ihm fehlte die nötige Energie um wieder aufzustehen. Die Verletzungen die Green ihm zugefügt hatte, bluteten stark. Die Schmerzen breiteten sich stechend aus und vereinten sich mit seinen anderen Qualen. Daher schüttelte er den Kopf. Seine Gegnerin wartete nur einen Moment, dann beschloss sie dass er genug Gedenkzeit hatte. Man konnte immerhin nie wissen, ob dies wieder ein Trick war.

Greens Stab sauste nieder und hielt genau vor seinem Gesicht inne.

„Das ist dein Ende“, sagte sie klar, unberührt und deutlich. In ihren Blick lag immer noch kalter Hass, auch wenn dieser ein wenig getrübt schien. Gary ertrug diesen Anblick nicht und wich ihrem Blick aus. Antworten tat er nicht. In dem Moment wo Gary sich schon auf das Licht bereit machte und Green mit ihren Stab zur letzten Attacke ausholte, schien ein Wunder zu geschehen: Der Steinboden unter Greens Füßen stürzte ein.

In einem kurzen Gedankenrückblick hörte Gary Tinamis Worte:

„Du musst versuchen den Kampf nach Osten zu verlagern. Das ist deine einzige Chance.“

Jetzt wusste er warum Tinami das gesagt hatte. Sie hatte gewusst, dass hier Einsturzgefahr galt. Aber das war nur Gary zum Vorteil, da er fliegen konnte. Tinami konnte doch nicht etwa gewollt haben, dass ihre Hikari in den sicheren Tod stürzte?

Green verlor den Halt, das Licht um ihren Stab erlosch und sie stolperte rückwärts: In den Himmel. Wie auch zuvor beim Wasserfall, dachte Gary nicht an die Konsequenzen, sein Beschützerinstinkt war einfach zu stark um Green fallen zu lassen. Egal ob Tinami das geplant hatte oder nicht, er wollte nicht das Green hinunterfiel.

Gary stürzte zu Green, achtete nicht auf die Schmerzen. In letzter Sekunde gelang es ihm, ihre Hand zu ergreifen. Wenn er dies nicht getan hätte, wäre die Hikari gefallen und somit in den sicheren Tod. Unter ihr befand sich nichts. Nur die Wolkendecke.

Da Gary allerdings schwer verletzt war und er durch den Kampf einen Großteil seiner Energie verbraucht hatte, musste er all seine übrig gebliebene Kraft sammeln, um Greens Hand festzuklammern.

„Gib mir deine andere Hand!“ Green schien es nicht zu verstehen. Auch nicht das sie im nichts hing und das ein Dämon gerade im Begriff war ihr Leben zu retten. Zum zweiten mal.

Gary biss die Zähne zusammen.

„Mach schon! Verwandle deinen Stab zurück und reich mir deine Hand!“ Langsam sah Green hinunter auf ihren Stab, den sie immer noch in der rechten Hand hielt. Dann schien sie zu begreifen und sie sah hoch zu ihm.

„Niemals! Das ist doch sicherlich nur ein Trick von dir!“

„Du verdammter Starrkopf! Sieht das hier etwa nach einer Falle aus?!“ Blut lief Garys Arm herunter und tropfte auf Greens Hand.

„Verdammt, Green…! Siehst du denn nicht das ich dir nur helfen will?!“

„Warum lässt du mich nicht einfach los?! Töte mich! Jetzt hast du die Gelegenheit dazu!“, schrie sie ihm verzweifelt entgegen.

„Niemals!“

„Du Idiot! Ich habe deinen Bruder lebensgefährlich verletzt! Und dich würde ich auch umbringen! Willst du dich denn gar nicht rächen?! Hasst du mich nicht – genauso wie ich dich hasse?!“ Einen Augenblick lang dachte Green, er würde sie jetzt loslassen, dass ihre Worte endlich die gewünschte Wirkung gezeigt hatten. Es war ja nicht so das sie sich wegen ihres Stolzes nicht von einem Dämon würde retten lassen. Aber sie verstand ihn nicht! Warum war er so besessen danach, ihr das Leben zu retten? Warum wollte er nicht das ihr etwas zustieß? Brauchte er etwa noch irgendwelche wichtigen Informationen? Aber… er hatte ja irgendwo recht… was sollten sie schon durch Green erfahren?

Doch dann sah der Halbdämon plötzlich wieder auf und in seinen dunkelgrünen Augen lag alles andere als Hass. Green wusste nicht wie ihr geschah, als sie ihm in die Augen sah. Es war fast so als würde sie ihm jetzt alles glauben. Ihr war vorher gar nicht aufgefallen, was für schöne dunkelgrüne Augen er hatte. Wie konnte ein Dämon nur solch vertrauenswürdige Augen haben? Oder war das eine Illusionsmagie?

… Oder war es etwa…womöglich… wahr? Rettete er nun schon zum zweiten Mal ihr leben… weil er nicht wollte das sie starb…? Hatte er nicht gegen sie gekämpft weil er sie nicht verletzten wollte? War er… vielleicht doch nicht ihr Feind? Hasste er sie nicht?

… und hatte das vielleicht nur etwas mit ihr zu tun? Mit ihr, Green Najotake und nicht mit Kurai Yogosu Hikari Green?

Green sah ihn verzweifelt an, doch seine Worte gaben ihr noch den letzten Stoß:

„Ich könnte dich niemals hassen, Green.“
 

White hielt sich die Hand vor dem Mund, um das auf keuchen zu unterdrücken auch wenn sie alleine in ihrem Zimmer war. Sie spürte wie die Tränen in ihr aufkamen. Doch es waren keine Tränen des Glücks, bei den Wörtern die der Halbdämon gerade gesagt hatte – im Gegenteil. Die reine Hikari wurde sich mehr den je ihre Tat bewusst und was für einen schweren Fehler sie begangen hatte, damit dass sie den Auftrag übernommen hatte. Zum Wohle Greens. Zum Wohle Greens?! Nein – das war nicht zum Wohle ihrer Tochter. Sie hatte die beiden Halbdämonen geliebt, sie waren die wichtigsten Personen in ihren Leben und White hatte sich angemaßt diese Erinnerungen zu versiegeln. Und da behauptete sie es wäre zum Wohle ihrer Tochter!? Sie hatte versucht Green auf diese Weiße vor dem Tode zu bewahren, versucht ihre Zukunft zu sichern. Aber der Preis dafür war einfach zu hoch! Es musste eine andere Möglichkeit geben, eine die Green selbst wählen konnte und zu der sie nicht gezwungen wurde.

White konnte nicht behaupten dass sie dem Halbdämon vertraute. Jedoch hatte sie ihre Fähigkeit Gedanken zu lesen, während des Kampfes bei Gary angewandt. Nicht eine einzige Sekunde hatte er daran gedacht Green zu verletzen. Strikt hatte er sich geweigert, auch wenn er wusste dass er keine Chance hatte, wenn er sich dauerhaft nur verteidigen würde. Dachte so jemand, der nur auf Informationen aus war? Der Green nur missbraucht hatte?

Entweder war White zu gutgläubig oder sie hatte Recht. Doch wer könnte ihr schon eine Antwort geben? Niemand. Und sie hatte auch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Sie wusste nur eins: Green sollte ihre Erinnerungen zurückbekommen.
 

Green kniff schmerzhaft die Augen zusammen, ihr Kopf hatte wieder begonnen zu Schmerzen. Diese Schmerzen waren jedoch nichts im Gegensatz zu den vorigen. Am liebsten hätte sie geschrien, sich krampfhaft zusammen gezogen – doch all dies konnte sie nicht. Es kam ihr vor als würde ein Puzzle sich in ihren Kopf neu zusammensetzen und neuen Sinn ergeben. Dann, plötzlich, stand alles vollkommen klar vor ihr:

Siberu – ein liebenswürdiger Frauenheld. Sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, was ein schwerwiegender Fehler gewesen war. Auch wenn sie ihre Gefühle für ihn abgehackt hatte und er für sie nur ihr bester Freund war, liebte er sie immer noch und versuchte dies immer wieder auf neue Arten unter Beweis zu stellen. Sie liebte ihn auf ihre eigene Art und Weiße, mit all seinen kleinen und besonders den großen Macken.

Gary – der vertrauensvolle Vollidiot. Gott, wie hatte sie ihn zu Anfang gehasst, mit seiner arroganten Art! In all den Jahren die sie ihn schon kannte, hatte sie nie mitbekommen das seine ständigen Beleidigungen ihr auf den richtigen Weg verhalfen und sie hatte ihm wohl größtenteils ihr Selbstvertrauen zu verdanken. Niemals hätte sie angenommen, dass sie ihn irgendwann so gern gewinnen würde – das sie ihm so sehr vertrauen würde, wie keinem Anderen…

Green liebte die beiden so… mehr als alles andere auf der Welt…

Was hatte sie nur getan?!

„Gary…!“ Tränen perlten ihre Wangen herunter als sie wieder aufsah und seinen Blick traf. Im ersten Moment schien er nicht glauben zu können was er da sah. Doch dann lächelte er erleichtert.

„Green…!“

Es dauerte nicht lang und sie saßen beide auf festen Boden. Green kniete vor ihm, hatte den Kopf gesenkt und die Hände in ihren Rock vergraben. Tränen tropften auf den steinernen Boden. Gary ließ ihr Zeit, mit dem Geschehenden klar zu werden. Doch auch sich selbst, oder eher seinem Körper, ließ er kurz Zeit sich auszuruhen.

„…E-Es…t-tut mir…so… L-Leid…“, brachte sie mit einer heiseren Stimme hervor, die kaum hörbar war. Gary seufzte und ehe er sich versah, hatte er schon die Hand ausgestreckt und legte sie an Greens feuchter Wange. Sie sah auf.

„Es muss dir nicht Leid tun… Ich weiß das es nicht deine Schuld ist“, sagte er während er ihr die Tränen wegwischte.

„Du hast keinen Grund zu weinen, immerhin ist ja alles noch mal gut gegangen…“, fügte er noch hinzu. Green biss sich auf die Unterlippe und brachte zitternd seinen Namen über die Lippen. Dann, ohne Vorwarnung schmiss sie sich ihm in die Arme.

„…Du bist so ein Vollidiot! Was ist mit deinen Verletzungen?! Nennst du das etwa, „gut gegangen“?!“ Ohne länger zu überlegen, über die Wirkungen nachzudenken oder auf sein Schmerzen zu achten, legte er die Arme um Greens zierlichen Körper und schon wie sie ruhig.

Green wusste nicht wie lange, sie da Arm im Arm saßen, als einzige Zeugen, ein paar alte Statuen, auf denen sich Vögel versammelt hatten. Sie wusste auch nicht, wie lange es her war, dass sie sich so geborgen gefühlt hatte – beinahe äußerte sie sich selbst gegenüber den Wunsch, die Welt um sie herum möge zerbrechen, damit sie sich nie wieder voneinander lösen mussten. Doch statt sich über diesen eigennützigen Wunsch Gedanken zu machen, genoss sie den Augenblick und spürte langsam und sicher das es auch Gary so ging. Wie konnte ein Dämon nur so viel Geborgenheit geben? War das nicht schon fast ein unlogischer Gedanke?

Doch dann sagte er plötzlich etwas, was ihr Herz noch schneller schlagen ließ:

„Ich bin so froh dass du wieder da bist, Green…“ Sie spürte wie er die Hand in ihren Haaren vergrub und hörte wie Gary sagte:

„Ich hab dich vermisst…“
 

„SIBI! NEIN! O GOTT! DAS TUT MIR SO LEID! SIBI! BITTE BITTE VERZEIH MIR!“ Kaum hatte Green Siberu erblickt, hatte sie ihn in ihre Arme genommen und Tränen flossen abermals ihre Wangen herunter.

„….Green-chan…wie schön… das ich deine Wärme noch einmal spüren darf… Das ist wirklich… das allergrößte Glück auf Erden… das mir das noch einmal vergönnt ist…“, sagte der Rotschopf mit schwacher Stimme. Green machte er damit noch panischer:

„Sibi nein! Du darfst nicht sterben! Bitte bitte nicht!“ Noch fester drückte sie den verletzen Rotschopf an sich, vergrub ihr Gesicht in seiner gesunden Schulter und schien ihn nie wieder loslassen zu wollen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen stand Gary ein paar Metern entfernt. Denn er konnte sehen was sich wirklich hinter der Fassade seines „sterbenden Bruders“ befand. Siberu hatte ein breites Grinsen im Gesicht und zeigte seinem Bruder ein triumphierendes Victory-Zeichen. Ihm ging es besser denn je! Doch da Green sowieso völlig aufgelöst war, bemerkte sie diesen Trick nicht. Einen Augenblick lang dachte Gary daran, dieses Trauerspiel zu unterbrechen. Doch wenn er daran dachte, wie lange er Green in den Armen gehalten hatte, war es wohl nur fair, wenn Siberu das jetzt auch durfte.

Halt, warte…

Siberu hatte ohnehin schon oft genug…!

Ohne Umschweife ging Gary auf die beiden zu und sagte:

„Green – Silver geht es ausgezeichnet! Schau dir nur sein breites Grinsen an!“ Die Angesprochene schwieg kurz, dann sah sie zu Siberu, der sie schwach und flehend ansah. Doch es dämmerte ihr. In null Komma nichts hatte sie sich von ihm gelöst und sagte drohend:

„Sibi…! ES GIBT EINE SCHMERZGRENZE DIE MAN NICHT ÜBERSCHREITET!“

Und schon… als wäre nie etwas passiert… nahm alles wieder seinen gewohnten Lauf…
 

Fertig gestellt: 22.01.07 (Fehlende Kampfszenen hinzugefügt: 12.03.07)
 

Musik:

Falsche Freunde

Omaesan
 

Hoi!

An dieser Stelle möchte ich mich kurz noch einmal bedanken, dafür das Himi nun über 100 Kommentare hat T///T Es hat mich echt zu Tränen gerührt .__.! Danke danke danke!
 

Morgen werde ich das Nachwort verlängern, ich muss ins bett x_x° *nur schnell bedanken wollte*
 

Saku
 

Ps: GxG 4 evaa!!!!!

Lichtintus

Lichtintus
 


 

„Aaah Green-chan! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dein Essen vermisst habe! Ich meine, das von Blue kann man ja wirklich nicht „Essen“ nennen!“ Green lächelte etwas unsicher, als sie sah wie schnell Siberu seine Portion Chiliconcarne verputzt hatte. Sie und Gary waren immer noch beim Essen, im Gegensatz zu Siberu, der den scharfen Chili gerade mit einem Schluck Wasser bekämpfte.

„Du solltest dich nicht beschweren, Silver. Du bist wenigstens nicht vom Fleisch gefallen.“ Gary hatte ein Buch vor sich, gegen ein Glas gelehnt und sah nur widerwillig davon auf. Der Rotschopf zeigte mit seinem Messer auf ihn und sagte:

„Ja aber das habe ich nur meinem Überlebenssinn und meinem guten Aussehen zu verdanken!“ Green wollte wissen was das Essen mit seinem guten Aussehen zu tun hatte und stolz erzählte Siberu das er jeden zweiten Tag mit einem seiner weiblichen Fans Essen gewesen war, besonders oft mit Sho. Green grinste und sagte, dass Siberu scheinbar auch ohne sie klar kam. Sofort wurde er panisch und warf sich um Greens Hals.

„Greeeeeeniiiiiiiiiiii! Du weißt doch ich liebe nur dich allein! Das hat nichts zu bedeuten, dass ich mit anderen Mädchen essen gehe! Das weißt du doch, oder?“ Dazu setzte er seinen besten Schmeichelblick ein und wiederholte seinen letzten Satz noch mal. Doch Green kam nicht zum Antworten, denn Gary packte seinen Bruder am Kragen und sagte:

„Anstatt deiner üblichen Flirtereien, solltest du mir lieber helfen mit dem Abwaschen.“

„Mach das doch selbst!“

„Beweg dich!“

„Sibiiii bitte, ja?“ Es reichte ein süßes Lächeln von Green und schon hatte Siberu alle Teller in der Hand und war auf dem Weg in die Küche. Gary seufzte und schüttelte den Kopf, dann nahm er den kleinen Rest und folgte seinem übereifrigen Bruder. Green sah den beiden lächelnd nach und schon hörte man die ersten Anfänge eines Streites. Es war wirklich alles wie immer: Gemeinsames Essen, bei dem Gary wie immer in ein Buch „vertieft“ war (sowohl Green als auch Siberu wussten das er den Gespräch mehr folgte, als den Wörtern in seinem Buch), Green und Siberu sprachen munter über belanglose Sachen, mindestens einmal kam eine Liebeserklärung und genauso sicher war ein Streit – alles wie immer. Als wären die vier Monate, die Green weg war, niemals gewesen. Besonders das was am letzten Tag passiert war… wie konnten die beiden sie nur so behandeln? Immerhin hatte Green sie rücksichtslos angegriffen… Wenn sie jetzt daran zurück dachte konnte sie es kaum fassen, es erschien ihr so unwirklich.

Green sah ihre Hände an, mit denen sie die beiden angegriffen hatte und musste sich zurückhalten nicht wieder in Tränen auszubrechen. Sie hatte kaum ein Auge zugetan in dieser Nacht. Dass ihre Augen nicht geschwollen waren wunderte sie. Jedoch wunderte es sie nicht das Siberu und Gary sie darauf nicht angesprochen hatten. Denn sie war sich sicher dass sie es gesehen hatten, auch wenn die Hikari versucht hatte es zu verstecken. Sie wollten es ihr sicherlich nicht noch schwerer machen und mieden das Thema…

Idioten. Wer war hier verletzt?!

Wie konnte Green nur eine Sekunde gedacht haben, diese Beiden hätten ihr jemals etwas Böses tun wollen?

Die Hikari sah aus dem Fenster. Sie war im Januar fort gegangen und jetzt hatten sie schon April. Im Himmel konnte sie einige Kirschblüten wandern sehen. Sie standen gerade in voller Blüte…

Drinnen in der Küche spähte Siberu durch die Tür und war eher damit beschäftigt Green anzuschauen als seinem Bruder beim abtrocknen zu helfen. Nach mehreren Hinweisen von Gary, dass er die Arbeit nicht alleine machen wollte, gesellte er sich endlich wieder zu ihm.

„Ist dir schon aufgefallen, dass Green-chans Haare länger geworden sind?“, fragte Siberu mit einem Grinsen und leichter Röte.

„Kaum vorstellbar: Aber sie ist noch hübscher geworden“, fügte der Rotschopf noch hinzu. Gary antwortete erst nicht. Auch ihm war aufgefallen, dass Greens Haare länger geworden waren, aber das er auf so etwas achtete, gab er natürlich nicht zu.

„Es sind vier Monate vergangen, Idiot. Da wachsen Haare nun mal.“ Während Siberu die Teller zurück ins Regal stellte sagte er:

„Ich bin froh das Green-chan wieder da ist…“ Er schwieg kurz, dann sagte er, noch mit dem Rücken zu ihm gewandt:

„Danke.“ Gary sah auf.

„Wofür?“

„Idiot! Das du sie zurückgeholt hast, natürlich. Immerhin war ich nicht dazu in der Lage…“ Gary sah dass er die Hand auf die Schulter seines linken Armes legte. Es war erst einen Tag her… auch Gary hatte Schmerzen und spürte den Lichtintus brennend in seinem Körper. Es würde eine Weile dauern bis die Verletzungen vollkommen verheilt waren. Jedoch hatten die beiden Brüder sich gegenseitig geschworen, Green damit nicht zu belasten und nicht dafür zu sorgen dass sie noch mehr Schlechtes Gewissen bekam, als ohnehin schon. Daher taten sie so, als würden sie ihre stechenden Schmerzen nicht bemerken.

Leise, damit Green es auch ja nicht hörte, fragte Gary, nach dem Befinden seines Bruders. Dieser drehte sich um und sah ihn grinsend an.

„Alles in Ordnung! Ich spüre kaum was!“, log er. Die Wahrheit war jedoch, dass er die gesamte Nacht kein Auge zugemacht hatte, weil sein Arm ihn nicht schlafen gelassen hatte. Die Finger seines linken Armes spürte er kaum. Es gelang ihm nur mit allergrößter Mühe diesen Arm zu gebrauchen und sich dabei nichts von diesen Qualen anmerken zu lassen. Er konnte förmlich spüren wie dass Lichtintus sich durch sein Fleisch fraß.

„Du lügst. Glaubst du ich sehe das nicht? Dafür kenne ich dich zulange, Silver.“ Sein Grinsen wurde leicht steif.

„Mach dir keine unnötigen Sorgen!“

„Ich mache mir keine Sorgen!“ Ehe Siberu antworten konnte. Hörten die beiden Halbdämonen Green rufen und schon standen sie Beide in der Stube.

„Ich muss jetzt wieder los. Ich mache mir nämlich Sorgen um Grey. Daher will ich ihm einen Besuch abstatten.“ Beide Brüder waren gleichermaßen entsetzt.

„WIE BITTE?!“

„Green hältst du es wirklich für schlau, jetzt, wo es gerade mal einen Tag zurück liegt, in Den Tempel zurückzukehren? Er wird dich wohl kaum gehen lassen…“ Green lächelte und winkte beruhigend mit der Hand ab.

„Ach was! Heute Abend bin ich wieder da. Ich glaube nicht dass Grey mich da behält. Ich werde mein Handy mitnehmen, für alle Fälle. Dann könnt ihr mich abholen, falls Onii-chan doch was geplant hat. Ich mache mir einfach Sorgen um ihn. Seine Gesundheit ist einfach grottig und das ist nicht der erste Anfall. Jungs, egal was für ein Trottel mein Bruder ist, er bleibt mein Bruder.“ Green lächelte etwas und sagte dann mit erhobenem Zeigefinger:

„Dazu kommt, dass er hier auftauchen wird – egal ob er im sterben liegt oder nicht. Darüber hinaus hab ich noch ein zwei Dinge im Tempel, dir mir sehr wichtig sind…“ Sie wurde rot und schaute beabsichtigt nicht zu Gary. Denn die Rede war von seiner Kette. Green hatte sie vor der Gedächtnislöschung versteckt, sie müsste immer noch dort sein. Sie musste die Kette unbedingt wieder haben! Immerhin hatte sie Gary versprochen sie ihm wieder zu geben, sobald Green wieder Zuhause war. Er hatte sie bis jetzt noch nicht darauf angesprochen. Nicht zu vergessen die Briefe…

„Dann kommen wir eben mit und beschützen dich, Green-chan!“, sagte Siberu und weckte Green aus ihren Gedanken. Sie sah ihn geschockt an und sagte:

„Nein! Das geht auch so.“ Sie sah beide an und fuhr fort:

„Glaubt ihr etwa, ich weiß nicht dass ihr Schmerzen habt? Ihr solltet euch lieber schonen. Das würde mich mehr beruhigen, als das ihr so tut, als ob es euch gut gehen würde!“ Sie lächelte um ihre Worte zu unterstreichen. Die beiden Dämonenbrüder sahen einander an und Siberu sagte dann:

„Kommt nicht in die Tüte! Selbst wenn ich Ruhe brauchen würde , könnte ich das nicht solange ich weiß, dass du bei diesem… Typ bist! Außerdem geht es mir Eins A! Verletzungen von Dämonen heilen viel schneller als bei anderen Wesen, stimmt’s Aniki?“ Um Gary zur richtigen Antwort zu leiten, trat er ihm auf den Fuß – auch wenn Gary die Antwort auch ohne diesen Hinweis gewusst hätte. Green bekam davon nichts mit. Sie sah die Beiden immer noch skeptisch und besorgt an.

„Silver hat Recht, Green. Es wird ja sicherlich auch nicht solange dauern, nehme ich an? Danach können wir uns immer noch ausruhen.“

„Aber…“ Siberu legte seinen Zeigefinger auf Greens Lippen und sagte grinsend:

„Kein Aber! Los lass uns!“
 

Es wahrte nicht lange und schon stand die Hikari mit ihren dämonischen Begleitern in der Eingangshalle des Tempels. Doch anders als das letzte Mal das Gary und Siberu dort gewesen waren, gingen sie jetzt direkt durch den Haupteingang, anstatt durch ein Fenster einzusteigen. Green legte ihre Hand auf den Bannkreis und die große verzierte Flügeltür öffnete sich mechanisch. Gary fiel wieder die Frage ein, die sich ihm schon damals gestellt hatte:

„Sag mal Green, es wird hier jawohl Sicherheitsvorkehrungen geben?“ Green grinste breit und erhob den Zeigefinger.

„Doch doch! Aber ich hab dafür gesorgt, dass gewisse zwei Halbdämonen nicht in die Kategorie „Dämonen“ reinfallen! Daher kann das Sicherheitssystem euch nicht orten!“ Siberu lachte herzhaft und hing sich an Greens Arm.

„Das ist meine Green-chan! Selbst in so einer ach so reinen Umgebung hat sie ihre kriminellen Fähigkeiten nicht abgelegt!“ Green lachte ebenfalls und antwortete:

„Was denkst du denn!? So was ist tief verankert!“ Gary verdrehte die Augen, während Siberu und Green einen Händeschlag austauschen, mit den Worten sie wären definitiv die besten Diebe unter der Sonne.

„Die Schatzkammer ist sicherlich schon ausgeräumt…“, sagte der letzte im Bunde. Green grinste vielsagend und schlug dann eine andere Richtung ein, raus in die frische Luft, da der Steinweg, auf dem die jetzt gingen, im Freien lag. Green befreite sich aus Siberus Griff und ging zum Geländer.

„Was hast du vor, Green-chan?“

„Folgt mir einfach!“ Und ohne dass die Beiden sie aufhalten konnten, hatte Green das Geländer hinter sich gelassen und war herunter gesprungen.

„GREEN!“ Beide Halbdämonen stürzten überhastig zum Geländer und Beiden fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen, als Green ihnen von unten herauf angrinste: Sie stand auf einem Balkon. Als auch Siberu und Gary unten angekommen war, musste Green sich erst einmal eine Standpauke von Gary anhören lassen, von wegen wie sie ihnen nur so einen Schrecken einjagen konnte. Währenddessen war Siberu eher damit beschäftigt das Zimmer zu untersuchen. Er brauchte nicht lange bis ihm klar wurde, dass es sich um Greens Zimmer handelte: Er erkannte ihre Sachen wieder. Als sein Blick zum Schreibtisch wanderte, sah er jedoch etwas, was eindeutig nicht Green gehörte. Kurz wandte er sich zu seinen beiden Freunden um, doch sie waren immer noch in ihre Diskussion vertieft, achteten nicht auf ihn. Gut so!

Er ging zum Schreibtisch und tat so als würde er seine Frisur im daneben stehenden Spiegel richten. Dabei sah er hinunter auf den Anhänger, der auf dem Schreibtisch lag. Sein Blick verfinsterte sich als er sah dass es sich um den Anhänger seines Bruders handelte. Ohne Zweifel: Es war Garys. Das bewies ein kleiner Riss am oberen Teil, denn dieser war einmal bei einem Kampf zwischen den Beiden entstanden. Aber warum lag es hier? Siberu sah durch den Spiegel düster zu den beiden. War er etwa bei ihr gewesen? Ohne das Siberu etwas davon wusste?! Hatte er das Green geschenkt als... Glücksbringer oder so?! War da etwa etwas wovon Siberu nichts wusste? Hatte sein verdammter Bruder jetzt plötzlich doch angefangen offensiv um Greens Liebe zu kämpfen?

„Sibi? Bist du fertig mit deinen Haaren?“, fragte Green und weckte den Rotschopf aus seinen eifersüchtigen Gedanken. Schnell ließ er die Kette in seine Jackentasche wandern und grinste.

„Klar, kann weiter gehen!“ Green nickte und ging hinüber zu ihrem Bett. Sie steckte die Hand unter ihrem Kissen und tastete nach etwas – doch da war nichts. Verwundert hob sie das Kissen hoch: nichts. Aber… sie hatte die Kette und die Briefe doch da versteckt!? Wo zum Teufel waren sie…?!

„Green-chan?“ Sie drehte sich um und ließ das Kissen fallen. Gary sah sie skeptisch an.

„Suchst du was?“ Schnell schüttelte Green den Kopf.

„Nein nein! Alles in Ordnung…“ Siberu konnte sich denken was es war, was Green gesucht hatte. Jedoch sagte er nichts, er bewahrte weiter sein Grinsen. Er musste sich zurück halten damit die Faust, die gerade den Anhänger in seiner Tasche hielt, es nicht zersplitterte.

Auf dem Weg aus ihrem Zimmer war Green vollkommen in Gedanken versunken und fragte sich wo der kostbare Anhänger nur sein konnte. Siberu warf, währenddessen, Gary einen boshaften Blick zu, den er nur fragend erwiderte. Was hatte Gary jetzt schon wieder getan?
 

Auf halben Weg zu Greys Zimmer stießen sie mit Itzumi zusammen. Ihr Gesicht fiel wahrlich aus dem Rahmen als sie die drei Freunde sah. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn wieder. Nach ein paar Sekunden, wo ihr linkes Auge beständig zuckte, brachte sie eine ungeschickte Verbeugung zustande und ein gestammeltes „Willkommen“. Ihre Herrin schien sich nicht lange mit ihr aufhalten zu wollen. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und fragte unfreundlich ob Grey in seinem Zimmer war. Itzumi gelang gerade noch ein „Ja“ als Green schon weiter ging, ohne auf das „Aber…“ zu achten. Gary sah Itzumi etwas verwundert an, schien ein wenig Mitleid zu haben, folgte Green dann aber. Siberu hatte Itzumi keines Blickes gewürdigt. Er hatte für sich selbst beschlossen das Itzumi sein Niveau nicht würdig war. Dennoch folgte die Tempelwächterin dem Trio. Die Drei ließen sich von ihrer Anwesenheit nicht stören. Gary war mal wieder eher damit beschäftigt die prachtvolle Umgebung zu bestaunen (es war immerhin ein anderer Korridor als den, den er kannte). Green gab ihn bei einigen Kunstwerken ein paar Informationen, die sie von Grey hatte. Siberu war diesmal nicht genervt davon, er machte sich lieber darüber lustig und versuchte auf diese weiße seine gute Laune zurückzuerlangen.

Keine zehn Minuten später und Green öffnete die Tür zu Greys Gemach. Doch was sie da sah war alles Andere als da sie erwartet hatte. Den beiden Halbdämonen wich schlagartig die gesamte Farbe aus dem Gesicht. Denn im diesen Zimmer waren nicht nur Grey und Ryô, sondern auch Seigi und Mary. Alle drei Hikari, bezüglich Halbhikari sahen die Besucher mit einem großen skeptischen Fragezeichen im Gesicht an. Seigi war der erste der mechanisch die Hand hob und „Hello“ sagte. Wenn möglich war Mary noch blasser geworden als ohnehin schon, obendrein schien ihre Frisur aus der Fasson geraten zu sein. Grey wollte seinen Augen nicht trauen.

„In Lights Namen...!“, brachte Mary über die zitternden Lippen. Green nahm an, dass ihre drei Familienmitglieder so geschockt waren, weil sie Gary und Siberu gesehen hatten. Dem war nicht so. Alle drei dachten das gleiche: Wie hatte Green es geschafft Whites Magie zu durchbrechen?! Keiner von ihnen wagte daran zu denken dass White die Magie freiwillig gelöst hatte. Wie konnte das möglich sein? Green – Die Unreine Hikari, die von allen als unnütz abgestempelt worden war, sollte tatsächlich an Whites Können heranreichen!? Niemals!

Gary beugte sich zu Green runter und sagte:

„Vielleicht ist es besser wenn wir Draußen warten…“ Green sah ihn beleidigt an.

„Nein! Ihr braucht euch doch nicht für eure Anwesenheit zu schämen, das tue ich doch auch nicht! Außerdem ist Mary nur ne Zicke und Onkel Seigi ist harmlos.“

„Wir reden gerade über den Tausendtöter“, bemerkte Gary. Er hatte Seigi erkannt, denn dieser Hikari war in der Dämonenwelt ziemlich berüchtigt gewesen.

Green klopfte ihm auf den Rücken.

„Er wird euch schon nichts tun!“ Noch während sie dies sagte, war ihr aufgefallen das dass Gerät in Seigis Haar nicht mehr auf grün stand, sondern auf Orange. Obendrein hatte er die Hand an dem Griff seines Schwertes. Green ging einige Schritte vor und fragte, was ihr Besuch auf sich hatte. Seigi antwortete in deren Sprache, dass sie klein Blacky einen Krankenbesuch abstatten wollten. Grey war immer noch zu geschockt um Seigi einen finsteren Blick zuzuwerfen. Zuerst hatte Grey sich einreden wollen dass dieses Bild von seiner geliebten Schwester, flankiert von den beiden widerlichen Halblingen, eine Fieberillusion war. Immerhin hatte der Windwächter 40°, wäre also gut möglich gewesen. Aber leider war es das nicht… Grey spürte dass ihm schwindelig wurde.

„Einen Krankenbesuch?“, fragte Green, automatisch in der Sprache der Wächter. Umgehend fühlte Gary sich ausgeschlossen. Siberu sah eher zu Mary. Auch wenn sie eine Hikari war – hübsch war sie. Merkwürdige Vorstellung dass eine Hikari attraktiv wirken konnte. Gut – Green war selbstverständlich eine Ausnahme, aber sie sah ja auch nicht aus wie eine Hikari.

„Auf Wunsch von White-sensei. Sie hat momentan zu viel zu tun und kann nicht selbst nach dem Befinden ihres Sohnes sehen. Und Seigi wollte mich unbedingt begleiten“, das Letzte hatte Mary mit einem Schielblick an Seigi gesagt. Green nickte einfach nur und ging dann zu Grey. Immerhin war sie wegen ihm hier. Ihr Bruder saß aufrecht in seinem Himmelbett. Er trug einen Pyjama, seine Haare waren ziemlich durcheinander – obendrein sah man ihm die 40° Fieber an. Auch wenn Green sauer auf ihn war und auch auf alle anderen Hikari, hatte sie in diesem Moment Mitleid mit ihm. Er sah wirklich nicht gut aus, seine Gesundheit schien sich seit gestern zwar ein wenig verbessert zu haben, doch er sah immer noch absolut miserabel aus.

Grey wich ihrem Blick aus.

„Grey, ich bin gekommen weil ich mir Sorgen um dich mache.“ Flüchtig sah er sie an.

„Ist nur Fieber…“ Sie schüttelte ratlos den Kopf. Eigentlich wollte sie mit ihm über die Gedächtnislöschung reden, aber sie spürte Seigis, und vor allen Marys Blick in ihren Nacken. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Unter solchen Umständen konnte sie nicht darüber reden.

Sie seufzte und sagte:

„Aber ich hab nicht vor lange zu bleiben. Ich wollte mich nur davon vergewissern das es dir gut geht, Onii-chan.“

„Wie nett!“, sagte Seigi grinsend. Mary warf ihm wieder einen genervten Blick zu.

„Und dafür musstest du… die Beiden mitnehmen?“, fragte Grey und sah verächtlich in die Richtung von Siberu und Gary. Green nickte.

„Die beiden gehören zu mir und außerdem; Wahrscheinlich würdest du mich als Nächstes in Ketten legen und ins Verließ werfen. Gelegentlich frische Luft gönnen, um mir neue Kleider aufzuzwingen – Sibi und Gary passen nur auf mich auf.“, antwortete sie im ernsten Tonfall. Ihre Wut war kaum überhörbar, sie konnte es nicht zurückhalten trotz seines Zustandes. Grey sah wieder weg. Seigi hatte sich an Mary gewandt und sagte im Flüsterton:

„Schon gemerkt? Der Rothaarige schaut dich an.“ Wie vom Blitz getroffen wand sie sich an Seigi:

„Als ob ich das nicht gemerkt hätte! Erinnere mich nicht daran!“ Seigi grinste.

„Wir sind unhöflich, Marylein.“

„Was?“ Sie sah ihn verwundert an als Seigi einen Schritt auf Siberu und Gary zuging.

„Wir Hikari sollten doch mit gutem Beispiel voran gehen! Und wie können wir das tun, wenn ausgerechnet wir die Etikette vergessen?“ Kurz vor Siberu blieb er stehen. Dieser sah ihn argwöhnisch an, wich sogar einen Schritt zurück. Auch Gary war in Alarmstation, da keiner der Beiden nur ein Wort von dem verstanden hatte was Seigi gesagt hatte. Green war aufgesprungen und schon auf halben Weg. Seigi lächelte einfach nur, dann wandte er sich an Green und fragte:

„Der soll mir ähnlich sehen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr Seigi in seinem gebrochenen Englisch fort, damit die Halbdämonen ihn auch verstanden:

„Du bist also „Sibi“?“ Seigi griff zu seiner rechten Hand, verhaarte aber kurz bevor er sie erreicht hatte und sagte:

„Ach, ich vergaß, Dämonen geben sich ja die linke Hand, ne?“ Und mit einem fiesen Grinsen ergriff Seigi Siberus verletzte Hand. Der Halbdämon kniff schmerzhaft die Augen zusammen, versuchte sich aus dem Griff des Hikari zu befreien. Blut floss auf den Boden (Grey hielt sich die Augen zu), da die Wunden allesamt wieder aufsprangen. Gary griff Seigi an der Hand, versuchte seinem Bruder zu helfen. Dieser musste bereits einen schmerzenden Schrei unterdrücken.

Der orangene Balken sprang auf rot, dicht gefolgt von einem schrillen Piepton, als Seigi mit seiner freien Hand sein Schwert aus der Scheide zog. Green wollte gerade Seigi aufhalten, als es jemand Anderes tat: Mary verpasste ihren Mithikari eine Ohrfeige, so das er ein paar Schritte zurück taumelte. Niemand hatte überhaupt gesehen, wie Mary sich vom Fleck bewegt hatte. Siberu fiel stark blutend zu Boden, wo Green ihn besorgt auffing. Auch Gary kniete sich neben seinen Bruder.

„…Mir geht’s gut… Ich sehe nur… Sternchen… so viele kleine… Lichter…“ Mit diesen Worten fiel Siberu in Ohmmacht. Seine beiden Freunde sahen sich besorgt an.

Hinter ihnen war zwischen Seigi, Mary und Grey ein Streit ausgebrochen, oder wie die Hikari es nennen: Eine Debatte – die sittlichen Hikari stritten sich doch nicht. Seigi tat so als würde er taub sein, während Mary auf ihn ein redete, wie er deren Namen nur so missbrauchen konnte um seine kämpferischen Triebe zu stillen. Grey schloss sich dem an. Niemand von ihnen achtete noch auf Green, Gary und schon gar nicht auf Siberu. Außer Ryô und Itzumi, die sich allein mit ihren Blicken darum stritten wer das Blut wegwischen sollte.

„Du widerst mich an, Seigi! Und ich verspreche dir bei meiner Ehre als Hikari: Sobald wir wieder im Jenseits sind, werde ich dem Rat von deinem frevelhaften Benehmen unterrichten!“ Mit diesen Worten ging Mary mit erhobenem Kopf an Seigi vorbei, der die Augen verdrehte und etwas von „Frauen!“ seufzte. Ohne sich von Grey zu verabschieden, ging er Mary hinterher, würdigte die drei Freunde keines Blickes. Doch gerade als er an Green vorbei trat, sein Schwert an ihr vorbeirauschte, hörte die Hikari etwas, die sie von ihren Sorgen um Siberu ablenkte. Sofort drehte sie sich um, sah Seigi hinterher, doch das, was sie gehört hatte, war genauso schnell verglommen wie es gekommen war und scheinbar hatte es auch niemand Anderes gehört:

Das Weinen eines Mädchens.

Und das war ganz sicher nicht Mary…
 

Pink und Kari waren fleißig dabei den Anime „Asobou! Hello Kitty“ zu gucken. Pink kannte ihn auswendig, lachte jedoch immer noch bei allem mit. Kari konnte vom Glück reden, dass der Anime nur eine Folge hatte. Ihr Japanisch war zwar immer noch mangelhaft, aber Pink verstand man auch ohne japanische Kenntnisse. Die beiden Mädchen hatten sich schnell angefreundet, auch wenn Kari Pinks Leidenschaft für Hello Kitty nicht teilte, und bekamen kaum mit, dass Green zum Essen rief. Erst als sie die Tür zu Pinks Zimmer öffnete und sagte sie hatte das Essen auf dem Tisch gestellt und sie müsse kurz die Wohnung wechseln, hielten Pink es für nötig den Anime zu unterbrechen.

„Wie gehst es Sibi?“, fragte Kari.

„Das weiß ich nicht… Ich werde aber jetzt rüber gehen, ich habe nämlich für die beiden mitgekocht – also bis nachher!“ Schon ehe Green ihren Satz beendet hatte, hatte Pink den Anime wieder eingeschaltet und Green schloss die Tür hinter sich. Sie fühlte sich wie eine Mutter und seufzte.

Sie ging zurück in die Küche, füllte die Suppe für die beiden Halbdämonen in einen externen Topf, Deckel drauf und verließ dann die Wohnung. Da sie Siberu nicht wecken wollte, indem sie an der Tür klingelte, holte sie den Haustürschlüssel hervor, denn sie bekommen hatte und schloss geräuschlos die Tür auf. Doch beinahe ließ sie den Topf fallen, denn die schrille Stimme von Rui ließ sie zusammenfahren:

„SILVER-SAMAAAAAAAAAAAAAAAAA! NEEEEEEEEEIIIIIIIN! WAS HAT MAN EUCH NUR ANGETAN!? WER HAT EUCH SO ZUGESETZT!? DIESER JEMAND VERDIENT NICHTS ALS DEN TOD! WIE KANN DIESER JEMAND ES NUR WAGEN! ICH WERDE EUCH RÄCHEN, MEIN ANGEBETETER SILVER-SAMA! DIESE SÜNDE WERDE ICH NICHT UNGESÜHNT LASSEN!“ Rui fing jetzt eindeutig an zu weinen, immer wieder sagte sie jedoch seinen Namen. Green hörte wie Gary sagte, dass das Silver wohl nicht helfen würde und wie er das Zimmer verließ. Green konnte er nicht sehen, genauso wenig wie sie ihn, da sie noch bei der Tür stand.

„Ich hätte nicht gedacht das Dämonenmädchen so aufgelöst sein können! Man lernt wirklich nie aus.“ Das war doch…. Tinami? Was machte Tinami hier?

Gary antwortete nicht, erst nach einer Weile sagte er:

„Und? Kannst du was tun?“

„Ich sage es dir klipp und klar, Ga-kun: Nein.“

„Ich habe es befürchtet…“

„Was hast du auch erwartet? Ich bin zwar eine ausgebildete Ärztin, allerdings für Wächter! Licht ist für uns nicht schädlich, sondern das Gegenteil. Da ist es doch klar, das ich kein Mittel dagegen besitze!“ Wieder Schweigen. Tinami fügte noch hinzu:

„Das Einzige was ich tun kann, ist ihm ein Mittel zu geben was Si-kuns Schmerzen lindern wird, aber sie werden dadurch nicht heilen, wenn du verstehst was ich meine…. Schau mich doch nicht so an! So ein Mittel gibt es wirklich, wird öfter im Krieg angewendet, unter Verhörungen, weißt du? Wenn die Gefangenen wegen ihrer Schmerzen nicht mehr fähig sind zu reden, wird ihnen so eine Medizin verabreicht, betäubt die Schmerzen, kurzfristig…. Du solltest es auch lieber annehmen.“

„Mir geht es gut.“

„Ee-chan kannst du das sagen, aber mir nicht! Du hast auch Lichtintus, das sehe ich doch auf dem ersten Blick. Du solltest dich auch lieber schonen!“

„… Sie wird sich Vorwürfe machen. Das will ich nicht.“ Green musste ein Fluchen unterdrücken. Dieser Idiot! Wegen ihr sollte er doch nicht mit stechenden Schmerzen rum rennen und so tun als wäre nichts! Schon gar nicht um Green keine Sorgen zu machen! Was fiel ihm überhaupt ein?! Sollte er etwa langsam qualvoll sterben, nur um Green keine Sorgen zu machen?

„Du bist unerhört fürsorglich für einen Dämon, weißt du? … Haha und rot kannst du auch werden, wie süß! Zurück zum Thema: Ee-chan wird es auch nichts bringen, wenn sie hier eines Tages auftaucht und ihr tot am Boden liegt!“ Green gab Tinami in Gedanken vollkommen Recht.

„… und was schlägst du vor?“

„Ihr müsst in die Dämonenwelt zurück.“ Greens Herz ließ seinen Schlag aus und ihre Augen weiteten sich. War das wirklich die einzige Möglichkeit?

„Das geht nicht.“ Idiot… Warum dachte er nicht einmal an sich?

„Ga-kun: Ee-chan wird dafür Verständnis haben. Ich rede hier ja auch nicht davon das ihr da für immer bleiben müsst, ne Woche oder so. Si-kun braucht Hilfe und die wird er hier nicht erhalten können! Wenn das so weitergeht und ihr nichts tut, wird er sterben. Glaubst du das wäre im Sinne von Ee-chan? … Rede mit ihr.“ Ehe Green sich verstecken konnte, trat Tinami auf den Gang und sah die Hikari. Die beiden Wächterinnen sahen sich nur kurz an, dann löste Tinami sich in Luft auf.

Mit langsamen Schritten ging Green in die Stube, ohne dass sie Gary ansah stellte sie den Topf auf die Theke. Niemand sagte etwas. Jedoch spürte Green wie er sie ansah. Ohne sich umzudrehen sagte sie:

„Eine Woche werde ich schon überleben. Es ist jetzt wichtiger das ihr beide wieder richtig gesund werdet!“

„Green…“ Gary ging auf sie zu.

„Morgen fängt die Schule wieder an, ich werde extra für dich Zuhören, damit du nicht raus kommst!“

„Green!“ Er packte sie am Handgelenk, drehte Green zu sich um und stützte sich an der Theke ab, so dass sie zwischen seinen Armen stand. Green sah zuerst errötet weg, erst langsam sah sie Gary an und sagte mit erstickter Stimme:

„Ihr… werdet doch zurückkommen … oder?“ Er schlug die Augen nieder und sagte:

„Natürlich. Mach dir keine Gedanken.“ Gary legte seine Hand auf Greens Schulter und sah sie aufmunternd an. Sie erwiderte sein Lächeln etwas zögernd.

„Tut mir leid. Ich weiß dass es das Beste für uns alle ist. Aber… naja…“

„Ja, ich weiß was du meinst… Jetzt wo wir gerade wieder zusammen sind.“ Green legte ihre Hand auf seine und grinste:

„Es ist ja nur eine Woche! Wenn vier Monate unsere Beziehung nicht verändern konnte, denn wird es eine Woche auch nicht tun. Egal ob ihr in die Dämonenwelt geht, oder sonst wo hin.“ Geschickt löste sie sich von Gary und ging ein paar Schritte von ihm weg. Sie sah mit einem traurigen Lächeln zu Siberus Zimmertür, aus dem man immer noch Rui weinen hören konnte.

„Sag ihm… dass es mir Leid tut… Ich kann da ja nicht rein, wegen seiner Verletzung…“ Gary nickte und versicherte ihr, dass er ihm das ausrichten würde. Sie sabbelte noch etwas von der Suppe, dass sie bloß nichts mehr dazu tun sollten, sie wäre stark genug und nicht überkochen lassen! Zehn Minuten würden reichen!

„Also… äh ja. Ich wünsch euch dann guten Appetit und… Auf Wiedersehen.“ Es gelang ihm gerade noch den Gruß zu erwidern, ehe Green sich umdrehte und mit schnellen Schritten zur Tür. Er hörte wie sie geöffnet wurde und dachte trübselig dass sie jetzt weg wäre, doch sie kam noch mal zurück und ehe er sich versah hatte Green die Arme um ihn geschlungen und drückte sich kurz an ihn.

„Tut mir Leid… aber ich muss einfach…“ Doch ehe er etwas sagen oder reagieren konnte löste sie sich schon von Gary und sagte:

„Ihr müsst wieder gesund werden! Versprich es mir…und… passt auch euch auf.“
 

Zwei Stunden später und Siberu hatte sie Suppe verputzt. Zu seinem Leid hatte Rui ihn gefüttert, da er nicht in der Lage dazu gewesen war, es selbst zu tun. Sein Fangirl hatte es natürlich mit großer überglücklicher Freude gemacht. Gary hatte ihm noch nichts von deren Heimreise gesagt, er hatte gewartet bis Rui in die Küche verschwunden war. Er teilte es seinem Bruder mit, dieser sah schweigend aus dem Fenster und nickte dann.

„Was hat Green-chan gesagt?“, fragte Siberu, Sorge spielte in seiner Stimme. Der Angesprochene seufzte.

„Du kennst sie doch…“ Wieder nickte er. Der Rotschopf sah zu seinem verletzen Arm, dieser war von Tinami perfekt verbunden worden. Doch er spürte, dass die Verletzungen noch nicht aufgehört hatten zu bluten.

Dann fiel ihm etwas ein und etwas unbeholfen suchte er mit seinem gesunden Arm in seiner Tasche etwas raus. Als er es gefunden hatte, hielt er es seinem Bruder vor die Augen.

„Kannst du mir sagen, wie das in Green-chans Besitz gekommen ist?“ Gary sah seinen Anfänger verwundert an.

„Woher…?“ Siberu ließ den Arm wieder fallen und legte sich grinsend in sein Kissen zurück. Doch es war nicht sein normales Grinsen.

„Gefunden! Also sag mir was du hinter meinen Rücken mit Green-chan treibst.“

„Gar nichts. Wie kannst du in deiner jetzigen Verfassung an so was denken…“ Gary klang wirklich verärgert.

„Dir passt es doch sicherlich gut dass ich momentan flach liege. So kannst du dich ungehindert an Green-chan ranmachen und sie mir wegnehmen.“ Sein Bruder wurde wütend, doch hielt dies zurück.

„Was?! Sag mal was ist denn mit dir los, steigt dir das Fieber zu Kopf?!“ Siberu schloss die Augen und sein Grinsen wurde ironisch.

„Hoffentlich ist es nur das, Blue.“ Gary stand auf und schritt auf die Tür zu.

„Das hoffe ich auch für dich!“ Ehe er das Zimmer verließ sagte er noch:

„Achja: Ich werde deine Kleidung nicht wechseln. Das kann Rui schön machen.“ Der Rotschopf zuckte zusammen und seinem Gesicht entwich augenblicklich die Farbe:

„A-Aber… sie… sie… wird mich ablecken! Oder noch schlimmer…“

„Dein Pech.“ Und die Tür war zu, allerdings hörte er noch wie Gary sagte dass sie in einer Stunde aufbrechen würden und es wäre ihm egal, was er dann anhatte.
 

„Das ist wahrlich ein äußerst merkwürdiger Fall.“ Der Offizier des Wassers, Pelagius legte seinen Zeigefinger an sein Kinn und sah nachdenklich drein. Shitaya trat neben ihn und sah sich noch einmal um. Sie standen auf der offnen Straße in Tokio, um sie herum lagen 23 tote Menschen jeden Alters. Ohne jegliche Verletzungen. Als hätten diese Menschen alle auf einen Schlag einen Herzinfarkt erlitten. Die Einzigen die in einem Radius von zehn Metern aufrecht standen waren Shitaya und die anderen Offiziere – und Saiyon. Damit die Wächter auch ja ungestört ihre Arbeit nachgehen konnten, hatte der Offizier der Zeit einen Bannkreis um sie aufgebaut, der sie von der normal laufenden Zeit trennte.

„Wohl wahr… und ich hoffe wir haben das vor dem Abendmahl hinter uns. Säil-chan meinte sie hätte eine Überraschung für mich!“ Auf das Letzte ging Pelagius nicht ein.

„Das sieht mir nicht nach einem Dämon aus.“ Der andere Wächter schritt zwischen den Leichen und sah sie nachdenklich an.

„Hm… nein, die Unterschrift trägt es jedenfalls nicht. Außerdem ist hier alles heil. Ist dir das schon aufgefallen? Die gesamte Straße ist komplett unversehrt, kein Zeichen von einem Dämon. Nirgends Blut.“ Shitaya sah zu Saiyon der sich bei einer toten Mutter gekniet hatte, sie hielt immer noch ihr totes Kind im Arm.

„Vielleicht eine der verbotenen Techniken“, sagte Pelagius und weckte Shitaya aus seinen Gedanken.

„Ausgeschlossen. Keine dieser Künste tötet viele auf einmal, sondern richtet sich nur gegen eine Person.“

„Wir sollten den Fall lieber den heiligen Hikari melden, damit sie entscheiden können, was getan werden soll. Das hier ist nicht normal. Im schlimmsten Falle haben die Dämonen neue Techniken entwickelt.“ Der Offizier des Klimas nickte, froh über den Vorschlag, da er so umso schneller zu seiner geliebten Frau zurückkehren konnte. Gerade als Shitaya dem zustimmen wollte, hörte er wie der Offizier der Zeit mit Jemanden stritt und als er erkannte mit wem er sich stritt, wurde er blass.

„Ich kann Niemanden durchlassen! Schon gar nicht Wächter wie ihr, die weder Rang noch Namen haben!“ Shitaya entschuldigte sich von Pelagius und schritt schnell zu Cebir, dabei sah er das Saiyon auch bemerkt hatte, was für einen Fehler Cebir begangen hatte und sofort hatten seine dunkelgrünen Augen wieder zu leuchten begonnen. Doch davon ließ der Anführer der Offiziere sich nicht ablenken.

„Ich? Ohne Rang und Namen? Du solltest dein Allgemeinwissen aufstocken!“ Bevor Cebir antworten konnte, war Shitaya schon vor ihn getreten, hatte ein sehr gezwungenes Lächeln aufgesetzt, verbeugte sich und sagte:

„Hikari-sama! Verzeiht sein Benehmen.“

„Hi-Hikari-sama?!“ Green grinste fies und zeigte ihr Glöckchen vor.

„Hikari-sama!“ Cebir wurde blass, verbeugte sich ebenfalls und entschuldigte sich vielmals für seine Ungefrorenheit. Shitaya konnte seinen Fehltritt allerdings nicht verübeln. Jetzt wo die Lichterbin nicht einmal ein Kleid trug, welches ihrer würdig war, wirkte sie wahrlich nicht wie eine Hikari. Sie trug eine menschliche Schuluniform, eine Weinrote mit schwarzem Rock.

„Wenn ich die Frage erlauben darf, Hikari-sama… was verleitet Euch hierher?“ Green zeigte in Richtung Osten.

„Ich gehe hier in der Nähe zur Schule. Ich bin eigentlich auf dem Heimweg.“ Heimlich sahen sich die beiden Offiziere mit hochgezogenen Augenbrauen an. Zur Schule?

Green drängte sich an ihnen vorbei und während Shitaya ihr kurz die Lage erläuterte, sah sie sich um. Erst da fiel Shitaya auf, dass mehrere der Opfer, die gleiche Uniform trugen wie Green. Sollte das womöglich ein Anschlag auf die Hikari gewesen sein? Es war wohl kaum ein Zufall, dass dieses Massaker in der Nähe ihrer Schule stattgefunden hatte…

„Ihr solltet den Fall Eurer gnädigen Familie vorlegen“, bemerkte er. Green, die gerade noch einen sehr geschockten Eindruck gemacht hatte, angesichts der vielen Toten, sah ihn nun skeptisch an.

„Ich? Warum sollte ich? Das kann Grey auch machen. Ich denke nämlich nicht das ich herzlich Willkommen bin im Jenseits.“ Cebir sah Shitaya fragend an, der nur ratlos die Schultern zuckte. Green wand sich von den Beiden ab und ging langsam durch die Opfer. Sie sah nicht gut aus. Kein wunder, immerhin war sie es nicht gewohnt so viel Tote auf einmal zu sehen.

Diese Chance ergriff Saiyon, der vorher abseits von ihnen gestanden hatte. Er sprintete zu ihr hin und als sie sich zu einem Mädchen runterbückte, die dieselbe Uniform trug wie sie, tat er ihr nach. Jedoch sagte er nichts, nur aus den Augenwinkeln sah er zu ihr, was ausreichte um Saiyons Herz so schnell schlagen zu lassen, das es drohte zu zerspringen. Was sollte er sagen? Er musste was sagen! Das war seine Chance! Sie würde wahrscheinlich nie wieder kommen! Saiyon schluckte.

„K-Kanntet Ihr das Opfer?“ Wie dumm konnte er sein?! Was war das für eine Frage um ein Gespräch zu beginnen?!

Green drehte sich zu ihm um und er war fassungslos, da er Augenkontakt mir ihr hatte. Doch sofort wurde ihm wieder bewusst, dass er Unterwächter war und das er gegen die Etikette verstieß und sah nach unten.

„Entschuldigt…“

„Was?“

„…Das ich Euch so unverschämt ins Gesicht gesehen habe, Hikari-sama. Ich bin nur ein Unterwächter, Eurer nicht würdig.“

„Was für ein Schwachsinn. Tu es bitte noch mal.“

„Was?“

„Ich bitte dich mich noch einmal anzuschauen, ja?“ Als er aufsah, bemerkte er dass sie lächelte und er war sofort sprachlos. So das Green das Wort ergriff.

„Ich wusste doch dass ich dich kenne! Du bist doch der Wächter, der…“

„…Vor Euren Füßen gestolpert ist… ja. Es tut mir Leid für damals.“ Sie wusste wer er war! Er hörte vor Glück die Engel singen! Sein Engel hatte ihn nicht vergessen! Ihn - einen nutzlosen nichtswürdigen Unterwächter! Sie hatte ihn in Erinnerung behalten!

Green kicherte. Doch wenn er Gary gewesen wäre, hätte er gehört dass es ein aufgesetztes war.

„Das muss dir nicht Leid tun! Das war ja nur ein Versehen. Wie heißt du?“ Saiyon starrte sie an. Hatte er sich verhört…? Hatte sie ihm nach seinen Namen gefragt…?

Green legte den Kopf schief und wiederholte ihre Frage noch einmal.

„Äh öh ja! Saiyon! Kaze Docere Saiyon!“ Von hinten hörten Beide wie Green bei ihren Vornamen gerufen wurde, es war Firey. Sämtliche Wächter sahen sie schockiert an. Wie konnte sie die Hikari bei ihren Vornamen nennen?

Green drehte sich um und rief ihr zu das sie gleich da war.

„Auf Wiedersehen, Saiyon-san!“ Mit diesen Worten stand Green auf und es gelang ihm gerade noch mal ihr Dasselbe zu sagen.

Green ging durch die Leichen, versuchte nicht nach unten zu schauen und bewahrte ihr selbstbewusstes Lächeln. Auch wenn ihr schon die ganze Zeit ein merkwürdiges Gefühl in ihren Gliedern steckte. Sie wusste nicht ob das wegen der Umgebung kam, doch ihr war einfach unwohl zumute und sie hatte das Gefühl als würden die Augen von irgendwem auf sie haften. Irgendetwas sagte ihr, das es nicht die Blicke der anderen Wächter waren. Daher steuerte Green direkt auf Firey zu, die unsicher am Rande des Bannkreises stand. Green verabschiedete sich von Shitaya und verließ mit Firey den Zeitzauber. Sofort wurden sie förmlich von den Geräuschen des normalen Tokiotrubels überschwemmt, hinter ihnen war kein Zeichen von irgendeinem Massaker. Doch das Gefühl blieb.

Green versuchte es nicht zu beachten und redete mit Firey über die Offiziere, jedoch richtig auf das Gespräch konzentriert wirkte sie nicht. In einer Parkanlage trennten sie sich voneinander und Green blieb alleine zurück.

Sie ging an einem Springbrunnen vorbei, als sie sich plötzlich von einer ungeheuren Kälte überfallen fühlte. Jetzt war sie sich sicher: Jemand stand hinter ihr. Green drehte sich nicht um, sondern sah aus den Augenwinkeln auf das Wasser im Springbrunnen.

Nichts. Kein Spiegelbild.

Green schluckte ihre Angst runter und drehte sich langsam um. Das was sie da sah, verschlug ihr nicht nur die Sprache, sondern auch die ersten Herzschläge.

Diese Frau, Mädchen, oder was auch immer sie war, sah fast genauso aus wie Green. Die gleichen langen Haare, nur schwarz, die gleichen großen Augen nur schwarz und die gleiche feingliedrige Figur wie Green. Sie hatte ein finsteres Lächeln auf dem Gesicht und wirkte überaus selbstsicher.

„Du hast verdammt lange gebraucht mich zu bemerken. Hikaris sind wohl heutzutage nicht mehr so helle, was, Hikari-sama?“ Nicht nur das Aussehen, sondern auch ihre Stimme glich der von Green bis ins schreckliche Detail. Das „Hikari-sama“ hatte dieses Wesen mit einem sehr spöttischen Unterton gesagt.

Sie ging auf Green zu, die sie wie versteinert anstarrte und nicht vor ihr zurückwich, auch wenn sie es wollte- auch wenn ihr gesamter Körper danach schrie. Doch sie ging weiter und Green tat nichts, erst als dieses Wesen die Hand ausstreckte und diese direkt durch Green hindurchging öffnete die Hikari den Mund, doch zu spät: Das Wesen war bereits mit ihren gesamten Körper durch Green hindurchgegangen.

„Da wird eine lustige Zeit auf uns zukommen!“
 

Fertig gestellt: 31.01.07
 

Sho: Hi Leute ^u^! Ja ihr lest richtig, ab diesen Kapitel gibt es von uns Himi Charas eine kurze Vorschau auf das nächste Kapitel! Und ich, Shojoki Minazaii mache den Anfang! (Die Entschädigung dafür dass ich ohnehin so wenig auftauche ¬u¬?)

Jedenfalls… Es ist Kischblütenzeit! Frühling - Zeit der Verliebten und der Verkupplungen! Liebesbriefe überall – Rotschöpfe mit überlaufenden Selbstbewusstsein… hm… Nur Green scheint den Frühling nicht wirklich zu bemerken? Sie benimmt sich komisch! Nicht einmal mit Gary will sie reden °°“ Haben die zwei Beziehungsprobleme >u<?

Green: *Sho hau* û///û wir können kein Beziehungsprobleme haben, da wir keine Beziehung führen ¬¬!

Sho: *sich das Mikrofon zurückholt* das sagen sie alle! Jedenfalls… was im nächsten Kapitel alles für Chaos auf euch wartet und was der Grund für Greens merkwürdiges Benehmen ist, lest ihr im nächsten Kapitel: „Spiegelbild“ !

… Und wer ist diese Person die Green so ähnlich sieht…?!

Spiegelbild

Spiegelbild
 


 

Ein Tag im Leben eines Profi Spanners, konnte nur gut anfangen, wenn dieser Spanner auch etwas zu bespannen hatte – und wenn diese Aktion auch noch mit Erfolg ausgeführt wurde. Aber da er ein Profi war, war dies natürlich selbstverständlich! Und mit dem richtigen Werkzeug, ging das fast schon zu einfach. Dennoch war es wirklich jeden Morgen wieder ein wunderschönes Erlebnis Greens feuchte Haut, vom Duschen, zu sehen. Die Krönung war jedoch definitiv Gary damit zu ärgern.

Als Siberu an diesen Morgen daran dachte, musste er wieder Grinsen. Er hatte mal wieder einen Volltreffer gelandet. Auch wenn er zugeben musste, seitdem sie am Vortag wieder zurück in die Menschenwelt gekommen waren, wirkte Green etwas abwesend. Oder vielleicht kam es ihm nur so vor, weil es heute Morgen besonders leicht gewesen war, seine heißersehnten Fotos zu erlangen? Er musste erstmal wieder seine Sammlung neu aufstocken, denn schweren Herzens hatte er einige seiner heiligen Stücke in seiner Heimatwelt für recht viel Geld eingetauscht. Seine armen männlichen (zu Siberus Grauen war sogar eine Dämonin daran interessiert…) Mitdämonen wussten selbstverständlich nicht, dass das sie soeben Nachtfotos einer Hikari gekauft hatten.

Als Gary das erfuhr rastete er förmlich aus (was Siberu nicht verstehen konnte, er habe seinem Bruder sogar einen Freundschaftspreis gemacht!) und der arme Rotschopf spürte die Beule noch drei Nächte später, seine Ohren litten unter Ruis fluchen über Gary.

Jetzt jedoch saß er mit seiner geliebten Green am Frühstückstisch… Pink und Klein Kari nicht zu vergessen…

„Das ist nicht dein ernst, Green!?“… Gary wurde verdrängt.

„Doch! Ich war wirklich in der Vergangenheit das kannst du mir ruhig glauben.“ Siberu fiel es schwer ins Gespräch wieder einzusteigen. Wo waren sie noch mal…? Achja. Gary hatte Green gefragt was sie in der Zeit getan hatte, wo sie im Tempel gelebt hatte.

„Ich glaube dir das du in der Vergangenheit warst… aber, die von deiner… Mutter?!“ Sie nickte und füllte sich Reis nach, fragte ob Kari noch was wollte, die ablehnte.

„Das kann doch nicht besonders spannend gewesen sein“, fing Siberu an.

„Immerhin reden wir von White! Das kann doch nur… weiß gewesen sein.“

„Mir hat es jedenfalls sehr geholfen. Ich verstehe meine Mutter jetzt besser und das freut mich. Unsere Beziehung ist sowieso etwas… abnorm.“ Gary gab ihr recht, Siberu interessierte sich nicht wirklich dafür und hoffte auf keine weiteren Ausführungen. Pink und Kari verabschiedeten sich derweil von ihnen. Pink wollte Kari heute die Stadt zeigen. Green war kein Freund davon – Pinks Orientierung war bei weiten nicht die Beste. Notfalls gab sie Kari ein Handy mit. Als die beiden Mädchen die Wohnung verlassen hatten, begann Green wieder dort, wo sie unterbrochen worden waren.

„Sagt mal Jungs: Ihr müsstet doch den Dämon Nocturn kennen, oder?“ Gary sah sie überrascht an.

„Kennen!? Welcher Dämon kennt ihn nicht!“

„Wer ist das?“ Gary drehte sich zu seinen Bruder um und sah ihn schockiert an.

„Das ist jetzt nicht dein ernst, Silver!“

„Doch, ich habe den Namen noch nie gehört.“ Siberu sah ernsthaft fragend aus.

„Zum Teufel, Silver. Du weißt wirklich gar nichts!“

„Wer interessiert sich schon für solch Alten Mist?“

„Alt? Er ist gerade mal seit 16 Jahre tot! Das ist genauso als wüsstest du nicht wer Luzifer ist!“ Theatralisch vollführte Siberu eine Geste mit der Hand.

„Luzifer! Aniki, Bitte! Du weißt genau das ich auf den Typen allergisch reagiere!“ Green sah verwundert drein.

„Luzifer? Den gibt es wirklich?! Ich dachte das wäre nur Geschichte!“

„Natürlich gab es ihn!“, fing Gary an, erhob den Zeigefinger, wollte gerade ausführen als Siberu sagte:

„Ich kann ihn nicht leiden. Er nervt selbst wenn er tot ist.“

„Warum Sibi? Was tut er denn?“ Gary seufzte.

„Green, weißt du zufällig dass man sagt, dass Luzifer der schönste Dämon gewesen sein soll? Das ist der Grund weshalb Silver ihn nicht leiden kann.“

„Es weiß doch sowieso niemand wie er aussah! Wie kann man da sagen er wäre der Schönste?! Das ist einfach… frech! Ungeheuerlich! Ich wette ich sehe besser aus als er! Und…“

„Jaja schon gut Silver. Zurück zum Thema: Du müsstest Nocturn-sama (Green sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und Gary bereute das Suffix sofort) auch kennen wenn du nicht besonders in Geschichte bewandert bist. Unser Vater war ihm unterstellt.“ Siberu zwiebelte seine rote Haarsträhne und sah nachdenklich drein.

„Unser Vater? …Hm…“ Sein Gesicht hellte auf.

„War das der, der irgend so ein Instrument mit sich rum geschleppt hat?“

„“Irgend so ein Instrument“?“, wiederholten sowohl Gary als auch Green. Der Dritte im Bunde achtete nicht darauf. Seine Finger waren immer noch in seinen Haaren vertieft, während er nachdenklich den Kopf gehoben hatte und zur Decke schaute.

„War das ne Geige? Ne Harfe? Ach ne das waren die Engel… öhm… Kontrabass?“ Gary schlug sich die flache Hand gegen die Stirn.

„Kontrabass?! Silver, ein Kontrabass ist zu groß um sie mit sich rum zu tragen!“ Green lächelte gequält und erklärte:

„Das war eine Querflöte, Jungs. Genauer genommen ne Hengdi.“ Jetzt sah sogar Gary fragend aus und Siberu unterbrach das Spielen mit seinen Haaren.

„Hengdi?“

„Ich habe Nachforschungen angestellt! Jaha! Eine Hengdi ist eine chinesische Holzquerflöte! Auch Dizzi genannt.“ Gary sah mit einer Mischung von Annerkennung und Verwunderung an. Er war richtig sprachlos von ihr, was Green natürlich nicht entfiel. Sie grinste.

„Das wusste ja nicht einmal ich! Das hätte ich dir nicht zugetraut.“

„Tja da siehst du mal!“ Green klopfte sich stolz auf die Brust. Siberu beschloss dass das Thema ihm zu langweilig wurde und wollte es gerade wechseln, als Green ihn unterbrach.

„Wisst ihr was mir gerade eben aufgefallen ist?“ Beide schüttelten ratlos den Kopf und Green erklärte es ihnen mit einem strahlenden Gesicht:

„Ihr habt zum ersten Mal von eurem Vater gesprochen!“ Gary, der gerade sein Wasser ausgetrunken hatte, verschluckte sich und sah dann verstohlen zu seinem Bruder, der ihm jedoch den gleichen fragenden Blick zurück warf. Beide wanden ihren Blick wieder zu Green, die ihre beiden Jungs erwartungsvoll ansah. Ihre Augen leuchtenden vor Neugierde.

„…Stimmt wohl“, antwortete Siberu kreativ. Er versuchte seine Stimme so klingen zu lassen, dass weiteres nachfragen zu langweilig wäre. Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht, so dass Siberu jetzt zu Gary sah, in der Hoffnung er könne Green davon abkriegen. Doch dieser schwieg.

„Jaaa?“, hackte Green nach, mit einer Handbewegung die nach mehr verlangte. Doch wie bestellt, klingelte das Telefon. Die Hikari blieb sitzen, ihr Gesichtsausdruck hatte sich verdunkelt. Siberu setzte ein Unschuldsgrinsen aufs Gesicht und fragte ob sie nicht ran gehen wollte. Gary pflichtete dem bei. Es klingelte weiter. Dann seufzte Green, erhob sich und mit einem viel sagenden Blick an die beiden Dämonenbrüder, nahm sie den Hörer ab.

Siberu und Gary warfen sich abermals einen Blick zu und wurden aufgeschreckt als Green den Hörer mehr oder weniger brutal auf die Station legte. Als sie sich zu den Beiden umdrehte, zuckten sie abermals zurück und bemühten sich nichts anmerken zu lassen. Denn Greens Blick war alles andere als freundlich.

„Das war Tinami. Ich soll zu ihr kommen, jetzt“ Gary wurde sofort ernst und erhob den Zeigefinger.

„Green in den ersten zwei Stunden haben wir Latein!“ Green grinste.

„Wir schade dass ich das verpassen werde! Sagt bitte Bescheid das ich so schnell wie möglich komme, ja?“
 

In der Schule herrschte auf den Gängen ein munteres und mehr oder weniger eine chaotische Atmosphäre. Gary achtete nicht darauf, da er selbst im Gehen in ein Buch vertieft war. Auch wenn es schwer war sich zu konzentrieren, wenn Siberu wie ein wahnsinniger über seinen vollen Spind lachte. Denn dieser war gefüllt von Liebesbriefen. In der einen Woche, wo sie weg waren, hatte sich scheinbar einiges angesammelt. Schon beim Eingang war der Rotschopf herzhaft empfangen, nicht zuletzt von Sho, die ihn ausfragte wo er gewesen war und dass das Geschäft wegen ihm sehr schlecht liefe. Was das für ein „Geschäft“ sein sollte, wollte Gary lieber nicht wissen – besonders bei den Beiden.

„34! Aniki! Ich habe in nur 7 Tagen, 34 Liebesbriefe erhalten! Ja sag mal, ist denn das zu fassen, also manchmal überrascht mich meine eigene Beliebtheit! Von wegen ich sehe nicht so gut aus wie Luzifer. Der hat wahrscheinlich überhaupt kein bekommen!“ Gary linste über sein Buch hinweg.

„Nicht nur wahrscheinlich, sondern ziemlich sicher. Ich denke nicht das es zu seiner Zeit sowas wie Liebesbriefe gab…“

„Liebesbriefe sind was Tolles. Die steigern das Ego“, antwortete der Rotschopf als er die Briefe überflog. Zuhause würde er sie fein säuberlich ordnen. Das tat er immer. Sie wurden nach alter des Absenders geordnet – falls dieser nicht anonym war. Dafür gab es den wieder einen extra Kasten.

„Wenn deins noch weiter steigt, mache ich mir langsam sorgen.“

„Ich brauch einen größeren Spind!“ Sein Grinsen wurde immer breiter.

„…Das auch.“

„Für Valentin sollte ich mir einen extra anschaffen. Wie viele Liebesbriefe glaubst du passen in einen? Du bist doch ein Mathegenie. Komm, mach dich mal nützlich!“

„Hach, zum Glück es klingelt! Und zum Glück sitzt du hinter mir, so das ich dein sinnloses Gerede nicht länger ertragen muss.“

Die zwei ersten Lateinstunden verflogen wie im Flug, auch wenn Gary öfter als normal, auf die Uhr schaute und dann wieder zu Greens lehren Platz. Am Ende der Stunde, wurde Siberu von einer Horde Mädchen abgefangen, angeführt von Sho, die aussah wie ein Bodyguard eines Prominenten. Gary dachte genervt, dass sie wohl als Nächstes eine Reihe bilden würde, wer zuerst mit ihm reden durfte (Green und Sho hatten tatsächlich daran gedacht damit Geld zu machen).

Der Halbdämon ging, mit dem Buch unter dem Arm geklemmt, in den Schulhof und suchte einen abgelegen Ort – vor allen Dingen einen Stillen. Er fand ihn unter einem Kirschblütenbaum, wo er jedoch keine fünf Minuten in sein Buch abtauchen konnte, ehe jemand einige Meter weiter im Schatten der Schulmauer auftauchte – oder eher zu zweit. Es waren Green und Azura, Tinamis kleine Schwester.

„Also, bis dann Azu-chan und danke fürs bringen.“ Azura schüttelte den Kopf und antwortete leicht verlegen:

„Keine Ursache, Hikari-sama – oh, ich meine natürlich Green-san.“ Die Angesprochene grinste.

„Du machst Fortschritte! Also, wir sehen uns!“ Green winkte und schon war Azura verschwunden. Gary klappte sein Buch zu, als die Hikari auf ihn zuschritt. Bei ihr hatte er nichts dagegen, sein Lesen zu unterbrechen.

Als Green sich zu ihm setzte, achtete sie darauf, dass ihr Rock nicht knitterte – Grey hatte seine Spuren hinterlassen.

„Sie macht wirklich Fortschritte. Zu Anfang hat Azu-chan sich sogar vor mir verbeugt. Schrecklich.“ Green seufzte, dann sah sie zu Gary und sagte dann, mit freudigem Lächeln:

„Hi, Gary!“ Er erwiderte ihren Gruß und bemerkte dabei, dass er lächelte. In der Zeit wo deren Freundschaft ernsthaft begonnen hatte, hatte er sicherlich drei Mal so viel gelächelt wie früher. In der Woche in der Dämonenwelt hatte er überhaupt nicht gelächelt – es gab keinen Grund dazu.

Green erzählte ihm schnell was Tinami von ihr wollte und das sie genauso gut hätte Zuhause bleiben können. Denn die Kikou hatte ihr einfach das Glöckchen weggenommen, Green aus dem Zimmer geworfen und ihr zwei Stunden später den Stab zurück gegeben, mit den Worten „Update finish!“

„Und? Neue Funktionen?“, fragte Gary sofort.

„Nicht das ich wüsste! Vielleicht hat sie was an den Ladezeiten geändert… Keine Ahnung.“ Sie wand sich an ihn und sagte dann mit freudiger Stimme:

„Aber egal! Jetzt bist du dran.“

„Mit was? Du willst wissen was wir in den ersten Stunden gemacht haben? Green, das Lob ich mir ja mal.“ Sie winkte mit der Hand ab.

„Red keinen Unsinn. Ich meine natürlich die Dämonenwelt. Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, wies war.“ Gary sah sie skeptisch an.

„Das hört sich an als wären wir im Urlaub gewesen. Unsere Welt ist nicht Mallorca. Was willst du da denn wissen? Es gäbe nichts was interessant wäre.“ Sein Blick schweifte ein wenig ab und er schwieg. Eindeutig: Er wollte nicht darüber reden. Green verstand nur nicht warum.

Die Hikari stand auf und setzte sich genau vor ihm, so dass er sie unweigerlich anschauen musste.

„Nichts was interessant wäre? Aber, Gary! Natürlich ist das interessant. Interessant ist gar kein Ausdruck! Ich möchte wissen wie eure Welt aussieht, nicht durch irgend so ein Wächter-Schrottbuch, sondern von euch! Und ich möchte wissen wer eure Familie ist. Immerhin, erzähle ich euch alles. Es gibt nichts was ich euch nicht anvertraue. Warum tut ihr das nicht? Vertraut ihr mir nicht?“ Ihr Blick war fragend, doch auch unsicher. Gary sah ins Gras, was Green nicht gerade ein gutes Gefühl verlieh.

„Du vertraust uns auch zu viel…“ Er sagte dies so leise, dass Green es kaum verstand.

„Was hast du gesagt?“ Der Angesprochene sah wieder auf und sah sie diesmal beruhigend an.

„Keine Sorge, Green – damit hat das nichts zu tun. Wir vertrauen dir, genauso wie du uns vertraust.“

„Aber… warum dann?“ Green wusste nicht wie ihr geschah. Im ersten Moment konnte sie es überhaupt nicht fassen, auch wenn es nur eine ganz simple Berührung war – als Gary urplötzlich die Hand zu ihrem Gesicht erhob und sie an ihre Wange legte. Green wurde augenblicklich rot. Gary ließ sich Zeit mit seinen Worten, doch als er sie sagte, war Greens Herzklopfen dahin.

„Ich will nicht… dass du Angst vor mir hast.“

Angst?!

Green wusste nicht was sie Antworten sollte, vielleicht war auch ihr Blick schon Antwort genug. Aber seinen Blick konnte sie nicht deuten. Ernst, aber irgendwie auch… entschuldigend.

Doch keiner der beiden musste etwas sagen, denn im gleichen Moment kam Siberu angerannt und sofort zog Gary seine Hand wieder zu sich. Der Rotschopf schien nichts zu bemerken und wenn – dann versteckte er dies gut. Es hatte geklingelt und so hackte er sich auf den Rückweg bei Green ein. Alles wie immer. Oder eher fast. Denn Green war mit den Gedanken nicht beim Gespräch, sondern bei Garys Worten… und seiner Berührung. Sie spürte sie immer noch, an ihrer Haut. Er war so sanft gewesen, fast schon zu sehr. Fast so als hätte er befürchtet, diese simple Berührung würde Green zerbrechen lassen.

Green schüttelte den Kopf und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Seine Worte. Angst. Green – Angst vor Gary? Warum sollte sie? Natürlich er war ein Dämon, aber sie hatte nie Angst vor ihn gehabt und sie war sich sicher, das würde sie auch nie. Er war immerhin nicht so ein Dämon wie Nocturn. Er beschützte sie, war doch auf ihrer Seite. Green schwor sich, dass sie nie Angst haben würde – egal was noch kommen würde.

Niemals!

Genau in diesem Moment spürte Green es wieder und sie blieb stehen. Es war wieder das Gefühl beobachtet zu werden, aber diesmal so nah und so intensiv, dass es Green so vor kam, als würde diese Gestalt genau hinter ihr stehen. Die Gänsehaut kam in ihr hoch.

„Green-chan?“ Die Angesprochene hörte Siberus Stimme nicht. Sie sah langsam, als würde sie ihren Todesfeind entgegen sehen, über die Schulter.

Doch da war niemand. Außer Schüler die in ihre Klassen eilten.

„Green? Kommst du?“ Sie sah sich noch einmal genau um, ehe sie sich ihren beiden Freunden zu wandte und ein geübtes Lächeln zustande brachte. Sie hatte ihnen nichts davon erzählt. Green hatte niemanden von dieser merkwürdigen Erscheinung erzählt.

Das Gefühl verschwand jedoch nicht. Auch nicht während der Stunde und dies erschwerte Green die Konzentration um einiges. Immer wieder sah sie sich nervös im Klassenzimmer um, doch da war einfach nichts.

Greens Nervosität entging Gary natürlich nicht, auch wenn sie gerade Mathematik hatten. Er schaute immer mal wieder verstohlen zu ihr rüber, ohne den Faden des Lehrers zu verlieren. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und das sie eine Gänsehaut hatte, war nicht zu übersehen. Gary konnte sich keinen Reim daraus machen. Er spürte absolut nichts Beunruhigendes. Der nächste Dämon den er spürte, war meilenweit entfernt und Greens Sinne konnten unmöglich so scharf sein, dass sie das bemerkte (wenn nicht einmal das Glöckchen Alarm schlug). Vielleicht… war es ja auch Garys Schuld? Vielleicht hatte er sie mit seinen Taten so verunsichert?

Gary versuchte sich auf die Tafel zu konzentrieren. Niemand würde auf die Idee kommen, dass er nicht auf Mathematik fixiert war, da er trotz, seiner Gedanken, Notizen machte. Nach einer Weile jedoch sah er wieder zu Green. Er konnte ihre Augen nicht sehen, da ihre hellbraunen Haare sie verdeckten.

Ohne dass der Halbdämon sich im Klaren war, was er tat, hatte er schon die Hand leicht angehoben. Garys Hand befand sich gerade über Greens, als sie seine plötzlich, mit einer unnormalen schnellen Bewegung, weg schlug. Es war sogar so schnell gegangen, dass niemand es mit bekommen hatte, nur Siberus Augen hafteten jetzt auf seine zwei Freunde.

„Green?“, fragte Gary skeptisch im Flüsterton und fragte noch was das sollte. Er hielt sich die Hand – es hatte sogar weh getan. Die Angesprochene sah immer noch auf ihre leeren Notizen. Mit einer beiläufigen Bewegung strich sie ihre hellbraunen Haare hinter ihr Ohr und sah ihren Sitznachbarn an. Es waren jedoch nicht die Augen, die er gewohnt war von Green zu sehen: Um einiges dunkler, ja fast schon schwarz waren sie. Dazu spielte ein merkwürdiges düsteres Lächeln um ihre Lippen.

Sie öffnete den Mund, doch gerade als sie etwas sagen wollte unterbrach sie das Läuten der Schulglocke und Green fuhr auf. Sie sah sich verwirrt um, als würde sie nicht verstehen wie sie in die Klasse gekommen war.

Als die meisten Schüler in die Pause hinaus gingen, sprang auch Siberu auf und legte seine Arme um Greens Taille, die sich verwundert umdrehte.

„Ist was Green-chan?“ Er wechselte einen ratlosen Blick mit seinem Bruder.

„Äh nein, alles in… Ordnung.“ Sie sah das Siberu es ihr nicht abkaufte und spürte auch Garys Blick im Nacken.

„Mir ist ein bisschen übel, das ist alles. Ich… werde lieber Nachhause gehen.“ Während sie dies sagte, hatte sie schon ihre Sachen zusammen gepackt. Beide sahen sie mit einem großen Fragezeichen an.

„Wie bitte? Das kannst du…“, fing Gary an, doch Green unterbrach ihn:

„Du bist nicht mein Vormund. Ich tue was ich will.“ Ohne die beiden noch einmal anzusehen, rannte sie aus dem Klassenzimmer. Es kam den beiden jedoch eher so vor als würde sie aus dem Klassenzimmer fliehen.

Siberu kratzte sich am Hinterkopf.

„Na dann kann ich mir ja wieder ne Ausrede einfallen lassen.“ Dann wand er sich an Gary.

„Was sagst du dazu, Aniki? Meinst du nicht auch, dass Green-chan sich merkwürdig verhält?“

„Merkwürdig ist gar kein Ausdruck…“
 

Bevor Green sich allerdings Nachhause flüchtete, ging sie noch einmal auf die Mädchentoilette. Denn ihr war wirklich übel, sogar schrecklich übel und das hatte nichts mit ihren Magen zu tun. Es hatte gerade wieder geklingelt und so war sie alleine im Raum, als sie sich warmes Wasser ins Gesicht spritzte. Kaltes Wasser wäre in diesem Moment vielleicht angebrachter gewesen, doch aus einem ihr unbekannten Grund fror sie. Das gleiche Gefühl wie am Tage des Massakers hatte sie wieder. Wahrscheinlich war auch das der Grund für ihre Übelkeit.

Seufzend lehnte die Hikari sich an das kühle Glas des Spiegels. Das einzige was zu hören war, war das Tropfen des Wasserharns, am Waschbecken neben ihr. Greens Augen waren auf den Spiegel gerichtet, doch sie sah nicht sich selbst an, sondern das Spiegelbild des Raumes. Leer. Dennoch traute Green sich nicht sich vom Fleck zu rühren. Was war wenn diese Erscheinung wieder da war? Schwachsinn. Green schüttelte verbissen den Kopf. Absoluter Schwachsinn! Sie hatte es sich nur eingebildet, war es nicht so? Ein Trugbild. Wahrscheinlich hervorgerufen durch zu viel Stress.

Green nickte ihren eigenen Worten zu, atmete dennoch noch einmal durch als sie sich herum drehte.

Leer.

Ein selbstsicheres Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

„Ich werd wirklich noch verrückt!“ Sie lachte über sich selbst, schnappte sich ihre Tasche, die unter dem Spülbecken lag und richtete sich wieder auf. Ohne noch einmal in den Spiegel zu sehen, lief sie aus dem Raum.

… Vielleicht hätte die Hikari noch einmal in den Spiegel schauen sollen….
 

„Pink, Kari?“ Green sah sich in der leeren Wohnung um und stellte fest dass sie alleine war. Woah, wie lange war das her? Sie hatte schon lange nicht mehr die Wohnung für sich alleine gehabt. Green sah zur Uhr. Gary und Siberu würden erst in drei Stunden wieder da sein. Was sollte sie mit der Zeit anfangen? Das Gefühl das sei beobachtet wurde, war wie aufgelöst und so war auch Greens Übelkeit verschwunden. Also… was tun?

Green entschloss sich dazu, endlich seit langem mal wieder die Wohnung aufzuräumen. Wenn Pink und Kari da waren, kam sie nie dazu und das wo Green großen Wert darauf legte, dass alles blitze und glänzte.

Schnell zog sie sich um und schaltete das Radio ein, extra laut. Ohne laute Musik machte das Sauber machen keinen Spaß. Lange war sie allerdings nicht dabei, knapp zwei Stunden brauchte sie für ihre kleine Wohnung – Pinks Zimmer hatte sie ausgelassen. Einmal hatte sie diesen schwerwiegenden Fehler gemacht und auch sofort bereut. Denn sobald nur eine von Pinks Hello!Kitty Figürchen nur einen Zentimeter von der Stelle bewegt waren, fing sie an einen fürchterlichen Aufstand zu machen, der nicht gut für die Ohren war.

Also hatte Green noch genug zeit um mal etwas zu tun, was sie auch nur konnte wenn sie allein war. Absolut allein. Allein ohne… Einen Profi-Spanner neben sich zu haben:

Baden!

Normalerweise duschte sie so schnell wie möglich, ohne sich zu entspannen und baden tat sie sowieso selten – es war zu teuer. Genauer genommen hatte sie nicht mehr gebadet seitdem sie aus Dem Tempel ausgezogen war. Ihre kleine Badewanne konnte zwar nicht mit dem im Tempel mithalten, aber es genügte um Green glücklich zu machen. Sie genoss die ungewöhnliche Ruhe.

Nicht einmal beim Wiederanziehen beeilte sie sich besonders und noch mit nassen Haaren ging sie wieder in ihr Zimmer.

Da erstarrte Green.

Es war wieder da.

Das Gefühl beobachtet zu werden.

Aber das Zimmer lag leer vor ihr, im schwachen Licht, da das Rollo runter gezogen war. Green redete sich ein, dass es nur Siberu war, der wahrscheinlich früher von der Schule zurück war und jetzt seinem Hobby nachging. Aber… unter seinem Blick hatte sie sich nur gestört gefühlt, niemals so schrecklich… ausgeliefert.

Green setzte ein Lächeln aufs Gesicht und sagte:

„S-Sibi hör auf mir Angst einzujagen… Ich finde das nicht witzig!“ Green war erschrickt über ihre eigene Stimme, die mehr einem ängstlichen Schaf ähnelte, als ihrer eigenen. Die Hikari biss sich auf die Unterlippe. Obwohl nichts zu hören war, hatte sie das Gefühl als würde sie ausgelacht werden.

Green ging einen Schritt in das Zimmer hinein, dabei drehte sie sich um, als würde man sie verfolgen. Doch es war nichts zu sehen!

Sie ging einen Schritt rückwärts und stieß gegen den Spiegel, denn sie von Grey bekommen hatte. Es war ein hoher, dünner Spiegel indem sie sich von oben bis unten sehen konnte. Sie drehte sich um, um zu überprüfen dass sie auch keinen Kratzer ins Glas gemacht hatte.

Da fiel sie mit einem erstickten Schrei auf den Boden. Wenn Green in diesem Moment keine nassen Haare gehabt hätte, hätte sie wahrscheinlich angenommen, dass das was sie im Spiegel sah, ihr eigenes Spiegelbild war. Doch diese „Green“ hatte keine nassen Haare, ihre hingen einfach glatt herunter.

Es war die gleiche Erscheinung war vor einer Woche am Springbrunnen. Sie hatte das gleiche herablassende Lächeln auf dem Gesicht und die gleichen schwarzen Augen, von denen Green sich einfach nicht abwenden konnte.

„..W-Was willst du von mir?!“ Wahrlich Greens Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Keuchen.

Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und antwortete:

„Diesmal nicht vor Schreck erstarrt, wie?“ Green würde sich gern die Ohren zuhalten, auch wenn es wahrscheinlich nichts bringen würde, denn die Stimme schien aus ihren Kopf zu kommen.

„Du hast einen interessanten Alltag. Ist es heutzutage normal das Hikaris sich mit Dämonen abgeben?“ Sie kicherte und wieder klang es so als ob die Stimme in Green kopf wieder hallen würde.

„Du…du warst da?“ Das Spiegelmädchen machte eine schnelle Handbewegung und stemmte sie danach in ihre Hüfte.

„Liebe kleine Green: Ich bin da wo du bist…“

„Ich… Ich verstehe nicht… Was soll das heißen? Wer oder was bist du?!“ Wieder lächelte sie überlegen auf Green herab. Dann war sie plötzlich verschwunden und Green sah eindeutig sich selber im Spiegel. Ihr war die gesamte Farbe es dem Gesicht gewichen und ihre Augen waren schrecklich klein geworden.

Green wusste dass sie noch da war.

„Verschwinde…!“ Die Hikari war abermals geschockt über ihre Stimme, denn sie hörte sich nicht nur voller Angst an, sondern auch flehend. Doch als Antwort bekam sie nur ein Kichern. Green wand sich herum, weg vom Spiegel, doch das Zimmer schien absolut leer zu sein. Diese… Wehrlosigkeit war kaum auszuhalten! Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, wie lange war es her seitdem sie sich so gefühlt hatte? Seitdem sie ihre Fähigkeiten als Hikari erhalten hatte, hatte sie sich niemals so gefühlt. Doch in diesem Falle, schien ihr ihre Magie absolut unnütz und somit war Green nichts weiter als ein… Opfer. Allerdings: Opfer von was?! Was hatte sie, es mit Green vor? Machte sie sich einfach einen Spaß aus ihrer Angst? War sie ein Dämon? Natürlich – was sollte sie sonst sein?! Das sie ein Mensch sein sollte, war unvorstellbar und was sollte ein Wächter von ihr wollen?! Aber, wenn sie ein Dämon war, müsste Green sich wehren können. Aber wie?! Es gab ja nichts was sie angreifen könnte: Oder sollte sie ein Spiegelbild angreifen?!

Greens Gedanken wurden jäh unterbrochen, von einem Gefühl welches sie schon lange nicht mehr in solch einem Ausmaß gespürt hatte:

Kälte.

Eiskalt.

Doch es war anders, anders als jegliche Kälte die sie je gespürt hatte. Denn es war keine Kälte die den ganzen Raum zu erfüllen schien.

Es war sie.

Ihre Hände waren kälter als alles was Green jemals zu vor gespürt hatte und dieses Wesen hielt Green fest. Sie hatte ihre Hände auf der nackten Haut der Hikari gelegt. Zwar immer noch unsichtbar, doch durch die Kälte kam es Green so vor als würden ihre Hände sich in ihre Haut einbrennen. Oder eher: Einfrieren.

„Oh, du zitterst ja. Bin ich etwa so kalt, ja? Tut mir aber leid! Tote sind nun einmal nicht warm.“ Die eine Hand schien sie von ihrer Haut zu lösen und zu Greens Entsetzen fing sie nun an die Haare der Hikari um ihre unsichtbaren Finger zu drehen. Green wollte ihre Augen nicht trauen: Das konnte doch nicht wahr sein! Das war Einbildung: Das musste Einbildung sein!

Die Hikari kniff die Augen zu um das nicht sehen zu müssen.

„Verschwinde, Dämon…!“ Sofort bereute Green ihre Worte, denn schneller als sie reagieren konnte, wurde sie hart auf den Boden geschmissen und sie spürte einen Druck auf ihrer Brust, der ihr Atmen erschwerte.

„Zügle deine Zunge!“ Jetzt sprach das Wesen nicht mehr auf japanisch sondern in der Sprache der Wächter:

„Pass auf was du sagst! Ansonsten ist dieses Spiel hier schnell vorbei und das nicht zu deinen Gunsten. Verstanden, Hikari-sama?“ Auf die Betitelung lag die gleiche Betonung wie auch das letzte Mal. Green nickte schwach und fragte heiser:

„… Du bist also ein… Wächter?“

„Blitzmerker.“

„…Was für ein Element?“ Der Druck ließ nach, in selben Moment wie sie anfing boshaft über Green zu lachen.

„Das liegt doch klar auf der Hand! Komm schon, streng deine grauen Zellen an. Ich weiß das du es kannst.“

„…Illusion?“ Wieder wurde Green gnadenlos ausgelacht.

„Ein wenig mehr Kreativität bitte!“ Erst als das Lachen verglomm, spürte sie die kalten Hände der toten Wächterin an ihre Wangen und ohne dass Green sie sah, wusste sie, dass sie nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war, als sie sagte:

„Kleine Hikari-sama: Wer ist dein Gegenpart?“ Green verstand kein Wort. Vielleicht lag es auch daran, dass diese schreckliche Kälte ihre Sinne zu vernebeln schien und das Nachdenken unmöglich machte.

„Ich… verstehe nicht…?“

„Du bist wahrlich dümmer als erwartet!“

„Wer bist du…?!“

„Nein, Nein…“ Jetzt fing sie an Greens Wangen zu streicheln und der Hikari wurde langsam wirklich schlecht. Die Tatsache das sie niemanden sah und die gesunde Hälfte ihres Gehirns ihr immer noch weiß zu machen versuchte, dass sie sich alles nur einbildete, machte sie verrückt. Doch viel schlimmer war diese fürchterliche Eiseskälte und es wunderte Green dass sie überhaupt noch bei Bewusstsein war. Nein, sie verfluchte den Umstand dass sie es noch war.

„Ich will dir die Sache doch nicht zu einfach machen. Da sollst du schon selber drauf kommen.“ Die Angesprochene versuchte den Kopf aus ihren Griff freizubekommen, doch erfolglos. Sie hielt nur noch fester fest.

„Sagst du mir denn wenigstens… was du von mir willst?!“ Wieder erfüllte ein Kichern den Raum ehe sie antwortete:

„Nein. Denn wir spielen nach meinen Regeln. Halte dich an sie und dir passiert nichts. Allerdings: Hältst du dich nicht an meine Worte, wird dir auch nichts passieren.“ Ihre Berührungen erstarrten, doch Green hatte immer noch die Augen zusammengekniffen. Wenn sie ihre Augen jetzt geöffnet hätte, hätte sie sie gesehen… und ihr gieriges Lächeln.

„Denn ich brauche dich lebend. Aber… deine beiden Halblinge brauche ich nicht. Wenn du verstehst was ich meine… Hikari-sama?“
 


 

(Fertig gestellt: 26.02.07)
 

Shitaya: Ich will keine Ansage machen! Ich will zu Säil-chan .u.

Autorin: Wenn du nicht in die Hufen kommst, bekommst du nie wieder ne Szene mit ihr ûu!

Shitaya: °°“ //IN LIGHTS NAMEN!//

*räusper*

Also im nächsten Kapitel werden sich die beiden Halbdämonen natürlich über das fragwürdige Verhalten unserer werten Hikari-sama *räusper* wundern, die sich völlig von ihnen distanziert. Auf der Flucht vor dem eigenartigen Wesen flüchtet Hikari-sama sich zu ihren Bruder und stößt dabei auf die alten Wurzeln unserer Rasse – die eigentlich das Grundwissen jedes Wächters sein sollte. Aber ich will ja nichts sagen… *räusper²*

Dadurch scheint sie auch die Antwort auf ihre Fragen im Bezug auf die unbekannte Wächterin ein Stück näher zu kommen. Aber auch etwas, wovon sie lieber die Finger lassen sollte…

Was das genau ist könnt ihr im nächsten Kapitel nachlesen: „Die Göttinnen“!

Die Göttinnen

Die Göttinnen
 


 


 

Es war einer dieser Tage an dem man sich nur eins erhoffte: Das er schnell vorüber ging. Das gute Wetter vom Vortag war verschwunden, stattdessen regnete es wie aus Kübeln. Doch auch das hatte Gary nicht aufgehalten, sich in seine Lieblingsbibliothek zu begeben und sich neues Lesefutter zu besorgen. Zuhause in seinen eigenen Vier Wänden hielt er es nicht mehr aus. Es war so ruhig wie schon lange nicht mehr, nur das Trommeln des Regens war zu hören. Denn sein Bruder war seit dem gestrigen Abend zutiefst verstimmt und schmollte leise vor sich hin. Der Grund war klar: Green. Auch wenn Gary daran dachte, bekam er ein seltsames Gefühl. Sie hatte ihnen einfach die Tür zugemacht. Nicht einmal rein gelassen hatte Green sie…

Nachdem Siberu fünfmal geklingelt hatte und sich schon auf sein übliches Umarmungsritual vorbereitet hatte, war die Tür endlich aufgegangen, doch der Rotschopf konnte sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen, denn zu dem Staunen der beiden Halbdämonen öffnete Green nur knapp 30 Zentimeter die Tür. Sofort war Gary aufgefallen das etwas nicht stimmte. Sie lächelte. Doch das konnte nicht überblenden das sie vollkommen kreidebleich war und auch nicht die geweiteten Augen, die ihre beiden Freunde nicht anschauten, sondern auf irgendeinen Punkt gerichtet schienen.

Siberu bemerkte das natürlich auch und senkte seine Hände sofort.

„Geht es dir nicht gut, Green-chan?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:

„Nein. Es ist noch schlimmer geworden. Ihr habt mich geweckt.“ Sie sagte dies so schnell, dass es schwer war sie zu verstehen.

„Du bist doch nicht krank?“, fragte Siberu besorgt.

„Du solltest dich lieber wieder hinlegen“, warf Gary ein und fuhr fort:

„Damit du morgen wieder fitt bist.“ Green nickte. Machte aber immer noch keine Anstalten die Tür auch nur einen Spalt weiter öffnen zu wollen. Die Brüder warfen sich einen besorgten Blick zu.

„Gut… dann wünsch ich euch Beiden eine Gute Nacht.“

„Wir holen dich dann morgen früh ab, ja Green-chan?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Ich hab morgen früh Rhythmische Gymnastik.“ Der Rotschopf sah verdutzt drein. Er kannte Greens Stundenplan wohl noch besser als sie selbst.

„Aber morgen ist Dienstag! Da hast du es doch nach der letzten Stunde…“

„Vorverlegt.“ Knappe Antwort. Viel zu knappe Antwort, dachte Gary. Green war schon dabei, die Tür zu schließen.

„Gute Besserung… Green.“

„Danke… Gary.“ Schon war die Tür zu und das Geräusch halte im Treppenhaus nach.
 

Gary seufzte als er daran dachte und griff wahllos das dickste Buch in seinem Blickfeld. Beim näheren hinsehen fiel ihm auf, dass er es bereits gelesen hatte und stellte es wieder zurück. Es dauerte länger als sonst ehe er eine ihm angemessene Auswahl beisammen hatte, die er zur Kasse trug. Die Bibliothekarin lächelte freundlich während sie die Bücher scannte. Sie kannte ihn natürlich, immerhin war er Stammkunde.

Der Halbdämon sah auf die dicken Wälzer. Hoffentlich konnten Diese ihn ablenken. Denn egal wie oft er seinen wirren Gedanken sagte, dass Green nur krank war, sie blieben unverändert. Die Sorgen ließen sich nicht abschalten, egal wie sehr er es auch versuchte.

Warum musste ihm dieses Mädchen auch immer solch Kopfzerbrechen bereiten? Konnte nicht einmal, wenigstens eine Woche, alles normal sein?

„Ookido-san?“ Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken hoch und bemerkte erst da, dass sie ihm die Bücher in eine Tüte gepackt hatte und ihm entgegen hielt. Tonlos nahm er sie entgegen.

„Ist etwas?“

„Nein. Bis…dann.“, antwortete er und ging aus der Tür. Wie sehr war er in seinen Gedanken verloren gewesen, dass sogar jemand der ihn überhaupt nicht kannte, merkte dass etwas nicht stimmte?
 

Am nächsten Tag war es das Gleiche. Nein, eher schlimmer. Green sah immer noch weit entfernt davon aus, gesund zu sein. Dunkle Augenringe zeichneten sich unter ihren Augen ab und Gary merkte dass sie sich zwang während des Unterrichts wach zu bleiben.

„Green, schläfst du nicht?“, flüsterte er ihr besorgter als er es eigentlich wollte, zu.

„Mir geht es blendend“, antwortete Green ohne ihren verschleierten Blick von der Tafel abzuwenden.

„Du siehst nicht gut aus… Ich mache mir Sorgen.“ Ein schwaches Lächeln war zu sehen und flüchtig sah sie zu ihm.

„Brauchst du nicht“ Garys Herz beschleunigte sich und er beeilte sich in eine andere Richtung zu schauen damit sie seine Röte nicht sah, denn Green hatte diese Worte ungewöhnlich sanft ausgesprochen.

„Sag Sibi bitte, dass ich unsere Verabredung morgen absage.“ Hörte Gary Green wieder monoton sagen. Als er sich zu ihr herum drehte, war ihr Blick wieder ausdruckslos an die Tafel geheftet.

Zuerst wusste Gary nicht was sie meinte, doch dann fiel ihm wieder ein, dass die Beiden vor ein paar Tagen verabredet hatten ins Kino zu gehen, bevor Green so… krank wurde. Gary bekam einen leisen Stich, als er sich daran erinnerte das sein Bruder sich riesig darauf gefreut hatte und die Tage von Greens „Abwesenheit“ war es sein letzer Hoffnungsanker gewesen. Siberu war der festen Überzeugung er würde Green wieder gesund machen können.

Gary schaute über die Schulter. Natürlich hatte Siberu Green gehört. Er sah stur in sein Japanischbuch, seine Hände waren zu Fäusten geballt und in seinen Augen stand der Kummer geschrieben.

Gary wand sich von seinem Bruder ab, da er aufgerufen wurde um die Antwort zu geben.
 

In Chemie war der kritische Top-Punkt angelangt. Es war bis jetzt immer so gewesen das Siberu und Green zusammen als Team gearbeitet hatten. Der Rotschopf hatte streberhaft die erforderlichen Materialien besorgt, doch wie vorauszusehen hatte sie sich mit jemand anderen zusammengetan (dieser konnte sein Glück kaum fassen, da Green, dank Siberu, als unerreichbar galt). Siberu brauchte lange um zu begreifen das er keinen Teamkollegen hatte. Zu lange. Erst als der Lehrer ihn aufforderte endlich in die Gänge zu kommen, schien er aufzuwachen und sah sich nach niedergeschlagen nach jemanden um. Doch alle waren schon vergeben, bis auf:

„Bakayama mir gefallen die Umstände auch nicht, aber du könntest schon ein wenig kooperativ sein! Im Gegensatz zu dir ist mir mein Schulabschluss nicht egal!“ Firey sah Siberu über das Reagenzglas hinweg wütend an und er fragte sich was besorgniserregender war: Das brodelnde Wasser im Glas oder ihr Temperament.

„Was interessiert mich dein Schulabschluss? Ich brauche wirklich keinen.“ Firey biss sich bebend vor Wut auf die Unterlippe. Sie spürte dass ihre Hände kribbelten und dass sie das Verlangen hatte ihren Bogen zu holen - der hing allerdings im Gang. Also beließ es die Feuerwächterin bei stummen Schimpfwörtern und arbeitete allein weiter.

„Ich werde Sensei sagen das du nicht arbeitest, Bakayama.“ Sie griff an ihm vorbei zum Thermometer und steckte es ins Glas.

„Ich schlottere vor Angst.“ Firey sah nicht auf, sie hielt die Anzeige im Auge.

„Du kannst wirklich gar nichts ohne dass Green oder Gary dir die Hand hält“, zwar hatte Firey dies leise gesagt, doch laut genug um Siberu zusammenfahren zu lassen. Er drehte sich gereizt zu ihr um, die stur die Anzeige ansah.

„Wie war das?!“

„Du hast mich schon verstanden.“

„Du verstehst gar nichts.“ Ein düsteres Lächeln spielte um Fireys Lippen.

„Denn beweis es doch.“ Siberu standen die Haare zu berge, wie er es hasste unterschätzt zu werden, oder anders: So dargestellt zu werden als wäre ausgerechnet er auf andere angewiesen! Niemals!

Firey konnte mit den Augen gar nicht folgen, so schnell stand Siberu neben ihr, hatte ihr das Thermometer aus der Hand gerissen und sah prüfend auf deren Arbeitszettel, wie hoch die Temperatur sein sollte. Firey sah ihn mit einer merkwürdigen Mischung aus Überraschung und Genugtuung an, sagte jedoch nichts und ließ ihn erst einmal machen. Sollte er sich doch beweißen.

Dabei fiel Firey jedoch etwas auf. Etwas was Unbehagen in ihr weckte. Sie war ihm noch nie so nahe gewesen. Außer, ja, am Tag wo sie sich kennengelernt hatten und er sie gerettet hatte (Kapitel 16 „Happy X.mas Teil 2“) . Firey schüttelte den Kopf als könne sie die Bilder damit loswerden. Aber das hier war anders. Ein anderer Umstand. Ein normaler, alltäglicher Umstand. Sie stand neben ihn, die Ellbogen berührten sich schon fast. Doch sie wagte es nicht aufzusehen. Weil sie womöglich dann sehen würde wie nah sie auch seinem makellosen Gesicht war. Makellos?! Firey konnte nicht glauben das sie das wirklich gedacht hatte. Es musste alles an Sho liegen. Sie und ihr Fangirlgequatsche.

Fangirl.

Rui – Aaaah! Silver-sama hier, Silver-sama dort!

Firey griff mit hochrotem Kopf zu ihren eigenen Zettel und versuchte mit dem geschrieben Text ihre wirren Gedanken zu entfliehen, die von eine Million Adjektiven gefühlt zu sein schien, die von Rui stammen könnten. Wie tief war Firey gefallen?

Die Feuerwächterin wurde erst von diesem Wirrwarr befreit als Siberus Fluchen neben ihr ertönte:

„Das dauert mir zu lange! Firey! Du bist doch Feuerwächterin – mach mal was Nützliches! Mach das es schneller geht!“ Anklagend zeigte Siberu auf den Bonzenbrenner und wartete auf ihre Antwort. Doch die blieb aus. Sie starrte ihn an, als wäre er gerade aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht.

„Firey?“ Seine roten Augen verengten sich und sahen sie skeptisch an. Sofort wachte Firey auf.

„Äh was?“

„Könnt ich dich fragen.“

„Ich war nur… überrascht.“ Der Blick der Feuerwächterin flüchtete von dem Halbdämon zum brodelnden Wasser. Er fragte was sie damit meinte. Kurz sah sie andeutungsweise zu ihm rüber und bereute diese Tat sofort. Siberu lehnte mit dem Ellbogen auf dem Tisch und sah sie aus dieser Pose neugierig an. Doch Firey war nicht willig ihm zu antworten, denn die Antwort war zu peinlich. Unmöglich konnte sie ihm beichten das der Grund für ihr schwachsinniges Verhalten, die simple Tatsache war das er sie bei ihren Namen genannt hatte. Wenn das so eine peinliche Situation zur Folge hatte, sollte er sie lieber weiter mit Schimpfwörtern betiteln!

Langsam und tief seufzend wandte Firey sich wieder zu ihm herum und erstarrte abermals. Aber diesmal hatte es vollkommen anderen Ursachen. Denn Siberu schien nicht mehr auf sie warten zu wollen und hatte sich wieder dem Experiment zugewandt. Er hatte seine Finger schon am Drehrad des Brenners, als Firey seine Hand aus lauter Panik ergriff.

„Zum Teufel: Spinnst du?! Das Ding fliegt uns um die Ohren wenn du weiter aufdrehst!“ Wieder sah er sie argwöhnisch an.

„Es soll höher gedreht werden. So steht es in der Anleitung.“ Um seine Worte zu beweißen zeigte er auf die Textstelle wo genau das stand, was der Rotschopf gerade gesagt hatte.

Er grinste.

„Siehst du? Kein Grund zur Besorgnis.“ Firey wagte es nicht ihn genauer anzuschauen. Sie hatte sein „Dauer Grinsen“ immer nur aus der Ferne gesehen, wenn er mit Green und Gary zusammen war. Nie hätte sie gedacht dass sie einmal die Ursache sein würde… und dies beschleunigte ihr Herz abermals. Oh Gott – dachte sie. Was war nur mit ihr los?

Um sich auf andere Gedanken zu bringen, überflog Firey den Text nochmals.

„Da steht aber auch das man Schutzbrillen tragen soll.“

„Schutzbrillen? So was brauch ich nicht…“ Er verdrehte die Augen.

„Ach? Schadet es dir etwa nicht, wenn du brennende Glassplitter in die Augen bekommst?“

„Gut, das würde vielleicht ein wenig schmerzen.“

„Na also: Ich hol uns welche.“

„Mach was du nicht lassen kannst. Aber eins solltest du vorher tun.“

„Und das wäre?“ Firey sah ihn verwundert an und er lächelte auf fiese Art.

„Meine Hand loslassen. Denn weißt du, wenn meine weiblichen Fans das sehen würden, könnten sie womöglich denken ich würde freiwillig mit dir Händchen halten. Siehst du das Problem? Du schadest mein Image.“

3…

2…

1…

„BAKAYAMA…!“ Und ein Vulkan brach aus…
 

Green atmete tief durch. Niemals hätte sie für möglich gehalten, dass sie sich plötzlich im Tempel wohl fühlen würde, ja geborgen. Aber zweifelsohne: Im Moment war es das Paradies auf Erden. Sie konnte sich keinen Ort vorstellen, wo sie momentan lieber wäre. Keine Fragen, keine Ausreden, keine Lügen, kein Schlechtes Gewissen, keine besorgten Blicke… keine Spiegel… keine Stimme.

Sie war nicht da.

Es kam ihr so vor als spürte sie zum ersten Mal seit langen das Sonnenlicht wieder und hieß es mit ausgestreckten Armen herzlich willkommen. Es war hier wärmer. Wohl so um die 30°. Die Blumen um Green herum blühten in tausend Farben und ebenso in tausend Düften. Das war das Paradies…

Green öffnete die Augen, als sie Schritte auf dem ein paar Meter entfernten Steinweg vernahm. Sie setzte sich auf und sah ihren Bruder mit einem erfreuten Lächeln auf sie zukommen. Er setzte sich neben ihr in die Blumen und scheuchte damit einen Schmetterling auf. Green umarmte ihn mit einer frohen Begrüßung, jedoch etwas inniger als sonst. Es tat einfach gut, die Wärme eines anderen zu spüren, als das Gegenteil.

Grey begrüßte sie ebenfalls und verdrängte seine Gefühle.

„Ich dachte du wärst im Jenseits!“, sagte Green grinsend.

„War ich auch. Ich bin eben erst zurückgekehrt.“ Dann sah er seine kleine Schwester genauer an und Green ahnte Übles.

„Du siehst nicht gut aus… Bekommst du keinen Schlaf?“ Er legte seine bleichen Finger an ihre Wange.

„Und du bist fast schon so blass wie ich… Du bist doch nicht etwa krank?“ Grey zog seine Hand zurück und sie schüttelte den Kopf.

„Ha, solange ich nicht aussehe wie eine Hikari ist ja alles gut!“

„Und ich dachte schon du hättest die Erleuchtung gefunden“, antwortete Grey grinsend.

„Ich sag dir Bescheid wenn ich so blass bin. Denn kannst du Großvater sagen das ich auf dem rechten Weg des Lichtes gekommen bin!“ Beide lachten unbeschwert und Green fühlte sich so leicht wie schon lange nicht mehr.

„Nein, im Ernst Green. Was ist die Ursache?“

„Onii-chan das nennen wir Japaner: Schule“, log sie. Schon wieder lügen. Green hatte es satt.

„Was hat das damit zu tun?“

„Oh glaub mir, dass willst du gar nicht wissen. Ein Dämon ist dagegen ein Kinderspiel!“ Sie kicherte. So ging das Gespräch eine ganze Weile sorgenlos weiter, während Green den Gedanken daran verdrängte worüber sie mit Grey eigentlich hätte reden wollen. Ihr gefiel die Sorglosigkeit einfach zu sehr, als das sie ein ernstes Thema ansprechen wollte. Irgendwann war doch auch dieses Gespräch vorbei und Green fand für sich selbst keine weitere Ausrede um vor dem Thema zu fliehen.

Green wand sich an ihren Bruder und versuchte ihre Frage so locker wie möglich rüber zu bringen:

„Grey, was ist der Gegenpart zu Licht?“ Ein großes Fragezeichen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann sah er sie an, als würde er mit dem Gedanken spielen, sie hätte einen Sonnenstich.

„Dunkelheit?“ Natürlich, so weit war Green auch schon gekommen. Grey redete weiter, davon dass Licht und Dunkel wie die Seiten derselben Medaille waren etc.

„Sag mal, Grey…“ Er schreckte aus seinen Vortrag hoch und sah sie fragend an. Seine Schwester versuchte nachdenklich zu wirken.

„Gibt es eigentlich Wächter der Dunkelheit?“

„Keine Lebenden. Warum fragst du?“ Seine Frage hatte sie nicht gehört. Denn seine Antwort war nicht das was sie gehofft hatte zu hören: Es war genau das was sie befürchtet hatte. Trotzdem bewahrte sie ihr Lächeln, wenn auch recht steif.

„Ist das so wie bei den Hikari?“ Grey schien ihr nicht folgen zu können. Er zog die Augenbrauen hoch.

„Die Yami sind seit wer weiß wie vielen Jahren ausgestorben. Es gab nur eine Generation die aus drei Wächtern bestand.“ Green fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Aber warum eigentlich? Sie sollte viel eher enttäuscht sein, darüber das sie nun doch nicht die Identität dieses Wesens herausgefunden hatte. Geschweige denn was sie vorhatte… Aber Green konnte nicht auf der richtigen Spur sein. Denn so wie sich das anhörte, waren die Yamis seit Urzeiten tot – wenn nicht einmal Grey sich die Zahl merken konnte?

Tot.

Das Wort brachte Green zum denken. Tot zu sein hieß bei den Wächtern ja nicht gerade viel, man bedenke die Hikari. Vielleicht war es bei denen genauso…? Immerhin, wenn die Yami das Gegenpart zu den Hikari waren, mussten diese auch eine Macht besitzen die den Hikaris ebenbürtig war.

Aber, müsste es denn nicht etwas von ihnen geben? Aufzeichnungen, Gemälde, Überbleibsel… geschweige denn: Wappen? Green ging schnell alle Wappen durch. Da war kein Wappen für die Dunkelheit…

Grey sah sie fragend an, er wartete dass sie etwas fragen würde. Doch seine Schwester wusste überhaupt nicht was sie fragen sollte. Selbst wenn sie nicht auf der richtigen Spur war – es gab da einfach zu viel zum fragen.

Also stellte Green gleich die erstbeste Frage:

„Sie sind tot? Sie existieren nicht mehr?“ So langsam wurde Grey skeptisch.

„Green, das ist ein Teil unserer Geschichte. Ein ziemlich wichtiger Teil sogar, wenn nicht sogar der Wichtigste. Das solltest du wissen!“ Die Angesprochene bekam nun ernsthaft Kopfschmerzen. Grey hatte es ihr schon einmal erzählt? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Es war in diesen ganzen Daten und vor allen Dingen, Namen irgendwo untergegangen.

„Bitte, Grey!“ Ihr Bruder stand seufzend auf, reichte ihr die Hand, die Green annahm und schon stand sie auf den Beinen.

„Ich weiß nicht wie oft ich dir das schon erzählt habe und ich versteh auch nicht wieso du dich plötzlich dafür interessierst. Aber ich erläutere es dir gerne noch mal…“ Er seufzte als sie die Stufen empor stiegen. Green lächelte süß.

„Danke, Onii-chan, du bist der Beste.“ Grey antwortete darauf nicht, Green kicherte als sie sah dass er rot wurde.

Als sie Den Tempel betraten, war die Luft kühler, angenehm. Aber Green wäre lieber Draußen geblieben.

„Zurück zum Thema. Also?“ Grey brauchte nicht lange um den Faden wieder zu finden und antwortete:

„Sie existieren nicht mehr wirklich, nein.“ Sofort kam die nächste Frage wie aus der Pistole geschossen:

„Und wie ist das möglich? Ich meine, einer meiner ersten Lektionen als Wächterin war immerhin, dass eine Wächterrasse nicht ausgerottet werden kann, weil ihr Element weiter lebt und sich einen neuen Wirt sucht.“ Er nickte, froh dass sie wenigstens etwas behalten hatte.

„Das stimmt auch. Doch einen der Yamis kann man nicht tot nennen.“ Hektischer als Green es wollte, wand sie sich zu ihm herum und ihr Herz beschleunigte sich. Sie sah ihren Bruder erwartungsvoll an, ehe er fortfuhr:

„Er hinterging die Hikari auf niederträchtigste Weiße. Dafür wurde er versiegelt. Allerdings lebt er noch, das Element Dunkelheit ist somit noch mit ihm verbunden.“

„“Er“?“ Ihre Verwunderung war kaum zu überhören. Ein Er! Dieses Wesen war garantiert nicht männlich. Ausgeschlossen.

„Ja ein Er. Wenn mich nicht alles täuscht hieß er, oder heißt, wie du es nun sehen willst… Youma.“ Die beiden Geschwister standen nun vor dem Portal das zur Bibliothek führte. Grey führte die übliche Prozedur durch um die Tür zu öffnen und trat ein. Green folgte ihm. Die kreisrunde Halle war vom hellen Licht der großen Fenster durchflutet und lud einem so förmlich dazu ein, hier seinen Wissensdurst zu stillen. Und zum ersten Mal nahm Green diese Einladung dankend an.

„Was hat er denn gemacht?“, fragte sie, als Grey eine Leiter empor stieg.

„Bevor ich das Frage möchte ich gern von dir wissen wer Light-sama ist“, sagte er grimmig. Green stemmte die Hände in die Hüfte.

„Bitte, Grey: Das weiß sogar ich! Light-sama ist der zweite Hikari der Geschichte und der erste Lichterbe. Er war der Sohn von Hikari-kami-sama.“

Hikari-kami-sama. Wenn es einen Gott in im Wächtertum gäbe, wäre sie es.

„Falsch, Green: er war nicht ihr Sohn, sondern ihr Nachkomme.“

„Wo ist der Unterschied?“, fragte Green gelangweilt.

„Der Unterschied ist, dass sie ihn nicht geboren, sondern erschaffen hat. Ein Unterschied für den dich unsere Familie schelten würde, wenn sie das hören würden. Im Übrigen hatte Light-sama auch eine Schwester, Hikaru-sama.“

„Ist ja gut, Grey. Komm zum Punkt“ Das Thema wurde ihr zu langweilig. Von den Hikari hatte sie weiß Gott genug gehört. Versuchte Grey das Thema zu wechseln?

Ihr Bruder stieg wieder die Leiter herunter und gab ihr ein Buch, welches sie in die Hand nahm ohne es genauer zu untersuchen.

„Was tat dieser Youma?“, fragte Green noch einmal. Greys Miene war absolut finster als er antworte:

„Zuerst ermordete er seine Zwillingsschwester, dann Light-sama… Und noch Weitere. Er soll regelrecht Amok gelaufen zu sein, bevor es ihnen unter größter Anstrengung gelang ihn zu versiegeln. Er war zu stark um ihn zu töten. Allerdings war dies nicht die einzige Konsequenz: Auf Grund dessen, dass Youma die Hikari auf solche Art verraten hatte, verbannte Hikaru-sama die gesamte Yami Rasse. Das ist auch der Grund weshalb es kaum etwas gibt, was von ihrer Existenz zeugt. Sie löschte alles und schloss die Yami aus dem Kreis der Wächter aus. Was meiner Meinung nach, ein total unnötiges Unterfangen ist. Es gab sowieso keine Yami mehr. Obendrein finde ich diese Maßnahme übertrieben. Nur weil ein Yami ein unverzeihlichen Verrat begangen hat, heißt dass nicht das alle so sind, wie er. Es gibt sogar eine Regel die das Zeichnen des Wappens der Yamis verbietet! Ich halte dies für den wahrlich größten Fehler unserer Geschichte.“ Green hatte den Rest kaum gehört. Von dem Punkt an, wo Grey von „Der Zwillingsschwester“ gesprochen hatte, hatte sich die Wichtigkeit des Themas sich plötzlich für Green verändert. Youma war unerwartet uninteressant.

Er ermordete seine Zwillingsschwester.

Sie war tot.

Seit Urzeiten.

Was ist, wenn sie niemals Ruhe gefunden hatte?!

„Zwillingsschwester?“ Greens Stimme ähnelte eher einem Keuchen. Was Grey natürlich auffiel.

„Ja, er hatte eine Zwillingsschwester. Die Andere der drei Yamis. Aber warum schockiert dich das so?“ Green wusste, sie hatte die Antwort auf ihre Fragen gefunden. Jetzt musste sie nur noch den Namen erfahren…

Doch gerade als die Hikari den Mund öffnete um den heiß ersehnten Namen zu erfahren, öffnete sich die Tür des Saals und Ryô kam rein. Green fluchte stillschweigend zum ersten Mal über ihn.

Das Gespräch zwischen Herr und Diener ging schnell, allerdings nicht zu Greens Gunsten. Grey schien doch noch einmal ins Jenseits zu müssen. Er entschuldigte sich bei seiner Schwester und man merkte ihn an, dass er alles Andere wollte als sie verlassen.

„Alles über dieses Thema findest du in dem Buch. Wenn du noch Fragen hast, kannst du ja Morgen noch einmal vorbei kommen, ich beantworte sie gern!“

„Geht klar, Bruderherz.“ Damit verabschiedeten sie sich von einander und Green blieb allein zurück. Sie hatte ein schreckliches Gefühl in den Gliedern und fragte sich, ob es Leuten die vor Horror und Gruselfilmen Angst hatten, genauso erging. Nie war Green in diesem Bereich schreckhaft gewesen. Sie lachte eher über so was. Selbst nachdem sie sich ihres Wächterdaseins bewusst geworden war, hatte sie nie an die Existenz von Spukgestalten geglaubt. Dämonen – schön und gut. Damit hatte sie sich merkwürdigerweise sehr schnell abgefunden, wahrscheinlich weil dieser Faktor zu tief in ihren Wurzeln verankert war. Aber Geister?! Ruhelose Seelen die nach Rache dürsteten? Keinen Frieden fanden und die Lebenden terrorisierten? Aber wenn es so war… was wollte sie dann von Green?! Besonders wenn das solange zurück lag… Green hatte doch überhaupt nichts damit zu tun: Sie hatte doch noch nicht einmal was davon gewusst!

Seufzend ging sie zum Fenster, lehnte sich daran und ließ sich auf den Boden rutschen. Nun sah sie sich das Buch genauer an. Es trug den Titel: „Die Geschichte der Wächter.“. Nicht gerade der kreativste Titel, dachte Green und ihr Blick wanderte nach unten. Das Buch war im blauen Samt eingeschlagen und konnte sich wohl einen Platz in den Top Ten der dicksten Bücher sichern.

Dann sah Green den Autor und etwas klingelte in ihr:

„Kikou Tao Asuka“

Lange musste Green nicht in ihren Erinnerungen suchen um die Antwort zu finden. Sie hatte bei dem ersten richtigen Gespräch mit Tinami über diesen Vorfahren von ihr gesprochen (Kapitel 14 „Genie und Wahnsinn zu gleich“). Es war der Klimawächter der sich zu Tode gearbeitet hatte, woraufhin seine Verlobte Hikari auf mysteriöser Weiße Selbstmord beging.

Green schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Als sie die erste Seite aufschlug, sah sie dass ihre Hand zitterte. Sie versuchte es nicht zu beachten und begann zu lesen…
 

An das was sie da lass, konnte Green sich schemenhaft erinnern, als Grey ihr es einmal erzählt hatte. Damals hatte sie ihm nicht zugehört, welches sie jetzt bereute. Jetzt brannte sie darauf den Ursprung der Wächter zu erfahren und der Schreibstil Taos war so fesselnd, so detailreich und doch so einfach zu verstehen, das Green sich alles haar genau vorstellen konnte. Das Buch kam ihr nicht für wie ein Sachbuch, sondern es ähnelte eher einem Fantasy-Buch. Jeder Mensch der solch ein Buch lesen würde, würde es wahrscheinlich auch für ein Solches halten.

Die Geschichte des Wächtertums begann mit der Genesis von Licht und Dunkelheit – Den Göttinnen Hikari-kami-sama und Yami-kami-sama. Da sie aussahen wie das Spiegelbild des jeweils Anderen, wurden sie auch „Die Zwillinge“ genannt, auch wenn sie biologisch nicht verwandt waren. Da sie überhaupt nicht biologisch waren. Sie hatten zwar eine Hülle, waren allerdings nicht aus Fleisch und Blut. Genau so war es auch mit den anderen Wächter Göttern: Der Gott des Windes, Kaze-kami-sama; die Göttin des Klimas, Kikou-kami-sama; der Gott der Illusionen, Gensou-kami-sama; der Gott der Natur, Shizen-kami-sama; der Gott des Feuers, Hii-kami-sama; die Göttin des Wassers Mizu-kami-sama; der Gott der Zeit Toki-kami-sama und der Gott der Erde, Tsuchi-kami-sama. Die Wächter glauben daran, dass diese Gottheiten die Welt erschaffen haben und mit ihrer Macht den Lebengrundstein legten. Zu sagen, dass sie die alleinigen Erschaffer wären, wäre ein Irrtum. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es auch sieben weitere Individuen, die sieben Teufel (hier war von Tao eine Anmerkung geschrieben, dass man nähere Auflösung über diese in Dämonen Enzyklopädie Teil Eins finden würde). Der Name des Anführers war den Wächtern ein dreifaches Fragezeichen. Die Wächter taten sich mit den Dämonen zusammen und gestalteten die Welt nach deren Vorstellungen.

Dies war der Beginn für sowohl die Wächter als auch die Dämonen.

Schon damals waren deren Kulturen wild unterschiedlich, genauso wie deren Anschauung der Dinge. Dennoch: Es herrschte Frieden. Die Welt, die damals nur den beiden Parteien gehörte, wurde gerecht in verschiedene Gebiete eingeteilt, ohne jedoch unüberwindbare Grenzen zu legen. Wächter lebten zusammen mit Dämonen, wie auch umgekehrt. Ja, es existierte Liebe zwischen ihnen. Doch trotzdem wurden schon damals kleine und große Intrigen gegeneinander geschmiedet… Das Verhandeln über die Gebiete lief nicht immer ohne Streit. Eine von diesen kleinen Intrigen steigerte sich drastisch, sie schien das Gleichgewicht in fürchterlicher Gefahr zu bringen: Yami-kami-sama verliebte sich in Luzifer – des Dämonen Anführers rechte Hand.

Hikari-kami-sama machte ihren Widerwillen gegen diese Beziehung recht deutlich, aber die Macht es zu verbieten hatte sie nicht. Damals gab es immerhin noch nichs was solch eine Bindung verbat, auch wenn Yami-kami-sama zusammen mit ihrem „Zwilling“ das Oberhaupt, des Wächtertums darstellte. Auch als Yami-kami-sama mehrere Jahre später, zwei gesunde Wächterkinder, Youma und Silence, zur Welt brachte, sagte sie nichts, auch wenn Hikari-kami-sama das Unheil das auf sie zukam vorausahnte. Jahrhunderte vorher hatte Hikari-kami-sama ihren Nachkommen Light und auch Hikaru erschaffen. Die beiden sollten den Posten übernehmen, sobald Hikari-kami-sama ihre unsterbliche Hülle aufgeben würde und somit sterben würde. Sie wusste dass ihre Zeit abgelaufen war.

Es vergingen noch weitere fünf Jahre, ehe das eintrat was Hikari-kami-sama vorausgesehen hatte. Doch anders als erwartet. Nachdem Luzifer seiner Geliebten die grausame Wahrheit erzählt hatte, dass er sie nur ausgenutzt hatte, um näher an Hikari-kami-sama ranzukommen, hatte die Lichtgöttin damit gerechnet, dass er sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Sie hatte ihm so viel Vertrauen geschenkt das sie nicht annahm das er auch die Mutter seiner Kinder töten wollte – das er sie trotz der Umstände liebte. Doch da hatte sie ihm wohl zu viel Vertrauen geschenkt, denn Luzifer wollte tatsächlich als erstes Yami-kami-sama töten. Das konnte ihre „Schwester“ nicht zulassen. Sie starb an ihrer Stelle, sie opferte sich und riss Luzifer mit in den Tod. Yami-kami-sama konnte damit nicht weiter existieren und beging Selbstmord.

Vorher jedoch trug sie jedoch ihre letzte Bitte Light vor: Er sollte ihre zwei Kinder aufnehmen und sie vor ihrer dämonischen Hälfte schützen…
 

Während des Lesens war Green, versunken in ihren eigenen Wurzeln, durch den Tempel gegangen. Sie wusste genau so sie hinwollte, so sehr das sie gar nicht auf den Weg zu achten brauchte, ehe sie ankam. Sie klappte das Buch zwar zu, hielt aber den Finger, dort wie sie aufgehört hatte zu lesen.

Die Hikari befand sich in einer riesengroßen Licht durchflutenden Halle, denn zwischen den einzelnen Statuen waren glaslose Fenster, die vom Boden bis hoch zur Decke gingen. Diese Halle lag Richtung Himmel, so dass man, wenn man aus den Fenster sah, nichts außer Wolken sah.

Green ging auf die drei mittleren Statuen zu. In der Mitte stand Hikari-kami-sama, rechts neben ihr Light und zu ihrer linken Hikaru. Hikari-kami-sama war hingegen zu den anderen Statuen eher simpel gehalten, auch ihr Kleid wirkte im Gegensatz zu den Kleidern die die Hikari heutzutage trugen, fast schon billig. Sie trug nicht viel Schmuck. Nur an den Handgelenken baumelten Ringel herunter. Ihre langen Haare gingen fast bis zu ihren Knien, es sah fast aus wie ein schützender Umhang. Ihre Pose war ebenfalls recht simpel, sie hielt ihre Hände vor ihrer, recht flachen, Brust, in einem kleinen Abstand waren die Handflächen von einander platziert worden, so das gerade mal ein Glöckchen darin Platz hatte. Eins mit den merkwürdigsten Flügeln die Green bei einem Hikariglöckchen jemals gesehen hatte: Die Flügel schienen mit ihren Armen zu verlaufen, sie schlängelten sich fast hoch bis zu ihrer Schulter.

Dann sah Green zu Hikaru. Sie war ziemlich klein. Zwar waren alle Statuen über der Lebensgröße, dem Wächter neben ihr, ging sie gerade mal bis zur Hüfte. Auch ihr Aussehen, ähnelte dem eines naiven Kindes, doch ihre Augen verrieten, dass sie alles andere war als ein unschuldiges Kind. Ihre Augen waren erwachsen, reif und wollten so gar nicht zu ihrem rundlichen Gesicht passen. Als hätte der Bildhauer, der diese Skulptur geschaffen hatte, die falschen Augen gehauen. Auf irgendeine Weiße fühlte Green sich, wenn sie diese Augen ansah, an Shaginai erinnert. Sie waren genauso abschätzend und man fühlte sich als würde Hikaru einen stumm anklagen. Um das Bild noch abstrakter zu machen, hatte sie ein kindliches Lächeln.

Hikarus Haare waren zu eleganten Zöpfen gebunden, die mit großen Schleifen zusammen gehalten wurden. Im Gegensatz zu ihrer Schöpferin, trug sie detaillierten und recht kostbaren Schmuck: An ihrer Stirn, an ihren Ohren, Handgelenken und am Hals. Dem Kleid fehlte es ebenfalls nicht an Details, auch wenn ein Großteil davon bedeckt war, das Hikaru das heilige Regelbuch (zu Greens Verwunderung, hatte es sich über die Jahrhunderte überhaupt nicht verändert) in ihren Armen hielt und ohne das Green den Teil über Hikaru gelesen hatte, wusste sie das diese Hikari für die Regeln verantwortlich war.

Green sah zum letzten der drei, zu Light. Ihn hatte sie schon oft gesehen; Er war eins der beliebtesten Motive. Alle diese Kunstwerke mit ihn, zeigten ihn wild unterschiedlich, sie Haare mal so mal so, auch im Kleiderstil waren sie sich nie einig geworden, die Sache mit dem Schmuck ebenso. Doch eins hatten sie alle gemeinsam: Light war überall wunderschön. Und das auf eine Weiße, die einem das Herz höher schlagen ließ. Was auch passierte als Green ihn hier ansah. Seine Schönheit war nicht das bloße Äußere, wie es bei Mary der Fall war, sondern größtenteils, kam es von seinen Inneren. Selbst hier, wo er nichts weiter war als bloßer Stein, strahlte seine Schönheit aus seinen Augen, seinem Gesichtszügen, seiner Haltung… Green sah sich seine Augen an und sie schämte sich das ihr gerade dieses Adjektiv einfiel, doch es gab kein anderes, welches besser zu diesen Augen gepasst hätte:

Rein.

Sie waren unschuldig, sogar ein wenig naiv und doch, so unmöglich das auch klang: Sie wirkten auch reif, erfahren und… Green wagte es kaum diesen Vergleich aufzustellen, doch Lights weiße Augen hatten das gleiche vertrauensvolle wie auch das dunkelgrün von Gary…

Der Vergleich kam Green unlogisch vor. Aber es war einfach so.

Die Hikari zwang sich daran nicht zu denken und schüttelte den Kopf. Sie sah wieder zu Light.

Er hatte ein liebes Lächeln, was einem fast schon „ou“ sagen ließ. Seine Augen unterstrich das nur noch weiter. Auf seiner Stirn lag ein verziertes Diadem, welches von seinen Haaren fast verdeckt wurde. Diese waren teilweiße kurz, allerdings gingen zwei Strähnen, bis über seiner Brust. Seine Kleidung war luftig, an seiner Hüfte jedoch zusammen geschnürt und das ließ darauf schließen, dass er ziemlich dünn war. An seiner Hüfte hing zu Greens Überraschung eine reich geschmückte Schwertscheide. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er kämpfen konnte. Nein, eher das er den Willen dazu hatte.

Greens Blick wanderte zu seiner linken Hand, indem er eine Wage hielt. Eine Wage? Green guckte näher hin – ja es war wirklich eine Wage. Auf dessen Flächen auf der einen Seite eine antike Sonne zu sehen war und auf der anderen einen antiken Mond – in absoluter Balance.

Sollte das womöglich darauf hindeuten, dass er versucht war das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit zu halten?

Seine andere Hand streckte er nur ein wenig aus. Fast so als würde er einen einladen seine Hand zu ergreifen. Wenn sie nicht zu weit oben wäre, hätte Green sie wahrscheinlich auch ergriffen. Einfach um zu sehen, ob es wirklich nur Stein war.

Die Hikari schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Steinboden sinken, um weiter zu lesen. Sie brauchte nicht lange um die Textstelle zu finden…
 

Light willigte ein und versprach Yami-kami-sama ihre Kinder aufzuziehen, als wäre er der Vater. Das tat er auch. Er liebte sie, wie seine eigen Fleisch und Blut – was wahrscheinlich auch der Grund war, wieso er die Augen vor der Wahrheit verschloss. Denn mit zunehmendem Alter wurde der eine der beiden, immer brutaler. Er hatte die Macht die das Blut seines Vaters ihm verlieh nicht unter Kontrolle und egal wie sehr Light versuchte, ihm zu helfen: Es wurde eher schlimmer als besser. Youma fand nur Zuflucht bei seiner Schwester, die zugleich auch seine geliebte Verlobte war. Doch auch ihre gemeinsame Liebe konnte ihn nicht von der Teufelsspirale befreien, die Steil bergab ging… Die anderen Götter wollten dem nicht länger zuschauen, sie befürchteten dass er eine Gefahr für das Wächtertum darstellen würde – Light schützte Youma vor dem Todesurteil, um es jedoch nur noch schlimmer zu machen. Youma tötete viele Wächter, darunter einige der direkten Götternachkommen und diesmal… konnte Light ihn nicht vor dem Todesurteil schützen. Doch Youma konnte sich befreien und tat das womit niemand gerechnet hätte: Er tötete seine geliebte Schwester, Silence. Ohne mit der Wimper zu zucken und das konnte nur von einer Sache begründet werden: mit Machtgier. Mit Machtgier. Denn Wächterzwillinge haben immer eine zweigeteilte Macht, die gerecht aufgeteilt ist und die größte Wirkung erzielt, wenn sie zusammen eingesetzt wird. Indem er seinen Zwilling tötete und ihr das Glöckchen, welches auch das Zeichen der Yamis war, wegnahm, übertrug sich ihre Macht auf ihn und damit war er mächtig genug um Light umzubringen. Vielleicht, wenn Light sich gewährt hätte, hätte er Youma besiegen können, doch er liebte ihn zu sehr und konnte nicht gegen seinen Sohn kämpfen… und starb.
 

„Hikaru war diejenige die Youma versiegelte und in der Zeit einschloss. Niemand weiß was Youma zu diesem Akt geführt hat. Ob es Machtwahn war, eine Arglist der Dämonen oder ein völlig anderer Antrieb: Er ist unbekannt.

Nach dieser Tragödie brach das System völlig zusammen. Hikaru untersagte sämtlichen privaten Umgang mit den Dämonen. An Frieden war nicht mehr zu denken… und seitdem hat es auch niemals mehr jemand versucht…

Nächstes Kapitel: Der blutige Weg zum ersten Elementarkrieg…“
 

Den ganzen Abend über war Green mit den Gedanken bei dem Buch und ihren Wurzeln, auch auf das Kochen konnte sie sich nicht konzentrieren und machte so etwas Simples: Pfannkuchen. Sie musste jedoch höllisch aufpassen dass sie nicht kohlrabenschwarz wurden. Sie hatte jetzt zwar die Antwort bekommen, wie sie hieß und wer sie war, aber beruhigen tat sie das nicht. Viel eher das Gegenteil. Denn was wollte sie überhaupt von ihr? Green hatte überhaupt nichts mit diesen alten Geschichten zu tun! Oder machte sie sich nur einen Spaß aus Greens Angst? Nein, das wäre doch ein viel zu großer Aufwand. Dazu kam dass sie angedeutet hatte, dass sie Green für irgendetwas brauchte. Aber für was? Für Rache? Rache woran? An ihren wahnsinnigen Bruder? Nein, das konnte es nicht sein… Youma glich tot – okay sie war auch tot, wohl kein gutes Argument. Warum konnten die Untoten nicht einfach von Green fern bleiben….

Die Hikari rief ihre zwei Mitbewohner zum essen, die sofort angerannt kamen und sich über das Essen stürzten. Pink liebte Pfannkuchen, aus dem einfachen Grund weil sie über jeden so viel Schokolade kippte, das ihr ganzer Teller schwamm.

„Pink!“, rief Green als der Teller ihrer Cousine beinahe am überschwappen war.

„Pass doch auf, ansonsten ist gleich der ganze Tisch voll damit – obendrein ist das die letzte Dose Schokolade. Also musst du sparen. Die nächste Schokolade kaufe ich erst wieder, wenn das Geld da ist. Also noch gut 15 Tage in denen wir sparen müssen.“

„WAS?! Aber, Green-chan! Ohne Schokolade-kun schmeckt das doch nicht! Denn fehlt da doch was!“ Sie schwenkte wild mit den Armen und Kari wich ihr aus. Green beachtete das nicht. Sie schob fein ein Stück in den Mund und legte danach die Gabel beiseite. Der Appetit fehlte ihr. Über das Geschreie von Pink hinweg, konnte Green Kari fragen hören, wo Gary und Siberu waren. Green biss sich auf die Unterlippe. Das war etwas worüber sie nicht nachdenken wollte.

„Nicht da.“

„Vorhin hab ich sie aber noch gesehen.“ Green biss sich jetzt so fest auf die Lippe dass es wehtat.

„Warum fragst du dann?“, antwortete sie ein wenig unwirsch. Kari ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Sie haben nach dir gefragt.“ Green sah auf, jetzt schmeckte sie schon das Blut in ihren Mund.

„Ach wirklich? Was wollten sie denn?“

„Findest du nicht, dass du rüber gehen und sie selbst fragen solltest?“ Green gefiel nicht wie Kari mit ihr sprach. Es passte gar nicht zu ihr so herrisch zu sein und ihr Blick war vorwurfsvoll. Doch die Hikari schaute nur beiseite und schob ihren Teller weg.

„Darf ich, Green-chan?“ Die Angesprochene war froh darüber das Pink sich einmischte, Karis Blick hatte sie jedoch immer noch an ihr haften.

„JUHUUU!“, schrie Pink erfreut als Green ihr ihren Teller reichte. Sofort wurde der Rest der flüssigen Schokolade aus der Tube gequetscht und Pink sah aus, als würde sie den Schokoladenpfannkuchen umarmen wollen.

„Sie machen sich Sorgen um dich, Green“, fing Kari wieder an. Die Angesprochene schloss genervt die Augen.

„Ich hab sie nicht darum gebeten.“

„Was ist nur los mir dir?“ Ein Hauch von Verzweiflung spielte in ihrer Stimme.

„Nichts.“

„Aber du hast sie doch so vermisst… warum willst du jetzt nicht mit ihnen zusammen sein? Es ist doch alles wieder normal.“ Green musste ein ironisches Lachen zurückhalten.

Normal!? Nichts war normal!

„Das verstehst du nicht, Kari“, brachte Green heraus ohne den Mund richtig zu öffnen. Dann stand sie auf und deckte den Tisch ab. Dabei versuchte sie Karis Blick zu entfliehen, er war immer noch missfällig und bewirkte genau das was Kari im Sinn hatte. Schlechtes Gewissen. Was das Mädchen allerdings nicht wissen konnte, war das Green auch ohne ihren Tadel Gewissensbisse hatte. Natürlich wollte sie zusammen mit Siberu und Gary essen! Natürlich wollte sie mit ihnen reden! Natürlich wollte sie den beiden von ihren „Problem“ erzählen… und natürlich wollte sie nicht dass sie sich Sorgen um sie machten. Aber.. es ging einfach nicht! Denn wer wusste was diese Silence bereit war zu tun, um ihr Ziel zu erreichen? Wenn sie womöglich genauso wahnsinnig war wie ihr Bruder?! Green wollte Siberu und Gary nicht in Gefahr bringen. Niemals! Sie würde allein mit diesem Problem klar kommen, sie würde es alleine ausbügeln und sie würde die Beiden nicht damit hinein ziehen. Auch wenn Green damit ihre Beziehung in Gefahr brachte… dieses Risiko musste sie eingehen um deren Sicherheit zu gewehrleisten.

Als Green gerade den Abwasch beendet hatte und den Teller in den Hängeschrank zurück stellte, überkam sie wieder das Gefühl und sofort wusste sie das sie wieder da war. Doch stur ließ die Hikari sich nichts anmerken. Green tat so als wäre sie nicht da und drehte sich um. Das Einzige was sie da entdeckte war Karis und Pinks verwirrten Blick. Warum sahen sie Green so an? Konnte man ihr etwa die innere Angst ansehen, die Green doch so krampfhaft versuchte zu überspielen?

Doch etwas ganz Anderes fiel Green da auf: Warum konnte keiner der beiden Mädchen Silence‘ Gegenwart spüren? Kari – okay, ihre Wächterfähigkeiten waren gleich null – aber Pink? Sie müsste doch etwas spüren, auch wenn sie dieses Gefühl wahrscheinlich nicht verstehen würde. War Green etwa wirklich die Einzige die davon etwas mitbekam?

„Green-chan ist was?“ Die Angesprochene schüttelte stumm den Kopf und sagte dann:

„Ich muss noch Hausaufgaben machen… In der Truhe ist Eis.“ Pink sprang wie vom Blitz getroffen vom Stuhl, überrannte auf ihren Weg zum Kühlschrank beinahe Kari und Green hörte nur noch wie sie die halbe Kühltruhe auseinander riss, als sie das Eis herauszog. Doch als die Hikari ihre Zimmertür hinter sich schloss, schienen Pinks schrille Geräusche zu einer anderen Welt zu gehören: In Greens Zimmer war es absolut still.

Wie vorausgesehen erblickte Green sie. Sie stand an Greens Nachtschrank, so real als wäre sie aus Fleisch und Blut. Doch im Spiegel war sie dennoch nicht zu sehen.

Sie sah nicht auf als Green herein kam, ihr Blick lag auf etwas, was auf dem Schränkchen stand. Es war das eingerahmte Foto, von ihr, Siberu, Gary und Firey, welches vorher in der Stube gestanden hatte. Nachdem Green es selbst zerstört hatte, hatte sie einen neuen Rahmen gekauft und es somit wieder repariert. Hinter diesem Foto standen noch zwei weitere: Eins mit Green und Grey drauf und das Letzte zeigte das Trio, Gary, Siberu und Green.

„Fass sie nicht an!“, sagte Green als Silence die Hand nach dem letzten Foto ausstreckte. Aus dem Profil her schaute sie die Hikari an, den Kopf immer noch gesenkt und ein neckisches Lächeln auf dem Gesicht.

„Vergisst du nicht etwas? Ich bin tot. Ich kann keine Dinge berühren. Aber weißt du was? Ich werde dir etwas zeigen… schau gut hin und lerne.“ Green erstarrte als ihre Hand lila aufleuchtete und sich im selben Moment das Bild erhob.

„Stell es wieder hin! Sofort!“ Green wusste nicht warum sie darüber so wütend war, warum es Silence so einfach war sie zu reizen. Doch sie fühlte sich, als würde Silence sich über ihre Freundschaft mit Gary und Siberu lustig machen – und das durfte niemand. Die Hikari durften es nicht und sie schon gar nicht!

„Wenn es um die Beiden geht, bist du plötzlich selbstbewusst.“

„Ich bin immer selbstbewusst.“ Ihr Lächeln wurde zu seinem spöttischen Grinsen, doch Green achtete nur auf das Bild, welches jetzt zwei Meter über den Boden schwebte und hin und her schaukelte.

„Irrtum, kleine Hikari-sama. Du bist nicht so selbstbewusst wie du selbst glaubst. Ohne diese zwei wärst du gar nichts. Alleine auf dich gestellt bist du schwach, du bist immer auf jemanden angewiesen da du noch etwas mehr fürchtest als die Kälte…“ Greens gesamte Wut verrauchte und damit auch ihre Selbststärke. Woher wusste sie von ihrer Angst…?

Silence kicherte und ehe Green es überhaupt gelang zu blinzeln, löste sie sich auf und die unsichtbaren Fäden an dem das Bild vorher zu hängen schien, wurden durchgeschnitten. Green verdankte es ihrer Sportlichkeit und ihren guten Reflexen, dass es ihr noch in letzter Sekunde gelang das Foto aufzufangen. Sie hielt es fest an ihrer Brust gedrückt als sie sich aufrichtete. Gerade als sie sich umdrehen wollte, spürte sie das Silence genau hinter ihren Rücken stand.

„…und weißt du was das ist? Es ist ein ganz simples Gefühl… für das du dich überhaupt nicht zu schämen brauchst, kleine Green…“ Das Opfer spürte das Silence ihre eiskalte Wange an ihre legte und wollte am liebsten aufschreien, doch ihr Körper war erstarrt.

„Es ist die Einsamkeit. Deine größte Angst…“ Selbst wenn Green darauf eine Antwort gefunden hätte, sie konnte nicht antworten, so dass Silence ungehindert fortfuhr:

„Woher ich das weiß? Ich erledige meine Arbeit gründlich und es ist lange her das ich…“ Green spürte wie beim ersten Mal Silence‘ eiskalte Hände, die sich um ihre Schultern legten und wieder hatte sie es gewählt unsichtbar zu bleiben.

„… So ein interessantes Bindeglied wie dich hatte.“

„…Bindeglied?!“ Greens Stimme war nicht mehr als ein Keuchen. Dennoch dachte sie fieberhaft darüber nach wie sie sich wehren sollte. Allerdings, wusste sie nicht einmal gegen was, denn Silence war immerhin unsichtbar, ihre Hände konnte Green nur erahnen und hatte sie nicht selbst gerade gesagt, dass sie nichts anfassen konnte? Wie konnte Green da ihre Berührung so deutlich spüren und sich völlig wehrlos ausgesetzt fühlen?

„Lass mich los… Silence!“ Green konnte es nicht fassen, die Angesprochene tat es tatsächlich und vor purer Erleichterung fiel die Hikari auf die Knie. Silence hatte sich wieder sichtbar gemacht und schwebte, die Beine übereinander geschlagen, in der Luft.

„Na geht doch. Ich hatte schon befürchtet, du würdest ewig brauchen. Ja, mein Name ist Silence. Hoch erfreut dich kennen zu lernen, Hikari-sama!“ Sie kicherte wieder, als wäre das ein Witz worüber man lachen sollte. Doch schnell fasste sie sich und fuhr mit ihrem Gespräch fort:

„Wie hast du es herausgefunden?“ Die Angesprochene sah sie ein wenig verunsichert an.

„Durch ein… Buch.“ Silence lächelte und dies war nicht das Lächeln was Green bis jetzt bei ihr gesehen hatte. Es war ein sanftes, fast schon liebes Lächeln.

„Tao hat einen tollen Schreibstil, nicht? Er ist wahrlich ein Genie.“ Die Art wie sie dies gesagt hatte, war ebenfalls anders. Genau wie ihr Lächeln, war ihre Stimme sanft und die Art wie sie seinen Namen gesagt hatte, hatte etwas Vertrauliches.

Silence schien zu merken, woran Green dachte und sofort schlug ihr Gesichtsausdruck wieder um, doch sie sagte nichts, so dass die Hikari es wagte.

„Aber was habe ich damit zu tun…?“

„Gar nichts. Du hast einfach nur das traurige Pech, in diesem Jahrhundert Hikari zu sein. Da du jetzt auch von meinem verfluchten Bruder weißt, kann ich ja offen mit dir reden.“ Green hatte es geahnt. Es hatte wirklich alles mit Youma zu tun. Wurde sie wirklich zum Racheobjekt? Aber wie sollte Green Silence zu nutzen sein…? Wollte sie das… überhaupt wissen…?

Silence fuhr ungehindert fort:

„Youma wird zurückkehren. Das kann in ein paar Jahren passieren, oder gleich schon Morgen. Und wenn es soweit ist, werde ich ihn freudig willkommen heißen.“ Die Art wie sie das gesagt hatte, ließ darauf schließen, das dass „freudig“ sehr blutig werden würde.

„Und da kommst du ins Spiel.“

„A…Aber ich… ich hab keine Chance gegen ihn! Wie kann ich dir da zu nutzen sein…?!“ Silence lächelte Green heimtückisch und eine Spur von Gier war auch in ihrem Lächeln versteckt. Green wich automatisch einen Schritt zurück.

„Du missverstehst! Das einzige was ich an dir brauche ist…“ Silence landete wieder und ehe die Hikari sich versah stand sie genau vor ihr, keine zehn Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Green konnte nicht zurück weichen, sie stand schon an der Wand – keinen Fluchtweg.

Die tote Wächterin zeigte mit dem Zeigefinger auf Greens Oberkörper und sagte:

„Deinen Körper.“ Die Hikari hatte keine Zeit zu reagieren, denn kaum hatte Silence die Worte ausgesprochen, sagte sie mit einem triumphierenden Grinsen schon das nächste:

„Ich rufe die 17te der verbotenen Kunst: Todestanz!“

Green wusste dass sie dies nur auf Grund der verbotenen Kunst tat. Sie hatte es immerhin bei Nocturn gesehen. Dennoch, die zwei Sekunden in denen die Hikari noch zum denken und fühlen fähig war, wurde ihr bewusst das ein weibliches Individuen ihre Lippen mit den ihren vereinte. Egal zu welchen Zweck: Green wollte es nicht. Ihr ganzes Sein kämpfte dagegen an, nur um ein paar Sekunden heraus zu kämpfen, ehe die Hikari sich von einer fürchterlichen Kälte überspült fühlte und bewusstlos zu Boden fiel…
 


 

(Fertig gestellt: 05.05.07)
 

Erstma ein kleines Wörtchen der Autorin: So, das wird das letzte Kapitel in diesem Monat nimm ich an… fünf Tage und meine sämtliche Prüfungen fangen an -_- der einzige Grund, warum ich dieses Kapitel überarbeitet und hochladebereit gemacht habe (es fehlte nämlich nur das Ende – der Rest stammt noch von März) ist weil ich Heute keinen Nerv mehr auf lernen habe: Gestern ist mein Computer zerstört worden. Unter einem Formatierungsfehler sind meine sämtlichen Dateien verloren gegangen… unter anderen Himi. Zum Glück bin ich mit meiner ff so paranoid, dass ich sie am gleichen Tag durch Zufall extern gespeichert hatte. Aber meine Dokumente, Notizen, angefangene OneShots, Bilder, Musik, Fonts – etc alles weg. Zum Glück hat Himi überlebt uu° Ich stehe also wunderbar auf dem trockenen… und da hatte ich garantiert keinen Nerv mehr auf lernen – also Himi xD Gut, genug ausgeheult *sich hau*

Zur Vorschau:
 

Saiyon: Die arme Green ;____;° Sie muss so viel durchmachen ><!! *flenn* Mein Engel, ich bin in Gedanken bei dir *Green Plüschi umarm* Im nächsten Kapitel ist auch keine Besserung in Sicht… nein es wird sogar schlimmer…! Sie weiß nicht mehr was sie machen soll, ist ratlos und kämpft sich mit schmerzhaften Lügen durch. UND…!!!!

Autorin: Saiyon: Es gibt noch andere Charas als Green….

Saiyon: ABER!! ;___; …aber, ich rede doch nicht über Halbdämonen? Die sind doch sowieso unwichtig. Natürlich stellen sie auch ihre Vermutungen auf, aber das bringt Green auch nichts! Die sollten sie lieber in Ruhe lassen, das wäre das Beste. Und warum verbrüdert sich diese Kari mit denen?! Das ist Verrat >u<!!! Aber Green braucht im nächsten Kapitel dringend jemand der ihr zuhört… Komm zu mir, ich helfe dir TT! Denn durch Silence findet sie nicht nur vergangenes heraus… sondern auch die Pläne der Hikari… daher heißt das nächste Kapitel auch „Verbotene Existenz“!

Verbotene Existenz

Verbotene Existenz
 


 

Der kleine Zeiger der Uhr überschritt die zwölf, damit war es eine Minute nach neun und immer noch kam Green nicht aus ihrem Zimmer. Obwohl sie schon in der Schule sein müsste. Kari wand sich von der Uhr ab und versuchte sich wieder auf ihre Cornflakes zu konzentrieren. Pink, die ihr gegenüber saß, kicherte vor sich hin, da sie gerade dabei war aufgenommene Hello Kitty Folgen zu sehen. Kari war absolut nicht nach Lachen zumute. Wie konnte Pink nur so ruhig sein, wenn Green sich so schrecklich merkwürdig benahm? Gerade eben wieder. Wie die letzten drei Tage. Gary und Siberu waren gekommen um sie für die Schule abzuholen. Doch Green hatte nur gesagt, sie hätte keine Zeit. Gary war beim ersten Tag beinahe an die Decke gegangen, beim zweiten Tag konnte er sich noch zurück halten und heute hatte er gar nichts gesagt. Siberu hatte das nicht weiter gestört, er hatte gesagt er könne sich auch besseres vorstellen, als zur Schule zu gehen und hatte Green zu einer Shoppingtour eingeladen – doch auch die hatte Green abgelehnt. Sie sagte immer wieder, dass sie keine Zeit hätte, weil sie etwas für Tinami tat. Niemand hatte ihr geglaubt. Bis Tinami gestern Abend selbst bezeugt hatte, dass Greens Aussage der Wahrheit entsprach. Sie führten Updates und Übungen mit dem Stab durch. Garys Skepsis war dadurch nicht verschwunden. Kurz darauf hatte er Kari im Treppenhaus gefragt ob Green keinen Schlaf bekäme (immerhin schliefen Green und Kari zusammen in einem Bett). Das war auch etwas was Kari bemerkt hatte. Die dunklen Ringe unter ihren Augen wurden immer deutlicher, es sah aus als hätte sie seit Ewigkeiten keinen Schlaf mehr gefunden. Doch das konnte nicht sein, erklärte Kari ihm, denn sie versicherte ihm dass sie jede Nacht schlief. Schlafen konnte man das schon fast nicht mehr nennen, fügte das Mädchen achselzuckend hinzu. Green schliefe als wäre sie tot. Sie drehte sich kein einziges Mal im Schlaf, sie zuckte bei keinem Laut zusammen, sie war nicht zu wecken und ihr Atem war fast unhörbar. In der ersten Nacht hatte Kari befürchtet sie wäre tot, doch ihr Herz schlug regelmäßig.

„Aber es gibt noch etwas Anderes. Etwas was viel merkwürdiger ist.“ Kari sah beängstigt aus als sie nach Garys Aufforderung fortfuhr:

„Schwester Green… spricht mit sich selbst.“

„Was?“ Kari nickte und sagte nun ein wenig verzweifelter:

„Ja! Sie führt Selbstgespräche!“

„Und was… sagt sie?“ Kari sah nachdenkend zur Seite und sagte:

„Merkwürdige Dinge… „Geh weg“, „Lass mich“, „Ich will das nicht, dass weißt du“ und „Fass mich nicht an“…“
 

Siberu sah leicht genervt zu wie Gary zum Xten mal eine Textpassage in dem dicken Buch vor sich lass. Jedes mal wenn er sie wieder lass, raufte er seinen Pony und fluchte. Nach dem Fluchen war Siberu auch zumute.

„Aniki. Deine Theorie kann unmöglich stimmen. Zwar passen die Symptome, aber…ein Incubi? Selbst ich weiß, das jeder Dämon, jedes magische Wesen, eine Aura besitzt und Incubi gehören dazu. Das ka-“ Gary unterbrach ihn mit einem vielsagenden Blick.

„Es gibt Ausnahmen.“ Der Rotschopf hob die eine Augenbraue und lehnte sich vor. Fast so als müsste er Rücksicht nehmen sagte er:

„Nocturn-sama ist tot.“

„Ich rede nicht von Nocturn-sama. Aber warum sollte er der einzige Dämon sein der keine Aura besitzt?“ Der Rotschopf schien nachdenklich geworden zu sein.

„…Green-chan würde uns jawohl davon erzählen, wenn sie von einem Incubi terrorisiert wird.“ Incubi waren eine sehr seltene Dämonenrasse, jedoch eine der Mächtigsten. Im menschlichen Mittelalter waren sie als Traumfresser bekannt, als auch Nachtmahre. Sie waren immer männlich und als die Menschen noch an Dämonen glaubten, schrieb man den Incubi zu, dass sie die Ursache der Alpträume wären. Das Einzige was daran der Wahrheit entsprach war, dass sie ausschließlich männlich waren. Alles Andere waren menschliche Hirngespinste. Die Incubi konnten sich durch Alpträume ernähren und sind die einzigen Dämonen denen das Gedankenlesen zugeschrieben wurde.

Doch etwas ganz Anderes wurde ihnen ebenfalls zugeschrieben und dies ließ Siberu die Farbe aus dem Gesicht weichen. Denn Incubi waren für ihre ausgeprägten sexuellen Gelüste bekannt und gefürchtet.

„…Was hat Green-chan noch mal gesagt…?“, fing der Rotschopf an.

„….“Fass mich nicht an““

„….“Ich will das nicht, das weißt du“…“

Die beiden Brüder sahen sich mit steinender Miene an, brachten keinen Ton heraus. Siberu war der Erste der sich regte.

„...Stell dir das vor Blue… unsere Green-chan von einem Incubi…vergewaltigt…!“

„…Das stell ich mir nicht vor…“

„…Ich hab schon so….Dinge gehört… welche Methoden die einsetzen….“

„…Silver… lass das.“

„…Sie machen vor gar nichts halt… das ist die schlimmste Art der Vergewaltigung…!“

„…Halt die Klappe!“

„… und sie suchen immer exotische Opfer.“

„…was?“

„… angeblich konkurrieren sie sich damit… da ist unsere Green-chan… als Hikari…“

„…das gefundene Fressen…?“

….

….

„AAAAAAAAAAAH GREEN-CHAN!“ Und ehe Gary etwas tun konnte, war Siberu aufgesprungen, schlug die Tür auf, rannte durch das Treppenhaus, ohne zu fragen in Greens Wohnung und stoppte erst in ihren Zimmer.

„GREEN-CHAN! KEINE SORGE ICH BIN HIER UND WERDE DICH VOR JEGLICHEN PERVERSEN SCHÜTZE…n?!“ Leer. Das Zimmer welches sich vor ihm befand war leer. Keine Green.

„Dann solltest du bei dir selber anfangen, Silver“, sagte Gary als er seinen Bruder nachgelaufen war und nun neben ihn stand.

„Green…chan?“

„Sie ist bei Tinami!“, sagte Kari hinter ihnen, nachdem sie sich von ihrer Überraschung beruhigt hatte. Nicht jeden Tag platzte jemand in die Wohnung, als wäre eine Atombombe explodiert. Außer man lebte neben Halbdämonen.

Siberu schob die Unterlippe beleidigt nach oben.

„Das glaube ich erst wenn ich‘s sehe! Komm Aniki!“
 

Azura reichte Green das Glas Limonade und ihrer großen Schwester die Pockys. Mit einem erfreuten Quietschen, nahm Tinami sie entgegen. Green bedankte sich und Aura verließ das Zimmer um schwimmen zu gehen (sie hatten tatsächlich einen Pool im Keller). Die Hikari sah sich neugierig um. Noch nie war sie bei den Asukas im Wohnzimmer gewesen. Hier war es ordentlicher, auch wenn Tinami ihre Spuren hinterließ. Die gesamte rechte Wand war bedeckt mit einen atemberaubenden Aquarium, indem sich Fische in Hülle und Fülle tummelten. Es waren alle Südwasserfische, sie leuchteten in einem wunderschönen Meer aus Farben. Auch die Pflanzen wirkten sehr exotisch, ein wenig wie ein kleines Korallenriff. Green fühlte sich als wäre sie in einem Meeresmuseum. Die andere Seite des Zimmers bestand nur aus Glas und zeigte einen wundervollen Ausblick auf das offene Meer. An der Wand wo sich auch die Tür befand hingen und standen eingerahmte Fotos.

Tinami sah dass Green versuchte die Personen auf den Photos zu erkennen und sagte:

„Du darfst gern aufstehen und dir die Photos angucken, Ee-chan.“ Green nickte und stand, zusammen mit ihren Glas Limonade auf und untersuchte die Bilder. Jedes Photo zeigte dieselben drei Personen im Vordergrund: Tinami, Azura und Kaira. Tinami lachte oder grinste meistens in die Kamera, Azura lächelte schüchtern, hob ein zwei Mal die Hand und Kaira verdrehte die Augen oder sah finster und beleidigt drein. Typisch. Green musste ein Lachen unterdrücken, als sie sah das Kaira auf dem einen Bild Zöpfe trug. Es passte irgendwie nicht. Green fiel auf das die drei von Photo zu Photo älter wurden, auf dem ältesten Photo konnte Kaira gerade mal fünf Jahre alt sein, Tinami damit acht und Azura…?

„Sag mal, Tinami wie alt ist deine Schwester?“ Die Angesprochene sah nicht von ihren Minilaptop auf und antwortete:

„Sie ist einen Monat älter als du.“ Green verschluckte sich an ihrem Trinken und drehte sich geschockt um.

„Wie bitte?! Ich hab sie viel jünger geschätzt! Auf Pinks alter!“

„Right, sie sieht etwas jung aus für ihr alter! Aber das macht sie ja so knuffisch! Wie ein kleines Kuscheltier!“ Tinami lachte und knabberte an ihren Pockys. Green wand sich kopfschüttelnd wieder den Photos zu, diesmal schaute sie sich allerdings die Hintergründe an. Alles waren berühmte Sehenswürdigkeiten. Der Eifelturm, die Pyramiden, der schiefe Turm von Pisa, der Artemis Tempel, die Freiheitsstatue … etc. Erst da sah Green auf das größte Bild wo nicht nur die drei abgebildet waren, sondern auch Ilang, Daichi und… jemanden den sie nicht kannte.

„Wer ist das?“ Ohne dass Tinami aufsah sagte sie mit vollem Mund:

„Ki-kun.“

„Bitte sag es so dass ich es auch verstehe, Tinami…“

„Kunstbanause. Yuuki.“ Green sah über die Schulter zur Kikou.

„Dieser unehrliche Bruder?“

„Genau der! Er ist ein richtig knuffiger einer. Hat ein bisschen was von Si-kun weißt du? Vom Hobby her. Er kann sich nämlich unsichtbar machen und dies nutzt er ziemlich geschickt aus!“

„Ah… ein Nachwuchsspanner.“

„So kann mans sagen!“

„Wie steht Kaira zu ihm?“

„Nicht gut. Ai-chan verflucht ihren Vater dafür dass er fremdgegangen ist und, wie sie es so schön sagt „sowas bei rausgekommen ist“. Jedesmal wenn sie hier rein kommt, meint sie ich solle das Bild abhängen. Und das wo wir doch so ne schöne zeit bei Li-chan Zuhause hatten!“ Green sah wieder auf das Bild und entdeckte den enormen chinesischen Tempel. Sie hatte ihn für eine Sehenswürdigkeit gehalten…

„Da… Da wohnen Ilang und Daichi?!“ Tinami grinste.

„Seit Generationen in Wächterbesitz! Sie leben da allerdings nicht alleine. Dort leben noch weitere Shizen! Er liegt extrem versteckt. Very schwer zu finden! Ich kann gar nicht sagen wie oft wir uns auf den Weg hin verirrt haben!“ Green sah sich das Photo schweigend an, dann unterbrach Tinami sie:

„Was ist eigentlich der Grund für deinen Besuch?“ Green drehte sich um und lächelte.

„Ich wollte mich bei dir bedanken. Das du… für mich gelogen hast. Gestern.“ Tinamis Gesichts verdunkelte sich. Noch nie hatte Green Tinami so finster rein blicken sehen.

„Da gibt es nichts zu bedanken. Ich habe nur Euren Befehl ausgeführt, Hikari-sama!“

„Es tut mir leid! Du weißt wie schwer es mir fällt meinen Titel auszunutzen, aber mir blieb keine Wahl!“

„Es schien Euch nicht sonderlich schwer zu fallen.“

„Hör auf Tinami. Bitte.“ Tinamis finsterer Blick lockerte sich ein wenig und sie sagte:

„Und auch noch für so einen Zweck… um deine besten Freunde zu belügen.“ Green sah verletzt weg, sie musste sich umdrehen damit Tinami ihre Verzweiflung nicht sehen konnte.

„Es geht nicht anders“, ihre Stimme klang zum Glück gefasst.

„Was ist los mit dir, Ee-chan? Man könnte meinen du wirst verfolgt.“ Die Angesprochene drehte sich so um, dass Tinami ihr Profil sehen konnte und sagte, nach einem kopfschütteln und mit einem traurigen Lächeln:

„Bitte frag nicht. Ansonsten sehe ich mich gezwungen meinen Namen abermals zu missbrauchen.“ Tinami nickte nur und sah zu wie Green ihre Jacke nahm und sich für die Limo bedankte. Sie verabschiedeten sich voneinander und als die Hikari schon an der Tür war, sagte Tinami noch:

„Ich hoffe das Licht Hikari-kami-sama leuchtet dir den Weg.“ Green drehte sich nicht um, so konnte Tinami ihr ironisches Lächeln nicht sehen.

„Mein Weg ist so dunkel wie nie zuvor. Denn mir fehlen meine zwei Lichter… selbst Hikari-kami-sama kann sie nicht ersetzen.“
 

Als Green den Heimweg antrat hatte sich die Nacht über Tokio gesenkt. Aber da es eine Großstadt war, war es so hell wie am Tage. Die blinkenden Reklameschilder tauchten die Straßen in ein buntes Meer an Lichtern. Die vorbei rasenden Autos verwischten die Farben und ließen sie unwirklich erscheinen. Green achtete auf dieses Spektakel nicht. Sie ging einfach gerade aus, ohne wirklich zu sehen wo sie hin ging.

Green fühlte sich schrecklich allein, besonders jetzt wo sie sich zwischen dieser Menschenmasse befand, da verstärkte sich dieses Gefühl nur noch mehr. Es war lange her seitdem sie sich so gefühlt hatte. Doch dieses Gefühl fühlte sich an, als wäre es schon ewig da gewesen. Als ob die sonnigen Tage die sie mit Siberu und Gary zusammen verbracht hatte, zu einem anderen Leben gehörten und ihr nun nicht mehr zustanden. Wie lange war es eigentlich her? Eine Woche? Was? Nur so eine kurze Zeit? Green kam das irreal vor. Könnten sie doch nur Gedanken lesen… Denn könnten sie Greens stummen Hilfeschrei hören können. Nein!

Green schüttelte verbissen den Kopf. Nein, daran durfte sie nicht einmal denken. Die beiden durften nicht in diese Sache mit hineingezogen werden. Das hatte sie sich selber geschworen. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Denn Green spürte es. Sie wusste es. Mit Silence’ Auftauchen hatte etwas Großes Begonnen. Etwas was nicht nur Green was anging, sondern dem gesamten Wächtertum. Nahm Green nur einen Fehlschritt würde sie die gesamte Geschichte verändern und sie wollte sich nicht vorstellen, was dann passierte. Sie mochte ein Egoist sein, aber dieses Risiko nahm sie nicht in Kauf.

Aber Green hatte Angst. Schreckliche Angst. Sie wollte am liebsten schreiend durch die Straßen laufen, auch wenn sie wusste, sie könnte bis ans Ende der Welt fliehen es würde sie nicht retten. Doch… es gab einen Ort an den sie wollte und dieser war so nah… und doch so verdammt fern.

Green wünschte sich nichts sehnlicher als sich in Garys Arme zu flüchten. Alles wollte sie ihm anvertrauen, sie würde ihm auch ihre peinliche Angst beichten, auch wenn sie diese… wahrscheinlich in seiner Gegenwart völlig vergessen würde. Denn: Es gab keinen sicheren Ort, als bei Gary…

„Was für kitschige Gedanken. Soll ich dir Blumen und Herzen besorgen? Würden gut zur Atmosphäre passen, nicht?“ Green blieb wie angewurzelt stehen, dabei stieß sie gegen einen Passanten der sie genervt anschnauzte, doch das Mädchen hörte es nicht. Egal wie viel Zeit vergehen würde, Green würde sich nie daran gewöhnen und immer wieder fühlte sie sich wie… Kanori. Genau so musste Kanori sich gefühlt haben, als er auf der menschenleeren Landstraße Nocturn gegenüber stand und gemerkt hatte dass sein Mörder seine Gedanken lesen konnte. Die Tatsache das Kanori tot war, gab Greens Panik einen weiteren Stoß.

Doch es war nicht Nocturn dem sie gegenüber stand und Green war sich sogar ziemlich sicher das Silence ihre Gedanken nur durch diese Verbotene Technik lesen konnte. Dies änderte jedoch nichts daran dass Greens Gedanken nicht länger ihr gehörten.

Green sah sich um, panisch wie ein gejagtes Tier, die nach einen Fluchtweg suchte. Aber in diesem Falle, suchte sie nach ihren Verfolger.

„Du wirst mich nicht finden. Da kannst du dich tot suchen. Denn du suchst am falschen Ort.“ Green wusste dass sie Recht hatte, trotzdem wollte sie einen Beweis dafür dass sie sich die Stimme nicht einbildete. Sie wollte einen Beweis dass sie sich die Panik nicht einbildete und dass sie nicht wahnsinnig war.

Dabei vergaß sie vollkommen ihre Umwelt. Und auch das kleine grüne Männchen, der Ampel, das warnend aufblinkte und dann Platz für die rote Figur machte. Und auch – das sie sich mitten auf dem Übergang befand.

„Beweg dich.“ Green reagierte nicht.

„Komm von dieser verfluchten Straße!“ Wäre Green in diesen Moment vollkommen bei Sinnen gewesen, hätte sie gehört dass die Stimme von Silence sich verändert hatte, sie war ernster geworden.

Green hatte aufgehört nach Silence zu suchen, denn ihr Körper war plötzlich erstarrt. Selbst wenn sie wollte, konnte sie sich nicht bewegen. Wie in Trance stand sie da und sah in Zeitluppe, wie das rasende Auto sich immer weiter auf sie zu bewegte.

Überfahren werden. Ein Tod über den Green sich nie Gedanken gemacht hatte. Er war wahrscheinlich schmerzloser als von einem Dämon umgebracht zu werden. So konnte Silence ihren Körper auch nicht brauchen. Einen toten Körper war sicher nicht in ihrem Sinne und konnte auch keine Probleme bereiten…

Green wusste nicht wie die nächsten zwei Sekunden überhaupt von sich gingen. Ihr Körper hatte sich plötzlich von allein bewegt, viel zu schnell als das sie eigentlich fähig war sich zu bewegen, stand sie plötzlich auf dem sicheren Fußgängerweg, weit entfernt von irgendwelchen Autos.

Green hörte unwirklich das aufgeregte Gerede der Passanten um sie herum. Sie war wirklich zu schnell gewesen. Zu schnell für ein menschliches Wesen.

„Sich überfahren lassen! Fällt dir nichts Besseres ein?! Sich als Hikari überfahren zu lassen – das ist wirklich das Dämlichste was ich jemals gehört habe! Was für ein erbärmlicher Tod! Selbst für dich!“

Green schluckte und spürte plötzlich den harten Asphalt an ihrer nackten Haut ihrer Knie. Ihre Beine hatten nachgelassen.

Sie wollte das nicht glauben. War das wirklich passiert? Sie hatte wirklich an… Selbstmord gedacht! Und sie wäre jetzt auch tot, hätte sie sich nicht plötzlich bewegt… sie hätte sich selbst umgebracht und das nur… aus panischer Angst?! Wie tief war sie gesunken? War sie schon wahnsinnig? Sie schämte sich so, wie konnte sie nur eine Sekunde lang daran denken sich das Leben zu nehmen – nein wie konnte sie das überhaupt in Erwägung ziehen?!

Aber warum… lebte sie überhaupt noch?

Green sah ihre bebenden Hände an.

Dann dämmerte es ihr. Die unheimliche Wahrheit.

Sie hörte Silence Stimme aus ihren Kopf… Silence konnte ihre Gedanken lesen… Green konnte sie nicht mehr sehen… und Silence kontrollierte ihren Körper.

Und jetzt war es Green klar warum:

Silence war in ihr.

Jemand legte die Hand auf Greens Schulter, wollte ihr wahrscheinlich helfen. Sie sah sicherlich auch so aus, als würde sie Hilfe brauchen. Hilfe um den Weg zur Klinik zu finden.

Green riss sich frei. So schnell es ihre eigene Schnelligkeit zuließ rannte sie los, stieß dabei mit mehreren Passanten zusammen, entschuldigte sich nicht, sondern versuchte im rennen ihr Aufklapphandy aufzubekommen. Dies stellte sich als ungeheuer schwer raus, wenn die Finger zitterten, als wäre just in diesem Moment ein Erdbeben.

Wenn sie in diesem Zustand Nachhause zurückkehrte, würde sie ihr Schweigen nicht länger beibehalten können. Wenn sie die Beiden nur einmal sehen würde, würde ihr gesamter Schutzwall zusammenbrechen und so sehr sie sich auch um ihre Sicherheit sorgte, sie würde weinend zusammenbrechen und jämmerlich um Hilfe flehen. Und nein, das konnte sie nicht zulassen.

Es gab nur einen Ort wo sie hin konnte.

Endlich gelang es Green das Handy zu öffnen und die Wahlwiederholung zu drücken, zu einer ganzen Nummer war sie nicht im Stande.

„Jo, Tinami hier?“

„…Bitte, bitte Tinami… bring mich zu Grey… bitte bitte…!“
 

Green sprach kein Wort mit Tinami, sie hatte auf keine Frage geantwortet und sobald sie den Marmorboden des Tempels unter ihren Füßen gespürt hatte, war sie wieder losgerannt, ohne auf Tinami zu achten. Eigentlich müsste ihr schon längst die Puste ausgegangen sein, dennoch lief sie weiter, Treppen hoch, um die eine Millionen Ecken, vorbei an den antiken Kunstwerken und endlich kam sie bei Greys Tür an, die offen stand, weil Ryô gerade aus dem Weg raus war. Sie lief ihn beinahe über den Haufen, auch davon nahm sie keine Notiz. Die hikari hatte bereits einen dichten Tränenschleier vor den Augen, als sie sich Grey in die Arme schmiss, ihn und einen Berg von Skizzen damit zu Fall brachte.

Sie brachte keinen Ton über ihre Lippen. Ihre Flucht war hiermit beendet, alles was nun kam, war nicht mehr von ihr geplant gewesen. Grey sagte irgendetwas, doch sie hörte es nicht.

Grey sah auf und zu Ryô. Sie wechselten einige vielsagende Blicke, während der Kaze seinen Arm schützend um seine Schwester legte und immer noch beruhigend auf sie einsprach.

Es verstrich eine ganze Weile, indem Grey keine Anstalten machte, sich je wieder mit Green einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen und er ihr immer wieder versicherte, das sie jetzt in Sicherheit war. Denn irgendetwas bereitete ihr panische Angst, das war nicht zu übersehen. Doch er konnte nicht ahnen um was es sich handelte. Erst als ihre Tränen verstummt waren, fragte er mit sanfter beruhigender Stimme:

„Green, was macht dir solche Angst…?“ Green vergrub ihr Gesicht tiefer in sein weiches Oberteil. Es war zwar nicht Gary und bei weiten kein würdiger „Ersatz“ – aber besser als niemand.

„…Die Dunkelheit…“ Ihre Stimme war so leise, dass sie sich wunderte, dass Grey sie überhaupt hörte. Doch das tat er, denn sie spürte dass sein Griff um ihren Körper fester wurde.

„Was ist passiert?“ Seine Schwester schüttelte nur stumm den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen, so sehr sie es sich auch wünschte. Doch Grey schien sie zu verstehen. Ohne dass sie große Proteste machte, hob er sie problemlos hoch und setzte sie auf sein Bett ab. Doch die Hände behielt er auf ihre Schultern.

Ihre Augen sahen ihn verwundert an, immer noch waren sie geweitet.

„Green… Ich halte es für das Beste wenn du schläfst. Einen traumlosen Schlaf. Du brauchst Ruhe…“ Er legte seine Hand an ihre Wange und wischte ihr die Tränen weg, unter großen seelischen Schmerzen. Denn er wusste das diese Berührung nicht dieselben Gefühle in ihr auslösten, wie ihn ihm. Schon gar nicht jetzt.

„… Ich habe so viel Arbeit, das ich locker die ganze Nacht durchmachen kann. Also kann ich die ganze Zeit auf dich aufpassen. Es wird dir nichts passieren… hörst du, Green?“ Schwach nickte sie und ehe er sich versah, flüchtete sie sich abermals in seine Arme.

„…Danke, Onii-chan…“ Grey strich ihr über die hellbraunen Haare.

„Dir passiert nichts… dafür sorge ich…“

Green hätte es nicht gedacht, aber sobald sie sich umgezogen hatte, das Mittel eingenommen hatte um keine Träume zu bekommen und sie sich in Greys Bett gelegt hatte, dauerte es nicht lange und sie schlief tief und fest.

Grey sah seiner Schwester beim schlafen zu. Er hatte die Arme auf den Rücken verschränkt und kippelte mit den Füßen ein wenig vor und zurück, als würde er auf irgendetwas warten. Er seufzte, schloss die Augen und wand sich ab. Ryô kam gerade wieder rein, als Grey an ihm vorbei schritt.

„Wo wollt Ihr hin, Grey-sama?“ Der Angesprochene blieb nicht stehen, so das Ryô die Unterlagen ablegte und ihm hinterher lief.

„Grey-sama was habt Ihr vor? Wolltet Ihr nicht…“ Weiter kam er nicht, denn dem Tempelwächter fiel da erst auf wie wütend sein Herr war. Grey hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Zähne zusammengebissen. Er schäumte vor Wut.

„Wo ich hin will?! Das liegt jawohl auf der Hand! Tut mir leid, dass du jetzt unter meiner Wut leiden musst, du kannst natürlich nichts dafür! Aber es macht mich einfach rasend!“ Ryô hatte leichte Schwierigkeiten mit seinem Herren Schritt zu halten.

„Dafür braucht Ihr Euch nicht entschuldigen… aber was macht Euch so rasend?“ Grey blieb stehen, als hätte ihn eine unsichtbare Wand am gehen gehindert.

„Diese verfluchten Halblinge! In Lights Namen! Ich fang schon an zu fluchen…“ Der Angesprochene hob mechanisch die Augenbraue.

„Was haben die damit zu tun?“

„Green sagte sie habe Angst vor der „Dunkelheit“! Die Beiden sind die einzigen, die sie damit gemeint haben könnte! Und ich lasse nicht zu das jemand Green ungestraft in so einen Zustand bringt! Ich will mir gar nicht vorstellen was sie ihr angetan haben! Diese Beiden tun ihr nicht gut, ganz und gar nicht!“ Grey setzte seinen Weg fort. Hätte Ryô ihn nicht aufgehalten, wäre der Wächter wohl Schnurstraks nach Tokio gegangen und hätte sie zu einem Kampf herausgefordert. Doch Ryô hatte ihm ruhig die Hand auf die Schulter gelegt und sofort blieb Grey stehen. Er sah über die Schulter hinweg zu seinen Freund und sagte skeptisch:

„Auch du wirst mich nicht aufhalten.“ Ryô lächelte.

„Ich habe nicht vor Euch aufzuhalten. Ich will auch nur an Euer Versprechen erinnern.“ Der Tempelwächter wurde schweigend angesehen, auch wenn Grey ihm keine Antwort gab, Ryô spürte das seine Worte Wirkung gezeigt hatten, denn die Anspannung des Kaze ließ nach.

„Wolltet Ihr nicht bei Eurer Schwester bleiben?“ Grey seufzte und löste sich aus seinem Griff.

„Es ist ein gemeiner Vorteil, dass du mich so gut kennst, Ryô.“ Der Angesprochene lächelte wieder, allerdings diesmal ein wenig trauriger und er hoffte es fiel seinen Herren nicht auf. Scheinbar nicht, denn dieser schritt an ihm vorbei, in Richtung seinem Gemach.
 

Überall nur Schwärze. Nirgends auch nur ein winziger Lichtblick, aber wenn es so dunkel war, warum konnte sie sich dann selbst noch sehen? Sie war absolut hell, nirgends bildeten sich Schatten und sie trug etwas Merkwürdiges. Es schien ein Kleid zu sein, aber nirgends an ihrem Körper befestigt zu sein, als wäre es ebenso ein Teil ihres Körpers, wie auch ihre Beine und Hände, selbst die Farbe unterschied sich nicht, doch ihre Haut erschien ihr hier um einiges heller, als normal. Sie konnte nur träumen. Aber Grey hatte doch versprochen, dass sie nicht träumen würde…

Green schloss die Augen, als wäre sie plötzlich müde geworden, riss sie jedoch sofort wieder auf, als sie die Stimme hörte:

„Du träumst auch nicht.“ Green wand sich nach dem Ursprung der Stimme um und sah Silence vor sich. Sie trug das gleiche körperliche Kleid wie Green auch, nur das sie damit um einiges dunkler wirkte. Sowieso, sie stach nicht so aus der Dunkelheit hervor, wie Green.

„Was soll das hier sonst sein?“ Silence stemmte die Hand in ihre Hüfte und antwortete:

„Das hier, kleine Green, ist ein kleiner Teil deiner unreinen Seele. Um es genauer zu sagen, ist es der dunkelste Teil deiner Seele.“ Green konnte sich nicht erklären warum, aber ihre Stimme klang anders. Wenn sie sie sonst gehört hatte, hatte sie so geklungen als würde sie in ihrem Kopf wiederhallen. Doch jetzt, hier in der Dunkelheit, schien die Stimme wirklich ihr zugehören, sie hallte nirgends wieder und damit wurde ihr einen Großteil des Überirdischen geraubt. Dennoch reichte es um Green abermals das Zittern durch die Knochen zu jagen.

„Wie du siehst, Green… bist du nirgends sicher vor mir. Kein Schutz der Welt bringt dir was, auch Der Tempel nicht. Du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen.“ Green wich reflexartig einen Schritt zurück, als sie näher kam.

„Ich laufe nicht… von mir davon.“

„Nein, aber vor mir. Das ist kein großer Unterschied, wenn man bedenkt das ich ein Teil deiner Seele geworden bin, siehst du das nicht auch so?“ Sie verschwand plötzlich und ehe Green blinzeln konnte, hatte Silence ihre Hände wieder an ihr Gesicht gelegt und war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Ihr Griff war alles andere als sanft, es kam Green fast so vor, als würde Silence ihr Gesicht mit bloßen Händen auseinander reisen wollen.

„Dein naives Manöver von vorhin, war wirklich…sehr…sehr unüberlegt…“ Problemlos und mit nur einer Hand brachte Silence Green zu Fall und beugte sich dann über ihr.

„… Sehr egoistisch obendrein.“ Green drehte ihr Gesicht weg und versuchte so weit von ihr wegzukommen wir möglich, doch Silence hielt sie nun gut fest.

„…Ich versteh schon, tot nütze ich dir nicht. Ich glaube, da bin ich gern egoistisch!“ Die Hikari brachte trotz der Situation ein kleines ironisches Lächeln zustande, welches jedoch sofort wegschmolz als Silence grinste.

„Oh du musst mich missverstanden haben! Das war keineswegs auf mich bezogen, sondern auf deine kleinen Halblinge! Nicht auszudenken, was mit ihnen passiert wäre, wenn du Selbstmord begangen hättest. Wenn du das nächste Mal an diese Alternative denkst, willst du dann vorher ein Testament schreiben, worin steht wie sie am liebsten sterben sollen? Ich bin recht flexibel, kleine Green! Ich kann dir also jeden noch so kleinen Wunsch erfüllen. Was hättest du denn gerne? Folter ist übrigens im Komplettpaket mit enthalten! Und Lichtintus bekomme ich sicherlich auch noch arrangiert! … Ou du bist ja ganz blass geworden! Arme kleine Green, verträgt das dein Gewissen doch nicht? Und das wo du sie doch täglich in solch ein Risiko bringst!“

„Ri…Risiko?“ Silence‘ Grinsen wurde zu einem heimtückischen Lächeln, als sie antwortete:

„Natürlich! Ich meine damit nicht das Risiko das ich mit mir bringe, sondern ganz allein dich. Deine Aura als Hikari ist zwar überaus – überaus ist gar kein Ausdruck, schwach, aber trotzdem vorhanden. Und jeder weiß, dass eine Hikariaura für jedes Wesen durch dessen Adern dunkles Blut läuft, auf lang und breit zum Tode führt. Und ich bitte dich: So wie ihr drei zusammen lebt, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, dass sie ein besonders langes Leben haben werden.“ Green schüttelte verbissen den Kopf.

„…Sei still… das will ich nicht hören!“ Silence beachtete sie jedoch nicht und fuhr fort, als wäre sie nicht unterbrochen worden:

„Aber was machst du? Du nimmst darauf überhaupt keine Rücksicht. Dir ist es egal, was mit ihnen geschieht, Hauptsache du bist nicht einsam und hast jemanden der dich trösten kann! Ach nein, was rede ich denn da: Wer dich wärmen kann, ganz vergessen, kleine Hikari-sama hat ja Angst vor der Kälte!“

„…Hör auf! Hör auf!“

„Und das nennst du nicht egoistisch? Weißt du, ich nenne es nicht nur egoistisch, sondern auch heuchlerisch. Denn hast du eine Ahnung wie sich Lichtintus anfühlt? Nicht gerade behaglich kann ich dir aus eigener Erfahrung versichern!“ Silence legte wieder die Hand an ihr Gesicht und streichelte ihre Wange. Doch Green registrierte es nicht. Sie sah auch nicht Silence vor sich, sondern Bilder, die noch gar nicht solange zurück lagen… Siberu… von ihrer Hand kalt, hinterhältig, schwerverletzt wurde… und dann auch noch Seigi als I-Tüpfelchen… und Gary! Wie hartnäckig hatte sie versucht ihn umzubringen… wie gemein und rücksichtslos sie gegen ihn gekämpft hatte… Die Worte die sie gesagt hatte… und das sie Green danach behandelt hatten, als wäre nie etwas gewesen! Wenn Silence‘ Worte der Wahrheit entsprachen und Green sie wirklich alleine mit ihrer bloßen Anwesenheit, Schaden zufügte… dann war sie wirklich egoistisch… denn dann würde es bedeuten, dass sie deren Wohl für ihr Eigenes opferte…

„Wenn dir wirklich etwas an ihnen liegt, solltest du mir dankbar sein, dass ich dir verbiete Zeit mit ihnen zu verbringen! Wenn du sie wirklich so sehr liebst wie du vorgibst, denn solltest du dich von ihnen fernhalten. Aber… mir soll es ja egal sein… ouuu warum weinst du denn? War die Wahrheit zu hart?“ Green hatte die zusammengeballte linke Hand über ihre Augen, um die Tränen zurück zu halten und auch das aufkeuchen, versuchte sie zu unterdrücken, indem sie die Zähne zusammenbiss. Lange währte dieser Zustand jedoch nicht, denn Silence packte sie an ihren Handgelenken und setzte Green auf. Sie lächelte immer noch, während Green, trotz ihrer Tränen, sich versuchte aus ihren Griff zu befreien.

„Du bist ein richtiger kleiner Unglücksengel. Überall wo du gehst und stehst verbreitest du nur Unglück. Ich hoffe ich bin dagegen Immun!“ Sie lachte in sich hinein und fuhr fort:

„Nicht nur die Halblinge sind davon betroffen sondern auch Grey und ja deine ach so heilige Mutter ebenfalls! Ich kann schon gut verstehen, warum die Hikari dich loswerden wollen!“ Greens Proteste fielen in sich zusammen und sie sah Silence mit großen Augen verwundert an.

„…Mutter und Grey? Aber was tue ich ihnen denn… und was haben die Hikari damit zu tun?“ Silence lachte sie aus und ließ sie los. Green war darauf nicht vorbereitet gewesen und fiel hart auf den schwarzen Boden zurück, während Silence kopfschüttelnd aufstand und immer noch lachte.

„Dein lieber großer Bruder riskiert seine Gesundheit für dich – und nebenbei; Wenn er auf Grund seiner Gesundheit stirbt, wird er nicht wiedergeboren – und die heilige White opfert selbst nach dem Tode alles was ihr noch geblieben ist, allein für dein Wohl! Sie setzt ihren Ruf, ihren Posten und ihre Macht aufs Spiel und das nur…“ Silence beugte sich zu ihr runter und lächelte schalkhaft, über Greens geschockten Gesichtsausdruck.

„… weil die kleine unreine Yogosu, das gesamte Jenseits auf den Kopf stellt und für Diskussionsstoff sorgt, welches es kaum zu Kriegszeiten gab! Und warum? Wieder ist es ihre bloße Existenz…“

„D-Du lügst! Warum sollte meine Existenz irgendetwas bei den Hikari bewirken?! Im Gegensatz zu ihnen bin ich nichts – warum sollte mein Dasein da eine Gefahr da stellen?!“ Green versuchte selbstsicher zu wirken, doch das war sie nicht, ganz und gar nicht. Sie wollte das Gespräch beenden. Am liebsten würde sie sich Silence vor die Füße werfen und sie anflehen nicht weiter zu sprechen. Sie wollte nicht mehr hören!

„Das Hikari-Regien ist durch die Zeit wie ein Uhrwerk geworden. Jedes kleine Rädchen passt hinein und so tickt die große Uhr immer weiter. Du bist da ein Teil welches nicht in dieses Werk passt, daher wirst du es nach und nach von Innen heraus zerstören. Weißt du woher die Hikari wissen dass gerade du das Teilchen bist? Nein… es hat nichts mit den Halblingen zu tun. Jedenfalls nicht alles. Ich nehme nicht an das du weißt dass der Name eines Lichterben durch Vorhersehung bestimmt wird. Es handelt sich dabei um die Zusatznamen, in deinem Falle Kurai und Yogosu. Es ähnelt ein wenig dem menschlichen Tarot. Doch dadurch wird nicht nur der Name festgelegt, sondern es werden auch drei Karten gelegt, die das Schicksal des Lichterben zeigen. Bei allen Vorhersehungen von denen ich bis jetzt gehört habe, kam meistens das gleiche raus, immer ziemlich eintönig… Die Karte der Trauer ist immer irgendwo zu finden, die Karte die für Führungsqualität steht, für Nächstenliebe, Tugendhaft und ach ja die Karte des Dämons ist auch oft vorhanden. Das sind dann die, die sich voll in den Krieg stürzen und ja wie in Whites Falle, immer den gleichen Widersacher haben. Ehe du fragst: Ja White hatte die Karte des Dämons, dann noch des Engels und der Trauer. Aber egal, wir reden hier immerhin nicht von White, nicht? Die Karten die für dich bestimmt waren gab es ebenfalls schon oft… aber nie in der Konstellation wie du sie hattest…“

„…Was…was… hatte ich…?“ Silence grinste abermals.

„Das sag ich dir nicht! Aber ich kann dir sagen sämtliche Hikari waren geschockt und bangten um ihre Existenz. Aus dieser Angst heraus war der Entschluss auch sehr schnell gefällt…“ Green sah sie abwartend an, auf der einen Seite schrie sie danach mehr zu wissen und auf der anderen wollte sie sich am liebsten die Ohren zuhalten.

„Es war vorher noch nie vorgekommen, doch die für den äußersten Notfall vorgesehenen Sonderregeln wurden zum ersten Mal im Gebrauch genommen. Weißt du was das für Regeln sind, kleine Green?“

„… Grey… sagte es wären Regeln für Dämonen?“ Silence lachte.

„Dein Bruder ist ein verdammt schlechter Lügner und das hast du abgekauft!? Nein nein, mein Dummerchen: Diese Regeln, bestehen im Prinzip nur aus einer einzigen Regel und diese besagt, dass die Person die die Sonderregel betrifft, von allen anderen Regeln ausgenommen wird. Im simplen Klartext: Die Hikari durften mit dir machen was sie wollten, ohne auch nur einer ihrer ach so heiligen Regeln zu überschreiten. Praktisch nicht? Und weißt du was als Erstes bestimmt wurde?“ Green schüttelte stumm den Kopf, zu mehr war sie nicht fähig.

„Deinen Tod.“ Die Hikari reagierte im ersten Moment nicht. Erst als die Worte sich langsam noch einmal in ihren Kopf wiederholten und sich mit den anderen Fakten vereinten, weiteten sich langsam ihre Augen und ihr Blick wurde starr. Green merkte wie sie den Boden unter den Füßen verlor als sie gleichzeitig die Antwort auf so viele offene Fragen bekam.

Silence fuhr fort, als würde sie über ein total belangloses Thema reden, anstatt von etwas das weit aus schlimmer war als ein Familiendrama.

„Ja, du solltest sterben, ehe du überhaupt nur einen Tag alt werden konntest. Du hast es nur einer Reihe von Zufällen zu verdanken das du heute noch am leben bist. Doch… für diese Zufälle sind drei Wesen gestorben.“

„… Mutter… Grey… Oh Gott…“, stammelte Green, überrascht ihre Stimme überhaupt in Gebrauch nehmen zu können.

„Kannst du nicht zählen? Ich sagte drei. Aber auf den dritten wirst du eh nicht kommen. Man kann auch nicht direkt sagen dass er wegen dir gestorben ist. Er war nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort. Und eben diesem Zufall hast du es zu verdanken das die Hinrichtung nicht durchgeführt worden ist. Er weiß nicht mal was von seinem Glück die Tochter seiner Angebeteten gerettet zu haben! Al-“

„Nocturn?!“ Die Angesprochene sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen ein wenig verärgert an. Wahrscheinlich darüber das sie unterbrochen wurde. Oder einfach die Tatsache das Green noch zum sprechen fähig war. Sie warf ihre schwarzen Haare zurück und sagte seufzend:

„Ja, dieser musikalische Schwachkopf. Ich hatte den Namen vergessen.“ Sie hüstelte und fuhr dann, eingeleitet mit einer eleganten Handbewegung fort:

„Wusstest du eigentlich dass White nicht die Ewigkeit wählen wollte? Ihr sehnlichster Wunsch war es, nach ihrem Tode mit ihren geliebten Kaze vereint zu werden…Wie dramatisch.“ Wenn möglich fiel Green in ein noch tieferes Loch, als ohnehin schon. Automatisch wanderten ihre Hände an ihren Kopf, doch die Ohren hielt sie sich nicht zu.

„… Mutter hat… wegen mir… diesen Wunsch aufgegeben…?“ Silence nickte mit geschlossenen Augen und lächelte.

„Schön dass ich dir nicht alles erklären muss! Aber ja, White konnte dich natürlich nicht alleine zurück lassen, wenn dir so ein grausames Schicksal bevor stand… Du kennst sie ja! Also opferte sie nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Tod und du machst ihr wie vorausgesehen immer noch große Probleme. Denn ja, nachdem die Hikari herausfanden dass du noch am Leben bist, munter ein Menschendasein führst, brach im Himmel wahrlich die Hölle aus! Du kannst dir nicht vorstellen, was da momentan für ein Chaos herrscht!“ Silence ging einen Schritt auf Green zu, packte ihr Handgelenk und zog sie auf ihre Höhe. Wenn Silence sie nicht festgehalten hätte, wäre Green wieder zusammengebrochen, denn sie stand nicht aus eigener Kraft.

„Dafür muss dein Bruder täglich ins Jenseits und setzt damit seine ohnehin schon schlechte Gesundheit aufs Spiel. Das du davon die ganze Zeit nichts mitbekommen hast beweist deine Einfältigkeit! Und ja, kleine Green… es ist immer noch der größte Wunsch der Hikari dich aus dem Wege zu räumen.“ Sie legte ihre freie Hand unter Greens Kinn und hob es ein wenig an.

„Also… warum gibst du mir deinen Körper nicht freiwillig? Das erspart dir eine Menge, mir ist es im Prinzip egal, weil ich immer das bekomme was ich will… von mir aus, auch auf Umwege.“ Ohne dass Green wusste was sie tat, schlug sie ihre Hand beiseite und umgehend fiel sie auf den Boden.

„…Du lügst! Ich habe dich durchschaut, du versucht mir Lügen einzureden um besser an meinen Körper ranzukommen! Wahrscheinlich ist es für dich leichter, wenn ich ein seelisches Wrack bin, deshalb erzählst du mir diesen ganzen Schwachsinn! Ich glaube dir kein Wort! Die Hikari sind zwar nicht mehr ganz dicht, aber das sie mich umbringen wollen traue ich ihnen nicht zu! Und das mit dem merkwürdigen Tarot: Was soll bei mir schon furchterregendes bei rauskommen?! Ich habe nicht die Macht, den Hikari irgendwie gefährlich zu werden! Wenn du mich verunsichern willst, sollte dir was Besseres einfallen!“ Silence sah sie gelangweilt an, stemmte die Hände in die Hüfte und beugte sich leicht vor.

„Das hört sich für mich eher so an, als würdest du versuchen dich selber zu beruhigen. Aber mir sei es egal…“ Sie legte Green die flache Hand auf die Brust und grinste sie an.

„Wie wär’s wenn du deinen Bruder fragst? Wer weiß, vielleicht erzählt er dir ja, was am ersten Juni 1989 wirklich passiert ist? Wenn du dich traust…“ Silence verstärkte ihren Händedruck und auf einmal, als würde der Boden unter Green zusammenbrechen, fiel die Hikari in die Dunkelheit hinab…
 

… Um von freudigen Vogelgezwitscher willkommen geheißen zu werden. Sie blinzelte und öffnete dann nach kurzem Zögern die Augen. Das Zimmer war durch die Morgensonne hell erleuchtet, Frühstück stand schon auf dem Tisch, obwohl es gerade erst sieben war, wie Green feststellte als sie auf die Uhr sah. Während sie dies getan hatte, kam sie nicht drum herum auch zu merken das Grey auf den Boden, neben ihren Bett, mit dem Kopf auf seine Arme stützend, eingeschlafen war. Sofort schossen Silence‘ Worte Green wieder durch den Kopf:

„Wie wär’s wenn du deinen Bruder fragst? Wer weiß, vielleicht erzählt er dir ja, was am ersten Juni 1989 wirklich passiert ist? Wenn du dich traust…“ Die Antwort war ganz klar: Nein sie traute sich nicht. Sie wollte nicht hören was an diesem Tag wirklich passiert ist, sie wollte weiter an das glauben, was sie bis jetzt wusste, denn dies reichte ihr. Aber wenn Silence Recht hatte, würde Green ewig mit einer Lüge leben… aber ihre Worte konnten einfach nicht wahr sein… Das würde keinen Sinn ergeben.

Es würde keinen Sinn ergeben? Doch. Genau das würde es. Das die Hikari ihr nach dem Leben trachteten, war die einzige Möglichkeit die alle ihre Fragen auf einen Schlag beantwortete. Weshalb Grey so oft ins Jenseits musste, warum er ihr nie erzählte was sie zu bereden hatten… und das waren nur die kleinen Dinge.

Die Gedächtnislöschung. Dies hatte wahrscheinlich auch alles damit zu tun. Vielleicht sollte das eine Alternative zu ihrer Hinrichtung gewesen sein? Green konnte sogar noch weiter in der Zeit zurückgehen, um Unbeantwortetes zu beantworten:

Das erste Familientreffen. Egal was Grey versucht hatte ihr einzureden: Es war ein Test gewesen und der Ausbruch ihrer Mutter, am Ende, bewies das Green den Test nicht bestanden hatte…

Aber was sollte sie tun… wenn ihre bloße Existenz ein Verbrechen war… wenn sie wirklich… das war…

Green vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und konnte ein verzweifeltes aufkeuchen nicht unterdrücken.

„Green, was hast du?“ Die Angesprochene senkte ihre Hände sofort wieder und sah dass Grey wach geworden war. Er hatte sich aufgesetzt und sah besorgt aus. Green versuchte nicht einmal zu lächeln. Ausdruckslos wie eine Puppe sah sie ihn an. Sie musste ihn fragen… wie sollte sie weiter leben, wenn sie immer im Hinterkopf haben würde, dass ihr Dasein verboten war?

„Sag mir, Grey… ist meine…“ Sie sah ihre eigenen Hände an und sagte:

„…bloße Existenz verboten?“ Die Hikari wagte es nicht von ihren Händen aufzusehen und die Antwort in seinem Gesicht zu lesen.

„Wie…wie kommst du denn plötzlich darauf?“ Green stöhnte auf, als wäre seine Stimme ein Dolch der durch ihr Herz gerammt worden war. Denn seine Stimme war so verunsichert, dass sie Antwort genug war… Greens Hände fingen an zu beben, doch sie unterdrückte jegliche Reaktionen.

„Es ist also wahr…!“ Plötzlich packte Grey Green an ihren Schultern und zwang sie so ihn anzuschauen. Die Augen der beiden Geschwister zeigten das gleiche Gefühl: Verzweiflung.

„Ich bin… verboten…“, wiederholte die Hikari heiser flüsternd.

„Nein Green, nein!“ Er sagte dies so panisch als stünde Green am Rande eines Abgrundes und er befürchtete sie würde sich hinunterstürzen.

„Deine… Existenz ist nicht…verboten…“ Greens Augen sahen ihn nicht annähernd überzeugt an und Grey musste schlucken bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte:

„Sie ist nur… unerwünscht.“ Greens Augen wurden erschreckend klein.

Unerwünscht!“, wiederholte sie, ihre Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Stöhnen. Sie löste sich aus Greys Griff und schritt mit langsamen Schritten auf das große Fenster zu. Green sah hinaus, ohne überhaupt etwas zu sehen. Eigentlich hätten sich tausend Gedanken in ihren Kopf drehen sollen, doch es war fast so, als wäre ihr Kopf leer gefegt.

Es gab nur eins was sie tun konnte und was sie tun wollte, vielleicht würde ihr Gehirn danach seine Arbeit wieder aufnehmen.

„Grey, erzähl mir die Wahrheit.“
 

Im Jenseits, war genau wie Silence es gesagt hatte, die Hölle los. Dies war auch der Grund dafür, weshalb White kurz davor war ihre normale Ruhe, genervt über Bord zu werfen. Doch sie war nicht im Jenseits. Sie saß am offenen Fenster in ihrem Zimmer und lauschte den sanften Tönen der Spieluhr, die schon zum siebten Mal ihre Melodie wiedeholte.

Dies tat sie oft. Wenn der Stress im Jenseits zu groß wurde, flüchtete sie sich gerne mal heimlich in die Welt der Lebenden. Nicht einmal Grey wusste davon und auch sonst niemand.

Den Wind spüren… das Einzige was sie in so einer Situation irgendwie half. Sie wünschte sich sehnlichst der Wind könnte ihr verraten, was sie tun sollte. Denn langsam wusste sie selbst keinen Rat mehr. Die Dinge im Jenseits verknoteten sich immer weiter und White sah keinen Weg diesen Knoten jemals wieder zu lösen. Es benötigte einen Wink des Schicksals… doch es war keiner in Sicht.

White schloss die Augen. Nach und nach lösten sich die Falten in ihrer Stirn, während sie dem behutsamen Laut des Windes lauschte, der unter ihr zwischen die Säulen erklang. Ein etwas stärkerer Wind kam ins Zimmer und bewegte die Saiten der Harfe, zu einem zufälligen Ton. Die Hikari seufzte und öffnete die Augen. Sie wusste wahrlich nicht, was dieses Ding überhaupt noch in ihrem Zimmer zu suchen hatte. Immerhin hatte sie es immer verabscheut darauf zu spielen und obendrein verband sie damit zu viele Erinnerungen. Schlechte.

„Du kannst Harfespielen?“

„Sie dient jedenfalls nicht der Dekoration.“

„Das hättest du mir ruhig mal erzählen können, Ma’chere. Denn das heißt wir haben noch was gemeinsam!“

„Komm bloß nicht auf falsche Ideen.“

„Wir könnten ein Duett machen!“

„Wie vorauszusehen…“

„Welche Stücke kannst du? Wenn du nicht so viele kennst, kann ich dir auch welche beibringen! Ich bin zwar nicht so bewandert auf diesem Gebiet, aber ein paar kenn ich schon. Al-“

„In Lights Namen! Steck deine Flöte in die Halterung! Das Letzte was ich tun würde wäre gerade mit dir ein Duett zu machen. Da wirst du mich schon erpressen müssen…“

„Warum muss ich dich immer zwingen? Das ist auf Dauer recht deprimierend. Du könntest mir auch wenigstens einmal einen Gefallen tun. Immerhin sind wir Leidensgenossen.“

„Von meinem Leid, hast du keine Ahnung. Wir sind nichts, außer Feinde.“

Mein Gott, dachte White als sie daran zurück dachte, Nocturn konnte sich wirklich benehmen wie ein Kleinkind. Aber warum dachte sie gerade jetzt an dieses Gespräch? Was sollte ihr das sagen?

Doch mit dieser Erinnerung kam noch eine Weitere in ihr hoch. Die gleiche die Grey gerade Green erzählte…
 

Fertiggestellt: 12.03.07
 

Azai: Das gesamte Volk der Wächter meidet diesen Tag. Ein schicksalhafter Tag. In den Büchern nieder geschrieben und fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts. Aber so grauenvoll…

Hirey: Warum eigentlich? Also ich mochte den Tag! Das war der wohl schönste Sonnenuntergang den ich je gesehen hab!

Mizuno: Ja, Azai, ich pflichte dir zu. Dieser Tag gehört wahrlich nicht zu denen an die ich gerne zurück denke.

Hirey: … Und ich habe noch nie so einen kleinen Hikari gesehen! Der ist nur ein Stück größer als Klein Izzy!

Izerin: Was?! Das stimmt überhaupt nicht! Ich bin größer. Hol den Typen her und ich beweiße es dir!

Mizuno & Azai: ….

Hirey: Izzy… Es war offensichtlich dass er größer ist als du.

Izerin: Guck dir seine Sohlen an! Die geben ihm noch knappe fünf Zentimeter! Die zählen nicht mit!

Hirey: … das sind Sandalen.

Izerin: … die können auch hohe Sohlen haben…

Mizuno & Azai: RUHE!

Yuri: Das nächste Kapitel heißt: „Der letzte Sonnenuntergang“.
 

Hoi ^^~

Also erstma danke ich dafür das ihr mir alle so lieb Viel-Glück gewünscht habt ;_;! Das Exam ist jetzt ENDLICH vorbei (HALLELUJA *_*) und ich hab "nur noch" (haha ~~) die Aufnahmeprüdung vor mir: DANN GEHT ES AB MIT HIMÜÜÜÜ!!!! Ich habe vor die Zweite Staffel noch vor meinen neuen Schulanfang abzuschließen òo! (FALLS ich auf der neuen Schule angenommen werde... omt ich will nicht daran denken was passiert, wenn nicht... ._.°) Das heißt ich muss noch so um die elf Kapitel schreiben x3~ mit anderen Worten öh... 110 Stunden schreiben öö° denn JA ich lahmes etwas brauche für ein normales Himi kapitel (also mit zehn seiten) 10 Stunden ûu° ich weiß, ich bin laaaaaahm.... *miep* Aber: I try my best >U<!

Ich habe allerdings nur noch drei kapitel die geschrieben und noch nicht hochgeladen sind... und dieser Versprung ist mir damn nicht groß genug... Naja ich häng mich rein òUó!~ ...Nur noch drei Tage... UND ICH KANN DAS LERNEN HINTER MIR LASSEN! MUHAAAAAAAAAAAAAA! *wie eine Wahnsinnige lach*

*hüstl*

Egal.

Ich hoffe euch hat das kapi gefallen ^^~ *ab wiep*
 

Ps: (SCHLEICHWERBUNG XD!)

http://animexx.onlinewelten.com/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=146280 *wiep* Ich weiß sie meißten hassen das pairing aber egaaaaal xD~ (i´m soooo evil öö~)

Der letzte Sonnenuntergang

Der letzte Sonnenuntergang
 


 

1989 - Hikari Regien Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White
 

Mit einem Seufzten ließ Hirey seine Pfeile in seinen Köcher zurück gleiten und sein Bogen löste sich in Rauch auf, welcher von dem Wind erfasst und davon getragen wurde. Der Blick des Feuerwächters wanderte von dem keuchenden Jungen zu seinen Füßen, Richtung Himmel. Dunkle Regenwolken hatten Platz gemacht für einen roten Abendhimmel. Seine feuerroten Haare waren durchweicht von einem kurzen, doch wasserreichen, Regenschauer. Er nahm einen seiner geflochtenen Zöpfe in die Hand und öffnete ihn, das Gleiche tat er auch bei dem Anderen. Wie er es hasste nass zu werden!

„Es tut mir Leid, Hirey-sama…“ Ein wenig Feuermagie genügte um Hireys Haare soweit zu erwärmen das sie wieder trocken wurden und während er sie sich wieder zusammen flocht, sah er flüchtig auf den Jungen zu seinen Füßen und seufzte.

„Im Kampf gegen einen Feind kannst du auch nicht sagen „Es tut mir Leid, darf ich es noch einmal versuchen?“ Wenn du im Kampf so einen Fehler begehst, ist dein Kopf ab. Merk dir das, Grey-kun.“ Der kleine siebenjährige Grey rappelte sich vom Boden auf und nickte leicht, antwortete jedoch nicht, da er nicht wieder einen Fehler machen wollte. Hirey bedeutete dem Jungen ihm zu folgen und Grey verwandelte sein Katanakaze zurück. Aus den Augenwinkeln sah der Feuerwächter wie er den Anhänger unter seinem Oberteil verschwinden ließ. Der Junge wusste nicht einmal, dass es die Mordwaffe seines Vaters war…

„Du warst unkonzentriert.“ Unwillkürlich lächelte Grey erfreut.

„Ja, da habt Ihr recht, Hirey-sama! Heute Abend ist die Prophezeiung! Und danach werde ich endlich meine kleine Schwester sehen dürfen! Ich freu mich schon so! Ich kann gar nicht ruhig sitzen!“ Vor lauter Freude sprang der junge Wächter, beim gehen und hätte dabei beinahe seinen Tempelwächter umgerannt.

„Oh, tut mir Leid, Ryô! Ich hab nicht aufgepasst.“ Hirey verdrehte die Augen. Welcher Wächter entschuldigte sich schon bei seinen Tempelwächter.

„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Grey-sama…“

„Grey“, korrigierte der Windwächter Ryô.

„Ihr wisst doch…“

„ Aber wir sind doch gleich alt! Und es stört mich ni-“ Hirey unterbrach die beiden Kinder und sagte unwirsch:

„Hej, Tempelwächter. Bring deinen Herren zu Violet. Sie müsste in ihren Zimmer sein.“ Ryô wand sich von Grey ab und verneigte sich. Noch während er den Kopf gesenkt hatte, sagte er:

„Mit Verlaub bitte ich darum, Grey-sama vorerst neu einkleiden zu dürfen. Seine Kleidung ist völlig durchnässt.“ Hirey wand sich um und während er die andere Richtung einschlug, sagte er:

„Von mir aus. Lasst euch nicht zu viel Zeit.“ Bevor er allerdings um die Ecke bog, sah er noch einmal über die Schulter hinweg zu den beiden zurück. Grey hatte wieder angefangen von seiner kleinen Schwester zu schwärmen. Sein Tempelwächter war wirklich erstaunlich gut erzogen, dachte Hirey. Obendrein für sein Alter erstaunlich reif. Mit den Tempelwächtern war es wirklich wie ein Glücksspiel: Entweder man hatte einen guten oder das Gegenteil. Und Grey hatte eindeutig Glück im Spiel.

Der Feuerwächter sah auf und zu seiner Überraschung erblickte er Violet, die ein ziemlich ernstes Gespräch mit Azai zu führen schien. Hirey trat zu ihnen und unterbrach sie.

„Vio, solltest du nicht auf deinen Neffen aufpassen?“ Die Angesprochene sah geschockt auf ihre Armbanduhr.

„Oh Schreck! Du hast recht, ich hab gar nicht gemerkt wie die Zeit verfliegt… so viel Stress…“ Sie winkte ihren Mitstreitern noch zu und schon verschwand sie. Hirey sah zu Azai.

„Worüber habt ihr gesprochen, Azai?“ Der Angesprochene seufzte tief und lehnte sich an eine Säule. Eine große Gruppe von Wächtern rannte an ihnen vorbei, ehe er antwortete:

„Sie macht sich Sorgen um White-sama.“

„Wer macht das nicht…?“ Abermals seufzte Azai und sah hinaus in den Himmel.

„Ich habe endlich herausgefunden was der Grund für ihren schlechten gesundheitlichen Zustand ist.“

„Und?“ Azai sah aus den Augenwinkeln zu ihm rüber.

„Sie wurde vergiftet.“

„Was?!“ Im Gegensatz zu Hirey blieb Azai ruhig.

„Es war von Anfang an klar dass ihr ein Gift eingeflößt worden war, nur welches hab ich nie rausgefunden. Ich habe… alle Gegenmittel ausprobiert, aber keins hat angeschlagen. Unsere Medizin ist normalerweise im Stande alle Gifte zu neutralisieren, selbst die aus der Dämonenwelt. Aber… heute ist mir klar geworden das es kein Gift ist, jedenfalls kein Normales… es ist simples Dämonenblut, welches infiziert ist mit einen Virus. Da ist es kein Wunder das keins unserer Mittel angeschlagen hat… wir besitzen keine Mittel um dämonische Krankheiten zu bekämpfen, da wir im Normalfall immun dagegen sind.“ Hirey sah ihn absolut erstarrt an. Azai hatte sich auf die Unterlippe gebissen und sah wieder in den dunklen Abendhimmel hinaus. Es war nicht schwer zu erraten was in seinen Kopf vorging. Man sah ihn seine Schuldgefühle mehr als deutlich an.

„Aber… wie kann White-sama denn davon krank werden…? Sie muss doch denn auch immun sein.“ Traurig schüttelte Azai den Kopf.

„Es muss ihr direkt eingeflößt worden sein, während eines Kampfes… eine blutige Waffe nehme ich an. Dämonenblut ist allgemein Gift für uns, wenn es direkt in den Körper eindringt. Dazu kommt der Virus. Obendrein noch White-samas Immunsystem und die Schwangerschaft.“ Die Augen des Feuerwächters wurden größer.

„Was ist mit dem Mädchen? Mit White-samas Tochter?“ Sorge spielte in seiner Stimme.

„Nach dem ersten Check scheint sie kerngesund zu sein. Die entscheidende Untersuchung ist mir erst nach der Prophezeiung erlaubt. Zuerst müssen die Hikari ihren Segen geben.“ Beide Wächter schwiegen und vermieden es den jeweils Anderen anzuschauen. Erst nach einer ganzen Weile sagte Azai.

„White-sama wird den Sonnenaufgang nicht mehr erleben.“
 

Die sanfte Melodie von Whites geliebter Spieluhr erfüllte ihr Gemach, während sie sich bereit für das Treffen mit so vielen hochrangigen Hikari machte. Im Jenseits hatten sie sich förmlich darum rivalisiert, wer der Prophezeiung von Whites Tochter beiwohnen durfte und wer nicht. Alle hatten hohe Erwartungen, es handelte sich immerhin um der Tochter der heiligen White. Die höchsten Erwartungen hatte natürlich Shaginai. Nachdem er schon mit Grey durch und durch zufrieden war und bei jedem gern mit seinem Neffen angab, erwartete er ein weiteres Wunderkind. Immerhin konnte Grey mit seinen sieben Jahren schon die kompliziertesten Bücher lesen, war in der Schule Klassenbester und konnte schon mit seinem Katanakaze umgehen. „Kein Wunder bei so einer Mutter!“ Wurde dann immer stolz gesagt. Von Kanori sprach niemand. Auch wenn White sie immer darauf hinwies das er das Talent mit der Waffe umzugehen von seinem Vater hatte und nicht von ihr.

Und jetzt sollte ihre Tochter genau so ein Wunderkind werden. Eins worauf man stolz sein konnte. Eins welches Whites Platz einnehmen konnte und die gleichen Mirakel vollbringen würde wie sie.

Als die letzten Töne der Spieluhr verklungen, kam White eine kurze Erinnerung in den Sinn:

„Wir werden unseren niedlichen Lichterben zu etwas ganz besonderen erziehen. Und ihn nicht wie andere Hikari an seinen Pflichten, Schicksal und so weiter, fesseln, ja? Dennoch soll er natürlich ein fähiger Lichtwächter sein – aber das wird eh so sein! Bei so einer Mutter! Ah das wird so toll!“

Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf White Gesicht aus, wenn sie an Kanori dachte. Sie versuchte immer zu lächeln, wenn sie an ihn dachte und nicht das Gegenteil. Auch wenn ihr viel eher danach zumute war. Doch jetzt war das Lächeln ehrlich. Sie hatte trotz aller erlittenen Schmerzen eine Lichterbin zur Welt gebracht und sie war sich sicher, sie würde so werden wie Kanori es sich gewünscht hatte. White hatte alles fest geplant. Sie wusste dass sie nicht mehr lange im Diesseits verweilen würde und seit dem Tag seines Todes wusste sie auch, dass sie keine Ewigkeit ohne ihn existieren konnte. Sie würde sterben. Und sie würde voller Freude die Stille wählen. Dann war alles aus… endlich. Endlich würde sie Kanori wieder sehen… Dies hatte sie all die Jahre weiter machen lassen.

Der Gedanke dass sie ihre Tochter niemals aufwachsen sehen würde schmerzte sie zutiefst, doch sie hatte alle Vorkehrungen getroffen, damit sie ein schönes und sicheres Leben führen konnte. Adir würde ihre Ausbildung leiten und er hatte ihr versprochen dass er ihre Tochter vor Shaginai „beschützen“ würde. Violet würde ihrer Tochter die Menschenwelt zeigen und sie somit nicht an das Wächtersein ketten. Dazu kam, dass ihre Tochter ein gutes und zuverlässiges Wächterteam bekommen würde, die direkten Nachkommen von Whites Team und Grey war da auch noch. Er würde dafür sorgen dass ihr nie etwas zustoßen würde und wenn die Zeit reif war, würde er ihren Verlobten aussuchen. Das hatte White in ihrem Testament beschlossen. Sie war sich sicher dass er den richtigen für seine Schwester aussuchen würde.

Alle wussten dass White zum ersten Mal in ihrem Leben Egoismus zeigen und die Stille wählen würde und sie standen alle hinter ihr, was White die Entscheidung um einiges leichter gemacht hatte. Nur Shaginai wusste es nicht. Er rechnete immer noch fest damit dass seine Tochter bald dem Rate beitreten würde. Oft hatte sie versucht es ihm zu beichten, doch er wollte nie zuhören. Adir meinte, er wisse es, wenn er ehrlich zu sich selbst war.

Die Spieluhr war nun vollends verstummt und White nahm sie in die Hände. Sie hatte beschlossen dass sie zusammen mit ihr zu Grabe getragen sollte. Es war wirklich alles perfekt geplant… Doch warum hatte sie dennoch ein schlechtes Gefühl?

White ging zur Wiege und sah ihre neugeborene Tochter darin ruhig schlafen. Die Kette die für das Glöckchen vorgesehen war, hatte sie schon um den Hals und ruhte auf ihrer kleinen Brust. Neben ihren Kopf lag ein Teddy, über den White sich immer noch freute. Denn er war nicht wie die anderen Geschenke von ihren Wächtern, sondern tatsächlich von Kanoris kleiner Schwester Ciel. Nach wie vor konnte sie sich nicht gut mit White vertragen und entweder litt White unter Verfolgungswahn oder es war wirklich so, dass Ciel sie immer noch vorwurfsvoll ansah. Beides war vorstellbar. Doch dass Ciel White zu hassen schien, änderte nichts daran dass sie einen Neffen hatte. Die Tatsache dass sie, genau wie White, Kanori in Grey sah, war offensichtlich und so war sie oft gekommen um ihn zu besuchen. Heute war sie auch da gewesen und hatte White zur Geburt gratuliert, ihr den Teddy in die Hand gedrückt und gesagt er wäre für ihre Tochter. Danach hatte sie sich sofort um Grey gekümmert. Dieser hatte seiner Mutter heimlich erzählt dass es sich bei dem Teddy um Ciels eigenen handelte, was ihn noch um einiges wertvoller machte. White hatte sich gewundert warum Greys Tante nicht eher sauer gewesen war. Immerhin war ihre Tochter nicht von Kanori… sondern von jemanden den sie nicht liebte, geschweige den kannte.

Was Kataron wohl dazu gesagt hätte? Er war leider vor drei Jahren gestorben… auch wenn er nicht mehr gekämpft hatte, der Körper eines Wächters war nicht ausgelegt für eine lange Lebensspanne… Er starb einfach an Herzversagen.

Die Hikari nahm die kleine Hand ihrer Tochter und genoss es einfach sie zu berühren. Der leise Atemzug des Mädchens war deutlich in dem ruhigen Zimmer zu hören.

„Wie du wohl heißen wirst, meine Kleine?“, flüsterte White um sie auch ja nicht zu wecken.

„Du wirst sicherlich einen sehr schönen Namen bekommen…“ Den Vornamen durfte die Hikari selbst aussuchen und sie hatte auch schon so eine Ahnung. Ihr Name sollte eine schöne Bedeutung haben, einer die mit Hoffnung in Verbindung stand. Kibou war Whites Favorit. Als sie es ihren Vater gesagt hatte, hatte er ihr zugestimmt. Also hatte sie schon einmal von ihm die Zusage. Jetzt mussten nur noch die Karten richtig liegen…

„Aber was soll da schon schief gehen… mein kleines Mädchen… du wirst ein wunderschönes Leben leben können… Ohne Krieg. Dafür sorgt deine Mutter…“ Whites Blick glitt zu der Harfe und diesmal mit ernster Stimme sagte sie:

„Dafür sorge ich.“
 

Kaum eine Stunde später trudelten die ersten Zwei der Zehn erwartenden Hikari ein, Shaginai und Adir. Der Erstere begrüßte zuerst Violet und seinen Enkel, ehe er sich zusammen mit Adir zu White gesellte. Selbst ihnen war es verboten Whites Tochter vor der Prophezeiung zu Gesicht zu bekommen. Die Regeln besagten das nur die Mutter und der zuständige Atzt, Azai, den Lichterben vor der Zeremonie sehen durften. Nicht einmal der Vater hatte die Erlaubnis sein Kind zu sehen.

„Ist meine Enkelin gesund?“, wollte Shaginai wissen, auch Adir schien das zu interessieren, man konnte White wohl ansehen dass es mit ihrer Gesundheit wahrlich nicht zum Besten stand.

White lächelte.

„Azai-sensei meint sie wäre kerngesund. Zum Glück.“ Adir nickte und bestätigte das es ein wahres Glück war.

„Und wie geht es dir, White?“ White war froh darüber dass es wenigstens Adir interessierte wie es ihr ging. Shaginai hatte es wie üblich übersehen.

„Gut. Es war keine besonders anstrengende Geburt, meine Tochter wollte es mir wohl leicht machen. Danke der Nachfrage, Adir-sama.“ Es kam White unwirklich vor, doch die Geburt lag jetzt fast schon 24 Stunden zurück. Ihre Tochter war kurz nach Mitternacht auf die Welt gekommen.

Ehe der Angesprochene antworten konnte, fragte Shaginai wie seine Enkelin aussähe. Adir lachte über diese Frage.

„Shaginai, wie soll sie schon aussehen!? Wie jeder Säugling. Da gibt es nun wirklich keine allzu großen Unterschiede. Sie wird weiße Haare haben wie wir alle und weiße Augen haben wie wir alle. Die Augenfarbe hast du doch sicherlich schon gesehen, oder White-san?“ Shaginai gefiel es nicht das er zurechtgewiesen wurde, doch natürlich wusste er das sein Mitwächter recht hatte. In diesen Stunden hatte sie so viele Schmerzmittel eingenommen, wie noch nie zuvor in ihren Leben.

White schüttelte den Kopf.

„Meine Tochter hat die Augen noch nicht geöffnet. Ich kann also nicht sagen ob sie weiße Augen hat. Aber, was für eine Farbe soll sie sonst haben?“ Adir sah lächelnd zu Shaginai.

„Genau, Shaginai, welche Farbe soll deine Enkelin sonst haben? Sie ist eine Lichterbin, da ist es vorprogrammiert.“ Der Angesprochene fühlte sich als würde man ihn für dumm verkaufen wollen.

„Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen. Ich hatte befürchtet die Krankheit hätte meine Enkelin beeinflusst! Und ich als Großvater werde mir jawohl Sorgen machen dürfen“ Er grummelte irgendetwas unverständliches, Adir lachte und White lächelte, während sie ihren Tee trank. Es freute sie das Shaginai sich Sorgen um seine Enkelin machte, so musste sie sich wenigstens keine Gedanken darüber machen ob er sie akzeptieren würde oder nicht. Gerade als White mit dem Gespräch fortfahren wollte, klopfte es an der Tür und Irizz kam herein. Er gab Bescheid dass die anderen Hikari eingetroffen waren. Adir und Shaginai erhoben sich und gerade als White es ihnen nachmachen wollte, durchfuhr ein stechender Schmerz ihre Brust und sie brach hustend auf dem Boden zusammen. Die Hikari hielt sich die Hand vor dem Mund um es zurück zu halten. Doch der Krampf verschwand so schnell wie er gekommen war und wackelig konnte White sich wieder aufrichten. Adir wollte ihr helfen, doch sie behaarte darauf dass es wieder ging. Die Hikari hatte die Hand zur Faust geballt damit niemand das sah, was sie gerade gesehen hatte.

Sie hatte Blut ausgehustet… und dieses Blut war schwarz.
 

Ehe die Zeremonie begann hatte White noch eine Gelegenheit gefunden um ihre Hände zu waschen. Im Bad hatte sie abermals einen Hustanfall bekommen und wieder war eine Menge schwarzes Blut erschienen. White biss sich auf die Unterlippe und sah sich die Flüssigkeit an, die auf ihrer bebenden Hand klebte. Es war tief schwarz, wie Tinte. Niemand würde es für Blut halten. Was sollte sie nur machen wenn dadurch auch ihre Lichtmagie versiegt war?! Ohne ihre Lichtmagie würde ihr gesamter Plan nicht aufgehen.

Nocturn würde ihr wohl kaum den Gefallen tun und sich selbst töten.

White sah sich selber in Spiel und atmete tief durch, ehe sie sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Hoffentlich bekam sie keinen Anfall während der Zeremonie und hoffentlich würde es nicht lange dauern. White spürte dass ihre Zeit davon lief.

Obwohl sich ihre Beine anfühlten als bestünden sie aus Gummi, beeilte sie sich um in den Saal zu kommen wo es stand fand. Dieser Saal gehörte zum ältesten Teil des Tempels und wurde nur gebraucht für die Prophezeiungen. Ansonsten war er mit allen erdenklichen Schlössern und Bannkreisen versiegelt. Doch der Saal sah nicht besonders viel hübscher aus als die anderen, keine Kunstwerke und die gleichen großen Fenster wie in der Bibliothek. Diese waren wunderschön verziert, bunte Glasscheiben die den Saal in buntes Licht tauchten. Der Saal an sich war mehrere Meter lang und auf dem Boden befand sich ein komplizierter Bannkreis, indem sich nicht nur die Wappen der Wächter eingraviert waren sondern auch alle möglichen anderen Symbole und Zeichnungen. Der Bannkreis war jedoch nicht nur auf dem Boden, sondern schlängelte sich an den Säulen empor und auch auf dem Marmortisch, wo die Mitte des Bannkreises sich befand. Auf dem Tisch waren 11 Rechtecke eingraviert, die alle ein anderes Bild abbildeten. Jetzt sahen sie harmlos aus, die dunkeln steinernen Figuren, doch sobald der Bannkreis aktiviert werden würde, würden drei von ihnen aufleuchten und die Zukunft ihrer Tochter zeigen. Danach würden die Namen ihrer Tochter geschrieben stehen.

Es gab nur ein Wesen welches den Zauber aktivieren konnte und das war der Älteste der noch existierenden Hikari: Hikari Kako Genzai Mirai Unmei Inceres – oder wie er auch ehrfürchtig genannt wurde: „Licht des Schicksals“. Niemand kannte ihn wirklich. Man hatte ihn noch nie sprechen gehört, außer der Formel die er benötigte um das Siegel zu aktivieren. Inceres mischte sich nie in die Angelegenheiten seiner Nachkommen und man sah ihn einzig und allein bei den Namenszeremonien. Obwohl ihm niemand Bescheid sagte, tauchte er immer auf. Kein Hikari hatte es jemals gewagt ihn überhaupt anzusprechen, man sprach nicht einmal von ihm. Alle hatten größten Respekt vor ihm - Größeren als es Die Erhabenen Drei, jemals haben könnten. White hatte ihn immer für unglaublich alt geschätzt, doch als sie ihn zum ersten Mal sah, war sie geschockt gewesen. Er sah aus wie ein zehnjähriger Junge und gleichzeitig wirkte er so alt wie der älteste Mann der Welt. Seine Augen hatte er stets geschlossen und bewegte sich dennoch, als hätte er Flügel auf dem Rücken. Er hatte lange glänzend weiße Haare, die jedes Mal aufs Neue zu einer komplizierten Frisur zusammen gebunden waren. Als White ihn bei Greys Vorhersehung getroffen hatte, hatte Inceres die Haare hochgesteckt getragen, zusammen gebunden zu mehren Ringen, verziert mit Schmuck.

Inceres tauchte niemals alleine auf, immer war er flankiert von seinen zwei Tempelwächtern, die weibliche Ecui und ihr Bruder Acui. Beide waren mehr als zwei Köpfe größer als er und niemand würde sie für Diener halten, denn sie trugen Kleidung um die jeder Mensch sie beneidet hätte. Nur ihre Augenfarbe, die Haarfarbe verrieten dass sie Tempelwächter waren.

Auch als Inceres diesmal auftauchte, war die Spannung in der Luft beinahe greifbar. Auch diesmal hatte er eine neue Frisur und White fielen sofort die vielen kleinen Glöckchen auf, die in seinem Haar eingeflochten waren. Magieverstärker?

Die Hikari standen an ihren Plätzen und hatten den Kopf gesenkt. Erst als Inceres sich, ohne einen Ton zu sagen, setzte, taten seine Nachkommen es ihm gleich. White als die Mutter, musste ihm gegenüber sitzen, bemühte sich aber ihn nicht anzuschauen. Ecui und Acui blieben hinter ihren Herren stehen, wie persönliche Leibwächter.

„Hikari Akarui Tenshi Shinsetsu White“, sagten beide Tempelwächter im Chor.

„Legt Euer Glöckchen in den vorgesehen Kreis.“ Bei der Vorhersehung für Greys Namen, war White überrascht gewesen von einem Tempelwächter eine „Anweisung“ zu bekommen. Doch diesmal legte sie ihr Glöckchen ab ohne sich etwas anmerken zu lassen und legte es in den Kreis. Dieser leuchtete auf und das Glöckchen erhob sich vom Tisch.

„Nun Eure Hände.“ White folgte der Anweisung, doch plötzlich von einem aufkommenden Gefühl irritiert. Es war das gleiche Gefühl welches sie damals als Kind gewarnt hatte Nocturn zu helfen. Diesmal sagte es ihr dass White das Ergebnis der Prophezeiung nicht wissen wollte. Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihren Vater und war überrascht dass er sie aufmunternd anlächelte. Hatte er… etwa das gleiche ungute Gefühl?

Es blieb White keine Zeit sich auch noch zu Adir umzuschauen denn ihre Hände leuchteten auf, als Inceres seine kleinen Kinderhände ebenfalls auf den Tisch legte.

„Schließt die Augen“, sagte die beiden Tempelwächter. Dies war keine Anweisung die allein White galt, sondern allen Anwesenden. White war froh die Augen zu schließen, denn ihre Sicht hatte angefangen zu verschwimmen. So viel es wenigstens nicht auf.

Inceres murmelte etwas was für alle Anwesenden unverständlich war. Einige munkelten er hätte seine eigene Sprache. Fakt jedenfalls war, das niemand seine Formel verstand und da alle ihre Augen geschlossenen hatten, konnten sie auch nicht sehen, wie der Bannkreis, als Ausgangspunkt Inceres‘ Hände anfing hell zu leuchten als würden zwischen den Rillen leuchtendes Wasser fließen.

Diese Prozedur warte in der Regel um die fünf Minuten, ehe die anderen Hikari die Augen wieder öffnen durften und somit das Ergebnis zu sehen bekommen würden. Doch dieses Mal dauerte es länger. Womit White von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde und sie Stimmen der Tempelwächter beinahe als Erlösung ansah, als diese sagten das Ergebnis würde stehen.

Die Karten waren von gut zu schlecht sortiert, daher sahen alle zuerst zu den „guten“ Symbolen.

Zu Whites und von so vielen anderer, Enttäuschung, lag das beste Symbol, der des Engels, tot vor ihnen und langsam ging ihr Blick nach unten. Das erste Zeichen welches aufleuchtete war eins vier Symbole weiter unten: Das Zeichen der Liebe. Das bedeutete das dass Leben ihrer Tochter stark von diesem Gefühl beeinflusst werden würde. Sehr ungewöhnlich. Normal ließ sich die Laufbahn eines Hikari nicht so extrem von der Liebe beeinflussen, als das es in dessen Prophezeiung vorausgesagt wurde. Die Karte gehörte sogar zu den seltenen Fällen… Aber, daran war ja nichts schlecht.

Doch als White mit den Augen weiter nach unten ging, wurde ihr schnell klar dass es schlecht war. Nein „schlecht“ war gar kein Ausdruck. Denn… es waren die letzten beiden Karten die leuchteten.

Die des Dämons.

Und die des Todes.

Um diese Karten zusammenzusetzen brauchte es nicht viel, doch Whites Gehirn schien stillzustehen. Sie bemerkte gar nichts mehr, sie könnte tot umfallen und sie würde es nicht bemerken. So sah sie auch als letzte das Inceres den Namen mit leuchtender Schrift auf den Tisch zu meißeln schien. White sah was da stand, doch schien es irgendwie nicht lesen zu können und dass wo es so klar und deutlich dort geschrieben stand, dass White sich sicher war das es sich in ihren Kopf einbrennen würde.

Kurai Yogosu Hikari

Entweder White hörte es nicht, oder es war wahr dass niemand im Raum etwas sagte. Erst als Inceres sich gelassen erhob, als wäre das eine Teestunde und sich, zusammen mit Ecui und Acui ohne ein weiteres Wort, in Luft auflöste, schien sich irgendetwas zu lösen.

„…Er hätte uns ruhig mitteilen können was wir jetzt unternehmen sollen“, sagte eine weibliche Hikari, die neben Adir saß. Sie hatte die weißen Augen starr und wie gelähmt auf den Fleck gerichtet, wo Inceres eben noch gestanden hatte. White wollte ihrem Gehör keinen Glauben schenken. Was sollte das heißen… ]i]„unternehmen“?

Abermals herrschte ein unglaublich langes Anschweigen, nur plötzlich unterbrochen von einem der Hikari die in Tränen ausbrach.

„…Das…Das arme…arme… Mädchen…“, flüsterte einer der männlichen Hikari kopfschüttelnd und White fragte sich wovon sie alle sprachen. War sie etwa die einzige die das Offensichtliche nicht sehen konnte? Verschloss sie ihre Augen davor? Weigerte sich ihr Gehirn diese Information aufzunehmen?

Hilfesuchend sah sie zu ihrem Vater. Doch dieser hatte die Augen starr auf die beiden letzten Symbole gerichtet, die nun da Inceres verschwunden war, wieder tot lagen.

Adir war der Erste der das sagte was alle Hikari, außer White, durch den Kopf ging.

„Das unreine Licht wird eine unverzeihliche Sünde begehen... Es wird verbotene Gefühle für einen Dämon hegen“ Shaginai fuhr auf der Stelle auf, so schnell das der Stuhl zu Boden fiel. Er sah Adir so wütend an, das man denken konnte, er würde über den Tisch springen wollen und auf ihn einschlagen wollen.

„WAS SOLL DAS HEIßEN!? WIE KANNST DU SOWAS BEHAUPTEN!?“ Adir blieb allerdings ruhig, jedoch sah man auch ihm das gleiche an, was auch die anderen Hikari ins Gesicht geschrieben stand: Die Angst.

„Shaginai, ich habe lediglich das vorgelesen was klar auf der Hand steht. Ihr Name bedeutet unreines Licht und ich denke es steht außer Zweifel, dass sie gegen die Regel 2A verstoßen wird. Du weißt genauso gut wie ich, was das heißt.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er Adir dem Rücken zu und schritt auf die bemalten Fenster zu.

„…In…In Lights Namen…“, sagte die Hikari immer wieder, die immer noch weinte. Niemand kümmerte sich um sie. Ein anderer fragte sich laut womit sie das verdient hätten, was sie falsch gemacht hätten und wofür man sie so bestrafte. Denn außer der Tatsache das Whites Tochter sich in einem Dämon verlieben würde, hing noch eine andere Wahrheit in der Luft und genau diese war es, die diese Angst in allen hervorrief. Doch niemand wagte es diese Wahrheit anzusprechen, aus Angst sie könnte womöglich ausarten. Der, der neben Adir noch am ruhigsten war, sprach es an:

„Der Tod steht auch für Untergang und Zerstörung. Ich denke es ist jedem selbst überlassen wie man es auslegt, aber wie ich merke denken wir alle an Dasselbe.“ Wieder sagte niemand etwas, es war ein stillschweigendes Einstimmen. Shaginai, der immer noch den Rücken zugekehrt hatte, sagte es:

„Dieses Mädchen wird unseren Untergang einläuten.“ Diesmal ließen sie den Worten keine Zeit auf jeden einzuwirken.

„Und was sollen wir dagegen unternehmen?!“

„Wir können nichts tun… seine Vorhersehungen treffen immer ein…“

„Wir können doch nicht tatenlos zusehen wie das Schicksal seinen Lauf nimmt und all das zerstört was wir in den Jahrtausenden aufgebaut haben!“

„Im Klartext heißt das aber auch… dass wir unseren Krieg endgültig gegen die Dämonen verlieren werden…! Das gesamte Wächtertum wird ausgelöscht werden!“

„Aber wie soll ein Mädchen das bewerkstelligen?“

„Die Frage „wie“ ist indolent. Fakt ist es wird geschehen.“ So ging es eine ganze Weile weiter. Wirre Vermutungen, Verzweiflung und Angst machten sich breit. Man konnte sich nicht einig werden was man tun sollte, es kamen ja nicht einmal wirkliche Vorschläge. Alle waren zu geschockt von der unheilbaren Tatsache. Nur Adir, Shaginai und White waren stumm. White war immer noch im Kampf gegen sich selbst und versuchte sich klar zu machen, was im Begriff war zu geschehen – was im Begriff war mit ihrer Tochter zu geschehen.

Shaginai erhob plötzlich seine Stimme und versuchte höflich um Ruhe zu bitten, was ihm kaum gelang, doch man wurde ruhig, abgesehen von dem Weinen der wenig richtig aufgelösten Hikari.

„Es gibt nur eins was wir zum Wohle aller tun können: Wir müssen die Sonderregeln in Gebrauch nehmen. Dies ist unsere einzige Möglichkeit diesem Schicksal zu entgehen.“ Jetzt mischte sich auch Adir ein.

„Du willst deine Enkelin…hinrichten lassen?“ Umgehend drehte sich der Angesprochene um.

„Diese Missgeburt ist nicht meine Enkelin!“ Jetzt fehlte nur noch White, die endlich aus ihrer Trance erwacht zu sein schien. Langsam wand sie den Kopf zu ihren Vater.

„Wie kannst du das sagen…? Sie ist dein eigen Fleisch und Blut…!“ White stand auf und bemerkte dabei wie wackelig ihre Beine waren.

„Sie ist doch nur ein unschuldiges Kind! Du willst sie doch nicht etwa für etwas töten lassen, was sie gar nicht begangen hat! Wer sagt dass die Prophezeiung eintreffen wird? Es gab Fälle indem er Unrecht hatte! Meine Tochter hat eine Chance verdient! Sie hat es verdient zu leben!“ White spürte wie die Tränen in ihr hochkamen und darum kämpften frei zu kommen, doch sie hielt sie zurück. Niemals würde sie vor ihre Familie ihre Tränen zeigen.

Shaginai ging auf sie zu und einen Moment lang glaubte seine Tochter, er würde sie wie damals als sie klein war, schlagen wollen doch er tat viel eher das Gegenteil. Indem er seine Hände auf ihre Schulter legte, drückte er sie an sich und umarmte seine Tochter zum aller ersten Mal. White wusste überhaupt nicht wie sie reagieren sollte.

„Es ist nicht deine Schuld…White.“ Auf diese Worte ihres Vaters wusste sie keine Antwort, nicht einmal wenn sie dazu imstande gewesen wäre. Sie war genauso sprachlos wie ihre Mutter es gewesen war, als Shaginai ihr vorgeworfen hätte sie wäre egoistisch weil sie sich in Whites Erziehung einmischen wollte.

Shaginai ließ sie los und sah White ernst, doch auch mit Mitleid an und als diese sich umsah, bemerkte sie das alle sie mit dieser Mischung ansahen, jeder mehr oder weniger und damit wurde ihr klar, dass sie kein Mitspracherecht hatte. Egal mit welchen Argument White kommen würde, sie würden sagen dass ihre mütterlichen Gefühle sie irre leiten würden. Deshalb sahen sie sie alle mit diesem Mitleid an. Zum ersten Mal in Whites Leben fühlte sie sich fehl in der Mitte ihrer Familie.

Shaginai fragte wer alles für diesen Vorschlag wäre und einer nach dem Anderen hob die Hand – sogar Adir. Einstimmig. Ebenso schnell wurden sie sich einig das Seigi es machen sollte – er würde sich sicherlich freuen.

„White-san, ich verspreche Ihnen es wird kurz und schmerzlos sein“, sagte eine der weiblichen Hikari mit einem aufmunternden Lächeln. Als Antwort bekam sie jedoch einen starren Blick, der ihr Lächeln sterben ließ.

Nach und nach verließen die Hikari den Saal, White hörte kaum das sie sich verabschiedeten oder sonst irgendetwas sagten, nur das ihr Vater seiner Tochter „Alles gute“ bei ihren bevorstehenden Kampf wünschte, hörte sie unwirklich. Diesen Kampf hatte sie vollkommen vergessen, er kam ihr jetzt so unwichtig vor…

Erst als es absolut still geworden war im Raum, schleppte die Hikari sich auf ihren Stuhl und ließ sich darauf fallen. Gerade als die ersten verzweifelten Tränen hervortraten, hörte sie das jemand hinter ihr stand und sie drehte sich um. Vor ihr stand Adir, mit dem gleichen Blick wie auch die anderen Hikari sie zuvor angeschaut hatten. Nur das sein Mitleid um einiges stärker zu sein schien.

„Was wollen Sie?“, fragte White und war erstaunt dass ihre Stimme nicht darunter zerbrach. Er ging auf sie zu und nahm neben sie Platz.

„Dir davon abraten.“ White antwortete nicht.

„White, ich habe nicht zugestimmt deine Tochter hinrichten zu lassen, weil ich glaube dass sie unseren Untergang herbeiführen wird.“ In Whites Augen trat ein kleiner Funken Hoffnung.

„Sie glauben also nicht, dass die Prophezeiung wahr wird?“ Der erhabene Hikari schüttelte traurig den Kopf.

„Doch, ich bin mir sicher dass sie das wird. Du weißt genauso gut wie ich, dass Inceres-sama zu 99% der Fälle Recht behielt. Doch im Gegensatz zu unseren anderen Familienmitgliedern deute ich die Karte des Todes anders.“ Er sah auf das tote Symbol und seufzte.

„Ich denke diese Gefühle die zu einem Wesen mit dämonischen Blut hegen wird, ihren eigenen Tod bedeuten werden.“ White erhob den Kopf und sah ihn geschockt an, eine Antwort bekam sie nicht hervor.

„… und stell dir vor was sie bis dahin alles durch machen muss. Egal was du tun würdest, sie würde niemals von uns akzeptiert werden. Sie würde ein Leben in Ausgrenzung leben und niemand würde ihre Entwicklung auf die rechte Bahn bringen können, da du, selbst wenn du die Ewigkeit wählen würdest, nicht für sie da sein könntest. Obendrein, wenn raus kommt das du ihr Leben gerettet hast, würde dir das Jenseits verweigert werden und deine Tochter würde dann eliminiert werden. Nicht nur das. Kannst du dir vorstellen was deine Tochter alles erleiden muss, wenn sie sich in einen Dämon verliebt? Er wird ihre Liebe ausnutzen, wie alle Dämonen es tun würden. Niemals würde dieses Wesen ihre Gefühle erwidern. Sie wird daran zerbrechen… das wird zu ihren Tode führen.“ Er legte wie Shaginai zuvor die Hände auf ihre Schultern und sagte:

„So hart das auch klingen mag: Ich denke der Tod ist in diesem Fall die einzige Möglichkeit das Mädchen vor so einem grausamen Unsegen zu bewahren… Ich weiß wie schwer es ist eine geliebte Person diesem Schicksal zu überlassen… aber manchmal bleibt keine andere Auswahl. White…“ Er sah sie voller Mitleid an.

„…Wir Hikari sind nicht in der Lage alle zu retten. Am aller wenigsten die, die wir wirklich lieben.“
 


 

White legte die Finger an ihre Schläfe und versuchte sich zu konzentrieren. Ihre Gedanken wollten jedoch immer wieder zu ihrer zum Tode verurteilten Tochter zurück und nicht dahin wo sie eigentlich sollten. Denn White stand eine Konferenz bevor, ihre Letzte und wahrscheinlich auch Wichtigste. Die Zukunft ihrer Mitstreiter, ihrer Freunde hing davon ab und daher durfte sie sich ihre panische Sorge um ihre Tochter nicht anmerken lassen. Sie musste ihnen optimistisch den nächsten Kriegsschritt erläutern.

White atmete noch einmal tief durch, wappnete sich gegen die erste Frage und betrat den Konferenzraum. Hirey, Azai, Mizuno, Violet, Yuri und die erst vor einem Jahr ernannten Elementarwächter Thalion und Yuna, drehten sich umgehend zu ihrer Hikari um. Sie setzte sich auf ihren Platz und bekam wie immer einen Stich durchs Herz als sie die leeren Plätze von Izerin und Kanori sah.

Sie wollte umgehend anfangen, ohne ihren Freunden überhaupt die Möglichkeit zu geben nach der Prophezeiung zu fragen. Während ihrer Einleitung sah sie zur Uhr. In eineinhalb Stunde würde Seigi kommen um ihre Tochter zu töten und in wiederum drei Stunden würde Nocturn kommen um den letzten Kampf gegen White auszutragen. Das würde alles mehr als knapp werden…

Mit der Befehlseinteilung fing sie bei den beiden Jüngsten an.

„Thalion und Yuna, ich bitte euch die Offiziere an unseren Stützpunkt Sanctu Ele’saces zu unterstützen.“ Beide nickten, sahen sich zuversichtlich an und nahmen die Hand des jeweils anderen. Deren Liebe war vom Krieg ungetrübt.

In selben Moment wo White gerade fortfahren wollte, kam Irizz reingestürmt. Da er bei einem Normalfall immer anklopfen würde, war White klar dass ihr Tempelwächter einen weiteren Anschlag meldete. Mit ihrer Befürchtung traf sie ins Schwarze und mit zusammengebissenen Zähnen plante sie in aller Eile ihren Plan um. Das größte Problem war das die stärkste Angriffsmacht auf der Seite der Wächter ausgerottet war, die Tsuchis, sie Erdewächter. Genauso sah es mit den Feuerwächtern aus, Hirey war der einzige der übrig geblieben war. Einer der stärksten Dämonen hatte es systematisch nur auf Feuerwächter abgesehen, nachdem Hirey ihn den linken Arm abgerissen und somit stark eingegrenzt hatte. Dank Nocturn waren auch die Kaze um einiges dezimiert worden. White war sofort aufgefallen, dass er, wenn er einmal in einer richtigen Schlacht teilnahm, es immer auf Windwächter abgesehen hatte. Somit war es enormes Loch in sowohl der Verteidigung als auch in der Angriffstärke entstanden. Was auch der größte Grund dafür war, das unter den Wächtern mehr und mehr die Panik ausbrach. Ein guter Ausgang in diesen Krieg, für die Wächter sah schlecht aus. Wen sollte White losschicken um die Dämonen aufzuhalten, wenn es kaum noch welche gab? Die wenigen Offiziere hatten alle Hände voll zu tun um die Stützpunkte zu schützen und die Hikari konnte keine Shizen oder Kikou in den Tod schicken…

„Ich mach das.“ White schreckte es ihren Gedanken hoch und sah wie alle anderen zu Hirey, der schon aufgestanden war.

„Ich bin der einzige der von den Elementarangriffsmagien übrig geblieben ist und ich weigere mich zuzuschauen wie Dämonen machen was sie wollen! Bitte, White-sama erlaubt es mir!“ Doch White schüttelte den Kopf.

„Du kannst nicht alleine gehen. Nicht gegen so eine Armee! Das wäre dein sicherer Tod.“ Hirey kam nicht dazu zu antworten denn Mizuno mischte sich ein:

„Er wird nicht alleine gehen.“ Sie stand auf und legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter.

„Ich werde mit ihm gehen. Ansonsten geht die Menschenwelt noch in Flammen auf!“ Azai sah seine geliebte Frau entsetzt an und sagte ohne Umschweife dass er dann ebenfalls mitkommen würde. Doch davon wollte Mizuno nichts hören.

„Du musst bei White-sama bleiben. Das ist deine Aufgabe als Atzt.“

„Nein, wird er nicht. Niemand wird hier bleiben.“ Alle drehten sich jetzt wieder zu White um.

„Wie… niemand wird hier bleiben? Es ist doch unsere Hauptaufgabe Den Tempel zu schützen und bei aller Ehrfurcht White-sama, das könnt ihr nicht alleine“, wand Yuri ein und versuchte zu lächeln.

„Du bist im Irrtum, Yuri. Ich habe nicht vor Den Tempel zu schützen.“ Die Miene aller war erstarrt. Hirey brachte ein ersticktes „Was?!“ raus, ansonsten sagte niemand was.

„Ihr habt mich schon richtig verstanden. Ich lasse Den Tempel evakuieren. Wir geben ihn auf.“ Schweigen. Niemand wollte glauben was sie gehört hatten. Den Tempel aufgeben… das konnte nur ein Irrtum sein. Alles, aber doch nicht der Hauptstützpunkt… das konnte unmöglich wahr sein!

„Aber… er ist unser Zuhause… die Wurzeln des gesamten Wächtertums…“, brachte Yuna hervor. Die Anderen waren ebenso geschockt und sagten Ähnliches, außer einer - Azai. Er sah zu White und indem sie einige Blicke wechselten, schien er ihren Plan zu verstehen. Er sah zu seinen Mitstreitern und sagte:

„White-sama wird wissen was das Beste ist, überlassen wir es ihr.“ White sah ihn dankbar an und er nickte.

„Yuri, kann ich dir die Aufgabe der Evakuierung anvertrauen?“ Schweren Herzens nickte sie und sagte:

„Das wird der schwerste Akt meiner Laufbahn… Aber was ist mit meinen Kindern? Mit Ilang und Daichi?“

„Kaira…?“

„Und Tinami, Azura und…?“ Beinahe wollte Mizuno auch noch ihren Sohn nennen, doch Sai war vor zwei Tagen umgekommen. Zusammen mit Hireys Sohn. Azai legte die Hand auf die seiner Frau um ihr stillschweigend bei zu stehen. Auch Hirey sah schmerzhaft in eine andere Richtung und schloss zähneknirschend die Augen.

Besonders die Kinder waren ein Schwerpunkt in Whites Plan gewesen, denn in den letzten Jahren hatten die Dämonen Attentate direkt gegen Kinder verübt. Besonders die der Elementarwächter, um sie daran zu hindern ihr Element weiter geben zu können. Das war auch der Grund gewesen das die Söhne von Mizuno, Azai und Hirey gestorben waren. Sie töteten die Kinder, ehe sie sich wirklich wehren konnten… Daher benötigten die Kinder besonderen Schutz.

„Es gibt nur eine Möglichkeit die Kinder vor den Attentaten zu schützen. Sie müssen vollkommen aus dem Krieg. Sie müssen aus der Schusslinie. Wenn sie hier bleiben, ist die Gefahr zu groß, dass sie sterben könnten. Unsere Kinder sind unsere einzige Hoffnung für die Zukunft.“ White sah auf und zu ihrer Schwester.

„Nee-sama?“ Genau wie Azai zuvor, verstand Violet ihre kleine Schwester sofort und sagte selbstbewusst und mit ihrem üblichen Lächeln.

„Ich werde das übernehmen! Keine Sorge bei mir sind eure Kinder absolut und 100% sicher! Ich werde sie mit meinem Leben beschützen!“ Im Schnelldurchlauf wurde alles nötige besprochen. Die Stimmung war zum reizen gespannt, alle wussten das die Wahrscheinlichkeit nicht hoch stand, dass sie überleben würden. Für jeden galt sich damit „abzufinden“ und alle nötigen Vorkehrungen zu treffen. Hirey war der Einzige der sich von nichts und niemanden verabschieden musste. Seit dem Tod seines Sohnes hielt ihm nichts mehr am Leben. Er würde nur noch kämpfen. Bis zum letzten Atemzug.

Doch bei seinen Mitstreitern sah es anders aus. Besonders schwer fiel es Azai und Mizuno. Sie war nicht vom Gedanken abzubringen das sie mit ihrem Bruder gehen wollte und versuchte Azai dazu zu überreden auf Sanctu Ele’saces zu bleiben. Er hätte immerhin einen Posten als Arzt zu halten und hätte nichts mehr auf dem Schlachtfeld zu suchen. Es war nicht mehr wie früher, Azais Kenntnisse wurden woanders gebraucht, sagte sie lächelnd. Doch er war kein Trottel. Er wusste wenn er seine Frau jetzt gehen lassen würde, würde er sie nie wieder sehen.

„Denk an Tinami und Azura. Sie brauchen ihren Vater.“ Die beiden standen in deren Gemach, das Licht war ausgeschaltet und die einzige Lichtquelle war das Licht vom Korridor, welches durch die halb offene Tür rein schien. Immer wieder unterbrochen von den Wächtern die im Gang auf und ab liefen. Die Evakuierung war im vollen Gang.

Mizuno hatte die kleine Azura auf dem Arm und schaukelte sie sanft hin und her, die kleine war gerade erst wieder eingeschlafen. Neben ihnen schlief die dreijährige Tinami ebenfalls. Azai war dabei die Sachen zu packen die seine Kinder dabei haben durften. Es war ihnen nur erlaubt eine Tasche mitzunehmen und natürlich war das erste was Azai seiner älteren Tochter einpackte, ein Minilaptop.

Doch zum Xten mal sah er von seiner Arbeit auf.

„Genauso brauchen sie auch ihre Mutter! Bitte, Mizuno, sei doch vernünftig! Es bringt niemanden etwas wenn du dich zusammen mit Hirey in den Tod stürzt…“ Er stand auf, legte seine Hände auf ihre Schulter und sogar im schwachen Licht konnte man erkennen dass er sie flehend ansah.

„Azai… Ich werde auf dem Schlachtfeld gebraucht. Dort ist mein Platz. Es ist meine Aufgabe zu kämpfen. Genauso wie es deine ist Wächtern zu helfen.“ Die Wasserwächterin ging mit ihrer kleinen Tochter zu Tinami und legte sie dazu. Schweigend sah die Mutter ihre Töchter an, doch ihr Blick schweifte zu Sais leeres Bett. Sie biss sich auf die Unterlippe und bat Azai darum auch ein Bild von ihm einzupacken. Tinami und Azura sollten ihren Bruder nicht vergessen. Dann wand sie sich an ihren Mann und er sah das Tränen in ihren Augen glitzerten. Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Er drückte sie an sich und wusste damit dass er den Kampf verloren hatte. Der Wächter in ihn wusste von Anfang an das Mizuno das Richtige tat, doch seine Liebe zu ihr war zu stark um das einzusehen und auch jetzt noch, wollte er sie am liebsten anketten. Azai atmete tief ein, ohne wieder auszuatmen, um ihren Geruch in sich aufzunehmen.

Sie sagten nichts. Die Stille um die herum sagte alles. Es musste nichts ausgesprochen werden. Mizuno hob den Kopf, versuchte tapfer die Tränen zurückzuhalten und die beiden küssten sich zum letzten Mal…
 

White kniete auf ihren Balkon, sie hatte den Kopf auf dem steinernen Geländer gelehnt und sah hinaus in die dunkle Nacht. Es war absolut windstill. Sie Luft schien förmlich still zu stehen – war das ein schlechtes Zeichen? Sie hatte einen Beschluss gefasst. Schweren Herzens. War Kanori damit etwa nicht einverstanden? Hatte er sich genau wie sie darauf gefreut, wieder mit White vereint zu sein und wollte deshalb ihren Entschluss nicht gutheißen? White konnte das auf der einen Seite gut verstehen, aber auf der anderen Seite wiederrum nicht. Es gab nur diese eine Möglichkeit. Einen anderen Plan hatte sie in aller Eile nicht entwerfen können. Ohne Zweifel würde sie ihren Plan auch ohne seine Zustimmung durchziehen… aber es würde alles um einiges leichter machen, wenn sie wusste dass er sie verstand, dass er ihr beistand. Ansonsten kam sie sich vor wie ein Verräter, doch war sie es nicht so oder so? Entweder sie verriet Kanori oder ihre Tochter.

„Mutter?“ White sah auf und erblickte ihren Sohn in der Glastür stehen. Umgehend lächelte sie, auch wenn ihr nicht danach war. Doch der Anblick ihres Sohnes ließ sie immer lächeln. White stand auf und folgte ihm ins Zimmer zurück. Sie hatte Violet darum gebeten Grey zu sie zu bringen, damit auch sie sich von ihm verabschieden konnte. Aber das hatte White nicht vor. Sie würde Grey nicht mit Violet losschicken. Grey hatte eine Aufgabe. Sein erster Auftrag.

Doch er wusste davon noch nichts. Er wusste auch nichts von der Evakuierung. Er war gekommen und endlich seine Schwester zu sehen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, sah White zu wie Grey sich einen Stuhl heran zog um seine Schwester in der Wiege schlafen zu sehen. Sie ermahnte ihn, nicht zu laut zu sein. Das Kind sollte nicht aufwachen. Grey war überhaupt nicht mehr zu bremsen. Er redete munter drauf los, wiederholte sich selbst mindestens zehn Mal und konnte seinen Blick nicht mehr von seiner Schwester losreißen. White freute sich darüber das er sich freute, wenigstens einer der ihre Existenz nicht verfluchte. Im Gegenteil, deren Mutter sah sofort das er sie jetzt schon mehr liebte als alles andere auf der Welt. Er würde den Auftrag durchziehen, auch wenn er den Grund wohl noch nicht verstehen würde.

Doch White wagte es nicht seine Freude zu unterbrechen, auch wenn sie merkte wie die Zeit sich immer mehr gegen sie bewegte. Der körperliche Schmerz ließ nicht nach, steigerte sich von Minute zu Minute, kam jedoch nicht gegen ihre seelischen Schmerzen an.

„Ah, da hätte ich doch das Wichtigste vergessen! Welchen Namen hat sie bekommen?“ Zum ersten Mal seit zehn Minuten sah er wieder von seiner Schwester auf und strahlte seine Mutter erwartungsvoll an. Ihr Lächeln war steif geworden, auch wenn sie die Arme nach ihm ausstreckte und er nur widerwillig ihre Einladung nachging. Er schien neben seiner Schwester übernachten zu wollen.

„Was ist denn, Mutter? Darf sie etwa nicht Kibou heißen?“ White setzte ihn auf ihren Schoss und ließ ihre Finger durch seine Haare gleiten. Die Hikari schloss kurz die Augen und erinnerte sich lebhaft daran, wie sie ihre Finger durch Kanoris Haare gleiten gelassen hatte… Grey hatte die gleichen Haare wie er… Nur das seine weiß waren.

„Nein, sie hat einen anderen Namen bekommen…“

„Und welchen? Ich mochte Kibou eh nicht.“ White konnte ihm genauso gut die Wahrheit sagen, er musste es sowieso wissen. Aber da fiel ihr ein, dass ihre Tochter keinen Vornamen hatte. Jetzt brauchte sie einen und White würde einen wählen ohne auf die Meinung von anderer Rücksicht zu nehmen. Das tat nicht länger Not.

Als die Hikari an den Namen Kibou dachte, wusste sie das sie abermals einen Namen für ihre Tochter finden musste der mit Hoffnung in Verbindung stand. Aber nicht offensichtlich. Nur zwischen den Zeilen. Aber was stand für die Hoffnung? Schmetterlinge… Nein. Das war die falsche Richtung.

„Hat meine Schwester auch einen Farbnamen?“ Langsam schien er ungeduldig zu werden, doch White hatte die Idee getroffen. Sie hatte überhaupt nicht an Farben gedacht… Welche Farbe stand für Hoffnung?

„Sie heißt Green.“ Ja. Ihre Tochter hieß Green… und diesen Namen würde sie nicht nur eine Stunde lang noch tragen, sondern ihr ganzes Leben und dieses würde lange wahren. Egal was White dafür tun musste. Egal was sie tun musste, sie würde ihre Tochter vor dem bewahren was Adir vorausgesagt hatte. Die Mutter weigerte sich dem Glauben zu schenken.

„Green…“ Grey sprach den Namen seiner Schwester Silbe für Silbe aus, langsam, als würde er den Namen festhalten wollen. Erst nachdem er ihren Namen noch einmal wiederholt hatte kuschelte er sich bei seiner Mutter ein.

„Und was ist dem den Vornamen?“ Abermals spürte White einen Stich durch ihr Herz und während sie ihren Sohn von sich wegdrückte, holte sie tief Luft, ehe sie ihm die Antwort gab.

„… Kurai… Yogosu Hikari Green.“ Er verstand sofort dass etwas daran falsch war, nicht zuletzt an dem Gesicht seiner Mutter. In seinem jungen Alter konnte er ihren Namen schon verstehen und wusste damit, dass seine Schwester unter keinem guten Stern geboren war. Doch gerade als er etwas sagen dazu sagen wollte, unterbrach ihn seine Mutter:

„Grey, es ist wichtig das du mir jetzt zuhörst: Willst du das Leben deiner Schwester retten?“ Verunsichert sah er sie an, er schien sie nicht richtig zu verstehen.

„Soll…. Soll Green etwa… sterben?“ White konnte ihm nicht erzählen was die Hikari für Green geplant hatten. Er war dafür zu jung. Sie wusste nicht wie er reagieren würde. Aber sie war sich sicher dass er Green wählen würde und sich gegen die Hikari entscheiden würde.

„…Ja, Grey, sie wird sterben. Willst du das verhindern?“ Immer noch sah er sie verunsichert an, er drehte sich zu Greens Wiege um. Eine Weile sah er in ihre Richtung, schweigend und beide konnten Greens ruhigen Atemzug hören. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, war keine Unsicherheit mehr zu sehen.

„Ich würde alles tun!“ White lächelte ihren Sohn an, doch wurde sofort wieder ernst. Die Zeit drängte.

„Du kommst wahrlich nach deinem Vater…“
 

Fertiggestellt: 27.03.07
 

Nocturn: Fieser Clifffänger… aber wer will schon wissen das dieser *piep* Bengel für einen Auftrag bekommt, wenn man weiß das ICH im nächsten Kapitel wieder auftauche? Niemand, natürlich!

Autorin: Nocturn-sama, machst du bitte deine Ansage? Oder muss ich dich erst bedrohen?

Nocturn: ¬¬ mit was willst du mir drohen, Menschenwesen?!

Autorin:…Damit das ich das nächste Kapitel kürze, damit das du einen peinlichen Abgang bekommst, damit das du uncool wirst, damit das ich deine Hengdi schrotte…Ich bin eine Autorin. Ich hab die MACHT!

Nocturn: JAJA Ich habs verstanden! *räusper* … was guckst du so?!

Autorin: öUö° nichts…. Mach schon //Nocturn-samaaaaaa *ansabber*//

Nocturn: ¬¬ Ich will ja nichts sagen, aber du hast mir die Fähigkeit verliehen Gedanken zu lesen. //Als ob die nicht ins Gesicht geschrieben ständen// Egal. Jedenfalls, kommen wir zum nächsten Kapitel! Das Allegro meiner genialen Laufbahn geht im nächsten Teil zu Ende und ich werde zusammen mit meiner angebeteten White ein glorreiches Ende finden! Wie lange habe ich auf diese Nacht gewartet!? Aber um unser Leben auch würdig abzuschließen musste ich einiges im Voraus planen! Was genau das sein wird, habt ihr gefälligst im nächsten Kapitel „Bis der Tod uns scheidet Teil Eins“ zu lesen! Und wehe nicht! *nick nick*

Autorin: …. Nocturn-samaaaaa? *quitsch*

Nocturn: Was ¬¬?

Autorin: ….darf ich dich anfassen ÖUÖ?

Autorin: au

Nocturn: ûu!

Bis der Tod uns scheidet Teil Eins

Bis der Tod uns scheidet Teil Eins
 


 


 

„… Das wäre dann alles, Nocturn-sama.“ Das Dämonenmädchen sah nervös zu Boden, während sie auf die Antwort ihres Meisters wartete. Dieser fuhr mit einem Fingernagel seiner linken Hand desinteressiert eins der eingeprägten Wächterwappen nach. Das Mädchen war nicht nur wegen ihm so nervös, sondern auch wegen dem Ort wo sie sich befanden. Wie konnte Nocturn nur so ruhig bleiben, wo sie sich doch im Feindesgebiet, im Tempel, befanden?!

Nocturn sah auf und sie zuckte zusammen, als wäre sein Blick eine Strafe.

„Warum ich so ruhig bin?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Immer wieder vergas sie, dass er Gedanken lesen konnte. Einer ihrer größten Fehler. Es war einfach ein gemeiner Vorteil das die Gedanken nicht länger einem selbst gehörten, wenn man sich in seiner Nähe aufhielt. Man konnte sie nicht einfach stoppen und aufhören zu denken. Es gab keinen Weg drum herum, dass ihre Gedanken für ihn ein offenes Buch waren.

Nocturn stand lässig auf und ging auf das Dämonenmädchen zu. Instinktiv wich das Mädchen zurück, doch dies gelang ihr nur einen Schritt, bis sie zum Geländer des Balkons ankam. Die Gedanken die in ihr hochkamen, versuchte sie zu verdrängen, denn diese würden garantiert nicht zu einem längeren Leben führen. Allerdings, wie es so mit Erinnerungen war, flackerte auch diese kurz vor ihren Augen auf und war so nicht mehr ein Geheimnis. Sie hatte, vor einiger Zeit, mit einer Kollegin darüber diskutiert ob man sich von Nocturn lieber fernhalten sollte, oder das Gegenteil tun sollte. Die Kollegin hatte gemeint viele sähen es als Privileg an wenn Nocturn sie aussuchte – er war immer hin der mächtigste Dämon, sagte sie mit einem Grinsen. Mächtig oder nicht, hatte das Dämonenmädchen geantwortet, sie konnte ihn jedenfalls nicht leiden. Was das für eine Rolle spielte, hatte die Andere geantwortet und war vom Thema abgeschweift, als sie davon erzählte wie schrecklich ekelig ihr Momentaner war. Aber sie sah über so etwas hinweg. Es kam auf die Macht drauf an – was hatte der Charakter schon damit zu tun?

Auch dem Dämonenmädchen kam es nicht auf den Charakter an. Sie war professional. Doch auch dies konnte eins nicht besiegen: Ihre Angst.

Nocturn war stehengelieben, hatte seelenruhig darauf gewartet bis sie nicht mehr weiter konnte.

Er grinste vielsagend, ihr lief es kalt den Rücken runter. Natürlich hatte er ihre Gedanken vernommen und machte sich jetzt stumm über sie lustig.

Ehe das Mädchen sich versah, stand er vor ihr, nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. Nocturn legte seine Hände um ihre Taille und setzte sie mit Leichtigkeit aufs steinerne Geländer.

„Ich will dir doch gerne erklären, warum…“ Zuerst wusste sie nicht was er damit meinte, war das eine Antwort auf ihre Gedanken? Oder… meinte er etwas ganz anderes?

Als Nocturn ihren Gesicht noch näher kam, wich sie diesmal nicht weg. Sie wusste nicht was es war. Es war unmöglich es zu beschreiben, sie verstand es selbst nicht, aber ihre Angst war plötzlich wie aufgelöst. Selbst die Fragen wie und warum sie aufgelöst war, stellte sie sich nicht. Es gab nur eins was jetzt zählte:

Nocturn zufriedenstellen.

„…Ja…?“ Der Flötenspieler lächelte in sich hinein und musste ein Kopfschüttelen unterdrücken. Es war so unheimlich leicht Jemand den Faden zu entreißen und einen neuen einzusetzen. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr. Somit bemerkte sie auch nicht die Wächter, die sich gerade unter dem Balkon versammelt hatten. Auch diese bemerkten die Dämonen nicht – aber nicht mehr lange.

„Ganz einfach, Mädchen: Weil es für mich gar nicht gefährlich werden kann!“ Während er dies sagte, legte er seine Hand flach auf ihren Oberkörper und gab dem Dämonenmädchen einen harten Stoß, so dass sie über die Brüstung und direkt in die Arme eines Wächters fiel.

„Aber für so ein naives Mädchen wie dich könnte es schon gefährlich werden…Besonders wenn man Angst hat.“ Nocturn kicherte und wollte sich gerade umdrehen, als ein flammender Pfeil an seinem Kopf vorbeisauste und sich in die Wand bohrte.

„Ups.“

„NOCTURN! ICH WEIß DAS DU DA OBEN BIST!“ Der Angeschriene verdrehte die Augen und lehnte sich dann ans Geländer. Wie er es sich gedacht hatte, sah er Hirey unter sich, der schon wieder seinen Bogen auf Nocturn gerichtet hatte. Nocturns ehemalige Untergebene hatte eine von Hirey Feuerattacken abbekommen und hatte deutlich die längste Zeit des Lebens hinter sich.

„Guten Abend, Hirey!“ Nocturn hob grüßend die Hand.

„Spar dir deine Floskeln! Komm runter und kämpfe! Oder ich hole dich mit Gewalt!“ Nocturn grinste und stand dann plötzlich auf dem Geländer.

„Dann wirst du mich schon fangen müssen! Denn ich habe keine Zeit für dich! Ich habe ein Date mit meiner White!“ Schon war Nocturn verschwunden, erst ein ganzen Stück weiter landete er wieder auf einer Säule und grinste Hirey herausfordernd an. Dieser, sowieso schon gereizt, wollte gerade hinterher sprinten, wurde jedoch von Mizuno aufgehalten, die ihre Hand auf der Schulter des Feuerwächters legte.

„Lass dich nicht reizen, dass ist es doch was er will.“

„Das weiß ich auch! Aber das ist mir egal! Ich hasse es wie er hier so arrogant rum rennt, als wäre er alles und jedem überlegen!“ Mizuno seufzte und zog ein wenig in ihren Bruder.

„Hirey-kun, er ist dir jedenfalls überlegen. Komm schon, wir haben Wichtigeres zu tun als Fangen zu spielen.“ Nur widerwillig ließ Hirey sich von ihr mitziehen, mit einen finsterem Blick nach hinten, wo Nocturn schon längst in die Dunkelheit der Nacht verschwunden war.

Er hatte es eilig, immerhin war diese Verabredung die Letzte die er einhalten musste. Da wollte er doch pünktlich sein! Da er selbst Unpünktlichkeit verabscheute, wollte der Flötenspieler nicht dass man ihm das nachsagte. Obendrein hatte er vor seinem Date noch andere… Verpflichtungen.

Nocturn grinste in sich hinein, während er beflügelt von einer Säule zur Anderen sprang. Er verharrte erst, als er in der fünften Etage eine offene Tür erspähte, in der er hereintrat als wäre er Herr des Haues. Das Zimmer war leer, jedenfalls kein Wächter zu sehen. Nocturn wusste wie die einzelnen Räume aussahen und auch wie sie aufgebaut waren, daher wusste auch das dieser Raum für mehrere gebaut worden war, genauer gesagt um eine ganze Wächtergruppe unter zu bringen. Man könnte meinen die würden weniger mit Luxus verwöhnt werden, doch nein, auch die normalen Wächter ohne großartigen Rang oder Namen lebten ihr Leben in purer Üppigkeit. Doch Nocturn sah dass etwas anders war als sonst. Die Betten waren nicht gemacht, Kleider lagen auf dem Boden verstreut und Teile waren aus dem Schränken gerissen worden. Auch das die Tür offen gestanden hatte, war ein Indiz darauf das Nocturn richtig schätzte. Die Wächter waren geflohen.

Evakuierung.

„Och, White. Jetzt sag mir nicht, dass ich Suchen soll! Wie verdammt unspaßig…“Unter normalen Umständen hätte er diesen Akt der Verzweiflung witzig und unterhaltsam gefunden. Diese Nacht jedoch war alles andere als eine Normale. Jetzt fand er es nervig. Auch wenn Nocturn natürlich stolz auf sich sein konnte, immerhin war er ja der Grund für die Flucht. Trotzdem… Jetzt stand Stolz weiter hinten.

Von der Evakuierung hätte dieses naive Dämonenmädchen auch mal etwas sagen können. Denn hätte er sich den Weg sparen können. Gutes Personal war so schwer zu finden! Und wenn, dann hielt es nicht lange genug.

Was jetzt? Das warf seinen Plan um. Seinen Zeitplan… und sowas war wieder etwas was dem Dämon gar nicht gefiel.

Ohne groß zu überlegen ging Nocturn hinaus in den Korridor. Zum Glück war der Gang verlassen. Glück allerdings für die Person die seinen Weg kreuzte. Wer wusste schon unter was für ein Leid derjenige sterben würde? Nocturn war so sehr in seiner Umstrukturierung vertieft dass er einfach nur gerade aus ging, ohne einen wirklichen Weg einzuschlagen und ehe er sich versah stand er vor Whites Zimmertür.

Er schüttelte den Kopf über sich selbst und begann wieder zu Grinsen. Es war wirklich zu eindeutig wo sein Verlangen ihn jedes Mal hinzog – und das auch noch unbeabsichtigt. Nocturn konnte Whites Aura nicht spüren. Sie war nicht in ihrem Zimmer. Wahrscheinlich hatte sie eine Untersuchung, immerhin hatte sie Heute ihre Tochter zur Welt gebracht.

Die Tochter – Es war wirklich zu schade dass er nie Bekanntschaft mit ihr machen würde. Er wusste bereits über ihr Schicksal Bescheid und wäre sehr gespannt darauf gewesen wie sich so eine unreine Hikari entwickeln würde. Geschweige denn wie ihr Charakter wäre. Dazu kam das sie Whites Tochter war, sie wäre sicherlich ein schönes Mädchen geworden. Ein überaus Reizvolles vielleicht? Auf eine andere Art wie White sicherlich, aber dennoch attraktiv, da war sich Nocturn sicher. Er schloss es einfach aus das seine Angebetete eine hässliche Tochter zur Welt bringen konnte. Unmöglich. Doch eine Bestätigung würde er nie bekommen. Zwar konnte der Dämon sich beim besten Willen nicht vorstellen das White ihre Tochter sterben lassen würde, trotzdem war es ausgeschlossen das Nocturn sie jemals zu Gesicht bekommen würde. Denn genau wie White wusste dass sie in dieser Nacht sterben würde, wusste er es auch.

Er hatte von Anfang an nie vor gehabt auch nur eine Minute länger zu leben als sie.

Das bedeutete jedoch nicht das Nocturn nicht kämpfen würde. Was wäre eine Oper ohne eine gelungenes Allegro? Nicht einmal halb so gut!

Aber um das Allegro gebührend spielen zu können, musste Nocturn noch einige Dinge besorgen und endlich hatte er auch eine Idee, wie er dies schnell und einfach hinter sich lassen konnte – ohne seine Verabredung zu verpassen.

Doch gerade als Nocturn sich umdrehen wollte, spürte er etwas in seinen Nacken und ohne dass er es sehen konnte, wusste er dass es sich dabei um die Spitze eines Schwertes handelte. Es war Jemanden gelungen sich von hinten an ihn anzuschleichen? Respekt! Das steigerte Nocturns Laune doch gleich.

Er konnte spielen!

„Was für eine Überraschung! Ich bekomme einen langweiligen Auftrag und was läuft mir über den Weg? Ein Dämon! Heute muss mein Lucky Day sein!“ Unsichtbar verdrehte Nocturn die Augen. Ein Wächter der versuchte englisch zu sprechen. Wie niedlich. Die sollten wirklich bei ihrer eigenen bleiben. Es hörte sich einfach zu lachhaft an.

„Umdrehen. Ein bisschen plötzlich.“ Während Nocturn dessen Befehl nachging, hob er abwehrend die Hände und umgehend fand die glänzende Schwertklinge sich an seinen Hals wieder. Doch das hinderte Nocturn nicht daran seinen gegenüber überlegend anzulächeln.

„Na, wir werden wohl nicht handgreiflich werden, Hikari-san?“ Auch wenn Nocturn Seigi nicht kannte, so war er jedoch nicht so blind nicht zu erkennen, dass er einem Hikari vor sich stehen hatte. Auch wenn dessen Aura so enorm schwach war, dass Nocturn klar wurde warum er es nicht bemerkt hatte. Er achtete wie üblich nicht auf Kleinviech. Allerdings war dem Flötenspieler bewusst dass er seinen Gegner nicht unterschätzen durfte. Denn da seine Lichtaura schwach war, konnte er sicherlich zum Ausgleich gut mit dem Schwert umgehen. Dazu kam das er tot war. Egal wie weit Nocturn ihm überlegen war, einen toten konnte er nicht umbringen. Daher wäre ein Kampf totale Zeit- und Energieverschwendung. Auch, wenn er sicherlich spannend gewesen wäre…

„Du musst Nocturn sein.“ Der Angesprochene grinste und erwiderte erfreut:

„Höchstpersönlich! Es ehrt mich, dass sogar Tote mich kennen! Hat meine White dir von mir erzählt?“

Auf der einen Seite gefiel Seigi die momentane Situation ungemein, doch auf der anderen Seite wiederum nicht. Das Erstere war aus dem einfachen Grund dass er endlich wieder kämpfen wollte und vielleicht wäre es ja sogar mal ein ebenbürtiger Gegner? Das Zweite kam daher dass diese Gelassenheit des Dämons ihn gewaltig reizte. Niemand machte den Fehler und unterschätzte Den Tausendtöter!

Nocturn hatte jedoch nicht im Sinn zu kämpfen, genauso wenig sich aufschlitzen zu lassen. Einen Plan um dies zu umgehen hatte er bereits. Er musste den Hikari irgendwie von sich ablenken. Von Seigi ließ er sich zurück drängen, bis er mit dem Rücken an Whites Zimmertür stieß.

„Ich bin nicht hier um zu reden. Ich habe einen Auftrag! Und um diesen etwas spannender zu gestalten kommst du mir gerade recht!“ Nocturn senkte die Hände wieder und lächelte höflich. Er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen um verunsichert zu wirken.

„Dürfte ich dann wenigstens erfahren wer du bist, Hikari-san? Wenn ich armseliger Dämon das wissen darf?“ Seigi schien sich nur auf den Blickkampf mit Nocturn zu konzentrieren, denn er bemerkte nicht, dass der Dämon die Hand hinter seinem Rücken auf die Türklinke gelegt hatte. Ohne einen Laut zu verursachen drückte er diese herunter und genau wie er es erwartet hatte, war sie verschlossen. Der Bannkreis der mit jeder Tür versehen war aktivierte sich und registrierte dass durch Nocturns Adern Dämonenblut lief. Er hielt seine Hand genau über den Bannkreis, damit auch ja das Licht nicht sehen konnte. Sie Magie traf auf seine Haut, ätzte sie weg und er spürte wie das Blut unter den Ärmel seines Oberteils lief. Doch er zog sie erst weg als das Blut sich genügend vermehrt hatte. Da die Magie nicht besonders groß war, hatte Seigi immer noch nichts davon mitbekommen, doch als Nocturn die Hand mit einer ungeheuren Geschwindigkeit wieder hervor zog und sich das Blut dadurch von seiner Wunde löste, wich Seigi reflexartig zurück. Dabei griff Nocturn nach der Klinge des Schwertes und aus einem ihn unbekannten Grund, erstarrte Seigi, als er dies tat und es gelang dem Dämon, ohne große Anstrengung ihm das Schwert aus der Hand zu reisen und es wegzuschleudern. Zu Nocturns Verwunderung drehte er sich sofort um, achtete nicht mehr auf seinen Gegner und rannte zu der Stelle wo das Schwert scheppernd aufschlug.

Seigi kniete sich zu seinem geliebten Schwert und nahm es in die Hände. Es war beschmiert mit Nocturns dunklem Blut und hatte in der Mitte einen Riss. Seigi strich zögernd über den Riss und merkte erleichtert, dass er nicht tief war. Nur ein Kratzer…

„Tut mir Leid, ich hab nicht aufgepasst… Elly.“ Er wartete einen Moment, doch nicht sehr lange, ehe er eine leichte, zärtliche Berührung an seiner Wange wahrnahm. Seigi lächelte, hob die Hand und wollte sie gerade ebenfalls da hinlegen wo er die Berührung vernahm, als sie schon wieder verschwand.

Dies war nicht gerade untypisch. Das Gefühl ihrer Anwesenheit blieb meistens nicht lange, aber warum hatte er dennoch ein schlechtes Gefühl? Irgendetwas war anders als sonst… aber er konnte nicht deuten was es war.

Seigi stand wieder auf und rieb dabei mit seinem weißen Ärmel das Blut von der Klinge ab. Seine Mutter würde ihn umbringen.

Als der Hikari sich wieder umdrehte fand er selbstverständlich niemanden mehr vor und so schob Seigi sein Schwert vorsichtig zurück in die Scheide. Mit wachsamen Sinnen öffnete er die Tür zu Whites Zimmer (er hatte den Schlüssel erhalten) und wie verabredet sah er sofort die Wiege, die nun am Fenster stand. Eigentlich hätte White dabei sein sollen. Doch kurz bevor Seigi angekommen war, hatte sie einen Schwächeanfall erlitten und war so ans Bett gekettet. Sie hatte Seigi nicht einmal bemerkt. Bemitleidenswert. Während ihre Tochter hingerichtet wurde, war sie beinahe Scheintot und registrierte es nicht einmal. Das Schicksal hatte wahrlich etwas gegen die Hikari… Es war ohnehin eine Schande. Eine Hikari wurde hingerichtet und niemand war dabei? Niemand wusste etwas davon? Ja, aber so war es abgemacht worden. Seigi hatte nicht viel erfahren, nur das es in aller Heimlichkeit geschehen sollte. Niemand sollte etwas über die Hinrichtung erfahren. Man würde dem Wächtertum sagen, dass das Mädchen bei der Flucht von einem Dämon ermordet worden war.

Seigi atmete tief durch. Nun war er der Dämon.

„So kleines Mädchen... Verzeih mir, aber ich muss dich jetzt töten.“ Er hatte bereits das Schwert wieder herausgezogen, entschuldigte sich bei Elly, dass sie ein Kind ermorden musste, als er sah, dass es nicht Not tat.

Die Wiege war leer.

Schnell dachte Seigi nach und kam zur logischen Schlussfolgerung das nur einer daran Schuld sein konnte: Nocturn. Da Seigi nirgends Blutspuren sah, konnte es nur heißen, dass er das Mädchen mitgenommen hatte. Aber wann? Als er ihn gesichtet hatte, hatte er sicherlich kein Kind unter seinem Umhang versteckt. Das konnte also nur bedeuten Nocturn sich das Mädchen in den wenigen Minuten geschnappt hatte, als Seigi in Sorgen um Elly vertieft war.

Oh das roch nach Ärger… nach gewaltigem Ärger.
 

Seigi war jedoch im Irrtum. Im gewaltigen Irrtum. Nocturn hatte Green nicht einmal zu Gesicht bekommen. Denn schon seit fast einer Stunde war das kleine Mädchen weit entfernt vom Tempel gewesen. Weit entfernt von jeglichen Wächtern. Sie befand sich in einen tiefen Tannenwald, der nur vom Mond erhellt wurde, wenn dieser seinen Weg durch die Tannenkronen fand. Davon bekam sie allerdings nichts mit. Denn die kleine Green schlief tief und fest in den Armen ihres Bruders. Dieser hoffte es würde dabei bleiben dass sie schlief. Grey hatte immerhin keine Ahnung von Babys. Was sollte er machen wenn sie anfing zu weinen?

„Oh bitte nicht…“, seufzte er leise und ungehört, ohne zu stoppen. Ohne den Weg zu kennen und ohne überhaupt ein Ziel zu haben, folgte er den schmalen Waldpfad der sich durch die Botanik fraß.

Seine Aufgabe war simpel. Sobald die Handflächen der beiden Wächter aufleuchteten, sollte er Greens komplette Magie versiegeln. Er kannte den Grund nicht. Dennoch war Grey froh in Versiegelungen die besten Noten bekommen zu haben. Wenn er Greens Magie versiegelt hatte, kam der schwerste Part. Der schwerste Part für ihn: Sich von seiner Schwester trennen. Hier, irgendwo im Nirgendwo, musste er eine Menschenfamilie auftreiben und ihnen die Lichterbin, die Hoffnung eines ganzen Volkes, übergeben. Alleine schon von Wächtersicht aus gesehen war dies eine schreckliche Tat, aber zum größten Teil war es sein Instinkt als großer Bruder der sich gegen den Gedanken sträubte. Er wollte Green bei sich behalten. Er wollte sie aufwachsen sehen und für sie da sein. Doch das Schicksal schien gegen diesen Wunsch zu sein. Denn Grey sollte nicht bei ihr bleiben, sondern umgehend zu Sanctu Ele’saces zurückkehren.

Doch es war noch etwas ganz anderes welches Unbehagen in Grey auslöste. Seine Mutter hatte gesagt er solle darauf warten dass die Handflächen aufleuchteten… Sie hatte nichts mehr dazu gesagt, doch Grey wusste was das Leuchten der Handflächen bedeutete.

Es bedeutete dass Grey auf den Tod seiner Mutter warten musste…

„Mutter…“
 

Als White wieder erwachte spürte sie genau das, was sie spüren wollte. Nämlich, gar nichts. Es waren keine Auren zu spüren. Im gesamtem Tempel. Sie war der einzige Wächter der hier noch verweilte. Azai hatte ihm Befehl Folge geleistet und war ohne White ins Sanctuarian aufgebrochen. Perfekt. Alles lief nach Plan.

Etwas zögernd richtete die Hikari sich im Bett auf und bemerkte sofort dass auch dieser Teil des Plans zu ihrer vollsten Zufriedenheit durchgeführt worden war. Denn White spürte ihre körperlichen Schmerzen nicht mehr, sie hatte dasselbe Mittel eingenommen was auch Dämonen verabreicht wurde, wenn sie aufgrund ihrer Schmerzen nicht mehr fähig waren eine Aussage zu machen. Es wirkte einbahnfrei. Hoffentlich auch lange genug.

Eilig zog White ihr Kleid aus und zog das an, welches sie vorher schon ausgesucht hatte. Sie brauchte Bewegungsfreiheit. In einem Kampf gegen Nocturn konnte sie nicht mit allen möglichen Krimskrams bekleidet und so festgeschnürt sein, das sie kaum noch Luft bekam. Ehe White aus dem Zimmer trat, legte sie die Hände um ihr Glöckchen und flüsterte:

„Steh mir ein letztes Mal bei…“

Dann ließ sie das Zimmer hinter sich und wappnete sich für das darauffolgende Spiel:

Finden – oder gefunden werden.

Sie wusste, es wäre das Zweite. Aus dem simplen Grund das White eine Aura besaß, er im Gegensatz dazu nicht. Es war bloß eine Frage der Zeit und da sie wusste das Nocturn Unpünktlichkeit nicht schätzte, konnte es nicht allzu lange dauern.

Mit wachsamem Blick schritt White durch die Gänge. So leer hatte sie Den Tempel noch nie erlebt. Ihre Schritte hallten an den hohen Steinwänden wieder, doch das war das einzige was sie hörte, ab und an unterbrochen von dem sanften Plätschern des Sancire als sie über eine Brücke ging. White fühlte sich absolut nicht wohl. Alles erinnerte sie an jener Nacht in der Kanori ermordet worden war und wo White, von Nocturns Hengdi, geführt, panisch durch den Wald gelaufen war – absolut von seiner Laune abhängig, wann er sich sehen lassen wollte. Es gab jedoch ein entscheidender Unterschied und dieser war nicht die Umgebung:

Es war die fehlende Nocturne. Dies wunderte White. Er wusste genauso gut wie sie, das dies einem Déjà-vu glich und er, als absoluter Dramatiker, nutzte diese Chance nicht um das alles noch zu unterstreichen? Die Möglichkeit dass er überhaupt nicht in ihrer Nähe war, schloss sie aus. Sie konnte seine Aura zwar nicht spüren, aber seinen Blick – was wahrscheinlich noch schlimmer war. Die einzige Möglichkeit für die fehlende musikalische Untermalung war wohl dass Nocturn seine überalles geliebte Hengdi nicht bei sich trug. Ob das, ein gutes oder schlechtes Zeichen war, vermochte White nicht zu deuten.

Nach weiteren verstrichenen Minuten in denen White sich mit aufkommenden Erinnerungen an jener Nacht quälte, war sie kurz davor stur stehen zu bleiben – als sie jedoch automatisch stehen blieb. Jedoch nicht aus Sturheit – sondern aus dem simplen Grund das der Anblick der sich ihr bot, als sie um die Ecke bog, sie zu lähmen schien.

Der Korridor ging über in einen kreisrunden Raum, wo mehrere Wege abzweigten. Natürlich kannte sie diese Abzweigung, genau wie die Ehrungen die in der Wand in gläsernen Vitrinen standen, doch… auch die Körper die auf dem Boden lagen, erkannte sie.

Hirey…

Azai…

Mizuno…

Yuri…

Yuna…

Thalion…

Tot?!

Nein, das konnte nicht sein! Sie waren doch alle weit weg vom Tempel, woanders stationiert! Sie waren doch außer Reichweite gewesen, sie hatten ihre Aufgaben erhalten! Was machten sie hier – wie kamen sie hierher?! Es gab nur eine Möglichkeit: Einbildung.

Nein. Das war keine Einbildung. White, sei ehrlich zu dir selbst, sieh der grausamen Wahrheit ins Gesicht – sagte sie sich selbst in Gedanken.

Doch sie wollte es einfach nicht glauben. Auch nicht als sie sah das alle, ausnahmslos, mit ihrer eigenen Waffe zu Tode gekommen waren – genau wie Izerin… genau wie Kanori.

White ging mit geweiteten Augen auf Azais Leiche zu. Ihre Schritte waren langsam, vorsichtig. Seine Augen waren die einzigen die geöffnet waren, die sie sehen konnte… und die sie starr und leblos ansahen – genau wie Kanoris es getan hatten.

White konnte nichts dagegen tun das sie auf keuchte. Sie wusste nicht wie oft sie schon dieses Bild vor sich gehabt hatte. Wie oft das Bild des toten Kanoris vor ihren Augen aufflatterte und all die schönen Erinnerungen die sie mit ihm geteilt hatte unwirklich erschien ließ. Es zerstörte alles…

White bemerkte kaum dass sie vor Azais Leiche auf die Knie fiel. Ihre Gedanken kreisten um dieses eine Bild, auch als sie die Hand zitternd ausstreckte. Warum sie dies tat wusste sie nicht einmal. Dass er tot war bewies alles. Warum wollte sie da noch seinen Herzschlag überprüfen?

Doch sie kam nicht dazu seine Haut zu berühren, nicht einmal seine Kleidung berührten ihre weißen Fingerspitzen, als lange, dünne Skelettfinger sich zwischen ihre legten.

„Das solltest du nicht tun. Ansonsten wird deine Porzellanhaut mit unwürdigen Blut befleckt – das wäre doch ein Jammer!“

Nocturn kniete hinter ihr, den Kopf nur wenige Zentimeter von ihren weißen Haaren entfernt und hielt immer noch ihre Finger mit seinen fest. Seine rot/schwarzen Haare fielen auf Whites Schulter, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. An seinen Schatten sah sie es: Tatsächlich, seine treue Hengdi fehlte.

„…Warum…warum hast du das getan?! Hast du nicht schon genug gemordet?!“ Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, als er seufzte. Nocturn löste seinen Griff um ihre Hand, um danach beide Arme und ihre Taille zu schlingen und trotz Whites Proteste, stand er zusammen mit ihr auf und drückte sie noch fester an sich.

„Ah – Verflucht sei deine Schwangerschaft! Acht Monate lang konnten wir nicht kämpfen! Ich hab dich so vermisst… Nun gönn es mir doch, nur für ein paar Sekunden, dich in meinen Armen zu halten, ja? Nur für einen kurzen, kurzen Augenblick… Danach darfst du mich angreifen so viel du willst!“ Gerade als er ihre Hand nahm, genüsslich lächelte als er sie an seine Wange legen wollte, riss White sich los und hielt ihm, mit zwei Metern Abstand, den Stab vors Gesicht.

„Antworte, Nocturn!“ Der Dämon sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an.

„Wie? Darauf hast du eine Antwort erwartet?“ Whites Blick verfinsterte sich, auf ihr Standartlächeln hatte sie in Nocturns Gegenwart schon vor Jahren verzichtet. Sie kam mit ihren Stab näher seinem Gesicht, doch er machte keine Anstalten zurück zu weichen. Das einzige was er zu seiner „Verteidigung“ tat, war einen seiner Fingernägel anwachsen zu lassen und die Spitze ihrs Stabs ein wenig wegzuschieben.

„Ehrlich, mein Engel: Ich kann nichts sehen wenn du mir das Ding ins Gesicht hältst. Wie soll ich da antworten, wenn mir die Sicht zu dir versperrt bleibt?“ In den Jahren die sie jetzt schon gezwungenermaßen mit ihm verbracht hatte, hatte sie gelernt geduldig zu sein. Nocturn würde niemals direkt auf eine Frage antworten, schon gar nicht, wenn man es ohne Drohung probierte. Dies war auch der einzige Grund, weshalb sie ihn nicht umgehend angriff.

„White, warum fragst du mich das? Ich bin ein Dämon – ist das nicht Grund genug?“ Ihre weißen Augen schienen aus glänzendem Metall zu bestehen, so undurchdringbar waren sie. Ihre Verzweiflung und Kummer ließ sie sich nicht anmerken. Natürlich nicht. Sie war nicht umsonst seine Erwählte. Nocturn leckte sich begierig die Lippen.

„Ma´chere: Du kränkst mich. Ich bin ein Dämon mit Prinzipien! Ich halte immer meine Versprechen, das weißt du doch… Oder hast du mein Gelübde vergessen?“

Nein hatte sie nicht. Seine Worte mit denen er das Versprechen ausgelöst hatte, hatten sich in ihr Mark eingebohrt, genau wie all seine anderen Taten. Sie hatte das Bild deutlich vor sich…
 

Sie hatte auf den Boden gekniet, den toten Izerin im Arm gehabt und jegliche Tränen unterdrückt. White hatte gewusst, er würde sich nur an ihrer Verzweiflung erfreuen. Nocturn stand vor ihr. Diesmal waren sie nicht zu zweit. Um sie herum tobte der Krieg. Die Schlacht war in vollem Gange. Doch sie schienen von den Kämpfenden isoliert zu sein. Nur unwirklich hörte White die Schreie.

Ihr Blick wich vom grinsenden Nocturn zu Hirey. Er leg zu ihren Füßen. Bewusstlos. Unverletzt. Doch überall klebte Blut. Das Blut seines besten Freundes… alle Verletzungen die der Tote erlitten hatte, stammten von Hirey… Außer die Wunde die seinen Tod besiegelt hatte.

Es war das erste Mal das White Nocturns Fähigkeiten der ultimativen Kontrolle erlebt hatte und sie war bis ins Mark davon erschüttert. Hirey würde das nie überwinden können… Das war sicher…

Aus den Augenwinkeln sah sie, das Nocturn die Hand hob. Er zeigte auf die beiden. Obwohl um sie herum ein fürchterliches Wirrwarr von Schmerzensschreie, Schlägen und Magie herrschte und kaum etwas anders zu hören war, hörte White seine Worte so deutlich als wären sie wie damals alleine im Wald:

„Ich werde jeden töten der dir nahe steht. Solange bis du niemanden mehr hast. Das schwöre ich! Vielleicht wirst du dann begreifen, das wir einander brauchen.“
 

Whites Gedanken wurden unterbrochen. Nocturn hatte wohl bemerkt dass sie in Erinnerungen an jene Nacht vertieft war und hatte die Chance genutzt. Er lachte in sich hinein und ließ sich nach hinten fallen, ehe der Dämon jedoch den Boden erreichte löste er sich auf und erschien neben Hireys leblosen Körper. Dort ging er gelassen in die Hocke, packte einen der Pfeile die in dem Rücken des Feuerwächters steckten und zog ihn so langsam raus, das man das Geräusch, wie der Pfeil sich durch den Körper wieder hinaus bohrte, deutlich hören konnte. Dies ließ White zusammenfahren.

„…Hör auf!“ Er hörte nicht auf sie.

„Du hast einen unnötig großen Aufwand gemacht, mit der Evakuierung, meine Liebe. Das tat nicht Not. Natürlich ehrt es mich…“ Nocturn zog einen weiteren Pfeil beinahe schon genießerisch heraus.

„… Das du dieses Schauspiel nur auf Grund meiner Wenigkeit inszeniert hast. Das hat allerdings nicht viel Sinn gezeigt, meinst du nicht auch? Deine Untertanen – ach verzeih, ich meine natürlich deine Freunde! – Hat es dennoch nicht das Leben gerettet…“ White hielt sich die Hand vor dem Mund als der Flötenspieler den dritten Pfeil sorgsam heraus zog.

„…Es hat lediglich meinen Zeitplan durcheinander gebracht. Das Suchen hat seine Zeit in Anspruch genommen… und wie du siehst habe ich leider jemanden nicht auftreiben können.“ Er seufzte und studierte den vierten Pfeil ein wenig.

„…Deine Schwester habe ich leider nicht gefunden. Jammerschade. So musste ich mein Versprechen also doch noch brechen. Und das wo ich ein Dämon mit Prinzipien bin! Ich hätte deine laute Schwester so gerne selber zum Schweigen gebracht. Du weißt wie sehr sie mir auf die Nerven gegangen ist! Aber keine Sorge, ich habe eine Alternative gefunden, mich für ihre ständigen Störungen zu rächen…“ White wagte es kaum in seine Richtung zu schauen, denn es reichte ihr das markerschütternde Geräusch zu hören, wenn er die Pfeile rauszog, sehen wollte White es nicht auch noch. Doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig.

„“Alternative“?!“ Nocturn sah nicht von seiner Arbeit auf. Es war nur noch ein Pfeil übrig, den er mit seinen langen Zeigefinger umkreiste.

„Es ist nicht sicher dass diese Alternative ausgeführt wird. Ich habe zwar den treuesten meiner Untergebenen ausgesucht, aber ob er auch noch nach meinem Tod treu ist, kann ich nicht sagen. Loyalität ist bei Meinesgleichen sowieso eine Rarität.“ Gedankenverloren sah er sich die Löcher auf Hireys Rücken an und achtete nicht darauf dass White auf ihn zuschritt.

„Meinst du nicht auch, dass ich ein miserabler Bogenschützer bin? Guck mal, Engelchen, ich hab erst beim fünften Mal sein Herz getroffen! Ich hätte vielleicht vorher üben sollen.“ White war nicht schnell genug bei ihm, da sie darauf bedacht war, die Leichen ihrer ehemaligen Mitstreiter weder zu berühren als auch sie anzusehen. Daher konnte sie auch nicht verhindern, dass er nun auch den letzten Pfeil, begleitet mit dem fürchterlichen Geräusch herauszog und auch nicht das er die Augen schloss, um genüsslich das Blut abzulecken. White spürte bei diesem Anblick die Übelkeit, doch ehe sie ihn davon abhalten konnte, hörte er selbst auf.

„Ich muss zugeben: Deins schmeckt alle Male besser.“ Whites Miene war erfüllt von finsterer Abscheu, andere Gefühle ließ sie nicht zu. Sie wusste was das ganze Theater seinerseits sollte. Nocturn wollte sie verzweifeln lassen. Doch das würde ihm nicht gelingen, auch wenn es Whites ganze seelische Kraft kostete ruhig zu bleiben, angesichts ihrer toten Freunde. „Ruhig“ konnte man das auch nicht nennen. Zurückgehaltene Wut und Trauer, wohl eher. Denn die Hand die ihren Stab festhielt, zitterte vor überkochende Gefühle. Auch die Tränen bahnten sich ihren Weg nach oben, doch kamen nicht frei. White war froh eine strenge Erziehung genossen zu haben, die ihr gelehrt hatte, selbst im Angesicht des Todes einer geliebten Person, ihre Gefühle zu verstecken.

Nocturn grinste. Auch wenn White krampfhaft versuchte ihre Empfindungen nicht zu zeigen, bemerkte er sie. Während er den letzten Pfeil wegschmiss richtete der Flötenspieler sich auf, ging zwei Schritte zurück und sah sie mit seinem überaus höflichen Lächeln an.

„Das wird unser letzter Kampf sein.“

„Ja. Dann ist endlich alles vorbei.“

„Willst du dich dafür rächen was ich getan habe?“ White schlug die Augen nieder und antwortete:

„Es ist nicht die Rache die mich leitet. Die wird es auch nicht ungeschehen machen.“ Ehrlich überrascht sah er sie an, fand sein Lächeln jedoch schnell wieder.

„Was für erhabene Worte. Ich hätte es wissen müssen! Die heilige White lässt sich nicht durch sowas Primitives wie Rache leiten. Aber was ist es dann? … Deine Kinder?“

„Ich will ihnen ein friedliches Leben ermöglichen und ich weiß dass sie das nicht leben können, wenn du existierst.“ Sie sah ihn ernst an, doch dies wurde nicht erwidert, er begann zu lachen.

„Mein Engel!“, begann Nocturn kopfschüttelnd.

„Wenn es mich nicht gibt, gibt es einen anderen Dämon, der deren Leben zu Hölle machen wird! Das kannst du nicht verhindern. Das ist eben unser Schicksal! Der ewige Kreis des Lebens eines Wächters und eines Dämons. Das ist eben so, und das wirst du auch nicht ändern können!“ Die Angesprochene antwortete nicht, ihr Blick blieb unverändert. Eine Weile sah er sie schweigend an, sein süffisantes Grinsen veränderte sich dabei nicht.

„Ich habe das von deiner Tochter bereits gehört. Mein aufrichtiges Beileid!“ Whites finsterer Blick lockerte sich ein wenig, er wurde verwundert.

„Von wem hast du die Informationen?“

„Sagen wir, nicht alle Hikaris haben deinen starken Willen, White… Keine Ahnung wer das war. Sie war jedenfalls so aufgelöst… ich glaube nicht das sie mich überhaupt bemerkt hat.“

„Aluri-san…“ Er wusste also alles und das diese Informationen streng vertraulich waren, versuchte White nicht zu beachten. Wenn Nocturn die Auskünfte an irgendwem weiter geben wollte, würde White ihm dafür keine Gelegenheit geben.

„Ich möchte dich gern was fragen, mein Engel.“ White sah ihn nur an und wartete darauf dass er fortfuhr. Ehe er dies jedoch tat, vollführte er eine gelassene Handbewegung.

„Was hast du getan um deine Tochter zu retten?“

„Wie kommst du darauf, dass ich sie gerettet habe?“ Er lachte in sich hinein.

„Weil ich dich kenne! Egal wie viele Sünden du begehen müsstest, du würdest dein Eigen Fleisch und Blut nicht dem Tode überlassen… und wenn du dich dafür gegen deine erhabene Familie stellen musst.“

„Wenn du Recht hättest, würde ich dir wohl kaum verraten wie meine Pläne aussähen.“ Hörbar seufzte er auf.

„Ich versteh schon. Du bist dir deiner Sache sicher. Gut! Von mir aus, behalt eben alles für dich. Denn lass uns…“ Nocturn hob die Hand, auf der sich in Sekundenschnelle schwarze Energie sammelte.

„…Kämpfen. Bis der Tod uns scheidet!“
 

Kleines Wörtchen der Autorin, ehe die Vorschau auf das nächste Kapi beginnt:

Hoi ^^° ja ich weiß, mal wieder so ein dummer Abbruch und eigentlich wollte ich auch alles in ein Kapitel packen… aber als ich dann meine Storyübersicht angeguckt hab und dabei gemerkt habe das ich ab HIER noch zwölf Seiten zu schreiben hätte, hab ich mir gedacht, dass ich es lieber als Zweiteiler mache… ansonsten wären das ja mehr als 20 (Word)Seiten, in einem Kapitel x_x° und nee das wollte ich nicht… auch wenn es mich ärgert das es schon wieder wegen Nocturn ist… *seufzt* Warum ist der Typ auch so ne Quasselstrippe?!

Egal, ab zur Vorschau:
 

Kanori: … Das nächste Kapitel ist wohl das blutigste was es bis jetzt in Himitsu no Mahou gegeben hat. Die zwei Kontrahenten opfern für einen minimalen Vorteil dem anderen gegenüber ihre gesamte Kraft – scheinen aber immer gleich bedingt zu sein. Doch während des Kampfes geschieht etwas. Etwas womit beide nicht gerechnet hätten….

White: Kanori…? Wie… wie….

Nocturn: ô____ó°

Kanori: … Dazu kommt endlich ans Licht woran White die ganzen sieben Jahre gearbeitet hat und was es mit dem legendären Bannkreis auf sich hat.

White: ...Aber das kann…doch nicht sein…?

Nocturn: ¬_____¬!

Kanori: …doch…!

White: Kanori…?

Nocturn: Òó…?!

Kanori: …DIESES PERVERSE VERFLUCHTE *PIEP* *PIEP* *PIIIIIEP* HAT SEINE HÄNDE GEFÄLLIGST BEI SICH SELBST ZU BEHALTEN! UND AUCH ALLES ANDERE! RÜHR SIE NICHT AN! ODER….

Nocturn: // Bloß nicht zu vulgär ¬u¬!// … oder was? Willst du meine Haare durcheinander bringen, du Windhauch? *spöttisch grinz*

Kanori: …!!!! *its Killtime*

White: …

Autorin: .__.° …. ^^° Das nächste Kapitel heißt: „Bis der Tod uns scheidet Teil Zwei“. (woha wer hätte das gedacht!)
 

Musik: The Swan Lake, ballet, Op. 20- Prèlude, Act II

Der Turm / E Nomine

Deine Welt / E Nomine
 

Fertig gestellt: 11.04.07

Bis der Tod uns scheidet Teil zwei

Bis der Tod uns scheidet Teil zwei
 


 


 

Sieben Jahre – das waren 2520 Tage, von denen White und Nocturn wohl um die 600 Tage und Nächte „zusammen verbracht“ hatten, also hatten sie zirka 400 Mal gegeneinander gekämpft. White wollte gar nicht wissen, wie viele Stunden Kampf das war. Ob das in diesem Moment ein Vorteil oder Nachteil war, konnte sie nicht sagen. Es war wahrscheinlich nichts von beiden. Denn beide, sowohl Nocturn als auch White, kannten jede Technik, jede Bewegung, jede Taktik, jede Gewohnheit, jede Schwachstelle und jeden Vorteil des jeweils Anderen – was einen Kampf ins Endlose ziehen konnte. Wie Nocturn es immer wieder gerne betonte – sie waren einfach zu gleich. Wie eine Wage, die immer gerade stand. Selbstverständlich hatten beide in diesen sieben Jahren einiges an Techniken dazu gelernt, jeder wollte den Anderen wenigstens ein wenig übertrumpfen – doch auch dies brachte nicht viel. Jedenfalls bis jetzt nicht. Ihre Kämpfe waren bis jetzt meistens von der Umgebung bestimmt worden – oder vom simplen Glück.

Genau wie jetzt auch.

Sie waren im Nahkampf vertieft. Brutale Stärke gegen immense Verteidigung. Nocturn hatte seine Hände nicht zu Fäusten geballt, sondern offen, damit seine nun zehn Zentimeter längeren, scharf wie Rasierklingen, Fingernägel sie bei einem Treffer auch verletzen konnten, doch soweit ließ White es nicht kommen. Da sie ihrem Körper und damit auch ihrer Heilkunst nicht vollständig vertraute, versuchte sie nicht auszuweichen. Um ihre Hände hatte sich eine leuchtende Kugel gebildet, mit der sie seine Schläge abfing. Nur seinen Tritten war sie gezwungen auszuweichen. So ein Nahkampf der beiden, ging meistens über Stunden. Es war ein Seltenfall, wenn überhaupt einer der Beiden jemanden traf.

Doch das tat es nicht. Denn, sie kämpften nicht irgendwo, sondern im Tempel. Dessen Korridore weißten nicht den ausreichenden Platz auf und so traf Nocturn plötzlich die weiße Steinwand, die seiner geballten Stärke nicht stand hielt. Ein Riss tat sich auf. Der Flötenspieler bemerkte dies und trat noch einmal extra zu, was die Wand zum Einsturz brachte. White wusste dass die Wände im gesamten Tempel eine Dichte von zwei Metern aufwiesen, nur im Ostflügel nicht. Da dieser Teil angebaut und auch der jüngste Teil des Tempels war (vor knapp einer Million Jahren gebaut), hoffte sie nicht das auch der Boden gegen Nocturns Stärke verlieren würde.

White wich den einstürzenden Steinbrocken geschickt elegant aus, während Nocturn einen schwarzen Schutzwall um sich entstehen ließ, der die Steine in Staub zerfallen ließ, sobald sie ihn berührten.

„Wir machen hier wirklich alles kaputt, Ma´chere!“ Hörte die Angesprochene ihn sagen, doch sehen konnte sie ihn nicht, da der Staub ihr die Sicht versperrte.

„Das ist mir dein Tod wehrt!“ Sie machte sich darauf bereit dass er sie sofort wieder angreifen würde, da sie jetzt mehrere Meter auseinander standen, würde er sie wahrscheinlich zuerst mit einer Strahlentechnik angreifen und dann wieder in den Nahkampf über gehen – musste aber nicht sein. Er konnte auch von hinten kommen.

Der Staub verschwand und die Sicht wurde wieder klar, doch sie sah Nocturn nicht. Sofort drehte White sich um – schwerer Fehler.

„Reingefallen!“ Nocturn packte White an den Schultern und beide fielen ins Wasser des Sancire welches sich hinter ihnen befand. Es war jedoch keiner der kleinen Kanäle, sondern einer der Quellen, dennoch war das Wasser tief, beinahe zehn Meter. Das dieser sich überhaupt hier, im angebauten Teil, befinden konnte, war eine Raffinesse der Wasserwächter, die sich mit den Erbauern zusammen getan hatten.

White beging den Fehler und schnappte automatisch nach Luft, sofort wurden ihre Lungen mit Wasser gefüllt. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht mehr Wasser hinein zu lassen. In Gedanken sprach sie eine Formel, die Zeichen auf ihre Handfläche erschien ließ und auch auf ihre Arme. Nocturn ließ sie los, da er wusste welche Technik es war, suchte er sein Gegenstück heraus und beide Energien wurden im selben Moment aktiviert. Genau wie so oft, neutralisierten sie sich gegenseitig und die Druckwelle die darauf folgte, schleuderte nicht nur die beiden auseinander, sondern drückte auch das Wasser beiseite. Nocturn, der nach oben gedrückt worden war, prallte gegen ein Glasfenster, welches in tausend Scherben zerbrach und Teile seiner Kleidung zerriss. White kniete auf festen Boden und hustete Wasser aus, während das gesamte Wasser der Quelle sich in Regen über sie ergoss. Es war jedoch nicht nur Wasser welches sie aushustete, sondern auch schwarzes Blut. Sie hatte keine Zeit sich mit diesem Anblick zu beschäftigen, daher wollte sie gleich wieder aufstehen, doch Nocturn hatte sich ebenfalls auf dem Boden gekniet und sah ernsthaft besorgt aus.

„Du hättest es mir sagen sollen… ich hätte dir ein Gegengift besorgt… und wenn ich dafür meine gesamte Welt in Brand gesteckt hätte.“ Er streckte seine langen Finger aus, tauchte sie in Whites Blut und sah sich die schwarze Flüssigkeit genauer an. Die Hikari sah ihn nicht an.

„Du weißt also was das für ein Gift ist?“, fragte sie ohne wirkliches Interesse. Sie wollte nur Zeit schinden.

„Ja. Eine ziemlich normale Krankheit bei uns. Bekommen wir in unseren Anfangsjahren meistens, sowas wie Pocken bei den Menschen. Ist im Anfangsstadium auch heilbar… Ich habe allerdings erst gestern davon erfahren! Du hättest es mir sagen sollen!“ Nocturn schlug mit der zusammengeballten Faust auf den Marmorboden, wodurch ein tiefer Riss entstand, doch der Boden hielt stand. White zuckte nicht einmal mit der Wimper. An seine plötzlichen Wutausbrüche hatte sie sich schon längst gewohnt.

„Sei dir versichert dass dieser widerliche Typ, der dir das angetan hat, nicht länger unter uns weilt!“ Urplötzlich packte er sie an den Schultern und White zuckte diesmal zusammen.

„Es tut mir Leid! Ich hätte besser auf dir aufpassen sollen.“ Sie sah Nocturn entrüstet an, doch dies legte sich schnell wieder und White lächelte in sich hinein.

„Ich brauche niemanden der auf mich aufpasst! Am allerwenigsten dich!“ Mit diesen Worten stieß sie ihn von sich und während White wieder auf sprang, schwang sie ihren Stab. Nocturn wich nach hinten aus, doch es gelang ihm nicht vollständig ihren Hieb zu entgehen, denn der Stab riss sein Oberteil auf und hinterließ eine gerade Wunde in seiner Haut.

„Das ist also der Dank für Fürsorglichkeit!“ Der Dämon holte mit der Hand aus, die noch bei seiner schnellen Bewegung schwarz aufstrahlte und ein dunkler Lichtblitz schoss auf die Hikari zu, doch sie schwenkte ihren Stab und umgehend wurde die Attacke zu Nocturn zurück befördert. Dieser wich mit einer eleganten Bewegung aus. Die Energie ließ nicht nur eine Wand einstürzen, sondern hatte auch zur Folge dass die ohnehin schon beschädigte Decke einstürzte. White verfluchte die Architekten. Von wegen Der Tempel würde selbst den schlimmsten Krieg aushalten.

Da Whites Lichtmagie sie nicht gegen herunterstürzenden Brocken schützen konnte, war sie gezwungen die Beine in die Hand zu nehmen. Die Hikari rannte den Gang hinunter, damit die hinabstürzenden Brocken sie nicht trafen. Sie spürte dass der Boden unter ihren Füßen bebte, als diese auf den Marmor schlugen und ihn zerbrachen. Mehrere Wände folgten und da White wusste, dass sie im Ostflügel war, rannte sie beinahe um ihr Leben, ohne über die Schulter zurück zu sehen. Ironischer weiße konnte Nocturn fliegen und sie, die er immer als Engel betitelte nicht. Sie wusste nicht wie weit oder wie lange sie rannte, doch kaum hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen und drehte sich um, war Nocturn wieder hinter ihr und schlug ihr den Stab aus der Hand. Dieser landete auf einem Teil des Bodens, der verdächtig danach aussah, jeden Moment einzubrechen. Der Stab lag auf Kipp – eine falsche Bewegung und er würde in den Himmel hinab fallen.

Noch während White sich umdrehte um ihren Stab wieder zu sich zu beschwören, hörte sie das er etwas in seiner Sprache sagte. White konnte es zwar nicht übersetzen, doch sie kannte die Worte und sofort wurde ihre Befürchtung auch bestätigt, als Nocturn sein eigenes Blut auf den Boden spritzte und es sich daraufhin zu vermehren schein, wodurch ein blutrotes Zeichen, in einen Radius von einem Meter, um White herum entstand. Ehe sie etwas tun konnte, strahlte es auf und es sah aus wie rote Blitze, die sich von ihren Füßen aufarbeiteten und in wenigen Sekunden schien ihr ganzer Körper unter schmerzhaften Strom zu stehen. White kniff die Augen zusammen, doch sie schrie nicht, wie das erste Mal als er diese Technik auf sie angewandt hatte. Diesen Gefallen wollte sie Nocturn nicht tun. Daher biss sie sich so fest auf die Lippen, dass sich Blut in ihrem Mund sammelte.

„White - das ist gemein von dir! Schrei! Schenk mir meine Lieblingsmusik! Wenn ich deinen süßen Klageton gehört habe, erlöse ich dich auch von deinen Qualen!“ Doch die Hikari weigerte sich, auch wenn sie weder zu Worten, noch zu einem simplen Kopfschütteln in der Lage war. Nocturns Grinsen wurde dadurch jedoch nur noch breiter.

„So? Du verwehrst mir also meinen Wunsch, mein Engel?“ Nocturn führte seinen Finger zu einer seiner klaffenden Wunden und mit aller Ruhe sah er zu, wie das Blut zu Boden tropfte. Von diesem entstand ein weiterer Ring, der sich um den Rand des Anderen legte. Das gab der Energie einen weiteren Schub und nun begann nicht nur Whites Kleidung aufzureißen, sondern auch ihre Haut. Sie konnte keinen ihrer Gelenke spüren, sie waren alle durch die Schmerzen gelähmt. Doch White brauchte ihren Körper nicht – alles was sie benötigte war ihre Gedanken.

„Du willst also immer noch nicht artig sein, mein Engelchen…“ Und ein weiteres Mal führte der Flötenspieler die Prozedur durch und diesmal war White nicht länger fähig den Schrei zurück zu halten. Sie schrie sich beinahe die Seele aus dem Leib.

Nocturn schloss genießerisch die Augen und lächelte. In seinen Ohren klang dies wie ein Engelschor. Musik direkt aus dem Himmel… oder eher der Hölle?

„Es gibt wahrlich keine schönere Musik…“ Doch es war ein Fehler von ihm die Augen zu schließen und sich von seinem Stück ablenken zu lassen. Denn White hatte es trotz den entsetzlichen Qualen geschafft, ihre Waffe per Gedanken zu erreichen und als wäre diese von seiner Besitzerin angezogen, schoss sie wie ein Pfeil auf White zu – Nocturn stand jedoch dazwischen. Die Spitze des Stabes traf den Dämon hart im Rücken. Er konnte nicht verhindern das Blut zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervorkam. Kurz war der Dämon davor auf die Knie zu fallen, doch er konnte sich sofort wieder aufraffen, dennoch war seine Tortur von White damit beendet. Die Hikari hatte keine Zeit sich selbst eine Ruhepause zu gönnen, denn sie musste seine kurze Ablenkung nutzen.

„ILLURIE…!“ Die aufkommende Lichtmagie bündelte sich zu einem Bannkreis der Nocturn beinahe magnetisch an den Boden heftete und ehe es ihm gelang den Kreis zu zerschlagen, beschwor White den nächsten Teil der Technik:

„…IMAGNE!“ Der zweite Teil der Technik ließ einen weiteren Bannkreis entstehen, der sich jedoch in sechs Metern Abstand zum Anderem materialisierte. Beide strahlten hell auf und zwischen ihnen entstand eine gewaltige Lichtsäule – Nocturn mittendrin. An dieser Wallung Licht wäre jeder Mensch erblindet und hätte jeden normalen Dämon umgehend ausgelöscht. Doch Nocturn war kein Normaler. Sie hatte die Technik schon öfter an ihn angewandt und wusste, es würde ihn nur schwächen. Er hatte wie das letzte Mal wahrscheinlich eine schützende Aura um sich entstehen lassen. Diesmal war White jedoch darauf vorbereitet und sobald die Lichtsäule sich auflöste setzte White mit ihren Stab nach.

Die „Illurie Imagne“ hatte Nocturn zu sehr geschwächt, als das es ihm gelang auszuweichen und er wurde durch eine Steinwand befördert, die umgehend einbrach. Die Hikari folgte Nocturn in den Raum, in den er hineingefallen war und während des Laufens sammelte sich erneut Magie an der Spitze ihres Stabes. Doch kaum hatte sie den Raum betreten, schleuderte der Dämon sie von hinten auf den Boden. Sofort drehte White sich um, wollte wieder aufspringen, doch mit seinen Händen hielt er ihre Handgelenke fest, die auch ihren Stab hielten und mit seinen Beinen drückte er ihre auf dem Boden. White spürte einen leichten Stich von Panik, denn seine immense Stärke konnte sie in dieser Pose nicht viel entgegensetzen.

„Das gefällt mir doch schon viel besser…“ White sah ihm an, dass er genau wie sie unter deren Schmerzen litt. Sein Atem war schnell, er hatte diverse Risse in seiner Kleidung, etliche offene Wunden und obendrein musste er eine am Kopf haben, denn von seinem Haar tropfte beständig das Blut. Durch „Illurie Imagne“ waren mehrere der Adern geplatzt die durch seine Augen liefen und so erschien auch das Weiß jetzt rötlich. Doch all dies hinderte Nocturn nicht daran überheblich zu grinsen.

„…denn so können wir reden!“ Die Hikari sah ihn überaus skeptisch an.

„Reden? Du willst jetzt reden? Gäbe es noch etwas Unausgesprochenes?“ Nocturns Grinsen wurde eine Spur breiter als er sich zu ihr runter beugte und ihre Nasenspitzen sich fast berührten.

„Habe ich dir schon erzählt das ich jemanden was geschworen habe? Jemanden… der kurz davor war, die Schwelle des Todes zu überschreiten?“ Whites Augen weiteten sich ein wenig, doch noch konnte sie nur wage Vermutungen aufstellen. Er hatte zu viele ermordet. Zu viele die sie liebte.

Nocturn setzte sich wieder auf, ohne sie jedoch loszulassen und beschwor schwarze Fesseln, mit denen Whites Hände an den Boden genagelt zu schienen. Doch das tat nicht Not – denn als White das sah was der Flötenspieler aus einer seiner Taschen holte, erstarrte sie.

Es war ein schwarzes kleines Kästchen, welches Nocturn mit einem Fingerschnippen öffnete. Ein kleiner goldener Ring kam zum Vorschein.

„…Nein! Sag mir nicht…“ Desinteressiert verlängerte Nocturn einen seiner Fingernägel und begann den Ring um diesen zu wirbeln.

„Hübscher Ring nicht wahr?“

„Von…von wem ist der?!“

„Er ist aus purem Gold. Mit hübschen kleinen Verzierungen aus Platin. Obendrein hat der Ring auf der Innenseite eine Innschrift. Willst du wissen was da geschrieben steht?“ White wusste nicht warum, aber sie schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht wissen, denn sie ahnte es.

„…Hör auf, Nocturn! Hör bitte auf!“ Die Hikari kniff die Augen zusammen, doch konnte dadurch nicht verhindern das Tränen hervortraten. Nocturns Grinsen schwand, sagte allerdings nichts. Eine Weile sah er die beinahe hilflose Hikari an und hörte auf mit dem Ring zu spielen.

„Du solltest mir dankbar sein, White. Das ich dich vor diesem Schicksal erlöst habe! Er war Deiner nicht Wert! Er hätte dich ruiniert, deine ganze anbetungswürdige Heiligkeit geraubt! Er ist es nicht Wert das du seinetwegen Tränen vergießt!“ Ohne dass White es gelang zu reagieren, löste er die Fesseln und setzte sie auf. Doch sie sah ihn nicht an, immer noch waren ihre Augen fest zusammen gekniffen um die Wallung an Tränen zurückzuhalten. Daher tat sie auch nichts als Nocturn ihre rechte Hand ruckartig hervor zog und erst als sie spürte das er etwas auf ihren Ringfinger schob, öffnete sie die Augen und sah das er ihr den Ring angezogen hatte. Als White den Ring auf ihren Finger sah wurde es nur noch schlimmer. Den Tränen gab es einen weiteren Schub und sie vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.

„…Kanori…!“ Tonlos stand Nocturn auf und schritt durch den Raum. White hatte es nicht bemerkt, aber sie waren im einzigen Musikraum des Tempels gelandet, indem sich Nocturn natürlich bestens auskannte. Der Raum bot eine große Auswahl an Instrumenten, wie auch Bücher der Musik, die fein säuberlich in einem Ahornregal geordnet waren. An einem der großen Fenster stand sogar eine eiserne Querflöte, doch Nocturn widerstand den Drang sie zu benutzen. Die Instrumente waren stumm, das einzige was im Raum zu hören war, war Whites verzweifeltes Weinen.

„…Wenn…wenn es dich nicht gegeben hätte… hätte ich glücklich werden können.“ Nocturn schaute über die Schulter zurück zu White, die jetzt ihre bebenden Hände anstarrte. Nichts ahnend was die Worte für Erinnerungen in ihn wach riefen. Welche er tapfer zurück drängte, jedoch zuckte er zusammen und versuchte das Musikinstrument zu übersehen, welches zu seiner Linken, auf einer kleinen Anhebung stand.

„…Kanori… er wollte mich…heiraten… wir hätten eine glückliche Familie sein können…Grey hätte einen Vater… ich hätte…leben können…“ Langsam schritt der Dämon wieder auf sie zu.

„… Ich… hätte diese Geborgenheit… nie aufgeben müssen…. Jetzt weiß ich nicht einmal mehr… wie sich das…anfühlt… ich weiß nicht mehr… wie man… liebt…“

„Soll ich dein Leben beenden?“

White sah verklärt auf und spürte kaum merklich dass er die Fingernägel verlängert hatte und sie direkt über ihren Herzen waren. Sie hatte es nicht mal bemerkt.

„Du kannst nicht mehr kämpfen. Ich hätte es wissen sollen. Das war nicht beabsichtigt. Ich hätte wissen sollen dass du immer noch nicht darüber hinweg gekommen bist. Verzeih mir, das wollte ich nicht ausnutzen.“ Er sprach diese Worte so schnell und ohne Pause aus, dass sie kaum zu verstehen waren. White sah ihn nur an, ohne einen Ton zu sagen.

„Ich verspreche dir, ich mache es kurz. Du wirst keine Schmerzen spüren… und ich schwöre ich bringe mich gleich danach um. Ich hatte nie vorgehabt länger als du zu leben. In einer Welt in der du nicht existierst kann auch ich nicht verweilen.“ Eine Weile sahen sich die beiden an, niemand sagte einen Ton. Nocturn wartete auf eine Antwort, doch als sie kam wurde er förmlich davon überrumpelt:

„… Weißt du… wie es ist, sich gebogen zu fühlen… weißt du wie es ist… zum ersten Mal seit einer unendlich langen Zeit… zu leben… weißt du wie es ist… geliebt zu werden und was das für ein wunderschönes Gefühl ist… dies zu erwidern…?“ Nocturns Augen weiteten sich entsetzt, seine Fingernägel schrumpften wieder und er stolperte nach hinten, als hätte sie eine immens starke Waffe auf ihn gerichtet. Erst als er plötzlich gegen den schwarzen Flügel stieß bewegte der Dämon sich nicht mehr.

White wusste nicht warum, aber er sah den Flügel an, als sähe er zum ersten Mal einen. Doch als Nocturn den Deckel hob und die weißen Tasten, so leicht berührte, das sie keinen Ton von sich gaben, trat ein seltsam vertrauter Schein in seine Augen. Er berührte eine Taste nach der anderen, ohne einen Laut zu verursachen.

White erkannte ihn nicht. Das war nicht der Nocturn der eben noch vor ihr gestanden hatte. Das war er nicht.

Erst als die traurigste Melodie ertönte die White jemals gehört hatte, wusste sie wer die Person war, die vor ihr stand.

Es war der Nocturn mit dem White bei der Technik „Teilung des Zwillings“ gelitten hatte.

Es war der Nocturn der sich vor Schmerzen die Seele aus dem Leib geschrien hatte…

Es war der, der geweint hatte…

… und es war der, der in seiner eigenen Dunkelheit ertrank.

Aber es war nicht der, den sie töten wollte.

Nocturn sah die Tasten unter seinen Fingern kaum, er sah die Noten nicht vor sich, hatte sie nie vor sich gesehen und er hatte auch niemals dieses Stück gespielt – dennoch konnte er es, als hätte er niemals ein Anderes gespielt.

Nocturn wollte es nicht. Sein ganzes Sein kämpfte verzweifelt dagegen an, wehrte sich, doch wurde von simplen Kindheitserinnerungen besiegt, die in dem Dämon aufkamen…
 

Sie drehte seine Haare durch ihre Finger. Seine Haare waren vom Schnee durchnässt worden, doch das störte sie nicht. Sie wusste nicht dass er wach war, dachte er schliefe. Daher fühlte sie sich unbeobachtet, fühlte sich ungehört als sie trotz ihres Dämonenblutes, seine Haare zärtlich streichelte und sie trotz ihres Blutes die Worte sagte, die er nie wieder vergaß, auch wenn er sich immer wieder gesagt hatte, dass sie nicht wahr waren, das es alles Lüge war:

„…Ich hab dich lieb… mein kleiner Nocturn… Wie ist es nur möglich dass du mir so wichtig geworden bist?“
 

White hörte die Worte, doch konnte kaum glauben dass es die gleiche Stimme war, die diese Worte zustande brachte, wie auch die, die schon über etliche Morde boshaft gelacht hatte:

„… Ich weiß wie es ist… sein Leben lang in der Dunkelheit zu wandeln… kein Lichtblick zu sehen… und wenn dann… plötzlich ein Funken Hoffnung aufleuchtet… an dem man sich klammert…als wäre es das letzte Rettungsseil… und man dann plötzlich alles Schöne… vor sich sieht… weil sie es einem zeigt… weil sie es einem beibringt… und wenn dann die Nacht… zum Tage wird… wenn man denkt… man hätte… seinen Frieden gefunden… wenn man sich wünscht es solle sich nie wieder etwas verändern…Wenn man Zuhause angekommen ist…“

Nocturn verstummte, doch diese schrecklich traurige Melodie sprach Bände und obwohl White sich weigerte Mitleid zu empfinden, traten Tränen in ihre Augen. Niemand, kein Lebewesen, konnte dieses Lied hören ohne berührt davon zu bleiben.

Doch die Melodie veränderte sich schlagartig. Die tiefe Trauer in Nocturns Augen schlug in blanke Wut um und er hämmerte beinahe auf den Tasten des Klaviers, ohne den Takt zu verlieren. White schreckte unbewusst zurück.

„Und wenn sich dann plötzlich alles als Lüge herausstellt! Wenn man plötzlich weiß alles war umsonst! Alles war gelogen! Wenn der Frieden zerstört ist, wenn die Nacht zurückkehrt! Wenn das Leben in Scherben zerbricht! Alles zersplittert, alles zerstört! Dann erst weiß man dass es so was Scheinheiliges wie „Liebe“ nicht gibt! LIEBE EXISTIERT NICHT!“ Mit den letzten Worten hatte Nocturn mit so viel Brutalität in die Tasten gehauen, dass der schöne Flügel nachgab und zerbrach.

White war so sehr zusammengezuckt, als hätte er sie geschlagen und nicht das Instrument.

„… Du hast mich benutzt… Genau wie…alle anderen…Mutter… Nathiel… aber warum du? Warum du…Raria?!“ Nocturn sprach mit sich selbst und stand unbeweglich vor dem ehemaligen Flügel. Unbeweglich blieb White auf den Boden hocken. Sie wusste nicht ob sie etwas sagen sollte, oder ob sie aufstehen sollte – wenn sie es konnte.

Als Nocturn sich plötzlich umdrehte, war sie geschockt. Geschockt von der Tatsache das er vollkommen so aussah wie immer. Als hätte er seine schwache Seite vollkommen wieder zurück gedrängt.

„…Aber ich habe dir ja schon einmal gesagt, dass ich keinen Wert auf die Vergangenheit lege. Sie hat keinen Einfluss auf die Zukunft. Nur für die Schwachen, die sich nicht davon lösen können.“ White wusste nicht warum, aber als er auf sie zuschritt, bewegte sie sich keinen Zentimeter vom Fleck. Irgendetwas hatte sie gelähmt.

Nocturn kniete sich zu ihr nieder und grinste sie genauso hinterhältig an wie immer, als würde das was eben passiert war, Tage oder Monate zurück liegen, als wäre es nicht er gewesen, der dies getan und der diese Worte gesagt hatte.

Der Flötenspieler legte seine Hand an ihre Wange und zog White schlagartig zu sich. Wie war es ihm nur möglich, so schnell, seine vorigen Gefühle hinter sich zu lassen?

„Aber es ist gut so. Ich bereue nichts… Absolut nichts. Ich hab ja dich.“ Er näherte sich ihrem Gesicht, jedoch nicht um sie zu küssen, sondern um das Gleiche zu tun, was er auch bei ihrem ersten Treffen getan hatte: Er leckte ihr die Tränen und auch ein wenig Blut weg.

„Ich hasse deine Tränen.“

Im ersten Moment wehrte White sich nicht, sie spürte es nicht einmal wirklich. Ihr Blick schweifte ab und gerade als sie aufgeben wollte, erblickte sie etwas. Etwas sehr simples: Ein Bild.

Es hing nicht im Musikraum, sondern war nur sichtbar dank des Loches in der Wand und es zeigte ein Bild welches mit Acryl gemalt worden war, ein Familienbild. Eine ganz normale Wächterfamilie, mit zwei Kindern. White kannte das Bild natürlich, doch jetzt bewegte es etwas Anderes in ihr, als wenn sie es sonst gesehen hatte. Sie sah das kleine Mädchen, sie lachte und strahlte vor Lebensfreude und umgehend musste die Hikari an ihre eigene Tochter denken. Würde sie auch irgendwann so lachen können? Würde sie, wie White, jemanden finden der ihr das Glück schenken konnte, welches Kanori ihr gegeben hatte?

Nein, würde sie nicht, dass wusste White. Die minimale Chance dass ihre kleine Green glücklich werden konnte hing jetzt von ihr ab und sie - was tat sie? Ihre Mutter hatte fast schon aufgegeben. Und was war mit Grey? Was würde mit ihm passieren, wenn White hier und jetzt aufgab?

Obwohl White den Titel des Bildes von der Entfernung nicht lesen konnte, flimmerte er plötzlich vor ihren geistigen Augen auf:

„Der Grund für einen Wächter die Waffe zu erheben.“

… und es war auch Whites Grund. Nicht für irgendeinen Krieg, nicht um sich an Nocturn zu rächen und auch nicht um Ruhm und Ehre zu erlangen – sondern einzig und allein für die Familie die ihr noch geblieben war. Für ihre Kinder. Für Grey und für Green.

White riss ihr Gesicht aus seinen Griff und schlug die Hand weg, lies die dabei ihre aufstrahlen, die er festhielt. Umgehend ließ er sie los.

„Ich dachte du wolltest nicht mehr kämpfen?“ Nocturn sah verwundert aus, aber auch erfreut.

„Ich habe meine Meinung geändert!“ Ein zweites Mal beschwor sie ihre treue Waffe hervor, sprang auf die. White drehte ihn und sagte bei der der Bewegung:

„ATIRIES GLORIE AVICE!“ Whites kreuzförmiger Stab strahlte an allen drei obigen Enden gleißend auf, sammelten sich in der Mitte und formten einen gewaltigen gradlinigen Lichtstrahl der den normalen „Spirit of Light“ um längen übertraf. Nocturn wurde direkt getroffen, da er darauf nicht vorbereit gewesen war. Doch er gab nicht auf, sondern konterte mit seiner eigenen Technik, doch ehe diese White treffen konnte, verstärkte sie ihr Licht und warf auch die dunkle Energie zurück, womit Nocturn von beiden getroffen wurde und er aus dem Fenster geschleudert wurde.

White ließ sich keine Zeit. Sie verwandelte ihren Stab zurück, drehte sich um und rannte aus den Raum. Jetzt kam der letzte Zug. Aber dafür musste sie ins Zentrum, wohl einen, vielleicht auch zwei, Kilometer von ihren momentanen Standpunkt entfernt.

Ins Herz des Tempels.
 

Um den Weg schnellstmöglich hinter sich zu lassen, benutzte White nicht den direkten Weg, sondern die Geheimgänge. Die 24 Jahre, die sie im Tempel gelebt hatte, zahlten sich nun aus– sie kannte niemanden der sich nur annähernd so gut in den geheimen Gängen auskannte wie sie. White lief so schnell sie konnte, um den Vorsprung den sie zu Nocturn hatte, beizubehalten. Er kannte die Wege zwar nicht, brauchte ihre Aura aber nur zu verfolgen. Die versteckten Eingänge, die normal alle fest versiegelt waren, ließ White für ihn offen. Er musste sie verfolgen, darin bestand immerhin der Plan.

White ließ gerade den vierten Geheimgang hinter sich und betrat die vertraute Bibliothek, wo sich der letzte Gang befand.

Die Hikari sah sich kurz um, um sich davon zu versichern, dass der Raum unversehrt geblieben war. Das einzige was anders aussah also normal, war das durch die Erschütterungen einige Bücher aus den Regalen gefallen waren – Aber ansonsten war alles wie immer.

Mit schnellen Schritten ging sie auf den steinernen Engel zu, der genau wie sonst auch, mit dem Wasser spielte. Dieses glänzte sanft im Mondlicht. White untersuchte ihn und fand mehr oder weniger schnell, das beinahe unsichtbare Siegel, an der Innenseite des rechten Flügels. Die Hikari ließ ihre Hand aufleuchten und fuhr das Zeichen mit der Fingerspitze nach. Der Engel schien zum Leben zu erwachen, dessen Augen strahlten auf und im selben Moment schoben sich die Marmorplatten so zu recht, dass sie eine Treppe nach unten in die Dunkelheit bildete. White sah sich nicht zurück, ließ das Siegel aktiviert und stieg die Stufen hinunter.

Unten angekommen, konnte sie nicht einmal ihre eigene Hand vor Augen sehen, das Mondlicht der Bibliothek erreichte diesen dunklen Ort nicht. Das einzige was man hier unten vernahm war das sachte plätschern von Wasser, hier unten war die Hauptpulsader des Sancire.

Die Hikari ließ ihre Hand aufstrahlen und somit erkannte sie den schmalen Weg vor ihr und ohne zu zögern setzte sie einen Schritt vor den anderen. Hier unten in der Dunkelheit, wirkte das Wasser nicht so rein und klar, wie es sonst wirkte in den kleinen Kanälen im Tempel. Man konnte den Grund nicht sehen und so wirkte es um einiges bedrohlicher. Zu allen Übel, endete der schmale Weg plötzlich und da White den Weg kannte, wusste sie das sie ins Wasser musste – einige Schwimmzüge weiter war ein Felsvorsprung, wo sich erneut Stufen befanden.

Doch sie sträubte sich ins Wasser zu steigen, es musste eiskalt sein und wenn dies nicht ihre letzte lebende Nacht wäre, würde sie sich dadurch eine langfristige Erkältung zuziehen, dessen war sie sich sicher. Trotzdem, sie hatte keine Zeit um zu zögern und so glitt sie langsam ins dunkle Wasser. Es brannte überall, wo sie verwundet war, doch nicht nur dort, sondern die Kälte fraß sich schrecklich schmerzhaft durch ihre Haut und tat es White schwer die Schwimmzüge durchzuführen. Doch etwas anderes blieb ihr nicht übrig, da sie tatsächlich den Grund nicht spüren konnte – sie wollte gar nicht wissen wie tief es war. Das Licht leuchtete trotz des Wassers weiter und, es kam White vor wie eine Ewigkeit, sah sie endlich den Felsvorsprung und die Stufen die nach oben führten.

Nur eine kurze tiefe Durch-Atmung gönnte sie sich, ehe White die Stufen hinauf stieg. Oben angekommen, fand sie sich vor einer simplen Steinwand wieder. Nichts ließ darauf deuten das sich hier etwas anderes befand, außer nacktem Stein. Als White hier zum ersten Mal gewesen war, hatte sie sehr lange gebracht um das versteckte Siegel zu entdecken. Doch jetzt legte sie ihre immer noch leuchtende Hand flach auf die Wand und trat einen Schritt zurück, als vor ihren Füßen eine kleine runde Plattform deutlich wurde, die geräuschlos einen Meter anstieg.

Die Hikari löste ihr Glöckchen von der Kette und legte sie auf die Plattform. Dies löste ein kleines Siegel aus, welches dazu führte das eine gerade Linie von dem Boden bis zur Decke aufleuchtete und die Wand sich von diesem Punkt trennte. Die Plattform fuhr zurück in den Boden, um White Platz zu machen, als sie ins Herz des Tempels eintrat.

White empfand diesen Ort als den schönsten im gesamten Tempel. Kein Kunstwerk konnte gegen diese natürliche Schönheit ankämpfen, oder es überhaupt in Erwägung ziehen. Als sie den ersten Schritt an diesen Ort gesetzt hatte, war er durch die Fenster, die nichts außer dem Himmel zeigten, hell erleuchtet, doch auch wenn es jetzt Nacht war, konnte man ohne große Probleme alles klar erkennen. White würde sogar sagen, die Nacht zeigte erst die wahre Schönheit. Von den Wänden liefen, zwischen den hohen glaslosen Fenstern, kleine Wasserfälle hinab, dessen Wasser kristallklar war und jetzt in der Dunkelheit Türkis leuchtete. Das Wasser wurde von kleinen Becken aufgefangen, welches es in kleine Kanäle den Weg entlang leitete. Dadurch wirkte der gesamte Raum bläulich. Es befanden sich in jeder Ecke vier Säulen, die jedoch durch die Zeit völlig Moosbewachsen waren. Am Ende des etwa vierzehn Meter langen Pfades, führten wenige Steinstufen empor zum Hauptteil. Der Hauptteil war ein kreisrunder Raum, welcher durch das Wasser in das gleiche Licht getaucht war. In gleichmäßigen Abstand standen lebensgroße Statuen der Wächtergötter, die Ältesten die es im gesamten Tempel gab. In der Spitze standen Hikari-kami-sama und Yami-kami-sama. Alle hatten dieselbe Pose, alle hielten in ihrer Hand eine Kugel, mit einem 25 Zentimeter Durchmesser. Diese Kugeln waren genauso tot, wie auch die Statuen, die alle ihre Augen geschlossen hatten. Auch die alten Wächter waren nicht vom Moos verschont worden.

White trat näher, bis sie mit den Füßen genau vor dem stand, was sie die sieben Jahre gekostet hatte: Ein Bannkreis.

Dieser konnte nicht mit den normalen verglichen werden, denn er war nicht in der normalen Schrift der Wächter geschrieben, sondern in deren Urschrift: Edoú. Die erste Sprache, die die Götter gesprochen hatten. Doch nicht nur sie, sondern auch alle anderen Lebewesen zu diesem Zeitpunkt – Die Wächter und die Dämonen hatten damals die gleiche Sprache gesprochen. Allerdings war sie verlernt. Es gab niemanden mehr der sie auch nur ansatzweiße sprach, oder schreiben konnte. Nur wenige und alte Techniken wurden mit Edoú beschwört und es existierten auch noch ein paar Schriften, doch mehr war davon nicht mehr übrig. Es hatte White die gesamten sieben Jahre gekostet um den Bannkreis zu entziffern und dadurch in Erfahrung zu bringen, wie man dessen Macht nutzen konnte.

Jetzt war es endlich soweit. Die sieben Jahre, die sie in der Hölle verbracht hatte, würden sich nun auszahlen.

White nahm langsam den ersten Schritt und damit ins Innere des Kreises. Nichts passierte. Der Stein unter ihren Füßen blieb tot. Sie ging weiter, ehrfürchtig einen Schritt vor dem Anderen, bis sie in die Mitte kam und in derselben Augenhöhe wie Hikari-kami-sama und Yami-kami-sama war. Die Hikari nahm einen tiefen Atemzug, streckte die Arme aus und sagte die Edoú Formel die sie auswendig gelernt hatte:

ﮎﭸﭷﭶﭡﮒﮏﭤﯤﮫﯓﯾﯧﷲﺞﺢ"

ﺺﻎﻙﻔﺵﻺﻵﻹﻛﻌﻏﻎﻒﻈﺮﺲﯽ

ﯼﷲﺂﯧﮦﯓﷲﺉﻼ

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ﺕﺰﺩﺣﻏﻒﻅ"ﻟﻙﻕﻲﻬﻩﻫﻧﻤﻼﻷﻹﻴ „

Während sie dies beschworen hatte, hatte sich das Glöckchen von ihrer Brust erhoben. Es löste sich aus der Kette und, als würde es von unsichtbaren Fäden gehalten werden, schwebte es zwischen Whites ausgestreckten Handflächen, die sie vor ihrem Oberkörper erhoben hatte. Der sanfte Ton ihres Glöckchens erfüllte den Raum und hallte an den hohen Wänden wieder. Das Glöckchen strahlte zuerst matt auf, ehe es einen Zirkel um sich selbst bildete und während dieser Ring anwuchs, nahm auch das Licht zu und vereinte sich mit dem türkisenen Licht. Die Schatten der Statuen verschwanden, doch nicht nur das: Als das Licht wieder schrumpfte, sah es beinahe so aus, als hätte man White die weiße Farbe genommen. Ihre Haare und auch ihre Augen, waren zwar immer noch weiß, aber es war marode, es ging schon fast ins grau über, als wäre sie um Jahre gealtert. So fühlte sie sich auch, ob das durch die Prozedur kam, oder von ihrem Zustand, konnte sie allerdings nicht sagen. Sie keuchte und holte nur schwer Luft, obendrein fühlte sie sich schrecklich müde und hatte Mühe die Augen offen zu halten. Ihr Körper war so gut wie Tod, einzig und allein bewegt durch Willenskraft. Doch das Ergebnis war genau das womit White gerechnet hatte: Das Licht hatte sich zu einer Fußballgroßen Kugel geformt und sie schien beinahe zu pulsieren, wie ihr gesamtes Licht da in der Luft schwebte.

Abermals schloss White die Augen und sagte den nächsten Teil der Beschwörung:

„ﮎﭸﭷﭶﭡﮒﮏﭤﯤﮫﯓﯾﯧﷲ"

ﺺﻎﻙﻔﺵﻺﻵﻹﻛﻌﻏﻎﻒﻈﺮﺲﯽ

ﯼﷲﺂﯧﮦﯓﷲﺉﻼ

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Dabei ging sie einen Schritt zurück und die Lichtkugel schwebte langsam auf dem Boden, doch sie blieb nicht liegen, sondern versank im Boden. Von diesem Punkt aus, strahlten die Zeichen und Symbole des Bannkreises auf, bis hin zum Rand. Das Leuchten nahm ein wenig ab, ein mattes Strahlen blieb noch im Bannkreis vorhanden.

Es fehlte noch ein Teil, um die Beschwörung zu vollenden.

„Hübsche Lichtshow. Und was hast du nun davon? Außer das du deine Heiligkeit angekratzt hast?“ White lächelte zufrieden. Nocturn kam wirklich immer pünktlich.

Sie tat so als würde sie ihn nicht beachten und wandelte seelenruhig ihr Glöckchen wieder zum Stab. Erst dann drehte die Hikari sich zu ihm um.

Nocturn stand am Rand des Bannkreises, scheinbar wohl bedacht darauf, ihn nicht zu berühren. Da er nicht nass war, musste er über das Wasser geflogen sein.

„Was ist das hier? Willst du etwa dramatisch vor deinen Vorfahren sterben?“ White sah ihn einen kurzen Augenblick an und streckte dann plötzlich die Hand aus, als wollte sie ihn bitten zu ihr zu kommen. Nocturn sah sie skeptisch an und wich einen Schritt zurück.

„Für wie süchtig nach dir hältst du mich eigentlich? Ich betrete doch keinen Bannkreis der dabei ist sich zu aktivieren! Keine zehn Wächter bekommen mich einen Schritt näher! Da musst du dir was Besseres einfallen lassen und diese Idee muss verdammt gut sein, Engelchen.“ White senkte den Arm, behielt aber ihr ruhiges Lächeln.

„Weißt du was das hier ist?“

„Nein? Das sagte ich doch schon. Aber ich denke du wirst es mir erläutern, ansonsten hättest du mich wohl kaum hierher gelockt.“ Ihm gefiel Whites ruhige Ausstrahlung nicht. Vielleicht sollte er einfach den Bannkreis mit geballter Brutalität zerstören. Aber, Nocturn musste zugeben, neugierig war er schon.

„Dieser Bannkreis ist kein Normaler, er ist der erste Bannkreis der Geschichte – unserer Geschichte, Nocturn. Durch dieses Werk sind unsere Rassen verbunden, denn der Kreis ist kein Einzelexemplar. Genau so einer existiert noch einmal… und ich denke du weißt wo.“ Nocturn sah die Zeichen zu Whites Füßen an und dann wieder zu seiner Angebeteten.

„Ich bezweifle das es in meiner Welt so einen Bannkreis gibt. Der würde nicht lange halten.“ Die Angesprochene schloss die Augen kurz.

„Er existiert. Wo weiß ich nicht. Aber in der Dämonenwelt. Denn, wenn er zerstört wäre, würde es diesen hier auch nicht geben… und die Grenze unserer Welten auch nicht.“ Nocturns Augen weiteten sich überrascht.

„Du meinst…?“

„Ja, genau das meine ich. Diese beiden Bannkreise bilden zusammen die Grenze unserer Welten. Er ist sozusagen das Tor und auch der Schlüssel. Wenn die Bannkreise nicht aktiviert sind, ist das Tor offen, doch wenn man es aktiviert, verschließt sich das Tor und von beiden Seiten kommt niemand mehr hindurch.“ Nocturn ging buchstäblich ein Licht auf.

„Deshalb also, warst du die ganze Zeit so sicher dass deine Kinder ohne dämonischen Kontakt leben würden! Das hast du die ganze Zeit geplant, die ganzen sieben Jahre! Du hast vor uns Dämonen einzusperren, in unserer eigenen Welt!“ Auf Whites Gesicht breitete sich ein hämisches Lächeln aus und sie öffnete die Augen wieder.

„Exakt!“ Der Flötenspieler brachte schnell ein Grinsen zustande.

„Wow, nicht schlecht. Aber, White, versteh mich nicht falsch, du weißt wie hoch ich dich schätze… aber ist das nicht ein wenig zu viel für dich? Reicht deine Kraft dafür aus? Wir reden hier immerhin über eine ganze Welt.“ Wenn möglich wurde Whites Lächeln noch triumphierender.

„Wer hat behauptet ich würde nur meine Macht benutzen?“ Jetzt geriet sein Grinsen ins Wanken und als Nocturn klar wurde was sie meinte, wich er noch einen Schritt zurück.

„Es waren deine Worte. Die ganze Zeit, Nocturn. Du hast immer gesagt dass wir gleich sind, das wir wie Zwillinge und das wir die Gegenparte des jeweils anderen sind. Welch Ironie, dass du letztendlich sogar Recht behieltest und das genau dies der Tod von uns beiden bedeuten wird, nicht? Denn, um den Bannkreis zu aktivieren, benötigt es zwei gleich Mächtige, die ihre Leben dafür opfern. Damit er auch von beiden Seiten versiegelt ist.“ Natürlich rechnete White nicht damit, dass er sich opfern würde. Natürlich würde Nocturn das nicht. Daher hatte sie auch einen Plan dafür zu Recht gelegt. Sie konnte nicht mehr kämpfen, ihre gesamte Lichtmagie war schon in den Bannkreis übergegangen, selbst ihre Heilmagie. Im Prinzip wäre es ihm jetzt möglich sie zu töten, aber White musste einfach darauf setzen, dass das Schicksal auf ihrer Seite war und ihr Plan aufgehen würde. Sie hatte dafür extra einen neuen Modus für ihren Stab machen lassen.

Der Gedanke an Azai schmerzte. Denn mit ihm kamen auch die Bilder ihrer anderen Freunde hoch, die alle nur wegen Nocturn gestorben waren. Sieben Jahre des Grauens und der Angst.

Hoffentlich ging es Grey zusammen mit Green gut… Wenn White den Bannkreis nicht aktivieren konnte, war deren Leben versiegt. Es musste einfach gelingen…!

Dann plötzlich, genauso überraschend wie beim ersten Mal, spürte White etwas zärtlich an ihrer Haut.

Warmer Wind.

Er kam durch die Fenster. White seufzte erleichtert und schloss halb die Augen, ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht. Er war also doch da…

Kanori hatte ihr doch verziehen…

Es war immerhin auch sein Sohn und White war sich sicher, er sah auch Green als seine Tochter an…

Doch erst viel zu spät, merkte White dass der Wind umschlug, es war keine Zärtlichkeit mehr, sondern eine Warnung. Aber es war zu spät.

Wahrscheinlich war sie zu erleichtert gewesen, Kanori bei sich zu spüren, es musste daran liegen. Ansonsten wäre ihre Konzentration nicht verblasst. Aber trotz all dieser Möglichkeiten, verzieh sie sich die nächsten Minuten nie, in ihren ewigen Leben. Denn hätte sie besser aufgepasst… hätte sie sich nicht ihren geliebten Erinnerungen hingegeben, hätte sie Kanori sofort als Warnung verstanden… dann hätte sie gemerkt das Nocturn, trotz des eigenen Todes, unerschrocken auf sie zugeschritten war.

Doch White hatte es nicht bemerkt und gerade in dem Moment, als sie ihre Augen schockiert aufriss, war es schon zu spät, denn in diesem Augenblick ging ihr auf, warum er auf sie zugeschritten war:

Um sie zu küssen.

White versuchte sich loszureißen, aber dafür fehlte ihr die nötige Kraft. Sie hatte ihre gesamte Energie schon verbraucht… und somit war sie Nocturn wehrlos ausgesetzt.

Und diese Wehrlosigkeit fühlte sich einfach schrecklich an. Sie wollte nicht dass er das tat, sie wollte dass er aufhörte! Doch egal was White auch nur versuchte zu tun, es brachte nichts. Zu Beginn hatte sie versucht sich auf die Lippen zu beißen, doch auch dieser Widerstand war von Nocturn schnell gebrochen.

Hör auf!

Tränen quollen aus Whites zusammengekniffenen Augen. Das schlimmste war nicht einmal, dass Küssen, sondern die Tatsache das der Wind immer noch zu spüren war. So deutlich wie nie fühlte sie Kanoris Anwesenheit, fast so als wäre er genau in diesem Moment daneben und dazu verdammt nicht Anderes tun zu können, als zuzugucken.

Verzeih mir, Kanori, dachte sie, Verzeih mir!

Denn plötzlich schien White tatsächlich Gefallen daran zu finden. Wenn Kanori wirklich da war, war er wohl jetzt genauso geschockt wie Nocturn, der seine Augen zum ersten Mal seit dem Vereinen derer Lippen öffnete, als White die Arme um seinen dünnen Hals schlang und sich ihm tatsächlich hingab. In dem Moment hätte der Dämon schon merken sollen, dass White etwas damit bezweckte, doch er war zu berauscht, zu glücklich, um skeptisch zu werden.

Was Nocturn zum Verhängnis wurde.

Unbemerkt hatte White hinter seinem Rücken ihren Stab in den neuen Modus verwandelt, wodurch der Stab zu einer Art Speer wurde. Scharf und Spitz genug das White nicht viel Stärke benötigte um die Waffe von hintern durch Nocturns mageren Körper zu stoßen.

Umgehend riss der Flötenspieler geschockt die Augen auf, doch hielt White dennoch fest umschlungen. Zu ihren Leid. Denn durch den Stoß war das Blut in ihm hochgekommen und da die beiden immer noch verbunden waren, bekam White das gesamte Blut, welches Nocturn eigentlich ausgehustet hätte, in ihren Mund.

Pures Gift.

Genauso gut hätte sie pures Toxin trinken können. Umgehend spürte White wie das Dämonenblut schmerzhaft alles wegätzte was ihm in den Weg kam. Ihre Tränen verwandelten sich in Schmerzenstränen, solch ein schrecklicher, widerlicher Schmerz war ihr wohl noch nie am eigenen Leibe wiederfahren.

Nocturn konnte White nicht länger halten und kaum hatte sich sein Griff nur ein wenig gelockert, stieß sie sich von ihm ab und versuchte soviel Blut wie möglich wieder auszuhusten, während er versuchte den Stab aus seinem Körper herauszuziehen – vergebens. Es sah abstrakt ekelig aus, wie der immer noch kreuzförmige Starb von hinten in seinem Oberkörper steckte. Wäre White gläubig würde sie glatt behaupten es wäre die Strafe des Himmels.

„… Wie gemein… von…dir!“ Nocturn brachte ein ironisches Lächeln zustande, welches davon unterbrochen wurde, dass abermals Blut aus seinen Mund hervorquoll. White hatte ihre Hände an ihrer Kehle, es sah aus, als würde sie sich zu Tode malträtieren und ihr Schmerzensschrei war nur ein ersticktes Keuchen. Nocturn sah ihr mit einer Mischung aus tiefen Mitleid und eigenem Leid dabei zu, bis er sagte:

„…Du… musst das Siegel… aktivieren…“ Nocturn war überrascht darüber wie erbärmlich schwach seine Stimme klang. Abermals unternahm er den Versuch den Stab herauszubekommen, doch er besaß nicht länger die Kraft dazu. Er konnte nicht einmal lange die Hände auf dem leuchtenden Stab halten, er war zu schwach um gegen das Licht anzukommen, welches trotz allem immer noch den Stab schützend umgab – und sich vom Einstich her, ätzend ausbreitete. Unter normalen Umständen hätte er ihn rausziehen können, aber jetzt war es zu spät.

„…Verdammt…White! …Mach endlich!“ Im gleichen Moment wo Nocturn dies sagte, spürte er das White ihre letzte Energie zusammen gesammelt hatte, denn sie löste seine, vor Schmerzen bebenden Hände, vom Stab, als er gerade wieder versuchte ihn herauszuziehen und legte sie zusammen mit ihre flach auf den Boden.

„…Du hast… so warme Hände… Mein Engel…“ Als er dies sagte, hatte er die Augen geschlossen. Es klang wie ein zufriedenes Seufzten.

White kniete vor ihm, beide saßen kniend auf den Boden. Sie hatte den Kopf gesenkt, als ihre schwache Stimme dennoch durch den Raum halte und sie den nächsten Teil der Beschwörung aufsagte. Nocturn verstand kein Wort – er konnte nicht einmal einen klaren Laut heraushören. Lag das an der Sprache an sich, oder daran das Whites Stimme kaum hörbar war?

Es gelang dem Dämon nicht seinen Gedanken fortzuführen. Denn kaum hatte White die letzte Silbe gesagt, spürte er einen entsetzlichen Stoß in seinen Körper, als würde eine fremde Macht nach seiner Seele greifen und versuchen sie aus seinen Körper zu reißen. Er wusste, dieses Etwas griff nicht nach seiner Seele, sondern nach seiner Macht. Kampflos würde diese Hand überhaupt nichts bekommen! Seine Macht gehörte ihm – ganz allein ihm!

Doch Nocturn wehrte sich nicht körperlich, sondern allein durch seinen Willen.

„…Hör auf… Das macht… das nur…noch schmerzhafter…“ Schwachsinn, dachte der Teil von Nocturn Geist, der nicht auf Verteidigungsmodus gestellt war, das war nicht schmerzhaft. Das war einfach nur ein Kampf, nichts weiter. Schmerz ist was anderes! Schmerz ist das zerreißen der Seele und dennoch drauf zu treten, wenn sie schon in Scherben liegt!

Warum wehrte Nocturn sich überhaupt? Er war freiwillig in den Kreis getreten, damit hatte er sein Testament schon unterschrieben – das war ihm klar gewesen, auf welche Art auch immer er sterben würde. Warum wehrte er sich also ganz plötzlich? Hatte er plötzlich Angst vor dem Tod? Angst vor dem Ungewissen?

Nein. Er wollte sterben.

Im selben Moment fiel sein Widerstand in sich zusammen. Die starke Hand packte seine Macht und wie auch bei White bildete sich eine Kugel, mit der gesammelten Energie, nur diese war schwarz. Die Zeichen des Kreises leuchteten hell auf und dieses Licht bündelte sich abermals zu einer Kugel. Diese beiden schienen sich kurz vereinigen zu wollen, doch die Energien stießen sich gegenseitig ab und bei dem Versuch sich zu vereinigen explodierten sie in einen Wirbel von Dunkelheit und Licht, wo White und Nocturn sich die Augen zuhielten. Trotz dessen brachte White den nächsten Teil der Beschwörung über die Lippen und als Nocturn die Augen zögernd wieder öffnete, strahlte nicht nur der Bannkreis, sondern auch die von den Statuen gehaltenen Kugeln.

White löste ihre Hände von seinen und legte sie um ihre Waffe. Bei der Berührung löste er sich auf und das Glöckchen legte sich wieder auf ihre Brust.

Um den Einstich herum blutete es nicht nur enorm, sondern es sah beinahe so aus, als würde Nocturns Körper sich von diesem Punkt aus, in einzelne Pixel auflösen. Natürlich, alle Dämonen lösten sich bei ihrem Tod auf. Doch bei den meisten ging es so schnell das man nicht sehen konnte wie genau es geschah.

Dem Flötenspieler blieb nicht mehr viel Zeit. Dennoch lächelte er White an, fast schon zufrieden. Glücklich.

„Merci…“, seufzte Nocturn.

„…Nocturn… warum hast du das freiwillig… gemacht? ...Damit.. hast du dein Volk… verraten.“ Abermals kam White das Blut hoch, sie biss sich auf die Lippen um die Schmerzen zurück zu halten.

„… Ich habe… mich nur… gerächt…“

„…An deinem…Mtdämonen?“ Zu einem schwachen Kopfschütteln war er gerade noch in der Lage.

„…Nathiel… Was…für eine Genugtuung… mit meinem Tod… habe ich alle… ihre Pläne… zerstört…Endlich… 24 Jahre… vorbei… endlich…!“ Nocturn murmelte einen Namen, doch White konnte nicht verstehen um welchen es sich handelte. Sie verschwendete auch keine Gedanken mehr daran. Denn White spürte wie auch ihre Zeit genauso schnell ablief wie Nocturns und sie hatte noch eine Silbe der Aktivierung vor sich.

Sie hob ein wenig den Kopf, kämpfte gegen die ablaufende Uhr und sagte den letzten Teil auf.

Der Bannkreis leuchtete ein weiteres Mal in demselben dunklen Licht. Als dieses erloschen war, war der Bannkreis genauso tot, wie vorher. Doch es hatte geklappt. Das bewies das Leuchten der weißen und schwarzen Kugel, von Hikari-kami-sama und Yami-kami-sama gehalten.

Er war aktiviert.

Die Grenzen verschlossen.

Der Krieg war zu ende.

Die Hölle verstummt.

Nocturn konnte sich nicht länger aufrecht hallten und fiel vorne über, in Whites Arme, die ihn nicht halten konnte und sich fallen ließ. Selbst wenn sie die Kraft dazu hätte, würde sie ihn jetzt nicht von sich wegstoßen.

Beide lagen einfach da. Warteten schweigend auf den letzten Herzschlag. Bis White plötzlich etwas nasses auf ihrer Haut spürte und sie wusste das es kein Blut war.

„…Weinst du…?“ Er schien sie nicht zu hören. Was White nicht verwunderte, sie hatte ihre Stimme selbst nicht gehört – oder war Nocturn schon tot…?

„….Noc…turn…?“ White hatte versucht ihre Stimme ein wenig zu heben, doch es war ihr nicht gelungen. Er war wohl wirklich schon… tot. Doch White spürte kein Gefühl des Triumpfes. Sie wusste nicht was sie fühlte. Vielleicht war ihr Kopf schon so vernebelt durch ihren nahenden Tod, dass ihre Gefühle schon ausgeschaltet waren? Nein… denn etwas spürte sie… etwas wurde von ihren schwachen Sinnen noch vernommen… so deutlich und so sanft, das White sich wünschte sie könne ihn, den Wind, umarmen. Wenn man den Wind berühren könnte… wenn sie sich regen könnte…

Doch White lag auf dem Boden, nicht fähig sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen, gefesselt durch ihre Schwäche und Nocturns toten Körper. Aber das machte nichts… es reichte wenn sie ihn wahrnehmen konnte…

Ein letztes Mal öffnete White die Augen, nur einen Spalt weit und sah, nur einen kurzen Augenblick, die Sonne durch die Fenster aufgehen…

Beim zweitletzten Herzschlag vernahm sie, das Nocturn noch nicht tot war.

„…White… Ich… lie…“

White brachte keinen Ton zustande. Doch ihre Lippen formten die Worte:

„Du kannst nie mehr haben, als mein Mitleid…“

… Im selben Moment hörten die beiden ungleichen Herze auf zu schlagen…
 

… Das konnte unmöglich wahr sein. Whites Sinne mussten ihr einen Streich spielen. Eine Wahnvorstellung… im Moment ihres Todes. Aber, sie fühlte sich nicht tot. Wo war der endlose Tunnel, mit dem Licht am Ende? Und warum wurde sie nicht gefragt, ob sie die Stille oder die Ewigkeit wählen wollte? War ihre Wahl etwa besiegelt, hatte man ihr ein Leben nach dem Tode verwehrt? Aber was war das… was sie hörte… was sie fühlte….

Sonnenlicht?

… Im Jenseits?

Das Licht dort, fühlte sich doch anders an… und diese Melodie…

Kaum hatte White an sie gedacht, verstummte sie.

„White! Na endlich bist du wach. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!“ Oh Gott, dachte White als sie die Stimme hörte, das war doch nicht… Kanori? …Doch natürlich, es war seine Stimme. Wem sollte sie sich sonst in ihren Tod einbilden? Was könnte eine schönere Illusion sein, als seine Stimme zu hören?

„Du hast langsam genug geschlafen – denkst du nicht du solltest langsam aufwachen? Wir werden sonst zu spät kommen…“ Und wie real sie sich anhörte! Als wäre Kanori genau in diesem Moment neben ihr. White sah ihn vor sich, sein warmes Lächeln, seine himmelblauen Augen…

Doch dann fühlte sie ihn auch. Er hatte die Hand an ihre Wange gelegt… aber… konnte die Illusion so stark sein, dass sie sich Berührungen einbildete?

Langsam, zögernd, aus Angst sie könnte enttäuscht werden, öffnete sie die Augen.

White befand sich in einem Zimmer, welches sie nicht kannte und ebenfalls in einem Doppeltbett welches sie nicht kannte, aber zweifelsohne im Tempel. Helles Sonnenlicht hüllte den Raum aus, es gab fast beinahe keine Schatten. Unlogisch, sagte ihr Gehirn zu White, aber ihr Herz sagte, das alles möglich war. Die Welt konnte von ihr aus, jetzt eine Scheibe sein, das wäre auch logisch.

Wenn Kanori vor ihr saß, war alles logisch.

Offenbar: Sie starrte ihn an. Kein wunder.

„Eh – White?“

„…Kanori? Bist du das… wirklich?“ White hob zitternd ihre Hand zu seinem Gesicht und als sie seine Wange berührte konnte sie die Tränen nicht zurück halten. Er war es… wirklich! Real! Echt! Wahr!

„…Bin ich tot? Bin ich an einen Ort gekommen… wo auch du bist?“ Kanori sah sie verwundert an und legte seine Hand auf die, die an seiner Wange lag.

„Ich glaube du bist noch voll in deinem Traum versunken, White. Niemand ist tot, wovon hast du geträumt?“

Geträumt…?!

„Ein…Alptraum?“ Kanori löste die Hand von ihrer und fühlte ihre Stirn und ihre Wangen besorgt.

„Vielleicht sollte Azai dich durch checken… Du hast sicherlich ein wenig fieber…“

„Azai?! Aber… er ist doch tot! Nocturn hat ihn doch…“

„Nocturn? Du musst wirklich eine blühende Fantasie haben, wenn du dir selbst im Traum Personen ausdenkst. Oder kenne ich ihn einfach nicht?“ Kanori lachte und stand lächelnd auf, während er ihr versicherte dass niemand tot war.

„So… und jetzt sollten wir dich von Azai durchchecken lassen…“ Ehe White sich versah, hatte er sie auf die Arme genommen und lächelte sein lebensfreudiges Lächeln, mit leicht erröteten Wangen. Was Whites Röte nicht toppen konnte.

„K-Kanori! Ich kann selbst gehen…!“ Der Angesprochene tat so, als würde er es nicht hören.

„Wir müssen uns beeilen! Wir wollen doch nicht zu spät zur Einschulung kommen!“ Verwundert wurde er angeschaut.

„E-Einschulung?“ Und als Antwort bekam sie einen leicht bockigen Gesichtsausdruck.

„Also, White! Egal wie schlimm dein Alptraum war, die Einschulung deiner Tochter solltest du nicht vergessen. Grey ist wahrscheinlich schon längst fertig – falls er überhaupt geschlafen hat. Kennst ihn ja!“ Kanori fand sein Lächeln schnell wieder – das Lächeln eines stolzen Vaters. Doch White fand keine Worte. Brauchte sie auch nicht, denn im selben Augenblick ertönte der Schrei eines Mädchens:

„IN LIGHTS NAMEN! GREY! DAS MACHE ICH NICHT! VERGISS ES!“ Ein acht jähriges Mädchen kam herein gestürmt, halb ihn Nachthemd, halb im Rock, dicht gefolgt von Grey, der das dazugehörige Teil zum Rock über den Arm trug. Kanori setzte White ab, die nichts anderes konnte, als die beiden Kinder anzustarren, während Kanori seinen Sohn darauf hin wies das er seine Schwester zu nichts zwingen konnte. Das Mädchen hatte lange hellbraune Haare, die im Sonnenlicht teilweiße sogar weiß wirkten und die gleichen hellblauen Augen wie auch Grey und Kanori. Um ihren Hals trug sie ein Glöckchen mit weißen Flügeln. Sie war wirklich Whites Tochter… aber wie war das möglich…

„Aber, Vater! Ich will Schwesterherz doch nur helfen.“

„Helfen! Pah!“ Das Mädchen lief hinter White und hielt sich an dem Nachtkleid ihrer Mutter fest.

„Ich fungiere doch nur als deine Anziehpuppe!“ Kanori sah verwirrt drein.

„Fungiere? Green, woher hast du das?“ Das Mädchen grinste.

„Hat Großvater mir beigebracht! Tolles Wort!“ Grey ließ sich nicht ablenken.

„Green! Ich als dein Bruder werde nicht zulassen, wie du gleich am ersten Tag einen schlechten Eindruck bei deinen Mitschülern machst, weil du falsche Kleidung trägst!“

„Aber ich will genau DIESEN Eindruck machen! Jeder der mich in deinen Kleidern sieht wird mich für Cinderella halten! Das wäre total oberpeinlich! Mutter! Hilf mir doch! Du stimmst mir doch zu, oder - oder?“ Erwartungsvoll sah Green ihre Mutter an und schwenkte ein wenig an ihren Arm, doch bekam keine Reaktion. Woraufhin sie ihren Arm losließ und besorgt zu ihren Vater schritt.

„Vater? Ist Mutter wieder krank…?“ Kanori streichelte den Kopf seiner Tochter und sagte mit einem aufmunternden Lächeln an ihr und Grey:

„Nein, alles in Ordnung! Geht schon mal vor, wir kommen gleich nach.“ Widerstrebend nickten die Beiden, doch ehe sie das Zimmer verließen sagte Kanori noch zu Grey, er solle seine Schwester selbst entscheiden lassen. Man hörte von den Kindern nur noch ein triumphierendes „ÄTSCH!“ und schon waren die Eltern wieder alleine.

„White… was ist denn los mit dir?“ White hatte den Rücken zu ihm gewandt und sah aus dem Fenster. Es war zu hell um etwas zu sehen. Nicht einmal ihre Hikariaugen konnten was erkennen.

White hob den Kopf, mit geschlossenen Augen und sagte flüsternd:

„… Ich würde so gern hier bleiben…“ Kanori schritt auf sie zu, das konnte sie an seinen Schritten hören.

„Aber White wir müssen los, wir kommen sonst wirklich zu spät!“ Als er genau hinter ihr stand, drehte die Angesprochene sich um und lächelte, mit Tränen in den Augen.

„Ja… Kanori, tust du mir einen Gefallen?“ Sie erntete sich einen verdutzten Blick, doch als er in ihre weißen Augen sah, lächelte er und stimmte zu. Kanori hob die Hand zu Whites Gesicht und strich ein paar ihrer Haare hinter ihr Ohr. Zu solch einer Zärtlichkeit war nur Kanori fähig, niemand anderes konnte ihr Herz so bewegen und das nur durch so einer einfachen Berührung. Sie genoss seine Zärtlichkeit in vollen Zügen, kostete es vollkommen aus. Doch trotzdem wusste White, dass es sich nur um einen Traum handelte, einen Traum in den sie sich mehr alles andere wünschte hinein zu gehören.

„Kanori… bitte, küss mich.“ Küss mich wach.

Er lachte in sich hinein.

„Darum musst du mich doch nicht bitten! Das tue ich doch gern…“ Kanori beugte sich zu ihr runter, White sah in seine himmelblauen Augen, kämpfte gegen die Tränen an. Sie wollte den letzten Blick in seine Augen nicht verschwenden, nicht durch Tränen verschleiert sehen. Doch als deren Lippen sich berührten schloss sie dennoch die Augen.

White erinnerte sich noch daran – an seine Geborgenheit, an seine Wärme, an seine Zärtlichkeit und an seine Liebe. Es war die ganze Zeit in ihr gewesen, niemals hatte sie es vergessen, dass wusste sie jetzt, in dem Moment, wo sie kurz davor war sich einer Illusion hinzugeben.

Sie hatte Angst gehabt.

Angst davor dass sie das alles vergessen würde. Das sie sich irgendwann nicht mehr vollkommen an ihn erinnern konnte. Das sie nur noch ein blasses Abbild in ihren Erinnerungen haben würde. Ein Totes. Doch Kanori war nie tot gewesen. Seine Lebensfreude konnte nicht sterben. Sie lebte nicht nur in White weiter, sondern auch im Wind. Das konnte ihr niemand nehmen. Nicht einmal… Nocturn.

White wusste nicht wie lange der Traum wahrte, doch als sie sich wieder voneinander lösten, ließ White die Augen geschlossen und flüsterte mit erstickter Stimme:

„…Danke…“

Doch es war niemand mehr da, der sie hätte hören können.
 

Es regnete, von irgendwo kam Donnergrollen, die Straßenlaterne war kaputt, es war dunkel… doch nicht so dunkel wie in Green. Regungslos stand sie im Regen, die Kleidung vollkommen durchweicht, voll gesaugt vom Regen, sie klebte an ihrer Haut, doch wirklich spüren tat sie es nicht. In ihren Kopf drehte sich alles, doch die Gedanken die sie im Kopf hatte, schienen ihr Herz nicht erreichen zu können, sie fühlte einfach nichts.

Grey hatte ihr alles erzählt. Alles was er wusste, natürlich. Vom Kampf Nocturn VS White, wusste er nicht mehr als alle anderen auch, was genauer gesagt, nichts war. Auch von Whites Traum wusste er nichts – er konnte Green lediglich das erzählen was er wusste und das hatte er auch. Von der Prophezeiung und ihrem Schicksal, warum die Hikari sie töten wollten. Dazu auch noch vom Plan seiner Mutter: Greys Auftrag Green in die Menschenwelt zu bringen - sobald White tot war, das Element des Lichtes auf Green übergegangen war und dann versiegeln. Er war es, der sie in ein Waisenhaus gebracht hatte, um sie vor der Hinrichtung zu schützen. Doch als Grey nach Sanctu Ele´saces zurückkehren wollte, geriet er in einen Kampf und wurde umgebracht. Er versicherte Green panisch, dass es nicht ihre Schuld war und sie sich das nicht allzu sehr zu Herzen nehmen sollte – es war nicht so schlimm wie es sich anhörte, immerhin hatte er die Fähigkeit zur Wiedergeburt.

„Was ist mit dem Siegel?“

„Es bröckelt… bestimmten Dämonen ist es gelungen auszubrechen, aber den genauen Grund weiß ich nicht. Mutter schweigt, was dieses Thema angeht.“

Green sah in den dunkeln Himmel, den Strom von Regentropfen entgegen. Was sollte sie machen… Ihr Schicksal stand geschrieben, unweigerlich, unveränderbar. Egal was sie tun würde, es würde so kommen wie dieser Inceres es vorausgesagt hatte. Doch auch Green hatte ihre eigene Fassung der Vorhersehung. Sie war sich sicher, das sagte sowohl ihr Kopf als auch ihr Herz, dass sie nicht die Hikari auf irgendeiner weiße zum Untergang führen würde, sondern sie war sich sicher, dass sie durch ihre Liebe zu Siberu und Gary, die beiden, die, die ihr am meisten bedeuteten, in den Tod stürzen würde. Genau wie Silence es gesagt hatte…

Sie hatte mit allem Recht gehabt…

Green war die leibhaftige Botin des Unglücks.

Die Hikari hatten allen Grund sie töten zu wollen…

… Was sollte Green tun? Wo konnte sie hin? Wenn es wirklich nur ihre Existenz war, die die beiden schädigten, durfte sie nicht Nachhause. In Den Tempel konnte sie auch nicht… Wo sollte sie hin… wo gehörte sie hin… wo durfte sie hin, wo durfte sie sein…?

„Ich helfe dir, Green.“

Green schloss die Augen und brachte ein schwaches Lächeln zustande.

„…Ja? Tust du das…?“ Zum ersten Mal merkte Green es kaum, als Silence ihre Arme um sie legte, wahrscheinlich weil sie in diesem Moment gleich kalt waren.

„Ja. Ich verspreche es dir.“

„Und was… soll ich dir dafür geben…?“

„Nichts…“ Greens Knie gaben nach, doch sie wurde aufgefangen, aufgefangen von Kälte und Dunkelheit.

„… Du musst einfach nur schlafen.“
 

Fertiggestellt: 24.04.07
 

Musik:

Listen to your Heart

Nocturne // Secret Garden

Inori~ You raise me up // Lene Park
 

……..NOCTUUUURRN!!! NEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN! *FLENN*
 

Kann mir ma jemand sagen warum ich bei der Kanori/White szene geflennt habe wie nichts Gutes und bei Nocturns Tod nicht?! Und ich soll ein Nocturn fan sein ._.?
 

Tinami: Sonne! Strand! Eis! Fünf Sterne Hotel! Gutaussehende Kellner! Awww! Paradies!

Kaira: Asuka! Hör auf in Erinnerungen zu schwelgen! Geh deinen Pflichten nach und such unsere verdammte Hikari!

Tinami: Sag mir nicht du fandest es damals nicht schön!

Kaira: Nein?! ICH musste ja auch immer die ganze Arbeit machen! Während DU in der Sonne gelegen hast und ICH gegen Dämonen kämpfen musste!

Tinami: Das ist gelogen! Ich habe GEARBEITET. Aber das hast du damals ja schon nicht zu schätzen gewusst… und das obwohl du meine erste Waffe bekommen hast…! TT

Kaira: … Na und? … Wisch dir das Bettelgesicht weg! Du nervst! Geh an die Arbeit!

Tinami: Hast du Pockies öuö?

Kaira: …!!!!!

Azura: ¬¬ Ihr hab euch überhaupt nicht verändert! Immer noch die gleichen Streithähne wie..

Tinami: Ich habe einen Anruf von Ki-kun erhalten, Ai-chaaaaan!

Kaira: AAAAAAAAAAAAH! ERWÄHNE DIESEN IDIOTEN NICHT!

Azura: uu Die hören mich nicht… naja. Das nächste Kapitel heißt „Kinder von Welt“ ^^°

Weinender Himmel

Weinender Himmel
 


 

„Nein! Kannst du zur Abwechslung mal, nicht was anderes fragen, Ga-kun? Z.b wann wir endlich wieder ein wenig Sonnenschein bekommen? Ich garantiere dir, meine Wettervorhersagen sind korrekt, nicht wie diese Menschen… Ich tue mein möglichstes… Was soll ich mehr machen!? Ich hab seit drei Tagen nicht mehr geschlafen! … Was? Ich versteh dich nicht gut, ist das Si-kun im Hintergrund? …Thanks… Nein, meine Wächterkollegen haben auch noch keine Spur… Was glaubst du denn? Das wir unsere Hikari im Stich lassen? … Ga-kun, ehrlich, ich versichere dir, du wirst der Erste sein, den ich kontaktiere sobald sie wieder auftaucht, ja? …Versuch ein wenig zu schlafen – ich würde ja auch so gerne… ja… JA… Thanks, dir auch… TU NICHTS AUF EIGENE FAUST!“ Süß. Etwas Anderes fiel der Kikou nicht ein, als sie die Verbindung kappte und die eine Hand von ihrer Tastatur trennte, um einen Schluck Limonade zu trinken. Die Andere tippte munter weiter. Soweit man von „munter“ sprechen konnte. Denn die Stimmung war alles andere als dies. Green war seit drei Tagen verschwunden. Kein Handy, keine Spur und das Schlimmste: Ihre Aura war nicht auffindbar. Es herrschte Alarmstufe rot, nicht nur bei Siberu und Gary, sondern auch bei allen Wächtern. Es ging drunter und drüber. Kaum zu glauben was das dreitägige Verschwinden alles auslösen konnte… Als die Hikaris erfahren hatten dass Green verschwunden war, hatten sie sofort den Befehl gegeben sie mit allen verfügbaren Mitteln suchen zu lassen. Es war nicht in deren Sinn, dass Green „verschwand“. Grey war bei den beiden Halblingen gewesen und hätte niemand ihn aufgehalten, hätte er sie auf offener Straße angegriffen. Natürlich gab er, wie so viele Andere, ihnen die Schuld und es gab nur einen Grund weshalb die Beiden nicht sofort in Den Tempel gebracht worden waren: Zum Zeitpunkt wo Green verschwand, war Tinami bei den Brüdern gewesen, sie hatte Greens Punkt sogar auf ihren Minilaptop verschwinden sehen. Sie hatten ein Alibi – es war nur fraglich wie lange das noch halten würde.

Es kam Tinami vor, als hätte sie es zum 100sten Mal versucht und sie fluchte, als sie sich ins System der Dämonenwelt einhackte – einer ihrer Spezialitäten. Sie hatte es das erste Mal geschafft sich ins System zu hacken als sie vierzehn war. Ein Rekord. Und sie brüstete sich immer noch sehr gerne damit. Tinami hatte sieben Jahre gebraucht um den Weg ins System zu finden. In den vielen Jahren hatten die Dämonen ihr System wahrscheinlich noch öfter revolutioniert als die Wächter, aber keine Hürde konnte Tinami standhalten. Es gehörte zu ihren Hobbies. Zu ihren kostspieligsten Hobbies. Denn sie hatte damit schon 147 Computer zu Schrott verarbeitet. Aber als Wächter wurde sie gut bezahlt. In ihrem Arbeitszimmer hatte sie genau 14 Computer. Nicht ohne Grund, 14 war ihre Lieblingszahl. Die Laptops zählte sie nicht einmal dazu (davon besaß sie zehn), drei von den 14 waren normale Computer, die auch Menschen besaßen – sobald sie genug Geld hatten. Denn diese Maschienchen waren auf den allerneuesten Stand der Menschentechnik – selbstverständlich konnten sie nicht mit der Technik der Wächter Computer mithalten. Dennoch arbeitete Tinami gern auf ihnen, nicht nur um sich darüber lustig zu machen. Der Computer an den sie gerade saß, war nämlich einer der Menschen-PCs. Um sich ins Dämonensystem einzuhacken, benötigte sie zwei Computer. Einen Normalen und einen der Wächter. Beide hatten eine externe Stromversorgung, da Tinami schon einmal mit ihren Onlinekämpfen Tokio den Strom gekappt hatte – wäre sie keine Elementarwächterin, hätte sie das Kopf und Kragen gekostet. Es war ohnehin keiner der anderen Kikous, außer dem Elementarwächters, erlaubt sich soweit vorzuwagen.

Auch dieses Mal, kam Tinami beinahe mühelos in deren System, aber sie fand nicht einmal so viel wie einen Funken. Geschweige denn eine Hikari.

Natürlich bestand die Möglichkeit dass Green tot war… Aber es würde den Dämonen nichts bringen sie einfach so zu töten…

Die Hackerin seufzte und wühlte ratlos in ihren Pony, als wieder Jemand versuchte Kontakt mit ihr aufzunehmen. Entweder war es Siberu, Grey oder Pink. Auf alle drei hatte Tinami nicht gerade Lust. Dennoch stellte sie ihr Headset auf Empfang, während sie die Stromversorgung für den Computer und damit die Verbindung zur Dämonenwelt, ausschaltete.

„Die ewig geplagte Ti-chan? Ja? Wer will schon wieder was von mir?“

„Stell dich nicht so an, Asuka!“ Umgehend hellte sich Tinamis Gesicht auf und mit einem erfreuten „Ai-chan!“ schwang sie sich an den Computer den sie für Kommunikation nutzte. Der Standby Modus war schnell verschwunden und schon sah sie das genervte Gesicht Kairas auf dem substanzlosen Bildschirm. Zu Tinamis Verwunderung hatte ihre Freundin nasse Haare – kam sie von Draußen?

„Hast du dich doch noch um entschieden und hast dich auf der Suche nach Ee-chan beteiligt?“ Kaira nahm sich ein Handtuch und begann ihre Haare zu trocknen.

„Nein!“

„Solltest du aber. Nicht nur auf Grund der Befehlsverweigerung.“ Die Toki tat so als hätte sie es nicht gehört.

„Ich war nur einkaufen.“

„Hast du an die Pockys for me gedacht?“ Tinami erntete sich einen finsteren Blick.

„Du wirst noch zu dick.“

„Ach was, so viele Kalorien haben die nun auch wieder nicht. Warum rufst du an, Ai-chan? Du hast ja selbstverständlich nicht vor, nach Ee-chan zu fragen.“

„Selbstverständlich nicht.“ Ha, Kaira sah so süß aus wenn sie rot wurde.

„Es gibt noch keine Anzeichen auf ihren Aufenthaltsort. Du glaubst gar nicht wie oft ich heute angerufen worden bin! Ich fühle mich wie in einer Telefonzentrale.“ Ein tiefes Seufzten begleitete diese Worte.

„Das ist eben dein Job, Asuka. So machst du dich zu nutzen.“ In manchen Ohren, würde dies als Beleidigung eingestuft werden, doch nicht bei Tinami. Im Gegenteil, es weckte viele Erinnerungen. Erinnerungen die Tinami dazu brachten anders als sonst zu lächeln, was Kaira nicht entging.

„Hej, drifte nicht ab! Ich rede noch mit dir!“ Doch die Angesprochene sah zu einem Bild, welches auf ihren ersten Minilaptop stand. Das Bild war nur eine Kopie, das Original hatte sie in ihrem Zimmer stehen. Sie hatte die Kopie extra in ihrem Arbeitszimmer, weil es sie immer wieder motivierte und ihr half auch bei der schwierigsten Aufgabe nicht zu verzweifeln. Das Bild zeigte ihre Familie – als sie noch heil war. Sai war noch da. Es war nur zwei Wochen vor seinem Tod aufgenommen worden. Er hatte die Arme um die damals dreijährige Tinami, sie standen vor deren Eltern. Mizuno hielt Azura auf dem Arm, mit der anderen hielt sie Azais Arm. Er hatte die eine Hand auf ihre Schulter und die andere auf Sais Kopf.

Tinami konnte sich natürlich nicht mehr genau an ihre ganze Familie erinnern, dafür war sie zu klein gewesen als der Krieg sie getrennt hatte. Dennoch liebte sie dieses Bild und es würde immer ihr wichtigster Besitz bleiben. Es war ihre Familie… auch wenn…

„Asuka? Hallo?! Bist du taub?!“ … sie eine neue Familie hatte.
 

1999/Sommer Irgendwo an der italienischen Küste
 

Das Wasser des Mittelmeeres konnte man auf vielerlei Arten nutzen. Die Einen um damit Energie zu erzeugen, um mit dem Türkisfarbenen Wasser Geld zu scheffeln, um darin zu baden und zu spielen… und die ganz Anderen erprobten damit ihre heranwachsenden Magie Künste. Wie die damals neunjährige Azura es zu diesem Moment an den verlassenden Strand tat. Naja fast verlassen. Menschenleer traf es besser. Denn Azura probte nicht alleine ihre Künste aus.

„Könntet ihr gefälligst mal einen Schlag reinhauen?! Ich will heute nicht schon wieder Draußen übernachten!“ Kaira war einige Schritte voraus und auch als sie dies gesagt hatte, war sie nicht stehen geblieben, sondern stampfte weiter durch das türkisfarbene Wasser, welches die Wellen an den Strand spülte. Doch Tinami überhörte sie. Sie war in die Hocke gegangen um ganz genau das Wasser zu begutachten, welches Azura um ihre Hand entstehen ließ.

Kaira blieb nach weiteren zehn Metern stehen und schaute finster über ihre Schulter.

„Könntet ihr das mal lassen?! Ihr macht mich total nervös! Es könnte jederzeit ein Mensch vorbei kommen! Und was dann!?“ Doch abermals wurde sie Zeitwächterin überhört und so langsam wurde sie richtig wütend. Mit schnellen Schritten machte sie ihren Vorsprung weg und stand bei den Schwestern. Beide sahen sie an, als hätten sie die Toki gerade erst bemerkt.

„Ihr geht mir auf den Geist! Wenn ihr nicht sofort aufhört zu spielen, werde ich euch in die Steinzeit schicken!“ Mit diesen Worten und einen vernichtenden Blick drehte sie sich wieder um, stemmte die Hände in die Hüfte und trat wieder den Weg zurück an.

Tinami und Azura blieben eine Weile stehen.

„Sie mag uns nicht, nicht wahr, Nee-sama?“, fragte Azura leise, während sie Kaira folgten. Tinami grinste und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Ne ne Azu-chan, dass siehst du falsch! Das ist ihre Art Zuneigung zu zeigen.“ Kaira, die das gehört hatte, schnaubte verächtlich.

„Das glaubst auch nur du, Asuka.“

„Irrtum. Ich glaube es nicht. Ich weiß es.“

„Und ich dachte du wärst intelligent.“

„Das liegt im Auge des Betrachters! In meinen Augen bin ich brillant und in deinen?“ Tinami grinste und Kaira sah über die Schulter zurück und antwortete:

„Besserwisserisch und schwach.“ Tinamis Grinsen kam ins Wanken. Ein seltener Anblick.

„Schwach? Why?“

„Ohne mich wärt ihr Beide, schon hundert Tote gestorben. Du bist als Wächterin nicht zu gebrauchen und deine Schwester ebenso wenig.“ Tinami öffnete den Mund um dem entgegen zu setzen, doch Azura unterbrach deren Streit:

„Hört auf! Ich will nicht das ihr schon wieder streitet!“ In Normalfällen hielt sich Azura eher zurück, doch da deren kleine Gruppe nur aus drei bestand, war sie die einzige, die die beiden davon abhalten konnte sich tot zu streiten. Sie stritten sich oft, zu oft und das wo sie beide genau wussten, dass sie aufeinander angewiesen waren. Sie mussten zusammen halten, ansonsten würden sie bis in alle Ewigkeit als Weltenbummler unterwegs sein. So gern sie auch neue Kulturen entdeckten: Alle drei wollten nach Hause.

Aber es war nicht möglich. Jedenfalls nicht zum gegebenen Zeitpunkt. Denn keiner von ihnen war dem Teleportieren mächtig und um Nachhause zurückkehren zu können, brauchten sie diese Fähigkeit. Daher reisten sie um die gesamte Welt, in der Hoffnung jemand ihres Gleichen zu finden. Doch die einzigen magischen Wesen, die sie auf ihrer Reiße getroffen hatten, waren einige Dämonen gewesen und Kaira hatte Recht: Wäre sie nicht bei ihnen gewesen, wären Azura und Tinami schon längst umgekommen.

Sie waren nicht von Anfang an alleine unterwegs gewesen. In den ersten vier Jahren waren sie mit Violet, wie auch Ilang und Daichi, unterwegs gewesen. Azura konnte sich kaum noch daran erinnern, dafür war sie zu klein gewesen. Tinami hatte ihr erzählt dass es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich gewesen war Nachhause zurückzukehren, weil ein Dämon sie während der gesamten vier Jahren verfolgt hatte und so wie es sich anhörte, sollte Azura froh darüber sein, sich nicht mehr genau daran erinnern zu können… Violet hatte ihr Leben für die Kinder aufs Spiel gesetzt, hatte Tinami erzählt, daher durften sie auf keinen Fall sterben.

Es gab jedoch noch einen weiteren Faktor der zu beachten war. Sie hatten an diesem Tag, oder eher Nacht, nicht nur Violet verloren, sondern auch Daichi und Ilang. Auf der Flucht hatten sie sich aus den Augen verloren… Die Fähigkeiten der jungen Wächter waren damals noch nicht ausgebaut genug um die Auren der Anderen zu spüren. Sie verloren sich aus den Augen… Mittlerweile war Kaira als Einzige in der Lage die Auren wahr zu nehmen. Bis jetzt war es jedoch immer nur Dämonen gewesen…

„Das Hotel sieht doch ganz annehmbar aus!“, sagte Tinami, kurze Zeit später als sie vor einem prachtvollen, sehr teurem, Hotel standen. Kaira achtete nicht auf die beiden und ging voraus. Solange unter dem Namen des Hotels fünf Sterne zu sehen war, war ihr alles andere egal. Azura und Tinami waren da jedenfalls wählerischer. Azura brauchte Bewegungsfreiheit im Wasser und das konnte ihr kein eckiger Pool von fünf Metern bieten. Wasserwächter waren immer etwas eigen, was das anging. Sie brauchten Wasser, fast genau wie Fische. Schon nach 24 Stunden erschienen die ersten Symptome des „Wasserentzugs“. Die Haut schien zu altern, Fieber, Seh- und Gehörstörungen waren die Folge. Einem Wasserwächter das Wasser zu verwehren bedeutete nicht zwingend den Tod für den Wächter. Es bedeutete Qual. Wenn der Mizu jedoch lange genug vom Wasser fern gehalten wurde, konnte es auch zum Tode führen. Doch dieser setzte spät ein… ein langes leidvolles Warten auf den Tod.

Tinamis Sorgen waren da weit aus banaler. Zimmerservice und Internetanschluss reichten für das Glück der Kikou.

Wie immer wurden sie merkwürdig beäugt als sie in die Eingangshalle traten. Drei Mädchen ganz alleine. Ohne Koffer und jeder nur mit einem Rucksack unterwegs. Natürlich war die erste Schlussfolgerung das sie sich ein Fünf Sterne Hotel nicht leisten konnten. Aber bekanntlich irrte der erste Eindruck oft, wie auch in diesem Fall.

Sie gingen vor wie immer.

Die Menschen um sie herum blieben plötzlich stehen. Ein Kind welches seinem Vater gerade in die Arme springen wollte, hing unbeweglich in der Luft. Selbst diese schien still zu stehen.

„Beeil dich!“, herrschte Kaira Tinami an. Die Angesprochene verdrehte die Augen, musste ein neckisches Kommentar unterdrücken und sprang dann athletisch über die Theke der Rezeption. Wie die Hände eines Pianisten sausten ihre braunen Finger über die Tastatur des Computers. Es dauerte nicht einmal eine Minute da war die Kikou fertig und stand wieder grinsend neben Kaira.

Die Zeit nahm wieder den gewohnten Lauf an und der nächste Teil der üblichen Prozedur wurde eingeleitet, von Tinami ausgeführt. Denn sie war die einzige die Italienisch konnte. Das Gespräch wahrte keine fünf Minuten, indem Tinami ihn davon überzeugte dass sie reserviert hatten und im Voraus bezahlt hatten. Sie bekam den Zimmerschlüssel und schon waren sie auf den Weg zum Fahrstuhl. So gingen sie immer vor, es war immer das Gleiche und jedesmal genauso einfach.

Während Tinami und Azura sich das Zimmer ansahen, hatte sich Kaira bereits auf das Bett gesetzt und blätterte im Prospekt des Hotels.

„Sie haben hier eine Spielhalle“, sagte die Zeitwächterin und linste zu Tinami rüber.

„Wollen wir… nachher…“ Die Kikou sah sie nicht an als sie ihre Freundin unterbrach. Sie packte gerade ihren Rucksack aus und belegte den gesamten Schreibtisch mit allen möglichen technischen Utensilien.

„Du weißt dass ich keine Zeit habe.“ Kaira gefiel der Tonfall nicht wie sie das gesagt hatte. Es klang als würde ein Elternteil zu seinem Kind sagen es sollte geduldig sein. Gut, Tinami war die Älteste. Doch meistens merkte man es nicht, wenn man es jedoch merkte, bekam man es mit voller Wucht zu spüren. Neben ihrer kindlichen Art war die Kikou nicht nur sehr intelligent sondern auch sehr reif für ihre 13 Jahre. Es kam Kaira oft so vor, als würde in ihrem 13jährigen Körper eine erwachsene Seele wohnen. Immer wenn sie das dachte und dabei Tinami ansah, wirkte sie… weit weg. Fast unerreichbar. Manchmal hasste Kaira sie dafür. Für diese verfluchte Intelligenz - für diese verfluchte Reife.

Die Klimawächterin war schon nicht mehr ansprechbar. Sie war in ihrer Arbeit vertieft, die Augen hinter der blauen Brille waren konzentriert und nur auf die unfertige Waffe vor ihr gerichtet. Ihre Umgebung war für sie verschwunden. Wie immer. Wie immer seitdem sie diesen bekloppten Auftrag bekommen hatte. Sowohl Azura und auch Kaira wussten nicht viel über den Auftrag. Vor zwei Wochen, als sie noch in Napoli waren, war plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Brief vor Tinamis Gesicht aufgetaucht. Es war Nacht gewesen und so hatte man deutlich gesehen wie der Gegenstand geleuchtet hatte. Zum Glück war niemand in der Nähe gewesen, denn das dies nichts für Menschenaugen war, war verständlich.

Tinami hatte den Brief an sich genommen und gelesen. Das einzige was sie dazu gesagt hatte, war:

„Von den Hikari.“

Seitdem hatte sie sich verändert. Nicht nur dass sie stundenlang an ihrem Projekt saß, nein sie war fast schon besessen davon. Nachts, wenn die Beiden anderen schon schliefen, arbeitete die Kikou bis zum Morgengrauen. Nichts konnte sie davon abbringen und wenn sie erst einmal darin vertieft war, gelang es ihnen nicht mit ihr zu reden.

Wortlos stand Kaira auf, nahm sich eine Jacke und verließ das Zimmer ohne ein Wort. Tinami würde sie ja ohnehin nicht bemerken…
 

Ein wenig ziellos streifte die junge Zeitwächterin durch die Stadt, die beinahe nur aus Hotels bestand. Eins teurer als das andere. Sie konkurrierten sich in Pracht und Schönheit oder im ausgefallenen Design, um die Augen der Touristen auf sich zu ziehen. Es gab kein Hotel welches unter vier Sterne hatte, mal wieder waren die drei Weltenbummler im teuersten Viertel abgestiegen. Wenn schon, denn schon. Dennoch war Kaira es leid. Sie wollte sagen können: „Das ist mein Zimmer. Das ist mein Bett. Das ist mein Zuhause“ Wie lange, wie viele Jahre würde es noch so weiter gehen? Wie viele Jahre würden sie noch um die Welt herum reißen, ohne jemals Zuhause anzukommen? Tinami hatte einmal gesagt, dass es von den ganzen Menschen nicht mal einen Prozent Wächter gab. Von so vielen Milliarden. Sie würden nie jemanden finden…

Warum nur? Warum holte sie niemand ab?! Sie waren alle drei Elementarwächter! Die Höchstgestellten ihres Elements. Wenn die Hikari ihren Standpunkt wussten, warum gaben sie nicht den Befehl dass man sie abholen würde? Waren sie den Hikaris etwa egal? Das konnte Kaira sich aber irgendwie nicht vorstellen… Violet hatte immer nur in besten Tönen von ihnen gesprochen…gütig, gerecht, heilig, rein.

Kaira blieb stehen.

Violet waren sie nicht zur Hilfe gekommen.

Pink auch nicht.

Es war so lange her. So viele Jahre. Und dennoch konnte Kaira sich noch sehr genau daran erinnern…
 

1995/Ort unbekannt
 

Sie war hingefallen, deutlich spürte sie den brennenden Schmerz an ihrem Knie, als die harten Steine ihre Haut aufrissen. Selbst das ekelhafte Gefühl, als das Wasser von der Decke tropfte und sich seinen Weg von ihrem Nacken unter ihrem Oberteil bahnte, nahm die Verfolgte kaum wahr.

„Ai-chan!“ Eine braungebrannte Hand tauchte vor ihrem Blickfeld auf. Nur einen kurzen Augenblick sah Kaira auf, entdeckte das angstvolle Gesicht Tinamis, die ihre kleine Schwester Huckepack trug. Der Atem der kleinen Azura war beschleunigt, die Augen zusammengepresst und der Schweiß trotz der Dunkelheit deutlich zu sehen.

Ohne ein Wort zu sagen ergriff Kaira die Hand ihrer Freundin und stand wieder auf. Sie biss sich auf ihre Lippen um den Schmerz ihres Beines zu unterdrücken und nicht darauf aufmerksam zu machen.

„Tinami-chan, wie groß ist der Abstand?“, fragte eine Frau, die zwei Meter weiter vorne war. Violets sonst so lange Haarpracht war brutal zerteilt worden, zusammen mit einer vertikalen Schnittverletzung die über ihren Rücken ging. Das rechte Bein blutete stark. Doch sie zeigte kein Leid.

„Wir haben noch 900 Meter! Aber der Abstand wird kleiner… er ist schnell…“, sagte Tinami nachdem sie die Daten an ihrer Brille abgelesen hatte. Violet war stehen geblieben und sah nach hinten zurück.

„Aber er kann hier nicht fliegen. Das beeinträchtigt seine Schnelligkeit und wenn er hier seine Attacken einsetz, riskiert er das die Hölle einstürzt… Somit unseren Tod und bezweifle dass es das ist, worauf er hinaus will…“ Kaira verstand nicht vollkommen. Im Gegensatz zu Tinami.

„Du hast dennoch keine Chance! Deine Magie dient der Verteidigung! Bitte, Vio-chan, tu das nicht!“

„Ich kann dir helfen, Violet! Ich kann ihn angreifen…“, mischte sich Kaira ein, doch Violet legte die Hand auf ihren Kopf und war versucht zu Lächeln, als sie die drei Mädchen ansah.

„Es tut mir Leid das ihr so viel mitmachen musstet…“ Kaira sah sie merkwürdig an. Sie war es doch die überall blutete, deren Haare und Kleidung zerfetzt war… die drei Anderen waren, bis auf einige Schrammen, unversehrt.

„Eure Eltern würden mich umbringen…“ Violet lachte. Doch es klang falsch und sofort wurde sie wieder ernst.

„Wenn ihr weiter durchgeht, werdet ihr einen Ausgang finden. Ihr müsst einfach dem Wind folgen. Wenn ihr Draußen seid… Kehrt zurück zu dem Ort wo wir vor drei Tagen gewesen sind und… wartet dort auf mich.“ Nicht nur Kaira verstand die Botschaft, die sich zwischen ihren Worten befand. Violet würde nicht mit ihnen flüchten. Die Flucht würde ein Ende haben… doch Violet würde nicht kommen um sie abzuholen.

Kaira nahm die Hand von der Schutzwächterin und sah sie flehend an.

„Nein, Violet, bitte nicht!“ Sanft löste die Angesprochene die Hand von ihr und sah sie versucht lächelnd an.

„Mir bleibt keine Wahl.“ Die junge Zeitwächterin sah zu Tinami, fast so als würde sie Unterstützung haben wollen. Doch Tinami sah Richtung Boden.

„Er hat Pink. Ich werde nicht zulassen das dieser Mistkerl meiner Tochter auch nur ein Haar krümmt!“ Während sie dies sagte, sah sie wutentbrannt, doch auch besorgt, in die Richtung aus der sie gekommen waren. Damit waren Kairas Wiedersprüche erloschen. Genau wie Tinami sah sie jetzt zu Boden. Das Mädchen neben ihr sagte ohne jegliche Gefühle, als ob sie eine Zählmaschine wäre:

„750 Meter.“ Violet sah die beiden wieder an, bückte sich und beide erwiderten ihren Blick, dabei schaltete Tinami ihren kleinen Bildschirm aus, der die Zahl gemessen hatte.

„Wenn ich nicht komme… Sucht Unseresgleichen, sucht Wächter! So könnt ihr in unser Zuhause zurückkehren.“ Die Kikou legte Azura behutsam ab. Das Gefühllose fiel von Tinami und ohne Vorwarnung schlang sie ihre Arme um Violets Hals. Diese sah ein wenig verwundert aus, legte dann jedoch ihren Arm um sie und streichelte ihren eisblauen Haarschopf. Dabei sah sie jedoch zu Kaira.

„Pass gut auf sie auf, Kaira-chan.“ Das kleine Mädchen biss sich jetzt noch fester auf die Lippe, unterdrückte jegliche Tränen, auch wenn ihre Augen glasig waren.

„I-Ich verspreche es!“ Bei diesen Worten hatte sie schnell den Kopf gesenkt. Ihre Hände klammerte sie an ihrer Hose und hoffte es fiel niemanden auf. Tinami löste sich wieder von Violet. Sie weinte immer noch, auch wenn Violet sie, den Umständen entsprechend, aufmunternd anlächelte.

„Ich hab euch alle drei sehr lieb. Bitte gibt gut auf euch Acht… und verzeiht mir.“ Mit diesen Worten richtete sie sich auf, sah die drei nicht mehr an und schritt furchtlos ihrem Feind entgegen. Gerade als sie mit dem Laufen ansetzen wollte, ertönte jedoch noch einmal Kairas Stimme:

„Mach ihn fertig, Violet!“ Die Schutzwächterin sah über die Schulter zurück. Kurz erstaunt, doch dann grinste sie und sagte, fast schon freudig:

„Natürlich! Ich werde ihm zeigen, das die Tochter Shaginais sich nicht so leicht unterkriegen lässt!“

Damit verschwand die Frau, die für die Mädchen so vieles mehr war, als nur eine Schutzwächterin… Ihre Schritte halten noch wenige Sekunden nach, verschwanden dann jedoch auch und hinterließen eine Unheimliche Stille…

Kaira nahm Tinami an der Hand und verschloss ihre Gefühle, damit sie ihre Freundin und ihre Schwester sicher zu deren Ziel bringen konnte…
 

Tinami, Azura und Kaira warteten vier Stunden. Dann sechszehn. Die sechszehn wurden zu einem Tag und der eine Tag zu drei…

„Lass uns gehen.“ Und wieder nahm Kaira Tinamis Hand…
 

1999/Sommer Irgendwo an der italienischen Küste
 

„Ai-chan!“ Kaira sah es nicht für nötig aufzusehen, oder eher, herunterzusehen. Momentan befand sie sich zwei Meter über dem Boden, denn sie saß auf einem Felsbrocken am Waldrand, von wo aus man wunderbar das dunkle Meer sehen konnte, welches sich am Horizont mit dem schwarzen Tönen des Himmels vereinte. Es war doch später geworden als von Kaira beabsichtigt. Doch dass Tinami sie abholen kommen würde, hätte sie nicht gedacht.

„Wie hast du mich gefunden, Asuka?“

„Peilsender!“ Die Angesprochene verdrehte die Augen. Wo hatte sie ihr denn diesmal einen angebracht…

„Was machst du eigentlich da?“ Tinami unternahm einen Versuch hinauf zu kommen, es gelang ihr jedoch erst mit Kairas Hilfe. Die Kikou war unheimlich untalentiert in körperlichen Tätigkeiten. Als sie oben angekommen war, schielte die Toki zu ihr rüber. Die Kikou grinste, war aber sichtbar aus der Puste.

„Ich wollte eigentlich alleine sein“, bemerkte Kaira.

„Hast du was dagegen wenn ich die Gesellschaft leiste?“

„Welchen Teil von „alleine“ verstehst du nicht?“ Tinami antwortete nicht. Sie ließ ihre dünnen Beine am Felsen herunterbaumeln und sah zwischen den Bäumen aufs Wasser hinaus. Im Gegensatz zu Kaira, die ihre Beine zu sich gezogen hatte und finster in den Fels hinein starrte, als könnte sie alleine mit ihrem Blick Löcher hinein bohren.

„Bist du mit deiner Wunderwaffe fertig?“ Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören. Tinami überhörte trotzdem. Sie war zu froh und zu stolz über ihr Ergebnis als dass sie das jetzt stören könnte.

„Jap! Ich bin eben fertig geworden! Soll ich sie dir zeigen? Sie ist…“ Weiter kam sie nicht, denn Kaira unterbrach sie mit einem harten und protestlosen „Nein!“. Durch die Härte dieses Wortes verblasste das Grinsen auf Tinamis Gesicht.

„A-Aber… ich hab sie doch für…“ Kaira sprang vom Felsen, ohne ein Wort zu sagen. Erst als sie unten war, sagte sie:

„Ich will dein Spielzeug nicht sehen, Asuka! Versteh endlich das es mich nicht interessiert!“ Tinami blieb auf dem Felsen, sah verwirrt zu ihr runter. Sie war schroffe Worte von Kaira gewohnt. Aber etwas war anders… Etwas das ihr sagte dass sie es ernst meinte.

„Dein Spielzeug ist zu nichts zu gebrauchen, genauso wenig wie du! Immer muss ich euch retten, immer muss ich kämpfen! Und was ist mit dir?! Du kannst gar nichts! Du lässt mich die Drecksarbeit machen! Ist ja egal ob ich sterbe!“

„Ai-chan…“ Wutentbrannt wandte Kaira sich herum.

„ICH WILL DAS NICHT MEHR HÖREN! Wenn du ach so schlau bist, denn akzeptiere endlich das ich diesen Namen verabscheue!“Diese Worte schienen „Klick“ gemacht zu haben. Tinamis Gesicht versteinerte und sah plötzlich fast schon bedrohlich aus. Sie holte tief Luft und sagte:

„Du hast den Namen sowieso nicht verdient, Kaira!“ Es war das erste Mal das Tinami Kaira bei ihrem richtigen Vornamen genannt hatte. Schon die ganze Zeit über hatte die Toki sich das gewünscht, doch jetzt… jetzt klang es aus ihrem Mund irgendwie… falsch.

Da die Toki jedoch nicht wollte, dass Tinami dies bemerkte, drehte sie sich um und ging davon. Keine dreißig Meter kam sie, bis sie plötzlich Donnergrollen vernahm. Aber es war doch gerade eben noch sternenklar gewesen? Doch nicht nur das, es fing auch noch an zu regnen. Und wie es regnete. Als hätte man einen Wasserhahn aufgemacht und das Wasser einfach nur so herunter strömen würde. Unentwegt ging Kaira weiter, ließ sich nicht aufhalten. Vielleicht würde der Regen die Gefühle wegspülen, die sie so irritierten…

Einige würden sagen der Himmel weinte. Es war jedoch nicht der Himmel der weinte…

„…I-Ich komm d-doch ohne… deine Hilfe n-nicht r-runter…Ai-chan!“
 

„Herzlichen Glückwünsch. Sie haben Platz Eins der Rangliste erreicht.“ Diese mechanische Ansage wurde begleitet mit einer glorreichen Musik und einem blinkenden Hintergrund. Kaira sich ließ sich von der Farbenpracht nicht beeindrucken. Auch ihre Laune machte keinen Schritt Richtung Besserung. Eigentlich müssten sie vier Siege in Folge erfreuen, doch selbst ihre sonst so geliebten Videospiele erfüllten ihren Zweck der Erheiterung nicht.

Das war auch diesmal nicht ihr Zweck. Sie sollten eher der Ablenkung dienen. Kaira wollte nämlich nicht in ihr Zimmer zurückkehren. Tinami war wahrscheinlich wieder da… und das war kein Anblick auf den sie erpicht war. Allerdings war die menschenleere Spielhalle, kein Ort an dem sie gern übernachten wollte, so sehr sie diesen Ort auch anderen bevorzugte.

Langsam rutschte sie von dem hohen Stuhl runter und verließ mit leisen Schritten den Raum. Der Foyer war verlassen, hinter der Rezeption saß eine Frau die am einschlafen war. Aus der Baar klang Musik und gedämpftes Gelächter. Kaira jedoch hört nur das Trommeln des Regens. Er hatte nicht an Kraft verlassen und war dank der hohen Glasfenster sehr deutlich zu vernehmen. Der tiefgründige Gedanke dass Tinami genau wie der Himmel weinte, quittierte sie mit verdrehten Augen. Die alte Schlafmütze war oben in deren Zimmer und würde schlafen wie ein Stein, wenn die Toki zurückkam. Ihre teure Kreation wahrscheinlich im Arm. Was sollte daran schon so toll sein… Tinami wollte doch nur beweisen dass sie auch was konnte. Aber mit diesem Spielzeug würde sie Kaira nicht beindrucken können. Ein Wächter musste sich auf seine eigene Magie verlassen und sich damit zu Wehr setzen können, anstatt sich auf so ein Objekt zu verlassen. Nur die Schwachen brauchten sowas.

Im Fahrstuhl angekommen, lächelte Kaira ihr Spiegelbild ironisch an.

Tinami war schwach. Sie tat zwar immer als wäre sie oberschlau, doch in Wirklichkeit war sie nichts anderes als eine schwache Wächterin ohne bemerkenswerte Fähigkeiten. Ständig musste sie beschützt werden. Trotzdem…

Trotzdem… was?

Ein “Pling“ ertönte und der Fahrstuhl glitt auf und unterbrach die Gedanken der Toki. Keine fünf Schritte weiter und sie stand schon vor deren Zimmertür. Ehe sie jedoch den Schlüssel hineinsteckte, sah sie Tinami vor sich, wie Kaira sie verlassen hatte. Dieser todernste Gesichtsausdruck…

Sie öffnete die Tür und bemerkte dass das Licht eingeschaltet war. Das Bedürfnis wieder umzudrehen überkam sie, denn es hieß dass die Asuka-Schwestern nicht schliefen. Doch sie blieb und schritt ins Zimmer. Azura sprang vom Bett auf und musterte Kaira überrascht.

„Wo ist Nee-sama?“ Die Angesprochene konnte nichts anderes als zu Seufzten. Dieser Sturkopf war wohl immer noch da Draußen… sollte sie sich doch eine Erkältung holen.

„Ich weiß es nicht. Es interessiert mich auch nicht.“

„Ihr habt euch anders als normal gestritten.“ Verfluchtes Kind. Tinami war scheinbar nicht die einzige der Familie, die mit Intelligenz ausgestattet war.

Kaira antwortete nicht und legte ihre Jacke weg. Dabei entdeckte sie die Waffe die auf dem Schreibtisch lag. Was redete Tinami eigentlich für einen Schwachsinn? Sie war doch überhaupt nicht fertig… Der Starb, oder was auch immer das darstellen sollte, lag in vier Teilen in der Ecke des Schreibtisches, halb begraben mit Notizen. Es befand sich jedoch etwas Fertiges auf dem Tisch. Etwas was den Blick Kairas auf sich zog. Ein kleiner goldener Gegenstand. Schon ohne ihn genauer anzusehen, erkannte sie es. Es war eine Taschenuhr. Doch nicht irgendeine. Kaira erinnerte sich an diese, weil es sie selbst es war, die diese Uhr unbedingt haben wollte. Sie hatte sie in London bei einer Aktion gesehen. Uhren übten schon seit je her eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Anders als andere, nervte sie das Ticken der Uhren nicht. Sie mochte es. Für sie war es eine wunderschöne Musik, bei der sie ihre Sorgen vergaß. Höchstwahrscheinlich lag es an ihrem Element der Zeit. Der Grund war ihr aber auch egal. Sie mochte es einfach, egal warum.

Diese Taschenuhr hatte Kaira besonders schön gefunden. Nicht ohne Grund. Sie ähnelte der Taschenuhr die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte, als sie geflüchtet waren. Sie war jedoch verloren gegangen… und auch diese Taschenuhr, die in London vor ihr gelegen hatte, sollte nicht ihr gehören, denn sie war einfach zu teuer gewesen. Kaira hatte nicht einmal gefragt ob deren Budget es erlaubte. Sie hatte keine Anzeigen darauf gemacht, dass ihr diese Uhr überhaupt gefiel…

Woher hatte Tinami das gewusst?

Die Wächterin der Zeit nahm die Uhr in ihre Hand. Das Gold leuchtete kurz, zusammen mit ihrer Hand lila auf und Kaira hörte nicht nur das die Uhr anfing zu Ticken, sondern sie spürte es förmlich, als wäre sie selbst, ein zur Uhr gehöriges Zahnrad.

„Nee-sama wollte dass du ihre erste Waffe bekommst.“ Dieses Ding? Dieses Ding sollte eine Waffe sein? Aber wenn das wahr war… dann hatte sie Tinami Unrecht getan. Sie wollte ihr nur die Waffe zeigen… Die Waffe die für Kaira war, die sie für sie gemacht hatte… und die Zeitwächterin hatte nicht einmal zugehört, sondern sie völlig grundlos angeschrien. Und warum? Nur aus… purer Eifersucht. Aber auf was war sie eifersüchtig? Auf ihre Intelligenz? Auf ihre Reife? Oder darauf… das Tinami ihre Gefühle offen zeigen konnte, nicht wie Kaira…?

Aber da war noch etwas…

„Du hast den Namen sowieso nicht verdient, Kaira!“

Kaira drehte sich zu Azura herum und fragte:

„Was bedeutet „Ai-chan“ für Asuka?“ Azura sah sie verblüfft an, ehe sie einen Entschluss zu fassen schien. Sie langte zu Tinamis Rucksack, wühlte darin rum und holte einen Photorahmen heraus. Diesen gab sie Kaira, mit den Worten:

„Der Junge der Nee-sama im Arm hat, war mein großer Bruder. Meine Schwester hat ihn sehr lieb gehabt. Er war ihr Vorbild… Sie weint immer noch heimlich weil er tot ist… Er hieß Sai. Doch sie hat ihn… Ai-chan genannt.“
 

„Verflucht seist du, Asuka! Sehe ich etwa aus wie ein Junge?! Ich habe keine Lust für dich ein Bruderersatz zu sein! Also hör auf mich so zu nennen… warum glaubst du nenne ich dich bei deinen Nachnamen?! Du machst doch alles kaputt!“ Solche Gedanken und noch weitere gingen Kaira durch den Kopf als sie durch den Wald rannte. Das Wasser der Pfützen hatte ihre Hose bereits vollkommen durchnässt und schmutzig gemacht. Doch darauf achtete sie nicht, sie lief einfach weiter.

Kaira und Tinami hatten sich nie mit ihren Vornamen angesprochen. Tinami war es gewesen, die bei ihrer ersten Begegnung, den ersten Schritt gemacht hatte. Lange hatte sie sie angeschaut, von Oben bis Unten, ehe sie gesagt hatte:

„Ich glaube ich mag dich, Ai-chan.“ Einfach nur um Tinami eins auszuwischen hatte die junge Kaira geantwortet:

„Ich mag dich jedenfalls nicht, Asuka!“ So war es angefangen, doch jetzt hatte der Name „Asuka“ einen anderen Hintergrund bekommen…

Kaira blieb stehen. Das Gefühl welches sie plötzlich traf, hatte sie zum Stillstand getrieben. Tinami schien warten zu müssen…

„Wo bist du, Mistviech…“ Kaira hatte keine Angst vor Dämonen. Jedenfalls nicht vor den hässlichen, die einfach nichts mehr als Monster waren. Violet hatte erzählt, dass die wahren Dämonen die waren, die den Wächtern im Aussehen ähnelten. Die anderen Kreaturen waren nichts als Kanonenfutter, aus Experimenten in großer Vielzahl erschaffen.

Und selbst wenn sie Angst spüren würde… ein Wächter zeigte im Kampf keine Gefühle, am allerwenigsten Furcht.

Diese jedoch kroch an ihr empor als Kaira bemerkte aus welcher Richtung die Aura kam. Die Aura war nicht stark, nein… aber sie würde ausreichen um Tinami ernsthaft in Gefahr zu bringen.

„Verdammt!“ Die Zeitwächterin verlangte alles von ihrem Körper ab, um so schnell wie möglich zu ihrem Ziel zu kommen. In dem Moment verfluchte sie ihre Angewohnheit Sekunden zu zählen, denn so kam sie auf zwei Minuten und Achtundreißig Sekunden ehe sie ankam.

Das Erste was nicht zu übersehen war, war der vier Meter große Dämon. Er schien jedoch für Kaira völlig außerhalb ihrer Interesse zu stehen. Der Blickkontakt zwischen Tinami und Kaira war zu entschuldigend, beider Seiten, als das sie auf ihre Umgebung achteten.

„Ai-chan…“ Die Kikou sah nicht gut aus. Ihr Zopf war offen und ihre eisblauen Haare, die vermischt waren mit Blut, hingen schlaff herunter. Ihr rechtes Schienbein blutete und schien enorm zu schmerzen. Kaira gelang es nicht sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ehe der Dämon die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken wollte. Kaira konnte seiner Attacke ausweichen, in dem sie sich in den nassen Boden warf. Bei dieser Bewegung fiel ihr beinahe die Taschenuhr aus der Tasche, nur mit Mühe konnte Kaira sie gerade noch festhalten.

Tinami bemerkte es und sofort ratterte ihr Gehirn. Gerade wollte sie ihr ihren Plan mitteilen, als Kaira schon in einer günstigen Sekunde zum Gegenschlag ausholte.

„Time Rekatia!“ In dem sie dies sagte, erschien eine Art Schwert auf ihrer Hand. Es war durscheinend und hatte die Form eines Sekundenzeigers. Furchtlos stürmte Kaira auf ihren Gegner los, wich einen weiteren Hieb aus und schlug selbst zu. Oder eher, so hatte sie es sich vorgestellt. Denn kaum hatte ihre Attacke die Haut des Dämons berührt wurde sie wieder zu Boden geworfen.

„Ai-chan! Diese Attacke wird nichts bringen! Du musst die Taschenuhr…“ Den Rest des Planes würde Kaira wohl nie erfahren, denn die letzten Worte wurden Tinami entrissen. Einen Moment hatte sie nicht auf ihre Deckung geachtet und wurde von einem Hieb des Feindes erwischt. Sie prallte an einem Baum und blieb an dessen Wurzeln liegen. Regungslos.

„Asu…“ Es gelang ihr nicht ihren vollen Namen zu sagen, denn im nächsten Moment verfehlte sie die nächste Attacke nur knapp. Zu knapp für ihren Geschmack. Aber was sollte sie machen? Ihre Attacken zeigten keine Wirkung… und die Taschenuhr? Kaira hatte doch nicht den blassesten Schimmer, wie sie funktionierte! Die Zeit sich die Uhr näher anzugucken blieb ihr auch nicht. Jetzt da Tinami ausgeschaltet war, lag die gesamte Aufmerksamkeit des Dämons auf Kaira. Diese war zu sehr damit beschäftigt auszuweichen, als dass sie einen Blick auf die Uhr werfen konnte, die sie fest in der Hand umklammert hielt. Auch wenn sie überhaupt nicht darauf fixiert war, spürte sie das Ticken der Zahnräder, als wäre es ihr eigener Puls. Ob ihre Mutter das auch so vernommen hatte?

Kaira kam auf eine Idee – was wenn die Uhr der ihrer Mutter nicht nur ähnlich sah, sondern wenn Tinami dafür gesorgt hatte, dass sie genauso funktionierte? Aber das brachte sie nicht weiter… denn sie wusste auch nicht welche Funktionen die Waffe ihrer Mutter gehabt hatte.

Das war nicht die richtige Denkweiße, das spürte sie. Wächter sollten für ihre Waffen keine Gebrauchsanweisung benötigen. Sie mussten es selbst herausfinden, eins mit der Waffe werden und somit erspüren was für Fähigkeiten in ihnen steckte. Umso mehr Erfahrungen ein Wächter sammelte, umso mehr Funktionen konnte er aus seiner Waffe erspüren.

Doch der Grund warum sie sich nicht konzentrieren konnte, lag nicht nur an dem ständigen Ausweichen, sondern auch das sie immer wieder besorgt zu Tinami sah. Nach wie vor regte sie sich nicht und zu dem Erschrecken der Zeitwächterin stellte sie fest dass Blut ihrem Kopf herunter lief.

Kaira hatte keine Zeit!

Sie musste Tinami retten, koste es was es wolle und wenn sie diese bekloppte Uhr nicht dabei helfen wollte, musste sie einen anderen Weg suchen!

Ein weiteres Mal beschwor sie „Time Rekatia“ hervor. Irgendwo musste dieser Dämon verwundbar sein. Es war der Zeitwächterin egal ob sie dabei verletzt wurde, Sie musste etwas tun, wenn sie sich nicht beeilte würde sie vielleicht niemals wieder ihr verfluchtes „Ai-chan“ zu hören bekommen.

Kaira lief los, keine zwei Meter kam sie, als es ihr nicht mehr gelang auszuweichen. Ihre rechte Schulter riss auf, Blut schoss hervor. Sie hatte Glück in Unglück das die Attacke sie nicht frontal getroffen hatte, sondern nur gestreift hatte.

Die Zeitwächterin müsste durch den Schmerz zu Boden gehen, tat sie jedoch nicht. Nicht einmal eine Sekunde war sie stehen geblieben. Entschlossen ihre Freundin zu retten, lief sie zielsicher weiter, holte mit dem Sekundenzeiger aus und… erstarrte mitten in der Luft.

Was war das? Plötzlich kam es ihr vor als wäre die Zeit stehen geblieben, aber sie hatte keinen Befehl dafür gegeben. Die Zeit anzuhalten kostete zu viel Kraft, zu viel Kraft um danach weiter zu kämpfen. Kaira hörte nichts, sie spürte auch die Schmerzen an ihrer Schulter nicht. Sie hing mitten in der Luft, nicht fähig sich zu bewegen und das Einzige was sie hörte, fühlte… war das Ticken der Taschenuhr. Es war schneller geworden und es klang auch nicht mehr wie das normale Geräusch, welches ein Uhrwerk von sich gab. Es klang wie… Worte.

… und zu Kairas Überraschung verstand sie es sogar.

Sie Zeit setzte sich hart und erbarmungslos wieder in Bewegung. Die Zeitwächterin war darauf nicht vorbereitet gewesen und fiel zu Boden. Es gelang ihr nicht schnell genug wieder aufzustehen, denn in dem Moment raste schon die nächste Attacke auf sie zu. Die Nächste und letzte.

Unerschrocken streckte Kaira den Arm aus, hielt ihm die Taschenuhr entgegen und rief:

„OWARI JIKAN!“ Das Ergebnis war anders als sie es erwartet hatte. Der Deckel der Uhr öffnete sich und sie wusste das die Zeiger in einem rasenden Tempo rückwärts gingen, gleichzeitig wie der Dämon sich wortwörtlich in Luft auflöste. Kaum war die Kreatur vollkommen verschwunden, verstummten die Zeiger und der Deckel klappte zu. Kaira starrte einen Moment fassungslos gerade aus, ehe sie die Uhr, beinahe schon in Trance zurück steckte. Dann schrak sie auf.

Sie rannte zu Tinami und kniete sich zu ihr nieder.

„Asuka! Asuka! Wach auf verdammt!“ Keine Reaktion. Kaira spürte wie sie panisch wurde. Sie rüttelte in ihr, versuchte sie wach zu bekommen.

„Asuka, verdammt! Du kannst doch jetzt nicht einfach… das kannst du mir nicht antun! Mit wem soll ich mich denn streiten?“ Weiterhin keine Reaktion.

„D-Das… von vorhin dass tut mir Leid! Wirklich.. ich… ich wollte das nicht… ich war einfach nur blind vor Eifersucht! N-Nicht… das du denkst ich wäre neidisch auf deine Intelli-Intelligenz… aber… aber… ich wäre so gern… wie du! … Ich würde meine Gefühle… auch so gerne zeigen können… aber wenn ich das tue, kann ich euch… nicht mehr gut genug beschützen… Deswegen nenne ich… dich auch Asuka! Damit ich… meine Gefühle besser verstecken kann… bitte, wach auf und verzeih mir! Du darfst mich auch Ai-chan nennen… nur wach endlich auf!“ Als Tinami weiterhin nicht antwortete, warf Kaira sämtliche Prinzipien über Bord. Die Tränen rollten in schnellen Lauf an ihren Wangen herunter, als sie sich auf ihren Oberkörper warf.

„A-Asuka… nein! Das ist… alles meine… Schuld! I-Ich… konnte dich nicht…beschützen… obwohl ich dich doch… so lieb habe…!“

„Man sollte immer erst den Puls fühlen, Ai-chan.“ Die Angesprochene erstarrte. Nicht fähig sich zu rühren.

„Und am besten fühlt man den am Hals.“ Unwirklich hob Kaira den Kopf und starrte in Tinamis grinsendes Gesicht. Sie sah etwas leidend aus, aber ansonsten schien es ihr gut zu gehen.

„Achja. Ich hab dich auch lieb, Ai-chan!“

„ICH BRING DICH UM!“
 

„Ai-chan?“

„Was?!“

„Es ist egal wie tief du deine Gefühle versteckst, ich werde deine wahren Gefühle immer finden.“

… und mit diesen Worten nahm Tinami Kairas Hand.

Der Himmel kündigte einen wunderschönen Tag an…
 

Fertig gestellt: 22.08.07
 

Pink: AAAAAAH!!! GREEN-CHAN IS EVIIIIIIIIIIIIL >____<!!!! *Im Kreis Laaaaaauuuuf* Irgendetwas ist mit ihr TT° sie ist so… evil! So gemein! Sie spricht ganz anders und… und… Schoko-kuuuuuun! *ausheul*

Daichi: *beneidet Schoko-kun* Pink es wird sicherlich alles wieder gut ^^° meine Schwester und Tinami-san werden Green-san schon wieder normal machen… und die Siberu-san und Gary-san sind ja auch noch da!

Pink: Aber Daichi-kun! Green-chan will ja auf niemanden hören! Sie redet von irgendeinen toten Typen! Sie.. sie … sie greift ja sogar unsere Freunde an T____T° Und guck ma! Sie hat schwarze Augen! DAS IST NICHT DIE GREEN-CHAN DIE ICH LIEB HABE >_____<

Daichi: … //Wie soll ich Pink trösten? Wie? WIE?! Vielleicht sollte ich ihr neue Schokolade kaufen… etwas für die Nerven…. Etwas womit sie sich ablenken kann! Meine arme Pink… ich ertrage es nicht wenn sie weint! ICH MUSS WAS TUN!//

Pink: Daichi… jetzt sind wir gaaaaanz alleine… *weiter flenn*

Daichi: …. .////////////////. //MEINE CHANCE! Ich werde Pink in die Arme nehmen und sie trösten! Ja das mache ich!// Pi-Pi…Pink? Du musst nicht… *unterbrochen wird*

Pink: *aufspring* AH! Ich hab vergessen das nächste Kapitel anzusagen! AH! DAS IST MEINE AUFGABE! *HelloKitty-chan holt* *in Pose stell* *pinker Hintergrund* Das nächste Kapitel heißt…. „Eingekerkertes Mondlicht“! *zu Daichi guck* Sagma, Daichi-kun, was bedeutet denn das Öuö?

Daichi: … ;_;° //Ich werds NIE schaffen!//

Eingekerkertes Mondlicht

Eingekerkertes Mondlicht
 


 


 

Genau wie Tinami es vorausgesagt hatte, hatte der Regen am vierten Tag von Greens Verschwinden, um kurz nach achtzehn Uhr nachgelassen. Was nicht hieß dass es nicht regnete, jedoch nieselte es nur noch ein wenig. Dies änderte allerdings nichts daran, dass Ilang ihr Zuhause ohne Regenschirm verlassen hatte. Gegen die paar Tropfen hatte sie nichts. Im Gegenteil! Sie mochte es sogar. Es war ein herrlicher Mai Abend. Die Regenwolken waren nicht dicht genug um alle Sonnenstrahlen zurück halten zu können und so hatten die wenigen Regentropfen einen leichten schimmernden Glanz, wenn sie von den Blumen herunter tropften. Dazu kam noch die angenehme Abendluft – der Sommer stand vor der Tür.

Doch für sowas hatte Ilang keine Zeit. Genau wie die anderen Wächter, hatte sie vier schlaflose Nächte hinter sich, in denen sie nichts Anderes getan hatte, außer nach Green zu suchen. Oder doch, sie hatte etwas Anderes getan… Alleine beim Gedanken daran, schlug ihr Herz um einiges schneller. Sie war am zweiten Tag von Greens Verschwinden bei Grey gewesen. Natürlich aus dem simplen Grund dass sie bei ihm sein wollte. Neben Gary und Siberu war er es immerhin der am meisten unter dem Verschwinden seiner Schwester litt: Ilang machte sich Sorgen um ihn. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch weil sie genau wie Ryô von Greys Gefühlen für Green wusste. Natürlich hatte er nie mit ihr darüber gesprochen. Aber sie hatte es gemerkt. Es war nicht oft vorgekommen dass sie alleine gewesen waren und unter vier Augen sprechen konnten, aber die zwei, drei Mal, hatte er beinahe nur von ihr gesprochen. Sie war der Mittelpunkt seines Lebens, der Dreh- und Angelpunkt - das war unverkennbar. Man benötigte nicht viel Wächterkenntnis um anhand seines Blickes zu bemerken wie sehr er seine Schwester liebte. Zu sehr.

Ilang musste sich selber eingestehen dass sie ein wenig eifersüchtig war. Aber die Eifersucht konnte nicht über ihre Sorge siegen. Sie hatte Angst um ihn. Das er am Ende, an seiner Liebe zugrunde gehen würde… und das hatte er nicht verdient. Wie würde das nur ausgehen? Green schien blind dafür zu sein. In dem Punkt ähnelten sich die Geschwister… Grey bemerkte auch nicht, wie viele in ihn verliebt waren.

Er merkte auch nicht wie sehr Ilang ihn liebte…

Ilang blieb stehen, als sie nicht nur hörte dass jemand von hinten auf sie zugelaufen kam, sondern auch spürte. Sie drehte sich um und schon stand ihr kleiner Bruder neben sie. Er war ziemlich rot im Gesicht. Was sicherlich nicht vom Rennen kam.

„Du warst bei Pink-chan“, stellte Ilang ohne Umschweife fest und dies gab Daichis Röte einen weiteren Aufschwung.

„Sie kommt nicht so gut alleine klar…“, antwortete Daichi, als bräuchte er eine Ausrede um bei Pink sein. Als ob Ilang nicht genau wusste das er sich in sie verliebt hatte – sie und alle anderen die die beiden zusammen sahen. Wieder eine Beziehung wo die Shizen sich fragte, wie das ausgehen sollte. Würde Pink Daichis Gefühle auch bemerken und die entscheidende Frage: Würde sie sie verstehen? Daichi machte sich darum keine Gedanken. Alleine das Erwähnen ihres Namens war genug um ihn in den siebten Himmel zu befördern. In ihrer Nähe war er kaum ansprechbar… Liebe war wirklich eine gefährliche Sache.

„Verständlich. Was ist mit Kari-chan?“, warf Ilang ein um das Thema ein wenig umzuschwenken. Denn wenn Tinami seine Röte sah, würde sie ihn sofort wieder necken.

Daichi sah sie verwundert an.

„Kari? Wem meinst du Nee-san?“ Jetzt war es Ilang die verwundert aussah.

„Kari, du weißt schon, Green-sans andere Mitbewohnerin. Die kleine Deutsche.“ Der Angesprochene kratzte sich am Kopf.

„Ich habe niemanden gesehen… Aber ich muss zugeben…“

„…Du warst zu sehr von Pink-chan abgelenkt“, ergänzte Ilang und Daichi wurde abermals rot. Wahrlich: Blind vor Liebe.

Ilang sah zum Himmel auf, der sich schnell verdunkelte. Scheinbar war der schöne Maiabend dahin. Daichi hatte es ihr gleich getan und sagte:

„Sieht so aus als bekämen wir Gewitter.“ Seine Schwester nickte und beschleunigte ihre Schritte.

„Scheinbar sind Tinami-sans Vorhersagungen doch nicht so perfekt wie sie vorgibt.“ Sofort kam die Antwort, zusammen mit dem ersten harten Donnergrollen, allerdings nicht von Daichi:

„Meine Vorhersagungen sind immer perfekt!“ Die beiden Shizen wirbelten herum und entdeckten Tinami, die breit grinsend hinter ihnen stand. Daichi und Ilang waren gleichermaßen erstaunt dass die Klimawächterin plötzlich hinter ihnen stand: Keiner von ihnen hatte ihre Aura vernommen, jetzt immer noch nicht.

„Meine neueste Erfindung!“, antwortete Tinami auf deren unausgesprochenen Gedanken, als wären sie in deren Gesichtern geschrieben. Die Klimawächterin hob ihr Handgelenk und zeigte auf es. Das worauf sie zeigte, sah aus wie ein simples silbernes Armband, an dem ein Saphir prangte. Doch beim näheren Hinsehen sah Ilang dass es kein Saphir war und dass sich in dessen Inneren etwas zu bewegen schien.

„Mit Hilfe von Klisfaforien, den Unterlagen von Elfaries-san und der simplen Zusammensetzung von Faries und WK-08, dazu noch ein wenig Wissen der Astrologie in Zusammenhang mit Vicarium, war es mir gelungen das Tiraisul in reines Erestrat zu schmelzen! Dieses Erestrat leitet den natürlichen Lauf des RT7 um und nachdem diese Materie 17 Stunden in Uzerie gelagert war… Entstand zu guter letzt, meine neueste Schaffung: Der TXJJ-07! Auch Ingnix genannt!“ Tinami sah während dieser Erklärung unheimlich stolz aus und zeigte abermals auf den blauen Stein. Mit einem Grinsen fügte sie noch hinzu:

„Und die Farbe ist änderbar! Je nach Outfit!“ Doch Ilang und Daichi schienen nicht so begeistert. Denn während Tinamis Worte hatten sie sich gefragt ob man, um das verstehen zu können, Kikou-Blut in sich haben musste: Sie hatten kein Wort verstanden. Der Klimawächterin entfiel das natürlich nicht. Allerdings eher an der Tatsache dass kein Lob entgegen zu nehmen war.

„Was ist?“ Daichi antwortete:

„Tinami-san… Was macht das….Ding?“

„Wir haben nämlich nicht so viel verstanden“, fügte Ilang mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu und die Klimawächterin zog beleidigt die Unterlippe nach oben, ehe sie mit der einfachen Erklärung fortfuhr:

„Er löscht die Aura eines Wächters. Solange man den Ingnix trägt ist man für sämtliche Ortungssysteme unsichtbar und selbst der mächtigste Dämon kann den Träger nicht von einem normalen Menschen unterscheiden: Das ihr mein Ankommen nicht bemerkt hat, beweißt es.“ Erst nun kam das Lob:

„Das ist eine wirklich praktische Erfindung! Du bist ein Genie, Tinami-san!“

„I know, I know! Ich habe damit eins der größten Probleme unserer Kriegsgeschichte gelöst! Damit haben wir einen ultimativen Vorteil gegenüber den Dämonen!“ Es ging noch eine Weile so weiter, doch der Regen wurde zu stark, dicht gefolgt von dem Donnergrollen und so flohen sie zu Tinami Nachhause, wo sie sich ohnehin treffen wollten. Azura brachte den Besuchern Tee und zur Abwechslung mal, starrte Tinami nicht ununterbrochen auf dem Bildschirm, sondern in den nun pechschwarzen Himmel, der nur aufgehellt wurde von Blitzen, die zwischendurch den Himmel durchzuckten.

„Ich dachte wirklich es würde kein Gewitter kommen“, sagte Daichi, an Tinami gewandt um sie ein wenig von ihrem hohen Ross runter zu holen. Doch diese winkte ab.

„Das ist kein Natürliches. Mein Offizier, Shiya-kun kämpft gerade gegen einen Dämon, wo dieses Element im Vorteil ist. Er hatte mich kontaktiert, ob er die Genehmigung dafür erhält. Für solch ein großes Gewitter braucht er die von mir.“ Ilang sah besorgt aus und stellte ihre Tasse ab.

„Aber sollten wir ihn dann nicht lieber helfen? Vielleicht hat der Dämon was mit Green-sans Verschwinden zu tun.“ Sie wechselte einige Blicke mit Daichi, der ihr pflichtbewusst zustimmte.

„Ne. Shiya-kun ist nicht umsonst der Anführer der Offiziere – ah da sehen wirs.“ Sie zeigte auf den Bildschirm hinter sich, den sie auf Grund des Spiegelbildes sehen konnte.

„Der Dämon ist eliminiert! So viel dazu. Nur das Gewitter wird sich wohl nicht so schnell verziehen! Da hat Shiya-kun etwas übertrieben. Das wird nur die Wettervorhersagungen durcheinander bringen.“ Tinami kicherte.

„Die TV Kanäle bekommen sicherlich Beschwerden, weil jetzt doch kein Sonnenschein kommt! Die Armen, wenn es uns Kikous nicht gäbe lägen sie sicherlich immer richtig! Aber-“ Dann sprang Tinami plötzlich so schnell auf das Azura beinahe ihre Tasse verlor. In zwei Schritten war sie am Computer und tippte wie eine Wilde darauf herum:

„Ich fass es nicht! Sie ist es tatsächlich!“ Ilang war aufgestanden und zu ihr rüber gekommen, genau wie Daichi, der verwirrt drein schaute.

„Wer ist was?“

„Ee-chan!“ Tinami packte schon ihre Jacke, schmiss sie sich schnell über und warf Ilang ihre zu.

„Azu-chan: Halte die Bildschirme im Auge! Bei einer Veränderung kontaktierst du mich sofort!“ Sie war schon aus der Tür, als Ilang begriff was los war. Nein, genauer gesagt, begriff sie nicht was hier vor sich ging, sondern nur das es gefährlich werden würde und sofort drehte sie sich zu Daichi um:

„Du musst Kaira-san holen!“

„Ja aber - Ilang!“

„Ich verlass mich auf dich! Beeil dich!“ Schon packte Tinami sie am Ärmel und die beiden Wächterinnen lösten sich in Luft auf. Daichi blieb ein wenig verwirrt stehen, entschied aber dass es das Beste war, das zu tun was Ilang ihn aufgetragen hatte…
 

In demselben Moment saß auch jemand anderes, genau wie Tinami zuvor, vor dem Fenster und sah verbissen in den Himmel. Das Wetter passte zu Garys Laune. Tage und Nächte lang hatte er nicht viel Anderes getan, als da zu sitzen und zu warten. Das Telefon lag neben ihn – die Batterien hatte er schon zum Xten Mal wechseln müssen, aus dem Grund dass er es nie auf die Station zurück legte. Er rief einfach zu oft Tinami an.

Diese Nutzlosigkeit war ja nicht auszuhalten! Gary konnte gar nichts tun – überhaupt nichts! Green konnte in genau diesem Zeitpunkt sterben und er würde es nicht einmal mitbekommen! Und da sagte ihm jemand, er sollte schlafen? Gary konnte sich nicht vorstellen, überhaupt jemals wieder zu schlafen. Jedenfalls nicht solange er nicht wusste, dass Green im Bett nebenan schlief. Es kam ihn vor wie das millionste Mal wo er hilflos, fast schon flehend auf das Display des Telefons schaute. Doch nichts regte sich und er spielte mit dem Gedanken Tinami noch einmal anzurufen.

Gary vergrub kurz und unbemerkt das Gesicht in seine Hände. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal so schrecklich gefühlt hatte. Doch es war nicht alleine Greens Verschwinden welches ihn sich so fühlen ließ. Es war die Tatsache dass er es hätte wissen müssen. Er hatte es auch gewusst. Auf Grund von Greens fragwürdigen Verhalten, hatte er geahnt dass etwas passieren würde… allerdings nicht was und schon gar nicht dass Green einfach so verschwinden würde. Warum hatte Gary sie nur nicht vorher ernsthaft darauf angesprochen… egal wie sehr sie auch beteuert hatte, dass es ihr gut ginge, es war so klar dass irgendetwas passiert war. Jetzt bereute er dass er sie nicht sogar dazu gezwungen hatte, vielleicht wäre es dann nicht passiert. Er hätte ihr doch helfen können! Warum wollte sie das im Alleingang durchziehen? Das war doch sonst nicht ihre Art… Vertraute Green ihm etwa nicht mehr?

Nein – das konnte er sich nicht vorstellen. Nicht nach dem was sie damals zu ihm gesagt hatte…

„…Weißt du… dieses Gefühl des Verlasses ist für mich unheimlich wichtig… da ich früher nie Jemanden hatte, mit dem ich so offen reden konnte wie mit dir… Du bist für mich… Sehr wichtig…“ Green atmete kurz durch und sah dann lächelnd auf:

„Du bist mein Vertrauter, Demjenigen dem ich am aller meisten vertraue!“

Als dem Halbdämon diese Worte und ihr lächelndes Bild durch den Kopf Stoß, gab es seiner Verzweiflung einen weiteren Stoß. Als ihr Vertrauter hätte er nicht hier sitzen sollen… sondern wäre bei ihr.

„… Es tut mir so Leid, Green…“

„ANIKI! GREEN-CHAN!“ Umgehend wirbelte Gary herum und stand schon er neben seinen Bruder, an dessen Zimmertür. Dieser sah mindestens genauso aufgelöst aus wie sein Bruder. Das beste Beispiel waren seine Haare: Siberus Frisur war ruiniert und es interessierte ihn nicht einmal.

„Hast du Green gefunden?!“ Siberu nickte und zeigte auf seine Zimmerwand.

„Pink hat gerade einen Anruf erhalten und es war nicht überhörbar dass die Wächter Green-chan gefunden haben!“

„Weißt du auch wo?!“

„Nein!“, antwortete der Rotschopf verbissen und setzte noch hinzu, während er schon auf den Weg zur Haustür war:

„Aber wir werden es schon herausfinden! Und wenn ich Pink dazu zwingen muss!“
 

Tinami und Ilang konnten nicht weit von Tokio sein, oder es war ein Zufall: Denn auch hier tobte das Gewitter. Allerdings waren weit und breit keine Menschen zu sehen. Sie waren absolut alleine. Ilang konnte sich nicht helfen, dieser Ort kam ihr mehr als nur bekannt vor. Irgendwann war sie schon einmal hier gewesen. Die Bäume um sie herum standen dicht an dicht, vom Wild nur so überwuchert, dazwischen einige Steinplatten und Reste von…Statuen?! Eindeutig, jetzt wusste Ilang auch wieder wo sie waren und auch wieso das Gewitter um sie herum tobte:

Sie waren auf Espiritou Del Aire.

Diese lag über Japan. In normalen Fällen, wie es beim Tempel oder Sanctu’elesaces der Fall war, waren die fliegenden Inseln von einer Barriere umgeben. Diese ermöglichte es nicht nur von Außen weder gesehen noch geortet zu werden, sondern auch das niemand von Außen mittels Flugzeug oder ähnliches eindringen konnte. Dieser Schutzwall regelte auch einzeln (jedoch meistens aufeinander abgestimmt) die Temperatur innerhalb der Barriere. Um Espiritou Del Aire gab es zwar auch einen Schutzwall – aber die Klimamagie war nicht mehr aktiviert, so dass die Insel dem natürlichen Einfluss von Außen ausgesetzt war. Ilang wollte sich gar nicht ausmalen was passieren würde, wenn einer der Blitze nicht zu ihren Gunsten einschlug, denn als sie das dichte Gestrüpp am Rande der Insel hinter sich gelassen hatten, schlug einer der Blitze kaum 30 Meter von ihnen entfernt ein. Tinami jedoch ging gelassen, doch zielstrebig ihren Weg. Da sie Klimawächterin war, vertraute Ilang ihr, auch wenn sie ein mulmiges Gefühl hatte. Sobald sie wieder zurückkamen, schwor sich Ilang, würde sie dafür appellieren, den Schutzwall zu verstärken. Das hier war ja lebensgefährlich.

Ilang beschleunigte ihre Schritte und kam gleich auf mit Tinami, wo sie im Flüsterton fragte:

„Green-san ist wirklich hier? Ich spüre ihre Aura nicht… genauer gesagt spüre ich überhaupt keine Aura.“ Ein weiterer Punkt der ihr mulmiges Gefühl verstärkte. Die Tatsache dass Tinami den Ingnix trug und somit ebenfalls keine Aura besaß, war nicht gerade etwas was Ilang gefiel. Es war ungewohnt neben Jemanden zu gehen, den man nicht spüren konnte.

Tinami bedachte sie keines Blickes, sondern ging stur gerade aus. Sie steuerte auf eine Ruine zu, die vorher wohl so was wie eine große Kapelle gewesen war. Die Kuppel war zur Hälfte eingestürzt und auch die Mauern waren nicht mehr das was sie einmal gewesen waren. Eine Brücke führte ehemalig zu dem Gebäude, jetzt war der Übergang zerstört und von dem schwarzen Wasser fast verschluckt worden. Nur einige Felsbrocken stachen aus dem Wasser hervor, welche die zwei Wächterinnen zum Übergang nutzen mussten.

In dem Moment wo Ilang gerade den letzten Stein hinter sich lassen wollte, schlug abermals ein Blitz in ihre Nähe ein und vor Schreck verlor die Shizen den Halt. Sie wäre ins Wasser gestürzt, hätte Tinami nicht ihr Handgelenk ergriffen um sie zu halten.

„Danke…Tinami-san“, sagte Ilang, sichtlich erleichtert, wieder mehr oder weniger festen Boden unter den Füßen zu spüren. Tinami grinste.

„No prob!“ Dann wurde Ilang wieder ernst.

„Tinami-san, bevor wir da reingehen, möchte ich wissen, was uns da erwartet und warum wir nicht warten können, bis Verstärkung kommt.“ Das Grinsen der Angesprochenen schwand.

„Ich weiß nicht was uns da Drinnen erwartet. Aber ich weiß, dass es jeden Moment zu spät sein könnte.“ Einen Moment lang sah Tinami zum einstigen Portal der Kapelle, welche mit zerschmettertem Glas, halb in den Angeln hing. Ihren Blick konnte Ilang im Dunkeln nicht deuten, nur als es kurz durch einen Blitz erhellt wurde, wirkten die Gesichtszüge der Kikou ein wenig beängstigt.

„Ich muss Informationen sammeln“, fing Tinami an.

„Und sie an die Zentrale schicken, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen können.“ Dann wand sie sich wieder an Ilang.

„Es ist nicht nötig das du dich auch in Gefahr bringst, Li-chan.“ Die Art wie sie dies sagte, klang beinahe wie: Ein toter Wächter war besser als zwei.

„Warum hast du mich dann mitgenommen?“

„Falls ich sterbe bevor es mir gelinkt die Informationen zu übertragen, musst du es tun.“ Ilang schüttelte langsam den Kopf.

„Sei nicht albern“, antwortete Tinami darauf und fuhr fort:

„Wenn wir jetzt nicht handeln, haben wir als Elementarwächter versagt und unsere Hikari wird der Dunkelheit verfallen.“ Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre hätte Tinami jetzt sehen können, dass sie missverstanden angeguckt wurde. Doch anstelle von dessen, hörten sie beide etwas:

„Da irrst du dich entscheidend, kleine Besserwisserin: Eure Hikari ist der Dunkelheit verfallen!“ Tinami und Ilang wirbelten herum. Zuerst konnten sie den Ursprung der Stimme nicht ausfindig machen. Ilang war die, die nach oben aufs kaputte Dach zeigte, wo man jedoch nichts außer Dunkelheit sehen konnte. Erst als ein Blitz wieder die Umgebung erleuchtete wurden die Konturen Greens deutlich. Jedenfalls… war es der Körper von Green. Ansonsten konnte man bei besten Willen nicht behaupten dieses Wesen wäre sie.

Sie saß auf dem Rest der Kuppel, die Beine übereinander geschlagen und die linke Hand lässig zum Gruß erhoben.

Tinami konnte sich nicht helfen. Entweder es lag daran das es Nacht war, oder Greens Augen waren wirklich tiefschwarz.

„Aber kommt doch rein, da draußen werdet ihr doch ganz nass!“ Ihre Worte unterstrich sie mit einer schnellen Handgeste und ehe es den beiden Wächterinnen gelang zu reagieren, entstand hinter ihnen eine Druckwelle, die sie durch die kaputte Tür beförderte und hart auf den Steinboden aufschlugen ließ. Sie standen jedoch schnell wieder auf und opferten einige Sekunden um den Kampfort zu untersuchen.

Die Kapelle hatte einen Durchmesser von 45 Metern und die Wände waren um die 26 Meter hoch. Einige Meter von ihnen entfernt lag vollkommen zerberstet ein Lüster, ein gewaltig großer, den die Menschen wahrscheinlich sofort an ein Museum gestiftet hätten, wäre er nicht zerstört. Allgemein war dieser Ort geprägt von Geschichte. Der Teil der Decke, der nicht eingestürzt war, zeigte eingravierte Figuren, die Ereignisse aus dem dritten Elementarkrieg zeigten. Wenn Tinami Zeit gehabt hätte, hätte sie sich eine Leiter besorgt und sich dieses Kunstwerk genauer angesehen, auch wenn sie es schon oft in Büchern gesehen hatte. Zwar hatte sie keine Zeit, dennoch fand sie ein Abbild von Adir unter den kämpfenden Wächtern.

Im Gegensatz zu Tinami hatte Ilang nicht lange nach oben geguckt, sondern nur schnell einen Blick durch die Halle schweifen gelassen. Sie war eher darauf konzentriert was sich unter ihren Füßen befand. Sie fühlte das der Steinboden knapp einen halben Meter dick war, bis sie Mutter Natur vernahm und somit Kontakt zu ihrem Element hatte. In Gebäuden war Ilang im Nachteil, doch da dieses fast zerstört war, müsste es ihr dennoch gelingen. Der Boden war teilweiße zerbröckelt, dies würde reichen.

Silence, in Greens Körper, landete elegant einige Meter vor ihnen und Tinami stöhnte hörbar auf, als sie Greens Glöckchen von der Kette löste und ihm mit einem Schwung zur Waffe umwandelte.

Ilang wand sich sofort an Tinami:

„Wie ist das möglich?! Die Waffen gehorchen doch nur uns Wächtern!“ Tinami kannte die Antwort, oder eher, sie konnte es erahnen. Doch es gelang ihr nicht ihrer Mitstreiterin davon zu unterrichten denn im selben Moment holte Silence mit der Waffe aus. Tinami und Ilang machten sich bereit auszuweichen, dies war jedoch ein unnötiges Unterfangen, wie sie schnell merkten. Denn ihre Gegnerin schlug den Stab mit so viel Wucht auf den Steinboden dass der rechte Flügel, welcher sich an der Spitze des Stabes befand, zerbrach.

Tinami wurde blass und sie musste ein zweites Mal aufstöhnen. Das war Alfarit gewesen! Hatte dieses Wesen überhaupt eine Ahnung wie schwer das zu besorgen war?! Die Kikou hatte dafür einer ihrer wertvollsten Waffen einschmelzen müssen! Wie sollte sie das reparieren?!

Ilang hatte andere Sorgen als die Waffenschöpferin. Denn ihr fiel etwas auf, was eigentlich vollkommen unmöglich war. Angesichts der zerbrochenen Waffe, müsste das Wesen in Greens Körper Schmerzen empfinden. Die Waffen waren mit den Wächtern verbunden. Besonders die Hikaris verband ein unheimlich starkes Band mit ihrer Waffe. Warum zuckte sie nicht einmal zusammen?!

„Tinami-san, müsste sie keine Schmerzen empfinden?“ Tinami biss sich auf die Unterlippe, abermals wusste sie die Antwort und konnte sie nicht aussprechen, denn Silence tat etwas was sie beiden zusammen zucken ließ: Mit dem abgebrochenen spitzen Flügel schnitt sie sich, oder eher Green, ins Fleisch des Rechten Armes, woraufhin sich Blut auf den Boden ergoss. Sie grinste angesichts dessen und sagte:

„Ich rufe die 2te Der Verbotenen Kunst: Eingekerkertes Mondlicht!“ Tinami, die sämtliche Verbotenen Künste, zwar auswendig kannte, aber nicht benutzen konnte, begriff sofort, packte Ilang schroff am Oberarm, machte kehrt und wollte scheinbar weglaufen. Keine zwei Schritte gelangen ihr und sie merkte, dass es sinnlos war: Die Technik hatte schon seine Wirkung gezeigt und vor ihnen leuchteten Zeichen auf. In Windeseile bildeten diese Zeichen eine durchschimmernde Mauer, die sich kreisrund und in einem Diameter von neunzehn Metern um sie herum bildete. Die Zeichen leuchteten in einem hellen violetten Licht und tauchten die Halle in eben dieser Farbe. Tinami und Ilang verzichteten auf den Versuch einfach durch die Zeichen hindurch zu gehen, es würde garantiert nicht schmerzfrei enden.

Tinami ließ Ilangs Arm los und drehte sich widerwillig wieder ihrer Gegnerin zu. Lange haftete ihr Blick allerdings nicht auf sie, die den Stab jetzt lässig geschultert hatte, auf den blutenden Arm achtete sie nicht. Die Kikou untersuchte dass, was sie schon befürchtet hatte. Die Technik isolierte sie von Außen. Es gab keinen Fluchtweg, auch nicht nach oben. Das es keinen Fluchtweg gab, war jedoch nicht das einzige Problem: Da sie von Außen abgegrenzt waren und somit auch von der Umwelt, konnte die Klimawächterin ihre Magie nicht einsetzen. Unbewusst hatte dieses Wesen Tinami kampfunfähig gemacht.

Silence sah die beiden mit einem heimtückischen Lächeln an und sagte:

„So, da wir jetzt alle Zeit der Welt haben… lasst euch doch mal anschauen.“ Während sie langsam einen Schritt vor den anderen setzte, musterte sie Ilang von Kopf bis Fuß und kam schnell zum Schluss:

„Eindeutig, eine Shizen.“ Umgehend wanderte ihr Blick zu Tinami und sie blieb stehen. Ihr Blick hatte sich verdunkelt.

„Dass du keine Aura besitzt hat mich schon die ganze Zeit irritiert.“ Sie hob den Kopf und sah Tinami spöttisch an.

„Haben die Wächter etwa ein neues Spielzeug?“ Tinami erwiderte, mit einem ironischen Lächeln:

„Scheinbar ein sehr effektives Spielzeug.“

„Du tust mir sicherlich nicht den Gefallen mir zu sagen, zu welchem Element du gehörst?“

„Sieht man das nicht?“, antwortete die Kikou herausfordernd und nun wurde sie noch intensiver gemustert als Ilang vor ihr. Obwohl das Wesen nichts sagte, wusste Tinami was in ihren Kopf vorging. Sie hatte noch nie jemanden getroffen der sie auf den ersten blick als Kikou identifiziert hatte. Denn ihre braungebrannte Haut sprach dagegen. Klimawächter hatten von Natur aus eine recht blasse Haut, daher fiel Tinami aus dem Rahmen. Wahrscheinlich tendierte Silence eher zum Element des Wassers, als Klima. Auch wenn es Tinami nichts mehr brachte, würde sie dennoch nicht sagen zu welchem Element sie gehörte. Vielleicht könnte das doch noch zum Vorteil werden.

„Tinami-san… die Zeichen“, hörte Tinami Ilang zu ihrer Rechten flüstern und sah aus den Augenwinkeln zu ihr rüber, die ihr bedeutete die Zeichen der Technik genauer anzusehen.

„Wenn ich mich nicht irre, sind das Zeichen aus Edoú.“ Sie irrte sich nicht. Tinami sah es jetzt auch: die gesamten Zeichen stammten aus der Ursprache der Wächter und der Dämonen. Ihr Gehirn begann zu rattern. Übersetzen konnte sie es nicht, jedenfalls nicht auf der Schnelle, aber dass brauchte sie auch nicht. Denn die Tatsache dass es sich um die Zeichen um diese alte Sprache handelte, war um einiges vielsagender als die Bedeutung der Schrift selbst. Es war unwahrscheinlich dass es sich um deren Gegner um einen Dämon handelte, der sich die Mühe machte alte Fossilien zu übersetzen um damit Verbotene Techniken zu schmücken, wenn sie auch ohne diese funktionierten. Das konnte nur heißen, dass dieses Wesen die normale Form der Technik nicht kannte, sondern nur in Edoú und das wiederum bedeutete, dass sie aus einer anderen Zeit stammte. Aber… wie?

Tinami gelang es nicht weiter darüber nachzudenken, denn scheinbar hatte Silence es satt nur zu reden und wählte lieber das Kämpfen. Die beiden Wächterinnen sprangen auseinander um den schnellen Stabhieb auszuweichen. Ilang überlegte nicht lange und kaum hatte sie mit den Füßen wieder Boden berührt, legte sie die Hände zusammen, die grün aufleuchteten und rief:

„ÁIIHÚ NÁ BÁOCHÓU!“ Der Steinboden auf den Ilang stand brach auseinander, als sich die Erde darunter erhob und sich in grüner Magie verwandelte, sobald sie Ilang leuchtende Hände berührte. Die Naturwächterin schwang die Hand mit der leuchtenden Magie und schleuderte sie gegen ihre Feindin, doch leider nicht schnell genug. Silence hielt Greens Stab gegen die Naturmagie, die abprallte. Allerdings nicht ohne auf dem Stab Risse hinterlassen zu haben.

„LI-CHAN HÖR AUF! DU BRINGST EE-CHAN UM!“ Ilang sah alarmierend zu Tinami, was ein großer Fehler war, denn mit einem neckischen „Exakt! Aber das soll ja nicht mein Problem sein!“ war Silence in einer unglaublichen Geschwindigkeit vor ihr aufgetaucht und Ilang registrierte nur noch wie sie am Hals gepackt wurde und schon nahm sie nichts anderes mehr wahr als Schmerzen. Es ging so schnell dass die Naturwächterin nicht einmal dazu fähig war leidvoll aufzuschreien, als Silence sie mit der Hand gegen den Bannkreis presste und dieser sich scheinbar in Ilang entlud. Die Magie des Kreises drang in ihren Körper ein und auf dem Weg durch ihre Haut wieder raus, schlang sich die Magie um ihre Oberarme. Silence ließ sie los, denn der Bannkreis hielt sie selbst an sich gedrückt. Tinami stand zu weit weg, sie konnte nicht sagen ob der teuflische Kreis immer noch Magie durch den Körper ihrer Mitstreiterin leitete und ob sie deshalb das Bewusstsein verloren hatte, oder ob sie bei der ersten Attacke schon das Bewusstsein verloren hatte. Allerdings war die erste Möglichkeit wahrscheinlicher, denn Tinami spürte wie ihre Aura abnahm und mit einem flauen Gefühl im Magen erinnerte sie sich daran, was sie über die Technik des „Eingekerkerten Mondlichts“ gelesen hatte: Die Energie die das Opfer verlor, solange es innerhalb des Kreises war (also auch Tinami) ging automatisch auf den Anwender über.

Verbotene Techniken waren nicht umsonst verboten, dachte Tinami säuerlich.

„Und jetzt zu dir“, sagte Silence mit einem kindischen Lächeln.

„Sag mir welches Element du besitzt.“

„Warum willst du das wissen?“ Tinami hatte nur eine Möglichkeit und so verrückt das auch klingen mochte: Sie musste Zeit schinden und dafür beten das Ilang es lange genug aushielt, bis die Verstärkung kam.

„Weil es mich irritiert.“ Die Angesprochene nickte verstehend.

„Das verstehe ich voll und ganz! Allerdings will ich dir erst einmal etwas fragen…“

„Ou, du willst eine Frage stellen? Na da bin ich ja gespannt! Nur zu, ich bin ganz Ohr.“ Tinami holte tief Luft und sagte dann:

„Ich weiß das du und ich zur selben Raße gehören: Wir sind beide Wächter.“ Silence’ Lächeln wurde ein wenig steif.

„Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.“ Tinami fuhr fort, als hätte das Wesen sie nicht unterbrochen.

„Nur ein Wächter ist in der Lage die Waffe eines Mitwächters zu berühren ohne Schaden davon zu nehmen. Wenn ein Wesen ohne Wächterblut die Waffe berührt hätte, würde sie sich zurückverwandeln.“ Silence verdrehte die Augen.

„Danke für die überflüssige Erklärung. Aber das wusste ich bereits. Die Waffenkunst hat sich in all den Jahrhunderten wenig verändert.“ Jetzt war es Tinami die finster drein schaute. Nicht verändert?! Sie hatte sich nicht nur verändert, sie hatte sich perfektioniert! Dieses Wesen hatte doch keine Ahnung!

„Darüber hinaus… weiß ich auch warum du keinen Schaden nimmst, wenn du Ee-chans Waffe in Mitleidenschaft ziehst. Du beherrscht zwar ihren Körper, bist aber nicht mit ihrem Nervensystem verbunden und spürst somit auch nicht ihre Schmerzen.“

„Richtig, Frau Naseweiß. Komm zu deiner Frage, ehe deiner Freundin das Leben ausgeht.“

„Eine Sache hätte ich noch.“

„Na?“

„Ich nehme stark an das du tot bist. Durch die verbotene Technik des „Eingekehrtem Mondlicht“, raubst du Wächtern die Lebensenergie und hältst somit deine Existenz aufrecht. Der Massenmord der vor 27 Tagen in Shibuya, Tokio stattgefunden hat, warst ebenfalls du. Scheinbar kannst du dich auch durch Menschenenergie am Leben halten.“ Jetzt war das Lächeln auf Greens Gesicht endgültig weg und eine Weile schien das Wesen in Green nachzudenken, ehe sich die schwarzen Augen finster verengten und sie antwortete:

„Kommen wir zu deiner verfluchten Frage!“ Tinami holte abermals tief Luft und fragte dann endlich:

„Warum tötet ein Wächter wie du andere Deinesgleichen? Wofür hältst du dich auf so grausame weiße am Leben?“ Silence erstarrte augenblicklich. Nicht aus Reue. Nein, mit diesem Gefühl hatte sie nichts mehr zu tun, schon lange nicht mehr. Dieses Gefühl gehörte genauso wie alle anderen zu einem anderen Leben. Dennoch riefen die Worte eine Erinnerung in ihr wach, die schon fast verblasst war, weil sie so weit in der Zeit zurück lag und für Silence dennoch fast wie gestern war…
 

„Stell dich nicht so an. Du als Wächter müsstest es gewohnt sein Leichen zu sehen.“ Der junge Mann zu ihren Füßen machte keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Silence war sich nicht einmal sicher ob er sie gehört hatte oder ob er sie ignorierte.

„Wie lange willst du noch auf dem Boden rum kriechen?“

„…Silence, du hattest keinen Grund sie zu töten.“ Silence wurde ärgerlich und kniete sich nun gereizt zu ihm runter.

„Oh doch! Das weißt du ganz genau! Also versuch nicht mir ein schlechtes Gewissen einzureden! Ich bin auf Lebensenergie angewiesen so wie du vom Atmen!“ Der junge Mann mit den azurblauen Haaren, sah auf und lächelte traurig. Ehe Silence etwas tun konnte, legte er seine Hand auf ihre – oder eher: Er würde seine Hand auf ihre legen, wenn diese aus Fleisch und Blut wäre, jetzt ging seine Hand einfach durch ihre hindurch.

„Ich verspreche dir, Silence: Ich finde eine Möglichkeit dich von diesem grauenhaften Schicksal zu befreien. Ich schwöre es!“
 

Doch mit dieser Erinnerung kam noch etwas in ihr hoch: Die Wut. Darüber wie diese Göre es wagen konnte die gleiche Meinung wie er zu vertreten. Damit hatte sie Silence’ Geduldsfaden durchtrennt. Jetzt war sie tot. Egal was sie sich selbst geschworen hatte, egal!

Genau wie Ilang vor Tinami, sah diese nicht wie Silence sich bewegte, sondern sah nur kurz in ihre hasserfüllten Augen, ehe sie ihre Eigenen zusammen kniff. Silence war gezwungen beide Hände zu nehmen, als sie sie um Tinamis Hals schlang und ihr die Luft raubte. Die Kikou hätte nie gedacht dass Greens zierliche Finger solch eine Stärke inne wohnten.

Silence hielt sie einige Zentimeter über den Boden und schrie ihr entgegen:

„Jetzt wirst du es bereuen so neunmalklug gewesen zu sein!“ Tinami rang nach Luft, doch sie war nicht mehr in der Lage sich zu wehren – wenn sie es gekonnt hätte.

„Ich lasse dich nicht einfach so ersticken! Keine Angst, du hast was viel Schmerzvolleres verdient!“ Im selben Moment nahm Tinami die bekannte Energie zweier Halbdämonen wahr und sie öffnete die Augen einen Spalt breit. Tatsache: Siberu und Gary standen Nahe dem Bannkreis, scheinbar beide schockiert angesichts dessen was „Green“ tat.

„…Berührt nicht… denn Kreis!“, brachte Tinami heiser über die Lippen, in der Hoffnung deren geschärften Gehörsinn könnte es dennoch hören.

„Was tut Green-chan da?!“, fragte Siberu fassungslos seinen Bruder. Dieser war schon fieberhaft dabei einen Weg zu suchen ins Innere zu kommen und antwortete daher auch eher halbherzig:

„Das ist nicht Green! Das sieht man doch!“ Der Rotschopf kam nicht zu seiner verzweifelten Antwort, denn Silence unterbrach ihn:

„Ah – Zuschauer! Denn wollen wir ihnen doch mal was bieten, was, Besserwisserin?“ Die Wächterin verstärkte ihren Griff und sagte:

„Ich rufe die 8te der Verbotenen Kunst: Entfachtes Höllenfeuer Stufe eins!“ Es war unmöglich in diesem Moment nicht zu schreien, als das schwarze Feuer, welches wie aus dem nichts unter ihren Füßen entfachte, ihren gesamten Körper umarmte und rot, wie echtes Feuer, strahlte, als es ihre Haut berührte. Das Opfer hatte die Augen weit aufgerissen und war dazu verdammt nichts weiter tun zu können als zu schreien.

Siberu und Gary kannten diese Technik. Sie war unter den Dämonen die beliebteste Art der Folter. Da es den Körper des Opfers ans äußerste Maß der auszuhaltenden Schmerzen trieb – das Opfer stand so nur einen Schritt vor dem Tode entfernt. Es gab drei Stufen der Technik: Es gab selbst unter den Dämonen niemanden der die dritte Stufe überlebt hatten, schon bei Stufe eins und zwei drohte dem Opfer, nach überstehen der Folter, der Nexres Zustand.

Wenn niemand Tinami half, würde ihr schnell das gleiche schreckliche Schicksal bevorstehen.

Im selben Moment kam jemand angelaufen und dieser jemand machte nicht vor dem Bannkreis halt, sondern schlug verzweifelt mit der Faust dagegen: Kaira.

„ASUKA! HALT DURCH!“

Silence’ Gesichtszüge erstarrten als sie sich zu Kaira umwandte und sie geschockt ansah. Noch während die Technik aktiviert war und Tinamis Schrei immer noch an den Wänden widerhallte, sah Silence wieder zur Asuka und ganz plötzlich, als hätte Tinami ihr die Pest übertragen, ließ sie sie fallen.

„Ich… Ich hätte es wissen müssen… Eine Asuka…! Eine Kikou!“ Ihre Hände wanderten zu ihrem Gesicht, oder eher Greens Gesicht, und sie taumelte rückwärts. Tinami lag mit halboffenen Augen am Boden, unregelmäßig und laut atmend. Der Zopf hatte sich gelöst und ihre eisblauen Haare lagen ausgebreitet auf dem Steinboden.

„Verdammt… was habe ich getan… was hab ich schon wieder getan!?“, brachte die Wächterin der Dunkelheit über die bebenden Lippen und fügte mit kläglicher Stimme hinzu, so leise dass nur Tinami es schwach wahrnahm:

„…Tao!“ Und dann brach der Körper von Green, zusammen mit dem Bannkreis zusammen.

Grey, der zusammen mit Kaira gekommen war, fing Ilang auf und fühlte sofort ihren Puls. Erleichtert atmete er auf, als er ihr Herz schlagen spürte. Er legte ihre Hände in seine und begann mit der Heilung. Es wahrte nicht lange, da öffnete sie schon die Augen und flüsterte schwach:

„…Grey…? …Bist du… das…?“ Er lächelte sie aufmunternd an, doch man sah dem Windwächter an das er sich Sorgen machte.

„Ja. Keine Sorge, du bist in Sicherheit.“ Er hatte so warme Hände… Ilang lächelte ihn an, versuchte es jedenfalls und hoffte das es kein Traum wahr, dass sie gerade in seinen Armen lag…

Kaira hatte währenddessen Tinami aufgesetzt, die sich allerdings nicht alleine halten konnte und sich daher an der Schulter ihrer Freundin stützen musste.

„Asuka – Du bist wirklich ein Idiot… Du hättest tot sein können!“ Die Angesprochene brauchte eine Weile um Kraft genug zu sammeln und um die Antwort hervor zu bringen:

„Ai-chan… wenn ich wieder aufwache… was nehme ich an… in vier Tagen sein wird… dann verlange ich das du die Erste sein wirst… die ich sehe… und das du gefälligst Pockys dabei hast…“

„Was soll…“ Schon wurde Kairas unausgesprochene Frage beantwortet und Tinami fiel bewusstlos in ihre Arme.

Derweil vergaßen die Halbdämonen ihre Sicherheit. Sie hatten nur Augen für Green. Sie lag bewusstlos in Garys Armen, Siberu zutiefst besorgt über sie gebeugt. Er hatte Tränen in den Augen.

Langsam öffnete Green die Augen ein Spalt weit und zur Erleichterung von ihren Freunden waren ihre Augen wieder königsblau.

„Green-chan!“

„Green… Geht es?“ Green antwortete den Beiden nicht. Ihre Augen sahen starr gerade aus, womit sie nur Gary in ihrem Blickfeld hatte. Dann hob sie zitternd, schwach, ihre Hand ein wenig und sagte:

„…Gary… Hilf mir!“
 

Fertig gestellt: 21.05.07
 

Lili: Ich grüße Euch, liebe Leser! Dieses Mal werde ich die Vorschau für das nächste Kapitel, geben. Ich werde mein bestmöglichstes tun! Also… *räusper* *lächel* Im nächsten Kapitel erwartet euch der erste Teil, indem die Vergangenheit Silence-san ein wenig gelüftet wird ^^ und hoffentlich auch einige Fragen beantwortet werden! Oder eventuell neue aufkommen werden? Wer weiß ^^ Sie scheint eine tiefgründige Bindung zum allseits bekannten Genie unserer Geschichte, Tao Asuka, zu haben… Aber wer ist er wirklich? Kannte überhaupt jemand sein wahres ich? Gab es in seinem Leben nichts weiter als sein Streben nach Wissen? Was für eine Beziehung führten die beiden und was machte Silence-san zu der Person, die sie ist?

…und wofür lebt sie wirklich?

Das werdet ihr im nächsten Kapitel erfahren! Es trägt den Namen „Tao Asuka“ ^^

Tao Asuka

Tao Asuka
 


 

1695 - Hikari Regien Hikari Sora Kokoro Nikkou Akari
 


 

In den vielen Jahrtausenden, indem Silence schon gezwungen war zu existieren, hatte sie eine Menge gesehen. Sie hatte die Geburt von Hikaris erlebt und ihren tragischen Tod, gesehen wie Wächter gezwungen waren hinter ihren Ehen, verbotene Liebschaften zu führen, weil sie Andere heiraten mussten, als die die sie wirklich liebten. Die Kriege hatte sie mit eigenen Augen mitverfolgt, konnte sich ein fachmännisches Urteil erlauben. Sie kannte die berühmten Hikari besser, als die Autoren die glaubten sie zu kennen und über deren Heldentaten schrieben. Über die Menschen hatte sie sich lustig gemacht – wie einfältig musste man sein um die Existenz einer so hoch entwickelten Rasse wie die Wächter nicht zu bemerken? Zu Zeiten als die Menschen sich noch mit Keulen den Kopf einschlugen, hatten die Wächter schon die Elektrizität entdeckt. Doch - bemerken taten sie es vielleicht schon, aber verstehen konnten sie es nicht. Schon gar nicht, dass die Wächter da waren um sie vor „Den Bösen“ zu schützen. An das Dasein von Dämonen hatten sie leichter zu glauben. Natürlich, Menschen brauchten immer einen Sündenbock und Dämonen hatten sich noch nie die Mühe gemacht ihre Existenz zu verheimlichen – im Gegensatz zu den Wächtern.

Das Leben eines Wächters war so eintönig. Geburt. Heirat mit 17. Krieg. Tot. Es war immer das gleiche Theater nur mit anderen Schauspielern.

Doch nach vielen Jahren, ach was, Jahrhunderte, war es ihr zu langweilig geworden, dass Leben Anderer zu sehen und sie hatte sich in einen Schlafähnlichen Zustand versetzt. Das tat sie öfter. Es war wie ein Winterschlaf. Sie tötete um die hundert und konnte dann gut hundert Jahre „schlafen“, ohne Gefahr zu laufen nicht wieder aufzuwachen.

In diesem Jahrhundert, in dem sie aufwachte, hatte sie gerade zwei hundert Jahre geschlafen, zum 9ten Male. Es war Herbst.

…Das Erste was sie nach ihrem Erwachen hörte war ein Name. Der Name eines jungen Wächters. Ein Name den sie nie wieder vergaß. Er veränderte ihren Tod, ihre Einstellung und wahrscheinlich auch mehr von ihrem Charakter als ihr bewusst war:

Tao Asuka.
 

„TAO ASUKA!“ Er sprang auf wie vom Blitz getroffen und warf dabei beinahe eine mit Wasser gefüllte Karaffe um, die vor dem jungen Wächter stand – kein Wunder. Diejenige die ihn geweckt hatte, hatte seinen Namen schrill in sein Ohr geschrieen. Mit Schlaf in den Augen sah er sich um, um die Orientierung wieder zu erlangen.

„Tao-kun!“, sagte die Wächterin um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es gelang ihr auch. Das Gesicht Taos hellte auf als er sie sah und erfreut hob er die Hand.

„Guten Morgen, Akari-sama!“ Akari, drei Jahre jünger als er, momentane Hikari, schob schmollend die Unterlippe hoch und verbesserte ihn:

„Akari. Wir sind verlobt Tao-kun. Warum habe ich nur immer das Gefühl du würdest es vergessen?“

„Verfeffen?“, brachte Tao raus, auch wenn er gerade sein Haarband im Mund hatte, welches er schnell mit seinen blauen Haaren vereinte und sie sich zu einem dünnen Pferdeschwanz band.

„Vergessen? Schwachsinn. So was vergisst man doch nicht. Auch wenn wir erst seit zwei Tagen verlobt sind.“ Akari stütze sich mit den Händen auf seine Stuhllehne und erhob den Zeigefinger:

„Und in zwei Wochen verheiratet! Ich warne dich, wenn du den Tag verschläfst!“ Jetzt war es Tao der schmollend drein sah.

„Ich bin zwar eine Schlafmütze, aber das werde nicht einmal ich schaffen.“

„Ich traue es dir aber zu.“ Sie beschloss das Thema zu wechseln.

„Wo warst du gestern eigentlich?“ Tao begann nebenbei das Chaos auf seinem zwei Meter großen Schreibtisch zu sänftigen. Man musste wirklich ein Genie sein um sich darin zurechtzufinden.

„Ausgrabungen“, antwortete er knapp. Für Akaris Geschmack etwas zu knapp.

„Allein?“ Zum Glück klopfte es an der Tür und Akaris Tempelwächter steckte den Kopf herein.

„Hikari-sama? Ihr werdet zu spät kommen.“ Akari sah ihn zuerst verwundert an, dann wanderte ihr Blick zur Uhr und sie schreckte augenblicklich hoch.

„In Lights Namen! Du hast ja Recht!“ Sie wandte sich zum gehen, schien sich aber doch noch um zu entscheiden. Bevor sie das Zimmer verließ, gab sie Tao einen Kuss auf die Wange und verschwand mit einem zärtlichen „Ich liebe dich“ das Zimmer.

Tao sah ihr hinterher. Allerdings war sein Lächeln verschwunden und anders als sie, war ihm auch die Röte nicht in den Kopf gestiegen. Er sah sogar traurig aus. Traurig und seine Kristalaugen waren gefüllt vom Schlechten Gewissen – ehe er sich wieder seufzend seinem Schreibtisch zuwandte.

Für jeden wirkte sein Arbeitsplatz ohne Ordnung, doch er kam mit diesem Chaos perfekt zurecht. Vom Mahagoniholz sah man kaum noch was, da auf dem gesamten Tisch Unterlagen, Papier, Manuskripte, Skizzen und Bücher lagen. Gerade noch zu sehen waren die drei Computer, alle verschiedene Modelle. Vor ihm hing ein nicht eingeschalteter substanzloser Bildschirm, daneben ein dünner Spiegel und wiederum neben diesem drei kleine Regale. In diesen standen Mininaturausgaben der Götterstatuen, alle sorgfältig kopiert und in Farbe getaucht. Darunter befand sich noch eine Ablage, gefüllt mit alles was ein Autor wie er, der das Handschreiben vorzog, brauchte: Abgenutzte Federn in jeder Größe und schwarze Tinte die niemals ausging. Das Manuskript von „Die Geschichte der Wächter“ lag unvollendet vor ihm und schrie ihn beinahe danach an, es abzuschließen. Das Buch war auch fertig.

Fertig.

Bis auf den Anfang.

Die Wächter wussten vieles über ihre Geschichte, genauer genommen alles. Stolz wie sie nun einmal waren, schrieben sie alles auf. Von Geburten bis hin zum ins kleinste Detail beschriebenen Kriegsschritt. Daher war es auch nicht schwer was darüber zu schreiben. Wenn man es genauer betrachtete, war es sogar unnötig was darüber zu schreiben. Aus dem Grunde, weil alles schon geschrieben stand. Aber: Es gab einen Punkt, einen Teil deren Geschichte, über die es so gut wie nichts gab. Wilde Vermutungen, geschlossen von Steintafeln und den wenigen Überresten von Edoú. Jedoch nichts Handfestes: Der Anfang. Der Anfang von allem. Über den Anfang existierten gerade mal so viele Informationen dass mal sich ausmalen konnte wie die Götter aussahen. Aber nicht viel mehr… man wusste weder warum der unendliche Krieg angefangen hatte, noch welche Rollen die Götter in dessen gespielt hatten. Ganz zu schweigen von dem ganzen praktischen Wissen, welches fehlte: Wie sah die Welt damals aus? Wie weit lag es zurück? Wie groß war die Anzahl der Wächter und der Dämonen?

Tao hatte es sich zur Aufgabe gemacht, genau dies zu entschlüsseln.

Nachdem er mit nur zehn Jahren das EL-hen System erfunden hatte, mit zwölf eine Abhandlung über Gifte verfasst hatte und mit vierzehn sein Werk über die Wurzeln des Wächtertums angefangen hatte, hatte er jetzt sieben Jahre an das Letztere gesessen.

Seufzend erhob Tao sich wieder und überlegte kurz, ob er in die Schmiede gehen sollte um sich ein wenig mit seinen Waffen abzulenken, doch schon hörte er aus seinem Atelier die Stimme, die dafür sorgte dass er niemals allein war, auch wenn viele es glauben mochten:

„Hej! Haust du einfach ab, ohne mir einen Guten Morgen gewünscht zu haben?“ Tao grinste und errötete als er sich umwand. Silence lehnte an dem Treppengeländer seines Ateliers und sah ihn ebenfalls mit einem Grinsen an.

„Wozu sollte ich dir einen Guten Morgen wünschen, wenn du ohnehin nicht schläfst? Aber wenn du es unbedingt willst… Guten Morgen, Silence!“, antwortete Tao und deutete eine Verbeugung an.

„Geht doch!“, lobte ihn Silence erfreut. Tao sah lächelnd auf, fast ein wenig erwartungsvoll.

Er kannte sie seitdem er denken konnte. Immer war dieses unheimliche und doch faszinierende Wesen in seiner Nähe gewesen. So weit er zurückdenken konnte, hatte er sich nie vor ihr gefürchtet, vielleicht weil sie genauso zu seinem Leben gehörte wie seine Familie es getan hatte. Immer wenn er an seine Kindheit zurück dachte, war auch irgendwo Silence gewesen. Jedoch nicht als Teilnehmer der Erinnerung, sondern als Zuschauer. Sie stand immer in einem großen Abstand zu ihm, als würden unsichtbare Gitterstäbe sie zurück halten. In seiner Erinnerung sah sie immer gleich aus. Immer hatte sie ihn mit traurigen, leeren schwarzen Augen angesehen, fast so als wollte sie was sagen, etwas tun, doch sie schien nicht die Worte finden zu können, oder sie aussprechen zu können. Einmal, als Tao noch klein war hatte er seine Eltern gefragt: Ob niemand die einsame „schwarze Frau“ sehen konnte. Er wurde ausgelacht. Vom diesem Augenblick an, hatte Tao gewusst dass Silence tot war und dass er aus irgendeinen Grund, sie als Einzige sehen konnte.

Doch er hatte nie versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen: Niemals war er einen Schritt auf sie zugegangen oder hatte den Mund geöffnet um sie anzusprechen. Sie ebenfalls nicht. Das erste Mal das er ihre Stimme gehört hatte, war als er zehn Jahre alt war, als er gerade das EL-hen abgeschlossen hatte, ging sie zum ersten Mal einen Schritt auf ihn zu und sagte:

„Du wirst mir eine Waffe schmieden. Wenn nicht, werde ich dich umbringen.“

Nicht das was Tao erwartet hatte. Aber mehr als er erhofft hatte.

Von diesem Tag an, arbeitete er nicht nur an der besagten Waffe, sondern hatte jetzt auch einen sehr gesprächigen, immer da seihenden Begleiter. Wenn er mit der Arbeit nicht voran kam, hetzte sie ihn mit gehässigen Bemerkungen – ihre Art zu sagen „Gib nicht auf, du hast es doch fast geschafft“. Wenn man mit Silence zusammen war, musste man lernen zwischen den Zeilen lesen zu können, denn die eigentliche Botschaft ihrer Worte lag immer in diesen versteckt. Nie würde sie offen ihre Gefühle gestehen. Schon gar nicht, Gefühle wie Einsamkeit und Traurigkeit. Natürlich hatte Tao sie darauf angesprochen, warum sie ihn immer mit diesem Blick bedacht hatte. Entweder sie antwortete dass es ihm nicht anginge, oder dass sie nicht wüsste wovon er sprach – eine richtige Antwort bekam er jedenfalls nicht. Auch alles Andere was Silence anging, ihre Herkunft, wodurch sie gestorben war, warum sie noch existierte, ihre Familie, ihr Element: Auf solcherlei Fragen gab es zu großer Wahrscheinlichkeit einen Wutausbruch, begleitet von Morddrohungen.

Sowieso, wenn sie alle ihre Drohungen wahr machen würde, wäre Tao schon tausendfach umgekommen.

Er bangte nicht um sein Leben. Auch, wenn er genau wusste, dass Silence schon oft, sehr oft, gemordet hatte. Tao hatte es gesehen… er hatte gesehen wie sie Seinesgleichen herzlos getötet hatte. Wo sie doch auch ein Wächter war! Eine unverzeihliche Sünde… und auch wenn er wusste dass von dem Morden ihr überleben, oder eher ihre Existenz abhängig war, so wollte er es dennoch einfach nicht wahr haben… dass die Person, mit der er schon so viel gelacht hatte und für die er pausenlos Mitleid empfand… eine Mörderin war.

… und was für eine.

Es schauderte Tao, wenn er nur daran dachte. Zum Glück lenkte Silence ihn ab:

„Schon wieder eine Schreibblockade?“, fragte sie als sie einen Blick auf sein Manuskript warf, sie flog über es um es zu lesen, da sie es nicht einfach anfassen konnte.

„Mangel an Informationen. Das ist alles“, er seufzte und fügte theatralisch hinzu:

„Wenn ich doch nur mehr wüsste! Dann wäre das alles kein Problem und deine Waffe würde schnell fertig werden.“ Tao schritt auf den Schreibtisch zu, mit einem Seitenblick an Silence die ihn finster ansah. Sie hatte die Beine nun übereinander geschlagen und saß auf der Stuhllehne. Antwortete jedoch nicht. Wie immer, wenn er auf das Thema ansprach. Tao wusste, dass sie genau die Informationen besaß die er brauchte um sein Buch zu vollenden. Aber anstatt ihm zu helfen, hüllte sie sich in Schweigen. Wenn sie ihm endlich die Informationen geben würde, die er brauchte, würde das Buch fertig werden und er könnte auch die Waffe abschließen. So lautete deren Abmachung. Wenn Silence ihm wenigstens ein wenig unter die Arme greifen würde… Einen Wink in die richtige Richtung…

Doch was würde geschehen, wenn Tao die Waffe vollenden würde? Wozu brauchte Silence sie? Und… würde sie ihn verlassen? Der Kikou konnte sich kein Leben ohne sie vorstellen. Sie war ein Teil seines Lebens. Von Anfang an und sie sollte es auch bis zum Ende sein.

Tao hörte Silence nicht zu, als diese ihn beleidigte. Sie meinte er wäre doch ein Genie, also hatte er das auch ohne sie zu schaffen. Oder wäre sein Ruf nur erschwindelt?

„Also? Schaffst du das doch nicht? Wächst dir das alles über den Kopf?“

„Silence?“ Die Angesprochene wand ihren Blick zu ihm. Er stand jetzt mit dem Rücken zu ihr.

„Was?“ Sie tat genervt.

„Der Termin für meine Hochzeit ist festgelegt.“ Silence sah auf seinen Rücken, auf die glatten blauen Haare und fragte sich einmal mehr, wie sie sich wohl anfühlten…

Nichts zu fühlen. Sie müsste sich daran gewöhnt haben. Doch auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie sich Dinge, Haare, die Hand eines anderen, anfühlten, hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt und ertappte sich oft dabei, wie sie es sich ausmalte oder versuchte es sich ins Gedächtnis zu rufen. Diese…Sehnsucht war in den letzten 21 Jahren stärker geworden. Eine Tatsache die sie erschreckte. Eine Tatsache, die sie lange Zeit versucht hatte sich auszureden.

Auch jetzt reagierte sie genau so wie sonst auch. Beleidigt über sich selbst, verschränkte sie die Arme und antwortete schroff:

„Danke für die Einladung! Aber ich denke ich werde absagen. Ich hoffe du hast nichts dagegen! Eure Liebe ist mir zu kitschig und ich war noch nie ein Fan von solchem.“ Tao sah über die Schulter hinweg. Sie konnte seinen Blick nicht vollkommen deuten: Beleidigt, ein wenig verletzt… traurig?

„Du müsstest es besser wissen.“

„Oh, na dann kläre mich auf! Ich scheine dir nicht folgen zu können, oh brillantes Genie!“ Einen Augenblick sah er sie unverbannt mit diesem Blick an, ohne etwas zu sagen, während Silence ihn herausfordernd ansah. Doch Tao brach den Blickkontakt ab, seufzte und wandte sich ab. Er ließ sich in seinen Stuhl plumpsen und, als wäre sie nicht da, schnappte er sich seine Feder, tauchte sie ins Tintenfass und begann wie ein Wahnsinniger drauf los zu schreiben.

Silence verdrehte die Augen und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Eine Weile sah sie der Feder zu, wie sie Zeile für Zeile schrieb und schnell hatte er ein Blatt voll. Sie hatte noch nie einen Wächter getroffen der so schnell schreiben konnte. Dass er keinen Krampf bekam wunderte sie. Man könnte meinen, bei seiner schnellen Art zu schreiben, würde die Schrift krickelig aussehen, doch das war ein Irrtum. Tao hatte eine wunderschöne Schrift. Manchmal fragte Silence sich, ob er überhaupt etwas schlecht konnte. Ob überhaupt etwas was er tat nicht perfekt und schön sein konnte. Denn er war perfekt. Nicht nur durch seine Fähigkeiten, nein es war sein Charakter der ihn perfekt machte. Offenherzig, ein wenig kindlich vielleicht, mit einem Auge fürs Detail und für das was versteckt lag. Er hasste es Schlechtes Gewissen zu haben. Daher vermied der Klimawächter es jemanden weh zu tun und behandelte andere fast schon mit Samthandschuhen. Allgemein war er allerdings nicht sehr sozial, obwohl er bei Anderen gut ankam. Er war schon immer eher ein Einzelgänger gewesen. Wahrscheinlich weil er für die Arbeit lebte. Um sein Wissen auszubauen, Unerforschtes zu sehen, seine unbändige Neugierde zu befriedigen. Seine sozialen Kontakte waren da immer ein wenig auf der Strecke geblieben. Aber er hatte sich nie beschwert. Warum auch?

Er war ja nie alleine. Er kannte die Einsamkeit nicht.

Silence erinnerte sich an jeden einzelnen Tag, von den 21 Jahren in denen Tao schon lebte. Seine Geburt – die Wahrscheinlich gleichzeitig ihre „Geburt“ war. Der Tag an dem sie aus ihren Schlaf erwachte und als Erstes hörte wie seine Mutter den Namen ihres Sohnes sagte.

Wie er durch den Krieg seine Eltern und seine zwei Schwestern nur vier Jahre später verlor, oder wie Tao zum ersten Mal eine Feder in die Hand nahm und seine ersten Zeichen schrieb… und der Moment wo Silence zum ersten und zum letzten Mal versuchte ihn zu berühren.

Sofort trat Schmerz in ihre Augen und Silence drehte den Kopf weg, aus Gefahr Tao könnte sich doch plötzlich dazu entscheiden sich umzudrehen.

Die Wächterin der Dunkelheit wusste nicht warum sie das damals, vor sechs Jahren, überhaupt getan hatte. Sie wusste immerhin, dass es nichts brachte.

Dass sie nichts anfassen konnte.

Dass sie nichts spüren konnte.

… Es war Nacht gewesen. Ihre liebste Zeit des Tages. Tao war seltenerweise rechtzeitig im Bett gewesen und hatte geschlafen. Silence hatte, wie immer, nur wenige Meter daneben gestanden und sah den Kikou beim schlafen zu. Bis sie dann plötzlich, ohne dass sie es wirklich registriert hatte, die Hand ausgestreckt hatte und bevor Silence sich selber stoppen konnte, hatte ihre Hand bereits seine berührt: Sie war einfach durch Seine gegangen.

Umgehend war Tao aufgewacht und schreckte auf. Die Hand zog er zu sich. Wahrscheinlich eher aus Reflex als aus Ekel. Sie hatte schon oft zu hören bekommen, dass ihre tote Hand kälter als der Schnee sein sollte.

Silence behielt die Hand dort, wo seine gerade noch gelegen hatte und sah erst nach einem Augenblick zu ihm. Taos Blick war zuerst auf die Hand gerichtet, dann zu seiner und zu Silence. Sein Blick war entschuldigend. Aber warum? Es war nicht seine Schuld dass sie tot war. Garantiert nicht. Ihm traf auch keine Schuld dass sie versucht hatte ihn anzufassen. Ihm traf überhaupt keine Schuld… es war alles Silence Schuld.

Sie sagten nichts. Sie hatten nie ein Wort darüber verloren…
 

Gegen Abend kam Akari zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte in Taos Zimmer Schweigen geherrscht. Silence war garantiert nicht willig ihr Schweigen zu brechen und Tao war ebenfalls für seinen Sturkopf bekannt. Als Silence vernahm dass Akari auf dem Weg war, verschwand sie, ohne ein Wort zu sagen und ehe Tao etwas dazu äußern konnte. Keine zwei Sekunden später, wurde er beinahe von seinem Stuhl gerissen als seine Verlobte ihn stürmisch und freudestrahlend umarmte.

Silence konnte von ihrem Versteck heraus wunderbar das Gespräch der Beiden mit verfolgen. Sie kam sich dumm vor wenn sie sich versteckte. Aber, wenn sie nicht wollte das Akari sie bemerkte, war sie nun einmal dazu gezwungen. Hikaris waren die einzigen Lebewesen, die Silence tote Gestalt sehen konnten. Wahrscheinlich aus dem Grund dass ihre Wurzeln sich ähnelten – oder weil sie der Gegenpart des jeweils anderen waren? Silence wusste es nicht, auch wenn Tao darüber gern spekulierte und stundenlang über dieses Thema sprechen konnte. Die Wächterin der Dunkelheit quittierte dies meist mit verdrehten Augen.

Allerdings würde es Silence nicht verwundern wenn Akari sie nicht sehen würde, obwohl sie vor ihren Augen stand. Die meisten Hikari konnten ihre Gegenwart spüren – eigentlich alle. Dies hatte schon öfter für Umstände gesorgt. Aber Akari hatte Silence’ Gegenwart bis jetzt nicht vernommen, oder sie sagte es einfach nicht. Der große Bruder Akaris war da aufmerksamer gewesen. Er hatte Tao sogar mal darauf angesprochen – hatte Silence für einen Dämon gehalten, von dem Tao terrorisiert wurde. Was für eine Unterstellung! Solcherlei gefiel ihr überhaupt nicht und sofort hatte der Bruder einige Minuspunkte auf seinem ohnehin schon mageren Konto. Zum Glück, für Silence, war er bei einem Attentat ums Leben gekommen.

Wie tragisch!

Es gab jedoch einen Hacken daran: Der Bruder war der rechtmäßige Lichterbe gewesen und mit seinem Tod hatte er diesen Posten Akari übergeben. In innerhalb von Nullkommanichts wollten die Hikari sie verheiratet sehen und hatten Tao ausgewählt. Er war nicht gefragt worden. Man nahm an, und Akari ebenfalls, dass er ihre Gefühle erwiderte. Denn sie waren seit frühester Kindheit unzertrennliche Freunde gewesen – Sandkastenfreunde. Akari war seine einzige lebende Freundin gewesen, doch er hatte sie nie so geliebt wie sie ihn. Dazu kam noch der Faktor das die Hikaris Taos Intelligenz unheimlich hoch schätzten. Wenn man sagte er kam gut bei ihnen an, wäre es untertrieben. Wahrscheinlich war dies auch der Grund weshalb er noch nie in den Krieg geschickt worden war. Er war zu schade für Kanonenfutter, dachte Silence mit ironischem Lächeln.

Akari schlug vor das sie sich am nächsten Tag frei nehmen würden um etwas zu unternehmen. Orte der Kindheit aufsuchen. Nostalgie pur. Sie wusste das mochte er und Silence rechnete auch damit, dass er zusagen würde. Fehlgedanke.

„Tut mir Leid, Akari – aber mich hat gerade die Muße geküsst…“ Kurzes Schweigen.

„Ja schon klar, das musst du in vollen Zügen auskosten.“ Ätsch. Es musste hart sein mit einen Genie verlobt zu sein. Die kleine Hikari hatte beinahe Silence’ Mitleid. Aber nur beinahe.

„Tut mir wirklich Leid… ein anderes Mal, ja?“ Die Tote sah anhand ihres Schattens, dass sie nickte und ein paar Minuten später war Tao wieder alleine mit ihr.

„Warum hast du gelogen? Du hast nicht ausreichend Informationen um eine Nacht und einen Tag durch zu arbeiten“, sagte Silence als sie ihr Versteck verlassen hatte und sich wieder zu ihm gesellte. Sie sah ihm sofort an, dass er nicht gut mit der Lüge klar kam und ohne genauer darüber nachzudenken sagte sie:

„Ich hab nichts dagegen wenn du Zeit mit deiner Verlobten verbringst.“

„Aber ich habe was dagegen den perfekten Verlobten zu spielen.“ Er drehte sich zu ihr um und sagte ernst:

„Ich liebe Akari nicht.“ Silence wusste nicht warum er ihr das sagte. Was sollte das? Als ob sie das interessierte… als ob sie das nicht wüsste…

„Na und? Das erregt nicht meine Interesse.“

„Ich wollte es nur klar stellen.“

Schweigen.

„Warum?“ Tao drehte sich um, doch es gelang Silence noch einen Blick auf seine Röte zu erhaschen und unbewusst lächelte sie. Die Wächterin mochte es wenn er rot wurde, es erinnerte sie an seine Kindheit. Seine röte verlieh ihm etwas Kindliches.

„Damit du… nichts falsches denkst.“ Noch etwas was süß an ihm war: Wenn er nach den rechten Wörtern suchte. Es war selten dass gerade er ins stottern geriet. Jetzt musste Silence schon das Kichern zurück halten. Es war noch nie jemanden gelungen, sie in solche Hochstimmung zu versetzen. Jedenfalls… nicht zu ihren Todeszeiten.

„Ich denke nichts Falsches. Ich kenne dich wahrscheinlich besser als du selbst“, behauptete Silence mit einem angedeuteten Kopfnicken. Jetzt war es Tao der grinste und er wand sich wieder herum.

„So? Bist du dir sicher?“ Silence’ schwarze Augen verengten sich schlagartig.

„Was sollte ich denn nicht wissen?“ Taos Grinsen wurde zu einem zärtlichen Lächeln, als er ihren Blickkontakt aufnahm und antwortete:

„Das erzähle ich dir irgendwann… vielleicht. Wenn du es bis dahin noch nicht selbst herausgefunden hast.“ Schweigend wie ihr Name, sah sie ihn an und fragte sich ernsthaft was er meinte. Sie konnte sich von dieser Geheimnistuerei nichts vorstellen. Was sollte sie schon nicht wissen? Sie hatten keine Geheimnisse vor einander. Oder eher: Der Kikou hatte keine Geheimnisse vor ihr – sie schon. Aber ihre Geheimnisse waren viel mehr als unaussprechbar…

Silence war die die den Blickkontakt zuerst abbrach und sich umdrehte.

„Mach dich lieber an die Arbeit, sonst wirst du nie fertig!“
 

Seine Arbeit endete wie immer. Irgendwann um drei Uhr herum, schlief er über sein Manuskript ein. Dies tat er meistens wenn er nicht genug zum schreiben hatte und ins Stocken geriet. Denn wenn er genug Arbeitsmaterial hatte, könnte er Tage und Nächte lang durch machen. Ansonsten schlief er irgendwann einfach ein – um nur ein paar Stunden später wieder aufzuschrecken. Er hatte einen sehr unregelmäßigen Schlaf. Es war selten der Fall das er wie andere einfach ins Bett ging und gleich einschlief. Er fand die Ruhe dafür nicht, ständig stand er unter Strom – den Drang zu arbeiten. Wie so viele Kikou. Besser: Die meisten. Tao schlief einfach irgendwann ganz plötzlich ein – das konnte auch mitten in einem Gespräch passieren.

Silence näherte sich ihm langsam, fast so als wäre sie bedacht darauf leise zu sein. Als ob es einen Unterschied machen würde. Immerhin konnte sie keine Geräusche verursachen. Trotzdem nahm sie unbewusst unnötige Rücksicht als sie sich über ihn beugte, die langen schwarzen Haare hinter ihr Ohr zurück strich, damit sie ihn nicht berührten und die Kälte ihn nicht wecken könnte. Die Wächterin der Dunkelheit schaute auf das Papier über dem er eingeschlafen war. Es war so gut wie leer. Er hatte wirklich nicht viel geschafft. Es standen nur ein paar Notizen geschrieben, einige wieder durchgekreuzt.

Tao kam wirklich nicht weiter… Wie lange würde er noch fest hängen?

Ewig.

Es war ihm nicht möglich an die Informationen zu gelangen die er benötigte. Tao würde sie niemals finden. Sie existierten nicht mehr…

Silence war die Einzige die ihm helfen konnte.

Sie wand ihren Blick von den Notizen und sah sich den schlafenden Wächter an. Wie oft hatte sie das nicht schon getan? Und dennoch wurde sie nie satt an seinem Anblick.

In Gedanken schallte sie sich eine Närrin und zwang sich dazu den Blick von Tao abzuwenden, dabei sah sie auf die Mininaturstatuen der Götter.

Genau wie die echten Statuen standen Hikari-kami-sama, Light und Hikaru in der Mitte und die Anderen um sie herum.

Silence ließ die Ministatue von Light aufleuchten und zu sich hin schweben, damit sie sie näher angucken konnte. Als ob sie ihn zum ersten Mal sah, als ob sie nicht wüsste wie er aussah.

Das einzige Abbild Lights welches der Wahrheit entsprach. Das einzige Abbild welches seine Göttlichkeit einzufangen vermochte. Die kleine Wage, die die Dunkelheit und das Licht auf eine Ebene hielt – es war so passend und doch so unrealistisch. Passend, weil Light sich an diesem Traum geklammert hatte – unrealistisch weil Licht und Dunkelheit niemals zusammen gehören konnten… Es war ein unmögliches Unterfangen. Light war das beste Beispiel dafür gewesen. War daran zerbrochen…

Youma.

Silence schloss die Augen, ihr Gesicht spiegelte Verzweiflung. Es war ein Fehler die Augen zu schließen. Denn nun da sie sich schon in diesen verbotenen Gedanken verwirrt hatte, nahm ein verschwommenes Bild langsam Konturen an. Lange hatte sie es verschlossen, tief in sich versiegelt, wollte nicht daran denken, konnte nicht daran denken ohne von einer Million Fragen überschwemmt zu werden.

Warum? Wieso? Weshalb?

Doch gegen ihren Willen erschien das Bild ihres Zwillings deutlicher als je zuvor vor ihren Augen. Auch wenn er ihr zum Verwechseln ähnlich gewesen war, hatte er doch ein ganz eigenes Aussehen. So einzigartig. So verboten schön. Er war wirklich Lights Gegenpart gewesen… Vater und Sohn… Ermordet.

Silence öffnete die Augen wieder und erblickte abermals das Abbild Lights. Was hätte er getan?

Sie kannte die Antwort.
 

Am nächsten Morgen, als Tao erwachte war es nach Mittag. Sein Körper schien Schlaf nach holen zu müssen. Wie sich herausstellte war dies auch bitter nötig. Denn das Erste was Silence sagte, war alles Andere als einen Morgengruß, sondern:

„Sorge dafür dass die Halle, in dem die Statuen stehen, um Mitternacht vollkommen leer ist und dass wir ungestört sind.“ Auch wenn Tao nachhackte, mehr bekam er nicht zu wissen und ein leiser Hoffnungsschimmer begann in seinen Inneren zu keimen. Wollte sie ihm nun endlich alles erzählen? Und wären das, die Informationen die er so dringend benötigte?

Es war nicht schwer dafür zu sorgen dass die Halle um diese Uhrzeit leer war. Sie wäre es so oder so. Dennoch bat er Akari darum dass sie sich darum kümmern sollte, dass um die besagte Uhrzeit niemand dort auftauchen sollte. Er hätte die „entscheidende Idee“ bekommen und müsste dafür absolut ungestört sein. Akari verstand diesen Akt zwar nicht vollkommen, vertraute aber ihren Verlobten.

Tao ging alleine den Weg durch die Tempelgänge und als er in der Halle der Ehrungen ankam, sah er auch schon Silence dort stehen. Sie hatte den Rücken zu ihm gekehrt und sah die Statue von Light an. Als er rein kam, schaute sie über die Schulter zurück und lächelte ironisch.

„Na, auch mal gekommen?“ Tao ging darauf nicht ein. Bevor er auf sie zu ging, legte er seine Schreibutensilien ab und gesellte sich dann zu ihr.

„Warum hast du das hier arrangiert?“, fragte er und seine zurück gehaltene Neugier war nicht zu überhören. Es war deutlich dass er es nicht mehr abwarten konnte. Silence sah zu ihm. Er traf ihren Blick und die beiden sahen in die Augen des jeweils anderen. Der Kikou konnte nicht deuten, was ihre Augen ihm sagen wollten, sie waren anders als normal. Sie spiegelten etwas wieder, wofür er nicht die geeigneten Worte fand. … Angst?

„Du wirst mir keinen Glauben schenken.“ Das war nicht der Grund, weshalb sie Angst empfand – wenn er überhaupt richtig lag mit seiner Vermutung.

Tao lächelte aufmunternd, auch wenn sein Lächeln ein wenig angespannt war.

„Lass es auf einen Versuch ankommen.“ Die Wächterin der Dunkelheit war weiterhin in seinen Augen vertieft. Doch dann schlug sie die Augen nieder und schritt einen Schritt vor.

„Es wird nicht das sein was du hören willst.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und es war ununübersehbar, dass ihre Augen von Light angezogen schienen.

„Du suchst Ausreden, Silence.“ Als Antwort bekam er ein verstimmtes Murmeln, was er dafür deutete dass sie nun endlich anfangen würde und er holte seine Schreibsachen. Als Tao wieder zurückkehrte hatte sie den Zeigefinger erhoben und sagte:

„Wenn du es niederschreibst, musst du dich ganz genau an die Fakten halten, die ich dir nun erzählen werde. Egal wie schrecklich sie auch sein werden.“ Sie wand sich nun vollkommen herum und sah ihn überaus ernst an. Tao überlegte nicht lange. Es war ihm von Anfang an klar gewesen dass die verschollene Geschichte nicht zu den glorreichen Geschehnissen in der Vergangenheit der Wächter gehörte. Daher fiel es ihm auch nicht schwer dieses Versprechen zu geben.

Er senkte kurz den Kopf, nur um ihren Blick dann ernst entgehen zu sehen.

„Ich verspreche es dir.“ Silence lächelte, doch nicht mit einem finsteren Unterton, nein, ein sanftes und liebes Lächeln spielte um ihre Lippen.

„Ich weiß.“ Doch lange konnte Tao sich nicht an diesen seltenen Ausdruck erfreuen, denn sie wand sich so gleich um und fing an ihre Vergangenheit Preis zu geben…
 

Fertig gestellt: 28.05.07
 

Sibi: … Ich hab da ma ne Frage.

Autorin: Ja?

Sibi: War es nicht so gedacht, dass Himi-charas die in der eigentlichen Storyline nicht viel zu tun haben… die Vorschau machen?

Autorin: Ja war so geplant.

Sibi: … ¬¬

Autorin: oAo°

Sibi: Was mache ich dann hier ._o°!?

Autorin: Du machst die Vorschau auf das nächste Kapitel ^^

Sibi: …. //… Ich spüre das Bröckeln meines Selbstbewusstseins… .___.°// *räusper* Also, meine Fans òo! Das nächste Kapitel muss man NICHT lesen! Denn…. Euer geliebter, angebeteter, cooler und einzigartiger SILVER-SAMA wird nicht auftauchen! Nur langweilige Wächtergeschichte! Nicht lesenswert! Außerdem… habe ich was gegen… diesen… typ. Ihr wisst schon. DEN. DIESEN… STREBER òUó!

Autorin: o.o Youma?

Sibi: …. *SCHIEL* Warum wird er immer mit dem Adjektiv (Anmerkung vom Aniki: O_O MEIN BRUDER WEIß WAS EIN ADJEKTIV IST!?) … *kill blick an Aniki* mit dem ADJEKTIV JA… „WUNDERSCHÖN“ beschrieben?! Wann stand das schonma bei MIR?! Und sowieso. DER TYP IST _NICHT_ GUTAUSSEHEND. … *flüster* ich hab gehört seine Haare sind UNECHT ûu JAAAAH! Und…

Autorin: Sibi…. Du flamst einen anderen Himi-chara.

Sibi:… Und?

Autorin: … das ist mobbing. Und das lasse ich nicht zu *______* *Hikari-Glorie* ! Entweder du sagst einfach den Titel vom nächsten Kapitel, oder… ICH SCHREIBE _DEINE_ HAARE SIND UNECHT. *MUHA*

Sibi: °________________________________°!!!!!!!!!!!!! OK…. *lieb lächel* ^______^ das nächste Kapitel heißt „Der Anfang vom Ende“ ÖÖ°°° Hab euch lieb Leute! ….(RETTET MICH)

Der Anfang vom Ende

Der Anfang vom Ende
 


 


 

„Ich kann dir nicht sagen, wie lange diese Geschehnisse zurück liegen. Denn ich weiß es selber nicht. Zeit hat für mich an Bedeutung verloren... Es war jedenfalls lange her. So viele Jahrtausende, dass es schwer ist, es sich vorstellen. Die Welt die du Heute kennst, mit ihren verschiedenen Ländern, Städten, Rassen, Kulturen… hat es alles noch nicht gegeben. Die Welt bestand aus den Regionen in die sie von den führenden Parteien eingeteilt wurde – sie gehörte den Wächtern und den Dämonen. Du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, aber so was wie Krieg gab es nicht. Doch auch damals war es schwer für Einigkeit zu sorgen, nicht selten kam es vor, dass man sich über die größten Gebiete stritt. Schon damals waren es die Wächter die stundenlang darüber diskutieren konnten, während die Dämonen das lieber mit den Fäusten regelten. Nichtsdestotrotz geriet die Gewalt niemals außer Kontrolle und wir lebten in Frieden. Etwas was sich ein Wächter heutzutage nicht einmal in seinen schönsten Träumen ausmalen könnte. Wenn man es kitschig sagen will: Es war das Paradies. Und dieses Paradies trug den Namen: Aeterniem.

Das Aeterniem in Frieden existieren konnte, war einem zu verdanken: Light. Er war es, der für alles eine Lösung fand und wenn er noch so krampfhaft danach suchen musste. Er war gerecht zu jeden, machte keine Blutunterschiede und hatte für jeden, nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch eine helfende Hand. Mit seiner sympathischen, liebevollen und schrecklich tollpatschigen Natur, war er bei beiden Rassen gleicher maßen beliebt. Es kam nicht selten vor, dass die Dämonen nur mit ihm verhandeln wollten oder…“

Silence lachte als sie daran dachte.

„Dass er sich zu Dämonen gesellte um sich mit ihnen zu unterhalten.“ Die Wächterin der Dunkelheit zeigte auf Lights Statue und dann mit einem irritierten Wink zu Hikaru.

„Die Beiden sind allerdings mit einem Fehler erschaffen worden.“ Tao sah zum ersten Mal vom seinem Schreiben auf.

„Fehler?“

„Ja. Hikaru war stumm und konnte sich nur mittels Gedankenübertragung verständigen. Zum Glück. Sie hat mich so schon genug genervt, ich glaube wenn sie hätte reden können, wäre ich wahnsinnig geworden! Naja zu Lights Fehler… Light konnte keine Kinder zeugen.“ Tao verlor seine Feder.

„Er war … impotent?“

„So kann man es auch sagen. Passender wäre aber das Wort "geschlechtslos".“

„Ja aber… denn ist es ja unmöglich dass die Hikari von Light abstammen…“

„Habe ich auch nie behauptet.“

„Dann stammen sie also von Hikaru ab?“

„Schwer vorstellbar, aber ja, dieses Gör konnte tatsächlich Kinder zur Welt bringen. Laut meinem Wissen hat sie sage und schreibe neun Kinder zur Welt gebracht. Ich meine gehört zu haben dass nur ein Kind älter als zehn wurde.“ Tao sah sie schweigend an, das große P im Gesicht.

„Willst du nicht weiter schreiben?“, fragte Silence belustigt.

„Ah eh ja!“ Und sofort flog seine Feder wieder über das Papier um die Informationen aufzuschreiben. Silence brauchte nicht lange um den Faden wieder aufzunehmen.

„Hikaru konnte allerdings ihre Gedanken nur mit Light teilen. Das war auch der Grund weshalb sie dauernd wie eine Klette an ihm hing. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht, kamen aber trotzdem meistens gut miteinander aus. Deren einziger Streitpunkt: Die Dämonen. Es gab keinen Wächter – und ich habe auch noch nie einen getroffen, der Dämonen so viel Hass entgegen brachte wie Hikaru. Wenn es Light nicht gegeben hätte, hätte es schon viel früher einen Krieg gegeben. Ohne Gewissen hätte Hikaru sie angegriffen. Sie war es auch die nach Lights…Tod alles was nicht auf Feindseligkeiten basierte, verbat. Doch nicht nur das: Jeder Wächter durch dessen Adern auch nur ein Tropfen Dämonenblut lief, wurde aus dem Wächtertum verbannt und ausgestoßen.“ Zum ersten Mal unterbrach Tao sie:

„Aber was ist mit dir? Was war deine Rolle?“ Silence sah über die Schulter zurück und fragte sich warum er dies fragte. Alles Andere müsste für ihn viel interessanter sein.

„Ich bin… Lights Tochter.“

„Du sagtest gerade dass er nicht in der Lage war Kinder zu zeugen?“

„Ja. Ich war dennoch seine Tochter. Der Ausdruck Adoptivtochter gefällt mir nicht, auch wenn er dafür wahrscheinlich passender wäre. Ich liebte ihn wie ich meinen leiblichen Vater geliebt hätte. Nein, dass ist nicht korrekt was ich sage… wir liebten ihn. Ich und… Youma.“
 

Damals
 

An dem Tag, der das Leben der Wächter und der Dämonen so stark beeinflusste, regnete es. Nicht nur leichter Regen, sondern strömender und über die prachtvollen Türme hinweg grollte der Donner. Das Unwetter war schnell heraufgezogen und schlug mit voller Wucht nieder. Doch dies konnte eine Gruppe von Wächtern nicht aufhalten mit erhobenem Kopf und mit schnellen, ebenmäßigen Schritten durch die sonst so wunderschönen Passagen zu eilen. Nur einer ließ den Kopf hängen und fluchte darüber. Mit der freien Hand wischte er sich die klitschnassen weißen Haare aus dem Gesicht und sagte jaulend:

„Ich HASSE dieses Wetter! Warum gerade heute!“ Light wurde wie immer nicht beachtet. Er jammerte gerne und es benötigte darauf keine Antwort, seine Mitgötter taten einfach so als hätten sie es nicht gehört. So war er eben. Auf der einen Seite konnte er so reif sein wie er wollte, das konnte nicht seine kindliche Ader wegradieren. Und gerade er wollte Vater werden? Wo er sich doch oft selbst wie ein Kind benahm? Hikaru, die auf seinem Arm saß, war nicht die einzige die das missbilligte. Auch sie rührte sich nicht, als Light dies gesagt hatte. Stumm blieb sie sitzen, ein wenig an ihn gedrückt um sich vor den herab strömenden Regen schützen zu können. Sie sah aus wie eine Puppe. Genauso leblos, da sie kein einziges Mal die Augen niederschlug oder ihre Augen bewegte – starr sahen ihre hellen weißen Augen auf einen unbestimmten Punkt. Hikaru war immer bei Light. Man sie sah nie alleine. Entweder saß sie, wie jetzt, auf seinen Arm, oder auf seiner Schulter – höchstens ging sie sicher an Hand. Es war sogar selten dass sie keinen Körperkontakt hatten. Jedoch: Unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Denn als eine Dämonin Hand in Hand mit einem Wächter an ihnen vorbei lief um sich unter einem Dachvorsprung vor dem Regen zu schützen, lächelte Light unbewusst erfreut – Im Gegensatz zu Hikaru, die zum ersten mal seit mindestens zehn Minuten die Augen bewegte um das Liebespaar im Blick zu behalten. Lights Lächeln schwand, als er Hikarus Gedanken in seinen hören könnte:

„Elendige Blutverschmutzer. Sie verunreinigen unsere reine Rasse! Verboten sei diese widerliche Bindung.“ Light hatte es so satt. Dies war immer ihre Reaktion auf eine solche Beziehung, immer warf sie dem Wächter oder der Wächterin „Blutverschmutzer“ an den Kopf. In Gedanken natürlich – und immer war es nur Light der dies hörte. Nur er war mit ihren Gedanken verbunden und konnte sie hören, daher wusste auch nur er von ihren abgrundtiefen Hass. Wenn sie die Macht dazu hätte, würde Hikaru wahrscheinlich alle Verbindungen in diese Richtung kappen, egal wie viele Tränen das kosten würde. Zum Glück, hatte sie es nicht und Light hoffte das würde auch so bleiben. Er sah keinen Grund warum man es verbieten sollte: Liebe war Liebe, das Gefühl blieb gleich, auch wenn die einen es Verlangen nannten, oder sonst irgendwelche Synonyme. Ob Wächter oder Dämon – er machte da keinen Unterschied.

Bei den anderen Göttern sah es ebenfalls so aus; sie waren aufgeteilt in die, die es genauso unterschützten wie Light, oder die, die wie Hikaru die Nase darüber rümpften. Es gab jedoch niemanden von ihnen die solche Bindungen genauso verabscheute wie sie. Allerdings, und das galt auch wie die anderen Wächter, waren sie alle gut darin bei den kleinsten Unfällen demjenigen die Schuld in die Schuhe zu schieben, der das meiste Dämonenblut in sich hatte.

Besonders jetzt. Die Zeiten würden sich ändern, dass wusste Light. Denn es war noch kein Tag vergangen seit Hikari-kami-samas und Yami-kami-samas Tod und dem Verrat Luzifers. Die meisten wussten noch nichts davon. Die übriggebliebenen Götter hatten sich nur kurz beraten und beschlossen dass noch nicht zu viel an die anderen Wächter weitergegeben werden durfte. Was die beiden Halbdämonen anging, so waren sie nicht auf den gleichen Nenner gekommen. Sie wollten warten, doch davon wollte Light nichts hören. Die beiden hatten deren Eltern verloren… und sie hatten ein Recht darauf es zu erfahren. Genauso wie sie nicht alleine leben konnten. Außerdem hatte ein Light ein Versprechen einzuhalten – und er hatte vor dies auch zu tun.

Er freute sich schon auf sie. Denn obwohl die beiden Kinder Nachfahren einer Gottheit waren, hatte er sie noch nie gesehen. Sie hatten außerhalb gelebt und Light war nie weit von der Seite seiner Schöpferin gewichen. Daher war er fast schon euphorisch, als er zusammen mit den Anderen auf den Weg zu seinen „Kindern“ war… Nichts ahnend dass er seinen eigenen Tod entgegen schritt…
 

„Ich mag kein Gewitter… Wann kommt Mutter wieder?“ Die kleine Silence wandte ihren Blick vom Gewitter ab um über die Schulter zu gucken und den Blick ihres Zwillings zu treffen, der sich gerade vom Boden erhoben hatte um zu ihr zu schreiten. Sie saß auf dem Fenstervorsprung und, jetzt wo er sich zu ihr gesellte, war sie bemüht ihr rechtes Bein vor ihm zu verbergen. Seit Tagen schon verbarg sie es vor ihm. Nicht ohne Grund: Es war auf einmal dunkellila geworden und schmerzte höllisch – sie konnte sich nicht erklären woher es gekommen war. Wenn Youma es bemerken würde, würde er ihr einen enorm langen Vortrag darüber halten, warum sie nicht gleich zu ihm gekommen war und darauf konnte sie dankend verzichten.

Youma lehnte sich an die Fensterbank und sah mit einem aufmunternden Lächeln seine Schwester an.

„Mutter wird schon bald wieder kommen. Sie ist sicherlich bei Vater. Mach dir keine Sorgen, Silenci! Du hast ja mich, da kann dir das Gewitter nichts anhaben!“ Silence errötete ein wenig als sie sie ihm die Zunge rausstreckte und sagte:

„Du sollst mich nicht so nennen! Wenn du bei bleibst wirst du jemanden brauchen, der dich beschützt!“ Youma lachte nur darüber, er war es gewohnt und gerade deshalb liebte er es sie so zu nennen.

Silence stieg vom Fensterbrett und wollte gerade in deren Zimmer gehen, als die Zwillinge spürten dass sie nicht mehr alleine waren. Die Gesichter der Beiden wurden ernst und Youma schritt schnell, doch geräuschlos zu Silence, um sie an sich zu drücken und beschützend den Arm um ihren schlanken Körper zu legen. Er war höchstens acht Minuten älter als sie und benahm sich dennoch als wären dies Jahre.

Die beiden Yamis konnten deutlich hören wie der Eindringling die Stufen emporstieg und umso näher die Schritte kamen, umso angriffsbereiter wurde Youma. Er versteifte sich wie ein Raubtier, dass bereit war für den Sprung.

Doch dies fiel in sich zusammen als die Person im Zimmer erschien. Ein weiterer Blitz durchzuckte den Himmel. Er erhellte das dunkle Zimmer und ließ die Person kurz aufleuchten. Silence und Youma konnten im ersten Moment nichts Anderes tun als den Hikari anzustarren.

Youma war der Erste der sich regte. Er packte seine Schwester an der Schulter und schob sie hinter sich. Silence kniff kurz die Augen zusammen, da Youma natürlicherweise keine Rücksicht auf ihre Verletzung nahm.

Der Erste der allerdings etwas sagte, war der fremde Hikari:

„Du bist eindeutig der Ältere von euch beiden.“ Er lächelte lieb, doch Youma verzog nur weiter sein schönes Gesicht.

„Was willst du von uns?!“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Fremden wich als er antwortete:

„Den Wunsch eurer Mutter erfüllen.“ Jetzt war es Silence die antwortete:

„Wo ist sie?“ Der Hikari schlug die Augen nieder und atmete tief durch.

„Sie ist…tot.“ Silence keuchte auf und schlang ihre Arme um Youma.

„Das ist nicht wahr, oder, Youma?! Mutter ist nicht tot, oder?!“

„Schwachsinn. Natürlich ist sie das nicht!“ Er streichelte beruhigend die Hand seiner Schwester, wand sich jedoch wieder an den Fremden, der sie leidend ansah.

„Wo ist Vater?!“ Keiner der Anwesenden kam dazu zu antworten, denn es tauchte ein weiterer Besucher auf. Hinter den beiden Zwillingen erschien die Göttin des Klimas, einige Zentimeter schwebend über den Boden. Youma gelang es gerade noch sich umzudrehen, ehe er schon die harte Wand an seinen Rücken spürte und ebenfalls das feuchte Blut an seinen Hinterkopf.

„Kikou! So war das nicht abgemacht! Lass das Mädchen los!“, befahl der fremde Hikari, der sich scheinbar nicht entscheiden konnte, wo er hingucken sollte: Zu dem verletzen Jungen, oder zu Kikou die gerade das linke Bein von Silence entblößte. Es war bis zum Oberschenkel in einer ekeligen Mischung aus Lila, Blau und Grün getaucht.

Kikou achtete nicht auf Light und sagte monoton:

„Vergiftet. Sie wurde höchstwahrscheinlich von einer Relleares gebissen. Wenn ich sie in diesem Zustand zurück lasse, wird sie in drei Tagen sterben.“ Youma rappelte sich auf, doch kam nicht dazu etwas zu sagen, denn die Stimme des Fremden hallte ernst durch den Raum:

„Jeder Irrtum ausgeschlossen?“

„Ausgeschlossen“, antwortete Kikou ohne den Hikari anzusehen. Sie untersuchte weiter das Bein, ohne auf Silence zu achten, die versuchte sich freizumachen. Doch der Griff der Göttin schien aus Blei.

„Was soll das heißen?!“, fragte Youma, der endlich zu Wort kam. Der Hikari sah ihn eine Weile schweigend an, musterte ihn von oben bis unten, ehe er auf den jungen Halbdämon zu schritt. Youma traute seinen Augen nicht als er sich vor ihn niederkniete.

„Deine Eltern sind tot, Youma. Es war der letzte Wunsch deiner Mutter dass ich euch Beide aufnehme, damit ihr ein angenehmes Leben führen könnt. Ich kann verstehen wenn du mir nicht glaubst. Das verlange ich nicht. Aber, wenn ihr Beide nicht mit kommt, wird Silence sterben. Und dem werde ich nicht zu schauen. Es liegt also an dir, ob ihr freiwillig mitkommt, oder ob ich euch zwingen soll.“

Youma traute seinem Gehör nicht. Da kam einfach so ein Hikari daher, behauptete dass seine Eltern tot wären, dass Silence ebenfalls kurz davor war ihn zu verlassen und dann auch noch dass sie mit diesem Fremden mitgehen sollten?! Das war doch unmöglich… Das konnte alles nicht wahr sein.

Der Yami sah zu seiner Schwester. Sie sah wirklich nicht gut aus… er hätte es schon vorher merken sollen… Was sollte er jetzt tun? Er konnte nur eins tun, wenn er ein guter Bruder sein wollte und dass war Silence von ihren Leiden zu erlösen, egal ob sie mit diesem merkwürdigen Typen gehen mussten. Hauptsache Silence ging es gut…

Youma biss sich auf die Unterlippe und nickte. Der Fremde lächelte, wie ein kleines Kind und antwortete:

„Mein Name ist Light.“ Er stand auf, dabei verhedderten sich seine Füße allerdings in seinen weißen Umhang und… er fiel hin. Youmas Mundwinkel zuckte, Silence wollte ihren Augen nicht trauen und Kikou seufzte tief mit verdrehten Augen.

Und so… lernten Youma und Silence den wohl liebevollsten und zu gleich tollpatschigsten Hikari kennen…

„Du bist ein Volltrottel“, sagte Youma.
 

20 Jahre später
 

Silence seufzte tief, denn die grelle Sonne knallte ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Training sollte unter solchen Umständen verboten werden. Sie verfluchte sich selbst dass sie so einen unpassenden Tag für ein freiwilliges Training ausgesucht hatte. Ein weniger heller Tag wäre besser gewesen…

Hinter sich konnte sie ebenfalls ein verärgertes Seufzen hören. Sie schaute über die Schulter hinweg zu ihren Zwilling. Er hatte sich in den Schatten eines Baumes niedergelassen und achtete darauf dass kein Sonnenstrahl zu ihm gelangen konnte. Silence wusste dass ihr Bruder es hasste Draußen in der Sonne zu sein. Meistens hielt er sich Drinnen auf. Auch jetzt hatte er seine Augen geschlossen.

Silence müsste eigentlich trainieren, doch sie konnte ihren Blick einfach nicht von ihren Bruder abwenden. Er war einfach unerhört hübsch. Hübsch war beinahe schon untertrieben. Seine Schönheit war verführerisch, gehörte beinahe schon verboten. Jemand der dies nicht gewohnt war, war es beinahe unmöglich den Blick von ihm zu wenden. Dennoch sah er ihr zum verwechseln ähnlich, sie waren typische Zwillinge. Die gleichen langen schwarzen Haare wie sie, kaum einen Zentimeter Unterschied, sogar der gleiche Pony. Beide trugen dieselben Ohrringe in der Form von Prismen, wiederum in Schwarz. Ansonsten trug er keinen Schmuck, außer das schwarz geflügelte Glöckchen welches auf seiner Brust ruhte. Er trug seine lila Uniform, auf seinem linken Arm befand sich das Wappen der Yamis. Zu seiner Uniform gehörte eigentlich noch ein schwarzer Umhang, den er wohl nicht trug weil es ihm sonst zu warm geworden wäre.

„Du solltest dich lieber konzentrieren, anstatt mich anzustarren, Silenci!“ Er hatte sein eines Auge geöffnet und grinste sie neckisch an. Seine etwas spitzeren Eckzähne waren das Einzige was auf sein Dämonenblut hinwies.

„Nenn mich nicht „Silenci“. Du weißt genau, dass ich das nicht mag! Außerdem hab ich nicht dich angestarrt, sondern…“

„…Den Baum?“, fragte ihr Zwillingsbruder belustigt.

Silence wurde rot und drehte sich weg. Sein Grinsen wurde daraufhin nur noch breiter. Silence sah so süß aus wenn sie rot war! Allerdings gefiel es ihm nicht wenn sie trainierte. Youma war der Meinung, dass seine Schwester nicht zu kämpfen brauchte. Sie hatte doch ihn. Solange er kämpfen konnte, musste sie es selbst nicht lernen und sich somit auch nicht irgendeiner Gefahr aussetzen. Einige behaupteten jedoch, dass er dabei ein viel zu hohes Risiko einging. Meinten, er könne nicht immer zur Stelle sein um ihr das Kämpfen abzunehmen. Er war da anderer Meinung: Youma würde immer da sein um Silence zu beschützen.

Und sowieso… wozu musste ein solch zierliches Wesen das Kämpfen erlernen? Sie konnte es sowieso nirgends anwenden. Er wusste dass sie es nur erlernen wollte, um ihrem Zwilling in nichts nach zu stehen.

Youma stand auf und ging zu ihr rüber.

„Wenn du schon trainieren willst, denn mach es wenigstens richtig.“ Silence erwiderte auf sein freundliches Lächeln nur ein beleidigtes Schmollgesicht. Er legte die eine Hand sanft um ihr Handgelenk und sagte gedämpft:

„Du bist viel zu verkrampft…“ Silence konnte seinen Atem auf ihrer freien Schulter spüren und musste die Röte zurück halten. Sie hasste es rot zu werden. Sie hasste es wenn er merkte wie sehr sie ihm und seiner verdammten Schönheit verfallen war… Denn er hatte ein außerordentliches Talent dazu, es sofort zu merken. Nicht dass er sich etwas auf sein Aussehen einbildete – das war ja die Ironie! Er schien sich selbst nie im Spiegel gesehen zu haben…

Youmas Hand löste sich von ihrem Handgelenk und er legte beide Hände um ihre schlanke Taille.

Silence grinste mit geschlossenen Augen und sagte:

„Ich sollte trainieren, Youma…“ Er drückte sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr:

„Wozu? Du hast doch mich…selbst wenn es etwas geben würde, was uns bedrohen würde, so würde ich dich davor beschützen…“ Youma drehte Silence zu sich um und drückte sie sanft ins Grüne. Vereinzelnde schwarze Haarsträhnen von Youma vielen auf Silence’ Oberkörper, wie auch sein schwarzes Glöckchen. Die beiden Zwillinge sahen tief in die schwarzen Augen des jeweils Anderen… und…

„… Außerdem…“ Idiot! Warum musste er jetzt anfangen zu reden? Jetzt waren Worte doch wirklich überflüssig, dachte Silence.

„…Außerdem…was?“

„…Mag ich dich viel lieber, wenn du unter mir liegst, anstatt dass du trainierst!“ Silence grinste ihren Zwilling verführerisch an und ehe er sich versah, packte sie ihn an der Schulter und warf ihn um. So schnell wechselte sie die Position. Die Yami strich ihre Haare hinter ihr Ohr und sagte mit einem fiesen Grinsen:

„So? Mir gefällt es aber lieber wenn du unter mir liegst!“ Youma seufzte kurz, legte dann jedoch die Arme um ihren Hals und drückte sie zu sich runter. Das eine Auge hatte er geschlossen, als er flüsterte:

„Ich weiß schon, warum ich dich liebe… Silence.“ Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte Silence nichts mehr sagen können, denn er legte seine Lippen auf Ihre.

Doch ein Räuspern unterbrach die Liebenden, ehe sie sich vertiefen konnten und Silence setzte sich seufzend auf. Youma stützte sich ebenfalls im Gras ab und sah in die weißen Augen desjenigen, der sie unterbrochen hatte:

Light.

„Haltet ihr zwei das hier wirklich für den passenden Ort?“ Youma grinste und zog seinen Unterkörper unter Silence’ hervor.

„Ich denke dieser Ort ist romantisch genug!“ Ehe Silence und Light sich versahen, stand Youma neben ihn und klopfte ihm neckisch auf die Schulter.

„Aber der heilige Light ist ja die Unschuld in Person und hat von so etwas keine Ahnung!“ Light lächelte Youma an und antworte im selben Tonfall:

„Vielleicht habe ich davon keine Ahnung, aber dafür umso mehr, wie man einen unartigen Youma bestraft?“ Youmas Lächeln wurde leicht steif.

„Das würdest du mir, deinen Adoptivsohn, deinem Ein und Alles, antun?“ Light legte seine Hand auf seinen Kopf, und sagte:

„Ich gebe einfach vor es wäre eine Erziehungsmethode!“ Nun verlor Youma die Fassung, während Light immer noch ein Heiligenschein um sich zu haben schien.

„Was?! Light! Das ist doch nicht dein ernst! Du weißt doch wie sehr ich das Auswendiglernen von Formeln hasse! Silenci! Sag doch was!“ Sein Zwilling trat hinzu und legte ebenfalls ihre Hand auf Youmas Schulter.

„Du tust mir ja so Leid, Brüderchen! Aber ich denke Light weiß was das Beste für dich ist!“

„Dem stimme ich voll und ganz zu!“ Als Youma beide panisch ansah, fing Light an zu herzhaft lachen und zog seine blasse Hand wieder zu sich.

„Dein Gesicht ist gold wert!“

„Ha ha. Verkauft mich nicht für dumm!“ Während die Beiden weiter in deren typischen Neckereien machten, sah Silence ihnen mit einen Lächeln zu. Die Beiden waren wirklich wie Tag und Nacht, ähnlich und doch nicht. Vater und Sohn.

Hinter Light konnte Silence Hikaru entdecken, die den Beiden ebenfalls zusah. Doch in ihr Gesicht war alles andere, als Freude…
 

Es war bei weiten nicht immer so friedvoll zwischen ihnen gewesen. Doch man konnte sagen was man wollte, es hatte nicht lange gedauert, bis Youma sich Light vollständig öffnete – und somit tat Silence es auch. Es war einfach unmöglich ihm nicht zu vertrauen. Sein Lächeln war in keinster Weiße erlogen; Es war rein, voller Ehrlichkeit und Wärme… und Liebe.

Trotzdem gab es in deren Leben Höhen und Tiefen… genug davon. Diese gäbe es nicht, wären die Zwillinge nicht Luzifers leibliche Kinder… Denn nur dies war der Faktor der dessen Beziehung trübte. Silence konnte sich noch sehr gut an eine Szene erinnern, die sich in deren neunten Lebensjahr ereignete.

Die Sonne war untergegangen und wie so oft, saßen Youma und Silence bei Light im Zimmer. Light war nämlich nicht nur ihr Vater, sondern auch deren Lehrer. Außerhalb seiner Pflichten als Gott unterrichtete er seine Kinder, in allem was ein Wächter zu diesem Zeitpunkt wissen sollte. Silence zeigte von Anfang an großes Interesse – im Gegensatz zu Youma; Dessen Blick mehr als einmal aus dem Fenster schweifte und sich in Tagträume vertiefte, ehe Light ihn daraus weckte. Er lauschte nur gebannt, wenn sein Vater laut vorlas.

Auch an diesem Abend, war Youma mit seinen Gedanken nicht bei dem was Light erklärte. Silence und Light achteten nicht darauf. Er lehrte ihr gerade das Edoú als Youma plötzlich die beiden unterbrach:

„Sag mal, Light… wie schmeckt eigentlich Blut?“ Der Angesprochene verschluckte sich an seinem Wasser und sah den Yami genau wie Silence verwundert an. Hikaru, linste über ihr Buch.

„Wie kommst du denn plötzlich darauf?“ Youma wand sich nicht herum. Er lag mit dem Kopf auf seine Arme und schaute in den dunkelroten Abendhimmel. Er antwortete nicht und Silence entschloss es für ihn zu übernehmen:

„Tiral und Werel meinten… Youma und ich sollten zu den „Blutsaugern“ zurückkehren. Wir hätten hier nichts zu suchen und wir würden die Luft verunreinigen.“ Umgehend wirbelte Light zu Silence herum und sah sie verwirrt an. Hikaru senkte ihren Blick wieder, jedoch nicht ohne ihre Gedanken an Light zu senden:

„Opfere deine Gedanken nicht an so was, Light. Das sind nur Kinder.“ Light achtete nicht auf sie. Nur Kinder. Das waren seine Kinder! Und das war bei weiten nicht das erste Mal. Die beiden Jungs waren systematisch hinter den Yamis her. Natürlich hackten sie auf deren Dämonenblut rum. Das jedoch war nicht das einzige Problem: Werel und Tiral zogen die anderen Kinder in deren Jahrgang mit und in kürzester Zeit verloren Youma und Silence ihre wenigen Freunde. Gerüchte wurden in die Welt gesetzt und Light wusste, dass war kein simpler Kinderstreich. Die Eltern und auch die Gottheiten fingen an die Beiden abfällig anzugucken und rieten deren Kinder nicht mit den „Halbkindern“ zu spielen – sie könnten sich verletzen.

Verletzen!, dachte Light abfällig, sie könnten keiner Fliege etwas zu leide tun!

Selbstverständlich hatte er mehr als einmal für seine Kinder eingestanden. Doch damals waren die Hikari noch nicht die oberste Macht. Seinem Wort wurde zwar Gehör geschenkt, aber die Gottheiten, die von Luzifers Mord wussten, hatten innerhalb von kürzester Zeit Silence und Youma als Sündenbock auserkoren – auch wenn sie es leugneten. Hikaru war ebenfalls einer von denen die die Halbkinder lieber gar nicht erst ansah. Alle Wächter hatten Hikari-kami-sama und auch Yami-kami-sama geliebt. Deren Tod hatte ein enormes Loch in das Wächtertum gerissen.

Daher war es nicht einmal die Tatsache dass Youma und Silence Halbdämonen wahren – denn es gab mehr als 20% Halbdämonen in deren Kreise… das Problem war dass sie die leiblichen Kinder des Mörders der beiden Gottheiten war. Die Sünde die deren Vater begangen hatte, hatte sich automatisch auf seine Kinder übertragen. Sie wussten nichts von ihrer unfreiwilligen Rolle als Sündenbock. Die Zwillinge waren felsenfest der Überzeugung dass es einzig und allein an deren Blut lag. Silence versuchte noch gegen die Ausgrenzung anzukämpfen. Sie lehnte sich auf gegen die unsichtbare Mauer die sie von den Anderen Wächter in ihrem Alter trennte und der Aufprall war jedes Mal härter… Youma jedoch wehrte sich nicht. Auch wenn er nicht Luzifers Fleisch und Blut wäre, war Light sich sicher, hätte er es nicht leicht gehabt. Bei ihm fanden die Anderen mehr als nur das Dämonenblut. Besonders Tiral und Werel verspotteten ihn auf Grund seines Aussehens, seine schon mit frühen Jahren elegante Art zu gehen und seine sehr reife Wortwahl. Youma tat so als würde er es nicht hören. Doch er litt darunter, mehr als Silence und Light war sich sicher… eines Tages würde das Blut seines Vaters dafür sorgen dass Youmas Geduldfaden riss.

„Und ich weiß nicht einmal wie Blut überhaupt schmeckt.“ Light erwachte aus seinen Tagträumen, durch Youmas Stimme geweckt.

„Hör nicht auf sie, Youma. Das hab ich dir doch schon gesagt. Diese Idioten - tut mir Leid, Light – unterstellen uns doch alles, was negativ ist! Als ob Dämonen Blut trinken würden. Das ist doch ekelig.“ Naja, schoss es Light durch den Kopf, einige schon. Er erinnerte sich noch gut an einem Spielabend den er mit Dämonen zusammen verbracht hatte, wo er aus Versehen nicht die Weinflasche genommen hatte, sondern eine die mit Blut gefüllt war. Ihm war Tage danach noch schlecht.

„Silence hat Recht. Du brauchst dir da keine Gedanken zu machen. Ich denke es ist nicht für sein Allgemeinwissen notwendig zu wissen wonach Blut schmeckt!“ Er war versucht unbeschwert zu wirken, doch Light litt wohl genauso sehr an dem Mobbing wie die zwei.

Youma antwortete nicht. Erst als Light ihn unter den Armen packte und hoch hob, fragte er überrascht was das sollte, doch der Hikari setzte ihn einfach auf seinen Schoss. Abermals sah Hikaru von ihrem Buch auf, entschied sich dann scheinbar aber doch, dass ihr der Anblick nicht gefiel und sah zurück ins Buch.

Youma blieb eine Weile steif, ehe er sich entspannte und sich an Lights Oberkörper lehnte. Silence legte ihr Buch auf den Tisch und stand schon neben ihnen. Der Hikari streckte den freien Arm nach ihr aus und die junge Wächterin kuschelte sich bei ihm ein.

„Les uns was vor ja, Light?“

Eine halbe Stunde lang saß die kleine Familie in dieser Pose. Light tat ihnen wie immer den Gefallen und las ihnen ihre Lieblingsgeschichte vor und die zwei lauschten gebannt. Was nicht unbedingt nur mit dem Inhalt zu tun hatte: Lights Stimme verlieh allem etwas Schönes – egal wie hässlich es auch war.

Doch am Ende der Geschichte und kurz Schweigen geherrscht hatte, sagte Youma mit monotoner Stimme:

„Manchmal… wünschte ich, ich wäre so wie du, Light…“
 

Es gab jedoch Dinge von denen Silence nichts wusste. Dinge, von denen niemand eine Ahnung hatte. Dinge, die nie in die Geschichte eingingen und die Light für alle Zeit für sich behalten hatte. Es waren nicht viele, denn Light schätzte Geheimnisse nicht und war auch nicht erfreut daran zu lügen. Doch diese eine Sache behielt er mit allergrößter Freude für sich. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was mit diesen Informationen alles geschehen könnte, wenn auch nur einer davon erfuhr. Light hatte sie daher dankend mit ins Grab genommen.

Es ereignete sich nur wenige Tage nachdem Youma seinen Wunsch geäußert hatte.

„Sag diesen eingebildeten IDIOTEN ich weigere mich mit ihm eine Konversation zu führen wenn er sich weiterhin weigert seinen NAMEN Preis zu geben! Ich rede nicht mit Jemand von dem ich nicht mal so was Simples wie den NAMEN weiß! Wahrscheinlich hat er so einen peinlichen Namen das er sich nicht traut ihn auszusprechen, aus Angst es könnte seinen Autorität ankratzen!“

Autorität ankratzen?

Der Wächter der vor Light stand und ihm die Botschaft überbracht hatte, dass der „namenlose“ Anführer, Herrscher, König, Machthaber der Dämonen mit ihn sprechen wollte, sah seinen Gegenüber mit einer Mischung aus Verwirrung und Belustigung an. Denn Lights weißseidene Haare, wurden von Youma und Silence gerade zu abstehenden Zöpfen zusammen gebunden – die Krönung: Pinke Schleifen. Und dieser Wächter sprach von Autorität?

„Das soll ich ihm überbringen?“, fragte der braunhaarige Wächter zur Sicherheit.

„Ja, das wäre nett.“

„Aber du hast seine Einladung die letzten vier Mal auch abgesagt.“

„Denn schadet ein fünftes Mal ja auch nicht, oder?“

„Light, ich halte das für keine gute Idee.“ Zum ersten Mal schenkte Light ihm die volle Aufmerksamkeit und seufzte.

„Sag er soll mit Kaze oder mit Tsuchi – ach was weiß ich! - reden.“ Jetzt war es der andere Wächter der seufzte.

„Das hast du das letzte Mal schon gesagt. Außerdem sind sie beide außer Haus.“ Light legte seine Stirn in Falten und schien ernsthaft über eine weitere Ausrede zu grübeln. Seine beiden Kinder, waren weiter munter dabei mit seinen Haare zu Spielen, der Hikari ließ sich davon nicht stören. Es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren was sie mit seinen Haaren anstellten. Doch Youma unterbrach seine Haararbeit kurz, um nach den Süßigkeiten zu greifen.

„Was ist so schlimm an ihm?“

„Alles“, grummelte Light missbilligend.

„Dennoch, Light, dir bleibt keine Wahl“, mischte sich nun auch der andere Wächter ein. Light sah auf.

„Ach und warum nicht?“

„Weil ich schon hier bin, Light-kun!“ Light sprang von seinem Stuhl auf und wirbelte herum. Seine neuen Zöpfe wackelten verdächtigt, doch Youma und Silence stellten erfreut fest, das die Schleifen sich durch den Aufsprung nicht lösten.

„Wer hat dich eingeladen?!“ Der Hikari zeigte anklagend auf den Fremden. Dieser stand lässig am großen glaslosen Fenster und sah seinen gegenüber belustigt an. Er schien das Lachen ernsthaft zurück halten zu müssen. Der unbekannte Dämon trug ausnahmslos schwarze Kleidung, die beinahe reibungslos in seine mittellangen schwarzen Haare überging. Sein Aussehen war überaus gepflegt, man sah ihm seinen hohen Posten unter den Dämonen an – allerdings verriet sein Aussehen nichts über dein Alter, welches wahrscheinlich weit über die 500 war. Er sah aus wie Mitte 20.

„Schicke Frisur, Light-kun. Oder wäre „–chan“ in diesem Falle angebrachter?“ Erst da schien Light seine Zöpfe zu bemerken und zu seinem ernsten Gesichtsausdruck kam Scharm hinzu. Silence konnte ein Kichern nicht zurück halten, Youma blieb stumm. Erst da fiel Light auf, dass sein kleiner Schützling intensiven Augenkontakt mit dem Namenlosen hatte.

„Youma, Silence – auf euer Zimmer.“ Silence maulte, bewegte sich allerdings als der andere Wächter Light beipflichtete. An der Tür angekommen sah sie sich nach Youma um. Dieser saß immer noch auf dem Sofa und regte sich nicht einen Zentimeter vom Fleck. Light war es der ihn weckte:

„Youma, geh jetzt bitte.“ Der Angesprochene schreckte auf und der Blickkontakt war unterbrochen. Er ging dem Wunsch seines Erziehers nach und verließ mit seiner Schwester und dem Wächter zusammen das Zimmer.

„Er kommt ganz nach seinem Vater. Die gleiche begehrenswerte Schönheit.“ Light sah ihn skeptisch an, ging jedoch nicht darauf ein. Stattdessen fing er an die Schleifen zu lösen, in Gedanken fluchend über den momentanen Umstand.

„Du hast laut unseren Vertrag kein Recht auf Hisaam-Bai“, begann Light um alles schnell hinter sich zu bringen.

„Wie alt sind die Beiden?“ Der Angesprochene sah abermals von seiner Haararbeit auf. Die eine Hälfte seiner weißen Haare, war bereits von den Schleifen befreit, die Andere stach nach wie vor ab. Doch sein albernes Aussehen hinderte ihn nicht daran seinen Gegenüber ernst anzuschauen.

„Wieso sind die beiden das Thema?“

„Weil, mein lieber Light-kun, ein Stück Land heute mal nicht das Thema ist.“ Der Dämon untersuchte eine Glasskaraffe, die auf einem kleinen Tischen stand und ohne das einer von den Beiden sich rührte, erhob sich die kleine Flasche, wie auch ein Glas Der klare Inhalt der Karaffe füllte das Glas beinahe schon elegant auf, wie durch Zauberhand. Der Zauberer nahm das gefüllte Glas und nahm einen Schluck, ohne Light aus den Augen zu lassen.

„Oh ja, habe keine Scheu und bedien dich ruhig!“, sagte Light gefüllt von Ironie. Der Angesprochene lächelte ihn an.

„Hast du nichts Anderes als Wasser?“ Auch noch beschweren! Er machte sich einen Spaß daraus Light zu reizen, der sowieso schon an der Schwelle zur Wut stand. Ein seltenes Phänomen, doch er schaffte es immer wieder.

„Verzeih, habe ich trinke grundsätzlich Wasser.“ Der Lichterbe hatte die Haare nun vollständig erlöst und warf sie sich über den Rücken, ehe er sich wieder hinsetzte und seinem Besucher mit bemühter Freundlichkeit den Platz gegenüber anbot.

Die tiefe Nachmittagssonne schien durch die hohen Fenster und tauchte die Hälfte des Raumes in trübes Licht. Light sah es als Schicksal an, dass das Sonnenlicht genau an dem Punkt vom Schatten getrennt wurde, wo der Marmortisch in die Hälfte des unbekannten Dämons überging und er somit in Schatten gehüllt war, während der Hikari vom Licht erhellt war.

„Also“, fing Light nach kurzem Anschweigen an:

„Welches Interesse hast du in den Beiden?“ Bevor der Namenlose seine Antwort gab, nahm er erstmal ein Schluck von seinem Wasser. Ohne einen Laut zu verursachen stellte er es zurück auf den Tisch.

„Mehrere. Fakt jedoch ist, das ich einen Anspruch auf sie hebe.“

„Was tust du?! Wie kommst du darauf du hättest sowas wie Anspruch auf sie? Ich bin ihr Erziehungsberechtigter.“

„Wer hat dir dieses Recht übertragen?“ Light sah ihn verdutzt an und antwortete:

„Yami-kami-sama, deren Mutter.“

„Ich nehme nicht an dass Luzifer dafür sein Einverständnis gegeben hat.“

„… In der Tat, das hat er nicht. Aber darauf kannst du nicht plädieren. Er war zu diesen Zeitpunkt tot.“

„Was ist wenn er mich schon vorher dazu erklärt hat?“ Light schwieg kurz.

„Und du kommst jetzt, nach neun Jahren auf die glorreiche Idee, ihre Erziehung zu übernehmen? Tut mir Leid, aber dass werde ich nicht gutheißen. Ihr Zuhause ist bei den Wächtern, außerdem…“ Der Dämon hob die Hand und unterbrach ihn:

„Light-kun, du missverstehst: Ich habe nicht vor dir deinen niedlichen Part als Vater streitig zu machen.“ Dies warf den Hikari aus dem Konzept und er kam nicht drum herum, sein Gegenüber anzustarren:

„Hast du nicht?“ Er lächelte fast schon zu freundlich als er verneinte. Light fragte skeptisch was er dann wollte und die Antwort schockte ihn:

„Gib mir Youma und du darfst Silence behalten.“ Jetzt war es zu viel.

„Du kannst sie doch nicht einfach teilen als wären sie ein Gegenstand oder ein Stück Land!“ Zum ersten Mal in seinem langen Leben hatte Light aus purer Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Er beruhigte sich jedoch schnell wieder.

„Sie gehören zusammen. Youma liebt seine Schwester über alles, du würdest ihn seinen Lebenssinn rauben, in dem du ihm Silence verwehrst!“ Dies war definitiv das falsche Argument, was Light schnell bemerkte als der namenlose Dämon heimtückisch lächelte und seine schwarzen Augen kurz einen roten Schimmer erhielten.

„Kein Dämon ist auf Liebe angewiesen, Light-kun.“ Dem Hikari lief es bei diesen Worten kalt den Rücken runter, den genauen Grund dafür wusste er nicht.

„Er ist kein Dämon“, konterte Light, doch seine Worte klangen nicht so sicher, wie sie sein sollten.

„Verleugnest du sein Dämonenblut?“

„Nein. Aber wie du siehst hat er sich für die Seite der Wächter entschieden und fühlt sich hier Zuhause und wohl.“ Youma fühlte sich nicht wohl. Das wusste Light. Ihm wurde die Lüge plötzlich bewusst, die er ausgesprochen hatte. Eine Lüge die er nicht nur gesagt hatte, sondern auch sich selbst einredete. Im Gegensatz zu Silence litt Youma unter der Ausgrenzung und dem ständigen Mobbing. Vielleicht würde er wirklich…

„Hast du ihm je die Wahl gelassen? Die Wahl zwischen Dämon und Wächter?“ Warum drehte sich das alles nur um Youma? Fragte Light sich plötzlich. Hatte er es etwa nur mittels dem Paar Augenblicken in denen sie Blickkontakt hatten, bemerkt?

Light antwortete nicht.

„Ich verrat dir was, Light-kun“, der Dämon lehnte sich ein wenig über den Tisch und fuhr fort:

„Wenn ich Youma nicht bekomme, werde ich ihn mir mit Gewalt holen.“ Light sah geschockt auf:

„Gewalt?! Was meinst du?! Doch nicht etwa…“

„Aber ich denke nicht das dass Not tun wird…“ Der Namenlose richtete sich wieder auf. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme.

„… Youma wird freiwillig zu mir kommen.“

„Warum sollte er?“, fragte Light unwirsch.

„Weil er nach seinen Vater kommt“, antwortete der Dämon mit einem Lächeln. Ohne das es Light vorher gelang zu antworten stand er auf und ging zu ihm rüber. Die Sonne wurde von Wollen verdeckt und kurz war das Zimmer vollständig von Schatten umarmt.

„Die Liebe wird den Kleinen nicht ewig an sein Wächterdasein ketten, denn…“ Er packte Lights Schulter und beugte sich zu seinem Ohr herunter.

„… Du hast den wahren Grund der Adoption immer noch für dich behalten.“ Lights weiße Augen weiteten sich fassungslos und er brachte schockiert über die Lippen:

„Woher…?!“ Hämisch lächelnd richtete er sich wieder auf und schritt langsam wieder von Light weg.

„Gerade weil er dich liebt, wird er dir das nicht verzeihen und ich verspreche dir…“ Der Dämon trank beim Gehen das Wasser vollständig aus und schritt unverbant in die Schatten hinein.

„Youma wird vor dem Ende seines 20sten Lebensjahr den Pfad des Blutes eingeschlagen haben und dir den Krieg ansagen.“

Ehe der Herrscher der Dämonen in der Dunkelheit verschwand, ließ er das Glas fallen.

Es zersprang.

Genau wie Lights Träume.
 

Fertig gestellt: 04.06.07
 

Vor der Vorschau bin ich noch dazu verpflichtet ein Copyright zu setzen öö der unbekannte Charakter, also der Herrscher der Dämonen, auch liebevoll Fragi oder „???“ genannt… ist der erste Himi-chara denn ich NICHT erschaffen habe. Er stammt aus einem alten Himi-RPG, denn ich zusammen mit Tekuu gespielt habe – daher gehören die Rechte von „???“ ihr und ich habe die Erlaubnis ihn zu schreiben… naja passender wäre: Sie hat mich angefleht ihn auch in Himi zu erwähnen xD°
 

So und nu zur Vorschau:
 

Rui: OMT was für ein SCHEUSSLICHES Kapitel! Ein Kapitel ohne SILVER-SAMA kann nur scheußlich sein òo! Und dann noch die ganze Beschleimung von diesem merkwürdigen… ABSOLUT NICHT HÜBSCHEN ûû Typen! Und dieser Hikari-Typ killt mich noch! Wie kann man nur so…. Hikarig sein!? Das ist ja nicht auszuhalten! Und im nächsten Kapitel geht es weiter! Oh nein und es ist auch noch ein Zweiteiler! Ich werde steeeeeeeeeeeeeeeeerben! Man kann jedoch vom Glück sprechen dass im nächsten Kapitel wenigstens ein bisschen Blut vorkommt. Ein wenig was nach meinen Geschmack! Der kleine Schönling zeigt dass er auch mehr drauf hat als kluge Sprüche zu klopfen ûû natürlich sieht er nicht besser aus als Silver-sama… und nein… kämpfen kann er auch nicht gut… und dieses Inzest ist SO pervers. Ich bekomme die Krise! Und dieses schreckliche Kapitel, voller Lichtintus trägt den Titel: „Luzifers Blut Teil Eins“!

Luzifers Blut Teil Eins

Luzifers Blut Teil Eins
 

Zwei Jahre später
 

Zu dieser Zeit des Wächtertums war es nicht Pflicht das Kämpfen zu erlernen. Es war nicht üblich und war auch nicht vorgeschrieben. Warum auch? Es gab damals immerhin keinen Krieg und somit auch nichts gegen dass sie sich verteidigen sollten. Viele opferten Zeit und Mühe ihre Elemente zu erforschen und sie für nützliche Zwecke anzuwenden. Doch es gab auch einige die dennoch lernten wie sie ihr Element zum Kämpfen brauchen konnten. Dies waren speziell die Feuer, Erde und Windwächter; damals nahm deren Angriffsmagie deren Anfang. Deren Fähigkeiten wurden jedoch nicht im Krieg gebraucht, sondern zur Unterhaltung; wie z.b Turniere. Bei diesen Turnieren nahmen auch Dämonen teil und die Wächter sahen es überhaupt nicht gerne, wenn sie übertroffen wurden. Für einige Wächter waren die Turniere der Lebensinhalt und sie trainierten auch ihre Kinder, um die Dämonen zu besiegen. Zu den Kindern, denen dies besonders Spaß machte, gehörten auch Tiral und Werel: die beiden Söhne des Erdgottes. Sie waren ausgezeichnete Kämpfer und gaben auch wo sie nur konnten damit an. Auch wenn Gewalt nicht an der Tagesordnung stand, hatten die beiden auch außerhalb der Turniere gegen Dämonen gekämpft und Youma hoffte jedes Mal aufs Neue, sie würden endlich gegen einen verlieren.

Sowohl Silence als auch Youma war es strengstens untersagt auch nur in die Nähe einer Waffe zu kommen – geschweige den die Turniere. Youma kannte den Grund nicht. Es war ihm auch egal. Er verspürte nicht den geringsten Wunsch sich irgendwie mit Gewalt unter Beweis stellen zu müssen. Trotz seines Dämonenblutes verabscheute er rohe Gewalt. Es gab für ihn nichts Grauenhafteres und Vulgäreres, als dies. Der einzige Grund für ihn das Kämpfen und den Umgang mit der Waffe zu erlernen, wäre um Silence zu beschützen. Oder, wie er sich mit Scharm eingestehen musste, um den beiden arroganten Vollidioten die Stirn zu bieten. Aber in diese Richtung brauchte er nicht zu überlegen, dachte er, als er hinunter in den Hof sah, wo andere Wächter in seinem Alter zusammen trainierten für den nächsten Kampf – Er, Youma, würde nie eine Gelegenheit erhalten. Ihm war es ja verboten.

Silence empfand es als höchst ungerecht. Sie konnte nicht verstehen warum alle Anderen es durften und sie nicht. Es kam nicht selten vor, dass sie sich bei Light darüber beschwerte. Das Mädchen gab offen zu, dass sie das Kämpfen nur erlernen wollte, um es den beiden Brüdern heimzuzahlen. Deren Vater gab nie eine richtige Antwort, aber die beiden Kinder waren gut erzogen. Wenn er „nein“ sagte, war es auch ein „nein“.

Youma saß auf einen Balkon und lehnte an einer Säule. Er hatte ein Buch auf den Schoss aufgeschlagen, doch er hatte den Inhalt schon wieder vergessen. Der Halbdämon konnte von sich selbst nicht behaupten, er würde mit Begeisterung lesen, nein viel eher das Gegenteil. Die wenige Zeit in der er alleine war, verbrachte er lieber damit nichts zu tun – nichts außer in den endlosen Himmel zu schauen und zu träumen. Doch wenn er dies tat, hatte er meisten nur wenige Minuten Ruhe, ehe irgendein Wächter ihn als Opfer seiner schlechten Laune aus erkor. Warum er sich da nicht einfach in sein Zimmer zurück zog? Das war feige. Das wäre eine Flucht. Und nein, er ließ sich nicht zurückscheuen als wäre er ein Tier. Er war ein Wächter und hatte genau wie die anderen ein gutes Recht darauf dort zu sitzen, wo er nun gerade saß.

Wenn er allerdings las, war die Wahrscheinlich weniger gering, gesehen zu werden. Denn wenn Youma schon mal etwas las, nahm er sich kein Buch, welches für sein Alter geeignet war, sondern den dicksten Wälzer den er finden konnte. Diese waren dann meistens so groß, dass er sich dahinter verstecken konnte.... Ja, dann war er wohl doch feige... aber es tat weh von Steinen beworfen zu werden.

Der Yami seufzte und wollte sich gerade wieder dem Buch zu wenden, welches beinahe so groß war, dass es über seine Knie ging, als vom Hof herauf Stimmen zu hören waren. Zuerst achtete er nicht darauf und war schon fast über die erste Seite, als er eine Stimme erkannte, die da unten nichts zu suchen hatte.

Schnell wirbelte Youma herum und fand sofort den Ursprung der Stimme: seine Schwester. Youma raufte sich die Haare – was tat sie denn da?! Silence wusste doch, dass es ihnen verboten war!

Doch der junge Dämon blieb wo er war und beobachtete die Situation unter sich. Tiral war aus einer Gruppe von Wächtern hervor getreten und stand nun vor Silence. Er war mehr als einen Kopf größer als sie und als ob dass nicht schon genug war, hatte er auch noch ein furchteinflößendes Schwert in der rechten Hand.

„Was willst du hier, Halbkind?!“ Die Angesprochene erhob stolz den Kopf und antwortete:

„Das Gleiche wie du!“ Der finstere Gesichtsausdruck auf Tirals Gesicht, veränderte sich zu einem spöttischen Grinsen:

„Das darfst du nicht, vergessen?“ Die Wächterin der Dunkelheit ließ sich nicht einschüchtern. Sie erhob die Hand und zeigte auf Tiral und auch auf Werel, der dazu gekommen war:

„Ich fordere euch heraus!“ Abermals raufte Youma sich die Haare über die Leichtsinnigkeit seiner Schwester, während die beiden Brüder sich ein Grinsen zuwarfen.

„Du? Alleine?“ Youma kannte seine Schwester. Selbst wenn sie alleine gegen hundert von ihnen kämpfen müsste, würde sie es tun – und wenn sie nur einen Strohhalm zur Verteidigung hätte. Ihm blieb also keine Wahl, wenn er nicht wollte, dass seine Schwester verletzt wurde.

Youma warf das Buch zur Seite und sprang aus dem vierten Stockwerk.

Als er sanft wie ein Schwarzer Engel zur Silence‘ Seite landete, gehörte ihm die gesamte Aufmerksamkeit. Es war das erste Mal, das Youma vor Anderen seine Fähigkeit zu Fliegen eingesetzt hatte und er genoss den kurzen Augenblick in dem man ihn bewundernd ansah.

Doch es wahrte nicht lange.

„Ah, da ist ja schon das zweite Halbkind. Willst du dich auch mit uns anlegen?“ Silence mischte sich ein, ehe Youma antworten konnte:

„Geh weg! Das schaff ich auch alleine!“ Doch Youma schob sie mit sanfter Gewalt hinter sich und sagte:

„Ich werde nicht zulassen, dass meine Schwester sich mit solch vulgären Aktivitäten beschmutzt.“ Abermals wurde er angestarrt. Welches er auch diesmal genoss. Es zahlte sich eben aus, als Zehnjähriger, gezwungenermaßen Bücher zu lesen die für Erwachsene waren oder Light beim Diskutieren zuzuhören.

Tiral und Werel wussten nicht was sie darauf antworten sollten, wodurch das spöttische Lächeln auf Youmas Gesicht nur noch größer wurde. Gewalt war eben nicht alles.

„Rede nicht so einen Schwachsinn und besorg dir deine Waffe!“, sagte Tiral zu Youma, dessen Lächeln ein wenig steif wurde. Waffe? Woher sollte er eine Waffe herholen? Als ob er sich eine aus dem Ärmel schütteln konnte.

„Ich... brauche keine Waffe.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen wurde Youma angesehen, auch von seinem Zwilling.

„Aber Youma du brauchst doch eine Waffe.“ Doch der Angesprochene beteuerte, dass er keine benötigte. Abermals sahen sich Tiral und Werel vielsagend an und dachten das Gleiche: Das würde wirklich schnell gehen.

Der Yami schritt vor und bedeutete Silence Abstand zu nehmen. Er versuchte gelassen zu wirken, selbstsicher, als hätte er die momentane Situation unter Kontrolle. Was er absolut nicht hatte. Man konnte eher sagen dass der Kleine weiche Knie hatte. Wie sollte er hier wieder heil herauskommen?! Youma hatte in seinem gesamten Leben noch nie gekämpft. Er hatte überhaupt keine Ahnung davon! Aus Zugucken lernte man etwas nicht. In was hatte er sich nur hineingeritten?!

Mit flauem Gefühl im Magen sah er wie Werel vortrat und lässig ein langes Schwert auffing, welches Tiral ihm zuwarf. Youma würde in der Notaufnahme landen.

Aus den Augenwinkeln sah er wie Silence die Daumen drückte und ihn ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Dies ließ zwar sein Herz beschleunigen, besiegte aber keineswegs seine Angst. Er mochte es nicht verletzt zu werden und ihm standen Schmerzen bevor. Darüber hinaus eine Moralpredigt von Light, ewiges Gelächter der anderen Wächter und den verlorenen Respekt seiner Schwester. Das Letztere war das Schlimmste. Alles; aber Silence wollte er nicht enttäuschen. Egal wie viele Schmerzen er erleiden musste, er würde kämpfen bis zum umfallen.

Ohne faire Vorwarnung stürmte Werel auf Youma zu. Die Sonne traf die lange Klinge des Schwertes und blendete den Yami für einen kurzen Moment. Verdammt, fluchte er in Gedanken, schon der erste Fehler.

Die Klinge traf ins Ziel. Sie schnitt Youma in den linken Arm, den er sich schützend vor sich gehalten hatte. Der Dämon war fassungslos. Er starrte auf sein dunkles Blut, welches auf den Boden tropfte und war immer noch geschockt. Geschockt von der Tatsache, dass es nicht weh tat.

Er fühlte den Schnitt deutlich in seiner Haut, aber es tat nicht weh. Er spürte keine Schmerzen. Aber wenn es nicht weh tat… dann…

Werel stürmte wieder auf ihn los und diesmal hielt Youma den rechten Arm hin. Die entstehende Wunde, war tiefer, doch es war Youma egal. Die Wunden waren gleichgültig, wenn er die Schmerzen nicht vernahm – es war auch egal, wie viel Blut er verlor.

Doch der Halbdämon gab Werel keine weitere Möglichkeit ihn anzugreifen, den dem nächsten Hieb wich er mit überraschender Leichtigkeit aus und ehe Werel sich versah spürte er schon wie zu Boden geschleudert wurde: Niemand hatte es gesehen, doch Youma hatte ihn einen heftigen Tritt verpasst.

Er begriff nicht was vor sich ging. War das Kämpfen etwa so einfach? Warum konnte er es sofort? Warum tat ihm nichts weh?

Die Fragen drängten sich jedoch in den Hintergrund, als Youma Werel einen Schlag in die Rippen verpasste. Es knackte laut und sämtliche Wächter zuckten zusammen. Nur wenige von ihnen wussten was dieses markerschütternde Geräusch verursacht hatte, doch es war eine gebrochene Rippe gewesen. Einer der Kinder löste sich von der Gruppe und rannte weg. Die anderen starrten gelähmt weiter auf das Schauspiel welches sich ihnen bot.

Werel lag am Boden, buchstäblich im Staub, eine sich ausbreitende Blutlache unter sich und um das Ganze noch zu unterstreichen, setzte Youma noch den Fuß auf seinen Kopf und sagte schadenfroh:

„Gewonnen!“ Scheinbar wollte Tiral seinen Bruder nicht dem Schicksal, oder eher dem Dämon, überlassen, denn dieser rannte auf die Beiden zu und wollte Youma von hinten angreifen. Doch der Halbdämon drehte sich um, ohne den Fuß herunter zu nehmen und schlug ihn fast schon blasiert zu Boden.

„Hej, das wäre doch unfair. Zwei gegen einen“, sagte der Yami abfällig. Der Wächter unter seinem Fuß zischte in einem angewiderten Tonfall:

„Dämon!“ Das diabolische Lächeln Youmas verschwand nicht, als er sich zu seinem Gegner herunter beugte und antwortete:

„Und weißt du was? Es fühlt sich verdammt toll an!“

„Youma.“

Die Luft , wie auch die Zeit. schien augenblicklich stehen zu bleiben.

Youma drehte sich nach dem Ursprung der Stimme um und entdeckte Light. Er sah nicht geschockt aus, nicht böse oder wütend, sondern nur eins: Zu tief traurig.

Das gesamte Glücksgefühl entschwand Youma, als er seinen Vater so verletzt dort stehen sah und einen Moment lang sah es danach aus, als würde er anfangen zu weinen. Doch er tat es nicht, er schlug die Augen nieder und sah zu Silence. Sie stand jetzt neben Light; er hatte sie an der Hand genommen. In ihren Blick lag keine Traurigkeit. Eine Mischung aus Entsetzen und Besorgnis sprach aus ihren Augen.

Youma fühlte sich plötzlich unheimlich klein. Klein und alleine auf dem großen sandigen Platz – nein, auf der Welt. Er wünschte sich er würde sich auf der Stelle in Luft auslösen. Überall würde er lieber sein wollen, nur nicht hier. Alle starrten ihn an. Starrten das viel zu dunkle Blut an, dass aus seinen Wunden tropfte und plötzlich wurde Youma erst bewusst dass es um einiges dunkler war als das der Anderen.

Er wusste nicht was er tun sollte. Er stand einfach da, wie eine Schaufensterpuppe und bewegte sich nicht. Youma starrte nur in Lights Richtung, ohne wieder den Augenkontakt mit ihm aufzunehmen. Er wartete. Aber worauf? Auf Erlösung? Das jemand zu ihm hingehen würde und irgendetwas sagen würde? Aber was sollten sie sagen?

Youma wurde in diesem Moment zum ersten Mal bewusst, warum alle ihn und Silence mieden. Warum sie sie zu Recht mieden.

Er war ein Dämon.

Der Sohn seines Vaters.

Luzifers Sohn.

Die Tränen traten nun hervor und endlich bewegte Youma sich. So schnell er konnte entfloh er den Blicken der Wächter, rannte an seiner Familie vorbei und schrie:

„ICH WOLLTE DAS NICHT!“
 

„Er ist wahrlich Luzifers Sohn. Er hat dieselben Fähigkeiten.“

„Ich habe es vorausgesehen. Der Junge ist eine Gefahr.“

„Es war ein Ausrutscher.“

„Er hat seine geerbten Kräfte nicht unter Kontrolle.“

„Wie auch! Er kennt sie ja nicht!“

„Wir können dem nicht länger zusehen. Das ist unmöglich. Am Ende wird er noch zu einer ernsten Gefahr... für alle.“

„Aber was ist mit Light? Das wird ihm das Herz brechen.“

Hikaru hörte nicht zu. Sie hatte der Debatte ihrer Mitgötter den Rücken zugekehrt und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade unter und tauchte den Himmel in ein warmes Farbenspiel aus rot- und Gelbtönen. Ein schönes Ende, eines schicksalshaften Tages.

Sie wollte sich gerade wieder der Debatte zuwenden, als ihre weißen aufmerksamen Augen eine Gestalt durch die Torbögen rennen sah. Light. Er hatte sie alleine gelassen.

Sie verabscheute dieses Gefühl. Hikaru konnte das Gefühl nicht so Recht deuten, welches immer öfter in ihr aufkam, wenn Light ihre Hand los ließ und zu seinen Schützlingen schritt. Es war als würde ein Teil von ihr fehlen. Als hätte man ihr ein lebenswichtiges Körperteil entrissen. In dem Fall wahrscheinlich die Stimme. Hikaru wohnte zwar der Debatte teil, hörte eigentlich auch zu, konnte jedoch ihre Meinung nicht preisgeben – war dazu verdammt nur still da zu sitzen.

Aber dass war nicht der einzige Grund, dessen war sie sich sicher. Ob es etwas Ähnliches wie Eifersucht war? Neid? Hikaru wollte es nicht. Sie nicht! So ein primitives Gefühl. Völlig unter ihrer Würde. Sie war eine Hikari! So etwas konnte sie gar nicht empfinden. Unmöglich…

Während Hikaru in ihren Gedanken und ihren eigenen Kampf vertieft war, lief Silence Light voraus. Sie wusste nicht dass er hinter ihr war, sie nahm an, dass sie alleine auf den Weg war ihren Bruder zu suchen.

Silence rannte so schnell sie konnte. Was sie überraschte war, dass sie nicht einmal aus der Puste war. Aber sie machte sich keine Gedanken darum, warum sie es nicht war. Sie rannte einfach weiter, dankte dem Umstand mehr, als ihn zu hinterfragen.

Silence konnte erahnen wo Youma war.

Es gab einen Ort, den sie oft zusammen aufgesucht hatten. Einen Ort der außerhalb von Eterniya lag und den sie wohl als einzige kannten. Sie hatten es niemanden erzählt, hatten diesen Ort, deren eigen genannt. Er bot zwar nicht viel, doch das was er bot, war umwerfend schön. Ein Fleckchen unberührter Natur: Ein See mit kristallklarem Wasser, umrahmt mit hohem goldenem Gras. Hinter den Baumkronen konnte man die Türme der Städte sehen, die im Licht der Sonne wie eine bedrohliche andere Welt aussahen.

Silence erblickte Youma sofort. Er saß unter einer Trauerweide, die nahe dem Wasser aus dem Boden einer kleinen Erhöhung sprießte. Sie war sehr hoch und zeugte von einem langen Leben. Deren lange Blätter wehten sanft in der Abendbrise.

Youma hatte die Arme um die Beine geschlungen, den Kopf so tief gesenkt, als wünschte er, er würde verschwinden können. So weit Silence es beurteilen konnte, weinte er nicht mehr, doch er war so in seine Gedanken versunken, dass er Silence nicht bemerkte: Auch wenn sie jetzt neben ihn stand.

Geräuschlos, ließ sie sich ins Gras sinken und ohne Vorwarnung, legte sie ihre Arme um ihn und drückte sich an ihren Zwilling. Dieser zuckte zusammen, sagte jedoch nichts. Sie auch nicht. Obwohl sie es wollte. Silence wollte ihm so viel sagen: Dass sie ihm beistand, das sie keine Angst vor ihn hatte, das alles in Ordnung war, das sie ihn nach wie vor liebte und das er nicht alleine war. Aber sie brachte kein Wort heraus.

Plötzlich spürte sie etwas Feuchtes an ihrer Wange und bevor sie selbst wusste, was es war, hörte sie Youmas, durch sein voriges Weinen kläglich gewordene, Stimme:

„Warum… weinst du?“

„Weil ich… Angst hatte.“ Youma zuckte abermals zusammen und Silence spürte deutlich wie er sich zusammen krampfte, als ob er versuchte sich in Luft aufzulösen.

„…Ich… Ich… wollte das nicht…“

„Du bist ein Idiot.“

„Was?“

„Ich hatte nicht vor dir Angst. Sondern… um dich. Als du.. weggerannt bist… da dachte ich, du würdest nicht wieder kommen… dass du… mich alleine lassen würdest.“

„Ich würde dich niemals alleine lassen! Lieber sterbe ich. Silence, sowas darfst du nicht denken, es tut mir weh, alleine der Gedanke dich nicht bei mir zu haben schmerzt… Denk nicht an sowas… bitte…“ Die beiden Zwillinge sagten nichts mehr, sie kuschelten sich nur schweigend aneinander und nahmen die Hand des jeweils anderen.

Lange mussten sie sich jedoch nicht anschweigen, ehe der Dritte im Bunde dazu kam. Die beiden Yamis sahen auf. Als Youma Lights Blick kreuzte wich er sofort weg und sah reuevoll in eine andere Richtung.

Light sah ihm sofort an, dass sein Sohn viele Tränen vergossen hatte. Sein Gesicht war rot und tränennass. Light hatte das dringende Bedürfnis ihn in die Arme zu schließen. Nur einmal hatte er Youma weinen gesehen und das war in der Nacht wo er zu ihm gekommen war. Während Silence operiert worden war, hatte Youma stillschweigend vor sich hin geweint. Auch damals hätte Light ihn umarmt, aber zu dieser Zeit hätte Youma es sicherlich nicht gewollt. Jetzt wahrscheinlich schon. Aber jetzt ließ Light es nicht zu.

Er blieb hart. Er musste richten.

„Hat es dir Spaß gemacht?“ Youma kniff die Augen zusammen und wandte sich soweit ab wie es ihm möglich war, antworten tat er nicht. Silence jedoch fuhr auf und beschwerte sich bei Light, wie er ihn so etwas fragen konnte. Deren Vater achtete nicht auf Silence.

„Das Kämpfen hat dir Spaß gemacht. Du hast es genossen der Stärkere zu sein.“

„…Nein! Ich wollte das nicht! Ich wusste nicht was ich tat!“ Youma schüttele den Kopf unf seine wirbelten um seinen Kopf herum.

„Es ist gemein von dir! Du bist gemein!“, konterte Youma voller Verzweiflung. Silence hielt seine Verzweiflung nicht aus. Besorgt sah sie ihren Bruder an, ohne zu wissen, wie sie seine Pein stillen konnte. Sie wusste nicht was Light damit bezweckte. Sah er denn nicht, dass es Youma Leid tat?

„Ich soll gemein sein? Ich habe niemanden geschlagen der schon am Boden lag. Ich habe meine Macht nicht an Schwächeren ausgelebt.“ Jetzt sah Youma auf und als würde er seine bebenden Hände mit irgendetwas beschäftigen müssen, verknotete er sie in seine Haare, als er versuchte sie zu bändigen. Während er sich damit ablenkte, hatte er die Augen fest zusammen gekniffen und biss auf seine Unterlippe. Es war schwer sich auszumalen, was in seinem Kopf vor sich ging.

Doch plötzlich sah er Light wieder an und in seinen Augen lag verzweifelte Wut und Enttäuschung, als er Light anschrie:

„Warum glaubst gerade DU mir nicht!? Ich wollte nicht kämpfen! Sie haben mich herausgefordert! Die haben mich unterschätzt – ich habe mich unterschätzt! Ich wusste nicht, dass ich das kann! Ich wusste nicht, dass Verletzungen nicht weh tun! Ich wusste nicht wie schnell ich sein kann! Ich habe keine Schuld! Denn du hast mir nie die Gelegenheit gegeben meine Fähigkeiten auszuprobieren! Es ist deine...“ Youma wäre wahrscheinlich noch weiter gegangen, wäre nicht eine glänzende, beinahe schon pulsierende Schwertklinge vor seinem Gesicht nieder gesaust. Silence traute ihren Augen nicht, genauso wenig wie Youma. Beide stockte der Atem. Sie hatten Lights Schwert noch nie gesehen. Es hatte einfach immer an seiner Hüfte gehangen; unbenutzt. Doch an der Art wie Light seine Waffe hielt, konnte man eindeutig erkennen, dass er sie schon öfter benutzt hatte. Schwer vorstellbar das Light dazu in der Lage war zu Töten...

Es war jedoch keine normale Waffe. Die Klinge des Schwertes schien von Innen heraus zu leuchten, als würde es das Sonnenlicht aufnehmen und somit ein Eigenleben in seinen Schwertinneren erschaffen. Der Schwertgriff bestand aus zwei großen geschwungen Engelsflügeln, in dessen Mitte das Symbol der Hikari: Das Glöckchen.

„Light! Was machst du denn da?!“, sagte Silence, die aufgesprungen war. Doch das Gesicht des Vaters blieb unberührt. Noch nie hatten die Zwillinge sein Gesicht so leblos gesehen, so ernst. Man sah ihn zum ersten Mal an, das er wirklich mit Hikaru verwandt war. Seine sonst warmen und liebevollen Augen, sahen aus, als wären sie aus weißem Stahl.

„Du willst wissen wo deine Grenzen sind? Ich zeige sie dir. Wenn du jemanden brauchst, an dem du deine kämpferischen Gelüste ausleben willst – dann an mir.“ Light nahm ein wenig Abstand mit seinem Schwert, um Youma die Möglichkeit zu geben sich zu bewegen und zu Silence‘ Entsetzen stellte Youma sich auch noch in kampfbereit hin.

„Sag mal: Spinnt ihr?! Habt ihr den Verstand verloren?!“ Ihr Zwilling sah zu ihr und bedeutete ihr, dass sie ruhig sein sollte.

„Greif an.“ Youma tat wie geheißen. Silence wollte aufschreien um sie zu stoppen, doch ihr Zwilling war schon auf Light zugestürmt.

Das nächste was er spürte war kaltes Wasser.

Prustend und hustend rappelte Youma sich auf. Zu tiefst verwundert, wie er ins Wasser, fünf Meter hinter Light, gekommen war, drehte er sich um und starrte fassungslos auf Lights Rücken. Er schien sich nicht nur einen Zentimeter vom Fleck gerührt zu haben. Silence war genauso verwundert. Sie hatte Light die ganze Zeit im Blick gehabt...

Erst jetzt spürte Youma, dass von irgendetwas am Hinterkopf erwischt worden war. Aber von was?

„Wie hast du das gemacht?“ Light drehte sich um und lächelte zum ersten Mal wieder.

„Du hast es nicht gesehen, aber ehe es dir gelang mich anzugreifen, habe ich mein Schwert herum gedreht, die Klinge mit beiden Händen gepackt und…“

„Mir den Griff auf den Hinterkopf geschlagen“, schlussfolgerte Youma und sein Gesicht verdunkelte sich als er fortfuhr:

„Du hättest mich lieber mit Lichtmagie umbringen sollen.“ Das Lächeln des Hikari verschwand.

„Warum sollte ich das?“ Der Angesprochene senkte den Blick.

„Damit ich nicht zur Gefahr werde.“

„Willst du eine Gefahr sein?“ Youma sah auf. Zuerst zu Silence und dann wieder zu Light.

„Nein. Aber ich will meine Kraft nutzen können. Ich will sie kennen.“

„Zu welchem Zweck willst du sie nutzen?“

„… Um die zu beschützen die ich liebe.“ Während Youma dies sagte, lagen seine schwarzen Augen auf Silence. Sie wurde rot und schaute beinahe schon schüchtern zur Seite.

Light schritt einige Schritte vor und damit ins Wasser, ohne darauf zu achten, dass der Zaun seiner Hosen sich mit Wasser vollsaugte. Als er vor Youma stand, hielt er ihm lächelnd eine helfende Hand entgegen. Er starrte sie einen Augenblick lang an, dann erwiderte er sein Lächeln und ergriff die Hand seines Vaters. Light wollte ihn hochziehen, doch in dem Moment verlor er die Balance und fiel zusammen mit Youma vorne über ins Wasser.

„Du bist ein Volltrottel, Light“, maulte Youma, als er sich die nassen schwarzen Haare aus dem Gesicht wischte.

„So redet man nicht mit seinen Vater!“, antwortete Light, begleitet von einer schnellen Handbewegung, die Youma eine Ladung Wasser ins Gesicht bescherte. Dies ließ der Halbdämon nicht auf sich beruhen und konterte ebenfalls mit Wasser. Umgehend brach ein Wasserkampf aus.

„Nimm das, Light!“, prustete Youma obwohl er Wasser im Mund hatte.

„Glaubst du das lasse ich auf mir sitzen?! Da musst du früher auf...Ah!“ Unterbrochen von einer weiteren Ladung Wasser... Youma lachte ihn aus... solange bis er seinen Vater nachmachte und selbst stolperte... Diesmal war es Light der ihn auslachte... Mit Lachtränen in den Augen meinte Youma er würde jetzt doch noch was von Light erben... und so ging es weiter. Von Wasser zu Wasser.

Silence sah ihnen mit verdrehten Augen zu, besann sich aber schnell anders. Sie krempelte sich ihren Rock hoch und nahm Anlauf. Mit einer ordentlichen Ladung Wasser landete sie zwischen Youma und Light und sagte, ehe sie zum Angriff überging:

„Dachtet ihr, nur weil ich ein Mädchen bin, lasse ich mich ausschließen!?“

„A-Aber Silence, dein Rock..” Youma kam nicht weit mit seinen Worten, da ihm Wasser ins Gesicht gespritzt wurde.

Es war unmöglich zu sagen wer in dieser Wasserschlacht die Nase vorn hatte. Es war auch egal, am Ende waren sie alle gleich nass, als sie den Heimweg antraten. Die beiden Kinder gingen jeder an einer Hand von Light, sie froren, waren aber befreit von ihren Sorgen und lachten immer noch.

„Also, Light, wirst du mich dann trainieren?“, fragte Youma neugierig und Light nickte.

„Aber heimlich. Das darf niemand wissen!“, antwortete Light mit einem Zwinkern und einem Zeigefinger an seinen Lippen. Youma grinste vielsagend und stimmte freudig ein.

„Oh ja mich auch! Mich auch!“, warf Silence ein. Beide wanden sich zu ihr um und sagten gleichzeitig:

„Nein!“

„Das ist ungerecht! Das könnt ihr nicht machen! Ich will nicht als schutzbedürftige Prinzessin enden!“

„Nicht mal, wenn ich der Prinz bin, der dich beschützt?“, fragte Youma lachend. Silence wurde rot und antwortete:

„Erst recht nicht!“ Sie würden auch noch so weiter machen, wäre Silence nicht etwas an Light aufgefallen.

„Sag mal, Light…“

„Hm?“

„Wo ist dein Diadem?“ Sie blieben stehen. Light ließ kurz die Hand Youmas los um sich die Stirn abzutasten und sagte:

„Ups.“

„Ich sag doch, du bist ein Volltrottel.“ Light kniff Youma in die rechte Wange, ehe er wieder seine Hand nahm und sie weiter gingen.

„Ist nicht so schlimm. Es wird in den See gefallen sein. Ich mochte das Ding eh nicht.“

Als sie in ihren Zuhause ankamen, war es ungewöhnlich ruhig. Doch Light begrüßte den Umstand, dass er seine Kinder zu Bett bringen konnte, ohne gestört zu werden. Das Hikaru ihn allerdings nicht erwartete machte ihn misstrauisch.

Youma und Silence machten sich schnell Nachtfertig, bekamen die Haare getrocknet und legten sich in ihr Bett. Eigentlich standen in deren Zimmer zwei Betten, doch sie schliefen immer zusammen. Schon von Anfang an und Light zweifelte, dass sich daran etwas ändern würde. Youma hatte Silence die Decke hochgehalten und sie war hinunter geschlüpft.

Trotzdem deckte Light sie noch einmal extra zu, obwohl es nicht notwendig war. Er strich beiden Kindern noch einmal übern Kopf und wünschte ihnen eine „Gute Nacht“.

„Ich hab dich lieb, Light“, sagte Silence mit roten Bäckchen und Youma ergänzte:

„Ich dich auch!“ Light lächelte dankbar und hatte keinerlei Gewissensbisse als er antworte:

„Ich euch auch.“ Er schloss die beiden kurz, doch liebevoll in die Arme und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Youma ihn zurück hielt:

„Light! Wenn ich groß bin, dann werde ich dich in einem fairen Kampf besiegen! Und dann musst du mir versprechen, dass ich nie wieder Formeln auswendig lernen muss!“
 

Zehn Jahre später
 

Silence und Youma hatten ihr 17stes Lebensjahr überschritten. Schon damals waren sie damit erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Doch Light schien deren Geburtstag einfach übersehen zu haben. Für ihn hatte sich nichts verändert, sie waren nichts desto trotz seine Kinder – zu aller Verwunderung störte die Zwillinge es nicht einmal.

Mit ihren Heranwachsen war jedoch noch etwas anderes hinzu gekommen: Die Anziehungskraft des anderen Geschlechts. Aus deren unschuldigen Geschwisterliebe war eine entfachte Leidenschaft geworden und deren Liebe lebten sie auch aus. Es war kein seltener Anblick Silence und Youma eng umschlungen hinter einer Säule zu entdecken. Man sah sie selten alleine; meistens Hand-in-Hand. Wenn sie sich mal stritten, hielt keiner von beiden es länger als eine Stunde aus, ehe sie sich wieder Arm im Arm lagen und sich beim jeweils anderen entschuldigten.

Viele waren der Meinung es wäre pervers. Nicht, wie Menschen meinen würden, weil sie Zwillinge waren, sondern aus dem Grund, dass sie sich einfach schon zu ähnlich sahen. Auch jetzt noch, wo Silence schon zu einer verführerischen Frau herangewachsen war, war es immer noch möglich die beiden zu verwechseln. Beide zogen ihre Blicke auf sich. Egal ob es neidvolle, bewundernde oder Blicke voller Abscheu waren. Es war einfach unmöglich sich nicht nach ihnen umzudrehen, wenn man ihnen auf dem Gang begegnete. Um es simpel zu sagen: Die Zwillinge waren einfach zu schön um wahr zu sein.

Silence tat auch einiges dafür. Sie brauchte Stunden vor dem Spiegel. Youma jedoch interessierte es überhaupt nicht wie er aussah. Er behauptete sogar, er wäre es nicht der schön war, sondern einzig und allein seine Schwester. Wie blind musste man sein um seine eigene Schönheit nicht zu bemerken?

Wenn Light sich dann auch noch den beiden anschloss, glich es ein Verbrechen sie nicht anzustarren. Die ungleiche Kleinfamilie zog ihre Blicke einfach auf sich.

Doch an diesem Morgen, es war Winter, passierte etwas womit keiner so schnell gerechnet hatte. Die Elementargötter saßen im Konferenzraum und sprachen gerade um die Probleme die eine neue Grenzziehung mit sich gebracht hatte. Die Stimmung war ohnehin angespannt, doch Youma suchte sich gerade den ungünstigsten Zeitpunkt aus, um freudestrahlend rein zu platzen. Obwohl er der Sohn einer Göttin war, war es ihm nicht erlaubt an der Konferenz teilzunehmen. Demnach sahen alle ihn missbilligend an, (außer Hikaru, sie schrieb weiter als wäre nichts passiert), dann wandten sie ihre Blicke anklagend auf Light. Er tat so als würde er es nicht bemerken, stand auf und ging zu Youma, der vor Freude nicht stillstehen konnte. Kaum hatte der Hikari ihn erreicht, wollte gerade den Mund öffnen, sprang der Yami ihm um den Hals und sagte lachend:

„Sie hat JA gesagt! Silence hat JA gesagt!“

„Wie bitte?“ Youma löste sich wieder von ihm und man sah, dass er Freudetränen in den Augen hatte:

„Silence hat meinen Antrag angenommen!“ Hikaru hörte kurz auf zu schreiben – noch mehr von der Sorte, dachte sie und schrieb weiter. Shizen verlor seine Feder und Mizu verschluckte sich an ihrem Wasser. Die anderen starrten nur und wollten es nicht wahr haben.

Youma und Light schienen davon isoliert zu sein und hatten ihre eigene kleine farbenfrohe Welt erschaffen.

„Wir werden heiraten!“ Light nahm die Hände von Youma und sagte ebenso freudig:

„Das ist ja großartig! Und davon hast du mir nichts gesagt? Wie hast du ihr den Antrag gemacht?“ Silence tauchte hinter Youma auf. Sie hatte ein neckisches Grinsen auf dem Gesicht, doch man sah ihr die Freude über den Antrag deutlich an.

„Ich werde es garantiert bereuen! Ich hätte ihn länger zappeln lassen sollen!“, sagte sie und knuffte ihren Zwilling in die Seite. Immer noch beachteten sie die anderen Götter nicht.

„Da hast du dir wahrlich was eingebrockt, Silence!“, sagte Light um ihr beim Necken von Youma behilflich zu sein. Dieser öffnete gerade den Mund um zu protestieren, als Tsuchi sich durch ein lautes Räuspern bemerkbar machte und die Kleinfamilie wand sich herum.

Light lächelte mit der Unschuld eines Kindes und sagte, indem er die beiden in Richtung Tür schob:

„Wir reden lieber Draußen weiter!“
 

Es waren nur noch drei Wochen übrig. Drei Wochen, bis Youma und Silence 21 Jahre alt wurden. Von Tag zu Tag wurde Light wachsamer und ließ insbesondere Youma nicht aus den Augen. Denn er hatte die Worte des namenlosen Dämons noch sehr gut im Kopf:

„Youma wird vor dem Ende seines 20sten Lebensjahres den Pfad des Blutes eingeschlagen haben und dir den Krieg ansagen.“

Nichts in diese Richtung war geschehen. Ja, Youma hatte eine ungeheure Macht und konnte sie dank Light nun auch kontrollieren. Doch er nahm sie nie in Gebrauch, außer in deren geheimen Trainingskämpfen. Von Kampf zu Kampf wurde Youma spürbar stärker. Beim Letzten war es ihm sogar gelungen Light das Schwert aus der Hand zu schlagen. Selbst konnte er nicht mit dem Schwert umgehen. Er beschwerte sich immer, warum er mit einer Waffe kämpfen musste und warum es unbedingt ein Schwert sein musste. Youma war sehr wohl in der Lage auch ohne Waffe zu kämpfen, das wusste Light. Aber jeder Wächter brauchte eine Waffe und der Hikari strebte ins geheim darum Youma so weit wie möglich vom Kampfstil der Dämonen abzubringen. Man konnte beim besten Willen, nicht behaupten dass der Halbdämon kämpfte wie ein Dämon. Er bewegte sich auch im Kampf mit einer bemerkenswerten Eleganz, die seine Schönheit nur weiter untermauerte. Silence (die immer noch nicht kämpfen durfte) hatte einmal beim Zusehen gesagt, es sähe aus, als würden Engel kämpfen.

Es war selten, aber Youma brauchte seine Kräfte auch im Alltag. Nicht um andere Wächter zu erniedrigen, nicht um Gewalt auszuüben und auch nicht um anzugeben, sondern war Silence wieder einmal der Grund. Einmal hatte ein Wächter den entscheidenden Fehler gemacht und hatte sie angefasst. Die Yami hatte schon zur Ohrfeige ausgeholt, doch Youma war ihr zuvor gekommen. Mit einem Blick, der wohl den stärksten Krieger in die Knie gezwungen hätte, sah er den Wächter an, packte sein Handgelenk und fauchte:

„Fass meine Verlobte noch einmal mit deinen schmutzigen Fingern an, und ich brech dir die Knochen!“

Schnell hatten die männlichen Wächter gelernt Silence nicht zu nah zu kommen, zwei Meter waren schon zu viel und Youma sah über die Schulter, bedachte jeden mit einem mörderischen Blick. Verletzt hatte er allerdings nie wieder jemanden.

Doch jetzt waren nur noch drei Wochen übrig bis zu dem Tag, den Light in Gedanken schon Tag X getauft hatte. Er fürchtete diesen Tag und zu allem Übel, kam ihn noch etwas in die Quere:

Einmal im Jahr trafen sich die führenden Personen der Dämonen und der Wächter um gemeinsam über deren Welt zu debattieren. Light war da natürlich keine Ausnahme, auch wenn er es versuchte zu sein. Drei Tage wahrte dieses Treffen. Drei Tage indem er Silence und Youma allein lassen musste – und das so kurz vor den gefürchteten Tag X. Er hielt es kaum aus und noch nie hatte man Light so nervös gesehen. Bei jeder Kleinigkeit reagierte er gereizt, mit einer Wut, die man ihm überhaupt nicht zutraute und beschwerte sich lauthals darüber das er gezwungen war mit einem namenlosen Dämon zu reden: Als ob, dass das Problem wäre. Niemand kannte das wahre Problem. Außer Hikaru. Und diese tat nichts um ihren Mitlichterben zu beruhigen.

Alles Meckern half nichts. Am Tag der Abreiße stand Light, ausgestattet mit prachtvoller Uniform, wehenden weißen Umhang, am Tor, wo seine Kinder sich von ihm verabschiedeten. Die Sonne ging gerade auf, es hingen Regenwolken am Horizont und kündigten keinen schönen Tag an. Aber das war Light egal. Seine Laune war sowieso im tiefsten Keller. Silence und Youma sahen ihn besorgt an. Sie hatten noch nie erlebt, dass seine Mundwinkel so tief nach unten hingen und versuchten ihn zum Lachen zu bringen. Erfolglos.

„Stell nichts an, Youma“, sagte Light ernst. Der Angesprochene verschränkte beleidigt die Arme.

„Was sollte ich anstellen? Du warst schon öfter weg und bist du mit Leichen begrüßt worden? Nein.“ Light ging nicht drauf ein.

„Silence, pass auf ihn auf.“ Sie nickte. Youma gefiel nicht, dass er nicht beachtet wurde. Light öffnete den Mund. Er wollte gerade noch sagen, das Youma nichts von Fremden annehmen sollte, ehe ihm einfiel das der „Fremde“ ihn, Light, ja erwartete. Immerhin war er das Oberhaupt der Dämonen und würde so genauso dazu gezwungen sein, teilzunehmen wie Light. Und wie dieser ihn kannte, würde es ihm, wie jedes Jahr, unheimlichen Spaß machen Light vor aller Öffentlichkeit „Light-kun“ zu nennen.

Oh wie Light sich darauf freute!

Sein Gesicht verzog sich sarkastisch.

„Light! Beeil dich!“, rief Kaze herüber. Light drehte sich wie vom Blitz getroffen um und schrie ihn an:

„DU HAST MIR GAR NICHTS ZU SAGEN!“

„Ich denke, Youma, wir haben schlechten Einfluss auf ihn“, sagte Silence, nach dem sie sich verabschiedet hatten, Light stampfend zu dem geschockten Kaze herüber gegangen war und die beiden Zwillinge sich auf den Weg Nachhause machten.

„Er wird alt“, war Youmas Antwort, während er seinen Arm um Silence‘ Hüfte legte und sie das Gleiche bei ihm tat.
 

„Nur noch 24 Stunden. 24 Stunden. Das überlebst du, Light… Gaaaanz ruhig…“ Light zählte schweigend bis zehn, atmete tief durch und versuchte sich wieder auf das Thema zu konzentrieren.

… Was war noch mal das Thema?

Light sah sich ein wenig hilflos um, als versuchte er das Thema zu finden, welches er verloren hatte. Dabei kreuzte sein Blick den des namenlosen Dämons. Dieser sah gelangweilt aus, stützte seinen Kopf mit der zusammen geballten Faust ab und grinste diabolisch, als er bemerkte dass Light ihn ansah. Der Hikari wollte ein erzwungenes Lächeln aus Höflichkeitsgründen erwidern, doch brachte seine herunterhängenden Mundwinkeln nur zu einem müden Zucken.

Der Hikari wand sich schnell wieder ab und versuchte Kikous Worten zu folgen, die gerade aufgestanden war um ein Argument vorzubringen. Das Thema fand er dadurch allerdings immer noch nicht wieder. Immer wieder schwirrten seine Gedanken zu Youma und Silence. Ging es ihnen gut? War alles in Ordnung?

Aus den Augenwinkeln heraus, sah Light noch einmal zu dem Dämonenherrscher rüber, diesmal unbemerkt. Der Dämon folgte den Worten von einem seiner sechs Teufel. Was tat er eigentlich hier? Es wäre für ihn doch am günstigsten gewesen Light Youma zu berauben, während dieser zu seinen Pflichten gebunden war und nicht auf seine Schützlinge achten konnte. Light zweifelte daran, das der Namenlose seine Pflichten so ernst nahm, um diese Gelegenheit zu verpassen. Vielleicht hatte er diese Aufgabe jemand anderen überlassen? Doch die sechs Teufel waren alle hier und auch die fünf anderen hochrangigen Dämonen waren anwesend. Light glaubte nicht daran dass er diese Aufgabe irgendjemanden überlassen würde. Vielleicht war der Dämonenherrscher selbst eine Illusion, war gar nicht hier, sondern bei Youma? Zutrauen tat Light ihm das, aber für eine Illusion war sein Gegenüber zu aktiv in der Konferenz. In den Pausen, die zwischen durch eingelegt worden waren, war ihm ebenfalls kein Unterfangen in diese Richtung möglich. Der Ort war absolut abgeriegelt. Nicht nur mit Schlössern, sondern auch mit mächtigen Bannkreisen – er war absolut von der Außenwelt abgeschnitten. Es wäre dem Teufel nicht möglich gewesen, zwischendurch zu verschwinden…

Light gab es auf, irgendwie an der Konferenz teilzunehmen. Er saß stillschweigend, mit verschränkten Armen, auf seinen Platz, starrte verbissen auf die bronzefarbene Tischplatte und bemerkte nur ab und zu, dass sein Gegenüber ihn ansah.

So zogen sich die nächsten 24 Stunden endlos hin. Noch nie zuvor kam ihn die Sitzung so lang vor und was ihn erst jetzt, wo er nicht direkt daran teilnahm auffiel: Es gab keinen einzigen Moment wo zwischen den beiden Parteien Schweigen herrschte. War ein Thema abgehackt auf der Liste, kam sofort das Nächste. Light wurde kein einziges Mal nach seiner Meinung gefragt. Er hatte auch keine. Im Gegensatz zu Hikaru, die unruhig auf seinen Schoss herum rutschte und sich wünschte Light würde mehr Interesse an seinen Pflichten zeigen. Er spürte wie sie öfter versuchte in seine Gedanken einzudringen, doch er schloss Hikaru aus.

Endlich. Die Zeit war rum. Man sah Tsuchi und einen der Teufel an, dass sie noch mindestens zehn Stunden hätten weiter machen könnten.

Light war der Erste der Draußen war, dachte er es zumindest. Kaum atmete er die frische Morgenluft ein (Hikaru hatte gerade in seinen Gedanken zum Meckern angesetzt), als Light hinter sich, sein verhasstes: „Light-kun“ hörte.

Er sah es nicht für nötig sich umzudrehen, er sah einfach über die Schulter. Die anderen kamen jetzt auch hinzu. Niemand bemerkte den Blickkampf zwischen den Namenlosen und Light. Die einen Wächter verabschiedeten sich von den Dämonen – man könnte meinen es liefe friedlich ab. Doch wenn man genauer hin sah, konnte man erkennen, das bei einen der Händedruck so fest war, als würden sie sich die Hände abreißen wollen. Andere wiederrum taten nicht so als würden sie sich friedlich verabschieden, sondern taten es wirklich. Shizen z.b verbeugte sich und dankte für die gute Konversation. Hikaru hatte nicht im Sinn sich überhaupt zu verabschieden. Sie hing an Lights Hand und zupfte genau wie ein ungezogenes Kind an seinen Ärmel. Er nahm davon keine Notiz.

Light wollte gerade etwas sagen, doch der Dämonenherrscher kam ihn zuvor:

„Grüß deine Familie, Light-kun.“ Damit wand er ihm den Rücken zu und schritt zu Seinesgleichen.
 

Fertig gestellt: 06.06.07
 

Itzumi: *verbeug* Ich habe diesmal die überaus ehrwürdige Aufgabe Euch, Leser-sama, die Vorschau für das nächste Kapitel von Himitsu no Mahou zu übermitteln. *aufricht* *räusper* Das nächste Kapitel stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Wächter da: Der erste entscheidende Schritt in Richtung des ewigen Krieges... Zum Glück, man stelle sich vor mit Dämonen zusammen zu leben.... Was für eine Sünde hatte der heilige Light... Ich hätte nie gedacht das die Hikari von so einem.... abstammen würden.... begangen, die so verherrend war, dass sein geliebter Sohn.... wie ekelig, ein Dämon.... sich gegen ihn wandte? Und warum tötete er Silence? ... warum wohl, Dämonen legen keinen Wert auf Liebe... hatte der namenlose Herrscher etwa Recht?

Mit dem nächsten Kapitel, „Luzifers Blut Teil Zwei“, endet der Silence/Youma/Light Part... endlich!... Wenn Ihr also eine Antwort haben wollt, denn solltet Ihr, Leser-sama, das nächste Kapitel lesen.

Vielen dank für ihre Aufmerksamkeit... und nieder mit Green! Stiiiirb!

Luzifers Blut Teil Zwei

Luzifers Blut Teil Zwei
 


 

Kaum hatte Light den Durchgang erreicht, der zum Haupteingang führte, hörte er vor sich Schritte, obwohl Hikaru immer noch seine Gedanken über sein schlechtes Benehmen belagerte. Light drängte diese beiseite und sah dass eine schwarze Person ihm entgegen lief. Er blieb stehen, was die anderen Götter ihm gleich taten. Sie erahnten nur, dass es sich um einen der Zwillinge handelte, aber sie waren sich zu ähnlich, als dass sie von dieser Entfernung heraus sagen konnten, wer von ihnen es war. Light jedoch erkannte die Person sofort. Er wusste wie die Beiden liefen und dass sie unterschiedlich liefen. Es war Silence.

Als sie bei ihnen ankam, brauchte sie einige Sekunden um die Luft zurückzuerlangen. Ein, zwei Mal atmete sie mit erhobenem Kopf tief durch- Light wollte sie gerade fragen was geschehen war – ihm ahnte schlimmes. Er hatte Silence noch sie aus der Puste erlebt. Doch er kam nicht dazu etwas zu sagen, denn die Yami warf sich ihren Vater an die Brust und schrie ihn verzweifelt an:

„Youma! Youma ist weg!“

Die Suche wurde sofort eingeleitet. Jeder Wächter war auf der Suche nach ihn, in jedem von deren Landteilen. Den ganzen Tag; doch die Suche blieb erfolglos. Silence erzählte mit hängendem Kopf, dass er gleich am ersten Tag verschwand. Er wollte sie überraschen, sagte sie kläglich und mit zurückgehaltenen Tränen in den Augen, Youma habe gesagt sie solle an deren Ort warten… Sie hatte gewartet. Stundenlang. Er kam nicht.

Den gesamten Tag über weinte Silence nicht. Nur wenn sie kurz mit Light (und zwangsweiße auch Hikaru) allein war, ließ sie ihrer Verzweiflung Luft - doch ohne ihr Gesicht dabei mit Tränen zu benetzen.

Am Abend waren Vater und Tochter abermals an deren privaten Ort am See gegangen. Verzweifelt nach irgendwelchen Anzeichen gesucht… doch es war nichts zu finden. Erst nach Stunden gingen sie schweigend zurück. Seite an Seite.

„Er hat versprochen mich nicht alleine zu lassen. Er hat versprochen mir keine Angst zu machen… jetzt macht er beides.“ Light sah Silence an, doch hatte keine Worte des Trostes parat. Er wusste nicht was er sagen sollte, er wusste auch nicht ob er einfach den Arm um sie legen sollte. Im Moment hielt er nichts für angebracht. Also schwiegen sie weiter. Bis Silence plötzlich stehen blieb. Light ging noch zwei Schritte weiter, so in seine sorgenvollen Gedanken vertieft, dass er Silence‘ Anhalten nicht bemerkt hatte. Eine ruckartige Bewegung störte allerdings sein Blickfeld in dem Grad, dass es ihm nicht unbemerkt blieb und er aus deinen Gedanken erwachte, indem er zu seiner Tochter herum wirbelte.

„Silence!“ Die Yami war auf die Knie gegangen. Die plötzliche Bewegung hatte über ihrem linken Lungenflügel geendet, wo sie ihre Hand in den glänzenden Stoff ihres Gewands versenkte. Der Hikari konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da sie sich beinahe kugelförmig zusammenkrampfte.

Umgehend ging Light vor ihr auf die Knie. Indem er ihre Schultern packte, wiederholte er ihren Namen, nur eine Oktave höher.

„...Wa....W...as...“ Silence‘ Stimme war weniger als ein Keuchen, da ihr Körper sie daran hinderte.

„Nein... das passt doch gar nicht zu unseren Berechnungen...“ Lights gestammelten Worte, die mehr an sich selbst gerichtet waren, wurden unterbrochen von einem erstickten Schmerzensschrei seiner Tochter.

„... Light! ... Ich... be—komme... keine--- Luft!“ Light wollte gerade zur einzigen Möglichkeit greifen und sie zu Kikou bringen. Er war nicht in der Lage gesundheitliche Schäden zu heilen...

„Lass mich ma‘ durch!“ Dem Wächter blieb kaum eine Sekunde sich nach dem Ursprung der Stimme zu erkunden, denn im nächsten Moment wurde er schon ruppig beiseite gestoßen und landete, dank seiner Tollpatschigkeit, im Gras.

„Was...“ Seine Stimme blieb ihm im Halse stecken, als er den Anblick vor ihm realisierte. Es war ein Dämon gewesen, der den Hikari so flegelhaft gestoßen hatte. Allen Anschein nach: Um Silence zu küssen.

„Eh...“ Light brauchte ein Blinzeln um zu begreifen was dieser Akt für einen Sinn hatte. Denn Sinn hatte er: Von deren vereinigten Mündern lief eine dunkle violette Flüssigkeit, dessen Karaffe Light neben sich fand. Er griff danach und hielt es sich ins Licht. Sein panischer Blick kam zur Ruhe und wurde ernst. Ein klatschendes Geräusch, welches selbst das hohe Gras um sie herum in Bewegung zu bringen schien, brachte er ihn erst dazu, aufzuschauen. Er war nicht sonderlich überrascht darüber seine Tochter topfit vor sich zu finden. Sie hatte ihrem stürmischen Lebensretter eine Ohrfeige verpasst und spuckte nun angewidert auf den Boden. Dieser wandte sich nun umgehend an Light.

„Ah Light! Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast, die so schmackhaft ist! Und auch nicht, dass du dich für Medizin interessierst.“ Silence hatte dem dunkelhäutigen Dämon beim ersten Teil seiner Bemerkung mit kalten Blicken durchbohrt, sah nun erstaunt zu Light. Als Reaktion auf deren Blicke, ließ er das kleine Fläschchen fallen und sagte:

„I-Ich? Medizin? Nein... Ah, was willst du für die Rettung?“ Silence‘ Augen verengten sich. Das Verhalten ihres Vaters machte sie skeptisch. Doch die Antwort des Dämons lenkte sie ab:

„Hm... Ein weiterer Kuss wäre nicht schlecht. Vielleicht diesma‘ mit Zu...“ Der ach so soziale Dämon fand Silence‘ Fuß in seinen Gesicht wieder und als Sahnehäubchen obendrauf:

„Lieber sterbe ich!“

Light sah den beiden bei deren Schlagabtausch noch eine Weile geduldig zu, ohne überhaupt etwas davon wahr zu nehmen was er sah. Er war mit seinen Gedanken an einem vollkommen anderen Ort; über seine weißen Augen schien sich ein grauer Schleier gelegt zu haben. Hätte Silence in diesem Moment ein Auge für ihn gehabt, wäre ihr aufgefallen, dass er just in diesem Moment um einige Jahre älter aussah.

„Wir sollten zurück, Silence.“ Erst da schien Silence wieder zu bemerken, dass ihr Vater noch vorhanden war. Sie mustere ihn nicht mehr mit Skepsis, sondern eher mit Sorge. Denn auch seine Stimme klang merkwürdig rau.

„Dein gesundheitlicher Zustand missfällt mir. Ich denke es wäre ratsam, wenn Kikou dich untersucht. Ich werde mit dir zurückkehren und mich dann alleine auf die Suche nach Youma begeben.“ Die Angesprochene öffnete bereits den Mund um zu widersprechen, doch der Dämon kam ihr zuvor:

„Youma? Dein hübscher Adoptivsohn? Warum sucht ihr ihn?“ Beide Wächter wirbelten zu ihm herum, der die beiden ehrlich verwundert ansah.

„Was weißt du über Youma?!“, fragte Silence ihn barsch, im Gegensatz zu Light, der das Ganze ein wenig höflicher anging:

„Soll das heißen, Nekeru, du weißt wo Youma sich aufhält?“ Dem Dämon Nekeru schien nun klar zu werden, dass seine Informationen was Wert waren. Denn seine Gesichtszüge sprachen nur eine Sekunde zuvor noch von Ahnungslosigkeit als Antwort auf deren Dringlichkeit, doch nun hatten sich seine Lippen zu einem Grinsen verformt.

„Vielleicht?“

„Sprich du Ele...“

„Bitte sage es uns.“ Sein Grinsen wurde, wenn überhaupt möglich, noch breiter.

„Gerne. Aber nur wenn ihr meine Information auch bezahlt.“ Silence‘ Hand schnellte sofort hervor, parat auch noch die rechte Wange Nekerus zu brandmarken. Doch Light hob beschwichtigend den Arm. Die Yami grummelte, während Nekeru fort fuhr:

„Light, du weißt doch sicherlich was ich will.“ Der Angesprochene konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Du willst spielen.“

„Ganz genau.“

„...Spielen?“
 

Silence hatte vollkommen die Sprache verloren. Zuerst dieser schmerzvolle Krampf, gefolgt von Lights fragwürdigen Verhalten... dann die ekelige Rettung dieses Flegels und dass es ihr anscheinend auch noch perfekt ging, obwohl sie an der Schwelle des Erstickens gestanden hatte... und nun das. Sie saß einfach da, am Tisch mit zwei Dämonen, ihrem Vater und spielte Karten! Während Youma sonst was zustoßen konnte! Obendrein hatte Silence überhaupt keine Ahnung von den Regeln und keiner von den Anwesenden schien im Sinn zu haben, ihr Irgendetwas erklären zu wollen.

Sie sah über ihre Karten hinweg und bemerkte abermals, dass die Dämonen sie ansahen. Wäre Silence nicht erfüllt von tiefster Sorge um ihren Zwilling, würde sie jetzt verführerisch lächeln um ihre Schönheit noch weiter zu unterstreichen und ihnen zu zeigen dass sie ihr nicht das Wasser reichen konnten. Doch auf deren Blicke erwiderte sie nichts als abweisende Kälte. Als die beiden sich wieder dem Spiel zu wandten, nahm Silence sich kurz Zeit sie genauer in Augenschein zu nehmen. Es war ein seltener Zufall, dass sie Dämonen zu Gesicht bekam – wenn sie sich selbst nicht mitrechnete. Zwar gab es in Eterniya mehrere Dämonen die mit Wächtern zusammenlebten, aber in deren Zuhause, indem Silence und Youma sich überwiegend aufhielten, war es überaus selten einen anzutreffen.

Nekeru hatte kurze zerzauste dunkelbraune Haare und seine Ohren waren einige Zentimeter länger als bei Silence. An denen hingen mehrere goldene Ringe. Seine Augen bestanden aus einer dünnen Pupille, die umarmt wurde von einer Mischung aus Gelb und Orange. Er hatte eine recht dunkle Haut und Silence war sich sicher, das dies nicht von der Sonne kam.

Der Dämon neben ihn, offensichtlich sein Freund, hatte die gleiche dunkle Hautfarbe, das war aber die einzige Ähnlichkeit. Seine Pupille war rund und das rot, war kaum zu sehen und auch seine Haare unterschieden sich von den seines Freundes. Seine waren schwarz, glatt gekämmt und ein dünner Zopf fiel über seine Schultern. Im Gegensatz zu Nekeru, wirkte dieser mehr gepflegt und hatte auch an seine Ohren kein Schmuck hängen, auch wenn sie genauso spitz waren.

Silence sah sich unbemerkt, da ihre Mitspieler voll und ganz in ihrem Spiel vertieft waren, um. Es war alles so... normal. Und das wo sie sich im Territorium der Dämonen befand.

Kein Zaun, keine Mauer, keine Grenze.

Nur ein in den Boden gehauener Steinpfahl wo der Name des Landes gemeißelt stand und angedeutet wurde, das hier das Reich der Wesen der Nacht begann: Lerenien-Sei.

Es war nichts anders: das Gras war Dasselbe wie bei den Wächtern, die Straßen aus demselben Material, das Wasser genauso klar und nur die Häuser unterschieden sich im Baustil. Es war ruhig, abgesehen von ein paar spielenden Dämonenkindern, die von Haus zu Haus rannten, im Versuch den jeweils Anderen zu fangen. Auf der Veranda Silence‘ gegenüber saßen weibliche Dämonen - zutiefst in ein Gespräch über den neuesten Klatsch und Tratsch verwickelt. Unter ihnen saßen auch zwei, drei Wächterinnen. Was Silence überrascht hatte, war, dass einer der Dämoninen Nekerus Frau war.

Es hing ein leicht rostiger Geruch in der Luft, dessen Quelle eine Maschinerie war. Man konnte dessen Türme vor der herabsinkenden Scheibe der Sonne erkennen. Dort wurde Baumaterial für Häuser und Straßen hergestellt, wie Light ihr erzählt hatte. Die Dämonen hätten in diesem Bereich mehr Erfahrung und verkauften ihr Material an die Wächter. Daher waren deren Städte auch beinahe aus dem gleichen Material hergestellt.

„Light, das kannst du nicht machen!“

„Er schummelt, ich sag´s dir.“

„Ich? Ich bin ein Hikari! Ich schmücke mich nicht mit Solcherlei!“

„Deine Lieblingsausrede.“

„Wem wunder´ts? Ist ja auch seine Wirksamste.“ Auch dieses kleine Gespräch konnte Silence nicht davon abhalten sich nun die Kinder genauer anzusehen: An deren Augen, war eindeutig zu erkennen, das sie die beiden Dämonen ihre Väter waren. Zwei der Mädchen, so wie Silence es beurteilen konnte, beide die Töchter des Rotäugigen, hingen kopfüber an der Veranda und die Yami konnte es nicht lassen: Sie erinnerten sie an Fledermäuse.

Der Sohn Nekerus hatte woanders ihren Platz gefunden: Auf Lights Schultern, Hikarus Stammplatz.

„Silence, ich sag dir was.“ Die Angesprochene schreckte auf und nahm gleich mehrere Zentimeter Abstand, als sie bemerkte wie nah ihr Nekeru plötzlich gekommen war. Ihre Augen verengten sich drohend. Doch der Dämon ließ sich nicht abschrecken und fuhr hinter vorgehaltener Hand fort:

„Dein Adoptivvater hat es faustdick hinter den Ohren. Der hat mehr Leichen im Keller, als so mancher Dämon!“ Er erntete sich einen verwunderten Blick.

„Leichen?“ Silence konnte nicht drum herum, dass ein ungutes Gefühl sich in ihr breit machte. Auch das lockere Lachen ihres Gesprächspartners änderte daran nichts. Er dachte sich bei seiner Aussage nichts, hatte es wahrscheinlich auf das Spiel bezogen...

Ehe ein triumphierendes „HA!“ erklang, wurden drei Flaschen geleert und der Hikari sah seine Tochter nur sprachlos an, als ob er erwartete sie würde jeden Moment umfallen – denn sie war es gewesen, die die drei Flaschen geleert hatte. Lights Vaterinstinkte schlugen Alarm. Doch nichts der gleichen geschah. Silence war weder rot, noch schwankte sie irgendwie, auch der Alkoholgeruch blieb nicht an ihr haften. Hatte der Alkohol keinen Einfluss auf sie?

Doch Silence hatte gewonnen – das war die Hauptsache.

„So, Schluss mit den Spielchen! Raus mit der Sprache!“ Die Tochter Nekerus war mittlerweile in Lights Schoß eingeschlafen und wurde nun von einer weiblichen Dämonin abgenommen, die gerade von ihren Plausch zurückkehrte und Light ein herzvolles Lächeln schenkte.

Widerwillig gab der Freund Nekerus Silence eine Antwort:

„Es geht das Gerücht um, dass unsere ehrwürdige Majestät, einen Schüler bei sich aufgenommen hat... angeblich soll er sein Nachfolger werden.“ Light schoss sofort los:

„Wie kommst du da auf Youma?!“

„Weil es von Anfang bestimmt wurde, dass Luzifer-sama den Platz seiner Majestät einnehmen sollte. Aber da dieser tot ist... sind seine Kinder, trotz Wächterblut, die rechtmäßigen Erben.“Er zeigte auf Silence, die genauso erstarrt war wie Light:

„Und scheinbar hat er sich für Youma entschie – Hej Light!“ Doch der Lichterbe hörte seinen Ruf schon nicht mehr. Er war bereits dabei die Straße herunter zu schreiten, Silence folgte ihn.

„Light! Was soll das alles bedeuten...?! Youma?! Der zukünftige Machthabende der Dämonen?!“ Es war unverkennbar: Light kannte sich in den Straßen aus. Zielstrebig und ohne sich einmal umzugucken schritt er zwischen den Häusern entlang und gab Silence keine Antwort. Vater und Tochter gelangten in ein Gebiet, welches schon um einiges lauter war. Die Gebäude standen dicht an dicht und die Straßen waren überfüllt und in der Luft hang Musik, Gelächter und lautes Gerede. Es kam Silence so vor, das deren Tag erst gerade angefangen war, jetzt wo die Dunkelheit der Nacht sich über Lerenien-Sei gesenkt hatte. Light zwang sich durch die Menge, ohne sich zu entschuldigen, was so gar nicht seiner Natur entsprach. Mit seinem weißen Äußeren stach er aus der dunklen Anhäufung von Schattenwesen heraus wie eine Fackel in der Dunkelheit. Silence hatte Schwierigkeiten ihm zu Folgen und würde am liebsten seine Hand nehmen; als wäre sie noch ein Kind, welches sich verlaufen könnte. Silence musste sich selbst eingestehen, dass sie sich nun überhaupt nicht mehr wohl fühlte - Im Reich der Dämonen. Sie fühlte sich angestarrt. Nicht wie sonst, dass man ihre Schönheit bewunderte, sondern gierig. Hätte Youma diese Blicke gesehen, wäre er ausgerastet und einmal mehr wünschte sie sich ihn an ihrer Seite. Würde Light nicht so schnell rennen, würde Silence selbst dafür sorgen, dass man sie nicht so an gierte, aber die Zeit war dafür nicht angebracht und die Yami wollte nicht ohne Light dastehen, wenn sie ihn verlor.

Doch Light blieb plötzlich stehen. Silence trat zu ihm und sah als Erstes, dass sein Gesicht zu Stein erstarrt war, zu einer schrecklichen Grimasse entstellt. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen und dann erst sah Silence, dass er sein Kommunikationsgerät in der Hand hielt. Obwohl sie die Worte in dem Lärm nicht verstehen konnte, verlor auch sie den Boden unter ihren Füßen, wie auch die Farbe in ihrem Gesicht.

Das Gerät fiel zu Boden. An der Stelle, wo gerade noch zwei Wächter gestanden hatten.
 

Silence konnte es nicht fassen. Es verschlug ihr die Sprache. So etwas hatte sie noch nie gesehen… wie war das möglich?

„Wie…?“ Mit zitternden Fingern berührte sie… es. Es. Weiße leuchtende Flügel. Engelsflügel. Sie waren einfach plötzlich da gewesen. Als ob sie schon immer an Lights Rücken gehaftet hatten. Als ob sie nur unsichtbar gewesen und plötzlich sichtbar geworden waren. Sie waren groß. Fast zwei Meter lang. Mehrere Meter flog Light, mit Silence auf dem Arm, hoch, mitten im Himmel. Getragen von leuchtenden Engelsflügeln.

Irgendwie war es passend, Light mit Flügeln zu sehen. Und als Silence den kurzen Schock überwunden hatte, schien ihr Gehirn es für völlig natürlich zu halten, dass ausgerechnet Light Engelsflügel aus dem Rücken wuchsen. Niemand Anderen hätten sie besser gestanden.

„Es ist etwas passiert“, hörte sie Light ernst sagen.

„Was ist mit Youma?!“, schrie sie ihm entgegen. Vom schnellen Fahrtwind wurden ihre Worte abgedämpft und gingen beinahe darin unter. Light antwortete nicht; das tat auch nicht Not. Denn in dem Moment sahen beide ihr Zuhause. Es war nicht etwa so, dass es in Brand steckte, dennoch sah man schon aus der Luft heraus, dass etwas Grauenvolles seinen Lauf nahm... Sie kämpften.

Light und Silence sahen schwarze Lichter, Blitzförmige Magie - Light erkannte die Magie von Hii und Tsuchi wieder und unter ihren Füßen taten sich tiefe Erdrisse auf – warum kämpften sie?! Und vor allen Dingen: Gegen was oder wem?!

Kaum hatte Light den Boden mit den Fußspitzen berührt, sprang Silence herunter und lief los. Lights Flügel lösten sich in Lichtpartikel auf und er wollte ihr gerade nachsetzen als eine verzweifelte Stimme durch seinen Kopf hallte:

„LIGHT!“ Hikarus Stimme. Noch nie zuvor hatte er sie so verzweifelt und… panisch gehört. Ihre Panik entfachte seine weiter. Wenn Hikaru Angst hatte, musste dass, was ihn erwartete wahrlich das Grauen selbst sein. Light machte sich auf ein Horrorszenario bereit. Überall Blut, Leichen, Kampf, Krieg: All das wogegen Light immer gekämpft hatte. Es war wahr geworden… und Youma war mittendrin.

Lights Befürchtungen wurden war. Nicht nur der Schwefelgeruch stieg dem Hikari in die Nase, sondern auch der Geruch von Blut. Von einer Menge Blut.

Silence und Light mussten einige Treppenstufen hinauf rennen, um zum Ort des Geschehens zu gelangen. Schon nach den ersten hundert Stufen, hatten sie drei blutgetränkte Leichen gekreuzt. Silence rannte weiter, als wäre der Tod hinter ihr selbst her – er war jedoch eher vor ihr. Sie hatte die Übertragung nicht gehört, hatte die Worte nicht gehört, die ein angstgeschlagener Tsuchi Light ins Ohr geschrien hatte. Silence hatte Angst; Angst um ihren Bruder, dass ihm etwas passiert war… Das er auch irgendwo lag. Genau wie die drei toten Wächter auf den Steinstufen. Light wusste, Youma war nicht tot. Er lag nirgendwo. Er war in der Mitte des Schreckens. Der Mittelpunkt. Im Auge des Sturms. Der Einzige der nicht unter Todesangst litt.

Silence kam am Ende der Stufen an, musste sich jedoch sofort auf den Boden werfen um einer Windattacke auszuweichen, die ihre Haare aufwirbeln ließ. Ehe Light ebenfalls oben ankam, erblickte er Hikaru. Sie stand am Ende der Treppe. Der Rock war zerrissen, angebrannt, befleckt und ihre blauen Schleifen hatten ihre weißen Haare freigegeben: Sie wehten wild und ungebändigt in dem aufgescheuchten Wind. Als sie Light spürte, drehte sie sich um, sie hatte Blut in ihren weißen Kindergesicht.

„Halte ihn auf!“

Light und Silence sahen es im gleichen Moment und beide schlug es wie ein Peitschenhieb:

Youma.

Er stand, genau wie Light es dachte, in der Mitte des Horrors. Doch er sah bei weiten schlimmer aus, als in Lights schrecklichsten Alpträumen. Er war nirgends verletzt, seine lila Uniform hatte keinen Kratzer. Dennoch war er über und über mit Blut besudelt. Es sah aus, als hätte Youma in Blut gebadet. In seinen Händen hielt er eine Waffe, die Light nicht identifizieren konnte. Sie hatte einen langen verzierten, doch auch blutgetränkten Griff und eine lange, gebogene Klinge, dessen Schärfe nicht zu übersehen war.

Doch die Waffe, das Blut, waren nicht die schlimmsten Faktoren. Es waren Youmas Augen.

Seine sonst tiefen schwarzen Augen, waren nun in dunkles Rot getaucht. Nicht wie bei anderen Dämonen. Sondern auf eine ganz eigene Art. Die Pupille war nicht zu sehen, als wäre sie in dem roten Meer seiner Augen untergegangen.

Seine Schönheit war dahin. Die Augen zerstörten es. Diese Augen passten nicht zu ihm, sahen aus, als wären sie falsch eingesetzt worden. Und Light spürte das brennende Verlangen sie ihm auszustechen.

„YOUMA!“, schrie Silence plötzlich und wollte auch gerade auf ihn zu rennen, doch Light packte sie um die Taille und drückte sie an sich. Die Yami wehrte sich, doch ihre ruppigen Bewegungen gingen unter als Youma sich zu seiner Familie umdrehte.

„Silenci!“, laut und deutlich waren seine Worte über die Schreie und dem Weinen der Wächter zu hören. Seine Stimme klang wie immer. Doch seine Gesichtszüge waren hart geworden und sein boshaftes Grinsen erinnerte Light schrecklich an dem des Dämonenherrschers.

Ich bring ihn um! Das wird er mir büßen meinen Sohn so zugerichtet zu haben! ICH BRING IHN UM!

Youma blieb wo er war, wahnsinnig grinsend und streckte Silence einladend die Hand aus. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie es nicht gekonnt – Light hielt seine Tochter zu gut umklammert.

Ohne Light anzuschauen sagte Youma:

„Lass sie los, Hikari.“ Diese Anreihe von Wörtern traf ihn schmerzhafter, als jede Waffe es je tun würde. Noch nie, noch nie hatte jemand mit so viel abgrundtiefen Hass in der Stimme, ihn angesprochen. Noch nie! Und dann… gerade Youma…

Das konnte nur einen Grund haben:

Er hatte Youma alles erzählt.

Die Wahrheit.

Nur einen kurzen Augenblick war Light abgelenkt. Dies nutzte Silence aus und befreite sich aus seinen Griff. Youma hatte seine blutgetränkte Hand weiter ausgestreckt gehalten, sein Grinsen wurde langsam, fast schon maschinenmäßig, zu einem zufriedenen Lächeln.

„Ich brauche dich. Ich werde dich nie alleine lassen, dass habe ich dir versprochen, Silence…“ Auch sie streckte nun die Hand aus. Es wirkte dramatisch: wie die zwei Zwillinge die Hände nacheinander ausstreckten, obwohl Youma sich einfach nur bewegen müsste um ihre Hand zu nehmen.

Silence fiel es nicht auf. Aber Light umso mehr. Die Klinge von Youmas Waffe leuchtete und gerade als die Fingerspitzen der Zwillinge sich berührten, warf Light sich dazwischen.

Es ging alles schnell. Zu schnell für manche Augen. Die Sense Youmas durschnitt die Luft, die gestaute Energie entbrannte und ein horizontaler Hieb traf Lights Oberkörper. Dies hätte wahrscheinlich den Körper des Lichterben in zwei Hälften geteilt... Doch nur ein seitlicher Riss in seiner Kleidung war zu erkennen: Kein einziger Bluttropfen.

Youmas Gesicht verzerrte sich abermals zu einem Grinsen.

„Er hat also recht behalten. Selbst mit meiner Sense kann ich dich nicht verletzen.“ Sein Grinsen wurde breiter, während Silence nicht begreifen konnte, dass Youma gerade versucht hatte, sie anzugreifen.

„Aber selbst du hast eine Schwäche!“ Mit einer schnellen Bewegung griff Youma nach dem Glöckchen, welches unter dem zerrissenen Oberteil zum Vorschein kam. Light gelang es nach hinten auszuweichen und so dem Griff zu entgehen, doch sein alarmierender Blick verriet das Youma tatsächlich Recht hatte mit seiner Vermutung. Ein weiteres Mal, wollte der Halbdämon zugreifen, wurde jedoch an seinem Vorhaben gehindert: Ein Feuerpfeil riss ihm die Sense aus der Hand und verbrannte diese. Kaum hatte Youma sich nach seiner Waffe umgedreht, strahlte der Boden unter seinen Füßen gleisend auf. Light sprang nach hinten, von Tollpatschigkeit keine Spur, packte Silence und drückte ihren Kopf gegen seine Brust. Dennoch, obwohl sie von Lights Körper geschützt wurde, spürte sie die freigesetzte Lichtmagie brennend an jeden freien Zentimeter ihrer Haut. Dies war jedoch bei weiten nicht das, was ihr die größten Schmerzen bereitete.

Es war Youmas schmerzverzerrender Schrei.

Er ging ihr durch Mark und Bein, als wäre sie es, die unter den Schmerzen litt und nicht er. Ob es das Band der Zwillinge war, oder ihre Liebe zu ihm, wusste sie nicht.

Silence hörte Light ebenfalls schreien. Es waren allerdings Worte und kein Schmerzensschrei. Doch, von Schmerz erfüllt war auch sein Schrei – aber genau wie Silence waren es nicht seine eigenen körperlichen Schmerzen, sondern das Band, welches sie Beide mit Youma verband.

„HIKARU! HÖR AUF! DU BRINGST IHN UM! DU BRINGST IHN UM!“

„DAS IST AUCH MEINE ABSICHT!“

Youma wäre in diesem Moment umgekommen. Hikaru hätte ihn umgebracht, wäre Light nicht da gewesen. Ohne Silence loszulassen, zog er sein Schwert und mit einer ungeheuren Zielgenauigkeit warf er es. Das Schwert wirbelte durch die Luft und traf ins Ziel: In den blendenden Lichtstrahl, der von Hikaru ausging und sich an Youma entlud. Die Verbindung wurde unterbrochen, die Energie an den Absender zurück geschickt, die sie zusammenzucken ließ, als wäre sie von einem Blitz getroffen. Sie fiel auf den Boden und sah zu Light, mit einem mehr als vorwurfsvollen Blick. Er wusste jetzt hatte er ihr Vertrauen für alle Zeiten verloren.

Egal.

Silence hatte sich bereits von ihm gelöst und war zu Youma gerannt. Er lag am Boden, die Augen halbgeschlossen - jedoch so dass man das rot noch deutlich sehen konnte. Youma sah tot aus. Light biss sich auf die Unterlippe. Das durfte nicht wahr sein…

Silence lächelte eine Spur erleichtert als sie seinen Puls fühlte. Die Erleichterung hielt jedoch nicht lange – bis sie den Kopf über ihn senkte und ihrer Trauer freien Lauf ließ.... wie Light auch.
 

Ein Dämon. Elf Wächter. Zwei Nachkommen der Götter. Tot. Und mehr als 30 Schwerverletzte. Light und Hikaru hatten drei Stunden gebraucht um die Wunden so weit zu heilen, dass sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebten. Es war bis zu diesem Datum das größte Massaker welches auf Wächterboden stattgefunden hatte. Schnell hatte es sich auf ganz Aeterniem rumgesprochen: Ein Halbwächter wäre Amok gelaufen und sollte nun dafür hingerichtet werden. Von Hinrichtung war nicht die Rede. Aber wie es mit Gerüchten so war, steigerten sie sich von Mund zu Mund.

Am nächsten Abend fanden sich alle Götter im Versammlungssaal wieder um sich gegenseitig anzuschweigen. Light starrte verbissen auf die Tischkante, immer mal wieder zu Silence guckend, die neben ihn saß. Kein Anzeichen der gestrigen Tränen waren auf ihrem schönem Gesicht zu finden; stumm sah sie ins nichts.

Kaze und Hii waren nicht anwesend. Youma hatte Kazes vierte Tochter ermordet und Hiis zweiten Sohn. Sie waren wahrscheinlich bei deren Familien.

Light sah zur Uhr. Zwei Stunden saßen sie schon da. Kein Wort war gefallen. Das erste Geräusch, welches die Stille durch schnitt, war, als die Tür auf ging und alle Köpfe wanden sich der Person zu, die in der Tür stand. Es war Kikou, sie sah ernst aus – wie alle.

„Er ist wach.“ Silence sprang auf, doch wurde mit sanfter Gewalt von Light zurück auf den Stuhl befördert. Kikou blieb stehen, schloss jedoch die Tür hinter sich. Erst da fiel Light auf, dass sie Youmas Sense in der Hand hielt. Er wusste nicht was sie damit wollte, es war ihm allerdings auch momentan egal.

Kikou legte die Waffe auf den Tisch. Sie hatte sie vom Blut gereinigt. Jetzt wo sie so nah war, sah man erst wie enorm scharf sie war und die Größe… Mit einem flauen Gefühl im Magen überlegte Light wie viele Wesen man damit köpfen könnte, wenn sie nebeneinander standen. Sicherlich vier…

„Was willst du uns damit sagen?“, hörte Light Gensou fragen. Stumm zeigte die Klimagöttin auf ein Zeichen, welches oberhalb des Griffes eingraviert war. Die Anwesenden beugten sich vor und Silence war die Erste die es erkannte:

„Das Wappen der Yamis.“

„In der Tat.“ Alle sahen auf und warteten auf mehr, so das Kikou fortfuhr:

„Ich war es die diese Waffe geschmiedet hat. Sie gehörte Yami-kami-sama und war lange Zeit verschwunden. Genauer gesagt, seit ihren Tod.“ Sie holte tief Luft und sah zu Light. Doch dieser begriff auch ohne ihre Erklärung. Gleich als Kikou, nach dem Massaker, die Waffe an sich genommen hatte, hatte Light geschworen, dass Youma durch die Waffe von einem Dämon besessen worden war. Kikou habe gemeint, dass es möglich wäre. Doch ihr Gesicht hatte viel eher das Gegenteil ausgedrückt.

„Diese Waffe war nie und wird nie von einem Dämon besessen sein. Die Waffe wurde von einem Dämon geführt.“ Silence war mit dieser Erklärung absolut nicht zufrieden.

„Er könnte auch so von einem Dämon kontrolliert worden sein! Immerhin war Youma drei Tage lang verschwunden! Youma hat dieses Szenario niemals freiwillig angerichtet! Niemals! Das war nicht mein Zwilling der das getan hat…“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah deutlich den Moment vor sich, als Youma versucht hatte sie anzugreifen und Light dazwischen gegangen war… seine Augen…

„…Das ist nicht der Youma den ich liebe.“

„Raus.“ Silence sah auf. Tsuchi war aufgestanden und in zeigte Richtung Tür. Die Botschaft war einleuchtend, doch Silence bewegte sich nicht vom Fleck.

„Was?“

„Du hast hier nichts zu suchen.“ Schweigen. Silence sah zu ihren Vater, der sie nicht ansah. Schweigen.

„Gut! Macht doch was ihr wollt!“ Silence stand auf, warf ihre langen schwarzen Haare nach hinten und verließ mit erhobenem Kopf den Saal. Die die übrig blieben sahen ihr nach, bis einer sagte:

„Sie ist kein Deut besser als ihr Bruder.“ Dann erhob Light sich. Ohne Worte ging er auf die Tür zu und alle starrten ihn an.

„Wo willst du hin?!“ Der Hikari blieb nicht stehen, er spürte deren Blicke im Nacken und vor allen Dingen Hikarus. Doch sie sendete ihm keine Gedanken. Sie blieb stumm.

„Wenn meine Kinder hier nichts zu suchen haben, habe ich es auch nicht. Guten Abend.“ Die Tür schlug ins Schloss.

Silence lehnte an der Wand, als Light herauskam. Sie wusste, dass er sie nicht verraten würde. Ein kurzes, aber dankbares Lächeln huschte über ihr Gesicht, verschwand jedoch sofort wieder.

„Wo ist er?“

„Im Kerker.“ Sie gingen nicht schnell, viel eher langsam in die Richtung der Kerker. Sie sprachen nicht miteinander. Sie ängstigten sich beide vor dem was sie erwartete...dass sie abermals Youmas hässliche Seite sehen, dass sie abermals sein verzerrtes Grinsen sehen würden und diese schrecklichen Augen. Silence weigerte sich daran zu glauben, dass sie niemals wieder ihren Youma zu Gesicht bekommen würde. Immer noch sah sie ihn vor sich, wie er damals, als Kind, geweint hatte, als er einen Wächter verletzt hatte... und jetzt...

Silence wollte nicht darüber nachdenken. Sie versuchte sich mit irgendetwas abzulenken und fand auch ein Thema, über das sie mit Light reden konnte.

„Light, deine Flügel…“ Aus den Augenwinkeln sah er sie an.

„Ja? Was ist damit?“

„Was damit ist? Light, nicht jedem Wesen wachsen plötzlich Flügel aus dem Rücken.“ Er sah sie an und auch ihm huschte ein kurzes Lächeln über die Lippen, ehe er sich abwand. Light hatte seine Tochter schon verstanden: Sie wollte abgelenkt werden.

„Ich habe diese Fähigkeit von meiner Schöpferin erhalten.“ Silence sah auf. Es war äußerst selten das Light über Hikari-kami-sama sprach und wenn, dann immer in einen sehr wachsamen Tonfall. Als fürchtete er, er könnte etwas Falsches sagen. Doch immer mit tiefer Ehrfurcht… Silence fragte sich wie die beiden sich wohl gegenüber einander Verhalten hatten - wie ihre Beziehung gewesen war. Wie Mutter und Sohn? Oder wie Schöpferin und Schöpfung?

„Besitzt Hikaru auch diese Gabe?“

„Nein. Sie weiß nicht dass ich sie besitze. Genauer gesagt, bist du jetzt die einzige.“

„Warum benutzt du sie nicht?“ Der Angesprochene schwieg, wartete mit seiner Antwort.

„Sie verbrauchen zu viel Lichtmagie.“

„Du bist ein schlechter Lügner.“ Light sah sie verdutzt an und die Yami konnte nicht drum herum, noch einmal zu lächeln als sie hinzufügte:

„Komm, sag mir die Wahrheit, die steht dir besser.“ Light sah sie immer noch mit großen Augen an, schien wohl nach dem zu suchen, was seine Lüge verraten hatte. Es wahrte eine Weile, bis er tief Luft holte und die Wahrheit sagte:

„Die Flügel, so sagte meine Schöpferin, berechtigen den Anwender zum Oberhaupt aller Wächter.“ Silence starrte ihn an. Anders konnte sie einfach nicht.

„Aber ich halte davon nichts. Warum sollten die Hikari anders behandelt werden, nur weil ich Flügel auf dem Rücken habe? Ich wünsche mir, dass es so bleibt wie es ist. Keine Ungerechtigkeit, niemand der über den anderen steht. Unsere Lichtmagie ist nicht besser, als die der anderen, nur weil sie am effektivsten gegen Dämonen wirkt. Die anderen Elemente verbringen ebenfalls Wunder! Was wären wir ohne das Wasser Mizus oder ohne der Wärme Hiis? Daher versuche ich, sie zu verheimlichen. Besonders Hikaru darf davon nichts erfahren. Sie würde es ausnutzen, dessen bin ich mir sicher. Sie würde meinen Wunsch um Gleichberechtigung nicht akzeptieren. Auch ohne das Wissen meiner Flügel spricht sie öfter davon, dass man eine führende Rasse unter den Wächtern auswählen sollte. Einen Anführer. Wie die Dämonen es haben.“ Typisch Light. Er hielt die ultimative Macht in der Hand und er nutzte sie nicht. Weil er Gleichberechtigung wünschte…

„Wenn alle Hikaris so wären wie du, Light, würde ich ihnen ohne Bedenken folgen.“ Light sah auf, wollte Augenkontakt aufnehmen, doch Silence sah gerade aus und schwieg. Eigentlich hätte Light sich, durch ihre Worte, geschmeichelt fühlen sollen... aber sie lösten eher das Gegenteil aus.

Nein... er war absolut nicht geeignet für solch einen Posten...
 

Deren Schritte halten an den kahlen Steinwänden des Kerkers wieder, wie auch das Wasser, welches in regelmäßen Abständen von der Decke tropfte. Der Gang war schwach beleuchtet und war alles andere als einladend. Die Zellen jedoch waren leer. Vollkommen unbenutzt, da sie in der Regel niemanden hier unten gefangen hielten.

Light zeigte auf die letzte der Zellen. Silence lief vor, indem ihr Vater die Schritte verlangsamte.

Youmas Zelle war absolut dunkel. Das Licht der Fackeln konnte diesen Winkel der Kerker nicht erleuchten. Doch es gab etwas Anderes was diesen Raum erleuchten und Youma erkennen ließ: Er hatte leuchtende Ringe um sowohl den Handgelenken, den Füßen und dem Hals. Nicht nur, dass die Ringe aus Lichtmagie bestanden, nein, sie waren auch unheimlich fest angelegt worden. Es sah schmerzhaft aus. Silence spürte, wie ihr selbst die Luft knapp wurde, als wäre der Ring um ihren Hals.

Er war noch genauso blutgetränkt wie zuvor, man hatte ihm nicht die Gelegenheit gegeben sich zu waschen, oder umzuziehen. Silence spürte wie der Hass gegen sie in ihr aufkam und ehe sie versuchte Kontakt mit Youma aufzunehmen, drehte sie sich wütend zu Light. Dieser stand unter einer Fackel, nicht im Blickfeld der Zelle. Scheinbar wollte er es nicht sehen.

„Was sind das für Fesseln?!“

„Ein Läuterungsprozess.“ Silence wiederholte es fragend.

„Es treibt den Dämon aus.“ Sie sah ihn zuerst verwundert an - dann begriff sie. Diese Ketten waren Lights Werk. Er glaubte damit Youma wieder „normal“ machen zu können. Er war immer noch davon überzeugt, dass Youma von einem Dämon besessen war…

„Es sieht schmerzhaft aus.“

„Ich nehme an, dass ist es auch.“ Silence wand sich zu ihm herum und sagte klipp und klar:

„Lass mich zu ihm und deaktiviere die Läuterung! Ich werde zu ihm rein gehen und ihn waschen. Es ist eine Zumutung ihn in diesen Zustand einfach zurückzulassen!“ Lights weiße Augen sahen sie ernst an, doch er antwortete nicht. Silence wurde wütend.

„Light! Bitte!“ Vater und Tochter sahen sich schweigend an. Sie hielt ihrem Blick stand und er sah ihr an, dass wenn er es ihr verbat, würde sie die ganze Nacht über vor der Zelle hocken bleiben.

„30 Minuten.“ In dem er dies sagte und Silence ihn dankbar ansah, schnippte er mit den Fingern und die Gitterstäbe lösten sich in Lichtpartikel auf. Die Ringe um Youmas Gelenke allerdings, lösten sich nicht auf, sondern lockerten sich nur um einiges, so dass der Halbdämon mehr oder weniger frei war.

„Lass uns bitte allein“, sagte die Wächterin, ehe sie zu Youma ging. Light schüttelte den Kopf.

„Nein.“ Daran gab es nichts zu rütteln. Das hörte sie heraus. Es war das Wort ihres Vaters gewesen und er würde es nicht zurück nehmen. Silence sah dies ein, holte tief Luft und kniete sich zu Youma nieder.

Er hatte die Augen geschlossen, es wirkte als würde er schlafen. Jedem konnte er das vormachen, aber nicht ihr. Nicht seinem Zwilling die nun fast 21 Jahre mit ihm in einem Bett geschlafen hatte und genau wusste wie sich sein Atem anhörte, wenn er schlief und wenn nicht.

„Youma… Ich bin´s, Silence.“ Es dauerte. Silence wurde unruhig. Doch seine Reaktion kam - Eine unerwartete Reaktion. Damit hatte die Yami wahrlich nicht gerechnet:

„…Silenci… Bist du… verletzt?“ Er machte sich Sorgen um seine Schwester. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Youma war also doch irgendwo noch normal… Aber warum öffnete er seine Augen nicht?

„Mir geht es gut…“ Es gelang ihr kaum ihre Antwort zu Ende zu sprechen, ehe Youma plötzlich los sprudelte wie ein Wasserfall:

„Ich wollte dich nicht angreifen. Ehrlich nicht. Das darfst du nicht denken. Niemals! Bitte! Ich könnte dir nie wehtun. Ich wollte dich nicht angreifen! Ich wollte den Hikari angreifen. Ich wusste er würde dich schützen. Verstehst du? Ich wäre sonst nicht an ihn heran gekommen. Wenn er dich nicht geschützt hätte, dann hätte ich den Angriff gestoppt. Das musst du mir glauben!“ Light zuckte zusammen. Schon wieder dieser hasserfüllte Tonfall von Youma, wenn er über „den Hikari“ sprach. Es riss Light von innen förmlich die Brust auf. Genauso gut hätte Youma ihn mit der Sense angreifen können – das wäre wahrscheinlich weniger schmerzhaft. Light hielt sich die Hand vor dem Mund, um das auf keuchen zu unterdrücken.

„Warum wolltest du Light angreifen?“, hörte Light Silence fragen. Youma brauchte eine Weile um seine Antwort zu wählen. Wahrscheinlich weil er diese Worte nicht von seiner Schwester erwartet hätte, sondern eher, dass sie ihn beruhigen würde, indem sie ihm sagte, dass sie genau wusste, dass er sie nicht verletzten würde.

„Weil ich will, dass er stirbt.“ Die imaginiere Waffe bohrte sich tiefer in Lights Körper und er biss sich nun auf die Lippen um keine Geräusche zu verursachen. Diese Wunde würde nie wieder heilen können, das wusste er.

„Aber warum?!“ Light kniff die Augen zusammen bei der Verzweiflung in Silence‘ Stimme. Warum. Er kannte den Grund. Silence war die Einzige die es nicht wusste… Die grausame Wahrheit, die er all die Jahre für sich behalten hatte. Er hatte es nie übers Herz gebracht es zu preiszugeben. Als sie noch Kinder waren, hatte er für sich die Ausrede erfunden, dass sie zu klein waren für die Wahrheit. Mit zunehmendem Alter wurde dieser Vorwand hinfällig und dennoch behielt Light die Worte für sich. Hatte er sich einmal vorgenommen, sich mit ihnen zusammenzusetzen und alles in Ruhe auszureden, schob er dies hinaus - hinaus ins Unendliche. Er hatte begonnen darauf zu hoffen, dass sie es nie herausfinden würden. Die Worte des Namenlosen hatte er irgendwann so weit in sein Gedächtnis verdrängt, dass sie fast schon nicht mehr existierten. Light hatte einfach nie den Mut gehabt das Risiko einzugehen, dass deren Familienliebe zerstört werden konnte… und jetzt waren für Lights Lüge Wächter und Dämonen gestorben. Nur weil er zu feige gewesen war... Zu egoistisch.

Was für ein toller Hikari.

Youma gab ihr auch keine Antwort. Weiterhin hatte er die Augen geschlossen, sein Mund war nur ein gerader Strich, verriet nichts. Silence stand auf, drehte sich um, wollte die Zelle verlassen – doch Youma hatte Silence‘ Rock zu fassen bekommen.

„Geh nicht.“ Silence würdigte ihn keines Blickes, sagte nichts, sondern riss sich ohne Probleme aus seinen schwachen Griff los. Ohne ein Geräusch zu verursachen ging sie durch den Gang, auch Light wurde von ihr übersehen. Sie ließ die Tür hinter sich schwer ins Schloss fallen. Danach: Stille. Nichts außer Youmas Atemzug war zu hören, und dem regelmäßigen Wassertropfen.

Light stand mit dem Rücken zu seinen ehemaligen geliebten Sohn. Er spürte diese Liebe trotz allen in sich, doch sie war von Schmerzen umwuchert. Das Pochen der Wunde wurde von Sekunde zur Sekunde stärker und der Hikari fragte sich ob es möglich war, durch seelische Schmerzen zu sterben.

„Warum?“ Light sah über die Schulter hinweg, sagte nichts.

„Warum hast du uns die ganze Zeit betrogen? Warum hast du Silence solch einer Gefahr ausgesetzt?“ Seine Worte hörten sich nicht schmerzhaft, verzweifelt oder traurig an. Sie klangen eher wie eine Routinefrage. Ohne Gefühle. Light wusste nicht was er lieber gewollt hätte.

Silence kam zurück. Abermals achtete sie nicht auf Light. Sie ging so schnell, lief beinahe schon. Sie war nicht alleine gekommen, sie trug einen Eimer mit sich, gefüllt mit Wasser. Dieses fand schnell sein Ziel. Light hörte wie das Wasser ausgeleert wurde, sah wie es sich ausbreitete und hörte Youmas Husten und Fluchen. Doch es ging unter. Silence sagte nichts, aber Light sah es förmlich vor sich, wie sie ihm das Blut abwischte.

Das weiße Handtuch wurde binnen Sekunden blutrot, sie hatte gerade mal sein Gesicht vom Blut erlöst. Auf seine roten Augen, die jede ihrer Bewegungen mit eine unheimlichen Präzession verfolgten, achtete sie nicht. Silence war froh darüber, dass seine Augen nicht wie die der anderen Dämonen in der Dunkelheit herausstachen. Seine schienen sich eher mit der Dunkelheit zu vereinen. Dennoch irritierte es Silence. Es war einfach nicht Youma.

„Zieh dich aus, ich habe dir neue Kleidung mitgebracht.“ Light hörte wie Youma ihre Worte Folge leistete und er sich seiner Kleidung entledigte. Wieder war das Wasser zu hören.

„Woher hast du nur das ganze Blut…“

„Die Kleidung gefällt mir. Danke, Silence.“ Die Angesprochene sah auf und traf seinen Blick der sie zu durchbohren schien. Nicht böse, sondern eher, als würde er irgendetwas erwarten, was sie tun oder sagen würde. Schmerz trat in ihre Augen, was Youma nicht entfiel. Ohne etwas zu sagen, streckte er die Hand aus. Silence wusste nicht warum, aber als er ihre Wange berührte, zuckte sie zusammen. Youma verharrte. Sah sie an. Aber nicht wie sonst, sondern wieder mit diesen Ausdruck in den Augen, als würde er auf etwas warten. Silence mochte diesen Blick nicht. Nicht nur dieses widerliche Rot, welches ihn nicht nach sich selbst aussehen ließ, sondern auch dieser Blick.

Youma löste seine Hand von ihr, jedoch nicht um sie wieder zurückzuziehen. Er ließ seine Hand langsam nach unten gleiten. Zuerst an ihren Hals, ihrer Oberweite, glitt dann mit beiden Händen, ihre Taille entlang. Sein Blick veränderte sich dabei nicht. Im Gegenteil, die Erwartung wurde größer. Plötzlich und ruckartig zog er Silence zu sich. Sie spürte seinen nassen Körper an sich und die kalten schwarzen Haare auf ihrer Haut.

„Du fühlst dich so anders an…“, hauchte er ihr ins Ohr.

„Nicht ich bin es die sich anders anfühlt. Sondern du bist es der anders fühlt.“ Youma antwortete nicht. Vielleicht hatte er sie mal wieder überhört. Er drückte sie fester an sich. Silence gefiel das nicht. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber von „diesen Youma“ wollte sie nicht angefasst werden.

Dennoch konnte sie im ersten Moment nicht verhindern, das Youma seine Lippen an ihren Hals legte. Unzählige Male war sie schon von ihm auf diese Art liebkost worden – und dennoch, dies war eine völlig neue Erfahrung. Denn mit seiner gewohnten Zärtlichkeit hatte dies nichts gemein. Er war viel zu hart, viel zu aggressiv, für seine sonst so elegante Art. Sein ganzes Wesen geriet dadurch ins Wanken. Silence mochte das nicht. Absolut nicht. Und sie ließ es sich auch nicht gefallen.

Ohne Rücksicht auf seinen Zustand, stieß sie ihn von sich.

„Sag Mal, spinnst du?! Was soll das?!“ Augenblicklich verschwand der erwartungsvolle Ausdruck von Youmas Gesicht. Entweder bildete Silence es sich ein, oder das rot seiner Augen verschwand kurz. Einen Moment lang sah er aus wie immer und Silence‘ Wut verrauchte.

„Verschwinde! Lass mich allein!“ Die Yami glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was sagte er da?

Da Silence sich nicht vom Fleck bewegte, fing Youma an zu schreien:

„RAUS, HAB ICH GESAGT!“ Sie starrte ihn an, wie ein kleines naives Kind. Nur einen Moment, bis sich ihr Stolz wieder einschaltete und ihren Beinen sagte sie solle sich bewegen. Ohne ein weiteres Wort ging sie seinem Befehl nach, drehte ihm den Rücken zu und schritt zu Light. Dieser verschloss den Kerker wieder, wie er vorher gewesen war. Er schwieg ebenfalls. Sah sie jedoch fragend an. Doch Silence war nicht im Stande etwas zu sagen. Sie war in Gedanken. Denn sie war sich sicher das Youmas Augen in dem Moment wo er sie rausgeschickt hatte, schwarz gewesen waren…
 

Es war ungewiss was mit Youma geschehen sollte. Denn, wenn er wirklich der amptierende Herrscher der Dämonen war, dann würde es drastische Folgen habe, wenn er hingerichtet werden würde. Die Gottheiten klagten die Teufel an, dass sie dies alles geplant hatten. Diese ignorierten dies und verlangten Youma zurück. Die Wächter weigerten sich ihm die Freiheit zu schenken. Als Antwort darauf stoppten die Dämonen die Verkäufe an Baumaterial an die Wächter – und diese wiederum stoppten die Wasservorsorge. Unter anderen für Lerenien-Sei.

Die Lage war kritisch.

In den Grenzgebieten waren kleinere Konflikte bereits zu Straßenkämpfe angewachsen. Die Todesanzahl stieg von Tag zu Tag. Wenn sich der Konflikt um Youma weiter herausziehen würde, würde es noch weit aus schlimmer kommen...

Light war gleich am ersten Tag höchstpersönlich und ohne Begleitung nach Lerenien-sei aufgebrochen um mit dem Herrscher der Dämonen zu reden – so sehr er ihn auch verabscheute. Doch er war nicht aufzufinden. Auch seine Untertanen konnten Light nicht sagen, wo der Namenlose sich zurzeit aufhielt. Der Lichterbe war sich sicher, sie hätten es ihm gesagt, wenn sie es gewusst hätten... Dieser Verfluchte! Aeterniem war im Begriff im blutigen Chaos zu versinken und er sah von irgendwo aus zu!

Die größte Zeit verbrachte Light damit Kämpfe zu beschwichtigen. Sobald ein Streit irgendwo eskalierte, war er sofort vor Ort und redete gut auf die beiden Parte ein – es schien auch zu Wirkung zu zeigen, jedenfalls für einen kurzen Moment. Auch in den Werken, wo die Dämonen das Baumaterial herstellten, war er gewesen um sie zu bitten, die Verhandlungen wieder auf zu nehmen. Aber sie meinten, sie könnten die Arbeit erst wieder aufnehmen, wenn ihr Herrscher den Befehl dazu gab – und dieser war sogar nach einer Woche spurlos verschwunden.

Während Light zu seinem Volk sprach, die vor Wut und Hass-kochenden Götter gut zu sprach, hielt sich Silence zurück. Seitdem Youma sie rausgeworfen hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesprochen oder gesehen. Light war öfter unten gewesen und hatte versucht ihn zum reden zu bringen. Wie seine Tochter von ihm erfuhr, war es ein hoffnungsloses Unterfangen. Youma habe ihn nur böswillig angegrinst. Was für eine Kooperation.

Anfang der zweiten Woche, brach ein weiterer Kampf aus – dieser steigerte sich zum zweiten Massaker aus. Es war ein simpler Unfall gewesen, der die Wächter dazu brachte deren Nachbarland anzugreifen: Ein kleiner Junge war lebensgefährlich gestürzt – er starb an seinen Verletzungen, da die Heilung nicht schnell genug kam. Niemand hatte gesehen wie der Junge gefallen war – niemand, außer einem Dämon. Natürlich gab man ihm die Schuld.

„Jetzt greifen sie schon unschuldige Kinder an!“

Light spürte zunehmend wie ihm alles aus den Händen glitt. Alles wofür er gekämpft Jahrhundertelang gekämpft hatte, ging langsam, Stück für Stück in Flammen auf und ging unter in Blut...

Und das alles wegen einer einzigen Lüge...
 

Light wurde bei der letzten Konferenz ausgeschlossen, so dass er nun einsam in seinem Zimmer stand. Es war dunkel im Raum. Die Magie, die sonst für das Licht zuständig war, hatte Light nicht aktiviert. Die Sonne war schon vor einigen Stunden untergegangen und so war das Zimmer nur noch erfüllt vom matten Leuchten des Himmels. Silence war Draußen. An deren Ort. Dort hatte sie sich die letzten zwei Wochen regelmäßig hinbegeben. Sie würde sicherlich aber bald zurückkehren. Denn das Urteil würde heute bekannt gegeben werden. Light faltete gedankenverloren einen Brief zusammen. Dessen Inhalt sich in seine Gedanken eingebrannt hatte:
 

„Dies ist eine Warnung an dich, Light und deinem gesamten Volk: Tötet ihr unseren zukünftigen Gebieter werden wir blutige Konsequenzen ziehen.“
 

Der Lichterbe wusste das dieser Brief kein Akt der Böswilligkeit darstellte, sondern eher der Fairness. Er kannte den Absender und wusste wie schwer es ihm gefallen war diese Zeilen zu schreiben. Er verstand das Handeln der Dämonen sehr wohl. Deren jetziger Herrscher war weg und das Leben deren zukünftigen hing am seidenen Faden. Wären die Wächter in dieser Lage gewesen, hätten sie wahrscheinlich nicht anders gehandelt.

„Du Verfluchter... hast Youma für deinen Weg zum Krieg geopfert...“

Die Tür ging leise auf und schloss sich genauso leise wieder. Light drehte sich nicht herum, er tat so als hätte er Hikarus Eintreten nicht bemerkt. Auch als sie langsam näher trat, bewegte er sich nicht. Jedoch kam er nicht drum herum, zusammen zu zucken als Hikaru ihn von hinten umarmte.

„Vergiss diese Gefühle, Light. Es wird alles wieder gut werden. Du hast eine Ewigkeit vor dir. Eine Ewigkeit in der zur regieren musst.“ Light sah über die Schulter hinweg.

„Regieren?! Wie kommst du darauf?“ Lächelnd sah Hikaru zu ihm auf, löste nicht ihre Kinderarme von ihm.

„Ich habe deine wunderschönen Flügel gesehen, Light… Das ist der Beweis dass wir Hikari die führende Rasse unter den Wächtern sind. Ich habe es schon immer gewusst und nun hast du mir den Beweis gebracht. Falte deine Flügel vor dem Unseren aus und du wirst sehen, sie alle werden dir folgen. Sie werden dir Glauben schenken und damit kannst du den Krieg verhindern! Sie werden dir zu Füßen liegen! Uns! Dem Licht!“ Lights Blick wurde starr, er blinzelte nicht. Es fiel ihm schwer die Worte Hikarus überhaupt in sich aufzunehmen und zu verstehen. Hikaru sah ihn unentwegt mit ihrem Lächeln an. Ein so warmes hatte er noch nie von ihr erlebt.

In dem Moment wurde die Tür aufgeschlagen. Beide Hikaris wirbelten herum und erblickten eine völlig außer Atem seiende Kikou.

„…Sie…. SIE… IST WEG!“ Hikarus Blick wurde fragend, sie sah zu Light.

„Was ist weg?“

„DIE SENSE!“ Kaum waren die Worte aus ihrem Munde, tauchte auch schon Toki hinter Kikou auf, auch er war nicht weniger außer Atem.

„Youma auch!“ Das gab Bewegung in Light. Ohne ein weiteres Wort begann er zu Laufen. Er drängte sich an den beiden Göttern vorbei und hörte unwirklich, dass sie ihn fragten wo er hin wollte. Genauso wenig vernahm er dass sie ihm folgten. Light wusste wo er Youma finden würde. Sein Sohn würde niemals verschwinden ohne Silence mitzunehmen, oder sich wenigstens von ihr zu verabschieden. Aber, was wenn Light nicht rechtzeitig an deren heiligen Ort ankam? Er würde nicht zeitig kommen - nicht wenn er in diesem Tempo weiter lief. Er lief zwar schon so schnell er konnte, doch dies war einfach nicht schnell genug! Youma würde so vor ihn ankommen und wahrscheinlich auch vor ihn verschwinden.

Und das musste Light verhindern.

Light kam auf den Hauptplatz, wo sich bereits die anderen Götter befanden. An diesen Platz hatte Youma das Blutbad angerichtet, welches diese schreckliche Entwicklung eingeläutet hatte. Der Hikari verlangsamte seine Schritte ein wenig. Ihm war klar, dass ihm keine andere Möglichkeit blieb. Entweder er benutzte seine Flügel, um zum Ort zu fliegen, oder es war zu spät. Allerdings lagen alle Augen der Götter auf ihn. Es war genau wie Hikaru es gewollt hatte.

Er biss sich auf die Unterlippe. Es gab keinen Ausweg…

Die Augen aller weiteten sich, sogar Hikaru war augenblicklich erstarrt, als Light mit geschlossenen Augen seine leuchtenden Engelsflügel beschwor und sie ausfaltete. Sie verursachten keinen Laut, leuchtenden in der Dunkelheit und hüllten Light in mattes Licht.

Der Engel achtete nicht auf die Reaktionen der Anderen. Wenn er sich umgedreht hätte, hätte er gesehen, das Shizen, Gensou und Toki auf die Knie gefallen waren. Die anderen waren noch zu erstarrt um das Unfassbare zu begreifen. Hikaru hatte sich von ihrer Starre gelöst. Sie hielt ihre Hände vor ihrem Mund, um die Geräusche des Weinens zu ersticken.

Light nahm nur einen Meter Anlauf, ehe er sich ohne Probleme vom Boden erhob und so schnell wie er konnte, los flog… um wenigstens einer seiner Kinder lebend anzutreffen.
 

Silence saß am Baum gelehnt, im hohen goldenen Gras. Genau wie Youma es damals getan hatte. Sie starrte hinaus auf die glatte Oberfläche des Sees, in dem sich der Halbmond spiegelte. Ihr war nicht kalt, sie würde, wenn es notwendig war, auch die ganze Nacht hier sitzen bleiben. Aber warum eigentlich? Worauf wartete sie? Auf ein Wunder? Das Youma angerannt kam, mit der Nachricht, dass alles wieder in Ordnung war, dass er Light nie töten wollte und dass er nicht hingerichtet werden würde? Was für eine kindische und unrealistische Wunschvorstellung.

Sie senkte ihren Kopf auf ihre Knie und atmete tief ein. Es müsste regnen. Das würde perfekt zur Stimmung passen - schoss es ihr überflüssigerweise durch den Kopf. Doch der Himmel war sternenklar. Es würde eine kalte Nacht werden.

Silence hörte wie ihr Glöckchen aus dem Oberteil fiel und setzte sich wieder auf. Sie nahm das goldene Glöckchen in die Hand. Vom Mond angestrahlt glänzte es ein wenig. Es war wirklich unvorstellbar, dass so ein kleines unscheinbares Ding ein Leben beinhielt. Doch es war Tatsache. Auch für die Yamis war das Glöckchen der Anker zum Leben. Youma hatte genau das Gleiche, beide schwarzgeflügelt.

Gerade als Silence den Anhänger wieder unter ihrem Oberteil verschwinden lassen wollte, hörte sie Schritte und sprang auf. Sollte ihr Wunder etwa doch noch wahr werden?

Er, ihr Zwilling, war es tatsächlich!

Er ging auf sie zu. Genauso elegant wie immer. Seine langen schwarzen Haare wehten im Wind, wie auch sein schwarzer Umhang. Silence rannte nicht auf ihn zu, sie blieb stehen und wartete mit pochendem Herzen, dass er zu ihr kam.

„Youma… Haben sie dich für unschuldig erklärt?“, fragte sie, als er vor ihr stand. Ihre Stimme war voller Hoffnung. Seine Augen konnte sie nicht sehen. Es war zu dunkel um zu sagen ob seine Augen rot oder schwarz waren. Youma ließ seine Sense zu Boden fallen und sah nun auf. Seine Augen waren tatsächlich schwarz. Seine Verlobte fiel ein Stein vom Herzen.

Doch es war etwas was mit seinen Augen nicht stimmte. Er sah sie nicht glücklich, oder hoffnungsvoll an, nein, viel eher das Gegenteil. Seine Augen waren von Trauer erfüllt, Verzweiflung und… fast so als müsste er um Verzeihung flehen. Silence verlor das Gefühl der Euphorie.

„Silence…“ Er streckte die Hand nach ihrer aus, nahm sie und hielt sie mit seiner zusammen. Silence bemerkte, dass er zitterte, seine Hand war eiskalt.

„Ich liebe dich.“

„Youma…“ Weiter kam sie nicht. Es passierte zu schnell. Plötzlich stand Youma genau vor ihr, keine fünf Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie spürte gerade noch, dass er ihr das Glöckchen vom Hals riss, ehe Silence schon das Blut in ihrem Mund vernahm und einen enormen Schmerz in der Brust.

„Verzeih mir…“, hauchte er ihr ins Ohr, während er Silence an sich drückte. Sie jedoch spürte es kaum noch. Sie spürte nicht einmal mehr die totbringende Wunde, die er ihr zugefügt hatte, unter solchen Schmerzen stand sie. Blut quoll wie Wasser aus ihren Mund, die Augen hatte sie weit aufgerissen, die von ihrem entsetzlichen Schmerzen zeugten. Zwischen dem Blut versuchte Silence zu schreien, doch ihr Schrei ging unter, indem Youma sie nur noch intensiver an sich drückte. Er hielt ihren Kopf an seinen Oberkörper gedrückt. Für jeden sähe diese Pose aus, als würde er sie trösten wollen – wäre nicht seine Hand durch ihren Oberkörper gedrungen.

Jedoch zog er seine Hand, mit einem schrecklich schmatzenden Geräusch wieder heraus. Nur um auch diese auch Hand für die Umarmung zu gebrauchen. Silence wäre gefallen, hätte er sie nicht verzweifelt an sich gedrückt, wie ein Rettungsanker. Genau wie sie, spürte er, wie das Leben aus ihr heraus wich. Langsam.

Herzschlag, für Herzschlag…

Blut, für Blut…

Träne, für Träne…

Das Letzte was Silence vernahm, als ihr Herz noch ein letztes Mal schlug, waren Youmas Tränen…

Er weinte. Seine Verzweiflung war unüberhörbar. Youma schrie. Als wäre er der, der starb und nicht Silence.
 

Nur mit einem einzigen Wort, fiel Silence der Dunkelheit zum Opfer, dem Tod. Ihrem Ende.

Warum?!
 

Dieses Wort hinderte ihre Seele daran Frieden zu finden.
 

Fertig gestellt: 10.06.07
 

Musik: Fallen Angel by L’amme Immortale and The Point of no Return by Phantom of the Opera
 

Meine Güte! Ich hab das vor einem halben Jahr geschrieben O_o um gottes willen xD
 

???: *unheimliche Schauermusik im Hintergrund* Ich-

Light(-kun): *POOOOOOINT* DU! WAS MACHST DU HIER?! DU WAGST ES----

???: *Zeigefinger erheb* Aber Light-kun, dass gehört sich nicht. Du kannst mich doch nicht mitten in meinem Satz unterbrechen. Ich dachte du wärst gut erzogen?

Light(-kun): .... *grummel* musst du gerade sagen.

???: *nicht auf seinen Satz achtet* Jedenfalls werde ich euch diesmal einen Einblick in... das nächste Kapitel geben. Das Wichtigste zuerst: Es wird den Namen „Stilles Herz“ tragen und diese ach so dramatische Vergangenheit der Zwillinge abschließen. Kitschig und unheilvoll wie man es gewohnt ist. Der arme Wächter namens Tao. Oh ja mein Beileid.

Light(-kun): Eine Frage...

???: Du unterbrichst mich ja schon wieder, Ligh-kun! *an grinz* und lass mich raten, du willst wissen wie mein Name lautet.

Light(-kun): Nein. Eigentlich nicht.

???: Was liegt dir denn auf der Zunge?

Light(-kun): .......... ¬///¬

???: ^^ du bist so süß wenn du rot wirst.

Light(-kun): *stummer Schrei* Was ich fragen wollte IST... warum ich dieses (-kun) da stehen habe.

???: Ist doch einfach, Light-kun. Weil du ein Uke bist.

Light(-kun): ............WAS?!

???: *zweideutig grins*
 

Saku: *Tekuu ärgert xDDDD*

Stilles Herz

Stilles Herz
 


 

Ein erschöpftes Seufzten huschte über die Lippen des Klimawächters, während er seine azurblauen Haare aus dem Haarband befreite und sie freien Lauf über seinen Rücken flossen. Er hatte das Haarband noch in der Hand, als der Wächter sein Gesicht vor Kraftlosigkeit in seine Hände vergrub.

„Niemand wird mir Glauben schenken, in dem Falle, dass ich es so schreibe, Silence.“ Er machte eine beinahe schon enttäuschte Geste in Richtung dem Haufen Notizen, die er sich während Silence‘ Erzählung gemacht hatte. Tao wusste nicht, wie oft er diese nun durchgelesen hatte. Jedoch sooft, dass er sie hätte vorsagen können, ohne auf das Pergament schauen zu müssen.

Silence schwebte in der Mitte des Raumes. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und sah zu dem kraftlosen Tao herüber.

„Das ist nicht mein Problem. Ich habe meinen Part getan“, antwortete Silence brüsk. Der Kikou achtete nicht darauf.

„Ich muss Beweise liefern können. Wenn mich jemand fragt, woher ich das Wissen erhalten habe, kann meine Antwort unmöglich lauten, eine Tote hätte sie mir zugeflüstert! Alleine schon die Tatsache, dass Light zeugungsunfähig war und die Hikari somit nicht von ihm abstammen...“ Er stöhnte als befürchtete er von Gott gerichtet zu werden.

„Wenn ich für diese Behauptung - immerhin zweifle ich damit das Hikari-Regien an! – nicht untermauern kann... uuuuuh. Ich bin sooooo unwürdig!“ Er vergrub seinen blauen Haarschopf abermals in seine Hände.

„Ja, das bist du.“ Mit verdrehten Augen.

„Und du bist wie immer unheimlich liebenswürdig...“

„Ich weiß, Taolein!“

„Sag mir besser, was ich machen soll.“ Tao nahm sich noch einmal seine Notizen zur Hand und überflog sie kritisch. Das Wissen, welches er da in der Hand hielt... es könnte eine entscheidende Wendung in dem Glauben der Wächter geben. Von je her wussten alle, waren alle Wächter davon überzeugt, dass Light der Vater der Hikari war – aber das war er nicht. Er war nichts weiter als eine Schachfigur des Schicksals, die einen der traurigsten Wege bestritten hatte. Dazu kam das neugewonnene Wissen über die Yamis. Niemals hatte man geahnt, dass es noch ein weites Element gab und obendrein auch noch das der Dunkelheit. Diese wurde einzig und allein den Dämonen zugeschrieben. Hikaru hatte wahrlich erfolgreich dafür gesorgt, dass die Yamis aus der Geschichte der Wächter verschwanden. Wie ein Schandfleck auf einem wunderschönen Bild, waren sie ausradiert worden... Das die Göttin auch noch Hikari-kami-samas Gegenpart, Zwilling oder was auch immer, darstellte und damit die gleiche Macht besaß... damit stellte Tao die Hikaris und die Yamis – die nicht einmal mehr lebten, auf dieselbe Stufe. Tao wusste wirklich nicht, was von den ganzen neuen Fakten am Schlimmsten war! Dass die Wächter mit den Dämonen eine Koexistenz geführt hatten? In Lights Namen – Tao sah die zweifelnden Blicke der Wächter schon vor sich. Wahrscheinlich würden sie es alles mit einem Lächeln abtun; sagen, er wäre wahrscheinlich überarbeitet... oder das Genie und Wahnsinn nah beieinander lagen.

Selbst wenn er Beweise liefern könnte... und damit das schwarze Loch der Geschichte füllen könnte... Die Frage war ... würde es Gutes bringen? Wollten die Wächter es überhaupt wissen?

„Du könntest sein Tagebuch als Beweis vorlegen.“ Wie vom Blitz getroffen schoss Tao empor. So hastig, dass sein Stuhl auf den Boden krachte und seine Notizen sich über die Fließen verteilten. Er wirbelte herum und sah Silence geschockt an.

„W-Wie... bitte?!“ Silence konnte über die Reaktion des Klimawächters nur grinsen und sagte amüsiert:

„Wie? Sag mir nicht... oh, habe ich etwa vergessen zu sagen, dass Light ab und zu Dinge über den Verlauf seines Lebens niederschrieb? Ich denke so etwas könnte man Tagebuch nennen, meinst du nicht auch? Leider schrieb er nichts, was ich nicht schon vorher gewusst hatte...“ Taos Gesicht hellte auf der Stelle auf. Die Tatsache, dass Silence ihm diese Information unterschlagen hatte, war ihm scheinbar egal. Ein Tagebuch! Lights Tagebuch! Also besser hätte es wahrlich nicht kommen können!

Kaum freute sich Silence‘ über die Freude ihres Gegenübers, verdunkelte sich sein Blick plötzlich und er ließ die Schultern hängen.

„Das bringt mich auch nicht weiter.“

„Ach und warum nicht?“ Der Angesprochene hob seinen Stuhl auf, nur um sich danach wieder darauf fallen zu lassen. Er zog das rechte Bein zu sich, winkelte es an und stützte seinen Kopf auf diesen und erklärte erschöpft:

„Weil kein Buch eine solch lange Zeit überdauern kann. Es liegt Äonen zurück. Egal wie sicher es aufbewahrt worden ist, es kann unmöglich noch existieren. Dazu kommt, dass die Welt nicht mehr Aeterniem ist. Sie hat sich von Grund auf verändert, sie heißt jetzt Terra (die Wächter nennen die Erde Terra) und gehört nicht länger uns. Egal wo es auf der Oberfläche versteckt gewesen wäre... Entweder wäre es zerstört, so wie alles von unserer alten Zivilisation, die von Aeterniem zeugte, oder von Menschenhand gefunden worden. Und glaube mir, das Letzte ist unmöglich. Alles, was die Menschen jemals von uns besaßen ist wieder in unsere Hände gelangt. Da sind die Wächter recht pingelig.“

Die Antwort Silence‘ war das Verdrehen ihrer schwarzen Augen, während sie näher an ihn heran schwebte. Sein mürrischer Gesichtsausruck geriet ins Wanken als er die Wächterin so kurz vor sich sah und er löste sich aus seiner eingekapselten Pose, indem er sein Bein auf den Boden absetzte.

„Du bist der schrecklichste Schaumeier den ich je gekannt habe... und mir ist schon so mancher Kikou unter die Augen gekommen!“, sagte sie schnippisch und mit zusammengekniffenen Augen. Tao sah sie nur verblüfft an – er suchte nach dem Grund warum er keine Worte zu Stande brachte.

Seine Augen wurden jedoch erst richtig groß, als Silence‘ Hand urplötzlich hervorschnellte. Als hätte Tao erst just in diesem Moment bemerkt, dass sie eine Hand besaß, starrte er diese an, die sich einladend vor ihm befand. Erst nach wenigen Momenten, sah er auf und in das Gesicht der Yami. Diese machte eine ungeduldige Bewegung mit ihrer anderen Hand und sagte:

„Komm schon! Ich werde dir beweisen, dass du nicht immer Recht hast!“
 

Natürlich hatte Tao ihre Hand nicht ergriffen. So gern er es auch getan hätte... Die Geste Silence‘ war nicht mehr als symbolisch gemeint gewesen. Davon ging Tao aus. Nein, er war sich sicher – sagte er sich selbst. Es war nichts dabei gewesen... absolut nicht. Immerhin... war es sowieso nicht möglich.

Der Kikou schüttelte den Kopf, versuchte diese Gedanken damit zu vertreiben und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Wenn er nur wüsste was vor ihm lag! Silence hatte ihm nicht verraten wo sie die beiden hingebracht hatte und ihm auch keine Zeit gelassen, seine Ausrüstung einzupacken. Sie war gerade mal gnädig genug ihm eine Jacke zu erlauben – und die brauchte er auch. Eine beißende Kälte umgab den jungen Klimawächter und brachte ihm zum zittern. Er war in einer Tropfsteinhöhle, so viel konnte er sich doch zusammen reimen. Zwar war seine Sicht, durch die Dunkelheit, mehr als beeinträchtigt, doch seine Augen hatten sich so weit daran gewöhnt, dass er die Umrisse der Stalaktit erahnen konnte, die über seinem Kopfe von der Decke thronten. Hätte er Silence nicht, hätte er sich in diesem Labyrinth verlaufen – er vertraute dem her voll und ganz auf seine Begleiterin. Dies löste jedoch kein flaues Gefühl in ihm aus. Da sie eine Wächterin der Dunkelheit war, konnte Tao sich nicht vorstellen, dass ihr die Dunkelheit Schwierigkeiten bereitete – auch wenn sie nicht im Besitz ihrer Kräfte war. Seine Spekulation hatte sich auch schon innerhalb kürzester Zeit bestätigt, da sie den Hindernissen auf deren Wege geschickt ausweichte und Tao dabei behilflich war: Sie warnte ihn vor Felsen oder zu niedrig hängenden Stalaktiten. Aber auch ansonsten schien sie sich in diesem Wirrwarr auszukennen.

„Müssen wir noch weit?“, fragte er plötzlich in die Dunkelheit hinein und war sich sicher das Flattern von Fledermäusen zu hören – über den Geklapper seiner Zähne hinweg. Silence konnte sich da ein neckisches Kommentar nicht verkneifen:

„Ou, friert der Herr Klimawächter, so ganz ohne seine Erfindungen?“ Das war das Stichwort: Hätte sie ihn gelassen... hätte er seine Ausrüstung, die für solch einen Fall vorgesehen war, mitgenommen, würde er jetzt garantiert nicht frieren, sondern sich wollig warmfühlen.

„Du kannst das doch gar nicht nachvollziehen. Wie lange ist es her, seitdem du eine Gänsehau-“

„Stop.“ Im ersten Moment dachte Tao, Silence hätte ihn am Sprechen gehindert, weil sie nicht hören wollte, wie er ihren toten Zustand ankreidete. Ihm wurde daher auch klar, dass er etwas Taktloses gesagt hatte und das schlechte Gewissen bemächtigte ihn. Doch Silence hatte ihn nicht deswegen zum Schweigen gebracht, sondern weil deren Weg offensichtlich in einer Sackgasse geendet hatte. Hätte Tao kein schlechtes Gewissen, hätte er die Chance genutzt und sie ein wenig geärgert, dafür, dass Silence sie in die Irre geführt hatte. Doch die Yami schien sich ihrer Sache sicher zu sein. Tao konnte nicht erkennen was sie vor ihm tat – dafür war es schlechtweg zu dunkel. Auf einmal leuchtete die Umgebung um ihn herum kurz in einem violetten Schein auf. Das Leuchten erlosch jedoch sofort wieder, aber es hatte ausgereicht um Tao sagen zu können, dass es sich dabei um Magie der Zeit handelte. In diesem Moment wurde dem Klimawächter bewusst, warum Silence sich so sicher war, dass das Tagebuch noch existierte und die Freude über diese Tatsache übermannte ihn förmlich.

Zeitwächter konnten Dinge in der Zeit versiegeln! Es war auch solch ein Siegel, welches Youma gefangen hielt. Im Normalfall war es unmöglich ein lebendes Wesen in der Zeit zu versiegeln, doch im Falle Youmas hatten einige Faktoren seine Versiegelung beeinflusst. Zum Einen war es der Gott der Zeit selbst gewesen und zum Anderen, hatte dieser noch Hilfe von Hikaru erhalten. Wie Silence es geschafft hatte Lights Tagebuch zu versiegeln, obwohl sie keine Zeitmagie beherrschte, war Tao ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte sie auf die verbotene Kunst zurück gegriffen...

„Träumst du?“ Tao schreckte auf und bemerkte erst da, dass Silence die Prozedur hinter sich gelassen hatte. Sie musste nun vor ihm stehen, doch er konnte sie nicht sehen.

„Lass uns zurückkehren. Ich hab alles was wir brauchen.“

In der Wärme seines Gemaches gesuhlt, begutachtete Tao die Gegenstände die Silence aus dem Zeitbann befreit hatte. Es war nicht einzig und allein das Tagebuch gewesen. Sondern noch zwei weitere Dinge. Es waren beides Schmuckstücke: Das eine war ein reichverziertes Diadem, welches Tao als das von Light wiedererkannte. Silence erklärte ihm, es war das Schmuckstück welches Light, in ihrer Kindheit, im See bei der Wasserschlacht, verloren hatte. Silence hatte es gefunden, nachdem sie in ihrem jetzigen Zustand „aufgewacht“ war.

Das andere Schmuckstück gehörte Silence selbst. Es war ein Ohrring in der Form eines schwarzen Prismas. Der Gleiche, den die Yami an ihrem rechten Ohr trug. Tao hatte sich schon immer gefragt warum sie nur einen trug. Die Antwort war offensichtlich, dass sie den anderen zu ihren Tod nicht getragen hatte.

Zuerst wusste er nicht warum ihr der Ohrring so wichtig war, dass sie ihn in der Zeit einsperrte, doch nach kurzem Durchdenken, war es ihm klar geworden. Es war sicherlich ein Geschenk von Youma gewesen...

Tao fragte nicht, ob seine Vermutung richtig war. Er wollte das Thema „Youma“ so weit es möglich war umgehen...

Als Tao sich schlussendlich dem Buch zuwandte, bemerkte er, dass seine behandschuhten Finger vor Anspannung zitterten. Das Buch war nicht gerade dick und war in einem simplen braun gehalten. Niemand würde auf die Idee kommen, dass in diesem Buch Lights Handschrift geschrieben stand. Doch es war eindeutig Lights Hand gewesen, die die Worte verfasst hatte. Als Tao nämlich die erste Seite mit allerhöchster Vorsicht aufschlug, erkannte er Lights Unterschrift wieder. Es gab eine einzige Überlieferung aus den Zeiten von Aeterniem. Eine Steintafel, auf die ein Gedicht in Edoú eingemeißelt worden war. Das Gedicht hatte von Hikari-kami-sama erzählt und war heute noch überall zu lesen. Die Signatur, mit der Light sich in dem Stein verewigt hatte, war selbstständig nicht die Gleiche, die er auf dem Pergament, in Taos Händen, in Gebrauch genommen hatte. Doch Light hatte seine ganz eigene, merkwürdige Art, das Edoú Zeichen für „H“ zu schreiben. Daher war Tao sofort überzeugt davon, dass das, was er in der Hand hielt, von Light selbst geschrieben worden war.

Tao schätzte es waren um die 100 Seiten... 100 Seiten aus der verlorenen Zeit! Das war... mehr, als er sich jemals erhofft hatte... er musste es nur noch übersetzen... und dann... war das Wissen der Wächter endlich komplett. Endlich hatten sie eine Vergangenheit! Einen Anfang!

Der Klimawächter drückte das Buch an sich, als wäre es ein neu gewonnener Schatz.

„...Danke, Silence...“ Seine azurblauen Augen waren glasig als er sich zu ihr umwandte, doch er lächelte und ohne das Silence wusste was geschah, spürte sie, dass ihre Lippen sich ebenfalls zu einem Lächeln formten, um seins zu erwidern. Sie fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr... war es, weil sie Tao geholfen hatte? Oder...

„Ohne dich, wäre das niemals möglich gewesen...Danke“
 

Tao benötigte zwei Monate, dann war das Werk vollbracht. Viele schlaflose Nächte verbrachte er mit Silence zusammen, die ihn, ohne Murren, dabei half, Lights Texte zu verstehen und zu übersetzen. Um das Buch auch als Beweis vorzulegen, hatten sie die Ausrede gefunden, dass Tao „zufällig“ darüber gestolpert war, als er zusammen mit einen Zeitwächter unterwegs gewesen war und dass dieser gespürt hatte, dass sich ein Zeitbann in der Nähe befand (eine der Eigenschafte, der Tokis). Dieser Wächter war zum Glück zwei Tage vorher ums Leben gekommen und konnte diese Aussage, daher nicht untermauern.

In dieser Zeit empfand Silence sich so lebendig, wie noch nie zuvor. Durch die Übersetzung, fühlte sie sich mit Light wieder verbunden. Es war, als würde er direkt hinter ihr stehen und ihr gut zusprechen. Vielleicht war es diese Verbindung, die Silence dazu brachte, dauerhaft gute Laune zu haben. Es erschien ihr alles plötzlich so leicht – leicht offen zu sein, leicht zu lachen und zu lächeln. Sie lachten bei der Arbeit, sie hatten Spaß dabei. Manchmal vergaßen die beiden Wächter sogar, dass Silence tot war...

... und wenn sie sich in die Augen des Anderen verloren, war es umso schwerer, zu begreifen...

Das Buch, „Die Geschichte der Wächter“, wirbelte das gesamte Wächtertum auf. Silence würde auf ihr Dämonenblut schwören, dass kein Wächter, zu dieser Zeit, ein anderes Buch in der Hand hielt, als Taos. Er gab Vorlesungen, diskutierte über den Inhalt seines Buches mit anderen Wächtern, das Buch Lights wurde zusammen mit dem Diadem ausgestellt und die Hikari kamen eigenhändig aus dem Jenseits um eine Debatte mit Tao zu führen. Silence musste sich zurückhalten nicht zu lachen, als Tao ihr erzählte, dass einige der Hikari vor Freude geweint hatten, als sie Lights Diadem in den Händen gehalten hatten.

Natürlich wurde das Buch nicht unbedingt positiv aufgenommen. Der Schock, dass Light in keinster Weiße mit den heutigen Hikaris verwandt war, saß tief. Einige weigerten es zu glauben. Auch als sie Lights eigene Worte lasen, in dem er schrieb, dass er seinen Umstand beklagte, dass er nicht in der Lage war Kinder zu zeugen, sich daher, aber umso mehr über Silence und Youma freute, wollten sie nicht glauben. Aber damit hatte Tao schon vorher gerechnet. Silence freute sich am meisten darüber, dass die Existenz der Yami nicht länger ein Geheimnis war. Wäre Hikaru noch am Leben, so würde die Yami sie hämisch auslachen.

Doch selbst wenn Tao jetzt mindestens ein dutzend Diskussionsthemen aufwirbelte, wurde er förmlich mit Ruhm überschüttet. Das Buch und die Beweise, die er mitbrachte, läuteten ein neues Zeitalter an...

Nur Akari stand außerhalb. Aus irgendeinem Grund fühlte sie, dass Tao sich Schritt für Schritt von ihr entfernte. Vielleicht weil es nicht sie war... die sich für ihn freute... und auch nicht die, sich mit ihn freute.
 

Der Regen stürzte förmlich vom Himmel herab. An den großen Fenstern des Tempels lief das Wasser in Flüssen. Das Unwetter war plötzlich über die Insel herein gebrochen und so waren die Grüppchen an Wächtern, die sich kaum fünf Minuten zuvor noch auf der grünen Weide befanden hatten, auf den Weg ins Innere. Wie auch Akari und Tao – sie waren zusammen Spazieren gegangen. Man sagte sich, deren Beziehung war nach Taos grenzenlosen Erfolg, noch enger geworden. Zwar war die Heirat verschoben worden, aber „deren Liebe war unübersehbar“. Immerhin verbrachte er so viel Zeit bei seiner Verlobten... was auch der Wahrheit entsprach. Allerdings hatte dies nichts mit Liebe zu tun. Das schlechte Gewissen begann durch Taos Euphorie zu sickern und brachte diese langsam zum ersticken. Er wusste nicht, ob Akari so tat, als würde sie es nicht bemerken, oder ob er so gut spielen konnte, dass sie es wirklich nicht ahnte. Vielleicht, war es auch ihr Wille, weiterhin in einer Lüge zu leben....

Tao öffnete, mit durch triefte Kleidung die Tür zu seinem Gemach, nachdem er sich von Akari entschuldigt hatte. Er wolle sich umkleiden – bevor sie zusammen in die Oper gingen. Akari konnte Musik dieser Art nicht leiden. Nicht, weil es von Menschenhand stammte, sondern weil sie italienische Sprachkunst nicht vertrug. Im Gegensatz zu Tao. Er hatte es schon immer gemocht – was Akari wusste und ihm einen Gefallen tun wollte. Der Kikou hatte nicht abgelehnt. Auch wenn er zugeben musste, dass er der Vorführung nicht wie sonst entgegen fieberte.

Doch trotz dem Knoten in seinem Bauch, setzte er ein strahlendes Lächeln auf, als er eintrat.

„In Lights Namen: Was für ein grausames Wetter!“ Er versuchte unbeschwert zu lachen, doch es gelang ihm nicht zu seiner Zufriedenheit. Der Versuch brach auch in sich zusammen, als er die Person erblickte, für die er dieses Theater gespielt hatte.

Silence sah ihn nicht an. Die Yami saß weit von Tao entfernt, den Rücken zu ihm gekehrt und den Kopf erhoben. Sie saß auf der Brüstung des steinernen Balkons. Draußen im Regen.

Doch die Tropfen des Regens gingen durch Silence hindurch.

Ihre schwarzen Haare waren vom Wasser nicht durchnässt worden. Ihre Haut war nicht nass, wie die von Tao. Auch ihre Kleidung hatte sich nicht, wie seine, vom Wasser festgesaugt.

Als Tao dann auch noch in die Nacht heraustrat und die Tropfen auf seine Schultern niederprasselten, war der entscheidende Unterschied. zwischen den beiden Wächtern, deutlicher den je zu sehen.

Silence war tot – Tao lebte.

Langsam drehte Silence den Kopf und sah ihn an. Tao bewegte sich nicht, auch als sie sagte, er solle wieder reingehen, weil er sonst krank werden würde, reagierte er nicht. Der Klimawächter blieb stehen und da sie auf der Brüstung saß, sah er damit auf sie herunter.

Silence wusste seinen Blick nicht zu deuten. Sein ganzes Gesicht war ihr undefinierbar. Seine blauen Augen schienen aus der gleichen Substanz zu bestehen, wie der, der vom Himmel herabregnete. Aber... kam das Wasser auf seinem Gesicht auch daher? Silence konnte es nicht sagen, doch etwas sagte ihr, dass die Bäche, deren Ursprung in seinen Augen begann, nicht Regen waren.

„Sag, Silence...“ Taos Stimme war zwar gedämpft, doch klang nicht unsicher. Ehe er jedoch seinen Satz beendete, setzte er sich auf den Stein, anders herum als sie. Seine Beine waren noch auf festen Grund, im Gegensatz zu Silence‘.

„Kannst du weinen?“ Nur der herab prasselnde Tanz der Regentropfen waren zu hören, während die schwarzen Augen Silence‘ sich ein wenig weiteten, bis sie ihr Gesicht von dem Klimawächter abwandte.

„Ich hatte nie einen Grund... Jeden Falls nicht in meinen Todeszeiten.“ Tao konnte nicht drum herum, dass er einen Stich der Eifersucht in seinem Herzen spürte. Er wusste was sie meinte und ehe er seine Gedanken unter Kontrolle hatte, fragte er schon:

„Liebst du Youma noch?“ Silence erschrak förmlich, als Tao ihn erwähnte und war kurz davor ihn aus Reflex eine ruppige Antwort zu geben, doch als sie seinen traurigen Blick sah, verstummte ihr Drang sich zu rechtfertigen und stattdessen sagte sie:

„Warum willst du das wissen?“ Tao schwieg. Er wandte seinen Blick von ihr ab. Zuerst hatte er den Kopf gesenkt, als würde er sein Schuhwerk anstarren. Bis er langsam den Kopf hob und das kleine Leuchten auf der höchsten Spitze des Tempels ansah. Das Lichtlein wurde von einem steinernen Engel schützend umarmt. Da noch kein Krieg es geschafft hatte dieses Licht zum Erlöschen zu bringen, wurde es auch als Licht des Friedens bezeichnet. Der Name rührte allerdings auch daher, dass der Hikari, die diesen Engel erbauen ließ, eben diesen Beinamen getragen hatte. Das Licht sollte den kämpfenden Wächtern auf dem Schlachtfeld Glauben und Hoffnung schenken. In Tao regte es allerdings eher das Gegenteil. Jetzt in diesem Moment fühlte er keinen Beistand. Er war nie in seinem Leben auf dem Schlachtfeld gewesen. Nie hatte er Kämpfe ausgetragen.

„Tao, ich rede mir dir!“ Durch die ruppige Stimme Silence‘ aus deinen Gedanken geweckt, senkte er seinen Blick wieder und sah sie an. Doch es war deutlich, dass er immer noch in seinem Geist vergraben war.

Tao benötigte keine Hoffnung oder Beistand. Denn der Kampf, der Erste in seinem Leben, den er auszukämpfen hatte, war verloren, ehe er überhaupt die Waffe in die Hand genommen hatte.
 

Kein Wesen konnte den Tod besiegen.
 

Silence schien zu merken, dass Tao sich in seinen Gedanken verirrte und dass diese ihn zusetzten. Obwohl er sie ansah, glitten seine Augen in eine ganz andere Welt hinüber und die Yami war sich sicher, dass er sie nicht einmal mehr sah. An was dachte er? Silence konnte sich kein Bild machen, doch sie wusste, dass ihm diese Welt nicht gut tat. Ohne, dass sie es direkt bemerkte, erwachte die Sorge in ihr. Hätte Silence sich selbst nicht gestoppt, hätte sie vergessen, dass sie tot war und hätte ihre Arme um ihn gelegt.

„Tao, was ist los?“, fragte die Yami stattdessen und war überrascht über ihre, von Sorge geprägter, Stimme. Doch es schien Wirkung zu zeigen. Taos Augen wurden wieder klarer, doch der traurige Ton blieb. Er stützte seine nassen Hände auf der Brüstung ab und beugte sich ein wenig zu ihr vor.

„Du wolltest wissen, warum es mich interessiert, ob du Youma noch liebst?“, fragte er ernst. Silence erwiderte seinen Blick ein wenig gereizt, doch viel mehr verwundert.

„Wechsel nicht das Thema! Ich bin es leid mich rechtfertigen zu müssen! Ich liebe Youma nicht mehr und...“ Weiter kam sie nicht. Gerade als sie in Rage geriet, wurde diese stark zurück gestuft, denn ihr fiel auf, wie nah Tao ihr gekommen war. So nah, dass die Yami sehen konnte, wie das Wasser von seinen Haaren tropfte... und nun war Silence sich sicher, dass die Tropfen in seinem Gesicht Tränen waren. Sie war so abgelenkt davon, dass sie nichts sagte, nichts tat um Tao aufzuhalten.

Wäre Silence nicht tot, hätten sich deren Lippen berührt. Sie hätten sich geküsst.

Die Tote riss ihren Kopf weg, als ihr Gehirn realisierte was gerade geschah. Sie hatte nicht gespürt, wie sich deren Lippen vereint hatten, dennoch wusste sie, dass sie es getan hatten. Auch wenn ihr Herz nicht beschleunigt hatte und die Röte sich nicht in ihrem Gesicht zeigte. Nur Verwirrung war in ihren Augen zu lesen. Nicht einmal Wut konnte diese besiegen.

„Ich... ich...“ Tao sah sie einfach nur an. Ein leichter roter Schimmer war unter der Nässe seiner Haut zu sehen, doch er unternahm keinen Versuch sie zu verstecken. Traurig, doch aufrichtig sah er sie einfach nur an.

„Warum?! Du... warum hast du das getan?!“

„Weil ich mich in dich verliebt habe.“
 

Selbst als Tao schon in der warmen Loge des Opernhauses saß, spürte er immer noch eine enorme Kälte in sich. In dem Moment wo sich deren Lippen hätten berühren sollen, hatte er, statt einer Wärme, genau das Gegenteil in sich gespürt. Diese Kälte war nichts, gegen das eine mal, wo Silence seine Hand berührt hatte. Es war so beißend kalt in seinem Inneren, als würde der Tod selbst, nach ihm greifen.

Doch das war es wert gewesen.

Tao fühlte sich erleichtert, es endlich gesagt und getan zu haben. Doch auf der anderen Seite... Silence hatte ihm nicht geantwortet. Sie hatte gesagt, er wäre ein Idiot. Ja, das war er wohl auch. Welcher Wächter war schon so doof und verliebte sich in eine Frau, die er nicht einmal anfassen konnte. Er sollte sich lieber an die Frau halten, die just in diesem Moment neben ihn saß. Ausgeschmückt wie ein Schwan, der gerade die Metamorphose vollzogen hatte. Akari verfolgte durch ihr Opernglas die Bühne unter sich.

Tao hatte den Namen des Stücks vergessen, auch wenn er es schon öfter gesehen hatte. Es handelte über einen verzweifelten Mann, der einen Pakt mit den Teufel einging um seine tote Frau wieder zu beleben.

Tao fühlte sich schlichtweg vom Schicksal verspottet.

Vielleicht sollte Tao auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Er lachte leise ironisch, welches von der Musik verschluckt wurde – als ob die Dämonen mehr Ahnung davon hatten!

Plötzlich nahm Akari Taos Hand. Sie sah ihn zwar nicht an, doch sagte dennoch:

„Ich finde es wirklich beachtlich was dieser Mensch alles für seine verstorbene Frau tut.“

„Es ist nur ein Stück, Akari. Es hat nichts mit der Realität zu tun. Egal wie sehr ein Mann seine Frau liebt, er kann sie nicht wiederbeleben.“ Akari wirbelte mit einem Ruck zu ihm herum. Das Opernglas hatte sie beiseite gelegt und stemmte nun die Hände in die Hüfte. Ihr Blick war trotzig und sogar ein wenig enttäuscht. Tao interessierte es nicht. Er tat so als würde er die Leiden der Hauptperson interessant finden.

„Seit wann bist du so unromantisch?!“

„Ich bin nicht unromantisch. Ich bin realistisch.“

„Liebe kann alle Hindernisse überwinden.“ Taos Mundwinkeln zuckten.

„Aber nicht den Tod.“

„Warum sagst du so etwas?! Würdest du das etwa nicht auch für mich tun?!“ Der Klimawächter war kurz davor zu sagen, dass er es nicht für sie tun würde, aber für eine andere Frau. Doch er konnte sich gerade noch in Schweigen hüllen. Es war ja nicht so, dass er Akari verabscheute. Nein, ganz und gar nicht. Er hatte sie sehr gern und irgendwo tat es ihm auch Leid, dass sie nun unter seiner Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit zu leiden hatte. Das war nicht fair von ihm. Und trotzdem tat er es. Denn wenn Tao sich jetzt umwenden würde, würde er sehen, dass sich in den weißen Augen Akaris Tränen sammelten. Es lag wahrscheinlich daran, dass er nicht „Natürlich würde ich das für dich tun“ sagte. Tao versicherte ihr nicht, dass er sie liebte.

„Ich glaube... ich lasse dich lieber ein wenig allein...“ Tao schloss die Augen und sagte:

„Rede keinen Unsinn, setz dich hin, der zweite Akt...“ Genau in diesem Moment hatte er sich zu seiner Verlobten umgedreht und, da sie nun aufgestanden war, war ihr Glöckchen aus den Rüschen gerutscht.

Es traf Tao wie einen Blitz.

„Akari!“ Seine Hände schnellten hervor, packten ihre Arme und zogen sie zu sich. Heillos überrascht starrte Akari ihren Zukünftigen an, auf Grund seines plötzlichen Sinneswandels. In seine Augen war ein plötzliches Strahlen aufgeblitzt.

„Ich brauche dich! Ich brauche deine Hilfe!“

„... Für was?“ Er lächelte sie an. So warm hatte er sie schon lange nicht mehr angeguckt und Akari verschlug es buchstäblich die Sprache.

„Für mein neues Projekt.“
 

Silence traute ihren Augen nicht. Hatte sie etwas verpasst? Oder war ihr etwas nicht aufgefallen? Oder, musste sie ganz andersherum denken – war es ein Racheakt Taos?

Diese Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, als sie nun schon am fünften Tag Akari und Tao aus ihrem Versteck heraus beobachtete. Sie konnte nicht hören über was die beiden sprachen, da sie nicht näher heran kommen konnte, doch es sah ganz danach aus, dass sie zusammen arbeiteten. Seit wann hatte Akari die Forschung für sich entdeckt? Seit wann, war sie überhaupt schlau genug dafür?

Und warum erzählte Tao Silence nicht, an was sie arbeiteten! Er sollte es ihr sagen. Er musste es ihr sagen. Er hatte kein Recht ein Geheimnis zu haben! Schon gar nicht, wenn dieses Geheimnis ihn und Akari einschloss. Silence müsste nichts gegen ihre Beziehung haben – ja sie musste es befürworten! Sie wollte das Beste für ihn. Und das war garantiert nicht... das was im Regen vorgefallen war. Ob Tao das tat um sich abzulenken? Oder war es wirklich ein Racheakt, dafür, dass Silence nicht auf seine Liebeserklärung geantwortet hatte?

Aber was sollte sie denn schon antworten! Es gab darauf keine Antwort...

Fakt jedoch war, dass sie seitdem kaum miteinander gesprochen hatten. Solange Tao mit Akari zusammen war, riskierte Silence es, dass die Hikari sie sehen würde, wenn sie zu nah kam und dieser verfluchte Idiot wusste das sehr wohl. Er nutzte diesen Vorteil schamlos aus. Das Schlimmste war ja, dass er nicht einmal Notiz von Silence nahm... Früher hatte er, selbst wenn er mit Akari zusammen war, ihr immer mal wieder einen Blick oder ein Lächeln geschenkt - doch jetzt?

Silence wurde in ihren Gedanken unterbrochen, da Akari plötzlich aus dem Zimmer verschwunden war. Die Yami war so von sich selbst abgelenkt gewesen, dass sie es gar nicht bemerkt hatte. Das war die Chance. Egal ob Tao beschäftigt war oder nicht, das ließ Silence doch nicht mit sich machen!

Sie schwebte zu ihm, während sie seinen Namen sagte. Der Angesprochene schrieb weiter, auch wenn er sie fragte, was los war.

„Was los ist?! Ich bin es, die ein Recht auf diese Frage hat!“ Tao unterbrach sie:

„Ist es unrecht, wenn ich Zeit mit meiner Verlobten verbringe? Du selbst sagtest du hättest nichts dagegen.“ Von dieser Aussage war Silence einen Moment lang überrumpelt. Ihr eigener Standpunkt wurde ihr plötzlich bewusst – dass sie im Begriff war sich darüber zu beschweren, dass er mehr Zeit mit Akari, als mit ihr verbrachte. Und das sollte sie nur stören, wenn sie...

„Du hast Wichtigeres zu tun. Du sollst meine Waffe schmieden! Das ist der einzige Grund weshalb du noch am Leben bist!“ Silence bereute diese Worte noch während sie in der Luft hingen. Am liebsten würde sie sich ihre Hand vor dem Mund schlagen, als würde sie die Worte somit wieder ungeschehen machen können. Doch das tat sie nicht, sie blieb hart und verschloss ihre wahren Gefühle in sich.

Taos Feder war über dem Pergament verharrt. Er drehte sich nicht um, ansonsten hätte Silence gesehen wie starr seine Gesichtszüge geworden wären. Er sagte nichts. Das Schweigen war unerträglich, denn so blieben die Worte ihm Raum hängen. Doch Silence wusste nicht was sie dazu setzen sollte. Sie hatte Angst es nur noch schlimmer zu machen. Es kam ihr so vor, als würde ihr Stolz immer genau das Gegenteil von dem sagen, was sie dachte.

„Manchmal... Silence... da hasse ich diese Seite an dir.“ Silence spürte etwas in ihr. Etwas was sie ewig nicht mehr vernommen hatte. Sie wusste nicht was es war. Es war zulange her um es zu deuten. Zwar kannte sie dessen Bedeutung nicht mehr, doch es brachte sie dazu zu sagen:

„Ich auch.“

Als Tao dann langsam den Kopf wandte, war niemand mehr zu sehen...

... und irgendetwas sagte ihm, dass es das Letzte mal gewesen war.
 

Das Gespräch mit ihren verstorbenen Familienmitgliedern hatte länger gedauert, als Akari angenommen hatte. Es war bereits dunkel, als sie wieder im Tempel ankam. Die Zeit sagte ihr, dass sie sich lieber entkleiden und sich in ihr Gemach begeben sollte, doch sie wollte lieber noch einmal nach Tao sehen. Seitdem ihr Verlobter sie plötzlich förmlich mit diesem Projekt überrumpelt hatte, war sie von einem stätigen warmen Gefühl erfüllt. Endlich konnte sie ihm zu etwas Nutze sein – endlich hatte sie einen Schlüssel gefunden, der ihr Eingang in seine Welt verlieh. Lange Zeit hatte Akari an deren zukünftigen Eheglück gezweifelt. Er hatte ihr nie die Gewissheit verliehen, dass er sie wirklich liebte... und manchmal hatte Akari Angst, dass sogar deren alte Sandkastenfreundschaft eingerostet war. Doch ihre Zweifel schienen umsonst gewesen zu sein. Das Glücksgefühl in ihr bewies es.

Die Hikari öffnete, so leise sie konnte, die Tür zu Taos Zimmer. Normal hätte sie angeklopft, doch sie wollte ihn überraschen. Dazu hatte sie jawohl das Recht als seine Verlobte!

Tao bemerkte sie in der Tat nicht. Er saß an seinem Schreibtisch, die eine Hand hatte er in seinen azurblauen Pony vergraben und – spielten ihr ihre Augen einen Streich, oder bebten seine Schultern?

„Verflucht...! Alles umsonst... alles umsonst... ich werde sie nie...“

„Tao-kun?“ Der Angesprochene zuckte zusammen, ehe er sich zu seiner zukünftigen Frau umwandte, die nun hinter ihn stand. Von Tränen waren in seinem Gesicht keine Spur, doch er sah irgendwo... verzweifelt aus. Tao musste tief durchatmen, ehe er zu einer Antwort fähig war:

„Akari... Wir müssen heute nicht weiterarbeiten. Es ist schon spät... ich würde gerne ein wenig alleine sein.“

„Darf ich nicht heute bei dir schlafen?“ Die Worte purzelten aus Akaris Mund, ehe sie wirklich darüber nachgedacht hatte. Umgehend lief sie rot an und blickte zu Boden.

„I-Ich meine... ich würde dir gern beistehen... so wie früher... wenn du traurig bist, solltest du nicht alleine sein...“ Akari starrte weiterhin auf ihre Füße. Das ganze war ihr so peinlich. Warum musste sie sich überhaupt rechtfertigen? Sie trugen Verlobungsringe! Das war der Beweis, dass sie verlobt waren, bald heiraten würden – warum war es da nicht verständlich, warum war es da nicht normal, dass sie auch über Nacht bei ihm bleiben wollte? Insbesondere wenn es ihm nicht gut ging... sie kannte den Grund nicht... aber sollte sie nicht die Person sein, in der Tao Trost finden konnte?

„Danke... Akari, das ist wirklich lieb von dir... aber ich habe eine wichtige Entscheidung zu fällen... für die ich gerne alleine sein würde.“ Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe, nickte dennoch. Was sollte sie schon tun...

„Dann... Gute Nacht...“ Akari hatte sich schon umgedreht, war bereits bei der Tür, als er sie aufhielt:

„Akari... es tut mir Leid.“
 

Tao hielt den schwarzen Ohrring Silence' fest in seiner Hand. Er sah hinaus in den dunklen Abendhimmel, ohne wirklich etwas zu sehen. Seine Gedanken waren zu einem Stillstand gekommen. Die Unterlagen auf seinem Schreibtisch lagen geordnet übereinander gestapelt und seine benutzen Federkiele, hatte er entsorgt.

Alles war fertig.

Fertig um beendet zu werden.

Er drückte den Ohrring an sich, weil es das Einzige war, was er von Silence berühren konnte.

Sein größer Wunsch würde niemals in Erfüllung gehen... aber dennoch... er fühlte keine Trauer in sich... Er hatte bereits eine Entscheidung gefällt. Eine für die Silence ihn umbringen würde.

Er lächelte.

„...Wer hätte gedacht... dass ich jemals jemand so sehr lieben würde...“

Tao schloss die Augen... langsam umfing ihn die Dunkelheit, die er sich liebend gerne hingab....
 

„Sag, Silence...Kannst du weinen?“
 

Silence war zu stolz den Kopf hängen zu lassen, auch wenn ihr danach zumute war. Doch statt den Kampf gegen ihre Gefühle nachzugeben, starrte sie durch das Fenster zum leuchtenden Vollmond empor. Sie schwebte hinter einer Säule, in einem Winkel von wo aus man sie nicht sehen konnte. Die tote Wächterin war ohnehin alleine in einem Lesesaal – bis auf einen schlafenden Offizier, der über seine Unterlagen eingenickt war. Sie hatte nicht besonders darauf geachtet, wer die Person war, mit der sie nun das Zimmer teilte – sie wollte einfach alleine sein. Doch die Suche nach einem verlassenen Raum hatte sich als schier unmöglich herausgestellt. Sogar in der Schatzkammer hatte sie das Alleinsein nicht gefunden, da Tempelwächter gerade beim Überprüfen der Kostbarkeiten gewesen waren. Zu weit vom Tempel wollte sie sich auch nicht entfernen. Also sollte sie sich mal nicht beschweren. Der Typ schnarchte immerhin nicht.

In Silence pulsierte ein ungutes Gefühl. Es war das erste Mal, dass Tao und sie sich gestritten hatten – so sehr dass sie sich verletzt hatten. Nein, so war es nicht. Sie hatte ihn verletzt. Nicht umgekehrt. Also lag es auch bei ihr, sich zu entschuldigen. Aber wer war sie, wenn sie sich entschuldigen würde! Peinlich wäre das... Denn müsste Silence freilich zugeben, dass sie einen Fehler begangen hatte! Obendrein, kannte sie keine Worte die zu einer Entschuldigung von Nöten waren... Vielleicht sollte sie einfach so tun, als wäre nichts gewesen?

Die Tür wurde förmlich aus den Angeln gerissen und hätte Silence eine Balance von Nöten gehabt, wäre diese ihr in diesem Moment verloren gegangen.

„Ánatoll-sempei! Wachen sie auf!“ Gereizt, weil man sich erdreistet hatte sie so zu erschrecken, lugte Silence hinter der Säule hervor. Das Licht des Raumes war eingeschaltet worden und der schlafende Offizier rieb sich verwundert die Augen. Silence erkannte ihn nun als den Offizier des Klimas und der Wächter der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, war der Offizier des Schutzes. Er sah aufgewühlt aus. Wahrscheinlich eine Kriegserklärung.

„Es ist etwas Schreckliches geschehen!“ Silence verdrehte die Augen. Wie oft hatte sie diesen Satz schon in der Geschichte der Wächter gehört!

„Was ist los?“

„Er ist tot!“ Keine Kriegserklärung? Vielleicht ein Attentat?

„Wer ist tot?“ Das wüsste Silence auch gerne. Denn plötzlich wich der Wut ihrer Sorge. Aber sie wusste diese war unbegründet. Warum sollte ein Attentat auf Tao verübt werden? Wenn es überhaupt eins war... Es könnte genauso gut irgendein Wächter sein der auf den Schlachtfeld gefallen war. Tao hatte keinen Grund zu sterben. Warum dachte sie dann sofort an ihn?

Dieser verfluchte Offizier ließ sich auch noch Zeit mit der Antwort. Silence biss sich auf die Lippe. Es machte sie nervös – und sie wusste den Grund dafür nicht einmal.
 

„Tao-san...Tao Asuka...Er wurde tot in seinem Zimmer aufgefunden...“
 

Silence ließ sich auf den Boden sinken. Sie war ruhig, sie reagierte nicht auf die Worte die nach wie vor im Raum hingen.

Tao tot?

Schwachsinn.

Warum sollte er.

Er kämpfte nicht.

Er war nicht krank.
 

„Was?! Tao-sama?! Aber... woran?!“
 

Silence ging an ihnen vorbei ohne deren Worte zu hören. Sie redeten aufgeregt weiter, doch kein Laut drang an ihre Ohren. Unbeirrt schritt sie geradewegs durch die Tür. Setzte einen Schritt vor den anderen.

Starrte dabei auf ihre Füße.

Wächter liefen durch sie hindurch.

Sie spürte es nicht.

Der Weg war länger als normal.

Viel länger.

Die Gedanken wollten nicht zum Stillstand kommen.

Immer wieder die gleichen Worte.

So oft.

Als würden sie vor ihren Augen tänzeln.

Sie verspotten.
 

Tao war nicht tot. Warum sollte er... warum sollte er...

Er war nicht tot!
 

Sein Gemach war voller Wächter. Ganz vorne stand Akari. Es interessierte Silence nicht. Sie schritt durch die Lebenden ohne Rücksicht auf sie oder sich selbst zu nehmen. Auch die Hikari kreuzte sie. Sie müsste wissen, dass sie sehen konnte. Aber das war ihr egal.
 

Da lag Tao. Kurz vor Akaris Füßen. So ruhig als würde er nur schlafen... Natürlich, das war es doch! Er war mal wieder eingeschlafen. Das tat er doch so oft! Wie oft hatte Silence ihn ausgelacht, als Tao mitten im Gehen eingeschlafen und umgekippt war?

Silence ließ sich neben seinen Kopf auf den Boden fallen. Seine azurblauen Haare lagen wie Wasser auf den Marmorboden ausgebreitet. Der Zopf hatte sich beim Umfallen gelöst...

„Tao! Wach auf, du Idiot! Du kannst doch jetzt nicht schlafen! Tao! TAO!“ Sie rief weiterhin seinen Namen. Tao war der Einzige der sie hören würde – warum reagierte er denn nicht?

Warum drang aus seinen leicht geöffneten Mund, denn keine genervte Antwort?

Silence wollte ihn rütteln. Sie wollte ihn an seinem Oberteil packen und würde ihn schütteln – irgendwann würde er schon reagieren! Ihre Hände gingen durch seinen Oberkörper hindurch. Es war ihr nicht möglich seinen Körper in Bewegung zu bringen.

Aber... er müsste durch die Berührung doch wach werden... Wie beim ersten Mal... Die Kälte müsste ihn doch wecken...
 

Tao... er war doch nicht... er konnte doch nicht...
 

Nein... nein!
 

Silence konnte nicht mehr. Der Schutzwall gegen die fürchterliche Wahrheit brach in sich zusammen.
 

Tao schlief nicht.

Tao lag tot vor ihr.
 

Silence schrie. Sie wusste nicht welche Worte aus ihren Mund drangen, doch sie schrie so laut, dass ihre Seele zu zerbrechen schien.

Sie schrie, wehrte sich nicht gegen den Tränenfluss, der ihr Gesicht nässte.

Silence griff mit beiden Händen an ihre Oberarme, so fest, dass es hätte wehtun müssen.
 

Es tat so weh... es tat so weh Tao tot vor sich zu sehen. Silence würde ihn nie wieder lachen hören, sie würde ihn niemals wieder necken können....
 

...und sie wollte sich doch bei ihm entschuldigen...!
 

Warum passierte das?! Warum reagierte die Seele Silence‘ in solch einen Ausmaß? Sie war tot! Tot! Sie sollte nicht fühlen, es sollte nicht weh tun! Warum entbrannte dieser Schmerz in ihr, wenn sie doch tot war! Warum war sie nicht dagegen immun? Warum schmerzte ihr Herz so?
 

Doch nicht etwa weil... weil sie ihn...
 

...Liebte?
 

„Aber woran ist er gestorben?“

„.. Was ist das...“

„An was hat er aktuell geforscht?“
 

Etwas begann sich in Silence zu regen.
 

„Es klang wie... ein Schrei?“

„Vielleicht war es ein Unfall...“
 

Es war wie ein schlafendes Tier, welches zum ersten Mal die Augen aufschlug und langsam den Kopf hob.
 

„...Aber woher kam der Schrei?“

„Es war kein Schrei zu hören, Hikari-sama?“

„Vielleicht hat Tao-sama seine Fähigkeiten überschätzt... Wir sollten seine Unterlagen durchsuchen lassen.“
 

Das Tier sah auf. Die roten Augen fixierten den Feind. Bereit zum ersten Mal die Klauen auszufahren.
 

„Er.. er hat mit mir zusammen geforscht.“
 

„DU HAST IHN UMGEBRACHT!“
 

Akari zuckte so heftig zusammen, dass sie sich die Hände vor die Brust warf, als fürchtete sie jemand würde ihr Herz herausreißen wollen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie suchten nach etwas, was sie nicht finden würde.

„Akari-sama, ihr solltet euch in euer Gemach begeben...“

„W-W-Was... ist das...?! Ein...Dä...“ Sie griff nach ihren Glöckchen, doch zu spät. Für alle Anwesenden sah es so aus, als würde die Hikari kurz die Balance verlieren. Ihr Tempelwächter konnte sie gerade noch auffangen und sie so vor dem Sturz bewahren. Er bekam jedoch kein Wort des Dankes, sondern einen Hieb in die Bauchgegend, die den Wächter auf keuchen ließ.

„Ich bring dich um!“, kam es aus Akaris Mund und ehe jemand handeln konnte, rannte die Hikari aus dem Raum heraus. Niemand folgte ihr. Wahrscheinlich dachten sie, Akari würde ihre Trauer alleine ausleben.
 

Ein schwerer Fehler.
 

Im Rennen riss die Hand Akaris ein verziertes Schwert, welches zur Zierde an der Wand gehangen hatte, von dessen Platz. Mit dem Schwert in der Hand, stieß sie die Tür zu einem beliebigen Zimmer auf, welches verlassen war. Erst dort verlangsamte die Wächterin ihre Schritte. Ein wahnsinniges Lächeln entstellte ihr weißes Gesicht. Tränen die von Schmerz und Trauer zeugten, benetzten den Boden.

„Du wirst sterben!“ Ihre Hände hoben das Schwert hoch. Die Klinge glänzte bedrohlich in Licht.

„Du hast Tao umgebracht! Du hast ihn mir weggenommen! STIRB!“
 

Die Welt kippte. Es war, als fiele sie aus ihren Angeln, in dem Moment wo Akari sich das Schwert in ihr Herz rammte und in einer Blutfontäne zu Boden stürzte. Bildfragment für Bildfragment zersplitterte, eine nach dem Anderen. Zurück blieb nur Stille. Stille und Dunkelheit

„...Was?“, sagte eine Stimme die an diesem Ort völlig fremd war. Mehr als dieses eine Wort vermochte sie auch nicht zu sagen, denn etwas schmetterte sie zu Boden.

„WIE KANNST DU ES WAGEN!“ Eine Hand drückte sie zu Boden, hielt ihren Hals umklammert. So sehr, dass ihr das atmen erschwert wurde.

„Wie kannst du dir erdreisten, dir Zugang zu meinen Erinnerungen zu verschaffen?!“ Das Opfer keuchte, versuchte verzweifelt Luft zu bekommen. Doch der Griff um ihren Hals wurde fester, erbarmungslos.

„Ein Medium, dass so neugierig ist wie du, kann ich nicht gebrauchen!“

„...I-Ich... will dir... doch nur helfen!“ Bekam sie gerade noch mit der letzten Kraft ihrer Lungen hervor gepresst.

„Helfen?! Du denkst du könntest mir HELFEN?!“ Die Stimme versagte dem Opfer. Genau wie ihre Sinne. Sie spürte, wie ihr Körper nach Luft verlangte und, weil er dies nicht bekam, die Funkionen einstellte.

„...ri-sama! Ihr müsst wach bleiben! Kämpft!“ Wach bleiben? Hatte diese tiefe Stimme, sie etwa gemeint?

„Was zum Teufel?!“ Die Sterbende wusste nicht was sich vor ihr zutrug. Es war als würde die Decke plötzlich aufreißen und helles Licht flutete hinein, es verdrängte die Dunkelheit. Die Menge an Geräuschen, Gerüchen und das was sie sah, überanstrengten ihre geschwächten Sinne. Sie hatte keine Ahnung was geschah, wusste nicht wer die Person war, die sich über sie gebeugt hatte. Das Einzige was sie sah, waren seine Himmelblauen Augen, die sie an jemand erinnerten...

„Hikari-sama wird überleben.“
 

Fertiggestellt: 19.01.08
 

Ich war lange am zweifeln, ob ich das Kapitel in dieser Form hochladen sollte... ich bin dann zum Schluss gekommen, dass ich es nicht konnte, und habe einige Dinge geändert. Daher auch die lange Wartezeit... entschuldigt bitte ._.
 

Seigi: *sich eben mal das nächste Kapitel anschaut* .... Ich soll etwas ansagen, wo keine Kämpfe drin vorkommen O_o?! Ich bin hier irgendwie an der falschen Adresse... Das nächste Kapitel ist doch so langweilig TT° warum bekomme ich nicht etwas Spannenderes!? ... Antwortet mir mal jemand?! ....

... Scheinbar nicht. Naja. Ich will ma Güte zeigen und machen, was man von mir verlangt... *zu allen Seiten schiel* Also das nächste Chapter *englisch, yay!* ist, wie gesagt, ohne Kämpfe ûû auch wenn einmal ein Schwert gezogen wird OuO! Shaginai zieht sein Schwert um.... Greenchen nieder zu strecken!? What the hell!? ... das will ich doch machen ;_;°

Und wo sind die Dämonen?! Ich will Blut sehen! .... Oh, da ist ja einer. Öhm, wer war das nochmal... der mit den merkwürdigen Haaren. Ja, genau den! Der taucht auf um... ne das sage ich nich öö ihr müsst da schon lesen! Reeeead!

Also read the next Chapter! „Leidende Engel“!

Leidende Engel

Leidende Engel
 

Das Sanctuarian gehörte zu den bedeutsamsten Bauwerken in der Architektur der Wächter. Der Wächter, der dieses Bauwerk erschaffen hatte, konnte man wohl den Michelangelo des Wächtertums nennen. Doch es war nicht nur einer gewesen; sondern zwei. Das Sanctuarian war jedoch nicht das einzige Werk welches aus ihrer Feder stammte. Sie hatten auch die Statuen der Götter gemeißelt und eine lange Reihe weiterer Kunstwerke. Das Sanctuarian bestand aus 57 Stockwerken. Wenn man dieses Gebäude von Außen sah, sah es aus wie ein gewaltiger Zylinder, der mitten in der Luft zu schweben schien. Eine Brücke führte von Sanctu Ele`saces zur Hauptebene des Hospitals. Auf eben dieser rannte ein Windwächter wie ein Gejagter die polierten Steinstufen hoch. Auf seinen gesundheitlichen Zustand nahm er dabei keine Rücksicht. Auch nicht auf seinen Tempelwächter, dem es nur mit größter Mühe gelang seinem Herren zu folgen. Daran merkte Ryô deutlich, dass er nicht Derjenige war, der jeden Morgen zwei Stunden trainierte, sondern Grey.

Ryô war froh als die Glastüren sich vor ihnen öffneten und das Tempo seines Herren, auf Grund von Diskretion, nachließ. Sie befanden sich nun in der Eingangshalle, im 15ten Stock. Ein gewaltiger kreisrunder Raum erstreckte sich vor ihnen. Es genügte ein Blick nach oben um die restlichen 15 Stockwerke zu erspähen, bezüglich; nach unten.

Grey ging zügig über den Verbindungsgang, der zur Information führte. Diese befand sich in der Mitte, genau wie der Stützpfeiler, der das Bauwerk daran hinderte auseinander zu fallen.

Der Saal war, mehr oder weniger, gut gefüllt mit Wächtern. Verletzte wie Gesunde. Ein Wächter, ein Shizen, der aussah als wäre ihm die Hälfte des Gesichts herausgerissen worden, ging an Ryô vorbei, der lieber seine Augen abwandte.

„Ich will zu Kurai Yogosu Hikari Green! Auf der Stelle!“, hörte Ryô Grey neben sich sagen. Die Tempelwächterin, die an der Information saß, schaute nur desinteressiert über ihre Lesebrille hinweg.

„Ohne Autorisieren passiert hier nichts.“ Grey zog beleidigt die Unterlippe hoch, ähnelte damit einen kleinen ungezogenem Kind, und sagte irgendwas von Unhöflichkeit, ohne darüber nachzudenken, dass er mit der Unhöflichkeit begonnen hatte. Während er grummelnd seinen Anhänger raussuchte, sah die Tempelwächterin nun Ryô an. Umgehend riss sie sich die Lesebrille ab und sprang auf.

„Ryô! In Lights Namen, ist das lange her!“ Der Angesprochene konnte nur verwirrt den Händedruck erwidern. Auf den ersten Blick regte sich nichts. Doch als er sie genauer ansah klingelte es.

„Leanie-san?“ Grey sah auf, als er gerade seinen Anhänger auf die Glastheke legte und musterte die Fremde. Wie alle Tempelwächter hatte sie blonde Haare - ihre waren jedoch ein wenig heller als Ryôs und fielen fast bis zur Hüfte herunter. In den Haaren, am rechten Ohr, saß ein elektronisches Gerät, an dem ein Mikro befestigt war. Auf dem Kopf trug sie kein Krankenhüttchen, sondern ein Barett auf dem das Wappen der Wächter prägte. Es war dunkelblau, wie auch ihre Uniform (Grey sah Einiges was er an der Uniform ändern würde, unterließ allerdings jede Bemerkung). Es war jedoch etwas was Leanie zu einer Tempelwächterin machte, die aus den Anderen herausstach – sie hatte ein sehr aufgewecktes Gesicht, die Augen strahlten Selbstbewusstsein aus und sie sah nach allem Anderen aus, aber gewiss nicht nach einer Person die Befehle befolgte.

„Ach lass doch das „–san“ weg! Das hast du dir wohl immer noch nicht abgewohnt.“ Grey konnte es nicht lassen sich einzumischen, seine Laune schien urplötzlich beflügelt:

„Ohja, das kenne ich. Ich versuche meinem Freund auch immer das Suffix abzugewöhnen. Ohne Erfolg! Vielleicht können Sie das ja irgendwann ändern.“ Mit einem vielsagenden Grinsen sah Grey Ryô an und dieser fühlte plötzlich eine nahende Gefahr.

Leanie lachte und meinte sie würde es jedenfalls nicht aufgeben, ehe sie sich ihrer Arbeit zu wand. Während sie auf der Tastatur rumtippte und Greys Anhänger gescannt wurde, verlor der Kaze sein Grinsen nicht. Der Tempelwächterin unbemerkt zeigte er auf sie und hastig schüttelte Ryô den Kopf – die Gefahr wurde größer.

„Woher kennt ihr euch?“, fragte Grey. Alle Gereiztheit schien von ihm gefallen zu sein.

„Von der Schule“, antwortete Ryô etwas zu knapp für sein gewohntes Benehmen. Leanie fügte hinzu, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen:

„Ryô hatte immer die besten Noten, im Gegensatz zu mir! Daher bin ich auch hier gelandet und er bei Euch, Kaze-sama.“ Sie reichte ihm seinen geflügelten Anhänger zurück und Grey hing seine Waffe wieder dorthin wo er hingehörte. Lächelnd antwortete er:

„Ich bin auch sehr froh ihn bei mir zu haben. Ryô ist mir wahrlich eine große Hilfe! Ich kann mir keinen Besseren vorstellen.“ Momentan wünschte sich der ach so tolle Tempelwächter allerdings woanders hin. Er mochte die Wendung des Tages nicht und hatte schlimme Vorahnungen. Er war nicht einmal fähig sich über das Lob seines Herren zu freuen.

Zum Glück war Leanie trotz allem pflichtbewusst und wechselte das Thema:

„Hikari-sama liegt im 48sten Stock“, sagte sie und prompt stand sie auf.

„Ich werde euch hinführen. Ab dem 43sten Stock seit ihr nicht länger befugt alleine zu gehen.“ Grey winkte lächelnd ab.

„Das passt sich doch ausgezeichnet! Ich würde gern mehr von eurer gemeinsamen Schulzeit wissen.“ Leanie lächelte ebenfalls, kicherte. Eine Antwort gab es nicht.

„Warten sie kurz hier, ja?“ Damit ging sie zu einem anderen Tempelwächter. Kaum war sie außer Reichweite, schoss Grey los:

„Ryô! Sowas verschweigst du mir?!“

„Grey-sama, ich bin mir keiner Schuld bekannt. Denn ich wüsste nicht, was für Euch im Bereich der Interesse liegen könnte“, versuchte der Tempelwächter es ruhig zu sagen, obwohl sein Gemüt dem nicht entsprach.

„Eine ganze Menge! Wie steht ihr zueinander?“ Ryô sah zu ihm. Er fühlte einem enormen Widerwillen gegen das Gespräch und währe er nicht zu seiner Position gebunden, würde er wahrscheinlich protestieren. Doch da er ein solcher Musterschüler war, fiel ihn dies nicht im Traum ein.

„Wir waren nur im gleichen Jahrgang…“ Der Windwächter grinste nach wie vor, wie ein Honigkuchenpferd.

„Erzähl mir doch nichts! Sie ist ein hübsches Mädchen. Sie wirkt sehr sympathisch auf mich. Dazu kommt… dass sie dich eindeutig mag!“ Ryô fiel das Gesicht aus den Angeln. Er hatte es befürchtet: Grey versuchte ihn zu verkuppeln. Was für ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber wie sollte Ryô Grey sagen, dass er es nicht wollte?! Er konnte wohl kaum sagen „Hör auf!“ – das käme einem Befehl gleich!

„Ihr passt gut zusammen.“ Obwohl Ryô sich bewusst war, dass er eine Regel brach, musste er sein Gesicht von seinen Herren abwenden. Dieser deutete dies als Anzeichen von Schüchternheit. Bester Laune klopfte er seinem Freund auf den Rücken.

„Sei doch nicht so schüchtern, alter Freund! Komm schon! Gib dir einen Ruck!“ Ryô schüttelte den Kopf. Dann sah Grey plötzlich ernst aus und sagte:

„Ah… ich verstehe.“ Er wurde verwundert angeschaut, auch ein wenig ängstlich. Was meinte er? Doch nicht etwa….

„Grey-sama… was meint Ihr?“

„Es liegt klar auf der Hand warum du dich nicht für Frauen interessierst.“ Der Tempelwächter glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Doch Grey war nicht fertig. Er legte seine Hände auf die Schultern seines Dieners. Dieser glaubte nun wahrlich zu träumen.

„Ryô. Ich kann dich verstehen.“ Eindeutig: Traum.

„Aber ich werde es nicht dulden.“ Vorsichtig fragte Ryô nach.

„Na was wohl?! Der Grund warum du nie an Liebe denkst ist doch einleuchtend! Du fühlst dich an dein Tempelwächterdasein gekettet! An all diesen Pflichten und Rangunterschieden! Aber, Ryô, lass dir gesagt sein, diejenige die dich wirklich liebt, wird darauf kein Gewicht legen! Denn das ist es was die Liebe ausmacht! Liebe überwindet jegliche Vorurteile! Verstehst du nicht? Ich bin ernsthaft besorgt um dich! Glaubst du etwa, dass es mein Wunsch ist, dass du, als mein bester Freund, mir dein ganzes Leben lang Tee servierst? Du hast ein glückliches Leben verdient. An der Seite einer Frau. Und es ist mein Wunsch, dass du so ein Leben führen kannst.“ Der Angesprochene starrte ihn an, zu etwas Anderem war er einfach nicht fähig. Grey lächelte nur. Es war eindeutig doch kein Traum. Auf so etwas konnte nur der reale Grey kommen. Wie konnte man nur so naiv sein?!

… auch wenn es Ryô freute wie sehr sich sein Herr doch Gedanken um sein Wohl machte. Ryô war so perplex von Freude und auf der anderen Seite doch auch zu tief traurig, dass er keinen ordentlichen Satz zu brachte:

„Äh… ich… koche aber gern Tee… Ich… liebe es...“ Grey lächelte unentwegt und sagte:

„Das werden wir schon hinbekommen, mein Freund! Ich werde dir helfen!“ Nun fragte sich Ryô ernsthaft, wie viele Meter er herunter springen musste, um zu sterben.

„Ah, Leanie-san!“ Grey wandte sich herum und gab Ryô einen kleinen Stoß in ihre Richtung. Leanie lächelte ihren Kollegen an und sagte zu den beiden Wächtern:

„Folgen Sie mir bitte.“ Auf den Weg zu einem der drei Fahrstühle, die gegenüber von einander gebaut waren, lächelte Grey eifrig. Einen kurzen Moment fragte Ryô sich wie sein Herr überhaupt auf die Idee kam, er könnte verkuppeln. Er war nun wirklich ein Liebestrottel. Ohne beleidigend zu werden. Er selbst hatte immerhin noch nie bemerkt wenn jemand in ihn verliebt war. Und es war wohl auch gelogen, dass gerade er Glück in der Liebe hatte. Geschweige den irgendeine Erfahrung... zwar hatte Grey des Öfteren weiblichen Besuch über Nacht, doch... das konnte man wohl kaum als Erfahrung gelten lassen. Immerhin war seine wahre Liebe hoffnungslos zum Scheitern verurteilt. Dieser Gedanke war gemeinerweise tröstend. Denn Ryô konnte sich selbst nicht garantieren, ob er nicht, um Greys Willen, sogar mitgespielt hätte.

Im Fahrstuhl angekommen, schloss sich die Glastür geräuschlos hinter ihnen und es ging aufwärts. In der Tat, Leanie sah aus den Augenwinkeln unentwegt zu Ryô. Wenn er es sah, lächelte sie ihn an. Doch Grey bemerkte es zum Glück nicht. Er war damit beschäftigt auf die Anzeige zu achten. Zum Glück, dachte Ryô, jetzt war seine Schwester ihm wichtiger.

Der Windwächter sah sich die Beschriftungen der Stockwerke an. Kriegsverletzung ersten Grades, Kriegsverletzung zweiten Grades, Kriegsverletzung dritten Grades, Kinderabteilung, Vergiftungen, Kreissaal, Leichenhalle, Amnesie, Depressionen, Kur-Bereich, Nexres etc.

43stes Stockwert, dort stand deutlich geschrieben: Dämonie. Dämonie war der Fachbegriff für Besessenheit. Alleine das Wort löste in Grey ein flaues Gefühl aus. Er legte seine Hand über das Wort, als würde dies, es verschwinden lassen.

„…Wie geht es meiner Schwester?“ Leanie sah auf, um jedoch sofort wieder den Kopf zu senken.

„Tut mir Leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin nur Überlieferin, keine Ärztin. Aber sie werden es sicherlich gleich zu wissen bekommen.“ Der Fahrstuhl hielt im 43sten Stock. Eine mechanische Stimme untermauerte dies und teilte auch mit, dass sie aufpassen sollten. Aufpassen? Wovor?

Kaum waren sie aus dem Fahrstuhl getreten, wurde Grey klar, warum man Erstens nicht ohne Begleitung dieses Stockwerk betreten durfte und zum Anderen auch, warum man aufpassen sollte:

Ein Wächter (glaubte Grey jedenfalls…) rannte wie ein Gejagter an ihnen vorbei. Grey gelang es nur kurz sein Gesicht zu sehen. Es war abgemagert bis auf die Knochen, tiefe dunkle Augenringe und verfilztes grünes Haar. Er ähnelte einem Totenkopf aus dem Moos wuchs.

„BLEIB STEHEN DU VERFLUCHTES UNTIER!“ Der Wächter lachte wie ein Wahnsinniger, über diese Worte eines Arztes, der ihm hinter her lief. Dieser schien seine Taktik jedoch zu ändern und holte eine Waffe aus seinen Gürtel hervor, die aussah wie eine Laserwaffe aus einem schlechten Science-Fiction Film. Jedoch umso effektiver. Er zielte kurz, drückte ab und ein türkiser Strahl traf den Flüchtling im Rücken. Er wurde paralysiert, noch ehe er zu Boden ging und sofort war der Arzt zur Stelle. Nicht um ihn zu helfen, wie Grey annahm, sondern um ihn mittels Knie auf den Boden zu drücken.

„Du verdammtes Wächerarschloch!“, zischte der Flüchtling vom Boden hervor. Doch der Arzt blieb unbeeindruckt.

„Das war dein 14ter Fluchtversuch.“ Er packte ihn an den Haaren, hob ihn ein wenig hoch und sagte gehässig:

„Ich werde mich persönlich um deine Exorzierung kümmern. Also übe lieber das Flüchten!“ Mit diesen Worten schlug er das Gesicht des Besessenen auf den Boden und gab zwei anderen Wächtern die Anweisung ihn wegzubringen.

„Armer Shizen“, sagte Leanie und fuhr fort:

„Er ist sowas wie ein Dauerpatient, hier in dieser Etage. Es vergeht keine Woche, bis er erneut von einem Dämon besessen ist! Er hat einen zu schwachen Willen.“ Ryô schielte zur seiner Kollegien rüber. Er war überrascht über ihr Verhalten. Immerhin war es ein Verstoß gegen das Schweigegelüpfte. Nicht nur weil sie im medizinischen Bereich tätig war: Allen anderen Tempelwächtern war es ebenso verboten Informationen über deren Herren preiszugeben. Im Falle einer Geiselnahme mussten die Tempelwächter unter allen Umständen versuchen sich umzubringen. Dies war die einzige Garantie sicher zu sein das Geheimnisse auch geheim blieben. Immerhin hatten die Tempelwächter, als private Diener, ein unheimlich großes Allgemeinwissen über die Geheimnisse ihres Meisters und diese waren wichtiger vor dem Feind geheim zu halten, als das Leben eines Tempelwächters... Ryô hatte noch nie von einem Seinesgleichen gehört der diese hohe Regel, wahrscheinlich die höchste, gebrochen hatte. Auch wenn er zugeben musste... würde Itzumi für Greens Geheimnisse Selbstmord begehen?

Leanie musste wirklich geschickt sein, wenn sie, trotz ihrer Gesprächigkeit, immer noch arbeiten durfte.

Grey schluckte nur als Antwort. Die Vorgehensweiße des Arztes hatte ihn geschockt. Vor allen Dingen, aber das Szenario allgemein. Wenn solche Personen auf dieser Etage behandelt wurden… und es so schlecht um ihnen stand… wie ging es dann Green?

„Aores-senpei?“, fragte Leanie und ging auf den Arzt zu. Dieser achtete nicht lange auf sie und musterte Grey. Auch Ryô beachtete er nicht. Tempelwächter waren für ihn anscheinend nur der Anhang.

„Was wollen Sie?“, fragte er unwirsch und schickte Leanie fort. Sie lächelte beide unbemerkt an; Ryô jedoch am wärmsten. Dieser lächelte nur schwach, ehe sie verschwand.

„Zu meiner Schwester.“

„Sehe ich aus wie ein Hellseher?“

„Kurai Yogosu Hikari Green“, antwortete Grey im gleichen abfälligen Tonfall wie Aores. Jetzt jedoch sah dieser ihn genauer an, nickte und zeigte auf eine Sofaecke in der Nähe. Als sie sich setzten opferte Grey einen kurzen Moment um seinen Gegenüber genauer anzusehen. Er hatte schwarzes Haar, daher war es für Grey auch schwer einzuschätzen, was für ein Element er besaß. Seine Augen waren Ultramarin, wie auch seine Arztuniform. Irgendwie kam er Grey bekannt vor…

„Haben wir bereits Bekanntschaft gemacht?“

„Nicht direkt. Ich bin der Bruder Ihres Großvaters.“ Grey sperrte die Augen auf. Da er wusste dass Shaginai nur eine große Schwester gehabt hatte, konnte Aores nur der Bruder von Kataron, dem Vater Kanoris, sein.

„Aber… Sie sind so jung.“ Er sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an.

„Kleiner: Schon mal was von Schönheitschirurgie gehört?“ Das war nicht das was Grey verwunderte, nein, schon eher schockierte: Der Wächter vor ihm musste mindestens 60 Jahre alt sein. Ein Wächter der 60 Jahre alt war!? 60! Entweder war er enorm feige und hielt sich somit vom Schlachtfeld fern, oder er war einfach gut. Aber 60?! Auch wenn Wächter nicht kämpften, wurden sie eigentlich nicht älter als 40... Aores musste der älteste lebende Wächter sein. Vielleicht sogar der gesamten Geschichte...

Grey beschloss das Thema zu wechseln. Er mochte ihn nicht und wollte so schnell wie möglich zu Green.

„Ich wünsche zu meiner Schwester zu gelangen.“

„Ihr wollt hier gar nichts.“

„Dann will ich mit dem Chef sprechen.“

„Dieser sitzt vor Ihnen.“ Der Windwächter grummelte etwas, doch antwortete nicht.

„Wenn Ihnen das nicht passt, könnt Ihr eure werte Schwester holen und sie in ein menschliches Irrenhaus überweißen.“ Abermals behielt Grey seine Antwort für sich. Es war auch nicht notwendig, dass er etwas sagte, denn in diesem Moment trat ein weiterer Tempelwächter hinzu. Aores sah auf und fragte was los wäre. Der Bote bückte sich und die beiden gingen ins Flüstern über. Während sie ungehört sprachen, bemerkte Grey, dass Aores öfter mal zu ihm sah.

Nachdem der Tempelwächter eine Anweisung erhalten hatte, ging er wieder mit ebenmäßigen Schritten davon. Aores seufzte verärgert.

„Ihr habt eine aufmüpfige Schwester.“ Greys Augen weiteten sich. Sein Verdacht, dass das Gespräch sich um Green gehandelt hatte, war also richtig gewesen.

„Was ist mit ihr?“

„Sie ist zum wiederholten Male verschwunden. Irgendwie schafft sie es, das Sicherheitssystem zu überwinden.“ Jetzt war es Aores der verwundert aussah. Denn Grey reagierte nicht, wie er angenommen hatte. Er lächelte, die Anspannung nahm sichtbar ab als er sich zurück lehnte.

„Das sind wahrlich gute Nachrichten.“

„Ach, sind es?“

„Ja, denn dies bedeutet, dass Green ganz sie selbst ist.“
 

Das war sie momentan auch. Eine Green die sich in dem wohl größten Krankenhaus verwirrt hatte, in dem sie je gewesen war und das in einem schrecklichen Outfit, den leeren Magen unbeachtet – aber alles in allen fühlte sie sich ganz sich selbst. Nachdem sie schon zum dritten Mal das Sicherheitssystem geknackt hatte, rannte sie die Treppen runter – der Fahrstuhl war zu gefährlich. Verschwinden? Nein, das hatte sie nicht vor. Sie suchte etwas. Ein Telefon. Oder einen Anschluss zum Internet. Im Prinzip war es auch egal, Hauptsache sie konnte mit der Außenwelt, oder eher der Menschenwelt, Kontakt aufnehmen. Mehrmals hatte sie gegenüber ihrem „privaten Personal“ den Wunsch geäußert mit Tinami in Kontakt treten zu können. Sie musste mit Tinami über Tao sprechen... Aber die Antwort war immer eine Absage ihres Wunsches. Solange ihre Autorität „instabil“ war, war sie nicht befugt Befehle zu geben, geschweige den mit Jemanden in Kontakt zu treten. Wahrscheinlich würden sie es ihr schon erlauben: Wenn Green klar sagen könnte mit wem sie sprechen wollte und worüber. Das „Worüber“ war dabei das Problem. Sie konnte schlecht sagen, dass sie mit ihrer Klimawächterin über die Liebe einer toten Wächterin der Dunkelheit sprechen wollte. Oh ja, das kam garantiert gut an.

Also griff Green zu ihrer Lieblingsmetode: Der „Nicht-erlaubten“.

Doch sie hatte nicht einmal einen Telefonanschluss gefunden. An den Informationen hatte sie schon öfter jemanden in ein Kommunikationsgerät reden gesehen. Allerdings ausschließlich an den Informationen und als Flüchtling konnte sie sich dem nicht nähern, ohne dass der Wächter sofort Alarm schlagen würde. Es handelte sich hierbei immerhin um die „Hikari-sama“, die, um es direkt zu sagen, nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

...

Green würde gerne Siberu und Gary kontaktieren. Sie würde.

Die Hikari verlangsamte ihre Schritte, bis sie stehen blieb. Ihre Hand lag auf dem polierten Treppengeländer. Die andere jedoch erhob sich und berührte die Glöckchen-Ohrringe, die von ihrem Ohr herab baumelten. Sie schloss die Augen, rief sich alte Erinnerungen wach. Die Bilder verliehen ihr ein schwaches Gefühl von Glück und Geborgenheit, wurden jedoch im nächsten Moment schon wieder getrübt. Sie bekamen Risse. Zersprangen wie Glas. Hätte Green nur nie erfahren, was für ein Schicksal ihr bevor stand…

Nein, das durfte sie nicht denken. Denn wenn sie es nicht erfahren hätte, würde das Schicksal wahr werden. Sie hätte nichts dagegen tun können, dass gerade den beiden Personen, die ihr am wichtigsten waren, ihretwegen starben.

Liebe. Dämon. Tod.

Es war doch so einleuchtend. Wie konnten die Hikari nur denken, dass die Karte des Todes ihren Untergang einläuten würde? Green war nicht und würde nie in der Lage sein, so etwas zu vollbringen. Als ob sie dazu überhaupt die Macht besaß… nein, Green war sich ihrer sicher. Zwar wusste sie auch nicht, wie sie Siberu und Gary töten sollte, aber sie wollte es sich auch nicht nur im Entferntesten vorstellen. Der letzte Kampf hatte ihr vollkommen gereicht…

Dennoch, ein Wunsch überschattete den von deren Sicherheit. Doch Green hielt ihn in sich verschlossen. Sie wollte ihn selbst sich selbst gegenüber nicht äußern. Die Gefahr, dass sie unbewusst eine Möglichkeit suchen würde, diesen Wunsch wahr werden zu lassen, war einfach zu groß.

Green spürte die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Irgendwie kam es ihr so vor, als würde es in der Welt der Wächter immer hell sein. Doch, wie konnte es so hell sein… und gleichzeitig so dunkel?

Schweren Herzens setzte die Lichterbin ihren Weg fort. Bei der ersten Tür, hielt sie an und öffnete diese leise einen Spalt breit. Nichts zu sehen, daher schlüpfte sie hindurch. Der Gang lag wie ausgestorben vor ihr. Es herrschte eine bedrückende Stille. Das Licht war ausgeschaltet, sodass der Gang nur durch die hohen Fenster erhellt wurde. Langsam, ohne Laute zu verursachen, lief Green schnell weiter. In welcher Etage sie sich wohl befand? Hoffentlich nicht in der Etage wo die Leichenhallte sich befand. Darauf konnte sie verzichten.

Viel besser war die Etage, auf die sie sich befand, nicht, wie sich herausstellte, als Green noch ein wenig weiter gekommen war. An der Wand hing ein Schild auf dem geschrieben stand:

Nexres Abteilung.

Schlecht. Dieser Ort lag garantiert nicht auf der Liste ihrer TopTen ihrer Wunschziele. Auch wenn sie wusste, das in dieser Etage irgendwo ihre Tante Violet liegen musste. Vielleicht war es auch gerade deshalb wieso Green sich nicht wohl fühlte in ihrer Haut. Die Worte ihrer Mutter hallten in ihren Kopf nach:

„ …Du hast noch nie jemanden in diesen schrecklichen Zustand gesehen, denn wenn du es gesehen hättest, würdest du nicht fragen… Nexres ist wie ein dauerhafter Alptraum, aus dem man nicht wieder erwachen kann und… man sieht deutlich wie Violet darunter leidet… körperlich wie auch seelisch… Selbst wenn sie wieder aufwachen würde, wäre sie nur ein Schatten ihrer selbst…“

Nein, Green glaubte wirklich, dass sie darauf verzichtete. So einen Anblick wollte sie nicht sehen. Daher wollte sie auch so schnell wie möglich diese schrecklich stille Etage verlassen. Sie ging weiter und jetzt wo sie wusste wo sie sich befand, sprang ihr erst ins Auge, dass alle Türen aus einem enorm dicken Material bestanden. Metall? Es gab nicht einmal einen Türspalt. Kein Wunder, dass es so ruhig war… Obendrein besaßen alle Türen einen doppelten Riegel. Alle waren fest verschlossen.

Bis auf eine. Sie war einen Spalt weit offen, stand auf Kipp, deutlich waren Stimmen von Innen zu hören. Da sah die Hikari auch, dass ihr Eindruck richtig war. Die Tür war 20 Zentimeter dick. Green ging unentwegt weiter. Wie angewurzelt blieb sie allerdings nach zwei Schritten stehen als hörte:

„Daddy…!“ Dieser entsetzliche Laut jagte ein Gefühl durch Green, als hätte man sie durchbohrt. Noch nie hatte sie so etwas Schreckliches gehört. Die Stimme klang so verzweifelt, so zu tiefst schmerzerfüllt, dass es mehr als Gänsehaut auslöste. Als würde sie aus dem Tiefen des Leides herauf kommen, um Green zu umschließen und sie mit sich herunter zu ziehen.

Die Hikari wollte es nicht, aber sie bewegte sich zurück. Die unauslöschbare Neugierde hatte sie gepackt.

Sie sah durch den Türspalt, so vorsichtig wie möglich und erblickte zwei ihrer Familienmitglieder. Wie White es schon gesagt hatte, war kaum noch etwas von Violet übrig. Kaum etwas erinnerte noch an die lebensfreudige, selbstbewusste, temperamentvolle Frau, die Green in Whites Erinnerungen kennen gelernt hatte. Der Körper sah aus wie der einer Magersüchtigen, die Haut war grau, um einiges blasser als die der Hikari. Ihre Haare waren länger geworden, fielen bis auf den Boden - zeugten jedoch nicht von Kraft und Schönheit. Sie waren ausgebleicht, wirkten fahl und alt, auch wenn sie fein säuberlich gekämmt waren. Das Schlimmste jedoch war ihr Gesicht. Es war eingefallen, ähnelte einem Totenkopf mit grauer Haut überzogen. Ihre Lippen waren zerbissen; vollkommen kaputt. Ihre Augen unterstrichen das ganze noch. Sie waren blutunterlaufen, tiefe schwarze Ringe zeichneten sich unter ihren Augenbrauen.

Green wollte weg. Dieser Anblick schockte sie zutiefst. Noch nie hatte sie jemanden in einen so fürchterlichen Zustand gesehen. Aber sie konnte sich nicht bewegen. Dieses Grauen schien sie an den Boden gemeißelt zu haben.

Violet lag in den Armen ihres Vaters, hatte beide Arme um Shaginai geschlungen, als fürchtete sie sich vor einen Abgrund, in den sie fallen würde, wenn sie sich nicht festhalten würde. Shaginai hielt sie fest an sich gedrückt, achtete nicht auf die beiden stummen ärztlichen Zuschauer, und schon gar nicht auf Green. Diese hatte ihren Großvater noch nie so aufgelöst gesehen. Er ähnelte nicht der der er war. Nicht der stolze und unbarmherzige Hikari, wie Green ihn kennen gelernt hatte. Sondern viel mehr, einem zutiefst verzweifelten und hilflosen Vater. Shaginai sah allerdings nicht auf Violet hinab, sondern Richtung Decke. Wären die Hikari gläubig, würde Green fast behaupten, es sähe aus, als würde er Gott um Erbarmen anflehen.

Violets Stimme hallte abermals schmerzverzerrt durch den Raum:

„… Tu ihr nichts! Lass meine Tochter! Ich flehe dich an! Lass deine Finger von ihr! NEIN! Nicht Pink! Nicht sie!“ Die Worte hatte sie schnell und kaum verständlich ausgesprochen. Der Rest war nicht verständlich, denn die Worte gingen in einem erstickten Schrei und Tränen unter. Shaginai versuchte sie zu beruhigen, doch seine Worte brachten nichts. Violet hörte es nicht. Ihre erstickten Wörter, die zwischen den Schreien zu hören waren, konnte man kaum zusammen setzen um ihnen einen Sinn zu verleihen. Green verstand etwas über Violets Versprechen White gegenüber, dass sie auf die Kinder aufpassen musste, dass sie nicht zulassen würde das ihnen etwas geschah… und immer wieder flehte sie einen Unbekannten an, Pink nicht weh zu tun. Es war ein schreckliches Szenario. Violets Schmerzen und Alpträume mit anzuhören… und dazu die offensichtliche Verzagtheit Shaginais. Insbesondere wenn Violet ihren Vater um Hilfe anflehte.

Es dauerte lange ehe Violet einigermaßen zu Ruhe fiel. Von alleine tat sie dies jedoch nicht: Einer der beiden Ärzte war gezwungen ihr mittels Magie ein Mittel zu infizieren, welches sie ruhig stellte. Violet fiel ins Kissen zurück, jedoch immer noch leise vor sich hin murmelnd und wimmernd. Sie wälzte sich hin und her und klammerte sich an ihre Bettdecke.

Shaginai sah zutiefst besorgt auf seine kranke Tochter hinab. Die beiden anderen Wächter sagten nichts.

„Ihre Haare müssen wieder geschnitten werden“, sagte der Hikari in einen gefassten Tonfall welcher nicht zu seiner Miene passte.

„Ich werde diese Aufgabe übernehmen.“ Der andere Arzt wollte gerade etwas sagen, doch in diesem Moment, veränderte sich das Gesicht des Hikari. Er sah auf und ehe Green wusste was geschah, fiel sie zu Boden und spürte eine Schwertklinge an ihren Hals. Im ersten Moment war sie zu geschockt eine Waffe an ihrer Pulsader zu sehen, um mit mehr zu reagieren, als einem erstarrten Blick.

„Ah“, hörte Green ihren Großvater gehässig sagen.

„Das bist ja nur du. Ich habe deine Aura für die eines Dämons gehalten. Scheinbar gehört das Lauschen auch zu deinen Tugenden.“ Seine Enkelin sah trotzig auf, um allerdings einen steinharten Blick zu treffen. Shaginai sah im wahrsten Sinne des Wortes auf sie hinab. Er war über sie gerichtet, hielt das Schwert lässig in der rechten Hand – doch es war nicht zu übersehen, dass er bereit war Greens Kopf vom Körper zu trennen. Immerhin war es genau das, was sein Ziel war: Green tot sehen.

Alles Mitleid, welches sie nur zwei Sekunden vorher noch für ihn empfunden hatte, wich sofort von ihr.

„Wie du siehst bin ich kein Dämon“, versuchte Green mit einem schwachen Abbild eines gezwungenen Lächelns. Shaginai machte keine Anstalten sein Schwert zurückzuziehen. Er stand in der gleichen Pose, sein grimmiges Gesicht wurde langsam zu einem überlegenen Lächeln. Es war offensichtlich, dass ihm die momentane Situation gefiel. Green war ihm hilflos ausgeliefert. Obendrein konnte ihn niemand etwas verbieten. Die beiden Wächter, die vorher noch im Raum gewesen waren, sahen einfach nur stumm, zwar überrascht, doch tatenlos, zu.

„Zwischen dir und einem Dämon ist wahrlich kein großer Unterschied, Yogosu.“ Green spürte wie ihr Blut gegen das glänzende Material der Klinge pochte. Sie wusste, dass er sie umbringen wollte – aber war ihr Großvater sogar dazu bereit, sie einfach hier und jetzt umzubringen? Green wusste die Antwort nicht. Sie wollte es auch nicht wissen. Jedoch spürte sie eine in sich aufkommen. Das leise Gefühl von Angst kroch in ihr hoch. Nur anmerken ließ sie es nicht. Ihr Gesichtsausdruck war widerspenstig.

Genauso plötzlich wie er sie attackiert hatte, zog er sein Schwert zurück. Wortlos. Doch seine Augen sagten genug aus: „Noch nicht.“ Der Hikari schulterte seine Waffe, die sich bei der Bewegung zurück verwandelte. Ohne weitere Konversation, oder Blickkontakt schritt er an ihr vorbei. Doch Green war noch nicht fertig. Sie stand auf und sagte, als er ihr schon den Rücken zugekehrt hatte:

„Pink hat ein Recht zu erfahren was mit ihrer Mutter geschehen ist!“ Shaginai blieb mitten in der Bewegung stehen, als hätte man ihm den Strom gekappt. Doch Green war nicht fertig:

„Wenn Pink Violet besuchen würde, könnte das dazu führen, dass sie wieder aufwacht! Man könnte es wenigstens drauf an kommen lassen! Pink ist zwar unheimlich naiv, aber sie ist dennoch in der Lage diese Bürde zu tragen! Es ist besser als niemals seine Mutter gesehen zu haben! Besonders wenn man bedenkt, dass ihre Tochter sie wieder gesund machen kön-“

„Schweig“, unterbrach er Green mitten im Satz, bevor sie überhaupt mit ihrer richtigen Argumentation beginnen konnte. Shaginai sah über die Schulter hinweg. Einen so eiskalten Blick hatte sie noch nie getroffen, als er sagte:

„Du gehörst nicht zur Familie! Also halte deine Meinung für dich!“
 

„Green! Den Himmel sei dank!“ So innig wurde Green schon lange nicht mehr umarmt. Schon gar nicht von Grey. Seine Freude seine Schwester wohlauf zu sehen, war einfach überwältigend gewesen. Für beide gleichermaßen, denn Green bekam unter seiner Umarmung kaum Luft.

„Danke, Hikari-kami-sama für Euer schützendes Licht welches Ihr über meine Schwester gehalten habt! Danke, für Eure Güte, die mir erlaubt sie noch einmal in meinen Armen halten zu können!“

„...Du redest wie ein Christ.“

„Es ist mir egal, welcher Macht ich für deine Gesundheit danken muss! So kurz standest du davor ewig von mir zu gehen... Oh, ich mag gar nicht daran denken!“

„Grehey! Mir geht es ja gut! Aber nicht mehr lange, wenn du mir keine Luft lässt!“ Grey ließ, nach dieser Aussage, widerwillig von ihr ab und nahm an ihrer Bettkante Platz. Ryô stand mit großem Abstand an der Wand, als wäre er ein Gegenstand der zum Zimmer gehörte.

„Gut?! Du hast einen Herzinfarkt erlitten!“

„Ich war KURZ VOR einem. Das ist ein entscheidender Unterschied, Grey“, korrigierte sie ihn, doch er wollte nicht hören. Er bemerkte nicht, dass es Greens Seele schlechter erging, als ihr Körper. Zumal Violets grauenhaften Zustand... So fürchterlich hatte Green sich das nicht ausgemalt. Dieses Leid! Sie bekam Violets ausgemagertes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf... Genauso wenig ihre Schreie. Sie konnte gut verstehen, dass White diesen Anblick nicht ertragen konnte. Obwohl sie ihren Großvater am liebsten vollständig aus ihrem Kopf verbannen wollte, nachdem was er gesagt hatte, hatte er ihren Respekt, weil er sie so oft besuchte und dieses Grauen standhielt.

Aber...

Sie gehörte nicht zur Familie? War es nicht ihr Bruder, der neben ihr saß, sie umarmt hatte, weil sie seine Schwester war und sie sich liebten? Genauso war White ihre Mutter... und Pink ihre Cousine, dessen Mutter eher tot als lebendig war. Wie konnte Shaginai von ihr verlangen sich rauszuhalten? Es ging ihr doch was an! Es tat ihr doch weh...

Green würde gern mit jemanden darüber reden.

Mit Jemanden... wie... Gary...

„Ich weiß überhaupt nicht was ich von all dem halten soll.“ Green sah auf, sie hatte ihren Bruder komplett vergessen. Es fiel ihr schwer wieder den Faden ihres Bruders aufzunehmen und dem Gespräch wieder zu folgen:

„Zuerst verschwindest du und kaum tauchst du wieder auf, fällst du der Dämonie zum Opfer! Fünf Tage lagst du hier und hast dich keinen Zentimeter bewegt! Hast du überhaupt eine Ahnung was für fürchterliche Sorgen ich mir gemacht habe?! Sorgen kann man das schon gar nicht mehr nennen! Nicht zu sprechen von den Anruf, dass dein Herz kurz vor dem Stillstand gewesen war! In dem Moment dachte ich wirklich meine Welt würde sich auflösen! Und da sagst du mir, es geht dir GUT?!“ Green sah ihn mit einem tröstenden Lächeln an, es war wirklich zu süß, wie er sich aufregte. Aber er hatte ja Recht. Wie konnte Green eigentlich behaupten es würde ihr gut gehen? Aber es ging ihr ja „gut“… Sie spürte Silence’ Gegenwart nicht. Weder in ihr, noch um sie herum. Seitdem sie versucht hatte Green zu töten, welches auch den „Beinahe-Herzinfakt“ ausgelöst hatte, war sie wortwörtlich verschwunden. Doch es würde sich nur um Zeit handeln, bis sie wieder auftauchte. Dessen war sich Green sicher. Immerhin war sie ihre einzige Hilfe. Doch bevor Silence zurück kam, musste Green eine Möglichkeit finden, ihr Vertrauen zu erlangen. Durch die Vergangenheitsbilder war die Lichterbin sich sicher geworden, dass Silence absolut nicht so böse war, wie sie gern tat. So kindisch das auch klingen mochte: Green wollte mit Silence befreundet sein.

Kaum hatte sie dies gedacht, musste sie den Drang unterdrücken sich selbst auszulachen. Sie wollte mit Jemanden eine Freundschaft führen, der versucht hatte sie umzubringen? Wo lag da die Logik! Aber es war einfach so. Greens Neugierde war erwacht, genau wie ihr Drang zu handeln. Sie wollte wissen was hinter Youmas Verhalten lag – vielleicht gab es für alles einen plausiblen Grund. Einen Grund der Licht und Dunkelheit vielleicht wieder vereinen konnte? Überaus naiver Gedanke. Naiv war gar kein Ausdruck, dennoch: Alleine die Vorstellung das sie mit Siberu und Gary zusammen sein durfte, so viel sie wollte, dass niemand etwas dagegen haben würde, dass es keinen endlosen Hass mehr geben würde… reichte aus um Greens Tatendrang zu entfachen.

„Green, jetzt fang mal ganz von vorne an: Von was warst du besessen?“ Wenn man vom Teufel spricht, dachte Green. Doch für diese Frage hatte sie bereits eine passende und logische Antwort gefunden. Sie sah zu ihren Bruder und sie musste keine Gedanken lesen, um zu sehen wem er die Schuld gab. Ihr Lächeln flaute ab.

„Gary und Siberu haben damit nicht das Geringste zu tun. Ganz im Gegenteil sogar. Warum musst du ihnen immer die Schuld in die Schuhe schieben?“

„Es ist das Naheliegende.“

„Nur weil sie neben mir wohnen, ist es das, wenn sie für alles, was nur im Entferntesten mit Dunkelheit zu tun hat, ihre Schuld? Warum sollten die beiden dafür sorgen, dass ich besessen werde? Das ist doch keine Logik!“

„Keine Logik? Du warst kurz davor zu sterben! Da-“

„Als ob die Beiden mich tot sehen wollten!“

„Es sind Dämo-“

„Sie sind meine Freunde!“ Grey erhob seine Stimme um Greens zu übertönen:

„Deine Freunde?! Wären sie so etwas, hätten sie nicht zugelassen, dass dir etwas zustößt!“ Green nahm diesen Schlag auf, musste die Worte kurz überdenken und sagte dann, mit weniger Lautstärke in der Stimme:

„Da können sie nichts für. Ich habe ihre Hilfe abgelehnt…“ Ein weiteres Mal an diesen Tag überschwemmte sie das schlechte Gewissen und die Sehnsucht. Wenn alles überstanden war und sie wieder nach Tokio zurückkehren konnte, wären sie nicht mehr da. Green war sich dessen sicher. Nachdem Green sie so schlecht behandelt hatte, hatten sie keinen Grund mehr an ihrer Seite zu sein. Sie konnte es gut verstehen… Selbst nach deren Kampf hatten Gary und Siberu sie mit offenen Armen wieder empfangen… und was hatte sie gemacht? Sie hatte ihnen die kalte Schulter gezeigt, sie gemieden und jeden Versuch des Redens abgeblockt. Wie sollte sie es ihnen verübeln, wenn sie jetzt das gleiche mit ihr taten… wenn sie überhaupt noch da waren.

Es wäre gut wenn sie nicht mehr in meiner Nähe wären, sagte die Stimme der Vernunft, dann wären sie außer Gefahrenzone, der verdammten Todeskarte.

Green biss sich auf die Unterlippe. Sie versuchte den Keim der Hoffnung in ihr zu ersticken, der sich trotz der Vernunft in ihr auftat. Vielleicht waren sie ja doch noch da… Vielleicht…!

Gerade als die Hikari spürte das Tränen darum kämpfen frei zu kommen, ging die Tür auf.

Alle Wächter drehten sich um und sahen Tinami in der Tür. In der Hand hatte sie Pockies. Grey war verwundert sie so munter zu sehen. Es lag immerhin kaum eine Woche zurück dass sie die Folter überstanden hatte. Davon war nichts mehr zu sehen. Ihr Zopf saß wie immer, ihre Kleidung war freizügig und sie hatte ihr gewohntes Grinsen auf dem Gesicht. Von Schmerzen keine Spur.

„Hiho to all!“, sagte sie mit erhobener Hand und ging dann zu Green, die im Bett lag.

„Pack deine Sachen, Ee-chan!“ Grey und Green sahen sie verwundert an und Tinami holte ein Formular heraus:

„Ee-chan wird einer speziellen Untersuchung von mir unterzogen werden!“

„Was? Aber braucht man dafür nicht die Erlaubnis von Aores-san?“, warf Grey ein.

„Ja. Wenn er der Machthabende wäre!“

„Ist er das nicht?“

„Ne. Die Machthabende steht vor Ihnen! Sobald ein Elementarwächter des Elements Klima die erforderliche Ausbildung im Bereich der Medizin besitzt, wird dieser Person automatisch die führende Position im Sanctuarian übertragen! Und ich hoffe keiner von euch zweifelt an meiner Ausbildung! Dann lasst euch gesagt sein, ich bin nicht nur eine geniale Hackerin, sondern auch ausgezeichnete Ärztin!“ Grey schien nicht sonderlich überzeugt zu sein.

„Und diese… spezielle Untersuchung kann Green helfen?“

„Klaro!“ Jetzt mischte sich auf Green ein:

„Aber ich habe hier nichts zum anziehen.“ Sie zeigte auf ihr weißes Krankenhausgewand. Tinami wollte gerade sagen, dass sie doch süß darin aussah, als Grey hervor schoss und plötzlich ein Kleid in der Hand hielt.

„Zum Glück hast du einen Onii-chan!“, sagte er und übergab Green das Kleid. Diese starrte ihn an, genau wie Tinami. Niemand wusste woher er das Kleid so plötzlich hatte, man fragte allerdings auch nicht. Green war schon dabei das Kleidungsstück skeptisch zu begutachten, während Grey, ungeachtet, von den verschiedenen Stoffen und Nähtechniken sprach.

„Kann man anziehen“, stellte Green fest.

„Für dich nur das Beste!“ Seine kleine Schwester sah auf und sah ihn mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte. Plötzlich drehte sie ihre Hand. Grey verstand immer noch nicht.

„Onii-chan. Willst du sehen wie ich mich umziehe?“
 

Von irgendwoher kam ein Piepen. Es wurde von Ton zu Ton lauter, verstärkte sich und wurde dringender. Doch er hatte keine Lust den Ursprung auf den Grund zu gehen. Die Lust für Allem fehlte ihn. Er war so froh gewesen, wenigstens für ein paar Stunden ruhe gefunden zu haben. Es war ihm noch nie passiert, dass er über seine Bücher eingeschlafen war und es war ihm auch noch nie passiert, dass er sich so lustlos gefühlt hatte. Er wünschte sich, er könnte sich genau wie seinen kleinen Bruder ablenken. Doch wenn er über seiner Ablenkung einschlief, verhieß es wohl, dass der Versuch der Zerstreuung nutzlos war.

Das Piepen hörte auf und im selben Moment wusste der Halbdämon, dass es das Telefon war; der Anrufbeantworter sprang an.

„… Sibi, Gary? Ich bins.“ Schon als er seinen menschlichen Namen gehört hatte, war Gary aufgesprungen. Niemand anderes würde seinen Namen auf diese Art aussprechen, wie sie es tat.

„Green!“

Schweigen. Sie hatte wahrscheinlich schon aufgelegt…

„Green…?“ Nein hatte sie nicht, denn er hörte wie sie tief Luft holte. Gary wünschte sich er könnte ihr Gesicht sehen, dass er ihre Gefühle in ihren Augen lesen konnte.

„Gary?“ Ihre Stimme bebte, als würde sie weinen. Tat sie es?

Gerade als der Angesprochene etwas sagen wollte, atmete Green noch einmal durch und ihre Stimme festigte sich:

„Bist du Zuhause?“ Warum fragte sie das?

„Du rufst auf dem Festnetztelefon an.“

„Ja, stimmt, sorry.“

„Green, wie geht es dir? Ich… ich hab mir Sorgen…gemacht... Wir meine ich… Deine Wächter haben dich vor fünf Tagen einfach mitgenommen. Es blieb uns nichts Anderes übrig, als ihr Tun zu akzeptieren. Da sie sich ohnehin besser damit auskennen, dachten wir es wäre das Beste, wenn sie sich um dich kümmern. Aber... dir geht es doch wieder gut?“

Abermals schweigen. Gary wusste nicht was es war, aber er merkte dass Green gleich wieder auflegen würde. Er musste sie festhalten.

„….Was hältst du davon, wenn wir… wenn…“ Verfluchte Schüchternheit! Rede du verdammter Idiot!, sagte er sich selbst.

„…Wenn wir - was?“ Ihre Stimme klang plötzlich ein wenig hoffnungsvoll. Alleine dies genügte um ihn rot werden zu lassen.

„Wenn du…. Zurück bist… könnten wir ja… etwas zusa…. Ich meinte, ich würde dann gerne mit dir reden…“

Wieder antwortete sie nicht und Gary verlor all seinen Mut.

„Ich weiß nicht ob ich zurück komme…“ Jetzt war es der Halbdämon der nicht antwortete. Sie würde nicht wiederkommen.

Er würde sie nicht wieder sehen.

Es war vielleicht das letzte Mal, dass er mit ihr sprach.

Gary klammerte sich an die Tischkante. Er hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren.

„Aber… ich werde das Angebot dankend annehmen.“ Sie sagte diese Worte mit einer ungeheuren Wärme und obwohl er nicht bei ihr war und sie nicht sehen konnte, war ihm fast so als könnte er Green in diesem Moment vor sich sehen, mit einem warmen Lächeln. Genau das Lächeln, welches er bewahren wollte.

Doch Green war noch nicht fertig:

„Ich weiß jedoch nicht wann… Ich muss diese... Krankheit erst auskurieren... und dann... mal sehen... “

„Das macht nichts“, antwortete Gary vom neuen Mut beflügelt.

„Wir treffen uns dann bei mir und ich mach dir dein Lieblingsessen, ja?“ Alles, Green, alles.

„Klingt gut.“

„Egal was passiert?“ Und wenn die Welt untergeht.

„Egal was passiert.“

„Versprichst du es?“ Natürlich!

„Ja, wenn du es mir auch versprichst.“

„Ja! Dann ist das unser Versprechen.“

Ein letztes Mal schweigen. Er hörte ihren Atem, aber da war noch etwas anderes was er hörte…

„…Warte auf mich.“

Dann legte Green auf.
 

Die Wächter die die Brücke passierten, sahen deren Hikari verwundert an. Sie hatte ein Handy am Ohr, obwohl sie nicht darin sprach. Sie lächelte. Doch auch dieses konnte nicht überschatten, dass sie weinte. Noch nie hatte jemand eine Hikari weinen gesehen. Kurai Yogosu Hikari Green war wahrlich nicht wie die anderen Hikari….
 

Fertig gestellt: 23.06.07
 

So... anstatt einer Vorschau für das nächste Kapitel möchte ich hier gerne ein paar Worte sagen. Ich habe keine Lust mehr.

Nein, nicht auf Himi. Himi ist mein Leben und wird es bleiben. Ich werde Himi ein Ende geben, dass ist sicher. Nur ist nicht sicher ob ich dieses hochladen werde u_u° Dank meines Tofus weiß ich, dass um die 30 Mexxler Himi lesen. Von diesen 30 schreiben drei ein Kommentar. Und das deprimiert mich ._.° ich meine, ich verlange keineswegs dass ihr einen halben roman schreiben müsst! Ich möchte nur wissen, dass ich die Arbeit die Himi mitsichbringt nicht umsonst mache... Ich brauche pro kapitel 10 Stunden und fürs Überarbeiten nochma 3. Ich kann mir demnach arbeit sparen, wenn ich die kapis nicht hochlade.

Ich habe keine lust eine Sperre zu setzen, mit anderen Worten: Erst am fünf Kommentaren ein neues kapitel hochzuladen u_u ich als leser würde mich da verarscht vorkommen. Daher: Ich werde bis zum ende der zweiten staffel abwarten. Wenn sich nichts ändert, lade ich die dritte staffel und damit das Ende nicht hoch: Himi bleibt unabgeschlossen. Was mir persönlich sehr weh tun würde...

Und nochma: Ich erwarte keinen Roman! Jeder von uns hat Streß und wenig Zeit, aber ein kleines kommentar... Ich möchte nur wissen, dass ich meine Arbeit nicht umsonst mache.

Danke für die Aufmerksamkeit *verbeug*

Das Erbe der Asukas

Das Erbe der Asukas
 


 

„Und was ist das nun für eine Untersuchung?“ Green war bei Tinami Zuhause, allerdings in einem Teil, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie waren in einen Gang im Keller. Dieser war schwach beleuchtet und vollgestellt mit alten elektronischen Geräten, die alle ziemlich auseinander gerupft wirkten. Dazu auch Akten, die übereinander gestapelt beinahe bis zur Decke gingen und nicht mehr benutzte Bücher. Die Türen, an denen sie vorbei gingen, waren verriegelt. Green fühlte sich irgendwie nicht wohl. Hinter diesen Türen stellte sie sich Horrorfilm-mäßige Labore vor und im nächsten Moment sah sie sich selbst schon auf einen Versuchstisch liegen. Es grauste ihr. Tinami knabberte weiter munter auf einen Pokiestick und bemerkte davon nichts... oder sie wollte es nicht merken.

„Das wirst du schon sehen!“ Greens mulmiges Gefühl verstärkte sich und vor ihren Augen flimmerten schreckliche Gerätschaften auf, mit denen man perfekt Körper aufschlitzen konnte.

„Äh… sag mal, warum warst du eigentlich im Krankenhaus?“ Ein Versuch sich abzulenken. Tinami blieb kurz stehen und sah sie verwundert an. Dann dämmerte es ihr: Green hatte keine Erinnerungen an das was sie, oder eher Silence, getan hatte, als sie besessen war. Daher wusste sie auch nicht das Tinami, genau wie sie es berechnet hatte, drei Tage bewusstlos im Sanctuarian gelegen hatte, auf Grund der Verbotenen Technik.

Musste sie auch nicht wissen.

„Warum wohl? Um dich abzuholen, natürlich.“ Green nickte und die beiden gingen weiter. Wieder kehrten ihre Gedanken zu der Untersuchung zurück und sie fragte sich, was Tinami vorhatte. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es helfen würde. Green brauchte keine ärztliche Behandlung, sondern eine Möglichkeit Silence‘ Vertrauen zu erlangen und das würde Tinami ihr wohl kaum geben können.

Die Kikou blieb stehen, was Green ihr gleichtat. Sie standen vor einer verschlossenen Tür, welche elektronisch gesichert war. Anders als im Tempel erkannte Green die Sicherheitsvorkehrung als menschliche Technik. Ein simpler Zahlencode. Obwohl Green ihr über die Schulter sah, tippte Tinami den Code so schnell ein, dass es unmöglich war sich ihn zu merken.

Die Tür glitt auf und enthüllte eine… Abstellkammer?! Eine ziemlich große, ja, aber dennoch ein Abstellraum. Während Tinami grinsend eintrat, verharrte Green am Eingang und bewegte sich erst nach Aufforderung.

Der Raum war genauso spärlich beleuchtet wie auch der Gang. Kleine Lämpchen spendeten von unten Licht und warfen schaurige Schatten an die Wand.

„Wo ist es…“ Was suchte Tinami? Etwa ihr Werkzeug?

„Tinami, was sollen wir hier?“ Die Angesprochene atmete tief durch. Eine Weile schwieg sie, während sie mit dem Finger an den vollgestellten Regalen entlang glitt. Erst als sie ein ganzes Stück weiter vorne war blieb sie stehen und sagte:

„Ich bin noch einmal Taos Tagebuch durchgegangen.“ Green erstarrte und blieb stehen.

„Wie kommst du…?“

„Wie lautet der Name der Person die dich als Medium braucht?“ Green antwortete nicht. Nicht bevor Tinami eine Erklärung gegeben hatte. Diese schwieg ebenfalls, beschloss dann scheinbar aber doch den ersten Schritt zu machen:

„In den drei Tagen wo du von ihr besessen warst, bin ich auf dieses Wesen zusammengestoßen.“ Die Hikari öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Tinami fuhr fort:

„Viel gab sie nicht Preis, aber genug. Denn sie sagte Taos Namen. Daraufhin bin ich noch einmal alles durchgegangen was ich von ihm wusste. Ich bin zum Schluss gekommen das diese Wächterin das fehlende Teilchen in Taos sagenumworbene Zeit ist. Alle Fragen die vorher offen waren, wurden durch sie beantwortet. Der Grund weshalb er daran geforscht hat Tote wieder zum Leben er erwecken, wieso Hikari-Akari-sama auf mysteriöser weiße Selbstmord beging und auch weshalb ihre Erinnerungen fehlen. Dazu kommt noch etwas, was ich vorher nie beachtet hatte: Die Hikari schrieb ebenfalls Tagebuch, indem sie schrieb, dass es ihr so vorkäme, dass Tao sich jeden Tag ein Stück mehr von ihr entfernen würde. Ich schrieb dies auf eine Beziehungskriese oder einfach daher, dass ihm die Arbeit am wichtigsten war – wie auch die anderen. Der andere Punkt war etwas, was mich immer schon irritiert hatte: Viele von Taos Arbeiten, sowie auch seine Skizzen, sind aufbewahrt worden… und auf diesen steht so gut wie immer ein Wort: Silentium.“

„Silentium?“, fragte Green sichtlich verwirrt.

„Yes. Das bedeutet Stille auf Latein. Doch es steht nicht auf seinen Skizzen. Das letzte Wort in seinem Tagebuch war es auch. Ee-chan, hast du „Geschichte der Wächter“ durchgelesen?“ Green schüttelte den Kopf. Sie hatte nur den Anfang durchgelesen.

„In der Originalausgabe, die von ihm selbst geschrieben ist, steht auf der allerletzten Seite, ganz unten auf Latein: „In Hoffnung, dass die Stille ihre Traurigkeit verliert.“.“

„Warum schrieb er es auf Latein?“

„Zu seiner Zeit gab es nicht einmal fünf Prozent Wächter die dieser Sprache mächtig waren. Damals war es Pflicht englisch zu können. Anders als heute, wo die Wächter selbst entscheiden dürfen, welche Menschensprache sie erlernen wollen.“ Tinami schwieg ein weiteres Mal ehe sie fortfuhr:

„Ich bin mir sicher, dass Tao in dieses Wesen verliebt war, dass sie der Grund war, warum er den Tod überwinden wollte und letztendlich daran gestorben ist.“ Die Klimawächterin drehte sich zu Green herum. Es war ein seltener Anblick, doch Tinami wirkte so ernst wie nie, als sie ein weiteres Mal fragte wie sie hieß. Green beschloss, dass sie eingeweiht werden konnte, immerhin wusste sie sowieso schon so gut wie alles... und so wissbegierig wie diese Klimawächterin war, würde sie nicht nachgeben, bis sie es wusste.

„Silence.“ Ein kurzes Lächeln huschte über Tinamis Gesicht und sie ging weiter. Ohne eine Antwort zu geben, schritt sie zu einem Regal in der letzten Reihe, stellte sich auf Zehenspitzen und holte etwas herunter. Es war eine dünne Schachtel, die kaum höher war als fünf Zentimeter. Tinami drückte sie der Hikari in die Hand, die ihre Neugierde nicht zurück halten konnte und sie sofort öffnete.

Zum Vorschein kam ein schwarzer Ohrring in Form eines Prismas. Green erkannte ihn sofort wieder. Es war Silence‘ fehlender Ohrring. Es war das Schmuckstück mit dem Tao tot aufgefunden worden war... Jetzt lag es auf satten Satin und glänzte ein wenig im schummrigen Licht der Lämpchen.

„Seit 311 Jahren in Familienbesitz. Wird von Generation von Generation weitergegeben. Jetzt ist es an der Zeit ihn seiner Besitzerin zurückzugeben.“

Green wollte sich gerade fragen wie sie mit Silence Kontakt aufnehmen sollte, immerhin hatte das Medium sie seit dem Mordversuch nicht mehr gespürt – geschweige den gesehen. Doch die Frage erübrigte sich. Denn im selben Moment spürte Green ihre Gegenwart. Es gelang ihr nicht zu reagieren. Ohne etwas zu sagen, griff Silence von hinten durch Greens Körper, genau an dem Punkt wo ihr Herz war und sagte die Formel.

Tinami tat nichts um ihrer Hikari zu helfen, die kurz nach hinten stolperte, ehe sie festen Halt fand. Als sie aufsah waren es nicht länger die Augen Greens die Tinami finster ansahen, sondern Silence‘ schwarze durchdringende Augen.

„Ah, Miss Oberschlau.“ Die Kikou reagierte nicht.

„Was soll das hier da stellen?“

„Nennt man „helfen“.“ Silence verschränkte die Arme, ihr Blick vertiefte sich.

„Erzähl mir doch keine Lügen. Ich war kurz davor dich umzubringen. Ich hätte dich umgebracht, wäre mir niemand dazwischen gekommen. Also erzähl mir nicht, du willst mir helfen.“ Tinamis ernstes Gesicht blieb unverändert.

„Ich sagte nicht, dass ich dir helfen will.“

„Wie edel. Es geht dir um deine Hikari-sama. Glaub mir, ihr kann niemand mehr helfen. Sie steckt jetzt zu tief damit drin. Das ist ihre eigene Schuld. Sie hätte ihre Neugierde zügeln sollen, dann wäre sie nichts weiter als ein unwissendes Medium geblieben.“ Tinami konnte ein Grinsen nicht zurück halten. Denn ein fast schon besorgter Ausdruck war in Silence‘ Augen aufgetaucht, als sie dies sagte. Silence bekam davon nichts mit.

„Ee-chan ist eine gute Wächterin, auch wenn die Hikaris was Anderes behaupten. Sie wird dir helfen, auch ohne das du sie erpresst.“ Silence sah auf, ein verwunderter Schein trat in ihre Augen.

„Wie kommst du darauf? Sie ist enorm egoistisch und tut nichts ohne eine Gegenleistung zu erwarten.“ Tinami grinste abermals.

„Weil sie sich selbst in dir sieht. Deshalb.“ Silence antwortete nicht. Sie kannte Green Innerstes wie ihr eigenes, dennoch hatte sie es noch nie von dieser Sicht gesehen.

„Ich weiß nicht was du meinst“, antwortete die Yami stur und sah in eine andere Richtung. „Denn wird es Zeit, dass du es verstehst.“ Silence kam sich vor als würde sie für dumm verkauft werden und dies gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wollte dem auch gerade ein Ende setzen, als Tinami unbeirrt fort fuhr:

„Sie war immer alleine und hat niemanden Vertrauen geschenkt. Auf jede Freundlichkeit hat sie mit Skepsis reagiert. Niemand hat sie an sich ran gelassen, somit hat sie sich von der Außenwelt total abgeschnitten - genau wie du.... Verstehst du jetzt, Silence?“
 

Das erste was Green hörte, als das Bewusstsein langsam wieder zu ihr zurückkehrte, war ein Fluchen. Es war kalt um sie herum, es roch nach gar nichts. Erst als sie die Augen aufschlug, wusste Green wo sie war: In ihrer Seele. Silence hockte ein paar Meter von ihr entfernt auf den Boden, mit Taos Erbe in der Hand. Sie hatte noch nicht bemerkt, dass Green wieder wach war. Ihre ganze Aufmerksamkeit gehörte dem Schmuckstück. Die Hikari wollte nicht auf sich aufmerksam machen. Sie hatte keine Lust sich damit zu beschäftigen. Müdigkeit hatte sie übermannt und drohte sie abermals zurück ins Land der Träume zu weißen. Doch Silence war zu laut.

„Dieser verdammte Idiot hätte jawohl eine Anleitung mitgeben können!“ Ihre Worte wurden gefolgt von einem genervten Seufzten. Doch dann entdeckte sie Green und sie schien zu erstarren.

„Guten Morgen.“ Ihre Stimme klang merkwürdig steif.

„Was ist los? Bekommst du es nicht hin?“

„Ich brauche deine Hilfe nicht!“

„Ich sagte auch mit keinem Wort, dass du meine Hilfe bekommst.“ Keiner der Beiden sagte etwas. Silence untersuchte weiter stur den Ohrring nach irgendwelchen Anzeichen.

„Vielleicht musst du ihn anlegen?“ Die Yami sah nicht auf.

„Schlaues Mädchen. Das hab ich auch schon versucht!“ Widerstrebend setzte Green sich auf und sah ihrem Ebenbild beim Studieren des Schmuckstücks zu. Lange dauerte es jedoch nicht, ehe Silence die Geduld verlor.

„Sehen wir der Tatsache ins Gesicht: An dem Ding ist nichts Außergewöhnliches. Das ist einfach nur mein Ohrring.“ Greens Blick schweifte ab, als sie darüber nachdachte.

„Vielleicht braucht man etwas um zu aktivieren…“ Gereizt sah Silence wieder auf.

„Sehr schlau! Und was?!“ Als Silence sich aufgerichtet hatte, hatte Greens Blick etwas an ihr aufgefangen, was sie vorher nicht bemerkt hatte. Um Silence‘ Hals hing eine Kette ohne Anhänger. Green sah sie sich etwas länger an, was Silence nicht entging.

„An der Kette hing früher Mal mein Glöckchen.“ Es dämmerte Green.

„Was ist wenn du ein Glöckchen dafür bauchst!?“

„Ausgeschlossen! Tao wusste, dass ich keins mehr besitze! Warum sollte das der Schlüssel sein!?“ Green grinste. Sie erfreute sich daran, mal etwas vor Silence zu wissen. Diese gefiel Greens Triumph überhaupt nicht. Ihre Augen wurden klein, als wollte sie ihr Medium mit diesen durchdringen. Doch Green achtete nicht darauf. Sie war schon dabei ihr eigenes Glöckchen von ihren Hals zu lösen. Kaum hatte sie die Kette geöffnet, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Ihr Körper schrie sofort darum, dass Green das Glöckchen wieder umlegte. Doch sie hielt dem Drang stand und tat das Gegenteil. Sie schreckte es Silence entgegen. Ihr Blick war aufgelockert. Verwundert sah sie das Symbol der Hikaris an, welches von Greens Fingern herabbaumelte.

„Was soll ich damit?“, frage Silene sichtlich verwundert.

„Mein Glöckchen ist ein Ersatz für deins!“ Schweigen. Die Wächterin sah sie eine ganze Weile an, ehe ihre Augenbraue nach oben wanderte und die ruppige Reaktion folgte:

„Verstehst du denn nicht?! Tao WUSSTE, dass ich keins besitze!“

„Ja verdammt! Aber er WUSSTE auch, dass du nur von Hikaris den Körper übernehmen kannst, oder?“ Ein stummes und stures Nicken.

„Vielleicht wusste er, dass du irgendwann einen Hikari treffen würdest dem du vertrauen würdest“, tastete Green sich langsam vor. Silence öffnete die Augen wieder und sah sie an. Was dieser Blick bedeuten sollte, wusste sie nicht. Green konnte ihn nicht richtig deuten. Die Yami sagte jedoch nichts und Green fuhr fort.

„...Der dir auch vertrauen würde und dir das fehlende Glied leihen würde. Probie-“

„Bescheuerte These! Hör mal her, kleine Green! Taos Entscheidungen haben immer auf Fakten und Beweise beruht – niemals auf sein Gefühl und wage Vermutungen!“

„Aber…“

„Kein aber! Du kennst Tao nicht so wie ich! Du hast dich nur in meine Vergangenheit eingeschlichen und kennst nur die Oberfläche! Du kannst dir überhaupt kein Urteil erlauben! Sowieso geht dich da-“

„VERDAMMT NOCHMAL! EINEN VERSUCH IST ES WERT!“ Silence war erstaunt über Greens plötzlichen Wutausbruch. Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Hikari eindeutig von Shaginai abstammte. Silence seufzte verärgert und während sie ihren Ohrring ablegte, sagte sie:

„Aber nur um dir zu beweisen, dass deine fixe Idee totaler Schwachsinn ist!“

„Das werden wir ja sehen!“

„Sturkopf.“

„Selber.“

Silence nahm Green das Glöckchen ab und hatte nun buchstäblich ihr Leben in der Hand. Unglaublich, schoss es ihr durch den Kopf, während sie Green kurz ansah. Es war wirklich unglaublich was für ein Vertrauen diese Wächterin in ihr hatte, wenn sie ihr so ein wertvolles Relikt anvertraute und das wo Silence sie bedroht, erpresst und umbringen wollte. Hatte diese Asuka etwa recht? Dass Green sich selbst in ihr sah? Und war dies der Grund?

Ihr Blick hing auf dem Glöckchen. Sie konnte das Leben förmlich spüren, welches in diesem kleinen Ding pulsierte. Für einen Hikari wichtiger als das Herz. Wie auch für einen Yami. Plötzlich hatte Silence Lust es sich tatsächlich als Ersatz um den Hals zu binden. Vielleicht bräuchte sie dann keinen Körper mehr, sondern hätte dann eine ebenbürtige Entschädigung? Es sah genauso aus wie ihr Altes…

Atmen. Sie wusste nicht mehr wie es überhaupt ging.

Dinge berühren… fühlen… lieben

„Fängst du mal an?“

Silence schreckte aus ihren Gedanken auf. Als sie Green ansah, überkam sie etwas welches sie seit Taos Lebzeiten nicht mehr vernommen hatte: Schlechtes Gewissen. Das war gewiss kein Gefühl welches sie gern vernahm. Um es zu verdrängen fing sie damit an die Idee umzusetzen. Silence legte beide Ohrringe auf den Boden und senkte das Glöckchen darüber. Green rückte näher, beide starrten auf die Schmuckstücke, erwarteten eine Reaktion.

Es kam nichts.

Silence verzog ihre Lippe zu einem spöttischen Grinsen, um ihre Hoffnungslosigkeit zu verstecken. Doch gerade als sie Green auslachen wollte, schwand ihr Grinsen. Sie spürte etwas. Allerdings wusste sie nicht woher das Gefühl kam. War es das Glöckchen? Nein es war…

Die Yami brachte den Gedanken nicht zu ende. Denn das Glöckchen leuchtete plötzlich dunkel auf. Die Energie bündelte sich zu einem dünnen Strahl, der sich, beinahe wie ein Lasso, zuerst um Silence‘ alten Ohrring und dann um den letzten schlang. Einen kurzen Augenblick bildete die Linie ein Pentagramm, ehe das dunkle Licht jedoch ins Gegenteil umkehrte und weiß aufstrahlte. Das Licht nahm stark zu. Nur nach wenigen Sekunden war Silence gezwungen ihre Augen zuzuhalten. Green tat es aus Reflex auch, obwohl sie es nicht musste. Sie hörten wie das Glöckchen mit einem sanften klingenden Geräusch zu Boden fiel und noch bevor Silence überhaupt die Augen öffnete, spürte sie, dass sie wieder seelische Form angenommen hatte und Green ihren Körper zurück hatte.

„Wo sind wir?“ Silence öffnete die Augen und wollte Green am liebsten schlagen. Stattdessen verdrehte sie die Augen und sagte:

„Erkennst du dein eigenes Zimmer nicht mehr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten bückte sie sich, sammelte das Glöckchen auf, welches auf den Boden lag und wollte es gerade wieder zurück geben, als ihr etwas auffiel: Die Ohrringe lagen nicht daneben. Etwas verwirrt sah sie sich nach ihnen um – sie müssten doch in der Nähe sein… Als sie jedoch ihren Kopf drehte, sah sie sofort wo der Schmuck hin war: Beide Prismen hingen wieder da wo sie hingehörten, bevor Silence gestorben war: An ihren Ohren. Wie waren sie denn da…

Abermals war es Green die ihre Gedanken unterbrach: Sie keuchte erstickt. Silence sah auf und in die Richtung wo ihr Medium hinsah.

Nur einen kurzen Augenblick sah sie es. Ihre Augen weiteten sich und mit einem Schwung drehte sie sich von Spiegel weg. Sich selbst hatte sie nicht gesehen...

Es war das Spiegelbild Taos gewesen.

Unfassbar. Da stand er. Einfach so. Als gehörte er dorthin.

Tao sah genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung behalten hatte. Die gleiche Kleidung wie zum Augenblick seines Todes. Die Haare genau wie immer zu einem schlanken Pferdeschwanz zusammen gebunden. Seine azurblauen Augen sahen genauso lebendig aus wie früher und er hatte ein freudiges, doch auch trauriges Lächeln auf dem Gesicht.

„…Ein Hologramm“, sagte Green, die noch auf dem Boden hockte. Silence beachtete sie nicht weiter. Doch ihre Worte regten ihre Gedanken an logisch zu denken. Ein Hologramm. Natürlich, dass war eine logische Erklärung. Es war schon möglich, dass es in dem Ohrring gespeichert gewesen war – aber zu welchem Zweck? Es leeres Bild, egal wie real es aussah, von Tao, steigerte nur ihre Sehnsucht und Leere.

Silence sah weg, als könnte sie den Anblick nicht ertragen.

Es ist meine Schuld! Ich hab es so weit kommen lassen! Ich habe ihn zugrunde gerichtet!

„…Silence? Warum guckst du weg?“ Augenblicklich schlug sie die Augen wieder auf. Nicht nur das Abbild war perfekt, getroffen, sondern auch die Stimme… So real, als wären die 311 Jahre nie gewesen, so real als wäre er nie gestorben.

„Silence, bitte guck nicht weg! Solange ich hier sein kann, will ich dein leidendes Gesicht nicht sehen… Schimpf lieber mit mir, schrei mich an! Aber bitte… guck mich an…“ Sie schloss abermals die Augen, es war eindeutig, dass sie mit sich selbst ring. Green fand das dieser Ausdruck des Leidens nicht zu ihr passte, doch genauso wenig wollte sie etwas sagen. Sie fühlte sich fehl am Platze.

Widerstrebend wandte Silence ihren Blick doch zu Taos Abbild, doch man sah deutlich, dass sie sich dazu zwingen musste.

„Auf der einen Seite hat Hikari-sama Recht. Ich bin zum Teil ein Hologramm. Aber kein aufgezeichnetes und gespeichertes.“ Der Blick der Yami lockerte ein wenig auf, wurde fragend und ein kleiner Funken Hoffnung leuchtete in ihren schwarzen Augen auf.

„Ich habe einen halben Prozent meiner Seele in deinem Ohrring gespeichert. Es wird nicht lange halten, aber lange genug um dir das zu sagen, was ich dir vorher nicht sagen konnte…“ Das ganze Leid und die ganze Trauer fielen von Silence. Auf der einen Seite fühlte sie ein angenehmes Gefühl von Glück in sich. Sie sprach mit dem realen Tao. Nicht mit einer aufgezeichneten Kopie. Doch auf der anderen, spürte sie wie der Boden unter ihren Füßen langsam bröckelte. Es würde nicht lange halten…

„Na dann, schieß mal los, was du auf dem Herzen hast.“ Kein Wort der Freude, kein Wort der Erleichterung. Doch Tao genügte es. Die Traurigkeit wich aus seinem Gesicht. Er lächelte und Green verstand, dass dies genau die Antwort war, die er hören wollte. Er kannte Silence besser als jeder Andere.

Taos Lächeln schwand jedoch wieder. Er biss sich auf die Unterlippe und schien die Wahrheit nicht aussprechen zu wollen, Green ahnte was er sagen wollte… Silence wusste nicht woran Tao geforscht hatte. Sie hatte keine Ahnung, dass es sein Ziel gewesen war, sie wiederzubeleben. Dass er das alles für sie getan hatte... Was auch immer seine Todesursache gewesen war.

„Silence…Ich…“ Er schien Luft zu holen, obwohl er darauf nicht angewiesen war.

„Ich hab an etwas geforscht von dem du nichts wusstest.“ Silence‘ Blick wurde skeptisch.

„Das, wofür du Akaris Hilfe gebraucht hast?“

„Ja.“ Sie sah ihn schweigend an und Green wurde sich immer sicherer. Wie würde Silence das auffassen? Tao schwieg ein weiteres Mal, ehe er mit gesenktem Blick sagte:

„… Ich wollte eine Möglichkeit finden Tote wieder zu beleben.“ Silence ganzes Gesicht schien aus dem Gleichgewicht zu geraten. Einen Augenblick sah es so aus, als würden ihre Beine sie nicht halten können. Taos Leiden wurde deutlicher.

„Ich… wollte dich wenigstens einmal berühren! Dafür, “ er schwieg kurz und sagte dann:

„… war ich bereit alles zu tun.“ Es war deutlich zu sehen, dass Silence sich nicht entscheiden konnte ob sie weinen sollte oder ihn lieber anschreien wollte. Sie schien zum ersteren zu tendieren. Mit heiserer Stimme sagte sie:

„… Du bist nicht an Überarbeitung gestorben…“

„Nein“, antwortete der Klimawächter mit einem Kopfschütteln.

„Warum dann?!“ Tao sah wieder auf und zeigte auf ihren Ohrring. Silence sah ihn ebenfalls aus den Augenwinkeln heraus an und ihre Augen weiteten sich, als er die Worte sagte:

„Ich sagte eben ich hätte ein halber Prozent meiner Lebensenergie für dieses Hologramm genutzt. Aber den Rest, der 100%...“ Er zögerte abermals.

„Durch das Erforschen von Akaris Glöckchen bin ich auf den Prozess gestoßen wie es möglich sein kann, dass ihre gesamte Lebensenergie in so einem kleinen Ding gespeichert sein kann. Doch nicht nur das…“ Der Rest hang in der Luft und Silence sprach es für ihn aus:

„… und du fandest eine Möglichkeit deine Lebensenergie in einem nutzlosen Ding zu speichern.“ Er brauchte nicht zu antworten. Dennoch nickte Tao leicht. Silence fuhr auf, die Wut schien sich ihrer bemächtigt zu haben:

„Du verdammter Idiot! Was bringt dir das!? Was bringt das UNS?! Du bist TOT! Selbst wenn ICH wieder lebe, bleibst DU tot! Auf diese Art waren deine ganzen Mühen umsonst!“ Zornfunkelnd sah sie ihn an, doch hinter ihrer Wut versteckte sich bodenlose Verzweiflung. Sie überspielte diese. Sie musste es tun um bei Verstand zu bleiben. Tao hatte diese Worte mit gesenktem Kopf aufgenommen und nahm auch ihren Blick wortlos auf. Erst als ihre Wut ein wenig abflaute sagte er:

„In Laufe meiner Forschungen stellte sich heraus, dass ich dich nur wiederbeleben könnte, wenn ich mein Leben opfern würde. Mir wurde klar, dass ich mir meinen Wunsch nicht erfüllen konnte…“

„Dann versteh ich dich erst Recht nicht…“ Der Blick des Klimawächters war weiter gegen den Boden gerichtet, auch als er antwortete:

„… Der Regen. Er ging immer durch dich hindurch… Dein trauriges Gesicht, als du im Regen saßest und du ihn nicht fühlen konntest wie ich… Dieser Anblick ging mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Jetzt war es Silence die zu Boden sah.

„Ich habe es für dich getan, Silence… Ich wollte, dass du wieder leben kannst, atmen wie wir alle. Ich bereue meinen Entschluss nicht. Von meinem Leben sind noch gut 20 Jahre übrig. Es kommt jedoch ganz drauf an, wie du sie nutzt. Die Existenz eines Wächters hängt von drei Faktoren ab: Einen Körper, eine Seele und die Lebensenergie. Du besitzt deine Seele, dein Körper ist tot und deine Lebensenergie in Form deines Glöckchens beraubt. Wir waren schon zu meiner Lebenszeit in der Lage perfekte Körper zu erschaffen – ich nehme daher an, dass diese Kunst weiter ausgefeilt worden ist und dies somit kein Hindernis darstellen wird. Du musst mir gut zuhören, ich erkläre dir wie du es akti-“

„Ich will es nicht hören!“

„Was?“

„Ich weigere mich dein Leben zu missbrauchen! Lieber bleibe ich bis in aller Ewigkeit in diesen Zustand, als durch dich wieder zu leben! Ich werde mir mein Glöckchen von Youma zurückholen-“

„Sehr unwahrscheinlich.“ Silence achtete nicht auf seinen Einwand.

„Und mit deiner Wiederbelebungstechnik und MEINER Lebensenergie, die nach wie vor in MEINEN Glöckchen vorhanden sein müsste, kann ich von mir aus wieder leben. Aber nicht vorher! Mit deiner Lebensenergie holen wir dann dich zurück!“ Jetzt schien Tao wütend zu werden. Ein Anblick den sie weiß Gott nicht oft gesehen hatte. Er verschränkte die Arme und antwortete:

„Allein praktisch ist es nicht durchzuführen! Denn wenn ich dir die Prozedur nicht jetzt erkläre, gibt es keine spätere Möglichkeit dazu! Außerdem, Silence: Mit meiner Technik kannst du nicht jeden beliebigen wieder ins Leben zurück holen. Du bist eine große Ausnahme, da deine Seele existiert. Meine im Gegensatz dazu nicht! Mit meiner Technik ist es absolut unmöglich mich oder andere ins Leben zurück zu holen. Sie ist einzig und allein für dich geschaffen worden.“ Die Wut der beiden ließ nach. Taos Blick wurde wieder leidend und traurig. Er hatte die Arme nicht mehr verschränkt, sondern hielt sie über kreuz.

„Bitte, Silence… Erfülle mir meinen Wunsch…“ Jetzt war es so weit: Taos Augen wurden glasig.

„…Wenn du meine Lebensenergie nutzt… sind wir auf der seinen Seite auch wieder… vereint. Ich bin dann in dir… seelisch sind wir zusammen… Das kann uns niemand nehmen.“ Es war deutlich zu sehen, dass er kurz davor war seinen Tränen nachzugeben, wie auch immer das möglich war. Silence sah weg. Dieses Leid konnte ihr Herz nicht mit ansehen. Dieses Bild schmerzte zutiefst, auch wenn er tapfer die Tränen zurück hielt. Doch auch sie spürte, dass das Gefühl der Trauer sie ebenfalls beinahe überwältigt hatte. Was sollte sie nur tun? Tao würde nicht mehr lange da sein… dann war er wieder weg… nur seine Lebensenergie würde sie bei sich tragen können. Doch diese wäre nutzlos, ohne seine Erläuterung. Aber – ein Leben mit seinem Leben führen? Bei jeden Atemzug merken, dass dieser nicht ihr zustand, sondern Tao? Immer wissen, dass sie nur lebte, weil er sich geopfert hatte?

„…Bitte.“ Silence schloss die Augen. Sie hielt es nicht aus. Alleine schon um die wenigen letzten Momente nicht in Leid zu verweilen, fand sie plötzlich eine Möglichkeit.

Tao und Green waren beider maßen überrascht, als Silence den Arm hob und auf Green zeigte, die immer noch auf den Boden saß. Tao schlussfolgerte vor Green:

„Du willst, dass ich es Hikari-sama erkläre?“ Silence nickte, sah ihn nicht an.

„Tao, gib mir eine Chance. Ich als Zwilling spüre, dass Youmas Bann bröckelt und dass es nicht mehr lange dauert, ehe er zurückkehren wird. Gib mir die Chance mir mein Leben selbst zurückzugewinnen. Wenn ich scheitere… erfülle ich dir deinen Wunsch…“ Sie sah auf und Green erschrak beinahe schon, Tao lief nur rot an, doch auch ihm war die Überraschung anzusehen, beim Anblick ihres Blickes. Sie lächelte auf eine aufrichtige und doch traurige Art, welches man nur mit eins beschrieben werden konnte: Liebe.

„Ich brauche deine Lebensenergie nicht um mit dir vereint zu sein, Tao. Die ganzen 311 Jahre waren unsere Seelen auf irgendeine unlogische Art verbunden…“ Tao sah sie an, eine ganze Weile, ehe auch er lächelte. Ohne den traurigen Unterton. Er antwortete jedoch nicht, sondern deutete nur ein leichtes Nicken an, als er zu Green ging.

Die Hikari stand ein wenig widerwillig auf. Sie wollte es am liebsten nicht wissen. Dies war eine Bürde die sie nicht tragen wollte und sie sträubte sich dagegen. Während Tao kurz den Kopf senkte, sah Silence weg und sperrte ihr Gehör ab. Green dagegen atmete tief durch und lauschte seinen Worten konzentriert, um auch kein einziges zu überhören.

Es wahrte keine fünf Minuten, denn es war eigentlich simpler als Green dachte. Sie fragte sogar nach, ob er sich sicher war. Tao nickte nur und ging wieder zu Silence. Als er sich umdrehte, fiel Green auf, dass seine Füße anfingen zu flackern…

„Silence… meine Zeit läuft ab.“ Sie nickte, sah auf den Boden. Green wollte am liebsten den Raum verlassen. Sie wusste, dass das Kommende nicht für ihre Ohren bestimmt sein würde. Dennoch bewegte sie sich nicht. Es war Silence die sich als erste rührte. Ihre Beine gaben nun nach, sie ließ sich auf den Boden fallen. Allerdings sagte sie nichts und regte sich auch nicht. Die Yami blieb einfach auf den Boden, als fehlte ihr die Kraft weiter zu stehen. Es kam ihr vor, als würde Tao noch einmal sterben. Als könnte sie noch ein weiteres Mal nichts dagegen tun. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, wenn er gar nicht erst wieder aufgetaucht wäre… Denn so wären ihre alten Wunden nicht wieder aufgerissen. Jetzt spürte sie es deutlicher als jemals zu vor. Die Trauer über seinen Verlust… das schlechte Gewissen… die endlose und ewige Leere…

Silence sah es kaum, doch auch Tao war auf die Knie gegangen. Er kniete genau vor ihr. Obwohl sie keine Tränen zeigte, obwohl sie ihre Trauer nicht zeigte, würde er sie jetzt, wenn er sie anfassen könnte, in die Arme schließen. Er wusste nicht ob er diesen Wunsch jemals so stark verspürt hatte, wie in diesen Moment. Doch er konnte nichts tun. Er konnte nur da sitzen und nutzlos darauf warten, dass er verschwand….

Doch plötzlich bewegte er sich dennoch – er tat etwas was Silence nicht deuten konnte, als sie aufsah. Tao hatte flach die Hand erhoben und hielt sie vor sich.

Sie zögerte.

Sah auf ihre eigene Hand.

Dann ahmte sie seine Bewegung nach; Hob flach die Hand und hielt sie so, dass sich deren Hände berührten, jedoch ohne sich wirklich zu berühren. Es sah nur danach aus...

Tao lächelte ein letztes Mal, auch wenn er sich dabei auf die Lippe biss um nicht auf zu keuchen. Eine einsame Träne kullerte an seiner rechten Wange herunter… Silence hielt ihre Tränen tapfer zurück…

Sie hatte das fürchterliche Verlangen danach sich ihm in die Arme zu stürzen, nur um danach durch ihn hindurch auf den Boden zu fallen.

„Silence…“ Sein Körper löste sich auf, flackerte als wäre er wirklich nur elektronisch gewesen. Seine letzten Worte jedoch, waren mit so viel Leben ausgesprochen, dass jeder Irrtum ausgeschlossen war, dass es sich hierbei um Elektronik handelte…:

„Ich warte auf dich.“

Auf die drei Worte folgten zwei Dinge: Silence konnte ihrer Trauer nicht mehr standhalten und langsam, doch fordernd perlten die Tränen von ihrer Wange. Tao sah es jedoch nicht mehr. Denn er hatte sich bereits aufgelöst… und hinterließ seine Geliebte in Trauer.
 

Die Ohrringe von Silence leuchteten beide auf. Sie bemerkte es nicht. Erst als das dunkle Licht sich bündelte und plötzlich etwas auf den Boden fiel, öffnete sie die Augen. Vor ihr lag ein etwa zwei Meter langer, in schwarz getauchter Starb. Er war nicht mit all möglichen Schnickschnack dekoriert, sondern simpel in schwarz und lila gehaltener Starb, dessen Spitze aus zwei Pentagramme bestand.

Auch dieses Versprechen hatte er gehalten…

Silence griff nach dem Starb und drückte ihn an sich… genau wie sie Tao gern in die Arme genommen hätte…

Green sagte nichts. Sie stand einfach hinter Silence und ließ ihr die Zeit und die Ruhe die sie brauchte und beschloss sie lieber vollends alleine zu lassen. Auch ihre Gegenwart könnte sie vielleicht stören. Wahrscheinlich wollte sie ganz und gar für sich bleiben… Immerhin war ihr stolz enorm und sie hatte die Trauer lange genug unterdrückt.

Die Hikari war schon an der Tür als Silence sie aufhielt:

„Tu mir einen Gefallen.“ Ihre Stimme klang merklich gefasst, im Gegensatz zu ihren Körper. Green antwortete nicht, was Silence als eine Zustimmung auffasste:

„Geh ins Jenseits und rede mit Akari. Sie soll ihre Erinnerungen von Tao wieder bekommen. Erkläre ihr, dass sie ihre Erinnerungen verloren hat. Nur; erwähne mich nicht.“

„Aber, warum?“

„Jetzt wo ich weiß, dass sie keine Schuld an seinen Tod hat… hat sie auch ein Recht auf ihre Erinnerungen an einen so liebenswürdigen Idioten…“
 

Green wusste nicht was sie davon halten sollte. Es war das erste Mal seit dem Familientreffen, dass sie im Jenseits war. Ihr war nicht wohl zumute. Zumal sie jetzt wusste, was die Seitenblicke ihrer heiligen Verwandten bedeuteten. Nur wenige grüßten, wenn, war es Grey dem es galt. Green kam sich so fehl am Platze vor, wie noch nie. Sie glaubte zwar nicht, dass sie ihre Waffen zücken würden und sie auf der Stelle umbringen würden, dennoch gefiel ihr die Atmosphäre absolut nicht. Jetzt wo Green wusste, dass sie planten sie zu töten, kam es ihr so vor, als hätten sich die Blicke verdoppelt. Oder war das einfach nur Verfolgungswahn?

Sie drückte Greys Hand ein wenig fester. Aus den Augenwinkeln, sah er zu ihr und war erstaunt, dass sie sich nichts von ihrer Unsicherheit anmerken ließ. Von außen wirkte sie vollkommen gefasst, sah stur gerade aus – davon, dass sie eine zum Tode Verurteilte war, sah man nichts. Kein Anzeichen von Schwäche. Grey wandte seinen Blick wieder von ihr ab, während er sich sagte, dass ihr Tod nicht besiegelt war. Sie war noch nicht zum Tode verurteilt. Noch nicht. Erst wenn die Karten sich bewahrheiten. Vorher nicht.

„White-sama ist bei einer Ratsversammlung“, antwortete ein Hikari, den Grey nach seiner Mutter gefragt hatte. Green hatte ihn nämlich nur gesagt, dass sie mit ihrer Mutter sprechen wollte. Von Akari war nicht die Rede.

Grey schien ratlos. Eine Versammlung? Davon wusste er gar nichts… Ob es um Green ging?

„Dann lass uns hingehen, Grey. Es ist wirklich wichtig“, sagte Green, während Grey sich bei deren Familienmitglied bedankte und sich verabschiedete.

„Wir können nicht in eine Versammlung reinplatzen. Unmöglich. Das wäre wahrlich ein enormer Bruch der Etikette.“ Green verdrehte die Augen und setzte ein Unschuldslächeln auf.

„Aber wir können doch vor der Tür warten! Und dann fangen wir Mutter ab wenn sie rauskommt, ja?“ Ihr Bruder ahnte Schlimmes und wollte daher ablehnen, doch als er Greens niedliches Lächeln sah, hätte sie wahrscheinlich die Schatzkammer verlangen können und er hätte sie ihr gegeben.

Mit Herzklopfen schlug Grey die Richtung zum Ratssaal ein und Green folgte ihn mit einem triumphierenden Grinsen, welches er nicht sah. Ihre Schmeichelkünste waren wahrlich unübertroffen.

Er hätte lieber auf sein Gefühl hören sollen. Denn kaum waren sie vor der großen Flügeltür angekommen und er hatte Green losgelassen, stürmte sie auf die Tür zu. Grey griff nach ihr, doch seine Schwester war seinem Griff flink ausgewichen und schon hatte sie die Tür geöffnet.

Green hatte die ganze Zeit gedacht, ein paar Minuspunkte mehr oder weniger, würden keinen Unterschied machen, doch als sie die genervten und zu gleich überraschten Gesichter der ranghohen Hikari sah (Wenn möglich läge Shaginais Mund auf den Tisch) änderte sich ihre Meinung. Ihr Minuskonto schien OpenEnd zu sein. Seigi war der einzige, der automatisch die Hand gehoben hatte, Grey hatte sich im Gegensatz die Hand an die Stirn geworfen. Peinlich!

„Ich suche meine Mutter!“, sagte Green unerschrocken, im gleichen Moment wo sie White auch schon entdeckte. Alle wanden sich zu ihr, als hätte White plötzlich die Schuld. Erst nach einem Augenblick sagte Adir:

„Unmöglich, Yogosu-san. Wir sind in einem sehr wichtigen Thema vertieft. Du wirst warten müssen.“ Green war ein wenig verwundert über seinen freundlichen Ton. Nachdem sie unerlaubt reingekommen war, hatte sie nicht erwartet eine freundliche Antwort zu erhalten. Das Shaginai sie nicht anschrie glich einem Wunder. White meldete sich zu Wort.

„Ich habe ohnehin nichts mehr zu dieser Debatte beizutragen. Meine Meinung habe ich geäußert.“ Jetzt hielt Shaginai sich nicht mehr zurück:

„Du kannst nicht einfach…“

„Lass sie gehen.“ White ließ sich das nicht zwei Mal sagen, stapelte ihre Sachen und stand schon neben Green. Sie entschuldigte sich und schloss die Tür hinter sich.

Abermals herrschte Ruhe, ehe Hizashi sagte:

„White-san hat sich wahrlich verändert.“ Shaginai schnaubte.

„Alles nur wegen diesem Windwächter! Ich habe mit meiner Erziehung alles richtig gemacht und dann kam dieser aufgeblassender, ungezogener, naseweiser...“

„Ich fand Kanori-san sehr sympathisch.“ Shaginais Blick war Antwort genug.
 

White hatte Green angesehen, dass es ihr wichtig war und dass sie es unter vier Augen besprechen wollte. Grey beschwerte sich nicht und kehrte ins Diesseits zurück, White würde ihre Tochter wieder zurück bringen. Die Beiden schlugen irgendeinen Weg ein, doch Green fiel sofort auf, dass ihre Mutter einen Verlassenden wählte. Sie sagte nichts, sondern schien darauf zu warten, dass Green anfing.

„Mutter, ich muss mit Akari sprechen. Kannst du mich zu ihr bringen?“ Verwundert wurde sie angeschaut.

„Akari?“

„Keine Ahnung wie ihr voller Name lautet. Die die beinahe hirntot ist.“

„Ich weiß von wem wir sprechen. Nur nicht was du mit ihr besprechen willst? Ihr kennt euch nicht, oder ist meine Annahme meineidig?“ Green schüttelte den Kopf.

„Wir kennen uns nicht... direkt…“

„Ich nehme an, du wirst mir deinen Antrieb nicht verraten.“ Green schwieg, was White als ein „Ja“ deutete. Green wollte das Thema schnell wechseln. Es gefiel ihr nicht im Geringsten, Geheimnisse vor ihrer Mutter zu haben. Sie war einfach eine Person vor der man keine Geheimnisse hatte. Jedenfalls nicht ohne ein Schlechtes Gewissen zu empfinden. Da Green es nicht gewohnt war ein Solches zu haben, gefiel es ihr erst Recht nicht. Zum Glück hatte sie Einiges was sie mit ihrer Mutter zu besprechen hatte.

„Mutter… Wie kann ich mit Inceres-san sprechen?“ White blieb auf der Stelle stehen, ihr Lächeln schien umgedreht worden zu sein. Green wusste nicht was sie falsch gemacht hatte. Grey hatte ihr nichts davon erzählt das Inceres ein Tabuthema unter den Hikaris war. Er hatte ihn in seiner Erklärung, was Greens Schicksal angeht, nur kurz erwähnt und war sofort fortgeschritten in seiner Erzählung. Seine Schwester war in diesem Moment viel zu geschockt gewesen von ihren Karten, als, dass sie auf Greys Verhalten geachtet hätte. Doch jetzt fiel ihr sofort auf, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Whites Verhalten wurde merkwürdiger: Sie sah sich um, ob jemand in der Nähe war und sagte im Flüsterton:

„Spreche nicht über Inceres-no-danna, mein Mädchen!“ Green musste sich zu ihrer Mutter hin beugen um es richtig zu hören, so leise sprach sie. Was sie mehr wunderte… Inceres-no-danna?! Von White?!

„Hä? Warum nicht?“ Green sah es nicht ein die Stimme zu senken. Der Gang lag ausgestorben vor ihnen. Sie waren alleine und die Wände hatten wohl kaum Ohren. Im Gegensatz zu Greens Ruhe, schien White ziemlich nervös zu sein.

„Man spricht nicht über das Schicksal, ohne zu riskieren, dass es sich ändert!“ Das Fragezeichen auf Greens Gesicht wurde immer größer und skeptischer:

„Bitte?!“

„Wenn man sich im negativen Sinne über Inceres-no-danna äußert, erblickt diese Person das Gesicht seiner Tempelwächter, auch Flügel des Schicksals genannt, die dafür Sorge tragen, dass einem das Schicksal einholt. Es gab einmal einen Hikari, dem genau dies wiederfahren ist: Er hat seine Kritik über Inceres-no-danna Kund getan... am nächsten Tag sah er nur kurz die Flügel des Schicksals und… keinen Tag später holte ihn das Schicksal ein. Er starb.“

„Woran?“ White schwieg kurz und Green machte sich auf Schreckliches gefasst.

„… Mitten im Kampf ist er über seinen Schnürsenkel gestolpert und beim Sturz wurde er enthauptet.“ Green sah sie an. Blinzelte. Öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Blinzelte und sagte:

„Über... seinen Schnürsenkel gestolpert?“ White nickte bedrückt. Green sah sie weiterhin an.

„Weißt du wie sich das für mich anhört? Nach simpler Aberglaube. Der arme Hikari schien das Schlechte Gewissen gepackt zu haben, als er die beiden gesehen hatte, Zufall, wurde nervös und stolperte.“ White antwortete nicht.

„Ich fass es nicht… die Hikari sind abergläubisch.“ Die junge Lichterbin schüttelte den Kopf, ein wenig grinsend über diese Tatsache. Ihre Mutter beachtete dies nicht. Denn sie schien nun doch ein wenig neugierig geworden zu sein.

„Worüber würdest du mit ihn sprechen wollen?“ Umgehend fuhr Green zusammen. Mit dieser Frage hatte sie gerechnet – was sollte sie antworten? Es war ihr immerhin als Hikari absolut verboten, ihre eigenen Karten zu wissen. Das hatte Grey ihr mindestens zehn Mal erklärt. Wenn sie zugeben würde, dass sie ihr Schicksal kannte, würde sie nicht nur sich selbst Ärger einhandeln, sondern auch ihrem Bruder. Nicht unbedingt das was sie wollte…

„Ich wollte etwas über mein Schicksal erfahren“, antwortete Green.

„Über dein Schicksal?“

„Grey sagte er könnte in die Zukunft sehen. Das stimmt doch?“ Dieses Wissen war hoffentlich nicht verboten…

„Ja, das stimmt. Aber du musst dir dein Vorhaben aus dem Kopf schlagen.“ Damit war das Thema beendet. Das hörte Green deutlich an dem Tonfall ihrer Mutter. Vielleicht war es auch besser so… auf diesen Wege konnte White wenigstens nicht herausfinden wie viel Green in Wirklichkeit schon über ihr Schicksal wusste – dass sie zu viel wusste.

Sie gingen weiter, doch Green blieb in Gedanken. Wie sollte sie jemals mit Inceres sprechen, wenn sogar White nicht über ihn sprechen wollte? Und warum wollte dieser merkwürdige Inceres sich in keine Angelegenheiten einmischen, warum machte er so ein Geheimnis aus sich und warum hatten die Hikari solch eine Angst vor ihn? Wusste überhaupt jemand mit Sicherheit, dass er das Schicksal verändern konnte? Was ist, wenn er es nur sehen konnte, aber sonst überhaupt keinen Einfluss hatte? Wer konnte dies schon beweisen! Das war doch alles absurd! Green hatte nicht im Sinn aufzugeben. Sie musste mit Inceres sprechen. Koste es was es wolle! Sie musste einfach wissen, wie die Karte des Todes zu deuten war… wer durch ihre Existenz zu Tode kommen würde…

Green wandte ihren Kopf ein wenig zur Seite und dabei fiel ihr auf, dass White ebenfalls in ihren Gedanken versunken war. Da Mutter und Tochter sich so gut wie nie sahen, ergriff Green sofort die Chance um ein Gespräch:

„Darf ich fragen, worüber du nachdenkst, Mutter?“ Sie bereute die Frage sofort wieder, da sie sich die Antwort eigentlich vorstellen konnte. Der Prozess, aus dem Green ihre Mutter geholt hatte, hatte garantiert sie als Thema. Das beschäftigte sie sicherlich... was war Green nur für eine fürchterliche Tochter...

„Ich denke über Light-sama nach.“ Verwundert über diese Antwort blieb Green stehen, holte jedoch schnell wieder auf.

„Über Light....-sama? Warum?“ Die unreine Hikari war es nicht gewohnt den Suffix „-sama“ für Light zu gebrauchen. In ihren Ohren klang es ein wenig lächerlich.

„... Wir hatten über ihn und seine Fähigkeiten debattiert.“

White versuchte ihr Standartlächeln hervorzuzaubern, was ihr einige Mühe abverlangte. Wie sie es hasste zu lügen – wie sie es hasste ihre Tochter anzulügen! Die Debatte um Light lag mehrere Monate zurück. Aber White konnte ihrem Mädchen wohl kaum sagen, dass sie sich Sorgen um ihre Hinrichtung machte – sie konnte ja nicht wissen, wie viel Green schon davon wusste.

„Seine Fähigkeiten? Meinst du seine Engelsflügel?“ White deutete ein dezentes Kopfschütteln an.

„Nein, mein Mädchen, nicht seine heiligen Flügel. Sondern seine Begabung Tote wieder zurück ins Leben zu holen.“ Green klappte der Mund auf, was White verwundert aufnahm. Ihre Tochter kramte eine Weile in ihrem Gedächtnis: Davon hatte Silence ihr nie etwas erzählt!

„Er konnte... wiederbeleben?!“

„Ja. Daher lautet sein Beiname auch „Licht des Lebens“. Hat dir das Grey niemals erzählt?“ Ihr Gesicht schien Antwort genug zu sein.

„Light-sama war der einzige Hikari dessen Heilmagie so enorm war, dass sie fähig war Tote wieder zu erwecken. Man munkelt, dass er diese Wunder sogar vollbringen konnte, ohne, dass der Leichnam vorhanden sein musste: Er soll Tote buchstäblich aus dem „nichts“ wieder belebt haben, selbst noch, das mehreren Jahren. Tao-sans Daten besagen, dass diese Fähigkeit auch in der damaligen Politik als recht nützlich erwies.“

„Er konnte also auch Dämonen wiederbeleben? Wow.“ Green schwieg kurz, überlegte.

„Und was ist der Point jetzt? Wollen die Hikari versuchen diese Fähigkeit wieder auf leben zu lassen?“ White sah weiter gerade aus. Ihre Lippen waren zwar zu einem Lächeln geformt, doch ihre Augen waren ernst und schienen aus weißen Stahl zu bestehen.

„... Nein. Es ist zu gefährlich.“

„Warum?“

„Kein Wesen hat ein Recht über Leben und Tot zu entscheiden. Wenn wir rausfinden würden, wie Light-sama seine Lichtmagie für solch einen Akt brauchen konnte, würden die Dämonen versuchen sich dieser zu bemächtigen. Nicht nur sie. Auch Unsereins würde versuchen sich dieser Fähigkeit zu bemächtigen – jeder hat schon Liebende verloren...“ Green schoss plötzlich Kanori in den Sinn... war White etwa dafür gewesen? Kostete es ihr Überwindung dies zu sagen?

White fuhr fort:

„Der Hass zwischen uns ist schon tief genug. Wir brauchen wahrlich nicht noch mehr Kriegsgründe.“

„Light-sama wusste seine Fähigkeit sicherlich überlegt einzusetzen. Das Letzte was er wollte, war ein Krieg.“ White sah sie nun etwas belustigt an.

„Klingt beinahe so, als würdest du Light-sama persönlich kennen!“ Greens Schauspielkünste waren sofort in Betrieb. Unbeschwert lache sie um ihr Fettnäpfchen zu vertuschen.

„Ich kann mir eben ein gutes Bild von ihm machen!“ White stimmte diskret in ihr vorgesetztes Lachen ein – sie ahnte nichts.

„Green. Wir sind angekommen.“ Die Angesprochene schreckte aus ihrer Schauspielerei auf und sah sich um. Es sah aus wie ein Gemeinschafstraum, oder jedenfalls, so etwas in der Art. Die Hikaris saßen um Tische herum, redeten oder debattierten. Einige spielten auch Schach, oder „Himmel und Hölle“. Es herrschte eine recht gemütliche Stimmung, auch wenn Green sich fragte, wie man sich dauerhaft im Jenseits wohl fühlen konnte. Es war einfach zu… hell und zu weiß. Ihr fiel bei diesem weißen Anblick ein fürchterlicher Vergleich ein: Fast wie frischgefallener Schnee.

Green schüttelte die Gedanken ab und folgte ihrer Mutter, die auf eine Runde zuging, die nur aus weiblichen Hikari bestand. Auf den ersten Blick konnte Green keiner der Frauen als Akari identifizieren. Erst als White deren Gespräch höflich unterbrach, entdeckte Green Akari.

„Akari-san? Meine Tochter bittet um ein Gespräch mit Ihnen.“ Akari drehte sich zu Green um. Diese war nicht auf diesen Anblick vorbereitet gewesen, es war absolut nicht das was sie erwartet hatte zu sehen. Durch die Beschreibungen von Tinami hatte sie mit einer kranken Frau gerechnet. Doch Akari sah aus, wie in der Blüte ihrer Jugend. Nichts zeugte von irgendwelchen geraubten Erinnerungen, sie wirkte in ihren Toten Jahren aufgeweckt und hatte ein freundliches Leuchten in den Augen. Selbst als sie Green sah, verblasste dies nicht. Was ihr gleich ein gutes Gefühl verlieh. Automatisch reichte sie Green die Hand.

„Wir kennen uns nicht. Dürfte ich erfahren, was Sie mir zu besprechen haben?“ Green nahm die Hand und antwortete, in ihren höflichsten Tonfall:

„Ich erkläre es Ihnen gerne. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir dies unter vier Augen besprechen?“ Sie hatte nichts dagegen. White blieb bei den anderen, die sich offensichtlich über ihre Gesellschaft freuten und sich geehrt fühlten.

Green und Akari standen auf den wächterleeren Gang. Akari sah sie erwartungsvoll an, aber drängen schien sie Green nicht zu wollen. Ihr ruhiges Lächeln veränderte sich nicht die Spur. Green hatte allerdings im Gefühl, dass es das gleich tun würde…

„Ich möchte mit Ihnen über Tao sprechen.“

Das Lächeln war weg.
 

Fertig gestellt: 30.06.07
 

Ryô: Ich grüße Euch, Leser-sama. Verzeihen sie, dass ich ihre Zeit in Anspruch nehme, es wird mein Bemühen sein, mich kurz zu fassen. Das nächste Kapitel mit den Namen „Verlorene Flügel“, wird sich mit Hikari-samas Rückkehr nach Tokio befassen. Nach wie vor hält sie sich von den beiden Halbdämonen fern – um deren eigene Sicherheit willen.

Grey: Gut so! Sie sind ein Hindernis für Greens Reinheit, es gut, dass sie sich von ihnen fernhält. Auch wenn ich mir Sorgen um ihren Zustand mache... Ich hätte es ihr vielleicht nicht erzählen dürfen...

Ryô: *schreck bekommt von Greys Anwesenheit* G-Grey-sama? Solltet Ihr nicht...

Grey: Ah, ich dachte ich helfe dir! Du hilfst mir doch auch immer, mein Freund. Da kann ich dir doch auch einmal meine Hand reichen.

Ryô: ...Aber, dass ist nicht nötig... Ihr würdet mir einen Gefallen tun, wenn ihr ausruhen würdet.

Grey: Ach was! Mir geht es blendend. Also, wo waren wir?

Ryô: Bei Hikari-samas Rückkehr.

Grey: Achja. Der kleine von den beiden Halblingen versucht mit aller Gewalt an Green heranzukommen, doch sie blockt ab //MUHA//. Dann... ja. Green vertreibt sich die Zeit mit Kari... und... war da noch was, Ryô?

Ryô: Ihr habt den Älteren der beiden vergessen.

Grey: ... Eher verdrängt. *räusper* Naja. Er macht nichts. Er versucht geduldig auf Green zu warten //Kann lange warten//. Was ihm schwer fällt...

Ryô: Ich denke damit haben wir die wichtigen Dinge erzählt, oder eher, die die ein Leser erfahren darf, ohne die Erwartung auf das nächste Kapitel zu verlieren.

Grey: *nick* denke ich auch! Also lest das nächste Kapitel, wenn ihr Youm-

Ryô: Grey-sama!

Grey: .__. Ups.

Verlorene Flügel

Verlorene Flügel
 


 

Es kam Green vor wie Jahre, in dem sie nicht mehr in ihren eigenen Wänden verweilt hatte. Fast kam es ihr schon so vor als gehörte dies alles nicht mehr ihr, sondern Pink und Kari. Verwunderlich war, dass sich überhaupt nichts verändert hatte: Die Stube, wie auch Greens Zimmer und das Bad waren genauso ordentlich und sauber, wie als hätte Green für Ordnung gesorgt. Eindeutig, dies war nicht Pinks Werk, sondern Karis. Green hatte noch gut in Erinnerung, dass Kari schon immer einen Sauberkeitsfimmel gehabt hatte. Von ihr hatte die Hikari auch ihren. Sie musste ihrer kleinen Freundin danken. Wenn sie nicht wäre, würden ihre vier Wände aus dem reinsten Chaos bestehen.

Jetzt stand sie unter der Dusche, einen Tag nachdem sie mit Akari gesprochen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde. Auch nicht, dass Akari ihr überhaupt Glauben schenken würde. Green hatte es nur getan um Silence den Gefallen zu tun - nicht weil sie selbst daran glaubte. Es war jedoch anders gekommen als Green es gedacht hatte. Nachdem sie Taos Namen gesagt hatte, hatte sich Akaris ruhiges Gesicht vollkommen in das Gegenteil verändert. Green brauchte nur noch zu sagen, dass "jemand" ihre Erinnerungen gelöscht hatte und schon sagte ihr Familienmitglied, dass sie verstehen würde. Es war mehr als mysteriös... Green hatte nachgehackt, wollte ihr mehr Details verraten, doch Akari hatte sie höflich, wenn auch sichtlich erstarrt, gesagt, sie wolle nicht mehr darüber reden.

Aber warum? Green hatte ihr doch überhaupt nichts erklärt? Andere mussten es doch auch schon versucht haben...

„Es ist, weil wir Beide in Verbindung stehen. Ich gehöre mehr zu dir, als du denkst.“ Green schreckte auf, stolperte rückwärts und konnte sich gerade noch am Wasserhahn festhalten. Dadurch drehte sich der Hahn nach links und das Wasser wurde heiß. Ein weiteres Mal zuckte die Hikari zusammen, stellte schnell das Wasser aus, nicht ohne lauthals zu fluchen. Silence schwebte einen Meter über den Boden, genau vor ihr, mit verschränkten Armen und einem belustigten Grinsen auf dem Gesicht. Green schnappte sich ein Handtuch und wickelte es sich um ihren nackten Körper.

„JA SAGMAL! WAS MACHST DU UNTER MEINER DUSCHE?!“ Das Medium zeigte anklagend auf Silence. Ihr Grinsen wurde breiter.

„Ich verstehe dein Problem nicht, Hikari-sama!“

„Was mein Problem ist?! Niemand bespannt mich beim Duschen! Du bist ja aufdringlicher als Sibi!“ Die Angesprochene verdrehte die Augen.

„Ich bin eine Frau. Genau wie du... naja, so wie du aussiehst, bist du eher noch ein unreifes Mädchen“, antwortete Silence mit einem prüfenden Blick an Greens Körper. Diese wurde rot.

„Zum Glück habe ich da mehrere Aussagen, die das Gegenteil besagen... außerdem: Wir sehen genau gleich aus! Ich wette wir haben auch die gleichen Maße...“

„Was?! WIR gleich aussehen?! Das ich nicht lache! Ich bin in allen Punkten eindeutig hübscher und reizvoller als du!“

„Das diskutiere ich doch nicht mit einer Toten! Und wenn du jetzt bitte das Badezimmer verlassen würdest?“ Green machte eine Bewegung zur Tür und fügte noch hinzu:

„Bei dir bin ich mir nämlich nicht so ganz sicher.“

„Was meinst du?“ Green druckste herum.

„Du hast mich immerhin....geküsst“, sagte Green mit verschränkten Armen und roten Wangen. Silence sah sie mit schiefem Kopf verwundert an. Ihr Gesicht wurde jedoch schnell zu einem vielsagenden Grinsen.

„Aaaaah - darum geht es dir! Keine Sorge, kleine Green-chan: Du bist mir nicht gut genug um lesbisch zu werden!“ Silence lachte als die Hikari ein Handtuch auf sie warf, welches einfach durch ihren Körper segelte. Doch bevor Green ihr Mundwerk für Argumente nutzen konnte, löste ihre Gegnerin sich auf. Green schmollte, während sie sich anzog. Mit der Bürste noch in der Hand verließ sie das Bad. In der Stube waren sowohl ihre lebendigen Mitbewohner als auch ihre toten. Pink saß auf dem Sofa. Sie war damit beschäftigt ihre Hello!Kitty-Anziehpuppe neu einzukleiden, schien es aber doch nötig zu haben aufzusehen als Green dazu kam.

„Guten Morgen, Green-chan! Mit wem hast du denn geredet?“ Green schenkte Silence einem finsteren Blick, die ihren Blick schelmisch erwiderte.

„Mit niemanden. Musst du dir eingebildet haben.“ Sowas konnte man auch nur Pink erzählen. Niemand sonst würde ihr so eine Ausrede abkaufen.

„Eh?“ Pink legte ihr Ohr an ihr Püppchen und sagte:

„War es etwa Kitty-chan die ich gehört hab?“ Green konnte nicht drum herum zu Lächeln. Pink war einfach zu süß. Sie begann jetzt ernsthaft ihre Puppe zu fragen, was sie ihr sagen wollte.

„Du kannst mir doch alles sagen, Kitty-chan! Ich bin doch für dich da!“ Mein Gott, dachte Green, Pink musste wirklich ein sorgenfreies Leben leben. Sie schien nie Sorgen zu haben.... Keine Probleme. Einfach nur Schokolade und Hello!Kitty, mehr brauchte dieses Mädchen nicht um glücklich zu werden. Im selben Moment schoss Green das leidende Bild Violets durch den Kopf.... Sie hatte ihr Leben für ihre Tochter geopfert und jetzt existierte sie zwar irgendwo noch... aber war das besser als der Tod? Green konnte sowohl White, die wünschte das Violet endlich zur Ruhe kommen könnte, als auch Shaginai, der immer noch hoffte, verstehen.... Abermals stellte sie sich die Frage wie Pink auf diese Informationen reagieren würde. Oft konnte Green nicht verstehen was in ihren Kopf vor sich ging. Würde sie es verstehen? Was würde sie wollen? Green wollte sich diese Szene nicht vorstellen - wie Pink Violet sehen würde.... Ihre Mutter, in diesem schrecklichen Zustand... die nach ihrer Tochter rief... obwohl diese genau neben ihr stehen würde....

„Green, schau dir das an.“ Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken auf und sah Silence vor ihr, die auf den Fernseher zeigte. Ihr war noch gar nicht aufgefallen, dass dieser lief. Zu sehen war ein enormer Krater. Es sah danach aus, als wäre irgendetwas explodiert, oder eingeschlagen....

Green sah zu Silence. Es war ihr anzusehen, dass sie der Yami nicht folgen konnte. Diese antwortete nicht. Ihr Blick war finster und vor allen Dingen zutiefst ernst. Dann antwortete der Pressesprecher für Silence:

„... Um den Krater herum wurden mysteriöse Zeichen gefunden....“ Die Hikari wirbelte herum. Der Kommentar von Kari, dass die Zeichen sie an die Wächterschrift erinnerte war überflüssig. Die Kamera zeigte tatsächlich Zeichen die nicht für Menschenaugen bestimmt waren. Sie schienen in den Boden, um den Krater herum eingebrannt zu sein, beinahe schon als Zierde. Doch es war nicht die Schrift der Wächter...

„Edoú“, hörte Green Silence sagen, was ihr auch gerade durch den Kopf schoss.

„Fünf Kilometer Durchmesser. 245 Menschen sind tot.“ Green rutschte das Herz in die Hose. Sie starrte Silence entsetzt an und brachte die Zahl fassungslos über die Lippen. Während ihre Augen auf den Bildschirm gerichtet waren, sagte Silence:

„Das nenne ich doch mal ein gelungenes Comeback... Youma.“
 

Siberu verstand es nicht. Absolut nicht. War er etwa der Einzige der an alldem ein Fragezeichen setzte?! Der nicht einfach ruhig rumsitzen und nichts tun konnte?! ... Auch wenn er genau das in diesem Moment tat. Gezwungernermaßen!

Er saß in seinem Zimmer, am Schreibtisch und tippelte mit den Fingerspitzen unruhig auf und ab. Was tat er überhaupt hier? Keine zwei Zimmer weiter konnte er deutlich Greens Aura spüren. Was sollte das alles? Warum war er hier, und nicht bei ihr? Warum sie da und nicht bei ihn? Seitdem sie wieder zurück gekommen war, hatte sie sich nicht gemeldet - das Handy war ausgeschaltet und sie war auch nicht herüber gekommen. Warum nur?! Für dieses Benehmen musste es doch einen Grund geben... War sie etwa krank? Tinami hatte ihnen erzählt, dass Green in deren Krankenhaus gelegen hatte und obendrein mehrere Tage nicht bei Bewusstsein gewesen war... Siberu hatte das merkwürdige Gefühl, dass es deren Schuld war. Gab es sonst eine logische Erklärung warum sie nicht zu ihnen kam? Vielleicht vertrug sich deren ohnehin merkwürdige Bindung von Hikari und Dämon nicht mehr. Vielleicht waren sie so lange zusammen gewesen, dass Greens Körper es nicht länger ertrug? Wenn das der Grund war... dann konnte Siberu es gut verstehen warum sie ihnen das nicht sagte. Green wollte nicht, dass sie ihretwegen Schuldgefühle haben würden... Wie sie nun mal war.

Der Halbdämon seufzte und sah zu dem Photo, welches sie drei abbildete und welches sie auch alle drei besaßen. Allerdings hatte Siberus einen anderen Rahmen. Seinen konnte man drehen. Er streckte die Hand aus, tippte es an und es überschlug sich, sodass die Rückseite des Bildes, nach einigem Wackeln, zum Vorschein kam.

Weinrote Schuluniform. Nussbraune lange Haare, die im Wind wehten.... und ein Lächeln welches nur ihm allein galt. Es war die Green die sich in ihn verliebt hatte - wenn auch nur zwei Tage. Zwei Tage... was war er nur für ein Idiot gewesen! Hätte er nicht mit ihren Herzen gespielt, würde dieses Lächeln auch jetzt noch nur ihm gehören. Doch in diesen Tagen war er nicht in sie verliebt gewesen. Siberu hatte sich gerade durch das Brechen ihres Herzens in sie verliebt. Ihre innere Stärke war beindruckend. Sie ließ sich nicht unterkriegen, ging stur und mit erhobenem Kopf ihren Weg. So stark.... und doch so zerbrechlich.

Stolzer als eine Göttin und zerbrechlicher als ein Engel....

Und wo war der Engel jetzt?!

Heute war Montag! Der Tag an dem Gary Green immer Nachhilfe gegeben hatte und danach hatten sie alle drei immer zusammen zu Abend gegessen... Dem Rotschopf kam es so vor als läge das ewig zurück. Er vermisste ihr Essen. Und er wusste, er vermisste noch etwas ganz anderes. Viel mehr als das Essen.

Siberu vermisste Green....

Er hörte die Kaffeemaschine. Gary hatte sich wohl mal aus seinem Zimmer bewegt und machte sich einen Kaffee.

IDIOT!

Ehe er wusste, was er tat, war er schon aufgesprungen und stand in der Stube, wo es seinem Bruder gerade noch gelang den Kaffee aus der Hand zu stellen, ehe Siberu ihn am Kragen packte.

„WIE KANNST DU NUR SO RUHIG SEIN! WARUM MACHST DU DIR GEMÜTLICH EINEN KAFFEE, WÄHREND GREEN NEBENAN IST UND SONST WAS MIT IHR SEIN KÖNNTE?! INTERESSIERT SIE DICH ÜBERHAUPT?! MACHST DU DIR KEINE SORGEN?! VERMISST DU SIE ÜBERHAUPT NICHT?!" Gary sah ihn durch seine Lesebrille hinweg mit einem undefinierbaren Blick an. Diese Ruhe reizte Siberu nur noch weiter. Warum wurde er nicht wütend?! Warum verteidigte er sich nicht?! Hatte er dazu etwa nichts zu sagen?

Doch Gary sagte nichts. Er legte seine Lesebrille ab und sagte mit ruhiger Stimme:

„Weil ich Green vertraue. Sie wird zurück kommen. Wir müssen nur warten. Green hat versprochen, dass sie wieder kommen wird und ich werde diese Prüfung meistern, egal wie lange es dauert.“
 

„Die Offiziere sind in vollen Einsatz. Da diese Informationen allerdings schon durch das Fernsehen bekannt gegeben worden sind, ist es unmöglich die Erinnerungen zu löschen und somit alles rückgängig zu machen. Ganz zu schweigen von den Angehörigen der Verstorbenen. Aber, mach dir keine zu großen Gedanken. So etwas ist in Kriegszeiten schon oft vorgekommen.... Für diesen Fall sind wir ausgebildet. Die Spuren, die auf uns hindeuten, werden ausgelöscht und durch neue ersetzt. Die Hikaris sind bereits informiert und eifrig beim Beraten. Ich frage mich was das wohl war? Ein Dämon der Edoú beherrscht und mal eben eine halbe Stadt ausrottet? Ich bin wirklich genauso ratlos wie die Anderen...“ Das Seufzten ihres Bruders war deutlich durch das Telefon zu hören. Sie konnte sich seinen genervten Gesichtsausdruck gut vorstellen, besonders da er ein Telefon benutzen musste... Doch Green hatte auf sein Technik-Blackout keine Rücksicht genommen und einfachen die Nummer seines Handys (welches Green ihm während einer deren Menschenwelt-Touren angedreht hatte... mit einem „Ich, die kleine Schwester, will doch ihren geliebten Onii-chan erreichen können“-Lächeln) gewählt und angerufen. Sie musste einfach wissen ob die Wächter etwas von Youma ahnten. Oder ob sie ihn gesehen hatten - egal was. Doch es schien nicht so...

„Schon irgendwelche Anzeichen wer es verübt hat?“ Während sie dies fragte, sah sie zu Silence. Sie stand am Fenster und schaute über Tokyos Dächer hinweg, als könnte sie so ihren Zwilling erspähen. Als Green jedoch zu ihr sah, sah sie kurz über die Schulter. Ihr Blick untermauerte nur was sie ihr gerade gesagt hatte: „Kein Wort über Youma.“ Green teilte ihren Gedanken. Darüber hinaus wusste sie auch nicht wie sie das Irgendjemanden erklären sollte. Das Ganze war viel zu kompliziert und zu verknotet, um es irgendjemanden zu erklären... Schon gar nicht Grey. Wie er darauf reagieren würde, wollte sie gar nicht wissen. Aber wenn es wirklich Youma war... und Green zweifelte nicht daran... stand eine ungeahnte Gefahr bevor, die sie unmöglich mit Silence allein bezwingen konnte.

„Nein. Die Untersuchungen sind in vollen Gang.“ Die Hikari hatte es schwer wieder ins Thema einzusteigen, ihre Gedanken liefen kreuz und quer, von Angst geprägt.

„Ist in Ordnung. Rufst du mich an, wenn ihr etwas erfährt?“ Grey versprach es und die Geschwister verabschiedeten sich. Gerade als Green sich wieder Silence zuwenden wollte, sprang ihr plötzlich Pink am Arm und ihr Gewicht zog Green gleich mehrere Zentimeter nach unten. Bettelnd sah ihre Cousine sie an und die Hikari ahnte es bereits.

Schoko-kun war ausgegangen - gleichbedeutend mit einer mittleren Katastrophe.

„GreeheeeeeeEEEEEEEEEEN-CHAAAHAAAAAN! Schokolade-kun braucht dringend neue Freunde! Du musst welche holen!“ Eine etwas andere Art zu sagen, dass die Schokolade leer war. Doch Green hatte andere Sorgen. Auch wenn Pink schon dafür sorgen würde, dass sie zu einer Sorge wurde.

Kari kam hinzu. Nicht um zu sagen, dass die Schokolade fehlte, sondern um mitzuteilen, dass der Kühlschrank leer war. Ohne Schokolade konnte zumindest Green überleben, doch der gesamte Kühlschrank war etwas anderes. Kari wollte einkaufen gehen, doch die Hikari meinte, etwas Abwechslung würde ihr gut tun. Natürlich erwähnte sie nicht davon, dass sie ihr Geld ungern in Karis Hände legte. Sie wollte sehen, was für ihr Geld gekauft wurde.

Doch kaum war Green mit dem Einkaufszettel auf der Straße, rannte ihr Kari hinterher.

„Ich würde gern mitkommen! Darf ich, Schwester Green?“ Die Angesprochene sah sie verwundert an.

„Warum denn?“ Kari lächelte, mit leicht roten Wangen.

„Naja... du warst so lange weg... und da möchte ich gern bei dir sein!“ Green konnte nicht drum herum ebenfalls zu lächeln, als sich Kari an ihre Seite gesellte und sie die Straße hinunter gingen, um zum nächsten Supermarkt zu kommen. Die Hikari genoss es wieder unter Menschen zu sein. Ganz normal. Der ganz normale Nachmittagstrubel... und sie, eine Wächterin, ging mittendrin. Jetzt fühlte sie sich genau wie vor kaum einem Jahr. Wo sie noch nichts von ihren versiegelten Kräften wusste und ein Mensch wie alle anderen war - wie sehr wünschte sie sich Pink wäre nie in ihren Leben aufgetaucht und hätte sie so auch nicht an ihr Wächterdasein gekettet. Nein... das entsprach nicht der Wahrheit. Wäre Pink nicht gekommen hätte Green sich wahrscheinlich nie mit Gary angefreundet, schon gar nicht mit Siberu - von Grey ganz zu schweigen. Durch Pink hatte sie nicht nur Schlechtes durch gemacht. Das Wächterdasein, hatte nicht nur Schattenseiten, mit all den Pflichten und Grauen, sondern auch Gute. Ohne diese, hätte Green niemals ihre richtige Familie, Gary und Siberu, kennen und lieben gelernt. Sie wäre zwar ein Mensch geblieben, als einzige Sorge, die nächste Mathe-Klausur, aber ein einsamer Mensch. Green hätte nie gelernt wie es war sich geborgen zu fühlen, oder wie es sich anfühlte vollstes Vertrauen für eine Person zu hegen... Dafür könnte sie ihren beiden Halbdämonen ewig dankbar sein. Aber nicht nur Siberu und Gary hatten ihr Leben dazu verholfen schön zu werden, sondern auch ihre leibliche Familie. Dazu zählte sie gewiss nicht die verbohrten Hikari. Sondern dieser Gedanke gehörte Grey, Pink und ihrer Mutter. Anfangs hätte Green nie gedacht, dass sie ihren Bruder so sehr ins Herz schließen würde, es war einfach mit der Zeit gekommen, wo sie, zwar zwangsweiße, im Tempel gelebt hatte. Sie konnte ihn nicht mehr aus ihren Leben denken und wünschte dies auch nicht. Genauso wie White. Man konnte wohl nicht meinen, dass deren Beziehung wie die von Tochter und Mutter war, doch Green glaubte fest daran, dass es irgendwann genau so werden würde. Schon jetzt fühlte sie sich vollkommen geborgen und wohl in ihrer Nähe. Viele Schritte waren nicht mehr übrig, bis zum richtigen Band.

Green sah Richtung strahlender Sonne, die sie, dank ihrer Hikariaugen nicht blendete. Sie war wirklich froh über diese abnorme Entwicklung ihres Lebens…

„Green?“ Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah zu Kari.

„Jo?“ Sie gingen gerade über den Park. Er war unheimlich belebt um diese Uhrzeit, und dennoch eine Abkürzung, als über die vollgestopften Straßen zu gehen. Green war nicht aufgefallen, dass sie sich auf diesen Weg befangen. Sie hatte Kari die Orientierung anvertraut.

„Du kennst dich in unseren Viertel aber schon ganz schön gut aus!“, stellte Green ein wenig verblüfft fest. Kari grinste.

„Während du weg warst, war ich meistens für uns einkaufen! Daher kenne ich diesen Weg, Siberu hat ihn mir gezeigt.“ Green musste bei der Vorstellung grinsen... Siberu und „Kinder“. Doch sofort wurde ihre Laune wieder getrübt. Sie hatte die beiden solange nicht mehr gesehen... und das wo sie genau nebenan wohnten. Gary hatte sie ja erst gesprochen... aber Siberu? Es schien ihr eine Ewigkeit her, seitdem sie zuletzt herumgealbert hatten. Green wusste nicht was sie tun sollte: Auf ihr Herz hören und Schnurstraks zu ihnen gehen? Oder auf ihren Kopf, der ihr sagte, dass das Risiko einfach zu hoch war? Sie wusste es nicht... Wie lange sollte das so weiter gehen? Die Karten und damit ihr verfluchtes Schicksal würden ewig in ihrem Körper gebrannt sein. Solange sie nicht die Bedeutung der Todeskarte wusste, durfte sie Siberu und Gary nicht sehen. Aber Wahrheit würde sie erst und einzig und allein durch diesen Inceres erfahren... und so wie ihre Mutter reagiert hatte, würde es schwer werden. Dennoch, so lobenswert ihre Einstellung auch war... sie wünschte sich nichts Anderes als für ein Abendessen zu dritt einzukaufen und wie früher mit ihnen zusammen zu Abend essen.

Green wachte aus ihren Gedanken auf, als plötzlich jemand ihre Hand nahm. Verwundert sah sie zur Seite und sah Kari, die sie anlächelte.

„Du hast so warme Hände, Schwester Green.“

„Ähm...?“ Kari sah wieder geradeaus.

„Früher waren deine Hände immer eiskalt. Egal welche Handschuhe du anhattest! Weißt du noch?“ Green Mundwinkel zuckten ein wenig ironisch. Das war keine Zeit an die sie gern erinnert wurde. Kaum war der erste Gedanke gesponnen, tauchte auch schon eine endlose weiße Hölle vor ihrem geistigen Auge auf und eine Gänsehaut krabbelte über Greens Rücken.

„Ich weiß warum deine Hände jetzt warm sind.“

„Hm... vielleicht weil sie Sonne scheint?“, antwortete Green neckisch.

„Deine Hände waren auch im Sommer kalt, weil du in deinem Inneren kalt warst.“ Das war eine Antwort die die Hikari nicht erwartet hatte zu hören

„...Du bist nicht mehr allein. Du hast jemand Anderes gefunden, der dich wärmen kann... scheinbar besser als ich!“ Die Angesprochene wurde rot und ein das schlechte Gewissen meldete sich ein klein wenig zu Wort. Doch sie antwortete nicht.

„Versprich mir, dass deine Hände so warm bleiben - Dass du niemals wieder so kalt wirst wie damals, ja, Schwester Green?“ Green seufzte. Wie sollte sie das versprechen, wenn sie nicht wusste, wie es jemals wieder so werden konnte wie im letzten Winter? Denn, natürlich wusste sie, dass Kari an die beiden Dämonenbrüder anspielte.

„Green.“ Die Stimme des Mädchens klang unheimlich ernst und, als Green dich umdrehte, sah sie auch eine ebenso ernste Miene.

„Versprich mir, dass du glücklich wirst.“
 

Karis japanisch war während Greens Abwesenheit ziemlich gut geworden. Auch wenn Kari mit Green immer noch auf Deutsch sprach, fiel es auf, dass sie fleißig geübt hatte. Während des Einkaufens, konnte sie verstehen auf was gerade Angebote waren und verstand auch was Green auf Japanisch sagte. Zwar nicht alles, aber sie verstand den Sinn des Satzes. Kam vielleicht vom Fernsehen, dachte Green. Sie hatte schon gehört, dass viele durch das Fernsehen Sprachen lernten und immerhin hatte Kari zusammen mit Pink viel geguckt in letzter Zeit, wie sie ihr erzählte.

Auf dem Heimweg, gingen sie wieder über den Park, der nun ein wenig leerer war. Green sah während des Gehens zu Silence rüber. Diese hatte sich die ganze Zeit ruhig verhalten und sah immer noch genauso finster aus wie vorher. Sie bemerkte nicht einmal, dass ihr Medium sie ansah.

„Ich bin gern in Japan. Ich mag es hier...“, fing Kari plötzlich an. Green wandte sich wieder zu ihr herum, sagte allerdings nichts.

„Vor allen Dingen, mag ich es aber in deiner Nähe zu sein, Schwester Green! Am liebsten würde ich es für immer bleiben. Auch wenn ich weiß, dass das nicht geht.“

„Warum?“ Kari grinste vielsagend.

„Na, weil du doch verliebt bist!“ Green wurde rot und sagte:

„Sag Mal wie kommst du auf sowas?! Ich bin nicht verliebt. Wenn schon: Dann nicht in einen. Ich liebe beide. Und was hat das überhaupt damit zu tun?!“

„Man kann nicht zwei auf einmal gleich gern lieben! Das geht nicht."“ Aus Trotz antwortete Green nicht. Es war auffällig, dass Kari die drei unbedingt wieder zusammen führen wollte. Sie kannte ja auch nicht die Hintergründe.

„Du solltest nicht zu lange warten! Gib dir einen Ruck!“

„Ich weiß nicht in welche Richtung dieser Ruck gehen sollte.“

„In eine igelförmige Richtung!“ Jetzt wurde es zu viel. Green drehte sich herum, doch ehe sie etwas sagen konnte, war Kari voraus gerannt, mit den Worten sie würde Eis holen wollen. Schmollend blieb die Hikari zurück, in Gedanken wie Kari auf so eine Idee kommen konnte...

„Das Mädchen scheint vernarrt in dich zu sein“, sagte Silence plötzlich und Green war froh sie mal wieder reden zu hören, auch wenn sie das was sie sagte, nicht vollends verstand.

„Ich fühle mich wie eine Mutter!“, seufzte Green kopfschüttelnd und ging, mit schweren Tüten beladen, weiter. Doch kaum vier Schritte kam sie, ehe plötzlich ein Schrei ihr durch Mark und Bein ging. Die Vögel, die in den Bäumen gewohnt hatten, wurden durch den Schrei aufgescheucht und flogen über den roten Himmel hinweg.

„Was... war das?“ Green gelang es nicht eine Antwort zu bekommen, denn in gleichen Moment, lief eine Frau an ihr vorbei - die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Auf der Frau folgten weitere Menschen - alle schienen plötzlich weg zu wollen. In die entgegengesetzte Richtung. Green hatte ihre Mühe nicht mit getrieben zu werden. Auch sie war von einer Angst gepackt, jedoch nicht wegen ihr, sondern... Die Menschen flüchteten aus der Richtung, in der Kari gerannt war. Green wollte in die Richtung laufen, wurde aber aufgehalten. Nicht von Silence, sondern von einem plötzlichen Beben des Bodens, was die Hikari zu Fall brachte.

„...Ein Erdbeben?!“ In Japan keine Seltenheit, doch irgendetwas sagte Green, dass es kein natürliches Beben war. Ihre Gedanken um das Suchen des Grundes gelangen jedoch nicht zu einer logischen Schlussfolgerung, denn es hörte genauso schnell auf wie es gekommen war. Die Hikari verweilte nicht lange auf den Boden, sondern sprang auf die Füße. Der Weg vor ihr war jetzt fast ausgestorben, die Menschen waren weg.

„Nein! Green, bleib-“ Weiter kam Silence nicht. Ihr Medium spürte nur noch wie Silence nach ihren Arm griff, ehe sie schon den Weg hoch rannte, aus der die Menschen geflohen waren. Auf diesem Weg fand sie nichts Ungewöhnliches - nichts was irgendwie zum fürchten wäre. Während sie weiter geradeaus lief, auf den Eiswagen zu, der oberhalb der Treppen auf dem Tempelplatz stand, spürte sie das Silence ihr dicht auf den Fersen war. Der Gedanke zu stoppen ließ Green nicht zu. Das kam überhaupt nicht in Frage!

Silence sah Green vor sich laufen und war überrascht wie schnell sie eigentlich war. Von Adrenalin und Angst bewegt, war sie sogar schneller als sie. Das hätte sie ihr nicht zugetraut...

Der Weg endete mit einer Treppe die zum Platz führte und Silence rutschte das Herz in den Magen. Das erste Mal, dass sie Youma in seinen Dämonenmodus gesehen hatte, war sie auch die Treppen hochgerannt... und er hatte am Ende auf den Platz vor ihr gestanden. Jetzt war es jedoch nicht sie, die von Sorge gepeinigt die Treppe hinauf lief, sondern ihr Medium... und sie rannte, wie Light damals, ihr hinterher um sie zu stoppen. Silence konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es Youma war, der am Ende der Treppe auf sie wartete... doch ein Gefühl sagte ihr, dass er es tat... und Youma hatte Tsuchis immer schon gehasst....

„GREEN! BLEIB VERDAMMT NOCHMAL...“

Green hörte es nicht. Sie war stehen geblieben. Aus den falschen Grund.

Als Silence oben ankam, stockte sogar ihr der Atem. Das kleine Mädchen lag keine zwei Meter vor ihr.

„...Nein... nein!“

Etwas hatte ihren Körper zwei geteilt. Der Unterkörper war von Oberkörper mit einer geraden Entzweiung getrennt worden. Das Blut sah aus wie ein See um sie herum... es versiegte langsam zwischen den Pflastersteinen, während es sich schnell ausbreitete

Green lief an Silence vorbei. Ihre Handflächen leuchteten auf. Heilmagie...welch ein Unnützes Unterfangen. Die beste Magie konnte dieses Wunder nicht vollbringen....

„Kari! Du darfst nicht sterben! Hörst du!? KARI!“

„Green! Hör auf! Das Mädchen ist tot! Du kannst nichts tun!“ Ohne auf das Blut zu achten, nahm Green den Oberkörper des Mädchens hoch, das Blut färbte ihr Kleid rot.

Kari war tot. Ihre Augen waren Richtung Himmel gerichtet, starr, kalt und ausdruckslos. Green war damit vollkommen überfordert. Sie schien blind zu sein, sie sah nicht, dass das Mädchen in ihren Armen tot war... Green versuchte verzweifelt ihre Heilmagie zu aktivieren. Hilflos legte sie die zitternden Hände an die blutfliesende Wunde... welche man wohl eher ein klaffendes Loch nennen konnte, als eine Wunde. Die Magie bewirkte jedoch nichts. Das Blut floss unentdeckt weiter, das Licht flackerte schon. Keine Magie der Welt konnte Tote zum Leben erwecken... außer man war Light.

Mit geweiteten Augen drehte Green sich zu Silence herum. Ihr Gesicht war zu einer grausamen Maske entstellt worden, zeugte von Schmerz und nahenden Wahnsinn. Sie sagte nichts, klammerte die kleinen blutenden Hände des Mädchens an sich. Dennoch war es deutlich, dass die Hikari Silence um Hilfe anflehte.

„Green... das Mädchen ist tot!“ Verbissen schüttelte Green den Kopf, die Tränen rollten von ihrem Gesicht.

„...Nein...nein... das kann doch nicht... mein kleiner Schutzengel... sie hat doch... niemanden was getan... sie... ist nicht tot... das kann nicht wahr sein!“ Silence ging auf Green zu.

„Green! Reiß dich zusammen!“

„...Was habe ich nur... getan?!“ Greens starre Augen wandten sich langsam zu Karis Augen und sie schien zu verstehen. Was, wusste Silence nicht. Aber etwas schien in Green zu dämmern; an die Oberfläche zu kommen.

„...Die Karten.“ Ihre Stimme war ruhiger geworden, doch gerade das erschreckte Silence. Green erhob die linke Hand, spreizte die Finger und starrte die kleinen Flüsse aus Blut an, die zwischen ihren Fingern auf den Boden tropften. Das Blut vereinte sich mit dem schneller werdenden Fluss der Tränen, die aus ihren Augen herausquollen.

„...Die Karten...! Die...Hikari... haben recht!“

„Green, was redest...“

„ ... Ich stürze Mutter und Grey ins Unglück und nun... jetzt ist... Kari... ist... SIE IST TOT!“

„Green, verdammt nochmal!“

„Es ist alles meine Schuld! Wäre ich nur nie geboren worden! Die Hikari haben Recht! Sollen sie mich umbringen! Ich werde noch Sibi und Gary umbringen! Nein! NEIN! Ich will das nicht! Etwas muss gegen mich getan werden! Ich muss sterb...“

„GREEN!“ Silence stand nun vor ihr und hätte sie einen Körper, so hätte sie ihre Hand nun benutzt um Green eine Ohrfeige zu verpassen, doch stattdessen war sie wohl dazu gezwungen ihren Körper zu übernehmen, um ihr ein wenig Ruhe und Gedankenlosigkeit zu verschaffen. Doch in dem Moment wo sie den Mund öffnete, bewegte sich etwas in ihren Augenwinkel. Der Wind hatte zugenommen, wehte Greens Haare nach hinten, wie auch ihre Tränen - es waren allerdings nicht Greens Haare, die Silence' Blick fesselten....

„Silence... Ich hab dich vermisst.“

Es waren Youmas.

... und der Sensenmann hatte seine Waffe zum erneuten Mord erhoben...
 

Fertig gestellt: 03.07.07 in Paris (Hotel Le Lavosier) «Welcher Spacken schreibt Himi wenn er um 22 uhr zurück kommt von 12 Stunden durch Paris latschen? ICH.

... Ich vermisse Paris T__T
 

Vorschau:

Youma: Ab dem nächsten Kapitel ist meine Wenigkeit wieder recht present in der Geschichte von Himitsu no Mahou. Ich hatte nicht vor, mein erstes Auftauchen so blutig zu gestalten, aber einige Wächter muss man zum Glück zwingen. Besonders Silence. Diese Veränderung ist mir unerklärlich! Sie agiert vollkommen anders, als von mir erwartet... .___. sie schlägt mich. Das hat sie doch nie getan T_T und das wo ich... Ich verrate ihr sogar das Geheimnis Lights! Ich verstehe ihre Handlungen nicht... »° So habe ich mir das nicht vorgestellt! Also, wenn ihr genauso geschockt sein wollt wie ich, dann lest das nächste Kapitel "Bluthochzeit"! //Toller Titel ^///^ //

Silence: ICH HEIRATE DICH _GARANTIERT_ NICHT.

Youma: Silence... sei vernünftig. Wir beide sind dafür geschaffen zusammen zu sein! Ich weiß was das Beste für dich ist und das ist garantiert nicht, einem Toten nach zu trauern.

Silence: Lass das ma meine Sorge sein!

Green: .... das erinnert mich an einen anderen Dämon... .__. //HELP//

Nocturn: Ô_o stimmt. Das ist MEIN Text.

Bluthochzeit

Bluthochzeit
 


 


 

Der Wind hatte zugenommen, wehte Greens Haare nach hinten, wie auch ihre Tränen - es waren allerdings nicht Greens Haare, die Silence' Blick fesselten....

„Silence... Ich hab dich vermisst.“

Es waren Youmas.

... und der Sensenmann hatte seine Waffe zum erneuten Mord erhoben...

Silence handelte instinktiv. Im selben Moment wo Youmas Sense die Luft durchschnitt, war ihre Hand bereits durch Greens Körper und durch ihr Herz gesaust. Allerdings war sie nicht schnell genug um seiner Attacke noch auszuweichen, dass hatte sie sofort gesehen. Um den Effekt zu vermindern hielt sie sich den Arm vor das Herz Greens, doch genau vor dem Ziel unterbrach Youma den Angriff.

Youma schien schnell begriffen zu haben, dass Silence Greens Körper übernommen hatte und die beiden Zwillinge schauten in die Augen des jeweils Anderen, ohne den Kontakt abzubrechen.

Ihr Zwilling und Verlobter hatte sich kein Bisschen verändert. Als wären die gesamten Millionen von Jahren niemals gewesen. Er war geprägt von der gleichen unwiderstehlichen Schönheit. Sie hatte keinen Kratzer erlitten. Silence wusste nicht ob es sie erleichtern sollte, oder eher beunruhigen: Ihr Zwilling war nicht im Dämonenmodus. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und nicht blutrot.

Aber das hieß auch, dass er diesen Mord mit Wissen und Wollen verübt hatte... und das er der Mörder war, bewies das Blut, welches auf dem langen Sensenblatt klebte. Nicht zuletzt den geraden Strich....

Überraschenderweise legte er die Sense ab, doch Silence bewegte sich nicht. Sie sah aus wie ein Panter der bereit war zum Sprung.

„Silenci!“, sagte er lächelnd. Auch seine Stimme war genau wie damals. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Er vor ihr, beinahe als wollte er sie umarmen.

„Ich hab dich so vermisst! Die zwei Tage indem ich schon in dieser verfluchten Zeit umherwandele waren die reinste Hölle ohne dich! Kurz hatte ich befürchtet, du wärest nicht da... aber mein Gefühl überzeugte mich vom Gegenteil. Zum Glück sind wir Zwillinge.“ Sein Lächeln versteinerte, als Silence einen Schritt zurück ging. Sie hatte ihre Hand an Greens Glöckchen - angriffsbereit. Diese Haltung schien in Youma etwas zu regen, er sah plötzlich traurig aus und senkte die Arme wieder. Bei dieser Bewegung glänzte der Verlobungsring an seinem Finger auf und erinnerte Silence daran, dass sie trotz allem noch mit ihm verlobt war.

Sie sagte nichts. Daher war es Youma der die Stille brach.

„Silence, ich mache alles wieder ungeschehen. De-“

„Ungeschehen?! Youma! Du hast mich umgebracht! Was hat der Tod eigentlich für dich für eine Bedeutung?! Gar keinen?! Einen Mord kann man nicht ungeschehen machen! Man kann sich nicht dafür entschuldigen! Ich werde dir niemals ver-“ Jetzt war es Youma der ihr das Wort abschnitt. Doch nicht mit Worten, sondern in dem er plötzlich die Arme um sie schlang und sie an sich drückte. Silence wehrte sich, doch sein Griff schien aus Eisen zu sein. Es war unmöglich sich gegen seine Stärke zu wehren. Es erschien fast unlogisch, dass in solch einen schönen Körper, so eine Macht wohnte.

„Ich habe nicht vor mich zu entschuldigen.“ Er löste sich wieder von ihr, hielt ihre Oberarme jedoch fest. Silence sah ihn trotzig und mit zurück gehaltener Wut an. Ein Blick den er vermisst hatte. Langsam streichelte er ihren Arm, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen.

„Dennoch... es schmerzt mich zutiefst, dass ich für deinen Zustand verantwortlich bin. Dieser Körper ist deiner Schönheit nicht würdig.“ Es gelang ihr sich von ihm loszureißen. Noch in der Bewegung löste sie Greens Glöckchen von der Kette und wandelte das Schmuckstück um. Doch es war nicht das Ergebnis welches sie erwartet hatte. Es war nicht Greens Stab welcher zum Vorschein kam, sondern der den Tao für Silence kreiert hatte. Der Augenblick der Überraschung hielt jedoch nicht lange, ehe Silence die Waffe schwang und sie genau vor Youma zum Stillstand kam.

„Fass mich nicht an!“, fauchte Silence. Diese Worte verstärkten den traurigen Ausdruck in seinen Augen, als er sie niederschlug.

„Das wird das Ganze um einiges erschweren...“, sagte der Yami seufzend. Er sah wieder auf.

„Du hast dich in einen Anderen verliebt.“ Silence erstarrte. Woher wusste er das so schnell? Sah man ihr das etwa an? Auch wenn es nicht einmal ihr eigener Körper war? Zu ihrer Schmach stellte sie fest, dass sie rot wurde.

„Das spielt keine Rolle.“ Für Youma schien es allerdings eine zu spielen. Er erhob die Hand und sah sich mit halbgeschlossenen Augen den Verlobungsring an. Auf die Waffe, die auf ihn gerichtet war, achtete er nicht.

„...Das ändert meinen Entschluss nicht.“ Er sah wieder auf und die Traurigkeit war aus seinen Augen gewichen. Eine felsenfeste Entschlossenheit fand sich darin wieder.

„Ich werde dich schon daran erinnern zu wem du gehörst!“ Mit diesen Worten knöpfte er sein Oberteil auf, jedoch nur zwei Knöpfe und Silence erschrak. Es war nicht nur ein Glöckchen, welches zum Vorschein kam. Es waren drei.

Das erste erkannte Silence als Youmas. Beim zweiten spürte sie sofort wie ihr Herz danach schrie, als wäre sie plötzlich von dem Gegenstand süchtig geworden. Es war ihr Eigenes. Doch dies war nicht das was sie am meisten schockierte, sondern das Letzte. Es war kaputt, nur der oberste Teil des Schmuckstücks war noch vorhanden. Doch es war unverkennbar, dass es Lights Glöckchen war... Der rechte Flügel war noch erkennbar und war eindeutig ein Beweis dafür, dass es sich um Lights handelte. Wie ironisch, dachte Silence, die Familie ist vereint.

Es gelang ihr jedoch nicht Fragen zu stellen, denn es schien Youma nicht um seine Ansammlung von Glöckchen zu handeln, weswegen er sein Oberteil aufgeknöpft hatte. Er trug noch einen weiteren Anhänger, an einer anderen Kette. Silence konnte nicht identifizieren um was es sich handelte, ehe Youma es hoch hielt, während er seinen Kragen wieder richtete. Es sah aus wie ein kleiner Behälter. Eine Art Kapsel. Sie war weiß, schien leer zu sein und hatte geschwungene weiße Flügel an den Seiten.

„Du kannst nicht wissen was das ist, Silence. Aber ich werde es dir erklären. Ich werde dir alles erklären.“ Er hob abwährend die Hände, womit er die Kapsel wieder fallen ließ. Ein gezwungenes Lächeln zierte sein schönes Gesicht.

„Aber bitte, entferne die Waffe! Ich kann dich zwar verstehen, du hast allen Grund zur Abwehrposition, aber ich verspreche, ich werde mich nicht rühren. Ja, Silenci?“ Dieser Blick! Oh wie sie ihn dafür hasste. Wie konnte ein Mann nur so einer verführerische Schönheit besitzen und diese auch noch unbewusst als Waffe einsetzen? Noch viel schlimmer: Wie konnte Silence’ Herz es wagen sich zu beschleunigen?!

Trotz allen, hielt Silence tapfer stand, wie auch die Waffe. Lediglich bis zu seinem Oberkörper senkte sie Taos Meisterwerk.

Youma lächelte diesmal jedoch aufrichtig und nicht gezwungen.

„Ich weiß warum ich dich liebe.“ Der Ausdruck seines Zwillings verdunkelte sich. Dennoch lösten seine Worte einen Riss in ihrem Herzen aus, als sie sich daran zurück erinnerte, wie sie ineinander verschlungen im Grase lagen und er genau die gleichen Worte sanft auf ihre Haut gehaucht hatte, ehe er sie geküsst hatte….

„Hör auf in der Vergangenheit zu leben. Sondern rede.“ Die ersten Worte gehörten wohl eher an Silence selbst gerichtet als an Youma. Sie war sich ihren Gefühlen für ihn immer sicher gewesen. Egal ob sie tot gewesen war, oder ob sie gelebt hatte. Doch jetzt wo er real vor ihr stand, gab ihre Sicherheit allmählich nach. Youma schien für alles einen Grund gehabt zu haben…

Aber einen triftigen Grund konnte einen Mord – einen Mord an seinen Zwilling, seiner Verlobten – nicht rückgängig machen! Was erwartete er eigentlich? Das sie ihm mit Tränen in den Augen in die Arme werfen würde? Tz. Er sollte sie besser kennen.

Youma schlug die Augen nieder. Das würde schwerer werden als erwartet… aber er hatte damit gerechnet. Allerdings… Nicht damit das sie sich verliebt hatte. Ob es nun aus Trotz, Stolz oder einfache Eifersucht war, er wollte nicht glauben, dass jemand ihr Herz so irregeführt hatte. Sie gehörten doch zusammen! Sie hatten nie jemand anderen gehabt, außer sich. Es gab niemanden der sie verstehen konnte, niemand der ihr Leid teilte! Sie waren füreinander geschaffen worden. Sie harmonierten. Zwillinge. Eins. Dieser Unbekannte konnte dieses Band nicht zerstören. Niemals.

„Silence. Ich habe dich mit Wissen und Wollen… getötet. Das entspricht der Wahrheit. Es ist mir schwer gefallen, glaub mir, ich habe mehr gelitten als du. Aber es war die einzige Möglichkeit! Ansonsten wäre der Plan niemals aufgegangen…. Ich brauchte deine Macht um den Hikari zu töten… Aber wenn ich nicht gewusst hätte, dass du in diesem Zustand weiter existieren würdest, hätte ich es niemals getan.“ Diese Worte verwirrten Silence noch mehr, als ohnehin schon.

„Du wusstest es? Woher?“ Youma lächelte traurig.

„Es ist das Erbe unseres Vaters. Luzifer. A-“ Sein Zwilling unterbrach ihn abermals.

„Glaubst du wirklich dieser „Zustand“ ist lebenswert?! Du hättest mich lieber richtig töten sollen! Aber das kannst du nicht verstehen. Du hast nicht das gesehen, das erlebt und gefühlt wie ich. Die Äonen die ich so existiert habe, waren die reinste Hölle! Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Du weißt nicht was in all den Äonen passiert ist, nicht einmal wie viele es sind.“ Silence erwartete nicht das ihre Worte irgendetwas in ihm auslösten, doch es war unverkennbar das es genau das tat. Youma schien kleiner geworden zu sein. Das schlechte Gewissen strahlte nicht nur aus seinen Augen, sondern aus seiner gesamten Körperhaltung. Er hielt die kleine geflügelte Kapsel fest umschlossen als er sagte:

„Jetzt wird alles gut, Silenci. Ich bin hier um alles wieder gut zu machen. Ich werde dich wieder zum Leben erwecken.“ Silence traute ihren Ohren nicht. In innerhalb von vier Tagen sagten bereits zwei Männer sie wollten sie wieder mit Leben erfüllen. Aber warum gerade Youma?! Er hatte sie umgebracht. Er war ihr Mörder! Warum hatte er sie getötet wenn er sie wieder beleben wollte?

„Dann wird alles wieder wie früher! Du musst nicht mehr leiden. Ich werde immer an deiner Seite bleiben!“ Was redete er da?! Wie konnte er glauben dass würde alles rückgängig machen?

„Dann werden wir heiraten.“ Oh, garantiert nicht! Silence spürte wie die Wut abermals von ihr Besitz ergriff. Hatte er nicht zugehört? Sie hatte ihr Herz jemand anderen gegeben. Nicht einmal wenn Youma sie nicht auf den Gewissen hätte…. Silence liebte Tao. Es war nicht mehr wie früher. Sie liebte ihn nicht mehr. Ihre Liebe zu ihm war erloschen... und jetzt wo sie ihm gegenüber stand, war sie sich dessen sicherer als jemals zuvor. Silence wusste nicht einmal mehr warum sie sich damals in ihn verliebt hatte. War er es der sich verändert hatte? Oder war sie es?

„Und dann nehmen wir die führenden Posten der Dämonenwelt ein.“ Das war es was Silence dazu veranlagte aus ihren Gedanken aufzutauchen.

„WAS hast du vor?! Bist du größenwahnsinnig?!“ Youma verschränkte die Arme und sah finster aus. Auf einmal sah man deutliche seine dämonische Abstammung, auch wenn seine Augen schwarz blieben.

„Es ist nicht schwer die Herrschaft über die Dämonen zu erlangen. Dort gilt nur eins: Der Stärkere ist auch der Machthabende. Also liegt dieses Streben in Bereich des Möglichen. Du solltest deine, unsere, Macht nicht unterschätzen, Silence.“

„Ach? Und was dann? Hast du dann vor alle Hikari auszulöschen? Genau wie LIGHT?!“

„LIGHT HATTE ES NICHT ANDERS VERDIENT!“ Von seiner plötzlichen Wut überrumpelt zuckte Silence zusammen. Es war eine Seltenheit ihn so außer sich zu erleben. Was hatte Light nur getan? Silence konnte sich nicht vorstellen, dass dieser liebenswürdige und ehrliche Wächter, in der Lage war eine Sünde zu begehen die nur mit dem Tod zu begleichen war.

„Was hat Light getan?“ Auf diese Frage hin verzogen sich Youmas Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln.

„Ohja, er war ja so ein guter Vater nicht wahr? Wir waren ja so eine glückliche Kleinfamilie. Alles hätte er für uns getan! Wir waren der Mittelpunkt seines Lebens, dauerhafte Opfer seiner Fürsorge. Wir liebten ihn und er uns! Hach was für eine heile Welt!“ Die Ironie war nicht zu überhören. Sowohl in seinen Worten, als auch in seinem Tonfall. Nicht zuletzt das spöttische Lächeln.

„Hör auf, in so einen Ton von ihm zu sprechen!“ Er schlug die Augen nieder.

„Du warst schon immer die von uns, die am besten erzogen war, Silenci. Aber, sag Mal… kennst du das Buch „Dämonen Enzyklopädie“?“ Auf diese Frage erntete Youma sich einen verblüfften Blick.

„J-ja aber… woher kennst du es? Und was hat das damit zu tun?“ Er antwortete, dass er das Buch am Vortag überflogen hätte und sagte dann:

„Für dieses Buch wurden Dämonen als Versuchsobjekte missbraucht.“

„Na und? Das haben sie auch mit uns gemacht. Worauf willst du hinaus?“

„Kannst du dich noch an unsere Schwächeanfälle und Bewusstseinstrübungen erinnern?“ Verunsichert nickte Silence. Sie spürte wie sie sich in einem Bereich bewegte der ihr nicht gefiel. Ein Ereignis stach ihr plötzlich ganz besonders ins Auge: Der Tag an dem Youma verschwunden war... und Silence keine Luft mehr bekam. Lights Reaktion darauf... als kenne er die Hintergründe... Es war als würde sie sich auf Eisflächen befinden, die gerade dabei waren nachzugeben.

„Light behauptete unser Immunsystem wäre nicht besonders ausgebaut, die Mischung von Dämonenblut und Wächterblut wäre der Grund dafür und bei mir war ein weiterer Faktor das harte Training.“

„Aber das entsprach doch der Wahrheit.“ Ihre Stimme klang nicht so, wie sie sollte. Nicht nur ihre Haltung war verunsichert, sondern auch ihre Stimme. Im Gegensatz zu Youma. Er schien zu einer düsteren Statue mutiert zu sein. Keine Gefühle außer Hass und stille Wut, waren aus seinem Gesicht raus zu lesen. Silence gefiel dieser Anblick nicht. So hatte sie ihn nicht in Erinnerung.

„Das war gelogen. Light hat uns damals nur aus einem einzigen Grund adoptiert.“

„Nein… sag mir nicht!?“ Im Eis taten sich Risse auf…

„Diese verfluchten Wächter haben mit uns Experimente durchgeführt! Wir waren der Grundbaustein für diese Lexika!“ Es brach. Das Eis, der Boden unter Silence’ Füßen brach auseinander und somit verlor sie ihren Halt. Ihre Knie hätten nachgegeben, würde ihr Stolz sie nicht vor dem Sturz bewahren. Doch auch der Stolz brachte keine Worte der Verteidigung zustande.

„Ich wollte es auch nicht glauben. Ich war genauso fassungslos wie du, als ich das erfuhr. Doch alles spricht dafür. Der Tod unseres Vaters. Von wegen, er hätte Mutter nur ausgenutzt. Sie haben sich geliebt! Sie sind füreinander sogar in den Tod gegangen. Vater fand heraus was die Götter mit uns vorhatten. Hikari wollte ihn deswegen aus dem Weg räumen und sie erwartete, dass Yami sich gegen ihren Mann stellen würde, aber das tat sie nicht. Sie beschützten sich gegenseitig und starben gemeinsam! Jedoch nicht ohne Hikari den verdienten Todesstoß zu geben. Jetzt brauchte Light nur noch seelenruhig Lügen zu verbreiten, damit die Wächter wieder im rechten Licht standen und uns mit seiner Unschuldsmiene abzuholen! Ohja er war ein toller Vater! Vielleicht gefiel ihm ja diese Schauspielrolle, immerhin war er selbst ja nicht zeugungsfähig! Doch, wenn er uns wirklich geliebt hätte, wie er es jeden Abend behauptet hat – warum tat er nichts gegen die Versuche?! Wenn ich nichts getan hätte, währen wir einfach irgendwann an einem Experiment gestorben! Sie hätten uns weggeworfen, denn wir wären unbrauchbar geworden. Kaputtes Werkzeug ist nicht zu gebrauchen. Und da behaupteten die Wächter Vater wäre der Böse! Diese Lügen in diesem verfluchten Buch ziehen seinen Namen in den Schmutz! Warum haben immer die Dämonen die Schuld?! Die wahren und besten Lügner sind die Wächter! Denken von sich selbst sie wären ach so gut, aber in Wirklichkeit sind sie die wahren Bösen!“ Silence rührte sich nicht vom Fleck. Zwar hielt sie immer noch die Waffe auf ihn gerichtet, doch man hätte sie ihr genauso gut aus der Hand schlagen können, ohne dass sie sich gewehrt hätte.

Sie sah Light vor sich und nicht Youma. Sein liebes Lächeln wenn er die Hand nach einem austreckte... diese Wärme wenn er einem im Arm hielt... diese Ehrlichkeit bei jedem gesprochenen Wort… das konnte doch keine Lüge gewesen sein! Er war zu solch einer Lüge gar nicht fähig. So etwas konnte sein aufrichtiges Herz nicht zustande bringen, ohne, dass er darunter zu Grunde ging. Vielleicht… wurde er von Hikaru gezwungen…?

„Silence. Er gab es zu.“ Das Gesicht von Youma hatte sich verändert, der Stein war gebrochen: Er hatte die Verwirrung in seiner Geliebten wohl bemerkt und sah sie nun mit Mitleid in den Augen an.

„Dieser Lügner gab es in dem Kampf gegen mich zu. Wenigstens einmal war er ehrlich gewesen.“

„Deshalb hast du… ihn getötet?“

„Ja. Allerdings wusste ich welches Risiko ich einging. Ich wusste, dass Hikaru mich in einem Zeitbann einschließen würde und auch… dass wenn ich wieder erwachen würde… du nicht da wärest…“ Von neuem Mut beflügelt schritt Youma an der erhobenen Waffe vorbei und hielt erst an, als er kurz vor ihr stand. Silence hatte nicht den Willen ihn aufzuhalten. Doch er tat nichts, ihr Zwilling blieb nur vor ihr stehen und sie sah an.

„Deshalb, meine geliebte Silence, musste ich dir diesen Zustand antun…“ Silence traute ihren Augen nicht: Youma fiel vor ihr auf die Knie und ehe sie sich versah schlang er die Arme um ihre Taille. Er drückte sie an sich, mit einer immensen Stärke denen Silence nichts entgegenzusetzen hatte.

„Ich weiß was für ein Leid ich dir angetan habe! Ich weiß, dass ich eine unverzeihliche Tat begangen habe! Und ich werde dich auch nicht um Vergebung anflehen! Nur eins: Bitte gewähre mir deine Gegenwart! Ich kann ohne dich nicht leben!“ Der Stab fiel zu Boden.

„Silence! Unser Lügner von Adoptivvater brachte mir eine Technik bei, mit der ich dich wieder zum Leben erwecken kann. Er sagte ich könnte sie nur einmal einsetzen und ich sollte sie an der Person einsetzen die ich liebe. Und Diese Person bist du! Also gewähre mir meinen Wunsch! Komm mit mir in eine Welt in der wir frei sind. Frei von allen Ketten und Richtlinien! Frei von dem Einfluss der vermaledeiten Hikaris!“ Sein Zwilling war vollkommen überrumpelt. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Die Antwort auf diese Bitte fand Silence nicht. In ihr war ein Gefühlschaos ausgebrochen, welches sie seit Taos Lebzeiten nicht mehr erlebt hatte. All das, wofür sie in diesen Äonen existiert hatte, ihr Wunsch nach Rache, war auf einmal durcheinander geraten. Wenn sie Youma jetzt töten würde, würde er sich wahrscheinlich nicht einmal wehren. Sie hatte sich immer eine Antwort auf ihre Fragen gewünscht. Doch dies war nicht die Antwort… Das wirbelte nur noch mehr Fragen auf. Keine Auflösungen in Sicht...

„Ich versteh das Ganze nicht! Woher wusstest du so genau wie das alles kommen würde und wer hat dir gesagt, dass Light uns missbrauchte?“ Youmas Griff löste sich nicht, doch er ließ sich Zeit mit der Antwort.

„Er war es – Der Herrscher der Dämonen. Der Meister unseres richtigen Vaters.“ Jetzt dämmerte es Silence. Sie hatte diesen Mann nur einmal gesehen und doch hatte sie sein dunkles Gesicht noch deutlich im Gedächtnis, besonders der Blick mit dem er Youma bedacht hatte… Mit dieser Information fielen die verirrten Puzzleteile an ihren Platz, sie ergaben plötzlich Sinn.

Dieser namenlose Herrscher hatte Youma missbraucht. Er hatte ihm Lügen erzählt um ihn so in seine Gewalt zu bringen und sein Ziel durch ihren Zwilling zu erreichen: Light Tod. Er wollte Light aus dem Weg räumen, vielleicht hatte er sogar mit Absicht einen Krieg heraufbeschworen. Ja, das war es... Er wusste genau was Youmas Mord für Konsequenzen mit sich ziehen würde: Die Teilung von Wächter und Dämon, den ewigen Krieg. Weil Light von Anfang an der Pfeiler gewesen war… der einzige Stützpfeiler der alles vom einem Krieg abgehalten hatte… Direkt hätte er ihn nicht angreifen können – er war einfach zu beliebt, selbst bei Seinesgleichen. Also… missbrauchte er Youma… und die Wächter gaben dem Dämonenblut die Schuld...

Silence drückte Youma von sich, sogar mit Gewalt. Hart packte sie seine Schultern und sah ihn unerschrocken ins Gesicht.

„Youma! Dieser Mann ist an allem Schuld! Er hat dich für seine Zwecke missbraucht! Er wollte, dass du die Drecksarbeit übernimmst, besonders da du leichter an ihn rankommst. Er hatte einen Krieg im Sinne! Er wusste, wenn Light von einem Wesen mit Dämonenblut ermordet werden würde, würde das einen Krieg heraufbeschwören! Youma, seitdem du Light umgebracht hast, besteht zwischen den Dämonen und den Wächtern tiefer Hass – es gab niemals so etwas wie Frieden! Der Krieg hat nie aufgehört zu brennen! Verstehst du nicht, Youma?! Du warst nur ein Werkzeug. Eine Schachfigur in seinem Spiel! Light war nicht der Lügner – er war es! Light hat versucht dich von seinen Einfluss zu befreien! Selbst wenn das mit den Experimenten stimmt, Light war mit Sicherheit dagegen und hat versucht uns davon zu befreien! Du weißt doch selbst, dass er wegen uns nicht mehr viel zu sagen hatte. Dazu-“ Silence kam nicht dazu ihren Satz zu ende zu sprechen. Abermals hatte Youma komplett anders reagiert als erwartet: Er hatte die Hand zu ihrem Gesicht erhoben und an ihre Wange gelegt. Mit einem sanften Ausdruck in den Augen und einem Hauch von Mitleid sah er sie an.

„Ich wusste, dass du das sagen würdest… Silenci. Das ist eine ganz natürliche Schlussfolgerung, auf die auch ich reingefallen bin. Aber es gibt genug Beweiße dagegen. Nicht zuletzt, dass Light es gebeichtet hat.“ Silence riss sich los, doch kaum hatte sie sich von seiner Hand gelöst, packte Youma ihre Handgelenke. Jetzt waren seine Augen ernster geworden, der sanfte Ausdruck war verschwunden.

„Silence, ich habe das alles nur für uns getan. Also lass uns jetzt die Technik vollführen, damit du dein Leben wieder zurück erhältst. Oder willst du etwa nicht wieder leben? Ewig auf so einen niederen Körper angewiesen sein?“ Was für eine verlockende Vorstellung. Silence würde das erhalten, wonach sie sich schon immer gesehnt hatte… ohne etwas zu opfern. Sie würde wieder leben, atmen… fühlen. Mit ihren eigenen Händen, mit ihren eigenen Sinnen. Nicht mit denen eines Anderen. Und was musste sie dafür tun? Nichts, einfach nur ein „ja“.

Nein, schoss es Silence durch den Kopf. Sie musste etwas opfern. Zwei Dinge dir ihr unheimlich wichtig waren. Vielleicht sogar das Wichtigste was sie als ruhelose Seele überhaupt besaß. Auf der einen Seite ihr Wächterblut. Sie musste es verleugnen und sich ihrer anderen Hälfte hingeben. Denn dies war immerhin das was Youma wollte. Er hatte es bereits getan, er hatte sich von seiner Wächterseite verabschiedet. Sein Dämonenblut hatte die Oberhand… Youma war zu einem Dämon geworden: Luzifers Sohn.

Wenn Silence sich durch seine Technik wiederbeleben lassen würde… würde sie sich auf seine Seite schlagen und somit die Seiten wechseln. In all den Äonen, indem sie auch Zeuge der Kriege gewesen war, hatte sie sich nie den Dämonen zugehörig gefühlt. Silence war als Wächter aufgewachsen und sie war als Wächter gestorben. Wenn sie wiedergeboren werden sollte…

Dann als Wächter.

Und Youma unterschätzte sie. Glaubte er etwa immer noch sie wäre schutzbedürftig? Seine kleine Prinzessin die auf den Schutz ihres Prinzen angewiesen war? Nein! Das war sie schon lange nicht mehr!

„Youma…!“, fispelte Silence mit einem verletzten Tonfall, als wäre sie kurz davor zu weinen.

„Du tust mir weh!“ Umgehend wich alle Ernsthaftigkeit aus seinem Gesicht. Youma schien überrascht und ärgerlich über sich selbst, als er seinen Zwilling losließ.

„Tut mir L-“ Weiter kam er nicht. Denn im nächsten Moment fand er Silence, oder eher Greens Körper, in seinen Armen wieder. Die Röte stieg in ihm hoch, doch gerade als er etwas sagen wollte, schrillten seine Alarmglocken. Es war jedoch zu spät. Der Plan Silence’ war aufgegangen. Sie hatte sich nicht ihrem Zwilling in die Arme geworfen, weil sie sich nach seiner Nähe gesehnt hatte, denn in innerhalb von wenigen Sekunden hatte sie flink unter seinem Kragen gegriffen und sprang samt seiner Kette von ihm weg. Noch während sie sprang beschwor sie abermals ihre neue Waffe und dadurch, dass sie ihr eigenes Glöckchen in ihrer Hand hielt, spürte sie seit ewigen von Jahren, wie die Magie der Dunkelheit sich ihrer wieder fügte. Da sie sich jedoch in Greens Körper befand, musste sie Rücksicht nehmen. Zuviel Dunkelheit würde ihre Unreinheit nur noch in Unermessliche steigern – etwas was Silence ihr nicht antun wollte.

Dennoch, das Gefühl ihre eigene Magie wieder zu spüren war berauschend. Silence fühlte wie sie von neuer Energie durchströmt wurde und dies verlieh ihr Kraft. In der Zeit ihres Todes war sie nur in der Lage gewesen Verbotene Techniken einzusetzen - die Techniken die sie extra für ihren Zustand erschaffen hatte, damit sie sich wenigstens ein wenig zu Wehr setzen konnte, ohne ihre eigene Magie. Eine neutrale Magie, für die man nur eins aufweißen musste: Können.

Doch jetzt brauchte sie diese Magie nicht mehr. Silence würde ihre eigene anwenden – zusammen mit Taos genialer Waffe.

Mal sehen ob sie seinem Ruf gerecht wurde!

„LUSCINIANOVEM!“ Auf ihre Beschwörung hin, strahlte das untere Ende des Stabes auf, die Dunkelheit wurde gebündelt und nach oben gesendet, wo die beiden violetten Prismen aufleuchteten. Silence drehte die Waffe um seine eigene Achse, wodurch ein weiterer Kreis sich in der Luft abzeichnete. Zusammen bildeten sie ein Pentagramm, dessen Energie losgelassen wurde, als Silence folgendes Wort sagte:

„CANTARE!“ All dies geschah in innerhalb weniger Sekunden. Durch die Attacke von Silence entstand Rauch, so dass ihr die Sicht versperrt blieb. Dennoch war sie sich sicher ihn getroffen zu haben. Der Überraschungsmoment war auf ihrer Seite und sie hatte ihn noch nicht vollends ausgenutzt. Kaum, dass sie die Attacke beschworen hatte und nur noch Rauch und ein Wirbel von Funken übrig waren, teleportierte Silence sich hinter ihren Zwilling, griff durch seine Haare hindurch und packte ihn am Kragen. Indem sie ihn festhielt, richtete sie ihre Waffe auf seinen Rücken und sagte ohne Zögern:

„PRIMO CRUOR VESPERE!“ Doch im selben Moment als die Magie sich entlud, hatte Youma nach hinten gegriffen, Halt an ihren Schultern gefunden und war über sie hinweg gesprungen, so das „Primo Cruor Vespere“ ins Leere ging. Der Vorteil des Überraschungseffektes war schon verblasst... und Youma war unheimlich gewandt.

Sofort drehte Silence sich herum, griff mit der gleichen Attacke ein weiteres Mal an. Doch auch dieses Mal ging sie ins Leere, den Youma blockte ihren Stab mit seiner Sende ab, die er plötzlich in der Hand hielt. Deren Waffen die aufeinander rieben, sprühten Funken und ein metallisches Klirren war in der Luft zu vernehmen. Youma sah seine Geliebte zutiefst verletzt an, während er ihren Stab von sich wegpresste.

„Warum tust du das, Silence?“ Ihre Antwort war begleitet von einem bissigen Knurren:

„Weil es in unseren Regeln steht, dass ein Dämon zu töten ist!“ Das verletzte ihn noch weiter, dass sah Silence genau – doch es war ihr egal.

„Ich will nicht gegen dich kämpfen...“, antwortete Youma mit einem leichten Kopfschütteln. Das Aufrechthalten seiner Waffe schien für ihn beinahe ein Kinderspiel zu sein, als wäre Silence nichts!

„Schade, dass ich dich nicht frage!“, zischte sie und änderte nun ihre Strategie. Mit einem Mal löste sie ihre Waffe auf, wodurch Youma augenblicklich ins Leere fiel. Im selben Moment festigte sie ihren Griff um seine Sense und benutzte dies als Halt, um sich zwischen seinen Beinen hindurch zu tauchen und stand nun plötzlich hinter ihm. Noch während sie in der Luft gehangen hatte, hatte sie ihre Waffe wieder beschworen und versuchte es ein zweites Mal mit „Primo Cruor Vespere“. Ihr Ausweichmanöver hatte nicht mehr als ein paar wenige Sekunden gedauert und doch war es Youma auch diesmal gelungen auszuweichen – und das ohne große Mühe. Youma stieg nun in die Luft - Silence zögerte nicht lange und folgte ihrem Gegner umgehend in den Himmel, welcher nur noch Richtung Westen in orange gemalt war.

„Das ist also deine Antwort?!“, schrie Youma ihr zu. Seine Sense leuchtete im letzten Licht der Sonne gefährlich auf. Doch in seinen Augen fand sich keine Entschlossenheit und keinen Willen zum Kampf, wie Silence von weiten sehen konnte. Dies brach allerdings nicht ihren.

„Genau das ist sie!“ Denn es gab noch einen weiteren Grund weshalb sie sich nicht von ihm wiederbeleben lassen wollte und dieser gab ihr auch den Willen zum Kampf.

Es war Tao.

Youma griff sie nicht an, auch wenn er oft genug die Möglichkeit dazu hatte. Er hielt seine Sense schützend Sense vor sich, wenn sie ihn angriff. Wenn er die Attacken nicht parierte, wich er einfach elegant aus. Näher als zwanzig Meter ließ er sie nicht an sich herankommen. Was sollte das? Selbst wenn er nicht gegen sie kämpfen wollte, Youma musste die Kette zurückbekommen. Das Glöckchen war auch sein Leben.

Keine zwei Minuten ging das so, ehe deren Schlagabtausch plötzlich nicht mehr in freien Himmel stattfand, sondern zwischen den Hochhäusern von Tokio. Silence war bemüht darauf zu achten, dass sie mit ihren Attacken keine Gebäude oder gar Menschen traf, doch Youma konterte ohne Rücksicht. Die Attacken die er blockte oder konterte, trafen Gebäude und brachten diese in Mitleidenschaft. In den Straßen Tokios brach schnell ein Chaos aus, hervorgerufen aus Panik.

Silence durfte ihn nicht mit Fernattacken angreifen... und eigentlich durfte sie auch nicht in der Luft sein. Eigentlich dürfte sie das hier überhaupt nicht! Sie musste an Youma herankommen und mit ihm zusammen teleportieren, aber wenn sie sich näher an ihn heran teleportierte, tat er das gleiche und war wieder 20 Meter von ihr entfernt, wo ihr nichts anderes übrig blieb als weiterhin mit den Fernattacken anzugreifen.

Youma landete elegant auf dem Geländer einer Brücke, als er Silence ein weiteres Mal durch teleportieren ausgewichen war. Sofort setzte sie mit einem schwarzen Lichtstrahl nach, doch diesmal wich er nicht aus, sondern blieb stehen. Seine Sense durchschnitt die Luft, als er sie hinter sich ausstreckte, um mehr Schwung zu haben. Dabei fiel dem Sensenmann nicht einmal auf, dass er mit dieser schnellen Bewegung, zwei Menschen auseinander riss... Er konterte Silence‘ Attacke so gewissenlos, als wären nur sie beide an diesem Ort. Da die Attacke diesmal mit doppeltem Schwung zurückkam, gelang es Silence nicht, sie so abzublocken, dass sie niemanden traf und die schwarze Energie kollidierte mit Gebäude, wo sie eine Explosion auslöste. Die Straße war erfüllt von Schreien und dem Lodern der Flammen.

Umso weiter sie sich im dichten Gebiet befanden, umso mehr wurde es deutlich, dass Youma gereizt wurde. Er wollte nicht mehr kämpfen. Schon gar nicht hier! Der Yami war nie ein Freund von Gewalt gewesen, doch diesmal schien es keinen anderen Ausweg zu geben.

Kaum hatte Silence ein weiteres Mal angegriffen, teleportierte er sich genau vor seinem Zwilling, biss sich auf seine Unterlippe und stieß sie mit den Rücken vorwärts durch das Glasfenster eines Büros. Mit seiner Sense hielt er seine Verlobte auf den Boden genagelt, während um die beiden herum, nicht nur die Glasscherben zu Boden regneten, sondern auch unter den Angestellten Panik ausbrach und sie anfingen zu schreien.

„Das war gar nicht nett, Silenci! Aber ich muss zugeben du bist besser geworden, auch wenn es meinen Einstellungen nicht entspricht, dass du kämpfst. Das steht dir nicht! Dass ich die Oberhand besitze beweist das! Du kannst mich nicht besiegen. Nicht in deinem Zustand. Du bildest keine vollkommene Einheit mit deinem Medium und solange du das nicht tust, wirst du mich nicht bezwingen können.“ Er lockerte seinen Griff ein wenig und beugte sich zu ihrem Gesicht herunter.

„Also… sei schön brav und hör auf deinen großen Bruder.“ Silence entschied sich dazu Taten sprechen zu lassen und verpasste ihm mit ihrem Knie einen harten Tritt in den Margen. Er fuhr zusammen, was allerdings nicht lange hielt. Sein Gesicht verdunkelte sich, als er sich aufrichtete. Silence’ Herz ließ einen Schlag aus, als seine Augen die Farbe veränderten und rot wurden. Er sah jedoch nicht sie an, sondern die Menschen die sich immer noch um sie herum befanden. Scheinbar waren sie mehr von dem Unbekannten angelockt als abgeschreckt.

Mit einer schnellen Bewegung hatte Youma seine Sense wieder in der Hand und sagte:

„Ich kann deine Entscheidung nachvollziehen! Du kannst hier nicht klar denken, aber gleich, Silenci, wird es hier ruhig sein!“ Kaum hatte der Halbdämon dies gesagt, warf er seine Sense wie einen Bumerang von sich.

Silence wollte ihren Augen nicht trauen. Sie realisierte es erst vollkommen als sie spürte wie eine Flüssigkeit auf ihr Gesicht spritzte. Es war vollkommen ruhig als der Sensenmann seinen treuen Begleiter eher beifällig wieder auffing. Diese hatte keinen einzigen Blutfleck, obwohl sie gerade ein Blutbad angerichtet hatte. Silence schluckte als sie die kopflosen Leichen zählte. Elf. Die blutroten See, die sich schnell unter den leblosen Körpern auftaten, schlossen sich zusammen und tauchten den vorher beige-farbenden Teppichboden in ein dunkles Rot. Die Wände waren verziert mit dem Blut der Opfer.

„Niedere Kreaturen“, sagte Youma mit tiefer Abscheu in der Stimme.

„Sie haben sich unserer Welt bemächtigt und sie zerstört! Und das wo sie keinen Funken Magie besitzen. Wie konnten die Dämonen und auch die Wächter so etwas nur zulassen?! Von diesen hässlichen Bauwerken und der schrecklichen Luft ganz zu schweigen! Unreinheit und Vernichtung haben sie über UNSERE Welt gebracht! Solche Lebewesen sind es nicht Wert zu atmen.“ Mehr hätte Youma nicht sagen können, auch wenn er es gewollt hätte. Denn seine Stimme wäre untergegangen in dem Tosen des Helikopters, welcher hinter den Zwillingen aufgetaucht war. Das Scheinwerferlicht strahlte Youma von hinten an und verdunkelte seine Erscheinung. Die Sense strahlte grell auf und wäre Silence nicht in Greens Körper hätte es sie geblendet. Trotz der Umstände sah sie deutlich wie Youmas Gesicht sich aus Wut verzerrte, als er sich umdrehte.

Oh nein, dachte Silence, nicht noch mehr Opfer!

Silence packte seinen führenden Arm, hing sich daran fest und zum Glück wurde Youma vom Scheinwerferlicht geblendet. Er fluchte gerade noch, als Silence beide wegteleportierte, zurück zum Ausgangspunkt.

Ehe es Youma gelang sich zu beschweren, verpasste Silence ihn mit Anschwung eine Ohrfeige, die den Dämon einige Schritte nach hinten taumeln ließ. Erstaunt und mit der Hand auf der wunden Stelle sah er sie an, sprachlos.

„DU SPINNST JAWOHL VÖLLIG! Wenn du so weiter machst, wirst du niemals meinen Respekt, geschweige denn meine Liebe zurückgewinnen! Denn SO wie du JETZT bist: HASSE ICH DICH!“ Das hatte genau ins Schwarze getroffen. Das Rot seiner Augen erlosch noch ehe er zu Boden fiel. Das war härter als jede Attacke. Ihre Angriffe hatte er ertragen, aber nicht diese Worte… Sie hasste ihn! Silence, sein Ein und Alles, hasste ihn! Aber was hatte Youma denn falsch gemacht, dass gerade sie ihn hasste? Er hatte doch zu ihren Wohl gehandelt! Natürlich, er hatte sie getötet… der Schmerz darüber zerteilte immer noch seine Brust. Doch nun hatte er ihr doch alles erklärt… warum verstand sie ihn nicht? Vielleicht brauchte sie Zeit. Ja, genau das war es. Er musste ihr Zeit lassen. War ja auch verständlich, immerhin hatte sie Äonen von Jahren alleine verbracht.

„Gut!“ Silence war perplex über diese Antwort.

„Ich werde dir Zeit lassen.“ Nicht das was sie erwartet hatte zu hören und wäre die Situation nicht so todernst, würde ihre Kinnlade herunter fallen. Doch jegliche Schritte in diese Richtung unterdrückte sie. Stattdessen bahnte sich die Wut ihren Weg die Herrschaft über ihr Wesen zu erringen.

„Ich brauche keine Zeit“, brachte Silence über die vor Wut bebenden Lippen. Ihre Hände hatte sie bereits zu Fäusten geballt und unterdrückte jede Versuchung ihn noch einmal zu schlagen.

„Ich werde mich niemals von dir wiederbeleben lassen. Und ich sage dir auch meine Gründe: Anders als du fühle ich mich durch und durch als Wächter. Ich weigere mich die Seite zu wechseln und so was wie deine Partnerin zu werden! Ich trage mein Wächterblut mit Stolz!“ Youma sah sie verblüfft an und sagte ebenso verunsichert:

„Aber… dann sind wir Feinde…“ Keine Gefühle regten sich auf dem Gesicht seiner Geliebten. Keine Reue und auch kein Mitgefühl.

„Das stimmt.“ Auch diese Worte trafen ihn genauso wie auch ihre Anderen. Sie versetzten ihn so in Trauer, dass Youma plötzlich das Verlangen hatte einfach vor ihren Füßen darum zu flehen, sie möge es sich noch einmal anders überlegen. Doch dies ließ der noch klardenkende Teil von ihm nicht zu. Dieser wusste das würde bei Silence ohnehin keine Wirkung zeigen.

„Es gibt noch einen Grund, Youma: Du scheinst es nicht begriffen zu haben, aber ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe den Autor des Buches, welches über die Wächterwurzeln erzählt. Ja, du hast mich richtig verstanden. Obendrein war ich es, der ihm das alles erzählt hat, damit er in der Lage war das Buch schreiben zu können. Ich liebe Tao Asuka. Einen simplen nichtsbedeuteten Klimawächter und wenn einer mich wieder zum Leben erwecken wird… dann wird er es sein!“ Alle ihre Worte waren nichts gegen diese. Youma konnte sie nicht verstehen, selbst als sie sich immer und immer wieder in seinen Kopf wiederholten. Sie bereiteten ihn Schmerzen. Enorme Schmerzen, als wären sie ein todbringendes Gift, welches seinen Körper ausschalten würde. Doch egal wie oft er diese Worte hörte, sie lösten keine Trauer aus, nein - viel mehr das Gegenteil. Plötzlich spürte Youma einen fürchterlichen Drang in sich: Das Verlangen zu Töten.

So ausgeprägt hatte er ihn noch nie vernommen und auch nicht so zerstörend. Das Gefühl ließ seine Hände beben, sie zitterten als der Halbdämon sie zu Fäusten ballte und als er sich wieder aufrichtete. Das Blut seines Vaters hatte abermals die Oberhand übernommen, es kontrollierte seine Sinne und machte ihn blind vor Wut. Es wunderte Youma das seine überkochende Magie nicht sichtbar wurde und aus seinen Körper herausströmte.

„Ich bring ihn um!“ Silence blieb ruhig Angesicht des aufgebrachten Youmas. Sie wusste selbst nicht woher diese Ruhe kam. Vielleicht lag es daran, dass sie wusste dass seine Erbitterung umsonst war.

„Da bist du zu spät. Tao… Tao ist tot.“ Es war sichtbar, dass die Gefühle ihres Verlobten langsam zu Ruhe kamen. Genauso schnell wie sie in ihn aufgekommen waren, ließen sie auch wieder nach und verrauchten. Auch wenn er immer noch verstimmt aussah und die Wut nicht zu übersehen war. Seine roten lichtlosen Augen unterstrichen das. Ohne ein weiteres Wort, nahm er seine Sense, die zu Boden gefallen war und sagte mit tiefstem Widerwillen:

„Mach was du willst, Silence.“ Er wandte ihr den Rücken zu und schien sich gerade auflösen zu wollen, als sein Zwilling ihn aufhielt:

„Was hast du jetzt vor?“ Mit einem ironischen Lächeln sah er über die Schulter.

„Man gibt seinen Feinden keine Auskunft über den nächsten Kriegsschritt.“ Er nahm abermals den Anhänger mit der Kapsel in die Hand und sagte ernst und mit dunklen Augen:

„Wenn du nicht willst…“ Gerade als Youma die Kapsel wieder unter dem violetten Oberteil verschwinden ließ, glänzte noch etwas Anderes auf. Umgehend sah Silence das Etwas an, was sie in ihrer freien Hand hielt und erstarrte. Die Glöckchen samt Kette lösten sich in Ruß auf. Ehe die Yami etwas sagen konnte, hörte sie schon Youmas schadenfrohes Gelächter.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir dies ohne Sieg überlasse, oder Silenci?“ Wutentbrannt sah sie auf, doch zu spät. Mit folgenden Worten und einem Winken, löste er sich auf:

„Ich werde auf dich warten!“
 

Silence hatte ein enormes Problem. Ihr Körper, oder eher Greens, war von Glasssplittern übersäht, sie sich bei ihren Kampf gegen Youma zugezogen hatte. Sie spürte die Schmerzen nicht, aber Green würde sie zu spüren bekommen, sobald sie wieder das Bewusstsein übernehmen würde. Zwar war dies auch ein Störungsfaktor, doch nicht der Größte. Silence verfluchte Greens Kleidungsstil, denn sie hatte sich ausgerechnet heute für ein Ärmelloses grün/blaues Oberteil entschieden, so das nicht nur die Splitter in ihrer Haut glänzten, sondern auch das dunkle Blut deutlich zu sehen war. Aber Silence wollte nicht auffallen und so würde sie es tun.

Sie brauchte eine Jacke…

Zu ihren Füßen lag eine. Allerdings war diese genauso von Blut getränkt wie sie selbst, wenn nicht sogar noch mehr. Es war Karis Jacke. Weitere Frage: Was sollte sie mit ihrer zerstückelten Leiche machen…

Sie überlegte nicht lange und nahm das Handy aus der Hosentasche. Nach dem zehnten Piepen nahm endlich der gewünschte Gesprächspartner ab.

„Green! Tut mir Leid, aber meine Zeit ist…“

„Onii-chan!“, säuselte Silence und versuchte Green nachzuahmen. Nicht sehr gut, denn sie hörte wie Grey stutzte.

„Es gab hier ein Problem in Tokio…“

„Das weiß ich! Kannst du dir vorstellen wie viele Zeitbanne momentan aktiv sind?! Das ist ein regelrechtes Blutbad!“ Können ja nicht gerade effektiv sein, dachte Silence in Gedenken an den Helikopter.

„Grey.“ Jetzt gab sie sich keine Mühe mehr ihre Stimme zu verstellen.

„Kari ist tot. Sie liegt hier im Park.“ Silence hörte noch wie er Greens Namen sagte, ehe sie auflegte. Mit Mitleid in den schwarzen Augen, sah sie auf die Leiche hinab. Es ärgerte sie die Pest, dass sie nichts tun konnte. Das Mädchen hatte den Tod nicht verdient... und wenn sie in Greens Seele hinab fühlte, spürte sie wie die Schuldgefühle sie umwucherten.

Aber jetzt musste sie eine Jacke besorgen…

Keine fünf Minuten später und ohne Gewissensbisse aufgrund der bewusstlosen Frau (würde in den ganzen Opfern dieses Tages sowieso untergehen…), hatte Silence eine Jeansjacke gefunden, sie angezogen und war schon in die helle Eingangshalle von Greens Wohnblock eingetreten. Wirklich unpraktisch, dass sie gerade jetzt nicht mehr teleportieren konnte… aber sie wollte so viel Energie wie möglich sparen – Greens Körper war ausgelaugt.

Silence hatte schon auf den Knopf zum Fahrstuhl gedrückt, als eine für Green bekannte, doch für sie unbekannte Stimme ertönte:

„Green-chan!“ Die Yami fluchte in Gedanken. Das hatte zu ihrem Unglück gerade noch gefehlt! Wenn sie einfach so tun würde, als hätte sie nichts gehört, würde das Aufsehen erregen. Es blieb Silence nichts anderes übrig als abermals Green nachzuahmen.

Mit einem zuckersüßen Lächeln drehte sie sich zu dem Rotschopf um. Sein Blick ließ darauf vermuten, dass er erwartungsvoll war, eine gewisse Neugierde war in seinen Augen zu finden. Silence wusste nur nicht auf was er wartete. Sie kannte Greens Vergangenheit zwar sehr gut, doch ihr Privatleben hatte sie nicht besonders interessiert, schon gar nicht ihre besonderen Arten mit ihren geliebten Freunden umzuspringen. Wenn Silence ehrlich zu sich war… kam sie in diesem Moment nicht mal auf den Namen des Jüngeren. Sie wusste, dass er ihr entfallen war. Irgendwann hatte sie ihn gewusst, aber ihre Gedanken drehten sich immer noch um Youma. Kein Platz für irgendwelche zweitrangige Informationen.

„Hi!“, sagte Silence daher einfach und weil sie, anhand seiner Miene, wusste, dass etwas fehlte, fügte sie noch hinzu:

„Wo kommst du denn her?“ Es fehlte nur noch das zurückgehaltene Lachen um dieses Klischee einer Ahnungslosen zu unterstreichen. Siberu hob misstrauisch die Augenbraue.

„Aus Shibuya. Green-chan, geht es dir nicht gut?“ Zum Glück erlöste Silence das Geräusch des ankommenden Fahrstuhls. Sie betete dafür, dass er sich nicht dafür entschied mit einzusteigen und ging schon einen Schritt rückwärts, womit sie im kleinen Raum des Fahrstuhls war.

„Ich werde denn ma… Ich muss noch Essen machen, weißt ja.“ Oh, wie sie sich wünschte vor Scharm in den Boden zu versinken. Doch gerade in dem Moment als der Fahrstuhl seine metallenen Türen schließen wollte, stellte Silence plötzlich den Fuß dazwischen. Denn sie hatte plötzlich eine Idee.

„Sag Mal, kannst du deinem Bruder was ausrichten?“ Schlagartig schlug das Gesicht des Angesprochenen um. Es verdunkelte sich, auch wenn es nach wie vor fragend war.

„Was denn?“

„Ich möchte gerne Morgen mit ihm reden. Sagst du ihm das, bitte?“ Die Yami versuchte Greens liebenswürdigen Blick nachzuahmen. Ob es ihr gelang konnte sie nicht sagen, da ihr leider, oder zum Glück, ein Spiegel fehlte. Auf die Antwort des Rotschopfes wartete sie nicht, sondern sagte einfach:

„Gute Nacht, Silver!“ Ihr war der Name gerade wieder eingefallen… nur schlecht das es der Falsche war.

Der Fahrstuhl schloss sich und zurück blieb ein verwirrter Siberu. Nach kurzem Schweigen, kam eine Frau herein. Durch ihr Grüßen wurde er aus seiner Trance geweckt, verzichtete aber auf sein übliches Geflirrte, was der Nachbarin nicht entfiel. Ein wenig beleidigt folgte sie Silence’ Beispiel und verschwand im Fahrstuhl. Siberu legte den Kopf schief.

„Silver? Also eindeutig… Green-chan geht es NICHT gut.“

Und obendrein…hatte sie nach Blut gerochen.

Nach Blut und Tod.
 

Fertig gestellt: 10.07.07 in Türkei
 

Pink: Das nächste Kapitel wird ein GxG Kapi non plus ultra >3<

Sibi: WAS?! DAVON WUSSTE ICH NICHTS! Warum werden mir solche Informationen vorenthalten?!

Green: oh.... WAS PASSIERT DENN DA?!

Pink: Ich weiß es! *GxG Fahne schwenks* >3333<

Siberu: Òo Raus mit der Sprache Pink!

Green: Pink! Du bekommst Schokooladeeeee!

Siberu: *Green nachmach* Wir haben sogar Milchschokolade! Und Weiße! Alles was du willst, Pink-chaaaaan! *Bestechung PUR*

Pink: Q______Q IHR SEID SO SÜÜÜÜß >U< *will Schoko-kun umarmen, doch Green und Sibi weichen aus*

Sibi und Green: Ej. Nur gegen Infos òQó

Pink: .___. *schniff* aber Autorin-chan hat gesagt, ich darf nich...

Sibi und Green: *zur Autorin wendt* Wir schenken dir Nocturn!

Nocturn: Das wüsst ich aber! Sowieso: Haltet mich da raus! Ich bin tot!

Sibi und Green: *versteck*

Pink: Schoko-kuuuun ÖUÖ?

Nocturn: ô____O

Autorin: *Nocturn wieder wegschieb* ok ok. Ein paar mini Infos ûû sehr GxGiges chapter. Green ist am Ende ihrer Nerven angelangt und nur einer kann ihr helfen... doch dies bringt ihr Leben in Gefahr, denn die Hikari sind zu einem Entschluss gekommen, was Greens Überleben angeht... und da ihr alle GxG fans seid (seit ihr einfach ma!) müsst ihr das nächste kapi lesen, mit dem Namen „Wie Ying und Yang“!

Wie Ying und Yang

Wie Ying und Yang
 


 

Alle Nachrichten waren voll von den Horrorbildern der vergangen Nacht. Augenzeugen berichteten der leibhaftige Tod hätte in den Straßen Tokios sein Unwesen getrieben. Spezialisten waren der Meinung, dass es sich bei dem Täter des Massakers, um einen Mann handelte, der wahnsinnig geworden war und sich selbst wirklich für den Sensenmann hielt. Daher die Sense, erklärten sie. Andere wiederum waren zu geschockt von dem Grauen, um überhaupt irgendwelche Vermutungen aufzustellen. Natürlich war die Version der Spezialisten die, die geglaubt und auch auf sämtlichen Schlagzeilen zu sehen war:

„Sensenmann als Massaker Vorbild – 132 Tote.“

„Abstraktes Massaker in Tokios Straßen.“

„Wahnsinniger Mörder tötet im Namen des Todes 132 Menschen.“

Doch wie durch ein Wunder war auf keinen der grauenvollen Bildern Green zu sehen, oder vielmehr ihr Körper, geführt von Silence. Die Wächter, die für die Geheimhaltung ihrer Rasse verantwortlich waren, hatten ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass nicht nur sämtliche Bilder von Green verschwanden, sondern auch alle Erinnerungen, derer die sie kämpfend gegen Youma gesehen hatten. Um den Halbdämon stand es allerdings nicht so gut. Sein schönes, doch blutbesudeltes, Aussehen war überall auf der Welt zu sehen. Für die Wächter war deren Hikari wichtiger gewesen. Vor allen Dingen, aber die Magie die zum Einsatz gekommen war. Auch von dem waren alle Spuren beseitigt. Für die Menschen war es ein völlig „normales“ Massaker, ohne irgendwelche, in deren Augen, unlogischen Handlungen, gewesen. Demnach wurde auch nach Youma gefahndet, wie zu erwarten, natürlich ohne Ergebnis.

Bei den Wächtern sah es allerdings nicht besonders anders aus. Niemand konnte sich Youmas Existenz erklären. Es gab keinerlei Anzeichen auf seine Identität. Nur eins wussten sie: Er war ein Yami, somit ein Wächter.

Dies hatten sie sehr schnell anhand von simpler Technik herausgefunden. Etwas Simples wie die Zoom-Technik und schon war dem guten Beobachter das Wappen der Yami auf der Sense aufgefallen. Die Erklärung, dass Youma ein einfacher, nach Blut dürstender, Dämon war, hätte ihnen besser gefallen. Das war immerhin nichts Neues… aber ein Mitglied der, eigentlich vollkommen ausgerotteten Yami-Familie? Das war wirklich was Neues. Und das warf eine Menge Fragen auf. Fragen auf die niemand eine Antwort wusste. Im Jenseits hatten die ranghohen Hikari, seit dem Wiederfinden von Green, endlich mal wieder ein neues Diskussionsthema. Ein Thema welches wirklich heikel war.

Die Einzige die jedoch alle aufkommenden Fragen mit einer Antwort befriedigen konnte, war Green.

Momentan saß sie in zusammen mit Grey in einem Arbeitszimmer, mit einem wohl dampfenden Tee in der Hand. Sie hatte ihn noch nicht angerührt, denn die junge Hikari machte keine Anstalten ihre Traurigkeit zu verbergen. Auch wenn jemand der sie nicht kannte, ihre Gefühlslage wohl nicht sehen würde. Denn Green weinte nicht und soweit Grey es beurteilen konnte, hatte sie es auch nicht getan. Ihr, wie immer, ungeschminktes hübsches Gesicht sah sehr gefasst aus. Zwar recht blass, aber das, war sie schon vor all dem gewesen. Ihre Augen hingen schlaff und auch ein wenig leblos in den Augenhöhlen. Kein einziger Lichtpunkt war zu sehen.

Hinter den beiden Geschwistern war ein Computer eingeschaltet. Dessen 3D Plasma Bildschirm zeigte auf einer etwa fünf Meter großen Fläche die Aufnahmen der Menschenkameras, welche die Wächter sich einverleibt hatten. Das Größte zeigte die Aufnahme die der Helikopter kurz vor dem Verschwinden der Zwillinge gemacht hatte. Die von Außen wirkende Green, hielt Youma am Arm fest, der gerade abermals mit der Sense ausgeholt hatte. Hinter ihnen die elf kopflosen Menschen.

„Green. Ich kann deine Lage sehr gut nachvollziehen und auch, dass du ganz und gar nicht in der Stimmung bist, Auskünfte preiszugeben… aber das hier ist eine Angelegenheit die zu einem katastrophalen Ausmaß anwachsen kann. Noch unerfreulicher als sie ohnehin schon ist. Wir sind auf deine Hilfe angewiesen, da du scheinbar die Einzige bist, die etwas weiß. Bitte, Green, sag mir wer der Mann ist, der dich angegriffen hat.“ Green sah von ihrer Tasse auf, an dem Gesicht ihres Bruders vorbei und auf eins der angezeigten Bilder. Auf dem Bild war Youmas, noch nicht blutbespritztes, Gesicht zu sehen. Jetzt wo sie Grey und Youma auf einmal sah, fiel ihr auf, dass zwischen den beiden Wächtern die gleiche Ähnlichkeit vorhanden war, wie auch bei Green und Silence. Nur das Grey lange nicht an Youmas atemberaubender Schönheit herankommen konnte.

„Green…“ Ein verzweifelter Versucht die Aufmerksamkeit seiner Schwester wieder auf sich zu lenken. Es schien gelungen zu sein, denn die Angesprochene sagte:

„…Ich hab es doch schon einmal gesagt: Ich weiß es nicht. Er hat mich einfach aus heiterem Himmel angegriffen und nicht gesagt warum oder wie sein Name lautete. Ich bin genauso ahnungslos wie wir alle.“ Teilweiße entsprach dies auch der Wahrheit. Green hatte keinerlei Erinnerungen an das was passiert war, nachdem Silence ihre verbotene Technik angewandt hatte. Aber nachdem sie die schrecklichen Bilder gesehen hatte, war sie froh darüber sich ahnungslos nennen zu können. Sie wusste nicht wie sie den Kampf geschlagen hatte, wenn Silence nicht übernommen hätte.

„Warum sollte ein Wächter die Hikari angreifen…“, sagte Grey gedankenverloren. Es war deutlich, dass diese Frage nicht an Green gerichtet war, sondern an sich selbst und einfach nur so in den Raum geworfen war. Die Hikari hoffte er würde mit dem Ausfragen aufhören, doch ihr Hoffen war vergebens. Grey war aufgestanden und zeigte auf ein Bild auf dem Green alleine zu sehen war. Sie sah genau auf was er zeigte, tat aber so als würde sie es nicht merken. Es war der Stab. Genauergenommen, der von Silence.

„Was ist das?“

„Hat mit Tinami ausgeliehen“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Es war nämlich eine Ausrede die Green sich schon vorher parat gelegt hatte.

„Es sieht so aus als hättest du schwarze Augen, findest du nicht auch?“ Es war deutlich worauf Grey hinaus wollte, doch Green tat weiterhin als wüsste sie es nicht.

„Findest du? Das wirkt sicherlich nur so.“ Der Kaze war nicht überzeugt, das sah man ihm an. Auch wenn er zugeben musste, dass die königsblauen Augen seiner Schwester auch jetzt ein wenig dunkler als normal wirkten. Was wahrscheinlich an dem fehlenden Licht lag.

„Green, es bringt nichts.“ Green zuckte zusammen, nicht weil es die Stimme von Silence war, sondern aus dem Grund, dass sie hörbar war. Hörbar in dem Sinne, dass auch Grey sie gehört hatte. Er öffnete den Mund fassungslos und blinzelte einige Male. Als er stumm mit dem Zeigefinger auf Green zeigte, wurde ihr klar, dass Silence, sichtbar, hinter ihr stehen musste.

Als ob Green gerade ihre Schulfreundin ihrem Bruder vorstellen würde, sagte sie:

„Grey, darf ich vorstellen? Das ist Silence. Silence, dass ist mein großer Bruder Grey. Sie ist eine Wächterin der Dunkelheit.“
 

Auf Silence’ Aufforderung hin, hatte Green ohne Mucken das Zimmer verlassen. Wahrscheinlich war sie sogar froh darüber. Nach anfänglichem Anstarren von Greys Seite aus, war Silence ohne Umschweife angefangen zu erklären. Er unterbrach sie nicht, doch die Yami konnte deutlich an seinem Gesicht sehen, was ihre Worte auslösten. Viel erklärte sie nicht, nur das Wichtigste. Aber jedoch so viel, dass er verstand und keine Fragen mehr hatte.

„Und du brauchst Greens Körper zum agieren, Silence-san?“

„Ja. Ein anderer kommt nicht in Frage. Nur die Körper der Hikari sind mit meinen kompatibel.“ Grey verfiel dem Schweigen. Es war deutlich zu sehen, dass er sich deswegen große Sorgen machte und abermals sah er auf die Plasmabilder.

„Für meine Schwester ist das eine zu große Last. Sie hat bereits genug gelitten.“

„Ich bin mir darüber sehr wohl im Klaren. Glaub mir, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich ein anderes Medium wählen. Green und ich sind uns sehr ähnlich. Ich habe noch nie jemanden gefunden mit dem ich so gut zusammen passe. Daher ist sie mir besonders wichtig und deshalb werde ich sie beschützen. Sie ist schon zu tief in all dem hinein geraten um wieder heraus kommen zu können. Wenn ich nicht bei ihr bleibe, wird Youma sie töten.“ Grey nippte gedankenverloren an seinen Tee.

„Ich schließe mich den Gedanken an, dass sie Schutz braucht… aber durch dich gerät sie weiterhin ins Kreuzfeuer zwischen dir und deinem Zwilling.“

„Das leugne ich nicht.“

„Vielleicht wäre es das Beste wenn sie hier im Tempel bleibt. Hier ist sie sicher.“

„Absolut nicht. Das Sicherheitssystem würde bei Youma keine Wirkung zeigen, da er zur Hälfte ein Wächter ist.“ Ein schwaches Lächeln huschte über Greys Gesicht.

„Klingt als würdest du dich auskennen.“

„Lange Existenz fördert die Allgemeinbildung“, antwortete Silence mit einem Zwinkern. Der Kaze achtete nicht darauf und wurde sofort wieder ernst.

„Und? Was hast du nun vor?“ Auch Silence’ Gemüt passte sich dem von Grey an.

„Durch den Tod ihrer kleinen Freundin ist Green schwer angeschlagen. Sie macht sich für Karis Tod verantwortlich. Durch ihre Schicksalskarten glaubt sie nun, dass sie der Bote allen Übels wäre. Aus verständlichen Gründen. Ich bezweifle ehrlich gesagt dass sie momentan in der Lage ist Lichtmagie anzuwenden. Du weißt selbst wie unstabil dieses ist.“

„Absolut schutzlos…“ Silence erhob den Zeigefinger.

„Genau. Daher ist es in erster Linie wichtig Green aus ihren Kummer herauszuholen… und ich habe dafür auch schon alles in die Wege geleitet.“ Grey stellte seine Tasse ab und sah seine Gesprächspartnerin verwundert an. Das Gesicht, welches Green wirklich unheimlich ähnlich war, war nun geschmückt mit einem geheimnisvollen Lächeln.

„Was hast du geplant?“

„Es gibt ein Wunderheilmittel, gegen alle Wunden dieser Welt, wusstest du das?“ Wenn möglich wurde ihr Lächeln noch eine Spur geheimnisvoller. Es war leicht zu sehen, dass ihr die Geheimnistuerei gefiel. In Greys Gesicht stand nur ein geschrieben: Verwirrung.

„Was für eins?“

„Wenn ich das sagen würde, würde man mir nachsagen ich würde auf Kitsch stehen. Daher wirst du wohl selbst darauf kommen müssen!“
 

Das Wetter hatte sich eindeutig Greens Stimmung angepasst. Genauso traurig wie sie sich fühlte, sah auch der Himmel aus. Nur mit dem Unterschied, dass er hemmungslos Tränen vergoss, in Form von einem Regenguss, der seine Konkurrenz suchte. Eine Weile, sie konnte keine Zeit festlegen, starrte sie in das Unwetter hinaus, welches wahrscheinlich die letzten Blutspuren der vorigen Nacht wegspülte, ehe sie den blauen Vorhang fallen ließ und das Bild somit verschwunden war. Aus den Augenwinkeln sah sie auf die modische Wanduhr, welche die Form eines Mondes hatte. Mit schnellen Schritten verabschiedete sich der trübe Nachmittag und ging über in einen regnerischen Abend. Green war froh darüber, dass sie, mit Ausnahme von Silence, alleine war, denn so musste sie nicht daran denken, Essen auf den Tisch zu bringen. Pink war bei den Lings zu Essen eingeladen, wie auch das Übernachten… und Kari… sie würde nichts zu Essen haben wollen, wenn Green nicht in der Stimmung war, welches zu machen. Sie hätte sich entweder selbst was zu Essen gemacht oder einfach darauf verzichtet.

Würde. Hätte.

Vergangenheit.

Sie war Vergangenheit.

„Green, wir müssen reden.“ Die Angesprochene rührte sich auf Silence’ Worte hin nicht vom Fleck. Sie stand mit dem Rücken zu ihr.

„Ich will nichts damit zu tun haben.“ Eine Antwort die die Yami erwartet hatte. Kooperation wäre in ihrer momentanen Lage sehr unwahrscheinlich. Silence hätte nicht anders gehandelt, wäre sie an Greens Stelle gewesen. Sie tendierte dazu etwas zu sagen, doch den Gedanken hätte sie sich sparen können. Es klingelte an der Haustür.

Green zuckte zusammen und sah überrascht zur Tür, die man am anderen Ende der Stube sehen konnte. Sie sah sie an, als hätte sie vergessen dass ihre Wohnung einen Aus und Eingang hatte. Nach dem dritten Klingeln, fragte Silence ob sie nicht langsam mal hingehen wolle. Der Ton nerve sie, fügte die gereizt hinzu.

Doch die Lichterbin wandte sich ab.

„Ich will niemanden sehen.“ Hörbar seufzte Silence auf.

„Dir muss man auch wirklich immer zu deinem Glück verhelfen…“, sagte die Tote als sie, als wäre es vollkommen normal, die Hand durch Greens Herz streckte und ehe sie die dazugehörige Formal sprach, sagte sie noch, mit einem beinahe mütterlichen Klang:

„Sturkopf!“ Schon gehörte Greens Körper ihr und mit einem triumphierenden Grinsen stolzierte Silence in Greens Körper hinüber zur Tür. Die Klinke drückte sie gerade noch herunter, ehe sie ihr Medium wieder sich selbst überließ. Für diese war es zu spät einen Rückzieher zu machen, denn die Tür war bereits offen und erstaunt brachte Green den Namen des Besuchers über die Lippen:

„Gary!“ Der Angesprochene entfiel ihre offensichtliche Verwunderung über seinen Besuch nicht und ein wenig verwirrt, aber auch leicht mit Trotz, sah er sie an. Es war deutlich, dass er gerade von Nebenan gekommen war, denn er trug keine Jacke. Mit einem simplen schwarzen Pullover stand er vor ihr, als wäre es das normalste der Welt. Natürlich, das war es auch, sagte Green sich selbst.

„Was ist los? Silver sagte du wolltest heute Abend mit mir reden?“ Green sah augenblicklich zu Silence. Ihr war klar geworden, wer die Fäden hier in der Hand hielt. Silence sah mit einem unschuldigen Blick zur Seite, konnte es dennoch nicht lassen, ihr Medium kurz schnippisch anzugrinsen, ehe sie sich auflöste. Ihr war nicht entfallen, dass ihr Plan aufging. Allein der kurze Augenblick in dem sie Gary gesehen hatte, hatte ausgereicht um ein wenig Leben zurück in Greens Augen zu bringen.

Tja. Das kitschige Etwas war wirklich ein wahres Wundermittel.

Greens Herz handelte schneller als ihr Gehirn und schon hatte sie Gary hereingebeten, anstatt sich herauszureden.

„Das Gleiche wie… immer, Gary?“ Sofort war Green wieder in ihre Schauspielrolle der „gut-gelaunten Green“, zurückgekehrt. Bei Grey war es etwas anderes gewesen. Er hatte die Hintergründe gewusst. Wenn Gary herausfinden würde das Kari… tot war, würde er sich nicht einmal mehr rauswerfen lassen. Vielleicht wusste er es auch schon. Immerhin konnte Green nicht ausschließen dass Silence es ihm verraten hatte. Obwohl… trotz allem, war Gary wohl noch die Person die Green am besten kannte. Er würde wohl auch ohne Erklärungen sehen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Auch, wenn sie sich alle Mühe gab ihre Trauer zu verbergen. Er hatte sie bis jetzt immer durchschaut…

Hoffte sie darauf?

„Ja, danke.“ Die Hausherrin wand sich von ihren Besucher ab und schritt hinter die Theke, welche die Küche von der Stube trennte. Während sie am Kühlschrank zu Gange war, sah Gary sich fast schon neugierig um. Die Neugierde konnte er sich selbst nicht erklären, immerhin war er schon so oft hier gewesen. Auch jetzt, wo der letzte Besuch schon mehr als zwei Wochen zurück lag, hatte sich in der Wohnung nichts verändert. Wie immer war es aufgeräumt und ordentlich. Die Pflanzen schienen gerade erst benässt worden zu sein. Scheinbar war Green trotz allem ihren Pflichten nachgegangen. Die hellblauen Vorhänge waren vor dem großen Stubenfenster zugezogen und nur durch das Trommeln des Regens machte das Unwetter draußen auf sich aufmerksam.

Ohne Gary sonderlich zu beachten holte Green die Gläser aus dem Schrank und öffnete den Kühlschrank. Begleitet mit dem Geräusch des zugehenden Kühlschranks ertönte Garys Stimme, in einem Tonfall, den Green noch nie von ihm gehört hatte:

„…Es tut mir Leid, Green…“

Das Glas rutschte Green aus der Hand und zersprang in Scherben, als es auf den Boden aufschlug. Das Geräusch erreichte ihre Ohren nicht. Sie war in dem Moment zu aufgewühlt um sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Er wiederholte die gleichen Wörter noch einmal. Erst da schien ihr Denkvermögen den Betrieb wieder aufzunehmen.

Was sagte er da? Warum sagte er so was? Was tat ausgerechnet ihm Leid?! Green war es die es Leid tat. Green war es die sich entschuldigen musste. Aber auch tausend Mal die gleichen Worte könnten es nicht wieder gut machen, was sie getan hatte. Aber… warum, wofür, was tat ihm Leid? Er hatte keine Sünde begangen! Sie war die Sünderin, nicht Gary! Green ertrug es nicht. Es tat weh, so schrecklich weh. Es war als hätten diese Anreihe von Wörtern ein Loch, eine alte Wunde, in ihr aufgerissen. Es klaffte, schmerzte, schrie nach Heilung. Doch die Hikari kannte kein Heilmittel. Sie war ratlos, stand einfach nur am Kühlschrank, wie eine Puppe der man den Strom genommen hatte.

Doch er war nicht fertig. Und mit jedem weiteren Wort wurde die Wunde ätzend größer:

„…Ich habe dich in Stich gelassen, als du meine Hilfe am dringendsten gebraucht hast. Ich habe es tatenlos zugelassen dass dir all das Leid widerfahren ist… dass du von irgendeinen Wesen besessen worden bist... dass du so verletzt warst, dass du ins Hospital musstest… und dass du all das alleine durchstehen musstest!“ Green zuckte zusammen, als sie deutlich vernahm wie Gary mit der zusammengeballten Faust auf die Theke schlug.

„Und das obwohl ich geschworen hatte dich zu beschützen! Du hast mir dein Vertrauen geschenkt und ich bin dem ganz und gar nicht gerecht geworden. Ich hab dich enttäuscht… und das… und das…“ Seine Wut verrauchte und zurück blieb abermals der Ton der so schrecklich ungewohnt war von Gary zu hören. Voller Schuldgefühle… voller Trauer und Groll über sich selbst. Seine Worte waren aufrichtig und vollkommen ernst gemeint. Genau dies war es, was Green dazu veranlagte aufzukeuchen als er mit folgenden Worten abschloss:

„…Tut mir so unendlich Leid…“

Green wusste nicht wie sie das handhaben sollte. Immer noch war sie nicht fähig zu agieren, ihr Körper gehorchte ihr einfach nicht. Aber sie musste reagieren. Denn Green wollte nicht, dass Gary sich so fühlte, wie es seine Stimme verriet. Sie wollte, dass er sie viel eher anschrie, ihre Fehltaten ankreidete und nicht seine – die er nicht einmal begangen hatte. Green war Schuld. Sie war abermals Schuld an allem. Sie war die Ursache dafür, dass Gary sich so fühlen musste… und jetzt musste sie dafür Sorge tragen, dass er nicht länger mit diesen Gedanken herumirrte. Aber sie wusste einfach nicht wie! Green fand keine passenden Worte um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen – um sie in simple Worte zu fassen. Ihre Gedanken sprangen im Dreieck, überhaupt nicht in Stande zu solch einer Tat. Irgendeine kleine Stimme in ihr… vielleicht ihr Verantwortungsbewusstsein oder ihr Gewissen… sagte ihr, dass sie Gary Recht geben sollte. Wenn sie ihm Recht geben würde und die Entschuldigung nicht annehmen würde… würde er wahrscheinlich nachgeben, sich seiner „Schuld“ bekennen und aus ihren Leben verschwinden. Eine nicht angenommene Entschuldigung würde er akzeptieren, dessen war Green sich sicher. Und das, war doch das, was sie wollte… oder? Die beiden mussten weg. Siberu würde Gary schon folgen… Sie würden sich nie wieder sehen. Damit wären sie vollkommen aus der Schusslinie der Todeskarte. Denn wäre deren Leben nicht mehr in Gefahr… und sie würden nicht so enden… wie Kari.

Aber Green war ein Egoist. Sie wollte nicht zu dem Leben zurückkehren, welches sie vor den Beiden geführt hatte. Einsamkeit… ewige, nicht entrinnbare, Kälte… ihr Schicksal als Unglücksbote alleine tragen, ohne Hoffnung, ohne ein Lichtblick zu haben… Es war jedoch genau das was sie wählen musste. Es war die einzige Wahl die sie hatte.

Alleine bis zum Tod.

Hoffentlich würde der nicht lange auf sich warten lassen…

„Verschwinde.“ Green sagte dieses Wort ohne Gefühl. Vollkommen ohne Betonung, als wäre sie ein Computer der dies gesagt hatte. Die Wunde wurde größer und Green fragte sich, warum sie nicht schreiend am Boden lag. Gary sagte nichts, sie konnte auch nicht sehen, was dieses Wort ausgelöst hatte. Sein Gesicht sah sie nicht. Wahrscheinlich war dies auch besser so… dies machte es leichter.

„Verschwinde! Ich will nichts mehr mit dir und Sibi zu tun haben! Ihr sollt aus meinem Leben verschwinden, ich brauche euch nicht mehr! Verschwindet in eure Welt und lasst euch hier nie wieder blicken! Ich will euch nie wieder sehen! NIE!“

Schweigen.

Tu es schon, hör bitte wenigstens einmal auf mich!

Gary sagte nichts und Green fragte sich, ob er sich argumentlos ergeben würde. Absolut nicht seine Art, doch es würde es leichter machen… auch wenn sie es fast schon hoffte…

Zuerst wusste sie nicht was es war, doch schnell hatten ihre Sinne ihre Arbeit wieder aufgenommen. Jedoch nicht schnell genug um zu verhindern, dass Garys Hand, die Ihre ergriffen hatte, sie zu sich herum drehte.

Der Anblick von Gary gab ihrer Wunde einen weiteren Riss. Er sah unheimlich ernst aus, doch hinter der Ernsthaftigkeit war deutlich sichtbar, dass Greens Worte ihn verletzt hatten. Plötzlich veränderte sich jedoch sein Gesichtsausdruck. Er wurde zu etwas, was Green absolut nicht verstand: Er lächelte.

„Ich wusste es…“ Diese Worte sprach er fast schon seufzend, begleitet mit… Erleichterung aus. Warum? Was erleichterte ihn?

Es war genau wie damals unter dem Kirschbaum. Genau wie damals schreckte er zögernd die rechte Hand aus und berührte, ebenso sanft wie damals, ihre Wange. Sie verstand nicht warum, und irgendwie… war es ihr auch egal. In dem Moment wollte Green sich einfach nur fallen lassen, sie wollte die Augen schließen und sich einfach nur in dieser Geborgenheit laben. Am liebsten wollte sie ihre Hand auf seine legen um ihn daran zu hindern, sie jemals wieder zurückzuziehen.

„Wenn du deine Worte ernst gemeint hättest, hättest du nicht geweint.“ Geweint? Sie hatte es überhaupt nicht bemerkt… aber jetzt wo er es sagte, spürte sie, dass ihre Wangen von Tränen benetzt waren. Deshalb also, hatte er seine Hand an ihre Wange gelegt, um ihr die Tränen wegzuwischen. Womit hatte sie diesen Idioten nur verdient!

Doch jetzt, wo er seine Aufgabe beendet hatte, zog er die Hand wieder zu sich und Green spürte beinahe schon einen Entzug. Sie wollte sich nach ihm ausstrecken und die Entziehung zu stillen. Dies blieb allerdings eine Wunschvorstellung, denn sie selbst blieb stehen und regte sich nicht. Fast schon automatisch wischte sie sich die restlichen Tränen weg und spürte dabei wie warm ihre Wangen geworden waren.

„Was hättest du getan, wenn ich nicht geweint hätte?“

„Ich hätte dich zur Rede gestellt, Green. Ich weiche nicht noch einmal von deiner Seite.“ Green spürte wie sie errötete und war froh, dass ihre nussbraunen Haare ihr vor die Augen fielen. Die Hikari fühlte wie die Schuldgefühle langsam und sicher von ihr Besitz ergriffen. Wieso nur, war er so nett zu ihr? Wieso wollte er sie jetzt noch beschützen und vor allen Dingen, warum machte er ihr keine Vorwürfe? Obendrein gab er sich selbst die Schuld! Womit hatte sie das verdient? Womit hatte sie es verdient, dass sie jemanden wie Gary kannte und behaupten konnte, sie hätte ihn an ihrer Seite?

Green versuchte sich abzulenken und tat so als würden die auf den Boden liegenden Scherben sie interessieren. Pflichteifrig bückte sie sich und sammelte mit gesenktem Kopf die Trümmer des ehemaligen Glases auf. Sie hatte keine zwei Scherben auf ihrer Hand, ehe auch Gary sich nieder kniete um ihr zu helfen. Seine Moral hatte es schlicht und einfach verboten Green tatenlos zuzusehen.

„Ich schaff das schon!“, protestierte Green.

„Lass mich dir helfen!“ Gary sah auf und traf den Blick der Hikari.

„Und damit meine ich nicht nur die Scherben.“ Green vergaß für einen Moment die Scherben, wie auch ihre Umwelt, als sie in seine dunkelgrünen Augen sah. Sie hatte vollkommen vergessen, was für ein Vertrauen in diesen Augen ruhte. Ein fast schon dringendes Bedürfnis, ihm alles anzuvertrauen überspülte sie, wie eine Welle. Es gelang ihr nur mit größter Mühe dem zu widerstehen und sich nicht auf dieser Welle mittreiben zu lassen. Damit ihr dies erleichtert wurde, senkte sie eilig den Blick und begann schweigend ihre Aufräumarbeit zu beenden. Darauf achtend, nicht seine Hände zu berühren.

Gary beschloss, dass dies alles nichts brachte. Er musste das Problem anders anpacken. Vielleicht sollte er erst einmal über etwas anderes, was Lockeres reden um sie ein wenig abzulenken.

„Wo sind eigentlich Pink und Kari?“ Greens Hand kam zum Stillstand.

„…Weg.“ Gary entfiel das nicht. Schnell bemerkte er, dass seine Idee ganz und gar nicht eingeschlagen hatte. Irgendetwas war mit ihr absolut nicht in Ordnung. Warum traf sie diese Frage so? Kaum hatte er diesen Gedanken beendet, fiel ihm die Nachrichten des gestrigen Abends ein. Weil ihm dieses Massaker mehr als suspekt vorgekommen war, hatte er im Internet nach weiteren Daten gesucht und war darauf gestoßen, dass ein Augenzeuge in einem Forum berichtete, er hätte ein kleines Mädchen in der Mitte durchgeteilt im Park gesehen.

Aber das war wohl eines Zufalls zuviel…

„Green, Kari ist doch nicht etwa einer der gestrigen Massaker-Opfer?“ Er stellte diese Frage mit Ruhe in der Stimme, doch auch zögernd, mit Rücksicht, als fürchte Gary Green würde diese Worte nicht vertragen.

Ohne eine Antwort zu geben, stand Green auf und warf die Scherben weg. Gary tat es ihr gleich, auch wenn er das Gesicht seiner Freundin nicht aus den Augen ließ. Es war offensichtlich, dass sie versuchte seinen Blick auszuweichen. Dennoch nahm sie ein neues Glas und füllte Wasser hinein. Mit beiden Gläsern schritt sie zielsicher auf die kleine Sofagruppe zu und stellte die Getränke dort ab.

„Willst du was zu knabbern?“ Das war Antwort genug. Kari war einer der Getöteten. Mitleid kam in Gary auf, merkwürdigerweise nicht wegen dem toten Mädchen, sondern wegen dem Mädchen, welches tapfer lächelnd vor ihm stand. Hatte sie nicht genug durchgemacht? Hatte sie nicht schon genug gelitten? Warum musste auch noch das dazu kommen… Gary fühlte sich durch diese Erkenntnis noch schlimmer als zuvor. Was sollte er tun, was sagen, um ihre Wunden zu heilen? Was war angebracht, wenn überhaupt etwas angebracht war? Vielleicht wollte sie lieber allein gelassen werden…

Nein! Sie war lange genug alleine gewesen. Lange genug hatte er zugeschaut, jetzt musste etwas getan werden. Ansonsten würde er seine Green nie wieder zurückbekommen.

Green setzte sich, in aller Ruhe trank sie einen Schluck von ihrem Wasser. Jedoch immer noch darauf bedacht, ihn nicht anzuschauen. Gary blieb stehen.

„Was ist? Setz dich doch.“ Er ging ihrem Wunsch nicht nach. Mit einem geduldigen Blick sah er sie an und Green entfiel auch nicht das Mitleid, welches sich in seinen Augen spiegelte.

„Gary, es ist wirklich…“

„Nichts in Ordnung. Green, glaubst du das merke ich nicht? Wir waren zwar lange getrennt, aber das hat nichts daran geändert, dass ich dich kenne und ich kenne den Unterschied zwischen deinem wahren Lächeln und deinem Aufgesetzten! Also beende dein Schauspiel und gib deine Gefühle zu. Du hast keinen Grund dich dafür zu schämen.“ Das Lächeln auf Greens Gesicht fiel in sich zusammen, als er seine kleine Rede beendet hatte.

„Du verstehst das nicht…“ Die Hikari sah in eine andere Richtung um nicht seinen vertrauensvollen Augen zu verfallen.

„Wie auch. Du verstehst es Dinge für dich zu behalten und andere in den Wahnsinn zu treiben“, seufzte er. Die Reaktion war unerwartet, doch, wenn er diesen Vergleich als Dämon aufstellen durfte: sie klang wie Gesang des Himmels. Green lachte. Sie lachte ihn nicht aus für seine ernst gemeinten Worte, sie kicherte einfach nur dezent. Schnell jedoch war dieser entspannte Augenblick vorüber. Denn als hätte Green sich selbst nicht gehört und auch nicht bemerkt hatte, dass sie zu lachen begonnen hatte, schlug sie plötzlich die Hand vor dem Mund - als wäre ihr Lachen eine verbotene Tat, für die man sie hängen könnte.

Ein weiteres Mal herrschte Schweigen. Green behielt während diesen Minuten die Hand vor dem Mund. Ihr, über sich selbst, geschockter Gesichtsausdruck, veränderte sich langsam. Sie hörte auf Garys Worte und als sie die Hand senkte, sah er eine bodenlose Trauer in ihrem Gesicht. Noch nie hatte er sie in solch einen Zustand gesehen. Jetzt wo das aufgesetzte Lächeln sich aufgelöst hatte und sie mit leicht gesenktem Kopf dasaß und das Licht somit nicht ihr Gesicht erhellen konnte, wurden ihre dunklen Ringe unter den Augen erst richtig betont. Geschlafen hatte sie seit langen nicht mehr richtig - das war deutlich zu sehen. Doch blutunterlaufen waren ihre Augen nicht, also hatte sie nicht viel geweint. Wahrscheinlich nicht mehr, als diese paar Tränen von gerade eben. Gary wusste nicht ob, dass ein Gutes oder schlechtes Zeichen war. Er tendierte allerdings zum Letzteren. Green hatte die Trauer in sich hineingefressen. Zum Glück, lag der Tod des Mädchens erst einen Tag zurück. Der Halbdämon traute Green zu, dass sie die Trauer bis in den Tod, in sich vergaben hätte, wenn es nötig getan hätte.

„…Es gibt danach kein Zurück mehr…“, ertönte Greens klägliche Stimme, als sie zu Gary aufsah. Dieser setzte sich jetzt endlich vor ihr hin.

„Ich will nicht zurück.“ Green blickte zu ihm und sah, dass er ihr einen aufmunternden Blick schenkte. Nur einen kurzen Moment war Green dadurch ebenfalls zu einem Lächeln animiert. Stattdessen holte sie jedoch tief Luft und begann…
 

„Es gibt ein Wunderheilmittel, gegen alle Wunden dieser Welt… Was hat Silence-san nur gemeint?“ Im Tempel war es weit entfernt davon zu regnen. Die Nacht hatte soeben über den Tag gesiegt. Am Horizont trafen sich dunkle Blautöne mit den hellen und vereinten sich zu einem herrlichen Farbspektakel. Im dunklen Bereich des Himmels leuchteten bereits die ersten Sterne auf. Wie so oft saß Grey an seinen Schreibtisch, von dessen Punkt man den Himmel, mit seinem Panorama bestens sehen und bestaunen konnte. Er arbeitete hier am liebsten und er musste zugeben, dass ihm diese Tageszeit gefiel, wahrscheinlich wegen der guten Inspirationen. Auch wenn es der Moment der Scheidung von Tag und Nacht war.

„Liebe.“ Grey erschrak als die Stimme seines Tempelwächters an sein Ohr drang und wirbelte herum.

„Ah, ich hab gar nicht bemerkt, dass du herein gekommen bist, Ryô!“ Ein mechanisches und doch höfliches Lächeln zeigte sich kurz auf Ryôs Gesicht, ehe er ein Tablett mit Greys Leibgericht auf einen Tisch stellte.

„Ihr wart auch sehr in Gedanken, Grey-sama. Es wundert mich da nicht dass Ihr meine Anwesenheit Euch unbemerkt geblieben ist.“ Der Angesprochene sah zu dem Essen und zeigte darauf. Ryô erhob verspielt den Zeigefinger und sagte predigend:

„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Prophet kommen… mit anderen Worten: Ihr habt mal wieder das Abendessen verpasst.“ Wie ein Kind lächelte Grey unschuldig, als wäre er von seiner Mutter getadelt worden. Jedoch stand er auf und setzte sich zum Tisch. Doch ehe er mit dem Essen begann, wandte er sich noch einmal an Ryô, der gerade wieder in Schweigen verfallen wollte.

„Was meintest du gerade eben?“ Früher hätte sich Ryô an diesem Punkt sofort dafür entschuldigt, dass er sich vorhin in die Gedanken seines Herren eingemischt hatte. Doch Grey war froh darüber sagen zu können, dass er ihm das abgewohnt hatte. Er hatte auch oft genug seinen Freund darauf hingewiesen, dass dieser seine Meinung offen Kund geben konnte, ohne dass Grey dies kritisieren würde. Wahrscheinlich würde Ryô es in der Öffentlichkeit niemals wagen, aber wenigstens unter vier Augen. Schon einmal ein Anfang. Und das Suffix würde Grey ihm auch noch austreiben!

„Liebe, Grey-sama.“ Ryô wurde leicht rot als er fortfuhr.

„Das Wundermittel von dem Ihr spracht… ich denke damit ist Liebe gemeint. Mir ist schon öfter zu Ohren gekommen, dass man der Liebe solcherlei Fähigkeiten zusagt.“ Grey legte den Kopf schief.

„Davon hab ich noch nie etwas gehört.“ Ryô musste sich ein belustigtes Lächeln verkneifen. Wer hätte das von Grey gedacht…!

Greys Gesicht wurde ernst, was Ryô nicht entfiel. Der Windwächter sah schweigend und in seinen eigenen Gedanken verworren auf ein Bild welches auf dem Schreibtisch stand. Er hatte es von seiner geliebten Schwester bekommen und ob man es glaubte oder nicht, sie war nicht alleine auf dem Bild. Es war das Gleiche, welches auch die beiden Halbdämonen besaßen: Mit dem Unterschied, dass Greys Exemplar an beiden Seiten beschnitten war, so das zum Großteil nur noch Green zu sehen war. Von den beiden Geschnittenen waren nur noch höchstens einen Zentimeter zu sehen. Ryô hatte seinen Herren einmal gefragt warum er gerade dieses Bild eingerahmt hatte. Grey hatte weiß Gott genug Bilder seiner Schwester. Der große Bruder hatte mit traurigen Augen und doch einem Lächeln geantwortet:

„Weil sie auf diesem Photo am glücklichsten ist.“

„Wem von den Beiden mag sie wohl am liebsten?“ Ryô sah auf, als seine Gedanken von Greys Stimme unterbrochen worden waren. Abermals würde er am liebsten den Kopf über den Kaze schütteln.

„Das habt Ihr noch nicht gemerkt?“ Maulend legte Grey die Arme auf den Tisch, achtete mal wieder nicht auf das Essen, und stützte seinen Kopf auf diese.

„Wahrscheinlich der, den ich am wenigsten leiden kann.“ Diesmal konnte Ryô sich ein apartes Lachen nicht verkneifen.

„Wahrscheinlich!“

Abermals verfiel Grey dem Schweigen und zu Ryôs Staunen nahm er die goldene Gabel und begann mit dem Essen. Er sagte dabei nichts, eigentlich wie immer. Beim Essen sprach er nie, er stempelte es als ein Bruch der Etikette ab. Doch diesmal wusste Ryô hatte es einen anderen Ursprung, als seine Eitelkeit was die Allüre anging. Er fragte sich worüber er nachdachte…?

„Danke fürs Mahl“, sagte Grey sonst auch nach Beenden des Essens und nahm auch widerwillig seine tägliche Medizin ein, die er mittlerweile schon fünfmal einnehmen musste.

„Kurz bevor sich meine erhabene Familie dem Yami-Problem zugewandt hat…“ Ryô fiel zum ersten Mal auf, dass Grey „meine erhabene Familie“ mit einem für ihn untypischen Unterton gesagt hatte. Etwas was ihn fast schon schockierte.

„… haben sie, was Green angeht, einen Entschluss gefasst.“

„Entschuldigt meine Neugierde: Welchen?“ Grey drehte sich zu seinem Freund und sah leidend und doch todernst aus.

„Sie wird erst hingerichtet wenn die Ersten beiden ihrer schicksalhaften Karten sich bewahrheitet haben. Mit anderen Worten…“

„… Sobald Hikari-sama sich in einem Dämon verliebt, ist sie zum Tode verurteilt.“

„Und wie ich das sehe… dauert das nicht mehr lange…“
 

Green hatte länger gebraucht alles zu erklären, als Silence. Der Unterschied war höchstwahrscheinlich weil Green ganz von Anfang an erzählte und auch nichts ausließ. Wie erwartet, war Gary ein guter Zuhörer. Was Anderes hätte sie auch nicht von ihm erwartet. Er lauschte ihren Worten ein wenig angespannt, doch dennoch strahlte er eine Ruhe und Sicherheit aus, so dass Green kein einziges Mal ins Stocken kam oder in Zweifel geriet, ob das, was sie gerade preisgab, richtig war. Immer mal wieder sah sie zu ihm rüber, um seine Reaktion in seinem Gesicht lesen zu können. Dabei bemerkte sie öfter, dass er kurz davor war etwas zu sagen, oder ein Stöhnen unterdrücken musste. Oft nahmen seine Augen auch einen leidenden Ausdruck an, die Schuldgefühle kehrten oft zurück. Doch was ihr besonders ins Auge fiel: Als sie von Youma berichtete und seinem Leben als Halbdämon, sah Gary merkwürdigerweise weg. Kaum hatte er weggeschaut, kam Green ins Stocken. Auf Grund dessen, dass sie sich auf einmal fragte, wie er und Siberu eigentlich ihre Kindheit als „halb und halb“ verbracht hatten und ob sie Schwierigkeiten damit gehabt hatten…?

Fragen tat sie jedoch nicht und irgendwann kam Green beim gestrigen Tag an.

„… Ich kam zu spät. Er hat sie… er hat sie… einfach… durchgeteilt! Kari… Kari starb… in meinen Armen… wozu bin ich eigentlich mit Heilmagie ausgerüstet wenn sie nichts bringt?! Ich konnte nichts tun um ihre Schmerzen zu lindern! Ich konnte sie nicht vor dem Tod bewahren! Ich… Ich konnte überhaupt nichts tun… Kari war doch unschuldig… sie hatte mit all dem doch nichts zu tun…und dieser Dämon, dieser leibhaftige Sensenmann, hat auch noch behauptet es würde ihm „Leid“ tun! Er hat ein unschuldiges Kind ermordet!“ Green hielt es nicht länger aus. Begleitet mit einem aufkeuchen, welches die nahenden Tränen andeutete, vergrub sie das Gesicht in ihre bebenden Hände.

„Dann… dann… hat Silence meinen Körper übernommen und gegen Youma gekämpft… Dabei ist dieses schreckliche Massaker angerichtet worden… und das… wa‘s. Das ist alles.“

„Dich trifft keine Schuld für das Massaker.“ Green lugte zwischen ihren Fingern hervor.

„Ja, vielleicht - aber für Karis Tod! Wäre sie nicht bei mir gewesen… Die Karten... wäre sie noch am leben!“ Sie löste ihre Hände nun vollkommen von ihrem Gesicht und nahm ihr Glöckchen in die Hände.

„…Wusstest du, dass die Elemente sich immer einen Wirt suchen der in Verbindung zum Lichtelement steht? Deswegen hat das Element Erde sich Kari ausgesucht… und das Feuerelement Firey… weil ich sie aus meiner Kindheit kenne… zwei ganz normale Menschen, die überhaupt nichts mit diesem furchtbaren Krieg zu tun haben!“ Das Glöckchen fiel geräuschlos auf ihre Brust zurück und mit bebender Stimme fuhr sie fort:

„Silence hatte Recht. Ich bin eine Botin des Unglücks. Alle Personen die ich liebe stürzen durch meine Hand, durch meine Existenz, ins Leid! Mutter musste wegen mir auf ihren Frieden verzichten. Greys Gesundheit verschlechtert sich drastisch, wegen mir. Firey und Kari sind da hinein gezogen worden, wegen mir. Kari ist tot! WEGEN MIR!“ Es gelang Gary nicht irgendetwas dazu zu sagen, denn mit Tränen überströmtem Gesicht sah sie ihn an.

„Und was ist mit EUCH?! Ich hab euch verletzt! Ich hab euch sogar lebensgefährlich verletzt! Das wird nicht einmal das Ende sein! Die Karten lügen nie! Ich werde euch umbringen… ihr zwei, die mir am Wichtigsten seid, werdet wegen mir sterben.“ Mit ihren großen königsblauen Augen sah sie ihrem Gegenüber leidend, zutiefst leidend, an. Ihre Lippen bebten, doch Green hielt das Aufkeuchen tapfer zurück. Nur die Tränen, die von ihrem Schmerz zeugten, konnte sie nicht zurück halten, so stur sie es auch versuchte.

Diesen Anblick ertrug der Halbdämon keine zwei Sekunden, ehe er handelte. Schneller als Green blinzeln konnte, oder das er selbst darüber nachdachte, war er plötzlich neben ihr, um
 

nicht nur den Arm um sie legen, sondern auch um sie an sich drücken. Überrascht über diese unerwartete und ungewohnte Berührung sah Green ihn mit großen verweinten Augen an, bevor sie den Kopf senkte. Doch nicht nur das. Durch seine Taten ermutigt schlang sie beide Arme um ihn und vergrub ihren hellbraunen Haarschopf in seinem schwarzen Oberteil.

„…Ich will das nicht… ich will euch nicht verletzen…“

Jetzt da Gary alles wusste, konnte Greens verzweifelte Handlungen sehr gut nachvollziehen. Wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte er auch auf sein eigenes Glück verzichtet um die, die ihm am wichtigsten waren, nicht in Gefahr zu bringen. Aber gerade weil er sie verstand… was sollte er sagen um Green zu trösten? Was waren da die geeigneten Worte? Vielleicht sollte er sich auf sein Gefühl verlassen und alle Logik außer Acht lassen?

Von diesem Gedankengang so aufgenommen, bemerkte er nicht wie er unablässig Greens Haare durchstrich. Green allerdings, beruhigte dies ungemein. Den Grund dafür wusste sie nicht. Doch ihr Zittern ließ nach und sie spürte wie die Tränen langsam ein wenig verstummten. Obwohl – was tat er eigentlich? Nichts. Oder eher, nicht viel. Er war einfach bei ihr und diese Nähe… Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie so von Jemand gehalten worden war. Denn genau das war es: Gary hielt sie und bewahrte sie somit vor dem verschlingenden Loch der Einsamkeit. Sie wollte nicht, dass er sie je wieder los ließ und sie als Folge darauf, zurück in dieses Loch fallen würde. Doch gab es eine andere Möglichkeit?

Green hob vorsichtig den Kopf und bemerkte dabei, dass er sie ansah. Kaum als sie sich ihre Blicke abermals kreuzten, sagte eine kleine Stimme in ihr ein einziges Wort.

„Ja.“ Fast so als ob Gary dieses Wort tatsächlich als Antwort auf ihre Gedanken gesagt hätte, führte er seine stumme Antwort aus:

„Es ist nicht gesagt dass genau das eintrifft. Schau dir deine Familie an: Sie interpretieren etwas ganz anderes in die Karten. Ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du das Risiko nicht eingehen willst, es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Spiel mit dem Schicksal… aber…“ Green zuckte erschrocken zusammen, als der Dämon plötzlich beide Hände an ihr Gesicht legte und es somit ein wenig anhob. Als Gary ihr Erschrecken bemerkte, zog er seine Hände zurück, doch Green war schneller und ergriff sowohl seine Rechte als auch seine linke Hand. So gut es ging, brachte sie ein Lächeln zustande und sagte:

„Was wolltest du sagen?“ Sein Blick und auch seine Mimik waren ernst und mit einem undurchdringbaren Blick, der keinen Widerspruch zuließ fuhr er fort:

„Ich gehe das Risiko ein. Ich lasse dich nicht noch einmal allein, schon gar nicht in so einem Fall wie diesen. Denn ich weiß, dass du genauso wenig willst, dass wir uns nie wieder sehen.“ Green holte zum Widerspruch aus, kam jedoch nicht weiter als die ersten zwei Buchstaben eines „Aber“s.

„Das ist meine Entscheidung, Green. Nicht deine, also brauchst du dir auch nicht die Schuld dafür zu geben. Es ist meine Verantwortung und wenn mir etwas passieren sollte, dann ist es ebenfalls meine Schuld. Ich denke, dass sich Silver meiner Meinung anschließen wird.“ Durch diese Worte arbeiteten Greens Tränen abermals auf Hochtouren, diesmal jedoch aus einer gänzlich anderen Ursache. Die Tränen waren kein Beweiß für ihre Traurigkeit, sondern man konnte schon eher sagen, das Gegenteil. Es perlte jedoch nur eine Träne ihre Wange herunter.

„… Was soll ich dazu noch sagen…“

„Gar nichts. Eine Ablehnung würde ich eh überhören“, antworte Gary spielerisch. Green nickte und meinte, sie wolle dann Schweigen. Sie löste ihre Hände von den Seinen und rieb sich ein wenig die Augen, fast so als wäre sie müde. Der Halbdämon war drauf und dran ein wenig von ihr wegzurücken. Immerhin hatte er sie sogar mit seiner Berührung erschreckt. Doch Green machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Diesmal war es Gary der überrascht wurde, denn die Hikari kuschelte sich an ihn. Sie schloss die Augen, sagte nichts. Die Schüchternheit des Halbdämons schlug zurück und damit wurde sein Gesicht rot wie eine Tomate. Fast so als müsste er sich versichern, dass niemand anderes außer sie im Zimmer war, sah er zu beiden Seiten. Es kam Gary so vor als wäre sein Arm schwer wie Stein, als er ihn jedoch endlich bewegt bekam. Schneller als erwartet und auch weniger steif als gedacht fand er seinen Arm plötzlich um Greens Schulter wieder. Diesmal war sie nicht zusammengezuckt. Gary bildete sich sogar ein, sie hätte ein kurz gelächelt.

Warum machte es ihn plötzlich so nervös? Warum meldete sich gerade jetzt, und nicht schon früher, seine verdammte Schüchternheit? Wahrscheinlich weil die Wünsche nun unterschiedlich waren. Keine zehn Minuten später war Garys größter Wunsch es gewesen Green Traurigkeit zu lindern, dies hatte ihn handeln lassen. Doch jetzt handelte er aus einen völlig anderen Wunsch: Gary wollte Green Nahe sein. Er wollte sie berühren.

Der Gedanke, dass er ein Dämon war und sie eine Hikari und das dies absolut unnatürlich, beinahe schon unlogisch war, schob er brüsk zur Seite.

„Gary…“

„Hm?“ Das Mädchen in seinen Arm ließ die Augenlieder gesenkt als sie fortfuhr:

„Warum? Warum tust du das alles für mich?“ Garys Röte hatte soeben abgenommen, doch jetzt kehrte sie mit voller Wucht wieder zurück und er musste das Stottern unterdrücken. Er war froh darüber, dass Green immer noch die Augen geschlossen hatte. Ehe er sich jedoch beruhigt hatte, vergingen wohl einige Sekunden.

„Du bist mir einfach nicht egal. Du bist mir… wichtig. Ich weiß nicht ob du darauf geachtet hast, aber wir kennen und jetzt immerhin schon fünf Jahre.“ Green konnte nicht drum herum nun die Augen zu öffnen. Ein erfreutes Lächeln spielte um ihre Lippen. Das wusste er? Wie niedlich! Das hatte sie ihm nicht zugetraut… Es war der erste Schultag auf einer japanischen Mittelschule. Gary war in ihrer Klasse gewesen. Das waren noch Zeiten! Zeiten des „Ookido-san“ und „Najotake-san“. Er war ja so ein arroganter Idiot gewesen. Green erinnerte sich noch gut daran, dass sie sich nach der Schule immer bei Sho und damals noch Firey, beschwert hatte. Er hatte sich wirklich verändert… und sie wahrscheinlich auch. Gary hatte sich vielleicht bei Siberu genauso über sie beschwert - wer weiß?

„Daher…“, fing Gary wieder an und schreckte Green aus ihren Gedanken auf.

„…bist du zu so was wie… wie… ein Teil meines Lebens geworden. Einen Teil den ich nicht missen will und schon gar nicht will ich, dass du wieder so einsam wirst wie zu dem Zeitpunkt als wir uns kennen lernten.“ Er räusperte sich und vollführte mit seiner freien Hand eine gespielt genervte Handbewegung.

„Auch wenn du mindestens genauso anstrengend bist wie Silver. Nein, ich denke du toppst ihn.“ Gary unterstrich seine Worte mit einem Seufzten, auf das Green gespielt einstimmte.

„Du und dein Ego! Gib doch einfach zu, dass du mich liebst!“

Beide liefen rot an bei dem Wort welches Green aus Versehen rausgerutscht war.

„AH! D-Das meinte ich nicht! I-Ich meinte… naja so äh… geschwisterlich! Du weißt doch, dass ich euch beide auf eine andere Art liebe, als DIE Liebe! Also nichts falsch verstehen, ja?“ Zu einem simplen und einverstandenen Nicken war Gary gerade noch in der Lage. Das hatte ihn aus der Fassung geworfen. Green nestelte stillschweigend, und immer noch in seinen Arm, den Zaum ihres Rockes. Bedacht ihn nicht anzuschauen und den Blick gesenkt zu halten. Lange hielt sie das jedoch nicht durch und sah verstohlen in seine Richtung. Gary sah ebenfalls woanders hin, er bemerkte nicht einmal, dass Green wieder zu ihm rüber sah. Der Hikari war etwas ins Auge gesprungen und sie griff nach dem was um den Hals des Dämons hing. Sie musste etwas tun um sie beide abzulenken... und sie hatte etwas gefunden.

Gary sah Green verwundert dabei zu wie sie seinen Anhänger beinahe schon geschockt begutachtete.

„Was ist?“

„Woher hast du das?!“, antwortete Green, als sie ihren Kopf wieder hob und ihn direkt ansah. Gary wollte ein wenig zurückweichen, denn die beiden hatten nur einen kleinen Abstand zwischen einander. Doch sie hielt immer noch seine Kette in der Hand, so dass ihn jeglicher Versuch in diese Richtung versagt war, wenn er sich nicht würgen wollte.

„...W-Wie?“ Zu mehr war er in dieser Situation nicht in der Lage.

„Woher du sie hast! Ich hatte sie doch… und ich…“ Im Gegensatz zu Greens Gesicht, hellte das von Gary auf, da er nun verstand.

„Silver hat sie mir wiedergegeben.“ Die Hikari öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Schien sich aber dann doch dazu zu entscheiden zu reden.

„Und ich dachte ich hätte sie verloren… ich hatte schon total schlechtes Gewissen! Der wird was von mir zu hören bekommen!“ Gary schmunzelte. Er konnte einfach nicht drum herum kommen, denn es freute ihn, dass Greens Art genau wie immer war. Eigentlich hatte sich doch überhaupt nichts verändert… oder doch?

Die Kette fiel zurück wo sie hingehörte, während Gary Green beruhigte. Er meinte er würde sich schon um einen gewissen Rotschopf kümmern und sie brauchte die Kette ja jetzt eh nicht mehr als Glücksbringer. Es drohte ja keine Gefahr.

Keine Gefahr… so ein Irrtum.

Green hatte ihm eins nicht erzählt: Nämlich, dass die Hikari die Absicht verfolgten sie umzubringen. Der Gedanke, dass Gary sich auch noch damit belasten musste war ihr zuwider. Außerdem, musste sie ganz ehrlich zugeben, glaubte sie auch nicht daran, dass ihre ach so heilige Familie sie töten würde. Sie wusste selbst nicht warum. Entweder weil sie ihrer Mutter vertraute oder weil sie die Hikari irgendwo nicht ernst nahm. Es konnte aber auch daran liegen, dass sie um einiges mehr Angst vor Youma hatte. Ein schöner und doch leibhaftiger Sensenmann. Genauso kaltblütig wie der Tod selbst… Sie musste sich nur die Bilder von Greys Bildschirm vor dem inneren Auge aufrufen und schon lief es ihr kalt den Rücken herunter. Früher oder später würde sie ihm wieder gegenüberstehen, solange sie mit Silence verbunden war, würde kein Weg drum herum führen.

… und er hatte Kari auf dem nicht vorhandenen Gewissen…

Aber davon mussten Gary und auch Siberu nicht allzu viel wissen… Auch wenn Green nicht vor hatte wieder mit dem Lügen anzufangen.

„Was ist? Du bist so in Gedanken.“ Die Angesprochene sah auf. Gary entfiel aber auch gar nichts. Kein Wunder, sagte Green sich selbst, sie saßen auch immer noch Arm im Arm… Diese Stellung wirkte merkwürdig. Er war es immerhin gewesen, der den Arm um sie gelegt hatte. Ok, sie hatte sich zwar davor an ihn angekuschelt, aber jetzt schmiegte sie sich nicht mehr an ihn und dennoch lag sein Arm immer noch um ihre Schulter.

„Manchmal denke ich, es wächst mir alles über den Kopf.“ Die Hikari zog ihre Knie an sich ran, legte den Kopf auf Garys Schulter und schmiegte sich ein wenig an ihn. In dem Moment dachte Green nicht daran, was diese Berührungen für eine Bedeutung hatten. Sie mochte es. Die Hintergründe waren ihr egal. Was sollte daran schon falsch sein?

Gary sah ein wenig zögernd zu Green. Da ihr Kopf auf seine Schulter lag und sie ihn ein wenig gesenkt hielt, konnte er ihre Augen nicht sehen. Somit fiel es ihm schwer ihr momentanes Gemüt zu definieren. Nur ihre Haltung ließ darauf schließen, dass sie abermals ihren Gedanken nachhing und dass diese Gedanken ihr scheinbar kein Wohlbehagen bereiteten. Er wollte gerade antworten als er plötzlich spürte wie Green ihre zierlichen Finger zwischen die seiner rechten Hand legte. Verwundert sah er sie an, doch nach wie vor war ihr Blick gesenkt. Langsam ließ der Halbdämon auch seine Finger auf ihre Haut sinken, auch wenn er nicht wusste was Green mit dieser Geste bezweckte. Kaum waren ihre Hände miteinander vereint, hob sie deren Hände ein wenig hoch und drehte sich nun zu ihm herum. Sie lächelte.

Und wie sie lächelte.

Noch nie hatte Gary so ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen. Es überschattete ihren schlechten Zustand und verlieh ihrem Gesicht ihre übliche Schönheit zurück. Auch wenn die Schüchternheit Garys ihn bei diesem Bild schier wahnsinnig machte, war er nicht in der Lage sich abzuwenden. Er war wie festgenagelt von diesem ungewohnten Anblick.

„Du bist ein Halbdämon und ich eine Hikari. Wir sollten uns gegenseitig umbringen, wir sollten uns hassen…“ Greens Blick wanderte zur deren verbundenen Händen, doch Garys war immer noch an Green gehaftet und lauschte wie in Trance ihren Worten.

„… und doch sind unsere Hände verbunden. Auch wenn wir schon das Blut der Artgenossen des jeweils Anderen vergossen haben. Wir sind unterschiedlich. So unterschiedlich wie es nur sein kann. Die Natur spricht gegen so eine simple Berührung. Aber weißt du woran ich dann denke, um mir zu sagen, dass es trotzdem richtig ist?“ Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm, das bezaubernde Lächeln immer noch auf dem Gesicht, welches Gary nach wie vor die Sprache raubte. Er schüttelte nur kurz den Kopf. Zu mehr konnte er seinen Körper nicht bringen. Als Green mit leiser Stimme antwortete, wandte sie ihren Blick wieder auf deren Hände.

„…An Ying und Yang.“

„An Ying und Yang? Wieso?“, brachte der Halbdämon gerade noch zu Stande. Green kicherte, wurde rot über sich selbst.

„Naja… Die Beiden Elemente sind doch so unterschiedlich wie es überhaupt möglich ist. Nacht und Tag, Schwarz und Weiß, Dunkelheit und Licht, das Übliche eben… und doch sind sie in ihren Kreis immer verbunden. Bis in alle Ewigkeit vereint, obwohl sie sich in keinem Punkt ähneln und alles dagegen spricht.“ Sie sah auf, lächelte immer noch und sagte:

„Wir sind wie Ying und Yang. Gegensätzlich und doch verbunden…“
 

Keine fünfzehn Minuten später hatten sich die Beiden vollständig von einander gelöst. Ein Meter Abstand lag zwischen ihnen. Die Haustür stand offen, vom Treppenhaus kam ein kühler Windhauch in die Wohnung, der Greens vordere Strähnen leicht in Bewegung brachte. Sie hielt sich an der Haustür fest und sah ihren gegenüber nachdenklich an.

„Du bist ein Idiot. Wie soll ich dir das nur wieder zurückzahlen?“

„Ganz einfach: Sonder dich nicht ab. Mehr verlang ich nicht von dir.“

„Hm. Ich denke das bekomme ich gerade noch hin“, antwortete sie mit einem verspielten Grinsen.

„Und wenn du das nächste Mal so eine Last auf deinen Schultern hast…“ Gary sah sie ernst an, während ihr Lächeln schwand.

„Dann denk daran, dass du nicht alleine bist. Jede Last ist leichter zu zweit zu tragen.“ Die Hikari sah ihn verwundert an, schmunzelte dann jedoch und nickte.

„In Ordnung.“

„Sehen wir uns dann morgen?“

„Klar, wie immer, ja?“

„Gut… dann…“ Gary drehte sich schon um, entschied sich dann aber doch anders. Er öffnete den Mund. Greens Augen wurden größer, vielleicht leuchtete sogar ein wenig Erwartung in ihren königsblauen Augen auf. Dieser unschuldige Anblick ließ in Gary die Röte aufkommen und sofort schloss er den Mund wieder und die Worte, die er sagen wollte, blieben somit in seinen Gedanken. Stattdessen sagte der Halbdämon:

„Gute Nacht, Green…“ Sie seufzte, wünschte ihm aber das Gleiche. Bevor sie jedoch die Tür schloss sagte sie noch mit einem kleinen Lächeln:

„Das sagst du mir aber noch irgendwann.“
 

Die Tür ging zu und Gary stand alleine im Gang.

Das Wesen mit dem dunklen Blut legte seine linke Hand lautlos auf die Tür, wo sie sich zu einer Faust zusammenkrampfte. Er biss die Zähne zusammen als hätte er plötzlich enorme Schmerzen.

„Verdammt...!“ Kurz musste Gary dem Drang widerstehen aus seinen Gefühlen heraus gegen die Tür zu schlagen. Er war wütend. Wütend über sich selbst. Wütend über das was er fühlte.

Er musste sich einfach irren.

Es durfte noch nicht zu spät sein um diese Entwicklung zu stoppen.

Es durfte einfach nicht!

„Bitte...es darf noch nicht zu spät sein!“
 

Green stand in ihrem kleinen heimischen, gut gewärmten, Flur, ein wenig fassungslos über sich selbst und daher nicht fähig sich zu bewegen. Was war da nur über sie gekommen? Sie hatte sich verdammt weit raus gewagt… und warum bereute sie es nicht einmal? Die Hikari spürte immer noch seine Berührungen, besonders wo seine Finger zwischen den Ihren gelegen hatten. Sie hatte sich wohl gefühlt, so wohl wie schon lange nicht mehr – sie konnte sich nicht daran erinnern sich jemals überhaupt so wohl und geborgen gefühlt zu haben.

Green empfand es als völlig richtig: Sie hatte nichts falsch gemacht und daher auch nichts zu bereuen. Gedanken wie: „Oh mein Gott, was denkt er jetzt von mir?!“ Kamen ihr nicht in den Sinn. Den Grund dafür wusste sie nicht. Sie war absolut ruhig, auch wenn ihr Herz schrecklich schnell schlug und ihr beinahe schon Schmerzen bereitete. Fast so als würde es sich gegen die Erkenntnis wehren, die Green sich langsam zusammenreimte…

Green legte die Hände über ihr Herz und flüsterte, mit geschlossenen Augen:

„…Ich glaube… ich bin in einen Halbdämon verliebt…“
 

Fertig gestellt: 06.08.07 angefangen in Türkei, beendet in Deutschland (Viel im Flug geschrieben...während meine Mutter vor Angst gestorben ist, als der Flugzeugfahrer sagte, wir würden durch Gewitter fliegen x3 I luv Fliegen!)
 

Vorschau

Firey: Hi! Ich bin hier um eine kleine Vorschau auf das nächste Kapitel zu machen (ganz ohne Bakayama! Muha!) Im nächsten Kapitel setzen Green und Silence ihre Mission fort. Ich wüsste gerne was das für eine Mission ist... irgendwie erzählt man mir nicht so viel ._.°

Sibi: Kein Wunder. Du hast in der Storyline ja auch nichts zu melden öAö

Firey: ... *versucht ihn nicht zu beachten* Ich denke es handelt sich darum die Wahrheit über Youma (oder wie auch immer der hieß!) und Light herauszufinden ûû° Und...

Sibi: Na endlich wird ja auch zeit, dass dieser alte Kram abgeschlossen wird! Bald ist Sommer, da haben wir verdammt nochmal besseres zu tun, als in der Vergangenheit zu welzen!

Firey: û_______Û *IMMER noch versucht ihn nicht zu beachten* Darüber hinaus erfahren wir einiges über die Go...

Sibi: Ich sag doch. Langweillig. Laaaaangweilig!

Firey: Ò__ó WIR ERFAHREN ETWAS ÜBER GREENS GEFÜHLE FÜR GARY! FÜR _GARY_ NICHT _SIBERU BAKAYAMA_

Sibi: *DOOM* Wir...tun...WAS?! Sag das nochmal du Flachbrett! Das ist doch nicht dein ernst!

Firey: //Lügen macht Spaaaaß x3// Klar ist es das. Also les das nächste Kapitel „Punkt ohne Rückkehr“ ^^

Sibi: ...

Punkt ohne Rückkehr

Punkt ohne Rückkehr
 


 

„Ich bin der glücklichste Mensch der Welt!“

„Du bist kein Mensch…“

„Schau mal diese wunderschönen Bäume!“

„Wenn ich eins nichts ausstehen kann…“

„Und das Vogelgezwitscher!“

„Sind das…“

„Hach, ist die Welt nicht wunder, wunderschön? Guck mal die Liebespaare! Haaaach!“

„MEDIEN DIE LIEBESBETRUNKEN SIND!“ Damit hatte Silence die Aufmerksamkeit der überschwänglichen Green. Schwungvoll wandte die verliebte Hikari sich herum, der MP3-Player schwang sich dabei stilvoll mit und die Melodie irgendeines romantischen Liedes verklang in der warmen Luft des Mais.

„Was ist denn mit dir los, Silence? Das Leben ist schön! Genieß es!“ Die Yami hatte für dieses Klischee eines verliebten Mädchens nur ein Augenrollen übrig.

„Was habe ich für ein Monstrum erschaffen… Außerdem bin ich tot. Ich kann kein Leben genießen wenn ich dieses Leben nicht besitze.“ Die Angesprochene schlug die Handflächen zusammen, lachte und sagte:

„Genau! Danke für deine Hilfe.“ Scheinbar hatte sie ab Silence‘ zweiten Satz die Ohren zu gemacht und nur das Erste gehört.

„Ohne dich hätte ich nie bemerkt, dass ich… in… AAAAH!“ Zum ersten Mal bemerkte Silence, dass Pink und Green wirklich verwandt waren, denn genau wie Pink schwenkte Green jetzt mit den Armen hin und her.

„Und ich fange an es zu bereuen…“

„Aw! Silence, lass dich umarmen!“ Abermals verdrehte die Wächterin der Dunkelheit müde die Augen, als Green es tatsächlich wahr gemacht hatte und durch sie hindurch gesprungen war: Somit war sie an das Gartentor einer Villa geknallt. Silence hatte schon gehört, dass man durch Liebe blind werden konnte - aber blöd?

„Green. Bitte komm zurück zu den Normaldenkenden und hör auf mit diesem Affentheater! Immerhin haben wir etwas von allergrößter Wichtigkeit vor. Sammle deine Konzentration für unsere Mission. Ansonsten… hej. HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU?!“ Die Hikari war wieder vorgegangen und schien ihre Begleiterin nicht sonderlich zu beachten. Sie war schon wieder in ihre Traumwelt der Romantik versunken. Dank ihrer, wie Silence es fand, kitschiger Musik, malte sie sich wahrscheinlich genau in dem Moment ihr Liebesgeständnis aus:

„Gary, ich… ich liebe dich!“Er würde rot werden. Aber natürlich vernünftig sein.

„…Aber, Green wir…“ Green würde unschuldig zu Seite schauen. Vielleicht mit Tränen?

„Ich weiß… natürlich weiß ich es! Aber ich kann nichts mehr gegen meine Gefühle tun…“ Verbotene Liebe! AW! Wie spannend! Wie dramatisch!

„… Mir geht es genauso…“ Überrascht würde sie sich umdrehen.

„Wirklich? Heißt das, du…?“

„…Ja. Ich liebe dich auch.“ Oder warte mal. Würde er nicht etwas mit Verlangen sagen? Hm… sie musste mal Siberu fragen… Sollte sie es auch sagen? „Ich verlange nach dir“, klang aber nicht gut. Wo war da die Romantik?

„Du bist krank.“ Ups. Das würde Gary aber nicht sagen… er würde sie ja wohl hoffentlich leidenschaftlich küssen. Hoffte sie jedenfalls…

Green erwachte aus ihren Tagträumen mit einem knallroten Kopf, was in Silence nicht gerade den Anschein weckte, als ob sie ihr jetzt zuhören würde. Sie war wahrlich nicht mehr ansprechbar. Ob das gut gehen würde? Mit so einer verliebten Partnerin? Sie hatte doch alles andere im Kopf als deren Aufgabe. Seit Tagen plante sie schon ihr Liebesgeständnis. Dieses Mädchen war sogar so verrückt, dass sie sich nicht nur genau ausmalte was sie anhaben wollte, sondern auch den Hintergrund. Sie benahm sich wie ein verliebter Teenager. Nicht selten kann es vor, dass sie urplötzlich anfing zu quietschen. Nur in Gegenwart der beiden Halbdämonen benahm sie sich halbwegs normal. Das verrückte Benehmen überließ sie dann ihrer Cousine. Vielleicht weil ein gewisser Rotschopf im Bunde nichts mitbekommen durfte…

Wenn sie allerdings in ihren Tagträumen vertieft war, war es schwer sie zu erreichen. Fast unmöglich. Silence wunderte es fast schon, dass sie ihr Medium bis hierher gebracht hatte. In Green schien wohl doch noch ein wenig Verantwortungsbewusstsein vorhanden zu sein. Doch wenn Green nicht ernst bei der Sache blieb, würde deren Mission gewaltig nach hinten losgehen und es hing viel von der Mission ab. Z.b deren Leben. Die Vorstellung in der Zeit verloren zu gehen, war keine an der Silence besonders Gefallen fand. Aber dieses Risiko mussten sie wohl oder übel eingehen, wenn sie genau wissen wollten, was damals geschehen war. Eine Zeitreiße so weit zurück war die einzige Möglichkeit herauszufinden was die Wahrheit war. Hatte Youma Recht oder war es Light? Selbst im Jenseits gab es Niemand der diese Fragen beantworten konnte. Silence war die Einzige die mit der damaligen Zeit verbunden war – mit Ausnahme von Youma. Also hatten sie vor drei Tagen mit Tinami gesprochen. Denn bei einer normalen Zeitreiße konnte man höchstens 100 Jahre zurück gehen, 103 Jahre in die Vergangenheit war der Rekord. Die Wächter hatten schon früher mittels Zeitmagie versucht die Geheimnisse deren Vergangenheit zu lüften. Ohne Erfolg. Sie waren einfach in der Zeit verschwunden ohne jemals wieder zurückzukehren. Ab diesem Punkt hatte Green sich geweigert weiter zu machen. Bis Tinami preisgab, dass es doch eine Möglichkeit gab. Etwas was die Wächter vor ihnen nicht gehabt hatten:

Einen Anker.

„Einen… was?“, fragte Green. Tinami schwenkte mit ihren Pockys hin und her und fuhr mit einem vielsagenden Grinsen fort, welches Silence irritierte.

„Einen Anker, Ee-chan und Ile-chan…“ Green war die Einzige die Silence‘ Fluchen über ihren Spitznamen hörte. Zu ihren Leiden.

„Oh bitte, Tinami, nenn Silence nicht so, ich muss mir ihr Maulen anhören!“ Als ob die Kikou nicht unterbrochen wurde, fuhr sie fort:

„Einen Zeitanker - um es genau zu sagen. Natürlich wisst ihr nicht was das ist! Aber er macht es möglich, dass ihr mit Hilfe von Ai-chan eine so enorme Zeitreiße unternehmen könnt. Der Anker ist nämlich Ile-chan. Sie stellt das Verbindungsglied zu der Vergangenheit her mittels ihrer Erinnerungen an damals.“

„Aber… können wir dann nicht nur in die Zeit an der sich Silence erinnert? Oder verstehe ich das falsch?“

„Im Gegenteil. Ihr könnt eine Zeitreiße unternehmen die sich in einem Radius von hundert Jahren um Ile-chans Erinnerungen befindet. Wie gesagt, ihre Erinnerungen dienen nur als Anker, für Ai-chan lediglich eine Orientierung.“ Silence und Green sahen sich an. Die Hikari war sich nicht so ganz sicher, auch wenn sie wusste, dass sie Tinami vertrauen konnte. Wenn sie sagte es war möglich, dann war es auch möglich.

„Wagst du es?“, fragte Silence grade heraus.

„Ja.“
 

„Ah wir sind da“, sagte Green und blieb stehen. Silence tat es ihr gleich, ein wenig überrascht dass ihr Medium sie dort hin geführt hatte, wo sie hin sollten. Doch bevor Green den Knopf der Sprechanlage betätigte sah sie schielend zu Silence.

„Es gibt wirklich keine andere Möglichkeit?“

„Warum?“

„Uhm… Sie mag mich nicht besonders. Und ich muss zugeben: Ich mag sie auch nicht.“

„Stell dich nicht so an. Eure Beziehung ist egal. Sie muss deinen Befehlen Folge leisten, ob sie dich nun mag oder nicht. Drück den verdammten Knopf!“ Green grummelte, tat aber wie geheißen und berührte den Knopf. Es gelang ihr nicht einmal den Finger wieder runterzunehmen ehe eine genervte Stimme ertönte:

„Du hast dir Zeit gelassen, Najotake!“ Schlagartig verdunkelte sich Greens Gesicht. Als sie ihren Mund öffnete, befürchtete Silence Zickenterror, doch das Eisentor glitt bereits zur Seite und ein Piepen deutete an, dass die Zeitwächterin an der anderen Leitung bereits die Verbindung gekappt hatte.

„Ich weiß echt nicht wozu ich das hier mache!“, maulte Green, stemmte die Hände in die Hüfte und ging durch das Tor, Silence im Schlepptau.

„Für die Zukunft deiner Rasse... Solltest du jedenfalls.“

„Wie dramatisch.“ Zielsicher öffnete Green die große Tür und wäre beinahe mit der Hausherrin zusammen gestoßen.

„Kannst du nicht aufpassen?!“, fauchte Kaira die Hikari an.

„Und was ist mit dir?!“ Ohja, dachte Silence, die haben sich lieb.

„Eeeeeeeeee-chan!“ Erleichtert über den Ruf, wandte Green sich von der Zeitwächterin ab und sah zu Tinami, die hinter Kaira aufgetaucht war und grinsend salutierte.

„Tinami, zum Glück bist du auch hier! Ich denke alleine mit Kaira wäre ich wahnsinnig geworden.“

„Gleichfalls“, fauchte Kaira und drehte auf den Hacken um.

„Lass uns das schnell hinter uns bringen!“ Tinami achtete nicht auf Kaira und sagte zu Green:

„Hast du Ile-chan dabei?“ Green nickte lächelnd, welches Silence nicht zustimmen konnte. Es gefiel ihr nicht das man so von ihr sprach. Es klang als wäre sie ein Gegenstand.

„Sie steht genau neben mir.“

„Aw ich finde das ja so spannend! Sowas hat noch nie jemand vor uns probiert! Würde diese Mission nicht unter strengster Geheimhaltung liegen, würden wir in die Geschichte eingehen!“ Tinami legte den Arm um Greens Schultern und zog sie mit sich.

„Ist denn alles klar?“, fragte die Hikari.

„Aber logo! Es kann nichts schief gehen.“ Überzeugt von dieser Annahme machte die Kikou das Victory-Zeichen und führte Green in einen kleinen düsteren Raum, wo Kaira, im Schneidersitz und verschränkten Armen bereits auf den Boden saß. Sie zeigte auf das Kissen ihr gegenüber, wo Green sich niederließ.

„Und Silence?“

„Dein Anker muss deinen Körper übernehmen.“ Anker?! Jetzt wurde es Silence langsam zu bunt. Klar, so war es geplant: Dennoch klang es in ihren Ohren als ob sie tatsächlich ein Gegenstand war. So hatte sie sich das nicht vorgestellt!

Green nickte und sah abwechselnd zu den Mädchen.

„Ich warne euch. Ich habe noch eine Liebeserklärung vor mir!“

„Vertrau mir“, sagte Silence und schon spürte Green ihre kalte Umarmung, wodurch sie das Bewusstsein verlor und die Yami ihren Körper übernahm.

„Willkommen zurück, Ile-chan!“, grüßte Tinami schalkhaft. Doch diesmal ließ Silence diese Schmach nicht auf sich sitzen und mit einem Schnipsen feuerte sie einen dünnen Energiestrahl ab, der nur knapp Tinamis rechte Wange verfehlte und ein tiefes Loch in der Wand hinterließ.

„Nie wieder, verstanden?!“ Das Grinsen der Kikou wurde steif und Kaira sah Silence beinahe schon mit Hochachtung an.

„Ok, nie wieder…“ Tinami sah kurz so aus als würde sie anfangen zu weinen, doch sofort widmete sie sich wieder der Mission.

„Gut, Ai-chan, du weißt was du zu tun hast!“
 

Green fühlte sich leicht. So leicht als würde sie fliegen… als würde sie einfach in der Luft hängen. Nichts, absolut nichts, unter ihr. Nicht einmal die Luft spürte sie. Wenn man es genau nahm: Sie spürte gar nichts. Waren ihre Sinne etwa außer Betrieb? War das beim Zeitreißen normal…? Garantiert nicht… Silence?

Silence?

Green bekam keine Antwort und so versuchte sie es noch einmal. Silence blieb stumm. Ein kleiner Stich von Panik ließ Green aufschrecken. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ihre Panik umsonst war. Silence stand vor ihr. Sie hatte den Rücken ihr zugewandt und sah hinaus in einen rötlichen Himmel. Ihr Körper war durchscheinend, was bedeutete, dass sie in ihrer Seelenform vor ihr stand. Green hatte also ihren Körper…

Hatte sie nicht.

Geschockt sah sie an sich hinunter und bemerkte, dass sie genauso durchscheinend war wie Silence. Die Hikari sah genauso aus, wie, wenn sie in ihrer Seele mit Silence sprach und tatsächlich: Sie hing in der Luft.

„SILENCE!“, fauchte Green, zeigte mit dem Zeigefinger anklagend auf ihren Rücken und schrie weiter:

„Sag mir, was du mit mir angestellt hast! Ich bin jawohl nicht tot?!“ Silence schien es nicht einmal für nötig zu halten ihr eine Antwort zu geben. Weiterhin stand sie an einem Balkon und sah hinaus. Green wurde es zu bunt. Sie erhob sich, schritt mit leichten Schritten auf Silence zu und hatte schon den Mund geöffnet, als sie ihn vollkommen sprachlos wieder schloss.

Seit sie das erste Mal vom Tempel aus auf die Erde hinunter geschaut hatte, hatte es kein Anblick mehr geschafft sie so sprachlos zu machen. Doch dieser…

Die atemberaubende Stadt, die sich vor ihr erstreckte, bestand aus verspielt gebauten Häusern, dessen Architektur für Green ein absolutes Rätsel war. Die Gebäude waren alle nicht sonderlich hoch, bestanden alle aus weißen Stein, dennoch war jedes Bauwerk individuell in ihrer Konstruktion gestaltet: Runde, eckige, welche von Säulen gestützt und andere wo das Dach zu schweben schien. Die Straßen waren entlang des Randes mit Muster geschmückt und wurden erhellt von Laternen. Diese waren nicht elektronisch: Auf verschnörkelten Haltern basierend, schwebten in Reih und Glied leuchtende Kugeln, die ausreichten um fünf Meter Weg zu erhellen. Die Hauptstraße war wohl 25 Meter breit und im gleichen Takt wie auch die Laternen, wurde die Straße überdacht von Bögen an denen sich wunderschöne Blumen schlängelten: Die Green noch nie zuvor in ihren Leben gesehen hatte. Wenn die Hikari nach rechts sah, konnte sie Klippen erspähen, aus dem ein Wasserfall hervortrat. Das Wasser wurde auf halber Höhe in drei Ströme geteilt und von dort aus liefen sie dreigeteilt durch die Stadt. Über das Wasser hinweg führten Brücken. Doch auch diese waren keine die Green zuvor gesehen hatte. Sie schienen keine Substanz zu haben: Sie bestanden aus leuchtender Magie. Doch jetzt wo Greens Augen dem Wasser folgten bemerkte sie etwas. Die Stadt war nach einem bestimmten Muster aufgebaut…

Tatsächlich, stellte Green fest, zusammen mit den Gebäuden und dem Wasser, war das Wappen der Wächter von oben zu erkennen.

„…Wie schön“, war das einzige was Green heraus brachte.

„Natürlich ist es schön. Die Wächter strebten schon immer nach der vollkommenden Schönheit, im Gegensatz zu den Dämonen, die eher praktisch veranlagt sind. Aber dies... dies ist Eterniya. Meine Heimat.“ Die Angesprochene sah auf und zu Silence rüber, die fort fuhr:

„Eterniya ist, ich meine war, das kleinste unserer Gebiete und doch war dies das Zentrum des Wächtertums. Das Problem war nur…“ Silence streckte den Arm aus und zeigte nach Westen.

„Dort beginnt bereits Lerenien-sei, eines der Sektoren der Dämonen. Es liegt ringartig um Eterniya herum. Es gab ständig Reibereien. Besonders da Lerenien-sei dem Herrscher der Dämonen gehört hat.“ Die Yami sah zu Green, die sie fragend anschaute.

„Anders als bei uns, gab es bei den Dämonen acht Hauptgebiete, die von den sieben Teufeln und dem Herrscher regiert worden waren. Bei uns ist es so, dass alle unsere Gebiete von hier aus geleitet werden.“ Kaum hatte sie dies gesagt, nahm Silence Greens Hand, die sie jetzt, da sie beide Seelen waren, anfassen konnte.

„Was hast du vor?“ Wollte Green gern fragen, doch es gelang ihr nicht mehr. Denn die Yami zog ihr Medium über die Balkonbrüstung und schon befanden sie sich gut neunzig Meter über den Boden.

„…OMT“, keuchte Green als sie nach unten auf die kleinen Beete sah und sie klammerte sich an Silence‘ Hand. Sie war es vielleicht gewohnt in der Luft zu hängen, doch Green garantiert nicht. Das Fliegen mit Gary oder Siberu gefiel ihr da um einiges besser. Da hatte sie wenigstens an etwas Halt. Das Positive war allerdings, dass, wenn sie abstürzen sollte, ihren Körper nichts geschehen konnte. Vor was hatte sie also eigentlich Angst?

„Lass uns!“, sagte Silence, die eindeutig gut gelaunt war. Mit Green an der Hand, wie ein Haustier, flog sie Richtung Osten. Im ersten Moment gefiel Green die Schnelligkeit der Yami absolut nicht, doch dann… dann merkte sie wie schön das Fliegen eigentlich war. Zwar ließ sie die Hand ihrer Freundin nicht los, doch sie begann es zu genießen. Sie spürte die Luft nicht, es gab nicht den geringsten Widerstand. Eine grenzenlose Freiheit lag vor ihr und unter ihr eine wahre Märchenstadt, dessen ganze Pracht sie erst jetzt wahrnahm.

Dennoch hatte Silence nicht auf ihre Frage geantwortet, was Green gar nicht gefiel.

„Silence, du schuldest mir noch eine Antwort!“, sagte die Hikari, als sie so nah über die Wasseroberfläche des Flusses flog, dass sie das Wasser hätte berühren können, wenn es möglich gewesen wäre.

„Ach, du meinst deinen Zustand?“

„Natürlich. Ich habe noch keine Lust zu sterben!“ Die beiden flogen unter eine Brücke hindurch wo Green die Hand hob, als würde sie dessen Wölbung berühren wollen.

„Keine Sorge, deshalb wirst du garantiert nicht sterben. Dein Körper ist noch im Jahre 2006. Nur deine Seele hat eine Zeitreiße unternommen. Ein Körper hätte nur Schwierigkeiten bereitet!“ Perplex wurde sie angesehen.

„Wie hast du das denn geschafft?!“ Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Angesprochenen aus.

„Ich bin die Meisterin der Verbotenen Künste, vergessen?“

„Würd ich gern… Aber ich kann doch wieder zurück?“

„Natürlich. Ich beherrsche mein Handwerk! Außerdem… wäre das hier etwa so schlimm? Körperlos zu sein bringt ne Menge Vorteile. Wir zwei wären als Seelen kein schlechtes Duo.“

„W-Wie bitte?!“ Silence lachte über Greens Gesichtsausdruck.

„Nur ein Witz! Glaubst du etwa ich würde eine Ewigkeit mit dir aushalten? Nein Danke!“ Silence sah wieder gerade aus. Sie machten eine scharfe Kurve, folgten weiter dem kristallklaren Fluss, weiter nach Westen. Green wollte gerade nachfragen ob Silence überhaupt wusste wo sie hinsollten, oder ob sie einfach auf gut Glück flog, als sie ihr jedoch zu vor kam.

„Früher sind Youma und ich auch immer über diesen Fluss geflogen. Genau wie du und ich jetzt. Hand in Hand…“ Der Gesichtsausdruck von Silence wurde durch einen Hauch Trauer verdunkelt und da Green wusste, dass die Yami es nicht schätzte wenn jemand sie so sah, senkte sie ihren Blick lieber. Dabei streiften ihre Augen die Hand die ihre hielt. An ihrem Ringfinger glänzte der simple Verlobungsring.

„Ich werde diesen Idioten wieder zur Vernunft bringen!“ Green nickte zustimmend. Dafür waren sie immerhin hier. Denn um das durch führen zu können, mussten sie die ganze Wahrheit wissen. Green war dieser Weg alle Male lieber als der Weg der Gewalt. Wenn sie ernsthaft gegen Youma kämpfen mussten, waren deren Chancen nicht besonders hoch…

„Wie gehen wir vor?“, fragte die Hikari. Zwar hatten sie Zuhause im Jahre 2006 schon alles besprochen doch Green wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Silence hatte mal wieder ziemlich viel offen gelassen. Diese Frau liebte wirklich die Geheimnistuerei.

„Wir werden zu allererst Hikari-kami-sama aufsuchen. Vielleicht finden wir in ihrer Nähe etwas heraus.“ Die Angesprochene nickte, wenn auch mit schweren Magen. Hikari-kami-sama, die Mutter aller Hikari und gerade Green, die Unreinste aller, sollte die Erste und einzige sein, die sie zu Gesicht bekam? Was für eine Ironie!

„Wenn wir dort nichts herausfinden, statten wir Light einen Besuch ab und durchforsten mal sein Zimmer. Wenn das wahr ist was Youma behauptet, müsste es irgendwo Dokumente geben.“

„Aber die hättet ihr doch sicher gefunden als ihr noch klein wart. Immerhin hast du Tao erzählt wie oft ihr bei ihm wart.“ Green sah aus den Augenwinkeln zu ihr.

„Die sind sicherlich gut versteckt. Hatte er einen Safe oder so?“ Heimtückisch lächelte Silence.

„Du hast wirklich die Seele einer Diebin.“ Sie erwiderte das lächelnd.

„Danke für das Kompliment.“

„Ich bin mir nicht mehr so sicher, aber ich glaube Hikaru und Light hatten einen Art Safe für wichtige Dokumente. Es könnte allerdings sein, dass nicht sie die Unterlagen aufbewahrt haben, sondern Kikou. Sie ist die einzige die das Wissen verfügt Forschungen an Körpern durchzuführen.“ Green lief es kalt dem Rücken runter. Daran konnte eine Passade von wunderschönen Bäumen mit weißen Blüten auch nichts dran ändern.

„Wie ist es nur möglich, dass ihr davon nichts mitbekommen habt? Wenn die eure Körper… aufgeschlitzt und wieder zusammen gefügt haben… oder sowas…“ Green schoss unweigerlich Frankenstein in den Kopf.

„…Urgh.“

„Wie kommst du denn auf diese fixe Idee?“

„Silence, du hast nie diese Bücher gelesen, oder?“ Sie bekam ein Kopfschütteln als Antwort.

„Wenn ich sage sie sind Mega detailiert, ist das noch untertrieben. Um so etwas schreiben zu können, mussten sie schon Körper auseinander nehmen…“ Silence sah wieder nach vorne und bog ab.

„Du vergisst da etwas. Hizashi, der die Bücher geschrieben hat, wird erst in circa zwei tausend Jahren geboren werden. Die Bücher wurden also erst sehr spät niedergeschrieben. Wenn das mit den Forschungen stimmt, waren Youma und ich sicherlich die Ersten, aber nicht die Letzten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie unsere Körper auseinander genommen haben. Von unseren Symptomen ausgehend tendiere ich eher dazu, dass sie Gifte und Medikamente an uns testeten, um zu sehen was bei Dämonen anschlägt und was nicht.“ Green war versucht immer gerade aus zu schauen damit Silence sich nicht für ihre Gefühle schämen musste, doch diesmal sah sie ihre Partnerin überrascht an.

„Das klingt aber nicht als ob du es bezweifeln würdest…“

„Tu ich auch nicht. Youma hatte schon Recht: Es ist die einzige Erklärung für diese… Zwischenfälle. Zum Beispiel kurz nach unserer Ankunft: Wir waren erst knapp einen Monat bei Light als Youma plötzlich Blut erbrach. Er hatte keine Verletzungen, er war nicht krank und doch brach er von einem Moment auf den Anderen zusammen. Drei Wochen war er nicht ansprechbar. Drei Wochen! Ihm war garantiert ein Mittel verabreicht worden welches er nicht vertrug. Und das war nicht der einzige Zwischenfall. Ich kann mich noch gut daran erinnern… Momente die in meiner Erinnerung fehlen, ja sogar ganze Tage. Light hat immer gesagt wir hätten eine seltene Krankheit, doch jetzt… ich muss zugeben, dass ich ihm das nicht mehr glaube.“

„Du glaubst also, dass Light davon wusste? Und das es von Anfang an sein Plan war?“ Was machten sie dann überhaupt hier?

„Ja. Aber eins nicht.“

„Und was?“

„Ich würde meine Hand für Lights Unschuld ins Feuer legen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er es gewollt hat. Ich denke, es blieb ihm keine Wahl. Wenn er alle anderen Götter gegen sich hatte…“ Green merkte, dass Silence langsamer wurde und sah wieder nach vorne. Sie waren außerhalb der Stadt, die Sonne hing wie eine leuchtende Scheibe über dem Gebirge, kurz davor unterzugehen und tauchte den Platz vor ihnen in dunkles rot. Ein hoher Turm erhob sich majestätisch vor ihnen. Er war wie alle anderen Gebäude im weißen Stein. Es waren keine Fenster zu sehen, bis auf die oberste Etage, wo die Außenwand komplett aus Glas bestand, wie auch das Dach. Man konnte jedoch nichts im Zimmer sehen und das wo Green und Silence sich immer noch ziemlich hoch in der Luft befanden. Durch die Scheibe war nichts außer Himmel zu sehen.

„Was ist das für ein Turm?“, fragte Green als Silence bereits zur Landung ansetzte.

Sureminence – Hikari-kami-samas selbsternanntes Gefängnis.“

„Gefängnis? Sie hat sich eingesperrt?“ Silence schlug sich die flache Hand gegen die Stirn.

„Deine Ahnungslosigkeit tut weh!“

„Was?!“

„Du hast doch keine Ahnung von deiner eigenen Geschichte! Das wussten die Hikari schon bevor Tao anfing zu schreiben! Manchmal könnte selbst Yogosu an ihre Wurzeln interessiert sein!“

„Weißt du eigentlich wie viele Geschichtsbücher es über die Hikari gibt?! Viel zu viele!“

„Ein wenig Interesse könntest selbst du zeigen.“

„Tu ich aber nicht!“

„Hat dir dein Bruder das etwa nie erklärt?“

„Das… äh…kann sein...“

„Du bist wirklich mit Pink verwandt.“

„WAS?! Das ist eine totale Belei…“ Green und Silence wurden in ihrer Auseinandersetzung unterbrochen, denn eine Person schritt genau durch sie hindurch. Green verzog das Gesicht. Was für ein ekelhaftes Gefühl nichts zu sein. Sie wandte sich herum um die Person ausfindig zu machen die durch sie hindurch gegangen war. Die Frau hatte ihnen bereits den Rücken zugekehrt und setzte ihren Weg ungehindert fort. Ihre enorm langen schwarzen Haare wehten im Wind hinter ihr her, wie auch ein hauchdünner Schleier, der um ihre Hüfte gebunden war. Sie trug ein hautenges Kleid, welches weit endete und ihre Schuhe verdeckte. Ihre Gangart sprach von Selbstbewusstsein und Stolz. Kein Wunder, zwar konnte Green ihr Gesicht nicht sehen, aber sie wirkte hübsch. Musste sie auch sein. Denn Green kam zur gleichen Schlussfolgerung wie Silence auch:

„Mutter!“ Wer so hübsche Kinder zur Welt gebracht hatte, musste selbst auch eine Schönheit sein.

Selbstverständlich hörte Yami-kami-sama sie nicht, doch Silence war sofort unterwegs um sie einzuholen. Green hatte sie vergessen. Diese musste selbst die Füße in die Hand nehmen und ihnen hinterher rennen. Eingeholt nahm auch sie sich die Zeit die Göttin ein wenig von nahem zu betrachten. Genau wie angenommen hatte sie die gleichen Augen wie ihre Kinder. Tief schwarz, wie ein unendlicher Nachthimmel. Doch wenn Green ehrlich sein musste, sahen ihre Augen weitaus lebhafter aus. Momentan war ihr hübsches feminines Gesicht jedoch nicht mit einem Lächeln geziert. Im Gegenteil; ihre Mundwinkel hingen so weit unten wie möglich. Sie sah entnervt aus.

Green fiel als Erste auf, dass die drei genau auf eine Mauer zuschritten die keine Tür hatte. Yami-kami-sama schien das nicht zu beachten. Ganz und gar nicht. Sie beschleunigte ihre Schritte sogar und ging direkt durch die Mauer. Die Lichterbin wollte gerade in Staunen ausbrechen und mit Widerrufen kommen, als sie sich jedoch selbst sagte, dass sie in einer magischen Welt war: Alles war möglich. Fragen wäre peinlich.

Silence machte es ihrer Mutter nach und Green folgte ihr etwas skeptischer. Ein kreisrunder Raum befand sich vor ihnen, nichts befand sich in diesem, außer einem leuchtenden Diskus. Dieser schwebte einige Zentimeter über den Boden und hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern. Yami-kami-sama stand regungslos vor diesem. Sie seufzte tief und sagte:

„Sie wird mich umbringen…“ Trotz ihres offensichtlichen Widerwillens, nahm sie einen Schritt vorwärts und stellte sich auf der leuchtenden Plattform. Ehe Green sich fragen konnte was das sollte, packte Silence sie am Arm und zog sie mit sich auf die Plattform. Kaum hatten sie diese betreten bewegte sie sich nach oben.

„Ein Fahrstuhl…“ Silence antwortete nicht und ihre Mutter seufzte abermals. Die Hikari hatte Fragen an ihre Begleiterin, doch sie war der Meinung, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war zu fragen. Silence sah ihrer Mutter zum allerersten Mal seit Äonen wieder. Was musste es da für ein Gefühl sein, sie nicht ansprechen zu können?

Schneller als erwartet kamen sie oben an und befanden sich in einem recht kleinen Raum, indem gerade mal der Fahrstuhl Platz hatte. Die drei Wächter standen vor einer simplen Tür. Sie schien nicht verriegelt zu sein, wie Green sofort auffiel.

Yami-kami-sama zögerte ein weiteres Mal und Green fragte sich wie schrecklich Hikari-kami-sama sein musste, wenn sie ihre Schwester so zum Zittern brachte.

Die Göttin klopfte an die Tür, wartete nicht auf die Antwort und schritt ein. Die Tür schlug hinter ihr zu, der Raum war bereits leer, denn Silence und Green waren im gleichen Moment durch die Mauer geschlüpft als Yami-kami-sama eingetreten war.

Green fiel die Kinnlade herunter.

„Hikari!“, sagte Yami-kami-sama. Sie hatte eine merkwürdige Art den Namen auszusprechen, sie zog das zweite „I“ ungewöhnlich lang.

„Yami!“, auch Hikari-kami-sama zog das „I“ lang. Die beiden Göttinnen umarmten sich und Green war immer noch nicht im Stande das zu glauben was sie da vor sich sah.

„OMT.“ Silence antwortete nicht.

„Ich glaubs ja nicht! DIE DA soll HIKARI-KAMI-SAMA sein?! WO ist der Heiligenschein, WO sind die Engelsflügel, WO ist die strahlende Licht-Aura?! Die… Die… die sieht nicht einmal so heilig aus wie meine Mutter!“ Tatsache. Hikari-kami-sama hatte nichts von dem was Green erwartet hatte. Zwar sah sie aus wie die Statue die im Tempel stand, doch in einer Statue aus Stein hätte man selbstverständlich keine Lichtaura einmauern können. Da sie eine Göttin genannt wurde, hatte Green damit gerechnet, dass sie eine strahlende Aura um sich hatte, nicht zuletzt Flügel. Dies war nicht der Fall. Sie sah nicht einmal genauso heilig aus wie White. Von oben bis unten war sie in weiß gehüllt, ihre Haut unterschied sich kaum von dem leichten Stoff. Doch das weiß war nicht strahlend rein. Es wirkte alt und verblasst. Das einzige was Green auffiel waren ihre weißen Augen: trotz ihres Lächelns sahen diese traurig aus. Die Augen lagen tief in den Augenhöhlen versunken, im Gegensatz zu ihrem Gegenpol sah sie nicht einmal annähernd so hübsch aus. Auch wenn man ihr ansehen konnte, dass sie es einmal gewesen war.

Green sah zu Silence. Ihr Blick war skeptisch, sie schien das Gleiche zu denken wie sie. Irrtum, wie sich schnell herausstellte.

„Was ist, Silence?“

„Fällt dir nichts auf?“ Die Yami sah immer noch Hikari-kami-sama an.

„Meinst du die Augen?“

„Nein. Schau dir die Füße an.“ Sie tat wie geheißen. Aber was sollte an denen schon besonders sein? Sie ging barfuß. Na und?

„Was hast du dagegen, dass sie ohne Schuhe geht?“

„Guck genauer hin. Schau diese Frau ganz genau an!“ Was meinte sie bloß? An ihr war doch nichts Besonderes. Sie hatte sich jetzt wieder von Yami-kami-sama getrennt und die beiden redeten über irgendetwas was Green nicht verstand. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne strahlten sie von hinten an, verlängerten ihren Schatten… Da sah Green es. Es gab keinen Schatten zu verlängern, denn diese Frau besaß keinen Schatten. Ihr Blick huschte noch einmal ihren Körper ab und bemerkte, dass sie nirgends Schatten besaß.

„Sie… sie hat keinen Schatten.“

„Hat ja lange gedauert… und jetzt sei ruhig, ich möchte hören was sie bereden.“ Genau in dem Moment hatten die beiden Göttinnen jedoch ihr Gespräch beendet. Hikari-kami-sama schritt durch den Raum und ging zu einem kleinen Tisch auf dem etwas zu trinken stand.

„Willst du?“, fragte sie ihrer Schwester.

„Danke, gern.“ Kaum drehte Hikari-kami-sama ihr den Rücken zu, sah Yami-kami-sama wieder nervös und gequält aus.

„Was sie wohl will?“ Green sah fragend zu Silence.

„Ich kann’s mir denken.“ Die Hikari wollte fragen doch im selben Moment übernahm Hikari-kami-sama diese Aufgabe.

„Du kommst doch nie ohne Grund. Was ist es diesmal?“ Yami-kami-sama schien froh zu sein, dass ihr Gegenpart es ihr abnahm anzufangen. Dankbar nahm sie das Wasserglass, welches Hikari-kami-sama ihr gab an und die Göttin des Lichts setzte sich. Sie sah hinaus in den Himmel.

„Gibt es Probleme? Brauchst du meine Hilfe?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Nichts der gleichen, diesmal nicht, Schwester.“ Hikari-kami-sama schmunzelte. Scheinbar weil sie sie „Schwester“ genannt hatte. Etwas anderes konnte Green sich nicht vorstellen.

„Hatte ich auch nicht angenommen. Ich hörte von meinem Sohn du würdest deinen Posten gut erfüllen.“

„Ich würde meinen Posten lieber wieder mit dir zusammen erfüllen.“ Hikari schlug die Augen nieder.

„Das Thema haben wir schon oft genug debattiert, Yami.“ Yami seufzte. Einen Moment schwieg sie, sah in die gleiche Richtung wie Hikari, der untergehenden Sonne entgegen.

„Kennst du Luzifer noch?“ Verwundert wandte Hikari sich vom Fenster ab. Green spürte wie Silence sich versteifte, als ihr Vater erwähnt wurde.

„Ja, ich habe ihn in Erinnerung behalten. Er stiftet doch keinen Unfrieden?“ Die Angesprochene lachte und Green fiel auf, dass sie rot wurde. Was Hikari auch nicht entfiel, sie wurde skeptisch.

„Im Gegenteil. Ich…“ Sie verlor den Faden. Es war ihr deutlich anzusehen dass sie nach den rechten Worten suchte. Hikari-kami-sama sah ihr geduldig dabei zu. Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wasser, sah wieder in die Sonne und Green fiel auf, dass ihre Augen kurz in Richtung Westen huschten, wo Lerenien-sei`s Türme zu sehen waren.

„Du hast dich in Luzifer verliebt.“ Bei diesen Worten wurde Yami aus dem Konzept geworfen. Ihr rutschte das Glas aus der Hand, konnte es jedoch mittels Magie wieder auffangen, so dass es jetzt einen Meter über den Boden in der Luft hing.

„Woher…“ Hikari lächelte.

„Ich habe dich noch nie stottern gehört, Yami. Es musste also einen besonderen Anlass geben. Außerdem… Ist deine Ausstrahlung so vom Glück erfüllt… das kann nur die Liebe sein.“ Man spürte regelrecht wie die Anspannung von Yami-kami-sama abließ. Sie nahm das Glas wieder und setzte sich nun zu ihrer Schwester. Ehe sie jedoch anfangen konnte, kam Hikari-kami-sama ihr zuvor.

„Und was wirst du mir nun mitteilen?“ Die Trauer in ihren Augen nahm zu, auch wenn sie ernst aussah, das Leid war nicht zu übersehen und auch... leicht flehend.

„Wie, was ich vorhabe?“ Darauf war die Göttin der Dunkelheit nicht vorbereitet gewesen. Hikari-kami-sama sah abermals nach Westen, während sie einen Schluck trank.

„Wirst du mich nun vollends verlassen und nach Lerenien-sei gehen?“ Yami-kami-sama schlug mit der zusammen geballten Faust auf dem Tisch. Von diesem Akt erschrocken, zuckte ihre Gesprächspartnerin zusammen.

„Hikari! Dass du dich hier einschließt und dich in Einsamkeit sulzt ist nicht meine Schuld! ICH habe dich niemals verlassen! DU hast mich verlassen!“ Hikari-kami-sama sah sie an ohne zu blinzeln, sagte nichts. Green wusste nicht wie lange sie sich anschwiegen, ehe die Göttin der Dunkelheit plötzlich weg sah.

„Tut mir Leid.“ Hikari schüttelte sachte den Kopf.

„Dich muss das Gefühl der Schuld nicht quälen.“

„Um dich zu beruhigen…“, nahm Yami den Faden wieder auf.

„Werde ich nicht nach Lerenien-sei gehen. Ich bin ein stolzes Mitglied unserer Rasse und ich habe auch vor, dies zu bleiben. Luzifer sieht das genauso.“ Verwundert und doch erfreut wurde sie angesehen.

„Du bist also nicht gekommen um mir ein Lebewohl zu überbringen?“

„Mitnichten.“

„Warum dann?“ Yami-kami-sama nahm die Hände ihrer Schwester.

„Ich bin hier um deinen Segen zu erbitten.“ Yami sah sie ernst an, doch das wurde nicht erwidert. Hikari begann dezent zu lachen.

„Warum sollte ich ihn dir verweigern? Liebe ist ein wunderschönes Gefühl und ich gönne dir dieses Gefühl vom ganzen Herzen.“ Sie lächelte warm, doch selbst ihr Lächeln konnte ihre Traurigkeit nicht überschatten. Yami-kami-sama nahm tief Luft.

„Hikari… Ich erwarte Kinder.“ Silence grinste. Hikari-kami-sama jedoch sah aus wie eine Spielzeugpuppe die man auf dem Kopf gestellt hatte, so schnell war ihr Lächeln zu einem finsteren Abbild der Wut geworden. Umgehend riss sie ihre Hände von Yami--kami-samas los und stand auf.

„Ich fass es nicht! Wie konntest du das nur tun?! Hast du eine Ahnung was für Konsequenzen das haben wird?! Wie kannst du so gewissenlos, so verantwortungslos handeln?! Und du sprichst vom Stolz?!“ Diese Worte brachten Yami-kami-sama nicht aus der Fassung. Sie sah ihre Schwester ruhig, fast schon uninteressiert an.

„Ich dachte du gönnst es mir?“

„Tu nicht so als wüsstest du es nicht!“ Wütend wandte sie sich ab. Es sah so als müsste sie den Drang zurück halten, sich die Haare zu raufen. Es war Green unerklärlich wie ein Wesen, welches vorher noch so friedfertig war, plötzlich so wütend werden konnte. Es war als würde White plötzlich zu Shaginai werden.

„Natürlich weiß ich es. Doch ich bin bereit dieses Opfer einzugehen.“ Hikari-kami-sama drehte sich nicht um.

„Du bist also bereit deine Göttlichkeit aufzugeben.“ Beide schwiegen, sahen jeder in eine andere Richtung. Bis Hikari-kami-sama die Stille brach.

„Dann… wirst du sterben.“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Weißt du, wie lange ein normaler Wächter lebt?“

„Dreißig Jahre.“

„Das ist es was du willst?“

„Das ist es.“ Hikari wandte sich wieder herum, es gelang ihr nicht ihre Traurigkeit zu verbergen. Sie schritt zurück zu ihrer Schwester und stützte sich am Tisch ab.

„Warum? Yami, sag es mir. Du und ich wir haben schon so viele hundert Jahre hinter uns, wir sind für die Ewigkeit geschaffen! Warum so plötzlich? Warum willst du das aufgeben? Ist es etwa dein Wunsch zu sterben? Willst du genauso sterben wie unsere Wächter? Ich leide, jedesmal, wenn ich einen von Ihnen sterben sehe. Egal ob es durch Erkrankung oder Kampf ist… Der Tod ist schrecklich. Ich will dich nicht auch sterben sehen!“ Yami-kami-sama sah sie mit Mitleid in den Augen an.

„Ich weiß, Hikari, ich weiß… Aber du warst doch auch mal verliebt…“ Sowohl Silence als auch Green nahmen im ersten Moment an das Hikari-kami-sama einen Herzinfarkt hatte, so krampfhaft griff sie an ihr Herz. Während Green sie anstarrte bemerkte sie, dass ihre Sicht verschwamm und daher rieb sie sich die Augen – was allerdings auch nichts bewirkte.

„Sprich nicht… davon!“

„Tut mir leid, Hikari! Tut mir leid! Ich… wusste nicht dass er dir… nach wie vor solche Schmerzen bereitet… wo es doch schon…“

„…111 Jahre her ist. Sünden verblassen niemals.“ Ein ironisches und doch schmerzendes Lächeln war auf dem Gesicht der Lichtgöttin erschienen. Hikari-kami-sama drehte sich um, schwer atmend und setzte sich zurück auf ihren Stuhl. Sie ließ den Kopf ein wenig hängen und rieb sich den Oberarm. Green sah zu Silence und meinte:

„Sie muss aber unter enormen Liebeskummer leiden.“ Daher auch die endlose Traurigkeit in ihren Augen…

„Tut sie wohl auch... " Beide sahen wieder zu den Göttinnen. Hikari hatte sich gerade entschuldigt.

„Ich habe dich unterbrochen… Fahr bitte fort.“ Das Bild vor Greens Augen war nun nicht mehr nur verschwommen, sondern es mischten sich auch schwarze Flecken hinein, als würde das Bild weggeätzt werden. Silence packte plötzlich hart ihr Handgelenk und da Green plötzlich von einer Angst förmlich überwältigt wurde, klammerte sie sich an ihre Begleiterin. Die Stimmen hörte sie jedoch weiterhin gestochen scharf, als würden die Personen genau neben ihr stehen und ihr die Worte ins Ohr flüstern.

„Er ist die Boshaftigkeit in Person und Luzifer ist seine rechte Hand... Ich versuche daran zu glauben, dass er meine Schwester liebt, aber meine Zweifel überschatten meinen Glauben. Sie haben Yami bereits ihrer Göttlichkeit beraubt. Was ist, wenn dahinter mehr steckt? Yami und du, ihr seit die einzigen die diesen Ort betreten könnt. Wenn ich jedoch den beiden meinen Segen schenke... Muss ich Luzifer gegenüber treten.“ Green konnte diese Worte nicht passend machen – sie passten nicht in das momentane Gespräch... war es etwa ein anderes?

...

„Yami würde es mir nie verzeihen. Nein... ich sterbe lieber, als ihren Hass gegen mich zu haben.“

...

„Egal wodurch ich sterben werde, Light... versprich mir, dass du nichts tun wirst, was Yami

schadet oder ihrer Seele schmerzt, selbst wenn ich dafür sterben sollte.“

...

„Versprich es mir, mein Sohn!“

„Green! Halt dich gut an mir fest! Nicht loslassen!“ Die Hikari kniff die Augen zusammen. Sie wusste nicht was um sie herum geschah, da sie sich nicht traute die Augen wieder zu öffnen. Das Einzige was sie tun konnte, war, sich an das zu klammern was sie spüren konnte. Dabei konnte sie nicht einmal sagen, ob es nur Silence Hand war, oder ob die Hikari ihre Arme um ihre Taille geschlungen hatte – so sehr waren ihre Sinne von einem Moment auf dem anderen ausgeschaltet worden. Das Letzte was sie gehört hatte, ehe auch ihr Gehörsinn sie in Stich gelassen hatte, war Silence‘ Stimme, doch nun drangen plötzlich Schreie an ihr Ohr:

„Nein, Yami, nein! Ich habe deinen Kindern kein Leid zugefügt!“

„Red keinen Unsinn. Nur du und ich haben die Macht so etwas in die Wege zu leiten. Nur uns beiden folgen die Wächter.“

„Aber Yami! Ich liebe dich doch!“

„Aber meine Kinder liebst du nicht! Du warst von Anfang an gegen die Liebe von mir und Luzifer und genauso warst du gegen Silence und Youma! Du warst eifersüchtig auf unser Glück!“

„Ja, Yami... ich war eifersüchtig... aber, dennoch freute ich mich für dich! Wenn du glücklich bist, bin ich es auch!“

„WARUM HAST DU DANN LUZIFER UMGEBRACHT?!“

„Ich habe ihn nicht umgebracht! So glaub mir doch!“

„Mutter! Lass mich dir helfen!“

„Nein! Light! Nein! Erinnere dich an das Versprechen welches du mir einst gegeben hast!“

„Schweigt ihr verdammten Lichtlinge! Einer von euch hat sein Licht zum Töten missbraucht und es ist mir egal wer von euch es war, denn eins ist klar: ihr handelt auf dem Wunsch von Hikari! Ohne ihre Zustimmung kann keiner von euch handeln!“

„Yami... Yami... willst du... dass ich sterbe?“

„Hikari... Du sollst dafür bezahlen mir mein Glück zerstört zu haben.“

„Wirst du... dann glücklich? Schweigen, dann plötzlich ein markerschütternder Schrei, der sich langsam in der Dunkelheit verlor und nur noch als Echo in Greens Kopf hallte. Ihr Griff, um was auch immer sie sich klammerte, wurde fester, besonders als wieder Stimmen zu hören waren:

„Du warst es Hikaru.“ Green konnte keine Zeit festsetzen, darauf, wie lange sie auf die nächste Stimme warten musste, doch sie kam:

„Du hast Mutter verraten und du warst es die Luzifer tötete. Sag mir, Hikaru: Hat er deine Pläne herausgefunden oder war er dir auch einfach nur im Weg?“ Wieder eine Pause des Schweigens und Green verstand was die Pausen bedeuteten: Es waren die Momente in dem Hikaru antwortete. Green konnte Hikarus Stimme nicht hören, da nur Light sie vernehmen konnte.

„Du...du bist wahnsinnig, Hikaru! Du opferst die beiden armen Kinder um an Informationen zu gelangen?! Um einen Vorteil im Krieg zu haben?! Welchen Krieg?! Das war nicht im Sinne unserer heiligen Mutter und das ist auch nicht im Sinne von überhaupt einem Wächter oder Dämon! Nur weil sie eine andere Lebenseinstellung verfolgen als wir, heißt das noch lange nicht, dass sie gegen uns kämpfen wollen!“ Wieder wartete Green auf eine Antwort, die jedoch schnell kam:

„Nein, Hikaru. Ich bin nicht naiv. Ich glaube an das Gute! Ich glaube an das Gute in jedem Wesen! Denn ich kenne die guten Seiten der Dämonen. DU hast dir nie die Mühe gemacht sie zu verstehen, DU hast sie gleich gebrandmarkt als die Bösen, nur weil sie anders sind als wir. Und nur weil Mutter deine Meinung nicht teilte... hast du sie... auf so schändliche Weise hintergangen... du hast es so aussehen lassen, dass Mutter an allem Schuld war und Yami gegen sie aufgehetzt. Du wusstest, dass unsere Mutter sich lieber selbst umbringen würde, als ihre geliebte Schwester. Doch glaube mir, Hikaru: Ich werde gegen dich sein! Ich lasse nicht zu, dass du unsere Ordnung zerstörst. Solange ich da bin, werde ich dafür sogen, dass niemals ein Krieg ausbrechen kann!“ Die Antwort von Hikaru fiel diesmal länger aus – oder war es Light dem es die Sprache verschlagen hatte?

„Das... das kannst du doch nicht machen... Die Kinder...“ Das Schweigen wahrte abermals lange.

„...Tu den Kindern nichts. Ich bitte dich, Hikaru! Solange du Silence und Youma verschonst, bin ich willig alles zu tun...“

„Ich verstehe...jetzt verstehe ich alles.“ Green schreckte beim Klang dieser Stimme auf, da Silence‘ Stimme so gar nicht ins Geschehen passte und vollkommen anders klang, als die Stimme von Light. Nach kurzem Überlegen versuchte Green wieder ihre Stimme in Gebrauch zu nehmen:

„Dann erklär‘s mir. Ich verstehe nur Bahnhof.“ Doch auch wenn Green ihre Stimme wiedergefunden hatte, traute sie sich dennoch nicht, Silence loszulassen oder die Augen zu öffnen. Daher war es ihr auch nicht möglich zu sagen, wie ihre Partnerin sich gerade fühlte.

„Die Geschichte besagt Luzifer habe Hikari-kami-sama und Mutter hintergangen. Er wollte meine Mutter zuerst aus dem Weg räumen, was ihre Schwester nicht zulassen konnte. Sie opferte sich und riss Luzifer mit in ihren Tod. Daraufhin bittet meine Mutter Light darum uns zu adoptieren und begeht Selbstmord. So weit die Überlieferung. Youma glaubt allerdings, dass unsere Eltern den Plan mit den Forschungen herausbekommen haben und Hikari-kami-sama deshalb zur Strecke bringen wollten und dass daran alle drei gestorben sind. Die Wahrheit ist aber, dass es Hikarus Schuld ist: Sie hat Luzifer getötet, mich und Youma zu Versuchskaninchen verbannt und damit meine Mutter gegen ihre Schwester aufgehetzt, da sie glauben musste, dass es ihre Schuld war. In einem günstigen Moment tötete Hikaru Mutter... Light, der alles herausgefunden hatte, hat sie nur aus einem Grund verschont: Weil alle ihn liebten. Hätte sie Light selbst getötet, hätten sich die Wächter, die sie im Krieg brauchte, gegen sie gewendet. Die Forschungen, die sie an uns durchführen lies, waren vielleicht gar nicht so dramatisch wie Youma es glaubt – der wahre Sinn in uns war uns als Mittel zu missbrauchen! Wir waren nur ein Mittel zum Zweck! Hikaru hat Light mit unseren Leben erpresst – wahrscheinlich hat sie ihm gesagt, dass sie uns mit den Forschungen umbringen würde, wenn Light die Wahrheit verkündete. Nur sie und er haben die Tragödie meiner Mutter und ihrer Schwester erlebt und um zu verhindern, dass die Wächter und auch die Dämonen jemals sie Wahrheit erfahren, hat Hikaru Light gezwungen eine falsche Wahrheit zu übermitteln: eine wo die erste Skepsis gegenüber den Dämonen gesät werden konnte, da Luzifer immerhin der Verräter war. Später hat Hikaru Youma, genau wie Mutter Jahre zuvor, gegen Light aufgehetzt und gab den Wächtern damit Grund genug die Dämonen zu hassen, da sie alle dem Dämonenblut die Schuld gaben – wer würde schon Hikaru, einer Hikari, die Schuld geben! Selbst ich, die Hikaru gehasst hat, hätte ihr das nicht zu getraut. Zwar wusste ich, dass sie die Dämonen mehr als alles andere verabscheut hat und auch für einen Krieg war... aber, dass sie den Willen und die Macht hat, so einen Plan durchzusetzen... das hätte ich ihr nicht zugetraut.“ Green brauchte nicht lange um in Silence‘ Erklärung einen Hacken zu finden:

„Aber Silence... was ist mit dem namenlosen Dämonenherrscher? Wie passt er da rein? Er war es doch, der Youma über die Forschungen erzählt hat und nicht Hikaru.“ Kurz überlegte Silence.

„Ja, da hast Recht...“ Sie seufzte.

„Du hast Recht, er passt nicht rein. Sowieso: Youma hätte Hikaru doch niemals geglaubt. Immerhin hat er sie genauso gehasst wie ich... Wir sind doch nicht auf der richtigen Spur... wir müssen doch noch einmal neu planen.“

„Nein, mir ist was eingefallen...“ Die Hikari spürte wie Silence aufhorchte.

„Light hat es selbst gesagt... „Solange ich da bin, werde ich dafür sogen, dass niemals ein Krieg ausbrechen kann“. Das wusste nicht nur Hikaru... und damit stand Light auch diesem namenlosen Typen im Weg – er wollte doch auch einen Krieg. Hikaru und er hatten damit das gleiche Ziel! Und Light war das einzige Hindernis! Ich kann nicht sagen ob die beiden unter einer Decke steckten, aber vielleicht kannte er die Wahrheit und hat dies für seine Zwecke missbraucht? So... könnt ich mir das vorstellen.“ Silence schwieg wieder einen Augenblick, ehe sie fast schon beeindruckt sagte:

„Du bist ja doch nicht mit Pink verwandt.“

„Soll das ein Kompliment sein?“, fragte Green leicht säuerlich. Silence lachte daraufhin und antwortete:

„Kannst später darüber nachdenken, denn du solltest dich wieder gut festhalten! Ich weiß nicht wo wir landen.“ Was für eine verlockende Vorstellung! Green sehnte sich nach ihrem Zuhause. Das ewige Zeitreißen ging ihr auf den Keks! Sie wusste, dass deren Reise auch dieses Mal kein Ende hatte, denn dafür fühlte sie sich zu leicht. Sie war nach wie vor substanzlos und als sie die Augen öffnete war sie froh darüber.

Mit einem Sausen ging eine glänzende Sense direkt durch Green hindurch.

Green schrie auf und krabbelte panisch nach hinten zurück, außer Reichweiter der Waffe. Youma stand vor ihr, sah sie nicht. Seine Kleidung war vollgesaugt mit Blut. Green fragte sich sofort woher er das viele Blut her hatte. Diese Frage stellte sich Silence nicht. Diese stand neben Green und sah weg von ihrem Bruder. Sie erkannte alles wieder. Die Trauerweide, das hohe goldene Gras, der See, in dem sich der Mond spiegelte und … ihre Leiche.

Light war es der sie in den Armen hielt. Silence‘ Körper löste sich bereits auf, ihr Vater schien es verhindern zu wollen, auch wenn er wusste, dass es nichts brachte. Es war ein schreckliches Gefühl sich selbst sterben zu sehen und tatenlos zu sein. Die Verzweiflung hatte Light zum Weinen gebracht. Youma stand einfach nur regungslos da.

„Youma… verdammt, tu etwas!“, sagte Light mit zitternder Stimme, die jede Sekunde an Kraft verlor. Es war für Silence unerträglich ihren geliebten Vater so zu sehen. Doch noch schlimmer war Youmas Ausdruckslosigkeit, mit der er den Tod seiner Schwester beiwohnte.

„Was sollte ich deiner Meinung nach tun?“

„Hol… Hol sie zurück! Du bist mein Erbe… du besitzt also die Fähigkeit Silence wieder zu beleben!“ Stumm sah der Yami ihn an, bis sich ein ironisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete und er anfing zu lachen. Silence riss dies beinahe in zwei. In so einen Moment lachte er?

„Light, du Naivling! Siehst du das Blut nicht? Verstehst du nicht, dass ich Silence umgebracht habe? Oder willst du es nicht verstehen… Vater?“ Light wie auch Silence zuckten bei seinem letzten Wort zusammen.

„Aber… aber…“ Der Hikari schien nicht zu wissen was er sagen wollte. Er war verwirrt von seiner Verzweiflung, wollte nicht verstehen was sein Sohn ihm sagte. Der tote Körper Silence‘ löste sich weiterhin auf, nur noch der Oberkörper war vorhanden.

„A-Aber du… Youma, du liebst Silence doch… warum…“ Youma starrte ihn entsetzt an, die Wut stand ihm ins Gesicht gemeißelt, als er sich aufrichtete und Light anschrie:

„DAS WAGST DU NOCH ZU FRAGEN?!“ Abermals zuckte Light zusammen. Verwirrt sah er den Halbdämonen vor sich an, der seine Wut kaum zurück halten konnte. Nicht nur seine Hand zitterte, sondern auch die Sense bebte wie unter einem Erdbeben.

„Beichte es einfach, Light! Ich bin dir keine Erklärung schuldig, im Gegensatz zu DIR! Sag mir den WAHREN Grund weshalb du uns adoptiert hast! Ich will es aus deinem Mund hören!“ Der Angesprochene schloss die Augen und wandte sich ab. Die Tränen perlten über seine weiße Wange, tropften herunter und fielen ins Nichts. Der Körper Silence‘ hatte sich in kleine leuchtende Punkte aufgelöst, die ihn umgaben wie kleine Glühwürmchen - fast so als wollten sie nicht, dass Light weinte. Youma erreichten sie nicht.

„…Hasse ihn nicht, Silence… Ihm trifft am allerwenigsten die Schuld… Meine geliebte Tochter… bitte… versuch in Frieden… zu ruhen…“ Green spürte wie die Tränen freien Laufs runter perlten. Zu Anfang hatte sie versucht dem Drang zu wiederstehen. Doch dieses Bild war zu herzzerreißend. Der weinende Light, der dennoch versuchte zu Lächeln. Er hatte die Hände ein wenig angehoben, als versuche er die kleinen Funken aufzufangen und an sich zu drücken.

„L-Light…“ Silence keuchte auf, Green musste nicht hinsehen um zu wissen, dass sie weinte. Die Wächterin der Dunkelheit wollte am liebsten auf ihn zu rennen und ihm sagen, dass es ihr gut ginge. Auch wenn es gelogen war; er durfte nicht weinen. Er sollte aufhören. Diese Traurigkeit war ihr unerträglich…

Es gab nur einer der sich dort befand und nicht gegen die Tränen ankämpfen musste. Youmas Gesicht war immer noch von Wut verzerrt, sie hatte sogar zugenommen. So sehr, dass er auf Light zustürzte und ihn am Kragen packte. Die Sense flog dabei zu Boden und landete scheppernd. Lights Engelsflügel verloren keine Feder.

„Wie kannst du es wagen sie deine „geliebte Tochter“ zu nennen!“ Seinem offensichtlichen Zorn wurde nur ein fast schon leerer Blick entgegen gebracht. Jedoch keine Antwort. Keine Gegenwehr.

„Light!“, brachte Youma mit zornbebender Stimme zwischen den zusammen gebissenen Zähnen hervor.

„Sag mir die Wahrheit! Auf der Stelle! LOS!“

„Ich habe euch adoptiert um das Versprechen meiner erhabenen Mutter zu halten. Ich habe geschworen nie etwas zu tun was deiner Mutters Herz traurig gemacht hätte.“, antwortete Light gefasst. Youma bäumte sich auf, die Wut ließ ihn zittern. Ehe er antwortete schüttelte er Light kurz.

„Lügner! Du elendiger Lügner! Was versuch ich überhaupt die Wahrheit von dir zu erfahren… Wenn du uns die ganze Zeit getäuscht hast, wirst du es auch weiterhin tun!“ Abermals bekam der Halbdämon keine Antwort, Lights weiße Augen sahen in eine andere Richtung. Youma holte tief Luft.

„Ich habe die Dokumente gefunden.“ Light sah ihn wieder an.

„In denen jeder kleinste Schritt geschrieben steht. Jede noch so kleine Arbeit die ihr an unseren Körpern unternommen habt! Jedes noch so kleine Gift steht dort geschrieben!“ Der Gesichtsausdruck des Hikari veränderte sich. Eine Mischung aus Ernst, Reue, Verzweiflung und Mitleid war in seinem Gesicht zu erkennen. Youma sah es nicht. Er sah das offensichtliche Leid seines Vaters nicht.

„Ich versuche es noch einmal… Warst du daran beteiligt?“

„Ja.“ Es gelang Youma nicht länger seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Seine Wut ließ er ungebändigt freien Lauf. Er löste seinen Griff um Light, nur um ihn so heftig zu schlagen, dass der Hikari mehrere Meter zurück fiel.

„Am liebsten würde ich dich für jede einzelne Untersuchung schlagen! Aber dann wäre ich ja morgen noch nicht fertig!“ Light blieb sitzen. Er sah Youma nicht an, als er sagte:

„Ich werde mich nicht wehren.“ Höhnisch lachte sein ehemaliger Schützling.

„Mach dich doch nicht lächerlich! Nach 20 Jahren kommst du auf die Idee Reue zu zeigen? Aber nein, so einfach werde ich es dir nicht machen. Zuerst habe ich eine Reihe Fragen an dich… War es von Anfang an geplant?“

„Ja.“ Das ironische Lächeln kehrte zurück.

„Verstehe. Deine Liebe war also nur gespielt-“ Light unterbrach ihn.

„Nein! Das ist nicht wahr! Ich hab euch-“ Seine Proteste wurden zerschlagen.

„Light du solltest auf dem ehrlichen Weg bleiben! Das passt besser zu meinem Trugbild von dir!“

„Aber Youma! So hör mir doch zu! Lass es mich erklären! Ich habe eine schreckliche Tat begangen und ich habe deinen Hass vollauf verdient! Wie auch den Tod! Aber lass es mich erklären! Ich will nicht, dass du handelst, weil deine Gedanken von ihm vernebelt sind! Er und Hikaru haben...“ Lights Versuch wurde abermals unterbrochen.

„NEIN! Ich habe deine Lügen satt! Alleine für deine Lügen sollte ich dich hassen! Aber weißt du was? Das ist nicht einmal mein Grund! Der Grund ist auch nicht, was du mit mir gemacht hast – Was du aber mit Silence getan hast… das werde ich dir niemals verzeihen! Mit diesen Forschungen hast du sie einem enormen Risiko ausgesetzt! Jede Untersuchung hätte ihr Leben beenden können! Sie gingen doch darauf aus, dass wir sterben! Ihr wolltet uns von Anfang an nur als Versuchskaninchen, um herauszufinden, welche Gifte gegen Dämonen am wirksamsten sind! Es ist mir egal ob du selbst die Untersuchungen durchgeführt hast, oder nur tatenlos zugesehen hast! Beides ist eine gleich große Sünde! Eine Sünde die ich dir niemals vergeben werde!“ Während er dies gesagt hatte, hatte er seine Sense wieder zu sich beschworen und noch etwas war mit ihm passiert, Youma war wieder im Dämonenmodus. Light starrte ihn nur versteinert an.

„Youma... bitte hör doch...“ Der Sensenmann tat so als würde er es nicht hören.

„Deshalb Light. DESHALB musste Silence sterben. Ich wusste ich wäre nicht stark genug um dich zu töten. Ich brauchte die Macht, das Glöckchen, meiner geliebten Schwester… Du siehst also… es ist deine Schuld. Alles. Nun werde ich Silence rächen, ich werde alles rächen was du ihr, uns, angetan hast. Für jede deiner Lügen sollst du Höllenqualen leiden! STIRB!“
 

Fertiggestellt: 14.08.07
 

White: Auch wenn wir im Jenseits momentan alle Hände voll zu tun haben, erkläre ich mich dazu bereit Euch, liebe Leser, einen kleinen Einblick in das Kapitel zu gewähren. Das nächste Kapitel spielt einige Wochen nach diesem hier: Der Sommer ist angebrochen und meine Tochter hat bald Geburtstag. Einen Tag vor diesem Ereignis plant sie mit ihren beiden Halbdämonen auszugehen, wie der Rotschopf so schön sagt „Um in den Tag hinein zu feiern“ ^^ Da Greens Leben allerdings nicht wie das Leben menschlicher Jugendlicher ist, endet der Tag anders als geplant...

... und dieses Kapitel trägt den Namen „Ein Stückchen Liebe“.

Ein Stückchen Liebe

Ein Stückchen Liebe
 


 

„Deshalb Light. DESHALB musste Silence sterben. Ich wusste ich wäre nicht stark genug um dich zu töten. Ich brauchte die Macht, das Glöckchen, meiner geliebten Schwester… Du siehst also… es ist deine Schuld. Alles. Nun werde ich Silence rächen, ich werde alles rächen was du ihr, uns, angetan hast. Für jede deiner Lügen sollst du Höllenqualen leiden! STIRB!“

Genau in diesem Moment packte Silence Greens Schulter. Sie riss sie nach hinten und die Hikari kniff die Augen zusammen. Ehe sie begriff was vor sich ging hörte sie ein rasendes Geräusch. Green konnte es nicht definieren, ihr Gehörsinn nahm jedoch nur das eine wahr. Das einzige was die Hikari noch spürte war Silence‘ Griff um ihre Schulter.

Dann war alles weg.

Silence‘ Griff war verschwunden, sowie das rasende Geräusch.

„Oj, Ee-chan?“ Es kam ihr vor als würde sie in Nebel schweben. Dennoch kam es durch, dass man sie ein weiteres Mal rief. Das Ticken einer Uhr vernahm sie von weit her und wenn sie nicht alles täuschte roch es nach Tee.

Langsam öffnete Green ihre Augen. Ihre Sicht war verschwommen und sie sah nur ein Chaos aus blauen und braunen Farben. Nur schwer nahm es Gestalt an. Eine Gestalt welches ihr müdes Gehirn als Tinami identifizierte.

Stöhnend richtete Green sich auf. Eindeutig, sie hatte war wieder in ihrem Körper. Das war deutlich durch die Kopfschmerzen zu spüren.

„Was ist… passiert? Warum bin ich plötzlich… wieder hier?“ Green sah sich nach Silence um und entdeckte sie am Fenster. Sie hatte ihr den Rücken zugekehrt und soviel Green beurteilen konnte, hatte sie die Arme verschränkt.

„Die Reiße in die Vergangenheit war von Anfang an nur auf drei Stunden beschränkt“, erklärte Kaira und die Angesprochene sah zu ihr. Sie war es die den Teegeruch verbreitete. Grinsend fuhr Tinami statt Kaira fort:

„Ai-chans Fähigkeiten sind noch nicht ausgereift genug um es euch länger zu gestatten in der Zeit zu reisen. Dafür wart ihr nämlich zu weit zurück!“ Es war deutlich an Kairas Miene zu erkennen wie wenig sie Tinamis Worte schätzte. Sie schnauzte ihre Freundin an, doch Green hörte schon nicht mehr zu. Sie sah abermals zu Silence und wieder wurde ihr Blick nicht erwidert…
 

„Ich gehe in die Dämonenwelt.“ Vor Schreck verlor Green beinahe die Tasse die sie gerade abtrocknete. Schnell stellte sie den Gegenstand ab, damit sie ihn nicht wirklich noch fallen ließ. Auch das Handtuch wurde schnell uninteressant.

„Du gehst in die Dämonenwelt?! Warum?“ Den Impuls Silence darum zu bitten sie mitzunehmen unterdrückte die Hikari. Die Yami sah sie nicht an. Mit übereinandergeschlagenen Beinen schwebte sie zwei Meter über den Boden.

„Ich werde mal sehen ob ich Youma finde. Ich will mit ihm reden.“

„Aber das ist doch viel zu gefährlich! Ohne mich kannst du dich doch nicht verteidigen…“ Jetzt sah Silence sie an.

[]„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“ Green antwortete nicht.

„Ich sag dir was, Green. Deine Sorgen sind unnötig. Du solltest es nicht vergessen, ich besitze nach wie vor eine dämonische Hälfte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich in die Dämonenwelt gehe. Ich kenne mich dort aus! Obendrein kann Youma mich nicht angreifen, ich bin doch nur eine Seele!“ Silence zwinkerte ihr zu und fügte hinzu:

„Außerdem ist doch Übermorgen dein 17ter Geburtstag und ich hab gehört du wolltest mit deinen Halblingen eine Art Vorfeier?“ Green nickte und sah zur Uhr. Sie hatte noch eine halbe Stunde. Umgezogen war sie bereits. Sie lag also gut in der Zeit. Die Hikari musste grinsen, als sie daran zurückdachte, wie sie zu der Ehre, eines Dreierdates gekommen war...
 

„Entschuldigt, dass ich mich einmische und obendrein auch noch fluche... aber: Ihr seit scheiße langweilig“, diese Worte des Widerwillens und der puren Langeweile, kamen von Siberu, der auf einem Kissen auf dem Boden lag, die Füße unter dem Tisch, auf dem fleißig gearbeitet wurde. Keiner der beiden Anderen sah auf. Dennoch bekam er eine Antwort:

„Im Gegensatz zu dir sind wir verantwortungsbewusst“, sagte Gary. Green nickte, während sie auf ihrem Taschenrechner einhämmerte.

„Es ist überaus lobenswert, dass Green ihre Freizeit opfert, um alles in der Schule nachzuholen, welches sie verpasst hat. Daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen, Silver.“ Green stimmte ihm abermals mit einem Nicken zu und schob ihrem privaten Nachhilfelehrer dabei ihre Aufgaben zu. Vom Rotschopf hörte man ein verstimmtes Maulen.

„Jaja, verbündet euch nur gegen mich, meine besten Freunde, ja sogar mein einziges Familienmitglied, wenden sich gegen mich!“

„Ich heul gleich. Green, du hast schon wieder die Klammern vergessen...“ Green gab wieder nur ein Nicken von sich. Dies schien Siberu nun langsam mächtig zu stören, dass er von seiner Geliebten nichts weiter als ein Nicken bekam. Mit einem Satz hatte er sich aufgerichtet und holte aus:

„Green-chan und ich sind viel zu hübsch, um im Wohnzimmer zu vergammeln!“ Nun sahen beide auf, auf Grund von Siberus fragwürdigem Argument. Er fuhr fort:

„Es ist Sommer, falls ihr das nicht mitbekommen habt! Die Sonne scheint! ... ok nicht gerade das beste Argument für einen Dämon... Die Schuluniformen der Mädchen sind gekürzt worden, wehende Röcke im Sonnenlicht! Waren wir dieses Jahr schon am Strand? Nein! Waren wir überhaupt schon mal Stand? Nein! Wir haben einiges nachzuholen! Ich habe Green-chan noch nie im Bikini gesehen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit! Ein Umstand der geändert werden muss!“ Gary und Green sahen ihn einfach nur an, ohne eine Reaktion von sich zu geben. Doch Siberu war noch nicht fertig, um seinen Worten Nachdruck zu geben, schlug er auf die Tischkante:

„Nein, ich hab die Idee! Ein Dreierdate!“ Gary fiel das Gesicht aus den Angeln, während Greens anfing zu leuchten, was Siberu mit einem zufriedenen Lächeln quittierte:

„Es gibt für ein Mädchen nichts Besseres als einen Jungen an jeder Seite zu haben und dieses auch noch öffentlich zu zeigen! Und wenn diese eine Seite auch noch so gut aussieht wie ich... achten die Leute nicht darauf, wie schlecht die andere Seite aussieht! Sämtliche Mädchen werden dich beneiden Green-chan! Wir könnten Shoppen gehen, in den Vergnügungspark oder ins Aquarium gehen! Als Kirsche auf der Torte: Heute Abend ist hier gleich um die Ecke ein Sommerfest! Ich habe es von Sho erfahren: Kimono, Feuerwerk, Zuckerwatte... Übermorgen ist immerhin dein Geburtstag, Green-chan. Wir könnten es als kleine Vorfeier ansehen.“ Ehe Gary dazu kam seinen Widerwillen in Worte zu fassen, war ihm schon Greens strahlendes Gesicht aufgefallen und sofort behielt er seine Worte für sich. Er konnte immerhin nicht wissen, was Green wirklich hinter dem Date sah... zwar war Siberu dabei, aber es war auch ein Date mit Gary. Um einige Kurven herum, hatte sie also ein Date mit Gary.

Genau diese Gedanken schossen ihm gerade durch den Kopf.

Siberu grinste triumphierend.

„Also, packt eure Sachen zusammen! Green-chan, ich bitte dich, zieh dir das an, was wir das letzte Mal gekauft haben ja? Während du dich umziehst und dich schick machst, werde auch ich mich umziehen, um mein gutes Aussehen weiter hervorzuheben. Bei meinem Bruder ist Hoffen und Malz sowieso schon verloren, also werde ich dafür sorgen, dass man ihn gar nicht erst anguckt. Also, bis gleich, Green-chan! Eine halbe Stunde!“
 

Und so hatte Siberu mal wieder seinen Willen durchbekommen. Wie immer. Green war bereits umgezogen und fertig. Die Haare hatte sie zu zwei Ringe zusammen geflochten, die ihr über die Schulter fielen, auf diese Art und Weiße waren ihre Glöckchenohrringe gut zu sehen. Da ihre tote Mitbewohnerin immer noch hinter ihr war, wandte sie sich wieder Silence zu.

„Aber nächstes Mal nimmst du mich mit, ja?“

„Willst du einen grausamen Tod sterben?“, fragte Silence sie belustigt. Als Antwort bekam sie einen sturen Blick.

„Du könntest mich ja wieder substanzlos machen.“

„Green, glaub mir, die Dämonenwelt ist kein Ort der für eine Hikari-chan geeignet ist!“

„Du hast es eben selbst gesagt, ich werde übermorgen 17! Und laut dem Gesetz unseres Volkes bin ich damit erwachsen!“ Silence vollführte eine lässige Handbewegung.

„Du bist wirklich unheimlich gut darin dir die Vorteile aus den Rassen herauszusuchen!“ Die Angesprochene nickte.

„Gekonnt ist gekonnt.“ Silence erwiderte ihr Grinsen und antwortete:

„Pass lieber auf mit deinen Sünden, ansonsten werden die Hikari nur wieder aufmerksam auf dich!“

„Die haben einfach das gleiche zu tun, was sie seit zwei Monaten tun: Mich ignorieren!“ Auch wenn dieses Ignorieren sie skeptisch machte. So viel Zeit war vergangen seitdem die Hikari sich nicht mehr in ihrem Leben eingemischt hatten. Ob sie es aufgegeben hatten? Oder war es einfach nur die Ruhe vor dem Sturm? Aber auch so: In Greens Leben war ruhe eingekehrt. Ruhe in dem Sinne, dass ihr normales Chaos weiterhin seinen Lauf nahm. Es war als wären die Monate von Greens Abwesenheit nie gewesen. Nachts Dämonen den gar aus machen und am Tage gegen die schlechte Note in Mathe kämpfen. In diesen zwei Monaten hatte sie sich glücklicher wie noch nie gefühlt. Sie konnte nicht sagen ob es die neugewonnene Erkenntnis war, dass sie Gary liebte, oder einfach daran, dass sie die Gegenwart von den beiden Brüdern in vollen Zügen genoss und auch auskostete. In der Zeit hatten sie unheimlich viel miteinander unternommen. Kaum ein Abend verging wo sie nicht das Abendbrot teilten, zusammen gingen sie zur Schule und zusammen durchkämpfen sie die Nacht. An einem Tag gab Gary ihr geduldig Nachhilfe und am nächsten war sie wieder mit Siberu unterwegs und machte die Läden unsicher.

So ließ sich das Leben leben...

Wäre da nur nicht Grey. Nicht, dass er etwas dagegen hatte... Aber Green machte sich fürchterliche Sorgen um ihn, was ihre Laune so manches Mal beeinträchtigte. Er meldete sich nicht bei ihr... Wenn man es genau nahm, war der Krankenhausbesucht, das letzte Mal gewesen, seitdem sie richtig miteinander gesprochen hatten. Green war ein paar Mal im Tempel gewesen, um ihn zu besuchen... doch er war nicht da gewesen. Ryô meinte die Arbeit würde sehr an seiner Zeit zehren und er solle Green ausrichten, dass es ihm Leid tat. Nur einmal hatte sie ihn seitdem gesehen. Die beiden Geschwister hatten jedoch nicht miteinander gesprochen, da Grey geschlafen hatte. Da sie wusste, dass er ohnehin kaum Schlaf bekam, bestand sie nicht darauf ihn zu wecken. Das war zwei Wochen her.

Ihre Mutter hatte sie genauso wenig gesehen...

Wozu hatte sie eine leibliche Familie, wenn sie diese nie zu Gesicht bekam?

Es klingelte an der Tür und sofort waren diese Gedanken hinfort gewischt.

Sie hatte ein Date! Ein Date zusammen mit Gary!

Vielleicht ergab sich ja eine Gelegenheit... naja eher nicht. Siberu war immerhin dabei.

Aber wozu bedeutete ihr Name „Licht der unreinen Hoffnung“?

Ohne Silence weiter zu beachten, tänzelte Green zur Tür, warf im Vorbeigehen noch einen Blick in den Spiegel und öffnete herzhaft die Tür.

Siberu sprang ihr in die Arme, wie üblich. Er drückte sich fest an Greens Körper, wobei ihr auffiel, dass er es ein wenig inniger tat, als normal. Doch ehe sie etwas tun oder sagen konnte, hatte Gary durch ein Räuspern auch sich aufmerksam gemacht:

„Noch inniger und du machst noch was kaputt.“ Dies schien Siberu abzulenken. Er löste sich ein wenig von seiner Angebeteten, ging jedoch nicht auf Gary ein. Er sah Green mit großen Augen an, während er ihre Haarringe untersuchend betastete, worauf er genauso verwundert anschaut wurde.

„Das steht dir, Green-chan. Du siehst unheimlich süß aus! Zum anbeißen... Die Versuchung ist wirklich unwiderstehlich!“

„Danke, Sibi. Du siehst auch gut aus. Aber ich denke ich kann mich gerade noch zurück halten.“ Der Rotschopf grinste. Er wusste, dass er gut aussah und dass jedes Mädchen sich nach ihm umdrehen würde. Er sah wahrlich aus wie ein Model, welches aus einem Modekatalog entsprungen war. Siberu hatte heute wirklich was aus sich gemacht – wozu das Ganze?

Sein Grinsen wurde von einem leicht verführerischen Unterton begleitet als er sagte:

„Wer weiß, vielleicht kann ich daran ja noch etwas ändern...“ Mit dem ausgestreckten Zeigefinger, schob sie ihn ein wenig von sich weg und befreite sich nun vollends aus seinem Griff. Sie sah zu Gary, der dem Gespräch mit wachsamen Augen verfolgt hatte, doch ansonsten keine Regung, was Green ein wenig wurmte.

Green drehte sich nochmal um, um sich von Silence zu verabschieden, die am Türrahmen hing. Sie hob lässig die Hand und löste sich auf.

„Wem hast du zu gewunken, Green-chan?“

„Sie hat sich sicherlich Silence verabschiedet.“

„Woher weißt du das, Gary?“

„Wenn du jemand Unsichtbaren verabschiedest, kann es wohl nur Silence sein. Oder hast du neue Mitbewohner von denen wir nichts wissen?“

„Ne. Es wird langsam voll genug da drin. Zeit, dass wir loskommen!“
 

Nicht weit von dem Punkt entfernt wo die drei Freunde gerade den Wohnblock verließen, lehnten gerade drei Wesen an einem Modeschaufenster. Der eine spielte mit einer Sonnenbrille herum und schien sich nicht so recht entscheiden zu können, ob er sie aufsetzen wollte oder lieber in die weißen Haare schieben wollte. Sein Begleiter hatte mit den Haaren kein Problem, sondern eher mit den Schnitten der ausgestellten Mode, die er aus dem Augenwinkeln untersuchte. Der Letzte im Bunde war recht frustriert, während er seine braunen Haarspitzen skeptisch zwischen den Fingern zwiebelte, als er sein Aussehen im Spiegelbild beobachtete.

„Dieser Anblick erpicht mich nicht gerade“, gab er ein wenig wehleidig von sich.

„Machen Sie sich keine Gedanken, Hizashi-san. Niemand macht ihnen einen Vorwurf.“

„...Sagt ein Wesen, welches mit unseren Hikariblut gesegnet worden ist und dennoch schwarze Haare hat! Keine Sorge, Blacky, auch dir macht niemand einen Vorwurf.“

„Wie schön zu hören, Mörder.“

„Hört auf, ihr wollt doch nicht streiten und damit eine Regel missachten, nicht wahr?“ Seigi grinste, meinte er würde nur seine Meinung Kund geben, Grey entschuldigte sich bei Hizashi und dieser wandte sich wieder seinem Spiegelbild zu. Ja, es diente zur Tarnung, dennoch störte ihn sein Aussehen enorm. Dunkle braune Haare und helle braune Augen – seine Iris war schwarz! Der Anblick war einfach abstrus. Auch in der Kleidung fühlte er sich unwohl. Sein Glöckchen wurde unter einem roten Oberteil vergraben – er würde ewig brauchen es hervor zu holen! Er fühlte sich in seiner Bewegungsfähigkeit eingegrenzt. Es war, als würde ihm etwas am atmen hindern – wenn er aufs Atmen angewiesen sein würde.

Hoffentlich würde sich diese Mission nicht lange hinaus dehnen. Auf seinem Schreibtisch türmten sich Aufsätze über die Schwachstellen der Dämonen. Darunter war ein Schüler dessen Schrift er nicht entziffern konnte und es grauste ihm, sich ans übersetzen zu machen. Man sollte meinen, er hätte in seiner fast 1500tigen Zeit als Lehrer schon mehr als genug Sauklauen gesehen, um überhaupt noch geschockt zu sein. Aber es gab immer wieder Überraschungen.

Hizashi wandte sich von seinem Spiegelbild ab und zu Grey. In diesem Moment beneidete er ihn um seine schwarzen Haare. So wie die Menschen hier in dieser Stadt aussahen, fiel er garantiert nicht aus dem Rahmen.

Seigi hatte dagegen zu einer radikalen Methode gegriffen, welche Hizashi beim Anblick beinahe erblinden ließ. Der Tausendtöter verbarg seine weiße Haarpracht unter einer Kapuze: Die an einem weiten schwarzen Mantel befestigt war, mit dem er locker als „Matrix“-Cosplayer durchging.

Hizashi atmete tief durch, wenn auch unnütz und sagte klagend:

„Ich bin mir nicht sicher ob wir den richtigen Sünder suchen.“
 

Unauffällig schielte Green über dem Rand des Buches „Der schnellste Weg zum Geld“ hinweg und zu dem Jungen der neben ihr stand. Gary untersuchte das eine Buch nach dem anderen. Er zog die Bücher aus dem Regal, las den Klappentext, blätterte vorsichtig in ihnen und stellte sie dann entweder wieder zurück oder legte sie auf einen Stapel. Wie ein Profi beobachtete Green ihn dabei. Sie begutachtete wie seine Hände die Seiten berührten und folgte seinen Augen, wenn er kurze Zeilen las – bis sie die Röte in sich aufkommen spürte und sich ihrem eigenen Buch zuwandte.

Siberu war über zehn Meter von ihnen entfernt... mehrere Regalreihen trennten sie voneinander, da er garantiert nicht in der Wirtschaftsabteilung war, sondern an der Kasse mit einer Kassiererin flirtete. Sowieso war dieser Gang ausgestorben. Sie waren alleine. Bis auf die paar hundert Bücher... Aber... wollte Green ihm etwa in einem Buchhandel ihre Liebe gestehen?! Das war wohl alles andere als „romantisch“ - warum hatte sie sich nur in einen Streber verliebt? Aber... wer wüsste wann diese Gelegenheit wieder kam?

Green schluckte. Nicht nur um ihre plötzliche Nervosität loszuwerden, sondern auch um die Röte zu bekämpfen.

„Gary.“ Der Angesprochene hatte sich gerade nach einem Buch auf dem höchsten Bord ausgestreckt und sah nun zu ihr runter.

„Ja?“ Als Gary sie nun ansah, war ihre Röte wieder kurz davor auszubrechen, doch Green konnte sie bezwingen.

„Ich... wollte dir was sagen...“ Keine drei Meter weiter spitzte ein gewisser Rotschopf die Ohren. Er stand an einem Bücherregal um die Ecke gelehnt und beobachtete Greens Versuch ihre Liebe zu gestehen – der gerade ins Stocken geraten war. Sein Bruder hatte es aufgegeben an das Buch heranzukommen und stand nun vor Green. Siberu konnte nicht so recht beurteilen ob Gary sich ausmalen konnte, was die Hikari ihm sagen wollte. Jedoch schien er nervös zu werden.

„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ Mehr oder weniger genervt drehte Siberu den Kopf zu einer Angestellten herum, die ihn mit bedächtiger Stimme angesprochen hatte. Zuerst wollte er eine bissige Antwort geben, als dem Dämon etwas einfiel...

Gary hatte sich derweil dazu durchgerungen Green zu fragen was los war, da sie ihn nun offensichtlich anstarrte. Er schien nicht zu ahnen was sie ihm sagen wollte, dennoch gefiel ihm ihr Schweigen nicht.

„E-Es ist...etwas schwer zu erklären... Naja eigentlich nicht...“ Green wollte sich am liebsten selbst schlagen.

„Dann lass dir Zeit die richtigen Worte auszusuchen. Ich hör dir zu.“ Diese Worte entlockten der Hikari ein zärtliches Lächeln und sie fasste neuen Mut.

„Gary... ich... “

„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ Auch wenn die Stimme der Person, die sie gerade unterbrochen hatte, ruhig war, fuhr Green zurück als hätte man sie geschlagen. Wahrscheinlich wäre sie sogar zu Boden gestürzt, hätte Siberu sie nicht aufgefangen. Green sah ihn überrascht an und sofort dämmerte es ihr. Doch ehe sie etwas sagen konnte, kam er ihr mit einem wohlgeformten Grinsen zuvor:

„Ich denke wir haben genug von Büchern, was, meine Green-chan?“ Als Antwort folgte ein Tritt ins Schienbein, der scheinbar härter war als beabsichtigt.

„Wofür war das?“

„Das, mein lieber Sibi, ist der Vorgeschmack für ein Nachspiel!“, fauchte Green zurück und schritt mit erhobener Nase an dem Rotschopf vorbei.

„Ou, meine geliebte Green-chan, ich freue mich auf ein „Nachspiel“. Gary, der mit der Angestelltin beschäftigt gewesen war, hatte von der kleinen Auseinandersetzung seiner Freunde nichts mitbekommen. Daher fragte er bei der Kasse:

„Was hast du Green getan?“ Siberu rieb sich mit dem einen Fuß unauffällig den Punkt wo Green ihn getreten hatte.

„Ich habe sie nur vor einem grausamen Schicksal bewahrt.“
 

„In Lights Namen! Da verrenkt man sich ja den Hals!“ Grey seufzte tief, ein ärgerlicher und leicht genervter Unterton war zu hören. Hizashi erlaubte sich kein Kommentar, da er im Stillen wahrscheinlich genauso verblüfft war von der menschlichen Architektur wie Seigi. Beide Lichtwächter blieben immer mal wieder stehen um wie Touristen die Wolkenkratzer Tokios anzustarren. Es war mehr als einmal vorgekommen, dass Grey sie über die Kreuzung hetzen musste, weil sie stehen geblieben waren und keine Ahnung hatten das „zischende Käste“, alias Autos, einen töten konnten.

„Recht verblüffend“, gab Hizashi zu, als er Grey folgte.

„Natürlich war mir bewusst, dass die Entwicklung der Menschen keinesfalls ewig im Stillstand verweilen würde, aber ich bin dennoch sehr überrascht von diesem außerordentlichen Anblick... Ganz zu schweigen von der Anzahl der Menschen die Terra bevölkern! Erst jetzt begreife ich wie viele es in Wahrheit sind die nur auf Grund unseres Schutzes leben können.“ Der Windwächter hörte dem über zweitausend Jahre toten Hikari nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken schwirrten in vollkommen andere Richtung und diese Richtung war bestimmt nicht die menschliche Entwicklung. Zum einen hielt er Seigi im Auge und zum anderen war er mit deren Mission beschäftigt... und diese war gewiss nicht Tokio zu besichtigen.

„Dennoch“, bemerkte Hizashi plötzlich etwas negativ.

„Ich kann den Entschluss der Wächter nicht nachvollziehen, die ein Leben hier unten auf Terra vorziehen... es ist so erdrückend.“ Grey verstand die Meinung seines Vorfahren, immerhin teilte er sein momentanes Leid, da sie alle drei in eine Traube von Menschen feststeckten, die alle samt über dieselbe Kreuzung wollten und es daher ziemlich eng wurde für die drei Hikaris – die Enge alles andere als gewohnt waren. Auch Grey fragte sich, wie Green so etwas nur aushalten konnte.

„Ich kann schnell für Abhilfe schaffen!“, grinste Seigi heimtückisch, woraufhin Grey nur müde mit den Augen rollte.

„Dein Hang zur Gewalt ist erschreckend, Seigi“, kommentierte Hizashi, was der Windwächter jedoch nicht mehr hörte, da sie nun die Kreuzung überquert hatten und er jemanden sichtete...
 

Green lachte herzhaft. Sie hatte es nicht geschafft ihr Lachen zu besiegen und hatte bereits Tränchen in den Augenwinkeln, da sie schon seit fünfzehn Minuten lachte. Sogar Gary hatte sich mitziehen lassen und unterdrückte nun ebenfalls wieder das Lachen – nur Siberu hatte ein finsteres Gesicht, welches verständlich war, immerhin lachten sie ihn aus.

„Halloho? So witzig ist das ja nun auch wieder nicht!“

„Sorry, Sibi, aber dein Gesicht war einfach zu genial!“ Der Grund für deren Spaß war ein kleiner Unfall der Siberu passiert war. Sie waren gerade im Aquarium gewesen, genauer genommen in einer Delfinshow. Siberu war die Show natürlich irgendwann zu langweilig geworden – was interessierten ihn schon Tiere! Daher war er auf die glorreiche Idee gekommen, er könnte Eis holen gehen, was Green garantiert nicht ablehnte. Als er dann wieder zurück kam, musste der Rotschopf unbedingt schon von weiten mit Green flirten und ebenfalls zeigen, dass er für seinen Bruder kein Eis mitgenommen hatte. Damit abgelenkt lag seine Aufmerksamkeit garantiert nicht auf die Delfine – was zum Verhängnis für sein Aussehen wurde. Es kam natürlich wie es kommen musste: Siberu war zu nah am Pool gewesen und bekam das gesamte Wasser ab, welches ein Delfin aufwirbelte. Nicht nur das Eis war Geschichte, sondern auch seine Haare und seine neue Kleidung... und zum ersten Mal stand er nicht wegen seinem guten Aussehen in aller Aufmerksamkeit, sondern wegen seinem ruinierten.

Das war der Grund, weshalb sie auf dem Weg Nachhause waren, da Siberu es nicht mit dieser Schmach aushielt. Immerhin wollten sie noch aufs Sommerfest und da konnte er natürlich nicht so aussehen!

„Ich hoffe, dass keiner von euch Beiden ewig braucht mit dem Umziehen“, bemerkte Gary immer noch leicht grinsend. Welches Siberu plötzlich nach ahmte.

„Wenigstens etwas! Meine Green-chan im Kimono! Ich bin mir sicher, er wird dir stehen!“

„Natürlich!“, sagte Green und machte das Victory-Zeichen.

„Immerhin haben wir ihn zusammen ausgesucht! Und unser Modegeschmack ist untoppbar!“ Siberu stimmte ein und machte ebenfalls ein Victory-Zeichen.

„Selbstredend!“ Merkwürdigerweise brauchten die beiden Mode-Experten wirklich nicht lange um sich neu einzukleiden. Green zog sich nur schnell den Kimono an, ohne sich eine neue Frisur zu machen. Sie war schneller fertig als Siberu, da er seine Haare erst einmal trocknen musste. Green hatte gehofft, dass er seinen Bruder und sie während dieser Zeit alleine lassen würde... nicht nur um vielleicht die Chance für ein Liebesgeständnis zu erhalten, sondern auch um ein Kompliment für ihr Aussehen zu bekommen. Sie wusste, der Kimono stand ihr und, obwohl er es unauffällig tat, bemerkte die Hikari doch, dass er sie anguckte – mit einem leichten Rotschimmer. Doch leider gönnte Siberu ihr die Möglichkeit nicht. Unfairer weiße hatte er sich zwischen den Beiden aufs Sofa gesetzt und föhnte sich dort seine Haare. Green hatte jedoch zu gute Laune um sich durch sein Benehmen den Abend zu versauen und so gingen sie Richtung Dämmerung los.

Auf dem Sommerfest war einiges am Start. Am Straßenrand reihten sich Bude um Bude dicht an dicht und dessen Inhalt war vor lauter Kunden kaum zu erkennen. Obwohl es noch nicht dunkel war, waren die Straßen hell erleuchtet von Lampions und der Geruch von Zucker und Allgemein Süßigkeiten waberte in der Luft. Als sie an einem Stand mit verschiedenen Sorten von Schokolade vorbei gingen, entschied Green sich dazu, Pink etwas mitzunehmen. Währen sie dort stand und dich für die richtigen Exemplare entschied, sagte sie an ihre Begleiter gewandt:

„Wir hätten die anderen mit einladen sollen. Währe sicherlich schön geworden! Ich hab noch nie etwas mit meinen Wächtern zusammen unternommen, fällt mir da ein...“ Gary wollte ihr gerade beipflichten, als Siberu schon sagte:

„Ach was. Ich find’s so besser. Wir gehören doch zusammen.“ Beide sahen ihn kurz an, bis der Verkäufer Green die Schokolade gab und Geld verlangte. Siberu schien nicht über seine Worte nachgedacht zu haben, dennoch fiel es ihm auf:

„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte er skeptisch. Green schüttelte den Kopf.

„Nein, hast du nicht, Sibi! Du bist süß.“ Ein wenig eingeschnappt sah er sie an.

„Ich weiß nicht, ob ich „süß“ sein will. „Cool“ gefällt mir da besser.“ Green reagierte darauf nicht, sie ging schon weiter, immerhin war sie solche Antworten von Siberu gewohnt. Dieser allerdings fand es überhaupt nicht witzig, dass sie ihm nicht zustimmte und ihm damit nicht bestätigte, dass er „cool“ war. Nach Hilfe suchend sah er sich um. Sein Bruder war genauso wenig daran interessiert, wie Green, doch tatsächlich sprang dem Halbdämonen doch noch etwas ins Auge, wodurch er beweisen konnte, wie cool er wirklich wahr. Schnell schnappte er sich Greens Hand und zerrte sie vorwärts, in Richtung einer Schießbude. Die Menschen die vor der Theke standen wurden schnell beiseite gedrängt und schon knallte Siberu Geld auf den Tisch.

„Sibi, was soll das?“, fragte Green, nachdem Gary ebenfalls dazu gekommen war. Als er seinen Bruder sah, wie er die Waffe untersuchte, verdrehte er die Augen.

„Süße Männer, Green-chan, sehen mit einem Gewehr, egal wie echt sie nun sein mögen, nicht gut aus. Coole Männer schon.“ Er sah sie aus den Augenwinkeln an, um zu sehen wie sie reagierte. Ihre Reaktion war abwartend.

„Also, Green-chan, welches Plüschtier willst du?“ Jetzt hellte ihr Gesicht auf, nicht weil sie unbedingt ein Kuscheltier haben wollte, sondern weil sie dieses Tier verkaufen konnte. Daher zeigte sie auch auf das größte, auch wenn es knallrosa war.

Siberu warf sich seine roten Haare mit einer übertriebenen Pose über die Schulter (Green kam es auf einmal so vor, dass die weiblichen Zuschauer sich verdoppelt hatten) und legte sich das Gewehr in Position. Der Halbdämon verengte seine Augen und fixierte das Ziel, während er es genoss, dass seine weiblichen Zuschauer den Atem anhielten. Er benötigte genau drei Schüsse, um den weißen Ring über den Kopf des Plüschtieres schwarz zu machen – und das in einer Schnelligkeit, der kein menschliches Auge folgen konnte.

Triumphierend stemmte Siberu das Gewehr in den Boden, als hätte er soeben einen Jaguar erlegt. Die Mädchen kreischten und quietschten und sahen Green eifersüchtig an, als sie die Prämie in die Arme gedrückt bekam. Siberu brauchte gar nicht zu fragen, ob er jetzt seine „Coolheit“ bewiesen hatte: Die Mädchen reichten seinem Ego. Gary seufzte hörbar, doch es ging unter.

„Na, Aniki? Willst du auch mal?“ Green drehte sich nun auch zu Gary um und musste plötzlich feststellen, dass ihr der Gedanke, dass Gary ein Gewehr benutzen sollte, gar nicht gefiel. Bei Siberu hatte es ihr nichts ausgemacht...

„Ah, nein danke. Ich denke nicht, dass ich es nötig habe, mich durch rosafarbene Häschen zu bestätigen.“ Jetzt war es Green die die Augen verdrehte. Denn sie sah sofort, dass sowohl Siberu als auch Gary in Streitlaune waren.

„Ich glaube eher mein Bruder hat Angst sich zu blamieren. Du würdest nicht einmal eine Rose gewinnen!“ Green hörte der Auseinandersetzung eher mit halbem Ohr zu, denn ihre Nase witterte einen wohlschmeckenden Geruch und schnell entdeckte sie die Quelle.

„Garylein?“, fragte sie in ihrem süßesten Tonfall, doch er war abgelenkt durch wohl ausgesuchte Argumente.

„Ich hole mir mal eben kandierte Äpfel, bin gleich wieder da!“ Erst als er bemerkte, dass sie seine Geldbörse geschnappt hatte, wendete er seine Aufmerksamkeit an sie – doch zu spät.

Um zu ihrem Ziel zu kommen musste die Hikari quer über den Platz rennen, was ihr nicht gerade gut gelang mit den Schuhen und dem Kimono. Daher nahm es ein wenig Zeit in Anspruch zum Verkaufsstand zu kommen an dem es kandierte Äpfel zu kaufen gab. Sie atmete tief ein um den süßen Geruch in sich aufnehmen zu können. Selbst der Preis schreckte sie nicht ab. Sie grinste. Immerhin bezahlte Gary. Green bezahlte und bekam drei Äpfel. Der Zucker leuchtete im bunten Licht. Es sah so verlockend aus, dass das Mädchen nicht warten konnte, bis sie zurück bei ihren Freunden war. Sie biss jetzt schon in ihren hinein und schlug die richtige Richtung ein.

Sie kam jedoch nur zwei Schritte weiter, ehe sie spürte wie jemand die Hand auf ihre Schulter legte. Oh, der Mann würde es bereuen gerade sie ausgesucht zu haben…!

Green packte die Hand, wirbelte herum und hatte bereits mit der anderen ausgeholt, doch diese wurde festgehalten ehe sie zuschlagen konnte. Sie stutzte, für einen Menschen war sie viel zu schnell gewesen… Es war auch kein Mensch der sie angefasst hatte. Es war:

„Onii-chan!“ Angesicht des versuchten Angriffes lächelte Grey verunsichert und ließ sie los. Er begutachtete sie von oben bis unten und Green sah, dass er die Äpfel skeptisch ansah.

„Soll ich dir einen holen?“ War ja nicht ihr Geld.

„Nein, danke. Ich hege keine Vorliebe für Süßes…“ Green biss abermals in den Apfel und sagte:

„Dein Pech. Sie schmecken verdammt gut. Was machst du hier?“ Ihr Bruder nahm ihren Ärmel und schien ihn mit den Augen abmessen zu wollen.

„Der ist mindestens fünf Zentimeter zu lang. Aber er ist gut gemacht.“ Skeptisch wurde er beäugt. Irgendetwas war faul… Er wirkte angespannt und wenn Green nicht alles täuschte sah er sich ständig um. Guckte er etwa nach Siberu und Gary? Oder vertrug er die Menschenmasse nicht? Allgemein… er sah nicht gut aus. Green konnte nicht sagen ob es an dem schummrigen Licht lag, oder ob es wirklich so war. Aber es kam ihr so vor als wäre Grey in den zwei Wochen wo sie sich nicht gesehen hätten, noch blasser geworden, er wirkte fast schon fahl.

„Grey, geht es dir nicht gut?“ Er sah auf.

„Eh? Nein, mir geht es gut… Green, könntest du kurz mitkommen? Ich muss mit dir reden.“ Die Hikari sah sich um ob Gary oder Siberu vielleicht in der Nähe waren, doch dann zuckte sie mit den Schultern.

„Aber nicht zu lange. Ich bin mit Sibi und…“ Er ließ sie nicht ausreden, denn schon hatte er ihre Hand genommen und schleifte sie förmlich über den Platz. Green protestierte, doch es ging im Lärm der Menge einfach unter.
 

„Glaubst du es war eine gute Idee Green-chan hier alleine rumrennen zu lassen?“, fragte Siberu, der jetzt nicht nur ein rosa Kuscheltier im Arm hatte, sondern ganze drei und Gary wurde auch noch mit zwei beladen. Der Rotschopf hatte ordentlich abgeräumt. Wenn Gary ihn nicht aufgehalten hätte, hätte der Rotschopf den armen Verkäufer ruiniert.

„Warum nicht? Ich glaube nicht, dass sie sich hier verirren kann.“

„Das meinte ich nicht.“

„Was dann?“

„Green-chan sieht so süß aus in ihrem Kimono! Sie wird angestarrt werden… oder noch schlimmer…“ Gary seufzte und verdrehte die Augen.

„Du mal wieder…“ Doch er hatte Recht. Green brauchte wirklich lange. Wahrscheinlich gab sie gerade das ganze Geld aus. Immerhin war es nicht ihrs. Das nutzte sie doch sicherlich aus…

Abermals seufzte Gary, er warf Siberu die beiden Kuscheltiere in die Arme und sagte er würde sie suchen gehen. Sein Bruder schien das absolut nicht zu gefallen:

„ICH will sie suchen! HEJ!“ Der Stachelkopf war allerdings schon zwischen den Menschen verschwunden und ein grummelnder Siberu blieb mit seinen neuen rosafarbenen Freunden alleine zurück.

„Damn!“
 

Erst als die beiden Geschwister den Platz verlassen hatten und ein leeres Feld hinter dem Fest, betraten, wurde Grey langsamer und ließ ihre Hand los. Während deren Tour hatte er kein Wort zu ihr gesagt. Auch jetzt schenkte er ihr kein Wort der Erklärung. Grey war vorgegangen, im Gegensatz zu Green, die mitten auf dem Feld stand.

„Grey, was zur Hölle…“ Dann bemerkte sie, dass die beiden Geschwister nicht die einzigen waren, die sich auf dem Feld befanden. Am anderen Ende lehnte Seigi an einem Baum, zusammen mit Hizashi, den sie trotz seine „Umfärbung“ erkannte.

„Onkel Seigi, Hizashi-san…“ Weiter kam sie nicht, denn ihr versagte die Stimme. Green war aufgegangen was sie vorhatten.

Grey senkte den Kopf und sagte gefühlslos:

„Auftrag ausgeführt.“ Seelenruhig federte Seigi sich vom Baum ab. Hizashi blieb stehen. Der Tausendtöter ging in die Richtung Greens, während er sein Schwert aus der Scheide zog. Die Klinge glänzte bedrohlich auf. Doch Grey blieb unberührt stehen.

Reflexartig griff Green nach ihrem Glöckchen, im gleichen Moment wo sie zurück wich. Es gelang ihr nicht mehr ihre Waffe hinauf zu beschwören. Seigi hatte nicht einmal aufgesehen und doch stand er plötzlich hinter ihr. Green gelang es nur noch sein fieses Grinsen zu sehen, ehe alles um sie herum schwarz wurde und die süßen Äpfel zu Boden fielen.

Seigi fing Green teilnahmslos auf, ehe sie auf dem Boden aufschlug. Die Knoten ihrer Haare lösten sich und gaben ihre langen Haare wieder frei. Ohne auf sie zu achten, steckte Seigi sein teures Schwert zurück und stand zusammen mit dem Mädchen auf. Grey stand jetzt vor ihm, er streckte die Arme nach seiner Schwester aus, um sie wohl abnehmen zu wollen. Doch der Hikari drehte sich weg. Immer noch mit einem Grinsen sagte er:

„Vergiss es, Blacky! Wir können doch nicht garantieren, dass deine Gefühle über deinen Verstand siegen, nicht wahr?“ Böse funkelte Grey ihn an.

„Was soll das heißen?!“

„Hört auf.“ Hizashi stand plötzlich zwischen ihnen. Seigi verzog beleidigt das Gesicht.

„Wir bekommen Besuch“, fuhr er fort und sah aus den Augenwinkeln zum anderen Ende des Feldes, wo ein einzelner Halbdämon stand. Dieser sah wie erstarrt auf die Person die Seigi auf den Armen trug. Gary musste sich zwingen von ihrer leblosen Hand wegzusehen um die Situation zu analysieren. Doch seine Konzentration war gestört. Der Gedanke, dass Green nicht nur bewusstlos, sondern weit aus mehr war… störte sein Denkvermögen. Aber nein, sie war nicht tot. Wenn sie tot wäre, müssten die Zeichen auf den Handflächen der Anderen auftauchen… Green hatte also nur das Bewusstsein verloren und so wie es schien, wollten die anderen drei Wächter sie mitnehmen. Grey, der Tausendtöter und… einen Wächter den er nicht kannte. Er hatte braune Haare, ein Wächter der Erde? Warte, Schwachsinn. Diese waren ausgestorben. Kari war die letzte gewesen… die braunen Haare könnten eine Tarnung sein. Wenn der Wächter allerdings auch ein Hikari war, so hatte Gary zwei Hikaris gegen sich. Der Tausendtöter war schon stark genug, Grey nicht zu unterschätzen und den anderen konnte er überhaupt nicht einschätzen. Aber es musste Gary irgendwie gelingen an Green heranzukommen… Er konnte später über die Hintergründe der Entführung nachdenken.

Es war spürbar, dass Grey sein Katanakaze hinauf beschwor, der Wind nahm enorm zu und sammelte sich um den Windwächter. Seigi wandte sich von Gary ab und sah aus dem Profil zu Grey, der hinter ihm stand. Oh, wie es ihm in den Fingern juckte gegen Grey anzutreten und diese Waffe zu zerstören… Es passte ihm gut in den Kram wenn Grey gegen den Halbling kämpfen würde. So konnte Seigi sehen ob Grey mit seinem Katanakaze seinen Erwartungen gerecht wurde, oder nicht.

Daraus wurde nichts. Hizashi erhob den Arm und sagte an Grey gewandt:

„Ich übernehme das.“ Seigi und Grey sahen ihn verwundert an, doch der Wind ließ bereits nach.

„Du?“, fragte Seigi.

„Ich dachte du wolltest nie wieder einen Dämon anfassen?“ Der Angesprochene trat vor und indem er dies tat, glänzten seine Haarspitzen auf und färbten sich Strähne für Strähne in strahlendes weiß. Auch seine Augen waren wieder weiß, als er sie öffnete und da erkannte Gary ihn sogar als Hizashi wieder. Wegen seinen Forschungen an Dämonen war er selbst nach so vielen Jahren in der Dämonenwelt noch bekannt.

„Ich habe nicht vor ihn anzufassen“, sagte Hizashi indem er sein Schwert zog. Diese Waffe als „Schwert“ zu bezeichnen war allerdings etwas weit daneben gefehlt. Es sah eher aus wie ein zwei Meter großes Skalpell. Gary wollte nicht darüber nachdenken wie viele Seinesgleichen schon durch dieses Werkzeug auseinander genommen worden waren oder wie viele Organe dieser Forscher damit schon seziert hatte. Zu allen Überfluss fiel Gary noch ein Randdetail ein: Alle seine Forschungsobjekte mussten gelebt haben, während er seine Untersuchungen nachgegangen war. Immerhin lösten sich tote Dämonen auf…

An das Gleiche musste Grey auch denken und ihm wurde schlecht. Seigi fand das witzig. Er hatte schon viel von Hizashis Kampfstiel gehört und war gespannt ob die Gerüchte wahr waren.

Ohne Vorwarnung sprintete Hizashi auf Gary zu. Dieser machte sich bereit von einer Lichttechnik attackiert zu werden. Es kam jedoch keine, sondern ein vertikaler Hieb seiner Waffe, dem Gary ausweichen konnte. Die Klinge der Waffe war nicht gerade groß, wenn er davon getroffen werden würde, wäre sie nicht einmal in der Lage sich tief in sein Fleisch hinein zu bohren. Gary sammelte Magie zum Gegenschlag und gerade als der Hikari ihn wieder angreifen wollte, traf ihn die Attacke im Brustkorb. Er fiel zu Boden und zu Garys Verwunderung blieb er liegen - regte sich nicht mehr. Das war unmöglich. So schnell ließ sich ein hochrangiger Hikari nicht besiegen… das konnte nur bedeuten… Der Halbdämon nahm an, dass er einen Doppelgänger erschaffen hatte, der jetzt hinter ihm stand und wirbelte herum. Ein fataler Fehler.

Kaum hatte er sich herum gedreht, durchbohrte die kleine Klinge sich unterhalb seines linken Schulterblatts. Es konnte nicht tief sein, dass spürte er. Wenn er sich wieder herum drehen würde, würde die Klinge sich wieder lösen. Doch, Gary war nicht in der Lage dies umzusetzen.

Er konnte sich nicht mehr bewegen.

„Das Kirem leitet die Bewegungsfähigkeit der Dämonen vom Gehirn weiter durch den ganzen Körper. Kappt man auch nur einer 4 Hauptnerven die sich um das Kirem herum befindet, setzt die Bewegungsfähigkeit aus. Bei Dämonen der Rasse 24 bis 289 befindet sich dieser Punk genau dort, wo du jetzt mein Serentei spürst“, erklärte Hizashi im perfektem Englisch.

„Meinen Respekt, dass du so schnell bemerkt hast, dass ich mit einem Double kämpfe. Ich hege eine natürliche Abneigung Deinesgleichen anzurühren. Darüber hinaus danke ich für deinen Angriff. Ansonsten hätte ich nicht heraus gefunden zu welcher Rasse du gehörst.“ Der Forscher zog die Waffe wieder aus seinem Körper und drehte sie zum stumpfen Ende herum. Mit dem gab er Gary einen harten Stoß, wodurch er auf den Boden fiel.

Hizashi kniete sich zu ihm runter, bedacht nicht schmutzig zu werden. Er senkte die Waffe und auf einmal schossen vier weitere Klingen hervor, die alle unterschiedliche Form hatten.

„…Ich habe noch nie einen Halbdämon seziert…“ Gary wich die Farbe es dem Gesicht Angesichts der vielen verschiedenen Klingen. Eine davon sah aus als würde sie perfekt dafür geeignet sein das Herz herauszuschneiden.

Der Forscher sah ihn nachdenklich an, kam jedoch nicht dazu es umzusetzen, denn Grey tauchte hinter ihm auf. Er war mindestens genauso bleich wie Gary geworden.

„Hizashi-san! Bitte, lassen Sie das. Ich… Ich kann kein Blut sehen… Jedenfalls nicht in so großen Mengen…“Gary musste Siberu in Gedanken zustimmen: Grey war eine Lusche. Und der Halbdämon war im Moment dankbar dafür.

Hinter ihnen konnte Seigi sich vor Lachen nicht mehr halten, während Hizashi ihn nur mit großen Augen ansah.

„Sie sind ein Wächter und können kein Blut sehen?“ Grey wurde rot und schüttelte den Kopf. Hizashi sah nochmals auf Garys Oberkörper, dann seufzte er enttäuscht und richtete sich auf. Die Klingen fuhren mit einem Klicken wieder zurück und er steckte sein Werkzeug weg.

„Rücksichtnahme gehört zu den Tugenden eines Hikari. Ohnehin haben wir keine Zeit.“

„Vielen Dank, Hizashi-san…“ Ohne sich noch einmal zurück zu sehen gingen beide Wächter zurück zu Seigi, der immer noch lachte und aufpassen musste, dass Green nicht herunter fiel. Grey tat so als hörte er ihn nicht und sah strikt in eine andere Richtung.

Gary war dazu verdammt nichts anderes tun zu können, als regungslos auf dem Boden liegen zu bleiben. Er versuchte sich aufzurichten, sein Körper brachte jedoch nur ein müdes Zucken zustande. Seinen Mund konnte er jedoch noch bewegen.

„Grey, du Verdammter…“, sagte er automatisch auf Japanisch. Hizashi und Seigi sahen verwirrt aus. Scheinbar konnten sie diese Sprache nicht. Praktisch…

„Wie kannst du Green so in den Rücken fallen…! Wie kannst du da als ihr großer Bruder mitmachen! Besitzt du keinen Funken Geschwisterliebe in dir?!“

„Entschuldigt mich.“ Kaum hatte Grey dies auf seiner Sprache gesagt, erschien er vor Gary und trat ihn so heftig ins Schienbein das es knackte. Der Halbdämon hatte Glück im Unglück, dass er die Schmerzen nicht spüren konnte, da seine Nerven gekappt waren.

„Schweig, Unwürdiger!“ Er holte abermals aus, wollte noch mal zutreten als er jedoch verharrte.

„Morgen hat Green Geburtstag. Es wird ein Freudenfest zu ihrem Ehren stattfinden.“ Gary sah ihn skeptisch an. Was sollte das? Warum sagte er das? Was hatte das überhaupt damit zu tun? Irgendetwas stimmte nicht... Der Blick des Windwächters war vollkommen anders als zuvor. Er sah verzweifelt aus, es sah sogar fast so aus als müsste er die Tränen zurück halten.

„In 27 Stunden ist das Fest vorbei! Pünktlichkeit wird hoch geschrieben!“ Gerade als Gary etwas sagen wollte, trat Grey noch einmal zu und dem Halbdämon blieben die Worte im Halse stecken.

„Du wagst es Einspruch zu erheben, Dämon?!“ Mit diesen Worten drehte der Kaze sich herum, von seiner Verzweiflung war nichts mehr zu sehen und er schritt zu den anderen beiden.

„Was hat er denn gesagt, dass du soooo wütend geworden bist, Blacky?“

„Geht dich nichts an!“ Seigi wollte erwidern, doch Hizashis Blick ließ ihn Schweigen.

Der Halbdämon kniff die Augen zusammen. Er wollte nicht sehen wie Green verschwand, ohne, dass er etwas tun konnte. Dennoch öffnete er seine Augen zu früh und zu seiner Überraschung wurde sein Blick erwidert.

Green war wieder bei Bewusstsein.

„…Green!“

Ihre dunkelblauen Augen sahen zutiefst besorgt zu ihm herüber. Er konnte sie nicht hören, doch sie sagte etwas, zumindest formte sie ihre Lippen zu einem Wort. Schwach hob sie ihre freie Hand. Weit kam sie jedoch nicht, ehe die Wächter sich auflösten und nichts außer schwarze Nacht zurückließen.

„...Green….verdammt!“
 

Fertig gestellt: 08.08.07
 

Vorschau

Sibi: Leute, Leute! Hört ma her! Es gibt Himi-News zu berichten! Zum einen startete wieder ein Wettbewerb mit tollen Preisen – ich erwarte, dass ihr mitmacht! Ich will immerhin schöne Bilder von mir sehen! Am besten mit mir und Green... wer will schon meinen Bruder mit Green sehen, huh? *g* und der zweite Punkt ist, dass es neuerdings der allererste Himitsu no Mahou Doujinshi online gekommen ist – ein Debüt! Der Douji ist ein Spoiler zur dritten Staffel, wenn ihr also einen kleinen Vorgeschmack dessen wollt, was bald mit uns passiert, so liest „Memories of a Hikari“! Yay >w<! Ich weiß, dass hier ist Werbung, aber man kann doch einer Werbung, die von mir stammt, nicht widerstehen, ne? *grins*

Gary: Was ist mit der Vorschau zum nächsten Kapitel?

Sibi: Öhm.. die.. die... hat Pink gegessen.

Gary: ....

Sibi: Sie dachte es wäre Schokolade.

Gary: ...

Sibi: Ist wahr!

Gary: Schieb nicht die Schuld auf Pink, nur weil sie zu dumm ist sich zu verteidigen!

Sibi: Ou, das war jetzt aber gemein!

Gary: Ah, hier ist der Titel für das nächste Kapitel...

Sibi: Was wartest du denn noch. Sag an!

Gary: .... „Der erste Juni Teil 1 - Verbotene Gefühle“ *blush*

Sibi: ... warum wirst du rot?

Der erste Juni Teil Eins: Verbotene Gefühle

Der erste Juni Teil Eins

Verbotene Gefühle
 


 

Grey zog sich in aller Eile das weiße Oberteil an und entledigte sich seiner Menschenkleidung, die jetzt ohnehin fehl am Platze aussah, da seine Haare wie immer ihre natürliche Farbe angenommen hatten; weiß. Kaum hatten sie das Jenseits betreten, musste Seigi wieder einen abfälligen Kommentar über Greys wechselnde Haarfarbe von sich geben. Die Wut des Kaze war nur aufgesetzt gewesen. Er hatte andere Probleme als Seigis Trieb sich zu streiten. Alleine schon als Seigi Green ein weiteres Mal bewusstlos geschlagen hatte… es hatte überhaupt keinen Grund dafür gegeben. Sie hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt. Seigi hatte es einzig allein nur um Grey zu reizen. Ohne Erfolg. Grey hatte sich selbst jegliche Gefühle untersagt und er würde es auch beibehalten. Selbst wenn sie Green vor seinen Augen töten würden, würde er hart bleiben.

Auch wenn das der wohl schwerste Akt seines Lebens sein würde… Wozu hatte er sie damals gerettet wenn sie jetzt unter solch schrecklichen Umständen sterben würde? Wo war die Gerechtigkeit?

Grey durchstreifte die verschnörkelten Gänge, scheinbar, ziellos. Unter den anderen Hikari fiel er nicht sonderlich auf, besonders da er niemanden grüßte, auch nicht als er an Lili vorbei ging. Doch er war nicht der Einzige der nicht grüßte. Es war ungewöhnlich ruhig, zwar waren die Gänge genauso voll wie sonst auch, doch es wurde nicht gesprochen. Nur ein zurückgehaltenes Flüstern hing in der Luft welches unverständlich war. Es machte die Atmosphäre unheimlich und bedrückend. Entweder Grey täuschte sich oder er traf wirklich keinen der Hikari der ein Standartlächeln auf dem Gesicht hatte. Wahrscheinlich war dies nun überflüssig.

Kaum hatte Grey nicht auf seinen Weg geachtet und schon stieß er mit jemanden zusammen. Sofort wollte er um Verzeihung bitten doch er kam nicht dazu.

„Was fällt dir ein?! Fehlt dir die Fähigkeit des Nachvornesehens?!“ Der Angesprochene war so sprachlos von dieser Unfreundlichkeit, dass es ihm nicht gelang zu antworten. Der Hikari beachtete ihn nicht weiter und ging an ihn vorbei. Die Spannung war wahrlich zum reißen gespannt, wenn es einen Hikari, der nicht Shaginai hieß, dazu brachte die Etikette zu vergessen… Dieser Umstand verstärkte das sich ausbreitende schlechte Gefühl Greys.

Kaum war er jedoch um die Ecke gebogen, musste er sich keine Sorgen mehr machen mit einem Hikari zusammen zu prallen. Absolut tot lag der Gang vor ihn. Nur zwei Tempelwächter bewachten eine simple Tür auf die Grey zuschritt. Die beiden Wächter regten sich nicht als er vor der Tür stand. Sie blinzelten nicht einmal.

„Ich möchte zu meiner Kurai Yogosu Hikari Green.“ Ohne einen Laut zu verursachen schritten sie zur Seite. Greys Blicks wurde skeptisch als er vorbei ging und die Tür öffnete. Warum hatten sie ihn nicht nach seiner Autorität gefragt?

Doch alle Skepsis verflog als er in den Raum trat. Im Jenseits gab es keine Kerker oder Gefängnisse, wo sie Green hätten hinbringen können. Daher war sie in einem kleinen Raum untergebracht der buchstäblich aus nichts bestand. Es war als würde man ins Nichts eintreten. Kein Boden und auch keine Decke waren zu sehen. Alles war weiß in weiß. Als Grey eintrat verschwand sogar die Tür hinter ihm.

„Bist du mein Henker, Bruder?“ Green saß auf dem unsichtbaren Boden. Sie stach so heftig hervor wie noch nie, sie trug nämlich ein pechschwarzes Kleid. Doch nicht nur das. Auch ihre Hände waren schwarz und das bisschen was aus dem Kleid heraus zu sehen war. Es war kein Fleckchen Haut zu sehen, außer ihrem Gesicht. An ihren schwarzen Handgelenken leuchteten die Reifen der Catehitsui. Jedoch waren sie nicht aktiviert. Was sich wohl jederzeit ändern konnte. Die zum Tode Verurteilte hatte den Rücken zu ihm gekehrt und hatte auch nicht über die Schultern geblickt, als er reingekommen war.

Grey ging auf sie zu. Keine zwei Schritte gelangen ihm, ehe er von einer unsichtbaren Mauer auf gehalten wurde. Verwundert tastete er diese ab. Es fühlte sich an wie Glas.

„In zwei Stunden findet dein Prozess statt.“ Green horchte auf.

„Ich bekomme einen Prozess?“

„Ja. Das ist deine letzte Gelegenheit dich deiner Schuld zu bekennen.“

„Welcher Schuld?“ Grey wurde langsam wütend, hielt seine Gefühle jedoch zurück.

„Stell dich nicht blöd. Du weißt genau wovon ich spreche!“ Zum ersten Mal sah seine Schwester über die Schulter und sagte abfällig:

„Soll das heißen, dass wenn ich um Verzeihung flehe, ich nicht hingerichtet werde?“

„Nicht nur. Du musst einer Läuterung zustimmen.“ Green antwortete nicht, ihr Blick jedoch sprach Bände und diese waren gefüllt von Widerwille.

„Green, ich bitte dich! Dieser Halbling kann es nicht wert sein dass du seinetwegen in den Tod gehst!“

„Gib Gary nicht die Schuld. Er kann nichts dafür, dass ich mich in ihn verliebt habe.“ Auch wenn Grey davon wusste, trafen ihre Worte ihn hart. Sie sagte dies ohne sich zu schämen, einfach ehrlich gerade aus und der Kaze zweifelte nicht daran, dass sie es vor deren ganzen Familie laut sagen würde.

„Dass Liebe eine Sünde ist… hätte ich nicht gedacht. Aber wenn es so ist…“ Green lehnte sich an die Scheibe und sah nach oben.

„Dann werde ich als Sünderin sterben… niemals werde ich meine Gefühle leugnen.“
 

Tinami blätterte durch die vergilbten Seiten ihres Exemplars des Zweiten Bandes der Dämonen Enzyklopädie. Irgendwo bei Seite 512 hörte sie auf und fing an zu lesen. Die Kikou murmelte etwas vor sich hin und ihre Stirn legte sich in Falten. Hinter ihr erklärte Gary schon zum wiederholten Male seinem Bruder die Situation. Er war es gewesen der ihn gefunden und Tinami gerufen hatte. Zusammen war es ihnen gelungen Gary zu ihr zu bringen. Er war nach wie vor bewegungsunfähig.

Fluchend griff Tinami nach ihrer Luppe. Die Schrift war zu klein.

„Tinami-san, es eilt!“, kam es von Gary.

„Ruhe!“, bellte Kaira, die am Ende des Zimmers mit verschränkten Armen stand.

„Habt ihr überhaupt eine Ahnung was sie da gerade für euch macht?! Wenn es wahr ist und die heiligen Hikaris Najotake mitgenommen haben um sie zu töten, haben wir nicht das Recht uns in ihre Pläne einzumischen. Schon gar nicht euch zu helfen!“

„Aber Green-chan ist doch eure Hikari…“, wandte Siberu ein.

„Das spielt dabei überhaupt keine Rolle! Das Wort der Hikari ist Gesetz! Wenn sie der Meinung sind, dass Najotake den Tod verdient, dann ist es die Wahrheit! Asuka könnte wegen euch enorme Strafen erleiden…“

„Ich hab‘s“, unterbrach Tinami die kleine Auseinandersetzung und die Blicke aller gehörten ihr.

„Hier steht geschrieben, dass zerstörte Nerven sich bei eurer Rasse nach vier Tagen wieder generieren.“

„Vier Tage?!“

„Vier Tage haben wir nicht! Wir haben siebzehn Stunden. Tinami-san, ich bitte dich. Finde eine Möglichkeit.“ Die Kikou sah über die Schulter zu Gary, der das eben gesagt hatte. Auch Siberu sah ihn an.

„Willst du damit andeuten, dass du ins Jenseits einmarschieren und Ee-chan retten willst?“ Ein verächtliches Lachen war von Kaira zu hören, sie verdrehte die Augen. Gary achtete nicht auf sie. Todernst sah er Tinami an. Diese wandte sich wieder von ihm ab, seufzte tief und sagte:

„Und wieder jemand der sich in die Liste von Selbstmördern eintragen kann…“ Jetzt mischte sich auch Siberu ins Gespräch.

„Dann mach ich das eben!“

„Nummer zwei der Selbstmörder…“ Tinami wurde überhört.

„Vergiss es, Silver.“

„Im Gegensatz zu dir kann ich mich aber bewegen. Ich nehme an das erhört meine Chancen.“

„Für diesen Akt bist du nicht geschaffen. Es benötigt strategisches Denkvermögen.“

„Soll das heißen ich hätte kein Hirn?!“

„Nein, das soll heißen, dass dein Hirn nur mit Frauen und Verwüstung gefüllt ist.“

„Ich gehe. Du wirst mich nicht aufhalten können!“

„Das Ganze geht dich nichts an, Silver!“

Schweigen.

Siberu schien sich nicht entscheiden zu können wie er gucken sollte. Er suchte nach den richtigen Worten um etwas zu erwidern, tat es jedoch nicht. Zweifelnd sah er seinen Bruder an, als würde er um eine Erklärung betteln, die er insgeheim wusste. Tinami war es, die das Gespräch wieder aufnahm. Sie schlug das Buch zu, setzte sich auf dem Tisch und sagte:

„Ga-kun ich schätze deine Intelligenz. Das habe ich immer getan. Aber in diesem Falle scheinst du derjenige zu sein, der seinen Kopf nicht einschaltet.“ Gary sah sie verdattert an, so ernst hatte er Tinami noch nie erlebt. Sie sah richtig wütend aus.

„Ich erläutere euch mal die Situation, da ihr Beide scheinbar nicht mehr in der Lage seid klar zu sehen. Ihr wollt ins Jenseits um Green vor einer Hinrichtung zu befreien. Schön und gut, wie wollt ihr hinkommen? Ich habe zwar ein Gegenmittel, aber glaubt ihr das Tor steht offen und bittet euch herein? Nehmen wir mal an ihr gelangt ins Jenseits… Habt ihr eine Ahnung wie es dort vor sich geht? Das Jenseits ist ein Ort der vollkommen aus Magie besteht; Lichtmagie. Er besteht aus einem komplexen Gang Werk, in dem sich nur die Hikari selbst auskennen. Dies hat nichts mit einem guten Orientierungssinn zu tun. Jeder ungebetene Gast wird sich in den Gängen verirren und niemals ankommen, denn der Weg öffnet sich nur für die Lichtwächter! Mit Anderen Worten: Ihr würdet ins Jenseits gelangen und in innerhalb von kürzester Zeit auf Grund von Lichtintus verrecken! Und jetzt kommen wir zum stärksten Argument: Wisst ihr, wie viele voll ausgebildete Hikari dort ihren Tod fristen? Glaubt ihr sie haben ihre Kampfkünste und ihre Lichtmagie verloren, nur weil sie tot sind? Dass deren Fähigkeiten eingerostet sind? Ich kann euch garantieren das sind sie nicht. Diese Hikari sind alle auf Rang eins, sie sind ausgezeichnet worden und das nicht fürs Blumen pflücken! Also… meine lieben Freunde… habt ihr einen Plan der mich überzeugen kann?“ Die Antwort kam sofort:

„Nein“, gab Gary zu, doch nach wie vor war er ernst. Ihre Worte schienen ihn nicht im Geringsten verunsichert zu haben. Im Gegensatz zu Siberu. Dieser biss sich auf die Unterlippe und war in seinen Gedanken vertieft.

Tinami schlug die Augen nieder.

„Dachte ich mir.“ Gary sah zu Siberu, der seinen Blick sofort bemerkte. Der Blickkontakt hielt nicht lange, doch der Rotschopf schien dennoch die stumme Botschaft verstanden zu haben.

„Ich möchte ein Wort mit Silver sprechen. Alleine. Daher bitte ich euch darum, den Raum zu verlassen, da ich mich nicht bewegen kann.“
 

Green wusste nicht wie sie sich fühlen sollte. Einerseits hatte sie Angst, doch dafür war sie fast schon zu ruhig. Ihr Herz schlug ebenmäßig, kein Anzeichen von Nervosität, auch wenn ihr Gehirn ihr sagte, dass sie allen Grund dafür hatte. Sie war alleine. So alleine wie noch nie zuvor in ihren Leben. Abgrenzt von der Welt – nicht viele Stunden von ihrem Tod entfernt. Grey hatte sich nun auch von ihr abgewandt. Wahrscheinlich war dies auch besser so, auf diese weiße kam er wenigstens nicht mehr ihretwegen in Gewissenskonflikte. Green wusste nicht ob er anwesend war. Sie hatte sich generell nicht im Ratssaal umgeschaut, als sie von zwei Tempelwächtern hereingeführt worden war. Ununterbrochen sah sie unerschrocken zu ihren Großvater. Sie hatte sich geschworen: Egal was er mit ihr tun würde, sie würde keine Reue zeigen und auch nicht verzweifeln. Wenn sie sterben würde – dann mit erhobenen Kopf.

„Kurai Yogosu Hikari Green“, begann Shaginai und es war unüberhörbar wie sehr er Green verabscheute, doch sie ließ sich davon nicht beeinflussen. So das er mit der gleichen Tonlage fortfuhr:

„Es wurde einstimmig (bei diesem Wort sah er sich im Saal um) beschlossen, dass deine Hinrichtung in siebzehn Stunden in diesem Saal stattfinden wird. Wenn du dich in dieser Zeit deinen Sünden bekennst und einer Läuterung zustimmst, wird die Strafe von dir fallen.“ Er sah sie siegend an, wahrscheinlich weil er wusste, dass Green dem niemals zustimmen würde. Grey jedoch biss sich auf die Lippe und flehte seine Schwester stumm an, sie würde ihre Meinung ändern. Doch das tat sie nicht. Green sah stur und selbstsicher ihren Großvater an und fragte:

„Gibt es etwa eine Regel die die Liebe verbietet?“ Die Überlegenheit ihres Großvaters geriet ein wenig ins Wanken. Scheinbar hatte er dies nicht als Antwort erwartet. Als Green ihre Aufklärung erhielt, sah sie zum ersten Mal von ihm weg. Die Hikari die antwortete, erkannte die Verurteilte als Lili wieder. Sie war die Schriftführerin des Gerichts, wie es den Anschein hatte.

„Es existiert keine Regel die dieses Gefühl verbietet. Liebe ist ein gesegnetes Empfinden.“ Shaginai schien die Entwicklung nicht zu gefallen.

„Lili-san, tue uns allen den Gefallen und zitiere Regel 2A. Damit wir dieses Thema abharken können.“ Ohne auch nur in das dicke Buch hineinzugucken, welches vor ihr auf den Tisch lag, zitierte sie:

„Es ist ein verbotenes Unterfangen ein Gefühl auf Basis der Freundschaft und der Liebe für ein Wesen mit dämonischem Blut zu hegen. Seite Elf. Absatz Dreizeh...“

„Danke, Lili-san!“, wurde sie unterbrochen und sofort war ihr Selbstvertrauen wieder im Keller. Sie senkte den Blick, schnappte sich ihre Feder und schrieb weiter.

„Noch etwas dazu beizutragen, Angeklagte?“, kam es diesmal von Hizashi. Green sah aus den Augenwinkeln zu ihm. Von dem strahlenden Lächeln, welches er damals, als sie ihn als Lehrer gesehen hatte, für seine Schüler übrig hatte, war nichts mehr zu sehen. Seine Augen schienen aus weißem Stahl zu sein.

„Ja, das habe ich. Als ich ihn kennenlernte wusste ich nicht, dass er ein Halbdämon ist.“

„Soll das eine Entschuldigung darstellen?“, antwortete ein Hikari spöttisch den sie nicht kannte.

„Nein. Ich stehe zu meinen Gefühlen. Es interessiert mich nicht ob er ein Dämon ist oder nicht. Ich liebe ihn als Mensch.“

„Nach deinen Worten zu urteilen liebst du einen Mörder.“ Dies gab in Green einen Ruck und zum ersten Mal seitdem sie den Saal betreten hatte, bröckelte ihr Selbstvertrauen. Denn die Hikari die dies gesagt hatte, war ihre Mutter gewesen. Green sah zu ihr, versuchte ihre Gefühle zu verbergen. Es war deutlich ein schwieriges Unterfangen, denn Whites abweisende Position war mehr als schmerzhaft. Auch ihre Augen waren ohne jeglichen Funken Wärme.

„Wenn es danach geht… sind wir alle Mörder.“ Man sah es White nicht an, doch sie musste ein Schmunzeln unterdrücken. Denn dies waren ihre Worte gewesen (Kapitel 17 „Das heilige Reich der Hikari“). Green hatte sie einfach nachgesprochen.

„Ich habe sicherlich nicht so viele getötet wie er. Doch ich bin mir sicher dass ihr es garantiert schon getan habt!“

„Hüte deine Zunge, Yogosu“, kam es diesmal von Adir, der auch fortfuhr ohne sie anzusehen.

„Ich hoffe du wolltest uns Hikari damit nicht auf die gleiche Stufe wie Dämonen stellen.“ Green öffnete den Mund um zu erwidern, kam jedoch nicht dazu.

„Warum hast du dich in ihn verliebt?“ Die Verurteilte war über diese Frage verwundert die eine ihr unbekannte Hikari fragte.

„Liebe lässt sich nicht erklären.“

„Wie wahr. Es ist… Schicksal. Und er scheint es nicht gut mit dir gemeint zu haben.“ Green verstand was sie meinte. Oder eher, wem sie meinte. Inceres. Sie musste in sich hinein lächeln.

„Nicht gut? Das sehe ich anders. Wenn es wirklich sein Verdienst war, dann danke ich ihm vom ganzen Herzen, dass ich nicht nur Gary kennen gelernt habe, sondern auch Sibi. Es ist mir egal ob ich dafür sterbe! Die Zeit die ich mit ihnen verbracht habe… sind zu wunderschönen Erinnerungen geworden, für die es wert ist zu sterben. Ich bereue keine einzige Sekunde die ich bei ihnen sein dürfte. Sie haben mein Leben lebenswert gemacht.“ Die Antwort auf diese Widerlichkeit war ein angespanntes Schweigen. Die meisten wollten ihren Ohren nicht trauen. Einer von ihnen schwieg jedoch nicht, weil er davon angewidert war, sondern aus Beeindruckung. Adir hatte sich ein wenig vorgelehnt, er hatte die Verurteilte, genau wie Shaginai, perfekt im Blick. Es war eine Schande, dass sie sterben würde. Wenn es nicht ihrer Unreinheit wegen wäre, wäre sie als Hikari weit gekommen. Denn nicht nur ihre Worte sprachen von Selbstvertrauen, sondern auch ihre Haltung, die Art wie sie ihrem eigenen Tod aufrecht in die Augen sah – einen unbeugsamen Willen. Adir fragte sich, wie das Schicksal sich entwickelt hätte, wären die Karten anders gefallen. Wenn man sie vor den beiden Halblingen isoliert hätte. Wenn man diese junge Hikari hätte läutern können. Mit ihrer Willensstärke… wäre sie da nicht wahrlich die Tochter Whites gewesen? Würden diese königsblauen Augen auch im Anbetracht des Leids, des Schreckens und des Grauens, welches die Elementarkriege mit sich brachten, standhaft bleiben? Oder würde dieses unnormale blau in Tränen untergehen?

Adir lächelte in sich hinein. Er würde niemals eine Antwort bekommen.

Anders als Green, die sich jetzt abermals mit ihren Großvater auseinandersetzen musste. Seine Stimme konnte er nur mit Müh und Not zurück halten und da Adir nur zwei Plätze von ihm entfernt saß, konnte er sehen, wie seine Fäuste vor Wut zitterten.
 

Sie kommt ganz nach dir, Shaginai. Ist es das der Grund warum du sie so sehr hasst?
 

Manchmal wünschte sich Firey sie hätte mehr als Wächter gelernt. Es war ein halbes Jahr her seitdem sie sich ihres Daseins bewusst geworden war und was hatte sie gelernt? Nicht viel… Ihr Element geriet öfter außer Kontrolle und nicht selten war es vorgekommen, dass sie etwas, außer der Zielscheibe, in ihrer Umgebung in Brand gesetzt hatte. Sie wunderte sich immer wieder, dass Tinami und auch Grey nie wütend geworden waren, über Fireys Fehler. Weil sie wussten, dass sie sowieso zu nichts gut war? Manchmal kam es ihr jedenfalls so vor… Das aufmunternde Lächeln, mit den Worten „Du wirst es schon noch lernen.“, hatte ihr schon beim zweiten Patzer nicht mehr gefallen und jetzt waren die Patzer zu Unmengen angewachsen. Strengte sie sich nicht genug an? Bemerkte ihr Element ihre Unsicherheit? Oder war sie einfach unfähig?

„Als Wächter bist du genauso wenig zu gebrauchen, wie als Frau, ne Hinako-chaaan?“

Ohja, wie Firey es sich wünschte ihm eins auszuwischen. Man konnte fast schon behaupten dieser idiotische Rotschopf wäre ihre Motivation. Immer wenn sie nicht weiter konnte, wenn ihr Körper an seine Grenzen gestoßen war, rief sie sich automatisch eine seiner Abermillionen Beleidigungen in den Kopf und schon hatte sie wieder genug Wut im Bauch im weiter zu machen… Ja, so konnte man doch fast sagen er wäre zu etwas zu gebrauchen!

… Aber eben nur fast.

Irritiert schüttelte Firey den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Sie war nicht beim Training, also hatte sie auch keinen Grund an Bakayama zu denken. Ihre Gedanken sollten zum Anfangspunkt zurückkehren. Zu Green.

Eigentlich hatte die Feuerwächterin nur vorgehabt Green wegen der Hausaufgaben anzurufen, denn Sho war seit geschlagenen sechs Stunden auf Shoppingtour (leider mit der Limousine… also war Firey gezwungen zu gehen), so dass sie ihre große Schwester nicht hätte fragen können… und kaum hatte Firey Greens Nummer gewählt, bekam sie eine panische Pink an den Hörer.

Sämtliche Wörter waren danach unverständlich gewesen. Erst als Daichi das Reden übernommen hatte, hatte sie etwas verstanden…
 

„Hinako-san?“

„Ja, kann ich Green sprechen? Was ist denn mit Pink los?“

„Pink ist ein wenig panisch…“ Ein wenig?!

„… auf Grund von Green-sans Verschwinden.“

„Verschwinden?“

„Weißt du das nicht?“

„Sonst würde ich sie wohl kaum sprechen wollen…“

„Oh... ja stimmt“, sagte er und lachte ein wenig verunsichert. Die liebe Liebe, dachte Firey und verdrehte die Augen. Hoffentlich würde sie niemals ein Opfer davon werden.

Daichis Stimme wurde ernst.

„Ich weiß nicht viel. Nur, dass Green-san verschwunden ist…“

„Was? Was macht sie nur! Letzten Monat war sie doch auch schon…“

„Diesmal ist es was Anderes. So wie es klingt… haben die heiligen Hikaris Green mitgenommen.“

„“Mitgenommen?““

„Entführt trifft es eher…“

„Entführt?! Aber… das ist doch ihre Familie?“

„Tut mir Leid, ich weiß nicht viel, da ich auf Pink aufpassen muss.“

„Wo muss ich hin um etwas zu erfahren? Warte, wo ist Gary-san und sein bekloppter Bruder?“

„Ähm… bei Tinami-san, denke ich…“

„Danke!“ Und damit war das Gespräch beendet.

Also war Firey jetzt, um kurz vor 24 Uhr, dabei zu Tinami zu kommen. Auch diesmal verfluchte sie den Umstand, dass sie des Teleportieren nicht mächtig war. Ihr Weg zu Tinami kam ihr zu Fuß um einiges weiter vor als auf der Rückbank der Limousine... und das wo sie beide im gleichen Teil von Tokio wohnten und der Abstand also nicht besonders groß war. Als sie am Observatorium angekommen war, war sie richtig aus der Puste. Firey wusste, dass es sich nicht gehörte, dennoch ging sie durch die nicht verschlossene Haustür hinein ohne zu klingeln oder zu klopfen. Sie hatte es zu eilig als auf Höflichkeit zu achten. Im Flur standen Tinami und Kaira, beide an das Glas der Vitrinen gelehnt. Beide sahen auf als Firey rein kam. Sofort überkam sie das schlechte Gewissen des Regelbruches und sie sah zur Seite.

„Tut mir Leid… Ich…“ Tinami lächelte.

„Wir sind wohl heute alle etwas von der Rolle, ne?“ Ein leichtes Lächeln bekam Firey gerade noch hin, ehe sie wieder ernst wurde.

„Wo sind die Beiden?“ Kaira zeigte auf die Tür und ihre Freundin wollte gerade sagen, dass die Dämonenbrüder nicht gestört werden wollten als Firey schon die Tür öffnete.

„…Ich denke nicht, dass die Hohen von uns erwarten, dass wir so weit für…“ In diesen Moment verstummte der Rotschopf, denn er hatte den anderen Rotschopf entdeckt, der jetzt in der Tür stand. Sein Blick verfinsterte sich automatisch als er sie fragte ob sie nicht wüsste was Anklopfen bedeutete.

Darauf ging Firey überhaupt nicht ein. Während sie zu Gary sah, lief der Satz Siberus ihr noch einmal durch den Kopf. Was hatte er damit gemeint? Mit dem Satz konnte sie nichts anfangen…

„Was ist hier los?“ Diesmal war sie es die nicht beachtet wurde. Seelenruhig holte Siberu ein Haargummi aus der Jackentasche und hatte in nur wenigen Sekunden seine dunkelroten Haare zu einem perfekten Zopf gebunden. Mit einem Blick den Firey nicht einordnen konnte, sah er zu seinem großen Bruder herüber.

„Bist du dir absolut sicher?“

„Ja.“ Kein Zögern. Keine Unsicherheit. Gary war sich seiner sicher. Warum teilte Siberu dieses Gefühl nicht? Sie gingen zu weit…

Keine Sorge, Silver, sagte er sich selbst, wenn was passiert, gibst du deinem Bruder die Schuld. Perfect!

Siberu sah zu Tinami, dabei kreuzte er den Blick Fireys… und plötzlich kam ihn die perfekte Idee. Zusammen mit dieser bekam er sein Selbstwertgefühl zurück und auch seinen Spaß an der Sache.

Was sollte schon schief gehen… Sie waren Profis.

Der Halbdämon grinste. Das war das Letzte was Firey von ihm sah, ehe sie einen festen Griff um ihre Taille verspürte. Zuerst beschleunigte ihr Herz sich aus Scham, doch schnell wurde ihr bewusst wozu dies gut sein sollte. Siberu hielt seine andere Hand flach an ihren Hals, diese wurde von einem schwarz leuchtenden Wirbel umgeben.

„Raus mit dem Gegengift, oder die Kleine ist einen Kopf kürzer.“
 

„Waren das deine letzen Worte?“ Green nickte. Es war alles. Jetzt war alles gesprochen worden. Alles war aus. In siebzehn Stunden würde sie genau hier, auf diesen Punkt, sterben. Immer noch kroch keine Angst in ihr empor. Nicht einmal der Gedanke, wie sie sterben würde, löste irgendwelche Gefühle in ihr aus. Es war alles gleichgültig.

„So sei es“, der Hikari der dies gesagt hatte war einer den Green nicht wiedererkannte. Sie hatte wohl ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Er bewegte beifällig die Hand und eine der vielen Säulen schien sich in Lichtpartikel aufzulösen, nur um danach neue Form anzunehmen; die einer Uhr. Jedoch hatte diese nur 17 Ziffern. Es war deutlich, dass der Sonnenförmige Zeiger sich Greens Tod näherte. Es war nicht gerade ein schönes Gefühl seiner eigenen ablaufenden Uhr zuzuschauen...

Der Anblick währte jedoch nur so lange, bis jemand vor ihrem Blickfeld auftauchte. Green brauchte nicht lange um ihr Gehirn dazu zu bringen, ihre Überraschung zu überwinden und festzustellen, dass es sich um Shaginai handelte. Was…?

„Auf die Knie, Unreine.“ Greens Blick wurde skeptisch. Sie öffnete den Mund um ihn eine zickige Bemerkung an den Kopf zu werfen, jedoch wurde sie schon zu Boden gedrückt ehe ihre Proteste zu hören waren. Die Catehitsui schienen plötzlich vom Boden magnetisch angezogen zu sein und machten es Green unmöglich sich aufzurichten.

„Sogar der Boden ist zu gut für dich.“ Die Verurteilte starrte ihn nur widerwillig an, den Schmerz in ihren Beinen verdrängend. Shaginai streckte die Hand nach ihrer Brust aus. Greens Blick wurde eine Spur verunsicherter, was er mit Freuden bemerkte. Sie wusste was er wollte. Dennoch konnte sie es nicht verhindern als er es umsetzte:

Shaginai packte das Glöckchen.

„Du hast es keine Sekunde lang verdient!“

Was meinte er? Das Glöckchen als Relikt, Beweis dafür, dass sie eine Hikari war… oder ihr Leben, welches von diesem kleinen Ding abhängig war?

Wahrscheinlich beides…

Als er ihr das Glöckchen vom Hals nahm, spürte Green sofort die Folgen dieser Tat. Ihr Körper zog sich zusammen, ihr Herz schmerzte als hätte man eben dieses genommen. Den Drang die Hände auszustrecken und es sich zurückzuholen – wenn auch mit Gewalt, war überwältigend. Nur mit Müh und Not konnte Green es zurückhalten, wie auch das Flehen und Bitten es wieder zu bekommen.

„Sonst irgendwelche Relikte die ihrer unwürdig sind?“ Jetzt stand nicht nur Shaginai vor ihr, sondern auch die anderen Hikari. Jetzt wurde Green erst bewusst, dass gar nicht so viele anwesend waren. Es waren neun. Zwei die sie nicht kannte, Hizashi, Lili, Mary, Seigi, Adir, White und als Richter Shaginai. Am Rand sah sie auch Grey, doch ihn zählte sie als Hikari nicht hinzu. Auch wenn er momentan genau wie sie aussah. Weiße Haare. Prächtige weiße Uniform… und sein Blick war genauso kalt, wie die der Vollhikari. Das war wirklich das einzige was sie beirrte… dass ihre Mutter und ihr großer Bruder sich von ihr abgewandt hatten. Sie war vollkommen allein. Genau wie früher. War es nicht Ironie, dass sie allein geboren war und auch alleine sterben würde?

„Sie trägt Ohrringe!“, sagte Seigi und fügte satirisch hinzu:

„Und obendrein hat sie diese von ihrem Halbling.“ Zum ersten Mal fiel Greens Gesicht vor Schrecken zusammen. Alles… aber nicht die Ohrringe! Es war das Einzige was ihr noch geblieben war… das Einzige was sie noch von Gary hatte…

Wieder war es Shaginai der diese Aufgabe übernahm. Natürlich fiel ihm Greens veränderte Gefühlslage auf. Wäre dies nicht gewesen, wären ihm die Ohrringe wahrscheinlich egal gewesen.

Green wich zurück und zu der Überraschung aller schlug sie Shaginais Hand weg.

„Wie…“ Wie war es möglich, dass eine Unreine wie sie, die Catehitsui, an ihren Händen, aus eigener Kraft überwunden hatte? Für einen ausgebildeten Vollhikari würde dies zum Einmaleins gehören… doch sie? Wie hatte sie die Magie eines anderen Hikari überwinden können? Dazu kam, dass es ihr anzusehen war, dass sie es nicht einmal bemerkt hatte. Die Verurteilte konnte sich keinen Reim daraus machen, warum sie angestarrt wurde, als hätte sie soeben ein Wunder vollbracht.

Shaginai war der Erste der so tat als hätte er nichts gesehen. Mit einem finsteren Blick, der, verbotenerweise, dem Blick eines Dämons glich, packte er Green am Handgelenk. Dadurch verstärkte er die Catehitsui. Es war deutlich, dass er seine Wut nicht länger unter Kontrolle hatte, die Ketten verstärkten sich so sehr, dass Green ein Aufschreien unterdrücken musste. Sie schnitten sich in ihr Fleisch und Blut spritzte auf den weißen Marmor.

„SHAGINAI!“, rief Adir um seinen Tun Einhalt zu gebieten. Doch er hörte nicht. Lili keuchte auf und versteckte sich hinter Seigi. Ihr Gewissen hielt dem Anblick nicht länger stand.

Adir packte Shaginai an der Schulter.

„Shaginai, es REICHT.“ Wütend ließ der Stolze von seiner Enkelin ab und befreite sich von der Hand seines Mithikaris.

„Es reicht?! Wie kannst du das behaupten! Seid ihr blind?! Habt ihr nicht gesehen, was sie getan hat?! Yogosu hat Lichtmagie entzweit, mit Hilfe von der Magie der Dunkelheit! Wir können von Glück sprechen, dass es in weniger als 17 Stunden aus ist, ansonsten wäre sie...“

„Das mag sein“, mischte sich nun auch Hizashi ein und wagte es Shaginai zu unterbrechen.

„Aber ich denke nicht, dass dies ein Grund zu solch einen Akt ist. Sie verschwenden ihre Magie und Nerven. Obendrein haben Sie den Boden befleckt.“ Aus den Augenwinkeln sah er zu Grey, seine Angst vor Blut noch in den Hintergedanken. Wie er es sich gedacht hatte, sah der Halbhikari weg, er hatte die Hand vor dem Mund. Dass Grey aus einem anderen Grund die Farbe verloren hatte, ahnte er nicht…

Shaginai sah abwechselnd von Adir zu Hizashi. Die Worte des Letzteren schienen ein wenig Wirkung gezeigt zu haben.

„In der Tat, ich habe übertrieben und mir meine Hände schmutzig gemacht. Seht bitte über meiner Missetat hinweg.“ Der Erhabene senkte kurz pflichtbewusst den Blick und wandte sich dann, wieder beruhigt, seinen Pflichten zu.

Green war absolut erstarrt. Die Catehitsui waren zwar nicht mehr zu fest, dass sie sie verletzten, jedoch so stark, dass es ihr nicht gelang sich zu bewegen. Sie hatte keine Ahnung wie und ob sie überhaupt Magie der Dunkelheit beschworen hatte. Sie fühlte sich hilflos. Hilflos den Willen ihrer Vorfahren ausgesetzt und ohne die Möglichkeit sich zu bewegen. Nicht einmal sprechen konnte sie mehr. Alles was von ihren Widerwillen sprach, waren ihre Augen, als Shaginai sich widerwillig abermals zu ihr runter beugte. Zum Glück, für ihn, trug er Handschuhe. Dennoch achtete er penibel darauf ihre Haut nicht zu berühren. Er kam allerdings nicht drum herum ihre Haare beiseite zu schieben, da Green diese extra vor ihren Ohren hatte hängen lassen. Man hatte das Geschenk Garys nicht gesehen. Doch Seigi musste sie in Erinnerung behalten haben…

Als der erhabene Hikari plötzlich innehielt, nahm Green an, dass er es tat um die Ohrringe zu begutachten. Dem war nicht so. Er hatte etwas bemerkt, etwas was seinen Blick von den Ohrringen ablenkte. Ihre Haare. Obwohl er Handschuhe trug, wusste er sofort von wem sie diese geerbt hatte. Von ihrer Großmutter… von Isari.

„Sie sind nur vergoldet. Von keinem Wert“, sagte Shaginai um sich selbst abzulenken. Natürlich hatte sie etwas von seiner Frau geerbt, trotz allem floss immer noch Dasselbe Blut durch deren Adern.

„Genauso unecht wie ihre Besitzerin. Aber da sie scheinbar an ihnen hängt…“ Seigi schien verstanden zu haben. Freudig schritt er vor, während sein Mithikari sich abwandte.

„Nicht bewegen!“, befahl er Green mit einem Grinsen und ehe sie etwas tun konnte, hatte der Tausendtöter bereits sein Schwert gezogen. Sie kniff die Augen zusammen, spürte jedoch nichts außer einem Luftzug. Das Erste was ihre geöffneten Augen sahen, waren die kleinen Glöckchen-Ohrringe die zerstört vor ihr auf den Boden lagen…

Green wollte am liebsten schreien, in Tränen wollte sie ausbrechen. Sie setzte diese Wünsche zwar nicht in die Tat durch, doch ihre Verzweiflung war deutlich in ihren Gesicht abzulesen. Angesicht dessen, lächelte Shaginai triumphierend.

„Führt die Sünderin ab.“

… Dass passiert mit denen die sich mit erhobenen Kopf Sünder nennen wollten.
 

Kaira war sofort in Angriffsstellung, die Hand schon an ihrer Taschenuhr. Diese Show würde schnell beendet werden. Was hatte sich dieser Halbling nur gedacht? Er war immerhin alleine, sein Bruder war bewegungsunfähig… Hatte er da allen Ernstes angenommen er könnte eine Geisel nehmen und Forderungen stellen? Bei drei anwesenden Wächtern? Kaira brauchte nur die Zeit anzuhalten und Firey rauszuholen. Mehr war dazu nicht nötig.

Dies wollte sie auch gerade durchführen. Doch Tinami schien ihre Gedanken gelesen zu haben. Sie hatte die Hand auf Kairas Arm gelegt um ihr bedeuten, dass sie ihren Plan nicht in die Tat umsetzen sollte.

Aber warum? Was ging mal wieder in ihren Kopf vor?

„Meinst du etwa das hier?“ Tinami hob eine kleine Kapsel hoch, die sie mit zwei Fingern hielt. In der Kapsel schien ein grünes Puder enthalten zu sein, welches Ähnlichkeit mit Mehl hatte.

„Her damit.“ Siberus Stimme war messerscharf, wie auch seine Augen. Die Hand an Fireys Hals, war bereit sie beim kleinsten Fehltritt zu töten. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, grinste er überlegen. Sein Opfer war die Farbe entwichen, anders als normale Geisel jedoch, war ihr Gesicht nicht schreckverzerrt, sondern wutentbrannt. Aber ob das der Grund für ihre Röte war…?

Gary, der dies alles nur von hinten beobachten konnte, verdrehte die Augen. Was für ein Spielkind sein Bruder doch war.

„Bakayama, du verdammtes Arschloch! Fass mich nicht mit deinen dreckigen Fingern an!“, zischte sie durch ihre zusammen gebissenen Zähne hindurch.

„Du hast andere Probleme als meine Finger, Hinako-chan!“, antwortete der Halbdämon mit einem verspielten, doch beleidigenden, Tonfall. Firey hätte ihn gern eine Tracht Prügel verpasst, doch sie war nicht länger Herr über ihren Körper. Er musste sie irgendwie gelähmt haben… Daher blieb der Feuerwächterin nichts anderes übrig als ihre Augen sprechen zu lassen, da ihr auch keine Schimpfworte einfielen um ihn zu beschreiben. Keins war beleidigend genug!

„Habt ihr denn jetzt einen Plan?“, fragte Tinami und gewann Fireys Aufmerksamkeit zurück. Wie auch die von Siberu.

„Lass das mal Blues Sorge sein.“ Ja, danke, dachte dieser, sein Bruder überließ natürlich alles ihm.

„Tinami-san, gib es ihm nicht!“ Siberus leuchtende Hand kam näher an Fireys Pulsader, doch sie zeigte keine Spur von Angst. Sein Grinsen schwand und seine Augen verengten sich.

„Soll das heißen du wünscht Green-chans Tod? Du solltest ruhig sein, wenn du keine Ahnung hast!“ Zum ersten Mal wankte die Wut und Fireys Gesicht nahm eine Spur von Unsicherheit an. Was sollte das heißen? Was meinte er damit? Sollte Greens Leben etwa von diesem Ding abhängen? Zu viele Fragen… und sie war nicht in der Fassung nach Antworten zu verlangen.

„Aber wenn du mir nicht glauben willst, dass ich es ernst meine…“ Er löste die Hand von Fireys Hals, nur um damit auszuholen. In dem Moment fiel Fireys Gesicht zum ersten Mal geschockt in sich zusammen. Das war doch nicht… sein ernst?!

… Bedeutete sie ihm so wenig?

Gar nichts?

Alle sahen genauso schockiert wie Siberus Hand pfeilschnell die rechte Seite von Fireys Taille durchstieß. Der körperliche Schmerz zeigte sich in Form ihres verzerrten Gesichts und ihrem ersticktes Aufschreien. Doch die Tränen die sich in ihren Augen sammelten, hatten nichts mit ihrer körperlichen Peinigung zu tun…

…Was für ein Fehler einem Dämon zu vertrauen…

Oder noch schlimmer: Zu mögen.

„Ich hoffe jetzt ist dir bewusst, dass ich es ernst meine, oder Tinami?“ Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe, während sie Kairas Arm festklammerte um sie daran zu hindern einzugreifen.

Siberu zog seine blutgetränkte Hand aus Fireys Fleisch heraus, ihre Kleidung, wie auch der Boden unter ihnen färbte sich rot.

Ohne einen Ton von sich zu geben, warf Tinami dem Rotschopf die Kapsel zu. Achtlos, da sie nun ihren Zweck erfüllt hatte, ließ er Firey zu Boden fallen und fing den Gegenstand auf. Er würdigte sie keines Blickes und schritt zu seinem Bruder herüber. Derweil war Tinami zu Firey niedergekniet. Diese starrte nach unten, hielt sich die Hand vor die Wunde.

Man hörte wie Gary hustete und schon stand er aufrecht.

„Ich fass es nicht… Wie hast du das gemacht, Tinami?“ Die Angesprochene sah auf, doch kam nicht zum Antworten, denn Siberu kam dazwischen.

„Das können wir jawohl später klären?! Komm! Los!“ Gary sah ihn an und nickte. Mit schnellen Schritten und ohne sich zurück zu schauen, ging er durch die Tür. Es war jedoch nicht Siberu der ihm folgte, sondern Tinami, zusammen mit Kaira.

Die beiden Rotschöpfe blieben allein zurück.

Firey löste die Hand von der Wunde, während sie zu ihm rüber sah. Der untere Teil ihrs braunen Oberteils war blutig, wie auch ihre Hose. Auch der Boden unter ihren Füßen… doch das war nicht der einzige Fleck. Ebenmäßig, fast im Takt, tropfte auch das Blut von Siberus Körper herunter. Er hielt die Hand genau an dem Punkt wo sie es zuvor an ihrem Körper getan hatte.

„Wie… was hast du gemacht?“ Ihre Schmerzen waren… weg.

„Nummer 12 der verbotenen Künste: Qual der Spiegel. Damit kann man Wunden austauschen. So wie ich es verstanden habe...“ Er ging zu ihr rüber, mit langsamen Schritten. Zwar sah sie nach oben, konnte seine Augen jedoch nicht erkennen, da sein roter Pony sie verdeckte.

„Warum hast du die Wunde auf dich selbst überschrieben?“

„Weil du ein Schwächling bist und daran gestorben wärst.“ Firey wurde durch diese Worte nicht wütend, sie sah ihn einfach nur an.

„Willst du… nicht, dass ich sterbe?“ Auf halben Weg zu ihr, verharrte er bei dieser Frage. Einen Moment schwieg Siberu, schien über die Frage nachzudenken.

„…Ich denke nicht.“ Er ging weiter, bis er vor ihr stand. Mit einem Blick, den er so gar nicht von Firey kannte, sah sie zu ihm hoch.

„…Du bist der merkwürdigste Idiot den ich kenne…“ Er grinste sein übliches Grinsen. Doch auch wenn Firey es nicht oft gesehen hatte, und wenn nur aus der Ferne, kam es ihr so vor als wäre es anders als sonst… Erfreuter?

Das Grinsen schwand jedoch als er sich zu ihr niederkniete.

„…Und ich glaube ich werde noch merkwürdiger.“ Firey erstarrte, denn er streckte die Hände nach ihr aus. Ihre Augen weiteten sich. Ihre Gedanken schlugen Purzelbaum, was und warum er dies tat, bis er jedoch an ihren Kopf vorbei griff und ihren Zopf packte. Firey öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Sie wollte sich losreißen, denn er zog an ihren Haaren.

„Baka…“ Weiter kam sie nicht, denn dann wurde deutlich warum er an ihren Haaren zog. Er hatte sie zu sich gezogen, ein wenig zu hart, was jedoch vollkommen in den Hintergrund gedrängt wurde, als Firey die Lippen des Dämons an ihrer linken Wange spürte.

„Tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe“, hauchte er auf eben diese Stelle die er geküsst hatte. Firey wollte antworten, doch ihr Körper ließ nicht einmal ein Wimpernschlagen zu. Das rasende Pochen ihres Herzens schien das Einzige in ihrem Körper zu sein, was noch im Betrieb war.

Siberu stand auf, drehte sich mit Schwung herum und ging schnell zur Tür. Fireys verwirrtes Gehirn wollte ihn gerade bitten auch noch die andere Wange zu küssen, als es jedoch den normalen Betrieb wieder aufnahm. Oder eher… fast normal.

„Siberu!“ Wie angewurzelt blieb er stehen. Hatte der Halbdämon sich verhört? Hatte Firey ihn… Siberu genannt?!

„Ich hab keine Ahnung was hier vor sich geht und auch nicht was mit Green passier ist, aber... komm nicht auf die bekloppte Idee zu sterben, ehe ich dir für das hier eine runtergehauen habe!“ Ein letztes Mal wandte er sich herum. Siberu lächelte und das war ein Lächeln, welches sie nicht einmal von weiten gesehen hatte… und… war er... rot?

„Ich bin gespannt ob du das schaffen wirst!“

… Mit diesen Worten verschwand er.
 

Im Tempel war der Herbst, mit seinem farbenfrohen Gewächs, langsam und sicher heran gebrochen. Die sonst grünen Ranken um die Säulen der Eingangshalle hatten einen rotbraunen Ton angenommen und die Luft war kühl. Ein krasser Unterschied zu der schwülen Sommerluft Tokios.

Davon ließen sich die beiden Dämonenbrüder jedoch nicht beirren.

„Dir hat Green-chan nicht zufällig gesagt wie man ins Jenseits kommt, oder?“ Gary schüttelte gedankenvoll den Kopf.

„Sie hat es nie erwähnt...“ Siberu stemmte die Hand in seine nicht blutende Hüfte. Dabei bemerkte er wie Gary sich die Wunde ansah. Irritiert erwiderte der Rotschopf den Blick seines großen Bruders. Bis dieser plötzlich schmunzelte und ein Kopfnicken andeutete.

„Was?!“

„Och nichts. Ich dachte nur gerade daran, dass der große Silver-sama doch nett zu einem flachen Mädchen sein kann.“ Siberu spürte wie die Röte in ihm hochkam und davon hatte er diesen Abend eindeutig schon genug gehabt.

„Alter, du hast doch keine Ahnung! Das hat vollkommen andere Hintergründe! Es macht mir nur Spaß ihre Reaktion zu lesen und ihre Gefühle zu verwirren.“ Er erhob den Zeigefinger.

„Das ist einfach nur ein Spiel.“

„Soso.“

„Glaubst du mir nicht?!“

„Ist das so auffällig?“ Weiter kamen die beiden Streithähne nicht. Denn beide spürten in dem Moment eine Aura. Zwar eine recht Minimale, doch eine die spürbar war. Die Brüder sahen über die Schulter und entdeckten Itzumi, die am Eingang stand. Sie sah aus wie eine kleine Puppe, die man am falschen Punkt abgestellt hatte. Doch obwohl sie am falschen Punkt stand, sah die Tempelwächterin sie trotzig an und würde wohl so ohne weiteres nicht den Weg freimachen.

„Aj, die Kleine kommt ja wie gerufen!“, meinte Siberu erfreut und fügte hinzu:

„Du weißt nicht zufällig wie man ins Jenseits kommt?“

„Ich werde euch keinerlei Informationen geben!“, erwiderte die Wächterin und obwohl sie vollkommen alleine und wahrscheinlich auch vollkommen machtlos war, sagte sie diese Worte mit Bestimmtheit und ohne jegliche Spur von Unsicherheit.

Siberu tat so als wäre er ein Unschuldsengel und fragte sie, warum sie ihnen nicht helfen wollte.

„Weil ihr Yogosu vor dem Tod retten wollt!“ Keine Antwort die die beiden erwartet hatten zu hören, doch Itzumi war nicht fertig, sie schien in Schwung gekommen zu sein.

„Ich danke den heiligen Hikari für diesen Akt! Ich wusste von Anfang an, dass Yogosu zu unrein ist um den erhabenen Namen einer Hikari zu tragen! Ich wollte immer der Hikari dienen und dann muss ich so einer widerlichen Person die Treue schwören! Mein ganzes Leben lang habe ich danach gestrebt! Es gibt keine größere Ehre für einen Tempelwächter der Hikari zu dienen! Doch jede Sekunde in ihrer Gegenwart habe ich verflucht! Jedes mal wenn ich sie „Hikari-sama“ nennen musste war es eine endlose Qual! Aber jetzt ist es endgültig vorbei, denn sie lassen solch eine Unreinheit nicht länger atmen. Endlich! Endlich sind die erhabenen Hikari von dieser Sünderin befreit! Und deshalb… sterbe ich lieber, als euch den Weg ins Jenseits zu erklären.“ Mit diesen Worten endete Itzumi ihren Vortrag und es war deutlich zu sehen, dass sie es vom ersten Atemzug bis zum Letzten, vollkommen ernst gemeint hatte.

Gary bemerkte, dass Siberu vor Wut beinahe überkochte und hielt ihn am Arm zurück.

„Lass das, das wird uns nicht weiterbringen.“ Der Rotschopf riss seinen Arm los und antwortete:

„Überlass mir das! Ich habe den perfekten Plan, um ihr diese Beleidigung heimzuzahlen!“ Ohne auf die Antwort seines Bruders zu warten, schritt Siberu zielsicher auf die Tempelwächterin zu. Sein finsterer Gesichtsausdruck schien ihr zu sagen, dass er sie tatsächlich umbringen wollte, dennoch wich sie nicht zurück. Sie hatte ihre Worte nicht einfach so in den Raum geworfen. Itzumi bereute keines. Es war ein ehrenvoller Tod für einen Tempelwächter für die Hikari zu sterben.

Es kam jedoch anders. Vollkommen anders als sie dachte. Von einem Moment zum anderen war der Halbling aus ihrem Blickfeld verschwunden. Es gelang Itzumi jedoch nicht darüber nachzudenken wo er war, denn schon spürte sie die harte Marmorwand an ihren Rücken. Die Tempelwächterin öffnete die Augen und sah direkt in roten kalten Augen des Dämons. Er hielt ihre Hände mit seinen an die Wand geheftet, sodass es ihr unmöglich war irgendwelche Beschwörungen zu benutzen.

„Dein Leben willst du also für sie opfern. Aber was ist mit deiner Unschuld? Bist du auch bereit dieses Opfer zu bringen?“ Itzumi riss die Augen auf und starrte ihn geschockt und angewidert an. Ihrem Gesicht fehlte es plötzlich an Farbe, anders als Gary, der sich die Hand an die Stirn warf. Siberu hatte derweil bereits seine Hand an Itzumis Rocksaum.

„Dann bist du genauso unrein wie sie, willst du das? Du bist meiner zwar nicht würdig, aber ich mache mal eine Ausnahme. Fühl dich geehrt, Kleines!“ Bei diesen Worten löste Siberu die eine Hand von ihren, allerdings nur um ihr die Kleider vom Leibe zu reißen.

Gary war sich sicher, dass hätte der Rotschopf auch getan ohne mit der Wimper zu zucken, doch er kam nicht dazu. Eine dritte Person war hinzugekommen.

„Lass meine Schwester los und ich sage euch was ihr Wissen müsst.“ Siberu sah mit desinteressiertem Blick über die Schulter, wo auch Gary hinsah und beide trafen Ryôs Blick, der genauso erzürnt zu sein schien wie der von Siberu. Aus dem gleichen Grund wie es schien, denn er sah zu seiner Schwester, die widerwillig den Kopf abwandte.

Siberu löste die Hände von ihr und, indem er sich die Hände klopfte, gesellte er sich wieder zu Gary. Sein Blick blieb jedoch von Ryô, der sich nicht vom Fleck bewegte. Er mochte ihn nicht und das lag nicht nur an den schwarzen Ringen die seit je her an seinen Handgelenk deutlich zu sehen waren. Allerdings konnte Siberu auch gar nicht mal sagen was er noch an Ryô unsympathisch fand. Er mochte ihn einfach nicht. Punkt.

„Man benötigt eine Art Passwort und einen Schlüssel.“ Gary runzelte die Stirn.

„Das ist alles?“ Der Angesprochene nickte.

„Es ist wie bei einer Teleportation. Allerdings muss die Formel mit der Stimme eines Wächters gesprochen sein.“ Siberu grinste boshaft.

„Denn bitte ich höflich sie aufzusagen. Ansonsten werde ich keine Skrupel haben und die Kleine genau hier und jetzt zu vergewaltigen. Und glaub mir, ich kann das volle Programm.“

Ein weiteres Mal an diesem Tag schämte Gary sich Siberu seinen Bruder nennen zu müssen. Doch im Moment erfüllte seine Drohung seinen Zweck. Ryô schien einverstanden zu sein. Anders als Itzumi.

„Nicht! Ryô, das ist Verrat!“ Aus den Augenwinkeln sah er sie an.

„Du sprichst von Verrat? Wo doch jedes deiner Worte ein schändlicher Verrat gegenüber Hikari-sama war?“

„Wie willst du mich schon verstehen! Du dienst Grey-sama!“

„Auch wenn ich Hikari-sama dienen würde, so würde ich es mit Stolz tun.“ Diese Worte überraschten seine Schwester. War er nicht, genau wie sie, immer gegen Green gewesen? Natürlich war sein Widerwille nicht so groß wie ihrer gewesen, da er sie nicht stundenlang in seiner Nähe ertragen musste… und jetzt behauptete Ryô er würde ihr genauso treu ergeben sein, wie er es für Grey war? Irgendetwas sagte ihr, dass dies nicht an den guten Noten lag, die er in der Schule bekommen hatte. Sah er Green etwa in einem anderen Licht? Was hatte seine Sicht verändert?

Itzumi schwieg und Ryô bekam keine Antwort. Er wandte sich wieder den beiden Halbdämonen zu, während er einen Schlüssel hervorholte. Anders als die Brüder wurde Itzumi stutzig. Nur die Hikari besaßen einen… war das etwa Greys? Aber woher hatte Ryô den bekommen? Hatte Grey ihn den etwa gegeben? Wenn es so war, hatte er ihrem Bruder dann auch den Befehl aufgebürdet den Schlüssel den Halblingen zu geben und damit auch die Hikari zu verraten? Dann hatte Ryô einen guten Grund hingerichtet zu werden, da er niemals seinen Herren verraten würde, in dem er die Wahrheit sprach. Geschweige denn, dass man ihm, einem Tempelwächter, überhaupt glauben würde…

Siberu und Gary dachten sich dabei nichts und der Letztere fing den Schlüssel auf, den Ryô ihm wortlos zugeworfen hatte. Gary sah sich den mit blauen Juwelen besetzten Schlüssel nachdenklich an. Das konnte ebenso gut eine Falle sein… Aber ihnen blieb keine Wahl, wenn sie Green retten wollten.

Seine Augen hafteten immer noch auf den Schlüssel, doch seine Gedanken waren ganz woanders… der obere Juwel hatte das gleiche dunkle blau wie Greens Augen und kaum hatte er diesen Vergleich in seinen Gedanken gestellt, kam ihn wieder das Bild in den Sinn wie er sie als Letztes gesehen hatte. Nicht um sich selbst besorgt… nein, nur um ihn. Auch wenn sie es doch war, die an der Schwelle des Todes stand…

„Wir versuchen es.“ Mit diesen Worten schloss er die Faust um den Schlüssel und sah zu Ryô.

„Sag die Formel.“ Ohne die Beiden anzuschauen, ohne noch etwas zu sagen, war er vor ihnen getreten und sagte mit gesenktem Kopf die Formel:
 

„Heilige Göttin des Lichts, ich dein treuer Erbe erbitte um den Glanz deiner Glorie.

Schenke mir eine Feder deiner engelshaften Schwingen.

Leite mich ich ins Reich des Lichtes…

… bis ich irgendwann ein Ableuchten eurer Heiligkeit werden kann.

Oh, Hikari-kami-sama, ich bitte Euch.“
 

Kaum hatte Ryô die Formel zu Ende gebracht und hatte den Kopf wieder erhoben, waren keine Dämonen mehr zu sehen. Es schien reibungslos verlaufen zu sein.

„Ryô“, hörte er seine Schwester sagen und sah über die Schulter hinweg zu ihr.

„Hat Grey-sama dir diesen Befehl gegeben?“ Er wandte sich wieder ab und sah in den dunklen Abendhimmel hinauf…
 

Er hatte ihm den Schlüssel in die Hand gelegt und Ryô hatte ihn gefragt was er damit sollte. Genau wie Itzumi hatte er damit gerechnet solch einen Befehl zu erhalten und er würde ihn ausführen, auch wenn er damit rechnen musste, dafür zu sterben. Seinen geschätzten Herren würde er niemals verraten. Doch da schätzte er Grey falsch ein.

„Ich möchte, dass du auf ihn aufpasst, während ich weg bin. Ich werde zusammen mit Hizashi-san und Seigi ins Jenseits gelangen.“

„Aber… warum?“ Grey legte seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes und war versucht, trotz seiner seelischen Traurigkeit ein Lächeln für ihn zustande zu bringen.

„Weil ich dir vertraue und weiß, dass du mich am besten kennst.“
 

Er hatte Ryô keinen Befehl gegeben, sondern ihm die Wahl gelassen… Ryô wusste genau was das Beste für seinem Herr war… und das war garantiert nicht der Tod der Person die er am meisten liebte…
 

Siberu tat genau das Gleiche wie Green, als sie das erste Mal im Jenseits angekommen war. Nach der nicht vorhandenen Luft schnappen. Erst als Gary ihm am Kopf schlug wurde ihm bewusst, dass er keine Luft benötigte. Langsam hob Siberu den Kopf und sah sich um. Die Sicht nahm erst langsam feste Konturen an, genau wie bei einem Menschen der sich an die Dunkelheit der Nacht gewöhnen musste, so war es bei ihm jetzt auch, bei dieser Wallung an Licht. Dagegen war Der Tempel wirklich gar nichts… Die Atmosphäre schien voll von Licht zu sein und deren Schatten zogen sich wie tiefe schwarze Aushöhlungen über den verzierten Boden, als hätten sie die Sonne genau hinter sich.

Es fiel ihm schwer sich aufzurichten. Seine Wunde schmerzte, es kam ihm so vor als würde ein Unsichtbarer ein Schwert hineinbohren. Vor kurzem hatte er die Wunde kaum gespürt. Es musste sich um diese verflucht reine Luft handeln… Doch das war nicht der einzige Grund warum es ihm schwer fiel aufzustehen. Es war als würde ihm ein bleiernes Gewicht auf den Schultern liegen.

Gary allerdings stand schon eine ganze Weile und sah sich um. Sie waren in einer leeren runden Halle, mit einem kuppelförmigen Dach. Dank dem Deckengemälde von erheiternden Engeln, wirkte die Halle wie eine Kapelle. Vor ihnen, dreißig Meter weiter, war ein steinernes Tor angebracht. Auf deren Pforten waren zwei Hikari abgebildet. Ein Männlicher und ein Weiblicher, die zusammen das Symbol der Lichtwächter hielten; Das geflügelte Glöckchen.

Soweit Gary es allerdings beurteilen konnte, war kein Türgriff oder sonst irgendwas in der Richtung zu sehen… auch als er näher kam und Siberu ihm folgte, war nichts zu sehen.

„Ob wir sie aufbrechen sollen?“, fragte Siberu typischerweise. Gary wollte ihn gerade zurechtweisen als es eine andere Stimme tat:

„Bis hierhin und nicht weiter, Halblinge!“
 


 

Fertiggestellt: 07.09.07
 

Keine Vorschau, da wir uns im Finale befinden ;3 aber dafür schnellerer Upload!
 

Nächstes Kapitel: „Der erste Juni Teil 2 – Sünderin“

Der erste Juni Teil Zwei: Sünderin

Der erste Juni Teil Zwei

Sünderin
 


 

7 Stunden bis zu Greens Tod
 

Es fiel ihm schwer sich aufzurichten. Seine Wunde schmerzte, es kam ihm so vor als würde ein Unsichtbarer ein Schwert hineinbohren. Vor kurzem hatte er die Wunde kaum gespürt. Es musste sich um diese verflucht reine Luft handeln… Doch das war nicht der einzige Grund warum es ihm schwer fiel aufzustehen. Es war als würde ihm ein bleiernes Gewicht auf den Schultern liegen.

Gary allerdings stand schon eine ganze Weile und sah sich um. Sie waren in einer leeren runden Halle, mit einem kuppelförmigen Dach. Dank dem Deckengemälde von erheiternden Engeln, wirkte die Halle wie eine Kapelle. Vor ihnen, dreißig Meter weiter, war ein steinernes Tor angebracht. Auf deren Pforten waren zwei Hikari abgebildet. Ein Männlicher und ein Weiblicher, die zusammen das Symbol der Lichtwächter hielten; Das geflügelte Glöckchen.

Soweit Gary es allerdings beurteilen konnte, war kein Türgriff oder sonst irgendwas in der Richtung zu sehen… auch als er näher kam und Siberu ihm folgte, war nichts zu sehen.

„Ob wir sie aufbrechen sollen?“, fragte Siberu typischerweise. Gary wollte ihn gerade zurechtweisen als es eine andere Stimme tat:

„Bis hierhin und nicht weiter, Halblinge!“

Alarmiert drehten sich die beiden Halbdämonen herum und sahen eine einzelne Hikari an dem Punkt stehen, wo sie eben erst gelandet waren. Sie war nicht sonderlich groß, war wohl nicht mehr als 22 Jahre alt geworden und wirkte alles in allem nicht sonderlich bedrohlich. Ihre weißen Haare waren vorne kurz, im Gegensatz zu ihren hinteren Haaren, die ihr in einem geraden Strich herunter hingen. In ihrer Hand hielt sie ihren Stab, dessen Spitze rund war und selbstverständlich fehlte es dem nicht an Verzierung, wie den kleinen Kugeln die ebenmäßig an Bänden daran befestigt waren. Der Sinn der Waffe war nicht schwer zu deuten.

„Also… Blue, was machen wir? Sprengen wir die Tür und rennen weg, oder versuchen wir es auf gut Glück? Sie sieht nicht besonders stark aus… Gut, die sehen eigentlich nie besonders stark aus…“ Kaum hatte Siberu das gesagt, wechselte er schon in Angriffsposition, was Gary ihm nachmachte. Denn er bezweifelte, dass sie die Tür so einfach aufbekommen würden; auf jeden Fall nicht ohne unterbrochen zu werden.

Die Hikari jedoch veränderte ihre Position nicht. Nur ihr Gesichtsausdruck wurde ein wenig grimmig und sie seufzte tief. Auf Englisch sagte sie:

„Warum müsst ihr Dämonen immer alles mit Gewalt lösen? Ich bin nicht hier um mit euch zu kämpfen.“ Die Antwort Siberus war ein verächtliches Schnauben, doch Gary war hellhörig geworden.

„Was haben Sie dann mit uns vor?“ Bei dem Siezen musste der Rotschopf die Augen verdrehen. Der Typ von einem Bruder war einfach zu höflich.

„Ich werde euch zu Yogosu bringen.“ Jetzt fiel auch Siberus Kampfstellung in sich zusammen, denn er schreckte empört auf.

„Was ist das denn für eine schlechte Lüge?! Du glaubst jawohl nicht, dass wir so blöd sind und darauf reinfallen?!“ Selbst von der Ferne her, sah man deutlich, dass sie die Augen verdrehte.

„Gut, dann eben nicht. Ich werde euch dann zusehen, wie ihr das Portal öffnet.“ Abermals fiel Siberu aus dem Konzept. Er hatte nicht angenommen, dass sie so schnell nachgeben würde, denn er hatte sich bereits abertausende von Gegenargumenten einfallen lassen, für den Fall einer Diskussion. Doch die Hikari verschränkte einfach die Arme und sah so aus als würde sie dort noch Stunden verweilen können.

Diesmal war es Gary der versuchte diese Lage zu lösen.

„Warum sollten Sie uns zu ihr bringen wollen?“

„Das geht dich nichts an. Dich hat einzig und allein zu interessieren, dass ich so gütig bin und es tue.“ Garys Augen verengten sich, während er überlegte. Tinamis Worte, dass sie sich im Jenseits hoffnungslos verlaufen würden, hallten noch in seinen Ohren nach. Ohne einen Lichtwächter als Führer, würden sie in diesem Raum sterben. Selbst wenn sie die Pforte aufbekommen würden, das dahinter war das Problem. Ein endloses Labyrinth… Selbst wenn diese Hikari sie in eine Falle führen würde, das konnte ihnen eigentlich egal sein, solange sie die beiden führte. So kamen sie auf alle Fälle näher an Green heran als sich auf eigene Faust durchschlagen zu wollen und zu hoffen das Glück, wahrscheinlich eher ein Wunder, wäre auf dessen Seite.

„Lass es uns auf einen Versuch ankommen lassen. So kommen wir eher zu Green als Kamikaze zu begehen.“ Gary sah seinem Bruder an, dass dieser ihm nicht vollends zustimmte. Er gab jedoch klein bei und vertraute ihm.

Die Hikari bemerkte, dass sie deren Entschluss geändert hatten und schritt auf sie zu.

„Mein Name lautet Akari.“ Sie schien sich nicht zu interessieren wie die Beiden hießen, denn sie schritt schnurstracks an ihnen vorbei, ohne sie überhaupt wirklich anzuschauen und legte die Hand auf die Pforte. Erstaunt sahen Gary und Siberu wie das kleine zierliche Wesen die fast eine halben Meter dicke Steinpforte aufschob als wäre sie aus Pappmaschee.

„Folgt mir.“

„Ähe…Mit Vergnügen“, antwortete Siberu mit einem schiefen Lächeln an Gary. Dieser sah nur entschlossen gerade aus und folgte Akari durch die Tür.

Sie landeten in einem langen schmucklosen Gang, dessen Wände mit Muster verziert waren. Die beiden Halbdämonen hatten sich das Jenseits anders vorgestellt. Eigentlich eher wie es das Klischee beschrieb: Der Himmel, in denen die Engel wohnten; Wo sie herum tollten und auf ihren Harfen spielten. Es war kein Engel weit und breit zu sehen, keine Musik war zu hören und auch keine Wolken. Nur ein scheinbar endloser Gang erstreckte sich vor ihnen. Hell erleuchtet, doch die einzige Hikari war deren Führerin.

„Da euch niemand bemerken darf, müssen wir einen anderen Weg einschlagen, als den Üblichen. Dieser ist allerdings ein Umweg.“

„Ein Umweg? Wie lange würde das dauern, diesen Weg zu nehmen?“, fragte Gary skeptisch. Akari sah über die Schulter zurück zu ihm.

„Yogosus Hinrichtung beginnt in knapp sieben Stunden. Wir werden es schaffen können.“ Siberu ging empört dazwischen.

„Das glaubst du jawohl selbst nicht! Wir Dämonen brauchen keine sieben Stunden um so einen Gang zu überqueren!“ Demonstrierend zeigte er zum Ende. Gary blieb im Gegensatz zu seinem Bruder ruhig, auch wenn ihm anzusehen war, dass ihm der Umstand nervös machte.

„Erklärt uns bitte schnell warum, Akari-san.“ Sie sah wieder zu ihm und ihr huschte kurz ein Lächeln übers Gesicht. Es war eindeutig, dass er der Vernünftige unter den beiden war.

„Es gibt noch einen weiteren Grund weshalb wir nicht den direkten Weg zu Yogosu wählen können. Ihr Verließ liegt in eine Sphäre welche ich nicht erreichen kann. Der Gerichtssaal, der Raum in welchem sie hingerichtet werden soll, ist für alle Hikari absolut verboten. Niemand darf der Prozedur beiwohnen, außer den neun Außerwählten und ihrem Bruder. Dieser Raum liegt allerdings nicht in einer anderen Sphäre, es ist mir möglich ihn zu erreichen.“

„Wie?“

„Auf Kosten unserer Lichtressourcen sind wir Hikari in der Lage den Raum des Jenseits bedingt zu verzerren. Ich kann unseren Weg so gestalten, dass ihr, vor ihrem Tod, im Gerichtssaal ankommt. Alles was danach kommt, ist allein eure Sache.“

„Und was dauert daran jetzt sieben Stunden?“, mischte sich der Rotschopf ein.

„Auf Grund dessen, dass ich ihn nur bedingt verzerren kann. Wenn ich den Weg so verändere, dass wir nicht gesehen werden und dass ihr im Gerichtssaal ankommt, verlängert der Weg sich und es wird sieben Stunden waren ihn hinter sich zu lassen.“

„Klingt plausibel.“ Siberu sah seinen Bruder an. Tat es? Er hatte kein Wort verstanden. Aber das war wahrscheinlich normal.

„Es könnte sich aber auch um eine Falle handeln“, sagte Gary und sah dabei misstrauisch zu Akari, die nichts sagte, so dass er fort fuhr:

„Es könnte ebenso gut möglich sein, dass sie uns dort gefangen halten wird, solange bis die Hinrichtung vorbei ist, oder wir dem Lichtintus erliegen.“ Abermals huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

„Stimmt. Das wäre sehr gut möglich. Also überlegt es euch gut.“ Gary legte seine Stirn in Falten und sah überlegend ins nichts, während die Zeit gegen sie lief.

„Ich weiß nicht was es da noch zu überlegen gibt. Ich hab zwar nicht viel verstanden, aber doch so viel, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt! Und wenn es sich wirklich als Falle herausstellt zwingen wir sie, uns zurückzubringen. Point!“ Beide sahen den Rotschopf verwundert an.

„Sehr unkompliziert“, meinte Akari.

„Das ist eben mein Bruder.“ Siberu achtete nicht darauf und zeigte auf die Hikari. Er forderte sie ein wenig unwirsch, wie man es eben von ihm gewohnt war, auf endlich anzufangen, ehe die Zeit ihnen noch davon rannte. Akari, die ihn scheinbar nicht wirklich ernst nahm, sah zu Gary. Dieser nickte und gab ihr somit die Bestätigung, dass sie anfangen sollte.

Die beiden Halbdämonen hatten eine aufwendige Prozedur erwartet, doch dem war nicht so. Akari hob den Stab ein wenig, so dass sie an dessen Spitze heran kam. Sie sagte etwas was beide nicht verstanden und schnippte gegen ihr Glöckchen. Ähnlich wie beim teleportieren verloren sie den Boden unter ihren Füßen, jedoch nicht um an einen anderen Ort wieder aufzutauchen. Nein, auch wenn es ihnen lieber gewesen wäre. Der gesamte Gang schien plötzlich aus dessen Winkel zu fallen ohne dass sie etwas davon fühlten, drehte sich der gesamte Gang. Das „Fühlen“ holte Siberu und Gary jedoch schnell ein, als Beide auf den Boden fielen – oder eher, auf die Decke. Während Akari elegant neben ihnen auf ihren kleinen Füßchen landete, musste Gary sich zusammen reißen, nicht schmerzhaft aufzustöhnen, denn durch den Sturz war seine Wunde, die er von Hizashi hatte, wieder aufgerissen. Das war alles andere als gut… dank seines Dämonenblutes war die Wunde vorher schon fast verheilt gewesen, jetzt war sie wieder offen und so konnte das ohnehin schon enorme Lichtintus ungehindert durch die Wunde in seinen Körper hinein dringen.

Siberu bekam nichts davon mit. Er beschwerte sich bei Akari, dass sie sie jawohl hätte vorwarnen können. Ihm schien nichts zugestoßen zu sein. Gary unterbrach dessen kleine Debatte und sagte entschlossen:

„Lass uns los!“

… Halte durch, Green – du wirst es nicht sein die stirbt!
 

6 Stunden bis zu Greens Tod
 

White betrat das kleine weiße Gefängnis, in welchem ihre Tochter eingesperrt war, ohne jegliche Regung. Green lag kaum zwei Meter von ihr entfernt, ihr den Rücken zugekehrt. Ihre Mutter machte durch ein Räuspern auf sich aufmerksam, denn scheinbar hatte Green sie nicht bemerkt. Jetzt jedoch horchte sie auf und hob den Kopf. Zuerst sah sie etwas zögernd über die Schulter, um den Besucher zu erspähen. Doch als sie erkannte, dass es sich um ihre Mutter handelte, wandte sie sich schnell um. Die Freude und die Erleichterung in ihrem Gesicht waren nicht zu übersehen.

„ Mutter!“ Ohne ein Ton von sich zu geben, vollführte White eine elegante Geste mit der Hand und die unsichtbare Wand zerbrach in Tausend kleine Scherben, die sich in der unendlichen weißen Welt verloren. Als White sich dann auch noch zu ihr hernieder kniete, schien Green ihr am liebsten um den Hals fallen zu wollen.

„Mutter, ich bin so froh, dass du da bist… ich dachte du…“

„Reiche mir deine Hände.“ Über ihren harten und auch kalten Ton war Green ein wenig überrascht, doch sie verstand es. Immerhin hatte ihre Mutter allen Grund ihr die kalte Schulter zu zeigen. Green war schon enorm froh sie einfach zu sehen. Das musste ihr fürs Erste genügen.

Wie White es wollte, reichte Green ihr ihre Hände und sie strich die Handschuhe ab. Die erhabene Hikari löste die Catehitsui und zum Vorschein kamen blutige Ringe. Sie waren zwar nicht so tief wie die von Siberu, würden aber reichen um Narben zu hinterlassen. Nicht zu sprechen von den Schmerzen.

White legte ihre Hände über die von Green und schon begann der Heilungsprozess. Ihre weißen Augen blieben auf der hellen Magie geheftet. Sie versuchte die Dankbarkeit ihrer Tochter zu übersehen, die aus ihren Augen heraus strahlte. Denn sie wusste, dass Green ihr nicht nur für die Heilung dankbar war.

Als ihre Mutter die Hände wieder zu sich zog, war wie zu erwarten, von der Wunde nichts mehr zu sehen. Die Schmerzen waren ebenfalls verschwunden und Green öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, um sich wenigstens zu bedanken, als White sich schon wieder aufrichtete. Doch diesmal würde Green sie nicht gehen lassen. Indem sie ihren Schleier ergriff, bewirkte sie, dass White sie ansah. In diesem Moment bereute Green ihre Tat. Denn in dem kurzen Moment wo sich deren Blick getroffen hatten, sah Green zum ersten Mal, dass White wirklich Shaginais Tochter war. Mit dem gleichen abweisenden Blick sah sie auf sie herunter, genau wie er es so oft getan hatte. Genauso kalt und gefühllos.

Green blieben die Worte im Halse stecken.

White packte ihren Schleier und riss ihn ihrer Tochter aus den Händen und ohne ein weiteres Wort, drehte sie sich herum und schritt gerade Wegs in das weiße Nichts. Löste sich für jeden weiteren Schritt mehr auf, bis sie gänzlich verschwand…
 

5 Stunden bis zu Greens Tod
 

„Geht das nicht SCHNELLER?!“ Immer das Gleiche. Das gleiche verdammte Muster an der Wand, welches er jetzt schon auswendig kannte und das verdammte Licht am Ende Ganges, nicht des Tunnels, schien einfach nicht näher zu kommen.

„Wir latschen schon zwei VERDAMMTE Stunden!“ Siberu tippte mit roher Gewalt die Digitalanzeige seiner Armbanduhr an. Ein wenig mehr und das Glas wäre zersprungen. Und was tat sein verdammter Bruder, außer ihn zu übersehen?! Er säte Sympathie bei den Hikari! In dieser Lage hatten die beiden nichts anderes zu tun, als über irgendein Buch zu diskutieren! Verdammte Bücherwürmer! Verdammt! Verdammt! Verdammt!

Gary und Akari gingen so gemütlich Nebeneinader her als wäre das ein Sonntagsspaziergang. Gleich nachdem sie eine halbe Stunde lang gegangen waren, hatte Siberu Akari angeboten sie Huckepack zu nehmen – ja wenn es Not tat würde er sie auch auf Händen tragen (was für ein großzügiges Angebot! Man stelle sich vor, er Siberu, trug freiwillig ein Mädchen das nicht über den Durchschnitt lag!). Ihr verzogenes Gesicht, welches eher einer Grimasse glich, war daraufhin Antwort genug gewesen. Aber konnten sie dann nicht trotzdem ein wenig schneller gehen? Siberu sah das Bild schon vor sich… wenn sie diesen Weg hinter sich gelassen hätten und endlich in dem Saal ankommen würden… wäre es zu spät… und Green wäre… tot.

Wie auch immer sie es tun würden. Erhängen? Eiserne Jungfrau? Guillotine?

Siberu war als Dämon nicht gerade zimperlich was solche Methoden anging, doch das Bild welches sich vor seinem inneren Auge auftat, das Bild einer kopflosen Green… ließ ihn dennoch blass werden.

„Ich verstehe nicht wie du so ruhig bleiben kannst, Blue!“ Siberu war stehen geblieben, wie jetzt auch seine Begleiter.

„Er scheint mir ein wenig schwer von Begriff“, sagte Akari, wurde jedoch überhört.

„Silver, es ist schlauer nicht zu rennen, sondern zu gehen.“

„Ach ja?! Und was ist wenn wir zu spät kommen?! Wenn wir zu spät kommen und nur noch Green-chans Leiche im Empfang nehmen können?! Was dann?! Ist das auch EGAL?!“

„Natürlich nicht.“

„Und warum trödelst du-“

„Silver! Willst du dich mit Rennen verausgaben?! In knapp fünf Stunden, werden wir den Ort erreichen, wo Green hingerichtet werden soll. Was denkst du erwartet dich dort? Wenn du jetzt fünf Stunden durchrennst, hast du keine Kraft und Energie mehr, um zu Kämpfen. Unsere Chancen stehen ohnehin minimal. Verkleiner sie nicht noch weiter.“ Der Angesprochene sah über die Schulter zu seinem Bruder. Dieser hatte seine Hand zur Faust geballt und sah Richtung Boden.

„Ich würde auch lieber rennen, so schnell wie es mein Körper zulassen würde, nein sogar noch schneller. Doch es würde nichts bringen! Es wäre nur vergeudete Kraft, die wir noch brauchen! Glaub mir, es kostet meine gesamte Vernunft, nicht kopflos loszulaufen. Aber das würde Green nicht helfen…“

Akari sah von Dämon zu Dämon. Was waren das nur für merkwürdige Wesen? Sie war noch nie auf Dämonen getroffen, die so viel Gefühl vermittelten. Die dunklen grünen Augen des Älteren sprachen von Schmerz und tiefster Sorge um die Sünderin. Konnte man sowas spielen? Und selbst wenn, würde man in solch einem Spiel so weit gehen und selbst hier hin vordringen, ins Jenseits? Akari konnte sich das nicht vorstellen… Aber… sie waren Dämonen. Wie war es ihnen möglich überhaupt Sorge für jemanden zu empfinden? War die Verzweiflung in deren Augen nicht die Gleiche, die sie schon so unendlich viele Male bei ihren Artgenossen gesehen hatte? Wie konnten diese Wesen… solche Gefühle haben? War dass das Werks der unreinen Hikari? Hatte sie es etwa geschafft, sie zu… bekehren? Unsinn, sagte sich Akari, dieses Mädchen war viel zu unrein, um so etwas zu vollbringen.

Die stille Pein der Beiden wurde von Akari unterbrochen, denn ihre Gedanken waren jäh unterbrochen worden. Sie sah nach oben und sagte:

„Die Hinrichtung hat begonnen.“
 

3 Stunden bis zu Greens Tod
 

Green konnte nicht anders als zu staunen als sie den Saal betrat, in welchen auch schon ihr Prozess stattgefunden hatte. Es war der gleiche Saal, doch er hatte nichts mehr damit gemein. Wenn es nicht die gleiche Pforte gewesen wäre, durch die sie gegangen wäre, hätte sie nicht angenommen, dass es der gleiche Raum war. Die Größe des Raumes hatte sich nach Greens ungefährer Schätzung vervierfacht und hatte nun mehr Ähnlichkeit mit einem runden Opernsaal als mit einem Gerichtsaal. Am Rand waren überall, Logen angebracht worden, aus denen weiße Gesichter angespannt auf sie hinab schauten. Dennoch befand sich in Wirklichkeit nur eine einzige Loge direkt im Saal, alle anderen waren abgegrenzt. Die gleichen Hikari, die auch schon ihren Prozess geleitet hatten, hielten sich dort auf. Green traute sich nicht zu ihrer Mutter zu schauen, aus Angst die gleiche Abscheu dort sehen zu können, wie sie es jetzt bei Shaginais Blick sah. Seine Abscheu konnte sie verkraften. Whites jedoch…

Hizashi war der Einzige der neun, der sich nicht unter den Anderen befand. Er stand, ausgerüstet mit einem Monokel und einer elllangen Schriftrolle, auf einer Anhebung, etwa 30 Meter von Green entfernt. Ein kleiner schmaler Weg führte zu ihm hin, der eindeutig für Green vorgesehen war, da sie weder nach hinten noch zur Seite gehen konnte. Der Weg, zusammen mit Hizashis Platz schwebte von unsichtbaren Pfeilern gehalten, in der Mitte des Saales. Als die Verurteilte langsam, doch mit sicheren Schritten, voran schritt, sagte sie sich selbst, dass sie nur nicht nach unten gucken durfte. Aber wie schon bei so vielen Anderen, hatte sie es ebenfalls getan und mit flauem Gefühl bemerkt, dass unter ihr Nichts war - nichts außer einer weißen, schier endlosen Nichts.

Green sah nach oben, in der Hoffnung, dort etwas anderes sehen zu können, als die heilige Farbe ihrer Familie. Doch sie wurde enttäuscht. Auch hier wurde ihr Blick mit einem endlosen weiß begrüßt. Ihre Welt kam ihr so weit entfernt vor, fast so wie ein Traum in den sie zurückkehren wollte. Zurück in ihre Heimat, zu ihren Freunden, zu ihrer wahren Familie. Nicht zu der die sie zum Tode verurteilt hatten.

Die sie von allen Seiten anstarrten.

Die sich über ihren Tot freuten.

Die Sünderin lächelte. Bald musste sie es nicht länger ertragen. Bald war alles vorbei…

„Kurai Yogosu Hikari Green, schreitet vor und nimmt Euer Urteil in Empfang.“ Mit Vergnügen, dachte sie und schlenderte über die schmale Brücke, ohne jegliche Furcht nach unten zu fallen. Hizashi wartete bis sie einen Meter von ihm entfernt stand. Durch sein Monokel sah er sie an, musterte sie von Fuß bis Kopf.

„Es ist wirklich fassungslos wie ruhig sie ist“, murmelte er unhörbar. Unhörbar für Green jedenfalls. Das kleine Gerät, welches auf der Innerseite seines weißen Kragens angebracht war, hatte es jedenfalls gehört, Wort für Wort.

„Bleibt bitte bei Eurer Arbeit, Hizashi-san.“

„Wie Ihr wünscht, Adir-sama. Ich stelle keinerlei Merkwürdigkeiten an der Sünderin fest.“ Bei diesem Worten untersuchte er sie noch einmal durch sein Monokel und versicherte sich, dass sie aus nichts Weiteres bestand außer Fleisch und Stoff.

„Gut. Fangt an.“ Auf diese Worte hin, räusperte sich der Hikari und erhob seine magisch verstärkte Stimme.

„Ihr werdet angeklagt für 312 Verstöße unserer heiligen Regeln, dem jedes Wesen unserer Rasse unterliegt.“ Dabei rollte er die Schriftrolle aus und es war nicht zu übersehen wie lang sie war. Green stutzte. Er hatte doch nicht etwa allen Ernstes vor alle aufzuzählen?!

„Besonders häufig vertreten in ihren Sünden ist der offensichtliche Hang zur Kriminalität. Kriminalität verstößt gegen Regel 14A: „Werde niemals Herr über das Eigentum Anderer“. Schon mit vier Lebensjahren stahl sie das Spielzeug eines anderen Kindes und zerstörte es danach wutwillig.“ Green erhob die Augenbraue. Daran erinnerte sie sich nicht einmal selbst. Dennoch zweifelte sie nicht daran, dass sie es getan hatte. Sie war nun mal ein Biest. Aber sie war ein Kind gewesen – na und? Wollten die Hikari etwa verlangen, dass man schon als Kleinkind einen Heiligenschein um sich trug? Natürlich wollten sie das… antwortete Green für sich selbst.

Hizashi fuhr fort, zählte ihre so genannten „Sünden“ auf. Die schlimmsten Regelverstöße, alle aufzuzählen würde zu lange dauern. Obwohl Green ihre Augen jetzt geschlossen hatte, konnte sie die entsetzten Gesichter ihrer Vorfahren förmlich vor sich sehen. Sie lächelte in sich hinein. Ja, sie war wirklich eine Sünderin…
 

2 Stunden bis zu Greens Tod
 

Das Licht war näher gekommen. Endlich, nachdem sie so viele Stunden gelaufen waren, schien es sich endlich zu nähern und erschien nicht mehr unnahbar. Die letzte halbe Stunde hatten sie auch das Gehen hinter sich gelassen und waren gelaufen. Der Druck seitdem Akari ihnen gesagt hatte, dass die Hinrichtung angefangen hatte, lastete auf ihren Schultern und der die Zeit in ihren Rücken. Was wenn es zu spät war… was wenn alles umsonst war… was wenn Green schon tot war…

Gegen diesen Druck waren die Schmerzen nichts.

„Stoppt!“ Beide Halbdämonen kehrten durch ihren Aufruf in die Gegenwart zurück und verlangsamten ihre Schritte. Hätte Akari sie nicht daran gehindert, wären Gary und Siberu schnurstracks durch das Licht gerannt, welches jetzt fast greifbar war.

„Wenn ihr dadurch geht, kann ich euch nicht wieder zurück bringen, sondern nur mich selbst. Seid euch über die Gefahr im klarem.“

„Das waren wir schon die ganze Zeit!“, gab Siberu halbherzig als Antwort und drehte sich sofort wieder um. Gary wollte es ihm nachmachen, doch seine Vernunft sagte ihm, dass er voraus planen sollte. Ansonsten wäre dies keine Rettungsaktion, sondern eine Gruppenhinrichtung.

„Wie können wir wieder flüchten?“ Akari hob die Schultern. Die Geste sprach nur so von Desinteresse.

„Es gibt nur einen Eingang. Den Haupteingang. Teleportieren ist im Jenseits nicht möglich.“ Siberu sah zu Gary.

„Was sollen wir tun, Aniki?“ Es war nicht sein Bruder der ihm die Antwort gab, sondern Akari. Sie lächelte, als beide sie ansahen.

„Glauben. Glauben und Vertrauen.“
 

Eine Stunde bis zu Greens Tod
 

Am Ende von Hizashis Sünden-Vortrag waren die Gesichter der Hikari noch blasser als Ohnehin schon. Wenn irgendjemand vor seinen Worten gedacht hatte, Green hätte den Tod nicht verdient, so war dieser Glauben ausradiert. Genau wie Shaginai es sich gedacht hatte. Jedes Wort Hizashis hatte er mit Wonne in sich aufgenommen. Denn jedes Wort war ein weiterer Beweis für Greens Unreinheit und dafür das Shaginai mit allen Recht gehabt hatte. Von Anfang an. Ja, er hatte es gewusst. Seid die Karten gefallen waren. Aus Schock hatten damals die anderen Hikaris mit dem Tode reagiert, doch er nicht. Er war von diesem Moment an der festen Überzeugung gewesen, dass sie die Inkanation des Bösen war – der schwarze Engel der Sünden und des Verfalls. Das Wesen welches deren Untergang einläuten würde. Doch nicht solange Shaginai ein Mitglied derer Familie war! Sein Glauben war niemals ins Wanken gekommen, hatte sich nicht durch Gewissen irreleiten lassen. Er würde nicht zulassen, dass die Glorie der Hikari auch nur so wenig wie einen Kratzer erlitt. Nein! Zu viel hatten sie alle schon durchgemacht, zu viel Grauen hatten nicht nur die Hikari, sondern alle, das gesamte Wächtertum, erfahren. Sie hatten so viel überstanden und da kam so ein zerbrechliches Wesen auf die Welt und wollte sie allen Ernstes zu Fall bringen? Niemals!

„Kommen wir zur letzten Sünde. Zu Eurer schwersten Sünde.“ Wenn nicht vorher, dann aber jetzt. Jetzt lagen alle Augenpaare zu 100% auf Green. Keine aufgezählte Sünde hatte ihren Willen brechen können, keine hatte sie in die Knie gezwungen. Hatte diese Sünderin denn gar kein Gewissen?

„Mit vollem Bewusstsein Eurer erhabenen Wurzeln als Hikari habt Ihr, Kurai Yogosu Hikari Green, eine der drei Todessünden begangen, indem ihr Regel 2A gebrochen habt.“ Seine nächsten Worte schossen wie ein Pfeil durch den Raum:

„Ihr habt Euer Herz einem Wesen mit dämonischem Blut hingegeben.“

Shaginai beugte sich ein wenig vor, sodass seine Arme die Mauer berührten. Er war genauso erpicht darauf Greens Antwort auf Hizashis Frage, ob sie sich alle ihre Sünden bekennen würde, wie die anderen. Bestätigung!

Niemand tuschelte mit seinen Sitznachbarn, alle warteten gespannt auf Greens Antwort und wollten nicht den das kleinste Wort verpassen.

Diese ärgerte sich. Warum wollten sie jetzt noch Bestätigung? Das Schlimmste war das Gary nicht mal etwas von ihren Gefühlen für ihn wusste. Sie hatte es ihm nicht gesagt… er würde es niemals erfahren… genauso wenig wie sie erfahren würde ob er ihre Gefühle erwiderte. Green war so gut wie Tot… Sie würde ihn und ihre Freunde niemals wieder sehen…

Einen kurzen Augenblick hatte Green den Kopf gesenkt, da sie bemerkt hatte, dass der Schmerz über die Tatsache, dass sie Gary niemals ihre Gefühle gestehen könnte, sich in ihren Augen abzeichnete. Das Senken des Kopfes wurde von den Hikaris fehlerweiße als eine Geste der Reue gedeutet.

Doch schnell wurde ihnen bewusst, dass sie auf dem Fehlweg wahren. Denn trotz der Fesseln die ihre Handgelenke zusammen hielten, trotz der schwarzen Kleidung einer Sünderin, sah sie in dem Moment, als sie erneut den Kopf hob, so ehrwürdig und aufrichtig aus, als wäre sie eine Braut die ihrem Geliebten das Ja-Wort gäbe.

Shaginais Triumpf fiel in sich zusammen, denn genau wie die Anderen, spürte er etwas in sich aufkommen. Er versuchte es zu verdrängen. Doch so stark er es auch versuchte, es gelang ihm nicht. Es war… Bewunderung.

„Ja, ich bekenne mich zu allen meine Sünden. Einschließlich, dass ich einen Halbdämon liebe. Für alle meine Sünden könnt ihr mir ein Schlechtes Gewissen aufbürden, doch nicht für die Todessünde. Ich werde meine Gefühle für ihn niemals leugnen.“
 

30 Minuten bis zu Greens Tod
 

Keine zwei Sekunden später waren Gary und Siberu, zusammen mit Akari, im Hinrichtungssaal aufgetaucht. Genau wie der Gang zuvor, war auch dieser Raum auf dem Kopf und es schwirrte Siberu, als er all die Hikaris verkehrt herum sah. Genau wie Akari es versprochen hatte, waren sie von niemanden entdeckt worden. Die Hinrichtung hatte weiter ihren Lauf genommen. Die nächste Phase war eingeleitet worden, indem Hizashi für den Henker Platz gemacht hatte: Seigi. Auch diesmal übernahm er die Aufgabe Greens Leben zu beenden. Oder eher: Seine Aufgabe von vor 17 Jahren zu Ende bringen. Doch bevor er Greens Leben beenden konnte, war es Shaginai der sein Wort erhob.

Sowohl Siberu als auch Gary würden in diesem Moment viel dafür geben deren Sprache zu verstehen. Doch lange plagten sie sich nicht mit dem Versuch ab, etwas aus seinen Worten zu verstehen und lauschten eher den Worten, der Hikari neben sich. Sie übersetzte nicht, sondern gab ihnen die Informationen die sie brauchten.

„Yogosu wird die unehrenhafteste Art des Todes beschert. Der endgültige Tod einer Hikari… Das Auslöschen der Seele und somit der Existenz: Das Zerstören des Glöckchens.“ Sie sah aus den Augenwinkeln zu den beiden.

„Ich nehme an ihr kennt die Bedeutung des Glöckchens für uns Hikaris?“ Ein ernstes Nicken war von Garys Seite aus zu vernehmen, Siberu schien es nicht zu interessieren, er starrte auf Green, zu nervös um Akaris Worten zu lauschen. Gedankenverloren fuhr sie fort, als hätte sie das Nicken von Gary nicht bemerkt.

„Das Glöckchen ist wie ein Glied unseres Körpers. Es ist wichtiger als das Herz. In diesem kleinen Ding wird die Kraft unserer Seele gespeichert. Ist das Glöckchen zu weit von uns entfernt, verliert die Seele an dessen Kraft und der Körper reagiert dementsprechend auf den Entzug. Wird das Glöckchen allerdings zerstört… verliert die Seele ihren Halt und wird ausgelöscht. Damit ist nicht nur der Körper ein nutzloses Stück Fleisch, auch das Weiterleben im Jenseits ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ohne Seele, keine Existenz.“ Während sie ihr eigenes Glöckchens fest in der Hand hielt, sah sie zu Green.

„Es ist allerdings auch ein schneller Tod. Kurz und schmerzlos.“

„Mit anderen Worten…“, schlussfolgerte Gary.

„Bringt es uns nichts wenn wir Green retten, solange wir nicht auch das Glöckchen zurück bekommen.“

„Exakt. Ohne ihr Glöckchen, habt ihr zwar ihren Körper gerettet, aber nicht ihr Leben.“ Zum ersten Mal mischte sich nun auch Siberu ein. An Gary gewandt sagte er:

„Ich kümmere mich um das Glöckchen, du um Green-chan.“

„Warum?“ Auf dem Gesicht des Rotschopfes erschien ein diebisches Grinsen.

„Och, Aniki… sagen wir, Fingerspitzengefühl?“
 

...

Es kam jedoch vollkommen anders. Vollkommen anders, als jeder im Saal es geglaubt hätte. Oder sagen wir eher… fast jeder?

...
 

15 Minuten bis zu Greens Tod
 

Green wartete absolut ruhig, ihren Blick gerade aus gerichtet, auf den Todesstoß. Das Urteil war von Shaginai, als Richter, schon ausgesprochen worden. Der bodenlose Hass und auch die Euphorie waren bei seinem Urteil unüberhörbar gewesen. Niemand hatte Einwand erhoben… und Green wagte es immer noch nicht die zwei Anwesenden anzuschauen, die sie wirklich zu ihrer Familie zählte. Würde Grey weggucken? Würde White erleichtert lächeln, weil endlich alles vorbei war? Plötzlich hatte Green das Bedürfnis sich bei ihrer Mutter und ihrem Bruder zu entschuldigen. Nein, sie wollte sie um Verzeihung anflehen. Sie hatten soviel für Green aus Spiel gesetzt… so viel geopfert… und wie hatte Green es ihnen gedankt? Mit puren Egoismus. Nie hatte sie sich für Greys Mühen bedankt, sie ein wenig ins Wächtertum zu integrieren… und genauso wenig hatte sie White gedankt, dass sie ihr Leben als Säugling gerettet hatte. Besonders was ihre Mutter anging, bereute Green es an diesem Ort zu stehen. So viel hätte sie ihr noch erzählen können… So viel hätte sie ihr noch beichten wollen… So viele Gefühle, die sie als Kind niemanden geben konnte, hätte sie endlich offen zeigen können… und so viele Male hätte sie sich gern in ihre Arme geflüchtet. Die Mutter die Green nie gehabt hatte, die doch immer da gewesen war und über ihre Tochter gewacht hatte…

Jetzt, so kurz vor ihren Tod, war Green kurz davor alle ihre Prinzipien über bohrt zu werfen, nur um hemmungslos zu weinen. Nicht nur ihrer Familie wegen, nein, was war mit Firey? Würde sie zu Recht kommen in dieser neuen fremden Welt? Green hätte sich mehr um sie kümmern sollen… ihr sagen sollen, dass diese fremde Welt nicht jeden so unwillkommen entgegen tritt wie Green. Eine Welt voller Wunder, die Firey mit offenen Armen empfangen würden. Green hätte ihr gerne mehr auf den Weg gegeben. Tipps, was sie tun sollte und was sie ihr garantiert nicht nach machen sollte.

Firey, wollte sie ihr sagen, diese Welt wird dich nicht so behandeln wie sie mich behandelt hat! Sie ist in Wirklichkeit wunderschön! Und ich bin mir sicher, du wirst eine gute Wächterin werden… Ich würde dir so gern helfen!

Pink… wer würde sich um sie kümmern? Wer würde auf die Kleine aufpassen? Und wer würde dafür Sorge tragen, dass sie jemals ihre Mutter zu Gesicht bekam? Green hätte sie gern bei der Hand genommen und wäre mit ihr zusammen hingegangen. Sie hätte sie getröstet, hätte der Anblick Violets sie zu sehr geschockt. Aber was wenn Pinks Dasein Violet erlöst hätte? Green konnte sich förmlich vorstellen wie Mutter und Tochter sich in den Armen liegen würden… und obwohl sie ihn verabscheute, freute dieses Bild sie auch für Shaginai.

Kari… ihr hatte Green das Versprechen gegeben glücklich zu werden. Dies war sicherlich nicht das, was ihre kleine Freundin sich vorgestellt hatte… Doch der Gedanke, dass sie wenigstens nichts von ihrem Tod erfahren hatte, tröstete Green in diesem Moment ein wenig. Sie wollte sich die Reaktion nicht ausmalen… Wer würde jetzt zu ihrem Grab gehen und Blumen nieder legen? Würde jemand diese Aufgabe übernehmen, oder würde Kari, als nutzlose Wächterin, vergessen werden? Kari war keine Wächterin gewesen. Sie war nicht nutzlos gewesen. Sie war ihre kleiner Begleiter durch die eiskalte Kindheit gewesen… ihr kleiner Schutzengel… der in den kältesten Momenten ihre Hand gehalten hatte…

Ruhe in Frieden…mein kleiner Engel…

Tinami…Ilang… Daichi…Azura...Kaira… Ihr Wächterteam. Ihr Team welches jetzt ohne Oberhaupt dastand. Aber ein Gutes hatte es. So mussten sie wenigstens nicht in Schande damit leben eine unfähige Hikari gehabt zu haben. Kaira würde sich gewiss freuen! … Nein, würde sie nicht… Kaira war nicht so hart, wie sie vorgab zu sein, dass wusste Green. Beim Gedanken an Tinami, kam wieder den Drang sich zu bedanken in Green auf. Denn auch bei ihr hatte sie sich nie bedankt! Die unendlichen Male wo ihr Wissen sie aus der Patsche geholfen hatte – ohne, dass sie etwas als Gegenleistung erwartet hatte. Wie oft hatte Tinami wegen ihrer zweifelhaften Dämonenbeziehung schon Kopf und Kragen riskiert? Unzählige Male… und Ilang und Daichi, hätte sie mit großen Spaß verkuppeln wollen. Daichi war definitiv zu sehr geblendet von seiner Liebe, als dass er es selbst auf die Reihe bekam… und Ilang hatte sich in den Falschen verliebt, einen Trottel namens Grey, der sowas einfach nicht bemerkte.

Danke an euch alle… Ich war nicht wirklich eure Hikari, dennoch bin ich froh ein Mitglied gewesen zu sein…

Damit kam allerdings auch die Person zum Vorschein, die mit Greens Tod wohl am meisten verlieren würde. Oh, was würde sie schimpfen, würde sie Green hier und jetzt sehen. Sie würde sie ewig damit necken, dessen war Green sich mit einem traurigen Lächeln sicher. Sie und Silence waren sich so ähnlich. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch vom Inneren… wie ein zweites Ich. Ein Ich, welches nun deren Mission alleine bewältigen musste… dass sein Weg jetzt alleine, ohne sein Medium, gehen musste. Silence war wieder alleine. Genau wie vorher. Green wusste nicht, ob sie ihr genug Vertrauen und Freundschaft geschenkt hatte, um all ihre Wunden der Vergangenheit heilen zu können und damit sie nicht wieder auf ihren alten Pfad zurückkehrte.

Silence war nicht ihre beste Freundin geworden, nein, sie war ein Teil von ihr geworden… und Green hoffte von ganzen Herzen, dass dieser Teil irgendwann in der Lage sein würde, die Hand ihres Geliebten zu berühren…

Silence… werde glücklich. Du hast es verdient.
 

Green, die Sünderin, sah auf. Sie sah wie Seigi sein Schwert erhob, sah ihr Glöckchen als Ziel. Dennoch geriet sie nicht in Panik. Die Ruhe hatte sich vollkommen über sie gesenkt. Kein Laut drang an ihre Ohren, nichts bemerkte sie noch. Der Blick schweifte ab, als sie nach oben sah. Langsam schloss sie die Augen…

Eine einzelne Träne lief ihr über die Wangen, während ihre japanischen Worte klar und deutlich im Raum wiederhalten:

„Sibi… Gary… Ich liebe euch.“
 

Fertig gestellt: 14.09.07
 

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Der erste Juni Teil Drei: Im Himmel ist die Hölle los

Der erste Juni Teil Drei

Im Himmel ist die Hölle los
 


 


 

Green, die Sünderin, sah auf. Sie sah wie Seigi sein Schwert erhob, sah ihr Glöckchen als Ziel. Dennoch geriet sie nicht in Panik. Die Ruhe hatte sich vollkommen über sie gesenkt. Kein Laut drang an ihre Ohren, nichts bemerkte sie noch. Der Blick schweifte ab, als sie nach oben sah. Langsam schloss sie die Augen…

Eine einzelne Träne lief ihr über die Wangen, während ihre japanischen Worte klar und deutlich im Raum wiederhalten:

„Sibi… Gary… Ich hab euch lieb.“

Alle Angst zu sterben fiel von ihr. Die natürliche Angst die ein jeder vor dem Tode hatte, stellte sich als irrtümlich heraus. Es fühlte sich an wie eine Umarmung. Eine sanfte, doch eindringliche Berührung. Fast wie die damalige Berührung damals von Gary…

Sie hätte ihn so gern noch einmal gesehen.

Sie hätte Gary so gern gesagt, dass sie ihn liebte…

Zögernd öffnete sie ihre Augen und ihr stockte der Atem. Sie musste träumen. Nein, sagte sie sich selbst. Sie war schon tot. Es war eine Trugerscheinung. Eine Illusion die sie sah, kurz bevor sie ins Nichts eintrat. Es konnte einfach nicht der Wahrheit entsprechen.

Es konnte einfach nicht Gary sein der sie im Arm hielt.

„Gary…?“

Ihr Blick glitt wie in Zeitluppe zur Seite, wo sie auch Siberu entdeckte. Er hielt die Klinge von Seigis Schwert fest in seiner Faust. Die Klinge musste sich in sein Fleisch geschnitten haben, denn Blut lief von seiner Hand herunter. Aber… das Glöckchen, Greens Glöckchen, hatte nicht den geringsten Kratzer erlitten.

Sie lebte. Das... war alles... echt....

„Sibi…“

Dieser sah über die Schulter, ein Grinsen auf dem Gesicht. Mit einem Leuchten in den Augen sagte er:

„Ich dich auch, Green-chan.“

„…Das Gleiche gilt auch für mich.“ Langsam, vollkommen erstarrt sah Green zurück zu der Person die das gesagt hatte. Seine dunkelgrünen Augen waren ernst, von Sorge geprägt und doch konnte sein schwaches Lächeln, seine Augen für einen kurzen Moment erwärmen.

Green konnte nicht anders. Sie spürte wie ihr ganzes Gesicht aus den Angeln fiel, wie es sich selbstständig machte und nicht eine Sekunde länger hätte sie die Tränen zurückhalten können. Sie biss sich auf die Unterlippe um das heftige Beben ein wenig zurückhalten zu können. Auch wenn dies ein unnützes Unterfangen war.

„…I-Ihr… seid…I-Idioten…!“

Langsam und sicher wurde Shaginai wieder Herr über seinen Körper. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass das was er da vor sich sah, wahr war, öffnete er langsam, beinahe in Zeitluppe den Mund um seinem Temperament wahrscheinlich freien Lauf zu lassen. Er kam jedoch nicht dazu seine aufkommende Wut, die beinahe einem Vulkan glich, frei zu lassen, denn seine Gedanken wurden kurzweilig abgelenkt. Adir hatte sich über die Brüstung gebeugt und obwohl ein einfaches Murmeln genügt hätte, sagte er aufgebracht in sein Mikro:

„Hizashi-san! Befreien sie die Verurteilte aus den Klauen der Eindringlinge!“ Dies war nicht der letzte Befehl den er gab, doch da er mit Seigi nicht per Elektronik verbunden war, musste er auf die normale Art und Weiße der Verständigung zurückgreifen:

„Seigi!“, schrie er trotz allem noch sehr gefasst und fuhr fort:

„Walte deines Amtes!“ Ein überflüssiger Befehl. Hätte Seigi sein Messgerät in den Haaren getragen, wäre dieses sofort auf rot umgesprungen. Dieser Halbdämon, dieses nichts, hatte ihn offen herausgefordert. So offen wie es nur eben möglich war. Seigi festigte den Griff um sein Schwert und sagte mit tiefer Abscheu in der Stimme:

„Fass mein Schwert nicht an, du niederes Insekt!“ Bevor Seigi jedoch das Schwert aus den Händen des Dämons reißen konnte und zum Gegenangriff ausholen konnte, festigte auch Siberu seinen Halt um die Klinge, nicht achtend auf das Blut. Mit der Klinge als Ausgangspunkt, federte Siberu sich vom Boden ab und traf Seigi mit einem Kick in der Magengegend. Daraufhin löste er seine Hände um die Waffe und nutzte die kurze Ablenkung seines Gegners um dessen Schulter als Sprungbrett zu benutzen. Athletisch, wie der Rotschopf nun einmal war, sprang er leichtfüßig über ihn hinweg und ihn trennten somit nicht mal einen Meter von dem Glöckchen – Greens Leben.

„SIBI, PASS AUF!“ Seigi hatte zum Gegenangriff ausgeholt dem Siberu nur knapp ausweichen konnte. Bei dieser Aktion fiel das Glöckchen von dessen Podest herunter.

„Ihr zwei solltet euch lieber um euch selbst kümmern.“ Es gelang Green gerade noch die Stimme als Hizashis zu identifizieren, als Gary sie schon gepackt hatte und ihr nichts anderes übrig blieb, als sich an ihm festzuhalten. Doch gerade als der Halbdämon samt seiner „Last“ ausweichen wollte, wurde er plötzlich von etwas getroffen was von vorne kam. Es glich der Kraft einer Steinfaust, schien aber eher die Substanz von Wind zu haben. Die Kraft war jedoch so enorm, dass ihm die Luft weg blieb und er samt Green über den schmalen Weg befördert wurde. Umgehend wollte er seine Fähigkeit des Fliegens benötigen, doch der helle Abgrund zog die beiden zu sich – es war Gary nicht möglich zu fliegen. Ein kurzer Blick nach rechts genügte und er sah, dass es seinem Bruder genauso erging. Dieser jedoch streckte sich vergebens nach dem Glöckchen aus, welches auf der Kante lag. Doch nur einen kurzen Moment hingen sie in der Luft, bis die drei schlicht und ergreifend in den Abgrund hinab fielen, wo schon nach wenigen Sekunden nichts mehr von ihnen zu sehen war…

Hizashi und Seigi beugten sich über den Abgrund, bedacht nicht zu nah heran zu gehen.

„Hast du gesehen weshalb sie gefallen sind, Seigi-san?“ Ratlos schüttelte der Befragte den Kopf.

„Es sah aus als wären sie von Jemand gestoßen worden. Aber es interessiert mich auch nicht! Ich habe jetzt was Besseres zu tun… was… Unterhaltsameres…“ Und mit diesen Worten löste sich Seigi in Lichtpartikel auf und es war niemanden ein Rätsel was für eine Unterhaltung er gemeint hatte.

Bei den anderen Hikari brach mehr oder weniger Chaos aus. Der Schock über das Eindringen der beiden Halblinge hatte die zuschauenden Hikaris zuerst gelähmt, doch das konnte sie nun nicht mehr aufhalten und ein Durcheinander von entsetzten Gesprächen erfüllte den Saal.

Shaginai hatte seine Finger so sehr über den Stein der Mauer zusammen gekrümmt, dass es ein Wunder war, dass seine Nägel noch heil waren.

„Wie… ist das möglich!?“, fragte er heiser in die Runde von White, Adir, Lili, Mary und Grey, die von den anderen Hikari nach wie vor isoliert waren und das Getöse ihrer Familienmitglieder war auch nicht zu hören.

„Ohne Hilfe… konnten die Eindringlinge hier nicht vordrängen…!“ Plötzlich als hätte Shaginai die Erleuchtung getroffen wirbelte er zu White und Grey herum, die neben ihn standen. Grey bekam es nicht mit, da er immer noch in den Saal hinein starrte, wo eben noch seine Schwester gestanden hatte. Doch White traf seinen Blick.

„Du…“ Nein, sagte Shaginais gesunder Verstand, sie war die ganzen Stunden über in seiner Nähe…. Und Grey auch…

Aber wer sollte es sonst sein?! Es musste ein Hikari gewesen sein, die zwei hatten einen Führer gebraucht! Aber wer außer die zwei, sollte den Willen besitzen der Sünderin das Leben zu retten?!

„Es ist jetzt nicht wichtig wie das Problem entstanden ist, sondern wie wir es lösen!“ Adirs Stimme halte durch den Raum, wie ein Strahl der Weisheit und brachte sowohl Shaginais wirren Gedanken, wie auch der anderen, zum Stillstand. Adir war der einzige der vollkommen, bis auf den Grund seines Seins, nicht verunsichert wirkte. Wahrscheinlich lag es an seiner mehrfachen Kriegserfahrung, auch wenn ein solcher Fall in der Geschichte der Wächter niemals vorgefallen war.

Shaginai wandte sich herum, seine Finger waren schon ganz rot geworden.

„Lili-san!“ Die jüngste tote Hikari der Geschichte zuckte zusammen. Sie hatte ganz außen gestanden, in der Hoffnung ja keinen Befehl zu bekommen – scheinbar hatte das Hoffen sich nicht gelohnt. Zögernd schritt sie in den Kreis.

„Ich bitte dich darum dich mit der jetzigen Kikou in Verbindung zu setzen.“ Alle Hikari sahen ihn verwundert an, sogar Greys Blick hang jetzt bei seinem Großvater.

„… Und was soll ich ihr mitteilen?“, fragte Lili mit flauer Stimme.

„Sie soll ins Computer-System der Dämonen eindringen und alles suchen was sich über die beiden Halbdämonen finden lässt. Besonders deren Werte… sie scheinen mir nicht ganz… korrekt.“ Lili nickte und als hätte sie vergessen, dass unter den Hikari Gleichberechtigung zählte, salutierte sie und löste sich auf die gleiche Art und Weiße auf wie ihr Sohn es zuvor gemacht hatte.

„Was meinst du damit, Vater?“, fragte White. Er sah sie nicht an als er antwortete:

„Die Werte, die wir über sie besitzen, erreichen höchstens das Mittelmaß eines normalen Dämons - wenn überhaupt. Aber das was ich da gerade gesehen habe… erschien mir nicht „Mittelmaß“. Vielleicht bin ich nicht sentimental genug, aber ich bezweifle, dass es die Macht der Liebe, Freundschaft oder was auch immer war.“ Adir stimmte dem zu, White hüllte sich in Schweigen. Auch sie sah nun zu dem Punkt wo die drei eben noch gestanden hatten.

„Wenn Ihr es erlaubt“, mischte sich nun auch Grey ein.

„Werde ich mich mit Seigi zusammen tun um die Feinde auszuschalten.“

„Ich denke nicht, dass es Not tut…“, warf Adir ein, doch jetzt war es Mary die sich dazu äußerte:

„Wir alle kennen Seigis Drang nach den Kampf. Ich halte es daher nicht für unwahrscheinlich dass, wenn er die Halblinge attackiert, auch Yogosu zu Schaden kommen könnte… und es wäre wohl kaum in unseren Sinne, dass die Verurteilte in zwei Hälften geteilt wird.“

„Dem muss ich beistimmen“, gab Adir zu. Dies nahm Grey als Zustimmung und verschwand wie sie seine Vorgänger. Mary blieb somit mit den drei erhabenen Hikaris alleine zurück. White äußerte sich nicht und Adir wollte gerade etwas sagen als Shaginai als Erster das Schweigen brach:

„Warum sollen wir uns abermals die Finger an unreinem Blut schmutzig machen? Die Halbdämonen werden sich zusammen mit Yogosu verlaufen und am Lichtintus verenden. Sobald dies der Fall ist, holen wir uns die Sünderin zurück und führen die Hinrichtung zu Ende.“ Adir antwortete ernst:

„Durchaus nachvollziehbar. Jedoch, Shaginai, verstößt es gegen die Regel 14b.“ Irritiert sah der Angesprochene auf.

„Das ist nicht dein ernst…“ Er deutete ein Nicken an.

„Ich befürchte, das ist es. Wenn wir sie einfach sterben lassen, werden sie sich zu Tode quälen – damit wäre dieser Akt Tortur. Es ist unsere Pflicht als Vertreter des Lichts ihnen einen schnell Tod zu berei-“ Shaginai schnitt ihm das Wort ab:

„Ich hab schon verstanden!“ Es war Adir gerade noch möglich zu sehen wie sein Mithikari sich zu Hizashi teleportierte und sich nach etwas bückte, ehe er schon verschwand.

Adir seufzte tief, ihm schwante Übels.

„Wir sollten auch gehen, White-san.“

Am Ende war Hizashi der einzige der von den Auserwählten Hikari im Ratssaal übrig blieb. Der Grund seines Verweilens war nicht der, dass er nicht wusste, was er zu tun hatte, denn das hatte er ganz gewiss – nein, er dachte immer noch über das nach was er gerade gesehen hatte. Oder eher, das was er nicht gesehen hatte. Warum waren die drei Flüchtlinge gefallen? Gefallen waren sie auf jeden Fall, sie waren nicht gesprungen, so viel war sicher. Aber wodurch waren sie zu Fall gekommen? Weder er noch Seigi hatten dazu beigetragen… Es hatte tatsächlich so ausgesehen als hätte ein unsichtbares Wesen eingegriffen. Aber Hizashi hatte nichts dergleichen gespürt… keine Magie und auch keine Aura…

Der Forscher schüttelte den Kopf. Er konnte sich später noch einmal darüber den Kopf zerbrechen wenn die Dämonen-plage beseitigt war. Schwungvoll drehte er auf den Hacken herum und hatte gerade seinen Fuß erhoben, um den ersten Schritt in Richtung Ausgang zu machen, als ihn etwas innehielt. Ein Geräusch.

Verwundert sah er über die Schulter hinweg. Das Geräusch, oder eher der Klang, war ihm nicht unbekannt: Es war das sanfte Klingen eines Glöckchens. Aber – keiner der Glöckchen, die die Hikari besaßen, lösten noch Töne aus. Woher also war es gekommen?

Hizashi schüttelte den Kopf über sich selbst. Das musste er sich eingebildet haben…
 

… hatte er nicht.
 

Ein Stöhnen war durch den kreisrunden Saal zu vernehmen, doch darauf war keine Antwort, keine Linderung zu hören. Erst nach verstrichenen Minuten, richtete sich die Person die gestöhnt hatte, zögernd auf. Sie sah sich im Saal um, verwundert und stellte erleichtert fest dass sie alleine waren. Langsam erhob sie den Kopf, um jedoch nicht außer einer Kuppel zu sehen. Wie waren sie hier hin gekommen?

Gary sah auf seine Begleiter hinab, die Kopf an Kopf vor ihn lagen – so friedlich als würden sie in Sommer auf einer Blumenwiese liegen. Der Halbdämon verdrehte die Augen. Fürs Ausruhen würden sie später noch genug Gelegenheiten haben… hoffte er zumindest.

Er streckte sich nach Green aus, um sie zu wecken, zuckte jedoch vor seinem Ziel zusammen. Die Wunde die ihm Hizashi wenige Stunden zuvor zugesetzt hatte, hatte einen Schmerzensschrei in seinen Körper entfesselt, welchen er jedoch in sich verschließen konnte. Er spürte, dass das Oberteil über der Wunde feucht war. Die Wunde musste sich durch den in der Atmosphäre enthaltenen Lichtintus wieder geöffnet haben. Schlecht… denn so konnte ungehindert Lichtmagie in seinen Körper hinein dringen…

Doch…

Wenn er sich die schlafende Green vor sich ansah… waren diese Schmerzen es da nicht wert? Selbst wenn sie es nicht zurück schaffen würden, selbst wenn sie hier sterben würden… das wäre es wert. Green war alles wert…

Gary bemerkte es nicht, aber er lächelte, als er sie ansah. Den Drang sie zu berühren wurde stärker, so stark, dass er es nicht mehr zurückhalten konnte. Genau wie vor nicht allzu langer Zeit, legte er seine Hand an ihre Wange. Green rührte sich nicht, sie war wohl zu tief in ihren Schlaf versunken. Vielleicht war es auch besser so… Vielleicht sollte sie lieber nicht merken, wie sehr er es genoss ihre Haut zu berühren. Durch seine dämonischen Instinkte bemerkte er etwas, was diesen Moment noch kostbarer machte. Der Halbdämon konnte den Kreislauf ihres Blutes spüren – er konnte ihr Leben spüren.

Wie zerbrechlich es doch war…

„Hör auf.“ Der Angesprochene sah auf, sein Lächeln war dahin. Das Gesicht, in das er jetzt sah, sah aus als hätte es noch nie etwas zum Lächeln gebracht – es war lange her, dass Gary seinen Bruder so ernst gesehen hatte. Schnell zog Gary seine Hand zu sich, doch er versuchte sich nicht herauszureden.

„Du weißt es hat keinen Zweck. Du wirst es dir nur schwerer machen.“

Im gleichen Moment wie Siberu sich aufrichtete, rührte auch Green sich. Beide Halbdämonen sahen zu ihr, als sie die Augen öffnete.

„Green-chan! Geht es dir einigermaßen?“, fragte Siberu mit einer vollkommen anderen Stimme, als die, mit der er Garys Tun Einhalt gebeten hatte. Die richtete sich auf und lächelte schwach. Ein wenig zu schwach, wie Gary besorgt feststellte. Auch Siberu bemerkte es.

„Ist was?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Ihr seid sowas von Idioten!“ Beide „Idioten“ sahen sich verwundert an. Ehe Green fortfuhr.

„Wie kommt ihr auf die selbstmörderische Idee, hierher zu kommen?! Jetzt…“ Die Hikari sah weg.

„… Jetzt stirbt ihr auch. Was bringt uns das? Gar nichts… und das nur wegen mir.“ Gary sah nach unten. Er wusste was sie meinte. Sie gab den Karten abermals die Schuld. Sie dachte ihr Schicksal als „Botin des Unglücks“ wäre der Grund… dass sie wegen ihr sterben würden.

Siberu packte Green bei den Schultern.

„Sag Mal, Green-chan! Für wie schwach hältst du uns? Als ob wir vor so einen Haufen Hikaris Angst hätten! Wir werden hier zusammen abhauen! Dann wird alles wieder wie früher! Schon Morgen früh, oder Übermorgen, je nach dem…. Sind wir alle drei wieder aus der Klasse geflogen und stehen vor der Tür!“ Gary musste Lächeln, genau wie Green. Siberu hatte eine wunderbare Art einen Aufzuheitern. Simpel – doch effektiv.

„Denn lass uns von hier verschwinden, ansonsten bekomme ich einen Koller von dem ganzen Weiß!“, antwortete Green schnippisch, woraufhin sie von Siberu angegrinst wurde. Doch gerade als sie aufstehen wollte, kippte sie vorne über. Der Rotschopf konnte sie gerade noch auffangen.

„Green-chan!“ Gary eilte zu Green, seine Vorahnung war bestätigt worden. Ohne Umschweife legte er seine Hand auf ihre Stirn.

„Glöckchen-Entzug… Du hast Fieber.“

„Es geht… Es ist alles in Ordnung.“

„Red keinen Schwachsinn“, sagte Gary ein wenig eindringlicher.

„So kannst du nicht laufen.“ Green protestierte, doch der Schweiß auf ihrer Stirn war mehr als Beweis genug. Siberu, der Green nach wie vor im Arm hatte, sah abwechselnd zu den Beiden.

„Gut, wenn Green-chan nicht laufen kann…“, sagte Siberu und stand samt Green auf.

„… Muss sie eben, wie es sich für eine Lady gehört, getragen werden!“ Die Hikari öffnete den Mund um zu protestieren, als es jedoch Gary tat:

„Silver.“ Dieser sah langsam zu ihm, mit einem Blick der keinen Widerspruch zuließ. Gary fuhr trotzdem mit einem ernsten Blick fort:

„Ich denke es wäre praktischer wenn du Green Huckepack nimmst. Dann kannst du schneller in Verteidigungsposition übergehen, falls es Not tut.“ Der Blick seines kleinen Bruders war nach wie vor skeptisch, auch wenn er sich ein wenig aufgelockert hatte. Widerwillig musste er Gary Recht geben und schon lag die perplexe Green auf seinem Rücken. Der Rotschopf gab ihr den Hinweis, dass sie sich festhalten sollte und schon rannte er los. Gary konnte vom Glück sprechen, dass Siberus Schnelligkeit durch Green beeinträchtigt war, denn sonst hätte er ihm nicht folgen können.

Es blieb dem Trio keine andere Wahl als einfach blindlings drauf los zu laufen. Der Zauber hatte dank Green zwar keine Wirkung mehr auf sie, doch deren Hikari hatte genauso wenig eine Ahnung wo das Portal zum Diesseits war, wie die beiden Dämonen. So rannten sie einfach nur gerade aus… in der Hoffnung das Glück war auf ihrer Seite.

„Was machen wir mit dem Glöckchen?“, fragte Siberu nach einer Weile. Er konnte Green zwar nicht sehen, doch ihren beschleunigten Atem an seinem Hals spüren.

„Lass… Lass uns einfach hier wegkommen“, antwortete Green und war versucht so gesund wie möglich zu klingen.

„Es bringt uns nichts, wenn wir ins Diesseits zurückkehren, wenn wir nicht dein Glöckchen zurückbekommen, Green.“ Auf Garys Worte hin schloss Green die Augen und antwortete nicht. Warum dachten die beiden zur Abwechslung nicht mal an sich? Wenn Green erstmal tot war, konnten sie nicht mehr aus dem Jenseits fliehen. Und wer wusste schon wie lange das noch dauern würde? Sie hatten keine Zeit ihr Glöckchen zu suchen – geschweige denn es zurückzuholen. Es gab jetzt nur eins was wichtig war: Gary und Siberu mussten ins Diesseits zurückkehren. Der Gedanke, dass sie wegen ihr hier im Jenseits sterben würden, verkraftete sie nicht… Doch ihr Körper gab bereits nach. Sie spürte wie das Fieber ihre Gedanken vernebelte und das Sehnen nach Schlaf wurde unerträglich. Einfach nur schlafen…

„Green, du musst wach bleiben! So Leid mir das auch tut.“ Der Hikari war es nicht aufgefallen, doch ihre Augen waren zugefallen. Auf Garys Stimme hin, schlug sie diese wieder auf und sah ihn verklärt an. Sie rannten immer noch und es fiel ihr daher umso schwerer ihre Sicht zu schärfen. Green versuchte zu lächeln, konnte jedoch nicht sagen ob es ihr gelang oder nicht.

Siberu machte nicht auf sich aufmerksam, auch wenn er es genau sah: Deren Blicke. Diese sagten mehr als tausend Worte, selbst wenn Greens durch das Fieber getrübt waren. Es sah fast so aus, als würden sie, ohne ihren Körper überhaupt zu gebrauchen, die Hand nacheinander ausstrecken…

Die Augen seines Bruders sahen nur kurz nach vorne und schon wurde Siberu bewusst das etwas nicht im Reinen war.

„Sil-“ Zeitverschwendung. Denn der Angesprochene war schon zum Stillstand gekommen, um deren erste Hürde, auf dem Weg in die Freiheit, entgegen zu sehen.

„Hello, Sinners!“

Seigi stand genau vor ihnen, keine dreißig Meter entfernt. Er lächelte überheblich, doch offensichtlich sehr erfreut. Sein Schwert hatte er bereits gezogen und seine Geste war unmissverständlich. Ohne Kampf würde er den Weg nicht freimachen.

Green rutschte von Siberus Rücken herunter, der sie danach stützte, damit sie nicht den Halt verlor. Der Rotschopf achtete nicht darauf, dass sein Bruder versuchte Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Er ahnte was er von ihm wollte… doch er würde keinen Widerspruch zulassen. Denn Siberu wusste genau was er zu tun hatte.

Seigi streckte sein Schwert aus. Dessen Klinge leuchtete auf und das dunkle Blut war nicht zu übersehen.

„Ich werde den Halbling töten, der es gewagt hat diese Klinge zu beschmutzen!“, sagte der Tausendtöter mit einem Grinsen. Dem, der mit dieser Aussage gemeint war, war zur Abwechslung nicht nach einem Grinsen zumute. Siberu wusste dies war kein Spaß. Zum ersten Mal in seinem Leben, wusste er, dass der Gegner, den er jetzt vor sich hatte, seine Drohung wahr machen konnte und würde. Er kannte den Kräfteunterschied und dieser war enorm. Das würde kein Kampf aus Spaß werden. Das würde ein Kampf werden, bei dem er jede Sekunde um sein Leben bangen musste.

Und dennoch...

Er sah zu Green.

Doch, er war sich sicher.

Sie durfte nicht sterben.

Siberu löste den Griff von Green und schritt vor. Gary hielt ihn jedoch auf, da Green zu schwach dafür war:

„Silver! Das ist purer Selbstmord! Lass-“

„Aniki.“ Die Art wie sein kleiner Bruder dies gesagt hatte, ließ ihn verstummen. Er stand mit dem Rücken zu ihm, als er antwortete:

„Du hast es immer für mich übernommen Entscheidungen zu treffen. Doch jetzt treffe ich eine Entscheidung für mich: Ich werde gegen ihn kämpfen und ihr rennt weiter…. Ich hole euch dann wieder ein.“ Nein, das würde er nicht. Das wussten sowohl Gary als auch Green.

„Nein, Sibi, nein! Das… das bringt doch nichts…“

„Du hast es doch gehört, Yogosu! Die Entscheidung eines Kämpfers zweifelt man nicht an!“, kam es von Seigi und plötzlich verschwand sein Grinsen.

„Und wenn ich ehrlich bin… stehst du im Weg rum. Du bist so gut wie tot, also macht es nichts, wenn die Zeit bis dahin verkürze!“ Er hatte diese Worte nicht einmal zu Ende gesprochen, ehe er schon aus deren Blickfeld verschwand. Siberu wirbelte herum, Gary griff nach Greens Handgelenk – doch es war schon zu spät.

Green sah das einen Augenblick lang das Glänzen der Schwertklinge, ehe ein schepperndes Geräusch den Gang ausfüllte, dicht gefolgt von einem Knirschen, was daher kam das zwei Schwertklingen aufeinandergetroffen waren. Ausgerechnet Green war die Erste die ihre Stimme über den Lärm erhob. Überrascht doch mit unendlicher Freude in der Stimme sagte sie:

„Onii-chan!“ Grey war momentan nicht in der Fassung auf ihren Aufruf der Freude zu antworten, da er sein Katanakaze gegen Seigis Waffe aufrecht halten musste, dennoch konnte er nichts dagegen tun, dass er lächelte.

Auch Seigi lächelte.

„Darf ich dies als Akt des Verrats deuten?“

„Es ist mir einerlei, wie du es deutest. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass du meiner Schwester Leid zufügst!“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Tausendtöters wurde breiter.

„Wie schön! Stelle dich auf die gleiche Ebene wie deine sündenvolle Schwester! Doch sei dir bewusst, dass ich dann keine Gnade walten lassen werde und mich dazu verpflichtet fühle mich zu verteidigen!“ Mit einem Aufblitzen von Seigis Klinge, sprangen die beiden Hikaris auseinander, womit Grey neben Green landete.

„Green“, fing er leise an.

„Mutter hat dich nicht verlassen… und ich genauso wenig.“ Grey sah sie an und legte zögernd die Hand auf ihren Kopf. Eine einfache geschwisterliche Geste… nichts mehr…

„…Wir lieben dich“, sagte er mit einem Lächeln. Green war kurz davor zu weinen, konnte es jedoch gerade noch verbergen. Trotzdem ließ sie kurz ihren Kopf an seiner Schulter ruhen, um ihren Bruder zu zeigen, wie dankbar sie ihm war.

„Entschuldigung! Aber ich sehe mich gezwungen diese niedliche Atmosphäre zu unterbrechen. Blacky, ich danke dir, dass du mir endlich einen Grund gibst dich in zwei Hälften zu teilen! Und was dich angeht…“ Seigi sah zu Siberu.

„Dich werde ich ebenfalls nicht gehen lassen, ehe du nicht für deine Taten gebüßt hast!“ Mit anderen Worten: Er wollte gegen sie beide gleichzeitig antreten. Siberu wusste nicht ob er sich darüber freuen sollte, dass er jetzt zwangsweiße Grey an seiner Seite hatte, oder ob ihn diese Tatsache beunruhigen sollte. Vielleicht sollte er einfach nicht drauf achten…

Grey wechselte wieder in Angriffsposition, während er Gary ansprach:

„Ich vertraue dir das Wohl meiner Schwester an. Enttäusch mich und ich werde dich richten!“ Der Angesprochene nickte. Er wusste was für eine Bedeutung in seinen Worten lag. Es war das erste Mal und wahrscheinlich auch das letzte Mal, dass Grey Gary Vertrauen schenkte… und dann auch noch im Bezug auf die Person die ihm am meisten bedeutete.

Obwohl Green protestierte nahm er sie, wie Siberu zu vor, auf den Rücken.

„Grey! Sibi!“ Beide sahen über die Schulter hinweg zurück zu ihr.

„Wehe ihr stirbt!“ Gary nahm Blickkontakt mit seinem Bruder auf, doch ehe er ihm noch Worte auf den Weg geben konnte, hatte Seigi schon seinen ersten Akt ausgeführt. Da die anderen abgelenkt gewesen waren, hatte niemand mitbekommen wie er die gleiche Prozedur wie Akari durchgeführt hatte. Anders als bei ihr jedoch, drehte der Raum sich nicht. Dennoch verlor Siberu seine Balance: Er fiel zu Boden, froh darüber einen unter sich spüren zu können. Als er wieder aufsah, war weder Green noch Gary zu sehen, dafür aber ein völlig anderer Raum – eine Arena war allerdings ein passender Ausdruck.

„…Ah“, seufzte Siberu säuerlich.

„Da fühlt man sich doch gleich ganz wie Zuhause.“ Auch wenn diese garantiert nicht weiß wäre, wie es hier der Fall war.

Seigi hatte seine treue Waffe geschultert und sah auf seine beiden Gegner herab mit einer bodenlosen Überheblichkeit.

„Das ist doch gleich viel besser. So sind wir drei ganz allein und ungestört!“ Grey fluchte, was Siberu verwunderte.

„Mit anderen Worten… wir kommen hier erst weg, wenn wir Seigi besiegen“, sagte der Windwächter. Der Rotschopf wirbelte zu ihm herum.

„Was?! Kannst du sowas nicht?!“ Grämend schüttelte er den Kopf.

„Erstens bin ich nicht tot… und zweitens…“ Seigi fuhr fort für ihn:

„… Ist er nur ein erbärmlicher Halbhikari – das war es doch was du sagen wolltest, or Blacky?“ Grey sah auf, traf den Blick seines Kontrahenten und der Hass zwischen den Beiden war deutlich zu spüren.

Siberu war aufgestanden und sagte mit hochgezogenen Brauen:

„Alter, du solltest dir überlegen ob du die richtige Haarfarbe hast. Denn so wie du redest, könntest du genauso gut einer von uns sein.“ Er wusste nicht warum er plötzlich Partei für Grey ergriffen hatte; wenn auch nur indirekt. Nach wie vor konnte er ihn nicht leiden, doch Siberu konnte es nicht leiden, wenn auf „Hälften“ herum getreten wurde.

Seigis Grinsen war verschwunden und mit einem Sausen war sein Schwert wieder angriffsbereit.

„Du meinst also, ich hätte Ähnlichkeit mit einem Dämon? Sollst du dich doch irreleiten lassen! Ich werde dir beweisen, dass mein Kampfstil mehr Niveau besitzt als der den deinesgleichen jemals in tausend Jahren erreichen werden! Und dein Kopf wird als Beweis dienlich sein! Let’s Fight!
 

Seitdem Gary und Green sich von Siberu und Grey getrennt hatten, hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Die Hikari beschritt den harten Kampf sich wach zu halten und dem lockenden Rufen des Fieberschlafes nicht nachzugeben. Es kam immer wieder vor, dass ihre Augenlieder für einen kurzen Moment ihre Kraft verloren und einfach herunterfielen. Der Moment hielt nicht lange an, da sie es sich selbst verbat. Sie hämmerte sich in den Kopf, dass sie wach bleiben musste. Wenn sie einschlafen würde… gäbe es keine Garantie, dass sie je wieder aufwachen würde und dann würden auch Siberu und Gary sterben.

Für Green hatten sie dieses enorme Risiko auf sich genommen… setzten ihr Leben aufs Spiel. Die Hikari konnte sich sehr gut vorstellen was in Gary vorging. Er musste seinen Bruder zurück lassen und darauf vertrauen, dass dieser es alleine schaffen würde. Wie auch Green auf Grey bauen musste. Aber deren Gegner war Seigi… der Tauendtöter. Er hatte Siberu schon einmal in einen lebensgefährlichen Zustand versetzt und sein abgrundtiefer Hass den er für Grey hegte war nicht unbekannt. Er war nicht wie die anderen Hikari. Er würde nicht zögern und sie töten. Waren Grey und Siberu gut genug um ihm stand zu halten? Green konnte spüren, wie Gary gegen den Wunsch ankämpfen musste umzukehren und seinem Bruder zur Hilfe zu eilen…

Und jetzt waren sie allein. Das wahrscheinlich letzte Mal… wenn sie es hier nicht weg schafften. Wenn Green ehrlich zu sich war… hatte sie die Hoffnung aufgegeben fliehen zu können. Auch wenn sie Entschlossenheit von Siberu und Gary beinahe schon ansteckend war. Doch das Schicksal der Karte des Todes lastete schwer und unwiderruflich auf ihren Schultern. Wenn Siberu und Gary hier sterben würden… wäre die Vorhersagung Inceres‘ wahr. Sie hätte die beiden Wesen, die ihr am wichtigsten waren, in den Tod geführt.

„Gary…“, begann Green plötzlich und er horchte auf.

„…Ich muss dir etwas sagen…“ Nicht gerade der romantischste Moment, aber er musste es einfach erfahren. Wenn sie es ihm jetzt nicht sagte, wann denn dann? Sie hatte schon die Hoffnung aufgegeben ihn überhaupt noch einmal wieder zu sehen, es glich einem Wunder. Aber dieses hier zu überleben, ohne Hilfe, war unmöglich. Es war die letzte Chance es Gary zu sagen.

„Es ist jetzt nicht der richtige Moment zum reden“, sagte er während er die Stufen einer Treppe runter sprang. Green hatte das Gefühl das er es plötzlich noch eiliger hatte.

„…Es ist aber wirklich wichtig!“ Der Halbdämon hatte es auch eiliger. Sein ungutes Gefühl hatte sich verstärkt und dies hatte nichts mit seinem Bruder oder seiner Wunde zu tun. Umso mehr Schritte er hinter sich ließ, umso stärker wurde das Gefühl. Er konnte es nicht richtig deuten… er wusste nur, dass er sich auf sein Bewusstsein verlassen konnte. Es hatte ihn bis jetzt noch nie enttäuscht.

„Green, wenn es nicht mit der jetzigen Situation zu tun hat – irgendeine Eingebung wo wir längs könnten, denn erzähl es mir wenn wir Zuhause sind und du ausgeschlafen bist. Ok?“ Zuhause… dies klang wundervoll in Greens Ohren. Aber sie würden es niemals schaffen. Seit wann war Gary so naiv?!

„Aber-“

„Kein aber.“

„…Wirst du mir dann auch zuhören?“ Er schmunzelte leicht und antwortete:

„Seit wann höre ich dir denn nicht zu?“ Green lächelte und schmiegte sich an ihn. Gary hatte Recht. Er hörte ihr immer zu… Er war immer für sie da wenn sie Probleme hatte…

Unbewusst musste Gary lächeln, als er bemerkte, dass sie sich an ihn kuschelte. Doch sein Lächeln starb schnell dahin, denn Green versteifte sich plötzlich. Er blieb stehen, während sie den Kopf hob und sich nach hinten umdrehte.

„…Mein Glöckchen.“ … Auf Shaginai achtete sie nicht.
 

Siberu war überrascht darüber wie schnell Grey war. Er konnte scheinbar ohne große Probleme, mit Siberus Tempo mithalten und damit gelang es ihm mit der gleichen Fertigkeit Seigis Angriffen auszuweichen. Das war der einzige Vorteil den sie im Moment hatten: sie waren schneller als Seigi. Aber es brauchte keinen Profi in Sachen Schwertkunst um zu entdecken, mit welch einem Können deren Gegner das Schwert schwang. Siberu wollte es, genauso wenig wie Grey, nicht darauf ankommen lassen, von Seigi getroffen zu werden oder in die Enge getrieben zu werden. Ein Nahkampf musste umgehen werden. Doch es gab noch ein anderes Problem...

„Wir können ihn nicht töten, das ist dir klar?“, fragte Grey, als sie kurz nebeneinander waren, ehe sie einem weiteren Hieb auswichen.

„Was können wir dann?“

„Seigi ist bereits tot. Das einzige was wir also tun können ist, ihn zu bezwingen. Oder ihn vom Kämpfen abzubringen... was recht unwahrscheinlich ist. Aber ein Zweikampf, wo wir ihn zu Boden zwingen könnten wäre aussichtslos, da er uns überlegen ist...“ Siberu antwortete, als hätte er es nicht gehört und geschockt sah Grey ihn an:

„Ich greife ihn an!“

„Hast du nicht gehört was ich...“ Der Rotschopf achtete auch diesmal nicht auf Greys Worte und schoss wie ein Pfeil auf Seigi zu, der ebenfalls ein wenig überrascht war. Erst als Siberu zum Angriff ausholte, reagierte der Hikari. Er wich dem Angriffs Siberus aus, in dem er in die Knie ging, dabei drehte er sich einmal und durch diese Bewegung erhielt sein Schwerthieb noch weiter an Schwung. Die ausreichte um Siberus Hüfte förmlich in Zwei zu reißen als diese ihn traf.

Dunkles Blut ergoss sich in Strömen auf den weißen Boden und, da das Lichtintus ungehindert in solch eine große Wunde eindringen konnte, quoll das Blut in großen Mengen aus dem Mund des Halbdämons. Dennoch grinste er, was Seigi scheinbar gefiel, denn er lachte ihn hämisch und doch mit Freude aus:

„Haha! So gefällt mir das! Selbst im Angesichts des Todes grinst du immer noch!“

„Angesichts des Todes? Ich glaube, da musst du mich mit jemanden verwechselt haben, denn ich bin alles andere!“ Siberu streckte die linke Hand aus, nachdem er sie in sein eigenes Blut getaucht hatte. Die Flüssigkeit tropfte in Rinnsalen von seiner Hand, doch ehe der erste Tropfen den Boden berührt hatte, sagte er:

„Ich rufe die 17ste der Verbotenen Künste: Spiel mit den Tode!“ Der Bluttropfen der eben noch fast den Boden berührt hatte, bewegte sich auf einmal rückwärts: statt auf dem Boden zu fallen, schien er von Siberus Hand angezogen zu sein; doch nicht nur der eine Bluttropfen, sondern der gesamte rote Lebenssaft, der aus seiner Wunde gekommen war, bewegte sich auf seine Hand zu und nahm Gestalt an. Zuerst ähnelte es mehr einem bizarren Kunstwerk, bis es unmissverständlich die Form einer Waffe annahm. Das dunkle Blut hatte sich zu einem Schwert geformt, welches Siberu seinem Gegner entgegen hielt.

„Einen Schwertkämpfer tritt man am besten mit einem Schwert entgegen, ist es nicht so?“ Seigis düsteres Gesicht formte sich zu einem spöttischen Lächeln:

„Kannst du damit umgehen?“

„Ihr Wächter seid nicht die einzigen, die wissen, wie man ein Schwert zu führen hat!“

Anders als Seigi hatte Grey seine Hausaufgaben gemacht und wusste ganz genau, was es mit der Technik Siberus auf sich hatte und war daher überrascht über die Entschlossenheit seines Mitstreiters. Denn die 17ste der Verbotenen Kunst hatte seinen Namen nicht umsonst, sie war wahrlich ein Spiel mit dem Tod. Nicht nur, dass man für das Einsetzen der Technik eine große Menge von seinem eigenen Blut opferte, der Anwender war auch abhängig von der Waffe. Denn diese hielt einen am Leben. Sobald die Waffe einem aus der Hand geschlagen wurde, war es aus mit der Waffe – und genauso mit dessen Anwender. Das lag daran, dass das Blut, welches für die Technik eingesetzt wurde, nicht wieder in den Körper des Anwenders zurückkehrte und verlor man erst einmal so eine große Menge an Blut, war das Überleben gefährdet; selbst für einen Dämon...

Ohne weiter zu überlegen, raste Siberu auf seinen Gegner zu und attackierte ihn mit seiner neugewonnen Waffe. Seigi wich dem Schwerthieb nicht aus, sondern blockte mit seiner eigenen Waffe den Angriff von Siberu ab. Funken sprühten als sie beiden Schwerter aufeinander trafen. Seigi war erstaunt darüber wie robust das Schwert seines Widersachers seinem Angriff standhielt – immerhin bestand es nicht aus Metall, sondern aus einer Flüssigkeit. Dennoch konnte Siberu nicht mit den Fertigkeiten des Tausendtöters mithalten und wurde zunehmend zurückgedrängt. Doch kaum war das Schwert nur noch zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, war Seigi gezwungen auszuweichen. Siberu konnte es sich im ersten Moment nicht erklären, ehe er einen starken Windstoß bemerkte welcher seine Haare durcheinanderwirbelte und Grey tauchte neben ihn auf.

„Ich dachte wir wären Feinde?“, fragte Siberu mit einem kleinen Grinsen. Grey sah ihn nicht an, während er antwortete:

„Green bringt mich um, solltest du das hier nicht überleben, also arbeite ich mit dir zusammen weil mir mein Leben und die Gunst meiner Schwester sehr wichtig sind.“ Siberu nickte und richtete abermals sein Schwert auf Seigi.

„Ich bin gut im Partnerkampf! Ich übernehme den Angriff und du suchst eine Lücke und machst ihn fertig, klar?“ Grey stimmte dem zu, da er wusste, dass sie für diesen Kampf zusammenhalten mussten. Sie mussten den Umstand ausnutzen, dass sie zu zweit waren. Auch wenn es dem Windwächter natürlich nicht gefiel gerade mit Siberu zusammen zu arbeiten. Doch er musste zugeben, dass er über die Entschlossenheit des Halblings erstaunt war.

Aber Entschlossenheit allein hatte noch keinen Krieg gewonnen.
 

„Möchtest du auch einen Tee, Hinako-san?“ Ilangs Stimme drang kaum in die Gedankenwelt der Feuerwächterin ein, die in den dunklen Nachthimmel starrte. Erst als Ilang ihr die Tasse vors Gesicht hielt und der warme Duft ihr Gesicht wärmte, sah sie auf und ohne etwas zu sagen, nahm sie die verzierte Tasse in die Hand. Gedankenversunken nahm Firey einen Schluck und langsam erwachte ihr Sein wieder aus der Gedankenwelt: Das erste Mal seitdem sie im Tempel angekommen waren. Firey wusste nicht wie lange sie schon dort, zusammen mit den anderen, gewesen war. Ihre Gedanken kreisten einzig und alleine um das was gerade im Jenseits geschah... und um das was zwischen ihr und Siberu passiert war. Auch Pinks Heulen konnte daran nichts ändern.

Ilang setzte sich vor ihr in einem gemütlichen Sessel und nahm selbst einen Schluck aus ihrer Tasse. Zwar wirkte die Naturwächterin ruhig, doch Firey bemerkte, dass ihre Finger bebten. Die anderen Wächter waren in der gleichen Verfassung. Niemand, außer Pink, zeigte seine Sorge offen, sondern versteckte sie. Dennoch sah man die Nervosität deutlich, als würden sie sie ausleben. Ryô, zum Beispiel, wässerte gerade zum vierten Mal die gleiche Pflanze.

Firey musste sich selbst eingestehen, dass ihre größte Sorge nicht Green galt, auch wenn sie bereits erfahren hatte, was die Hikari mit ihr vorhatten. Gary und Siberu würden sie sicherlich retten. Die beiden würden alles tun um sie zu retten... Und dabei sich selbst vergessen. Siberu würde handeln ohne zu denken: wie er es immer tat und sich dabei wahrscheinlich in Gefahr bringen.

Firey sah wieder in den Nachthimmel.

Ihre Wange war immer noch warm. Ob das vom Tee kam?

„Sag mal, Ilang-san...“, fragte Firey so leise, dass auch wirklich nur Ilang es hörte. Diese sah auf.

„Ja?“

„Liebst du Grey-san?“ Selbst aus den Augenwinkeln heraus sah Firey wie sie rot wurde. Daher folgte ihre Antwort auch nicht sofort, doch aufrichtig.

„Ja, das tue ich.“ Schweigen.

„Warum fragst du?“ Immer noch sah Firey sie nicht an.

„Wie... hast du es bemerkt?“ Ilang nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee. Langsam begann sie das eigentliche Gesprächsthema zu erahnen.

„Ich habe es nicht bemerkt. Ich wusste es von Anfang an, vom ersten Moment an, wo ich seine himmelblauen Augen gesehen habe, wusste ich, dass ich mich nie wieder in die Augen eines anderen verlieren wollte. Zuerst war ich ihm gegenüber skeptisch gesinnt, als wir uns das erste Mal trafen. Ich war 16, jung und eine unerfahrene Wächterin, er war das genaue Gegenteil. Er war sehr in Eile und übersah mich, seine Cousine, einfach. Doch dies war nicht der Grund für meinen anfänglichen Argwohn. Durch seine Eile bemerkte er nicht, dass er die Blumen zertrat, die ich gerade erst zum erblühen gebracht hatte. Ich hielt ihn für einen ungehobelten Flegel, der, wie so viele andere, keinen Respekt vor der Natur hatte. Am gleichen Abend sah ich ihn an meinen Blumen stehend.“ Ilang kicherte.

„Es sah aus, als würde er sich bei ihnen entschuldigen. Am nächsten Morgen, als ich sie wässern wollte, stellte ich erstaunt fest, dass sie wieder blühten. Ich hatte Grey nicht bemerkt, doch er war plötzlich an meiner Seite und erzählte mir davon, dass es dieselben Blumen waren, die White-sama jeden Tag an das Grab ihres verstobenen Mannes legt. Das war das erste Mal, dass ich in seine Augen sah... Ich sah das Schuldgefühl darin und wusste, dass ich ihm Unrecht getan hatte. Es mag kitschig klingen, doch für mich war es Liebe auf dem zweiten Blick.“ Firey sah sie schweigend an und Ilang wurde röter als zuvor, da sie scheinbar nicht beabsichtigt hatte diese Informationen preiszugeben; schon gar nicht an Firey, da sie sich ja eigentlich nur oberflächlich kannten. Verlegen nahm sie einen Schluck von ihrem Tee und räusperte sich. Ihre Gesprächspartnerin nahm sich ein Beispiel an ihr und trank auch noch ein wenig.

„Aber das hat dir sicherlich nicht weitergeholfen, oder Firey-san?“ Die Angesprochene schreckte auf und winkte beschämt mit der Hand ab.

„Doch doch! Es freut mich wirklich, dass du mir das erzählt hast, Ilang-san, ich...“ Ilang lächelte.

„Du bist ein liebes Mädchen, Firey-san. Ich hoffe der in den du dich verliebt hast, weißt das zu schätzen.“ Augenblicklich wurde Firey rot und versuchte ihr rotes Gesicht hinter ihrer erhobenen Tasche zu verstecken. Ihr antwortendes Murmeln war nicht zu verstehen. Erst als sie die Tasse wieder auf die Glasplatte gesetzt hatte, antwortete sie:

„Ich weiß ja nicht, ob ich... verliebt bin.“

„Du wirst es an deiner Reaktion bemerken wenn sie zurück kommen.“ Dies beruhigte die Feuerwächterin ungemein und das hatte nichts mit „Verliebt sein“ oder nicht zu tun. Es war die Art wie Ilang es sagte und was sie sagte. Sie ging davon aus, dass sie zurück kommen würden. Für sie war es eine Tatsache und sie zweifelte auch nicht daran, auch wenn das Risiko hoch war, dass ihnen etwas zustoßen würde. Deutlich war an ihrer Stimme zu hören, dass sie fest daran glaubte und Firey vergaß sogar rot zu werden, da sie ja nicht mit einem einzigen Wort gesagt hatte, dass die Person in die sie sich vielleicht verliebt hatte, unter denjenigen befand, die gerade im Jenseits ihr Leben aufs Spiel setzten.

Firey erwiderte nichts. Sie war dankbar für Ilangs Worte und Firey wusste, dass Ilang sich dessen bewusst war.

Siberu hatte nichts zuzustoßen. Es durfte ihm nichts passieren.

Immerhin musste Firey noch herausfinden, was das Pochen in ihr zu bedeuten hatte...
 

Shaginai hatte weder seine Waffe bereit, noch war er in Angriffsposition. Er stand nicht weit hinter ihnen und der minimale Abstand machte Gary nervös. Er wusste nicht allzu viel über Shaginais Kampfstil. Das einzige was er sich momentan aus dem Gedächtnis aufrufen konnte, war, dass er als erbarmungslos galt. Das wurde jetzt eindeutig untermauert. Denn er hielt seiner Enkelin seelenruhig das Glöckchen hin. Ein blinder mit einem Krückstock wusste, dass dies eine Falle war. Green anscheinend nicht.

Gary erkannte sie kaum wieder. In innerhalb von wenigen Sekunden schien ihr Gehirn ausgeschaltet worden zu sein. Gary war es gerade noch gelungen sie festzuhalten, ehe sie auf ihren Großvater hätte zu stürmen können. Sie wehrte sich jedoch so heftig, dass es dem Halbdämon schwer fiel sie ohne gewalttätigen Handlungen festzuhalten. Green keifte ihn an, während Shaginai diesem Schauspiel ohne Regung folgte.

„Green! Das ist eine Falle! Siehst du das denn nicht?!“

„Loslassen! LOSLASSEN!“, schrie sie ihm um die Ohren und in was für einer Octave. Was war nur in ihr gefahren? Versetzte der Glöckchen-Verlust die Hikaris etwa in solch einen Zustand? Ihre Augen glichen dem eines Drogenabhängigen…

„Deine Versuche sind zwecklos, Halbling. Sie hört dich nicht. Ihre Sinne sind von dem Wunsch ihr Relikt zurück zu bekommen, vollkommen eingenommen, da sie bereits zulange ohne es atmet. Also solltest du deine Widerstände fallen lassen, ehe sie dich noch ernsthaft verletzt.“ Gary machte nicht den Fehler Shaginais Worte zu sehr zu lauschen, um Green keine Gelegenheit zu geben sich zu befreien. Er musste sie ruhigstellen – aber wie? Wenn er sie bewusstlos schlug, riskierte er damit dass sie in ihrem Fieberzustand nicht wieder aufwachen würde. Keiner seiner Worte schien irgendwie Wirkung zu zeigen. Sie schienen Green gar nicht zu erreichen. Waren ihre Sinne etwa so vollkommen aufgenommen von dem Glöckchen, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnahm?

„Green! Verflucht nochmal! Du willst doch nicht etwa sterben!? Da-“ Weiter kam er nicht, denn dem Halbdämon wurde das Wort abgeschnitten. Nicht durch Shaginai, der nach wie vor regungslos vor ihnen stand – auch nicht durch Green, die strampelte als würde sie gegen eine Kobra den Todeskampf antreten, sondern durch sein eigenes Blut. Es schoss aus seinem Mund hervor, ausgelöst durch einen vertikalen Schwerthieb von hinten. Gary spürte wie sein Fleisch sich entzweite und auch dort das Blut hervor quoll. Der Lichtintus konnte ungehindert in seine neue, frische Wunde eintreten und verlieh ihm solch qualvolle Schmerzen, dass die Wunde an sich dagegen fast ein Witz war. Ehe er etwas unternehmen konnte, wurde er bereits an der Schulter gepackt und zurück gezogen. Gary wehrte sich, denn er streckte schon verzweifelt seine rechte Hand aus.

Green hatte sich los gerissen.

Keinen Moment hatte sie gezögert.

Hatte nicht auf das zynische Lächeln Shaginais geachtet als dieser ihr Glöckchen, ihr Leben, in die Luft warf.

Gary versuchte nach Leibeskräften sich loszureißen – sich von dem Griff zu befreien der ihn daran hinderte, Green zurück zu holen.

Sie sprang ihrem Glöckchen entgegen.

Shaginai zog sein Schwert.

„GREEN! NEIN!“

Sie lächelte, als ihre Finger es fast berührten.

Gary gelang es sich loszureißen.
 

„Stirb, Yogosu!“
 

Gary griff nach ihrem Arm.

Wollte sie zurück ziehen.

Doch…

Es war zu spät.
 

Ein gerader Strich teilte das Glöckchen.
 

… ehe es den Boden berührte war es bereits zersprungen…
 

Gary fing Green auf...
 

... und ihre leblosen Augen trafen seine.
 

Fertig gestellt: 29.09.07

Der erste Juni Teil Vier: Die Nacht der weinenden Engel

Der erste Juni Teil 4 -

Die Nacht der weinenden Engel
 


 


 

This is the night all the angels cry, and their tears set the heavens alight

This is the night of screaming

the sky is bleeding and no one but myself is to blame

This is the night all the angels cry, as their falling with wings of fire

This is the night of screaming

the sky is bleeding and I'm the one who has to pay
 

Siebzehn Stunden vor Greens Hinrichtung
 

Es war einige Tage her als White sich im Tempel eingefunden hatte. Itzumi war die Einzige gewesen, die sie bemerkt hatte. Sie hatte sich über die Anwesenheit der Hikari gewundert, da sie wusste, was im Jenseits vor sich ging. Aus Neugierde offenbarte sie sich nicht, versteckte sich stattdessen vor der Hikari und folgte ihr heimlich. Obwohl sie sich größte Mühe gab nicht entdeckt zu werden und von sich selbst auch behaupten konnte, dass sie wusste, wie man sich zu verstecken hatte, war sie sehr erstaunt darüber, dass White sie tatsächlich nicht bemerkte. Sie musste tief in ihren Gedanken versunken sein... Immerhin war sie nicht irgendeine Hikari, sondern White.

Itzumi stellte schnell fest, dass White offensichtlich auf dem Weg zu dem Saal war, wo die Statuen der heiligen Hikari-kami-sama und ihren Kindern standen. Als sie ankamen faltete White die Hände und senkte ehrfürchtig den Kopf.

„In weniger als siebzehn Stunden beginnt die Entwicklung, die darin enden wird, dass meiner Tochter das Leben genommen wird.“ White schwieg kurz, ehe sie fortfuhr:

„Ich habe bereits alle Vorkehrungen getroffen um dies zu verhindern. Ich bin mir bewusst, dass ich damit selbst eine Sünde begehe, indem ich gegen meine Familie handele... aber ich lasse es nicht zu, dass Green stirbt. Mit der Abneigung meiner Familie kann ich weiter existieren und auch mit sämtlicher Strafe, die sie mir aufbürden... doch es wird unerträglich sein, Green mit Abscheu entgegen zu treten. Ich weiß es tut Not, da ich die Ratsmitglieder glauben lassen muss, dass ich mich gegen sie gewandt habe. Doch selbst, sollte Green mich hassen, so ist es mir wert, solange sie nur überleben möge! Ich weiß nicht ob die Vorkehrungen genügend waren und ob ich auf ihre Freunde vertrauen kann... deshalb bin ich hierher gekommen. Von klein auf ist mir gelehrt worden, dass das Licht mir helfen wird, dass ich nur auf dieses vertrauen muss! Deshalb bin ich hier, ich bete darum, dass Green überleben möge! Bitte, lasse nicht noch eine mir geliebte Person sterben! Ich will den Schmerz von Kanoris Tod nicht noch einmal durchstehen müssen... ich will das Green, meine über alles geliebte Tochter, das Leben führen kann, welches ich nicht konnte – ich will, dass sie glücklich wird. Deshalb... steh ihr bei!“ Itzumi war sich sicher, dass White zu weinen begonnen hatte, da sie ihre Hand zu ihrem Gesicht erhoben hatte. Kurz verwahrte sie noch auf ihren Punkt, bis sie ihren Rock strafte und sich gerade umdrehen wollte, als sie den Kopf überrascht hob, als würde sie etwas hören. Auch die Tempelwächterin hört es: Das Klingen eines Glöckchens...
 

Gary merkte es. Deutlicher als jedes andere anwesende Wesen, deutlicher als er jemals irgendetwas vernommen hatte. Er war sich sicher, er würde dieses schreckliche Gefühl niemals wieder vergessen. Ewig würde es ihn verfolgen, ewig würde er es aufrufen können und so real an seiner Haut spüren, wie jetzt auch, als er spürte wie Greens Herz das letzte Mal schlug… Dank seiner dämonischen Instinkte merkte er auch wie das Blut aufhörte durch ihre Adern zu fließen, als hätte man ihren natürlichen Fluss einfach ausgeschaltet. Nur wenige Male war er ihr so nah gewesen, dass er ihr Blut bemerkt hatte. Bei dieser Empfindung hatte er sich immer auf irgendeine Art glücklich gefühlt. Er hatte gemerkt, dass sie lebte, so deutlich wie nie… und so deutlich spürte er jetzt auch, wie das Leben, dass er so sehr beschützen wollte, welches sein Ziel geworden war, seine Aufgabe, sein eigener Wunsch – aus Green hinaus wich. Einfach so. Ohne, dass er etwas tun konnte.

Nicht einmal die Augen konnte sie noch schließen und langsam wich die blaue Farbe aus ihren wunderschönen Augen. Sie verwischte einfach, verblasste, als wäre ein Schwarz/Weiß Filter hinüber gelegt worden.

Gary wusste sie war tot. Ihr Herz schlug nicht mehr, das Blut belebte nicht mehr ihren Körper, ihre Hand hing schwach in seiner. Dennoch: Alle diese Fakten konnten sein Herz nicht überzeugen. Es kämpfte gegen die Wahrheit an, wollte nicht aufgeben - würde nie aufgeben.

Green war nicht tot.

Green konnte nicht tot sein!

Unlogisch!

Unkorrekt!

Sie musste da sein. Wenn er lebte, wenn sein Herz schlug, musste auch Green leben.

Sie war da.

Sie konnte nicht sterben, nicht solange er noch am Leben war!

Green musste da sein, sie musste jeden Morgen da sein wenn sie Green abholen kamen,

Green musste da sein um ihn während des Unterrichts zu nerven.

In den Pausen musste er eifersüchtig sein, wenn Siberu mal wieder Green zu einem Date einlud.

Mit einem Schlag, wurde sein so tapferes Herz besiegt.

Gary hatte nie den Mut aufgewiesen Green auch nur ein einziges Mal zu fragen, ob sie mal etwas zusammen, zu zweit, unternehmen wollten. Immer war es entweder seine verfluchte Schüchternheit oder die Tatsache, dass die Gleichung Hikari + Dämon in seinem Kopf keinen Sinn ergab.

Doch jetzt… jetzt war es zu spät.

Jetzt in diesem markverzehrenden Moment, merkte er größer, stärker den je, dass er immer nur eine Ausrede gesucht hatte.

Liebe war nicht logisch. Sie ließ sich nicht von irgendwelchen Regeln gleichen und erklären. Sie war einfach da, selbst in dem Herzen eines Dämons.

Und sie würde sich nicht auslöschen lassen.

Doch es war zu spät.

Wenn… wenn er die Zeit doch nur fünf Minuten zurückspulen konnte… Wenn er noch einmal ihre Augen von Leben erfüllt sehen durfte, sie noch einmal lächeln sehen und hören durfte… vielleicht auch spüren durfte…Gary schwor sich, dann würde er Green sagen, wie viel sie ihm bedeutete.

Egal ob Dämon oder nicht.

Egal ob Hikari oder nicht.

Egal was Pflicht war und was nicht.

Er würde es tun.
 

Aber es war zu spät!
 

Sie war tot!

Tot!

Sie würde nicht wieder kommen. Ohne Glöckchen existierte auch ihre Seele nicht.

Ohne Seele keine Green.
 

Kaum wirklich spürte Gary wie Tränen über seine Wangen kullerten und auf Greens Haut hinab tropften. Er weinte. Wie lange war das her? Hatte er es überhaupt schon einmal? Gary wusste es nicht.

„… Green… Leb wieder… ich flehe dich an…! Bitte… du musst da sein… du musst leben…!“ Gary drückte ihren leblosen Körper an sich, doch die andere Hand nahm Greens, genau wie damals als sie seine genommen hatte und sie mit ihrer zusammengelegt hatte.
 

Wir sind wie Ying und Yang, hatte sie gesagt, Gegensätzlich und doch verbunden...
 

Erst jetzt verstand er ihre Worte vollkommen. Verstand, was Green schon viel früher verstanden hatte…
 

Ihr war der Rassenunterschied egal gewesen. Von Anfang an. Sie hatte ihn nie als den Dämon gesehen, der er war. Niemals hatte sie ihn mit seinen echten Namen angesprochen. Weil sie ihn nicht als Blue sah. Sie sah nur Gary.

Ihren Nachbarn, ihren Lehrer und Vertrauten… und er… dieser… dieser… Mensch hatte sich von ihrem Glück mitreißen lassen; von ihren Gefühlen. Auch wenn er immer gewusst hatte, dass er kein Mensch war.

Green hatte es ihm vergessen lassen…

oft…

zu oft…

so oft, dass…

es…

passiert war…

das, was nie hätte passieren dürfen…

Er weinte. Er, ein Halbdämon weinte. Weil er das Wesen verloren hatte… dass ihm am meisten bedeutete… die Person die er liebte.

Green.
 

Youma war nicht aufzutreiben. Er musste sich ziemlich gut versteckt haben, wenn Silence ihn nicht finden konnte. Denn durch ihre lange Lebenszeit konnte sie behaupten, dass sie sich ganz gut in der Dämonenwelt auskannte und da sie schon zwei Tage gesucht hatte... wo war er? Silence würde ihn spüren, wäre er in der Nähe. Aber war es möglich, dass er bereits Anschluss gefunden hatte, wo er doch keine Ahnung von den Dämonen der Gegenwart hatte, geschweige denn das Wissen über diese Welt? Seinen Tod konnte sie wohl ausschließen, genauso wenig, dass er sich in der Menschenwelt aufhielt, immerhin hatte sie noch nicht von einen erneuten Massenmord gehört – und dass wo sie die Nachrichten der Menschen momentan sehr genau im Auge behielt.

„Wo steckst du nur, Youma...“

Silence ließ einen Moment ihre Schwäche zu, in dem sie ihren Kopf auf ihre Knie senkte. Sie war müde vom Suchen. Sie war müde davon Youma als Feind anzusehen... und genauso müde war sie vom Gedanken, dass sie gegen ihn kämpfen musste, wenn er nicht auf sie hören würde. Dazu kam noch der Gedanke, was er mit dem Anhänger Lights vorhatte. Er konnte einem Wesen neues Leben schenken...

Die Wächterin der Dunkelheit seufzte und dachte wieder einmal darüber nach, was passiert wäre, wenn sie sein Angebot angenommen hätte. Dann müsste sie sich jetzt auf jeden fall keine Gedanken mehr darüber machen, wem er zurück ins Leben holen würde.

Lange saß sie da, mit gesenktem Kopf und spürte das leichte Gewicht ihres Ohrrings, welches Taos Lebensenergie speicherte... und sie wusste, dass sie dennoch die richtige Entscheidung gefällt hatte.

Dann riss sie plötzlich entsetzt ihre Augen auf. Mit einem Schwung war die Wächterin auf den Beiden und starrte versteinert ihre Handfläche an.

Das Wappen der Hikari leuchtete ihr entgegen, was bedeutete, dass die momentane Hikari gestorben war... und die momentane Hikari war:

„Green!“
 

Pink schrie spitz auf, als sich etwas auf ihrem Handrücken ausbreitete, als würde ein kleines leuchtendes Insekt unter ihrer Haut ein Zeichen malen, welches sich als das Wappen der Hikari herausstellte als es gänzlich aufstrahlte. Sie wusste sich nicht anders zu helfen und flüchtete sich mit Tränen überflutenden Gesichtchen in die Arme Daichis. Dieser war selbst sogar einen Moment zu geschockt, als dass er ihre Berührung realisierte, ehe er seinen Blick von seiner leuchtenden Hand abwandte und die Arme um Pink legte.

„Was…Was ist das?“ Firey hob ihre Hand und sah sich das leuchtende Wappen der Hikaris mit versteinerndem Blick an. Sie wusste dessen Bedeutung nicht… doch ein dunkles Gefühl in ihr sagte ihr, dass es nichts Gutes bedeutete.

Tinami setzte sich aufs Sofa, starrte weiter auf das Wappen.

„…Ich hab ihnen gesagt, dass es nichts bringt… Ich hab doch…“ Es war vollkommen still im Raum, wenn man von Pinks verzweifeltes Weinen absah. Kaira hatte die rechte Hand in ihren Ärmel vergraben und sah stur auf den Boden. Ilang biss sich auf die Unterlippe und kämpfte ebenfalls gegen die Tränen an. Azura war nicht so stark wie Ilang, sie hatte ihrem Drang zu weinen schon nachgegeben und versuchte den Tränen mit ihrem Ärmel Einhalt zu gebieten.

Firey packte Tinami bei den Schultern und zwang sie damit sie anzusehen. In Fireys Gesicht war bereits die anfängliche Verzweiflung zu sehen, scheinbar hatte ihr Unterbewusstsein es schon begriffen.

„Was bedeutet das?! Was ist mit ihnen?!“ Tinamis Augen waren von Traurigkeit gefüllt, als sie antwortete:

„Das Zeichen sagt uns Elementarwächtern, dass es uns nicht gelungen ist unsere Hikari zu beschützen. Es sagt uns…“ Firey ließ sie los, stolperte nach hinten und konnte sich gerade noch an der Tischkante festhalten.

„…Es sagt uns… dass Green gestorben ist.“
 

Siberu war so sehr damit beschäftigt bei Seigi eine Lücke zum angreifen zu finden, dass er nicht mitbekam wie der Wind nachließ. Erst als dein Gegner ihn entschlossen von sich wegstieß und der Rotschopf zu Boden geschleudert wurde, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Auch wenn Siberu es nicht mit Sicherheit sagen konnte, so wirkte es nicht, als das Grey seine Waffe, das Katanakaze, noch in der Hand hielt.

„Was ist los?! Der Kerl ist alles andere als besiegt, also hast du keinen Grund deine Waffe zu sinken!“, schrie Siberu zu ihm rüber, als er sich samt Schwert wieder aufrichtete. Ehe Grey zum antworten kam erfüllte das hämische Gelächter Seigis den Raum und Siberu war von ihm abgelenkt.

„Du bist wahrlich kein Krieger wenn du dich von sowas vom Kampf abbringen lässt, Blacky!“ Keine Antwort von Grey. Seigis Grinsen würde zu einem überheblichen Lächeln.

„Och komm schon. Dir muss doch die Ganze zeit klar gewesen sein, dass die Überlebenschancen von Yogosu nicht groß sind.“

„...Green-chan?“, mischte sich nun auch Siberu in dieser einseitigen Konversation ein.

„Was ist mit ihr?“ Seigi grinste breit und böswillig als er auf Grey zuschritt. Dieser stand weiterhin bewegungsunfähig auf demselben Punkt und machte keinerlei Anzeichen auf Widerspruch, als Seigi hart seine Hand packte und Siberu seine Handfläche entgegen hielt.

„Weißt du was das ist?“ Natürlich sah Siberu das leuchtende Zeichen, doch er konnte nicht genug damit anfangen um den Ernst der Lage zu verstehen.

„Das ist das... öhm...“

„Das ist unser Wappen.“

„...Das wusste ich.“

„Nein, wusstest du nicht.“

„Und was bedeutet das nun?“, fragte Siberu ungeduldig aus zwei Gründen. Zum einen spürte er, dass etwas Ungutes in der Luft hing und zum anderen gefiel es ihm nicht für Dumm verkauft zu werden.

Grey bewegte sich weiterhin nicht. Leblos und ohne Anzeichen auf Widerspruch, war er den Aktionen von Seigi ausgesetzt. Dieser hatte weiterhin seine Hand gepackt, wodurch Grey halb in der Luft hing. Dennoch war er es, der Siberu aufklärte.

„Green ist tot.“

Siberu war kurz davor seine Waffe fallen zu lassen, womit er auch sein Leben weggeworfen hätte. Stattdessen festigte er seinen Griff um das Schwert und biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung dieser Schmerz konnte seine Gedanken verdrängen.

„Woher... willst du das wissen?!“

„Das Wappen der Hikari strahlt auf den Händen der Elementarwächter auf, wenn die jetzige Hikari verstorben ist“, erklärte Seigi. Siberus Hände begannen zu zittern.

„Das... kann nicht sein.“

Green und... tot?

Sollte er sie nie wieder sehen?

Würde er sie nie wieder umarmen können, nie wieder ihr Lächeln oder ihre Körperwärme spüren können?
 

„Ist aber eine Tatsache!“
 

Das war unmöglich. Sein Bruder war doch bei ihr. Wie sollte Green da sterben? Er würde sie doch beschützen... er würde doch nicht zulassen, dass ihr etwas passieren konnte...
 

„Green ist nicht tot!“
 

Sie konnte nicht. Das war ein Ding der Unmöglichkeit! Gary lebte und wenn er lebte, dann lebte auch Green!
 

„GREEN IST NICHT TOT! Ich glaube euch kein Wort! Solange Aniki bei ihr ist, kann ihr nichts zustoßen, geschweige denn sterben!“

Siberu hätte seiner Verzweiflung wahrscheinlich weiterhin Luft gemacht, hätte er nicht plötzlich eine glänzende Schwertklinge vor Augen gehabt, die ihm die Sprache raubte.

Silence please. Oder anders gesagt, du nervst. Warum musste Yogosu nur jetzt schon sterben? Der Kampf hätte ganz interessant werden können, wenn er ein bisschen länger gedauert hätte, aber wie ich sehe, ist der Spaß jetzt vorüber. Ihr beide lässt euch viel zu sehr von ihrem Tod beeinflussen. Ihr seid keine Krieger.“

„Ich hab doch schon gesagt, dass Green-chan nicht tot ist. Also kann ich auch weiter kämpfen“, antwortete Siberu mit einem ernsten Blick, welcher erwidert wurde. Keiner der beiden „Grinser“ war zu Spaßen zumute.

„Warum ist dir das eigentlich nicht egal?“ Siberus Blick wurde verwundert, woraufhin Seigi seine Frage umformulierte:

„Ich rede von Yogosu. Sie war eine Hikari. Warum ist dir ihr Tod nicht egal?“

„Gegenfrage. Wenn eine dir geliebte Person stirbt, ist dir das denn egal?“ Auf Seigis Gesicht zeigte sich eine Spur eines Lächelns.

„“Liebe“? Wie kann ein Dämon wie du eigentlich von „Liebe“ reden? Ihr habt doch gar keine Ahnung was das ist!“ Seigi weitete überrascht seine Augen, als seine Worte durch Siberus Aktionen unterbrochen wurden. Der Halbdämon hatte mit seiner freien Hand, schon zum zweiten Mal, Seigis Schwertklinge gepackt und drückte sie nun von sich. Ob es nun daran lag, dass Seigi überrascht war, oder ob Siberu wirklich mehr Stärke besaß, war unklar.

„Es ist mir verdammt nochmal egal wie die Gefühle heißen die ich in mir fühle, die ich für Green empfinde! Hauptsache ist, dass es diese sind, die dich besiegen werden!“ Und mit diesen Worten holte Siberu mit seinem Schwert aus und da Seigis Waffe von ihm verhindert wurde war es ihm nicht möglich zu blocken.

Das Schwert Siberus durchbohrte den Brustkorb des Tausendtöters.

Sofort wurde dem Rotschopf bewusst, was für einen fataler Fehler er gemacht hatte. Er hatte keinerlei Widerstand gespürt, als seine Waffe durch den Körper des Hikari gegangen war und seine weiße Kleidung war von keinem einzigen Bluttopfen befleckt worden.

Seigi hatte den Kopf gesenkt und sah scheinbar auf das schwarze Schwert herab, welches in seinem Körper steckte. Langsam hob der Tausendtöter den Kopf und sah seinen Gegenüber gleichgültig an. Keine Regung, kein Zeugnis von Schmerz war in seinem Gesicht zu erkennen.

Funny, eh?“ Der Fehler Siberus bestand nicht darin, dass er unnütz einen Toten durchbohrt hatte, sondern dadurch, dass er nicht mehr beide Hände an seinem Schwert hatte. Doch wenn er seine Hand von der Klinge Seigis lösen würde, würde er Siberu den Gnadenstoß geben: Denn die Klinge befand sich nicht weit von seinem Herzen entfernt. Wenn der Rotschopf allerdings sein eigenes Schwert loslassen würde, würde er sterben.

Seigi grinste boshaft, da er diesen Umstand scheinbar auch realisiert hatte.

„Which sword do you want?“

„How about this?“, kam es von einer anderen Stimme, dessen Englisch um einiges ausgefeilter klang als das vom Tausendtöter. Die weißen Haare und die roten Haare Siberus wurden vom Wind aufgewirbelt, welches sich festigte und die Form einer Klinge hatte: dessen Spitze nur wenige Zentimeter von dem Schwert Seigis entfernt war: es berührte fast das Glöckchen, welches am Griff befestigt war.

Siberu und Seigi waren beide überrascht über Greys plötzliches Eingreifen. Seigi schien sogar ein wenig verunsichert, da das Katanakaze beinahe sein Glöckchen berührte. Er sagte nichts und regte sich auch nicht.

Es war eine verzwickte Situation: Siberu hielt das Schwert Seigis schmerzend in seiner Faust, sein eigenes Schwert steckte nach wie vor noch in Seigis Körper, welches Siberu fest mit einer Hand umklammerte. Dazu kam nun Grey, dessen Katanakaze Seigis Glöckchen bedrohte.

„Gib auf“, begann Grey.

„Oder ich durchbohre dein Glöckchen, was unzweifelhaft deine Existenz auslöschen wird.“ Siberu atmete innerlich auf, doch zu früh gefreut. Seigi sah über die Schulter, zu Grey. Sein Grinsen zeugte nichts Gutes.

„Du glaubst den Tausendtöter mit einem Hinterhalt bezwingen zu können?!“ Siberu hätte nichts dagegen tun können, er war zu überrascht über Seigis Aktion als das er es verhindern konnte: Seigi gab sein eigenes Schwert auf, in dem er es losließ um im Gegenzug diese Hand dazu zu gebrauchen das Schwert Siberus zu packen und es sich aus der Brust zu reißen. Dabei wurde dem Halbdämon der Griff aus der Hand gerissen.

„Hier hast du es wieder!“, rief der Tausendtöter schadenfroh und warf es in die Luft. Doch Siberu hörte seine Worte schon nicht mehr...

Das Schwert des Halbdämons zersprang und das Blut, Siberus Blut, regnete herunter. Die weißen Haare der beiden Hikaris färbten sich rot, wie auch deren Kleidung.

Al dies geschah in wenigen Sekunden, denn das Schwert Seigis gelang es nicht einmal mehr auf dem Boden aufzuschlagen, ehe er es lässig mit einer Hand wieder auffing und es nun Grey unter die Kehle hielt. Grey hatte zwar sein Katanakaze noch aktiviert, doch es war nicht mehr auf den wunden Punkt Seigis gerichtet; das Glöckchen.

„Wie sagtest du nochmal vor knapp einer Minute? Gib auf!“ Grey schluckte, hatte aber trotz seiner Angst vor dem Tode nicht vor, Schwäche zu zeigen oder nachzugeben. Er wollte seinem Gegenüber nicht noch diese Genugtuung geben.

Doch es kam anders.

Seigis Grinsen starb langsam dahin und das Entsetzen, wie auch die Angst zeichnete sich in seinen Gesichtszügen ab. Grey verstand die Wendung der Geschehnisse nicht und sah daher auch viel zu spät und auch nur einen Moment lang, dass eine kleine, bleiche Hand eines Kindes neben seinen Kopf aufgetaucht war. Eine Hand dessen Finger ausgestreckt waren und welche auf Seigi zeigten, nein viel mehr auf sein Schwert. Grey sah nicht wie es geschah, obwohl er so nah dran war, doch plötzlich war das gesamte Umfeld in gleisendes Licht gehüllt und das einzige was er vernahm war zuerst ein leichtes Knacken und dann das zerspringen von Metall.

„ELLY!“
 

Gary bemerkte nichts mehr. Seine sonst so ausgeprägten Instinkte waren ausgeschaltet. Die Hikari hätten ihn aufspießen können und er würde es nicht mitbekommen. Nur eins würde er merken, wenn überhaupt irgendein Wesen auf die Idee kam, ihn jetzt von Green zu trennen, würde er es nicht zulassen.

Da seine Sinne jedoch nicht klar arbeiteten, bemerkte der Halbdämon auch nicht, dass niemand auf diese Idee kam. Die Hikari waren keine Dämonen die die Existenz von Liebe leugneten und sie als unnütz abstempelten. Sie alle hatten irgendwie geliebt, ihre Kinder, ihre Geliebten, ihre Eltern und Geschwister und sie alle wussten auch, was es für ein fürchterlicher Schmerz es war, von dieser Person getrennt zu werden. Jeder sah in diesem Moment wahrscheinlich die Person sterben die er am meisten geliebt hatte…

Alle, nur Shaginai ließ es nicht zu. Das Bild seiner sterbenden Frau wollte er nicht sehen, genauso wenige die schmerzverzerrten Schreie Violets. Er wusste nicht warum er überhaupt dagegen ankämpfen musste – warum die Erinnerungen überhaupt darum kämpften frei zu kommen. Was sollte an dem Bild rührend sein?! Ein Dämon der um eine Sünderin weinte – na und?! Sollte er doch! Shaginai würde Güte aufweisen und ihn umgehend dorthin befördern, wo sie jetzt auch war; in die Hölle.

Doch gerade als er dazu ansetzen wollte seinen Willen in die Tat umzusetzen, konnte er sich plötzlich keinen Zentimeter vom Fleck bewegen, oder eher, sein Schwert bewegte sich nicht.

Shaginai sah sich das Schwert an und bemerkte eine kleine blasse Kinderhand auf dem Griff seines Schwertes.

„Aufhören. Ich dulde es nicht.“ Die Stimme war alles andere als die eines Kindes.

„Wer…“ Doch da stockte ihm der Atem. Wie alle anderen Hikari, die ihre Augen ebenfalls von Gary und Green abgewandt hatten um das Unfassbare zu erblicken. Vor ihnen stand nicht irgendein Hikari, der dem nicht länger zusehen wollte, sondern er:

Hikari Kako Genzai Mirai Unmei Inceres.

„Inceres-no-danna..!“

So hatten sie ihn noch nie gesehen. Die Wenigen die bei der Namenszeremonie die Ehre hatten ihn zu sehen, waren die am meisten schockiert waren. Denn Inceres hatte nicht wie sonst seine Augen geschlossen, sondern es war ihnen zum ersten Mal möglich seine Augen zu sehen…

Er hatte keine weißen Augen.

Zu aller Überraschung hatte er Blaue. Das gleiche Königsblau wie auch Green gehabt hatte… Seine weißen Haare trug er als Ringe und auch diesmal waren Glöckchen in ihnen eingeflochten. Er trug weite simple weiße Kleidung, ohne viel Schnickschnack. Seine beiden Tempelwächter waren nicht zu sehen – er war allein.

Er achtete nicht sonderlich auf seine Familienangehörigen und eher beifällig berührte er mit der Fingerspitze das Glöckchen von Shaginais Schwert. Ohne das Shaginai es verhindern konnte verwandelte es sich zurück.

Immer noch achtete er nicht auf die Hikari und ohne etwas zu sagen schritt er auf den Halbdämon zu, der ihn noch nicht einmal bemerkt hatte. Inceres kniete sich vor ihm nieder und sah mit einem mitfühlenden Lächeln auf den toten Körper Greens herab. Gary sah langsam skeptisch auf. Als er Inceres erblickte, drückte er Green automatisch fester an sich, als würde er befürchten Inceres würde sie ihm wegnehmen. Langsam streckte der Hikari die Hände aus und sagte milde:

„Ich will nur helfen.“ Seine Stimme passte nicht zu ihm. Da er aussah wie ein zehnjähriges Kind, hätte man erwartet, er hätte auch eine Stimme die dem entsprach. Doch seine Stimme glich dem eines erwachsenen Mannes.

Gary schüttelte den Kopf.

„… Niemand kann uns helfen. Green…. Green… ist… tot…“ Seine Tränen verstärkten sich als er es laut aussprach. Doch ganz plötzlich, als wäre ein Schalter umgelegt worden, schossen Garys Hände hervor und packten Inceres am Kragen. Bei dieser hastigen Bewegung kamen die Glöckchen in Inceres‘ Haaren in Bewegung und lösten kleine Laute aus.

„IHR VERFLUCHTEN HIKARIS!“, warf er dem verwunderten Inceres um die Ohren. Er reagierte nicht als Gary ihn rüttelte, anders als Shaginai und Hizashi die den verwirrten Halbdämon stoppen wollten. Adir jedoch hielt sie auf. Er wollte sehen wie Inceres sich verhielt. Er brauchte garantiert keine Hilfe…

„IHR HABT MIR GREEN WEGGENOMMEN! IHR HABT SIE UMGEBRACHT!“ Die Verwunderung in Inceres‘ Augen verschwand und zurück blieb Mitleid.

„Du armes verletztes Wesen…“ Er sah von Gary ab und zu Green, die nach wie vor in seinen Armen lag. Ihre Augen blickten ausdruckslos und leer in den Himmel.

Shaginai verstand das Ganze nicht. Warum wehrte er sich nicht? Er schien nicht im Sinn zu haben, sich aus dem Griff des Halblings zu befreien. Hatte er etwa wirklich Mitleid mit ihm? Warum? Er war nur ein Dämon… Ein Dämon der dabei war wahnsinnig zu werden. Wenn Inceres so sehr mit ihm fühlte, so sollte er sein Leben beenden.

„Lass mich euch helfen“, wiederholte Inceres noch einmal. Diesmal jedoch eindringlicher. Sein Mitleid war nicht verschwunden, doch seine Augen waren ernst geworden. Ehe es Gary gelang zu antworten, legte Inceres seine weißen Kinderhände um die, die seinen Kragen festhielten und löste sie einfach von sich, als hätte Gary überhaupt keine Kraft.

Gary war es nicht einmal möglich zu blinzeln, so schnell ging es von sich. Selbst die Hikaris fragten sich warum es plötzlich nicht mehr Gary war, der Green im Arm hielt, sondern Inceres. Der Halbdämon konnte den Entzug im ersten Moment nicht begreifen. Er starrte seine Hände an, ohne wirklich zu denken.

Inceres achtete jetzt auch nicht mehr auf Gary. Er schloss Greens toten Körper leidenschaftlich in die Arme, als wäre er seit Jahren mit seiner Totgeglaubten Tochter wieder vereint.

„Was… in Lights Namen… tut er da?!“, brachte Hizashi fassungslos über die Lippen. White löste ihre Hände aus der Starre und es sollte wohl die letzte Träne sein, die ihr über die Wange rollte…

Inceres lächelte, schloss die Augen, während er Greens Kopf mit seinen kleinen Kinderhänden zärtlich streichelte. Niemand würde bei diesem Bild auf die Idee kommen er hätte sie zum ersten Mal im Arm. Er berührte die nussbraunen Haare der Toten und seine Lippen bewegten sich, als würde er eine Geschichte flüstern.

„Gib… gib sie mir zurück!“, heulte Gary vollkommen verzweifelt. Er streckte die Hand nach ihrer aus, bis er plötzlich erstarrte.

Inceres griff nach ihrer Hand, wie auch nach ihrer Anderen. Er hielt sie zusammen mit seinen hoch, legte seine Stirn an ihre und ein sanfter Ton eines Glöckchens erfüllte den Raum.

Garys Gesicht schien seine Gefühle nicht standhalten zu können, es war als würde es auseinander fallen. Denn anders als die anderen Anwesenden achtete er nicht auf das kleine Lichtspektakel, sondern nur auf eins:

Greens Hand hatte gezuckt.

Er war sich sicher, absolut. Sollte das heißen… sie lebte…?

Green lebte?!

Gary kroch näher ran um sich zu vergewissern. Das wie, war ihm jetzt vollkommen egal.

„…Green…?“ Inceres hielt immer noch ihre Hände in den Seinen, doch Greens Handflächen waren nicht leer. Auf ihnen lag ein Glöckchen… ein schwarzgeflügeltes Glöckchen.

Langsam schloss Inceres ihre Finger um das kleine Schmuckstück und öffnete seine Augen wieder. Als ob niemand außer ihnen anwesend wäre, sah er Gary mit einem erfreuten Lächeln an, und drückte Green sanft in die Arme des Halbdämons.

„… Ich wollte sie dir nicht wegnehmen“, sagte er entschuldigend und stand dann auf. Gary hatte es kaum gehört. Mit zitternden Händen berührte er Greens Wange.

Sie lebte… er konnte ihr Leben spüren…

Green lebte!

Ihre Augenlider zuckten und zögernd öffnete sie die Augen. Jetzt konnte er nicht mehr gegen die Tränen der Freude ankämpfen, die sich in seinen Augen sammelten, denn ihre Augen, die ihn langsam ansahen, waren wieder dunkelblau. Gary wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort über die Lippen. Als sie die Augen nun gänzlich öffnete zog er seine Hand zurück, nicht weil er sich dafür schämte, sondern weil er sich die Tränen aus den Augen wischen musste, um die Hikari sehen zu können.

Das Dunkelblau ihrer Augen war zurückkehrt…

Green hatte ihre Seele wieder…

Sie lebte

Green lächelte schwach. Sie sagte nichts zu seinen Tränen, die er einfach nicht stoppen konnte. Sie hatte seine Hand genommen, in der anderen hielt sie immer noch ihr neues oder altes Glöckchen.

„Gary...“, hauchte sie schwach, ihre Stimme war wankelmütig und kaum hörbar, als hätte sie sie schon lange nicht mehr in Gebrauch genommen.

„...Was... ist passiert?“ Gary war schlichtweg nicht in der Lage ihr zu antworten, seine Stimme war vollkommen verschwunden. Er wollte sie in die Arme nehmen, sie fühlen, ihr Leben spüren, ihren Herzschlag an seinen und nur eins tun: sie nie wieder loslassen.

Doch er kam nicht dazu seinen Wunsch wahr werden zu lassen da Green wieder genug Kraft hatte um sich über ihren Atem zu wundern, womit sie auch auf den für sie fremden Hikari aufmerksam wurde, der ruhig wie ein Teil der Umgebung, neben ihr gehockt hatte und sie angeguckt hatte. Green wolle gerade fragen wer er war, als Gary seine Stimme wieder fand: für logische Dinge schien sie zu funktionieren:

„Er hat dein Glöckchen wiederhergestellt.“ Green sah wieder Gary an, dann zurück zu ihrem Retter.

„Wie... wieso? Wer...“ Sie sah das Kind an, welches genau die gleichen Augen hatte wie sie und plötzlich kam ihr ermüdetes Gehirn zu einer Konklusion, da es in den Erinnerungen gesucht hatte: Es gab nur ein Hikari der aussah wie ein Kind und obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte, hatte sie genug von ihm gehört um sich an seinen Namen erinnern zu können:

„Inceres?! DER Inceres?!“ Green war kurz davor aufzuspringen, doch ihr Körper war nach ihren Ausruf zu sehr geschwächt. Inceres lachte wie ein Kind.

„Für dich einfach nur Inceres! Aber nur für dich, mein Schmetterling.“ Green konnte nicht anders als ihn ungläubig anzustarren, sie war nicht fähig zu antworten. Sie stand der offensichtlichen Sympathie Inceres genauso überrascht gegenüber wie die anderen Hikari, die alle mehr oder weniger schockiert über diese Tatsache waren. Inceres achtete nicht darauf. Er sah Gary und Green an mit einem zutiefst erfreuten Lächeln. Abermals hatte er Ähnlichkeit mit einem Vater – einem Vater der seine geliebte Tochter soeben zum Traualter geführt hatte.

Die anderen Hikari waren fernab von solch tiefer Freude – mit Ausnahme von White. Genau wie Gary war sie gezwungen sich die Tränen aus den Augen zu wischen und sie musste sich zurückhalten sich nicht aus lauter Dankbarkeit Inceres vor die Füße zu werfen. Green würde nicht hingerichtet werden…

Es war Sprachlosigkeit die Shaginai und auch die anderen drei, Adir, Hizashi und Mary, daran hinderte dieses Geschehnis zu kommentieren. Inceres hatte seinen Ruf wahrlich nicht umsonst verdient… er musste eine enorme Macht besitzen wenn er zu solchen Wundern fähig war. Er hatte das Glöckchen eines anderen Hikaris wiederhergestellt… und das scheinbar ohne sich besonders anzustrengen. Was für Wunder versteckten sich noch in diesem Kinderkörper?

„Inceres-no-danna…“, fing Shaginai an, die Ehrfurcht ließ ihn beinahe zittern. Der Angesprochene sah über die Schulter zu seinen Mithikaris und das Desinteresse in seinen königsblauen Augen war beinahe erniedrigend. Dennoch fuhr Shaginai fort, auf deren eigene Sprache:

„Warum habt Ihr die Sünderin wiederbelebt? Immerhin wart ihr es doch, der ihre Zukunft voraus gesagt habt.“ Inceres wandte sich nun vollkommen zu ihnen, sein Interesse wuchs jedoch nicht.

„Wahr. Ich war es der ihre Karten gelegt hat. Aber ihr wart es die sie gedeutet habt... und das wahrlich recht negativ. Sollten wir Hikaris nicht in allem das Positive sehen?“ Diese Antwort verunsicherte die anwesenden Hikari.

„Das Positive?“, fragte Hizashi bedächtig und Mary fügte hinzu:

„Mit Verlaub… Die Karten deuteten nur Negatives… Unseren Untergang…“ Inceres seufzte verärgert und verdrehte die Augen, als hätte er es mit verlauten Kindern zu tun.

„Die Karte des Todes steht wahrlich für Untergang und Zerstörung – habt ihr…“ Er sah von einem zum Anderen und fuhr fort:

„…Schon einmal daran gedacht, dass es auch den Untergang der Dämonen bedeuten könnte?“ Er wurde fassungslos angestarrt, was ihn zu amüsieren schien.

Könnte, sagte ich. Natürlich könnte es ebenso gut unseren Untergang bedeuten…. Oder den der Menschen? Vielleicht aber auch ihren Tod? Oder seinen? Oder vielleicht wieder was ganz anderes? Wer weiß!“ Inceres kicherte verspielt, doch da er keine Antwort bekam fuhr er mit einem Wink über die Schulter fort:

„Außerdem…. Was soll an solch unschuldigen Gefühle falsch sein?“

„Er ist ein Halbdämon!“, warf Mary ein, ihr Wort wurde jedoch sofort von Inceres abgeschnitten:

„Liebe ist Liebe und ich lasse nicht zu, dass jemand die beiden trennt. Ein Lob wäre eher angebracht, als eine Hinrichtung!“

„...L-Lob?“

„Ihr habt richtig gehört. Sie hat es mit ihrer Liebe geschafft eine Brücke zwischen Dämon und Hikari zu bauen. Es ist ihr gelungen in dem Herzen eines Dämons so viel Licht zu sähen, dass dieser Tränen vergießt, im Angesicht ihres Todes – und das nenne ich lobenswert.“

Shaginai war es der dem widersprach:

„Wollt Ihr damit etwa sagen ihr heißt ihre unzähligen Regelverstöße willkommen?! Und das Ihr eine solche Bindung die gegen einer der Todessünden verstößt billigen wollt?! Mit allen Respekt, dass kann doch nicht euer Ernst sein!“ Inceres sah den wütenden Hikari beinahe schon mit einem mitleidigen Blick an, welcher dessen Wut nur noch mehr steigerte.

„Selbstverständlich sind ihre Sünden unverzeihlich…“

„Inceres-sama.“ Das Gesicht des Angesprochenen hellte auf, als er die Stimmen hörte, die das gesagt hatten: Ecui und Acui – seine Tempelwächter waren plötzlich hinter deren Meister aufgetaucht. Dieser sah nach oben um sie sehen zu können und wirkte plötzlich um einiges jünger und weniger achtbar.

„Gebt es doch einfach zu“, sagte Acui monoton.

„Das ihr…“, machte Ecui weiter.

„Eine Vorliebe…“

„Für Groschenromane…“ Inceres wurde rot.

„Und verbotener Liebschaften habt.“ Peinliches Schweigen. Inceres wurde von seinen Mithikaris mit zurückgehaltenen Kommentaren angestarrt. Die meisten wussten nicht was Groschenromane waren – das zweite war jedoch Erklärung genug.

… und vor dem hatten sie Ehrfurcht?!

Nachdem Inceres seine Tempelwächter zurechtgewiesen hatte, wandte er sich todernst an seine Mithikaris – die ihn jetzt aber mit hochgezogenen Augenbrauchen skeptisch ansahen. Er tat jedoch so als hätte er das Verlieren seines Respekts nicht bemerkt.

Er wollte seinen Respekt gerade wieder zurück erobern, als ein erstickter Schrei hinter ihm zu hören war. Umgehend wirbelte er herum und sah, dass es nun Green war die Gary im Arm hielt und nicht umgekehrt.

Der Halbdämon hatte offensichtlich das Bewusstsein verloren. Bei der großen Menge an Blut die er stätig verloren hatte, war diese Entwicklung auch nicht weiter verwunderlich. Doch es war etwas viel Beunruhigendes…

„Der Halbling wird unter Lichtintus leiden“, erklärte Adir. Green sah daraufhin erschrocken und flehend zu Inceres. Immerhin hatte er ihr schon einmal geholfen… dann konnte er es doch noch einmal tun…

„Tu etwas!“, flehte Green verzweifelt und krallte sich an Garys blauer Jacke fest, die schon völlig aufgesaugt war von Blut.

„Bitte… Bitte hilf ihm!“ Inceres schüttelte langsam doch eingehend den Kopf.

„Ich besitze nicht die Macht… und auch nicht den Willen, einem Dämon das Leben zu retten.“ Greens Gesicht versteinerte sichtlich und die Tränen fanden ihren Weg.

„Aber… aber dann… wird er sterben!“ Inceres schüttelte abermals verzagt mit dem Kopf und bekam dadurch ein wenig Respekt zurück.

„Du hast auch mich gerettet! Bitte! Bitte! Hilf ihm! Ich tue alles… ALLES!“ Ihre Stimme war heiser und ihre Worte aus einer entsetzlich verzweifelten Oktave entstanden. Seine Miene blieb angesichts von Greens Leid jedoch hart, nur ein wenig Mitleid war zu sehen.

„Warum tust du es nicht?“ Verwundert wurde er angesehen, ein kurzes Lächeln zuckte über ihr tränennasses Gesicht:

„W-Was? Ich… ich kann n-nicht mal… heilen…I-ich bin machtlos…“ Genau wie Gary nur kurz vor dem jetzigen Moment total von der Außenwelt abgeschnitten gewesen war, war Green es jetzt auch. Es lag nicht nur daran, dass die Tränen ihr die Sicht verschleierten, sondern, dass alles andere, außer dem in ihren Armen liegenden sterbenden Gary, vollkommen unwichtig war. Was sollte sie nur tun...?! Er konnte doch nicht sterben… nicht jetzt… nicht jetzt!

„… Hast du schon einmal darüber nachgedacht… warum?“ Unsicher sah Green auf, direkt in die gleichen Augen die sie auch hatte. Sie biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

„… das ist doch egal!“, schrie sie.

„Was s-spielt das jetzt für eine Rolle! Gary… Gary! Er wird…s-sterben! Ich muss was tun!“ Sie drückte seinen bewusstlosen Körper an sich.

„Ich muss ihn… ins Diesseits bringen… nein, in seine Heimat…! Dort muss es doch eine Rettung geben…!“ Inceres legte den Kopf ein wenig schief.

„Das wäre Verschwendung an Zeit… Green. Du kannst es.“

„…Was?“ Er legte seine Hand auf ihre Bebende und lächelte sie ermutigend an.

„Du kannst keine Wächter und Menschen heilen weil deine Magie zu unrein ist… aber du kannst Dämonen heilen.“ Mit großen Augen sah sie ihn an, während die anderen Hikaris ihren Ohren nicht trauen wollten.

„Ich… kann Dämonen heilen?“ Er nickte.

„Wenn es dir gelingt deine zwei Magiearten, Licht und Dunkelheit, zu trennen, bist du mit der dunklen Magie in der Lage ihn zu heilen.“

„A-Aber… wie? Wie mach ich das?“ Ein leiser Funken Hoffnung war aus ihrer Stimme heraus zu vernehmen.

„Das, Green… wird dir dein Herz sagen.“ Die Hoffnung war sofort dahin. Sie sah ihn verzweifelt an. Scheinbar war sie nicht auf der sentimentalen Ebene, dass sie so einfach auf so einen Satz vertraute. Doch es schien sein Ernst zu sein. Denn er lächelte aufmunternd, während er sagte sie solle es einfach versuchen.

Green zögerte. Es genügte jedoch ein Blick auf Gary und schon wusste sie, dass ihr keine andere Möglichkeit blieb, wenn sie ihn retten wollte… wenn sie ihm sagen wollte wie sehr sie ihn liebte.

Langsam löste sie ihre Hände von seinem Oberteil, wischte sich die Tränen weg und schob ihre hellbraunen Haare nach hinten. Entschlossen, doch nach wie vor mit Sorge und Trauer in den Augen, hielt sie ihre Hände über seinem Oberkörper und schloss die Augen.

„Vergiss nicht… Green… Keine Lichtmagie… sonst gibst du ihm den Todesstoß.“ Umgehend riss Green die Augen wieder auf und starrte ihn völlig fassungslos an. Er nickte jedoch nur ernst.

„Du hast eine 50% Chance es zu schaffen… besser als ihn sterben zu lassen, oder? Du schaffst das. Sei optimistisch. Du bist seine einzige Hoffnung… also vertrau dir, so wie ich dir vertraue… und wie er dir vertraut.“ Einen kurzen Moment sah sie ihn überrascht an. Wer war er, dass er sowas sagen konnte? Sie kannten sich nicht… warum sagte er solch nette und liebe Worte zu ihr? Er, ein Hikari? Green sah in seine dunkelblauen Augen und plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der ihr sowohl Unbehagen als auch Freude bereitete. Doch – war das möglich? Sollte er… womöglich…

Inceres legte seine kleine Hand auf ihre Schulter und sagte noch einmal, dass sie auf ihr Herz hören sollte. Ernst sah Green ihn an, doch wandte sich von ihm ab. Er hatte Recht. Sie hatte keine Zeit für Verwandtschaftsprobleme – und ihr Herz schrie danach Gary zu heilen und ihn in die Arme zu schließen.

Inceres nahm die Hand wieder von Greens Schulter, aus Angst es würde ihre Lichtmagie verstärken und sah wie sie voller Konzentration die Augen schloss. Genau wie die anderen Hikari sah er schweigend zu wie Green diesen vollständig neuen Heilungsprozess begann.

Ein wenig Erfahrung hatte sie zum Glück, durch ihre Versuche Ihresgleichen zu heilen und es verging nur wenige Sekunden ehe das Glöckchen auf den Ruf seines Besitzers reagierte und aufleuchtete. Auch die Hände der unreinen Hikari leuchteten in mattem Licht. Genau in dem Moment schoss Green plötzlich eine Szene durch den Kopf, die noch gar nicht solange zurück lag…

Hoffnungslos hatte Green auch versucht Kari zu heilen… und sie war gestorben… weil Greens Fähigkeiten nicht ausreichten…

Die Antwort auf ihre Gedanken kam sofort:

Als hätte Green Gary mit einem unsichtbaren Schwert in den Rücken gebohrt, quoll dunkles Blut aus seinem Mund und schmerzhaft verzog sich sein Gesicht.

Mit einem kleinen Schrei, wollte Green ihre Hände wegreißen, da sie offensichtlich nicht in der Lage war ihn zu heilen. Doch Inceres hielt sie auf. Mit einem eisernen Blick sagte er:

„Mach weiter, Green. Vertraue.“

Vertrauen… In wie vielen Jahren war dies ein Wort gewesen, welches Green nur verspottet hatte? Welches sie als unnütz abgestempelt hatte, nur weil sie selbst nie gewusst hatte, was das für ein Gefühl war? Was für ein Wunderschönes? Gary hatte es ihr gelehrt… Stück für Stück… und langsam hatte sie sich ihm geöffnet und gelernt auch andere zu vertrauen. Jetzt musste sie sich selbst vertrauen… um das Wesen zu retten, dass sie liebte.

„Du wirst nicht sterben, Gary! Das lass ich nicht zu!“

Abermals leuchteten ihre Hände auf – diesmal geschah jedoch etwas Weiteres. Ein schwarzer Kreis bildete sich um ihre Hände – er schrumpfte mit hoher Geschwindigkeit und während er dies tat schien er das Licht auszustoßen, welches sich in kleine Teilchen auflöste. Der rechte Flügel ihres Glöckchens wurde weiß, als hätte es das Licht aufgenommen. Schweiß trat auf Greens Gesicht und ihr Atem beschleunigte sich, was Inceres mit leichter Beunruhigung feststellte. Dennoch, sie hörte nicht auf. Jetzt, wo das Licht Schwarz geworden war, nahm sie, ohne die Augen zu öffnen, die Hände des Halbdämons und lag sie in ihre. Genau wie zu Beginn hatte sich ein weiteres Mal ein Kreis um ihre leuchtenden Hände gelegt, diesmal war er jedoch in weiß getaucht. Er wuchs leicht an, schrumpfte jedoch nicht, wie zu vor der schwarze – er nahm das Lichtintus auf, welches sich in Garys Körper befunden hatte. Es war zwar nicht sichtbar, doch Garys Verletzungen heilten. Green spürte es.

Das schwarze Licht, wie auch das Helle, erlosch und der weiße Flügel wurde wieder schwarz.

Sie hatte es geschafft.

„Gut gemacht, mein Schmetterling.“ Schwach, doch lächelnd, sah sie Inceres kurz an und wandte sich dann wieder an Gary. Sofort kehrte die Sorge zurück.

„Aber warum… wacht er dann nicht auf?“ Inceres lachte.

„Lass denn Armen doch auch mal ein wenig schlafen!“

Die Hikari waren absolut fassungslos. Keiner von ihnen war in der Lage sich zu dem zu äußern was sie gerade gesehen hatten und was sie immer noch sahen. Auf der einen Seite die fast schon liebevolle Art mit der Inceres Green entgegen trat… Er selbst war es doch gewesen, der sie mit ihrem Namen gebrandmarkt hatte und er kannte ihr Schicksal. War es etwa gerade das? War das Schicksal, welches die Hikari solange befürchtet hatten, etwa so falsch? War Green gar nicht die Botin des Unglücks? Aber wie sollte es anders sein… ihre Liebe zu dem Halbling bewies es doch. Und da war noch ein Punkt: Jetzt stellte sich auch noch heraus, dass sie Dämonen heilen konnte!

Aber wenn Inceres sie gerettet hatte, konnte sie unmöglich eine Gefahr für das Wächtertum darstellen. Er kannte immerhin die Zukunft – und er würde wohl kaum ein Wesen retten, wenn diese Person Unheil über deren Rasse bringen würde.

Nur eine der Hikaris war plötzlich von tiefer Sorge bewegt: White. Wenn die Dämonen rausfanden was für eine Fähigkeit Green dazugewonnen hatte, war sie nicht länger Opfer – sondern Mittel. Das erhörte ihre Entführungschancen um das Dreifache. Mindestens! Sie würden Green dazu zwingen ihre abnormen Heilfähigkeiten für sich einzusetzen – und wenn sie daran sterben würde. White sah Green in diesem Moment deutlich an, dass ihr die Heilung Kraft und Energie gekostet hatte.

Shaginai war auch zu diesem Schluss angekommen. Allerdings galt seiner Sorge nicht Green, sondern der zukünftigen Kriegsführung. Hoffentlich würde es zu Greens Lebzeiten keinen mehr geben – die komplizierten Umstände waren ein unnötiges Hindernis. Es wäre besser sie wäre tot geblieben… es wäre besser sie würde sterben! Er wusste nicht was Inceres dazu bewegte sie sympathisch zu finden. Shaginai musste zugeben, dass er ihm nicht länger vertraute. Er vertraue lieber auf seinen eigenen Instinkt. Und dieser sagte, dass Green sterben sollte, ehe sie, egal wie, zu einer Gefahr wurde – und das wurde sie durch ihre neue Fähigkeit. Doch er konnte sich unmöglich gegen Inceres auflehnen… dafür war seine Ehrfurcht und... Angst zu groß.

„Green“, fing Inceres an, nachdem die Angesprochene Garys Kopf auf ihren Schoss abgelegt hatte, damit er halbwegs bequem liegen konnte. Fragend sah sie von Gary auf.

„Für meine Hilfe muss ich Rechenschaft verlangen.“ Endlich, dachte Shaginai. Endlich mal ein Satz von ihm der nachvollziehbar und verständlich war.

Green nickte langsam, ein wenig enttäuscht war sie jedoch. Ihr hätte die Erklärung gefallen, dass Inceres ihr geholfen hatte, weil er sie mochte. Aber sie verstand es vollkommen und war bereit für seine Hilfe zu zahlen – was es auch war.

„Green“, sagte er noch einmal laut, damit es auch die anderen Anwesenden hören konnten und sah sie ernst und irgendwo erwartungsvoll an.

„Du hast durch eine Reise in die Vergangenheit Hikari-kami-sama gesehen.“ Durch Inceres‘ Feststellung waren plötzlich alle Augenpaare geschockt auf Green gerichtet.

Sie hatte was?!

„Das ist wahr“, antwortete die junge Hikari sichtlich verwundert. Durch ihre Worte steigerte sich die Erwartung in seinen Augen.

„Lass sie mich auch sehen! Bitte, Green, lass mich an deiner Erinnerung teilhaben. Ich gelobe, dass ich nur in dieser einen eindringen werde. Ich will unsere Schöpferin nur einmal sehen.“ Jetzt ging ihnen ein Licht auf. Inceres hatte Green nicht aus Sympathie gerettet, sondern weil sie durch irgendeinen Umstand, das Glück hatte Hikari-kami-sama zu erblicken. Damit war sie die Einzige… Inceres hatte nicht die Absicht gehabt Green zu retten, sondern ihre Erinnerung.

Green kam zur gleichen Lösung und musste sich selbst eingestehen, dass es sie ein wenig traurig stimmte. Aber was war zu erwarten… Sie kannten sich nicht und niemand verbrachte solche Wunder aus reiner Nächstenliebe. Auch wenn man ein Hikari war… Green war immerhin eine Sünderin und mit ihrer Liebe eine Feindin der Hikaris.

Sie stimmte zu, da alles andere unhöflich wäre. Er hatte nicht nur sie gerettet, sondern auch Gary.

Inceres richtete sich auf, er musste sich auf Zehenspitzen stellen um die richtige Höhe zu erhalten um seine Stirn an die von Green zu legen.

„Schließ die Augen, Green… ganz ruhig.“ Doch die Angesprochene war kurzzeitig nicht fähig seinem Befehl zu folgen. Denn als er sich gestreckt hatte, waren seine nackten Füße zum ersten Mal, unter seinem Gewand zum Vorschein gekommen. Entweder es interessierte ihn nicht oder er bemerkte Greens erstarrten Blick nicht, als sie seine Kinderfüße sah – die alles andere als normal waren. An seinen weißen Fußgelenken hingen leuchtende Metallriemen, dessen Ketten am Boden befestigt waren. Nicht, dass es an irgendeinen Standpunkt festgemacht schienen… die Eisenkette ging durch den Boden des Jenseits. Seine kleinen Füße waren blutig wo die Riemen saßen, die dunkle Abdrücke in seiner Haut hinterlassen hatten.

„Warum… trägst du das?“ Auf ihre Frage hin öffnete er seine dunkelblauen Augen einen Spalt breit. Die anderen Hikari bekamen davon nichts mit, da Green vor Inceres stand und sie somit annahmen, dass der Erinnerungsaustauch schon begonnen hatte.

„Willst du es wissen? Dann zeige ich es dir… das verfluchte Schicksal, welches mir meine Mutter einst aufbürdete…“
 

Fertig gestellt: 03.10.07
 

Kleines Comment der Autorin:

Ich hoffe, dass Inceres Verwirrung aufgeworfen hat, denn es war meine Absicht, dass dieser Charakter undurchsichtig erscheint :3 wenn ich das nicht hinbekommen habe, auch gut, ich wollte nur eventuelle Fragen aus der Welt schaffen, wenn jetzt jemand denkt "WTF?!" xD

Der erste Juni Teil Fünf: Die Wege des Schicksals

Der erste Juni Teil 5 -

Die Wege des Schicksals
 


 


 

„Mutter! Mutter!“, heulte der junge Inceres aus vollkommener Verzweiflung und tiefen Schmerz. Die Riemen um seine Füße und Handgelenke waren fest – zu fest. So fest, dass Blut in dünnen Rinnsalen von dem Steintisch tropfte, auf dem er zusammen mit Ecui und Acui gehockt hatte - in enger und vertrauter Umarmung, als würden sie wortlos versuchen das Leid ihres jungen Herren von ihm zu nehmen. Doch als seine Mutter in die kahle Halle kam, entriss sich Inceres der Liebkosung und lief, trotz schmerzender und blutender Glieder, seiner Mutter entgegen, die keinen Kopf größer war als er.

„Mutter! Ecui und Acui sind gemein! Sie haben mir diese Dinger angelegt und sie… sie tun doch so weh…“ Er klammerte sich an ihr fest, ohne eine Reaktion zu erhalten.

„Es tut weh, Mutter! So weh! Und es geht nicht weg! Meine Magie heilt nicht! Mutter, sag ihnen sie sollen sie abnehmen! Sag ihnen, dass ich aus diesem fürchterlichen Raum raus will…!“ Der Rest seiner Worte ging in seinem verzweifelten Weinen unter. Nach wie vor… kam keine Reaktion. Kein Trost. Keine Beruhigung. Kein liebendes Wort aus dem Munde der Mutter.

Ecui und Acui waren es, die Inceres bei den Schultern packten und ihn von seiner Mutter trennten. Er streckte seine angeketteten und blutenden Hände nach ihr aus, versuchte sie zu erreichen… wie immer. Sie war so unendlich weit weg… unerreichbar. Die Wärme seiner Tempelwächter war kein Ersatz für die Liebe die er von seiner Mutter nie erhalten hatte. Deren Treue und Zuneigung konnte die Wunde nicht heilen, die jedes Mal, wenn sie ihn abwies, Stück für Stück größer wurde. Und jetzt… jetzt hatte sie ihren eigenen Sohn sogar eingesperrt - in Ketten gelegt.

„Inceres“, hörte er die Stimme seiner Mutter in seinen Gedanken.

„Sei ein braver Junge.“

„Nein!“ Inceres schüttelte den Kopf, als würde er versuchen Hikarus Stimme aus ihm heraus zu bekommen.

„Ich will nicht mehr brav sein! Ich war immer brav! Ich habe immer das getan was du wolltest! Und deswegen durfte ich nie mit meinen Geschwistern spielen! Durfte sie nicht sehen! Nie am Abendessen dabei sein! Immer nur in meinen Zimmer! Buch für Buch! Und jetzt… jetzt hast du mich hier eingesperrt! Hier sind nicht einmal Fenster! Ich will hier nicht sein! Ich will keine Ketten tragen! Warum muss ich das alles machen?! Warum muss ich brav sein?! Ist es nur weil ich… weil ich…“

„Es steht nicht im Bezug auf deine königsblauen Augen.“ Inceres sah auf, all seine Worte blieben ihm im Halse stecken. All das, was er noch sagen wollte, all den Frust und all die Trauer über seine Gefangenschaft geriet auf einmal ins Stocken.

Seitdem ihm bewusst geworden war, dass seine sieben Geschwister alle weiße Augen hatten und er der einzige war, der mit dunkelblauen Augen bestraft worden war, hatte er angenommen, dass dies der Grund war. Aber wenn es nicht die Ursache war… was hatte er dann falsch gemacht? Er war immer brav gewesen… hatte immer artig gehört wenn man ihm sagte, er solle nicht versuchen die Tür aufzubrechen oder, dass er nicht weinen sollte. Er hatte doch nie eine Sünde begangen… All die Jahre… Wo Inceres nur aus dem Fenster gucken durfte, wo er seinen Geschwistern und den anderen Wächtern beim Spielen zugesehen hatte. Ecui und Acui hatten ihn mit Büchern versorgt – doch welches Kind wollte schon Tag und Nacht nur lesen, wenn dieses Kind genau wusste, dass dessen Brüder und Schwestern sich zusammen amüsierten? Sie saßen zusammen beim Abendmahl, bekamen Geschichten vorgelesen – von deren Vater den Inceres ebenfalls nie gesehen hatte! Und was war mit ihm? Einmal in der Woche, wenn es hoch kam, besuchte ihn Hikaru in seiner einsamen Gefangenschaft, nicht um ihn zu trösten… nur um ihn jedes Mal aufs Neue zu sagen, dass er artig sein solle… er hatte es durchgehalten. All die Jahre hatte er seiner Mutter niemals angefleht ihn aus dem Zimmer zu lassen. Bis zu dem Tag, von vor zwei Jahren, wo seine Einkerkerung in diese Halle verlegt worden war. Eine große kahle Halle, ohne, dass die Sonne auch nur einen kleinen Strahl hinein senden konnte. Und jetzt… jetzt waren ihm auch noch Ketten angelegt worden.

Warum?! Warum, wenn es nicht wegen seiner verfluchten Augen war?!

Vollkommen kraftlos fiel der kleine Hikari zu Boden und blieb dort liegen. Er wollte nichts mehr hören. Er wollte und konnte einfach nicht mehr. Doch sofort spürte er die Hände seiner Tempelwächter an seinem Körper, die ihm wieder aufhelfen wollten, ihn wahrscheinlich auf sein schlechtes Benehmen hinweisen wollten. Doch Hikaru hinderte sie daran.

„Inceres. Seit zwei Jahren sind wir im Krieg.“

Was interessierte ihn das?! Er gehörte nicht zur Außenwelt, also konnte ein Krieg ihm auch egal sein. Sie hatten dafür gesorgt, dass er nicht dazugehörig war. Seine Mutter konnte nicht kommen und sagen das wäre ein Grund!

Plötzlich zuckte Inceres zusammen und er richtete sich langsam auf, als hätte eine Stimme ihn gerufen. Seine Augen wurden größer, sein blau schien milchig zu werden. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an, denn urplötzlich wirbelte er zu seiner Mutter herum und ehe sie etwas realisierte, sprang er auf sie zu, packte das kleine Wesen an den Schultern und stieß sie gewaltsam beiseite. Sie musste sich selbst nicht fragen was das merkwürdige Benehmen ihres Sohnes zu bedeuten hatte, denn die Antwort folgte keine Sekunde später: Eine Explosion brachte den Boden zum Beben, zerstörte die meterdicke Mauer, brachte sie zum Einsturz und mehre Säulen zu Fahl: Eine von diesen hätte beinahe Hikaru zerquetscht, hätte Inceres sie nicht beiseite gestoßen.

„Inceres...“

Dieser hatte jedoch plötzlich seine Augen auf etwas vollkommen anderes gerichtet. Nicht auf eine Verletzung, denn er hatte früh genug gehandelt um diesen zu entgehen. Sein Blick war auf dem gerichtet was durch die Explosion sichtbar geworden war. Denn durch das gigantische Loch, welches nun das Mauerwerk zerteilte, konnte man nun hinaus in den dunklen Himmel sehen, welcher durch das Feuer und die Menge an freigesetzte Magie, kaum noch zu erkennen war. Der starke Wind erfasste die weißen Haare Inceres‘ und ließ sie aufwehen. Der Geruch der mit dem Wind kam, war für den jungen Hikari unmöglich zu identifizieren. Wenn er jedoch mehr Kenntnisse auf dem Gebiet gehabt hätte, hätte er gewusst dass der Geruch, der ihm in diesem Moment unbewusst ein schlechtes Gefühl durch seine Glieder jagte, der Geruch von Tod, Schwefel und Blut war.

Inceres stand auf. Irgendetwas sagte ihm, dass er es sehen wollte, dass er es genau sehen wollte. Er wollte raus. Jetzt hatte er die Chance aus seine Gefangenschaft zu entfliehen.

„Inceres-sama!“, schrien Ecui und Acui wie aus einem Munde ihren Herren zu, als dieser unbeirrt auf seine Zuflucht zuschritt. Er hörte sie jedoch nicht. Es war das erste Mal, dass er nicht hörte…

Durch eine Hand, die genauso klein war wie seine, wurde er aufgehalten. Seine Mutter hatte das Handgelenk ihres Sohnes ergriffen und hielt ihm vom Weitergehen ab. Mit fast schon leerem Blick wandte er sich zu ihr herum, blieb jedoch stumm.

„Hör mir zu.“ Zuerst war das Kopfschütteln von Inceres langsam, wurde denn aber zu einer hastigen Bewegung.

„Ich will nichts mehr hören! Ich will nur noch… raus.“ Abermals drehte er sich herum, wollte sich losreißen, doch Hikarus Griff wurde stärker.

„Wenn du rausgehst wirst du ohne Gnade in Stücke gerissen.“ Er antwortete nicht, sondern blieb bei an den Händen seiner Mutter zu ziehen.

„Inceres! Meine Tat war ein Akt des Schutzes! Es gab keine andere Möglichkeit als die Einsperrung!“ Abermals schüttelte der Angesprochene nur den Kopf als Antwort. Der Boden unter ihren Füßen bebte und einzelne Steinbrocken fielen von der Decke herab. Diesmal jedoch außerhalb jeglicher Gefahr.

„Seit dem schrecklichen Tode Lights, weiß ich, dass es Krieg geben wird und…“

„Das interessiert mich alles NICHT!“ Diesmal gelang es ihm sich loszureißen und ohne, dass ihn jemand aufhielt, lief er wie ein Verfolgter auf das Loch zu… wo er wie angewurzelt stehen blieb. Man konnte behaupten er hätte einen Logenplatz erwischt, denn er befand sich rund 170 Meter über den Boden – und somit dem Ort wo die Schlacht stattfand. Durch den ganzen Rauch konnte er nicht allzu viel wahrnehmen, jedoch genug um vor lauter Grauen auf die Knie zu fallen.

„Was… was… tun sie da?!“

„Sie schlachten sich gegenseitig ab.“ Ecui und Acui waren zur Stelle um den vor Schock zitternden Inceres in deren Arme zu schließen, da Hikaru es offensichtlich nicht vor hatte.

„…Ich… Ich… so hab ich mir… die Welt… Aeterniem…. Nicht vorgestellt…“ Hikaru sah zutiefst niedergeschlagen Boden.

„Wenn dieser Krieg ein Ende haben wird… wird Aeterniem untergegangen sein. Wir werden unsere Welt in Zerstörung tauchen und wenn nichts getan wird… wird die Rasse der Wächter aussterben. Wir werden alle sterben.“ Mit gesenktem Kopf schritt sie auf ihren erschütternden Sohn zu und kniete sich neben ihn nieder.

„Seitdem du das erste Mal deine Augen geöffnet hast, war mir bewusst, dass du unser Retter sein wirst.“ Sichtlich verwirrt und geschockt starrte er seine Mutter an.

„Nicht zu dem jetzigen Zeitpunkt… noch nicht. Deine Fähigkeiten brauchen Zeit um zu reifen. Lange zeit… mehr Zeit, als dass ein Leben ausreichen würde. Doch da du mich gerade gerettet hast, beweist, dass du die Gabe wirklich besitzt… du kannst die Wege sehen.“

„…Wege?

„Ja. Die Wege der Zukunft. Aber das wirst du bald selbst herausfinden… bald. Deshalb, mein kleiner Inceres… habe ich dir die Freiheit geraubt. Sobald auch nur ein Wesen, egal ob Wächter oder Dämon, deine Augen und somit deine Gabe entdeckt hätte… so wäre dein Leben in Gefahr geraten. Denn du besitzt nicht nur diese Gabe… du hast die ultimative Magie des Lichtes geerbt. Du bist unsere Hoffnung! Von deinem Leben hängt unser aller ab!“ Hikaru packte ihren Sohn an den Schultern.

„Und deshalb Inceres, deshalb habe ich dich in Ketten gelegt! Nicht um dich zu bestrafen! Ich wollte dich beschützen – ich wollte uns alle beschützen!“ Die Verwirrung und Verzweiflung in den königsblauen Augen nahm bei jedem Wort zu. Er wünschte sich zu verstecken, in den aller tiefsten Keller, wo ihn niemand mehr fand. Einfach nur alleine gelassen werden. Die Wahrheit verstand er nicht. Er wollte sie nicht verstehen. Das, was er sich früher immer eingeredet hatte, dass es an seinen Augen lag, war plötzlich eine viel angenehmere Erklärung.

„Ich… kann nicht… Ich kann doch nichts…“

„Noch nicht! Noch nicht!“, hörte Inceres in seinen Gedanken und sah das aufmunternde Lächeln seiner Mutter. Er hatte es noch nie gesehen – noch nie hatte er sine Mutter lächeln gesehen. Er war absolut nicht in der Lage etwas darauf zu erwidern. Ihr Lächeln brachte ihn völlig aus dem Konzept.

„Aber bald… Wenn deine Seele erst einmal den Grundbaustein für das Jenseits gelegt hat… für die Ewigkeit… dann wirst du es schnell können. Trotz deines Kinderkörpers wirst du reifen. Sowohl geistlich als auch auf dem Basis der Magie.“ Hikaru löste ihre Hand von der Schulter ihres Sohnes und er erstarrte als er die Hand seiner Mutter auf seiner Wange spürte. Doch seine Freude verblasste schnell, denn er konnte Tränen in den weißen Augen der kleinen Hikari erkennen.

„Ich… ich bin so stolz auf dich.“ Inceres schien nicht in der Lage zu sein, diese Worte aufzunehmen. Seine Augen flüchteten sich von den Tränen seiner Mutter, fanden jedoch keinen Ort wo sie hätten verweilen konnten. Er wusste nicht wie er sich fühlen sollte. Der Schock über das eben Gesehene steckte tief, doch noch tiefer war die Überraschung über den plötzlichen Sinneswandel seiner Mutter. Es verwirrte ihn in dem Grad, dass er nicht mehr klar denken konnte. Die Gefühle, die Kopf zu stehen schienen, konnte er nicht einordnen.

„Du wirst nicht allein sein. Ecui und Acui werden dich auch dorthin begleiten.“ Langsam sah Inceres zurück zu seiner Mutter. Irgendein Gefühl aus diesem Wirrwarr an Sinnesempfindungen erlangte die Oberhand und ließ ihn plötzlich zittern. Wohin sollte er?

„Aber… Mutter, wohin?“ Sein Blick huschte zu seinen Tempelwächtern und zum ersten Mal erwiderten sie nicht seinen Blick, so wie es sich gehörte, sondern sahen in eine andere Richtung. In dem Moment wurde ihm klar, dass sie wussten wovon Hikaru sprach.

Die kleine Hikari nahm nun die bebenden Hände Inceres‘ und löste ihn, indem er mit ihm zusammen aufstand, aus der beschützenden Umarmung seiner Tempelwächter. Sie wandte ihm den Rücken zu und schritt mit ihrem Sohn zusammen auf den Steintisch zu, auf den er zu vor noch gehockt hatte.

„Ich sagte dir bereits, dass du die größte Macht des Lichtes besitzt. Es muss Schicksal sein… dass gerade du Lights reine und heilige Macht geerbt hast. Die Macht deiner Geschwister, die alle weiße Augen besitzen, ist nicht einmal halb so stark. Noch kannst du sie nicht nutzen, dafür fehlt dir die nötige Erfahrung. Doch sie ist jetzt schon ausgeprägt genug um den Grundbaustein für eine Welt zu legen, die nicht zerstört werden kann – eine Welt in der wir erlösten Hikari existieren können, solange unsere Seele rein ist… und solange du existierst. Deine Seele und damit auch deine Magie ist mächtig genug um selbst solch ein Wunder zu vollbringen! Diese Welt wird sich formen sobald deine Magie sich weiter entwickelt – und irgendwann, sei es in dreihundert oder fünfhundert Jahren, werden die toten Seelen unserer Nachfahren dort die Ewigkeit fristen können. Verstehst du den Gedanken dahinter? So entgehen wir der Ausrottung! Die toten Hikari werden vom Jenseits aus das Wächtertum beschützen und lenken! Lights herrliche Engelsflügel waren der Beweis, dass wir Hikari die führende Rasse unter den Wächtern sind – und daher gebührt auch nur uns ein Leben nach dem Tode.

Damit all das umgesetzt werden kann… damit wir alle eine Zukunft besitzen können…“ Hikaru drehte sich zu Inceres um. Sie stand jetzt vor dem Steintisch, der auf Inceres plötzlich bedrohlich wirkte. Der Wunsch zurückzuweichen überkam ihn auf einmal, doch seine Füße gehorchten ihm nicht. Der kummervolle und doch ernste Blick seiner Mutter fesselte ihn.

„Muss deine sterbliche Hülle aufgegeben werden. Mit anderen Worten…“
 

„Ich musste sterben.“ Inceres sah auf. Seine Augen waren ruhig als er mit diesen drei Worten seine Vergangenheit abschloss und zu Green sah. Diese saß auf den Boden. Sie waren alleine. Irgendwo und von der Außenwelt abgeschnitten.

„Und du… du hast es gemacht“, schlussfolgerte die unreine Hikari. Der Angesprochene nickte und machte einen Wink zu seinen Füßen.

„Der Beweis dafür, dass ich ans Jenseits gekettet bin. Anders als meine Nachfahren, kann ich die Welt die ich geschaffen habe, nicht verlassen. Ich bin hier angekettet… auch meinen Tod friste ich in Gefangenschaft.“ Er lächelte ironisch in sich hinein, ehe er fortfuhr.

„Wenn ich die Zukunft der Hikari vorhersage und die Karten lege, schicke ich eine Kopie meines selbst, zusammen mit Ecui und Acui ins Diesseits. Ich lenke sie von hier aus, daher ist es nicht notwendig, dass sie fähig ist die Augen zu öffnen. Ecui und Acui sind beide in der Lage sich im Diesseits frei zu bewegen, sie besorgen mir Lesestoff. Du kannst dir nicht vorstellen, wie langweilig ein ewiges Leben ist. Ich kann dir nur davon abraten! Manchmal schicke ich jedoch auch meine Kopie los um mir Dinge zu besorgen… daher ist wohl das Gerücht entstanden, ich würde das Schicksal nach meinen belieben ändern um meinen Nachfahren das Leben schwer zu machen.“ Inceres kicherte verspielt.

„Du kannst also nicht das Schicksal beeinflussen?“

„Nicht im Geringsten! Ich bin absolut machtlos was das anbelangt. Ich sehe nur die Wege... weißt du, dass Schicksal steht nicht fest. Es besteht aus mehreren Wegen, die jeder für sich selbst entscheiden muss und diese Wege sehe ich. Jedes Wesen, egal ob Mensch, Wächter oder Dämon hat immer eine Wahl die vor einen liegt. Kleine Entscheidungen die nichts Großes beeinflussen und andere die ein ganzes Leben aus den Fugen bringen können. Du brauchst nur dein eigenes Leben anzuschauen. Als Kind wähltest du nach Japan zu flüchten, anstatt weiterhin im Waisenhaus zu bleiben- Diese Wahl, dieser Weg, beeinflusste dein Leben und setzte wiederrum andere Wege in Bewegung… und das ist das Schicksal welches ich sehe.“ Fasziniert von seiner Rede konnte Green nichts Anderes tun als ihren Gegenüber entgeistert anzustarren. Er hatte seine Worte mit einem solch hoffnungsvollen Unterton ausgesprochen, dass dem Zuhörer gar nichts anderes übrig blieb als seinen Worten Glauben zu schenken. Green war sich in diesem Moment sicher, dass aus diesem Mund keine Lügen stammen konnten – er sprach die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Green hatte immer geglaubt, dass jeder sein Schicksal selbst in die Hand nehmen konnte. Erst dadurch, dass Grey ihr ihre Karten verraten hatte, hatte sie sich ans Schicksal gebunden gefühlt. Von dem Punkt an, war sie nichts anderes gewesen als eine Marionette, den Launen einer fremden Macht wehrlos ausgesetzt. Doch jetzt – jetzt wo gerade er, die Person die sie angekettet hatte, so wie er selbst, sagte, dass sie frei war, dass nichts geschrieben stand… glaubte sie wieder daran und kehrte auf ihren alten Kurs zurück. Wenn sie sich richtig entschied – den richtigen Weg einschlug, dann würde niemand ihretwegen sterben. Wenn sie für sich selbst wählte, dass sie nicht die Botin des Unglücks war…

Dann war sie es auch nicht.

Vor lauter Erleichterung spürte Green plötzlich die Glückstränen in ihr aufsteigen und musste sie mit ihrem Ärmel wegwischen.

„Danke, Inceres… Ich weiß nicht wie ich dir danken soll…“ Er winkte mit der Hand ab.

„Ich benötige keinen weiteren Dank. Du hast es mir ermöglicht Hikari-kami-sama zu sehen, mehr bedarf ich nicht. Lebe einfach dein Leben, mein Schmetterling. Es bereitet mir Freude dich auf deinem Weg zu begleiten…“ Er ging auf sie zu, stoppte erst als er genau vor ihr war und lächelte.

„Denn… königsblau ist doch eigentlich eine ziemlich schöne Farbe?“ Green öffnete den Mund von einer plötzlichen Intuition getrieben. Bevor sie jedoch die Frage stellen konnte, die ihr auf der Zunge brannte, wandte er sich herum.

„Bist du… mei-“ Weiter kam die junge Hikari nicht, denn er sah über die Schulter zurück und legte seinen Zeigefinger an seinen Mund. Das Lächeln mit dem er diese Geste vollführte konnte sie nicht deuten, wie auch die Handbewegung. Sollte das etwa ein nicht ausgedrücktes „Ja“ sein?

„Du hast noch eine Heilung vor dir.“

„Wa-?“ Mehr konnte Green nicht über die Lippen bringen, denn plötzlich fand sie sich in dem gleichen Raum wieder, in welchen sie zuvor gewesen war. Es war, als hätte sie sich nie von der Stelle bewegt: Nach wie vor hockte sie auf den Boden, zusammen mit Gary, der auf ihrem Schoss lag und Inceres stand ebenfalls noch vor ihr; die Stirn an ihre. Der Erste der sich jedoch aus der Pose löste, war der Halbdämon. Als dieser sich regte, schritt Inceres von den zweien.

„…Gary? Geht es dir gut?“, fragte Green bedächtig. Als Antwort bekam sie erst einmal nur ein müdes Stöhnen, bis er plötzlich alarmierend die Augen aufriss und ebenso plötzlich kerzengerade saß. Sichtlich verwirrt tastete er seinen Körper ab, scheinbar auf der Suche nach Schmerzen.

„Gary? Wie fühlst du dich?“ Als Green dies fragte, sah er zu ihr.

„Gut… und genau das macht mich stutzig.“ Gary konnte es sich nicht erklären, doch plötzlich biss Green sich auf die Lippen und es sah ganz danach aus, dass sie das Weinen zurück halten musste. Er sah deutlich ihren Versuch ein Lächeln auf die Lippen zu bringen, doch es gelang ihr nicht vollkommen.

„Green?“, fragte Gary besorgt.

„S-Sorry!“ Noch ehe sie ihre Entschuldigung vollkommen über die Lippen gebracht hatte, hatte sie sich schon in seine Arme geworfen. Das gesamte Blut schoss ihm in den Kopf, bei Greens Aktion, doch er unternahm keinen Versuch das Mädchen zurückzudrängen. Ihre Schultern bebten, als sie sich in sein Oberteil vergrub und die Arme um ihn schlang. Der dunkelblaue Stoff roch nach Blut, doch das war ihr egal. Sie wollte einfach nur genau dort sein: Geborgen und wohl in seine Arme. Er lebte… sie lebten. Es war alles gut! Es würde alles wieder so werden wie früher, wie würden heil und zusammen nach Tokio zurückkehren…

Gary konnte nichts anderes tun außer seine Arme um sie zu legen. Er konnte ihre Tränen nur allzu gut verstehen, immerhin waren es die gleichen Tränen die er nur wenige Momente zuvor vergossen hatte.

Inceres wandte seinen Blick von dem wiedervereinten Paar mit einem glücklichen Lächeln ab, um die Reaktion seiner Nachfahren aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten. White war die Einzige die bei diesem Bild zu Tränen gerührt war. Tonlos und mit zusammengefalteten Händen stand sie zwischen ihnen und weinte vor Glück. Doch auch Adir schien das Bild zu rühren. Zwar zeigte er es nicht so offen wie White, doch sein erleichtertes Lächeln war Beweis genug. Mary unterdrückte jede Gefühlsduselei, auch wenn der Kampf auch ihr anzusehen war. Hizashi sah in eine andere Richtung, wohl um das Bild nicht sehen zu müssen. Shaginai war der einzige der gegen keine positiven Gefühle ankämpfen musste. Mit finsterer Abscheu und tiefsten Widerwillen blickte er auf die Beiden förmlich herab. Man sah ihm an, dass er sich nichts anderes wünschte außer sein Schwert zu ziehen und sowohl Green als auch Gary zu töten. Wie sollte man in nur von seinen hasserfüllten Gedanken abbringen?

Im gleichen Moment wie Inceres die warmen Hände von Ecui und Acui auf seiner Schulter spürte, kam ihm eine Idee. Er sah die beiden kurz lächelnd an und sagte dann:

„Green!“, ertönte Inceres‘ Stimme im Raum und die Angesprochene horchte auf, wie auch Gary.

„Es ist Zeit aufzubrechen.“ Da Green nicht in der Verfassung war zu antworten, übernahm Gary die Aufgabe für sie.

„Wohin?“ Auch Green drehte ihren Kopf jetzt zu Inceres herum, ihr schien es zu dämmern.

„Sibi?“ Inceres nickte.

„Was ist mit Silver?!“, fragte Gary sowohl an Inceres als auch an Green, während die beiden zusammen aufstanden.

„Bist du bereit, Green?“ Gary gefiel es nicht, dass er keine Ahnung hatte wovon sie sprachen. Es ging um seinen Bruder. Doch was war mit ihm? Und was hatte Green damit zu tun? Wofür sollte sie bereit sein?

Inceres sah über die Schulter zurück zu den versammelten Hikari und machte einen Wink in Shaginais Richtung.

„Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai, mit Ihnen muss ich noch reden. Also bitte ich Sie mit zu kommen.“ Shaginais Blick quoll beinahe über vor Widerwille, doch er wagte es nicht sich Inceres‘ Bitte zu wiedersetzen. Egal ob er nun seinen Respekt hatte oder nicht – seine schier endlose Macht konnte man nicht leugnen.

Bevor er zu Inceres schritt wechselte er noch einen Blick mit Adir, der ein leichtes Kopfschütteln andeutete.

„Ich bitte ebenfalls darum mitzukommen!“, sagte White und schritt entschlossen dazu. Inceres sah nicht die Spur überrascht aus und nickte zustimmend. Ohne Vorwarnung führte er eine gewandte Handbewegung durch und schon lösten sich Green, Gary, Shaginai und White, zusammen mit Inceres und seinen Tempelwächtern, in Lichtpartikel auf.

Kaum waren sie in dem Raum angekommen, in dem Gary und Green Siberu und Grey vorher zurückgelassen hatten, hatten der Halbdämon und seine Hikari Siberu auch schon entdeckt: Er lehnte neben Grey an der Wand: Blutüberströmt und ohne Bewusstsein. Nicht nur um ihn herum klebte Blut am Boden, sondern der Boden des gesamten Raumes war rot gesprenkelt, als hätte es Blut geregnet. Siberus Gesichtszüge waren durch die rote Flüssigkeit kaum zu sehen. Doch es sah aus, als würde er lächeln…?

Er sah… er sah… tot aus. Als wäre er mit einem Lächeln gestorben…?!

Gary und Green waren einen kurzen Augenblick zu geschockt von diesem Anblick, als, dass sie fähig waren sich zu bewegen. Erst als Grey sich aufrappelte, schien auch die Starre von Siberus Freunden sich aufzulösen. Wie aus einem Munde schrien sie den Namen des Rotschopfes und fielen schon neben ihn, in die Blutlache, zu Boden.

Green musste zugeben, dass sie nicht auf Grey, der sie anstarrte als wäre sie ein Geist, achtete: Er war Bewusstsein, es konnte also nicht so schlimm sein… und auf Seigi achtete sie schon mal gar nicht.

Die Hikari packte Siberus Hand und wurde blasser als zuvor.

„Gary… Gary, seine Hand… Sie ist eiskalt!“, keuchte sie und sah aus den Augenwinkeln gespannt wie der Angesprochene den Puls seines Bruders fühlte.

„Er lebt… Aber sein Puls nimmt ab.“ Verstehend nickte Green schwach. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Solange Siberus Puls noch vorhanden war, konnte sie ihn heilen – nahm sie doch mal an. Sie hatte Gary geheilt und es hinderte sie nichts daran es auch Siberu zu heilen.

„Keine Sorge, Gary“, sagte Green vom neuen Mut beflügelt, welchen er ganz und gar nicht nachvollziehen konnte.

„Sibi stirbt nicht!“ Mit diesen Worten nahm sie auch noch Siberus andere Hand und legte sie in die ihre. Der große Bruder konnte nichts anderes tun außer ihr zu vertrauen und das Leben seines Familienmitglieds in ihre zierlichen Hände zu legen. Sie schloss ihre Augen, zwar spürte sie den Blick aller auf sich ruhen, doch sie wurde nicht unruhig. Denn sie wusste, dass sie es schaffen konnte. Green würde nicht zulassen, dass Siberu starb.

Niemals!

Fassungslos starrte Gary, wie auch Grey, auf das Schauspiel welches die anderen bei Garys Heilung schon miterlebt hatten. Anders als bei der letzten Heilung konnte man nun genau beobachten wie Greens schwarze Magie Siberus Verletzungen heilte. In rasender Geschwindigkeit schienen die Wunden sich selbst wieder zu schließen. Das Lichtintus, welches sich in den Körper des Halbdämons befunden hatte, wurde von dem weiß leuchtenden Ring um Greens Hände aufgenommen. Es war jedoch so viel, dass ein einziger Ring nicht ausreichte und sich ein zweiter bildete.

Gary war so abgelenkt von dem kleinen Lichtspektakel, dass ihm nicht als erstes Greens Zustand auffiel. Es war Grey der beunruhigt sah wie abermals der Schweiß auf die Stirn seiner Schwester trat. Diese Heilung war anstrengender als die Letzte. Als auch noch der dritte Ring aufleuchtete, biss sich Green auf die Unterlippe um nicht auf zu keuchen.

Gary bemerkte es nun auch. Doch er war nicht der Erste der etwas sagte:

„… Green….chan?“ Tatsächlich. Siberu hatte die blutgetränkten Augen einen Spalt breit geöffnet und sah schwach in Greens besorgtes, doch nun auch erfreutes Gesicht. Erst dann rollten seine Pupillen zu der einen Seite und es sah kurz so aus als würde er lachen wollen, als er seinen Bruder ansah.

„…Dein Blick ist… peinlich…. Blue!“ Ein schiefes Lächeln tauchte auf dem Gesicht des Angesprochenen auf.

„Man scheint Recht zu haben, wenn man behauptet Unkraut verginge nicht.“ Als Siberu mit einem versuchten Grinsen antwortete, dass er sich gerade melden sollte mit seinem Haarschopf, fing Green an zu lachen, obwohl sie immer noch bei der Heilung war. Die beiden streitenden Halbdämonen hörten auf der Stelle mit ihrer Diskussion auf und sahen Green verwundert an, die ihr Lachen nicht unterdrücken konnte. Es verging keine Sekunde ehe die beiden von Greens Sorglosigkeit angesteckt wurden und ebenfalls, trotz der Umstände in ihren Lachen einstimmten.

White hatte sich neben Grey auf die Knie begeben, während Green mit ihrer Heilung abgelenkt worden war. Ihr Sohn hatte sich nicht lange auf den Beinen halten können und saß wieder auf den Boden, wo White ihn ebenfalls geheilt hatte.

Beide sahen den drei wiedervereinten Freuden mit einer Mischung aus Skepsis, Freude und Verwunderung zu.

„Ich bin wirklich froh, dass dein Plan aufgegangen ist, Mutter“, sagte Grey, konnte sich aber nicht von seiner Schwester abwenden. Nur wenige Minuten zuvor, hatte er noch geglaubt, oder eher gewusst, dass sie tot war... und nun saß sie lachend, zwischen ihren Freunden, vor ihm. Oder war das nur ein Traum?

„Grey, entschuldige bitte das Benehmen deiner Mutter“, hörte Grey White sagen, ehe er schon spürte, wie sie ihre Arme um ihn legte und ihn schwach, doch zärtlich an sich drückte. Er wurde rot, da er solche Gesten von seiner Mutter nicht gewohnt war. Es war lange her, dass sie überhaupt Körperkontakt gehabt hatten.

„Verzeih mir...aber ich bin so glücklich, dass es dir und Green gut geht.“ Grey war zu sprachlos um zu antworten. White trennte sich wieder von ihm und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. Doch es sah aus, als würde sie durch ihn hindurch sehen.

„Kanori wäre so stolz auf dich.“

Seigi war zu abgelenkt um überhaupt noch irgendetwas mitzubekommen. Wenn er die Anwesenden bemerkt hatte, dann interessierte es ihn nicht.

Er konnte seine Elisabeth wieder sehen.

Er konnte sie wieder hören.

Seigi hatte keine Ahnung wie das passiert war, oder was der Grund dafür war. Sein Schwert lag ihn Splittern auf dem Boden, nur das Glöckchen war heil geblieben. Doch Elisabeth hockte vor ihm auf dem Boden und sah ihn mit ihren großen braunen Augen fragend an. Scheinbar konnte sie selbst nicht ganz begreifen, was passiert war. Man konnte meinen sie würde leben... so echt sah sie aus, obwohl ihr Körper nach wie vor durchschimmernd war.

„Ich liebe dich, Elly! Ich liebe dich! Du darfst mich nicht noch einmal verlassen! Und wenn ich dich an mich ketten muss! Ich liebe dich!“ Elisabeth konnte das Ganze nicht begreifen. Seigis plötzliche Wallung an Gefühlen, überspülte sie wie eine Welle und ließ sie heillos untergehen. Immer wieder sagte er die magischen drei Worte, drückte ihre Seele plötzlich so fest an seinen starken Körper, dass sie sicher war, dass sie nach Luft gerungen hätte, würde sie noch leben.

„...Aber… aber… dein Schwert… dein teures Schwert…“

„Du Dummchen! Wozu brauche ich ein Schwert! Ich hab doch DICH! Oh ich liebe dich, mein Dummchen, ich liebe dich!“ Seigi fing an zu lachen, genau wie das Trio von Halbdämon und Hikari. Er hätte Elisabeth in diesen Moment zu gern gegen den nichtvorhandenen Himmel hochgehalten. Ihren zierlichen und kleinen Körper mit seinen blutgetränkten Händen festhalten und herum wirbeln wie einen Kreisel. Solange bis sie schwindelig wurden.

In Lights Namen! Warum hatte ihn niemand gesagt wie schön die Welt sein konnte!

Zusammen mit Elisabeth ließ er sich rücklings und immer noch lachend, auf den Steinboden fallen und Shaginai, der ihn die ganze Zeit im Auge behalten hatte, fragte sich ernsthaft ob Seigi den Verstand verloren hatte. Was war nur an diesem Tag in die Hikari gefahren?!

Doch trotz aller Freude, trotz des Wiedersehens, wusste Elisabeth, dass sie Seigi aus seinen siebten Himmel runter holen musste. Sie musste ihn etwas sagen. Sie musste ihn zurechtweisen. Seine Mutter hatte es nicht bemerkt… aber Elisabeth.

„Seiji… Seiji!“ Er unterbrach ihren Versuch mit ihm zu reden, mit Tränen in den Augen:

„Oh wie hab ich das vermisst! Deine einzigartige Art meinen Namen zu sagen… Sags nochmal! Och bitte, tu mir denn Gefallen, ja?“ Seigis Worte waren erfüllt von Euphorie, er strahlte sie an, lachte wie ein kleines Kind, mit Glückstränen in den minzefarbenen Augen… Elisabeth musste sich zwingen dem ein Ende zu setzen. Sie war es… ihr schuldig.

„Safiya…“ Er lachte weiter und ganz plötzlich überkam dem doch so kleinen Mädchen das Gefühl, dass sie ihn schlagen wollte.

„Das war aber nicht das was ich hören wollte, Elly! Och, Elly… sei lieb… ja?“

„Du warst seit 17 Jahren nicht mehr bei ihr!“ Sein Lachen verstummte, doch sein Lächeln blieb. Seigi hob die Hand zu ihrem Gesicht, als würde er ihre Wange streicheln wollen.

„Elly… was spielt das für eine Rolle? Jetzt bist du da! Ich liebe dich! Wozu brauche ich die Vergangenheit! Komm zu mir. Ich will so tun als ob du in meinen Arm liegen würdest. Ich will so tun als ob ich dich umarmen würde und ich will so tun als ob ich dich küssen würde. Ich will mir vorstellen, wie du dich anfühlst! All das was ich früher nicht verstanden habe… Ich habe so viel nachzuholen! Ich liebe dich! Und das habe ich vom ersten Augenblick an getan! Ich war nur zu dumm, zu einfältig, zu sehr vom Stolz geblendet, als es zu bemerken! Aber jetzt, Elly, jetzt sind wir vereint! Mit oder ohne Körper! Ich will die Vergangenheit vergessen, sie hinter mir lassen und allein mit dir die Ewigkeit teilen. Elly… Ich liebe dich.“ Er, der Tausendtöter, meinte es vollkommen ernst. Seine Aufrichtigkeit strahlte aus jedem seiner Gesichtszüge, aus seinen Augen, nur so heraus. Von nun würde alles anders werden. Seigi hatte sein Schwert nicht länger und würde somit auch nicht länger kämpfen wollen, bezüglich, können. Doch Elisabeth musste kämpfen; gegen die Tränen. Er bemerkte es, sein Lächeln starb dahin und sorgenerfüllt fragte er was mit ihr los war, da ihm schnell bewusst wurde, dass ihre Tränen nicht vom Glück zeugten.

„Safiya… Safiya würde weinen wenn sie deine Worte gehört hätte!“ Seigi setzte sich auf, so dass Elisabeth auf seinen Schoss sitzen würde. Doch sie sah ihn nicht an, ihr Pony fiel ihr vor die Augen, weil sie den Kopf gesenkt hatte.

„Warum willst du schon wieder töten…“

„…Ich versteh nicht?“

„Ich will nicht wissen wie Safiya zu Tode gekommen ist, ich kann mir auch nicht erlauben zu sagen, du, wir, hätten keine Mitschuld an ihren Tod. Aber wenn du die Vergangenheit vergessen willst, dann wirst du sie, zusammen mit all anderen Erinnerungen noch einmal töten! Willst du das? Ja, die Erinnerungen sind schmerzvoll und voller Reue! Aber vergiss nicht, dass unter den schrecklichen Erinnerungen immer noch die schönen verborgen liegen! Die Abende die wir zusammen verbracht haben, wo wir gelacht haben! Sie war meine beste Freundin und sie war deine geliebte Schwester! Du kannst die guten Dinge der Vergangenheit nicht leugnen… und du willst sie auch nicht vergessen oder? Fühlst du nicht die gleiche Freude in dir, wenn du daran zurück denkst? Seiji, sag es mir. Kannst du dich noch daran erinnern?“ Er schwieg, sah mit zusammengekniffenen Augen verbittert in eine andere Richtung. Elisabeth wartete geduldig auf seine Antwort. Sie würde dort sitzen bleiben bis in alle Ewigkeit wenn es Not tat. Seigi durfte nicht länger vor seinem Leben fliehen… Es gehörte zu ihm und Elisabeth konnte sich vorstellen wie sehr Safiya ihren Bruder vermisste. Lili besuchte ihre Tochter regelmäßig, doch irgendwann hatte sie aufgehört ihren Sohn zu fragen ob er mit wollte. Selbst bei den seltenen Aufenthalten im Tempel, hatte er nicht einmal in die Richtung des Friedhofes geblickt. Er versuchte es mit allen Mitteln zu verdrängen...

„… Ja, ich erinnere mich noch daran.“ Elisabeth sah auf.

„Freust du dich auch, wenn du daran zurück denkst?“ Seigi schwieg, was seine Liebste als ein Ja auffasste.

„Wenn du die Vergangenheit zusammen mit allen Erinnerungen auslöschen willst… wirst du es niemals wieder fühlen können. Irgendwo in deinem Herzen wird ein schwarzes Loch zurückbleiben, welches selbst ich nicht füllen kann. Mit all deiner vorgespielten Grausamkeit wirst du deine Traurigkeit nie überspielen können. Und ein weiteres Mal wird Safiya sterben.“ Auch er sah sie nun wieder an, musste ein trauriges Lächeln zurückhalten als er in ihre braunen Augen sah. Es war durch ihren Tod getrübt, doch man konnte es noch schwach erahnen. Sie war nichts weiter als eine Seele- vielleicht nur ein Trugbild, welches er sich einbildete, weil er durch seine Taten den Verstand verloren hatte. Wer konnte ihm da schon Gewissheit geben? Doch ihre Worte waren zu… echt um eine Einbildung zu sein. Niemand anderes konnte sein Herz so bewegen, konnte so viele Gefühle in ihn wecken – Gefühle von denen er gar nicht wusste, dass er fähig war sie zu empfinden. Genau wie jetzt. Seigi wurde die unverzeihliche Tat erst in diesem Moment bewusst. In dem Moment wo Elisabeth sie ankreidete. Ohne sie konnte er seine Schuld verdrängen, mit ihr war es unmöglich.

„… und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Jetzt war sie es die lachte. Es war ein leises, doch glockenhelles Lachen, dessen Ursprung Seigi nicht verstand.

„Jetzt bist du das Dummchen, Seiji!“ Er konnte ihrem Gedanken immer noch nicht folgen und war daher nicht im Stande ihr eine angemessene Antwort zu geben. Doch das übernahm sie schon für ihn. Elisabeth lächelte und sagte:

„Ist doch ganz einfach… Vergiss einfach nicht. Hör auf zu Verdrängen. Lass uns zusammen über die glücklichen Momente freuen und zusammen weinen, wenn wir an die schrecklichen und traurigen Erinnerungen zurückgedenken. Ja, Seiji?“ Abermals war der Tausendtöter zu keiner ordentlichen Antwort fähig. Die Tränen spürte er ein weiteres Mal, doch er hielt sie zurück. Stattdessen tat er so als würde er Elisabeth umarmen, schloss ihre Seele in seine Arme und stellte sich vor wie ihr kleiner Körper sich an seinem anfühlte.

„Ja… Elly. Das ist eine sehr… gute Idee.“

Shaginai war nun endgültig zum Schluss gekommen, dass er offensichtlich der einzige Hikari bei vollem Verstand war. Inceres lächelte wie ein Honigkuchenpferd und hatte mit seinen Augen kurzweilig Ähnlichkeit mit einem Fuchs. Diesen niederen Vergleich verbannte Shaginai lieber gleich wieder. Denn Inceres gehörte sicherlich zu den Hikaris die mit der Gedankenlesen gesegnet worden waren – eine Gabe der Shaginai entsagt war.

Inceres jedenfalls, war überaus stolz auf sich. Er hatte den Part Amors wirklich glänzend vertreten. Oh, wie er es doch hasste mit anzusehen, wenn zwei Wesen, die doch so offensichtlich zusammen gehörten, getrennt waren! So etwas gehörte verboten. Inceres wollte Happy Ends sehen… und er war willig dazu den Autor zu spielen, um sein gewünschtes Ende zu erlangen, auch wenn es gegen seine Prinzipien ging, sich in die Angelegenheiten seiner Nachfahren zu mischen. Elisabeth so viel Lichtmagie zu verleihen, dass sie existieren konnte, war wahrlich nicht beabsichtigt gewesen. Man konnte es als Akt des Mitgefühls betrachten. Er brachte es einfach nicht übers Herz, sie zusammen mit dem Schwert zu zerstören… und das Schwert musste er zerstören um den Kampf zu beenden. Hm… aber er hatte nichts dagegen. So würde wenigstens einer dieser an Dramatik-hängenden Hikari glücklich seine Ewigkeit fristen können. Seigi würde noch in die Rekordbücher eingehen… „Der einzige Hikari der glücklich ist“. Inceres musste ein Lachen über diese fixe Idee zurückhalten und wandte sich an seine neue und alte Lieblingshikari.

Eine heitere Stimmung umgab die drei noch immer, obwohl sie nicht mehr lachten. Die Heilung war vollführt und Siberu war wieder quietsch wedel. Er wischte sich gerade das Blut aus den Augen, als Gary seine Ernsthaftigkeit zurückgewann.

„Green, was war das eben?“, fragte er und auch Grey mischte sich nun ein.

„Das wüsste ich auch gern!“ Als White gerade für Green antworten wollte und somit zum ersten Mal auf sich aufmerksam machte, sahen die beiden Halbdämonen sie plötzlich erstarrt an, als hätten sie deren Dasein eben erst bemerkt: was wahrscheinlich daran lag, dass sie sie zum ersten Mal sahen… Nicht nur jetzt, sondern allgemein. Es war das erste Mal, dass Siberu und Gary die gefürchtete White, leibhaftig vor sich hatten. Und das mit nur knappen fünf Metern Abstand.

Siberu sah aus als würde er das Bild „Der Schrei“ nachahmen wollen, während Gary unzählige Hypothesen aufstellte, warum es ihnen überhaupt noch gut ging. Green konnte sich keinen Reim aus der Sprachlosigkeit der beiden machen, genau wie White. Beide sahen die Halbdämonen mit großen Augen verwundert an – die Ähnlichkeit war verblüffend. Grey wusste allerdings was los war und konnte sich ein munteres und leicht schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. Er war es auch der sie aufklärte:

„Ja glaubt ihr denn, dass Mutter immer die heilige, für euch schmerzende, Aura um sich hat?“ Kurzes Schweigen. Garys Gedanken kamen zum Stillstand. White gab ihren Sohn recht und setzte noch hinzu, dass sie nicht im Sinn hatte die Freunde ihrer Tochter durch ihre Anwesenheit zu töten. Ein weiteres Mal wurde sie geschockt angesehen – zum Glück bekam Shaginai nichts davon mit. Greens Gesicht hellte auf, wie eine aufgehende Sonne, während sich die Brüder fragten ob sie sich freuen, oder vor Scharm in den Boden gehen sollten, weil die White, ihnen offensichtlich Sympathie entgegen brachte – jedenfalls keine Feindschaft. Gerade als der Rotschopf kleinlaut sagen wollte, er wolle jetzt sofort Nachhause (scheinbar fürchtete er Whites Freundlichkeit… denn man wusste ja nie auf welche Ideen so eine Frau kommen konnte! Wahrscheinlich wollte sie ihnen noch die Hand geben! OMT! Green war als Hikari etwas vollkommen anderes. Ihren Körper würde er liebend gerne von den Zehen bis zur Haarspitze berühren, aber von White würde er nicht einmal ein Haar berühren wollen…), als Green freudestrahlend ausholte und unnötig sagte:

„Ich hab euch noch gar nicht vorgestellt!“ Gary drehte sich zu ihr um und bemerkte säuerlich:

„…Green. Ich glaube DAS ist nicht notwendig.“ Die Angesprochene wollte gerade gegen an sprechen, als ein ersticktes und fast schon ängstliches „Was?!“, hinter ihnen zu hören war. White, Grey, Gary, Siberu und Green wandten sich alle herum, doch dem Gespräch von Inceres und Shaginai konnten nur die Wächter folgen.

„Sie haben mich schon richtig verstanden, Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai“, antwortete Inceres, sichtlich ruhig. Im Gegensatz zu Shaginai. In seinem Gesicht spiegelte sich weit aus mehr als nur Verwirrung: Er war sichtlich geschockt.

„Aber… warum?!“ Inceres legte die Hände auf seinem Rücken, wo seine beiden Tempelwächter bereits deren Hände platziert hatten, als würden sie deren Herren vor einem unsichtbaren Feind schützen wollen. Er genoss deren sandte Berührung einen Augenblick ehe er Shaginai seine Antwort gab:

„Warum? Ist das nicht offensichtlich?“ Oh, wie Inceres seine Rolle liebte.

„Sie haben eine Mithikari getötet. Obendrein ihr eigen Fleisch und Blut. Wenn ich mich nicht irre, sind das sogar zwei Verstöße gegen die Regeln der A Ränge… von den vorigen Verstößen wollen wir mal ablassen.“ Der Angesprochene wich einen Schritt zurück, als würde er erwarten Inceres würde auf der Stelle auf ihn zu hechten und ihn richten. Der Richter war plötzlich zum Angeklagten geworden… und er verstand nicht wofür er angeklagt wurde. Doch er brachte keine Worte des Widerstands vor. Zum ersten Mal in seinem Leben war er sprachlos. Inceres‘ blaue Augen hatten an Tiefe verloren, sie ähnelten Saphire: Genauso unbeirrbar.

Doch Shaginai nahm sich zusammen. Egal wie mächtig Inceres war, ohne Widerspruch würde Shaginai nicht zu Grunde gehen.

„Ich bitte um Verzeihung, Inceres-no-danna, doch ich bin mir keiner Schuld bewusst! Ich habe keiner unserer heiligen Regeln missachtet, da Yogosu ein Sonderregelfall war und ist.“

„Sagen sie mir, Hikari Kishitsu Kouhei Shinjitsu Shaginai, wann wurde die Sonderregel eingeführt?“ Shaginai war sichtlich überrascht über diese unerwartete Frage.

„... Nach menschlicher Zeitrechnung im Jahre 950“, antwortete er recht unsicher.

„Wahr. Wann wurden die heiligen Regeln geschrieben und von wem?“ Jetzt wurde Shaginai verärgert. Was sollte das hier? War er in die Schule zurückbefördert worden?

„Das genaue Datum ist unbekannt, doch geschrieben wurden sie von Hikaru-sama.“

„Richtig!“, antwortete Inceres mit einem Lächeln, was sein Gegenüber nur noch mehr verärgerte, doch auch weiter verunsicherte.

„Und in diesen heiligen Regeln steht geschrieben, dass sie nicht und unter keinen Umständen verändert werden dürfen, noch, dass sie durch irgendeinen Umstand außer Kraft gesetzt werden dürfen. Jede Regel, jedes noch so kleine Wort zählt für jeden geborenen Wächter. Es ist jedoch erlaubt neue Regeln, wie zum Beispiel die Sonderregeln, hinzu zu fügen.“ Inceres hob den Zeigefinger und öffnete dabei das eine Auge.

„Jedoch ist es eine verbotene Tat eine Regel zu erschaffen, die andere außer Kraft setzt. Somit... sind die Sonderregeln ein Verstoß an sich und sind in keinem Fall gültig. Mit anderen Worten waren sämtliche Taten gegen Green ein Verbrechen.“ Shaginais Gesicht erstarrte, als ihm bewusst wurde, dass Inceres die Wahrheit sprach. Doch er gab nach wie vor nicht auf:

„…Ich habe nur zum Wohle unserer Familie gehandelt!“, brachte er hervor und seine nahen Familienmitglieder waren geschockt über seine demütige Stimme. So hatten sie deren Großvater und Vater noch nie erlebt.

„Alleine schon wenn sie Nachkommen mit diesem Halbling zeugt sind wir dem Untergang geweiht!“ Green wurde hochrot und war glücklich darüber, dass Gary nichts mitbekam. Er sah jedoch ihre Röte und wunderte sich darüber. Für ihn schien das Gespräch unheimlich ernst zu sein – warum wurde sie rot?

Shaginai war nicht fertig:

„Einen Lichterben mit Dämonenblut in seinen Adern! Alleine die Vorstellung erfüllt mich mit Grauen und Abscheu! Das könnt Ihr doch nicht gutheißen! Unser reines Blut wäre bis in alle Ewigkeit befleckt!“ Inceres lächelte auf Shaginais Widerwillen höflich – höflich doch kalt. Eine Antwort bekam Shaginai nicht, doch irgendetwas lag im Raum und abermals wurde den Anwesenden bewusst, dass Inceres viel mehr wusste. Dinge über die kein Hikari jemals nachgedacht hatte. Auf irgendeine Art furchteinflößend…

„Lassen Sie das mal die Sorge des Schicksals sein.“ Ein weiteres Mal herrschte im Raum schweigen, in dem Shaginai verzweifelt nach einem Ausweg suchte, doch sich selbst eingestehen musste, dass er in eine Sackgasse gerannt war und ehe er sich überhaupt darüber im Klarem war, was er tat, sagte er auch schon:

„… Ich unterliege Eurem Urteil“, brachte er heißer über die Lippen und Inceres Lächeln wurde eine Spur breiter, doch auch enttäuschter. Er konnte es nicht fassen. So einen temperamentvollen Hikari wie Shaginai, brachte er so einfach zur Niederlage? Warum hatten alle nur so fürchterliche Angst vor ihm?

„Weise Entscheidung“, sagte Inceres. Sein Lächeln war dahin, seine Stimme wie Eis, die Hände seiner Begleiter spürte er nicht mehr.

„Als gerechte Strafe werde ich ihnen das nehmen, was ihnen am Wichtigsten ist.“ Shaginai senkte ergeben den Kopf. Es blieb ihm nichts anderes übrig als sich zu beugen. Was brachte ihm jetzt noch das Existieren? Er würde von nun an von den Hikari nicht mehr respektiert werden und was brachte ihn dann noch das ewige Leben? Und natürlich würde Inceres ihm dieses nehmen…

Die kurze Stille ehe Inceres sein Urteil gab, war erdrückend. Selbst die Halbdämonen konnten es spüren.

„… Sie verlieren das Recht, das Jenseits zu verlassen.“ Shaginai erstarrte. Er hatte nach wie vor den Kopf gesenkt, so dass es den anderen nicht möglich war, sein geschocktes Gesicht zu sehen. Ohne Zögern griff Inceres einfach durch Shaginais Seele hindurch und nahm ihn dass was ihm am wichtigsten war: Das einzige was er hatte: Violet.

Wenn er im Jenseits eingesperrt war... konnte er sie nicht mehr sehen.

Niemand würde dafür sorgen, dass diese vermaledeiten Ärzte auf sie achteten!

Niemand würde sie beruhigen!

Niemand würde ihre Hand mehr halten!

Niemand würde bei ihr sein…

… und irgendwann würde sie vergessen werden.

... und die Maschine die ihr Herz zum schlagen brachte, würde ausgeschaltet werden.

Das konnte Inceres doch nicht zulassen! Shaginai war es egal wie viele Strafen er durchleiden musste, aber jemand musste für Violet sorgen! Inceres konnte doch unmöglich so grausam sein…?!

Shaginai bewegte sich nicht. Er wusste es wäre nutzlos. Selbst wenn er sich Inceres vor die Füße werfen würde, oder auch wenn er ihn angreifen würde – es wäre das gleiche Ergebnis: Keins.

Inceres hob seinen Kinderarm langsam. Sein weißer Ärmel rutschte herunter, während er die Augen schloss. Niemand sagte etwas, niemand regte sich. Der Verurteilte biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen. In genau diesem Moment, als ihm schwarz vor Augen werden sollte, hörte er von weiter Ferne, als würde es aus der Unwirklichkeit stammen, dass triumphierende Lachen seiner Tochter…

„Ich hab gewonnen! Ich hab gewonnen! Och, guck nicht so beleidigt, Daddy! Komm, smile for meee!“

„Inceres! Lass das!“

Was für eine Wortwahl! So konnte White doch nicht mit Inceres sprechen. Hatte Shaginai ihr denn gar nichts lernen können? Ein wenig mehr Allüre hatte er ihr schon zugemutet. Und sowieso… warum mischte sie sich ein… Inceres hatte gerichtet. Aus. Ende.

...

Es war nicht White.

Shaginai konnte nichts anderes als sie anzustarren. Die Person, die Inceres hochgesteckten Arm gepackt hatte, als würde sie ihren kleinen Bruder daran hindern wollen mit Steinen zu werfen. Ebenso scheinheilig sah er sie auch an, mit seinen kleinen blauen Augen und fragte:

„Wie soll ich diesen Akt verstehen, Green?“ Das fragte sich auch Shaginai. Wie kam dieses Mädchen auf die Idee ihm helfen zu wollen?! Sie hatte keinen Grund – absolut nicht. Logischer wäre wenn sie Beifall geklatscht hatte, anstatt dieser Unsinnigkeit!

Green sah kurz zu Shaginai. Einen Blick den er nicht deuten konnte. Er warte auch nicht lange ehe sie sich wieder Inceres zuwandte und antworten wollte. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, wurde jedoch von der Schamesröte besiegt, die sich auf ihren Wangen abzeichnete. Sie versuchte es noch einmal, doch schien einfach nicht die richtigen Worte zu finden. Inceres wartete geduldig, wie auch die Anderen – doch Shaginai wurde es zu bunt.

„Wenn du glaubst, Yogosu, du kannst meine Anerkennung erkaufen, indem du mir hilfst, hast du dich gewaltig geirrt! Egal ob Inceres-no-danna dich akzeptiert, ich werde es niemals tun!“ Green sah Richtung Boden, scheinbar hatten seine Worte getroffen.

„Es geht mir nicht um deine Anerkennung…“ Shaginai drehte irritiert den Kopf weg, als würde ihr Anblick ihn anwidern.

„Ach und um was dann? Wohl kaum aus Nächstenliebe!“

„...Ich dachte an Violet.“ Shaginai erstarrte augenblicklich, seine Gesichtszüge schienen plötzlich versteinert und es sah mechanisch aus, als er seinen Kopf wieder zu ihr drehte.

„Meine Tochter geht dich am allerwenigsten was an.“, antwortete er, die Lautstärke seiner Stimme war heruntergekommen, doch seine Wut war nach wie vor unüberhörbar. Diese schien nun auch Green überkommen zu haben, denn sie hatte sich so plötzlich zu ihm umgedreht, dass ihre Haare in Schwung gerieten. Gary und Siberu sahen sofort, dass sie wütend war, dazu musste man sie nicht besonders gut kennen... Sie wagte es sogar einen Schritt an Shaginai heranzugehen, der sie mit hochgezogenen Augenbrauen begutachtete, als wäre sie ein Forschungsobjekt.

„Violet geht mich vielleicht nichts an, aber ich habe eine Cousine die mir sehr am Herzen liegt und die nicht einmal von der Existenz ihrer Mutter weiß!“ Ihr Großvater rührte sich nicht, es sah aus als hätte er es nicht gehört. Doch Green würde schon dafür sorgen, dass er sich rührte:

„Willst du weiterhin so tun als gäbe es Pink nicht?! Deine geliebte Tochter hat auch eine Tochter! VIOLET IST FÜR PINK GESTORBEN!“

„SIE IST NICHT TOT!“ Shaginai schritt nun auch einen weitern Schritt auf Green zu und er sah aus, als würde er Green mit bloßen Händen erwürgen wollen. Gary und Siberu waren dabei aufzuspringen, doch bevor sie hochkamen, hatten Whites weiße Hände beide von hinten sanft, aber doch mit Härte, am Kragen gepackt und ihnen bedeutet, sie mögen sitzen bleiben.

„Violet ist nicht TOT! Warum sagt ihr alle sie ist TOT! Sie wird wieder aufwachen! Sie ist meine Tochter! Sie ist tapfer und sie hat den Willen dazu! Violet wird sich nicht von den Alpträumen besiegen lassen! Sie wird kämpfen und SIEGEN! SIE WIRD AUFWACHEN! Sie ist nicht so schwach wie...“ Plötzlich kam er ins Stocken und brachte nur noch ein heiseres „du“ raus, was nur er hörte. Shaginai sah Green an, doch in Wirklichkeit sah er eher an ihr vorbei, irgendwo ins Nichts... Irgendwo in seine kurze Lebenszeit in dem er sowohl mit Violet... und auch Isari glücklich gewesen war...

Isari, seine geliebte Ehefrau... die einfach so gestorben war... Ohne Waffe, ohne Kampf... einfach...tot. Das Bild, welches er immer verdrängt hatte, seiner Isari, grau, mit gefalteten Händen über der Brust, mit magerem Körper, auf dem Totenbett. Er hatte es nie so gestochen scharf vor seinem geistigen Auge gesehen. Es stach ihn förmlich in den Augen. Er hatte in all den Jahren nie auch nur eine Träne deswegen vergossen – er weinte nie. Er hatte es nie. Selbst als er, zusammen mit ein paar anderen Wächtern, Violet in diesem schrecklichen Zustand gefunden hatte... als er ihre unzähligen Wunden geheilt hatte und sie somit zwar vor dem Tod gerettet hatte, sie aber zu den ewigen Alpträumen geschickt hatte... hatte er nicht geweint. Shaginai hatte immer angenommen, dass er nicht dazu in der Lage war. Aber warum, spürte er in fremdes Gefühl in sich aufkommen? Bahnten sich etwa...Tränen ihren Weg?

Er starrte Green nun direkt an. Starrte in ihre dunkelblauen Augen, nicht fähig ihren Blick zu deuten.

Diese Sünderin... Yogosu... Erinnerte ihn an jemanden... Was? Nein, denk nicht an sowas! Das ist eine maßlose Beleidigung! Denk nicht weiter! Nicht weiterdenken!

Das Gehirn des stolzen Hikari weigerte sich zwar, doch seine Unterbewusstsein, seine Gefühle, sein Herz, hatten den Vergleich bereits festgestellt... und dementsprechend darauf reagiert.

Niemand sah es. Doch Shaginai spürte es. Eine einzelende Träne perlte an seiner weißen Wange herunter.

Um sich selbst von diesem Geschehnis abzulenken, fragte er, mit einer Stimme, wo er versucht war, sie so sicher, wie möglich klingen zu lassen:

„Sag mir, ähnelt Violets Tochter... Pink... ihrer Mutter?“

Green lächelte, wie auch Inceres, der dem ganzen nun den Rücken zuwandte. Er wurde bei der Hand genommen und verschwand...
 

Sowohl Green, Gary und Siberu waren sich einig so schnell wie möglich ins Diesseits zurückzukehren. Den beiden Halbdämonen ging es zwar dank Greens neugewonnener Magie unheimlich gut, so gut wie nie, doch sie alle brauchten Schlaf, Green ganz besonders. Obendrein wussten sie, dass sie erwartet wurden. Sie alle drei saßen, bezüglich standen, wie Gary es tat, in der Halle, wo sie auch angekommen waren. Sie warteten auf Grey, der mitkommen wollte.

„Wo bleibt dein verfluchter Bruder?“, fragte Siberu mit einem unterdrückten Gähnen. Er und Green hatten die Köpfe aneinander gelehnt und waren am Einschlafen.

„Frag ich mich auch, Sibi.“ Kaum hatte sie das gesagt wurde das Portal geöffnet und Grey kam herein. Siberu und Green beschwerten sich gleichzeitig über seine Verspätung, doch dann sprang Green auf die Füße, denn er war nicht allein gekommen. Er hatte Adir und White als Begleitung, die in der Tür stehen geblieben waren. Als hätte Grey die beiden nicht bemerkt, schritt er zu den beiden Anderen, im Gegensatz zu Green, die zu Adir und White ging. Einige Meter vor ihnen blieb sie stehen und sah die beiden erhabenen Hikari fragend, ein wenig schüchtern, an. Bis White mit einem warmen Lächeln die Hand austreckte und Green die Einladung gern annahm. Sie ergriff ihre Hand und fand sich schon einer liebenden Umarmung ihrer Mutter wieder.

„Kannst du mir verzeihen, Green?“ Ihre Tochter lächelte, als sie ihren Kopf auf den ihren legte.

„Ich wüsste nicht was ich dir verzeihen sollte!“, antwortete Green lachend. White lachte ebenfalls, nur um einiges dezenter, bis Adir die beiden mit einer Entschuldigung unterbrach:

„Um es kurz zu sagen, Yogosu... nein, ich meine Green-san.... Ich bin positiv überrascht von dir. Du hast mich beeindruckt. Und ich nehme an, ich bin nicht der einzige Hikari, der sine Meinung geändert hat.“ Er machte einen eleganten Wink hinter sich, wo Green zu ihrer Überraschung, noch einen weiteren Hikari vorfand.

„Großvater...?“ Als Shaginai bemerkte, dass Green ihn ansah, sah er weg, doch ihr war nicht entfallen, dass er rot geworden war. Scheinbar schämte er sich dafür dort zu sein.

„Du solltest nichts überstürzen, Green-san“, sagte Adir und lenkte die Aufmerksamkeit Greens wieder auf sich.

„White-san und ich mussten ihn überreden mit hierher zu kommen... Ich denke es wird lange dauern bis du irgendetwas wie eine Vergebung von ihm erhältst.“ Die Angesprochene lächelte ein wenig süffisant.

„Das macht nix, immerhin weiß ich woher ich meinen Dickschädel geerbt habe.“ Sie sah aus den Augenwinkeln wie Shaginai den Kopf schüttelte – scheinbar aber amüsiert.

„Ich hab hier etwas für dich. Ein Schlüssel sucht einen neun Besitzer.“ Mit diesen Worten drückte Adir Green einen kleinen goldenen Schlüssel in die Hand. Mit großen erstaunten Augen starrte sie das Objekt an. Er war kleiner als Greys und auch nicht so übertrieben mit Juwelen besetzt – er hatte nur zwei. Einen schwarzen und einen weißen. Dessen Bedeutung war deutlich.

„Adir-san...?“ Er lächelte während er antwortete:

„Du kannst von nun an jederzeit hierher gelangen. Vielleicht nicht unbedingt morgen... aber in zwei Wochen vielleicht!“, fügte er mit einem vielsagenden Lachen hinzu und legte, sogar ohne Zögern, seine bleiche, doch recht starke, Hand auf Greens Schulter und drückte sie ein wenig. Green, die solch zuneigenden Berührungen von Hikaris überhaupt nicht gewohnt war, war nicht fähig in irgendeiner Art zu reagieren, außer simplen und unhöflichen Anstarren, als hätte ein Gott sie soeben gesegnet.

Als Green wieder bei ihren männlichen Begleitern stand, war sie immer noch perplex. Auch die flüsternde Bemerkung Siberus, dass der Sinneswandel der Hikaris an „dem Mini-Hikari“ lag, war ihr egal.

Ihr war es wichtig gewesen, dass ihre beiden Halbdämonen überlebten. Jetzt hatten sie alle drei überlebt und waren auf dem Weg Nachhause... Mehr hatte sie nicht gewollt und mehr auch nicht erwartet. Aber sollte diese Freundlichkeit Adirs und der Schlüssel in ihrer Hand, etwa bedeuten... dass sie, Yogosu, endlich akzeptiert worden war?

Green sah noch einmal über die Schulter, als Grey schon die Formel begonnen hatte.

White hatte die Hand zur Schulterhöhe erhoben und winkte ihr herzlich hinterher. Sie sah wirklich stolz aus...

Adir deutete ein Nicken an, während Shaginai stur zur Seite sah.

Green wusste nicht ob ihr dankbares Lächeln angekommen war, oder ob es bereits im sanften Licht verblasst war...
 

Green war noch nie so glücklich gewesen Luft in ihren Lungen zu spüren. Die absolute frische und reine Luft des Tempels drang durch ihren Körper und belebte ihn neu. Sie fühlte sich lebendig. So lebendig wie nie. Sie lebte. Sie lebten alle drei.

Sie spürte wie ihr Name gerufen wurde und kurze Zeit später auch schon die eiskalten Hände Silence‘ an ihrem Körper. Sie war sich sicher, könnte Silence sie wirklich berühren, würde sie sie durchschütteln, bis sie den Unterschied zwischen Oben und Unten, nicht mehr wusste. Jetzt musste Silence sich damit begnügen ihr Haufenweiße Flüche um die Ohren zu hauen, die Green mit einem Lächeln aufnahm.

Die nächste die um die Ecke bog war Firey. Sie blieb dort stehen, scheinbar zu sehr von den Tränen überfallen, als, dass sie sich bewegen konnte. Ihre Augen weiteten sich zuerst überrascht, dann kniff sie sie zusammen und lief los. In einer Schnelligkeit die man ihr überhaupt nicht zu getraut hätte, hatte sie einem gewissen Rotschopf bereits einen Willkommensgruß geschenkt: Zuerst hatte sie ihm mit Schwung eine Ohrfeige verpasst. Absolut normal und niemand wunderte sich darüber, auch nicht Siberu. Doch was sie als zweites tat, war allerdings ein ungewohnter Anblick: Firey hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und weinte heillos und ohne Hemmungen. Siberu war so überrascht über diese Reaktion, dass er sich, zusammen mit Firey, auf den Boden fallen ließ und nichts anderes tun konnte, als ihre bebenden Schultern zu beobachten.

Er hatte wirklich eine umwerfende Wirkung auf Mädchen.... Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Grey-sama!“

„Grey!“

„GREEEEEEEEEEEEEEEN-CHAAAAAAAAAAAAAAN!“ Sowohl Ryôs als auch Ilangs Stimmen gingen in Pinks Freudenschrei unter und schon fand sich Green auch auf dem Boden wieder; Niedergeworfen von Pinks stürmischer und tränenreicher Umarmung.

Ilang reagierte ähnlich wie Firey. Jedoch nicht so stürmisch. Sie war zusammen mit Ryô zu Grey geschritten. Sie wehrte sich wenige Sekunden. Das war ihr deutlich anzusehen. Doch kaum hatten die ersten Tränen ihre Wangen benetzt, schlang sie die Arme um Greys Körper und verbarg ihre Tränen in seinem weißen Oberteil. Sie weinte nicht so hemmungslos wie Firey es immer noch tat, doch auch ihre Schultern bebten.

„I-Ilang?“, brachte Grey verwirrt über die Lippen. Ryô sah sofort wie er errötete und wusste nicht warum er immer noch lächelte. Auch als der Windwächter seine Arme um seine Cousine legte, wankte das Lächeln des Tempelwächters nicht. Er war einfach zu erleichtert, dass es Grey gut ging, als sowas wie Eifersucht zu verspüren.

Anders als Tinami, Kaira und Itzumi, dessen Augen alle auf dieser Offenbarung lagen.

„Ihr... seit Wohlauf, Grey-sama...“, sagte Ryô mit purer Erleichterung in der Stimme. Auch er verspürte den Drang gegen die Tränen zu verlieren, blieb jedoch eisern.

Grey, der gerade rein aus Intuition, den Kopf zu Ilang herunter gebeugt hatte, sah mit einem Lächeln zu Ryô.

„Das habe ich dir zu verdanken, mein Freund. Du hast genau so gehandelt, wie ich es mir gedacht habe... Danke.“

Green fühlte sich von allen Seiten bombardiert. Silence hatte ihren Flüchevortrag immer noch nicht beendet, Pink schrie ihr unaufhörlich in die Ohren (Daichi konnte sie ebenfalls nicht beruhigen), Tinami hatte sie nun auch schon umarmt und sogar Kaira schien erleichtert zu sein, über ihre Rückkehr. Trotzdem suchten Greens Augen nach jemand ganz anderes und war erstaunt darüber, dass sie diesen Jemand neben sich fand. Gary saß neben ihr und, als er sah, dass sie ihn ansah, schenkte er ihr ein erschöpftes Lächeln.

Green konnte es gerade noch erwidern; bis die umwerfende Macht des Schlafes sich ohne Vorwarnung über sie senkte und sie in den Armen ihrer Freunde einschlief...
 

Inceres saß auf einem hohen Bücherstapel, mehrere Meter über dem Boden. Er lehnte mit dem Kopf gegen einen anderen Turm aus Büchern; hatte die Augen geschlossen. Die Ketten an seinen Füßen, lösten leise Geräusche aus, wenn er seine Gelenke aus Versehen in Bewegung brachte.

Seine Tempelwächter sahen beunruhigt zu ihm hoch. Nicht weil er sich mehr als fünf Meter über den Boden, auf einem kleinen Turm von Pisa befand, sondern weil er seit deren Rückkehr nichts mehr gesagt hatte. Er saß einfach da. Die Augen geschlossen und in seinen Gedanken vertieft. Schlafen? Das war unmöglich. Inceres benötigte keinen Schlaf. Den kurzen Gedanken, dass die Wiederherstellung des Glöckchens, von Kurai Yogosu Hikari Green, vielleicht seine Macht beeinträchtigt hatte, schoben sie schon nach den ersten Durchdenken brüsk zur Seite. Er hatte bereits größeres Vollbracht.

Ecui und Acui entschieden sich dazu, ihn in Ruhe zu lassen und deren goldenen Augen wandten sich ab. Kaum hatten sie dies getan, erklang die Stimme deren geliebten Herren:

„Green wird mich verfluchen. Dafür, dass ich sie wieder zu den Lebenden geholt habe.“ Seine Worte, waren keine, die einfach so als Spekulation in den Raum geworfen waren. Es war eine Feststellung.

Sie sahen wieder zu ihm hoch und entdeckten sein trauriges Lächeln, gepaart mit seinen dunklen blauen Augen.

„Der nächste Weg... wird die wichtigste Wahl ihrs Lebens darstellen.“ Er atmete tief durch. Als fürchtete er sich davor, es laut auszusprechen.

„Lieben... oder... hassen.“
 

Fertig gestellt: 20.11.07

Die Welt von Green Najotake

Epilog: Die Welt von Green Najotake
 


 


 

Drei Tage lang schlief das erschöpfte Trio von Gary, Siberu und Green, denn die beiden Halbdämonen waren keine zehn Sekunden nach Green eingeschlafen. Die Müdigkeit hatte sie alle besiegt. Der Schlaf konnte Grey nicht so lange im Zaun halten. Nach den ersten dreizehn Stunden, schnellte er plötzlich von seinem Himmelbett auf, mit den Worten:

„Das Kleid ist noch nicht fertig!“ Itzumi, die gerade in seinem Zimmer gewesen war, hatte vor Schreck die Blumenvase verloren.

Von den anderen drei, war Gary der, der zuerst die Augen wieder aufschlug. Er blieb jedoch lange in dem weißen Bett liegen, um seine Gedanken erst einmal vollends wieder beisammen zu haben. Erst danach setzte er sich auf und bemerkte das jemand ihm die zerrissene und blutige Kleidung gewechselt hatte: Er trug ein simples weißes Nachthemd. Nicht gerade seine Farbe... und zu allem Übel sah er, dass die Kleidung auf dem Stuhl neben seinem Bett, ebenfalls weiß war.

Gary seufzte. Hatten sie etwa im Tempel keine andere Kleidung?

Doch alles meckern half nichts, wenn er nicht im Pyjama rausgehen wollte. Doch gerade als er sich aufrichten wollte, stellte er etwas fest, was ihn weit aus mehr beunruhigte als die bevorstehende Modesünde: Er lag nicht allein im Bett.

Green lag neben ihn.

In einem recht knappem Spitzennachthemd. Ihm zu gewandt.

Der erste Röteschlag des Tages hatte den Halbdämon schnell eingeholt. Als er allerdings noch ein weiteres Detail bemerkte: Sein kleiner Bruder lag auf der anderen Seite Greens... Die Arme um sie geschlungen. Beide schliefen tief und fest.

Nein, dachte sich Gary, nicht um diese Uhrzeit... nicht ausrasten.

Leise, um die beiden nicht zu wecken, stand er auf und wollte gerade nach der Kleidung greifen, als ihm auffiel, dass etwas obendrauf lag. Ein Brief?

Der Halbdämon nahm ihn in die Hand und drehte ihn um. Es stand kein Absender geschrieben, sondern nur ein „An Blue“, in einer schönen geschwungenen Handschrift. Er erkannte die Schrift nicht, daher öffnete er ihn einfach und zog den Brief aus dem Umschlag.

In der gleichen schönen Handschrift stand dort geschrieben:
 

Lieber Blue
 

Ich bedaure sehr den Umstand, dass ich mich nicht persönlich bei dir und deinem Bruder, für die Rettung meiner Tochter bedanken konnte. Daher muss ich nun auf diese Art der Übermittlung zurückgreifen.

Wie ich bereits andeutete, bin ich euch Beiden zu tiefst dankbar. Ich selbst war nicht in der Lage Greens Leben zu retten. Ich hoffte aus tiefsten Herzen, dass ihr zwei es statt meiner tun würdet. Nein, zu meiner Schmach, muss ich zugeben: Ich zählte darauf. Ich verließ mich darauf, dass euer Band stark genug war, um selbst diese Hürde zu überschreiten... und wie es scheint habe ich mich in diesem Punkt nicht geirrt. Ich hätte euch gern mehr unterstützt. Doch das Einzige was ich tun konnte, war es, euch Akari-san zur Verfügung zu stellen. Ja, ich war es. Green hatte ihr in der Vergangenheit einen großen Gefallen getan. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als sie daran zu erinnern. Ich hoffe sie war euch eine Hilfe und hat euch nicht zu sehr beleidigt.

Ich, und auch einige andere aus meiner Familie, sind beeindruckt von der Beherztheit die du und Silver an den Tag gelegt haben. Ich denke ihr werdet damit rechnen können, in den Geschichtsbüchern einzugehen... es passiert nicht jeden Tag, dass ein Dämon einen Fuß ins Jenseits setzt – dazu noch um eine Hikari zu retten.

Nun, Blue, ich komme zum Abschluss meines Briefes.

Eins habe ich dir jedoch noch mitzuteilen: Ich vertraue dir die Sicherheit meiner Tochter an. Pass für mich, auf sie auf. Du kennst sie von uns allen, wahrscheinlich am besten und weißt, dass sie trotz ihrer äußeren Stärke, schutzbedürftig ist.
 

Enttäusche Green nicht.
 

Mit aufrichtigen Grüßen
 

H.A.T.S White
 

„Ist denn das zu fassen... sie hat sich überhaupt nicht verändert. Schläft immer noch... Diese Schlafmütze!“ Seigi versuchte zu Lachen, doch auch das konnte die Trauer und die Reue in seinen Augen nicht besiegen, als er zum ersten Mal seit siebzehn Jahren, wieder an dem Sarg seiner kleinen Schwester stand. Beide Hände klammerte er um den fest versiegelten Deckel, als suchte er Halt, denn er nicht bei Elisabeths durchscheinenden Körper finden würde. So gern sie ihm das auch schenken würde.

Elisabeth sagte nichts. Und Safiya natürlich auch nicht. Sie lag genau so, wie sie es am ersten Tag getan hatte. Die Hände um den Stab gelegt, die Augen geschlossen und ein Lächeln auf den Lippen. Seigi hatte Recht mit dem was er sagte. Es war als würde sie nur schlafen und einen schönen Traum träumen.

„Ich war ein Trottel.“ Ohne ihn zu schonen antwortete sie:

Ja das warst du.“ Seigi sah kurz über die Schulter und konnte nicht drum herum seine Elly ein weiteres Mal verliebt anzugucken. Allerdings nur so lang, bis er einen Entschluss gefasst hatte.

„Elly, sag... hast du etwas dagegen, kurz Draußen zu warten?“ Die Angesprochene hatte nichts dagegen. Sie war sogar froh darüber und sagte daher auch nichts. Sie ging ohne Umschweife in Richtung Ausgang, während Seigi ihr versicherte es würde nicht lange wahren.

Tat es auch nicht. Elisabeth musste keine 15 Minuten draußen auf der Brücke verbringen, bis Seigi wieder heraustrat. Der Geist des Mädchens ging sofort zu ihm herüber, um wieder ins Jenseits zurückzukehren. Sie hatte nicht im Sinne ihm zu fragen, worüber er mit Safiya gesprochen hatte. Doch Seigi setzt sich auf die Brüstung des Balkons und deutete ihr, neben ihr Platz nehmen. Sie konnte es zwar nicht direkt, tat aber so als ob.

Er sagte nichts und nach verstrichenen fünf Minuten fragte sich Elisabeth ob er weinte, da er sich vollkommen von ihr abgewandt hatte. Bis er sich jedoch wieder herumdrehte und sie mit einem aufrichtigen Lächeln anstrahlte.

Elisabeth war froh, dass sie nicht die Balance verlieren konnte. Der Weg zur Erde war weit.

„Ich hab Safi gefragt.“ Elisabeth wiederholte es zögernd und setzte ein „was“ hinzu.

„Sie hat nichts dagegen, wenn wir beide...“ Er lachte über sich selbst und sagte:

„Heiraten.“ Elisabeth fiel bei diesem einen Wort das Gesicht aus den Angeln. Ungläubig blinzelte sie ihn an.

Hei... Hei... Hei...“ Das Mädchen musste den Kopf schütteln um diese Gedanken passend zu machen. Seigi sah sie nur verwundert an. Als könne er nicht verstehen, was an seinem Satz überraschend war. Elisabeth rückte näher und sah ihn nun wirklich skeptisch an.

Du... du hast mir gerade einen...A...Antrag gemacht, Seiji...oder?

„Ja? Ich nehme an so nennt man das.“ Sie starrte ihn an und erst nach einer Weile brachte sie hervor:

„Do you want to merry me?“ Verdutzt über den plötzlichen Sprachwechsel starrte Seigi sie ebenfalls an. So langsam wurde er rot, besonders da er in seinem englischen Vokabular suchen musste. Nach kurzem Überlegen sah er sie wieder an.

„Please, Elisabeth, merry me.“ Langsam breitete sich ein schüchternes doch erfreutes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Obwohl sie tot war, strahlten ihre Augen plötzlich vor lauter Freude als sie sagte:

Yes, I will.“
 


 

Green kam aus dem Starren gar nicht wieder raus und so langsam wurde es Siberu und Gary unangenehm. Beide fanden die Situation an sich schon peinlich genug und hatten auch beide bereits einen rötlichen Schimmer im Gesicht. Da musste Green sie nicht auch noch so offensichtlich anstarren.

„Wisst ihr... das Schockierende an diesem Anblick ist nicht, dass ihr weiß trägt...“ Ihr Blick wanderte von deren Füßen bis zur Haarspitze.

„Sondern, dass es euch steht.“ Beide grummelten irgendetwas was nicht zu verstehen war, jedoch keine richtige Antwort. Grey, der neben Green stand, erhob beinahe schon stolz den Kopf und sagte:

„Sie sind ja auch von mir.“ Als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, dass sie den Halbdämonen stehen mussten. Siberu wollte ganz schnell von sich und dieser Peinlichkeit ablenken, also wandte er sich an Green, mit einem versuchten Grinsen.

„Wir müssen deinen Geburtstag nachfeiern, Green-chan! Immerhin haben wir das jetzt verpasst.“ Die Angesprochene sah verwundert drein.

„Achja. Ich bin ja jetzt 17.“ Grey warf sich freudenstrahlend dazwischen.

„Das ist ein glorreicher Einfall! Ich habe für diesen Tag bereits vor zwei Monaten angefangen...“

„Zwei Monate? Ich habe Green-chans Geschenke seit einem halben Jahr!“, warf Siberu ein mit einem überheblichen Grinsen an Grey, der diesen Seitenwink wie einen Schlag aufnahm. Green konnte nicht drum herum zu Grinsen. Da hatte sie wieder viel zu verkaufen für Ebay.jp.

Grey hüstelte und fuhr fort als hätte der Rotschopf nie etwas gesagt:

„Der 17te Geburtstag ist der Wichtigste in dem Leben eines Wächters! Es wäre eine Schande, würden wir diesen einfach auslassen!“ Er winkte Ryô zu sich herüber, der sofort an seiner Seite stand.

„Ryô bereite den großen Festsaal vor, lass Itzumi Einladungskarten für die Offiziere und die Wächter ab Rang Eins machen – oh, das sind viele – dann benötigen wir einen Friseurtermin für meine Schwester und wir müssen uns die Speisekarten angucken! Das letzte Festessen war grauenvoll! Und vergiss nicht Bescheid zu sagen, dass zwei Halbdämonen anwesend sein werden – nicht dass die beiden da angegriffen werden... Geh schon einmal vor, ich helfe dir gleich!“ Ryô tat wie geheißen und war sofort unterwegs – ehe Green etwas unternehmen konnte.

„GREY! DU VERFLUCHTER SPINNER!“ Sie wirbelte herum.

„RYÔ! RYÔ! HÖR NICHT AUF IHN! ARGH! HALT BITTE AN! BITTE ZWING MICH NICHT ES DIR ZU BEFEHLEN!“ Brauchte sie nicht, Ryô war schon stehen geblieben, so dass Siberu und Gary nun zusehen konnten wie die beiden Geschwister sich die Köpfe einschlugen.

„Green! Ich will doch nur dein Bestes. Warum willst du nicht hier feiern? Hier ist die beste Atmosphäre für ein Fest solcher Wichtigkeit!“

„Grey! Das ist kein Staatstreffen! Das ist ein ganz normaler Geburtstag! Ich möchte meinen Geburtstag Zuhause und zusammen, und NUR, zusammen mit meinen Freunden feiern!“

„Aber Green. Sei vernünftig. Deine... Behausung... ist nicht geeignet...“

„Hast du etwas gegen meine Behausung?!“

„Nun ja... sie ist etwas... eng.“

„Wer sagt, dass du überhaupt eingeladen bist?“ Grey verstummte kurz, öffnete den Mund, bekam jedoch nichts heraus.

„Wenn dir meine Behausung zu eng ist, liebes Bruderherzchen, dann kannst du in deinem wunderbaren, nicht engen Gemach alleine hocken und mir die Geschenke per Post schicken.“

„So... so war das auch wieder nicht gemeint.“ Green grinste triumphierend über den eben errungenen Sieg über ihren großen Bruder. Jedoch hielt dies nicht lange, denn schon hatte sie sich in Bewegung gesetzt und stand neben Ryô. Sie lächelte ihn an und sagte:

„Aber das Angebot mit den Speisekarten nehme ich gern an! Das spart mein Geld...“ Sie winkte ihren drei jungen Männern zu und verschwand, zusammen mit Ryô aus deren Blickfeld – schon zutiefst beschäftigt in Festplanungen.

Kaum waren sie verschwunden, erwarteten Siberu und Gary, dass Grey ihnen folgen würde. Doch er blieb stehen. Mit verschränkten Armen und dem Lächeln eines stolzen Vaters – welches irgendwie beunruhigend auf Gary und Siberu wirkte. Der Kaze beließ es jedoch bei der beklemmenden Stille. Solange bis Siberu den Mund öffnete und Grey ihm zu vor kommen konnte:

„Ich denke nicht, dass ihr wisst, was in dem Testament meiner Mutter verzeichnet steht.“ Die Halblinge sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauchen an, antworteten nicht. Grey lachte in sich hinein und das beunruhigende Gefühl nahm zu.

„Wisst ihr... Green ist nun 17.“

„... Ach ne.“ Grey überhörte Siberu.

„Und sie muss demnächst heiraten.“

...

Gary wurde rot.

„Meine Schwester hat natürlich nur das Beste verdient. Ihr wollt doch auch nur das Beste für sie, oder? Natürlich wollt ihr das. Und Mutter will das auch. Daher... hat sie in ihrem Testament dafür gesorgt, dass Greens Eheglück gesichert ist.“

„... Ist sie nicht ein wenig jung?“, warf Gary unsicher hinein. Seine Stimme klang plötzlich merkwürdig unsicher. Auch auf ihn achtete Grey nicht. Er holte aus, als würde er eine Rede halten.

„Ich bin Derjenige der entscheidet welcher Mann sich Greens Ehepartner nennen darf.“ Sein Lächeln wurde breite als er die Hände faltete. Siberu und besonders Gary waren versteinert.

„Daher...“ Er sah beide forschend an.

„Ist es zu empfehlen... dass falls sich einer von euch beiden... für diesen Weg interessiert... dieser Jemand einen guten Eindruck auf mich hinterlässt. Ansonsten, da wir ja alle das Beste für Green wollen! – kann ich meinen Segen nicht geben. Ohne Segen, keine Heirat. Und jeder der es wagt mit meiner Schwester durchzubrennen, würde schnell gefunden werden... außer ihr flüchtet auf den Mars.“ Mit diesen Worten schloss Grey seine indirekte Drohung ab und drehte sich auf den Hacken herum, um seiner Schwester zu folgen.
 

Es glich einem Wunder, doch es war ihnen doch tatsächlich gelungen Greens Wohnung in innerhalb von nur drei Stunden so herzurichten, dass 12 Personen (plus Silence) hineinpassten... und einen Haufen Geschenken. Auch das Zusammentrommeln der Wächter hatte sich leichter herausgestellt als man denken würde, bei 12 Gäste. Kaira, Tinami und Ilang kamen alleine schon um Grey zu sehen. Azura wurde von Tinami mitgeschleift und Daichi kam wegen Pink. Aber natürlich kamen sie auch alle um Greens Geburtstag auf solch einer menschlichen Art und Weiße zu feiern. Zu Greens und Greys Bedauern musste Ryô im Tempel bleiben. Green sah diesen Verlust eher praktisch, während Grey gern jemanden gehabt hatte, bei dem er sich beschweren konnte, wenn es Not tat.

Es war noch nie so vollgestopft gewesen in Greens kleiner Behausung. Die Stube war geräumt worden, so dass dort nun zwei große Tische standen, die vollgestopft waren mit allen möglichen Essen – bestellt bei Ryô. Die Hikari schlängelte sich durch ihre Freunde hindurch, während sie Pink mehrere Male auf die Finger schlagen musste, um sie daran zu hindern, ihre Geschenke zu öffnen.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Green!“

Das Essen verlief laut und unkoordiniert. Sho belagerte Green mit tausend Fragen um Grey. So einen gutaussehenden Bruder hätte sie ihr verschwiegen! Sho war enttäuscht und machte dies auch ziemlich laut Kund. Natürlich bekam der Windwächter davon nichts mit. Firey war, anders als die anderen, eher leise. Seitdem sie Siberu um den Hals gefallen war, vermied sie es tunlichst ihn überhaupt nur aus den Augenwinkeln anzusehen. Ein kleiner Wink genügte und sie wurde Rot vor Scharm. Der Rotschopf allerdings machte den verzweifelten Versuch Daichi von Pink abzubringen – oder ihm wenigstens Tipps im Umgang mit Frauen zu geben. Während sein Bruder in einer intensiven Diskussion mit Grey vertieft war – das Schockierende: Sie stritten nicht. Green wusste nicht worüber sie sprachen, aber es schien, dass ihr Bruder Gary sogar in einigen Punkten zustimmte. Derweil wurde Ilang von Kaira und Tinami beinahe auseinander genommen, weil diese unbedingt wissen wollten, ob und besonders was, zwischen Grey und ihr war. Silence hielt sich außerhalb auf, schwebte ein paar Meter über den Boden und Green würde schwören, sie hätte einen appetitvollen Blick von ihrem „zweiten Ich“, erhascht, als diese das schmackhafte Essen ansah.

Das Essen warte drei Stunden. Eigentlich hatten alle angenommen, Green würde dann sofort in den spannenden Teil übergehen: Das Geschenke auspacken. Grey und Siberu hatten sich über den gesamten Abend wilde Argumente um die Ohren geworfen, wer von den beiden die besseren Geschenke ausgesucht hatte. Grey, wie auch Green, waren da viel mehr gespannt auf das Geschenk welches Gary auf den Geschenktisch gelegt hatte...

Doch so schnell wurde das Geheimnis nicht enthüllt. Da Green einen Hang zur Sauberkeit hatte, wurden erst Mal Leute ausgelost, die mithelfen sollten beim Abwasch. Das Schicksal hatte wirklich genau die Richtigen für diese Aufgabe raus gepickt... oder hatte Green nachgeholfen? Aus welchem Grund auch immer standen Grey, Siberu, Firey, Tinami und Sho in der Küche und spülten ab. Wie ein Wachmeister, der seine Sklaven im Auge behielt, lehnte Green im Türrahmen und es fehlte wirklich nur eine Peitsche um dieses Bild perfekt zu machen. Es gefiel ihr offensichtlich Befehle zu erteilen, einen besonderen Kicker hatte sie auf Grey. Allerdings erst nachdem er einen Teller fallen gelassen hatte. Während der Windwächter ein jammerndes Geräusch von sich gegeben hatte, grinste Siberu und meinte:

„Green-chan, du bist ja schlimmer als so mancher Dämon!“ Grey wollte ihm gerade Recht geben, als sein Kopf ihm diese Tat verbat.

„Vergleich meine Schwester nicht mit Solcherlei! Kein Wächter würde Green Respekt zollen, würde sie mit Dämonen verglichen werden!“ Keiner bemerkte es. Doch sie hatten Sho vergessen. Diese sah Grey und Siberu mit verwirrtem Blick an, unbemerkt, und stellte ihre Teller zurück in den Schrank, ehe sie das eben Gehörte kommentierte.

„Irgendwie fühle ich mich außen vor.“ Alle Augen lagen auf dem Rotschopf, sichtlich erstarrt, da sie ihre Anwesenheit nun wieder im Gedächtnis hatten.

„Ihr redet dauernd von Dämonen und Wächtern.“ Grey war kurz davor wieder einen Teller zu verlieren, er konnte ihn jedoch noch mit einem Funken seines Instinkts auffangen. Dabei hatte er seinen Blick nicht von Sho abgewandt. Wie auch die anderen, die ihren verwirrten Blick mit Sprachlosigkeit antworteten. Siberu überlegte ob er zur Tat schreiten sollte und sie einfach am Weiterreden hindern sollte. Es war jedoch Tinami die die Lage wieder herumdrehte.

„Ojo-chan! Ich bin enttäuscht von dir!“ Die Angesprochene, und alle anderen, sahen sie an.

„Was? Meinst du mich?“

„Deine Eltern leiten eine Software-Firma und du kennst das neueste Spiel nicht?! Himitsu no Mahou! Sagt dir das etwa gar nichts?“ Tinami machte große Augen, spielte perfekt ihre Rolle, die Green nun ergänzte:

„Das wundert mich aber auch! Immerhin magst du Fantasy doch so gern.“

„Fantasy? Das ist ein Fantasyspiel?“ Nun war es Siberu der einstieg. Überschwänglich legte er den Arm um ihre Schulter und grinste sie feixend aus dieser Pose heraus an.

„Ich werde es dir liebend gerne beibringen – wir könnten die Nacht durchmachen...“ Selbst einer geübten Flirterin wie Sho, konnte bei Siberus lockenden Tonfall nicht drum herum rot zu werden und verlegend zu kichern.

Green wollte auch gerade noch etwas zu diesem Schauspiel beitragen, als sie spürte, dass jemand hinter ihr stand.

„...Können wir kurz reden?“

Niemand hielt den Halbdämon und die Hikari auf, als sie aus der Küche und auch aus dem Wohnzimmer verschwanden und hinaus auf den Balkon traten. Warme Juniluft empfing die beiden, die Stadt unter ihnen lag im roten Abendlicht, ausgelöst durch die langsam hinab sinkende Sonne. Sie hatten wohl doch länger mit den Essen gebraucht als angenommen, denn weit oben blinkten bereits die ersten Sterne auf.

Kaum waren sie hinaus getreten, wandte Green sich mit hohen Erwartungen zu ihrem Freund herum, doch dieser war nicht stehen geblieben. Er ging auf die rechte Seite der Brüstung zu und sprang herüber. Damit landete er auf den Balkon den er und Siberu den Seinen nennen konnten. Green sah ihn nur verwirrt hinterher. Erst nach verstrichenen Sekunden ging ihr auf, dass er scheinbar unbeobachtet reden wollte und mit pochenden Herzen folgte sie ihm.

Erst als sie nun nebeneinander standen, wandte Gary sich zu ihr herum. Ihre Augen strahlten ihn an – der Erwartung schien in ihren Augen ein Licht entfacht zu haben. Dies entfachte wiederrum seine Röte und ließ ihn seine Worte vergessen. Schnell überspielte er seine Gefühle und sagte mit verengten Augen:

„Du brauchst gar nicht zu glauben, dass du ein Vermögen von mir bekommst.“ Das Licht erlosch augenblicklich. Green zog beleidigt die Unterlippe hoch.

„Gary, du bist so unromantisch!“ Der Angesprochene sah verwundert drein. Das hätte er nicht als Kommentar erwartet. Was meinte sie damit? Was hatte Romantik denn damit zu tun?

Green sah ihm an, dass er verwirrt war. Daher beschloss die Hikari es bleiben zu lassen. Ihr Geschenk war also doch nichts in diese Richtung...

„Wenn es nicht darum geht, warum hast du mich dann hierher gelozt?“ Die Enttäuschung war nicht zu überhören und Gary verstand nach wie vor nicht was der Grund war. Die Hikari hatte die Arme über ihre Brust verschränkt und eine ziemlich abweisende Haltung angenommen.

„Ich wollte mit dir reden... unter vier Augen.“ Die Angesprochene deutete ein Nicken an und sah ihn aus den Augenwinkeln heraus an.

„Um was geht es?“ Ohne weiter zu überlegen schoss Gary los:

„Um das was im Jenseits geschehen ist.“ Greens Haltung lockerte sichtlich auf, doch sie schwieg. Gary atmete kurz durch und wandte sich unsicher zu ihr herum.

„...Meinst du, dass war richtig? Nicht nur das im Jenseits, sondern.... Allgemein?“ Gary war sich sicher, hätte er ein Lineal zur Hand, würde er abmessen können wie die Größe ihrer Augen zunahm.

„...Richtig? Was?“ Die sture Haltung fiel jetzt vollkommen von der Lichtwächterin. Sie hatte sich ihm nun zugewandt, nur die rechte Hand lag auf dem Balkongeländer. Gary brauchte nur zur Seite gucken und schon musste er den Drang niederringen die Hand nach ihrer auszustrecken und sie zu sich zu ziehen. Er wusste nicht ob ihr das bewusst war... aber er hoffte, dass dem nicht so war. Immerhin hatte ausgerechnet sein kleiner Bruder ihm vorige Nacht beinahe schon eine „Standpauke“ gehalten. Ausrechnet Siberu! Das Schlimme an der ganzen Sache war ja, dass Gary wusste das der Rotschopf auch noch Recht hatte... das Problem wider rum war, dass es anfing Gary egal zu werden... Und trotzdem zögerte er nun. Warum besaß er nur sowas wie Vernunft...

„Ich meine... wie es weitergehen soll.“ Green blinzelte.

„Weitergehen...?“ Noch während sie dies sagte, drehte sie den Kopf, so dass sie über Tokyo hinwegsehen konnte. Eine Sommerbrise brachte ihre nussbraunen Haare dazu sich zu erheben und sie zärtlich zu umarmen. Gary sah dem dabei zu und fragte sich plötzlich warum sie so melancholisch aussah. Im nächsten Gedanken fragte er sich jedoch, warum er immer noch vor dem eigentlichen Thema floh. Es musste doch mal ausgesprochen werden! Es war so greifbar zwischen ihnen. Jeder sah den unsichtbaren Faden, der sich zwischen ihnen gefestigt hatte. Es brauchte nicht viel um es zum reisen zu bringen... aber genauso wenig brauchte es, um es sichtbar zu machen... und er wollte, dass es sichtbar war. Der Halbdämon wollte sie berühren, wollte Anderen zeigen, dass dieser Engel ihm gehörte - dass das Unmögliche möglich war. Warum tat er es nicht einfach? Greens Tod... auch wenn er nicht länger als eine Stunde gewahrt hatte... hatte ihm deutlicher als alles andere gezeigt, dass er sie brauchte... und dass die Gefühle, die er immer als „nicht vorhanden“ abgestempelt hatte, existierten. Sie würden immer da sein, egal wie weit er sie wegschloss. Aber Gary wollte sie nicht mehr wegschließen. Ihr Tod war der Schlüssel gewesen. Mit diesem Schlüssel wollte er weiter gehen.

„Green... das was ich eigentlich sagen wollte... Ich...glaube... nein ich bin mir sicher... dass ich... d..“ Der Halbdämon hatte dies jedoch zu lange auf sich warten lassen. Green hatte bereits das Wort ergriffen, ohne auf ihn zu achten:

„Ich denke ich werde den Jahrgang wiederholen.“ Gary starrte sie an. Er war sichtlich aus dem Konzept geworfen worden.

„Was?“, brachte er heißer über die Lippen. Er fand keinen Sinn in ihrem Satz. Das wollte so gar nicht in die momentane Szene hineinpassen. Was hatte die Schule nun damit zu tun?!

„Du brauchst mich gar nicht so anzugucken!“ Ihre Augen verengten sich.

„Du glaubst doch garantiert, dass ich das sowieso nicht schaffe!“ Ihre Haare gerieten sichtlich in Schwung als sie sich den Himmel zu wandte und mit erhobenem Kopf dem Himmel entgegenblickte. Ein selbstbewusstes Lächeln spielte um ihre Lippen.

„Aber wart‘s nur ab. Ich schaffe das! Ich werde neben meinem Leben als Hikari, mein Leben als Green Najotake weiterführen! Ich werde eine Ausbildung absolvieren, wie jeder andere Mensch auch! Und in der anderen Welt, werde ich mich anstrengen, damit die Wächter sich nicht allzu sehr für mich schämen müssen.“ Sie sah zu dem sprachlosen Dämon rüber und fuhr fort:

„Und ich werde mit Hizashi-san sprechen.“

„Was? Worüber?“ Sie kicherte.

„Über seinen Posten als Lehrer in Dämonologie. Er kann eine zweite Hand sicher gut gebrauchen!“

„DU... willst Dämonologie studieren?“

„Ja? Was dagegen? Ich denke ich weiß genug.“

„Eh... nein.“ Green hörte nicht auf ihn.

„Ich werde aktiv dazu beitragen, dass nicht alle Wächter sich in diesem verfluchten Hass hinein graben! Das ist der passende Weg für mich!“
 


 

„Ich denke Hizashi-san beherrscht sein Handwerk...“, antwortete Gary mit Gedanken an seinen Kampf gegen diesen skrupellosen Forscher. Doch Green ließ sich nicht von ihrem Weg abbringen. Sie ballte ihre Hand zur Faust, fast so als würde sie eine Siegerpose vollführen und sagte:

„Das ist mein Weg und mein selbstgewähltes Schicksal!“ Gary legte den Kopf ein wenig schief, nicht um sie zweifelnd anzugucken, nein, Green hatte ihm zu einem Anflug eines Lächelns gebracht, welches sich nun auf seinen Lippen abzeichnete, während er seinen Engel ansah. Sie war wirklich ein verblüffendes Wesen. Dieses Mädchen hatte Leid und Trauer durchlebt, hatte dem Grauen ins Gesicht gesehen – und doch konnte sie immer noch lächeln. Die Hürden, die sie bereits überwunden hatte, hätten für andere vielleicht unüberwindbar sein können. Doch sie war durch diese Hürden gereift, sie war stärker geworden auf seelischer Basis. Ihren Körper konnte man vielleicht brechen – aber nicht die Willensstärke ihrer Seele. Ihre Seele würde auf ewig wie ein Licht leuchten. Für die einen mochte dieses Licht vielleicht unrein sein... doch für Gary hätte kein anderes Licht je schöner sein können. Diese Schönheit wurde gerade dadurch geschaffen, dass es nicht perfekt war. Es hatte Kanten und Ecken, an denen man sich schneiden konnte, es konnte wie jedes andere Licht flackern und ins Wanken geraten... aber man würde es niemals löschen können... und das machte dieses Licht so einem ganz Besonderen. Zu etwas welches man als schön bezeichnen konnte...

Es war das einzige Licht, auf welches Gary niemals verzichten wollte. Es wäre ihm egal, wenn die Sonne untergehen würde – solange dieses eine kleine Licht in der Dunkelheit leuchten würde... Sie, Green... sein Licht...

Sanft wurde Gary von eben dieser Person aus seinen Träumereien geweckt. Er sah auf und erst als er diese Bewegung vollführte, bemerkte er ihre warme Hand auf seiner. Green lächelte ihn an, während sie sagte:

„Aber ich werde wohl ein wenig Hilfe benötigen... also bei Mathe.“ Hätte Green das Letzte nicht hinzugefügt, hätte Gary nicht gewusst, wovon sie sprach. Doch nun erwiderte er ihr Lächeln – nur ein wenig mit seiner gewohnten Arroganz.

„Ach, ganz plötzlich, brauchst du Hilfe?“ Als Antwort streckte sie ihm die Zunge heraus.

„Ja – zu etwas must du ja gut sein!“

„Also unter solchen Umständen überlege ich es mir...“

„Ouuu Gary-sensei...“ Beim Anblick von Greens Blick, der sogar Stein zu schmelzen bringen würde, wurde sogar Gary ein wenig mulmig zumute und als Reaktion darauf, erschien bereits die verräterische Röte in seinem Gesicht. Er fand keine Antwort und vielleicht war es daher für ihn zum Vorteil, dass ein weiblicher Rotschopf auf Greens Balkon auftauchte.

„Ah hier seit ihr! Green, du musst Geschenke auspacken, ehe Pink sie sich alle unter den Nagel reißt.“ Die Angesprochene sprang sofort auf, fluchte und war schon auf dem Balkon gegenüber. Gary gelang es gerade noch, rüber zu kommen, ehe die Hikari in der Stube verschwand. Sie hatte gerade die Glastür beiseite geschoben, als sie an der Hand genommen würde. Green musste kehrtmachen und sah die Person hinter ihr mit großen Augen fragend an. Er lächelte als er so leise sagte, dass nur sie seine Stimme vernahm:

„Ich bin da, wenn du mich brauchst.“
 

Um den Geschenktisch herrschte ein großer Tumult. Sie hatten alle Geschenke von Pink zurückerobert und nun hockten sie alle um den Tisch herum und sahen gespannt auf Green. Alle warteten ihren folgenschweren Beschluss ab, als wäre es eine Kriegssitzung und es handelte sich um den nächsten Zug. Grey sah sogar so ernst aus, dass Green sich sicher war, sie würde Schweiß in seinem Gesicht sehen. Und gerade weil die Spannung zum greifen war, zögerte Green das Ganze schön heraus. Ehe sie ihren Beschluss offenbarte:

Die Hikari griff nach einem Geschenk welches rechts außen lag und von einer grünen Schleife geziert wurde.

Siberu stöhnte unzufrieden und auf Greys Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab. Es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, keins der Geschenke zu ziehen, welches von ihnen kam – aber eben nur beinahe. Green hatte nämlich, pfiffig wie sie nun einmal war, sich vorher abgesichert, welches von Gary stammte. Daher musste sie nun mit aller Macht ein von Triumph sprechendes Lächeln zurückhalten, als sie das Geschenk auspackte.

Plötzlich war ihr, als träfe sie ein Déjà-vu – ein kaltes. Vom letzten Weihnachten... Sie sah auf das gleiche Geschenk hinab, wie auch schon zu diesem Tag: Ein paar goldener Glöckchen-Ohrringe.

„... Ich dachte mir da deine letzten kaputt gegangen sind...“, sagte Gary fast schon entschuldigend und mit erröteten Wangen sah sie über das Kästchen hinweg. Nur kurz traf ihn ihr dankbarer, fast schon glasiger Blick, ehe die anderen losbrachen. Grey riss ihr das Geschenk aus den Händen und hielt das Schmuckstück ins Licht.

„Wie süß. Es sind wirklich die gleichen!“, beurteilte er, ehe Green sich ihr Eigentum zurückeroberte.

„Ich finde das unkreativ. Typisch Männer! Gehen immer den leichtesten Weg!“, kommentierte Sho.

„Ich finde das ist eine gute Idee“, sagte Ilang und schon war Tinami an der Reihe. Doch Green hörte genauso wenig zu wie Gary. Während deren Freunde eine Argumentation über das von Gary überreichte Geschenk führten, hatte Green die Ohrringe dorthin gehangen, wo sie hingehörten: An ihre Ohren. Sie strahlte übers ganze Gesicht als sie die kleinen Glöckchen zwischen ihren Fingern spürte und sich schlussendlich wieder Gary zuwandte. Es war zu laut, als, dass er ein ausgesprochenes „Danke“ verstanden hätte, doch Green hoffte, er verstand ihre Gefühle und ihre Dankbarkeit, durch deren Augenkontakt.
 

Was sollte ihr schon passieren... Egal was ihr bevorstand, sie würde es überstehen...

Jedes Grauen....

Jede Pein....
 

Green sah in das tiefe Grün seiner Augen und spürte, dass er genauso weit in ihre Augen versunken war...
 

Denn...

Solange ich dich…
 

„Green-chan, jetzt musst du aber mein Geschenk aufmachen!“ Green strahlte übers ganze Gesicht und musste ihren Gedanken korrigieren:
 

Solange ich euch an meiner Seite habe… kann meine Welt nicht zerbrechen.

Denn ihr seit meine Welt.
 

Für Immer...
 

Himitsu no Mahou Ende
 

Fertiggestellt: 28.12.2007
 


 

Vorschau für Himitsu no Mahou Diabolus et Angelus
 


 

„Was... soll ich tun...“, brachte sie zitternd über ihre Lippen.

„Wenn... du den Auftrag erhältst mich umzubringen?“ Er holte tief Luft, als würde sie ihn mit dem Stab durchbohren. Schnell hatte Gary sich jedoch wieder gefangen und Greens angstvolle Augen verfolgten seine Bewegungen, als er sich aufrichtete. Sein Blick war Richtung Sonne geheftet, es war ihr, als könne er sie nicht mehr anschauen. Vielleicht war es ihre Angst die deutlich in ihrem Dunkelblau zu sehen war, die ihn dazu brachte, wegzugucken...

„Dann, Green...“ Wolken schoben sich vor die Sonne und ein kleiner Windhauch wirbelte Greens Haare auf.

„Ist es mein Wunsch, dass du mich zuerst umbringst.“
 

Eine unheilvolle Liebe...
 

„Wenn du sie wirklich lieben würdest, wie ein Mensch einen anderen Menschen liebt, wie die Wächter sich lieben... dann hättest du Green nicht geküsst. Wenn du sie wirklich lieben würdest... würdest du auf dein Glück verzichten um sie zu retten.“
 

Wird sie dem Blutrausch...
 

standhalten?
 

„Ich bin mir bewusst, dass Green weder „Silver“ noch „Blue“ liebt. Wir sind Narren wenn wir uns das auch nur eine Sekunde lang eingebildet haben.“
 

Wirst du, den den du liebst...
 

„Ich will die Wahrheit nicht hören! Ich will sie nicht wissen! Bitte lass mich weiter in meiner Traumwelt leben... Ich flehe dich an!“
 

Noch unter deinen Feinden erkennen?
 

„Du wirst Green nie wieder ein Leid zufügen! Das schwöre ich dir! Denn diese Nacht wird deine letzte sein!“
 

Lieben...

oder

Hassen...
 

Dämonen
 

„Es gibt einige wenige Blumen die selbst in der dunkelsten Ecke der Hölle sprießen können... sie werden schöner als alle anderen. Sie werden die anderen unterwerfen... Genau so eine Blume war sie... War...Denn sie verblühte vor Sünden.“
 

Wächter
 

„Hinako-san besitzt ausbauwertige Fähigkeiten. Sie hat die Möglichkeiten eine sehr gute Elementarwächterin zu werden. Jedoch… sie spannt ihren Bogen nicht um zu töten.“
 

Verbunden durch den Krieg
 

„Ich herrsche über die Dunkelheit, der Tod ist mein Diener... und das Licht ist in meiner Hand. Also, sag mir, Silence: Wie willst du mich aufhalten?“
 

... und ewiges Blutvergießen.
 

„.. Ich kann dir meinen Wunsch nicht sagen, Mon ami. Denn es ist mir nicht erlaubt auch nur darüber nachzudenken. Deshalb wird er auch nie in Erfüllung gehen.“
 

Bluttropfen für Bluttropfen.
 

„Egal wie alt du wirst. Egal wie sehr deine Macht wächst… Du wirst ewig ein Kind bleiben. Du wirst ewig mein Kind bleiben – mein Eigentum. Das wird das einzige sein, was du nie vergessen wirst…“
 

Träne für Träne.
 

„Ich bin nicht Greens Vater... ich bin...“
 

Was ist dein Weg?
 

„Ich werde nicht mehr weinen. Die Einzige Flüssigkeit die du in meinem Gesicht sehen wirst ist Blut. Und ich werde diesen Krieg solange führen bis es dein Blut ist!“

Release 23.12.2008
 


 

So. An diesem Punkt ist es wohl angebracht, dass die Autorin etwas sagt.

Fünf Jahre schreibe ich bereits an Himitsu no Mahou und heute einen Tag nach dem fünften Jubiläum ist der zweite Teil meines Lebenwerkes abgeschlossen und in sich "fertig". Das bedeutet, dass dieses Kapitel als "Ende" angesehen werden kann und dass die dritte Staffel Diabolus et Angelus mehr eine Ergänzung ist um "noch ein Ende" zu machen. Für alle die mit dem Ende von "Himitsu no Mahou"(das heißt die ersten beiden Staffeln) zufrieden sind, sollten hier aufhören zu lesen, denn die dritte Staffel wird nicht nur die Längste, sondern auch von einem anderen Kaliever. Ich garantiere weder dazu, dass die Pairings zusammen kommen noch, dass alle Charaktere es überleben.

Wer allerdings wissen möchte wie es weiter geht, der sollte meinen Weblog für weitere Informationen lesen.
 

In dem Sinne danke ich für das kommentieren und lesen von Himitsu no Mahou* verbeug* es war bei weiten nicht immer leicht und meine Charaktere haben mir genauso viel Freude wie auch Leid gebracht, aber ich liebe Himitsu no Mahou dennoch.
 

Also. So viel zu meinem Wort.
 

Danke an alle.
 

Besonders meinen Charaktern.
 

*Auf "Abgeschlossen" klickt und sich wie eine Blöde freut*



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Von:  JunAkera
2013-11-25T07:44:56+00:00 25.11.2013 08:44
...ich muss einfach sagen: eines meiner absoluten Lieblingschapter ♥
(ich freu mich ja schon so extrem wenn es beim HnM Remake zu diesem Chapter
kommt *^*)
ich LIEBE Nocturn und White einfach ♥
wobei ich ernsthaft dazu sagen muss - ich war früher, als ich HnM das erste
Mal gelesen habe, einfach nur absolut Nocturn x White Fan (was sicher
überhaupt nicht aufgefallen ist xD' *hust*)
...ich fand Kanori damals zwar nicht störend und so, aber bei jedem neuen
Lesen find ich die Lovestory zwischen White und Kanori immer süßer Q^Q und
ich muss sagen - Nocturn ist böse Q^Q
soll ja auch so sein, aber argh, Cary, du schaffst es dass ich einen
extremen Zwiespalt bekomme was ich jetzt mehr mögen soll: Kanori x White
oder Nocturn x White, weil beide Paare so extrem unterschiedlich sind
(wobei ich weiß dass wir Nocturn und White gar nicht als Paar ansehen
dürften xD' weil - nya, es ist einseitige Liebe und so >D) aber argh - ich
liebe Nocturns besitzergreifende Art wenn es um White geht und es ist
abartig geil, wie er auf ihren Schmerz und so steht... (man hört sich das
an ey xD')

auf jeden Fall wollte ich das nur noch mal erwähnt haben, dass du mich in
einen vollkommenen Zwiespalt drängst was die Drei angeht ♥
Kanori und Whites Liebe ist einfach so rein und süß und einfach nur perfekt
(wenn man mal von absieht dass diese Liebe nur so kurz gewährt ist... QQ)

der Kampf zwischen Nocturn und White ist saugeil beschrieben, was ich ja
bestimmt schon erwähnt hatte und ich liebe es dass Nocturn auf White
sterben darf - das hat er verdient QQ'
und ich muss echt sagen, dass ich mich freuen würde wenn es irgendwann noch
erklärt werden würde, was mit Nocturn geschehen ist (mit Nathiel und Raria
Q^Q) - weil, entweder ich hab es total verdrängt oder es gibt wirklich noch
keine Hintergrund Infos dazu?!? Wenn nicht, fänd ich es extrem geil, wenn
das noch erläutert werden würde, weil: ich = Nocturn Fan und so Q^Q ♥
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T03:37:25+00:00 22.11.2013 04:37
Kyah >o< Seigi und Elly sind soo süß *o* Love them so much <3 Sie haben ein Happy End, sehr schön!

Ach ja, das Testament xD Taucht es auch mal wieder auf *lach* Auf jeden Fall gut zu wissen für die Brüder, dass sie auf den Mars flüchten dürfen *lach* Grey sollte da lieber aufpassen, nicht, dass dieser Schlupfweg doch noch gefunden wird xDDD

Argh, Gray, du IDIOT ò.ó Lässt du dir tatsächlich DIE Gelegenheit durch die Finger gleiten Green deine Gefühle zu gestehen. Argh *ihn am liebsten in der Luft zerreißen würde* MÄNNER... ~.~
Aber süß, wie es dann geendet hat :3 Die Ohrringe waren ein guter Einfall und die Schlussworte von Green sehr süß. Mir kamen die Tränen ;.;

Kyah, dein Schlusswort verachte ich òó Ganz ehrlich, ich hasse das! Meine Pairings T_T Und ich werde wohl noch mehr weinen, wenn die ersten Toten fallen... wie gut, dass du weit weg von mir lebst, wenn ich über diese Stellen in der Geschichte stolpern sollte ;)

Zum Schluss noch: Es war eine tolle Geschichte :3 Jetzt kommt das Remake, auf welches ich mich schon freue, auch wenn es mich dürstet sofort zu Diabolus et Angelus zu schalten um dort zu suchten xDD
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T03:08:31+00:00 22.11.2013 04:08
Wow, Inceres hat eine bedrückende Geschichte. Erst dachte ich ja, dass Hikaru ihn doch noch irgendwie mögen würde, doch der Wahnsinn hatte sie schon längst im Griff. Ich verstehe das nicht, wieso sie sich so sehr danach verzehrt an der Spitze zu stehen ~.~ Hikaru hasse ich nur noch umso mehr.

Inceres, I love you <3 Ach, deine Vorliebe für Happy Ends finde ich soooo goldig >o< Schön, dass er Elly und Seigi zusammen geführt hat ^-^ Und wie er sich darüber ausgedrückt hat *o* Er spielt Autor, hrhr^^ So viel Drama pur *Q* Auch die Heilung der Brüder, so much drama, baby >o<
Und dann wird mir Inceres nur noch sympatischer *o* Und es war sehr gnädig, dass er Großväterchen verschont hat, ja ja^^ Auch wenn dieser alte Kauz es nicht verdient hat, aber um Violets und Pinks Willen gönne ich ihm das.

Das lang erwartete Wiedersehen *o* Firey hat mich überrascht, aber es freut mich >o< Yay, ich liebe die beiden so *w* WEHE, du schreibst kein Happy End für die beiden ò.ó
Und dann Inceres am Ende xD Ach man, der gute döse einfach auf einem Pisaturm aus Büchern herum *will das auch können ;.;* und bringt eine weitere Weissagung hervor. Oje, das wird lustig werden, garantiert xD
ICH BIN GESPANNT >o<
*drückt das letzt Mal auf weiter*
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T02:17:35+00:00 22.11.2013 03:17
Ah, das Glöckchen wieder xDD Das geheimnisvolle Glöckchen >o< Hoffentlich gehört es zu demjenigen, den ich mir erhoffe xD Und jaaaa >o< Endlich taucht er auf *o* OMT, Inceres ist so ein geiler Typ >o< Aber interessant ist, dass er die gleichen Augen wie Green hat^^ Wäre er nicht so jung verstorben könnte man glatt denken, dass er der Vater wäre. Ob er es wohl ist?
Aber Alter, als die Zwillinge dann gesagt haben, worauf der Gute steht, da konnte ich nicht mehr *lachend übern Boden roll* Gaz ehrlich, ich stehe ja auch auf verbotene Liebe, aber Inceres ist doch echt überraschend^^
Aber DANN! Dann gibt er Preis, dass er seine Göttin einmal sehen will *lach* Der arme kleine. Ich bin auf seine Geschichte gespannt, warum er die Riemen trägt^^

Auf jeden Fall ein toller Kampf des Trios. Fast hätten die beiden es geschafft, doch Seigi ist nun einmal Seigi^^ Besonders toll wurde es, als Elly eingriff :3 Da bin ich auch gespannt ^-^

*die Uhr bemerk* Tja, lauf du ruhig weiter, mir egal, ich muss lesen *Q* *auf weiter drück*
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T01:38:41+00:00 22.11.2013 02:38
Soso, der Wind wirft das Trio in den Abgrund xDD Entweder war es Grey oder jemand anders, ich bin gespannt xD

Auf jeden Fall einfach klasse >o< Grey und Siberu gegen Seigi *o* Die beiden sind so ein schönes Pärchen, wie sie mal zusammen halten xDD Ein gutes Team :3

Ach Firey ist süß >o<

Und dann... dann... DAS? Ich meine, hallo? Großväterchen scheint Erfolg zu haben? Und nur mal so nebenbei, wer hat Gary angegriffen? ö.Ö Auf jeden Fall nein T_T Mäh ;.; Gemeiner Cliffhanger xD *weiter-knopf betracht* Wie gut, dass es dich gibt *o* *weiter drückt*
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T01:04:18+00:00 22.11.2013 02:04
OMT Ö_Ö Also Akari hätte ich nicht erwartet, obwohl... verständlich ist es ja, aber dennoch eine Überraschung. Aber noch überraschender die Tatsache, was Siberu sich unter Hinrichtung alles vorstellt *lach*

312 Anklagepunkte, die der (arme) Hizashi vorlesen muss *schmunzel* Ja ja, Green ist wahrlich eine Sünderin xDD Und ich finde es so toll, dass sie tapfer und ohne Angst vor ihm steht und das alles über sich ergehen lässt^^ Oder sind es 313? Ach, egal xD Wichtig ist nur, dass sie zu allem steht und das gefällt mir an ihr. Sollen die Hikari doch an ihrer Bewunderung ersticken, muhahaha xDDD

Und als sie sich verabschiedet hat, stiegen mir die Tränen in die Augen, doch sie flossen erst als sie japanisch sprach. Ach Green, du bist schon süß *schnief* Ich bin gespannt, wer dir noch alles eine helfende Hand zur Flucht reichen wird^^
Von:  Keiko-maus
2013-11-22T00:33:24+00:00 22.11.2013 01:33
Kyah >o< Firey und Siberu *o* Ich würde dir ja Todesdrohungen an den Hals werfen, dass du was aus ihnen machen sollst, wenn ich nicht wüsste, dass die Geschichte schon sehr viel weiter fortgeschritten ist xD Aber dennoch hoffe ich es, dass du etwas in der Richtung geplant hast. Wenn nicht, muss ich wohl doch drohen ;)

Auf jeden Fall ein tolles Kapitel :3 Green komplett schwarz im Jenseits und die Verhandlung ist ja ziemlich witzlos. In diesem Moment hasse ich die Hikari wirklich. Man muss nur bedenken, dass alles anders gekommen wäre, wenn sie die kleine Green von Anfang an akzeptiert und aufgezogen hätten. Aber denkt man überhaupt an so etwas? Neee, das denken wird ja Inceres mit seiner Prophezeihung überlassen... ~.~ Alter, ich rege mich zu sehr auf *die Stirn masiert*

Und im Diesseits stellen die Brüder natürlich mal wieder Scheiße an, wie ungewöhnlich *lach* Bin ja gespannt, was dabei herauskommen wird xD Und wie soll es anders sein? Alter, dieser Siberu überrascht einen immer wieder xD Wenn er mal sein Hirn nutzt, dann kommt er auf ganz banale Einfälle, die ich einfach nur lustig finde^^ Ach ja, hereinspaziert in das unendliche weiße Labyrinth. Bin ja gespannt welcher der Hikari den beiden helfen wird xD
Übrigens kam ich zu der Erkenntnis, dass ich Itzumi absolut hasse. Dafür liebe ich aber Ryô <3 Oh, er ist so ein Schatz :3
Von:  Keiko-maus
2013-11-21T23:54:39+00:00 22.11.2013 00:54
Hahaha, nein, wie genial xD Einmal das Trio auf einem Date und dann ein anderes Trio, quasi ebenfalls auf einem Date xD *übern Boden roll* Und dann laufen sie auch noch wie Touris durch die Gegend xDD Aber die Konstellation ist seltsam. Seigi kann doch gewöhnlich nicht sehr lange im Diesseits sein ö.ö Aber na ja, ich kann mir schon denken, warum er dabei ist xD
Auf jeden Fall ist es süß, dass Green endlich ihre Gefühle gestehen will und nicht dazu kommt, weil Siberu sie daran hindert. Was ein Arsch, ganz ehrlich ~.~ Aber ich kann ihn auch verstehen, nur warum kann er es nicht verstehen, dass sie sich entschieden hat *seufz*

Und dann das Fest. Argh, wieso musste es so enden ;.; Hizashi mochte ich ja schon vorher nicht (wegen seinem Stecki xD), aber nun ist er noch tiefer gesunken *seufz* Na egal, die größte Überraschung war wohl Grey, aber ich kann ihn verstehen. Auf diese Art und Weise geht er wenigstens sicher, dass Green nicht von Seigi oder Hiza verletzt wird bei der Entführung xD
Wie auch immer, das große Finale startet und ich bin gespannt >o<
Von:  Keiko-maus
2013-11-21T23:15:25+00:00 22.11.2013 00:15
Oh man ö.ö Hikaru ist wirklich... was sagte Light? Ich glaube wahnsinnig, oder? xD Auf jeden Fall sehe ich sie so. Und dann hat sie auch noch alles so eingefädelt, dass Light der Stammvater des gesamtes Geschlechts ist. Da frage ich mich doch gerade wirklich, wie SIE gestorben ist. Ich meine, Light wurde aufgrund seiner Flügel verehrt, aber alles weitere danach hat sie ja wirklich hervorragend hinbekommen. Kaum zu glauben, dass so ein liebes Mädchen sowas anrichten kann ö.ö Sie hat im Grunde die gesamte Weltordnung auf den Kopf gestellt, nur weil sie größenwahnsinnig ist. Oh, größenwahnsinnig ist sogar besser als wahnsinnig :3
Ich hoffe man bekommt noch ein paar Infos zu Hikaru später, würde mich sehr freuen und meine Neugier stillen xD
Von:  Keiko-maus
2013-11-21T20:22:25+00:00 21.11.2013 21:22
Ich wusste ja, dass es passieren würde, aber so? Die arme Kari ;.; Ich mochte sie so gerne, obwohl ihr baldiger Tod sowieso unausweichlich war, wenn man bedenkt, dass sie ihre Kräfte nicht kontrollieren konnte. Aber ich bin dennoch traurig über ihr Ableben ;.;
Dafür aber freue ich mich schon auf Youma ^-^ Weiß nicht wieso, aber ich mag den Kerl, genauso wie ich auch Nocturn mag xD


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