Himitsu no Mahou - alte Version von AimaiLeafy (Alte Version 2004-2008) ================================================================================ Kapitel 51: Leidende Engel -------------------------- Leidende Engel Das Sanctuarian gehörte zu den bedeutsamsten Bauwerken in der Architektur der Wächter. Der Wächter, der dieses Bauwerk erschaffen hatte, konnte man wohl den Michelangelo des Wächtertums nennen. Doch es war nicht nur einer gewesen; sondern zwei. Das Sanctuarian war jedoch nicht das einzige Werk welches aus ihrer Feder stammte. Sie hatten auch die Statuen der Götter gemeißelt und eine lange Reihe weiterer Kunstwerke. Das Sanctuarian bestand aus 57 Stockwerken. Wenn man dieses Gebäude von Außen sah, sah es aus wie ein gewaltiger Zylinder, der mitten in der Luft zu schweben schien. Eine Brücke führte von Sanctu Ele`saces zur Hauptebene des Hospitals. Auf eben dieser rannte ein Windwächter wie ein Gejagter die polierten Steinstufen hoch. Auf seinen gesundheitlichen Zustand nahm er dabei keine Rücksicht. Auch nicht auf seinen Tempelwächter, dem es nur mit größter Mühe gelang seinem Herren zu folgen. Daran merkte Ryô deutlich, dass er nicht Derjenige war, der jeden Morgen zwei Stunden trainierte, sondern Grey. Ryô war froh als die Glastüren sich vor ihnen öffneten und das Tempo seines Herren, auf Grund von Diskretion, nachließ. Sie befanden sich nun in der Eingangshalle, im 15ten Stock. Ein gewaltiger kreisrunder Raum erstreckte sich vor ihnen. Es genügte ein Blick nach oben um die restlichen 15 Stockwerke zu erspähen, bezüglich; nach unten. Grey ging zügig über den Verbindungsgang, der zur Information führte. Diese befand sich in der Mitte, genau wie der Stützpfeiler, der das Bauwerk daran hinderte auseinander zu fallen. Der Saal war, mehr oder weniger, gut gefüllt mit Wächtern. Verletzte wie Gesunde. Ein Wächter, ein Shizen, der aussah als wäre ihm die Hälfte des Gesichts herausgerissen worden, ging an Ryô vorbei, der lieber seine Augen abwandte. „Ich will zu Kurai Yogosu Hikari Green! Auf der Stelle!“, hörte Ryô Grey neben sich sagen. Die Tempelwächterin, die an der Information saß, schaute nur desinteressiert über ihre Lesebrille hinweg. „Ohne Autorisieren passiert hier nichts.“ Grey zog beleidigt die Unterlippe hoch, ähnelte damit einen kleinen ungezogenem Kind, und sagte irgendwas von Unhöflichkeit, ohne darüber nachzudenken, dass er mit der Unhöflichkeit begonnen hatte. Während er grummelnd seinen Anhänger raussuchte, sah die Tempelwächterin nun Ryô an. Umgehend riss sie sich die Lesebrille ab und sprang auf. „Ryô! In Lights Namen, ist das lange her!“ Der Angesprochene konnte nur verwirrt den Händedruck erwidern. Auf den ersten Blick regte sich nichts. Doch als er sie genauer ansah klingelte es. „Leanie-san?“ Grey sah auf, als er gerade seinen Anhänger auf die Glastheke legte und musterte die Fremde. Wie alle Tempelwächter hatte sie blonde Haare - ihre waren jedoch ein wenig heller als Ryôs und fielen fast bis zur Hüfte herunter. In den Haaren, am rechten Ohr, saß ein elektronisches Gerät, an dem ein Mikro befestigt war. Auf dem Kopf trug sie kein Krankenhüttchen, sondern ein Barett auf dem das Wappen der Wächter prägte. Es war dunkelblau, wie auch ihre Uniform (Grey sah Einiges was er an der Uniform ändern würde, unterließ allerdings jede Bemerkung). Es war jedoch etwas was Leanie zu einer Tempelwächterin machte, die aus den Anderen herausstach – sie hatte ein sehr aufgewecktes Gesicht, die Augen strahlten Selbstbewusstsein aus und sie sah nach allem Anderen aus, aber gewiss nicht nach einer Person die Befehle befolgte. „Ach lass doch das „–san“ weg! Das hast du dir wohl immer noch nicht abgewohnt.“ Grey konnte es nicht lassen sich einzumischen, seine Laune schien urplötzlich beflügelt: „Ohja, das kenne ich. Ich versuche meinem Freund auch immer das Suffix abzugewöhnen. Ohne Erfolg! Vielleicht können Sie das ja irgendwann ändern.“ Mit einem vielsagenden Grinsen sah Grey Ryô an und dieser fühlte plötzlich eine nahende Gefahr. Leanie lachte und meinte sie würde es jedenfalls nicht aufgeben, ehe sie sich ihrer Arbeit zu wand. Während sie auf der Tastatur rumtippte und Greys Anhänger gescannt wurde, verlor der Kaze sein Grinsen nicht. Der Tempelwächterin unbemerkt zeigte er auf sie und hastig schüttelte Ryô den Kopf – die Gefahr wurde größer. „Woher kennt ihr euch?“, fragte Grey. Alle Gereiztheit schien von ihm gefallen zu sein. „Von der Schule“, antwortete Ryô etwas zu knapp für sein gewohntes Benehmen. Leanie fügte hinzu, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen: „Ryô hatte immer die besten Noten, im Gegensatz zu mir! Daher bin ich auch hier gelandet und er bei Euch, Kaze-sama.“ Sie reichte ihm seinen geflügelten Anhänger zurück und Grey hing seine Waffe wieder dorthin wo er hingehörte. Lächelnd antwortete er: „Ich bin auch sehr froh ihn bei mir zu haben. Ryô ist mir wahrlich eine große Hilfe! Ich kann mir keinen Besseren vorstellen.“ Momentan wünschte sich der ach so tolle Tempelwächter allerdings woanders hin. Er mochte die Wendung des Tages nicht und hatte schlimme Vorahnungen. Er war nicht einmal fähig sich über das Lob seines Herren zu freuen. Zum Glück war Leanie trotz allem pflichtbewusst und wechselte das Thema: „Hikari-sama liegt im 48sten Stock“, sagte sie und prompt stand sie auf. „Ich werde euch hinführen. Ab dem 43sten Stock seit ihr nicht länger befugt alleine zu gehen.“ Grey winkte lächelnd ab. „Das passt sich doch ausgezeichnet! Ich würde gern mehr von eurer gemeinsamen Schulzeit wissen.“ Leanie lächelte ebenfalls, kicherte. Eine Antwort gab es nicht. „Warten sie kurz hier, ja?“ Damit ging sie zu einem anderen Tempelwächter. Kaum war sie außer Reichweite, schoss Grey los: „Ryô! Sowas verschweigst du mir?!“ „Grey-sama, ich bin mir keiner Schuld bekannt. Denn ich wüsste nicht, was für Euch im Bereich der Interesse liegen könnte“, versuchte der Tempelwächter es ruhig zu sagen, obwohl sein Gemüt dem nicht entsprach. „Eine ganze Menge! Wie steht ihr zueinander?“ Ryô sah zu ihm. Er fühlte einem enormen Widerwillen gegen das Gespräch und währe er nicht zu seiner Position gebunden, würde er wahrscheinlich protestieren. Doch da er ein solcher Musterschüler war, fiel ihn dies nicht im Traum ein. „Wir waren nur im gleichen Jahrgang…“ Der Windwächter grinste nach wie vor, wie ein Honigkuchenpferd. „Erzähl mir doch nichts! Sie ist ein hübsches Mädchen. Sie wirkt sehr sympathisch auf mich. Dazu kommt… dass sie dich eindeutig mag!“ Ryô fiel das Gesicht aus den Angeln. Er hatte es befürchtet: Grey versuchte ihn zu verkuppeln. Was für ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber wie sollte Ryô Grey sagen, dass er es nicht wollte?! Er konnte wohl kaum sagen „Hör auf!“ – das käme einem Befehl gleich! „Ihr passt gut zusammen.“ Obwohl Ryô sich bewusst war, dass er eine Regel brach, musste er sein Gesicht von seinen Herren abwenden. Dieser deutete dies als Anzeichen von Schüchternheit. Bester Laune klopfte er seinem Freund auf den Rücken. „Sei doch nicht so schüchtern, alter Freund! Komm schon! Gib dir einen Ruck!“ Ryô schüttelte den Kopf. Dann sah Grey plötzlich ernst aus und sagte: „Ah… ich verstehe.“ Er wurde verwundert angeschaut, auch ein wenig ängstlich. Was meinte er? Doch nicht etwa…. „Grey-sama… was meint Ihr?“ „Es liegt klar auf der Hand warum du dich nicht für Frauen interessierst.“ Der Tempelwächter glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Doch Grey war nicht fertig. Er legte seine Hände auf die Schultern seines Dieners. Dieser glaubte nun wahrlich zu träumen. „Ryô. Ich kann dich verstehen.“ Eindeutig: Traum. „Aber ich werde es nicht dulden.“ Vorsichtig fragte Ryô nach. „Na was wohl?! Der Grund warum du nie an Liebe denkst ist doch einleuchtend! Du fühlst dich an dein Tempelwächterdasein gekettet! An all diesen Pflichten und Rangunterschieden! Aber, Ryô, lass dir gesagt sein, diejenige die dich wirklich liebt, wird darauf kein Gewicht legen! Denn das ist es was die Liebe ausmacht! Liebe überwindet jegliche Vorurteile! Verstehst du nicht? Ich bin ernsthaft besorgt um dich! Glaubst du etwa, dass es mein Wunsch ist, dass du, als mein bester Freund, mir dein ganzes Leben lang Tee servierst? Du hast ein glückliches Leben verdient. An der Seite einer Frau. Und es ist mein Wunsch, dass du so ein Leben führen kannst.“ Der Angesprochene starrte ihn an, zu etwas Anderem war er einfach nicht fähig. Grey lächelte nur. Es war eindeutig doch kein Traum. Auf so etwas konnte nur der reale Grey kommen. Wie konnte man nur so naiv sein?! … auch wenn es Ryô freute wie sehr sich sein Herr doch Gedanken um sein Wohl machte. Ryô war so perplex von Freude und auf der anderen Seite doch auch zu tief traurig, dass er keinen ordentlichen Satz zu brachte: „Äh… ich… koche aber gern Tee… Ich… liebe es...“ Grey lächelte unentwegt und sagte: „Das werden wir schon hinbekommen, mein Freund! Ich werde dir helfen!“ Nun fragte sich Ryô ernsthaft, wie viele Meter er herunter springen musste, um zu sterben. „Ah, Leanie-san!“ Grey wandte sich herum und gab Ryô einen kleinen Stoß in ihre Richtung. Leanie lächelte ihren Kollegen an und sagte zu den beiden Wächtern: „Folgen Sie mir bitte.“ Auf den Weg zu einem der drei Fahrstühle, die gegenüber von einander gebaut waren, lächelte Grey eifrig. Einen kurzen Moment fragte Ryô sich wie sein Herr überhaupt auf die Idee kam, er könnte verkuppeln. Er war nun wirklich ein Liebestrottel. Ohne beleidigend zu werden. Er selbst hatte immerhin noch nie bemerkt wenn jemand in ihn verliebt war. Und es war wohl auch gelogen, dass gerade er Glück in der Liebe hatte. Geschweige den irgendeine Erfahrung... zwar hatte Grey des Öfteren weiblichen Besuch über Nacht, doch... das konnte man wohl kaum als Erfahrung gelten lassen. Immerhin war seine wahre Liebe hoffnungslos zum Scheitern verurteilt. Dieser Gedanke war gemeinerweise tröstend. Denn Ryô konnte sich selbst nicht garantieren, ob er nicht, um Greys Willen, sogar mitgespielt hätte. Im Fahrstuhl angekommen, schloss sich die Glastür geräuschlos hinter ihnen und es ging aufwärts. In der Tat, Leanie sah aus den Augenwinkeln unentwegt zu Ryô. Wenn er es sah, lächelte sie ihn an. Doch Grey bemerkte es zum Glück nicht. Er war damit beschäftigt auf die Anzeige zu achten. Zum Glück, dachte Ryô, jetzt war seine Schwester ihm wichtiger. Der Windwächter sah sich die Beschriftungen der Stockwerke an. Kriegsverletzung ersten Grades, Kriegsverletzung zweiten Grades, Kriegsverletzung dritten Grades, Kinderabteilung, Vergiftungen, Kreissaal, Leichenhalle, Amnesie, Depressionen, Kur-Bereich, Nexres etc. 43stes Stockwert, dort stand deutlich geschrieben: Dämonie. Dämonie war der Fachbegriff für Besessenheit. Alleine das Wort löste in Grey ein flaues Gefühl aus. Er legte seine Hand über das Wort, als würde dies, es verschwinden lassen. „…Wie geht es meiner Schwester?“ Leanie sah auf, um jedoch sofort wieder den Kopf zu senken. „Tut mir Leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin nur Überlieferin, keine Ärztin. Aber sie werden es sicherlich gleich zu wissen bekommen.“ Der Fahrstuhl hielt im 43sten Stock. Eine mechanische Stimme untermauerte dies und teilte auch mit, dass sie aufpassen sollten. Aufpassen? Wovor? Kaum waren sie aus dem Fahrstuhl getreten, wurde Grey klar, warum man Erstens nicht ohne Begleitung dieses Stockwerk betreten durfte und zum Anderen auch, warum man aufpassen sollte: Ein Wächter (glaubte Grey jedenfalls…) rannte wie ein Gejagter an ihnen vorbei. Grey gelang es nur kurz sein Gesicht zu sehen. Es war abgemagert bis auf die Knochen, tiefe dunkle Augenringe und verfilztes grünes Haar. Er ähnelte einem Totenkopf aus dem Moos wuchs. „BLEIB STEHEN DU VERFLUCHTES UNTIER!“ Der Wächter lachte wie ein Wahnsinniger, über diese Worte eines Arztes, der ihm hinter her lief. Dieser schien seine Taktik jedoch zu ändern und holte eine Waffe aus seinen Gürtel hervor, die aussah wie eine Laserwaffe aus einem schlechten Science-Fiction Film. Jedoch umso effektiver. Er zielte kurz, drückte ab und ein türkiser Strahl traf den Flüchtling im Rücken. Er wurde paralysiert, noch ehe er zu Boden ging und sofort war der Arzt zur Stelle. Nicht um ihn zu helfen, wie Grey annahm, sondern um ihn mittels Knie auf den Boden zu drücken. „Du verdammtes Wächerarschloch!“, zischte der Flüchtling vom Boden hervor. Doch der Arzt blieb unbeeindruckt. „Das war dein 14ter Fluchtversuch.“ Er packte ihn an den Haaren, hob ihn ein wenig hoch und sagte gehässig: „Ich werde mich persönlich um deine Exorzierung kümmern. Also übe lieber das Flüchten!“ Mit diesen Worten schlug er das Gesicht des Besessenen auf den Boden und gab zwei anderen Wächtern die Anweisung ihn wegzubringen. „Armer Shizen“, sagte Leanie und fuhr fort: „Er ist sowas wie ein Dauerpatient, hier in dieser Etage. Es vergeht keine Woche, bis er erneut von einem Dämon besessen ist! Er hat einen zu schwachen Willen.“ Ryô schielte zur seiner Kollegien rüber. Er war überrascht über ihr Verhalten. Immerhin war es ein Verstoß gegen das Schweigegelüpfte. Nicht nur weil sie im medizinischen Bereich tätig war: Allen anderen Tempelwächtern war es ebenso verboten Informationen über deren Herren preiszugeben. Im Falle einer Geiselnahme mussten die Tempelwächter unter allen Umständen versuchen sich umzubringen. Dies war die einzige Garantie sicher zu sein das Geheimnisse auch geheim blieben. Immerhin hatten die Tempelwächter, als private Diener, ein unheimlich großes Allgemeinwissen über die Geheimnisse ihres Meisters und diese waren wichtiger vor dem Feind geheim zu halten, als das Leben eines Tempelwächters... Ryô hatte noch nie von einem Seinesgleichen gehört der diese hohe Regel, wahrscheinlich die höchste, gebrochen hatte. Auch wenn er zugeben musste... würde Itzumi für Greens Geheimnisse Selbstmord begehen? Leanie musste wirklich geschickt sein, wenn sie, trotz ihrer Gesprächigkeit, immer noch arbeiten durfte. Grey schluckte nur als Antwort. Die Vorgehensweiße des Arztes hatte ihn geschockt. Vor allen Dingen, aber das Szenario allgemein. Wenn solche Personen auf dieser Etage behandelt wurden… und es so schlecht um ihnen stand… wie ging es dann Green? „Aores-senpei?“, fragte Leanie und ging auf den Arzt zu. Dieser achtete nicht lange auf sie und musterte Grey. Auch Ryô beachtete er nicht. Tempelwächter waren für ihn anscheinend nur der Anhang. „Was wollen Sie?“, fragte er unwirsch und schickte Leanie fort. Sie lächelte beide unbemerkt an; Ryô jedoch am wärmsten. Dieser lächelte nur schwach, ehe sie verschwand. „Zu meiner Schwester.“ „Sehe ich aus wie ein Hellseher?“ „Kurai Yogosu Hikari Green“, antwortete Grey im gleichen abfälligen Tonfall wie Aores. Jetzt jedoch sah dieser ihn genauer an, nickte und zeigte auf eine Sofaecke in der Nähe. Als sie sich setzten opferte Grey einen kurzen Moment um seinen Gegenüber genauer anzusehen. Er hatte schwarzes Haar, daher war es für Grey auch schwer einzuschätzen, was für ein Element er besaß. Seine Augen waren Ultramarin, wie auch seine Arztuniform. Irgendwie kam er Grey bekannt vor… „Haben wir bereits Bekanntschaft gemacht?“ „Nicht direkt. Ich bin der Bruder Ihres Großvaters.“ Grey sperrte die Augen auf. Da er wusste dass Shaginai nur eine große Schwester gehabt hatte, konnte Aores nur der Bruder von Kataron, dem Vater Kanoris, sein. „Aber… Sie sind so jung.“ Er sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an. „Kleiner: Schon mal was von Schönheitschirurgie gehört?“ Das war nicht das was Grey verwunderte, nein, schon eher schockierte: Der Wächter vor ihm musste mindestens 60 Jahre alt sein. Ein Wächter der 60 Jahre alt war!? 60! Entweder war er enorm feige und hielt sich somit vom Schlachtfeld fern, oder er war einfach gut. Aber 60?! Auch wenn Wächter nicht kämpften, wurden sie eigentlich nicht älter als 40... Aores musste der älteste lebende Wächter sein. Vielleicht sogar der gesamten Geschichte... Grey beschloss das Thema zu wechseln. Er mochte ihn nicht und wollte so schnell wie möglich zu Green. „Ich wünsche zu meiner Schwester zu gelangen.“ „Ihr wollt hier gar nichts.“ „Dann will ich mit dem Chef sprechen.“ „Dieser sitzt vor Ihnen.“ Der Windwächter grummelte etwas, doch antwortete nicht. „Wenn Ihnen das nicht passt, könnt Ihr eure werte Schwester holen und sie in ein menschliches Irrenhaus überweißen.“ Abermals behielt Grey seine Antwort für sich. Es war auch nicht notwendig, dass er etwas sagte, denn in diesem Moment trat ein weiterer Tempelwächter hinzu. Aores sah auf und fragte was los wäre. Der Bote bückte sich und die beiden gingen ins Flüstern über. Während sie ungehört sprachen, bemerkte Grey, dass Aores öfter mal zu ihm sah. Nachdem der Tempelwächter eine Anweisung erhalten hatte, ging er wieder mit ebenmäßigen Schritten davon. Aores seufzte verärgert. „Ihr habt eine aufmüpfige Schwester.“ Greys Augen weiteten sich. Sein Verdacht, dass das Gespräch sich um Green gehandelt hatte, war also richtig gewesen. „Was ist mit ihr?“ „Sie ist zum wiederholten Male verschwunden. Irgendwie schafft sie es, das Sicherheitssystem zu überwinden.“ Jetzt war es Aores der verwundert aussah. Denn Grey reagierte nicht, wie er angenommen hatte. Er lächelte, die Anspannung nahm sichtbar ab als er sich zurück lehnte. „Das sind wahrlich gute Nachrichten.“ „Ach, sind es?“ „Ja, denn dies bedeutet, dass Green ganz sie selbst ist.“ Das war sie momentan auch. Eine Green die sich in dem wohl größten Krankenhaus verwirrt hatte, in dem sie je gewesen war und das in einem schrecklichen Outfit, den leeren Magen unbeachtet – aber alles in allen fühlte sie sich ganz sich selbst. Nachdem sie schon zum dritten Mal das Sicherheitssystem geknackt hatte, rannte sie die Treppen runter – der Fahrstuhl war zu gefährlich. Verschwinden? Nein, das hatte sie nicht vor. Sie suchte etwas. Ein Telefon. Oder einen Anschluss zum Internet. Im Prinzip war es auch egal, Hauptsache sie konnte mit der Außenwelt, oder eher der Menschenwelt, Kontakt aufnehmen. Mehrmals hatte sie gegenüber ihrem „privaten Personal“ den Wunsch geäußert mit Tinami in Kontakt treten zu können. Sie musste mit Tinami über Tao sprechen... Aber die Antwort war immer eine Absage ihres Wunsches. Solange ihre Autorität „instabil“ war, war sie nicht befugt Befehle zu geben, geschweige den mit Jemanden in Kontakt zu treten. Wahrscheinlich würden sie es ihr schon erlauben: Wenn Green klar sagen könnte mit wem sie sprechen wollte und worüber. Das „Worüber“ war dabei das Problem. Sie konnte schlecht sagen, dass sie mit ihrer Klimawächterin über die Liebe einer toten Wächterin der Dunkelheit sprechen wollte. Oh ja, das kam garantiert gut an. Also griff Green zu ihrer Lieblingsmetode: Der „Nicht-erlaubten“. Doch sie hatte nicht einmal einen Telefonanschluss gefunden. An den Informationen hatte sie schon öfter jemanden in ein Kommunikationsgerät reden gesehen. Allerdings ausschließlich an den Informationen und als Flüchtling konnte sie sich dem nicht nähern, ohne dass der Wächter sofort Alarm schlagen würde. Es handelte sich hierbei immerhin um die „Hikari-sama“, die, um es direkt zu sagen, nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. ... Green würde gerne Siberu und Gary kontaktieren. Sie würde. Die Hikari verlangsamte ihre Schritte, bis sie stehen blieb. Ihre Hand lag auf dem polierten Treppengeländer. Die andere jedoch erhob sich und berührte die Glöckchen-Ohrringe, die von ihrem Ohr herab baumelten. Sie schloss die Augen, rief sich alte Erinnerungen wach. Die Bilder verliehen ihr ein schwaches Gefühl von Glück und Geborgenheit, wurden jedoch im nächsten Moment schon wieder getrübt. Sie bekamen Risse. Zersprangen wie Glas. Hätte Green nur nie erfahren, was für ein Schicksal ihr bevor stand… Nein, das durfte sie nicht denken. Denn wenn sie es nicht erfahren hätte, würde das Schicksal wahr werden. Sie hätte nichts dagegen tun können, dass gerade den beiden Personen, die ihr am wichtigsten waren, ihretwegen starben. Liebe. Dämon. Tod. Es war doch so einleuchtend. Wie konnten die Hikari nur denken, dass die Karte des Todes ihren Untergang einläuten würde? Green war nicht und würde nie in der Lage sein, so etwas zu vollbringen. Als ob sie dazu überhaupt die Macht besaß… nein, Green war sich ihrer sicher. Zwar wusste sie auch nicht, wie sie Siberu und Gary töten sollte, aber sie wollte es sich auch nicht nur im Entferntesten vorstellen. Der letzte Kampf hatte ihr vollkommen gereicht… Dennoch, ein Wunsch überschattete den von deren Sicherheit. Doch Green hielt ihn in sich verschlossen. Sie wollte ihn selbst sich selbst gegenüber nicht äußern. Die Gefahr, dass sie unbewusst eine Möglichkeit suchen würde, diesen Wunsch wahr werden zu lassen, war einfach zu groß. Green spürte die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Irgendwie kam es ihr so vor, als würde es in der Welt der Wächter immer hell sein. Doch, wie konnte es so hell sein… und gleichzeitig so dunkel? Schweren Herzens setzte die Lichterbin ihren Weg fort. Bei der ersten Tür, hielt sie an und öffnete diese leise einen Spalt breit. Nichts zu sehen, daher schlüpfte sie hindurch. Der Gang lag wie ausgestorben vor ihr. Es herrschte eine bedrückende Stille. Das Licht war ausgeschaltet, sodass der Gang nur durch die hohen Fenster erhellt wurde. Langsam, ohne Laute zu verursachen, lief Green schnell weiter. In welcher Etage sie sich wohl befand? Hoffentlich nicht in der Etage wo die Leichenhallte sich befand. Darauf konnte sie verzichten. Viel besser war die Etage, auf die sie sich befand, nicht, wie sich herausstellte, als Green noch ein wenig weiter gekommen war. An der Wand hing ein Schild auf dem geschrieben stand: Nexres Abteilung. Schlecht. Dieser Ort lag garantiert nicht auf der Liste ihrer TopTen ihrer Wunschziele. Auch wenn sie wusste, das in dieser Etage irgendwo ihre Tante Violet liegen musste. Vielleicht war es auch gerade deshalb wieso Green sich nicht wohl fühlte in ihrer Haut. Die Worte ihrer Mutter hallten in ihren Kopf nach: „ …Du hast noch nie jemanden in diesen schrecklichen Zustand gesehen, denn wenn du es gesehen hättest, würdest du nicht fragen… Nexres ist wie ein dauerhafter Alptraum, aus dem man nicht wieder erwachen kann und… man sieht deutlich wie Violet darunter leidet… körperlich wie auch seelisch… Selbst wenn sie wieder aufwachen würde, wäre sie nur ein Schatten ihrer selbst…“ Nein, Green glaubte wirklich, dass sie darauf verzichtete. So einen Anblick wollte sie nicht sehen. Daher wollte sie auch so schnell wie möglich diese schrecklich stille Etage verlassen. Sie ging weiter und jetzt wo sie wusste wo sie sich befand, sprang ihr erst ins Auge, dass alle Türen aus einem enorm dicken Material bestanden. Metall? Es gab nicht einmal einen Türspalt. Kein Wunder, dass es so ruhig war… Obendrein besaßen alle Türen einen doppelten Riegel. Alle waren fest verschlossen. Bis auf eine. Sie war einen Spalt weit offen, stand auf Kipp, deutlich waren Stimmen von Innen zu hören. Da sah die Hikari auch, dass ihr Eindruck richtig war. Die Tür war 20 Zentimeter dick. Green ging unentwegt weiter. Wie angewurzelt blieb sie allerdings nach zwei Schritten stehen als hörte: „Daddy…!“ Dieser entsetzliche Laut jagte ein Gefühl durch Green, als hätte man sie durchbohrt. Noch nie hatte sie so etwas Schreckliches gehört. Die Stimme klang so verzweifelt, so zu tiefst schmerzerfüllt, dass es mehr als Gänsehaut auslöste. Als würde sie aus dem Tiefen des Leides herauf kommen, um Green zu umschließen und sie mit sich herunter zu ziehen. Die Hikari wollte es nicht, aber sie bewegte sich zurück. Die unauslöschbare Neugierde hatte sie gepackt. Sie sah durch den Türspalt, so vorsichtig wie möglich und erblickte zwei ihrer Familienmitglieder. Wie White es schon gesagt hatte, war kaum noch etwas von Violet übrig. Kaum etwas erinnerte noch an die lebensfreudige, selbstbewusste, temperamentvolle Frau, die Green in Whites Erinnerungen kennen gelernt hatte. Der Körper sah aus wie der einer Magersüchtigen, die Haut war grau, um einiges blasser als die der Hikari. Ihre Haare waren länger geworden, fielen bis auf den Boden - zeugten jedoch nicht von Kraft und Schönheit. Sie waren ausgebleicht, wirkten fahl und alt, auch wenn sie fein säuberlich gekämmt waren. Das Schlimmste jedoch war ihr Gesicht. Es war eingefallen, ähnelte einem Totenkopf mit grauer Haut überzogen. Ihre Lippen waren zerbissen; vollkommen kaputt. Ihre Augen unterstrichen das ganze noch. Sie waren blutunterlaufen, tiefe schwarze Ringe zeichneten sich unter ihren Augenbrauen. Green wollte weg. Dieser Anblick schockte sie zutiefst. Noch nie hatte sie jemanden in einen so fürchterlichen Zustand gesehen. Aber sie konnte sich nicht bewegen. Dieses Grauen schien sie an den Boden gemeißelt zu haben. Violet lag in den Armen ihres Vaters, hatte beide Arme um Shaginai geschlungen, als fürchtete sie sich vor einen Abgrund, in den sie fallen würde, wenn sie sich nicht festhalten würde. Shaginai hielt sie fest an sich gedrückt, achtete nicht auf die beiden stummen ärztlichen Zuschauer, und schon gar nicht auf Green. Diese hatte ihren Großvater noch nie so aufgelöst gesehen. Er ähnelte nicht der der er war. Nicht der stolze und unbarmherzige Hikari, wie Green ihn kennen gelernt hatte. Sondern viel mehr, einem zutiefst verzweifelten und hilflosen Vater. Shaginai sah allerdings nicht auf Violet hinab, sondern Richtung Decke. Wären die Hikari gläubig, würde Green fast behaupten, es sähe aus, als würde er Gott um Erbarmen anflehen. Violets Stimme hallte abermals schmerzverzerrt durch den Raum: „… Tu ihr nichts! Lass meine Tochter! Ich flehe dich an! Lass deine Finger von ihr! NEIN! Nicht Pink! Nicht sie!“ Die Worte hatte sie schnell und kaum verständlich ausgesprochen. Der Rest war nicht verständlich, denn die Worte gingen in einem erstickten Schrei und Tränen unter. Shaginai versuchte sie zu beruhigen, doch seine Worte brachten nichts. Violet hörte es nicht. Ihre erstickten Wörter, die zwischen den Schreien zu hören waren, konnte man kaum zusammen setzen um ihnen einen Sinn zu verleihen. Green verstand etwas über Violets Versprechen White gegenüber, dass sie auf die Kinder aufpassen musste, dass sie nicht zulassen würde das ihnen etwas geschah… und immer wieder flehte sie einen Unbekannten an, Pink nicht weh zu tun. Es war ein schreckliches Szenario. Violets Schmerzen und Alpträume mit anzuhören… und dazu die offensichtliche Verzagtheit Shaginais. Insbesondere wenn Violet ihren Vater um Hilfe anflehte. Es dauerte lange ehe Violet einigermaßen zu Ruhe fiel. Von alleine tat sie dies jedoch nicht: Einer der beiden Ärzte war gezwungen ihr mittels Magie ein Mittel zu infizieren, welches sie ruhig stellte. Violet fiel ins Kissen zurück, jedoch immer noch leise vor sich hin murmelnd und wimmernd. Sie wälzte sich hin und her und klammerte sich an ihre Bettdecke. Shaginai sah zutiefst besorgt auf seine kranke Tochter hinab. Die beiden anderen Wächter sagten nichts. „Ihre Haare müssen wieder geschnitten werden“, sagte der Hikari in einen gefassten Tonfall welcher nicht zu seiner Miene passte. „Ich werde diese Aufgabe übernehmen.“ Der andere Arzt wollte gerade etwas sagen, doch in diesem Moment, veränderte sich das Gesicht des Hikari. Er sah auf und ehe Green wusste was geschah, fiel sie zu Boden und spürte eine Schwertklinge an ihren Hals. Im ersten Moment war sie zu geschockt eine Waffe an ihrer Pulsader zu sehen, um mit mehr zu reagieren, als einem erstarrten Blick. „Ah“, hörte Green ihren Großvater gehässig sagen. „Das bist ja nur du. Ich habe deine Aura für die eines Dämons gehalten. Scheinbar gehört das Lauschen auch zu deinen Tugenden.“ Seine Enkelin sah trotzig auf, um allerdings einen steinharten Blick zu treffen. Shaginai sah im wahrsten Sinne des Wortes auf sie hinab. Er war über sie gerichtet, hielt das Schwert lässig in der rechten Hand – doch es war nicht zu übersehen, dass er bereit war Greens Kopf vom Körper zu trennen. Immerhin war es genau das, was sein Ziel war: Green tot sehen. Alles Mitleid, welches sie nur zwei Sekunden vorher noch für ihn empfunden hatte, wich sofort von ihr. „Wie du siehst bin ich kein Dämon“, versuchte Green mit einem schwachen Abbild eines gezwungenen Lächelns. Shaginai machte keine Anstalten sein Schwert zurückzuziehen. Er stand in der gleichen Pose, sein grimmiges Gesicht wurde langsam zu einem überlegenen Lächeln. Es war offensichtlich, dass ihm die momentane Situation gefiel. Green war ihm hilflos ausgeliefert. Obendrein konnte ihn niemand etwas verbieten. Die beiden Wächter, die vorher noch im Raum gewesen waren, sahen einfach nur stumm, zwar überrascht, doch tatenlos, zu. „Zwischen dir und einem Dämon ist wahrlich kein großer Unterschied, Yogosu.“ Green spürte wie ihr Blut gegen das glänzende Material der Klinge pochte. Sie wusste, dass er sie umbringen wollte – aber war ihr Großvater sogar dazu bereit, sie einfach hier und jetzt umzubringen? Green wusste die Antwort nicht. Sie wollte es auch nicht wissen. Jedoch spürte sie eine in sich aufkommen. Das leise Gefühl von Angst kroch in ihr hoch. Nur anmerken ließ sie es nicht. Ihr Gesichtsausdruck war widerspenstig. Genauso plötzlich wie er sie attackiert hatte, zog er sein Schwert zurück. Wortlos. Doch seine Augen sagten genug aus: „Noch nicht.“ Der Hikari schulterte seine Waffe, die sich bei der Bewegung zurück verwandelte. Ohne weitere Konversation, oder Blickkontakt schritt er an ihr vorbei. Doch Green war noch nicht fertig. Sie stand auf und sagte, als er ihr schon den Rücken zugekehrt hatte: „Pink hat ein Recht zu erfahren was mit ihrer Mutter geschehen ist!“ Shaginai blieb mitten in der Bewegung stehen, als hätte man ihm den Strom gekappt. Doch Green war nicht fertig: „Wenn Pink Violet besuchen würde, könnte das dazu führen, dass sie wieder aufwacht! Man könnte es wenigstens drauf an kommen lassen! Pink ist zwar unheimlich naiv, aber sie ist dennoch in der Lage diese Bürde zu tragen! Es ist besser als niemals seine Mutter gesehen zu haben! Besonders wenn man bedenkt, dass ihre Tochter sie wieder gesund machen kön-“ „Schweig“, unterbrach er Green mitten im Satz, bevor sie überhaupt mit ihrer richtigen Argumentation beginnen konnte. Shaginai sah über die Schulter hinweg. Einen so eiskalten Blick hatte sie noch nie getroffen, als er sagte: „Du gehörst nicht zur Familie! Also halte deine Meinung für dich!“ „Green! Den Himmel sei dank!“ So innig wurde Green schon lange nicht mehr umarmt. Schon gar nicht von Grey. Seine Freude seine Schwester wohlauf zu sehen, war einfach überwältigend gewesen. Für beide gleichermaßen, denn Green bekam unter seiner Umarmung kaum Luft. „Danke, Hikari-kami-sama für Euer schützendes Licht welches Ihr über meine Schwester gehalten habt! Danke, für Eure Güte, die mir erlaubt sie noch einmal in meinen Armen halten zu können!“ „...Du redest wie ein Christ.“ „Es ist mir egal, welcher Macht ich für deine Gesundheit danken muss! So kurz standest du davor ewig von mir zu gehen... Oh, ich mag gar nicht daran denken!“ „Grehey! Mir geht es ja gut! Aber nicht mehr lange, wenn du mir keine Luft lässt!“ Grey ließ, nach dieser Aussage, widerwillig von ihr ab und nahm an ihrer Bettkante Platz. Ryô stand mit großem Abstand an der Wand, als wäre er ein Gegenstand der zum Zimmer gehörte. „Gut?! Du hast einen Herzinfarkt erlitten!“ „Ich war KURZ VOR einem. Das ist ein entscheidender Unterschied, Grey“, korrigierte sie ihn, doch er wollte nicht hören. Er bemerkte nicht, dass es Greens Seele schlechter erging, als ihr Körper. Zumal Violets grauenhaften Zustand... So fürchterlich hatte Green sich das nicht ausgemalt. Dieses Leid! Sie bekam Violets ausgemagertes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf... Genauso wenig ihre Schreie. Sie konnte gut verstehen, dass White diesen Anblick nicht ertragen konnte. Obwohl sie ihren Großvater am liebsten vollständig aus ihrem Kopf verbannen wollte, nachdem was er gesagt hatte, hatte er ihren Respekt, weil er sie so oft besuchte und dieses Grauen standhielt. Aber... Sie gehörte nicht zur Familie? War es nicht ihr Bruder, der neben ihr saß, sie umarmt hatte, weil sie seine Schwester war und sie sich liebten? Genauso war White ihre Mutter... und Pink ihre Cousine, dessen Mutter eher tot als lebendig war. Wie konnte Shaginai von ihr verlangen sich rauszuhalten? Es ging ihr doch was an! Es tat ihr doch weh... Green würde gern mit jemanden darüber reden. Mit Jemanden... wie... Gary... „Ich weiß überhaupt nicht was ich von all dem halten soll.“ Green sah auf, sie hatte ihren Bruder komplett vergessen. Es fiel ihr schwer wieder den Faden ihres Bruders aufzunehmen und dem Gespräch wieder zu folgen: „Zuerst verschwindest du und kaum tauchst du wieder auf, fällst du der Dämonie zum Opfer! Fünf Tage lagst du hier und hast dich keinen Zentimeter bewegt! Hast du überhaupt eine Ahnung was für fürchterliche Sorgen ich mir gemacht habe?! Sorgen kann man das schon gar nicht mehr nennen! Nicht zu sprechen von den Anruf, dass dein Herz kurz vor dem Stillstand gewesen war! In dem Moment dachte ich wirklich meine Welt würde sich auflösen! Und da sagst du mir, es geht dir GUT?!“ Green sah ihn mit einem tröstenden Lächeln an, es war wirklich zu süß, wie er sich aufregte. Aber er hatte ja Recht. Wie konnte Green eigentlich behaupten es würde ihr gut gehen? Aber es ging ihr ja „gut“… Sie spürte Silence’ Gegenwart nicht. Weder in ihr, noch um sie herum. Seitdem sie versucht hatte Green zu töten, welches auch den „Beinahe-Herzinfakt“ ausgelöst hatte, war sie wortwörtlich verschwunden. Doch es würde sich nur um Zeit handeln, bis sie wieder auftauchte. Dessen war sich Green sicher. Immerhin war sie ihre einzige Hilfe. Doch bevor Silence zurück kam, musste Green eine Möglichkeit finden, ihr Vertrauen zu erlangen. Durch die Vergangenheitsbilder war die Lichterbin sich sicher geworden, dass Silence absolut nicht so böse war, wie sie gern tat. So kindisch das auch klingen mochte: Green wollte mit Silence befreundet sein. Kaum hatte sie dies gedacht, musste sie den Drang unterdrücken sich selbst auszulachen. Sie wollte mit Jemanden eine Freundschaft führen, der versucht hatte sie umzubringen? Wo lag da die Logik! Aber es war einfach so. Greens Neugierde war erwacht, genau wie ihr Drang zu handeln. Sie wollte wissen was hinter Youmas Verhalten lag – vielleicht gab es für alles einen plausiblen Grund. Einen Grund der Licht und Dunkelheit vielleicht wieder vereinen konnte? Überaus naiver Gedanke. Naiv war gar kein Ausdruck, dennoch: Alleine die Vorstellung das sie mit Siberu und Gary zusammen sein durfte, so viel sie wollte, dass niemand etwas dagegen haben würde, dass es keinen endlosen Hass mehr geben würde… reichte aus um Greens Tatendrang zu entfachen. „Green, jetzt fang mal ganz von vorne an: Von was warst du besessen?“ Wenn man vom Teufel spricht, dachte Green. Doch für diese Frage hatte sie bereits eine passende und logische Antwort gefunden. Sie sah zu ihren Bruder und sie musste keine Gedanken lesen, um zu sehen wem er die Schuld gab. Ihr Lächeln flaute ab. „Gary und Siberu haben damit nicht das Geringste zu tun. Ganz im Gegenteil sogar. Warum musst du ihnen immer die Schuld in die Schuhe schieben?“ „Es ist das Naheliegende.“ „Nur weil sie neben mir wohnen, ist es das, wenn sie für alles, was nur im Entferntesten mit Dunkelheit zu tun hat, ihre Schuld? Warum sollten die beiden dafür sorgen, dass ich besessen werde? Das ist doch keine Logik!“ „Keine Logik? Du warst kurz davor zu sterben! Da-“ „Als ob die Beiden mich tot sehen wollten!“ „Es sind Dämo-“ „Sie sind meine Freunde!“ Grey erhob seine Stimme um Greens zu übertönen: „Deine Freunde?! Wären sie so etwas, hätten sie nicht zugelassen, dass dir etwas zustößt!“ Green nahm diesen Schlag auf, musste die Worte kurz überdenken und sagte dann, mit weniger Lautstärke in der Stimme: „Da können sie nichts für. Ich habe ihre Hilfe abgelehnt…“ Ein weiteres Mal an diesen Tag überschwemmte sie das schlechte Gewissen und die Sehnsucht. Wenn alles überstanden war und sie wieder nach Tokio zurückkehren konnte, wären sie nicht mehr da. Green war sich dessen sicher. Nachdem Green sie so schlecht behandelt hatte, hatten sie keinen Grund mehr an ihrer Seite zu sein. Sie konnte es gut verstehen… Selbst nach deren Kampf hatten Gary und Siberu sie mit offenen Armen wieder empfangen… und was hatte sie gemacht? Sie hatte ihnen die kalte Schulter gezeigt, sie gemieden und jeden Versuch des Redens abgeblockt. Wie sollte sie es ihnen verübeln, wenn sie jetzt das gleiche mit ihr taten… wenn sie überhaupt noch da waren. Es wäre gut wenn sie nicht mehr in meiner Nähe wären, sagte die Stimme der Vernunft, dann wären sie außer Gefahrenzone, der verdammten Todeskarte. Green biss sich auf die Unterlippe. Sie versuchte den Keim der Hoffnung in ihr zu ersticken, der sich trotz der Vernunft in ihr auftat. Vielleicht waren sie ja doch noch da… Vielleicht…! Gerade als die Hikari spürte das Tränen darum kämpfen frei zu kommen, ging die Tür auf. Alle Wächter drehten sich um und sahen Tinami in der Tür. In der Hand hatte sie Pockies. Grey war verwundert sie so munter zu sehen. Es lag immerhin kaum eine Woche zurück dass sie die Folter überstanden hatte. Davon war nichts mehr zu sehen. Ihr Zopf saß wie immer, ihre Kleidung war freizügig und sie hatte ihr gewohntes Grinsen auf dem Gesicht. Von Schmerzen keine Spur. „Hiho to all!“, sagte sie mit erhobener Hand und ging dann zu Green, die im Bett lag. „Pack deine Sachen, Ee-chan!“ Grey und Green sahen sie verwundert an und Tinami holte ein Formular heraus: „Ee-chan wird einer speziellen Untersuchung von mir unterzogen werden!“ „Was? Aber braucht man dafür nicht die Erlaubnis von Aores-san?“, warf Grey ein. „Ja. Wenn er der Machthabende wäre!“ „Ist er das nicht?“ „Ne. Die Machthabende steht vor Ihnen! Sobald ein Elementarwächter des Elements Klima die erforderliche Ausbildung im Bereich der Medizin besitzt, wird dieser Person automatisch die führende Position im Sanctuarian übertragen! Und ich hoffe keiner von euch zweifelt an meiner Ausbildung! Dann lasst euch gesagt sein, ich bin nicht nur eine geniale Hackerin, sondern auch ausgezeichnete Ärztin!“ Grey schien nicht sonderlich überzeugt zu sein. „Und diese… spezielle Untersuchung kann Green helfen?“ „Klaro!“ Jetzt mischte sich auf Green ein: „Aber ich habe hier nichts zum anziehen.“ Sie zeigte auf ihr weißes Krankenhausgewand. Tinami wollte gerade sagen, dass sie doch süß darin aussah, als Grey hervor schoss und plötzlich ein Kleid in der Hand hielt. „Zum Glück hast du einen Onii-chan!“, sagte er und übergab Green das Kleid. Diese starrte ihn an, genau wie Tinami. Niemand wusste woher er das Kleid so plötzlich hatte, man fragte allerdings auch nicht. Green war schon dabei das Kleidungsstück skeptisch zu begutachten, während Grey, ungeachtet, von den verschiedenen Stoffen und Nähtechniken sprach. „Kann man anziehen“, stellte Green fest. „Für dich nur das Beste!“ Seine kleine Schwester sah auf und sah ihn mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte. Plötzlich drehte sie ihre Hand. Grey verstand immer noch nicht. „Onii-chan. Willst du sehen wie ich mich umziehe?“ Von irgendwoher kam ein Piepen. Es wurde von Ton zu Ton lauter, verstärkte sich und wurde dringender. Doch er hatte keine Lust den Ursprung auf den Grund zu gehen. Die Lust für Allem fehlte ihn. Er war so froh gewesen, wenigstens für ein paar Stunden ruhe gefunden zu haben. Es war ihm noch nie passiert, dass er über seine Bücher eingeschlafen war und es war ihm auch noch nie passiert, dass er sich so lustlos gefühlt hatte. Er wünschte sich, er könnte sich genau wie seinen kleinen Bruder ablenken. Doch wenn er über seiner Ablenkung einschlief, verhieß es wohl, dass der Versuch der Zerstreuung nutzlos war. Das Piepen hörte auf und im selben Moment wusste der Halbdämon, dass es das Telefon war; der Anrufbeantworter sprang an. „… Sibi, Gary? Ich bins.“ Schon als er seinen menschlichen Namen gehört hatte, war Gary aufgesprungen. Niemand anderes würde seinen Namen auf diese Art aussprechen, wie sie es tat. „Green!“ Schweigen. Sie hatte wahrscheinlich schon aufgelegt… „Green…?“ Nein hatte sie nicht, denn er hörte wie sie tief Luft holte. Gary wünschte sich er könnte ihr Gesicht sehen, dass er ihre Gefühle in ihren Augen lesen konnte. „Gary?“ Ihre Stimme bebte, als würde sie weinen. Tat sie es? Gerade als der Angesprochene etwas sagen wollte, atmete Green noch einmal durch und ihre Stimme festigte sich: „Bist du Zuhause?“ Warum fragte sie das? „Du rufst auf dem Festnetztelefon an.“ „Ja, stimmt, sorry.“ „Green, wie geht es dir? Ich… ich hab mir Sorgen…gemacht... Wir meine ich… Deine Wächter haben dich vor fünf Tagen einfach mitgenommen. Es blieb uns nichts Anderes übrig, als ihr Tun zu akzeptieren. Da sie sich ohnehin besser damit auskennen, dachten wir es wäre das Beste, wenn sie sich um dich kümmern. Aber... dir geht es doch wieder gut?“ Abermals schweigen. Gary wusste nicht was es war, aber er merkte dass Green gleich wieder auflegen würde. Er musste sie festhalten. „….Was hältst du davon, wenn wir… wenn…“ Verfluchte Schüchternheit! Rede du verdammter Idiot!, sagte er sich selbst. „…Wenn wir - was?“ Ihre Stimme klang plötzlich ein wenig hoffnungsvoll. Alleine dies genügte um ihn rot werden zu lassen. „Wenn du…. Zurück bist… könnten wir ja… etwas zusa…. Ich meinte, ich würde dann gerne mit dir reden…“ Wieder antwortete sie nicht und Gary verlor all seinen Mut. „Ich weiß nicht ob ich zurück komme…“ Jetzt war es der Halbdämon der nicht antwortete. Sie würde nicht wiederkommen. Er würde sie nicht wieder sehen. Es war vielleicht das letzte Mal, dass er mit ihr sprach. Gary klammerte sich an die Tischkante. Er hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Aber… ich werde das Angebot dankend annehmen.“ Sie sagte diese Worte mit einer ungeheuren Wärme und obwohl er nicht bei ihr war und sie nicht sehen konnte, war ihm fast so als könnte er Green in diesem Moment vor sich sehen, mit einem warmen Lächeln. Genau das Lächeln, welches er bewahren wollte. Doch Green war noch nicht fertig: „Ich weiß jedoch nicht wann… Ich muss diese... Krankheit erst auskurieren... und dann... mal sehen... “ „Das macht nichts“, antwortete Gary vom neuen Mut beflügelt. „Wir treffen uns dann bei mir und ich mach dir dein Lieblingsessen, ja?“ Alles, Green, alles. „Klingt gut.“ „Egal was passiert?“ Und wenn die Welt untergeht. „Egal was passiert.“ „Versprichst du es?“ Natürlich! „Ja, wenn du es mir auch versprichst.“ „Ja! Dann ist das unser Versprechen.“ Ein letztes Mal schweigen. Er hörte ihren Atem, aber da war noch etwas anderes was er hörte… „…Warte auf mich.“ Dann legte Green auf. Die Wächter die die Brücke passierten, sahen deren Hikari verwundert an. Sie hatte ein Handy am Ohr, obwohl sie nicht darin sprach. Sie lächelte. Doch auch dieses konnte nicht überschatten, dass sie weinte. Noch nie hatte jemand eine Hikari weinen gesehen. Kurai Yogosu Hikari Green war wahrlich nicht wie die anderen Hikari…. Fertig gestellt: 23.06.07 So... anstatt einer Vorschau für das nächste Kapitel möchte ich hier gerne ein paar Worte sagen. Ich habe keine Lust mehr. Nein, nicht auf Himi. Himi ist mein Leben und wird es bleiben. Ich werde Himi ein Ende geben, dass ist sicher. Nur ist nicht sicher ob ich dieses hochladen werde u_u° Dank meines Tofus weiß ich, dass um die 30 Mexxler Himi lesen. Von diesen 30 schreiben drei ein Kommentar. Und das deprimiert mich ._.° ich meine, ich verlange keineswegs dass ihr einen halben roman schreiben müsst! Ich möchte nur wissen, dass ich die Arbeit die Himi mitsichbringt nicht umsonst mache... Ich brauche pro kapitel 10 Stunden und fürs Überarbeiten nochma 3. Ich kann mir demnach arbeit sparen, wenn ich die kapis nicht hochlade. Ich habe keine lust eine Sperre zu setzen, mit anderen Worten: Erst am fünf Kommentaren ein neues kapitel hochzuladen u_u ich als leser würde mich da verarscht vorkommen. Daher: Ich werde bis zum ende der zweiten staffel abwarten. Wenn sich nichts ändert, lade ich die dritte staffel und damit das Ende nicht hoch: Himi bleibt unabgeschlossen. Was mir persönlich sehr weh tun würde... Und nochma: Ich erwarte keinen Roman! Jeder von uns hat Streß und wenig Zeit, aber ein kleines kommentar... Ich möchte nur wissen, dass ich meine Arbeit nicht umsonst mache. Danke für die Aufmerksamkeit *verbeug* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)