Himitsu no Mahou - alte Version von AimaiLeafy (Alte Version 2004-2008) ================================================================================ Kapitel 50: Stilles Herz ------------------------ Stilles Herz Ein erschöpftes Seufzten huschte über die Lippen des Klimawächters, während er seine azurblauen Haare aus dem Haarband befreite und sie freien Lauf über seinen Rücken flossen. Er hatte das Haarband noch in der Hand, als der Wächter sein Gesicht vor Kraftlosigkeit in seine Hände vergrub. „Niemand wird mir Glauben schenken, in dem Falle, dass ich es so schreibe, Silence.“ Er machte eine beinahe schon enttäuschte Geste in Richtung dem Haufen Notizen, die er sich während Silence‘ Erzählung gemacht hatte. Tao wusste nicht, wie oft er diese nun durchgelesen hatte. Jedoch sooft, dass er sie hätte vorsagen können, ohne auf das Pergament schauen zu müssen. Silence schwebte in der Mitte des Raumes. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und sah zu dem kraftlosen Tao herüber. „Das ist nicht mein Problem. Ich habe meinen Part getan“, antwortete Silence brüsk. Der Kikou achtete nicht darauf. „Ich muss Beweise liefern können. Wenn mich jemand fragt, woher ich das Wissen erhalten habe, kann meine Antwort unmöglich lauten, eine Tote hätte sie mir zugeflüstert! Alleine schon die Tatsache, dass Light zeugungsunfähig war und die Hikari somit nicht von ihm abstammen...“ Er stöhnte als befürchtete er von Gott gerichtet zu werden. „Wenn ich für diese Behauptung - immerhin zweifle ich damit das Hikari-Regien an! – nicht untermauern kann... uuuuuh. Ich bin sooooo unwürdig!“ Er vergrub seinen blauen Haarschopf abermals in seine Hände. „Ja, das bist du.“ Mit verdrehten Augen. „Und du bist wie immer unheimlich liebenswürdig...“ „Ich weiß, Taolein!“ „Sag mir besser, was ich machen soll.“ Tao nahm sich noch einmal seine Notizen zur Hand und überflog sie kritisch. Das Wissen, welches er da in der Hand hielt... es könnte eine entscheidende Wendung in dem Glauben der Wächter geben. Von je her wussten alle, waren alle Wächter davon überzeugt, dass Light der Vater der Hikari war – aber das war er nicht. Er war nichts weiter als eine Schachfigur des Schicksals, die einen der traurigsten Wege bestritten hatte. Dazu kam das neugewonnene Wissen über die Yamis. Niemals hatte man geahnt, dass es noch ein weites Element gab und obendrein auch noch das der Dunkelheit. Diese wurde einzig und allein den Dämonen zugeschrieben. Hikaru hatte wahrlich erfolgreich dafür gesorgt, dass die Yamis aus der Geschichte der Wächter verschwanden. Wie ein Schandfleck auf einem wunderschönen Bild, waren sie ausradiert worden... Das die Göttin auch noch Hikari-kami-samas Gegenpart, Zwilling oder was auch immer, darstellte und damit die gleiche Macht besaß... damit stellte Tao die Hikaris und die Yamis – die nicht einmal mehr lebten, auf dieselbe Stufe. Tao wusste wirklich nicht, was von den ganzen neuen Fakten am Schlimmsten war! Dass die Wächter mit den Dämonen eine Koexistenz geführt hatten? In Lights Namen – Tao sah die zweifelnden Blicke der Wächter schon vor sich. Wahrscheinlich würden sie es alles mit einem Lächeln abtun; sagen, er wäre wahrscheinlich überarbeitet... oder das Genie und Wahnsinn nah beieinander lagen. Selbst wenn er Beweise liefern könnte... und damit das schwarze Loch der Geschichte füllen könnte... Die Frage war ... würde es Gutes bringen? Wollten die Wächter es überhaupt wissen? „Du könntest sein Tagebuch als Beweis vorlegen.“ Wie vom Blitz getroffen schoss Tao empor. So hastig, dass sein Stuhl auf den Boden krachte und seine Notizen sich über die Fließen verteilten. Er wirbelte herum und sah Silence geschockt an. „W-Wie... bitte?!“ Silence konnte über die Reaktion des Klimawächters nur grinsen und sagte amüsiert: „Wie? Sag mir nicht... oh, habe ich etwa vergessen zu sagen, dass Light ab und zu Dinge über den Verlauf seines Lebens niederschrieb? Ich denke so etwas könnte man Tagebuch nennen, meinst du nicht auch? Leider schrieb er nichts, was ich nicht schon vorher gewusst hatte...“ Taos Gesicht hellte auf der Stelle auf. Die Tatsache, dass Silence ihm diese Information unterschlagen hatte, war ihm scheinbar egal. Ein Tagebuch! Lights Tagebuch! Also besser hätte es wahrlich nicht kommen können! Kaum freute sich Silence‘ über die Freude ihres Gegenübers, verdunkelte sich sein Blick plötzlich und er ließ die Schultern hängen. „Das bringt mich auch nicht weiter.“ „Ach und warum nicht?“ Der Angesprochene hob seinen Stuhl auf, nur um sich danach wieder darauf fallen zu lassen. Er zog das rechte Bein zu sich, winkelte es an und stützte seinen Kopf auf diesen und erklärte erschöpft: „Weil kein Buch eine solch lange Zeit überdauern kann. Es liegt Äonen zurück. Egal wie sicher es aufbewahrt worden ist, es kann unmöglich noch existieren. Dazu kommt, dass die Welt nicht mehr Aeterniem ist. Sie hat sich von Grund auf verändert, sie heißt jetzt Terra (die Wächter nennen die Erde Terra) und gehört nicht länger uns. Egal wo es auf der Oberfläche versteckt gewesen wäre... Entweder wäre es zerstört, so wie alles von unserer alten Zivilisation, die von Aeterniem zeugte, oder von Menschenhand gefunden worden. Und glaube mir, das Letzte ist unmöglich. Alles, was die Menschen jemals von uns besaßen ist wieder in unsere Hände gelangt. Da sind die Wächter recht pingelig.“ Die Antwort Silence‘ war das Verdrehen ihrer schwarzen Augen, während sie näher an ihn heran schwebte. Sein mürrischer Gesichtsausruck geriet ins Wanken als er die Wächterin so kurz vor sich sah und er löste sich aus seiner eingekapselten Pose, indem er sein Bein auf den Boden absetzte. „Du bist der schrecklichste Schaumeier den ich je gekannt habe... und mir ist schon so mancher Kikou unter die Augen gekommen!“, sagte sie schnippisch und mit zusammengekniffenen Augen. Tao sah sie nur verblüfft an – er suchte nach dem Grund warum er keine Worte zu Stande brachte. Seine Augen wurden jedoch erst richtig groß, als Silence‘ Hand urplötzlich hervorschnellte. Als hätte Tao erst just in diesem Moment bemerkt, dass sie eine Hand besaß, starrte er diese an, die sich einladend vor ihm befand. Erst nach wenigen Momenten, sah er auf und in das Gesicht der Yami. Diese machte eine ungeduldige Bewegung mit ihrer anderen Hand und sagte: „Komm schon! Ich werde dir beweisen, dass du nicht immer Recht hast!“ Natürlich hatte Tao ihre Hand nicht ergriffen. So gern er es auch getan hätte... Die Geste Silence‘ war nicht mehr als symbolisch gemeint gewesen. Davon ging Tao aus. Nein, er war sich sicher – sagte er sich selbst. Es war nichts dabei gewesen... absolut nicht. Immerhin... war es sowieso nicht möglich. Der Kikou schüttelte den Kopf, versuchte diese Gedanken damit zu vertreiben und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Wenn er nur wüsste was vor ihm lag! Silence hatte ihm nicht verraten wo sie die beiden hingebracht hatte und ihm auch keine Zeit gelassen, seine Ausrüstung einzupacken. Sie war gerade mal gnädig genug ihm eine Jacke zu erlauben – und die brauchte er auch. Eine beißende Kälte umgab den jungen Klimawächter und brachte ihm zum zittern. Er war in einer Tropfsteinhöhle, so viel konnte er sich doch zusammen reimen. Zwar war seine Sicht, durch die Dunkelheit, mehr als beeinträchtigt, doch seine Augen hatten sich so weit daran gewöhnt, dass er die Umrisse der Stalaktit erahnen konnte, die über seinem Kopfe von der Decke thronten. Hätte er Silence nicht, hätte er sich in diesem Labyrinth verlaufen – er vertraute dem her voll und ganz auf seine Begleiterin. Dies löste jedoch kein flaues Gefühl in ihm aus. Da sie eine Wächterin der Dunkelheit war, konnte Tao sich nicht vorstellen, dass ihr die Dunkelheit Schwierigkeiten bereitete – auch wenn sie nicht im Besitz ihrer Kräfte war. Seine Spekulation hatte sich auch schon innerhalb kürzester Zeit bestätigt, da sie den Hindernissen auf deren Wege geschickt ausweichte und Tao dabei behilflich war: Sie warnte ihn vor Felsen oder zu niedrig hängenden Stalaktiten. Aber auch ansonsten schien sie sich in diesem Wirrwarr auszukennen. „Müssen wir noch weit?“, fragte er plötzlich in die Dunkelheit hinein und war sich sicher das Flattern von Fledermäusen zu hören – über den Geklapper seiner Zähne hinweg. Silence konnte sich da ein neckisches Kommentar nicht verkneifen: „Ou, friert der Herr Klimawächter, so ganz ohne seine Erfindungen?“ Das war das Stichwort: Hätte sie ihn gelassen... hätte er seine Ausrüstung, die für solch einen Fall vorgesehen war, mitgenommen, würde er jetzt garantiert nicht frieren, sondern sich wollig warmfühlen. „Du kannst das doch gar nicht nachvollziehen. Wie lange ist es her, seitdem du eine Gänsehau-“ „Stop.“ Im ersten Moment dachte Tao, Silence hätte ihn am Sprechen gehindert, weil sie nicht hören wollte, wie er ihren toten Zustand ankreidete. Ihm wurde daher auch klar, dass er etwas Taktloses gesagt hatte und das schlechte Gewissen bemächtigte ihn. Doch Silence hatte ihn nicht deswegen zum Schweigen gebracht, sondern weil deren Weg offensichtlich in einer Sackgasse geendet hatte. Hätte Tao kein schlechtes Gewissen, hätte er die Chance genutzt und sie ein wenig geärgert, dafür, dass Silence sie in die Irre geführt hatte. Doch die Yami schien sich ihrer Sache sicher zu sein. Tao konnte nicht erkennen was sie vor ihm tat – dafür war es schlechtweg zu dunkel. Auf einmal leuchtete die Umgebung um ihn herum kurz in einem violetten Schein auf. Das Leuchten erlosch jedoch sofort wieder, aber es hatte ausgereicht um Tao sagen zu können, dass es sich dabei um Magie der Zeit handelte. In diesem Moment wurde dem Klimawächter bewusst, warum Silence sich so sicher war, dass das Tagebuch noch existierte und die Freude über diese Tatsache übermannte ihn förmlich. Zeitwächter konnten Dinge in der Zeit versiegeln! Es war auch solch ein Siegel, welches Youma gefangen hielt. Im Normalfall war es unmöglich ein lebendes Wesen in der Zeit zu versiegeln, doch im Falle Youmas hatten einige Faktoren seine Versiegelung beeinflusst. Zum Einen war es der Gott der Zeit selbst gewesen und zum Anderen, hatte dieser noch Hilfe von Hikaru erhalten. Wie Silence es geschafft hatte Lights Tagebuch zu versiegeln, obwohl sie keine Zeitmagie beherrschte, war Tao ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte sie auf die verbotene Kunst zurück gegriffen... „Träumst du?“ Tao schreckte auf und bemerkte erst da, dass Silence die Prozedur hinter sich gelassen hatte. Sie musste nun vor ihm stehen, doch er konnte sie nicht sehen. „Lass uns zurückkehren. Ich hab alles was wir brauchen.“ In der Wärme seines Gemaches gesuhlt, begutachtete Tao die Gegenstände die Silence aus dem Zeitbann befreit hatte. Es war nicht einzig und allein das Tagebuch gewesen. Sondern noch zwei weitere Dinge. Es waren beides Schmuckstücke: Das eine war ein reichverziertes Diadem, welches Tao als das von Light wiedererkannte. Silence erklärte ihm, es war das Schmuckstück welches Light, in ihrer Kindheit, im See bei der Wasserschlacht, verloren hatte. Silence hatte es gefunden, nachdem sie in ihrem jetzigen Zustand „aufgewacht“ war. Das andere Schmuckstück gehörte Silence selbst. Es war ein Ohrring in der Form eines schwarzen Prismas. Der Gleiche, den die Yami an ihrem rechten Ohr trug. Tao hatte sich schon immer gefragt warum sie nur einen trug. Die Antwort war offensichtlich, dass sie den anderen zu ihren Tod nicht getragen hatte. Zuerst wusste er nicht warum ihr der Ohrring so wichtig war, dass sie ihn in der Zeit einsperrte, doch nach kurzem Durchdenken, war es ihm klar geworden. Es war sicherlich ein Geschenk von Youma gewesen... Tao fragte nicht, ob seine Vermutung richtig war. Er wollte das Thema „Youma“ so weit es möglich war umgehen... Als Tao sich schlussendlich dem Buch zuwandte, bemerkte er, dass seine behandschuhten Finger vor Anspannung zitterten. Das Buch war nicht gerade dick und war in einem simplen braun gehalten. Niemand würde auf die Idee kommen, dass in diesem Buch Lights Handschrift geschrieben stand. Doch es war eindeutig Lights Hand gewesen, die die Worte verfasst hatte. Als Tao nämlich die erste Seite mit allerhöchster Vorsicht aufschlug, erkannte er Lights Unterschrift wieder. Es gab eine einzige Überlieferung aus den Zeiten von Aeterniem. Eine Steintafel, auf die ein Gedicht in Edoú eingemeißelt worden war. Das Gedicht hatte von Hikari-kami-sama erzählt und war heute noch überall zu lesen. Die Signatur, mit der Light sich in dem Stein verewigt hatte, war selbstständig nicht die Gleiche, die er auf dem Pergament, in Taos Händen, in Gebrauch genommen hatte. Doch Light hatte seine ganz eigene, merkwürdige Art, das Edoú Zeichen für „H“ zu schreiben. Daher war Tao sofort überzeugt davon, dass das, was er in der Hand hielt, von Light selbst geschrieben worden war. Tao schätzte es waren um die 100 Seiten... 100 Seiten aus der verlorenen Zeit! Das war... mehr, als er sich jemals erhofft hatte... er musste es nur noch übersetzen... und dann... war das Wissen der Wächter endlich komplett. Endlich hatten sie eine Vergangenheit! Einen Anfang! Der Klimawächter drückte das Buch an sich, als wäre es ein neu gewonnener Schatz. „...Danke, Silence...“ Seine azurblauen Augen waren glasig als er sich zu ihr umwandte, doch er lächelte und ohne das Silence wusste was geschah, spürte sie, dass ihre Lippen sich ebenfalls zu einem Lächeln formten, um seins zu erwidern. Sie fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr... war es, weil sie Tao geholfen hatte? Oder... „Ohne dich, wäre das niemals möglich gewesen...Danke“ Tao benötigte zwei Monate, dann war das Werk vollbracht. Viele schlaflose Nächte verbrachte er mit Silence zusammen, die ihn, ohne Murren, dabei half, Lights Texte zu verstehen und zu übersetzen. Um das Buch auch als Beweis vorzulegen, hatten sie die Ausrede gefunden, dass Tao „zufällig“ darüber gestolpert war, als er zusammen mit einen Zeitwächter unterwegs gewesen war und dass dieser gespürt hatte, dass sich ein Zeitbann in der Nähe befand (eine der Eigenschafte, der Tokis). Dieser Wächter war zum Glück zwei Tage vorher ums Leben gekommen und konnte diese Aussage, daher nicht untermauern. In dieser Zeit empfand Silence sich so lebendig, wie noch nie zuvor. Durch die Übersetzung, fühlte sie sich mit Light wieder verbunden. Es war, als würde er direkt hinter ihr stehen und ihr gut zusprechen. Vielleicht war es diese Verbindung, die Silence dazu brachte, dauerhaft gute Laune zu haben. Es erschien ihr alles plötzlich so leicht – leicht offen zu sein, leicht zu lachen und zu lächeln. Sie lachten bei der Arbeit, sie hatten Spaß dabei. Manchmal vergaßen die beiden Wächter sogar, dass Silence tot war... ... und wenn sie sich in die Augen des Anderen verloren, war es umso schwerer, zu begreifen... Das Buch, „Die Geschichte der Wächter“, wirbelte das gesamte Wächtertum auf. Silence würde auf ihr Dämonenblut schwören, dass kein Wächter, zu dieser Zeit, ein anderes Buch in der Hand hielt, als Taos. Er gab Vorlesungen, diskutierte über den Inhalt seines Buches mit anderen Wächtern, das Buch Lights wurde zusammen mit dem Diadem ausgestellt und die Hikari kamen eigenhändig aus dem Jenseits um eine Debatte mit Tao zu führen. Silence musste sich zurückhalten nicht zu lachen, als Tao ihr erzählte, dass einige der Hikari vor Freude geweint hatten, als sie Lights Diadem in den Händen gehalten hatten. Natürlich wurde das Buch nicht unbedingt positiv aufgenommen. Der Schock, dass Light in keinster Weiße mit den heutigen Hikaris verwandt war, saß tief. Einige weigerten es zu glauben. Auch als sie Lights eigene Worte lasen, in dem er schrieb, dass er seinen Umstand beklagte, dass er nicht in der Lage war Kinder zu zeugen, sich daher, aber umso mehr über Silence und Youma freute, wollten sie nicht glauben. Aber damit hatte Tao schon vorher gerechnet. Silence freute sich am meisten darüber, dass die Existenz der Yami nicht länger ein Geheimnis war. Wäre Hikaru noch am Leben, so würde die Yami sie hämisch auslachen. Doch selbst wenn Tao jetzt mindestens ein dutzend Diskussionsthemen aufwirbelte, wurde er förmlich mit Ruhm überschüttet. Das Buch und die Beweise, die er mitbrachte, läuteten ein neues Zeitalter an... Nur Akari stand außerhalb. Aus irgendeinem Grund fühlte sie, dass Tao sich Schritt für Schritt von ihr entfernte. Vielleicht weil es nicht sie war... die sich für ihn freute... und auch nicht die, sich mit ihn freute. Der Regen stürzte förmlich vom Himmel herab. An den großen Fenstern des Tempels lief das Wasser in Flüssen. Das Unwetter war plötzlich über die Insel herein gebrochen und so waren die Grüppchen an Wächtern, die sich kaum fünf Minuten zuvor noch auf der grünen Weide befanden hatten, auf den Weg ins Innere. Wie auch Akari und Tao – sie waren zusammen Spazieren gegangen. Man sagte sich, deren Beziehung war nach Taos grenzenlosen Erfolg, noch enger geworden. Zwar war die Heirat verschoben worden, aber „deren Liebe war unübersehbar“. Immerhin verbrachte er so viel Zeit bei seiner Verlobten... was auch der Wahrheit entsprach. Allerdings hatte dies nichts mit Liebe zu tun. Das schlechte Gewissen begann durch Taos Euphorie zu sickern und brachte diese langsam zum ersticken. Er wusste nicht, ob Akari so tat, als würde sie es nicht bemerken, oder ob er so gut spielen konnte, dass sie es wirklich nicht ahnte. Vielleicht, war es auch ihr Wille, weiterhin in einer Lüge zu leben.... Tao öffnete, mit durch triefte Kleidung die Tür zu seinem Gemach, nachdem er sich von Akari entschuldigt hatte. Er wolle sich umkleiden – bevor sie zusammen in die Oper gingen. Akari konnte Musik dieser Art nicht leiden. Nicht, weil es von Menschenhand stammte, sondern weil sie italienische Sprachkunst nicht vertrug. Im Gegensatz zu Tao. Er hatte es schon immer gemocht – was Akari wusste und ihm einen Gefallen tun wollte. Der Kikou hatte nicht abgelehnt. Auch wenn er zugeben musste, dass er der Vorführung nicht wie sonst entgegen fieberte. Doch trotz dem Knoten in seinem Bauch, setzte er ein strahlendes Lächeln auf, als er eintrat. „In Lights Namen: Was für ein grausames Wetter!“ Er versuchte unbeschwert zu lachen, doch es gelang ihm nicht zu seiner Zufriedenheit. Der Versuch brach auch in sich zusammen, als er die Person erblickte, für die er dieses Theater gespielt hatte. Silence sah ihn nicht an. Die Yami saß weit von Tao entfernt, den Rücken zu ihm gekehrt und den Kopf erhoben. Sie saß auf der Brüstung des steinernen Balkons. Draußen im Regen. Doch die Tropfen des Regens gingen durch Silence hindurch. Ihre schwarzen Haare waren vom Wasser nicht durchnässt worden. Ihre Haut war nicht nass, wie die von Tao. Auch ihre Kleidung hatte sich nicht, wie seine, vom Wasser festgesaugt. Als Tao dann auch noch in die Nacht heraustrat und die Tropfen auf seine Schultern niederprasselten, war der entscheidende Unterschied. zwischen den beiden Wächtern, deutlicher den je zu sehen. Silence war tot – Tao lebte. Langsam drehte Silence den Kopf und sah ihn an. Tao bewegte sich nicht, auch als sie sagte, er solle wieder reingehen, weil er sonst krank werden würde, reagierte er nicht. Der Klimawächter blieb stehen und da sie auf der Brüstung saß, sah er damit auf sie herunter. Silence wusste seinen Blick nicht zu deuten. Sein ganzes Gesicht war ihr undefinierbar. Seine blauen Augen schienen aus der gleichen Substanz zu bestehen, wie der, der vom Himmel herabregnete. Aber... kam das Wasser auf seinem Gesicht auch daher? Silence konnte es nicht sagen, doch etwas sagte ihr, dass die Bäche, deren Ursprung in seinen Augen begann, nicht Regen waren. „Sag, Silence...“ Taos Stimme war zwar gedämpft, doch klang nicht unsicher. Ehe er jedoch seinen Satz beendete, setzte er sich auf den Stein, anders herum als sie. Seine Beine waren noch auf festen Grund, im Gegensatz zu Silence‘. „Kannst du weinen?“ Nur der herab prasselnde Tanz der Regentropfen waren zu hören, während die schwarzen Augen Silence‘ sich ein wenig weiteten, bis sie ihr Gesicht von dem Klimawächter abwandte. „Ich hatte nie einen Grund... Jeden Falls nicht in meinen Todeszeiten.“ Tao konnte nicht drum herum, dass er einen Stich der Eifersucht in seinem Herzen spürte. Er wusste was sie meinte und ehe er seine Gedanken unter Kontrolle hatte, fragte er schon: „Liebst du Youma noch?“ Silence erschrak förmlich, als Tao ihn erwähnte und war kurz davor ihn aus Reflex eine ruppige Antwort zu geben, doch als sie seinen traurigen Blick sah, verstummte ihr Drang sich zu rechtfertigen und stattdessen sagte sie: „Warum willst du das wissen?“ Tao schwieg. Er wandte seinen Blick von ihr ab. Zuerst hatte er den Kopf gesenkt, als würde er sein Schuhwerk anstarren. Bis er langsam den Kopf hob und das kleine Leuchten auf der höchsten Spitze des Tempels ansah. Das Lichtlein wurde von einem steinernen Engel schützend umarmt. Da noch kein Krieg es geschafft hatte dieses Licht zum Erlöschen zu bringen, wurde es auch als Licht des Friedens bezeichnet. Der Name rührte allerdings auch daher, dass der Hikari, die diesen Engel erbauen ließ, eben diesen Beinamen getragen hatte. Das Licht sollte den kämpfenden Wächtern auf dem Schlachtfeld Glauben und Hoffnung schenken. In Tao regte es allerdings eher das Gegenteil. Jetzt in diesem Moment fühlte er keinen Beistand. Er war nie in seinem Leben auf dem Schlachtfeld gewesen. Nie hatte er Kämpfe ausgetragen. „Tao, ich rede mir dir!“ Durch die ruppige Stimme Silence‘ aus deinen Gedanken geweckt, senkte er seinen Blick wieder und sah sie an. Doch es war deutlich, dass er immer noch in seinem Geist vergraben war. Tao benötigte keine Hoffnung oder Beistand. Denn der Kampf, der Erste in seinem Leben, den er auszukämpfen hatte, war verloren, ehe er überhaupt die Waffe in die Hand genommen hatte. Kein Wesen konnte den Tod besiegen. Silence schien zu merken, dass Tao sich in seinen Gedanken verirrte und dass diese ihn zusetzten. Obwohl er sie ansah, glitten seine Augen in eine ganz andere Welt hinüber und die Yami war sich sicher, dass er sie nicht einmal mehr sah. An was dachte er? Silence konnte sich kein Bild machen, doch sie wusste, dass ihm diese Welt nicht gut tat. Ohne, dass sie es direkt bemerkte, erwachte die Sorge in ihr. Hätte Silence sich selbst nicht gestoppt, hätte sie vergessen, dass sie tot war und hätte ihre Arme um ihn gelegt. „Tao, was ist los?“, fragte die Yami stattdessen und war überrascht über ihre, von Sorge geprägter, Stimme. Doch es schien Wirkung zu zeigen. Taos Augen wurden wieder klarer, doch der traurige Ton blieb. Er stützte seine nassen Hände auf der Brüstung ab und beugte sich ein wenig zu ihr vor. „Du wolltest wissen, warum es mich interessiert, ob du Youma noch liebst?“, fragte er ernst. Silence erwiderte seinen Blick ein wenig gereizt, doch viel mehr verwundert. „Wechsel nicht das Thema! Ich bin es leid mich rechtfertigen zu müssen! Ich liebe Youma nicht mehr und...“ Weiter kam sie nicht. Gerade als sie in Rage geriet, wurde diese stark zurück gestuft, denn ihr fiel auf, wie nah Tao ihr gekommen war. So nah, dass die Yami sehen konnte, wie das Wasser von seinen Haaren tropfte... und nun war Silence sich sicher, dass die Tropfen in seinem Gesicht Tränen waren. Sie war so abgelenkt davon, dass sie nichts sagte, nichts tat um Tao aufzuhalten. Wäre Silence nicht tot, hätten sich deren Lippen berührt. Sie hätten sich geküsst. Die Tote riss ihren Kopf weg, als ihr Gehirn realisierte was gerade geschah. Sie hatte nicht gespürt, wie sich deren Lippen vereint hatten, dennoch wusste sie, dass sie es getan hatten. Auch wenn ihr Herz nicht beschleunigt hatte und die Röte sich nicht in ihrem Gesicht zeigte. Nur Verwirrung war in ihren Augen zu lesen. Nicht einmal Wut konnte diese besiegen. „Ich... ich...“ Tao sah sie einfach nur an. Ein leichter roter Schimmer war unter der Nässe seiner Haut zu sehen, doch er unternahm keinen Versuch sie zu verstecken. Traurig, doch aufrichtig sah er sie einfach nur an. „Warum?! Du... warum hast du das getan?!“ „Weil ich mich in dich verliebt habe.“ Selbst als Tao schon in der warmen Loge des Opernhauses saß, spürte er immer noch eine enorme Kälte in sich. In dem Moment wo sich deren Lippen hätten berühren sollen, hatte er, statt einer Wärme, genau das Gegenteil in sich gespürt. Diese Kälte war nichts, gegen das eine mal, wo Silence seine Hand berührt hatte. Es war so beißend kalt in seinem Inneren, als würde der Tod selbst, nach ihm greifen. Doch das war es wert gewesen. Tao fühlte sich erleichtert, es endlich gesagt und getan zu haben. Doch auf der anderen Seite... Silence hatte ihm nicht geantwortet. Sie hatte gesagt, er wäre ein Idiot. Ja, das war er wohl auch. Welcher Wächter war schon so doof und verliebte sich in eine Frau, die er nicht einmal anfassen konnte. Er sollte sich lieber an die Frau halten, die just in diesem Moment neben ihn saß. Ausgeschmückt wie ein Schwan, der gerade die Metamorphose vollzogen hatte. Akari verfolgte durch ihr Opernglas die Bühne unter sich. Tao hatte den Namen des Stücks vergessen, auch wenn er es schon öfter gesehen hatte. Es handelte über einen verzweifelten Mann, der einen Pakt mit den Teufel einging um seine tote Frau wieder zu beleben. Tao fühlte sich schlichtweg vom Schicksal verspottet. Vielleicht sollte Tao auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Er lachte leise ironisch, welches von der Musik verschluckt wurde – als ob die Dämonen mehr Ahnung davon hatten! Plötzlich nahm Akari Taos Hand. Sie sah ihn zwar nicht an, doch sagte dennoch: „Ich finde es wirklich beachtlich was dieser Mensch alles für seine verstorbene Frau tut.“ „Es ist nur ein Stück, Akari. Es hat nichts mit der Realität zu tun. Egal wie sehr ein Mann seine Frau liebt, er kann sie nicht wiederbeleben.“ Akari wirbelte mit einem Ruck zu ihm herum. Das Opernglas hatte sie beiseite gelegt und stemmte nun die Hände in die Hüfte. Ihr Blick war trotzig und sogar ein wenig enttäuscht. Tao interessierte es nicht. Er tat so als würde er die Leiden der Hauptperson interessant finden. „Seit wann bist du so unromantisch?!“ „Ich bin nicht unromantisch. Ich bin realistisch.“ „Liebe kann alle Hindernisse überwinden.“ Taos Mundwinkeln zuckten. „Aber nicht den Tod.“ „Warum sagst du so etwas?! Würdest du das etwa nicht auch für mich tun?!“ Der Klimawächter war kurz davor zu sagen, dass er es nicht für sie tun würde, aber für eine andere Frau. Doch er konnte sich gerade noch in Schweigen hüllen. Es war ja nicht so, dass er Akari verabscheute. Nein, ganz und gar nicht. Er hatte sie sehr gern und irgendwo tat es ihm auch Leid, dass sie nun unter seiner Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit zu leiden hatte. Das war nicht fair von ihm. Und trotzdem tat er es. Denn wenn Tao sich jetzt umwenden würde, würde er sehen, dass sich in den weißen Augen Akaris Tränen sammelten. Es lag wahrscheinlich daran, dass er nicht „Natürlich würde ich das für dich tun“ sagte. Tao versicherte ihr nicht, dass er sie liebte. „Ich glaube... ich lasse dich lieber ein wenig allein...“ Tao schloss die Augen und sagte: „Rede keinen Unsinn, setz dich hin, der zweite Akt...“ Genau in diesem Moment hatte er sich zu seiner Verlobten umgedreht und, da sie nun aufgestanden war, war ihr Glöckchen aus den Rüschen gerutscht. Es traf Tao wie einen Blitz. „Akari!“ Seine Hände schnellten hervor, packten ihre Arme und zogen sie zu sich. Heillos überrascht starrte Akari ihren Zukünftigen an, auf Grund seines plötzlichen Sinneswandels. In seine Augen war ein plötzliches Strahlen aufgeblitzt. „Ich brauche dich! Ich brauche deine Hilfe!“ „... Für was?“ Er lächelte sie an. So warm hatte er sie schon lange nicht mehr angeguckt und Akari verschlug es buchstäblich die Sprache. „Für mein neues Projekt.“ Silence traute ihren Augen nicht. Hatte sie etwas verpasst? Oder war ihr etwas nicht aufgefallen? Oder, musste sie ganz andersherum denken – war es ein Racheakt Taos? Diese Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, als sie nun schon am fünften Tag Akari und Tao aus ihrem Versteck heraus beobachtete. Sie konnte nicht hören über was die beiden sprachen, da sie nicht näher heran kommen konnte, doch es sah ganz danach aus, dass sie zusammen arbeiteten. Seit wann hatte Akari die Forschung für sich entdeckt? Seit wann, war sie überhaupt schlau genug dafür? Und warum erzählte Tao Silence nicht, an was sie arbeiteten! Er sollte es ihr sagen. Er musste es ihr sagen. Er hatte kein Recht ein Geheimnis zu haben! Schon gar nicht, wenn dieses Geheimnis ihn und Akari einschloss. Silence müsste nichts gegen ihre Beziehung haben – ja sie musste es befürworten! Sie wollte das Beste für ihn. Und das war garantiert nicht... das was im Regen vorgefallen war. Ob Tao das tat um sich abzulenken? Oder war es wirklich ein Racheakt, dafür, dass Silence nicht auf seine Liebeserklärung geantwortet hatte? Aber was sollte sie denn schon antworten! Es gab darauf keine Antwort... Fakt jedoch war, dass sie seitdem kaum miteinander gesprochen hatten. Solange Tao mit Akari zusammen war, riskierte Silence es, dass die Hikari sie sehen würde, wenn sie zu nah kam und dieser verfluchte Idiot wusste das sehr wohl. Er nutzte diesen Vorteil schamlos aus. Das Schlimmste war ja, dass er nicht einmal Notiz von Silence nahm... Früher hatte er, selbst wenn er mit Akari zusammen war, ihr immer mal wieder einen Blick oder ein Lächeln geschenkt - doch jetzt? Silence wurde in ihren Gedanken unterbrochen, da Akari plötzlich aus dem Zimmer verschwunden war. Die Yami war so von sich selbst abgelenkt gewesen, dass sie es gar nicht bemerkt hatte. Das war die Chance. Egal ob Tao beschäftigt war oder nicht, das ließ Silence doch nicht mit sich machen! Sie schwebte zu ihm, während sie seinen Namen sagte. Der Angesprochene schrieb weiter, auch wenn er sie fragte, was los war. „Was los ist?! Ich bin es, die ein Recht auf diese Frage hat!“ Tao unterbrach sie: „Ist es unrecht, wenn ich Zeit mit meiner Verlobten verbringe? Du selbst sagtest du hättest nichts dagegen.“ Von dieser Aussage war Silence einen Moment lang überrumpelt. Ihr eigener Standpunkt wurde ihr plötzlich bewusst – dass sie im Begriff war sich darüber zu beschweren, dass er mehr Zeit mit Akari, als mit ihr verbrachte. Und das sollte sie nur stören, wenn sie... „Du hast Wichtigeres zu tun. Du sollst meine Waffe schmieden! Das ist der einzige Grund weshalb du noch am Leben bist!“ Silence bereute diese Worte noch während sie in der Luft hingen. Am liebsten würde sie sich ihre Hand vor dem Mund schlagen, als würde sie die Worte somit wieder ungeschehen machen können. Doch das tat sie nicht, sie blieb hart und verschloss ihre wahren Gefühle in sich. Taos Feder war über dem Pergament verharrt. Er drehte sich nicht um, ansonsten hätte Silence gesehen wie starr seine Gesichtszüge geworden wären. Er sagte nichts. Das Schweigen war unerträglich, denn so blieben die Worte ihm Raum hängen. Doch Silence wusste nicht was sie dazu setzen sollte. Sie hatte Angst es nur noch schlimmer zu machen. Es kam ihr so vor, als würde ihr Stolz immer genau das Gegenteil von dem sagen, was sie dachte. „Manchmal... Silence... da hasse ich diese Seite an dir.“ Silence spürte etwas in ihr. Etwas was sie ewig nicht mehr vernommen hatte. Sie wusste nicht was es war. Es war zulange her um es zu deuten. Zwar kannte sie dessen Bedeutung nicht mehr, doch es brachte sie dazu zu sagen: „Ich auch.“ Als Tao dann langsam den Kopf wandte, war niemand mehr zu sehen... ... und irgendetwas sagte ihm, dass es das Letzte mal gewesen war. Das Gespräch mit ihren verstorbenen Familienmitgliedern hatte länger gedauert, als Akari angenommen hatte. Es war bereits dunkel, als sie wieder im Tempel ankam. Die Zeit sagte ihr, dass sie sich lieber entkleiden und sich in ihr Gemach begeben sollte, doch sie wollte lieber noch einmal nach Tao sehen. Seitdem ihr Verlobter sie plötzlich förmlich mit diesem Projekt überrumpelt hatte, war sie von einem stätigen warmen Gefühl erfüllt. Endlich konnte sie ihm zu etwas Nutze sein – endlich hatte sie einen Schlüssel gefunden, der ihr Eingang in seine Welt verlieh. Lange Zeit hatte Akari an deren zukünftigen Eheglück gezweifelt. Er hatte ihr nie die Gewissheit verliehen, dass er sie wirklich liebte... und manchmal hatte Akari Angst, dass sogar deren alte Sandkastenfreundschaft eingerostet war. Doch ihre Zweifel schienen umsonst gewesen zu sein. Das Glücksgefühl in ihr bewies es. Die Hikari öffnete, so leise sie konnte, die Tür zu Taos Zimmer. Normal hätte sie angeklopft, doch sie wollte ihn überraschen. Dazu hatte sie jawohl das Recht als seine Verlobte! Tao bemerkte sie in der Tat nicht. Er saß an seinem Schreibtisch, die eine Hand hatte er in seinen azurblauen Pony vergraben und – spielten ihr ihre Augen einen Streich, oder bebten seine Schultern? „Verflucht...! Alles umsonst... alles umsonst... ich werde sie nie...“ „Tao-kun?“ Der Angesprochene zuckte zusammen, ehe er sich zu seiner zukünftigen Frau umwandte, die nun hinter ihn stand. Von Tränen waren in seinem Gesicht keine Spur, doch er sah irgendwo... verzweifelt aus. Tao musste tief durchatmen, ehe er zu einer Antwort fähig war: „Akari... Wir müssen heute nicht weiterarbeiten. Es ist schon spät... ich würde gerne ein wenig alleine sein.“ „Darf ich nicht heute bei dir schlafen?“ Die Worte purzelten aus Akaris Mund, ehe sie wirklich darüber nachgedacht hatte. Umgehend lief sie rot an und blickte zu Boden. „I-Ich meine... ich würde dir gern beistehen... so wie früher... wenn du traurig bist, solltest du nicht alleine sein...“ Akari starrte weiterhin auf ihre Füße. Das ganze war ihr so peinlich. Warum musste sie sich überhaupt rechtfertigen? Sie trugen Verlobungsringe! Das war der Beweis, dass sie verlobt waren, bald heiraten würden – warum war es da nicht verständlich, warum war es da nicht normal, dass sie auch über Nacht bei ihm bleiben wollte? Insbesondere wenn es ihm nicht gut ging... sie kannte den Grund nicht... aber sollte sie nicht die Person sein, in der Tao Trost finden konnte? „Danke... Akari, das ist wirklich lieb von dir... aber ich habe eine wichtige Entscheidung zu fällen... für die ich gerne alleine sein würde.“ Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe, nickte dennoch. Was sollte sie schon tun... „Dann... Gute Nacht...“ Akari hatte sich schon umgedreht, war bereits bei der Tür, als er sie aufhielt: „Akari... es tut mir Leid.“ Tao hielt den schwarzen Ohrring Silence' fest in seiner Hand. Er sah hinaus in den dunklen Abendhimmel, ohne wirklich etwas zu sehen. Seine Gedanken waren zu einem Stillstand gekommen. Die Unterlagen auf seinem Schreibtisch lagen geordnet übereinander gestapelt und seine benutzen Federkiele, hatte er entsorgt. Alles war fertig. Fertig um beendet zu werden. Er drückte den Ohrring an sich, weil es das Einzige war, was er von Silence berühren konnte. Sein größer Wunsch würde niemals in Erfüllung gehen... aber dennoch... er fühlte keine Trauer in sich... Er hatte bereits eine Entscheidung gefällt. Eine für die Silence ihn umbringen würde. Er lächelte. „...Wer hätte gedacht... dass ich jemals jemand so sehr lieben würde...“ Tao schloss die Augen... langsam umfing ihn die Dunkelheit, die er sich liebend gerne hingab.... „Sag, Silence...Kannst du weinen?“ Silence war zu stolz den Kopf hängen zu lassen, auch wenn ihr danach zumute war. Doch statt den Kampf gegen ihre Gefühle nachzugeben, starrte sie durch das Fenster zum leuchtenden Vollmond empor. Sie schwebte hinter einer Säule, in einem Winkel von wo aus man sie nicht sehen konnte. Die tote Wächterin war ohnehin alleine in einem Lesesaal – bis auf einen schlafenden Offizier, der über seine Unterlagen eingenickt war. Sie hatte nicht besonders darauf geachtet, wer die Person war, mit der sie nun das Zimmer teilte – sie wollte einfach alleine sein. Doch die Suche nach einem verlassenen Raum hatte sich als schier unmöglich herausgestellt. Sogar in der Schatzkammer hatte sie das Alleinsein nicht gefunden, da Tempelwächter gerade beim Überprüfen der Kostbarkeiten gewesen waren. Zu weit vom Tempel wollte sie sich auch nicht entfernen. Also sollte sie sich mal nicht beschweren. Der Typ schnarchte immerhin nicht. In Silence pulsierte ein ungutes Gefühl. Es war das erste Mal, dass Tao und sie sich gestritten hatten – so sehr dass sie sich verletzt hatten. Nein, so war es nicht. Sie hatte ihn verletzt. Nicht umgekehrt. Also lag es auch bei ihr, sich zu entschuldigen. Aber wer war sie, wenn sie sich entschuldigen würde! Peinlich wäre das... Denn müsste Silence freilich zugeben, dass sie einen Fehler begangen hatte! Obendrein, kannte sie keine Worte die zu einer Entschuldigung von Nöten waren... Vielleicht sollte sie einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Die Tür wurde förmlich aus den Angeln gerissen und hätte Silence eine Balance von Nöten gehabt, wäre diese ihr in diesem Moment verloren gegangen. „Ánatoll-sempei! Wachen sie auf!“ Gereizt, weil man sich erdreistet hatte sie so zu erschrecken, lugte Silence hinter der Säule hervor. Das Licht des Raumes war eingeschaltet worden und der schlafende Offizier rieb sich verwundert die Augen. Silence erkannte ihn nun als den Offizier des Klimas und der Wächter der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, war der Offizier des Schutzes. Er sah aufgewühlt aus. Wahrscheinlich eine Kriegserklärung. „Es ist etwas Schreckliches geschehen!“ Silence verdrehte die Augen. Wie oft hatte sie diesen Satz schon in der Geschichte der Wächter gehört! „Was ist los?“ „Er ist tot!“ Keine Kriegserklärung? Vielleicht ein Attentat? „Wer ist tot?“ Das wüsste Silence auch gerne. Denn plötzlich wich der Wut ihrer Sorge. Aber sie wusste diese war unbegründet. Warum sollte ein Attentat auf Tao verübt werden? Wenn es überhaupt eins war... Es könnte genauso gut irgendein Wächter sein der auf den Schlachtfeld gefallen war. Tao hatte keinen Grund zu sterben. Warum dachte sie dann sofort an ihn? Dieser verfluchte Offizier ließ sich auch noch Zeit mit der Antwort. Silence biss sich auf die Lippe. Es machte sie nervös – und sie wusste den Grund dafür nicht einmal. „Tao-san...Tao Asuka...Er wurde tot in seinem Zimmer aufgefunden...“ Silence ließ sich auf den Boden sinken. Sie war ruhig, sie reagierte nicht auf die Worte die nach wie vor im Raum hingen. Tao tot? Schwachsinn. Warum sollte er. Er kämpfte nicht. Er war nicht krank. „Was?! Tao-sama?! Aber... woran?!“ Silence ging an ihnen vorbei ohne deren Worte zu hören. Sie redeten aufgeregt weiter, doch kein Laut drang an ihre Ohren. Unbeirrt schritt sie geradewegs durch die Tür. Setzte einen Schritt vor den anderen. Starrte dabei auf ihre Füße. Wächter liefen durch sie hindurch. Sie spürte es nicht. Der Weg war länger als normal. Viel länger. Die Gedanken wollten nicht zum Stillstand kommen. Immer wieder die gleichen Worte. So oft. Als würden sie vor ihren Augen tänzeln. Sie verspotten. Tao war nicht tot. Warum sollte er... warum sollte er... Er war nicht tot! Sein Gemach war voller Wächter. Ganz vorne stand Akari. Es interessierte Silence nicht. Sie schritt durch die Lebenden ohne Rücksicht auf sie oder sich selbst zu nehmen. Auch die Hikari kreuzte sie. Sie müsste wissen, dass sie sehen konnte. Aber das war ihr egal. Da lag Tao. Kurz vor Akaris Füßen. So ruhig als würde er nur schlafen... Natürlich, das war es doch! Er war mal wieder eingeschlafen. Das tat er doch so oft! Wie oft hatte Silence ihn ausgelacht, als Tao mitten im Gehen eingeschlafen und umgekippt war? Silence ließ sich neben seinen Kopf auf den Boden fallen. Seine azurblauen Haare lagen wie Wasser auf den Marmorboden ausgebreitet. Der Zopf hatte sich beim Umfallen gelöst... „Tao! Wach auf, du Idiot! Du kannst doch jetzt nicht schlafen! Tao! TAO!“ Sie rief weiterhin seinen Namen. Tao war der Einzige der sie hören würde – warum reagierte er denn nicht? Warum drang aus seinen leicht geöffneten Mund, denn keine genervte Antwort? Silence wollte ihn rütteln. Sie wollte ihn an seinem Oberteil packen und würde ihn schütteln – irgendwann würde er schon reagieren! Ihre Hände gingen durch seinen Oberkörper hindurch. Es war ihr nicht möglich seinen Körper in Bewegung zu bringen. Aber... er müsste durch die Berührung doch wach werden... Wie beim ersten Mal... Die Kälte müsste ihn doch wecken... Tao... er war doch nicht... er konnte doch nicht... Nein... nein! Silence konnte nicht mehr. Der Schutzwall gegen die fürchterliche Wahrheit brach in sich zusammen. Tao schlief nicht. Tao lag tot vor ihr. Silence schrie. Sie wusste nicht welche Worte aus ihren Mund drangen, doch sie schrie so laut, dass ihre Seele zu zerbrechen schien. Sie schrie, wehrte sich nicht gegen den Tränenfluss, der ihr Gesicht nässte. Silence griff mit beiden Händen an ihre Oberarme, so fest, dass es hätte wehtun müssen. Es tat so weh... es tat so weh Tao tot vor sich zu sehen. Silence würde ihn nie wieder lachen hören, sie würde ihn niemals wieder necken können.... ...und sie wollte sich doch bei ihm entschuldigen...! Warum passierte das?! Warum reagierte die Seele Silence‘ in solch einen Ausmaß? Sie war tot! Tot! Sie sollte nicht fühlen, es sollte nicht weh tun! Warum entbrannte dieser Schmerz in ihr, wenn sie doch tot war! Warum war sie nicht dagegen immun? Warum schmerzte ihr Herz so? Doch nicht etwa weil... weil sie ihn... ...Liebte? „Aber woran ist er gestorben?“ „.. Was ist das...“ „An was hat er aktuell geforscht?“ Etwas begann sich in Silence zu regen. „Es klang wie... ein Schrei?“ „Vielleicht war es ein Unfall...“ Es war wie ein schlafendes Tier, welches zum ersten Mal die Augen aufschlug und langsam den Kopf hob. „...Aber woher kam der Schrei?“ „Es war kein Schrei zu hören, Hikari-sama?“ „Vielleicht hat Tao-sama seine Fähigkeiten überschätzt... Wir sollten seine Unterlagen durchsuchen lassen.“ Das Tier sah auf. Die roten Augen fixierten den Feind. Bereit zum ersten Mal die Klauen auszufahren. „Er.. er hat mit mir zusammen geforscht.“ „DU HAST IHN UMGEBRACHT!“ Akari zuckte so heftig zusammen, dass sie sich die Hände vor die Brust warf, als fürchtete sie jemand würde ihr Herz herausreißen wollen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie suchten nach etwas, was sie nicht finden würde. „Akari-sama, ihr solltet euch in euer Gemach begeben...“ „W-W-Was... ist das...?! Ein...Dä...“ Sie griff nach ihren Glöckchen, doch zu spät. Für alle Anwesenden sah es so aus, als würde die Hikari kurz die Balance verlieren. Ihr Tempelwächter konnte sie gerade noch auffangen und sie so vor dem Sturz bewahren. Er bekam jedoch kein Wort des Dankes, sondern einen Hieb in die Bauchgegend, die den Wächter auf keuchen ließ. „Ich bring dich um!“, kam es aus Akaris Mund und ehe jemand handeln konnte, rannte die Hikari aus dem Raum heraus. Niemand folgte ihr. Wahrscheinlich dachten sie, Akari würde ihre Trauer alleine ausleben. Ein schwerer Fehler. Im Rennen riss die Hand Akaris ein verziertes Schwert, welches zur Zierde an der Wand gehangen hatte, von dessen Platz. Mit dem Schwert in der Hand, stieß sie die Tür zu einem beliebigen Zimmer auf, welches verlassen war. Erst dort verlangsamte die Wächterin ihre Schritte. Ein wahnsinniges Lächeln entstellte ihr weißes Gesicht. Tränen die von Schmerz und Trauer zeugten, benetzten den Boden. „Du wirst sterben!“ Ihre Hände hoben das Schwert hoch. Die Klinge glänzte bedrohlich in Licht. „Du hast Tao umgebracht! Du hast ihn mir weggenommen! STIRB!“ Die Welt kippte. Es war, als fiele sie aus ihren Angeln, in dem Moment wo Akari sich das Schwert in ihr Herz rammte und in einer Blutfontäne zu Boden stürzte. Bildfragment für Bildfragment zersplitterte, eine nach dem Anderen. Zurück blieb nur Stille. Stille und Dunkelheit „...Was?“, sagte eine Stimme die an diesem Ort völlig fremd war. Mehr als dieses eine Wort vermochte sie auch nicht zu sagen, denn etwas schmetterte sie zu Boden. „WIE KANNST DU ES WAGEN!“ Eine Hand drückte sie zu Boden, hielt ihren Hals umklammert. So sehr, dass ihr das atmen erschwert wurde. „Wie kannst du dir erdreisten, dir Zugang zu meinen Erinnerungen zu verschaffen?!“ Das Opfer keuchte, versuchte verzweifelt Luft zu bekommen. Doch der Griff um ihren Hals wurde fester, erbarmungslos. „Ein Medium, dass so neugierig ist wie du, kann ich nicht gebrauchen!“ „...I-Ich... will dir... doch nur helfen!“ Bekam sie gerade noch mit der letzten Kraft ihrer Lungen hervor gepresst. „Helfen?! Du denkst du könntest mir HELFEN?!“ Die Stimme versagte dem Opfer. Genau wie ihre Sinne. Sie spürte, wie ihr Körper nach Luft verlangte und, weil er dies nicht bekam, die Funkionen einstellte. „...ri-sama! Ihr müsst wach bleiben! Kämpft!“ Wach bleiben? Hatte diese tiefe Stimme, sie etwa gemeint? „Was zum Teufel?!“ Die Sterbende wusste nicht was sich vor ihr zutrug. Es war als würde die Decke plötzlich aufreißen und helles Licht flutete hinein, es verdrängte die Dunkelheit. Die Menge an Geräuschen, Gerüchen und das was sie sah, überanstrengten ihre geschwächten Sinne. Sie hatte keine Ahnung was geschah, wusste nicht wer die Person war, die sich über sie gebeugt hatte. Das Einzige was sie sah, waren seine Himmelblauen Augen, die sie an jemand erinnerten... „Hikari-sama wird überleben.“ Fertiggestellt: 19.01.08 Ich war lange am zweifeln, ob ich das Kapitel in dieser Form hochladen sollte... ich bin dann zum Schluss gekommen, dass ich es nicht konnte, und habe einige Dinge geändert. Daher auch die lange Wartezeit... entschuldigt bitte ._. Seigi: *sich eben mal das nächste Kapitel anschaut* .... Ich soll etwas ansagen, wo keine Kämpfe drin vorkommen O_o?! Ich bin hier irgendwie an der falschen Adresse... Das nächste Kapitel ist doch so langweilig TT° warum bekomme ich nicht etwas Spannenderes!? ... Antwortet mir mal jemand?! .... ... Scheinbar nicht. Naja. Ich will ma Güte zeigen und machen, was man von mir verlangt... *zu allen Seiten schiel* Also das nächste Chapter *englisch, yay!* ist, wie gesagt, ohne Kämpfe ûû auch wenn einmal ein Schwert gezogen wird OuO! Shaginai zieht sein Schwert um.... Greenchen nieder zu strecken!? What the hell!? ... das will ich doch machen ;_;° Und wo sind die Dämonen?! Ich will Blut sehen! .... Oh, da ist ja einer. Öhm, wer war das nochmal... der mit den merkwürdigen Haaren. Ja, genau den! Der taucht auf um... ne das sage ich nich öö ihr müsst da schon lesen! Reeeead! Also read the next Chapter! „Leidende Engel“! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)