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Himitsu no Mahou - alte Version

Alte Version 2004-2008
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Eingekerkertes Mondlicht

Eingekerkertes Mondlicht
 


 


 

Genau wie Tinami es vorausgesagt hatte, hatte der Regen am vierten Tag von Greens Verschwinden, um kurz nach achtzehn Uhr nachgelassen. Was nicht hieß dass es nicht regnete, jedoch nieselte es nur noch ein wenig. Dies änderte allerdings nichts daran, dass Ilang ihr Zuhause ohne Regenschirm verlassen hatte. Gegen die paar Tropfen hatte sie nichts. Im Gegenteil! Sie mochte es sogar. Es war ein herrlicher Mai Abend. Die Regenwolken waren nicht dicht genug um alle Sonnenstrahlen zurück halten zu können und so hatten die wenigen Regentropfen einen leichten schimmernden Glanz, wenn sie von den Blumen herunter tropften. Dazu kam noch die angenehme Abendluft – der Sommer stand vor der Tür.

Doch für sowas hatte Ilang keine Zeit. Genau wie die anderen Wächter, hatte sie vier schlaflose Nächte hinter sich, in denen sie nichts Anderes getan hatte, außer nach Green zu suchen. Oder doch, sie hatte etwas Anderes getan… Alleine beim Gedanken daran, schlug ihr Herz um einiges schneller. Sie war am zweiten Tag von Greens Verschwinden bei Grey gewesen. Natürlich aus dem simplen Grund dass sie bei ihm sein wollte. Neben Gary und Siberu war er es immerhin der am meisten unter dem Verschwinden seiner Schwester litt: Ilang machte sich Sorgen um ihn. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch weil sie genau wie Ryô von Greys Gefühlen für Green wusste. Natürlich hatte er nie mit ihr darüber gesprochen. Aber sie hatte es gemerkt. Es war nicht oft vorgekommen dass sie alleine gewesen waren und unter vier Augen sprechen konnten, aber die zwei, drei Mal, hatte er beinahe nur von ihr gesprochen. Sie war der Mittelpunkt seines Lebens, der Dreh- und Angelpunkt - das war unverkennbar. Man benötigte nicht viel Wächterkenntnis um anhand seines Blickes zu bemerken wie sehr er seine Schwester liebte. Zu sehr.

Ilang musste sich selber eingestehen dass sie ein wenig eifersüchtig war. Aber die Eifersucht konnte nicht über ihre Sorge siegen. Sie hatte Angst um ihn. Das er am Ende, an seiner Liebe zugrunde gehen würde… und das hatte er nicht verdient. Wie würde das nur ausgehen? Green schien blind dafür zu sein. In dem Punkt ähnelten sich die Geschwister… Grey bemerkte auch nicht, wie viele in ihn verliebt waren.

Er merkte auch nicht wie sehr Ilang ihn liebte…

Ilang blieb stehen, als sie nicht nur hörte dass jemand von hinten auf sie zugelaufen kam, sondern auch spürte. Sie drehte sich um und schon stand ihr kleiner Bruder neben sie. Er war ziemlich rot im Gesicht. Was sicherlich nicht vom Rennen kam.

„Du warst bei Pink-chan“, stellte Ilang ohne Umschweife fest und dies gab Daichis Röte einen weiteren Aufschwung.

„Sie kommt nicht so gut alleine klar…“, antwortete Daichi, als bräuchte er eine Ausrede um bei Pink sein. Als ob Ilang nicht genau wusste das er sich in sie verliebt hatte – sie und alle anderen die die beiden zusammen sahen. Wieder eine Beziehung wo die Shizen sich fragte, wie das ausgehen sollte. Würde Pink Daichis Gefühle auch bemerken und die entscheidende Frage: Würde sie sie verstehen? Daichi machte sich darum keine Gedanken. Alleine das Erwähnen ihres Namens war genug um ihn in den siebten Himmel zu befördern. In ihrer Nähe war er kaum ansprechbar… Liebe war wirklich eine gefährliche Sache.

„Verständlich. Was ist mit Kari-chan?“, warf Ilang ein um das Thema ein wenig umzuschwenken. Denn wenn Tinami seine Röte sah, würde sie ihn sofort wieder necken.

Daichi sah sie verwundert an.

„Kari? Wem meinst du Nee-san?“ Jetzt war es Ilang die verwundert aussah.

„Kari, du weißt schon, Green-sans andere Mitbewohnerin. Die kleine Deutsche.“ Der Angesprochene kratzte sich am Kopf.

„Ich habe niemanden gesehen… Aber ich muss zugeben…“

„…Du warst zu sehr von Pink-chan abgelenkt“, ergänzte Ilang und Daichi wurde abermals rot. Wahrlich: Blind vor Liebe.

Ilang sah zum Himmel auf, der sich schnell verdunkelte. Scheinbar war der schöne Maiabend dahin. Daichi hatte es ihr gleich getan und sagte:

„Sieht so aus als bekämen wir Gewitter.“ Seine Schwester nickte und beschleunigte ihre Schritte.

„Scheinbar sind Tinami-sans Vorhersagungen doch nicht so perfekt wie sie vorgibt.“ Sofort kam die Antwort, zusammen mit dem ersten harten Donnergrollen, allerdings nicht von Daichi:

„Meine Vorhersagungen sind immer perfekt!“ Die beiden Shizen wirbelten herum und entdeckten Tinami, die breit grinsend hinter ihnen stand. Daichi und Ilang waren gleichermaßen erstaunt dass die Klimawächterin plötzlich hinter ihnen stand: Keiner von ihnen hatte ihre Aura vernommen, jetzt immer noch nicht.

„Meine neueste Erfindung!“, antwortete Tinami auf deren unausgesprochenen Gedanken, als wären sie in deren Gesichtern geschrieben. Die Klimawächterin hob ihr Handgelenk und zeigte auf es. Das worauf sie zeigte, sah aus wie ein simples silbernes Armband, an dem ein Saphir prangte. Doch beim näheren Hinsehen sah Ilang dass es kein Saphir war und dass sich in dessen Inneren etwas zu bewegen schien.

„Mit Hilfe von Klisfaforien, den Unterlagen von Elfaries-san und der simplen Zusammensetzung von Faries und WK-08, dazu noch ein wenig Wissen der Astrologie in Zusammenhang mit Vicarium, war es mir gelungen das Tiraisul in reines Erestrat zu schmelzen! Dieses Erestrat leitet den natürlichen Lauf des RT7 um und nachdem diese Materie 17 Stunden in Uzerie gelagert war… Entstand zu guter letzt, meine neueste Schaffung: Der TXJJ-07! Auch Ingnix genannt!“ Tinami sah während dieser Erklärung unheimlich stolz aus und zeigte abermals auf den blauen Stein. Mit einem Grinsen fügte sie noch hinzu:

„Und die Farbe ist änderbar! Je nach Outfit!“ Doch Ilang und Daichi schienen nicht so begeistert. Denn während Tinamis Worte hatten sie sich gefragt ob man, um das verstehen zu können, Kikou-Blut in sich haben musste: Sie hatten kein Wort verstanden. Der Klimawächterin entfiel das natürlich nicht. Allerdings eher an der Tatsache dass kein Lob entgegen zu nehmen war.

„Was ist?“ Daichi antwortete:

„Tinami-san… Was macht das….Ding?“

„Wir haben nämlich nicht so viel verstanden“, fügte Ilang mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu und die Klimawächterin zog beleidigt die Unterlippe nach oben, ehe sie mit der einfachen Erklärung fortfuhr:

„Er löscht die Aura eines Wächters. Solange man den Ingnix trägt ist man für sämtliche Ortungssysteme unsichtbar und selbst der mächtigste Dämon kann den Träger nicht von einem normalen Menschen unterscheiden: Das ihr mein Ankommen nicht bemerkt hat, beweißt es.“ Erst nun kam das Lob:

„Das ist eine wirklich praktische Erfindung! Du bist ein Genie, Tinami-san!“

„I know, I know! Ich habe damit eins der größten Probleme unserer Kriegsgeschichte gelöst! Damit haben wir einen ultimativen Vorteil gegenüber den Dämonen!“ Es ging noch eine Weile so weiter, doch der Regen wurde zu stark, dicht gefolgt von dem Donnergrollen und so flohen sie zu Tinami Nachhause, wo sie sich ohnehin treffen wollten. Azura brachte den Besuchern Tee und zur Abwechslung mal, starrte Tinami nicht ununterbrochen auf dem Bildschirm, sondern in den nun pechschwarzen Himmel, der nur aufgehellt wurde von Blitzen, die zwischendurch den Himmel durchzuckten.

„Ich dachte wirklich es würde kein Gewitter kommen“, sagte Daichi, an Tinami gewandt um sie ein wenig von ihrem hohen Ross runter zu holen. Doch diese winkte ab.

„Das ist kein Natürliches. Mein Offizier, Shiya-kun kämpft gerade gegen einen Dämon, wo dieses Element im Vorteil ist. Er hatte mich kontaktiert, ob er die Genehmigung dafür erhält. Für solch ein großes Gewitter braucht er die von mir.“ Ilang sah besorgt aus und stellte ihre Tasse ab.

„Aber sollten wir ihn dann nicht lieber helfen? Vielleicht hat der Dämon was mit Green-sans Verschwinden zu tun.“ Sie wechselte einige Blicke mit Daichi, der ihr pflichtbewusst zustimmte.

„Ne. Shiya-kun ist nicht umsonst der Anführer der Offiziere – ah da sehen wirs.“ Sie zeigte auf den Bildschirm hinter sich, den sie auf Grund des Spiegelbildes sehen konnte.

„Der Dämon ist eliminiert! So viel dazu. Nur das Gewitter wird sich wohl nicht so schnell verziehen! Da hat Shiya-kun etwas übertrieben. Das wird nur die Wettervorhersagungen durcheinander bringen.“ Tinami kicherte.

„Die TV Kanäle bekommen sicherlich Beschwerden, weil jetzt doch kein Sonnenschein kommt! Die Armen, wenn es uns Kikous nicht gäbe lägen sie sicherlich immer richtig! Aber-“ Dann sprang Tinami plötzlich so schnell auf das Azura beinahe ihre Tasse verlor. In zwei Schritten war sie am Computer und tippte wie eine Wilde darauf herum:

„Ich fass es nicht! Sie ist es tatsächlich!“ Ilang war aufgestanden und zu ihr rüber gekommen, genau wie Daichi, der verwirrt drein schaute.

„Wer ist was?“

„Ee-chan!“ Tinami packte schon ihre Jacke, schmiss sie sich schnell über und warf Ilang ihre zu.

„Azu-chan: Halte die Bildschirme im Auge! Bei einer Veränderung kontaktierst du mich sofort!“ Sie war schon aus der Tür, als Ilang begriff was los war. Nein, genauer gesagt, begriff sie nicht was hier vor sich ging, sondern nur das es gefährlich werden würde und sofort drehte sie sich zu Daichi um:

„Du musst Kaira-san holen!“

„Ja aber - Ilang!“

„Ich verlass mich auf dich! Beeil dich!“ Schon packte Tinami sie am Ärmel und die beiden Wächterinnen lösten sich in Luft auf. Daichi blieb ein wenig verwirrt stehen, entschied aber dass es das Beste war, das zu tun was Ilang ihn aufgetragen hatte…
 

In demselben Moment saß auch jemand anderes, genau wie Tinami zuvor, vor dem Fenster und sah verbissen in den Himmel. Das Wetter passte zu Garys Laune. Tage und Nächte lang hatte er nicht viel Anderes getan, als da zu sitzen und zu warten. Das Telefon lag neben ihn – die Batterien hatte er schon zum Xten Mal wechseln müssen, aus dem Grund dass er es nie auf die Station zurück legte. Er rief einfach zu oft Tinami an.

Diese Nutzlosigkeit war ja nicht auszuhalten! Gary konnte gar nichts tun – überhaupt nichts! Green konnte in genau diesem Zeitpunkt sterben und er würde es nicht einmal mitbekommen! Und da sagte ihm jemand, er sollte schlafen? Gary konnte sich nicht vorstellen, überhaupt jemals wieder zu schlafen. Jedenfalls nicht solange er nicht wusste, dass Green im Bett nebenan schlief. Es kam ihn vor wie das millionste Mal wo er hilflos, fast schon flehend auf das Display des Telefons schaute. Doch nichts regte sich und er spielte mit dem Gedanken Tinami noch einmal anzurufen.

Gary vergrub kurz und unbemerkt das Gesicht in seine Hände. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal so schrecklich gefühlt hatte. Doch es war nicht alleine Greens Verschwinden welches ihn sich so fühlen ließ. Es war die Tatsache dass er es hätte wissen müssen. Er hatte es auch gewusst. Auf Grund von Greens fragwürdigen Verhalten, hatte er geahnt dass etwas passieren würde… allerdings nicht was und schon gar nicht dass Green einfach so verschwinden würde. Warum hatte Gary sie nur nicht vorher ernsthaft darauf angesprochen… egal wie sehr sie auch beteuert hatte, dass es ihr gut ginge, es war so klar dass irgendetwas passiert war. Jetzt bereute er dass er sie nicht sogar dazu gezwungen hatte, vielleicht wäre es dann nicht passiert. Er hätte ihr doch helfen können! Warum wollte sie das im Alleingang durchziehen? Das war doch sonst nicht ihre Art… Vertraute Green ihm etwa nicht mehr?

Nein – das konnte er sich nicht vorstellen. Nicht nach dem was sie damals zu ihm gesagt hatte…

„…Weißt du… dieses Gefühl des Verlasses ist für mich unheimlich wichtig… da ich früher nie Jemanden hatte, mit dem ich so offen reden konnte wie mit dir… Du bist für mich… Sehr wichtig…“ Green atmete kurz durch und sah dann lächelnd auf:

„Du bist mein Vertrauter, Demjenigen dem ich am aller meisten vertraue!“

Als dem Halbdämon diese Worte und ihr lächelndes Bild durch den Kopf Stoß, gab es seiner Verzweiflung einen weiteren Stoß. Als ihr Vertrauter hätte er nicht hier sitzen sollen… sondern wäre bei ihr.

„… Es tut mir so Leid, Green…“

„ANIKI! GREEN-CHAN!“ Umgehend wirbelte Gary herum und stand schon er neben seinen Bruder, an dessen Zimmertür. Dieser sah mindestens genauso aufgelöst aus wie sein Bruder. Das beste Beispiel waren seine Haare: Siberus Frisur war ruiniert und es interessierte ihn nicht einmal.

„Hast du Green gefunden?!“ Siberu nickte und zeigte auf seine Zimmerwand.

„Pink hat gerade einen Anruf erhalten und es war nicht überhörbar dass die Wächter Green-chan gefunden haben!“

„Weißt du auch wo?!“

„Nein!“, antwortete der Rotschopf verbissen und setzte noch hinzu, während er schon auf den Weg zur Haustür war:

„Aber wir werden es schon herausfinden! Und wenn ich Pink dazu zwingen muss!“
 

Tinami und Ilang konnten nicht weit von Tokio sein, oder es war ein Zufall: Denn auch hier tobte das Gewitter. Allerdings waren weit und breit keine Menschen zu sehen. Sie waren absolut alleine. Ilang konnte sich nicht helfen, dieser Ort kam ihr mehr als nur bekannt vor. Irgendwann war sie schon einmal hier gewesen. Die Bäume um sie herum standen dicht an dicht, vom Wild nur so überwuchert, dazwischen einige Steinplatten und Reste von…Statuen?! Eindeutig, jetzt wusste Ilang auch wieder wo sie waren und auch wieso das Gewitter um sie herum tobte:

Sie waren auf Espiritou Del Aire.

Diese lag über Japan. In normalen Fällen, wie es beim Tempel oder Sanctu’elesaces der Fall war, waren die fliegenden Inseln von einer Barriere umgeben. Diese ermöglichte es nicht nur von Außen weder gesehen noch geortet zu werden, sondern auch das niemand von Außen mittels Flugzeug oder ähnliches eindringen konnte. Dieser Schutzwall regelte auch einzeln (jedoch meistens aufeinander abgestimmt) die Temperatur innerhalb der Barriere. Um Espiritou Del Aire gab es zwar auch einen Schutzwall – aber die Klimamagie war nicht mehr aktiviert, so dass die Insel dem natürlichen Einfluss von Außen ausgesetzt war. Ilang wollte sich gar nicht ausmalen was passieren würde, wenn einer der Blitze nicht zu ihren Gunsten einschlug, denn als sie das dichte Gestrüpp am Rande der Insel hinter sich gelassen hatten, schlug einer der Blitze kaum 30 Meter von ihnen entfernt ein. Tinami jedoch ging gelassen, doch zielstrebig ihren Weg. Da sie Klimawächterin war, vertraute Ilang ihr, auch wenn sie ein mulmiges Gefühl hatte. Sobald sie wieder zurückkamen, schwor sich Ilang, würde sie dafür appellieren, den Schutzwall zu verstärken. Das hier war ja lebensgefährlich.

Ilang beschleunigte ihre Schritte und kam gleich auf mit Tinami, wo sie im Flüsterton fragte:

„Green-san ist wirklich hier? Ich spüre ihre Aura nicht… genauer gesagt spüre ich überhaupt keine Aura.“ Ein weiterer Punkt der ihr mulmiges Gefühl verstärkte. Die Tatsache dass Tinami den Ingnix trug und somit ebenfalls keine Aura besaß, war nicht gerade etwas was Ilang gefiel. Es war ungewohnt neben Jemanden zu gehen, den man nicht spüren konnte.

Tinami bedachte sie keines Blickes, sondern ging stur gerade aus. Sie steuerte auf eine Ruine zu, die vorher wohl so was wie eine große Kapelle gewesen war. Die Kuppel war zur Hälfte eingestürzt und auch die Mauern waren nicht mehr das was sie einmal gewesen waren. Eine Brücke führte ehemalig zu dem Gebäude, jetzt war der Übergang zerstört und von dem schwarzen Wasser fast verschluckt worden. Nur einige Felsbrocken stachen aus dem Wasser hervor, welche die zwei Wächterinnen zum Übergang nutzen mussten.

In dem Moment wo Ilang gerade den letzten Stein hinter sich lassen wollte, schlug abermals ein Blitz in ihre Nähe ein und vor Schreck verlor die Shizen den Halt. Sie wäre ins Wasser gestürzt, hätte Tinami nicht ihr Handgelenk ergriffen um sie zu halten.

„Danke…Tinami-san“, sagte Ilang, sichtlich erleichtert, wieder mehr oder weniger festen Boden unter den Füßen zu spüren. Tinami grinste.

„No prob!“ Dann wurde Ilang wieder ernst.

„Tinami-san, bevor wir da reingehen, möchte ich wissen, was uns da erwartet und warum wir nicht warten können, bis Verstärkung kommt.“ Das Grinsen der Angesprochenen schwand.

„Ich weiß nicht was uns da Drinnen erwartet. Aber ich weiß, dass es jeden Moment zu spät sein könnte.“ Einen Moment lang sah Tinami zum einstigen Portal der Kapelle, welche mit zerschmettertem Glas, halb in den Angeln hing. Ihren Blick konnte Ilang im Dunkeln nicht deuten, nur als es kurz durch einen Blitz erhellt wurde, wirkten die Gesichtszüge der Kikou ein wenig beängstigt.

„Ich muss Informationen sammeln“, fing Tinami an.

„Und sie an die Zentrale schicken, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen können.“ Dann wand sie sich wieder an Ilang.

„Es ist nicht nötig das du dich auch in Gefahr bringst, Li-chan.“ Die Art wie sie dies sagte, klang beinahe wie: Ein toter Wächter war besser als zwei.

„Warum hast du mich dann mitgenommen?“

„Falls ich sterbe bevor es mir gelinkt die Informationen zu übertragen, musst du es tun.“ Ilang schüttelte langsam den Kopf.

„Sei nicht albern“, antwortete Tinami darauf und fuhr fort:

„Wenn wir jetzt nicht handeln, haben wir als Elementarwächter versagt und unsere Hikari wird der Dunkelheit verfallen.“ Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre hätte Tinami jetzt sehen können, dass sie missverstanden angeguckt wurde. Doch anstelle von dessen, hörten sie beide etwas:

„Da irrst du dich entscheidend, kleine Besserwisserin: Eure Hikari ist der Dunkelheit verfallen!“ Tinami und Ilang wirbelten herum. Zuerst konnten sie den Ursprung der Stimme nicht ausfindig machen. Ilang war die, die nach oben aufs kaputte Dach zeigte, wo man jedoch nichts außer Dunkelheit sehen konnte. Erst als ein Blitz wieder die Umgebung erleuchtete wurden die Konturen Greens deutlich. Jedenfalls… war es der Körper von Green. Ansonsten konnte man bei besten Willen nicht behaupten dieses Wesen wäre sie.

Sie saß auf dem Rest der Kuppel, die Beine übereinander geschlagen und die linke Hand lässig zum Gruß erhoben.

Tinami konnte sich nicht helfen. Entweder es lag daran das es Nacht war, oder Greens Augen waren wirklich tiefschwarz.

„Aber kommt doch rein, da draußen werdet ihr doch ganz nass!“ Ihre Worte unterstrich sie mit einer schnellen Handgeste und ehe es den beiden Wächterinnen gelang zu reagieren, entstand hinter ihnen eine Druckwelle, die sie durch die kaputte Tür beförderte und hart auf den Steinboden aufschlugen ließ. Sie standen jedoch schnell wieder auf und opferten einige Sekunden um den Kampfort zu untersuchen.

Die Kapelle hatte einen Durchmesser von 45 Metern und die Wände waren um die 26 Meter hoch. Einige Meter von ihnen entfernt lag vollkommen zerberstet ein Lüster, ein gewaltig großer, den die Menschen wahrscheinlich sofort an ein Museum gestiftet hätten, wäre er nicht zerstört. Allgemein war dieser Ort geprägt von Geschichte. Der Teil der Decke, der nicht eingestürzt war, zeigte eingravierte Figuren, die Ereignisse aus dem dritten Elementarkrieg zeigten. Wenn Tinami Zeit gehabt hätte, hätte sie sich eine Leiter besorgt und sich dieses Kunstwerk genauer angesehen, auch wenn sie es schon oft in Büchern gesehen hatte. Zwar hatte sie keine Zeit, dennoch fand sie ein Abbild von Adir unter den kämpfenden Wächtern.

Im Gegensatz zu Tinami hatte Ilang nicht lange nach oben geguckt, sondern nur schnell einen Blick durch die Halle schweifen gelassen. Sie war eher darauf konzentriert was sich unter ihren Füßen befand. Sie fühlte das der Steinboden knapp einen halben Meter dick war, bis sie Mutter Natur vernahm und somit Kontakt zu ihrem Element hatte. In Gebäuden war Ilang im Nachteil, doch da dieses fast zerstört war, müsste es ihr dennoch gelingen. Der Boden war teilweiße zerbröckelt, dies würde reichen.

Silence, in Greens Körper, landete elegant einige Meter vor ihnen und Tinami stöhnte hörbar auf, als sie Greens Glöckchen von der Kette löste und ihm mit einem Schwung zur Waffe umwandelte.

Ilang wand sich sofort an Tinami:

„Wie ist das möglich?! Die Waffen gehorchen doch nur uns Wächtern!“ Tinami kannte die Antwort, oder eher, sie konnte es erahnen. Doch es gelang ihr nicht ihrer Mitstreiterin davon zu unterrichten denn im selben Moment holte Silence mit der Waffe aus. Tinami und Ilang machten sich bereit auszuweichen, dies war jedoch ein unnötiges Unterfangen, wie sie schnell merkten. Denn ihre Gegnerin schlug den Stab mit so viel Wucht auf den Steinboden dass der rechte Flügel, welcher sich an der Spitze des Stabes befand, zerbrach.

Tinami wurde blass und sie musste ein zweites Mal aufstöhnen. Das war Alfarit gewesen! Hatte dieses Wesen überhaupt eine Ahnung wie schwer das zu besorgen war?! Die Kikou hatte dafür einer ihrer wertvollsten Waffen einschmelzen müssen! Wie sollte sie das reparieren?!

Ilang hatte andere Sorgen als die Waffenschöpferin. Denn ihr fiel etwas auf, was eigentlich vollkommen unmöglich war. Angesichts der zerbrochenen Waffe, müsste das Wesen in Greens Körper Schmerzen empfinden. Die Waffen waren mit den Wächtern verbunden. Besonders die Hikaris verband ein unheimlich starkes Band mit ihrer Waffe. Warum zuckte sie nicht einmal zusammen?!

„Tinami-san, müsste sie keine Schmerzen empfinden?“ Tinami biss sich auf die Unterlippe, abermals wusste sie die Antwort und konnte sie nicht aussprechen, denn Silence tat etwas was sie beiden zusammen zucken ließ: Mit dem abgebrochenen spitzen Flügel schnitt sie sich, oder eher Green, ins Fleisch des Rechten Armes, woraufhin sich Blut auf den Boden ergoss. Sie grinste angesichts dessen und sagte:

„Ich rufe die 2te Der Verbotenen Kunst: Eingekerkertes Mondlicht!“ Tinami, die sämtliche Verbotenen Künste, zwar auswendig kannte, aber nicht benutzen konnte, begriff sofort, packte Ilang schroff am Oberarm, machte kehrt und wollte scheinbar weglaufen. Keine zwei Schritte gelangen ihr und sie merkte, dass es sinnlos war: Die Technik hatte schon seine Wirkung gezeigt und vor ihnen leuchteten Zeichen auf. In Windeseile bildeten diese Zeichen eine durchschimmernde Mauer, die sich kreisrund und in einem Diameter von neunzehn Metern um sie herum bildete. Die Zeichen leuchteten in einem hellen violetten Licht und tauchten die Halle in eben dieser Farbe. Tinami und Ilang verzichteten auf den Versuch einfach durch die Zeichen hindurch zu gehen, es würde garantiert nicht schmerzfrei enden.

Tinami ließ Ilangs Arm los und drehte sich widerwillig wieder ihrer Gegnerin zu. Lange haftete ihr Blick allerdings nicht auf sie, die den Stab jetzt lässig geschultert hatte, auf den blutenden Arm achtete sie nicht. Die Kikou untersuchte dass, was sie schon befürchtet hatte. Die Technik isolierte sie von Außen. Es gab keinen Fluchtweg, auch nicht nach oben. Das es keinen Fluchtweg gab, war jedoch nicht das einzige Problem: Da sie von Außen abgegrenzt waren und somit auch von der Umwelt, konnte die Klimawächterin ihre Magie nicht einsetzen. Unbewusst hatte dieses Wesen Tinami kampfunfähig gemacht.

Silence sah die beiden mit einem heimtückischen Lächeln an und sagte:

„So, da wir jetzt alle Zeit der Welt haben… lasst euch doch mal anschauen.“ Während sie langsam einen Schritt vor den anderen setzte, musterte sie Ilang von Kopf bis Fuß und kam schnell zum Schluss:

„Eindeutig, eine Shizen.“ Umgehend wanderte ihr Blick zu Tinami und sie blieb stehen. Ihr Blick hatte sich verdunkelt.

„Dass du keine Aura besitzt hat mich schon die ganze Zeit irritiert.“ Sie hob den Kopf und sah Tinami spöttisch an.

„Haben die Wächter etwa ein neues Spielzeug?“ Tinami erwiderte, mit einem ironischen Lächeln:

„Scheinbar ein sehr effektives Spielzeug.“

„Du tust mir sicherlich nicht den Gefallen mir zu sagen, zu welchem Element du gehörst?“

„Sieht man das nicht?“, antwortete die Kikou herausfordernd und nun wurde sie noch intensiver gemustert als Ilang vor ihr. Obwohl das Wesen nichts sagte, wusste Tinami was in ihren Kopf vorging. Sie hatte noch nie jemanden getroffen der sie auf den ersten blick als Kikou identifiziert hatte. Denn ihre braungebrannte Haut sprach dagegen. Klimawächter hatten von Natur aus eine recht blasse Haut, daher fiel Tinami aus dem Rahmen. Wahrscheinlich tendierte Silence eher zum Element des Wassers, als Klima. Auch wenn es Tinami nichts mehr brachte, würde sie dennoch nicht sagen zu welchem Element sie gehörte. Vielleicht könnte das doch noch zum Vorteil werden.

„Tinami-san… die Zeichen“, hörte Tinami Ilang zu ihrer Rechten flüstern und sah aus den Augenwinkeln zu ihr rüber, die ihr bedeutete die Zeichen der Technik genauer anzusehen.

„Wenn ich mich nicht irre, sind das Zeichen aus Edoú.“ Sie irrte sich nicht. Tinami sah es jetzt auch: die gesamten Zeichen stammten aus der Ursprache der Wächter und der Dämonen. Ihr Gehirn begann zu rattern. Übersetzen konnte sie es nicht, jedenfalls nicht auf der Schnelle, aber dass brauchte sie auch nicht. Denn die Tatsache dass es sich um die Zeichen um diese alte Sprache handelte, war um einiges vielsagender als die Bedeutung der Schrift selbst. Es war unwahrscheinlich dass es sich um deren Gegner um einen Dämon handelte, der sich die Mühe machte alte Fossilien zu übersetzen um damit Verbotene Techniken zu schmücken, wenn sie auch ohne diese funktionierten. Das konnte nur heißen, dass dieses Wesen die normale Form der Technik nicht kannte, sondern nur in Edoú und das wiederum bedeutete, dass sie aus einer anderen Zeit stammte. Aber… wie?

Tinami gelang es nicht weiter darüber nachzudenken, denn scheinbar hatte Silence es satt nur zu reden und wählte lieber das Kämpfen. Die beiden Wächterinnen sprangen auseinander um den schnellen Stabhieb auszuweichen. Ilang überlegte nicht lange und kaum hatte sie mit den Füßen wieder Boden berührt, legte sie die Hände zusammen, die grün aufleuchteten und rief:

„ÁIIHÚ NÁ BÁOCHÓU!“ Der Steinboden auf den Ilang stand brach auseinander, als sich die Erde darunter erhob und sich in grüner Magie verwandelte, sobald sie Ilang leuchtende Hände berührte. Die Naturwächterin schwang die Hand mit der leuchtenden Magie und schleuderte sie gegen ihre Feindin, doch leider nicht schnell genug. Silence hielt Greens Stab gegen die Naturmagie, die abprallte. Allerdings nicht ohne auf dem Stab Risse hinterlassen zu haben.

„LI-CHAN HÖR AUF! DU BRINGST EE-CHAN UM!“ Ilang sah alarmierend zu Tinami, was ein großer Fehler war, denn mit einem neckischen „Exakt! Aber das soll ja nicht mein Problem sein!“ war Silence in einer unglaublichen Geschwindigkeit vor ihr aufgetaucht und Ilang registrierte nur noch wie sie am Hals gepackt wurde und schon nahm sie nichts anderes mehr wahr als Schmerzen. Es ging so schnell dass die Naturwächterin nicht einmal dazu fähig war leidvoll aufzuschreien, als Silence sie mit der Hand gegen den Bannkreis presste und dieser sich scheinbar in Ilang entlud. Die Magie des Kreises drang in ihren Körper ein und auf dem Weg durch ihre Haut wieder raus, schlang sich die Magie um ihre Oberarme. Silence ließ sie los, denn der Bannkreis hielt sie selbst an sich gedrückt. Tinami stand zu weit weg, sie konnte nicht sagen ob der teuflische Kreis immer noch Magie durch den Körper ihrer Mitstreiterin leitete und ob sie deshalb das Bewusstsein verloren hatte, oder ob sie bei der ersten Attacke schon das Bewusstsein verloren hatte. Allerdings war die erste Möglichkeit wahrscheinlicher, denn Tinami spürte wie ihre Aura abnahm und mit einem flauen Gefühl im Magen erinnerte sie sich daran, was sie über die Technik des „Eingekerkerten Mondlichts“ gelesen hatte: Die Energie die das Opfer verlor, solange es innerhalb des Kreises war (also auch Tinami) ging automatisch auf den Anwender über.

Verbotene Techniken waren nicht umsonst verboten, dachte Tinami säuerlich.

„Und jetzt zu dir“, sagte Silence mit einem kindischen Lächeln.

„Sag mir welches Element du besitzt.“

„Warum willst du das wissen?“ Tinami hatte nur eine Möglichkeit und so verrückt das auch klingen mochte: Sie musste Zeit schinden und dafür beten das Ilang es lange genug aushielt, bis die Verstärkung kam.

„Weil es mich irritiert.“ Die Angesprochene nickte verstehend.

„Das verstehe ich voll und ganz! Allerdings will ich dir erst einmal etwas fragen…“

„Ou, du willst eine Frage stellen? Na da bin ich ja gespannt! Nur zu, ich bin ganz Ohr.“ Tinami holte tief Luft und sagte dann:

„Ich weiß das du und ich zur selben Raße gehören: Wir sind beide Wächter.“ Silence’ Lächeln wurde ein wenig steif.

„Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.“ Tinami fuhr fort, als hätte das Wesen sie nicht unterbrochen.

„Nur ein Wächter ist in der Lage die Waffe eines Mitwächters zu berühren ohne Schaden davon zu nehmen. Wenn ein Wesen ohne Wächterblut die Waffe berührt hätte, würde sie sich zurückverwandeln.“ Silence verdrehte die Augen.

„Danke für die überflüssige Erklärung. Aber das wusste ich bereits. Die Waffenkunst hat sich in all den Jahrhunderten wenig verändert.“ Jetzt war es Tinami die finster drein schaute. Nicht verändert?! Sie hatte sich nicht nur verändert, sie hatte sich perfektioniert! Dieses Wesen hatte doch keine Ahnung!

„Darüber hinaus… weiß ich auch warum du keinen Schaden nimmst, wenn du Ee-chans Waffe in Mitleidenschaft ziehst. Du beherrscht zwar ihren Körper, bist aber nicht mit ihrem Nervensystem verbunden und spürst somit auch nicht ihre Schmerzen.“

„Richtig, Frau Naseweiß. Komm zu deiner Frage, ehe deiner Freundin das Leben ausgeht.“

„Eine Sache hätte ich noch.“

„Na?“

„Ich nehme stark an das du tot bist. Durch die verbotene Technik des „Eingekehrtem Mondlicht“, raubst du Wächtern die Lebensenergie und hältst somit deine Existenz aufrecht. Der Massenmord der vor 27 Tagen in Shibuya, Tokio stattgefunden hat, warst ebenfalls du. Scheinbar kannst du dich auch durch Menschenenergie am Leben halten.“ Jetzt war das Lächeln auf Greens Gesicht endgültig weg und eine Weile schien das Wesen in Green nachzudenken, ehe sich die schwarzen Augen finster verengten und sie antwortete:

„Kommen wir zu deiner verfluchten Frage!“ Tinami holte abermals tief Luft und fragte dann endlich:

„Warum tötet ein Wächter wie du andere Deinesgleichen? Wofür hältst du dich auf so grausame weiße am Leben?“ Silence erstarrte augenblicklich. Nicht aus Reue. Nein, mit diesem Gefühl hatte sie nichts mehr zu tun, schon lange nicht mehr. Dieses Gefühl gehörte genauso wie alle anderen zu einem anderen Leben. Dennoch riefen die Worte eine Erinnerung in ihr wach, die schon fast verblasst war, weil sie so weit in der Zeit zurück lag und für Silence dennoch fast wie gestern war…
 

„Stell dich nicht so an. Du als Wächter müsstest es gewohnt sein Leichen zu sehen.“ Der junge Mann zu ihren Füßen machte keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Silence war sich nicht einmal sicher ob er sie gehört hatte oder ob er sie ignorierte.

„Wie lange willst du noch auf dem Boden rum kriechen?“

„…Silence, du hattest keinen Grund sie zu töten.“ Silence wurde ärgerlich und kniete sich nun gereizt zu ihm runter.

„Oh doch! Das weißt du ganz genau! Also versuch nicht mir ein schlechtes Gewissen einzureden! Ich bin auf Lebensenergie angewiesen so wie du vom Atmen!“ Der junge Mann mit den azurblauen Haaren, sah auf und lächelte traurig. Ehe Silence etwas tun konnte, legte er seine Hand auf ihre – oder eher: Er würde seine Hand auf ihre legen, wenn diese aus Fleisch und Blut wäre, jetzt ging seine Hand einfach durch ihre hindurch.

„Ich verspreche dir, Silence: Ich finde eine Möglichkeit dich von diesem grauenhaften Schicksal zu befreien. Ich schwöre es!“
 

Doch mit dieser Erinnerung kam noch etwas in ihr hoch: Die Wut. Darüber wie diese Göre es wagen konnte die gleiche Meinung wie er zu vertreten. Damit hatte sie Silence’ Geduldsfaden durchtrennt. Jetzt war sie tot. Egal was sie sich selbst geschworen hatte, egal!

Genau wie Ilang vor Tinami, sah diese nicht wie Silence sich bewegte, sondern sah nur kurz in ihre hasserfüllten Augen, ehe sie ihre Eigenen zusammen kniff. Silence war gezwungen beide Hände zu nehmen, als sie sie um Tinamis Hals schlang und ihr die Luft raubte. Die Kikou hätte nie gedacht dass Greens zierliche Finger solch eine Stärke inne wohnten.

Silence hielt sie einige Zentimeter über den Boden und schrie ihr entgegen:

„Jetzt wirst du es bereuen so neunmalklug gewesen zu sein!“ Tinami rang nach Luft, doch sie war nicht mehr in der Lage sich zu wehren – wenn sie es gekonnt hätte.

„Ich lasse dich nicht einfach so ersticken! Keine Angst, du hast was viel Schmerzvolleres verdient!“ Im selben Moment nahm Tinami die bekannte Energie zweier Halbdämonen wahr und sie öffnete die Augen einen Spalt breit. Tatsache: Siberu und Gary standen Nahe dem Bannkreis, scheinbar beide schockiert angesichts dessen was „Green“ tat.

„…Berührt nicht… denn Kreis!“, brachte Tinami heiser über die Lippen, in der Hoffnung deren geschärften Gehörsinn könnte es dennoch hören.

„Was tut Green-chan da?!“, fragte Siberu fassungslos seinen Bruder. Dieser war schon fieberhaft dabei einen Weg zu suchen ins Innere zu kommen und antwortete daher auch eher halbherzig:

„Das ist nicht Green! Das sieht man doch!“ Der Rotschopf kam nicht zu seiner verzweifelten Antwort, denn Silence unterbrach ihn:

„Ah – Zuschauer! Denn wollen wir ihnen doch mal was bieten, was, Besserwisserin?“ Die Wächterin verstärkte ihren Griff und sagte:

„Ich rufe die 8te der Verbotenen Kunst: Entfachtes Höllenfeuer Stufe eins!“ Es war unmöglich in diesem Moment nicht zu schreien, als das schwarze Feuer, welches wie aus dem nichts unter ihren Füßen entfachte, ihren gesamten Körper umarmte und rot, wie echtes Feuer, strahlte, als es ihre Haut berührte. Das Opfer hatte die Augen weit aufgerissen und war dazu verdammt nichts weiter tun zu können als zu schreien.

Siberu und Gary kannten diese Technik. Sie war unter den Dämonen die beliebteste Art der Folter. Da es den Körper des Opfers ans äußerste Maß der auszuhaltenden Schmerzen trieb – das Opfer stand so nur einen Schritt vor dem Tode entfernt. Es gab drei Stufen der Technik: Es gab selbst unter den Dämonen niemanden der die dritte Stufe überlebt hatten, schon bei Stufe eins und zwei drohte dem Opfer, nach überstehen der Folter, der Nexres Zustand.

Wenn niemand Tinami half, würde ihr schnell das gleiche schreckliche Schicksal bevorstehen.

Im selben Moment kam jemand angelaufen und dieser jemand machte nicht vor dem Bannkreis halt, sondern schlug verzweifelt mit der Faust dagegen: Kaira.

„ASUKA! HALT DURCH!“

Silence’ Gesichtszüge erstarrten als sie sich zu Kaira umwandte und sie geschockt ansah. Noch während die Technik aktiviert war und Tinamis Schrei immer noch an den Wänden widerhallte, sah Silence wieder zur Asuka und ganz plötzlich, als hätte Tinami ihr die Pest übertragen, ließ sie sie fallen.

„Ich… Ich hätte es wissen müssen… Eine Asuka…! Eine Kikou!“ Ihre Hände wanderten zu ihrem Gesicht, oder eher Greens Gesicht, und sie taumelte rückwärts. Tinami lag mit halboffenen Augen am Boden, unregelmäßig und laut atmend. Der Zopf hatte sich gelöst und ihre eisblauen Haare lagen ausgebreitet auf dem Steinboden.

„Verdammt… was habe ich getan… was hab ich schon wieder getan!?“, brachte die Wächterin der Dunkelheit über die bebenden Lippen und fügte mit kläglicher Stimme hinzu, so leise dass nur Tinami es schwach wahrnahm:

„…Tao!“ Und dann brach der Körper von Green, zusammen mit dem Bannkreis zusammen.

Grey, der zusammen mit Kaira gekommen war, fing Ilang auf und fühlte sofort ihren Puls. Erleichtert atmete er auf, als er ihr Herz schlagen spürte. Er legte ihre Hände in seine und begann mit der Heilung. Es wahrte nicht lange, da öffnete sie schon die Augen und flüsterte schwach:

„…Grey…? …Bist du… das…?“ Er lächelte sie aufmunternd an, doch man sah dem Windwächter an das er sich Sorgen machte.

„Ja. Keine Sorge, du bist in Sicherheit.“ Er hatte so warme Hände… Ilang lächelte ihn an, versuchte es jedenfalls und hoffte das es kein Traum wahr, dass sie gerade in seinen Armen lag…

Kaira hatte währenddessen Tinami aufgesetzt, die sich allerdings nicht alleine halten konnte und sich daher an der Schulter ihrer Freundin stützen musste.

„Asuka – Du bist wirklich ein Idiot… Du hättest tot sein können!“ Die Angesprochene brauchte eine Weile um Kraft genug zu sammeln und um die Antwort hervor zu bringen:

„Ai-chan… wenn ich wieder aufwache… was nehme ich an… in vier Tagen sein wird… dann verlange ich das du die Erste sein wirst… die ich sehe… und das du gefälligst Pockys dabei hast…“

„Was soll…“ Schon wurde Kairas unausgesprochene Frage beantwortet und Tinami fiel bewusstlos in ihre Arme.

Derweil vergaßen die Halbdämonen ihre Sicherheit. Sie hatten nur Augen für Green. Sie lag bewusstlos in Garys Armen, Siberu zutiefst besorgt über sie gebeugt. Er hatte Tränen in den Augen.

Langsam öffnete Green die Augen ein Spalt weit und zur Erleichterung von ihren Freunden waren ihre Augen wieder königsblau.

„Green-chan!“

„Green… Geht es?“ Green antwortete den Beiden nicht. Ihre Augen sahen starr gerade aus, womit sie nur Gary in ihrem Blickfeld hatte. Dann hob sie zitternd, schwach, ihre Hand ein wenig und sagte:

„…Gary… Hilf mir!“
 

Fertig gestellt: 21.05.07
 

Lili: Ich grüße Euch, liebe Leser! Dieses Mal werde ich die Vorschau für das nächste Kapitel, geben. Ich werde mein bestmöglichstes tun! Also… *räusper* *lächel* Im nächsten Kapitel erwartet euch der erste Teil, indem die Vergangenheit Silence-san ein wenig gelüftet wird ^^ und hoffentlich auch einige Fragen beantwortet werden! Oder eventuell neue aufkommen werden? Wer weiß ^^ Sie scheint eine tiefgründige Bindung zum allseits bekannten Genie unserer Geschichte, Tao Asuka, zu haben… Aber wer ist er wirklich? Kannte überhaupt jemand sein wahres ich? Gab es in seinem Leben nichts weiter als sein Streben nach Wissen? Was für eine Beziehung führten die beiden und was machte Silence-san zu der Person, die sie ist?

…und wofür lebt sie wirklich?

Das werdet ihr im nächsten Kapitel erfahren! Es trägt den Namen „Tao Asuka“ ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: MiyaToriaka
2008-07-04T11:05:08+00:00 04.07.2008 13:05
YAY! Hiho, du Zwiebelchen X3
Ich lese hier schon seit 2/3 Tagen weiter Himi - und ich hab die Autorin direkt neben mir sitzen *___* das is echt ne Ehre! Und dieses Kappi hier finde ich besonders schön. Weil es da so viele verschiedene und tolle Charas gibt, man endlich Silence dazu bringen kann, kurz ihre verletzte Seite zu zeigen UND weil Green mal nichts zu sagen hat und endlich merken MUSS, dass sie trotz ihres Himi-Blutes ab und zu mal Hilfe gebrauchen kann X3 Gut! Außerdem endlich ma n Kappi nach ZIG vielen, wo klein Sibi und Ga-kun mal wieder auftauchen dürfen *____* YAY ich hab die zwei so vermisst!
Außerdem find ichs toll, dass man kurz vorher erfahren hat, was mit "Asuka" und Kaira los ist. Ich find ihre enge Freundschaft jetzt noch toller und YES! Ich mag jetzt auch Kaira-san. *luvz*
OMG und Silence - ich hab zwar immer noch Angst vor ihr, aber sie is nach wie vor einer der besten Himi-Charas in meiner Sicht uu Und ich mags dass sie Green kontrolliert! Das zeigt, wie hilflos sie in Wirklichkeit ist! OMG und sie is ja soooo toll, was allgemein ihre Ausdrucksweise und Art angeht! Manchmal denkt man, sie hatte Nocti als Vorbild, auch wenn der erst viel, viel, viel, viel, viel, ..., später kam X3 maybe ein Nachfolger von IHR? (YAY ich liebe Fake Spoilers!)
Ich mag Tinamis Aussprache so!! XD Ihr Himi-Deutsch-English is sooo geil XD und sie is so ein bedeutender Himi-Teil! Sie muss eigentlich dr größte Feind für die Dämonen sein, denn ohne sie wären die Wächter verloren und sie ohne deren Schutz *nick nick* Und DENNOCH is ausgerechnet sie diejenige, wo die Halblinge auch mag und mit ihnen gerne plauscht :3 Tinami is KULT!

Und genau deswegen lieb ich dieses Kappi so! Da sind NUR Lieblingscharas von mir drin, Grey und Ilang eingeschlossen. Ich hab die kleine jetzt schon super lieb gewonnen und freue mich sehr, noch mehr von ihr zu lesen :3

So ich wende mich jetzt dem zweiten Kappi von Taos und Silences Vergangenheit zu ^o^
Mach weiter so Cary!!!


HDL
Miya
Von: abgemeldet
2007-10-02T18:16:24+00:00 02.10.2007 20:16
Hallo Saku!
Ja, das war ein schönes Kapitel! Tinami gefällt mir immer besser! Besserwissert sogar noch rum, wenn sie in Ohnmacht fällt! XD°
Der Kampf war auch sehr interessant, vor allem die Andeutungen mit Silence und Tao.
Und natürlich Green, die Gary/Blue um Hilfe bittet! Ja, das freut das GxG--Fanherz doch! :3
Alles in allem kann ich nur sagen: Ich ärgere mich nicht schon vorher weitergelesen zu haben. Aber andererseits kann ich dann jetzt wenigstens das nächster Kapitel lesen! Also bis gleich beim nächsten Kommi! x3
Deine Mekura
Von:  SuzuStarlight
2007-10-01T19:36:48+00:00 01.10.2007 21:36
Hi Cary-san! *verbeug*
Ich habe gestern angefangen die FanFic zu lesen (bin leider erst bei Kapitel 7) und ich fand sie sehr gut. Sind natürlich auch Fehler drin, aber mir gefällt die Story einfach und ich finde es schade, dass du keine weiteren Kapitel mehr hochlädst, wo du doch schon so weit gekommen bist. Mich würde interessieren warum du die Fic abgebrochen hast... ich werde jedenfalls weiterlesen bis ich zum (bisher) letzten Kapitel komme. Es wäre schön, wenn du irgendwann weitermachen würdest, die FanFiction ist nämlich wirklich sehr gut, ebenso wie die Charaktere.

Liebe Grüße *nochmal verbeug*
HinaKirsche
Von:  RenTao
2007-09-24T15:49:17+00:00 24.09.2007 17:49
Cary ...u______u
Du machst langsam Nocturn Konkurrenz!
Du folterst hier grade einen!
WARUM MACHST DU AN SO EINER STELLE SCHLUß ?? ;_________;

WUAH!
Ich hätte so losweinen können ;___;
*hat sich das kapi gestern zum lesen ausgedruckt*
Aber diese Stelle wo sie in Garys Armen liegt *______*

*G x G fähnchen schwenks*
*ach was...*
*Zeppelin raushol mit der Aufschrift G x G *
*so passts besser*^^

Das Kapi is Auf meiner Skala jetzt auf Platz 3 *__________*
Wegen dieser einen Stelle wo Green in Garys Armen liegt *__*

Hach Cary....
das Kapi war so toll!
Danke *____________*


*knuffl*

bayba

Vikky
Von:  JunAkera
2007-09-14T16:29:38+00:00 14.09.2007 18:29
AWWW das ist mal wieder super dolle genial!!!

zuerst: ich liebe den Anfang wie du die Natur beschreibst - echt genial *AWW*
und der Kampf - AWW ich liebe es! Ich mag Tinami immer mehr und Kaira *schnüff* die Beiden sind einfach herzallerliebst ^^

aber ABER am besten gefällt mir das Trio AWWW sorry :) *lach*
als du das erste Mal wieder Gary erwähnt hast hab ich erstmal einen Jubelschrei losgelassen *hihi* ^^ *yuhu Gary* und dann noch Sibi AWW ^^

und der Schluss ist wieder genial *schnüff* sie liegt in seinen Armen und Sibi bei ihr mit Tränen *schnüff* *Gänsehaut hab* echt genial und dann der SChlusssatz *aww* Hilf ihr Gary *schnüff schnüff* ^^

ach ich liebe GxGxS :)) *smile*

und die Vorschau auf das nächste Kapitel ist sehr vielversprechend - bin richtig gespannt was da rauskommt mit Silence! Interessiert mich wirklich sehr!! *gespannt sei*
wirklich wirklich - wieder geniales Kapi ^^ und dann noch der Schluss *strahl* ^^ super :)

ach, ich fang scho wieder an zu labbern :) *lach*
HDL
Jenny


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