Himitsu no Mahou - alte Version von AimaiLeafy (Alte Version 2004-2008) ================================================================================ Kapitel 40: Verbotene Existenz ------------------------------ Verbotene Existenz Der kleine Zeiger der Uhr überschritt die zwölf, damit war es eine Minute nach neun und immer noch kam Green nicht aus ihrem Zimmer. Obwohl sie schon in der Schule sein müsste. Kari wand sich von der Uhr ab und versuchte sich wieder auf ihre Cornflakes zu konzentrieren. Pink, die ihr gegenüber saß, kicherte vor sich hin, da sie gerade dabei war aufgenommene Hello Kitty Folgen zu sehen. Kari war absolut nicht nach Lachen zumute. Wie konnte Pink nur so ruhig sein, wenn Green sich so schrecklich merkwürdig benahm? Gerade eben wieder. Wie die letzten drei Tage. Gary und Siberu waren gekommen um sie für die Schule abzuholen. Doch Green hatte nur gesagt, sie hätte keine Zeit. Gary war beim ersten Tag beinahe an die Decke gegangen, beim zweiten Tag konnte er sich noch zurück halten und heute hatte er gar nichts gesagt. Siberu hatte das nicht weiter gestört, er hatte gesagt er könne sich auch besseres vorstellen, als zur Schule zu gehen und hatte Green zu einer Shoppingtour eingeladen – doch auch die hatte Green abgelehnt. Sie sagte immer wieder, dass sie keine Zeit hätte, weil sie etwas für Tinami tat. Niemand hatte ihr geglaubt. Bis Tinami gestern Abend selbst bezeugt hatte, dass Greens Aussage der Wahrheit entsprach. Sie führten Updates und Übungen mit dem Stab durch. Garys Skepsis war dadurch nicht verschwunden. Kurz darauf hatte er Kari im Treppenhaus gefragt ob Green keinen Schlaf bekäme (immerhin schliefen Green und Kari zusammen in einem Bett). Das war auch etwas was Kari bemerkt hatte. Die dunklen Ringe unter ihren Augen wurden immer deutlicher, es sah aus als hätte sie seit Ewigkeiten keinen Schlaf mehr gefunden. Doch das konnte nicht sein, erklärte Kari ihm, denn sie versicherte ihm dass sie jede Nacht schlief. Schlafen konnte man das schon fast nicht mehr nennen, fügte das Mädchen achselzuckend hinzu. Green schliefe als wäre sie tot. Sie drehte sich kein einziges Mal im Schlaf, sie zuckte bei keinem Laut zusammen, sie war nicht zu wecken und ihr Atem war fast unhörbar. In der ersten Nacht hatte Kari befürchtet sie wäre tot, doch ihr Herz schlug regelmäßig. „Aber es gibt noch etwas Anderes. Etwas was viel merkwürdiger ist.“ Kari sah beängstigt aus als sie nach Garys Aufforderung fortfuhr: „Schwester Green… spricht mit sich selbst.“ „Was?“ Kari nickte und sagte nun ein wenig verzweifelter: „Ja! Sie führt Selbstgespräche!“ „Und was… sagt sie?“ Kari sah nachdenkend zur Seite und sagte: „Merkwürdige Dinge… „Geh weg“, „Lass mich“, „Ich will das nicht, dass weißt du“ und „Fass mich nicht an“…“ Siberu sah leicht genervt zu wie Gary zum Xten mal eine Textpassage in dem dicken Buch vor sich lass. Jedes mal wenn er sie wieder lass, raufte er seinen Pony und fluchte. Nach dem Fluchen war Siberu auch zumute. „Aniki. Deine Theorie kann unmöglich stimmen. Zwar passen die Symptome, aber…ein Incubi? Selbst ich weiß, das jeder Dämon, jedes magische Wesen, eine Aura besitzt und Incubi gehören dazu. Das ka-“ Gary unterbrach ihn mit einem vielsagenden Blick. „Es gibt Ausnahmen.“ Der Rotschopf hob die eine Augenbraue und lehnte sich vor. Fast so als müsste er Rücksicht nehmen sagte er: „Nocturn-sama ist tot.“ „Ich rede nicht von Nocturn-sama. Aber warum sollte er der einzige Dämon sein der keine Aura besitzt?“ Der Rotschopf schien nachdenklich geworden zu sein. „…Green-chan würde uns jawohl davon erzählen, wenn sie von einem Incubi terrorisiert wird.“ Incubi waren eine sehr seltene Dämonenrasse, jedoch eine der Mächtigsten. Im menschlichen Mittelalter waren sie als Traumfresser bekannt, als auch Nachtmahre. Sie waren immer männlich und als die Menschen noch an Dämonen glaubten, schrieb man den Incubi zu, dass sie die Ursache der Alpträume wären. Das Einzige was daran der Wahrheit entsprach war, dass sie ausschließlich männlich waren. Alles Andere waren menschliche Hirngespinste. Die Incubi konnten sich durch Alpträume ernähren und sind die einzigen Dämonen denen das Gedankenlesen zugeschrieben wurde. Doch etwas ganz Anderes wurde ihnen ebenfalls zugeschrieben und dies ließ Siberu die Farbe aus dem Gesicht weichen. Denn Incubi waren für ihre ausgeprägten sexuellen Gelüste bekannt und gefürchtet. „…Was hat Green-chan noch mal gesagt…?“, fing der Rotschopf an. „….“Fass mich nicht an““ „….“Ich will das nicht, das weißt du“…“ Die beiden Brüder sahen sich mit steinender Miene an, brachten keinen Ton heraus. Siberu war der Erste der sich regte. „...Stell dir das vor Blue… unsere Green-chan von einem Incubi…vergewaltigt…!“ „…Das stell ich mir nicht vor…“ „…Ich hab schon so….Dinge gehört… welche Methoden die einsetzen….“ „…Silver… lass das.“ „…Sie machen vor gar nichts halt… das ist die schlimmste Art der Vergewaltigung…!“ „…Halt die Klappe!“ … „… und sie suchen immer exotische Opfer.“ „…was?“ „… angeblich konkurrieren sie sich damit… da ist unsere Green-chan… als Hikari…“ „…das gefundene Fressen…?“ …. …. „AAAAAAAAAAAH GREEN-CHAN!“ Und ehe Gary etwas tun konnte, war Siberu aufgesprungen, schlug die Tür auf, rannte durch das Treppenhaus, ohne zu fragen in Greens Wohnung und stoppte erst in ihren Zimmer. „GREEN-CHAN! KEINE SORGE ICH BIN HIER UND WERDE DICH VOR JEGLICHEN PERVERSEN SCHÜTZE…n?!“ Leer. Das Zimmer welches sich vor ihm befand war leer. Keine Green. „Dann solltest du bei dir selber anfangen, Silver“, sagte Gary als er seinen Bruder nachgelaufen war und nun neben ihn stand. „Green…chan?“ „Sie ist bei Tinami!“, sagte Kari hinter ihnen, nachdem sie sich von ihrer Überraschung beruhigt hatte. Nicht jeden Tag platzte jemand in die Wohnung, als wäre eine Atombombe explodiert. Außer man lebte neben Halbdämonen. Siberu schob die Unterlippe beleidigt nach oben. „Das glaube ich erst wenn ich‘s sehe! Komm Aniki!“ Azura reichte Green das Glas Limonade und ihrer großen Schwester die Pockys. Mit einem erfreuten Quietschen, nahm Tinami sie entgegen. Green bedankte sich und Aura verließ das Zimmer um schwimmen zu gehen (sie hatten tatsächlich einen Pool im Keller). Die Hikari sah sich neugierig um. Noch nie war sie bei den Asukas im Wohnzimmer gewesen. Hier war es ordentlicher, auch wenn Tinami ihre Spuren hinterließ. Die gesamte rechte Wand war bedeckt mit einen atemberaubenden Aquarium, indem sich Fische in Hülle und Fülle tummelten. Es waren alle Südwasserfische, sie leuchteten in einem wunderschönen Meer aus Farben. Auch die Pflanzen wirkten sehr exotisch, ein wenig wie ein kleines Korallenriff. Green fühlte sich als wäre sie in einem Meeresmuseum. Die andere Seite des Zimmers bestand nur aus Glas und zeigte einen wundervollen Ausblick auf das offene Meer. An der Wand wo sich auch die Tür befand hingen und standen eingerahmte Fotos. Tinami sah dass Green versuchte die Personen auf den Photos zu erkennen und sagte: „Du darfst gern aufstehen und dir die Photos angucken, Ee-chan.“ Green nickte und stand, zusammen mit ihren Glas Limonade auf und untersuchte die Bilder. Jedes Photo zeigte dieselben drei Personen im Vordergrund: Tinami, Azura und Kaira. Tinami lachte oder grinste meistens in die Kamera, Azura lächelte schüchtern, hob ein zwei Mal die Hand und Kaira verdrehte die Augen oder sah finster und beleidigt drein. Typisch. Green musste ein Lachen unterdrücken, als sie sah das Kaira auf dem einen Bild Zöpfe trug. Es passte irgendwie nicht. Green fiel auf das die drei von Photo zu Photo älter wurden, auf dem ältesten Photo konnte Kaira gerade mal fünf Jahre alt sein, Tinami damit acht und Azura…? „Sag mal, Tinami wie alt ist deine Schwester?“ Die Angesprochene sah nicht von ihren Minilaptop auf und antwortete: „Sie ist einen Monat älter als du.“ Green verschluckte sich an ihrem Trinken und drehte sich geschockt um. „Wie bitte?! Ich hab sie viel jünger geschätzt! Auf Pinks alter!“ „Right, sie sieht etwas jung aus für ihr alter! Aber das macht sie ja so knuffisch! Wie ein kleines Kuscheltier!“ Tinami lachte und knabberte an ihren Pockys. Green wand sich kopfschüttelnd wieder den Photos zu, diesmal schaute sie sich allerdings die Hintergründe an. Alles waren berühmte Sehenswürdigkeiten. Der Eifelturm, die Pyramiden, der schiefe Turm von Pisa, der Artemis Tempel, die Freiheitsstatue … etc. Erst da sah Green auf das größte Bild wo nicht nur die drei abgebildet waren, sondern auch Ilang, Daichi und… jemanden den sie nicht kannte. „Wer ist das?“ Ohne dass Tinami aufsah sagte sie mit vollem Mund: „Ki-kun.“ „Bitte sag es so dass ich es auch verstehe, Tinami…“ „Kunstbanause. Yuuki.“ Green sah über die Schulter zur Kikou. „Dieser unehrliche Bruder?“ „Genau der! Er ist ein richtig knuffiger einer. Hat ein bisschen was von Si-kun weißt du? Vom Hobby her. Er kann sich nämlich unsichtbar machen und dies nutzt er ziemlich geschickt aus!“ „Ah… ein Nachwuchsspanner.“ „So kann mans sagen!“ „Wie steht Kaira zu ihm?“ „Nicht gut. Ai-chan verflucht ihren Vater dafür dass er fremdgegangen ist und, wie sie es so schön sagt „sowas bei rausgekommen ist“. Jedesmal wenn sie hier rein kommt, meint sie ich solle das Bild abhängen. Und das wo wir doch so ne schöne zeit bei Li-chan Zuhause hatten!“ Green sah wieder auf das Bild und entdeckte den enormen chinesischen Tempel. Sie hatte ihn für eine Sehenswürdigkeit gehalten… „Da… Da wohnen Ilang und Daichi?!“ Tinami grinste. „Seit Generationen in Wächterbesitz! Sie leben da allerdings nicht alleine. Dort leben noch weitere Shizen! Er liegt extrem versteckt. Very schwer zu finden! Ich kann gar nicht sagen wie oft wir uns auf den Weg hin verirrt haben!“ Green sah sich das Photo schweigend an, dann unterbrach Tinami sie: „Was ist eigentlich der Grund für deinen Besuch?“ Green drehte sich um und lächelte. „Ich wollte mich bei dir bedanken. Das du… für mich gelogen hast. Gestern.“ Tinamis Gesichts verdunkelte sich. Noch nie hatte Green Tinami so finster rein blicken sehen. „Da gibt es nichts zu bedanken. Ich habe nur Euren Befehl ausgeführt, Hikari-sama!“ „Es tut mir leid! Du weißt wie schwer es mir fällt meinen Titel auszunutzen, aber mir blieb keine Wahl!“ „Es schien Euch nicht sonderlich schwer zu fallen.“ „Hör auf Tinami. Bitte.“ Tinamis finsterer Blick lockerte sich ein wenig und sie sagte: „Und auch noch für so einen Zweck… um deine besten Freunde zu belügen.“ Green sah verletzt weg, sie musste sich umdrehen damit Tinami ihre Verzweiflung nicht sehen konnte. „Es geht nicht anders“, ihre Stimme klang zum Glück gefasst. „Was ist los mit dir, Ee-chan? Man könnte meinen du wirst verfolgt.“ Die Angesprochene drehte sich so um, dass Tinami ihr Profil sehen konnte und sagte, nach einem kopfschütteln und mit einem traurigen Lächeln: „Bitte frag nicht. Ansonsten sehe ich mich gezwungen meinen Namen abermals zu missbrauchen.“ Tinami nickte nur und sah zu wie Green ihre Jacke nahm und sich für die Limo bedankte. Sie verabschiedeten sich voneinander und als die Hikari schon an der Tür war, sagte Tinami noch: „Ich hoffe das Licht Hikari-kami-sama leuchtet dir den Weg.“ Green drehte sich nicht um, so konnte Tinami ihr ironisches Lächeln nicht sehen. „Mein Weg ist so dunkel wie nie zuvor. Denn mir fehlen meine zwei Lichter… selbst Hikari-kami-sama kann sie nicht ersetzen.“ Als Green den Heimweg antrat hatte sich die Nacht über Tokio gesenkt. Aber da es eine Großstadt war, war es so hell wie am Tage. Die blinkenden Reklameschilder tauchten die Straßen in ein buntes Meer an Lichtern. Die vorbei rasenden Autos verwischten die Farben und ließen sie unwirklich erscheinen. Green achtete auf dieses Spektakel nicht. Sie ging einfach gerade aus, ohne wirklich zu sehen wo sie hin ging. Green fühlte sich schrecklich allein, besonders jetzt wo sie sich zwischen dieser Menschenmasse befand, da verstärkte sich dieses Gefühl nur noch mehr. Es war lange her seitdem sie sich so gefühlt hatte. Doch dieses Gefühl fühlte sich an, als wäre es schon ewig da gewesen. Als ob die sonnigen Tage die sie mit Siberu und Gary zusammen verbracht hatte, zu einem anderen Leben gehörten und ihr nun nicht mehr zustanden. Wie lange war es eigentlich her? Eine Woche? Was? Nur so eine kurze Zeit? Green kam das irreal vor. Könnten sie doch nur Gedanken lesen… Denn könnten sie Greens stummen Hilfeschrei hören können. Nein! Green schüttelte verbissen den Kopf. Nein, daran durfte sie nicht einmal denken. Die beiden durften nicht in diese Sache mit hineingezogen werden. Das hatte sie sich selber geschworen. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Denn Green spürte es. Sie wusste es. Mit Silence’ Auftauchen hatte etwas Großes Begonnen. Etwas was nicht nur Green was anging, sondern dem gesamten Wächtertum. Nahm Green nur einen Fehlschritt würde sie die gesamte Geschichte verändern und sie wollte sich nicht vorstellen, was dann passierte. Sie mochte ein Egoist sein, aber dieses Risiko nahm sie nicht in Kauf. Aber Green hatte Angst. Schreckliche Angst. Sie wollte am liebsten schreiend durch die Straßen laufen, auch wenn sie wusste, sie könnte bis ans Ende der Welt fliehen es würde sie nicht retten. Doch… es gab einen Ort an den sie wollte und dieser war so nah… und doch so verdammt fern. Green wünschte sich nichts sehnlicher als sich in Garys Arme zu flüchten. Alles wollte sie ihm anvertrauen, sie würde ihm auch ihre peinliche Angst beichten, auch wenn sie diese… wahrscheinlich in seiner Gegenwart völlig vergessen würde. Denn: Es gab keinen sicheren Ort, als bei Gary… „Was für kitschige Gedanken. Soll ich dir Blumen und Herzen besorgen? Würden gut zur Atmosphäre passen, nicht?“ Green blieb wie angewurzelt stehen, dabei stieß sie gegen einen Passanten der sie genervt anschnauzte, doch das Mädchen hörte es nicht. Egal wie viel Zeit vergehen würde, Green würde sich nie daran gewöhnen und immer wieder fühlte sie sich wie… Kanori. Genau so musste Kanori sich gefühlt haben, als er auf der menschenleeren Landstraße Nocturn gegenüber stand und gemerkt hatte dass sein Mörder seine Gedanken lesen konnte. Die Tatsache das Kanori tot war, gab Greens Panik einen weiteren Stoß. Doch es war nicht Nocturn dem sie gegenüber stand und Green war sich sogar ziemlich sicher das Silence ihre Gedanken nur durch diese Verbotene Technik lesen konnte. Dies änderte jedoch nichts daran dass Greens Gedanken nicht länger ihr gehörten. Green sah sich um, panisch wie ein gejagtes Tier, die nach einen Fluchtweg suchte. Aber in diesem Falle, suchte sie nach ihren Verfolger. „Du wirst mich nicht finden. Da kannst du dich tot suchen. Denn du suchst am falschen Ort.“ Green wusste dass sie Recht hatte, trotzdem wollte sie einen Beweis dafür dass sie sich die Stimme nicht einbildete. Sie wollte einen Beweis dass sie sich die Panik nicht einbildete und dass sie nicht wahnsinnig war. Dabei vergaß sie vollkommen ihre Umwelt. Und auch das kleine grüne Männchen, der Ampel, das warnend aufblinkte und dann Platz für die rote Figur machte. Und auch – das sie sich mitten auf dem Übergang befand. „Beweg dich.“ Green reagierte nicht. „Komm von dieser verfluchten Straße!“ Wäre Green in diesen Moment vollkommen bei Sinnen gewesen, hätte sie gehört dass die Stimme von Silence sich verändert hatte, sie war ernster geworden. Green hatte aufgehört nach Silence zu suchen, denn ihr Körper war plötzlich erstarrt. Selbst wenn sie wollte, konnte sie sich nicht bewegen. Wie in Trance stand sie da und sah in Zeitluppe, wie das rasende Auto sich immer weiter auf sie zu bewegte. Überfahren werden. Ein Tod über den Green sich nie Gedanken gemacht hatte. Er war wahrscheinlich schmerzloser als von einem Dämon umgebracht zu werden. So konnte Silence ihren Körper auch nicht brauchen. Einen toten Körper war sicher nicht in ihrem Sinne und konnte auch keine Probleme bereiten… Green wusste nicht wie die nächsten zwei Sekunden überhaupt von sich gingen. Ihr Körper hatte sich plötzlich von allein bewegt, viel zu schnell als das sie eigentlich fähig war sich zu bewegen, stand sie plötzlich auf dem sicheren Fußgängerweg, weit entfernt von irgendwelchen Autos. Green hörte unwirklich das aufgeregte Gerede der Passanten um sie herum. Sie war wirklich zu schnell gewesen. Zu schnell für ein menschliches Wesen. „Sich überfahren lassen! Fällt dir nichts Besseres ein?! Sich als Hikari überfahren zu lassen – das ist wirklich das Dämlichste was ich jemals gehört habe! Was für ein erbärmlicher Tod! Selbst für dich!“ Green schluckte und spürte plötzlich den harten Asphalt an ihrer nackten Haut ihrer Knie. Ihre Beine hatten nachgelassen. Sie wollte das nicht glauben. War das wirklich passiert? Sie hatte wirklich an… Selbstmord gedacht! Und sie wäre jetzt auch tot, hätte sie sich nicht plötzlich bewegt… sie hätte sich selbst umgebracht und das nur… aus panischer Angst?! Wie tief war sie gesunken? War sie schon wahnsinnig? Sie schämte sich so, wie konnte sie nur eine Sekunde lang daran denken sich das Leben zu nehmen – nein wie konnte sie das überhaupt in Erwägung ziehen?! Aber warum… lebte sie überhaupt noch? Green sah ihre bebenden Hände an. Dann dämmerte es ihr. Die unheimliche Wahrheit. Sie hörte Silence Stimme aus ihren Kopf… Silence konnte ihre Gedanken lesen… Green konnte sie nicht mehr sehen… und Silence kontrollierte ihren Körper. Und jetzt war es Green klar warum: Silence war in ihr. Jemand legte die Hand auf Greens Schulter, wollte ihr wahrscheinlich helfen. Sie sah sicherlich auch so aus, als würde sie Hilfe brauchen. Hilfe um den Weg zur Klinik zu finden. Green riss sich frei. So schnell es ihre eigene Schnelligkeit zuließ rannte sie los, stieß dabei mit mehreren Passanten zusammen, entschuldigte sich nicht, sondern versuchte im rennen ihr Aufklapphandy aufzubekommen. Dies stellte sich als ungeheuer schwer raus, wenn die Finger zitterten, als wäre just in diesem Moment ein Erdbeben. Wenn sie in diesem Zustand Nachhause zurückkehrte, würde sie ihr Schweigen nicht länger beibehalten können. Wenn sie die Beiden nur einmal sehen würde, würde ihr gesamter Schutzwall zusammenbrechen und so sehr sie sich auch um ihre Sicherheit sorgte, sie würde weinend zusammenbrechen und jämmerlich um Hilfe flehen. Und nein, das konnte sie nicht zulassen. Es gab nur einen Ort wo sie hin konnte. Endlich gelang es Green das Handy zu öffnen und die Wahlwiederholung zu drücken, zu einer ganzen Nummer war sie nicht im Stande. „Jo, Tinami hier?“ „…Bitte, bitte Tinami… bring mich zu Grey… bitte bitte…!“ Green sprach kein Wort mit Tinami, sie hatte auf keine Frage geantwortet und sobald sie den Marmorboden des Tempels unter ihren Füßen gespürt hatte, war sie wieder losgerannt, ohne auf Tinami zu achten. Eigentlich müsste ihr schon längst die Puste ausgegangen sein, dennoch lief sie weiter, Treppen hoch, um die eine Millionen Ecken, vorbei an den antiken Kunstwerken und endlich kam sie bei Greys Tür an, die offen stand, weil Ryô gerade aus dem Weg raus war. Sie lief ihn beinahe über den Haufen, auch davon nahm sie keine Notiz. Die hikari hatte bereits einen dichten Tränenschleier vor den Augen, als sie sich Grey in die Arme schmiss, ihn und einen Berg von Skizzen damit zu Fall brachte. Sie brachte keinen Ton über ihre Lippen. Ihre Flucht war hiermit beendet, alles was nun kam, war nicht mehr von ihr geplant gewesen. Grey sagte irgendetwas, doch sie hörte es nicht. Grey sah auf und zu Ryô. Sie wechselten einige vielsagende Blicke, während der Kaze seinen Arm schützend um seine Schwester legte und immer noch beruhigend auf sie einsprach. Es verstrich eine ganze Weile, indem Grey keine Anstalten machte, sich je wieder mit Green einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen und er ihr immer wieder versicherte, das sie jetzt in Sicherheit war. Denn irgendetwas bereitete ihr panische Angst, das war nicht zu übersehen. Doch er konnte nicht ahnen um was es sich handelte. Erst als ihre Tränen verstummt waren, fragte er mit sanfter beruhigender Stimme: „Green, was macht dir solche Angst…?“ Green vergrub ihr Gesicht tiefer in sein weiches Oberteil. Es war zwar nicht Gary und bei weiten kein würdiger „Ersatz“ – aber besser als niemand. „…Die Dunkelheit…“ Ihre Stimme war so leise, dass sie sich wunderte, dass Grey sie überhaupt hörte. Doch das tat er, denn sie spürte dass sein Griff um ihren Körper fester wurde. „Was ist passiert?“ Seine Schwester schüttelte nur stumm den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen, so sehr sie es sich auch wünschte. Doch Grey schien sie zu verstehen. Ohne dass sie große Proteste machte, hob er sie problemlos hoch und setzte sie auf sein Bett ab. Doch die Hände behielt er auf ihre Schultern. Ihre Augen sahen ihn verwundert an, immer noch waren sie geweitet. „Green… Ich halte es für das Beste wenn du schläfst. Einen traumlosen Schlaf. Du brauchst Ruhe…“ Er legte seine Hand an ihre Wange und wischte ihr die Tränen weg, unter großen seelischen Schmerzen. Denn er wusste das diese Berührung nicht dieselben Gefühle in ihr auslösten, wie ihn ihm. Schon gar nicht jetzt. „… Ich habe so viel Arbeit, das ich locker die ganze Nacht durchmachen kann. Also kann ich die ganze Zeit auf dich aufpassen. Es wird dir nichts passieren… hörst du, Green?“ Schwach nickte sie und ehe er sich versah, flüchtete sie sich abermals in seine Arme. „…Danke, Onii-chan…“ Grey strich ihr über die hellbraunen Haare. „Dir passiert nichts… dafür sorge ich…“ Green hätte es nicht gedacht, aber sobald sie sich umgezogen hatte, das Mittel eingenommen hatte um keine Träume zu bekommen und sie sich in Greys Bett gelegt hatte, dauerte es nicht lange und sie schlief tief und fest. Grey sah seiner Schwester beim schlafen zu. Er hatte die Arme auf den Rücken verschränkt und kippelte mit den Füßen ein wenig vor und zurück, als würde er auf irgendetwas warten. Er seufzte, schloss die Augen und wand sich ab. Ryô kam gerade wieder rein, als Grey an ihm vorbei schritt. „Wo wollt Ihr hin, Grey-sama?“ Der Angesprochene blieb nicht stehen, so das Ryô die Unterlagen ablegte und ihm hinterher lief. „Grey-sama was habt Ihr vor? Wolltet Ihr nicht…“ Weiter kam er nicht, denn dem Tempelwächter fiel da erst auf wie wütend sein Herr war. Grey hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Zähne zusammengebissen. Er schäumte vor Wut. „Wo ich hin will?! Das liegt jawohl auf der Hand! Tut mir leid, dass du jetzt unter meiner Wut leiden musst, du kannst natürlich nichts dafür! Aber es macht mich einfach rasend!“ Ryô hatte leichte Schwierigkeiten mit seinem Herren Schritt zu halten. „Dafür braucht Ihr Euch nicht entschuldigen… aber was macht Euch so rasend?“ Grey blieb stehen, als hätte ihn eine unsichtbare Wand am gehen gehindert. „Diese verfluchten Halblinge! In Lights Namen! Ich fang schon an zu fluchen…“ Der Angesprochene hob mechanisch die Augenbraue. „Was haben die damit zu tun?“ „Green sagte sie habe Angst vor der „Dunkelheit“! Die Beiden sind die einzigen, die sie damit gemeint haben könnte! Und ich lasse nicht zu das jemand Green ungestraft in so einen Zustand bringt! Ich will mir gar nicht vorstellen was sie ihr angetan haben! Diese Beiden tun ihr nicht gut, ganz und gar nicht!“ Grey setzte seinen Weg fort. Hätte Ryô ihn nicht aufgehalten, wäre der Wächter wohl Schnurstraks nach Tokio gegangen und hätte sie zu einem Kampf herausgefordert. Doch Ryô hatte ihm ruhig die Hand auf die Schulter gelegt und sofort blieb Grey stehen. Er sah über die Schulter hinweg zu seinen Freund und sagte skeptisch: „Auch du wirst mich nicht aufhalten.“ Ryô lächelte. „Ich habe nicht vor Euch aufzuhalten. Ich will auch nur an Euer Versprechen erinnern.“ Der Tempelwächter wurde schweigend angesehen, auch wenn Grey ihm keine Antwort gab, Ryô spürte das seine Worte Wirkung gezeigt hatten, denn die Anspannung des Kaze ließ nach. „Wolltet Ihr nicht bei Eurer Schwester bleiben?“ Grey seufzte und löste sich aus seinem Griff. „Es ist ein gemeiner Vorteil, dass du mich so gut kennst, Ryô.“ Der Angesprochene lächelte wieder, allerdings diesmal ein wenig trauriger und er hoffte es fiel seinen Herren nicht auf. Scheinbar nicht, denn dieser schritt an ihm vorbei, in Richtung seinem Gemach. Überall nur Schwärze. Nirgends auch nur ein winziger Lichtblick, aber wenn es so dunkel war, warum konnte sie sich dann selbst noch sehen? Sie war absolut hell, nirgends bildeten sich Schatten und sie trug etwas Merkwürdiges. Es schien ein Kleid zu sein, aber nirgends an ihrem Körper befestigt zu sein, als wäre es ebenso ein Teil ihres Körpers, wie auch ihre Beine und Hände, selbst die Farbe unterschied sich nicht, doch ihre Haut erschien ihr hier um einiges heller, als normal. Sie konnte nur träumen. Aber Grey hatte doch versprochen, dass sie nicht träumen würde… Green schloss die Augen, als wäre sie plötzlich müde geworden, riss sie jedoch sofort wieder auf, als sie die Stimme hörte: „Du träumst auch nicht.“ Green wand sich nach dem Ursprung der Stimme um und sah Silence vor sich. Sie trug das gleiche körperliche Kleid wie Green auch, nur das sie damit um einiges dunkler wirkte. Sowieso, sie stach nicht so aus der Dunkelheit hervor, wie Green. „Was soll das hier sonst sein?“ Silence stemmte die Hand in ihre Hüfte und antwortete: „Das hier, kleine Green, ist ein kleiner Teil deiner unreinen Seele. Um es genauer zu sagen, ist es der dunkelste Teil deiner Seele.“ Green konnte sich nicht erklären warum, aber ihre Stimme klang anders. Wenn sie sie sonst gehört hatte, hatte sie so geklungen als würde sie in ihrem Kopf wiederhallen. Doch jetzt, hier in der Dunkelheit, schien die Stimme wirklich ihr zugehören, sie hallte nirgends wieder und damit wurde ihr einen Großteil des Überirdischen geraubt. Dennoch reichte es um Green abermals das Zittern durch die Knochen zu jagen. „Wie du siehst, Green… bist du nirgends sicher vor mir. Kein Schutz der Welt bringt dir was, auch Der Tempel nicht. Du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen.“ Green wich reflexartig einen Schritt zurück, als sie näher kam. „Ich laufe nicht… von mir davon.“ „Nein, aber vor mir. Das ist kein großer Unterschied, wenn man bedenkt das ich ein Teil deiner Seele geworden bin, siehst du das nicht auch so?“ Sie verschwand plötzlich und ehe Green blinzeln konnte, hatte Silence ihre Hände wieder an ihr Gesicht gelegt und war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Ihr Griff war alles andere als sanft, es kam Green fast so vor, als würde Silence ihr Gesicht mit bloßen Händen auseinander reisen wollen. „Dein naives Manöver von vorhin, war wirklich…sehr…sehr unüberlegt…“ Problemlos und mit nur einer Hand brachte Silence Green zu Fall und beugte sich dann über ihr. „… Sehr egoistisch obendrein.“ Green drehte ihr Gesicht weg und versuchte so weit von ihr wegzukommen wir möglich, doch Silence hielt sie nun gut fest. „…Ich versteh schon, tot nütze ich dir nicht. Ich glaube, da bin ich gern egoistisch!“ Die Hikari brachte trotz der Situation ein kleines ironisches Lächeln zustande, welches jedoch sofort wegschmolz als Silence grinste. „Oh du musst mich missverstanden haben! Das war keineswegs auf mich bezogen, sondern auf deine kleinen Halblinge! Nicht auszudenken, was mit ihnen passiert wäre, wenn du Selbstmord begangen hättest. Wenn du das nächste Mal an diese Alternative denkst, willst du dann vorher ein Testament schreiben, worin steht wie sie am liebsten sterben sollen? Ich bin recht flexibel, kleine Green! Ich kann dir also jeden noch so kleinen Wunsch erfüllen. Was hättest du denn gerne? Folter ist übrigens im Komplettpaket mit enthalten! Und Lichtintus bekomme ich sicherlich auch noch arrangiert! … Ou du bist ja ganz blass geworden! Arme kleine Green, verträgt das dein Gewissen doch nicht? Und das wo du sie doch täglich in solch ein Risiko bringst!“ „Ri…Risiko?“ Silence‘ Grinsen wurde zu einem heimtückischen Lächeln, als sie antwortete: „Natürlich! Ich meine damit nicht das Risiko das ich mit mir bringe, sondern ganz allein dich. Deine Aura als Hikari ist zwar überaus – überaus ist gar kein Ausdruck, schwach, aber trotzdem vorhanden. Und jeder weiß, dass eine Hikariaura für jedes Wesen durch dessen Adern dunkles Blut läuft, auf lang und breit zum Tode führt. Und ich bitte dich: So wie ihr drei zusammen lebt, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, dass sie ein besonders langes Leben haben werden.“ Green schüttelte verbissen den Kopf. „…Sei still… das will ich nicht hören!“ Silence beachtete sie jedoch nicht und fuhr fort, als wäre sie nicht unterbrochen worden: „Aber was machst du? Du nimmst darauf überhaupt keine Rücksicht. Dir ist es egal, was mit ihnen geschieht, Hauptsache du bist nicht einsam und hast jemanden der dich trösten kann! Ach nein, was rede ich denn da: Wer dich wärmen kann, ganz vergessen, kleine Hikari-sama hat ja Angst vor der Kälte!“ „…Hör auf! Hör auf!“ „Und das nennst du nicht egoistisch? Weißt du, ich nenne es nicht nur egoistisch, sondern auch heuchlerisch. Denn hast du eine Ahnung wie sich Lichtintus anfühlt? Nicht gerade behaglich kann ich dir aus eigener Erfahrung versichern!“ Silence legte wieder die Hand an ihr Gesicht und streichelte ihre Wange. Doch Green registrierte es nicht. Sie sah auch nicht Silence vor sich, sondern Bilder, die noch gar nicht solange zurück lagen… Siberu… von ihrer Hand kalt, hinterhältig, schwerverletzt wurde… und dann auch noch Seigi als I-Tüpfelchen… und Gary! Wie hartnäckig hatte sie versucht ihn umzubringen… wie gemein und rücksichtslos sie gegen ihn gekämpft hatte… Die Worte die sie gesagt hatte… und das sie Green danach behandelt hatten, als wäre nie etwas gewesen! Wenn Silence‘ Worte der Wahrheit entsprachen und Green sie wirklich alleine mit ihrer bloßen Anwesenheit, Schaden zufügte… dann war sie wirklich egoistisch… denn dann würde es bedeuten, dass sie deren Wohl für ihr Eigenes opferte… „Wenn dir wirklich etwas an ihnen liegt, solltest du mir dankbar sein, dass ich dir verbiete Zeit mit ihnen zu verbringen! Wenn du sie wirklich so sehr liebst wie du vorgibst, denn solltest du dich von ihnen fernhalten. Aber… mir soll es ja egal sein… ouuu warum weinst du denn? War die Wahrheit zu hart?“ Green hatte die zusammengeballte linke Hand über ihre Augen, um die Tränen zurück zu halten und auch das aufkeuchen, versuchte sie zu unterdrücken, indem sie die Zähne zusammenbiss. Lange währte dieser Zustand jedoch nicht, denn Silence packte sie an ihren Handgelenken und setzte Green auf. Sie lächelte immer noch, während Green, trotz ihrer Tränen, sich versuchte aus ihren Griff zu befreien. „Du bist ein richtiger kleiner Unglücksengel. Überall wo du gehst und stehst verbreitest du nur Unglück. Ich hoffe ich bin dagegen Immun!“ Sie lachte in sich hinein und fuhr fort: „Nicht nur die Halblinge sind davon betroffen sondern auch Grey und ja deine ach so heilige Mutter ebenfalls! Ich kann schon gut verstehen, warum die Hikari dich loswerden wollen!“ Greens Proteste fielen in sich zusammen und sie sah Silence mit großen Augen verwundert an. „…Mutter und Grey? Aber was tue ich ihnen denn… und was haben die Hikari damit zu tun?“ Silence lachte sie aus und ließ sie los. Green war darauf nicht vorbereitet gewesen und fiel hart auf den schwarzen Boden zurück, während Silence kopfschüttelnd aufstand und immer noch lachte. „Dein lieber großer Bruder riskiert seine Gesundheit für dich – und nebenbei; Wenn er auf Grund seiner Gesundheit stirbt, wird er nicht wiedergeboren – und die heilige White opfert selbst nach dem Tode alles was ihr noch geblieben ist, allein für dein Wohl! Sie setzt ihren Ruf, ihren Posten und ihre Macht aufs Spiel und das nur…“ Silence beugte sich zu ihr runter und lächelte schalkhaft, über Greens geschockten Gesichtsausdruck. „… weil die kleine unreine Yogosu, das gesamte Jenseits auf den Kopf stellt und für Diskussionsstoff sorgt, welches es kaum zu Kriegszeiten gab! Und warum? Wieder ist es ihre bloße Existenz…“ „D-Du lügst! Warum sollte meine Existenz irgendetwas bei den Hikari bewirken?! Im Gegensatz zu ihnen bin ich nichts – warum sollte mein Dasein da eine Gefahr da stellen?!“ Green versuchte selbstsicher zu wirken, doch das war sie nicht, ganz und gar nicht. Sie wollte das Gespräch beenden. Am liebsten würde sie sich Silence vor die Füße werfen und sie anflehen nicht weiter zu sprechen. Sie wollte nicht mehr hören! „Das Hikari-Regien ist durch die Zeit wie ein Uhrwerk geworden. Jedes kleine Rädchen passt hinein und so tickt die große Uhr immer weiter. Du bist da ein Teil welches nicht in dieses Werk passt, daher wirst du es nach und nach von Innen heraus zerstören. Weißt du woher die Hikari wissen dass gerade du das Teilchen bist? Nein… es hat nichts mit den Halblingen zu tun. Jedenfalls nicht alles. Ich nehme nicht an das du weißt dass der Name eines Lichterben durch Vorhersehung bestimmt wird. Es handelt sich dabei um die Zusatznamen, in deinem Falle Kurai und Yogosu. Es ähnelt ein wenig dem menschlichen Tarot. Doch dadurch wird nicht nur der Name festgelegt, sondern es werden auch drei Karten gelegt, die das Schicksal des Lichterben zeigen. Bei allen Vorhersehungen von denen ich bis jetzt gehört habe, kam meistens das gleiche raus, immer ziemlich eintönig… Die Karte der Trauer ist immer irgendwo zu finden, die Karte die für Führungsqualität steht, für Nächstenliebe, Tugendhaft und ach ja die Karte des Dämons ist auch oft vorhanden. Das sind dann die, die sich voll in den Krieg stürzen und ja wie in Whites Falle, immer den gleichen Widersacher haben. Ehe du fragst: Ja White hatte die Karte des Dämons, dann noch des Engels und der Trauer. Aber egal, wir reden hier immerhin nicht von White, nicht? Die Karten die für dich bestimmt waren gab es ebenfalls schon oft… aber nie in der Konstellation wie du sie hattest…“ „…Was…was… hatte ich…?“ Silence grinste abermals. „Das sag ich dir nicht! Aber ich kann dir sagen sämtliche Hikari waren geschockt und bangten um ihre Existenz. Aus dieser Angst heraus war der Entschluss auch sehr schnell gefällt…“ Green sah sie abwartend an, auf der einen Seite schrie sie danach mehr zu wissen und auf der anderen wollte sie sich am liebsten die Ohren zuhalten. „Es war vorher noch nie vorgekommen, doch die für den äußersten Notfall vorgesehenen Sonderregeln wurden zum ersten Mal im Gebrauch genommen. Weißt du was das für Regeln sind, kleine Green?“ „… Grey… sagte es wären Regeln für Dämonen?“ Silence lachte. „Dein Bruder ist ein verdammt schlechter Lügner und das hast du abgekauft!? Nein nein, mein Dummerchen: Diese Regeln, bestehen im Prinzip nur aus einer einzigen Regel und diese besagt, dass die Person die die Sonderregel betrifft, von allen anderen Regeln ausgenommen wird. Im simplen Klartext: Die Hikari durften mit dir machen was sie wollten, ohne auch nur einer ihrer ach so heiligen Regeln zu überschreiten. Praktisch nicht? Und weißt du was als Erstes bestimmt wurde?“ Green schüttelte stumm den Kopf, zu mehr war sie nicht fähig. „Deinen Tod.“ Die Hikari reagierte im ersten Moment nicht. Erst als die Worte sich langsam noch einmal in ihren Kopf wiederholten und sich mit den anderen Fakten vereinten, weiteten sich langsam ihre Augen und ihr Blick wurde starr. Green merkte wie sie den Boden unter den Füßen verlor als sie gleichzeitig die Antwort auf so viele offene Fragen bekam. Silence fuhr fort, als würde sie über ein total belangloses Thema reden, anstatt von etwas das weit aus schlimmer war als ein Familiendrama. „Ja, du solltest sterben, ehe du überhaupt nur einen Tag alt werden konntest. Du hast es nur einer Reihe von Zufällen zu verdanken das du heute noch am leben bist. Doch… für diese Zufälle sind drei Wesen gestorben.“ „… Mutter… Grey… Oh Gott…“, stammelte Green, überrascht ihre Stimme überhaupt in Gebrauch nehmen zu können. „Kannst du nicht zählen? Ich sagte drei. Aber auf den dritten wirst du eh nicht kommen. Man kann auch nicht direkt sagen dass er wegen dir gestorben ist. Er war nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort. Und eben diesem Zufall hast du es zu verdanken das die Hinrichtung nicht durchgeführt worden ist. Er weiß nicht mal was von seinem Glück die Tochter seiner Angebeteten gerettet zu haben! Al-“ „Nocturn?!“ Die Angesprochene sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen ein wenig verärgert an. Wahrscheinlich darüber das sie unterbrochen wurde. Oder einfach die Tatsache das Green noch zum sprechen fähig war. Sie warf ihre schwarzen Haare zurück und sagte seufzend: „Ja, dieser musikalische Schwachkopf. Ich hatte den Namen vergessen.“ Sie hüstelte und fuhr dann, eingeleitet mit einer eleganten Handbewegung fort: „Wusstest du eigentlich dass White nicht die Ewigkeit wählen wollte? Ihr sehnlichster Wunsch war es, nach ihrem Tode mit ihren geliebten Kaze vereint zu werden…Wie dramatisch.“ Wenn möglich fiel Green in ein noch tieferes Loch, als ohnehin schon. Automatisch wanderten ihre Hände an ihren Kopf, doch die Ohren hielt sie sich nicht zu. „… Mutter hat… wegen mir… diesen Wunsch aufgegeben…?“ Silence nickte mit geschlossenen Augen und lächelte. „Schön dass ich dir nicht alles erklären muss! Aber ja, White konnte dich natürlich nicht alleine zurück lassen, wenn dir so ein grausames Schicksal bevor stand… Du kennst sie ja! Also opferte sie nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Tod und du machst ihr wie vorausgesehen immer noch große Probleme. Denn ja, nachdem die Hikari herausfanden dass du noch am Leben bist, munter ein Menschendasein führst, brach im Himmel wahrlich die Hölle aus! Du kannst dir nicht vorstellen, was da momentan für ein Chaos herrscht!“ Silence ging einen Schritt auf Green zu, packte ihr Handgelenk und zog sie auf ihre Höhe. Wenn Silence sie nicht festgehalten hätte, wäre Green wieder zusammengebrochen, denn sie stand nicht aus eigener Kraft. „Dafür muss dein Bruder täglich ins Jenseits und setzt damit seine ohnehin schon schlechte Gesundheit aufs Spiel. Das du davon die ganze Zeit nichts mitbekommen hast beweist deine Einfältigkeit! Und ja, kleine Green… es ist immer noch der größte Wunsch der Hikari dich aus dem Wege zu räumen.“ Sie legte ihre freie Hand unter Greens Kinn und hob es ein wenig an. „Also… warum gibst du mir deinen Körper nicht freiwillig? Das erspart dir eine Menge, mir ist es im Prinzip egal, weil ich immer das bekomme was ich will… von mir aus, auch auf Umwege.“ Ohne dass Green wusste was sie tat, schlug sie ihre Hand beiseite und umgehend fiel sie auf den Boden. „…Du lügst! Ich habe dich durchschaut, du versucht mir Lügen einzureden um besser an meinen Körper ranzukommen! Wahrscheinlich ist es für dich leichter, wenn ich ein seelisches Wrack bin, deshalb erzählst du mir diesen ganzen Schwachsinn! Ich glaube dir kein Wort! Die Hikari sind zwar nicht mehr ganz dicht, aber das sie mich umbringen wollen traue ich ihnen nicht zu! Und das mit dem merkwürdigen Tarot: Was soll bei mir schon furchterregendes bei rauskommen?! Ich habe nicht die Macht, den Hikari irgendwie gefährlich zu werden! Wenn du mich verunsichern willst, sollte dir was Besseres einfallen!“ Silence sah sie gelangweilt an, stemmte die Hände in die Hüfte und beugte sich leicht vor. „Das hört sich für mich eher so an, als würdest du versuchen dich selber zu beruhigen. Aber mir sei es egal…“ Sie legte Green die flache Hand auf die Brust und grinste sie an. „Wie wär’s wenn du deinen Bruder fragst? Wer weiß, vielleicht erzählt er dir ja, was am ersten Juni 1989 wirklich passiert ist? Wenn du dich traust…“ Silence verstärkte ihren Händedruck und auf einmal, als würde der Boden unter Green zusammenbrechen, fiel die Hikari in die Dunkelheit hinab… … Um von freudigen Vogelgezwitscher willkommen geheißen zu werden. Sie blinzelte und öffnete dann nach kurzem Zögern die Augen. Das Zimmer war durch die Morgensonne hell erleuchtet, Frühstück stand schon auf dem Tisch, obwohl es gerade erst sieben war, wie Green feststellte als sie auf die Uhr sah. Während sie dies getan hatte, kam sie nicht drum herum auch zu merken das Grey auf den Boden, neben ihren Bett, mit dem Kopf auf seine Arme stützend, eingeschlafen war. Sofort schossen Silence‘ Worte Green wieder durch den Kopf: „Wie wär’s wenn du deinen Bruder fragst? Wer weiß, vielleicht erzählt er dir ja, was am ersten Juni 1989 wirklich passiert ist? Wenn du dich traust…“ Die Antwort war ganz klar: Nein sie traute sich nicht. Sie wollte nicht hören was an diesem Tag wirklich passiert ist, sie wollte weiter an das glauben, was sie bis jetzt wusste, denn dies reichte ihr. Aber wenn Silence Recht hatte, würde Green ewig mit einer Lüge leben… aber ihre Worte konnten einfach nicht wahr sein… Das würde keinen Sinn ergeben. Es würde keinen Sinn ergeben? Doch. Genau das würde es. Das die Hikari ihr nach dem Leben trachteten, war die einzige Möglichkeit die alle ihre Fragen auf einen Schlag beantwortete. Weshalb Grey so oft ins Jenseits musste, warum er ihr nie erzählte was sie zu bereden hatten… und das waren nur die kleinen Dinge. Die Gedächtnislöschung. Dies hatte wahrscheinlich auch alles damit zu tun. Vielleicht sollte das eine Alternative zu ihrer Hinrichtung gewesen sein? Green konnte sogar noch weiter in der Zeit zurückgehen, um Unbeantwortetes zu beantworten: Das erste Familientreffen. Egal was Grey versucht hatte ihr einzureden: Es war ein Test gewesen und der Ausbruch ihrer Mutter, am Ende, bewies das Green den Test nicht bestanden hatte… Aber was sollte sie tun… wenn ihre bloße Existenz ein Verbrechen war… wenn sie wirklich… das war… Green vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und konnte ein verzweifeltes aufkeuchen nicht unterdrücken. „Green, was hast du?“ Die Angesprochene senkte ihre Hände sofort wieder und sah dass Grey wach geworden war. Er hatte sich aufgesetzt und sah besorgt aus. Green versuchte nicht einmal zu lächeln. Ausdruckslos wie eine Puppe sah sie ihn an. Sie musste ihn fragen… wie sollte sie weiter leben, wenn sie immer im Hinterkopf haben würde, dass ihr Dasein verboten war? „Sag mir, Grey… ist meine…“ Sie sah ihre eigenen Hände an und sagte: „…bloße Existenz verboten?“ Die Hikari wagte es nicht von ihren Händen aufzusehen und die Antwort in seinem Gesicht zu lesen. „Wie…wie kommst du denn plötzlich darauf?“ Green stöhnte auf, als wäre seine Stimme ein Dolch der durch ihr Herz gerammt worden war. Denn seine Stimme war so verunsichert, dass sie Antwort genug war… Greens Hände fingen an zu beben, doch sie unterdrückte jegliche Reaktionen. „Es ist also wahr…!“ Plötzlich packte Grey Green an ihren Schultern und zwang sie so ihn anzuschauen. Die Augen der beiden Geschwister zeigten das gleiche Gefühl: Verzweiflung. „Ich bin… verboten…“, wiederholte die Hikari heiser flüsternd. „Nein Green, nein!“ Er sagte dies so panisch als stünde Green am Rande eines Abgrundes und er befürchtete sie würde sich hinunterstürzen. „Deine… Existenz ist nicht…verboten…“ Greens Augen sahen ihn nicht annähernd überzeugt an und Grey musste schlucken bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte: „Sie ist nur… unerwünscht.“ Greens Augen wurden erschreckend klein. „Unerwünscht!“, wiederholte sie, ihre Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Stöhnen. Sie löste sich aus Greys Griff und schritt mit langsamen Schritten auf das große Fenster zu. Green sah hinaus, ohne überhaupt etwas zu sehen. Eigentlich hätten sich tausend Gedanken in ihren Kopf drehen sollen, doch es war fast so, als wäre ihr Kopf leer gefegt. Es gab nur eins was sie tun konnte und was sie tun wollte, vielleicht würde ihr Gehirn danach seine Arbeit wieder aufnehmen. „Grey, erzähl mir die Wahrheit.“ Im Jenseits, war genau wie Silence es gesagt hatte, die Hölle los. Dies war auch der Grund dafür, weshalb White kurz davor war ihre normale Ruhe, genervt über Bord zu werfen. Doch sie war nicht im Jenseits. Sie saß am offenen Fenster in ihrem Zimmer und lauschte den sanften Tönen der Spieluhr, die schon zum siebten Mal ihre Melodie wiedeholte. Dies tat sie oft. Wenn der Stress im Jenseits zu groß wurde, flüchtete sie sich gerne mal heimlich in die Welt der Lebenden. Nicht einmal Grey wusste davon und auch sonst niemand. Den Wind spüren… das Einzige was sie in so einer Situation irgendwie half. Sie wünschte sich sehnlichst der Wind könnte ihr verraten, was sie tun sollte. Denn langsam wusste sie selbst keinen Rat mehr. Die Dinge im Jenseits verknoteten sich immer weiter und White sah keinen Weg diesen Knoten jemals wieder zu lösen. Es benötigte einen Wink des Schicksals… doch es war keiner in Sicht. White schloss die Augen. Nach und nach lösten sich die Falten in ihrer Stirn, während sie dem behutsamen Laut des Windes lauschte, der unter ihr zwischen die Säulen erklang. Ein etwas stärkerer Wind kam ins Zimmer und bewegte die Saiten der Harfe, zu einem zufälligen Ton. Die Hikari seufzte und öffnete die Augen. Sie wusste wahrlich nicht, was dieses Ding überhaupt noch in ihrem Zimmer zu suchen hatte. Immerhin hatte sie es immer verabscheut darauf zu spielen und obendrein verband sie damit zu viele Erinnerungen. Schlechte. „Du kannst Harfespielen?“ „Sie dient jedenfalls nicht der Dekoration.“ „Das hättest du mir ruhig mal erzählen können, Ma’chere. Denn das heißt wir haben noch was gemeinsam!“ „Komm bloß nicht auf falsche Ideen.“ „Wir könnten ein Duett machen!“ „Wie vorauszusehen…“ „Welche Stücke kannst du? Wenn du nicht so viele kennst, kann ich dir auch welche beibringen! Ich bin zwar nicht so bewandert auf diesem Gebiet, aber ein paar kenn ich schon. Al-“ „In Lights Namen! Steck deine Flöte in die Halterung! Das Letzte was ich tun würde wäre gerade mit dir ein Duett zu machen. Da wirst du mich schon erpressen müssen…“ „Warum muss ich dich immer zwingen? Das ist auf Dauer recht deprimierend. Du könntest mir auch wenigstens einmal einen Gefallen tun. Immerhin sind wir Leidensgenossen.“ „Von meinem Leid, hast du keine Ahnung. Wir sind nichts, außer Feinde.“ Mein Gott, dachte White als sie daran zurück dachte, Nocturn konnte sich wirklich benehmen wie ein Kleinkind. Aber warum dachte sie gerade jetzt an dieses Gespräch? Was sollte ihr das sagen? Doch mit dieser Erinnerung kam noch eine Weitere in ihr hoch. Die gleiche die Grey gerade Green erzählte… Fertiggestellt: 12.03.07 Azai: Das gesamte Volk der Wächter meidet diesen Tag. Ein schicksalhafter Tag. In den Büchern nieder geschrieben und fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts. Aber so grauenvoll… Hirey: Warum eigentlich? Also ich mochte den Tag! Das war der wohl schönste Sonnenuntergang den ich je gesehen hab! Mizuno: Ja, Azai, ich pflichte dir zu. Dieser Tag gehört wahrlich nicht zu denen an die ich gerne zurück denke. Hirey: … Und ich habe noch nie so einen kleinen Hikari gesehen! Der ist nur ein Stück größer als Klein Izzy! Izerin: Was?! Das stimmt überhaupt nicht! Ich bin größer. Hol den Typen her und ich beweiße es dir! Mizuno & Azai: …. Hirey: Izzy… Es war offensichtlich dass er größer ist als du. Izerin: Guck dir seine Sohlen an! Die geben ihm noch knappe fünf Zentimeter! Die zählen nicht mit! Hirey: … das sind Sandalen. Izerin: … die können auch hohe Sohlen haben… Mizuno & Azai: RUHE! Yuri: Das nächste Kapitel heißt: „Der letzte Sonnenuntergang“. Hoi ^^~ Also erstma danke ich dafür das ihr mir alle so lieb Viel-Glück gewünscht habt ;_;! Das Exam ist jetzt ENDLICH vorbei (HALLELUJA *_*) und ich hab "nur noch" (haha ~~) die Aufnahmeprüdung vor mir: DANN GEHT ES AB MIT HIMÜÜÜÜ!!!! Ich habe vor die Zweite Staffel noch vor meinen neuen Schulanfang abzuschließen òo! (FALLS ich auf der neuen Schule angenommen werde... omt ich will nicht daran denken was passiert, wenn nicht... ._.°) Das heißt ich muss noch so um die elf Kapitel schreiben x3~ mit anderen Worten öh... 110 Stunden schreiben öö° denn JA ich lahmes etwas brauche für ein normales Himi kapitel (also mit zehn seiten) 10 Stunden ûu° ich weiß, ich bin laaaaaahm.... *miep* Aber: I try my best >U