Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 01 --------------------- Kapitel 1 Langsam begann die Sonne unterzugehen. Adam hatte einen anstrengenden Tag an der Schule hinter sich. Und nach wie vor schlauchten ihn die 5 km mit dem Rad in die Stadt ziemlich. Erschöpft saß er nun beim Kamin und brütete über seinen Hausaufgaben. Erst als es langsam finsterer in ihrer kleinen Hütte wurde, sah er auf und verstaute das Matheheft in seinem Rucksack. Es wurde Zeit, Nathanael zu wecken. Er konnte es schließlich nicht leiden, wenn er verschlief. Wobei sich Adam selbst nach drei Jahren noch immer nicht vorstellen konnte, dass ein Vampir überhaupt verschlafen konnte. Aber sein Meister hatte das bis jetzt immer wieder unter Beweis gestellt. Die Hütte verfügte über eine kleine Scheune, wo das Gemach Nathanaels untergebracht war. Schnell zog sich der Schwarzhaarige die Turnschuhe an und ging nach draußen. Es war bereits Anfang November und die Nächte wurden immer kühler. Er trug nur eine kurze Hotpant und einen dünnen Pulli, da es im Haus schön warm war und das war jetzt auch der Grund, warum er leicht fröstelte. Langsam drückte er die Tür auf und steckte den Kopf hinein. "Nathanael! Es wird finster! Stehst du bitte auf?" Er traute sich selbst nach Jahren noch nicht, das Gebäude zu betreten. Schließlich hatte der Grünäugige keine Ahnung, was ihn dahinter erwarten würde. Vermutlich aber ein grausamer Anblick von zerstückelten Leichen und ner Menge Blut. Schnell schob er diesen Gedanken jedoch zur Seite. "Nathanael!" Der Vampir war schon eine ganze Weile wach und hockte in der kleinen Scheune, las dabei ein Buch, dass ihn weniger interessierte, aber irgendwie doch fesselte. Er konnte nicht anders, als es zu lesen und bald hätte er es geschafft, dann würde er schon wissen, was dem Jungen, der zur Zeit in seinen Diensten stand, auftragen würde. Neue Bücher. Warum sollte man Lebenserfahrungen sammeln, wenn man sie auch lesen konnte? Außerdem, so empfand er es, konnte man bei Nacht keine vielseitigen Erfahrungen sammeln, im Grunde traf man die gleichen Leute, nur zu einigen Festen ließ er sich einladen. Darunter ein Maskenball, zu dem er bisher jährlich gegangen war. Er hatte Adam noch nicht dort mit hin genommen, wo er es bisher als zu verdächtig empfunden hatte, doch der Junge schien sehr treu zu sein und vielleicht würde er ihn dieses Mal mit hin nehmen, dafür müsste er nur erst einmal die geeignete Aufmachung besorgen und er konnte den Jungen da ja schlecht selber losschicken. Als sich die Tür ein wenig quietschend und sehr langsam öffnete, sah er zu dem etwas helleren Schein, der herein strahlte und das beinahe farblose Gesicht von Adam, dass unsicher in die Dunkelheit starrte und ihn, den Vampir, eigentlich sehen müsste, würden seine Augen es zulassen. Er stand auf und klappte das Buch geräuschvoll zu, dann schritt er zu der Tür heran und trat an seinem Diener vorbei. Die Tür fiel hinter ihm zurück in das kleine, eher zur Zierde angebrachte Schloss und der im vergleich doch recht große Mann blickte den Kleineren an. "Hast du einen guten Tag gehabt?" fragte er, wie er es immer fragte. Weniger interessiert, eher so als wäre es ein notwendiges Übel und er schritt weiter, um in das sicher sehr warme Haus zu treten. So wie Adam aufgemacht war, in den kurzen Shorts, müsste er ordentlich geheizt haben. Ob der Junge wusste, wie schwer gutes Holz zu bekommen war? Scheinbar nicht, aber es kümmerte den Vampir eigentlich weniger, er mochte nur keine verschwenderischen Seelen, doch beruhigte er sich selbst in dem Gedanken, dass er es selber wohl nur als sehr warm empfand und es für den Menschensohn nur gerade richtig war. Als das Buch geräuschvoll zugeklappt wurde, zuckte Adam merklich zusammen. Ihm war es noch immer nicht geheuer im Wald zu leben, zusammen mit einer Kreatur für die ihn vermutlich einige als verrückt erklären würden. Er konnte sich nichteinmal mehr an ihre erste Begegnung erinnern, dabei lag es nicht einmal drei Jahre zurück. Vielleicht wollte er sich auch gar nicht erinnern. Und hatte alles verdrängt. Er nickte, als Nathanael ihm die Frage stellte. Die gleiche wie jeden Abend. Was sollte er auch anderes sagen. Das er in der Schule wieder Bester gewesen war, die anderen ihn nach wie vor mieden, weil er niemanden zu sich nach Hause einlud und der Aussenseiter war? Sicherlich waren das Dinge, die Nathanael nicht interessierten. Selbst wenn, wären sie nicht über die Lippen von Adam gekommen, dafür war er viel zu stolz. Schnell folgte er dem großgewachsenen Vampir zurück ins Haus, wo ihn sofort eine wohlige Wärme umfing. "Wirst du heute noch weggehen?" fragte er leise. Er empfand Nathanael als ziemlich einschüchternd, auch wenn er ihn mittlerweilen besser kannte. "Du hast Post bekommen, liegt auf dem Tisch und ein paar Anrufe, die Nummern liegen auch dort." Er konnte irgendwie nicht verstehen, wie es Leute schafften, für Nathanael unter tags anzurufen, obwohl sie scheinbar von seiner Identität wussten. Ignoranten, dachte sich Adam nur leise. "Hast du Hunger?" Eher eine sproadische Frage, da er die Antwort nur zu gut kanne. Ein unwilliges Knurren, ein böser Blick und eisiges Schweigen. Nathanael hatte ihn noch nie gebissen. Nicht einmal. Das Nicken des Jungen hatte er schon gar nicht mehr beachtete. Wieso auch, es war jeden Abend die gleiche Antwort und es lohnte kaum mehr, überhaupt Aufmerksam darauf zu warten. Allerdings war sich der Vampir nicht immer so sicher. Weder sah er irgendwelche Erfolge, wie gute Klausuren oder Noten oder sonst irgendeine Bewertung, noch schien der Junge einmal zufrieden heim zu kommen. Viel mehr vermutete er, dass der Kerl sich durch die Schule quälte, gerade mal so gut, dass niemand aufmerksam wurde und er kein Aufsehen erregte. Kaum war Nathanael im Haus angelangt und die Tür geschlossen, da drang erneut diese durchaus verführerische junge Stimme an sein Ohr. Er drehte sich mit leerem Blick dem Jungen zu. "Ich weiß noch nicht", war eine eher untypische Antwort, aber je nach dem, was für Briefe ihn erwarteten würde er es sich überlegen. Noch während Adam erzählte, griff er zu den Briefen und setzte sich auf den alten, gemütlichen Sessel in der Nähe des Ofens, öffnete den ersten Brief, der kaum interessante Neuigkeiten enthielt. Strom- und Wasserkosten, die Miete und der Gesamtpreis. Eigentlich sollte er das Grundstück bald kaufen, dann würde er sich darum selber kümmern können, aber eigentlich hatte er keine Lust auf diese Verantwortung, immerhin gehörte ihm schon das Haus, das sollte erst einmal reichen. Er sah dann zum zweiten Brief, der, wie er erkannte, von einem guten Freund stammte. Sogar noch nach alten Sitten mit einem Wachssiegel verschlossen. Er erbrach diesen und musste gar nicht lange lesen, da wusste er bereits worum es ging. Die alt bekannte Einladung zum Maskenball. Leider, obgleich er es weder oft noch gerne tat, konnte er nicht anders, als ein zufriedenes Grinsen über seine Lippen huschen zu lassen und den Brief in einer Innentasche seines Mantels, den er trotz der Wärme im Haus trug, zu stecken. Dann blickte er zu dem Jungen, der ihm eine Frage stellte, für die er ihn in der ersten Zeit am liebsten aus dem Fenster geworfen hätte. Doch er bekam wie jedes Mal keine Antwort, sondern nur einen verhassten Blick und eine böse Miene. Er sah sich, nachdem das geregelt war, die Nummern an. Eigentlich nichts wichtiges dabei. Es gab allgemein nicht viele wichtigen Sachen in Nathanaels Leben. Er blickte wieder zu dem Jungen und stand auf. "Hast du gute Noten mitgebracht?" fragte er schließlich, da er nicht darüber hinweg kam, nicht einmal in diesen Jahren, wie der Junge schon bei ihm lebte, eine einzige gute Bewertung gesehen zu haben. Und es interessierte ihn durchaus, ob der Mensch vor ihm wirklich so intelligent war, wie dieser es ausstrahlte, oder ob er vielleicht einer dieser "möglichen Klugen" war, die es selber gar nicht wussten. Adam hatte sich gerade ein Glas Milch eingeschenkt, als ihn die Frage von Nathanael erreichte. Heftig verschluckte er sich an dem weißen Getränk und sah ihn aus fragenden Augen an. Sonst interessierte es ihn doch auch nicht, ob er gut war in der Schule oder nicht. Aber in der Tat, heute hatten seine eine Literaturklausur zurückbekommen. Eine schlechte 1, aber immerhin wars ne 1. "In der Tasche neben deinem Stuhl." Was ihn noch eher wurmte als Literatur war Mathe, da war er nicht gerade berauschend gut, aber er wollte ja auch nichts mehr mit Mathe zu tun haben. "Mathe war nicht so gut. Nur ne 4, aber Literatur war ich besser." Warum zum Geier redete er wie ein Wasserfall? Sonst brachte der Vampir ihn auch nicht so schnell aus der Fassung, doch dieser Blick eben war anders gewesen, so viel anders, das ihm ein wohliger Schauer durch den Magen gelaufen war. 'Himmel' dachte Adam 'so hat er mich noch nie angesehen' Zumindest nicht, wenn er es mitbekommen hätte. Es war zwar noch nicht sonderlich spät, aber trotzdem konnte Adam ein Gähnen nicht unterdrücken. Die letzte Nacht war er wieder wieder viel zu lange wach gewesen, um bei dem Schwarzhaarigen zu sein. Der Vampir hätte am liebsten gleich wieder den Raum verlassen, als der den Kerl so aus der Fassung brachte, dass dieser sich nicht nur verschluckte, sondern auch sein Puls heftig in die Höhe schoss. Ob dem Menschen bewusst war, wie anstrengend dessen Gegenwart am frühen Abend für den noch ziemlich durstigen Vampir war? Vermutlich nicht, er ließ ihn davon ja auch nichts merken, außer wenn seine Laune mal wieder getrügt war. Sein Blick wanderte dann von Adam zu dem Rucksack. War unter dieser Aussage tatsächlich zu verstehen, dass er sich selber zu der Tasche bewegen und die Arbeit heraus suchen sollte? Als wüsste er nicht so recht was von ihm erwartet wurde, sah er zu dem Milchtrinkenden und ruhte mit einem stummen Blick auf seinem Gesicht. Das war durchaus etwas, dass nur noch sehr selten geschah, aber dafür doch noch zu oft und immer seltener. Adam bediente ihn nicht? Manchmal hatte er das Gefühl, er war zu nachgiebig und dem Jungen würde es früher oder später am nötigen Respekt fehlen. Vielleicht hatte er auch nur vergessen, in welchen Positionen sie beide standen und welche Erwartungen er zu befolgen hatte, doch sollte das der Fall sein, würde es sicher nur ein paar kleine Erziehungsmaßnahmen brauchen, um ihn daran zu erinnern. "So, und wieso bist du so schlecht in Mathe, einem sehr logischen Fach, wie man sich eingestehen muss. Bist du zu faul zu lernen?" Er hob eine Augenbraue streng in die Höhe. Man musste lediglich ein paar Formeln auswendig lernen und sie in den kleinen Rechner eintippen, soweit seine Informationen stimmten. Da wusste er wirklich nicht, wie das so schwer sein konnte. Er kannte durchaus noch andere Zeiten, wo Mathe tatsächlich noch eine Wissenschaft war. Nun verschränkte Adam trotzig die Arme vor der Brust. "Faul ja? Ich bin jede Nacht wach, um dem gnädigen Herr hier nachzulaufen wie ein kleiner Hund und dann behauptest du allen ernstes auch noch, ich wäre faul, nur weil ich Mathe nicht verstehe?" So hatte er noch nie mit Nathanael gesprochen, er hatte zwar Respekt vor dem Älteren, aber er brauchte sich selbst in seiner Postition nicht alles gefallen lassen. Das war doch mehr als lächerlich. "Ich verstehs eben nicht! Und ich kann niemanden darum bitten, es mir zu erklären! Alle meiden mich, weil ich niemanden mit hier her nehme, weil ich mit 18 Jahren bereits seit drei Jahren alleine hier lebe! Sie grenzen mich aus, weil ich mit einem Vampir zusammenlebe, der es nicht mal für nötig hält, sich bei mir zu bedanken, micht mit etwas Aufmerksamkeit zu bedenken." Adam ging jetzt wütend vor Nathanael auf und ab. "Weißt du eigentlich, wie ich mich fühle? Was in mir vorgeht? NEIN, weißt du nicht, weil du mich lediglich jeden Abend fragst, wie es in der Schule war! Und du erwartest nicht mehr von mir, als das ich schwanzwedelnd hinter dir herlaufe und dich vergöttere, was ich durchaus tue. Und wenn ich das alles nicht wollte, würde ich es sicherlich nicht tun, ABER ich habe es verdient, etwas Wahrnehmung von dir zu erfahren!" Er pausierte kurz und fixierte den schwarzhaarigen Mann mit einem verletzten Blick. "Für dich bin ich doch nicht mehr als ein kleiner Diener, der zu springen hat, wenn du es befiehlst." Der Vampir spürte nahezu, während er noch ruhig in seinem Sessel saß, wie diese Ruhe die er ausstrahlte, allmählich verschwand. Sein Kopf schmerzte ihm fürchterlich und er war wirklich nicht in der Lage, Ruhe zu bewahren. Es lechzte ihm nach Blut, nach frischen, warmen Blut, dass seine Adern kurzzeitig zum Pulsieren bringen würde, dass seine Augen für einen Moment vernebeln würde und dieser Junge dort vor ihm ließ ihn beinahe seine guten Sitten vergessen. Er spürte nahezu, wie er sich selber auf die Zunge biss, doch kein Tropfen Blut verlief in seinem Mund, nicht ein kleiner Genuss des einzigen Gutes, dass die Menschen beneidenswert machte, wollte sich ihm opfern. Als Adam stehen blieb, scheinbar mit seiner Rede fertig, sprang der Vampir auf und hatte das Menschenkind schneller an die Wand genagelt, als er es selber für möglich gehalten hatte. Eine Hand legte sich an den Hals des Jungen und befreite seine Füße von dem schweren Gewicht. Nun an die Wand gedrückt blickte er dem anderen direkt in diese spiegelnden Augen, die so verletzt schienen, dass der Vampir beinahe seine Wut verlor, doch diese undankbarkeit, die ihm zugeschrieben wurde und doch so sehr auf den Jungen zutraf brachte ihn zurück in seine Rage, die er gerade spürte. "Du willst Aufmerksamkeit", kam es eher zischend, beinahe schon fauchend, als das er es sagte. Seine Hand zitterte ein wenig, als er sich selber davon abhielt, die Kehle des Jungen zu zerdrücken und sich an dessen Blut zu laaben. "Vergiss nicht, wer du bist", presste er zwischen den zusammen gebissen Zähnen hervor. "Ja, du bist mein Diener", schrie er plötzlich um diese ungeheure Wut los zu werden und ließ den Jungen etwas grob die Seite wechseln und ließ ihm selben Moment los, so dass Adam noch etwas Schwung bekam. Als dieser dann wohl etwas unsanft landete, stürzte er sich beinahe wie eine Raubkatze auf ihn, hockte auf dessen Leden und fixierte dessen Handgelenke mit einer Hand gekonnt über dessen Kopf. "Wage es noch einmal, mir entgegen zu treten", erneut fiel es ihm mehr als schwer sich zusammen zu reißen. Er brauchte diesen Jungen und er sah ihn sich gerne an. Er war ein hübscher Junge und es wäre schwer auf die Schnelle einen neuen zu finden, der ihm gefiel und der keine Fragen stellte. Wie in Trance leckte er sich leicht über die spitzen, durch und durch weißen Zähne und neigte sich so nahe zu dem Jungen runter, dass er dessen Atem beinahe schmecken konnte. "Ich kann dich jederzeit töten, wenn es mir passt. Du bist für mich nichts weiter, als ein pulsierendes Stück Fleisch, nachdem es mich so sehr sehnt, dass ich darin vergehen könnte", hauchte er ihm zu und automatisch senkte sich sein Kopf an die stark pulsierende Schlagader am Hals, die so verführerisch roch und so angenehm warm war. Seine Zähne berührten leicht die weiche Haut und sein Griff verfestigte sich, mit der noch freien Hand drückte er leicht gegen den Brustkorb des Jungen, und doch verharrte er in seiner Bewegung. So schnell wie er vom Sessel aufgesprungen war, löste er sich nun auch von Adam, drehte sich zur Tür und verließ das Haus. Das alles passierte viel zu schnell, als das Adam irgendetwas realisieren konnte. Erst als er sich wieder am Boden unter Nathanael vorfand kehrte auch seine Wut zurück. "Dann tu es doch! Aber dazu fehlt dir wohl der Mut! Weil du genau weißt, dass du so schnell niemanden findest, der dir zu Füßen kricht!" Als der andere von ihm aufsprang und zur Türe eilte, sah Adam ihm verletzt hinterher. "Du schaffst es doch nichtmal, mich beim Namen zu nennen!" Erst jetzt rieb er sich die schmerzenden Handgelenke. Als Nathanael das Haus verlassen hatte, raffte sich der Schwarzhaarige schnell auf und packte seine Sachen zusammen. Keine Sekunde länger würde er bei diesem Blutsauger blieben. Er hatte zwar keine Ahnung, wohin er gehen sollte, doch das war ihm im Moment auch egal. Hauptsache, er konnte endlich weg von diesem Monster. Doch eine Stimme tief in seinem Inneren brachte ihn zur Ruhe und flüsterte immer wieder, dass er doch gar nicht wegwollte. Natürlich nicht, herrschte er sie an, aber er hielt es auch keine Minute länger mehr in dieser Knechtschaft aus. Vielleicht würde er es sogar schaffen, in ein normales Leben zurückzukommen. Mit den Schulsachen im Rucksack und dem Mantel angezogen verließ er die hölzerne Hütte und ging in Richtung Stadt davon. In welcher Gefahr er sich auch immer befinden würde, es war ihm egal. Und wenn andere von Nathanaels Rasse hinter ihm her wären, war es auch egal. Sie würden ihn endlich von diesem erbärmlichen Leben erlösen. Wenn Nathanael ihn schon nicht wollte, dann vielleicht jemand anderes. Zwei Stunden später war er in der Stadt angekommen und ging gerade durch eine dunkle Gasse, als er ein Geräsuch hinter sich hörte. Erschrocken fuhr Adam zusammen und drehte sich um, konnte jedoch nichts erkennen. "Nathanel?" fragte er hoffnungslos in die Finsternis. Der Vampir konnte sich selbst, als er draußen herum geisterte, nicht wirklich zur Ruhe bringen. Dieses Gefühl, wie er es hasste, wenn es ihm egal war, was er als nächstes tun würde und wenn es ihn nicht interessierte, ja wenn er es gar nicht realisieren konnte, wen er gerade nutzte, um seine Triebe zu stillen. Erst als er spürte, wie es warm wurde in seinem Körper und ein schwacher Körper an ihm herunter rutschte konnte er wieder klarer denken. Zumindest so klar, wie es in seinem kurzen Rausch möglich war. Er blickte nach unten und sah eine hübsche und sehr junge Frau auf dem Boden zusammen fallen. Sie war nicht tot, aber ob sie die Nacht überleben würde konnte er nicht beurteilen. Er ließ sie dort liegen wo sie war, vielleicht würde sie jemand finden, wenn nicht, so würden mal wieder die Tiere, besonders die Wölfe aus der Umgebung die Schuld bekommen. Es war schon angenehm hier in der Gegend, wenn er mal wieder wilderte und keine Vorsicht walten ließ. Die Leute waren nicht abergläubisch und es gab genug Tiere, die im Wahn auch Menschen angriffen, im Grunde so wie er. Als er dann unter den Straßenlaternen entlang ging, er befand sich scheinbar in der Stadt, überholte ihn das ungute Gefühl, dass der Junge nicht, wie er gehofft hatte, daheim geblieben war. Er kam ihm sehr präsent vor, aber leider nicht nur der Junge. Er konnte nahezu spüren, wie eine andere, gewaltige und alte Kraft sich herum schlich und etwas verfolgte, dass nun auch seine Aufmerksamkeit auf sich zog. So so, zwei Dumme und ein Gedanke, kam ihm das moderne Sprichwort in den Kopf. Er ging nun ebenfalls auf die "Jagd", er wollte sich vergewissern, ob sie nun das gleiche Opfer verfolgten, obgleich der Junge weniger sein Opfer des Blutdurstes werden sollte, sondern viel mehr das Opfer seiner Konsequenzen. Wie konnte er nun auch noch davon gelaufen sein, es war doch nicht zum Aushalten. Drei Jahre lang hatte er Ruhe und nun wurde er aufsässig und es konnte nicht einmal mit dem Alter zu tun haben. Vielleicht hätte er ihn kastrieren sollen, als er ihn fand. Dann wäre er auf jeden Fall ruhiger, zumindest wahrscheinlich. Auf jeden Fall - Wahrscheinlich. Der Vampir schüttelte seinen Kopf. Die Gedanken waren ja noch ganz wirr. Schließlich entdeckte er die dunkle Gestalt im Blätterwerk ihm gegenüber und auch das Menschenkind, dem er nun seine Aufmerksamkeit schenkte. Der Vampir auf der anderen Seite schien kein geübter Jäger zu sein, er war viel zu geräuschvoll und versuchte damit wohl sein Opfer zu verwirren oder zu beängstigen, was ja auch klappte, aber taktisch klug war es nicht. Denn nun wusste Nathanael sicher, wo er sich befand und konnte ihn genauer beobachten. Als Adam leise seinen Namen sprach, wohl in der Hoffnung aufgesammelt zu werden, wollte er dem anderen Untoten den Vortritt lassen. Sollte er ein wenig spielen und Adam ein paar Manieren beibringen. Vielleicht würde Nathanael selber dann keine so großen Einschüchterungsversuche mehr unternehmen müssen. Er hoffte es wenigstens, denn er wollte keinen Diener, der aus Angst bei ihm blieb, denn, so hatte er die Erfahrungen gemacht, verängstigte Diener waren unzuverlässige Diener. Also wollte er Adam lieber bei sich wissen, weil dieser Junge ihn, Nathanael, einfach als kleineres Übel betrachtete. Adam bemerkte sofort, dass es nicht Nathanael war, der in seiner Nähe war, sondern jemand anderes. Gut, sollte er sich doch trauen, ihm was anzutun. Trotzig blieb er an der Stelle stehen. Wenn Nathanael in der Nähe war, würde er ihm sicherlich helfen, wenn nicht, brauchte er sich zumindest keine Sorgen über sein weiteres Leben machen. Ohne Vorwarnung erschien der andere Blutsauger nun vor ihm und musterte Adam mit glühenden, hungrigen Augen. Er konnte das Verlangen des Anderen förmlich spüren, doch es war nicht der Hunger, den er sonst bei Nathanael immer spürte, es war eine Art Spieltrieb, der ihm noch mehr Angst machte. "Na, wo ist denn dein Herr und Meister, kleiner Adam?" Erschrocken riss Adam seine Augen auf. Woher kannte der andere seinen Namen. Ein kalter Schauer lief über Adams Rücken, als er sich dessen bewusst wurde, wer das war. Sein Chemielehrer. Großer Gott, aber er dachte immer, dass Vampire sich nur Nachts bewegen konnten. Zumindest machte Nathanael nichts anderes oder auch nur anstalten. Und dann ließ er ihn auch noch den ganzen Tag über rumrennen, obwohl er für die Schule zu lernen hatte. Ziemlich schnell fand sich Adam nun unter dem Andern, der ihn sanft beschnupperte. "Du riechst so verteufelt gut kleiner Adam, ich überlege schon lange, ob ich dich etwas missbrauchen soll. Dein Meister hätte es redlich verdient" meinte der andere leise. Adams Herz schlug unglaublich schnell und fest gegen seine Brust, er wagte es kaum zu atmen und als der Andere auch noch an seiner Schlagader entlang leckte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken und er stöhnte ungewollt auf. Trotz der Gefahr erregte ihn die Situation an sich. Wenn das doch nur Nathanael wäre, der ihn gerade anmachte. "Bitte ..." flehte er leise. "Tun Sie mir nicht weh!" Er konnte sich das wütende Gesicht des schwarzhaarigen Vampirs vorstellen, wenn er rausfand, dass er das Haus verlassen hatte und das ohne Erlaubnis. Ein Schluchzen rang sich aus seiner Kehle und er wünschte sich nichts sehnlicher, als zurück in der hütte zu sein. "Nathanael! Wenn du da bist hilf mir!" schrie er flehend. Der Vampir beobachtete das Geschehen und hockte auf allen vieren wie eine Raubkatze dicht über dem Boden im Buschwerk und sah zwischen den Wurzeln und Ästen hindurch. Ihn überkam wieder ein wenig Wut, sowohl war er wütend auf Adam, als auch auf diesen fremden Vampir, der hier zwar öfters herum lungerte, aber bisher nie in seinem Revier gewildert hatte und schon gar nicht jemanden, der ihm gehörte. Gut, er wilderte nicht, aber er bediente sich trotzdem an Menschen, die eindeutig Nathanael zuzuordnen waren. Doch er konnte und wollte noch nicht eingreifen. Sollte Adam ruhig wissen, wie gut er es bei seinem Herren hatte. Dieser perverse Kerl dort, der sich nicht einmal Vampir schimpfen dürfte, sollte genug sein, um Adam das Leben zur Hölle zu machen. Der Vampir selber musste sich leicht die Lippen lecken, als er beobachtete, wie die eklige Zunge des Fremden über den schönen Hals seines Jünglings strich und spürte das leichte Zittern der beiden. Adams Zittern wohl eher aus Angst, die er bis hier her riechen konnte und des Vampirs... nun, aus Lust und Spaß an dem Spiel, dass er spielte. Es fiel ihm, Nathanael, sehr schwer, sich weiter verdeckt zu halten, doch die Situation gefiel ihm gut. Der Junge sollte seine Lektion lernen und da Worte ihn nicht berührten, musste er eben fühlen. Doch langsam, als er selber dem Drang kaum mehr wiederstehen konnte, sich den Jungen zu schnappen, richtete er sich auf und kam heran geschritten, hielt sich jedoch im Dunkel, so dass der Vampir ihn zu erst entdecken müsste, wenn er aufmerksam war. Seine bloße Umgebung schien dunkel zu werden, so ein Zorn packte ihn bei der leisen Bitte des Jungen, ihn zu retten. Hatte er sich nicht in diese Situation gebracht? Schließlich schenkte er, Nathanael, Adam doch nicht genug Aufmerksamkeit, war das nicht so? Hatte er ihm das nicht vorgeworfen. Eigentlich sollte er ihn verrecken lassen, elendig in einer Lage, die ihm scheinbar gerecht wurde. Doch er konnte es nicht, dafür war er wohl entweder zu viel Mensch oder zu sehr an den Jungen gewöhnt, der ja doch recht pflichtbewusst seine Aufgaben erfüllte. "So so, Herr 'Chemielehrer'" kam seine Stimme, die nicht mehr nur ein Fauchen oder ein Zischen, sondern ein bedrohliches Knurren geworden war. Er würde sich mit diesem Vampir anlegen, wenn er seine Grenzen überschritt. Noch war er in einer Grauzone doch ein Schritt weiter, und es käme zu einer recht animalischen Auseinandersetzung. Kurz huschte sein Blick, als er im Licht stand, zu Adam, der verängstigt dort lag und sich nicht rührte. Es war interessant, dass die gleiche Situation mit einem anderen Vampir solch eine unterschiedliche Reaktion bei einem Menschen hervorrufen konnte. Im Haus eben hatte Adam noch freche Töne übrig gehabt, nun bettelte er um sein Leben, dass er so eben eigentlich dem Tod vor die Füße geworfen hatte. Adams Augen weiteten sich, als er sich Nathanaels Gegenwart bewusst wurde. Sah dieser Kerl einfach nur zu und wollte ihn sterben lassen. Nein, dafür brauchte er ihn zu sehr. Zumindest hoffte er das inständig. "Nun kleiner Adam, dann will ich mal ein bisschen mit dir spielen!" bemerkte der Andere, dessen Aufmerksamkeit sich Adam nun völlig entzogen hatte. Doch als er die kalte Hand unter seinem Shirt fühlte, erwachte er zu neuem Leben. "Nimm deine dreckigen Pfoten weg! Der Einzige der mich je so berühren darf ist Nathanael!" Er begann nun mit den Füßen zu strampeln und traf den Vampir in seinen empfindlichen Weichteilen. Als dieser unter Schmerzen aufjaulte, befreite sich der Junge aus der Umklammerung, zog den Mantel zurecht und floh in die schützende Nähe seines Meisters. Geknickt ließ er den Kopf hängen, als er die nächsten Worte über seine Lippen presste. "Es tut mir Leid Herr!" Ein diabolisches Schmunzeln glitt über Nathanaels Lippen, als Adam den Vampir überrumpelte. Zja, so war das mit diesen dummen Gestalten, die glaubten eine Verwandlung wäre schon alles. Es war ja nicht so, dass man direkt übermächtig wurde, im Grunde war man anfangs nur ein Mensch mit Blutdurst und Lichtempfindlichkeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eine schwere Ausbildung und ein guter Meister war von Nöten, um einen wahren Vampir aus einem zu machen. Der Lehrer schien dem wohl nicht so ganz zu entsprechen. Dennoch, als Adam zu Nathanael floh, wollte er diesen am liebsten wieder zurück in die Arme dieses bedauerlichen Wesens schubsen, nur um ihn erneut leiden zu sehen, doch anstelle dessen drehte er seinen Rücken zu dem Lehrer und ging die Straße auf in Richtung des Hauses, wo sie bisher lebten. Wenn der Vampir hier ebenfalls sein Revier begründen wollte, würde Nathanael sicher einfach den Wohnort ändern, das Haus verkaufen oder verkommen lassen, je nach dem ob es Interessenten gab. Doch nun gerade wollte er nur mehr heim, seinen Freund benachrichtigen und diesen Lehrer, sollte er es wagen nicht verstanden zu haben, wie wenige Chancen er hatte, zur Strecke bringen. Es war nicht gerne gesehen, wenn Artgenossen sich untereinander töteten, aber Nathanael war noch nie ein Mann der Standarte gewesen. Er hatte gerne seinen eigenen Weg, so wie er sich generell auch einen Menschen hielt, der seine Erledigungen machte. Das fanden die meisten wirklich nicht verständlich und kaum einer besuchte ihn, viel lieber telefonierten oder schrieben sie Briefe, wobei die moderne Technik leider, so fand er, immer mehr in den Vordergrund traten. Er blickte zu dem Menschen und bedachte ihn mit einem strafenden Blick, legte jedoch seine Hand auf dessen verwuschelten Schopf, um ihn ein wenig Nähe zu schenken, der sein pochendes Herz zur Ruhe bringen sollte, denn sonst wusste der Vampir nicht, ob er nicht noch einmal einen Geschmack an der Jagdlust finden würde. Adam ging nun schweigend neben Nathanel her, die Schultasche fest umklammert. Als dieser ihn berührte, lief ein kalter Schauer über seinen Rücken. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als von diesem berürht zu werden, dennoch entzog er sich dessen Zuwendung. Er hatte den Anderen verletzt, ihn verraten und angeschrieen. Und das war alles nicht sehr nett gewesen. Eigentlich hatte er ja Starfe verdient. Als sie am Haus ankamen, schälte sich Adam umständlich aus seinem Mantel. Er konnte immer noch nicht fassen, was er seinem Lehrer an den Kopf geknallt hatte, wenn ihn jemand berühren durfte, dann Nate. Also wirklich, dass war doch lächerlich gewesen. Nein eigentlich gar nicht. Es stimmte, er sehnte sich nach nichts mehr, als den sanften Berührungen des Vampirs. "Ich geh ins Bett" murmelte er leise. "Wenn du was brauchst, schreib mir nen Zettel, ich besorgs morgen." Bereitwillig schwieg der Vampir und folgte mit ins Haus, wo sich Adam ein wenig lockerte und wenigstens die Schultasche nicht mehr mit seinem ganzen Körper umklammerte. Er befürchtete schon, der andere würde hinein kriechen wollen, so fest hatte er sie an sich gedrückt. Doch nun, wo er sich einfach verdrücken wollte, wurde er erneut wütend. Er packte den anderen an die Schulter und zog ihn nahe zu sich, hielt dessen Gesicht am Kinn zu sich gerichtet. "Und du meinst, du kannst dich jetzt einfach verpissen?" kam es umgangssprachlich von ihm und durchaus sehr erzürnt. Selbst seine Augen, so fühlte es sich wenigstens für ihn an, schienen in Flammen zu stehen. "Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht, sondern auch mich in Bedrängnis!" zischte er und drückte ihn leicht von sich, das Kinn noch immer fest haltend. Das sich dabei sei langer Fingernagel leicht in die Haut bohrten, interessierte den erneut wütenden Vampir wenig. "Was denkst du dir dabei, glaubst du, es ist ein Spaß. Glaubst du, jedes Wesen ist so bescheuert wie dieses Ding dort war?" Er biss sich leicht auf die Unterlippe und ließ den anderen mit einem leichten Stoß nach hinten wieder los. "Geh ins Bett! Du wirst morgen zu Hause bleiben, ich werde dich in der Schule krank melden" stellte er schließlich fest. Er würde dem anderen, wenn er sich einmal ausgeruht hat, ein paar Manieren beibringen. Er konnte nicht so kindisch bleiben und wenn er dann lieber völlig emotionslos wurde, das war sicherer für sie beide und Nathanael hatte sicher nicht vor ihn morgen in die Schule zu lassen, wo der Vampir sicher auf ihn lauerte. Vorher würde er sich um dieses ... Problem ... kümmern. Adam ließ diese Worte gleichgültig über sich ergehen. Spürte nur die Nähe von Nathanaels Körper und wie er sich magisch zu ihm hingezogen fühlte. Er hatte noch nie in seinem Leben eine normale Beziehung gehabt. Aber was war schon normal in seinem Leben? Er lebte bei einem Vampir, konnte sich an nichts erinnern, was vor seinem 15ten Lebensjahr geschehen war und er wurde von Vampiren verfolgt. Natürlich, ein völlig normales Leben für einen 18jährigen Gymnasiasten, der im Sommer sein Abitur machen sollte. Er nickte leicht, als ihm aufgetragen wurde, morgen zu Hause zu bleiben. würde er auch tun, nur um den Anderen nicht noch mehr zu verärgern. In seinem kleinen Zimmer angekommen, schälte er sich aus der restlichen Kleidung, dort wo Nathanaels Nagel sich in seine Wange gebohrt hatte, brannte die Haut noch immer, doch sein Magen kribbelte so freudig wie nie zuvor. Diese Macht und Stärke, die vom Anderen ausging. Eigentlich hätte ihn das gerade jetzt einschüchtern müssen, doch er konnte nicht umhin, um ein bisschen erregt zu sein. Außerdem meldete sich sein Körper und wollte auchmal das haben, wonach ihn verlangte. Schnell schlüpfte Adam unter die Decke, wo seine Hand flink zwischen seine Beine fuhr. So schnell hatte Nathanael mit keiner Reaktion gerechnet, wo der andere doch bis eben noch bestürzt, aufgebracht, wütend und verwirrt war. Aber gut, es sollte ihn nicht stören, wenn der andere nun in sein Zimmer verschwand und sich erholte. Er hingegen setzte sich wieder in den ledernen Sessel und las noch einmal die Einladung. In nur ein paar Tagen sollte es so weit sein. Eigentlich könnte das noch warten, das kleine Problem, dass sich bei ihm einnistete, doch er wollte seine Sorgen lieber immer sofort erledigt wissen, also kam er nicht umhin, zum Telefon zu greifen und seinen wohl einzigen guten Freund anzurufen. Er würde sich erst einen Rat holen, ehe er überstürzt handelte. Vielleicht gab es ja andere Möglichkeiten. Doch plötzlich zuckte er in sich selbst zusammen, als er dieses starke... diese ... Ausstrahlung, er wusste gar nicht so recht wie er das nun einschätzen sollte, aber dieses Gefühl das von Adams Zimmer kam, raubte ihm für einen Moment die Gedanken. Erst als ihm jemand ins Ohr sprach, wurde er sich seiner wieder bewusst und er begrüßte seinen Freund. Doch immer wieder raubte diese heiße Luft, dieses stark fließende Blut und diese Lust, die sich langsam ausmachte, seine Gedanken. Schließlich beließ er es bei einem Smalltalk und er verschwand aus dem Haus in sein kleines Zimmerchen, wo er aber trotzdem keine Ruhe finden konnte. So so, er hatte den Jungen wohl doch zu sehr geschont, wenn er schon so schnell über seinen Schock hinweg kam und seinen körperlichen Bedürfnissen nach kam. Oh, da fiel dem Vampir noch eine Sache ein, für die die Menschen zu beneiden waren. Diese Lust, die er selber kaum mehr verspüren, an die er sich bestenfalls noch erinnern konnte. Er seufzte leise und lehnte seinen Kopf gegen die kalte Wand, die wohl noch wärmer als er selber war. Doch dann konnte er nicht anders, als zurück ins Haus zu gehen, bis vor die Tür seines Schützlings. Dort blickte er die Bretter an, als könnte er hindurch gehen und genoß diesen Geruch der Jugend, wie man es wohl nennen könnte. Adam bemerkte nichts von Nathanaels Gedankengängen, seiner Mühe, sich zusammenzureißen. Er besorgte es sich gerade richtig hemmunglos, ließ seine Hände über seinen Körper gleiten und dabei immer das Gesicht seines Meisters vor sich. Sein Blut glitt wahnsinnig schnell in seinen Adern, er konnte es in seinen Ohren rauschen hören, doch noch viel betörender war der Gedanke, dass es wirklich der Vampir sein konnte, der das mit ihm machte. "Nathanael" kam es stöhnend über seine Lippen, ehe er zum Höhepunkt gelangte. Keuchend und seufzend drehte er sich auf die Seite und starrte die dunkle Wand an. Er würde wohl nie das bekommen, was er wollte. Immer ging es nur um Nathanaels Begierden und Wünsche. Aber vielleicht, wenn er sich artig verhielt, würde er irgendwann einmal das bekommen, was er wollte. Doch die Chancen waren gering, dafür mochte ihn der Vampir zu wenig, duldetete ihn nur als sein Diener in seiner Nähe. Nathanael hatte sich so sehr dieser Atmosphäre hingegeben, dass er, als er seinen Namen gestöhnt hörte, beinahe mit dem Kopf gegen die Tür geknallt wäre, sich aber rechtzeitig abstützen konnte, so dass es nur ein leises, dumpfes Geräusch ergab und er sich eine Beule am Kopf ersparte. Dennoch war ihm nun ganz anders zumute. Es war lange her, dass jemand in seiner Nähe erregt, geschweige denn seinetwegen solch eine Lust empfunden hatte, doch ein Problem hatte er damit tatsächlich nicht. Dennoch ging er wieder zum Ofen, wo er ein wenig Holz nachwarf, damit das Haus nicht auskühlte und setzte sich in seinen Sessel, um dort sich ein wenig zu entspannen. Zumindest noch die restliche Nacht. Er würde sich dann wohl doch morgen darum kümmern, was ihn jetzt gerade gar nicht mehr beschäftigte. Dennoch ging sein Blick immer wieder in die Richtung des Jungen. Er überlegte, ob er nun nach dessen Anwesenheit verlangen sollte, denn sonst war er schließlich auch die Nächte über da gewesen, einfach anwesend und brachte den Vampir auf angenehme Weise beinahe um den Verstand. Ob er sich zu sehr daran gewöhnt hatte? Scheinbar hatte der den Jungen ja ziemlich verzogen, dass er seine Grenzen nicht mehr kannte. Denn zu streng war er keineswegs gewesen, sonst hätte das Kind nicht einmal mehr zu Schule gehen dürfen. Es dauerte nicht mehr lange und mit einem seeligen Seufzen glitt Adam in das Land der Träume ab. Auch wenn man es ihm so nicht anmerkte, sein Körper verlangte schier nach Schlaf, da er selten eine Nacht ein Auge zubekam und das, was er Nachmittags manchmal schlief auch nicht wirklich ausreichte, um ihn das aufholen zu lassen. Er zog die Decke bis unters Kinn, ehe er die Beine noch anzog und völlig wegknickte. Mitten in der Nacht wurde er wach, da seine Blase drückte. Schnell und völlig übermüdet schwang er die Beine aus dem Bett und ging nach draußen, wo Nathanael noch immer in dem Sessel saß, den er sich mal gekauft hatte. Leise schlich er auf die Toilette, wo er sich erleichterte und schließlich zurück in sein Zimmer wollte. Das Feuer brannte noch immer, war aber schon heruntergebrannt und machte seltsame und gruselige Schatten im Wohnbereich des kleinen Hauses. Nathanael war damit beschäftigt einfach an nichts zu denken und die Nacht, besonders die Ruhe der Nacht zu genießen. Doch da knarrte eine Tür leise auf und leises Tapsen nackter Füße kam in seine Nähe. Adam schlich an ihm vorbei, als würde er ihn sonst wecken, erleichterte sich auf der Toilette und versuchte dann leise wieder davon zu schleichen. "Solltest du nicht schlafen?" fragte er, als hätte er ein Kleinkind dabei erwischt, noch wach im Bett zu sitzen und sich vor dem Schlafen zu drücken. Ihm war wohl klar, dass der andere sicher nur zur Toilette gemusst hatte, aber vielleicht, auch wenn eigentlich der Puls dafür zu ruhig gewesen war, als das Adam nicht geschlafen hätte, hatte er doch wach im Bett gelegen. Er wusste nicht, wie stark die Psyche des Jungen war und ob diese Nacht nicht doch zu viel des Guten gewesen wäre. Immerhin ließ es nicht einmal dem Vampir die Ruhe, dass dieser perverse Lehrer noch umher strich und sich vielleicht einen anderen Schüler gesucht hatte. "Herrgott nochmal" erschrocken fuhr Adam herum und fasste sich ans Herz. Er erschrack doch jedes Mal, wenn Nathanael ihn ohne Vorwarnung ansprach. "Ich musste kurz zur Toilette. Mit voller Blase schläft es sich so schlecht" bemerkte er leise. "Ich bitte dich, lass mich wenigstens noch ein paar Stunden schlafen! Ich habe seit vier Tagen keine fünf Stunden mehr zusammengebracht und selbst wenn ich morgen nicht in die Schule gehen muss ... darf, was auch immer, ich überlebe nicht noch einen Tag in diesem Delierium!" Seine Worte klangen äußerst flehend, und seine Augen waren dabei unverwandt auf seinen Meister gelegt. "Du kannst dann auch morgen alles mit mir machen was du willst, aber lass mich nur schlafen!" Im Moment wäre das wohl die größte Strafe gewesen, ihm diese Bitte zu verwehren. Und so wie er Nathanael kannte, würde er das auch ausnutzen. Eine Augenbraue hatte wieder an Höhe gewonnen, als der andere sich erneut, wie schon immer seit den ganzen Jahren, erschrack. Langsam sollte er wissen, dass der Herr Nathanael gerne Leute ansprach, die an ihm vorbei schlichen. Als der andere ihn dann sofort anflehte, ohne überhaupt einen Atemzug zu nehmen, hätte er beinahe gelacht. Er konnte dann alles mit ihm machen? Das war ja mal ein Versprechen, dass konnte er wohl kaum ausschlagen. "Ich hatte dich eigentlich nicht vom Schlafen abhalten wollen, aber wenn es dir so wichtig ist, sollte ich dich wohl doch noch eine Weile hier behalten" antwortete er, wie es schon beinahe in das Gesicht von Adam geschrieben stand, der es wohl erwartete, genau diese Worte zu hören. Er stand auf und ging wieder zu dem anderen. Der kleine Kratzer war noch immer zu sehen und beinahe tat es ihm leid, den armen Jungen verletzt zu haben, nur weil es ihm egal war. Sanft legte er eine Hand an dessen Wange und neigte sich vor. Eigentlich wollte er nun über die kleine Wunde lecken, doch er überlegte, dass ihm das sicher nur wieder Heißhunger verschaffen würde, also entschied er sich dagegen, richtete sich wieder auf und strich sanft über die heiße Wange von Adam. "Gute Nacht, Adam" sagte er also leise und schob ihn in Richtung seines Zimmers, bevor er sich selber wieder in den Sessel sinken ließ. Perplex starrte Adam nun auf die Wand seines Zimmers. Adam, er hatte ihn wirklich bei seinem Namen genannt. Adam ... großer Gott, nach drei Jahren hatte er seinen Namen endlich über die Lippen gebracht und er fühlte sich wie ein kleines Schulmädchen, dass seinem Schwarm gerade die Liebe gestanden hatte. Wie zum Geier sollte er jetzt noch schlafen können? Wusste Nathanael eigentlich, dass er ihn auf diese Weise zu Grunde richtete? Unschlüssig stand er nun zwischen Bett und Tür, entschied sich jedoch dann doch für die Tür und kehrte, in ein T-Shirt schlüpfend, zu seinem Meister zurück. Er ließ sich schweigend neben dessen Sessel sinken und starrte ins Feuer. Er hatte ein absolut schlechtes Gewissen, wegen allem was er gesagt und getan hatte. "Es tut mir Leid Herr, was ich getan habe" sagte er mit abgewandtem Blick. Das der andere wieder kam, brachte ihn nun doch ein wenig zum Schmunzeln. Das war eine kleine Rache dafür, ihm die Ruhe zu nehmen. Schließlich hatte Adam damit angefangen. Dieser ließ sich dann neben ihn sinken und entschuldigte sich für sein Verhalten. "Es ist nicht zu entschuldigen" erklärte er knapp und ehrlich. "Es ist geschehen und ich bin mir sicher, dass es nicht wieder vorkommen wird, nicht wahr?" Er sah zu dem anderen, der ihn gar nicht ansah, sondern seine Entschuldigung in den Raum gesprochen hatte. Doch eigentlich fand er es nicht schlimm, denn eine Entschuldigung hatte nun auch nichts mehr zu ändern. Dennoch konnte er nicht anders, als den andern weiterhin anzusehen und sich gut zu fühlen. Warum wusste er nicht so recht, aber wahrscheinlich, weil er es noch immer schaffte, andere aus dem Konzept zu bringen und für sich zu begeistern. Und das nur mit einem Wort... dem Namen. Adam schüttelte den Kopf. Natürlich würde das nie wieder vorkommen. Er hatte seine Lektion gelernt. Er würde sich seinem Meister nicht mehr wiedersetzen, solange es ihm nicht gewährt war, aber er musste doch auch das wiederspenstige an ihm mögen. Er war nunmal nicht gerade jemand, der sich gerne Unterwürfig zeigte. "Nein, ich denke, ich werde mich von jetzt an zusammenreißen." Adam spürte die Blicke von Nathanael auf sich und drehte schließlich seinen Kopf wieder zu diesem. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als ihm etwas durch den Kopf schoss, doch allein bei diesem Gedanken schüttelte er schon den Kopf, diese Frage würde Nathanael ihm nie beantworten. Der Vampir sah den Jungen an und spürte nahezu, dass diesen etwas beschäftigte, doch wollte er nicht noch mehr in dem Menschen herum bohren. Wenn es wichtig war, würde er schon von alleine reden. So aber genoß er es, einen Moment lang nicht einsam zu sein, bis er erneut dem Drang nicht wiederstehen konnte zu schmunzeln. "Sag" fing er an und versuchte die Frage geschickt zu formulieren. Doch ihm fielen beim besten Willen keine Worte dazu ein. Also brach er einen Moment ab, bis ihm auffiel, wie dumm eigentlich dieser Moment war. Denn er hatte eine Frage angefangen und nun schwieg er? Er blickte Adam wieder an, sein Schmunzeln war bereits wieder verschwunden. "Sag, begnügst du dich des öfteren alleine?" stellte er schließlich doch seine Frage und grinste gleich wieder. Adam dachte im ersten Moment, er hätte die Frage falsch verstanden, doch als er das Grinsen auf Nathanaels Gesicht sah, wusste, dass dem nicht so war. "Hmm... natürlich. Wenn du schläfst, bleibt mir doch nix anderes übrig, als alleine auszugehen. Unter Tags könnte ich dich auch gar nicht mitnehmen." Er beantwortete diese Frage aus Sicherheitsgründen so. Was, wenn Nathanael ihn mal dabei erwischt hatte, wie er es sich selbst besorgt hatte? Er tat es zwar nicht oft, aber ab und an überkam ihn einfach die Lust und er konnte nicht anders. "Und falls du das von vorhin in meinem Zimmer meinst, nein ich mache das nicht öfter." Er schwieg. Warum er ihm doch die Wahrheit sagte, konnte sich Adam nicht erklären, aber vielleicht wollte er ihn nicht weiter anlügen. "Darf ich dich auch was fragen? Warum hast du mich zu dir geholt? Warum ausgerechnet ich? Ich bin doch gar nichts besonderes." Der Vampir war äußerst belustigt von Adams Antwort. Als wenn er ihn falsch verstanden hätte. Aber das er davon ausging, der Vampir würde schlafen faszinierte ihn. Er beobachtete die Reaktionen des Jungen und schließlich redete dieser sogar weiter. Er war heute wohl sehr gesprächig, stellte er fest und strich ihm erneut sanft über den Kopf. Auf die Frage, die darauf folgte, hatte er im ersten Moment gar keine Antwort. Warum? Ja, was wusste er denn. Er hatte sich zu Adam hingezogen gefühlt, dieser sich zu ihm und schon war es geschehen. Was sollte auch sonst der Grund sein. "Du gefällst mir" sagte er nur und strich weiter über die Haare Adams. "Und du bist etwas ganz besonderes. Mehr als du denkst", murrte er kaum hörbar und grinste dann ein wenig, ehe er sich aus dem Sessel erhob und Adam andeutete ihm zu folgen. Er gefiel ihm also? Das waren völlig neue Worte aus Nathanaels Mund und unweigerlich fühlte sich der Schwarzhaarige geschmeichelt. Und diese sanfte Berührung war auch so liebevoll und zärtlich. Das war es doch, wonach er sich die ganze Zeit gesehnt hatte, warum also gab ihm der Vampir das jetzt erst. Und er war besonders. Na wollte er dem anderen mal Glauben schenken, dass dem wirklich so war. Und das Murren machte Adam wieder lächelnd. Das war so unglaublich niedlich. Also stand er auf und folgte dem Größeren. "Wohin gehen wir?" fragte er neugierig. Es kam schon selten vor, dass sie sich unterhielten und vor allem so. Meistens waren es wirklich nur belanglose Dinge, über die sie sich unterhielten Schweigend ging der Vampir noch einmal zu dem kleinen Holzkorb und einen Scheit nachzulegen um das Feuer nicht ausgehen zu lassen. Dann drehte er sich wieder zu Adam, der ihm bereitwillig folgte. Doch anstelle eine Antwort zu geben oder irgendwelche Erwartungen zu erfüllen, führte er den Jungen zu seinem Zimmer, wo er die Tür öffnete und eine einladende Handbewegung machte. "Ab ins Bett!" sagte er nur knapp aber freundlich und blieb stehen, keinerlei Anstallten machend, dass er vor hatte ihn zu begleiten. Perplex starrte Adam Nathanael an. Das war jetzt nicht wahr oder? Ein schlechter Scherz oder ein Traum. Fassunglos sah er zu seinem Bett, das bereits völlig zerwühlt war, von dem vorherigen darin rumliegen. "Warum?" fragte er leise, doch er wusste, dass jede Gegenwehr zwecklos war. Außerdem hatte er versprochen artig zu sein und von jetzt an auf Nathanael zu hören. Vielleicht war es eine Art von Vertrauensbeweis für den Größeren und Adam wollte es nicht schon wieder missbrauchen. So ging er zu seinem Bett und verkroch sich in der Decke. "Wirst du da sein, wenn ich wieder aufstehe?" fragte er hoffnungsvoll. Nathanael war sehr zufrieden, dass Adam einfach so folgte. Doch dessen Frage und der Blick dazu, verunsicherten ihn einen Moment. "Wenn du die Nacht durchschläfst, werde ich sein, wo ich immer den Tag verbringe. Ansonsten bin ich die Nacht über hier" erklärte er und zog die Tür etwas heran, blickte aber noch einmal zu Adam. "Nun schlafe, du wirst es brauchen" sagte er und schloss die Tür dann ganz, um sich sogleich zum Telefon zu bewegen und seinen Freund wieder anzurufen. Dieses Mal nicht für einen Smalltalk, sondern für wesentlich ernstere Gespräche, die auch sogleich einen guten Boden bei seinem Freund fanden. Adam brauchte nicht wirklich lange, ehe er eingeschlafen war und er schlief wirklich durch. Überhörte sogar am Morgen den Wecker, da er ja nicht zur Schule musste, weil Nathanael ihn krank gemeldet hatte. Erst gegen halb zehn Uhr wurde er wach. Genüsslich streckte sich der Junge und sah zum Fenster raus. Obwohl es schon so spät war, schien noch immer keine Sonne. War wohl ziemlich neblig draußen, aber das war ja für die Jahreszeit auch normal. So schwang er die Beine aus dem Bett und begab sich in die Küche, wo er erstmal Tee kochte und sich sein Frühstück bereitete. Ob Nathanael wohl schon in seiner Kammer lag? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)