Tödliches Spiel: Rematch von UrrSharrador (Schreien hat noch nie jemandem genutzt ...) ================================================================================ Prolog: Der Wille, zu überleben ------------------------------- Dieser Schmerz … Er hatte ihn noch nie gefühlt. Aber dieses Gefühl kam ihm bekannt vor. Sollte er es wirklich riskieren, die Augen zu öffnen? Um seinen Hals fühlte er kaltes Metall. Er bewegte sich ein wenig und stellte fest, dass der Ring nicht an einer massiven Kette befestigt war, wie er erwartet hatte, sondern an einem dünnen Kabel. Nein … Das konnte nicht sein … Das durfte nicht sein! Nicht schon wieder! Sai riss die Augen auf. Seine schlimmsten Albträume seit jener Nacht waren wahr geworden. Er saß in einem winzigen Keller, der durch ein oder zwei Gitter geteilt war, auf einem rohen Holzstuhl. Um seinen Hals hatte er einen eisernen Ring, und am Kopf spürte er einen unangenehmen Druck, der die Kopfschmerzen auslöste … Er tastete seine Stirn ab – und sein Herz setzte einen Schlag aus. Er trug eine Art Helm aus rostigem Metall, der mit dem Halsring verbunden war. Seine Finger wanderten nach unten, bis zu dem Kabel, das straff nach hinten angespannt war, doch er wagte es nicht, den Kopf zu bewegen, aus Angst, es könnte reißen. Sai hatte sich in den letzten drei Jahren genauestens über die Orochimaru-Morde informiert. Das Schlangengesicht hatte niemals eine tödliche Falle zweimal verwendet. Auch wenn ihm dieses Szenario noch so bekannt vorkam – diesmal würde die Gefahr nicht von zwei riesigen Scherenarmen hinter ihm ausgehen. Jenseits der Gitter sah er einen älteren Mann sitzen. Er konnte nichts Genaueres von ihm erkennen, da es in dem Keller ziemlich finster war. Was er sah, ließ seine Alarmglocken läuten: Der Mann war ebenfalls aufgewacht, und er begann unruhig an seinem eigenen Helm zu rütteln. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er aufsprang und womöglich einen tödlichen Mechanismus auslöste. „Bleiben Sie ruhig sitzen!“, rief Sai ihm zu, doch der Mann hörte nicht – und beugte sich vor. Sai hörte ein metallisches Pling, und eine grelle Glühbirne im zweiten Kellerteil flammte auf. Der Mann hielt sich geblendet die Hand vor die Augen, drehte sich um – und wirbelte wieder zu Sai herum. „He … He du! Wer bist du?“ Der Mann kam näher, bis an das Gitter. Er hatte struppiges weißes Haar und trug altmodische Kleidung. Sein Blick glitt am Gitter entlang. „Was zum … Wo sind wir hier?“ „In einer Todesfalle.“ Sai hatte noch nie viel Wert darauf gelegt, jemandem eine schlechte Nachricht mit Honigworten zu umschreiben. Der Mann sah ihn entgeistert an – und drehte sich dann wieder um und sah zu seinem Sitzplatz zurück. Hinter dem Stuhl stand ein niedriger Tisch, auf dem etwas metallisch schimmerte. Sai wusste instinktiv, dass auch er einen solchen hinter sich finden würde. „Was liegt auf dem Tisch?“, fragte Sai, so ruhig er konnte. Der Mann sah ihn unsicher an, und Sai schenkte ihm sein beruhigendstes Lächeln. „Messer“, antwortete der Alte dann. „Ein Messer, ein Fleischerbeil und so ein komischer Schlauch, oder was das sein soll …“ Er sah ihm fest in die Augen. „Du weißt, was hier los ist, oder?“, hauchte er. Sai nickte. „Das ist eines von Orochimarus Spielen. Ich habe schon einmal gespielt … Es ist grauenhaft. Wir könnten sterben.“ „Dann hör auf zu lächeln!“, herrschte ihn der Mann an. Erneut versuchte er, das Gerät von seinem Kopf zu bekommen. Vergeblich. Plötzlich hielt er inne. „Moment – du hast schon einmal gespielt? Das heißt, du hast überlebt? Dann können wir vielleicht heil hier raus kommen?“ „Wenn wir zusammenarbeiten“, sagte Sai und beschloss, dass es Zeit war, anzufangen. Er stand auf. Das Kabel in seinem Nacken spannte sich – und ein Sicherungsstift sprang aus seiner Halterung. Eine Glühbirne über ihm ging an – und einen Moment später ein flackriger Fernseher an der Wand, der ein weißes, schlankes Gesicht mit langen schwarzen Haaren und gelben Schlangenaugen zeigte. „Herzlich willkommen“, ertönte eine raue, unangenehme Stimme, die jedoch nicht mit den Lippenbewegungen des Schlangengesichtes zusammenpasste, als hätte jemand ein altes Video genommen und den Ton neu hinzu gespielt. „Wer ist das?“, fragte Sais Zellengenosse. „Orochimaru. Sie haben nie von ihm gehört?“ „Aber der ist doch schon tot!“, entfuhr es dem Mann. „Ich möchte ein Spiel spielen“, fuhr der Serienmörder fort. „Sie beide sind schlechte Menschen. Der eine ein schamloser, lüsterner Voyeur, der andere ein nichtsnutziger, fauler Tagedieb. Ich behaupte, die Welt wäre ohne Sie besser dran. Wenn Sie jedoch den Willen haben, weiterzuleben, dann können Sie ihn in diesem Spiel unter Beweis stellen.“ Aha, der andere war also ein Voyeur. Sai musterte den Mann aus den Augenwinkeln. „Sie beide bekommen die Chance, ein neues Leben anzufangen. Dafür müssen Sie sich nur den ganzen Schmutz vom Leibe schneiden. Auf den Tischen finden Sie die nötigen Werkzeuge dafür. Zwischen den Gittern befindet sich eine Waage. Sie haben sechzig Sekunden Zeit. Derjenige von Ihnen, der mehr Fleisch spendet, wird frei sein. Der andere wird den Tod finden.“ Der Bildschirm erlosch und im gleichen Moment schoss ein Stromstoß über den Eisenhelm in Sais Schädel. Er zuckte schreiend zusammen, genauso wie sein Leidensgenosse. Der alte Mann fing sich aber schnell wieder und stürzte auf seinen Tisch zu. „Ich werde nicht gegen dich verlieren!“, rief er. Am anderen Ende des Raumes hatte eine Uhr zu ticken begonnen. Es waren noch fünfundfünfzig Sekunden Zeit. Sai richtete sich schwer atmend wieder auf. Er tastete seinen Gürtel ab und ein echtes, erleichtertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Diese Falle unterschied sich wenig von der, in der er schon einmal war. Orochimaru hatte nichts dazugelernt. Er würde auf dem gleichen Wege entkommen, wie schon einmal zuvor. Sai riss seine Papierrolle, das Tintenfass und seinen Pinsel von seinem Gürtel und ließ sich in den Schneidersitz fallen. Eifrig zeichnete er eine Armee aus Mäusen, die er auf ein schnelles Fingerzeichen hin zum Leben erweckte. Die Tintentiere sausten über den Boden, kletterten an dem Gitter hoch und ließen sich durch die Öffnung darin auf die Waagschale fallen. Sai ließ jedoch nicht nach. Eine Minute war verdammt wenig Zeit. Kühl beschäftigte er sich nur mit einem Gedanken: Weiterzeichnen. Was tat der andere? Sai nahm sich nicht einmal die Zeit aufzuschauen. Vielleicht schnitt er sich tatsächlich sein Fleisch aus dem Körper. Oder er verzweifelte stumm, denn Sai hörte keinen Laut von ihm, nur das Geräusch des Pinsels, der über Papier strich. Zwölf weitere Mäuse waren fertig gezeichnet. Ohne auf die Uhr zu achten, die immer noch tickte, ließ der Ninja sie lebendig werden und davon trippeln. Noch eine Seite. Das Lächeln war nicht aus Sais Gesicht gewichen. Er zeichnete jetzt nur noch einzelne Mäuse, um das Maximale aus seiner Fähigkeit herauszuholen – für alle Fälle. Tintenwesen hatten kein nennenswertes Gewicht, und wenn sein Gegenüber auf dumme Gedanken kam … Noch eine Maus, noch eine. Immer hastiger wurden seine Striche … Noch eine, zuerst der Schwanz, dann der Rücken, die Schnauze … Als Sai bei den Beinen angelangt war, ertönte ein schrilles Klingeln. Die Zeit war um. Sai lehnte sich entspannt zurück – und ein grässlicher Schmerz durchzuckte seinen Körper. Ein Stromstoß fraß sich durch seine Zellen, lähmte seine Muskeln und ließ seine Gliedmaßen unkontrolliert zucken. Er stürzte zu Boden und blieb verrenkt liegen, sein Körper war ein einziger Schmerz. Das letzte, was er sah, war ein verschwommenes Bild seines Zellengenossen, der ihn mitleidig ansah – und er sah einen übergroßen Frosch auf der Waagschale des Mannes hocken. Dann nichts mehr. ================ Damit erkläre ich Tödliches Spiel 2 für eröffnet :D Kapitel 1: Der Blinde und der Stumme ------------------------------------ Zetsu erwartete Sasuke bereits, als dieser den Tatort betrat. „Wie sieht es aus?“, fragte er unumwunden. „Nach Orochimaru“, war die ebenso unverschönerte Antwort. Sasuke runzelte die Stirn. „Das kann doch gar nicht sein.“ Sie gingen den Gang entlang, bis sie in den Kellerraum kamen, in dem der Mord stattgefunden hatte. Naserümpfend musterte Sasuke die kalten Wände. „Wie viele Keller hat der Kerl überhaupt?“ „Sieh dir einmal das Opfer an. Kommt es dir bekannt vor?“ Das war nicht der erste Fall, in dem Zetsu und Sasuke gemeinsam ermittelten. Seit Sasuke vor drei Jahren der Polizei und vor knapp einem Jahr der Akatsuki-Spezialeinheit beigetreten war, waren sie gute Kollegen geworden – zwar keine wirklichen Freunde, aber sie respektierten einander und Zetsu war ein wirklich guter Detective, wie Sasuke sich eingestehen musste. Sasuke zog das weiße Tuch, das man über den Toten gelegt hatte, der in dem Keller an der Wand lag, – und sprang wie von einer Hornisse gestochen zurück, ungläubig keuchend. „Das … Das kann doch nicht sein …“, stammelte er. Das Opfer war Sai! Zetsu nickte. „Wir haben ihn bereits identifiziert. Er war einer der fünf Ninjas, die vor drei Jahren eines von Orochimarus Spielen überlebt und nicht unbeträchtlich zur Ergreifung des Mörders beigetragen haben.“ Sasuke hörte nur halb zu. Er hatte Sai nur kurz gekannt und eigentlich nicht gemocht, aber die Umstände seines Todes waren tiefergehend, als er sich eingestehen wollte. „War es üblich für Orochimaru, seine Opfer ein zweites Mal spielen zu lassen?“ Zetsu sah ihn ein wenig spöttisch an. „Nun, nachdem außer euch fünf niemand je seine Fallen überlebt hat und die Morde nach Deidaras Festnahme vor drei Jahren ein Ende gefunden haben, ist das schwer zu sagen.“ „Richtig.“ Sasuke atmete tief durch. „Wissen wir schon, was passiert ist?“ Zetsu verneinte. „Das Opfer wurde durch einen starken Stromstoß getötet. Die Waage in der Mitte des Raumes war mit Tinte beschmiert, zumindest eine Hälfte. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.“ Sasuke ging auf die Waage zu. „Ganz einfach“, sagte er. „Sai war ein Ninja, der Tinte zum Leben erwecken konnte. Er hat versucht, die Waage nach unten zu drücken, um sich zu befreien. Aber er hat es nicht geschafft, genug Gewicht zusammenzubekommen.“ „Aber die andere Seite der Waage ist leer“, sagte Zetsu. „Richtig. Wer war das zweite Opfer?“ „Ein gewisser Jiraya …“ Zetsu blätterte in dem Block, den er in den Händen hielt. „Den Nachnamen habe ich noch nicht. Er ist zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden. Wir sollten ihn noch verhören.“ Sasuke überlegte. „Wer könnte das hier getan haben? Ein Copy-Cat-Killer?“ „Orochimaru ist seit drei Jahren tot und wurde seziert, keine Chance, dass er noch lebt. Deidara war die ganze Zeit im Kittchen und wartet seit dem Prozess letzte Woche auf den Stuhl“, fasste Zetsu zusammen. „Ich tippe auf einen nahen Angehörigen, einen psychopathischen Fan oder jemandem, der seinen Mord einfach Orochimaru in die Schuhe schieben wollte.“ „Also wer war es?“, fragte Sasuke, mehr an sich gewandt, doch er bekam eine Antwort – allerdings nicht von Zetsu. „Genau das werden Sie beide herausfinden, und zwar so schnell wie möglich“, erklang eine kalte Stimme vom Kellereingang her. Sasuke wandte sich um und sah Hauptkommissar Itachi, seinen Bruder. Dessen rote Augen sahen ihn über den Rand seines Mantelkragens hinweg an. „Detective Zetsu, Special Agent Sasuke, wer auch immer für den Mord verantwortlich ist, bohrt in alten Wunden. Der Fall Orochimaru wurde zu den Akten gelegt und ich bin nicht bereit, ihn erneut anzufangen.“ Die beiden Polizisten nickten. „Gut, ich schwing mich auf meinen Bürosessel und sehe nach, was ich über Orochimarus Vergangenheit herausbekommen kann“, beschloss Sasukes Kollege. Itachi musterte ihn eisig. „Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe?“ Zetsu war einer der wenigen, die sich dem Vorgesetzten zu widersetzen wagten. „Ich glaube, wenn wir herausfinden, wer diesem Geisteskranken nahe stand, sind wir einen Schritt weiter bei der Lösung des Falles. So geht es schneller – das wollten Sie doch, oder?“ Itachi sagte nichts, sondern warf einen Blick auf Sasuke. Dieser schluckte. Er wusste, Itachi war kein schlechter Mensch und er bedeutete dem Hauptkommissar mehr als irgendjemand sonst. Trotzdem bekam man bei ihnen nie den Eindruck, dass sie Brüder wären; Itachi ging genauso kühl mit ihm um wie mit den anderen Polizisten. „Ich werde dann mal ins Krankenhaus fahren und nach diesem Jiraya sehen“, sagte Sasuke und die beiden verließen den Tatort. Itachi sah ihnen nach und warf dem toten Sai dann einen nachdenklichen Blick zu. Narutos Kopf fühlte sich schwer und taub an, als er erwachte. Er befand sich in einem hohen, hellen Raum, und er lag auf einem mit hellem Stein gefliesten Boden. Weit, weit oben ließen hohe Fenster Sonnenlicht herein. Seine Lippen brannten wie Feuer, und als er sie zu öffnen versuchte, ging es nicht. Seine Augen weiteten sich, als er mit den Fingern seinen Mund abtastete. Jemand hatte ihm mit Garn die Lippen zugenäht! Panik ergriff ihn und er richtete sich zitternd auf. Das war ein Albtraum, ganz sicher ein Albtraum, oder wahrscheinlicher, er befand sich immer noch auf einem Trip. Wahrscheinlich hatte er gestern ein wenig zu viel von seinem Stoff erwischt … Ja, das musste es sein … Aber die Schmerzen fühlten sich verdammt echt an! Er hörte jemanden stöhnen. Im gleichen Moment sah er, dass ein eiserner Ring seinen Hals umgab, an dem eine Kette und ein Vorhängeschloss befestigt waren. Die Kette führte in eine Maschine, die in der Mitte des Raumes stand und von der spitze Stacheln in alle Richtungen abstanden. Dahinter bewegte sich etwas … nein, jemand! Ein großer Mann in weiten, weißen Gewändern – wahrscheinlich ein Schlafanzug – rappelte sich auf. „Wo bin ich … Was ist geschehen …“, murmelte er. „Meine … Meine Augen!“ Der Mann schrie entsetzt auf, und Naruto erkannte, dass auch die Augenlider seines Leidensgenossen zugenäht waren. Er erinnerte sich an einen Witz, den er einmal gehört hatte … Ein Blinder und ein Stummer treffen sich … Wie ging es noch mal weiter? Er wusste nur, dass er diesen Witz damals schon ein wenig makaber gefunden hatte. In dieser Situation gewann das Wort makaber eine völlig neue Bedeutung. Der Blinde rüttelte an der Kette; wie auch Naruto war er ebenfalls mit der Maschine verbunden. „Heeey! Ist da jemand?? Verdammt, was soll das hier?“, schrie er. Naruto konnte nicht antworten, aber er riss die Augen auf, als der Mann mit unglaublicher Kraft an der Kette zu ziehen begann. Naruto wurde über den Boden geschleift – genau auf die Maschine zu. Verzweifelt versuchte er dem Blinden davon abzuhalten, aber die einzigen Laute, die seinen zugenähten Mund verließen, waren wenig mehr als unverständliches Gemurmel. Der Mann horchte alarmiert auf. „Ist da wer? Hey, ist da jemand?!“ „Hmmhmmm!“, machte Naruto. Der Mann ließ die Kette los und tastete sich an der Wand entlang – Naruto sprang auf und wich zurück, bis er wieder weit genug von den spitzen Nadeln der Maschine entfernt war … Und sicherheitshalber noch einen halben Schritt mehr. Das hätte er nicht tun sollen. Ein metallisches Geräusch ertönte – und im Inneren der Maschine begann sich ein gewaltiger Kolben zu drehen, an dem die Kette befestigt war. „Hallo? Verdammt, was soll das? Wer sind Sie?“, schrie der Mann außer sich und drehte sich im Kreis. Als Naruto seinen Nacken sah, sah er dort einen winzigen Schlüssel hängen. Sein Blick flackerte zu seiner eigenen Halsfessel. Der Kolben drehte sich weiter und begann, die Kette aufzuwickeln. Naruto wurde wieder nach vorne gezerrt. Sein Atem ging so schnell, dass er kaum genug Luft durch die Nase bekam. Auch der Mann hatte das Ziehen an der Kette bemerkt. „Was soll das? Was machst du mit mir?“ Er packte die Kette und stemmte sich mit aller Kraft dagegen, aber es half nichts. Zentimeter um Zentimeter kamen sie beide der tödlichen Maschine immer näher. „Du hast es nicht anders gewollt! Ich bring dich um, hörst du? Ich bring dich um!!“ Naruto ließ ihn schreien. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er sah neben der Maschine ein eisernes Rohr liegen – zweifellos wollte jemand, dass er den Mann niederschlug und mit dem Schlüssel entkam. Er kroch nach vor, bemühte sich, der Maschine so wenig nahe wie möglich zu kommen, und packte das Rohr. Es war ziemlich schwer und lang. Eine gefährliche Waffe, wenn sein Gegner nichts sehen konnte. Der Mann hörte das schabende Geräusch, mit dem Naruto das Eisenteil aufhob, und erstarrte. „Na gut, du willst scheinbar nicht hören!“, knurrte er und plötzlich erschienen hässliche Falten rings um seine geschlossenen Augen. Der Mann warf den Kopf hin und her und hob einen rostigen Schraubenschlüssel auf, der direkt vor seinen Füßen lag. Dann lief er schnurstracks auf Naruto zu. Naruto riss die Augen auf. Was ging hier ab? Der Typ konnte durch seine geschlossenen Augenlider hindurch sehen? Völlig perplex, wie er war, kam seine Reaktion viel zu spät: Der Mann rammte ihm den Schraubenschlüssel in den Bauch. Naruto ächzte durch die Nase und ging nach Luft ringend in die Knie. Der Mann war wohl ein geübter Kämpfer, denn er ließ das Werkzeug gekonnt in seiner Hand herumwirbeln und schlug erneut zu. Diesmal war Naruto geistesgegenwärtig genug, sich zur Seite zu rollen. Der Mann schlug einen handbreiten Riss in die Fliese unter sich. Naruto stieß mit dem Rohr zu – aber sein Gegner sah den Angriff kommen und wich spielend aus. Mit einem Satz war er bei Naruto und holte aus. Dieser fluchte innerlich, sprang über die Maschine hinweg und blieb dabei an einem Stachel hängen, der sein Hosenbein und seine Wade aufschlitzte. Naruto stöhnte auf und presste die Hand auf die schwach blutende Wunde. Gehetzt sah er sich nach seinem Feind um. Dieser kam langsam näher und ging dabei um die Maschine herum – also konnte er wirklich wie mit offenen Augen sehen! Narutos Herz raste. Er machte schnell ein paar zittrige Fingerzeichen. Verdammt, wieso war ihm diese Idee nicht schon früher gekommen? Er beendete die Siegel – und nichts passierte. Er sog scharf die Luft ein und wich vor seinem Gegner zurück. Noch einmal versuchte er es. Wieder nichts. Verdammt! Er hatte zu wenig Chakra, um einen Schattendoppelgänger zu erzeugen! Wer auch immer ihm das angetan hatte, wusste, dass er ein Ninja war. Sein Gegner war schon wieder heran. Naruto schluckte. Die Maschine zerrte immer noch an seinem Hals und zog ihn damit direkt auf den Mann zu. Erneut sauste der Schraubenschlüssel durch die Luft, traf Naruto an der Schulter und schleuderte ihn zu Boden. Schwer atmend und mehr instinktiv warf er sich nach vorne, wickelte seine Kette um den Fuß des Mannes und riss daran. Der Kerl fiel hart zu Boden und schrie wütend auf. Der Schraubenschlüssel entglitt seinen Händen. Naruto langte danach und stürzte sich auf ihn, schlug ihm das Werkzeug ins Kreuz und griff nach dem Schlüssel in seinem Nacken. Seine Finger berührten das kalte Messing – doch dann warf sich der Mann herum und stieß ihm die flache Hand vor die Brust. Blaue Funken stoben aus seinen Fingern. Der Schlag trieb sämtliche Luft nach Narutos Lungen und ließ ihn zurückstolpern. Wo der Mann ihn getroffen hatte, wurde seine Haut taub. Verdammt, was war das für ein Typ? Einen zweiten Schlag wehrte er mit dem Schraubenschlüssel ab. Der Mann jaulte auf und umklammerte die schmerzende Hand, und diesen Moment nutzte Naruto, der mittlerweile nur noch ein einziger Schmerzklumpen war, um ihm kräftig zwischen die Beine zu treten. Der Mann ging ächzend und nach Luft ringend in die Knie. Naruto packte ihn, riss ihn herum und schnappte sich den Schlüssel. Brüllend trat der Mann nach ihm. Naruto prallte gegen die Wand und sah den Schlüssel über sich in Zeitlupe durch die Luft segeln. Sein Gegner hatte sich bereits wieder aufgerappelt – wie zäh war der Typ eigentlich? – und warf sich gegen ihn. Der Ninja schwang sich zur Seite, fischte den Schlüssel aus der Luft und wollte mit einem großen Satz von seinem unheimlichen Feind wegspringen – doch die Kette war bereits zu kurz dazu. Der eiserne Ring schnitt in seine Haut und sperrte ihm kurz die Luft ab. Der plötzliche Ruck ließ Naruto stürzen – und der Schlüssel flog im hohen Bogen davon. Er landete ein, zwei Meter vor ihm – und damit außerhalb seiner Reichweite. Naruto kamen die Tränen, als er sah, dass es vorbei war. Wimmernd wurde er über den Boden geschleift und kam der stacheligen Maschine immer näher. Der Schlüssel entfernte sich immer weiter von ihm. Der Mann regte sich nicht mehr – wahrscheinlich war er bei seinem letzten, ungestümen Angriff mit dem Kopf gegen die Wand geprallt und hatte das Bewusstsein verloren. Verzweifelt streckte Naruto die Hand aus, aber der Schüssel blieb, wo er war. Er wollte schreien, einfach nur schreien, doch selbst das war unmöglich. Jeder Versuch, den Mund zu öffnen, wurde mit einem teuflischen Schmerz gerächt. Wenn er doch nur ein kleines bisschen Chakra hätte! Sein Fuß stieß gegen etwas Metallisches. Zuerst dachte er, er hätte die Maschine bereits erreicht und das wäre sein Ende, dann sah er, dass er sich irrte: Die Eisenstange! Die Entdeckung ließ sein Herz etwas höher schlagen. Ohne noch mehr von seiner kostbaren Zeit zu verlieren, packte er das Rohr und streckte es so weit von sich, wie es ging. Es war über zwei Meter lang, und er schaffte es, den Schlüssel damit zu erreichen. Hinter sich hörte er den Mann stöhnen. Wachte sein Gegner etwa schon wieder auf? Mit mehr Glück als Geschick konnte Naruto den Schlüssel zu sich ziehen. Auf den letzten paar Zentimetern wurde es immer leichter. Erleichtert führte er das kleine Stück Messing zu seiner Halsfessel und hätte es mit seinen zitternden Fingern beinahe nicht geschafft, es ins Schloss zu bringen. Das klickende Geräusch war das Süßeste, was er seit langem gehört hatte. Er riss den Ring auseinander und rannte so überhastet, dass er beinahe wieder gestolpert wäre, von der Maschine weg. Was mit dem Mann geschah, wusste er nicht, denn sofort übermannte Naruto die Erschöpfung und er wurde ohnmächtig. =============== So, das wär's für dieses Kapitel :) Ich hoffe, es war auch durchsichtig bzgl. der Maschine und ihr habt alle eine Ahnung, wer der andere Typ war :D An dieser Stelle möchte ich mich außerdem für die ganzen Kommis beim letzten Kapitel bedanken :) Bis zum nächsten 'pitel! Kapitel 2: Die Essenz des Lebens -------------------------------- So, und hier kommt das nächste Kapitel :) Viel Spaß! Zum ersten möchte ich noch Folgendes sagen: Der andere Typ, der mit Naruto in der Falle gesteckt ist, war, wie viele von euch auch richtig vermutet haben, ein Hyuuga. Ich hab es allerdings bewusst so gemacht, dass es jeder beliebige Hyuuga sein könnte, also nicht nur Neji, sondern auch zum Beispiel Hiashi oder Hizashi. Und zwar deswegen, weil Neji mir fast zu schade ist für eine bloße Nebenperson und ich ihn vielleicht noch für eine andere Fortsetzung von Tödliches Spiel brauche ;) ============================ Sasuke brauchte nicht lange, um das richtige Krankenzimmer zu finden. Er zeigte der Schwester am Empfang stumm seinen Akatsuki-Ausweis, die ihm sofort den Weg beschrieb. Er hatte sich Jiraya anders vorgestellt, älter, gebrechlicher, aber er sah eigentlich sogar ziemlich kräftig aus. „Jiraya?“, fragte Sasuke, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Der weißhaarige Mann sah auf. „Ja bitte? Sie müssen von der Polizei sein, oder?“ „Special Agent Sasuke vom Akatsuki-Sonderkommissariat. Ich hätte einige Fragen an Sie“, sagte Sasuke und hielt Jiraya seinen Ausweis unter die Nase. Zetsu druckte gerade einige Dokumente aus, als sein Diensthandy klingelte. Sasuke war am Apparat. „Ich war gerade im Krankenhaus“, erzählte sein jüngerer Kollege. „Dieser Jiraya ist ein Ninja. Er hat sich mit dem Messer im Keller den Finger geritzt und dann mit seinem Blut ein Beschwörungsjutsu angewandt. Eine Kröte hat seine Waagschale niedergedrückt. Sai konnte nicht dagegen ankommen.“ „Interessant“, murmelte Zetsu, während er die Dokumente vom Drucker nahm und kurz überflog. „Was hast du schon rausgefunden? Gibt es etwas Neues über das Video?“, fragte Sasuke. „Die Kollegen haben es untersucht und entzerrt. Es handelt sich um eine Kopie eines älteren Videos, die Stimme wurde hinzu gespielt. Es ist weder Orochimarus noch Deidaras Stimme, soviel steht fest.“ „Also ahmt tatsächlich jemand Orochimaru nach“, überlegte Sasuke. „Gut, das haben wir uns sowieso schon gedacht. Aber warum jetzt, drei Jahre nach dem letzten Fall? Aktuell gäbe es doch neuere Mörder, denen man Selbstjustiz in die Schuhe schieben könnte.“ „Ich denke, es wird nicht bei diesem einen Mord bleiben“, sinnierte Zetsu. „Ich habe den Verdacht, dass unser Mörder Orochimaru nichts in die Schuhe schieben, sondern sein Werk fortsetzen will. Ich hab mir hier ein paar Unterlagen ausgedruckt. Laut unseren Daten gab es zwei Personen, die eine gewichtige Rolle in Orochimarus Leben gespielt haben. Da ist zum einen sein Leibarzt, ein gewisser Kabuto Yakushi.“ „Inwiefern ist das wichtig?“, wollte Sasuke wissen. Zetsu klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter ein und blätterte durch den Ordner auf seinem Schreibtisch. „Orochimaru war, bevor sein Gesicht öffentlich bekannt geworden war, schwer krank gewesen. Eine Behandlung konnte er von sich aus nicht bezahlen. Also hat Kabuto die Kosten übernommen.“ „Er hat was?“ „Kabuto Yakushi hat alles unternommen, damit sein Patient wieder gesund wird, und sogar sein eigenes Geld dafür geopfert, und das war nicht wenig. Vor drei Jahren hat die Polizei ihn schon einmal befragt, aber er will von Orochimarus Spielen nichts gewusst haben. Angeblich hatte er schon lange nichts mehr von dem Killer gehört.“ „Verstehe“, murmelte Sasuke. „Wer ist die zweite Person, die du gefunden hast?“ „Wusstest du, dass Orochimaru eine Verlobte hatte?“, fragte Zetsu, grinsend auf Sasukes Reaktion wartend. „Wie bitte?“ Der Special Agent konnte es nicht fassen. „Ihr Name ist Anko Mitarashi. Sie hat sich von Orochimaru getrennt, und zwar genau zu der Zeit, als er seine ersten Spiele gespielt hat. Ich glaube nicht, dass das Zufall war. Entweder wusste sie davon und fand es abstoßend …“ „Oder sie half ihm dabei und wollte der Polizei keinen Grund geben, sie zu verdächtigen“, vollendete Sasuke den Gedanken. „Genau. Es kann auch sein, dass Anko über seinen Verlust nicht hinwegkommt und deshalb selbst Spiele veranstaltet.“ Zetsu machte eine Pause, damit Sasuke die Informationen verdauen konnte. Dann fragte er: „Wem willst du zuerst einen Besuch abstatten?“ „Versuchen wir, den Arzt in seiner Praxis zu erwischen“, schlug Sasuke vor. Zetsu willigte ein und nannte ihm die Adresse. „Bis in einer halben Stunde dann“, sagte er und legte auf. Nach dem Telefonat wählte Sasuke, bevor er losfuhr, noch eine andere Nummer. „Ist da das Konoha Blatt? Ich hätte gerne mit einer Ihrer Journalistinnen gesprochen, ihr Name ist Sakura Haruno.“ „Einen Moment bitte, ich verbinde“, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung. „Ja?“, erklang gleich darauf eine ihm bekannte Stimme. „Hier ist Sasuke“, sagte der Special Agent. Sie klang erfreut. „Oh, hi!“ „Pass auf, ich habe da eine heiße Story für dich.“ Da er nicht viel Zeit hatte, teilte er ihr in knappen Worten den momentanen Ermittlungsstand mit, bat sie aber, mit der Veröffentlichung noch etwas zu warten. Normalerweise gab er keine Informationen über laufende Ermittlungen preis, aber diese Sache mit Sai und Orochimaru hatte schließlich auch mit ihr zu tun. Er legte auf und startete den Motor. Zu spät sah er im Rückspiegel den Schatten, der sich von der hinteren Sitzbank auf ihn stürzte. Da er die letzte Nacht durchgemacht hatte, verließ Itachi jetzt am Nachmittag das Polizeigebäude und fuhr todmüde nach Hause. Als er mit seinem Schlüssel sein Haus aufschloss, hatte er den Schatten schon bemerkt. Er war schließlich einer der besten Ninjas, die je bei der Polizei gearbeitet hatte. Er tat, als hätte er nichts gemerkt, und ging in das Haus. In der Veranda wirbelte er herum und zielte mit seiner Dienstwaffe auf die Gestalt, die ihm folgte. Sein Gesicht ließ sich keine Überraschung anmerken, auch wenn das, was er sah, schier unglaublich war: In seiner Tür stand Orochimaru. Der Mann mit dem Schlangengesicht stand völlig emotionslos da, die Pistole schien ihm keine Angst zu machen. Es musste sich um ein Genjutsu oder um einen Doppelgänger handeln, der die Form des berüchtigten Killers angenommen hatte. Das sicher nicht ohne Grund; gab es vielleicht wirklich einen weiteren Nachfolger Orochimarus? „Wenn du gekommen bist, um mich zu überfallen, hast du Pech gehabt“, sagte Itachi kalt. Das Schlangengesicht sagte nichts, sondern holte nur stumm etwas aus der Tasche seiner Lederkleidung und hielt es ihm hin. Itachis Augen waren nicht mehr so gut wie früher, aber selbst auf die Entfernung erkannte er, was auf dem Foto zu sehen war. Auch diesmal behielt er seine steinerne Miene bei, obwohl es ihn total aus der Fassung bracht. Die Fotografie zeigte seinen Bruder Sasuke, offenbar bewusstlos, in einem kleinen Raum mit metallischen Wänden. Seine Hände waren über seinem Kopf mit Ketten gefesselt, die von der Decke herabhingen und verhinderten, dass der Special Agent in sich zusammensackte. Itachi sah dem Doppelgänger forschend in die Augen. Eine Illusion war dieser Orochimaru nicht, dessen war er sich bereits sicher. Es gab nur eine Erklärung für sein Auftauchen: Er, Itachi, sollte ein Spiel spielen. Und der Einsatz war das Leben seines Bruders. Den Doppelgänger zu zerstören wäre ein Leichtes gewesen, aber damit hätte er Sasukes Leben riskiert. Darum wehrte Itachi sich nicht, als der falsche Orochimaru auf ihn zutrat, eine Spritze hob und ihm die Nadel in die Vene stieß. Um den Hauptkommissar herum wurde es schwarz. Als er wieder zu sich kam, fand sich Itachi an ein Gerät gefesselt. Er öffnete die Augen, aber alle seine Glieder waren so fixiert, dass er sich nicht rühren konnte. Rechts und links von seiner Hüfte wuchsen stählerne Schienen aus einer Maschine, die über einen Schlauch mit der Atemmaske verbunden war, die Itachi trug, wie er eben feststellte. Jedes Mal, wenn er atmete, bewegte sich in der Röhre, in die der Schlauch führte, ein Zylinder auf und ab. Es war eine Ironie, dass er, ausgerechnet er, eines Tages an einem von Orochimarus Spielen teilnehmen würde. Er hätte nie gedacht, dass dieser Tag kommen würde. Dennoch hatte er keine Angst, er war allerhöchstens nervös. Er war nicht umsonst ein Akatsuki. Er schwor sich, seinen Bruder zu befreien und den Nachfolger von Orochimaru im gleichen Zug zu entlarven. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, erwachte am anderen Ende des ansonsten schmucklosen, kränklich grau ausgemalten Kellerraumes ein Bildschirm zum Leben und das ihm bekannte Schlangengesicht tauchte auf. „Hallo, Itachi“, sagte eine raue Stimme, die nicht zu den Lippenbewegungen des Videos passte, wie ihm sofort auffiel. „Über Jahre hinweg haben Sie viele Verbrecher gejagt. Doch sie haben die ehrbare Aufgabe, ein Akatsuki-Polizist zu sein, missbraucht: Vor fünf Jahren hatten Sie die Gelegenheit, einen großen Drogenschmugglerring zu überführen. Sie werden sich bestimmt daran erinnern, dass Ihr Bruder in eines derer Geschäfte verwickelt war. Sie hätten die Bande aufdecken und verhaften lassen können und somit das Leben vieler unschuldiger Menschen gerettet. Doch Ihr eigener Bruder war Ihnen mehr wert, und um ihn zu decken, brachen Sie den Fall ab. Sie werden mir zustimmen, dass dies ein äußerst schlampiges und fahrlässiges Verhalten war. Heute sollen Sie beweisen, wie weit Sie wirklich bereit sind zu gehen, um Ihren Bruder zu retten. Er befindet sich in meiner Gewalt. Lassen Sie uns also ein Spiel spielen.“ Neben Itachi flammte eine zweite Deckenlampe auf und beleuchtete einen Mann, den er schon irgendwo einmal gesehen hatte. Er befand sich in derselben Situation wie der Kommissar selbst, zwischen zwei Hüftklammern positioniert und mit einem Atemschlauch. Der Mann trug warme Kleidung und hatte eine Sonnenbrille mit runden Gläsern auf. Sein dunkles Haar stand ihm wirr vom Kopf ab. Jetzt fiel es Itachi wieder ein: Der Name des Mannes war Shino Aburame, ihm gehörte eine Käferzucht am Rande der Stadt, und er war einmal in Itachis Büro gekommen, um eine Aussage wegen eines Mordes zu machen. Er war ihm sogar relativ sympathisch gewesen, weil er genauso schweigsam und verschlossen war wie er selbst. „Die Menschen, die starben, weil Sie Ihre Pflicht nicht getan hatten, waren Ihnen unbekannt. Sie werden nun selbst herausfinden, wie es ist, einen Bekannten zu töten“, fuhr Orochimaru unbarmherzig fort. „Sie beide sind Gegner in einem Spiel, in dem es um eines der wichtigsten Dinge des Lebens geht: Luft. Jedes Mal, wenn Sie atmen, werden sich die Klammern Ihren Hüften annähern, bis Sie all Ihre Knochen brechen. Der Sieger ist derjenige, der am längsten überlebt, und nur der Sieger kommt frei. Können Sie diesen Mann töten, um selbst am Leben zu bleiben und Ihren Bruder zu retten, Itachi? Sie müssen sich entscheiden.“ Der Bildschirm erlosch und keiner der beiden sagte etwas. Itachis Gedanken, die normalerweise ruhig und geordnet waren, schossen ihm quer durch den Kopf. Er war es einfach nicht gewohnt, in solchen Situationen zu stecken. War er über die Jahre vielleicht doch zum Bürohengst geworden? Ein Klicken verriet den beiden, dass die Maschine hinter ihnen aktiviert worden war. Abrupt hielten sie den Atem an. Es wurde totenstill in dem Raum. Itachi sah Shino aus den Augenwinkeln an. Wegen seiner Sonnenbrille war schwer zu erkennen, was er dachte. Der Kommissar verfluchte diese Falle. Ohne einen Gegner, dem er in die Augen sehen konnte, brachte ihm sein Sharingan nichts. Auch Shino dürfe er wohl kaum durch die Brille erreichen. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich Orochimarus Spielregeln zu beugen. Eine Minute verstrich, ohne dass einer von ihnen geatmet hatte. Die Zylinder in den Röhren standen still und zitterten nur leicht. Als Ninja war es Itachi ein Leichtes, dem Atem über mehrere Minuten hinweg anzuhalten. Die Wahl, vor die Orochimaru – oder wer auch immer in seiner Haut steckte – ihn stellte, war lächerlich. Es lag in der menschlichen Natur, sich selbst zu retten. Die zweite Minute verging, als Itachi sah, wie Shino, so gut es ging, die Arme bewegte. Ging ihm bereits die Luft aus? Er verdächtigte den Käferzüchter bereits, auch ein Ninjatraining absolviert zu haben. Da sah er, wie kleine, schwarze Punkte aus Shinos Ärmeln gekrochen kamen und in Scharen über seinen Overall marschierten. Sie verteilten sich auf dem Boden, wo Itachi sie aus dem Blick verlor. Er wusste nicht, wie lange er schon die Luft anhielt, als ihm schwindlig wurde. Langsam tat er einen Atemzug. Im gleichen Moment, in dem sich der Zylinder wieder bewegte, schoben sich die Stahlschienen quietschend näher an seine Hüfte heran. Wenn er gegen Shino verlor, würde das grässlich enden. Wieder hielt er die Luft an. Nun stieß auch der Insektenzüchter Luft aus und atmete sofort wieder ein, aber er hatte wohl zulange den Atem angehalten, denn es folgte ein zweites, keuchendes Luftschnappen und gleich darauf ein drittes, das sie Klammer gefährlich nahe an seinen Körper brachte. Etwa im selben Moment sah Itachi die dunklen Pünktchen wieder, sie kletterten neben ihm auf die Maschine und krabbelten auch seine Hose hinauf. Itachi hielt nun nicht mehr so lange durch wie am Anfang. Er brauchte wieder Luft und musste einen weiteren Atemzug machen. Er wollte schon zu einem zweiten ansetzen, hielt sich aber noch rechtzeitig zurück. Wie lange sollte das noch weitergehen? Da hörte er Shino plötzlich regelmäßig atmen. Ist er wahnsinnig?, fragte sich Itachi, als er sah, wie sich die Schienen noch näher an ihn heranarbeiteten und bereits den Stoff seines Overalls berührten. Dann standen sie still. Shino keuchte weiter, ohne dass die Klammern sich bewegten. Itachi sog scharf die Luft ein – was er sofort wieder bereute, da die Stahlteile bei ihm noch einwandfrei funktionierten und quietschend näher rückten. Was sollte das? Konnte Shino in diesem Spiel vielleicht gar nicht verlieren? Es hatte nur ein einziges bestätigtes Spiel gegeben, bei dem Orochimaru sein Opfer um den Sieg betrogen hatte, und das war der Fall Hidan gewesen – aber das auch nur, weil Deidara dem Serienkiller einen Mord in die Schuhe schieben hatte wollen und ihn nachgeahmt hatte. Orochimaru hatte auch nie einen Fehler in der Konstruktion seiner Maschinen gemacht, also was war los? Während er noch überlegte, atmete er wieder ein. Seine Lunge und sein Zwerchfell schmerzten bereits höllisch und zum ersten Mal seit langem bekam er wieder zu spüren, was Angst war, als er das kalte Metall der Klammern durch seinen Mantel hindurch spürte. Noch ein Atemzug, und ich bin erledigt. Schweiß lief Itachi über die Stirn. Es war sinnlos, weiter die Luft anzuhalten. Er konnte nur noch verlieren. Wenn er gleich einatmete, würde es wenigstens sofort vorbei sein. Dennoch fiel es ihm unendlich schwer und er kämpfte bis zuletzt gegen die Schmerzen und die Flecken, die vor seinen Augen zu tanzen begannen, an. Seine Lunge fühlte sich an, als würde die von einer Müllpresse zusammengedrückt. Dann gab er dem Drang nach und sog gierig ein letztes Mal die feuchte Luft aus seiner Atemmaske ein. Und hustete. Und atmete erneut ein. Die Sterne vor seinen Augen wurde nicht weniger, sondern im ersten Moment mehr, sodass er für einen Augenblick nichts mehr sehen konnte, sondern nur seine strapazierten Lungen auftankte. Er wusste nicht, was geschehen war, aber die Schmerzen verrieten ihm, dass er noch lebte. Ungläubig schielte er zu den Klammern, die, genau wie bei Shino, kurz vor seinem Körper zum Stillstand gekommen waren. Hatte Orochimaru am Ende nur geblufft? Unmöglich. „Es hat funktioniert. Sehr gut“, hörte er Shino sagen und sah in fragend an. Dieser begegnete ihm mit undeutbarer Miene, aber seine Stimme klang ein wenig triumphierend. „Was hat funktioniert?“, fragte Itachi. „Ich habe meine Insekten in die Maschine geschickt. Sie haben die Zylinder aufgehalten und den Schubmechanismus für die Klammern außer Kraft gesetzt.“ „Ihre Insekten?“, fragte Itachi nach. Shino nickte. Es klickte und seine Armfesseln sprangen auf, gleich darauf die Fußfesseln und schließlich auch die Ketten von Itachi. Shino reckte sich und schob sich seine Brille zurecht. „In jeder Maschine war ein Mechanismus, der die Fesseln des Siegers aufspringen lassen sollte, genauso wie Orochimaru es gesagt hat. Ich habe meine Käfer beide Mechanismen auslösen lassen.“ Itachi rieb sich die schmerzenden Handgelenke. „Sie sind ein Ninja?“, fragte er, um sicherzugehen. Shino nickte. „Ein Insektenzähmer.“ Schon lange hatte Itachi nicht mehr gelacht, und er tat es auch jetzt nicht, nur innerlich spürte er zufriedene Freude. So gewissenhaft der neue Orochimaru auch sein mochte, er hatte einen Fehler gemacht. „Ihr Name war Shino, nicht wahr? Und Sie kennen Orochimaru?“ „Natürlich. Ich komme zwar vom Land, aber ich bin informiert.“ „Haben Sie eine Ahnung, warum ausgerechnet Sie dieses Spiel mitspielen?“ Shino überlegte. „Nein. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Aber wir sollten gehen“, meinte er und nickte in Richtung eines Timers, der so positioniert war, dass Itachi ihn vorhin nicht hatte sehen können. Er zeigte zweiundzwanzigeinhalb Minuten an. Das Video hatte zwar nichts dergleichen erwähnt, aber anscheinend gab es ein Zeitlimit. Er hatte noch zwanzig Minuten Zeit, Sasuke zu retten. Unter dem Timer befand sich eine Tür, die halb offen war. Darauf klebte ein Zettel: Ein bedrucktes Blatt A4-Papier, das Sasuke zeigte, wie er bewusstlos in seiner Zelle hing. Mistkerl, dachte sich Itachi, riss das Papier herunter, zerknüllte es und warf es hinter sich. „Als Polizist muss ich Ihnen befehlen, hier zu bleiben. Es ist nicht Ihr Spiel, Shino, und ich kann Ihren Tod nicht verantworten“, sagte er steif. „Sobald ich draußen bin, werde ich eine Streife schicken, die Sie nach Hause bringt.“ „Danke für das Angebot“, erwiderte der Insektenzähmer, „aber ich habe mit meinem Entführer noch ein Hühnchen zu rupfen. Außerdem kann ich auf mich aufpassen, wie Sie gesehen haben, Kommissar.“ „Ich sage es noch einmal, Shino: Bleiben Sie hier!“ Itachi legte mehr Schärfe in seine Worte. „Wir können hier weiter diskutieren, Itachi“, meinte Shino unbeeindruckt. „Aber das schlägt auf Ihre Zeit.“ Itachi blickte ihn finster an. Sein Sharingan konnte er bei dem Käferzüchter nicht verwenden und Gewalt wollte er auch keine anwenden, schließlich schuldete er ihm sein Leben. Also erhob er keine weiteren Einwände, als Shino ihm in die nächste Kammer folgte. ==================== So, das war's auch schon wieder :) Das nächste Kapitel dreht sich wieder um Naruto. Also bis dann! Kapitel 3: Amnesie ------------------ Zetsu sah zum wiederholten Male auf die Uhr. Seine anfängliche Ärgerlichkeit war bereits in Besorgnis umgeschlagen. Eine dreiviertel Stunde wartete er jetzt schon vor Kabuto Yakushis Arztpraxis auf Sasuke. Auf dem Handy war dieser nicht zu erreichen gewesen, und ein Stau auf der Autobahn und ein Funkloch waren zu viel des Zufalls. Seufzend beschloss Zetsu, den Arzt erst mal alleine zu verhören. Sein Detektivhirn hatte sich den schlimmsten anzunehmenden Fall bereits ausgemalt, aber er weigerte sich, daran zu glauben. Dass er warten musste, bis Doktor Kabuto Zeit für ihn hatte, schmeckte Zetsu gar nicht. Natürlich, der Arzt musste Leben retten, aber das bezweckte der Detective schließlich auch indirekt mit seinem Job. Als er endlich in Kabutos Behandlungszimmer gerufen wurde, war er entsprechend ungeduldig. Der Arzt saß hinter seinem Schreibtisch auf einem schweren Ledersessel und klopfte unaufhörliche etwas in seinen Computer ein. Das matte Licht des Bildschirms ließ seine Brillengläser funkeln. Das lange Haar hatte er zu einem modischen Zopf zusammengebunden. Ohne Zetsu anzusehen, fragte er: „Nun, Herr … Zetsu … was für ein Wehwehchen haben wir denn?“ Der Akatsuki-Detective hatte Ärzte prinzipiell nie besonders leiden können, und ganz und gar nicht jene, die ein Patientengespräch mit solchen Worten begannen. Davon abgesehen schien die Dame am Empfang ihn gar nicht erst als Polizisten vorgestellt zu haben, oder Kabuto hatte es vergessen. „Dieses Wehwehchen würde ich als chronisches Vorenthalten der Wahrheit bezeichnen“, brummte er. Kabuto sah immer noch nicht auf, sondern nickte und tippte weiter auf der Tastatur herum. Legte er etwa tatsächlich eine Krankenakte von Zetsu an? Dieser musste unwillkürlich schmunzeln, trotz seiner Ungeduld. „Sie meinen Lügen?“, fragte der Arzt nach. „Es wird sich wahrscheinlich um Pseudologie handeln, aber keine Sorge, es gibt da ein Medikament, das …“ „Dieses Medikament kenne ich auch“, unterbrach ihn Zetsu scharf. „Es nennt sich Wahrheit. Warum haben Sie die Gesundheit des Serienkillers Orochimaru auf Ihre eigenen Kosten erhalten?“ Jetzt war Kabuto still und sah ihn erstmals an. Seine Augen weiteten sich, als er den Akatsuki-Mantel erkannte. Plötzlich wurde er verlegen. „Oh das ist … Sie sind … Verzeihung …“ „Beantworten Sie einfach die Frage.“ Zetsu war berühmt für seine erfolgreichen Verhöre. Er schaffte es irgendwie, im einen Moment scharf und direkt zu fragen, und im nächsten weich und verständnisvoll zu sein. Unter seinen Kollegen ging das Gerücht um, er sei ein wenig schizophren, aber das wagte ihm natürlich niemand ins Gesicht zu sagen. Entsprechend sanft fügte er hinzu: „Das ist eine reine Routinefrage. Wir mussten den Fall leider wieder aufrollen und daher brauchen wir noch einige Zeugenaussagen.“ Das schien Kabuto einzuleuchten. Zetsu hoffte, ihn mit seinem Auftreten nicht aus dem Konzept geworfen zu haben. Allerdings würde der Arzt ihm sowieso nicht vertrauen, sollte er tatsächlich der neue Orochimaru sein. „Ich … Nun … Diese Frage kam aber das letzte Mal nicht“, rettete sich Kabuto in ein unglückliches Lächeln. Volltreffer! Er war verlegen. Also verbarg er etwas. „Beantworten Sie sie“, wiederholte Zetsu mit einer so drohenden Stimme, dass der Arzt zusammenzuckte. „Ich … Ich …“ Langes Zögern. Entweder erfand er nun eine Geschichte, oder es war ihm einfach nur peinlich. „Das ist eine etwas heikle Sache, wissen Sie …“ „Allerdings“, sagte Zetsu kalt. „Und genau deshalb muss ich sie wissen.“ „Ich … Nun ja, ich war enger mit Orochimaru befreundet. Sie wissen schon, bevor das mit den … Morden herauskam. Er war ziemlich verzweifelt wegen seiner Krankheit, also …“ „Was für eine Krankheit war das?“, unterbrach ihn Zetsu. „Ein gefährlicher Hirntumor. Alle Ärzte, die Orochimaru kontaktierte, sagten, er wäre unheilbar. Aber dann stieß er auf einen ausländischen Arzt, der eine neue Behandlungsmethode entwickelt hatte und eine Erfolgschance von dreißig Prozent versprach. Das ist eine hohe Wahrscheinlichkeit bei so einer Krankheit. Aber Orochimaru konnte die Kosten für die Behandlung nicht bezahlen.“ „War er nicht versichert?“ „Doch … Aber die Versicherung wollte die Kosten nicht übernehmen, weil die Operation nicht im Rahmen einer gewöhnliches stationären Behandlung stattfand.“ „Also haben Sie diese neuartige Operation bezahlt“, hakte Zetsu nach. „Ja. Er war … mein Freund, also …“ „Was hat er ihnen als Gegenleistung angeboten?“, fragte der Detective. Kabutos winziges Zögern war ihm aufgefallen. Wenn der Arzt ohne irgendeine Entschädigung derartige Kosten auf sich genommen hatte, war etwas faul an der Sache. Dann war es naheliegend, dass Kabuto Orochimarus Komplize war. „Nun, er …“, Kabuto druckste wieder eine Weile herum. Dann seufzte er. „Also gut, Sie haben mich.“ Zetsu konnte sich eines triumphierenden Lächelns nicht erwehren. „Wir haben seine Krankenversicherung betrogen.“ Zetsus Lächeln gefror. „Sie haben was??“ „Ich fälschte seine Krankenakte und fügte ein paar Krankheiten dazu. Dann habe ich der Versicherung erklärt, dass ich diese Gebrechen mit Therapien, Medikamenten und Eingriffen ausgemerzt hätte, und habe dafür das Geld verlangt. Sie müssen wissen, dass ich außerdem noch freistehender Chirurg bin. Jedenfalls, die Methoden, die ich vorgab anzuwenden, wurden von der Versicherung gedeckt. Wir haben es so eingefädelt, dass ich tatsächlich immer ein wenig an ihm … herumgeschnipselt habe. Ich bekam mein Geld und den größten Teil gab ich dafür aus, Orochimarus neue Behandlung zu bezahlen.“ „Wurde die Versicherung nicht misstrauisch?“, fragte Zetsu, dem die Sache höchst unglaubwürdig vorkam. „Doch. Aber ich bin renommierter Arzt und genieße hohes Vertrauen. Außerdem habe ich mich sehr geschickt angestellt …“ Er rutschte nervös auf seinem Sessel herum, als ihm bewusst wurde, dass er soeben mit seinen Fähigkeiten als Versicherungsbetrüger geprahlt hatte. „Hören Sie, ich will Sie nicht mit Details langweilen, also …“ „Ich komme darauf zurück“, murmelte Zetsu. Entweder war Kabuto ein hervorragender Lügner, oder er sprach die Wahrheit. Nun, das war ja meistens der Fall. „Ich will offen zu Ihnen sein: Es wurde ein neuer Orochimaru-Mord entdeckt. Ich verdächte Sie, dahinter zu stecken. Wie äußern Sie sich dazu?“ Kabuto erbleichte. „Was … Wie können Sie glauben, dass ich …“ Er sprang fassungslos auf. „Ich bin Arzt! Ich rette Menschenleben, ich zerstöre sie nicht! Ich habe vielleicht eine Versicherung betrogen, aber deswegen ist doch niemand gestorben!“ So gut konnte er wahrscheinlich nicht schauspielern. „In Ordnung“, sagte Zetsu. „Ich werde mich wieder bei Ihnen melden. Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Sie, sollten Sie das Land verlassen, natürlich an die erste Stelle der Verdächtigen rücken.“ Damit ging er und ließ einen völlig perplexen Kabuto zurück. Es war zwar immer noch möglich, aber unwahrscheinlich, dass er der neue Orochimaru war. Als er aus der Praxis kam, rief Zetsu kurz die Zentrale an. „Hat sich Special Agent Sasuke schon zurückgemeldet?“ „Nein“, lautete die niederschmetternde Antwort eines Kollegen. Zetsu fluchte und stieg in sein Auto. Er konnte es nicht länger leugnen: Sein Verdacht musste stimmen. Zuerst war dieser Sai ermordet worden, und nun wurde Sasuke vermisst. Offenbar hatte der neue Orochimaru es auf die fünf abgesehen, die das letzte Spiel überlebt hatten. Grimmig startete Zetsu den Motor. Ihm blieb nicht viel Zeit. Als Naruto zu sich kam, war wohl etliche Zeit vergangen. Er hatte sich eigentlich gewünscht, schweißnass in seinem Bett aufzuwachen, aber er war immer noch in diesem hohen Horror-Zimmer. Alles war ruhig. Die Maschine war zum Stillstand gekommen. Naruto schauderte bei dem Gedanken an das Höllenwerkzeug und wagte es nicht, über die Schulter nach seinem Mitgefangenen zu sehen, der ebenfalls keinen Ton mehr von sich gab. Mit wackligen Beinen stand er auf. Ein paar Meter vor ihm befand sich eine Tür. Vielleicht führte sie ins Freie, dann konnte er nach Hause. Immer noch benommen zog er die kalte Stahltür auf. Dahinter lag ein kurzer, enger Gang, von dessen Decke ein Kassettenplayer an einer Schnur baumelte. Naruto riss ihn herunter und schaltete ihn achselzuckend ein. Die Stimme ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Er wusste, was mit ihm geschah. Es war groß in den Nachrichten gekommen, Orochimaru, der Serienmörder, war tot. Sein Nachfolger, war ebenfalls nach nur einem tödlichen Spiel gefasst worden. Trotzdem war Naruto sich sicher, in einem Orochimaru-Spiel zu stecken. „Hallo Naruto“, sagte die Stimme. Sie war tief und rau und klang elektronisch verzerrt. „Wie Sie sicher schon mitbekommen haben, befinden Sie sich in einem Spiel, das Ihr Dasein verändern soll. Die Drogen, mit denen Sie handeln, haben nicht nur Ihr Leben, sondern auch das vieler anderer zerstört. Sie leben nur noch von einem Trip zum nächsten. Ich frage Sie daher: Was ist Ihr Wert in unserer Gesellschaft? Heute gebe ich Ihnen die Chance zu beweisen, dass Sie das Leben wert sind, das Sie leben. Sie werden eine Reihe von Prüfungen absolvieren, die Ihnen Ihre Sucht nehmen werden. Die erste haben Sie bereits geschafft und damit Ihren Überlebenswillen zur Schau gestellt. Der Mann, der mit Ihnen angekettet war, stammte aus reichem Hause, doch er wusste sein Erbe nicht zu schätzen und hat seine Macht missbraucht.“ Narutos Hände hatten immer mehr zu zittern begonnen. Das ist alles nur ein Albtraum, das ist alles nicht echt, versuchte er sich einzureden. Das Band war verstummt. Er schluckte. Vor ihm war die nächste Tür. Ihm war mehr als unwohl bei dem Gedanken, was ihn dahinter erwarten mochte … Zögernd tat er auf den Türe zu. Knapp über der Klinke war eine Rasierklinge angebracht, mithilfe derer er endlich die Fäden, die seinen Mund zusammenbanden, vorsichtig durchtrennen konnte. Es schmerzte höllisch, die Fadenreste dann aus seiner Lippe zu ziehen, aber irgendwann hatte er auch das geschafft. Dann atmete er tief durch und zog mit einem entschlossenen Ruck die Tür auf. Wenn Orochimaru ein Spiel mit ihm spielen wollte, dann würde er alles tun um zu gewinnen. Schließlich hatte er schon viele schwierige Situationen gemeistert, von Einbrüchen über Bandenkämpfe bis hin zu Hetzjagden mit der Polizei. Der Raum, in den er kam, war fast völlig finster. Nur schemenhaft konnte er eine Art Pult entdecken, von dem ihm etwas entgegen leuchtete. Als er näher kam, sah er die Worte, die mit grellgrün leuchtender Farbe auf das Pult geschmiert worden waren. Hier ziehen stand da, daneben zwei Pfeile. Er tastete dorthin, wo sie hindeuteten, und spürte zwei Kunststoffgriffe unter seinen Fingern. Er leckte sich über die geschundenen Lippen, dann packte er die Griffe gleichzeitig und hakte sie aus. Sofort spürte er einen enormen Druck, als die Plastikgriffe ruckartig auseinandergerissen wurden. Wie die Lichthupte eines Autos flammten Lampen direkt vor ihm auf und ließen ihn so sehr zusammenzucken, dass er beinahe wieder die Griffe losgelassen hätte. Mehr als nur nervös betrachtete er die Szene, die sich ihm hinter der Glaswand vor ihm bot. Dort stand eine Person auf einer schmalen Holzplanke, unter ihr öffnete sich ein gähnender Abgrund. Der Mann bot einen bemitleidenswerten Anblick: Gehetzt, als sei er eben erst aufgewacht, und mit Panik in den Augen sah er sich um. Sein Kopf war kahl geschoren und seine Hände und Unterarme waren mit dicken Bandagen umwickelt und mit einem dünnen Draht zusammengebunden. Eine Schlinge war um seinen Hals befestigt und führte nach oben, war aber nicht ganz straff gespannt. Er entdeckte Naruto und riss den Mund zu einem stummen Schrei auf. Dieser wagte es nicht sich zu rühren. Er spürte seine Schultern schmerzen, als die Griffe, die an eisernen Ketten mit zwei Zahnradmaschinerien an den Wänden befestigt waren, ihn so fest auseinander zerrten, dass er Mühe hatte zu atmen. Dann schaltete sich neben dem Gefangenen ein Fernsehbildschirm ein. Flackend wurde ein Gesicht erkennbar. Das musste Orochimaru sein. „Willkommen zu Ihrer zweiten Prüfung“, knarzte das Schlangengesicht mit derselben Stimme wie zuvor auf der Kassette. „Ihr Leben lang haben Sie nur an sich selbst gedacht und das Leid anderer zu Ihrem Profit ausgenutzt. Diese Einstellung wird nun auf den Prüfstand gesetzt. Vor sich sehen Sie einen Mann, dessen Schicksal in Ihren Händen liegt.“ Der Gefangene begann zu zucken, konnte sich aber nicht weit genug zur Seite drehen um den Fernseher zu sehen. Orochimaru fuhr fort: „Genauso wie die Spielfigur im letzten Raum, ist dieser Mann ein schlechter Mensch. Er hatte vielversprechende Privilegien, aber er war unfähig, diese zum Wohle der Menschheit einzusetzen. Allerdings ist dieser Mann nicht Ihr Feind. Wenn Sie den linken Griff loslassen, wird die Person vor Ihnen befreit. Allerdings wird sich eine Bodenklappe unter Ihren Füßen öffnen und Sie werden in das Risiko geraten, zu sterben. Wenn Sie den rechten Griff freigeben, wird der Boden unter diesem Mann nachgeben und er wird sterben. Sie allerdings werden außer Gefahr sein. Wie werden Sie sich entscheiden? Sie müssen wählen.“ Der Bildschirm erlosch und gleichzeitig hörte Naruto, wie sich die Zahnräder bewegten und die Griffe weiter auseinander gezogen wurden. Er ächzte. „Bitte, du musst mir helfen! Bitte!“, schrie der Mann vor ihm in Panik. Seine Pupillen waren winzig klein. Naruto wollte etwas erwidern, aber ihm fehlte die Luft. Verdammt, was sollte das? Er oder der Mann also? Wenn das keine leichte Entscheidung war … Aber … Naruto warf den Kopf zur Decke und stieß einen Wutschrei aus. „Das habe ich nie getan!“, brüllte er. „Ich habe nie jemanden zu meinem Wohl umgebracht! Ja, ich habe Leute betrogen, aber ich hätte nie jemanden töten wollen! Wenn überhaupt, sind sie später von alleine gestorben! Also beende dieses kranke Spiel, verflucht!“ Natürlich kam keine Antwort – nur ein weiteres Rucken der Zahnräder. Der Kahlköpfige schrie auf, als das Seil um seinen Hals sich spannte. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, aber es war dennoch nicht genug. Schwer atmend versuchte Naruto die Griffe zu sich zu ziehen. Vielleicht konnte er sie irgendwie ineinander verhaken … Seine Arme begannen zu zittern. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Dann ging ein neuerlicher Ruck durch die Ketten und die Griffe wurden so stark wieder auseinandergerissen, dass Naruto meinte, in der Mitte zu zerreißen. „Verdammt!“, fluchte er. „Scheiße! Scheiße, Scheiße, Scheiße!!“ Das Kinn des anderen Mannes zitterte. Bitte …, formten seine Lippen. Bitte … Sprechen konnte er nicht mehr. Naruto versuchte fieberhaft zu überlegen. Was sollte er tun? Was sollte er tun? Orochimaru hatte Recht, er war egoistisch gewesen, aber jetzt, da er wusste, wie es war, in Lebensgefahr zu sein … In wirklicher Lebensgefahr … Seine Schultern fühlten sich an, als würden sie langsam ausgekugelt. Naruto schrie wie am Spieß. Verdammt, tat das weh! Seine Muskeln verkrampften sich, oder … oder zerrissen sie? Er musste nachdenken. Was sollte er tun? Doch jedes Mal, wenn er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, entglitt der ihm wieder. Der Schmerz und der Stress hinderten ihn am Denken. Der Mann berührte kaum noch den Boden. Seine Augen traten aus den Höhlen und er lief blau an. Naruto schloss die Augen. Verflucht, er musste sich entscheiden, schnell! Er stieß die Luft aus und ließ den linken Griff los. Mit einem metallischen Geräusch wurde die rechte Kette ausgeklinkt, etwas schnappte ein, das Seil um den Hals des Mannes löste sich. Und unter Naruto brach der Boden weg. Der Raum stellte sich auf den Kopf, als er in ein pechschwarzes Loch stürzte. Naruto führte seine Finger zusammen und schickte ein Stoßgebet ab, dass er bereits wieder genug Chakra hatte. Eine Hand packte ihn am Knöchel und stoppte seinen Fall. Erleichtert seufzte er auf, während ihm sämtliches Blut in den Kopf schoss und er frei baumelte. Sein Schattendoppelgänger versuchte nach Kräften ihn zurück nach oben zu zerren, aber er hatte genauso wenig Kraft in den Armen wie Naruto selbst. Dennoch wurde der Ninja Stück für Stück nach oben gezogen, bis er sich am Rand der Fallgrube selbst hochziehen konnte. Dann sank er schweißgebadet zu Boden und tat minutenlang nichts anderes, als mit geschlossenen Augen zu keuchen. „Danke“, ertönte irgendwann eine geschaffte Stimme. Naruto öffnete die Augen und blickte in das Gesicht des Kahlgeschorenen, den er gerettet hatte. Er war noch zu erschöpft, etwas zu erwidern. Ein Blick auf die Glaswand sagte ihm, dass diese zerbrochen war. Er fragte nicht nach, warum, wahrscheinlich hatte die peitschende Kette sie zerschlagen. „Was ist das hier? Träume ich?“, fragte der Mann unsicher. Naruto tat noch ein paar schwere Atemzüge, bevor er antwortete. „Leider nicht. Wir sind in einer Falle von Orochimaru.“ „In einer Falle von …“ Der andere konnte augenscheinlich nichts mit diesem Namen anfangen. „Orochimaru“, wiederholte Naruto. „Du weißt schon, der Serienmörder. Ich weiß, er ist tot, aber anscheinend …“ Er zuckte mit den Achseln und zwang sich zu einem missglückten Lächeln, um zu bekräftigen, wie absurd er selbst die Situation fand. „Anscheinend gibt es noch einen.“ „Nie davon gehört“, murmelte der Mann. „Ist ja auch egal“, sagte Naruto und stand auf, prüfend, ob ihn seine Beine schon wieder trugen. „Ich heiße Naruto, wer bist du?“ „Ich bin …“ Der Mann stutzte, sah ihn verstört an und begann dann von vorn. „Ich heiße … Ich … Was ... Ich … ich weiß nicht …“ Er hob die Hände um sich die Haare zu raufen, ehe er überrascht feststellte, dass er keine hatte. Stattdessen kratzte er sich am Kopf, seine Miene war fassungslos. „Ich kann mich nicht erinnern.“ „Hm“, machte Naruto. „Und was ist mit deinem Job? Oder wo du wohnst?“ Der andere schüttelte stumm den Kopf. „Naja, vielleicht hast du einen Schock, das wird schon alles wieder kommen. Oder hast du einen Ausweis dabei? Einen Führerschein oder so etwas?“ Die Miene des Fremden hellte sich auf und er tastete seine zerrissenen Klamotten ab. So wie er aussah (und roch), konnte er ebenso gut ein Bettler sein. Der Mann fand jedoch nichts, außer … „Was ist das?“, fragte er und hielt einen kleinen Messingschlüssel in der Hand, den er in seiner Hosentasche gefunden hatte. „Aha!“, rief Naruto aus, nahm den Gegenstand entgegen und steuerte die zweite Tür in diesem Raum an. Sie war verschlossen, aber der Schlüssel passte einwandfrei. „So ist das also“, murmelte der Ninja. Hätte er den Kahlköpfigen sterben lassen, wäre er hier gar nicht hinaus gekommen. „Komm“, rief er über die Schulter zu seinem Leidensgenossen. „Sieht so aus, als müssten wir weiterspielen. Wenn wir draußen sind, können wir uns ja um deine Identität kümmern.“ Er zog die Tür auf, nicht ohne ein gewisses nervöses Gefühl. Dampf und unheimliches, brachiales rotes Licht erwarteten ihn. -------------- Ich wünsche schon mal viel Spaß beim Raten, wer Narutos neuer Leidensgenosse sein könnte ;) Und ich hoffe, die Szene mit Zetsu und Kabuto war nicht zu langatmig und/oder trocken. Ich hab mir gedacht, ich versuch mich mal an etwas Krimihafterem^^ Kapitel 4: Am seidenen Faden ---------------------------- Bevor ich mit dem Kapitel anfange, habe ich erst mal eine Danksagung zu machen :P Und zwar vielen Dank an , die eine FanArt zu Tödliches Spiel 2 gezeichnet hat! Ihr findet die FA hier: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/favoriten/466454/1775121/ So ... und hier nun, wie versprochen, das nächste Kapitel. Viel Spaß :) ---------------------------------------------------- Im Hauptquartier angekommen, startete Zetsu sofort seinen Computer und rief die Daten der letzten Spieler ab. Schon offenbarte sich ein Problem: Er hatte nur die Kontaktdaten dieser Journalistin, Sakura Haruno. Gaara Sabakuno und Sakon – Nachname unbekannt – waren nicht auffindbar. Zetsu unterdrückte ein Fluchen. Das war zu erwarten gewesen. Diese beiden hatten einigen Dreck am Stecken gehabt, aber weil sie an Deidaras Ergreifung wesentlich mitgearbeitet hatten, waren sie nach zwei Jahren auf Probezeit aus dem Gefängnis entlassen worden. Genauso wie Sai waren sie kurz danach von der Bildfläche verschwunden; diese Leute waren Meister darin, der Polizei aus dem Weg zu gehen. Zetsu fürchtete allerdings, dass ihnen das bei Orochimaru nichts gelang. Seufzend griff er zum Hörer. Er musste wenigstens für die Sicherheit der Journalistin sorgen. Er wählte Sakuras Nummer und bekam sie sofort dran. „Sakura Haruno, richtig? Hier spricht Detective Zetsu vom Akatsuki-Sonderkommissariat. Bitte erschrecken Sie nicht, aber Sie sind wahrscheinlich in großer Gefahr“, sagte er. Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Ein Mörder, der nach dem Prinzip von Orochimaru vorgeht, hat es auf Sie abgesehen. Anscheinend geht er systematisch gegen all jene vor, die Orochimarus Spiel damals überlebt haben“, fuhr Zetsu fort. „Das hat mir Sa… Special Agent Uchiha schon gesagt“, hörte er Sakuras bedrückte Stimme. „Wieso telefoniert er nicht mit mir?“ Zetsu zögerte. Sie nahm wahrscheinlich schon an, dass etwas nicht stimmte. „Special Agent Sasuke Uchiha wird vermisst“, sagte er düster. Es war zwar noch nicht offiziell, aber für ihn war es klar. Schweigen. „Ich werde für Sie Polizeischutz engagieren“, sagte Zetsu nach einer Weile. „Bitte verlassen Sie Ihre Wohnung in den nächsten Tagen so wenig wie möglich und verzichten Sie auf Reportagen, bei denen Sie ihr Büro verlassen müssen. Es geschieht zu Ihrem eigenen Schutz.“ Wieder Schweigen. Zetsu spielte ungeduldig mit seinem Kugelschreiber. „Noch etwas: Haben Sie zufällig etwas von Gaara Sabakuno und Sakon gehört? Wir wissen nicht, wo sie sich aufhalten, aber wir können nicht ausschließen, dass der neue Orochimaru es weiß.“ „Nein …“, murmelte Sakura. „Ich verstehe“, sagte Zetsu, innerlich fluchend. „Folgen Sie bitte den Anweisungen der Polizei.“ Damit legte er auf und wies einem Kollegen an, den Polizeischutz für Sakura zu organisieren. Er selbst hatte Dringlicheres vor. Es war zwar immer noch möglich, dass er mit seiner Annahme falsch lag, aber schon um des Lebens der beiden anderen willen, so unmoralisch sie auch in der Vergangenheit gehandelt haben mochten, musste er Orochimarus Nachfolger schnell finden. Im Laufschritt verließ er das Hauptquartier. Als nächstes würde er sich Anko Mitarashi vornehmen. In all den Jahren hatten es die Akatsuki nie geschafft, Orochimarus Handlungen vorherzusehen. Dementsprechend wenig hatte auch Itachi mit der Situation gerechnet, mit der er im nächsten Kellerraum konfrontiert wurde. Zunächst war alles dunkel. Selbst durch die Tür fiel zu wenig Licht, um wirklich weiter als zwei Meter sehen zu können. Itachi tastete an der Wand nach einem Lichtschalter, fand jedoch keinen. „Vielleicht müssen wir zuerst die Tür schließen“, flüsterte Shino. Ein gedämpftes Stöhnen drang zu ihnen. Unbewusst fuhr Itachis Hand unter den Mantel zu seinem Gürtel, wo gewöhnlich seine Dienstwaffe hing. „Wer ist da?“, fragte er tonlos. Das Stöhnen wiederholte sich, wirkte aber irgendwie drängender, ungeduldiger. Ohne ein Wort des Einverständnisses abzuwarten, warf Shino die Tür ins Schloss. Fast gleichzeitig hörten sie ein Zischen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Itachi breit, als an der gegenüberliegenden Wand drei Gasflammen in die Höhe loderten. Davor war deutlich ein Umriss zu sehen, ein Schatten, der mitten im Raum seinen Ursprung hatte … Knisternd ging eine schmutzige Glühbirne darüber an. Auch wenn er noch so hartgesotten war, stockte Itachi der Atem. Genau in der Mitte dieses Kellers saß eine Frau auf einem eisernen Stuhl. Ihre Arme und Beine waren mit festen Stricken gegen Armlehnen und Stuhlbeine gefesselt. Sie war geknebelt und schielte gepeinigt ihn Itachis und Shinos Richtung, das hübsche, modelhafte junge Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt, aus ihren Augen sprach stumme Angst. Ihr blondes Haar mochte schulterlang sein – genau konnte man das nicht sagen, denn es war zusammengebunden um eine Metallstange hinter dem Kopf der Frau gewickelt. Diese Stange war Teil einer Maschinerie, die fast nur aus Zahnrädern zu bestehen schien, wie Itachi feststellte, als er näherkam und der Frau den Knebel abnahm. „Helfen … Helfen sie mir!“, keuchte sie tonlos. Im nächsten Moment wurde der Fernsehbildschirm direkt vor ihnen eingeschaltet. Orochimaru grinste sie an und kam wie immer gleich zur Sache. „Herzlich willkommen zur zweiten Stufe Ihres Spiels. Als Hauptkommissar haben Sie viele Untergebenen für sich arbeiten lassen. Während andere auf offener Straße bewaffnete Verbrecher verfolgten, waren Sie in Ihrem Büro niemals in Gefahr. Die Frau, die Sie sehen, ist nicht ohne Grund hier. Sie hat vielen jungen Männern den Kopf verdreht und sich dann mit ihrem Geld abgesetzt. Sie verkörpert somit die Art von Mensch, die Sie als Polizist verfolgen sollten. Dennoch liegt es nun in Ihrer Hand, ihr Leben zu retten. Um sie zu befreien, benötigen Sie eine spezielle Zahlenkombination. Die Zahlen finden Sie in den Öfen zu ihrer linken.“ Itachi warf den flackernden Flammen in der Wand einen kurzen Blick zu. Sein Unbehagen bestätigte sich. Orochimarus Stimme fuhr fort: „Sie können nun beweisen, dass Sie auch andere Menschen außer Ihren Bruder retten können, wie es die Pflicht eines Polizisten wäre. Aber werden Sie sich selbst in Gefahr begeben, um eine Person zu befreien, die selbst eine Verbrecherin ist? Treffen Sie Ihre Wahl schnell.“ Der Bildschirm erlosch, und es dauerte nur Sekunden, bis ein Rattern ertönte. Die Zahnräder hatten sich in Bewegung gesetzt. Die Frau schrie auf und warf den Kopf zurück, als sich die Stange zu drehen begann und sich ihr Haar aufwickelte. „Ahh! Es zieht!! Helfen Sie mir! Helfen Sie mir!!“ Sie begann wie von Sinnen an ihren Fesseln zu reißen. Vergeblich, wie von einer Orochimaru-Falle zu erwarten. „Shino, können Sie mit Ihren Insekten dieses Ding stoppen?“, fragte Itachi, der sich bemühte die Fassung zu bewahren. Der Ninja mit der Sonnenbrille – Itachi war unklar, wie er in diesem Halbdunkel überhaupt etwas sehen konnte – schüttelte den Kopf. „Ich kann es zwar versuchen, aber es wird nicht klappen. Warum? Weil die Maschine nicht filigran genug ist. Die Zahnräder sind zu groß. Sie würden meine Käfer zerquetschen.“ „Verstehe.“ Itachi warf einen Blick zu den Flammen. „Dann müssen wir uns wohl seinen Spielregeln beugen.“ „Stehen Sie nicht so herum!“, schrie das Mädchen. „Tun sie schon was!“ Ihre Haare wurden beständig aufgewickelt. Shino ließ sich in die Hocke sinken und betrachtete die Maschinerie. An der Seite war eine kleine Tür angebracht, wie bei einem Safe. Man musste an einem Rad drehen und somit den Code eingeben. Sie hatten wirklich schon genug Zeit verloren. Itachi eilte zum ersten der Öfen hin. Es handelte sich um einen kleinen Kasten, der in die Mauer eingebaut worden war. Aus einer tellergroßen Öffnung strömte das Gas und entzündete sich zu einer großen, blauen Flamme. Mitten in dem Feuer lag eine kleine Metallkapsel. Die Frau schrie erneut auf, diesmal bereits vor Schmerz. Nicht mehr lange, und sie würde skalpiert werden … Dennoch zögerte Itachi. Er musste seine Hand durch die Flamme schieben … Noch nie hatte er sich selbst so verletzt. Er musste plötzlich an Deidara denken. Der Detective hatte bei einem Spezialeinsatz vor einigen Jahren beinahe einen Arm verloren – nur Kakuzu, dem Chirurgen, war es zu verdanken, dass es glimpflich für ihn ausgegangen war. Eine schwere Verbrennung war nicht so schlimm wie eine Amputation, überlegte er. „Hiiiiilfeeeee!“, kreischte die Heiratsschwindlerin. Itachi wagte sich gar nicht vorzustellen, wie es sich anfühlen musste, an allen Haaren gleichzeitig gerissen zu werden … Er wickelte den langen Ärmel seines Akatsuki-Mantels um seine Hand und griff in die Flamme. Der Stoff fing sofort Feuer, und noch bevor er die Kapsel erreicht hatte, spürte er die sengende Hitze auf der Haut. Itachi verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse, packte die Metallkapsel und riss sie aus dem Ofen. Er sog scharf die Luft zwischen die Zähne ein, als sich das Feuer seinen Arm hinauf fraß. Mit einer kräftigen Bewegung riss er sich den Mantel an der Schulter ab und schleuderte den lichterloh brennenden Kleidungsstreifen von sich. Die Blonde schrie nun schon ohne Unterlass, ihre Worte waren kaum noch zu verstehen. Sie hatte die Augen geschlossen, das Gesicht verzerrt und den Kopf so weit im Nacken, wie es ihre Fesseln zuließen. Die Zahnräder und die Stange drehten sich unbarmherzig weiter. Itachi bückte sich und hob die Kapsel auf – um sie gleich darauf mit einem stillen Fluch wieder fallen zu lassen. Das Metall war natürlich glühend heiß. Verdammt, das auch noch! Shino war mittlerweile nicht untätig geblieben. Er stand vor dem zweiten Ofen, hatte sich seinen Ärmel aber sogar hochgekrempelt, wohl um seine Insekten nicht zu gefährden. Dennoch war er unentschlossen; immer wieder wollte er zugreifen und zog die Hand dann zurück. Das Geschrei der Gefangenen hatte eine neue, panische Stufe erreicht und war so schrill, dass es in Itachis Ohren wehtat. Sie musste entsetzliche Schmerzen haben. Er biss die Zähne zusammen, packte die Eisenkapsel erneut und drehte sie so lange in den Fingern, bis er einen Mechanismus gefunden hatte, sie zu öffnen. Immer noch war sie so heiß, dass es auf seiner Haut gefährlich zischte. Das würde ein paar hässliche Brandblasen geben, aber das war nichts im Vergleich dazu, was der Frau bevorstand, wenn er sich nicht beeilte. Die Kapsel fiel klickend auseinander. Darin fand er ein weiteres, heißes Stück Metall, auf dem eine Zahl eingraviert war. „Vier!“, rief er und rannte mit wehendem Mantel zu dem Folterstuhl zurück. Er drehte das Rad auf die entsprechende Position. Gleich darauf kam auch schon Shino. Er hatte tatsächlich abgebrüht ohne Schutz in die Flamme gefasst und riesige, rote Flecken auf dem Unterarm davongetragen, aber auch er hatte eine Zahl gefunden. „Bitte … Beeilen Sie sich … Ich … Ich kann gleich nicht mehr …“, schluchzte die Gefangene. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ihre Haare waren bereits straff gespannt und die Stange drehte sich immer noch. Itachi wirbelte herum und stürmte auf den letzten Ofen zu. Als er ihn sah, erstarrte er. Es war keine einfache Öffnung mehr. Es war ein Tunnel, in dem gleich mehrere Flammen züngelten, wie er jetzt bemerkte. Die Kapsel mit der letzten Nummer lag mehrere Schritte weit von ihm entfernt. Er würde kriechen müssen, um sie zu erreichen. Kriechen durch ein Meer aus Flammen … Itachi spürte Orochimarus Grausamkeit nun am eigenen Leib. Verdammt, warum zögerte er immer noch? Das Leben eines Menschen stand auf dem Spiel! Sein Blick flackerte zurück zu der Frau. Diese hatte sich kräftig auf die Unterlippe gebissen und ein Blutrinnsal lief ihr über das Kinn. Wollte sie sich damit von den Schmerzen ablenken? „Schnell“, keuchte sie atemlos. „Das Blut … Auf meine Hand … Streichen Sie es auf meine Hand!“ Shino, der noch neben ihr stand, warf Itachi einen fragenden Blick zu. Dieser nickte. Also strich der Insektenzüchter mit dem Finger über ihr Kinn und schmierte der Frau etwas von ihrem eigenen Blut auf den Handrücken. Der Kommissar kam näher. „Versuchen Sie ein Beschwörungsjutsu?“, fragte er. Die Frau nickte fahrig, immer noch an ihrer Lippe nagend – zumindest hatte die Bewegung etwas Nickendes an sich. Sie schloss die Augen, wobei sie zitterte wie Espenlaub und leise vor sich hin stöhnte. Die Eisenstange drehte sich nur noch halb so schnell wie am Beginn, wahrscheinlich war der Widerstand jetzt stärker. „Ich … Ich kann nicht“, brach die Blonde schluchzend hervor. „Ich kann nicht …“ Sie konnte sich nicht genug konzentrieren, um das Beschwörungsjutsu durchzuführen, begriff Itachi. „Sehen Sie mir in die Augen“, forderte er. Die Frau schluchzte nur mit zusammengepressten Lidern vor sich hin, während wahre Bäche aus Tränen über ihr Gesicht strömten. Aus ihrem Haarschopf sickerte bereits Blut und lief ihr über die Stirn. Itachi packte sie an den Schultern und rüttelte sie. „Sehen Sie mir in die Augen! Hören Sie, sehen Sie mir in die Augen!“ Er konnte sich nicht erinnern, jemals derart laut gesprochen zu haben, fast geschrien hatte er. Sie hörte nicht auf zu zittern, aber öffnete gehorsam die Augen und sah ihn an. Itachi aktivierte sein Mangekyou Sharingan. Fast augenblicklich wurde die Frau ruhig, obwohl das Blut in ihren Haaren immer mehr wurde. „Wo … Wo bin ich?“, hauchte sie. Sie sah einen ruhigen, finsteren Raum, wo nur sie und Itachi waren – und vor allem, keine Höllenmaschine und kein Schmerz. „In meinem Genjutsu“, erklärte der Akatsuki, während er den Blick nicht von der Sitzenden abwendete. „Hören Sie zu, wir haben nicht viel Zeit. Reißen Sie sich zusammen und konzentrieren Sie sich. Ich zähle bis drei, dann löse ich das Jutsu auf und Sie müssen sofort Ihre Beschwörung durchführen. Haben Sie verstanden?“ „J-Ja“, sagte sie und sah ihn aus nunmehr klaren, neutralen, smaragdgrünen Augen an. „Gut. Eins … Zwei … Drei!“ Er beendete sein Genjutsu und ließ sie wieder in die Realität zurückgleiten. Einen Moment befürchtete er, sie würde wieder von ihrem Schmerz überwältigt werden, aber dann stieß sie hervor: „Kuchiyose no Jutsu!“ Das Blut auf ihrer Hand wurde zu einem Beschwörungssiegel, eine Rauchwolke stieg auf – und ein Wesen sauste daraus hervor, eine Art weißes Wiesel, das eine Sense trug. Windelement, ging es Itachi durch den Kopf. Während die Frau wieder gepeinigt aufschrie, sauste das Wiesel wie ein weißer Blitz durch den Raum, durchschnitt die Haarmähne, die sie an die Maschine band, und beinahe im gleichen Atemzug die Fesseln an ihren Armen und Beinen. Die Frau fiel vornüber, Shino fing sie behutsam auf. Ihre ausgefransten Haare, die jetzt kaum länger als zehn Zentimeter waren, fielen ihr ins Gesicht. Sie atmete schwer, fing sich aber, jetzt, da sie frei war, sehr schnell. „Danke“, keuchte sie. „Mein … Mein Name ist … Temari …“ „Sprechen Sie nicht, ruhen Sie sich etwas aus“, sagte Itachi, der sich innerlich ein wenig Triumph gönnte. Sie hatten Orochimarus Falle erneut ausgetrickst. Er schritt das Zimmer ab und begutachtete die Tür, die hinaus führte. Sie war verschlossen; daneben war eine Computertastatur an der Wand angebracht. Der neue Orochimaru war definitiv moderner als der alte. „Das … Das Kennwort ist BUSSSE … Buße mit drei S …“, brachte Temari kurzatmig hervor. Itachi tippte den Code ein. Surrend wurde ein Riegel zurückgezogen und die Tür sprang ein Stück weit auf. Er zerrte sie ganz auf und sah einen langen Gang, der nach einigen Metern einen Knick machte. „Woher wussten Sie das?“, fragte er misstrauisch. „Es kam … im Fernseher. Kurz bevor Sie beide hereinkamen“, erklärte Temari. „Das muss zu Spielbeginn gewesen sein“, murmelte Shino. Temari löste sich aus seinem Griff, stand auf und betastete zuerst ihr Haar, dann ihre Kopfhaut. Es ging ihr wohl besser, als sie aussah. Sie schien es eher zu bedauern, dass ihre prachtvolle Mähne weg war. „Bleiben Sie hier und ruhen Sie sich aus“, bestimmte Itachi. „Sobald wir einen Weg nach draußen gefunden haben, holen wir Sie.“ „Nicht so schnell!“, rief sie plötzlich. Temari hatte sich von ihrem Schock erholt und Kampfeslust blitzte in ihren Augen auf. „So schnell lasse ich mich nicht abwimmeln. Ich bin eine Kunoichi. Ihr werdet vielleicht meine Hilfe brauchen.“ Itachi überraschte, wie verändert sie auf einmal wirkte. Wahrscheinlich war es der Schock und die Todesangst gewesen, jetzt jedenfalls wirkte sie plötzlich kein bisschen mehr ängstlich, eher abenteuerlustig. Er spürte, dass er auch sie nicht davon abhalten konnte, ihm zu folgen. Er und Shino nickten sich zu und sie gingen los. Er hätte es niemals zugegeben, er wollte es sich selbst auch nicht wirklich eingestehen, aber Itachi war doch irgendwie froh, nicht alleine in diesem Spiel zu stecken. --------------------------------------------- So ... ich hoffe, es war spannend. Eine kleine Vorschau auf das nächste Kapitel gefällig? Es wird den Titel Höllentrip tragen und ist bis jetzt mein absolutes Lieblingskapitel ;) Kapitel 5: Höllentrip --------------------- Hay! Ich bin's wieder mal ;) Hier, wie versprochen, mein persönliches Lieblingskapitel :D Und das längste bis jetzt. Ursprünglich wollte ich es auf zwei aufteilen, hab aber dann nicht gewusst, wie :P Hoffe, es gefällt euch auch! ====================== Anko wohnte in einem schicken Bungalow in der Nähe des Stadtparks, mit gutem Ausblick auf die Grünflächen. Das Haus bestand aus weiß getünchtem Holz, musste aber robuster sein, als es wirkte. Zetsu hoffte, dass sie zu Hause war. Soweit er informiert war, war sie Innenarchitektin. Nachdem er zwei Mal geklingelt hatte, wurde schließlich geöffnet. Anko war eine Frau mittleren Alters, die sich aber bemerkenswert gut gehalten hatte; sie war nicht geschminkt, aber man sah kaum Falten auf ihrem Gesicht. Ihr dunkles Haar hatte sie hochgesteckt, ihre Augen waren verquollen und sie trug einen weißen Morgenmantel. Hatte er sie aus dem Schlaf geklingelt? „Ja bitte?“, murmelte sie schlaftrunken. Er hielt ihr seine Polizeimarke und seinen Akatsuki-Ausweis hin. „Es gibt neue Orochimaru-Morde. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen.“ Anko war plötzlich hellwach. „Sicher … Kommen Sie bitte herein.“ Er folgte ihr in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer und nahm auf der Couch Platz. Anko verschwand kurz in der Küche und kehrte mit zwei Tassen Kaffee zurück. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts, dass er kalt ist … Er ist noch von gestern“, meinte sie entschuldigend. „Kalter Kaffee macht bekanntlich schön“, meinte Zetsu, obwohl ihm vor Ungeduld gar nicht nach Sprüchen war. „Lassen Sie uns gleich zum Thema kommen. Wie lange hatten Sie Kontakt zu Orochimaru?“ Anko zuckte mit den Schultern und nippte an ihrem Kaffee. „Wir kannten uns zwei Jahre, dann verlobten wir uns. Kurz darauf kam das mit den Morden heraus …“ „Und Sie trennten sich von ihm?“ „Ich hätte diese Seite an ihm nie vermutet … Gewiss, er hatte seine Eigenarten, aber er ist zu mir immer freundlich, fast fürsorglich gewesen … Naja, ich schätze, man kann nie alles von einem Menschen wissen.“ „Hatten sie später noch irgendeinen Kontakt zu ihm?“, hakte Zetsu nach. „Wie denn?“, fragte sie bitter. „Er tauchte doch unter. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich habe es auch nicht versucht, das Ganze war ein Schock für mich, verstehen Sie?“ „Was halten Sie denn von seinen Ansichten?“ Zetsu ging aufs Ganze. Anko sah ihn misstrauisch an. „Sie meinen, dass ein Mensch unter Todesangst seinen Willen zu Leben beweisen soll und das Leben später dann mehr schätzt? Das ist verrückt!“ Zetsu lehnte sich zurück. „Sie wissen also auch nicht mehr als dieser Kabuto …“ „Kabuto?“ Anko wirkte mit einem Mal erschrocken, war Zetsu überraschte. „Sie waren bei ihm? Was … Was hat er Ihnen denn gesagt?“ „Alles“, sagte Zetsu betont, um zu erfahren, was sie vor ihm verbarg. „Etwa auch, dass …“ Anko verstummte. „Ja, auch das“, sagte er, obwohl er keine Ahnung hatte, was sie meinte. Die beiden waren wohl doch nicht ganz so unschuldig … „Oh“, meinte sie bedrückt. „Es … gilt doch das Polizeigeheimnis, oder?“ „Selbstverständlich.“ Er fragte sie noch über ein paar Kleinigkeiten aus, aber es war dieses Etwas, was ihn nachdenklich machte. Bei ihr hatte er seine Karten allerdings schon ausgespielt. Er musste noch einmal zu Kabuto. Entschlossen stieg er in seinen Wagen und stieg aufs Gas. Er hielt sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Er war fest entschlossen, seinen Kollegen zu retten. Und Orochimarus Gefangennahme war eine Gesetzesübertretung allemal wert. Schummriges rotes Licht und die unerträgliche Hitze erweckten bei Naruto den Eindruck, dass er sich in der Hölle befand. Mehrere Rohrleitungen führten quer durch den Raum und aus einigen offenen Ventilen entwich zischend Dampf. Naruto und sein neuer Begleiter betraten den Raum und entdeckten eine kleine, alte Kassette, die auf einer schmalen Metallbrüstung festgebunden war. Als sie zu der Brüstung hintraten, begann Narutos Magen zu rumoren, als er sah, dass der Raum tiefer war, als er angenommen hatte: Unter ihnen breitete sich ein Labyrinth aus Maschengittern aus, über das eine Brücke führte, die sie von ihrer Loge aus erreichen konnten. Unten in diesem Labyrinth fauchten und zischten Dutzende Dampfventile und tauchten alles in schummrigen, flimmernden Nebel. Auf der einen Seite des Labyrinths hockte, mit einer Handfessel an einen Stahlträger gebunden, eine Person, die Naruto kannte: Es war einer seiner früheren Kunden, er hieß Kidoumaru. War er bewusstlos? Der Kahlköpfige neben ihm hatte mittlerweile die Kassette losgemacht und reichte sie Naruto, der allerdings keine Anstalten machte, sie entgegenzunehmen. Er ahnte, dass es wieder auf dasselbe hinauslief. Er musste jemanden töten, um weiterzukommen. Eine Träne stieg in sein Auge und lief stumm seine Wange hinunter. Verdammt, er hatte es so satt! Wann war dieses verdammte Spiel endlich vorbei? „Wenn ich dich kriege“, murmelte er. „Wenn ich dich kriege, wenn ich dich kriege …“ Er würde seinen Kidnapper … Er wusste auch nicht, was. Dieser Raum war die Hölle, das spürte er, es war eine ungute Vorahnung, das nächste Spiel würde schrecklich werden, er würde … „Naruto“, riss ihn der Kahlkopf aus seinen Gedanken. Der Ninja schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er musste irgendwie hier rauskommen. Das hatte höchste Priorität, und er war schließlich nicht alleine. Vielleicht musste er auch Kidoumaru nur retten … Er holte den Kassettenplayer aus seiner Hosentasche und legte die neue Kassette ein. Es rauschte, dann ertönte Orochimarus Stimme. „Willkommen zu Ihrer dritten Prüfung, Naruto. Hier und jetzt werden Sie erfahren, dass Drogensucht töten kann. Unter sich sehen Sie einen Mann, der Ihnen bekannt sein sollte. Sie selbst haben ihm wieder und wieder illegale Drogen verkauft und ihn tiefer und tiefer in seine Sucht getrieben. Das ging soweit, dass er mittlerweile unter akuten Entzugserscheinungen zu leiden hat. Sie haben diesem Mann die Möglichkeit gegeben, sein Leben wegzuwerfen. Heute bekommen Sie die Möglichkeit, es ihm zurückzugeben. Sobald sie die Brücke zu ihrer Linken betreten, werden sich seine Fesseln lösen und ein Zeitzünder in seinem Nacken wird ablaufen und in einer Minute detonieren. Bis dahin müssen Sie den Mann bis zum anderen Ende des Labyrinths lotsen. An manchen Stellen wird er Ihre Hilfe brauchen, um weiterzukommen. Überlebt er diesen Test nicht, verlieren Sie die Chance, aus dem Raum zu entkommen. Möge das Spiel beginnen.“ Knarzend endete die Kassette. Naruto sah seinen Begleiter stumm an, der den Blick erwartungsvoll erwiderte. Seufzend wandte er sich zu der Brücke um. „Weißt du, das kling vielleicht verrückt, aber irgendwie wäre es mir fast lieber, das Spiel würde mich überraschen. Wenn es plötzlich anfangen würde, hätte ich keine Zeit, mir Sorgen zu machen. Aber jetzt muss schon wieder ich das Spiel beginnen …“ Er seufzte. „Ich glaube nicht, dass ich das Zeug dazu habe.“ „Nur Mut“, sagte der Kahlkopf. „Du hast mich gerettet. Du schaffst es auch beim ihm.“ Naruto schluckte und lächelte dann unglücklich. „Tja, je eher ich anfange, desto eher sind wir hier raus, was?“ Er trat näher zu dem Metallschranken, der den Weg auf die Brücke blockierte. Schweiß lief ihm über die Hand, als er sie zitternd nach dem Schranken ausstreckte, und das lag definitiv nicht nur an der Hitze. Hoffentlich ist es nach diesem Spiel vorbei, dachte er. Hoffentlich! In seinem Magen war ein so flaues Gefühl, dass er das Gefühl hatte, sich gleich übergeben zu müssen. Er holte tief Luft und riss den Schranken in die Höhe. Im selben Moment ertönte ein schrilles Geräusch, und Naruto sah Kidoumaru erschrocken aufspringen. Irgendwo begann eine Uhr zu ticken, die er nicht sehen konnte, die aber laut genug war, um im ganzen Raum zu hören zu sein. Naruto stürmte auf die Brücke. „Hey!“, schrie er. „Hey! Kidoumaru! Du musst da weg!“ Kidoumaru sah sich mit ruckendem Kopf um, bis er Naruto über sich entdeckte. Er sagte nichts und rührte sich auch nicht. „Deine Fessel sollte schon offen sein! Verdammt, beweg dich!!“, brüllte Naruto außer sich. Worauf wartete dieser Idiot? Endlich setzte sich Kidoumaru schwerfällig in Bewegung. Seine Glieder zuckten und er wirkte, als habe er körperliche Schmerzen. „Du musst durch das Labyrinth, hörst du? Du hast nur eine Minute Zeit, sonst stirbst du!!“ Das wirkte. Der Mann legte noch einen Zahn zu und kletterte in die erste Gitterröhre. Naruto folgte ihm von oben und gab ihm Anweisungen, wie er abzubiegen hatte. „Nach links – nein, warte, rechts! Ja, genau! Einfach weiter! Jetzt nach links!“ Dann kam Kidoumaru zu einem Schacht, in den mehrere Ventile gerichtet waren und ihn zischend mit Dampf füllten. Kidoumaru taumelte zurück, als er das sah. „Scheiße!“, schrie er und drehte sich panisch im Kreis. Dann versuchte er kehrtzumachen. „Nein … Was tust du? Stopp!! Du kannst nicht da lang, dort ist eine Sackgasse!“, kreischte Naruto entsetzt. Das rasende Ticken der Uhr macht ihm fast wahnsinnig. Verdammt, und er konnte nicht einmal sehen, wie viel Zeit ihnen noch blieb! „Halt’s Maul!“, brüllte Kidoumaru aufgelöst, blieb aber unruhig stehen. „Ich gehe da nicht rein! Niemals!“ „Warte“, rief Naruto, als er vor sich einen Hebel entdeckte. Darauf zeigte ein auf einem Rohr aufgemalter Pfeil. „Ich … Ich glaube, ich muss diesen Hebel da ziehen!“ Er packte den Griff und zog kräftig daran – und schrie gepeinigt auf, als sich ein Ventil neben ihm öffnete und ihn in eine Wolke brennend heißen Dampfes einhüllte. „Hey, es klappt! Es klappt!“, schrie Kidoumaru. „Mach weiter!“ Naruto öffnete unter größter Mühe ein Auge und sah, dass sich die Ventile unten im Labyrinth geschlossen hatten. Er sog scharf die Luft ein, als die heiße Luft seine Haut verbrannte. Himmel, wie würde er nach dieser Aktion aussehen? Alles in ihm schrie danach, den Hebel einfach loszulassen … Er durfte nicht, er musste kämpfen, oder alles war umsonst gewesen! Knurrend warf sich Naruto nach vorn und packte den Hebel auch noch mit der zweiten Hand, damit er ihm nicht entglitt. „Ich bin durch! Ich bin durch!“, krächzte Kidoumaru von unten nach einer schieren Ewigkeit. Naruto ließ den Hebel los und sank seufzend zurück. Sofort hörte er wieder das Zischen unter sich. „Wohin jetzt?“, rief sein Mitspieler. Unter Mühe kämpfte sich Naruto wieder in die Höhe. Er stöhnte auf, als er mit einer frischen Brandwunde das eiserne Geländer der Brücke streifte. Wenigstens hatte ihn seine Kleidung einigermaßen geschützt … „Hey! Welche Richtung?!“, schrie Kidoumaru mit Panik in der Stimme. Die Uhr raste noch immer, es konnte nicht mehr viel Zeit übrig sein … „Nach rechts! Und dann geradeaus!“ Er lotste ihn in den nächsten Ventilgang. Auch darüber war wieder ein Hebel angebracht. Naruto starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er musste verrückt sein … Er musste verrückt sein, diese Tortur noch einmal über sich ergehen zu lassen! „Beeil dich! Schalt es ab!“ Naruto atmete tief ein. Wenn der Typ wüsste, welche Schmerzen ihm das bereitete … Er zog den Hebel mit beiden Händen. Wie Stichflammen brodelte der Dampf auf ihn ein, heiß wie Höllenfeuer. Aber nicht nur ein, sondern gleich zwei Ventile entluden sich auf ihn, aus verschiedenen Richtungen. Narutos Körper war eine einzige Flamme. Glühender Schmerz wallte durch seine Nerven, der so heftig war, dass er nicht einmal mehr schreien konnte. „Es funktioniert!“, hörte er Kidoumaru rufen, dann hörte er wieder dessen Schritte auf dem Gitterboden. Er schaffte es nicht. Er konnte nicht mehr. Narutos schloss die Augen und war sich sicher, im nächsten Moment sterben zu müssen. Er dachte an seine Eltern, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er hätte ihnen gerne noch einmal in die Augen gesehen, ihnen gesagt, wie leid ihm alles tat … Hätte er sich der Polizei stellen können, hätte er es liebend gerne getan, um für seine Vergehen Buße zu tun, bevor er starb … Ihn verließ auf einmal sämtliche Kraft und der Hebel entschwand seinen Fingern. Die Dampfdusche endete und Naruto fiel schlaff zu Boden und krümmte sich. Es brannte so sehr, es brannte so sehr … Unter sich hörte er Kidoumaru aufschreien. Das war es gewesen. Kidoumaru würde es auch nicht durch diese Hölle schaffen, dieses Spiel war zu schwierig für sie. Orochimaru hatte gewonnen. Abrupt endete Kidoumarus Brüllen, Naruto nahm an, dass er vor Schmerzen das Bewusstsein verloren hatte. Bestenfalls. Aber dann hörte er ihn wieder: „Links oder rechts?“ Naruto war so erschöpft, dass er im ersten Moment nicht einmal registrierte, dass Kidoumaru noch am Leben war. „Hey! Bist du noch da?? Hey!! Mach schon, verdammte Scheiße!“ Er fühlte immer noch nur feurigen Schmerz und konnte sich im Nachhinein nicht mehr erinnern, wie er auf die Füße gekommen war, nur dass er unter sich tatsächlich Kidoumaru sah, der durch die Ventilfalle gekommen war. Zuerst ekelte es Naruto, ihn näher anzusehen, aber dann stellte er fest, dass seine Haut nicht etwa verschwunden, sondern nur von einer gelblichen Schicht überzogen war. „Warum hast du das nicht gleich gemacht?“, brach es aus Naruto hervor. Die Uhr tickte immer noch, aber er konnte es einfach nicht fassen, dass sein Mitspieler ihn absichtlich hatte leiden lassen. „Das Jutsu verbraucht verdammt viel Chakra! Woher soll ich denn wissen, dass du dich halb umbringst, um den Dampf abzuschalten??“, kam die Antwort. Hatte der Kerl seine Schreie am Anfang etwa nicht gehört? Erneut fiel ihm auf, dass Kidoumarus Arme ruhelos zuckten. Orochimaru hatte etwas von Entzugserscheinungen gesagt … Vielleicht deswegen. Drogensucht kann töten … Vielleicht war das anders gemeint gewesen? Naruto wankte weiter, um den Weg für den Süchtigen klarzumachen, als er endlich die Uhr entdeckte, die hinter einem massiven Rohr versteckt angebracht war. Er zuckt zusammen, als er sah, dass der Zeiger die fünfzigste Sekunde bereits passiert hatte! Ungeachtet seiner Brandblasen beugte sich Naruto über das Geländer und brüllte Kidoumaru nach Leibeskräften zu: „Nur noch ein paar Sekunden! Beeil dich, schnell! Nach rechts!“ Kidoumaru tat, wie geheißen, aber … „Das ist eine Sackgasse!“, schrie er. „Du dämlicher Idiot!“ „Nein, nein! Da ist eine Leiter an der Seite! Kletter rauf, schnell!“, rief Naruto zurück, der das Ende der Brücke nun erreicht hatte und wieder auf festem Boden stand. Sein Blick zuckte hektisch zur Uhr. Nur noch vier Sekunden … Verflucht, wie sollte sich das ausgehen?? Da erschienen Kidoumarus Hände auf der obersten Leitersprosse. Er war noch durch eine Gitterwand von Naruto getrennt, die nur von innen zu öffnen war. Vor Kidoumaru stand ein Regal, auf dem eine Kettensäge und ein winziger Schlüssel lagen. „Befrei dich!“, rief ihm Naruto zu. Kidoumaru sah ihn fragend an. Noch drei Sekunden! „Nimm den Schlüssel! Du hast eine Bombe im Nacken!“, brüllte Naruto verzweifelt und wich von ihm zurück. Kidoumaru griff nach dem Schlüssel, erwischte ihn aber nicht, weil seine Hände viel zu stark zitterten. Noch zwei Sekunden! „Verdammt, mach schon!“, schrie Naruto mit allem, was seine Lungen hergaben. Er hatte sich in die Ecke gehockt und versuchte, seinen Kopf mit seinen Händen zu schützen, die Schmerzen der Berührung ignorierend. Endlich bekam Kidoumaru den Schlüssel zu fassen und tastete in seinem Nacken nach dem passenden Schloss. Noch eine Sekunde! Ein sachtes Knacken ertönte und Kidoumaru hielt plötzlich ein kleines, glänzend schwarzes Kästchen in der Hand. Mit einer unbeholfenen Bewegung schleuderte es von sich. Es prallte von einem Rohr ab und landete im Labyrinth, wo es keinen Wimpernschlag später explodierte. Eine gewaltige Rauchwolke hüllte den Gang ein, und als sie sich legte, sah man, dass sogar ein Teil der umliegenden Rohre zerfetzt waren. Was für eine Sprengkraft so ein kleines Ding haben konnte … Naruto wagte es nicht sich zu rühren. Zitternd und schwer atmend hockte er dort in der Ecke. Er hatte die Augen geschlossen. Eine Tür quietschte, Kidoumaru war durch das Gitter getreten. Sie hatten es geschafft. Die zweite Person, die er in diesem Spiel gerettet hatte. Erleichtert hörte er die Schritte seines Leidensgenossen, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht auf. „Geschafft“, hauchte er. „Wir haben gewonnen!“ Ein metallisches Kreischen ließ ihm einen eisigen Schrecken durch das Rückenmark laufen. Er riss die Augen auf. Vor ihm erkannte er Kidoumarus abgekämpfte Gestalt, schweißüberströmt und mit Rückständen der gelben Hülle auf der Haut. Er hielt die Kettensäge in der Hand, die ratternd seinen ganzen Körper schüttelte. In Kidoumarus Augen brannte unendlicher Hunger. „Wo … ist … der … Stoff?“, stieß er keuchend hervor. Narutos Augen weiteten sich. „Was … Was redest du da?“ „Wo ist der Stoff?!“, schrie Kidoumaru und ließ die Kettensäge auf Naruto herabfahren. Hätte er nicht so schlecht gezielt, wäre es das jetzt gewesen. Funken sprühend zerriss die Säge das Maschengitter hinter Naruto, der mit einem Aufschrei wegzuckte. Panisch versuchte er vor dem Süchtigen wegzukriechen, als ihn sein Fuß gegen die Rippen traf. Sämtliche Luft wurde aus Narutos Lungen gepresst. Ächzend sackte er zusammen. Kidoumaru baute sich wie ein Riese über ihm auf. Naruto konnte nur seine Umrisse erkennen, die ihn wie einen schattenhaften Dämon wirken ließen – und die Kettensäge, die er weit über dem Kopf hielt. „Gib mir das Zeug!“, brüllte er, holte aus und – wurde kraftvoll zur Seite und gegen die Wand gestoßen. Naruto sah mit halb geschlossenen Lidern, wie der Kahle plötzlich hinter ihm auftauchte. Kidoumaru stürzte sich auf den Gedächtnislosen, aber diesem gelang es irgendwie, der Säge auszuweichen und ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Kidoumaru jaulte auf und ließ seine Waffe fallen, die fauchend ihr Leben aushauchte. Naruto beobachtete, wie die beiden miteinander rangen, bis Kidoumaru seinen Gegner mit der Kraft der Verzweiflung so wuchtig gegen das Geländer stieß, dass er in sich zusammensank. Er packte erneut die Kettensäge, startete sie an und stürmte auf den Kahlen zu, der sich in letzter Sekunde zur Seite warf. Kidoumaru konnte nicht mehr bremsen. Sein eigener Schwung schleuderte ihn über das Geländer in die Tiefe. Sein Schrei hallte noch kurz in der Halle wider, dann hörte man wieder nur das Zischen der Ventile. Naruto stemmte sich mühsam in die Höhe. Er war sogar zu erschöpft, um erleichtert zu sein. Der Kahle streckte ihm die Hand hin und half ihm auf die Beine. „Ich denke, wir sind quitt“, meinte er lächelnd. Naruto lächelte schwach zurück. Dann fiel ihm etwas auf, das am Boden lag, wo der Kampf stattgefunden hatte. Mit wackeligen Schritten ging er darauf zu – der Kahle nebenher, um ihn aufzufangen, sollte er stürzen. „Das muss Kidoumaru verloren haben“, murmelte er, als er den Kassettenplayer aufhob, der ganz ähnlich aussah wie sein eigener. Er spulte die Kassette zurück, die sich darin befand, und drückte auf Play. „Guten Tag, Kidoumaru“, hörte Naruto Orochimarus Stimme und sein Unglauben wurde größer. „Sie haben alle in Ihrer Familie ohne Anzeichen schlechten Gewissens mit Ihrem Drogenkonsum enttäuscht. Sie sollten bereits spüren, was Abhängigkeit bedeutet. Ihr Körper verlangt nach dem Gift, das Sie ihm bereitwillig immer und immer wieder verabreicht haben. Ihre Entzugserscheinungen müssen schrecklich sein, doch ich will Ihnen Erlösung bieten: In Kürze wird ein Mann in den Raum kommen, der Ihnen bekannt sein müsste. Er ist der Dealer, der Sie regelmäßig mit Rauschgift versorgt hat. Auch heute wird er das wieder tun. Er trägt mehrere Päckchen Kokain bei sich. Diese sind die Belohnung, falls Sie mein Spiel meistern. Die Regeln wird er ihnen erklären, doch ich frage Sie: Wie weit werden Sie gehen, um Ihre Sucht zu befriedigen? Sind Sie dazu bereit, einen Menschen zu töten, der die Droge für sich allein haben will? Sie müssen wählen.“ Naruto ließ fassungslos das Gerät fallen. Das war doch nicht möglich! So eine … Ihm fiel kein Wort dafür ein. Gemeinheit war weit untertrieben. „Offenbar war er dafür bereit zu töten“, murmelte der Kahlkopf. „Dieses Kokain ist wirklich ein Teufelszeug.“ Hier und jetzt werden Sie erfahren, dass Drogensucht töten kann … Die Worte nahmen noch eine neue Bedeutung für Naruto an. Wie traumatisiert erhob er sich. „Ich kann nicht mehr“, murmelte er. „Wenn das hier nicht bald vorbei ist, werde ich verrückt.“ Er lächelte leidvoll. „Und wenn es vorbei ist, rühre ich nie wieder Drogen an.“ Der Kahle legte ihm die Hand auf die Schulter, doch Naruto zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. „Kann es sein, dass dieser Orochi … dieser Verrückte genau das erreichen will?“, fragte der Gedächtnislose. Naruto warf einen Blick in die Tiefe. „Das hätte er auch anders machen können“, knurrte er und seine Wut auf Orochimaru flammte wieder auf. ================= Sooooo ... Das war's wieder mal :) Freu mich wie immer über Rückmeldungen etc. Ich hoffe, es war auch schön spannend :P Im nächsten Kapitel geht es dann um Itachis finale Prüfung. Kapitel 6: Qual der Wahl ------------------------ „Sagen Sie das noch einmal!“, schrie Zetsu in sein Handy. Der Polizeibeamte war einer der abgebrühten Sorte. „Wie ich schon sagte“, erklärte er ruhig und sachlich, „wird Hauptkommissar Itachi vermisst. Ein Kollege wollte ihm einige Akten vorbeibringen, fand ihn bei sich zu Hause aber nicht an, dafür Spuren einer Entführung.“ „Niemand entführt Hauptkommissar Itachi Uchiha!“ Zetsu konnte es nicht fassen. „Wir können leider nicht ausschließen, dass er an einem Orochimaru-Spiel teilnimmt“, erklärte der Polizist. In seiner Wohnung fand man das Bild seines Bruders, wie er angekettet in einem Keller gefangen ist. Auf der Rückseite hat jemand eine Nachricht hinterlassen, wahrscheinlich für uns: Beeilen Sie sich.“ Zetsu fluchte und legte auf. Die Sache wurde allmählich gefährlich. Der neue Orochimaru war viel flinker als der alte und Deidara zusammen … Er hielt vor Kabutos Arztpraxis und stürmte hinein, durch das Wartezimmer und ohne aufgerufen zu werden direkt in den Ordinationsraum. „Sie schon wieder!“ Kabuto und sein momentaner Patient fuhren auf. Zetsu fackelte nicht lange, sondern packte den Arzt am Kragen und hob ihn hoch. „Sie packen jetzt auf der Stelle aus!“, knurrte er. „Oder ich werde ungemütlich!“ „Was wollen Sie … Hilfe! Der Mann ist wahnsinnig!“, schrie Kabuto. „Spiel nicht den Unschuldigen!“, rief Zetsu zurück, während sich der Patient auf leisen Sohlen in das Wartezimmer verdrückte. „Du und Anko, ihr habt etwas mit Orochimaru zu tun, gib es zu!“ „Ich weiß nicht, wovon Sie reden …“ „Hör auf zu lügen!“, herrschte ihn Zetsu an, der immer mehr in Rage geriet. „Ein Mann ist tot, zwei meiner Kollegen sind verschwunden und müssen wahrscheinlich gerade in irgendeinem Kellerverlies um ihr Leben kämpfen! Also wenn Sie irgendetwas wissen, irgendetwas, dann rücken Sie damit heraus, oder breche Ihnen sämtliche Knochen!“ In Kabutos Augen war nur noch nackte Angst zu sehen, als er antwortete. „Also gut … Ich … Ich hatte eine Affäre mit Anko, Orochimarus Verlobten …“ Zetsu war so überrascht, dass er ihn fallen ließ. Kabuto taumelte und musste sich schwer atmend auf seinem Schreibtisch abstützen. „Das war … eine richtig blöde Sache … Ja, sie hat ihren Verlobten mit seinem besten Freund betrogen, und ich habe sein Vertrauen missbraucht, aber das kommt doch häufig vor, oder? Bitte … hängen Sie es nicht an die große Glocke, wir haben beide schon genug Schwierigkeiten!“ Zetsu fühlte, wie ihm schwindlig wurde. Das war es also? Eine harmlose Liebesaffäre? Er zweifelte keine Sekunde daran, dass der Arzt die Wahrheit gesagt hatte. Außerdem wurde ihm jetzt klar, dass Kabuto unmöglich Orochimarus Nachfolger sein konnte, wenn er seine Praxis nicht verlassen hatte und Itachi trotzdem entführt worden war. Sofern der Kidnapper kein Handlanger gewesen war … Es dauerte eine Weile, bis er registrierte, dass sein Handy klingelte. „Ja?“, fragte er matt, als er abhob. Es war der Polizist von vorhin. „Sie haben so schnell aufgelegt, dass ich Ihnen das nicht sagen konnte. Es könnte Sie interessieren.“ „Was?“, fragte Zetsu, der keine Lust mehr hatte auf Geheimniskrämerei. „Die Hinrichtung von Ex-Akatsuki Deidara wurde vorgezogen.“ Zetsu fühlte sich wie unter Strom gesetzt. „Was … Was heißt das?“ „Sie waren den ganzen Tag unterwegs, Detective“, erklärte der Polizist. „Darum haben Sie es wohl nicht erfahren. Statt in zwei Tagen wird Deidara heute exekutiert. In zwanzig Minuten.“ „WAAAAS?! Seid ihr wahnsinnig?? Der Mann ist unsere letzte Informationsquelle!“, rief Zetsu fassungslos. „Befehl vom oberen Gerichtshof“, meinte der Polizist leichthin. „Es war schließlich sowieso nie etwas aus ihm herauszuholen.“ „Zum Teufel mit dem Gerichtshof!“ Zetsu verließ die Praxis im Laufschritt. „Ich bin in zehn Minuten da! Wenn das vorbei ist, mache ich mit dem Verantwortlichen kurzen Prozess!“ „Nun, der Termin übermorgen ging deswegen nicht, weil …“ „Das ist mit scheißegal!“ Zetsu telefonierte weiter, als er schon im Auto saß und den Zündschlüssel umdrehte. „Was fällt denen ein, die können doch nicht einfach …“ „Jeder macht mal Fehler, Detective“, versuchte der Polizist ihn zu beruhigen. „Nicht im Fall Orochimaru, hören Sie, nicht hier und nicht jetzt! Das ist in-ak-zep-ta-bel!“ Zetsu parkte so schnell rückwärts aus, dass einige Autos auf der Straße hupend bremsen mussten. „Wenn der Kerl tot ist, kriegen wir nie etwas aus ihm raus!“ Es war dieser eine Satz, der ihn plötzlich auf eine Idee brachte. So konnte er seine Kollegen vielleicht noch retten! Es war gegen das Gesetz, aber dieses sogenannte Gesetzt tat anscheinend im Moment alles, um ihm Steine in den Weg zu legen. Auf der Rückseite des Kassettenplayers hatten Naruto und der Kahlköpfige einen winzigen Schlüssel gefunden, der mit einem Klebestreifen an dem Gerät befestigt war. Damit gelang es ihnen, die ebenfalls relativ kleine, aber massive Stahltür zu öffnen, die in einer Wandnische versteckt war. Der Gang, in den sie kamen, war schlecht beleuchtet, und obwohl er sich todmüde fühlte und sich seine Haut anfühlte wie die einer Pellkartoffel, begann Narutos Herz schneller zu klopfen. Was würde ihn hier erwarten? Welches Teufelswerk lauerte da in der Finsternis? Irgendwann, als jegliches Licht hinter ihnen zurückgeblieben war, tauchte vor ihnen eine rohe Betonwand auf. Durch Tasten bemerkten sie, dass der Gang rechts weiterging. Nachdem sie eine halbe Ewigkeit, wie es Naruto vorkam, schweigend durch die Finsternis getrottet waren, wurde es vor ihnen wieder hell. Eine flackernde, gedämpfte Glühbirne verströmte schales, rotes Licht und erweckte den Eindruck, als wären sie in einer mittelalterlichen, von Fackeln erhellten Burg. Weiter vorne sahen sie, dass der Gang sich teilte. Auf den Boden hatte jemand mit Kreide jeweils ein Strichmännchen gekritzelt: Der Gang links wurde durch die Zeichnung eines Menschen mit struwweligen Haaren markiert, den Boden des rechten zierte ein Mann ohne Haare, auf dessen Armen Mullbinden angedeutet waren. Der Sinn dieser Markierungen war klar. „Es sieht so aus, als müssten wir uns trennen“, murmelte Naruto. „Ich nach links, du nach rechts.“ „Bist du verrückt? Ich lasse dich sicher nicht alleine gehen. Wir haben ja gesehen, dass du mich brauchst“, sagte der Gedächtnislose erregt. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns an seine Spielregeln halten“, sagte Naruto düster. „Außerdem ist es nicht deine Schuld, dass ich hier in dieser Scheiße gelandet bin. Du warst oft genug in Gefahr, vielleicht führt dich der Gang rechts ja in die Freiheit.“ „Dann verstehe ich nicht, warum du nicht mit mir kommst!“ Ein bitteres Lächeln schlich sich auf Narutos Gesicht. „Ich muss das Spiel zu Ende spielen. Und wenn ich das schaffe, dann schwöre ich bei allem, was mir je etwas bedeutet hat, dass ich clean werde! Und ich werde mich der Polizei stellen, wegen meiner illegalen Geschäfte und der Sache vor fünf Jahren.“ Seine Stimme wurde lauter, entschlossener, und wütender. „Und ich hoffe, sie stecken mich ins Gefängnis, denn dann werde ich dort auf Orochimaru warten und ihm, wenn sie ihn schnappen, persönlich in den Arsch treten!“ Der Kahle musterte ihn lange. „Ich kann mich zwar nicht daran erinnern“, sagte er schließlich, „aber ich glaube, du bist der entschlossenste Kerl, den ich je getroffen habe.“ Er wandte sich um und schickte sich an, den rechten Gang zu nehmen. „Viel Glück. Du wirst es brauchen.“ Damit ging er, der Freiheit entgegen, wie Naruto hoffe. „Danke“, murmelte er leise und nahm den linken Gang. Was auch immer noch auf ihn wartete, es sollte ruhig kommen. Er würde es ganz alleine schaffen, so war es schließlich immer gewesen! Dem langen, sauber gefliesten Gang folgend, kamen Itachi, Shino und Temari bald in einen großen, quadratischen Raum. Er war bis auf einen altmodischen Kassettenplayer, der achtlos am Boden lag, vollkommen leer und die Decke war so hoch oben, dass man sie gar nicht erkennen konnte. Eine große, schwere Eisentür prangte in der Mitte der Mauer ihnen gegenüber. Es gab keine Klinke, aber daneben war ein wuchtiger Hebel angebracht. Über der Tür leuchteten die Ziffern eines Timers, der knappe zehn Minuten anzeigte. Temari tippte Itachi auf die Schulter und deutete nach rechts. Dort befand sich eine Brandschutztür, zu der einige Stufen einer Metalltreppe hochführten. Der Hauptkommissar bedeutete seinen Begleitern, still zu sein und bückte sich nach dem Kassettenplayer. „Hallo, Itachi, und willkommen zu Ihren letzten Test“, knarzte Orochimarus Stimme und hallte in dem hohen Raum unangenehm wieder. „Ich gratuliere Ihnen, dass Sie bis hierher gekommen sind. Kommen wir nun zu Ihrer ultimativen Prüfung, einer Entscheidung, der Sie sich schon einmal stellen mussten. Die große Tür vor Ihnen führt in die Zelle, in der sich Ihr Bruder befindet. Sie können ihn befreien, aber ich biete Ihnen eine weitere Option: Rechts von sich sehen Sie eine weitere Tür, und dahinter erwarte ich Sie.“ Itachi zog in der kurzen Kunstpause die Augenbrauen hoch. Er hatte ein ganz schlechtes Gefühl. „Der Hebel, den Sie sehen, öffnet eine der beiden Türen. Ziehen Sie ihn nach unten, und die Tür zu meinem Versteck wird aufgeschlossen. Seien Sie versichert, dass ich da bin und mir die Spiele ansehe. Somit bekommen Sie die einmalige Gelegenheit, mich zu enttarnen, und Sie können versuchen, mich in Gewahrsam zu nehmen. In diesem Fall wird allerdings die Tür zu Ihrem Bruder für immer versiegelt bleiben und er wird dort den Tod finden. Oder, Sie drücken den Hebel nach oben. Diese Wahlmöglichkeit ist mit einem Opfer verbunden, rettet aber das Leben Ihres geliebten Bruders. Sie können sich dessen gewiss sein, dass dies nicht das letzte Spiel war, das ich inszenieren werde. Wählen Sie Ihren Bruder, werden andere Menschen in meine Spiele verwickelt. Sie befinden sich in derselben Situation wie vor fünf Jahren. Werden Sie erneut das Leben Ihres Bruders über das vieler anderer stellen, oder haben Sie in der Zwischenzeit gelernt, was Ihre Pflichten als Polizist sind? Sie müssen wählen. Achten Sie auf die Zeit.“ Itachi war bekannt dafür, nie die Fassung zu verlieren, und sei seine Situation auch noch so verzwickt. Aber diesmal, kaum dass Orochimarus Stimme verklungen war, schleuderte er den Kassettenplayer von sich, sodass er gegen an der Wand zerschellte. Dieser Verbrecher! Er sollte also tatsächlich Sasukes Schicksal besiegeln. Er, sein Bruder! Er wanderte unruhig in dem Zimmer auf und ab. Er war wohl wirklich eingerostet, denn noch nie war er derart nahe am Verzweifeln gewesen. Es hatte ihn damals alle Überwindung gekostet, den Fall dieser Drogenschmuggler nicht abzuschließen, und nun war die Gefahr, die sich durch Sasukes Rettung ergab, noch konkreter. Es hatten nur fünf Leute jemals geschafft, Orochimarus Spiel zu überleben. Die Methoden des neuen Killers waren anders, aber nicht weniger unmenschlich. Zweifellos würden weitere Menschen sterben, wenn er diesen Psychopathen nicht jetzt ein für allemal schnappte. Wie sollte er Sasuke mit all diesen Unschuldigen aufwiegen? Wobei … Orochimarus Gefangene waren für gewöhnlich alles andere als unschuldig. Dennoch war dessen Selbstjustiz unverzeihbar … Itachis Gedanken drehten sich im Kreis. „Ich würde Ihnen gerne einen guten Rat geben, Itachi“, murmelte Shino. „Aber ich fürchte, mir fällt selbst keine Lösung für dieses Dilemma ein.“ „Mir auch nicht, tut mir leid“, fügte Temari hinzu. „Ich habe selbst keine Geschwister. Ich weiß also nicht, wie ich mich an Ihrer Stelle entscheiden würde.“ Itachi hörte gar nicht zu. Wenn Sasuke starb, war das nicht rückgängig zu machen. Orochimaru aber konnte die Polizei immer noch fangen. Allerdings, bis es soweit war, würde er weitere Menschen in seinen wahnsinnigen Spielen sich selbst umbringen lassen … Nein, dieser Gedanke führte zu nichts, vielleicht würde man ihn schon morgen schnappen, oder aber erst in zehn Jahren … Verdammt! Itachi verspürte den Wunsch, gegen irgendetwas zu treten. Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Ein kühler Kopf war immer die beste Lösung. Er sah auf den Timer. Sechs Minuten blieben ihm noch. Ruhig, ganz ruhig. Er schaltete einen Moment ab und begann seine Überlegungen von neuem. Zetsu!, fiel ihm ein. Der Detective ermittelte jetzt, in diesem Augenblick, gegen Orochimaru. Er musste Vertrauen in seinen Kollegen haben. Wenn Zetsu die Wahrheit herausfand und den Killer festnahm, konnte er ruhigen Gewissens Sasuke befreien. Er fasste den Entschluss, so viel Zeit wie möglich zu schinden, ehe er den Hebel zog. Als der Timer fast bei null stand, packte er den Griff und schob ihn mit einem Ruck nach oben. Er hatte es getan. Er hatte wieder Sasukes Leben gewählt. Schweiß tropfte von seiner Stirn auf den Boden. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er schwitzte. Tief durchatmen, tief durchatmen. Ein metallisches Ächzen ertönte – allerdings kam es von oben. „Oh nein – Itachi!“, schrie Temari. „Das ist …“ Er kam nicht dazu, sich rechtzeitig umzudrehen. Er spürte einen Luftzug, etwas schwang von der Decke und sauste von hinten auf ihn zu. Ein peinigender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus, als würden sich tausend spitze Nadeln in seinen Rücken bohren. Er war unfähig, sich davon zu lösen, da er gegen die Wand gepresst wurde. Die wahre Qual begann jedoch erst. Shino und Temari herbeigestürzt kamen, um den mechanischen Arm von ihm wegzuzerren. „Nadeln … das sind Injektionsnadeln!“, rief Temari entsetzt, und selbst dem sonst so ruhigen Shino entkam ein leiser Schrei, als er die Schläuche sah, die davon weg- und zur Decke führten. In diesem Moment ertönte ein unheilvolles Gluckern. Itachi spürte, wie die Nadeln eine Flüssigkeit in seinen Körper pumpten. Diese Wahlmöglichkeit ist mit einem Opfer verbunden … „Verdammt!“, fluchte Temari. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Mit ihren Fingernägeln versuchte sie, die Schläuche aufzuschlitzen. Sie schrie auf, als sie sich zwei davon abbrach. „Shino! Tu was, verdammt!“ Der Insektenzüchter ließ seine Käferarmee über seine Finger marschieren. Die kleinen Tierchen setzten sich auf den Schläuchen fest und begannen daran zu nagen. Es dauert zu lange, schoss es Shino durch den Kopf. In seinem Kapuzenanzug war es mit einem Mal kochend heiß. Itachi entwich ein gepeinigtes Stöhnen; seine Wange klebte an der kalten Wand. „Das Beschwörungsjutsu!“, fiel Shino ein. Temari biss sich die Daumenkuppe auf, formte Fingerzeichen und – nichts geschah. „Mist!“, stieß sie verzweifelt hervor. „Es klappt nicht, ich hab schon zu viel Chakra verbraucht!“ „Dann hilf mir ziehen!“ Das Gluckern über ihnen hörte einfach nicht auf. Es erschien ihnen plötzlich wie das gurgelnde Lachen einer uralten, bösen Bestie. Shino und Temari nahmem all seine Kraft zusammen, aber der eiserne Balken war unhandlich und verdammt schwer. „Zieh … stärker!“, keuchte Temari und schloss die Augen. Sie zerrte so fest an dem Gerät, dass sie spürte, wie die Muskeln in ihren Oberarmen reißen wollten. Ihre Arme zitterten. „Nicht nachgeben“, murmelte Shino beschwörend. Auf dem glatten Boden rutschten die beiden ständig weg. „Ich glaube, es bewegt sich …“ Temari schrie in einer letzten Kraftanstrengung auf, Shino biss sich vor Anstrengung auf die Unterlippe und schmeckte Blut im Mund. Mit einem Ruck glitt das Eisenteil mit den Injektionsnadeln aus Itachis Rücken. Der Schmerz war höllisch, aber Itachi konnte nicht mehr schreien. Er spürte ein Ziehen in seinem gesamten Körper, als sich das Gift in seinen Adern ausbreitete. Sein Blick verschwamm und wurde finster. Dann war der Druck auf seinem Rücken plötzlich weg, und er sackte in sich zusammen und schlug hart mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf. Das spürte er jedoch schon nicht mehr. Sein letzter Gedanke galt Sasuke, dann verschlang ihn die vollkommene Schwärze, die sich in seinem Bewusstsein breit machte. Kapitel 7: Exekution -------------------- Normalerweise machte jemand wie Zetsu keine Fehler. Er war so wütend auf sich selbst wie noch nie zuvor. Sasuke und Itachi wurden beide vermisst, und er hatte nichts Besseres zu tun, als zwei falschen Spuren hinterherzulaufen, gleich zweien! Und dann hatte er noch nicht einmal daran gedacht, Deidara zu verhören, und der war jetzt drauf und dran, für immer zu schweigen! Alles, was Zetsu getan hatte, war ein Fehlschlag gewesen. Das war weiß Gott nicht die Arbeit eines Detectives der Akatsuki! So aggressiv wie jetzt war Zetsu noch nie gefahren. Mit qualmenden Reifen kam er vor dem städtischen Gefängnis für Schwerkriminelle zu stehen, fuchtelte mit seinem Ausweis vor dem Wachmännern dort herum und stürmte hinunter in die Todeszellen. Er musste warten, bis ihm einige überarbeitete Wächter mehrere Sicherheitstüren aufschlossen. Der letzte machte dann auch noch Stunk. „Ich kann Sie nicht durchlassen, tut mir leid. Der Häftling, zu dem Sie wollen, wird in fünf Minuten auf den Stuhl geführt.“ „Das weiß ich selbst, verdammt!“, schnauzte ihn Zetsu an. „Hören Sie, wenn Sie mich nicht auf der Stelle vorbeilassen, sorge ich dafür, dass alle hier in diesem stinkenden Betonbunker fristlos entlassen werden, und Sie knöpfe ich mir dann noch mal persönlich vor!“ Der Wächter räusperte sich wenig beeindruckt. „Akatsuki-Detective Zetsu“, begann er, „Sie haben keine Autorität gegenüber …“ Weiter kam er nicht. Zetsus dunkle, wütende Seite war endgültig erwacht und er packte den Wächter einfach, entriss ihm den Schlüssel und stieß ihn zu Boden. „Du Arsch“, keuchte der Wächter und presste die Hand auf seine Schulter. „Das wird dich deinen Job kosten!“ „Erzähl das dem Hauptkommissar, wenn ich ihn gefunden habe.“ Zetsu hörte gar nicht auf die weiteren Beschimpfungen, sondern schloss die Tür auf und kam in den Trakt des Hochsicherheitsgefängnisses, in dem Deidara saß. Er belegte zurzeit als einziger Gefangener eine Zelle. Sein langes blondes Haar war stumpf und struppig und hing ihm ins Gesicht, seinen Akatsuki-Mantel hatte man ihm bei seiner Inhaftierung abgenommen und nun saß er in einem einfachen, ehemals weißen Überhemd auf seiner Pritsche und starrte ins Leere. Zetsu hatte keine Zeit zu verlieren. „Sie werden in wenigen Minuten hingerichtet, Deidara“, sagte er als Begrüßung. Der ehemalige Akatsuki sah weder auf, noch antwortete er etwas. Er starrte weiter ins Nichts. „Ich kann vielleicht Ihre Freilassung erwirken“, fuhr Zetsu fort, „wenn Sie mir sagen, wen Orochimaru noch rekrutiert hat.“ Jetzt sah Deidara auf. „Sie können das nicht“, murmelte er. „Sie würden mich nie hier rauskriegen.“ „Ich kann eine ganze Menge“, sagte Zetsu. „Also sagen Sie mir jetzt, was Sie wissen, sofort!“ Deidara grinste plötzlich. „Na, was ist denn das? Hat es etwa Ihre Kollegen erwischt, Zetsu?“ „Ich meine es ernst! In wenigen Minuten kommen sie, um sie abzuholen, und dann enden Sie endgültig auf dem elektrischen Stuhl!“ War in diesen Mann überhaupt keine Vernunft einzuhämmern? Deidara stand auf, umfasste die Gitterstäbe und presste seine Nase hindurch. „Tja, ich muss Sie enttäuschen. Ich weiß von keinem anderen. Eigentlich sollte Orochimaru mit mir sterben. Ich könnte lügen, aber ich weiß, das würden Sie durchschauen. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit.“ Er grinste belustigt. „Ist das nicht witzig? Dauernd versucht ihr, Orochimaru in die Quere zu kommen, aber seine Spiele durchkreuzt keiner. Die Spieler müssen sie von selbst schaffen.“ Er kicherte und legte sich wieder auf die Pritschte. Zetsu gab nicht auf. „Ich sage es Ihnen nochmal: Ich kann Sie immer noch da herausholen!“ Deidara antwortete nicht, sondern summte vor sich hin. Die Tür hinter ihnen ging wieder auf und mehrere Polizisten kamen fast feierlich hereinspaziert. Der Höchstrangige von ihnen war zum Glück ein guter Bekannter von Zetsu. „Ich habe gehört, Sie sind etwas ausgerastet, Detective? Ich hoffe, Sie hatten Ihre Gründe.“ Der Akatsuki nickte. Die Polizisten schlossen Deidaras Zelle auf. „Es ist soweit“, sagte einer. Deidara erhob sich brav und folgte Ihnen. Zetsus Bekannter wartete, bis die anderen an ihm vorbeimarschiert waren. „Gab es noch etwas, das Sie mit ihm tun wollten?“ Niedergeschlagen schüttelte Zetsu den Kopf. Er war am Ende. „Tun Sie einfach Ihre Pflicht.“ Naruto stand nun schon eine Weile vor der schweren Eisentür vor ihm. Der Schlüssel steckte, und davor war wieder eine Kassette auf dem Boden gelegen. Doch Naruto zögerte noch, sie abzuspielen. Er war sich bewusst, dass es das letzte Mal sein konnte, da er an seine Familie denken konnte, an seine Eltern, die er schon vor langer Zeit verlassen hatte, und die wenigen Freunde, die er auf der Straße gehabt hatte; die meisten von ihnen hatte er aus den Augen verloren oder sie waren dem harten Leben nicht gewachsen gewesen und gestorben, durch die Hand anderer oder meist durch eine Überdosis Rauschgift. Er wollte nicht so enden. Auf keinen Fall, er wollte leben! Er wollte seine Eltern wiedersehen und ein neues Leben anfangen! Entschlossen spulte er die Kassette zurück, lauschte dem Surren, und dann hielt er die Luft an und drückte auf Play. „Ihre Reise war lang, Naruto“, ertönte Orochimarus Stimme und hatte etwas Endgültiges, fast Feierliches an sich. „Sie haben viel gelernt. Eine letzte Lektion bleibt jedoch noch. Sie werden begreifen, was Abhängigkeit wirklich bedeutet. Als Dealer haben Sie oft über das Schicksal ihre Klienten bestimmt. Nun wird der Spieß umgedreht und Ihr Leben liegt in der Hand eines anderen. Öffnen Sie die Tür, und Sie werden ihn erkennen. Ob Sie leben oder sterben, liegt nicht bei Ihnen. Stellen Sie sich seinem Urteil, Naruto, und hoffen Sie, dass andere barmherziger sind als Sie selbst, der Sie sich nicht geschämt haben, die Leben anderer zu zerstören.“ Keine andere Falle hätte Naruto mehr Angst gemacht. Er konnte nichts tun um sich zu retten? Er musste auf Gnade hoffen? Trocken schluckte er. Schweiß lief ihm über die Stirn. Er hatte sich vorgenommen, sich seinem Schicksal zu stellen, doch plötzlich … Mit zusammengebissenen Zähnen drehte er den Schlüssel um und stieß die Tür auf. Er hätte nicht die Nerven gehabt, sie langsam zu öffnen. Etwas klickte, ein dünner Draht riss und eine Gestalt, die in der Mitte des folgenden Raumes hing, fiel zu Boden, als sich ihre Fesseln lösten. Naruto blinzelte. Er kannte diesen Mann doch! Das hieß, der schwarze Mantel mit den roten Wolken war ihm neu, aber das war ganz eindeutig … Der andere musterte ihn ebenfalls ungläubig. „Naruto“, murmelte er entgeistert. „Sasuke“, hauchte Naruto zurück. Ausgerechnet! Der Kahlköpfige war zu einer Tür gekommen, an der eine Kamera befestigt war. Jemand prüfte also, ob er wirklich alleine war, denn kurz darauf surrte es und die Tür schwang auf. Als er weiterging, spürte er einen dünnen Luftzug und beschleunigte seine Schritte. Nach ein paar Windungen war der Gang schließlich zu Ende und vor ihm sah er eine letzte, hölzerne Tür, aus deren Ritzen warmes Tageslicht drang. Der Kahle atmete erleichtert auf. Dann fiel sein Blick auf den Kassettenplayer, der am Boden lag, und gleich darauf auf das riesige Plakat, das über dem Ausgang an der Wand hing. Es zeigte einen Mann in einem schwarzen Mantel mit roten Wolken. Er hatte langes blondes Haar, das ein Auge verdeckte, und hielt eine Statue aus weißem Lehm in der Hand. Der Kahlkopf starrte das Bild an, und eine Gänsehaut überkam ihn. Zetsu hatte polizeiliche Hinrichtungen immer verabscheut, und sogar jetzt, da der Verurteilte ein psychopathischer Mörder war, hasste er die selbstgerechte Justiz, die sich erlaubte, ein Leben zu nehmen. War das besser, als jemanden zu ermorden? In Zetsus Augen war es blanke Rachsucht. Deidara wurde in einem abgetrennten Raum auf den Stuhl gesetzt und mit mehreren Schlaufen festgezurrt. Zum Schluss wurde ihm noch ein verkabelter Helm mit feuchten Wattebauschen darin aufgesetzt, der Zetsu unangenehm an die Falle von Orochimaru erinnerte, in der dieser Sai umgekommen war. Durch eine Glaswand beobachteten ungefähr zehn Menschen das Geschehen, die meisten Polizisten, und auch ein Priester, der Deidara in einem leeren Ritual noch mit einem Segen belegt hatte. Die Polizisten zogen sich zurück und einer von ihnen trat zu dem Schaltpult und legte den Hebel um, um die Elektrizität strömen zu lassen. Deidara hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, sondern nur vor sich hin gelächelt. Zetsu sah mit leerer Miene zu, wie Orochimarus erster Nachfolger am ganzen Körper zu zucken begann. Es würde schnell vorbei sein. Und das war es tatsächlich. Ein überraschtes Aufkeuchen ging durch die Zuschauer. Zetsu riss die Augen auf. Anstatt zu sterben, löste sich Deidara in dem Stuhl in eine Staubwolke auf. Ein Doppelgänger, der älteste aller Ninja-Tricks. „Wir haben Deidara also unterschätzt“, murmelte Zetsu, als er sich ein wenig gefasst hatte. „Mieser Bastard!“ Der Kahlköpfige war nicht fähig, den Blick von dem Plakat zu wenden. Mit zitternden Händen begann er, die Verbände von seinen Armen zu wickeln. Es kamen keine Verletzungen darunter zum Vorschein, nur heile Haut. Der Kahle lachte leise in sich hinein, als er auch die Hände freiwickelte. In seinen Handflächen prangten zwei breite Öffnungen. Münder. Der Kahle begann schallend zu lachen, während er das Bild nicht aus den Augen ließ, lachte so laut er konnte, sodass seine Stimme ein langes Echo warf. Es war alles wieder da, alle Erinnerungen waren zurück! Und es war wunderbar! Wie auf Wolken ging er auf den Ausgang zu, immer noch lauthals lachend, und so umständlich, als wäre er betrunken, hob er den Kassettenplayer auf und spielte ihn ab. Die Worte klangen so süß, wenn auch ein wenig fremd, aber ihr Ton war so vertraut, dass ihm ein wohliger Schauer über den Rücken lief. „Hallo, Deidara“, krächzte die Stimme aus dem Player. „Ich möchte ein Spiel spielen.“ ============= Na? Ist die Überraschung gelungen? Ich hoffe doch^^ Tut mir leid, dass das Kappi so kurz war, das nächste ist länger ;) Kapitel 8: Wiedersehen ---------------------- Ich merk grad, ich hab mir fast einen Monat Zeit gelassen O_o Naja, hier das neue Kapitel^^ Und übrigens: hat wieder eine Fanart zu Tödliches Spiel gezeichnet! Diesmal zum ersten Teil: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/favoriten/466454/1809334/ Ich bin mir sicher, sie würde sich freuen, wenn ihr es euch mal anschaut ;D ====================== Minutenlang starrten sie sich einfach nur an. Schließlich war Sasuke der erste, der das Wort ergriff. „Es ist schon eine Ironie, dass ausgerechnet du aufgekreuzt bist.“ Naruto schluckte. Sasuke hatte sich verändert. Seine Stimme war kälter und seine Gesichtszüge härter als bei ihrer letzten Begegnung vor fünf Jahren. „Du … bist zur Polizei gegangen, wie ich mitbekommen habe?“ Sasuke sah ihn aus eisblanken Augen an und trat näher. Er massierte sich die geschundenen Handgelenke. „Naruto Uzumaki … Ich habe mir oft gewünscht, dir gegenüber zu stehen und dir alles heimzuzahlen … Aber dass es unter solchen Umständen geschehen würde …“ Narutos Unbehagen wuchs. Sasuke kam ganz nah, aber Naruto gab sich nicht die Blöße, zurückzuweichen. In den Augen des Akatsuki glitzerte blanker Hass. „Ach komm, so nachtragend kannst du doch nicht sein“, versuchte er sich in ein unglückliches Lächeln zu retten. „Das ist jetzt über fünf Jahre her … Wir waren noch fast Kinder!“ Sasuke starrte ihn an, als hätte er gerade von ihm verlangt, sich selbst umzubringen. „Hast du auch nur die geringste Ahnung, was ich deinetwegen durchmachen musste?“ Er sagte es ganz ruhig, mit monotoner Stimme, fast teilnahmslos. Hätte er geschrien, oder auch nur leise gezischt, hätte er Naruto nicht so eine Gänsehaut machen können. „Ich bin durch die Hölle gegangen … Wir sind bei denen eingebrochen, haben sie zusammengeschlagen … Und als wir das Zeug hatten, hast du gesagt, du würdest es der Polizei übergeben! Stattdessen hast du es dir unter den Nagel gerissen und bist abgehauen, um es zu verhökern und dir mit dem Geld ein schönes Leben zu machen!“ Jetzt wurde Sasukes Stimme lauter. Naruto schnaubte. „Im Gegensatz zu dir hatte ich nie ein schönes Leben“, sagte er bitter. „Du hast ja keine Ahnung, was es heißt, auf der Straße zu leben, von einem Tag zum anderen, und irgendwie zu versuchen, über die Runden zu kommen!“ „Mein Bruder musste einen Fall wegen dir aufgeben“, knurrte Sasuke. „Und ich bin anscheinend zum Lieblingsopfer von Orochimaru geworden. Wenn du mich fragst, ist es nur gerecht, dass du auch hier bist.“ Er hatte also schon gemerkt, in wessen Falle sie saßen. Aber das war ja zu erwarten gewesen. Naruto fielen wieder Orochimarus Worte ein: Ihr Leben liegt in der Hand eines anderen. Stellen Sie sich seinem Urteil, Naruto, und hoffen Sie, dass andere barmherziger sind als Sie selbst. Sollte das heißen, Sasuke sollte über sein Schicksal entscheiden? Das konnte er nicht akzeptieren! Das war schlimmer, als von Orochimarus Launen abhängig zu sein! „Du hättest damals nicht zusagen müssen“, gab Naruto patzig zurück. „Es war deine freie Entscheidung, mit mir diese Bande zu überfallen!“ Er hatte erwartet, dass Sasuke etwas darauf erwiderte, beispielsweise, er hätte geglaubt, dass es sich um eine gute Sache gehandelt hätte, aber der Special Agent legte abschätzend den Kopf schief und sagte im Plauderton: „Naruto, wenn mir jemand befehlen würde, eine Liste mit den Leuten anzulegen, die ich hasse, dann würde dein Name ganz oben stehen. Noch vor Orochimaru.“ „Ach ja?“ Naruto hatte sie Nase voll von dieser Arroganz. Er hatte damals Mist gebaut, wennschon! Sie hatten beide Mist gebaut. „Übrigens, ich habe einen Kumpel von dir getroffen. Jemanden, der in der gleichen Drogenmafia wie du gearbeitet hat, ein ziemlich hohes Tier noch dazu. Sein Name war Gaara Sabakuno – erinnerst du dich an ihn?“, fragte Sasuke hämisch. Er wollte Naruto mit seiner Vergangenheit verletzen. Der Uchiha musste ihn wirklich hassen. „Ja, ich weiß, wen du meinst. Aber ich bin vor Jahren aus dieser Bande ausgestiegen, ich habe also nichts mehr mit ihnen –“ Unvermittelt traft ihn Sasukes Faust am Kinn und schleuderte ihn gegen die Wand. Naruto sah für einen Moment Sterne. „Das wollte ich schon lange einmal tun“, sagte Sasuke von oben herab. „Weißt du, Gaara war auch schon in Orochimarus Falle, genau wie ich. Nur schade, dass es dich so lange nicht erwischt hat.“ „Und das aus dem Mund eines Polizisten. Du solltest dich schämen“, sagte Naruto, strich sich übers Kinn und stand auf. Solche Schläge machten ihm nichts aus, dazu hatte er zu viel durchgemacht. „Du hast Recht, ich bin Polizist. Wenn wir hier draußen sind, lasse ich dich sofort verhaften und sorge dafür, dass du deine gerechte Strafe bekommst.“ Aha, also war er immerhin nicht darauf aus, ihn umzubringen. Dennoch regte sich Narutos Stolz. „Weißt du was? Ich hätte mich wirklich von jedem beliebigen Polizisten verhaften lassen, um hier raus zu kommen – außer von dir. Ich verstehe langsam, was Orochimarus letzte Prüfung für mich bedeutet.“ Er bedachte Sasuke mit einem kalten, finsteren, entschlossenen Blick. „Sasuke Uchiha, ich werde ich töten.“ Es war totenstill. Sasuke sagte nichts, aber seine Mundwinkel zuckten. „Ach? Das hat Orochimaru dir befohlen?“, fragte er spöttisch. „Hör zu, ich war schon einmal in einer Orochimaru-Falle. Ich weiß, dass wir nur rauskommen, wenn wir zusammenarbeiten.“ „Du kannst mich mal!“, fauchte Naruto. „Entweder du oder ich! Den Sieger muss Orochimaru raus lassen! Ich mache mein Schicksal nicht von jemandem wie dir abhängig!“ Er führte die Hände zusammen und formte Fingerzeichen. Drei Schattendoppelgänger erschienen um Sasuke herum. Der Akatsuki-Special Agent war wenig beeindruckt. „Du bist genau wie früher, hitzköpfig, stur und unbedacht. Wie du willst. Ich bin der letzte, der dich dazu zwingt, mit mir zusammenzuarbeiten.“ Mit einem vielstimmigen Wutschrei stürzten sich die vier Narutos auf Sasuke. Der Akatsuki trat mit roten Sharingan-Augen einen Schritt zur Seite, um dem ersten auszuweichen, wirbelte herum und schlug dem zweiten ins Gesicht, der sich daraufhin in einer Rauchwolke auflöste, wehrte in der gleichen Bewegung einen Schlag mit der Handfläche ab und riss den anderen Unterarm hoch, um einen Fußtritt abzufangen. Er umschloss den Knöchel des Doppelgängers und schmetterte ihn gegen die Wand, wo er verpuffte. Der andere Naruto schlug auch mit der zweiten Faust zu, die Sasuke ebenfalls abfing, bevor er ihn mit einer Kopfnuss außer Gefecht setzte. Schon war der erste Naruto wieder heran und schleuderte ihm etwas entgegen. Sasuke riss schützend die Hände vors Gesicht, von denen der Kassettenplayer abprallte. Noch bevor er wieder etwas sehen konnte, hatte Naruto ihm schon die Faust in den Magen gerammt. Sasuke ächzte und schnappte nach Luft, und ließ seinen Ellbogen auf Narutos Schulter niedersausen. Naruto ging keuchend zu Boden. Verdammt, der Typ war gut! Er hatte jetzt viel mehr drauf als damals – ob die Akatsuki ein spezielles Zusatztraining bekamen? Sasuke machte einen Satz zurück und formte Siegel. Aus seinem Mund zuckte eine Feuerzunge, die sich in vier glühende Bälle verwandelte. Naruto sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und rollte sich ab. Drei der Bälle explodierten am Boden, einer an der Wand. Dunkle Brandflecke blieben zurück. Naruto musste Atem schöpfen. Sasuke war wirklich eine harte Nuss. „Was ist los, Naruto?“, spottete der Special Agent soeben und ging für einen neuerlichen Angriff in die Knie – da spürte er etwas in seiner Manteltasche und stutzte. Ungläubig zog er eine winzige Pistole hervor. Hatte ihm Orochimaru die in die Tasche gesteckt? Narutos Augen weiteten sich, als er ihm die Mündung entgegenstreckte. „Wer tötet jetzt wen, Naruto?“, fragte Sasuke kalt. Ein Fußtritt ließ einen grausamen Schmerz in seinem Handgelenk explodieren. Die Pistole flog im hohen Bogen davon. Sasuke wirbelte herum und sah sich einem weiteren Schattendoppelgänger von Naruto gegenüber. Der muss sich immer irgendwo hinter mir versteckt haben, dachte Sasuke und ließ den Doppelgänger mit einem gezielten Tritt in Rauch aufgehen. Aber der echte Naruto … Sasuke fluchte und stürmte los. Naruto erreichte die Pistole vor ihm, aber Sasuke warf sich auf ihn und die Waffe entglitt ihm. Ineinander verkrallt wälzten sie sich über den Boden um die Pistole herum, jeder versuchte die Hand danach auszustrecken. Naruto erwischte sie als erstes. Er warf sich herum und drückte den Abzug. Die Kugel sauste haarscharf an Sasukes Brust vorbei und riss ein Loch in seinen Akatsuki-Mantel. Der Special Agent verpasste Naruto knurrend einen Kinnhaken und rang ihm die Waffe ab, doch noch bevor er sie in der Hand drehen konnte, wollte dieser schon wieder danach greifen. Sasuke donnerte ihm kräftig den eisernen Griff auf den Schädel. Aber er hatte nicht mit Narutos Zähigkeit gerechnet. Obwohl der Ninja für einen Moment nur bunte Kleckse vor seinen Augen blitzen sah, bekam er den Griff der Waffe zu fassen und zerrte wie verrückt daran, um sie in seinen Besitz zu bekommen. „Lass los!“, zischte Sasuke kalt, aber Naruto streckte die Finger nach dem Abzug aus. Der Lauf war direkt auf Sasukes Brust gerichtet. Wenn er jetzt abdrückte … Er haderte mit sich selbst. Es wäre Mord. Das hatte er noch nie gemacht. Sollte er da nicht lieber ins Gefängnis gehen? Wahrscheinlich wollte Orochimaru genau das: Dass er ihm diesen Polizisten vom Hals schaffte. Dann sah er kurz in Sasukes Augen. Er würde ihm wohl nie vergeben. In diesem Fall sah das Spiel seinen Tod voraus. Sie waren zu weit gegangen, um jetzt noch aufzuhören. Die Pistole fing immer mehr zu zittern an, vor allem, weil Sasuke versuchte, sie ihm zu entreißen. Naruto schluckte. Er sah den Lauf sich wie in Zeitlupe bewegen. Er wies jetzt direkt auf Sasukes Herz … Narutos Finger krümmte sich wie von alleine … Er drückte ab. Deidara war plötzlich voller Energie. Schon lange hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt … Er lauschte verzückt der Stimme, die aus dem Kassettenplayer kam. „Sie hatten die ehrbare Aufgabe, meine Arbeit fortzusetzen und ein Teil des unsterblichen Orochimarus zu werden. Doch Sie haben anscheinend meine Prinzipien nicht verstanden; oder Sie wollten sie nicht verstehen. Seit Jahren lasse ich Menschen meine Spiele spielen, bei denen es die Justiz verabsäumt hat, Gerechtigkeit walten zu lassen. Ihr Test steht bisher noch aus. Jeder, der in eine meiner Fallen geriet, hatte die Chance zu überleben. Ich habe noch nie jemanden ermordet. Sie aber haben diese oberste Spielregel gebrochen. Falls die Wirkung der Erinnerungsdroge, unter die ich Sie gesetzt habe, noch nicht verflogen ist, helfe ich Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge: Sie haben Special Agent Kisame getötet, ohne ihm die Chance zu geben, sich zu retten. Sie haben überaus schlampige Arbeit geleistet und sind hinterher auch noch in die Gewalt der Polizei geraten. Dafür sollten sie hingerichtet werden. Eine verdiente Strafe, wie man meinen könnte. Ich aber habe Sie aus dem Hochsicherheitstrakt befreit und biete Ihnen hiermit eine zweite Chance. Sie haben Orochimarus Namen, seine Ideale, seine Arbeit und sein Erbe gefährdet. Damit Ihr Erbe nicht in Vergessenheit gerät, werden Sie einer Prüfung unterzogen werden, und sollten Sie überleben, können Sie Ihr Leben neu beginnen, während ich Orochimarus Werk fortsetzen werde. Hier kommt Ihre Aufgabe, Deidara. Hören Sie gut zu.“ Orochimarus Stimme war leiser geworden, und Deidara musste den Player direkt an sein Ohr halten, um etwas zu verstehen. Er konnte es gar nicht erwarten! Er durfte den Wert seiner Existenz beweisen! „Wenn Sie dieses Gebäude verlassen, begeben Sie sich direkt zum Akatsuki-Hauptquartier. Töten Sie dort alle Personen, die Orochimaru gefährlich werden können oder gerade gegen ihn ermitteln. Tun Sie das nicht aus einem Hinterhalt heraus, sondern geben Sie jedem die Möglichkeit, sich zu wehren. Verstoßen Sie nicht wieder gegen die oberste Regel; seien Sie sich bewusst, dass ich Sie beobachte. Hinter dem Poster über der Tür finden sie eine Waffe und einen Autoschlüssel. Sie können beides gebrauchen. Viel Glück, Deidara.“ Das Band war zu Ende. Deidara stand immer noch unbewegt da, als wäre er eine der Statuen, die er früher gerne aus Lehm gebaut hatte. Dann begann er zu lachen. Zuerst leise, dann immer lauter, bis ihm die Tränen kamen. Er ließ den Kassettenplayer fallen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Unterseite des Plakats anzuheben. Ohne mit dem Gelächter aufzuhören, riss er einen Revolver und einen Schlüssel von der Wand, die dort mit Klebstreifen befestigt waren. Orochimaru war so gnädig! Er war jetzt selbst Teil eines Spiels! Deidara gefiel das, er wusste nicht warum, aber er fand es zum Totlachen! Und die Aufgabe, die man ihm stellte, beinhaltete, sich seiner verhassten Kollegen zu entledigen! Darauf hatte er sich schon lange gefreut! Ohne sich seiner Bewegungen bewusst zu sein, stieß er die Tür auf und trat in gleißendes Sonnenlicht. Es war eine Art Hinterhof, den er betrat; er sah ihn sich nicht genau an. Das Motorrad, das an der Wand lehnte, maß er nur mit einem kurzen Blick. Nur ein paar Schritte weiter fand er einen Jeep. Er klemmte sich hinters Steuer und startete den Wagen mit dem Schlüssel. Die Pistole legte er einfach auf den Beifahrersitz. Mit quietschenden Reifen und unter wildem, vorfreudigem Gelächter fuhr er los. Naruto schaute fassungslos auf die Pistole in seinen Händen. Er hatte abgedrückt! Er hatte tatsächlich abgedrückt! Sasuke starrte die Waffe genauso überrascht an. Es hatte nur geklickt, als er den Abzug durchgedrückt hatte. In der Pistole war keine Kugel mehr gewesen. Sie hatte insgesamt nur eine Patrone geborgen. Noch bevor Naruto reagieren konnte, stieß ihn Sasuke gegen die Wand. Er ächzte, als der Aufprall ihm sämtliche Luft aus der Lunge presste. „Du kleiner, mieser …“, knurrte Sasuke und formte blitzschnell Fingerzeichen. Dann umschloss er sein rechtes Handgelenk. Gleißende blaue Blitze zuckten in seiner Handfläche. Naruto schluckte. Hoffentlich hatte er schon wieder genug Chakra … Er sammelte all seine Kraft in seiner rechten Hand und brachte das Chakra mit der anderen Hand zum Rotieren, bis eine wirbelnde, blauweiße Rasengan-Kugel in seiner Handfläche erschien. „Was du kannst, kann ich schon lange!“, rief er. Sasuke stürzte sich auf ihn. Sein Chidori kreischte wie ein aufgeschreckter Vogelschwarm. Naruto reckte ihm die Energiekugel entgegen … Als die beiden Jutsus aufeinander prallten, ging ein elektrisches Beben durch Narutos Körper, aber er ließ nicht nach. Wie eine umgekehrte Sogwirkung presste sie der Zusammenprall auseinander, aber sie waren beide nicht bereit, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Ihr Chakra vermischte sich, aus den furiosen Jutsus wurde eine einzige Farbkugel aus bunten Blitzen, die durch die Luft zuckten und meterlange Risse in die Wände schmolzen. Aus der kleinen Kugel brach ein Orkan hervor, der an der Kleidung und den Haaren der Kämpfenden zerrte. Die Blitze fügten sich der Luftströmung und begannen zu rotieren; ein vernichtender Wirbelsturm aus bunten Blitzen, in dessen Auge Sasuke und Naruto von seiner zerstörerischen Kraft weitgehend verschont blieben. Das Licht an der Decke flackerte und ging aus. Naruto starrte auf Sasukes wutverzerrtes Gesicht wie dieser auf seines. Die bunten, unsteten Lichtblitze warfen zuckende, unheimliche Schatten und ließen sie beide wie Dämonen aussehen. Der Krach war ohrenbetäubend. Sie hatten beide immer noch die Hände erhoben, obwohl sie auf das Farbspektakel keinerlei Einfluss mehr hatten, als hätten sich ihre Jutsus verselbstständigt und würden ohne Rücksicht auf ihre Erschaffer von alleine gegeneinander kämpfen und zugleich immer weiter zu einer tosenden, mörderischen Einheit verschmelzen, die fest entschlossen war, alles in ihrem Umkreis dem Erdboden gleichzumachen. Die Wände erzitterten unter den unaufhörlichen Blitzeinschlagen, Metall blätterte wie Papier ab. Die Blitze peitschten den Boden auf und zeichneten tiefe, glühende Furchen darin. Naruto spürte die Hitze der Wand hinter ihm; sie war dem Sturm am nächsten und glühte bereits, während sie sich nach außen bog. Orangerote Funken zerfetzten Metalls wirbelten an Narutos Gesicht vorbei. Er sah sie in Sasukes Augen reflektieren, rot auf rot, und da wurde ihm eines klar. Sie sollten nicht gegeneinander kämpfen. Sie würden sich wirklich gegenseitig umbringen, wenn das so weiterging. Stattdessen sollten sie versuchen, zu zweit einen Weg aus dem Schlamassel zu finden. Wenn sie gemeinsam solche Kräfte entfesseln konnten … Der Sturm dehnte sich immer weiter aus, bis er an Substanz verlor und langsam verblasste. Auf Narutos Netzhaut flimmerten Bilder von Farbblitzen weiter, obwohl es zusehends dunkler wurde. Er und Sasuke entspannten sich langsam beide; keiner wollte nach dieser Entladung weiterkämpfen. Sie sahen sich nervös an. Da begann Naruto plötzlich zu grinsen. „Wenn uns so was vor fünf Jahren gelungen wäre … Dann hätten wir nicht so viele Prügel bezogen.“ Obwohl er die Ereignisse von damals zutiefst bereute, zog Sasuke belustigt den Mundwinkel hoch. Mit diesem Gewitter hatten sie auch ihre Wut entladen. Etwas quietschte hinter Naruto. Er warf einen Blick über die Schulter. In der fast völligen Dunkelheit spendete nur noch die Lampe auf dem Gang und die glühenden Linien im Metall Licht – und der Teil der Wand hinter Naruto, dessen fast weißes Glühen nur langsam nachließ. Der Stahl hatte sich so verformt, dass die Wand praktisch nicht mehr da war; sie war nur noch halbhoch und hatte sich wie eine Roulade eingerollt. Dahinter war ein kleiner Raum zum Vorschein gekommen, aus dem ebenfalls schwaches Licht drang: Das matte Flimmern von Computerbildschirmen. Auch ein Schreibtisch war zu erkennen, auf dem eine dampfende Tasse Kaffee stand, und am anderen Ende thronte darauf eine Miniaturanfertigung des Gebäudekomplexes, in dem sie waren, so wie es Architekten oft hatten, um ihren Kunden ihre Entwürfe in 3D zu präsentieren. Und hinter dem Schreibtisch stand eine Person, bei der es sich nur um den neuen Orochimaru handeln konnte. ================ So, ich hoffe, der kleine Kampf zwischen den beiden hat euch gefallen ;) Und dass er spektakulär rübergekommen ist^^ Ich weiß, ich bin fies XD Aber die Stelle hat sich nun mal für einen Cliffhanger angeboten^^ Kapitel 9: Orochimaru --------------------- Also, seid ihr bereit zu erfahren, wer der neue Orochimaru ist? Viel Spaß :) ======================== Die Polizisten liefen wie aufgeschreckte Hühner herum und setzten dazu an, noch einmal alle Gefängniszellen zu untersuchen. Zetsu wusste, dass es vergeblich war. Deidara war nicht mehr in Haft. Er war auf freiem Fuß – und es war ungewiss, wie lange schon. Lange genug auf jeden Fall, um das Spiel für Kommissar Itachi vorzubereiten. Eher aus Routine betrat er den Raum mit dem elektrischen Stuhl, auf dem sich kleine Staubhäufchen gebildet hatten. Zetsu stutzte und bückte sich. „Das ist doch …“ Naruto und Sasuke starrten die Person vor ihnen fassungslos an. „Das ist doch nicht möglich“, murmelte Sasuke. „Was zum … Boss?“, stammelte Naruto ungläubig. „Es ist lange her. Sasuke. Naruto“, sagte Gaara. „Ich glaub, ich spinne“, brachte Naruto nach der Stille hervor, die folgte. Sasukes Gesicht blieb wie versteinert. „Bist du … Bist du auch hier in diesem Spiel gefangen?“, fragte Naruto. Gaaras freudlose Augen sahen ihn an. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. „Nein, Naruto. Es ist, wie du vermutest. Ich bin der neue Orochimaru. Auch wenn es nicht geplant gewesen war, euch das wissen zu lassen. Aber es spielt vermutlich sowieso keine Rolle.“ „Unmöglich“, murmelte Sasuke. „Das kann nicht sein – du warst mit mir in einem Spiel! Heißt das, Orochimaru hat dich nachher rekrutiert?“ Nein, das war nicht möglich, sagte er sich sofort, denn Orochimaru war zu diesem Zeitpunkt längst tot und Deidara inhaftiert gewesen. Das ließ nur einen einzigen Schluss zu – aber Sasuke wollte ihn nicht wahrhaben. „Nein. Ich war bereits Orochimarus Schüler, als wir fünf unser Spiel spielten“, sagte Gaara monoton. „Hä?“, macht Naruto. „Ich raff hier gar nichts mehr!“ „Das ist eine lächerliche Lüge“, sagte Sasuke, obwohl er sich dessen gar nicht so sicher war, wie er tat. „Du würdest dich wohl kaum selbst in eine Todesfalle begeben.“ „Erinnerst du dich nicht mehr?“, fragte Gaara. „Ich war der einzige, dem damals nie Gefahr drohte.“ Ein Bild zuckte in Sasukes Gedächtnis auf. Die zweite Falle – die Lehmbomben in der Ecke! Er sah sie noch einmal explodieren, und dann, als der Staub sich legte, stand da Gaara, eingehüllt in eine Sandkugel, unversehrt, unberührbar. „Aber wozu das alles?“, fragte er. „Warum hast du selbst mitgespielt?“ „Um euch zu überwachen“, sagte Gaara. „Du weißt es nicht, aber in diesem Spiel vor drei Jahren ging es um mehr, als ihr euch vorstellen konntet. Woher, glaubst du, wusste Orochimaru von der Drogenaffäre? Von eurem Raubzug? Von diesem Auftragskiller, der seine Identität selbst vor der Polizei geheim halten konnte? Von diesem Sai, der vor Gericht gelogen hat? Von dieser Journalistin, die meiner Schmugglerbande auf der Spur war?“ Sasukes Unglauben wuchs von Sekunde zu Sekunde, aber er bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Gaara, der plötzlich viel gesprächiger war, als ihn Sasuke und Naruto in Erinnerung hatten, fuhr fort: „Es ging damals, vor drei Jahren, um mehr, weit mehr. Es war ein doppeltes Spiel, und es haben mehr Menschen mitgespielt, als du ahnst, Sasuke Uchiha. Ihr dachtet, ihr würdet nur um euer Leben spielen. In Wahrheit hattet ihr alle zu beweisen, dass ihr nicht nur den Willen zu überleben besitzt, sondern auch, dass ihr aus euren Fehlern lernen könnt und bessere Menschen werdet.“ Naruto sah von Sasuke zu Gaara und wieder zurück. Er hatte von Orochimarus Spiel gehört, in dem jeder einzelne überlebt hatte, und einen ausführlichen Bericht einer Spielerin im Konoha Blatt gelesen. Dennoch war es schwierig für ihn zu verkraften, dass ausgerechnet Gaara, der Jinchuuriki, sein ehemaliger Auftraggeber, hinter dieser Hölle steckte. Orochimarus wahrer Nachfolger nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, ehe er fortfuhr. Sein Gesicht und seine Augen blieben absolut ausdruckslos, während er erzählte. „Fangen wir mit dir an. Sasuke Uchiha, der jüngste Sohn des Magnaten Fugaku Uchiha, dem Leiter eines Elektrokonzerns. Verwickelt in einen Raubüberfall und illegale Geschäfte mit Drogen.“ Naruto fühlte ein säuerliches Gefühl in seinem Rachen aufsteigen. Sasuke lieferte sich mit Gaara einen Wettkampf, wer die unbewegteste Miene machen konnte. Gaara gewann. „Dein Bruder hat sich entschieden, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wegen deiner Dummheit und seiner Entscheidung sind viele Menschen gestorben, weil meine Organisation nicht dingfest gemacht werden konnte.“ „Aber das ist doch widersinnig!“, rief ihm Naruto dazwischen. „Wieso bestrafst du ihn dafür, deinen Schmugglerring nicht aufgedeckt zu haben?“ Gaara sah ihn finster an. „Ich selbst habe, seit ich von Orochimaru rekrutiert worden bin, keine Morde mehr befohlen. Ich habe den Schein gewahrt und Orochimaru die Mitglieder der Bande ausgeliefert, die geläutert werden mussten. Ich selbst habe bereits gebüßt.“ „Ich glaube nicht, dass ich mir diese kranke Scheiße viel länger anhören will“, murmelte Sasuke. „Also komm zur Sache.“ „Sasuke Uchiha, dein Bruder hat dich vor Gefahr gerettet. In Deidaras Spiel hast du nicht nur überlebt, du wurdest auch schwer verletzt. Du hast bemerkt, welchen Schmerz du anderen zugefügt hast. Anschließend bist du zur Polizei gegangen, um andere Verbrecher zu verhaften. Durch dieses Engagement hast du andere Menschen gerettet und so deine Verfehlungen gebüßt. Zweitens: Sakon. Ein Killer, der von mehreren Banden engagiert wurde. Ein rücksichtsloser, eiskalter Mörder, der nur auf sein eigenes Wohl bedacht ist und andere dafür ohne mit der Wimper zu zucken opfert.“ Gaara musterte Sasuke mit einem Blick, der unmöglich zu deuten war. „Du wirst dich erinnern – er war es, der dich vor einer Explosion gerettet hat, als wir gegen Deidara kämpften. Das Spiel hat ihn gelehrt, dass das Leben kostbar ist, und er hat deines gerettet. Außerdem war er im Gefängnis. Seither hat er keine Mordaufträge mehr angenommen. Drittens: Sakura Haruno, die Journalistin, die zu feige war, ein großes Unrecht aufzudecken und meine Organisation ans Messer zu liefern. Sie hat nach Deidaras Spiel ihre Furcht überwunden und schreibt seither die reine Wahrheit, lässt keine Fakten aus und fürchtet sich nicht vor Vergeltung. Außerdem hat sie Deidaras Leben verschont, als sie ihn hätte töten können; ein gutes Werk.“ „Deidara wird bald hingerichtet“, erinnerte Sasuke ironisch. „Er hätte vom Staat hingerichtet werden sollen. Von einer Justizanstalt. Sakura hat ihre Hände nicht mit Blut befleckt.“ „Hätte?“ Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. „Was meinst du damit?“ „Deidara war die sechste Person in dem Spiel vor drei Jahren. Oder die fünfte, wenn ihr mich nicht dazurechnet. Orochimaru ist aufgefallen, wie schlampig er seine Aufgaben erledigt. Vor seinem Tod bat er mich, ein Auge auf ihn zu werfen.“ Gaara machte plötzlich ein rasches Fingerzeichen. Naruto und Sasuke spannten sich an, aber über dem ehemaligen Drogenboss erschienen nur plötzlich Sandkörner, die aus dem Kürbis schwebten, den er am Rücken trug, und bildeten eine Kugel, die an Farbe gewann … Und plötzlich starrte sie ein in der Luft schwebendes, gruseliges Auge an. „Ich habe mit meinem Jutsu des dritten Auges jede Bewegung von Deidara verfolgt“, fuhr Gaara fort, während er das Auge ziellos rotieren ließ. „Und wirklich, das erste Spiel, das er alleine geplant hatte, überlebten alle Personen. Das allein wäre noch kein Vergehen gewesen – aber ich habe, während wir gespielt haben, mit meinem dritten Auge gesehen, wie er Special Agent Kisame ermordet hat. Deidara war selbst nicht fähig, seine wahre Identität geheim zu halten, und das hat er dadurch wieder ausgebügelt, dass er seinen Verfolger in ein Spiel gelockt hat, das dieser unmöglich gewinnen konnte. Das war nicht Orochimarus Philosophie.“ „Ich verstehe“, murmelte Sasuke. „Du warst es auch, der mich damals darauf aufmerksam gemacht hat, dass Deidara einen Lehmbeutel bei sich hat. Du wolltest, dass wir gegen ihm kämpfen.“ „Das war das Finale seines Spieles, ja. Und er hat verloren und wurde der Polizei übergeben. Als ich wieder frei war, habe ich die weiteren Spiele vorbereitet – und für Deidara ein Rematch arrangiert. Ich habe ihn aus dem Gefängnis befreit und stattdessen einen Sanddoppelgänger zurückgelassen. Im Moment hat sein letzte Spiel begonnen, in dem er beweisen darf, wie er wirklich zu Orochimaru steht.“ Sasukes Gesicht verdüsterte sich immer weiter. „Und Sai?“, fragte er, und es gelang ihm nicht ganz, die Wut, die immer stärker in ihm nach oben brodelte, aus seiner Stimme zu verbannen. Gaaras Augen waren glatt wie Glas und kalt wie Eis. „Sai war der einzige, der nichts dazugelernt hatte. Anstatt sich zu stellen, ist er aus dem Krankenhaus geflohen und hat sein Leben weitergeführt wie bisher. Mir blieb nichts anderes übrig, als auch ihm ein Rematch zu bieten.“ „Du bist ein Ungeheuer“, zischte Naruto aufgebracht. „Und was ist mit mir? Wieso bin ich in diesem Spiel, wenn ich doch, wie du so schön sagtest, für meine Verfehlungen gebüßt habe?“, spottete Sasuke. „Glaubst du im Ernst, ich nehme dir diesen Schwachsinn ab?“ „Du bist kein Spieler“, sagte Gaara ungerührt. „Du bist eine Trophäe. Du dienst als Einsatz für das Spiel deines Bruders.“ „Meines …“ Sasuke riss die Augen auf. „Itachi … spielt auch ein Spiel?“ „Er hat gespielt und verloren“, sagte Gaara kalt. Als Sasuke klar wurde, was das bedeutete, sprang er Gaara regelrecht an. Dieser machte sich nicht die Mühe auszuweichen. Aus seinem Behälter schoss eine Sandlawine, klatschte gegen Sasukes Brust und stieß ihn gegen die Wand, wo er benommen in sich zusammensackte. „Du mieser … mieser …“ „Dein Leben war in diesem Spiel nicht in Gefahr. Du solltest unter anderem auch über Naruto Uzumaki richten. Mit der Pistole hättest du ihn mit einem Schuss töten sollen – oder ihn am Leben lassen“, fuhr Gaara fort. „Aber nun, da ihr mein Gesicht kennt …“ „… wirst du uns töten“, vermutete Naruto mit düsterer Stimme. Das alles kam ihm plötzlich unwirklicher vor als je zuvor. „Nein. Ich bin nicht Deidara. Ihr werdet ein Spiel spielen, und ihr spielt gegen mich. Wenn ihr gewinnt, seid ihr endgültig frei. Vielleicht könnt ihr mich auch verhaften.“ „Warum solltest du freiwillig wieder ins Gefängnis gehen?“, fragte Sasuke und rappelte sich auf. Er hatte sich bei dem Sturz auf die Lippe gebissen und wischte sich mit einer raschen Bewegung das Blut fort. „Das ist der Preis des Verlierers. Wenn ihr dadurch geläutert werdet, ist es mir das wert“, sagte Gaara. Naruto versuchte vergeblich, eine Spur von Verrücktheit in seiner Miene festzustellen, aber da war nur kalte, berechnende Intelligenz. Orochimarus Nachfolger löste eine digitale Armbanduhr von seinem Handgelenk und stellte die Countdown-Funktion ein. Er stellte sie auf zehn Minuten und legte die Uhr mit dem Display nach oben auf den Schreibtisch. „Ich erkläre euch jetzt die Spielregeln“, sagte er. Aus seinem Kürbis floss erneut Sand und kroch auf die Tür zu, die weit hinter ihm im Raum zu sehen war. Der Sand glitt daran hoch und wurde dunkler, fester. „Die Tür ist jetzt fest versiegelt“, fuhr Gaara fort. „Mein Chakra hält den Sand zusammen. Um die Tür zu öffnen, müsst ihr es schaffen, dass ich mein komplettes Chakra verbrauche. Ich gebe euch zehn Minuten Zeit, dann werde ich selbst gehen und euch für immer hier einsperren, wo ihr elendig verhungern und verdursten werdet.“ „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Naruto angriffslustig. „Ich werde einfach eine Schleuse aus Sand bauen, die nur mich durch die Tür lässt. Den Schlüssel habe ebenfalls ich, und es ist eine hochmoderne Brandschutztür. Die wird sich nicht so einfach zerstören lassen wie die Wand der Zelle hier.“ Angespannte Stille senkte sich über den dämmrigen Raum. Sasuke sah Naruto in die Augen. „Ein letztes Mal?“, fragte er. Naruto nickte und musste unwillkürlich grinsen. „Arbeiten wir ein letztes Mal zusammen und vermöbeln wir einen Bösewicht.“ Deidara fuhr ungestüm in den Parkplatz vor dem Akatsuki-Hauptquartier ein und prallte, bevor sein Jeep zum Stillstand kam, gegen ein parkendes Auto. Das Fensterglas zersplitterte und die Alarmanlage des Wagens ging an, doch Deidara störte sich nicht daran. Er nahm feierlich die Pistole, schloss den Wagen artig ab, warf den Schlüssel dann aber achtlos durch die zerbrochene Scheibe auf den Fahrersitz und schlenderte pfeifend davon. Er betrat das Hauptquartier durch die Vordertür. Der große, weiß getünchte Empfangsraum war komplett leer, nur die nette Empfangsdame saß hinter dem Schalter. Deidara grinste. Er wusste, dass die Scheibe vor ihr aus Panzerglas war, aber es gab unten einen schmalen Spalt, durch den Papiere oder Ausweise geschoben werden konnte. Er verbarg die Pistole hinter seinem Rücken und trat auf den Schalter zu. Als die Frau nicht aufsah, begann er zu zählen. „Eins, zwei …“ Die Empfangsdame legte die Akten zur Seite und sah ihn an. „Kann ich Ihnen helfen?“ Deidara grinste nur. „Drei, vier …“ Die Augen der Frau weiteten sich entsetzt, als sie ihn schließlich erkannte. „Fünf!“ Noch bevor sie einen Schrei ausstoßen konnte, zog er die Waffe hervor, hielt den Lauf durch den Spalt und drückte ab. Der Schuss hallte laut durch den leeren Raum. Orochimaru hatte also keinen Schalldämpfer auf die Waffe geschraubt, stellte Deidara fest. Offenbar wollte er den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Schritte wurden in dem Gang laut, der weiter ins Hauptquartier führte. Jemand rief etwas. Deidara langte durch den Schlitz und tastete sich bis zum Gürtel der Frau, die auf ihrem Sessel zusammengesunken war. Sein Blick hellte sich auf, als er in der dafür vorgesehenen Tasche die Magnetkarte fand, die er suchte. Er zog sie heraus und öffnete die Tür neben dem Schalter, die in den Sicherheitsraum führte. Dort überlegte er sich gemächlich, wie er seinen nächsten Zug machen sollte, während die Schritte immer näher kamen. ================ So, ich hoffe wieder mal, dass mir die Überraschung gelungen ist^^ Und dass jetzt alles klar ist ;) Kapitel 10: Boss Stage – Teil I: Manie -------------------------------------- Bereit für das große Finale? Ich hab's jetzt doch in 2 Kapitel aufgeteilt, weil das besser aussieht^^ Viel Spaß :) =================== „Dann los! Wir haben nicht viel Zeit!“, rief Naruto und wollte auf Gaara zustürmen, aber Sasuke packte ihn beim Handgelenk und hielt ihn zurück. „Warte. Wir brauchen erst einen Plan.“ „Bist du verrückt? Wir haben keine Zeit dazu!“ „Die Zeit werden wir uns nehmen müssen, sonst schaffen wir ihn nie“, murmelte Sasuke mit zusammengebissenen Zähnen. Doch Gaara dachte nicht daran, eine passive Rolle zu übernehmen. Ein astdicker Greifarm aus Sand schoss auf die beiden zu. Sasuke stieß Naruto von sich und rollte sich ab. Der Sand platschte auf die Fliesen genau zwischen sie. Naruto prallte ächzend mit dem Hinterkopf gegen die Schreibtischkante und spürte den Schmerz wie einen glühenden Nagel in seinen Schädel fahren. Für einen Moment sah er Sterne. Sasuke kam in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine, formte blitzschnell Fingerzeichen und führte die Hand zu seinem Mund. „Housenka no Jutsu!“ Etliche Feuerbälle verließen seine Lippen und durchschnitten die Luft. Gaara machte sich nicht die Mühe auszuweichen. Eine Wand aus Sand zog sich wie von selbst vor ihm hoch und fing das Feuerjutsu ab. Sasuke stieß zischend die Luft aus. Dass es nicht einfach werden würde, war klar gewesen … Naruto kam taumelnd wieder auf die Beine – und konnte sich gerade rechtzeitig wieder ducken, als ein rotierender Shuriken aus Sand in seine Richtung geflogen kam. Das Geschoss ritzte kreischend die Tischplatte auf und zerplatzte an der Wand hinter ihm. Geduckt hastete Naruto zu Sasuke. „Wir schaffen es vielleicht, wenn wir wieder so einen Wirbelsturm erzeugen“, murmelte der Akatsuki. „Ich glaube, das kann ich nicht“, sagte Naruto zerknirscht. Sasukes Blick flackerte zornig auf. „Wieso nicht?“, fragte er scharf. „Der Typ hat mir irgendeine Droge gegeben, die mein Chakra unterdrückt hat“, verteidigte sich Naruto. „Es ist ein Wunder, dass ich das Rasengan vorhin überhaupt einsetzten konnte!“ Sasuke fluchte, während der Gaaras ausdruckslosem Blick begegnete. Der Sand zu Füßen des neuen Orochimarus begann sich erneut zu kräuseln. „Also gut, dann gib mir wenigstens Deckung.“ Sasuke führte Fingerzeichen aus und packte dann sein Handgelenk. Blaue Blitze begannen darin zu zucken. Im selben Moment floss Gaaras Sand zusammen und verformte sich vor ihren Augen zu einem perfekten, braungelben Ebenbild des Verbrechers, das sich mit übermenschlicher Schnelligkeit auf Sasuke stürzte, so schnell, dass etwas Sand abbröckelte und wie Schnee in der Luft tanzte. Naruto erwartete den Sanddoppelgänger mit erhobenen Fäusten. Er stieß ihn von Sasuke weg und wehrte einige Schläge ab, dann pulverte er ihm die Faust ins Gesicht. Der Sand stob auseinander; der Kopf des Doppelgängers explodierte förmlich in tausende Sandkörner – aber das Sandwesen stand immer noch. Seine Hände umfassten Narutos Handgelenke und hielten sie eisern fest. Der Ninja brüllte vor Wut und trat nach dem Doppelgänger. Sein Fuß zerteilte den Sand-Gaara auf Bauchhöhe, doch während die Beine des Wesens zerrieselten, blieb der obere Teil intakt. Der Griff der Sandhände wurde stärker und seine Knochen begannen zu schmerzen. Narutos Blick flackerte zu Gaara und seine Augen weiteten sich, als er sah, wie dieser bedächtig die Faust schloss. Er schrie panisch auf. „Scheiße! Scheiße, lass mich los!“ Schon glaubte er, das Geräusch brechender Knochen zu hören. Gleißendes blaues Licht tauchte vor seinen Augen auf. Sasukes Chidori schlug durch den Sanddoppelgänger und trennte dessen Hände so dicht unter Narutos Handgelenken ab, dass dieser die Hitze und das Vibrieren der Luft spüren konnte. Blaue Blitze zuckten durch das missgestaltete Sandwesen und ließen es zerfallen. „Verdammt, kannst du nicht aufpassen?“, knurrte Sasuke. „Jetzt hab ich mein Chidori wegen dir verschwendet!“ „Halt bloß die Luft an“, zischte Naruto ungehalten. Sein Herz pochte immer noch und seine Hände schmerzten höllisch, doch Gaara ließ ihnen keine Zeit zum Ausruhen. Weitere Sandshuriken pflügten durch die Luft und sie mussten abermals auseinander springen. Ohne viel zu überlegen, packte Naruto einen der Computerbildschirme – es war ein wuchtiges, altes Röhrenmodell – und schleuderte ihn auf Orochimarus Nachfolger. Dabei fiel sein Blick auf die Uhr. Noch sieben Minuten. Das können wir noch irgendwie schaffen – falls Gaara uns nicht vorher umbringt. Eine Sandfontäne schoss in die Höhe und katapultierte den Bildschirm außer Reichweite, wo er am Boden aufschlug und in seine Einzelteile zersplitterte. Aber Gaara war kurz abgelenkt gewesen und als er seine Aufmerksamkeit wieder seinen eigentlichen Gegner zuwandte, sah er plötzlich fünf Narutos mit wildem Kriegsgeheul auf sich zu stürmen. Sein Sand wallte auf und bildete eine feste Kugel um ihn herum, noch ehe die Schattendoppelgänger ihn erreicht hatten. Mit ihren Fäusten und Fingernägeln begannen sie an der Oberfläche zu schlagen und zu kratzen, ohne die nun steinharte Barriere durchdringen zu können. „Naruto, zurück!“, schrie Sasuke. Der echte Naruto reagierte mit einer Schnelligkeit, die ihn selbst überraschte – er stieß sich von der Kugel weg und schlug einen rückwärtigen Purzelbaum. Im selben Moment bohrten sich ein halbes Dutzend scharfer Stacheln aus der Sandkugel und spießte die Doppelgänger auf, die mit einem vielstimmigen Schrei in Rauchwolken aufgingen. Naruto keuchte. Das war einfach nicht fair, das war verdammt noch mal nicht fair! War dieser Kerl unbesiegbar? Über ihnen erschien abermals das groteske Auge, das Gaara ihnen vorgeführt hatte – und im Nu brachen aus der Sandkugel mehrere Tentakel hervor und rauschte durch die Luft genau auf sie zu. Naruto schaffte es auszuweichen, doch Sasuke wurde von einer von ihnen gestreift und zu Boden gestoßen. Im Nu rankte sich der Sand um seinen Körper und drückte ihn auf die kalten Fliesen. Ein Batzen kroch auf sein Gesicht und presste sich ihm auf Mund und Nase. Sasuke versuchte zu schreien, aber weder konnte er das noch bekam er Luft. Er ruderte wild mit den Armen, zerrte an dem Sand, der so hart wie Beton war. Panisch versuchte er ihn wegzukratzen. Er stöhnte dumpf auf, als er sich zwei Fingernägel abbrach. Sand drang kratzend in seine Mundhöhle und ließ ihn würgen. Zwei Sandtentakel wickelten sich um seine Hände und nagelten sie mit der Kraft eines Zehn-Tonnen-Lasters auf den Boden. Während ihm langsam die Luft ausging, versuchte er sich aus dem Sand herauszuwinden, aber er konnte sich nicht mehr rühren. „Sasuke!“, hörte er Naruto schreien. Sasuke riss die Augen so weit auf, dass ihm Sandkörner hineinflogen. Tränen begannen darin zu brennen. Seine Lungenflügel schienen sich zu verkrampfen und schwarze Flecken begannen vor seinen Augen zu tanzen. Naruto sprang über einen Sandtentakel hinweg und begann mit zittrigen Fingern die Schubladen des Schreibtisches abzusuchen. Hier musste es doch etwas geben, irgendetwas, mit dem er Sasuke helfen konnte … Er bekam einen spitzen Brieföffner aus Messing zu fassen und stürzte auf den Akatsuki zu. „Halt aus!“ Mit aller Kraft rammte er die Klinge in den Sand. Ein matschiges Geräusch ertönte, doch als er den Brieföffner herauszog, schloss sich die kleine Kerbe sofort wieder. „Scheiße, verdammt!“ Naruto stieß erneut zu – und diesmal gelang es ihm nicht, die Klinge wieder herauszuziehen. Er warf einen Blick in Sasukes Augen. Das Gesicht des Akatsuki lief blau an, seine Augen waren geweitet und blutunterlaufen. Er riss den Kopf hin und her, doch der Sand blieb über seinen Atemwegen kleben wie zähes Gelee. Naruto verdoppelte verzweifelt seine Kraftanstrengungen und rüttelte an dem Brieföffner – und brach den Griff ab. Seine Pupillen wurden winzig klein, als er für einen Moment das wertlose Messingteil in der Hand hielt. „Nein …“, hauchte er. „Nein … nein …“ Es war aus. Wie eine Würgeschlange umfasste ein Sandstrang sein Bein und riss ihn so heftig von Sasuke weg, dass er durch die Luft flog und hart gegen die Wand prallte. Hustend rutschte er zu Boden. Speichel und Blut troffen ihm aus dem Mund und zogen eine unappetitliche Spur über die Fliesen, als der Tentakel ihn über den Boden zog. Durch seine tränenverschleierten Augen sah er Sasuke, der sich nur noch schwach zu wehren versuchte. Dann wurde Naruto von dem Sandstrang um seinen Knöchel herumgerissen – und sein Blick fiel auf etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. An der Wand hing, in einer schattenhaften Nische, eine Axt mit rot lackiertem Kopf, wie eine Feuerwehraxt. Er holte tief Luft und bäumte sich auf, bekam den Stiel zu fassen und riss die Waffe herunter. Mit aller Wucht drosch er auf den Sandtentakel ein, der ihn festhielt. Der Griff lockerte sich kein bisschen; es war nur eine Scharte in der Axtschneide zu sehen. Der Sand war zu fest. Naruto atmete schwer und stoßweise. Sein Blick flatterte durch den Raum zu Sasuke. Der Akatsuki lebte immer noch; der Sand schien weicher zu sein als dieser hier … Naruto wurde schwindlig. Alles drehte sich um ihn; er sah nur noch die Axt klar, den Sandtentakel … und sein Bein, das der Sand am Knöchel umschlossen hatte. Mit zitterndem Kinn setzte Naruto die Axt prüfend an den Unterschenkel – und stieß einen Wutschrei aus. „Fick dich, verdammt!“ Er schleuderte die Axt auf Gaaras Sandkugel zu, von der sie wirkungslos abprallte. Erneut glitt sein Blick zu Sasuke. Die Augen des Akatsuki traten weit aus den Höhlen. Er bog den Kopf so weit zurück, dass Naruto fürchtete, sein Genick müsste jeden Moment brechen. Sasuke sah kaum noch etwas. Er drängte die Schwärze immer wieder an den Rand seines Gesichtsfeldes zurück, doch jedes Mal, wenn seine nach Luft lechzenden Lungen sich weiter verkrampften und einen grässlichen Schmerz durch seine Nerven jagten, wurde ihm wieder schwarz vor Augen. Er drehte den Kopf und drückte den Rücken durch – und sah es, Gaaras drittes Auge, das über ihnen schwebte und sie abwechselnd anstarrte. Sasuke nahm alle seine verbliebene Kraft zurück. Nur eine Sekunde, er musste nur eine Sekunde den Schmerz ausblenden … Er dachte daran, wie er Gaara verhaften würde, wie er ihn ins Gefängnis werfen würde und wie er eigenhändig den Schalter für den elektrischen Stuhl umlegen würde. Ein stummer Wutschrei braute sich in ihm zusammen, und er aktivierte sein Sharingan und jagte eine höllische Genjutsu-Vision in das schwebende Auge. Sofort ließ der Druck auf ihm nach und die Sandstränge lösten sich. Die Sandkugel bröckelte ab und wurde porös wie ein Sieb. Sasuke stieß sich in die Höhe, der Sand zerbröselte; er hustete qualvoll und erbrach sich. Dann rang er nach Luft, die ihm schneidend kalt und staubig kratzend die Kehle füllte, sodass er erneut husten musste. Auch der Strang um Narutos Knöchel hatte sich gelockert und der Dealer kam auf ihn zugelaufen. „Alles in Ordnung?“ Er hielt ihm die Hand hin um ihm aufzuhelfen, doch Sasuke fegte sie zur Seite, wischte sich den Mund ab und hustete erneut. Er war am Leben … Er lebte tatsächlich noch! Gaaras Sandschild hatte sich wieder regeneriert, da er das Genjutsu unterbrochen hatte. Egal, er war aus der Sandfalle draußen. Schwankend stand Sasuke auf und ließ sich dabei sogar von Naruto stützen, weil ihm seine Beine den Dienst versagten. Sein Haar und seine Kleidung waren voller Sand. „Siehst du irgendwo das Auge?“, fragte Sasuke kaum hörbar. Naruto, der im ersten Moment gar nicht wusste, wovon der Akatsuki sprach, sah sich um. „Nein.“ „Gut. Er hat Angst vor meinem Sharingan.“ Ein leises Lächeln trat auf Sasukes Lippen. „Dann weiß er nicht, wo wir sind und was wir tun.“ In der Tat kam in diesem Moment wieder Leben in die Sandtentakel, doch sie krochen und schwebten nur ziellos herum, auf der Suche nach ihren Opfern. Sasuke deutete auf die Klinge des Brieföffners, die vor ihm lag. „Wo hast du das her?“ „Aus einer Schublade.“ Schublade … Sasuke wirbelte herum und begann ebenfalls, den Schreibtisch zu durchsuchen. Die Uhr zeigte fünf Minuten an; sie hatten bereits die Hälfte des Spieles hinter sich, so oder so, aber ihm graute davor, was noch kommen mochte … „Da!“ Triumphierend riss er seinen Fund hoch: Die fehlenden Pistolenpatronen. „Pass auf!“, schrie Naruto. „Er hat die Axt!“ Sasuke konnte sich auf diese Worte keinen Reim machen, doch als er aufsah, sah er gerade noch, wie eine rot lackierte Axt auf ihn zuschliff, geführt von einer langen Hand aus Sand. Er ließ sich fallen. Krachend durchschlug die Feuerwehraxt den Tisch und wurde von dem Sand brutal wieder aus der Platte gerissen. Der Sandarm schlenkerte unberechenbar ziellos hin und her – und Sasuke hörte Naruto aufschreien, während er in der Hocke die kleine Pistole nachlud. Er beeilte sich so sehr, dass es ihm fast nicht gelang, die fünf Patronen an ihren Platz zu stecken. Als er es geschafft hatte, ertönte das Splittern von Fliesen ganz in der Nähe. Instinktiv warf er sich zur Seite und entkam der Axt, die kreischend über den Bodens schliff, um Haaresbreite. Er warf einen kurzen Blick auf Naruto, der bis auf einen leichten Schnitt im linken Oberarm unversehrt war. Sasuke stellte fest, dass ihn das erleichterte. Er sprang auf, ließ die Trommel rotieren, entsicherte die Waffe und schoss. Die Kugel bohrte sich in Gaaras Sandschild und blieb stecken, doch er sah deutlich, dass sie sehr weit eingedrungen war. Narutos Mund war ein schmaler Strich geworden. Wenn der Sand nur etwas dünner wäre, hätte Sasuke ihn durchschießen können … Eine feurige Idee durchzuckte ihn. „Ich bin gleich zurück!“, rief er, wirbelte herum und lief aus dem Raum. Sasuke starrte ihn ungläubig an. „Wo willst du hin? Naruto!“ Für einen Moment war er abgelenkt. Die Axt sauste heran und traf ihn mit der stumpfen Seite an der Schulter. Er wurde zu Boden gestoßen und die Pistole entglitt seinen Fingern und schlitterte in die Dunkelheit des Raumes. „Verdammt!“, schrie Sasuke. „Hier ist ein Loch in der Wand, schau!“, hörte er plötzlich eine Frauenstimme, und kurz darauf ein entsetztes: „Was ist denn hier los?“ Deidara öffnete wahllos einen der eisernen Spinds, die den Sicherheitsraum säumten, und fand prompt eine vollautomatische MP5. Grinsend nahm er sie heraus. Er hörte laute Rufe im Korridor. Die Polizisten konnten nicht mehr weit sein. Da er sie laut Orochimaru nicht einfach töten durfte, nahm er einen Zettel und einen schwarzen Filzstift von einem Schreibtisch und kritzelte eine Nachricht darauf. Mehrere Beamte in Uniformen stürmten den Empfangsraum und sicherten ihn genau nach Handbuch. Einer warf einen flüchtigen Blick hinter den Schalter. „Eine Leiche“, meldete er. „Die Tür ist offen“, sagte ein anderer und deutete auf den Sicherheitsraum. „Das ist schlecht.“ Genauestens die Formation einhaltend, traten sie darauf zu. Der Höchstrangige der Polizisten forderte über Funk Verstärkung an. „Da liegt ein Zettel!“, rief einer und wies auf das beschriebene Blatt Papier, das in der Tür am Boden lag. „Sie haben zehn Sekunden Zeit, mich zu finden. Schaffen Sie es nicht, werden Sie sterben. Was zum Teufel soll das?“ „Zurück!“, rief der Leiter, doch es war zu spät. Deidara hatte bereits bis zehn gezählt; zwar etwas schneller als im Sekundentakt, aber er fand, dass er seiner Pflicht Genüge getan hatte. Er stieß den Waffenschrank auf, in dem er sich versteckte, und schoss knatternd ein Magazin auf die armen Polizisten, die nicht einmal die Zeit fanden zu reagieren. „Das war das zweite Level“, sagte er und schwang sich die rauchende Waffe über die Schulter. Beiläufig merkte er, dass die Muskeln um seine Mundwinkel vom ständigen Grinsen zitterten, aber das war ihm egal. So schnell er konnte, lief er lachend und wild um sich schießend den Gang entlang, tiefer in das Gebäude hinein. Zwei Polizisten begegneten ihm, und er ließ ihnen jedes Mal einige Sekunden Zeit um überrascht auf ihn zu zielen, ehe er selbst schoss. Eine Kugel streifte seine Schulter, aber er spürte es kaum. Er fühlte sich so lebendig wie seit drei Jahren nicht mehr und gleichzeitig wie im Traum. Singend und mit springenden Schritten erreichte er das Büro, das einmal ihm gehört hatte, und er bemerkte dabei nicht einmal das grüne, schwebende Auge, das hinter ihm herflog und ihn beobachtete. „Hallo, Detective Lieutenant Deidara!“, rief er, als er schwungvoll die Tür eintrat. Der Raum war leer, also gab er sich selbst eine Antwort. „Guten Tag, kann ich Ihnen helfen? – Ja, ich möchte ein Spiel spielen!“ Er lachte, fand das einen vortrefflichen Witz, und öffnete eine Kiste unter seinem Schreibtisch. Sie hatten ihn also tatsächlich noch nicht entsorgt. Hatten wohl nicht geahnt, dass er so bald wiederkommen würde … Mit einem irren Glitzern in den Augen und hechelnder Zunge schaufelte er die hart gewordenen Lehmbrocken in seine Hosentaschen. Jetzt war er wieder in seiner alten Stärke! Er ließ die Münder in seinen Händen etwas davon kauen und formte zwei Vögel. Sie sahen etwas verunglückt aus, er war wohl aus der Übung. Auf dem Gang ertönten abermals Schritte, also warf er seine Kunstwerke einfach an die Wand. Die orangefarbene Explosion ließ Mauerwerk und Holz splittern und sprengte zwei manngroße Löcher, durch die er in das nächste Büro kam, wo er von zwei bewaffneten Polizisten erwartet wurde, die allerdings nicht zu wissen schienen, was sie jetzt tun sollten. Deidara grinste. Nachdem er die beiden erledigt hatte, wartete er auf die Gruppe von Beamten, die ihn verfolgt hatten – die Verstärkung. Er formte sich einen Lehmdoppelgänger und ging unter einem Schreibtisch in Deckung. Die Polizisten stürmten den Raum und umzingelten ihn; sie trugen Kevlarwesten und Helme. „Keine Bewegung! Waffe auf den Boden und Hände ins Genick!“ Deidara fand, dass er genug gewartet hatte. Er formte ein Fingerzeichen und sein Lehmdoppelgänger stürzte sich auf die Polizisten, die die Figur sofort mit Schüssen durchlöcherten. Als sie bemerkten, dass etwas nicht stimmte, ließ Deidara den Doppelgänger explodieren. Die Detonation war so gewaltig, dass der Raum zur Hälfte pulverisiert wurde. Pfeifend ging Deidara auf dem Flur weiter und fragte sich, wann er das erste Mal auf einen richtigen Akatsuki stoßen würde. Sein Blick fiel auf einen Spiegel, der an der Wand hing. Es war das erste Mal, dass er sich selbst ohne seine Haarpracht sah. Das ging so nicht. Er musste irgendwo eine Perücke herbekommen. Aber das wichtigste war jetzt das Spiel, erinnerte er sich. Schritte ertönten und eine wahre Armee von Sondereinsatzkräften rannte von beiden Seiten des Ganges auf ihn zu und schossen ohne Vorwarnung. Deidara fackelte nicht lange, flüchtete in das nächstgelegene Büro und sprengte ein Loch in die Außenwand. Blitzschnell formte er einen Vogel und vergrößerte die Skulptur mit einem Fingerzeichen. Gerade als das Einsatzteam das Büro betrat, sprang er auf den Rücken des Vogels, der sich hinaus und in die Lüfte schwang. Deidara lachte freudig und ließ den Vogel an der Außenwand des Hauptquartiers hochfliegen. In jedem Stockwerk warf er eine Lehmfigur durch ein Fenster und ließ sie alle in einer Kettendetonation hochgehen. Am Dach angekommen, kam ihm noch ein Gedanke: Er formte einen weiteren Doppelgänger, schwang sich wieder auf den Vogelrücken und flog auf der anderen Seite des Gebäudes wieder hinunter bis ins Erdgeschoss. Er zertrümmerte ein Fenster und ließ sich so leise es ging in den Abstellraum dahinter gleiten. „Er ist auf dem Dach!“, hörte er gedämpft jemanden vom Sondereinsatzkommando rufen und grinste. Er wartete ein paar Minuten, dann bildete er einen kleinen Lehmkäfer und sprengte mit ihm ein Loch in den Fußboden, gerade groß genug, dass er hindurch schlüpfen konnte. Die Explosion verbrannte ihm die Hosenbeine und versengte seine Haut, aber das spürte er kaum. Er fühlte sich so unbesiegbar … Leichtfertig ließ er sich durch das Loch in das Untergeschoss fallen. Er landete in der unteren Etage eines abweisenden Treppenhauses. Sein linker Knöchel knackte hässlich und ein glühender Schmerz zuckte sein Bein hoch, aber selbst wenn es gebrochen wäre, hätte es ihn nicht aufgehalten. Er folgte dem unterirdischen Gang, bis er zu einem sterilen, schwarzweiß gefliesten Raum kam. Pathologie stand auf einem säuberlichen Schild neben der Tür. „Kakuzuuuu …“, flötete Deidara und trat ein. Der Chirurg und Pathologe der Akatsuki stand in seinem grünen Kittel hinter einem Seziertisch und musterte ihn aus seinen ungewöhnlichen Augen. „Deidara. Du lebst also noch.“ „Du bist schuld“, sagte Deidara unvermittelt. „Du bist schuld an allem!“ „Was faselst du da?“ „Du hast Hidan zusammengeflickt. Hidan hat gegen mich ausgesagt. Ich wurde eingesperrt. Orochimaru hat mich befreit, der unbesiegbare, unsterbliche Orochimaru!“ Kakuzu schnaubte abfällig. „Du hast wirklich den Verstand verloren“, stellte er nüchtern fest. Deidara lachte lauthals und hörte abrupt wieder auf. Ein teuflisches Grinsen malte sich auf sein Gesicht. „Spielen wir ein Spiel? Was meinst du? Spielen wir Schere-Stein-Papier! Du nimmst natürlich Schere, weil du Chirurg bist. Ich arbeite mit Lehm, das ist eine Art Stein, also nehme ich Stein.“ Er tat, als müsste er überlegen, dann rief er grinsend: „Ich glaube, ich habe gewonnen!“ „Mit dir reden zu wollen ist Zeitverschwendung“, brummte Kakuzu und breitete die Arme aus. Er trug keine sichtbare Waffe, aber Deidara wusste um seine Fähigkeiten und sein Grinsen wurde wieder bösartig. „Dann spielen wir was anderes. Eine Wette, genau. Wetten, dass du dich nicht so schnell wieder zusammenflicken kannst, wie ich dich auseinandernehme?“ Er riss seine Maschinenpistole hoch und feuerte. Kakuzu duckte sich unter den Tisch; die Projektile stanzten schlecht gezielt Löcher in die Platte und in die Wand hinter ihm. Als Deidara das Magazin leergeschossen hatte, warf er die Waffe achselzuckend weg. Kakuzu sprang auf. Seine Hände lösten sich von seinen Armen und schossen mit ihren langen Schnüren auf Deidara zu und packten ihn am Hals. „Das Spiel ist aus, Deidara“, murmelte Kakuzu. Doch Deidara war vorbereitet. Aus seinen Handflächen sprangen zwei winzige Flöhe aus Lehm, landeten auf den Schnüren und sprengten sie entzwei. Kakuzu schrie vor Wut auf und Deidara zückte den Revolver, den er von Orochimaru hatte, und schoss. Die Kugel traf Kakuzu mitten ins Herz und warf ihn um. Deidara trat über ihn und überlegte. Kakuzu hatte Hidan zusammengeflickt. Hidan war unsterblich. Das bedeutete, Kakuzu war auch unsterblich. Ja, natürlich, das war vollkommen logisch, fand er. Also formte er zur Sicherheit noch einen Lehmtausendfüßer, ließ ihn über Kakuzu krabbeln und explodieren. Erneut hörte er die trampelnden Schritte des Sondereinsatzteams, das in den Keller rannte. Er fand es schade, dass er ihnen eine Chance geben musste … Doch Moment! Er hatte ihnen doch schon die Möglichkeit gegeben zu gewinnen! Natürlich … Sie hätten ihn doch richtig verfolgen können, stattdessen waren sie aufs Dach gerannt! Deidaras Grinsen vertiefte sich noch um eine Nuance, als er einen teuflischen Plan ausheckte. Zetsu wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, als er das Hauptquartier erreichte. Ein Teil des Gebäudes war eingestürzt; schwelende Mauerbrocken lagen auf der Straße herum. Er stieß die Eingangstür auf und fand sich in einem wahren Blutbad wieder. Für einen Moment stand er wie erstarrt da, dann spürte er, wie ihn jemand schwach am Fuß ergriff. Er blickte an sich hinab und sah in die geröteten Augen eines Polizisten, der ihn zitternd ansah. „Dei…dara …“, hauchte er. „Bleiben Sie ruhig liegen“, sagte Zetsu, riss sich behutsam los, zückte seine Dienstwaffen und machte sich auf den Weg. Er hatte in letzter Zeit so viele Fehler begangen, jetzt musste er einfach Erfolg haben. Kapitel 11: Boss Stage – Teil II: Vier Minuten ---------------------------------------------- Das schwer bewaffnete Sondereinsatzteam wusste, dass es keine Zeit zu verlieren galt. Die Männer und Frauen, insgesamt etwa zwanzig, rannten auf die Pathologieabteilung zu, von der sie eine Explosion gehört hatten. An der Türschwelle machten sie Halt, als sie Deidara über Kakuzus Leiche gebeugt stehen sahen und eröffneten sofort das Feuer. Getroffen stürzte die Lehmstatue in sich zusammen. „Scheiße. Schon wieder nicht der echte“, murmelte einer der Einsatzkräfte. „Das gefällt mir nicht“, sagte seine Kollegin. „Scheiße – alle sofort weg hier!“, brüllte der hinterste. Die anderen folgten mit dem Blick seinem ausgestreckten Finger – und erstarrten. Der Türrahmen war mit Lehm beschmiert. Deidara hörte zu, wie die Schreie des Sondereinsatzkommandos in der Explosion untergingen, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krachen, als sogar die Decke einstürzte. Mit fliegenden Schritten, die regelmäßig Schmerzblitze durch seinen verstauchten Knöchel jagten, erklomm er die Treppe am anderen Ende des Kellers und fand sich wieder in den Büroräumen wieder. In diesem Teil von ihnen war er jedoch noch nicht gewesen, aber er freute sich schon darauf, all die Leute darin zu finden und sie mitspielen zu lassen. Itachi Uchiha, Hauptkommissar stand da. Hier war er richtig, mit ihm hatte er noch eine Rechnung offen. Außerdem war er wohl derjenige, der Orochimaru am gefährlichsten werden konnte. Deidara trat die Tür so fest ein, dass sie Angeln ächzten und hob seine Pistole … Doch der Raum war leer. Er ließ ein abfälliges Geräusch hören. War Itachi auf Urlaub? Der nächste Raum trug zwei Namen, den von Zetsu und den Namen Sasuke Uchiha. Was sollte das? Deidara sagte dieser Name etwas, aber er wusste nicht mehr, wo er ihn gehört hatte. Aber das stand eindeutig Uchiha, vielleicht war Itachi ja da drin … Er stieß auch diese Tür unwirsch auf, aber auch das Büro war leer. Deidara runzelte die Stirn und humpelte zum nächsten Raum. Als er das Namensschild las, grinste er jedoch sofort wieder. Noch jemand, mit dem er eine Rechnung offen hatte. Da es ihm zunehmend Mühe bereitete, seine Beine zu benutzen, rammte er die Tür mit der Schulter. Da sie nur angelehnt war, stolperte er in den Raum hinein, und noch bevor er das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, ertönten Schüsse. Drei Kugeln trafen ihn und ließen ihn aufschreien und zusammensinken. Die Person, die geschossen hatte, stand neben der Tür und sah ihn mit grimmigem Gesicht an, die Pistole noch erhoben. Deidara hob ächzend den Kopf und sah sie tadelnd an. Wieder spürte er den Schmerz kaum. „Special Agent Konan. Du willst doch nicht gegen die Spielregeln verstoßen?“ „Sei still! Du bist ja krank!“, fauchte Konan. Deidara lächelte. „Aber meine kleine Konan, gefällt dir das Spiel nicht? Ihr seid fast Schachmatt.“ Eine seiner Hände spuckte einen kleinen Vogel mit vier Flügeln aus, der rasend schnell auf Konan zuflog. Sie duckte sich geistesgegenwärtig, doch die Figur explodierte an der Wand und riss die Akatsuki von den Füßen. Deidara sprang auf. Unter ihm hatte sich eine Pfütze mit Blut gebildet, aber das war egal. Er formte einen Doppelgänger, der Konan, kaum dass sie wieder auf die Füße gekommen war, an den Händen packte und gegen die Wand drückte. Der echte Deidara kam hinkend näher. Sein Grinsen war nur noch eine Grimasse, seine Zunge hing ihm schlaff im Mundwinkel. „Du bist auch schuld an allem, genau wie Kakuzu.“ Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres. „Gib’s ruhig zu, denn ohne dich und diesen arroganten Rotschopf wäre Orochimaru noch immer am Leben.“ Er strich langsam mit der Zunge über ihre Wange. Konan verzog angewidert das Gesicht. „Hau ab, du Dreckskerl!“ Deidara ging wieder etwas auf Abstand und meinte sachlich: „Aber es war umsonst. Orochimaru lebt wieder. Er ist zurückgekehrt, weil er unsterblich ist!“ Er führte seine Finger zusammen. „Was man von dir nicht behaupten kann. Game over, Konan“, sagte er und – wurde von einer wahren Salve von Kugeln seitlich getroffen. Mit einem gutturalen Aufschrei klappte er in sich zusammen. Zetsu stand in der Tür, eine schwarze und eine weiße Pistole in der Hand. Knurrend warf Deidara sich herum und hob seine eigene Waffe – und bekam von Konan einen Tritt ins Kreuz, die sich von seinem Doppelgänger befreit hatte. „Ihr dämlichen Verlierer!“, schrie Deidara Speichel sprühend. „Das werdet ihr büßen! Ihr werdet alle sterben!“ Sein Blick wurde glasig. „Siehst du mir zu, Kurenai? Siehst du es? Ich werde sie töten, alle miteinander!“ Zitternd versuchte er die Finger zusammenzuführen, doch er schien Probleme haben, sie zu koordinieren. Immer wieder legte er sie falsch aneinander oder griff ins Leere. Hätte dieser Mann nicht einen großen Teil seiner Kollegen auf dem Gewissen, hätte Zetsu Mitleid mit diesem armen Wahnsinnigen gehabt. Er hatte, nachdem sie Deidara vor drei Jahren verhaftet hatten, genauestens die Aufzeichnungen von Special Agent Kisame Hoshigaki durchgeackert. Er wusste, dass diese Kurenai etwas wie die tote Geliebte von Deidara war. „Das Spiel ist aus, Deidara. Ich werde Sie erlösen“, murmelte er, zielte und drückte ab. Naruto rannte so schnell den Gang zurück, den er und der Kahlköpfige genommen hatten, dass er zweimal beinahe über seine eigenen Beine stolperte. Einmal prallte er in der Finsternis gegen die Wand und handelte sich eine üble Platzwunde an der Stirn ein, doch er zwang sich, das Tempo beizubehalten. Er hatte ungefähr noch vier Minuten Zeit, aber wenn alles gut ging … Ein übler Schauer der Erinnerung überkam ihn, als er durch die Stahltür in den Raum mit dem Dampflabyrinth gelangte. Völlig außer Atem taumelte er auf das Geländer zu und beugte sich darüber. Es ging tief hinunter, so tief … Es hatte keinen Zweck, auch wenn es ihn halb wahnsinnig machte, er musste sich einen Moment ausruhen. Er zählte bis zwanzig, dann holte er tief Luft, schwang sich über das Geländer und begann über die Maschendrahtzäune nach unten zu klettern. Er wich den Rohren aus, weil er fürchtete, sich nur die Hände daran zu verbrennen und abzustürzen, und brauchte so noch länger, bis er unten angekommen war. Das letzte Stück ließ er sich einfach fallen. Hier unten war es etwas kühler; eine Wohltat für Narutos geschundene Haut. Suchend blickte er sich um. Kidoumarus Leiche lag keine zehn Schritte von ihm entfernt auf einigen dicken Rohren. Die Kettensäge lag gleich daneben. Naruto hoffte, dass sie noch funktionierte, aber ausprobieren wollte er es nicht. Wenn er schon die Hoffnung verlor, dann wenigstens von Angesicht zu Angesicht mit Gaara persönlich. Er klemmte sich den Griff der Säge zwischen die Zähne und machte sich wieder daran, in die Höhe zu klettern. Es fiel ihm noch schwieriger als der Abstieg. Hoffentlich kam er nicht zu spät … Sasuke starrte auf die beiden Personen, die durch das Loch in der Wand hereingekommen waren. Hatten sie eine Tür in der Zelle geöffnet, in der er gefangen gewesen war? Es waren eine Frau mit kurzem blondem Haar, das blutrot gefärbt war, und ein Mann mit Sonnenbrille, die er selbst hier drin nicht abnahm. „Was ist hier los?“, fragte die Frau alarmiert, als sie Sasukes abgekämpften Zustand sah. Der Akatsuki nahm an, dass es sich um zwei weitere Spieler handelte, also erklärte er ihnen knapp die Regeln. „In der Sandkugel da vorne versteckt sich Orochimaru. Wir haben noch knappe vier Minuten, um ihn zu überwältigen.“ Die Blonde sog scharf die Luft ein. „Orochimaru … Wenn ich nur meine komplette Ausrüstung mithätte …“ „Seid ihr Ninjas?“, fragte Sasuke, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Gaara die Axt im hinteren Teil des Raumes herumwirbeln ließ. Die beiden nickten. „Gut. Dann helft mir; sein Sand ist steinhart.“ „Ich würde versuchen, mit meinen Insekten Löcher in die Kugel zu fressen“, sagte der Sonnenbrillenmann. „Aber das geht nicht. Warum? Weil ich momentan nur die Hälfte meiner Insekten zur Verfügung habe.“ „Egal, tu einfach irgendwas!“, rief die Frau. „Ich bin Temari. Das ist Shino.“ „Vorstellen können wir uns später“, ächzte Sasuke und sprang zur Seite, als die Axt haarscharf an ihm vorbeisauste. „Sucht in den Schreibtischschubladen nach was Nützlichem!“ Die beiden folgten ihm aufs Wort und rissen die Schubladen heraus und entleerten ihren Inhalt auf dem Boden. Sasuke sah die Pistole in der Ecke liegen und warf sich mit einem Hechtsprung darauf. Er schoss einen gehetzten Blick auf die Uhr ab. Noch zwei Minuten fünfzig. Scheiße, wann war diese ganze Zeit vergangen? Die letzte Minute war zerronnen wie Schnee in einem Backofen. „Hab was!“, rief Temari und hielt triumphierend einige Blätter Druckerpapier hoch. Sasuke glaubte nicht recht zu sehen. Und das sollte ihnen helfen? „Die helfen uns nicht weiter“, kommentierte Shino. „Es wäre besser, wenn …“ „Hast du Käfer, die ein klebriges Sekret absondern?“, unterbrach sie ihn. „Schon, aber …“ „Dann mach mir hieraus einen Fächer“, sagte sie und drückte ihm die Zettel in die Hand. Sasuke runzelte die Stirn. Obwohl er wusste, dass es keinen Zweck hatte, formte er Siegel und schoss einige Feuerbälle auf Gaara, die allesamt wirkungslos verpufften. „Fertig“, sagte Shino. Temari riss ihm den behelfsmäßigen Fächer – nicht mehr als fünf gefaltete, zusammengeklebte Blätter Papier – regelrecht aus der Hand, atmete tief ein und schnitt damit durch die Luft. Man konnte beinahe sehen, wie sich die Luft über dem Fächer zusammenballte und wie eine Kanonensalve entlud, wobei der Wind eine solche Geschwindigkeit erreichte, dass er Risse in den lädierten Schreibtisch schnitt. Der Greifarm aus Sand, der die Axt führte, wurde frontal erwischt und zerfetzt. Sand wurde davongeweht und bevor Gaara den Sand verfestigen konnte, löste sich der Arm auf. Die Axt fiel polternd zu Boden. Sasuke atmete erleichtert auf, doch noch hatten sie gar nichts gewonnen. Die Uhr tickte immer noch unerbittlich gegen sie und Sasuke wagte es kaum einen Blick darauf zu werfen. Mutig geworden, hieb Temari nun auch gegen die Sandkugel durch die Luft. Wind brauste auf und prallte gegen den Schild. Winzige Sandkörner lösten sich und wirbelten davon, einige oberflächliche Kerben bildeten sich in der Kugel, aber ansonsten blieb sie unversehrt. „Das gibt’s doch nicht!“, rief Temari aus, als sich der Sturm gelegt hatte. Ein kleiner Spalt bildete sich von allein in der Kugel und für einen Moment lugte Gaara daraus hervor; der Riss schloss sich, noch bevor Sasuke sein Sharingan aktivieren konnte. „Oh nein!“, rief der Uchiha. „Bewegt euch! Schnell!“ Das letzte Wort schrie er gegen das Tosen des Sandes an, das einsetzte, als drei Tentakel aus der Kugel brachen und sich zielsicher in ihre Richtung bohrten. Sasuke ließ sich zu Boden fallen und verrenkte die Gliedmaßen, um irgendwie auszuweichen; dennoch schmirgelte der Sand über seine Kleidung und riss seine Wange auf, ehe er außer Reichweite war. Temari machte einen flinken Satz zurück und schwang erneut den Fächer; der Sandarm wurde vom Kurs abgebracht und davongeweht. Shino hatte nicht so viel Glück. Er versuchte zwar auszuweichen, war aber nicht schnell genug. Aus dem Tentakel bildete sich eine braungelbe Hand, die ihn zielgenau am Hals packte und in die Höhe riss. „Shino!“, schrie Temari. Shino rüttelte an der Hand, die ihn eisern festhielt. Er bekam nicht einmal mehr Luft um zu schreien; stumm riss er den Mund und die Augen auf. Sasuke fluchte. Er konnte sein Chidori vielleicht noch einmal einsetzen, aber wenn er es jetzt wieder verschwendete … Nein, was dachte er da? Er war Polizist, er musste Shino retten! Aber dann würden sie alle sterben … Ein lautes, fettiges Knattern ertönte. „Der Retter ist da!“, schrie Naruto, der durch das Loch in der Wand gesprungen kam, eine laufende Motorsäge schwingend. Wie ein Schwert ließ er sie auf den Sandarm niedersausen. Die Säge bockte und zitterte, aber der Sand gab tatsächlich nach. Mit einem lauten Aufröhren durchtrennte die Kettensäge den Tentakel. Shino blieb einfach schweben, die Sandhand immer noch an der Kehle. Naruto riss ungläubig die Augen auf. „Was zum Teufel kann der noch alles?“, schrie er seine Wut heraus. Etwas Kleines, Schwarzes kroch aus Shinos Kragen und Ärmel und breitete sich auf dem Sand aus wie ein hässlicher Ausschlag. In Windeseile durchsetzten die Käfer den Sand – bis sich die Hand auflöste und Shino schwer keuchend zu Boden plumpste. „Ein Glück“, stieß Naruto hervor. „Wie viel Zeit noch?“ Sasuke warf einen Blick auf die Uhr. „Nur etwas mehr als eine Minute!“ „Dann mal los!“, rief Naruto und stürmte vor. Selbst wenn sie die Zeit überschritten, wenn sie Gaara daran hinderten, seine Kugel zur Tür zu manövrieren und sie einzusperren … „Alle gemeinsam!“, kommandierte Sasuke. „Shino!“ Er warf dem Käferzüchter seine Pistole zu, die er ungeschickt auffing. „Warum ich?“ „Ich brauche beide Hände für mein Chidori! Temari, auf mein Zeichen!“ Das Mädchen nickte. Naruto hatte die Kugel fast erreicht und erschuf schnell einen Schattendoppelgänger, der die Axt vom Boden aufhob und dem echten Naruto folgte. Ein Sandarm wehte auf ihn zu, doch der Axtträger schlug ihn zur Seite. Mit voller Wucht ließ Naruto die ratternde Kettensäge auf die Kugeloberfläche niedersausen. Der Sand war so fest und hart, dass er ein paar Mal abrutschte, bis sich endlich ein kleiner Riss gebildet hatte, den er erweitern konnte. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er sich gegen die Säge, die so stark vibrierte, dass seine Zähne schmerzhaft klapperten. Der Gestank von Bezinabgasen drang penetrant in seine Nase. Sand spritzte davon und ihm ins Gesicht. Er schaffte es! Er schaffte es tatsächlich! Stück für Stück sägte er sich durch. Die Säge eierte immer mehr und ruckte so stark, dass es ihm Mühe bereitete, sie festzuhalten. Naruto biss die Zähne zusammen. Noch ein Stück … Nur noch ein bisschen, und er war aus diesem Albtraum draußen! Es war, als versuchte er einen Stein zu zerschneiden … Hoffentlich hielt die Kette stand! Das röhrende Monstrum drang tiefer und tiefer in die Sandschicht ein und er hörte, wie das Geräusch dumpfer und die Drehungen langsamer wurden. Dann wurde die Säge regelrecht abgewürgt und blieb stecken. „Verdammt!“, fluchte Naruto. Sein Doppelgänger stürmte heran und hieb kräftig mit der Axt knapp neben den Schnitt. Sand bröckelte und Naruto gelang es die Kettensäge herauszureißen. Er riss an dem Anwerfseil. Der Motor gurgelte, startete aber nicht. War der Tank leer oder war die Säge kaputt? „Scheiße! Ich hab sie geschrottet!“, schrie Naruto mit Wut und Enttäuschung in der Stimme. „Runter!“, hörte er Sasuke rufen und ließ sich sofort fallen. „Jetzt!“ Wind, so stark, dass er spürte, wie seine Gesichtshaut zu schlottern begann, kam auf. Ungläubig sah er zu, wie Windböen, schneidend wie Messerklingen, erst seinen Doppelgänger pulverisierten und dann den Riss in der Kugel erweiterten, der nun mindestens zehn Zentimeter tief war. Vorsichtshalber kroch er aus dem Schussfeld. Sasuke umfasste sein Handgelenk und ließ erneut sein Chidori aufblitzen. Dieses eine Mal noch, jetzt muss es sitzen! Er leckte sich über die Lippen und biss die Zähne zusammen. Kaum dass der Sturm verpufft war, stürmte er los, das Zwitschern Tausender Vögel folgte ihm, als die Blitze unheimlich zuckende Schatten auf die Wände warfen und flatterndes Diskolicht erzeugten. Dann hatte der Akatsuki die Sandkugel erreicht und stieß die Hand in den Riss. Er spürte, wie die Elektrizität den Sand durchdrang, sah, wie Blitze über die Oberfläche zuckten. Sandklumpen, fest wie Steine, bröckelten auseinander. Sasuke holte tief Luft, drehte die blitzende Hand nach links und nach rechts. Die Energie war fast aufgebraucht. Mit einem Ruck spreizte er die Finger und riss die Hand heraus. Sandbrocken flogen durch die Luft; durch das Loch sah er nun Gaara, mit geschlossenen Augen und hochzentriert, ein Fingerzeichen haltend. „Shino! Jetzt!“, brüllte Sasuke und ließ sich einfach nach hinten fallen. Shino hob zitternd die Pistole und drückte ab. Die Kugel ging weit daneben und schlug ein Loch in die Wand. Der zweite Schuss prallte von dem Sandschild ab, erst der dritte traf die Öffnung und streifte Gaaras Schulter, der vierte ging wieder weit daneben und der fünfte streifte gerade einmal die Oberfläche der Sandkugel. Shino betätigte ein weiteres Mal den Abzug und er konnte in klickend durchziehen. Das Magazin war leer. Gaara hörte nicht mit seinem Jutsu auf. „Du dämlicher Idiot!“, heulte Naruto auf und raufte sich die Haare. „Wir hatten ihn fast!“ „Ich kann mit Pistolen nicht umgehen!“, verteidigte sich Shino und war Narutos Meinung nach noch immer zu ruhig. „Warum? Weil ich kein Polizist bin!“ „Hört auf zu streiten!“, rief Temari. Sasuke sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, wie der Öffnung in der Kugel sich langsam schloss. „Nein!“, brüllte er, sprang auf und stieß den Arm durch das Loch. Sie waren doch so weit gekommen, sollten sie jetzt doch noch verlieren? Der Sand umschloss seinen Oberarm und presste ihn schmerzhaft zusammen. Splitter aus gehärtetem Sand bohrten sich in seinen Muskel. Sasuke schrie auf. Die Kontraktion wurde immer stärker; er fühlte, wie seine Adern platzten. Hinter ihm schrien auch die anderen; Naruto kam angestürzt, wusste aber nicht, wie er ihm helfen sollte. Temari hatte entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen. Sasuke biss die Zähne zusammen, um keine Blöße zu zeigen; es fühlte sich an, als würde der Sand ihm schier den Arm abreißen. Blindlings tastete er im Inneren der Kugel herum und bekam eine Strähne von Gaaras Haar zu fassen. „Du kleiner Mistkerl“, keuchte er und riss kräftig daran. Der Sand hörte nicht auf sich zusammenzuziehen. Er spürte seinen Knochen knacken und stieß einen neuerlichen Schrei aus. Panisch tastete er sich mit der Hand über Gaaras Schopf, packte ihn am Hinterkopf und donnerte den Verbrecher mit voller Wucht und dem Gesicht voran gegen die Innenseite der Kugel. Immer noch hielt der Sand nicht Inne. Ein verästelter Schmerzblitz zuckte Sasukes Oberarm hoch bis zu seiner Schulter und seinem Schlüsselbein. Er riss Gaara zurück und stieß ihn erneut gegen seinen eigenen Schild, und wieder und wieder … Sasuke spürte, wie sein Oberarmknochen zersplitterte. Es tat so weh, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Noch einmal drosch er Gaara gegen den Schild … Dann stand der Sand plötzlich still. Irgendwo im Raum ertönte ein schrilles Piepsen. Die Zeit war abgelaufen. Einen Moment lang stand Sasuke nur keuchend da und lehnte sich mit der Stirn gegen die raue Sandoberfläche. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel, selbst das Schlucken war zu anstrengend. „Naruto“, sagte er dann müde. Der Ninja schluckte, nahm die Axt und schlug mit dem Stiel gegen die Sandkugel. Als wäre sie eine Burg, die ein Kind an einem Strand gebaut hätte, fiel sie in sich zusammen. Sasuke taumelte zurück und wurde von Shino aufgefangen. Sein rechter Arm war blutüberströmt, die Kleidung zerfetzt und auf die Haut wollte er gar keinen Blick werfen; er hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie sie aussah. Behutsam ging er in die Knie und Shino ließ ihn zu Boden sinken, damit er sich ausruhen konnte. „Gut gemacht“, murmelte der Käferzüchter. Naruto trat auf Gaara zu, der offenbar das Bewusstsein verloren hatte und in seinem Sand lag wie in auf einem weichen Laken. Über seiner Haut hatte er eine Schicht aus Sand gezogen, die jedoch abgeblättert war. Aus seinem Mund und seiner Nase lief Blut. Naruto durchsuchte Orochimarus Nachfolger und fand in seiner Jackentasche einen Schlüssel. Schnell lief er zu der Tür, auf der immer noch der Sand klebte. Es fiel ihm noch ein ganzes Stück schwerer, auch diesen mit der Axt abzuklopfen, dann führte er mit zittrigen Händen den Schlüssel ins Schloss. Er passte. Naruto sperrte die Tür auf und öffnete sie bedächtig. Warmes Sonnenlicht drang herein und blendete ihn für einen Moment. Der Stress fiel tonnenweise von ihm ab. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit gestattete er sich, wirklich erleichtert aufzuatmen. Frische Luft drang von draußen herein und füllte seine Lungen süß und erquickend. Sie hatten es geschafft. Hoffentlich hatte der Kahle auch überlebt. „Ist es vorbei? Sind wir draußen? Ich kann’s gar nicht glauben“, murmelte Temari und trat mit trunkenen Schritten auf das Licht zu, das Freiheit versprechend einen hellen Streifen auf den Boden malte. Über den beißenden Schmerz hinweg spürte Sasuke unendliche Erleichterung. Er hatte den Akatsuki alle Ehre gemacht. Er wollte sich gerade aufrappeln – als Gaara plötzlich wieder die Augen aufschlug. Orochimarus Nachfolger wurde von einer Sandwelle auf die Füße gehievt. Shino ließ ein Keuchen hören, das die anderen herumfahren ließ. „Game over“, sagte Gaara. Sein Gesicht war bereits geschwollen, aber die Augen immer noch klar und kalt. „Gratuliere.“ Sasuke hob den Arm, um einen Angriff abzufangen, doch Gaara drehte sich nur herum, warf den vieren einen Blick zu und rannte erstaunlich flink auf die Tür zu. „Naruto! Halt ihn auf!“, schrie Sasuke schrill. Naruto warf sich auf den Verbrecher, doch ein hervorschnellender Sandarm verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn gegen den metallenen Türrahmen schleuderte. Er sah für einen Moment Sterne und musste sich zusammenreißen, um das Bewusstsein nicht zu verlieren. „Hinterher! Schnell!“, krächzte Sasuke, als Gaara regelrecht durch die offene Tür ins Freie flog. Temari und Shino stürmten hinterher, doch da hörten sie auch schon, wie knatternd ein Motorrad ansprang. Sie sahen gerade noch, wie das Fahrzeug aufheulte und aus dem Hof auf die Straße jagte. Sasuke riss sich zusammen und stand mühsam auf. Schwindelnd folgte er ihnen ins Freie und sah einen weitläufigen Hinterhof. Es war angenehm, endlich wieder an der frischen Luft zu sein … „Da, seht!“, rief Temari und hob etwas vom Boden auf. Stirnrunzelnd betrachtete sie es. „Ein Handy? Hat der rothaarige Typ das verloren?“ „Er hat es zurückgelassen“, berichtigte sie Sasuke mit gemischten Gefühlen. „Damit wir Hilfe rufen können.“ Verdammt, und sie hatten ihn schon fast gehabt! „Dann heißt das also …?“ Sasuke nickte. „Wir haben das Spiel gewonnen. Aber offenbar haben wir die Bonuspunkte nicht erwischt.“ Mühsam öffnete er die Augen. Sein ganzer Körper fühlte sich gefühllos an. Er wollte etwas sagen, brachte aber nur ein heiseres Krächzen zustande. „Bleiben Sie ruhig liegen“, hörte er eine Stimme. Verschwommen sah er Shinos Gesicht über sich schweben. „Meine Käfer haben das Gift bald aus Ihrem Körper gesaugt.“ Itachi schloss die Augen und horchte in sich hinein. „Ich kann meine Arme und Beine nicht bewegen.“ „Halten Sie aus. Ein Krankenwagen ist schon unterwegs.“ Etwas drang durch Itachis Unterbewusstsein, ein nebliger Gedanke, der erschreckend schnell Klarheit erlangte. „Sasuke …“, murmelte er. „Es geht ihm gut“, sagte Shino beruhigend. „Wir sind alle wohlauf.“ Itachi schloss die Augen. Hoffentlich stimmte das. „Sasuke!“, rief Zetsu aus. „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen.“ Er kam der abgekämpften Truppe über die Stufen zum Akatsuki-Hauptquartier entgegen. Der Notarzt hatte Sasukes Arm und Narutos Platzwunde notdürftig behandelt. Temari hatte wegen ihrer Kopfhaut ins Krankenhaus müssen, daher begleitete nur Shino die beiden, um seine Aussage zu machen. „Weißt du, wie es dem Hautkommissar geht?“ „Er lebt, gerade so. Ist momentan im Krankenhaus. Intensivstation, aber die Ärzte meinen, er kommt durch, auch wenn sie meinen, dass das Gift wahrscheinlich Spuren hinterlässt“, murmelte Sasuke, erleichtert und dennoch niedergeschlagen ob dieser düsteren Aussicht. „Was ist denn hier passiert?“ Er deutete auf das von allen Seiten flackernde Blaulicht, das sich Polizei und Rettung teilten. Ein Teil des Hauptquartiers war zerbombt und nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Er hätte vielleicht entsetzt sein sollen, aber es konnte ihn nichts mehr überraschen. Zetsus Stimme wurde leiser und er senkte den Blick. „Ein Massaker. Deidara war hier und hat einen Amoklauf veranstaltet. Zweiundzwanzig Tote, darunter auch Kakuzu und Deidara selbst. Um die dreißig Verletzte.“ „Das war also Deidaras letztes Spiel.“ Sasuke spuckte aus. „Verdammter Mistkerl!“ Zetsus Handy läutete und er meldete sich mit einem knappen „Ja“. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er: „Das waren die Kollegen, die das leer stehende Herrenhaus durchsucht haben, in dem ihr gefangen wart.“ „Irgendwelche Spuren?“ „Sie haben zwei Leichen entdeckt, sonst nichts, was auf Orochimarus Verbleib schließen lässt.“ Sasuke nickte. Das hatte er erwartet. „Ich kann dir allerdings sagen, wer der neue Orochimaru ist“, murmelte er. „Gaara Sabakuno, der ehemalige Drogenboss.“ „Ich weiß“, sagte Zetsu. „Dass wir ihn jetzt kennen, wird die Sache erleichtern.“ „Hoffentlich“, murmelte Sasuke und sah zu, wie ein verletzter Polizist des Sondereinsatzkommandos soeben auf einer Bahre aus dem Gebäude transportiert und in einen Krankenwagen verfrachtet wurde. Hass breitete sich in ihm aus. „Diesmal ist er zu weit gegangen. Wenn ich ihn geschnappt habe, sorge ich persönlich dafür, dass er auf dem Stuhl landet, ob mit oder ohne Prozess.“ Zetsu sah ihn kritisch an, sagte aber nichts. Temari wurde aufgrund mangelnder Beweise vom Vorwurf der Heiratsschwindelei freigesprochen – allerdings erst nachdem man übereingekommen war, dass der neue Orochimaru fand, sie hätte bereits ausgiebig gebüßt. Shino konnte man überhaupt keine Verbrechen nachweisen; seine einzige Rolle in dem Spiel schien gewesen zu sein, Itachi mit einem ihm bekannten Gegenspieler zu konfrontieren. Naruto wurde der Prozess wegen Besitz von und Handel mit illegalen Drogen gemacht; er bekam jedoch mildernde Umstände und musste nur für zwei Jahre hinter Gitter. Sasuke persönlich war es, der ihn zu seiner Zelle brachte. Der Akatsuki trug den rechten Arm eingegipst in einer Schlinge; laut seinem Arzt hatte er eine Knochenfraktur, aber das würde wieder heilen. Somit ging es ihm besser als Itachi, der immer noch nicht aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Das Gift hatte sein Nervensystem schwer geschädigt und es bestand die Möglichkeit, dass einige seiner Körperpartien gelähmt bleiben würde, aber der Kommissar hatte klar gemacht, dass er weiterhin bei den Akatsuki bleiben wollte. Er sei sowieso fast ausschließlich im Büro tätig, und dazu bräuchte er seine Beine nicht. Berufsrisiko hatte er den Vorfall mit dem Gift genannt. Obwohl Sasuke heiße Wut auf den neuen Orochimaru empfand, beeindruckte ihn die Zähigkeit seines Bruders. Naruto betrat folgsam die leer stehende Zelle. Sie war für zwei Häftlinge konzipiert und sah gar nicht mal so ungemütlich aus; es gab ordentliche sanitäre Einrichtungen und auf der Pritsche lag zusammengefaltet frisches Bettzeug. Er hatte kurz mit seiner Familie telefonieren dürfen, hatte ihnen seine Untaten gebeichtet und gesagt, dass es ihm leid täte, und seine Eltern hatten versprochen, ihn so bald es ging zu besuchen. Als Sasuke wortlos das Gitter hinter ihm zuschob und abschloss, schloss Naruto die Hände um die Gitterstäbe und sah dem Uchiha fest in die Augen. „Zwei Jahre bin ich also hier“, sagte er mit fester Stimme. „Du weißt, was das heißt?“ Sasuke nickte. Naruto hob zwei Finger. „Zwei Jahre. Du hast zwei Jahre Zeit, um Gaara nebenan in eine Zelle zu stecken, verstanden?“ Wieder nickte Sasuke. „Schwöre es.“ Der Akatsuki zuckte nur abfällig mit den Mundwinkeln, wandte sich um und ging den Gang entlang. „Du bist ein dämlicher Idiot, Sasuke Uchiha!“, rief Naruto ihm nach. Sasuke blieb stehen und sah über die Schulter zurück. „Ich werde ihn innerhalb eines Jahres persönlich schnappen. Und wenn etwas von ihm übrig bleibt, bringe ich ihn her.“ Naruto grinste. „Dann beeil dich besser.“ Sasuke erwiderte nichts mehr, sondern ging weiter, wobei er sich eines leisen Lächelns nicht erwehren konnte. --- GAME OVER --- ============================= So, das war Tödliches Spiel 2! Ich hoffe, es hat euch gefallen :) Ich freue mich natürlich wieder über jegliches Feedback! Vor allem würd mich interessieren, ob ihr TS2 besser findet als den ersten Teil. Damit ich weiß, welchen "Stil" ihr fürs nächste Mal haben wollt^^ Wenn man von Stil reden kann ... Ach ihr wisst, was ich meine XD ... Und ich merk grad, das Doppelkapitel allein ist schon halb so lang wie der ganze Teil 1 O.o Wie man wohl unschwer erkennen kann, wird es noch einen Teil geben ;) Genau genommen habe ich vor, noch drei weitere Teile zu schreiben, einen, der vor den beiden ersten spielt und zwei Fortsetzungen. Das Problem dabei ist, dass mir die Besetzung fehlt. Daher meine Frage an euch: Welche Naruto-Charaktere würdet ihr am liebsten in einem Spiel sehen? Am besten wäre es natürlich, wenn ihre Fähigkeiten irgendwie zu den Fallen passen, aber das kann man dann ja noch sehen. Ihr könnt eure Wünsche in die Kommentare schreiben oder mir per ENS, ich kann allerdings nicht versprechen, dass ich sie auch verwirklichen kann bzw. kann ich noch nicht sagen, wann ich den nächsten Teil hochlade, weil ich nebenbei ja auch noch meinen Longrunner "A Bullet For You" schreiben muss. Bei Interesse: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/466454/236452/ ;) Naja, ich sage mal Danke fürs Lesen und an alle, die mir regelmäßig ein Feedback hinterlassen haben. Bis zur nächsten FF! Euer UrrSharrador Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)