Stimme des Herzens von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Stimme des Herzens ----------------------------- „Los, Akamaru, noch einmal!“  Voller Motivation grinst ein Junge mit kurzen, braunen Haaren vor sich hin. Auf seinen Wangen zeichnen sich rote Symbole wie die Fangzähne eines Raubtiers. Um seine Stirn ein Stirnband gebunden, mit dem Zeichen seines Heimatdorfes, Konoha. Die Zähne, besonders die Eckzähne, länger und spitzer als normal und Fingernägel, mächtig wie Krallen; hervorgerufen durch ein Jutsu; verleihen dem Jungen ein leicht animalisches Aussehen. Doch obwohl er dieses Jutsu aktiviert hat, befindet er sich lediglich bei einem Training. Zusammen mit seinem Team und seinem treuen Partner, Akamaru. Früher, als er noch ein kleiner Welpe war, saß er öfters auf dem Kopf seines Herrchens. Doch jetzt ist er dazu viel groß und zu schwer. Sein sonst beigefarbenes Fell ist durch die aufwirbelnde Kombination aus Staub, Dreck und Erde um einige Nuancen dunkler geworden. Den Befehl seines Herrchens bestätigt er mit einem kurzen, freundlichen Beller. Sofort verwandeln sie sich in zwei tornadoähnliche Gebilde, die sich wie riesige Würme in die Erde bohren. Und dabei noch mehr Staub und Dreck aufwirbeln.  Wenige Minuten später lösen sie die Kunst wieder und betrachten zufrieden das Resultat ihres Trainings. Fast den kompletten Boden des Trainingsgeländers in ihrer nahen Umgebung haben sie mehr oder weniger umgepflügt. Leicht erinnert der Anblick an ein Ackerbaufeld. Doch das stört Herr und Hund nicht. Im Gegenteil, dieser Anblick stimmt sie mehr als zufrieden. Lobend streichelt der Junge den Kopf des Hundes. „Saubere Leistung, das haben wir wirklich cool gemacht.“ Seine Stimme klingt fröhlich und das ist er auch.   Wiederum ruft aus der Ferne eine vertraute Stimme nach ihnen. „Kiba, Akamaru, kommt her! Wir machen Schluss für heute!“ Eben genannter Junge dreht sich in die Richtung der Stimme. Dort steht Sensei Kurenai und winkt zu ihm rüber. Neben ihr warten seine zwei Teamkameraden. Mit schnellen Schritten rennen die Beiden zu ihnen hin. „Schön“, sagt sie, als Kiba direkt vor ihr steht. „Ihr wart heute mal wieder besonders fleißig. Vor allem ihr zwei.“ Grinst zu den beiden Drecksspatzen rüber, die sich mit dem ganzen Dreck an ihren Körpern perfekt auf dem Boden verstecken hätten können. „Ihr könnt euch noch so oft schütteln und abklopfen, ohne Wasser und Seife wird das nie was.“   Kurenai grinst ihn weiter wohlwollend an. Ihr rotes, mit weißen Bändern umwickeltes Kleid schmeichelt wie immer vorteilhaft ihre weibliche Figur. Ebenso, wie es ihr schwarzes, volumengefülltes Haar es mit ihrem Gesicht macht. Nur leicht zeichnet sich ihr Umstand anhand ihres kleinen Bäuchleins ab. Was sie jedoch nicht davon abhält, ihre Schützlinge so lange und so gut es geht zu unterstützen. Das ist eine von vielen Eigenschaften, die die Schüler an ihr so schätzen. Und auch ebenfalls einer der vielen Gründe, weshalb sie so respektiert wird. Sie ist zwar eine sehr schöne und attraktive Frau, was sie auch sehr gut zum Vorschein bringt, aber immer noch ihr Sensei, und so gehen sie auch mit ihr um.   Ebenso schön und attraktiv ist seine Teamkollegin, Hinata Hyuuga. Ihre dunkellinernen Haare hat sie sich in den letzten Jahren wachsen lassen, was ihr einen positiven, femininen Touch verleiht. Obwohl sich das zukünftige Oberhaupt des Hyuuga-Clans wegen ihrer Figur oder wegen ihren Brüsten nun wirklich nicht schämen müsste, versteckt sie beides so gut es geht unter ihrer fliederfarbenen Jacke. Nur minder zeichnen sich ihre engelshaften Vorteile darunter hervor. Eigentlich würden ihr die Jungs in Scharen hinterher laufen. Allerdings gibt es zwei Gründe, weshalb es nicht so ist. Der eine Grund ist der Druck ihres Erbes. Das Oberhaupt des gesamten Clans zu werden. Was eigentlich kein Problem wäre, wenn sie die claneigenen Kampftechniken nicht solange vernachlässigt hätte. Trotz eigens entwickelten Techniken will und muss sie noch sehr viel trainieren.   Der andere Grund ist ein Junge. Genauer gesagt, der einzige, für den sie sich bisher auf diese Art und Weise je interessiert hat: Naruto Uzumaki. Bereits schon damals an der Ninjaakademie hatte sie ihr Herz an den blonden Chaosninja verloren. Doch leider hatte er sie damals nicht wahrgenommen.  Erst in der Chunin-Auswahlprüfung ist er auf sie aufmerksam geworden. Dennoch, trotz ein paar wenigen, gemeinsamen Missionen hatten sie nicht viel miteinander zu tun. Außerdem steht ihr ihre eigene Schüchternheit ständig im Weg. Sie war schon als kleines Mädchen sehr still, zurückgezogen und ohne viel Selbstbewusstsein. Zwar hat sich bis heute daran etwas geändert, bei ihm funktionieren die Veränderungen größtenteils nicht. So kommt es, dass sie ihn immer aus der Ferne bewundert. Das blieb nicht unbemerkt, und mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis. Für jeden, bis auf Naruto selbst.   Der dritte im Bund ist ebenfalls von stiller Natur, allerdings aus anderen Gründen als Hinata. Shino, ein Junge aus dem Aburabe-Clan, ist ein sehr ruhiger Typ. Schon immer hat er eine feste Miene im Gesicht, ein klassisches Pokerface, das seine momentane Stimmung perfekt zu verbergen weiß. Ebenso seine Brille mit verdunkelten Gläsern, die seine Mitmenschen nicht direkt in seine Augen blicken lässt. Im Gegensatz zu früher hat er die große Kapuze seiner Jacke tief über seinen Kopf gezogen was im Kampf ganz nützlich ist. So kann er seine Insekten, welche in seinem Körper leben und schon immer von seinem Clan beim Kämpfen verwendet werden, noch diskreter und heimlicher benutzen.   Der junge Inuzuka muss bei Kurenais Bemerkung noch mehr grinsen. „Das weiß ich doch, Sensei. Ist ja nicht so schwer zu übersehen.“ Daraufhin richtet diese ihren Blick wieder auf alle ihre Schüler. „Wie gesagt, für heute machen wir Schluss. Ihr drei wart wirklich sehr fleißig, ich bin sehr stolz auf euch!“ Kurenai lächelt die drei an. Diese wollen sich gerade umdrehen und ihrer Wege gehen, als Kurenai sich kurz räuspert. „Achja, morgen müsst ihr übrigens nicht hierherkommen. Morgen findet eine Konferenz der Jonin beim Hokage statt. Das heißt, ihr habt morgen frei und könnt den ganzen Tag entspannen.“ Danke schön, sagen sie fast schon synchron. Anschließend gehen die drei nebeneinander nach Hause; während Kurenai sich in die andere Richtung aufmacht. Vor ihr liegt ein Trainingsbericht, der noch geschrieben werden muss.  Mittlerweile ist längst der Abend angebrochen, die langsam herabsinkende Sonne taucht die komplette Landschaft in alle ihren roten, orangenen und gelben Tönen ihrer Farbpalette. Und lässt alle Körper, die nicht lichtdurchlässig sind; lange, dunkle Schatten ziehen. Die meisten Leute genießen ihren Feierabend in ihrem Garten oder zumindest auf ihrer Terrasse oder ihrem Balkon, was für den Einzelnen jeweils vorhanden ist. Menschen, die gerade von der Arbeit kommen. Hausfrauen, die noch ein paar letzte Dinge einkaufen wollen. Kinder, die der Hunger nach einem erfüllten Tag mit Spiel und Spaß nach Hause lockt. Hier und dort ist ein Vogel zu hören, aber sonst herrscht eine typische Feierabend-Atmosphäre. Hinata, Shino und Kiba gehen nebeneinander durch die vielen Gassen, Straßen und Nebenwege; dabei unterhalten sie sich angeregt. Akamaru trabt gemütlich hinter ihnen her. „Euch ist doch sicherlich auch Kurenais kleines Bäuchlein aufgefallen, oder?“, bemerkt Kiba. „Zwar nur ein bisschen, aber man sieht schon genug, um zu verstehen, was mit ihr ist“, wirft Hinata ein. „Was glaubt ihr, was es wird? Ein Mädchen oder ein Junge?“ Kiba verschränkt seine Arme am Hinterkopf. „Eigentlich ist es ja egal, was es wird; es wird bestimmt ein Kind, auf das sie stolz sein kann. Und es kann auch stolz auf seine Mutter sein.“ „Sensei Asuma wäre bestimmt auch genauso stolz auf sein Kind.“ Dabei klingt Shinos Stimme leicht trockener als sonst. Betretenes Schweigen tritt ein. Denn obwohl Asuma nicht ihr eigener Sensei war, so hat sie sein Tod doch sehr betroffen. Immerhin war er bei sehr vielen Bewohnern Konohas beliebt.  Nach einer kurzen Weile unterbricht Kiba, immer noch die Hände am Hinterkopf, das unangenehme Schweigen. „Naja, es ist ja nicht so, als wäre das Kind jetzt alleine. Kurenai, wird eine super Mutter sein, außerdem hat Shikamaru versprochen, sich darum zu kümmern.“ Daraufhin meint Hinata: „ Wir können uns ja auch darum kümmern und sie unterstützen.“ Wieder droht ein Moment des Schweigens, doch dieses Mal weiß Kiba es zu unterbinden. „Was meint ihr, worüber die morgen eine Konferenz halten werden? Ob es wegen Naruto und dem Kyubi ist? Akatsuki? Oder Sasuke?“ Doch Shino bleibt realistisch. „Komm schon, Kiba, denk doch mal nach. Wenn es wirklich derartig ernst wäre, hätte Kurenai einen viel ernsteren Ton gehabt. Nein, vermutlich ist es etwas vollkommen Harmloses. Selbst wenn, hinterher wird sie es uns bestimmt erzählen.“  Kurz darauf erreichen sie eine Weggabelung; geradeaus und links. Shino entfernt sich ein paar Schritte von seinen Kameraden und dreht sich dann zu ihnen um. „So, Leute, ich muss mich jetzt von euch verabschieden. Da gibt es etwas, was ich für meinen Vater besorgen soll. Also dann, man sieht sich.“ Verabschiedet er sich von seinen Freunden und geht dann seines Weges. „Ja, bis bald, Shino!“ Kiba winkt ihm kurz hinterher und wendet sich dann an Hinata. „So, dann sind nur noch wir übrig.“, dabei grinst er sie an. Schließlich setzen sie ihren Weg fort.  Zuerst gehen sie schweigend und in Gedanken hängend nebeneinander her. Wenige Minuten lang, bis Kiba wieder das Gespräch sucht. „Sag mal, Hinata, wir haben doch morgen frei. Weißt du schon, was du machen willst?“ Blickt zu ihr rüber, dabei laufen sie weiter. Hinata dagegen sieht nachdenklich nach vorne. „Ich weiß nicht genau. Vater, Hanabi und ein paar andere aus dem Clan sind gerade nicht zu Hause. Vermutlich werde ich es mir gemütlich machen und den Tag genießen. Was wirst du denn machen, Kiba?“ Seine Antwort kommt nach kurzem Überlegen. „Ich werde bei meiner Mutter aushelfen. So wie ich sie kenne, wird sie mich bestimmt richtig einspannen. Außerdem, so kann ich mir am besten Heilungsmethoden abschauen. Ganz nützliches Wissen, wenn es drauf ankommt.“ Dreht sich dazu um und krault für einen Moment Akamarus Kopf. Es ist deutlich sichtbar, dass er gedanklich auf ein paar Sätzen herum kaut.  Schließlich hat er die Worte, die ihm richtig erscheinen, gefunden. Beendet Akamarus Krauleinheit zu dessen geringem Leidwesen und wendet sich erneut grinsend an seine Teamkameradin. „Wenn du morgen nichts Besonderes vorhast, warum unternimmst du nicht etwas mit Naruto?“ In Mikro-Sekundenschnelle schießt das Blut in Hinatas Wangen und lässt diese nun wie kleine, rosig leuchtende Apfelbäckchen aussehen. Nervös stottert sie herum. „Das … geht doch nicht! Ich … ich meine, wie kommst du denn ausgerechnet auf Naruto? Außerdem …“, sie fasst ihm am linken Oberarm. „Außerdem hat er bestimmt keine Zeit oder ist gar nicht im Dorf!“ Sie spricht hektischer, als ihr lieb ist. Siegessicheres Grinsen liegt nun auf Kibas Lippen. „Naja, ich dachte einfach mal nur, dass er genau die richtige Person ist. Du magst ihn doch schließlich und er kommt auch gut mit dir klar.“ Auch wenn er mit dem Thema Liebe persönlich nichts anfangen kann; macht ihm das, was immer auch gerade passiert, ziemlichen Spaß. „Morgen sind alle Jonin beim Hokage, so wird er auf keiner Mission sein. Und dass er im Dorf ist, kann ich dir sogar garantieren. Siehst du, da vorne ist er gleich!“  Längst haben die Beiden eine Marktstraße erreicht, welche, besonders zu dieser Uhrzeit, weitaus beliebter ist als sämtliche Nebengässchen. Einzelne Händler haben ihre kleinen Stände aufgebaut und verkaufen hier und da ein paar Dinge des täglichen Lebens. Obsthändler, welche frisches Obst und Gemüse anbieten. Händler mit Fleisch, Fisch und Reis. Ein Mann, der seine bunten und hübsch verzierten Masken unter die Leute bringen will. Und auch ein Grillstand, an den man verschiedene kleine Gerichte erstehen kann. Vor genau diesem Grillstand steht auch Naruto und beißt genüsslich Stück für Stück von seinem Teriyaki ab. Doch bevor Hinata auch nur einen Murks von sich geben kann, hebt Kiba den Arm und winkt zu Naruto hinüber. Seine Haare leuchten hellgolden im Sonnenlicht. Ebenso auch seine Jacke und seine Hose, beide in einem hellen Orange, die er ständig trägt. „Hey, Naruto, alles klar?“ Sofort reagiert Hinata und will Kiba bei seinem Vorhaben stoppen, dennoch ist es längst zu spät. Naruto hat Kibas Stimme laut und deutlich gehört, dreht sich um und winkt mit einem großen, erfreutem„Hey!“ zurück. Schnell isst der die Reste seines kleinen Snacks, wirft den Holzspieß in den Mülleimer und rennt zu den Beiden rüber. Hinatas Reaktion darauf ist, sich leicht hinter Kibas Rücken zu verstecken. In der stillen Hoffnung, dass er sie nicht entdeckt. So reagiert sie meistens, wenn sie sich begegnen und nicht gerade auf einer Mission sind. Sie versteckt sich hinter Ecken, Bäumen, Säulen oder wie in dem Fall, hinter ihren Mitmenschen. Doch bisher hat es nur sehr selten funktioniert. Und zwar dann, wenn Naruto intensiv trainiert. Dabei blendet er die ganze restliche Welt ab. Abgesehen davon sind ihre Versuche vergeblich.  Schon jetzt ist ihr Puls am Rasen. Nervosität breitet sich in ihrem Körper aus. Ihre mittlerweile schwitzigen Hände bemerkt sie nicht. Richtig verschüchtert, wie ein fremdelndes Kind, lugt sie hinter Kibas Schulter hervor. Wie immer spielt sie mit ihren Zeigefingern herum, um das Zittern und das Stottern schon im Keim zu ersticken. Für den Fall, dass Naruto sie anspricht. Doch im Moment gilt dessen Aufmerksamkeit Kiba. Ganz erfreut, ein paar von seinen Freunden zu treffen, beantwortet Naruto seine Frage. „Hey, Kiba, bei mir ist alles locker und bei euch?“ Natürlich ist ihm Hinatas Anwesenheit nicht entgangen, hat er sie noch vor ihrem Versteckungsversuch sehen können. Kiba grinst ihn an. „Natürlich! Und, was hast du so gemacht?“ Für kurze Zeit hat er die Augen geschlossen gehabt, nun blickt er ihn mit offenen, freundlichen Augen an. Naruto winkt mit einer kurzen Geste ab. „Ach, nichts besonderes. Kakashi liegt immer noch im Krankenhaus und die meisten anderen Jonin sind schon auf einer Mission gewesen. Da hab ich einfach mal nur den freien Tag genossen. Wart ihr auf einer Mission?“ Neugierig, ob Kiba was zu erzählen hat, sieht er auf dessen verdreckte Kleidung. Doch Kiba achtet nicht darauf.   „Nein, wir haben nur den ganzen Nachmittag mit Kurenai trainiert und sind gerade auf dem Nachhauseweg.“ Dieses Mal muss Naruto grinsen. „Das Training sieht man euch an. Und, trainiert ihr morgen wieder? Da fällt mir ein, wo habt ihr eigentlich Shino gelassen?“ Suchend blickt er umher. „Shino muss noch was für seinen Vater erledigen, deswegen ist er eher von uns gegangen. Aber nein, morgen werden wir kein Training haben. Morgen findet eine Konferenz beim Hokage statt.“ Er lässt eine kurze, absichtliche Pause einfließen, bevor er weiterredet. „Ich für meinen Teil werde meiner Mutter in der Praxis helfen und ihr dabei über die Schulter gucken. Da kann ich mir dann noch den einen oder anderen Kniff mir abschauen; um meine Zusammenarbeit mit Akamaru noch viel besser zu machen.“ Tätschelt dabei wieder Akamarus Kopf. „Und, was machst du morgen?“ Immer noch freundlich und neugierig guckt er dieses Mal an Kiba vorbei. Ein paar Sekunden braucht sie, um zu registrieren, dass er damit sie angesprochen hat. In Sekundenschnelle schießt ihr erneut das Blut ins Gesicht, sie spürt die schon fast brennende Wärme in ihren Wangen. Die Ruhe, die geringe, die sie in der kurzen Zeit sich hat aufbauen können, verpufft nun ins Nichts. Ihr Puls fängt an zu rasen und in ihren Ohren rauscht es stark. Doch trotzdem ihres Herzklopfens wird ihre Atmung nicht stärker, sondern flacher. So reagiert sie immer, wenn er ihr seine Aufmerksamkeit schenkt. Auf einer Mission, da sind die meisten ihrer Gedanken auf den Erfolg dieser Mission fokussiert. Aber wenn er einfach nur vor ihr steht, so wie jetzt, dann ist es eine ganz andere Sache. Sie bekommt gerademal halbwegs klare Gedanken hin, doch das Sprechen erscheint ihr gerade wieder als eine der schwersten Sachen der Welt. Der Mund, die Lippen, die Stimmbänder – sie alle versagen gleichzeitig ihren Dienst. So steht sie da, mit richtig roten Wangen und bringt keinen einzigen Ton heraus.   Doch davon lässt Naruto sich nicht beirren. Freundlich blickt er Hinata weiter an. Doch darauf, dass es ihr aufgrund ihrer Schüchternheit nicht möglich ist, auf seine Frage eine Antwort zu geben, kommt er nicht. Er geht davon aus, dass sie ihn schlicht und einfach akustisch nicht verstanden hat. Oder dass sie sich nicht angesprochen gefühlt hat und dachte, er redet immer noch mit Kiba. Dabei hat sie es, mehr als deutlich, mitbekommen. So geht er zwei Schritte auf die Seite, und drückt Akamaru sachte hinter sich. Streichelt und lobt ihn durch aufmunterndes Klopfen auf den Kopf. Im Gegensatz zu Naruto weiß Kiba von der Schüchternheit Hinatas und er will ihr damit quasi die Chance geben, etwas dagegen zu tun, auch wenn es nicht viel wäre. Doch zumindest sollte sie es in seinen Augen wenigstens versuchen. Sie muss nur noch den Strohhalm ergreifen, der vor ihr liegt. Naruto hingegen geht die wenigen Schritte, die sie voneinander trennen, auf sie zu. Bis die Entfernung zwischen ihnen gerade mal 30 Zentimeter beträgt.   „Was wirst du morgen machen, Hinata?“, fragt Naruto sie nun direkter. „Wirst du mit deinem Vater oder Neji trainieren?“ Lächelnd verschränkt er die Arme an seinem Hinterkopf. Doch mittlerweile ist es zu viel für sie. Ihr Herz klopft noch einen Tick schneller und die Aufregung kriecht ihr von den Zehen durch den ganzen Leib. Nein, nicht schon wieder, bitte nicht schon wieder. Gerade mal diese Gedanken schießen ihr durch den Kopf, als sich vor ihren Augen mal wieder die schwarze Dunkelheit ausbreitet. „Hinata!“ Sie hört, wie jemand ihren Namen ruft. Jedoch klingt es wie ein Ruf ganz aus der Ferne. Auch kann sie nicht erkennen, wer von beiden ihren Namen ruft, es könnten auch beide gleichzeitig sein. Sie spürt, wie ihr die Beine nachgeben und wegklappen. Dann bekommt sie gar nichts mehr mit.  Langsam öffnet sie ihre Augen. Desorientiert versucht sie herauszufinden, wo sie gerade ist. Unter ihr befindet sich eine große und weiche Matratze, unter ihrem Kopf ein ebenso großes und weiches Kopfkissen. Hinata braucht ein paar Sekunden, um zu registrieren, dass es sich um ihr eigenes Bett handelt. Noch leicht schläfrig reibt sie sich die Augen. Schon längst ist die Sonne aufgegangen und scheint durchs Fenster in ihr Zimmer hinein. Zwar steht ihr Bett außerhalb der Reichweite, der Sonnenstrahlen, dennoch reicht es aus, um ihr Zimmer zu erhellen. Schließlich richtet sie sich auf. Wie bin ich nur hierhergekommen, fährt es ihr durch den Kopf. Sie kann sich nicht erinnern, sich ins Bett gelegt zu haben, geschweige denn, überhaupt nach Hause gegangen zu sein.  Konzentriert versucht Hinata sich zu erinnern. Es dauert nur wenige Sekunden, bis sie die Erinnerung einholt. Sie war mit Kiba vom Training auf den Weg nach Hause. Unterwegs trafen sie Naruto, er hat sie angesprochen. Und dann …  Genervt seufzend und mit ihrer Hand ihre Augen bedeckend lässt sie sich wieder zurückfallen. Schamesröte steigt ihr ins Gesicht. Schon wieder ist es ihr passiert, schon wieder ist sie vor Naruto in Ohnmacht gefallen. Sie ist schon seit mehreren Jahren in ihn verliebt; und in all den Jahren hat sich nichts verändert. Zwar schafft sie es längst, in sein Gesicht zu blicken und auch mal ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Dennoch passiert es ihr hin und wieder, dass sie einen Rückfall bekommt, einfach wegtritt. So wie es ihr gestern passiert ist. Dann haben sie vermutlich die Jungs nach Hause gebracht und irgendwer muss sie ins Bett gelegt haben. Erschrocken sieht sie schnell an sich herunter. Doch sie ist immer noch in der gleichen Kleidung wie gestern, lediglich ihre Schuhe sind ausgezogen und liegen neben dem Bett. Erleichtert über diese Tatsache atmet sie auf. Aber wer hat sie ins Bett gelegt? War Neji etwa von seiner Mission zurück? Oder war noch einer der Bediensteten hier? Vermutlich, denkt sich Hinata, hat Vater doch nicht alle Angestellten mitgenommen. Wie dem auch sei, es ist Zeit zum Aufstehen.  Schnell hüpft sie in ihre Schuhe, schnappt sich die Haarbürste vom Nachtkästchen und bürstet sich an dem großen Spiegel an ihrem Schrank. Sie mag ihre Haare, sie gefallen ihr. Ob sie wohl auch Naruto gefallen? Die Vorstellung, wie er mit seinen Fingern durch ihre Haare fährt, damit spielt; lässt sie wieder erröten. Sie schüttelt den Kopf, versucht dadurch, von diesem Gedanken wegzukommen. Nein, sie will sich nicht nur in Tagträumen und Vorstellungen verlieren. Sie ist nun noch mehr dazu entschlossen, etwas gegen ihre Schüchternheit zu unternehmen. Auch wenn sie es schon die ganze Zeit versucht, will sie sich nun noch mehr anstrengen, mehr erreichen. Und wenn es nur die Antwort auf ihre Frage ist, wie Naruto über ihr Haar denkt. Doch bevor sie auch nur irgendwas unternimmt, will sie erst mal frühstücken.   „Guten Morgen, Fräulein Hinata. Ich hoffe, ihr hattet einen erholsamen Schlaf.“ Kaum hat Hinata die Küche betreten, kommt ihr schon ein Bediensteter entgegen. „Ebenfalls guten Morgen, Koichi.“ Wie eigentlich alle trägt auch er im Haus einen Hauskimono. Er hat eine normale, schlanke Statur und langes, braunes Haare. Dass er für die Arbeit zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Von der Größe her ist er genauso groß wie Neji, wenn nicht sogar einen Kopf größer. Das Siegel auf seiner Stirn, das jedes Mitglied der Nebenfamilie bekommt, bedeckt er mit einem dünnen, braunen Bandana. Schon immer war es in der Hyuuga-Familie üblich, Mitglieder der Nebenfamilie als Dienstkräfte einzusetzen. Allerdings eher die, die weniger für den Einsatz im Kampf geeignet sind. So wie Koichi.  Dieser bereitet gerade ihr Frühstück weiter vor, während sie sich eine Teekanne zurechtstellt. „Fräulein Hinata, ich möchte euch nicht ins Wort fallen, aber ihr habt euren freien Tag. Lasst mich das erledigen.“ Schon vor langer Zeit hatte Hinata ihm das Du angeboten, allerdings hatte Koichi darauf verzichtet. Was an dem großen Einfluss ihres Vaters liegt; selbst jetzt, wo er nicht mal ansatzweise anwesend ist. „Danke schön, Koichi“, sagt Hinata und setzt sich an den kleinen Tisch in der Küche. Natürlich gibt es einen Speisesaal, aber so viel Mühe wollte sie ihn nicht machen. Außerdem käme sie sich in dem großen Raum mit den vielen, leeren Stühlen klein und allein vor. Wenige Minuten später hat Hinata eine große Tasse, gefüllt mit warmen grünen Tee, vor sich stehen. Koichi reicht ihr eine kleine Schüssel. Darin liegen salzig-sauer eingelegte Pflaumen. Hinata nimmt sich eine mit den Stäbchen, die er ihr ebenfalls reicht. Kaum hat sie sie aufgegessen, spürt sie ihre Wirkung. Obwohl sie eigentlich hellwach war, bemerkt sie, wie die Pflaumen wie eine frische Dusche ihre Lebensgeister beleben. Nun ist sie vollständig wach, der Tag kann kommen. Ebenfalls spürt sie die Wirkung auch an ihren Mundwinkeln. Der Geschmack lässt diese zusammenzucken.   „Tut mir leid, aber ihr wisst ja, wie man sagt. Eine Pflaume am Tag erspart den Weg zum Doktor.“ Dabei räumt er die Schale weg und stellt zwei neue hin. Die eine gefüllt mir leckerem, warmen Reis und getrocknetem Purpurtang. Die andere gefüllt mit ebenso warmer Tempura. Hinata isst beides mit Genuss. „Apropos Doktor, da gibt es etwas, was ich fragen müsste.“ Zögerlich blickt er zu Hinata, die gerade die leere Reisschüssel auf die Seite schiebt. „Was gibt es denn, Koichi?“ „Es ist so, Fräulein Hinata, ich hätte heute einen Arzttermin und es wäre sehr schwer, einen neuen zu bekommen. Allerdings bin ich der einzige Angestellte hier und ich weiß nicht, wie viel Zeit der Arztbesuch in Anspruch nehmen würde.“ Betreten sieht er auf seine Füße. „ Höchstwahrscheinlich könnte es den ganzen Tag beanspruchen und sie müssten sich selbst versorgen.“ Er verstummt. „Ach, Koichi, das ist doch gar kein Problem. Wenn du einen Termin hast, dann musst du da auch hingehen.“ Koichis Gesicht erhellt sich augenblicklich, bevor sich wieder ein Schatten darüber legt. „Aber was wird ihr Vater dazu sagen, wenn er es erfährt?“ Sie schiebt nun auch die andere leere Schüssel auf die Seite, steht auf und geht auf Koichi zu. „Im Moment ist mein Vater nicht da, das heißt, ich habe gerade das Sagen. Und einen Tag alleine werd ich ja wohl alleine klar kommen. Selbst wenn mein Vater es herausfindet und was sagt, dann sag ihm einfach, dass es ein Befehl von mir war.“ Dabei lächelt sie ihn an. „Danke, Fräulein Hinata, das ist wirklich sehr freundlich von ihnen. Vielen lieben Dank!“ Übereifrig schüttelt er ihre Hände, was sie leicht überrumpelt. Was man ihr auch ansieht. „Oh, tut mir leid, ich wollte nicht so aufdringlich sein.“ Sofort lässt er ihre Hände los und geht einen Schritt zurück. Nimmt die Schüsseln und die Tasse, wäscht sie und trocknet sie ab, und räumt diese wieder auf. „Wenn es ihnen nichts ausmacht, ich müsste eigentlich auch gleich los. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!“ Verbeugt sich und geht raschen Schrittes zu einem der Nebenhäuser. Es gelingt ihr gerade noch, ihm ebenfalls einen schönen Tag zu wünschen, da ist er auch schon weg. Nun ist sie ganz alleine im Haupthaus.   Fragend sieht sie sich erst um, dann sich selbst an. Ich habe immer noch die Sachen von gestern an. Auf jeden Fall brauche ich frische Klamotten, denkt sie sich. Und ein Sprung unter die Dusche könnte auch nicht schaden. So geht sie wieder die Treppen rauf ihn ihr Zimmer. Zu ihrem Schrank, wo sie sich eine bequeme, kurze Hose und ein schönes T-Shirt raussucht. Damit, und mit frischer Unterwäsche geht sie in den Badebereich. Bis sich der Weg in zwei Wege aufteilt. Der eine führt zu dem großen, hauseigenen Badebecken, der andere zu den Duschen. Kurz überlegt sie, entscheidet sich dann für die Dusche. Doch bevor sie ins Duschzimmer kommt, führt sie der Weg in den Umkleideraum, welcher direkt davor liegt. Nachdem sie alle erdenklichen Taschen untersucht und ausgelehrt hat, zieht sie sich aus und steckt die leicht verschmutzte Wäsche in ein Wäschesilo. Die frischen Klamotten legt sie stattdessen obendrauf; auf den geschlossenen Deckel. Aus dem Schrank oben zieht sie sich zwei weiße Handtücher raus, die sie auf die Handtuchhalter an der Wand gegenüber aufhängt. Dann geht sie in den nächsten Raum und duscht ergiebig. Lässt das warme, angenehme Wasser über ihren wohlgeformten, weiblichen Körper laufen. Cremt sich mit Duschgel ein und verteilt Shampoo in ihrem Haar, welche sie langsam schaumig massiert. Dann lässt sie wieder das warme Wasser durch die Brause über ihren Kopf fließen, genießt es. Wie lange sie darunter steht, weiß sie nicht. Sie hat schon wieder jegliches Zeitgefühl verloren. Dieses Mal allerdings freiwillig. Das Wasser wäscht den ganzen Schmutz und Schweiß weg. Dennoch hat sie das Gefühl, als könnte es auch alle ihre Sorgen und Probleme wegwaschen. Wenigstens für die kurze Zeit. Sie mag das Gefühl, wenn das Wasser über ihren gesamten Körper fließt. Auch wenn sie es nicht ewig aushält. Ihre Haut fühlt sich an, als würde sie zusammenschrumpfen, und ihren ganzen Körper spannen. Mit flinken Handgriffen dreht sie das Wasser ab und verlässt die Dusche. Geht hinüber zu dem Handtuchhalter, wo sie sich ein Handtuch nimmt und ihre Haare abrubbelt, anschließend den Rest ihres Körpers. Bis sie dann, abgesehen von den Haaren, wieder trocken ist. Doch bevor sie sich ans Anziehen macht, holt sie aus dem Schrank eine Bodylotion und reibt sich damit ein. Danach zieht sie sich die frische Kleidung an, hängt das Handtuch zu Trocknen über den Wäschekorb. Wo hab ich bloß letztes Mal den Föhn hingelegt, überlegt sie sich. Denn im Umkleideraum liegt er nicht. So vermutet sie, dass er dann nur in ihrem Zimmer sein kann.  Doch sie irrt sich. Auch in ihrem Zimmer ist nirgends der Föhn zu finden. Weder liegt er sichtbar auf dem Boden, noch aufgeräumt im Schrank. Langsam versucht sie gedanklich zu rekonstruieren, wo sie ihn zuletzt gesehen hat. Sie könnte ihre Haare auch an der Luft trocknen lassen, allerdings ist es heute anders als früher. Jetzt brauchen die Haare dabei viel länger. Doch so wie es scheint, bleibt ihr wohl nichts anderes übrig. Erneut an diesem Tag bürstet sie sich die Haare zurecht. Seufzend geht sie zu ihrem Bücherregal, und sucht sich ein mitteldickes Buch heraus. Eines über japanische Märchen, welche sie als Kind schon gerne gelesen hat. So liest sie sich nun wieder fest. Bis sie dann langsam das wachsende Hungergefühl wieder zurück in die Realität befördert. Ihre Haare sind längst trocken. Erstaunt darüber, wie schnell die Zeit verging, stellt sie das Buch ins Regal zurück und kämmt sich noch ein letztes Mal die Haare. Prüfend blickt sie auf die Uhr, die ihr zeigt, dass es mittlerweile halb zwei ist. Höchste Zeit, was zu essen, findet sie. Doch kaum steht sie unten in der Küche vor dem Kühlschrank, wird sie wieder nicht fündig. Der Kühlschrank ist zwar nicht leer, allerdings sind es lauter Zutaten für Mahlzeiten, bei denen man einen großen Appetit braucht. Und der von Hinata ist dagegen eher gering. Ihr Appetit schreit eher nach einer leichten Speise, wie eine Misosuppe. Überall in der Küche und in der Vorratskammer sieht sie sich um, kann aber gerade mal die Hälfte der Zutaten auffinden. Na gut, denkt sie sich, dann muss ich eben schnell los und den Rest besorgen. Ihren Geldbeutel und eine große Stofftasche sich schnappend verlässt sie das Anwesen in Richtung Supermarkt. Die Sonne scheint nun heller und kräftiger als vorhin, der Himmel ist nun gänzlich wolkenfrei. Bis auf ein paar einzelne Schäferwölkchen. Die Menschen gehen ihren alltäglichen Arbeiten nach, privat und beruflich. Hier und da begrüßen die Leute sie und Hinata grüßt zurück. Schließlich, nach einem kleinen Spaziergang, erreicht sie den Laden und betritt ihn.   „Guten Tag, Fräulein Hyuuga.“ Mit einem tiefen Beugen, soweit es im Stehen möglich ist, begrüßt die Empfangsdame Hinata. Diese geht durch die Regalreihen und sucht sich die fehlenden Zutaten zusammen. Misopaste, Algen, Frühlingszwiebeln und Bonitoflocken. Nun hat sie fast alles, was sie braucht. Als letztes steuert sie das Tofu-Regal an. Gerade, als sie den Tofu nehmen möchte, klopft ihr von hinten jemand an die Schulter. „Hey, Hinata, du auch hier?“ Diese dreht sich um, und erschreckt sich sofort. Damit hat sie jetzt auch am wenigsten gerechnet. Vor ihr steht Naruto, und lächelt sie an. Weit und breit ist sonst niemand zu sehen. Kein Kunde, und auch kein Angestellter. Mut fassen, Hinata, denkt sie sich. Dieses Mal bist du alleine hier. Das ist die Gelegenheit, du musst nur danach greifen. Doch ist es nie so leicht, es genauso umzusetzen, wie man es sich dazu zu motivieren versucht. Dennoch wagt sie es. „Hallo Naruto, schön dich zu sehen.“ Innerlich erstaunt sie von einer Sekunde auf die andere. Hat sie das gerade wirklich gesagt? War sie nicht zu leise? Anscheinend nicht, denn Naruto antwortet ihr. Erst jetzt bemerkt sie, dass sie wieder rote Wangen bekommen hat.   „He he, ich freue mich auch, dich zu sehen. Dir scheint es auch wieder besser zu gehen. Gestern bist du auf einmal umgefallen und da haben Kiba und ich dich nach Hause gebracht. Hast dich offenbar über Nacht gut erholen können. Da bin ich aber froh.“ Kaum hat er das ausgesprochen, wird sie noch ein Stück roter im Gesicht. Doch Naruto geht nicht darauf ein. Verschränkt die Arme an seinem Hinterkopf und fragt sie neugierig: „Und, was willst du mit dem Tofu machen?“ Hinata braucht ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. „Ich möchte mir heute eine Misosuppe machen. Wir hatten keinen Tofu zu Hause, ebenso wie andere Zutaten. Deswegen bin ich hier, um sie zu kaufen.“ Zwar klingen ihre Worte wie immer total zaghaft, aber einen Ton lauter als sonst. Naruto grinst sie weiter an. „Hört sich lecker an.“ Sieht dann auch zu gleich auf seine Nudeltöpfe. „Mir sind mal wieder die Nudelsuppen ausgegangen und ich brauche ganz dringend welche. Die hier schmecken sehr gut, kann ich dir also nur empfehlen.“ Kurzes Schweigen tritt ein, und Hinata nimmt sich zwei Tofu-Packungen und legt sie zu dem Rest in die Tasche. „Ich glaub, es wäre besser, wenn wir die Sachen bezahlen gehen. Ich bin nämlich sowas von am Verhungern.“ Wie um seine Aussage zu untermauern, kommt ein leichtes Knurren aus seiner Magengegend. Dieses Mal bekommt Hinata nur ein leichtes Nicken hin, was Naruto glücklicherweise bemerkt. Für diese Uhrzeit etwas ungewöhnlich, aber vorteilhaft für die Beiden, ist an der Kasse nicht viel los, so dass sie relativ schnell drankommen und ihre Sachen jeweils bezahlen können. Nachdem sie alles in ihre Tüten, Hinata ihre Stofftasche, Naruto in eine gekaufte, verstaut haben, verlassen sie den Supermarkt wieder. Erst jetzt merken sie, wie warm es draußen mittlerweile ist. Weswegen sie dankbar dafür sind, dass sie dünne Freizeitklamotten tragen. „Sag mal, in welche Richtung musst du eigentlich?“ Hinata deutet nach links. „Hier, in diese Richtung muss ich gehen.“ "Das ist ja ein cooler Zufall, genau da muss ich auch lang. Dann können wir doch zusammen nach Hause gehen.“ Freudestrahlend sieht er sie an. Sie wird wieder ein Stück roter. Zwar ist sie jetzt nicht komplett rot, aber ihre Wangen erinnern an kleine Apfelbäckchen. Das können wir gerne machen oder? Das wäre sehr schön. Sie würde das in diesem Moment so gerne sagen. Aber sie bekommt gerade mal ein schwaches Ja hin.   Ihre Taschen tragend gehen sie nebeneinander die Wege und Straßen entlang. Doch ihr Gespräch miteinander geht eher schleppend. Hinata bringt, wie vorhin, einfach nicht die Worte aus dem Mund, die in ihrem Kopf herumschwirren. Was ist nur mit mir los? Wieso bekomme ich es nicht mehr hin? Warum kann ich nicht ganz einfach und normal mit ihm reden? Das Gefühl von Verzweiflung und innerer Ohnmacht füllt Hinatas Inneres auf. Da hat sie nun die Chance, möglicherweise hat sie noch mehr und sie konnte sie wieder nicht ergreifen. Zum einen wegen ihrer Schüchternheit, aber auch ein anderer Grund steht ihr dabei im Weg …  Während sich ihr Weg, auf dem sie laufen, sich gabelt. Hinata steuert die linke Seite an, während Naruto zum anderen Weg geht. Lächelnd dreht er sich zu ihr um. „Es war echt schön mit dir, hat mir echt Freude gemacht. Aber ich muss jetzt den Weg hier nehmen, der führt zu meiner Wohnung. Also, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!“ Dreht sich um und geht seines Weges. Na toll, wie ich das wieder gemacht habe, echt große Klasse. Aber was hätte ich schon erwarten sollen? Letzten Endes hat sich nichts geändert. Ich kann immer noch nicht mit ihm reden, und falle vor ihm in Ohnmacht. Es wäre so schön gewesen, wenn es dieses Mal anders gewesen wäre. Wenn ich mich doch nur mehr getraut hätte. Das anfängliche depressive Gefühl weicht nun Resignation. Seufzend geht sie nun ihren Weg, kommt aber nicht sehr weit. Nach ein paar Schritten bleibt sie stehen. Wollte ich es nicht versuchen? Wollte ich nicht die Gelegenheit nutzen? Wiederwillig und unsicher steht sie noch da, im nächsten Augenblick dreht sie sich um, und fängt an zu rennen. In der Hoffnung, ihn noch einzuholen.Die Tasche schlägt und baumelt gegen ihre Beine. Kaum ist sie in den anderen Weg gerannt, steigert sie ihre Motivation. Er ist zwar schon etwas weit gekommen, aber ist immer noch in Sichtweite. Hinata nimmt ihren ganzen Mut zusammen und fängt wieder zu laufen an. „Naruto, warte mal kurz!“, versucht sie zu rufen, doch es ist zu leise, er hört sie nicht. Sie schüttelt den Kopf und versucht es dieses Mal erneut, so laut sie kann.   Und dieses Mal scheint es zu klappen. Naruto dreht sich um und als er sie sieht, dass Hinata ihm nachläuft, rennt er ihr entgegen. Bis sie wieder voreinander stehen. Hinata atmet ein wenig hektischer und lauter. Was aber nicht an dem kleinen Lauf liegt, jedenfalls nicht nur. Ihre Hände sind beinahe schweißgebadet und ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals. Wieder nimmt sie ihren gesamten Mut zusammen, ignoriert ihren heißen Kopf. „Naruto, meine Familie ist gerade nicht zu Hause und Misosuppe schmeckt geteilt noch besser. Hast du Lust, mit zu mir nach Hause zu kommen?“ Gespannt sieht sie ihn an. Wird er die Einladung annehmen? Doch Narutos breites Grinsen verrät alles. „Danke, Hinata. Das würde ich sehr gerne tun.“ Hinatas Herz strahlt vor Glück, nicht nur, weil er zugesagt hat, sondern auch, weil sie sich getraut hat, ihn zu fragen. Es ist zwar nur ein kleiner Schritt, aber dieses Mal ist es anders, anders als sonst. Und so gehen sie zusammen zu dem Hyuuga-Anwesen, nur mit dem Unterschied, dass Hinata sich nun im Gegensatz zu vorhin ein wenig mehr zu sprechen traut, vor allem ihm gegenüber. Trotz immer noch anwesender Nervosität, lautem Herzklopfen und roten Wangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)