Who can find... von alienV (My lost life?) ================================================================================ Kapitel 1: All I never wish --------------------------- Halloo~ ^-^ Ich wollt zuerst mal eine kleine Begrüßung schreiben...^^ Das hier ist meine zweite FF auf Mexx (die erste hab ich wieder gelöscht ><) und hoffentlich gefällt sie euch... Ich will im Voraus noch sagen, dass die FF im Laufe der Kapitel etwas fröhlicher wird und nicht mehr so traurig ist und es kommt auch mehr Shonen-ai rein XD Danke noch an und , die mir geholfen haben bei Schreibfehlern, Titelauswahl und Meinung =] *knuffz* - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Ich hatte es in den letzten Wochen und Monaten wirklich nicht leicht. Zuerst bekam meine Mutter diese tödliche Krankheit und konnte nur noch im Bett liegen. Während dieser Zeit ging es uns allen natürlich nicht so gut. Dann beichtete uns noch mein Vater, er habe schon lange eine andere Familie, um die er sich kümmern musste und kümmern wollte. Am nächsten Tag war er verschwunden; das Einzige, was er hinterlassen hatte, war eine Telefonnummer und eine Adresse. Natürlich kam keiner von uns auf die Idee, nur einmal da anzurufen, aber wir brachten es auch nicht übers Herz, den Zettel wegzuwerfen. Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wär, verzweifelte auch noch mein zwei Jahre älterer Bruder und lief irgendwann von Zuhause weg. Nun waren nur noch meine Mum und ich da. Nie hatte ich es ihm verziehen, dass er uns alleine gelassen hatte. Ich besorgte mir einen Job, um uns wenigstens noch ein wenig über Wasser halten zu können, denn der Unterhalt meines Vaters wurde immer für die Miete unseres Hauses gebraucht. Natürlich konnten wir auch nicht umziehen. In ihrem Zustand sollte meine Mutter so wenig wie möglich bewegt werden und allein würde ich den Umzug sowieso nicht schaffen. Mehr und mehr begann ich, mich zurück zu ziehen, redete weniger mit meinen Freunden und auch im Unterricht wurde ich so still. Man konnte wirklich sagen, es war eine Katastrophe. Und ich musste sie auch noch alleine durchstehen. Niemand konnte helfen, niemand schaffte es, meinen Vater zurück zu bringen, niemand hatte meinen Bruder gesehen und niemand traute sich, mit mir über alles zu reden. Nicht, dass ich es gewollt hätte. Ich hätte sowieso nichts gesagt. Jeden Tag graute es mir davor, meine Mutter könnte heute sterben. Und als es dann endlich so weit war, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Weinen? Nein, auf keinen Fall. Das hatte ich in letzter Zeit so oft getan. Zu oft. Meinen Vater anrufen? Nein, lieber auch nicht. Es sollte nicht so rüberkommen, als würde ich ihn brauchen. Ich hasste ihn für das, was er getan hatte. Zuerst kam ich ein paar Wochen bei meiner Tante Jessy unter, die Schwester meines Vaters, die in derselben Stadt wohnte wie wir - oder eher wie ich. Sie war nett zu mir, aber aufgrund ihrer Arbeit hatte sie sehr wenig Zeit. Wieder fühlte ich mich so alleine gelassen... "Mike?" Ich sah nicht auf, als mich mein Vater auf der Beerdigung ansprach. Wieso war er überhaupt hier? "Ich rede mit dir, Mike", meinte er barsch. Wie konnte er jetzt auch noch unfreundlich werden? Der Einzige, der die Berechtigung dazu hatte, war ja wohl ich. "Ja, was denn!" "Also wir haben das jetzt geklärt". Er setzte sich neben mich auf die Bank in der Kirche. "Was geklärt?" "Jessy und ich. Sie sagt, es wäre besser wenn du zu mir ziehst, da sie sich nicht so um dich kümmern kann". Ich schnaubte nur verächtlich. "Ach, komm schon. Du wirst eh nichts daran ändern können. Außerdem bin ich mir sicher, dass es dir gefallen wird". Gefallen? Dort? Bei diesem Idiot und seiner ach so tollen Familie, die ihm viel wichtiger ist als seine todkranke Frau!? "Das Haus ist wirklich schön und du hättest dein eigenes Zimmer. Und deine Stiefmutter ist wirklich nett und sie hat einen Sohn in deinem Alter..." "Von dir?" "Was von mir?" "Ist der Sohn von dir?" Zum ersten Mal seit Monaten sah ich in sein Gesicht. Ich setzte einen richtigen Todesblick auf. Wie das doch in die Situation passte... "Nein". Wieder schnaubte ich. "Ich will nicht". "Morgen kommt der Umzugswagen". Das war das Letzte, was er sagte, bevor er sich wieder erhob und sich davon machte. Ganz toll. Jetzt musste ich auch noch bei denen wohnen. Ich hatte natürlich mal wieder nichts mit zu reden, obwohl es ja um mein Leben und meine Zukunft ging. Schönen Dank auch. Der wollte mich doch überhaupt gar nicht, oder? Wieso musste so etwas aber auch ausgerechnet mir passieren? Am nächsten Tag stand der Umzugswagen schon um halb sieben vor dem Haus und die Arbeiter halfen mir, alles einzuräumen. Ich hatte einiges mitzunehmen: Möbel, Kleider, Erinnerungsstücke, tonnenweise Fotoalben. Eben vorallem Dinge, die mir halfen, mein altes Leben nicht zu vergessen. Mum nicht zu vergessen. Um neun Uhr war dann der kleine hellblaue LKW zur Abfahrt bereit. "Mike, Schätzchen bitte pass auf dich auf", sagte Jessy noch und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Wie ich sowas eigentlich hasste. Vorallem, weil sie einen rosaroten Abdruck hinterließ. Konnte die mich nicht abknutschen, wenn sie keinen Lippenstift trug? Ich wischte mir die Stirn ab. "Und stell keine Dummheiten an". "Ja doch... Bis dann". Ohne noch einmal zurück zu blicken stieg ich in den Wagen und wir fuhren los. Es standen 2 1/2 Stunden Fahrt vor mir. Zum Glück waren die Umzugsleute ziemlich lustig und so verging die Zeit doch recht schnell. "Nur noch 7 Meilen. Dann haben wir's geschafft". Super. Mein Schafott war noch sieben Meilen weit weg und wir bewegten uns rasend darauf zu. Wollten die mich etwa umbringen?! Ich würde es dort doch keine Sekunde aushalten! Diese neue, bzw. alte Freundin wollte ich nicht kennenlernen und erst recht nicht ihren Sohn. Bestimmt war das so ein Vollspast, ein Nerd, der den ganzen Tag entweder lernte oder Computerspiele zockte, sich niemals nachts draußen rumtrieb und seine erste Freundin mit 25 hatte. Eben ein perfekter Sohn aus Sicht der Eltern, wie sich es mein Vater immer gewünscht hatte. Etwas anderes konnte man doch gar nicht erwarten. Mit so einem könnte ich mich nie im Leben anfreunden. Aber vielleicht musste ich das auch gar nicht. Er würde doch bestimmt den ganzen Tag mit seinem besten Freund, dem Computer abhängen und mich in Ruhe lassen. Irgendwie brachte mich diese Vorstellung zum Grinsen. Ich blieb zunächst im Wagen sitzen, als wir in die Einfahrt fuhren. Es war ziemlich schnöselig hier, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das Wohnviertel bestand nahezu nur aus Einfamilienhäusern mit prächtigen, gepflegten Gärten. So wie auch das weiß verputzte Haus, in das ich ziehen sollte... Sie warteten schon neugierig vor der Tür. Mein Vater, seine gestörte Freundin und... nein, es war überraschend, aber von ihrem Sohn fehlte jede Spur. Irgendwie auch erleichternd. Wahrscheinlich hatten sie sich schon im Voraus gedacht, dass ich heute keinen Schock erleben wollte. Seufzend stieg ich dann aus und schlurfte zu den beiden hin. Der Blick meines Vaters verriet mir, dass ich besser höflich sein sollte zu dieser seltsamen... was auch immer. "Hallo", meinte ich nur knapp und hielt ihr eine Hand hin. "Hi Mike, ich bin Tanja. Wie war die Reise?" "Naja". Tanja also. Vom Aussehen her war sie eigentlich ganz okay. Sie war so um die 35 und hatte lange, karamellfarbene Haare und einen Seitenscheitel. Ihr Gesicht war auch ganz hübsch und sie hatte grüne Augen. Ihre Haut war leicht bräunlich. Wahrscheinlich vom Solarium, denn wer war im Frühling schon braun? So jemand passte überhaupt nicht zu meinem Vater. Er hatte diese, nun ja, hübsche Frau gar nicht verdient. Er war doch ein Arschloch. Ich konnte mir gar nicht richtig vorstellen, dass sie ihn wirklich liebte. Es kam mir eher so vor wie eine Zweckbeziehung; hübsch gegen reich. Aber was ging mich das an? Wäre mir doch nur recht, wenn die sich irgendwann streiten würden und auseinander gehen. "Tanja hilft dir beim Aus- und Einräumen", meinte mein Vater, "Ich muss nämlich nochmal zur Arbeit fahren, weil ich was vergessen hab". Mit diesen Worten holte er auch schon den Autoschlüssel aus seiner Tasche und ging die Straße hinunter, wo sein Auto stand. "Dann wollen wir mal ans Werk gehen, nicht?" Ich nickte nur etwas und verzog genervt den Mundwinkel. Einige Arbeiter hatten auch schon die Möbel ausgeräumt und trugen sie nach oben. Tanja zeigte mir in der Zwischenzeit das Haus. Ein schönes Haus, großräumig, hell und nett eingerichtet. Trotzdem mochte ich es nicht. Oder besser gesagt wollte ich es nicht mögen. Das Einzige was mir gefiel, war mein Zimmer. Es erinnerte mich an mein Zimmer Zuhause. Lang, etwas schmal, unter dem Dach, kleiner Balkon. Auch die Tatsache, dass meine alten Möbel hier standen, gab mir ein gutes Gefühl. "Mike, ich werd ma' runtergehn und Essen machen. Später wirst du dann auch deinen Stiefbruder kennenlernen..." Stimmt, den hatte ich ja ganz vergessen. Egal. War ja sowieso nicht wichtig, an ihn zu denken. Ich räumte noch meine restlichen Sachen in die Schränke, ehe ich dann runter zum Essen gehen wollte. Ich tappste die Treppen hinunter, ging den Flur entlang und riss die Tür zum Esszimmer auf. Vielleicht hätte ich sie doch nicht ganz so stürmisch aufmachen sollen, denn im selben Moment prallte die Tür gegen etwas, das ich nicht sehen konnte. Hoffentlich kein teures Möbelstück oder so... "Au!", rief etwas und gleich darauf hörte ich einen Knall auf dem Boden. Zum Glück... Ich hatte nur einen Menschen erwischt. Langsam und vorsichtig spickte ich um die Türe und erkannte einen Jungen mit schwarzen Haaren, der auf dem Boden saß und sich die Nase hielt. "Äh... sorry". Er blickte zu mir auf und ich konnte ihn mustern. Auch das noch. Schwarze Haare, schwarz geschminkte Augen, schwarze Klamotten... Ich hatte doch nicht etwa einen... einen... einen Emo als Bruder?! Das war ja noch viel schlimmer als ein Nerd! In meiner alten Klasse hatten wir auch Emos, die wollten wir immer nur fertig machen. Wir fanden sie einfach unmännlich. Welcher Junge schminkte sich auch und glättete die Haare? Und die Mädchen waren widerlich. Stylten ihre Haare so, dass sie zehn Meter vom Kopf abstanden und zogen zentimeterbreite, schwarze Striche unter die Augen. Und wie die alle immer rumheulten! Keiner von uns konnte sie leiden und jetzt musste ich es auch noch mit einem aushalten. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Dieses Etwas, das da auf dem Boden saß, erhob sich und machte sich auf zum Bad. Ganz so unfreundlich wollte ich natürlich nicht sein und folgte ihm, schließlich war es ja meine Schuld, dass er blutete. Doch als ich ins Bad kam, hing er nicht über dem Waschbecken, sondern über dem Klo. Wollte er das Blut jetzt etwa mit eau de toilette abwaschen? "Was ist?", fragte ich ihn. "Mir ist... schlecht", erwiderte er nur und würgte schon. Musste wohl immer kotzen, wenn er Blut sah. Gut zu wissen. "Jetzt... wisch dir zuerst mal das Blut ab, dann musst du auch nicht mehr über der Schüssel hängen". "Geht nicht!" Und schon war es passiert. Kein schöner Anblick, kann ich nur sagen. Schnell verzog ich mich aus dem Bad, ehe ich noch dank ihm genauso erbrechen musste. Aber eigentlich hätte ich jetzt gerne gekotzt. Hier war alles echt zum Kotzen. Die Umgebung, mein Vater, ja, seine Freundin war okay... aber ihr Sohn nicht! Wie soll das alles nur weitergehen?! Ich würde wohl bald noch eingeliefert werden müssen von den Leuten mit den weißen Mänteln. Gut 15 Minuten später kam er wieder aus dem Bad. Er war totenblass, noch blasser als vorhin, wenn das überhaupt möglich war. "Geht's wieder?" Er nickte. Toll, dann musste ich mir ja keine Gedanken mehr über ihn machen! "Wie heißt du überhaupt?", wollte er da von mir wissen. "Mike". "Ich bin Blake. Aber nenn mich Blay". Blake. So ein scheiß Name. Und sein Spitzname war noch gestörter, das hörte sich an wie 'blow'. Ja, 'blow' passte zu ihm. Bestimmt war er schwul, so wie er aussah. "Ich nenn dich so, wie du heißt". "Von mir aus". Schulterzucken seinerseits. "Also Mike, könntest du meiner Mum sagen, dass ich keinen Hunger mehr hab?" Sein Blick verriet, dass er in Gedanken hinzufügte: 'Wegen dir'. "Ja, würde ich gern, aber ich hab auch keinen Hunger mehr". Wegen dir. Spast. Wieder Schulterzucken. Ich hätte sowieso nicht gedacht, dass er sich mit mir anlegte. Er ging nach oben in sein Zimmer und auch ich folgte ihm bald. Der nächste Tag in der Schule war einfach schrecklich. Die Lehrerin hatte mich gleich neben Blake plaziert. 'Er sei ja mein Stiefbruder'. Woher wusste die das eigentlich?! Aufjedenfall wollte ich nicht unbedingt neben ihm sitzen, was sich aber leider doch nicht vermeiden ließ. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr auf den Unterricht konzentriert. Wirklich. Während der Pause saß ich dann alleine rum, aber das war ja nicht weiter schlimm. Schließlich war ich das in den letzten Monaten auch gewesen. Ich wollte einfach Abstand von den anderen haben und in Ruhe nachdenken. Jetzt dachte ich zwar nicht nach und ich war nicht freiwillig allein, es machte mir aber auch nichts aus. Als es klingelte, machte ich mich auf zum Klassenzimmer. "Sag mal Blay, wie ist dein Stiefbruder so?", fragte ihn einen von seinen komischen Freunden. Wohl hatten die gar nicht mitbekommen, dass ich unmittelbar in der Nähe stand und alles hören konnte. "Unfreundlich. Hat mir gleich im ersten Moment die Tür vor die Nase gehauen. War bestimmt Absicht, so wie der drauf ist". "Hast du sie noch alle!?", meinte ich da auf einmal, "Das war aus Versehen". Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. "Schade eigentlich". "Wer hat denn mit dir geredet?" "Ich darf ja wohl noch die Wahrheit sagen, wenn du deinen kleinen Freunden so 'nen Mist erzählst". Meine Miene verhärtete sich wieder. "Mist? Dass du unfreundlich bist, stimmt doch". Er sah mich abwertend an. Na warte, dem würde ich es schon zeigen! "Du bist aber auch nicht gerade der Netteste. Und der Hübscheste auch nicht, wenn ich das mal so sagen darf". Ein paar Leute hatten sich schon um uns versammelt und sahen zu. Blake schnaubte verächtlich. "Oooch, wirst du dich jetzt in die Ecke verziehen und heulen? Aber deine Mit-Emos werden dich bestimmt trösten". Ich zog die Augenbrauen hoch und schob meine Lippe nach vorn. Mein Gegenüber sah nun ziemlich wütend aus. "Wenigstens hab ich Freunde, im Gegensatz zu dir!" "Ja, aber auf solche schwanzgesteuerten Leute kann ich echt verzichten!" "Wen nennst du hier schwanzgesteuert!" "Dich? Wen sonst". Das Maß war voll. Er biss die Zähne zusammen und ballte seine Fäuste. "Was willst du jetzt machen? Mich mit deinem Blick töten!?" Ich lachte, doch im nächsten Moment schritt er auf schon mich zu, streckte seinen Arm nach mir aus und zog mich an den Haaren, so stark wie er nur konnte. "Hast du sie noch alle!?!", schrie ich und raufte ebenfalls in seinen Haaren, die allerdings etwas länger waren als meine und somit besser zu packen. "Hör doch auf mit dem Scheiß!" Er antwortete nicht, sondern zog immer mehr an mir. Ich musste mich irgendwie wehren und so fiel mir ein, was mir mein Bruder mal gezeigt hatte. Ich winkelte mein Knie etwas an und stieß ihm es direkt in den Magen, worauf hin er gleich losließ. Jedoch wollte er sofort weiter machen und holte mit seine Faust aus, als ihn plötzlich jemand am Handgelenk packte und somit am Schlag hinderte. Super, ein Lehrer. "Blake und... wer auch immer! Nachsitzen! Heute! Siebte und Achte Stunde!" Mein Stiefbruder und ich funkelten uns böse an. Das war doch alles nur seine Schuld! Hätte er nicht so einen Dreck gesagt, wär ich niemals so schnippisch geworden. Mein Leben lief ja wirklich immer besser... Es war fünf nach zwei, als uns Mr. Cleaner ins Klassenzimmer ließ. Keine Ahnung warum, aber sein Name passte zu ihm. Er sah dem Typen aus der Werbung ähnlich, der immer diese Putzmittel vorstellte. "Ich muss wieder weg. Und ihr benehmt euch, habt ihr verstanden?" Er sah auf seine Uhr. "Ich komm ab und zu mal vorbei und seh' nach euch. Also stellt ja nichts an", sagte er mit einem drohenden Unterton. Schon klar. Nicht einmal Blake würde ich es zutrauen, so doof zu sein und während dem Nachsitzen etwas anzustellen. Dann wär man nämlich entgültig seine freien Nachmittage los. Mr. Cleaner verließ das Zimmer und schloss die Tür. Nun waren wir alleine. Er saß ganz vorne, ich ganz hinten. Keiner sagte etwas. Es war Totenstille. Etwa zwanzig Minuten saßen wir einfach nur da und starrten auf unsere Tische. Das Einzige, was die Stille unterbrach, war ein Seufzer seinerseits. Kurz darauf seufzte ich ebenfalls. "Willst du mich nachmachen?" "Willst du wieder Streit suchen?" "Ne..." Wieder vergingen sämtlich Minuten ohne ein Wort. Mr. Cleaner hat sich innerhalb von einer Schulstunde überhaupt nicht blicken lassen. "Mike...?", meinte dann Blake und drehte sich zu mir um. "Was", erwiderte ich nur trocken. "Irgendwie... tut mir das alles hier Leid". Wie bitte? Er entschuldigte sich bei mir? Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. "Ich meine... ich hätte etwas verständnisvoller sein sollen. Schließlich hat dein Dad gesagt, dir würde es nicht so gut gehen..." "Ach, hat er das". So ein Arsch. Wieso erzählte er Blake, es würde mir schlecht gehen obwohl er an allem Schuld war? Wirklich mies. "Mir... tut es auch Leid". "Dann können wir uns vertragen?" Ich nickte. "Gut. Und sorry nochmal, ich hätt's wirklich besser wissen müssen". "Ach, egal". Ich sah zu ihm und wir blickten uns eine Weile an. Dann stand er auf und kam auf mich zu, setzte sich neben mich. "Mike?" "Hm". "Darf ich... dich in den Arm nehmen?" "Was?! Nein! Auf keinen Fall!" "Ok, dann halt nicht". Kapitel 2: Unspoken ------------------- Hier ein kleines Kapi^^. Sorry, das nächste wird wieder länger XD - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - "Was soll das?!", nörgelte meine beste Freundin Mary am Telefon. "Tut mir ja Leid", meinte ich kleinlaut. "Du bist umgezogen und hast uns gar nichts gesagt! Warum nicht?!" "Hab ich vergessen..." "Vergessen??? Eine blödere Ausrede hab ich ja noch nie gehört!" Sie schnaubte. "Ist aber so. Sorry, man". Einen Moment lang hörte man nichts mehr von ihr. Ob sie wohl noch dran war? "Mary?" "Ja... Ja, ok. Vielleicht bin ich zu sehr ausgeflippt. War nicht böse gemeint. Wie geht's dir jetzt so?" "Naja. Könnte besser sein". Ich seufzte schwer. Sie kicherte nur. "Das ist schön". "Hä?" "Sonst sagst du immer 'Verdammt scheiße' oder 'Muss ich etwas dazu sagen?' aber 'Könnte besser sein' hört sich mal ausnahmsweise richtig gut an". "Aha". Wir redeten lange. Ich fragte sie, was die anderen so trieben und wie die Schule war, aber anscheinend war alles beim Alten. Es hatte sich also nichts geändert, selbst wenn ich nicht mehr da war... Aber wen wundert es? Ich war doch auch so immer abwesend, also war mein Umzug keine große Veränderung. "Mike, ich muss jetzt auflegen. Wir essen gleich und meine Eltern meckern schon. Wirst du bis morgen Abend überleben?" "Hoffentlich nicht". "Okay, ich ruf dich dann einfach an. Bye". Und weg war sie. Hatte sie mir überhaupt zugehört? Ach, was solls. Ich musste jetzt erstmal eine rauchen. Zum Glück hatte ich in meinem Zimmer den kleinen Balkon, wo ich ungestört rauchen konnte. Hätte mein Vater gesehen, dass ich rauche, hätte er mir die Zigaretten höchstwahrscheinlich weggenommen und mir Hausarrest erteilt. Das konnte ich nun echt nicht brauchen. Ich zog die Schachtel aus meiner Schultasche und begab mich zur Balkontüre. Draußen war es ganz schön kalt, obwohl wir schon April hatten. Vielleicht lag es aber auch einfach an der Tageszeit. Abends war es ja nie so warm wie am Mittag. Ich schauderte kurz und zog den Reißverschluss meiner Jacke etwas hoch, holte mir dann einen Glimmstängel aus der Schachtel und steckte ihn in den Mund. Gerade, als ich ihn mir anzündete, genüsslich daran zog und den Rauch in die Luft bließ, hörte ich eine Stimme: "Du rauchst?" Wo kam das denn her? Ich sah zu meiner Zimmertür. Nein, von dort kamen keine Stimmen. "Hier unten", meinte jemand. Ein grinsendes Gesicht blickte mich an, als ich von meinem Balkon nach unten schaute. Unter mir war Blakes Zimmer; er hatte ebenfalls einen Balkon. "Nein, ich bin Nichtraucher. Siehst du doch". Er lachte. "Kann ich auch eine haben?" "Du rauchst?", fragte ich. "Nein, ich bin Nichtraucher". "Achso". Ich holte eine Zigarette aus der Schachtel und warf sie mit samt dem Anzünder nach unten. "Danke". Ich hörte nur noch ein Klicken, wohl gemerkt vom Feuerzeug, doch dann herrschte Stille zwischen uns. Keine Worte. Irgendwie mochte ich das. Wenn es nicht dauernd laut war, konnte man in Ruhe nachdenken und nahm viel mehr um sich herum wahr. Die Landschaft, das abendliche Zwitschern der Vögel... Wenn es ruhig war, konnte ich mich einfach fallen lassen. Über nichts Sorgen machen... "Hast du gehört?", sagte Blake. "Nein, was?" "Es gibt Essen". "Kein Hunger". Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette, ehe ich sie auf dem Geländer des Balkons ausdrückte und auf den Weg unten schnippte. "Ich auch nicht. Schon wieder. Du, Mike?" "Mhh". "Was ist denn eigentlich passiert, dass du so... also du weißt schon". "Ich weiß gar nichts". "Genau das meine ich! Ständig bist du so abweisend. Und dein Dad hat mir ja mal was gesagt...", meinte er mitleidig. Klasse, jetzt bekam er auch noch Mitleid! Das passte mir gar nicht. Und als ob ich dem überhaupt was erzählen würde. Ich hatte mit meinen besten Freunden, die ich schon seit Jahren kannte, gar nicht darüber geredet. Und jetzt kam da so ein komischer Vogel, dem ich alles erzählen soll? Obwohl ich ihn noch nicht einmal drei Tage kenne? Wieso musste mein Vater auch wieder irgendwas rumerzählen. "Und was hat er gesagt?", wollte ich wissen. "Nun ja...", fing er leise an, "dass du unter der Trennung deiner Eltern so sehr gelitten hättest und so". Elender Lügner! Das konnte doch alles nicht wahr sein. Mein Vater war wirklich das größte Arschloch, das ich kannte! Ich zog mir nochmal eine Zigarette aus der Schachtel. Im Moment war ich wirklich genervt. "Das stimmt nicht. Nicht wirklich... Schick mal das Feuerzeug hoch". "Dachte ich mir auch. Er hatte das auch nur so 'nebenbei' mal erwähnt. Wenn ich dir das Feuerzeug gebe, sagst du mir dann, was wirklich war?" "Wieso sollte ich?" "Wir sind doch jetzt Freunde. Erzählt man sich sowas dann nicht?" Freunde. Pff... "Wir haben uns vertragen, mehr nicht. Und wir sind keine Freunde, sondern Stiefbrüder". Danke, ich verzichte auf das Feuerzeug. Mit meinen letzten Worten verschwand ich im Zimmer, knallte die Balkontür zu. Merkte der denn nicht, dass ich mit ihm nicht darüber reden wollte? Und überhaupt, was konnte er schon tun? Es würde nichts nützen, wenn ich mit ihm darüber sprach. Er konnte weder meine Mum wiederbeleben, noch meinen Bruder zurückholen, noch meinem Vater eine Gehirnwäsche verpassen, noch die Zeit zurückdrehen. Also wäre es doch sowieso umsonst. Ich entschloss mich, doch nach unten zum Essen zu gehen. Blake sollte ja nicht auf die Idee kommen, bei mir vorbeizuschauen. Da wollte ich lieber nicht in meinem Zimmer sein, falls er auftauchte. Doch als ich im Esszimmer ankam, wünschte ich mich gleich wieder nach oben. Dieser Blick... wie er mich ansah. Ich wusste ganz genau, dass ich unerwünscht bei meinem Vater war, aber so offensichtlich musste er das doch nicht zeigen. Ich wusste es auch so. Nie wieder würde ich nochmal zum Abendessen erscheinen, das schwör ich! Tanja hingegen war wirklich nett. Sie bot mir den Stuhl neben sich an, schöpfte mir Suppe in den Teller und wünschte mir einen Guten Appetit. Und sie lächelte. Genau, sie lächelte mich an; einfach das komplette Gegenteil von meinem Vater. Wäre er nicht da gewesen, hätte ich vielleicht sogar zurück gelächelt. Blake war so ein Glückspilz... Still fing ich an, meine Suppe zu löffeln. "Schön, dass sich Blay und du vertragen habt", sagte Tanja grinsend, "Nachsitzen kann manchmal Wunder bewirken". Woher wusste die das denn?! Verwundert blickte ich sie an. "Oh, also Mr. Cleaner hat angerufen. Und Blay erzählt mir sowieso fast alles. Also wunder dich nicht". "Hm..." Mein Blick richtete sich wieder auf den Teller. Er sagte seiner Mutter also fast alles. Ich muss wohl aufpassen, was ich in nächster Zeit so anstelle. Nach dem Essen half ich noch beim Abräumen. Doch als ich dann gerade wieder nach oben gehen wollte, hielt mich mein Vater am Arm zurück. Wütend sah ich ihn an. Mit dem wollte ich gerade wirklich als letztes reden. Außerdem hatte er mir beim Essen einen Todesblick zugeworfen. "Mike, ich warn' dich!" Wenn er auch noch so anfing, könnte ich ihm echt eine klatschen. "Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Ich weiß, dass es deine Schuld war in der Schule. Also bring sowas nicht nochmal, klar?! Sonst gibt's ein riesiges Donnerwetter!" Ich sagte einfach gar nichts, riss mich los und ging die Stufen hoch. Für ihn war ja immer ich an allem Schuld, aber dass zu einem Streit zwei Leute gehören, war natürlich egal. Als ich den Flur entlang ging um zur nächsten Treppe zu gelangen, bemerkte ich, dass Blake's Türe offen stand. Er hatte das eben doch nicht etwa mitgehört? Toll, dann würde Tanja wohl auch davon erfahren. Und wer weiß, wer das noch so alles bald wusste. Bestimmt die halbe Schule. Oben angekommen, legte ich mich gleich in mein Bett und schloss die Augen. Wie schön es jetzt doch wäre, weg von hier zu sein. Irgendwo. Irgendwo im Nirgendwo, von mir aus auch tot. Dann wäre ich zumindest bei ihr... Sie würde mich mit offenen Armen empfangen, so wie sie es immer getan hatte. Ich könnte endlich alles Schlimme vergessen. Vielleicht würde ich bei ihr auch meinen Bruder wiederfinden, wäre ja möglich. Ich würde ihm sogar verzeihen... Was dachte ich denn da eigentlich? Ich wusste ja nicht einmal, ob das wirklich so wäre. Ich seufzte. Nur noch zwei Jahre, dann könnte ich sowieso weg von hier. Nie wieder würde ich hier her zurückkehren, das war mir jetzt schon klar. Es war mitten in der Nacht, als mich jemand weckte. "Mike!", flüsterte diese Person. Ich brummte nur. "Ich kann nicht schlafen". Es war Blake. "Na und..." Ich ließ meine Augen geschlossen. Der soll wieder verschwinden! "Kann... kann ich zu dir? Dein Bett ist doch groß gen-" "Raus!", zischte ich. Den brauchte ich jetzt nicht auch noch. "Du bist gemein! Ich würde dich auch zu mir lassen. Ach, komm schon. Bitteee... Sonst muss ich dir morgen den ganzen Tag die Ohren volljammern". Wollte er mich etwa erpressen? Aber na gut, lieber jetzt etwas nachgeben als morgen genervt zu werden. Ich rutschte ein Stück zur Seite, woraufhin mein Stiefbruder glücklich quiekte. Idiot. "Danke! Ich mach mich auch ganz klein". Er stieg zu mir unter die Decke und suchte sich eine bequeme Position. Ich drehte ihm nur den Rücken zu und versuchte weiter zu schlafen. "Ich hab Angst..." Wieder brummte ich nur. Meine Güte! Konnte der nicht mal still sein? Hallo, ich versuche zu schlafen! Wieso hatte er denn immernoch Angst? Jetzt lag er doch schon bei mir im Bett. Dann sollte er doch eigentlich schlafen können. Er war ja noch schlimmer als ein kleines Kind! Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Taille. Am liebsten wollte ich ihn aus meinem Bett kicken. Ich fühlte mich wirklich mehr als schwul in dem Moment. "Ich hab Angst, dass... dass du irgendwann... allein in dieser Welt zurückbleiben könntest und keinen an dich ran lässt und dass du dir vielleicht was antust". Stille. "M-Mike?" "Verschwinde". "Wieso denn?" "Weil dich das nichts angeht. Und jetzt hälst du entweder die Klappe oder verziehst dich". Darauf sagte er nun nichts mehr. Er wollte wohl lieber hier bleiben. Jedoch konnte ich das Ganze erstmal gar nicht richtig verarbeiten. Wieder und wieder spielte ich seine Worte gedanklich ab, zerbrach mir den Kopf darüber. Es war doch im Grunde genau das, was mir lange gewünscht hatte. Oder? Dass sich mal jemand wirklich sorgte, oder jemandem zumindest etwas auffiel und mich nicht nur einfach fragte, was los war. Nicht? Es war das, auf was ich gehofft hatte. Aber wieso fühlte ich mich dann so schlecht? Auf einmal wollte ich gar nicht mehr, dass man sich Sorgen um mich machte. Ich wollte in Ruhe gelassen werden und nicht darüber sprechen. So wie es doch eigentlich immer war... Blake rutschte näher an mich heran. Er legte seinen Kopf an meinen Rücken, seine Hand strich meinen Arm hinauf. "Gute Nacht", flüsterte er leise. Ich erwiderte nichts und tat einfach so, als würde ich schon schlafen. Es war alles verdammt scheiße. Ich fühlte mich so mies, weil ich ihm nichts gesagt hatte. Aber das ging gerade einfach nicht. Es fiel mir einfach schwer, Worte über meine Situation zu verlieren. Vielleicht könnte ich es ihm irgendwann erzählen, vielleicht sogar bald, aber nicht jetzt. Kapitel 3: Changes ------------------ Soo, da bin ich mal wieder :3 Das Kapi ist dieses Mal laaaang XD und es ähnelt i.wie einer Song-Fic .__. zumindest ein bisschen xD Wichtig: Ich bin demnächst nicht am Computer, das heißt, ich kann nicht weiterschreiben! Ein paar Wochen ungefähr... Hoffentlich bleibt ihr mir trotzdem treu T^T - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - In den letzten drei Tagen war nichts Besonderes passiert. Blake stellte mich seinen Freunden vor, die den kleinen Vorfall vom vorherigen Tag zum Glück nicht so schwer nahmen. Ich muss zugeben... sie waren sogar ganz in Ordnung; für das, dass sie Emos waren. Sonst würde ich mit solchen Leuten ja niemals auch nur ein Wort wechseln. Auch der normale Schulalltag verlief recht gut. Zum ersten Mal seit langem passte ich wirklich im Unterricht auf und konnte auch alles verstehen, was wir da lernten. Am Freitag waren wir dann draußen auf dem Pausenhof und redeten über unsere Pläne am Wochenende. "Also meine Eltern fahren zu meiner Tante. Und ich muss da mit". Welch Begeisterung in Sam's Stimme doch lag. "Ja, ich muss auch zu so 'ner doofen Familienfeier", sagte Mia. "Haha, Opfer! Ich mach am Samstag einen Videoabend mit Jenny zusammen", meinte Kevin und blickte zu Jenny. "Schon wieder? Jetzt ist aber mal Schluss! Ihr müsst euch endlich entscheiden, ob ihr zusammen seit oder nicht", meckerte Nick. "Ob wir... was!? Du spinnst doch!" Kevin gab Nick eine Kopfnuss und auch Jenny regte sich über seine Worte auf. "Er ist mein BF, okay?", sagte sie grimmig. "BF wie Boyfriend?" Nick konnte nichtmehr aufhören zu lachen und Kevin nahm ihn immer mehr in die Mangel. "BF wie Best Friend, du Dödel!" Blake und ich enthielten uns lieber und redeten über unser eigenes Wochenende. "Hast du Lust, was zu machen?", fragte er. "Und was?" "Kein Plan... vielleicht shoppen? Frisör?". Und wieder zupfte er sich an den schwarzen Haaren, die nun wirklich schon zu lang waren und ihm im Gesicht hingen. "Von mir aus". Ich schlurfte weiter meine Cola. "Aaahhh! Hilfe!", rief Nick plötzlich lachend, "Er will mich vergewaltigen!" Und schon im nächsten Moment landete er im Gras. Kevin setzte sich auf ihn und kitzelte ihn ordentlich durch. Ein wenig musste ich bei dem Anblick sogar grinsen. Nick, der da schon halbtot unter dem großen Kevin lag und dem vor lauter Lachen schon die Tränen kamen und Kevin, der seinen kleinen Freund mit aller Gewalt für seine Worte bestrafen wollte. Echt lustig. "Sind die kindisch", meinte Jenny genervt und kam zu uns rüber. "Neidisch?", fing nun auch noch Blake an. Oh, oh. Jenny's Blick hätte töten können. "S-Sorry!", meinte er sofort entschuldigend. War auch vielleicht besser so, sie machte einem wirklich Angst. Es klingelte und wir machten uns alle wieder auf zum Klassenzimmer. Kevin, Jenny und Mia gingen in eine andere Klasse als wir; Nick, Sam, Blake und ich. Am Samstag standen wir früh auf, denn mein werter Stiefbruder wollte früh los. Um zehn nach acht jagte er mich aus dem Bett, woraufhin ich natürlich erstmal einen riesen Aufstand veranstaltete. Komischerweise konnte mich Blake dann doch irgendwie wieder beruhigen und um neun verließen wir das Haus. "Bis heut' Abend!" Wir nahmen die Bahn zur Innenstadt. Während der Fahrt, die eigentlich nur zehn Minuten dauerte, packte Blake seinen I-Pod aus. "Willst du auch mithören?", fragte er. "Hast du da Gekreische drauf?" "Ja, aber auch normale Musik". Er hielt mir einen Stöpsel hin und ich nahm ihn entgegen. "Mal sehen... Das Lied ist zwar schon alt, aber ich mag es immernoch. Kennst du Simple Plan?" "Schonmal was davon gehört". Das Lied, welches er laufen ließ, gefiel mir sogar irgendwie. Es... passte zu mir. In a perfect world This could never happen In a perfect world You'd still be here And it makes no sense I can just pick up the pieces But to you this means nothing Nothing at all... Der Zug hielt, Blake schaltete den I-Pod ab und wir stiegen aus. Sofort steuerten wir den erst besten Laden an, den wir erkennen konnten. Und er war nicht mal so schlecht. Zwar viel schwarzes Zeug, aber auch normale Sachen waren zu finden. Ich zog mir einige Hosen an, während mein Emolein ungeduldig vor der Kabine stand. "Jetzt beeil dich doch mal... Kein Mensch auf der Welt zieht sich so langsam um wie du!", jammerte er. "Klappe, sonst hast du die Hose gleich im Gesicht". Im nächsten Moment war ich aber auch schon fertig und zog den Vorhang zur Seite. "Hmm..." Blake schaute sich das Kleidungsstück kritisch an. "Hey, guck ja nicht auf meine Eier, nur weil ich mal ne engere Hose an hab!" "Tu ich doch gar nicht! Was denkst du von mir? Die sieht da nur etwas komisch aus. So...", er lachte kurz, "aufgeblasen". Wäre er jetzt nicht mein Stiefbruder, hätte ich ihn ganz bestimmt blau gehauen. Sowas auch noch zu sagen...! Er hätte doch einfach sagen können 'steht dir nicht' oder so. Aber nein, er musste es ja unbedingt drauf anlegen! "Das sieht nicht aufgeblasen aus!", meinte ich mürrisch und betrachtete mein Spiegelbild. "Der ist echt so groß. Und sag jetzt ja nichts! Sonst kriegst du eins auf den Deckel". Im Spiegelbild konnte ich erkennen, wie rot er wurde. Was dachte er denn schon wieder? Hoffentlich schämte er sich nur und malte sich nichts Perverses in seinen Gedanken aus. "Ok, war nur Spaß. Das sieht wirklich etwas aufgeblasen aus. Ich probier mal eine andere an". Wieder zog ich den Vorhang zu. Dieses Mal meckerte er nicht, dass ich zu langsam war. Auch gut. Die nächste Hose die ich anhatte, gefiel mir eigentlich ganz gut, jedoch war sie etwas zu weit. "Kannst du die mal eine Größe kleiner holen?" Als er wieder kam, sagte er, dass es nur noch eine in schwarz gab. Egal, dann zog ich eben eine schwarze Hose an. Diese Farbe machte mir ja an sich nichts aus, schließlich übertrieb ich es damit auch nicht. "Also ich finde, sie steht mir". Ich kam wieder aus der Umkleide und Blake nickte nur zustimmend. "Was ist denn? Du bist plötzlich so still", meinte ich grinsend. "Ja, sonst bekomm' ich eins auf den Deckel. Aber die Hose sieht echt gut an dir aus". "Schon". Fast schon selbstverliebt blickte ich in den Spiegel. Sie saß perfekt und war eigentlich genau nach meinem Geschmack. Nicht zu weite Hosenbeine - aber auch nicht zu eng, tiefgelegener Hosenboden. Und dass sie schwarz war, war nun auch nicht weiter tragisch. "Okay, dann nehm' ich die". Gesagt, getan - Blake und ich steuerten den nächsten Laden an. Wir kauften noch viele andere Sachen, ehe wir dann um halb zwei beim Frisör saßen. Die Wartezeit an sich war schon echt zum Kotzen. 1 1/2 Stunden gammelten wir dort rum und taten nichts. "Willst du auch was an deinen Haaren machen lassen?", fragte mein Stiefbruder. "Weiß nicht... was meinst du?" "Hm, also ich würde die so lassen. Andererseits eine totale Verschwendung, wenn du eh schon ewig hier sitzen musst. Nur wegen mir hier warten... Bei mir dauert es dann sowieso noch lange. Also warum nicht auch einen neuen Schnitt?" "Äh, okay. Ich lass mich mal beraten". Schon im nächsten Moment wurden wir zu den Stühlen gebeten. Ich fragte die Frisörin einfach, was sie mir empfehlen würde. "Ich würde sie oben ein wenig abschneiden. Und vielleicht eine Tönung... oder willst du deine blonden Haare behalten?" "Ist mir eigentlich egal". "Mach' schwarz!", rief Blake zu mir rüber, "Das wär bestimmt total süß!" Penner. Dank ihm lachte sich die Frisörin einen ab. Am liebsten würde ich ihm seine Haare knallpink färben. Obwohl, so schlimm wär das für ihn bestimmt nicht. "Also wenn man das mal so betrachtet... schwarz würde dir bestimmt gut stehen", meinte die Frisörin dann, die die ganze Zeit in meinen Haaren wuselte. "Die Tönung geht aber wieder raus, oder?" "Ganz wird sie nie rausgehen. Aber du bist ja ein Junge und da kann man Haare wieder schneller schneiden als bei Mädels". "Na ja... von mir aus". Ich konnte nicht glauben, was ich da sagte. War wohl noch nicht ganz bei mir. Egal, wenn es scheiße aussah, konnte ich mir das immernoch abrasieren. "Wirklich, das sieht gut aus. Stell dich nicht so an". Blake verdrehte die Augen. "Ich weiß ja nicht. Ich seh aus wie... du". "Was soll das heißen!?" "Dass ich ausseh' wie ein Emo!" "Ja und..." Ich seufzte. "Jetzt komm schon. Das steht dir echt. Und das sag ich nicht nur, weil ich schwarze Haare mag. Außerdem bin ich fast schon stolz auf dich, dass du so eine Veränderung ohne großen Wiederstand zugelassen hast. Darf ich dich dafür umarmen??" "Wenn du unbedingt einen Kieferbruch erleiden willst... Gerne". "Jetzt bist du wieder so gemein!" Er blieb stehen, verschränkte die Arme und schob seine Unterlippe nach vorne. "Dabei hab ich gar nix gemacht!" "Schon gut", sagte ich da nur leicht genervt. "Dann mach halt". Zuerst blickte er mich verwundert an. "Auch ohne Kieferbruch?" "Ja und jetzt beeil dich, bevor ich es mir anders überlege!" Ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Er machte einen Schritt auf mich zu und streckte seine Arme nach mir aus. Ich drehte mich um, damit ich sein blödes Gesicht nicht sah. Er hätte sich mal sehen sollen... als ob das sowas Tolles wär, dass er mich umarmen durfte. So doof. Schon spürte ich zwei Arme, die sich von hinten um meine Schultern schlangen. "Musst du Idiot immer so abweisend sein?", fragte er leise. "Ich mein's doch nicht böse". Ich sagte nichts. Langsam löste er sich wieder und stellte sich vor mich. Mein Blick wanderte zur Seite. Wieso konnte ich ihn nicht ansehen? Ich spürte, wie er meine Hand nahm. "Mike? Wenn dir jemals... irgendwas auf dem Herzen liegt, dann kannst du es mir sagen, ok? Egal, was es ist. Ich hör dir immer zu. Das wollte ich nur mal sagen". Zögernd nickte ich. "Gut". Er ließ meine Hand wieder los. "Komm, gehen wir nach Hause". Still folgte ich ihm. Das Ganze machte mich traurig. Ich sah, wie er sich um mich bemühte und das Einzige was er zurück bekam, waren Kälte und Verschlossenheit meinerseits. Nach einigen Minuten Wartezeit am Bahnhof konnten wir den Zug zurück nehmen. Wieder hörten wir Musik. Simple Plan. Hey dad look at me Think back and talk to me Did I grow up according to plan? And do you think I'm wasting my time Doing things I wanna do But it hurts when you disapprove all along And now I try hard to make it I just wanna make you proud I'm never gonna be good enough for you Can't pretend that I'm all right And you can't change me 'Cuz we lost it all Nothing lasts forever I'm sorry I can't be perfect Now it's just too late And we can't go back I'm sorry I can't be perfect Man konnte die Texte auf mich übertragen. Es war so, als hätten sie die Lieder für mich geschrieben. Es passte einfach alles. Aber es machte mich noch trauriger, es zu hören. Am Abend kam mein Vater ins Zimmer. "Mike, ich hab..." Er stockte. "Hast du die Haare jetzt etwa auch noch schwarz gefärbt? Ich glaub's ja nicht". "Ist doch nicht so schlimm". "Du weißt doch genau, dass ich sowas hasse. Jetzt siehst du schon aus wie dein Stiefbruder und seine Freunde. Ist dir eigentlich klar, was die alle so treiben?! Mit solchen solltest du keinen Umgang haben! Hab ich dir nicht oft genug gesagt, dass-" "Was? Du hast mich doch hierher geschleppt! Da kann ich ja wohl wenig dafür, dass Blake so aussieht". "Um ehrlich zu sein hab' ich gehofft, dass du ihn verachtetst. Eigentlich war ich mir da sogar ziemlich sicher. Aber anscheinend..." Er machte eine kurze Pause, bevor er weiterredete. "Ich hätte nicht auf Jessy hören sollen. Du passt einfach nicht hier her. Am besten ruf' ich meine Schwester gleich an und sag ihr, dass du zurückkommst". Wütend stand ich von meinem Bett auf. "Du willst mich wieder dort hin schicken?!" "Was bleibt mir anderes übrig?". Hatte der jetzt einen Vollvogel!? Er verzog sich aus dem Zimmer. Zum Glück. Wäre er noch länger geblieben, hätte ich für nichts garantiert. Wieder sank ich zurück auf mein Bett. Das war doch alles nicht wahr... Gerade, als ich mich etwas zurechtgefunden hatte, würde ich wieder aus dem Bild gerissen werden. Ich wollte nicht gehen. Es war zwar seltsam es zuzugeben, aber ich mochte Blake inzwischen und wollte ihn nicht verlieren. Nicht noch mehr Menschen, die mir wichtig sind. Wieder öffnete sich meine Zimmertür. Ich sah nicht auf, aber an den Schuhen konnte ich erkennen, dass es mein Stiefbruder war. "Mike?" Keine Antwort. Mein Blick galt nur dem Boden. "Mike? Was... was hast du denn?" Er kam zu mir, kniete sich vor mich. Ich sah ihn nicht an. Leicht hob er mein Kinn an, um mir ins Gesicht zu schauen. Ich war verzweifelt, das sah man mir deutlich an. "Was ist denn passiert?" Er klang so mitfühlend. "Blake!" Auf einmal stürzte ich in seine Arme und umklammerte ihn ganz fest. Mein Gesicht vergrub ich in seiner Brust und Tränen quollen aus meinen Augen. Ich wollte nicht weg von hier. Ich wollte ihn bei mir haben - und zwar für immer. Er war so gut zu mir gewesen. Seine Hände strichen sanft meinen Rücken hinab und ich krallte mich in seinem Shirt fest. "Hey... Komm erstmal hoch". Er zog mich hoch, als er selbst aufstand. Immernoch hing ich in seinen Armen. So schnell würde ich ihn aber auch nicht mehr loslassen... "Alles wieder ok?", fragte er, nachdem ich aufgehört hatte zu weinen. Ich nickte. Er hatte mich in der Zwischenzeit in mein Bett gebracht und wir lagen beide aneinander gekuschelt unter der Decke. Normalerweise würde ich sowas natürlich mit großen Aufstand verhindern, aber gerade war es eigentlich richtig... schön. "Blake, ich... muss zurückgehen in meine alte Stadt". "Aber wieso denn?" "Weil... mein Vater mich nicht hier haben will. Er meinte zwar, du seist der Grund, aber ich weiß genau, dass er das nur als Ausrede gesagt hat". "Hä, warum denn ich?" "Weil du, bzw. deine Freunde ein schlechter Umgang wärt und ich angeblich so wie du werden würde". "Ist doch gar nicht wahr... Was fällt dem ein! Ich werd später mit meiner Mum reden". Ich seufzte. "Wenn sie etwas daran ändern kann... Weil eigentlich möchte ich schon hier bleiben". Blake wischte mir über die Augen und sah mich an. "Wirklich? Dann müssen wir das aufjedenfall klären. Das kann ja wohl nicht angehen, dass du ständig wo anders hinkommst. Außerdem will ich dich hier behalten". Meine Arme lagen immernoch um seine Schultern. Ich hatte es nicht geschafft, ihn loszulassen und so zog ich ihn noch näher. Er legte seine Stirn auf meine und wir schauten uns eine Weile an. Es war schon ein komisches Gefühl, ihn so nah bei mir zu haben... Wie lange hatte ich keinen mehr in die Arme geschlossen? Das war schon eine Weile her. Und wie lange hatte ich vor keinem mehr geweint? Das lag noch länger zurück. Wirklich seltsam, dabei kannte ich ihn gerade mal gut eine Woche. "Ich weiß nicht, warum er das tut. Vielleicht macht es ihn glücklich, mir dauernd weh zu tun. Dabei hab ich keine Ahnung, womit ich das verdient hab..." "Du hast es nicht verdient. Echt". "Aber warum dann? Manchmal glaube ich... dass ich irgendwie anders wäre. Dass ich nicht so viel wert bin wie die anderen..." Wieder sammelte sich Wasser in meinen Augen und rollten mir als Tränen über die Wange. Blake vergrub seine Finger in meinen Haaren. "Das ist nicht wahr". "Oder... oder dass ich dumm wär... oder... hässlig... ich weiß doch auch nicht". Ich fing an zu schluchzen. Aber zum Glück hatte ich Blake. Er kraulte meinen Rücken und versuchte mich zu beruhigen. Was würde ich nur ohne ihn? Hoffnungslos verloren sein. "Und das stimmt auch nicht. Du... bist wunderschön..." Im nächsten Moment näherte sich mir Blake noch mehr und ich konnte etwas Warmes auf meinen Lippen spüren... Sofort versuchte ich ihn von mir zu drücken. Geküsst werden wollte ich von ihm nicht. "Was soll das!", meinte ich nur leicht säuerlich. "Tust du mir einen Gefallen und lässt es einfach mal zu?", flüsterte er. Ich stockte. Es blieb mir doch eigentlich nichts anderes übrig, oder? Er würde bestimmt gehen, wenn ich jetzt 'nein' sagte und das wollte ich auf keinen Fall. Also schloss ich langsam meine Augen und wehrte mich nicht gegen das, was er vorhatte. Er streichelte zärtlich meine Wange, bevor er seine Lippen wieder sanft auf meine legte. Ich konnte es gar nicht genießen. Es war so erzwungen und einseitig, am liebsten hätte ich ihn von mir gestoßen. Aber er ging weiter. Leicht leckte er über meine Lippen und ich öffnete meinen Mund etwas. Gleich glitt er mit der Zunge hinein. Widerliche Angelegenheit... Anfangs zumindest. Mit der Zeit fing es an, mir zu gefallen und ich erwiderte den Kuss zögernd. Es war einfach so... tröstend. Es fühlte sich gut an nach dem vielen Weinen. Langsam löste sich Blake jedoch wieder und wir sahen uns in die Augen. Wie blau seine doch waren... Das war mir noch nie aufgefallen. Ich musste mich erstmal wieder einkriegen; immernoch war ich wie benebelt von dem Kuss. "War's denn so schlimm?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Ich schüttelte ein wenig den Kopf. "Dann ist gut". Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er mich dann wieder in seine Arme nahm. "Ich bin müde", gab er zu erkennen. "Lass uns schlafen. Und morgen ist alles wieder ok, ja? Mach dir keine Sorgen. Mich wirst du so schnell nicht mehr los". Mit diesen Worten löschte er das Licht und kuschelte er sich wieder an mich. "Schlaf gut, mein trauriger Engel". Kapitel 4: The Past ------------------- Halluu~ :3 Sorry, falls ihr in diesem Kapi einige Schreibfehler und so findet >.< und auch das Ende finde ich diesesmal blöd -.- Aber ich konnte es halt nicht nochmal überarbeiten. Weil eigentlich darf ich ja noch gar nicht an den PC... XD Aber ich hab mich einfach trotzdem rangesetzt und geschrieben. Und keiner hats gemerkt^^ Ich sags euch, ich sterbe noch vor Langeweile =.= !! Aber dafür hab ich den ganzen Tag Zeit, mir auszudenken, wie es hier weitergeht XD Achja :3 übrigens bin ich voll happy, dass ich mir nur (!) 3 Kapiteln schon 17 Kommis bekommen hab und schon auf 20 Favo-listen drauf bin x3 Am Anfang dachte ich nämlich, dass die FF doof wär XD deswegen freut es mich umso mehr^^. Danke an alle -^___^- Naja egal... ich will euch nich vollquatschen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Durch eine sanfte Berührung auf meiner Haut wurde ich wach, öffnete leicht die Augen. "Oh, hab ich dich geweckt?" Blake lag neben mir. Ganz nah. Er blickte mich irgendwie forschend an. "Sorry, das wollte ich nicht. Schlaf am besten weiter. Du bist nämlich total süß, wenn du schläfst". Er verzog das Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. "Ich wusste wirklich nicht, dass du so niedlich sein kannst! Die ganze Nacht hast du dich an mich geklammert wie ein kleines Baby. Und du hast im Schlaf mehrmals meinen Namen gesagt. Hach, irgendwie ist jede Nacht mit dir so aufregend!" Jede Nacht? Aufregend? Was meinte er damit? Und überhaupt, was war gestern Abend noch pass-... Doch in dem Moment fiel es mir sofort wieder ein. Verdammt. Ich hatte doch nicht wirklich zugelassen, dass mich dieser Idiot da ab-ab-ab-abknutscht?! Ach nö. Ich merkte gleich, dass ich etwas rot im Gesicht wurde und drehte mich um. Er sollte das auf keinen Fall sehen. Wegen ihm in Verlegenheit geraten... Wär ja noch schöner! "Mickiii... Darf ich ab jetzt jede Nacht bei dir schlafen?" Micki? Jetzt gab er mir auch noch Spitznamen! Total bescheuerte, wenn ich das mal so anmerken darf. "Ich heiße Mike. Und nein, darfst du nicht. Du schläfst schön in deinem eigenen Bett. Ich brauch ja auch mal noch Privatsphäre!" "Privatsphäre? Aber die hast du doch den ganzen Tag. Du tust gerade so, als wärst du irgend so ein berühmter Schauspieler oder Sänger, mit dem alle ins Bett wollen". Bei seiner zweideutigen Aussage errötete ich umso mehr. Ich zog die Decke etwas weiter hoch, damit er es ja nicht bemerkte. Plötzlich fing er an zu lachen. "So still auf einmal? Also wenn ich es mir recht überlege... Ich geh ja mit dir auch so ins Bett, selbst wenn du nicht berühmt bist". "Willst du es unbedingt drauf anlegen, dass ich dich hasse?! Dann mach so weiter und du stehst ab sofort die Nächte draußen vor der Haustür!" "Ok, ok! War doch nur Spaß. Du musst ja nicht gleich so eingeschnappt sein". Wieder kicherte er. Der trieb mich irgendwann noch in den Wahnsinn! "Ich beobachte dich einfach weiter heimlich, still und leise jede Nacht, ohne dass du was davon erfährst". "Du tust... was?!?" Sofort schreckte ich hoch, schaute ihn entsetzt an. "War doch nur Spaß! Mensch, du nimmst heute aber auch alles ernst". Erleichtert seufzte ich. "Ja, bei dir kann man ja nie wissen". Ich legte mich zurück an meinen Platz. So richtig wollte ich ihm das aber nicht glauben, dass er es nicht tat. Dann werde ich eben ab sofort mein Zimmer nachts abschließen. "Sag mal...", fing ich langsam an, "würdest du mit einem Kerl ins Bett gehen?" "Äh, ja?! Bin ich mit dir doch jetzt schon zwei Mal". "So meine ich das aber nicht, Trottel! Ich meine so richtig..." "Was so richtig?" War er denn schwer von Begriff?! Bestimmt tat er nur so und stellte sich dumm. "Man, Idiot. Sex meine ich natürlich!" "Achso. Sag das doch gleich! Na ja um ehrlich zu sein, hab ich das schonmal... also mit einem Jungen". O-M-G! Mehr fiel mir dazu nicht ein. Der war tatsächlich schwul. Oder zumindest bi. Ganz toll. Mit wem hast du dich da mal wieder zusammen getan, Mike? Du geratest immer an solche seltsamen Leute. Am besten hälst du dich etwas fern von deinem unscheinbaren Stiefbruder, damit du nicht auch an Geschlechtsverwirrungen leidest. "Und... und war das irgendwie... anders oder so?" Ich wollte nicht zeigen, dass mich seine Antwort geradezu erschütterte und so versuchte ich, das Gespräch einfach weiterzuführen. "Ja, schon. Mit 14 war ich ja noch hetero; hab da mit einem Mädchen geschlafen. Aber dann... Also weißt du früher war noch jemand anderes in unserem Freundeskreis, der ist aber vor einem Jahr nach Asien gezogen. Er hieß Maik, so wie du, nur etwas anders geschrieben. Und Maik... naja er wollte eben mal was von mir und ich hab mich auch noch um den Finger wickeln lassen. Wir waren gerade mal eine Woche zusammen, da wollte er schon vögeln. Und ich hab's auch noch gemacht... Irgendwie erbärmlich, oder? Nicht, dass ich es bereuen würde oder so. Aber ich war einfach noch zu jung. 15, um genau zu sein. Da hab ich halt noch nicht so genau nachgedacht. Im Nachhinein wurde mir dann aber klar, dass da nicht mehr als eine Fickbeziehung war. Wenn ich Probleme hatte, konnte ich echt nicht mit ihm darüber sprechen. Nur im Bett wollte er mir zuhören. Aber weißt du was? Ich hab's mir trotzdem gefallen lassen, denn ich liebte ihn. Es war mir egal, dass ich nicht so viel für ihn darstelle wie er für mich. Und ich hätte es auch noch so weitergetrieben, bestimmt bis heute, wenn er nicht umgezogen wär. Ach, egal. Bestimmt langweilt dich das". "Nein, überhaupt nicht! Das ist total interessant". Langsam setzte ich mich wieder auf. Ich wollte wissen, was er zu erzählen hatte. Schließlich wusste ich so gut wie gar nichts über ihn. Er war Blake, 17, Emo, bi, wohnt bei seiner Mum... Aber was wusste ich noch? Eigentlich nichts. "Red' weiter", forderte ich ihn auf. "Äh, okay... Als er mir dann gesagt hat, dass er umziehen würde, war ich zu Tode betrübt. Er machte einfach Schluss, ohne viele Worte. Ab da war mir dann entgültig klar, dass es nie eine Zukunft mit ihm hätte geben können. Nun ja, mit 15 kann man das auch schlecht sagen, aber ich konnte mir das damals richtig gut vorstellen. Und ich war mir sicher, dass ich für immer bei ihm bleiben wollte. Jetzt hat es etwas Gutes, dass er nicht mehr hier ist. Aber das ging mir schon oft so. Es heißt ja immer 'Man weiß erst was man hat, wenn man es verloren hat', aber so ging es mir bisher noch nie. Ich war geradezu froh, dass Maik wegging. Ich war endlich wieder frei und nichtmehr von ihm gefesselt. Bei meinem Dad war das übrigens damals genauso". Er wusste also gar nicht wie es war jemanden zu vermissen, von dem man wusste, dass er nie wieder zurückkahm. Im Gegenteil; er empfand es als eine Erleichterung. Ich frage mich, ob das bei mir auch der Fall wäre. Bestimmt würde es ihm wirklich besser gehen, wenn ich nichtmehr da wär. Er musste sich dann nicht um einen blöden, genervten Stiefbruder kümmern, der ihn die ganze Zeit auch noch schlecht behandelte. Wahrscheinlich war es bei mir genauso wie bei diesem Maik, den er mal geliebt hatte. Ich war wie Maik Nr.2 - im wahrsten Sinne des Wortes. Er wusste, dass es nicht gut war, mit mir zusammen zu sein; mit mir zusammen abzuhängen, aber er kam auch nicht von mir los. Aus Mitleid, könnte ich mir vorstellen. Vielleicht hatte mein Vater ja doch Recht und ich gehörte einfach nicht hier hin. Am besten verlor ich kein Wort mehr darüber. Blake sollte tun was er wollte; und wenn er mich nicht wollte, dann war das auch ok. "Was war denn mit deinem Dad? Wieso sind er und deine Mum eigentlich getrennt?" "Mein Dad war so gut wie nie Zuhause. Ständig auf Geschäftsreise in den verschiedensten Ländern. Manchmal war er sogar wochenlang nicht da. Das hat meine Mum einfach nicht ausgehalten, ständig so allein zu sein. Und eine Affäre beginnen wollte sie natürlich auch nicht. Wär ja ziemlich mies, das Geld von einem reichen Mann einzubeziehen und dann mit einem hübschen Kerl in Wirklichkeit zusammen zu leben. Deshalb hat sie mit ihm geredet, als er mal da war. Er fand es in Ordnung, sich zu trennen. Er war verständnisvoll und so ließen sie sich scheiden. Ich bin wirklich froh, dass alles ohne Streit verlief. Wenn du mich fragst kann man daran erkennen, dass sich zwei Menschen wirklich geliebt haben. Sie dachten auch an das Wohl des anderen. Cool, was?" Ein Seufzen verließ meine Kehle. "Ja. Du hast's echt gut, weißt du das? Nie musst du dir Sorgen machen. Das Glück steht voll auf deiner Seite". "Also übertreiben würde ich es mal nicht. Darf ich dir jetzt auch eine Frage stellen?" "Hm?" "Was war... mit deiner Mum?" Oh nein. War irgendwie klar, dass diese Frage kam. Und jetzt konnte ich mich auch nicht drücken. Er hatte mir eben ziemlich viel von sich erzählt, also musste ich das ja wohl auch tun. "Sie ist gestorben", meinte ich leise, "an Krebs. Vor vier Wochen". "Was? Im Ernst? Das... tut mir echt Leid". Er legte fürsorglich einen Arm um mich. Bekam er jetzt schon wieder Mitleid?!! Gar nicht gut. Hätte ich doch nur nichts gesagt...! Aber vorenthalten kann ich es ihm doch auch nicht... "Ich weiß, vielleicht fällt es dir schwer darüber zu reden. Aber ich würde schon gern wissen was da bei dir los war... Also wenn du es mir sagen willst". "Äh, klar. Vor ein paar Jahren war meine Mum also beim Arzt. Und als sie dann wieder kam... redete sie stundenlang mit meinem Vater und mit meinem Bruder. Ich durfte nichts wissen. Sie meinten, ich wär noch zu jung dafür und könnte es nicht verstehen. Aber dabei war ich schon 12. Naja egal. In der ersten Zeit war mir auch gar nichts Schlimmes aufgefallen oder so. Aber irgendwann wurden alle betrübter und ich fragte mich natürlich, warum. Jedoch hat mir niemand etwas gesagt. Ständig musste ich mir Sorgen machen. Irgendwann hat mein Bruder es mir dann gebeichtet. Er meinte, dass ich es auch wissen sollte. Natürlich war ich total schockiert. Aber mit der Zeit hat man nicht so sehr darüber nachgedacht und der normale Alltag ging weiter. Als ich dann etwa 15 war, ging mein Vater weg. Zu euch wahrscheinlich... Er sagte, er habe eine andere Freundin... Das wird dann wohl Tanja gewesen sein". "Oh... das... wusste ich nicht. Bestimmt magst du meine Mum nicht". Entsetzt blickte ich ihn an. "Nein, im Gegenteil! Sie ist toll. Ich kann meinen Vater sogar irgendwie verstehen, auch wenn ich ihn über alles hasse. Also aufjedenfall... ist er gegangen. Einfach so. Von einem Tag auf den anderen. Und das, obwohl wir ihn gebraucht hatten. Wir brauchten nicht nur ihn als Mensch, sondern auch unbedingt seine Verdienste und das wusste er genau. Ohne ihn konnten wir uns wirklich fast nichts mehr leisten. Meine Mum konnte zu dem Zeitpunkt dann schon nicht mehr arbeiten, mein Bruder war noch in der Ausbildung und verdiente deshalb nicht sehr viel und ich war erst 15 und konnte mir auch keinen richtigen Job zulegen. Allerdings hab ich dann Zeitungen ausgetragen, jedoch bekam ich da auch nicht viel Kohle, ist ja klar. Mein Vater hat dann aber zum Glück; naja was heißt zum Glück... hätte er uns nicht jeden Monat Geld überwiesen, hätten wir ihn sowieso zu einem Gerichtsprozess geschleppt. Er zahlte also Unterhalt. Jedoch gerade so viel, dass es für die Miete des Hauses gereicht hat. Dabei verdient er wirklich nicht schlecht und hätte uns locker mehr geben können. Er hat sich einfach alles vermasselt, was er hätte vermasseln können. Nicht nur, dass er uns in einer Notsituation verlassen hat - nein, er muss uns auch nur so viel Geld wie nötig schicken und sich nie mehr melden, dass seine ganze sogenannte 'Familie' sich fragt, ob sie ihm überhaupt noch etwas wert ist!" Gegen Ende des Satzes wurde ich immer lauter. Es regte mich einfach tierisch auf, wenn ich darüber nachdachte. So ein scheiß blöder ...! Nur wegen ihm war doch diese Lage erst entstanden! Am liebsten würde ich ihn dafür erwürgen. Etwas anderes hat er nicht einmal verdient, so viel stand fest. "Ganz ruhig. Erzähl mir lieber erstmal alles und dann kannst du immernoch wütend sein". "Wenn du meinst... wo war ich? ...Achja. Es war in dieser Zeit also wirklich noch schwerer als sonst für uns. Mein Bruder suchte sich noch einen Job als Putzkraft neben der Ausbildung. Ich hab meine Zeitungen ausgetragen und so konnten wir uns eigentlich immernoch alles leisten, was wir brauchten. Manchmal sogar auch neue Kleider. Das meiste von unserem erarbeiteten Geld wurde für meine Mum ausgegeben. Arztbesuche, die Krankenschwester, die uns immer besuchte, die Medizin, die Therapien, und und und. Trotzdem half alles nichts. Sie wurde immer kränker und durfte irgendwann das Bett nicht mehr verlassen. Ich schätze mal, dass mein Bruder nicht mitansehen wollte, wie sie zu Grunde geht. Er ist nämlich von Zuhause abgehauen. Oder eher hat er uns im Stich gelassen. Wie mein Vater auch. Schließlich ging es mir genauso wie ihm; ich wollte auch nicht sehen, wie Mum stirbt und trotzdem bin ich geblieben - für sie. Ich wollte sie in so einer Zeit nicht alleine lassen. Sie war immer eine gute Mutter gewesen und hatte es nicht verdient, von allen verlassen zu werden...!" "Ach, Mike". Eine warme Hand strich meinen Arm hinab. "Ich... weiß nicht was ich sagen soll. Das tut mir alles so schrecklich Leid". "Ist schon gut. Du kannst ja nichts dafür". Schweren Herzens seufzte ich. "Den Rest kannst du dir ja vorstellen, oder? Wir hatten wirklich kein Geld mehr. Es hat gerade für Medizin gereicht und für Essen. Sie starb früher als erwartet. Aber ich bin bis zum Schluss geblieben. Und weißt du was? Darauf bin ich stolz. Im Gegensatz zu den anderen bin ich nicht feige davongerannt. Ich hab durchgehalten, auch wenn es sehr schwer für mich war. Eine Familie muss doch zusammenhalten, nicht wahr? Und deshalb gehören mein Vater und mein Bruder definitiv nicht zu meiner Familie". Im Blakes Gesicht spiegelte sich Entsetzen wider. Aber eigentlich hatte ich doch Recht, oder? Eine Familie muss zusammenhalten. Welche Bedeutung hat das Wort denn sonst? "Oh Gott", meinte mein Stiefbruder, "das ist wirklich... kompliziert bei dir. Und schockierend. Und traurig. Einfach unbeschreiblich schlimm. Ich kann dich jetzt verstehen". Verstehen? Er mich? Wohl kaum. Niemand kann mich verstehen, denn niemand hat dasselbe durchgemacht wie ich. "Anfangs dachte ich, du wärst immer nur so mürrisch, weil du hier herziehen musstest. Aber jetzt... Da kommt doch mehr zusammen, als ich dachte". Er ließ mich wieder los und setzte sich aufrecht hin. Eine Weile herrschte Stille zwischen uns. Blake schien in Gedanken versunken zu sein, genauso wie ich. Jedoch wollte ich nicht so lange hier sitzen und Trübsal blasen; also stand ich auf, krabbelte über meinen Stiefbruder und ging zu meinem Schrank. Kurz musste ich suchen, bis ich eines meiner wertvollsten Dinge fand - das Fotoalbum. "Sieh mal. Das war sie". Ich knallte das fette Buch auf Blakes Schoß und öffnete es. "Da zum Beispiel... oder hier". Sie war auf fast jedem Bild zu sehen. Diese wunderschöne, blonde Schönheit. Ja, lange, blonde Haare hatte sie und ein hübsches Gesicht. Ihr Lächeln war das schönste, das ich kannte. "Wow. Du siehst ihr ja unheimlich ähnlich". "Findest du?" "Ja. Du bist fast eine Kopie von ihr". Er hob das Album hoch, hielt es neben meinen Kopf um die Bilder mit meinem Gesicht vergleichen zu können. "Wirklich. Hättest du noch blonde Haare und wären sie etwa 40 Zentimeter länger, würdest du genauso aussehen wie sie". "Ist das ein Kompliment oder willst du damit sagen, dass ich aussehe wie ein Mädchen?" "Hm... beides. Aber das finde ich süß". Kam der damit schon wieder. "Ich bin nicht süß!" "Doch, das bist du". Wie er grinste. Man! Der musste mich immer irgendwie tadeln! "Du siehst gut aus, genauso wie deine Mum und hast auch noch eher weibliche Gesichtszüge. Das macht einen Jungen halt niedlich!" "Igitt! Komm mir nicht mit so einem schwulen Kram daher!" "Was heißt hier schwul? Das war keine Anmache, das war nur eine Feststellung". "Ja klar! Aber dass du nicht ganz hetero bist, stimmt ja. Also muss da auch ein Hintergedanke bei deiner Aussage sein...!" Ich hatte wohl richtig geraten, denn seine Mundwinkel formten sich kurz zu einem Lächeln. Dann versuchte er jedoch, es wieder zu unterdrücken und sah mich ernst an. "Gar nicht wahr". "Nein? Ach nein??!? Und warum hast du grad gegrinst?", der belustigte Tonfall in meiner Stimme war kaum zu überhören, "Das kannst du mir nicht erzählen. Du hast mich gestern Abend ja auch-..." Aprupt hielt ich in inne und wurde wieder leicht rot. Ein wenig schüchtern schaute ich ihn an, doch dann wendete sich mein Blick sofort von ihm ab. "Was hab ich?" Idiot! Idiot, Idiot, Idiot!! Er lachte schon halb. Machte der sich etwa über mich lustig?! Argh! "Tu doch nicht so! Wir wissen beide, was du verbrochen hast!" "Verbrochen? Ach, so schlimm war das gestern doch nicht. Du übertreibst mal wieder". "Wieso hast du das überhaupt getan?" Plötzlich war er ganz still, gab mir keine Antwort. "S-sag schon!", forderte ich mit zittriger Stimme. Es machte mich ganz hibbelig, dass er nichts sagte! "Äh... küsst du nie deine Freunde?" "Nein, ganz bestimmt nicht und vorallem nicht mit Zunge und auch nicht abends im Bett!" "Echt? Also ich schon". "Verarsch mich nicht! So blöd bin ich doch auch nicht". Noch immer galt mein Blick der Bettdecke, als Blake auf einmal das Album zur Seite legte und mein Gesicht in die Hände nahm. "Schau mich wenigstens an, wenn du mit mir redest". Wie er mich ansah... er hatte so einen... verdammt... verführerischen Blick. Schluck. Oh nein. Gleich bemerkte ich wieder, wie sich meine Haut färbte - und zwar in tomatenrot. Und dass er mir jetzt auch noch näher kam, machte mich umso verrückter. "Mike? Blake, bist du auch da drin?" Oh, Gott sei Dank! Tanja stand vor meiner Tür und klopfte. Blake ließ mich los. "Ja, wir sind da", antwortete er gleich. "Gut. Es gibt Frühstück". Ein paar Schritte auf der Treppe und sie war schon wieder verschwunden. "Ich hab großen Hunger!", meinte ich gleich und stürmte nach unten. Ok, war vielleicht nicht ganz nett ihn da so stehenzulassen, aber auf eine weitere Konfrontation hatte ich eben keine Lust. Wer weiß, was er sonst wieder tat? Mich küssen?! Pfui! Kapitel 5: Untitled ------------------- Huhu^^ Ein neues Kapi XD (ach nee...) Ich weiß nicht warum, aber irgendwie schreibe ich zur Zeit nur noch langweiliges Zeug .__. aber ich glaub da bin ich die Einzige, die das so findet XD Vielleicht liegt das daran, dass ich alles schnell schreibe ohne viel zu Überlegen. Naja. Der Schluss ist mal wieder langweilig und hat nix mit dem eigentlichen Geschehen zu tun XD Aber dafür ist er lustig^^. Ab dem nächsten Kapi kommt dann mal endlich viel Shonen-ai rein XD soviel kann ich schon sagen^^. So, aba jetz genug gequatscht xD - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Wieder die alltglichen Todesblicke, als ich im Esszimmer erschien. Scheiße. Schnell nahm ich mir meinen Teller, zwei Brötchen, zwei Scheiben Käse und verschwand wieder in der Tür. Blake kam gerade die Treppen runter und sah mich skeptisch an. "Doch nicht so einen riesen Hunger?" Er deutete auf den Teller. Ja, sonst konnte ich wirklich einen Bären verdrücken und diese zwei Brötchen sahen für einen 'Riesen Hunger' ziemlich mickrig aus. "Ach, lass mich", meinte ich nur und flitzte an ihm vorbei nach oben. Nach einer kurzen Zeit hatte ich schon den Käse verbraucht, aber noch ein Brötchen übrig - also nochmal runterdackeln und mir etwas zum Drauflegen holen. Gerade, als ich die Treppen runterstürmte und die Tür zum Esszimmer aufmachen wollte, hörte ich, wie Blake am Tisch meinen Namen erwähnte. Reden die etwa über mich? "Aber wieso muss Mike denn gehen? Ich versteh das nicht". "Weil er einfach nicht hier her passt. Und ich kann mir vorstellen, dass er auch gar nicht hier sein will. Wahrscheinlich vermisst er seine ganzen Freunde in Dover", erwiderte mein Vater. "Und wenn er nicht zurück will?" "Hat er das gesagt?" "Naja... eigentlich schon. Aber wer möchte schon ständig von einer Stadt zur anderen ziehen? Wobei er sich doch hier schon so gut eingelebt hat..." "Wirklich?", fragte Tanja. "Ja, echt. Sam und die ganzen anderen finden ihn auch voll okay". "Dass er sich hier eingelebt hat, ist kaum zu übersehen", sagte mein Vater, "er hat sich ja schon geradezu an die Umgebung angepasst, mit seinen schwarzen Haaren". "Ja und?" "Genau, was ist schon dabei?" Tanja und Blake waren eindeutig gegen ihn. Sehr gut! "Willst du mir jetzt auch noch in den Rücken fallen?!", brummte er. "Achwas! Aber du siehst das Ganze einfach zu streng". Tanja wollte meinen Vater nicht verärgern, das merkte man am Tonfall. "Mein Entschluss steht fest. In zwei Wochen zieht er wieder zurück, wenn meine Schwester ihre Geschäftsreise beendet hat". "Das... ist nicht fair", sagte da auf einmal Blake. "Komisch, aber irgendwie glaube ich, dass dir Mike überhaupt nicht am Herzen liegt. Du willst ihn nur Abschieben. Ich weiß, was du getan hast vor einiger Zeit und deshalb finde ich, dass du überhaupt nicht das Recht dazu hast, ihn wegzuschicken". Dann plötzlich war es still. Oh nein. War wohl keine so eine gute Idee, ihm das zu sagen. "Woher..." "Von Mike. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich sag dir nur eins: Wenn er uns wirklich verlassen muss, dann hab ich erstens, ein verdammt schlechtes Bild von dir, wenn es überhaupt noch schlechter werden kann..." "Blake!", redete Tanja gleich rein. "Und zweitens..." Mein Stiefbruder erhob seine Stimme ganz schön. "Werde ich ihn dann nicht alleine gehen lassen, sondern dann werde ich mitkommen. Egal wie, selbst wenn ich von hier abhauen muss". Was? Meinte er das etwa ernst? Ich glaube es nicht. "Er hat es einfach nicht verdient. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er es überhaupt geschafft hat, alles durchzustehen. Und du weißt genau, was ich meine. Deshalb sollte er nicht zurückgewiesen werden. Nein, wohl eher respektiert. Schließlich war er der Einzige, der bis zum Schluss-..." "Ist ja gut! Ich weiß doch! Du musst es nicht auch noch sagen!", wendete mein Vater gleich ein. "Ok, dann sag ich es eben nicht. Trotzdem hat er es nicht verdient". "Er ist frech, mürrisch und hockt uns eigentlich nur auf der Pelle. Seine Art regt mich auf und er ist nur im Weg". Toll. Wirklich schön, das mal zu erfahren. Arschloch! "Ach, echt? Ich finde nicht, dass er uns auf der Pelle hockt. Und seine Art regt mich auch nicht auf und er ist nicht im Weg. Oder, Mum?" "Ich halt mich lieber raus, sonst sag ich nochmal was Falsches und verärgere deinen Stiefvater". Das war ja schon Antwort genug. Sie dachte also genauso wie Blake. "Siehst du? Uns beide stört es nicht. Und Mike auch nicht. Du bist hier derjenige, der ihn nicht haben will". "Trotzdem bin ich es, der bestimmen kann, was mit ihm passiert. Er ist ja auch mein Sohn". "Ganz genau. Endlich hast du es erfasst. Er ist dein Sohn. Das heißt, er ist nicht irgendwer, den man mal so schnell vergessen und aus dem Leben schaffen kann; bzw. soll. Vielleicht ist dir das nicht aufgefallen, aber er ist das Einzige, was noch von deiner ersten Familie übrig ist und deshalb solltest du dich um ihn kümmern. Aber stattdessen willst du ihn loshaben. Hast du in den letzten Monaten überhaupt auch nur einmal an sein Wohl gedacht? Wohl eher nicht. Du hast ihn ja nur hierher geholt, weil seine Tante es so wollte". "Blake, ich glaub das geht jetzt echt zu weit..." Tanja versuchte, sich in das Gespräch einzumischen, doch Blake ließ sich nicht von ihr zurückhalten. "Lass mich! Jemand muss das doch mal aussprechen, verdammt. Irgendwie übernehme ich hier sowieso die Vaterrolle; kommt mir echt so vor. Ich höre mir nämlich seine Probleme an, ich versuche ihm zu helfen, ich muss ihn trösten und komischerweise will auch nur ich, dass er glücklich ist. Ich will ihn nicht so sehen, wie er jetzt ist. Nach außen hin wirkt er immer wie ein Eisklotz, aber er hat doch auch Gefühle! Er ist nur so abweisend und kühl, weil er keinen an sich ran lassen will. Er will nicht verletzt werden. Das ist alles. Ich hab gesehen, wie er meine Freunde manchmal beobachtet hat. Und er hatte sie immer irgendwie so sehnsüchtig angesehen, als wollte er gleich rübergehen und bei ihren Scherzen mitmachen. Aber er ist nie zu ihnen hingegangen. Lieber saß er alleine auf der Bank und hat zugeschaut. Und man, es tut mir einfach scheiße weh das zu sehen! In der ganzen Zeit, in der er hier war, hab ich ihn nicht einmal aus Freude lachen sehen. Nie. Dabei versuche ich alles, um etwas ändern zu können. Alleine kann ich aber nichts erreichen... Ich glaube, wenn er jetzt auch noch wieder zurück muss, wird alles schlimmer. Denn dort wäre er alleine, da seine Tante ja nie da ist. Und irgendwann... hält er es vielleicht nicht mehr aus und tut sich etwas an... Er könnte weglaufen oder sich gar... umbringen... Davor hab ich einfach Angst...Ich mach mir solche Sorgen". Seine Stimme zitterte schon die ganze Zeit, aber plötzlich fing er an zu schluchzen. Ach Blake... Du bist ein Dummkopf. Weinst du etwa wegen mir? Eine Verschwendung deiner Tränen. "Beruhig dich...", meinte seine Mutter sanft. "Ihm wird schon nichts passieren. Wenn das so ist wie du sagst, werd ich mich natürlich für dich und Mike einsetzen". "Schon gut. Das musst du nicht...", sagte dann mein Vater. "Wir... werden ihn hier behalten". Nein! Was? Nochmal... Hatte er gerade wirklich gesagt... also ich meine... Hab ich mich verhört?? "Anscheinend setzt es dir wirklich zu und... ich... hatte ja keine Ahnung, dass..." Er sagte also wirklich, dass ich bleiben konnte. Wie er sich doch erweichen ließ... Das kannte ich gar nicht von ihm. Aber egal! Realisier erstmal, was gerade passiert ist! Juhuu, ich kann hier bleiben! Renn schnell die Treppe hoch und schrei in deinem Zimmer so laut du kannst, Mike! AAAH!!! Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht loszubrüllen wie ein Affe. Meine Hände zitterten schon. Schnell flitzte ich so leise wie ich konnte nach oben in mein Zimmer, ehe sie noch bemerkten, dass ein wahnsinnig aufgeregter Stief-was-auch-immer vor der Tür stand. Endlich! Endlich! Danke, Blake! Ich bekam gar nicht mit, wie das Gespräch noch weiterging, denn oben in meinem Zimmer schloss ich die Tür. Auf so viel Freude-Stress muss ich erstmal eine rauchen. Später nach dem Frühstück kam mein Stiefbruder zu mir hoch ins Zimmer. "Hey. Ich muss dir was sagen". Er sah wieder fröhlich aus. "Ich weiß schon!" "Was weißt du schon?" "Was du sagen willst, was sonst". "Äh... und was...?" "Daaaass... iiiiich... hiiiiier... bleiben kaaaaann", betonte ich jedes Wort überdeutlich. "Ich hab alles gehört". "D-d-d-du hast alles gehört?!" "Ja, so ziemlich. Und deshalb..." Ich schritt auf ihn zu und streckte meine Arme nach ihm aus. Sanft legte ich sie um ihn und drückte ihn fest an mich. "Danke. Du bist echt toll. Dafür darfst du dir jetzt auch was wünschen". "Ach, das war doch keine große Leistung..." "Tu nicht so. Du hast geheult. Ich muss dich doch irgendwie wieder glücklich machen. Also sag, was ich für dich tun soll". "Ich bin jetzt glücklich. Aber wenn du es unbedingt willst..." Er löste sich leicht von mir. Seine Hände glitten meine Arme hinauf bis zu meinen Schultern, auf denen sie dann ruhten. Er blickte mich an und zwang mich geradezu, in seine blauen Augen zu sehen. "Du weißt, was ich will, oder?" Kurz nickte ich. In solchen Situationen verstand ich ihn ohne Worte. "Aber das kannst du nicht von mir verlangen. Du weißt, dass ich das so ungern mache". Meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Einerseits war es in dem Moment auch schön, ihm so nah zu sein, aber... "Du hast gesagt, dass ich mir was wünschen darf. Komm schon... Das ist dann auch der Letzte. Für diesen Monat zumindest". Er grinste. Der Monat war doch sowieso in einer Woche schon vorbei. "Na gut...", flüsterte ich dann nach kurzem Überlegen. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über seine Wange, hinauf bis zur Schläfe und über seine Augenlider. "Mach die Augen zu..." Ich nahm sein Gesicht in meine zittrigen Hände und führte es näher an mich. Mein Herz raste wie wild und pochte mir in den Ohren. Mein Atem kam nur stoßweise und unregelmäßig hervor. Was war nur los? Ich schloss die Augen und zog ihn noch mehr heran. Zunächst berührten sich unsere Lippen nur leicht, ehe ich seine dann ganz umschloss. Ein kurzes Kribbeln durchfuhr meinen Körper und meine Lippen brannten ein wenig. Ein schönes Gefühl... Blakes Hände fuhren über meine Schultern hinunter zu meiner Taille und hielten mich dort. Ich legte meine Arme um seine Hals, um einen besseren Halt zu haben, doch dann löste ich mich auch schon wieder. Ich wollte nicht weiter gehen, so wie er es gestern getan hatte. Eine kurze Zeit blickten wir uns noch in die Augen. "Zufrieden?", meinte ich dann leise, als ich mich von dem Bann seiner blauen Augen befreien konnte. Meine Arme ließen ihn los und auch er hielt mich nichtmehr fest. "Naja... das war ja fast kein richtiger Kuss". Ja, mecker' du nur! "Aber trotzdem schön... Deine Lippen sind so weich". "Lass mich damit bloß in Ruhe", sagte ich etwas schmollig. "Die sind nicht für Jungs bestimmt". "Schade. Aber was nicht ist,..." "...kann auch niemals werden!", beendete ich den Satz. Der Sonntag verlief recht gut. Keiner - außer Blake natürlich - nervte mich ständig mit irgendetwas Unwichtigem. Gegen Nachmittag sperrte ich ihn einfach aus dem Zimmer, denn ich wollte meine Ruhe. War ja nicht böse gemeint, aber er nervte total. Und bevor ich ihm noch was antun muss, halte ich lieber Abstand. Was sagte er doch gestern? Ich hätte den ganzen Tag meine Privatsphäre? Ha! Von wegen. Am Montag war meine Stimmung nicht so toll. Klar, Montag bedeutete für mich immer früh aufstehen und Stress. Da bin ich halt mies gelaunt. Blake und ich kamen gerade in der Schule an, als uns Sam schon entgegenkam. Anscheinend waren die anderen noch nicht da. "Hey Mike... was ist denn mit deinen Haaren?" "Cool,was?", meinte mein Nebenstehender gleich. "Schon. Boah, sagt mal seid ihr auch so fit wie ich?" Ja, und wie. Er hatte genauso Augenringe wie wir. Demonstrativ gähnte Blake los und streckte sich dann ausgiebig. "Ich will wieder ins Bett". "Wie süß!", meinte Sam zu meinem Stiefbruder. "So klein und verschlafen... Aww". "Jaja... Hast du mich heute überhaupt schon richtig begrüßt??" "Mh, hab ich wohl vergessen. Sorry". Der große Sam legte seine langen Arme um den - verhältnismäßig - kleinen Blake und zog ihn an sich. "Guten Morgen, Schlafmütze". Ich bekam fast schon einen Schrecken als ich sah, dass er ihm die Zunge entgegenstreckte und mein Bruder sie mit seiner einigen anstupste. Dann kicherten die beiden los und versanken im nächsten Moment in einem innigen Kuss. Tut er seine Freunde also doch abknutschen... Igitt. Ich drehte mich weg. So etwas Widerliches am Morgen konnte mein Magen nicht vertragen. Eine Stimme hinter mir fing an zu lachen. "Das machen die immer montags. Mike, die Frisur steht dir gut". Es war Nick. Kevin, der direkt neben ihm stand, hatte einen Arm um ihn gelegt. "Wieso montags? Und danke". "Weil sie beste Freunde sind und den Schmerz des wochenendlichen Nicht-Wiedersehens nicht verkraften können. Deshalb". Äh, was? Ich hatte nichts verstanden von dem, was Kevin sagte. Gab es diese Worte überhaupt? Wochenendliches Nicht-Wiedersehen? "Hihi, du hörst dich immer so wissenschaftlich an, obwohl du nur Mist laberst, Schatz!", sagte Nick darauf und gab ihm einen Schmatzer auf die Wange. Schatz?? Waren die jetzt auch noch zusammen oder was? Oh Gott... Wo bin ich hier gelandet! Alle mit Geschlechtsverwirrung. Und Geschmacksverwirrung. Blake und Sam kamen wieder zu uns rüber. Der Große hatte immernoch seine Arme um den Kleinen von hinten geschlungen und küsste seine Halsbeuge. "Scheiße, ihr seit mal wieder verdammt peinlich!" Mia stand plötzlich auch hinter uns. "Ihr könntet euch doch mal ein Beispiel an... an... Mike? Bist du das? Cool! Also ihr könntet euch ein Beispiel an Mike oder so nehmen! Steht der etwa wie ein idiotischer Idiot rum und lässt sich von irgendwem vernaschen, so dass alle Leute schon gucken und tuscheln? Ich glaube kaum. Also... weg da!" Sie zerrte zuerst Nick und Kevin auseinander, dann Sam und Blake. Danke! Das konnte man ja wirklich nicht mitansehen. "Wenn ihr unbedingt kuscheln wollt, warum nicht bei einem von euch Zuhause? Man, man man. Jetzt müssen wir uns später wieder Beschimpfungen und Lästereien anhören. Ihr seit ja echt mehr als schlau", meckerte sie. "Was gibt's denn schon wieder?", wollte nun auch Jenny wissen, die als Letzte bei uns ankam. "Die da...", Mia zeigte auf die vier Jungs, "haben mal wieder in der Öffentlichkeit rumgemacht!" Sie musste sich zusammenreißen, damit sie nicht loslachte. Auch wir schmunzelten. War aber echt zu lustig. Sie sah aus wie ein kleines Kind, das auf die fiesen, bösen Jungs zeigte, die etwas angestellt hatten und Jenny war wie die Mutter, die jetzt alles regeln sollte. Jedoch vermieste diese gleich wieder die Stimmung. "Aha. Das interessiert mich leider sehr wenig". Hoppla, was war denn mit der los? Sie ging direkt auf das Klassenzimmer zu und würdigte keinen eines Blickes. Noch schlechter gelaunt als sonst. Ok, es war Montag Morgen, aber irgendwie hatte es den Anschein, als wäre ihre Laune dank Kevin so 'super'. Dank Kevin und Nick natürlich. Vielleicht waren sie jetzt doch zusammen? Mia seufzte. "Oh, je". Sie folgte Jenny. "Pff... Ziege", zischte Kevin, als die Mädchen außer Reichweite waren. Hatten er und Jenny etwa Streit? Und wieso machte ich mir eigentlich darüber Sorgen? War ja nicht mein Problem. Ich hörte nur noch halb zu. Jenny und Kevin hatten sich anscheinend bei dem Videoabend in die Haare gekriegt, weil Kevin Nick eingeladen hatte. Die zwei haben dann nur noch rumgealbert und Jenny nicht beachtet. Irgendwie kann ich sie ja verstehen, schließlich ist es ganz schön blöd, wenn man die ganze Zeit das fünte Rad am Wagen ist. "Ich wollte dich mal was fragen", sagte Blake auf dem Heimweg. "Und was?" "Wann hast du eigentlich Geburtstag?" "Am 12.Mai". "Am 12.Mai?!?!?" "Ne, am 87.!" "Und das sagst du mir 2 1/2 Wochen davor?" "Du hast nie gefragt". "Penner". Er fing an zu lachen und gab mir eine Kopfnuss. "Au! Das tut weh!", jammerte ich sofort und hielt mir den Kopf. "Gewöhn dich dran". "Tse! Aber komm ja nicht auf die Idee, eine Party zu schmeißen". "Warum nicht?" "Weil... ich das nicht will". "Warum nicht?" "Ich mag keine Partys". "Warum nicht?" "Da ist es immer so laut, man macht dumme Spiele, man kann es niemandem recht machen weil jeder was anderes will... usw. Es gibt eben solche Menschen wie mich, die das nicht ausstehen können". "Aber warum denn nicht??" "Frag nicht so blöd, man! Ist halt einfach so!" "Ok. Ich werd trotzdem eine organisieren". "Sag mal, rede ich gegen eine Wand?!" "Was für eine Wand?" Grrr! Entweder hielt der Typ jetzt die Klappe oder machte sich aus dem Staub; noch ein Wort und er bekam eins in die Fresse. Der soll mich nicht ständig so ankotzen! "Sag einfach nichts". "O-okay..." Kapitel 6: Is It Love? ---------------------- Halloo... Ich kanns euch sagen... Ich habe so geweint bei diesem Kapi... Es macht mich traurig, solche Gedanken zu hegen wie hier... *snief* Das mach ich so schnell nicht mehr... ^^° Ich hab ja auch am Anfang gesagt, dass es im Laufe der Kapitel fröhlicher wird... Aber irgendwie bekomme ich das nicht hin Oo Aber das liegt wohl an mir selbst >< ich bin zu gefühlvoll und muss immer was Trauriges schreiben! ><°°°°°°°°°°°°°° Ich muss echt mal versuchen, mehr Freude in die Sache zu bringen (omg, das kann ja noch was werden XD) Das hier ist übrigens das längste Kapi bisher^^ kann ich das noch toppen?? XD Ich will mich auch noch bei allen entschuldigen, die MikexBlake gut finden...^^ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Nur noch 9 Tage bis zu meinem Geburtstag und alles schien perfekt zu werden. Das Wetter war super, ich verstand mich mit allen, die Blake zur Party eingeladen hatte, mein Vater ließ mich in Ruhe und ich gewöhnte mich gut an die ganze Umgebung; an die Schule, ect. Es könnte doch nicht besser laufen, oder? "Bis morgen dann, ihr Süßen". Sam nahm alle der Reihe nach in die Arme. Ich wendete mich schon etwas ab und ging langsam voraus, damit Blake nicht so lange stehen blieb und sich nicht womöglich noch in ein Gespräch verwickeln ließ. "Hey Mike, warte doch mal", rief Sam mir zu. Er lief zu mir rüber und umarmte mich ebenfalls. Total überrumpelt zuckte ich kurz zusammen und machte einen Schritt nach hinten, aber der Große hielt mich fest. Groß war das richtige Wort, er musste sich geradezu bücken, damit er mich in die Arme schließen konnte. "Bis morgen". Er drückte mir kurz einen Kuss auf die Wange und grinste mich schelmisch an. "Äh, ja... bis morgen...", meinte ich leicht skeptisch. Was sollte das? Gleich stürmte Blake zu uns rüber und zog mich am Arm mit sich mit. "Komm, gehen wir jetzt". Ja klar, auf einmal hatte er es eilig. Passte ihm wohl nicht, wenn mich noch jemand anderes umarmte, was? Schnellen Schrittes gingen wir nach Hause und waren sogar früher da als sonst. So sehr hätte er sich doch auch nicht beeilen müssen... Am nächsten Morgen ging das Spielchen weiter. Leider... Blake versuchte den ganzen Tag, mich von den anderen fernzuhalten, vorallem vor Sam. War mein Stiefbruder etwa eifersüchtig? Meine Güte. Da war einmal alles gut und dann kam sowas daher. Na ja, was solls. Bleib ich eben fern von Sam. Doch nach der Schule konnten wir die Konfrontation nicht verhindern. "Miiike! Sagst du mir nicht tschüs??" "Tschüs". Ein monotoner Abschied meinerseits. Sogleich drehte ich mich um und wollte gehen, aber er zog mich ruckartig am Handgelenk zurück, sodass ich direkt in seine Arme fiel. "Bis dann. Ich werde dich vermissen". Und schon ließ er mich wieder los. Roten Kopfes machte ich mich mit Blake auf den Heimweg. Was soll dieses ganze Rumgeschleime!? Ist ja widerlich. Ich hasse so ein Gesülze. Oder sehe ich das etwas zu streng? Vielleicht wollte er auch nur nett sein... "Seit wann lässt du dich denn von jemandem umarmen, ohne gleich eine Morddrohnung auszusprechen?", fragte mein Stiefbruder etwas säuerlich. "Hä?" "Ich meine das gerade eben! Bei mir wärst du schon längst ausgerastet, aber von Sam lässt du dir das gefallen". "Achwas... Er überrascht mich halt einfach damit. Da kann ich nicht so schnell reagieren und mir überlegen, wie ich ihn am besten von mir fernhalte. Wieso fragst du??" Meine Mundwinkel formten sich zu einem Grinsen. Dass er eifersüchtig war, würde er niemals zugeben. Aber ich wusste genau, dass es so war. Jetzt konnte ich endlich einmal ihn ärgern, anstatt dass er mich immer auf die Palme brachte. "Ich frage... nur so. Das ist eben unfair von dir". "Wieso unfair?" "Weil ich dich nicht umarmen darf!" "Neidisch?" "Wer, ich? Überhaupt nicht!" "Natürlich..." "Grins' nicht so! Sonst... sonst knutsch ich dich ab!" "Ok, du hast gewonnen. Ich grins nicht mehr". "Ach, du bist doch ein Trottel!" Er piekste mich in die Seite, nur leider war ich nicht kitzelig. "Och, mennooo..." "So ein Pech, Loser". Am Nachmittag waren die Eltern ausgeflogen und mein Stiefbruder und ich waren alleine im Haus. Es klingelte an der Tür. Schon wieder dieser Sam...! Aber zum Glück wollte er nicht zu mir, sondern zu Blake, denn sie hatten sich für heute verabredet. Ich konnte mir auch schon denken warum: Dummerweise war Blake eine echte Niete, wenn es um Naturwissenschaften ging und der anstehende Test in Chemie bereitete ihm schon seit Tagen Sorgen. Sam war ein Ass in diesen komischen Schulfächern, bei denen man eigentlich nur etwas logisch denken musste und ein gutes Vorstellungsvermögen brauchte. Er verzog sich also ins Zimmer unter mir und ich hörte eine ganze Weile lang nichts. Welch Ruhe! Endlich hatte ich mal Zeit zum 'chillen', wie meine Freunde das immer sagten. Ich hatte mit solchen Modewörtern wenig am Hut, denn spätestens in einem halben Jahr waren die wieder out. Ich 'chillte' mich also auf mein Bett und nahm mein Telefon vom Nachttisch. Da mich ja keiner nervte, konnte ich endlich mal wieder ungestört in Dover anrufen und telefonieren. Schnell tippte ich die Nummer von Mary, mit der ich in letzter Zeit am meisten Kontakt hatte von meinen ganzen alten Freunden. Es war immer lustig mit ihr zu sprechen, auch wenn sie einem manchmal nicht zuhörte. Aber das war schon okay. So eine Tratschtante wie sie musste eben dauernd den Mund offen haben. "Willst du uns nicht mal besuchen? Du kannst ja deinen Stiefbruder mitnehmen". "Hm, eigentlich keine schlechte Idee. Ich frage ihn später; gerade lernt er mit so einem Kumpel Chemie. Glaube ich zumindest... Hoffe ich zumindest". Sie lachte darauf nur. "So schlimm?" "Naja, ich kann das Verhältnis zwischen den beiden nicht richtig einschätzen". "Achso. Oh, meine Mum hat gerufen. Wir gehen jetzt einkaufen. Du kannst mich ja um sieben oder acht nochmal anklingeln, da müsste ich wieder Zuhause sein. Also, bis dann". "Okay, bye". Tut tut tut. Sie war schon weg. Hatte es wohl eilig mit dem Einkaufen. Höchste Zeit mal nach unten zu gehen und zu schauen, was die beiden anderen treiben. Ob sie immernoch büffelten oder bei ihnen schon die Luft draußen war und sie mit anderen Dingen beschäftigt waren. Nein, ich denke jetzt an nichts Versautes! Mit ein paar Sätzen war ich auch schon unten im 1. Stock. "Puuh, also ich kann jetzt keine Formel mehr in mich reinhämmern! Ich bin k.o.", hörte ich Blake sagen. "Ich auch. Du, Blake... kannst du... kannst du mir einen Gefallen tun?" Ich hatte noch nicht geklopft. Es war wohl kein guter Zeitpunkt, denn Sam wollte anscheinend etwas Wichtiges fragen. Also blieb ich vor der Tür stehen und wartete, bis er fertig war. ...Ok, vielleicht wollte ich auch lauschen... "Klar, alles was du willst". "Kannst du mich ein wenig... also naja... könntest du dafür sorgen, dass ich öfter mal bei Mike bin?" "Äh... wie meinst du das?" "Du weißt schon... Von mir gut reden, mit ihm und mir zusammen was ausmachen, in der Pause immer bei mir rumstehen... Ich will ihn besser kennen". Was will er? Dafür muss er Blake doch nicht erst fragen. Das kann er doch auch so, oder? "Und warum...? Das kannst du doch selbst machen". "Weil... ich trau mich nicht so richtig. Bestimmt mache ich dann irgendwas falsch. Ich... ich will ihn, verstehst du?". Er will mich? Was hatte das denn schon wieder zu bedeuten! Ich kann mich nicht erinnern irgendwas getan zu haben, das ihn scharf auf mich machte! Ich war weder besondern nett zu ihm, noch hab ich ihn mal angemacht; ich hab ihn nicht mal aus Versehen berührt, noch angelächelt, noch bin ich auffallend, noch besonders gutaussehend...! "Äh, Sam... tut mir Leid, aber da kann ich dir leider nicht helfen". "Ich weiß, es ist blöd, einen Dritten danach zu fragen, aber könntest du nicht eine Ausnahme machen? Für deinen besten Freund". "Nein, sorry. Denn dann... würde ich wohl meinem Konkurrenten helfen... Ich will ihn nämlich auch". Ok, stopp! Bitte was?? Wollen die mich verarschen? Das war ja nicht zu glauben! Mein Stiefbruder und sein bester Freund... beide waren... total verrückt! Ich meine, ich bin abweisend und stur und blöd und fett und... naja okay, die zwei letzten Argumente stimmen nicht. Aber ich verstehe trotzdem nicht, wie die zwei... oh mein Gott! "Das heißt, du bist auch in ihn verliebt?" Nein, nein! Sprich das nicht aus! Ihr seit nicht verliebt, klar!? "Schon seit einer Weile... Er ist einfach zuckersüß. Da konnte ich nicht anders". "Und... und war da bisher was? Ihr wohnt ja im gleichen Haus und da kann's ja schonmal passieren, dass... du weißt schon". "Ich hab ihn sozusagen ein paar mal zum küssen gezwungen. Aber frag mich jetzt bitte nicht aus". Der Stuhl rutschte auf dem Korkboden. Jemand stand also gerade auf. Ohje, schnell weg von hier! Die durften mich nicht sehen, sonst würde ich glaube ich vor Scham im Boden versinken. Ich lief wieder die Treppen hoch in mein Zimmer und machte die Tür zu. Scheiße. Hab ich da gerade wirklich richtig gehört? Sam und Blake waren in mich... in mich... verliebt...? Das gibt es doch nicht. Ich verfluche dich, du blöde Gabe, mich immer Gespräche mithören zu lassen, die ich nicht hören sollte! Verschwinde und komm' nie wieder! Ein Knopfdruck auf der Fernbedienung und mein Fernseher sprang an. Ich musste mich ablenken. Ja, Ablenkung war gut, bestimmt war das von ihnen sowieso nur dahergesagt. Andererseits würde das erklären, warum mich die beiden ständig umarmen wollen und dass Blake mich geküsst hatte und dass er eifersüchtig war und dass er ständig geradezu an mir klebte... Nein, halt! Ablenken, Mike. Mach dir keine Gedanken über sowas. Denk einfach nicht nach. Ich hatte es natürlich nicht geschafft, nicht daran zu denken. Es war der reinste Horror. Mit solchen Situationen war ich doch überhaupt nicht vertraut. Noch nie - zumindest wusste ich es nicht - wollte jemand was von mir. Und erst recht kein männliches Wesen! Und dann auch nicht gleich zwei davon. Das war doch zum Verzweifeln. Wie sollte ich mich in Zukunft Blake und Sam gegenüber verhalten? So tun, als wär nichts? Das schaffe ich doch niemals. Ihnen aus dem Weg gehen? Nein, lieber auch nicht. Es ihnen sagen, dass ich nicht gleich empfand wie sie? Auf keinen Fall! Die würde mich doch sofort als hellhörig bezeichnen. "Was ist denn mit dir heute los?", wollte Blake von mir wissen, als wir am nächsten Morgen in der Schul-Caféteria saßen. Mir ging es einfach schrecklich. Ich hatte kaum geschlafen, meine Haare standen zu Berge und ich musste die ganze Zeit aufpassen, dass ich nicht wegnickte und mein Kopf in den Teller knallte. "Hab nur kaum geschlafen". Und schon gähnte ich - zum 27.Mal heute; ich hab genau gezählt. "Willst du nach Hause gehen?" "Ne..." Auf einmal setzte sich auch noch der große Sam zu uns, bzw. neben mich. "Was ist denn mit dem los?" Er zeigte auf mich und grinste schon. "Er sieht irgendwie bekifft aus". "Tu ich gar nicht!" "Wenn du meinst... Dann sieht du eben niedlich aus". "Ich seh müde aus. Müde". Er kicherte und nahm mir meine Plastikgabel aus der Hand. Dann umfasste er meine Taille mit seinen Armen und zog mich an seine Brust. "Du darfst mich als Kissen benutzen". Ich grummelte nur. Nicht einmal wehren konnte ich mich, so tot war ich. Auch keine Wörter fielen mir in den Moment ein, die ich ihm hätte an den Kopf werfen können. Also lehnte ich mich ruhig an ihn und schloss die Augen. Jetzt noch eine Decke... Dann wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden. Sam strich mir sanft über den Rücken, was mich nur noch schläfriger machte. Ich genoss diesen Moment einfach. Und dass er etwas von mir wollte, war mir gerade egal. Fast hätte ich auch noch angefangen zu schnurren, als er in meinen Haaren kraulte. Der Junge wusste echt, was einem gefiel... "Schön?" Ich nickte leicht. Leider klingelte dann plötzlich die Schulglocke und wir lösten uns wieder voneinander. Schade, denn ich wär gerne noch etwas verwöhnt worden... Wir machten uns also auf zum Klassenzimmer und auf dem Weg verabschiedeten wir uns von der halben Gruppe, die in eine andere Klasse ging als wir. "Seit wann lässt du dich denn so von einem anfassen??", fragte mich Blake mit einem vorwurfsvollen Unterton. "Seitdem ich nur drei Stunden heute Nacht geschlafen hab". "Das ist kein Grund". "Lass mich bitte in Ruhe... Ich kann gerade nicht denken". Er schnaubte nur noch kurz, sagte aber nichts mehr. Langsam nervte mich diese Eifersucht. Als ob ich ihm gehören würde. Ich kann doch mit abhängen mit wem ich will und ich kann auch tun und lassen was ich will. Ich bin 16 - fast 17 - und da hab ich doch wohl Entscheidungsfreiheit. Außerdem leben wir in einem freien Land und Blake ist weder mein Vater, noch meine Mutter und auch nicht mein richtiger Bruder. Also muss ich ihm auch nicht eine Erklärung für das geben, was ich mache. Oder? Vielleicht wird es mal Zeit, dass ich mit anderen was unternehme, als nur mit ihm. Und vielleicht kam Sam da ja ganz gelegen... Später tauschten wir Handynummern aus, denn ich wollte ihn irgendwann anrufen, wenn ich mit ihm etwas ausmachen wollte. Wenn mich Blake wieder zu Tode nervte und ich einfach mal Abwechslung brauchte. Am Abend, als ich nach dem Duschen in mein Zimmer kam, zeigte mein Display auf dem Handy eine Nachricht an: "1 neue SMS". Und von wem war sie natürlich? Einmal dürft ihr raten. gute nacht, du verschlafenes häschen! :D bis morgen. Häschen... Der hatte echt Nerven, sich hier so zu gefährden. Ich hasste solche blöden Kosenamen bis aufs Blut. Das würde noch Konzequenzen haben...! Ich suchte seine Nummer und drückte auf den grünen Knopf. Es klingelte. Hoffentlich weckte ich ihn! "Hi Mike". "Was soll das?" "Was?" "Ich bin kein Häschen!" "Ach, das war doch nur Spaß". "Hm, ok... Eigentlich rufe ich auch wegen was anderem an". "Ah, und was?" "Hast du morgen Zeit...?" Die Frage klang etwas schüchtern. Ich hatte aber auch schon lange nichts mehr mit jemandem ausgemacht. "Morgen...? Sorry, da kann ich leider nicht. Ich hab gerade einen totalen Stress wegen Tests und so, deshalb pauke ich den ganzen Tag. Aber wie wär's mit Samstag? Da haben wir auch genug Zeit und müssen nicht dauernd an die Schule denken". "Klar. Und was sollen wir dann machen?" "Ich... glaub ich weiß schon was... magst du große Menschenmengen?" "Nein. Ich hasse das". "Perfekt. Lass dich einfach überraschen". "Okaaay... Also dann bis... morgen". "Ja, tschüs". Die drei Tage bis Samstag vergingen schnell; es war nichts Wichtiges passiert. Blake war von der Verabredung alles andere als begeistert, aber was konnte er schon tun? Mich einsperren? "Ich bin dann weg!", rief ich noch, als ich zur Tür rausging. Sam wartete schon draußen vor dem Haus in seinem Auto. Da er schon 18 war, dufte er alleine fahren und von seinen Eltern bekam er zum Geburtstag einen Wagen. "Hi", sagte ich und stieg ein. "Hey. Na, bist du schon gespannt?" "Etwas". "Ich weiß nicht, ob's dir gefallen wird. Ich hoff' es aber". "Wird schon passen". Nach zwei Stunden Fahrt bekam ich ein mulmiges Gefühl. So eine lange Reise, von der ich nicht einmal wusste, wo sie endete. Es könnte noch Stunden dauern, bis wir da sind. Wo brachte mich der bloß hin? Ich wollte noch heute wieder nach Hause kommen...! Oder vielleicht wollte er mich ... kidnappen??? Aber nein, sowas würde er nicht tun. ...Oder doch? Er wollte mich von Blake wegholen, damit ich mit ihm zusammen war...! Das muss es sein! Ok, durchatmen. Reg dich ab, Mike. Sowas Blödes kommt doch niemals in Frage. Wirklich bescheuert... Ihm das auch noch zutrauen. Du musst echt mal deine Fantasie zurückhalten. "Wir sind gleich da", sagte er lächelnd. Endlich. Ich glaub mein Arsch war schon nass vom ganzen Sitzen. Und meine Pobacken taten auch weh. Der Sitz war so hart... Natürlich versuchte ich, draußen etwas erkennen zu können, das mir einen Hinweis auf unser Ziel gab. Aber nichts war entscheidend. Wir könnten überall hingehen. In einen großen botanischen Garten, in den Freizeitpark... aber nein, es sollte ja keine große Menschenmenge geben. Hm, aber wo dann hin? Erst kurz bevor wir anhielten, konnte ich es erkennen; und ich war erstaunt: das Meer. Es war nicht so ein Meer, wo alle Leute badeten. Es war eher ein abgelegener Teil mit Küste. Sowas mochte Sam also? Traute man ihm gar nicht zu. "Bist du jetzt enttäuscht?", fragte er etwas missmutig. "Naja... es ist nicht das, was ich erwartet habe". "Du magst es nicht..." "Doch, doch. Es gefällt mir". Wir stiegen aus und gingen runter zum Meer. Die Sonne stand hoch am Himmel, da es gerade Mittagszeit war, aber es war nicht heiß. Nur warm und angenehm. Ich zog meine Schuhe und Socken aus und krempelte die Hose unten hoch, damit sie nicht nass wurde, wenn wir am Strand entlanggingen. "Ich wollte mal wieder hier her", sagte Sam. "Achja?" "Mhm. Hier hab ich früher mal gewohnt". "Oh". "Gleich in der Nähe. Es war schön, an diesen Teil des Strands zu kommen. Keine Menschen und so". "Jop". "Dir gefällt es echt nicht..." "Ach, weißt du... es ist nicht so, dass ich es nicht mögen würde... aber... ist halt nicht ganz mein Geschmack". "Tut mir Leid. Wir können auch wieder zurück fahren, wenn du willst". "Nein! So meinte ich das nicht..." Eigentlich wäre ich schon lieber wieder nach Hause gefahren, aber das konnte ich nicht sagen. Es schien ihn zu verletzen, dass es mir nicht so gefiel. Er hatte bestimmt Sehnsucht nach seiner alten Stadt, nach den alten Freunden, der Umgebung... Das verstand ich selbst doch am allerbesten. "Es macht mir aber wirklich nichts aus, wenn wir zurück nach-..." "Ne, jetzt sind wir doch schon hier und dann bleiben wir auch eine Weile". "Na gut..." Wir gingen weiter am Meer entlang. Es war ruhig; keiner sagte etwas. Nach ungefähr zwei Kilometern drehten wir dann wieder um und gingen langsam zurück. Total langweilig also. Aber wenn er hier hinwollte, war das ok. Als wir wieder beim Auto waren, setzten wir uns in den Sand und beobachteten die Wellen. Wirklich, es war sooooowas von öde. Ich überlegte die ganze Zeit, über was wir reden könnten, aber mir fiel nichts ein. "Du erinnerst mich an jemanden, Mike", meinte der Größere. "Echt?" "Ja. An einen Freund, der hier wohnte. Er war dir ähnlich". War? Hört sich ja schonmal nicht gut an. "Ist er auch weggezogen?" "Nein". "Also wohnt er noch in deiner alten Stadt?" "Nein..." Ohje. Ich sah zu ihm und er blickte traurig auf das Wasser. Es war wohl etwas anderes; etwas Schlimmes, warum dieser Freund nichtmehr hier war. Irgendwie traute ich mich aber nicht zu fragen, schließlich ging es mich gar nichts an und vielleicht wollte er auch nicht darüber reden. "Er wohnt... da". Sam zeigte in die Ferne. "Im Meer". Im Meer? War er ein Meermann geworden oder was? "Er ist ertrunken vor einiger Zeit". Oh... ok, blöde Überlegungen meinerseits. Ich hätte es gleich erraten müssen. "Tut mir Leid für dich... und wieso erinnere ich dich an ihn?" Leicht schmunzelnd antwortete er mir: "Weil er genauso stur war wie du. Und ein wenig abweisend. Aber ich sag nur - harte Schale, weicher Kern. Im Grunde war er sehr nett". "Hey, ich hab keinen weichen Kern! Ich bin massiv". "Ja, klar. Ach komm her, du... Stein du!" Sogleich legte er sanft die Arme um mich. In dem Moment wollte ich ihn nicht von mir wegdrücken. Es kam mir so vor, als würde er gerade eine Umarmung brauchen. Ich wusste ja wie es war, einen geliebten Menschen zu verlieren und da musste man eben unterstützt und ermutigt werden. Nicht so wie bei mir... Ich klammerte mich um seinen Oberkörper. Mit meinen Fingern strich ich etwas über seinen Rücken, woraufhin er leise seufzte. "Und du sagst mir, du hättest keinen weichen Kern", hörte ich ihn in mein Ohr flüstern. Ich antwortete nicht. Es würden doch sowieso nur wieder Beleidigungen rauskommen... Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und zog mich noch mehr heran. Langsam schloss ich die Augen, denn... es fühlte sich gut an. Seine großen, warmen Hände lagen an meinem Rücken, so als wollte er mich beschützen; so als könnte mir nichts mehr auf der Welt etwas anhaben. Ich fühlte mich wirklich geborgen. Zum ersten Mal seit Langem. Ich konnte mir sicher sein, dass Sam mir nicht weh tat und so ließ ich mich einfach in seiner Umarmung fallen. Es gab zwar nun schon einige Menschen, denen ich vertrauen konnte, aber ich hatte immer Angst, irgendwann wieder zurückgewiesen zu werden. Vorallem von meinem Stiefbruder... Zwar setzte er sich für mich ein und versuchte mir zu helfen, aber ich rechnete ständig damit, dass es ihm bald zuviel wurde. Dass ich ihm zu viele Probleme bereitete und ihm das Leben schwer machte. Und am Ende würde er mich wieder alleine lassen... Allein, so wie ich es in letzter Zeit immer gewesen war... Deshalb wollte ich mich auch am Anfang mit niemandem aus meiner neuen Klasse anfreunden. Ich kann es einfach nicht ertragen, nicht gewollt zu werden. Es nimmt mir mein letztes Stück an Selbstwertgefühl. Und davon habe ich wirklich nicht mehr viel... Von meinem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ist auch nicht mehr viel übrig. Ich selbst empfinde mich nicht als etwas Besonderes. Nein, es reicht gerade so, dass ich es wert bin zu leben. Wenn mich jemand umarmt oder mir sagt dass er mich gern hat, kann ich das nicht verstehen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Mensch jemanden wie mich überhaupt ansatzweise leiden kann, geschweige denn, sich in mich zu verlieben. So etwas kann ich nicht glauben. Meiner Meinung nach bin ich der wertloseste Mensch, den es gibt. Ich mag mich selbst nicht. Und das denke ich wirklich. Das ist keine Wichtigtuerei, damit man sich um mich kümmerte. Es sind meine wahren Gefühle und Gedanken, die ich bis jetzt noch niemandem mitgeteilt hatte. Aber wer wollte so etwas auch schon hören? Wenn es drauf an kommt, ist sowieso niemand für dich da. Du wirst enttäuscht von deinen besten Freunden, sogar von deiner Familie. Sie wollen nichts von deinen Problemen wissen. Du wirst allein gelassen und musst alles durchstehen. Und das nimmt dir schnell deine Kraft. Es fesselt dich. Manchmal fragst du dich, warum du noch hier bist. Ob dein Leben wirklich einen Zweck erfüllt. Ob du nicht einfach geboren wurdest, um einen anderen glücklich zu machen und dann wieder zu verschwinden. All das hatte ich in meiner schweren Zeit überlegt; sogar für mein Dasein begründet. Es gab jemanden, dem ich helfen musste - bis zum Schluss. Jemand, der nicht allein gelassen werden durfte. Aber was passierte, wenn derjenige dich nichtmehr brauchte? Warst du es dann noch wert, zu leben?... "Mike? Weinst du etwa?" Eine leise Stimme durchbrach meine Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie mir die Tränen schon die Wangen herunterrannten. "Was hast du..." Er schob mich ein Stück weg, um mich ansehen zu können. Sein Blick war traurig und besorgt. Ich wischte mir über die Augen und setzte wieder ein Lächeln auf. "Nichts. Alles ok. Ich hab gerade nur... nachgedacht". "Wenn dich etwas bedrückt, kannst du es mir sagen". Ja. Sam würde mich wohl besser verstehen, als die anderen. Er hatte dasselbe durchgemacht wie ich, auch wenn er bestimmt schon lange darüber hinweg war. Wahrscheinlich war er nicht alleine gewesen... Ich konnte gerade nicht über alles sprechen, deshalb schüttelte ich nur den Kopf. "Ist schon gut. Danke". Wieder lächelte ich ihn an. Er legte einen Arm um mich und ich lehnte mich gegen seine Brust. So wie vor ein paar Tagen. Still blickten wir wieder beide aufs Wasser und hörten dem Rauschen der Wellen zu. "Bis dann. Und schlaf gut". Erst als es dunkel war, kamen wir Zuhause an. Da wollte sich Sam schon wieder von mir verabschieden. Das passte mir aber nicht. "Kann ich... vielleicht... bei dir übernachten?" "Wie jetzt". "Ja also ich hol' kurz meine Sachen und fahr' mit zu dir, Ok?" "Äh, ich denke mal das geht in Ordnung..." Er sah mich skeptisch an. Mein Vorschlag war doch nicht aus aller Welt, oder? "Ich geh mal rein und frag kurz". Schnell war ich auch schon im Haus und suchte meinen Vater. Er war nicht da und so sagte ich einfach Tanja Bescheit. Dann stürmte ich hoch ins Zimmer und packte in Windeseile meine Schlafsachen und die Zahnbürste in eine Tasche. Mehr brauchte ich doch eh nicht. Auf einmal stand Blake in meiner Tür. Er hatte die Arme verschränkt. "Was hast du vor?" "Ich übernachte bei Sam". "Bei Sam?" "Nein, bei deiner Oma". "Und warum?" Er klang nicht freundlich, so wie sonst immer. Eher bestimmend und auch wütend. "Weil halt. Brauche ich dafür einen Grund?" "Der hat bestimmt eine andere Absicht, wenn er dich zu sich lässt. Was heißt hier 'bestimmt'... Er hat eine andere Absicht. Wenn du den Grund wüsstest..." "Was? Dass er was von mir will? Weiß ich schon". Jetzt guckte er aber blöd aus der Wäsche. Hätte er wohl nicht gedacht. Ich nahm meine Tasche und begab mich zur Tür, doch Blake wich nicht von der Stelle. "Seit ihr zusammen?" "Nein und jetzt lass mich durch". Er machte nur einen kleinen Schritt zur Seite, sodass ich mich durchquetschen musste. "Gute Nacht", sagte ich noch, bevor ich die Treppen nach unten ging und ihn stehen ließ. Unten wartete immernoch Sam auf mich. Ich stieg ins Auto und er fuhr auch gleich los. Er wohnte im nächsten Ort und so mussten wir ein paar Meilen dorthin fahren. Doch als wir ankamen, blieb mir den Mund offen stehen. Verdammt, was für ein geiles Haus hatten die denn?!? Es sah schon von außen riesig aus. Das Haus war weiß gestrichen und hatte einige interessante Baustile vorzuzeigen; das heißt, es war nicht einfach nur langweilig und viereckig. Alles war gepflegt bis zum geht nicht mehr, das konnte ich selbst noch in dem Schein der Gartenlampen erkennen. Der Vorgarten an sich war schon eine Wucht. Er erinnerte mich etwas an einen japanischen Garten, mit den geschnittenen Bäumen, den weißen Kieselsteinen auf dem Boden und dem kleinen Teich. Sam's Eltern mussten wirklich reich sein. Ich hatte mir nicht erträumt, dass sie so viel Geld hatten, denn ihr Sohn war eher bescheiden. Er führte mich in das Haus. In der Eingangshalle war der Boden komplett aus grauen Marmor. "Bist du wieder da?" Eine Stimme drang zu uns rüber und kurz darauf kam auch eine Frau zu uns. Sie war blond und hatte kurze Haare, ihre Haut war braun. Noch so eine Stammkundin beim Solarium... "Ja, ich bin wieder da". Sieht sie doch. "Und...?" Sie deutete auf mich und lächelte. "Das ist Mike, er geht seit Kurzem in meine Klasse. Und er übernachtet hier". "Ah, achso. Hallo. Ich bin Corinna". Lächelnd streckte sie mir ihre Hand entgegen, welche ich dann gleich nahm. "Hallo". Scheint nett zu sein. Sam zog mich gleich die Treppen hoch. "Ich muss dir nicht alles zeigen, oder? Das würde Stunden dauern". "Äh, ok. Macht nichts". Schade, so ein Bonzenhaus hätte ich gerne etwas genauer angesehen. Wir kamen bei seinem Zimmer an. War klar, dass es genauso riesig war wie der Rest. Und 'riesig' war das richtige Wort dafür. Der Boden war aus dunklem Holz, drei Wände weiß, eine Wand pastellgrün. Ganz vorne stand ein riesiges, rotes Sofa und ein weißer Schrank mit einem Fernseher. Weiter hinten eine große Anlage, sein Schreibtisch und eine Kommode. Das Zimmer ging noch um die Ecke, wo dann sein riesiges Bett stand. Alle Möbel waren in einem Weiß gehalten, die Dekoration etweder hellgrün oder rot. Die Farben stachen richtig ins Auge, aber insgesamt passte alles gut zusammen. "Wow, cooles Zimmer". "Danke. Da hinten ist noch das Bad, wenn du mal auf's Klo oder so musst". Er zeigte auf eine Tür neben dem großen Schrank. "Ok". "Gut, also dann werde ich mal gleich duschen und mich abschminken. Du kannst dich ja auch schonmal umziehen, oder schau dich einfach in meinem Zimmer um". Als Bestätigung nickte ich nur und dann verschwand er auch schon im Bad. Kurze Zeit später hörte ich das Plätschern der Dusche. Aus meiner Tasche nahm ich meine Schlafsachen; ehrgesagt war es nur eine Hose. Mist. Den Rest hatte ich wohl aus Versehen zu Hause vergessen. Was solls. Ich zog meine normalen Sachen aus und die Hose an. Sie war schwarz und ging mir gerade über die Knie. Um mir die Zeit zu vertreiben, schaltete ich einfach die Anlage an und legte mich in sein Bett. Es war ein Wasserbett. Cool. Die Lieder, die abgespielt wurden, kannte ich alle nicht und ich mochte sie auch nicht, denn es war nur Gekreische. Screamo, so nennt man das doch. Pfui. Ich machte die Anlage wieder aus, da kam auch schon Sam wieder zurück. Ging aber echt schnell bei dem. Es war ungewohnt, ihn mit nassen Haaren zu sehen, weil sie normal aussahen. Sonst hatte er sie immer wild gestylt. Die vorderen klebten sonst gerazu im Gesicht; die hinteren standen in alle Richtungen ab. Naja. "Hey, Mike..." Er kam zu mir rüber. Ich lag da immernoch im Bett. In dem schönen, großen Bett... Der Große kroch plötzlich zu mir, was mir schon einen kleinen Schrecken einjagte, aber als er sich dann auch noch auf mein Becken setzte, war ich total irritiert und auch etwas ängstlich. "Du hast ja ein Nippel-pearcing". Oh, ja. Das hatte ich ja auch noch. Mit 15 selbst gestochen, bzw. ein Freund von mir. Hat verdammt weh getan, aber wenigstens konnte ich meinen Willen durchsetzen. "Das... ist geil. Darf ich anfassen??" Zögernd schüttelte ich den Kopf. Als ob ich jemanden das anfassen lassen würde. "Schade..." Langsam ging er wieder von mir und legte sich neben mich. "Du musst noch Zähne putzen. Und dann will ich eigentlich gern Licht ausmachen... Du schläfst bei mir im Bett, ok?" Ich stand auf. "Na gut". Kurz einen Abstecher im Bad, schnell Zähne geputzt, wieder zurück. Und wieso beeilte ich mich überhaupt? So als würde ich mich freuen, wieder hier zu sein... Pff. Als ob. Sam machte sich gerade seine Snakebites raus. Auch sein Zungenpearcing musste sich wohl über Nacht von ihm verabschieden. Wieder krabbelte ich in das Bett und legte die Decke über uns beide. Nach einem kurzen Suchen der richtigen Stelle zum Liegen konnten wir endlich das Licht löschen. "Nacht". "Ja". Ich spürte, wie er mich wieder in seine Arme zog und obwohl ich bei vollem Bewusstsein war, wehrte ich mich nicht. Vorhin war es schließlich auch so schön gewesen. Wieder streichelte er meinen Rücken, genauso wie demletzt. Doch dann glitten seine Hände weiter nach unten. Mir lief ein Schauer über. Plötzlich war alles ganz anders. Er traute sich nicht, über meinen Arsch zu streichen und fuhr vorsichtig an der Seite wieder hoch. Als nächstes spürte ich seine Finger an meiner Wange. Ich kniff nur die Augen zu. Lange zögerte er nicht - da konnte ich schon seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und gleich darauf seine Lippen auf meiner Stirn. Jedoch wanderte er dann weiter runter und legte sie auf meine eigenen Lippen. Und man, es gefiel mir sogar! Es war anders gewesen als sonst. Mein Bauch kribbelte, als würden hundert Schmetterlinge darin herumfliegen. Wie gut sich das anfühlte... Ich wollte mehr. Mit der Zunge leckte ich leicht über seine Lippen. Sogleich öffnete er den Mund einen Spalt, jedoch drängte er mich zurück, als ich hinein gleiten wollte. Lieber wollte er führen. Wir konnten gar nicht damit aufhören. Er fand es wohl genauso schön wie ich. Abermals küssten wir uns noch ausgiebig und leidenschaftlich, aber weiter wollte keiner gehen. Und das war auch gut so... - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Zum Schluss will ich noch auf ein paar Kommis / Fragen von euch antworten :D 1.: Kann man Blake adoptieren? - Ne, der möchte lieber bei Mike bleiben 2.: Kann man Blake und Mike adoptieren? - Nein XD Sonst hat meine FF keine Haupt-charas mehr^^ 3.: Kann man Blake klonen? - Da hat er Angst vor... o__o 4.: Schreibst du schnell weiter? - Ja, ich schreibe schnell weiter =_____= *Finger schon brennen vom Tippen in Lichtgeschwindigkeit* 5.: Wird der Vater eins auf die Nuss bekommen? - JAAAA! XD Wird aber nicht verraten von wem^^ 6.: Kannst du schnell wieder an den PC? - Das dauert noch eine Weile^^. Meine Eltern sagen, dass ich in den nächsten Wochen nich so oft ran soll >_> Aber wer hört schon auf Eltern XD !!? Also ich nich. :D 7.: Danke an alle, die immer so fleißig tolle Kommis schreiben *________* Ihr macht mich glüklich T-T (echt jetzt! XD) *alle knuddel* ihr seit xy%$?!-fucking-damn-geil x3 XD 8.: i.wie lustig, dass einige lachen / (fast) heulen müssen beim Lesen^^. Sonst bin ich nämlich immer die Einizige, die das tut xD (ich bin umgeben von unemotionalen Menschen T^T) 9.: Ein FEEEETTTES Dankeschön noch an meine Betaleserin , der ich fast jede halbe Stunde ein paar neue Zeilen der FF schicke XD und die das nicht nervt^^ *Applaus geb* *megaknuff* Kapitel 7: 'Happy' Birthday --------------------------- Huhu~~ Ich fühle mich gedisst XD Und das liegt an zwei Gründen... Erstens: Welche Sau (XD) hat bitteschön im Sommer, bzw. fast schon Herbst noch Heuschnupfen??! -.- Oder Pollenallergie oder was weiß ich... Meine Augen jucken wie verrückt X__x Aber ich glaub das interessiert euch weniger XD Der andere Grund ist wichtiger: Ihr mögt (fast) alle meinen Samy nich T^T Dabei is der doch auch süüüß :3 ...oda? Ich finde ihn gut^^. Na ja und wenn ihr ihn nicht mögt, dann hasst mich bitte nicht für dieses Kapitel XD (Hab schon gemerkt, dass viele von euch sauer auf mich sind^^°°°°) Und das tut mir Leid... >.< Aber man muss auch ma nen Wendepunkt in ne Geschichte bringen, oda? Sonst wird das alles ja noch langweilig *lol* Uuuuund ich wollte noch sagen dass ich voooooooooll happpppyyyyy bin *______* weil ich bei Kapi 6 ungefähr doppelt so viele Kommis bekommen hab als sonst x3 und es sind auch viele neue Favolisten dazugekommen :D *euch alle abknuddel* Hoffe, ich schreib weiter solche Kapis dass das auch so bleibt?? oo - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - "...ke... Mike..." Leicht öffnete ich die Augen. Ich blickte verschlafen in Sams Gesicht. Er lächelte mich an. "Bist du endlich wach?" Darauf schüttelte ich nur den Kopf und fing an zu gähnen. Ein wenig tat mir meine Schulter weh, musste ich feststellen. Lag aber wohl daran, dass ich die ganze Nacht in seinen Armen gelegen war und deshalb nur auf einer Seite geschlafen hatte. Noch immer lagen wir fest umschlungen im Bett. Da kam er mir auf einmal näher und legte seine Stirn an meine. "Hast du Hunger?", sagte er leise. "Nein", flüsterte ich nur zurück. Kurz kehrte Stille ein, doch dann redete er gleich weiter. "Ich muss dich was fragen". "...Ja?" "Was... empfindest du?" Wie? Was ich empfinde? "Ich... weiß nicht. Du bedeutest mir etwas... Und ich mag es, bei dir zu sein". "Also könnte es da mehr zwischen uns geben...?" Er klang ein wenig schüchtern. "Ich denke schon..." "Klingt ja sehr überzeugend". Als Antwort zog ich ihn nur näher und drückte ihm einen Kuss auf. Wie untypisch für mich. "Überzeugend genug?" "Mh, noch nicht ganz..." Schelmisches Grinsen. Dieses Mal war er es, der den Abstand zwischen unseren Lippen verringerte. Es fühlte sich gut an, wie immer. Waren die Schmetterlinge in meinem Bauch daran Schuld? Jeder Kuss war für mich etwas Besonderes. Keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, mich so denken zu lassen. Wobei ich doch sonst gegen so etwas bin... Der Große strich leicht über meine Brust, bevor er wieder von mir abließ. Doch dann hob er mein Kinn an und widmete sich meinem Hals. Zuerst strich er sanft mit den Lippen darüber, ehe er ihn dann mit weiteren Küssen verwöhnte. Das hatte er gestern noch nicht getan... Ich ließ meinen Kopf einfach in den Nacken fallen und wollte es genießen. Meine Arme legte ich um ihn und drückte ihn ein wenig enger an mich. Er saugte sich an einer Stelle meines Halses fest, leckte ein wenig darüber... Ein wohliger Ton entwich mir ungewollt. Da hörte ich ihn nur kichern. "Ok, ich denke das reicht. Ich will mir das mit dem Vernaschen noch etwas aufheben..." Vernaschen? Ob ich es soweit überhaupt kommen lasse? Mal sehen. Aber das heißt dann doch jetzt, dass wir... zusammen sind, oder?? Ich... mit einem Jungen... zusammen?!? Mein Vater wird mich umbringen. "Darf ich dich ab jetzt auch Häschen nennen?" "Niemals". "Ach man..." Später fuhr er mich wieder nach Hause. Es dauerte fast fünf Minuten, bis wir uns verabschiedet hatten, denn keiner wollte den anderen gehen lassen. Doch dann hatte ich es geschafft mich irgendwie loszureißen und spurtete ins Haus. "Bin zurück!" Blake erwartete mich schon vor meinem Zimmer. Wieder stand er mit verschränkten Armen vor der Tür, so wie gestern Abend. "Und?", fragte er. "Was und?" "Wie war's?" "Gut". "Gut? Das sieht dir aber gar nicht ähnlich". Er antwortete so schnell, als würde er schon wissen was ich sagen wollte. "Ich weiß. Dir sieht es aber auch nicht ähnlich, mich so vor meinem Zimmer zu erwarten und mich auszufragen". "Ich weiß. Ist was passiert?" "Äh, nein??!" "Ach komm, du kannst mir nicht erzählen, dass du bei Sam warst und es ist nichts passiert. Dafür kenne ich ihn zu gut. Habt ihr miteinander-..." "Nein!!! Was soll das?!" Ich drückte mich an ihm vorbei. Was hatte den denn schon wieder gestochen? Der kam mir ja langsam so vor wie mein Vater. Aber das ist ja kein Wunder, schließlich hat er ja mal selbst gesagt, dass er hier die Vaterrolle übernimmt. "Du führst dich ziemlich komisch auf, seitdem ich mit jemand anderes abhänge! Hast wohl Schiss, dass du nichtmehr mein einziger Freund hier bist, was? Oder liegt es daran, dass du mich liebst?" Ups... War mir so rausgerutscht. Mist. Er sah mich irritiert an, doch im nächsten Moment wurde seine Gesichtsfarbe rot. War ihm wohl ziemlich peinlich. "Woher weißt du das?" "Ich... ich hab's... mitgehört. Aus Versehen..." "Mitgehört? Na ja, egal. Früher oder später hätte ich es dir eh gesagt". Jetzt war ich es, der etwas rot wurde, aber nicht so sehr wie er. Und zum Glück konnte man das in dem dunklen Flur auch nicht wirklich erkennen. Er wollte es mir also einfach so sagen? Was hatte der denn für Nerven. Ich würde mich so etwas niemals trauen. Als ich ihn wieder ansah, verriet mir sein Blick, dass er auf etwas wartete. Auf etwas Bestimmtes... Dass ich ihm eine Antwort auf seine Gefühle gab. Es tut mir Leid, Blake. Aber ich muss dir jetzt leider weh tun... Mein Blick wandt sich wieder von ihm ab. "Du hast Recht... Es ist etwas passiert. Wir... wir sind jetzt zusammen..." Er sagte nichts. Lange hörte man keinen Mucks; nur Tanja konnte man hören, die gerade in der Küche stand und sang. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. Die Enttäuschung war ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Oh nein. Das wollte ich doch nicht... Er sollte nicht traurig sein wegen mir. "Achso. Ich, äh... ich dachte du willst nicht mit einem Jungen..." "Wollte ich auch nicht. S-sorry..." "Ach nein". Er winkte schnell ab. "Damit muss man leben. Ich kann es nur nicht ganz verstehen". Es kam mir so vor, als wäre er verwundert darüber, dass ich mit Sam und nicht mit ihm etwas angefangen hatte. Aber irgendwie hat er da Recht. Blake kannte ich schon länger und besser als Sam, aber... "Ich geh mal wieder runter", meinte der Andere schüchtern. Und gleich darauf drehte er sich um und ging die Stufen hinab. Jetzt verstand ich mich selbst nichtmehr. Je mehr ich darüber nachdachte, umso blöder kam ich mir vor. Wieso wollte ich Blake nicht? Er liebte mich doch genauso. Wieso Sam, den ich noch nicht einmal wirklich kannte? Der mir in keiner Weise irgendwie geholfen hatte? Wieso empfand ich nur für ihn etwas? Vielleicht, weil er mich nicht nervte. Und weil er nicht mein Stiefbruder war. Und weil er nichts über mich wusste... Er nahm mich so wie ich bin, ohne mich über meine Vergangenheit auszufragen. Das war einer der Dinge, die mir am besten gefielen. Theoretisch könnte ich also ein Verbrecher sein, aber Sam würde mich trotzdem lieben, oder? Auf meiner Party konnte ich mich überhaupt nicht freuen. Aber das lag nicht daran, dass ich in letzter Zeit etwas durcheinander war; eher daran, dass ich Partys einfach hasste. So saß ich natürlich äußerst 'gut' gelaunt irgendwo am Rande des Sofas, als die anderen sich mit Chips und Cola vergnügten und sich unterhielten. Ich konnte wenig mitreden, doch das war mir nur recht. Musste ich mich schon nicht mit so vielen Leuten beschäftigen. "Schatz, bist du denn gar nicht glücklich?", fragte Sam, der sich gerade neben mich setzte. "Doch, doch". "So siehst du aber nicht aus. Ist irgendwas mit dir?" "Ne... ich kann einfach Geburtstags-feiern nicht ausstehen". "Aber es ist doch dein Tag". Ich seufzte. "Ist das ein Unterschied zu allen anderen Tagen?" "Für mich schon... Wie kann ich dich wieder fröhlich machen?" Süß, wie er das sagte. Ich schmunzelte leicht. "Also wenn du schon so fragst..." Die ganze Zeit hatte ich meinen Blick auf den ach so interessanten Tisch gerichtet, aber jetzt sah ich zu Sam. Er verstand schon was ich wollte und lächelte mich an. "Wenn's weiter nichts ist..." Er legte einen Arm um mich und schaute mir erstmal in die Augen. Schon allein da wollte ich dahinschmelzen... Sie waren nicht so eisblau wie die von Blake, aber dunkelblau mit einem Stich grün in der Mitte gefiel mir fast noch mehr. Sein Gesicht kam mir ein Stück näher und ich konnte schon seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Es machte mich schier verrückt. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und schon wieder bekam ich dieses Kribbeln im Bauch. Noch immer hatte ich es nicht geschafft, es abzustellen. Nur noch ein kleines Stück musste er sich vorbeugen, um meine Lippen berühren zu können. "Boah ne ey, machen die schon wieder rum!?!", hörte ich auf einmal Mia sagen. Toll... jetzt hatte sie es geschafft, dass sich mein verdienter Kuss schon früher als gewollt wieder löste. "Na und! Bist doch bloß neidisch, weil du keinen lieb haben kannst", sagte ich schnippisch zurück und auch ein wenig schmollig. "Ich? Nö!", meinte sie lachend. Kuh. Immer musste sie alles kaputt machen. "Ach, hör nicht auf die, Schatz. Willst du später noch zu mir kommen?" Ich nickte. Danke. Sam wusste, wie man meine Laune wieder in den grünen Bereich kriegen konnte. "Mike, wie wär's mal mit Geschenke auspacken??", rief Blake zu mir rüber. "Ok". Schnell versammelten sich alle um die vielen großen und kleinen Päckchen, die auf dem Wohnzimmertisch standen. Ich nahm mir einfach mal eins aus der Mitte. Ein rotes, mittelgroßes Paket mit weißen Punkten. Es war von Nick. Das Papier war mindestens fünf mal darumgwickelt. Ich konnte es irgendwie nicht leiden, wenn man ewig für das Auspacken brauchte und so riss ich das Geschenkpapier gewaltsam ab. Heraus kam ein Glätteisen. Eher nicht so mein Geschmack... Hatte ich solche Locken oder wie?? "Äh, danke". Zwar versuchte ich, überrascht und glücklich zu wirken, aber es klappte nicht so ganz. Zum Glück sagte niemand was; wahrscheinlich waren sie es ohnehin schon von mir gewohnt, dass ich mich nie so richtig freute. Am Ende meiner Auspack-aktion stellte ich alle Geschenke auf den Tisch. Ich bekam eine CD von Simple Plan und einen Vorrat an Kippen von Blake, das Glätteisen von Nick, eine Shisha von Mia und Jenny, Tabak und Kondome mit Erdbeergeschmack von Kevin... was sollte das eigentlich?! Die würde ich doch sowieso nie benutzen. Der Typ dachte immer nur an das Eine. Also echt... Und zum Schluss stand da auf dem Tisch noch eine kleine Musikanlage für meine CD's von Sam; meine alte hatte nämlich demletzt den Geist aufgegeben. Ich bedankte mich bei allen und gab Kevin eine Kopfnuss für seine einfallsreichen Ideen. "Schatz, kommst du endlich??" "Ja doch, ich bin gleich fertig mit Aufräumen!" Dass dieser Junge aber auch immer drängeln musste. Blake und ich ackerten schon wie wild, um das Wohnzimmer sauber zu bekommen; Sam könnte ja gerne mithelfen! Nachdem ich die Geschenke ausgepackt hatte, wollten alle unbedingt CD's auf meinem neuen Player hören. Leider artete es aus, als wir auch noch Alk aus dem Kühlschrank holten. Ich will mich nicht weiter dazu äußern... Nach drei Stunden war das halbe Wohnzimmer verwüstet. Aber wer hätte auch erahnen können, dass Bier, Sekt, Wodka mit Cola und Musik so viel anrichtet? Wenn das mal nicht unsere Eltern mitbekommen. Bei uns darf man ja Alkohol erst ab 21 trinken... Zum Glück gab es noch einige Vernünftige wie Blake, Sam und mich, die die ganzen Unvernünftigen nach Hause begleitet haben; bzw. ihnen eine Unterkunft bei einem Freund besorgt haben, bevor die Eltern sauer wurden. Und jetzt waren wir am Aufräumen. Keine leichte Angelegenheit, wenn man verschüttetes Bier aus dem Teppichboden waschen musste. "Mir hat's Spaß gemacht", sagte Blake grinsend, während er gerade schrubbte. "Mir nicht. Ich mach' nie wieder 'ne Party". "Ach, komm schon. So schlimm war's nicht. Und deine Geschenke sind doch auch gut, oder? Hast du eigentlich schon das Paket aus Dover geöffnet?" "Jop. Drei Mal darfst du raten, woher die pinke Torte kam". "Die schicken dir eine Torte??!" "Eine Torte die ich niemals alleine essen könnte, tausende Geburtstagskarten, tonnenweise andere Süßigkeiten, ein Fotoalbum von meinen alten Freunden und mir..." "Ist doch cool!" "Ja, ganz toll..." Ich stand vom Boden auf und wusch den Lappen im Eimer aus. Wann würden wir hier endlich fertig werden?! "Begeistert siehst du aber nicht gerade aus". Ich seufzte schwer. "Ja... Ist ja nett, dass sie an mich gedacht haben. Aber ich würde sie viel lieber mal wieder sehen. Ich hatte wenig Zeit mit ihnen verbracht, als ich noch in Dover war. Und das tut mir jetzt ein wenig Leid... Ach, was rede ich da? Vergiss es wieder". "Aber nein!" Er strahlte mich an. "Du hast das gerade echt gesagt? Du hast das zugegeben??" "Was?" "Oh Gott, ich bin ja so glücklich! Dass du Sehnsucht nach ihnen hast zeigt nur, dass sie dir etwas bedeuten und dass deine vielen Eisschichten um dich herum langsam schmelzen". "WAS?" "Jaaaa...! Ich bin so stolz! Wenn du mal wieder so etwas sagen wilst, dann halte dich nicht zurück". "Du spinnst doch!" So eine Errungenschaft war das doch auch nicht! Oder? Hatte ich so etwas noch nicht gesagt? Doch. Bestimmt... Wahrscheinlich. Vielleicht... Ok, eher nicht. Trotzdem brauchte er mir das nicht gleich unter die Nase reiben, sonst würde ich das ganz bestimmt nicht noch einmal tun. "Kommst du endlich?!", nörgelte Sam, der nun schon zum fünften Mal aus seinem Auto hochgekommen war, um mich abzuholen. Ich wollte gerade zu einem lauten 'Nein' ansetzen und holte tief Luft, als Blake eine Hand auf meiner Schulter legte. "Geh ruhig. Ich krieg das Bisschen hier noch weg". "Sicher?", fragte ich skeptisch. "So wenig ist das auch nicht". "Ja. Geht schnell. Und jetzt hopp!" Er gab mir einen Klaps auf den Rücken. Da es so plötzlich kam und ich nicht darauf vorbereitet war, fiel ich dabei fast um und trat aus Versehen mit einem Fuß in den Eimer. Toll. Blake und Sam lachten sich einen Ast, während ich mein Bein wieder ent-eimerte. Ich wurde verdammt wütend. Das war überhaupt nicht lustig! Sie konnten immernoch nicht aufhören zu lachen und hielten sich schon die Bäuche. Es war mir einfach zuviel. Mein Geburtstag war der reinste Scheiß! Scheiß Party, scheiß Geschenke - sorry, aber zum größten Teil ist das so, scheiß Entfernung nach Dover, scheiß 'Freunde' die alles dreckig machen, scheiß Blake und scheiß Sam die einen auslachten! Das war mit Abstand der beschissenste Geburtstag, den ich je hatte! Und das muss schon was heißen! Kochend lief ich aus dem Wohnzimmer und wollte die Treppen in mein Zimmer hinauf, doch Sam hielt mich am Handgelenk fest. Den konnte ich gerade wirklich als letztes brauchen. Vorallem, weil er sich immernoch nicht einkriegte. "Lass mich los", sagte ich drohend leise. Als er keine Anzeichen machte mich in Ruhe zu lassen, riss ich mich einfach los und ging schnell die Treppen hoch. Oben knallte ich die Tür meines Zimmers zu. Ich wollte jetzt nicht gestört werden und wehe, jemand würde es wagen, mit mir zu sprechen! Solche blöden ...! Zuerst zog ich meine nassen Sachen aus und trockene wieder an. Dann legte ich mich in mein geliebtes Bett. Doch nur kurze Zeit später nervte einer der beiden affigen Idioten schon wieder und kam in mein Zimmer. Schnell zog ich die Decke über mein Gesicht. "Geh weg", nuschelte ich darunter hervor. "Ach, Schatz. Sei doch nicht eingeschnappt. Das war nicht böse gemeint. Und es tut mir auch Leid..." Ich spürte, wie jemand die Decke etwas nach unten zog und kurz darauf etwas Warmes auf meine Stirn presste. Eine Bewegung auf der Matratze verriet mir, dass er sich auf meine Bettkante setzte. "Du bist voll gemein!", sagte ich schmollig. "Und du bist eine beleidigte Leberwurst". "Ne!" "Doch, Hase". "Nenn mich nicht so!" "Warum nicht? Wir sind doch gerade alleine, da darf ich sowas". Nun zog er die Bettdecke ganz von meinem Gesicht und ich konnte in Sams strahlende Augen blicken. Er strich mir über den Kopf, so als wäre er meine Mutter. Erstaunlich, wie schnell er mich wieder besänftigen konnte. "Komm, du stehst jetzt auf, packst deine Sachen ein und fährst zu mir. Ja?" Zögernd stimmte ich mit einem Nicken zu. Gleich darauf zog er mich auch hoch und ich stand auf. Später, als ich bei Sam war und wir uns eigentlich schon fertig zum Schlafengehen gerichtet hatten, war ich noch gar nicht müde. Und er auch nicht. Wir mussten uns also überlegen, wie wir noch ein paar Stunden totschlagen konnten, bevor wir endlich schlafen gingen. "Zocken?", schlug ich vor. Denn bei seinem großen Flachbild stand eine Playstation; sowas spielte ich früher immer mit meinen Freunden. "Ne... keine Lust. Ich hab eh keine gescheiten Spiele". "Hm, achso. Aber was dann? In's Bett legen und warten, bis man einschläft?? Ist doch auch scheiße". "Also... in's Bett legen finde ich schonmal gut..." Fast schon hinterhältig fing er an zu grinsen. So einer hatte ganz bestimmt eine andere Absicht; ich konnte mir auch schon denken welche. Aber... war ich dazu überhaupt schon bereit? Wir waren doch erst seit vier Tagen zusammen...! Das ging mir doch etwas zu schnell... Also wenn das überhaupt seine Absicht war... Doch ich sollte Recht behalten. Er kam auf mich zu und dann ging alles so schnell. Wir küssten uns, er schob mich rüber zum Bett und legte mich drauf. Dann setzte er sich auf meinen Unterleib. Nein... ich wollte noch nicht. Ich kannte ihn doch auch kaum! Aber wie er mich berührte... Halt, stopp, Mike! Wehren, wehren! Wie geht das? Gegen so einen Typen wie ihn konnte ich mich nicht wehren. Ich war hilflos. Hoffnungslos verfallen... Seine Finger glitten unter mein Shirt; ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Er hatte immernoch dieses Grinsen im Gesicht. Freute sich wohl auf das, was er gleich bekommen würde... Ich verkrampfte mich unter ihm. Stocksteif lag ich da, ihn mit gemischten Gefühlen ansehend. Doch das schien er nicht zu bemerken. Immer weiter streifte er das Shirt hoch, bis er es mir ganz ausziehen konnte. Als seine kalten Hände auf meiner Brust strichen, kniff ich die Augen zu. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Sinnlich massierte er meine Brustwarzen, was mir ein kleines Keuchen entlockte. Dann glitt er wieder weiter nach unten... zu meiner Hose. Langsam öffnete er den Knopf... Doch plötzlich klingelte mein Handy. Gott sei Dank! Sam stieg von mir ab; zwar mit langem Zögern, aber er tat es. Schnell nahm ich das Telefon aus meiner Tasche und schaute auf das Display. Unbekannte Nummer. "J-ja?", immernoch etwas überrumpelt von Sam stotterte ich in den Hörer. Als ich jedoch die Stimme am anderen Ende hörte, erstarrte ich. "Alles Gute zum Geburtstag, Brüderchen". Kapitel 8: The Brother ---------------------- Haii^^ Thx mal wieder für die tollen Kommis *_____* Ich freu mich jedes Mal sehr darüber :D Und dann will ich noch eine Frage klären (da sich einige von euch gewundert haben). Wieso versucht Blake nicht, Mike zu erobern?? Weil er einen Freund hat. Und weil er Schiss hat, dass Mike sich von ihm abwendet, wenn er ihn ständig damit nervt. Ist doch klar, oder?^^ Später ist Mike sauer auf ihn oder redet kein Wort mehr mit ihm und das Verhältnis wird noch schlechter... Deshalb ist er lieber still^^ (Ihr kennt doch Mike XD der würde ausrasten xD) Uuund zum Schluss noch Werbung XD ... wer will, kann ja mal bei meiner neuen FF reinschauen, die ich weiterschreiben werde, wenn 'Who can find' abgeschlossen ist :) http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/387602/233665/ (Edit: ich hab jetzt übrigens auch das erste Kapi hochgeladen; das heißt, es ist nich nur der Prolog drin XD) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - "Alles Gute zum Geburtstag, Brüderchen". Wollte mich da jemand verarschen? Von meinem Bruder hatte ich schon mehr als ein dreiviertel Jahr nichts gehört; kein Lebenszeichen hatte ich bekommen. "Bist du noch dran?", fragte derjenige am anderen Ende der Leitung. Zuerst nickte ich mit dem Kopf, denn ich konnte keinen Ton rausbekommen. Doch dann fiel mir auf, dass der andere meine Zustimmung gar nicht sehen konnte. "Äh..." Meine Stimme war nur ein Krächzen. Ich räusperte mich kurz. "Ja. Ich bin noch da..." "Ich weiß, ich hab mich so lange nicht gemeldet... Und das tut mir schrecklich Leid. Wirklich. Mike... Ich... ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll". Darauf wollte ich nichts sagen. Er wusste, wie weh er mir getan hatte und dass es enfach scheiße war, dass er gegangen ist. "Würdest du... mich wiedersehen wollen? Ich könnte dir alles erklären. Bitte...", sagte er hoffnungsvoll. Aber wollte ich das überhaupt? Ihn sehen? Mir seine Entschuldigungen anhören? Ihm womöglich noch verzeihen?! Nein, verzeihen auf keinen Fall. Aber ich könnte doch seine Bitte nicht ausschlagen. Er war doch immerhin mein Bruder... Auch wenn ich ihn nichtmehr als Familienmitglied betrachtete. So kalt und herzlos war ich dann aber auch wieder nicht. "Wann", erwiderte ich nur trocken. "Ich hab immer Zeit. Wann du willst. Mir ist es egal". "Wo bist du?" "In Dover". "Ich nicht". "Wo dann? Ich komme überall hin". Kurz überlegte ich. Sollte ich ihn wirklich hier her kommen lassen? Ja. Ihm würde ich nicht entgegen kommen. Der sollte ruhig mal weit reisen. "Ich bin in Parsonsfield. East". "So weit?" "Ja. Am Samstag kommst du. 14 Uhr bin ich am Hauptbahnhof". "Okay. Ich werde da sein... Bye". Ich legte auf. Das war doch nicht zu glauben. Zuerst musste ich mich damit abfinden, ihn vielleicht nie wieder sehen zu können und dann ruft er an meinem Geburtstag an und wünscht mir alles Gute? Manchmal frage ich mich echt, ob der überhaupt ein Gewissen hat. Oder Einfühlungsvermögen. Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Ich blickte auf. "Wer war das?", wollte Sam wissen. "Das war... Steven. Mein Bruder. Also mein richtiger Bruder". "Du hast einen Bruder?" Er setzte sich neben mich. "Das wusste ich gar nicht". "Ja... Ist sehr kompliziert. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären. Er ist halt vor 'ner Weile abgehauen und hat nie etwas von sich hören lassen. Und jetzt..." "Oh..." "Sam... nimm's mir nicht übel, aber ich würde jetzt gerne lieber nach Hause". Meine Laune war im Eimer, genauso wie mein Fuß vorhin. Es war alles zum Heulen. Ich konnte mich gar nicht darüber freuen, dass er angerufen hatte. Denn alle meine schlimmen Erinnerungen kamen zurück. Glücklicherweise fragte Sam nicht weiter nach und fuhr mich so schnell wie möglich zurück. Doch er schien etwas enttäuscht zu sein, kam mir so vor. Aber ich musste jetzt einfach an mich denken. Wir verabschiedeten uns kurz und ich ging ins Haus. Wo war Blake abgeblieben? Mit dem musste ich reden. Er war ja der Einzige der wusste, was vorgefallen war vor einiger Zeit. Als ich gerade nach oben gehen wollte, kam er mir auf der Treppen entgegen. "Schon wieder da?" "Jop". "Habt ihr euch etwa gestritten???" Er konnte es nicht verhindern, dass kurz ein Lächeln über seine Lippen huschte. "Keine Sorge, haben wir nicht. Übrigens bin ich immernoch sauer". "Wegen was?" "Wegen dem Eimer!" "Eimer?" Ich seufzte nur und wollte fast schon wieder wütend werden. Jedoch hielt ich mich zurück, denn ich wollte ja eigentlich mit ihm reden. "Egal...", meinte ich deshalb nur. "Der Grund, warum ich hier bin, ist... weil... mein Bruder angerufen hat". Ich stellte die Tasche auf der Treppe ab und blickte zur Seite. Da spürte ich auf einmal, wie sich zwei Arme um mich legten. "Dein leiblicher Bruder? Und was... will er...?", sagte er leise. "Mich sehen. Und sich wahrscheinlich entschuldigen". "Aber das ist doch gut, oder? Er bereut. Und du bedeutest ihm immernoch etwas..." "Meinst du?" "Ganz sicher. Willst du reden?" Ich nickte. Dann nahm ich die Tasche wieder und brachte sie hoch in mein Zimmer; Blake folgte mir. Oben legte ich mich gleich in mein Bett, mein Stiefbruder setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Seitdem ich einen Freund hatte, traute er sich nichtmehr in mein Bett. Hat aber auch etwas Gutes. Wir redeten bis in die Nacht hinein; es war bestimmt zwei Uhr, als wir endlich schlafen gingen. Und dabei war morgen doch Schule... Jedoch kam es mir so vor, als hätte das Gespräch wenig genützt. Meine Meinung war dieselbe wie am Anfang. Ich würde ihm nicht verzeihen, er gehörte nicht zu meiner Familie. Das Einzige, was sich änderte war, dass ich Blake überredet hatte, am Samstag mitzugehen. Alleine dorthin wollte ich nicht. Was könnte da nur passieren? Ich könnte ausrasten oder anfangen zu weinen. Das wollte ich nicht. Steven sollte nicht sehen, wie sehr mich das Ganze einfach fertig machte. Außerdem wollte ich noch jemanden an meiner Seite, der mir bei den Antworten half. Bis Samstag verging die Zeit nicht wirklich schnell. Um ehrlich zu sein kann ich mich nicht erinnern, wann sie das letzte mal so langsam vorbeigegangen war. Aber nun war es endlich so weit. Es war Punkt 14 Uhr, als Blake und ich am Bahnhof ankamen. Mein ganzer Körper zitterte schon. Vielleicht vor Aufregung. Mein Stiefbruder drückte kurz meine Hand, damit ich mich beruhigen sollte. Am Bahnhof waren viele Leute, da gerade ein Zug hier angekommen war. Jedoch aus der einer anderen Richtung als Dover. Also müsste Steven schon hier sein oder er würde bald kommen. Langsam aber sicher fing mein Herz an zu rasen, als sich die ganze Menschenmenge verzogen hatte. Ich erkannte auf einer Bank einen jungen Mann, der meinem Bruder ziemlich ähnlich sah. Jedoch konnte ich es nicht gut sehen, da er zu weit weg saß. "Ist er das?", fragte Blake. "Ich weiß nicht". "Dann gehen wir mal hin". Plötzlich bekam ich Panik. Wir waren nur einen Schritt gelaufen, da sah der junge Mann zu uns her und stand auf. Es war Steven. Es war kein Fremder. Doch auf einmal schrien Stimmen in meinem Kopf, dass ich umdrehen sollte. Wegrennen, ihn nie wieder sehen. Ihm keine Chance geben. Es tat so weh. "I-i-ich... k-kann nicht...", stammelte ich. Und gleich darauf wollte ich auch meine Beine in die Hand nehmen und fortlaufen, doch Blake hielt mich fest. "Lass los!" "Niemals". Vergebens versuchte ich, mich zu befreien, aber der Andere war einfach stärker. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen. Ich wollte einfach weg. Doch es war alles umsonst. Nicht mal einen Meter weit war ich gekommen. Und aus lauter Verzweiflung fingen jetzt auch schon wieder meine Augen an, nass zu werden. "Ich will nicht", jammerte ich. "Blake, bitte..." "Nein. Er ist gleich da. Er ist nur wegen dir gekommen. Du kannst nicht gehen. Und du hast mich gebeten mitzugehen, um solche Gefühlsausbrüche zu verhindern". Ich hatte es aufgegeben, mich zu wehren und fing nur noch an zu heulen. Sorgsam nahm er mich in den Arm und kraulte meinen Nacken. Da hörte ich auf einmal eine Stimme. "Ich komme wohl ungelegen...", sagte er. Es war Stevens Stimme; einfach unverwechselbar. "Nein... er wird sich gleich wieder beruhigen. Er ist nur aufgeregt, das ist alles". Die Situation war mir peinlich. Ich vergrub mein Gesicht in Blakes Halsbeuge und umklammerte ihn fest. Wie konnte er das nur sagen? Ich war nicht aufgeregt. Ich war wütend und traurig. Aber es wäre schlimmer gewesen, wenn er ihm das gesagt hätte. Also war 'aufgeregt' doch ganz gut... "Wir sollten wo anders hingehen. Wo man besser reden kann", sagte Blake und streichelte meinen Kopf. "Wenn Mike das überhaupt will..." Langsam nickte ich. Jetzt wollte ich es doch. Er war ja schonmal hier und dann könnte er mir auch eine Erklärung geben. Plötzlich hatte ich auch keine Angst mehr, vor ihm zu weinen. Das hatte ich doch sowieso schon getan. Meine Arme lösten sich wieder. Ich schaute zu Boden. Steven anzusehen schaffte ich noch nicht. Mein Stiefbruder nahm meine Hand, was mich sehr beruhigte. Normalerweise würde ich ihn dafür anschnauzen, aber gerade tat es wirklich gut. Er gab mir das Gefühl, nicht allein zu sein und das brauchte ich. Steven ging neben Blake her. Wahrscheinlich traute er sich noch nicht, bei mir zu sein. Den ganzen Weg bis zum kleinen See in unserer Stadt herrschte Stille zwischen uns. Es war fast unerträgich. Erst, als wir uns in das Gras setzten, brach mein Bruder das Schweigen. "Also ich hab mir lange überlegt, was ich sagen soll. Aber ich bin zu keinen guten Worten gekommen. Ich sage es einfach so, wie es ist". Ich neigte meinen Kopf zu ihm. Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich ihn ansah. Er musste wohl auf der Straße leben, denn er sah nicht gerade wie der Steven aus, den ich kannte. Seine Haare waren wild durcheinander, seine Klamotten nicht gerade schön und abgetragen. Vermutlich auch ungewaschen. So wie der Rest von ihm... Unsere Blicke trafen sich, doch ich schaute schnell wieder weg. "Es ist... unverzeihlich", fuhr er fort, "dich alleine gelassen zu haben. Und es ist mir klar, dass ich weder zurück kann, noch alles wieder gut machen kann. Nicht dass du denkst, ich wäre gekommen, weil es mir schlecht ging. Wenn du mich nichtmehr bei dir haben willst, kann ich das sehr gut verstehen. Ich... wollte dich nur wiedersehen. Ich habe dich vermisst. Und ich habe mir Vorwürfe gemacht. Jeden Tag hatte ich solche Angst um dich. So sehr, dass ich nicht einmal mehr schlafen konnte. Ich habe mich immer gefragt, wo du jetzt bist. Ob es dir gut geht. Ob du überhaupt noch lebst... Ich bin so froh, dass du nicht tot bist..." Seine Worte klangen so ehrlich. Ganz bestimmt hatte er diese Rede nicht vorbereitet, denn so wie ich ihn kannte, hätte er sie dann nicht richtig rübergebracht. Er lächelte leicht, aber seine Augen verrieten, wie traurig er war. Hatte er sich wirklich solche Sorgen um mich gemacht? Das kann ich fast nicht glauben. Ich dachte immer, ich würde ihm nichts bedeuten...! "Wenn ich erfahren hätte, dass du nichtmehr lebst", sagte er noch, "hätte ich mir ganz bestimmt auch das Leben genommen". "Nein!", schrie ich, woraufhin mich die beiden anderen irritiert anblickten. "Nein...", wiederholte ich dehalb meine Wort etwas leiser. "Das... wäre doch unsinnig..." "Ich habe wirklich mit diesem Gedanken gespielt, Mike. Und ich will eben ehrlich sein... Es gab sonst keinen Grund mehr, für mich zu leben, verstehst du? Keine Familie, keine Freunde... kannst du dir das vorstellen?" "Ich glaube, das kann niemand besser verstehen als er", beantwortete Blake die Frage. "Aber im Gegensatz zu dir war er nicht selbst daran Schuld, dass er alleine war. Bitte Steven, versuchte nicht, sein Mitleid zu wecken. Er hat mindestens genauso viel Schlimmes erlebt, wenn nicht sogar noch mehr als du". Verwundert sah er vom einen zum anderen. "Sorry... Das wollte ich damit nicht bezwecken". Eine Weile starrte er ins Leere. "Dann... ging es dir also nicht gut..." "Hast du etwas Anderes erwartet?" Er seufzte. Irgendwie kam er mir gerade so klein und schwach vor. So... kaputt. Und das erinnerte mich an mich selbst. Deshalb konnte ich nicht weiter böse mit ihm sein. Er schien genauso ein Wrack zu sein. Und das wollte ich nicht... "Steven, wieso bist du überhaupt gegangen?" "Weil ich natürlich Angst hatte... Dass wir zu Bruch gehen werden; aber das war ja schon damals vorrauszusehen, dass es so sein wird. Ich wollte nicht, dass ihr traurig seit. Mum und du... Ich konnte es nicht sehen, wenn ihr geweint habt. Es hat mich zerrissen. Denn ich müsste als Ältester eigentlich dafür sorgen, dass alles gut läuft. Aber ich hab einfach nichts auf die Reihe gekriegt... Ich konnte für keinen von euch wirklich da sein. Es änderte nichts, dass ich da war und versuchte, etwas zu schaffen. Nicht einmal trösten konnte ich dich... Ich fühlte mich einfach mies. Und nutzlos. Und deshalb... bin ich gegangen... Aber jetzt fühle ich mich noch viel schlimmer, weil ich es getan habe. Es tut mir so Leid..." Ein kleines Stück rutschte ich näher an ihn. "Du musst das nicht dauernd sagen, wie Leid es dir tut". Ich blickte ihn an und auch er schaute in meine Richtung. Doch dieses Mal war er es, der wieder wegsah. Noch ein Stückchen rutschte ich näher. Irgendwie konnte ich ihn sogar verstehen. Ich hätte auch nicht sehen wollen, wie die Menschen die ich liebe, dahinschwinden... Trotzdem gibt es keine Entschuldigung. Aber ich kann auch nicht ewig nachtragend sein. Menschen machen Fehler, das habe ich begriffen. Denn niemand ist perfekt. Und das ist auch gut so. "Kommer her...", meinte ich und im nächsten Moment stürzten wir uns in die Arme des jeweils anderen. Wie ich es vermisst hatte, bei ihm zu sein. Die Wärme die er mir gab... es hatte mir so sehr gefehlt. Und ihm ging es bestimmt genauso. "Ich liebe dich", sagte er. Meine Arme schlangen sich enger um ihn. "Ich... dich auch..." "Niemals wieder will ich von dir getrennt sein, ok?" "Ja..." Steven und mir kamen die Tränen. Aber nicht aus Trauer. Sondern aus Freude. Ich hatte ihn wieder... Auf einmal hörte ich noch einen Dritten schniefen und langsam löste ich mich wieder aus der Umarmung meines Bruder und drehte mich um zu Blake. Ihm rannten ebenfalls Tränen die Wangen hinunter, doch er lächelte. "Das... ist einfach so rührend", sagte er und wischte sich über die Augen, was seine Schminke verwischte. "Ach, Blake..." Dafür musste ich ihn auch einmal drücken. Und er sah einfach süß aus, wenn er weinte. "Du bist verschmiert". Schnell wischte ich ihm das Überschüssige weg und lächelte ihn dann an. Dann wendete ich mich wieder zu Steven, der immernoch dasaß und sich mit dem Heulen kaum zurückhalten konnte. "Gehen wir nach Hause, ja?" Ich freute mich riesig, dass ich mit ihm reden konnte. Jetzt war alles wieder gut... Zumindest mit Steven. Wir sprachen auf dem Weg zum Haus viel. Ich hatte erfahren, dass er die ganze Zeit über obdachlos war und sich durchkämpfen musste, wie ich es vermutet hatte. Das sollte aber nun vorbei sein. Mein Bruder durfte nicht so schlecht leben. Er war zu verletzbar für so etwas. Als wir Zuhause ankamen, musste ich noch einmal tief durchatmen. Was würde mein Vater sagen? Würde er sich freuen? Ich hoffe es. Steven hatte ihm doch nichts getan... Andererseits hatte ich das ja auch nicht. Aber vielleicht war das jetzt etwas anderes. Ich schloss die Tür auf. Meine Hände zitterten gewaltig. Ich war wirklich aufgeregt. "Komm", sagte ich. Um diese Zeit war mein Vater im Büro und arbeitete. Wir gingen gleich dorthin um ihn zu überraschen. Es war das erste Mal seit Langem, dass ich mich freute, dass er da war. Also damit meine ich meinen Vater. Ich hatte ein breites Grinsen im Gesicht wie ein Honigkuchenpferd und auch mein Bruder grinste wie verrückt. Zaghaft klopfte ich an die Tür, die zwar schon geöffnet war, aber ich wollte ihn ja nicht erschrecken. "Dad...? Ich hab... jemanden mitgebracht". Er saß mit dem Rücken zu uns auf seinem Stuhl. Langsam stand er auf und drehte sich um... "Hi, Dad", meinte Steven leise. "Ich bin's..." Er bekam kein Wort heraus; stand einfach nur da und glotzte uns an. Zuerst dachte ich auch, er wäre sprachlos weil er sich freute, aber dann merkte ich, wie sich sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzog. "Was willst du denn hier!?", sagte er gehässig. "Verschwinde!" Hatte ich mich gerade verhört?! Nun schickte er auch noch seinen anderen Sohn davon? Steven war sichtlich gekränkt, genauso wie Blake und ich. Doch mein Bruder wich nicht von der Stelle. "Na, was ist! Hau schon ab!", setzte mein Vater noch eins oben drauf. Das reichte. Es brachte mich zum Kochen und von einer Sekunde auf die nächste war ich auf 180. Was sollte das bitteschön?!! Schnell schritt ich auf ihn, raste schon fast. Ich biss die Zähne zusammen, dass sie mir schmerzten. So wütend war ich. "Du scheiß Arschloch!", schrie ich plötzlich, erhob meine Faust und schlug es ihm direkt in die Fresse. Er fiel beinahe mit dem Kopf gegen die Schreibtischkante und seine Lippe fing an zu bluten; so sehr hatte ich zugeschlagen. Erst jetzt konnte ich realisieren, was ich getan hatte. Ich hatte die Faust gegen meinen eigenen Vater erhoben und Gott, war ich stolz darauf! "Was fällt dir nur ein, du Wichser!!?!?! Bei mir hab ich es mir ja noch gefallen lassen, dass du mich so fertig machst! Aber wenn du jemandem aus meiner Familie etwas antust, ich schwör's dir... dann wirst du nie wieder froh werden!" Ein weiteres Mal wollte ich mit meiner Faust ausholen, doch da hielt mich jemand zurück. "Lass gut sein, Mike!", sagte Steven, der meine Hand aufgehalten hatte. "Nein!! Er soll für alles bezahlen!" Nun rastete ich vollkommen aus. Meine Schlaghand war zwar nicht frei, aber dafür meine Füße. Er saß zwar schon auf dem Boden und hielt sich den Mund, aber ich konnte einfach nicht anders und trat heftig zu. Jetzt krümmte er sich auch noch. Was für ein schöner Anblick! Er sollte sich so krümmen wie ich, als ich alles verloren hatte! Elendes Schwein! "Hör doch auf!", rief Blake. Er hielt sich ebenfalls die Hand vor den Mund, aber das lag entweder an dem Schrecken oder an der Tatsache, dass er kein Blut sehen konnte. "Mir egal!" Mein Wutausbruch war schlimm. An die nächsten Minuten konnte ich mich im Nachhinein nicht einmal mehr erinnern. Wie ein Filmriss. Erst als ich in meinem Zimmer mit meinen zwei Brüdern saß und der Krankenwagen schon wieder weg war, gingen meine Erinnerungen an diesen Tag weiter. Irgendwie schämte ich mich jetzt. Aber dass ich ihm mal gezeigt habe wo es langgeht, machte mich immernoch stolz. Meine Hand tat ziemlich weh und man musste sie sogar verbinden. Von dem Schlag hatte sie geblutet. "Du bist ja ganz schön ausgerastet...", meinte Steven zu mir. Ich sagte nichts darauf. "Aber das hättest du nicht tun sollen". Wieder wurde ich sauer. "Ach nein? Hätte ich denn einfach zusehen sollen, wie es dich zerreißt oder was!? Hätte ich etwa zulassen sollen, dass er meine Familie schon wieder zerstört!??!" "Nein..." "Dann sag mir bitte nicht, was ich tun soll und was nicht!" "Ganz ruhig, Mike", sagte Blake und legte eine Hand beruhigend auf meine Schulter. "Ist schon ok, was du getan hast". Steven blickte uns sichtlich irritiert an. Er hieß es nicht gut, dass ich ihn geschlagen hatte und war deshalb umso verwirrter, als mich Blake unterstützte. Auf ihn konnte ich mich halt immer verlassen. "Er hat es verdient. Ganz ehrlich. Das heißt jetzt nicht dass ich es gut finde, aber so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Du musst dich im Leben auch mal wehren. Und du hast es ja für einen anderen getan... Das freut mich am meisten". Ja, der immer mit seinen komischen 'Taten für Andere', die seiner Meinung nach immer gut waren. "Sag mal, spinnst du?", mischte sich Steven wieder ein. "Er könnte eine Anzeige bekommen! Und er wird hier ganz bestimmt rausgeworfen!" "Wird er nicht! Dafür wird meine Mum schon sorgen. Sie steht auf unserer Seite. Und das mit der Anzeige wird dann schon klappen, wenn er überhaupt eine bekommt". "Er ist strafmündig". "Ja, weiß ich doch! Trotzdem muss er dann höchstens eine Geldstrafe zahlen. Wer steckt schon einen Jugendlichen hinter Gitter, nur weil er seinem Erzeuger mal gezeigt hat, wer der Chef ist?". "Trotzdem..." Mich interessierte das Gespräch nicht sonderlich. Es war mir gerade auch egal, was die anderen über mich dachten. Ich hatte das Richtige getan - zumindest aus meiner Sicht heraus. Ja ich muss sagen, mein Gewissen war sogar rein. Reiner als vorher zumindest. Er hatte es einfach verdient, mal richtig eins auf's Maul zu bekommen. Und seien wir mal ehrlich... eigentlich denkt doch jeder so, oder? Kapitel 9: I Don't Want It! --------------------------- Hallo mal wieder :D Sorry, dieses Mal hat es etwas länger gedauert, bis ich das Kapi fertig hatte >.< Aber ich war auch ein paar Tage lang beschäftigt; zwar nicht mit so wichtigen Dingen, aber egal XD Ich war auch an 3 Tagen nicht da xD Und in der Zeit wo ich da war, hatte ich wenig Bock, weiterzuschreiben. I.wie will ich kein Happy End machen. Also dass Mike am Ende mit niemandem zusammen ist... Und dass Blake auch keine Liebe findet... Aber nja, das werdet ihr ja dann sehen^^. Es ist noch nichts entschieden XD (nur so zu 75%). - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Einige Tage später - um genau zu sein zwei - wurde mein Vater wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Er hatte eine Wunde an der Stirn und einige blaue Flecken; mehr war äußerlich auch nicht zu sehen. Innerlich war sein Magen etwas angeschlagen, aber das war, soweit ich es mitbekommen habe, auch nicht tragisch. Zu meiner Überraschung warf er mich nicht gleich mitsamt meinem Bruder hinaus. Er war eigentlich so wie immer: er ignorierte mich, bzw. uns, wenn man meinen Bruder dazuzählt. Das kam mir fast schon spanisch vor... aber na gut. Als auch in den nächsten Tagen keine Anzeige ins Haus flatterte, zog ich entgültig meinen Entschluss: Mein Vater war verrückt geworden! Oder einsichtig? Vielleicht hatte er aber auch Angst? Nein, das bestimmt nicht. Aber aufjedenfall stimmte etwas nicht mit ihm - und zwar gewaltig! Naja, andererseits konnte ich ja auch froh sein... Aber trotzdem machte sich Unbehagen in mir breit. Es war Abend und Steven und ich wollten gerade ins Bett gehen. Er schlief bei mir im Zimmer, auch wenn Blake darauf bestand, er solle bei ihm im Zimmer schlafen. Damit sich mein Bruder etwas Privatsphäre gönnen konnte, nannte er als Grund. Natürlich wusste ich; und Steven wahrscheinlich auch, dass Blake nur zu mir unter die Decke kriechen wollte. Lange Rede, kurzer Sinn: mein Bruder und ich legten uns ins Bett und ich knipste das Licht aus. Jedoch konnte ich nicht gleich in meinen Träumen versinken, da mein Nebenliegender ein Gespräch anfing. "Du, Mike... sag mal, ist Blake eigentlich schwul oder so?" War ja klar, dass er das irgendwann fragte. Okay, es war auch mehr als offensichtlich, dass mein Emolein auf Jungs stand... "Ich meine, er ist ständig hinter dir her und er will in deinem Bett schlafen und er umarmt dich immer", fügte er noch hinzu. "Ja... ja, ist er. Ob er nun schwul oder ob er bi ist, weiß ich nicht genau. Aber eins von beidem ganz sicher". "Echt?? Und macht dir das denn nichts aus?" Dass ich selbst mit einem Jungen zusammen war, konnte ich ihm schlecht sagen. Wie würde er reagieren? Würde er die Flucht ergreifen? Denn soweit ich wusste, mochte er Schwule nicht besonders... "Nein, es macht mir nichts aus. Solange er mich nicht irgendwann überfällt, ist das ok". "Achso... du magst ihn, oder?" Etwas Zweideutiges spiegelte sich in seinem Tonfall wider. "Ja, natürlich, aber auf was genau willst du hinaus?" "Ach, ich dachte ja nur. Mit so einem zusammen zu wohnen verändert einen bestimmt". Oh ja, das tut es. Aber das konnte ich im Moment nicht zugeben. "Ich bin müde, Steven. Schlaf gut". "Okay. Gute Nacht". Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, war mein Bruder schon weg. Er konnte uns ja nicht auf dem Geldbeutel sitzen und hatte sich einen Job besorgt, deshalb musste er früh raus, auch wenn es Samstag war. Das brachte mir auch irgendwie ein gutes Gefühl, dass alles wieder so einigermaßen normal ablief. Ich stand zögernd auf und tappste die Treppen runter zum Bad. Blake stand schon vor dem Waschbecken und putzte sich die Zähne. "Morgen", meinte er etwas unverständlich; aber er hatte ja noch die Zahnbürste im Mund. "Hey", gab ich nur verschlafen zurück und streckte mich etwas. Als ich hinter meinem Stiefbruder stand und in den Spiegel schaute, merkte ich erst, wie verratzt ich aussah. Ja, geradezu wie eine Leiche. Ich sollte mir wohl besser noch eine Dusche gönnen, oder noch besser: ein schönes Bad. Also bewegte ich mich langsam wie ein Faultier zur Wanne, drehte warmes Wasser auf und fing an, meine Sachen auszuziehen. Ok, wäre ich bei vollem Bewusstsein gewesen, hätte ich das bestimmt nicht getan, denn Blake stand ja noch im Bad. Aber da ich eben noch müde wie sonst was war, war mir das gerade sowas von scheißegal. Schließlich wohne ich ja auch schon eine Weile hier und habe das Recht, nackig im Bad rumzulaufen! Oder etwa nicht?? Ich hatte mich gerade mal von meinem Oberteil verabschiedet, da bemerkte ich schon, wie Blake mich anstarrte. Und wahrscheinlich hätte ich es auch anfangs gar nicht bemerkt, wenn er nicht aufgehört hätte, Schrubbgeräusche mit der Zahnbürste zu machen. Aber so war es offensichtlich, dass es ihn nicht kalt ließ. "Was ist? Willst du den ganzen Tag hier rumstehen und so tun, als wärst du noch nicht fertig, damit du spannen kannst?" "Waff???" Sogleich wendete er sich wieder zum Spiegel und putzte weiter. Gut, da konnte ich mich ja auch weiter ausziehen. Ich drehte ihm den Rücken zu und entledigte mich meiner restlichen Klamotten. Dann stieg ich langsam in die schon halb gefüllte Badewanne und ließ etwas Schaumbad ein. So konnte ich auch alles schön verdecken, falls er doch noch auf die Idee kam, hierher zu schauen. Er spülte sich den Mund aus und fing gleich an, loszuzetern. "Wie kommst du darauf, dass ich spanne?? Du spinnst doch!" "Ach ja? Und wieso hast du dann so geglotzt?" "Das kannst du doch schlecht beurteilen, wenn du nicht einmal hergesehen hast". "Weißt du, ich sehe das auch so. Ich spüre das". "Du... du bist echt unmöglich!" "Was ist? Machst du heute irgendwann auch mal Anstalten, gehen zu wollen?" Inzwischen war die Wanne voll und ich drehte das Wasser ab. "Nein, ganz bestimmt nicht wenn du mich hier so verdächtigst!" "Das verdächtigt dich dann aber noch mehr". Langsam schlich die Röte in Blakes Gesicht und er hatte auch keine Ausreden mehr. "J-ja na und?!! Ich... ich muss übrigens auch noch baden!" Sogleich zog er sich sein Shirt aus. Das machte mich wahnsinnig! Die ganze Zeit wollte ich ihn aus dem Bad bringen und was ist jetzt!?! Jetzt will er sich auch noch zu mir gesellen, oder was? "Neeenene, lass das lieber mal bleiben, Freundchen!" "Zu spät! Du hast es doch geradezu darauf angelegt, also selbst Schuld!" "Bleib draußen!!", giftete ich ihn an. Doch es brachte nichts. Er zog sich nun auch die Hose runter und ich blickte kurz weg; kurz darauf saß er auch schon mit mir in der Badewanne. "Du hast echt nichtmehr alle Tassen im Schrank, oder!?!", meinte ich wütend. Am liebsten wär ich ja schnurstracks geflüchtet. Aber mich so nackt nun vor ihm zu outen passte mir gerade nicht. Dann ertrug ich ihn eben... Wehe, er würde mich beäugen! Dann würde ich ihn genauso ins Krankenhaus befördern wie meinen Vater, darauf könnte er sich verlassen! Zunächst einmal saßen wir minutenlang einfach nur da, sahen uns nicht an und keiner sagte etwas. Zum Glück war die Wanne groß, sonst hätte ich ziemliche Probleme gehabt, wenn er mich die ganze Zeit mit seinen Beinen oder was weiß ich mit was berührte. Aber so konnte ich mich etwas zurückziehen. Da nahm Blake auf einmal die Brause und machte sich die Haare nass und wusch sie mit Shampoo. Als er sie wieder ausgespült hatte, fragte er: "Kannst du mir vielleicht den Rücken einseifen?" Ich brach in schallendes Gelächter aus. "Ja klar und als nächstes soll ich deinen Dödel waschen, was?! Nee... kommt gar nicht in Frage". "Mike, das war eine ganz normale Frage ohne Hintergedanken. Ehrlich. Das klingt jetzt vielleicht doof, aber... ich dachte, Brüder machen sowas". Er sah mich unschuldig an, wie ein Engel. Aber dass er keine Hintergedanken hatte, konnte ich ihm nicht ganz glauben. "Was? Sich gegenseitig bespannen??" "Nein, man! Zusammen baden. Ich hab mir nämlich immer einen Bruder gewünscht, mit dem ich das machen kann". "Blake...", lenkte ich genervt ein, "Wir sind aber keine Brüder. Abgesehen davon willst du was von mir und ich will dir einfach keine Hoffnungen machen". Zumindest nicht jetzt. "Ich hab einen Freund... OMG, ich hab einen Freund! Wenn Sam das mitkriegt, dann wird er... Blake!" Wütend sah ich ihn an. "Ein Sterbenswörtchen zu Sam und du bist tot!" "Ich schweige wie ein Grab. Machst du mir jetzt den Rücken?" "Wenn es unbedingt sein muss!", stieß ich deutlich genervt hervor. "Aber das machen wir unter Brüder, klar?" "Was dachtest du denn?" Gleich darauf kam er auf mich zu und setzte sich mit dem Rücken zu mir. Zögernd nahm ich das Duschgel und ließ davon etwas auf meine Hand tropfen. Die Flasche war schon fast leer, deshalb kam nichtmehr viel raus. Lieblos verteilte ich es schnell auf seinem Rücken. Ja keine Berührung zuviel. Nichtmal eine halbe Minute später spülte ich alles wieder ab und Blake entfernte sich wieder etwas von mir. "So. Zufrieden?" "Naja, aber ich will ja nicht meckern. Jetzt bin ich dran!" "Vergiss es!" Jetzt wollte der mich auch noch einseifen? Niemals! Der würde die Gelegenheit doch sicher für etwas anderes nutzen und das wollte ich nicht zulassen! "Ach, komm schon! Unter Brüdern??" Seufzend drehte ich mich um und er rutschte wieder weiter zu mir. Kurz zuckte ich zusammen, als seine Hände mit dem kalten Duschgel meinen Rücken berührten. Es war mir klar, dass er es nicht so schnell wie ich vollbrachte. Er massierte alles geradezu ein, fuhr über jede Stelle mindestens fünf Mal und scheute auch nicht, sich meinem Hintern zu nähern. Jedoch ließ ich es mir noch gefallen, wenn er nicht weiter ging. Auf eine Weise fühlte es sich sogar gut an. Ich konnte mich ein wenig entspannen und vergaß den Stress, den ich in den letzten Wochen hatte. Als er fertig war, wusch er alles runter, doch dann machte er auch noch meine Haare nass. Also die Haare waschen konnte ich auch noch selbst! Und mehr als Rückenwaschen war ja auch nicht ausgemacht. Ich drehte mich etwas zu ihm und sah ihn finster an, da meinte er nur: "Reg dich ab, ich werde deinen Haaren schon nichts antun". Kurz darauf schaltete er die Brause ab und knallte mir Shampoo auf den Kopf. Und, oh ja... es fühlte sich so verdammt gut an, wie er meine Kopfhaut massierte. Sogar eine Gänsehaut wanderte über meinen Rücken und ließ ihn wissen, wie sehr es mir gefiel. Sowas Blödes aber auch...! Wie vorhin auch machte er alles ausführlicher und länger als nötig und man, ich verfluchte mich innerlich dafür, dass mir auch noch ein Seufzen entwich. Da kicherte er leise, hörte dann aber auf. Wieder einmal spülte er alles ab, doch er blieb dann einfach sitzen, wo er war. Verdammt, bei dieser Stellung kam ich mir einfach scheiße vor! War aber auch kein Wunder, schließlich saß er gerade hinter mir, nackt und jetzt legte er auch noch die Arme um meinen Bauch. "Äh, Blake...", meinte ich tonlos. "Scht", gab er zurück. Scht? Was sollte das denn jetzt heißen? Ich sollte still sein? Und warum? Auf sowas lasse ich mich doch nicht ein! Und vorallem...! Plötzlich konnte ich spüren, wie er seine Lippen an meinem Nacken auf und ab streichen ließ und mir dann einen Kuss darauf drückte. "Blake, das ist jetzt wirklich genug". Er hörte nicht auf mich und machte einfach weiter. Seine Lippen glitten weiter zu meiner Halsbeuge, auch noch meine Schulter eroberte er sich. Er küsste den ganzen Weg mehrmals entlang. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Erstens, war ich mit jemandem zusammen und zweitens, habe ich ihm gesagt, dass er nur meinen Rücken machen durfte. Und jetzt das...! Ich hatte es geahnt. Aber andererseits... gefiel es mir ein wenig, wie er mich küsste... mich wollte und mich forderte. Also wehrte ich mich erstmal nicht dagegen. Jedoch schaltete sich immer wieder mein Gehirn ein und sagte ein paar Worte, die ihn zum Aufhören bewegen sollten. "Wir haben gesagt, wie Brüder, nicht? Und das... ist etwas ganz anderes als das". "Wir sind doch auch keine Brüder, hast du selbst gesagt". Herausfordernd leckte er meinen Hals entlang, doch ich kniff nur die Augen zusammen und spannte alle Muskeln an. Eine Hand glitt langsam meinen Bauch hinab. Nein, nein! Hau ab von dort! Als ich dann auch noch merkte, wie er sich an mir festsaugen wollte, irgendetwas mein Hinterteil berührte und er seine Hand auch noch in meinen Schritt gleiten ließ, konnte ich ihn endlich von mir stoßen. Mit meinem Ellbogen hatte ich nach hinten geschlagen und gleich er ließ mich los. Sofort stieg ich aus der Wanne. Dass er nun alles von mir sah, war egal. Ich wollte weg! Schnell schnappte ich mir ein großes Handtuch und verschwand aus dem Bad. Scheiße! Was sollte das? Um ein Haar hätte er... mit mir...! Dann hätte ich aber wirklich für nichts mehr garantieren können. Bestimmt wär ich wieder ausgerastet, könnte ja gut möglich sein. Nach der Aktion letztens mit meinem Vater konnte ich mich selbst nichtmehr so gut einschätzen. Ich trocknete mich vor dem Bad etwas ab, um nicht im ganzen Haus Spuren von Wasser zu hinterlassen und ging dann hinauf in mein Zimmer. Oben zog ich mir erstmal wieder etwas über. Die Szenen von eben gingen mir nichtmehr aus dem Kopf und auf einmal machte mich das Ganze auch wütend. Ich hab doch gesagt, nur der Rücken, du Idiot!! Dass ich dir überhaupt erlaubt habe mich anzufassen, war schon ein Wunder! Und du vermasselst jetzt auch noch alles...! Tagelang hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Ich war ziemlich sauer auf ihn. Auch Sam machte sich schon Sorgen um mich, aber was wir getrieben hatten, sollte er lieber nicht wissen. Ich erzählte ihm einfach nur, dass mich Blake mit seiner Art aufregte. Nach der Schule wartete ich nichtmehr auf ihn. Schnurstracks machte ich mich auf den Weg nach Hause; mir egal, ob er alleine laufen musste oder nicht. Aber heute gingen wir zusammen, natürlich ohne dass ich es wollte. Mein Schritt war schnell und er musste sich bemühen, mit mir mithalten zu können. "Mike, hör mal..." Er nahm mich am Arm und ich drehte mich zu ihm um, entriss ihm meinen Arm jedoch wieder. "Was!", schrie ich fast schon. "E-es tut mir doch Leid!" Ich zischte nur. "Ja, klar. Ach, komm schon, Blake. Ich bin wütend! Da kannst du dich so oft entschuldigen wie du willst, ich werde dir erstmal nicht vergeben. Ich meine... hallo? Du steigst zu mir in die Wanne. Ok... Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten, ok. Ich hab mir auch noch das mit den Haaren gefallen lassen. Ok! Und selbst, als du mich umarmt hast war es noch ok! Aber dass du immer weiter machst und dich an meinem Schwanz vergreifst, das war richtig scheiße und es macht mich verdammt nochmal rasend!" "I-i-ich wollte das nicht! Echt! Das musst du mir glauben. Es war... ach, keine Ahnung. Ich konnte nichtmehr aufhören". "Ja, hab ich auch schon gemerkt". "Entschuldige... Ich wusste ja auch nicht, dass du gleich so sauer wirst". "Werde ich aber". "Wird nie wieder vorkommen, ich schwöre es dir. Und nie wieder werde ich etwas tun, dass dir nicht gefällt. Weder küssen noch sonst was". Darauf seufzte ich nur. "Als ob du das einhalten könntest. Es... geht nicht darum, dass es mir nicht gefällt..." Meine Stimme wurde leiser mit jedem Wort. "Eigentlich... hat es mir sogar ein wenig gefallen... aber nur bis zu diesem einen Punkt!" Ja, also dass er mich gleich begrabschen musste fand ich wirklich etwas abstoßend. "Aber jetzt... habe ich ein völlig anderes Bild von dir, Blake. Und zwar, dass du... überhaupt nicht anders bist als alle anderen. Nicht anders als Sam und vermutlich auch nicht anders als Kevin und die anderen. Du legst es immer drauf an, dass man mit dir fickt. Und sorry für den Ausdruck, aber das ist wirklich so. Zumindest kommt es so rüber. Sam hat sich gleich an mich rangemacht und du jetzt auch; obwohl du weißt, dass ich vergeben bin und Berührungen sowieso nicht ausstehen kann. Vorallem nicht solche. Um ehrlich zu sein, bin ich enttäuscht. Von mir selbst. Dass ich gedacht habe, du wärst nicht so". Entsetzen und Trauer spiegelten sich in seinem Gesichtsausdruck wider. "Vielleicht kannst du mich ja verstehen", fuhr ich fort, "dass ich nicht so eine einfache Nummer sein will. Ich habe einfach Angst, dass man mich danach fallen lässt. So abwegig ist das ja nicht... machen ja viele Leute. Und im Moment bin ich mir nicht sicher, ob du auch so bist. Ich... ich will einfach nicht ausgenutzt werden... sondern geliebt". Sein Blick wanderte auf den Boden. Hoffentlich verstand er jetzt, was in mir vorging. "Mike, ich bin so ein Trottel. Ich hätte wirklich zuerst nachdenken müssen; ich weiß ja nur zu gut wie es ist, wegen so etwas ausgenutzt zu werden. Wirklich... ich werde das nie wieder tun". "Schon ok. Na, komm her". Ich öffnete ihm meine Arme ein wenig und er stürzte sogleich in sie. Doch wir blieben nicht lange so stehen, sondern entfernten uns schnell wieder voneinander. Gut, zumindest war das jetzt geklärt. Musste ich mir also keine Gedanken mehr darüber machen. Am Abend war ich oben in meinem Zimmer. Es sah aus wie im Saustall: Bergeweise Klamotten von Steven, aber vorallem von mir lagen in der Gegend rum. Ich konnte mich nicht einmal mehr auf meinen Schreibtischstuhl setzen, so zugemüllt war das alles. Unordnung nervte mich sowieso manchmal tierisch und so fing ich an, alles aufzuräumen. Dreckige Wäsche auf einen Haufen, saubere Wäsche in den Schrank. Dann brachte ich die Schmutzwäsche in den Keller zur Waschmaschine. Waschen konnte ich selbst, hatte mir Mum beigebracht für Notfälle. Ich durchsuchte noch schnell alle Hosentaschen, bevor noch ein Handy oder ein Taschentuch drin war. Sowas wollte man schließlich nicht gewaschen haben. Und - siehe da - aus einer meiner Hosen kam mein MP3-Player. Gut, den hatte ich schon gesucht. Jetzt noch bei Steven nachschauen. Ich suchte mit meiner Hand in einer seiner Hosentaschen und spürte tatsächlich etwas darin. Etwas glattes, knisterndes. Vermutlich eine kleine Plastiktüte und als ich es herauszog, bestätigte sich meine Vermutung. Aber Moment mal... was war das? In der kleinen, durchsichtigen Tüte konnte ich etwas erkennen. Um genau zu sein ein weißes Pulver. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?? Kapitel 10: Drugs and Conflicts ------------------------------- Hallöchen :D Jaaaaahaaaa *_______* es ist geschafft XD Über 50 Favo-listen *-* (eig. schon 60 XD) ok jetzt muss ich einmal ausrasten... >___________< xyvjhmeiwycxvhynv fbsyv dvs ycs!!!!!!!!!!!!!!!!! x3 >v< So XD Und thx noch für die vielen, vielen tollen Kommis *euch Kekse geb* Und es tut mir Leid, falls dieses Kapi scheiße ist ;_; Ich habe zur Zeit echt keinen Bock etwas zu schreiben... Ich habe ein KreaTIEF T^T Deswegen ist dieses Kapi auch nicht so gut geworden >.< Aber seit mir büdde nich böse >.< Und sorry, dass es diesmal so lange gedauert hat ^^°° - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Es gab einen riesen Streit mit meinem Bruder, als er nach Hause kam. Er bestritt, das Zeug zu nehmen, sondern nur zu verkaufen. Aber das ist doch genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer! Beides illegal. In meiner Wut kam mir schon wieder der Gedanke, auf ihn losgehen zu müssen, jedoch konnte ich mich diesmal zurückhalten. Ich knallte die Tür zu, so laut ich konnte und verschwand aus meinem Zimmer. Sollte er doch an seinen scheiß Drogen verrecken...! Zwar versprach er mir, es nie wieder zu tun, aber das konnte ich nicht glauben. Einmal Dealer - immer Dealer! Das Geld will doch jeder. Und vom Gegenteil überzeugt bin ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Ich stapfte die Treppen runter, da kam mir schon Blake entgegen und zog mich in sein Zimmer. "Was ist los?", wollte er wissen. "NICHTS! Alles klar bei mir! Wieso fragst du???" Natürlich klang es nicht danach, als wäre bei mir alles ok. "Weil du ziemlich kochst... Aber wenn du nicht willst, musst du es nicht sagen. Ich wollte ja nur nett sein..." "Ja, schön. Dann sei mal nett und lass mich heute bei dir pennen". "Von mir aus..." Es dauerte nicht allzu lange, bis ich ihm mein Herz ausschütten konnte. Ich musste einfach mit jemandem reden, sobald ich wieder normalen Gemüts war. Er war sichtlich schockiert, als er das mit Steven erfuhr, aber das war auch kein Wunder. "Er tut WAS? Das... das kann ich echt nicht glauben...!" "Ja, siehste mal, ich nämlich auch nicht! Ich fasse es einfach nicht, dass ich mit so einem... bescheuerten Drogentypen verwandt bin! Aber mal ganz davon abgesehen... meine Familie ist sowieso für den Arsch", sagte ich wütend und auch ein wenig hasserfüllt. "Ja danke. Und was ist mit mir?" Blake zog einen Schmollmund. Fast musste ich grinsen, aber ich beließ es lieber. Dafür war ich einfach zu aufgebracht in dem Moment. "Du bist nicht mit mir verwandt". Auch als ich es am nächsten Morgen Sam erzählte, reagierte der nicht viel anders als Blake. Er wollte mich sogar von Zuhause wegholen, mich bei ihm einquartieren, aber das würde nur noch mehr Probleme bringen. Probleme mit meinem Vater - der das abgesehen davon sowieso nicht erlauben würde - und Probleme mit Steven, weil ich einfach weggegangen bin; und und und. "Schatz, ich meine es wirklich ernst. Du solltest zu mir kommen, damit dieser ganze Scheiß bei dir Daheim endich aufhört". "Ist schon gut..." Schwer seufzte ich. "Das geht schon. Ich muss es jetzt aushalten. Aber lieb von dir". Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss. Für Kuscheln oder sontiges war ich gerade einfach nicht im Stande. Die Sache mit meinem Bruder setzte mir ganz schön zu. "Na gut... aber wehe, du kippst mal um oder so, weil du überanstrengt bist mit der Situation", meinte er warnend. "Glaub mir... da hab ich schon Schlimmeres durchmachen müssen. Und das hab ich auch überlebt". Er sah mich mitleidig an. Vielleicht hätte ich das nicht erwähnen sollen. Jetzt machte er sich nur wieder Sorgen. Unnötige Sorgen... "Hase...?" "Nenn mich nicht so!" "Kann ich morgen zu dir kommen?", fragte er mich lieb. "Wenn du willst". Der Rest des Vormittags in der Schule verlief recht normal. Wie immer wartete Blake auf mich vor dem Klassenzimmer, doch heute gingen wir nicht zusammen nach Hause. Er verabschiedete sich gleich von mir und meinte, dass er noch etwas Wichtiges erledigen musste. Was es war, wollte er mir jedoch nicht sagen. Hm, ist ja auch egal. Da lief ich also alleine Heim. Doch den ganzen Tag fühlte ich mich komisch. Als Blake wieder zurückkam, war er ziemlich schlecht drauf und still. Ich meine... hallo? Blake und still? Bin ich im falschen Film? Aber eine Erklärung dafür wollte er mir nicht geben. Wo war der Kerl denn nur gewesen? Auch Steven war nicht wirklich heiteren Gemüts. Doch das war mir egal. Dem würde ich erstmal die kalte Schulter zeigen, damit er kapierte, wie sauer ich war. Trotzdem beunruhigte mich die Sache mit Blake. Ziemlich seltsam, wenn man nicht ständig von jemandem genervt wird... Wirklich, ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ich hatte mich wohl schon so sehr an ihn gewöhnt. Fast unvorstellbar... Am Abend war die Stimmung im Haus immernoch nicht gerade grandios. Wie gestern auch schlief ich bei Blake, denn mit Steven wollte ich es nicht aushalten. Erfolgreich hatte ich ihn die letzten Stunden ignoriert; der konnte mich echt mal! Und da er auch keine Andeutungen machte, mit mir reden zu wollen oder sich zu entschuldigen, war ich noch eingeschnappter. Mein Stiefbruder und ich standen gerade im Bad; ich putzte mir die Zähne und Blake schminkte sich ab. Ich frage mich, warum er sich das Zeug überhaupt zuerst ins Gesicht knallt, wenn er es abends wieder wegmacht. Ist doch total unlogisch... Jemand sollte mal Dauerschminke erfinden, damit man dieses Theater nicht immer hat. Nun ja, abgesehen davon ist Blake ja ein Junge; und Jungs sollten sich allgemein nicht die Augen mit Eyeliner umranden. Aber was kann ich schon tun? Es ihm verbieten? Den Eyeliner verstecken? ... Hm, das wäre sogar eine Möglichkeit. Aber dann wäre mein lieber kleiner Blake tagelang deprimiert und würde sich nicht aus dem Haus trauen, könnte ich mir vorstellen. Ich spülte noch schnell meinen Mund aus und begab mich dann zu meinem Schlafplatz. Und natürlich war der in Blakes Bett, schließlich war seins ebenso groß wie meins. Vielleicht ein wenig kleiner, aber nicht viel. Ich legte mich nah an die Wand, so wie ich es immer gerne tat und deckte mich zu. Kurze Zeit später kam auch mein Stiefbruder und legte sich zu mir, löschte das Licht und wünschte mir eine gute Nacht. "Ja... Nacht", erwiderte ich nur murmelnd; bereit, einzuschlafen. Doch natürlich hatte ich nicht lange meine Ruhe. Zum ersten mal heute war mein Nebenliegender wieder gesprächig. Aber wieso konnte er das nicht zwei Stunden früher oder so sein?? "Mike... ich muss dir was sagen". Oh nein... Bestimmt kam jetzt sowas Absurdes wie 'ich hab dich so lieb' oder 'ich will kuscheln', so wie der immer drauf war. Vorallem mir gegenüber. Doch zu meiner Überraschung erwähnte er ein ganz anderes Thema: "Ich hab mit Steven geredet. Heute nach der Schule. Ich musste einfach..." "Ja und? Interessiert mich nicht wirklich", entgegnete ich nur genervt. Ist mir doch scheiß egal, ob er mit meinem Junkie-Bruder redet oder mit dem Kaiser von China! "Lass mich doch erstmal ausreden". "Na guut... dann rede halt". Ich drehte mich zu ihm um, damit es so aussah, als würde ich ihm aufmerksam zuhören. In Wirklichkeit aber kümmerte es mich nicht. Alles was mit meinem Bruder zu tun hatte, wollte ich nicht wissen. "Du darfst nicht so hart zu ihm sein-..." "Was? Jetzt sagst DU mir auch noch, was ich zu tun habe? Ist es denn nicht meine Entscheidung, wie ich ihn behandle und wie nicht?!?" Ha! Wollen die sich etwa alle gegen mich verschwören!??! Ich glaub's ja nicht! "Ich hab gesagt, du sollst mich ausreden lassen". Sanft legte er einen Finger auf meine Lippen. Also gut... dann bin ich eben ruhig. Aber später könnte er was erleben! "Er ist ziemlich am Ende, weißt du? Ich darf es dir leider nicht sagen, warum er Drogen verkauft... aber du musst mir glauben, er kann nichts dafür". Jaa klar. Und ich bin der Weihnachtsmann. "Mike, er ist wirklich fertig. Du solltest nicht so mit ihm umgehen". Eine Weile sagte er nichts. Deshalb ging ich davon aus, dass er fertig war mit Reden. "Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Wenn es ihm so scheiße geht und das alles, dann soll er es mir selbst sagen. Vielleicht lasse ich mich dann ja erweichen, so wie es ungewollt immer passiert. Aber wenn ich alles über einen Dritten erfahre, ist es mir echt egal, was der sagt". "Hab ich gesagt, dass du reden darfst?" Schmollig grummelte ich. "Und wann darf ich dann reden?" "Sag ich dir dann. Und jetzt - psst!" Das ist doch echt unfair. Er verbietet mir hier mal voll meinen Mund! Wer gibt ihm das Recht dazu? "Ach, Mike. Zieh nicht so einen Schmollmund und guck nicht so grimmig. Das sieht aus wie ein kleines Kind". Äh, entschuldige? Du machst das doch auch ständig! Soll ich dir das dann etwa auch mal sagen? Mein Gesicht verzog sich noch ein wenig mehr und ich funkelte ihn böse an. Da kicherte er nur. "Aww... Ich hab dich so lieb. Ich will kuscheln!" Hab ich es doch gewusst... Aber nicht mit mir! Es war schon halb vier, als Sam endlich ankam. Zuerst wollte ich ihn ja direkt nach der Schule zu mir nach Hause nehmen, aber er musste sich noch bei seiner Mum melden und dann kam das Eine zum Anderen... Also aufjedenfall war er um halb vier endlich da. Ich öffnete ihm die Tür, als es klingelte. "Hey, Schatz", sagte er freundlich. "Hallo... Sam". Tolle Begrüßung meinerseits. Aber solche Dinge wie 'Schatz' und 'Hase' und 'Baby' konnte ich nicht sagen. Er hingegen nannte mich immer so, wenn er die Gelegenheit dazu hatte. Ich schloss die Tür hinter ihm und wollte gerade kehrt machen um die Treppen hochzugehen, da zog er mich zurück in seine Arme. "Willst du mich den gar nicht richtig begrüßen?", säuselte er in mein Ohr. "N-nein nicht wirklich... Zumindest nicht hier", meinte ich darauf nur etwas panisch. Wenn das einer mitbekommen würde von meiner Familie; oh Gott! Ich wäre tot! Außerdem war mein Vater gerade Zuhause... "Mh... schade". Er drückte mir nur einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann ließ er mich wieder los. Zum Glück. Ich wollte echt nicht riskieren, wieder Stress mit meinem Alten zu bekommen. Wir gingen zusammen nach oben, doch dort erwartete mich gleich die nächste Sam-Attacke... Er machte die Tür meines Zimmers zu, als wir drin waren und schob mich gleich rüber zu meinem Bett. Auch als ich schon mit dem Fuß unten anstieß, drückte er mich weiter nach hinten, sodass ich mich auf mein Bett setzte. "Du weißt doch, dass ich dich liebe Schatz, oder?" "Äh... ja...?" Oh nein. Er hatte doch nicht etwa das vor. "Und wir sind jetzt auch schon eine Weile zusammen..." Er drückte mich an meinen Schultern nach hinten, bis ich ganz auf meinem Bett lag. Dann setzte er sich - schwer wie er war - auf meine Hüfte. "Hey... lass das!", keuchte ich. Er war echt ein ganz schöner Brocken und ich war sowieso eher gebrechlich. "Vergiss es, Schnucki. Jetzt gehörst du mir..." Kurz blickte er mich noch an, dann beugte er sich zu mir runter und fing an, meinen Hals zu küssen. Das gefällt mir gar nicht... Nein, das gefällt mir absolut nicht! Wenn jetzt jemand reinkommt, bin ich wirklich sowas von am Arsch! Und mit meinem lieben Sam hier wollte ich auch nicht unbedingt in die Kiste steigen. Zumindest noch nicht. Kapieren die Leute das denn nie?! "Geh runter von mir!", fauchte ich. "Wenn du dafür auf mich draufsteigst". "Du spinnst doch, du Idiot! Lass mich!" Erfolgreich stieß ich ihn von mir. Und das nächste was ich tat, war, ihn erst einmal zu ohrfeigen. Was Besseres war mir nicht eingefallen... Am liebsten hätte ich ihm ja gewaltig die Fresse poliert, aber immerhin... war er noch mein Freund. "Was sollte das denn bitteschön!?! Willst du, dass ich dich hasse oder was!??!! Du hast sie doch echt nichtmehr alle!" Fluchtartig stieg ich aus dem Bett. Sam sah mich irritiert an. "Wie kommst du nur dazu!?! Ich hab dir auch noch gesagt, dass ich es nicht will! Duu... du bist echt unmöglich! Sei froh, dass ich dich nicht hochkant rauswerfe! Penner!" Ich schnappte mir ein Kissen und warf es nach ihm. Dann verließ ich das Zimmer. Zwar hörte ich, wie Sam mir folgte und nach mir rief, aber ich machte nicht Halt. Direkt steuerte ich das Bad an, ging hinein und schloss hinter mir die Tür ab. Von draußen hörte ich noch Sam, wie er mir irgendwas sagen wollte, aber ich gab nur ein 'Lalalalala!' von mir und drehte den Wasserhahn der Badewanne auf, damit der Geräuschpegel noch mehr anstieg und ich keine überflüssigen Worte hörten musste. Ja, ich muss zugeben, das war verdammt kindisch von mir. Aber die einzige Möglichkeit die mir in dem Moment einfiel, um ihn loszuwerden. Nach kurzer Zeit gab er es auch schon auf und hielt die Klappe; und ich glaube, dass er nach ca. fünf Minuten auch vor der Tür verschwunden war. Gott sei Dank, hey... Was fällt diesem Spast nur ein? Mich da... zum Vögeln zwingen wollen! Ich glaube es nicht! Also entweder bräuchte er eine gute Entschuldigung; und zwar eine verdammt gute, oder ich würde ihn für immer abschreiben. Ich würde ihn dann nichtmal mehr in meine Nähe lassen. Genau, ich würde zum Gericht gehen und ihn anklagen, dass er sich mir nur noch bis auf 5 Meter nähern durfte. Etwas anderes hatte er doch eigentlich gar nicht verdient...! Im Bad entschied ich mich dazu, mir erstmal ein Bad zu nehmen. Ein heißes und langes, um mich abregen zu können. Das klappte auch ganz gut, denn als ich nach ungefähr einer Stunde fertig war, war ich wieder etwas zuversichtlicher. Ich konnte mich sogar auf ein Gespräch mit Sam einlassen; aber nur, wenn er nicht wieder einen Mist sagte, sondern sich ganz aufrecht entschuldigte. Vielleicht war er ja noch da und wir konnten reden. Zuerst machte ich jedoch einen Abstecher in mein Zimmer, um mir Kleider zu holen. Ich hatte eigentlich schon erwartet, dass er hier irgendwo saß, aber ich konnte ihn nirgens erkennen. Hm, auch gut. Dann nahm ich mir meine Sachen, zog sie an und ging nach unten. Schon im Flur hörte ich Stimmen aus dem Wohnzimmer die lachten; Sam's Stimme war auch dabei. Was sollte das denn jetzt? Wieso lacht er schon wieder? Machte er sich etwa über mich lustig!?!? Gerade wollte ich die Tür öffnen, doch dann trat Blake aus dem Wohnzimmer. "Ich... würde da jetzt nicht reingehen", sagte er langsam und vorsichtig. "Warum nicht?!", erwiderte ich trocken. "Findet ihr es lustig, dass ich nicht mit dem Kerl ins Bett steigen wollte!?!?" "Was?? Nein, das eigentlich ja nicht, aber... Was hast du eben gesagt??" "Oh, äh, unwichtig... egal. Vergiss es. Willst du mich jetzt mal vorbeilassen?" Ich versuchte mich an Blake vorbei zu drängen, aber er versperrte den Weg. "Nein, ich lass dich nicht durch!" "Blake... mach keinen Scheiß, man! Ich muss ein ernstes Wörtchen mit jemandem reden, also halt mich nicht auf!" Aus dem Wohnzimmer konnte man immernoch Lachen hören. Es war nicht nur Sam's, sondern auch Steven's, das nahm ich deutlich wahr. Na wartet...! Die zwei können aber was erleben! "Aus dem Weg jetzt!" Ich stieß Blake unsanft zur Seite, sodass er endlich Platz machte und ich durch die Tür kam. Wütenden Blickes sah ich rüber zu den zwei Jungs, die dort auf dem Sofa saßen und sich vergnügten. Einen Schritt näherte ich mich, da wandt sich Sam's Blick zu mir. "Schatz...", meinte er grinsend. "Nenn mich verdammt nochmal nicht so!", rief ich und machte einen weiteren Schritt auf die beiden zu. "Hey... sei doch nicht so laut und so unlocker", kam es von Steven. Seine Stimme hörte sich ein wenig merkwürdig an. Sind die besoffen oder was?! Oder haben die etwa...? Ich blickte auf den kleinen Wohnzimmertisch. Und mir blieb die Luft im Halse stecken, als ich sah, was dort lag. Schnee. Schnee aus kleinen Plastiktüten war da überall verteilt; und wahrscheinlich nicht nur dort. "Ihr seit echt das Allerletzte...!", sagte ich leise, machte kehrt und ging wutentbrannt aus dem Wohnzimmer. Blake stand im Flur und schaute mich ängstlich an. Ich schritt einfach weiter. Zum Telefon, um genau zu sein. Jetzt reichte es mir endgültig. Ich ruf die Bullen, damit das mit den scheiß Drogen endlich aufhört! Kapitel 11: My Affection, My Love --------------------------------- Hallöchen! :3 Hier ist endlich mal wieder ein neues Kapi! Ich hoffe es gefällt euch. Wie viele Kapis es jetzt noch genau geben wird, weiß ich nicht. Aber dies hier ist nicht das letzte, deswegen lasse ich mal bei den Prozenten '90%' drin. Also es könnten noch 1 bis X Kapitel kommen XD In letzter Zeit sind mir nämlich wieder ein paar Dinge eingefallen, was ich noch so bringen könnte^^. Denn ich weiß ja, die meisten von euch sind ein MikexBlake-Fans xD Deshalb werde ich die dann auch noch ein wenig zum Zuge kommen lassen^^. Aber natürlich bleibt es insgesamt noch offen, ob die beiden glücklich werden oder nicht! Hehe :) Und sorry, wenn das Kapi an manchen Stellen langweilig ist >.< Ich bin im Schreiben iwie voll schlecht geworden .______. So, das wars XD (endlich)! - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - "M-Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee war?", fragte Blake unsicher. "Ja!", gab ich barsch zurück. "Okay... ... Ganz sicher?" "JA, verdammt!" Es war erst eine halbe Stunde her, seitdem die Polizisten meinen Bruder und meinen Ex-Freund mitgenommen haben. Ganz richtig, die Betonung liegt auf Ex-Freund, denn mit so einem könnte ich wirklich nicht noch zusammen sein. Da hegte ich eine abgrundtiefe Abscheu dagegen. Mit einem Drogentypen da... Arrgh! Niemals! Noch immer war ich geladen wie eine Hochspannungsanlage; im Begriff jeden umbringen zu wollen der mir im Moment auch nur zu nahe kam. Blake und ich saßen in meinem Zimmer, ich auf dem Bett, er auf dem Schreibtischstuhl. Er sah mich ein wenig verängstigt und mitleidig an. "Was ist? Was glotzt du so?!", schrie ich. Er zuckte vor Schreck zusammen. Sogleich wandt er den Blick ab. "Ok... tut mir Leid. War nicht böse gemeint", meinte ich wieder leiser.. "Aber ich bin gerade einfach ziemlich sauer". "Ich weiß. Ist schon gut". Das war einer der Dinge, die ich an Blake so mochte. Er verstand mich immer, wenn ich total aus der Fassung war und ausrastete. Naja, sagen wir er verstand mich meistens. Blake rollte mit dem Stuhl auf das Bett zu und lud sich darauf ab. Er rutschte nah an mich heran. Seinen Arm auf meiner Schulter zu spüren, tat gerade wirklich gut. So sehr, dass ich in Tränen ausbrach. All meine Wut hatte sich in Trauer umgewandelt. Ich war mit der Situation einfach überfordert. Mein leiblicher Bruder hatte etwas mit Drogen zu tun, mein ehemaliger Freund war nur durch einen Streit zum Konsumenten mutiert und der Einzige, dem ich mich überhaupt anvertrauen konnte war mein Stiefbruder, den ich noch nicht einmal wirklich lange kannte. Wie erbärmlich war das denn?! Ständig heulte ich bei ihm rum. Bestimmt nervte ihn das langsam. Trotzdem konnte ich nicht damit aufhören, es zu tun. "Soll ich hier schlafen?", fragte er leise. Ich nickte zögernd. Am nächsten Tag hatten wir ein Gespräch bei der Polizei. Zwei Männer fragten Blake und mich einige Sachen, die wir natürlich ehrlich beantworteten. Das ganze Gerede dauerte recht lange. "Also, wenn das so ist, dann müssen die beiden Jungs mit keiner hohen Strafe rechnen. Sam sowieso nicht, denn er hat das Koks ja anscheinend zum ersten Mal genommen. Und Steven wird höchstwahrscheinlich in eine Entzugsklinik kommen. So wie es aussieht, ist er einfach mit den Nerven am Ende und braucht erstmal eine Behandlung". Ich seufzte erleichert. Wirklich, hätte ich gewusst dass die beiden eine hohe Strafe bekommen, hätte ich sie niemals verpfiffen. Auch wenn ich in dem Moment verdammt wütend war. Aber ich glaube, ganz so herzlos hätte ich nicht sein können. "Da das nun geklärt ist...", fuhr einer der beiden Polizisten fort, "Sam will noch mit Mike reden". Wie bitte? Reden? Reden, oder mich anschreien? Oder mich etwa bitten, ihn nicht zu verlassen...?? Oder dergleichen? "Ehm... okay", willigte ich zögernd ein "Gut, dann folgt mir kurz. Im Moment befinden sich die zwei noch in Einzelzellen in der U-Haft". Ich ging dem einen Polizisten hinterher, bis zu Sam's Zelle. Er öffnete die Türe und ließ mich herein. Zur Sicherheit stellte er sich trotzdem draußen hin. Dann ging hinter mir wieder die Türe zu und ich blickte zu Sam, der da auf einem kleinen Bett saß und zu mir herstarrte. Etwas unsicher machte ich ein paar Schritte auf ihn zu. Sein Blick sah wütend aus. Langsam setzte ich mich dann auf einen Stuhl in dem Zimmer. Zunächst schwiegen wir uns nur an; er sah mich mit seinem durchdringenden, vernichtenden Blick an. "Und...? Was... willst du sagen?", fragte ich leise. "Was? Du fragst was??" Er fing an zu lachen. Ein boshaftes Lachen. "Wegen dir stecke ich jetzt in der Scheiße! Hast du eine Ahnung, was mit mir passiert?!" Sein Lachen war wieder verschwunden. "Ja, natürlich weiß ich das. Du bekommst eine milde Strafe. Höchstens eine Geldstrafe. Aber das wird ja für dich kein Problem sein, du hast doch genug Kohle", entgegnete ich ein wenig schnippisch. Wollte der mich hier etwa ankacken, der Idiot?!?! "Trotzdem! Meine Eltern denken jetzt schlecht von mir! Sie werden mich wohl bestimmt nie wieder aus dem Haus lassen, bis ich ausziehe. Ich werde null Freiheiten mehr haben! Die werden denken, dass ich schon immer etwas mit Drogen zu tun hatte und dass sie mich ab sofort von jeglichem Umgang mit anderen zurückhalten müssen". "Äh... Entschuldige mal, aber was kann da denn ich dafür? Du bist doch selbst dran schuld!" Blitzartig stand er von seinem Bett auf und ballte die Fäuste. "Ich...? ICH soll schuld sein?! Soll ich dir mal was sagen!?!?", schrie er mich an. "An diesem ganzen verdammten Dreck bist nur du schuld!! Du allein! Du machst alle fertig mit deiner scheiß egoistischen Art!" Irritiert blickte ich ihn an; blieb aber ruhig, wollte mich nicht von ihm provozieren lassen. Vermutlich war er gerade im Kopf einfach verwirrt und ängstlich. "Wovon redest du, Sam?", fragte ich normal, keinesfalls aufgeregt. "Du schnallst es nicht du Arschloch, was?!?! Du machst alle kaputt hier! " Ich... verstehe kein Wort. Ich mache alle kaputt? Wie meinte er das denn? Und was heißt hier überhaupt 'Arschloch'?!? "Also das muss ich mir echt nicht anhören, sowas b-..." "Wenn du mich fragst, wundert es mich überhaupt nicht, dass dich dein Vater so hasst! So einer wie du hat es sowieso nicht anders verdient!", schnitt er mir gleich das Wort ab. Gerade stand ich auf, doch da hielt er mich am Handgelenk fest und zog mich ruckartig zurück. "Alle sind am Ende, nur wegen dir! Und das wollte dein Vater wohl nichtmehr ertragen müssen. Dein eigener Bruder ist vor dir weggelaufen, deine Mutter hast du durch deine Art in den Tod getrieben; Blake machst du fertig, deinen Bruder zum zweiten Mal und mich jetzt auch! Und dann behauptest du, du wärst nicht schuld?!! Was glaubst du, warum Steven und ich gekokst haben?! Und hast du dich auch überhaupt nur ein einziges Mal für Blake interessiert!?!? Er heult sich bei seinen Freunden immer die Augen aus, weil du so ein Wichser bist! Ein Egoist! Du nimmst, nimmst, nimmst nur, aber gibst nie etwas zurück!!" Er stieß mich unsanft nach hinten, sodass ich mit dem Rücken an die Wand knallte. Wie gestern auch stieg mir erneut Wasser in die Augen. Warum sagte er sowas? Das stimmte doch nicht wirklich. Oder? Ich hab viel Hilfe angenommen, aber ich gab doch auch zurück...? Die Tränen tropften nun schon von meinem Kinn. Diesen Anblick musste in ihm wohl eine ungeheure Zufriedenheit auslösen... Aber so leicht werde ich micht geschlagen geben, selbst wenn ich nur eine dumme, kleine Heulsuse bin! Ich hob die flache Hand und klatschte ihm direkt eins runter. Der Kerl hatte doch nichts anderes verdient, als eine richtige Ohrfeige zu kassieren! Und 'richtig' war das passende Wort - Sam's Wange bekam einen knallroten Abdruck von meiner Hand, man konnte alle 5 Finger sehen. Es musste verdammt weh tun, denn schon allein ich hatte Schmerzen von dem Schlag. Auf den Haken machte ich kehrt und verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Zelle. Soll er doch von mir aus da drin verrecken...! Mit dem würde ich ganz bestimmt nie wieder ein Wort reden, mit diesem ach so tollen... Arschgesicht!! Was fällt dem bloß ein?! Mich hier als Egoist bezeichnen! ... ... ...Als... Egoist... Ich war doch nicht wirklich einer... nicht wahr...? Und wenn doch? Dachten das womöglich alle von mir? Und was ist mit Blake...? Stimmt es, dass er wegen mir... w...weint...? Das will ich nicht. Er ist so wichtig für mich geworden, seit ich ihn kennengelernt habe... Ich trat aus der Tür des Polizeireviers. Mein Stiefbruder stand schon auf der Straße und wartete auf mich. Als er jedoch meinen Gesichtausdruck sah, bzw. das, was darauf immernoch hinabrannte, kam er besorgt auf mich zugestürmt. Doch ich drückte ihn wieder von mir. Sonst kam es wohl wieder egoistisch rüber. Blake war immer für mich da. Und jetzt musste ich für ihn da sein. Wenn es wirklich stimmt, was Sam gesagt hat, dann werde ich mich Tag und Nacht um ihn kümmern, wenn es sein muss. Das bin ich ihm wirklich schuldig. "Was hat er angestellt?? Hat er was zu dir gesagt? Was Gemeines?? Hat er Schluss gemacht?", sprudelte gleich alles wieder aus ihm heraus. "Mit dem bin ich schon seit gestern nichtmehr zusammen...", sagte ich leicht genervt und wischte mir die Tränen ab. Also wirklich. Typisch Blake. Fährt immer auf der falschen Spur... Irgendwie süß. Und trotzdem auch widerwärtig. "Er hat nichts gesagt. Ich bin einfach ein Jammerlappen und hab wegen nichts angefangen zu flennen. Komm jetzt. Und alle weiteren Fragen werden nicht beantwortet". Zwei Tage später - so ziemlich alle haben die Geschichte von Sam mitbekommen und überall wo man hinsah, entdeckte man kleine Tratsch-Gruppen. Liegt es an dem Vorfall oder gab es schon immer so viel Getuschel...? Blake und ich saßen gerade am Mittagstisch in der Schule und drückten uns das Essen rein. Die anderen sind zu McDonalds gegangen, aber wir hatten keine Lust. Und Hunger auch nicht wirklich... Trotzdem muss man ja irgendwann wieder etwas essen und bevor wir ganz verhungern, stopfen wir alles rein. Ich bemerkte, dass die Mädels am Nachbartisch ständig zu uns rüberschauten. Oder zu mir? Also liegt es doch an dem Vorfall von vor 3 Tagen...! "Blake, ich fühle mich beobachtet". "Hm? Waff meinft du?" Er schlang noch schnell die letzten Nudeln hinein, bevor er sich umsah. "Lass uns lieber in den Aufenthaltsraum gehen", schlug ich vor und sogleich nickte mein Gegenüber. "Wir sind doch kein Kino". Sogleich nahmen wir unsere Taschen und machten uns auf den Weg. Um diese Zeit war dort niemand, obwohl Pause war, denn die meisten waren essen und vergnügten sich auf dem Hof. Der Rest, der einfach nur herumsitzen und chillen wollte, ging in die Oase - ein Raum mit alten, durchgelegenen Sofas. Hört sich vielleicht nicht so bequem an, ist aber 100 mal besser als die harten Holzstühle im Aufenthaltsraum. Aber dass hier niemand war, war gerade perfekt. Perfekt, um Blake endlich das zu fragen, was ich schon seit 2 Tagen vorhatte, aber nie einen geeigneten Zeitpunkt gefunden habe. Wir setzten uns auf 2 Stühle, warfen unsere Taschen auf weitere zwei und machten es uns bequem. Soweit es eben nur ging... Ein wenig war ich aufgeregt, als ich mit meinem Stuhl näher an meinen Stiefbruder heranrutschte. Sowas Persönliches kann man nicht über eine ganze Tischlänge fragen, das muss schon so rüberkommen, als würde man sich wirklich um jemanden sorgen. "Duuu...", fing ich an. "Iiiich?", erwiderte er nur skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. "Ich muss dich was fragen..." Ein wenig zögerlich griff ich nach seiner Hand. "Aber du musst ehrlich antworten, ok?" "Eh... ja". Gut, soweit habe ich ihn jetzt schon gebracht. Er würde mir - hoffentlich - die Wahrheit sagen. Aber wie soll ich jetzt weitermachen? Am besten platze ich nicht gleich damit heraus. "Du... magst mich ja, stimmt's?" "Ich liebe dich, das weißt du doch", sagte er felsenfest. Ähmm... ganz toll, das bringt mich wieder aus dem Konzept. So genau musste er das doch nicht sagen...! Ein 'ja' hätte auch gereicht. "O-okay... gut...", meinte ich nach einer kurzen Pause. Ich wandt den Blick von ihm ab, denn ich merkte schon, wie mein Gesicht rot anlief und eher einer Tomate glich. ...Wo war ich jetzt? Ach ja. "Und... du machst dir auch Sorgen um mich?" "Jede Sekunde". Jede Sekunde? Jede Sekunde??? Wieso musste er mich jetzt nur so verwirren! Warum gerade jetzt?!!? Und warum ließ ich mich auf einmal überhaupt von solchen Worten beeindrucken? Sonst war es mir doch auch - fast - egal. "Uhmm... Also...", stammelte ich nur hilflos. "Ich mache mir auch... Sorgen. Um dich". "Um mich??", fragte er erstaunt. "Du bist oft traurig, oder?" Stille. ... ....... ................. "Blake?" "Jaa... bin ich..." "Wegen mir?" "Ja". "Warum?" "Weil... du mir einfach Leid tust". Was? Er hat Mitleid?? Wieso denn das! "Ich sehe dich an und... erblicke deine leeren Augen... die so oft weinen müssen. Und dein Mund, der lächelt nie... Die abweisende Art von dir, dieser Schutzpanzer, der niemanden an dich heranlassen will... Ich empfinde dich als so einsam. Ständig versuche ich, dir zu helfen, aber immer kommt etwas dazwischen und macht wieder alles kaputt". Schluck. "Zumindest bist du mir gegenüber nichtmehr so abweisend, darüber bin ich schonmal froh. Weißt du, ich habe nie auch nur ansatzweise so etwas erlebt wie du. Und ich stelle mir das alles einfach so schrecklich vor..." Seine Worte berührten mein Herz. Es stimmte, was er sagte. So ziemlich alles was mir in letzter Zeit widerfahren war, ließ mich leiden. Und obwohl er mir das schon wieder in Erinnerung zurückrief, konnte ich nicht traurig sein. Es war einer der wenigen Momente, in denen er sich einmal mir öffnete. Ist mir eigentlich nie aufgefallen, dass er auch ein wenig verschlossen war... Ich umklammerte seine Hand fester, wollte näher bei ihm sein. Doch das war noch lange nicht nah genug. Sogleich setzte ich mich auf seinen Schoß und umarmte ihn. Zaghaft legte auch er die Arme um mich. Ich bemerkte, dass er wohl ein wenig verwirrt war. "Du musst dir keine Sorgen machen. Mir geht es dank dir schon wieder so gut", sagte ich leise. Meine Arme um seine Schultern lockerten sich ein wenig, ich entfernte mich ein Stückchen von ihm. Aber nur, um ihn ansehen zu können. Sanft strich ich die Haarstränen aus seinem Gesicht. Immernoch war Blake irritiert, das sah ich an seinem Blick. Doch ich machte einfach weiter mit meinem Vorhaben... Meine Hände ruhten auf seinen Wangen und zogen ihn näher an mich heran. Langsam verstand mein Stiefbruder. Er schloss die Augen. Ich weiß nicht wieso ich das getan hab, aber es fühlte sich einfach richtig an, ihn zu küssen. Es war das erste Mal, dass wir es beide wollten... Kapitel 12: This End Is A New Beginning --------------------------------------- Hallo Leute! :3 Eeeeendlich mal wieder was von mir.. Dies hier wird das letzte Kapi sein, also freut euch, dass ihr nicht noch länger auf Fortsetzungen warten müsst xD !! Das Ende ist irgendwie etwas blöd, aber naja.. Ich bin gerade schon wieder dabei, mir neue Storys zu überlegen. Also wenn ihr (wie in dieser FF) traurige Geschichten mögt, dann wird euch die kommende FF bestimmt gefallen^^. (Hoffe ich zumindest.. xD) bis dahin dauert es aber noch eine Weile. Ansonsten verabschiede ich mich von allen, die ich in den Favolisten oder Kommis in anderen FF's nichtmehr finden werde, und sage danke an alle, die diese FF gelesen haben -^____^- . Bis dann~ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Es war fast schon erschreckend, wie schön ich diesen Kuss fand... Vielleicht weil es ausnahmsweise nichts Erzwungenes war, sondern sozusagen freiwillig. Natürlich ließ es sich Blake nicht lange gefallen, dass ich die Führung übernommen hatte und so ergriff er schnell die Oberhand über das Geschehen. Er stupste mit seiner Zunge meine leicht an und spielte zärtlich mit ihr. Über meinen ganzen Körper breitete sich eine Gänsehaut aus und mir wurde warm. Verdammt warm. Vorallem meine Wangen schienen zu glühen. Blakes Arme schlangen sich fester um mich und ließen mir keine Möglichkeit, jemals wieder von seinem Schoß flüchten zu können... Und das fühlte sich so gut an. Für immer bei Blake bleiben. Das wär doch was. Langsam lösten wir uns wieder voneinander, er sah mich durchdringlich an. Man, wie war mir das peinlich... Bestimmt war mein Gesicht so rot wie sonst was. Immernoch glühte es wie ein heißer Kochtopf. Ich wendete meinen Blick ab. Da gab mir Blake einen Kuss auf die Wange. "Ist das jetzt nur eine Ausnahme gewesen?", flüsterte er mir leise ins Ohr. Ausnahme? Was meinte er damit? "Wie?", hauchte ich kaum hörbar und drehte langsam meinen Kopf wieder in seine Richtung. "Ob du das jetzt nur einmal gemacht hast und dann nie wieder. Und ob du mich beim nächsten Mal, wenn ich versuche das zu tun, wieder anmeckerst", sagte er leicht grinsend. Was sollte ich darauf nur sagen? Ja, ich mochte den Kuss eben und ich fand es auch schön, bei ihm zu sein... Aber konnte ich das auch in Zukunft? Und ihn jetzt wieder enttäuschen wollte ich doch auch nicht. Also sagte ich erstmal gar nichts. Er seufzte. Tut mir ja wirklich Leid, Blake... Ich weiß doch auch nicht was ich tun soll. "Das Wichtigste hierbei ist aber...", fing ich stotternd an. "Ja?", fragte er nach, nachdem ich einen kurzen Moment nichts gesagt hatte. "...dass du nicht traurig wegen mir bist. Ich will das nicht. Mir geht es gut, wirklich. Dank dir tut es das". "Hm". Ich werde versuchen, nichtmehr so egoistisch zu sein. Die wenigen, schönen Momente in meinem Leben muss ich voll ausleben. Auch wenn es mir schwer fällt, zu lachen. Irgendwie wird es schon gehen... Aber Blake wird mich nichtmehr traurig sehen müssen, denn ich will nicht, dass er es auch ist. Den Rest des Tages überlegte ich, wie ich es schaffen könnte, ein wenig Spaß mit meinem Stiefbruder zu haben. Aber dank dieser sch*** Mittagschule war der Tag sowieso schon gelaufen. Das heißt, man konnte nicht weggehen zum Shoppen, oder in den Freizeitpark, oder was mit Freunden machen. Abgesehen davon hängen die sowieso nur noch ohne uns ab, weiß Gott warum, bestimmt weil sie mich für Sam's Verhaftung verantwortlich machen. Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Und als wir dann am späten Nachmittag Heim kamen und Tanja gerade verzweifelt überlegte was wir essen sollten, kam mir die Idee: kochen! Blake und ich würden kochen. Das macht doch Spaß, oder...? Ok ich geb zu, ich hab noch nicht so oft gekocht und es hat auch keinen Spaß gemacht, aber zu zweit wird das - hoffentlich - lustig. "Du, Tanja?" Ein wenig irritiert blickte sie zu mir rüber. Das ist das erste Mal, dass ich sie um etwas bitte. "Wie wäre es, wenn Blake und ich das Abendessen machen? Dann kannst du dich jetzt vor den Fernseher setzen und die Füße hochlegen... Und musst dich später nur um das dreckige Geschirr kümmern". Da fing sie an zu lachen. Was ist denn so lustig?! "Das hättest du wohl gerne. Nene, das schmutzige Geschirr macht ihr. Aber kochen könnt ihr ruhig, dann kann ich endlich mal wieder meine Soaps anschauen". Mh, war klar. Sie hasste es, Geschirr in die Hand zu nehmen, auf dem andere gegessen haben. Aber gut. Wenigstens hatte sie uns die Küche ausgeliehen. Ich ging hoch zu meinem Stiefbruder, der gerade auf seinem Balkon stand und rauchte. Komisch, ich hab ihn schon ewig nichtmehr rauchen gesehen... Und ich hab auch schon seit einer langen Zeit keine Kippen mehr geraucht. Sofort tappste ich zu ihm nach draußen. "Hey, sag mal, was willst du heute Abend essen?" Er blickte zu mir rüber. "Das, was meine Mum zum Essen macht". "Sie macht aber nix. Ich hab ihr gesagt, dass wir heute kochen". Darauf konnte er erstmal nicht Antworten. Ob aus Überraschtheit oder Entsetzen weiß ich nicht, aber ich hoffe mal ersteres. "Na? Was willst du essen?", fragte ich nochmals nach. "Du machst es mir schwer. Es gibt sooo viele Dinge, die ich jetzt gerne essen würde". "Dann entscheide dich". "Ok. Wie wärs mit... Chinesisch? Ich liebe Chinesisch". "Ich auch. Aber kannst du sowas machen? Also ich nicht". Er zog an seiner Zigarette und pustete den Rauch wieder aus. "Stimmt auch wieder. Mist. Dann Tortellini?" "Ja, schon besser. Was für eine Soße?" Auf seinen Lippen breitete sich nun ein Grinsen aus und er sah mich an. "Am liebsten ja Mike-Soße, die schmeckt mir am allerbesten". "Tssststststss. Ich glaub kaum, dass die dir schmeckt. Völlig ungenießbar!" "Achja? Wir können es ja mal versuchen. Vielleicht sollten wir ein Stück Bauch oder Hinternschinken reintun". "Willst du mich umbringen!!?" "Haha! War doch nur ein Witz". Ich fands nicht wirklich lustig, aber ich bemühte mich, nicht wie ein trauriger Clown zu wirken. Das letzte Mal zog er an der Zigarette, ehe er sie auf dem Balkonsims ausdrückte. Da legte er auf einmal den Arm um mich und kam meinem Gesicht näher. Viel näher... Mein Herz fing an zu rasen, als er mit seiner Nase mein Kinn antlangfuhr, hinauf über meine Wange bis hin zu meinem Ohr. Dort hauchte er mir leise hinein. "Ich liebe dich, Mike". Wie er das sagte... Mir lief ein Schauer über den Rücken. Obwohl ich es ja schon längst wusste. Was war nur los? Sonst reagierte ich darauf doch auch nicht so. Der Andere schlang die Arme fest um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Langsam legte auch ich meine Arme leicht um ihn. "Ich liebe dich wirklich. Ich liebe dich so sehr", fuhr er in leiser Stimme fort. "Ich will immer bei dir bleiben". Ich will auch bei dir bleiben, Blake. Das dachte ich in diesem Moment. Doch sagen konnte ich es nicht... Mit seiner Nase fuhr er nun weiter, wieder bis zum Kinn und dann langsam hinauf über meine Lippen. Ich schloss meine Augen und im nächsten Moment vereinigten sich auch schon unsere Lippen... Fast schon automatisch öffnete ich meinen Mund ein wenig, bevor sich gleich schon seine Zunge hineindrängte. Es war das gleiche Spiel wie vorher auch, nur dass ich es als immer schöner empfand. Ohne dass ich es merkte, krallten sich meine Hände langsam in sein Shirt, so als wollte ich ihm sagen, dass er nicht damit aufhören sollte. Doch leider löste er sich wieder recht schnell von mir und ich fand es sogar irgendwie... schade. Ein seltsames Gefühl. Seine Küsse waren für mich nichtmehr so unausstehlich, denn ich wollte davon mehr haben. Aber selbst die Initiative ergreifen kam erstmal nicht in Frage... "Also gut, ich will Tortellini mit Tomatensoße", meinte er da. Kurze Zeit später standen wir auch schon in der Küche. Ich fand es zwar jetzt ein klein wenig peinlich mit ihm zu kochen, aber naja... Schließlich war es auch mein Vorschlag gewesen, also konnte ich jetzt auch nicht weglaufen oder sonst was. Wie konnte ich denn ahnen, dass er mich mit einer Kussattacke aus dem Konzept brachte?? Zum Glück war er während dem Essenmachen brav gewesen und hatte mich nichtmehr übermäßig berührt oder umarmt oder gar geküsst. Als das Essen dann fertig war, deckten wir den Tisch und riefen alle zusammen. Das heißt, eigentlich nur Tanja, denn mein Vater war noch beim Arbeiten. Gut so. Den wollte ich als Letztes sehen. Wir aßen, doch es war sonderlich still am Tisch. Nicht einmal Blake die Plaudertasche sagte ein Wort und auch Tanja war so ruhig. Kei Wunder. Die Stimmung hier im Hause war geknickt wegen Steven und mir. Und mein Stiefbruder sagte wahrscheinlich nichts wegen vorhin. Zum Glück schmeckte wenigstens das Essen halbwegs... Am Abend, als ich dann im Bett lag, konnte ich ewig nicht einschlafen. Ständig kreisten meine Gedanken um die momentane Situation. So langsam bezweifelte ich nämlich, ob es gut war, die Polizei zu rufen. Mein Bruder musste in eine Entzugsklinik und was mit Sam passierte, wusste ich nicht genau. Aber vielleicht war es auch besser so? Wenn Steven endlich von den Drogen wegkam. Hoffentlich verzeiht er mir irgendwann alles. Und ich hoffe auch dass Sam mich nicht allzu sehr hasst, schließlich hab ich das alles nicht böse gemeint, aber ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen... Da hörte ich plötzlich Schritte vor meinem Zimmer. Gespannt blickte ich zur Türe, als sich diese langsam öffnete. Es war mein Stiefbruder. Was wollte er hier?? "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er mich leise. "Ja...", flüsterte ich. Er betrat das Zimmer und schloss hinter sich wieder die Tür. "Kann ich hier bleiben?" "Hmm... ok". "Danke". Ich ruschte ein Stück zur Seite, damit er in meinem Bett Platz hatte und so legte er sich auch gleich zu mir. Es verging eine Weile in Stille. Immernoch hing ich in meinen Gedanken. "Woran denkst du?", wollte der Andere da auf einmal von mir wissen. "An... meine Familie". "Schon wieder?" "Ja, aber ich denke an die guten Zeiten". "Achso. Das ist schön". "Blake?", fragte ich nach kurzer Zeit. "Ja?" "Du... gehörst auch zu meiner Familie". "Das freut mich sehr". Er robbte noch ein bisschen näher an mich heran, sodass er mich in den Arm nehmen konnte. "Ich sehe dich auch als meine Familie an", sagte er. Familie... Das hört sich so ungewohnt an. Ich habe eine Familie... Ich. Und die zum Teil aus Menschen besteht, mit denen ich nichtmal verwandt bin. Blake legte die Hand an meine Wange und drehte meinen Kopf in seine Richtung, ehe er mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund gab. Ich lächelte leicht, doch in der Dunkelheit konnte man das nicht sehen. Es schien auch nur wenig Licht in das Zimmer. Ich streckte meinen Hals ein wenig und küsste ihn ebenfalls kurz. Da es ja so dunkel war, war es mir irgendwie nicht so peinlich... Seine Finger fuhren durch mein Haar. Er zog mich mehr an sich heran. Das war so beruhigend. Ich fühlte mich geborgen, was bei mir nicht so oft vorkam. "Gute Nacht, Mike", flüsterte er mir noch ins Ohr. "Nacht", hauchte ich zurück. Plötzlich war ich auch müde und so schlief ich nach kurzer Zeit ein... Ich träumte. Ich träumte von Steven, wie er mit mir sprach. Er erzählte mir, dass es ihm in der Klinik ganz gut ging und dass die Betreuer recht freundlich waren. Und dass er kein schwerer Sonderfall war, den man nicht behandeln konnte, sondern eher einer der einfacheren Patienten. Die ganze Zeit erzählte er und ich hörte zu, doch da fragte er mich etwas. "Mike, sag mal. Was ist mir dir und deinem Stiefbruder?" "Was meinst du? Was soll da sein?" "Liebst du ihn?" "Wie...?" "Ich weiß, dass du es schön findest, bei ihm zu sein". "Ja, aber ich liebe ihn nicht!", sagte ich felsenfest. "Wirklich...? Meinst du nicht, dass du vielleicht schon die ganze Zeit über Gefühle für ihn hattest und es aber eigentlich nicht wahrhaben willst?" "Nein, das ist überhaupt nicht wahr..." "Ja? Dann willst du sie zumindest nicht zulassen". Schlagartig wachte ich auf. Draußen war es schon hell, neben mir war das Bett leer. Oh Gott, hab ich etwa verschlafen!? 8 Uhr. Mist! Warum hat mich keiner geweckt?! Sofort stand ich auf und flitzte runter in die Küche, da kam mir Blake entgegen. "Hey! Kannst du mich nicht wecken?!? Und überhaupt, was machst du hier noch?? Warum bist du nicht in der Schule!" "Weil heute Samstag ist. Ganz ruhig. Du hast nicht verschlafen". "Oh.." Der Andere grinste mich an. Jaa, mach dich nur über mich lustig. "Das war süß", meinte er und küsste mich auf die Stirn. Ich erinnerte mich, was Steven in meinem Traum zu mir gesagt hatte. Gefühle...? Für ihn? Nein, das kann nicht sein. Natürlich mag ich es, wenn er bei mir ist. Und ich mag es auch, wenn er mir nahe ist und mich umarmt und soo... Aber... Ach, ich bin so verwirrt! Jetzt weiß ich selbst nichtmehr, was ich glauben soll. Es war zwar nur ein Traum, aber irgendwie brachte mich das schon zum Überlegen. Vielleicht... "Mike, ich muss es schon wieder sagen. Ich liebe dich". Ich kam ins Zögern, ob ich ihm nun darauf etwas antworten sollte oder nicht. Erst nach einigen Sekunden sagte ich: "Ich... dich vielleicht... auch..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)