Time to New Beginning von ChogaRamirez (Doctor Who) ================================================================================ Prolog: -------- Emily Quinn seufzte leise, als sie die Tür ihres Spindes im Umkleideraum schloss und anschließend mit einem kleinen Vorhängeschloss sicherte. Es war ihr letzter Arbeitstag im Royal Hope Hospital und sie freute sich schon auf die kommenden Tage. Die letzten zehn Tage hatte sie durchgehend die Morgenschicht in der Intensivstation gehabt und die nächsten drei Tage hatte sie frei. Und Emily hatte sich fest vorgenommen, diese drei Tage faul auf der Couch zu verbringen und absolut gar nichts zu tun. Es würde himmlisch werden! Eilig streifte sie sich ihre weiße Baumwoll-Jacke im Biker-Style über, schultere ihre Handtasche und verließ den Umkleideraum. So sehr sie ihren Job als Krankenschwester auch liebte, der Dienst auf der Intensivstation ging ihr immer wieder an die Nieren. All die Menschen, die so schwer verletzt oder krank waren, dass sie teilweise im Koma lagen und absolut hilflos waren, machten sie immer wieder nachdenklich. Niemand hatte es verdient, so vor sich hin siechen zu müssen und ab und zu nagten Gedanken an ihr, dass es für einen Patienten vielleicht besser wäre, die lebenserhaltenden Apparate abzustellen, damit sie mit ihrem letzten Rest Würde sterben konnten. Emily nahm zwei Stufen auf einmal, als sie die Treppe nach oben eilte. Die Umkleideräume lagen im Kellergeschoss, neben diversen Lagerräumen, der Küche – und der Leichenschauhalle. Als sie noch Schwesternschülerin war, verspürte sie dort unten immer ein bedrückendes und beklemmendes Gefühl, weswegen sie sich beinahe panisch umzog, um schnell wieder noch oben zu kommen. Doch je weiter ihre Ausbildung voran schritt, desto mehr verlor die Leichenschauhalle mit ihrer matten Aluminiumtür am Ende des Ganges ihren Schrecken. Nach dem erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfung hatte sie sogar all ihren Mut zusammen gerafft und der Autopsie einen Besuch abgestattet. Dabei musste sie erstaunt feststellen, dass der große, sterile Raum mit seinen Obduktionstischen bei weitem nicht so schrecklich war, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Sektionssaal hatte seinen Schrecken verloren, nachdem der Pathologe Dr. Smith Emily und einigen anderen interessierten Schwestern und Pflegern seine Arbeit erklärt hatte. Auf dem Weg durch die langen und verzweigten Flure des Krankenhauses begegnete Emily immer wieder Kollegen, die sie aber nur kurz grüßte. Aber selbst bei Treffen in der Personal-Cafeteria wechselte sie mit ihnen nur wenige Worte, die sich hauptsächlich auf berufliche Dinge bezogen. Sie hielt nicht allzu viel davon, mit Arbeitskollegen über ihr Privatleben zu plaudern. Die einzige Ausnahme bildete Bridget, die am Empfang im Foyer arbeitete und eine normale Büroangestellte ohne medizinischen Hintergrund war. Mit ihr traf sich Emily auch außerhalb des Dienstes gelegentlich in einem Pub. Das war vermutlich auch die Erklärung dafür, dass Bridget nach Emily rief und ihr gestenreich zu verstehen gab, dass sie zu ihr kommen sollte, bevor sie das Krankenhaus verließ. Mit einem ergebenen Seufzen und einem leicht genervten Augenrollen, welches Bridget allerdings nicht wahrnahm, änderte Emily ihren Kurs und hielt auf den Empfangstresen zu. "Feierabend für heute?", fragte Bridget mit ihrem obligatorischen 100-Watt-Lächeln, mit dem sie schon einigen jungen Assistenz-Ärzten den Kopf verdreht hatte. Emily sah für einen kurzen Moment an sich herunter, auch wenn sie genau wusste, dass sich ihre Dienstkleidung in ihrem Spind ein Stockwerk tiefer befand und fragte sich unwillkürlich, ob sie »Stellt mir überflüssige Fragen« auf der Stirn tätowiert stehen hatte. "Ja ...", erwiderte sie schließlich emotionslos. Ja, sie war heute wieder einmal die Freundlichkeit in Person, aber sie wollte jetzt einfach nur noch nach Hause in ihr kleines Appartement und keinen Smalltalk führen. Dafür hatte sie heute einfach keine Nerven. "Sorry ...", fügte sie hinzu und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Es war eine harte Schicht und ich will wirklich nur noch nach Hause." "Verstehe ich", antwortete Bridget und lächelte mitfühlend, was Emily dazu veranlasste, sich umzudrehen und wieder auf die große Glasfront, die den Eingang darstellte, zuzugehen. Als Bridget ihr noch etwas hinterher rief, drehte sie sich im Gehen um, spreizte Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand ab und hielt sie an ihren Kopf, um zu demonstrieren, dass sie Bridget anrufen würde. Als Emily sich wieder in Gehrichtung umdrehen wollte, stieß sie mit Jemanden zusammen und ihr rutschte dabei ihre Tasche von der Schulter. "Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst ...", murmelte sie und seufzte, als sie in die Knie ging, um die Tasche wieder aufzuheben. Heute war ganz eindeutig nicht ihr Tag. Die Person, die sie versehentlich angerempelt hatte, tat es ihr gleich und für einen Herzschlag lang berührten sich ihre Finger, als sie beide gleichzeitig nach der Tasche griffen. Erschrocken zuckte Emilys Hand zurück, während von ihrem Gegenüber keine Reaktion diesbezüglich ausging. "Machen Sie sich deswegen keine Gedanken", riss eine männliche Stimme sie zurück in die Realität. Ein wenig erstaunt sah Emily auf und der Mann ihr gegenüber lächelte sie auf eine Art und Weise an, dass ihr nicht einmal eine Erwiderung einfiel. Sein sympathisches Lächeln wirkte ansteckend, sodass Emily es nach wenigen Sekunden schüchtern erwiderte. Seine Augen funkelten neckisch und plötzlich hatte sie das Gefühl, diesen Mann von irgendwo her zu kennen. Das strubbelige dunkelbraune Haar, den braunen Nadelstreifenanzug und den hellbraunen Trenchcoat hatte sie schon einmal gesehen, auch wenn ihr partout nicht einfallen wollte, wo und wann das gewesen war. Dass sie ihn offensichtlich anstarrte, fiel ihr erst auf, als sein Grinsen breiter wurde, er sich mit einer geschmeidigen Bewegung erhob und ihr anschließend ihre Tasche entgegen hielt. Verlegen senkte Emily den Blick und kam ebenfalls wieder auf die Füße. "Danke ...", sagte sie leise, nahm ihm die Tasche ab und strich sich mit der anderen Hand völlig überflüssig eine Strähne ihres langen, dunkelbraunen Haares hinter das Ohr, nur damit auch diese Hand beschäftigt war. Sie hoffte inständig, dass sich ihre Wangen nicht röteten und damit deutlich offenbarten, wie unangenehm und peinlich ihr diese Situation war. "Nichts zu danken", erwiderte der unbekannte Mann und Emily konnte deutlich das Amüsement in seiner Stimme hören. Sie starrte noch immer peinlich berührt den Boden unter ihren Füßen an und hatte dabei die weißen Turnschuhe ihres unfreiwilligen Gesprächspartners, die so gar nicht zu dem seriösen Anzug passen wollten, im Blick. Erst, als die Turnschuhe aus ihrem Blickfeld verschwanden, sah sie wieder auf. Der Mann schlenderte gemütlich davon, drehte sich nach ein paar Schritten noch einmal zu ihr um und zwinkerte ihr mit einem "Passen Sie in Zukunft auf, wo Sie hingehen" zu. Dann drehte er sich wieder um und Emily starrte ihm solange hinterher, bis er nach einigen Metern an einer Abzweigung verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)