Digimon World von MlleBellec (- The Adventure in my V-Pet -) ================================================================================ Kapitel 1: O1. Willkommen in der Datenwelt ------------------------------------------ Ich lag auf einem harten Untergrund. Keine Ahnung, was passierte, bevor ich das Bewusstsein verlor, doch langsam kam ich wieder zu mir. Ich war noch nicht in der Lage, meine Augen zu öffnen, doch meine Ohren funktionierten schon ganz gut. Ich hörte Geflüster und Stimmen, die sich offenbar über etwas freuten. Sie klangen nach Kindern, wenn mich nicht alles täuschte. Langsam zog das Schwarz aus meiner Sicht hinweg und ich fing an, Formen und Farben zu erkennen. Ein paar kleine Wesen hüpften um mich herum. Ihre Farben waren Rosa, Orange und Rot glaubte ich. Mitten unter ihnen stand ein alter Mann, der sich nicht rührte. Hatte er da etwa ein Zepter in der Hand? Und dann waren da noch diese großen grünen Augen, die mich mit einem freudigen Funkeln anstarrten und mir unheimlich nah waren. Und hätte mir jemand vor ein paar Tagen gesagt, dass ich heute die Reise meines Lebens antreten würde, hätte ich das sicher nicht geglaubt... Mein Name ist Hiro Yamazaki und ich besuche die achte Klasse. Mit meinen vierzehn Jahren bin ich immernoch ein Riesenfan der Digimon V-Pets. Die meisten auf unserer Schule finden, dass man ab einem gewissen Alter irgendwie zu alt dafür sei. Doch es gibt auch jene, die nicht so denken, so wie mich. Mich und meine Freunde. Jeden Tag, wenn die Schulglocke das Ende des Unterrichts verkündet, treffen wir uns im nahegelegenen Park neben der Schule und tauchen ein in die digitale Welt der Monster – der Digmon. Wenn man ein V-Pet besitzt, dann geht es darum, dass man sein Digimon, das in ihm wohnt, groß zieht. Man füttert es, man spielt mit ihm und man trainiert es, damit es stärker wird und das nächste Level erreicht. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, seine V-Pet Bewohner gegeneinander antreten zu lassen. Und genau das haben wir uns zum Hobby gemacht. „Ich bin zu Hause!“, rief ich, als ich nach einem spaßigen Nachmittag im Park zu Hause ankam. Ich zog mir die Schuhe aus und ginge in die Küche. Meine Mutter schien einkaufen zu sein und mein Vater war an der Arbeit. Mein V-Pet platzierte ich auf dem Küchentisch. Tierischen Durst hatte ich und suchte deshalb eine Flasche Wasser im Kühlschrank. Glück gehabt – es war die letzte. Ich genoss die kühle Erfrischung und erfreute mich daran, dass mein Digimon bald digitieren würde. Nur noch ein wenig mehr Training und es würde das Champion Level endlich erreichen. Ich verschloss den Deckel der Flasche und stellte den Rest zurück in den Kühlschrank. Der Kalender an der Tür schrieb den 30. September 1999. Ich riss den Kalenderzettel ab. Heute war doch schon der 1. Oktober. „Dann machen wir uns doch mal an die Arbeit. Training ist angesagt!“ Als ich nach meinem V-Pet greifen wollte, fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Mein Digimon war vom Bildschirm verschwunden. Egal, in welchen Screen ich doch wechselte, es war weg. Sollte das etwa ein Programmierfehler gewesen sein? So ein Mist, ausgerechnet jetzt, wo ich doch das Championlevel fast erreicht hatte, musste so etwas passieren. Das war wirklich ärgerlich. Ich kniff die Augen zusammen, um mir einzureden, dass ich nur am Träumen war, doch als ich sie wieder öffnete, war die Küche plötzlich hell beleuchtet. Der Bildschirm meines V-Pets leuchtet in grellem Licht und ein Wind, eine Art Druckwelle, kam im nächsten Moment aus ihm heraus. Es riss mir den Boden unter den Füßen fort und ich widersetzte mich unfreiwillig den Gesetzen der Schwerkraft – ich schwebte mitten im Raum. Mein Körper flackerte plötzlich in den gleichen Farben wie dieses Licht und mein Herz raste vor Furcht – was war hier nur los? Vor einer Sekunde war hier noch alles wie immer. Als ich meine Handflächen anstarrte, lösten sie sich in Partikel auf und ich begann zu schreien – wer konnte mir jetzt nur helfen und was um alles in der Welt passierte hier gerade? Mit der Situation überfordert und nichtwissend, was zu tun war, verschwamm die Welt um mich herum in Schwarz. „Kannst du das bitte nochmal wiederholen?“ „Ich sagte es dir doch bereits, du bist hier in der Digiwelt. Eine Welt, deren Bestand die Daten sind und deren Bewohner sich Digmon nennen“, erklärte mir dieses Wesen, welches an einen alten Mann erinnerte. Sein Name war Jijimon und wir befanden uns offensichtlich in seinem Haus, so sagte er es mir jedenfalls. Das ganze erinnerte aber eher an einen zusammengewürfelten Pappkarton. Jijimon sah mich an und auch, wenn ich wusste, was Digimon waren, so waren sie mir doch irgendwie fremd und neu. Auf dem V-Pet waren sie bloß kleine Bildchen, die sich von rechts nach links bewegten und die man mit Knöpfen steuern konnte und nun befand ich mitten unter ihnen. Neben mir standen Tokomon, Yuramon, Tsunomon, Punimon und Koromon. Sie sahen überhaupt nicht mehr wie Figuren aus, sondern wie richtige Lebewesen aus Fleisch und Blut, sie waren selbstständig, sie konnten sprechen und ich verstand sie. Um ehrlich zu sein, fühlte es sich nicht gerade wie ein Traum an. „Also“, begann Jijimon, „unsere Welt steckt in großen Schwierigkeiten. Schwierigkeiten, die wir Digimon nicht allein lösen können. Aus diesem Grund, hatten wir uns dazu entschlossen, uns Hilfe aus einer anderen Welt zu holen.“ „Um welche Schwierigkeiten handelt es sich und wie genau soll ausgerechnet ich euch dabei helfen?“, hakte ich nach. „Nun, unsere Insel trägt den Namen die File Insel. Wir sind nur eine kleine Insel in der Digiwelt und jenseits des riesigen Ozeans, befindet sich die eigentliche Digiwelt. Da wir so weit abseits liegen, hatten wir hier nie großartig Probleme, doch es scheint, als wären finstere Mächte vom Festland hier her gekommen. Du befindest dich gerade in File City, dem Herzen dieser Insel. Bis vor kurzem war dies noch eine lebhafte Stadt in der sich viele Digimon trafen. Die meisten von ihnen lebten hier und hatten großen Spaß. Doch mit einem Mal änderte sich so einiges. Die ersten Digimon verließen die Stadt ohne ein Sterbenswörtchen oder tauchten gar nicht mehr auf. Einige von uns hatten den ein oder anderen nochmal getroffen und mussten feststellen, dass irgendwas mit ihnen komisch war. Sie hatten keinerlei Erinnerungen mehr an die Stadt und waren aggressiv. Das waren nicht mehr unsere Freunde, die hier einst lebten. Irgendeine Macht hatte sie manipuliert. Egal, wie viel Recherche wir auch betrieben, wir fanden keine Antwort, keine Lösung für dieses Problem.“ „Und deshalb habt ihr Hilfe von außerhalb gesucht, verstehe...“, ich sah geknickt in die Runde. Diese Geschichte war wirklich sehr traurig. „Doch bitte verrate mir, Jijimon, wieso habt ihr ausgerechnet mich gerufen?“ „Nun, ein kleiner Quälgeist hat mich auf dich aufmerksam gemacht und du gefielst mir vom ersten Augenblick an.“, erklärte Jijimon als ich hinter mir Fußstapfen hörte. „Hiro, wir werden ein tolles Team werden. So, wie wir es sonst auch gewesen sind, wenn wir mit deinen Freunden gespielt haben, nicht wahr?“ Und dann war da plötzlich dieses Digimon, das hinter mir stand. Dessen Stimme ich zum ersten Mal hörte, bei der ich aber das Gefühl hatte, sie schon lange zu kennen. „Sag mal, bist du etwa...?“, fragte ich mich und auch, wenn ich die Antwort wusste, konnte ich es kaum glauben. „Erkennst du mich nicht?“, wunderte sich der kleine blaue Drache, „ich bins doch, Voramon.“ Eingestürzte Häuser, verwüstete Straßen – das war also die Stadt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es hier mal so lebhaft war, wie Jijimon erzählte. Voramon und ich gingen durch File City und ich sah mich gründlich um. Sehr digital sah es hier nicht gerade aus. „Sag Hiro, du wirst doch einwilligen, oder?“ Mit hoffnungsvollen Augen sah mich Voramon an. Ich hatte Jijimon auf die Frage, ob ich ihnen helfen würde, die dunkle Kraft zu finden und zu stoppen, noch keine Antwort gegeben. Ich meine, was könnte ich schon ausrichten? Ich war nur ein vierzehnjähriger Mittelschüler und doch erst seit kurzer Zeit in dieser Welt. Woher sollte ich wissen, wo ich suchen sollte und kämpfen kann ich auch nicht. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich überfordert mit der Situation. „Hiro...“ Voramon legte seine langen Ohren an, als wäre es traurig. „Ich glaube meine Eltern werden sich sehr sorgen, wenn ich so lange nicht nach Hause komme. Außerdem habe ich sicherlich nicht die Kraft dazu, ein Wunder in eurer Welt zu verbringen, weißt du? Ich habe keine Superkräfte, nur weil ich anders bin als ihr.“ Versuchte ich dem Drachen zu erklären. Wir verließen die Stadt und gingen in eine Art Wald. ‚Heimatwald‘ las ich auf einem Schild, das ziemlich herunter gekommen aussah und nicht einmal mehr grade im Boden stand. „Aber Hiro, wenn wir gemeinsam kämpfen, dann können wir es schaffen!“, versuchte Voramon mich umzustimmen, doch dies bewirkte nicht viel, „hmm..“ „Aber Hiro, ich bin doch dein Partner.“ „Partner...?“, überlegte ich, doch plötzlich „Kleine Flamme!“ schoss ein Feuerball direkt auf mich zu. Ich erschrak so sehr, dass ich mich nicht von der Stelle rührte. Voramon stieß mich zur Seite „Pass auf, Hiro!“ Ich fiel zu Boden. „Aber was war das denn?!“, rief ich ratlos. Als ich den Kopf hob, konnte ich ein weiteres Digimon sehen. Ich konnte es kaum fassen, ich wurde soeben von einem Digimon attackiert. „Agumon! Was soll das denn, hast du den Verstand verloren? Und überhaupt, wo warst du die ganze Zeit?!“ Voramon schien dieses Digimon bekannt zu sein. „Kennst du den?“, hakte ich nach. „Ja, das ist Agumon aus unserer Stadt. Es ist schon seit ein paar Tagen verschwunden. Wir haben immer zusammen gespielt.“, erklärte es mir mit leicht getrübten Blick. Es war also sein Freund und es griff uns eben an. Agumon rannte auf uns zu und holte zum Schlag aus. Voramon rannte ihm ebenfalls entgegen, um es zu stoppen. Die beiden prallten frontal auf einander und gingen zu Boden. Sie fingen an, sich zu raufen und zu schlagen. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass Agumons Augen etwas Finsteres an sich hatten. Sie waren dunkel und wirkten so, als wäre es von etwas besessen. Ich sah den beiden zu, wie sie sich prügelten und musste daran denken, wie Voramon sagte, dass sie immer gemeinsam spielten. Und jetzt waren sie etwa zu Feinden geworden, nur, weil jemand anderes meinte, er müsse neue Regeln aufstellen? Das war gewiss nicht fair. Ich ballte meine Hand zur Faust und wurde wütend. „Hey, du! Kannst du mich hören? Wenn das die neuen Regeln dieser Insel sind – Regeln, die besagen, dass Freunde zu Feinen werden-, dann werde ich diese Regeln ändern!“ schrie ich laut gen Himmel. Plötzlich leuchtete etwas aus meiner Jackentasche. Ich nahm es heraus. Voramon und Agumon hörten auf, sich zu prügeln und schenkten mir ihre volle Aufmerksamkeit. Ich wusste nicht, woher das Leuchten kam, doch Voramon schien es zu kennen. „Hiro, aber das ist ja...“ Ich griff in meine Jackentasche und hatte auf einmal etwas in der Hand, das mir bekannt vorkam. Ich holte es hervor und es erinnerte mich an mein V-Pet, auch, wenn es ein wenig anders aussah. „Das ist ein Digivice, Hiro! Ich wusste es, du bist der Richtige!“, rief Voramon mir zu. Ein gleißendes Licht schoss aus dem Digivice und umhüllte Agumon. Es dauerte nur einen kurzen Moment und diese Finsternis in seinen Augen verschwand, genauso, wie das Licht, dass soeben ein kleines Wunder vollbrachte. „Agumon!“ „Voramon! Was machen wir hier? Was ist passiert?“, fragte Agumon ratlos. Anscheinend hatte es keinerlei Erinnerungen an das, was vor ein paar Sekunden noch geschah. Ich glaubte, es war auch besser so. „Komm zurück in die Stadt, mein Freund“, sagte Voramon mit einem großen Lächeln.“ „Höh? Wovon sprichst du, ich war doch nie weg?“ Das Echo unseres lauten Lachens hallte durch die Abenddämmerung und ich hatte das Gefühl, das selbst ich, Hiro Yamazaki, etwas in diesem Konflikt gegen die noch unbekannte Front ausrichten konnte. „Du hast dich also entschieden.“ Jijimon empfing uns, als wir mit Agumon im Gepäck zurück zu seinem Haus kehrten. „Jawohl. Ich werde versuchen, euch bei den Problemen, die ihr habt, zu helfen. Bitte sage mir, womit ich anfangen soll.“ „Nun, es gibt Gerüchte, die besagen, dass südöstlich am kleinen Strand, ein Digimon am frühen Abend seine Kreise ziehen soll. Da wir die große Brücke noch nicht repariert haben, und in der anderen Richtung ein riesiger Berg liegt, hast du im Moment nur die Möglichkeit, deine Reise Richtung Tropendschungel zu beginnen. Dazu brauchst du aber die Hilfe dieses Meeresdigimons. Denn ohne Brücke kommst du nicht zum anderen Ufer.“ „Verstehe. Dann sollten wir uns direkt auf den Weg machen, ist es weit bis zum kleinen Strand?“, fragte ich voller Tatendrang, doch Jijimon hatte ganz andere Pläne. „Für heute solltest du dich ausruhen. Deinen ersten Kampf hast du schon hinter dir, du solltest es nicht überstürzen und dich erst einmal an diese Welt gewöhnen. Schlaf deshalb heute Nacht hier und brich morgen gemeinsam mit Voramon auf. Bis dahin haben wir euch ein bisschen Proviant zusammengesucht.“ „Toll, Abenteuer mit Hiro, hurra!“, rief Voramon vor Freude und sprang auf und ab. Auch, wenn mir diese Welt total fremd war, und Dinge von mir gefordert wurden, die mir zunächst als unmöglich erschienen, konnte ich eine gewisse Wärme spüren, wenn ich Voramon so ansah. Kapitel 2: O2. Tropische Feuerprobe ----------------------------------- Wir sind auf dem richtigen Weg!“ Voramon führte mich durch einen Wald, den die Stadtbewohner liebevoll ihren Heimatwald nannten. Mit der Schnauze auf dem Waldboden und seinem Drachenschwänzen hoch in die Höhe gestreckt, erschnüffelte es den Weg zum kleinen Strand. Zumindest versuchte es dies und sah dabei ziemlich witzig aus. „Weißt du, was ich mich gerade frage?“, begann ich. „Nein, keinen Schimmer.“, antwortete Voramon schnüffelnd. „Wenn das hier euer Heimatwald ist – und die Betonung liegt auf ‚Heimat‘ – wieso um alles in der Welt kennst du dich hier nicht aus?“ Mein kleiner Freund unterbrach seine ulkige Suche und sah zu mir hinauf, „Voramon kann sich nicht alles auf einmal merken“, und fing laut an zu lachen. Ich hingegen konnte nicht glauben, was ich da gerade hörte. Wer wusste, wo wir am Ende landen würden? Bevor der blaue Drache und ich aufgebrochen waren, machten Jijimon und seine kleinen Bewohner einen Rucksack mit Proviant für uns fertig. Was mochte sich darin wohl befinden? Wir liefen bereits eine gute Stunde durch diesen digitalen Wald. Wenn ich ehrlich war, sah hier alles genauso aus wie in einem Wald in der Welt, aus der ich kam. Bäume, Gras, Gebüsch und `n Haufen Vogelgezwitscher. Was war hieran bitte digital? Und dann soll es hier noch einen Strand geben? Vielleicht sah ja wenigstens der wie aus einem Computer aus. Plötzlich stolperte ich über einen Ast, der mitten im Weg lag. Zu meinem Leiden fiel ich auf die Knie. „Hey, Hiro, hast du dir was getan?“, sorgte sich Voramon. „Nein, es geht schon.“ Ich hielt mir das rechte Knie. „Dummer Ast. Lass uns mal eine Pause machen und in den Rucksack schauen. Ich bekomme Hunger.“ Gab ich mürrisch von mir. „Voramon bekommt auch Hunger.“ Ob er das wohl lustig fand, wenn er von sich in der dritten Person sprach? Ich holte den Rucksack hervor und öffnete die Schnallen, die ihn zuhielten. Was sich daran befand, überraschte mich. „Disketten? Was ist an einer Diskette essbar?“, rief ich erstaunt und zugleich auch enttäuscht. Voramon hingegen war ganz aus dem Häuschen. „Oh, wow! Wo hat Jijimon denn diese Heildisks gefunden?“ „Was, Heildisks?“ „Seit es in der Stadt keine Läden mehr gibt, kommt man nur noch sehr schwer an diese Disks. Ich habe mal gehört nur geheime Läden weit im Westen verkaufen die noch, weil sie niemand mehr herstellen will. Bestimmt sind das Jijimons letzte Vorräte gewesen und er hat sie uns mitgegeben – toll!“ Ich verstand kein einziges Wort. Was ich jedoch verstand, war das laute Knurren meines Magens, „und wo bekommen wir jetzt etwas zu Essen her, Voramon?“ „Na aus dem Wald. Hier. Um uns herum gibt es Essen. Pilze und Früchte wachsen hier. Mehr brauchen wir nicht. Wir essen das immer.“ Während er mir das so erzählte, pflückte er sich einen Pilz. „Ernährt ihr euch allen Ernstes nur von Pilzen und Früchten?“, ich staunte nicht schlecht. „Früher, als in der Stadt noch was los war, hatten wir auch eine Fleischfarm. Jeder dritte Tag war Fleischtag! Köstlich!“ Voramon schwelgte absolut in Nostalgie. „Wenn erstmal wieder alle zurück nach Hause kommen, dann machen wir ein riesiges Festmahl!“ Zwar konnte ich mir unter einer Fleischfarm nichts vorstellen, doch sein Enthusiasmus begeisterte mich, „lass uns weitergehen, wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.“ Plötzlich raschelte etwas hinter mir und ehe ich mich versah sprang etwas Gelbes in Voramons Richtung. Der Drache jedoch ahnte nichts davon und wollte gerade genüsslich in den Pilz beißen. „Achtung, pass auf!“, ich zog ihn beiseite und Voramon fiel zu Boden. Jetzt konnte ich erkennen, dass es sich um ein Digimon handelte. Es hatte Ähnlichkeiten mit einer Raupe und war überwiegend Gelb. Außerdem hatte es eine Art Schnabel. „Gib mir den Pilz!“, rief es böse. Wie konnten wir uns aus dieser Situation nur befreien? Voramon richtete sich mühsam auf. „Her mit dem Pilz!“, dieses Digmon wurde immer lauter und gab undefinierbare Geräusche von sich. Wir sollten hier so schnell es geht verschwinden, aber wohin und wie? „Hmm. Kommst du dann zurück in die Stadt, Kunemon?“, fragte Voramon treudoof. „OK.“, antwortete es tatsächlich. Voramon gab ihm den Pilz und Kunemon machte sich auf den Weg zur Stadt. Mir fiel die Kinnlade herunter. Was um alles in der Welt war das? Ein schlechter Scherz. „Ich dachte eigentlich, es wäre besessen, so, wie Agumon gestern.“, hakte ich nach. „Hmm, vielleicht war es das auch. Besessen vom Hunger.“ „Na wenn du das sagst...“ Wir setzten unseren Weg fort. Nach einer weiteren knappen Stunde Fußmarsch waren wir endlich am Ziel angelangt. Der kleine Strand. Ein Sandstrand inmitten eines Waldes in einer digitalen Welt, in der nichts digital aussah. Mittlerweile konnte ich darüber schon lachen. Nichtsdestotrotz machte der kleine Strand einem Namen alle Ehren. Er war wirklich ziemlich klein. Ich glaube nicht einmal so groß, wie ein Fußballfeld. Aber der Sand war sehr fein und seine Farbe leuchtete in einem warmen Gelb. Wir gingen zum Wasser. Ich glaubte nicht, dass es das Meer war. Ich konnte das Ufer auf der anderen Seite schon erblicken. „Haaaallooooo, liebes Meeresdigimon, hörst du miiiiiiich?!“, rief Voramon aus voller Kehle ins Wasser. Will es den Flussboden anschreien? Meine Güte. Alle Vögel in der Nähe flogen davon und krächzten dabei so laut wie sie konnten. Ich erschrak und kam mir vor wie in dem Horrorfilm, den ich letzte Woche spät abends ohne die Erlaubnis meiner Mutter heimlich im Fernsehen gesehen habe. Gruselig! Voramon holte noch einmal tief Luft und setzte wieder zum Schreien an. Ich hielt ihm den Mund zu. „Stopp!“, rief ich. „Wieso soll ich das Meeresdigimon nicht rufen? Oder meinst du es ist ein Stranddigimon? Vielleicht hört es deshalb nicht.“, fragte es leicht beleidigt. „Naja weil... das Mädchen aus dem Film machte einen Spaziergang durch den Wald. Sie dachte sie wäre allein und rief ganz laut und dann...“ Mir lief es kalt den Rücken herunter, doch Voramon verstand nur Bahnhof. „Welches Mädchen? Was ist ein Mädchen?“ „Ihr habt mich gerufen“, ertönte es aus dem Wasser. Ich schreckte auf und lies einen lauten Schrei los. „Meeresdigimon, da bist du ja, hurra!“, Voramon riss vor Freude die Arme in die Höhe. Ich war im falschen Film – zum Glück! Aus dem Wasser stieg ein Digimon auf, das an eine Mischung aus Reptil und Fisch erinnerte. „Mein Name ist Coelamon, wie kann ich euch helfen?“ „Wir müssen auf die andere Seite, zum Tropendschungel und die Brücke ist kaputt, kannst du uns rüber bringen?“, fragte ich. „Biiiitteeeeee“, fügte Voramon hinzu. Diesem treudoofen Blick kann der Fisch sicherlich nicht standhalten. Auch wenn mir schleierhaft war, wie wir auf ihm sitzen sollten. „Ihr könnt schlecht auf mir sitzen“ Ich wusste es. „Aber ich kann mal auf der anderen Seite nachsehen, ob ich etwas finde, mit dem ihr übers Wasser schwimmen könnt.“, machte Coelamon uns Hoffnung und verschwand kurzerhand. Gerade, als wir es uns bequem machen wollten, hörte man es platschen und Coelamon tauchte wieder auf. Es zog ein riesiges Blütenblatt hinter sich her. „So, bitte aufsteigen.“, sagte es freundlich. Ich war absolut skeptisch. „Wenn wir uns da jetzt draufsetzen, gehen wir unter. Das hält uns nie.“ Doch da hatte ich die Rechnung ohne Voramon gemacht. „Jipiiii!“, rief es und sprang im nächsten Moment auf das unnormal große Blütenblatt. Es ging nicht unter, deshalb beschloss ich nach einem kurzen Schrecken, mich auch darauf zu begeben. Es dauerte nicht lang und wir konnten den Boden des Tropendschungels betreten. „Danke sehr, Coelamon. Du hast uns sehr geholfen.“, ich verbeugte mich. „Ich habe mal gehört, dass Jijimon versucht, einen Menschen in diese Welt zu holen. Dass es tatsächlich klappen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Als nach und nach alle Digimon die Stadt verließen, habe ich Angst bekommen, weil sie komisch wurden. Sie hatten plötzlich etwas Finsteres an sich. Daraufhin bin ich auch gegangen und habe mich am kleinen Strand versteckt gehalten. Ich wollte nicht werden wie sie. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Aber jetzt, wo ich sehe, dass es tatsächlich ein Mensch in unsere Welt geschafft hat und dass ihr beide eine Reise angetreten habt, sollte ich vielleicht etwas mutiger sein und zurückkehren. Einen neuen Anfang wagen.“, sprach Coelamon. Wenn ich ehrlich war, rührte es mich ein wenig. Es ist ein guter Kerl, auch wenn er erst davonlief. Aus Fehlern lernt man. Wir sahen, wie er in die Luft sprang und dann wieder im Wasser eintauchte. Er schwamm zurück nach Hause. Voramon winkte ihm nach. „Mensch, Voramon, ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist, all die Digmon in die Stadt zu rekrutieren. Wenn Jijimon das vorher mal erwähnt hätte, hätte ich mir nicht solche Gedanken gemacht. Ich dachte wir müssten kämpfen und-“, ich wurde durch einen lauten Knall unterbrochen. Die Vögel kreischten und flogen davon. Ich konnte laute Fußstapfen und Getrampel hören, Voramon war sichtlich angespannt. „Hey, was hast du denn auf einmal?“, fragte ich es, doch es konzentrierte sich und sah zu einem Gebüsch. „Meinst du, da kommt was?“ Eigentlich war meine Frage überflüssig. „Kaiserfaust!“, ertönte es aus dem Gebüsch. In unsere Richtung flog eine Art Feuerball. Glücklicher Weise konnten wir ihn früh genug erkennen und wichen aus. „Hiro, wir müssen hier schleunigst verschwinden – sofort!“, rief Voramon aufgebracht. Es griff nach meiner Hand und rannte los in den Dschungel hinein. Diese eingeschüchterte Seite von Voramon kannte ich ja gar nicht. „Du kannst mir nicht entwischen, Mensch!“, rief diese unbekannte Stimme. Ich wusste nicht, wer oder was das war, doch mir war klar, dass es hinter uns – oder viel mehr mir – her war. Wir liefen immer weiter. Vorbei an Palmen und tropischen Pflanzen, doch mir blieb keine Zeit, diese zu bestaunen. Schon immer mal wollte ich einen Dschungel auskundschaften, doch dies war gewiss nicht der richtige Moment. Ich schaute nach hinten und konnte zwei weitere Feuerbälle sehen, die direkt auf uns zuflogen. Einer von ihnen landete links neben uns. Dem anderen konnten wir nicht mehr ausweichen. Mein Herz raste vor Angst. Wer war hinter mir her und wieso wollte er mich töten? Ich kniff die Augen vor Furcht zusammen. „Hierher, schnell!“, forderte uns eine ebenfalls unbekannte Stimme auf. In der Ferne konnte ich ein pinkfarbenes Digimon erkennen, dass einen Speer bei sich trug und beflügelt war. Ich konnte nicht sagen, ob es Freund oder Feind war, doch der Wunsch, dass es Freund war, war viel zu groß als dass ich darüber nachdenken könnte, was passieren würde, wäre es ein Feind. Es zeigte auf eine Palme. Eine gigantische Palme, viel mehr auf den Stamm, denn dieser hatte ein Loch. Sollten wir da rein? Dann aber schnell, denn der Feuerball war schon bedrohlich nah. Plötzlich war es still. So, als wären wir von der Welt, außerhalb der Palme abgeschottet. Voramon und ich keuchten laut und ließen uns vor Erleichterung auf den Boden fallen. „Das war ganz schön knapp. Hab vielen Dank.“, brach ich nur schwer heraus. „Ihr seid zu schwach - Pi! So werdet ihr die Insel nicht retten – Pi!“, war die Antwort. „Naja, ich habe auch nie behauptet, ein Held mit Superkräften zu sein.“, verteidigte ich mich. Ganz schön frech das Kleine. Rettung hin oder her, es ärgerte mich, sowas zu hören. „Mein Name ist Piximon – Pi. Du bist zwar der auserwählte Junge, aber du hast rein gar nichts auf dem Kasten – Pi!“ Jetzt wurde ich wütend. „Und dein Digimon ist genauso schwach. Es kann ja nicht mal kämpfen – Pi! Geschweige denn digitieren – Pi!“, fügte es hinzu. „Die Stadt war immer friedlich, da musste ich nicht kämpfen.“ Anstatt sich aufzuregen, nahm Voramon sich diese Ansage zu Herzen und legte traurig die Ohren an. Ich hingegen war sichtlich genervt. Doch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Piximon mit seinem Programm fort. „Kehrt zurück und geht trainieren. Wer kam überhaupt auf die bescheuerte Idee, euch in solch einer miserablen Verfassung hier her zu schicken. Die Digimon hier sind viel zu stark für euch – Pi?! Hier ist es viel zu gefährlich – Pi.“ „Und wie sollen wir das machen? Trainieren meine ich. Mit dem V-Pet brauchte es nur einen Knopfdruck, aber jetzt...?“, überlegte ich. Piximon seufzte. „Ohje, ihr seid ja noch hoffnungsloser, als ich dachte – Pi. Geht zum Käferland. Dort wird Kabuterimon auf euch warten. Ich habe bereits eine Nachricht an ihn losgesandt. Er wird euch kampfbereit machen. So kann man euch ja nicht auf die Bewohner dieser Welt loslassen - Pi.“ Wenn ich Voramon und mich selbst so ansah, hatte Piximon eigentlich Recht. Im Moment haben wir keinerlei Vorstellung davon, was es heißt, zu kämpfen. Ein Training wird uns da nicht schaden. Trotzdem ging es mir nicht aus dem Kopf, dass dieses Digimon hinter uns her war. „Sag, Piximon, was war das für ein Digimon, das hinter uns her war und wieso wollte es mich töten?“ „Das war Ogremon – Pi. Es schleicht seit ein paar Tagen hier umher und wenn stimmt, was ich herausfinden konnte, ist es im Auftrag von irgendwem hinter dir her – Pi. Jemandem ist es nicht recht, dass du hier bist. Wahrscheinlich ist dieser Jemand auch der Verursacher dieser Probleme hier auf der Insel. – Pi.“, erklärte das koboldartige Digimon. Für einen Moment lang wurde es still. Dann unterbrach Voramon diese Stille „Los, Hiro, lass uns trainieren gehen, damit ich dich beschützen kann.“ Ich war froh, nicht allein zu sein. Heute habe ich gemerkt, wie sicher ich mich an Voramons Seite fühlte. Auch, wenn es nicht digitieren kann. Noch nicht. Allein seine Nähe nimmt mir die Angst vor dem, was noch vor uns liegt. Wir verließen Piximons Palmenraum und machten uns gemeinsam mit ihm auf den Weg zum Strand. Piximon verzauberte uns so, dass wir vor Ogremon sicher waren. Wir bewegten uns in einem unsichtbaren Raum, der parallel zur Wirklichkeit verlief. So konnten wir problemlos voranschreiten. „So, gleich sind wir da. Die Brücke ist hinter dem Baum dort drüben – Pi.“, verkündete Piximon und flatterte vor uns. „Brücke? Die ist doch kaputt.“, warf Voramon ein. Piximon fiel zu Boden, „haben diese Stadt-Idioten das Ding immernoch nicht repariert – Pi?!“, schrie es aufgebraucht. „Naja...“, Voramon wurde ganz klein. Es fühlte sich angesprochen. „Was solls. Rufen wir eben Coelamon.“, posaunte Piximon sicher heraus. Ohje, dachte ich. „Der ist wieder in die Stadt zurückgekehrt“, lächelte Voramon. „Oh nein, musstest du das so raushauen?“ Nun kehrte meine Furcht zurück, obwohl Voramon neben mir stand. „Verdammt nochmal, alles muss man hier selber machen – Piiiiii!“ Piximon jagte mir Angst ein. Und als es anfing, mit seinem Speer umher zu wedeln, hoffte ich nur, dass es keine bösen Geister beschwor. Es wurde plötzlich hell und ich kniff die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete, stand dort eine nagelneue Brücke. „Alles muss man selbst machen – Pi.“, sagte Piximon stolz, „so und jetzt verschwindet.“ Um es nicht noch weiter zu verärgern folgten wir Piximons Befehl und machten uns auf den Weg. „Oh Jijimon, ich wusste, dieser Test war eine dämliche Idee – Pi. Was Ogremon angeht, sollten wir aber auf der Hut sein.“ Ich hörte ihn etwas murmeln und drehte mich noch einmal um, „hast du etwas gesagt, Piximon?“ „Hab ich euch erlaubt, euch umzudrehen – Pi?! Das Käferland liegt im Südwesten – Pi. Abmarsch!“ Kapitel 3: O3. Ungeahnte Kräfte ------------------------------- „Was kannst du mir berichten?“ Das Echo einer tiefen und rauen Stimme hallte durch den frühen Abend. „Sie sind nicht besonders stark. Gewehrt haben sie sich überhaupt nicht. Der Auserwählte ist bloß ein Kind und sein Partner ein blauer Trottel auf dem Rookie Level.“, teilte Ogremon seinem Gegenüber mit. Es kniete vor einem von Dunkelheit ummantelten Wesen nieder. „Gut. Du weißt, was der Meister befohlen hat?“ „Selbstverständlich, Herr.“ Mein Name ist Hiro Yamazaki. Eigentlich habe ich bis gestern das normales Leben eines Vierzehnjährigen geführt, doch manchmal ändern sich die Dinge von heute auf morgen. Wesen aus einer anderen Welt haben mich gerufen. Sie haben meine Hilfe gesucht und ehe ich mich versehen habe, bin ich in dieser digitalen Welt gelandet. Die Heimat der Digimon. Begleitet von Voramon ist es meine Aufgabe, diese Welt von einer dunklen Kraft zu befreien. Einer Kraft, die bisher scheinbar noch niemand kannte. Obwohl ich erst seit kurzer Zeit hier war, habe ich meine erste Feuerprobe schon hinter mir. Wenn ich darüber nachdachte, hatte ich bisher noch gar keine Zeit, dies richtig zu verdauen. „Hey, Hiro, wieso bleibst du auf einmal stehen?“, fragte Voramon und sah mich mit großen Augen an. Wir passierten die Digibrücke und befanden uns wieder im Heimatwald. Auf der Suche nach dem Käferland streiften wir durch die Abenddämmerung, die den Wald in ein warmes Orange tauchte. Seit wir uns von Piximon verabschiedet hatten, waren einige Stunden vergangen. „Bist du etwa müde? Sag doch bitte was.“ Voramon legte seine langen Ohren an. „Ich bin nur ein wenig geschafft. Weißt du, als wir Coelamon und die anderen dazu gebracht haben, zurück in die Stadt des ewigen Anfangs zu kommen, glaubte ich, die Aufgabe, die mir zugeteilt wurde, ist vielleicht doch gar nicht so schwer, wie ich dachte. Und dann kam Ogremon. Irgendwie habe ich das Gefühl, so, wie ich jetzt bin, schaffe ich das nicht.“ Traurig schaute ich nach oben und plötzlich erfuhr ich einen Stups von Voramons Schnauze. „Du tust ja fast so, als wärst du ganz allein.“, lachte es. Ich sah es an. „Quatsch nicht rum, lass uns weitergehen.“ Während wir erneut einen Fuß vor den anderen setzten und ich das Gefühl hatte, dass dies die längste Wanderung meines Lebens war, glaubte ich, etwas Unangenehmes zu riechen. Es roch pflanzlich, doch ich konnte es keiner Pflanze zuordnen. „Voramon, sag mal, riechst du das auch?“ Doch Voramon schlich nur langsam und still neben mir her. Es schien ganz schön mitgenommen. „Was hast du denn, stimmt was nicht?“ Es gab keine Antwort und ich fing an, mir Sorgen zu machen. „Hallo? Erde an Voramon, nun sprich doch endlich!“ „Hiro...“, murmelte es leise. „Ja?!“, rief ich. „Müde...“ Und ehe ich mich versah, lag es völlig kraftlos auf dem Boden und schlief. „Oh nein, was ist hier nur los?“ Der unbekannte Geruch wurde immer stärker. Plötzlich hörte ich etwas in unsere Richtung kommen. Ich drehte mich um und konnte Ranken erblicken, die auf uns zu peitschten. Voramon war für mich viel zu schwer, daher kam Wegtragen nicht in Frage. Im Affekt legte ich mich schützend über meinen Partner und bekam die volle Wucht der peitschenartigen Ranken ab. Mein Rücken schmerzte. Ich sah auf und konnte ein Wesen erblicken, das jetzt vor uns stand. Eine grüne Pflanze, die eine pinkfarbene Blüte auf dem Kopf trug. Ich glaubte, dieses Digimon schon einmal im V-Pet gesehen zu haben. P... Pe...Pa..Palmon war der Name. Das Level Rookie und die Angriffe waren überwiegend Giftattacken. „Dann warst du das also. Wegen dir ist Voramon völlig ausgepowert. Der Geruch, der in der Luft lag, das war eine hinterhältige Attacke von dir!“, rief ich dem Digimon zu und rüttelte an Voramon. Es musste aufwachen, denn ich war völlig unbewaffnet und im Nachteil. Doch es half alles nichts. Palmon holte erneut mit den Ranken aus und peitschte drauf los. Das Ziel war ich, völlig schutzlos. Ich nahm meinen Rucksack und hielt ihn mir vors Gesicht. Die Wucht des Angriffes stieß mich nach hinten und ich fiel zu Boden. Der Rucksack ebenfalls und öffnete sich dabei. Als ich nach ihm greifen wollte, sah ich diese Disketten auf dem Boden verstreut. Instinktiv sprang ich hinüber zu ihnen und schaute sie mit eiligen Blicken durch. Waren sie nützlich? Konnten sie uns aus diesem Schlamassel retten? Wenn ja, was sollte ich tun und welche sollte ich einsetzen? Informationen wären hilfreich gewesen, Jijimon! Mein Blick wanderte abwechselnd zu Palmon und zu den Disketten. Ich hatte keinen Schimmer, welche ich wählen sollte. „Verdammt!“ Palmon holte wieder zum Angriff aus und zielte auf Voramon. „Ist doch völlig egal, welche ich nehme, besser ich nehme eine, als keine!“, schrie ich und warf die Diskette in Voramons Richtung in der Hoffnung, sie würde ihn irgendwie beschützen. Plötzlich fing sie an zu leuchten und löste sich in Daten auf. „Was ist das?“ Palmon wurde davon geblendet und hielt Inne. Die Daten wanderten in Voramons Körper. „Das sieht gut aus!“, freute ich mich. Das Leuchten erlosch und die Situation war unverändert. Voramon lag weiterhin regungslos auf dem Boden. Enttäuschung machte sich breit und die Gefahr war nicht gebannt. Palmon wurde nicht mehr geblendet und setzte seinen Angriff fort. Ich ließ alles stehen und liegen und warf mich vor Voramon. Die Ranken umschlungen mich eng und hoben mich hoch in die Luft. Palmon fing an mich zu würgen und Atmen fiel mir immer schwerer. Ich bekam keine Luft mehr und gab erstickende Laute von mir. Das Abenteuer meines Lebens, endete es tatsächlich nach nur einem Tag? Ich schloss die Augen. „Rising Claw!“ Ertönte es plötzlich und es tat einen gigantischen Schlag. Ich fiel zu Boden und Plamon wurde weit davon geschleudert. „Voramon!“, hustete ich und konnte es kaum glauben. „Hiro! Alles okay bei dir? Hab keine Angst, ich beschütze dich.“ „Du kommst spät, Kumpel.“, flüsterte ich und lächelte erleichtert. Palmon richtete sich wieder auf und öffnete das Maul. In ihm formte sich eine leuchtende Blase, doch bevor es diese abschießen konnte, stürmte Voramon auf es zu und schlug das Digimon K.O. Palmon öffnete die Augen und von Aggressivität war keine Spur mehr zu sehen. „Was ist passiert“, fragte es mit dünner Stimme. „Wir haben dich bewusstlos hier aufgefunden und uns gefragt, ob alles in Ordnung ist.“, antwortete ich. „Das ist lieb von euch. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Wie kann ich euch für eure Hilfe danken?“ „Naja...“, überlegte ich, doch Voramon wusste genau, was es darauf antworten sollte. „Bitte geh in die Stadt des ewigen Anfangs.“ „Glaubst du, dort finde ich meine Erinnerungen wieder?“, fragte es hoffnungsvoll. „Oh ja!“, lachte Voramon. Auch Palmon brachte das zum Lachen und ich schmunzelte zufrieden. „In Ordnung, dann werde ich dort hingehen. Ihr beide seht übrigens aus, wärt ihr auf Reisen.“ „Das sind wir in der Tat. Und um ehrlich zu sein, sind wir im Moment ein wenig planlos, da wir das Käferland suchen. Es soll im Südwesten liegen, aber so sicher sind wir uns da auch nicht.“, berichtete ich. „Hmm...ich weiß zwar nicht mehr viel, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es am großen Drachensee ein Digimon geben soll, das man auch Hüter des Sees nennt. Gerüchten zu folge soll es sehr weise sein. Vielleicht kann es euch helfen. Der Drachensee liegt dort hinten. Man brauch nur wenige Minuten dort hin.“ „Wirklich?“, riefen Voramon und ich erleichtert. Unsere Wege trennten sich. Palmon nahm den Weg in die Stadt. Den Weg zu einem neuen Anfang. Voramon und ich schlugen den Weg zum Drachensee ein und es war genau, wie Palmon sagte, wir waren in wenigen Minuten dort. Zum Glück, denn mir tat alles weh. Besonders der Rücken. Bestimmt waren dort Spuren von Palmons Ranken zu erkennen. Außerdem verließen mich so langsam die Kräfte. Mittlerweile war das warme Orange in die Nacht gezogen und Wald und See waren dunkel. Am Himmel zogen die Wolken an den Sternen vorbei. Was das anging, unterschieden sich beide Welten kein bisschen. Es war ein schöner Anblick. „Du, Hiro, sag mal, wieso hast du Palmon eigentlich vorhin angelogen?“ „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das auch nicht so genau. Aber wie würdest du reagieren, wenn dir jemand erzählt, von dir angegriffen und verletzt worden zu sein?“ Voramon dachte nach. „Vermutlich würde ich mich schuldig fühlen.“ „Siehst du?“ „Hast du dir gut überlegt, Hiro!“, freute sich der blaue Drache. Ich wandte mich den aktuellen Dingen wieder zu. „So, und wie finden wir den Hüter des Sees nun?“ Und starrte planlos auf den See, der nun wirklich nicht so aussah, als müsse man ihn beschützen. Eisenstangen ragten vereinzelt aus dem Wasser und wirklich klar sah es nicht aus. „Er müsste doch hier irgendwo sein.“, sagte Voramon voller Enthusiasmus. „Naja, hast du etwa geglaubt, er wartet und empfängt uns mit offenen Armen?“, gab ich hinzu und schaute Voramon ungläubig an. Dieser aber schien es ernst zu meinen. „Aber Hiro...“ Ich kitzelte es am Bauch, „Oh Mann, manchmal kannst du echt so doof sein, dass es schon wieder niedlich ist“, rief ich laut. „Hey, lass das, das kitzelt“, lachte es und das Echo hallte über den See. „Wer durchbricht die Stille an meinem See?“, ertönte es mit einmal. „Wir sind auf der Reise und suchen das Käferland. Man hat uns gesagt, du wüsstest vielleicht, wie wir dort hinkommen, Hüter.“, antwortete ich. Ein drachenähnlicher Kopf schoss mit einem schlangenähnlichen Körper aus dem Wasser und zeigte sich uns. Das war also der Hüter des Sees. „Mein Name ist Seadramon und ich bin der Hüter des Sees. Darf ich erfahren, wieso ihr das Käferland besuchen wollt?“ „Piximon will das.“, sprach Voramon mit großen Augen. Dabei musste es den Kopf zurücklehnen und hoch schauen, damit es das Gesicht seines Gegenübers überhaupt sehen konnte. „Piximon also. Ich verstehe, dann seid ihr also die Auserwählten, die von Jijimon auf die Reise geschickt wurden.“ Woher wusste er das, fragte ich mich. „Es spricht sich bereits herum, Junge.“ Was, woher wusste..- „Ich kann deine Gedanken hören.“, sprach Seadramon. Ich war so verblüfft, dass ich mich dazu nicht äußern konnte. „In deinen Gedanken kann auch außerdem lesen, dass du heute über dich hinaus gewachsen bist. Du magst vielleicht denken, dass du dieser Reise nicht gewachsen bist, doch heute hast du Mut bewiesen und dein Leben dazu benutzt, um das deines Partners zu schützen. Der Beweis dafür befindet sich auf deinem Rücken und lässt dich an nichts anderes mehr als Erschöpfung denken.“ Voramon schaute verwundert. Von der ganzen Aktion bekam es ja nichts mit, da es schlief. „Hiro...“ „Junge, ich habe Vertrauen in dich.“, sprach Seadramon erneut, „Und deswegen werde ich euch an das andere Ufer bringen. Hin zum Käferland. Dort wird man auf euch warten und man wird dafür sorgen, dass ihr stärker werdet. Bitte steigt auf.“ „Hurra!!“, rief Voramon vor Freude. Ich sagte nichts, denn der Schmerz wurde größer. Wir stiegen auf Seadramons Rücken und begaben uns auf zum Käferland. Es war eine Insel mitten auf dem großen Drachensee. Es dauerte nicht lang und wir waren dort. „Wenn ihr zurück wollt, ruft nach mir.“, sagte Seadramon noch und tauchte wieder ab, „Pass auf dich auf, Junge.“ Voramon hüpfte fröhlich. „Toll, Hiro, endlich sind wir im Käferland angekommen. Jetzt können wir stärker werden, Juhu!“ Meine Arme und Beine zitterten und ein schwarzer Schleier vernebelte meine Sicht. Voramons Stimme klang auf einmal sehr besorgte. Es rief nach mir, doch wurde es immer leise und verschwamm nach und nach. Kapitel 4: O4. Wut ------------------ Stille. Stille Dunkelheit, eine eiskalte Ruhe überdeckte das Feld meiner Sicht und schlich sich hoch hinaus in den sternlosen Nachthimmel. Pechschwarze Schwingen breiteten sich aus und ließen einen grellen Ton verkünden, der mir sagte, diese Reise würde schwerer werden als geglaubt. Ein Teufel, ummantelt von der Finsternis, schlich sich langsam aus den Schatten heraus, seine Augen auf mich gerichtet. Seine Klauen in meine Richtung positioniert. Sein Mund flüsterte mit etwas zu doch erreichten mich diese Worte nicht. Ich schloss die Augen und schrie um mein Leben. Schlug wie wild um mich. Wie sollte ich hier nur rauskommen? Wie sollte ich diesem Teufel entwischen? „Hey, Kleiner!“ Ein kleines, dumpfes Licht durchbrach die tiefen Schatten und eine Stimme erklang. Ich hatte sie nie zu vor gehört, aber ich spürte großes Vertrauen. „Lass dich nicht unterkriegen!“, rief sie mir zu. Die Dunkelheit verschwand. „Ist er inzwischen mal wach gewesen?“, fragte ein raupenartiges Wesen. „Nein. Aber er hat im Schlaf gesprochen. Wahrscheinlich war es ein Alptraum.“, antwortete eines in Rot diesem. „Muss ja ziemlich schlimm gewesen sein, so geschwitzt wie er ist“, stellte die Raupe fest. „Scheint so. Was ist mit dem Blauen?“, erkundigte sich der Rote. „Der Chef hat ihn unter seine Fittiche genommen.“ „Bitte?!“, rief der Rote überrascht, „ist das dein Ernst, Dokunemon?“ „Tentomon, ich frage mich, wer wohl mehr leidet, das Digimon, oder der Mensch?“ „Ohje...“ „Wenn du den Jungen beschützen willst, dann musst du noch viel stärker werden! Du musst viel ambitionierter werden!“, schrie ein maskierter Käfer Voramon an. Dieser versuchte mit all seiner Kraft einen alten und großen Felsbrocken zu zertrümmern. Es gelang ihm nicht. Schaulustige Digimon betrachteten die Kulisse. „Daran ist bisher jeder gescheitert.“, kommentierten sie. „Das kann er vergessen. Das schafft er nicht.“ „Vora-...“, unterbrach meine Stimme die Unterhaltung. „Hey, hast du das gehört Dokunemon?“ „Aber Hallo. Ich glaube er kommt zu sich, na endlich!“ Ich konnte Wesen erblicken. Es waren zwei und sie trugen einen schwarzen Schleier. Ich rieb mir die Augen und langsam verschwand dieser Schleier. „Los, geh schnell und sag dem Chef und dem Blauen Bescheid!“, befahl Tentomon. Dokunemon verließ den Raum und machte sich auf dem Weg, „Gut, mach ich!“ Wer wohl diese beiden Digimon waren? Freund oder Feind? Ich fühlte mich noch zu benommen, um davon zu rennen, sollten es Feinde sein. Doch je länger ich in das Gesicht dieses roten Käfers sah, desto bewusster wurde mir, wenn es ein Feind war, hätte es mich sicher schon getötet. „Wer bist du?“, murmelte ich. „Mach dir keine Sorgen. Es kommt alles in Ordnung. Ich heiße Tentomon.“ Diese Stimme, sie kam mir so bekannt vor. Wo hatte ich sie schon mal gehört?“ „Ich habe deine Wunden versorgt“, erzählte Tentomon, „dein Rücken sieht aus, als wäre nie etwas gewesen.“ Es hatte Recht, ich verspürte keinerlei Schmerz, doch im Moment war dies nur Nebensache. Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich diese Stimme gehört hatte. „Du hast ziemlich lang geschlafen. Drei Tage um genau zu sein. Ich habe dir ein Schlafmittel aus Sporen verabreicht. Keine Sorge, es ist nicht schädlich, aber wenn man es nimmt und danach aufwacht, fühlt man sich wie neu geboren, verstehst du?“ Ich sah Tentomon in Gedanken versunken an. Des Rätsels Lösung war mir wichtiger, egal, wie unhöflich meine Reaktion doch war. Mit Kratzern und Staub bedeckt versuchte Voramon es immer und immer wieder, den großen Felsbrocken zu zerstören. Doch jede Anstrengung schien umsonst. Langsam verlor es die Geduld. „Verdammt, Meister Kabuterimon! Ich versuche seit drei Tagen nichts anderes, als diesen Felsen zu zerstören. Es klappt einfach nicht, ich kann nicht mehr, das schaffe ich nicht! Es ist sinnlos!“ Kabuterimon fing an sich zu amüsieren und lachte laut los. „Ich frage mich, ob du jemals so wütend wie jetzt gewesen bist?“ „Was tut das zur Sache?!“, erwiderte Voramon zornig, „du hast gesagt, du würdest mich trainieren, mich stärker machen, damit die Reise überstehbar wird, aber ich werde einfach nicht stärker!“ Das Lachen stoppte. „Dann solltest du vielleicht mal damit anfangen, dich zu entwickeln und stärker zu werden.“ Voramon weigerte sich, darauf einzugehen und dann sprach Kabuterimon Worte aus, die etwas in ihm auslösten „Was wäre, wenn dein Partner, dieser Mensch, unter dem Felsen liegen würde? Was wäre, wenn die einzige Chance, die du hast, darin besteht, diesen Felsen zu zerstören? Schaffst du es dann auch nicht? Lässt du deinen Partner einfach unter dem Felsen sterben, weil du zu schwach bist, ihm zu helfen und dir alles weh tut? Wäre es sinnlos? Würdest du einfach aufgeben? Es wurde still. Selbst die schaulustigen Digimon hatten nichts mehr zu sagen. Voramon kehrte in sich und hielt Inne. Es schloss die Augen und die Worte Kabuterimons erschienen in seinem Kopf immer und immer wieder. Ihr Echo hallte lauter als alles, was es bisher je gehört hatte. „Na endlich. Scheint ja doch noch spannend zu werden.“, sprach Kabuterimon. Voramon riss die Augen auf, ballte die Faust und stürmte auf den Felsen zu „Ich lasse Hiro niemals im Stich!“, brüllte es laut und wütend. Der Fels rührte sich nicht. „Schade, er war so nah dran.“, mischten sich die Digimon ein. „Ja, das glaube ich auch.“ Nun trat Kabuterimon hervor. „Weißt du, es gibt Dinge in dieser Welt, die können wir mit bloßer Kraft nicht bezwingen oder zerstören. Aber was, wenn es doch eine Kraft geben würde, die das kann? Wäre das nicht wohl die Kraft der Gefühle?“ Der Felsbrocken fing Risse und fiel nach und nach in sich zusammen. „Du hast mich gerettet. Danke.“, sprach Voramon. „Wovor?“, wunderte sich Kabuterimon. „Davor, mein wahres Selbst zu verleugnen.“ Kabuterimon schwieg. Ich richtete mich auf im Krankenbett. „Hey, Kleiner!“, schrie Tentomon mich an. Und auf einmal wusste ich es wieder. „Du. Du warst das.“, sprach ich leise. „Na endlich sagst du mal etwas. Ich hab mich vielleicht gesorgt!“, antwortete Tentomon trotzig. „Du hast mich gerettet.“, fuhr ich fort. „Natürlich hab ich dich gerettet. Vor den Schmerzen. Keiner hier kann so gut Wunden heilen, wie ich!“, prahlte es stolz. „Nein. Vor der Dunkelheit.“, lächelte ich ihm zu, „Das verstehe ich nicht“, schaute Tentomon mich ratlos an, „aber wenigstens lachst du jetzt. Komm, steh vorsichtig auf, wir schauen nach deinem Freund.“ Tentomon und ich verließen diesen Krankenraum und als ich genauer hinsah, konnte ich erkennen, dass wir uns die ganze Zeit über in einem riesigen Baumstamm befanden. Wir durchquerten ein kurzes Stück von einem Wald. Das Orange des Sonnenuntergangs leuchtete durch die Blätter und es war fast so, als würde ich dort weitermachen, wo Voramon und ich vor drei Tagen aufgehört hatten. Nach wenigen Metern konnte ich dumpfe Stimmen hören. Sie klangen nach Jubel. „Ah, da sind sie ja schon.“, freute sich Tentomon. Wir kamen an der Lichtung an. Ich erblickte Voramon, einen großen Käfer und ein paar Digimon um sie herum. Der Große und Voramon reichten sich die Hände. Was auch immer hier los war, Voramons Gesichtsausdruck war irgendwie anders als sonst. Irgendwie erleichtert. „Voramon!“, rief ich ihm zu und rannte los. „Hiro! Du bist endlich wach!“, winkte es und lief ebenfalls drauf los. Wir fielen uns in die Arme. „Ich bin ja so froh, dass es dir wieder gut geht.“, sagte Voramon voller Freude. „Tentomon sei Dank! Aber was ist eigentlich mit dir passiert? Du bist ja voller Kratzer und Schmutz?“ „Alles in Ordnung, Hiro. Ich bin jetzt auch über mich hinaus gewachsen!“, verkündete Voramon freudig. „Dann sind wir jetzt also wieder gleichauf?“, stellte ich fest. Kabuterimon kam auf uns zu. „Schön, dass es euch so gut geht, aber ihr solltet nicht vergessen, dass ihr eine Aufgabe habt. Tentomon, rüste die beiden mit ein paar Heilmitteln aus und führe sie dann morgen früh zurück zu Seadramon.“ „In Ordnung, Meister Kabuterimon!“ „Ach ja,“, fügte es noch hinzu, während es uns den Rücken kehrte, „Ich werde in die Stadt des ewigen Anfangs gehen und meinem alten Freund Jijimon einen Besuch abstatten. Halte hier die Stellung, Tentomon“ Und dann flog er los. Am nächsten Morgen waren wir schon früh unterwegs. Ausgestattet mit neuem Mut und einem vollen Rucksack machten wir uns auf den Weg in die Sporenregion. Tentomon meinte, von dort aus würden sich uns neue Wege in verschiedene Gebiete bahnen. Doch im Moment hatte ich eher den Eindruck, dass sich meine Allergie den Weg durch unsere Pläne bahnte. „Hatschi!“ „Hiro, was hast du denn, du niest die ganze Zeit nur?“, fragte sich Voramon. „Ich habe Heuschnupfen. Überall hier sind Gräser und Sporen. Hätte ehrlichgesagt nicht gedacht, dass Daten so realistisch sein können – Hatschi!“ Plötzlich blieben wir stehen, denn von weitem konnten wir ein Digimon erkennen, dass am Boden lag. „Hey, Hiro, siehst du das auch?“ „Hmm?“, ich juckte mir die Augen und schniefte. „Na dort drüben“ „Was? Wo? Ach da!“ „Genau. Das ist Unimon. Eigentlich ein friedlicher Genosse. Scheint, als wäre es verletzt.“ Ich wunderte mich „Sag mal, wie kannst du das auf diese Entfernung denn erkennen?“ „Lass uns ihm helfen!“, sagte Voramon und rannte drauf los. Ich folgte ihm und kniete mich vor Unimon. „Hallo? Ist alles in Ordnung?“, tastete ich mich vorsichtig heran. „Danke, Fremder, ich bin beim Fliegen gestürzt und habe mir den Flügel verletzt. Ich war auf dem Weg in die Stadt des ewigen Anfangs.“ Ich kramte in meiner Tasche, Tentomon hatte uns mit genug Heilmitteln eingedeckt. „Hier, nimm diese Heildisk, damit kommst du schnell wieder auf die Beine.“ Die Disk löste sich in Daten auf und strömten in Unimons Körper. „Geht’s?“ „Viel besser, danke. Du hast mich gerettet.“, antwortete Unimon. „Gehst du jetzt in unsere Stadt?“, fragte Voramon. „Das werde ich tun. Habt Dank. Bis bald.“ Unimon flog davon. Seine Reise war bald zu Ende. Unsere Reise jedoch, stand immernoch in den Startlöchern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)