Digimon World von MlleBellec (- The Adventure in my V-Pet -) ================================================================================ Kapitel 4: O4. Wut ------------------ Stille. Stille Dunkelheit, eine eiskalte Ruhe überdeckte das Feld meiner Sicht und schlich sich hoch hinaus in den sternlosen Nachthimmel. Pechschwarze Schwingen breiteten sich aus und ließen einen grellen Ton verkünden, der mir sagte, diese Reise würde schwerer werden als geglaubt. Ein Teufel, ummantelt von der Finsternis, schlich sich langsam aus den Schatten heraus, seine Augen auf mich gerichtet. Seine Klauen in meine Richtung positioniert. Sein Mund flüsterte mit etwas zu doch erreichten mich diese Worte nicht. Ich schloss die Augen und schrie um mein Leben. Schlug wie wild um mich. Wie sollte ich hier nur rauskommen? Wie sollte ich diesem Teufel entwischen? „Hey, Kleiner!“ Ein kleines, dumpfes Licht durchbrach die tiefen Schatten und eine Stimme erklang. Ich hatte sie nie zu vor gehört, aber ich spürte großes Vertrauen. „Lass dich nicht unterkriegen!“, rief sie mir zu. Die Dunkelheit verschwand. „Ist er inzwischen mal wach gewesen?“, fragte ein raupenartiges Wesen. „Nein. Aber er hat im Schlaf gesprochen. Wahrscheinlich war es ein Alptraum.“, antwortete eines in Rot diesem. „Muss ja ziemlich schlimm gewesen sein, so geschwitzt wie er ist“, stellte die Raupe fest. „Scheint so. Was ist mit dem Blauen?“, erkundigte sich der Rote. „Der Chef hat ihn unter seine Fittiche genommen.“ „Bitte?!“, rief der Rote überrascht, „ist das dein Ernst, Dokunemon?“ „Tentomon, ich frage mich, wer wohl mehr leidet, das Digimon, oder der Mensch?“ „Ohje...“ „Wenn du den Jungen beschützen willst, dann musst du noch viel stärker werden! Du musst viel ambitionierter werden!“, schrie ein maskierter Käfer Voramon an. Dieser versuchte mit all seiner Kraft einen alten und großen Felsbrocken zu zertrümmern. Es gelang ihm nicht. Schaulustige Digimon betrachteten die Kulisse. „Daran ist bisher jeder gescheitert.“, kommentierten sie. „Das kann er vergessen. Das schafft er nicht.“ „Vora-...“, unterbrach meine Stimme die Unterhaltung. „Hey, hast du das gehört Dokunemon?“ „Aber Hallo. Ich glaube er kommt zu sich, na endlich!“ Ich konnte Wesen erblicken. Es waren zwei und sie trugen einen schwarzen Schleier. Ich rieb mir die Augen und langsam verschwand dieser Schleier. „Los, geh schnell und sag dem Chef und dem Blauen Bescheid!“, befahl Tentomon. Dokunemon verließ den Raum und machte sich auf dem Weg, „Gut, mach ich!“ Wer wohl diese beiden Digimon waren? Freund oder Feind? Ich fühlte mich noch zu benommen, um davon zu rennen, sollten es Feinde sein. Doch je länger ich in das Gesicht dieses roten Käfers sah, desto bewusster wurde mir, wenn es ein Feind war, hätte es mich sicher schon getötet. „Wer bist du?“, murmelte ich. „Mach dir keine Sorgen. Es kommt alles in Ordnung. Ich heiße Tentomon.“ Diese Stimme, sie kam mir so bekannt vor. Wo hatte ich sie schon mal gehört?“ „Ich habe deine Wunden versorgt“, erzählte Tentomon, „dein Rücken sieht aus, als wäre nie etwas gewesen.“ Es hatte Recht, ich verspürte keinerlei Schmerz, doch im Moment war dies nur Nebensache. Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich diese Stimme gehört hatte. „Du hast ziemlich lang geschlafen. Drei Tage um genau zu sein. Ich habe dir ein Schlafmittel aus Sporen verabreicht. Keine Sorge, es ist nicht schädlich, aber wenn man es nimmt und danach aufwacht, fühlt man sich wie neu geboren, verstehst du?“ Ich sah Tentomon in Gedanken versunken an. Des Rätsels Lösung war mir wichtiger, egal, wie unhöflich meine Reaktion doch war. Mit Kratzern und Staub bedeckt versuchte Voramon es immer und immer wieder, den großen Felsbrocken zu zerstören. Doch jede Anstrengung schien umsonst. Langsam verlor es die Geduld. „Verdammt, Meister Kabuterimon! Ich versuche seit drei Tagen nichts anderes, als diesen Felsen zu zerstören. Es klappt einfach nicht, ich kann nicht mehr, das schaffe ich nicht! Es ist sinnlos!“ Kabuterimon fing an sich zu amüsieren und lachte laut los. „Ich frage mich, ob du jemals so wütend wie jetzt gewesen bist?“ „Was tut das zur Sache?!“, erwiderte Voramon zornig, „du hast gesagt, du würdest mich trainieren, mich stärker machen, damit die Reise überstehbar wird, aber ich werde einfach nicht stärker!“ Das Lachen stoppte. „Dann solltest du vielleicht mal damit anfangen, dich zu entwickeln und stärker zu werden.“ Voramon weigerte sich, darauf einzugehen und dann sprach Kabuterimon Worte aus, die etwas in ihm auslösten „Was wäre, wenn dein Partner, dieser Mensch, unter dem Felsen liegen würde? Was wäre, wenn die einzige Chance, die du hast, darin besteht, diesen Felsen zu zerstören? Schaffst du es dann auch nicht? Lässt du deinen Partner einfach unter dem Felsen sterben, weil du zu schwach bist, ihm zu helfen und dir alles weh tut? Wäre es sinnlos? Würdest du einfach aufgeben? Es wurde still. Selbst die schaulustigen Digimon hatten nichts mehr zu sagen. Voramon kehrte in sich und hielt Inne. Es schloss die Augen und die Worte Kabuterimons erschienen in seinem Kopf immer und immer wieder. Ihr Echo hallte lauter als alles, was es bisher je gehört hatte. „Na endlich. Scheint ja doch noch spannend zu werden.“, sprach Kabuterimon. Voramon riss die Augen auf, ballte die Faust und stürmte auf den Felsen zu „Ich lasse Hiro niemals im Stich!“, brüllte es laut und wütend. Der Fels rührte sich nicht. „Schade, er war so nah dran.“, mischten sich die Digimon ein. „Ja, das glaube ich auch.“ Nun trat Kabuterimon hervor. „Weißt du, es gibt Dinge in dieser Welt, die können wir mit bloßer Kraft nicht bezwingen oder zerstören. Aber was, wenn es doch eine Kraft geben würde, die das kann? Wäre das nicht wohl die Kraft der Gefühle?“ Der Felsbrocken fing Risse und fiel nach und nach in sich zusammen. „Du hast mich gerettet. Danke.“, sprach Voramon. „Wovor?“, wunderte sich Kabuterimon. „Davor, mein wahres Selbst zu verleugnen.“ Kabuterimon schwieg. Ich richtete mich auf im Krankenbett. „Hey, Kleiner!“, schrie Tentomon mich an. Und auf einmal wusste ich es wieder. „Du. Du warst das.“, sprach ich leise. „Na endlich sagst du mal etwas. Ich hab mich vielleicht gesorgt!“, antwortete Tentomon trotzig. „Du hast mich gerettet.“, fuhr ich fort. „Natürlich hab ich dich gerettet. Vor den Schmerzen. Keiner hier kann so gut Wunden heilen, wie ich!“, prahlte es stolz. „Nein. Vor der Dunkelheit.“, lächelte ich ihm zu, „Das verstehe ich nicht“, schaute Tentomon mich ratlos an, „aber wenigstens lachst du jetzt. Komm, steh vorsichtig auf, wir schauen nach deinem Freund.“ Tentomon und ich verließen diesen Krankenraum und als ich genauer hinsah, konnte ich erkennen, dass wir uns die ganze Zeit über in einem riesigen Baumstamm befanden. Wir durchquerten ein kurzes Stück von einem Wald. Das Orange des Sonnenuntergangs leuchtete durch die Blätter und es war fast so, als würde ich dort weitermachen, wo Voramon und ich vor drei Tagen aufgehört hatten. Nach wenigen Metern konnte ich dumpfe Stimmen hören. Sie klangen nach Jubel. „Ah, da sind sie ja schon.“, freute sich Tentomon. Wir kamen an der Lichtung an. Ich erblickte Voramon, einen großen Käfer und ein paar Digimon um sie herum. Der Große und Voramon reichten sich die Hände. Was auch immer hier los war, Voramons Gesichtsausdruck war irgendwie anders als sonst. Irgendwie erleichtert. „Voramon!“, rief ich ihm zu und rannte los. „Hiro! Du bist endlich wach!“, winkte es und lief ebenfalls drauf los. Wir fielen uns in die Arme. „Ich bin ja so froh, dass es dir wieder gut geht.“, sagte Voramon voller Freude. „Tentomon sei Dank! Aber was ist eigentlich mit dir passiert? Du bist ja voller Kratzer und Schmutz?“ „Alles in Ordnung, Hiro. Ich bin jetzt auch über mich hinaus gewachsen!“, verkündete Voramon freudig. „Dann sind wir jetzt also wieder gleichauf?“, stellte ich fest. Kabuterimon kam auf uns zu. „Schön, dass es euch so gut geht, aber ihr solltet nicht vergessen, dass ihr eine Aufgabe habt. Tentomon, rüste die beiden mit ein paar Heilmitteln aus und führe sie dann morgen früh zurück zu Seadramon.“ „In Ordnung, Meister Kabuterimon!“ „Ach ja,“, fügte es noch hinzu, während es uns den Rücken kehrte, „Ich werde in die Stadt des ewigen Anfangs gehen und meinem alten Freund Jijimon einen Besuch abstatten. Halte hier die Stellung, Tentomon“ Und dann flog er los. Am nächsten Morgen waren wir schon früh unterwegs. Ausgestattet mit neuem Mut und einem vollen Rucksack machten wir uns auf den Weg in die Sporenregion. Tentomon meinte, von dort aus würden sich uns neue Wege in verschiedene Gebiete bahnen. Doch im Moment hatte ich eher den Eindruck, dass sich meine Allergie den Weg durch unsere Pläne bahnte. „Hatschi!“ „Hiro, was hast du denn, du niest die ganze Zeit nur?“, fragte sich Voramon. „Ich habe Heuschnupfen. Überall hier sind Gräser und Sporen. Hätte ehrlichgesagt nicht gedacht, dass Daten so realistisch sein können – Hatschi!“ Plötzlich blieben wir stehen, denn von weitem konnten wir ein Digimon erkennen, dass am Boden lag. „Hey, Hiro, siehst du das auch?“ „Hmm?“, ich juckte mir die Augen und schniefte. „Na dort drüben“ „Was? Wo? Ach da!“ „Genau. Das ist Unimon. Eigentlich ein friedlicher Genosse. Scheint, als wäre es verletzt.“ Ich wunderte mich „Sag mal, wie kannst du das auf diese Entfernung denn erkennen?“ „Lass uns ihm helfen!“, sagte Voramon und rannte drauf los. Ich folgte ihm und kniete mich vor Unimon. „Hallo? Ist alles in Ordnung?“, tastete ich mich vorsichtig heran. „Danke, Fremder, ich bin beim Fliegen gestürzt und habe mir den Flügel verletzt. Ich war auf dem Weg in die Stadt des ewigen Anfangs.“ Ich kramte in meiner Tasche, Tentomon hatte uns mit genug Heilmitteln eingedeckt. „Hier, nimm diese Heildisk, damit kommst du schnell wieder auf die Beine.“ Die Disk löste sich in Daten auf und strömten in Unimons Körper. „Geht’s?“ „Viel besser, danke. Du hast mich gerettet.“, antwortete Unimon. „Gehst du jetzt in unsere Stadt?“, fragte Voramon. „Das werde ich tun. Habt Dank. Bis bald.“ Unimon flog davon. Seine Reise war bald zu Ende. Unsere Reise jedoch, stand immernoch in den Startlöchern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)