Digimon World von MlleBellec (- The Adventure in my V-Pet -) ================================================================================ Kapitel 1: O1. Willkommen in der Datenwelt ------------------------------------------ Ich lag auf einem harten Untergrund. Keine Ahnung, was passierte, bevor ich das Bewusstsein verlor, doch langsam kam ich wieder zu mir. Ich war noch nicht in der Lage, meine Augen zu öffnen, doch meine Ohren funktionierten schon ganz gut. Ich hörte Geflüster und Stimmen, die sich offenbar über etwas freuten. Sie klangen nach Kindern, wenn mich nicht alles täuschte. Langsam zog das Schwarz aus meiner Sicht hinweg und ich fing an, Formen und Farben zu erkennen. Ein paar kleine Wesen hüpften um mich herum. Ihre Farben waren Rosa, Orange und Rot glaubte ich. Mitten unter ihnen stand ein alter Mann, der sich nicht rührte. Hatte er da etwa ein Zepter in der Hand? Und dann waren da noch diese großen grünen Augen, die mich mit einem freudigen Funkeln anstarrten und mir unheimlich nah waren. Und hätte mir jemand vor ein paar Tagen gesagt, dass ich heute die Reise meines Lebens antreten würde, hätte ich das sicher nicht geglaubt... Mein Name ist Hiro Yamazaki und ich besuche die achte Klasse. Mit meinen vierzehn Jahren bin ich immernoch ein Riesenfan der Digimon V-Pets. Die meisten auf unserer Schule finden, dass man ab einem gewissen Alter irgendwie zu alt dafür sei. Doch es gibt auch jene, die nicht so denken, so wie mich. Mich und meine Freunde. Jeden Tag, wenn die Schulglocke das Ende des Unterrichts verkündet, treffen wir uns im nahegelegenen Park neben der Schule und tauchen ein in die digitale Welt der Monster – der Digmon. Wenn man ein V-Pet besitzt, dann geht es darum, dass man sein Digimon, das in ihm wohnt, groß zieht. Man füttert es, man spielt mit ihm und man trainiert es, damit es stärker wird und das nächste Level erreicht. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, seine V-Pet Bewohner gegeneinander antreten zu lassen. Und genau das haben wir uns zum Hobby gemacht. „Ich bin zu Hause!“, rief ich, als ich nach einem spaßigen Nachmittag im Park zu Hause ankam. Ich zog mir die Schuhe aus und ginge in die Küche. Meine Mutter schien einkaufen zu sein und mein Vater war an der Arbeit. Mein V-Pet platzierte ich auf dem Küchentisch. Tierischen Durst hatte ich und suchte deshalb eine Flasche Wasser im Kühlschrank. Glück gehabt – es war die letzte. Ich genoss die kühle Erfrischung und erfreute mich daran, dass mein Digimon bald digitieren würde. Nur noch ein wenig mehr Training und es würde das Champion Level endlich erreichen. Ich verschloss den Deckel der Flasche und stellte den Rest zurück in den Kühlschrank. Der Kalender an der Tür schrieb den 30. September 1999. Ich riss den Kalenderzettel ab. Heute war doch schon der 1. Oktober. „Dann machen wir uns doch mal an die Arbeit. Training ist angesagt!“ Als ich nach meinem V-Pet greifen wollte, fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Mein Digimon war vom Bildschirm verschwunden. Egal, in welchen Screen ich doch wechselte, es war weg. Sollte das etwa ein Programmierfehler gewesen sein? So ein Mist, ausgerechnet jetzt, wo ich doch das Championlevel fast erreicht hatte, musste so etwas passieren. Das war wirklich ärgerlich. Ich kniff die Augen zusammen, um mir einzureden, dass ich nur am Träumen war, doch als ich sie wieder öffnete, war die Küche plötzlich hell beleuchtet. Der Bildschirm meines V-Pets leuchtet in grellem Licht und ein Wind, eine Art Druckwelle, kam im nächsten Moment aus ihm heraus. Es riss mir den Boden unter den Füßen fort und ich widersetzte mich unfreiwillig den Gesetzen der Schwerkraft – ich schwebte mitten im Raum. Mein Körper flackerte plötzlich in den gleichen Farben wie dieses Licht und mein Herz raste vor Furcht – was war hier nur los? Vor einer Sekunde war hier noch alles wie immer. Als ich meine Handflächen anstarrte, lösten sie sich in Partikel auf und ich begann zu schreien – wer konnte mir jetzt nur helfen und was um alles in der Welt passierte hier gerade? Mit der Situation überfordert und nichtwissend, was zu tun war, verschwamm die Welt um mich herum in Schwarz. „Kannst du das bitte nochmal wiederholen?“ „Ich sagte es dir doch bereits, du bist hier in der Digiwelt. Eine Welt, deren Bestand die Daten sind und deren Bewohner sich Digmon nennen“, erklärte mir dieses Wesen, welches an einen alten Mann erinnerte. Sein Name war Jijimon und wir befanden uns offensichtlich in seinem Haus, so sagte er es mir jedenfalls. Das ganze erinnerte aber eher an einen zusammengewürfelten Pappkarton. Jijimon sah mich an und auch, wenn ich wusste, was Digimon waren, so waren sie mir doch irgendwie fremd und neu. Auf dem V-Pet waren sie bloß kleine Bildchen, die sich von rechts nach links bewegten und die man mit Knöpfen steuern konnte und nun befand ich mitten unter ihnen. Neben mir standen Tokomon, Yuramon, Tsunomon, Punimon und Koromon. Sie sahen überhaupt nicht mehr wie Figuren aus, sondern wie richtige Lebewesen aus Fleisch und Blut, sie waren selbstständig, sie konnten sprechen und ich verstand sie. Um ehrlich zu sein, fühlte es sich nicht gerade wie ein Traum an. „Also“, begann Jijimon, „unsere Welt steckt in großen Schwierigkeiten. Schwierigkeiten, die wir Digimon nicht allein lösen können. Aus diesem Grund, hatten wir uns dazu entschlossen, uns Hilfe aus einer anderen Welt zu holen.“ „Um welche Schwierigkeiten handelt es sich und wie genau soll ausgerechnet ich euch dabei helfen?“, hakte ich nach. „Nun, unsere Insel trägt den Namen die File Insel. Wir sind nur eine kleine Insel in der Digiwelt und jenseits des riesigen Ozeans, befindet sich die eigentliche Digiwelt. Da wir so weit abseits liegen, hatten wir hier nie großartig Probleme, doch es scheint, als wären finstere Mächte vom Festland hier her gekommen. Du befindest dich gerade in File City, dem Herzen dieser Insel. Bis vor kurzem war dies noch eine lebhafte Stadt in der sich viele Digimon trafen. Die meisten von ihnen lebten hier und hatten großen Spaß. Doch mit einem Mal änderte sich so einiges. Die ersten Digimon verließen die Stadt ohne ein Sterbenswörtchen oder tauchten gar nicht mehr auf. Einige von uns hatten den ein oder anderen nochmal getroffen und mussten feststellen, dass irgendwas mit ihnen komisch war. Sie hatten keinerlei Erinnerungen mehr an die Stadt und waren aggressiv. Das waren nicht mehr unsere Freunde, die hier einst lebten. Irgendeine Macht hatte sie manipuliert. Egal, wie viel Recherche wir auch betrieben, wir fanden keine Antwort, keine Lösung für dieses Problem.“ „Und deshalb habt ihr Hilfe von außerhalb gesucht, verstehe...“, ich sah geknickt in die Runde. Diese Geschichte war wirklich sehr traurig. „Doch bitte verrate mir, Jijimon, wieso habt ihr ausgerechnet mich gerufen?“ „Nun, ein kleiner Quälgeist hat mich auf dich aufmerksam gemacht und du gefielst mir vom ersten Augenblick an.“, erklärte Jijimon als ich hinter mir Fußstapfen hörte. „Hiro, wir werden ein tolles Team werden. So, wie wir es sonst auch gewesen sind, wenn wir mit deinen Freunden gespielt haben, nicht wahr?“ Und dann war da plötzlich dieses Digimon, das hinter mir stand. Dessen Stimme ich zum ersten Mal hörte, bei der ich aber das Gefühl hatte, sie schon lange zu kennen. „Sag mal, bist du etwa...?“, fragte ich mich und auch, wenn ich die Antwort wusste, konnte ich es kaum glauben. „Erkennst du mich nicht?“, wunderte sich der kleine blaue Drache, „ich bins doch, Voramon.“ Eingestürzte Häuser, verwüstete Straßen – das war also die Stadt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es hier mal so lebhaft war, wie Jijimon erzählte. Voramon und ich gingen durch File City und ich sah mich gründlich um. Sehr digital sah es hier nicht gerade aus. „Sag Hiro, du wirst doch einwilligen, oder?“ Mit hoffnungsvollen Augen sah mich Voramon an. Ich hatte Jijimon auf die Frage, ob ich ihnen helfen würde, die dunkle Kraft zu finden und zu stoppen, noch keine Antwort gegeben. Ich meine, was könnte ich schon ausrichten? Ich war nur ein vierzehnjähriger Mittelschüler und doch erst seit kurzer Zeit in dieser Welt. Woher sollte ich wissen, wo ich suchen sollte und kämpfen kann ich auch nicht. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich überfordert mit der Situation. „Hiro...“ Voramon legte seine langen Ohren an, als wäre es traurig. „Ich glaube meine Eltern werden sich sehr sorgen, wenn ich so lange nicht nach Hause komme. Außerdem habe ich sicherlich nicht die Kraft dazu, ein Wunder in eurer Welt zu verbringen, weißt du? Ich habe keine Superkräfte, nur weil ich anders bin als ihr.“ Versuchte ich dem Drachen zu erklären. Wir verließen die Stadt und gingen in eine Art Wald. ‚Heimatwald‘ las ich auf einem Schild, das ziemlich herunter gekommen aussah und nicht einmal mehr grade im Boden stand. „Aber Hiro, wenn wir gemeinsam kämpfen, dann können wir es schaffen!“, versuchte Voramon mich umzustimmen, doch dies bewirkte nicht viel, „hmm..“ „Aber Hiro, ich bin doch dein Partner.“ „Partner...?“, überlegte ich, doch plötzlich „Kleine Flamme!“ schoss ein Feuerball direkt auf mich zu. Ich erschrak so sehr, dass ich mich nicht von der Stelle rührte. Voramon stieß mich zur Seite „Pass auf, Hiro!“ Ich fiel zu Boden. „Aber was war das denn?!“, rief ich ratlos. Als ich den Kopf hob, konnte ich ein weiteres Digimon sehen. Ich konnte es kaum fassen, ich wurde soeben von einem Digimon attackiert. „Agumon! Was soll das denn, hast du den Verstand verloren? Und überhaupt, wo warst du die ganze Zeit?!“ Voramon schien dieses Digimon bekannt zu sein. „Kennst du den?“, hakte ich nach. „Ja, das ist Agumon aus unserer Stadt. Es ist schon seit ein paar Tagen verschwunden. Wir haben immer zusammen gespielt.“, erklärte es mir mit leicht getrübten Blick. Es war also sein Freund und es griff uns eben an. Agumon rannte auf uns zu und holte zum Schlag aus. Voramon rannte ihm ebenfalls entgegen, um es zu stoppen. Die beiden prallten frontal auf einander und gingen zu Boden. Sie fingen an, sich zu raufen und zu schlagen. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass Agumons Augen etwas Finsteres an sich hatten. Sie waren dunkel und wirkten so, als wäre es von etwas besessen. Ich sah den beiden zu, wie sie sich prügelten und musste daran denken, wie Voramon sagte, dass sie immer gemeinsam spielten. Und jetzt waren sie etwa zu Feinden geworden, nur, weil jemand anderes meinte, er müsse neue Regeln aufstellen? Das war gewiss nicht fair. Ich ballte meine Hand zur Faust und wurde wütend. „Hey, du! Kannst du mich hören? Wenn das die neuen Regeln dieser Insel sind – Regeln, die besagen, dass Freunde zu Feinen werden-, dann werde ich diese Regeln ändern!“ schrie ich laut gen Himmel. Plötzlich leuchtete etwas aus meiner Jackentasche. Ich nahm es heraus. Voramon und Agumon hörten auf, sich zu prügeln und schenkten mir ihre volle Aufmerksamkeit. Ich wusste nicht, woher das Leuchten kam, doch Voramon schien es zu kennen. „Hiro, aber das ist ja...“ Ich griff in meine Jackentasche und hatte auf einmal etwas in der Hand, das mir bekannt vorkam. Ich holte es hervor und es erinnerte mich an mein V-Pet, auch, wenn es ein wenig anders aussah. „Das ist ein Digivice, Hiro! Ich wusste es, du bist der Richtige!“, rief Voramon mir zu. Ein gleißendes Licht schoss aus dem Digivice und umhüllte Agumon. Es dauerte nur einen kurzen Moment und diese Finsternis in seinen Augen verschwand, genauso, wie das Licht, dass soeben ein kleines Wunder vollbrachte. „Agumon!“ „Voramon! Was machen wir hier? Was ist passiert?“, fragte Agumon ratlos. Anscheinend hatte es keinerlei Erinnerungen an das, was vor ein paar Sekunden noch geschah. Ich glaubte, es war auch besser so. „Komm zurück in die Stadt, mein Freund“, sagte Voramon mit einem großen Lächeln.“ „Höh? Wovon sprichst du, ich war doch nie weg?“ Das Echo unseres lauten Lachens hallte durch die Abenddämmerung und ich hatte das Gefühl, das selbst ich, Hiro Yamazaki, etwas in diesem Konflikt gegen die noch unbekannte Front ausrichten konnte. „Du hast dich also entschieden.“ Jijimon empfing uns, als wir mit Agumon im Gepäck zurück zu seinem Haus kehrten. „Jawohl. Ich werde versuchen, euch bei den Problemen, die ihr habt, zu helfen. Bitte sage mir, womit ich anfangen soll.“ „Nun, es gibt Gerüchte, die besagen, dass südöstlich am kleinen Strand, ein Digimon am frühen Abend seine Kreise ziehen soll. Da wir die große Brücke noch nicht repariert haben, und in der anderen Richtung ein riesiger Berg liegt, hast du im Moment nur die Möglichkeit, deine Reise Richtung Tropendschungel zu beginnen. Dazu brauchst du aber die Hilfe dieses Meeresdigimons. Denn ohne Brücke kommst du nicht zum anderen Ufer.“ „Verstehe. Dann sollten wir uns direkt auf den Weg machen, ist es weit bis zum kleinen Strand?“, fragte ich voller Tatendrang, doch Jijimon hatte ganz andere Pläne. „Für heute solltest du dich ausruhen. Deinen ersten Kampf hast du schon hinter dir, du solltest es nicht überstürzen und dich erst einmal an diese Welt gewöhnen. Schlaf deshalb heute Nacht hier und brich morgen gemeinsam mit Voramon auf. Bis dahin haben wir euch ein bisschen Proviant zusammengesucht.“ „Toll, Abenteuer mit Hiro, hurra!“, rief Voramon vor Freude und sprang auf und ab. Auch, wenn mir diese Welt total fremd war, und Dinge von mir gefordert wurden, die mir zunächst als unmöglich erschienen, konnte ich eine gewisse Wärme spüren, wenn ich Voramon so ansah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)