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Weihe des Siegelschwerts

von

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Capitulum I: Welsdorf - Geschichten von Wiedergängern und Víly


 

I.
 

Der Junge hatte keine Eltern mehr, als er hierhergebracht wurde, hat man mir gesagt. Die Händlersfrau hat ihn zu sich genommen, obwohl sie bereits ein eigenes Kind erwarte. Sie und die Eltern des Jungen waren gute Freunde gewesen, wurde mir erzählt. Er war grade mal drei Jahre alt, als er hierher gebracht worden ist, der Junge.

Fast schon versteckt inmitten der südlichen Wälder von Rosetum-Rubicundum liegt das Dorf auf vor mehr als einhundertfünfzig Jahren gerodeten Hügeln, wo nun Fachwerk-, Holzhäuser und Hühnerställe das Bild prägen. Ein winziger Bach fließt direkt hindurch, die Quelle liegt irgendwo im Waldinneren.

Unter all den Kräutersammlers-, Holzfäller-, Jägers-, Handwerkers- und Bauernkinder nahm der Junge seit Anfang an eine Sonderstellung ein als Adoptivsohn der Händlerin, denke ich. In vergleichbarem Wohlstand lebt er und ist wohl noch immer ein bisschen 'der von woanders'.

Und das, nachdem er bereits elf Jahre hier gewohnt hat, hier in Welsdorf. Und obwohl er genau wie alle anderen hier auch ein Hochelf, ein Alba, ist.

Und jeden Tag aufs Neue schaue ich von den Büchern, die ich lese, auf und aus dem Fenster. Dann frage ich mich: Wann werd' ich wohl mal dieses Dorf verlassen? Diesen Wald, der das einzige ist, das ich kenne?

Denn an all das, was sie mir über mich erzählt haben, erinnere ich mich nicht, an dieses andere Dorf, aus dem ich kommen soll, an die Eltern, die meine Ersatzmutter Alid gekannt haben soll.

Wer weiß, ob ich jemals hier wegkomme und es überprüfen kann...
 

II.
 

"Maljus!", ruft eine Stimme von unten und reißt mich aus meinen Gedanken, "Maljus! Wie lange willst du mich hier unten noch warten lassen?!"

Wie aus allen Wolken gefallen schaue ich auf und realisiere, dass man mich seit mehreren Minuten ruft. Und wenn ich diese Stimme schon höre, muss ich seufzen. Das ist ohne Zweifel Sara, meine Stiefschwester von nervigen zehn Jahren, die nach mir schreit.

"Schon gut, ich komme ja gleich!", rufe ich, mich aus dem Bett erhebend, wo ich grade beim Lesen wieder ins Grübeln gekommen bin. Ich rücke meine schwarze Hose noch mal zurecht und streife mir meine grüne Jacke mit einem langen Ausläufer vorne und hinten über mein weißes Hemd, nur um die Ärmel gleich wieder hochzukrempeln und den gelben Kordelverschluss zuzuziehen.

Ehe ich allerdings das Zimmer verlasse, werfe ich noch mal einen Blick auf das Buch und stecke es schnell ein. Es ist nur eins von vielen, zwei riesige Bücherregale rauben neben Bett, Kleiderschrank und Schreibtisch meinem Zimmer dem Platz.

Ich habe mir angewöhnt, es meinZimmer zu nennen, obwohl man in unserer Familie insgeheim immer noch von VatersZimmer spricht.

Aber Alids Mann ist tot, einer schlimmen Vergiftung wegen, die ihm eine Silvanatter eingebracht hat.

Bevor Sara noch fuchsteufelswild wird, haste ich hinunter, wo sie mit dem Fuß tappend neben ihrer Mutter steht. Sie hat ihr braunes Haar zu einem Zopf geflochten und trägt ihr blaues Lieblingskleid. Die übertrieben nach oben gezogene Lippen passen zu ihren kecken Augen und den Sommersprossen in ihrem Gesicht.

Während Sara ihre Arme in die Seiten gestemmt hat, hält Alid ihre massigen Unterarme, die zur stärksten Form der Erziehung im Haus gehören, vor ihrem fleischigen Leib verschränkt und guckt mich ebenfalls streng aus ihren Schweinsäuglein an.

Man sieht sofort, dass ich nicht ihr leiblicher Sohn bin, auch wenn sie mich oft genug behandelt wie einen. Saras und Alids dunkles Haar mag gar nicht passen zu meinem strohblonden Haarschopf, der in Zwirbeln fast überall absteht und meine spitzen Ohren nur dezent zwischen Strähnen hervorgucken lässt.

"Manchmal glaube ich, du bist taub.", seufzt Alid.

"Ich will im Wald Beeren sammeln gehen!", fordert Sara unverblümt, "Und du musst mitkommen, hat Mama gesagt!" Ich halte mich zurück, meinen Unmut offen zu zeigen. Sara will ständig im Wald herumspazieren, aber ganz so ungefährlich ist das doch nicht. Daher muss ich den großen Bruder spielen und auf sie aufpassen. In diesen Momenten bereu ich es fast schon, jemals angefangen zu haben, den Gebrauch einer Waffe zu erlernen.

"Vergiss das nicht!", meint Alid aufmunternd zu mir und streckt mir die Schwertscheide mit einem Anderthalbhänder entgegen, nachdem ich mir noch Schuhe angezogen habe.

Ich schmunzle und lege mir den Gürtel um, an dem das kostbare Stück, das mal ein abgebrannter Reisender für etwas Kost und Logis in Zahlung gegeben hat, baumelt. Das messingfarbene Heft hat zwei spitze Auswüchse, die wohl zum Einklemmen anderer Schwerter gedacht sind, und ist noch mit einem kleinen Metallprisma als Knauf geschmückt.

Dieses wohlgehütete Schwert ist die eine kleine Entschädigung dafür, dass ich Sara ständig begleiten muss, denn damit fühle ich mich fast schon wie ein Ritter oder ein Abenteurer, wie all diese heroischen Kerle in den Büchern, die in meinem Zimmer stehen und die ich fast in- und auswendig kenne.

"Viel Spaß euch beiden!", wünscht Alid uns noch , ehe wir nach draußen gehen.

Ja, ja, werde ich bestimmt haben. Doch ein gewitztes Grinsen kann ich mir nicht sparen, denn ich hab ja noch das Buch mitgenommen! So gewappnet werde ich meine Zeit sicher nicht nur damit verbringen, Beeren zu pflücken.

Ich entferne mich mit Sara von unserem malerischen Häuschen inmitten des Elfendorfes. Bis auf das Gegacker der ganzen Hühner, die sich fast jeder hier hält, ist es ruhig. Es braucht schon einen nächtlichen Betrunkenen, um hier ein wenig mehr Leben reinzubringen.

Ein Wind von Süden trägt die Waldluft zu uns, erfüllt von ein paar späten Pollen, während die Sonne uns auf den Köpfen brennt. Der erste Sommermonat Solis hat begonnen und zeigt sich heute von seiner besten Seite mit seinem strahlend blauen und wolkenlosen Himmel. Ein wenig unangenehm wird mir die Wärme nun doch, obwohl ich den Sommer so genieße, und so sehne auch ich mich langsam nach dem Wald - oder zumindest seinen kühlespendenden Schatten.
 

Sara hat sich mit einem großen Korb bewaffnet und stolziert nun vor mir durch den Wald. Nie packt sie der Feuereifer so sehr wie bei Ausflügen in die Mischwälder um unser Dorf; wegen des gewissen Risikos, denke ich. Schon öfters waren wir einem weniger freundlichem Eber und einmal sogar einem Wolf begegnet, die sich jedoch im Angesicht meiner Klinge schnell haben vertreiben lassen - aber Sara ist meisterhaft darin, diese Erfahrungen zu verdrängen und doch immer wieder hierherkommen zu wollen.

Die Luft ist feucht und voll von nervigen Insekten, die es auf mich abgesehen haben. Der Boden ist noch morastig vom letzten Regen. Sara jedoch ist begeistert von all der Natur um sie herum, sie liebt das Rauschen der Blätter im wind, wie die Baumkronen sich schaukelnd bewegen, und als ich vor Langeweile ächze, guckt sie mich verständnislos an und will wissen: "Warum schnaufst du so? Ist doch viel besser als nur in der Bude zu hocken! Und ansonsten sagst du doch auch ständig, dass du mal ein wenig raus willst!"

"Ach, Sara, wenn ich das sage, rede ich doch nicht von unserem Haus!", seufze ich und starre angeödet die Bäume an, bis mein Blick durch sie durchzugehen scheint. "Ich will raus aus diesem gesamten Wald, aus dem Dorf. Ich will auch mal sehen, wie es da draußen wirklich aussieht, anstatt ständig nur in Büchern von Gebirgen, Seen, Klippen und so weiter zu lesen!" Das ist mein Lieblingstraum… ganz andere Gegenden von Cardighna kennen zu lernen und all diese Dinge, die ich bisher bloß aus Geschichten kenne, mal mit eigenen Augen zu sehen.

Sara ist stehen geblieben und sieht mich nachdenklich an, ehe sie mich erinnert: "Das wird Mama dir bestimmt nicht ohne Weiteres erlauben! Da draußen ist es noch gefährlicher als hier, hat sie gesagt! Weil dort lauern Dämonen, Diebe und so, ganz viele!" Ich verdrehe die Augen. Als ob sie mir das nicht genauso eingeprügelt hätte, warum ich nicht gehen darf… sie ließe mich bestimmt nicht mal gehen, wenn ich erwachsen wäre.

Wir gehen weiter auf dem matschigen Weg zwischen den hohen und dichten Eichen, Fichten und Ahornbäumen, entdecken hier mal einen Stauch oder dort mal einen Busch, der schnell abgepflückt ist. wir kommen Saras Lieblingsstelle zum Sammeln immer näher, der kleinen Lichtung, wo unzählig viele Himbeeren wachsen. Aus Vorfreude stürmt Sara bereits los, aber ich werde nur geringfügig schneller und greife stattdessen nach dem Buch. Einen Absatz kann ich schon weiter lesen.

Aber schon sehr bald wird meine Konzentration von einem Geräusch unterbrochen, irgendetwas trampelt durchs Unterholz! Ich spitze meine abstehenden Ohren. Das klingt nicht wie ein Wildschwein… aber es kommt definitiv näher und das schneller, als mir lieb ist!

Ich stecke das Buch wieder ein und stelle fest, dass ich mich weiter von der Lichtung entfernt habe. Ich hab Sara aus den Augen verloren! Dafür trampelt aber eine sehr große Silhouette weiter weg durch den Wald. Verdammt!

Ich renne sofort zurück, wo Sara vollkommen in die Sache vertieft abwechselnd eine Beere in den Korb und eine in ihren Mund steckt. Fast bin ich bei ihr angekommen, strecke meine Hand schon nach ihr aus, um sie durchzurütteln und sie auf das Geräusch aufmerksam zu machen, als zwischen den Bäumen ein schwarzes Pferd samt Reiter hervorkam und direkt vor mir wiehernd anhält. Ich kann Sara hinter dem Tier nicht sehen, bloß den dürren Reiter in Lederrüstung und mit einem zylinderförmigen Metallhelm auf dem Kopf. Stumm blickt der Unbekannte erst zu mir, dann zu Sara.

"Wer… wer seid Ihr?", frage ich perplex mich mit Mühe nicht nach hinten umfallend, erhalte aber keine Antwort. Der Mann steigt vom Pferd ab und scheint auf Sara zuzugehen, die sofort schreit: "Hey, was wollt Ihr von mir?! Kommt mir nicht näher!" Ich fackle nicht lange, sondern renne um das Pferd herum, eine Hand hab ich aus Vorsicht bereits am Heft meines Schwertes - das ich sofort ziehe, als ich sehe, wie der unheimliche Fremde seine Hand nach Sara ausstreckt.

"Lasst sie in Frieden!", brülle ich den Unbekannten erschrocken und, weil der immer noch nicht hören will, mich nicht mal ansieht, lasse ich schließlich Taten sprechen und schwinge die Klinge mit wenig Wucht auf das Handgelenk des Unbekannten.

Aber-

Ich staune selbst nicht schlecht, als ich es auf einmal durchtrennt habe, als wäre in dem Handschuh nur Luft gewesen. Das trifft sogar ein Stück weit zu. Aus dem Ärmel des Gewandes, das der Fremde trägt, lugt nichts weiter als ein dünner gelblich verfärbter Knochen. Bewegungsunfähig vor Schreck starre ich ihn an, mir ist schlagartig eiskalt.

Der Unbekannte zieht sich wortlos ein paar Schritte zurück und seine verbliebene Hand greift nach einem schmucklosen Gladius an seiner Seite. Das Dunkel im Inneren des Helmes wirkt bedrohlich und wie ein Schleier, hinter dem sich etwas verbirgt, das für niemandes Augen bestimmt ist.

Ich reagiere schneller, als ich es in dieser Situation je erwartet hätte, lasse dem eigenartigen Kerl nicht die Zeit, seine Waffe zu ziehen, sondern griff selbst erneut an, gesteuert von nichts weiter als der Angst. Einen Moment später fliegt nicht nur des Mannes - falls man ihn so bezeichnen kann - fleischloser Unterarm davon, sondern im selben Streich sehe ich auch seinen Kopf mitsamt den Helm von den Schultern rutschen. Es vergeht nicht einmal eine Sekunde, als ich gerade noch die durchtrennte Wirbelsäule aus den Klamotten ragen sehe, da bricht das ganze Wesen schon in sich zusammen.

Bei allen Göttern… was… was hat denn das alles bloß zu bedeuten?!

Mit starkem Herzklopfen schlucke ich und schaue zu dem Helm am Boden, aus dem der blanke grinsende Schädel des Wesens gerutscht ist - ein verfluchter Totenkopf!

Ich versuche mich zu beruhigen, das Ding rührt sich scheinbar nicht mehr… aber ich fühl mich immer noch so, als starren mich die leeren Augenhöhlen aufmerksam an. Ich hole tief Luft.

"Los, wir verschwinden!", rufe ich einigen endlos erscheinenden Atemzügen, wobei ich nach Saras Handgelenk greife. Ich bin so durcheinander!

Sara sträubt sich und deutet stumm auf das Pferd. Nachdem ich sie eine Weile verständnislos angestarrt habe und der Schreck langsam wieder unseren Gliedern entwich, fragt sie: "... Was ist mit dem? Willst du es etwa einfach hier lassen?"

"Bist du verrückt?! Wer weiß, was passiert, wenn wir es auch nur anrühren! Oder hältst du lebendige Skelette für normal?! Außerdem... wenn wir auf einmal mit so einem Tier zurückkommen, werden alle wissen wollen, wie wir an so ein Vieh rankommen!" Doch Sara, wohl die Tierfreundin schlechthin, bleibt stur. Für sie muss dieses Pferd ja kein bisschen mit der gerade eben noch vorherrschenden Gefahr verknüpft sein!

"Wir können doch sagen, wir haben es gefunden!"

"Als ob uns das jemand glaubt!", erwidere ich wütend.

"Aber dass wir einem lebenden Toten begegnet sind, wohl schon, was?!" Nun muss ich mich geschlagen geben, erst recht als sie aufgeregt noch eins oben drauf setzt: "Bei dirdenken sie dann, du hast nun endgültig genug Zeit mit Büchern verbracht!" Ich lasse Saras Hand wie mit einer Keule geschlagen los, besehe mir noch mal das Reittier und gehe zu den Überresten des Reiters.

Mit den Worten: "Besser, wir lassen die hier nicht so einfach rumliegen!" raffe ich sie mit all meinem Mut zusammen und verstecke sie in ein paar abgelegenen Büschen. Das muss nicht unbedingt jeder sehen…

Danach greife ich behutsam die Zügel des Pferdes und versuche, es in Richtung des Dorfes zu führen - es stellt sich als ziemlich einfach heraus, das Pferd macht gar keine Anstalten, wegzulaufen! Ich starre ihm in seine tiefen dunklen Augen… es ist bloß ein Tier, ein dummer Gaul! Der wird nicht wissen, was das grade war!, sage ich mir und springe über meinen Schatten. Von dem Pferd selber geht sicher keine Gefahr aus.

Mulmiger wird es mir da schon dabei, nach Hause zu gehen. Obwohl mich nichts im Wald hält und ich - genauer gesagt - um jeden Preis der Welt weg von der Lichtung will, schwant mir nichts Gutes.
 

III.
 

Die ersten fragenden Blicke spüre ich bereits auf mir, als wir Welsdorf bloß betreten haben, aber mehr als ein lustloses "Gefunden.", erwidere ich nicht auf die Fragen der neugierigen Dorfbewohner.

Aber bei Alid wird das nicht so einfach sein, das weiß ich bereits. Die korpulente Elfendame im grünen Baumwollkleid kommt sofort aus ihrem Laden gestürzt, nachdem sie durch das Fenster das Pferd gesehen hat, und starrt uns fassungslos an.

"Wo habt ihr beide dieses Tier her?!"

"Wir haben es im Wald gefunden! Es ist ganz alleine umher gestreift!", lügt Sara. Man, ihre Unschuldsmiene sieht täuschend echt aus.

Alid runzelt trotzdem die Stirn und ruft: "Keine Lügen, Sara! Maljus!" Sie schaut mich auffordernd an, woraufhin ich lediglich mit den Achseln zucke und erwidere: "Es ist, wie sie gesagt hat! Reiter- und orientierungslos war's auf der Lichtung unterwegs!" Alid macht große Augen, ihre Unterlippe bebt, aber sie sagt nichts, sondern stapft unstet davon, wobei jeder ihrer Fettwulste erzittert. Ohne Zweifel geht sie zum Bürgermeister oder gar zum Dorfältesten. Vorerst ist uns der Schwindel gelungen - hoffe ich, eine Schelle von Alid sitzt.

Sara zupft mich am Ärmel und verzieht genauso das Gesicht wie ihre Mutter zuvor.

"Warum hast du Doofi ihr gesagt, dass wir das Pferd auf der Lichtung gefunden haben?! Da werden sie jetzt bestimmt nachgucken und dann den Mann finden!" Erschrocken zucke ich zusammen. Mist, sie hat Recht! "Wissen deine Bücher und Tagträume darauf vielleicht eine Antwort, Maljus?!"

"Lass mich doch mal nachdenken! Vielleicht wenn..." Ich breche langsam ab, als ich am Sattel des Pferdes etwas bemerke: einen runden dickbäuchigen Glasbehälter, der so schmutzig ist, dass ich nicht sehen kann, was darin ist. Nur ein schwaches grünes Leuchten drängt nach außen.

"Was ist los? He~y, hörst du mich?"

Ich ignoriere Sara und mache die Flasche ab. Was ist da wohl drin? Ich gehe ins Haus. "Wo gehst du hin?! Was ist jetzt, wenn sie-" Ohne sie anzusehen, antworte ich: "Denk du dir was aus! Das war schließlich deine Idee, den Gaul mitzuschleppen!" Ich habe meine grünen Augen streng auf das Glas gerichtet, versuche, vielleicht doch etwas zu erkennen.

Voller Neugier, was dieses Gerippe mit sich geführt hat, verschwinde ich auf mein Zimmer. Vielleicht ist der Inhalt ja eine Erklärung dafür, dass ein alter Haufen Gebeine aufrecht stehen konnte wie ein gesunder Zweibeiner! Und vielleicht auch was, das mir aus dem Schlamassel helfen kann, falls im Gestrüpp tatsächlich der Tote gefunden wird.
 

Aber das soll noch warten, denn kaum ist Alid kurz darauf zurückgekommen, werden Sara ich erst einmal mit Arbeit im Laden eingespannt. So ganz abgekauft hat sie uns die Geschichte doch nicht.

Wir stauben die Artikel ab, fegen den Boden und ordnen die Regale neu, während wir hin und wieder die Kunden bedienen mussten. Hauptsächlich Reisende, die gerne Vorträge darüber halten, wie es ihnen auf ihren Reisen so ergangen ist und welch Romantik die Natur hier am südlichen Zipfel der Halbinsel versprühe verglichen mit den riesigen Metropolen im Westen des Cardighnischen Großreiches.

Zwischendurch geht Sara ständig nach draußen, um nach dem schwarzen Rappen zu sehen. Was den angeht, so Alid, sollen wir noch ein wenig warten, bevor entschieden wird, was mit dem Pferd zu tun ist. Sie erwartet sich bestimmt ein paar Vorteile von dem Gaul - und wenn es nur Geld für das Fleisch sein wird, das er hergäbe.
 

IV.
 

Als ich wieder in meinem Zimmer bin, wird es schon dunkel. Augenblicklich gehe ich zu der Flasche, die ich ein wenig versteckt hinter der entzündeten Lampe auf dem Tisch stehen gelassen habe.

Nachdenklich betrachte ich den Behälter zuerst von allen Seiten, klopfe ein wenig an das Glas, um vielleicht etwas Dreck abzuschütteln, doch er sitzt einfach zu fest, um etwas zu erkennen, also wende ich mich dem Verschluss zu, einem dunklen Korken. Er klemmt etwas und vorsichtshalber will ich ihn erst nur anheben, um nicht mehr als einen Blick hineinzuwerfen. Wer kann denn schon wissen, was herauskommen könnte? Noch halte ich alles für möglich!

Kaum habe ich den Deckel angehoben, zuckt etwas im Inneren, das Licht wird einen Moment lang heller und lässt mich erschrocken zurückweichen. Fast hätte ich den Behälter wieder zugemacht, aber meine raschen Bewegungen stoppen mit einem Mal. Das ist ja eine Hand! Eine winzige Hand legt sich von innen auf den Flaschenhals, dann eine zweite und plötzlich streckt eine grüne Figur mit dunklem langen Haar ihren Kopf aus der Öffnung. Sie macht ein angespanntes Gesicht und will sich durch den dünnen Spalt zwängen, gibt jedoch schon bald auf und starrt mich stattdessen unverwandt an. Neugierig komme ich mit dem Gesicht näher.

"… Dürfte ich fragen, warum du mich so blöd anstierst?"

"Huch!" Ich weiche wieder etwas zurück, dieses Ding kann auch noch sprechen! Ich schaue es mir wieder von Nahem an und erkenne, dass es eine winzige Frau zu sein scheint, ungefähr eine Hand lang.

Ich öffne den Deckel weiter und lasse sie heraus. Die hat ja Flügel! Bunte Schmetterlingsflügel an ihrem Rücken! Und sie ist vollkommen nackt!

"Puh, na endlich draußen…", ächzt die Frau.

"Was... was in aller Götter Namen bist du?", frage ich. Ich könnte schwören, dass mir die Röte ins Gesicht schießt, erst recht als die beflügelte Frau zu mir fliegt. Feindselig mustern ihre purpurfarbenen Augen mich, indem sie schnippisch fragt: "Wonach seh' ich deiner Meinung nach denn aus?" Meine Brauen machen einen Satz nach unten, ein böser Geist ist das schon mal nicht - aber auch nicht besonders liebenswürdig.

"Nach… 'ner nackten grünen Frau mit Flügeln? Wenn ich es wüsste, würde ich ja wohl kaum fragen, oder?!" Auf meine Antwort hin verschränkt die Frau ihre Arme und schlägt fliegend die Beine übereinander. Sie klingt mehr als stolz, als sie meint: "Na, dann schätze dich glücklich, du stehst einer echten Víla gegenüber!" Ich durchforste mein Gedächtnis, um herauszufinden, ob ich je von so was gehört oder gelesen habe, aber finde nichts, weswegen ich skeptisch den Kopf schief lege. Ich lasse ein fragendes "Aha?" verlauten.

Die Víla seufzt: "Oh je, sind wir Víly so in Vergessenheit geraten...?"

"Tut mir leid, aber ich habe noch nie eine Víla gesehen und könnte schwören, dass auch in meinem Dorf niemand weiß, was du sein sollst." Da wird sie plötzlich ganz aufgeregt und schaut mich eindringlich an.

"Ah, richtig! Wo bin ich hier? Bitte, ganz schnell eine Antwort! Oh je, oh je, ich hab doch keine Zeit, mich mit so einem Barbaren zu unterhalten!" Die Worte sprudeln ihr nur so aus ihrem Mund, ohne dass sie lang drüber nachgedacht zu haben schien. Meine Miene verfinstert sich noch mehr, während gleichzeitig die Neugier wieder in mir, dem 'Barbaren', aufschäumt.

"Mo~ment mal, wovon redest du überhaupt?", will ich von ihr wissen, "Oder warte, fangen wir besser bei deinem Namen an! Sowas haben doch bestimmt auch Víly, oder?"

"Sira heiße ich." Sie schaut mich an wie einen Verrückten. "Und mit wem habe ich mehr oder weniger das Vergnügen?"

"Ich bin Maljus. Und jetzt erzähl mal… wie kommt es, dass eine Víla..." Ich betone das Wort übertrieben, weil ich immer noch unsicher bin, was das jetzt heißen mag. "... in einer Flasche steckt?"

Da beschleicht mich ein Verdacht. "Hast… hast du was damit zu tun, dass ich heute im Wald einem laufenden Gerippe begegnet bin?!"

Siras Miene verändert sich zu noch mehr Misstrauen.

"Für was hältst du mich denn?! Ich bin doch keine Umbramantin! Aber vermaledeit noch mal, ich hab keine Zeit, dir das alles jetzt zu erklären, sag mir lieber, wo ich hier bin zum Kuckuck!" Mir ist gar nicht recht, dass sie so schnell wieder verschwinden will und mich ständig anfährt, also gebe ich trotzig zur Antwort: "Nö!"

Sira will etwas erwidern, als ich Stimmen von unten höre, die auf einmal ertönt sind. "Nanu, um diese Uhrzeit noch Besuch?" Sira folgt mir kopfschüttelnd zur Tür, die ich einen Spalt weit öffne.

"Mir gefällt die Sache ganz und gar nicht..." Der Dorfälteste! Das Bild des traditionell in Erdfarben gekleideten, alten Mannes mit dem langen weißen Bart und den zusammengebundenen Haaren formt sich vor meinem geistigen Auge.

Kurz darauf höre ich auch den Bürgermeister. Wie immer finde ich es unglaublich, dass dieser schmale kleine Elf - der auf mich wirkt, als fehle ihm Schlaf und Zeit, seine dunklen Locken zu kämmen - es zu diesem Posten gebracht hat, obwohl er keinen einzigen Satz ohne Stammeln herausbringt: "Äh, ja, mir... mir gefällt die ganze Sache ge-, äh, genauso wenig! Wir haben im Dings, ich meine im Wald ein äh... ein Dings, ein-"

"Ein Skelett gefunden!", vervollständigt der Dorfälteste ernst.

Ich höre Alid aufkeuchen, sie kann es nicht glauben: "Ihr macht Witze! Etwa dort, wo Sara und Maljus heute... nun ja, dieses Pferd gefunden haben?" Kurz herrscht Stille, dann haucht sie nur: "Oh, Terra..." Mein feines Gehör lässt mich wahrnehmen, wie sich jemand auf einen Stuhl fallen lässt, der unter der Last bedrohlich knirscht.

"Nun, das eigentlich Beunruhigende ist aber…", fährt der Älteste fort. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie er sich dabei durch seinen Bart fährt. "... dass der Tote vollständig bekleidet war, als habe sich sein Fleisch und alles plötzlich in Luft aufgelöst. Die Kleidung war die eines einfachen Söldners und bis auf ein paar wenige Stellen vollständig intakt, eine Lederrüstung, er trug einen Waffengurt, Armstulpen, Stiefel-"

"Er h- hatte ein Schwert!", wirft der Bürgermeister mit sich überschlagender Stimme ein, der Älteste räuspert sich.

Ist das richtig, meine Ersatzmutter und die Spitze des Dorfes einfach so zu belauschen? Aber wenn ich hinuntergehen würde…

"Wir müssen den Tatsachen ins Auge blicken... das kann nur ein Untoter gewesen sein. Hier sind dunkle Mächte im Spiel, bis hierher haben sie sich nun gewagt… und denen sind Sara und Maljus wohl gegenüber gestanden, wenn mich nicht alles täuscht!"

"Pah, dunkle Mächte... wenn der wüsste, was auf dem Spiel steht!", faucht Sira leise. Ich drehe den Kopf zu ihr und schließe die Tür wieder, unten haben alle begonnen, verschwörerisch zu raunen, sodass ich kein Wort mehr verstehe. Haben sie was von meiner Lauschaktion mitbekommen?

"Was meinst du? Was steht auf dem Spiel?" Ich betrachte sie mir erneut von oben bis unten. "So... dunkle Mächte, Untote, Umbramantin… jetzt wäre es wirklich an der Zeit, mich ins Bild zu rücken, oder?" Die Víla lässt sich auf meinem Tisch wieder, wohingegen ich mich auf den Stuhl davor hocke und sie beäuge. widerwillig gibt sie klein bei: "Wenn du darauf bestehst... dann erzähle ich dir mal etwas über die Elementargöttinnen und den Umgedrehten König!"

Schon beim letzten Stichwort mache ich große Augen. Was soll das denn nun schon wieder sein? Doch weil ich es kaum abwarten kann, dass sie erzählt, unterbreche ich Sira nicht, sondern lausche gespannt.

"Wir Víly sind mehr oder weniger Naturgeister, musst du wissen, denn wir stehen in enger Verbindung mit den vier Elementargöttinnen. Von denen wirst du ja hoffentlich gehört haben, oder?"

"Natürlich. Terra, Aqua, Ignis und Anima, das lernt jedes Kind in Cardighna!" Was ist das denn für eine Frage? "Soll ich dir auch noch den gesamten Schöpfungsmythos aufsagen? Den musste ich zur Pactio vor zwei Jahren auswendig lernen!"

Sira schüttelt ihren kleinen Kopf.

"Diese vier sind sozusagen meine Auftraggeber, denn nicht nur sind sie für den Lauf aller Prozesse der Erde zuständig, sondern da gibt es noch etwas Anderes… es betrifft diesen Umgedrehten König. Der Umgedrehte König ist laut der Legende ein vor Jahrhunderten erschienener Krieger gewesen, der weite Teile des Erdkreises mit seiner unbändigen Macht erobert und beherrscht hatte, bis er sich letzten Endes sogar den Göttern gegenüberstellte! Nur mithilfe einer von den vier Göttinnen geweihten Klinge konnte er bezwungen werden, doch sein Geist ist so durchtrieben vom Bösen und ungeheuren Mächten-" Meine Ohren zucken vor Überraschung.

"Ist? Soll das heißen, es gibt ihn noch?!"

"Nun, sei doch mal still!", ermahnt Sira mich, "Ich wollte ja gerade dazu kommen. Die Göttinnen mussten ihn versiegeln! Dessen geballte Macht verlangte den vier Göttinnen allerdings ab, einen Teil ihrer Kräfte auf ewig in das Siegel zu stecken, das ihn festhält... tja und genau über dieses Siegel wache ich." Das war viel zu schnell gesagt, als dass ich das so recht glauben will. Also harke ich ungläubig nach: "Und was machst du dann hier?"

Sie springt vom Tisch auf und erhebt sich wieder in die Luft, um durch das Zimmer zu schwirren wie eine aufgeschreckte Wespe. Aufgebracht rauft sie sich ihre Haare und ruft: "Was stellst du eigentlich für Fragen?! Ich bin hier, weil es einen Überfall auf die heilige Stätte gegeben hat, bei dem ich verschleppt worden bin! Und dahinter steckte auch dieser Untote, dem du heute begegnet bist! Also verrate mir bitte endlich, wo ich bin! Ich muss zurück, genauer gesagt nach Ardsted, wo das Schwert ruht! Vielleicht haben die Angreifer sich daran vergriffen! Das wäre unverzeihlich!" Flehend schaut sie mich an und ist vor meiner Nasenspitze in der Luft stehen geblieben.

Ardsted… das ist doch die Hauptstadt im Ardnasgebirge! Ich blinzle.

"Du bist von Ardsted bis hierher gebracht worden?! Das hier ist Welsdorf, ein kleines Dorf im Süden. Ich habe gehört, nicht weit weg soll das Meer sein!" Sira erstarrt vor Schreck und wird erneut hysterisch: "Was?! So weit weg?! In so kurzer Zeit?!" Binnen Sekunden hat sich ihr grünes Gesicht entfärbt, war leichenblass. "Um Himmels Willen, wie schaff' ich das bloß rechtzeitig?!"

Ich stehe von meinem Stuhl auf, lasse meinen Blick durchs Zimmer wandern… erst zu dem Bücherregal im Zimmer, dann zum Fenster… und schließlich in Richtung der Türe, hinter der am Ende des Ganges irgendwo mein Schwert sicher in einer verschlossenen Truhe ruht. Ich glaube, mir kommt da eine Idee…

Voller Überzeugung schlage ich Sira vor: "Dann lass' mich helfen!" Irritiert starrt sie mich an.

"Was?! Nichts da, so grün wie du hinter deinen spitzen Ohren bist, kann ich unmöglich dich um Hilfe bitten! So eine Reise ist kein Zuckerschlecken!" Sagt ausgerechnet die, die wortwörtlich grün hinter den Ohren ist.

Selbstbewusst baue ich mich vor ihr auf.

"Ja, und darum brauchst du ja jemanden, der dich nach Ardsted eskortiert, stimmt's? Ich hab sie so weit gekriegt, dass sie anfängt zu grübeln, aber ich entnehme ihrer Miene, dass sie mich immer noch für ungeeignet hält. Sie zeigt sich unbeeindruckt von meinem Selbstvertrauen, als sie fragt: "Und wie willst du das anstellen, du Held vom Erdbeerfeld?"

"Wir haben das Pferd deines Entführers in weiser Voraussicht mitgenommen! Damit kommen wir sicher schneller nach Ardsted! Außerdem bin ich ein Schwertkämpfer, ich habe von einem echten Söldner gelernt!"

"So so... und was wird deine Mutter dazu sagen?" Müde lächelte Sira mich an. Verflixt, da war ja noch was! Wenn Alid diese Idee spitz bekommt, gibt's sofort einen Satz heiße Ohren! Aber diese einmalige Chance kann ich mir nicht entgehen lassen, das ist ein wunderbarer Vorwand, um dem tristen Alltag zu entfliehen und endlich ein wenig von der Welt zu sehen!

Ich straffe meine Haltung wieder etwas, räuspere mich und sage: "Wenn sie es herausfindet, werde ich schon weg sein! Ohnehin, bei so einer abenteuerlichen Geschichte müsste sie mich sicher für verrückt halten! Also, Sira, mein Angebot steht: Lass mich dich nach Ardsted bringen!" Seufzend schielte sie mich an und zögerte mit einer Antwort.

"... Kannst du denn reiten?"

"Nein.", gestehe ich kleinlaut, "Das werde ich erst noch lernen müssen. Aber ein paar Tage Vorbereitungszeit musst du mir sowieso lassen, ich muss noch sehen, dass ich ein wenig Geld zusammenkriege!"

"Na immerhin denkst du mit. Schön... Drei Tage! Soviel Zeit geb' ich dir, aber dann müssen wir los, alles klar?"

"Glasklar!", rufe ich.
 

V.
 

Die drei Tage vergehen wie im Flug. Ich rackere mich im Laden ab, um einen kleinen Taschengeldbonus zu kriegen, kratze all mein Erspartes zusammen und pumpe auch noch meinen besten Kumpel Gart an. Er ist zwei Jahre älter als ich und arbeitet bereits als Lehrling beim Zimmermann im Dorf. Er wird bestimmt auch bald Welsdorf verlassen.

Aber bis ich irgendeine Ausbildung machen und diese Gelegenheit ebenso bekommen werde, kann ich nicht warten!

"Wofür brauchst du denn so dringend das Geld?", fragt Gart, während er mir die Münzen bereits in die Hände drückt. Sein typisch verschmitztes Lächeln taucht in seinem gebräunten Gesicht auf. Oh nein, ich ahne schon, welche Gedanken ihm durch den Kopf schießen. "Willst du etwa einem Mädel was Hübsches kaufen? Ich würde dir empfehlen, es bei Nime zu versuchen! Ich hab gehört, dass sie grade keinen Freund hat und hoffnungslos einsam ist!"

Der Dunkelhaarige ist und bleibt unverbesserlich, wenn es um das andere Geschlecht geht. Ich muss über seine Binsenweisheiten und Tips, wem man denn grade gut schöne Augen machen könnte, immer wieder grinsen.

"Ich erklär's dir ein andern Mal, Gart."

"Ah, wenn du ihr Herz erobert hast, richtig?" Ich grinse und meine: "Ja, ja, bestimmt!" Ich bin sonst schon nicht wirklich damit beschäftigt, mich an Mädels ranzumachen, aber jetzt habe ich sowieso ganz andere Dinge zu tun. Zum Beispiel ist mir wichtiger, dass Gart hoffentlich ein paar Tage auf sein Geld warten kann.
 

In der Nacht des dritten Tages ist es dann schließlich so weit, nachdem die Aufregung mich seit Sonnenuntergang wachgehalten hat. Ich habe mir heimlich einen alten Reisesack aus dem Laden geschnappt, ihn mit dem Geld, einem ganzen Laib Brot und weiterer Verpflegung, einem Kompass, sowie einer Feldflasche Wasser für alle Fälle, als auch ein paar Büchern gefüllt, ehe ich mich daran mache, das Schwert aus der Truhe zu stibitzen - bisher weiß ja niemand, dass das Schloss ganz einfach zu öffnen ist. Ich habe nur nie gewagt, es heimlich herauszuholen. Na ja… irgendwann ist immer das erste Mal.

Mit dieser Ausrüstung schleiche ich mich aus dem Haus. Eigentlich hätte ich sowas schon viel früher machen können. Ich hätte ja nicht zu weit weggehen müssen und wäre in derselben Nacht wieder da gewesen.

Auf dem Tisch in meinem Zimmer habe ich einen knappen Brief hinterlassen, dass ich alles erklären werde, sobald ich zurückgekommen sein werde - und dass ich sicher nicht lange brauche. Ich müsse einer Bekannten einen äußersten wichtigen Gefallen tun, ist meine Fassung davon, dass ich Sira nach Ardsted bringen werde. Aber ich habe angedeutet, dass es wirklich wichtig ist und Sara und Alid sich keine Sorgen machen müssen. Ich passe schon auf mich auf!

Vorsichtig wecke ich den Rappen und steuere auf diesem im leisen Trab den Asugang des Dorfes an. Meine paar Reitübungen beim Sattler Walhelm haben sich wirklich bezahlt gemacht! Auch wenn ich doch noch etwas unsicher im Sattel saß und nur mehr verkrampft die Zügel im Griff halte.

Ich werfe einen letzten Blick zurück, nachdem ich das Pferd kurz angehalten habe. Der kleine Bach im Dorf plätschert, ansonsten ist es totenstill. Nirgends brennt ein Licht, keiner weiß, dass ich gehe.

"Hey, du überlegst dir doch jetzt hoffentlich nicht anders, oder?!", fragt Sira aufgebracht.

"Nein, nein!", zische ich, "Ich mach' ja schon!" Ich hab es mir fest in den Kopf gesetzt, also schaue ich wieder nach vorne, ziehe entschlossen die Zügel an, drücke die Beine zusammen und reite an. Leb wohl Welsdorf und sei gegrüßt, Außenwelt, wo mich so viel Neues erwartet!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2012-04-09T16:01:35+00:00 09.04.2012 18:01
Hi :)

So ... ich beginne nun damit dein Werk nach und nach zu lesen :D
Also ....
Das 1.Kapitel ist wirklich toll!
Vor allem der Anfang. Erst ganz unschuldig und dann taucht auf einmal ein Untoter auf! Toll gemacht ^^
Sira ist lustig :)
Kaum draußen, kommandiert sie den armen Maljus herum ;)
Werde bald weiterlesen!

cucu
Azahra


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