Tränen von Wieselchen (Love's Sufferings) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang --------------------- Es gibt viele Geschichten… Geschichten voller Blut, Macht und Verderben. Von fabelhaften Wesen und todbringenden Kreaturen. Was würdest du tun, wenn du herausfändest, dass all das wirklich existiert und dich nur eines davon trennt: Geheimhaltung Ich möchte dir eine Geschichte erzählen. Eine traurige Geschichte, welche vielleicht noch ein gutes Ende nehmen kann. Lass mich dir die Geschichte von Magie erzählen. Meine Geschichte… Es war später Herbst und kalt draußen. Gerade hatte ich meinen letzten Auftrag erfüllt und meinen Lohn abgeholt, als meine Schritte mich durch die Kälte in eine recht schäbige Spielunke führten. Nur hier, so wusste ich, würde ich halbwegs sicher sein vor nervigen Rednern, denn die hohen Damen und Herren ließen sich nicht dazu herab sich unter niederes Volk zu mischen. Noch dazu in einer solch schäbigen Behausung. Zugleich trauten sich die meisten des ‚niederen Volkes’ nicht mich, als jemanden der bei den Adligen ein und aus ging, anzusprechen, da ein solcher Mann sich nie mit ihresgleichen unterhalten würde und sie sich bestenfalls einen Rausschmiss einhandeln würden, wegen Belästigung der bestzahlenden Gäste. Dieses Standesgerangel nutzte ich um etwas Ruhe zu haben. Niemand der sich meiner Dienste bedienen mochte, niemand der Geschichten hören wollte. Selbst die anfänglich misstrauischen Blicke waren inzwischen verschwunden, da sich die anderen Gäste an mich gewöhnt hatten und in der stummen Übereinkunft miteinander Wettranken, dass ich einfach ein gebrochener Mann war, der sich regelmäßig das Pech aus dem Leibe soff. Was mir nur Recht war. Als ich die Tür zum ‚Schäbigen Schuppen’, wie das Bollhaus dank der hohen Adligen mittlerweile genannt wurde, öffnete, stieg mir wohlige Wärme entgegen. Gesprächsfetzen und Lachen drangen von rings her gedämpft an meine Ohren und ich fragte mich einmal mehr, wie Morry den Lärmpegel so niedrig hielt. Selbst dann noch, wenn seine Schenke gut besucht war. In dem leicht rauchigen Raum hin der Geruch von Alkohol und Tabak in der Luft, was die allgemein friedliche Atomosphäre ein wenig dösig machte. Meinerseits zufrieden schritt ich zu meinem Stammplatz an der Bar und machte es mir in Erwartung eines ruhigen Abends bequem. Es dauerte nicht lange, als auch schon Morry, der Schankwart, zu mir herüber kam. „Na, Levis? Schon wieder in der Stadt? Scheint ja nicht gerade ein schwieriger Auftrag gewesen zu sein“, sagte er, während er ein Glas abtrocknete. „Ja, ziemlich einfach. Die Elementarkugeln scheinen momentan nur so geflogen zu kommen.“ „Uiuiui. Das bedeutet, dass die Kassen klingen.“ Er stellte das Glas vor mich hin und sah mich erwartungsvoll an. „Das Übliche?“ „Ja, das Übliche.“ Einen Moment schwieg ich ehe ich weiter sprach: „ Wegen der Kugeln klingeln nur deren Kassen, die ohnehin schon genug haben. Für den Rest des Volkes bedeutet das nur Gefahr, durch die vielen Naturkatastrophen. Neverly ist völlig verwüstet.“ „Und eure Kasse klingelt auch“, sagte er, als er mir das Getränk unter die Nase hielt und sich weit zu mir herab beugte. Sogleich wandte er sich abermals ab um weiter Gläser zu trocknen. Der scharfe Geruch des alkoholischen Getränks stach mir in der Nase. Es war ein schwerer Geruch, doch er brachte mir Wohlbehagen. „Warum seid ihr so unzufrieden? Kaum jemand der nicht adelig ist besitzt auch nur annähernd so viel Geld wie sie, geschweige denn, dass er bei ihnen ein und aus ginge.“ Es folgte wieder Stille. Ich hatte nicht vor ihm zu antworten. Was bedeuten mir Geld und der Adel? Ob Leute wie er, die nie wirklich etwas von diesem zu sehen bekamen jemals begreifen könnten? Ich konnte keinen Gefallen daran finden. Es machte die Dinge nur bequem, weiter nichts. Nach einer Weile schüttelte Morry einfach den Kopf und fuhr in einer Tonlage fort die sein Unverständnis ganz offenkundig belegte: „Ein Mann mit so viel Geld und Ansehen und alles was er übrig hat ist Unzufriedenheit. Das glaubt einem doch kein Mensch!“ „Das ist meine Sache, Morry. Es geht dich nichts an“, unterbrach ich ihn ruhig. „Schon gut, schon gut. Ich bin schon wieder weg.“ Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, ehe ich mein Glas anhob und zu trinken begann. Diese unerfreulichen Gedanken aus meinem Kopf streichend nahm ich ein paar Schlucke des Brovos, eines stark alkoholisierten Getränks aus dem Westen. Ein kurzes Brennen im Hals als mir die Flüssigkeit die Kehle hinab glitt und es breitete sich wohlige Wärme in mir aus. Ich seufzte kurz und stützte mich auf meinen Arm. Mit jedem Glas entglitt mir ein klein wenig mehr meines Verstandes und ich dämmerte schweigend vor mich hin. Mehrmals bemerkte ich Morrys Blick auf mir. Ich wusste er hätte mir gern einen Vortrag über zu viel Alkohol gehalten und umging diesen, indem ich auf Morrys Blick nicht reagierte. Die Minuten verstreichen, während ich dem einen oder anderen Gedanken nachging bis schließlich beinahe zwei Stunden verstrichen waren. Ich sollte auf mein Zimmer gehen. Es ist schon spät und das war gewiss genügend Brovos. ging es mir durch den Kopf. Einen Moment später erhob ich mich und ging zur Treppe. Morry rief mir noch hinterher es sei dasselbe Zimmer wie immer, als ich auch schon auf der ersten Treppenstufe stand – und stehen blieb. Wie war das grad? Ich drehte mich um und blickte in die Richtung aus der die Worte kamen. Tatsächlich. Schon auf meinem Weg hier her hatte ich die Worte gehört, doch der Alkohol verbot es mir allzu schnell zu reagieren. In einer Ecke des Raumes, recht abseits des Restlichen Geschehens, doch unweit der Treppe saß eine zierliche Gestalt, eingehüllt in einen tiefschwarzen Mantel. An eine Wand gedrängt und das Gesicht unter der Kapuze verborgen zischte sie ihren Verehrern etwas entgegen. Diese lachten und rückten ein weiteres Stückchen näher. Offenkundig, hatte Morry einige Gäste die nicht wussten wann man eine Frau in Ruhe zu lassen hatte. Mir entfuhr ein grimmiges Brummen, als mein Gehirn langsam wieder ansprang und ich mich den dreien näherte. „Och komm schon Püppchen, nu hab dich doch nicht so. Zeig uns doch was für Wunder du unter deinem so finstren Mantel versteckst. Wir werden dich auch sicherlich gut entlohnen.“ Wieder Gelächter. Einer der beiden wollte gerade seine Hand auf die Stelle ihres Mantels legen wo, sich bei einem Mann der Schritt befände, als mein Schatten über die Wand fiel. Ein Zucken und die Hand verschwant wo sie hergekommen war. Mit feindseligen Gesichtern drehten sich die beiden Männer zu mir um. „Was willst du den, Schnösel?“ „Genau, das ist unsere Braut! Mach das du weg kommst!“ Ein Lächeln schlich sich auf meine Züge. Inzwischen hatte sich mein Verstand wieder hochgearbeitet und analysierte die Situation. „Steh nicht so dümmlich da rum. Zieh endlich leine und grins nicht so blöd!“ Ich schwieg, genau wie sie. Meinen Blick auf den Dickeren von beiden gerichtet ging ich auf ihn zu und packte ihn am Arm. Ziel war es ihn schlicht raus zu schleifen, doch wie erwartet wehrte er sich. „He, was bildest du dir ein?“ warf er mir entgegen und riss sich wieder los. „Hast du ein Problem, Kleiner?“ Mit diesen Worten sprang auch der zweite augenblicklich auf, bereit mich in die Mangel zu nehmen. Die beiden Männer wurden langsam lauter und erregten die Aufmerksamkeit der restlichen Gäste, sowie Morrys. „Nun ich habe nicht das Gefühl, die Lady wünscht eure Gesellschaft.“ Entgegnete ich schlicht. „Was geht dich das an?“ Die gleiche Unfreundlichkeit wie zuvor. Der zweite öffnete den Mund um etwas zu sagen. Offenbar musste er den Worten seines Kameraden immer noch mal Nachdruck verleihen. „Zum letzten Mal, verzieh dich einfach. Kümmer dich um deinen Kram!“ Inzwischen herrschte im sonst so belebten Schankraum Totenstille. Jeder hatte mit dem was er tat aufgehört und sich zu uns umgedreht, mit dem Ziel dem Geschehen zu folgen. Es war töricht sich mit einem Mann höheren Ansehens anzulegen, besonders dann, wenn er gute Kontakte zu den Adeligen hatte. Wer nicht aufpasste, der landete schnell im Gefängnis. Dementsprechend selten kamen solche Situationen auch zustande und lockten jedes Mal lauter Sensationsgieriger Zuschauer an. „Tut mir leid die Herren, aber diesen Gefallen werde ich euch nicht tun können.“ Einen kurzen Moment herrschte Stille in der ich beobachten konnte wie der Kopf des einen Rüpels dunkelrot anlief und sich die Gesichtszüge des anderen mehr und mehr verfinsterten. Innerlich wappnete ich mich auf das was nun kommen würde, gerade noch rechtzeitig, denn im selben Augenblick stürzte der Dicke auf mich zu. Mit einem schnellen Schritt zur Seite wich ich ihm aus, nur um seinem Kumpanen gegenüber zu stehen der sogleich ausholte. Wieder ausweichen, zurück treten, ausholen. Mit einem dumpfen Geräusch landete meine Faust im Gesicht des Mannes, der Rücklings gegen die Wand krachte. Erschrockene Rufe hallten durch den Raum, dann verspürte ich einen ziehenden Schmerz am Kopf. Einen Moment zu spät registrierte ich erst das klirrende Geräusch von zerbrechendem Glas, welches nur noch ein Hallen in meinem Kopf war. Verdammter... Wut keimte hauchzart in mir auf, wurde jedoch sogleich wieder bei Seite gedrängt. Ruhig drehte ich mich wieder um, den Blick auf den breiten Mann gerichtet, der noch immer die Überbleibsel einer Flasche in der Hand hielt. „Na schön…“ sagte ich leise. Mit einer schnellen Bewegung hechtete ich um den Tisch herum und schleuderte auch diesem Mann meine Faust ins Gesicht, seine Hand mit der kaputten Glasflasche abwehrend. Wenn sie unbedingt Prügel beziehen wollten, so konnten sie dies auch gerne tun. Das immer wieder kehrende Pochen in meinem Kopf, der schmerzhaft zu dröhnen begonnen hatte, schaffte dafür die beste Vorraussetzung. Ein kurzer Schlagabtausch und der Mann ging zu Boden. Seinen Freund, der mittlerweile wieder angekommen war, schickte ich ihm kurz darauf hinterher. Mit einem hauch grimmiger Genugtuung schleifte ich beide aus dem Gasthaus und hinein in das nächst gelegene Blumenbeet. Als ich wieder durch die Tür nach innen trat, jubelten die Anwesenden. Natürlich. Das her musste ein herrliches Amüsement gewesen sein. Einen betrunkenen aus den Reihen der Adeligen zu sehen der sich erfolgreich mit zwei scheinbar darin geübten Schlägern prügelt um eine mysteriöse, aber fraglich wirkende Dame zu retten, war schon etwas Besonderes. Schweigend trat ich zu der Dame an den Tisch und verbeugte mich mit schmerzendem Kopf. „Ich hoffe ihr seid wohlauf, Miss?“ Das Loch unter der Kapuze in dem sich das Gesicht verbergen musste fuhr hoch und ich konnte mir ihr verwundertes Gesicht nur allzu gut vorstellen. Was aber, hatte sie so verwundert? Meine Hilfe? Nein, wohl kaum. Nach kurzem Zögern antwortete eine Stimme von der ich nicht zu sagen im Stande war ob sie nun mehr sanft war oder hart: „Mir geht es gut.“ Es war eine tiefe Stimme und ohne Zweifel lag darin eine gewisse Sanftheit, aber auch Verbitterung und Härte schwangen mit. Ich zögerte kurz, doch an der abweisenden Haltung dieser Frau konnte ich ablesen, dass ich nicht mehr von ihr zu erwarten hatte. „Dann will ich ihren Abend nicht weiter Stören. Eine gute Nacht wünsche ich.“ Sagte ich noch, verbeugte mich ein weiteres Mal und ging wieder in Richtung Treppe. Das wird für Gerüchte sorgen. Dachte ich noch, während ich eine Treppenstufe nach der anderen empor stieg. Ein Freund der Adeligen der sich nicht nur für diese Unbekannte von vermutlich niedrigem Stand schlägt, sondern sich auch noch vor ihr verbeugt wie vor einer edlen Dame. Arg, verteufelt…Diese verdammte Nettikette….Morgen werde ich eh abreisen und bis ich die Tore dieser Stadt abermals passiere ist längst ein anderes Gerücht in Umlauf der die Leute beschäftigt. Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, als laute Schritte und Rufe hinter mir meine Aufmerksamkeit von der Türklinke fort lockten. Am Absatz der Treppe erschien ein etwas zerstreut wirkender Morry, einen nassen Lappen und Eiswürfel in der Hand. „Ich dachte die könntet ihr brauchen. Geht es euch auch wirklich gut?“ Wieder mal hatte Morry seinen raschen Verstand unter Beweis gestellt. Ich war dankbar für seine Fürsorge, denn mein Kopf fühlte sich an als würde er zerbersten. „Ihr blutet, soll ich einen Arzt kommen lassen?“ „Nein, nein.“ Begann ich ihn zu beruhigen. „Es geht schon. Danke für die Eiswürfel, die kann ich wirklich gebrauchen.“ Dann nahm ich sie und verschwand in meinem Zimmer. Vor einem Spiegel wusch ich das Blut von meiner Wange und versuchte die Wunde etwas zu reinigen. Immer wieder zuckte ich weg, einer Welle des Schmerzes nachgebend die sich immer dann meldete, wenn ich dachte ich hätte eine Stelle gefunden an der ich vorsichtig tupfen konnte. In Gedanken war ich noch immer bei dieser Frau. Sie hatte ein Geheimnis zu verbergen, das sah man sofort. Worin bestand dieses Geheimnis? Sie wirkte nicht wie eine Frau, die sich gewöhnlich in Schankhäusern rum treibt. Nein, eher wie jemand der sich dort höchst unwohl fühlte. Und dieser Mantel. Sie hatte eine Reise hinter sich. Das erklärte den Reisemantel und den vielen Schmutz darauf. Vielleicht hatte sie für ein besseres Gasthaus einfach nicht genug Geld gehabt. Was aber verleitet eine so zarte Frau dazu eine Reise ganz alleine zu unternehmen? Keine Frau reist allein. Sie barg ein Geheimnis und ich hätte nur zu gern gewusst welches das ist. Jetzt aber, war es an der Zeit zu schlafen. Das verrieten mir der pochende Schmerz an meinem Kopf und die wohltuende Wirkung der Eiswürfel darauf, ebenso wie das bequeme Bett unter mir. Ich war müde und erschöpft. Immerhin war ich selbst gerade erst von einer Reise zurückgekehrt. Ich würde schlafen…und am nächsten Morgen würde die Unbekannte auch schon verschwunden sein. Aber was machte das schon? Immerhin waren meine Augen so schwer…. Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem monotonen Pochen im Kopf, welches mich schmerzhaft an den gestrigen Abend erinnerte. Nicht gerade wohl gelaunt blieb ich reglos und mit geschlossenen Augen liegen. Es musste schon später am Morgen sein, denn ich konnte warme Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spüren. Ich wollte schon weg sein…na ja. In diesem Zustand ist es vielleicht besser, etwas länger geschlafen zu haben. Gott, mein Kopf…. Mühsam öffnete ich die Augen und blickte mich im Raum um. Sanfte Sonnenstrahlen machten hier und da den Tanz des Staubes sichtbar, der langsam auf den Boden fiel, beleuchtete Möbel und Wände. Ein Windhauch wehte ins Zimmer und verriet das offene Fenster. Morry muss heute schon mal hier gewesen sein. Ich hatte es gestern Nacht nicht geöffnet. Der Vorhang verursachte ein herrliches Spiel aus Licht und Schatten im Zimmer, während er im Wind tanzte. Einen Moment betrachtete ich dies, dann erhob ich mich – um gezwungener Weise inne zu halten. Ich konnte nicht sagen ob sich der Raum um mich rum oder doch mein Kopf drehte. Das Dröhnen wurde für einen Moment stärker, ebbte dann jedoch gemeinsam mit dem Schwindel wieder ab. Langsam stand ich auf. Diesmal würde ich vorbereitet sein. Doch es kam nichts. Leicht wankend, setzte ich meinen Weg fort, hinunter in den Schankraum. Viel war nicht los. Die meisten Leute betranken sich erst abends. „Ach! Unser Retter ist auch schon wach!“ rief mir Morry von der Schanke her entgegen. Ich ging hin und setzte mich auf einen Stuhl an der Theke. „Was macht der Kopf?“ „Brummt.“ Kam die Antwort mit tiefer Stimme die so brummig klang, dass sie an der Antwort keinen Zweifel lies. „Da hilft nur eines.“ Mit noch immer gesenktem Kopf lauschte ich den Geräuschen. Schritte, kurzes Plätschern einer Flüssigkeit, dann abermals Schritte und ein dumpfer Laut als etwas vor mir auf den Tresen gestellt wurde. Ich erkannte den Geruch noch bevor meine Augen reagieren konnten. Es war ein frisch gezapfter Krug Brovos. Ein kurzes „Danke“ ertönte und die Flüssigkeit lief auch schon meinen Rachen hinunter. Wieder dieses wohlige, kurzzeitige Brennen. Ich stellte das Glas wieder zurück und betrachtete die trübe Flüssigkeit während ich das Glas langsam hin und her drehte. „Hast du die Frau von gestern noch mal gesehen?“ fragte ich, mehr in Gedanken versunken als anwesend. „Nein. Als ich nach ihr sehen wollte fand ich auf ihrem Bett nur die Bezahlung für das Zimmer. Sie selbst war schon verschwunden.“ So früh schon? Seltsam….wirkt als hätte sie Dreck am Stecken….oder als hätte sie Angst vor etwas…..jedenfalls nicht ganz sauber. Als einer der wenigen die Morry schon seit Jahren kannte wusste ich nur zu gut, dass er noch vor Sonnenaufgang aufstand um den Schankraum geschäftsfähig zu machen. Ihr so frühes und noch dazu seltsames Verschwinden bestätigte mich noch in meiner Vermutung, dass diese Frau ein Geheimnis barg, welches ich nur zu gerne lüften würde. Was soll’s….nun ist sie fort. Vermutlich werde ich sie ohnehin nie wieder sehen. Mit einem weiteren kräftigen Schluck Brovos spülte ich die Neugierde hinunter. Nur wenig später stand ich frisch gewaschen und mit weit weniger dröhnendem Kopf erneut im Schankraum und klatschte Morry einen Beutel Münzen auf den Tresen. Bei dem Laut drehte er sich um und ließ ein lautes Seufzen vernehmen als er den Beutel entdeckte. „Ihr seid wirklich wie ein Streuner, Levis de Govery. Ihr werdet wohl nie länger als zwei Nächte bleiben.“ Er nahm den Beutel an sich und sah mich wieder an. „Bevor ich zum nächsten Auftrag aufbreche komme ich wieder.“ Entgegnete ich und wollte mich gerade umdrehen um den Abschied zu verkürzen, als ich seine Stimme wieder hörte. „Ich hoffe es ist bald. – Und passt auf euch auf.“ Bei diesen Worten wurde Morrys Stimme so weich wie kaum einer sie zu hören bekam. Dass er dazu überhaupt fähig war, würde der ein oder andere Tunichtgut, der Unfug in seiner Schänke treibt, nicht einmal glauben. Ein sanftes Grinsen schlich sich in meine Züge und ich wandte mich ihm wieder zu. „Nein, ich denke nicht so lange.“ Sagte ich und nachdem wir uns eine Weile so angesehen hatten, beide mit einem sanften, aber schelmischen Grinsen im Gesicht, steckte ich meine Hand in meine Manteltasche und zog etwas heraus. Eine gänzlich akkurate Feder mit exotischem Muster in den verschiedensten Brauntönen, durchwandert mit weiß und schwarz kam zum Vorschein, welche im Licht der Schenke edel glänzte. „Pass hierauf für mich auf. Sie hat mir immer Glück gebracht, nun bringt sie es dir. Pass gut auf die Schänke auf, Morry.“ Ich hielt sie ihm hin, doch er nahm sie nicht an. „Ach was. Bei euren halsbrecherischen Aktionen braucht ihr sie viel eher.“ Gab er zurück, doch die Gerührtheit in seinem Blick konnte er nicht verbergen. Morry und ich kannten uns schon so viele Jahre und er war der einzige der mir über diese Zeit hinweg wichtig geworden war. Selbst wenn ich ihn auf Abstand hielt und das gar nicht wollte, so war er in Gedanken und in meinem Herzen immer ein guter Freund gewesen. Hier in seiner Schänke, wo er mich immer wieder aufnahm, war mein zu Hause. Aber er hatte Recht. Ich würde nie länger bleiben. Das war so sicher, wie meine stetige Rückkehr. Ich konnte nicht allzu lange an einem Ort eingesperrt bleiben wie in einem Käfig. „Behalte sie. Ich habe so viel Glück, davon kann ich dir ruhig etwas abgeben.“ Mit einem Zwinkern legte ich sie vor ihn auf die Theke. Nie zuvor hatte ich meiner Verbundenheit zu ihm Ausdruck verliehen, selbst wenn ich wusste, dass er sich danach gesehnt hatte. Ich konnte diese Grenze die ich unwissentlich um mich aufgebaut hatte einfach nicht umgehen. Diesmal jedoch hatte ich trotz meines Versprechens bald wieder zurück zu sein das Gefühl ich würde ihn eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen, obgleich ich es mir damals nicht erklären konnte. „Pass auf dich auf. Wir sehen uns bald.“ Mit diesen Worten wandte ich mich um und ging endlich aus der Schenke hinaus. Die Kälte verschlang mich und war eine willkommene Erfrischung zu der Luft innerhalb des ‚Schäbigen Schuppen’. Ich hasse lange Abschiede… Und ich hasste sie wirklich. Wegen diesem bedrückenden Gefühl welches diesmal nur umso stärker war durch die Ahnung Morry für länger als gedacht zu verlassen. Mit schweren Schritten gelang ich zum Stall und öffnete das Gatter. Mein Hengst stand ruhig dösend in seiner Box und schaute erst auf als ich bei ihm stand, wenn er auch die Ohren schon längst in meine Richtung gedreht hatte. „Hey..“ sagte ich leise und strich ihm über den Hals. Das Pferd knabberte zutraulich an meinem Kragen. „Es geht wieder los, Kleiner.“ Morrys Laufbursche, Jerry, hatte ihn schon sorgsam gestriegelt, sodass ich ihn nur noch satteln musste ehe ich ihn hinaus aus dem Stall führen konnte. Das Tor schloss sich knarrend und ich wandte mich noch mal zur Schänke um. Morry war nicht gekommen, wie ich erwartet hatte. Wenn ich die Schänke einmal verlassen hatte wartete er jedes Mal drinnen bis er die Hufe meines Pferdes hören konnte, dann erst kam er ans Fenster. Ich wusste es, hatte es von Jerry erfahren. Bis bald… dachte ich noch, ehe ich die Zügel fester in die Hand nahm. „Na komm.“ Sagte ich zu meinem Gefährten und ritt im Galopp durch die Straßen davon. Hinter mir kam ein runder Kopf hinter dem Schankhausfenster zum Vorschein der sich seine eigenen, aber nicht unähnlichen Gedanken zu diesem Abschied machte. Mach keinen Blödsinn Levis… ~Dies hier ist das erste Kapitel meiner Fanfic, die eigentlich ein Buch ist. Die Geschichte, Charaktere und Orte sind komplett von mir selbst ausgedacht, ich bitte also auch die Sachen nicht einfach zu kopieren. ;) Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel. Ich kann nicht sagen in welcher Geschwindigkeit in etwa ich die Kapitel hochladen kann, aber es wird nicht soo schnell sein. In einer Woche kann ich aber schon ein neues versprechen, das ist ws kürzer. :) Über Kommentare würde ich mich natürlich SEHR, SEHR freuen! :)~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)