The different faces von viky (yami x yugi) ================================================================================ Kapitel 4: Vom Kaffeeklatsch über Telefonphobie ----------------------------------------------- ^-^ Wie bereits am Mittwoch haste ich auch heute nach Hause, aus nur einem Grund - die Angst ihn zu verpassen. Und doch werde ich auch an diesem Donnerstag enttäuscht. Aber vielleicht kommt er ja auch später. „Mama...war heute jemand hier - für mich?“, frage ich sicherheitshalber noch mal nach. Wer weiß, vielleicht habe ich ihn ja doch verpasst. Oder auch nicht…argh…das ist ja nicht auszuhalten. „Nein Yugi…warum fragst du, du hast mich das gestern doch schon gefragt?“, ihre blauen Augen betrachten mich neugierig. Verlegen sehe ich fort, schiele zur Seite und verstecke meine Hände hinter meinem Rücken. Gar meine Wangen glühen auf. Ich spüre es, diese kleine Hitze in meinem Gesicht, das Gefühl, meine Mutter wüsste es. „Ach nur so…ich hab-“ Mein Kopf richtet sich schlagartig auf, mein Herz pulsiert in doppeltem Tempo. Eine Hitzewelle durchströmt meinen Körper. „Ich mach auf“, quieke ich auf, und haste zur Haustür. Fast schon energisch reiße ich diese auf, mein breites Lächeln aber verschwindet und mein Herzschlag legt sich rasch wieder. „Post…wo muss ich unterschreiben?“, nuschle ich enttäuscht vor mich her. Warum bekommt mein Großvater auch immer so viele Pakete...oh…ich könnte fluchen, durch die ganze Welt fluchen. Kaum habe ich die Tür wieder geschlossen und das Paket frustriert auf die Ablage gelegt, stellt sich meine Mutter vor mich und lächelt mich breit an. „So mein kleiner…wie heißt der Kerl?“ „Welcher Kerl?“, ich schaue nach unten, fühle mich total ertappt. Ich ahne es schon, diese unangenehmen Fragen, dieser bohrende Blick. Und nachher will meine Mutter mich noch aufklären…ahh nein danke aber auch. „Ach Yugi…ich war auch mal jung, ich bin doch nicht blöd“, ihre Stimme klingt leicht amüsiert, ich aber betrachte weiterhin den Boden und schleiche mich langsam an ihr vorbei. „Atemu“, nuschle ich und will gerade die Treppe hinauf laufen, von ihr fliehen doch meine Mutter hält mich am Pulli fest. „Ich hab dich nicht verstanden“, sagt sie und wendet meinen Körper zu ihr um. Dabei legt sie den Kopf schief, lächelt und doch schaut sie mich so fragend an. Stille tritt einen Augenblick lang ein, doch da sie mich weiterhin so anschaut, antworte ich abermals, wenn auch leise. „Atemu“ „Atemu…mhh…ist aber kein japanischer Name“, auf einmal schaut sie grübelnd in die Luft. „Ähm…nein“, nuschle ich und zugleich habe ich Angst, vielleicht hat sie ja was gegen einen Nicht-Japaner, was wenn sie Atemu verschmäht oder hasst…oh gott. „Vater…Atemu, woher kommt der Name?“, ruft sie auf einmal durchs Haus und schon kommt mein Großvater um die Ecke gesaust. Großvater, der Allwissende. Fröhlich lächelnd wie immer steht er binnen Sekunden bei uns und freut sich darüber, dass er was erzählen kann. „Atemu…ich glaube aus Ägypten, auf jeden Fall ein arabischer Name, wieso?“ „Unser Yugi ist in einen Atemu verliebt“, breit grinsend wendet sie sich zu meinen Großvater. Allein dafür könnte ich vor lauter Scham im Erdboden versinken. Aber vielleicht, und allein wegen dieser kleinen Information, schlägt mein Herz etwas schneller, ist was an Großvaters Aussage dran. Nach der Hautfarbe zu urteilen wäre es sogar möglich. „Wie heißt er denn mit Nachnamen?“, fragt mein Großvater mich. Hilflos zucke ich mit den Schultern und schaue zu meinen Füßen. „Ach gott Vater, sei nicht so neugierig, ich bin mir sicher, Yugi wird ihn uns vorstellen wenn er so weit ist“, sagt meine Mutter und mit einem Schlag lässt sie meinen Pulli los und drückt Großvater in die Küche, mit den Worten: „Mich hast du damals auch immer ausgefragt und das hat mich immer genervt!“ Überrascht sehe ich ihr nach. Kann es sein, dass ich meine Mutter vollkommen falsch einschätze? Bei meinem ersten Freund habe ich sie gar nicht mit einbezogen, auch bei meinem Liebeskummer. Ich hatte zuviel Angst, vor unangenehmen Fragen, oder einer Aussage wie: ich habe es ja gesagt. Sie sagte damals nur, dass sie diese, also meine Beziehung mit meinem Ex nicht für gut hält, aber ich wäre ja alt genug. Mit meinem Kummer hatte ich dann Joey belastet…vielleicht hätte ich doch zu meiner Mutter gehen sollen, vielleicht hätte sie bessere Vorschläge oder Tröstungen gehabt, als Joeys Worte - der Kerl hatte dich nicht verdient…wegen dem würde ich keine Träne verschwenden. Seufzend gehe ich die Treppe hinauf. Doch dann klingelt es abermals, langsam drehe ich mich herum. Meine Mutter schaut auf ein mal zu mir hinauf. „Na los…oder willst du das ich laufe?“, lächelt sie mich an. Freudig lächle ich zurück und schon laufe ich zur Tür. Wie eben scheint mein Körper voller Freude aufzuleben und als ich die Tür öffne, strahlen meine Augen wie noch nie. Da steht er. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, ich weiß gar nichts zu sagen. Gott, sogar das Atmen habe ich gerade vergessen. Doch auf einmal verkrümmt sich Atemus Körper so, als würde er Prügel erwarten, schützend hält er seine Hände vor sich. „Beschmeiß mich bitte nicht mit Geträääänken“, vernehme ich seine Stimme, in welcher sich ein Kichern verbirgt. Mit einem schlag muss ich auch kichern und doch schmolle ich. „Das war nur einmal und es war keine Absicht“, verteidige ich mich, wobei es natürlich etwas gelogen ist. Mit einem Lächeln und einem sehr warmen Blick stellt er sich wieder richtig hin. „Das war doch nur Spaß…und hier“, sagt er lächelnd und schon nimmt er aus der Tasche ein Shirt, oder eher mein Shirt. „Also…danke nochmals, ich hab es auch gewaschen“, meint er, sein Blick ist so warm, einfach so einladend. Mit wild schlagendem Herzen nehme ich mein Shirt wieder an mich. „Bitte, war doch kein Problem…ich hatte dich doch so vollgesaut“, lächle ich ihn unsicher, aber zugleich auch verschämt an. Innerlich bin ich total nervös, in meinem Kopf stellt sich nur eine Frage. Wie bekomme ich ihn dazu, etwas Zeit mit mir zu verbringen? Er schmunzelt kurz und nimmt seinen Autoschlüssel aus der Tasche, wie ich es erkennen kann. Kurz blick ich über seine Schulter und erkenne den Wagen, oder eher seinen Wagen. Typisches Auto, eins, was jeder fährt. Doch mit diesem Schlüssel habe ich die Erkenntnis, dass er gleich wieder fahren will. Unsicher sehe ich ihm in die Augen. Heute scheinen sie nicht so müde, aber heute scheinen sie etwas unsicher. Sein Blick, er ist so anders…vielleicht etwas scheuer…oder meine ich das nur? Mein Hände aber beginnen wie so oft in seiner Gegenwart zu schwitzen. „Also dann...ich-“ „Ähm…willst du nicht...noch…also nur wenn du willst…noch rein kommen?“, bricht es fast schon panisch aus mir heraus, dabei aber habe ich seine Verabschiedung von ihm total unterbrochen. Trotz der Frage in mir, was er wohl gerade über mich denkt, bin ich doch sehr stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, ihn zu mir einzuladen. Er schaut kurz zu Boden, ehe er wieder aufschaut. Dann hebt er den Arm und schaut auf seine Armbanduhr. „Eigentlich habe ich gar keine Zeit“, sagt er dann. Ich senke den Kopf…er mag mich nicht…er will mich nicht. „Du magst mich nicht...nicht wahr?“, nuschle ich vor mich her. Es tut so weh, es sticht so zu. Warum sollte er mich auch mögen, gott ich stottere, beschmeiße ihn mit Kakao, und nerve ihn immer zu. Stille, er sagt nichts. „Ach Yugi...“, er seufzt tief auf, deswegen aber schaue ich langsam an ihm herauf. Mein Blick gleitet über seine langen Beine, über diese Lederhose, welche ihm so gut steht, weiter hinauf – er trägt ein Hemd, weiß, darüber eine lockere Weste, aber auch in schwarz. Als ich in sein Gesicht blicke, sehen mich zwei rote Augen lieb lächelnd an, sogar seinen Kopf wendet er leicht seitlich, wobei seine Ponysträhnen ihm ins Gesichtfallen. Oh gott, der Kerl schaut so gut aus, aber zugleich erscheint er auch so niedlich. „Ich habe wirklich keine Zeit, aber bevor ich dir einen falschen Eindruck vermittle, komme ich noch kurz mit rein“, meint er dann. Meine Wangen aber werden daraufhin heiß. Scham kriecht aus allen Ecken meines Körpers. „Ich also, wenn du wirklich keine Zeit hast…dann…dann ist das ok…ich will dich ja nicht zwingen“, meine ich rasch. Ich dränge mich ihm ja förmlich an. Was er nur von mir denkt? „Tja Yugi, Pech gehabt…jetzt hast du mich an der Backe“, er schmunzelt, worauf ich ihn nur verdattert ansehen kann. Sein typischer Humor eben. „Also…wollten wir rein?“ „Ähm ja“, rasch wende ich mich um, und halte ihm die Tür auf. Er geht an mir vorbei, dabei schwingt ein Geruch mit, welcher mir gleich in die Nase steigt. Ein Parfüm, sein Duft, welcher meine Sinne gleich vernebelt - verdammt, muss der so gut duften? Die Tür geschlossen, betrachte ich ihn von hinten, da er gerade seine Schuhe auszieht und mir ganz frech seinen Hintern entgegen streckt. Schau da weg Yugi…gott, was tut der mir hier an? Als er sich wieder aufrichtet kann ich gerade noch rechtzeitig zu ihm aufsehen, doch meine Wangen sind so heiß wie noch nie. Ob er das bemerkt hat? Dann aber wendet er sich zu mir um, seine so feinen Lippen, sind wie so oft, mit einem Lächeln beschmückt. Mein Herz rast weiterhin. Es ist so merkwürdig, er…hier bei mir. „Möchtest du etwas trinken…einen Kaffee?“, frage ich ihn und lächle lieb zurück. „Das wäre nett, aber nur einen.“ Ich nicke und gehe Richtung Küche, wobei er mir folgt. Meine Mutter aber drückt gerade als ich in die Küche komme Großvater Richtung Wohnzimmer, sie jedoch bleibt stehen. „Hallo“, begrüßt sie Atemu und geht rasch auf ihn zu, wofür ich sie verfluchen könnte. Die blamiert mich doch eh nur und dann will er nie wieder zu mir kommen. „Ich bin Katzumi“, spricht sie weiter, doch Atemu geht nun auch auf sie zu „Atemu, freut mich“, er lächelt lieb und gibt ihr die Hand. „Schön, also ich muss dann“, meint meine Mutter und streckt während sie sich rumdreht noch so doof den Daumen zu mir in die Luft - ahhh ich verfluche sie. Peinlich berührt wende ich mich zur Kaffeemaschine und drücke den Knopf und schon brüht eine braune Flüssigkeit in die kleine Tasse. Im Hintergrund zu diesem kleinen Lärm, höre ich die Musik unseres Radios. Eigentlich ist es immer bei uns an. „Schön habt ihr es hier“, höre ich die sanfte Stimme meines Schwarms, damit drehe ich mich aber zu ihm um. Er begutachtet unsere Wand, an welcher Familienfotos von uns hängen…ach gott, bitte schau da weg…da bin ich als kleines Kind drauf! Zu meinem Glück folgt er meinem inneren Wunsch und schaut sich weiter in der Küche um, dabei aber lächelt er wie eh und je. „Ja…meine Mutter mag es gemütlich“, antworte ich ihm und deute, als er zu mir schaut auf den Löffel und den Zucker. Ich weiß ja dass er seinen Kaffee süß trinkt. Er zeigt mir dann drei Finger, worauf ich ihn nur mit großen Augen ansehen kann. Drei Löffel Zucker…wuahhh…das wäre selbst für mich zu süß, dennoch tue ich ihm den Gefallen. „Oh darf ich?“, meint er dann freudig und deutet er auf die Schüssel, welche auf dem Küchentisch steht. Darin sind immer kleine Schokoladenplätzchen. Schmunzelnd nicke ich. Ich glaube er ist ein Süßmaul. „Du magst es wohl süß“, sage ich und gebe ihm lächelnd die Tasse. Darauf hin schaut er mich erst leicht verdutzt an, ehe er grinsend einen Schluck Kaffee trinkt. „Könnte sein“, nuschelt er in die Tasse. Fragend sehe ich ihn an- was hat der denn jetzt schon wieder? Zugleich frage ich mich, warum wir hier in der Küche verweilen, sonst rennen alle meine Freunde, auch wenn ich kaum welche habe, hoch in mein Zimmer, oder wollen zumindestens dorthin. Doch Atemu scheint anders, er scheint sogar in der Küche bleiben zu wollen, da er sich nun auch noch an den Tisch setzt. Mit einem Glas Wasser setzte ich mich einfach zu ihm hin. Ich betrachte ihn mir einfach, wie er den Keks zwischen seine Lippen legt und ihn genüsslich abbeißt. Gott, ich hab es geschafft, er sitzt bei mir. Unruhig und doch unauffällig hibble ich auf dem Stuhl umher, gar meine Füße verdrehen sich unter dem Tisch - ich bin nervös wie noch nie, ich spüre es in meinen Venen kribbeln und ich gewinne in diesem Augenblick die Erkenntnis, dass mein Mund so verdammt trocken ist, dass er regelrecht zuklebt - ich weiß nichts zu sagen. Verlegen kratze ich an meiner Wange, und schaue ihm dabei zu, wie er diesen blöden Keks zu ende kaut. „Und, was willst du mal werden?“, er schluckt noch gerade so den Keks herunter. Wie kann man nur einfach so drauf los reden? Ich wünschte ich hätte wenigstens etwas von dieser offenen Art gewonnen. „Na ja…also ich weiß noch nicht recht“, beginne ich und umfasse mein Glas nur um es gleich darauf sinnlos in meinen Händen umher zu drehen und es aus Scham zu betrachten, falls das was ich ihm sagen will, ihm nicht gefallen könnte. „Ich hatte darüber nachgedacht…vielleicht will ich Sozialpädagogik studieren…ich würde gerne so was in der Richtung machen“, erzähle ich, wenn auch unsicher. Schaffe ich das überhaupt? So ein Studium ist doch so anstrengend, vielleicht sollte ich doch in einen Plageberuf oder… „Dann tu das doch, warum so unsicher Yugi?!“, beginnt er auf einmal, somit schaue ich wieder hinauf. Sein Blick ist so durchdringlich. „Weißt du Yugi, wenn du etwas willst, dann solltest du es auch anpacken…es einfach machen, verstehst du…am Ende bereut man es, falls man vielleicht nicht alles gegeben hat…wenn du verstehst…“, er trinkt kurz wieder einen Schluck, und rasch greift er wieder nach einem Keks. „Na ich weiß nicht, es ist ja auch schwer…manchmal zweifle ich an mir selbst, ob ich das überhaupt schaffe“, sage ich betrübt, da es mich wirklich wurmt. „Zweifle nicht an dir selbst - tu einfach das was nötig ist um deine Träume zu verwirklichen, ich bin mir sicher das du das schon hinbekommst!“ Er lächelt mich aufmunternd an, und ich kann einfach nur zurück lächeln. Er hat recht. Meine Noten sind doch gut, ich streng mich doch an in der Schule - warum sollte ich das Studium nicht schaffen? Ich will es doch. Kurz beißt der Mann gegenüber von mir nochmals in seinen Keks, ehe er auch schon weiter spricht. „Das ist bestimmt ein schöner Beruf…im sozialen Bereich gibt es ja viele Richtungen, woran man sich orientieren kann…was wäre deine?“, gelassen schwenkt er seine kleine Tasse etwas hin und her, ehe er mich wieder lieb anlächelt. „Na ja...“, verlegen kratze ich mir am Hinterkopf. „Ich würde gerne Lehrer werden…für Sozialpädagogik, auch Religion würde ich gerne studieren…also als Vertrauenslehrer würde ich mich schon sehr wohlfühlen“, erzähle ich ihm, mit einem leicht unsicherem Lächeln auf den Lippen. Er schmunzelt kurz und überkreuzt seine Beine, wobei er in der einen Hand immer noch seine Tasse hält. Im Gesamten macht er mir gerade einen sehr schwulen Eindruck, wie Joey es immer zu mir zu sagen pflegt, wenn ich solch kleine Arten an mir habe. Zumal er die Tasse mehr oder weniger am Henkel, hält, aber nur mit zwei Fingern. „Lehrer…immerhin ein Beruf mit vernünftigen Arbeitszeiten“, zuerst lächelt er, ehe er tief seufzt. „Warum? Sind deine Arbeitszeiten nicht so toll?“, frage ich neugierig nach, wobei ich mich aber immer noch Frage, was er überhaupt tut. „Ach...“ Er atmet kurz tief ein, dann wieder aus, ich kann es förmlich hören. „Es ist ein hin und her, je nach dem ob ich Früh- oder Spätdienst habe, aber unter 12 Stunden Arbeit komme ich selten nach Hause.“ Kurz blickt er mich an, ehe er doch wieder in seine Tasse schaut. Er scheint gerade irgendwo anders, wie ich meine. „Na ja, aber so ist das eben mit der guten alten Gastronomie“, er lächelt mich an, aber es ist anders als sonst, mir scheint es nicht ganz so ehrlich. Ich weiß und kann dazu auch nicht sehr viel sagen…ich weiß ja noch nicht mal wie es ist mehr als 6 stunden am Stück zu arbeiten. Ob es ihm schwer fällt…oder eher doch nicht. „Was lernst du überhaupt, wenn ich fragen darf“, frage ich scheu nach, anschließend trinke ich einen Schluck Wasser. Mein Mund ist einfach so verdammt trocken. „Sicher darfst du fragen…Restaurantfachmann“, er lächelt weiterhin und trinkt den letzten Schluck seines Kaffees wie ich es erkennen kann. Da lag Joey ja gar nicht mal so falsch, mit seiner Vermutung, was er arbeitet. Doch die Tasse ist leer - wird er nun gehen wollen, wenn er es doch so eilig hat? „Verdammt…diese Dinger hier sind lecker“, meint er auf einmal und greift erneut nach einem Schokoladenplätzchen. Ich kichere kurz auf, ehe ich doch den Kopf über dieses Süßmaul schütteln muss. „Lach nicht…man sollte die kleinen Dinge im Leben lieben und respektieren“, sagt er auf einmal, und streichelt demonstrativ über den Keks. Herzsaft lache ich auf. „Streichelst du auch deinen Kaffee?“ „Ne…dafür habe ich einen Gebetsaltar, vor welchen ich jeden Morgen niederknie - genannt, Kaffeemaschine“, er schmunzelt und zugleich schleicht sich ein kleines Grinsen auf seine Lippen. Ich kann einfach nur lächeln. „Wie kann man nur so gerne Kaffee trinken, ich selbst mag das Zeug einfach nicht“, ich schüttle den Kopf und auf einmal entspannt sich mein Körper. Ich werde lockerer, wenn auch nur minimal. „Vor meine Ausbildung habe ich auch nie Kaffee getrunken, aber seitdem ich viel zu wenig Schlaf habe, trinke ich das Zeug und irgendwie brauche ich es mittlerweile wie die Luft zum atmen...ich glaub ich ersticke gleich“, sagt er, wobei er mir beim letzten Satz die Tasse entgegen hält. Fragend sehe ich ihn an, aber ein paar Sekunden später verstehe ich es doch. Peinlich berührt davon, dass ich es nicht so recht verstanden habe, nehme ich die Tasse und mache sie wieder voll. Und doch muss ich lächeln. Dafür, dass er es eilig hatte kann ich mich doch freuen. ~Aber nur einen~ jetzt ist es schon der zweite. Lächelnd setzte ich mich wieder zu ihm. „Ich will ja nicht das du erstickst“ „Danke…zu freundlich“, er lacht kurz auf und nimmt die Tasse an. „Entschuldigt, ich wollte nicht stören…ich wollte nur...“, meine Mutter platzt auf einmal in die Küche und deutet auf den Kühlschrank. Ich wende mich zu ihr um, und bewerfe sie mit Todesblicken. „…ich wollte mir nur ein Joghurt holen. Schau nicht so…ihr könnt ja auch in dein Zimmer gehen“, mault meine Mutter mich auf einmal an. Verschämt schiele ich zur Seite. Warum maule ich sie so an…sie hat doch das Recht in die Küche zu gehen. „Tschuldige“, nuschle ich vor mich her, und schon lächelt meine Mutter mich wieder an und zerstrubbelt mir mein Haar. Eigentlich macht sie das immer, und eigentlich macht es mir auch nichts aus, aber bei Atemus Anwesenheit ist es mir einfach nur peinlich. Erneut steigt Hitze auf meine Wangen. „Sagen sie mal, arbeiten sie nicht auf der Bank in der Innenstadt?“, höre ich Atemus Stimme, und somit wendet sich meine Mutter zu Atemu, welcher sie so fragend anschaut. „Ja, das tue ich!“ „Ah, daher kommen sie mir so bekannt vor“, er lächelt meine Mutter lieb an, und ich kann nur zwischen den Beiden hin und her sehen. Meine Mutter zückt einen Löffel aus der Schublade und lehnt sich mit ihrem Hinterteil an die Arbeitsplatte. „Ich habe dich da aber noch nie gesehen“, sagt meine Mutter, ehe sie kurz den Löffel voll gepackt mit Joghurt in den Mund schiebt. „Ich bin ja auch selten da, aber ab und an, wenn sie irgendwelche Feiern haben, bringe ich oft das Büffet bei ihnen vorbei…da hatte ich sie mal gesehen“, erzählt er. „Ah, dann arbeitest du in der Rottisserie…ein schönes Restaurant…gott ich war schon ewig nicht mehr da drin…zumal ich mir das eh nie leisten kann“, erzählt meine Mutter, doch ich kann nur starren. Welches Restaurant denn bitte? „Dein Vater könnte mich ja mal wieder einladen, es ist so romantisch da, aber nein…“, sie scheint etwas aufgebracht, und genauso schaut sie auch aus, zugleich auch etwas verärgert. Momentan schein sie eh nur über meinen Vater verärgert, doch woher das genau rührt weiß ich einfach nicht - bestimmt hatten sie wieder mal eine Auseinandersetzung…meine Mutter kann so grausam nachtragend sein. Atemu aber schmunzelt, ehe er wieder einen Schluck Kaffee trinkt und anschließend die Tasse absetzt. „Ja…es ist wirklich romantisch dort…wenn ich nicht da arbeiten würde, würde ich dort auch mal gerne jemanden einladen…aber wenn man die Leute dort kennt ist es mir irgendwie unangenehm“, beginnt er. Überrascht sehe ich ihn an- also hat er doch einen Anhang für Romantik. Geht er gerne Essen? Am liebsten würde ich jetzt meine Mutter dazu drängen, mit ihr in dieses Restaurant zu gehen. Nur um zu erfahren, wie romantisch es da ist und nebenbei zu erfahren, wo mein Schwarm da eigentlich arbeitet. „Och wieso, in der Rottisserie sind sie doch so diskret…“, meine Mutter zuckt kurz mit den Schultern und stochert leicht in ihrem Jogurt umher. „Kannst ja mal mit meinem kleinen hier gehen, etwas Abwechslung in seinem Leben würde ihm auch mal gut tun“, frech grinst sie mich an. Ich kann sie nur anstarren, fassungslos betrachten, ehe mir ein laut empörtes „Mama“, aus der Kehle entflieht, zugleich spüre ich, wie meine Wangen furchtbar heiß werden. Doch Atemu lacht herzhaft auf. „Na, es wirkt von außen sehr diskret…natürlich halten wir unsern Mund wenn irgendein verheirateter Mann auf einmal mit einer anderen Frau antanzt, als zuvor die Ehefrau…aber glauben sie mir…in der Küche wird gelästert“, er lächelt breit, sogar ein Kichern entflieht aus seiner Kehle. „Wie bitte?“, frage ich entsetzt nach. Das geht doch nicht, das kann man doch nicht machen…und überhaupt…hallo…das ist ja gar nicht meine Welt. Atemu aber betrachtet mich leicht unsicher, ehe er sich kurz räuspert. „So ist das nun mal Yugi, glaub ja nicht das alle immer so unschuldig sind, wie sie aussehen…nicht wahr Yugi“, sagt er, wobei er seinen letzten Satz besonders Betont. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, das dies eine Anspielung war, keine zwei Sekunden später mustert mich Atemu dann auch noch so, sodass ich die Bestätigung erhalte, dass es tatsächlich eine Anspielung war. „Ich…ich würde so was nie tun“, bricht es aus mir heraus. „Ha…das sagte dein Vater auch immer zu mir“, platzt es auf einmal aus meiner Mutter heraus, Entsetzt sehe ich sie an. Bitte was? Doch dann hält sich meine Mutter die Hand vor den Mund, und rasch haut sie aus der Küche ab. Mein Vater? Ich kann nur noch auf die Tür starren, aus welcher meine Mutter geflüchtet ist. Das glaub ich jetzt nicht…nein, mein Vater und ich, wir sind uns so ähnlich…oh nein…das glaube ich nicht. Ich würde so was nie tun…und mein Vater auch nicht. „Ich denke, ich habe gerade den falschen Punkt erwischt“, höre ich Atemu schwer seufzen, damit schaue ich wieder zu ihm. Mein leicht entsetzter Gesichtausdruck verschwindet, aber nur aus einem Grund. Er schaut wieder so…so verschämt. Ein Bild was niedlicher nicht sein könnte. Ein Bild was mir wieder einmal so viele Schmetterlinge beschert, dass ich gerade vom Boden abheben könnte. Schwach lächele ich…er hat gerade ein schlechtes Gewissen, ich sehe es ihm deutlich an, aber er kann doch gar nichts dafür. „Ach was…“, ich schüttle mit dem Kopf. „Ich bin nur…na ja…“, nun bin ich der jenige der verlegen schaut. „Meine Eltern streiten sich zur Zeit oft, jetzt weiß ich wenigstens der Grund…auch wenn ich es mir einfach nicht bei meinem Vater vorstellen kann…ich meine, er und ich, wir sind uns so ähnlich.“ Aber mit dem letzten Satz beiße ich mir verklemmt auf die Lippen. Jetzt mach ich mich auch noch selber schlecht. Und Atemu, ja, der sagt nichts, sondern legt seine Hand an sein Kinn, und dazu einen Finger an seine Lippen, auf denen sich ein Schmunzeln verbirgt. „So…so habe ich das gar nicht gemeint“, maule ich und schmolle zugleich. Warum gerate ich immer in solche Situationen? Und damit lächelt er wieder, doch sagen tut er nichts. Und genau deswegen könnte ich ausflippen - ich habe es gewusst, meine Mutter blamiert mich…oh ich verfluche sie…was Atemu nun von mir denkt. „Yugi, wenn man in einer Beziehung oder in einer Ehe fremd geht…dann stimmt etwas nicht…und das kann auch bei den Leuten passieren, von denen man es gar nicht erwartet…wichtig ist nur, wenn man sich wirklich liebt und einem etwas an der Beziehung liegt, diese Sache zu klären“ er seufzt kurz auf und stellt seinen Fuß wieder am Boden ab. „Sicher es wäre von Vorteil es vorher zu klären, doch viele können das einfach nicht…aus Angst, oder anderen Dingen, meist auch Scham“, kurz schaut er mir in die Augen, ehe er wieder zu seiner Tasse sieht, mit welcher er etwas herumspielt, wie ich mit der meinen. „Ich habe diese Erfahrung schon selbst gemacht...mehr als einmal…“, ein tiefes Seufzen ist zu hören, und sein Blick ist für mich einfach nicht mehr erkennbar, er wendet ihn komplett von mir fort. „Ich weiß nicht warum, aber ich scheine so was magisch anzuziehen. Da gehen mir die Leute fremd und kaum das ich es rausbekomme, werde ich auch noch angeschrieen, was ich nicht alles falsch gemacht habe…mir wäre es lieber, wenn man vorher den Mund aufmacht“, nun schaut er wieder zu mir hinauf, ein mattes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Ich kann ihn einfach nur anstarren, ihm gehen die Leute fremd? Ihm…Herr gott, wie kann man so einem Mann nur fremdgehen, sind die denn lebensmüde? Aber wenn er von „Leuten“ spricht, so heißt das doch, das er schon einige Beziehungen gehabt hatte…aber, verdammt, ich weiß ja immer noch nicht wie alt er ist. „Weißt du Yugi, ich bin jemand der die dinge immer gerne direkt klar stellt…wenn ich ein Problem mit jemandem habe, dann will ich es am liebsten gleich auf der Stelle lösen…ab und an ist das auch ganz gut, aber manchmal ist es einfach zu überstürzt“, kurz zuckt er mit den Schultern und schon trinkt er erneut einen Schluck aus einer Tasse. „Ich kann das aber nicht nachvollziehen…ich meine fremdgehen, das wäre für mich einfach ein Betrug...ich könnte diesem jemand, einfach nicht mehr vertrauen.“ „Das sagst du jetzt Yugi…warte mal ab, bis es so weit ist“, er lacht kurz auf, ehe er tief aufseufzt. „Liebe kann so bescheuert machen, das man die Realität einfach nicht mehr vor Augen hat!“ Und mit diesen Worten sehe ich nun auf die Tischplatte. Diese Erfahrung habe ich nämlich schon gemacht. Ich war so blind, habe mich so verarschen lassen, und immer alles schön geredet, und die Wahrheit wollte ich auch nie sehen. Gott, wenn ich mir vorstelle, dass er fast an sein Ziel gekommen wäre. Na gott sei dank, hatte mir Joey noch rechtzeitig die Augen öffnen können. Scheu sehe ich wieder zu ihm auf. Ob er eine treue Person ist? „Was denkst du gerade?“, er lächelt so lieb, und sein Blick ist so sanft, so sanft wie seine Frage. „An nichts“, verschämt lächle ich ihn an. Er ist nicht blöd und er wird auch wissen das ich gerade lüge, aber es ist mir egal. Und dann passiert etwas, was irgendwie nicht so recht in meinen Kopf will. Ich spüre es nur, fühle es, wie es passiert. Einfach so. Unsere Blicke treffen sich. Er schaut mich so intensiv an. Noch nie hat er mich so angesehen. Und zudem ist es auf einmal so still, nur noch die Musik ist im Hintergrund zu hören, aber was interessiert mich diese Musik, viel eher schaue ich in diese stolzen Rubine, welche auf einmal so verdammt tief sind. Kurz schaut er fort, ehe er dann aber seitlich zu mir schaut. Sein Blick ist immer noch so intensiv, aber zugleich auch schüchtern, was ihn wiederum so niedlich erscheinen lässt, dass ich ausflippen könnte. Und dann, kurz schauen meine Augen auf den Tisch, eine Handbewegung, seinerseits. Seine Hand kommt auf meine zu. Langsam, doch meine Herz rast mit dieser Erkenntnis unaufhaltsam gegen meinen Brustkorb. Kurz schlucke ich und sehe scheu zu ihm auf. Wie ein kleines Reh, welches auf Ausschau nach einem Jäger hält. Doch er ist kein Jäger, er ist was anderes, jemand, dem ich am liebsten mein ganzes Herz in die Hände legen würde. Mein Atem hält an, ein hitzige welle legt sich auf meine Haut. Er flirtet mit mir, es ist so unverkennbar. Und ich kann dies einfach nur automatisch erwidern. Doch dann schaue ich irritiert auf den Tisch, da ich auf einmal merke wie er seine Hand wieder zurück nimmt. Ich weiß zum ersten mal nicht was ich fühlen soll. Das Zurückziehen seiner Hand…wollte er nicht gerade nach der meinen fassen, oder habe ich das falsch interpretiert? Etwas scheu ,aber auch fragend sehe ich zu ihm auf, doch er schaut in einen ganz andere Richtung. Dann folgt ein Räuspern, ein Griff zu seiner Kaffeetasse und schon stellt er sie leer getrunken auf dem Tisch ab. „Also Yugi, ich muss nun wirklich“, sagt er und steht dabei auf, doch ansehen tut er mich nicht. Total irritiert und auch überrumpelt von dieser Aktion, sehe ich ihn an. Doch er meidet den Blickkontakt, ganz gezielt, wie es mir auffällt. „Es war sehr schön hier…und danke für den Kaffee“, seine Stimme klingt auf einmal so monoton, so trocken, wie ich es noch nie von ihm erlebt habe, zudem sticht genau dieses Verhalten in mein Herz. Was soll das…? Haben wir nicht eben Blicke getauscht…warum ist er nun so? Habe ich irgendwas falsch gemacht. Auf einmal stehe ich hastig auf, da er schon Richtung Flur geht. „Tschüss“ und damit ist er auf einmal weg. Ich verstehe das nicht, er hat doch noch nicht mal seine Schuhe angezogen, er trägt sie zwar in seinen Händen, aber…hallo…geht’s noch? Frustriert senke ich den Kopf. Was hat er nur…lag es an mir? Aber…warum dann diese Blicke, warum dann die Hand…sie wollte zu meiner...das habe ich gespürt! Doch ehe ich gerade in einen Kummer von Trostlosigkeit fallen kann, bemerke ich einen Schatten hinter der Tür, dann höre ich die Klingel. Etwas verdattert starre ich auf die Tür. Ich weiß, dass er es ist. Etwas unsicher, aber auch voller Angst in mir, öffne ich zaghaft die Tür. „Ja?“, frage ich scheu nach, ich schlucke sogar dabei. Er aber schaut mich irgendwie verzweifelt an. „Nichts“, er dreht sich wieder um und geht. Mit hochgezogener Augenbraue schaue ich ihm nach, wie er wieder Richtung Auto geht, dann aber dreht er sich wieder um und kommt auf mich zu. „Ahh…nein“, sagt er, fast schon fluchend, und schon wieder dreht er sich um, geht Richtung Auto. An diesem bleibt er dann stehen. Das einzige was mir gerade durch den Kopf geht, ist die Frage, ob der eine tierische Macke hat. „Argh…verdammt“, flucht er erneut und schon dreht er sich wieder um, seine Augen visieren mich auf einmal. Sie durchstechen mich fast schon, ich kann ihn einfach nur fragend ansehen. „Du…du.. kannst mich ja mal anrufen, wenn du möchtest“, sagt er, leicht unsicher, und hält mir dazu verschämt eine Karte vor die Nase. Aus meinem fragenden Blick wird ein freudiger, und schon zuckt meine Hand, und greift eilig diese Karte, aus Angst, er würde es sich gleich nochmals anders überlegen, aus Panik, das jemand diese Karte klauen würde. Mit einem Blick, der in diesem Augenblick nicht glücklicher erscheinen könnte, starre ich auf die Karte. Atemu Rachjet. Nicht nur, das ich gerade seine Telefonnummer in der Hand halte, gar seine Adresse und noch dazu seine E-mail, nein endlich weiß ich auch wie er mit Nachnamen heißt. „Ich…ich werde ganz-“ beginne ich zu sprechen und sehe dabei hinauf, doch meine Augen erblicken ihn nicht mehr. Dennoch lächle ich. Wieder strahle ich die kleine Karte an, ehe ich feuchtfröhlich und mit einem überaus warmen geborgenen Gefühl in mir, das Haus wieder betrete. Kaum fällt die Tür hinter mir ins Schloss kann ich diese Milliarden Schmetterlinge in mir einfach nicht mehr festhalten. „Jaaaaaaaaa“, schreie ich voller Glück auf und strahle was das Zeug hält vor mich her. Alle Schmetterlinge in mir entladen sich mit diesem Schrei und doch, so scheint es, hinterlassen sie kleine Blitze auf meiner Haut. „Was geht denn mit dir ab?“, meine Mutter schaut mich total verdattert an. Ich aber bin einfach viel zu glücklich, als das ich mich voller Scham vor ihr abwenden könnte. Nein, diesmal nicht, ich strecke ihr die Zunge raus und wedele mit der kleinen Karte in der Luft umher. „Ich habe seine Nummer“, breit grinsend laufe ich an ihr vorbei und rasch hinauf in mein Zimmer. Ich höre meine Mutter noch lachen, doch auch das stört mich nicht im Geringsten. * „Sag mal Yugi, wie lange willst du diese Karte eigentlich noch anstarren…ich würde mal anrufen!“, Joey seufzt tief, ehe er über mich den Kopf schüttelt. Verschämt drehe ich mich auf meinem Schreibtischstuhl hin und her und meide Blickkontakt. Ich trau mich einfach nicht ihn anzurufen, gar das ganze Wochenende ist schon rum. Ich wüsste einfach nicht zu sagen. Ein-zwei mal hatte ich auch schon die Nummer gewählt, aber doch gleich wieder aufgelegt, aus Angst, vor seiner Stimme. Aus purer Panik die jedes Mal in meinem Körper hervorkriecht, dass ich nichts zu sagen weiß. Was denn auch? Hi hier ist Yugi, wie geht’s denn so…boah noch schlimmer geht’s doch nicht. Wieder fällt meine Blick auf diese Karte, ich trage sie immer bei mir, sehe sie an, erfreue mich darüber und doch, schaffe ich es nicht, ihn anzurufen. „Oh Yugi, jetzt ruf ihn an, oder ich mach es!“ „Nein!“, fauche ich Joey an. Er aber rollt mit den Augen, er kann meine Angst einfach nicht nachvollziehen. Ist ja schön wenn er einfach so jemanden anrufen kann, ich aber kann es einfach nicht. „Dann schreib ihm halt eine SMS“, sagt er und greift in die Schüssel mit Salzstangen, die auf meinem Sofatisch Platz gefunden hat. „Ja, das hatte ich mir auch schön überlegt, aber was soll ich denn schreiben?“, seufze ich leicht auf, und schon wieder schwenke ich etwas unsicher auf meinem Drehstuhl hin und her. „Irgendwas…“ „Na, irgendwas…das ist doch doof, es sollte schon etwas neutrales sein…nichts Persönliches…etwas, worauf er auch antworten muss“, grüble ich laut vor mich her. „Ach Yugi, worüber du dir immer den Kopf zersprichst…ich meine, er hat dir ja nicht umsonst deine Nummer gegeben, oder?“ „Ja, aber er war so unsicher dabei…ich weiß nicht ob er das wirklich wollte“, tief seufze ich auf, da ich Atemus Verhalten nicht ganz verstanden habe. Ich hatte eher das Gefühl, das er flüchten wollte, und sich einfach nicht sicher war, mir seine Nummer zu geben. „Vielleicht weil du ihm zu jung bist“, Joey knabbert an seiner Salzstange und zuckt mit den Schultern. Etwas grübelnd sehe ich zu ihm herüber. „Meinst du?“, frage ich unsicher nach. Ich weiß ja wirklich nicht wie alt er ist, aber 22 Jahre gebe ich ihm bestimmt und ich…ja, ich bin erst 17…wäre ich ihm wirklich zu jung? Doch auf einmal reiße ich die Augen auf. Was wenn er doch viel älter ist als ich ihn einschätze? Himmel…was wenn er über 10 Jahre älter ist als ich…gott, was würde meine Mutter sagen?! Aber das könnte es wirklich sein, zumindest könnte ich dann sein Verhalten an diesem Tag etwas verstehen. Er sprach ja auch so von Beziehungen, so als hätte er wirklich viele Erfahrungen gesammelt. Im Gesamten erscheint er mir auch immer so erwachsen. „Keine Ahnung Yugi, frag ihn doch einfach mal nach dem Alter, das ist doch nichts Weltbewegendes oder?“, Joey steht mit einem Schlag auf und kommt auf mich zu. Dann nimmt er die Karte und schaut sie an. „Ich meine, wer hat denn in unserem Alter solche Karten?“ Ja, vielleicht hat er recht, doch eigentlich ist mir sein Alter doch so was von egal…mir zumindest...ich könnte meiner Mutter ja eine Lüge auftischen…aber was, wenn das rauskommen würde…oder…? „Na los, schreib ihm was…frag ihn doch ob er am Dienstag wieder kommt oder so…belangloser geht’s ja wohl nicht mehr!“, sagt Joey und legt die Karte wieder auf dem Tisch ab. Mit diesem Satz aber lächle ich, stimmt, das ist eigentlich was ganz Unpersönliches. Rasch zücke ich mein Handy, doch genau damit beginnt mein Herz zu rasen. ~Sehen wir uns am Dienstag? lg Yugi~ Als ich auf – absenden - drücke und bemerke, dass ich den Namen peinlicherweise in meinem Handy mit einem roten Herz beschenkt habe, wende ich mich mit roten Wangen von Joey ab. Das hat er doch sicher bemerkt. Doch mein Herz hört gar nicht mehr auf im wilden Tempo auf zu schlagen, mir scheint es so, als erwarte es endlich Antwort, doch es kommt so schnell wie ich es mir erhoffe keine. Selbst Joey hat sich bereits aus dem Staub gemacht, er kommt halt ungern unpünktlich zum Abendessen. Doch irgendwann, an diesem Abend spüre ich ein kleines Vibrieren in meiner Hosentasche. Nicht nur, dass sich diese Vibration immer irgendwie schön anfühlt, nein, in diesem Augenblick bringt genau das meinen Venen ins schwitzen und meiner Herz zum schlagen. Hastig nehme ich mein Handy aus der Tasche und öffne die Mitteilung, die, was ich mit einem strahlenden Lächeln feststelle, von Atemu ist. ~Nein~ Als ich das lese, schwingen meine Mundwinkel bestialisch nach unten. Nicht nur, dass er am Dienstag nicht kommt, sondern auch wie er es schreibt. Nur ein einziges Wort. Ich lese es so aggressiv…irgendwie sagt mir diesen nein, auch gleichzeitig, nein, lass mich in ruhe…ich will dich nicht. Schon fast unsicher bewegen sich meine Finger. ~Warum denn nicht?~ Diese SMS abgesendet, setze ich mich total enttäuscht vor den Fernseher in meinem Zimmer, dennoch halte ich irgendwie hoffnungsvoll mein Handy in meiner hand, bis es schließlich wieder vibriert. Nur diesmal habe ich etwas Angst, diese SMS von ihm zu öffnen. Doch ich tue es, zu neugierig, als das ich es nicht lesen will. ~Arbeit~ Und genau dieses Wort sticht so zu, es tut mir so weh…es wirkt so kalt und sagt mir einfach nur, das er mich am liebsten ganz schnell, loswerden will. Wahrscheinlich nerve ich ihn gerade auch und er verflucht sich selbst, wie er auf die blöde Idee kam, mir überhaupt seine Nummer zu geben. Total frustriert schmeiße ich mein Handy einfach in die nächste Ecke. Was soll ich denn dazu noch antworten? Deutlicher geht es ja wohl gar nicht mehr. Trostlos lege ich mich anschließend in mein Bett. Mir ist einfach nach weinen zu mute. Eben noch, macht man sich Hoffnungen ohne Ende, träumt vielleicht davon sich zu treffen und noch einmal solch einen schönen flirtenden Blick von ihm zu erhaschen, und nun…ein Nichts, ein kaltes Etwas, die pure Realität eben. Langsam schließen sich meine traurigen Augen, sie wollen nicht weinen, sie wollen einfach nur zur Ruhe kommen und mich in einen halbwegs guten Schlaf betten. Ich will einfach nicht mehr nachdenken und doch, schwirrt nur er mir im Kopf herum. Als Ich am Morgen erwache, fühle ich mich einfach nur ausgelaugt, müde und träge. Ich habe noch nicht mal Lust mich zu bewegen. „Mensch Yugi, so steh doch mal auf“, meine Mutter kommt in mein Zimmer, ich aber drehe ihr rasch den Rücken zu, und betrachte die Wand vor meiner Nase. „Yugi, du kommst bald zu spät, los steh auf“, meint sie und schmeißt mir auf einmal ein T-Shirt aufs Bett. Ich blinzle ein paar Mal…das ist doch das Shirt was ich Atemu geliehen habe. „Es wäre auch mal nett, wenn du deine Wäsche nicht überall im Haus liegen lässt und jetzt steh endlich auf!“ Mit diesem aufforderndem Satz verlässt sie auch schon wieder mein Zimmer, doch ich richte mich auf und nehme das Shirt in die hand. Es riecht so anders…ganz anders. Irgendwie nach ihm, aber zugleich auch einfach nur nach einem gut duftendem Weichspüler. Kurz rieche ich an meinem T-Shirt und erkläre mich in den weiteren Sekunden einfach für bescheuert - oder ganz realistisch gesehen, bis über beide Ohren verliebt. Tief atme ich ein und wieder aus, ehe das Shirt wieder auf dem Bett landet - und was habe ich jetzt davon…wohl das einzige was ich von ihm haben werde. Total frustriert stehe ich dann doch auf, doch das Shirt hat nun doch auf meiner Haut Platz gefunden. Ich fühle mich so wohl mit diesem Geruch. An dem darauffolgendem Tag kommt Atemu wirklich nicht in das kleine Cafe in welchem ich arbeite, ich kann nur trostlos darüber seufzen. Die darauffolgenden Tage denke ich nur darüber nach, ob ich ihm vielleicht doch noch was mailen sollte, aber auf der anderen Seite - was bringt es mir? Ich meine, wenn er ja irgendwie Interesse an mir hätte, dann würde er sich doch auch bei mir melden, oder…oder wartet er darauf das ich maile…oh gott…ich denke viel zu viel nach. Joey sagte ich soll’s lassen. Er ist auch der festen Überzeugung, dass Atemu nie wieder in mein Cafe kommen würde, nur um mir aus dem Weg zu gehen. Ob ich ihm wirklich zu jung bin? Mein Lappen welchen ich in der Hand halte, wird verdammt langsam über den Tisch gezogen. Irgendwie passt mein Arbeitstempo, welches Ryou gerade tierisch nervt, zu meiner Gemütslage. Traurig und träge. Immerhin ist es schon wieder Dienstag und er hat sich auch heute noch nicht blicken lassen. „Meine Herren, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Ich erstarre auf der Stelle, betrachte fast schon geschockt den Tisch vor meiner Nase und zugleich stellen sich wie bei einem elektrischen Impuls meine Nackenhaare auf. Mein Herzschlag scheint mich gerade erschlagen zu wollen. Hastig schlucke ich, und schiele scheu seitlich nach oben, da ich es nicht fassen kann - es war seine Stimme! Und ja, er ist es. Seine roten Augen mustern mich, und schwub hockt er sich auf den Stuhl. „Also wenn du weiterhin so schaust, laufen euch alle Gäste hier weg“, er schmunzelt kurz und legt einen Finger an seine Lippen. Ungläubig starre ich nun auf ihn herunter. „Was ist los Yugi?“ Mit großen Augen sehe ich ihn an - was los ist? Ich will was sagen, ihn vielleicht auch anschreien, ich weiß es noch nicht genau, doch nichts entringt meiner Kehle. Hatte ich ihn so falsch verstanden und überhaupt, es ist bald schon zwei Wochen her und gemailt hatte er mir auch nicht…was los ist? Ja das ist los. Ich hatte ihn überhaupt nicht erwartet, gar daran geglaubt, dass er überhaupt noch hier her kommt. „Yugi?“ Seine Stimme, so sanft - gott was habe ich das vermisst. Ein kleines scheues Lächeln huscht auf meine Lippen. „Ach…ich weiß nicht…es ist nicht mein Tag heute“, verlegen kratze ich mir an der Wange, und wie mir auffällt, habe ich dabei noch meinen Lappen in der Hand. In Windeseile schießt mir mein ganzes Blut in den Kopf. Er schmunzelt und doch schaut er mich skeptisch an. Oh Erdloch so erscheine doch! Warum passieren mir immer so peinliche Dinge…warum? Das habe ich nicht verdient. „Darfst du auf der Arbeit etwas mit mir trinken, wenn ja, würde ich dich gerne einladen“, seine Augen lächeln so lieb und genau dieser Satz macht mich innerlich total nervös - er will mich einladen! Himmel, ich sterbe gerade an einem Höhenflug von Schmetterlingen. Vor lauter Stromschlägen, welche auf meiner Haut niederschlagen, lächle ich einfach nur vor mich her, anstatt zu antworten. Doch auf einmal kommt Ryou auf mich zu, schiebt den Stuhl am Tisch vor und drückt mich genau in diesen hinein. „Atemu und genau damit tust du mir einen großen Gefallen“, sagt er, wenn auch etwas fratzig. Verlegen schiele ich zu meinen Schuhen. Ich habe heute alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Kurz um gesagt, ich bin keine Hilfe heute, sondern mache mehr Arbeit. „Also, was darf´s sein?“, meint Ryou und tippt dann mit einem Kuli auf seinem Block umher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)