The different faces von viky (yami x yugi) ================================================================================ Kapitel 3: Von Dates die keine sind, über Kakao Strategien ---------------------------------------------------------- hu hu und weiter gehts XD „Mama…Mama“, schreiend renne ich durchs Haus, wenn man sie mal braucht, ist sie nicht auffindbar. Treppe rauf, Treppe runter. „Mama!“, erneut rufe oder eher schreie ich hysterisch nach ihr. „Meine Güte, ich bin doch da…die Nachbarn haben dich bestimmt auch schon gehört“, sagt sie und trägt einen Wäschekorb in ihren Händen. Verlegen kratze ich mir die Wange. Ich bin so aufgeregt. „Sag…wie sehe ich aus?“, frage ich sie scheu. Seit Stunden schon versuche ich mich fertig zu machen, aber irgendwie, gefällt mir nichts. „Hast du ein Date?“, ihre Augen blitzen neugierig auf, und ihr süffisantes Grinsen lässt mich zu Boden schauen. „Na ja…nicht wirklich“, nuschle ich und beginne mit meinen Füßen auf dem Boden herum zu spielen. Ein Date wäre schön gewesen, aber das hier, das ist…na ja, ich weiß es auch nicht so genau. „Du siehst gut aus“, höre ich ihre sanfte Stimme. Lieb lächelnd sehe ich zu ihr hinauf, ehe ich dann doch auf die Uhr sehe und einen Schreck bekomme. „Ah…schon so spät ich muss…tschüss“, und somit laufe ich aus dem Haus. Mit schnellen Schritten eile ich über die Brücke Richtung Altstadt. Eigentlich ist es eine Stadt, doch diese ist wegen des Flusses getrennt von dem Rest. Der ganz kleine Teil meiner Stadt ist eben auf der rechten Seite des Flusses und dort stehen uralte Häuser wie auch Gebäude. Eben ein mini Touristenort, ich aber wohne eben auf der anderen Seite, hier, wo alles eher ziemlich neu ist. Doch seit dem Wochenende bereue ich es, dass ich nie hier her gehe, vielleicht hätte ich ihn dann schon früher getroffen - vielleicht…ach. Je näher ich dem Park komme, desto langsamer werden meine Schritte, aber mein Herz wird umso schneller. Fragen tummeln sich in meinem Kopf. Und meine Finger welche eben noch kalt waren, scheinen nun zu schwitzen. Auch das schöne Wetter an diesem kalten Tag prallt gerade an mir ab. Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Wird er sich freuen, was...oh verdammt…was? Abrupt bleibe ich auf der Stelle stehen, nachdem ich meinen Schwarm gesichtet habe. Er steht inmitten auf dieser grünen Wiese, unter seinen Füßen, ein Ball und um ihn herum Kinder. Verklemmt beiße ich mir auf die Lippen. Er wollte wissen ob ich mit Kindern zurecht komme - vielleicht wollte auch er mich einladen. Und was habe ich getan? Ich habe ihm so geantwortet, als wären mir Kinder egal, als hätte ich kein Interesse daran. Na ganz toll Yugi, das hast du mal wieder super hinbekommen. Im Grunde genommen habe ich nichts gegen Kinder, nur habe ich in meinem Leben eher kaum, oder besser nie was zu tun gehabt. Nun, und jetzt, einfach hingehen und hallo sagen? Ihm eine Story auftischen, das ich rein zufällig hier bin oder einfach – „Huhu, Lattenjunge!“ Ich zucke zusammen. Boah dieser Name gehört verboten. Mein Kopf gleitet nach links und schon erblicke ich Mana. Sie sitzt auf einer Bank, neben ihr ein Kinderwagen. Machen die hier montags einen auf Kindersitten? Aber über das junge schlafende Mädchen im Kinderwagen muss ich doch lächeln. Sie hängt da wie piek sieben, aber sie schläft…schaut zu putzig aus. Mana winkt mir bei, also gehe ich mit nervösen Schritten auf sie zu. Aus dem Augenwinkel kann ich ihn sehen. Er schaut mich an, nur seinen Blick, den kann ich gerade nicht erkennen. Mit laut schlagendem Herz bleibe ich vor Mana stehen. „Hallo“, begrüße ich sie, meine Stimme ist aber vor lauter Aufregung verdammt leise. „Schön das du hier bist…magst ´n Tee?“, sie hält auf einmal eine Thermoskanne hoch. „Ähm…ja…ja gerne“, meine ich wahrheitsgemäß und setze mich einfach mal so neben sie. „Hier bitte“, sie reicht mir eine dampfende Tasse, sie duftet nach Früchten. Doch als ich die Tasse betrachte, muss ich schmunzeln, weil auf der Tasse „Privatbecher von Atemu“ steht. „Bringt der mich jetzt nicht um?“, frage ich und deute auf die Tasse. „Ach quatsch…der hat viele von diesen Dingern, irgendwie scheinen die Leute immer zu denken, er bräuchte so was, also bekommt er sie geschenkt“, erzählt sie mir, dabei aber trägt sie ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Ihre blauen Augen glitzern einfach nur voller Freude. Lächelnd, und doch innerlich total nervös, trinke ich den ersten Schluck Tee. Er erwärmt meinen Körper von innen, tut einfach gut. Mein Blick aber gleitet zu Atemu. Er läuft gerade einem etwa 10 Jahre alten Kind hinterher, und tut so, als würde er es nicht bekommen. Er scheint einfach ein total gemütliches Wesen an sich zu haben, zumindest habe ich oft den Eindruck. Er wirkt so ausgelassen, als würde ihn nichts auf der Welt bekümmern…es ist so beneidenswert. „Na los Lattenjunge…wenn du ihn willst, dann würde ich jetzt nicht hier auf der Bank hocken“, sagt Mana und klopft mir auf den Rücken. Verschämt, und doch überrascht sehe ich sie an. Sie grinst bis über beide Ohren. Ein Grinsen, was so viel weiß, weiß warum ich hier bin, weiß, was ich von Atemu will. Bin ich so durchschaubar? Aber auf der anderen Seite, wenn sie mich so direkt auffordert, heißt es dann, dass er doch homosexuell ist? „Seit ihr wirklich Geschwister?“, frage ich stattdessen nach. Ihrer Aufforderung nachgehen...natürlich würde ich es tun, wenn ich es doch könnte. Ich presse meine Knie schon vor lauter Nervosität gegeneinander und auch diese wärmende Tasse wird von meinen beiden Hände umschlungen. „Nein…er ist mein Cousin“, sie winkt kurz mit der Hand ab, ehe sie doch wieder frech vor sich her lächelt. „Die Menschen hier in der Altstadt reden einfach nur zu viel, sie kennen einen kaum, aber meinen immer alles über einen zu wissen…vielleicht kennst du das ja“, sagt sie und hockt sich anschließend auf die Banklehne. Irgendwie meine ich, dass sie nicht lange ruhig sitzen kann. Sie ist so hibbelig. „Atemu, willst du nicht mal hallo sagen?“, ruft sie ihm auf einmal zu, ich aber kann nicht hinsehen. Mein Herz was eh schon wild vor sich her schlägt, scheint nun bald platzen zu wollen. Wieder ein kräftiger Schluck meinerseits. Ich halte diese Spannung kaum aus. Das Warten auf seine Stimme, auf seine Antwort auf Mana´s Frage. „Nein!“ Ich zucke zusammen. Ein Stich, schmerzvoller hätte es nicht sein können. Verbissen sehe ich in die Tasse und erkenne mein Gesicht, welches sich auf der Oberfläche des Tees widerspiegelt. Jetzt bloß nicht heulen Yugi…bloß nicht! „Aber…Atemu“, Mana scheint leicht entsetzt über Atemus Aussage. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sie schon aufsteht und auf ihn zugeht. Erneut schlucke ich hart und drücke somit meinen Kloß, in meinem Hals herunter - es tut so weh. Langsam sehe ich auf, mein trauriger Blick sucht ihn. Er steht einfach auf der Wiese, gegenüber von ihm Mana, welche mit ihm spricht. Ich sollte aufstehen, und gehen, einfach gehen. Deutlich hat er mir zu verstehen gegeben das ich unerwünscht bin - was tue ich überhaupt noch hier? Ich stelle die Tasse einfach auf der Bank ab, meine Hände scheinen auf einmal so kalt, somit vergrabe ich diese rasch in meiner Jackentasche. Meine weichen Knie spannen sich an, nur um den Versuch zu starten, aufzustehen. Mein Herz ist verletzt. Zum ersten mal so richtig. Und es tut weh diese Erfahrung zu machen, eine Erfahrung, die ich zwar schon erlebt hatte, und doch scheint es dieses mal von außen her, weniger verletzend zu sein, aber doch, tut es so viel mehr weh. Ich richte mich auf, es fällt mir schwer. Mir ist, als wäre mein ganzer Körper auf einmal aus Blei gegossen. Ein letztes mal blicke ich zu ihm, doch er schenkt mir nur einen kurzen, aber auch sehr gleichgültigen Blick. Rasch wende ich meinen Blick dem grünen Gras unter meinen Füßen zu. Warum schaut er mich so an? Was habe ich getan, habe ich das verdient? Hat er erkannt, dass ich Gefühle für ihn habe? Ist er deshalb so zu mir? Aber warum muss er dann so verletzend sein? Hätte er mich nicht auf eine nettere Art und Weise ablehnen können? Innerlich lache ich bitter auf, es hätte genauso weh getan. Mein erster Schritt fällt mir schwer zu gehen, zumal jemand nach mir ruft. Sie ruft nach mir - Mana - aber er nicht. „Lattenjunge…so warte doch…du willst doch nicht schon gehen!“ Ich antworte nicht, aber dennoch und dafür verfluche ich mich selbst, bleibe ich auf der Stelle stehen. Warum tue ich das? Habe ich diese Hoffnung in mir, dass es vielleicht doch nicht so ist? Kann man so verliebt sein und das Offensichtliche nicht mehr sehen? Ich beiße mir auf die Lippen - ich will es einfach nicht sehen! „Was soll der Blödsinn Ati? Ich hab dich noch nie so erlebt!“, höre ich Mana´s Stimme, und auf einmal sehe ich, wie Mana Atemu einfach mit sich zieht. „Jetzt lass mich doch“, mault er fratzig vor sich her. „Hey Lattenjunge, willst du nicht mit Atemu und den anderen Kindern etwas Fußball spielen?“, fragt Mana mich und zupft an meinem Ärmel. Ich stehe immer noch mit dem Rücken zu ihr gedreht. Mein Herz pocht, allein wegen dem Wissen, dass er gerade ganz nah hinter mir steht. „Was soll der Mist Mana? Wer keine Kinder mag, den musst du auch nicht zu so was zwingen“, sagt er total herablassend, wobei das das Wort „mag“, besonders betont. Ich beiße mir auf die Lippen, da ich es kapiert habe. „Oh...du magst keine Kinder“, höre ich Mana´s Stimme, sie scheint überrascht, aber auch gleichzeitig leicht enttäuscht zu sein. Warum habe ich nur auf seine Frage so dumm geantwortet - warum? Wenn ihm Kinder doch so wichtig sind…dann kläre das jetzt Yugi! „Also…nein…ihr habt...“, unsicher aber auch ängstlich, so klingt meine Stimme. Zaghaft wende ich mich zu den beiden um. Scheue und vor lauter Scham sehe ich auf, doch da mich diese roten Augen so kalt betrachten, sehe ich immer wieder zu meinen Füßen hinunter. Ein hin und her, ein preisgeben meiner eigenen Unsicherheit. „Das…ich hab doch nichts gegen Kinder…es ist nur...“, ich versuche mir Wörter zusammen zu legen, mich zu rechtfertigen, dieses blöde Missverständnis aus der Welt zu schaffen. „Du musst jetzt nicht lügen, nur um mich zu beeindrucken…ist schon ok…ist ja jedem das seine“, meint Atemu und zuckt leicht mit den Schultern, als wäre ihm gerade alles egal. Aber es hört sich auch so an, als wäre es ihm egal, was ich denke, oder gerade sagen will. Mit rasendem Herzen balle ich meine Fäuste, nehme all meinen Mut zusammen und sehe ihm direkt in die Augen. Noch einmal schlucke ich. „Du…du hast mich gänzlich falsch verstanden…es ist ein Missverständnis…ich habe wirklich nichts gegen Kinder. Es tut mir auch leid, wie ich mich an diesem Abend gegeben habe…es war nicht so mein…mein Augenblick“, meine ich und schaue ihm weiterhin in die Augen. Sein strenger Blick weicht. Mir ist es so, als würde er gerade versuchen in meinen Augen zu lesen, als würde er die Glaubwürdigkeit meiner Aussage austesten. Doch dann, und mir fällt dabei ein Stein vom Herzen, legt er den Kopf etwas schief und lächelt. Ich blicke einfach nur unsicher zurück - ob er mir glaubt? Doch sein Lächeln scheint urplötzlich so frech. „Beweis es mir!“, sagt er dann und schon bückt er sich und drückt mir den Fußball in die Hand, welchen ich verdattert ansehe. „Ich wollte gerade eh eine Pause einlegen“, Atemu setzt sich somit auf die Bank, nimmt sich die Tasse aus der ich eben getrunken habe und erwärmt seinen Körper mit dem süßen Tee. Ich kann ihn nur etwas überrumpelt ansehen - ich soll bitte was? „Thoschi…das ist Yugi…der spielt jetzt mal eine Runde mit euch“, ruft er einem der Kinder zu. „Ähm...“, mit großen Augen schaue ich auf die Kinder, welche gerade alle schreiend auf mich zugelaufen kommen. „Los wir schnappen uns den Ball“, schreit ein Junge dem anderen zu. Ah, deshalb laufen die so auf mich zu. Rasch lege ich den Ball auf den Boden und schieße ihn weg. Na ja, schießen sagt sich so leicht…gott ich bin zu unsportlich. Der Ball landet somit ganz woanders - gott wie peinlich, was wenn er das gesehen hat? Und dann geht mir eh nach drei Metern die Luft aus. Kondition habe ich nämlich überhaupt keine. Und mich noch mehr vor meinem Schwarm blamieren, als ich es eh schon immer getan habe, tue ich mir freiwillig nie wieder an. Mit einem leicht verzweifeltem Gesichtausdruck wende ich mich zu Atemu um. „Kannst du mir nicht einfach glauben…ich bin so unsportlich“, frage ich ihn, aber wirklich total verzweifelt. Er schaut mich kurz skeptisch an, ehe er loslacht. „Schon ok…ich glaub es dir ja. Der Schuss war im Übrigen toll“, schmunzelt er und hebt sarkastisch wie er anscheinend nun mal ist, noch den Daumen in die Luft. „Ha ha…jetzt hack nicht noch auf meinen Schwächen herum“, sage ich beleidigt, ziehe dabei sogar noch eine Schmolllippe. Irgendwie fühle ich mich gerade verarscht. „Tue ich doch gar nicht…magst ein Keks?“, meint er und bückt sich zum Kinderwagen, wo er eine Packung Butterkekse herausnimmt. „Ja...ja...also ja“, oh verdammt, noch peinlicher geht’s nicht, aber ich freue mich so, dass er mir überhaupt was anbietet. Dass er mit mir spricht, dass er…er trinkt aus meiner Tasse - obwohl es ja eigentlich seine ist. Mana geht auf einmal zu den anderen Kinder. Ich schaue auf den freigewordenen Platz neben Atemu - soll ich? Ich gehe einen Schritt vorwärts, und nehme mir zaghaft einen Keks aus der Schachtel, welche er mir hinhält, dabei hat er abermals ein Schmunzeln auf den Lippen. „Danke“, lächle ich nervös vor mich her. Wieder einen Schritt, ehe ich mich zaghaft neben ihn setze. Ich beiße ein kleines Stück ab und schiele zur Seite. Er schaut lächelnd auf Mana und die anderen Kinder, doch seine Tasse wird immer wieder in seinen Händen sinnlos hin und her gedreht. Es ist still zwischen uns, er schaut mich ja noch nicht mal an. Na komm schon Yugi, lenk die Aufmerksamkeit auf dich! Wie sagte Joey doch gleich? Rede einfach drauf los, damit du sicherer wirst, egal was ich sage. „Ähm“, ich räuspere mich kurz, da ich noch was im Mund habe. Rasch schlucke ich es hinunter. Ich hatte doch glatt das Kauen vergessen. „Spielt ihr immer mit den Kindern hier?“, frage ich schüchtern nach. „Ja, oft. Man kennt sich halt hier in der Altstadt…mittags ist hier eh immer alles voll mit Kindern“, meint er, doch ansehen tut er mich nicht. Viel mehr schaut er weiterhin aufs Spielfeld, und seine Tasse wird immer mehr in seinen Händen hin und her gedreht. „Hey Mana lauf noch ein paar Runden…du bist so fett“, ruft Atemu auf einmal seiner Cousine zu. Ein dreckiges Grinsen haftet an seinen Lippen. „Pf…ess du mal lieber was…du Stängel. Du kannst dich ja bald hinter einem Grashalm verstecken!“, pfeift sie zurück, und auch sie grinst wie Atemu. Ich schmunzle darüber, die zwei sind schon welche und doch passen sie irgendwie zusammen. „Ich hab ja nie was zum essen ihm Haus, weil meine fette Cousine meinen Kühlschrank immer leer räumt“, kontert er. Ich kichere auf. Irgendwie ist es zu amüsant, von diesem erwachsenem Mann solche Sprüche zu hören…aber der Sarkasmus scheint ihm im Blut zu liegen, wie mir scheint. Daran muss ich mich noch gewöhnen. „Bin ich wirklich so dünn?“, fragt er mich auf einmal, aber total ernst. Dabei schaut er kurz an sich herunter. Ich blinze ein paar mal. Meint der das jetzt ernst? „Ähm…ich weiß nicht“, sage ich, da er in meinen Augen zwar sehr zierlich wirkt, aber nicht dünn. Ich bin dünn…aber er doch nicht. „Na egal“, er winkt kurz mit der Hand ab und schaut wieder zu den Kindern. Wieder Stille, in der ich immer wieder zu ihm hin schiele. Ich betrachte sein Gesicht, seinen schwarzen Schal, welcher seinen Hals bedeckt, den Wollpullover, der eng an seiner Haut anliegt. Huch, er trägt ja heute sogar Schmuck. Einen Ring, silber mit einem kleinen goldenen Streifen, welcher an seinem kleinen Finger haftet. Ob er vielleicht doch jemanden hat? War der Ring ein Geschenk von seiner Freundin, vielleicht Freund? Arg…es ist zum Haare ausreißen. Warum bin ich nur so ängstlich? „Schö…schöner ring“, versuche ich es. Etwas irritiert schaut er mich an, dann aber beschaut er sich seine Hand. „Ach den…der ist schon alt. War ein Geschenk von einem uralten Freund“, er lacht kurz auf und schüttelt den Kopf. Kurz meine ich, er wäre mit seinen Gedanken ganz weit fort. „War ein witziger Kerl…wir haben kaum noch Kontakt…ab und an fehlt er mir…der Ring erinnert mich ganz einfach an ihn“, er lächelt mich kurz an, ehe er mit seinen schlanken Fingern den Ring befasst. Ich aber bin nur erleichtert. Keine Freundin, keinen Freund - mehr wollte ich gar nicht wissen. Oder doch…ach verdammt. Diese Ungewissheit bringt mich noch um. Wieder trinkt er einen Schluck, ehe die Tasse gänzlich leer ist. Doch dann schaut er etwas erschrocken. Ein Husten geht los. „Ach gott, entschuldige…das war ja deine Tasse“, meint er dann. Seine roten tiefen Augen, sehen mich zum ersten mal verschämt an. Ich könnte voller Schwärmerei für diesen mir total neuen Blick aufseufzen. Verlegen betrachtet er mich, ein Hauch von rosa färbt seine Wangen. „Tschuldige“, nuschelt er leise und stellt die Tasse wieder auf die Bank, und sein mir total gefallender Blick, weicht mir aus. Er schaut zu Boden. Ich aber kann nur lächeln, ein Höhenflug für diesen Blick, gekennzeichnet mit Millionen von Schmetterlingen, welche mir durch den Bauch flattern. Bevor ich aber voller Glücksgefühle aufquieke, atme ich tief durch. Herr gott Yugi, komm mal wieder runter, es war nur ein Blick…aber was für einer…hach. „Das macht doch nichts“, nuschle ich. Und ich meine das ernst. Soll er doch aus meiner Tasse trinken…er soll mich ja auch küssen! Er aber sagt nichts dazu…was sollte er auch sagen? Doch dann schaut er nach rechts, ein Lächeln beschmückt seine Lippen. „Na…dachte du kommst gar nicht mehr“, ruft er einer Frau zu, welche gerade auf uns zu kommt. Vor sich, schiebt sie einen Kinderwagen, wo in etwa ein 1-jähriges Kind sitzt. „Ja“, sie seufzt tief, leicht gestresst, als sie vor uns ankommt. „Ist das wirklich ok? Ich meine du hast doch selber genug zu tun.“, fragt sie Atemu auf einmal. Ich weiß gar nicht wo ich hinsehen soll, auf die junge Frau oder auf das Kind, was vom Aussehen her eindeutig ihres ist. „Ja sicher…eins mehr oder weniger macht bei der Bande hier eh nichts aus“, lächelt er und schon beugt er sich zu dem kleinen Jungen herunter. „Na du…lässt du heute mal die Mama ein paar Stunden alleine…und ich bring dir jede Menge Blödsinn bei!“, grinst Atemu den Kleinen an. Ich kann nur schmunzeln. Er ist so lieb…am liebsten würde ich jetzt mit diesem kleinen Kerl im Kinderwagen tauschen, nur um auch so einen liebvollen Blick von ihm zu erhaschen. „Tu das…ach gott ich muss los“, die Frau geht zu Atemu, drückt ihm einen Kuss auf die Wange und dem Kleinen auch. „Sei schön lieb…ok!“, sagt sie dem Kleinen noch. Atemu erhebt sich wieder. „Viel Spaß…gönn dir die Zeit“, meint er dann, seine Stimme klingt auf einmal so sanft, so unbekümmert - fern von Stress und anderen dingen. Die Frau lächelt und schon geht sie fort, dabei winkt sie ihrem Kleinen aber noch zu. Dieser jedoch zieht seine Mundwinkel nach unten. Kurze zeit später ertönt ein Wimmern, und ein geweintes Mama. Atemu aber scheint sich verdammt gut damit auszukennen, denn schon nimmt er den Kleinen aus dem Wagen, und lenkt ihn mit einem Butterkeks ab. Ein für mich, total niedliches Bild. Doch nach einiger Zeit hocke ich eher unschlüssig auf der Bank. Ich komme mir gerade total überflüssig vor, da Atemu sich ausschließlich um den Kleinen kümmert. Sicher, es ist schön es mit anzusehen, aber ehrlich gesagt, hätte ich mir heute mehr erhofft - etwas Zweisamkeit, wie gerade eben, auch wenn wir nicht viel miteinander gesprochen haben. Für mich war es doch schon verdammt schön, dass ich überhaupt ein paar Sätze mit ihm austauschen konnte. „Oh Kiara…jetzt wirst du wach, gerade dann wenn ich schon jemandem auf dem Arm habe“, seufzt Atemu auf, und schaut zu dem kleinen Mädchen im anderen Kinderwagen. „Das ist so typisch“, fügt er noch hinzu. Ich aber schaue mir das kleine Ding an. Sie ist genauso dick wie der kleine junge Mann auf Atemus Arm eingepackt, man sieht eigentlich nur ihr Gesicht. Doch ihre eisblauen Augen stechen total hervor, sie ähneln Mana´s Augen und doch sind sie eisiger, blauer. Ein Gähnen folgt von der Kleinen und dann, wie auf Knopfdruck schreit sie los. „Ach…ähm...Yugi…könntest du mal?“, fragt mich Atemu und hält mir den kleinen Kerl vor die Nase. „Ähm...ja“, meine ich, innerlich aber weiß ich gerade noch nicht einmal wie ich den Kleinen halten soll. Ich versuche es einfach, es klappt auch, und dennoch fühle ich mich gerade total überfordert damit. „Gib Kai einfach einen Keks…damit ist er immer froh“, sagt Atemu dann, seine Stimme so sanft. Ich nicke und tue es einfach. Also heißt der hier Kai…gott, so viele Kinder auf einen Haufen. Das bekomme ich im Leben nicht gebacken. Atemu bückt sich zum Kinderwagen und nimmt zuerst eine Flasche Milch und anschließend das kleine Mädchen heraus. Anschließend setzt er sich wieder auf die Bank und gibt ihr die Flasche, womit die Kleine auch wieder ruhig ist. „Na geht’s?“, fragt mich Atemu auf einmal. Ich sehe ihm in seine in diesem Moment, mehr als warmen Augen. „Ich denke schon…er ist schwer“, meine ich wahrheitsgemäß. Boah mir fällt gleich wirklich der Arm ab, zumindest habe ich das Gefühl. „Setzt ihn ruhig auf den Boden…wenn’s dir zu schwer wird“, lächelt er mich an. Ich nicke nur und tue das auch. Wie kann so ein kleines Kind nur so schwer sein? Seufzend setze ich mich wieder zu Atemu, der Kleine aber steht auf und geht mit langsamen wackligen Schritten von uns fort. „Ähm…darf der das...also...?!“ Ein herzhaftes Lachen unterbricht mich. Verschämt sehe ich zu Atemu auf. Muss er so lachen? Ich habe doch keine Ahnung von Kindern. „Ja darf er…du kennst dich nicht sonderlich mit Kindern aus oder?“, lieb lächelnd und so verdammt ehrlich schaut er mich an. Verlegen kratze ich mir die Wange. Wie recht er doch hat. „Nicht wirklich“, nuschle ich und strecke nervös wie ich nun mal bin, meine Beine in die Luft, nur um meine Fußspitzen aneinander zu stupsen. Atemu widmet seinen Blick wieder dem Mädchen auf seinen Armen. Es ist doch eins…zumindest sagt mir die rosa farbene Jacke das. Und nun? Ach gott, ich habe mir hier einen beschissenen Tag ausgesucht, um ihn besser kennen zu lernen. Stille bricht über uns hinein. Ich weiß nichts zu sagen, Fragen habe ich tausende, und doch traue ich mich nicht. Er hält mich doch dann für total aufdringlich. Warum hat Mana mich genau heute hier her eingeladen? Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir alleine gewesen wären. Leicht enttäuscht seufzte ich tief auf und betrachte meinen abgebissenen Keks in meinen Händen. Erneut sehe ich scheu zu ihm hinüber, doch er scheint viel mehr mit diesem kleinen Wesen beschäftigt zu sein. Beachtet er mich mit Absicht nicht? Wieder seufze ich tief auf und betrachte erneut meine Schuhe. „Yugi ich sag es ja nur ungern, aber Kai läuft gerade auf die Straße!“ Erschocken springe ich auf und schaue nach dem kleinen Kerl, doch dann lacht Atemu herzlich auf. Böse sehe ich ihn an. „Das ist nicht witzig“, meine ich trotzig. Warum muss der mich so verarschen? Etwas erleichtert schaue ich dann aber doch zu Kai, welcher mit einer Kastanie beschäftigt ist. Etwas verärgert darüber, dass er mich schon wieder veräppelt hat, setze ich mich auf die Bank. Er aber schmunzelt nur, legt nun die leere Flasche unter den Kinderwagen und packt die Kleine wieder in den Kinderwagen. „Hey Mana…ich glaub wir sollten heim, dahinten wird’s ziemlich schwarz…ich habe keine Lust nass zu werden“, ruft er seiner Cousine zu, welche somit auch gleich angelaufen kommt und dabei den kleinen Kai mitschleppt. Unschlüssig hocke ich auf der Bank, schaue den beiden zu, wie sie alles zusammenpacken und bete innerlich, das ich vielleicht mit darf...oder sonst was…oder…ach...nur irgendwas, was mit ihm zu tun hat. Jetzt wo er gehen will, ist es mir sogar egal, ob wir alleine wären oder nicht. „Also Yugi“, mit einem Lächeln dreht er sich zu mir um. „War schön dich auch mal außerhalb des Cafes zu sehen“, meint er und hält mir kurz die Hand hin. „Ja…fand ich auch“, rasch stehe ich auf und gebe ihm meine Hand. Er drückt sie kurz, lächelt mich dabei sanft an, was mein Herz zum aufschlagen bringt. Doch das, was mein Bauch in einen Höhenflug versetzt ist, das er meine Hand nicht los läst. Er hält sie einfach fest, sein Blick wird wärmer, intensiver und noch liebevoller als ich es von ihm gewohnt bin. Gar meine Hand beginnt vor Freude der Berührung seiner weichen Haut an meiner aufzuprickeln. Dann eine zweite Hand, welche sich um meine schließt, noch ein kleiner druck, dann verlässt er meine Hand. Ich lächle einfach nur glücklich und ich weiß auch, das meine Wangen bereits rot sind, so warm wie sie sich anfühlen, doch dieses mal stört es mich nicht. „Dann bis Dienstag“, sagt er und wendet sich von mir ab. Er greift den Kinderwagen und geht los. „Tschüss Lattenjunge“, Mana stupst mich von der Seite an. „Ich hoffe du hast die Zeit genutzt, er hat so wenig davon“, flüstert sie mir zu, doch dann kichert sie und schiebt den anderen Kinderwagen mit sich mit. Die Zeit genutzt? Meine Augen werden groß. Ich sehe den beiden nach, wie sie sich von mir entfernen. Ich habe die Zeit nicht mal im Geringsten genutzt. Nichts habe ich getan. Total frustriert darüber setze ich mich wieder auf die Bank. Ich höre Atemus Stimme, wie er den anderen Kindern zu ruft, sich verabschiedet. Ein letztes mal blicke ich ihm hinterher - enttäuscht, doch nur von mir selbst. Doch dann schaut er zu mir. Er lächelt leicht. Ich lächle einfach zurück. Es steckt an, dieses warme Lächeln, und es macht mich glücklich. Doch als er sich wieder von mir abwendet, seufze ich tief auf. Ich bin so ein Idiot, so ein Trottel. Aber sagte er nicht - bis Dienstag? Ach gott stimmt ja, die Ferien sind bald wieder um. Und er…er will wirklich wieder, ganz freiwillig zu mir ins Cafe kommen? Vielleicht könnte ich ja…also...ich könnte mich ja dann mal zu ihm setzen. Ryou macht das doch auch oft, wenn mal Freunde von ihm da sind…und dann wären wir endlich mal ganz alleine und…und. Warum ist nicht jetzt schon Dienstag?! Gott, das dauert ja noch 8 Tage. Ich sterbe…oh ich sterbe. Doch mein Herz rast lebendig vor mich her. Es lebt, freut und ergötzt sich an jeder mir neu gewonnenen Information, auch wenn es wirklich wenige sind. So ist es nun mal, wenn man sich Hals über Kopf verliebt. Mit einem Ruck springe ich von der Bank, in meiner Hand einen abgebissenen Keks, welchen er mir gegeben hat. Ich lächle ihn an. Einfach so, weil es mir gut geht. ** „und erzähl… wie war es… du scheinst so“, Joey scheint nach einem Wort zu suchen. Wir sitzen in meinem Zimmer und spielen wie so oft Play Station. „… glücklich“, beendet er seinen Satz. „mh“, meine ich nur und schon vernichte ich Joey mit meiner Figur. „och man, lass mich doch auch mal gewinnen“, seufzte er schwer und lehnt sich zurück ins Sofa. „ne… ich siege“, grinse ich. „in der liebe auch?“, auf einmal stechen mich zwei braune Augen an. Ich habe ihm nicht wirklich etwas über das treffen mit Atemu erzählt. Ich weiß selbst nicht warum, vielleicht einfach nur, weil ich schon weiß, das er mich anmault weil ich abermals so wenig gefragt, oder eher gesprochen habe. „… er scheint Kinder sehr gerne zu haben“, meine ich dann, da ich mich die ganze Zeit schon frage, woher das überhaupt rührt. „Kinder… ich mag die auch… wenn meine Tante kommt und ihre Zwillinge mitbringt, kann ich denen den ganzen Tag nur Blödsinn bei bringen und Unfug machen“, lacht er. Ich aber schmeiße ihm das Kopfkissen über. Das kann ich mir lebhaft vorstellen, Joey unter Kinder… der Erwachsene der gerne selbst zum Kind wird. Doch bei Atemu scheint es anders… ach, so viele fragen. „Na ja…war ein bisschen blöd…es waren viel zu viele Kinder um uns rum…ich konnte nicht wirklich mit ihm sprechen, aber er sagte, das er am Dienstag ins Cafe kommt“, nun lächle ich Joey wieder an. Doch er schmunzelt. „Und dann…setzt du dich zu ihm und flirtest ihn an“, sagt er, aber mit einem leichtem sarkastischen Unterton. „Genau das tute ich!“ „Ja, ja…Yugi“, er wirft das Kissen wieder zurück, was ich rasch auffange. Er hat ja recht…sicher würde ich es gerne tun…aber kann ich das...einfach so? Ahhh, ich verfluche mich für meine Unsicherheit, meine Angst. Ich drücke das Kissen tief in mein Gesicht, weil ich mich über mich selbst ärgere - es könnte so einfach sein. „Mhm…und was, wenn du ihm…“, Joey kichert kurz auf, und schon sehe ich ihn fragend an, das Kopfkissen findet rasch neben mir Platz. „Ich meine, du bist doch eh immer so schusselig…“ „Ach was“, maule ich ihn an. „Na im ernst…nutz das doch aus…schütte ihm aus versehen einen Kaffee über und leih ihm deine Jacke, ich meine…er wird sie zurückbringen…oder du holst sie bei ihm ab.“ Ein überdimensional großes Grinsen legt sich auf die Lippen Joeys. Ich schaue ihn etwas ratlos an…nee…geht’s noch? So was mache ich nicht. Ich schüttle den Kopf. „Ich muss es so schaffen…ich muss einfach mal mehr aus mir rauskommen Joey“, seufze ich tief auf. Joey lächelt mich an und nickt. ** „Yugi Muto, wenn du noch einmal zur Eingangstür schaust…dann!“, Ryou schaut mich wütend an, er hebt leicht die Hand und ballt eine Faust. „Argh…wir haben erst 15 Uhr…er wird schon noch kommen“, faucht er leise vor sich her. „Tschuldige“, nuschle ich und schaue zu Boden. Es ist jetzt schon das sechste mal das ich gegen Ryou gerannt bin, weil ich nicht nach vorn, sondern zur Eingangstür gesehen habe. Ich bin wirklich schusselig, wenn ich an ihn denke. Mir scheint es oft so, als würde er sich in meiner Gedankenwelt breit machen, und alles andere in meinem Kopf heraus werfen. „Schon gut Yugi…ich war auch mal so verliebt wie du“, seufzt er tief auf, somit schaue ich auch wieder nach oben. „Wirklich?“, frage ich neugierig nach, was mir im nächsten Moment wieder zu aufdringlich wirkt. Ich weiß so wenig über Ryou, nur dies und das, eher unwichtige Dinge. „Natürlich war ich das Yugi…was dachtest du denn?“, er schaut mich für einen Moment lächelnd, aber zu gleich skeptisch an. „War aber eher eine einseitige Liebe“, wieder ein Seufzen, ehe er die Schultern hängen lässt. „Gott…ich war so dumm, so gutgläubig naiv…ich bin dieser Frau hinterher gelaufen, hätte alles für sie getan, wirklich“, kurz rollt er die Augen und legt sein Tablett auf der kleinen dafür vorgesehenen Ablage ab. „Ich glaub sie hatte meine Verliebtheit erkannt…und das hat sie gnadenlos ausgenutzt…na ja...“, kurz kratzt er sich am Hinterkopf. „Ich war nie mit ihr zusammen. Mir ist das alles erst klar geworden, als die Dame mit einem anderen Kerl aufgetaucht war“ matt lächelt er und zuckt mit den Schultern. Irgendwie macht er auf mich einen sehr niedergeschlagenen Eindruck. Etwas was ich eher selten bei ihm sehe. „Oh, das tut mir leid für dich Ryou“, ist das einzige was ich dazu sagen kann. Ich möchte ihm mein Mitgefühl zeigen, nur glaube ich, das ich einfach nicht dafür geschaffen bin die richtigen Worte dafür zu finden. „Schon ok…na wer weiß…vielleicht kommt ja hier auch mal eine nette Frau herein, dir mir genau so den Kopf verdreht wie der Kerl da…“, grinst er mich an und nickt kurz in eine Richtung. „…dir!“ Meine Augen werden groß, meine Lippen werden beschmückt von einem Lächeln. In Bruchteilen von Sekunden schlägt mein Herz doppelt so schnell. Langsam drehe ich mich um und sehe ihn. „Und somit darf ich wieder ganz alleine arbeiten“, höre ich Ryou noch seufzen, doch es zieht beinahe gänzlich an mir vorbei. Atemu sitzt bereits am Tisch, seine Seitentasche hat wie immer neben ihm Platz gefunden. Seine Jacke, welche leicht durchnässt ist hängt über dem Stuhl. Zurzeit ist es einfach nur scheußlich draußen - das typische Herbstwetter. Einfach die Zeit, die man lieber im Haus verbringt, mit warmen Getränken, eingekuschelt auf dem Sofa - am liebsten mit ihm. Tief atme ich durch, denn um meinen Gedanken – kuscheln mit ihm auf dem Sofa – umsetzen zu können, muss ich ihm erst mal näher kommen. Er muss doch homosexuell sein, sonst hätte Mana niemals solche Andeutungen gemacht, dass heißt doch für mich, das ich Chancen habe…wenn auch minimal, wie ich meine. Langsam gehe ich auf ihn zu, er schaut in die Karte…aber eigentlich kennt er sie doch in und auswendig…oder nicht? Sein schwarzer Rolli betont seinen Körper, klar kann ich seine Konturen erkennen. Seine Lederhose ist benetzt von kleinen Regentropfen. Aber auch sein Haar, scheint leicht nass geworden zu sein. Vor seinem Tisch bleibe ich stehen - mein Herz steht kurz vor einem Infarkt, und irgendwie ist mir auf einmal so heiß. Ich spüre sie, diese Hitze in meinem Nacken, gar an meinem Rücken und dabei war mir eben noch furchtbar kalt. Ich hatte sogar gemault, dass der Chef mal die Heizung anmachen könnte. Tief atme ich ein, kralle das Tablett fest gegen mich, gegen meine Brust. „Hallo Atemu“, sage ich und gott, ich bin so stolz und zugleich so glücklich, das ich es geschafft habe ihm einfach mal hallo zu sagen. Er legt die Karte fort, anschließend legt er seinen Kopf auf seine vor sich zusammen gestellten Hände. Seine Blick, warm und zugleich doch so müde. Manchmal frage ich mich, ob er zu wenig schläft. „Hallo…“, er lächelt kurz, dann aber legt er seine Hände auf den Tisch und beginnt mit seinen Fingern an der Karte herum zufummeln. „Ich würde mich über einen heißen Kakao freuen...mit viel Sahne.“ Überrascht sehe ich ihn an. Kakao...er…der immer Kaffee trinkt? „Ist das so außergewöhnlich für dich?“, fragt er mich und lacht kurz dabei auf. „Ähm...also nein...also Kakao mit Sahne“, nuschle ich peinlich berührt vor mich her, weil ich ihn eine ganze weile einfach so überrascht angesehen habe. Er schmunzelt kurz, ehe er sich zu seiner Tasche bückt und eine - ich ziehe meine Mundwinkel minimal nach unten - Zeitschrift heraus nimmt, welche rasch vor seiner Nase Platz findet. Enttäuscht wende ich mich von ihm ab. Aus den Augenwinkeln kann ich sogar noch erkennen, wie er beginnt darin herum zu blättern. Und ich dachte, er würde sich mit mir unterhalten…stattdessen unterhält er sich selbst, mit dieser Zeitschrift. Na ganz toll…super. Etwas mürrisch darüber knalle ich mehr oder weniger die Milch in die Mikrowelle. Yugi Muto… jetzt mal ehrlich…wenn er Interesse hätte, dann würde er sich doch mit dir unterhalten...argh…nein…ich will mich nicht hören...die Wahrheit nicht sehen…es gibt bestimmt andere Gründe…ja ganz bestimmt. Er ist bestimmt genauso scheu und schüchtern wie ich. Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass ich ihn mal so richtig anspreche…ja genau. Ok Yugi…du sprichst ihn jetzt an…du wirst ihn jetzt zutexten...ja das wirst du. Mit dem Kakao in petto gehe ich auf ihn zu, doch je näher ich ihm komme, desto mehr schwindet mein Mut. Meine Knie werden weicher und weicher. Mein Puls steigt. Einen Meter vor ihm merke ich oder eher weiß ich, dass ich es nicht kann, es nicht tun werde. Ich fühle es…ich bin so…ich war schon immer so. Ich kann meine Angst und meine Schüchternheit einfach nicht ablegen. Ich sehe zu ihm, sehe wie er in die Zeitschrift starrt, dann sehe ich auf mein Tablett wo sein Kakao drauf steht. Ich schlucke hart, beiße mir auf die Lippen. Soll ich? Meine Hände beginnen zu zittern, fest umgreife ich das Tablett. Ich tue es…ja verdammt ich tue es. Kurz vor ihm, knicke ich einfach mal so zusammen, und ich bekomme dafür einen Oskar, dessen bin ich mir sicher. „Aaaah...verdammt…heiß“ höre ich Atemus Stimme, sie klingt schmerzverzerrt und im gleichen Augenblick höre ich auch das Zerscheppern von Porzellan auf dem Boden. Meine zusammengekniffenen Augen öffnen sich und sehen zu ihm auf. Mein Herzschlag verdoppelt sich binnen weniger Sekunden, aber aus Angst. Er ist vom Stuhl aufgesprungen, und hibbelt gerade vor mir herum. Ups…das der Kakao heiß war...hatte ich total vergessen. Kurz beiße ich mir auf die Lippen, ehe ich rasch aufstehe. „Oh das tut mir soooo leid…wirklich“, sage ich reuevoll und es tut mir leid. Es tut mir so verdammt leid, dass ich vergaß, dass der Kakao heiß ist. Her gott…warum habe ich das vergessen…was wenn er sich jetzt verbrannt hat…was... Er atmet tief durch, verschämt betrachte ich ihn, dann aber auch seinen schwarzen Rolli, welcher mit Sahne versaut ist. Aber auch die Milch ist so verdammt gut auf dem schwarz zu erkennen, sogar auf seiner Lederhose. „Schon ok…es war ja keine Absicht“, sagt er , seine Stimme klingt leicht genervt, dazu legt er noch Daumen und Zeigefinger kurz auf sein Nasebein. Bedrückt sehe ich ihn an…ich glaube das war keine so gute Idee…ich denke, ich hätte es einfach sein lassen sollen. „Ich ähm…ich bringe dir ein Tuch“, nuschle ich vor mich her, damit aber gehe ich auch rasch von ihm fort. Gott, was er jetzt von mir denkt, will ich auch nicht wissen. Seufzend betrete ich die kleine Umkleide. Soll ich es nach diesem Desaster wirklich noch wagen? Aber auf der anderen Seite…ich kann ihn ja jetzt schlecht mit einem durchnässten Rolli durch die Stadt laufen lassen. Darunter trägt er ja eh nichts…denke ich…man würde es doch sehen. Ach verdammt…warum lasse ich mir auch so Flausen in den Kopf von Joey setzten? Das Shirt unter meinem Pulli ausgezogen, gehe ich wieder zur Theke, wo bereits ein Ryou vor mir steht. In der Hand, die Scherben von der Kakaotasse, welche er anscheinend schon beseitigt hat. „Kein Kommentar“, sagt er nur und schüttet die Scherben in den Mülleimer. Ich bin ehrlich gesagt froh darüber, dass er nichts sagt. Ich hätte jetzt eh nichts hören wollen. Seufzend sehe ich mir mein Shirt an. Na ganz toll...ob ihm das überhaupt passen wird, zumal ich es eh schon getragen habe…na gott sei dank riecht es noch gut. Ich nehme mir noch ein Tuch, ehe ich langsam wieder auf ihn zu schreite. Er sitzt da, und versucht im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Serviette die Sahne von seinem Shirt zu kratzen. „Ähm…Atemu“, lenke ich die Aufmerksamkeit auf mich. Meine Wangen sind so heiß wie Feuer, ich bin ganz bestimmt total rot im Gesicht. Er schaut mich an, matt lächelnd wie ich meine. „Hier...also…das...das ist ein Shirt von mir…ich hatte es zwar schon getragen...aber...aber es ist doch besser als...na ja...als so rum zulaufen!“, stottere ich meinen Satz zusammen. Er schaut mich kurz skeptisch an, doch dann atmet er tief durch die Nase. „Danke“, sagt er leise und greift nach dem weißen Shirt. „Tut mir wirklich leid“, meine ich nochmals, diesmal aber eher verzweifelt, ich habe irgendwie Angst, dass er mich deswegen hassen könnte. „Schon ok“, meint er, und doch schwingt so ein kleiner Seufzer mit. Ich habe einfach das Gefühl, das ich ihn gerade einfach nur nerve, dass er wegen mir gestresst ist, aber vielleicht war er das auch schon vorher. „Gut…ich will dann nicht länger stören…du weißt wo die Toiletten sind?“, will ich mich noch in diesem Augenblick von ihm verabschieden, meine Stimme aber ist so verunsichert wie noch nie. Er nickt, steht auf, und verschwindet mit meinem Shirt zur Toilette. Ich nutze die Zeit und mache seinen Tisch sauber. Ryou bringt mir auch einen neuen Kakao. Sagen aber tut er nichts, wofür ich ihm mehr als dankbar bin. Atemus Zeitschrift hat aber auch was abbekommen. Neugierig wie ich nun mal bin, schaue ich hinein. Es ist eine Seite, mit dem Aufdruck von Sternzeichen, diese Seite zeigt das Zeichen Steinbock an. Ob er Steinbock ist…interessiert er sich für Horoskope? Es könnte möglich sein, warum sollte er sonst diese Seite lesen? Kurz schaue ich auf den Namen der Zeitschrift, doch es ist nichts Jugendliches…meine Mutter liest doch den selben Mist. Verdammt, wie alt ist er denn nun? Mit weiteren Fragen, haue ich dann doch von diesem Tisch ab. Als er von der Toilette kommt, muss ich schlucken. Mein Shirt passt ihm zwar…zumindest könnte man es meinen. Bei mir hing es locker luftig herunter, aber bei ihm, liegt es mehr oder weniger eng an. Doch weiß steht diesem Mann so verdammt gut, es betont einfach seine braune Haut. Aus welchen Land er eigentlich kommt? Ich hatte ja schon auf etwas südländisches getippt, aber wissen tue ich es nicht. Argh…immer diese Fragen…ich drehe bald noch durch. Im Weiteren Lauf seines Daseins, ruft er nicht nach mir, sondern studiert ausgiebig diese blöde Zeitschrift. Er macht sogar Kreuzworträtsel. Doch dann die altbekannten Worte. „Darf ich zahlen?“ Unsicher trete ich zu ihm, mein Lächeln ist auch unsicher, doch mein Herzschlag hämmert regelrecht gegen mein Brustkorb. „Ich…das geht auf mich…wegen dem Rolli“, sage ich ihm, meine Hände verstecke ich hinter meinem Rücken, um sie gegen einander zu pressen. „Ach…ist schon ok…ich hab doch ein Shirt bekommen“, er schmunzelt leicht, und auf einmal scheint er mir nicht mehr so genervt, vielleicht auch gestresst, wie vor zwei Stunden. Doch als er seinen Geldbeutel auspacken will, schüttle ich mit dem Kopf. „Nein, nein…es geht auf mich…als Entschuldigung…sonst fühle ich mich nicht wohl“, lächle ich ihn an. „Wie du willst…darf ich dein Shirt behalten oder soll ich es dir wieder bringen…dann muss ich aber wissen wohin“, sagt er, und wieder einmal trägt er so ein Schmunzeln auf den Lippen. Mit rasendem Herzen, der Erkenntnis, das Joeys ach so doofe Idee doch gar nicht mal so dumm war, antworte ich, dieses mal liebend gerne. „Ja...eigentlich hätte ich es schon gerne wieder.“ „Schade...es steht mir so gut“, unterbricht er mich mit einem Grinsen. „Ne...wo wohnst du...ich muss die Woche eh noch einkaufen, dann kann ich es dir wiederbringen“, unterbricht er seinen kleinen eigenen Witz. Dieses mal bin ich es der schmunzeln muss. „Ich wohne in der Nähe der City Bank...weißt du wo das ist?“ Er nickt kurz. „Genau in dieser Straße…Hausnummer 15…ich bin aber immer erst gegen 14 Uhr zu Hause...außer Dienstags...da bin ich hier“, lächle ich, doch innerlich sterbe ich gerade vor lauter Vorfreude, dass er zu mir kommt…zu mir. Hach...was bin ich doch für ein Glückspilz. „Ich werde es schon noch schaffen ein Shirt abzugeben“, sagt er, aber mehr sarkastisch. Anschließend steht er auf und zieht sich seine Jacke über. „So…dann bis die Tage...und wehe dir…ich werde mit einem heißen Kakao begrüßt“, meint er dann, in seiner Stimme schwingt Tadel, aber auch Amüsiertheit mit. Verschämt sehe ich ihn an. Er aber lacht und zwinkert mir kurz zu, ehe er auch schon abhaut. Ich aber sehe ihm fragend hinterher…warum das Zwinkern? Ach ist doch egal...er kommt zu mir...zu mir...gott, ich werde nie wieder schlafen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)