Liebe hinter Gittern von Blue_XD (RPG) ================================================================================ Kapitel 24: Finale? Part I -------------------------- WICHTIG! Da sich einige beschwert haben, was Aoi im letzten Kapitel geleistet hat, hier ein kleiner Beitrag, damit ihr ihn vielleicht besser versteht: "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine Vergewaltigung zur Folge haben kann, dass die Betroffene oder der Betroffende den Drang verspürt, mehr Sex zu haben." Und von Aois sonstigen Zustand muss ich hoffentlich nichts erwähnen. Und für dieses Kapitel gilt: Ich habe kein Praktikum bei der Polizei gemacht und keinen Kurs der Spurensuche belegt. Herangehensweisen der Polizei oder Spurensuche sind mir nicht bekannt und hier frei erfunden. ~+~ Irgendwann, es fühlte sich an, als hätte Sakito Stunden zusammengesunken auf dem kalten und harten Boden des Krankenzimmers gesessen, richtete sich der angeschlagene Mann, der immer noch der Anwalt seiner zwei schwersten und kompliziertesten Klienten, die er je hätte bekommen können, auf und ächzte auf, als er beinahe eingeknickt wäre. Schmerzhaft verzog sich sein Gesicht, als er den ersten Schritt wagen wollte, doch seine Beine waren tatsächlich eingeschlafen und sein Hintern tat ihm vom vielen Sitzen weh. In Gedanken versunken klopfte er sich auf den Hintern, um wieder ein Gefühl hinein zu bekommen und ging dann wieder einige Schritte. Bei jedem Schritt durchzuckte ihn ein kurzer Schmerz, doch da er, wie der Chefarzt schon meinte, eine Mission hatte, mühte er sich vorwärts. An der Tür schließlich angelangt griff er nach der Klinke der Tür und öffnete sie, bevor er einen Blick hinaus auf den Flur warf. Er war leer. So leer wie sein Kopf es noch momentan war und sein Herz, dem ein Schleier von Trauer übergeworfen worden war. Nach kurzem Grübeln und düsteren Gedanken vertreibend, entschloss er sich vorerst dazu, sein Zimmer aufzusuchen, um sich seine Wertgegenstände daraus zu beschaffen, bevor er von hier verschwinden würde. Alle Vorsicht über Bord geworfen. Es gab wichtigeres als einen angeschlagenen Anwalt, auch wenn es galt, einen seiner Klienten aus den Händen eines psychopathischen Entführers und seinen Killern zu befreien. Zur Not hatte er noch Takeda, der ihn mit seinen Leuten von der Polizei unterstützen könnte. Takeda. Vielleicht wäre es schlau, ihm einen kurzen Besuch zu bestatten? Schließlich hatte er seit der Entführung, seinen Kummer wegen Uruha und seiner Verletzung ziemlich viel verpasst. Jedenfalls hatte er das Gefühl, das kaum Zeit vergangen war, seit er Aoi hier raus geholfen hatte. Aoi... Ob es ihm gut ging? Was er gerade wohl machte? Sakito seufzte schwer auf, während er seine Schläfe auf der Seite seines gesunden Armes massierte. Er wusste gar nichts. Und die Zeit, die es brauchen würde, um all das, was er noch immer nicht wusste, aufzuholen, könnte Tote bedeuten. Doch Uruha glaubte an ihm, also musste er versuchen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um genau das zu verhindern. Sicher war, das nicht mehr viel Zeit blieb. Da Sakito seine Beine wieder spüren konnte, ging er schneller und erreichte auch nach kurzer Zeit schon seit ehemaliges Zimmer. Schnell war er drin und suchte seine Sachen zusammen, wobei er versuchen musste, alles nur mit einer Hand zu tun, da sein verletzter Oberarm noch immer arg schmerzte. Doch für Sakito hieß es Zähne zusammenbeißen, denn der Schmerz, den er empfand, hatten Aoi und Reita tausendfach erleben müssen und dennoch lebten sie. Bei den Gedanken an diese zwei wohl stärksten und tapfersten Menschen, die er jemals kennen lernen durfte, verzog sich sein Mund zu einem traurigen Lächeln. Aoi war zwar schon lange nicht mehr jemand, den man als völlig gesund einstufen könnte, aber dennoch war er ein Mann, den man aufgrund seiner Leiden ehren musste, wenn man die Selbstmordversuche gekonnt missachten mochte. Was Liebe alles schaffen konnte, beeindruckte Sakito immer wieder, doch was diese Liebe schaffte, ließ ihn nur ungläubig wieder den Kopf schütteln und tausendfach an Gott und andere Götter danken, an denen er sonst nie geglaubt hatte. Hoffentlich wurde er jetzt nicht Christlich oder irgendetwas anderes von all dem... Sakito schnaubte und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn er diesen... diesen... nein, dieses Schwein!... endlich hatte, dann würde er es mit ihm zu tun bekommen. Das hatte er verdient und auch Reita und Aoi hatten das, doch die beiden sollten sich da nicht einmischen, wenn es soweit wäre. Die beiden sollten, sofern er es schaffen würde sie da herauszuholen, ein neues Leben anfangen, ganz ohne Gewalt und Gedenken an die Vergangenheit. Auch wenn es natürlich schwer sein würde, aber aus irgendeinem Grund, hatte er auch nichts dagegen, dafür zu sorgen. Waren die beiden mit ihren Leidenswegen ihm so sehr ans Herz gewachsen?! Sakito schulterte seine Tasche und verzog augenblicklich das Gesicht. //Sei vorsichtiger! Du brauchst den Arm noch, um diesen...!//, dachte er und verkniff sich jegliches weiter denken, als er aus seinem Zimmer trat und eine recht grimmig dreinschauende Ärztin vor ihm stand. "I-ich muss gehen...!", meinte er eindringlich und war verblüfft, als die Schwester einen Schritt zur Seite machte. "Eigentlich passt mir das überhaupt nicht, Herr Edokawa, aber anscheinend bleibt uns auch nichts anderes übrig, hm? Sie würden bei uns ja doch nur kranker werden vor Sorge und Kummer. Könnte ich bitte ihren Arm nochmal sehen?", fragte sie und nickend ließ Sakito die Tasche sinken. Mit Leichtigkeit hatte sie ihm den Ärmel hoch gekrempelt ohne seine Wunde zu berühren. Dann beäugte sie misstrauisch den Verband, der dieses Mal nicht rot gefärbt war, schließlich war erst kürzlich von ihr neu verbunden worden, bevor sie den Ärmel wieder hinunter krempelte. Doch noch hatte sie Sakito nicht entlassen, der sie ungeduldig mit hochgezogenen Brauen musterte. "Und?", harkte er nach. "Ich fass' es nicht, das sie so auf die Straße gehen wollen!", meinte sie dann und musterte ihn kritisch, wodurch Sakito erstmal den Blick auf seinen Patientenumhang warf. "Eh...", machte er unbeholfen und sah über die Schulter nach unten, denn er kannte aus Filmen nur zu genüge, das bei solchen ja fast schon Kleidern ein breiter Schlitz über dem Hintern war. Doch zum Glück hatte man bei ihm Knöpfe dran gemacht, die diesen verschwinden ließen. Gerade als er erleichtert aufatmen wollte, stieß er einen überraschten Laut aus, als ein Finger der Schwester auf seine Brust tippte. "Ich rufe ihnen ein Taxi! Warten sie schön unten bei der Rezeption. Man sagt ihnen dann Bescheid." "D-danke! Für alles!", warf er der davon tippelnden Schwester etwas spät hinterher und lief dann mit seiner Tasche zum Fahrstuhl, um in den ersten Stock zu fahren. Kaum hatte er sich dort auf einen der Wartestühle gesetzt und versuchte angestrengt den fragenden Blicken der anderen Besuchern auszuweichen oder sie zu ignorieren, da rief man ihm zu, das sein Taxi da war. Schnell sprang Sakito auf und eilte mit einem kurzen dankbaren Nicken zur Rezeption hin hinaus aus dem Krankenhaus, direkt auf das Taxi zu, indem ein Mann saß, der einen verwirrten Blick zu seinem Fahrgast warf. "Würde ich Ärger bekommen, wenn ich einen Flüchtling fahre?" "Sie würden Ärger bekommen, wenn sie nicht fahren! Also los, ich hab nicht viel Zeit." "Schon gut, schon gut. Eilig hat's ja jeder im heutigen Leben." Sakito grummelte und wartete darauf, das der Fahrer sich wieder umdrehte und anschnallte. "Wohin soll's gehen?" "Erstmal in die Stadt. Ich muss mir was zum anziehen kaufen." Nach einem kurzen irritierten Blick in den Rückspiegel, zuckte der Fahrer mit den Schultern und fuhr los. An einem Geschäft angelangt, wies Sakito den Taxifahrer an, ja auf ihn zu warten, bevor er aus stieg und schnell in den Laden rannte. Irritierte Blicke folgten ihm. Doch der Fahrer wartete geduldig, während sein Blick grinsend auf den Zähler linste. //Hoffentlich hat er auch genug Geld dabei.// Sakito jedoch hatte ganz andere Sorgen, denn kaum hatte er sich das nächstbeste gegriffen, was auch noch anständig aussah, lief er in die Garderobe und erkannte mit Unwillen, das er es wohl nicht alleine schaffen würde, sich um zuziehen... Als Sakito wieder aus dem Laden geschossen kam, gekleidet in einer gut betonten Hose und einem schwarzen Muskelshirt - Typisch Sakito: Ein Griff, alles passt - und ins Taxi sprang, da rief die Verkäuferin nach ihm, die ihm gerade beim Umziehen geholfen hatte. Ihre Wangen waren immer noch Rot vor Verlegenheit. Sakito war kurz davor, den Taxifahrer anzuweisen, so schnell wie möglich weiter zu fahren, als er seine Tasche in ihren Händen erkannte, die er tatsächlich beinahe vergessen hatte. Mit einem peinlich verlegenden Lächeln und einem kurzen dankbaren Nicken hatte er die Tasche ins Taxi gezogen und wies den Fahrer an, zur Polizei zu fahren, wodurch nun nicht nur der Fahrer die Augen überraschend aufriss, sondern auch die Verkäuferin. "Sind sie etwa Polizist?" "Sowas ähnliches... und jetzt fahren sie bitte!" "Natürlich! Sofort!" Ein kurzer Blick nach Rechts und Sakito erhaschte noch einen strahlenden Blick der Verkäuferin, die ihm lächelnd zuwinkte, bevor das Taxi endgültig los fuhr. Die Fahrt verlief schweigend. Nur der Fahrer lugte ab und zu misstrauisch in den Rückspiegel, doch Sakito ignorierte es, indem er seinen Laptop einschaltete und seine Mails checkte. Doch bis auf die Nachricht vom Gericht mit der Anfrage, wann der Prozess anlaufen sollte, hatte er nichts Weiteres bekommen. Schnell tippte er eine Entschuldigung und Aufschubsbitte der Verhandlung, bevor er den Laptop wieder ausstellte. "Wir sind da.", verkündete der Fahrer und riss Sakito so aus seinen trüben Gedanken. Schnell packte der Anwalt seine Sachen zusammen und kramte nach dem Portemonnaie, während der Taxifahrer direkt vor dem Revier zum Stehen kam. Das macht dann 5892,71 Yen bitte.", meinte der Fahrer und funkelte Sakito mit drohendem Gesicht an. "Keine Sorge, ich hab's schon!", meinte Sakito und legte dem Mann 5900 Yen in die Hand, bevor er ausstieg. "Passt schon!", rief er noch, ehe der Fahrer etwas sagen konnte und war auch schon im Gebäude verschwunden. "Takeda!", rief er und sah sich um. "Kann ich ihnen helfen?", fragte ein Polizist und stoppte ihm beim wilden Herumlaufen, indem er einen Arm ausstreckte, der Sakito am weiterlaufen hinderte. "Ich muss zu Takeda!" "Und sie sind?", fragte der Polizist misstrauisch. "Sakito Edokawa, Anwalt und ein Freund Takedas! Ich brauche seine Hilfe! Er steckt in dem selben Fall wie ich! Wollen sie jetzt auch noch meine Augenfarbe, Sternzeichen und Familienstatus wissen, oder bringen sie mich endlich zu ihm?!" Nach einem kurzen Schweigen, wies der Polizist ihn an, ihm zu folgen und kaum hatten Takeda und Sakito sich gesehen, sprang Takeda auf, wies den anderen Polizisten aus seinem Büro und stürmte auf den Anwalt zu, der ihm erleichtert entgegen kam. "Mensch Sakito! Was machst du denn hier?! Wie bist du...", begann er und suchte seinen Arm ab. "Haben sie dich entlassen?!" "Eher notdürftig, aber ich bin nicht hier, um über diesen kleinen Erfolg zu reden. Ich bin hier, um zu erfahren, was ich verpasst habe und du raus gefunden hast! Bitte, sag es mir Takeda!" Der Polizist hatte die Stirn nachdenklich verzogen. Dann nickte er verstehend und beförderte Sakito in einen Stuhl. "Gut, aber unterbrich mich nicht! Fragen kannst du zum Schluss stellen.", meinte er und begann Sakito aufzuklären... +~+ Ganz langsam, kam Uruha wieder zu sich und öffnete seine dunklen Augen. Etwas benommen durch die Beruhigungsmittel zog das Bild in seinem Kopf etwas nach. Wo war er? Erneut schloss er seine Augen für einen Moment. Und je mehr er nachdachte, desto klarer wurde ihm was passiert war und wo er sich nun befand. Etwas zögerlich öffnete er seine Augen wieder und blickte sich um. Er war noch immer in der Klinik, doch sah das Zimmer anders aus, als das in dem er vorher wach geworden war. Er erkannte zwei Kameras an der Decke, die das Zimmer im Blick hatten und er sah die vergitterten Fenster. Eine unangenehme Vorahnung machte sich in seinem Bauch breit. Alles war ihm jetzt recht, aber nicht das an das er dachte. Er richtete sich im Bett auf, hielt sich jedoch für einen Moment den Kopf, da ihm Schwindel überkam. „Bitte nicht…“, flüsterte er zu sich selbst und stieg langsam aus dem Bett. An der Türe hing bereits ein großer Zettel mit Regeln und Anweisungen. „..Frühsport..? Morgengruppe..?“, murmelte er und riss den Zettel von der Türe. Der Blonde fühlte sich in seiner Vorahnung bestätigt und er zerknüllte den Zettel in seiner Faust, ehe er ihn fallen lies und vorsichtig den Raum verließ. Der Gang war leer, doch nicht weit entfernt hörte Uruha Stimmen. Immer langsamer werdend ging er in die Richtung aus der die Geräusche kamen und erreichte schließlich einen großen Raum in dem einige Patienten sich die Zeit vertrieben. Zwar war der Brünette damals in einer anderen Klinik, doch erinnerte er sich ganz genau an die Atmosphäre. Und genau dies hatte ihn jetzt wieder eingeholt. Langsam, fast träge sammelten sich Tränen in seinen Augenwinkeln. „Sakito…“, flüsterte er leise und er wollte sich gerade wieder in sein Zimmer zurückziehen, als ihn eine Schwester ansprach und ihn sofort mit ihn den Alltag einbinden wollte. Erst am Abend konnte sich der Brünette in das Bad einschließen um etwas Ruhe zu bekommen. Niemals würde er es hier aushalten. Er kühlte sich das Gesicht mit etwas Wasser und blickte dann wieder in den Spiegel. Noch immer war er ein Wrack. Doch das schlimmste war nicht einmal, dass er aussah wie ein Penner, der seit Wochen weder gegessen noch geschlafen hatte, was zum Teil sogar stimmte. Das Schlimmste war, dass es anderen Sorge bereitete ihn so sehen zu müssen und genau das machte ihm ein schlechtes Gewissen. Er wollte mit einem Arzt sprechen und so, verließ er das Bad wieder um zum Schwesternzimmer zu gelangen. Doch dort wurde er zu Beginn gar nicht beachtet, bis sich eine Schwester „dazu erbarmte“ sich aus ihrem Telefonat zu lösen und sich ihm anzunehmen. Doch auch dann wurde ihm das Arztgespräch verweigert. Es wäre zu spät und kein Arzt mehr im Hause. „Das hier ist eine Klinik. Es ist immer ein Dienstarzt da~“, antwortete Uruha etwas säuerlich, hielt sich jedoch das Handgelenk, da dieses etwas schmerzte. Doch selbst auf diese Aussage hin, wurde ihm das Gespräch verweigert und für morgen Vormittag angesetzt. Enttäuscht und geknickt ging Uruha wieder auf das Zimmer. Immerhin hatte er ein Einzelzimmer, wenn auch nur vorübergehend. Er würde sowieso nicht lange bleiben, morgen würde er sich freiwillig entlassen, denn da er klar denken kann, konnten sie ihn nicht hier behalten. Die Nacht über schlief Uruha nicht gut, um es genau auszudrücken, vielleicht eine halbe Stunde. Die Kameras machten ihn verrückt und die Tatsache, dass sein Zimmer über Nacht abgeschlossen wurde. Erst am nächsten Tag um 12 Uhr mittags bekam er sein gewünschtes Arztgespräch. Doch auch das verlief anders als gewünscht. Durch seinen Selbstmordversuch und die momentane Lage in seinem Umfeld wird die Suizidalität von den Ärzten als sehr hoch eingestuft und so hatte er nicht einmal Ausgang. Nachdem er es geschafft hatte, sich ein paar Zigaretten zu erschnorren, saß er in ihrem Raucherraum, das mehr wie ein großes Aquarium als ein Raucherraum aussah, und blickte aus dem Fenster. Wenn er nicht mit Erlaubnis hier gehen durfte, dann musste er es irgendwie anders probieren. Er nahm einen Zug an seiner Zigarette und schloss seine Augen. Er merkte, wie schwach er durch die letzten Wochen und Monate geworden war und wie anstrengend schon so ein kurzer Tag sein konnte. Der Schweiß stand ihm bereits leicht auf der Stirn, doch davon wollte er sich in seinem Vorhaben nicht abhalten lassen. Jetzt musste er sich sein Vorhaben nur noch überlegen. Sein Zimmer wurde nachts abgesperrt, das heißt, dass er es irgendwie vor 21 Uhr schaffen musste. Doch durchs Fenster passte er nicht, selbst so dünn wie er jetzt war. In Gedanken versunken merkte er nicht einmal, wie sich seine Zigarette von selbst rauchte und schließlich Asche auf seine Krankenhaushose fiel. Leise fluchend begann er sie von seiner Hose zu wischen, hörte jedoch wie er von zwei Mitpatienten dafür ausgelacht wurde. Wenn er nicht sowieso schon schlechte Laune hätte, weil ihm einfach keine Lösung einfiel, wäre es ihm egal gewesen, doch er wollte gerade einen dummen Kommentar zurückgeben, als eine Pflegerin den Raum betrat. „Herr Takashima? Sie haben noch eine Untersuchung in der Chirurgie, wegen ihrem Handgelenk.“, sagte sie und überrascht blickte Uruha auf. Er hatte einen Termin? Außerhalb dieser Station? Das war seine Chance. Die Frage war nur, wie bekam er die Schwester los, die ihn begleiten musste? Das überlegte er sich, wenn sie draußen waren. Er nickte ihr leicht zu, drückte den Zigarettenstummel aus und erhob sich um ihr zu folgen. In der Chirurgie angekommen und die Untersuchung hinter sich gebracht, blieb Uruha kurz im Eingangsbereich der Chirurgie stehen. „Was haben Sie?“, fragte die Schwester und blieb ebenfalls stehen. „Ano... könnte ich... vielleicht noch die Toilette benutzen?“, antwortete der Brünette und deutete auf einen Gang, durch den es zu den Toiletten ging. „Hm... na gut, aber beeilen Sie sich~“, antwortete die Schwester und ging mit ihm den Gang entlang. Zu seinem Glück war es eine Schwester die ihn begleitet hatte und kein Pfleger, denn so konnte er alleine die Toilette betreten. Sein zweites Glück war das Fenster, denn es war zwar hoch, aber groß genug um durch zu passen. Er stieg auf einen der Toilettendeckel, öffnete das Fenster und versuchte sich rauszuziehen. Was er dabei vielleicht vergessen hatte, war die Tatsache, dass sein Handgelenke nicht gerade die gesündesten waren. Doch das versuchte er auszublenden, denn schließlich war er daran auch selbst Schuld. Nach kurzer Zeit, hatte er sich aus dem Fenster gezogen, fiel jedoch in einen Busch, da das Fenster kein Fenstersims hatte. Kurz verzog er das Gesicht, da er ungünstig auf seiner Hand aufgekommen war, rappelte sich jedoch schnell auf, bevor ihn jemand entdeckte. Er wusste, dass er gesucht werden würde, sobald sie merken, dass er weg war. Und dann würde der Richter ihm einen Beschluss verhängen durch den er wohl die nächsten Monate in dieser Klinik eingesperrt blieb. Uruha rannte die Straßen entlang, soweit wie möglich von diesem Krankenhaus weg. Erst als er kaum noch Luft bekam und seine bereits schmerzlich nach Aufmerksamkeit schrie, wurde er langsamer und blieb an einer Hausecke stehen. Er stütze sich an der Wand ab und versucht nach Luft zu schnappen. Wo konnte er eigentlich hin? Wenn er nach Hause ging, fanden sie ihn sofort. Und wo Sakito wohnte wusste Uruha nicht, denn auch seine Telefonnummer hatte er nicht. Da viel ihm ein, dass er gar kein Handy dabei hatte. Damit war der Plan Sakito anzurufen schon mal zunichte gemacht. Langsam lief Uruha die Straße entlang und dachte nach. Als er an einem Kiosk vorbei kam, fiel ihm etwas ein. Dieser Polizist, der ihnen geholfen hatte. Wie hieß er gleich noch. Tatsuya...? Nein…Takuya? Überlegend betrat Uruha den Kiosk und lief zur Kasse. Auf die Frage nach einem Telefon sah ihn der Verkäufer etwas skeptisch an, gab ihm jedoch das Haustelefon und behielt ihn im Auge. Uruha wählte die Nummer der Polizei, zögerte jedoch mit der Wahltaste, denn er wusste gar nicht so recht was er sagen sollte. Schluckend tippte er dann die letzte Taste und hielt sich das Telefon ans Ohr. +~+ "Also lass mich das ganze einmal zusammenfassen...", brummte Sakito am Ende Takedas Erzählungen vor verzweifelter Wut und hatte die Hände unter dem Tisch zu Fäusten geballt. "Ihr... ihr habt gar nichts?!" Takeda nickte schwer seufzend und ließ die Stirn auf dem Tisch sinken. "Nur Spuren an der Küste, aber die verlaufen sich immer mehr im Sand." Takeda nickte erneut. "Durch den Sturm, der kurzzeitig an der Küste entlang gezogen ist. Anscheinend wussten die Täter das und haben es genutzt.", meinte der Polizist und sah wieder auf. "Und ihr habt nur die Leichen in der Hafenhalle entdeckt? Sonst nichts?! Keine Fingerabdrücke?! Hinweise?!" "Nein Sakito, das hab ich dir doch bereits schon gesagt.", maulte Takeda niedergeschlagen und rieb sich das Gesicht. "Wegen dieser Hoffnungsloigkeit in diesem Fall und dem Geschick dieser Täter haben meine Kollegen alle schon aufgegeben. „Wir haben noch genügend andere Fälle“, haben sie zur Ausrede genommen, aber Sakito, sie haben irgendwo schon Recht... Wir haben alles getan! Wirklich, aber es gibt nichts! Wir haben sogar einen Polizeihelikopter herum fliegen lassen." "Dann lasst ihn nochmal rum fliegen! Es kann doch nicht sein, das ein Auto nicht auffällt!", regte sich Sakito auf und sprang auf die Beine. "Gut, dann such ich eben alleine weiter. Schönen Tag noch Takeda.", wollte er sich verabschieden und drehte sich um, als er ein Hand auf der Schulter spürte, die ihn festhielt. "Nein, ich will helfen, Sakito! Ich will nicht untätig herum sitzen! Dafür wurde ich nicht Polizist!" Nur langsam drehte sich der Anwalt wieder herum. "Dann sorg' dafür, das die Ermittlungen weitergehen und schick den Helikopter nochmal los. Sie müssen irgendwo sein! Such, wenn nötig, die ganze Küste ab!" Takeda nickte verstehend und verließ mit dem Anwalt zusammen das Büro, um sich sofort an die Arbeit zu machen und die Polizisten zusammen zu rufen. "Ach mist...", fiel es Sakito wieder ein, als er aus dem Polizeigebäude trat. "Ich hab vergessen, das ich das Taxi nochmal brauche..." "Hey! Sieh da!", rief jemand und verwundert drehte sich Sakito zur Seite und erkannte überraschend den Taxifahrer wieder, der ihm grinsend zuwinkte. "Ich konnte doch mein Auto nicht direkt vor dem Eingang stehen lassen, Irgendwie hatte ich es im Gefühl, das sie mich heute nochmal brauchen werden." "Ähm... vielen Dank, da haben sie Recht.", meinte Sakito immer noch etwas irritiert aufgrund seines Glücks und stieg ein. Auch der Taxifahrer stieg hinter das Lenkrad und funkelte ihn neugierig über den Rückspiegel an. "Wohin?" "Fahren sie einfach. Ich sag dann schon, wo sie abbiegen müssen.", meinte er nur ausweichend und kramte nach seinen Klemmbrett, um all die wenigen neuen Informationen darauf niederzuschreiben. "Okay.", meinte der Fahrer nur enttäuscht und fuhr los. Nach einer Weile und vielen Anweisungen Sakitos später standen sie schließlich vor einer Haltestelle. "Und sie sind sicher, das wir hier richtig sind?", fragte der Fahrer irritiert, der damit gerechnet hatte, etwas aufregenderes zu sehen. "Nein, nein... Wir sind schon richtig, danke. Wie viel macht das?" "Ano... 1202,94 Yen." Nickend nahm Sakito seine Geldbörse hervor und bezahlte den Fahrer, bevor er ausstieg. Ohne sich noch einmal umzudrehen ging Sakito los. Er verfluchte die bereits eingekehrte Dunkelheit, die er nach seinem Besuch bei Takeda ungewollt bemerkt hatte. Als er seine Wohnung von weitem sah, ging er schneller. Weswegen er so vorsichtig gehandelt hatte, wusste er nicht, aber er hatte lernen müssen, nicht jeden zu vertrauen. Er ging also rein und hing seine Jacke auf, nachdem er seine Halbschuhe aus dem Krankenhaus von den Füßen gekickt hatte. Er wollte sich nur schnell etwas zu essen machen, sich andere Schuhe suchen und seine Detektivausrüstung schultern, bevor er dieses Mal mit seinem Auto weitermachen würde. +~+ Als Uruha die Stimme eines Polizeibeamten hörte, blieb ihm für einen Moment die Stimme weg. „A-ano... ich... ich würde gern mit einem ihrer Beamten sprechen. Takuya oder... Takeda oder so ähnlich?“, sagte er dann leise und hoffte, dass er wenigstens annähernd den Namen erkannt hatte. „Takeda?“, wiederholte die unbekannte Stimme am anderen Ende der Leitung, „Ich werde Sie verbinden. Wie heißen Sie denn?“ Uruha schluckte und sah den Verkäufer kurz an, ehe er ihm den Rücken zudrehte. Vor ihm stand eine Nudelpackung auf der der Name „Kobayashi“ stand und so stellte er sich einfach unter dem Namen Kobayashi vor. Endlich hörte er das Freizeichen, das ihm deutete, dass er verbunden wurde. Hoffentlich lief alles gut. +~+ Gerade als Takeda mit einer Schar an Polizisten die Polizeistation verlassen wollte, wurde er von einem seiner Leute, die zurückbleiben würden, um die Menschen, die ebenfalls Hilfe suchten, nicht vollkommen im Stich zu lassen, zurückgerufen. Genervt blieb er stehen und wandte sich um. "Was denn noch?", fragte er und war mit dem Gedanken schon ganz weit weg. "Da ist jemand für sie am Telefon." "Humpf...", machte Takeda und winkte seinen Leuten zu, sich schon mal in ihre Streifenwagen zu stürzen und bereits ohne ihn loszufahren. Ihre Anweisungen hatten sie ja von ihm erhalten und davon nicht zu wenig. "Soll ich ihn abwimmeln?" "Wer ist es denn?" "Irgendso'n Kobayashi.", meinte der Polizist und Takedas Brauen hoben sich. Verwirrung spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und nun sah auch der andere Polizist verwirrt aus. "Soll ich ihn nun abwimmeln?" "Was? Nein nein...", murmelte Takeda mit nachdenklich verzogener Stirn und lief schnellen Fußes an dem Mann vorbei, um in sein Büro zu gelangen. Schnell hatte er es aufgeschlossen, schloss die Tür hinter sich und entriss anschließend dem Telefon den Hörer. "Takeda hier. Wer sind sie und was wollen sie?! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.", meinte er lauernd und lauschte angestrengt. Als er die Stimme vernahm zuckte er kurz zusammen, denn die Tonlage erschreckte Uruha doch schon etwas. Für einen kurzen Moment blieb ihm die Stimme weg, wodurch er sich räuspern musste. "A-ano... Takeda?", fragte er nochmal leise nach und starrte noch immer die Packung im Regal vor sich an, "hier ist..Takashima... ano... Takashima Kouyou..." Er wusste nicht, ob der Name dem Beamten etwas sagte, doch Uruha hoffte inständig, dass er ihm helfen konnte. Als er diese ihm bekannte Stimme und noch dazu den ihm bekannten Namen hörte, riss Takeda überrascht die Augen auf. Natürlich erinnerte er sich! Diese Szene in dem OP-Saal, in dem verzweifelt um Reitas Leben gekämpft wurde, würde er nie vergessen! An dem Tag hatte er auch Kouyou kennen gelernt, aber... nach seinem Wissen müsste dieser sich doch noch im Krankenhaus befinden, oder nicht?! Hatte er etwas wichtiges verpasst? Hatte man ihn entlassen? "M-Mensch... Kouyou... Ich hätte nicht gedacht, das ich deine Stimme in nächster Zeit hören würde. Bist du schon entlassen?", fragte er erfreut und überrascht zugleich. "Ich weiß natürlich, was passiert ist, aber... wir werden alles daran setzen, ihn zu finden, glaub mir! Aber was mich interessiert: warum rufst du mich an? Was ist mit Sakito?", wollte er wissen und aus irgendeinem Grund hatte er ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. Hätte er ihn vielleicht nicht alleine losfahren lassen sollen? Bei diesen Worten musste Uruha doch leicht zittern. Was würde passieren, wenn er ihm davon erzählte, dass er einfach abgehauen war? Würde er ihn wieder dort hin zurück bringen? Jetzt war der Brünette doch ziemlich unsicher. "Ich... na ja... nicht direkt.", gab er deswegen als Antwort wieder und hoffte, dass Takeda ihn irgendwie verstand. "Ich... ich weiß nicht, wo Sakito wohnt...", antwortete er erneut und senkte seinen Blick Richtung Boden. Seine Klinik Klamotten waren doch irgendwie offensichtlich, auch wenn man es für einen Jogginganzug halten könnte. Überrascht hob Takeda die Brauen. "Ah... Ich verstehe...~ Ihr seid mir wirklich ein paar Chaoten, aber was wäre ich nur ohne euch?", seufzte er leicht grinsend und sah zu den Fenstern, die mit Schalousinen bedeckt waren, ob nicht vielleicht eines davon offen war, oder ob die Tür geöffnet wurde und jemand lauschte. "Sag mir, wo du bist und ich hol dich ab, bevor dich noch jemand wegfängt und zurückbringt.", sagte er und schnappte sich seinen Hut und einen zur Farbe passenden bechen Mantel seines Garderobenständers. Diese Sachen mussten doch zur Tarnung eines Entflohenen reichen, oder? "Gomen...", nuschelte Uruha etwas schuldbewusst und er warf einen kurzen Blick auf den Kioskbesitzer, der ihn bereits etwas skeptisch betrachtete. Doch er warf gleich wieder den Blick aus dem Fenster, um auf einem Schild den Straßennamen zu erhaschen, den er Takeda auch sofort durchsagte. "Ano...arigatou..", murmelte der Brünette nach einiger Zeit leise und legte schließlich auch auf. Er hoffte jetzt nur noch, dass ihn kein anderer fand. Er gab das Telefon zurück und verneigte sich mit einem Dankeschön. Jetzt wusste er nur nicht wo er hin sollte. Sollte er hier drinnen warten? Oder draußen? Eigentlich war beides für ihn etwas unangenehm, denn draußen war das Risiko größer gefasst zu werden, doch hier drin war der Besitzer bereits in Alarmbereitschaft. Etwas unsicher blieb Uruha dennoch stehen. "Okay, hab verstanden. Ich versuche so schnell wie möglich da zu sein. Ist schon okay, Kouyou. Ich bin doch auf eurer Seite.", meinte er grinsend und legte ebenfalls auf. Dann verließ er eilends das Büro, schloss rasch ab und rannte an den verwirrten Polizisten vorbei zu seinem Auto, um die Sachen, die er mitgebracht hatte, auf die Rückbank zu werfen und sich hinters Lenkrad zu setzen. "Auf auf Takeda!", spornte er sich an und startete den Motor, während er sich hastig anschnallte. Dann ließ er die Sirene aufjaulen und fuhr ihm schnellen Tempo los. Seinen Männern hatte er mit Hilfe seines Autotelefons mitgeteilt, das sie vorerst ohne ihn weiter suchen mussten. Kaum hatte er die ihm von Uruha genannte Straße erreicht, sah er sich nach dem Laden um, den er ebenfalls erwähnt hatte. Dann fuhr er an die Seite, stellte die Sirene ab und verließ den Wagen, dessen Motor noch immer lief. Er wollte schließlich nur Kouyou abholen. Doch kurz bevor er den Laden betrat, fiel ihm etwas wichtiges ein, was er noch beachten musste, wenn er noch länger seine Dienstmarke behalten wollte. Nur zur Vorsicht natürlich... Eine ernste Miene aufsetzend stürmte er den kleinen Laden, dessen Ladenbesitzer ihn aus großen Augen anblickte. "Officer, ich...", wollte dieser ansetzen, da er verwirrt über den Besuch war, ließ seinen Blick allerdings zu Kouyou weiter wandern, der ihm schon die ganze Zeit als hier fehl am Platze vor kam. Währenddessen fixierte Takeda Kouyou und zwinkerte ihm möglichst unauffällig zu, ehe er mit großen Schritten auf den etwas zurückweichenden Blonden zu ging, während er weiterhin die ernste Miene miemte. "Da bist du ja!", meinte er etwas erleichtert klingend, legte seinen Arm um Kouyous Schulter und dirigierte ihn zu Tür, während er möglichst sichtbar für den Ladenbesitzer seinen linken Arm fest im Griff hatte, natürlich darauf bedacht, nicht sein Handgelenk zu erwischen, denn von dem Vorfall hatte er erfahren. "Lauf nie wieder weg, ja?", richtete er seine Worte wieder an Kouyou, als ob er mit einem Kind reden würde und dirigierte ihn lächelnd aus dem Laden heraus. "Ich bring dich jetzt nach Hause.", meinte er noch möglichst verständlich für denn Ladenbesitzer, der ihnen nun verstehend hinterher sah. „Tut mir Leid, mein Herr, für die Unannehmlichkeiten!“, rief er noch zu dem Mann im Inneren des Ladens und hob die Hand zum Abschied. Dann öffnete Takeda die hintere Tür seines Dienstwagens und ließ seinen Arm los. "Steig ein, Kouyou.", bat er ihn drängend, aber mit leiser Stimme und kaum war der Blonde eingestiegen, lief er um den Wagen herum und setzte sich hinters Steuer. "Tut mir Leid, aber ich musste so tun, als ob ich meine Pflicht tue. Du siehst nicht gerade unauffällig aus, verstehst du?", erklärte er und fuhr los, dieses Mal ohne Sirene, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. "Ich hab dir Sachen hingelegt. Sie dürften dir zu groß sein, da ich nicht gerade deine Statur habe, aber sie müssten zur Tarnung reichen. So... dann bring ich dich mal zu Sakito und hoffe, das er noch da ist. Ansonsten musst du bei mir bleiben oder wir versuchen ihn auf Handy zu erreichen." Verunsichert blieb Uruha auf seinem Platz stehen. Wie lange er wohl warten werden müsste? Er hoffte wirklich, dass es nicht all zu lange dauerte, denn der Besitzer des Ladens beäugte ihn bereits skeptisch. Der Brünette ließ den Blick sinken und zupfte nervös am Ende seines Hemdes herum. Als Takeda schließlich den Laden betrat atmete Uruha etwas erleichtert auf. Da er noch immer den Blick gesenkt hatte, bemerkte er nicht wie Takeda ihn anzwinkerte. Bei den Worten des Beamten rutschte ihm das Herz etwas in die Hose, doch für ihn brachte es nichts, jetzt abzuhauen. Immerhin wusste er nicht wohin, mal davon abgesehen, dass Takeda ihn wohl sowieso einholen würde. Etwas geknickt lies er sich von Takeda "abführen", stieg in den Wagen und knetete etwas nervös seine Hände. Nachdem er die Türe auf der Fahrerseite zugehen hörte sah er ganz zögerlich auf, entspannte sich aber doch wieder leicht, als er hörte, dass sie nun zu Sakito fahren würden. "... Vielen Dank...", antwortete der Brünette und lächelte zaghaft. Er wandte den Blick nach hinten zu den Klamotten und nickte leicht. Nach kurzer Zeit, hatte er die zu großen Kleidungsstücke übergezogen und wandte den Blick aus dem Fenster. Hoffentlich war Sakito da... "Ach was... nicht dafür.", winkte Takeda grinsend ab und warf einen Blick in den Rückspiegel, als er glaubte, Uruha müsse fertig mit anziehen sein. "Hm... Entweder ich muss abnehmen oder du musst eindeutig zunehmen! Aber... sieht irgendwie witzig aus. Hoffentlich empfinde nur ich das so. Deine Tarnung soll ja nicht auffliegen. Schnallst du dich bitte an? Wir haben nicht viel Zeit.", meinte er und kaum hatte Uruha sich angeschnallt, erhöhte er die Fahrgeschwindigkeit, um letztendlich die letzte Einbiegung einer endlos vorkommenden Straße zu nehmen und vor einem Haus zu stoppen. "Wir sind da. Setz lieber den Hut auf und hüll dich richtig in den Mantel ein. Das Krankenhaushemd könnte dich verraten und mir den Job kosten.", erklärte Takeda noch, stellte den Motor aus, entschnallte sich und stieg aus dem Wagen, um Uruha die Tür aufzuhalten, nachdem er vorerst um den Wagen herumgelaufen war. Er half den Blonden auf die Füße, um den Wagen abzuschließen. Polizisten waren eben nie gerne gesehen und es gibt immer irgendwelche Idioten, die es wagen, einen Streifenwagen zu stehlen. Gemeinsam gingen sie dann zu Sakitos Haus hinauf und Takeda klingelte gleich mehrmals, ungedulig. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Uruhas Lippen, als er sich vorstellte, wie er wohl aussehen musste, vor allem nachdem was Takeda ihm sagte. Er nickte jedoch gleich, zog sich die Jacke etwas enger, schloss sie bis auf den letzten Knopf um den Hals und nahm sich dann denn Hut. Er strich sich die Haare nach hinten zusammen, als würde er sich einen Pferdeschwanz binden wollen, drehte sie leicht ein und hielt sie sich auf dem Hinterkopf fest bis er den Hut darüber gezogen hatte, sodass sie unter der Kopfbedeckung verschwanden. Den Hut zog sich Uruha etwas tiefer ins Gesicht, denn nach all dem was Takeda für sie getan hatte, wollte er nicht der Grund sein, weswegen er den Job verlieren konnte. Er stieg aus, und folgte dem Beamten bis zur Türe, wo er etwas hinter ihm stehen blieb und wartete. Hoffentlich war Sakito zu Hause. Etwas nervös und angespannt verkrampfte er seine Hände in den Jackentaschen und biss sich leicht auf die Unterlippe. +~+ Zum Glück ahnte Aoi nichts von Hizumis zweifelnden Gedanken und dessen inneren Kampf, den er führte. Zu sehr war er seiner Erschöpfung ergeben, doch er vertraute Hizumi, welcher ihm versprochen hatte, ihn zu wecken, wenn es los ging. Aoi wollte dabei sein... musste dabei sein! Denn dann würde er ja sehen, ob seine Entscheidung richtig war, wie es Reita ging und was passiert war, würde den Boss wieder sehen... und dennoch hoffentlich nie wieder leiden müssen... und wenn doch und wenn Reita bereits Tod war, dann sollte es endgültig vorbei sein. Hizumi hatte versprochen ihn gehen zu lassen, also würde auch dieser sich nicht gegen seinen Willen stellen. Aber wer wusste schon... was ihn noch alles erwartete...? +~+ Mit ungeduldiger Miene schritt Shi auf und ab, knurrte immer wieder auf, wenn er kurz davor war, durchzudrehen, weil es nicht weiter ging und sie immer noch auf die ersten Sonnenstrahlen warteten, die er sonst so sehr hasste und nun liebte, aber so lange darauf warten musste, bis er bekam, was er brauchte. Seine viel zu langen Fingernägel hatte bereits seine Arme ganz blutig gekratzt, aber es kümmerte ihn nicht und immer, wenn er etwas gehört zu haben glaubte, zuckte sein Blick in diese Richtung. Meistens war es jedoch nur der Boss in seinem über dem Schauspiel erhöhten Sitz, der sich rührte und die Position wechselte, da sein Hintern ihm weh tat. Shi knurrte jedes Mal wütend, wenn er dies tat. Er machte ihn noch verrückter mit seiner Dummheit und seinem Egoismus. Doch so war er ja schon immer gewesen... dumm, egoistisch, rechthaberisch, nervig und fantasielos und eben aus jenen Gründen war er es... Shi... der der Bessere von ihnen war. Doch er kostete seinen Ruhm nicht aus. Prahlerei war eine Schwäche der Menschen... Er war anders. Ganz anders... Doch seine Schwäche war wohl die Ungeduld, wie er wiedermal feststellen musste, doch wie sollte er sie auch unter Kontrolle bekommen, wenn bisher alle seine Opfer den schnellen Tod gefunden haben?! Aber... er musste zugeben... die Idee seines Mitstreiters seiner Leidenschaft war eine verdammt Gute... Mal etwas anderes... Aber er musste sich gedulden! Wieder knurrte er auf und ging wieder in die andere Richtung. Sein Blick unterdessen zu seinem Sklaven und diesem... anderen, für den er keinen Namen hatte und auch keinen brauchte, denn sterben würde er sowieso und ein Grabstein würde er auch niemals bekommen. Lachhaft... Wenn jeder Grabsteine setzen würde, der so etwas herrlich abstoßendes wie er tätigte, dann würden die Straßen mit Grabsteinen beflastert sein! Unter Brücken, unter Mauern und Gebäuden... ja sogar ganze Landstriche davon bedeckt sein! Und man würde erkennen, das die ganze Welt ein einziger Grabstein ist! Mit hasserfülltem Blick trat er näher an ihre beiden Opfer, die ihre Köpfe einander zugewandt hatten und als er die Tränenspuren auf ihren beiden Gesichter sah, musste er so sehr lachen, das der Boss vor Schreck fast aus seinem Stuhl gerutscht wäre. "Hahahah! Habt ihr's bald mal?! Was verschwendet ihr jetzt nach Jahren immer noch Tränen?! Das ist dumm... Lachhaft... Schwachsinn!", zählte er fast kreischte auf und kniete sich zu ihnen, wobei er einen kleinen Wortfetzen aufschnappte, welches von dem Namenlosen kam. Hasserfüllt griff er nach dessen Kehle, um sie ihn abzudrücken. Wut und Ungeduld hatte ihn blind werden lassen. Kato röchelte, hörte aber nicht auf, das Mantra an seinen Geliebten abzubrechen, auch wenn die Stimme ihm dazu fast gänzlich fehlte. Wieder liefen die Tränen nach und in dem Moment, wo sie auf Shis Hand fielen, hatte auch der Boss die Stimme erhoben, um ihm Einhalt zu gebieten. Widerwillig und vor Ekel verzogener Miene lockerte der Silberhaarige den Griff, sodass Kato wieder aufatmen konnte. Doch Shi beugte sich zu ihm hinunter. Mit einem Lächeln, das an Verrücktheit glänzte, hatte er sich zu seinem Ohr hinunter gebeugt. "Am liebsten würd' ich dir dafür die Zunge abschneiden...~ Was du tust, ist sinnlos. Du wirst ihn nie wieder sehen, dafür hab ich schon gesorgt...~", kicherte er und entfernte sich wieder mit einem Ruck. Die von einer Träne befeuchtete Hand wischte er sich mit verzogenem Gesicht an seinem Kittel ab und als er den Namenlosen nun auch noch unaufhaltsam Schluchzen hörte, musste er sich zurückhalten, um nicht wieder kehrt zu machen und ihm jeden nächsten Laut zu nehmen... Die Menschen waren schrecklich nervig! Doch... er musste geduldig sein. Nur noch wenige Stunden und der Tod war ihnen sicher, dafür würde er schon sorgen... +~+ Schweren Herzens stand Hizumi auf, rief seine Leute zu sich und zog sich an. Es war soweit, die Aktion begann und die nächsten Stunden würden über Leben und Tod entscheiden... Hizumi bewaffnete sich bis unter die Zähne und steckte Messer und Pistolen ein. Auch schnallte er sich ein Katana auf den Rücken. Dann beugte er sich über Aoi und betrachtete ihn. Er war verliebt... Ohne Frage... Sein Herz schlug bis zum Hals und ganz behutsam, fast als berühre er etwas unendlich Filigranes, strich er ihm über die Wange und hauchte einen Kuss darauf. "Aoi...? Aufstehen..." Als Aoi inmitten seines nur noch durch Albträume geplagten Halbschlafes, eine Berührung gleich eines kurzen hoffnungsvollen Windhauches, auf seiner Wange spürte, kräuselte der Schwarzhaarige die Nase und schlug verschlafen nach dem Übeltäter, ehe er sich auf die Seite drehte. Jedoch der sanfte Kuss auf die ebenso sanft berührte Wange, ließ ihn träge blinzeln, ehe er die Augen schließlich, wenn auch auf Halbmast, aufschlug. Wo war er hier? Wer...? Aoi riss die Augen auf, als ihn ein hoffnungsvoller Gedanke kam und drehte sich wieder auf den Rücken, um Reita... Er seufzte enttäuscht, als er Hizumi erkannte und ließ ein wenig verwirrt seine Hand nun an seine Wange wandern. "Ano... Ich dachte, du bist... Ach... nicht so wichtig... Geht es los?", fragte er anschließend und schluckte. Nervosität überfiel ihn und Angst davor, was ihn erwartete. Würden seine Zweifel sich bewahrheiten, oder gab es doch noch Hoffnung, die ihn, sogleich er es erkennen würde, innerlich zerbröseln ließen würde? Schließlich hatte er aus Verzweiflung und Angst etwas getan, was er vielleicht nicht hätte tun sollen...? Was sein Körper nicht hätte tun dürfen. Nicht verlangen dürfen... Doch das was war, war doch aus vollkommen platonischer Sicht geschehen, nicht wahr? Aber... warum hatte ihn Hizumi dann geküsst? Oder irrte er sich? Doch er vergaß vollkommen zu fragen, als er all die Waffen sah, die Hizumi an sich trug. "O-oh...", machte er und richtete sich mühselig auf. Sofort verzog er wieder das Gesicht, als er den Schmerz in seinem Unterleib spürte. //Nein, den hast du verdient.//, dachte er und biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe er seinen Blick wandern ließ. Seine Sachen lagen wohl immer noch in Hizumis Arbeitszimmer verstreut. Ein wenig rot wurde er doch, als er daran denken musste und senkte verlegen den Blick. "M-muss ich auch eine... also... sowas tragen?", wollte er wissen und zeigte auf einer seiner Waffen, meinte aber alle, die er trug, denn Aoi war eher nicht der Typ, der wissentlich andere verletzen wollte... Obwohl... wenn er dem Boss gegenüberstehen würde... Er schluckte wieder. "Dann kann ich den.... dieses Mistschwein töten.", sagte er trocken, kalt, aber mit unscheinbaren Fragen auf den Lippen. Würde er es können, wenn er die Chance dazu hätte? Würde er wirklich zum Mörder werden für diesen Mann? Hatte er den Mumm dazu? Und ohne das er's bemerkte, knabberte er unsicher auf seiner Unterlippe herum und stoppte am Bettrand seine Bewegung, nachdem er dorthin gerobbt war. "Hizumi...? Meinst du... Meinst du, das ich das kann?", wollte er seine ehrliche Meinung dazu wissen und sah zu ihm auf. Seine Stirn hatte sich nachdenklich verzogen. // Ich dachte, du wärst Reita... Reita... Reita!// Dieser Name hämmerte HIzumis seinem Kopf, fraß sich wie ein Monster in sein Bewusstsein und ließ ihn zittern. Doch, sicher, Reita war mit Aoi zusammen. Für Hizumi gab es einfach keine Chance auf Glück oder gar die wahre Liebe... Wahre Liebe... Innerlich lachte er über seine Dummheit und die törichten Gedanken. Machte das Liebe aus einem Menschen? Nahm sie alle Rationalität und betrog sie den Menschen um Verstand und Logik? Nicht nur das tat die Liebe mit einem... Sie zerstörte auch... Ließ ihn dumme, komische Dinge tun und sorgte dafür, dass man sich selbst verlor... Hizumi sah Aoi an und hörte ihm dann zu. "Nein, du wirst ihn nicht töten, das werde ich nicht zulassen. Du wirst eine Schutzweste tragen, so kannst du nicht verletzt werden... Du wirst im Hintergrund bleiben und dich nicht einmischen, hast du gehört? Wir erledigen das, du darfst dann, wenn alles gut gegangen ist, deinen Freund in die Arme nehmen und feiern... //Reita... Gott... Ich kenne ihn nicht, aber ich hasse ihn...// "Ist... ist alles in Ordnung, Hizu?", fragte der Schwarzhaarige zögerlich und verwundert zugleich. //Es war doch platonisch... oder nicht??//, fragte er sich nun doch wieder ängstlich, da er wieder glaubte, etwas falsch oder etwas wichtiges verpasst zu haben, doch er traute sich nicht, Hizumi darauf anzusprechen. Er hatte vorgehabt, es nie wieder anzusprechen. Es war NUR dieses eine mal gewesen! Dann würde er entweder vor Reita im Staub um Verzeihung betteln oder neben dessen Leiche sterben wollen oder... wenn er ihm nicht verzieh... //Hoffentlich vergisst Hizumi das nicht...//, dachte er und schluckte, versuchte unter der Decke seine zitternden Hände zu verstecken. Er spitze interessiert die Ohren, als Hizumi auf seine Frage antworten wolle, ob er sich vorstellen könne, wenn er den Schänder seines Lebens und den Reitas töten würde, wobei ihm wieder einfiel, das er sich auch dafür noch tausendmal entschuldigen müsse, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Man zerstörte schließlich nicht dauernd jemanden das Leben... Wie entschuldigte man sich da? Konnte man das überhaupt? Würde er es können? Würde Reita ihm verzeihen, wenn... wenn er noch konnte? Dann lauschte er wieder auf. Ließ Gedanken kurz Gedanken sein. "I-im Hintergrund?! Aber ich will auch etwas tun! Ich kann doch nicht einfach Däumchen drehend darauf warten, das ihr mir helft, wofür...", begann er sich aufzuregen und biss sich jäh auf die Unterlippe, als ihm wieder etwas bewusst wurde. "Vielen Dank Hizumi, dass du mir hilfst, aber... ich würde so gerne auch helfen.", meinte er schließlich verzweifelt und zwang die Wut oder auch die Enttäuschung nieder, die ihn noch stärker zittern ließ. "F-feiern?", lachte er gequält auf und sah Hizumi mit großen traurigen Augen an. "Die Qualen werden nie enden, Hizumi! Das war mein ganzes Leben schon so gewesen und wenn er wirklich leben sollte...", begann er und wirkte für einen Moment geistig abwesend, während ein seliges Lächeln seine Lippen umspielte, ehe er sich wieder fing und den Blick bedrückt senken ließ. "Dann werd' ich ehrlich zu ihm sein und sagen, was ich von dir... verlangt habe. Was ich gewollt habe... und das nicht von ihm. Ich werde ehrlich zu ihm sein. Ja...", endete er seine Erklärung und sah wieder zu Hizumi auf. "Sagte ich dir nicht, den Ärger und die Qualen werden wir nie los bekommen? Irgendwie... führen wir nur immer wieder einen Teil dazu bei. Ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, in unserem Wissen oder nicht, es ist... wie ein Teufelskreis, in dem wir gefangen sind und nicht raus können.", meinte er und ein bitteres Lächeln lag nun auf seinen Lippen. Schließlich erhob sich Aoi, krallte sich dabei allerdings in die Decke, damit diese sein Geschlecht nicht entblößen würde, mit einer Hand, während er mit der anderen die Hizumis ergriff. "Und glaub mir bitte, Hizumi. Ich habe es nicht bereut.“, versuchte er ihm zu versichern und ließ den Kopf nachdenklich sinken. //Inzwischen weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. War das nur der Durst meines Körpers, oder bin ich echt unersättlich, allen Schmerz zuzufügen?// „Doch wenn Reita... nun doch leben sollte... was ich an Hoffnung schon so gut wie aufgegeben habe, da ich spüre, wie mir das Herz geschnürt wird, jede Sekunde mehr, die verstricht. Doch...", fuhr er weiter fort, doch unterbrach sich, während er auch Hizumis Hand wieder entließ. "I-ich werde dafür gerade stehen, was ich getan habe. Was ich mir gewünscht habe und ich bitte dich, wenn dies tödlich endet, gib dir nicht die Schuld oder hasse ihn dafür! Für seine Schwäche muss man gerade stehen und wenn es zu Ende sein sollte, dann hatte ich wenigstens ein paar Momente gehabt, in denen ich glücklich war.", meinte Aoi, sah wieder auf und blickte Hizumi aufmunternd lächelnd an. Anschließend wickelte er sich dann die Decke um die Hüfte. "Ich geh mich nur schnell umziehen. Die Sachen sind noch drüben. Dann... Dann kann es losgehen.", sagte er ungewohnt gut gelaunt, um Hizumi nicht weiter Sorgen zu bereiten und um sich selbst zu betrügen, denn in Wahrheit hatte er einen riesen Schiss vor dem hoffentlichen Finale...? Würde Hizumi und seine Bande ihm wirklich helfen können, seinen Reita wieder zu bekommen? Und wie ging es diesem gerade? Bestätigten sich seine Vorahnungen? Konnte man ihm noch helfen?! Was würde mit dem Boss geschehen? Würden sie jemals ein normales Leben führen können? Frei von Gewalt und Schmerz? Fragen über Fragen häuften sich in seinem wirren Kopf und er hoffte, bald auf alles eine Antwort zu erhalten, egal wie gut oder schlecht sie waren. Schocken konnte ihn soweit vieles nicht mehr... ~+~ Gerade stolperte Sakito aus der Küche heraus, im Mund ein eben schnell gemachtes Sandwich, in den Händen seine Tasche mit den wichtigen Utensilien wie z.B. seinen Laptop oder eine Pistole, die er sich zum Schutz einmal gekauft und lizensiert hatte, seine Autoschlüssel samt Hausschlüssel und sein Spionagekoffer, falls er Fingerabdrücke machen musste oder eine Taschenlampe brauchte. Besser vorbereitet sein, als gar nicht, lautete seine Devise. Da klingelte es plötzlich an der Tür. Ein missmutiges Brummen drang gedämpft aus seiner Kehle und schnell versteckte all seine Habseligkeiten im angrenzenden Wohnzimmer in einer Couchecke, bevor er die Pistole aus der Tasche zog und ein Kissen über den Rest warf, um alles zu verdecken. Wer wusste schon, wer ihn jetzt stören wollte?! Darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche zu machen, schlich er sich zur Tür und sah durch den Türspion hinaus. Einen überraschten Laut ausstoßend, erkannte er Takeda und öffnete sofort die Tür, sah durch den Türschlitz. "Takeda, was ist denn noch?! Du weißt doch, das ich los wollte! Ist was passiert?!", wollte er wissen, ohne den anderen zu begrüßen und erspähte noch jemand anderen, der sich hinter Takedas breiten Rücken versteckte. Mit gerunzelter Stirn steckte er sich die Pistole hinter der Tür unter den Hosenbund und öffnete daraufhin die Tür einen Stück weiter. Er musterte den Eingehüllten von oben bis unten, sah dann von Takeda wieder zu dem anderen und als dieser so aufsah, das er dessen Augen über den Mantel hinweg sehen konnte konnte, musste er schwer schlucken. Diese Augen! Die kannte er doch! "U... Uruh... a?", hauchte er erstarrt, wollte nicht wahrhaben, wen er da gerade, so hoffte er zumindest, vor sich hatte, wollte etwas sagen, doch stattdessen gaffte er den Eingehüllten völlig perplex an. Erst nach einer Weile rührte er sich wieder. "B-Bist du e-es?", fragte er mit leiser hoffnungsvoller Stimme und ihm wurde ganz schwer ums Herz. "Takeda! Wen hast du da mitgebracht?", wollte er wieder an den Polizisten gewandt wissen und blickte wieder zu dem Verhüllten. Der Polizist lachte auf, schob Sakito allerdings etwas beiseite, damit er eintreten konnte. "Super! Man erkennt dich nicht! Hab ich's doch gewusst.", rief er triumphierend und sah sich neugierig in Sakitos Wohnung um, dessen Frage er noch immer nicht beantwortet hatte. "H-hey!", versuchte dieser nun wieder auf sich aufmerksam zu machen, stand an der Haustür gelehnt und ließ den Blick wieder zwischen Takeda und dem Unbekannten hin und her wandern. "Klärt mich mal jemand auf?", bat er mit klagendem Tonfall in der Stimme und ruckte mit dem Kopf zum immer noch Eingehüllten, der nun ebenfalls eintrat, sodass Sakito die Tür schließen konnte. "Also ich weiß nicht, wer dieser Uruha sein soll, von dem du geredet hast, aber ich hab dir Kouyou mitgebracht und... ich lass euch am besten mal eben alleine.", meinte Takeda und zwinkerte Sakito grinsend zu, was dieser jedoch nicht mehr sah, da der Anwalt sich schon bei Uruhas richtigen Namen dem Verkleideten zugewandt hatte. Vollkommen baff und einfach nur sprachlos, starrte Sakito seinen Uruha einige Sekunden an, ließ seinen Blick eher zufällig zu dessen verhüllten Handgelenke gleiten, eher er sich anschließend um Uruhas Hals warf. "D-du Dummkopf!", schluchzte er geradeaus und klammerte sich an dem anderen fest. "W-warum?!", fügte er dem noch hinzu, nahm ihm mit zitternden Händen den Hut ab und zog mit einer Hand vorsichtig den Mantelkragen hinunter, um Uruha richtig ins Gesicht sehen zu können. Fragend und anschuldigend sah er ihn an. Da war es wieder. Sein schneller Herzschlag. Sein rasender Puls. Seine Liebe. Sein Uruha direkt vor ihm, in seinen Armen und am liebsten würde er ihn nie wieder loslassen, doch er wusste, das ging nicht. Eigentlich schade, aber vielleicht ließe sich das irgendwann noch ändern...? //Aus, Sakito! Vergiss nicht, was du eigentlich vor hattest! Überfall ihn doch nicht so!//, rief er sich zur Vernunft und löste sich nur widerwillig von Uruha. Peinlich verlegen blickte er ihn an und biss sich auf die Unterlippe. "T'schuldigung...", murmelte er und sah nach einem kleinen Lächeln wieder zu ihm auf, während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und sich zu fassen versuchte. Allerdings wollte das Zittern nicht so recht aufhören und das Beben seiner Lippen ebenso nicht. "I-ich hatte schreckliche Angst um dich! Ich dachte, i-ich sehe dich nie wieder!", teilte er ihm mit zittriger Stimme mit und rang immer noch mit den Tränen. Bis die drei Männer in der Wohnung standen hatte Uruha den Kopf gesenkt gelassen, nur kurz hatte er Sakito vor der Türe angesehen, doch den Blick sofort wieder nach unten gewandt. Obwohl er erschöpft war, fühlte er noch immer die Nervosität in seinem Bauch, die sich so langsam in ihm breit machte. Immerhin hatte Uruha Sakito seit diesem... Vorfall, nicht mehr gesehen und er hatte Angst vor dessen Reaktion. Die Zeit, die verging während die beiden schweigend voreinander standen kam Uruha wie eine halbe Ewigkeit vor und nur langsam hoch er den Blick wieder an. Im nächsten Moment spürte er jedoch schon Sakitos Arme um seinen Hals und er zuckte leicht zusammen, da er mit dieser plötzlichen Reaktion am wenigsten gerechnet hatte. "I-ich weiß~", hauchte er leise auf dessen "Beleidigung" und mit Schuldbewusstsein in den Augen erwiderte er den Blick des anderen. "Es...es tut mir Leid..", nuschelte er und senkte den Blick. Er wollte doch nicht, dass es den anderen dabei schlecht ging. Und je länger er sich damit auseinandersetzte, desto dümmer kam ihm sein Handeln vor. Seine Tränen unterdrückend blickte er weiterhin zu Boden. "... das... ich...", begann er, doch wie sollte er es erklären? Er wusste ja nicht ein mal selbst, wieso er es wirklich getan hatte. Schließlich schluchzte er doch leise, fiel Sakito nun selbst um den Hals und entschuldigte sich immer wieder auf Neues bei ihm: "Es tut mir so Leid... ich... das... tut mir Leid..." "Ich hätte dich verlieren können...", sagte er mit belegter Stimme und senkte ebenfalls den Blick, so wie Uruha es auch tat, um seine roten Wangen zu verdecken. Das Uruha jedoch einsah, dass er Dummes getan hatte, ließ ihn aufatmen. So konnte Sakito wenigstens schon mal hoffen, das es nicht noch einmal geschehen würde. "Du hättest somit den Problemen zwar aus dem Weg gehen können, doch du hättest alle, die dich l... ich meine, denen etwas an dir liegt, alleine gelassen. Alleine mit ihren Problemen. Mach das nie wieder... Bitte, Kouyou.", bat er ihn mit ernster Miene und ernster Stimme, die trotz Versuch noch immer etwas angekratzt klang, und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, als er Uruha schluchzen hörte. "U-Uruha...", hauchte er hilflos, da er den anderen den Weinen sehen konnte, schließlich hatte er von Anfang an versucht, den anderen davon abzuhalten, traurig zu werden, was im Nachhinein teilweise nicht der richtige Weg gewesen war, aber Liebe macht Blind, oder nicht? Doch weiter konnte er nicht nachdenken, denn nun war es Uruha, der sich ihm um den Hals warf und ihn überrumpelt zurück stolpern ließ. Doch reflexartig schlang Sakito seine Arme um den zitternden jungen Mann, der seine Entschuldigung wie ein Mantra vor sich her stotterte. Beruhigend strich ihm Sakito über den Rücken. "Schttt... Es war schon eine Entschuldigung genug, als du es eingesehen hast, dass es dumm war. Mehr wollte ich nicht hören und jetzt hör bitte auf zu weinen. I-ich kann dich so nicht ertragen...", gestand Sakito mit warmer Stimme, löste seine Umarmung und die von Uruha, nur, um diesen dann mit einer schnellen Bewegung unter den Achseln und den Kniekehlen zu packen und ihn zur Couch zu tragen, wo er sich niederließ und den Blonden wieder umarmte, um ihn sogleich wieder beruhigend über den Rücken zu streicheln. Das dieser nun auf seinem Schoß saß, nahm er schon gar nicht mehr war, da er sich diese Nähe schon so lange gewünscht hatte und da Uruha auch nicht zu meckern schien, was sein Herz fröhlich springen ließ. All die Sorge von zuvor, war wie weggeblasen, jetzt, da er Uruha wieder in seinem Arm halten konnte und wie er da so saß, so glücklich und doch wieder nicht, konnte er die erneut laufenden Tränen nicht mehr zurückhalten. Es wäre taktlos, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, sein Liebesgeständnis noch einmal zu wiederholen, da er sich sicher war, das Uruha es beim ersten Mal nicht gehört haben konnte, obwohl der Moment so perfekt schien, aber das war er nicht, wie ihm Takeda wieder bewusst machte, indem dieser ins Zimmer trat und sich räusperte. "Ähm... Ich will ja nicht stören, aber... wollten wir nicht Leben retten?" Sakito schrak von seinen Beobachtungen im Gesicht des Blonden auf und blinzelte mehrmals verwirrt, um sich seiner Umgebung wieder bewusst zu werden. "A-ano... n-natürlich... Wo war ich nur mit meinem Kopf?!", fragte der Anwalt peinlich berührt in den Raum hinein, schüttelte ihn kurz und ließ Uruha langsam neben sich in die Kissen der Couch gleiten, damit dieser aufstehen konnte. "Und ich befürchte, du willst mitkommen, hm?", fragte er an diesen gewandt und sah ihn besorgt an. "Hier ist es auch sicherer.", setzte er möglichst überzeugend hinzu, da er Uruha nicht in Gefahr bringen wollte. Abwartend biss er sich auf die Unterlippe. Nachdem Uruha mit zur Couch gezogen wurde, versuchte er sich wirklich zu beruhigen, was ihm schwerer fiel als gedacht. Er schluchzte noch leise an Sakitos Schulter und hielt sich leicht an seinem Oberteil fest. Als er schließlich Takedas Stimme vernahm zuckte er für einen Moment zusammen, aber nur, weil er damit nicht gerechnet hatte. Doch als er hörte was dieser sagte war er plötzlich still. Er wusste was Sakito meinte, als er ihm das sagte und ihn dabei an sah, aber er wollte helfen und nicht einfach hier rum sitzen. Vor allem nicht, nach dem was er selbst vor kurzer Zeit getan hatte. "Ich... komm mit~" Schwer auf seufzend ließ sich Sakito wieder neben Uruha fallen und fuhr sich durch die Haare. "Okay... dann... bleib immer schön bei mir oder Takeda, hai?!", bat er den Blonden mit einem Unterton in der Stimme, die Uruha deutlich machen sollte, das jede Widerrede sinnlos war. „Ich geb' dir erstmal andere Klamotten, bevor wir losfahren. So würdest du dich auf Dauer erkälten.", meinte er fürsorglich, griff nach Uruhas Hand und zog ihn mit hoch, als er wieder aufstand. Nah bei ihm gehend, ihn sogar etwas stützend, da die Anstrengungen der letzten Tage schwer auf ihm lasten mögen, verließen sie gemeinsam die Wohnstube und machte selbst keinen Stopp, als er sein Schlafzimmer erreichte. Dort versicherte er sich, das Uruha genügend Möglichkeiten finden könnte, sich irgendwo festzuhalten und ging zu seinem großen Kleiderschrank, um darin nach einer passenden Hose und einem Oberteil zu suchen. "Hat man dir wenigstens eine Unterhose gegeben oder brauchst du eine?", wollte er wissen und zog gerade eine Hose aus dem Schrank. Mit dieser Reaktion des Anwalts hatte Uruha doch irgendwo gerechnet, aber er nickte gleich zustimmend. Lieber blieb er bei ihnen, als wenn er gar nicht mit durfte. Er ließ sich widerstandslos mit ins Schlafzimmer ziehen, hielt sich leicht an seinem Arm fest und setzte sich dort erstmal auf die Bettkante. Er schlang die Arme um sich und beobachtete Sakito beim Suchen. Diese Frage war ihm sichtlich unangenehm. Uruha hatte sich bisher nicht wirklich damit beschäftigt, was er trug, außer dass ihm die Krankenhauskluft zu weit war und er sie an der Seite etwas zusammen geknotet hatte. Aber jetzt wo Sakito ihn direkt darauf ansprach senkte er den Blick und schüttelte leicht den Kopf. Da keine Antwort von Uruha folgte, wandte er sich kurz vom Kleiderschrank ab, in der Hand eine seiner Hosen und ein Shirt, was er soeben noch mit herausgezogen hatte, und konnte gerade noch sehen, wie der Blonde den Kopf geschüttelt hatte. Bei dieser Antwort färbten sich seine Wangen rot. Seine trocken gewordene Lunge ölte er ein, indem er bei dem Gedanken an Uruhas Nacktheit schwer schlucken musste. "S-so dann bekommst du noch eine von mir.", meinte er und wandte sich schnell um, um sich abzulenken und seine roten Wangen zu vertuschen. Schnell war eine Boxershorts gefunden, die bequem sein und sitzen musste und mit ihr zusammen, reichte er Uruha nun die Sachen, die er anziehen sollte. "Ich zeig dir das Bad.", murmelte er und bot ihm seine Hand, um ihm aufzuhelfen. Kaum hatte sich Uruha erhoben, führte er ihn weiter durch seine Wohnung und öffnete die Badetür. "Wenn du noch etwas brauchst... ich... bin in der Nähe. Ruf mich einfach.", bot er Uruha an und trat zurück, um ihm den Weg ins Bad freizumachen. So unangenehm wie es Sakito war, war es Uruha auch. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das man umsorgen musste. Er nickte leicht und stand langsam auf. "Danke..", antwortete er und nahm die Klamotten die er leicht an seine Brust drückte und so festhielt. Uruha hielt sich leicht an Sakito fest und ließ sich das Bad zeigen. Er blieb noch in der Türe stehen und hob seinen Blick langsam an. "D-danke..", sagte er leise und schloss schließlich die Badtüre um sich um zuziehen. "Kein Problem.", meinte Sakito lächelnd und wiederholte seine Worte an der Badtür noch ein weitere Mal, ehe Uruha dahinter verschwand. Am liebsten würde er ihn darin einschließen, damit er nicht mitkam, aber lieber wollte er ein wachsames Auge auf ihn ruhen, als ihn hier alleine zu lassen und wahnsinnig vor Unwissenheit werden zu lassen. Schnell schüttelte Sakito den Kopf und erschrak als er Takeda erblickte. "Mensch... Erschreck mich doch nicht so.", schimpfte er halbherzig und trat von der Badtür weg. "Tut mir Leid. Wo wolltest du anfangen zu suchen? Am Hafen?" "Nein, an der Lagerhalle, wo man zuletzt die Leichen gefunden hat. Da fällt mir ein... Ich muss die Spurensicherung anrufen, um-" "Die hatten wir schon da.", meinte Takeda nachdenklich. "Aber es kann doch nicht sein, das keine Spuren gefunden worden. Das Auto muss... keine Ahnung... Tonnen gewogen haben! Vielleicht würde eine Erdprobe weiterhelfen können. Die Polizei hat ich bestimmt nur auf die sichtbaren Ergebnisse gestürzt. Doch was ist mit der Erde?" Nachdenklich legte Takeda die Stirn in Falten. "Hm... Kann sein, das dies tatsächlich noch nicht überprüft wurde. Man warum fällt mir das erst jetzt ein?!" "Mach dir keine Vorwürfe. Du hattest keine Ausbildung. Bist einfach da rein geschliddert. Als Anwalt hat man oft die verrücktesten Ideen, denn wenn es eine Möglichkeit gibt, gibt es meist noch andere." "Verrückt aber gut. Vielleicht sollte ich eine Ausbildung zum Anwalt machen?", gluckste Takeda und erhielt ein belustigtes Grinsen zur Antwort. "Dann müsstest du Jura studieren. Bleib lieber bei der Polizei. Der Job scheint dir zu gefallen." "Tut es auch. Gefällt dir deiner noch...?"Sakito ließ den Blick sinken und dachte über diese Frage nach. Doch, nach kurzer Schweigepause, schüttelte er schließlich den Kopf. "Wenn das hier vorbei ist, höre ich auf.", meinte Sakito und lehnte sich an die Wand. Takeda stutzte. "Und würdest du mir sagen, warum?" "Nach allem... was geschehen ist, würde ich alle andere Taten als Kleinvieh halten und nicht ernst nehmen. So würde ich mein Ansehen verlieren und meinen Job. Außerdem habe ich mir geschworen aufzuhören, wenn es Tatsache ist, das Aois Eltern Anwälte waren...", erklärte er und strich sich mit gerunzelter Stirn über den linken Arm. "Und...?" "Sie waren es..." "Uhm..." ~+~ Hizumi half Aoi beim Anziehen der schusssicheren Weste und strich über seine Brust. Schon bald würde es vorbei sein... mit ungewissem Ende... "Bist du bereit?" Er nickte ihm zu und wusste, dass einen keinen Weg zurück gab. In wenigen Stunden würde er Aoi verloren haben... So oder so... Er schnallte sich das letzte Messer um und rief dann seine Männer. Seine Stimme war wie gewohnt dunkel und gab einen Befehl nach dem anderen. Er berief eine Versammlung ein und befahl, dass die Männer in zehn Minuten fertig sein sollten. Als sie 10 Minuten später ankamen, starrten ihnen wortlos eine Horde bis unter die Zähne bewaffnete, junge Männer entgegen, die alle aufgeregt ihren Anführer ansahen. Hizumi stellte sich schräg vor Aoi, verdeckte ihn nicht, aber gab ihm das Gefühl von Schutz. Dann erklärte er seinen Leuten den Auftrag und informierte sie über Opfer und Täter. Er teilte ihnen auch mit, was Kru herausgefunden hatte und schärfte ihnen nochmals ein, wie wichtig es war, dass Reita und mögliche andere Opfer überlebten. Dabei sah er zu Aoi und lächelte ihm aufmunternd zu. Was mit dem Ekel von Boss geschah, das überließ er ganz der Fantasie seiner Männer... Nachdem sich Aoi im Nebenraum schnell angezogen hatte und für einen Moment über die sich leicht von seinen Hüftknochen abstehende Hose wunderte, war der Schwarzhaarige wieder zurück zu Hizumi gegangen, um sich bei der Schussweste helfen zu lassen. Hatte er wirklich so viel abgenommen, das er selbst den schlanken Hizumi übertraf? Er schrak aus seinen Gedanken, als er Hizumis Hand auf seiner Brust spürte und erzitterte kurz. Schließlich war die Erinnerung an das, was hinter ihnen lag, noch allzu frisch. Doch daran durfte er jetzt nicht denken! Er schluckte schwer und nickte ganz langsam, sodass ihm die Haare über die blassen Wangen fielen. "Ich hab nur... Angst...", gestand er murmelnd und schluckte erneut, als er das Messer auf blitzen sah, welches sich Hizumi in die dafür vorgesehene Tasche in seinem Gürtel steckte. Er zuckte zusammen, als Hizumi grollende Stimme ihn erneut aus seinen trüben Gedanken riss und sah mit großen Augen zu dem Schwarzhaarigen auf, biss sich auf die Unterlippe. Jetzt war Hizumi wieder anderes.... irgendwie... und das spürte Aoi, doch die Angst machte schnell dem Gefühl der Sicherheit platz. Auch nachdem Hizumi sich von ihm abwandte, folgte er ihm mit langsamen Schritten. Als dann jedoch Hizumis Gefolgsleute oder Freunde oder beides, alle aus ihren Winkeln gekrochen kamen, sah Aoi sich eingeschüchtert um und zitterte leicht. Die sahen ja alle... angst einflößend aus! Aber wiederum waren da Hizumis Worte und dessen Stimme, die ihn beruhigten, ihn von der Situation ablenkten und die sein Herz schneller schlagen ließ. //Er weiß tatsächlich wo er ist!//, dachte er und Erleichterung machte sich in ihm breit. Als Hizumi dann auch noch zu ihm blickte, brachte er ein dankbares Lächeln zu Stande und nickte. Er war mehr oder weniger bereit für diese Aufgabe. Unsicher wartete er ab was geschehen sollte und zuckte fürchterlich zusammen, als die gesamte Schar zu schreien begann vor Freude, teilweise sogar jubeln. Mit großen Augen und klopfenden Herzen wagte er es auf zusehen und erstarrte, als ihn jemand aus der Menge hasserfüllt ansah. Oder täuschte er sich? Aoi schluckte, bevor er etwas sagen wollte, ihm aber keine Worte einfielen und wenn, dann wären diese wohl verloren gegangen in dem Lärm, der sich allmählich legte, als die Kämpfer aus dem Raum stürmten. Hastig sah Aoi sich um, doch der Mann, der ihn eben noch so feindselig angestarrt hatte, war verschwunden. Verwirrt drehte er sich um die eigene Achse, suchte die sich lichtende Menge ab und schrie vor Schreck auf, als eine Hand sich auf seine Schulter legte. "Hallo~ Wir haben uns noch gar nicht kennen gelernt~", säuselte jemand mit fröhlicher Stimme in sein Ohr und Aois Herz rutschte ihm in die Hose, als sich noch zusätzlich ein Arm um sein Taille legte. "Mein Name ist Tsukasa~ Und du... riechst nach Sex...", hauchte dieser Tsukasa ihm ins Ohr und Aoi kam es so vor, als ob dessen eben noch so fröhliche Stimme plötzlich in ein gefährliches, warnendes Knurren übergegangen war. Das war dieser Mann gewesen! Ganz sicher! Nicht einmal rot war Aoi geworden vor Verlegenheit, nach dieser Erkenntnis. Eher blasser. "Er gehört mir~ Hast du verstanden?", fügte Tsukasa dunkel hinzu und fuhr anrüchig mit der Zungenspitze Aois Ohr entlang, um vielleicht Hizumi zu erschmecken, denn kein anderen außer Hizumi sollte es wagen, den Gefangenen anzurühren. Nun verfluchte er sich dafür, das er solange fern geblieben war, um etwas Spaß mit Hizumis dritten Gefolgsmann zu haben. Kru hatte er nämlich schon vor langem aufgegeben. Nur Hizumi war schon lange sein Ziel, doch bisher war dieser nicht zu knacken und nun sollte es dieser... dieser... Fremde es geschafft haben! Unbändige Eifersucht und Wut brodelten in Tsukasa und am liebsten hätte er dem Gerippe vor ihm den schlanken Hals umgedreht... wenn dieser ihm nicht... "Du kannst ihn haben!" ... gerade das zurück gemurmelt hätte. Überrascht hob Tsukasa die Brauen, ließ jedoch nicht von Aoi ab, während seine Hand, die zuvor noch auf Aois Schulter geruht hatte, zu dessen Kehle wanderte. "Was?!", zischte er und spürte, wie der Schwarzhaarige in seinen Armen erstarrte. Genugtuung überkam den Größeren. "D-du w-willst i-ihn haben...? W-wenn du gut zu ihm bist, d-dann kannst du ihn haben." "Willst du mir jetzt auch noch vorschreiben, wie ich mit ihm ungehen soll, oder was? Du traust dir ja was zu...! Dir ist bewusst, das ich dich ganz leicht...!", begann er und strich mit einem seiner langen Fingernägel Aois Hals entlang, was diesen die Augen schließen ließ. "Er hat es verdient, ja!", meinte Aoi schlug auf die Hand, jedoch war das nicht besonders klug, denn Tsukasas Fingernagel rutschte so blöd ab, das er ihn schnitt. Aoi jedoch verzog keine Miene, drehte sich nur schnell in Tsukasas Armen um, der noch überrascht von Aois Gegenwehr war, und stieß ihn von sich. Beide standen sich nun gegenüber und funkelten sich böse an, wurden dann jedoch von Hizumi unterbrochen. Hizumi hatte sich soeben noch mit anderen unterhalten und sie nochmal zum letzten mal unterwiesen. Dann drehte er sich um und sah Tsukasa und Aoi zusammenstehen. Er ging zu ihnen. "Was hat wer verdient?" Erschrocken sah Aoi auf, als Hizumi zu ihnen trat, senkte augenblicklich verlegen zu Boden und schwieg. Tsukasa hingehen richtete sich siegessicher auf und stolzierte auf Hizumi zu, fuhr mit seinen schlanken Fingern über Hizumis gepolsterte Brust, hinauf zu dessen Hals, über den er anzüglich strich. Nach einer halben Umdrehung blieb er hinter Hizumi stehen und beugte sich zu dessen Ohr hinunter. "Mich~", hauchte er anzüglich und grinste süffisant. Aoi biss sich währenddessen auf die Unterlippe. //Der will doch nur mit Hizumi spielen!//, dachte er und hob leicht den Blick, um so vielleicht festzustellen, ob Hizumi auf dieses Flittchen reinfiel. //Ich bin ihn für all das dankbar, was er für mich getan hat, da werde ich es nicht zulassen, das dieser...//, dachte er grimmig und funkelte Tsukasa böse zu. Hizumi sah zwischen den Beiden hin und her. Er schenkte Tsukasa einen warnenden Blick und ging zu ihm, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. "Tsu!", zischte er. "Wir haben eine Mission zu erfüllen und du wirst dich gefälligst zusammennehmen, ist das klar?! Ich hab hier das Sagen und das weißt du! Du schuldest mir absoluten Gehorsam! Und wenn du das vergessen hast, dann ist das sehr ungesund für dich, kapiert?! Also hör auf, Aoi Angst ein zu jagen oder ihm zu drohen!" Er hatte Tsukasa gegen die Wand gepresst und seine Augen flammten vor Feuer und Wut. Oh ja, Hizumi hatte verdammt gute Ohren. Dann drehte sich der Anführer von Tsukasa weg und ging zu Aoi hin, der immer noch zitterte. "Alles okay, Aoi. Mach dir keine Sorgen, ja? Noch heute bist du wieder mit deinem Liebsten zusammen und bald ist der ganze Schmerz der vergangenen Jahre vergessen und dann hast du auch mich vergessen. Aber das ist gut so, denn ich bin ein Teil deines Lebens, der dir nur Schmerz und Trauer gezeigt hat. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass es auch noch andere Dinge gibt, schöne Erfahrungen, die du mit jemandem machen solltest, der bereits einen Platz in deinem Herzen hat." Bei diesen Worten sah er ihn an, das Feuer war aus seinen Augen gewichen und hatte einer tödlichen leere Platz gemacht. Hizumi war bereit. Bereit zu sterben, um seinem Schützling ein ruhiges, sicheres Leben zu sichern.. Überrascht hob Tsukasa seine fein nachgezogenen Brauen und erwiderte Hizumis Blick. Jedoch nur für kurze Zeit, denn diesem konnte er nie besonders lange standhalten ohne schwach zu werden. //Der Kerl macht mich rattig, egal was er tut, aber wenn er gehört hat, was ich dieser kleinen Hure zugeflüstert habe, dann...//, dachte er alarmiert und mit einem mulmigen Gefühl im Magen, als er auch schon am Kragen gepackt wurde und nach hinten gegen die Wand stolperte, von der sogleich Putz hinab regnete. Schmerzhaft keuchte er auf. Schweiß trat ihn auf die Stirn, als er Hizumis Worten lauschte. Nervös befeuchtete er sich die Lippen und jappste erschrocken nach Luft, als der Druck an seinen Schultern sich vergrößerte. Mit schnell schlagendem Herzen wagte er es aufzusehen und zuckte unter Hizumis Blick zusammen. "A-aber Hizumi...~ I-ich war... war nur wegen dir so...! Ich laufe dir schon seit Jahren nach und plötzlich verliebst du dich in den Nächstbesten!", meinte er leise zu ihm, trotzig, denn er glaubte zu wissen, das es nicht gut war, Hizumis Gefühle so offen zu legen. "Es... tut mir Leid...", setzte er widerwillig hinzu und hatte den Blick reumütig gesenkt, während seine Hände sich zu Fäusten ballten. Doch Hizumi wandte sich einfach von ihm ab und beinahe wäre Tsukasa nach vorne gestolpert und weggeknickt, da seine Knie wie Gummi waren. Noch einen enttäuschten und wütenden Blick zugleich warf er diesem Schwarzhaarigen und Hizumi zu, bevor er sich abwandte und wie seine Vorgänger davor aus dem Raum lief. Erleichterung hatte Aoi übermannt, als Hizumi dem anderen so offensichtlich ablehnte und ein freudiges Lächeln trat auf sein Gesicht, als er daran dachte, wie froh er sein konnte, Hizumi von der anderen Seite kennen gelernt zu haben, denn gerade wie er mit diesen jungen Mann umging, zeigte ihm deutlich, wie viel Macht er über seine Männer hatte und wäre er an Stelle dieses bösen jungen Mannes, dann hätte er sich wohl vor Angst in die Hose gemacht. Zumindest beinahe... Als Hizumi auf ihn zu kam, schluckte er den Anflug von Nervosität hinunter und sah mit großen Augen zu ihm auf. Verwirrt legte er den Kopf schief, als Hizumi begann zu sprechen. "A-aber Hizumi! Warum sollte ich dich denn vergessen? Wie könnte ich? W-was redest du da?! Du hast mir keinen Schmerz und keine Trauer gezeigt!", meinte er entrüstet und stemmte die Hände in die gepolsterten Seiten. "Du bist doch überhaupt erst der Grund, warum ich noch lebe! Wenn du nicht an mich geglaubt hättest, dann hätt' ich wohl den Mut verloren...", setzte er noch hinzu und war zum Ende hin immer leiser geworden, hatte den Blick gesenkt. Als Hizumi ganz geendet hatte, sah er jedoch wieder auf, um etwas zu sagen, um sich zu bedanken, doch er erstarrte, als er in leere Augen sah, die ihren Glanz verloren hatten. "H-Hizumi?", fiepte er erschrocken auf und nahm dessen Gesicht in seine Hände, um es genauer zu betrachten oder besser: um sich zu versichern, was er gesehen hatte. "W-was hast du?! Ist alles okay? Hast du vielleicht... Angst? Du musst das nicht tun! I-ich kann da auch alleine hin!", meinte Aoi und versuchte dabei möglichst überzeugend zu klingen, was jedoch kläglich misslang. "Hast du was?" //Er ist echt ein netter Kerl. Sowas in der Art hat bisher nur Reita zu mir gesagt...//, dachte er wehmütig und musterte Hizumi noch immer besorgt. Hizumi brachte nicht mehr als ein schwaches Lächeln zustande. Er schüttelte den Kopf. "Nein Aoi... Alles ist gut.", sagte er und drückte beruhigend seine Hand. "Es ist nur so, weil ich konzentriert bin. Das ist normal.", log er. "Red nicht so einen Unsinn. Ich habe keine Angst, meine Bande ist bereit wie noch nie und sie alle werden dazu beitragen, dass alles in deinem Leben wieder gut wird. Du musst nur vertrauen und bitte tu nichts Unüberlegtes. Meine Männer sind bestens für solche Situationen ausgebildet und ich auch, Aoi. Halte dich nur von Tsukasa fern. Er scheint gewisse, völlig haltlose Besitzansprüche zu haben,und er scheint auch alles dafür zu tun, dass ihm nichts und niemand dazwischen kommt... Pass gut auf dich auf und wenn du das Gefühl hast, er will dir wirklich etwas tun, dann wende dich an Kru oder mich. Hast du verstanden, Aoi? Bald ist der Alptraum vorbei, alles ist überstanden und ich möchte dich sogar darum bitten mich zu vergessen... Es ist das Beste für uns beide, hörst du? Also... hör auf meine Worte und denk daran..." Er nahm seine Kette ab, ein silberner Anhänger in Form eines stirilisierten Drachens an einem schwarzem Lederband, und hängte ihn Aoi um den Hals. "Dein Talisman... Er hat mir immer Glück gebracht. Jetzt sollst du ihn haben.", sagte er leise und lächelte ihn dabei an. Unverständnis spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, doch zwang er den Drang nieder, zu widersprechen, indem er sich auf die Unterlippe biss. Nur langsam nickte er, hatte wieder den Blick gesenkt, doch als Hizumi meinte, es würde sich alles in seinem Leben bessern, schüttelte Aoi mit einer traurigen Grimasse den Kopf. //Er versteht es nicht... Es wird nie enden...//, dachte er und seufzte lautlos. Doch es war Unsinn, ihn immer wieder daran zu erinnern. Hatten sie nicht längst losgehen müssen?! Mit sich hadernd, trat er von einem auf den anderen Fuß und rieb sich mit den Händen die Schläfen, versuchte den Kopfschmerzen Heer zu werden. Bitter lächelte er auf, als Hizumi ihn wie ein kleines Kind zurecht wies. "Woher soll ich wissen, wer Kru ist...?", wollte er schon leicht genervt wissen, verzog die Lippen zu einer Schnute, nickte. "Ja... verstanden...", grummelte er und riss schockiert den Kopf nach oben, als er Hizumis Bitte vernahm. Sein Kopf war mit einem Mal wie leergefegt. Aus großen Augen starrte er Hizumi an, blinzelte mehrmals, kniff sich, doch vor ihm stand immer noch Hizumi, der ihn vollkommen ernst anblickte, ohne jeglichen Schalk im Gesicht. "D-dann... W-was verlangst du da, Hizumi?!", fuhr er ihn mit wässrigen Augen an und trat zurück, sah wütend drein. "Ich soll dich verleumden und... und... dann sicher Rei belügen, was?", fragte er unglaubwürdig und zitterte abermals. "Und ich dachte, wir wären jetzt sowas wie... Freunde...?", setzte er mit schwacher Stimme hinzu und starrte zu Boden, während die Tränen über seine Wangen liefen, vorbei an seinen bebenden Lippen. "Warum...?", hauchte er einmal... zweimal... und zuckte zusammen, als Hizumi näher getreten war und anscheinend die Arme um ihn legen wollte. "N-nein! I-ich will das nicht!", rief er trotzig und boxte auf Hizumis gepolsterte Brust ein, schluchzte dabei laut auf. Die Worte des Größeren bekam er nur teilweise mit, da sein Schluchzen ihn immer wieder erzittern ließ, doch er bekam sehr wohl mit, um was es ging und das dort über seinem Herzen plötzlich etwas lastete. Heftig blinzelnd sah er nach unten und schluckte, als er den Talisman sah. Mit immer noch tränennassem Gesicht blickte er schließlich zu Hizumi auf, der ihm ein Lächeln schenkte, und schüttelte den Kopf. "Wie soll ich dich vergessen...?", fragte er unwissend mit schwacher, leicht erhöhter Stimme, biss sich jedoch auf die Unterlippe, die noch heftiger bebte als zuvor, senkte die Lider und wollte an ihm vorbei in Richtung Ausgang gehen, aus dem auch die anderen Bandenmitglieder gestürmt waren, als er in seiner Bewegung erstarrte, da Hizumi sein Handgelenk fasste. Nur kurz warf Aoi einen Teils verzweifelten und Teils verletzten Blick zur Seite, riss sich jedoch los und ging weiter, wenn auch auf wackligen Beinen. "Danke. Ich werde ihn bei mir tragen.", meinte er noch mit belegter Stimme und verließ den Unterschlupf. Hizumi starrte ihm nach. Warum verstand Aoi ihn immer falsch? Plötzlich spürte er etwas seine Wange herunter fließen. War es Blut? Hatte er sich verletzt? Zögernd fuhr er sich mit dem Finger die Wange entlang. Doch sein Finger war nicht rot. Nur... nass? Hizumi konnte es nicht glauben. Er weinte?! Hizumi wischte sich ärgerlich über die Augen. Was war denn jetzt los? Zeigte er etwa Schwäche? Hizumi schüttelte den Kopf und ging dann zu den Männern. "Los geht's!", koordinierte er und wies Aoi an, in seinen Wagen zu steigen und fuhr dann los. Der Schwarzhaarige folgte stumm der Aufforderung des Bandeschefs, stieg in den Wagen und wandte sich sogleich dem Fenster links neben sich zu, um Hizumi ja nicht ansehen zu müssen. Unwirsch wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und kurz nachdem er wieder eine klare Sicht hatte und sich seinem Spiegelbild gegenüber sah, hätte er am liebsten vor Wut das Glas eingeschlagen. Vor Wut auf sich selbst! Auf Hizumi und diese ganze bescheuerte Welt! Lautlos ließ er seine Hand auf das kühle Glas wandern, um sein Spiegelgesicht abzudecken und gleich darauf die warme Stirn dagegen zu lehnen, wobei sein Blick auf den Talisman glitt, den er von H... von einem ihm Unbekannten geschenkt worden ist... Wieder brannten Aoi die Tränen in den Augen und schnell schloss er sie, um das schlimmste zu verhindern. Er wusste, das er ein schlechter Mensch war. Er wusste, das er jämmerlich war und kompliziert, wie es Hi... jemand ihm einmal gesagt hatte... Aber er hätte nicht gedacht, das er nach den vielen Jahren in Einsamkeit sogar ein schlechter Freund geworden war. Anders konnte er SEINE Entscheidung nicht verstehen... Doch was hatte er nur falsch gemacht? Warum sollte er IHN vergessen? Warum sollte es richtig sein, einen Menschen zu vergessen, der so viel für einen getan hat und man dachte, das sie nun Freunde seien? Warum?! Warum musste man ihm jemanden schicken, der einen länger an dieses grausame Leben fesselt, um ihn einem gleich darauf wieder zu entreißen?! War es das Schicksal eines Engels? Warum Hi... verdammt... Ich kann das nicht! Nicht einfach so... Nicht jetzt... Warum Hizumi? Warum hab ich dich nicht verdient? Hab ich denn Reita verdient? Mit all meinen Macken? Mit... meinen Fehlern? Wieder strömten ihm die Tränen über die geröteten Wangen. Wieder versank er in Selbsthass, machte sich ganz klein auf seinem Sitz, und schaukelte während des Fahrens immer wieder vor und zurück, was er selbst kaum bemerkte. Hizumi brachte die anderen endlich zu dem Anwesen, in dem Reita und die anderen gefangen gehalten wurden. Immer wieder hatte er während der Fahrt zu Aoi gesehen, doch sein Verhalten hatte ihm auch allen Mut geraubt. Er stieg aus, und pirschte sich zusammen mit Aoi und den Männern an das Schloss heran. Zuerst musste er Kru finden, und zu diesem Zweck legte er die Hände an den Mund und imitierte den Schrei einer Eule, nicht ungewöhnlich in dieser Gegend, aber ein eindeutiges Erkennungsmerkmal für Kru. Eisernes Schweigen erfüllte den Wagen während der gesamten Fahrt. Nur die Geräusche, die von außerhalb kamen, ließen die Situation nicht ganz so trostlos wirken, doch niemand sprach ein Wort. Es gab nichts zu reden. Stumm, schwach nickend, folgte er dem anderen aus dem Wagen und blieb mit etwas Sicherheitsabstand neben dem Auto, seinem Fahrer und Hizumi stehen und sah ehrfürchtig zu dem riesigen und düsteren burgähnlichen Gebäude auf. Schwer schluckte er und als er das Geräusch eines ihm altbekannten Tieres hörte, sah er sich nach diesem um und bestaunte den Himmel. Als er es jedoch in der Nähe rascheln hörte, stolperte er zurück zum Auto und sah sich um. Noch immer verließ kein Wort seinen Mund. Auch nicht, als etwas aus einem Gebüsch geschossen kam und Hizumi von dem Beinen riss. Entsetzt sah er hinüber zum schwarzen Knäuel und wandte den Kopf letztendlich ruckartig zum Fahrer. "Tun sie doch was!", bat er ihn mit zittriger Stimme und biss sich wieder auf die Unterlippe. Er machte sich schon wieder Sorgen um Hizumi. Sollte er selbst eingreifen? Und warum lachte der Fahrer plötzlich? Und warum lachte der Mann, der aus dem Gebüsch geschossen war? Aoi verstand die Welt nicht mehr. Wieder meldeten sich seine Kopfschmerzen und er verzog schmerzhaft das Gesicht. "Buh!", hatte Kru mit tiefer Stimme gesagt, bevor er leise auflachen musste. "Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, Alter.", setzte er dann tadelnd hinzu und erhob sich, wobei er Hizumi wieder auf die Beine zog. "Tut mir Leid. Konnte mich nicht mehr beherrschen. Das hier...", begann er und breitete die Arme aus ", ist ein riesiger Spielplatz. Der Wahnsinn! Und keine Wachen. Unsere Leute hab ich erstmal in Deckung gebracht. In dem Graben, wo ich auch den Ring von diesem Typen gefunden habe, den...", setzte er zur Erklärung an und sah sich um. Als er Aoi entdeckte, der eingeschüchtert vor ihm zurückwich, zeigte er grinsend auf ihn ", er sucht.", beendete er seinen Satz und wandte sich wieder an Hizumi. "Wenn das keine Action verspricht, dann schuldest du mir was.", meinte er, wandte sich ab und führte die beiden - Aoi folgte nur langsam und misstrauisch - zu den anderen, die sich mucksmäuschenstill in die Grube gehockt hatten und auf weitere Befehle seitens Hizumi warteten. Hizumi erschrak ordentlich, als ihn etwas aus dem Dunkel angriff. Doch schnell realisierte er, wer es war und lachte ebenfalls. Mit Krus Hilfe stand er auf und klopfte seinem Freund auf die Schulter. "Du bist echt unmöglich, Kru! Mach das nie wieder.", grinste er und sah Kru an. "Alles okay mit dir? Geht es dir gut?", fragte er und befahl dann seinen Männern leiser zu sein. "Ein Spielplatz ist das hier nicht, höchstens vom Teufel persönlich.", sagte er seufzend. "Alle sind vorbereitet, wir werden lautlos in das Schloss eindringen, dort trennen wir uns und überzeugen uns von der Lage. unentdeckt zu bleiben hat oberste Priorität, ist das klar? Habt ihr noch Fragen?" "Weiß ich. Hast du was anderes von mir erwartet?", erwiderte Kru nur grinsend und war voraus gegangen. "Ich bin kein Weichling, Hizumi. Klar geht's mir gut. Du hast mich ja spielen lassen.", meinte er, hob den Daumen seiner rechten Hand und sprang daraufhin in die Grube zu den anderen, um von dort wie auch die anderen auf Hizumis Anweisungen zu warten. Als es darum ging, noch die letzten Fragen stellen zu können, erhob sich Kru leicht. "Wer mit wem?", wollte er wissen und von den anderen kam unterdrücktes Lachen, doch sein Gesicht blieb ernst, wodurch das kleinste Glucksen sofort wieder erstarb, und sah fragend zu Hizumi auf. "Die Gruppen wurden bereits verteilt, als wir in der Zentrale waren, du kannst dir aussuchen, mit wem du losgehen willst, meinetwegen auch mit mir. Die Aufgabenverteilung ist klar und ich möchte, dass Aoi bei euch mitgeht.", sagte er und sprach damit die Gruppe aus, von der er wusste, dass sie am stärksten und gleichzeitig aber auch am vorsichtigsten und ruhigsten war. Verstehend nickte Kru und besah sich die Gruppen. "Dann pass ich auf dein Küken auf, hm.", brummte er und reckte den Kopf, um nach Aoi, der etwas abseits stand und von Hizumi verdeckt wurde, zu sehen und ihn heran zu winken. Da Aoi jedoch weiterhin ängstlich wie eine Salzsäule an seinem jetzigen Standpunkt verblieb, brummte Kru erneut auf und machte sich auf den Weg zu Aoi, der vor ihm zurückwich. "Du brauchst vor mir keine Angst haben, es sei denn, du willst es." Der Schwarzhaarige starrte ihn einige Sekunden lang an, ehe er schwer schluckend den Kopf schüttelte. "Gut, dann können wir los.", meinte er an Hizumi gerichtet und schob Aoi weiter, da dieser vor Angst immer noch nicht selbst gehen konnte, wie ihm genervt auffiel. //Super, aber Hizumi weiß, das er sich auf mich verlassen kann. Ich glaube, er würde es wollen, das ich mit dieser Bohnenstange gehe.// Hizumi ging zu Aoi und legte ihm seine Hand sanft auf den Arm. "Aoi... Es wird alles gut... Du darfst keine Angst haben... Auch wenn es normal ist... Weißt du was? Wenn ich Angst habe... und das hab ich oft... dann zähle ich innerlich bis fünf... Konzentriere mich auf die Angst und lasse sie zu. Aber wenn ich bei fünf angekommen bin, dann lasse es nicht mehr zu, dass ich Angst habe. Und weißt du, was dann passiert? Ich spüre die Angst nicht mehr, sie ist weg und ich bin ganz ruhig. Und dann kann ich mich auf die Situation konzentrieren und nicht darauf, dass ich Angst habe.“ Aoi stemmte die Füße gegen den Boden vor ihm, damit er nicht gegen Hizumi stoßen konnte, der plötzlich auf ihn zukam, und Kru ließ knurrend von ihm ab, nachdem er nun selbst gegen Aoi geprallt war. Maaaaa~n! Er wollte endlich seinen Spaß haben und sich in die Schlacht werfen! Doch dieser... dieser Aoi! - er wusste nun endlich seinen Namen - hielt mal wieder alles auf! Mit verschränkten Armen blieb er etwas abseits stehen und wartete darauf, das auch die letzten drei inklusive sich selbst weiter konnten, denn die anderen Männer warteten auch schon aufgeregt auf sie in der Nähe des Schlosses, versteckt hinter alten Büschen, die so aussahen, als ob der Tod an ihnen haftete. Vielleicht war es der Herbst? Schulterzuckend sah Kru in den Himmel. Sein Zeitgefühl beschränkte sich auf Tagesangaben, wie z.B. in zwei Tag wird dies und jenes getan, in fünf Tagen wieder etwas anderes, und um Jahreszeiten, die sich eh am Wetterumschlag bemerken ließen, aber nicht an genauen Angaben von Zeiten oder was für ein Wochentag ist. Für sie hatte all dies keine Bedeutung. Und obwohl Kru nicht lauschen wollte, was Hizumi zu sagen hatte, hörte er doch mit einem Ohr zu und ein stolzes Grinsen trat in sein Gesicht. //Hizumi weiß eben zu allem einen Rat.// Aoi hingehen starrte verwirrt in Hizumis Augen, die noch immer dunkel schienen und ab und zu verwirrte sich sein Blick auf dessen Lippen, die ihn vor kurzem noch darum gebeten hatte, ihn zu vergessen. Verständnislosigkeit herrschte in ihm, aber dennoch versuchte er trotz der beklemmenden Angst, den Sinn hinter Hizumis Worten zu verstehen. Nachdenklich legte sich seine Stirn in Falten und sein Augen fixierten einen Punkt zwischen Hizumis Augen, damit er ihm nicht länger in diese blicken musste. Viel zu hingerissen zwischen den Gefühlen und Gedanken wollte er seiner Bitte folgen und sie doch wieder missachten. Aoi wusste schlichtweg nicht, wie er sich gegenüber dem Größeren noch zu verhalten hatte, weshalb er auch auf der einen Seite froh war, nicht in Hizumis Gruppe zu sein, bei dem Gedanken an Kru, der ihm Angst machte, jedoch hoffte, Hizumi würde sich noch um entscheiden. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe und fokussierte nun Hizumis Hand, welche sich auf seinen linken Arm gelegt hatte. Verwirrt nahm er dies zur Kenntnis, vergaß jedoch völlig, seinen Arm zurückzuziehen. Warum sollte er auch? Wenn Hizumi nun selbst wieder nach Kontakt suchte, warum sollte dann er, der „Unschuldige“, ihn auf seine Bitte aufmerksam machen, die er entweder falsch verstanden hatte oder sie schlichtweg nur unmöglich fand. Um wieder ins Hier und Jetzt aufzutauchen, grübelte er angestrengt über Hizumis Worte nach, merkte jedoch, wie Ungläubigkeit jegliches Weiterdenken blockierte. "Du... und Angst?", wiederholte er mit zitternder Stimme und schluckte. "I-ich... bin nicht so stark wie du.", musste er sich dann eingestehen, da er Angst, die er versuchte zu verdrängen, auch lieber verdrängen wollte, als sie zuzulassen. Das hatte er sich in den letzten Jahren so angeeignet, denn wenn er sie zugelassen hätte, dann wäre er noch angreifbarer gewesen und so war es für ihn wohl das Beste, seine Gefühle einfach komplett abzustellen. Leider nur, hatte sich diese so besonderes Eigenschaft mehr und mehr verabschiedet, da das viele Hin und Her seiner Gefühle, seiner zerrütteten Seele und die vielen Umstände, des Helfens und Betrügends, ihm diese einzig noch vorhandene Stärke unmöglich machte. Wenn er es täte, würde diese starke Mauer, um die ihn viele beneiden würden, immer mehr reißen und ihn an Ende komplett hilflos zurücklassen. Zerstört. Wehrlos, wie ein kleines Kind. "Ich... kann das nicht so wie du...", fügte er nach gefühlten Stunden hinzu und sah wieder auf. "Ich schaff das schon.", versuchte er Hizumi klar zu machen, griff nach dem Talisman und steckte ihn unter die Weste und unter Hizumis Shirt. Ein kleines Lächeln war dabei über seine Lippen gehuscht, was jedoch sogleich wieder verschwunden war. "W-warum Hizumi...? Warum willst du, das ich dich vergesse? Warum? ... Und wie? ... Wenn ich dich aus meinem Leben verdrängen müsste, würde ich jetzt nackt vor dir stehen, weil alles, was ich trage, dir gehört, oder gar nicht erst vor dir stehen... Ich würde Reita belügen und mit einer Lüge könnte ich nicht leben. Das weißt du. Und ich will mich nicht selbst belügen. Hasst du mich? Warum...", wollte er fortsetzen, doch seine Worte gingen in einem erneuten Schluchzen unter. Kru, der nur mit einem Ohr gelauscht hatte, wandte sich mit gehobenen Brauen zu den beiden um. Er wusste nicht, was geschehen war, war er schließlich die ganze Zeit über hier gewesen, aber diese Auseinandersetzung verwirrte ihn. Hizumi hatte diesem Wicht Sachen geschenkt? Den Talisman, den er schon von Klein auf um seinen Hals getragen hatte, um den Kru in immer beneidete? Um den sie immer gekämpft hatten? Verwirrt verdunkelte sich sein Gesicht. //Und jetzt flennt der auch noch! Boah Hizumi, schlag ihn oder geh einfach von ihm weg. Das ist ja nicht auszuhalten. Gefühlsduselei...~ Da kräuseln sich ja die Fußnägel.// Hizumi sah Aoi an und mittlerweile verstand er ihn auch nicht mehr... "Aoi, du musst dich zusammenreißen. Lass deine Vergangenheit hinter dir, wir haben andere Sorgen! Werd' jetzt nicht hysterisch, deinem Freund geht es mit Sicherheit schlechter und er braucht dich, Aoi!! Er braucht dich bei klarem Verstand!" Und wieder riss Aoi die Augen auf. "B-Bitte?! Hysterisch?!!", wiederholte er fassungslos mit leicht erhöhter Stimme. "Ich bin bei Verstand!", versuchte er sich dann zu rechtfertigen, starrte Hizumi verletzt und wütend an, riss sich schließlich von dessen Hand los und rannte an ihm vorbei zu den Männern, von denen einer ihn ganz besonders böse anstierte, von dem Aoi allerdings wenig mitbekam, da er sich nicht nach Tsukasa umsah, der in der Menge lauerte, in dem er sich mit gesenktem Haupt zwischen die düsteren Fremden stellte und sich auf die Unterlippe biss. //Verdammt Hizumi... Dein Verhalten...// Aoi schüttelte den Kopf und fasste sich anschließend an diesen, plötzlich verunsichert, da er von allen angestarrt wurde und das nicht gerade freundlich, schließlich hatte er gerade ihren Boss und Freund angemacht... oder? //Bin ich vielleicht derjenige, der alles falsch versteht? Der... durchdreht? Der Hizumi dazu bringt, so gemein zu sein? Bin ich ihn Wahrheit gemein zu ihm?!// Aois Kopfschmerzen meldeten sich verstärkt wieder zu Wort und der Schwarzhaarige kniff schmerzhaft die Augen zusammen, während Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. Er war so schwach... Hizumi sah ihm nach, überfordert mit seinen Gefühlen und der Verantwortung für die 31 Männer, die auf seinen Schultern lastete. Er sah Aois Tränen, gab seinen Männern wütend ein Zeichen, dass sie schon mal losgehen sollten und wandte sich an Aoi, sah ihn an und umarmte ihn, drückte ihn fest an sich und versuchte ihn zu beruhigen. "Shh... nicht weinen... okay?", murmelte er lieb. Als erst Aoi und anschließend Hizumi in Richtung Schloss gingen, verdrehte Kru genervt die Augen und eilte ihnen nach. Auch befolgte er die Befehle Hizumis, blieb jedoch verwirrt am Eingang stehen, welchen die anderen bereits nach kurzer Zeit problemlos und leise öffnen konnten, um hindurch zu schlüpfen und das nähere Umfeld zu sichern, blieben jedoch in der Nähe des Eingangs, um ihren Anführer nicht alleine zu lassen, zumal dieser die Führung einer Truppe und Kru die der zweiten übernehmen sollte, der nun ebenfalls noch weg blieb und das nur, weil dieser sich zur Aufgabe gemacht hatte, Hizumis Küken zu schützen, welcher jedoch gerade in eben jenen Armen lag, was ihn erneut stutzen ließ. DAS hatte Hizumi bei ihm noch nie getan. Kurz darauf hätte Kru auflachen können, wenn er nicht mucksmäuschenstill hätte sein musste, um sie nicht zu verraten, denn wann heulte er schon los, um eventuell von Hizumi umarmt zu werden und warum sollte er das bitte überhaupt tun? Nachdenklich kratzte sich Kru am Hinterkopf und ließ seinen Blick wieder zwischen seinen Männern im Inneren und dem Knäul außerhalb des Schlosses wandern. Wartend. Ungeduldig. Schlaff hing Aoi zwischen Hizumis starken Armen, weinte lautlos und rang mit sich. Wenn Hizumi wütend war, hatte er Angst vor diesem, da ihn dieser Hizumi an die Szene im Bad erinnerte, weshalb er sich nun nicht traute, diesen von sich zu stoßen, obwohl sein Verstand ihm Mut zu redete. Allerdings ließ ihn Hizumis plötzlich wieder vertraut wirkende Stimme jämmerlich aufseufzen. "Ich weine wegen DIR und DU kannst es nicht ändern!", meinte er bitter an Hizumis Brust und versuchte sein Gesicht wegzudrehen, konnte sich jedoch kaum rühren, so sehr hielt ihn Hizumi fest. "Spiel nicht mit mir...", setzte er noch hinzu und ein Ton der Verzweiflung und der Trauer schwang in seinen Worten mit. "Ich spiele nicht mit dir.", rechtfertigte er sich und sah ihn an. "Weine nicht wegen mir. Weine am besten gar nicht mehr. Bald ist sowieso alles ganz anders, das hab ich dir schon oft gesagt. Und wenn ich eh nichts ändern kann... dann... dann darfst du nicht mehr weinen..." "U-und warum erklärst du mir nicht einfach, warum ich... ich dich vergessen soll und du mir Dinge vorwirfst, die gar nicht stimmen... oder... b-bin ich hysterisch? Bist du wegen mir so...?", wollte er wissen und schniefte einmal, zweimal, wischte sich mit der rechten freien Hand über sein Auge und tat es dann mit der linken Hand gleich. "I-ich will nur wissen, woran ich bin, möchte nicht mit einem schlechten Gewissen das hier enden lassen, sollte es der Fall sein und ich will nicht, das wir ohne ein Wort des Abschieds auseinander gehen. Kannst du mich nicht verstehen...?", setzte er fragend hinzu und schluckte. Dann musste er abgehackt auflachen. "I-ich werde wohl nie damit aufhören können zu weinen...", meinte er abgedämpft und schloss die Augen. "Antworte mir und dann... dann können wir rein. Bitte Hizumi..." Hizumi schloss die Augen und dachte nach. Es war Zeit für eine Antwort, auch wenn diese Antwort Aoi weh tun würde und vermutlich auch verwirren würde. "Du hast die Wahrheit verdient Aoi... Aber... du musst damit leben... Ich... ich will, dass du mich vergisst, weil ich mich... weil ich mich in dich verliebt habe... Wir werden nicht ohne ein Wort des Abschieds auseinander gehen...", antwortete er ihm und sah ihn verzweifelt an. Am Anfang nickte Aoi Bekräftigend, um Hizumi zu zeigen, das dessen Entscheidung, ihm endlich zu sagen, warum er sich ihm gegenüber so benahm, gut war und er nur darauf wartete, es wissen wollte, doch als er seinen Worten folgte, sickerte langsam die erschreckende, nicht erwartende Erkenntnis in ihn, was hinter diesen Worten steckte. Es waren mehr als Worte. Es war ein Gefühl, das er sich so lange gewünscht hatte, aber das doch nicht von Hizumi! Klar war er attraktiv, aber er liebte Reita und niemanden sonst! Er hätte nicht mit ihm schlafen sollen... DAS musste der Auslöser gewesen sein! Zumindest konnte es sich Aoi nicht anders erklären, denn warum sollte man sich in ihn verlieben? Das hatte er sich auch schon bei Reita gefragt, der ihn zu lieben schien, auch wenn er es nie ausgesprochen hatte, und woran er gezweifelt hatte, aber nie hatte er vorgehabt, Hizumi weh zu tun! Leicht drückte er Hizumi von sich, um aufsehen zu können. Seine Augen schimmerten vor Tränen. "Es tut mir so Leid, Hizumi...", begann er sah ihn mitleidig an. "Das wollte ich nicht...! Ich will... dir doch nicht wehtun, aber... ich... i-ich liebe Reita! Es tut mir so Leid, Hizumi! Wirklich! Ich hätte dich nicht bitten sollen, mit mir zu schlafen... Ich wollte dich nicht verletzen, wirklich...! Wie lange... schon...?", wollte er mit brüchiger Stimme wissen, weinte nun hemmungslos und umarmte Hizumi, um ihn vielleicht etwas trösten zu können, indem er ihm über den bewesteten Rücken strich. Ach verdammt! Er konnte ihm nicht mal helfen. Hilflos behielt er ihn in seinen schwachen Armen und zuckte erschrocken zusammen, als sich ein Schlagstock in seine Seite bohrte. Schnell ließ er von Hizumi ab und besah sich noch einmal die vielen Waffen, die Hizumi mit sich schleppte und schluckte. "U-und jetzt willst du da rein, um ihm... zu helfen, dem ich gehöre? Wie Selbstlos... Hizumi..." Hilflos, gerührt und verständnislos zugleich biss er sich auf die Unterlippe und sah wieder zu ihm auf. "Bitte glaub mir... Ich... hab das nicht mit Absicht gemacht.... Nicht gewollt, das du jetzt leiden musst... wegen mir... Ich wollte, das du jemanden findest, der dich glücklich macht, aber... d-der sollte nicht ich sein! Es tut mir so Leid, Hizumi.", schluchzte er und stand unsicher vor ihm, nicht wissend, ob er ihn noch einmal umarmen sollte oder nicht. "... so Leid...", murmelte er und sah zu Boden. Seine Wangen leuchteten Rot, doch seine Augen standen noch immer unter Wasser. Hizumi strich ihm sanft lächelnd die Tränen weg und legte einen Finger unter sein Kinn, um ihn dazu zu bringen, ihn anzusehen. "Es muss dir nicht Leid tun, Aoi, auf keinen Fall... Es ist okay so, glaub mir, es ist alles okay und vielleicht musste es auch sein, denn jetzt weiß ich was Liebe ist und wie es sich anfühlt... und ich danke dir für diese Erfahrung, Es ist schon okay, weißt du? Und jetzt lass uns da reingehen und den Mann deines Herzens retten." Unsicher begegnete er Hizumis Blick und hörte ihm geduldig, abwartend und nervös zugleich zu. Überrascht über die plötzliche Wendung und der Dankbarkeit Hizumis, blinzelte Aoi jedoch mehrmals, kniff sich ungläubig in den Arm und zischte aufgrund des Schmerzes auf. Da er nicht wusste, was er sagen sollte, nickte Aoi letztendlich zustimmend, schenkte Hizumi ein kurzes und unsicheres Lächeln und wandte sich dem Eingang zu und somit Kru, der ihn mit verschränkten Armen undeutlich ansah. //Ich habe ihm gezeigt, was Liebe bedeutet... Wie hab ich das gemacht?! Wie sollte ich das können, wenn ich es nicht mal selbst richtig weiß?!// Aoi konnte nicht erkennen, was sich dort in seinen Augen spiegelte, was er dachte, aber als er näher trat, machte ihm Kru schweigend Platz und bedeutete ihm mit einem Finger auf den eigenen Lippen es ihm gleich zu tun. Nur einen kurzen Blick warf Kru seinem besten Freund zu, hob kurz den Daumen, nickte noch ein letztes Mal aufmunternd und verschwand nach Aoi im Schloss, um ihn zu seiner Gruppe zu führen, um nun endlich die Aktion: "Rettet Reita!" zu starten. Hizumi folgte Kru, überprüfte nochmal alles und schloss sich dann Kru an, um die Lage zu checken. Langsam kamen sie dem Folterkeller näher. Je weiter sie gingen, desto düsterer und unheimlicher schien es zu werden. Ratten kamen ihnen entgegen, als wäre es Gang und Gebe, das sie hier herum liefen. Kru spürte, wie Aoi, den er immer im Auge behielt und manchmal sogar dazu bringen musste, weiterzulaufen, wenn ihm etwas erschreckt hatte oder Angst machte, wie z.B. diese Ratten eben, merklich zitterte. Als die Gruppe vor ihm plötzlich inne hielt, vertraute er Aoi jemanden seines Teams kurz an und ging mit Hizumi nach vorne, um die Lage zu checken und herauszufinden, warum angehalten wurde. Hier spaltete sich der Gang. Kru wandte sich an Hizumi und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und grinste. Er freut sich über beide Ohren, das er endlich seinem Ziel näher kam. Aufgeregt ließ er seine Fingerknöchel knacken und winkte anschließend seiner Gruppe ihm in den rechten Gang zu folgen, während Hizumi die linke Seite nehmen würde. Hastig zog Kru nun seine Krallenfinger hervor und stülpte sie über. Er war bereit zum Kampf. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Nur ungern ließ er mehrere seiner Leute vorgehen, um Aoi im Blick haben zu können, der Hizumi hinterher gesehen hatte und nun mit geweiteten Augen auf Krus Finger starrte. Während sie gingen, verließ kein Pieps ihre Münder, doch als die Gruppe nach einer Weile erneut stehen blieb, musste Kru sich stark zusammenreißen, um nicht vor Unwillen loszubrüllen. Die angewiderten Gesichter seiner Leute machten ihn jedoch neugierig und so verließ er Aoi erneut, um nachzusehen, auf was seine Jungs gestoßen waren und selbst er, der starke Kru, der schon vieles in seinem jungen Leben gesehen hatte, verzog das Gesicht aufgrund des Anblicks, der sich ihm bot. Sie hatten anscheinend die wohl verwaiseste Küche entdeckt, die sie jemals betreten hatten und in ihr tummelten sich die Ratten. Doch das war nicht das schlimmste. Mitten auf dem Küchentisch, lag etwas, das viel Blut hatte lassen müssen und über dem Tisch gequollen war. War das ein Mensch? Vorsichtig trat Kru näher und trat nach den Ratten, die ihm das Bein hoch krabbeln wollten. Überall waren Ratten auf dem Körper und alle sahen wohl genährt aus. Anscheinend fütterte der Hausherr diese Plagegeister auch noch und ließ hier seine Leichen zurück. Angewidert spuckte Kru auf den Boden und wich zurück. Und während Kru sich das Desaster angesehen hatte, hatte jemand Aoi aus der Mitte der Gruppe geschliffen, ohne das irgendjemand sich einschaltete. Warum auch? Er gehörte schließlich zu ihnen... Eine seiner lang fingrigen Hände hatte sich um Aois Mund geschlossen, damit dieser erst gar nicht die Gelegenheit dazu erhalten könnte, ihn, Tsukasa, zu verraten. Etwas abseits der Gruppe blieb Tsukasa mit dem sich wehrenden Aoi im Arm stehen. Dann beugte er sich zu seinem Ohr hinunter. "Shhhttt... WAS... hast du mit Hizumi getan?", wollte Tsukasa wissen und drehte Aoi mit einer einzigen Bewegung in seinen Armen um und bedeutete ihm mit einem Finger auf den Lippen leise zu sein. "Was habt ihr draußen besprochen?", setzte Tsukasa hinzu und bedeutete Aoi mit einem Messer an dessen Kehle mit der Wahrheit rauszurücken, der ihn ängstlich anstarrte, den Mund öffnete und wieder schloss, doch kein Ton kam über seine Lippen. "Geht's noch undeutlicher?!", giftete Tsukasa und setzte das Messer an. Doch Aoi zeigte nur die selbe Angst wie zuvor auch. Er fürchtete sich schließlich nicht vor dem Tod. "Das geht dich nichts an...", hauchte der Schwarzhaarige schließlich und Tsukasa Augen verengten sich zu Schlitzen. "Wenn ich nur könnte, wärst du schon längst tot für deine Frechheiten. Lass die Finger von ihm, klar?!", drohte er ihm, stieß ihn grob von sich gegen die Wand und ging zur der Gruppe zurück, die sich allmählich wieder in Bewegung setzte. Nur kurz verweilte Aoi an der Wand, um seine Gedanken zu ordnen, und gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, um sich der Gruppe wieder anzuschließen, nahm er eine Bewegung hinter sich war und eine Hand, die wie aus dem Nichts kam, verschloss seine Lippen, die Krus Namen formten, und eine ungeheure Kraft zog ihn zurück in die Dunkelheit... Kru, der soeben aus der Küche trat und seinen Leuten durch Handbewegungen deutlich machte, das sie weitergehen sollten, wartete darauf, das Aoi ihm begegnete, um sich dann anzuschließen. Doch selbst als der Letzte an ihm vorbei war, war kein Aoi in Sicht und leichte Panik stieg in ihm hoch. Hastig trat er in den Gang und sah seinen Leuten hinterher, die nicht zu bemerken schienen, das Kru zurückblieb. Kein Aoi. Er hatte sich nicht getäuscht. Aoi war nicht da! Kru lief den Ganz zurück, suchte nach Aoi in den unzähligen Nebenräumen, fand jedoch nichts. Nicht einmal eine Spur von ihm. Nur der herbe Geruch eines Mannes konnte er wahrnehmen, nachdem er seine Nase in die vermoderte Luft gesteckt hatte. Den Geruch kannte er nicht! Mist! Nein, nein, nein!! Mit zugeschnürter Brust rannte er den Gang wieder zurück, um zu seinen Männern zu gelangen. Wieder sah er sich dabei um, doch sein Verdacht wurde nur bestätigt. Aoi war verschwunden! "Wo ist Aoi?", wollte er wissen und seine Stimme schwang dabei zwischen aufgebracht und nervös. Verdammt! Hizumi würde ihm Vorwürfe machen! Was bitte konnte er aber dafür, das der Kerl einfach abhaut?! "Hat jemand was gesehen? Wo er hin ist? Ist ihm jemand nach gelaufen?", wollte er mit leiser aber dringlicher Stimme in Erfahrung bringen, doch seine Freunde schüttelten nur betreten den Kopf und nahmen sich vor, nun etwas aufmerksamer zu sein. Fehlte noch jemand? Kru erkundigte sich währenddessen noch bei den Letzten, die bisher geschwiegen hatten und demonstrativ zu Boden sahen, während ihre Hände zu Fäusten geballt waren. "Hey, was ist los?! Wenn ihr was wisst, dann immer her damit! Los, uns bleibt keine Zeit mehr! Redet!" Der, der ihm am nächsten Stand, hob zögernd den Kopf und wandte ihn dann wieder ab, zeigte auf eine Person. "Er hat... ihn weggebracht.", gestand er und schrumpfte unter Tsukasas wütenden Blick. Krus Gesicht verdunkelte sich merklich und als er auf Tsukasa zuhechtete, um ihn am Kragen zu packen und ihn an die Wand zu drängen, stoben die anderen auseinander. Überrascht japste Tsukasa nach Luft, bevor ein unheimliches Lächeln auf seine Lippen trat und seine Augen sich auf Halbmast legten. "Wo hast du mit Aoi getan, Tsukasa?!" "Nichts~", säuselte der andere und leckte sich verführerisch über die Lippen, während seine Fingernägel sich Krus sehnige Arme hinauf kratzten, wodurch dieser ihn abrupt losließ. "Du sollst das verdammt nochmal lassen, Bitch! Wo ist Aoi?!" "Tze... woher soll ich das wissen?", warf Tuskasa gekränkt ein, verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Nase hoch. "Irgendwann werd' ich dich schon kriegen...", warnte er Kru mit rauer Stimme und gab einen erstickten Schmerzenslaut von sich, nachdem Kru nach ihm ausgeholt hatte. "N-nicht mein Gesicht!", fauchte Tsukasa erzürnt und tastete sein Gesicht ab. "Sag mir jetzt sofort, wo Aoi ist!" "Oder was?" "Oder... ich werde mir ein paar Gerätschaften von diesem Typen hier ausleihen und sie dir alle in den Arsch rammen, bis du um Gnade winselst!" Nachdenklich verzog Tsukasa die Stirn. "Was haben die denn im Angebot?" Rasend vor Wut schlug Kru noch ein weiteres Mal nach Tsukasa aus, doch dieser duckte sich rechtzeitig und riss nun Krus Hände nach hinten auf den Rücken, beugte sich zu dessen Ohr hinab. "Viel lieber hätte ich aber etwas ganz anderes in meinem süßen Hintern stecken...~" "Mach nur weiter so und du wirst nie wieder dazu kommen, das dir irgendwer irgendwann etwas steckt!", warnte ihn Kru und befreite sich ohne große Mühe von dem anderen. Tsukasa seufzte. "Ich habe nur mit ihm geredet, klar? Dann bin ich wieder zur Gruppe und er ist zurückgeblieben." "Und du hast natürlich nur wieder an dich selbst gedacht, was? Wir sollten auf Aoi aufpassen! Was ist, wenn die ihn haben?!" "Wir haben bisher alles gemeistert. Warum sollten wir das nicht auch schaffen? Außerdem...", begann er, unterbrach sich jedoch selbst und verschränkte die Arme vor der Brust. //Kann mir das gestohlen bleiben, das DER weg ist.//, setzte er in Gedanken fort und schwieg. Zum Glück winkte Kru wutentbrannt ab und trat wieder an die Spitze der Gruppe. //Ich müsste ihn suchen gehen, aber wir können keine dritte Gruppe aufmachen. Wir müssen uns an den Plan halten!//, meinte Kru und ging nun mit harter Miene voran, während die anderen ihn folgten und sich hin und wieder nervöse Blicke zuwarfen. Mit Kru war gerade nicht gut Kirschen essen und mit Hizumi würde es nicht viel anders sein, wenn sie ihn trafen und er von ihren Fehler erfuhr. Hizumi war mit seinen Männern den anderen Weg gegangen, doch nun trafen sie sich wieder, als die Gabelung endete und die beiden Wege vereinte. Hizumi war schnell bei Kru. "Was gefunden?", fragte er und sein Blick überflog Krus Gruppe. Dann sah er Kru wieder an, stutzte aber. "Wo ist Aoi?!" zischte er und fasste Kru scharf ins Auge. Dann, ohne dass Kru etwas sagen musste, glitt sein Blick zu Tsukasa und langsam ging er zu ihm, ahnte instinktiv, dass dieser etwas mit Aois Verschwinden zu tun hatte. "Hast du mir was zu sagen, Tsukasa?", fragte der Anführer und funkelte seinen Untergebenen gefährlich an. Seine Stimme war ruhig, klirrte aber wie Eis. Als Kru Hizumi auf sich zu hechten sah, senkte er betreten den Blick und schüttelte den Kopf. "Wer auch immer dieses Schloss gehört, er hält nicht viel davon, die Toten zu begraben. Wir haben in der Küche eine Leiche gefunden und überall waren Ratten. Und... und bei euch?", wollte er wissen und atmete noch einmal tief ein, ehe er zu erklären begann, was noch ungewöhnlich war. "Eh... Hizumi? Ich... ich habe einen großen Fehler gemacht.", wollte Kru dem anderen gestehen und hatte seine Hände erneut zu Fäusten geballt, doch da fiel Hizumi bereits Aois Verschwinden auf. Lautlos seufzte er. "Töte mich, wenn du willst. Ich hab nicht genug-", fing er an zu erklären, als Hizumi ihn stehen ließ. Verwundert wandte er sich um und ging ihm nach, als er sah, wie Hizumi zu Tsukasa ging, der zu schmollen schien. "Es tut mir Leid, Hizumi. Ich habe nicht genug auf ihn aufgepasst. Aoi ist verschwunden. Spurlos! Ich hab den Gang abgesucht! Keine Fußspuren, keine auffälligen Geräusche. Nichts und-", wollte er während des Laufens weiter erklären, doch Hizumi schien ihn zu ignorieren, denn gerade versuchte er aus Tsukasa die Antwort herauszufinden und funkelte ihn eisig an. Wie erwartet, wich Tsukasa beleidigte Miene und machte der einer Eingeschüchterten Platz. Mit gesenktem Haupt wartete Kru ab, was genau noch geschah und wann sein Urteil folgen würde. Schließlich trug er der Schuld auch seinen Anteil bei. "I-ich habe nur mit ihm geredet! Etwas von der Gruppe entfernt und hab ihn dann stehen lassen. Er ist mir nicht gefolgt, aber... das... war mir auch nicht... na ja... ich fand's nichts ungewöhnlich.", verbesserte er sich schnell und senkte den Blick. „Verdammt nochmal, wozu hab ich euch ausgebildet?! Ihr solltet auf ihn aufpassen, ihn mit eurem Leben verteidigen!!!" Er packte Tsukasa und griff um seinen Hals. "Das wird ein Nachspiel haben! Gnade dir Gott, wenn ich herausfinde, dass das Absicht war, hast du mich verstanden?!", zischte er ihm ins Ohr, so dass die anderen es nicht hören konnten. Dann drehte er sich wieder zu seinen Leuten um. "Wenn er gefangen wird, haben wir keinen Vorteil mehr, dann sind wir erpressbar. Fünf von euch suchen ihn und das ist eure Hauptaufgabe, verstanden?! Lasst euch nicht erwischen, aber bringt Aoi heil und lebend zurück. Sagt mir über das Headset Bescheid, wenn ihr ihn habt!", befahl er und schickte die fünf los. "Und ihr anderen kommt mit, vergesst nicht, was eure Aufgabe ist, das rate ich euch bei eurem Leben!", knurrte der Anführer bissig und schloss sich Kru an. "Wir reden später.", versprach er ihm knurrig. Die Männer rings um Hizumi herum, fuhren bei dessen Aufschrei zusammen und senkten allesamt betreten die Köpfe. Jedoch war es Tsukasa, der darunter am meisten leiden musste und würde und das nur, weil er aus Eifersucht ein Gespräch mit Aoi gesucht hatte. Zittrig presste er die Lippen aufeinander und schloss die Augen, als ihn Hizumis Atem striff. Normalerweise würde ihn bei solch einem Umstand immer ein anrüchiger Spruch einfallen, doch aufgrund der Situation, in der er sich befand, schwieg er und rutschte mit wabbeligen Beinen an der Wand hinunter, nachdem Hizumi ihn wieder losgelassen hatte. Seine Worte hatten ihn verletzt. Schwer verletzt, denn er würde Hizumi niemals betrügen! Also nicht... zwischenmenschlich gesehen, sondern seine Familie betrügen! "Das war... keine Absicht, Hizumi...", warf er ihm nach und wendete schwer schluckend den Blick ab. Erst als eine Hand in sein Gesichtsfeld trat und welche er als eine jene identifizierte, die bereits seinen Körper hatte näher kennen lernen dürfen, schlug Tsukasa sie weg und rappelte sich auf. Er ließ seinen willigen Helfer zurück und vernahm Hizumis Anweisungen. Er musste sich nun zusammen reißen und tun, was er tun musste. Das Leben konnte schließlich nicht nur aus Sex und... Sex bestehen. Leider... Während er dies bedauerte und sich die trocken gewordenen Lippen befeuchtete, nahm er wie hinter einem Schleier wahr, wie fünf ihrer Männer in die entgegengesetzte Richtung davon stürmten. Kru war währenddessen noch immer geknickt an die Spitze der Truppe gegangen und blickte düster drein. //Es ist verdammt schwer, auf jemanden aufzupassen, wenn man gleichzeitig die Verantwortung für eine ganze Truppe hat. Verdammt... Ich hätte den Rat Hizumis befolgen sollen, das man niemanden vertrauen kann, nicht einmal den eigenen Leuten. Dann wäre Aoi jetzt noch da. Der Junge bringt nichts als Unglück und dieser verdammte Tsukasa! Wenn er nicht wichtig für die Jungs wäre, um sich zu vergnügen und auslassen zu können, dann hätte ich ihn schon längst sich selbst überlassen oder ihn gar um die Ecke gebracht! Hizumi hätte es auch, aber er weiß nun mal, was gut für die anderen ist. Wenn wir ihn nicht hätten. Was da allerdings zwischen ihm und diesem Knilch läuft, versteh ich nicht ganz, doch die Frage spare ich mir lieber. Ich sehe doch, das er nicht darüber reden will.//, dachte er und bemerkte Hizumi neben sich. Auf seine geknurrten Worte nickte er nur folgsam und zusammen machten sie sich weiter auf den Weg. ~+~ Nachdem Uruha die Türe geschlossen und sich für einen Moment sammelte, indem er sich auf den Badewannenrand niedergelassen hatte. Er atmete tief durch und begutachtete die Klamotten in seiner Hand. Er sollte sich beeilen, damit sie endlich los konnten. Mit diesem Gedanken stand Uruha auf zog sich die weichen Klamotten an und wusch sich das Gesicht, bevor er nochmal einen blick in den Spiegel warf. Hoffentlich hörte dieser Horror bald auf. Das hoffte Uruha wirklich, als er sich über den doch ziemlich hervorstehenden Wangenknochen strich. Er kämmte sich die Haare, bevor er sich den Pullover überzog und dann das Bad verließ um zurück ins Wohnzimmer zu kehren. Sakito sah auf, als die Badezimmertür sich nach kurzer Zeit wieder öffnete und hob die Brauen. "Schon fertig? Okay, dann können wir los.", meinte er und musterte Uruha besorgt, ehe er sich von der Couchlehne abstieß und unter dem Kissen seine Tasche und seinen Spionagekoffer hervor zauberte.. "Willst du den Mantel behalten Uruha, oder soll ich dir einen wWrmeren geben? Draußen ist es kalt.", wollte er wissen und schlug den Weg zur Garderobe ein. "Takeda, brauchst du noch etwas?" "Ähm... nö. Ich bin bedient, danke. Ich will nur endlich los." "Dann geh schon mal zum Auto.", meinte Sakito nur leicht genervt und wartete auf Uruha. Uruha sah für einen kurzen Moment an sich herunter als er den Mantel über gezogen hat und schüttelte dann den Kopf. "Es geht schon~", antwortete er auf Sakitos Frage und lächelte leicht unsicher. Es war nicht der richtig Zeitpunkt zu lächeln. Er seufzt innerlich leise und dachte an Reita. Wann er ihn wohl wiedersehen würde... Er zog den Mantel enger um sich und folgte den beiden zum Wagen. Er wollte zwar auch wie Takeda endlich los, aber er hatte auch Sorgen um Uruha. Seiner Meinung nach, müsse er sich schonen, etwas essen und sich schlafen legen und nicht auf eine gefährliche Reise ohne Rückkehrversicherung gehen. Er wollte ihn nicht verlieren, ihm absichtlich schaden zufügen, auch wenn er dies bereits aus blinder Liebe getan hatte, sich jedoch weder schuldig ihm gegenüber fühlen, indem er ihm seinen Wunsch verwehrte und noch ihn alleine lassen. Ein innerer Konflikt herrschte in ihm und Sakito hoffte, das er dieses Chaos bald beendigen und ihn einfach nur ihm Arm halten konnte. Dort, wo er Laut seines geheimen Wunsches, hingehörte. Doch bis dahin mussten sie dem Schrecken in die Augen blicken und aus Ungewissheit eine schreckliche Gewissheit ziehen, die alle Beteiligten wohl nie vergessen könnten, denn wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, das Reita noch lebte? Das Aoi in Sicherheit war? Das sie lebend wieder aus diesem 'Krieg' kamen? Wenn er Uruha so betrachtete, die hervorstechenden Wangenknochen mit dem Blick striff und den Schmerz in seinen Augen und die Sehnsucht nach den alten Zeiten darin sah, ließ ihn die Sorge um den blonden Schönling, der für ihn immer diese Bezeichnung tragen würde, erzittern und die Fäuste entgegen der unsicheren Zukunft und Hilflosigkeit ballen. Wann nur, hätten sie endlich den Punkt erreicht, an dem ihr Leben wieder 'normal' ablaufen würde? Könnten sie dem irgendwann entfliehen? Wieder sicher sein? Doch was war schon >Normal