Das größte Tabu von Edphonse15 ================================================================================ Kapitel 2: Weg zum Ziel ----------------------- Kapitel 2: Weg zum Ziel Es war mitten in der Nacht, als Edward aufwachte. "Nur ein Traum...", flüsterte er und blickte auf die Rüstung, welche ihm Gegenüber saß. In dieser Rüstung befand sich die Seele seines kleinen Bruders. "Al...", dachte sich der Blonde mit traurigem Unterton und blickte aus dem Fenster. Es war Vollmond, weswegen alles hell erleuchtet war. "Keine Sorge, ich gebe dir deinen Körper zurück! Egal welches Opfer ich bringen muss!" Da der Fullmetal Alchemist nicht mehr einschlafen konnte, beschloss er, einen Spaziergang zu machen. Die Luft war warm und die Straßen menschenleer. Nur der Mond und ein paar Straßenlaternen erhellten die Stadt am See. Das schwache Licht fühlte sich für Edward an, als wären sie ein führender Weg – der Weg, Al's Körper zurückzuholen. Doch wusste er genau, wohin er gelangte, würde er diesen Weg gehen. Sicher war er aber die einzige Chance, dem kleinen Bruder seinen alten Körper zurückzugeben. "Al..." Betrübt blickte Edward zu den schwach sichtbaren Sternen, als ihm plötzlich wieder dieses kleine Mädchen über den Weg lief. "Nina...?" Zur selben Zeit fragte sich Alphonse, wo sein Bruder blieb. Da die Seele nicht fähig war zu schlafen, hatte er das Fortgehen Edwards natürlich bemerkt. Gesagt hatte er nichts, weil er seinen großen Bruder gut kannte – da waren Nachtspaziergänge nichts ungewöhnliches mehr. Doch brauchte er heute länger als sonst, was Alphonse schon komisch vorkam. "Ob ich mal nach ihm sehen sollte?" Die Sorge um den eigentlich Älteren wuchs von Minute zu Minute. Ed konnte immer Blödsinn anstellen, so auch jetzt... Kurzerhand machte sich der jüngere Alchemistenbruder auf den Weg, um wieder einmal nach Edward zu suchen. Vor dem Gasthof blieb Al kurz stehen. Er hörte leises getrommel, das ihm sehr bekannt vorkam. "Regen?" Die etwa 2 Meter große Seelenrüstung streckte den Arm aus, um zu überprüfen, ob es denn auch tatsächlich regnete. Und wie erwartet, bestätigte sich sein Verdacht. Nun musste er aufpassen – durfte doch das Blutsiegel Eds nicht zerstört werden. Sonst wäre die Seele nicht mehr mit der Rüstung verbunden. Er würde für immer verschwinden... Glücklicherweise tröpfelte es nur ein wenig, sodass Alphonse fast bedenkenlos nach seinem Bruder suchen konnte. "Da fällt mir ein, dass Ed schon beim Abendessen so ein seltsames Verhalten an den Tag gelegt hatte..." Al erinnerte sich an das Gespräch, welches er vor wenigen Stunden noch mit Ed geführt hatte. Wenn man es so bezeichnen konnte, zumindest. Selten war es vorgekommen, dass Edward herumdruckste und nur schwer seine Sätze zu Ende sprechen konnte. Al hatte das alles sehr stutzig gemacht. Außerdem fiel ihm die kleine Unmöglichkeit ein, welche er zu seinem eiegnem Erstaunen sehen musste. Jeder wusste, dass Edward kein Fan von Milch war. Jeder kannte seine Sturheiten wenn es darum ging, ein Glas Milch zu trinken. Jeder, auch Edward, wusste, wie wichtig Milch für die tägliche Ernährung und das Wachstum war. Immer hatte sich Edward gestäubt und oft konnte er es vermeiden, das weiße Getränk zu sich zu nehmen. Nur heute... Heute hatte er es ohne jegliche Wiederworte zu sich genommen. Jeden Schluck. Alphonse kam das so suspekt vor, dass er dachte, das nur zu träumen. Aber je mehr er nun darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm die Tatsache, dass es eben kein Traum war und dass sein Bruder wirklich seine Milch getrunken hatte. Ebenso der letzte Satz den der Fullmetal Alchemist von sich gegeben hatte, gab ihm nun zu denken: "Ich habe vielleicht einen... Weg gefunden, wie wir dich..." Danach sprach der Blonde kein Wort mehr. Er war nur noch auf sein Zimmer gegangen, wo er sich dann schlafen legte. Al hatte er im Speisesaal sitzen lassen. Schwer betrübt hatte Edward ausgesehen. Und Ängstlich. Er hatte sichtlich Angst. Doch warum? Und... Wovor? Alphonse konnte sich das einfach nicht erklären. Wenn es stimmte, was sein Bruder sagte und er einen Weg gefunden hat, seinen Körper zurückzuholen... Warum hatte er dann Angst davor? Etwa vor dem, was schief gehen könnte? Wie damals? Das glaubte Al aber kaum. Selbst wenn es Risiken gab... Die waren doch aber immer da! Das konnte es kaum sein. Was also dann? Aus Ed bekam er an dem Abend nichts mehr heraus. Ihm war dieser eine Satz schon schwer genug gefallen. "Hoffentlich macht er keine Dummheiten!" Immer weiter auf der Suche, hatte Alphonse schon fast die gesamte Stadt hinter sich gebracht. „Wo steckst du, Nii-san?“ Der Junge, dessen Seele in einer Rüstung verweilte, war langsam am verzweifeln. Was, wenn Edward nicht wieder auftauchte? Oder wenn ihm was zugestoßen ist und er nun im sterben lag? „Oh Gott!“ Angst machte sich in ihm breit. Zwar konnte er nur vermuten, doch spürte Alphonse, dass wirklich etwas mit seinem Bruder war. Tief in Gedanken versunken bemerkte die Seelenrüstung nicht, dass es mittlerweile nicht mehr nur Tröpfelte. Die wenigen Tropfen zu beginn seiner Suche hatten sich in einen wasserfallaritgen Regen verwandelt. Schnell brachte sich der Jüngere unter einem Vordach in Sicherheit. „Und was mache ich jetzt?“ Edward konnte ja problemlos durch den Regen gehen, aber er... Manchmal war es wirklich von Nachteil, in dieser Rüstung zu stecken. Ein paar Schritte weiter war der Fullmetal Alchemist gegangen, da fing es an zu regnen. Das Gesicht zum Himmel gewandt, blickte Edward traurig drein. Die kalten Regentropfen schienen ihn nicht zu stören, hörte er nämlich nicht auf, die düsteren Wolken zu betrachten. "Ich habe ihm das angetan! Warum nur... Warum nur war ich so dumm? ..." Seine Stimme war leise, wurde sie doch vom Geplätscher um sich herum verschluckt. "Ich wollte nicht, dass das passiert! Alphonse, bitte verzeih mir! Verzeih mir!" Edward klappte zusammen. Ein lauter Platscher war zu vernehmen, als seine Knie auf der nassen Straße aufkamen. Fest kniff der Staatsalchemist seine Augen zusammen, ehe er seine Faust in den Boden - welcher aus hartem Stein bestand – rammte. "Hätte ich ihn damals nur nicht mit rein gezogen! Ich hätte das niemals tun dürfen! Niemals....!" Die verzweifelten Schreie seiner Seele drangen zwar nach Außen, doch konnte keiner sie hören. Die Stadt war wie verlassen, wohl wegen des Wetters. Konnte dieser Alchemist je wieder zu seiner alten Fröhlichkeit gelangen? Gab es keinen anderen Weg aus dieser Zwickmühle? Leicht öffnete Edward wieder seine Augen. Haare und Klamotten klebten ihm an Gesicht und Körper. "Ttut mir Leid, Al! Aber ich muss das wieder gut machen!" Mit neu gewonnener Kraft hievte sich Ed auf und ging mit zielsicherem Blick auf ein Gebäude zu. Ein Gebäude, dass er eigentlich niemals wieder betreten wollte, es nun aber doch musste. Den Blick nach oben gerichtet, ballte Edward seine Faust. Diesen Ort erneut zu betreten hatte er vermeiden wollen, doch nun gab es kein zurück mehr! Erst vor kurzen war Edward auf Shou Tucker getroffen. Ed war dem Mädchen gefolgt, welches ihn stark an Nina erinnerte. Doch sie war es nicht gewesen. Nur eine der Puppen, die Tucker erschaffen hatte. Sie trugen damals jedoch noch keine Seele, was den Alchemisten doch sehr verwunderte. Um endlich die ganze Wahrheit zu erfahren, machte sich der Fullmetal Alchemist nun wieder daran, Shou Tucker einen Besuch abzustatten. Dieses Mal beabsichtigt. Das letzte Treffen war einfach zu kurz gewesen. Nur wenige Worte fielen. Darunter auch der Wortlaut, ob Ed es denn nun endlich geschafft hatte und ob er sich denn nicht seine Methode ansehen wolle. Edward war dann schnell abgehauen. Er wollte nicht hören, was der Ältere zu sagen hatte. Insgeheim hoffte Edward, dass der Mann nichts wusste. Wie unwahrscheinlich das war, war dem Fullmetal Alchemist jedoch klar... Das Gebäude, in welchem sich Tucker niedergelassen hatte, war schnell gefunden. Einmal atmete er noch tief durch, ehe er an der Tür klopfte. „Tucker?!“ Seine Schreie drangen bis ins innere des Gebäudes vor. Doch eine Antwort kam nicht. Ratlos blickte Edward auf die hölzerne Tür. Er musste da sein. Immerhin konnte er ein schwaches Licht erkennen, das durchs Fenster schien. Da dem jungen Mann keine andere Wahl blieb, versuchte er die Tür einfach zu öffnen. Zu seiner Überraschung war sie nicht verschlossen. Kaum einen Schritt trat Edward in das Haus, da kam eine große Gestalt auf ihn zu. Es war der einstige Sewing Life Alchemist. Mit seinem großen Körper hatte der Mann kaum die Möglichkeit, gerade zu stehen. Die Decke war sehr niedrig – eigentlich Typisch für ein altes Holzhaus. Das ganze taugte Ed gar nicht. So kam er sich nur noch kleiner vor! „Sieh an. Edward Elric.“ Tucker blickte auf den anderen herab. Man konnte nicht sagen, was der Typ gerade dachte. „Was führt dich zu mir?“ Seine kratzige, rauchige Stimme drang einem durch Mark und Bein. Sie war schrecklich! Der Fullmetal Alchemist schluckte. Eine leichte Gänsehaut überkam ihn. Er hasste diesen Mann! „Ihr...sagtet, Ihr wüsstet...“ Weiter kam der junge Mann nicht. Der Blick in die Augen des Größeren schnürten ihm die Kehle zu. Sollte er das hier wirklich wagen? War es klug, so egoistisch zu handeln? „Ganz recht“, gab der Chimärenmann nur leise von sich und schritt ein wenig näher an Edward heran. Kaum einen Meter trennte die beiden Personen noch. „Du hast dich also dazu entschlossen, Alphonse-kun seinen Körper zurückzuholen.“ So ganz stimmte das nicht. Er wollte doch erst einmal wissen, ob und wie das überhaupt Möglich war. Sollte er nämlich den Stein der Weisen meinen, dann müsste Edward ablehnen. Das haben sie sich damals geschworen! Und sich selbst zu Opfern... Das könnte er Al nicht antun. Nicht, wenn dieser nicht damit einverstanden war zumindest. „Der Stein der Weisen...“, begann Tucker, machte dabei eine halbe Drehung und sah nun in ein Zimmer rechts von ihm. „... Es ist erstaunlich, wie viele Formen es doch gibt.“ Das passte schon mal nicht. Gerade eben hatte sich er Blonde doch noch gedacht, dass er nicht den Stein verwenden wollte! „Man braucht nicht einmal mehr so viele Menschenopfer...“ „WAS?!“ Sofort riss Ed seine Augen auf und packte den vermeintlich Größeren am Kragen. „Was... habt Ihr da gesagt?!“ Woher wusste er das? Und wie war das gemeint? Unbeeindruckt fuhr der ehemalige Sewing Life Alchemist fort. „Wenn man sein eigenes Herz gibt, kann man einen Stein erschaffen, der erstaunliche Kräfte aufweist.“ So ruhig sprach der Mann. Als ob es das natürlichste auf der Welt sei. Schockiert sah Edward zu dem Mann auf. Langsam lockerte er seinen Griff, trat etwas zurück. Also hatte der Alchemist mit seinen grausamen Forschungen weiter gemacht. Wie konnte er nur? Hatte der Kerl keinerlei Gefühle? „Was ist?“ Scheinbar konnte er Eds Gedankengänge nicht nachvollziehen. Wie auch? Er kannte seine Bedenken und das Versprechen nicht. „Wie... konntet Ihr nur?!“ Voller Zorn riss der junge Mann mit den goldenen Augen die Tür hinter sich auf. „Niemals werde ich Euch das verzeihen!“ Wie man nur auf so etwas kommen konnte, war dem Jungen nicht klar. Es machte ihm Angst. Mit jemandem wie dem, wollte er nichts zu tun haben. Und doch durfte er sich diese Chance fast nicht entgehen lassen. Einen letzten Satz hatte der Fullmetal Alchemist aber noch vernommen: „Denk darüber nach. Viel Zeit bleibt nicht mehr!“ Was der damit meinte, würde Edward noch verstehen lernen. Seither war er am grübeln gewesen, ob er diese Möglichkeit nutzen sollte oder nicht. Immer wieder dachte er dabei an seine Mutter - die menschliche Transmutation, die fehlschlug. An all die Qualen die sein kleiner Bruder nur seinetwegen durchstehen musste. Und an die Konsequenzen, die diese Methode mit sich bringen würde. Edward rannte und rannte. Wollte er diesen Furcht erregenden Ort doch so schnell wie Möglich hinter sich bringen! „Hah, hah.“ Obwohl ihm langsam die Puste ausging, lief er weiter. Bis zum Gasthof, in dem Al sicher schon wartete. Durchnässt – der Regen hatte noch nicht wieder aufgehört gehabt – kam der Fullmetal Alchemist in dem gemieteten Zimmer an. Er knipste das Licht an und erwartete schon seinen Bruder – wütend dasitzend. Doch die Augen des Jungen zeigten ihm nicht, was er dachte. Da war kein Alphonse. Im ganzen Zimmer nicht! „Al?“ Edward sah sich um. Hatte er schon längst vergessen, dass er klitschnass war. „Alphonse?“ Der ältere Bruder konnte den Jüngeren einfach nicht finden – im ganzen Haus nicht. Wo steckte er nur wieder? „Das sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich, einfach wegzugehen... Wohin mag er nur sein?“ Grübelnd setzte sich der Blonde auf das Bett und zog sich seine rote Jacke aus. „Oh man!“ Schnell würde der Stoff sicher nicht trocknen, stellte der Staatsalchemist seufzend fest und hing sie über den Stuhl, welcher beim Schreibtisch stand. Besorgt sah sich Ed noch einmal in dem Zimmer um. Da Al nicht hier war, musste er wohl draußen irgendwo sein... „Al...!“ Der Fullmetal Alchemist legte seinen Kopf in seine Hände. „Was...soll ich nur machen? Ich kann dir deinen Körper zurückholen... Aber wenn ich wirklich mein Herz dafür geben muss... wirst du mir das sicher nie verzeihen. Aber was habe ich denn für eine Wahl? Mir bleibt doch nichts anderes übrig...“ Tief in Gedanken versunken fiel dem Staatsalchemisten gar nicht auf, wie die Zeit verging und schon bald der nächste Tag anbrach. Noch immer regnete es. Ununterbrochen. Die Straßen waren bereits übersät mit Pfützen und die Kanalisation schon lange am überlaufen. Ein regelrechter Wolkenbruch war über diese schöne Stadt herein gebrochen. „Das hört so bald wohl nicht mehr auf...“, dachte sich Alphonse betrübt, als er plötzlich eine bekannte Stimme vernahm. Guten Abend, kleiner Bruder des Fullmetal Alchemisten.“ Rauchig war die Stimme, die fast vom Plätschern des Regens verschluckt wurde. „Tucker-san!“ Al staunte nicht schlecht, als der Mann auf einmal neben ihm stand. „Was habt Ihr hier zu suchen?“ „Nun. Nach einer Weile waren meine Geschöpfe nicht mehr zu gebrauchen, also haben mich die Homunculi gehen lassen. Ich suchte mir einen Ort zum Leben, der mit dem Militär in Feindschaft stand – um meine Forschung in aller Ruhe fortzusetzen.“ Eine Antwort, auf die Alphonse nicht gefasst gewesen war. Aber trotzdem. Bestimmt steckte da mehr dahinter, als der Sewing Life Alchemist gesagt hatte. „Jetzt habe ich dir deine Frage beantwortet...“, fing Tucker an und trat etwas näher heran. Das Licht schien nun nicht mehr nur auf seinen Hinterkopf. Der ehemalige Staatsalchemist war bis eben noch im Halbschatten gestanden. „... Nun habe ich eine Frage an dich, kleiner Bruder, dessen Seele an diese Rüstung gebunden wurde.“ Der Angesprochene zuckte ein wenig zusammen. Er ahnte nichts gutes. Vor allen Dingen fragte er sich, wieso der Mann die ganze Zeit so seltsame Anreden benutze. Er müsste seinen Namen doch noch wissen. Was verbarg sich nur hinter diesem Verhalten? „Hat sich der Fullmetal Alchemist, Edward, schon entschieden? Er sollte sich beeilen, denn schon bald ist nicht mehr genug Kraft des Vollmondes vorhanden.“ Entschieden? Beeilen? Vollmond? Edward? Der Jüngere der Gebrüder Elric verstand diesen Satz nicht. Er ging ihn noch einige Male durch, verstand ihn aber noch immer nicht. „Was soll das bedeuten?“ Er fragte nun frei heraus. Zu viel sinnloses Grübeln brächte ihn auch nicht weiter. „Hat dir dein Bruder denn nichts erzählt?“ Tucker lächelte verstohlen. Auch in seiner Stimme – die auch so schon gruselig war – konnte man einen Ton heraushören, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einfach schaurig. Alphonse schüttelte den Kopf, wobei die Rüstung ein wenig klapperte. Nein. Ed hatte kein Wort... Oder doch? Konnte es sein, das es DAS war, was Ed ihm am Abend zuvor erzählen wollte, es dann aber doch nicht tat? „So ist das also...“, dachte sich Al und ballte seine Fäuste. Edward war Tucker begegnet! Das hatte ihm also die ganze Zeit Kummer bereitet. „Aber wann?“ Wann nur war er auf den Alchemisten gestoßen? Etwa als er entführt worden war? Die Zeit zuvor haben sie zusammen verbracht gehabt. Wäre er ihm da begegnet, hätte er das doch mitbekommen. Nein. Aber vielleicht am Nachmittag, als Ed sich abseilte, um die Erinnerung 'zu verdauen', wie er sagte. Er war etwa Zwei Stunden weg. Das käme gut hin... Wenn ja, warum hatte er ihm dann nicht davon erzählt? Das Ganze war schon sehr seltsam und ließ nur einen Schluss zu: Tucker musste Ed etwas anvertraut haben, dass ihn in einen Zwiespalt geraten ließ! „Bitte! Erzählt mir, was Ihr meinem Bruder gesagt habt!“ Al war einen Schritt vor gegangen und sah nun eindringlich auf den etwa gleich großen Mann ein. Er wollte nicht, dass sein großer Bruder etwas tat, dass er später bereuen könnte. Tucker sah Alphonse neugierig an. Wenn er es seinem Gegenüber jetzt erzählte, könnte der Fullmetal Alchemist zwar seine Meinung ändern, andererseits jedoch gab es die Möglichkeit, dass weiterhin alles nach Plan verlief. „Dein Bruder, Alphonse Elric...“ Al spitzte seine – eigentlich nicht vorhandenen – Ohren. Also doch! Shou Tucker kannte seinen Namen immer noch! „...möchte dir deinen Körper mithilfe des Steins der Weisen zurückgeben.“ „Eh? Aber... Man muss doch eine ganze Stadt dafür Opfern, um den Stein herzustellen! Das würde Ed nie tun!“ Der Alchemist, der sich einst in eine Chimäre verwandelte, lachte. „Genau dasselbe wird sich dein Bruder gedacht haben, als ich ihm diese Möglichkeit erneut eröffnete.“ „Welche Möglichkeit?“ Wovon sprach der Mann? Gab es etwa noch eine Art, den Stein herzustellen? Und das, ohne große Menschenopfer? „Eine Form des Steins der Weisen zu benutzen, die so noch nicht existierte.“ Er sprach in Rätseln. Der Jüngere war keineswegs auf den Kopf gefallen, aber das verstand er dann doch nicht! „Eine andere Form?“ „Um diese Art zu erreichen, muss man etwas wichtigeres Opfern, als dutzende Menschenleben.“ „Etwas wichtigeres?! Was ist wichtiger als ein Menschenleben?“ Alphonse war ein sehr friedfertiger Mensch. Aber selbst er geriet ab und zu mal aus der Fassung. Wutentbrannt hatte er den wesentlich Älteren am Kragen gepackt und an sich heran gezogen. „Menschen sind nicht unwichtig! Niemals! Jeder ist für jemanden da. Jeder wird von jemanden gebraucht! Jeder Mensch ist wichtig, kapiert!“ Al's Stimme durchbrach die Ruhe der Nacht. Ein paar Lichter gingen in den Häusern an, manch einer sah aus dem Fenster. Andere riefen gleich: „Ruhe da draußen!“ Ein wenig beschämt ließ die Seelenrüstung seinen Arm, der Tucker noch immer festhielt, runter. „Verzeihung.“ Dem Sewing Life Alchemisten war diese Aktion nur zugute gekommen. Jetzt war er sich sicher, dass auch der Jüngere der beiden alles für den andren tun würde. Und dieser wiederrum... „Ist schon gut“, antwortete der Alchemist schließlich und richtete sich den Kragen. „Wenn ich nun Fortfahren dürfte?“ Die Lampen, die in den Häusern angegangen waren, wurden inzwischen wieder ausgemacht. Die meisten schliefen sich wieder. „Wie ich bereits sagte, muss man keine Menschen mehr opfern. Das hat aber auch zur Folge, dass der Stein nur ein einziges Mal zu verwenden ist.“ „Und was ist es, das man geben muss?“ Al konnte sich einfach nicht vorstellen, dass man nichts opfern musste. „Je nachdem, was man mit dem Stein vorhat. Bei besonders 'exquisiten' Wünschen, ist es das Herz eines Menschen.“ „Das Herz?!“ Der 14-Jährige war schockiert. Denn, auch wenn man nicht mehr dutzende Opfer bringen musste, so ist es immer noch einer der sein Leben gibt. In diesem Fall wäre es also ein äquivalenter Tausch zwischen einem Menschenherz und dem Körper Al's... Jetzt war nur noch die Frage, wessen Herz geopfert werden musste! Al vermutete schlimmes. „Sicher ahnst du bereits, was ich sagen möchte. Derjenige, der den Stein der Weisen erschaffen möchte, muss den Handel eingehen und sein eigenes Herz liefern. Nur so werden ideale Ergebnisse erzielt.“ Ideale Ergebnisse? Also hat sich der Sewing Life Alchemist schon durch praktische Tests überzeugt. „Nii-san...“ Besorgt blickte Alphonse in die Richtung, in der das Gasthaus lag. „Richte dem Fullmetal Alchemisten aus, dass nicht mehr viel Zeit bleibt.“ Aus einer Drehung heraus hatte er dies noch verlauten lassen, stand nun mit dem Rücken zur Seelenrüstung. Tucker verschwand schließlich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, im Dunkel der Nacht. „Ed!“ Sofort danach rannte der kleine Bruder des Staatsalchemisten zurück. Fortsetzung folgt in Kapitel 3: Täuschung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)