Together we're never alone von Crimson_Butterfly (Dein Herz weiß es schon lange ...) ================================================================================ Kapitel 1: Inseperably bond --------------------------- "Verdammt noch Mal, Ryan, steh endlich auf!", rief ich wütend und lieferte mir mit der Giftzwiebel ein Tauziehen um seine Bettdecke. "Wie lange willst du deinen Privatlehrer noch warten lassen?" Ich hörte ein unterdrücktes Knurren. Auch wenn die Söhne der Cornwells das Bildungsniveau von Hochschulabsolventen hatten, gab es noch einige Fächer, in denen speziell Ryan noch Unterricht wurde und seine Ausbildung war noch lange nicht abgeschlossen. Das wusste er genauso gut wie ich und genau deshalb sollte er sich jetzt langsam mal aus seinem Bett bequemen. Stattdessen machte er mir wieder Ärger. Wie an jedem gottverdammten Morgen, den ich in diesem Haus verbrachte, bekam ich das jüngste Mitglied der Familie Cornwell wieder einmal nicht aus dem Bett und wenn ich Pech hatte, dann stand mir ein zwei Stunden langer Kampf bevor, bis einer von uns beiden schließlich nachgab und widerstrebend die weiße Flagge hisste. "Verschwinde endlich!", schnauzte er mich ärgerlich an. "Du nervst." Eine Erwiderung hielt ich für überflüssig und bevor ich dazu kam, ihn einen Streich zu spielen, damit seine verkrampften Finger den Stoff freigaben, ließ er bereits los und ich verlor das Gleichgewicht. Ungeschickt stolperte ich zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Wand, das mir die Tränen in die Augen schossen und der Schmerz in mein Gehirn jagte. Leise fluchend ballte ich die Fäuste und unterdrückte den Impuls, die Hand auf meinen pochenden Hinterkopf zu legen. Ich hatte das Gefühl, dass mir gleich der Schädel platzen würde. Wie konnte ein Kerl nur eine solche Zicke sein? Die Augenbrauen bedrohlich zusammen gezogen, schob ich die Decke zur Seite und wollte ihn gerade anfahren, doch mir blieben die Worte im Hals stecken und der Unterkiefer drohte mir bis zum Boden zu fallen. Grinsend hockte er von mir und starrte mir direkt in die Augen, das ich spürte, wie mir heiß wurde. "Du Perversling!", schrie ich ihn an und meine Hand hob sich automatisch, aber bevor ich dazu kam ihn eine Ohrfeige zu verpassen, tänzelte er bereits aus meiner Reichweite und lachte mich aus. "Halt doch deine dämliche Fresse!", fügte ich verärgert hinzu. Ryan zuckte abwehrend die Schultern. "Habe ich nicht gesagt, du sollst abhauen?", fragte er mit einem lasziven Unterton in der Stimme und hielt es wohl nicht für nötig, sich anzuziehen. "Oder willst du mir einen blasen, Püppchen?" Zunächst glaubte ich mich verhört zu haben und blinzelte überrascht, doch als ich sein unverschämtes Lächeln sah, platzte mir der Kragen. "Scher dich doch zum Teufel, du dreister Bastard!" "Im ersten Punkt hast du recht. Ich bin pervers. Aber nicht im zweiten: Meine Eltern sind genauso verheiratet, wie deine es waren." Wie ein tollwütiger Hund fletschte ich die Zähne und betrachtete ihn mit einem Gesichtsausdruck, der jeden unerschütterlichen Krieger in die Knie gezwungen hätte, doch wie üblich ließ er sich davon nicht beeindrucken und behielt seine arrogante Fassade bei, die mich jedes Mal zur Weißglut trieb. Gerade in diesen Moment hätte ich ihn erwürgen können. Sein Vater hatte eine 45ziger und eine Schaufel. Ich war mir sicher, dass ihn niemand vermissen würde. Murrend erhob ich mich auf die Füße, ging an ihm vorbei und riss die Türen seines Schrankes auf. In den Fächern suchte ich nach passender Kleidung und stellte dabei fest, dass er wie üblich die teuren Anzüge, in die ihn seine Eltern zu stecken versuchten, ausgeräumt und durch seine selbst gekauften Klamotten ersetzt hatte. Im Augenblick ging es mir links am Arsch vorbei, was er trug, Hauptsache er hatte überhaupt irgendetwas an, was mir jeden weiteren Anblick auf seinen nackten Körper ersparte. Ich wäre selbst mit einem Müllsack einverstanden! Seufzend nahm ich eine schwarze, tief sitzende Hose zur Hand, die etliche Riemen und Schnallen an den Seiten hatte und griff nach einem T-Shirt, in der gleichen Farbe, aber mit einem Drachen auf der Brust. Seinen Geschmack hatte er scheinbar nicht verloren. Anders als seine gute Erziehung, die er ständig vergas. Gerade wollte ich ihm die Sachen an den Kopf schmeißen, bemerkte dann allerdings, dass sich dieser Satansbraten schon wieder aus dem Staub gemacht hatte. Mein Blick schweifte durch den Raum und nachdem ich die Schwaden dichten Dampfes bemerkte, die aus dem Zimmer eigenem Bad drangen, wusste ich, dass er sich unter die Dusche verkrümelt hatte. Ebenfalls eines seiner Standard-Rituale. Aber in Gegensatz zu den meisten Dingen an ihm, die dafür sorgten, dass ich vor Zorn in mein Kissen beißen könnte und im Dreieck sprang, war ich froh darüber, dass er ein genauso hygienischer Zeitgenosse war wie der Rest seiner Brüder. Sorgfältig hängte ich seine Wäsche über die Lehne seines Schreibtischstuhls und begann damit das Bett abzuziehen. Wie üblich haftete dem Stoff der Geruch vergangener Leidenschaft an. Wann hatte sein Lover das Haus verlassen? Hatte der Kerl die Haustür benutzt oder war er wieder durch das Fenster gekrochen, wie ein schäbiger Einbrecher? Uninteressiert zuckte ich die Achseln und zog ein sauberes und gebügeltes Lacken auf. In der Sekunde, als ich mich vorbeugte, um die Knöpfe des Kissenbezuges zu schließen, erstarrte ich in meinen Bewegungen und meine Lider weiteten sich erschrocken. Das Herz schlug mir zum zerspringen in der Brust, bevor ich vorsichtig einen Blick über die Schulter warf und feststellte, dass Ryan seine Hüften an meinen Hintern schmiegte, mit der Ausrede, dass er nur seinen MP3-Player holen wollte, der noch auf dem Bett lag. Ganz ruhig, Fiona. Vergiss nicht … Ryan ist schwul. Du bist für ihn mindestens so interessant wie ein Mathebuch im Englischunterricht. "Krieg dich wieder ein", meinte er gelangweilt. "Ich falle schon nicht über dich her, obwohl ich zugeben muss, dass du einen knackigen Arsch hast." Stirnrunzelnd richtete ich mich auf und beobachtete ihn dabei, wie er sich die Kopfhörer in die Ohren schob und das Gerät einschaltete. Hatte ich irgendetwas verpasst oder woher wusste er, was ich gedacht hatte? Vor allem, wann hatte er sich angezogen? Ich verfiel in Grübeleien und hatte kurzzeitig das Gesicht meines Stiefvaters vor Augen. Dieser Anblick weckte grausame Erinnerungen, die ich lieber vergessen wollte. Ein Mann, groß und Schwer, dickleibig. Sein Atem stank nach Billigen Alkohol und seine Augen glitzerten lüstern, während ich sein Gewicht deutlich auf meinem schmalen Körper fühlte. Mit den Händen schlug ich um mich, versuchte mich zu befreien und erntete nur höhnisches Gelächter. Er zwang mich die Beine zu spreizen und dann war da nur noch ein Sinnesbetäubender Schmerz, der nicht enden wollte, bis er sich wankend erhob und seine Stieftochter wie eine beschmutzte Puppe liegen ließ. Stundenlang hatte ich unter der Dusche gesessen und Blut hatte den Marmorboden der Kabine benetzt, während ich mit leerem Blick vor mich hingestarrt hatte. Die altbekannte Panik machte sich in mir breit und ich spürte, wie mein Mageninhalt in kleinen Bröckchen meinen Hals hochstieg. "Du hast laut gesprochen", sagte er nüchtern und riss mich damit aus meinen Überlegungen. Irritiert gaffte ich ihn an und beobachtete Ryan dabei, wie er das Zimmer verließ, ohne ein weiteres Wort zu verlieren und dabei die Tür hinter sich zuknallte. Reflexartig zuckte ich zusammen und biss mir auf die Unterlippe, bevor ich mich auf die Bettkante setzte und wie hypnotisiert an die Wand starrte, noch immer eine Gefangene meiner Erinnerungen. Zitternd zog ich die Beine an meine Brust und begann lautlos zu weinen. *** "ALISTER!", schrie ich und jagte hinter dem Flüchtenden her, der sich wieder einen Scherz auf meine Kosten erlaubt hatte. In meinen Gedanken existierte nur das Wort Killt. "Ich bringe dich um, ich mache Hackfleisch aus dir. Ich verarbeite dich zu Frikassee und verfütterte deine Einzelteile an die Schweine!" Dieser Vollidiot hatte es doch tatsächlich gewagt seine Vogelspinne unter seine Decke zu legen, die ich beim Betten machen gefunden hatte. Er kannte meine Phobie und hatte sich köstlich darüber amüsiert, als ich das gesamte Anwesen zusammen gebrüllt und schließlich kreischend aus dem Zimmer geflohen war. Obwohl der zweitjüngste Sohn der Familie viel schneller war, als ich es jemals sein könnte, gab ich nicht auf und würde ihn solange verfolgen, bis ich diesem Mistsack den Schädel gespalten hatte. Ein Wunder, dass mir die Puste noch nicht ausging. Dabei war ich im Sportunterricht immer diejenige gewesen, die am schlechtesten abgeschnitten hatte. Seufzend schüttelte ich den Kopf und verlangsamte meine Schritte, bis ich schließlich stehen blieb. Noch immer existierte der Spielplatz auf dem Anwesen der Cornwalls, obwohl dieser schon lange nicht mehr genutzt wurde und die Geräte schutzlos dem Zahn der Zeit ausgeliefert waren. Um diesen Teil des Gartens kümmerte sich auch der Gärtner nicht mehr. Deswegen wuchs das Gras und Unkraut, ohne von wachsamen Augen und geschickten Händen daran gehindert zu werden. Inzwischen verursachte mir dieser Anblick eine Gänsehaut und ich spürte den Schauer, der mir kalt über den Rücken jagte. Auf der verrosteten Wippe, umgeben von hohen Sträuchern, entdeckte ich Ryan, der mit abwesendem Blick auf die Mauern der riesigen, weißen Villa starrte. Seit er ein Kind gewesen war, hatte er sich stets an diesen isolierten Ort zurückgezogen, wenn er die Gesellschaft anderer nicht ertrug. Er war ein notorischer Einzelgänger und hielt jeden auf Distanz, der sich ihm bewusst nähern wollte. Aber egal wohin er ging, ich hatte ihn stets gefunden. Unsere Freundschaft starb bereits vor mehreren Jahren und doch lebte das Band, das uns über Ecken und Kanten hinweg verband. Als hätte er meine Anwesenheit gespürt, wendete er den Kopf und sah er in meine Richtung. Woher hatte er gewusst, dass ich mich in seiner unmittelbaren Reichweite aufhielt? Wegen dem Lärm, den ich bei der Jagt nach seinem Bruder veranstaltet hatte? Oder hatte er gehofft, dass ich kommen würde? Er hatte gewartet … bereits seit vielen Jahren vertraute er darauf, dass ich ihn vor der Dunkelheit beschützen würde, die in seinem einsamen Herzen unerbittlich Einzug hielt. Selbst unser Streit konnte an diesem Verhalten nichts ändern. Leon, sein ältester Bruder, hatte mir an einem verregneten Herbsttag gesagt, dass ich eine Art Mutterersatz für das jüngste Mitglied dieser Familie darstellte. Zärtlichkeit flutete mein Herz, als ich direkt vor ihm stehen blieb und Ryan seine Arme um meine Taille schlang, um mich zwischen seine geöffneten Schenkel zu ziehen. Wortlos schmiegte er sich an meinen schlanken Körper und genauso schweigend strich ich ihm mit den Fingerspitzen durch sein schwarzes Haar. Kein Geräusch durchbrach die anhaltende Stille und ich wusste, dass er sich das Weinen wieder einmal streng verbot. In meinen Augen war er noch ein Kind, das bereits in jungen Jahren dazu gezwungen wurde Erwachsen zu werden. Ich senkte die Wimpern auf meine Wangen und fühlte, dass sich mir die Brust schmerzlich enger zog. Ich hatte keine Ahnung, was ihn an diesen Tag dazu bewegt hatte, sich in seine eigene Welt zurück zu ziehen. Ich konnte nur Spekulationen darüber anstellen. Er redete nur selten über Dinge, die ihn belasteten und seit dem Moment, der ihn dazu gebracht hatte, sich weiter von mir zu entfernen, sprach er in dieser Hinsicht überhaupt nicht mehr mit mir. Verärgert knirschte ich mit den Zähnen. Sein ganzes Verhalten war voller Widersprüche. Er suchte meine Nähe und trotzdem schien es ihn zu stören, wenn ich die Grenzen überschritt, die er unsichtbar gezogen hatte. Meine Hand zuckte und ich musste den Impuls niederkämpfen eine Faust zu ballen. "Adrian ist zu Besuch gekommen", flüsterte ich tonlos und spürte, wie Ryan augenblicklich erstarrte und einer Marmorstatur glich. "Deine Mutter sucht dich bereits." Ich kannte die Abneigung gegen den Verlobten, den der kleine von seinen Eltern aufgedrängt bekommen hatte und ich selbst hasste dieses Arschloch mindestens genauso sehr, wie seine Mutter den Typen vergötterte. Alleine schon, weil mir sein geschwollenes Gefasel die Galle hochtrieb. Aber wenn ich daran dachte, dass er Ryan … meinen Ryan anfasste, dann wollte ich ihm nur noch den Kiefer brechen. Bevor ich dem unbändigen Zorn nachgab, der sich wie Flammen durch meine Adern grub, löste ich mich sanft aus seiner Umarmung. Annähernd fünf Minuten sahen wir uns Wortlos an, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte und ihn allein ließ, damit er die Kraft aufbrachte, in den Salon zu gehen, wo dieser heuchlerische Wichser bereits auf ihn wartete, um ihn erneut in Angst und Schrecken zu versetzen. *** Ich goss gerade den frisch aufgebrühten, schwarzen Tee in die vorgewärmten Tassen, als sich die Tür zum blauen Salon langsam öffnete und Ryan herein trat, der entgegen der Erwartung seiner Mutter, eine zerfetzte, enge Jeanshose trug so wie ein schlichtes T-Shirt, anstatt dem maßgeschneiderten Anzug, den sie ihm erst vor kurzen hatte anfertigen lassen. Was hatte er bloß für einen knackigen Arsch. Fluchend ärgerte ich mich über meine eigenen Gedanken. Die Stirn gerunzelt setzte ich meine Aufgabe fort, während der kleine auf dem Sofa platz nahm, weit entfernt von Adrian, der durch diese Geste ernsthaft in seinem Stolz gekränkt zu sein schien. Mrs. Cornwell, die einen Herzinfarkt zu erleiden drohte, sprang auf die Füße, ergriff ihren Sohn am Handgelenk und wollte ihn auf die Beine zerren, um ihn umzuziehen, doch der, ach so charmante, Verlobte, gebot ihr mit einer Handbewegung Einhalt, so dass sie kurzzeitig ernsthaft verwirrt zu sein schien, schmolz bei dem Lächeln dieses Vollidioten jedoch augenblicklich dahin. Schleimscheißer! "Bitte Mrs. Cornwell. Wenn Ryan sich so wohl fühlt, dann soll er sich so kleiden, immerhin muss er sich mir gegenüber doch nicht verstellen. Ihm schmeichelt alles, was er trägt, denn er ist ein einziger Erfolg." Boar, ich muss gleich kotzen! Ich wusste zwar nicht, warum dieser Mistkäfer, um den sich die gesamte Aufmerksamkeit drehte, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen begann und dabei in mein Gesicht blickte, aber in der nächsten Sekunde fing ich gespielt zu niesen an, so dass sich alle Blicke auf meine Gestalt richteten und die Anwesenden überrascht die Stirn runzelten und sich Leon zu mir lehnte. "Geht es dir nicht gut?", fragte er besorgt. Abwehrend hob ich die Hand. "Nein, schon in Ordnung", meinte ich beschwichtigend. "Ich bin nur allergisch gegen geistigen Dünnschiss." Wie erwartet schnappte das weibliche Oberhaupt der Familie geschockt nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen und die Brüder kicherten leise, während Mr. Cornwell in Seelenruhe an seinem Getränkt nippte, als hätte er kein Wort gehört und wäre in den letzten Jahren taub geworden. Weil ich für ihn wie eine Tochter war, ließ er sich solche Flegelhaftigkeiten gefallen, obwohl ihm das die Wut seiner Frau einbrachte. Bevor diese auf mich losgehen konnte, um mir den Hals umzudrehen, hörte ich nur noch wie Adrian dazwischen trat, indem er wieder ein paar Worte in seiner grauenhaften Stimme formulierte, die aus den tiefsten Abgründen der Kloake hätte stammen können und ich schmeckte die Magensäure bitter auf der Zunge. "Fiona ist noch jung, ich bin sicher …" Den Rest hörte ich nicht mehr, denn jede Faser meines Körpers protestierte heftig und meine Finger juckten, in dem Wunsch, ihn den silbernen Löffel in die Kehle zu stoßen, den meine Finger umklammert hielten. Ich bin kein bockiges Kleinkind, du aufgeblasener Hurensohn! Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)