Eien 永遠 von Tenshis (Der Samurai und der Fremde) ================================================================================ Kapitel 18: Trauer ------------------ 18. Kapitel: Trauer [Ich fühlte was Abschied heißt. Ich spüre es noch. Dunkle, grausame Sehnsucht...] ---------------------------------------- ~ 4.Tenshō (1576)* - Nishiyama Residenz Wenige Tage nach Hidetoris Verschwinden ~ Sein müder Blick spiegelte sich in der scharfen Klinge des Dolchs, den er in der Hand hatte, wider. Er ertastete feine Sandkörner in den schmalen Rillen des Holzgriffes und musste an die Worte jenen Mönches denken, der den vermissten Hidetori am Tag seines Verschwindens auf der Klippe gesehen hatte. Es waren Worte, die Kagegaku sofort in den tiefen Abgrund der Verzweiflung gestürzt hatten. „Ich habe nach ihm gerufen, … ihn gebeten es nicht zu tun. Doch er stürzte sich ohne auf mich zu hören oder überhaupt zurückzublicken... in das tosende Meer,“ hatte der ältere Mann kopfschüttelnd und merklich aufgewühlt erzählt. Seine Hände waren zittrig und die brummige Stimme brüchig gewesen. Kagegaku hatte Schwierigkeiten gehabt dem Mann zu folgen, als sich dieser immer wieder räuspernd unterbrochen hatte. „Er … er hatte außergewöhnlich … helles Haar. Es schimmerte … in der aufgehenden Sonne wie … Gold. Ja, wie Gold. Ich dachte, er wäre … eine Illusion gewesen. Er wirkte wie … wie ein Geist.“ Kagegaku presste die Lippen fest aufeinander und schüttelte den Kopf. Das Bild, wie Hidetori sich in das Meer stürzte, wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Obwohl er den Mönch gefasst gebeten hatte, ihn allein zu lassen, tobte in seinem Inneren ein unbändiger Sturm aus Verzweiflung und Schmerz. Als er schließlich allein war, entrang ein erstickendes Keuchen seinem Mund, während er sich an die Brust fasste und nach vorn beugte. Eine unglaubliche Schwere lag auf seinem Herzen. Sie schmerzte. Ein Brennen, welches seinen ganzen Körper befallen hatte. Er spürte, wie ihn diese Gefühle überwältigten. Sie stachen in seiner Brust und krochen in seine Kehle hinauf. Einen schmerzerfüllten Schrei erstickte er mit seiner Hand, die er fest auf seine Lippen drückte, während er schnell und flach atmete. Er wollte nicht, dass jemand sah, wie er litt. Wie er auf dem Boden kauerte und nach Luft rang. Wie er versuchte die Tränen zurückzuhalten und schließlich doch diesen Kampf verlor. Niemand sollte sehen, dass er schwach war. Er hatte den Dolch, den Yukitaka vor seinem Tod gefunden hatte und die Dolchscheide, die sich bis zu diesem Tag in Hidetoris Besitz befunden hatte, auf seinem Schoß liegen. Der Mönch hatte sie dort an der Klippe gefunden und zu ihm gebracht, da sich sein Wappen darauf befand. Sie war der Beweis, dass es tatsächlich der Blonde gewesen war, der sich an jenem Tag umgebracht hatte. Die ganze Zeit hatte Kagegaku gezweifelt. Er hatte gehofft, dass Hidetori einfach nur geflohen war. Dass sein Lebewohl nicht den Abschied vom Leben bedeutet hatte. Doch er hatte sich geirrt. Er hatte sich schrecklich geirrt. Niemals hätte er daran gedacht, dass er sich umbringen würde. Aber warum? Warum hatte er das getan? Warum war er bei ihm gewesen? Warum hatte er diese Tränen vergossen? Er hätte den Blonden doch beschützen können. Vor der ganzen Welt, selbst vor dem Daimyo. Ja, selbst gegen ihn hätte er sein Schwert erhoben, um Hidetori zu beschützen. Er hätte gegen jeden Feind gekämpft, jedes Hindernis überwunden. Warum hatte Hidetori ihm nicht vertraut? Jene Fragen quälten Kagegaku genauso, wie der unbändige Schmerz in seinem Herzen. Seine Brust war wie zugeschnürt, sein Hals so trocken, dass er brannte. Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, seit der Mönch sich entschuldigend verabschiedet hatte. Die Tränen versiegten langsam, doch die Qual, sie war immer noch da. Wie erstarrt saß das Oberhaupt der Nishiyama im Schneidersitz auf seinem Sitzkissen und ließ den Blick einige Male durch den Raum schweifen. An jeder Ecke sah er den Blonden. Jedes Mal, wenn er blinzelte, wurde seine Erscheinung klarer. Er sah es vor seinen Augen, wie sie hier jeden Abend gesessen und Sake getrunken hatten. Wie Hidetori aufmerksam seinen Geschichten zugehört und auch ab und zu interessierte Fragen gestellt hatte. Der Blonde war stets schweigsam gewesen, hatte nie viel von sich erzählt und doch war er Kagegaku immer so nah gewesen. Es war eine Begegnung, die sein Schicksal drastisch verändert hatte. Sicherlich hatte er viele Fehler gemacht. Fehler, die ihn von Hidetori entfernt hatten. Nie hatte er in Erfahrung bringen können, was der Blonde all die Jahre wirklich gedacht hatte. Was ihn bewegt und was ihm Angst gemacht hatte. Er war immer völlig ahnungslos gewesen. Und deswegen war es so weit gekommen. Es war seine Schuld gewesen. Weil er so blind gewesen war, weil er einfach nie etwas bemerkt hatte. Er hätte sich besser um Hidetori kümmern müssen. Er hätte ihn nie nach Kasugayama schicken dürfen. Er hätte ihn nie allein lassen sollen. Ob er jemals mit dieser klaren Schuld leben könnte? Kagegaku schüttelte den Kopf, bevor er in den Garten hinausblickte. Ein frischer Herbstwind ließ die roten Ahornblätter rascheln. Ein Geräusch, das so einsam schien, dass dem Samurai erneut die Tränen kamen. Sie brannten in seinen geschwollenen Augen, flossen über sein Gesicht und tropften auf die scharfe Klinge des Dolchs. Seine verkrampften Finger schlossen sich um den Griff, während er die Lippen fest aufeinander presste. Er fühlte sich verloren und hilflos. Wie es nun weitergehen sollte wusste er nicht. All seine Pläne, seine Zukunft war nun nichts mehr wert. Für ihn gab es keinen Platz mehr auf dieser Welt. Am liebsten würde er nur noch hier sitzen und dieser Stille lauschen. Bis zu jenem Tag, an dem er Hidetori wiedersehen würde. Alles andere ergab für ihn keinen Sinn mehr. Ohne den Blonden war er nichts als eine leere Hülle. Leblos, stumm und gefühllos. Eine Marionette, wie Kagegaku es gewesen war, bevor Hidetori in sein Leben getreten war. Aber so wollte er nicht mehr leben. Er konnte das Blut auf dem Schlachtfeld nicht mehr riechen. Er ertrug es nicht mehr, das Leben eines Jünglings zu nehmen, dessen Leben noch gar nicht begonnen hatte. Das alles machte ihn nur noch krank und wütend. Im Herzen war er kein Samurai mehr. Er war seinem Herrn nicht mehr treu ergeben. Seine Gefühle, sein ganzes Dasein hatte er jemand anderem geschenkt. Nicht seinem Herrn, wie er es vor langer Zeit geschworen hatte, sondern einem Mann, der in seiner Provinz als Verräter und Spion gesucht worden war. Ihn geliebt zu haben, war sein Verrat an den Daimyo. Er hatte nicht mehr das Recht, sich Diener Kenshins zu nennen. Aber darum trauerte er nicht. Er hatte dieses Leben sowieso satt. Es war nur noch von Schmerz und Leid erfüllt. Nichts was ihm Wärme schenken, nichts was ihn halten konnte. Alles war mit dem Blonden verschwunden. Mit diesen Gedanken nahm Kagegaku den Dolch fester in seine Hand. Da er in den eigenen Augen kein Samurai mehr war, konnte er auch nicht nach Samurai-Brauch Seppuku** begehen. Dieser Art des Suizids war er nicht mehr würdig. Er war ein Verräter des Daimyos. Kein Privileg, kein Ritual der Samurai war ihm mehr vorbehalten. Ihm blieb nur noch der Strick oder der Fluss. Doch der Tod durch Hidetoris Dolch schien ihm ebenso angemessen. Er hob die Waffe empor, blickte auf sein Bild, welches sich in der Klinge spiegelte und lächelte. Schon bald waren sie wieder vereint. Bald würde sie nichts mehr trennen können. Kein Hass, keine Gewalt, keine Intrigen würden in dieser Welt mehr mächtig sein können. Denn es war ihr eigenes Reich, in dem sie allein die Regeln bestimmen würden. Der Gedanke daran gab Kagegaku Frieden. Er hatte keine Angst. Sein Leben lang war er auf den Tod vorbereitet gewesen. Jedes Mal, wenn er in eine größere Schlacht gezogen war, hatte er sein Todesgedicht geschrieben. Ein paar Zeilen, seine letzten Worte an die Hinterbliebenen. Erst als er schließlich gelernt hatte, aufrichtig zu lieben, hatte er den Tod gefürchtet. Doch Hidetori war nicht mehr da. Es gab überhaupt nichts zu befürchten. „Nur noch ein paar Sekunden“, flüsterte Kagegaku, nachdem er seine Augen geschlossen und tief durchgeatmet hatte. Er wollte während dieses stillen Moments aus dem Leben treten. Nur das wundervolle Geräusch von raschelnden Blättern und die stille Einsamkeit, die ihn umgab. Es war so idyllisch. Wie die Ewigkeit, der er so entgegen fieberte. Einer Stille, die plötzlich durch einen lauten Ruf unterbrochen wurde. „Kagegaku!“, brüllte jemand und das Oberhaupt öffnete unzufrieden seine Augen. Nur Fukushima nannte ihn hin und wieder bei seinem Vornamen. Dieser polterte aufgeregt die Veranda entlang und trat unaufgefordert in den Raum. Kagegaku blickte dem aufgeregten Freund ungerührt in die Augen. „Ihr müsst von hier verschwinden! Sofort! Kagemuras Männer stehen am Tor und wollen Euch festnehmen. Ihr seid wegen Hochverrats angeklagt.“ Teilnahmslos umklammerte der Stratege den Dolch fester und wollte beenden, was er sich stur in den Kopf gesetzt hatte. „Sie sollen ruhig kommen“, murmelte er und berührte mit der Dolchspitze die Haut an seinem Hals. Gerade als er fest zustechen wollte, packte Fukushima den Dolch und riss ihn aus Kagegakus Händen. Mit einer Mischung aus Überraschung und Wut blickte das Oberhaupt in die hitzigen Augen seines Freundes. „Was soll das, Fukushima?“, brüllte er außer sich. Er wollte nach dem Dolch greifen, der neben ihm auf den Boden gefallen war, doch bevor er ihn zu fassen bekam, packte Fukushima die Hände seines Herrn und drückte das Oberhaupt unsanft auf den Boden. „Glaubt Ihr, dass dies Hidetoris Wunsch gewesen wäre?“, schrie er Kagegaku unter hitzigem Zorn an. Der Stratege war dermaßen entsetzt über Fukushimas Handeln, dass er seinen treuen Freund nur verwirrt anstarren konnte. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache. Noch nie hatte Fukushima etwas in dieser Art getan oder überhaupt eine Entscheidung seines Herrn in Frage gestellt. Noch nie hatte Kagegaku ihn so wütend erlebt. „Glaubt Ihr, dass er sich dafür umgebracht hat?“ Fukushimas sonst so sanfte Augen waren weit aufgerissen. Den Großteil seiner Wut aber unterdrückte er hinter seinen fest zusammengepressten Lippen, während er den Druck in seinen Händen verstärkte und die Handgelenke seines Herrn schmerzhaft auf den Tatami drückte. Obwohl dies nicht nötig war. Kagegaku sah sich überhaupt nicht im Stande Gegenwehr zu leisten. Der Schreck über Fukushimas Handeln und seine lauten tadelnden Worte steckte noch viel zu tief. „Glaubt mir. Das hätte er nie gewollt!“ Als der Freund schließlich bemerkte, dass das Oberhaupt dazu bereit schien ihm zuzuhören, wurde seine Stimme wieder sanfter. Dennoch blieb er energisch. „Wisst Ihr eigentlich, wie sehr er Euch geliebt hat? Wie oft er an Euch gedacht hat? Wie viele Sorgen er sich um Euch gemacht hat? Ich weiß nicht, was ihn zu dieser Tat bewegt hat. Aber ich bin mir sicher, dass er es für Euch getan hat. Um Euch zu beschützen. ... Wenn Ihr Euch jetzt umbringt, dann ist sein Tod völlig umsonst gewesen.“ Wortlos starrte Kagegaku in das Gesicht seines Freundes. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Obwohl Hidetori nicht mehr da war, gab es noch immer einen Menschen, der sich um ihn sorgte. Fukushima, sein Freund. Wie konnte er ihn nur vergessen haben? Er war ungerecht und egoistisch gewesen. Hatte nur an sich selbst gedacht. Nur an seinen eigenen Schmerz. Nie daran, wie er sich, sein bester Freund und Begleiter, fühlte. Dabei war Fukushima immer für ihn da gewesen. Seit sie Kinder gewesen waren. Er war der Bruder, den er sein Leben lang vergebens in Kagemura gesucht hatte. Er war es immer gewesen, der ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, egal in welchen Belangen. Mit ihm hatte er immer über alles reden können. Er war nicht allein. Er war es nie gewesen. Nicht solange noch dieser Mensch an seiner Seite war. Nicht solange er seine Familie war. „Ihr solltet für Hidetori weiterleben. Denn das ist Eure Pflicht. Die einzige, die Ihr noch habt.“ Fukushima ließ von Kagegaku ab, schob sich auf Knien nach hinten und verbeugte sich tief. Um sich für seine Unhöflichkeit zu entschuldigen, aber auch um den Herrn um Einsicht zu bitten. „Ich bitte Euch!“, flehte er mit gesenktem Haupt, während Kagegaku sich aufsetzte und seinen Freund ernst ansah. Seine eigene Dummheit schockierte ihn. Fukushima hatte recht. Natürlich hatte er recht. Alles was er sagte war richtig. Noch nie hatte er sich geirrt. Die Trauer und der Schmerz hatten ihm die Sinne vernebelt und ihn noch blinder gemacht. Er hatte an Hidetori gezweifelt. Sogar, dass dieser ihn überhaupt jemals geliebt hatte. Nie waren diese Worte über die Lippen des Blonden gekommen. Obwohl er das eine Mal geglaubt hatte, Hidetori hätte jenes Geständnis leise geflüstert. Aber das war nur ein Traum gewesen. Ein Traum, der seine innersten Wünsche widergespiegelt hatte. Kagegaku hatte ihn nicht annähernd so gut gekannt, wie Fukushima es getan hatte. Die wenigen Wochen, die der Stratege mit Hidetori verbracht hatte, konnten sich mit den langen zwei Jahren, in denen Fukushima der Schatten des Blonden gewesen war, überhaupt nicht messen. Wenn irgendjemand nur ansatzweise wusste, was Hidetori gedacht oder gefühlt hatte, dann nur Fukushima. „Hochverrat? In welcher Angelegenheit?“, fragte das Oberhaupt, während er gefasst nach seinem Katana griff und es unter den Obi schob. Langsam blickte Fukushima auf und riskierte vorsichtig den Blickkontakt mit seinem Herrn. Kagegaku nickte. In seinen Augen konnte der Freund so etwas wie Dankbarkeit lesen. Dankbar, weil er ihn vor einer großen Dummheit bewahrt hatte? Ohne ein weiteres Wort über das soeben Geschehene zu verlieren, standen sie beide auf und verließen den Raum über eine versteckte Tür hinter der Wandnische. „Zusammenarbeit mit einem gesuchten Spion, dem ihr Unterschlupf und Eure Hilfe angeboten habt.“, flüsterte der Berater des Strategen, als sie den schmalen Korridor in die Küche des Anwesens nahmen. „Dafür gibt es doch überhaupt keine Beweise“, murmelte Kagegaku nachdenklich. Hidetori war tot. Und ansonsten gab es nichts, was auf dieses Verbrechen hindeuten oder es beweisen könnte. „Kenshin liegt ein Brief von Euch vor.“ Stutzig blieb der Stratege stehen. „Brief?“, kam es verdutzt über seine Lippen. „Ich denke, es ist der verschwundene Brief, den Ihr Hidetori geschrieben habt, als Ihr auf Kasugayama stationiert wart.“ Fassungslos schüttelte Kagegaku den Kopf. „Mein Bruder dreht sich alles so hin, wie es am besten in seinen Plan passt.“ Als sie nach draußen gelangt waren, sahen sie sich prüfend um. Das Nishiyama-Anwesen war groß. Die Innenräume sehr verwinkelt und über einen geheimen Korridor miteinander verbunden. Der versteckte Weg führte schließlich durch eine Höhle zu einer geheimen Stallung, die weit außerhalb der Residenz lag. Dort arbeitete ein einziger Stalljunge, der sich um fünf Pferde kümmerte. Pferde, die für Notfälle wie diese hier bereit standen. Kagegaku hatte oft daran denken müssen, dass Hidetori vielleicht über diesen geheimen Weg geflohen war. Doch eigentlich war momentan nur das Klanoberhaupt und dessen Berater, Fukushima in dieses Geheimnis eingeweiht. Die Familie würde erst dann darüber in Kenntnis gesetzt werden, wenn es eine unbedingte Notwendigkeit erforderte. Der Blonde hatte davon nichts wissen können. Trotzdem schien es die einzige Erklärung für Hidetoris Verschwinden zu sein. „Ich wusste, dass er die ganze Zeit den Brief hatte. Er muss das alles schon von Anfang an geplant haben“, meinte Kagegaku, als sie in den Stall zu den Pferden kamen. Fukushima nickte. „Er verwendet ihn, um Euch massiv zu belasten. Und Kenshin glaubt ihm. Der Befehl Euch zu verhaften kam von ihm persönlich, nicht von Kagemura.“ Nachdenklich schob Kagegaku den Stalljungen, der sofort die Pferde satteln wollte, zur Seite und fuhr mit den Fingern durch ein paar verhedderte Haare der Mähne, hob den Sattel auf und schwang ihn selbst auf den Pferderücken. „Dann bin ich nun wohl offiziell ein Geächteter.“ Kagegakus Stimme klang belustigt, doch seine Augen blickten bekümmert zu Boden. Dass sein Leben einmal diese Wendung nehmen würde, hätte er vor drei Jahren nie zu glauben gewagt. Die Treue zu seinem Herrn stand über alles und jedem. Alles was er von früh bis spät in die Nacht getan hatte, war für seinen Daimyo gewesen, den er immer hoch geschätzt und tief verehrt hatte. Wie einen allmächtigen Gott, dessen Wort unantastbar war. Wie ein tosender Sturm war Hidetori dann urplötzlich in sein Leben getreten und hatte es neu geformt. Er hatte Kagegakus Werte verändert und Kreuzungen gelegt, wo es sonst nur einen einzigen Weg gegeben hatte. Der Blonde hatte einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Einen Menschen, in dessen Brust ein starkes und kühnes Herz schlug, was der Samurai früher nie für möglich gehalten hätte. „Hidetori ...“, flüsterte Kagegaku, als er nachdenklich auf den schmucklosen Sattel seines Pferdes starrte. Fukushima, der den plötzlichen Unmut im Gesicht seines Herrn bemerkt hatte, legte seine Hand auf die Schulter des Oberhauptes und nickte. „Wenn Ihr ein Geächteter seid, dann bin ich es auch. Egal wo Ihr hingeht, ich werde Euch begleiten und für Euch kämpfen, bis ich sterbe.“ Kagegaku sah in die Augen seines Freundes. Seine Worte gaben ihm Zuversicht, den Blick nach vorn, den er kurzzeitig völlig verloren hatte. Mit Fukushima an seiner Seite konnte er sich vorstellen, Hidetoris Wunsch wahrzumachen und einfach weiterzuleben. So lange wie es sein Schicksal vorgesehen hatte. Egal ob hier in Echigo oder in irgendeinem Fischerdorf weit im Süden des Landes. Und vielleicht würde er dort auch endlich seine Ruhe finden können. Kagegaku nickte und bemühte sich zu lächeln. „Dann sollten wir uns jetzt beeilen“, meinte er und stieg auf sein Pferd. Fukushima tat es ihm gleich. Und dann ritten sie ohne zurückzublicken los. Hinter sich lassend ihr ruhmreiches Leben als Samurai im Dienste eines der größten Fürsten ihrer Zeit. In eine düstere Zukunft, die ihre dunklen Schatten bis in das 21. Jahrhundert warf. ---------------------------------------- Ich war kurzzeitig etwas Betaleserlos. ^^;;; Aber zum Glück gibt es ja liebe Leute, die einen aus solchen Zwickmühlen helfen. Vielen Dank an Kimiko02, die eingesprungen ist, obwohl sie die FF (zur Zeit) nicht liest und sich der Spoilergefahr ausgesetzt hat. ^^ Hätte sie es nicht getan, dann wäre es nicht nur ein Tag verspätet, sondern vllt ein paar Wochen später on gekommen. Ich hoffe, dass es das nächste Mal wieder rechtzeitig gebetat ist. Hoffentlich habe ich überhaupt noch einen Betaleser. ^^;; Da muss ich wohl nochmal nachfragen. ^^;;; *#*#* Erläuterungen: * Tenshō japanische Epoche von 1573-1592 ** Seppuku ritualisierter Suizid, der etwa ab Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war... Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte durch Seppuku die Ehre seiner Familie wiederherstellen. Weitere Gründe für Seppuku waren unter anderem Strafe für einen Gesetzesverstoß oder wenn Ronin ihren Daimyo in den Tod folgen wollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)