Anime Evolution: Krieg von Ace_Kaiser (Fünfte Staffel) ================================================================================ Kapitel 4: Angst ---------------- 1. „Sensei! Das ist unfair!“ Anklagend deutete der Captain der 3F auf mich, genauer gesagt meinen Körper, während er gerade nach meinem Schlag nach dem Curve Ball aufs Home Base trat. „Es kann doch nicht sein, dass Akira-kun sich trennt, wann immer es ihm einen Vorteil verschafft!“ Wäre ich mit meinem Körper verbunden gewesen, hätte ich wahrscheinlich fies gegrinst. So aber landete ich nur auf seiner Schulter und sah Malik ibn-Nasser mit meinen starren Vogelaugen an. „Du klingst ja gerade so als hätte ich geschummelt“, beschwerte ich mich. „Du hast dich nach dem Schlag von deinem Körper getrennt, weil du genau wusstest, dass dein Körper ohne deinen Verstand viel schneller laufen kann! Er denkt nicht so viel!“ „Langsam, langsam“, mahnte der Schiedsrichter. „Es gibt klare Regeln beim Wettkampf mit KI-Meistern. Bitte, Akira, versetze dich wieder in deinen Körper.“ Gehorsam ließ ich mich absorbieren. Als die Verbindung wieder da war, fragte ich mich für einen kurzen Moment, warum ich mich immer auf dieser Seite wiederfand, und was wohl im Gehirn meines Körpers vor sich ging, wenn ein Teil von mir fehlte. Eine Antwort darauf würde ich wohl nie erhalten. „Akira, hast du deine KI-Fähigkeiten benutzt, während du gespielt hast?“ „Ich habe nicht mit Hilfe meines KI gespielt“, beschwerte ich mich. „Aber du hast sie benutzt, um dein Ich aus dem Körper zu lösen und dir einen Vorteil zu verschaffen.“ „Hm“, murrte ich. „Okay. Du bist raus. Der Lauf ist ungültig.“ Der Schiedsrichter deutete in Richtung des Bunkers meiner Mannschaft. Verärgert trottete ich zur Bank zurück. Zumindest äußerlich. „Du hättest nicht dein KI benutzen müssen! Warum hast du es überhaupt getan?“, rief Malik mir nach. „Wenn du etwas neues erlernen würdest, wärst du nicht daran interessiert herauszufinden, was du alles anstellen kannst?“, erwiderte ich. „Natürlich wäre ich das. Aber zum Glück haben wir Regeln, um KI-Meister auf ihre normalen menschlichen Fähigkeiten zu beschränken. Nicht, dass du ohne nicht auch schon verteufelt gut wärst.“ Ich nickte bei diesem Kompliment und tippte an dem Schirm meines Helms. Mein Gegner erwiderte den Gruß mit einem kurzen Griff an seine Baseballmütze. Als ich in den Bunker zurück kehrte, warf ich den Helm in die nächste Ecke. „Tut mir Leid das ich es versaut habe.“ „Mach dir darum keine Sorgen, Akira. Wir führen ja. Und wir mussten eh wissen, wie weit wir gehen dürfen.“ Akane Hazegawa, unser Coach, grinste mich burschikos an. Ich erwiderte das grinsen nicht. Stattdessen lächelte ich wehmütig. „Trotzdem. Wäre ein schönes Plus für meine Statistik gewesen.“ „Na, na!“ Ein kräftiger Arm legte sich um meine Schulter und zog mich auf die Bank. „Da will wohl einer MVP werden, was? Most Valuable Player Akira Otomo. Reichen dir deine anderen Titel nicht? Division Commander, Commander des Core, Regent von Mars und Mond, Eigentümer des Kanto-Systems, Berater der Kaiserin von Iovar... Habe ich etwas vergessen?“ Hilfesuchend sah sich Ryan Kensey im Kreis unserer Mannschaftskameraden um. Henry Rousseau, der stämmige Zairer runzelte die Stirn. „Verlobter von Megumi Uno kommt noch hinzu.“ „Stimmt ja“, rief Ryan, setzte mir meine Baseballmütze auf und gab meinem Schirm einen Klaps, der sie über meine Augen rutschen ließ. „Der schönste deiner Titel. Verdammt, was bin ich neidisch auf dich.“ Leises Gelächter erfüllte den Bunker. „Nur kein offener Neid. Aber falls ihr mich ablenken wolltet, das habt ihr geschafft“, verkündete ich und legte die Beine hoch. Okay, ich hatte zwei Läufe ruiniert, meinen und den von Andrea Cantonelli, aber das war es einfach wert gewesen. Wert zu zeigen, dass auch ein KI-Meister nicht alles durfte und konnte. Dass es Regeln gab. Das ich mich diesen Regeln unterwarf. Allerdings hätte ich nicht erzählen dürfen, das ich mich absichtlich von meinem Leib getrennt hatte – eine wohl gemeinte Strafe wäre mir gewiss gewesen. Und ich war doch gerade erst dabei, das Vertrauen meiner neuen Klasse zu gewinnen, in die ich versetzt worden war, weil ich zuerst nach Naguad Prime und danach zum Core entführt worden war. Das Leben war so ungerecht zu mir. Irgendwie schien es nicht zu wollen, dass ich meine Hochschulreife erlangte. Und damit war ich nicht gerade ein Vorbild für Millionen Schüler. Nicht, dass ich überhaupt ein Vorbild sein wollte, ich, der Dreitausendtöter. Aber ein schlechtes Beispiel abzugeben lag mir auch nicht. Und die Klassenintegrität lag mir am Herzen. Dies war mein letzter Versuch, auf normalem Wege meinen Abschluss zu machen. Gelang es mir wieder nicht, würde ich die Prüfung nach entsprechender Vorbereitung aus dem Stand ablegen. Etwas, was ich mir durchaus zutraute, wenn ich vier Wochen oder mehr Zeit hatte, dafür zu trainieren. „Defense!“, rief Akane und scheuchte die Spieler auf den Platz hinaus. Mir trat sie die wohlig hoch gelegten Beine weg. „Komm schon, du fauler Hund. Du bist immer noch der Ausputzer der Truppe. Ab aufs Third Base mit dir.“ Ich rückte meine Baseballkappe zurecht, lächelte sie an und tippte mir an den Schirm. „Dein Wunsch ist mir Befehl, Coach.“ „Oh, es WAR ein Befehl“, erwiderte sie schmunzelnd. *** „Und? Genießt du dein Leben als Schüler?“, spöttelte Yoshi grinsend und setzte sich neben mich. Auf dem Dach der Schule ging ein lauer Wind, nach dem Regen der letzten Tage war die Luft von Feuchtigkeit gesättigt und warm und schwer. Die riesige Weite des ausgehöhlten Planetoiden machte es schwierig die Temperatur zu regulieren, deshalb hatte man sich von vorne herein für ein Grundklima entschieden das generell über zwanzig Grad lag. Selbst bei Lecks, Katastrophen oder dem Ausfall der Luftheizanlagen würde es nicht zu rapiden Abkühlungen kommen. Ein Prinzip, das mir sehr zupass kam. Ich hasste Kälte. Und ich liebte die achtundzwanzig Grad, die gerade in der Stadt herrschten, weil periodisch die Heißlüftung hochgefahren wurde. Wir hatten hier einen ewigen, nicht zu schwülen Sommer in der AURORA. Ein herrlicher Ort, wenn man nicht Ski fahren oder Eislaufen wollte. „Hast du mir was mitgebracht?“, erwiderte ich und setzte mich auf. Yoshi grinste noch immer als er sich neben mir nieder ließ. „Hier, ein Bento von Sakura mit Gruß und gutem Appetit.“ Er zog aus der Jacke seiner Uniformtasche einen kleinen Beutel. „Und das ist ein Extra.“ Misstrauisch hob ich den zugeschnürten Beutel an. „Was ist das?“ „Na was wohl? Vogelfutter!“ Während ich tat als würde ich ihn schlagen wollen, krümmte sich Yoshi vor lachen. „Punkt für dich“, brummte ich ärgerlich. „Was mich zu anderen Problemen bringt. Wir verzeichnen eine zunehmende Rivalität zwischen unseren eigenen Leuten, Yoshi. Panzer gegen Hekatoncheiren, zum Beispiel, Infanterie gegen Otome-Bataillon, und in der Flotte wetteifern die Schiffe verschiedener Nationen miteinander. Wir müssen etwas tun.“ Yoshi räusperte sich vernehmlich. „Du hast Recht, das ist ein Problem. Ist mir auch schon aufgefallen. Was schlägst du vor?“ „Ich denke, wir alle könnten einen guten Kampf gebrauchen. Außerdem müssen wir das Potential der ADAMAS ausloten. Zusammen mit der AURORA sollte es unserer Flotte und dem Trägerschiff möglich sein, einen Strafer zu vernichten, ohne uns allzu sehr zu gefährden.“ „Wo ein Strafer ist, sind die anderen nicht weit. Und wenn wir uns zum Kampf gestellt haben, dauert es ewig, bis wir wieder auf Fluchtkurs sind“, murrte Yoshi. „Außerdem sind wir auf dem Weg zur Erde, schon vergessen? Wir müssen den Core retten. Vom Kaiserreich der Iovar und dem Imperium der Naguad ganz zu schweigen. Ach, und habe ich diese Radikalengruppe vergessen, die seit neuestem gegen KI-Meister agitiert und versucht die Leute aufzustacheln? Warum willst du bei all den Problemen freiwillig noch eines auf die Liste setzen?“ „Weil es Spaß machen könnte“, erwiderte ich lächelnd. „Okay, das ist ein Argument.“ Ich konzentrierte mich wieder auf das Pad. „Die Infanterie und das Otome-Bataillon haben Probleme?“ „Sagen wir lieber, es ist ein Zickenkrieg. Einerseits sind die Otome dabei, unser Rückgrat zu werden, was KI-befähigte Soldaten betrifft. Viele weibliche Hekatoncheiren mit KI-Fähigkeiten und aus anderen Einheiten wurden heran gezogen, um das Bataillon zu bilden. Dadurch konnten viele gute Leute in Elite-Positionen nachrücken, ohne das wir personelle Verluste erlitten haben. Andererseits aber scheinen sie der Meinung zu sein, automatisch auf jede Frau Anrecht zu haben, die auch nur entfernt fähig ist, ihr KI zu schmieden. Sie streiten gerade lauthals mit der Infanterie um Joan Reilley. Seitdem sie als Slayer erwacht ist, sind sie der festen Meinung, sie gehöre dann ergo ins Otome-Team. Die Infanterie jedoch will nicht auf ihre Anführerin verzichten. Und Joan fragt schon mal keiner.“ „Eine vertrackte Situation. Wir werden ein Machtwort sprechen müssen.“ „Es wäre besser gewesen, sie wäre nicht als KI-Meisterin erwacht. Hätten wir Joras Entführung in die Implantation eines KI-Agenten früher erkannt, wäre all das nicht passiert.“ „Wir haben sie etwas vernachlässigt, oder?“, fragte ich reuevoll. „Wie man es nimmt. Sie arbeitet in Megumis Stab in führender Position und wäre, wenn Joan sie nicht durch die Mangel gedreht hätte wahrscheinlich bald wieder tauglich für die Mechas geschrieben worden. Sie hat durchaus das, was man ein eigenes Leben neben der Familie nennt. Aber ich gebe zu, ständig als Megumi-Klon bezeichnet zu werden und eine Jüngere aus der gleichen Familie ständig über sich zu sehen, hat ihr sicherlich nicht geholfen. Aber darum geht es auch gar nicht. Es ist Joan, um die wir uns Sorgen machen müssen.“ „Willst du Mako sagen, er soll sie von ihrer Position abziehen und den Otome zuteilen?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Willst du sie in der Infanterie lassen? Oder denkst du, sie sollte sich ganz auf die Musik konzentrieren? Es wäre ein wenig Verschwendung, findest du nicht? Sie ist der einzige voll funktionsfähige Cyborg, den die Kronosier jemals erschaffen haben, und sie hat sich geschworen, diese Fähigkeiten für das Gute einzusetzen.“ „Auch das nicht. Ich finde, man sollte Scarlet Slayer die Entscheidung selbst überlassen. Ich meine jetzt wo sie die Akte über ihre Vergangenheit hat und...“ „Moment Mal, was hast du gerade gesagt?“ „Der UEMF-Geheimdienst schläft nicht. Seit bekannt wurde, dass sie ein Versuchsobjekt der Kronosier war, das keine Erinnerungen an ihr früheres Leben hat, haben unsere Feldagenten jede Spur abgegrast, die auch nur im entferntesten mit Joan Reilley zu tun haben könnte. Schließlich haben sie eine sehr deutliche Spur gefunden, auch wenn es lange gedauert hat. Seither besitzt Joan ihre eigene Akte, aber Makoto sagte, sie hätte noch nicht den Mut gefunden, rein zu schauen. Sie hat Angst davor was sie dort sehen wird. Sie hat sogar Angst davor, eine Familie zu haben. Eine Familie, die sie fünf Jahre nicht gesehen hat. Und sie hat Angst davor, eine Waise zu sein, und eben keine Familie zu haben.“ „Unsinn. Wir sind ihre Familie. Sie wird immer uns haben. Und ihre Band steht ihr noch näher.“ Hilflos warf ich die Arme in die Luft. „Ist ja nicht so, als könnte ich das alles nicht nachvollziehen, nachdem Dai-Kuzo meinte, ich bräuchte eine Schocktherapie, um endlich mit meinem partiell gelöschten Gedächtnis klar zu kommen.“ „Nein, das siehst du falsch. Ich war der Meinung, du brauchst ne Schocktherapie. Aber mein Vorschlag, dich kopfüber in Eiswasser zu tauchen wurde leider abgelehnt.“ „Schon gut, Ralf“, erwiderte ich schmunzelnd. „Ich werde mit ihr reden, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte und das nicht in diesen Berichten steht?“ „Hast du schon mal den Begriff Blue Lightning Regiment gehört?“ „Nein. Was ist das?“ Yoshi schnaubte frustriert. „Das ist es ja gerade. Keine Ahnung, aber es ist ein Schlagwort, das man hier und da in der Poseidon-Flottenzentrale flüstert. Scheint eine große Sache zu sein, aber ich konnte keine Unterlagen dazu finden. Weder schriftliche noch digitale. Makoto scheint was darüber zu wissen. Dein Onkel Aris auch, aber die beiden halten dicht.“ „Interessant. Bleib dran. Ich werde selbst ein wenig bohren, immerhin wird hier mein Callsing verwendet. Und wenn mir die Art der Verwendung nicht gefällt, dann wird aus Blue Lightning aber Blue Devil, das verspreche ich dir.“ „Keine Sorge, ich denke genauso. Ich werde mal Sora etwas ausquetschen, sobald ich sie sehe. Ich wette sie weiß mehr als sie zu sagen bereit ist.“ „Soll ich sie rufen? Ich habe sie seit heute morgen nicht mehr gesehen. Ergo wird sie sich irgendwo in meiner Nähe herumtreiben und mich beschützen.“ Ich grinste gemein. „Und weil es ihr Job ist, kann sie sich mir nicht entziehen.“ Yoshi begann ebenfalls zu grinsen. „Klingt gut.“ „Sora, ich weiß, dass... Moment, mein Kommunikator klingelt. Akira hier. Mako? Was? Wieso? Versuchst du mich abzulenken? Wie, warum ablenken? Das weißt du ganz genau. Oder bist du nicht gerade dabei Sora Fioran gegen einen anderen Bodyguard auszutauschen, damit ich ihr nicht auf den Zahn fühlen kann? Nein, das ist kein Unsinn. Übrigens brauchst du dem armen Mädchen gar nicht erst zu sagen das es untertauchen und mich eine Zeitlang nicht treffen soll. Du hast meinen Verdacht ja gerade wunderbarerweise bestätigt, also werde ich dich und Aris direkt befragen. Freue dich drauf.“ Ich legte auf. „Erwischt. Ich liebe die wenigen Gelegenheiten, in denen ich Makoto überlegen bin.“ „Kommt wirklich nicht sehr oft vor“, kommentierte Yoshi. „Aber vergiss nicht den Termin bei Opa, hörst du?“ „Werde ich schon nicht.“ Ich ergriff das Bento und öffnete es. „Willst du was mit essen?“ „Bei einem Bento von Sakura? Sage ich nicht nein zu.“ Und so kam es, dass ich die Pause um eine halbe Stunde überzog, und ausgerechnet von Sakura deshalb streng getadelt wurde... *** Als Ai Yamagata auf ihren Teamleiter traf, sah sie ihn fragend an. „Wo bist du...?“ Henry William Taylor winkte ab. „Eine verrückte Geschichte, die damit endet, das Akira beinahe getötet worden wäre. Ich werde sie nachher im Detail erzählen.“ „Akira beinahe getötet?“ In aufkeimender Panik sah sie ihren Vorgesetzten und Geliebten an. „Du hast ihn doch beschützt?“ Der ehemalige Legat seufzte leise. „Manchmal bin ich mir nicht sicher, was du für Akira wirklich empfindest. Entweder hast du einen ausgesprochen großen Kleiner Bruder-Komplex, oder du liebst ihn mehr als mich.“ „Nicht ablenken“, murrte sie. „Natürlich habe ich ihn beschützt. Zumindest habe ich es versucht. Yoshi hat ihn schließlich gerettet.“ Der ehemalige Legat machte eine alles umfassende Geste, das Paradies der Daina und Daima umfassend. „Jemand, der Akira mittlerweile sehr gut kennt, hat ihm hier aufgelauert und als die Zeit gekommen war die Verbindung zu seinem Körper gekappt. Dank einer Art KI-Rüstung, die Yoshi erschaffen hat, konnten wir verhindern das sein Bewusstsein erlischt. Dabei konnte ich nicht viel tun. Ich bin ja auch eher für andere Dinge zuständig als mit KI zu experimentieren.“ „Das klingt ja schrecklich. Wie geht es Akira? Und vor allem, was tun wir jetzt?“ „Akira geht es den Umständen entsprechend gut. Meister Futabe hat einen Weg gefunden, seine Verletzungen zu heilen. Jetzt bleibt uns nur noch, unseren Gegner aufzuspüren, zu stellen und ihm anschaulich zu zeigen was wir davon halten, dass er ausgerechnet Blue Lightning zu töten versuchte.“ Ein wölfisches Grinsen huschte über die Züge des MI6-Agenten. „Unser Gegner hat mir unwissentlich verraten, dass er genau über das Wissen verfügt, das wir gesucht haben. Und ich wette, wir brauchen keine verdammte Simulation der Welt vor fünfzigtausend Jahren, um an dieses Wissen zu kommen.“ „Und wie willst du den Gegner finden? Alleine die Tatsache, dass du in so einer Simulation gesteckt hat, zeigt doch wieder einmal wie groß diese virtuelle Welt ist.“ „Habe ich nicht gesagt, dass ich ihn aufspüren will? Und eine Treibjagd ist genau das richtige, um einen versteckten Gegner in unübersichtlichem Gelände zu finden.“ Er deutete nach hinten, und ein jung wirkender Mann mit vierzackigem Stern auf der Brust, der ihn als Offizier des Cores auswies, trat zu ihnen. „Maltran Choaster. Ich bin Stellvertreter von Aris Arogad, und ich bin mächtig sauer, das ausgerechnet in unserer Sphäre so etwas passieren konnte! Es ist unverzeihlich von einem Bewohner des Paradieses, gegen eine Entscheidung der Herrin vorzugehen und ihren Feldherrn und Statthalter töten zu wollen! Unverzeihlich!“ Maltran Choaster räusperte sich verlegen. „Ich bin in die Wirklichkeit gegangen und habe die Situation mit Aris Chausiku durchgesprochen. Sie besteht ebenfalls darauf, das wir hart durchgreifen. Jeder Daina und jeder Daima im Paradies hat einen Teil von sich gegeben um sie zu erschaffen. Wer sich gegen ihre Entscheidungen wendet, wendet sich damit auch gegen sich selbst und alle anderen im Paradies. Dies ist Wahnsinn, den wir nicht zulassen dürfen. Auch wenn unser Gegner, oder unsere Gegner Dai sind, die schon zehntausend Jahre und länger leben, lassen wir uns weder auf der Nase herum tanzen, noch unseren Oberbefehlshaber und in meinem Fall persönlichen Freund wegnehmen! Wir finden sie, und dann werden wir sehen, ob nicht wenigstens Einsicht im Verlauf der Jahrtausende gewachsen ist, wenn es schon nicht zur Weisheit gereicht hat.“ „Bis hierhin klingt es ganz gut, bis auf die Sache mit Akira“, erwiderte Ai. „Also starten wir mit den Suchteams eine Treibjagd?“ „Dein Team, mein Team“, zählte Henry auf, „und Maltrans Team.“ „Und wie groß ist Maltrans Team?“ „Acht Millionen. Ich habe alle Soldaten des Paradies in dieser Sekunde aktiviert. Jeder Daina oder Daima, der jemals als Soldat oder Offizier gedient hat, nimmt an dieser Jagd teil.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Und ich habe soeben fast einhundert Prozent positive Rückmeldungen erhalten.“ „Na dann mal auf zur Jagd“, murmelte Ai verbissen. Akira war ihr treuester und bester Freund, ein Mensch, dem sie ebenso sehr vertraute wie Henry, ihrem alten Einsatzleiter, vor dem sie sich regelmäßig bis auf die Seele hatte entblößen müssen, damit ihre Geheimdienstoperation hatte funktionieren können. Und er hatte sich vor ihr entblößt, alle Masken fallen gelassen und damit eine Intimität erschaffen, die sie nie wieder erreichen würde. Allein das sprach Bände, was sie für Akira zu riskieren und ertragen bereit war. 2. Der gigantische Strafer hatte eine Entfernung von achthundert Lichtjahren zurück gelegt, und dies in einem Zeitraum, der ein Jahr bei weitem unterschritt. Vielleicht war dies nicht die schnellste Reisetechnologie in der Galaxis, aber sicherlich eine der beeindruckensten, denn die Masse eines Strafers wollte auch erst beschleunigt sein, bevor das Schiff von System zu System hüpfen konnte. Die achthundert Lichtjahre bezogen sich auf die reine Flugentfernung des Strafers, die dieser seit seinem letzten Check zurück gelegt hatte. Normalerweise konnte das Robotschiff bis zu zweitausend Lichtjahre zurücklegen, bevor ein erneuter Checkup notwendig war, doch die letzte Begegnung mit der AURORA hatte Schäden am Schiff verursacht, die schließlich zu einer vorgezogenen Wartung geführt hatten. Zu viele der wertvollen Einheiten hatte die Flotte bei der Schlacht um die Daimon von Iotan verloren, weitere Verluste durch Leichtsinn zu riskieren war töricht. Oder um es mit den Worten der künstlichen Intelligenzen auszudrücken, welche die Strafer-Flotten verwalteten: Ein unkalkulierter Vorgang. Das Riesenschiff erstrahlte im hellsten Weiß, das es in diesem Universum geben konnte. Es war so grell und strahlend, das es unmöglich schien, auf der Oberfläche Konturen zu erkennen. Selbst eine schlichte Größenbestimmung schien unmöglich, außer vielleicht der schlichten Feststellung „gigantisch“. Der Strafer mit der Eigenbezeichnung A101 erreichte das Ziel seiner Reise nach einem vorsichtigen, leistungsreduzierten Wurmlochflug. Die Künstliche Intelligenz an Bord hatte sich dafür entschieden das Material zu schonen, um das Risiko der Vernichtung durch Materialermüdung zu minimieren. Das Ergebnis war ein Bummelflug gewesen, während dessen ein Großteil der kleineren Reparaturen bereits mit Bordmitteln hatte vorgenommen werden können. Dennoch, weitere, tiefgreifendere Reparaturen standen noch aus. Eine kurze Kommunikation mit der Stützpunkt-K.I. klärte die Ersatzteil- und Reparaturreihenfolge. Die Strafer, welche in der Schlacht um Iotan siegreich gewesen waren, hatten etliche Trümmer ihrer zerstörten Schwesterschiffe aus dem Orbit gefischt und auf die Stützpunktwelt verbracht. Es waren etliche gut erhaltene Schiffssektionen darunter, um die A101 wieder voll hoch zu rüsten. Der Ort, den A101 anflog, lag innerhalb eines Sonnensystems. Doch das Doppelsternsystem nannte keine bewohnte Welten ihr eigen. Der eigenwillige Kurs, den beide Sterne umeinander flochten, hatte die Entstehung von Planeten, vom Gasriesen bis zur Eiswelt, unmöglich gemacht. Es existierte lediglich eine recht kleine und sehr weit außerhalb des Systems bestehende Oortsche Wolke, einem stellaren Trümmerring, der jedes Sonnensystem umgab. Dementsprechend lag die Schwerkraftsenke des Doppelsterns sehr weit draußen, kein Gasriese und keine erdähnliche Welt verursachten gravitatorische Ausbeulungen in der Raumzeit, welche für verkürzte Sprünge hätten genutzt werden können. Was wiederum von Vorteil war, denn der Stützpunkt befand sich eben in jener Oortschen Wolke. Gut versteckt, als Dunkelwelt getarnt offenbarte sie sich als ein gut eintausend Kilometer durchmessender, nahezu runder Gesteinsbrocken, der so natürlich in dieses namenlose Sonnensystem passte wie ein zweiter Kopf zu einem Menschen. A101 war unbeirrbar im Kurs, kannte diesen Weg, war ihn unendlich oft geflogen. Der Stützpunkt lag abgeschieden, weit entfernt und seine Existenz war geheim. Sicher gab es Gegner, welche die Existenz dieser und weiterer Welten vermuteten, aber beweisen oder sogar nachweisen konnten sie nichts. Das machte die Strafer so wehrhaft, so schlagkräftig und so flexibel. Im gigantischen Gesteinsbrocken öffneten sich gewaltige Tore in Form einer Iris-Blende. Eine Öffnung von einem Kilometer Durchmesser öffnete sich vor dem Strafer. Dieser deaktivierte seine Schutzeinrichtungen, die weiße Farbe schwand von der Schiffshülle und enthüllte ein verwinkeltes, zerklüftetes Etwas von annähender Walzenform, mit einer größten Länge von eins Koma drei Kilometern und einem Walzenradius von knapp vierhundert Metern. Es passierte die Schleuse ohne Probleme und verharrte in der Mitte eines lichten Raums von drei Kilometer Länge. Hinter dem Schiff fuhr die Schleuse zu. Licht brandete auf, entriss die Walze der Dunkelheit. Aus gigantischen Düsen erklang das charakteristische Geräusch von Luft, die mit hohem Druck ins Vakuum gepresst wurde. Die ersten Wolken des Stickstoff-Sauerstoffgemischs endeten noch als feiner Kristallnebel, als das absolute, vorherrschende und bitterkalte Vakuum die Wärme der Luft in sich aufnahm, doch nach und nach heizte sich das Gemisch mit zunehmendem Druck auf. Als der Druckausgleich hergestellt war, glitt eine zweite Iris-Blende auf und gab den Blick auf eine gigantische Kaverne frei. Das Schiff ruckte an und fuhr ein in die riesige, von Licht erfüllte Höhle. Der Innendurchmesser der Kaverne betrug nahezu tausend Kilometer und war von Luft und Licht erfüllt. Hunderte kleine Aufbauten erfüllten den Innenraum, ohne wirklich irgendwo Halt zu finden. Lediglich die gut drei Kilometer starke, durchgehende Kruste besaß Masse und emissierte damit Gravitation. Ergo waren die Innenwände mit Schiffen übersäht, Strafern, Spähern und Vernichtern. Es mochte schwindlig machen wenn man daran dachte, welch ein Aufwand betrieben worden sein musste, um einerseits diese Sphäre zu erschaffen, sie zu betreiben, die Werften und Reparatureinrichtungen, die Fabriken und Kasernen zu errichten, und andererseits alleine die Luft herbeizuschaffen, um dieses gigantische Gebilde zu füllen. Ganz abgesehen von den zwangsläufigen Verlusten, die bei den nicht gerade seltenen Schleusenvorgängen entstanden, wenn kostbare Atemluft ins Nichts diffundierte. All das wollte ersetzt werden. Und all das musste betrieben werden. Die Energie, die aufgewendet wurde, um die Station zu erhalten, die hunderten Kampfschiffe zu unterhalten, zu warten und teilweise zu bauen, war gigantisch und hatte irgendwie zu erfolgen. Da das Gebilde arbeitete, stand zweifelsfrei fest, dass die Energie irgendwo produziert wurde. Die K.I. von A101 steuerte einen Andockplatz an der Innenseite der Hülle an. Werftplätze waren rar, das Material kostbar, und bei der unendlichen Anzahl an Kampfschiffen konnte nur exaktes Management und eiskalte Logik für ein Höchstmaß an einsatzbereiten Schiffen sorgen. Es war nicht gerade so als sei eine logische Künstliche Intelligenz bar jeder Emotionen dazu nicht in der Lage. Die Stützpunktwelt funktionierte, auf der Basis eiskalter Logik und genauestem Management. Die K.I. tat ihr Bestes, um einerseits mit den Ressourcen auszukommen, neue Ressourcen zu beschaffen ohne die Aufmerksamkeit auf den abgeschiedenen Standort zu lenken und andererseits den Anforderungen des Rates gerecht zu werden. Letztendlich war sie ein Diener, diente sie ebenso wie der Rechnerverbund den Kindern der Götter. Allerdings im Rahmen einer eng begrenzten Programmierung, die keinerlei Varianten zuließ. Und der wichtigste Parameter war das Überleben der eigenen Kampfkraft, erst der zweitwichtigste befahl, die Ausrottung der Dai in diesem Universum voran zu treiben. Deshalb waren die meisten Schiffe, vor allem die gigantischen Vernichter, deren Betrieb Unsummen an Unterhaltungsmaterialien und Rechenzeit erforderte, eingemottet. Seit zehntausend Jahren hatte die Stützpunktwelt nicht mehr so viele Schiffe aktiv gehalten wie heute. Und dennoch wartete hier noch das Dreißigfache darauf, eingesetzt zu werden. Und dies war nur eine von drei weiteren Welten, mit denen sich die K.I. absprechen musste, wenn es um die Ernte von Ressourcen ging. Alle Schiffe einzusetzen die hier warteten hätten sicherlich die Ressourcenpläne effektiv vernichtet und die Existenz eines gierigen, materialverschlingenden Molochs enthüllt und damit langfristig den Standort gefährdet. Dennoch deutete viel darauf hin, dass eine größere Reaktivierung kurz bevor stand. Die Aufzeichnungen von A101 waren alarmierend und wiesen auf die Existenz eines Reyan Maxus hin, der furchtbarsten Lebensform, welche die Dai jemals hervor gebracht hatten. Eine schreckliche Existenz, die zum Untergang für die Götter geworden war und beinahe diesen Teil der Galaxis von allem intelligenten Leben gereinigt hätte, einschließlich der Kinder der Götter. A101 erhielt einen Werfttermin in der Zentrumswerft IV in siebenhundert Stunden zugewiesen. Und acht Minuten. Die Ausmaße innerhalb des Stützpunkts waren gigantisch, die Dimensionen spektakulär groß. Alleine der Umstand, dass der Planetoid ausgehöhlt worden war um seine Masse zu reduzieren, verhinderte das Kollabieren des Mikrosystems. Ein Mensch mochte von den Dimensionen eingeschüchtert sein, vielleicht sogar verschreckt. Die einsame Gestalt, welche sich mit schlafwandlerischer Sicherheit über A101 bewegte und dabei fröhlich Farbe verteilte, erschien jedenfalls nicht sehr beeindruckt. Ihr kam ein Umstand zugute, der ein großer Nachteil für die Robotzivilisation der Götter darstellte. Obwohl es die Götter nicht mehr gab, ausgerottet von den Daima und Daina während ihrer unheilvollen, unsinnigen Kriege, so galten an Bord der Robotschiffe noch immer Standards, welche organischen Soldaten das Leben ermöglichen sollten, also Licht, Wärme und Nahrungsmittelvorräte, wobei die fröhlich pinselnde Gestalt für letztere besonders dankbar gewesen war. Die Konzentrate und das aufbereitete Wasser waren nicht sehr schmackhaft gewesen, aber noch immer besser als nichts. So gesehen konnte man auch verstehen, warum die Stützpunktwelt mit Luft und Wärme erfüllt war, obwohl Sauerstoff Korrosion und damit eine sinkende Effizienz bedeutete. Die Künstlichen Intelligenzen konnten einfach nicht gegen ihre Programmierungen handeln. Endlich war die einsame Gestalt fertig. Sie wischte sich ein wenig Schweiß von der Stirn und betrachtete ihr Werk zufrieden. Noch ein Vorteil der Robotzivilisation war ihre Ignoranz. Was nicht sein durfte konnte auch nicht sein, was nicht nötig war wurde gar nicht erst gemacht. Zwar erstrahlte der Innenraum in hellem Licht, zwar gab es in den wichtigsten Bereichen der Schiffe automatische Beleuchtung, aber die Drohnen, Roboter und Multifunktionsmaschinen griffen nicht auf optische Sensoren zurück. Sie sahen den einsamen Passagier nicht, weil es nicht nötig war. Er konnte nicht existieren, warum also Augen basteln und die Datenspeicher mit optischen Informationen belasten? Auch die fehlenden Nahrungsmengen fielen in dieses Ressort. Ein Konsument, der kein Gott war? Unmöglich. Also musste es natürlicher Schwund sein, den es auch in einem statischen System gab. Und erst einmal die gigantische Graffiti auf der Außenhülle der A101. Da es das Graffiti nicht geben konnte, existierte es auch nicht. Die Gestalt stieß sich ein wenig ab und begann für mehrere Sekunden in die Höhe zu schweben. Nach fünfzig Metern griff die Gravitation der Wand nach ihr und zog sie sanft wieder in die Tiefe. Die Zeit reichte um ihr Meisterwerk zu erkennen. Ein Schriftzug in Daina-Schriftart mit ihrem Dämonennamen sowie ein kleines stilisiertes Portrait von ihr selbst, wie sie einem imaginären Beobachter einen Kussmund zuwarf. Als sie wieder die Hülle des Strafers unter ihren Füßen hatte, war sie zufrieden. Mit diesem eindeutigen Hinweis würden die anderen Agenten sie sehr schnell finden. Aber sie selbst würde nun bei über eintausend Schiffen nach einem ähnlichen Hinweis suchen müssen, weil sie viel zu aktiv war um sich auf ersteres zu verlassen oder einfach nur zu warten. Noch einmal passierte sie die Silbenschrift die mittlerweile trocken war, und sah auf den niedlichen Kussmund, der ihr besonders gut gelungen war. Für einen Moment fragte sie sich, ob sie noch Fuchsohren und einen buschigen Fuchsschwanz hätte anmalen sollen. Aber das hätte die Agenten der andere Daimon sicherlich nur verwirrt, oder so sehr interessiert, dass die Mission in den Hintergrund gerückt wäre. Dai-Kitsune-sama streckte sich genüsslich und seufzte dabei vor Zufriedenheit. „Infiltration der gegnerischen Einrichtung erfolgreich beendet.“ Sie seufzte erneut, setzte sich mit dem Rücken gegen eine Aufbaute und schnaubte unzufrieden. Wie es wohl Akira und den anderen gerade ging? Bestimmt steckte er gerade in schlimmsten Schwierigkeiten, und sie war nicht in der Nähe, um ihm zu helfen. Andererseits war diese Mission mindestens genauso wichtig. Immerhin ging es darum, der Bedrohung aller Dai und damit der Daina und Daima endlich ein Ende zu bereiten. Ein dritter Seufzer entrang sich ihrer schlanken Gestalt, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit den anderen Schiffen zu, die rund um sie verankert waren. Vielleicht fand sie die Lebenszeichen der Agenten anderer Daimon schneller als sie erwartete. *** Er kam trotz der offensichtlichen Arroganz der Maschinen und der Stützpunkt-K.I. nach allen Regeln der Vorsicht, und dennoch mit einer Geschwindigkeit, die vielleicht nur Dai als einzige organische Wesen erreichen konnten. Immerhin wurden Entfernungen hier in Dutzenden von Kilometern gemessen, nicht in Schritten. Als er A101 erreichte, ließ er einen Moment angespannter Sinne vergehen, um die Atmosphäre aufzunehmen. Sie gingen davon aus, dass die K.I. der Schiffe und des Stützpunkts die Agenten der verschiedenen Daimon ignorieren würden, aber niemand konnte ausschließen, dass auch diese Künstlichen Intelligenzen letztendlich lernfähig waren. „Na endlich“, empfing ihn eine gelangweilte Stimme. „Du bist der letzte von denen, die bereits auf dem Weg waren.“ Erschrocken fuhr der Dai herum und ging automatisch in Abwehrstellung. Woher war die Stimme gekommen? Er sah sich suchend um und... Entdeckte ein kleines Tier? „Ein Wolbaru?“ „Ein Fuchs!“, hielt das kleine, rotbraune Wesen dagegen und zeigte alle Anzeichen des Ärgers. „Ein Tier, das auf der Erde als listig und hoch intelligent gilt. Zudem unübertroffen schön!“ Der Fuchs verwandelte sich und wurde zu einem schlanken, humanoiden Mädchen mit den gleichen rotbraunen Haaren. „Mein Name ist Dai-Kitsune-sama. Ich bin hier im Auftrag von Kuzo.“ Der andere nickte und öffnete das Visier seiner Einsatzmontur, anstatt die KI-Rüstung gleich verschwinden zu lassen. „Mein Name ist Lertaka, der Wind. Ich bin hier im Auftrag von Kanoa.“ „Freut mich, dich kennen zu lernen, Windgott. Folge mir, die anderen warten schon.“ „Ich bin kein Windgott. Im Gegensatz zu anderen Dai haben wir auf meiner Heimatwelt nicht das Bedürfnis, den degenerierten Daima Götter vorzugaukeln“, murrte Lertaka. „Wie auch immer.“ Kitsune betrat durch ein Schott den Strafer und führte den Dai durch das verwinkelte Gangsystem, das früher vielleicht einmal auf mobile Intelligenzen eingestellt gewesen, aber von Reparatur zu Reparatur, von Update zu Update immer verwinkelter geworden war. Ein kleiner, gut erleuchteter Besprechungsraum war ihr Ziel. Dort erwarteten sie bereits vier weitere Wesen, die Lertaka sofort als Dai identifizierte. Drei hatten sich weibliche Merkmale wie Kitsune gegeben, einer war wie er ein Mann. Zumindest für den Moment. „Dies ist Lertaka der Wind“, sagte Kitsune an Stelle einer Begrüßung. „Er untersteht Kanoa. Damit sind wir sechs.“ „Livess vom Sternenfeuer“, stellte sich die erste Weibliche vor, eine Humanoide mit langem goldblonden Haar und tief gebräunter Haut. „Manam entsandte mich. Mir scheint, damit sind wir für den Moment vollständig.“ „Alle die auf Kitsunes Malerei reagiert haben, sind nun versammelt“, bestätigte der Mann. „Aber wir können nicht ausschließen, dass auf der anderen Seite der Kernwerften weitere Dai auf ein Signal warten oder dass bereits Dai unterwegs sind, die wir nicht entdecken konnten. Verzeihung Rickar der Taucher. Imoar entsandte mich.“ Die zweite Frau, eine kleine, dickliche Person mit Doppelkinn und tiefschwarzen Stoppelharen ergriff das Wort. „Celeen Atuar, im Dienste von Kempual. Wir erwarten maximal elf Agenten. Also haben wir hier und jetzt bereits einen großen Schritt voran getan. Es ist durchaus möglich, dass die anderen noch unterwegs sind oder keine Chance hatten, an Bord eines Strafers zu entern, um hierher zu kommen. Es kann auch sein, dass sie in anderen Sphären sitzen. Meine erste Analyse der internen Datenspeicher des Nachschubwelt hat ergeben, dass es mindestens zwei weitere solcher Systeme in direkter kosmischer Nachbarschaft geben muss, sprich in einem Umkreis von fünfzig Lichtjahren.“ „Wir sind handlungsfähig“, beharrte die dritte Frau, die man bis auf die blonden Haare für einen Klon von Kitsune halten konnte. „Sechs reichen mehr als aus, um die Mission von Dai-Kuzo-sama durchzuführen. Wir sind die fähigsten Dai, die unsere Anführer entsenden konnten.“ Sie strich sich nachdenklich über ihren Nacken. „Zumindest in meinem Fall kann ich das bestätigen.“ Spöttisches Geraune antwortete der Frau. „Keine Sorge, wir alle wissen was wir können. Und wir werden reichen, wenn es sein muss“, sagte Kitsune fest. „Erfüllen wir unseren Auftrag. Zerstören wir dieses Depot.“ Die anderen Dai nickten entschlossen. 3. Als die ENTERPRISE den Hudson hinauffuhr, erlebte sie ein Phänomen, das sicherlich viele erhofft, aber gewiss nicht erwartet hatten. Zehntausende, vielleicht hunderttausende Amerikaner hatten sich beiderseits des Ufers versammelt, um die kleine Flotte rund um den modernen Mecha-Träger sehen zu können. Wahrscheinlich jubelten sie auch, aber die Matrosen und Offiziere, die an Deck schwadronierten, waren zu weit entfernt, um mehr zu erkennen als das ferne Winken der Menschen, geschweige denn zu hören. Dutzende Schiffe und Boote begleiteten den Zug, ließen ihre Hörner ertönen, während eine Staffel Stars&Stripes, die vielfach geschmähten Verräter-Kampfroboter, welche die Übernahme der USA erst so vereinfacht hatten, über der Stadt eine weite Schleife zogen und Feuerwerk verbreiteten. Der eine oder andere nervöse Finger legte sich immer wieder zögerlich über den Knopf zur Aktivierung der Mecha-Abwehr an Bord der Flotte, aber letztendlich war es Feuerwerk. Wenn sie stärkere Kaliber auffuhren, würden die sechsundzwanzig Hawks, Sparrows und Eagles, die über der ENTERPRISE Geleitschutz flogen, schon ordentlich aufräumen. Zwischen der Insel Manhattan und dem Liberty Island, auf der die Freiheitsstatue stand und mit ihrer Gigantfackel den ankommenden Schiffen Nachts den Weg wies, ging die Flotte vor Anker. Die Kreuzer, Zerstörer und Fregatten legten sich dabei um die ENTERPRISE wie Infanteristen um ihren Kommandeur in einer Igelstellung. Ein Hubschrauber, eskortiert von acht Hawks, brach bald darauf nach Manhattan auf. An Bord: Admiral Dean Richards, ein vehementer Verteidiger Akira Otomos. Sein Ziel: Die New York City Hall in Lower Manhattan, jenem Ort, an dem mehr als einmal Geschichte geschrieben worden war. Unbehelligt von Streitkräften des Legats oder den konvertierten Stars&Stripes landete der Hubschrauber im City Hall Park. Sicherheitsleute und Navy Seals verließen den Helikopter zuerst und sicherten die nähere Umgebung. Dann erst verließ Admiral Richards mit seinem Stab die relative Sicherheit des Gefährts. Auf halbem Wege kamen ihm und seinem Stab eine Gruppe Menschen entgegen. Angeführt wurde sie von Stacy Ross, einer energischen, halb vietnamesischen, halb deutschen Politikerin, die in den letzten Jahren New Yorks sprichwörtliche Liberalität bewahrt hatte und bereits in der zweiten Periode Bürgermeisterin des „Big Apple“ war. Überschwänglich schüttelte sie Richards die Hand. „Sir, es tut gut, es tut außerordentlich gut, Sie hier zu sehen! Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten für uns alle mit!“ Richards erwiderte den Händedruck der nur unwesentlich jüngeren Frau. „Wie man es nimmt, Stacy. Was halten Sie von einer kleinen Revolution?“ Die Bürgermeisterin von New York schob die Augenbrauen zusammen. Eine steile Falte entstand auf ihrer Stirn. „Ich habe mich schon gefragt, wieso die Stars&Stripes Sie unbehelligt durchgelassen haben, ja sogar einen Trägerverband an der Südspitze von Manhattan ankern lassen. An wen haben Sie Ihre Seele verkauft, und wofür?“ Richards bot der Bürgermeisterin seinen Arm, umgeben von ihren Begleitern gingen sie zur City Hall zurück. „Meine Seele verkauft? Das habe ich in der Tat. Und wofür? Für die Freiheit meines Volkes. An wen ich sie verkauft habe?“ Ein dünnes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Wenn Sie es genau wissen wollen, Stacy... Meine Seele gehört jetzt dem schlimmsten Dämonen, der jemals existiert hat. Ein Monster all dessen was der menschliche Verstand zu verstehen bereit ist.“ „Oh“, machte Ross und nickte gewichtig. „Sie kennen meine Schwiegermutter?“ Für einen Moment sah Richards sie überrascht an, doch dann brach er in erleichtertes Gelächter aus. „Kommen Sie, Stacy, lassen Sie uns wieder holen was uns gehört.“ Admiral Nichols, der Kommandeur der Trägergruppe ENTERPRISE, der direkt neben dem Vice-Admiral ging, murmelte nervös: „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das gut gehen wird.“ „Willkommen im Club!“, erwiderte Richards trocken. *** Eine Stunde später erschien Admiral Dean Richards auf allen Fernsehbildschirmen der Stadt. Alle Sender strahlten zugleich die Live-Aufnahmen aus, welche just in diesem Moment in der NY City Hall gemacht wurden. General Gary Bowman, der als Oberkommandierender der hier herrschenden Legatstruppen eine traurige Berühmtheit erlangt hatte, war neben ihm zu sehen. Ebenso eine Reihe ranghoher Legats-Offiziere, aber auch Commander Jessica Ehrenfeldt, die wagemutige Hawk-Pilotin, die sich und ihre Leute zu lokalen Berühmtheiten gemacht hatte, weil sie wieder und wieder die voll robotisch gesteuerten Stars& Stripes vom Himmel über New York geschossen hatte. Nur den wenigsten Zuschauern dämmerte was nun hier passieren würde. Viele interessierte es vielleicht nicht einmal. Bowman salutierte vor Richards und wandte sich dann den Kameras zu. „Hiermit übergebe ich das Oberkommando über alle Truppen im Staate New York an Admiral Richards und die U.S. Navy, mit allen Rechten und Pflichten.“ Richards salutierte vor dem Mann. „Hiermit übernehme ich das Oberkommando von Ihnen, General Bowman. Von diesem Moment an hören alle Legatstruppen in den Grenzen des Staates New York auf meinen Befehl.“ Richards wandte sich wieder den Kameras zu. „New York ist nur der Anfang. Wir stehen am Beginn eines Weges, der uns unser geliebtes Amerika wieder bringen wird, der uns allen eine Heimat geben wird. Aber der uns auch fest einbindet in die Verteidigung der Erde und ihrer Verbündeten. In diesem Moment gründe ich die Erste Provisorische Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Unser erstes und wichtigstes Bestreben ist es, die polizeiliche, militärische und Verwaltungstechnische Gewalt in allen fünfzig Bundesländern vom Legat zurück zu erhalten. Unser zweitwichtigstes Bestreben jedoch ist es, die UEMF unter Executive Commander Eikichi Otomo nach bestem Wissen und Können zu unterstützen. Denn wenn wir dies nicht tun, stehen wir vor der absoluten Vernichtung der Erde. Keiner kann dies besser beurteilen als ich, nachdem ich mit der AURORA da draußen war, nachdem ich Stellvertreter von Admiral Acati in der Regionaladmiralität auf dem Mars war. Ich bitte sie alle da draußen, vertrauen sie mir. Unterstützen sie mich. Seien sie versichert, ich bin, bleibe und werde immer sein, ein glühender Verehrer von Blue Lightning und seinen Kameraden, die einst diese wundervolle Stadt gerettet haben, das kann und werde ich nie leugnen. Ich werde der UEMF immer einen sehr hohen Stellenwert einräumen, denn ohne sie sind wir verloren. Ich werde tun was ich kann, um unserem Heimatland freie Wahlen zu bescheren, die Wahrheit zu bringen und unser Verhältnis zu unseren Verbündeten auf einen hervorragenden Stand zu bringen. Wenn sie alle mir dies zutrauen, dann gewähren sie mir ihre Unterstützung. Dann gewähren sie Blue Lightning ihre Unterstützung.“ Und dies war der Auftakt einer gewaltlosen, epochalen Veränderung in den Staaten, die so noch nie da gewesen war. 4. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass sich das kleine Haus im Tokyoter Vorort wieder mit ein wenig Leben füllte. Seit die AURORA notgedrungen Wartungsarbeiten im Erdorbit hatte über sich ergehen lassen, waren nur Techniker und speziell geschultes UEMF-Personal über diese Schwelle getreten. Ansonsten hatte das Bauwerk still gestanden. Nun gab es wieder etwas Leben, und dennoch erschien Eikichi das alles groß, mächtig, leer. Er küsste die nackte Schulter seiner Frau, die selig in seinen Armen schlummerte. Sie erwachte von der Berührung nicht, aber ihr warmer, weicher Leib drückte sich noch ein wenig enger unter der Decke an ihn. Wie lange hatte er dieses Gefühl vermisst? Ewiglich. Wie lange würde er es genießen können? Vielleicht war dies die einzige und letzte Gelegenheit, um dies zu tun. Deshalb hatte er sich geschworen, er würde jeden Augenblick genießen und sich nicht stören lassen. Niemals stören lassen, von niemandem! Selbst wenn die Welt beschloss, ohne seine Erlaubnis unterzugehen, selbst wenn Terroristen das ganze Viertel in Brand steckten, er würde seine Frau in Armen halten, den lange vermissten Duft ihrer Haare, ihrer Haut genießen. Er würde die Wärme und die Weichheit ihres Körpers in sein Bewusstsein brennen, damit er es nie wieder vergaß. Er würde... Langsam und matt strich seine Hand über ihre glatte, makellose Haut, berührte ihre Brust, ihren Bauch. Beinahe entrang sich seiner Kehle ein verzweifeltes Seufzen, wenn er daran dachte, all dies wieder verlieren zu können, ja, zu müssen. Und dies vielleicht noch in dieser Nacht. Der Gedanke war dazu angetan, ihn verrückt werden zu lassen. Er wollte nicht wieder gehen lassen, was er gerade erst wieder bekommen hatte. Er wollte nicht zulassen, dass irgendjemand Helen wieder aus seinen Armen riss, zu lange und zu hart hatte er dafür gekämpft. Er wollte sie nie wieder gehen lassen. Nicht dieses Jahr, nicht nächstes Jahr, nicht in diesem Jahrzehnt oder gar Jahrhundert. Und auch nicht mehr in tausend Jahren. Aber leider, das wusste er nur zu genau, ging das Spiel nicht so. Er hatte kaum Einfluss darauf, was mit ihr passieren würde. Und das trieb ihn erst Recht in den Wahnsinn. "Es ist jetzt siebenundzwanzig Jahre her, auf den Tag genau", hauchte Helen plötzlich, kurz nachdem die Digitaluhr des Radioweckers die erste Minute nach Mitternacht angezeigt hatte. "Siebenundzwanzig Jahre, in denen wir auf ihn verzichten mussten." Eikichi drückte seine Frau unwillkürlich fester an sich, und bereitwillig schmiegte sie sich ein wenig mehr an seinen Leib. Der Executive Commander der UEMF rang nach Worten. Was hätte er ihr auch schon groß sagen können, was sie nicht schon wusste? Wie hätte er ihr Trost spenden können, wenn er selbst ihn kaum gekannt hatte? Ihn, den vorletzten Key und Helens Cousin Atrim. Atrim war der ältere Sohn von Aris Taral und Vortein Arogad, hier auf der Erde geboren, und fester Bestandteil der naguadschen Bemühungen, die Erde neutral zu halten in einem kalten Krieg, der alles hinweg fegen konnte, was sich Menschheit und Zivilisation nannte. Die fremden Systeme, welche die AURORA erkundet hatte, sprachen Bände darüber, wie die Schiffe der Götter mit Dingen, Dai und Orten verfuhren, an denen sie sich überlegen glaubten und zuschlugen. Nur zu deutlich standen Eikichi die Erzählungen von Michael, seinem Schwiegervater vor Augen, in denen der die Jahre schilderte, in denen ausgerechnet ein Vasalle der Götter, nämlich der Core, alle Abmachungen die Erde betreffend beinahe zunichte gemacht hätte, beinahe die Welt zerstört hätte. Die Core-Zivilisation hatte nichts von der Sonderstellung der Erde gewusst, niemals von den Göttern etwas darüber erfahren, und war auf dieser Welt wie auf vielen anderen Daina- und Daima-Welten lediglich auf die Jagd nach einer Daimon gegangen. Dabei hatte es bereits eine Abmachung gegeben, und ohne es zu wollen, war Atrim Opfer dieser Abmachung geworden. Wenn Eikichi an Atrims jüngere Schwester Karen dachte, dann konnte er ahnen, beinahe sehen, wie erleichtert Karen gewesen war, dass weder Sakura noch Makoto nach dem Tod ihres Bruders der neue Key geworden waren. Aber er erinnerte sich auch an den Schmerz auf ihren Zügen, als sie ausgerechnet ihr liebstes Mädchen, den Menschen den sie mehr schätzte als jeden anderen, mit dieser Rolle betraut sah... Oder besser verflucht. Niemand hatte erwartet, niemand hatte gewusst oder auch nur gewollt, dass ausgerechnet Helen Arogad die Last zufiel, der neue Key zu werden, der Schlüssen zwischen der Vernichtung der Erde und der Reaktivierung der Macht der Dai. Eikichi wusste nicht, wie Atrim dies all die Jahre ausgehalten hatte, wusste nicht wie er seine unfreiwillige Aufgabe gesehen hatte, aber er erinnerte sich an einen großen, ruhigen Mann mit kurzen blonden Haaren und einer unerklärlichen Scheu vor Bindungen, bis man ihm erzählt hatte, welche Aufgabe dem Taral zugefallen war: Die Welt vor der Zerstörung zu bewahren. Dann war er gestorben, im Kampf gegen Torah und seine Verbündeten, gefallen wie ein Held, und im Moment der Wahrheit war es Helen gewesen, die als einzige in der Lage gewesen war, den Fluch aufzunehmen, der sein kinderloses Leben bestimmt hatte. Aber für Helen war es nicht einfach nur ein Fluch gewesen. Für sie war es gleichbedeutend mit dem Verlust ihres geliebten Cousins, und dies war etwas, was sie Torah wohl nie verzeihen würde. Nicht einmal ihr Vater Michael würde sich zwischen sie und ihre Rache stellen können, sollte sie jemals erfahren, wo sie Juichiro Torah finden konnte. Eikichi hatte ihn kaum gekannt, war mehr mit Karen und ihren Kindern zusammen gewesen, hatte geholfen, Sakura groß zu ziehen, und... Und für ihn bedeutete der Gedanke an Atrims Tod nicht den gleichen Schmerz wie für Helen. Es war ein anderer Schmerz, denn sein Tod hatte Helen etwas so furchtbares angetan. Sie zum Key gemacht. "Du bist so ruhig", hauchte ihre Stimme. "Ich weiß nicht was ich sagen soll", gestand Eikichi. "Wäre er noch am Leben, wärst du nicht..." "Ich weiß", hauchte sie, ergriff Eikichis Hände und drückte sie eng an ihren Körper. "Aber es ändert nichts. Einer muss der Verräter sein, damit die Erde überleben kann, und ich bin derzeit der einzige, der es tun kann." Eikichi schnaubte empört. Nicht über ihre Worte, sondern wegen dem tieferen Sinn, der dahinter lag. Verräter war ein sehr treffender Begriff, denn wenn der Key jemals aktiviert wurde, würde dies die Vernichtung der Menschheit einleiten. In Helens Geist, tief verwurzelt und unverrückbar, wohnte eine Entität. Eine geheimnisvolle Geistesmacht, vielleicht aus KI, vielleicht aus reinen Daten. Diese Entität hatte nur einen Sinn im Leben: Die Zerstörung der Erde einzuleiten, sobald der Vertrag gebrochen wurde. Leider wurde nur die Vernichtung der Welt ausgelöst, nichts gewährte dem Key die Gnade zuvor zu sterben. Er musste ebenso lange leben wie alle anderen, und war hilflos dazu verdammt, der Vernichtung zu zu schauen. In den letzten Tagen und Wochen hatte sich Eikichi schon oft gefragt, ob die Errichtung der Daimons um Erde, Mars und Mond bereits ausgereicht hätten, den Vertrag für gebrochen zu erklären, wenn der Key auf der Erde gewesen wäre. Und er wusste, nun mit Helens Rückkehr würde er eine Antwort erhalten. "Ich glaube, es erwacht", sagte die Naguad mit Furcht in der Stimme. Die Entität konnte nicht sterben. Sie war ewig, wenngleich sehr simpel. Alles was sie brauchte war ein lebendiger Wirt, jemand der sie beherbergte. Jemand der ihr einen Leib bot. Starb der Leib, verschwand sie in den nächsten Körper. Beim letzten Mal hatte Helen die Entität gezwungen, sie auszuwählen, nachdem Atrims Herz aufgehört hatte zu schlagen. Von ihr würde die Entität auf den nächsten Wirt übergehen und ewig sein, vorausgesetzt die Welt endete nicht im Atombrand. Dann war der Unfall gekommen, und Michael hatte die Chance ergriffen um seine Tochter zu retten, sowie zeitgleich die Entität und damit den Key von der Erde zu schaffen. Eikichi wusste bis heute nicht, ob Michael das vielleicht geplant hatte, provoziert hatte. Seine Tochter zum Opferlamm gemacht hatte, um der Erde trügerische Sicherheit zu schenken, in der der Key sie nicht allesamt verraten konnte. Möglich war es. Aber warum war Helen dann zurück gebracht worden? Aus dem Tank erweckt worden? Man hätte die Entität sicherlich noch ein paar Jahre im Arogad-Turm gefangen halten können, bevor... "Du zitterst, Eikichi", stellte Helen fest. Er versuchte sich zu beruhigen. Es brachte überhaupt nichts, seinem Schwiegervater solche Dinge zu unterstellen, solche Gedanken und Methoden. Michael Berger war einer der aufrichtigsten und ehrlichsten Menschen, die er je kennen gelernt hatte. Auch wenn er gerade in diesem Moment das Legat übernommen hatte, Eikichi war nicht bereit seine Meinung über den Fioran zu ändern. "Ich zittere, weil ich Angst um dich habe. Was, wenn sich der Key aktiviert? Was wird dann aus dir?" Langsam wandte sie sich in seiner Umarmung zu ihm um. "Mir wird nichts passieren", hauchte sie. Doch in ihren Augen stand Angst, blanke Angst. Sie hatte Atrim sterben sehen, und sie hatte den Key in sich aufgenommen, war selbst der Key geworden. Nur ein KI-Meister war in der Lage, die Entität zu beherbergen. Ein normaler Mensch wäre von ihr schnell ausgezehrt worden. KI-Meister aber hatten Kontrolle über ihre Lebensspanne... Zumindest die besten von ihnen. Und sie war ein exzellenter KI-Meister. Sie war die ideale Wirtin der Entität gewesen. Vielleicht war es wirklich keine schlechte Idee gewesen, sie von Terra nach Nag Prime zu schaffen, falls solch ein Plan je existiert hatte. Doch selbst wenn dem nicht so war, warum hatte Eridia, seine Schwiegermutter, Helen dann wieder zurück nach Terra gebracht? "Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert", versprach Eikichi mit fester Stimme und küsste die schöne Frau sanft auf die Lippen. Es war eine Lüge, eine eiskalt ausgesprochene Lüge, in der jedoch all die Liebe mitschwang, die er für sie empfand. "Und ich werde nicht zulassen, dass meine Kinder schon wieder auf ihre Mutter verzichten müssen. Diesmal nicht." Ihre Stimme klang fest und stolz, und neue Zuversicht erfüllte Eikichi. "Nein, natürlich nicht. Und da ist immer noch Akari, die du kennen lernen musst. Ich weiß, sie hat Angst vor dir, aber sie freut sich auch sehr auf dich." "Akari? Der ehemalige Oni?" Helen lachte leise, und es war ein schönes Geräusch. "Akira hat sie angeschleppt, richtig? Er war noch nie besonders gut darin, andere einfach in ihr Unglück laufen zu lassen. Da kommt er ganz nach dem Vater", flüsterte sie und biss Eikichi verspielt in die Unterlippe. "Dafür kommt Yohko ganz nach dir. Andere herum kommandieren und manipulieren ohne das sie es merken, und sie es auch noch gerne tun zu lassen, ja, das klingt vollkommen nach Helen Arogad." "Hör auf, Eikichi Otomo! Ich bin ja wohl eine vollkommen defensive Persönlichkeit!", fauchte sie gespielt. "Defensiv? Wenn du damit eine graue Eminenz meinst, die aus dem Hintergrund alles und jeden steuert, dann hast du zweifellos Recht", erwiderte er und kassierte dafür einen schmerzhaften Knuff auf seine Bauchmuskeln. "Und so einen habe ich geheiratet", murrte sie, schmiegte sich aber wieder enger an ihn. Nachdenklich glitt ihre Linke über seine grauen Koteletten. "Wann hörst du endlich auf, die Dinger zu färben?" "Niemals, Schatz. Ich werde nicht älter, und genau das nimmt unseren Kindern eine Konstante, einen Halt. Also trimme ich mich wenigstens ein wenig auf grauhaarig. Bisher sind sie beide drauf reingefallen." "Du meinst sie waren zu taktvoll um dir aufs Gesicht zu zu sagen, was sie von deiner Scharade halten", murmelte sie skeptisch. "Das glaube ich nicht. Ich lebe die meiste Zeit auf dem OLYMP, deshalb fällt es mir leicht, solche Feinheiten zu verbergen." "Hm. Ja, Akira und Yohko haben mir erzählt, wie du den armen Jungen behandelt hast. Einsam, ganz allein in dem großen Haus, während sich Papa mehr um die UEMF als um sein eigen Fleisch und Blut kümmert. Schäme dich, Eikichi." "Sakura war hier, die ganze Zeit. Sie ist zwar ausgezogen, bevor wir Dai-Kuzos Plan begonnen haben, um Akira aus seinem Elend zu reißen, aber sie war hier. Sie war für ihn da." "Ich habe doch einen Scherz gemacht. Du musst dich nicht gleich rechtfertigen, Schatz", tadelte sie. "Ich weiß es besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt, was für ein liebevoller Vater du bist und wie sehr du dich um deine Kinder sorgst. Deshalb hast du in dein großes Herz ja auch die Söhne und Töchter aller anderen Menschen aufgenommen, und selbst das reicht dir noch nicht. Ich..." Sie biss die Zähne zusammen. "Ich glaube, jetzt beginnt es wirklich." Ihre großen blauen Augen sahen Eikichi flehentlich an. "Kann ich jetzt aufhören? Haben wir genügend gemeinsame Erinnerungen aufgebaut? Es... Es tut weh." Entsetzt sah Eikichi sie an. "Wie lange kämpfst du schon gegen den Key an?" "Seit ich auf der Erde bin. Also fast eine ganze Woche", gestand sie und lächelte verzerrt. "Ich... Ich hätte das nie von dir verlangt." "Ich weiß. Aber ich habe es von mir verlangt. Ich wünschte mir nur, ich hätte die Kinder vorher gesehen. Aber du musstest sie ja alle ins kalte Weltall hinaus jagen." Sie biss sich auf die Unterlippe, als eine heftige Schmerzwelle durch ihren Leib fegte. "Akira war mal wieder vermisst. Niemand hätte sie aufhalten können, um ihn zu suchen." Eikichi lächelte gezwungen. "Niemand konnte sie aufhalten, und das war auch gut so. Er hat viel zu viel geleistet, um ihn einfach der Ferne zu übergeben." "Taktisch nicht besonders klug. Irgendwann hätten sie ihn schon freiwillig zur Erde zurück gebracht, weil er zu viel Unruhe gemacht hätte", scherzte Helen. "Etwas ähnliches hat Sakura gesagt. Sie wollte nach den Explosionen Ausschau halten, die er zwangsläufig verursachen würde, und..." Er zog seine Frau enger an sich. "Verlass mich nicht, Helen." "Wir wissen nicht was passiert, wenn sich der Key aktiviert. Vielleicht verlässt er mich einfach nur, und alles ist gut. Was danach geschieht, davor sollten wir Angst haben. Ich wünschte, die Kinder wären jetzt hier, um uns zu helfen, und..." Entsetzt riss sie die Augen auf. "E-es tut nicht weh, aber... Es ist als würde etwas an meinen Beinen ziehen. Eikichi, Dai-Kuzo wird ihren Teil tun. Der alte Pakt sagt, dass wir die Flotte der Dai nicht aktivieren, und dafür wird die Erde nicht zerstört. Wenn wir etwas tun, das dieses Gleichgewicht stört, aktiviert sich der Key, und wir werden geprüft. Es ist eine ernste Angelegenheit, aber noch lange nicht das Ende. Ich... Ich liebe dich, Eikichi. Grüß die Kinder von mir, wenn du sie nachher anrufst." Ihre Lippen suchten die seinen für einen letzten, trostvollen Kuss, und Eikichi Otomo wusste plötzlich, dass die Entität seine Frau nicht einfach verlassen würde. Stattdessen wirkte sie für einen Moment, als hätte sie jemand mit Quecksilber überschüttet. Ihr Gesicht schien von einer silbrigen Substanz überlaufen zu werden, und Eikichi hatte keine Zweifel, dass dies auch gerade unter seinen Händen geschah, die merkwürdig zu prickeln begonnen hatten. Die Entität zwang Helen dazu, eine KI-Rüstung anzulegen. Und wer wusste schon, wozu seine Frau noch gezwungen wurde. Es war kein langsames Lösen, kein Versprechen auf Hoffnung. Von einem Moment zum anderen verschwand Helen Otomo aus Eikichis Armen, nur um direkt neben dem Bett aufzutauchen. Sie stand aufrecht da, schien zu lauschen. Dann ging ihr Blick wie beiläufig zum liegenden Otomo, der gebannt auf ihre nächste Reaktion wartete. Doch in den mit der KI-Rüstung überzogenen Augen zu lesen war ihm unmöglich. "Prüfung beendet", schnarrte eine Stimme, die er nur schwerlich als die von Helen wiedererkannte. "Beginne Erweckung." Mit diesen Worten verschwand der Key, in eine Zukunft, die nicht nur für Helen unsicher war, sondern ab jetzt für alle Menschen in den Daimon der Erde, des Mars und des Mondes. Eikichi starrte auf die Stelle im Bett, an der sie gelegen hatte, sah auf den Flecken Boden, auf dem sie gestanden hatte. Und er fühlte eine wahnsinnige Wut in sich aufsteigen! KI schmiedete sich in seinem Bauch wie von selbst, ein unheilvolles Glimmen überzog seinen Körper, seine Emotionen verstärkten die destruktive Aura, die ihn wie von Sinnen machte. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und eine spöttische Frauenstimme meinte: "Also, ich erkläre Akira nicht, warum sein Vater das Familienhaus pulverisiert hat." Karen Taral trat ein, zog die Decke fort, bevor sie unter der Aura Eikichis noch Feuer fing, und warf dem Executive Commander seine Sachen zu. "Zieh dich an, Kleiner. Ich bringe dich mit einem Step zum OLYMP hoch. Die Welt ist noch nicht untergegangen, und der Trend hält hoffentlich an." Langsam erlosch das Glühen, und Eikichi legte seine Kleidung an. Nicht ohne sich bewusst zu sein, dass der spöttische Blick von Sakuras und Makotos Mutter dabei auf ihm ruhte. "Du hast nicht nachgelassen", stellte sie unumwunden fest. Eikichi schloss den letzten Knopf und reichte ihr die Hand. "Danke. Du bist ja Expertin, was die Einsatzbereitschaft eines Otomos angeht." "Nicht frech werden, junger Mann. Konzentrieren wir uns erst mal auf die Rettung deiner Traumfrau. Zoten reißen können wir hinterher immer noch", spöttelte sie, ergriff die Hand und löste sich auf. Mit ihr verschwand Eikichi Otomo, ohne eine Spur zu hinterlassen. *** "Was genau hast du eigentlich vor?", klang die mahnende Stimme von Megumi hinter mir auf, während ich mein Gesicht mit schwarzbrauner Tarnfarbe beschmierte. Es war eine spezielle Mischung, die nicht nur meine helle Haut verbarg, die unter Umständen auf Kilometer hinaus gesehen werden konnte - wer einmal in einem Feldmanöver teilgenommen hatte, wusste was ich meinte, und ich hatte an vielen Manövern teilgenommen - sondern auch die Wärmeausstrahlung dämmte. Auf Infrarotortern würde mein Gesicht nicht zu sehen sein. Die Stirn blieb dafür in Gegenzug frei und wurde von einer dicken Frotteemütze bedeckt, damit ich schwitzen konnte, mich aber über diesen Körperteil nicht doch noch verriet. Vervollständigt wurde meine Ausrüstung durch einen braunschwarzen Kampfanzug und mein allgegenwärtiges Katana. Sprich den Griff, denn die Klinge hatte ich unbedacht zerstört. Dass ich den Knauf dennoch mitnahm hatte eher symbolischen Charakter. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass ich eine Waffe brauchte. Und wenn doch, nun, ich war selbst eine Waffe. "Kannst du mal aufhören mich zu ignorieren und mir sagen was du vorhast?" "Ich ignoriere dich nicht. Ich will dir nur keine Chance geben, mich abzulenken", erwiderte ich, ohne sie wirklich anzusehen. Sie stieß sich vom Türrahmen ab und trat in mein Zimmer. Auch wenn sie viele Nächte hier verbracht hatte - so wie ich in ihrem Zimmer, so war sie hier irgendwie noch immer Gast. So wie ich in ihrem Zimmer. Es war eine Regelung, die wir beide so wollten. Wir kamen nur zusammen wenn wir beide ja sagten. In letzter Zeit war das eigentlich jeden Abend. Manchmal auch Nachmittags oder morgens, und vielleicht klappte die Regelung deshalb so gut. Eventuell. Sie stellte sich hinter mich und nahm mir die Tarnfarbe aus der Hand. Sie verrieb die Paste in der Linken, nahm sie mit den Fingerspitzen der Rechten auf und färbte mir Nacken und Ohren ein. "Wenn man ein Wellenmuster zieht, dann wirkt es auf die Ferne wie Fell. Hat mir mein alter Ausbilder von den Marines gesteckt. Das war während deiner Auszeit, als man Lady Death als Ausbilderin und alleinige Retterin der Welt um eben diese geschickt hat. Ein freundlicher alter Mann von vierzig Jahren, der einen Menschen auf siebzehn Arten töten konnte, allerdings pro Finger. Er hatte sieben Kinder aus vier Ehen, dreizehn Enkel und fünf Hunde. Das war der letzte Stand vor sechs Jahren. Er hat mir wirklich viel beigebracht und wollte mich sogar mit seinem ältesten Enkel verkuppeln. Ich nehme ihm das nicht übel, denn er konnte ja nicht wissen, das ich damals schon den Besten hatte." "Sei nicht unfair", tadelte ich sie. Mir ging ein Stich durchs Herz, als sie das sagte, denn das war genau die Zeit in der ich vergessen hatte, das meine Liebe bei ihr auf Erwiderung stieß. Oder um es präziser auszudrücken, in der ich vergessen hatte, das ich sie liebte. Eine konfuse, harte Zeit für sie, und ein Tanz auf den rohen Eiern der Gefühle für mich. In Gedanken strich ich die Eier und ersetzte sie durch Antipersonenminen. "Unfair?" Sie küsste mich trotz der Paste auf die rechte Wange. "Habe ich nicht den Besten? Aris Arogad, Erbe der Arogad, Regent des Core, Herrscher über Lorania, Mars und Mond, Eigentümer des Daness-Turms, Vertrauter der iovarischen Kaiserin und ihr direkter Nachkomme. Alleine deine Titel sind schon beeindruckend." "Aber es sind nur Titel. Namen, mehr nicht. Die meisten davon sind nicht einmal mit Leben erfüllt oder waren es nur kurze Zeit. Natürlich war ich stellvertretender Prätendent im Unabhängigkeitskrieg gegen den Kaiser der Iovar. Und natürlich war ich so lange Orens Erbe, bis Eri mich aus dem Mist erlöst hatte. Lorania, Mars, Mond und der Daness-Turm gehören mir nur auf dem Papier. Nie käme mir in den Sinn, sie einzufordern. Um Himmels Willen." "Habe ich vergessen zu erwähnen, dass es deine herrlich hilflose Seite ist, die mich verrückt nach dir macht? Ich glaube, ich habe einfach einen Samariter-Komplex entwickelt, und du bist mein Ziel." "Damit könnte ich leben", brummte ich amüsiert. "Die Augenbrauen bitte noch." "Was hast du eigentlich vor, Prätendent?", murmelte sie, während die Paste nun meine Augenbrauen färbte. "Und wage es nicht, mich ein drittes Mal fragen zu lassen." Misstrauisch beäugte ich sie. "Du steckst da wirklich nicht drin?" "Kannst du bitte etwas präziser werden, Akira?", fragte sie stirnrunzelnd. "Nur ein kleines bisschen, damit die Sache für mich Sinn ergibt." "Hm. Lass uns ein Spiel spielen. Wir nennen jetzt zugleich einen Namen von einem Mitglied unserer Wohngemeinschaft, und zwar den ersten Namen, der uns einfällt, wenn man mich sieht, wie ich mich für eine Dschungelmission schminke. Okay?" Sie nickte. "Akari", sagte sie sofort. "Makoto", erwiderte ich. Darauf folgte einige Zeit Schweigen. "Warum Akari?" "Warum Makoto?" "Du zuerst." Megumi runzelte die Stirn. "Du versuchst nicht gerade in diesem Moment als großer Bruder durch Fushida City zu taumeln, um sie und Micchan zu überwachen, damit sie... Nichts erwachseneres tun als sie eigentlich sollten?" "Um Himmels Willen, nein! Wirke ich so? Oh Gott, ich sollte wohl dankbar dafür sein, dass ich Yohko nicht in einen Goldenen Käfig gesperrt hatte. Was vielleicht lange Zeit daran lag, dass ich sie für die Kronosierin Lilian hielt und glaubte nicht das Recht dazu zu haben." "Das Recht hättest du auch nicht gehabt, wenn du dir bewusst gewesen wärst, dass du es mit deiner Schwester zu tun hast", erwiderte Megumi lächelnd. "Warum Makoto?" Nun war es an mir zu lächeln. "Hast du schon mal was vom Blue Lightning Regiment gehört?" "Nein. Was soll das sein? Kriegst du jetzt eine eigene Leibgarde?" "Ich dachte immer, das Otome-Bataillon wäre meine Leibgarde. Oder die internationale Einheit, die Oberst Kuratov an Bord gebracht hat." "Wir setzen Kuratovs Leute je nach Bedarf ein. Eine ungebundene, extrem flexible Einheit hat ungeahnte Vorteile", erwiderte sie. "Ich habe sie unter meinem persönlichen Kommando, aber ich könnte mir vorstellen, sie dir zu überstellen, jetzt wo du kein eigenes Kommando hast - außer natürlich den Core-Raidern, den Haustruppen der Naguad, die jederzeit auf dich hören und allen verbündeten Verbänden des Kaiserreichs, die dich immer noch als einen ihrer stellvertretenden Anführer ansehen", sagte sie mit Sarkasmus in der Stimme. "Einmal ganz davon abgesehen, dass ich dir seit Jahren in den Ohren liege, dass du zumindest eine Kommandokompanie zu deinem persönlichen Schutz aufbauen solltest. Wir wissen alle, dass die das führen von hinten oder aus der Flottenzentrale heraus nicht liegt. Du bist ein Feldkommandeur. Zugleich aber bist du zu kampfstark, als das wir auf dich an der Front verzichten könnten. Gerade jetzt wo du dich als Reyan Maxus erwiesen hast, was immer das auch zu bedeuten hat. So gesehen ist das Otome-Bataillon vielleicht die einzige Einheit, die mit dir mithalten kann. Als Ganzes, meine ich. Sie sind noch nicht ganz auf Sollstärke, aber sechsundzwanzig Frauen zu KI-Meistern weiterzubilden und in die Slayer zu integrieren ist eine Leistung, die ich Yohko und den anderen so nicht zugetraut habe. Es gab wirklich nur wenige KI-Unfälle, die meisten waren glimpflich." "KI-Unfälle?", argwöhnte ich. "War mir klar, dass dir so etwas nichts sagt. Schon mal was von einer KI-Verbrennung gehört?" "Ich nutze KI immer um mich zu heilen, eher selten um mich zu verstümmeln", erwiderte ich säuerlich. "Was meinst du passiert mit einem Menschen der entdeckt, dass er sein KI manipulieren kann? Der dann die Kontrolle über zuviel geschmiedetes KI verliert? Dessen KI durch und auf dem Körper wütet?" "Er verbrennt sich?" "Zehn Punkte für Kandidat Otomo. Falls du die Nachrichten von der Erde nicht verfolgst, was ich beinahe glaube, dann lass dir gesagt sein, dass mit dem Auftreten der KI-Biester eine Menge Menschen versucht haben, auf eigene Faust mit ihrem KI umzugehen. Es konnten noch keine Todesfälle durch KI-Missbrauch nachgewiesen werden, aber es gibt mittlerweile eigene Spezialkliniken, die nur auf solche Unfälle spezialisiert sind. Dann gibt es da noch die Idioten, die KI als Waffe benutzen... Nicht über die Aura, aber über die elektromagnetische Trägerenergie. Sie verschießen Blitze." "Aha." "Und so entstehen KI-Unfälle. Also, es gab herzlich wenige bei den Otome. Arno Futabe hat die Ausbilder nachdrücklich gelobt. Hat er dir das nicht erzählt?" "Verzeihung, aber meine letzten Begegnungen mit ihm drehten sich mehr darum, meine Seele und meinen Körper wieder zu einer Einheit zu machen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich wieder ganz ich bin. In diesen Adlerkörper zu schlüpfen fällt mir definitiv zu leicht, viel zu leicht." "Ach ja, dieses KI-Biest, mit dem Yoshi dich gerettet hat. Warum ist er eigentlich nicht darauf gekommen, ein KI-Biest in der Form eines Menschen zu erschaffen?" "Äh..." Irritiert sah ich sie an. "Daran hat keiner gedacht. Und Yoshi war damals gerade so auf Tiere als KI-Biester fixiert... Du kennst seine geheime Menagerie?" "Wenn er mit einem Buckelwal ankommt, kann er eine Dienstwohnung in Poseidon beziehen." Sie lächelte. "Reicht das als Antwort?" "Du kennst sie", murmelte ich. "Hinterher ist man immer schlauer, glaube ich. Und das ist auch der Grund, warum ich mir dieses Blue Lightning-Regiment mal näher anschauen will. Ich will es nicht hinterher wissen, ich will es jetzt wissen. Es ist eine Frage der Ehre, weil sie meinen Kampfnamen benutzen. Und es ist persönlich, weil meine Leibwächterin, mein Sekretär, mein Onkel, Mako-chan, Sakura und ein halbes Dutzend weiterer Leute darin verwickelt ist und sich nun nach besten Kräften bemüht, mich vom Regiment abzulenken. Und das nehme ich ihnen übel." "Ach so. Deshalb hast du vorhin Makotos Namen genannt. Er steckt mit drin." "Er hat es wahrscheinlich angeleiert. Und da ich gerade nichts besseres zu tun habe, gehe ich mir ein paar Antworten suchen, wenn sie sie schon nicht freiwillig raus rücken." Megumi hob beide Augenbrauen. Das sah niedlich aus, wenn man bedachte, das auf ihren Lippen ein braungrüner Film meiner Tarnfarbe lag. "Du könntest sie zwingen. Du bist letztendlich ihr Kommandeur. Ich meine, ich leite das Regiment, Kei die Flotte, Sakura hat das Oberkommando, aber du bist letztendlich der große Zampano." "Der große Zampano? Lohnt es sich, darüber im Internet zu recherchieren?" "Jetzt lenkst du ab", tadelte Megumi. "Die Recherche lohnt wohl eher nicht." "Aber er klingt nach einem Clown. Einem erfolgreichen, aber einem Clown. Bin ich ein Clown?" "Wenn du mit Clown jemanden meinst, der alleine ein Regiment Banges demütigt, der im Alleingang ganze Welten erobert, der Revolutionen vom Zaun bricht und der Reyan Maxus wird, was keiner kennt, aber unglaublich wichtig und gefährlich zu sein scheint, dann hast du wohl Recht." "Hasst du mich eigentlich, wenn du mich mit solchen Superlativen belegen musst, um mich zu beschreiben?", murrte ich. "Sei nicht albern. Ich bin der einzige Mensch, der halbwegs mit dir mithalten kann. Ich habe zwar Mühe hinterher zu kommen, aber ich gebe nicht auf. Wer weiß, vielleicht übernehme ich ja die nächsten beiden Sternenreiche, mit denen wir Kontakt kriegen, bevor du es kannst." "Soll ich dir den Vortritt lassen", fragte ich lächelnd. "Okay, vielleicht hasse ich dich ein klitzekleines Bisschen, Akira." Sie richtete sich auf und besah ihre Arbeit. Mit einem Stück Papier säuberte sie ihre Lippen. "Und, Blue Lightning, was genau hast du mit deinem Dschungelkämpferoutfit ausgerechnet auf der AURORA vor? Hat jemand extra für dich einen Urwald gepflanzt, und ich habe es nicht mitgekriegt? Und was hat das dann mit diesem Regiment zu tun?" "Oh, ich schüttele nur alle Bäume, die ich sehe. Dabei schaue ich zu, was herunter fällt. Wenn ich nur energisch genug auftrete, dann wird sich das Regiment mir stellen, dessen bin ich mir sicher." Ich lächelte mit dünnen Lippen mein Spiegelbild an. "Weißt du, dieser Name, Blue Lightning, er steht für über dreitausend Menschen, die ich getötet habe. Vielleicht zweitausend, vielleicht viertausend, ich weiß es nicht genau. Er steht für die Vernichtung meiner Seele, für eine Schuld, die so leicht ist, das ich mich dafür schäme. Er steht dafür, dass ich jederzeit wieder ganze SChiffe voller Menschen, Naguad, Kronosier ode Iovar angreifen und versenken werde, sollte dies nötig sein. Und damit würde ich die Zahl der von meinen Händen Getöteten erneut hochtreiben. Dieser Name steht für Verantwortung, denn ich glaube fest daran, dass ich mit jedem Soldaten, den ich getötet habe, einhundert Kameraden und Zivilisten das Leben gerettet habe. Ich will sichergehen, dass sich das Blue Lightning-Regiment dieser Verantwortung bewusst ist. Ich will wissen, ob sie genug Schneid, Ehre und Anstand haben, um ihrem Namen gerecht zu werden. Und ich will wissen, was sie sind." "Und außerdem langweilst du dich zu Tode, seit der Core evakuiert ist und keine Schlachten mehr schlägt, und du notgedrungen aus der Kommandostruktur des Kaiserreichs heraus gefallen bist. Die Schule alleine kann dich ja gar nicht ausfüllen", scherzte Megumi. "Nein, nein, das ist es nicht. Die Schule und ich, das sind andere Bedingungen, das sind andere Motive. Und ich langweile mich auch nicht. Nicht sehr, jedenfalls. Ich... Ich weiß halt nur, das ich ein ehemaliger Einserschüler bin, und nun nicht mal einen Hochschulabschluss habe. Megumi, ich will mehr in den Händen halten als einen militärischen Rang. Ich will mehr sein als der Mann, der zwei Kriege geführt hat. Jeder Soldat der UEMF, der ein Offizierspatent erhalten hat, kann ein Studium oder einen Meistertitel vorweisen. Oder im Fall der Schüler der Fushida-Oberstufe haben sie zumindest ein Studium begonnen. Ich aber, was habe ich? Immer wenn ich in irgend ein neues Abenteuer stürze, verliere ich den Kontakt zur Schule. Verliere ich den Kontakt zur Kontinuität. Auch das ist Blue Lightning, und das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich diese Leute suche. Ich will wohl abschätzen, ob sie mein jetziges Leben durcheinanderwirbeln oder nicht. Wenn ja, hätte ich allerdings gerne Schonzeit, bis ich zumindest meinen Abschluss gemacht habe." Ich sah meine Verlobte traurig an. "Ich bin nicht dumm, aber ich kann mir einfach nicht das erarbeiten, was ich eigentlich mit Leichtigkeit schaffen sollte." "Und das ist nichts, wofür du wirklich etwas kannst, Akira. Ich glaube, das ist vielleicht ein schlechter Zeitpunkt, um mit dir über mein nächstes BWL-Semester zu diskutieren, oder?" Mürrisch grummelnd wandte ich mich von ihr ab. "Nun nimm es dir nicht so sehr zu Herzen. Du bist Blue Lightning, und du hast im Alleingang die Welt gerettet! Du wirst niemals als der Mann in den Geschichtsbüchern stehen, der ein Jura- oder Baustudium absolviert hat, aber als der Mann, der mit dreizehn Jahren zur Hoffnung der Menschheit avancierte und die erste Welle der Kronosier zurückschlug. Du hast uns zu den Sternen geführt, und du bringst uns auch wieder zurück. Genug Pathos, um dich zu beschwichtigen?" Ich wandte mich wieder ihr zu und sagte: "Genug Pathos, um mich zu beschwichtigen." Sie beugte sich vor, küsste mich auf die Stirn und setzte meine Mütze richtig auf. "Dann geh schön spielen und hole dir deine Antworten. Und komm nicht zu spät zum essen. Laysan hilft heute in der Küche beim Teig kneten, und er wird furchtbar traurig, wenn du sein Essen nicht probierst. Außerdem kommt Tante Cynthia heute vorbei, und du weißt was sie macht wenn du nicht da bist." "Mich suchen", erwiderte ich mürrisch. Cynthia Andrews war der Deckname von Dai-Sphinx-sama, die nach eigener Aussage meine Urgroßmutter war. Eine extrem mächtige, aber auch extrem anlehnungsbedürftige Dai, die ich eigentlich schon von der ersten Sekunde an ins Herz geschlossen hatte. "In Ordnung, ich bin in spätestens sechs Stunden wieder da. Ich habe ja Hilfe." "Hilfe?" Argwöhnisch hob sie diemal nur eine Augenbraue. "Wer ist denn verrückt genug, um..." Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie. "Es ist offen", sagte ich laut. Die Tür wurde geöffnet, und Megumi unterdrückte ein Auflachen. Eigentlich sah man nicht viel - nur eine Reihe düsterer Gestalten, die aussahen, als hätte man sie durch ein Moor gezogen. Megumi kniff die Augen zusammen. "Ban Shee Ryon. Yoshi Futabe. Doitsu Ataka. Kenji Hazegawa. Joan Reilley. Akari Otomo. Michi Torah. Kei Takahara. Eine illustre Runde hast du da um dich geschart, Akira." Ich erhob mich. "Natürlich. Wenn bei uns nichts beim schütteln von den Bäumen fällt, bei wem dann?" "Na dann viel Spaß beim gärtnern", murmelte sie halb amüsiert und halb entsetzt. Leises Gelächter antwortete ihr, dann verließen wir gemeinsam das Haus. Zwei Dinge waren anders an diesem Tag. Das erste war: Ich befand mich auf einer Jagd. Wenngleich nur auf Fakten. Das zweite war: Ich jagte nicht alleine, sondern mit einem Rudel, wie es nicht mehr viel gefährlicher sein konnte. 5. Drei Kilometer waren, gemessen an der Unendlichkeit des Pazifiks, nicht sehr viel. Selbst wenn zu diesem Wert ein multiplizierender Effekt hinzukam, der aus dem Längenmaß ein Flächenmaß machte, indem er zwei guteKilometer Breite hinzufügte. Selbst der dritte Faktor der durchschnittlichen Höhe von einem weiteren Kilometer bedeutete hier unten in der Tiefsee gar nichts. Zwar war dieses Objekt größer als jedes bekannte Tier, in der absoluten, über elf Kilometer tiefen Unendlichkeit des Marianegrabens jedoch verlor es sich. Und dennoch reichte dieses Objekt vollkommen aus, um einen so kleinen, von Wasser umspülten Dreckball wie die Erde, dreimal aus dem Universum zu blasen. Denn dieses Objekt war die RASZHANZ, der einzige überlebende Kriegskreuzer der Götter, ein Objekt, das es als einziges mit den mächtigen Basisschiffen der Dai hatte aufnehmen können. Die RASHANZ hatte auch oft gegen Reyan gekämpft, und bis zum heutigen Tag überlebt, entweder durch Sieg oder Flucht. Dann war dieses Schiff Teil des Pakts geworden. Die Dai hatten sich verpflichtet, ihre mächtigen Flotten versiegelt zu lassen. Im Gegenzug war der RASZHANZ gestattet worden zu landen, die Erde verletzlich zu machen. Den Göttern hatte damals nichts daran gelegen, die Erde wirklich zu zerstören, um damit die eigene Vernichtung zu riskieren - sowie die ihrer Schützlinge. Aber es war ein gutes Druckmittel gewesen, um die allmächtige Flotte der Dai auszuschalten, die seither in ihren Depots verrottete. Hoffentlich verrottete. Als die RASZHANZ durch den Key aus dem Jahrzehntausende währenden Dämmerschlaf gerissen wurde war es noch früh, fünfhundert Jahre zu früh, bevor jener Zeitpunkt erreicht war, den die Taktiker der Götter errechnet hatten, an dem die Zerstörung der Erde riskiert werden konnte, weil die eigenen Flotten endlich stark genug waren, um nach einem allumfassenden Kampf jeden einzelnen Gegner zerstört zu haben und anschließend das bekannte Weltall zu beherrschen. Fünfhundert Jahre zu früh, das ließ nur einen Schluss zu: Nicht die Götter hatten den Pakt gebrochen, sondern die Dai. Nun, das alleine war noch kein großes Problem. ein solcher Krieg war schon lange eingeplant gewesen, und um ihn gewinnen zu können oder wenigstens ein Patt für einen weiteren unsicheren Frieden zu erzeugen, hatten die Streitkräfte der Götter in den letzten Jahrtausenden penibel nach Daimon und dort versteckten Schiffen gesucht, um sie zu vernichten. Vor allem die Dai selbst waren getötet worden, wo immer man sie hatte antreffen können, denn solange sie existierten, war die Vorherrschaft der Götter auf ewig gefährdet. Als der Key in absoluter Schwärze rematerialisierte, geschah dies tatsächlich in knapp elf Kilometern Tiefe inmitten des gigantischen Kampfschiffs. Das Eintreffen löste ein primitives System aus, welches mit einer ersten Luftumwälzung begann. Die Luft, abgestanden, staubig und verbraucht, wurde langsam gegen atembare Atmosphäre mit leicht salziger Note ausgetauscht. Dazu flammte ein erstes blaues Licht auf, welches verhinderte, dass der Key geblendet wurde. Nach und nach erhellten mehr Lichter den Raum, und entrissen einen riesigen Dom der Finsternis. Im Rund maß das Gebilde einhundertsiebzehn Meter und elf Zentimeter, was exakt einem Ran entsprach, der Standardmaßeinheit der Götter. Dies war ein heiliger Wert, der direkt an der jährlichen Ausdehnung des Universums angelegt war, und hatte beinahe schon mystische Kraft, wenn er korrekt verwendet wurde. Die RASZHANZ hatte das Glück gehabt, dass ihre Zentrale nach dem Bau von jeder Position aus einen exakten Durchmesser von einem Ran gehabt zu haben, es gab keine Unstimmigkeiten, keine Toleranzen, weshalb man das Schiff vom Universum als begünstigt angesehen hatte. Es war ein Flaggschiff geworden, bevor es sich überhaupt irgendeinem Kampf gestellt hatte. Aber diese Zentrale war leer. Eine endlose, glatte Fläche mit blinden Wänden erstreckte sich vor dem Key, und nichts deutete darauf hin, dass dies das Herz eines Kampfschiffs war, das nun, nachdem es erweckt worden war, sich aufmachen würde um die Erde zu vernichten. Die Einrichtung, die technischen Details, all das war den Jahrzehntausenden zum Opfer gefallen und war anschließend nach und nach entsorgt worden. Aber bereits mit dem ersten Pulsschlag des Keys begann die Dekonservierung robotischer Einheiten, die wiederum die Konservierung der automatischen Fabrikationsanlagen an Bord auflösen würden. Diese würden in enorm kurzer Zeit aus dem Dom wieder eine funktionsfähige Zentrale machen. An einem anderen Ort im Schiff, einem Punkt, an dem absolute Konversierung herrschte, begann ein ähnliches Projekt abzulaufen. Am kernwärtigsten und sichersten Punkt des Schiffs wurden die Stasiskammern ihrer Ewigkeit trotzenden Konservierung beraubt, und der Wiedereweckungsmodus der Besatzung begann. Vierhundertsiebzehn funktionierende Stasiseinheiten warteten darauf, ihren kostbaren Inhalt von heute auf jetzt in das Leben zurück zu entlassen. Vierhundertsiebzehn Götter würden einen Sprung von fünfzigtausend Jahren tun, und sich dessen nur bewusst sein, weil dies der letzte Gedanke vor ihrer Stasis war. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg, und die ersten reaktivierten Roboter begannen mit dem Abbau jener neunundachtzig Stasis-Einheiten, die versagt hatten, deren Nutzer einen qualvollen Tod als langsam dahin vegetierende Gefangene der Ewigkeit gefunden hatten. Nichts würde auf diesen Verlust hindeuten, lediglich die Erinnerungen der Besatzungen. Und jene wussten, welches Risiko sie mit der Konservierung auf sich genommen hatten. Während die automatischen Fabriken Mehrzweckkombinationen herstellten, Ausrüstungsgegenstände produzierten und automatische Steueranlagen proteinreiche Nahrung für die Erstversorgung der Besatzung produzierten, fuhren die ersten Kammern, die von der Konservierung befreit worden waren, ihre Funktionen herunter. Sie schwenkten aus der Senkrechten in die Waagerechte und öffneten sich. Dies waren im ersten Schwung siebzehn Kammern, und in ihnen befanden sich die wichtigsten Offiziere der RASZHANZ. Auch ihr Kapitän war unter ihnen. Mittlerweile hatte der Key seine Position gewechselt, war in die Stasishalle gekommen, und koordinierte mit seiner geringen Befehlsgewalt die Erstversorgung der Erwachenden. Als eine humanoide Hand aus der Konservierungsflüssigkeit hervor schoss und am offenen Rand einen ersten zögerlichen Halt suchte, trat der Key hinzu und ergriff die Hand. Mit einer geringen Kraftanstrengung half er dem Insassen dabei, sich aufzurichten. Der Humanoide blinzelte nervös, blinzelte noch einmal und sah dann den Key an. Gleichwohl hatte er fünfzigtausend Jahre in einem einzigen Wimpernschlag überwunden, aber die Konservierung und die Dekonservierung waren beides Verfahren, die mit großer Anstrengung und einer erheblichen Menge Stress einher gegangen waren. All dies schlug nun auf die Offiziere nieder. Das war erwartet worden. Sie brauchten Zeit, einfach nur Zeit. Einige mehr, dieser hier weniger. "Wer bist du?", fragte der Kapitän der RASZHANZ im Irkom-Verkehrsdialekt der Götter. Der Key straffte seine Muskeln an und zog den Kapitän an den Schultern aus dem Tank. Für die zierliche Frauengestalt war das eine beachtliche Leistung von Kraft und Geschick. "Ich bin der Key. Wie es der Pakt verlangt habe ich diese Daina übernommen und die Erweckung eingeleitet. Der Pakt wurde von den Dai gebrochen." Ungläubig sah der Kapitän die Frau an. "Nein, so dumm können sie nicht gewesen sein. Sie..." "Es wurde ein Reyan Maxus erzeugt. Lemur, Tyrion und Aris wurden in Daimon gehüllt, um sie gegen die Straferflotten zu schützen." Langsam, und mit wackligen Knien versuchte der Kapitän selbst zu stehen. Dankbar nahm er eine Folie entgegen, welche die Konservierungsflüssigkeit absorbierte, und legte nach der Reinigungsprozedur seine neue Kleidung an. "Wie viele Jahre sind vergangen?" Der Key legte den Kopf schräg. "Lemur hat seine Sonne neunundvierzigtausendachthundertundelf Mal umrundet, seit ich in Betrieb genommen wurde." "Dann haben sie sich verdammt viel Zeit gelassen, um Ärger zu suchen. Gib mir einen weiteren Überblick. Wie schlimm steht es um uns?" Der Key musterte den Kapitän ernst. "Meine letzten Informationen besagen, dass es die Götter nicht mehr gibt. Wenn sie noch existieren, dann tun sie dies im Verborgenen. Ein Konsortium aus Kindern der Götter arbeitet nun mit dem Netzwerk unserer Kriegsmaschinerie zusammen um den letzten Willen der Götter durchzusetzen. Hier in diesem Saal sind vielleicht die letzten Götter versammelt, die es in diesem Universum gibt." "Das ist unmöglich", erwiderte der Gott ernst, und keinesfalls beeindruckt. Langsam und bedächtig zog er seine Uniformjacke über, die bereits mit seinem Namensschild und seinem Rangabzeichen versehen war. Man hätte ihn ohne weiteres für einen Nachkömmling Terras halten können, wenn man ihn in der eng geschneiderten Uniform sah. Nicht viel unterschied ihn von Daina oder Daima. Einen wichtigen Unterschied gab es jedoch. Seine Rasse war wesentlich älter als die Dai. Er betrachtete die vom Key besessene Daina und lächelte matt. "Du willst wissen, warum es unmöglich ist?" Der Key schüttelte den Kopf. "Nein. Mir wurde gesagt, die Götter seien Insektenabkömmlinge. Ich bin überrascht." "Insektenabkömmlinge?" Indigniert zog der Gott seine Augenbrauen hoch und wusste für einen Moment nicht, ob er lachen oder weinen sollte. "Eine Fehlinformation. Wir haben es immer als Vorteil gesehen, den Dai möglichst viele und widersprüchliche Informationen über uns zukommen zu lassen. Teilweise haben wir ihnen sogar weis gemacht wir wären versklavte Daima im Dienste der Götter." "Was höre ich hier über versklavte Daima, Rooter Kevoran?", erklang eine kräftige, aber eindeutig weibliche Stimme. Der Kapitän wandte sich um und nickte anerkennend. "Du hast es überlebt, Vritrives Acouterasal." "Natürlich habe ich es überlebt. Warum wurden wir geweckt? Ist diese Daina der Key?" "Gedulde dich ein wenig. Lass uns warten bis alle Offiziere, die noch leben, erweckt wurden. Ich möchte ungern alles doppelt und dreifach erzählen. Wir werden uns bald ein Bild der aktuellen Situation machen müssen und anschließend entscheiden müssen, was wir tun wollen." "Entscheiden was wir tun wollen? Unsere Erweckung durch den Key zieht automatisch die Vernichtung der Erde nach sich", erwiderte sie schroff. "Willst du dabei sterben, Vritrives?", blaffte der Kapitän der RASHANZ. "N-nein, natürlich nicht." "Dann werden wir Informationen sammeln und danach unsere Entscheidung treffen. Übrigens gibt es unsere Rasse nach Aussage des Keys nicht mehr." Die Offizierin würdigte die versklavte Daina nicht einmal eines Blickes, als sie erwiderte: "Unmöglich, Kapitän." Rooter Kevoran schmunzelte leicht, während sich nach und nach weitere Götter aus ihren Tank erhoben, um ihren Dienst wieder aufzunehmen. "Diese Antwort habe ich erwartet." Sein Schmunzeln wurde ernster. "Sie haben wieder einen Reyan Maxus hervor gebracht, sagt der Key." "Was?" Vritrives wirbelte nun doch zu der Frau herum. "Wie ist dein Name, Key?" "Helen Arogad." "Woher nimmst du die Gewissheit, dass ihr tatsächlich einen Reyan Maxus erschaffen habt? Wir dachten, euch sogar die Fähigkeit genommen zu haben, selbst einen Reyan Oren zu erzeugen!" "Der Reyan Maxus ist mein Sohn. Und er wurde nicht erschaffen, er entwickelte sich selbstständig zu einem. Er ist ein Mischling aus dem Blut von Dai, Daima und Daina. Wir vermuten, das es vielleicht die Genetik ist, vielleicht aber auch der Einfluss seiner Lehrmeister aus allen drei Volksgruppen, die ihn trainiert und gelehrt haben." "Wo ist dieser Reyan Maxus? Ist er hier auf Lemur?" "Terra", korrigierte Helen. "Hier auf Terra? In diesem System?" "Nein. Aber er ist auf dem Weg hierher." "Hält ihn niemand auf? Was ist mit den Kindern der Götter? Was ist mit der robotischen Überwachung? Was ist mit..." "Und genau das meinte ich als ich sagte, ich wollte warten bis alle erwacht sind und den Bericht hören können", mahnte der Kapitän. "Und auch das meinte ich als ich sagte, wir würden eine Entscheidung treffen, nachdem wir uns der Gesamtsituation bewusst wären. Wir müssen Prioritäten setzen. Und vor allem müssen wir die RASZHANZ gefechtsklar bekommen." "Ja, du hast wohl Recht." Dem Key entrang sich ein unmerklicher Seufzer. Ob dies nun daran lag, dass die Erde nicht sofort vernichtet werden würde, sobald das Schiff kampfbereit war, oder an einer ersten unterschwelligen Rivalität mit Vritrive Acouterasal, war für einen Außenstehenden nicht sofort ersichtlich. Epilog: "ZU LAHM!" Eine gigantische Hand wischte den Stars&Stripes vom Himmel. Die mächtige Maschine krachte mit dem Rücken zuerst auf den felsigen Boden der Wüstenlandschaft unter ihnen. "Verdammt!", klang eine wütende Männerstimme auf. "Niemand hat gesagt, dass du auch KI-Meister bist, John!" Takei lachte laut. "KI-Meister? Ich? Alles was ich bin und kann, hat rein gar nichts mit KI zu tun, nur mit meinem Können. Ich habe dich geschlagen weil ich besser bin als du, Luc Valsenne." Der mächtige Phoenix landete direkt neben dem zerschmetterten Stars&Stripes und streckte eine voll modellierte Hand nach ihm aus. Mit einem lauten Knirschen brach die Panzerung, und der Pilot saß unvermittelt im Freien. Nun, das hätte er zumindest, wenn dies keine Simulation gewesen wäre. Übergangslos fand sich der Francokanadier in der Trainingshalle wieder, die sie zum üben verwendeten - und dem Spott seiner Kameraden. Nachdem er sich so sicher gewesen war, John Takei schlagen zu können, war seine Niederlage umso bitterer. Ein anderer Simulator öffnete sich und entließ den wohl geheimnisvollsten Mann des Planeten. "ich hätte dich schlagen können", rief der kanadische Militärkadett wütend. "Wenn dieser primitive Simulator in der Lage gewesen wäre auf mein KI zu reagieren, dann hätte ich dich schlagen können!" "Das mag sein", erwiderte Takei und sah seinen Gegner mit wohlmeinendem Spott an. "Aber hätte dich das glücklicher gemacht? Arbeite lieber daran, deine Fähigkeiten zu verbessern, bevor du dich auf Tricks verlässt. Akira Otomo hat sich nie auf sein verdammtes KI verlassen, bevor ihm keine andere Wahl blieb, und er ist selbst ohne seine KI-Fähigkeit ein weit besserer Pilot und Krieger als die meisten Piloten mit ihrem KI. Nimm ihn dir zum Vorbild. Er ist sicherlich nicht das Schlechteste, wenn man nach den Sternen greifen will." Takei warf einen Blick in die Runde, auf mehr als zwei Dutzend junger Menschen mit KI-Begabung, die er hier trainierte. "Grundlagen, Herrschaften. Grundlagen sind das A und O, denn auf ihnen baut sich alles auf. Auch ein KI-Meister ist eine leichte Beute wenn er sich auf sein KI verlässt und kein eigenes Können hat, geschweige denn Erfahrung und Training. Für alle die ein erreichbares Ziel haben wollen und nichts von Träumen halten, nehmt euch Daisuke Honda zum Vorbild, Kenji Hazegawa oder Oliver Laroche. Das sind Namen von Leuten, die es selbst ohne ihr KI in die Weltspitze geschafft haben. Ein Platz, von dem aus sie Akira Otomo zumindest sehen konnten." Erschrockenes raunen antwortete ihm, und mit einem fiesen grinsen wandte sich der Risiko-Pilot ab. "Ach, und Luc, in dieser Gruppe bist du mit Abstand der Beste. Mach weiter so, und du wirst mich eines Tages schlagen können." "J-jawohl, Sir", erwiderte der Kadett, von dem Lob vollkommen aus dem Konzept gebracht. Im Besprechungsraum der Anlage ließ sich Takei durchgeschwitzt und müde in einen Sessel fallen. Ein Handtuch landete in seinem Gesicht. "Danke dir, Philip", brummte er müde und wischte sich die tropfnassen Haare und die schweißbedeckte Stirn ab. Mitfühlend reichte der Stellvertreter Hazegawas dem Krieger einen isotonischen Drink. "Wie machen sie sich?", fragte Haru Hazegawa ernst. Sie hatte selbst stundenlang trainiert und hätte längst am Ende ihrer Kräfte sein müssen. Dennoch hatte sie die Zeit genutzt und intensiv an ihrer KI-Aura gefeilt. Nun war sie selbst schweißgebadet, überspannt und müde. Aber eine der ersten Lektionen, die man als Anführer lernen musste war, dass man eventuell weniger Schlaf als die anderen bekam. Vor allem wenn die Truppe überleben sollte. "Recht gut. Einige von ihnen wie der Kanadier sind hervorragend. Leute, die ich sofort für die Titanen empfehlen würde. Wenn er noch ein wenig mehr Zeit kriegt, könnte er auch durchaus ein Hekatoncheire werden. Ähnlich wie du, Haru-chan." "Na, danke für die Blumen", brummte sie erschöpft. Nein, sie hatte nicht vor, zu den Hekatoncheiren zu gehen, ihrem großen Bruder nachzueifern. Sie war ehrgeizig, wollte ihre eigene Truppe haben, ihre eigenen Ziele verwirklichen und mit ihrer eigenen Kraft die Erde beschützen. "Reicht es schon?" "Zu was? Die Dai auf Atalantia anzugreifen? Sicherlich nicht. Zu einer ersten Erkundungsmission mit einer handverlesenen Truppe? Schon eher." "Was verstehst du unter handverlesen?" "Vier Leute maximal. Annäherung mit einem Unterseeboot, Infiltration ihrer Städte. Vorsichtiges einsickern. Bedächtige, unauffällige Informationssuche." "So viel Zeit haben wir nicht. Wir müssen jetzt wissen, ob die Dai eine Bedrohung für uns sind." "Hm", machte John ernst. "Möglichkeit zwei, wir fliegen rüber und fragen Dai-Kuzo persönlich über ihre Pläne aus." "Auch das ist eine Variante, die vielleicht nett klingt, aber unmöglich umzusetzen." "Okay." John faltete die Hände vor dem Gesicht und sah sinnierend an die Decke. "Okay. Dann haben wir da noch Möglichkeit Nummer drei. In zehn Stunden bricht ein Verband chinesischer Kampfschiffe zur Nordküste Atalantias auf. Er nimmt dort Sicherungsposition ein und baut einen Mecha-Riegel über der Küste auf. Mit der Entfernung der ursprünglichen Daimon haben die Dai sich verwundbar gemacht, und die UEMF tut nun ihr Bestes, um sie anderweitig zu schützen. Die Chinesen beteiligen sich mit ihrer ersten Seegebundenen Trägerflotte. Aber die UEMF stellt einige ihrer ausgebildeten Piloten zur Verfügung, die sie aus der ganzen Welt zusammenrafft. Da die meisten erfahrenen Piloten entweder auf der AURORA dienen, oder auf einem der Geschwader, welche den stellaren Nahbereich sichern, sind sie dabei nicht sehr wählerisch. Ich könnte uns auf den Träger bringen. Mit maximal acht Mechas, als anerkannte Nachwuchsoffiziere unter meiner persönlichen Führung. Das bringt uns zumindest schon mal in Reichweite." "Acht nur?", argwöhnte Haru. "Acht maximal. Vielleicht gelingt es mir nur mit fünfen, sechs oder nur mit zwei. Ich weiß es nicht. Ich werde meine Kontakte spielen lassen müssen. Ich werde in ein paar Systeme einbrechen. Erst danach kann ich sehen, ob die Operation überhaupt möglich ist. Das ist weit mehr als wir für eine erste Aufklärungsmission brauchen, oder? Es ist doch noch eine Aufklärungsmission, und keine Kampfmission mehr, oder?" Haru Hazegawa gab sich einen sichtbaren Ruck. "Es ist eine Aufklärungsmission. Also gut. Bring uns auf den Träger, Takei-sensei. Ich werde derweil eine Gruppe zusammenstellen. Eine gute Mischung aus unseren besten Teamspielern. Nur für den Fall, dass das Äußerste eintritt." "Plane für nicht mehr als acht", mahnte John. Er stand auf und warf Philip das Handtuch wieder zu. "Ich mache mich sofort an die Arbeit. Zum Glück kenne ich einige Offiziere auf dem Träger. Es ist die Xiang, ihr neuestes Modell." Er sah die beiden jungen Leute noch einmal spöttisch an. "Das bedeutet zugleich, dass die Chinesen besonders gut auf den Pott acht geben. Also seht zu, dass ihr nicht nur die besten Soldaten für diese Mission auswählt, sondern auch die Verschwiegensten. Nichts ist schlimmer als mit nur acht Mann gegen dreitausend aufgebrachte Matrosen stehen zu müssen, weil sich ein kleiner Junge verplappert hat und uns in Teufels Küche bringt." "Wir werden das berücksichtigen." Die beiden nickten einander zu, dann machte sich John auf den Weg zur Dusche des Stützpunkts. Er hatte absolut keine Ahnung, wie dieses kleine hübsche Mädchen Zugriff auf eine ehemalige Kronosier-Trainingsbasis mitten im Herzen Japans hatte erhalten können, ohne damit automatisch ein Dutzend Kompanien Ermittler und Soldaten der UEMF herbei zu locken, gar nicht zu reden von den Selbstverteidigungsstreitkräften der Japaner, und das war nur das kleinste der Rätsel, die sich ihm offenbart hatten, seit er sich der Bewegung angeschlossen hatte. Mit einem müden Seufzer sah er in einen halb blinden Spiegel im Umkleideraum, lüftete die Augenklappe und starrte die trübe Iris seines rechten Auges an. "Und alles nur für Akira Otomo", murmelte er in einem Anflug von Amusement, deckte das Auge wieder ab und genoß eine heiße Dusche mit einem anständigen Wasserdruck. Wenigstens darauf hatten sich die Kronosier stets verstanden. Gute Infrastrukturen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)