Abweisung! von littleblaze ================================================================================ Auf der Suche! -------------- Autor: littleblaze E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de Warnung: Shonen Ai Disclaimer: Alle Rechte an den Charakteren und der Storyline gehören mir und die Geschichte darf nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden. Abweisung – Part 05 Blitzblank verließ ich am Mittwochnachmittag meine Wohnung. Zwei Tage hatte ich jeden noch so kleinen Winkel gewienert. Wofür? Ehrlich gesagt hatte ich nicht die geringste Ahnung. Hier kam wohl nur wieder mal meine Perfektionistenader zum Vorschein. Zum Glück war im Büro noch nichts von einem neuen Großauftrag zu erwarten, denn so konnte ich mir genügend Zeit für Lienn und die Suche nach Ryan nehmen. Kleinere Arbeiten konnte ich auch zu Hause erledigen. Was ich mir von der Suche versprach? Ehrlich gesagt nicht gerade viel. Zu oft hatte ich mich schon selber auf die Suche nach ihm gemacht und Orte aufgesucht, an denen ich mir vorstellen konnte, dass er Unterschlupf gefunden hatte... Aber ich würde jeden einzelnen noch einmal aufzusuchen, wenn auch nur die kleinste Hoffnung bestünde, ihn wiederzusehen. Ich mochte Flughäfen nicht besonders, keine Ahnung wieso. Vielleicht wegen der Masse an Menschen, dem Geruch, der Hektik, welche überall lauerte. Das Fliegen allerdings liebte ich sehr. Als Kind war ich mal mit meinem Dad in einem Segelflugzeug geflogen... es war der reinste Wahnsinn gewesen. Eine Durchsage folgte der nächste und während ich auf die Richtige wartete, kaufte ich mir einiges, das ich nur hier bekommen konnte, natürlich immer die Augen offen, schließlich konnte Ryan genauso hier wie an jedem anderen Ort der Welt sein. Die Durchsage erfolgte, ich machte mich auf zu der passenden Empfangshalle. Es war schon ziemlich ironisch jemanden zu begrüßen, den man eigentlich wie verrückt suchte. Wenigstens brauchte ich in Lienns Anwesenheit kein Bild mehr von Ryan mit mir rumtragen, einfach nur auf ihn deuten und fragen: Haben sie diesen Mann gesehen? Auf den Weg zu mir nach Hause kauften wir noch einige Lebensmittel, da ich zuvor keine Ahnung gehabt hatte, was Lienn so an Nahrung bevorzugte. Dass er ebenfalls auf diese ekligen Geleebonbons stand, verwunderte mich kein bisschen, Ryan konnte gar nicht genug davon bekommen. „Eine schöne Wohnung, muss man dir lassen.“ Sein erster Rundumblick war nur oberflächlich. Ich betrat die Küche, stellte zuerst die Tüten mit den Lebensmitteln ab und führte ihn dann ein Stückchen den Flur hinunter. „Du kannst hier schlafen“, deutete ich auf das Arbeitszimmer, bei welchem es mich heute Morgen ziemlich viel Überwindung gekostet hatte, hineinzugehen und das Bett frisch zu überziehen. „Danke, ich mach mich kurz frisch, ok?“ „Das Bad ist direkt hier“, zeigte ich auf die nächste Tür. „Hunger?“ „Ja, gerne.“ Er lächelte und in meinem Inneren zog sich alles zusammen. War es wirklich eine so gute Idee gewesen, ihm anzubieten, bei mir zu wohnen? Vielleicht hätte ich doch dem Hotelvorschlag zustimmen sollen? Na ja, jetzt war es eh zu spät, ich konnte ihn ja schlecht wieder vor die Tür setzen, nur weil mich sein Lächeln ziemlich durcheinander brachte. Den Rest des Abends verbrachte ich damit, mir Anekdoten aus Ryans Kindheit anzuhören, und auch ich selber konnte die ein oder andere zum Besten geben. Doch schwieg ich lieber und hörte Lienn zu. Es war schon ein ziemlich seltsames Gefühl, hier mit ihm auf meiner Couch zu sitzen, doch umso mehr er sprach, umso genauer ich ihn beobachtete, fielen mir immer mehr Unterschieden zwischen ihm und Ryan auf. Gestiken, das komische Stirnrunzeln, welches Ryan öfters von sich gab, wovon aber bei Lienn nicht die kleinste Spur zu sehen war, oder die hektischen Handbewegungen, die Ryan niemals machte. Es waren nur Kleinigkeiten, doch halfen mir diese sehr, nicht verrückt zu werden. ~ * ~ Am nächsten Tag suchten wir zuerst den Ort auf, an dem ich Ryan damals aufgegabelt hatte. Natürlich glaubte ich nicht, dass er hier jemals auftauchen würde, außer er wollte gefunden werden. Doch ich schaffte es nicht, Lienn von dieser Befürchtung zu erzählen, ihm jetzt schon die Hoffnung zu nehmen. Natürlich trafen wir ihn hier nicht an, fragten noch den ein oder anderen Bewohner der Umgebung, ob er Ryan gesehen hatte und zogen mit einigen komischen Angaben, die uns aber kein bisschen weiterhalfen, weiter. Systematisch wollten wir vorgehen, und so gingen wir zur Stadtinformation und holten uns die Anschriften von allen Obdachlosenheimen und irgendwelchen Essenseinrichtungen, die die Stadt zu bieten hatte. Die Liste war ziemlich lang. Ich hatte nie damit gerechnet, dass es so viele Anschriften dieser Art in der Stadt gab, und ich folgte Lienn in den nächsten zwei Tagen zu jeder Einzelnen von ihnen. Viele gaben uns die Info, Ryan schon mal gesehen zu haben, aber nicht wussten, wo er sich momentan aufhalten würde. Einer behauptete, dass er jetzt in einer hübschen Apartmentwohnung eines Architekten leben würde... na, wer mochte das wohl sein? Als nächstes fragten wir bei der Polizei nach, ob irgendjemand in Haft sitzen würde, auf den Ryans Beschreibung passt, eigentlich hätten wir damit anfangen sollen. Aber irgendwie glaubte ich nicht daran, dass er straffällig auffallen würde. „Morgen sind dann die Krankenhäuser dran.“ „Gott, meine Füße bringen mich um... sag mal, was machst du eigentlich beruflich? Bist du Bergsteiger oder so etwas in der Art?“ „Ich bin in einer Anwaltskanzlei tätig.“ „Wirklich? Ist das nicht ein wenig trocken... ich meine, du kommst mir gar nicht so vor…wie ein Bürokratenhengst. Im Garten machst du eine viel bessere Figur.“ Ein schelmisches Grinsen überrannte meine Lippen. „Du lachst, aber wenn du es wissen willst, würde mir das auch viel besser gefallen.“ „Warum dann Jura?“ „Ich dachte mir, wenigstens einer von uns, sollte doch Moms Wünsche erfüllen können.“ Eine bedrückende Stille trat ein. „Lass uns schlafen gehen“, klopfte ich mir selber auf die Knie. „Morgen wird wieder ein langer Tag.“ „Nichts dagegen.“ Doch von Schlafen war bei mir nicht die Rede. Wie auch die Nächte zuvor, lag ich stundenlang im Bett, wälzte mich von einer Seite auf die andere und dachte immer wieder über die letzten Monate nach. Besonders irritierte mich aber immer noch die Tatsache, dass Ryan mich wegen der Sache mit dem Schwulsein angelogen hatte. Weshalb? Ich meine, auch wenn er nichts von mir gewollte hätte... wieso war er nicht ehrlich zu mir gewesen und sagte einfach: „Sorry, aber du bist nicht mein Typ... aus uns wird nichts.“ oder irgendwas in der Art? Doch stattdessen kam er mit dem Geschwätz von wegen „Lieber Kerl“. Ich wollte nicht lieb sein, ich wollte das haben, was ich mir wünschte, auf keinen Rücksicht nehmen müssen, um es zu bekommen... ich wollte ihn. ~ * ~ Ein Krankenhaus nach dem anderen strichen wir von unserer Liste. Meistens gab man uns die Auskunft, dass man uns keine Auskunft geben konnte. Wirklich hilfreich war das natürlich nicht, aber wir dachten uns, wenn Ryan in einer der Stationen liegen würde, hätte man uns bestimmt nicht so einfach wieder gehen lassen. Immerhin würden sie sich bestimmt darüber freuen, wenn jemand die Krankenhausrechnung bezahlen könne. Wir betraten das Central Hospital, ein eher am Stadtrand liegendes Gebäude. Vor einem Jahr hatte unser Architektenbüro die neue Kuppel des Krankenhauses entworfen. Wir waren gerade erst einige Schritte hinein getreten, als uns ein freundliches Lächeln entgegen geworfen wurde. „Hi Ryan.“ Nicht nur mir zog der Schrecken durch die Gliedmaßen. Ich griff nach dem Arm, der in einer rosa Uniform steckenden Krankenschwester. „Heeeyyy...“, beschwerte sie sich über meinen ungewollten Kontakt. „Entschuldigung, aber...“, ich ließ ihren Arm wieder los. „Kennen Sie dieses Mann“, deutete ich auf Lienn, verwirrt schaute sie mich an. Ihr Blick blieb an Lienn hängen, als stelle sie die Frage: „Soll ich sagen, dass ich dich kenne?“ „Wir suchen ihn... Ryan.“ Natürlich ließ der verwirrte Ausdruck mit dieser Aussage nicht wirklich nach, verstärkte sich eher noch. „Das ist sein Zwillingsbruder... wir sind wirklich ganz dringend auf der Suche nach Ryan“, flehte ich. „Bitte, wenn Sie wissen, wo mein Bruder ist, dann...“, mischte sich nun auch Lienn ein. „Ich... nein, ich weiß leider nicht, wo er ist.“ „Woher kennen Sie ihn denn, war er hier Patient?“, forschte ich nach. „Nein, ich kenne ihn vom Blutspendedienst aus der 22sten. Ich arbeite dort zweimal in der Woche freiwillig und Ryan kenne ich... na, halt vom Blutspenden.“ „Können Sie uns sagen, wann Sie ihn das letzte Mal gesehen haben?“ „Muss man dort keine Anschrift abgeben?“ Wir waren Feuer und Flamme. „Nein, keine Anschriften und das letzte Mal, sah ich ihn vor… gut fünf Wochen, wenn ich mich nicht irre.“ „Fünf Wochen? Warum sollte er... da war er doch noch bei mir?“ „Ach so... dann müssen Sie Chris sein?“ Ihr Gesicht erhellte sich freudig. „Ja“, antwortete ich verblüfft. „Es freut mich wirklich, Sie mal kennenzulernen, Ryan hat mir so viel von Ihnen erzählt. Ihre Freundlichkeit, dass Sie ihn einfach so aufgenommen haben und so... ich war sichtlich beeindruckt, dass es noch solche Menschen auf der Welt gibt. Es sollte mehr wie Sie geben“, strahlte sie immer noch mit sich selber um die Wette. „Können Sie uns denn irgendetwas sagen, das uns weiterhelfen kann, ihn zu finden?“, fragte Lienn. „Nein, aber in einer Woche sind wieder sechs Wochen um. Ryan kam alle sechs Wochen zum Spenden. Vielleicht schauen Sie einfach mal vorbei... vielleicht haben Sie ja Glück.“ Mit einer Adresse verließen wir wenig später das Central wieder. Es fühlte sich komisch an, ihm so nahe zu sein, jemanden gefunden zu haben, der mehr von ihm wusste als nur wie er aussah, und sie wusste über mich bescheid, er hatte von mir erzählt... Aber warum war er weiterhin dorthin gegangen? Sparte er Geld zusammen, hatte er schon länger vorgehabt zu gehen? ~ * ~ Tage, die nur so dahin schlichen. Zwar machten wir weiterhin unsere Runden durch die Stadt, doch hatten wir unsere ganze Hoffnung auf diese zwei Tage gelegt, an denen Ryan laut seinen Gewohnheiten beim Blutspendedienst auftauchen sollte. Wenn wir einmal nicht durch die Stadt hetzten oder gerade einen interessanten Punkt erreicht hatten, verbrachten wir ein wenig Zeit mit Essen gehen, einem Museumsbesuch oder sogar einmal Kino. Es fühlte sich fast so an, als würden wir eine riesige Stadtrundfahrt mitmachen, die niemals enden wollte. Wieder einmal daheim, erwarteten mich vier Meldungen auf meinem Anrufbeantworter. Drei Mal fand meine Mom es nötig, sich bei mir zu melden, um mich an die Hochzeit von Tante Susan in zwei Wochen zu erinnern, der andere Anrufer war David. Ich hatte mich schon ziemlich lange nicht mehr bei ihm gemeldet, aber ich wollte ihm im Moment nichts erklären müssen, keine Rechenschaft über mein Tun ablegen... also rief ich ihn nicht an. Ich fischte die Reste vom gestrigen Essen aus dem Kühlschrank, erwärmte sie in der Mikrowelle. „Was willst du ihm eigentlich genau sagen, wenn du ihn wieder siehst“, fragte ich mit halbleerem Mund. „Keine Ahnung, ich habe mir nichts zurecht gelegt, wenn du das meinst. Er ist mein Bruder, irgendwie hoffe ich, dass es nicht wirklich nötig ist, viele Worte zu benutzen.“ „Denkst du, er will wieder nach Hause kommen?“ Meine Gabel glitt wieder abwärts. Wenn es so kam, würde ein Zusammensein mit ihm auch unmöglich für mich werden. „Nein, dafür hatte er zu viel Freiheit, um nun wieder mit unserer Mom unter einen Dach leben zu müssen. Aber ich hoffe, dass er wenigstens ab und zu mal vorbei kommt, anruft, uns wissen lässt, dass es ihm gut geht... mehr nicht... Und du? Was erhoffst du dir?“ „Alles und gleichzeitig gar nichts. Einerseits wünsche ich mir natürlich, ihn auch von einer anderen Seite kennenzulernen, andererseits bin ich mir eigentlich sicher, dass es niemals so kommen wird.“ „Wieso gehst du so negativ an die Sache ran?“ „Was soll ich sonst tun? Wenn er sich irgendwas mit mir hätte vorstellen können, dann wäre er doch nicht weg gegangen, oder? Er hatte doch die Gewissheit, dass ich ihn wollte. Wenn er es also…wäre er doch nicht gegangen.“ „Ich weiß nicht...“ „Lass uns nicht darüber spekulieren“, wurde ich ein wenig schroff, es hatte doch sowieso keinen Sinn darüber nachzudenken. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern.“ „Schon ok... Ich mach dann mal den Abwasch.“ Ich stand auf, sammelte die Teller ein. „Soll ich dir helfen?“ „Nein, schon gut... ist fast so wie ne Art Therapie für mich.“ ~ * ~ Punkt 8.00 Uhr am nächsten Morgen standen wir vor dem Eingang des Blutspendedienstes. Den ganzen Tag über konnte man hier vorbei kommen und anderen Leuten mit einer Spende vielleicht das Leben retten und dafür Geld und eine Mahlzeit einheimsen. Also stellten wir uns auf einen langen Tag des Wartens ein. Maggy, die Schwester aus dem Krankenhaus, die ebenfalls heute hier war, spannte uns auch direkt als Hilfskräfte mit ein, und wir durften irgendeine Brühe, die sich Suppe schimpfte, auf Schüsseln verteilen. Ich kam nicht drum herum, dass komisch aussehende Gebräu zu probieren. Angeekelt verzog ich das Gesicht. „Und?“ „Ekelhaft... ich komm gleich wieder.“ Ich ging nach hinten und durchwühlte die Küche nach etwas brauchbaren. „Was tust du?“ Lienn schaute mir perplex zu. „Nicht fragen, schälen“, drückte ich ihm eine Knolle in die Hand. „Was soll das denn werden?“, fragte nun auch die Dame nach, die für diesen Götterfraß zuständig war. „Ein kleines, menschliches Experiment.“ Nur ein kleines „Pfff“ bekam ich darauf zur Antwort, ehe sie sich wieder umdrehte und verschwand. 20 Minuten später hatte ich es tatsächlich geschafft, dieses Zeug genießbar zu machen. Und gerade in diesem Moment, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und Ryan stand im Raum. Ich stieß meinen Nachbarn leicht in die Rippen, bis auch er seinen Blick in Richtung Tür wendete. „Gott, das gibt’s ja nicht“, sprach er seine Verblüffung vor mir aus, denn genau wie ich selber, hatte er, trotz allen Hoffens, nicht wirklich mit dieser Möglichkeit gerechnet. Doch was jetzt? Was ihm sagen, fragen... was sollten wir eigentlich tun? Doch eh ich mich überhaupt für irgendwas entscheiden konnte, lief Lienn um die Theke herum, streifte sich das blöde Haarnetz vom Kopf und ging auf Ryan zu. Ich wartete nicht lange, folgte ihm. Und es passierte alles in Sekunden: Ryan sah Lienn, konnte den Kontakt vor Verwunderung wohl erst einmal nicht abbrechen. Dann traf sein Blick auf mich, als ich neben seinem Zwilling zum Stehen kam... und dann, rannte er einfach hinaus. Panik stand in seinen Augen geschrieben und ich wollte ihm noch hinterher rufen, schaffte aber nicht, auch nur einen Ton herauszubringen. Dafür war es Lienn, der ihm wie wild hinterher schrie, sagte, dass er nicht vor ihm wegrennen solle. Endlich schaffte auch ich mich zu rühren und wir folgten ihm, traten wie er auf die Straße. Ungläubig schaute er sich zu uns um, pure Verzweiflung war in ihm zu erkennen, während ich das Motorrad auf ihn zurasen sah... Part 05 – Ende Hosted by Animexx e.V. 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