Fremde Welten Spezial: Es gibt keine Zufälle (#3 1/2) von Purple_Moon (oder: "Fremde Welten" kommt auf den Hund!) ================================================================================ Kapitel 7: Hunde am Sonntag --------------------------- Die Männer zogen sich eilig etwas über und trockneten notdürftig ihre Haare, nachdem Kuro das Wasser zurück in die Badewanne gezaubert hatte und alle mit Waschen fertig waren. Sugoroku wartete unten und unterhielt Mai solange. „Ich hatte eigentlich gehofft, Joey hier zu treffen. Er geht nicht an sein Handy,“ sagte sie. „Ach herrje… das muss oben irgendwo liegen,“ fiel es dem alten Mann ein. „Wahrscheinlich ist der Akku leer, wir haben das Klingeln nicht gehört. Er, äh… hat es hier vergessen.“ „Joey ist aber nichts zugestoßen, oder? Ist er mit den Jungs unterwegs?“ fragte Mai nach. „Wissen Sie, Herr Mutou, ich habe ihm einen Korb gegeben, und er scheint es etwas schlecht aufgefasst zu haben…“ „Dann hattest du Angst, dass er sich was antut?“ „Ja… ich habe heute früh versucht, ihn anzurufen, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, und jetzt mache ich mir ernsthaft Sorgen.“ Sugoroku rieb sich den Bart. „Kannst du dich an irgendwas erinnern, ich meine…“ Er konnte ja schlecht fragen, ob sie gesehen hatte, wie Joey sich in einen Hund verwandelt hatte! „Hat er sich seltsam benommen oder so?“ „Hm… ich weiß es gar nicht genau… nicht seltsamer als sonst,“ überlegte die junge, attraktive, vollbusige… äh, die junge Frau. Sugoroku bemühte sich, den Blick von ihrer Oberweite abzuwenden, aber dadurch richtete er ihn automatisch auf ihren Rock. Mist. „Ach, soweit ich weiß, haben Yami und Yugi ihn gestern noch gesehen… dem geht es bestimmt gut…“ „Naja, ich wollte ja nur nachfragen.“ In diesem Moment kam Kuro die Treppe hinunter. Er grinste entschuldigend. „Guten Tag, meine Dame! Mai, nicht wahr?“ Sie schüttelte ihm errötend die Hand. „Ja, ähm…“ „Mein Name ist Kuro. Ich bin gestern mit meinen beiden Freunden aus dem Schattenreich angekommen.“ „Oh… ach wirklich?“ Mai schaute unsicher zu Sugoroku. „Es stimmt, er ist der Erfahrene Dunkle Magier,“ bestätigte dieser. „Der Vater von Dark, den du ja neulich kennen gelernt hast, als er mit Blacky und Appi hier war.“ Mai nickte höflich. „Ah ja… und wer sind deine beiden Freunde?“ „Der Drache Gandora und Prinz Soach von den Eisigen Inseln – Blackys Vater.“ „Gandora hat allerdings die Gestalt eines großen Mannes angenommen,“ warf Sugoroku schnell ein. Mai runzelte nachdenklich die Stirn. „Blackys Vater… hm… Blacky ist doch der Magier des Schwarzen Chaos, nicht?“ „Genau,“ nickte der alte Mann. „Das macht dann Blacky auch zu einem Prinzen.“ „Ah… das meine ich nicht…“ Mai schaute zur Treppe, von wo gerade auch Soach die Szene betrat. Ihre Augen weiteten sich und ihr Körper spannte sich an. Sugoroku deutete ihr Verhalten als allgemeines Erstaunen, schließlich war der Blauhäutige schon eine ungewöhnliche Erscheinung, selbst wenn man den Sohn kannte. Die Situation war viel zu normal, als dass er sich Sorgen gemacht hätte. „Soach – Mai Valentine,“ stellte er die beiden einander vor. Dann nahm die Sache einen etwas anderen Verlauf als erwartet. Soach hatte inzwischen nicht mehr mit der Reaktion gerechnet, die gegen ihn krachte, als er Mai begrüßte. „Freut mich,“ sagte er und wollte eigentlich mit einem Lächeln ihre Hand schütteln. „Prinz Soach, ja?“ Sie schlug empört seine Hand weg. „Denk nicht, dass ich dich nicht wiedererkenne, du Scheusal!“ Wie eine Furie ging sie auf ihn los, den rechten Ellenbogen voran und auf seinen Brustkorb gerichtet. Soach wich reflexartig aus, so dass sie an ihm vorbei stolperte, und versetzte ihr noch zusätzlich einen Schubs. Noch während sie lang hinfiel, stellte er sicher, dass sie nicht wieder hochkam: Innerhalb weniger Augenblicke kniete er halb auf ihr und hatte eine Hand in ihrem Nacken, die andere mit klauenartig gekrümmten Fingern erhoben. Das alles passierte, ohne dass er darüber nachdachte. Hinterher wurde ihm bewusst, dass seine Reaktion vielleicht nicht dazu beitrug, Menschen von seinen guten Absichten zu überzeugen. Zum Glück war sonst nur noch Sugoroku da, denn Kuro und Gandora kannten seine Reflexe ja schon. Mai atmete hektisch, wagte es aber offenbar nicht, sich zu bewegen. Und sie hielt den Mund. Soach ließ zügig von ihr ab und erhob sich, verkniff sich dabei jeden Kommentar, obwohl ihm einige auf der Zunge lagen. Aber er wusste, warum sie so reagiert hatte… sie sah in ihm nur den Mann, der an der Seite von Malice gestanden hatte, während dieser nicht nur seinen Duellgegner, sondern noch diverse andere Personen gefoltert hatte, in einem Schattenspiel voller mieser Regeln. Im Prinzip konnte er froh sein, dass Yugis Truppe ihn so vorbehaltlos akzeptiert hatte. Trotzdem entschuldigte Soach sich nicht – sie hatte ihn angegriffen, und er hatte reagiert. Seine Reflexe waren ihm von klein auf antrainiert worden. Davon abgesehen… er war nicht der nette Onkel von nebenan. Kuro half Mai hoch. Sie ließ es sich gefallen, riss sich dann aber rigoros von ihm los. „So, das ist also einer Freunde? Ist dir klar, wer das ist?“ „Vollkommen,“ antwortete Kuro. „Ich weiß, wer er war, und ich weiß, wer er ist. Du solltest nicht so voreingenommen sein.“ „Du erwartest hoffentlich nicht von mir, dass ich mich mit ihm anfreunde? Er und Malice haben uns alle mit ihren Schattentricks terrorisiert!“ schrie Mai aufgebracht. „Keiner kann von dir verlangen, dass du ihn von einem Moment auf den anderen magst, ich hab auch lange an meiner Meinung festgehalten und ihm das Leben schwer gemacht,“ entgegnete Kuro liebenswürdig. „Aber eigentlich ist er ganz in Ordnung.“ „Eigentlich, he?“ Mai schnaufte genervt. „Er hat mich zu Boden geworfen und mich wehrlos gemacht!“ „Selbstverteidigung,“ winkte Kuro ab. „Er macht da keine halben Sachen, und das ist in manchen Fällen auch gut so. Es ist doch im Prinzip nicht viel passiert.“ Soach fand es erstaunlich zu beobachten, wie sich Kuro für ihn ins Zeug legte. Mit ihm hatte er am Anfang auf Schloss Lotusblüte am meisten Probleme gehabt. Später hatte der Finsternismagier dann aber zugegeben, dass er nur einen Sündenbock gesucht hatte, weil er unter der Gedankenkontrolle von Malice seiner eigenen Familie geschadet hatte und damit nicht klarkam. Mai gingen langsam aber sicher die Widerworte aus, so dass sie es schließlich dabei beließ, Soach noch einmal giftig anzuschauen und ihn dann zu ignorieren. Als Gandora noch hinzu kam, war für ausreichend Ablenkung gesorgt. Er benahm sich auch in seiner jetzigen Gestalt sehr wie ein Drache: Er saugte mit bebenden Nasenflügeln ihren Geruch ein, machte sein gurrendes Geräusch und ließ Kuro ein paar Komplimente übersetzen, die Mai ausreichend schmeichelten, um sie für ihn zu erwärmen. Alle verschwiegen ihr wohlweislich, dass er Soachs ganz persönlicher Drachenfreund war. Als Sugoroku die Gruppe dazu aufforderte, sich doch ins Wohnzimmer zu setzen, lehnte Mai mehr oder minder höflich ab. „Danke, aber ich bin nur gekommen, um mich nach Joey zu erkundigen. Ansonsten möchte ich nicht länger als nötig mit dem da unter einem Dach sein...“ Es war klar, wen sie meinte. Soach hoffte nur, dass die anderen nun keine Minuspunkte bei ihr gesammelt hatten, weil sie ihn bei sich duldeten. Andererseits... was ging es ihn an? Das musste Mai schon akzeptieren und ihre Freunde nicht danach bewerten. Als sie fort war, setzten sich die restlichen trotzdem ins Wohnzimmer. „Die Jungs müssten eigentlich bald auftauchen... seit sie alle mit der Schule fertig sind, verbringen sie die Wochenenden oft bei mir, wenn auch nicht immer.“ Sugoroku verteilte Gläser und reichte Limonade in die Runde. „Bei so seltenem Besuch werden sie sich die Gelegenheit doch sicher nicht entgehen lassen... oder sie denken, dass ich sie ja dann nicht auch noch als Gesellschaft brauche, hohoho!“ „Wer weiß, was die gerade machen... wenn sie nur ansatzweise so sind wie unsere Jungen...“ murmelte Kuro. „Es ist direkt bedauerlich, dass nicht einer von ihnen eine Frau ist, dann hätten wir bestimmt schon mehrere Enkel. Aber so wie es aussieht, werde ich keine kriegen.“ „Das kann man nie wissen,“ widersprach Soach ihm. „Du bist ja auch noch nicht zu alt, um noch ein paar Kinder zu produzieren!“ „Ich soll mir wohl ein Beispiel an dir nehmen, was?“ „Würde jedenfalls die Chancen auf Enkel erhöhen, ansonsten darfst du dich nicht beschweren.“ „Wen hast du vorhin eigentlich an diesem Dingsda gesprochen, diesem...“ „Telefon.“ „Ja.“ Soach grinste hintergründig. „Sag ich nicht.“ Kuro sah aus, als platzte er vor Neugier, aber er wusste auch, dass er aus ihm nichts heraus bekam, wenn er sich in den Kopf gesetzt hatte, nichts zu sagen. Also schüttelte der Magier nur seufzend den Kopf und verstrickte Sugoroku in ein Gespräch über Enkelkinder. Soach indessen suchte Augenkontakt mit Gandora, doch es gelang ihm noch immer nicht, die Gedankenverbindung wieder herzustellen. Vielleicht gab sich das, wenn sie wieder im Reich der Schatten waren und sein Freund seine Drachengestalt wieder hatte... nur nicht daran zweifeln. *** Es war schon ziemlich ironisch, wie einen das Schicksal manchmal einholte: Joey saß in dem Beifahrerwagen von Mariks Motorrad und hatte eine Fliegerbrille auf und einen dünnen Schal um, was an ihm ungemein cool aussah. Allerdings hatte er sich früher immer ein bisschen über Leute lustig gemacht, die ihre Hunde so zurechtmachten. Das war jetzt wohl die Rechnung. Jedenfalls hatte er sich schon gefragt, wie Marik ihn zum Strand transportieren wollte, aber das war ja jetzt geklärt. Der Ägypter achtete sehr darauf, dass seinem Mitreisenden nichts passierte, und war auch sichtlich froh darüber, dass die Fahrerei dem Hund nichts ausmachte. Joey bemühte sich im Gegenzug, ein guter Hund zu sein. Aber wehe, wenn er Yugi und die Sippschaft erwischte! Die hatten ihm das alles schließlich eingebrockt! Seine Rachegedanken verflogen bald wieder, als sie ihr Ziel erreichten. Es war vielleicht etwas frisch um diese Jahreszeit, aber das Meer hatte nie so intensiv nach Salz und Algen gerochen. Begeistert stürzte er sich in die Wellen und schnüffelte auf dem nassen Sand an Tang, Muscheln und Krabben. Sogar der Wind roch nach den verschiedensten Dingen, als brächte er Andenken von weit entfernten Küsten mit. Die Geräusche waren auch viel besser zu hören: Möwen, Schiffe, Schritte in der Nähe. Und natürlich die Wellen selbst. Als der Hund sich ein bisschen ausgetobt hatte, warf Marik einen Tennisball für ihn. Joey starrte den Blonden an, während Marik erwartungsvoll darauf hoffte, dass er hinter dem Ding her schoss. Sollte er ihm den Gefallen tun? Joey dachte darüber nach, aber er konnte sich nicht dazu überwinden. Der Ball war mit Sicherheit ganz nass und dreckig. Neee... er trabte los und fand den Ball auf einem Streifen nassen Sandes. Bellend zeigte er Marik, wo das Objekt war, aber apportieren kam nicht in Frage. „Was denn, kennst du das Spiel nicht?“ Marik klang direkt enttäuscht und warf den Ball nochmal. Joey setzte sich demonstrativ hin und sah in eine andere Richtung. Dafür tauchte ein kleinerer Hund aus dem Nichts auf und schnappte sich den Ball. Joey verspürte so etwas wie Besitzerehre, kämpfte dieses Gefühl aber nieder. Er würde sich nicht dazu herablassen! Eine ältere Dame kam in Sichtweite. „Ach, entschuldigen Sie, ist das Ihr Ball, junger Mann? Maxi hat ihn sich einfach geholt, das tut mir Leid...“ Sie nahm dem kleinen Kläffer den Ball weg und reichte ihn Marik. Dieser hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, Maxi kann ihn behalten. Ich dachte, ich mache Joey eine Freude, aber er interessiert sich gar nicht dafür.“ Maxi rannte inzwischen um Joey herum, der aufsprang und der schnüffelnden Nase auswich. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass das andere ein Rüde war... zumal man das auch deutlich sah, aber daran lag es nicht. Es war quasi Instinkt. Bedeutete das, dass er immer mehr zu einem Hund wurde? Maxi versuchte, ihn am Hintern zu beschnüffeln, erkannte Joey nach einigen Sekunden. Soweit kam's noch! Joey sprang weg und schnappte nach dem Wadenbeißer. „Ach, wie süß die miteinander spielen!“ schwärmte die Frau. „Ich hoffe nur, sie tun sich nichts,“ murmelte Marik. „Wissen Sie, ich habe Joey nur in Pflege, deshalb kann ich sein Verhalten kaum abschätzen...“ „Oh... na, überlegen Sie denn, sich einen eigenen Hund anzuschaffen?“ fragte Maxis Besitzerin. „Ja... insofern kommt es mir gelegen, dass ich mit ihm sozusagen etwas üben kann...“ sagte Marik nachdenklich. Joey war noch damit beschäftigt, dem kleinen Kläffer auszuweichen, der sich mittlerweile bestimmt wie der König des Strandes vorkam, weil der größere Hund ihm wegsprang. Zum Glück trennten die beiden Menschen sich dann bald und pfiffen ihren jeweiligen Vierbeiner zu sich. In dem Fall gehorchte Joey nur zu gerne. Maxi und sein Frauchen waren aber bei Weitem nicht die letzten Spaziergänger, die ihnen begegneten. Menschen allen Alters mit Hunden jeder Rasse waren unterwegs – unglaublich, dass nicht schon der ganze Strand zu einem Hundeklo verkommen war, aber vielleicht machten sie ja alle hinter ihren Hunden sauber... Joey vermied es tunlichst, hier zu müssen. Er hob nur einmal das Bein an einem Wegweiser, damit Marik zufrieden war. Das war schon peinlich genug. Warum, verstand er nicht ganz... er war schließlich ein Hund, niemand würde sich etwas dabei denken. Aber wenn Marik jemals die Wahrheit herausfand, sollte er keine solchen Erinnerungen von ihm haben! Die vielen Hunde waren ziemlich stressig. Joey wich ihnen erst aus, wie er es bei Maxi gemacht hatte, aber auf die Dauer war das zu anstrengend... und einige der anderen Köter waren echt groß! Zum Glück wurden diese meistens von ihren Besitzern an die Leine genommen. Nach einer Weile begann er, die anderen Hunde anzukläffen, damit sie sich von ihm fern hielten, aber sie verstanden anscheinend seine Sprache nicht und wurden meistens erst recht neugierig. Joey kam zu dem Schluss, dass seine Verwandlung nicht vollständig war – zum Glück. Er sah aus wie ein Hund und hatte Sinnesorgane wie ein Hund, manchmal machte er auch etwas instinktiv, aber er verstand echte Hunde nicht. Er war also irgendwie doch noch ein Mensch, was ihn erleichterte. Den Tag am Strand hatte er sich entspannender vorgestellt – an die Hunde hatte er nicht gedacht. So wie die Dinge lagen, war er froh, als Marik endlich zu seinem Motorrad zurückkehrte und sie den Heimweg antraten. Da war es dann auch schon fortgeschrittener Nachmittag und Joey hatte Hunger. Marik hatte keine Erfahrung mit Hunden, aber was er über sie wusste, schien zu einem Großteil nicht auf Joey zuzutreffen. Er machte sich allerhand Gedanken, was dem armen Jungen wohl bei seinem richtigen Besitzer zugestoßen sein mochte und wie sein Leben wohl generell ausgesehen hatte. Anscheinend kannte er gar keine anderen Hunde. Vielleicht hatte nie jemand mit ihm Ballwerfen gespielt. Aber womöglich war das auch alles ganz normal, nur Marik wusste es nicht. Er beschloss, gleich am Montag ein Buch über Hunde zu kaufen oder sich heute noch in einem passenden Internetforum anzumelden. Zu Hause angekommen, steckte er den sandverkrusteten Hund in die Dusche. Das wiederum ließ Joey sich gerne gefallen. Er hielt still, als Marik ihn mit Shampoo wusch und später mit einem großen Handtuch trocken rubbelte. Möglicherweise hatte er es mit einem reinen Haushund zu tun, der lediglich in der Stadt Auslauf gehabt hatte, oder er hatte weit weg von anderen Hundebesitzern gewohnt. Er kannte jedenfalls moderne Badezimmer. Vielleicht war der Besitzer ein reicher Schnösel, der weit ab vom Rest der Welt am Meer wohnte. Schließlich hatte Joey den Strand auch gemocht, aber seine Artgenossen nicht. Es war schwierig. Marik fragte sich, ob er überhaupt der Aufgabe gewachsen war, sich um einen Hund zu kümmern. Er wollte nicht so schnell aufgeben, andererseits machte er sich vielleicht auch nur etwas vor. Denn wenn er ehrlich war, war die Idee, einen Hund zu haben, daraus entstanden, dass er sich einsam fühlte. Der Hund wäre nur ein Ersatz für... Das Telefon klingelte. „Ishtar.“ „Hey, Marik!“ rief Yugi in den Hörer. „Wir wollen mit dem Besuch essen gehen, willst du mit?“ „Ähm... wenn ich darf?“ Das ließ er sich doch nicht entgehen... auf die Gesichter der Kellner war er schon gespannt. „Wir holen dich in zwanzig Minuten ab!“ Yugi legte auf. „Gute Nachrichten, Joey,“ wandte Marik sich an den Hund. „Unser Abendessen ist gesichert. Bestimmt gibt es in Domino ein Restaurant, wo Hunde bedient werden.“ Joey bellte zweimal kurz, was zustimmend klang. Marik suchte sich rasch bessere Kleidung zusammen und verschwand im Bad. *** Seto fand es etwas problematisch, die ganze Gruppe aus dem Schattenreich und dann noch den Köter mit zum Essen zu nehmen, aber das lag nicht einmal an dem Hund. Seto kannte genug Restaurants, die mit Stolz auf die Wünsche der Gäste eingingen, die ihre Hunde mitbrachten. Aber er wollte sich nicht gerne blamieren. Gandora hatte lediglich Kleidung aus Bettlaken, und in der Größe konnte man auch fast nichts kaufen. Nicht einmal Setos überbezahlter und deshalb sehr schnell arbeitender Lieblingsschneider konnte rechtzeitig eine Garderobe für den Drachenmann herbeizaubern, nachdem die Truppe spontan beschlossen hatte, dass sie außer Haus essen wollten. Mokuba, der sie heute ebenfalls begleitete, war da auch keine Hilfe, er unterstützte Yami und Yugi mit der Idee noch. Allerdings fand sich dann eine erstaunlich einfache Lösung. „Illusionszauber,“ erklärte Kuro, nachdem er eine Minute lang konzentriert die Hände über Gandoras Kleidung hatte gleiten lassen. „Ich kann auch Kleidung zurechtzaubern – zum Beispiel vergrößern. Aber wir haben kein passendes Ausgangsmaterial. Und mit euren komischen Fasern kenne ich mich nicht aus.“ Seto blinzelte. Es sah so aus, als hätte der große Mann ein nettes Gewand im Mittelalter-Stil an, wie seine beiden Begleiter. „Kannst du auch seine Hautfarbe und diese... Juwelen verbergen, damit wir nicht mehr als nötig auffallen?“ „Klar...“ Kuro sorgte dafür, dass Gandora gleich darauf wie ein Profiboxer aussah, breitschultrig und riesig, aber ansonsten normal, wenn man von der voluminösen Haarpracht absah. Aber selbst die war noch normal genug – eigentlich nicht viel wuscheliger als Mokubas. Als Kuro sich dann aber zu Soach umdrehte, um bei ihm dasselbe zu machen, sah dieser ihn sehr böse an, worauf er seine Hautfarbe behalten durfte. Niemand diskutierte mit ihm darüber. Seto beschloss bei sich, auf jeden Fall eine verborgene und möglichst dunkle Ecke in dem Restaurant auszusuchen. Ansonsten freute er sich auf den Abend – obwohl auch Wheeler dabei sein würde. Darauf war natürlich wieder Yugi gekommen. Der war viel zu gutmütig. Aber Seto sah es positiv – er konnte den Kerl den ganzen Abend ärgern! Das würde ihn dann auch davon ablenken, dass sich drei seiner Tischgenossen vermutlich wie die letzten Idioten anstellen würden. Er überlegte kurz, in ein unbekanntes Restaurant zu gehen, entschied sich dann aber doch für eins, das er kannte und wo man ihn kannte. Da stellte zumindest niemand Fragen, solange das Trinkgeld floss... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)