Zum Inhalt der Seite

A new Story

Die Geschichte einer Tänzerin~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~ Wie schnell doch ein Jahr vergeht ~

Ehrfurchtsvoll stand Sila vor dem Hauptgebäude des ihr noch so vertrauten Tanzinternats. Ein Angestellter hatte ihre Koffer bereits in ihr Apartment gebracht. Sila selbst wollte als erstes den Duft des Internats, in dem sie so viele Jahre gelernt und getanzt hatte, aufnehmen. Als ein scharfer Wind seine Richtung änderte, zog sie sicherheitshalber den langen, dicken Mantel, den ihre Eltern ihr mitgegeben hatten, enger um ihren Körper.

'Ja!', dachte sie, 'Es wird wieder Herbst... Kaum zu glauben, dass es jetzt schon über ein Jahr her ist, seit...'

Sie konnte den Gedanken noch nicht einmal zu Ende führen, da bemerkte sie drei Gestalten, die auf sie zu kamen. Ohne sich groß anzustrengen, wusste sie gleich wer es war. Mit einem Jauchzen lief sie der Person entgegen, die den beiden Begleitern einige Meter voraus geeilt war. Kiso breitete lachend die Arme aus und lies Sila hinein fallen.

„Willkommen zurück, Sis!“, rief er fröhlich. Er ließ sie los, trat einen Schritt nach hinten und blickte ihr geradewegs ins Gesicht.

„Du siehst noch ziemlich blass aus...“, stellte er mit einem Stirnrunzeln fest.

„Aber es geht wieder aufwärts“, versicherte sie ihm tapfer. Philphlader und Phie standen etwas weiter hinter Kiso. Sie wollten den Geschwistern erst einmal Zeit geben. Sie haben sich lange nicht sehen können. Doch Kiso drehte sich lächelnd zu ihnen herüber und erklärte voller Stolz:

„Darf ich euch Sila DIAMON vorstellen? Meine Adoptivschwester?!“

Silas Gesicht bekam etwas Farbe und ihre Augen wurden mit dem gleichen Stolz erfüllt wie die von Kiso. Sie nickte lächelnd, fühlte sich aber etwas befangen. Als ihr Blick auf den Ring um Philphladers rechten Ringfinger fiel, wurde das Leuchten in Silas Augen größer. Dies war Kiso nicht entgangen.

„Ich Dummkopf! Ich wollte Sila nicht in Beschlag nehmen.“

Ein Jubeln erklang kurz darauf, als Sila in Philphladers und Phies Arme gleichzeitig fiel.

„Ich habe dich furchtbar vermisst, Neechan“, flüsterte Philphlader mit Tränen in den Augen.

„Es ist schön dich wieder bei uns zu haben“, fügte Phie hinzu.

Es tat so gut wieder in der Heimat zurück zu sein, stellte Sila fest. Ihr Herz wollte ihr vor Freude aus der Brust hüpfen. Als sie Philphlader, Phie und Kiso anschaute, bemerkte sie erst wie sehr sie ihre Freunde wirklich vermisst hatte. Kiso ging einen Schritt zurück und legte einen Arm um Philphladers Taille. Silas Grinsen war nicht zu übersehen. Mit geröteten Wangen fragte sie neugierig:

„Uuuuund? Wie ist es so, verheiratet zu sein?“

Philphlader errötete, blickte aber Kiso liebevoll lächelnd an.

„Ich könnte nicht glücklicher sein!“, erwiderte Kiso lächelnd und blickte seine Frau zärtlich an. „Habe ich doch das Glück die beste Ehefrau der Welt an meiner Seite zu wissen!“

Philphlader schmunzelte und gab Kiso einen kleinen Ellengobenhieb in die Seite.

„Du musst doch nicht immer so übertreiben.“

„Das ist nicht übertrieben! Wenn du mich fragst, so ist das noch entschieden untertrieben!“

Sila lachte. Sie freute sich sehr für Kiso und Philphlader. Es tat so gut die Beiden zu sehen, wie sie vor allen anderen ihre Zuneigung zueinander zeigten. Seit sie ein Paar wurden, hörten sie auf, dem anderen die Gefühle zu verheimlichen. Es war eine gute Entscheidung, stellte Sila fest. Sie sah die Liebe zum Anderen in beiden Blicken. Sie waren erst einige Monate verheiratet, doch Sila wünschte ihnen von Herzen, dass diese Liebe mit jedem weiteren Monat, Jahr und durch alle Schwierigkeiten hindurch nur an Tiefe zunehmen möge. Kiso machte einen Vorschlag:

„Sag mal, Anata! Was hältst du davon, wenn wir Sila heute zu uns zum Abendessen einladen? Es sei denn“, er blickte Sila ernst an „du würdest nach der langen Reise lieber ausruhen?“

Sila winkte lächelnd ab:

„Ich würde sehr gerne mit euch zu Abend essen, wenn es für Imôto okay ist.“

Philphlader versicherte, dass sie sich freuen würde Gäste zum Abendessen zu haben.

„Wie schön! Dann kann ich euer Apartment endlich sehen! Aber sag mal“, fuhr Sila mit fragendem Blick fort, „was meinst du mit 'Anata'?“

Philphlader lachte vergnügt auf.

„Ach Neechan! Eigentlich hat es im Japanischen nur eine Bedeutung im zusammenhängenden Satz und da steht es nur für die persönliche Anrede eines Partners oder Ehemannes...“

„Na und?! Ich mag den Begriff! Bei mir heißt es so viel wie 'darling' ... Aber 'darling' oder 'honey' sagen so viele Männer zu ihren Frauen! Ich finde es dumm Phil so zu nennen!“, verteidigte sich Kiso, „Meine Phil ist die Einzige die 'Anata' genannt wird!“

„Er lässt sich einfach nicht umstimmen, Neechan“, lächelte Philphlader vergnügt. „War er immer schon so stur?“, fragte sie im Scherz.

„Schlimmer als stur, Imôto!“, lachte Sila als sie ihren Scherz mitmachte.
 

Phie beobachtete die Szene mit einem Lächeln. Es kam ihr viel länger vor als nur ein Jahr, das seit Silas Abreise vergangen war. Kiso hatte Recht, stellte sie besorgt fest. Sila war noch sehr blass. Phie befürchtete, dass Silas Zustand sich beim Tanzen wieder verschlimmern könnte, doch sie erinnerte sich, dass sie im Brief erwähnte, dass der Arzt ihr ein gesundes Maß an Bewegung verschrieben hatte. In Gedanken ging sie zurück zu dem Tang, an dem sie, Philphlader, Kiso und der Rest des inneren Freundeskreises mit Sila am Flughafen standen und sie ein letztes Mal baten nicht weg zufliegen. Die dumme Geschichte mit Soujirou hatte Sila sehr zugesetzt. Obwohl Sila ihr versicherte, sie habe aus ihren Fehlern gelernt und wäre in Frieden mit ihm auseinander gegangen, war sie sich sicher, dass Sila nur seinetwegen zurück zu ihren Zieheltern fuhr.

„Ich habe schreckliches Heimweh, Phie!“, klagte sie ihr nach einem misslungenen Versuch Sila zu bitten nicht fort zu gehen. Auch Philphlader und Kiso konnten Sila nicht umstimmen. Als sie winkend in ihr Flugzeug stieg, ahnte niemand, dass Sila für so lange Zeit im Ausland bleiben müsste. Als Sila von der Verlobung zwischen Kiso und Philphlader hörte, wollte sie sofort wieder heim, doch sie erkrankte schwer in den darauf folgenden Tagen an einem bösartigen Virus. Der Arzt verordnete strickte Bettruhe und ihre Zieheltern, die zu dem Zeitpunkt schon die Adoptionsunterlagen bei den Behörden eingereicht hatten, kümmerten sich aufopferungsvoll um sie.
 

Phie blickte Kiso an, dessen Augen voller Freude strahlten. Er hielt seine Frau immer noch mit einem Arm umarmt, während er sich mit Sila unterhielt. Bei der Erinnerung an Kiso, als er von Silas Krankheit erfuhr, spürte Phie einen kalten Schauer den Rücken hinunter laufen. Sie wusste zwar von Anfang an, dass Kiso und Sila etwas Starkes verband, doch erlaubte sie sich nicht einmal zu denken WIE stark die Verbindung in Wirklichkeit vielleicht sein könnte.

Phie fand Kiso in einem Raum auf einer Stufe sitzen. Der ganze Raum wurde nur von den letzten Sonnenstrahlen des Tages notdürftig erhellt. Kiso hatte sich vorn über gebeugt und seine Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt. Sie fand nie heraus ob seine Augen von Tränen oder der Anspannung der letzten Tage gerötet waren. Seine Stirn wurde in Falten zusammengezogen und sein Blick zeigte seine Sorge um Sila.

„Wieso packst du nicht deine Sachen und fliegst für ein paar Tage zu ihr?“, fragte Phie ihn mütterlich, nachdem sie sich einige Minuten schweigend, zu ihm setzte. Ohne sie anzublicken konterte er mutlos.

„Wie stellst du dir das vor? Phil steckt mitten in ihren Semesterprüfungen! Ich kann sie nicht alleine lassen!“

„Hör mal“, erwiderte sie sanft, „Mimi braucht sowieso viel Zeit zum Lernen. Außerdem kannst du längst wieder zurück sein, wenn ihre Prüfungen beendet sind. Wir sind ja auch noch da.“

„Und die Hochzeit?“

„Die Vorbereitungen stehen doch eh still, solange Mimi ihre letzte Prüfung noch nicht geschrieben hat!“

Kiso gab auf: „Es geht einfach nicht!“

„Wieso nicht?“ Phie verstand einfach nicht warum Kiso so offensichtlich nach Gründen suchte um nicht zu Sila zu fahren.

„Weil! Gaaah!!! Wie könnte ich JETZT zu ihr fahren? Es würde nur Gerede geben!“

„Gerede???“, Phie blickte ihn verdutzt an, „Ihr seit doch Geschw...“

„Wir sind KEINE Geschwister!“, unterbrach Kiso Phie merklich gereizt. Als er seinen lauten Ton bemerkte, stammelte Kiso eine vorsichtige Entschuldigung und vergrub sein Gesicht in seinen großen Händen.

„Es ... es gibt da noch einen Grund, nicht wahr?“, fragte Phie nach einer Weile vorsichtig. „Du hast Sila nie als Schwester akzeptiert und warst ziemlich aufgebracht wenn sie dich als Bruder sah ... Warum?“

Kiso schwieg. Phie sah in seinem Verhalten, dass er nicht bereit war darüber zu reden.

„Ich wollte dich nicht ausfragen. Verzeih bitte.“

„Ich habe sie geliebt!“

Phie dachte sie hätte nicht richtig hingehört, denn Kiso sprach seinen Satz fast flüsternd aus. Seine Stimme zitterte.

„Bitte?“

Kiso hob seinen Kopf an und drehte sich zu Phie um mit ernstem Gesicht zu wiederholen:

„Ich habe sie geliebt! Leidenschaftlich! Nicht als Schwester ... sondern als Frau!“

„Ach du meine Güte!“ Phie schnappte nach Luft. Kiso erlebte zum ersten Mal, dass Phie die Worte ausblieben. Tatsächlich blieben ihr die Worte im Hals stecken, bis sie tief einatmete und leise fragte: „Wie lange?“

„Bis zu dem Augenblick, an dem ich deiner Schwester zum ersten Mal in die Augen sah...“

Phie schüttelte den Kopf. „Das mir das selbst nicht aufgefallen ist...“

„Unmöglich!“ Sein Unterton bekräftigte seine Aussage. „Ich habe es all die Jahre geschickt versteckt. All die Jahre habe ich gewartet und gehofft, sie würde die Augen öffnen und mehr für mich empfinden als nur für einen Bruder. Ich habe still gelitten als ihr dieser Chuck über den Weg lief...“

Sein Blick wurde noch ernster

„Deshalb habe ich ihr immer und immer wieder gesagt, sie solle dem Soujirou endlich ihre Gefühle anvertrauen ... Sie sollte nicht den gleichen Fehler wie ich machen und ihre Zeit mit hoffnungslosem Warten vergeuden!“

Phie nickte. Es war als ob ein Schleier aus ihren Augen herunter fiel. Es war so offensichtlich, aber niemand hatte es bemerkt.

„Und deine Eltern?“, fragte sie. Ihre Augen wurden größer: „Und Mimi???“

„Mutter und Vater haben mich vom ersten Moment an durchschaut. Sie kannten mich eben gut. Du hättest Sila als junges Mädchen sehen sollen, als sie mit leerem Blick und schwarzem Kleid bei uns auftauchte. Es hat Jahre gedauert bis sie wieder lächeln konnte.“

Ein zärtliches Lächeln huschte über seine Lippen.

„Meine Eltern sagten es nie, aber ich bin überzeugt, dass sie Sila aus dem einen Grund nicht adoptierten. Sie kannten meine Gefühle zu ihr.“

„Aber selbst als Adoptivschwester wäre sie doch nicht blutsverwandt mit dir...“

„Du verstehst es nicht! In unserem Land herrschen strenge Vorschriften diesbezüglich. Da dürfen Ziehgeschwister heiraten, Adoptivgeschwister nicht. So ist es immer schon gewesen. Als Adoptierte trägt Sila den gleichen Namen wie ich und das ist bei uns der Knackpunkt.“

„So ist das.“ Phie verstand solche sinnlosen Gesetze wirklich nicht. Da gab es ein Mädchen, das all die Jahre darunter litt, dass sie nie eine „Diamon“ werden konnte und der Regierung war es scheinbar gleichgültig.

„Und Phil...“ Kiso seufzte und blickte traurig auf den Boden. „Seit wir zusammen gekommen sind, hatte ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, weil ich ihr nie erzählt habe wem meine erste Liebe gehörte...“

Phie hörte gespannt zu und wagte es nicht Kiso zu unterbrechen.

„Seit wir uns verlobten schlief ich deswegen keine Nacht mehr durch... Weißt du? Ich hatte Angst sie würde mich verlassen, wenn ich es ihr sage ... Aber ich wollte ehrlich sein! Eine Ehe einzugehen und Geheimnisse vor dem Partner zu haben ist falsch!“

Phie nickte. In ihr kam noch mehr Achtung zu diesem Mann hoch.

„Ich gestand es ihr nur wenige Tage, bevor uns die Nachricht von Silas Krankheit erreichte.“ Kiso rieb sich die Stirn. „Phil war so still in den Tagen ... Ich bin mir sicher es war ein Schock für sie ... Dann kam die Nachricht und ihre Lernphase. Wie könnte ich da Hals über Kopf meine Sachen packen und zu Sila fahren? Phil würde mir doch nie wieder vertrauen!“

Kisos Begründung war mit Sicherheit richtig. Phie blickte Kiso voll ins Gesicht, als suche sie zu erfahren ob Kiso immer noch starke Gefühle für Sila in sich trug. Unbewusst vielleicht.

„Also hast du dich für Mimi entschieden?“

Kiso hob eine Augenbraue an, als würde Phie in einer fremden Sprache reden.

„Natürlich! Ich liebe Philphlader über alles! Für Sila empfinde ich nur noch wie für eine kleine Schwester.“
 

Ehrlichkeit stand an diesem Abend in Kisos Augen geschrieben, erinnerte sich Phie. Sie blickte das neuste Familienmitglied der Diamon's an.

'Nun ist dein Traum endlich in Erfüllung gegangen!', dachte sie lächelnd.

Zu Beginn waren Kiso und Philphlader drauf und dran den Hochzeitstermin wegen Sila zu verschieben. Als Sila das hörte, bat sie die Beiden ihren ausgesuchten Termin zu lassen. Nachdem Sila nach und nach kräftiger wurde, schaffte sie es auch die Eltern zu überreden zur Hochzeit zu fahren. Sie selbst wollte von Herzen gerne dabei sein, doch der Arzt verbat ihr immer noch das Zimmer zu verlassen. Ihr Körper zeigte ihr, dass sie sowieso zu schwach war. So fügte sie sich und tat alles was der Arzt verlangte um wieder ganz gesund zu werden. Sie wurde es. Wenn auch ihre frühere Kraft nur nach und nach zurück kam, so war sie wieder so fit, dass sie reisen konnte. Bei den Eltern blieb sie dann nur noch so lange bis die Adoption durch war. Sie wollte so gerne als eine „Diamon“ zurückkehren.

„Neenee?“

Phie schreckte aus ihren Gedanken auf und merkte, dass sie von sechs Augenpaaren angeschaut wurde. Eine leichte Röte zog über ihre Wangen, als sie entgegnete:

„Entschuldige bitte, Mimi. Was sagtest du?“

Philphlader lächelte. „So in Gedanken? Ich wollte wissen ob du heute Abend auch zu uns kommen möchtest?“

Phie brauchte nicht lange für die Antwort:

„Sehr gerne! Sila kann sich ja frisch machen und ich gehe mit dir heim. Zu Zweit ist das Essen schnell gemacht!“

„Einverstanden!“

„Moment“, warf Kiso ein, „Und ich?“

Phie tätschelte die Schulter ihres Schwagers. „Ach Kisolein! Dir wird sicher etwas einfallen, wie du dich nützlich machen kannst.“
 

*** ** * ** ***
 

Es wurde immer schneller dunkel. Philphlader nutzte dies um das Esszimmer mit leuchtenden und duftenden Kerzen zu schmücken. Das ganze Zimmer roch dezent nach Apfel und Zimt. Philphlader schien sich so langsam auf die Weihnachtszeit einzustimmen. Nachdem Kiso und Philphlader Sila stolz durch alle Zimmer des gemeinsamen Apartments geführt hatten, saßen sie zusammen mit Phie am gemütlich gedeckten Esszimmertisch und stellten ihre leeren Kaffeetassen auf die Teller. Während des ganzen Essens beantworteten sie geduldig Silas Fragen so gut sie konnten. Nun schob Sila ihre Tasse, die zuvor noch mit heißer Schokolade gefüllt war, zur Seite. Ihre Augen funkelten verschmitzt, während sie sich – gestützt auf ihre Ellenbogen – nach vorne beugte.

„Jetzt muss ich aber NOCH was wissen. Und zwar bitte in allein E i n z e l h e i t e n“, sagte sie zu Philphlader gewandt. Wie hat es mein Brüderchen nur geschafft dir einen Heiratsantrag zu machen???“

Philphladers Augen wurden groß und Sila bemerkte wie die Wangen zu glühen begannen.

„Äh...“, war das Einzige, was Philphlader verlegen heraus bekommen konnte. Kiso legte grinsend seine Hand auf ihre und übernahm die Antwort:

„Ganz einfach, Sis! Wir hatten mal wieder getanzt“, er zeigte mit dem Kopf auf Phie, „Phie war auch dabei. Nach dem Tanz habe ich mich hingekniet und Anata gebeten mich zu heiraten!“

Silas Augen wurden vor Verwunderung groß. „Einfach so? Warst du denn gar kein bisschen nervös?“

„Und ob“, fiel Phie dazwischen. In ihrem Blick stand ein neckender, amüsierter Ausdruck. „Du hättest ihn mal sehen sollen, als Mimi ohne ein Wort zu sagen den Raum verließ.“ Phie hob ihre Hand an den Mund, denn sie konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.

„Nein!“, rief Sila und blickte ihre beste Freundin an, deren Gesicht noch mehr Röte bekommen hatte. „Du bist abgehauen und hast Kiso stehen lassen?“ Sila konnte sich die Szene sehr gut bildlich verstellen. Ihr Blick war leicht mit Mitgefühl für Kiso erfüllt. Phie ergriff wieder das Wort:

„Aber am Besten waren die langen 'Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa's', mit denen Mimi mein Kommunikationsgerät daraufhin zuspamte!“

Nun lachte Sila auch auf. „Und dann?“

„Nachdem der gute Kiso vor Angst halb ohnmächtig geworden ist, kam Mimi verlegen wieder zurück.“ Phies Blick war zärtlich auf Kiso und Philphlader gerichtet. „Sie entschuldigte sich, blickte Kiso tief in die Augen und sagte: 'Ja! Ich will deine Frau werden!'“

„Aah!“, seufzte Sila mit ineinander verschränkten Fingern unter ihrem Kinn, „Was gebe ich drum um dabei gewesen sein zu können.“

„Nun“, Kiso fand seine Worte wieder, „Wenn du in deinem Apartment in die Abstellkammer schaust, wirst du ein großes Päckchen darin finden.“

„So?“, Sila starrte ihren Bruder fragend an. Sein Gesichtsausdruck wurde ganz feierlich.

„Wenn du wieder etwas tanzen darfst, findest du darin ein paar neue Outfits, die dir hoffentlich gefallen werden.“

„Eh? Aber ... aber wofür?“

„Als kleine Entschädigung dafür, dass du nicht bei unserer Hochzeit sein konntest.“

Philphlader ergänzte ihren Mann: „Neben den Outfits findest du auch eine DVD mit unserer Hochzeit und eine CD mit allen Fotos, Neechan...“

Sila jubelte laut auf. Es tat gut wieder zu hause zu sein!
 

*** ** * ** ***
 

Als Sila sich am Abend auf den Heimweg machte, merkte sie wie warm es um ihr Herz geworden war. Es stimmte, sie hätte gar nicht abreisen brauchen, doch nach dem Abschied von Soujirou war ihr Herz ganz schwer. Sila ertrug es einfach nicht in den vertrauten Hallen zu tanzen. Sie brauchte eine Auszeit...

'Wie bei Chuckie', sann sie nach. Der Park war schwach beleuchtet und sie hörte noch das Wasser im Springbrunnen plätschern. Dieses Geräusch hatte sie immer als sehr angenehm empfunden. Normalerweise gab es auch zu dieser Uhrzeit noch Menschen, die durch den Park gingen, doch die Stille um sie herum zeigte, dass Sila alleine war. Bei einer Bank blieb sie stehen.

'War es hier?' Ihr Blick wanderte auf die angrenzende Umgebung.

'Ja!', stellte sie fest, 'Es war tatsächlich hier!'

In Gedanken verloren setzte sie sich auf die Bank. Vor sich konnte sie noch gut den Springbrunnen sehen. Der Blick nach oben zeigte, dass es der Mond war, der ihren Augen die Möglichkeit gab zu der Zeit noch so viel von der Umgebung erkennen zu können.

'Als ich das letzte Mal hier war, schien die Sonne', überlegte sie. 'Genau! Es war einer der warmen Tage im Oktober...'
 

Sila stand vor dem Springbrunnen und genoss die kühle Brise, die ihr durch die Bewegung des Wassers entgegen wehte. Als Soujirou sich neben sie stellte, waren Silas Augen geschlossen. Eine kurze Weile nahm er sich die Zeit auf das hübsche Gesicht zu schauen. In diesem Augenblick lag ein friedlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht, doch Soujirou wusste, dass ihr Lächeln längst nicht mehr so unbekümmert war, wie zu dem Zeitpunkt, an dem er ihr zum ersten Mal begegnet war. Seit sie ihm den Grund dafür beichtete, trug er starke Schuldgefühle mit sich herum. Er war so blind, dass er die tiefen Gefühle, die sie für ihn empfand, ganz und gar übersah. Eine Zeit lang überlegte er, ob er nicht doch ihre Gefühle erwidern könnte. Er musste sich und ihr jedoch ehrlich gestehen, dass er nur für eine einzige Frau starke Gefühle empfand. Diese Frau war seine Ex-Freundin. All die Jahre nach ihrer Trennung war er immer noch nicht in der Lage Liebe für jemand anderen zu empfinden. Sila öffnete ihre himmelblauen Augen und blickte Soujirou mit großen Augen an.

„Seit ... seit wann stehst du schon hier?“, fragte sie verlegen.

„Ich? Äh ... Ich bin gerade erst gekommen! Ich wollte dich nicht in deinen Gedanken stören!“

Sila richtete ihren Blick wieder auf den Brunnen. „Du wolltest mich sprechen?“, fragte sie daraufhin ruhig, obwohl sie tief im Herzen wusste warum Soujirou da war.

Soujirou suchte nach Worten. Es war eine bittere Erfahrung für ihn diese Frau so traurig, so ernst zu sehen.

„Ich ... ich wollte mich verabschieden...“ Seine Worte klangen traurig.

Sila drehte ihren Kopf zu ihm und blickte ihm stumm in die Augen. Ihr Blick löste den Drang in ihm aus, sie in seine Arme zu ziehen, doch Soujirou wusste, er würde ihr damit mehr schaden als helfen. Die Röte, die sich häufig in ihren Wangen zeigte, wenn sie alleine mit ihm sprach oder tanzte, konnte er schon länger nicht mehr entdecken.

„Wie lange möchtest du dieses Mal weg bleiben?“, fragte sie ruhig.

Soujirou schluckte schwer: „Ich fürchte ... Ich gehe für immer.“

„Wie bitte?“, Silas Augen wurden wieder groß. „Du verlässt uns?“

„Es ist das Beste für uns alle, denke ich...“

„Aber Sou...!“ Tränen stiegen in ihren Augen auf. „Bitte! Du ... Du musst doch nicht gehen...“, sie schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. „Es war alles meine Schuld! Ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein sollen!“

„Ist schon gut, Sila! Ich habe schon länger überlegt ob sich das Hin- und Herfliegen überhaupt lohnt. Die Tanzpartnerschaft mit Megu-sama habe ich aufgelöst.“

Sila erkannte den Blick, der entschlossen war das durchzusetzen, was Soujirou beschlossen hatte.

„Dann gibt es wohl kein zurück?“

„Leider ja ...'“, erwiderte Soujirou, doch in Gedanken fügte er hinzu: 'Für dich wird es das Beste sein! Du wirst mich vergessen...'

„Dann ist es also ein Abschied für immer?“

Soujirou sah, wie Sila ihren Blick zu ihm hob. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Tief traurig blickte sie ihm direkt ins Gesicht.

„Wir sehen uns sicher noch, aber ich wollte mich bei dir unter vier Augen verabschieden.“

„Wann reist du ab?“

„In vier oder fünf Tagen. Bis dahin habe ich alles geregelt, was noch ansteht.“

„Ich verstehe...“ Eine weitere Träne rollte nun über die andere Wange. „Dann werden wir uns nicht mehr sehen.“

„Wie?“ Soujirou war überrascht.

„Ich reise morgen früh ab.“

„Wohin?“

„Zu meinen Eltern.“

Soujirou war sprachlos. „Du MUSST nicht gehen! ICH verlasse die Schule. Bleibe bei deinen Freunden. Sie brauchen dich, Sila!“

Trotz Tränen huschte ein Lächeln über Silas Lippen als sie erklärte:

„Nur zu Besuch. Ich habe Heimweh, weißt du? In ein paar Wochen bin ich wieder hier.“

„Ach so!“

Soujirou und Sila standen sich schweigend gegenüber. Als Sila sicher war, dass alles gesagt wurde, umarmte sie Soujirou. Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange und flüsterte:

„Leb wohl! Ich werde dich vermissen!“

Ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick, ließ Sila ihn stehen.
 

Es stimmte. Seit diesem Tag hatte Sila ihn nicht mehr gesehen.

'Es ist über ein Jahr her', sann sie nach. Wenn sie nun zurück an den Abschied dachte, stellte Sila erstaunt fest, dass sie es besser verkraftet hatte als ihre damalige Trennung von Chuckie.

'Du hast mich verändert, Sou', dachte sie lächelnd, 'Seit du für immer nach London zurückgeflogen bist, bin ich ein anderer Mensch geworden.'

Seit dem Tag, an dem sie begriffen hatte, dass ihre versteckten Gefühle Schuld an dem Ende zwischen ihr und Soujirou waren, beschloss sie ehrlich zu ihren Gefühlen zu stehen. Es gelang ihr natürlich nicht von einem Tag zum Anderen, doch nach einem Jahr war sie in der Sache ganz verändert. Sie wusste zwar nicht was ihr die Zukunft bringen würde, doch sie wusste, dass sie den Menschen in ihrer Umgebung mit Offenheit begegnen wollte. So etwas dürfte nicht noch einmal geschehen!
 

*** ** * ** ***
 

Es dauerte eine Zeit lang, bis Sila wieder tanzen konnte. Nach und nach wurde sie wieder fitter und konnte mehr Zeit in den Tanzhallen verbringen. Natürlich war es nicht gleich möglich für sie dort wieder einzusteigen wo sie aufgehört hatte, doch sie gab nicht auf. Massayo sah man nun seltener, denn sie war im Begriff eine Gilde (Im Internat als „FAM“ bekannt) zu gründen. Dray war glücklich verlobt und tanzte immer häufiger mit seiner zukünftigen Frau auf Wettbewerben. Shizumi widmete sich häufiger ihrem Hobby, dem Zeichnen. Wenn sie tanzen war, dann meist zusammen mit ihrem Zwillingsbruder. Shadow verbrachte seine freie Zeit gerne mit Kiso, wenn Shizumi nicht dabei war.
 

Als sich Sila am späten Nachmittag zum Tanzen anmeldete, erhielt sie sogleich eine Nachricht von Shizumi:

„Ich habe schon auf dich gewartet. Wenn du Lust hast zu uns in den Raum zu kommen, dann bist du herzlich eingeladen.“

'Nanu?', dachte Sila bei sich, 'Es ist doch sonst nicht ihre Art mich zu sich in den Raum einzuladen...' Normalerweise ging Sila automatisch zu Shizumi in den Raum. War es ein Raum, der mit einem Passwort geschützt wurde, so kannte Sila das Passwort. Jeder Tänzer aus dem Freundeskreis hatte sein spezielles Passwort. Wenn andere in ihre Räume wollten, konnten sie so immer unangemeldet erscheinen. Eine eigenartige Neugierde überfiel Sila. Vielleicht wollte Shizumi ihr etwas zeigen oder erzählen. Als Sila die Übersicht der Tänzer in Shizumis Raum aufrief, sah sie, dass Shizumi und Shadow mit einer unbekannten Tänzerin niedrigen Levels tanzten. Der Name kam ihr zwar bekannt vor, doch aus Erfahrung wusste Sila, dass dies bei einem Tanzinternat nichts hieß. Es gab viele Tänzer, die unter einem Künstlernamen angemeldet waren. Doch als sie den Raum betrat, blieb sie vor Verwunderung noch in der Tür stehen. Die Tänzerin, die mit Shizumi und Shadow im Raum stand, hatte lockiges, goldblondes Haar. Auf einer Seite hielt eine Klammer mit einer Sonnenblume einige Strähnchen fest. Als sie das Lächeln auf allen drei Gesichtern sah, wurden Silas Augen groß.

„Eben hab ich mir nichts gedacht, als ich den Namen las...“, begann sie, „Aber jetzt ... Sango-chan??? Bist du das wirklich?“

Shizumi und Shadow blickten sich grinsend an.

Shadow lachte: „Ach man! Du hast gewonnen, Sis. Sie hat sie tatsächlich gleich erkannt.“

Sango lächelte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, während sie auf Sila zuging.

„Sila?“, fragte sie ungläubig, „Bist du es wirklich!?“

Nun erklang ein lautes Jauchzen, als sich die Bekannten aus alten Kindertagen nach all den Jahren wieder begegneten.

„Ich glaube es nicht, Sango-chan! Du bist nun auch hier?“ Sila war verblüfft. „Wolltest du nicht zur Kunstakademie gehen?“

Sango zwinkerte. „Das habe ich auch gemacht! Aber als ich fertig war und wieder auf unsere Schule kam, waren du und Shizumi nicht mehr da...“ Sie blickte zu Shadow herüber. „Als ich ihm mal über den Weg gelaufen bin, hat er mir erzählt, dass ihr Zwei nun hier tanzt! Er hat so sehr davon geschwärmt wie toll das ist, dass ich es doch glatt ausprobieren musste!“

„Ach Sango-chan!“, seufzte Sila, „Wir haben uns wirklich total aus den Augen verloren... Es ist viel passiert!“

„Ja! Aber nun bin ich hier und ich habe vor noch viel besser zu werden!“, lächelte Sango, fügte aber verlegen hinzu, „Aber leicht ist es nicht ... Ihr seit auch schon so gut...“

„Das macht nichts, Sango-chan! Wir bringen es dir schon noch bei! Aber erzähl mal; Zeichnest du noch?“Sango berichtete Sila kurz über ihre letzten Jahre. Sie erzählte, dass sie sich damit ihr Geld verdienen würde. Doch im Laufe der Jahre merkte sie, dass sie durch das viele Sitzen am Schreibtisch keine Bewegung mehr hatte.

„Das Tanzen hier ist wirklich besser als jedes Fitnessstudio“, sagte sie und massierte sich ihre schmerzenden Oberschenkel, „Ich spüre Muskeln, von denen ich noch nicht einmal ahnte, dass sie existieren würden...“

Damit brachte sie alle zum Lachen. Früher, als Sila mit Shizumi und Sango das Internat für kreative Kinder besuchte, waren sie eher flüchtige Bekannte. Doch Sila spürte, dass sich dies mit Sicherheit nun ändern würde. Zumindest hatten sie beim Tanzen und vielleicht auch – wenn Zeit war – beim Zeichnen, die besten Voraussetzungen um Freunde werden zu können.
 

*** ** * ** ***
 

Es stellte sich schnell heraus, dass Sango mehr Talent zum Tanzen hatte, als alle gedacht haben. Sie selbst stellte erstaunt fest wie viel Spaß es ihr machte schnellere Lieder und andere Schwierigkeiten auszusuchen. Sango lernte Kiso, Philphlader, Phie, Massayo und Dray kennen. Schnell wurde sie im Freundeskreis angenommen. Ihr Ehrgeiz steckte alle an. Sango hatte ein Wesen, das bei allen gut angenommen werden konnte. Ihre freundliche, sanfte Art, schien mit Phie zusammen die vielen unterschiedlichen Charaktere des inneren Freundeskreises abzurunden. Zu Beginn tanzten Sila, Shizumi und Shadow sehr viel mit Sango zusammen. Sila taten die leichteren Tanzstile und Songs gut, denn so kam sie auch schneller wieder zu ihrer alten Form. Später gesellten sich auch die restlichen Tänzer des inneren Freundeskreises dazu.
 

*** ** * ** ***
 

Der Herbst verging wie im Flug. Auch Weihnachten lag nun hinter den Internatstänzern. Sila flog mit Kiso und Philphlader gemeinsam zu den Eltern. Phie, Shizumi und Shadow, Sango, Dray und Massayo feierten ebenfalls im Kreise ihrer Familien. Ein neues Jahr hielt Einzug. Über Nacht des zweiten Tages im neuen Jahr veränderte sich die gesamte Landschaft um AuditionEU herum in eine weiße Winterlandschaft. Immer häufiger sah man die Tänzer in den Parkanlagen spazieren gehen. Hier und da spielten jüngere Tänzer eine Schneeballschlacht oder bauten Schneemänner. Das Leben ging jedoch schnell wieder den gewohnten Lauf. Doch wie in jedem neuen Jahr fragte sich jeder was dieses Jahr ihnen bringen würde. Neue Dinge, neue Leute, neue Bekanntschaften oder Freunde?!
 

Immer häufiger tanzte Sila, die nun auch mit ihrem 21. Level zu den „Amateuren“ gehörte, in einem privaten Raum. Sie mochte zwar immer noch gerne Partnertänze tanzen, doch war sie es endgültig leid, dass ihre Tanzpartner ziemlich schnell um eine Tanzpartnerschaft baten. Wenn sie Partnertänze tanzte, dann fast nur noch mit ihren männlichen Freunden, wenn sie frei waren.

Es war später Nachmittag, als Kiso, der gerade zusammen mit seiner Frau, Massayo und Sila tanzte, auf seine Uhr blickte.

„Gaaaah! Anata!!! Wir haben die Zeit vergessen! Koreaner wartet sicher schon!“

„So spät schon?“, wunderte sich Philphlader, die das Zeitgefühl vergessen hatte. Schnell verabschiedeten sich Philphlader und Kiso von den beiden Tänzerinnen, mit der Erklärung, sie hätten sich mit Koreaner verabredet. Koreaner war ein guter Freund von Philphlader. Sie kannten sich schon von klein auf. Er war lange Zeit verreist und wurde nach seiner Ankunft von Kiso und Philphlader zum Essen eingeladen. Er tanzte ebenfalls auf dem Internat. Massayo und Sila tanzten zu Zweit weiter. Durch die vielen Dinge, die Massayo für ihre „FAM“ regeln musste, hatten die Freundinnen nicht mehr so oft Zeit für einander. So tanzten sie fröhlich ein Lieblingslied nach dem anderen und plauderten über alltägliche Dinge. Nur wenige Lieder wurden getanzt, nachdem Philphlader und Kiso den Saal verließen, da bekam Sila eine Nachricht über das Kommunikationsgerät. Massayo bemerkte auf der Stelle, dass etwas Ungewöhnliches in der Nachricht enthalten sein musste, denn Sila zog ihre Stirn in Falten.

„Alles klar?“, fragte sie interessiert.

„Äh... Koreaner schreibt mir“, erwiderte Sila und dachte laut, „Ich dachte er ist mit Kiso und Imôto verabredet...“

Massayo blickte ihrer Freundin neugierig über die Schulter.

„Oh! Ein Freund ist bei ihm! Kennst du den?“, wollte Massayo wissen. Sila schüttelte nur ihren Kopf und gab eine Nachricht ein.

„Es ist ungewöhnlich, dass Koreaner mich bittet einen seiner Freunde in meinen privaten Raum einzuladen...“

„Ach Sila! Koreaner ist doch mit Kiso und Philphlader verabredet. Vielleicht ist sein Freund neu hier, oder schüchtern und er möchte ihn nicht alleine lassen.“, lächelte Massayo.

„Aber warum fragt er MICH?“, wollte Sila wissen, „So super gut verstehen Koreaner und ich uns doch gar nicht... Er spricht nur Französisch. Selbst Englisch fällt ihm schwer ...“

Massayo seufzte. Sie verstand nicht, warum Sila sich so sehr dagegen sträubte einen Unbekannten in den Tanzraum aufzunehmen. Sonst war sie immer hilfsbereit und freundlich fremden Tänzern gegenüber.

„Er wird sich schon nicht auf uns stürzen, Süße“, lächelte Massayo fröhlich. Sie hatte sehr gute Laune, wie Sila feststellen konnte. Massayo streckte sich ausgiebig. „Außerdem schrieb Koreaner er sei sehr nett und er würde gerne in einem Raum tanzen, der nicht überfüllt ist.“

„Ich hoffe nur, dass er kein Anfänger ist. Die langsamen Lieder kann ich heute nicht mehr hören“, schmollte Sila während sie eine weitere Nachricht verschickte. Massayo zuckte nur mit der Schulter. Sila schien heute mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein, dachte sie bei sich. Sie selbst war in Abenteuerlaune und ein neuer Tänzer war immer für ein Abenteuer gut.

„Gib ihm doch eine Chance“, sagte sie mit einem freundschaftlichen Klapps auf Silas Schulter, „Wie heißt er eigentlich?“

„Keine Ahnung“, erwiderte Sila gleichgültig, „Weiß noch nicht einmal seinen Level. Habe Koreaner mein Passwort gegeben und geschrieben er kann ihn her schicken.“

„Juhuuu!“, erklang es aus Massayos Richtung.

„Aber sieh bloß zu, dass du deinen Flunsch abstellst, sonst ... Oh! Hallo!“, änderte Massayo ihren Satz, als sie einen großen, schwarz haarigen Mann durch die Tür eintreten sah. Sila, die seitlich von dem Neuankömmling stand, drehte sich in die Richtung, in die Massayo nun unterwegs war. Als sie den Mann sah, wurden ihre Augen groß und sie stieß einen tiefen, aber kaum hörbaren Seufzer aus. Sie stützte sich mit einer Hand am Spieleführerpult ab und drehte ihr Gesicht aus dem Sichtbereich des neuen Tänzers.

'Alles! Alles, nur kein Asiat!' Für einen kurzen Moment musste sie die Tränen, die ihr in die Augen traten, zurückdrängen. Sie verachtete sich selbst, dass sie so überreagierte, nur weil ein asiatischer Tänzer den Saal betrat. Seit sie klein war, hatte Sila eine besondere Schwäche für Asiaten. Etwas an den Gesichtern faszinierte und fesselte sie. Als sie mit Kiso auf SEA tanzte, bestand ihre Freundesliste – mit Ausnahme von Kiso - nur aus Asiaten , wobei auf dem Internat so ziemlich alle Nationalitäten vertreten waren. Azad, Summer, Chuckie und Soujirou waren ebenfalls Asiaten. Sila war ärgerlich! Sei versprach sich selbst diesem neuen Tänzer keine Chance auf Freundschaft zu geben. Unter keinen Umständen wollte sie sich wieder mit einem asiatischen Mann anfreunden!
 

Als sie sich wieder zu Massayo und dem Tänzer umdrehte, war ihr Blick entschlossener denn je. Mit trotzigem, hochgehobenem Kinn, ging sie um ihren Bedienpult herum auf die Beiden zu, um sich höflichkeitshalber vorzustellen...
 

Ende Kapitel 7:

~ Wie schnell doch ein Jahr vergeht ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-10-26T19:53:25+00:00 26.10.2009 20:53
Schön langes Kapi ;P hab mich echt im Kurs zusammenreissen müssen um nicht laut loszulachen xD...war sicher ganz rot xD
Schöner Anfang wie immer , musste mich erst mal, wie Sango Schätzchen, etwas zurecht finden ;p
Aber echt Respekt wie deine Geschichte gefädelt ist oO...*bow* oO Hut ab xD --> Adoption. Haii *Sango willkommen heiss* *o* *anblah*
Sehr schön auch mit dem kleinen Rückblick. Ich kann mir alles so schön bildlich vorstellen *-*
Zu Kisos unterhaltung mit Phie --> *shoku* x'D hab mir so was zwar schon gedacht xD...und dan BAM >o<! xD
Hihi Sila's Einstellung gegen Ende gegenüber dem Ankömmling st ja nit gerade freundlich hoho o.õ
Von:  Sango_Kuroi
2009-10-26T18:47:22+00:00 26.10.2009 19:47
Uff, nun hab ich das Kapitel durch. ^^
Anfangs war es etwas schleppend zu lesen, weil ich immer wieder die zuvorigen Kapitel rausgekramt hab um kleinigkeit nach zu lesen. Aber es sind auch wieder einige Stellen dabei die mich sehr überrascht haben, wie die als Kiso seine Beziehung zu Sila erklärt.
Bei meinem *hüpf* und nii-chans Auftritten musste ich dann erstmal lachen ;D Chi-chan und ich haben dem Moment schon lange entgegen gefiebert und es ist echt niedlich geworden. ^^


Zurück