Sie nannten ihn Kafka von Alaiya (Weihnachtsgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Sie nannten ihn Kafka -------------------------------- Sie nannten ihn Kafka Sie nannten ihn Kafka. Ratte nannten sie ihn; Ratte, Streuner, Ungeziefer. So nannten sie ihn. Sein dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen, dabei sah er nicht älter aus als 20. Er ist Jude, schimpften sie. Keiner wusste ob Kafka wirklich sein Name war. Seine Mutter war eine Hure, empörten sich die Frauen. Sein Vater ein reicher Jude, ein Tunichtsgut, flichteten die Männer ihnen bei. Er sprach nie. Verschwinde, riefen sie, wenn er auf dem Kirchenplatz erschien. Sie fragte sich manchmal ob er stumm war. Wenn er nicht ging warfen sie Steine nach ihm. Nein, sprechen tat er nie. So ein Gesindel in unserem Dorf, schimpfte ihr Vater oft. Er hatte kein Zuhause. Er ist sicher krank im Kopf, sagte ihre Mutter. Er klaute zu Essen, nie mehr als er brauchte. Ein Dieb, ein Dieb, schrien die Marktweiber wenn sie ihn sahen. Er ist ein Sohn des Teufels, prädigte der Pfarrer des Sonntags. Die Raben kamen zu ihm geflogen. Er redet mit ihnen, munkelten die Mädchen in ihrer Klasse. Die alte, schwarze, einäugige Katze des toten Bäckers folgte ihm immer. Er ist ein Hexer, flüsterte ihre Tante nach der Messe. Abends traf man ihn oft auf der Straße. Geh Abends nie allein raus, sonst nimmt er dich mit, drohte ihr Bruder. Sie hatte ihn einmal getroffen, Abends. Aber seine Augen sind so freundlich, sagte sie dann. Er ist der Teufel selbst, die Ratte, riefen sie dann empört. Und sie schwieg. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann, wer hat Angst vor Kafka, riefen die Jugen ihrer Klasse. Wenn er sie das spielen sah, schwieg er. Wieso kommt keine Katze, die die Ratte frisst, fragte ihre Großmutter. Er ging den Menschen aus dem Weg. Wieso hasst ihr ihn, erwiderte sie dann. Aber zur Last viel er doch eigentlich niemanden. Er ist ein Jude, riefen dann alle. Nachts schlief er oft im Straßengraben. Die Juden haben Jesus ans Kruez genagelt, erklärte ihr Großvater. Einmal war er krank und lag auf der Straße. Wieso verreckt er nicht einfach, sagten sie im Pfarrheim nach der Sonntagsmesse. Helfen tat ihm keiner. Der Streuner ist nur ein Schandfleck für unser Dorf, sagte der Lehrer. Dann schlief er des Winters in der Scheune. Er bringt Unglück über meinen Hof, schrie der Bauer entsetzt. Man warf ihn raus. Sie sah ihm nur mitleidig nach, als er im Winternebel verschwand. Hoffentlich erfriert er, sprachen die Leute. Hoffentlich nicht, dachte sie. Als sie ihn damals getroffen hatte, lächelte er. Er ist nicht böse, ganz bestimmt nicht, flüsterte sie abends zu ihrer Freundin. Seine Augen waren immer freundlich und ein kleines bischen traurig. Er ist Kafka, die Ratte, narütlich ist er böse, antwortete diese. Dann sprachen sie nicht mehr über ihn. Hoffentlich ist er bis Weihnachten verschwunden, flüsterte ihre Mutter eines Abends. Doch der Advent kam und die Ratte war noch da. Können wir nicht wenigstens in der heiligen Zeit ruhe haben, fragte die Frau des Bürgermeisters beim Gemeindetreff. Dann kam der heilige Abend und er war noch da. Mach nicht die Tür auf, es könnte Kafka sein, ermahnte ihre Mutter bevor die Familie zur Kirche ging. Sie war krank, so dass sie nicht mit in die Messe konnte. Gott erlöse uns von allem Unheil, beteten sie in der Kirche. Ihr Unheil war der Jude, Kafka. Gott schütze uns, predigte der Pfarrer. Es war so dunkel, dachte sie zu hause. Und mach, Herr, dass Kafka nicht meine Tochter holt, betete ihre Mutter. Sie ging ins Wohnzimmer. Wird Kafka in die Hölle kommen, fragte ihre Freundin ihre Mutter. Die Kerzen vom Adventskranz würden schön brennen. Ganz bestimmt, mein Liebes, antwortete diese. Sie holte die Zündhölzer und entfachtete sie. Bald wird man ihn holen, flüsterte man, nach der Kirche. Plötzlich brannte der ganze Tisch. Es brennt, es brennt, schrie die Haushälterin des Pfarrers als sie aus der Kirche traten. Dann hatten die Flammen sie eingeschloßen. Das ist unser Haus, rief ihr Bruder. Mama, flüsterte sie und kauerte sich zusammen. Meine Tochter ist noch zu Haus, weinte ihre Mutter. Alle rannten zum Haus. Rette sie doch jemand, rief ihr Bruder. Keiner bewegte sich. Wieso straft uns Gott so, fragte ihr Vater verzweifelt. Die Flammen waren ganz nah bei ihr. Tu doch einer was, schrie der Bauer. Auf einmal stand er hinter ihnen. Kafka hat das Haus angesteckt, schrien die Frauen. Des Saum ihres Kleides fing Feuer. Sei verflucht Kafka, fluchten alle. Er schwieg und ging auf das Feuer zu. Er ist ein Hexer, ein Hexer, riefen die Mädchen. Dann war er im Feuer verschwunden. Soll er verbrennen, als Strafe für seine Sünden, sagte der Pfarrer. Jemand hob sie hoch. Aber meine Tochter, flüsterte ihre Mutter und brach zusammen. Sie hatte ihre Augen geschloßen, doch sie merkte, wie es kühler wurde. Was macht er da, flüsterten einige überrascht. Er gab sie ihrem Vater und ging. Er... Er hat sie gerettet, flüsterte ihr Bruder. Das Haus brannter vollkommen ab. Mein Liebling, flüsterte ihre Mutter als sie sie hochhob. Doch er war in der Dunkelheit verschwunden. Kafka, Kafka hat sie gerettet, berichteten die Fraun am nächsten Tag. Sie wohnten vorerst bei ihren Großeltern. Aber hat sich keiner bei ihm bedankt, fragte ihr Cousin aus der Stadt. Sie war nur leicht verletzt. Er ist nicht mehr da, antwortete man bedrückt. Sie sah ihn dort nie wieder. Kafka, die Ratte, das Ungeziefet, wie sie ihn nannten, Kafka, der Streuner, Kafka... Der Weihnachtsengel. Sie nannten ihn Kafka. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)