Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 10: Einen Schritt zurück zum Status Quo? ------------------------------------------------ Als ich langsam wach werde fällt mein Blick als erstes auf meinen Wecker. 09.45 leuchtet mir in blauer Schrift die Uhrzeit entgegen. Sofort sitz ich senkrecht im Bett! Was? Es ist viertel vor Zehn? Wieso? Mein Wecker steht auch samstags auf viertel vor sechs! Nicht viertel vor zehn! Dann rast ein Kopfschmerz durch mich hindurch und lässt mich nach vorne beugen. Scheinbar haben die Tabletten vom Abend aufgehört zu wirken. Verzweifelt massiere ich mir die Nasenwurzel, in der erneut Hoffnung, dass der Schmerz nachlässt. Eine Bewegung hinter mir lässt mich erstarren. Langsam - wie in Zeitlupe - wende ich mich um und sehe den blonden Köter in meinem Bett. Langsam dreht er sich von der Seite auf den Rücken. Sein Arm nach wie vor über mein Kopfkissen gestreckt. Was...? Ich bekomm gleich Schnappatmung. Was geht denn hier vor? Warum liegt Jonouchi in meinem Bett und schläft, als wäre es das normalste der Welt? Die Decke halb von sich gestrampelt in T-Shirt und Boxershorts. Mit einer unverkennbaren... Morgen... latte. Zu. Viele. Informationen. Mein Kopfschmerz holt mich aus meiner Schockstarre. Ich drehe mich weg und stehe vorsichtig auf. Das letzte, was ich in diesem Augenblick will ist, dass der blonde Köter wach wird und mich möglicherweise volltextet. Nicht mit diesen Kopfschmerzen. Nicht ohne das ich weiß, warum er da liegt, wo er gerade liegt. Verwirrt schlurf ich in Richtung meines Badezimmers und... stolpere über eine achtlos auf dem Boden liegende Jeans. Gerade noch so kann ich einen Ausfallschritt machen und mich an der nahen Kommode abfangen. Verflucht! Wer... dann fällt mein Blick wieder auf den Blonden in Boxer in meinem Bett. Ne, schon okay... alles klar... Badezimmer! Nachdem ich hinter mir die Tür geschlossen habe lehne ich mich kurz mit der Stirn gegen die kalte Fliese. Das tut irgendwie gut. Jedenfalls für den Moment. Dann entledige ich mich meiner Schlafkleidung und werfe sie in den Wäschekorb. Mein Medaillon häng ich an einen Haken neben der Dusche. Ich stell das Wasser auf angenehme 24°C und dreh es auf. Langsam rieselt es kühl, aber nicht unangenehm auf mich herab. Wieder lehne ich meine Stirn an die kalte Fliese. So möchte ich jetzt einfach nur ein paar Minuten stehen. Also gut... gestern Abend. Ich bin nach Hause gefahren. Kopfschmerzen. Bin ins Haus und hab festgestellt, dass Mokuba den Kindergarten für das Wochenende eingeladen hat. Küche. Jonouchi, der Sushi macht. Gemeinsames Essen des Kindergarten an meinem Frühstückstisch. Ein Onigiri in Form eines weißen Drachens. Der ultimative Beweis dafür, dass Jonouchi mir täglich die Bentō-Box hinstellt. Idiot! Darüber wollte ich gar keine Gewissheit haben! Jetzt, wo er es zugegeben hat kann ich unmöglich eine weitere Box annehmen. Egal... weiter im Text. Ich bin aus der Küche. In mein Schlafzimmer. Hab mich hingelegt. Hab von IHM... von Gozaberu geträumt. Bin aufgeschreckt. Völlig außer mir. Aufgewühlt. Hab versucht die Kontrolle zu behalten... und dann... dann war da Jonouchi! Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, dass der Blonde das miterlebt hat. Was... was hatte er in meinem Zimmer zu suchen gehabt? Er kam auf mich zu... und ich... seicht hämmer ich fassungslos meinen Kopf gegen die Fliese! Ich bin zurück geschreckt. Vor ihm! Nein, nicht wirklich vor Jonouchi. Vor der Nähe, die er mir bieten wollte. Die er ... mir geboten hat! Als er mich in seinen Arm zog! Ich hab versucht mich zu wehren. Oder? Oder doch nicht? Die Berührung des Blonden war anders. Ich hatte nicht das Gefühl, sie würde mir die Brust zuschnüren. Sie hat sich eigentlich ganz gut... NEIN! Ich maßregel mich selbst. Einfach nur nein! Denk diesen Satz jetzt nicht fertig! Peinlich genug, dass du die Kontrolle verloren hast. Schon wieder! Dieses Mal auch noch jemand Zeuge war. Wie... wie konnte ich das nur zulassen? Doch da ist noch mehr! Lautes Magenknurren. Eine Hand, die mich führte. Die Küche. Drachen-Onigiri. Dieser Geschmack, bei dem ich einfach nicht anders kann, als einfach glücklich und zufrieden zu sein. Der Geschmack, den ich mir zukünftig verweigern werde! Verweigern muss! Weil ich jetzt weiß, wem ich diesen Genuss zu verdanken hab. Wenn ich weiterhin die Boxen annehmen würde... dann würde ich zugeben... das sie mir schmecken und es mir gefällt, dass sich jemand um mich sorgt... es wäre einfach eine Schwäche! Schwächen sind absolut inakzeptabel. Dabei dröhnt das 'inakzeptabel' in einer tiefen, grollenden Stimme durch mein Bewusstsein. Wie ein Echo! Nach dem Essen blickten mich seine honigbraunen Augen besorgt an. 'Du siehst müde aus' hallt es mir mit der Stimme des Blonden durch den Kopf. Das war noch untertrieben! Müde ist gar kein Ausdruck dafür, wie ich mich heute früh gefühlt habe. Aber nach einem Albtraum von Gozaberu kann ich nicht mehr schlafen. Will ich nicht mehr schlafen! Aus Angst, dass der Drecksack mir erneut in meinem Traum auflauert. Und es war so, als ob der Blonde diese Wahrheit in meinen Augen lesen konnte. Wieder hatte er mich bei der Hand genommen und von der Küche in mein Zimmer gezogen. Dann hatte er seine Jeans ausgezogen und mich zum Bett geschoben. Verwirrt hatte ich ihn angeblickt, während er auf mein Bett gekrabbelt ist und mich hinterher ziehen wollte. 'Du brauchst Schlaf!' hallte mir erneut seine Stimme durch den Kopf. Ich hab mich gesträubt. Wollte nicht in das Bett. Mich nicht wieder hinlegen. Nicht wieder träumen. Doch irgendwie hat der Köter es dann doch geschafft mich auf das Bett zu ziehen. Hatte mich wieder angeschaut und ganz sanft gelächelt. Nicht so aufdringlich und breit wie sonst. Hat seine Hand auf meine Wange gelegt. 'Ich pass auf dich auf!' hatte er mir zugeflüstert. In seinem Blick konnte ich sehen, dass er das ernst meinte. Ohne Hohn oder Spott. Ich wollte ihm glauben. Ließ mich von ihm in den Arm ziehen, während er sich nach hinten in meine Kissen fallen ließ. Diese Nähe... war mir erstaunlicherweise gar nicht unangenehm. War beruhigend für mich, wie zuvor, als er mich nach dem Aufwachen getröstet hatte. Sie schnürte mir nicht die Luft zum Atmen ab. Im Gegenteil. Ich hab mich selten so frei und sicher gefühlt. Sanft hatte er seinen Arm um mich gelegt und mich sanft an sich gedrückt. Den Nacken gekrault. Wieder schlag ich sachte meine Stirn an die Fliese vor mir. Wie konnte ich mich ihm gegenüber nur so... so verletzlich... so SCHWACH zeigen? Und wieder dröhnt diese bedrohliche, tiefe Stimme in meinem Hinterkopf. Ein Bild zieht aus meinem Inneren hoch. Gozaberu, der bedrohlich über mir steht und mich böse anfunkelt. Die Reitgerte in der Hand. Ich schnappe nach Luft. Dräng das Bild zurück in die dunkel Tiefe, in der ich es eigentlich verschlossen habe. Langsam beginnt es mich zu frösteln. Ich steigere die Temperatur des Wassers und dusche endlich. Nach einigen Minuten stell ich das Wasser ab, trete aus der Kabine, putze mir schnell die Zähne, bevor ich mir den Bademantel überziehe und das Badezimmer verlasse. Abrupt komm ich zum Stehen, als ich gegen den blonden Köter stoße. Er steht verschlafen dreinblickend vor mir. Reibt sich den Schlaf aus den Augen. Bloß jetzt nicht nach unten schauen! Nicht nach unten schauen! NICHT. NACH. UNTEN. SCHAUEN! Doch wie immer, wenn man sich so etwas mahnt, fällt der Blick auf seine Boxershorts und die deutliche Beule darin. Mit einem Augenrollen blick ich zur Decke. Atme langsam, aber tief ein. Nicht aus der Ruhe bringen lassen, Seto! Der blonde Köter nuschelt irgendwas und drückt sich dann an mir vorbei ins Badezimmer. Erst jetzt merk ich, dass ich wie angewurzelt und versteinert stehen geblieben bin. Dann setzt bei mir wieder die Motorik ein und ich trete in das Nebenzimmer, meinem begehbaren Kleiderschrank. Kurz bleibe ich ratlos stehen. Eigentlich... zieh ich mich recht leger an, wenn ich ein Wochenende Zeit habe mit Mokuba zu Hause zu bleiben. Aber der Kindergarten turnt hier rum. Also doch eher das übliche? Ich könnte auch vor dem Trubel und vor dem Blonden ins Büro flüchten, dann wäre ein Anzug angebracht. Aber eigentlich hab ich dazu keine Lust. Keine Lust auf Büro und Arbeit! Dann gleitet ein Arm in mein Blickfeld, der nach einem schwarzen Rollkragenpulli angelt und mir anhält. Wann ist Jonouchi in meinen begehbaren Schrank gekommen? Er grinst mich wieder an und hält mir auffordernd den Rolli hin. Ich nehme den Bügel entgegen und blicke ihn nur weiter fassungslos an, wie er scheinbar meinen Kleiderschrank studiert. Dann zupft er einfach irgendwo eine schwarze Stoffhose heraus und drückt mir auch diese in die Hand. Noch ehe ich was sagen kann dreht er sich um und geht wieder in mein Schlafzimmer zurück. Erst jetzt fällt mir auf, dass er seine Hose wieder angezogen hat. Wenigstens etwas, geht es mir durch den Kopf, während ich mich auf die gepolstert Bank fallen lasse. Ich seufzte und schau auf die zwei Kleidungsstücke, die mir der Blonde heraus gesucht hat. Es ist eine Mischung aus leger und dem, was ich sonst trage, wenn ich mit dem Kindergarten zu tun habe Ich zieh mir ein Pants an, schlüpfe dann in die schwarze Stoffhose, ziehe mir den dünnen Rollkragenpullover über, steck ihn sorgfältig in die Hose und fädel einen dünnen Ledergürtel durch die Laschen der Hose. Abschließend lege ich meine silbergrauen Armschienen an. Die halten die Ärmel da, wo sie hingehören und schützen vor allzu neugierigen Blicken. Dann schlüpf ich in meine Hausschuhe und stocke. Vor mir baumelt mein Medaillon, in dem ich ein Bild meines kleinen Bruders immer bei mir habe. Wie...? Wo...? Jonouchi hält es mir hin. Ich hab es vorhin, bevor ich in die Duschkabine gestiegen bin an den Haken gehängt, damit es nicht nass wird. Ich muss so in Gedanken versunken gewesen sein, dass ich vergessen habe, es mir wieder umzuhängen. Das ist mir noch nie passiert! Ich richte mich langsam auf und blicke zu dem Blonden, der es mir über den Kopf heben möchte. Ich hindere ihn daran und nehme ihm die Kette ab. Mit einer gewissen Trotzigkeit zieh ich mir den Anhänger selbst über den Kopf und lass den Blonden dann stehen. Mit zielgerichteten Schritten will ich zu meiner Zimmertür. Doch der Köter rennt an mir vorbei, stellt sich vor die Tür und blickt mich fragend an. Ich bleib stehen. Weiche nicht zurück. Verschränke nur meine Arme vor meiner Brust. Schau ihn verständnislos an. Merkt er denn nicht, dass ich darum bemüht bin den Status Quo wieder aufzubauen? Irgendetwas vibriert in mir. Will den Status Quo nicht zurück. Fand die Momente mit dem Blonden schön. Versteht dieser Teil von mir denn nicht, dass sich das nicht wiederholen darf? Das wir uns die Schwäche nicht leisten können, unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche nachzugeben. Wenn wir das tun, bringt uns das in Gefahr. Nicht nur mich, sondern auch Mokuba. Dann lächelt mir der Blonde noch einmal sanft zu, bevor er zur Seite tritt und die Zimmertür öffnet. Verwirrt blick ich zu ihm. In seinem Blick liegt keine Resignation, sondern Verständnis. Verständnis? Was will er schon groß verstanden haben? Er hat doch keine Ahnung, wie sehr ich gerade mit mir selbst kämpfe und ringe! Mit mir ringe nicht einen Schritt auf ihn zuzugehen und ihn einfach zu küssen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)