Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 9: Einen Schritt in die Höhle des Drachens -------------------------------------------------- Ich Trottel! Das geht mir schon seit Stunden durch den Kopf. ICH. TROTTEL! Wie konnte es mir nur passieren, dass ich mich verrate? Ich war so im Sushi-Modus, dass ich erst beim Abstellen des kleinen Brettchen realisiert habe, dass ich eines der Onigiri, wie sonst für die Bentō-Box, zu einem Weißen Drachen geformt hatte. Kurz hatte ich die Hoffnung, dass es dir nicht auffallen würde. Doch es ist dir aufgefallen! Zuerst hast du in die Runde am Tisch geschaut. Als ob du erwarten würdest, das sie dich auslachen. Aber warum sollten die das tun? Sie wissen schließlich nichts von unserem Bentō-Ding, was wir da laufen haben. Dann hast du zu mir herüber geschaut und ich hab dich angelächelt und dir zugenickt. Warum sollte ich auch etwas leugnen, was jetzt so offensichtlich ist? Für einen Moment hast du dann wieder auf dein Essen vor dich geschaut. Es kam mir so vor, als wärst du hin- und hergerissen. Nach einem Augenblick bist du dann aufgestanden und hast wortlos die Küche verlassen. Schade, ich hätte nur zu gern gesehen, was mir Mokuba schon so oft beschrieben hat: Sehen, wie es dir schmeckt und du in diesen Zustand der Zufriedenheit fällst. Aber es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass du nicht über deinen Schatten springen und in einer so großen Tischrunde deine Maske abnehmen würdest. Nicht einmal für einen kleinen Moment. Wenn mich Mokuba doch nur nicht darum gebeten hätte... Ich halte kurz inne. Konnte es sein, dass Mokuba wusste, dass ich dir die Bentō-Boxen mache? Nein! Wie hätte der Kleine das wissen... Na ja, wirklich subtil habe ich mich ja nicht dran gestellt, oder? Aber wenn der Kleine das gecheckt hat, dann doch auch du!? Also hätte diese Offenbarung meinerseits doch gar nicht so überraschend für dich gewesen sein dürfen, oder? Das viele Denken zu so später Stunde verwirrt mich, statt das es mir Klarheit bringt. Tatsächlich ist es jetzt halb fünf in der Früh und wir sitzen immer noch im Wohnzimmer und zocken auf einer der zahlreichen Konsolen, die hier stehen. Mittendrin Mokuba. Dieser kleine Braten! Er hat das alles eingefädelt! Aber warum? Was bezweckte er damit? Ich mein, er hat doch selbst gesagt, dass dir die Bentō-Boxen schmecken und du damit ganz zufrieden bist. Weiß er nicht, dass du jetzt die Bentō-Box wahrscheinlich nicht mehr annehmen wirst? Andererseits kann der Kleine nichts dazu, dass ich ein Trottel bin, der im automatisierten Ablauf dieses spezielle Onigiri geformt hat. Ich seufze nur laut und steh dann auf. Was ich jetzt dringend brauche ist Schlaf. Ich bin jetzt fast 24 Stunden auf den Beinen und denken geht einfach nicht mehr. Die anderen ziehen mich damit auf, dass ich die Segel streiche. Ich lach nur zurück und lass sie frotzeln. Langsam steig ich die Treppe in den oberen Stock hinauf und bleib stehen. Mokuba hat uns vorhin die Zimmer gezeigt, in denen wir übernachten können. Nur... war ich da gedanklich mal wieder nicht bei der Sache und so weiß ich gerade nicht mehr genau, wo die liegen. Was wohnt ihr auch in so einem großen Kasten? Also wende ich mich dem rechten Gang zu und stolpere ihn entlang. Hier und da öffne ich 'ne Tür und späh hinein, aber in keinem der Zimmer kann ich meine Sachen finden. Nach etlichen Türen neigt sich der Gang dem Ende und ich bin mir sicher, dass die Zimmer nicht so weit von der Treppe lagen. Dennoch mach ich weiter und öffne Tür um Tür und späh hinein. Bis ich definitiv die falsche Tür aufmache! Das erkenn ich daran, dass das Licht gedimmt brennt und im Bett jemand liegt. Ich muss auf dein Zimmer gestoßen sein. Ich murmel eine Entschuldigung und will die Tür schon wieder zu ziehen. Eigentlich erwarte ich einen giftigen, keifenden Kommentar. Doch alles was ich höre ist ein unruhiges Wälzen und ein... na ja ich will nicht sagen, dass du stöhnst, aber... ja doch! Also werfe ich doch noch einmal einen Blick zum Bett. Man du bewegst dich im Schlaf ja 'ne ganze Menge. Wundert mich, dass du morgens nicht halb verhungert bist, wenn du aufstehst und zum Frühstück gehst. Vorsichtig setz ich einen Schritt in das Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Du zuckst im Bett ziemlich heftig zusammen und ich erkenne erst beim näher kommen, dass du einen Albtraum hast. Irgendwie schockiert mich diese Erkenntnis! Du, der immer so kontrolliert wirkt, gequält von ein Albtraum? Das passt so gar nicht zu dir! Aber es zeigt mir wieder einmal mehr, dass du gar nicht so bist, wie du immer vorgibst zu sein. Das auch du deine Ängste und Dämonen hast, die dich ab und zu heimsuchen. Ohne es zu merken hab ich das Zimmer durchquert und stehe an dem Fußende deines Bettes. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich, was ich tun soll. Dich wecken? Wenn dir schon das Essen in Gesellschaft so schwer fällt, wie wirst du dann erst reagieren, wenn du dich in so einem privaten Moment ertappt fühlst? Doch die Entscheidung wird mir kurzer Hand abgenommen, als du aufschreckst. Völlig außer Atem. Du springst förmlich aus dem Bett, krallst dich an den Vorhang des Fensters und lehnst den Kopf gegen die Tapete der Wand. Dein Shirt und die lange Freizeithose kleben an dir. W... weinst du etwa? Uhm, was... was soll ich nur tun? Hast du mich überhaupt bemerkt? Bestimmt, warum würdest du sonst mit aller Kraft versuchen, gegen das Aufschluchzend anzukämpfen? Vorsichtig nähere ich mich dir und lege dir eine Hand auf die Schulter. Du zuckst erschrocken zusammen, wirbelst herum und stößt mich gleichzeitig weg. Ich stolpere zwei, drei Schritte von dir weg, während du dich jetzt mit dem Rücken an die Wand presst und mich mit weitaufgerissenen Augen anstierst. Tatsächlich sehe ich noch letzte Träne über deine Wange laufen. Dieses Bild, von dir, so verängstigt, mit Tränen auf dem Gesicht, das stellt meine ganze Weltsicht auf den Kopf. Mein Herz sticht kurz, bei diesem Anblick. Und auf einmal, will ich dich nur noch in den Arm nehmen und halten! Dir zeigen, dass dir niemand etwas tun wird. Keiner wird dich verletzen. Niemand da, vor dem du Angst haben musst! Also wage ich es und mache einen Schritt auf dich zu. Du weichst zurück. Doch sehr weit kommst du nicht, denn du hast dich in die nahe Ecke manövriert. Mit zwei, drei kleinen Schritten überwinde ich, was uns trennt und ziehe dich langsam in meinen Arm. Du wehrst dich eher im Affekt, als das du wirklich auf mich reagierst. Nach einigen halbherzigen und erfolglosen Versuchen mich wieder von dir zu stoßen erstirbt schließlich jede Gegenwehr. Deine Hände haben sich haltsuchend in mein Shirt gekrallt. Deine Stirn gegen meine Brust gelehnt. Dein ganzer Körper ist angespannt und noch immer ringst du mit dir selbst. Ich halte dich ganz locker, als würdest du zerspringen, wenn ich dich zu fest halte. Aber doch genug, damit du spürst, dass du nicht alleine bist. Warum kannst du nicht locker lassen? Hier bin doch nur ich und mir würde nie jemand glauben, wenn ich das hier erzählen würde. Was ich ohnehin nicht tun würde! Dieser ganz private Moment geht niemanden etwas an. Niemand. Der bleibt hier. In diesem Raum. Zwischen uns beiden. Dann scheint sich bei dir was zu lösen. Scheinbar hast du den Kampf gegen dich selbst verloren! Deine Schultern beben und ich spüre, wie mein Shirt durch deine Tränen feucht wird. Ich kann nicht anderes, als dir beruhigend durch das Haar zu streichen und dich im Nacken sanft zu kraulen. So vergehen die Minuten. Nur langsam versiegen deine Tränen und dein Griff in meinem Shirt lockert sich. Irgendwann richtest du dich auf und blickst mir mit deinen geröteten, blauen Augen in meine. Du scheinst zu versuchen, deine Maske aufzusetzen, aber dir will es nicht gelingen. In deinen Augen spiegelt sich große Unsicherheit. Das ist ja ein enormes Spektrum an Empfindungen für den, der in der Presse immer als emotionslos verschrien wird. Sanft lege ich dir eine Hand auf die Wange und lächel dich ermutigend an. Für eine Sekunde legst du dich in die Berührung, bevor dir scheinbar bewusst wird, was du da tust. Du bist und bleibst halt doch Kaiba Seto, der nicht aus seiner Haut raus kann. Jedenfalls nicht so hoppla di hopp. Dann durchschneidet ein lautes Magenknurren den Raum und deine Wangen röten sich verlegen. Ich muss nur sanft grinsen, bevor ich deine Hand nehme und dich langsam, aber bestimmt aus deinem Zimmer herausziehe und mit dir in die Küche gehen. Dort führ ich dich an die Küchentheke und schieb dich förmlich auf einen der Hocker. Dann geh ich zur Anrichte und hol das abgedeckte Brettchen vor. Ich deck es ab und stell es dir vor, reich dir noch ein Paar Stäbchen und bleib dir gegenüber stehen. Überrascht blickst du auf das Brettchen, aber ein erneutes Magenknurren holt dich zurück. Du verzichtest auf die Stäbchen und isst, wie es 'das einfache Fußvolk' auch tut: Mit den Fingern! Der großartige CEO beim Fingerfood. Ein göttlicher Anblick. Als du in das Onigiri beißt, schließt du kurz die Augen und atmest tief ein. Und Mokuba hatte so recht: Es schmeckt dir und zaubert dir eine gewisse Zufriedenheit auf dein Gesicht. Ich lächel dich einfach nur stolz und ebenfalls mehr als zufrieden an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)