Draußen im Schnee... von abgemeldet (Und drinnen ist es wärmer (KaixRay) Kapitel 14 ist endlich da!!!!!! ^______^) ================================================================================ Lektion III : Es ist besser wie es scheint... --------------------------------------------- Ray stellte den letzten Teller in den Schrank und schloss die Tür. Mit fast ängstlichem Blick schaute er durch die geöffnete Küchentür zu der Uhr neben dem Kamin und stellte nervös fest, dass ihr Training in einer halben Stunde begann - oder beginnen sollte. Ray zweifelte nicht daran, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem er dageblieben war, aber dennoch stand er dem Tag mit Skepsis und im Moment vor allem mit Angst gegenüber. Angst davor, dass Kai ihn anschreien und demütigen würde, was etwas war, was Ray sehr schlecht vertrug. Bis zu einem gewissen Grad stand er über Demütigungen, doch Kai schaffte es meistens diesen Grad zu überschreiten und ihn wirklich zu verletzen. Auch wenn das in letzter Zeit kaum vorgefallen war, befürchtete Ray, dass es jetzt bald passieren könnte. Er wollte sich nicht so verdammt mies fühlen, weil Kai etwas Unsachliches, aber zutiefst Kränkendes zu ihm sagte und er wollte ihm gegenüber nicht laut werden, was er tun würde, wenn Kai seine Wut an ihm auslassen würde. Und das stand außer Frage. Ray wollte einfach keinen Streit... Er seufzte und lehnte sich an die Ablage, stützte die Hände neben sich ab und dachte nach. Dabei entdeckte er neben der Angst und der Nervosität gegenüber des wohl folgenden Wutausbruchs von Kai noch etwas anderes - eine Art Vorfreude. Die Form von Vorfreude, die seinen Magen leicht, aber nicht unangenehm verkrampfen ließ, die Form von Vorfreude, die ihn ebenfalls nervös werden ließ, weshalb sich Angst und Vorfreude unmittelbar vermischten und die Form von Vorfreude, die sich langsam in seinen Gedanken in den Vordergrund drängte und ihm ein Lächeln auf das nachdenkliche Gesicht zauberte. Vorfreude darüber, dass er den ganzen Tag mit Kai allein sein würde. Doch als ihm dies alles bewusst wurde, versuchte er alle Gedanken zu verdrängen, sich zu beruhigen und das nervöse, und zudem auch seltsame Kribbeln in seinem Bauch abzustellen. Es gab keinen Grund sich jetzt so zu verhalten und zu fühlen wie er es gerade tat, stellte er fest und sagte es sich in Gedanken immer wieder vor während er sich von der Ablage abstieß und ins Wohnzimmer ging, um aus dem Fenster zu schauen. Es schneite schon wieder, doch nur leicht. Dennoch wirkte dieser Anblick von den verschneiten Gebirgen, Bäumen und Wiesen, zusammen mit dem Knistern des Kamins im Hintergrund in der Tat sehr beruhigend. Aber dennoch musste Ray sich wirklich anstrengen, um seine Vorahnungen zu verdrängen, da sie immer wieder den Weg zu seinem Innersten fanden. Er seufzte und beschloss erneut sich abzulenken, doch dieses mal mit einem Buch. Er griff sich willkürlich eines aus dem Regal, was nicht wirklich eine große Auswahl zu bieten hatte und setzte sich auf das Sofa. Nach zehn Minuten hatte er fünf Seiten gelesen und keine Ahnung worum es ging. Er seufzte und legte das Buch beiseite. Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht und rutschte etwas tiefer. Es war ruhig im Haus, nur das stetige Knistern des Kamins war zu hören, ab uns zu gab es kleine Knalls, oder das Holz knackte, sonst allerdings nichts. Kein Geräusch drang von oben zu ihm herunter. War das die berühmte Ruhe vor dem Sturm? Dann plötzlich war ein Poltern zu hören, Schritte und eine Tür wurde geöffnet. Ray schluckte, rutschte noch tiefer und stöhnte leise. Sein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Das würde übel werden. Er lauschte wie die Schritte sich der Treppe näherten und schließlich die Stufen herunter kamen, dann durch das Wohnzimmer auf ihn zu. Kurz hinter ihm stoppten sie. "Wo sind die anderen?", fragte Kai verwundert, wenn auch ein wenig brummig. "Ich hab sie oben nicht schreien gehört." Ray zupfte am Kragen seines Pullovers, nahm ihn dann in den Mund und begann auf ihm herum zu knabbern, sein Blick war starr auf die Flammen im Kamin gerichtet. Er wusste nicht, ob er antworten sollte oder nicht, wusste nicht, ob er Kais es selbst herausfinden lassen oder es ihm besser auf sanfte Art beichten sollte. "Sind die noch mal kurz raus, oder was?", fragte Kai weiter, doch wartete keine Antwort ab. "Naja, egal. Hauptsache die sind pünktlich wieder hier." Der Chinese seufzte, setzte sich wieder gerade hin und drehte sich um. Er entschied sich fürs sanfte beichten, doch er schaute den Russen währenddessen nicht an. "Kai.", begann er zerknirscht und mit besorgtem Blick, seine Hand zupfte nervös an seinem Hosenbein. "Ich glaube nicht, dass sie pünktlich sein werden." Als der Russe nicht antwortete, hob er zögerlich den Blick und wurde aus roten Augen warnend, aber auch fragend gemustert. Kais Miene war angespannt... lauernd. "Was?", fragte Kai schließlich beißend. "Sie werden nicht pünktlich...", begann Ray, doch wurde sofort von Kai unterbrochen. "Das weiß ich!", zischte dieser. Seine Stimme war so kalt wie Eis und so scharf wie eine frisch geschliffene Klinge. "Was willst du mir damit sagen?!" Ray erinnerte sich daran, dass er die anderen nicht verpetzen wollte, doch war jetzt in einem Dilemma, denn er wollte Kai auch nicht anlügen. Er schluckte und grübelte kurz, wobei er beobachten konnte wie Kai langsam ein und ausatmete und seine Augen sich verzogen. "Sie sind nicht da.", sagte er schließlich und rutschte unruhig auf seinem Platz herum. "Wo sind sie hin?", fragte Kai drohend, aber recht ruhig, was Ray fälschlicherweise in der Annahme ließ, er sei es auch. "Weiß nicht.", murmelte er. "Was soll das heißen?", schrie der Russe dann plötzlich. So plötzlich, dass Ray heftig zusammenzuckte und sein Herz schneller zu schlagen begann. Ein flaues Gefühl raste in Sekundenschnelle durch seinen Körper und er rutschte instinktiv ein Stück zurück. Als er Kai entsetzt aus großen bernsteinfarbenen Augen ansah, traf er auf einen finsteren Blick, der ihm aus dem vor Wut verzerrten Gesicht entgegengeschleudert wurde. Allen guten Vorsätzen zum Trotz, konnte Ray nicht verhindern, dass er jetzt gereizt war. "Schrei mich nicht so an!", rief er und sprang vom Sofa auf, funkelte Kai wütend an. "Ich kann auch nichts dafür, dass sie nicht zum Training kommen!" "Lüg mich nicht an!", drohte Kai ihm und kam einen Schritt näher, das Sofa war das Einzige, was sie noch trennte. "Du wusstest doch, was sie vorhatten!" Ray schwieg trotzig und senkte den Blick. Kai schlug daraufhin mit der geballten Faust auf die Lehne des Sofas, dass ein dumpfer hohler Klang ertönte und stapfte dann wütend durch das Wohnzimmer. Er murmelte leise und unterdrückt russische Flüche vor sich hin und warf Ray schließlich einen bitterbösen Blick zu. "Ihr kotzt mich alle so was von an!", brüllte er ihm ins Gesicht und stapfte dann zornig in die Küche. Ray konnte missgelaunt durch die geöffnete Tür sehen wie Kai mit einer ruckartigen, unkontrollierten Bewegung einen Stuhl nach hinten riss und sich darauf fallen ließ. Sofort danach sprang er aber wieder auf, raufte sich die Haare, tigerte durch die Küche und funkelte Ray kurz danach wieder bösartig an. Sein Atem ging schnell, sein Gesicht war verzogen. "Was seid ihr eigentlich für ein Team?!", rief er vorwurfsvoll. "Das Training zu schwänzen...! Argh, das ist so was von...! Wie will man denn da auch nur einen Kampf gewinnen, wenn ihr so eine Loser-einstellung habt??!! Aber, glaub mir, das wird Folgen haben!!" Rays Wut legte sich schnell, nicht nur, weil er sich daran erinnerte, dass er dies alles geahnt hatte und sich nicht hatte provozieren lassen wollen, sondern auch, weil sein schlechtes Gewissen sich wieder meldete, ihm die Schuld gab, die er hatte. Es stimmte ja, dass Ray von allem gewusst und die anderen hatte gehen lassen und es stimmte auch, dass dies unfair Kai gegenüber war. "Kai.", begann er etwas leiser. Entschuldigend, aber sehr ernst. "Versteh die anderen doch auch mal..." "Du schlägst dich jetzt also auch noch auf ihre Seite!", warf Kai ihm sofort vor und krallte seine Hand in den Türrahmen. "War ja klar!" Ray versuchte den Stich in seiner Brust zu ignorieren. Es war mies von Kai, ihm zu unterstellen, er würde sich gegen ihn stellen. "Das hab ich nicht gesagt.", protestierte er. Als er merkte, dass er ein wenig zu laut geantwortet hatte, fuhr er leiser fort. "Ich finde nur, dass du mal ein bisschen Nachsicht walten lassen könntest." "Also findest du das in Ordnung, dass sie einfach abgehauen sind?", fragte Kai provokant, seine Augenbrauen senkten sich misstrauisch. "Nein, ich hab nie behauptet, dass ich es okay finde.", antwortete Ray so ruhig es ihm möglich war. "Aber denk doch mal nach, du bist doch clever, da müsstest du verstehen können, dass die irgendwie revoltieren, wenn du ihn keinen einzigen freien Tag gibst." Kai knirschte mit den Zähnen und verschränkte unzufrieden die Arme vor der Brust. "Ich hab euch Weihnachten frei gegeben, schon vergessen?", maulte er. "Ja!", antwortete Ray missfällig. "Nachdem wir tagelang drum gebettelt haben!" "Ach, lass mich einfach in Ruhe!", zischte Kai, drehte sich um und ließ sich erneut auf den Stuhl fallen. Dieses mal blieb er allerdings sitzen und starrte mit gesenkten Augenbrauen vor sich auf den Boden. "Kai.", murmelte Ray entschuldigend. "Verpiss dich, ja?", rief Kai befehlend. "Und glaubt ja nicht, dass wir irgendwann mal wirklich Urlaub machen werden!" Ray seufzte und kratzte sich am Nacken. Er fühlte sich unwohl, denn es war genau das eingetreten, warum er nicht hatte mitkommen wollen. Kai sah genauso aus, wie er befürchtet hatte - so allein und verloren. Ray wusste schon immer, dass der Russe nicht so eiskalt war wie er wirkte und dass die Tatsache, dass die anderen sich vor dem Training drückten und sich gegen ihn wendeten, ihren Teamchef kränkte. Langsam ging Ray auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Der Russe hob den Blick und warf ihm einen erbosten Blick zu, woraufhin Ray ein unsicheres Lächeln versuchte, doch kläglich scheiterte. Er wollte etwas sagen, doch wusste nicht was. Sie schwiegen einige unangenehme, nachdenkliche Minuten, wo Ray überlegte wie er den Tag noch ins Positive wenden konnte und dabei wenigstens erleichtert feststellte, dass sich Kai allmählich entspannte. Sein Atem ging wieder langsamer, sein Gesicht entkrampfte sich und er wirkte allgemein nicht mehr so angespannt. Dann sah er Ray plötzlich misstrauisch von der Seite an und lehnte sich mit seinen Ellebogen auf die Knie. "Warum bist du eigentlich noch hier?", fragte der Russe und er wirkte so nachdenklich, so verwirrt und irgendwie so verletzlich, dass Ray ihn wenige Sekunden lang einfach nur anstarrte, mit großen Augen und leicht geöffneten Mund. "Ich... hatte ein schlechtes Gewissen.", murmelte er dann reuevoll und starrte auf seine Hände. Als er Kai einen abschätzenden Blick zuwarf, blinzelte dieser nur verwirrt und wendete sich schließlich ab. Den zerstreuten Blick behielt er allerdings bei. Ray wurde warm, als er den Russen betrachtete und wandte sich ebenfalls hastig ab. "Da das Training jetzt wohl ausfällt.", begann der Russe nachdenklich. "Kannst du ja jetzt auch gehen. Ich werde dich dann nicht bestrafen, du bist ja immerhin noch hier." Er machte eine kurze zerstreute Pause. "Also geh ihnen nach und mach dir einen schönen Tag." Ray antwortete nicht. "Geh schon.", befahl Kai dann, wobei er dem Chinesen skeptische Blicke zuwarf. Ray schwieg lange und starrte Kai an, seine Stirn runzelte sich kaum merklich. "Was machst du heute?", fragte er schließlich und überging Kais Wunsch. Er klang besorgt. Kais Augenbrauen senkten sich noch mehr, sein Blick konnte gar nicht mehr Misstrauen vermitteln, als in diesem Moment. "Was interessiert's dich?", antwortete er dann zweifelnd. Er wirkte erschöpft. "Sag doch mal.", beharrte Ray und lächelte leicht, woraufhin Kai leise vor sich hin grummelte. "Ich trainiere.", sagte er, "Immerhin besitze ich noch so was wie Ehrgeiz und Disziplin." "Und wenn du das Training mal vernachlässigen würdest?", schlug Ray mit unschuldiger Miene vor. "Für was?", kam sofort die Gegenfrage und Kai setzte sich wieder aufrecht hin, um den Schwarzhaarigen zu mustern. "Weiß nicht.", antwortete dieser schulterzuckend. "Wir könnten doch zusammen... irgendwie... weiß nicht. Halt was machen." Er sah Kai abwartend an und kratzte sich verlegen an der Wange. Der Russe lehnte sich ein wenig zur Seite, schien zu überlegen. Ray lächelte unsicher, ihm war es unangenehm so durchdringend angestarrt zu werden. "Was schwebt dir vor?", fragte er Russe dann und Ray hatte das Gefühl, dass sein Misstrauen überhaupt nicht von seiner Miene verschwinden würde. Er zuckte mit den Schultern. "Kann man doch spontan entscheiden.", sagte Ray. "Also, kommst du mit? Ich mein, wenn die anderen frei machen, kannst du doch auch mal..." Kai öffnete den Mund, doch schloss ihn wieder, schien zu zögern, sich nicht entscheiden zu können. Seine Augen wanderte unstet durch den Raum, doch dann seufzte er ergeben. "Gut.", antwortete er mit rauer Stimme. "Aber nur heute und die anderen bekommen auf jeden Fall ihre Strafe... Falls du vorhast, mich umzustimmen!" "Wirklich?", strahlte Ray. "Du kommst mit?" Kai wich angesichts Rays Euphorie ein wenig zurück, doch ein leichtes, sanftes Lächeln schlich sich Sekundenlang auf sein Gesicht. "Wollen wir gleich los?", lächelte Ray weiter, er wusste nicht warum, aber er freute sich riesig, dass er einen kompletten Tag mit Kai verbringen konnte. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser sich auch wieder beruhigt hatte, hatte Ray auch nichts mehr zu befürchten. "Warum nicht?", stimmte Kai zu, doch er wirkte nachdenklich und schien zu zweifeln, ob ein Tag ohne Training zu Verantworten war. "Schön.", freute sich Ray und stand auf. "Dann mal los, oder?" ~oOo~ "Und?", fragte Ray während sie dick eingepackt mit Mützen, Schal und Schneehandschuhen durch den dichten Schnee stapften. "Wie isses bis jetzt ohne Training?" "Auszuhalten.", antwortete Kai. Seine Wangen waren rot von dem eisigen Wind und sein Blick vor ihm auf den Wald gerichtet, der sich in zweihundert Metern vor ihnen erstreckte. "Was wollen wir machen?", fragte Ray weiter. "Ski fahren? Schneeballschlacht? Oder ins nächste Dorf? Wir könnten auch Schlitten fahren." Er musste leise kichern bei Gedanken, dass Kai auf einem alten Holzschlitten den Berg runtersauste während sein Gesichtsausdruck zwischen Freude und Missgunst läge. "Weiß nicht.", murmelte Kai, woraufhin Ray aufhörte zu kichern, seufzte und vor sich auf den Schnee starrte. Mit Kai etwas zu machen, was ihm Spaß machte, stellte sich als schwieriger heraus als er dachte. Bis jetzt war der Russe von ihrem Ausflug eher mäßig begeistert und Ray grübelte, was sie machen konnten, außer nur durch den dichten Schnee zu stapfen. Ihn persönlich störte es nicht, denn es reichte ihm, dass Kai einfach da war, dass er einfach neben ihm lief und schwieg, doch er hatte sich vorgenommen den Russen ein wenig aus sich herauszulocken und ihm etwas zu zeigen, was Spaß machte. Richtigen Spaß. Denn er hatte für diesen Tag nur einen Wunsch. Er wollte Kai nur einmal lachen sehen und... hören. Er wollte wissen wie es klang, wenn er mit seiner dunklen Stimme den Ton erzeugte, den nur ein befreites Lachen hervorbringen konnte. Ray lächelte bei der Vorstellung still vor sich hin und schielte zu Kai, wo er sofort auf dessen rotbraune Augen traf, die ihn ohne jede Zurückhaltung musterten. Er schluckte und sein fröhliches Lächeln wurde allmählich etwas nervös. Er spürte wie sein Gesicht langsam heiß wurde, ebenso seine Ohren. Wie schaffte es Kai, ihn mit nur einem ausdruckslosen Blick so aus der Fassung zu bringen? Ray war der Erste, der den Blickkontakt abbrach, doch nur für wenige Sekunden, denn sein Blick wanderte sofort wieder zurück, seine bernsteinfarbenen Augen suchten sofort wieder die rotbraunen Kais. Ray spürte wie seine Knie weich wurden und sein Herz schneller schlug, was ihn wunderte. Seine Sinne schienen allerdings so vernebelt, dass es nur beim Wundern blieb. "Gehen wir ins Dorf.", sagte Kai, ließ Ray noch immer nicht aus den Augen. "Dorf... Klar... Ich...", stammelte Ray nervös und vollkommen durcheinander vor sich hin. Es dauerte sehr lange bis er den Satz von Kai überhaupt verstand. Daraufhin räusperte er sich verlegen und sortierte seine Gedanken. "Aber ich dachte, dass wir vielleicht vorher etwas anderes machen.", antwortete der Chinese schließlich und versuchte sein flammendes Gesicht zu beruhigen. Er schämte sich plötzlich, dass er so nervös war. "Und was?", fragte Kai sofort nach. Seine Stimme verriet keine Emotion, genauso wenig wie seine Augen, die immer noch an Ray hingen. "Weiß nicht.", antwortete der Chinese mit leicht zittriger Stimme und schluckte. Sein Hals war trocken. "Irgendwas, was Spaß macht.", schlug er vor, doch heftete seinen Blick starr vor sich auf den Schnee. "Wer sagt denn, dass es mir keinen Spaß macht mit dir ins Dorf zu gehen?", fragte der Russe und seine Stimme klang plötzlich nicht mehr ausdruckslos, sondern irgendwie anders. Dunkler und mit einem Ton, den Ray nicht zu deuten wusste. Was er aber allerdings wusste war, dass dieser Ton ihn erschaudern ließ. Was geschah hier mit ihm? Er hob unsicher den Blick und traf auf Kais Erwiderung, was ihn dieses mal aber nicht wunderte, sondern 'nur' durcheinander brachte. "Ich dachte eigentlich,", begann Ray murmelnd, "dass du ein bisschen mehr... Action brauchst, um Spaß zu... haben." Er schluckte nervös, als Kai leicht grinste. "Ich glaube, ich weiß wohl am besten, was mir Spaß macht und was nicht.", antwortete der Russe ernst, aber mit einem Hauch eines Lächelns auf den Lippen. "Und im Moment würde ich sagen, dass es mir Spaß macht mit dir ins Dorf zu gehen." Rays Gesicht wurde geradezu heiß, obwohl ein eisiger Wind wehte und sein Haut durch die Kälte schon taub war. Seit wann machte ihn Kai so nervös? Und was noch viel wichtiger war: Seit wann sagte Kai solche Dinge? "Kai..: ich...", begann Ray, doch wusste eigentlich gar nicht, was er sagen wollte. Er hatte nur das Gefühl, irgendwas sagen zu müssen. Schließlich schwieg er und blickte Kai zögerlich an. Dieser hatte seinen Blick allerdings nach vorne gerichtet, die Augen zusammengekniffen und es schien allgemein, als ob er Ray plötzlich gar nicht mehr zuhören, geschweige denn beachten würde. "Kai?", fragte der Chinese und wollte Kais Blick folgen, als ein Ruck durch das Gesicht des Russen ging. Seine Miene verzerrte sich vor Wut und er ballte beide Hände zu Fäusten. Ehe Ray auch nur irgendwie reagieren konnte, sprintete Kai auch schon los. "Kai?!", rief er und lief ihm zwei Schritte hinterher. Der Russe drehte sich kurz um, warf Ray einen entschlossenen Blick zu und rannte weiter, ohne sein Tempo zu verringern. "Tyson!"", rief er. "Ich hab ihn gesehen. Warte da! Ich komme gleich zurück!" Kurze Zeit später war er im Wald verschwunden und Ray hatte plötzlich das Gefühl, sich hinsetzen zu müssen. Er stieß zittrig den Atem aus und ließ sich in den Schnee fallen, starrte auf die Stelle, wo Kai vor kurzem im Wald verschwunden war. Unsicher kaute er auf der Unterlippe. Es war alles so furchtbar seltsam. Weshalb verhielten sie sich beide so ungewöhnlich - so anders? Weshalb reagierte sein Körper so aufgeregt, wenn er mit Kai zusammen war? Weshalb kam er sich plötzlich in Gegenwart von Kai so klein und bescheuert vor? Er seufzte erschöpft und ließ sich rücklings in den Schnee fallen. Die Kälte schien seinen Kopf ein wenig zu klären, seinen aufgewühlten Körper ein wenig zu beruhigen und er als er die Wolken beobachtete, die langsam über den strahlenden Himmel zogen, schaffte er es sogar an nichts zu denken. Nach wenigen Minuten aber wurde ihm langweilig und er setzte sich auf. Mittlerweile war ihm kalt und er fröstelte ein wenig, doch er bemerkte es kaum, da seine Gedanken zurückgekehrt waren und Ray mit Unbehagen feststellen musste, dass er sich wünschte, dass Kai bald wieder käme. Es ging sogar soweit, dass er ihn fast vermisste... Schnell schüttelte Ray den Kopf und richtete seine Mütze. Er musste sich irren. Hastig ließ er seinen Blick schweifen und suchte etwas, womit er sich ablenken konnte, etwas, womit er verhindern konnte, dass er weiterhin nachdenken musste. Das einzige, was er fand, war Schnee, doch schon nach wenigen Sekunden kam ihm eine Idee und er nahm sich eine handvoll der weißen Masse. Nach zehn Minuten stand Ray vor einem kleinen Schneemann, der ihm bis zur Brust ging und ihn aus leeren dunklen Steinaugen anstarrte. Sein Mund und seine Arme bestanden aus Ästen. Ray fand, dass er einen vollkommen dümmlichen Ausdruck hatte und irgendwie erbärmlich aussah. Er seufzte und schaute prüfend zum Waldrand. Ein erschrockenes Kribbeln schoss durch seinen Körper, als er eine dunkle große Gestalt erkannte, die in diesem Moment die große Wiese betrat. Kai. Ray starrte einfach in seine Richtung, war unfähig sich zu bewegen und hin- und hergerissen zwischen Freude und Nervosität. Als Kai näher kam, erkannte er seinen Gesichtsausdruck und verzog sein Gesicht in schlimmer Vorahnung. Er kannte diesen Blick, diese funkelnden Augen, der grimmig verzogene Mund und die gesenkten Augenbrauen. Genauso hatte Kai auch ausgesehen als Ray ihm gesagt hatte, dass die anderen nicht zum Training kommen würden. Seufzend begann er mit den Füßen im Schnee zu scharren und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Er hörte wie das Knirschen von Kais Schuhen im Schnee immer näher kam und schließlich stoppte. Erst dann schaute er auf, doch blickte nicht in wütende Augen, sondern nur in leicht verärgerte, weshalb Ray die Stirn runzelte. Dann schaute Kai an ihm vorbei. "Was ist das?", brummte er, woraufhin der Chinese seinem Blick folgte und seinen ärmlichen Schneemann erkannte, der neben ihm stand. "Oh.", machte Ray und kratzte sich verlegen im Nacken. "Das ist mein... Schneemann." Er lachte nervös und blickte zu Kai, welcher ihn erst skeptisch und dann plötzlich leicht schmunzelnd ansah. "Schneemann...", wiederholte der Russe, schaute zu dem Klumpen Schnee mit Stöcken und Steinen, zurück zu Ray und drehte sich nach einem langen Blick um Richtung Waldrand. "Aha." "Ja.", murmelte Ray und kam sich vor wie ein Kleinkind. Er wusste ja wie Kai über solche Dinge dachte. Für den Russen waren das kindische Albernheiten, die nur Zeit kosteten und einen im Leben nicht weiter brachten. "Hast du...", begann Ray, nur um etwas zu sagen. "Hast du ihn gefunden?" "Wen?", kam sofort die Gegenfrage, ohne dass Kai sich herumdrehte. "Na, Tyson. Du hast doch gesagt, du hättest ihn gesehen." "Ach so.", brummte Kai. "Nein. Also... ja. Ich hab ihn geschnappt, nur... war das nicht Tyson." Ray sah wie er die Hand zur Faust ballte. "Aber, verdammt noch mal, der sah genau aus wie die Fressmaschine! Das hätte glatt sein Zwilling sein können! Uah!" Er schüttelte sich. "Gruselige Vorstellung." Ray lachte kurz auf. "Oh, aber wenn er es gewesen wäre...!", knurrte Kai. "Der hätte was erleben können!" Seufzend erkannte Ray, dass sein Teamchef sich wieder verspannte, dass die Wut wieder begann in ihm zu kochen. "Ach, Kai, entspann dich.", bat Ray sanft. "Du wirst heute Abend noch genug Gelegenheiten haben, sie zu bestrafen. Auch wenn ich denke, dass du nicht zu hart sein solltest." Kai warf ihm über die Schulter einen warnenden Blick zu, woraufhin Ray schnell abwehrend die Hände hob und entschuldigend lächelte. "Ich kann aber auch verstehen, dass du sauer bist.", räumte er hastig mit fast flehendem Blick ein. "Nur...solange bis es noch nicht Abend ist, solltest du mal versuchen, den Tag zu genießen." Kai grummelte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Genießen bringt einem nichts.", widersprach er, woraufhin Ray seufzend den Kopf schüttelte. "Mehr als du denkst.", sagte er lächelnd. "Man muss doch manchmal einfach Pause machen und einfach mal... nichts tun. Gerade du solltest deinem Körper ein bisschen Ruhe gönnen." Wieder diese scharfe Blick über die Schulter hinweg, woraufhin Ray eine unschuldige Miene aufsetzte. "Ich weiß wohl am besten, was ich meinem Körper zumuten kann und was nicht, klar?!", zischte Kai, doch hörte sich nicht wirklich böse an. "Jaja, schon gut.", räumte Ray beschwichtigend ein und seufzte. "Ich meinte ja nur..." Kai runzelte die Stirn und wendete sich wieder dem Waldrand zu. "Aber weißt du...", fügte Ray leise hinzu. "Tyson hat schon irgendwie recht. Du weißt echt nicht, was Spaß ist, oder?" Kais Kopf flog so schnell herum, dass der Chinese erschrocken zusammenfuhr und Kais Blick war so eiskalt, dass er einen Schritt zurückwich. "Ups.", flüsterte er mehr zu sich selbst "Du gibst Tyson also recht?!", fragte Kai bissig. "Tyson?!" "Nicht generell.", lächelte Ray unsicher. "Aber in diesem Punkt, ja. Immerhin könntest du mal ein bisschen lockerer sein und den Tag..." "Genießen?", unterbrach ihn Kai augenrollend. "Äh, ja?" "Ach, hör doch auf! Außerdem weiß ich wie man Spaß hat!", protestierte Kai während er den Kopf wieder umdrehte. "Klar...", murmelte Ray sarkastisch. "Ich hab viele Dinge, die mir Spaß machen!" "Zum Beispiel?", hakte Ray provokant nach. Einige Momente kam keine Antwort, bis Kai leise grummelte. "Trainieren.", brummte er wenig überzeugt. "Das macht dir Spaß?", erwiderte Ray zweifelnd. "Ja!", sagte Kai sofort und für Rays Geschmack ein wenig zu hastig. "Sicher.", murmelte der Chinese erneut sarkastisch. "Aber ich meine nicht die Form von Spaß." "Spaß ist Spaß, da gibt es keinen Unterschied!", erwiderte Kai brummig. "Sagt mit der Experte in Sachen Spaß, was?", widersprach Ray ironisch. "Aber mal im Ernst. Das, was du meinst, ist Spaß im Sinne, dass er dir gut tut, dass du dich danach und währenddessen gut fühlst und es dich beruhigt, oder?" "Möglich.", brummte Kai misstrauisch. "So, und das, was ich meine, ist... wenn man sich gerne daran zurück erinnert, was man getan hat... weil man so viel Spaß hatte eben." Ray machte eine kurze Pause und suchte nach Worten. "Weil man viel gelacht hat und fröhlich war. Da gibt es einen Unterschied!" Kai schwieg während Ray seinen Rücken eindringlich und nachdenklich anstarrte. Wie erklärte man denn so was wie Spaß jemanden, der es nicht kannte? Das war genauso wie jemanden, der von Geburt an blind war zu erklären, was sehen ist. Er konnte es nicht verstehen, solange er es nicht selbst erlebt hat. Rays Augen weiteten sich ein wenig und er lächelte nachdenklich. Ihm war gerade eine Idee gekommen... Er überlegte kurz, zögerte und wog ab, ob dass was er vorhatte das gewünschte Ergebnis erbringen würde. Er wusste es nicht, doch entschloss sich es einfach auszuprobieren. Also bückte er sich langsam, versuchte keine Geräusche zu machen und beobachtete währenddessen aufmerksam Kais Rücken. Dieser bemerkte nichts, sondern starrte weiter Richtung Waldrand. Zögerlich, den Blick noch immer auf Kai gehaftet, nahm Ray eine Handvoll Schnee und formte ihn während er aufstand zu einer Kugel. Seine Hand zuckte von alleine und wollte werfen, doch er hielt sich vorerst zurück. Sollte er wirklich? Schließlich war das Kai, berühmt berüchtigt für seine Wutanfälle. Doch wie hieß das Sprichwort? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Rays Blick wurde entschlossen. Scheiß drauf!, dachte er und warf.. Während die Kugel auf Kais Kopf zuraste bereute er es allerdings schon wieder. Mit einem leisen ,Platsch' landete sie in seinem Nacken und Ray konnte in Zeitlupe mitverfolgen, wie Kais Kopf nach vorne ruckte und er reflexartig seine Arme ausbreitete, um sein Gewicht zu halten. Ebenso langsam konnte er sehen wie sich Kais Kopf in seine Richtung drehte. Hatte er nicht gerade seine Sehnen knacken gehört? Hastig setzte er seine beste Unschuldsmiene auf, schaute in die Luft und zeigte auf den Schneemann neben sich. "Ray!", knurrte Kai wütend. "Was zum...?!" Dann brach er ab. Rays Miene nahm einen verwunderten Ausdruck an und schließlich wanderten seine Augen langsam nach unten. Er blickte Kai vorsichtshalber mit großen entschuldigenden Augen an, doch schon kurz danach ließ er verwirrt seinen Arm sinken und drehte den Kopf nach, denn Kai stand da, wischte sich wie automatisch den Schnee aus dem Nacken und lächelte... Kein Schmunzeln, kein Grinsen, kein angedeutetes Lächeln, nein, ein richtiges Lächeln. Ein echtes, ein ernst gemeintes, eines was Ray glücklich machte. Ray wusste sofort, dass er dieses Bild lange nicht vergessen würde. Es war einer dieser Momente, die sich ins Gedächtnis brannten, wo er jedes Detail würde sehen können, wenn er die Augen schloss. Ray lächelte zurück, doch er war in einer Art berauscht von diesem Anblick. So berauscht, dass er kaum mitbekam, dass Kai sich bückte. Wenige Sekunden später traf ihn etwas kaltes im Gesicht, woraufhin er sofort wieder zurück in der Realität war. Hastig wischte er sich den Schnee von seinem erhitzten Gesicht, doch als er blinzelte, hatte er sofort die nächste Kugel im Gesicht. Ein Stück fiel hinter seinem Schal durch, schmolz und lief ihm die Brust herab. Ein seltsames, kitzelndes Gefühl. "Du wirst es nie wieder wagen, dich mit mir anzulegen.", hörte er Kai drohend sagen, doch als er aufsah und sich erneut den Schnee aus dem Gesicht wischte, schmunzelte Kai leicht. Sein Plan ging anscheinend auf. "Das werden wir gleich sehen!", erwiderte er siegessicher und griff ebenfalls unter sich, um sich Munition zu beschaffen. *~*~*~*~*~*~*~*~ hi leute, hoffe es hat euch gefallen. ich persönlich bin nicht zufrieden mit dem kapitel... das wort 'spaß' kommt einfach zu oft vor und eigentlich sollten die zwei nach diesem kapitel schon längst die schneeballschlacht gemacht haben, aber dann hätte dieses kapitel zu lange gedauert und ich hab ja auch an euch gedacht ^^ außerdem sind die zwei kein stück weiter, oder täusch ich mich? hoffe es hat euch trotzdem gefallen. im nächsten kapitel gibt es dann die schneeballschlacht und ein bisschen knisternde luft, aber ich kann euch jetzt schon sagen, dass es nicht so enden wird wie ihr es gerne hättet. also freut euch auf verwirrung im nächsten teil ^^ der arme ray wird jetzt bald ganz schön zu leiden haben, aber das werdet ihr ja dann sehen. aber, wenn ich so nachdenke, wird kai es auch nicht leicht haben... sie werden also beide leiden... ach, bin ich fies ^^° danke, für die vielen kommis, das baut mich echt auf und danke, dass meine story überhaupt gelesen wird ^___^ *knuffz* (hoffentlich ^^°) bis zum 4. kapitel, lektion IV: wie man spaß hat astin =:) Hosted by Animexx e.V. 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