Herr der Drachen von Dae ================================================================================ Gelangweilt drehte Iében ein Glas Wein in den Händen. Die dunkelrote Flüssigkeit schlug kleine Wellen. Als er kurz inne hielt, beobachtete er nachdenklich, wie ein paar Tropfen des guten Weines über den Glasrand schwappten. Der Herrscher dieser Hallen saß auf einem steinernen Thron, der auf eigen artige Weise mit der, in der Dunkelheit, nur zu erahnenden Decke verbunden war. Der Thron selbst stand in der Mitte eines riesigen Raumes, der in der tiefe des Berges Isha gegraben war. Der Saal wurde von Säulen gestützt, die bemerkenswerte Muster aufwiesen. Man konnte ihnen nicht mit dem Auge folgen, dazu waren sie zu verworren. Auch das Motiv konnte man nicht so ohne weiteres Bestimmen, es konnten sowohl Seile, als auch Pflanzen sein, vielleicht aber auch etwas ganz anders, das schon lange aus dieser Welt verschwunden war. Die Säulen waren von Zwergenhand erschaffen worden. Damals, als die Hallen noch von den Zwergen bewohnt waren. Es war vor langer Zeit gewesen, da war dieser Ort ein Ort der Fröhlichkeit und Freude gewesen, bevor sein Haus kam, bevor in den Berg die Stille einkehrte. Aber diese Hallen waren genau das Richtige gewesen. Für die Zucht. Sein Haus hatte vor langer Zeit angefangen Drachen zu zähmen und zu züchten. Dieses Wesen, das früher ganz Hedhan in Atem gehalten hatte. Bevor sein Haus kam. Als dank für diese Tat, hatten die Grafen, des Landes beschlossen das Haus zu adeln und ihm das unwirtliche Gebirge im Norden zu geben. Dann schlug sein Haus vor einen Rat zu gründen, der aus den schon damals herrschenden Fürsten und Grafen bestehen sollte. Sein Haus stellte die Regeln auf und übernahm den Vorsitz. Lange hatten wir den Vorsitz geführt, bis jetzt, jetzt ist es dieser Narr aus Eston, aber er wird sich keine zwei Jahre auf dem Posten halten... Er schüttelte mit einem verächtlichen Lächeln den Kopf. Dieser Narr glaubte doch nicht, dass er gegen mich bestehen könnte, das hatte bisher keiner geschafft, aber dieser Mann hat es gewagt mich in aller Öffentlichkeit zu demütigen. Das erstaunte ihn sehr, die junge Generation war mutiger als die Alte, doch das würde ihnen auch nicht helfen. Er hatte fast alles was er brauchte. Eines fehlte ihm noch, aber das würde bald fertig sein, bald. Es schienen sich alle gegen ihn gestellt zu haben, aber was machte das schon. Sie schienen zu glauben alles über ihn und sein Haus zu wissen, zu wissen was er machte, was er vorhatte. Dumme Narren. Sein Haus...nichts wissen sie diese Narren, und sie werden es büßen. Es war schwer gewesen. Doch bald würde er bereit sein. Bald... Iében sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ohne aus seiner Beobachtung des Weinglases aufzusehen sagte er mit kalter Stimme: "Was willst du Acheleth?" Es konnte nur Acheleth sein, niemand sonst hatte die Erlaubnis ihn zu stören. "Herr, wir... ähm... wir haben ein Problem bei der... bei der Mine für ... also... für Waffen und Rüstungen, vor allem bei...bei den Drachen." "Was für Probleme?", Iében konnte den Mann nicht verstehen, er war immer so ängstlich, brachte kaum ein Wort heraus, der Arme musste eine schwere Kindheit hinter sich haben, wenn er immer so stotterte. Aber was kümmerte ihn das. "Also, Herr... es ist so, dass... dass uns das Eisen für die Rüstungen...ähm... den Rüstungen für die Drachen... ähm... ausgegangen ist." "Wie konnte das passieren?", Iébens Stimme war so scharf wie ein zweischneidiges Messer geworden. "He...Herr", winselte der Diener und leckte sich nervös die Lippen, "ich weiß nicht, die... die Liferungen sind seit le... letzter Woche nicht mehr angekommen." Iében saß aufrecht auf seinem Thron beugte sich bedrohlich vor und sah den zitternden Acheleth scharf an. "Und das sagst du mir erst jetzt? Du Narr, kannst du nicht einmal mitdenken?", der Herrscher kochte vor Wut und das war ja auch verständlich, dieser Narr von einem Menschen, "Schicke mir meinen Heermeister!" Der Mann verschwand rückwärts und sich immer wieder verbeugend aus seinem Blickfeld. Was hatte dieser Narr sich eigentlich dabei gedacht? Eine Woche... eine Woche! Inzwischen konnte alles passiert sein. Vielleicht sollte er Acheleth dafür einwenig strafen, dann würde er es sich zweimal überlegen wichtige Informationen zurück zu halten. Iében lies sich in den Thron zurück sinken und drehte wieder das Weinglas in den Händen. Das beruhigte. Er konnte es sich nicht leisten von seinem Heermeister wütend gesehen zu werden, er würde ihn für einen Taugenichts halten und das konnte er sich nicht leisten. Er wusste, dass er sich den Hauptmann schnell zum Feind machen konnte. Und Iében konnte nicht auf die Fähigkeiten des Mannes verzichten, außerdem wusste er zuviel, dass hieß er müsste ihn töten lassen, was sehr schade um den Mann währe. Er war ein guter Kämpfer und ein guter Stratege. "Herr?", die tiefe Stimme seines Hauptmannes ließ ihn aufblicken. "Ich will, dass du dir eine kleine Streitmacht zusammenstellst und zu den Minen gehst. Sieh nach was da los ist, ich brauche das Eisen von dort, tu was immer du für richtig hältst um die Produktion wieder in gang zu bringen." Der Mann verbeugte sich und verschwand. "Los Männer, wir haben zu tun!", rief Nareth, er hatte sich schon seine Rüstung angelegt und einen Boten losgeschickt mit dem Auftrag einen Drachenhüter zu finden, der seinen Drachen fertig machen sollte. Nun scheuchte er die Reiter der blauen Drachen auf. In wenigen Sekunden stand eine Reihe stramm stehender Männer vor ihm. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht, sie waren wirklich bemüht gute Reiter zu werden um irgendwann einen Schwarzen zu reiten. "Wir haben einen Auftrag von unserem Herrn bekommen, wir müssen nachsehen was bei den Minen los ist. Los, ich erwarte euch in einer halben Stunde in voller Rüstung auf der Großen Plattform.", damit drehte er sich um und ging zu den Ställen. Sein Drache war schon fertig, er musste ihn nur noch nehmen und hinaus führen. Und genau das tat er jetzt auch, er ging einen kurzen aber hohen Gang entlang und trat auf die windige Plattform hinaus. Er führte seinen Drachen an die Klippe, wendete ihn und sah seinen Männern entgegen. Es überkam ihn jedes mal ein Hochgefühl, wenn er hier stand und die warmen Winde der Schmiede zu ihm hoch stiegen, das erinnerte ihn jedes Mal an seine erste Begegnung mit seinem Drachen, es war überwältigend gewesen. In der Brutstätte war es heiß, sehr heiß, die farblosen Eier lagen alle auf einem Haufen. Er hatte einen kühlen Lufthauch gespürt und hatte sich umgedreht, dort im Schatten stand der Herrscher dem er dienen wollte. Er fragte sich, was er hier wollte. Herrscher Dethén kam auf den jungen Mann zu und legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn mit sanfter Gewalt wieder hinaus, eine Welle von Traurigkeit und Verzweiflung überkam ihn, es war immer sein großer Traum gewesen einen Drachen zu besitzen. Und jetzt wurde er abgeführt, es wunderte ihn nur, dass der Herr sich dazu herab ließ ihn zu entlassen. Er lächelte in sich hinein, damals war er noch keine 15 Jahre alt und sehr naiv gewesen. "Herr...", hatte er mit zittriger Stimme gesagt, doch er hatte nicht darauf reagiert und hatte ihn mit versteinertem Gesicht weiter geführt. Mit Verwunderung hatte er gemerkt, dass sie immer tiefer in den Berg hinein gingen. Er hatte Angst gehabt. Heute konnte er nur noch darüber lächeln, denn sie hielten vor einer Türe und gingen in den dahinter liegenden Raum, er führte in eine Brutkammer. Dort lag eine dunkelblaue Drachendame, die ihren drei Meter langen Schwanz um ein Ei gewickelt und sie angefaucht hatte. Der jetzige Hauptmann hatte damals ängstlich versucht einen Schritt zurück zu machen, aber der Herrscher hatte seine Schulter erbarmungslos festgehalten. "Weiche nicht zurück.", hatte der Herr ihm gesagt und hatte ihn auf das Ei zugestoßen. Der Drache senkte den Kopf und fauchte ihn bedrohlich an. Er hatte gezögert, da sah er aus dem Augenwinkel, wie sein Herrscher eine Handbewegung machte. Nun wandte der Drache seine Aufmerksamkeit ihm zu. Seine onixschwarzen Augen funkelten wütend und ein tiefes Knurren kam aus ihrem Maul. "Lethan!" Nur dieses eine Wort, der Drache senkte den Kopf bis fast auf den sandigen Boden und blickte zornig zu ihm herauf. Dethén macht einen drohenden Schritt auf sie zu. Lethan zuckte kurz zusammen, fing an zu fauchen, zog sich aber dennoch nach kurzer Zeit in eine Ecke zurück. Er hatte verunsichert zu seinem Herren zurück geblickt. Als dieser ihm zunickte, ging er weiter auf das grün schimmernde Ei zu. Damals hatte er noch keine Ahnung gehabt, was das zu bedeuten hatte. Genau in dem Moment, in dem er vor ihm in die Knie ging, bildeten sich leichte Risse. Die Schale brach auf und ein kleiner weißer Drache purzelte in den Sand. Er kam aber schnell wieder auf die Beine und blickte ihn neugierig an. Im Licht schienen seine Schuppen leicht zu schillern. Es war ein Tiegerdrache, das erfuhr er später von einem der älteren Reiter. Er hatte ihm auch erklärt, dass solche Drachen selten vorkamen und nur hoffnungsvolle Jungreiter die Chance bekamen sich mit so einem Tier zu bewehren. Sie seien größer, stärker und schneller als normale Drachen hatte der Mann ihm verraten. Erstmal war der kleine Drache aber auf ihn zugetapst und schrie ihn mit kläglicher Stimme an und instinktiv wusste Nareth, das der Kleine hunger hatte. "Es hat hunger.", hatte er verwundert gesagt. "Aber sicher, komm, wir bringen ihn in seinen Stall." Später gab er ihr den Namen Echethel, weil er einmal gehört hatte es hieße in einer alten Sprache 'Schmetterling'. Er erinnerte sich immer wieder mit erstaunen an diese Begegnung mit seinem Drachenmädchen. Das Tapsen der Blauen Drachen riss ihn aus seinen Gedanken. Einer nach dem Anderen kamen sie aus dem linken Stalltor. Als sie sich alle vor ihm aufgestellt hatten rief er: "Also, Leute: aufsteigen und abfliegen." Der Hauptmann stieg mit geübten Bewegungen auf sein Tier und gab das Zeichen zum Start. Die Einheit formatierte sich und sie flogen Richtung Süden davon. Nach drei Stunden kamen die Minen in Sicht. Der Heermeister fluchte leise vor sich hin, denn dort, wo normal die Fahne seines Herrn im Wind wehte sah er die Fahne von Graf Ereg - eine silberne Spitzhacke auf braunem Grund. Dieses Motiv ging darauf zurück, das sich Graf Eregs Haus schon seit Generationen auf den Bergbau spezialisiert hatte. Sie landeten keine zwei Meter vor dem Eingang. Die zwei Soldaten, die den Eingang bewachten, blickten ängstlich zu den Drachen empor. Hauptmann Nareth bereitete es jedes mal eine stille Freude, wenn er mit einigen Drachen auf Leute traf, die noch nie zuvor einen gesehen hatten. Mit einem unauffälligem Blick suchte er die Felshänge ab um zu sehen, ob noch mehr Wachen aufgestellt worden waren, als sein Blick die Wohnhöhlen steifte, in denen die Zwerge lachten und feierten, sah er aus einem der Eingänge einen Mann stehen. Nareth wante nun seine Aufmerksamkeit dem Mann zu, er hatte braune Haare mit angerauten Schläfen und einen Bart. Wir werden also bereits erwartet. Der Hauptmann stieg ab, blieb aber neben seinem Tiegernen stehen. Er erwartete, dass der Mann, der hier offensichtlich das Sagen hatte, sie begrüßte. Ein gegenseitiges Mustern hielt die Stille, nur ein gelegentliches Schnauben eines Drachen war zu hören. Schließlich setzte der Mann ein gezwungenes Lächeln auf und kam näher. "Willkommen, ich bin Ianeth. Mit wem habe ich die Ehre?" "Ich bin Nareth, Heermeister des Besitzers dieser Mine, ich glaube es ist Überflüssig den Namen meines Herrn zu nennen?" "Wohl war", seufzte der Mann, "Ich bin der neue Verwalter dieser Mine und Lehnsmann von Graf Ereg." "Das, werter Verwalter, habe ich mir gedacht, aber ich glaube nicht, dass sie von meinem Herrn eingesetzt wurden?", fragte Nareth spöttisch. "Nein das nicht, aber die Mine ist seit einer Woche in Besitz des Grafen.", die Haltung des Mannes verriet, dass er sich wie ein König fühlte. Hauptmann Nareth hatte nicht vor es dabei zu belassen. "Ich wüsste nicht, wann eine solche Übergabe statt gefunden hatte." "Eigentlich hat auch keine Übergabe statt gefunden.", der Mann wurde etwas unsicherer. Ein Punkt geht an mich. "So? Wie kommt der Graf dann in den Besitz der Mine?", bohrte er nach. Der Verwalter kratzte sich verlegen am Kopf: "Der Graf war der Meinung, dass sich die Mine lange genug in den Händen des Fürsten Iében von Ishanorg befunden hatte. Er hielt es für angemessen die Mine als Wechsler erklären zu lassen." "Ich wüsste nicht, dass mein Herr in letzter Zeit auf einer Ratsversammlung gewesen wäre." "Wie dem auch sei, ich habe Befehle, die ich ausführen werde.", versuchte der Verwalter dem Thema aus zu weichen. "Und wann war die letzte Versammlung?" "Ich weiß nicht genau, aber vor zwei Wochen habe ich den Befehl bekommen diese Mine zu verwalten." Der Hauptmann antwortete darauf nichts. Zwei Wochen. Er wusste genau, dass sein Herr nicht fort gewesen war. Egal, jetzt hieß es erst einmal die Mine wieder in Besitz nehmen. Der Rest konnte warten. Er gab seinen Männern ein verstecktes Zeichen und schwang sich wieder in den Sattel. Der Verwalter wollte schon aufatmen, als der Heermeister wieder zu sprechen begann: "Ich hoffe für euch, dass diese Zwei dort nicht die Einzigen sind, die hier stationiert sind." Ohne Vorwarnung gab er seinem Drachen ein Zeichen, das Tier drehte sich auf den Hinterbeinen um 90° und lief mit gestreckten Sprüngen die Schlucht entlang, wo es nach 50 Metern mit einem kräftigen Sprung vom Boden abhob. Sobald der Hauptmann in der Luft war, taten es ihm seine Soldaten gleich. Der Himmel war erfüllt vom Flügelrauschen der blauen Drachen. Sie drehten eine Schleife und kamen im Tiefflug auf die verängstigten Wächter zu. Hauptmann Nareth flog mit Echethel über ihnen. Das schräg einfallende Sonnenlicht ließ ihre weißen Schuppen in einem dunklen Blau glänzen. Doch darauf achtete niemand, denn im Tal war das reinste Chaos ausgebrochen. Soldaten, die aus anderen Höhlen gekommen waren um dem Verwalter zur Hilfe zu kommen, liefen durcheinander und schrien. Sie schienen zu versuchen in die Mine zu kommen, diese wurde aber schon von zwei der Drachen bewacht, die verhinderten, dass niemand hinein oder hinaus kam. Mitten drin stand der Verwalter, umgeben von einigen Wachen, raufte sich die Haare und schrie unverständliches Zeug. Sobald der Heermeister eine günstige Gelegenheit sah, gab er seinem Drachen ein Zeichen und Echethel stieß im Sturzflug auf den Verwalter hinab, um sich dann mit dem Verwalter zwischen den Vorderklauen wieder elegant in die Luft zu erheben. Mit einem Blick zurück vergewisserte er sich, dass Methro und Sechan ihm folgten. Er flog in Richtung Norden, zur Festung Ishanorg davon. Er wusste, dass seine Blauen sich schon um die Wächter kümmern würden. Als die Festung in sicht kam, hörte der Heermeister, von dem Verwalter ein erstauntes Keuchen. Er hatte Ishanorg wohl noch nie gesehen. Kein Wunder dass sie ihm Angst einflößte, er selbst hatte Angst gehabt. Als er sie das erste mal gesehen hatte, hatte er gezögert in den Schatten der riesigen Feste zu treten. Es war nur der Wunsch gewesen einen Drachen zu besitzen, der ihn die Angst überwinden ließ. Seit sein Onkel bei ihnen zu Besuch gewesen war - damals war er noch ein kleiner Junge - und ihn auf seinem Drachen mit reiten lassen hatte, war es immer sein größter Traum gewesen auch einem Drachenkavallerist zu sein. Er ließ den Verwalter in ein Loch im Boden fallen und landete mit den zwei Blauen auf der Großen Plattform. Kaum waren sie abgestiegen, kamen drei Drachenhüter um die Tiere in den Stall zu bringen. Mit Methro und Sechan machte er sich zu der Türe auf, die zu Landekammer führte, in die er gerade den Verwalter fallen gelassen hatte. Da Drachen nicht landen konnten wenn sie etwas in den Klauen trugen - ob Gefangener, Gondel oder Ware - warfen sie ihre Last in eine der gut gepolsterten Landekammern. Er öffnete die Türe und schickte die Beiden hinein, sie kamen mit dem bärtigen Mann in ihrer Mitte zurück. Der Verwalter warf ihm einen bösen Blick zu, sagte aber nichts. Sie gingen zum Thronsaal. Vor den Toren wartete der Heermeister. Er wusste, dass er angemeldet wurde. Die Tore öffneten sich und ließen den Blick ins innere frei. Er ging hinein und blieb vor dem Thron wieder stehen. Der Verwalter sah sich ängstlich um, jetzt war er also dort, wo er niemals hinwollte, im Thronsaal von Fürst Ishanorg. Aber es stimmte was man sich über dieses "Zimmer" erzählte, es war riesig, von Säulen gestützt, die von unglaublicher Schönheit waren. Aber der Raum an sich war ein düsterer Ort. Nirgends brannte ein Feuer, das den kalten Stein hätte wärmen können. Nur zwei Kohlebecken zu beiden Seiten des Throns spendeten ein wenig Licht. Früher, als die Zwerge noch hier wohnten, so erzählte man sich, war dies ein Ort der Freude gewesen, hell und mit Licht durchströmt. "Schon wieder da Heermeister?", ließ sich eine amüsierte, aber kalte Stimme vernehmen. Der Verwalter zuckte zusammen und warf einen Blick über die Schulter seines Entführers. Er sah einen Mann. Er saß auf einem Thron aus schwarzem Stein. Der Mann war kaum zu erkennen, denn er trug hautsächlich schwarze Kleidung und hatte schwarzes Haar, nur sein Gesicht und seine Arme, die nicht von dem schwarzen Wams verdeckt wurden schienen regelrecht zu leuchten, in der rechten Hand hielt er ein Weinglas mit blutroter Flüssigkeit. "Ja Herr.", antwortete der Hauptmann und beugte das Haupt. "Und?" "Die Mine wurde zum Wechsler erklärt, bei dem Letzten Treffen der Fürsten. Es ist nur zwei Wochen her." "Vor zwei Wochen?", der Fürst hob eine Augenbraue. "Ja Herr." "Soso, und wen hast du da mitgebracht?", die Augen des Fürsten trafen die des Verwalter, der erschauderte und sah weg, was er gesehen hatte erschreckte ihn, die schwarzen Augen waren kalt gewesen, unendlich kalt. "Das, Herr, ist der Verwalter, den sie eingesetzt hatten.", der Heermeister trat einen Schritt zur Seite. Der Verwalter wurde unter dem durchdringenden Blick des Fürsten dieser Hallen immer kleiner. "Wer bist du?" "Mein Name ist Ianeth, Fürst." "Also, Ianeth", sagte er mit eisiger Stimme, "Warum hat der Rat sich ohne mich eingefunden?" "Ich weiß nicht, ich führe nur meine Befehle aus.", Ianeth schluckte. "Dein Herr ist Graf Ereg? Ja? Gut, ich habe genug von dir gehört. Du kannst gehen." Iében gab den Wachen einen Wink und sie führten den Verwalter ab. "Heermeister, lasst mir meinen Drachen bringen." Iében wartete auf der Großen Plattform, er war wütend, so wütend, wie schon lange nicht mehr. Wie konnten sie es wagen gegen die Regeln zu verstoßen, er hatte sich immer darauf verlassen, dass sie genug Ehrfurcht von dem Gründer dieses Rates und seinem Nachfahren hätten als dass sie ihn einfach hintergehen könnten. Sein Drache wurde gebracht, ein großes tiefschwarzes Tier. In seien Augen brannte ein wütendes Feuer, er war lange nicht mehr geritten worden und knurrte leise. Iében schickte den Drachenhüter weg und trat an den Drachen heran: "Sei still, Rechon, jetzt bekommst du mehr Bewegung als du brauchst." Mit diesen Worten schwang er sich auf den Nacken des großen Tieres. Rechon breitete die Schwingen aus und begann mit eleganten Sätzen auf die Kannte der Plattform zu zulaufen. Kurz bevor er sie erreichte, sprang er in die Luft, sackte ein wenig ab, bevor er mit kräftigen Flügelschlägen wieder an Höhe gewann. Mit einem zufriedenen Lächeln sah Iében, dass eine kleine Eliteeinheit mit ihren schwarzen Drachen sich ihm Anschloss. Sie flogen einen halben Tag nach Südwesten und es wurde schon spät. Bei Anbruch der Dunkelheit, landeten sie vor Burg Eston. Iében stieg ab, trat vor seinen Drachen und rief: "Öffnet das Tor! Ich, Herr von Ishanorg verlange mit dem Fürsten zu sprechen." Eine Weile war es still. Man konnte von dem etwas hervorspringenden Wehrgang leises Gemurmel und Schritte hören. Die Burg war aus grauen Steinen gebaut. Die Grundform mochte wohl so gut wie rund sein. Das Tor war in die Mauer perfekt eingelassen. Nicht eine Ritze, konnte einem imaginären Feind helfen das massive Eichentor zu sprengen. Hinter der hohen Mauer ragten drei Türme hervor, der mittlere war der Turm der Wacht. Der Aufgrund einer Prophezeiung erbaut worden wahr. Die Stimme des Burgherren schallte zu Iében herunter: "Fürst Iében, ich bezweifele, dass ihr in der Position seid mir Befehle zu erteilen. Aber ich werde euch trotz der späten Stunde, in meiner unendlichen Güte, eine Audienz zu gewähren." "Das ist das klügste, was ihr seid langem gesagt habt.", sagte Iében während die Tore geöffnet wurden. Dieser aufgeblasene Truthahn benimmt sich seit der letzten Versammlung, bei der er zum Oberhaupt des Rates gewählt wurde, unmöglich. Es wird Zeit dem ein Ende zu setzten. Iében winkte zwei seiner Männer zu sich und sie traten durch das Tor. Auf den Stufen zur Halle stand der Bugherr Fürst Eston. "Willkommen Fürst von Ishanorg, wie war euer Ritt?", fragte er nach den alten Regeln. "Gut.", sagte er, die Höflichkeitsfloskeln übergehend, "Ich hoffe ihr haltet euch immer noch an euer Gelübde die alten Regeln zu halten, Oberster des Rates?", fragte Iében gerade heraus und beobachte den Fürst genau. Der blickte für die Dauer eines Herzschlages verunsichert drein und lächelte dann aber wieder. "Was verschafft mir die Ehre Herr von Ishanorg?", wich er der Frage aus. "Ich wollte wissen, Oberster des Rates, ob es möglich wäre eine Versammlung ein zurufen, ich möchte über die Verteilung der Wechselgebiete reden." "Ah, ihr seid nicht zufrieden mit unserer jetzigen Verteilung?" "Nein, jedenfalls nicht nach der Letzten.", Iébens Stimme wurde eisiger. "Wie meinen?" "Ich glaube, Fürst, dass ich bei der letzten "Beratung" nicht anwesend war." "Wie kommen sie den darauf?", Fürst Eston sah in unsicher an. "Ich glaube, dass wissen sie sehr genau, ich habe Grund zu der Annahme, dass meine Dracheneisen Mine in der letzten Ratsversammlung zum Wechsler erklärt wurde.", sagte Iében mit schneidender Stimme, "Ohne das ich anwesend war." "Oh, wirklich?", der Fürst zupfte nervös an seinem Überwurf, er konnte Iében nicht in die Augen blicken, "Ich würde gerne wissen, wie sie auf diese absurde Idee kommen?!" "Das hat mir ein gewisser Ianeth gesagt, Lehensmann von Graf Ereg." "Graf Ereg? Auf den ist doch sowieso kein Verlass. Er widersetzt sich ihnen und widersetzt sich mir." "Tatsächlich, ich dachte immer er wäre euer treuester Untergebener." "Wir haben keinen Rat abgehalten, ich schwöre es." "Würdet ihr auch bei eurem Leben schwören?", fragte Iében lächelnd. Er glaubte zwar, dass sie keinen Rat abgehalten hatten, aber er wusste, das Ereg auf Befehl von Eston gehandelt hatte. Er musste auf den Mann aufpassen. Fürst Eston sah ihn verunsichert an und antwortete nur empört: "Ich finde das eine schwere Anschuldigung, mit welchem Recht tut ihr das?" "Ich habe es euch schon einmal erklärt. Ach übrigens, ich nehme das Recht der Gastfreundschaft in Anspruch, indem ich und meine Männer hier übernachten, wir sind acht Mann mit Drachen, für die Eskorte reichen Dienerunterkünfte, für mich hätte ich gerne etwas, dass meinem Stand entspricht, und keine Trickserein, ihr Ruf als freundlicher Gastgeber könnte verloren gehen." Der Oberste des Rates nickte verdrossen: "Um auf unser eigentliches Thema zu kommen; falls ihr recht behalten solltet, was ich bezweifele, so steht ihr immer noch allein da vor den andern acht Mitgliedern des Rates, mich eingeschlossen." "Mag sein, aber mein Haus ist der Gründer des Rates, vergessen sie das nicht, ich kenne die Regeln besser als Ihr!" "Das bezweifle ich, junger Mann, ich habe das Buch der Gesetzte studiert, all die Jahre habe ich das Buch gelesen und bin nun als Oberster des Rates gewählt worden, weil ich die Regeln beherrsche." "Das wage ich in Frage zu stellen, mein Vater, der Bedauerlicher weise in den Letzten Jahren verstorben ist, hat dafür gesorgt, dass ich die Regeln kann und auch verstehe. Verstehen sie denn alle Regeln?" "Aber sicher." Iében nickte nur und setzte eine Mine auf, die sowohl Missachtung als auch Erfurcht darstellen konnte. Sein Vater, er lachte in sich hinein, wenn der wüsste was ich hier mache... "Kommt herein Fürst.", sagte der Burgbesitzer und verschwand in der Licht erfüllten Halle. Iében schüttelte den Kopf und folgte ihm. In der Halle war es ungewohnt hell und Iében musste die Augen zu Schlitzen verengen. Er hasste die Besuche bei anderen Fürsten oder Grafen, sie hatten immer eine vorliebe für offene, warme Feuer. Wie in einer Schmiede. "Kommt ans Feuer und setzt euch, dort können wir die Unterhaltung fortsetzen." Iében stellte sich in eine Ecke direkt neben dem Kamin, dort war es wenigstes ein bisschen kühler. "Also?", fragte er, seine Stimme nahm wieder den Eisigen Unterton an. "Was?" "Ihr wisst genau was ich meine, Oberster des Rates." "Ach so, ja, natürlich. Es ist so, einige der Fürsten und Grafen waren bei mir und haben sich beschwert, dass ihnen die Mine zufällt, deshalb habe ich sie zu einem Wechsler gemacht..." "Ohne mir davon zu berichten", stellte Iében trocken fest, "Ich frage mich, wann ich es erfahren hätte, in zwei Wochen, Jahren, wenn mein Sohn auf dem Thron sitzt?" - bei dem Gedanken musste er lächeln - "Aber zum Glück lasse ich mir gleich alles liefern, so das ich es recht schnell bemerkt habe. Ich habe eine Gruppe von Soldaten ausgesandt um zu sehen was los ist, dort haben sie den Verwalter der Mine... aufgegriffen. Und jetzt ist sie wieder in meiner Hand." "Aber...", der Oberste rang verzweifelt mit den Händen, "Das grenzt ja an Regelbruch!" "Nein, ihr hättet die Mine sowieso niemals zum Wechsler erklären dürfen, sie ist mitten in meinem Herrschaftsbereich!" "Ja, aber..." "Kein ,Aber'.", versetzte Iében scharf. Eston seufzte ergeben. "Es ist schon spät, sprechen wir Morgen weiter." Dieser Narr hatte doch nur Angst ihn ohne Vorbereitung in einem offenen Gespräch zu begegnen, aber Iében sollte es recht sein. Er hatte diesen Abend zwar nur einen kleinen Sieg errungen, ging aber denn noch zufrieden hinter dem Diener her, der ihm sein Zimmer zeigte. Am nächsten Morgen beim Frühstück warf Fürst Eston Iében böse Blicke zu, was dessen Laune nicht verderben konnte. "Darf ich fragen was euch so erheitert Herr von Ishanorg?", fragte Eston nach einiger Zeit. "Ihr dürft. Die Frage ist nur ob ihr eine Antwort erhaltet.", antwortete Iében. Das war natürlich keine Antwort, was die Laune des Obersten des Rates noch mehr verschlechterte. Er wusste, dass es nicht gut war, wenn einer aus dieser Familie gute Laune hatte und das auch noch zeigte. Es musste dem Mann über Nacht etwas Grandioses eingefallen sein. Das hieß nichts Gutes. Diese Familie war schon seltsam, man bekam sie selten zu Gesicht und man hörte Gerüchte, die einen beunruhigen konnten. Es war schon merkwürdig, dass dieser Iében überhaupt Gefühle zeigte. Das war untypisch für die Familie und für andere gefährlich. Er traute dem Jungen nicht - genauso wenig wie er seinem kürzlich, unter mysteriösen Umständen, verstorbenem Vater getraut hatte - Iében konnte höchstens 21 sein und das war viel zu jung um eine Festung zu Besitzen. Eine Festung, die Drachen züchtete. Er mochte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn ein Krieg ausbrechen würde. Er hasste diesen Gedanken. Dieser Eston konnte nur dumme Fragen stellen. Muss in der Familie liegen. Das war ihm schon öfter aufgefallen. Aber auch die Anderen im Rat, waren nicht gerade die Hellsten, außer vielleicht Fürst Faleth, auf den musste er aufpassen. Er hatte großen Einfluss auf die Jüngeren und das waren inzwischen die Meisten. Deswegen war es mal wieder nötig gewesen den Herrscher zu wechseln, der Alte hätte sonst alles verdorben. Wie auch immer, es war an der Zeit den Rückweg anzutreten. "Ich muss nun bedauerlicherweise aufbrechen.", er erhob sich und gab seinen Schwarzen einen Wink, "Wichtige Angelegenheiten, sie verstehen? Aber sie werden in dieser Angelegenheit noch von mir hören." Auf dem Rückweg machten sie einen Abstecher zu der Mine. Bei der Landung merkte Iében, dass hier etwas nicht stimmte. Es war zu still. Warum sangen die Zwerge nicht bei der Arbeit, das war typisch für sie. Als er abstieg sah er die Zwerge an dem Eingang der Mine stehen. Einer löste sich aus der Gruppe und kam auf ihn zu: "Herr Ishanorg, wir werden nicht weiter arbeiten, wenn wir nicht mehr Gold für unsere Feste bekommen." Iében sah den kleinen Mann in die Augen bis der Andere weg sah. "Ihr werdet weiter arbeiten, und wenn das nicht in einer Minute der Fall ist werde ich eurer Gold kürzen.", er hatte leise gesprochen, dennoch hatten ihn alle Zwerge gehört. Eine Zeitlang herrschte Stille, aber keiner der Zwerge rührte sich vom Fleck. Iében gab seinen Soldaten ein Zeichen, sie gingen langsam mit ihren gepanzerten Drachen auf die Zwerge zu. Sie fingen an vor Schreck zu kreischen und der Zwerg, der ihm das Anliegen vorgetragen hatte begann zu quietschen und vor Aufregung auf einem Bein zu hüpfen. Iében streckte die Hand aus und hielt ihn auf dem Boden. Er drehte den Zwerg, so dass er zusehen musste, wie seine Männer in die Reihen braven Zwerge liefen und einen nach dem Andern schnappten und ihn auf ein Felsen brachten, der in der Mitte der Schlucht stand, dieser Felsen wurde nach unten hin immer enger, so dass die Zwerge dort nicht hinunter kamen. Er beugte sich hinunter und flüsterte dem Zwerg ins Ohr: "Ich könnte den Befehl erteilen, dass die Zwerge dort oben bleiben und verhungern, was natürlich Verschwendung wäre, oder ich könnte sie einer nach dem Anderem holen lassen um sie an die Drachen zu verfüttern. Oder aber ich lasse sie da wieder runter und sie würden wieder arbeiten wie vorher, natürlich mit weniger großen Festen und weniger Gold in den eigenen Taschen, was ist dir am liebsten?" Der Zwerg quiekte wieder und sah zwischen den Zwergen auf dem Felsen und den Drachen, die vor dem Eingang lauerten um die Zwerge einzusammeln, die in die Mine geflüchtet waren. "Ihr... ihr braucht uns Herr, es ist niemand anderes da, der in der Mine arbeiten kann, nur wir." "Darauf würde ich mich nicht verlassen, ich habe genug Leute in den Bergen, die nichts zu tun haben." "Wir arbeiten, wir arbeiten.", schrie der Zwerg, als er sah wie Rechon, Iébens Drache, langsam auf den Felsen zu ging und sich das Maul leckte. Enttäuscht sah der Drache sich zu Iében um, der machte eine Kopfbewegung und sendete scharfe Gedanken an seinen Drachen. "Sehr gut.", er gab seinen Soldaten einen Befehl und diese begannen die Zwerge wieder von ihrem Felsen herunter zu bringen. Was diese zwar ausführten, aber nicht sehr sanft mit den Zwergen umgingen. "Eine weise Entscheidung.", sagte Iében und stieg wieder auf den Nacken seines Drachen, "Und ich will nie wieder etwas von euch hören, verstanden?" Der Zwerg nickte und entfernte sich ein paar Schritte. Iében hob sich in die Luft. Das hatte er nicht erwartet, er konnte es jetzt nicht gebrauchen, dass die Zwerge einen Aufstand machten, nicht jetzt so kurz vorm Ziel. Wenn alles so weiter ging, dann würde noch... nein, daran durfte er noch nicht einmal denken. Es wäre grauenhaft, wenn das passieren würde. Iében drehte ein Glas Wein in den Händen und sah in die Glut. Es war nicht gut, wie sich das alles entwickelte, es entglitt ihm. Und er konnte es nicht ausstehen, wenn er keine Kontrolle mehr hatte. Langsam wurde es gefährlich. Er wurde zu unvorsichtig, zu siegessicher. Das durfte nicht sein! Wenn Graf Ereg auch nur eine Fuhre von dem Dracheneisen erhalten hatte, war sein Plan gefährlich ins wanken geraten. Wenn dies wirklich geschehen war, musste er noch länger warten als sowieso schon. Er hatte es satt. Zeit spielte für ihn zwar keine Rolle, aber die Entwicklung der anderen Hauser konnte zum Scheitern seines Plans führen. Ob Jetzt oder in Zehn Jahren, für ihn spielte es kaum eine Rolle. Er rief nach Acheleth. Fast sofort erschien der ängstliche Diener. "Was wünscht ihr Herr?" "Schicke die Jungreiter aus. Sie sollen zur Mine und dafür sorgen, dass die Zwerge arbeiten. Erhöhe die Steuern und gib ein Einberufungsbefehl aus, alle Burschen und junge Männer sollen sich hier melden." "Aber, Herr..." Iében sah seinen Diener mit hochgezogener Augen-braune an: "Ja?" "Das ist gegen einen Ratsbeschluss." "Du solltest dir die Ratsgesetze besser anschauen, bevor du mich darin belehren willst. Ist das klar?" "Ja, Herr", sagte der Diener und verbeugte sich. "Noch was; finde heraus, ob Ereg was von dem Dracheneisen hat. Wenn ja, dann hole es zurück. Am besten du schickst einen Boten, der den Weg abfliegen soll, wenn er auf die Karawane trifft, soll er sie sofort zurück bringen." "Jawohl, Herr." Iében griff neben sich, wo auf einem kleinem Tischchen ein Glas Wein stand und drehte es wieder zwischen den Fingern. Wenn er schnell handelte, vielleicht würde die Problematik dann nicht so gewaltig werden. Warum ist alles schief gelaufen? Was habe ich falsch gemacht? War ich zu sehr davon überzeugt, dass ich Ratsvorsitzender werde? Aber das ist für meinen Plan vollkommen unwichtig. Was also? Er wusste es nicht. Er wusste vieles nicht, aber was er wusste, war, dass der Heermeister ihm nicht traute. Er hatte nicht damit gerechnet. Er hatte erwartet, dass er ihm genau so dienen würde wie seinem Vater. Ja, ja. Die liebe Verwandtschaft. Es standen schon viele Menschen in dem Dienst seiner Familie. Aber Iében war sich sicher, das dieser einer der begabtesten sein musste. Genauso selten wie der Drache, den er ritt. Und genauso stur und selbst denkend. Es würde ihn einige Mühe kosten das Vertrauen des Heermeisters zu gewinnen. "Acheleth! Schicke mir meinen Heermeister in meine Gemächer.", Iében brauchte sich keine Sorgen zu machen, der Diener hatte ihn gehört und würde sofort einen Pagen losschicken. Er erhob sich und ging auf die Wand hinter seinem Thron zu. Dort war eine kleine Türe eingelassen. Die schwarz gestrichene Holztüre schwang nach außen auf und gab den Blick auf eine steinerne Treppe frei, die von unten kommend, sich in unzähligen Windungen um einen Stützpfeiler der Burg schlängelte. Iében machte sich an den langen Aufstieg. Der enge Gang war nur von einigen Fackeln erhellt, die in regelmäßigen Abständen an der Wand hingen. Seine Gedanken drifteten ab. Er erinnerte sich an eine längst vergangene Kindheit, eine Kindheit, die viel zu kurz war. Seine Mutter war früh gestorben. Nein, berichtigte er sich selber, nicht gestorben, sie ist ermordet worden. Lange hatte er geglaubt, dass der Tot seiner Mutter nur ein Unfall war. Aber dann hatte ihm sein Vater die Wahrheit gesagt. Es waren ihre letzten gemeinsamen Stunden gewesen. Dann hatte auch sein Vater ihn alleine Gelassen. Es war eine schwere Zeit gewesen. Zwar Vergangenheit, aber an manchen Tagen immer noch so präsent wie am Tag des Geschehens. Iében schüttelte unwillig den Kopf, er hatte jetzt keine Zeit um in der Vergangenheit zu leben. Er richtete seine Gedanken auf die nahe Zukunft. Er wusste nicht genau wie er das Vertrauen seines Heermeisters erringen konnte. So etwas lag außerhalb seiner Erfahrung. Resigniert öffnete er die Türe, an der der Aufstieg endete. Auch diese Türe, war kaum zu sehen, wenn sie geschlossen war. Der Raum in dem der Fürst nun stand war eher kleiner. Es war sein Schlafzimmer. Direkt neben ihm stand ein schmales Bett, das mit feinen Tüchern seines Hauses - rot, grün und schwarz - bezogen war. Es stand in der Ecke des Raumes. Darüber befand sich ein Fenster, das eine Straße, eingerahmt von Bergen, zeigte. Am Bettende stand eine hölzerne Truhe, sorgsam mit einem Vorhängeschloss verschlossen. Darin waren persönliche Dinge, die niemand zu Gesicht bekam. Bis zur darauf folgenden Wand waren nur ein paar Ellen frei gelassen worden, so dass man an die Truhe herankam. An der Wand zu seiner Linken stand nur ein massiver Eichenschrank. Er füllte die ganze Breite des Zimmers aus. Direkt gegenüber des Betrachters war eine schlanke Türe, sie war aus dem gleichen dunklem Eichenholz gefertigt, wie die Truhe und der Schrank. Iében ging über den dunklen Teppich zum Schrank und nahm einen neuen Umhang heraus. Er hatte ein Wams an, der ihm kurz übers Knie reichte und bis kurz vor der Talie achtmal eingeschlitzt war. Der Wams war schwarz, nur am Saum war nach einem Zentimeter erst ein roter Strich und nach einem weiteren Zentimeter ein Grüner. Unter dem Wams trug er ein einfaches weißes Leinenhemd, darüber einen schwarzen Ledergürtel, der die Unendliche Schlange - das Zeichen seines Hauses - als Silberschnalle hatte. Iében warf sich den Umhang, der in dem gleichen Stil gemacht war wie sein Wams, um und schloss ihn an der Schulter. Dann öffnete er die Türe und trat in sein Wohnzimmer. Der Steinboden war mit dem gleichen Teppich bedeckt wie im Schlafzimmer. Ihm gegenüber war ein großes Fenster, man sah die Startrampe und die Drachenställe. davor war eine, in dunkelrot gehaltene, Sitzguppe. Bestehend aus zwei Sesseln, die im 90° Winkel zueinander standen. An der Wand rechts davon war ein Bücherregal, voll gestopft mit Dokumenten und sonstigen Papieren. Links von Iében war eine Wendeltreppe, die sowohl nach unten führte, als auch nach oben. Iében trat an das Fenster und sah hinaus. Hinter den Ställen übten die Jungreiter gerade ihre Drachen zu beherrschen. Iében empfing vereinzelt Gefühlsfetzen der Drachen oder deren Reiter. Er lächelte, einer war ganz besonders eifrig bei der Sache und dementsprechend ungeduldig, als der Drache ihm nicht gehorchte. Iében hatte seine Sinne so auf Hochtouren, das ihn das nächste Gefühl traf wie ein Faustschlag. Er keuchte auf und verschloss seine Gedanken und Gefühle hinter einer Mauer. Erst dann merkte er, dass es nur Rechon war, der sich beschwerte, weil er sich schon wieder langweilte. Der Vorgang mit dem sich Reiter und Drache verständigten, war kompliziert. Man konnte es nicht wirklich Gedankenübertragung nennen, weil keine Worte empfangen wurden. Es wurden mehr Gefühle und Empfindungen ausgetauscht. Manchmal wurde auch ein Bild herauf beschworen, dass mit bestimmten Gefühlen verbunden war. Wenn ich sage, dass jemand zu seinem Drachen etwas sagt, meine ich, dass er ihm entsprechende Gedanken und Empfindungen zusendet. Es ist auch möglich, dass ich zwei Personen sich unterhalten, während sie gerade irgendwo hin fliegen. Da wir ja alle wissen, das das nicht geht, weil der Fahrtwind einem die Worte sofort entreißen würde und die Entfernung zwischen den Drachen schon so groß ist, das man laut reden müsste, wenn man nur auf dem Boden stände. Diese Personen können sich also nicht mit normalen Worten unterhalten, sie schicken also das was sie "sagen" wollen an ihren Drachen, dieser an den Anderen und der an seinen Reiter. Diese Art der Kommunikation wird allerdings nur von jemandem betrieben, der seinen Drachen gut unter Kontrolle hat und außerdem eine gewisse Beziehung zu dem anderen Reiter hat. Iében sannte seinem Drachen beruhigende Gedanken und außerdem eine art Rätsel, mit dem sich der Drache beschäftigen konnte. "Herr?", die Stimme von Nareth schreckte Iében auf. Er drehte sich um und sah seinen Hauptmann in die Augen. Einige Zeit herrschte das Schweigen. Schließlich deutete Iében auf einen der Stühle: "Setz dich!" Er selber setzte sich in den Anderen hoch lenigen Sessel. Er lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Nareth nahm ihm gegenüber Platz. Wieder beherrschte die Stille die Szene. Nareth war gespannt wie eine Stahlfeder. Die braunen, wachsamen Augen verrieten, dass ihm kein Wort entgehen würde. Die Braunen waren leicht zusammengezogen. Sie hatten die gleiche rotbraune Farbe wie das Haupthaar, das er wie einen Kriegerzopf im Nacken zusammengefasst hatte. Um den schmalen Mund spielte ein Lächeln. Er hatte breite Schultern und Starke Arme, was davon zeugte, das er schon häufiger die Peitsche geschwungen hatte. Er hatte sich ein kurzärmliches Hemd angezogen. Es war aus Leinen und auf seiner linken Brusthälfte war die Unendliche Schlange aufgestickt. Inerhalb dieses Zeichens war sein Rangabzeichen. Ein dunkelgraues Drachenauge. Das Hemd steckte in einer schwarzen Lederhose, seine Füße in braunen Stulpenstiefeln. Iébens Blick kehrte wieder zu dem schmalen Gesicht zurück. "Ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst. Dir missfällt es, das du einem jüngeren gehorchen musst.", sagte Iében unvermittelt. Und lächelte spöttisch. Nareth sah erst etwas verwirrt aus, dann brachte er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle und lächelte ebenfalls. "Ihr habt Recht, Fürst." "Du hast dich also entschlossen den ehrlichen Weg zu wählen." Iében ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er weiter sprach. "Du weißt, dass er dich den Kopf kosten kann." Es war keine Frage sondern eine Feststellung. "Ja, das weiß ich, Herr." "Dennoch gehst du das Risiko ein?", Iébens Lächeln wurde etwas breiter, aber nicht wärmer. "Ja, Herr. Ich wollte immer nur mit Drachen zusammen arbeiten, das habe ich erreicht, wenn ich tot bin, stört es mich nicht mehr." Iébens linke Augenbraue hatte sich während der wenigen Worte langsam nach oben bewegt: "So, so." Wieder eine Pause. "Wenn ich dich zwingen wollte, so hast du gerade einen großen Fehler gemacht. Aber ich will dich nicht zwingen, weil du dann nur halb so gut arbeiten würdest. Ich will, dass du mir freiwillig folgst und gehorchst." "Zu welchem Unternehmen, Herr?" "Das ist noch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass ich deine Unterstützung brauche. Die Männer folgen dir. Und halten auf mich nicht halb so große Stücke wie auf dich oder auf meinen verstorbenen Vater." "Ihr wisst was die Männer denken. Die Frage ist nur woher wisst ihr das?" Iében verbot sich ein breites Grinsen aufzusetzen. Dazu war er nun wirklich schon zu alt. Er hatte Nareth unterschätzt. "Ich habe meine Möglichkeiten die Moral meiner Männer fest zu stellen." Abermals eine Pause. "Ich hatte eigentlich vor einige Zeit zu warten, bis ich respektiert werden würde. Aber mir läuft leider die Zeit davon. Ich müsste dieses Gespräch nicht führen und vielleicht würde dann mein Vater noch leben." Iében stockte. Verdammniss. "Es hieß doch immer euer Vater sei natürlichen Todes gestorben.", fragte Nareth, die Augenbrauen noch weiter zusammen ziehend. Iében sah zum Fenster und suchte nach Worten. "Man ist sich nicht ganz sicher.", sagte er schließlich, "Es besteht der Verdacht, dass ein Komplott der anderen Adelshäuser gegen das meine Geführt wird. Und genau dafür brauche ich deine Unterstützung und meine Komplette Armee hinter mir." Hauptmann Nareth war noch nie zuvor in den Gemächern seiner Herren gewesen. Und erst wusste er nicht, was er davon halten sollte. Dann war es ihm klar gewesen. Während er und sein Herr sich unterhielten, achtete er auf jede Geste und jeden Gesichtszug. bei der letzten Frage erstarrten diese. Nareth deutete dies als Unsicherheit. Dann löste sich die Anspannung aus seinem Gesicht und er sagte ihm endlich die Wahrheit. Nareth braucht nicht nach dem "Warum" zu fragen. Denn er wusste die Antwort bereits. Es war die Angst. Angst vor den Drachen. Er hatte es oft genug selbst erlebt Das Schweigen dauerte lange. Und Iében wartete angespannt. Schließlich wurde die Stille unterbrochen. "Herr?", es war Acheleth. "Was?", die Stimme seines Herren klang eisig und ein wenig gereizt. "Es ist ein... ein Bote eing...angekommen. Er sagt, er habe eine dringende Nachricht von seinem Herren." "Ich werde nach dem Mittagessen mit ihm sprechen." "He...Herr, er ...sagte, e...es würde kei...keinen Aufschub du...dulden." "Was will er den?", Iébens Stimme wurde noch eisiger und noch gereitzter. "E...Er wol...wollte es mir...mir nicht sa...sagen." "Dir würde ich auch nichts sagen wollen." fachte Iében den Diener an. Er sah Acheleth nur aus dem Augenwinkel an. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Nareth sah den Diener mit einer Mischung aus Spott und Mitleid an. "Sag ihm ich werde ihm in meinem Thronsaal empfangen.", Iébens Brauen waren missmutig gerunzelt. Mit einem Wink entließ er den Diener, der sich dankbar zurückzog. "Und?", wannte sich der Fürst wieder an seinen Hauptmann. "Ich hatte nie vor euch zu verraten Herr." Iében nickte nur und stand auf. Er ging auf die Wendeltreppe zu und hörte, wie Nareth ihm folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)