The Guardian von Jess_400 (Z&N) ================================================================================ Kapitel 28: Ein Abendessen mit ungeahnten Folgen ------------------------------------------------ Kapitel 28- Ein Abendessen mit ungeahnten Folgen Als Zorro am nächsten Morgen aufwachte, lag Nami nicht mehr neben ihm. Er stieg aus dem Bett, verfing sich leicht in der Decke, taumelte kurz und hielt sich dann am Türrahmen fest. "Schaatz?", rief er durch die Wohnung, als er auch schon Schritte aus dem Wohnzimmer vernahm. "Oh guten Morgen!", strahlte sie ihn an, gab ihm einen kurzen Kuss und ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer. Zorro starrte ihr etwas verwirrt nach, sie hatte einen ziemlich fröhlichen Gesichtsausdruck gehabt.. "Ehm.. Nami?" "Ja?", fragte sie, während sie sich anzog. Zorro drehte sich zu ihr um. "Alles in Ordnung mit dir?" "Ja klar, was soll denn sein?" "Naja, gestern.. gestern wurde in deine Wohnung eingebrochen und du.. du siehst mich an, als ob nichts gewesen wäre." "Was redest du da, es ist doch niemand in meine Wohnung eingebrochen!" Sie lachte leicht auf und zog sich weiter an. Zorro sah sie weiterhin beunruhigt an, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.. "Ehm, ich muss mal kurz jemanden anrufen. Hast du schon gefrühstückt?" "Nein, ich wollte gerade Brötchen holen. Irgendwelche Sonderwünsche?" "Ehm nein, nein danke." Während Nami also ihre Stiefel anzog, ging Zorro ins Wohnzimmer, griff nach dem Telefon und wählte Olivers Nummer. Eine müde Stimme sprach: "….Hallo..?" "Bis gleich!", rief Nami aus dem Flur und war auch schon aus der Haustür verschwunden, bis Zorro endlich antwortete: "Sag mal, was fällt euch eigentlich ein, mir dieses Zeug zu geben, ohne mir zu sagen, dass die Zielpersonen die letzten Ereignisse vergessen?", fragte er, während er sich eine Jeans anzog. Nami trat auf die Straße, wandte sich nach rechts und ging den Bürgersteig entlang. Es waren bereits einige Leute unterwegs, sie begegnete vielen Hunden und Joggern, bis sie in eine andere Straße einbog. Plötzlich fühlte sie sich beobachtet.. Nami sah sich um, konnte aber niemanden entdecken, der auffällig zu ihr sah… Ihre Schritte beschleunigten sich um einiges, sie fing fast an zu rennen, doch dieses Gefühl wollte einfach nicht weggehen… endlich hatte sie den Bäcker erreicht, schnell ein paar Brötchen gekauft und war auch schon wieder auf dem Weg zurück… plötzlich sah sie einen großen Mann im schwarzen Mantel und einer schwarzen Sonnenbrille, der sie direkt ansah… Nami spürte, wie das Blut in ihren Adern gefror… dieser Mann, er machte ihr Angst… ihre Schritte wurden schneller, sie lief… und er folgte ihr. "Hm? Was meinst du, Zorro?" "Was werde ich schon meinen? Dieses Beruhigungszeug!!! Nami weiß nichts mehr von dem Einbruch in ihre Wohnung!", sagte Zorro wütend, während er sich ein T-Shirt überstreifte und nach einem Hemd griff. "Häää? Das kann aber eigentlich nicht sein…" "Es ist aber so! Verdammt, was habt ihr da wieder fabriziert?" "Ehm Zorro?" "Was denn?" "Sie wird verfolgt." Verunsichert sah sie sich um… »Wo ist der Kerl hin… ich kann ihn nirgends sehen…« Sie hatte Angst. Panische Angst. Warum verfolgte der Mann sie? Hatte es damit zu tun, dass Zorro behauptet hatte, jemand sei in ihre Wohnung eingebrochen? Aber das konnte doch gar nicht sein… sie war doch erst gestern in der Wohnung gewesen und da war alles in Ordnung… sie musste unbedingt nachsehen! Nami wechselte die Straßenseite, sah sich noch mal nach dem Mann um, und lief weiter. Sie bog gerade um eine Ecke, als er direkt vor ihr stand. Panisch sah er sich nach Nami um. "Wo? Wo ist sie?", fragte er in sein Handy, Oliver tippte hörbar etwas in einen PC und antwortete nach ein paar Sekunden. "Sie ist W42nd Street Ecke 5th Avenue… warte, sie geht in die U-Bahn… nein, doch nicht…" Zorro lief los, zu Fuß war er deutlich schneller als die tausend Taxis, die wie jeden Morgen versuchten, weiter in die Stadt zu kommen. Etwas schnaufend kam er an die Kreuzung, die Oliver ihm beschrieben hatte… aber Nami war nirgends zu sehen… "Habt ihr die Kleine?" "Ja, Vigo bringt sie gerade her." "Sehr gut, endlich haben wir sie geschnappt…" Der alte Mann, dessen weißes Haar sich deutlich von der braungebrannten Haut absetzte, rieb sich verschwörerisch die Hände. Er hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet… und nun war er endlich gekommen… Nami stand noch immer vor dem Mann, bis sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte… Zorros Stimme… Sie traute sich nicht, nach ihm zu sehen und so den schwarz gekleideten Mann aus den Augen zu lassen. Dieser griff in seine Manteltasche… Er hatte sie gefunden! Sie stand wenige Meter hinter einer Ampel, vor ihr ein großer Mann. Zorro lief zu ihr, bemerkte allerdings, dass ein paar Augen ihn verfolgten… er konnte nicht sehen, von wo ihm die Leute nachsahen, aber sie mussten hinter den Fensterscheiben von Autos sein… Das alles interessierte ihn nur gerade herzlich wenig, er hatte Nami gefunden! Der junge Anwalt kam neben ihr zum Stehen, als der Mann in Schwarz seine Hand aus der Tasche zog… "Vor wenigen Stunden gab es eine Schießerei auf der 42nd Street, Ecke Madison Avenue. Die Parallelstraße zur 5th Avenue war bevölkert von Passanten, als ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, auf eine Frau schoss. Berichten der Polizei zufolge handelt es sich bei dem Mann um ein Mitglied von…" Zorro schaltete den Fernseher aus. Diese Schießerei machte schon den ganzen Morgen die Runde durch die Medien. "Frühstück ist fertig!", rief Nami aus der Küche, er sah zu ihr, nickte und stand auf. »Was bin ich froh, dass ihr nichts passiert ist… diese Schießerei ist echt unglaublich… da erschießt ein Mann einfach so eine Frau und danach noch drei weitere Männer auf der Straße, keine dreihundert Meter von uns entfernt…« Er sah Nami an, sie schien zwar etwas mitgenommen zu sein, aber ihr fehlte nichts. Und die Erinnerung an den Einbruch war auch nicht zurückgekehrt… "Ace hat gerade angerufen, ich muss heute Abend für Jessy einspringen. Deswegen muss ich gleich noch mal in meine Wohnung, mich umziehen." "Klar.", war seine kurze Antwort. Nami merkte natürlich, dass etwas mit ihm nicht stimmte, aber sie konnte nicht sagen, was es war… "Und was hast du heute noch zutun?" "Hm?.. ach, nichts besonderes… muss gleich in die Kanzlei", murmelte er, während er von seinem Brötchen abbiss; Nami gab sich wohl oder übel mit der Antwort zufrieden. Zorro währenddessen machte sich Gedanken, ob das ganze nicht langsam in die falsche Richtung lief… er hatte Nami jetzt seiner Meinung nach oft genug in Gefahr gebracht, konnte er es überhaupt noch verantworten, so weiter zu machen wie bisher? Seufzend ließ er sein Brötchen also sinken, trank in wenigen Zügen seinen Kaffee aus und stand auf, Nami sah ihn etwas verdutzt an. "Ich muss los, hab nen Termin vergessen. Bis nachher", waren seine kurzen Worte, er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ging ins Schlafzimmer, um sich seinen Anzug anzuziehen. Tief in Gedanken versunken packte er wenigen Minuten später seinen Aktenkoffer und wollte schon aus der Wohnung verschwinden, als Nami ihn noch mal ansprach: "Sehen wir uns nachher?" Sie stand etwas hilflos in der Tür zum Schlafzimmer, als er sich zu ihr umdrehte und halbherzig lächelnd zustande brachte: "Ja, klar." Und weg war er. Auch in den nächsten Tagen wirkte Zorro Nami gegenüber kurz angebunden und beschäftigter denn je und als sie ihn eines Abends drauf ansprach, redete er sich mit dem Vorwand aus, es gäbe gerade Stress in der Kanzlei, weil irgendein äußerst wichtiger Kunde abgesprungen sei. Nami blieb also unzufrieden, weil er, wenn er dann mal Zeit hatte abends, mit "seinen Jungs" in irgendwelchen Kneipen Footballspiele ansah, anstatt mit ihr ins Kino zu gehen oder einfach nur bei ihr zu sein. Er wurde von Tag zu Tag mürrischer, wenn er von der Arbeit kam und Nami hoffte, ihn mit ihrer Überraschung aufheitern zu können. Sie hatten sich also an diesem Donnerstagabend für Acht Uhr in seiner Wohnung verabredet, er hatte ihr vorher den Zweitschlüssel gegeben, weil sie für sie beide etwas kochen wollte. Nami hatte mehrere Anläufe gebraucht, um ihn dazu überreden zu können, denn immer hatte er entweder einen Geschäftstermin oder meinte, er würde erst nachts nach Hause kommen… Nami machte sich also gerade mit Einkäufen und einem neuen Abendkleid, was sie sich hatte einiges kosten lassen, auf den Weg in seine Wohnung. Im weiteren Gepäck die Mappe mit den Fotos, die sie allein für ihn hatte machen lassen. Sie bog mit ihrem Auto in die Straße ein, die Taxis hatten sie schon befürchten lassen, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würde, doch tatsächlich hatte sie noch 2 ½ Stunden, in denen sie aber noch das Essen kochen, die Wohnung und vor allem sich selbst fertig machen musste… Schnell geparkt, den Bürgersteig zum Wohnhaus überquert, die freundliche Begrüßung des Portiers, der ihr die Tür aufhielt, erwidernd und in den Fahrstuhl geeilt, verharrte sie nun in eben diesem. Die Fahrt nach oben dauerte ihr persönlich schon wieder viel zu lange, was aber vielleicht auch an dem Mann, der einen Kopf kleiner als sie, neben ihr stand und die junge Frau mit seinem Leid bequatschte. Er habe doch eine so schreckliche Schwiegermutter, die ihn von Tag zu Tag tyrannisierte, eine Frau, die ihm vorwarf ein Nichts zu sein und einen Sohn, der gerade seinen heroinabhängigen Freund geheiratet hatte. "Wissen Sie, auf der Hochzeit der beiden war ein Hund der Trauzeuge und-" "HALTEN SIE DEN MUND!!! Sie sind nicht der einzige, der auf dieser Welt Probleme hat! Ich laber Sie ja auch nicht mit meinen Angelegenheiten voll, also tun Sie mir den Gefallen und seien Sie ruhig!", bluffte Nami ihn mitten im Satz an, sie hatte es wirklich satt. Dieser Abend sollte besser als die vorigen werden und da hatte sie es nicht nötig, sich von einem zu klein geratenen Versager die Ohren vollheulen zu lassen, wie schlecht die Welt doch sei! Der Mann sah sie verdattert an, unfähig ein weiteres Wort zu sagen, als sich endlich die Fahrstuhltüren öffneten und Nami aus dem Aufzug stieg. Es dauerte ein paar Momente, bis sie in den Tiefen ihrer Handtasche den Schlüssel gefunden und die Haustür aufgeschlossen hatte, aber schließlich überwand sie auch dieses Hindernis und steuerte direkt auf die Küche zu. Die 24jährige hatte sich für diesen Abend etwas wirklich Besonderes ausgedacht, sie hatte sich überwunden und bei Zorros Haushälterin nach seinem Leibgericht gefragt und nach einigen Überredungskünsten hatte diese ihr doch tatsächlich das Mahl erklärt und gleich die Kochanleitung ausführlich aufgeschrieben und ihr gegeben. Nami wärmte also schon mal den Backofen vor und machte sich dann daran, das Fleisch für den Braten zu würzen etc. Das Kochen beanspruchte einige Zeit, doch Nami hatte sich diese großzügig eingeplant, sodass ihr noch genug Zeit für das Dekorieren des Tisches blieb. Sie verrückte also die Couch, den Wohnzimmertisch und ein Regal, damit der große Esstisch dorthin passte, den Zorro nur zum Sortieren und Aufbewahren seiner Akten, die wohl im Arbeitszimmer keinen Platz mehr gefunden hatten, benutzte. Mit großen Mühen, da das stabile Eiche war, zog und schob Nami den Esstisch nun in die Mitte des Zimmers und somit an die perfekte Stelle. Eine weiße Tischdecke, Zorros edelstes Porzellan und Weingläser und Kerzen fanden dann auf der Tischplatte Platz, während Nami immer mal nach dem Essen schaute, damit auch ja nichts anbrannte. Dieser Abend sollte perfekt werden, sie wollte, dass Zorro endlich mal abschalten konnte, von seiner Arbeit loskam, die Zeit mit ihr genoss und wieder so fröhlich wurde, wie er es noch vor knapp zwei Wochen gewesen war… sie wollte.. sie wollte, dass es zwischen ihnen beiden wieder so wurde wie vorher… Zorros ständige Abwesenheit und die Gleichgültigkeit ihr gegenüber, die er in letzter Zeit an den Tag legte, schmerzten die junge Frau jedes Mal mehr, doch sie wusste einfach nicht, woran das alles lag… natürlich, er hatte Stress in der Kanzlei, aber dieses Argument zählte bei ihr nicht mehr so viel wie vielleicht vorher… er hatte ja anscheinend IMMER Stress, aber warum konnte er den nicht vergessen, wenn sie bei ihm war? All diese Gedanken schob Nami aber zur Seite, heute Abend sollte es anders sein, und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nur noch eine halbe Stunde hatte, bis Zorro auftauchen würde, also griff sie zu der Tasche, in der sie sämtliches Schminkgut gestopft hatte, und lief ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Ein weiterer Schuss und der Mann war getroffen. Zorro verharrte im Schutt eines ehemaligen Hauses, schielte um die Ecke, konnte im Augenwinkel eine Bewegung erkennen und schoss erneut. Wieder ein Treffer. Noch ein paar Sekunden wartete er, dann rannte er los. Unterwegs rollte er sich unter einer geworfenen Handgranate weg und ließ sich einige Meter später hinter einem umgefallenen Auto schlitternd aufs Knie nieder. Er hielt Ausschau nach dem letzten Gegner. Zorro entdeckte ihn, wie dieser gerade eine Rauchbombe entzündete und binnen weniger Sekunden im Umkreis von 20 Metern alles in einem gräulichen Dunst versank, darunter auch Zorro und das Auto. Der 25jährige jedoch holte aus seiner Seitentasche am Bein ein aufklappbares, handtellergroßes Gerät, welches er mit wenigen Knopfdrücken aktivierte und mitten in die Rauchschwaden warf. Klirrend kam es auf dem Boden auf, doch der Dunst löste sich langsam auf, sodass Zorro gerade noch sehen konnte, wie sein Gegner auf ihn zustürmte, also schoss er erneut. Ein dröhnendes Geräusch ertönte, alles wurde plötzlich in strahlendes Licht getaucht, das von riesigen Scheinwerfern ausging. Zorro richtete sich aufrecht, sicherte sein Gewehr und sah sich um; auch seine getroffenen Gegner standen auf und klopften sich den Staub und Schmutz vom Leib. Das einzige, was nicht in dieses Bild passte, war der Mann im sauberen Anzug, der nun auf den 25jährigen zukam, ein breites Grinsen im Gesicht. "Ausgezeichnet, Agent Williams! Ich glaube, Sie haben den Rekord gerade eben gebrochen, wirklich beeindruckend! Ich verstehe, was V.H. damit meinte, dass Sie der Beste Agent in der Abteilung sind! Also wenn Sie einmal Hilfe brauchen, eine Gehaltserhöhung oder sonstiges wollen, ich werde mein Möglichstes tun!", zwinkerte er zu den letzten Worten. Zorro hatte inzwischen den Helm abgenommen und sich über die verschwitzte Stirn gewischt, doch sein Gewehr hielt er noch immer in der Hand. "Danke, Sir, ich weiß das zu schätzen." "Ich bin mir sicher, Sie wissen das! Darf ich Sie vielleicht zum Essen einladen, ich hätte da noch einige Fragen an Sie bezüglich Ihres Auftrages…" "Nun, ich muss Sie leider enttäuschen, Sir, weil ich erstens noch ins Büro muss, meinen zweiten Beruf ausüben, und zweitens besteht bei diesem Fall strengste Geheimhaltung, ich-" Der Andere hob abwehrend die Hände und schüttelte sie. "Schon gut, ich verstehe. Ehrlich gesagt hätte ich es auch kaum von Ihnen erwartet, dass Sie offen über diesen Auftrag reden", griente er. Der Mann verabschiedete sich noch und verschwand wieder hinter einer Tür, sodass Zorro endlich mit seinen Kollegen in die Umkleidekabinen gehen konnte: Das Training war beendet. Frisch geduscht und umgezogen trat der 25jährige ungefähr eine halbe Stunde später in seinen Wagen und fuhr zur Kanzlei, in welcher er direkt sein Büro aufsuchte, wo auf ihn noch einige Fälle warteten. Er musste noch ein paar Anklageschriften verfassen, wobei sein Blick nicht einmal zur Uhr wanderte… denn dann hätte er bemerkt, dass es kurz vor Acht Uhr war. Kate, seine Sekretärin hatte sich am Nachmittag frei genommen und so musste er sich alle Paragraphen selbst heraus suchen, diese mit den gegebenen Fakten vergleichen und so weiter… Nami, die inzwischen ein atemberaubendes schwarzes Kleid, was ihr bis zu den Knien reichte und mit kleinen Seidenrosen an den oberen Säumen verschönert war, trug, servierte um 19:55 das Essen, legte dann die Mappe auf den Tisch neben Zorros Teller und sah sich noch mal um. Musik, romantisches Kerzenlicht, Champagner, alles stimmte und so fehlte nur noch einer: Zorro. 20:05. Nami saß auf ihrem Platz, sah immer wieder auf die Uhr und redete sich ein, dass Zorro in wenigen Sekunden die Tür aufschließen würde. Sie glaubte nicht daran, dass er es vergessen hatte, da sie selbst dabei gewesen war, wie Zorro den Termin in seinem Handy gespeichert hatte. 20:15. Der Verkehr war wohl wiedermal die Hölle, er würde jede Sekunde durch die Tür reinschneien, mit seinem üblichen Grinsen auf den Lippen und mit einem Blick hätte er sie beruhigt und sich tausendmal entschuldigt, dass er zuspät gekommen war. Daran glaubte zumindest Nami. 20:30. Ok, er wurde wahrscheinlich in der Kanzlei aufgehalten, was ja auch nichts ungewöhnliches war eigentlich, doch an diesem Abend wünschte sie sich, dass er sich früher loseisen konnte und den Rest dieser Zeit mit ihr verbrachte und endlich mal wieder abschaltete. 20:45. Namis Blick wanderte zur Haustür. Sie seufzte, machte sie sich doch noch immer Hoffnungen, dass ihr Liebster in wenigen Sekunden zur Tür herein kommen würde. Ihr Blick war in letzter Zeit immer seltener zur Uhr gewandert. 21:00. Nami begann langsam, das inzwischen kalte Essen von ihrem Teller zu essen. Wenn Zorro jetzt kommen würde, verlangte sie aber eine plausible Erklärung, warum er denn eine ganze Stunde zuspät kam. Das Essen war zwar lecker und die 24jährige staunte selbst darüber, dass sie das ganz alleine hinbekommen hatte, aber ihr hätte es wohl noch besser geschmeckt, wenn sie dabei Zorros Gesicht gesehen hätte, der seine Leibspeise verzehrt und dabei wieder mit ihr spricht… das Thema wäre ihr egal gewesen, sie hätte über Gott und die Welt geredet an diesem Abend. 21:30. Nami sah zu den bereits deutlich heruntergebrannten Kerzen, der Plattenspieler wiederholte gerade zum dritten Mal das Lied, was sie inzwischen hassen gelernt hatte, da es eine so fröhliche Melodie hatte… Was machte der Kerl denn um die Uhrzeit noch in der Kanzlei, was er nicht auch hier hätte machen können? Mandanten kamen bestimmt nicht mehr zu solch später Stunde zu ihm… 22:00. Die 24jährige hatte es aufgegeben, auf die Uhr zu sehen, war es doch zu deprimierend, dass er sie doch anscheinend tatsächlich vergessen hatte. Es lief sowieso schon nicht mehr so gut zwischen ihnen und Nami hatte einfach die Hoffnung gehabt, wieder etwas Leben in die Beziehung zu bringen mit diesem romantischen Abendessen. Sie fragte sich, ob Zorro vielleicht gerade ein Geschäftsessen hatte, wovon er ihr einfach nichts erzählt hatte… 22:30. Nami war es leid. Sie hatte jetzt 2 ½ Stunden auf ihn gewartet, draußen war es stockfinster, die Kerzen waren runter gebrannt, ihre Laune im Keller und selbst wenn Zorro jetzt noch kommen würde, war der Abend gelaufen. 23:00. Die junge Frau war wirklich zutiefst enttäuscht. Er hätte sie doch wenigstens anrufen können und sagen können, dass er später kommen würde.. oder er hätte wenigstens absagen können, alles wäre verständlich gewesen für sie. Aber seine völlige Ignoranz verletzte sie, sodass sie wutentbrannt aufstand und ins Bad ging, um ihre Sachen einzupacken. Auch im Schlafzimmer fand sie einige ihrer Kleidungsstücke, die sie in ihre Tasche stopfte. Sie ging ins Wohnzimmer, zog ihre Jacke an, schulterte die etwas größere Tasche mit ihren Klamotten und dem Schminkzeug und nahm ihre Handtasche in die Linke, als sie plötzlich hörte, wie ein Schlüssel in die Haustür gesteckt, umgedreht und die Tür geöffnet wurde. Zorro erschien total müde und geschafft in der Tür, sah auf und entdeckte eine wütende Nami, die direkt auf ihn zukam. Und sofort erinnerte er sich an den Abend, den sie zusammen verbringen wollten… ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er sage und schreibe volle 3 Stunden zuspät dran war. "Nami, es tut mir leid…", setzte er an, als die Angesprochene auch schon mit Tränen in den Augen an ihm vorbei rauschte mit den Worten: "Spar dir die Worte, ich will es nicht hören!" "Nami, jetzt warte…" Doch die 24jährige stand schon vor dem Fahrstuhl und drückte wütend einige Male auf den Knopf, der den Fahrstuhl veranlassen sollte, in dieser Etage zu halten, doch der Lift brauchte wohl einige Momente dafür. Zorro ging auf sie zu und fasste sie sanft am Handgelenk, doch sie entriss es ihm unwirsch mit den Worten: "Fass mich nicht an!", drehte sich leicht zu ihm um und sah ihn wütend an. Der junge Mann hatte diesen Blick von ihr noch nie zu spüren bekommen, er sah mehr als verdutzt zu seiner Freundin, die jedoch wenige Sekunden später im Fahrstuhl verschwand. Erst beim Klingeln, das beim Schließen der Türen hörbar wurde, fand er folgende Worte: "Nami, es tut mir leid!" Doch Nami ignorierte ihn und seine Worte und starrte auf den Boden, während die Fahrstuhltüren sich schließlich ganz schlossen und die Kabine in die Tiefe glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)