My bloody valentine von misanthropical ================================================================================ Kapitel 1: Eins --------------- Mit geschlossenen Augen gehen wir durch das Leben. Wir gehen die Falschen Wege und treffen die Falschen Entscheidungen, Immer wieder drehen wir uns um und sagen "Es ist besser so." Immer wieder versuchen wir durch den dichten Nebelschleier, der unser Sichtfeld verdeckt zu blicken, Doch unsere Lieder sind zu schwer um sie zu erheben. Es ist auch nicht so dass wir wirklich darum Kämpfen würden endlich nicht mehr blind zu sein. Dann könnten wir ja erkennen dass wir uns geirrt haben, Und die Realität ist zu schmerzhaft als dass man ihr so einfach gegenüber treten könnte. Darum bleiben wir irgendwann einfach stehen und hoffen, dass sich alles regeln wird, Wir sind unseren Träumen nachgegangen und bitter enttäuscht worden, Die Berührung nach der es uns so unendlich verlangt. Es gibt sie nicht. ~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~ My bloody Valentine Eine Detektiv Conan Fanfiktion von misanthropical. ~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~ Ihm war entsetzlich Kalt. Er hatte seine Dunkelgrüne Jacke fest an seinen zum Eisklumpen gefrorenen Körper gepresst und saß nun apathisch auf irgendeiner Bank in irgendeinem Park im Zentrum Tokios und starrte auf einen kleinen Kieselstein. Er war etwas heller als die anderen Steine und man hätte ihn ganz leicht übersehen können doch wenn man über die vom Dreck verkrustete Hülle hinwegsah erkannte man wie makellos er doch war. Nicht so kantig und furchtbar trostlos. Langsam beugte er sich hinunter und griff mit zitternden Fingern in den matschigen, grauen Schnee. Der Stein war doch viel größer als er erwartet hatte. Er drehte ihn, begutachtete sein Antlitz, nur um dann Festzustellung, dass er ihn durch seine Berührung noch mehr verschmutz hatte. Die längst getrockneten Blutspuren auf seiner Hand begannen sich mit dem Schnee zu vermischen. *** Ihre Augen waren Blau-grün, tief und furchtbar müde. Sie lag neben ihm, in einen Hauch von Nichts gekleidet und hatte die Hände zusammengefaltet. Ab und an blinzelte sie ihm schüchtern zu, so als wolle sie ihm damit zu verstehen geben dass er sich abermals über sie beugen sollte. *** Er erinnerte sich noch ganz genau an jede ihrer Berührungen, ihr Geschmack haftete noch immer an seinen blassen Lippen und er war sich sicher ihren Geruch wahrzunehmen. Mit der Zungenspitze fuhr er vorsichtig über seine rissigen Mundwinkel und seufzte. Ihm war nach weinen zu Mute, er wäre so gerne aufgesprungen und hätte seinen Schmerz in die Welt hinaus geschrieen, doch ihm fehlte die Kraft um sich ein weiteres mal aufzurichten. Seine trockene Kehle brannte bei jedem Atemzug und er konnte sich nicht mehr daran erinnern wann er zum letzten mal etwas getrunken hatte. Er wusste dass Nichts seinen Durst mehr würde stillen können, nie wieder. *** Das monotone Klingeln des Telefons lies ihn aufschrecken, er hatte nicht einmal mitbekommen dass er eingeschlafen war. Er spürte wie sich ihr warmer Körper langsam von seinem entfernte und es juckte ihn in den Fingerspitzen sie wieder zurück auf die Couch zu ziehen, weiterhin in die flackernde Mattscheibe zu blicken und das Läuten zu ignorieren. Ihr sanfte Stimme ertönte leise aus dem Flur heraus, als sie den Hörer abhob. Dann wurde es still. Ihr glasiger Blick war das Erste was er bemerkte, als sie in mechanischem Gleichschritt wieder das Wohnzimmer betrat und ihm, ohne einen Laut von sich zu geben den Apparat in die nun zitternden Hände drückte. Er nahm nicht wirklich wahr, was der Mann an der anderen Leitung ihm verstört zustotterte, er empfand keine Trauer als dieser abrupt auflegte, dort war nur dieser Schmerz. Dieser Schmerz der ihm so vollkommen Fremd war, dieser Schmerz den er einfach nicht zuordnen konnte, dieser Schmerz der viel schlimmer war als jede noch so gräuliche Verletzung. In ihren Augen glitzerten die ersten Tränen, und es dauerte nicht lang bis es wie ein Sturm aus ihr herausbrach. Ein Sturm aus Trauer, Wut und eben diesem Schmerz. Sie klammerte sich hilfesuchend an ihn, presste zwischen ihren lauten Schluchzern immer wieder seinen Namen hervor, begleitet von kurzen, heiseren Schreien in denen ihm ihre Stimme auf einmal ungewohnt zerbrechlich vorkam. Eine Welle von neuen Emotionen überrannte ihn und ihm wurde bewusst dass das Einzige was er für sie tun konnte darin bestand dazusein. Er hatte nichts mehr zu sagen, fand keine Worte mehr die ihr den Trost hätten spenden können, nach dem sie verlangte. *** Er war nie einer von den Leuten gewesen die ihre Abende damit verbrachten sich selbst leid zu tun und ihre Sorgen im Alkohol ertränkten, doch nun hatte Selbst der kleine, blaue Getränkeautomat dessen Sortiment aus 4 verschiedenen Arten Bier bestand, eine seltsam attraktive Wirkung auf ihn. Wären seine kalten Beine nicht an der roten Parkbank festgefroren, hätte er sich sicher eine Ladung davon angeeignet um seine Erfahrungen in Sachen `Zusaufen, bis der Arzt kommt´ ein wenig aufzufrischen, doch auch seine schmerzenden Glieder hinderten ihn daran einen Befreiungsversuch zu starten. Er hatte schon längst aufgegeben. *** Er war nicht eine Sekunde von der Idee angetan gewesen einen Filmabend mit ihr zu veranstalten. Auch jetzt erschien ihm allein die Vorstellung, mit diesem bibbernden Braunschopf sämtliche von Steven Kings verfilmten Werken zu studieren, mehr als nur unsinnig. Zwar war er insgeheim keineswegs davon abgeneigt einen gemütlichen Abend mit ihre allein auf dem Sofa zu verbringen, doch ihre typische Reaktion auf Horrorfilme kannte er nur zu Genüge, das hieß blaue Flecken. Und abgesehen von seinen Sadistischen Anwandlungen, die zum Vorschein kamen, sobald er Spuren der Angst in ihrem Gesicht entdeckte, war sie ein Mädchen der Sorte die ohne ersichtlichen Grund zuschlugen. Doch er hatte es auch nicht über sich gebracht nein zu sagen, als sie mit diesem bambiähnlichen Blick vor ihm stand und ihn so hoffnungsvoll angrinste, also nickte er eben und erfreute sich an der Tatsache dass sie endlich Ruhe gab. *** Im matten Licht der flackernden Parklaterne konnte er sie sehen. Überall. Jedes Mädchen, jedes Kind und jede Frau die an ihm vorbeilief nahm auf einmal ihre Gestalt an. Jede hatte auf einmal ihr Gesicht, hatte braunes, schulterlanges Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war und jede konnte auf einmal so Lächeln wie sie es gekonnt hatte, ein Lächeln dass er als einzigartig empfunden hatte. Doch jedes Mal, wenn er dachte sie tatsächlich dort stehen zu sehen, hörten ihre Augen auf zu leucht, kamen die blonden Strähnen zwischen der braunen Mähne hervor und er hörte eine Stimme die nicht ihre war. Ihm war so entsetzlich kalt, er war so furchtbar müde und sein Kopf schmerzte. Er wollte wegrennen, zu irgendeinem Ort, der nicht wie dieser war, an einen Ort der ihm seine Einsamkeit nicht unter die Nase rieb und ihn noch mehr zum verzweifeln brachte als er es sowieso schon war. *** Als er klein war hatte er einen Entschluss gefasst. Vielleicht war es auch mehr ein Wunsch gewesen, doch er war sich sicher dass es so laufen würde, alles war durchgeplant bis ins kleinste Detail und von der Ouvertüre bis zum letzten Akt gefiel ihm seine Zukunftsvision ziemlich gut. Erst einmal müsste er ein bisschen Älter werden; so ungefähr 10 Jahre alt, dann würde er als Schülerdetektiv, Papa unterstützen können, mit 18 dann würde er ihr seine Liebe gestehen und die beiden würden ein Paar werden. Mit spätestens 22 würde er dann der Chef der Polizeiwache sein und sie heiraten, er würde genug Geld haben um für sie und sich ein Haus zu kaufen, wo sie dann mit 25 ihr erstes Kind bekommen würde, einen Jungen. Das zweite Kind, ein Mädchen, käme dann 2 Jahre später und sie wären sehr glücklich. Wenn er 58 wäre würde er dann in Rente gehen und viel zeit mit seinen Enkelkindern verbringen, bis er dann schließlich sterben würde, mit so circa 83 Jahren. Genau so hatte er sich das Leben vorgestellt: Glücklich, erfüllt und mit einem happy ending. Als er 17 war zerschlug man ihm all seine Träume. Er wachte auf und musst erschrocken feststellen dass er sich in der Realität befand, und die schmerzte. Er wusste noch ganz genau, wie es war als er in der großen, alten Lagerhalle, deren kahle Wände in zu erdrücken versuchten, stand und sich nichts sehnlicher wünschte als zu sterben. Er erinnerte sich noch genau an den Schmerz den verspürte, der ihm die Kehle zudrückte und die Tränen aus seinen Augen hinausfließen lies. Vor ihm lag sie, zumindest das was von ihr übriggeblieben war. Ihr wildes Haar lag feucht und ungebändigt auf ihrer Stirn und ihren Schultern, sie hatte die Augen geschlossen und atmete schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Er sank auf die Knie, zog ihren schwer lädierten Körper in seine zitternden Arme und musste verzweifelt feststellen dass seine Bewegung dazu geführt hatte dass ihre abgetrennte Hand, die auf ihrer Brust gelegen hatte, nun zu Boden gegangen war. Noch einmal blickte er in ihr blasses Gesicht und schrie, befahl ihr wieder aufzuwachen, in anzuschnauzen oder sonst etwas zu tun, nur sollte sie nicht weiterhin so daliegen, so kalt und verstümmelt sein. Die bleiche Haut ihrer Wangen war noch immer Makellos und ihr blutleerer Mund hatte nicht seine schöne Form verloren, dennoch war sie anders als sonst. Zum letzten Mal küsste er sie zitternd auf die leblosen Lippen, zog sie wie zum Abschied in eine feste Umarmung und streichelte ihr durch das Haar. Ihr Blut klebte an ihm und mit ihm der permanente, metallische Geruch den er auf ein Mal so verabscheute. Er hatte ihr noch so vieles sagen wollen, hätte so gerne jeden Morgen neben ihrem warmen Körper gelegen und einfach nur ihrem Herzschlag gelauscht, ihrem Herzschlag der nun verstummt war. -fin- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)