Ein anderes Gefühl als Freundschaft von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1.1. ----------------------- Ein anderes Gefühl als Freundschaft A Naitomea-Fanfic^^ by Sora Shonen-ai Ich stehe mitten auf der Bühne, sollte mich eigentlich auf unseren Auftritt konzentrieren, doch wieder verfalle ich in Gedanken. Eigentlich nichts neues. . . so ist es schon seit Tourbeginn. Normalerweise habe ich keine Probleme mich auf meine Einsätze zu konzentrieren oder auf die gesamte Show. Aber derzeit ist mit mir nicht mehr viel anzufangen. Nicht dass ich mich verspiele, oder Einsätze verpasse, so schlimm ist es noch nicht. Ich beherrsche meinen Bass perfekt und selbst im Schlaf würde ich den richtigen Rhythmus finden. Aber was die Show betrifft. . . nichts! Ich stehe einfach nur noch auf meiner Position und spiele meine Parts. Weder gehe ich zum Bühnenrand und heize den Fans ein wenig ein, noch gehe ich zu unserem Vocal oder sonst jemanden von der Band. . . und schon gar nicht zu dir. Aber Yomi würde womöglich noch sauer werden, wenn ich heute wieder so, wie hatte er es beschrieben. . . "langweilig" bin. Also raffe ich mich auf und trage ein wenig zum Fanservice bei. Doch nur solange der Song läuft. Dann schon stehe ich wieder an allbewährter Stelle. Den Song, den wir als nächstes spielen, kann man nur lieben. . . "Akane". Besonders mag ich die Stelle, an der du dein Solo spielst. Während das Scheinwerferlicht nur noch auf dich gerichtet ist, sich alle Blicke der Fans bei dir wiederfinden, ertappe auch ich mich, wie ich erneut meinen Blick über deinen Körper wandern lasse. Du bist dünn geworden. . . zu dünn. Oder bilde ich mir das nur ein? Du wirkst blass. . . Geht es dir nicht gut, oder spielt mir nur das Scheinwerferlicht einen Streich? Du lächelst, bist voll in deinem Element und ich. . . ich mach mir wieder nur unnötig Gedanken. Alles scheint in Ordnung. ~.~ Eine halbe Stunde später und unser Konzert, samt Zugabe, ist vorbei. Ruka verschwindet wieder gleich, still und leise, hinter der Bühne, nachdem er seine Sticks in die Menge geworfen hat. Und während Hitsugi, du und ich unsere Plektren an die Fans verteilen, rennt Yomi, noch immer völlig aufgedreht von unserem Auftritt, zwischen uns hin und her. Dann verlassen auch wir die Bühne, allen voran ich, wo ich sonst als einer der letzten gehe. Auf dem Weg in unsere Umkleide können wir noch deutlich das Geschrei der Fans vernehmen. Ich öffne die Tür zu unserer Umkleide und betrete als erster den Raum, sehe Ruka schon an einer Cola nippend in der Ecke sitzen. Mit einem leichten Seufzen lasse auch ich mich auf einem Stuhl nieder und sehe lustlos in den Spiegel. Du setzt dich neben mich und kurz kann ich über den Spiegel sehen, dass du mich ansiehst. Hab ich mir nur wieder was eingebildet, oder wirkte dein Blick besorgt? Noch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, legt mir Hitsugi eine Hand auf die Schulter und ich drehe mich verwundert zu ihm um. "Alles okay bei dir?" "Sicher!" "Ich frag ja nur, weil du in letzter Zeit immer so in Gedanken bist." "Nein nein, alles bestens!" "Na immerhin hat er sich heute bewegt und stand nicht die ganze Zeit wie angewurzelt auf der Bühne rum." Yomi lugt an Hitsugi vorbei und grinst mich frech an. Okay, er macht sich lustig über mich. Aber allemal besser, als wenn er wütend ist. Ich wende mich wieder um, lasse meinen Blick dabei kurz über dich schweifen, doch du hast dich bereits zum Spiegel gewandt und widmest deine volle Konzentration dem Abschminken. Wir anderen tun es dir gleich und befreien uns vom überflüssigen Bühnen-Make-up. Und als wir unsere Bühnenoutfits gegen unsere Alltagskleidung tauschen, macht Ruka einen tollen Vorschlag, der unsererseits mal wieder seit langem, ohne jeglichen Kommentar, angenommen wird. Nur du scheinst von der Idee, noch einen trinken zu gehen, nicht ganz angetan zu sein, stimmst aber trotzdem zu, mitzukommen. Früher, ach was sag ich, noch vor ein paar Monaten, warst du sofort dabei, wenn es hieß, dass wir alle zusammen um die Häuser ziehen. Aber dann fing es plötzlich an, dass du uns abgesagt hast. Anfangs nur gelegentlich, doch mit der Zeit immer öfter. Wieder ein Gedanke der mich ins Grübeln bringt und meine volle Aufmerksamkeit auf dich richtet. Als wenn sich meine Gedanken nicht so schon allein um dich drehen. Ich würde gern den Grund für diese Wandlung kennen. Und dein aufgesetztes Lächeln beruhigt mich da nicht gerade. Aber ich frage nicht weiter nach. Zu oft habe ich dir die Frage gestellt, ob bei dir alles in Ordnung ist. Und immer wieder hast du diese nur bejaht. Also frage ich nicht mehr und hoffe, dass ich für dich ein so guter Freund bin, dem du dich anvertrauen würdest, sollte es dir schlecht gehen. ~.~ Keine Stunde später sind wir alle abfahrtbereit und steigen in das bestellte Großraum-Taxi. Die Stimmung ist ausgelassen und wir albern alle herum - alle, nur du nicht. Ich habe ja noch die Hoffnung, dass sich deine Laune bessern wird, doch bereits eine Stunde später sitzen wir in unserem Lieblingsclub, die ersten Gläser stehen nur noch halb voll, oder bereits leer auf dem Tisch und du machst uns noch immer nicht die Freude, dich lächeln zu sehen. Ich meine ein ehrliches Lächeln! Es verwundert mich schon, dass du so gefrustet wirkst, wo du doch vorhin auf der Bühne fast ein Dauergrinsen aufgesetzt hattest. Noch dazu hängst du trinktechnisch gesehen ganz schön hinterher. Also entweder du hast dem Alkohol abgesagt, oder dir schmeckt der Drink einfach nicht. Was ich allerdings auch nicht glaube, da das dein Lieblingsgetränk ist. Hitsugi und Yomi albern etwas herum, sticheln ein wenig Ruka, um ihn aus der Reserve zu locken. Plötzlich merke ich, wie mir jemand am Hemdärmel zieht. Es ist Ruka, der mich leicht genervt anschaut und mich bittet tragen zu helfen. Erst jetzt begreif ich, dass die beiden solange auf ihn eingeredet haben, bis er sich bereit erklärt hat, die nächste Runde zu spendieren. Da ich dich ja die ganze Zeit beobachtet habe, bin ich dem Gespräch nicht ganz gefolgt. Und da ich ja auch kein Unmensch bin, stehe ich auf und folge ihm an die Bar. Doch die Absicht unseres Ältesten liegt wohl scheinbar nicht nur darin, dass ich ihm tragen helfe, denn kaum, dass ich neben ihm stehe, spricht er mich auf dich an. "Sag mal, Ni~ya, was ist eigentlich mit Sakito los?" Ich sehe in anfangs nur verwundert an, da ich hier und schon gar nicht so plötzlich mit dieser Frage gerechnet habe. "Ich frag nur, weil ich finde, dass er sich irgendwie komisch benimmt. Und da ihr ja die besten Freunde seit, dachte ich, er hat dir vielleicht etwas erzählt." "Wie kommst du denn darauf, dass mit ihm etwas nicht stimmt? Er ist heut halt nur ein wenig ruhiger." "Ruhiger? Aha!. . . Spar dir die Mühe. Es ist doch offensichtlich! Warum nimmst du ihn in Schutz? Ich sehe doch, wie du ihn die ganze Zeit besorgt musterst. Auch bei den Auftritten haftet dein Blick fast unaufhörlich auf ihm. Was natürlich erklärt, warum du ständig auf deiner Position verharrst. . . .Komm schon Ni~ya, mach mir nichts vor. Vergiss nicht, ich sitz die ganze Zeit hinter euch und hab euch alle prima im Blickfeld." Ich drehe mich um, versuche einen Blick an unseren Tisch und zu dir zu erhaschen, doch es ist einfach zu voll, als dass ich etwas sehen könnte. Also wende ich mich wieder Ruka zu, dessen Blick noch standhaft auf mir ruht. "Komm schon. . . wenn du was weißt, dann sag es uns. Wir machen uns doch auch nur Sorgen." "Was denn, die anderen Zwei auch?" "Sicher! Hast du denn wirklich geglaubt, wir würden nichts bemerken? Wir sind eine Band! Wie lange kennen wir uns nun schon?" Erwartungsvoll und fordernd zugleich sieht er mich an. Seine Stimme ist zunehmend energischer geworden, aber nicht unfreundlich. . . nicht unser Ruka! "Du hast ja recht, entschuldige. Ihr hattet nur nie was gesagt und da dachte ich. . . ist ja nun auch egal. Fakt ist aber, dass ich euch auch nichts sagen kann. Ich weiß ja selbst von nichts! Sakito redet in der Hinsicht nicht mehr mit mir. Und wenn ich ihn frage, dann ist immer alles in bester Ordnung." Enttäuscht sieht er mich an. "Du weißt also auch nichts. . . kann man nichts machen. Er wird schon irgendwann noch etwas sagen - hoffe ich." Uns werden gerade die bestellten Getränke gegeben, mit denen wir zu unserem Tisch zurück wollen. Doch es ist schwierig, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Mit einem Seufzen stelle ich resigniert fest: "Früher hat es mir hier besser gefallen, als es hier noch nicht so voll war." "Stimmt schon, aber deswegen geben wir hier doch nicht unseren Stammplatz auf, oder?" Ruka grinst und deutet an, dass er sich jetzt wieder durch die Masse drängen will. Ich muss lachen, aber versuche ihm gleich zu folgen, schließlich will ich dich wieder in meinem Umfeld haben. Doch als wir zwei nach kurzem Gedränge, mehreren unbeabsichtigten Tritten auf anderer Leute Füße und einigen Entschuldigungen am Tisch ankommen, bist du nicht da. "Wo ist Sakito?" Ich habe noch nicht einmal die Gläser abgestellt und stelle gleich so eine Frage, na wenn dass mal nicht auffällig ist. . . "Der ist mal kurz weg. Vermutlich aufs Klo, so wie er sich plötzlich doch noch entschlossen hatte seinen Drink zu trinken. . . und zwar im Sturztrunk." "Ja, und meinen gleich hinterher. ." So süß Yomi mit seinem Schmollmund auch aussah, ich kann nur mit der Stirn runzeln. Und Ruka nimmt mir die Wörter aus dem Mund. "War denn irgendetwas? Ist ja normalerweise nicht seine Art." Als die beiden das aber verneinen, kommt in mir wieder mein übertriebener Instinkt für Besorgnis hervor und ich will am liebsten sofort zu den Toiletten gehen und nach dir suchen. Doch Ruka hält mich zurück. "Bleib hier! Es bringt ja doch nichts, ihm hinterher zu laufen. Wenn er Hilfe braucht, sollte er auch mal seinen Mund aufmachen und uns darum bitten. Wir wissen ja, dass er stolz ist, aber du hast nun wirklich oft genug deine Hilfe angeboten. Lass ihn den ersten Schritt machen." Ich fühle mich unbehaglich, als ich mich wieder auf meinen Platz drücken lasse, aber letztlich hat er ja recht, mit dem was er sagt. Auch wenn wir bandtechnisch oder freizeitmäßig kaum auf ihn hören, ihn meist schon, um ihn zu ärgern, ignorieren, so hat er in solchen Situationen meist recht und ich nehme mir seinen Rat zu Herzen. Schließlich ist er der Älteste von uns, wenn auch nur minimal. Tja und nach zehn Minuten, zehn endlos lang wirkende Minuten, von denen ich mindestens fünf Minuten unruhig im Club umhergeschaut habe, kommst du zurück an unseren Tisch. Wortlos setzt du dich neben mich und umfasst bereits erneut das Glas, das an deinem Platz steht. Ich hätte dir keinen neuen hinstellen sollen. . . Und dann sind da noch Kleinigkeiten, die plötzlich anders sind. Zum einen schaust du eine wenig grimmig. Gut, du hast ohnehin nicht viel gelacht heute, aber dieses kleine Zornesfältchen auf deiner Stirn, war vorhin noch nicht gewesen. Und zum anderen siehst du mich nicht einmal mehr an und ich habe das Gefühl, dass du weiter von mir ab sitzt, als zuvor. Habe ich dir irgendetwas getan? Es ist bereits weit nach Mitternacht, als du den letzten Schluck deines vierten Glases trinkst, zuzüglich das von Yomi. Eigentlich nicht viel für deine einstigen Verhältnisse und doch zeigen sie schon Wirkung bei dir. Aber das Wasserglas, das ich dir hingestellt habe, ignorierst du gekonnt. Du sagst gerade, dass du "Nachschub" holen willst, springst gleich darauf auf und gerätst ins Staucheln. Ich reagiere zwar sofort, doch du findest allein wieder Halt, indem du nach der Tischkante greifst. "Komm Sakito, ich bring dich besser heim." "Danke - nein!" Ich will dir gerade eine Hand auf die Schulter legen, doch du weichst zurück. Also jetzt bin ich mir sicher, dass du aus irgendeinem Grund sauer auf mich zu sein scheinst. Zum Glück helfen mir die anderen, deren Blicken ich entnehmen kann, dass auch ihnen dein Verhalten merkwürdig vorkommt. "Geht nur! Wir trinken auch nur noch aus und machen uns dann auch auf dem Heimweg. Schließlich haben wir HEUT noch Probe." Yomis Worte scheinen dich zu überzeugen. Trotz seiner Größe ist sein Wort Befehl und meist lässt er auch keine Wiederrede zu. Dabei ist er noch nicht mal unser Leader. . . Aber Yomi scheinst du sowieso öfter Gehör zu schenken, als dem Rest von uns. . . von mir will ich gar nicht erst sprechen. Oder aber es liegt an der Betonung dieses einen kleinen Wortes, das dir wieder verdeutlicht, dass der neue Tag längst angebrochen ist. Mir ist es jedenfalls egal, denn du wehrst nicht weiter ab, als ich dir deine dünne Stoffjacke reiche, die du dir gleich umlegst und bereits nach draußen gehst. Ich folge dir, nachdem ich mich von den anderen verabschiedet habe. Zu meiner Verwunderung wartest du draußen auf mich und bist nicht, wie erwartet, schon vorausgegangen. "Soll ich ein Taxi rufen?" "Nicht nötig. Ist doch nicht so weit bis zu mir. . . Außerdem tut mir die frische Luft glaube ich ganz gut." Du lächelst. . . Ja tatsächlich, du lächelst mich kurz an, bevor du langsam losläufst. Ich folge dir gleich, hole die wenigen Schritte zwischen uns schnell auf und gehe neben dir her. Es ist zwar noch angenehm draußen, aber doch schon um einiges frischer als am Beginn des Abends. Du schweigst. Kein Wort kommt über deine Lippen und auch ich bleibe stumm - lasse einfach die ruhige Nacht auf mich wirken. Gerade als ich dir einen kleinen Seitenblick zuwerfe - deinen geschafften Gesichtsausdruck bemerke - sehe ich, wie du leicht schwankst. Ich habe gleich Angst, dass du umkippen könntest und greife nach deiner Schulter - ziehe dich näher an mich heran. Regungslos stehe ich da, halte dich einfach nur fest und du legst deinen Kopf auf meine Schulter. Unbewusst vermutlich, aber dennoch bringt diese Reaktion ein Lächeln auf meine Lippen. Und mein Herz. . . tja, das hat mal eben kurz ausgesetzt, bevor es erneut anfängt, wie wild zu schlagen. Ich befürchte dass du es spüren könntest und versuche dies sofort zu verhindern. Sanft streiche ich dir eine Strähne aus dem Gesicht und klemme sie dir hinters Ohr. "Alles okay?" Du nickst leicht und hebst deinen Kopf wieder an. Fürs erste bin ich erleichtert, aber irgendwie auch enttäuscht. Und dann. . . von der Seite siehst du mir plötzlich in die Augen, sanft und gleichzeitig durchdringlich. . . Ohne es zu merken, lasse ich die Hand sinken, die an deiner Schulter ruhte. Streife langsam deinen Arm hinab. . . und du siehst mich weiterhin einfach nur so an, sagst kein Wort. Ich muss schwer schlucken, denn diese Situation ist prekär für mich. "Lass uns gehen. . ." Ich löse unseren Blickkontakt und mache einen Schritt auf die Straße, weiter in die Richtung, in der deine Wohnung liegt. Ich ziehe dich mit mir. . . meine Hand liegt mittlerweile an deiner Taille. Doch auch darauf reagierst du nicht. ~ . ~ Eine viertel Stunde später stehen wir vor deiner Wohnungstür. Du suchst deinen Haustürschlüssel und findest ihn letztendlich in deiner Gesäßtasche. Dass ich dich genauestens beobachte, bemerkst du nicht. Wie soll ich meinen Blick auch von dir abwenden, wenn du dich so vor mir räkelst, dass selbst dein Shirt nach oben rutscht und deinen schönen Körper hervorblitzen lässt? "Soll ich das machen?" Irgendwie bin ich ungeduldig. Ich will dir den Schlüssel abnehmen und statt deiner die Tür aufschließen - vermutlich, weil ich es einfach nicht mehr allzu lange in deiner Gegenwart aushalte - doch du lässt mich nicht. "Das schaff ich allein. So betrunken bin ich noch nicht." Und tatsächlich schaffst du es sogar recht schnell die Tür zu öffnen. Jedoch vergisst du wohl den Knauf wieder loszulassen, denn du fällst fast in die Wohnung. Kopfschüttelnd pack ich dich erneut bei den Schultern und drücke dich sachte gegen die Wand im Flurinneren. "Das kann man sich ja nicht mit ansehen. . . Es ist wohl das Beste, wenn du einfach nur still hier stehen bleibst." Ich schließe zuerst die Tür hinter uns, und als ich mich dir wieder zuwende, bist du vorübergebeugt und versuchst dir die Schuhe zu öffnen. "Ich sagte doch still stehen bleiben!" Irgendwie ist es niedlich, als du mich erst leicht erschrocken anschaust und dich dann wieder aufrichtest - wie ein kleines Kind, dass bei etwas Verbotenem erwischt wurde. Und während ich mich hinknie, muss ich unweigerlich schmunzeln. Ich ziehe dir die Schuhe aus und als ich mich wieder aufrichte, tust du wieder nicht das, was ich dir gesagt habe, sondern versuchst dir deine dünne Stoffjacke auszuziehen. Ich belasse es dabei und sage nichts. Dabei kann ja eigentlich nichts passieren - doch ich habe mich mal wieder geirrt. "Niiiiii~ya~, hilf ma~l." Wie ein kleines, schmollendes Kind stehst du vor mir, die eine Hand am Jackenkragen, die andere an deiner Kette, in deren Verschluss der dünne, zerfetzte Stoff hängen geblieben ist. Ist ja eigentlich nichts neues bei dir. Ständig bleibst du irgendwo oder an irgendjemanden hängen - was meist recht amüsant ist, besonders, wenn du wie jetzt Hilfe brauchst. Normalerweise kommt dir dann irgendeiner aus der Band zur Hilfe, was jetzt aber unmöglich ist, da wir zwei alleine sind. "Ni~ya~ mach scho~n!" Also deiner Ungeduld hat der Alkohol schon mal nichts angetan, soviel steht schon mal fest. Warum hab ich nur immer so ein Pech? So gern ich auch in deiner Nähe bin, genauso schwer ist es für mich, wenn du bei mir bist. Und dann auch noch so was. . . Warum musst du ausgerechnet jetzt so verführerisch aussehen? Dein Haar wirkt leicht zerzaust und der tiefe Ausschnitt deines Oberteiles bietet mir einen viel zu großen Einblick auf deinen schönen Körper. Deine Augen haben einen ungewöhnlichen Glanz. Dazu deine geröteten Wangen - ich weiß nicht, ob nun vom Alkohol oder von der Wärme - und deine Lippen. . . deine sündhaft schönen Lippen, die du fast provokativ leicht geöffnet hast. . . . Warum nur bekomm ich den Verschluss nicht frei? Ich merke, wie ich innerlich über deine Vorliebe für Ketten zu fluchen beginne. Am liebsten würde ich eine Schere nehmen und wenigstens eines der beiden Dinge kaputt machen, um mich von dieser Qual zu erlösen. "Und? Kriegst du's hin?" Ich weiß nicht, ob ich meiner Unmut unweigerlich laut Luft gemacht habe, oder ob du einfach nur ein Gefühl für solche Momente und Angst um deine Sachen hast. Aber zu meinem Glück kann ich die Jacke genau in diesem Moment von deiner Kette trennen. Mit einem erleichtertem Seufzen, dass ich nun endlich wieder etwas Abstand zwischen uns bringen kann, antworte ich dir und setze einen Schritt zurück. "Geschafft! Und sogar noch alles heil." Ich lächle, doch mein Lächeln versteinert sofort wieder vor Schreck, als du mir spontan um den Hals fällst und mir dankst. //Hab Nachsicht. . . Er quält dich nicht mit Absicht. . . das liegt nur am Alkohol. . . Merke: Nicht mehr mit Sakito weggehen, wenn er sich bereits tagsüber merkwürdig benommen hat.// Da steh ich also völlig starr da und warte. Doch irgendwie scheinst du keinerlei Anstalten zu machen, mich aus dieser brisanten Lage zu befreien. Du hast deinen Kopf wieder auf meine Schulter gelegt und deine Augen geschlossen. Dein Atem geht ruhig und es wirkt fast schon so, als würdest du schlafen. Sanft streiche ich dir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Willst du nicht lieber in deinem Bett schlafen, Sakito? Ist doch sicher viel bequemer." Ein Murren deinerseits und ein genuscheltes "Mag sein!". Wie bitte soll ich das jetzt verstehen? Ich ergreife die Initiative und drücke dich sanft von mir. "Na los!" Du siehst mich aus müden Augen an, drehst dich um und willst ohne ein Wort zu sagen in dein Schlafzimmer gehen. "Moment mal!" Ich bekomme dich an der Hand zu packen und halte dich zurück. "Die wolltest du doch grade noch ausziehen. . ." Ich greife an deiner Schulter nach den dünnen Stoff und zieh dir die Jacke aus. Und während ich sie an die Garderobe hänge, verschwindest du in deinem Zimmer. Ich folge dir nur kurz darauf. Will eigentlich nur sichergehen, dass es dir gut geht und ich dich allein lassen kann. Doch als ich dein Zimmer betrete, liegst du bäuchlings auf deinem Bett, die Arme weit ausgebreitet und hast natürlich noch deine Klamotten an. "Das ist nicht dein Ernst. . ." Du erwiderst nichts, also gehe ich zu dir, hocke mich neben dein Bett und will überprüfen, dass du noch nicht schläfst. Heute wäre ja alles möglich. "Sakito? Du willst doch nicht in deinen Sachen schlafen?" "Doch, solang ich mich nicht mehr bewegen muss. . ." Das ist nun wirklich zu niedlich. Erst noch am liebsten die ganze Nacht durchmachen und dann zu faul sein, um sich auszuziehen. "Nichts da! Den Gefallen tu ich dir nicht." Ich sehe dich an und du versuchst mich mit deinem mitleidserregenden Blick umzustimmen. Doch diesmal ignoriere ich es einfach. Na ja, ich versuche es zumindest und einfach ist es ganz sicher auch nicht. "Okay, ich helfe dir, aber du musst auch mit anpacken." Kaum, dass ich das gesagt habe, greife ich nach deiner Hand. Ziehe dich nach oben, so dass du dich aufrecht hinsetzen kannst. Aber wie bitte komm ich dazu, solch einen Vorschlag zu machen? Vorhin wäre ich doch froh gewesen, gleich wieder gehen zu können und nun das. Ich hab ein zu gutes Herz! Warum kann ich dich nicht einfach liegen lassen, wenn ich dich schon hinter geschlossenen Türen weiß? Du bist schließlich selbst schuld. Du hättest ja nicht soviel trinken müssen. Und nun steh ich hier und will dich auch noch ausziehen? //Ni~ya, du bist ein Vollidiot!// Ich lockere die Schnüre, die in deinem Oberteil am Ausschnitt und an den Ärmeln eingearbeitet sind, um nicht womöglich noch mal hängen zu bleiben und mich nicht länger als nötig dieser Situation auszusetzen. "Arme hoch!" Du gehorchst aufs Wort und grinst mich frech an. Scheinbar gefällt dir dieses Spielchen. . . nur dass es für mich kein Spielchen ist, sondern Arbeit - Schwerstarbeit! Ich greife nach deinem Oberteil und ziehe es dir langsam über den Kopf. Und als mein Blick dann auf deinen nackten Oberkörper fällt, muss ich schwer schlucken. Wenn ich vorhin noch gedacht habe deine Lippen, dein Lächeln, deine Augen, einfach dein ganzes Gesicht ist sündhaft schön, dann muss ich mich jetzt korrigieren. Du bist die Sünde pur! Und dies ist bei weitem die größte Versuchung, der ich bisher wiederstehen musste. Wie also red ich mich hier wieder raus? Ich reiße meinen Anblick kurz von dir los und schaue auf das Oberteil in meinen Händen. Dann werfe ich es dir einfach ins Gesicht und drehe mich um, gehe bereits die ersten Schritte aus dem Zimmer raus, was zur Folge hat, dass du mir nur fragend hinterher schaust. "Den Rest schaffst du ja wohl noch allein. . . Ich hol nur schnell was aus der Küche." Und schon hab ich mich gekonnt aus deinem Blickfeld gestohlen, oder besser, dich aus meinem Blickfeld verbannt, wenn auch nur für wenige Minuten. Meine einzige Hoffnung ist, dass du dir die restlichen Sachen wirklich alleine ausziehst. Wenn nicht, dann belass ich es wohl auch dabei, denn ich leg sicher nicht noch einmal Hand an. Soviel Selbstkontrolle hab ich nun auch wieder nicht. . . Ich brauche eine Weile, bis ich das Gewünschte bei dir finde. Doch nach einigen Minuten habe ich alles beisammen und will wieder zu dir. Als ich dein Zimmer erneut betrete, halte ich meinen Blick auf den Boden gerichtet und fällt dadurch gleich einmal auf die Hose, die du achtlos hast fallen lassen. Aber das heißt schon mal, dass du immerhin auf mich gehört hast. Zum anderen aber bereite ich mich innerlich schon mal vor, wie du jetzt anzusehen bist, denn ich könnte mit Gewissheit sagen, dass du nicht noch zum Schrank gegangen bist, um dir einen Pyjama zu holen. Vorsichtig schaue ich auf und zu meinem Glück bist du selbst auf die gute Idee gekommen, dich bereits unter die Decke zu legen. "Hier, trink das!" "Was ist das?" ". . . Du hast wohl gar kein Vertrauen zu mir? Das ist nur eine einfache Aspirin, mehr nicht. Ich wollt damit eigentlich verhindern, dass du morgen völlig verkatert zu den Proben erscheinst. Aber wenn du nicht willst. . ." Ich stelle das Glas mit der nun endgültig aufgelösten Aspirin auf den Nachttisch neben deinem Bett ab. "Also ich werd dann auch wieder. . . Schlaf dich ordentlich aus. Wir sehen uns dann morgen." Ich will gerade gehen, als du mich, selbst etwas zögernd, so scheint es, zurückhältst. "Willst du nicht hier schlafen?. . . Ich mein, es ist doch schon spät. Und von hier hast du es ja noch ganz schön weit bis zu dir. Ich. . . hab zwar kein Gästezimmer, aber. . . wenn es dir nichts ausmacht. . ." Meine Güte, so kenn ich dich ja gar nicht. Man könnte ja fast meinen, dass du gerade um Fassung ringst. Aber wenn es dir unangenehm ist, warum bietest du es mir dann an? Manchmal versteh ich dich wirklich nicht. Oder kennst du mich noch so gut, dass du dich daran erinnerst, dass ich ungern jemanden um etwas bitte? Du hast recht! Mir selbst ging gerade mein langer Heimweg durch den Kopf. Aber ist hier bleiben wirklich die bessere Idee? Hier in deiner ständigen Nähe? Ich überlege noch kurz, entschließe mich aber entgegen aller Vernunft deinen Vorschlag anzunehmen. Ich werd mich ja wohl noch soweit unter Kontrolle haben, dass ich nicht gleich über dich herfalle, wenn wir mal eine Nacht allein sind. . . . Ich merke, wie ich mich in Wiedersprüche verfange. . . "Also, wenn du schon so fragst, dann würde ich das Angebot gerne annehmen. Und es macht mir auch überhaupt nichts aus, auf der Couch zu schlafen." Du siehst so aus, als wenn du noch irgendetwas sagen willst, aber es kommt kein Wort mehr über deine Lippen. Du nickst mir zustimmend zu und ich schließe daraus, dass es so für dich in Ordnung ist. Doch irgendwie machst du mir nicht den Eindruck, als wäre alles in Ordnung, du wirkst eher bedrückt. Aber ich frage nicht weiter nach - Ruka hat mich schließlich vorhin noch darauf hingewiesen, nicht gleich immer zu besorgt zu wirken - und gehe stattdessen in die Wohnstube, wo ich mir die Decke vom Sessel greife, mein Shirt ausziehe und es mir auf der Couch gemütlich mache. Ich verschränke meine Hände hinter dem Kopf und schaue aus dem großen Wohnzimmerfenster. Es ist ruhig. Und anstatt meine Augen zu schließen und zu schlafen, muss ich natürlich nachdenken. Tja und ausgerechnet über so ein ungünstiges Thema. . . DICH! Du liegst gleich nebenan, nur wenige Schritte von mir entfernt und noch nicht einmal eine Tür trennt diese beiden Räumlichkeiten, in denen wir uns befinden. Ob ich die Nacht überhaupt ein Auge zumachen werde? Ich habe nicht einmal gemerkt, wie du mir gefolgt bist und nun bei der Tür stehst. Erst als du mich beim Namen rufst und ich mich über die Couch beuge, nehme ich Kenntnis von deiner Anwesenheit. Du siehst mich eine Weile lang an, als wolltest du noch irgendwas sagen, schüttelst dann aber nur leicht den Kopf, als hättest du gedanklich von irgendeinem Vorhaben Abstand genommen. Kann es sein, dass du innerlich mit dir kämpfst? Das du mir irgendetwas sagen willst, es dir aber schwer fällt, es über die Lippen zu bringen? Immer zögerst du nur. Wenn du mich etwas fragen willst, dann frag! Ich habe keine Geheimnisse, bis auf dieses eine, und ich würde dir sofort helfen, solang ich selbst nur eine Antwort auf deine Fragen weiß. Wenn du etwas sagen willst, dann trau dich! Ich hör dir immer gern zu, werde für dich da sein, wann immer du willst. Du musst nur den Mund aufmachen "Ähm. . . wenn du etwas brauchst, weck mich einfach." "Ist gut!" //Aber ganz sicher werde ich dass nicht tun.// "Gute Nacht, Ni~ya!" "Gute Nacht. . ." Wieder zögerst du kurz, bevor du schließlich doch wieder in dein Zimmer gehst und aus meinem Blickfeld verschwindest. Und auch wenn ich mir innerlich noch mehr Gedanken mache, was denn mit dir los sein könnte, was der Grund für deine Stimmungsschwankungen ist, die sich in einem Moment in Aggressivität und im nächsten in der Unbeholfenheit und Unsicherheit eines Kindes ausdrücken, so muss ich doch unweigerlich grinsen, als ich mich zurücklege. Denn du bist einfach zu süß. Und nun habe ich dich doch noch gesehen. Konnte einen genauen Blick auf deinen ganzen Körper werfen - schlank, zierlich, schön. Und selbst die Shorts, das einzigste Kleidungsstück, das nun nur noch wenig von dir verbirgt, scheinen mir den Anblick noch weiter erschweren zu wollen. So tief, wie sie auf deinen schmalen Hüften liegt und sich eng an deinen Körper legt. Und gleich darüber dein Piercing, das neckisch im Licht des Mondes glänzt und den Blick auf deinen flachen Bauch zieht. Das alles trägt nicht sonderlich gut zum Einschlafen bei. . . Wenn ich nicht mit Gewissheit sagen könnte, dass du keinerlei Ahnung davon hast, welche Wirkung du auf mich hast, könnte man fast meinen, du tust das mit Absicht. Dabei bringst du mich fast um den Verstand damit. . . das muss doch zu sehen sein. Selbst jetzt, wo ich nur an den eben dargebotenen Anblick zurückdenke, muss ich auf meine Lippe beißen und spiele nervös an meinem Piercing. ~ . ~ Keine zwei Stunden später werde ich für meine Gedanken bestraft, denn ich bin immer noch wach, obwohl mein ganzer Körper nach Schlaf schreit. Immer wieder muss ich mir dein verlegenes Lächeln vorstellen oder das Grinsen, das sich immer auf der Bühne auf deine Lippen legt. Muss an deine schönen tiefbraunen, manchmal fast schwarz wirkenden Augen denken und daran, wie oft und gerne ich mich darin verliere. Und an deinen zierlichen Körper, um den dich so manch eine Frau beneidet, der aber trotz allem kräftig ist und bei dem sich bei bestimmten Bewegungen deinerseits die sehnigen Muskeln leicht unter deiner Haut abzeichnen. Tja, warum nur muss ich daran denken? Warum werde ich so bestraft? Ich und meine sündhaften Gedanken. . . Dabei habe ich doch nichts Verbotenes getan, nichts falsches. Ich fühle mich lediglich zu einem Menschen hingezogen, der noch dazu mein bester Freund ist. Und dann kommen mir auch noch Erinnerungen hoch, an die Zeit, in der wir uns kennen lernten. Wie einfach doch noch alles ist, wenn man Kind ist. Das viele Nachgrübeln hat mich durstig gemacht, also stehe ich auf und hole mir ein Glas Wasser aus der Küche. Zu meinem Pech muss ich dafür an deinem Zimmer vorbei. Und zu meinem Unglück hattest auch du vorhin nicht die Tür hinter dir geschlossen. Was dich betrifft, kenne ich mich mittlerweile selbst gut genug, um zu wissen, dass meine Willensstärke nicht ausreicht, um diesen Umstand zu ignorieren. Also finde ich mich gleich darauf im Türbereich wieder und lasse meinen Blick durchs Zimmer schweifen, bis hin zu deinem Bett. Und keine weitere Minute später, stehe ich bereits daneben und betrachte dein schlafendes Gesicht. Du wirkst so friedlich und unbekümmert. Wenn man dich so sieht, glaubt man kaum, dass du Probleme hast. Aber irgendwas stimmt nicht mit dir, ich merke es doch an deiner Art. . . Früher waren wir die besten Freunde, für mich sind wir es noch immer, aber du hast dich in den letzten Wochen von mir entfremdet. Du redest kaum noch mit, außer vielleicht in Bandangelegenheiten. Ob du vielleicht doch etwas gemerkt hast? Weißt du, oder ahnst du vielleicht doch schon, dass ich mehr als nur Freundschaft für dich empfinde? Liegt es daran? Konnte ich es doch nicht vor dir verheimlichen und nun weißt du nicht, wie du mit mir umgehen sollst? Nimmst deswegen Abstand von mir? Irgendwie vermisse ich die alte Zeit. Damals war alles noch so unkompliziert. Ich knie neben deinem Bett und streiche dir ganz automatisch eine der Strähnen aus dem Gesicht. Eine dumme Angewohnheit, die sich mit der Zeit entwickelt hat. Und doch mach ich es gern. Schon damals fielen dir immer ein paar Strähnen ins Gesicht. Einziger Unterschied ist nur, dass ich dir nun anders gegenüberstehe. Dein Atem geht ruhig. Du scheinst tief und fest zu schlafen und ich ertappe mich dabei, wie ich mich unbewusst über dich beuge. Oder gehe ich dieses Risiko gerade völlig bewusst ein? Immer näher komme ich deinen formschönen Lippen. Wenn du nicht schlafen würdest, könntest dich sicher schon meinen Atem auf deiner Haut spüren. Ich zögere, weil ich Bedenken habe. Habe Angst, du könntest erwachen und mich zur Rede stellen - zu recht. Was soll ich dann darauf antworten? Ich weiß, was ich tue ist falsch und doch kann ich nicht länger dem Anblick wiederstehen, der sich mir bietet und lasse mich gehen. Sanft, ganz leicht nur, fast so, als wenn ein Windhauch an einem vorüberweht, lege ich meine Lippen auf deine. Nur wenige Sekunden dauert dieser verbotene Augenblick. Und auch wenn ich weiß, dass es einmalig bleiben wird, genieße ich diesen Moment - koste von dieser unbeschreiblichen Süße, die von deinen Lippen ausgeht. Doch kaum, dass ich diesen Kuss wieder löse, spüre ich einen Stich in meinem Herzen und ich werde ich meinem Verdacht bestätigt, dass dies ein Fehler war. Ohne zu zögern und ohne einen weiteren Blick in deine Richtung, verlasse ich das Zimmer, gehe zurück zur Couch im Wohnzimmer und lege mich wieder hin. Schützend lege ich meine Arme über die Augen, versuche endlich in den ersehnten Schlaf zu fallen, kann aber trotz allem nicht verhindern, dass sich vereinzelte Tränen in die Dunkelheit hinausstehlen. //. . . ich bin so ein Narr!// Warum musste ich mich auch in dich verlieben? Dis:na wie gefällts euch bis hierher^^ kommis erwünscht Sora Kapitel 2: Kapitel 1.2. ----------------------- Teil 2 ^^ aus welcher Sicht des geschrieben is ....ist hoffentlich allen klar geworden^^ bei änderungen sag ich bescheid^^ viel spaß Am nächsten Morgen, oder besser gesagt ein paar Stunden später, bin ich als erster wach. Ich schau nur kurz in dein Zimmer, um mich zu vergewissern, dass du noch schläfst. Wenn ich schon mal wach bin, kann ich auch gleich mal Frühstück für uns vorbereiten und mir so sicher sein, dass du was isst. Denn irgendwie hattest du jedes Mal, wenn wir in letzter Zeit weg waren, keinen Hunger, oder bereits gegessen. Sicher kann das Zufall sein, oder aber auch nicht. Aber kaum, dass ich den Kühlschrank aufmache, bietet sich mir ein Anblick , der meinen Verdacht nur noch mehr bestätigt. Mit diesem weitaus spärlichen Angebot lässt sich ja wohl kaum ein Frühstück herrichten, also werde ich wohl noch schnell etwas einkaufen müssen. Ich mach mich nur schnell ein wenig frisch und zieh mir mein Shirt wieder an, bevor ich leise, mit dem Schlüssel in der einen Hand, mit meinen Schuhen in der anderen Hand, deine Wohnung verlasse. Ich gehe nicht erst in einen großen Supermarkt, sondern gleich in den kleinen Laden auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Ich finde schließlich auch da alles was ich brauche, also quasi ALLES! Brot, Aufschnitt, etwas Obst und Saft. Etwa zwanzig Minuten später stehe ich wieder in deiner Wohnung und bringe den Einkauf in die Küche. Mir fällt gleich auf, dass die Tür zu deinem Schlafzimmer jetzt geschlossen ist, also scheinst du wach zu sein. Jetzt auch höre ich Wasser rauschen und mein Blick richtet sich automatisch auf die geschlossene Badtüre. Ich nutze die Zeit noch schnell, um den Tisch zu decken, doch fünf Minuten später stehst du bereits neben mir im Flur und siehst mich völlig perplex aus leicht geröteten Augen an. Es wirkt fast so als hättest du geweint. . . Je länger ich dich ansehe und du weiterhin versuchst deinen Blick von mir abzuwenden, als wolltest du meinem ausweichen, umso sicherer bin ich mir, dass du tatsächlich geweint hast. Stellt sich nur noch die Frage "Warum?". "Was ist mit dir?" Eigentlich habe ich ja angenommen, dass ich diese Frage nur gedacht habe, doch ganz automatisch haben eben diese Worte meine Lippen verlassen. "Sakito, ich sehe doch dass du geweint hast. . . ist irgendwas?" "Ach Quatsch! Mir ist nur eben im Bad etwas auf den Fuß gefallen. . . und da kamen mir halt die Tränen." //Komisch, kann mich gar nicht erinnern, etwas gehört zu haben.// Du versuchst mich anzulächeln, doch es gelingt dir nicht so recht. Vielleicht liegt es ja daran, dass du deine Arme schützend um deinen Körper geschlungen hast, fast so als würdest du frieren. . . oder aber dich unbehaglich fühlen. "Ich zieh mir schnell was an." Und schon bist du wieder verschwunden. Ist es dir etwa unangenehm, wenn ich deinen nackten Oberkörper sehe? Deine langen, schlanken Beine und deine schmale Hüfte, um dass du nur auf die Schnelle ein Handtuch gebunden hast? Es ist doch nicht das erste Mal, dass ich dich so sehe. . . wir kennen uns schließlich schon so lange. Fühlst du dich denn so unwohl in meiner Nähe? Aber eigentlich sollte ich mich nicht weiter darüber beschweren. Dass du dir etwas anziehst, ist schließlich gleich doppelt gut. Denn jetzt erst realisiere ich den mir eben dargebotenen Anblick richtig. Ich spüre, wie mir sekundenschnell die Röte ins Gesicht steigt und wie mir mein Herz bis zum Hals schlägt. Nach einem lauten, fast befreienden Seufzer, versuche ich nicht weiter darüber nachzudenken und konzentriere mich darauf, den Tisch zu Ende zu decken. Ich wusste gar nicht, dass man sich bei einer so alltäglichen Arbeit, so extrem konzentrieren muss. . . Ich brauche doch tatsächlich so lange, bis du dich fertig angezogen hast und du wieder vor mir stehst. Dich nach kurzem Zögern mir gegenüber setzt. Verwundert siehst du auf den gedeckten Tisch und stellst mir letztendlich doch noch die Frage, woher das alles kommt. Na immerhin scheinst du zu wissen, dass dein Kühlschrank eigentlich so gut wie leer war. "Ich war noch schnell einkaufen. Gleich gegenüber in dem kleinen Laden. Die alte Frau der er gehört ist sehr nett." Ich muss kurz lachen, bevor ich weiterrede. "Sie kennt sogar unsere Band! Stell dir das mal vor. Sie erinnert mich irgendwie an meine verstorbene Großmutter. Du solltest auch mal dort einkaufen gehen, sie würde sich bestimmt freuen. Sie ist wirklich nett." wiederhole ich. Du schweigst und erwiderst nichts darauf, nickst nur lediglich mit dem Kopf. Ich sehe dich an und bevor sich eine beklemmende Stille zwischen uns ausbreiten kann, seufze ich nur und spreche meine eigentliche Gedanken, von denen ich mich mit diesem Gerede nur ablenken wollte, doch noch frei aus. "Sag mal, Sakito, . . . dein Kühlschrank ist doch wohl nicht immer so leer?" Fragend sehe ich dich an. Dass sich Besorgnis in meiner Stimme und meinen Augen mit ausdrückt, kann ich nicht verhindern. "Ach was!. . . ich hab in den letzten Tagen nur meist unterwegs gegessen." Wieder lächelst du, aber . . . du bist ein schlechter Lügner! "Du solltest dir mehr Zeit nehmen." Wieder gehe ich nicht weiter darauf ein. Ob das ein Fehler ist? Du scheinst noch kurz zu überlegen, als ich dir den Brotkorb reiche, nimmst aber schließlich doch noch ein Stück heraus und isst. Zwar nicht viel, aber immerhin isst du was. Vermutlich nur weil ich hier bin. Nachdem wir alles weggeräumt haben, kann ich nicht erneut verhindern, dass es still zwischen uns wird. Du fühlst dich sichtlich unwohl, dass sehe ich doch. Ob es an mir liegt, kann ich nicht sagen, aber ich nehme es an. Was soll sonst der Grund sein? Da ich zum einen nicht will, dass du dich meinetwegen unwohl fühlst und ich zum anderen dein bedrücktes Gesicht und dieses Schweigen nicht länger ertrage, entschließe ich mich, deine Wohnung schnellstmöglich zu verlassen. Natürlich nicht so, dass man stutzig werden könnte. "Ich werd mich dann mal in meine eigenen vier Wände begeben." Ich gehe auf dich zu, um mich von dir zu verabschieden und als ich vor dir stehen bleibe, siehst du mich verwundert an. Ich muss schmunzeln. Scheinbar hast du mir gar nicht zugehört. "Wir sehen uns bei den Proben nachher." "Was?. . . Ah ja, bis nachher!" Ein freundschaftlicher Händedruck und eine kurze Umarmung, die meinerseits vermutlich ein wenig verkürzt wird. . . ich muss einfach hier raus. Weg aus deiner ständigen Gegenwart, raus an die frische Luft, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hoffe du hast meine Nervosität nicht gemerkt, denn ich habe mich letztendlich doch immer mehr beeilt, deine Wohnung zu verlassen. Und es ist ja schließlich nicht so, dass ich dich nie wieder sehe. Um 15 Uhr sind wir alle wieder zusammen und proben. In 4 Stunden und 38 Minuten um genau zu sein. Plötzlich halte ich inne und bleibe mitten auf der Treppe stehen. Ganz automatisch schlage ich mir die Hand gegen die Stirn. //Klasse Ni~ya, jetzt zählst du schon die Minuten bis du ihn wiedersiehst. . . // Mit einem Seufzen gehe ich weiter. So weit ist es also schon mit mir. Nach der Tour muss ich mich scheinbar unbedingt auf Entzug setzen und Urlaub nehmen. Ich setze in aller Ruhe meinen Weg fort, laufe gemütlich an den Straßen entlang, anstatt mit der Bahn zu fahren. Es bleibt noch genug Zeit und ich muss mir vor den Proben noch über einiges klar werden. . . so kann es nicht weitergehen. ~ . ~ Tja, aber scheinbar gab es da doch mehr, worüber ich nachdenken musste, als vermutet, denn ich komme mit knapp einer halben Stunde Verspätung und völlig aus der Puste in den Proberaum gestürzt. Hitsugi und Ruka spielen Karten, unser Vocal scheint sich die Langeweile mit einem Comic vertrieben zu haben und du, du hast bis eben scheinbar verträumt mit dem Verschluss deiner Coladose gespielt. Und nun, wo ich endlich da bin und wir mit den Proben beginnen können, richten sich deine Augen auf mich. Nach Luft schnappend bin ich vornüber gebeugt, habe meine Hände auf die Knie gestützt und blicke zu Boden. Klasse, kaum hier und schon habe ich meine eben aufgestellten Grundsätze vergessen. . . Wieso musst du auch ständig meine Aufmerksamkeit auf dich ziehen? Ich werde schon wieder unfair, zumindest in Gedanken. . . Du kannst ja schließlich nichts dafür, dass Gott dich mit so einem verführerischen Aussehen gesegnet hat, das jegliche Aufmerksamkeit, inklusive die deiner Bandmember, auf sich zieht. Und schon gar nicht kannst du was dafür, dass sich eben einer dieser Bandmember, und damit meine ich natürlich mich, von dir so angezogen fühlt. Außerdem haftet ja nicht nur dein Blick auf mir, sondern alle haben mit ihren notdürftigen Nebenbeschäftigung aufgehört und sich mir zugewendet. Ich höre, wie irgendwas auf den Tisch geworfen wird und jemand auf mich zukommt. Da sich dieses "Etwas" wie eine Zeitung angehört hat, vermute ich mal, dass Yomi jetzt vor mir steht und mich finster anblickt. "Mann, wo warst du denn so lange? Wir haben auf dich gewartet." //Hah! Richtig geraten.// Ich hebe einen Finger und deute ihm an, dass er sich noch kurz gedulden soll, da ich erst einmal noch nach etwas Luft ringen muss, bevor ich mich wieder aufrichte und ihn ansehe. Tja was nun? Ich kann ja schlecht sagen, dass Sakito mich gedanklich so abgelenkt hat, dass ich doch mal glatt an meiner eigenen Wohnung vorbeigelaufen und erst im nächsten Stadtviertel wieder zu mir gekommen bin. "T'schuldigung, hatte noch was wichtiges zu erledigen." Ja, okay, stimmt vielleicht nicht ganz. Ist aber auch nicht komplett gelogen. Für mich ist es nämlich verdammt wichtig, zwischendurch mal meine Gedanken zu ordnen. Kann ja schließlich nicht nur noch Sakito im Kopf haben. "War es denn wirklich was wichtiges, oder nur wieder so ein süßes Mädel wie beim letzten Mal?" Verwundert sehe ich Ruka an, der nun grinsend auf dem Stuhl sitzt und auch die fragenden Blicke der anderen auf sich zieht. "Wie bitte?" Nun steht er ebenfalls auf und kommt zu mir rüber, legt mir eine Hand auf die Schulter. "Tu doch nicht so! Als du letzte Woche zu spät gekommen bist und angeblich was wichtiges zu Ende bringen musstest, hast du in Wirklichkeit mit so ner hübschen Brünetten geflirtet. Leugnen nützt nichts, ich hab dich genau gesehen." Rukas Grinsen wird noch breiter und er streckt mir frech die Zunge raus. "Oder war es heute sogar die Gleiche?" Noch immer stehe ich wie angewurzelt da und sehe ihn verwundert an. Dann aber komm ich endlich wieder zu mir, mache ein ernst wirkendes Gesicht und will ihm eine Kopfnuss verpassen. Doch er kann noch rechtzeitig ausweichen und bringt sich in Sicherheit. "Hey, dass war ein Fan! Und zwar ein ziemlich aufdringlicher, um genau zu sein. Bin froh, dass ich mich überhaupt noch von der loseisen konnte." verteidige ich mich. "Und nein, dass war heute nicht der Grund." Ruka muss lachen. Und auch Hitsugi und Yomi können sich ein Grinsen nicht verkneifen, während mir das ganze nur peinlich ist. Woher sollt ich auch ahnen, dass mich jemand mit dem Mädchen gesehen hat. Und dann auch noch ausgerechnet Ruka, der ja sowieso alles nutzt, um mich aus der Reserve zu locken. "Du hast einfach ein zu gutes Herz, Ni~ya!" grinst Yomi und schlägt mir freundschaftlich auf die Schulter. Komisch, dass Gleiche hatte ich auch schon gedacht, nur in einem anderen Zusammenhang. Erst jetzt merke ich, dass du dich noch gar nicht dazu geäußert hast und blicke zu dir rüber. Du stehst gerade auf und zerdrückst dabei die leere Coladose in deiner Hand, bevor du sie in den Mülleimer wirfst. "Können wir dann endlich mit den Proben beginnen, wenn wir nun schon vollzählig sind? Falls ihr es noch nicht vergessen habt. . . wir haben noch ein paar Auftritte vor uns." Das Grinsen auf den Gesichtern der anderen verschwindet und sie sehen sich verwundert an, gehen dann aber doch schließlich auf ihre Position, um Sakito, der sich schon seine Gitarre umgehangen hat, nicht länger warten zu lassen. Auch ich ziehe mir schnell die Jacke aus, schnappe mir meine Bass und stelle mich hinter dir auf meinen Platz. Beim Vorbeigehen habe ich versucht einen Blick auf dein Gesicht zu erhaschen und eventuell so sehen zu können, warum du schon wieder so gereizt wirkst. Kann ja eigentlich nicht daran liegen, dass ich zu spät bin. Das hat dich sonst auch nicht sonderlich gestört, solang es nicht regelmäßig wird. Und heute morgen schien ja noch alles in Ordnung. Okay, du warst nicht gerade super gut gelaunt, aber halt auch nicht so gereizt. Aber du hältst deinen Blick weiter gesenkt und lässt so keinen Blick auf dein Inneres vermuten. . . nicht mal gänzlich auf dein Äußeres. ~ . ~ Ohne zu murren haben wir 45 Minuten durchgespielt. Wir wollten deine Laune schließlich nicht noch anheizen. Dann sagst du plötzlich was von "kurze Pause!" und aus allen Richtungen ist ein erleichtertes Seufzen oder sogar ein Jubelschrei zu hören, so wie von unserem Yomi, der noch schnell das Mikro in die Halterung drückt und mit dem Ausruf: "Aus dem Weg, ich muss aufs Klo!" an uns vorbeirennt. Hitsugi schnappt sich gleich sein Handy, dass die letzten zehn Minuten fast unaufhörlich vibriert hat. Und Ruka meint nur, er will sich was zu trinken holen und verlässt ebenfalls den Raum. Ich stelle meinen Bass an die Wand, beobachte dich dabei natürlich unaufhörlich. Aber du hast dich ans Fenster gelehnt und schaust hinaus. Dein Blick wirkt genauso abwesend, wie vorhin, als ich gekommen bin. Ich zögere kurz, verkneif mir aber die Frage, ob irgendetwas los ist, und folge Ruka. Ich habe ihn schnell eingeholt und gehe mit ihm gemeinsam zum Getränkeautomaten. "Ich habe mich schon gewundert, dass du noch nicht brach liegst. Nach dem Sprint, den du zu Tage gelegt hast, wäre ich am Verdursten." "Glaub mir, dass bin ich auch!" Ruka grinst und lässt mir den Vortritt am Automaten. Und nachdem ich bereits die erste Hälfte meiner Cola getrunken habe und er auch von seiner getrunken hat, stellt er mir mal wieder völlig unvorbereitet eine Frage. "Und, war gestern noch was?" Ich verschlucke mich fast an meiner Cola und sehe ihn verdutzt an. Mein erster Gedanke ist: //Er weiß es!// Dabei kann er gar nicht wissen, was ich gestern noch gemacht habe. Oder sieht man es mir vielleicht an? Panik steigt in mir auf. Genau deswegen habe ich doch vorhin noch so angestrengt nachgedacht. . . Soll das jetzt alles umsonst gewesen sein? Na ja, was heißt umsonst? Ich habe ja noch nicht einmal eine Lösung für meine Probleme gefunden. . . Ich weiß ja selbst, dass ich es euch hätte sagen müssen, und allen voran dir, Sakito. Aber ich hatte Angst, wie ihr darauf reagieren könntet. Und nun seit ihr selbst dahinter gekommen. . . ob ihr mich jetzt rausschmeißen werdet? "Ni~ya!? War gestern noch was mit Sakito? Hat er was gesagt?" //Häh! Moment mal, wovon redet er?// "Sakito?! Was soll er denn gesagt haben?" "Na, was mit ihm in letzter Zeit los ist. Du hast ihn doch heim gebracht und wir haben alle gehofft, dass er endlich mal den Mund aufmacht und sich wenigstens dir anvertraut." "Ach so!" //Meine Güte, jetzt ist mir aber ein Stein vom Herzen gefallen.// "Da muss ich euch enttäuschen. Ich bin zwar auch über nacht geblieben und habe auf der Couch geschlafen. . . um deine aufkommende Frage gleich mal im Keim zu ersticken. . . aber gesagt hat er nichts. Obwohl ich einmal das Gefühl hatte, dass er mir irgendwas sagen wollte, es dann aber gelassen hat." "Mhm~ also wieder kein Vorankommen. . . Du stehst ja auch schon ganz schön neben der Spur, was? Das Ganze macht dir schwer zu schaffen, nicht wahr?" Leider ist mir ganz automatisch ein "Ja" über die Lippen gekommen, aber ich versuche mich mit einem schnellen "Nein" zu korrigieren, was natürlich nur zur Folge hat, dass ersteres glaubhafter wird. . . . Ruka nimmt mir das ja eh nicht ab. "Ich mein. . . mir macht es genauso zu schaffen wie euch. Nicht mehr, nicht weniger." Ich wende meine volle Konzentration wieder meiner Cola zu, da ich Rukas durchdringlichen Blick nicht standhalten kann. Aber sieht er mich überhaupt so an? Ist sein Blick nicht ganz normal und ich bilde mir mal wieder was ein? So langsam scheine ich paranoid zu werden. . . Noch dazu fühle ich mich wie ein Schwerverbrecher, der seine Freunde belügt und ihnen was vormacht. "Na wenn du meinst." Da! Genau das meine ich. Er klingt nicht annähernd überzeugt von dem, was ich gesagt habe. Er glaubt mir mit Sicherheit kein einziges Wort. //Oh bitte sieh woanders hin. . . // Noch immer ist sein Blick auf mich gerichtet. Dafür muss ich nicht einmal aufsehen - ich spüre es. Genauso, wie ich plötzlich ein Zusatzgewicht von annähernd 50kg auf meinem Rücken spüre. "Was tuschelt ihr denn da?" Ich muss mich arg zusammenreißen, dass ich Yomi, der wie ein Affe an mir hängt, nicht runterschupse. In letzter Zeit hab ich für solche Scherze einfach kein Elan mehr. . . "Hrrn~ Yo~mi! Wir tuscheln nicht! Wir unterhalten uns ganz normal. . . . und wenn du nicht willst, dass ich dich noch kürzer mache, als du eh schon bist, . . . dann GEH ENDLICH RUNTER VON MIR!" "Ui, bissig! Sakito wollte wohl nicht so ganz wie du. . . ?" Ruka hat wohl ne Vorahnung gehabt, denn aus dem Augenwinkel konnte ich noch erkennen, wie er versucht hat, Yomi rechtzeitig von mir runterzuzerren, aber ich bin schneller. . . und vor allem wütend. Ich habe einfach seine Hände gelöst, mit denen er um meinem Hals hing und ihn zu Boden fallen lassen. Mit dem erwünschten Erfolg, denn ich höre ein wimmerndes "Aua!" von unserem Vocal. Doch anstatt wie sonst von mir, mit einem besorgten Blick gemustert zu werden, habe ich heut nicht mehr für ihn übrig, als ein eiskaltes Funkeln in den Augen. Und das auch höchstens mal zwei Sekunden lang, denn ich drehe mich sofort um und gehe zum Proberaum zurück. "Mensch Ni~ya!" ruft Yomi hinter mir, doch ich ignoriere sein Geplärre einfach. "Das tat weh!" ~ . ~ "Selbst schuld! Was musst du ihn auch so reizen?" Kopfschüttelnd reicht Ruka ihm die Hand und hilft ihm wieder auf die Beine. "Kann ja nicht ahnen, dass heut keiner Spaß versteht. Sakito genauso! Was ist denn nur mit allen los?" "Was glaubst du denn? Sakito ist los!. . . Es war falsch von uns, gleich zu denken, Sakito würde die Zeit nutzen und sich mal mit Ni~ya aussprechen. . ." "Oh! Also noch alles beim Alten?" "Alles beim Alten! Und ich habe die Befürchtung, dass es zwischen den Beiden sogar noch kritischer werden wird." "Beschwör das Unheil nicht herauf! Ich will nicht noch mehr schlechte Laune in der Band. . . . Ich werd mal ein Auge auf Ni~ya werfen. Nicht dass er auch noch vergisst, was Spaß ist." "Schauen darfst du, aber nicht anfassen!" Ruka grinst und strubbelt unserem Kleinen freundschaftlich durchs Haar. //Du bist lieb, Yomi. Manchmal recht nervig, aber meist doch recht lieb. Das mit dem Aufpassen ist gar nicht mal so ne schlechte Idee. Ich befürchte Ni~ya hat unsere Hilfe mittlerweile genauso nötig wie Sakito.// ~ . ~ Ich weiß wirklich nicht, warum ich so geladen bin. Das war doch nur ein kleiner Spaß von Yomi aus. Aber unbewusst hat er mir damit wehgetan. Er konnte es ja nicht wissen. . . Mit einem Ruck reiße ich die Tür zum Proberaum auf und mein Blick findet sich sofort in deinen dunklen Augen wieder. //Bitte nicht! Das ertrag ich nicht auch noch.// Sofort wende ich meinen Blick ab und gehe wieder zu meinem Bass zurück. Schnall ihn mir um und fang einfach an zu spielen. Ich brauch jetzt einfach die tiefen Töne, um alles um mich herum zu vergessen und in meine eigene Gedankenwelt abzutauchen. So merke ich auch nicht, wie die anderen wieder den Raum betreten. Merke nicht, wie dein Blick die ganze Zeit auf mir ruht. Erst als alle wieder auf ihren Plätzen sind und unser Vocal ein "Entschuldige Ni~ya!" ins Mikro schreit, schrecke ich auf. Und sehe gleich darauf in mitleidserregend große Yomi-Augen, dich mir wie immer mächtig aufs Gemüt gehen. Wie soll man diesen Hundeaugen böse sein? Ich schmunzle und schlendere samt Bass die wenigen Schritte nach vorne. Gebe ihm eine leichte Kopfnuss, die nicht mal weh tun dürfte und strubble ihm anschließend durchs Haar. "Angenommen! Und gleich gemeint zurück. . . Ich hoffe dein süßer Hintern hat nicht allzu sehr leiden müssen." Süß, jetzt wird Yomi auch noch rot. Sieht man ja nicht allzu oft. Aber Strafe muss sein. So kann ich es natürlich auch nicht lassen und gebe ihm noch einen Klaps auf den Po, bevor ich zu meiner Position zurückgehe. Ich erziele den erwünschten Erfolg, denn unser Vocal, steht rot wie ein Feuermelder am Mikro und findet ausnahmsweise mal nicht so schnell die richtigen Worte. Ruka und Hitsugi versuchen sich ein Kichern zu verkneifen, prusten letztendlich aber doch los und sogar du lächelst. Wenngleich dein Lächeln nicht zu deinem traurigen Blick passt. Was ist denn nun schon wieder? Also so langsam hab ich wirklich die Schnauze voll, um es mal drastisch auszudrücken, nicht zu wissen, was mit dir ist. Aber ich werde einfach nicht mehr allzu viel darauf geben. Werde mich nicht gleich wieder wahnsinnig vor Sorge machen. Entweder du kommst selbst und sagst was, oder du lässt es. Dann kann ich es auch nicht ändern. //Wow!// Ich bin selbst überrascht, wie überzeugend meine Gedanken klingen. . . mal sehen wie lange ich das aushalte. "Lasst uns weiterspielen." schlage ich nun meinerseits vor. ~ . ~ Gegen 18 Uhr werden die Proben erneut unterbrochen. Diesmal nicht wegen Hitsugis dauervibrierenden Handy, sondern wegen dem knurrenden Magen von unserem Vocal, der jedes Mal beschämt zu Boden blickt, wenn sein Bauch mal wieder nach was Essbaren schreit. "Tut mir leid! Ich hab nur solchen Hunger." Wir sehen ihn alle verwundert an, da uns vermutlich allen die gleiche Frage durch den Kopf geht. Nur Hitsugi spricht ihn offen darauf an. "Wie kann das sein? Du schaufelst dir doch schon die ganze Zeit nach fast jedem Song nen Schokoriegel hinter?" "Das sind doch nur Snacks. Die machen doch nicht satt." Wie auf Kommando knurrt sein Magen erneut und gerade du kannst dir ein Lachen nicht verkneifen - musst sogar deinen Bauch halten. Wie lange hast du versucht es zu unterdrücken, dass es nun sogar schon wehtut? "Meine Güte Yomi, geh bloß was richtiges essen. Das kann man sich ja nicht länger mitanhören." Nun musst du dir sogar schon ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen - einfach süß. So herzhaft hab ich dich lang schon nicht mehr lachen sehen und ausgerechnet Yomi hat das bewirkt. . . . ach eigentlich ist es egal, wer es geschafft hat, Hauptsache du lachst wieder. "Meinst du das ernst? Und die Proben?" "Natürlich mein ich das ernst! Und was die Proben betrifft - beendet!. . .wenn ich ehrlich bin, hab ich die eh nur angesetzt, damit ihr nicht gelangweilt durch die Straßen lauft und womöglich noch was anstellt, was die letzten Auftritte gefährdet." "WAS!?!" ertönt es aus allen Richtungen und sofort wirst du von den Jungs umzingelt. Bekommst ein Knuffen hier und einen leichten Seitenstoß da. Ich kann mich grad so beherrschen, stelle meinen Bass an die Wand und schaue dem Treiben von meinem Platz aus zu. "Dann könnten wir ja rein theoretisch alle zusammen was essen gehen, oder?" Manchmal hat unser Vocal doch nicht nur Unsinn im Kopf. Also mir gefällt die Idee schon mal ganz gut, aber mal sehen, was du dazu sagst. "Geht ihr nur, ich habe keinen Hunger." Hab ich's doch gewusst, dass das deine Antwort sein würde. Also so langsam habe ich fast keine Zweifel mehr, was meinen Verdacht betrifft. Oder eigentlich habe ich gar keine Zweifel mehr, nur noch Hoffnungen, dass ich mich vielleicht doch täusche. Ich werde dich schon noch darauf ansprechen und es ist wohl besser, wenn ich nicht mehr allzu lang warte. Aber nicht hier vor den anderen. . . das muss nicht gleich sein. Ich kann mir vorstellen, dass wenn mein Verdacht sich bestätigt, dir so schon unangenehm sein wird. Wie wäre es dann wohl vor den anderen? "Komm doch trotzdem mit." schlage ich vor. "Musst ja nichts essen. Ist aber doch lustiger als alleine." "Genau! Du kommst mit, keine Widerrede." Ich muss schmunzeln, denn die Reaktionen der Jungs sind manchmal wirklich schon vorhersehbar. Sie drücken dir noch die Jacke in die Hand und zerren dich gleich darauf mit nach draußen. Du kommst nicht einmal dazu zu protestieren. "Der Letzte macht das Licht aus." ruft Yomi mir noch scherzhaft zu, da ich das natürlich bin, weil ich der ganzen Szenerie in Ruhe zuschauen wollte. Im nächsten Restaurant bestellen wir gleich in großen Mengen oder sogar doppelt. So kann sich jeder von jedem bedienen. Tja und kaum ist serviert stürzen sich die anderen auf das Essen - besonders Yomi. . . . Es ist schon erstaunlich, was in so einen kleinen Kerl alles reinpasst. "Hast du noch immer keinen Appetit auf all die Leckereine hier?" höre ich neben mir Yomi sagen. Zumindest glaube ich, dass er das zu dir gesagt hat. "Wie wär's mal mit runterschlucken und dann sprechen?!" Ich verpass unserem Vocal noch eine kleine Kopfnuss, sehe aber bereits aus den Augenwinkel, dass du nickst und leicht lächelst. Du scheinst ihn also auch so verstanden zu haben. "Ess mal ruhig. . . du musst schließlich noch groß werden." Yomi kommt nicht einmal dazu in irgendeiner Weise zu protestieren., denn dafür müsste er ja aufhören zu essen. Und ihn davon abzuhalten scheint gerade schier unmöglich. Also sieht er dich nur trotzig an und zieht kurz einen Schmollmund. Tja und du. . . du bist scheinbar gut drauf. Wann sich deine Stimmung gewandelt hat, weiß ich nicht, aber ich beschließe einfach mal diesen Umstand jetzt auszunutzen. "Komm iss auch etwas. Es schmeckt wirklich gut." Bittend, fast schon flehend muss ich wirken, als ich dir eine Schüssel mit Reis, Hühnerfleisch und einfachem Gemüse rüberschiebe, dir die ganze Zeit in die Augen schaue und auf eine Reaktion deinerseits warte. //Sag was. . . was sollen denn die anderen denken, wenn wir uns so lange anschweigen?// Resigniert lasse ich meinen Blick sinken, als du auch nach langem Schweigen nichts sagst. Gerade als ich die Schale wieder in die Tischmitte zurückschieben will, legst du deine Hand leicht auf meine und hinderst mich daran. Überrascht sehe ich auf, aber dein Blick haftet auf der Schüssel, die du mir nun doch aus der Hand nimmst und anfängst zu essen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es vollkommen still um uns herum ist. Liegt vermutlich daran, dass die Blicke der Jungs auf uns haften und jetzt, wo ich es gemerkt habe, grinsen sie mich nur an und essen weiter. //Was bitte sollte das?!// Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, siehst du mich an. "Du hast recht. Ist wirklich lecker." Unbewusst legt sich mir ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen. Du isst zwar langsam, fast schon zaghaft, aber du isst. Doch hätte ich gewusst, was folgt, hätte ich mir nicht gleich wieder solche Hoffnungen gemacht. Nach dem Essen will ich mir Zigaretten holen, da ich meine letzte irgendwann während der Proben geraucht habe. Ich warte noch kurz, da ich angenommen habe, dass noch von den anderen irgendein Wunsch folgt. Aber die sind gerade wohl unfähig zu sprechen. Sie sitzen, oder liegen schon fast, zurückgelehnt auf dem Stuhl und halten sich die Bäuche. Also wenn's denen nicht geschmeckt hat, dann weiß ich ja auch nicht. Grinsend gehe ich schnell zu dem kleinen Zigarettenladen um die Ecke und kaufe mir mein geliebtes Suchtmittel, was in letzter Zeit viel mehr zum Einsatz gekommen ist, da ich fast schon ständig eine rauche, um mich von dir abzulenken. Und als ich wiederkomme bist du nicht mehr da. Irgendwie fühle ich mich, als hätte ich ein Déjavue. Ich brauch gar nicht erst zu fragen, denn Yomi sagt mir gleich, dass du nur aufs Klo bist. "Das ist nicht euer Ernst?!" platzt es nur aus mir heraus, bevor ich den Weg in Richtung der Toiletten einschlage. Wenn ihr jetzt völlig perplex seid und euch wundert, was mit mir los ist, dann kann ich das gut nachvollziehen. Warum konnte ich auch meinen Mund nicht halten? ~ . ~ "Also was die Stimmungsschwankungen angeht, da nehmen sie sich echt nicht mehr viel. In einem Moment noch gut drauf und im nächsten. . . so was!" Nun macht auch Hitsugi seiner Unmut Luft und Yomi pflichtet ihm bei. "Genau wie vorhin bei den Proben. . . Die soll einer mal verstehen." //Bin ich denn der einzige hier, der mitbekommt, worum es geht? Dabei ist es doch schon so offensichtlich. . . Warum bin ich nicht schon vorher auf den Gedanken gekommen?// "Jungs?! So langsam glaube ich zu wissen, warum sich Ni~ya immer so um Sakito sorgt." Durchdringlich sieht Ruka sie an und bei Gott, sie sind doch nicht so dumm, wie sie manchmal tun. Auch in ihren Augen kann er nun die Sorge sehen, die sie gegenüber unserem Leader haben. Und scheinbar denken wir alle genau das Gleiche. . . "Hältst du uns für so blind? So gefühllos sind wir nun auch wieder nicht, dass wir nichts von unseren Freunden mitbekommen. Wir sind zwar ziemlich gewöhnungsbedürftige Kerle, aber keine Trampeltiere." Hitsugi klingt ernst. "Natürlich, das wollt ich. . ." Nun unterbricht ihn Yomi. "Wir haben schon sehr wohl mitgekriegt, dass Sakito nur selten und dann auch nur sehr wenig etwas zu sich nimmt. Und seit Beginn der Tour hat er deutlich abgenommen. . . . Keine Frage, unser Leader ist gertenschlank und anderen fällt der Unterschied vielleicht auch nicht gleich auf, aber. . . Mensch Ruka, wir sind seine Kumpels. Natürlich haben wir das mitbekommen. . . aber, denkst du denn, dass es SO schlimm ist?" Yomi blickt ungeduldig zwischen ihm und Hitsugi hin und her, weil er ihm nicht gleich eine Antwort gibt. Dabei ist doch sein Zögern schon die Antwort. Was soll er auch sagen? Ja oder Nein? Beides wäre gelogen. . . Ruka seufzt. "Als wenn es nicht schon schlimm genug ist, dass plötzlich zwischen den Beiden diese Distanz herrscht." "Ich geh mal nachsehen. . ." Sie können Yomi nicht einmal daran hindern, dass er uns folgt. Zu schnell war er aufgesprungen und losgespurtet. ~ . ~ Mir kommt gerade, als ich die Tür zu den Toiletten öffnen will, ein Mann entgegen und lächelt mir freundlich zu, als wir fast miteinander kollidiert wären. Nun scheint außer uns keiner mir hier zu sein. Zumindest sehe ich außer mir niemanden und von den Kabinen ist nur die eine verschlossen. Und da dass da zweifelsohne die Schuhe sind, die du heute trägst, lehne ich mich an die gegenüberliegende Wand und warte. Aus dem Innern höre ich noch kurz ein paar Brechgeräusche und dann die Spülung, bevor du auch schon aus der Kabine trittst und mit überrascht - oder vielmehr geschockt - ansiehst. Ich dachte ja eigentlich mein Innerstes kann sich nicht noch mehr verkrampfen, wie schon bei dem Gedanken, dass sich mein Verdacht so eben bestätigt hat. Aber wenn ich dich jetzt so sehe - deine Augen haben diesen neckischen Glanz verloren und wirken eher glasig, dein Atem geht leicht stockend und deine Stirn glänzt leicht vom Schweiß - dann weiß ich, dass ich mich geirrt habe. Am liebsten würde ich dich jetzt in den Arm nehmen, aber wie würde das wohl rüberkommen? Nachdem du dich scheinbar von dem Schreck, mich hier zu sehen, erholt hast, gehst du zum Waschbecken und spritzt dir etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sehe dir einfach nur dabei zu und sage kein Wort. Erst als du dich mir wohl oder übel wieder zuwenden musst, spreche ich dich an. "Warum tust du das?" Du schluckst. . . dir fehlen die Wort. Für mich eine Bestätigung, dass du genau weißt, wovon ich rede. "Was meinst du?" Du bist nervös und weichst meinem Blick aus. //Sag doch nur einmal, dass du Hilfe brauchst. Nur ein Wort und ich bin sofort für dich da.// Aber wie erwartet, sagst du nichts. Also bleibt es wohl wieder an mir hängen. Doch ich kann nicht länger warten. "Sakito, bist du ma. . ." "Hey, wo bleibt ihr denn ? Ist alles okay?" "Ja, alles bestens. Wir kommen gleich." Irgendwie hast du verdammtes Glück, oder ich einfach nur extremes Pech. Und Yomi. . . der hat ein perfektes Timing für ungünstige Momente. Er ist schon wieder fast verschwunden - scheinbar reichen ihm dein "alles bestens!" und dein falsches Lächeln - aber ich halte ihn kurz zurück. Leider bleibt mir dein flehender Blick nicht verborgen und ich bin auch nicht so ein Fiesling, als dass ich den ignorieren und Yomi die Wahrheit erzählen könnte. Nur wartet Yomi jetzt auf eine Reaktion meinerseits und ich muss mir schnell was einfallen lassen. "Bestell doch schon mal noch was zu trinken, ja?" "Geht klar!" Und weg ist er. "Danke Ni~ya!" "Wofür?" Ich drehe mich wieder zu dir um und kann - will vielleicht auch gar nicht - meine Wut, weder aus meiner Mimik noch aus meiner Stimme, heraushalten. "Sag ihnen nichts. Ich fühl mich nicht so wohl. . . und ich möchte nicht, dass sie sich wegen der letzte Auftritte noch sorgen." "Das kannst du dir sparen Sakito! Hältst du mich denn für total bescheuert?" Ich warte erst gar nicht auf eine Antwort. Ich will auch keine. Ich bin nur so verdammt enttäuscht. Selbst jetzt, wo ich hier direkt vor dir stehe - dich regelrecht auf frischer Tat erwischt habe - und dir in die Augen sehe, versuchst du noch das Ganze zu leugnen und lügst mich an. Das du mir so wenig vertraust, hätte ich nicht gedacht. . . Tja und damit wäre der restliche Abend wohl gelaufen. . . Schweigend und vermutlich etwas mürrisch wirkend, setze ich mich wieder an den Tisch zu den anderen. Ich spüre ihre fragenden Blicke, doch ich bleibe weiterhin stumm. Halte meinen Blick auf mein Glas gerichtet, das ich auch fest umschlossen halte und ignoriere euch. Auch als du kurz danach zu uns kommst, sage ich nichts und schon gar nicht sehe ich zu dir auf. Ich bin einfach zu. . . ja, was bin ich? Gekränkt? - Kann man so sagen. . . Besorgt? - Für die Beschreibung meiner Sorge, reicht das Wort sicher nicht aus. . . Wütend? - Sogar mehr als das. . . Enttäuscht? Ich kann meine Gefühle einfach nicht klar zuordnen. Wäre ja auch zu schön. . . so einfach! Man könnte glatt meinen, dass alles würde mich von meiner verzweifelten Liebe zu dir ablenken. . . Pustekuchen! Das macht es sogar noch schlimmer! Wie kannst du so was tun? Wie kannst du deinen Körper einer solchen Tortur aussetzen? Wie schaffst du es, uns die ganze Zeit, ohne ein Gefühl der Reue, anzulügen? Uns das alles zu verschweigen? Wie kannst du uns das antun. . . mir? Warum redest du mit keinem über deine Probleme? Ich dachte wir sind Freunde. . . Wenn schon nicht mit mir, dann doch wenigstens mit einem der anderen. Aber nein, lieber richtest du dich zugrunde. Da nimmst du ja wieder prima die Stellung ein, die man von dir hat, wenn man dich noch nicht richtig kennen gelernt hat - gleichgültig, abweisend und manchmal wird dir auch Gefühllosigkeit nachgesagt. Wusstest du das? Aber wir, deine Freunde wissen es ja besser - dachte ich bis gerade eben zumindest. Weißt du eigentlich, wie weh du mir damit tust? Mitansehen zu müssen, wie du leidest. . . Kannst du dir nicht im geringsten vorstellen, wie enttäuscht ich bin? Wie enttäuscht die anderen wären, wenn sie davon wüssten? Klasse! Meine Verzweiflung, Wut, Enttäuschung und natürlich auch Sorge nimmt Überhand an. Und du bist Schuld! Ich merke ja nicht einmal, wie krampfhaft ich mein Glas festhalte, während ich meinen Gedanken nachhänge. Merke nicht, dass es schon die ganze Zeit still am Tisch ist und keiner etwas sagt. Erst als unser Ältester mich sanft am Arm berührt und mich besorgt anblickt, registriere ich es. Jetzt mach ich den anderen auch schon Sorgen, nur weil ich mir gedanklich welche um dich mache. Dabei sollten sie ihre Aufmerksamkeit allein auf dich richten. . . denn du bist derjenige, der dringend Hilfe braucht. Ich lächle Ruka matt an. Suche gedanklich schon nach einem Ausweg aus dieser Situation und antworte ihm auf die Frage, die so oder so gleich kommen würde. "Mir ist nicht gut. . . ich geh nach Hause. Wir sehen uns ja morgen." "Äh. . . ja, in Ordnung!" Mir ist schon klar, dass ihr mich jetzt verwundert anseht, aber das ist mir egal. Es tut mir nur leid, dass ich meine Freunde auch schon immer öfter anlügen muss. . . Ohne auf eine weitere Reaktion eurerseits zu warten, nehme ich meine Jacke von der Stuhllehne und begebe mich nach draußen - ohne dir einen weiteren Blick zuzuwerfen. So sehe ich auch nicht, wie deine Augen jeder Geste von mir traurig folgen. Sehe nicht das Aufblitzen von Verzweiflung in deinem Blick. Kapitel 3: Kapitel 1.3. ----------------------- Teil 3^^ Kaum bin ich draußen, weht mir ein leichter Wind ins Gesicht. Die frische Luft ist angenehm und für einen kurzen Moment vergesse ich alle Probleme, sogar dich und die mit dir verbundenen, für mich größten Probleme. . . Aber wie gesagt, nur für einen kurzen Moment. Eigentlich hatte ich vor schnurstracks nach Hause zu gehen. Dort eine kalte Dusche zu nehmen, mich auf die Couch zu fletzen und vermutlich irgendeinen langweiligen Film zu sehen - nur so zur Ablenkung. Doch kaum komm ich am Park vorbei, verlangsamt sich mein Schritt. Unbewusst wechsle ich die Straßenseite und steuere auf eine bestimmte Bank mittig des Parks an. Setze mich, bin aber gedanklich schon ganz woanders - als mein Blick auf zwei junge Bäume fällt, jenseits der Bank - weit zurück in der Vergangenheit. Du und ich, wir kennen diese Bäume schon lang. Waren dabei, als sie eingepflanzt und an diesen Ort gebunden wurden - vor neun Jahren. Der Tag an dem wir uns ein Versprechen gaben. Es war im ersten Jahr der Oberstufe*. Nur eine Woche nach Schulbeginn bist du hierher gezogen und wir gingen in eine Klasse. Die meisten Schüler mieden dich. . . du wirktest kalt und abweisend, irgendwie erhaben. . . na ja, noch genauso wie heute. Aber die meisten haben auch nie dein Lächeln zu Gesicht bekommen, das soviel Wärme und Freude ausdrückte, wie ich es bislang bei keinem anderen gesehen habe. Dein fröhliches Lachen war natürlich noch viel schöner. Ich meine, ist es immer noch, aber ich sehe es ja kaum noch. Wir verstanden uns sofort. Vielleicht lag es daran, dass auch ich eher als Einzelgänger galt, nicht viele Freunde hatte, obwohl ich nicht gerade ein Kind von Traurigkeit war. Schnell wurden wir die besten Freunde und hingen andauernd gemeinsam rum. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Und dann. . . zum Ende des Schuljahres hin, bist du schweigsamer geworden. Ich wusste sofort, dass dich etwas bedrückt, aber du hast immer nur darüber hinweg gelächelt. Wenn ich es jetzt recht bedenke, hast du es damals schon genauso gemacht wie heute. . . Und dann kam der Abend, an dem wir uns ein Versprechen gaben. Wir saßen genau hier auf dieser Bank und sahen zu, wie die beiden jungen Bäume uns gegenüber eingepflanzt wurden. Dein Blick wirkte verträumt und du hast leicht gelächelt - hast rechts hier an meiner Seite gesessen. Langsam streiche ich mit der Hand über das Holz direkt neben mir. Fast so, als könnte ich deine Anwesenheit hier bei mir spüren. Aber das ist Unsinn! Ich blicke wieder zu den Bäumen und führe meine Gedanken fort. "Saki-kun?" Ganz leise hatte ich deinen Namen ausgesprochen. Eigentlich war es schon vielmehr ein Flüstern. Aber ich wollte dich nicht erschrecken. . . du schienst so in deinen Gedanken vertieft. Ich weiß noch genau, wie du mich mit überraschten Augen angesehen und verlegen gelächelt hast, weil du dachtest, du hättest mir nicht zugehört. Dabei hatte ich noch gar nichts weiter gesagt. "Wir sind doch Freunde, nicht? So richtig gute Freunde?" "Ja sicher!" Du hast gelächelt. "Und würdest du mir sagen, wenn dich etwas bedrückt?" Du hast mich neugierig angesehen und gegrinst. Mir war das Ganze so peinlich. "Natürlich würde ich das! Ni~ya, du bist mein BESTER Freund! Wenn nicht dir, wem sollte ich sonst etwas sagen?" Du hast mir leicht gegen die Schulter geboxt, weil ich noch immer in meiner steifen Haltung dasaß. "Versprichst du es mir? Mir gleich zu sagen, wenn du irgendwelche Probleme oder Kummer hast? Ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst!" Verdutzt hast du mich angesehen und ich musste innerlich schon schlucken, weil du gezögert hast. Ich dachte schon, dass war zuviel des Guten. Du hast dich kurz abgewendet und zu den zwei Bäumen gesehen. "Unter einer Voraussetzung!" In dem Moment war ich dann wohl derjenige, der verdutz dreingeschaut hat. "Ich verspreche es, wenn du mir das Gleiche verspricht. Mir auch deine Sorgen immer anvertraust." Du hast mich wieder angesehen und gelächelt. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. "In Ordnung?" Du hast mir deine Hand hingehalten und mich erwartungsvoll angesehen. Und je länger ich gezögert hatte, desto unsicherer wurde dein Blick. Hattest du wirklich daran gezweifelt, dass ich vielleicht nicht zustimmen könnte? Dabei war ich nur so überrascht gewesen. . . und überglücklich. Bevor du deine Hand hast sinken lassen können, hatte ich gegrinst und sie ergriffen. "Versprochen!" Genau in diesem Augenblick ging die Sonne unter und tauchte die nähere Umgebung in einen angenehmen Orange-Ton. Zeigte in deinen Augen ein unbeschreibliches Glitzern und machte diesen Moment unvergesslich. Ich seufze und stütze meinen Kopf in meine Hände. Halte meine Augen für einen Moment geschlossen, in dem ich noch mal die gesamte jetzige Situation Revue passieren lasse. Warum musste ich mich ausgerechnet jetzt an dieses dumme Versprechen erinnern? Ja dumm. . . aber mir ist es unheimlich wichtig. Geht es dir da genauso? Scheinbar nicht. Denn du hältst dich ja wieder nicht daran. Und das obwohl wir es vor 3 ½ Jahren, kurz nach unserem Wiedersehen, es hier an gleicher Stelle erneuert haben. Warum bin ich eigentlich hierher gekommen, anstatt gleich nach Hause zu gehen? Ich mach es mir ja noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Ich schüttle leicht den Kopf, als würde das helfen, um meine Gedanken wieder zu ordnen. . . ist natürlich nicht der Fall. Und dann stehe ich mit einem lauten Seufzen auf und gehe letztendlich doch nach Hause. Wenn ich daran denke, dass ich dir morgen schon wieder unter die Augen treten muss. Was werde ich tun, wenn du vor mir stehst? Am besten ich geh dir weitmöglichst aus dem Weg, aber nicht so, dass es den anderen auffallen könnte. Das wird wohl das Beste sein. . . ~ . ~ Zwei Tage später. Gestern hat das Ganze ja noch gut geklappt, obwohl es mich fast wahnsinnig gemacht hat, als du während unseres Konzertes die ganze Zeit vor mir standest. Dafür kannst du ja eigentlich nichts, ist schließlich deine Position. . . Das war wohl das erste Mal während der gesamten Tour, dass ich nicht wie festgewachsen an meinem Platz geblieben bin, sondern fast nur unterwegs war. Ständig war ich bei Yomi. Noch öfter bei Hitsugi und nur gelegentlich an meinem Platz. Und wenn ich auch nur annähernd auf die Idee gekommen bin, aufzusehen und in deine Richtung zu blicken, dann habe ich meinen Blick eben Ruka zugewandt. Es muss ja fast so gewirkt haben, als wolle ich alles nachholen. Und den Jungs ist natürlich nicht verborgen geblieben, dass ich dir ausweiche. Oder besser gesagt, dass wir beide nicht ein Wort vor, während und nach dem Aufritt gewechselt haben. Dass mein Blick nicht einmal länger als nötig bei dir verweilte. Tja und heute schon läuft alles wieder komplett anders. Wie kommt es nur, dass ich schon wieder zu spät bei den Proben erscheine? Na ja, heute könnte ich es mir sogar erklären, so wie ich bis spät in die Nacht durch die Gegend gefahren bin. Aber in letzter Zeit war es einfach zu oft vorgekommen. Vielleicht sollte ich mir irgendein Beruhigungsmittel für die Nacht holen, damit ich endlich mal wieder durchschlafen kann und nicht ständig an dich denken muss. Du raubst mir noch den letzten Verstand. . . Ich stehe vor der Tür zum Proberaum und lege bereits die Hand auf die Türklinke. Zögere aber noch, weil mir noch immer keine passende Ausrede eingefallen ist. Ach was soll's?! Ich will euch nicht schon wieder anlügen. Ich bin halt zu spät. Aus. Basta. Gerade als ich den Raum betreten will, wird die Klinke von Innen heruntergedrückt und die Tür geöffnet. Ich hab eindeutig eine Pechsträhne. Ich bin noch nicht mal richtig anwesend und schon bin ich in einer Situation, aus der ich nicht ohne weiteres entkommen kann. Denn ausgerechnet du stehst jetzt vor mir und siehst mich überrascht an. Ich will gerade eine Entschuldigung loswerden, aber du lässt mir nicht einmal die Zeit dafür. "Die anderen sind drin." Das war's. Nur dieser eine Satz - der erste zwischen uns seit zwei Tagen - , nur dieser eine kurze Blickkontakt und schon gehst du an mir vorbei, den Gang entlang. Was habe ich denn erwartet? Das wir ganz normal reden, als sei nichts gewesen? Eigentlich kann ich ja recht froh sein. Ja, ich könnte. Wenn sich in mir nicht dieser extreme Anflug von Besorgnis ausbreiten würde. Mein Blick folgt dir, bis du um die nächste Ecke verschwindest. Deine Gangart ist heute irgendwie anders. Nicht mehr so elegant und leicht wie sonst. Und du sahst eben so verdammt blass aus. //Verdammt Ni~ya, das bildest du dir ein!// Also betrete ich endlich den Raum und begrüße die anderen. Muss aber feststellen, dass hier scheinbar auch noch nicht so viel mit Proben zu Tage gekommen ist. Ruka sitzt zwar hinter seinem Drumset und hat die Sticks in der Hand, aber er führt nicht einen Schlag aus. Hitsugi sitzt auf dem Fensterbrett und spielt ein paar Takte. Was sich allerdings vielmehr so anhört, als stimme er seine Gitarre noch richtig ein. Und Yomi sitzt gelangweilt auf einem Stuhl vor Hitsugi und sieht dabei zu, summt dabei einen unserer Songs. "Ohayo Ni~ya!" Yomi grinst mich freudig an, aber das Grinsen verschwindet auch gleich wieder, als er sich vollends zu mir umgedreht hat. Ich merke, wie er mich kurz von oben bis unten mustert. Ich muss wirklich armselig aussehen, wie ich jetzt mitten im Raum stehe und mein Blick verwundert von einem zum nächsten wandert, da ich keine Ahnung habe, was hier wieder los ist. "Willst du die Sachen nicht ausziehen und dich setzen?" Klar, hätte ich jetzt fast vergessen. Schnell lege ich meine Jacke ab und setze mich in einen der Sessel, bemerke dabei nicht, wie sich die anderen besorgte Blicke zuwerfen. "Du siehst irgendwie so aus, als seiest du grad erst aus dem Bett gefallen." Ruka erhebt sich von seinem Platz und kommt zu mir herüber. "Alles okay bei dir? Du verspätest dich oft in letzter Zeit." "Ja, weiß ich ja selbst." Ich seufze, denn auf die Erkenntnis bin ich ja schon selbst gekommen. "Ich kann nachts so schlecht schlafen und erst in den Morgenstunden fallen mir dann die Augen zu. . . . Aber ich denke nach unserem letzten Auftritt morgen, wenn sich alles etwas gelegt hat, ändert sich das wieder. Ist sicher nur der Stress, also macht euch keine Sorgen." Ich lächle Ruka beruhigend zu, doch der sieht mich nur an, als hätte er für das ganze eine bessere Begründung. Die er mir natürlich auch nicht vorenthält, nachdem er mit den anderen beiden noch einen kurzen Blick ausgetauscht hat, der mir diesmal nicht verborgen geblieben ist. Was läuft hier? Wird das jetzt eine Verschwörung? "Und deine nächtliche Unruhe hat nicht zufällig was damit zu tun, dass Sakito und du euch seit zwei Tagen anschweigt?" Wie gesagt, ich weiß ja dass ihr nicht doof seit, aber ich hoffe halt doch immer wieder, dass ihr mal nicht ganz so genau darauf achtet, wie es insbesondere mir und unserem Leader geht. Ich schweige. Was soll ich auch darauf antworten? Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ihr recht habt. Oder dies zumindest ein Teilgrund meiner Schlaflosigkeit ist. "Vielleicht beruhigt es dich ja zu hören, dass es Sakito in der letzten Nacht auch nicht unbedingt besser ergangen ist." Überrascht sehe ich auf. Behalte aber meine Gedanken für mich. Du hast also auch schlecht geschlafen? Wäre eine Erklärung, warum du vorhin so fertig gewirkt hast. Aber ist es auch der gleiche Grund, der uns beide die Nacht wach gehalten hat? Macht dir die Situation, wie sie jetzt ist auch zu schaffen - so wie mir? Es ist schlimm genug, dass ich mich des öfteren beherrschen muss, dich nicht anzustarren. Nicht immerzu zu lächeln, wenn du in meiner Nähe bist. . . aber so wie es jetzt ist, will ich es auch nicht. Das es für mich so schlimm sein würde, wenn ich mal nicht mit dir reden kann, wenn wir uns aus dem Weg gehen, hätte ich nicht gedacht. Eigentlich ist diese Situation noch unerträglicher für mich, als zuvor. Ich will dich doch nicht ganz verlieren. "Vertragt euch wieder, ja?" bittet Yomi und sieht mich erwartungsvoll an. Mir dringt ein leiser Seufzer über die Lippen. "Ihr habt recht. . . so kann es nicht bleiben. Ich werde das gleich klären." So ist es gut. Am besten sofort alles ins Reine bringen, damit wir uns alle gleich noch einmal auf unsere Probe und besonders auf unseren Auftritt morgen Abend konzentrieren können - der letzte Gig unserer Tour! Ich stehe auf und will den Proberaum wieder verlassen, um dich zu suchen und das Ganze zu klären. Na ja. . . nicht das Ganze, das wichtige die Band betreffend zumindest. Aber gerade als ich auf den Flur trete, kommt unser Manager auf mich zu und bittet mich wieder rein. Komisch eigentlich, denn normalerweise berät er mit uns nichts, wenn du nicht dabei ist. Doch kaum, dass er gesagt hat, was er sagen wollte, wissen wir auch warum unser Leader nicht dabei zu sein brauchte. Er teilt uns nur mit, dass die Probe ausfällt. Du noch mal schnell weg musstest, weil du was wichtiges vergessen hast und dass wir uns dann, in ein paar Stunden vor dem heute anstehenden Interview, direkt vor Ort treffen. Wir nicken alle - ein Zeichen, dass wir verstanden haben und unser Manager wieder seinen anderen Aufgaben nachgehen kann. Aber so wirklich verstehen tu ich es nicht. Du lässt selten die Proben ausfallen und schon gar nicht vor einem Auftritt. Manchmal verschiebst du sie kurzfristig noch etwas nach hinten, aber komplett ausfallen lassen? Zumal, was hast du denn vergessen, dass jetzt noch so wichtig für dich ist. Alles wichtige ist doch hier. Die Band ist hier. Deine Gitarre ebenfalls und bis eben warst du auch noch hier. Mehr brauchen wir doch eigentlich nicht. "Und das konnte er uns nicht selber sagen? Er war doch eben noch bei uns, da hätte er doch was andeuten können." Hitsugi setzt sich missgelaunt wieder an seinen Platz am Fenster. Scheinbar bin ich nicht der Einzige, dem deine Reaktion zum Nachdenken anregt. "Jungs, ihr könnt sagen was ihr wollt, aber so ist unser Leader nicht wirklich zu gebrauchen. . . ich will unseren alten Sakito zurück." Überrascht und anfangs sicher etwas geschockt sehe ich zu ihm hinüber. Ich habe doch fast schon gedacht, es folgt eine Diskussion über eine eventuelle Abwahl unseres Leaders. Aber der letzte Satz beruhigte mich gleich wieder. Er hegt den gleichen Wunsch, wie ich, wenn auch aus anderen Gründen - und auch Ruka und Yomi nicken beipflichtend. Ich ziehe ganz automatisch mein Handy aus der Hosentasche und wähle deine Nummer. Das musst du mir nun doch mal persönlich erklären. Außerdem habe ich natürlich wieder diesen Anflug von Besorgnis, der mich zu dieser Reaktion zwingt. Es klingelt. . . immer wieder höre ich das Freizeichen, doch du nimmst nicht ab. Dann vernehme ich deine Stimme. Doch auch das macht mich nicht glücklicher, denn es nur deine Mailbox, die sich eingeschaltet hat. Ich lege auf und versuche es gleich erneut. Verwundert ziehe ich eine Augenbraue nach oben. Also wenn das nicht merkwürdig ist, Sakito, was dann? Es haben nur ein paar Sekunden zwischen meinen beiden Anrufversuchen gelegen und plötzlich ist dein Handy ausgeschaltet. Liegt es daran, dass ich dich angerufen habe? Wärst du bei einem der anderen rangegangen? Resigniert stecke ich mein Handy zurück in die Tasche und setze mich zu den anderen an den Tisch. Jetzt wieder nach Hause zu fahren, halten wir alle für verschwendete Zeit, also bestellen wir uns was zu essen und bleiben bis zu unserem Interview, fast wie geplant, im Proberaum. Zwischendurch haben wir sogar versucht, trotzdem etwas zu proben, aber ohne dich macht es einfach keinen Sinn. Also haben wir es gleich wieder sein gelassen und uns stattdessen mit allen möglichen Spielchen die Zeit vertrieben. Und ich habe heimlich weiter versucht dich zu erreichen. . . natürlich erfolglos. ~ . ~ Eine Stunde vor unserem Termin stylen wir uns noch ein wenig und begeben uns dann gemeinsam zum Interview. Du bist bereits dort und wartest auf uns. Auch du hast dich etwas zurecht gemacht, aber so wirklich viel gesünder wirkst du trotz allem nicht. Die Jungs wollen dich gerade fragen, was dein plötzlicher Aufbruch vorhin zu bedeuten hatte, doch dazu kommen sie gar nicht erst, denn wir werden bereits zum Interview gerufen und in einen anderen Raum geführt. Du hast wirklich unsagbares Glück. Wir setzen uns alle in eine Sitzecke und der Journalist uns gegenüber. Yomi wieder in der goldenen Mitte. Links daneben gleich ich und Ruka. Und rechts von ihm sitzen Hitsugi und du, fast schon etwas abseits von uns am Rande der Couch. Eigentlich verläuft das Interview ganz normal. Der Journalist stellt Fragen, die entweder ihn oder die Fans interessieren und wir antworten. Entweder einer für die gesamte Gruppe, oder aber es antworten mehrere von uns auf eine Frage - zeigen so unsere vielleicht mal abweichenden Gedanken. Du hast dich bisher weitaus zurückgehalten, doch nun stellt unser Gegenüber eine Frage, die nur an dich gerichtet ist. Du wirkst leicht überrascht - fast so, als hätte er dich gerade aus irgendwelchen Gedanken gerissen. Du zögerst noch leicht - überdenkst vermutlich wie immer deine genaue Wortwahl - und antwortest ihm letztendlich. Keinem fällt auf, dass mein Blick dich genau fixiert. Nicht aber, weil ich von dir hin und weg bin, sondern eher, weil ich glaube, dass du uns hier etwas vormachst. Deine gesamte Haltung, die du hier zu Tage legst, ist einfach nicht normal. Du wirkst schlapp, deine Stimme ist viel leiser als sonst und deine Augen sind matt. Dir geht es schlecht! Bin ich denn der Einzige, dem das auffällt? Du hast deine Erklärungen beendet und nun stellt der Journalist eine persönliche Frage an Ruka, der schon gespannt darauf wartet, um was es sich handeln könnte. "Ruka, sie sind ja der Drummer der Band und sitzen daher immer im hinteren Bereich der Bühne. Sie können nicht, wie die anderen über die Bühne flitzen, oder zum Bühnenrand gehen und ihren Fans ein wenig einheizen und müssen allein an ihrem Drumset verweilen. Ist das manchmal nicht langweilig?" Ruka grinst und beginnt mit der Erläuterung aus seiner Sicht. "Nun ja. . . ich bin nicht gerade jemand der viel Fanservice betreibt. Das sieht man auch daran, dass ich auch nach den Auftritten immer gleich die Bühne verlasse." Der Journalist hört ihm aufmerksam zu und nickt bei jeder Bemerkung die Ruka sagt. "Das würde sich sicher auch nicht ändern, wenn ich Gitarrist wäre. Das liegt halt an meiner Einstellung." beendet er seine erste Ausführung. Und plötzlich erscheint ein breites Grinsen auf dem Gesicht unseres Drummers, weswegen auch wir ihn nun alle fragend ansehen und auf seine folgenden Worte warten. "Ansonsten bin ich mit meinem Platz mehr als zufrieden. . . . Durch das Podest hat man einen guten Überblick und die Aussicht von da hinten ist auch recht vielversprechend." Sein Grinsen wird noch breiter und verläuft sich kurz in einem Lachen. Er weiß, dass sich alle Blicke bei ihm wiederfinden und auch wenn er es nicht mag, wenn man ihm zuviel Aufmerksamkeit schenkt, so freut er sich innerlich sicher gerade riesig, dass er unser alle Neugier geweckt hat. "Eine vielversprechende Aussicht. . . Wie ist das zu verstehen?" Ruka lässt seinen Blick über uns schweifen und beugt sich dann etwas näher zu dem Journalisten, der nun ungeduldig auf eine Antwort wartet, stattdessen aber eine Gegenfrage zu hören bekommt. "Haben Sie die Jungs schon mal von hinten betrachtet? . . .Die haben richtige Knackärsche! Ein wahrlich vielversprechender Anblick." Jetzt hat er uns alle drangekriegt. Sein triumphierendes Grinsen verschwindet selbst dann nicht, als Yomi versucht ihm über mich hinweg eine Kopfnuss zu verpassen. Und der Journalist ist völlig sprachlos - versucht vermutlich gedanklich eine Erklärung zu finden, wie das Ganze zu verstehen ist. Und Ruka muss natürlich noch eins oben draufsetzen. Völlig überraschend legt er mir den Arm um die Schulter, zieht mich näher zu sich rüber und strubbelt mir durchs Haar, während er noch immer dem Journalisten zugewandt, noch eine Bemerkung ablässt. "Am liebsten mag ich die Hinteransicht von unserem Ni-chan." Was folgt ist ja wohl klar. Yomi und Hitsugi lassen ihre Kommentare los und ich versuche mich aus seiner Umklammerung zu befreien. Wir alle müssen lachen. Und der Journalist ist nun völlig überfordert und seine Gedanken überschlagen sich sichtlich. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie du dich von deinem Platz erhebst und zu uns herübersiehst. Dein Blick ist dem des Journalisten ganz ähnlich - völlig entgeistert - aber da ist noch mehr. Ohne ein Wort der Aufklärung verlässt du plötzlich den Raum und wir alle sehen dir verdutzt nach. Ich befreie mich nun ganz aus Rukas Griff und folge dir gleich darauf. Ich glaube etwas wie Unsicherheit in deinen Augen gesehen zu haben. . . du wirktest eindeutig gekränkt! ~ . ~ Kaum, dass du ohne ein Wort den Raum verlassen hast und ich dir nur wenige Sekunden später gefolgt bin, versuchen die anderen eine vernünftige Erklärung zu finden, die sie unserem Journalisten, der nun völlig verwirrt ist, auftischen können. Es muss ja nicht der Wahrheit entsprechen. Ruka hat am schnellsten von allen reagiert. Und noch bevor der Journalist die Frage stellen kann, erklärt er ihm die Situation. "Leader-san geht es nicht gut. Er hat sich eine Erkältung zugezogen. Die Tour war für uns alle sehr anstrengend. Wir würden es daher gern sehen, wenn wir das Interview hiermit beenden könnten. Damit sich unser Leader noch etwas ausruhen kann. Wir wollen doch schließlich alle, dass unser morgiger Auftritt noch ein Erfolg wird." Der Journalist nickt zustimmend. Für ihn klingt diese Erklärung also plausibel genug. Und kurz darauf bedankt er sich noch einmal für das Interview und entlässt auch die anderen wieder aus dem Raum. "Kann mir jemand erklären, was das nun wieder war? Was war denn nun wieder mit Sakito los?" Yomi kann der ganzen Reaktion noch immer nicht ganz folgen. Und auch den anderen beiden geht es ähnlich. "Das sollten wir mal unseren Leader persönlich fragen. So langsam gibt's für sein Verhalten keine Erklärung mehr." "Vielleicht gibt es die ja doch!" Hitsugi ist stehen geblieben und die beiden anderen drehen sich zu ihm um. Warten gespannt auf die Erklärung, die sich ihr zweiter Gitarrist parat gelegt hat. "Irgendwie läuft doch gerade so einiges schief. . . oder sagen wie mal anders. Je näher wir dem Ende der Tour kommen, desto schlimmer wird es. Kann es vielleicht sein, dass Sakito die Band verlassen will?" Eine einfache Frage, auf die entsetzte Blicke und eine beklemmende Stille folgt. ~ . ~ Ich bin gleich nach dir aus dem Raum gekommen und doch kann ich dich nirgends sehen. Ich versuche dich einzuholen und gehe schnell die verwinkelten Gänge entlang. //Verdammt bin ich hier noch richtig?// Da ich vorhin mal wieder mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war, habe ich mir den Weg zu dem Warteraum, in dem wir alle unsere Sachen gelassen haben, nicht richtig eingeprägt. Das habe ich nun davon. Normalerweise würde ich jetzt durch die Gänge laufen und versuchen allein den Weg zu finden. Aber dafür habe ich jetzt keine Zeit, also greife ich mir die nächstbeste Person und frage höflich nach dem Weg. Zum Glück lag ich mit meiner Orientierung nicht ganz falsch. Und dann sehe ich dich. "Sakito!" Du betrittst gerade den Raum und scheinst mich nicht mehr gehört zu haben. Ich beeile mich die letzten paar Meter und noch bevor ich ebenfalls eintrete, stelle ich meine Frage. "Sakito, warum bist du abgehauen?" Ich stocke, kaum dass ich im Raum stehe. Es ist dunkel. Du hast nicht einmal das Licht angemacht. Mein Blick fixiert gleich den Bereich neben der Tür. Dort stehst du, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und dein Gesicht zur Decke gewandt. Deine Augen sind geschlossen und dein Atem geht schnell. Ich muss schwer schlucken, denn dieser Anblick beängstigt mich. . . die ganze Situation beängstigt mich. Vorsichtig trete ich näher auf dich zu und du schenkst mir noch immer keine Beachtung. Ich weiß nicht, ob du mich einfach nur ignorierst, oder du mich wirklich noch nicht bemerkt hast. Ich strecke meine Hand nach dir aus und berühre dich sanft am Arm. "Sakito?" Du scheinst dich innerlich zu verkrampfen, bevor du dich mir zuwendest und meine Hand von dir wegschlägst. "Was ist? Was willst du denn schon wieder von mir? Kann ich nicht mal für einen Moment alleine sein?" Dein Blick gefällt mir nicht. Er ist so wütend und. . . nein, ich muss mich täuschen. "Doch! Aber du bist so plötzlich verschwunden, mitten im Interview. . . ist alles okay?" "Ist alles okay?! Geht's dir gut?!. . . Deine ständigen Fragen nerven mich. Kannst du nicht einen anderen mit deiner Anwesenheit belästigen? Musst du immer mir auf der Tasche hängen? Lass mich doch einfach mal in Ruhe!" Dein Blick gefällt mir ganz und gar nicht. . . und deine Worte. . . sie tun mir weh! Ich belästige dich also. . . Ich versuche mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und rede weiter auf dich ein. "Was wenn ich das nicht kann? Dich in Ruhe lassen? So, wie du dich in letzter Zeit benimmst, kann man dir nur ständig diese Fragen stellen. Um die anderen brauch ich mir keine Sorgen machen. Die haben nicht solche Probleme wie du." Deine Augen funkeln gefährlich. "Meine Probleme gehen dich einen Scheißdreck an. Halt dich verdammt noch mal aus meinem Leben heraus." Ich habe das Gefühl, als würdest du mir gerade ein Messer ins Herz rammen. Zum Glück ist es halb dunkel und du kannst mein Gesichtsausdruck nicht genau erkennen. Ach und wenn. . . so wie du gerade drauf bist, bezweifle ich, dass er dich interessieren würde. Kaum dass ich weiterspreche, merke ich, dass ich meine Unsicherheit nicht mehr verbergen kann. "Du willst dass ich dich in Ruhe lasse? Ich soll mir keine Sorgen mehr um dich machen und dich womöglich noch links liegen lassen?. . . Ich dachte wir sind Freunde, Sakito?! Soll ich dir wirklich aus dem Weg gehen?" "Ja, sollst du! Ich will von niemanden umsorgt werden - am allerwenigsten von dir. Ich hab deine Nähe satt! Und deine sogenannte Freundschaft ist doch einen Dreck wert." //Das kannst du nicht ernst meinen. . .// Kann es sein, dass du soeben ein weiteres Mal ausgeholt und zugestochen hast? Mein Herz nun endgültig zerfetzt, suche ich nach Worten - ich bin sprachlos. Und dann dein Blick. . . mir wird nun schmerzhaft bewusst, dass ich mich nicht getäuscht habe. In deinen Augen erkenne ich deutlich die Wut und jetzt erst begreife ich, dass dieses dunkle Aufblitzen in deinen Augen nichts anderes als Hass ist. Du hasst mich! Ich weiß einfach nicht, was ich getan habe, dass ich diesen Blick von dir verdiene. Wo du doch mein bester Freund bist - dachte ich. Ich wage es allerdings auch nicht nachzufragen. Noch mehr verletzende Worte aus deinem Mund muss ich mir wirklich nicht antun. Schweigend greife ich nach meiner Jacke und will eigentlich gleich verschwinden. Doch ich verharre einen Moment in der Tür. "In Ordnung! Ich störe dich? Dann ist es besser, wenn ich gehe. Regel dein Leben alleine. Mir soll es künftig egal sein, wenn du dich zugrunde richtest. Ich misch mich nicht mehr ein. . . das ist es doch, was du willst!? Ich werde dir meine Anwesenheit ersparen, wenn sie dir so zuwider ist. Aber nicht auf Lasten unserer Fans. Nur noch ein Konzert. . . das wirst du noch ertragen müssen. Nur noch morgen - der letzte Auftritt unserer Tour, danach bist du mich los. . . ein für allemal." Ich warte erst gar nicht auf deine Reaktion, sondern gehe auf den beleuchteten Gang, ignoriere sogar meine Freunde, die ich aus den Augenwinkeln wahrnehme, und trete den Weg nach draußen an. Schnellen Schrittes durchquere ich die Gänge, reagiere nicht auf die Rufe, die hinter mir klingen und reiße fast erleichtert die Tür nach Draußen auf. Es hat begonnen zu regnen. . . perfektes Timing! Ich lasse kurz die kühle Luft auf meinem Gesicht wirken. Und als ich erneut jemanden meinen Namen rufen höre, renne ich los. Einfach in den immer stärker werdenden Regen hinaus, der sich fast schützend auf mein Gesicht legt und meine Tränen versteckt, die ich nicht mehr in der Lage bin, weiter zu unterdrücken. Ich muss hier weg! Egal wohin - einfach weg. Weg von dir! Dis: und wie gefällts euch bis hier^^ Kapitel 4: Kapitel 1.4. ----------------------- Teil 4^^ Kapitel 1 geht aufs ende zu .... Ich weiß nicht, wie lange die Jungs bereits im Gang gestanden haben und unserem Gespräch gefolgt sind. Aber irgendwie tut es noch mehr weh, zu wissen, dass sie eventuell alles gehört haben, was du mir an den Kopf geschmissen hast. Es tut ja so schon höllisch weh. . . Wie konnte es dazu kommen? Auf einmal ist alles so gegensätzlich. Erst sind wir die besten Freunde. . . und nun hasst du mich sogar. Liegt es denn wirklich an mir? Habe ich die ganze Zeit alles falsch gemacht? Habe zu übertrieben auf dich geachtet? Ich wollte doch nur, dass es dir gut geht. Und du. . . wie lange schleppst du diese Wut schon mit dir rum? Warum hast du nicht schon vorher etwas gesagt? Wie hätte ich denn wissen können, dass ich dir so lästig bin? Ich bleibe irgendwo in der Innenstadt stehen und schnappe nach Luft. Noch immer bahnen sich heiße Tränen meine Wangen hinab. Das wichtigste für mich war immer deine Nähe. Schon damals nach der Oberstufe, als du plötzlich fort warst - der Kontakt zu dir aus mir unbegreiflichen Gründen immer dünner wurde, bis er schließlich ganz abbrach - dachte ich, ich hätte alles verloren. Ich bin fast verrückt geworden. Denn erst nachdem du wieder - genauso schnell wie du gekommen bist - aus meinem Leben verschwunden warst, spürte ich, wie einsam ich zuvor war. Du hast in nur kürzester Zeit alles verändert, mich von deiner Freundschaft total abhängig gemacht und bist einfach gegangen. . . Vielleicht war ich dir damals ja auch schon lästig?! Schließlich hast du beim Abschied gelächelt. . . Nein, das hast du erst gemacht, nachdem ich dich darum gebeten habe. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich ich war, als ich dich vor vier Jahren plötzlich wiedergesehen habe? Und dann auch noch ausgerechnet in dieser Stadt? Du saßt am Tresen in unserer jetzigen Stammbar und hast mich überrascht, fast schon ungläubig angesehen. Und dann hast du mich angelächelt und bist mir spontan um den Hals gefallen. Nichts hatte sich zwischen uns geändert. Alles war genauso, wie vor den Jahren, in denen ich nichts von dir hörte. Nicht wusste, wo du warst und ob es dir gut ging. Rein gar nichts hatte sich verändert! Fast so, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen. Wann also hat sich dein Gefühl mir gegenüber geändert - unserer Freundschaft? Wann hat es begonnen, dass ich dir lästig wurde und dir auf die Nerven ging? Wann nur und vor allem warum hast du begonnen mich zu hassen? Ich begreife es einfach nicht. Bislang war meine größte Sorge, du könntest von meinen Gefühlen dir gegenüber erfahren. Gefühle, die eindeutig mehr enthielten, als nur Freundschaft. Nie habe ich etwas erwähnt, weder dir noch den Jungs gegenüber, einfach nur, weil ich Angst hatte, dich wieder zu verlieren. Und nun. . . nun musste ich diesen Blick in deinen Augen sehen, musste diese Worte aus deinem Mund hören. . . .nun habe ich dich ganz verloren. Und ich bin auch noch selbst schuld! Ich muss wirklich erbärmlich aussehen, wie ich mitten im Regen stehe und heule. Ich falle komplett aus dem Gesamtbild. Die Straßen sind noch relativ voll. Die meisten Menschen machen sich gerade von der Arbeit auf den Heimweg und fahren mit ihren Autos durch die nassen Straßen, oder gehen schnellen Schrittes an mir vorüber. Schülerinnen und Schüler, die sich mit Freunden getroffen haben, oder einfach nur einkaufen waren, stellen sich schnell irgendwo unter oder laufen, ihre Schultasche schützend über den Köpfen haltend, durch den Regen. Überall herrscht Hektik. Nur ich stehe still und versuche irgendwie meinen Schmerz heraus zu lassen - ihn stumm in die Nacht hinauszuschreien. Mein Handy klingelt. Mit zittrigen Händen hole ich es aus meiner Hosentasche. Mein Blick ist etwas verschwommen. . . mein Atem stockend. Ich schluchze sogar. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so verzweifelt geweint zu haben. Mein Anrufer ist hartnäckig und ich wische mir schnell die Tränen und die Regentropfen aus dem Gesicht, um den Namen auf dem Display erkennen zu können. Dass du es nicht sein wirst, der mich anruft, kann ich mir schon denken. Das Klingeln verstummt und kurz darauf erhalte ich die Nachricht, dass ich eine neue Mitteilung in meiner Mailbox habe. Dann schon klingelt es erneut. Die ganze Prozedur wiederholt sich sieben Mal. Wäre ich nicht so verzweifelt, würde ich spätestens jetzt über Hitsugis zu Tage kommende Hartnäckigkeit schmunzeln. Aber das kann ich nicht. Das Klingeln hat aufgehört. Scheinbar belässt er es fürs erste dabei. Aber ich kenne ihn und auch die anderen soweit, um zu wissen, dass sie es an diesem Abend sicher noch mehrfach probieren werden. Verständlich, nach dem Streit zwischen uns beiden und meinem Verschwinden. Ich bräuchte ja nur einmal rangehen und ihnen sagen, dass alles in Ordnung ist. Aber ich möchte nicht mit ihnen sprechen - nicht jetzt! Verzeiht mir, aber ihr würdet mich ja doch nur fragen, was zwischen uns los war und darauf kann ich euch keine Antwort geben. Aber was tue ich stattdessen? Ich weiß selbst, dass es unsinnig ist, weiter bei diesem Regen durch die Stadt zu laufen, also begebe ich mich mit meinem Schmerz in meine eigenen vier Wände. ~ . ~ Ruka und Yomi haben Hitsugis Erklärungsversuch über die Verhaltensweise unseres Leaders einfach mal im Raum stehen lassen. Keiner wollte sich so recht vorstellen, dass dies wirklich der Grund sein könnte, aber in Betracht käme es. Kaum, dass sie sich zu uns gesellen wollten, müssen sie aber ein Gespräch mitanhören, das sie nicht weniger schockt. Völlig entgeistert standen sie im Gang und konnten nur noch mit ansehen, wie ich mir meine Sachen geschnappt und das Gebäude verlassen habe. Hitsugi folgte mir, war aber nicht rechtszeitig bei mir als ich einfach losgerannt bin. Mehrmals versuchte er mich auf dem Handy zu erreichen, hinterließ auch eine Nachricht auf der Mailbox, bevor auch er endlich einsehen musste, dass ich nicht rangehen werde und zurück zu den anderen ging. Yomi steht noch immer im Gang und wartet hoffnungsvoll darauf, dass Hitsugi jeden Moment zusammen mit mir zurückkommt. Und Ruka steht im Türbereich zu dem Raum, in dem das Desaster begonnen, oder auch geendet hat - wie man's nehmen will - und starrt unentwegt unseren Leader an, der noch immer an der Wand gelehnt dasteht und kein Wort sagt. Ein Umstand, der Ruka fast zur Weißglut bringt. Zu wissen, dass du genau weißt, dass sie alles gehört haben, sich vermutlich genauso wundern müssen, wie ich, was in dich gefahren ist und warum es diesen Streit überhaupt zwischen uns gab, und du trotzdem nicht einmal ein Wort der Erklärung für sie übrig hast. Du nur ganz normal an der Wand lehnst, als sei nichts gewesen. Ruka wird aus seinen Gedanken gerissen, als er hört, wie unser Vocal mit Hitsugi spricht und steckt seinen Kopf ebenfalls raus, um mehr in Erfahrung zu bringen. "Und? Wo ist Ni~ya?" "Weg! Ich hab ich nicht mehr einholen können. Und an sein Handy geht er auch nicht. . . Kann mir mal einer diese Scheiße hier erklären? Was zur Hölle ist hier gerade abgelaufen?" Völlig wutentbrannt sieht er abwechselnd zu Ruka und Yomi, in der Hoffnung, dass sie eventuell eine Erklärung für dieses Szenario haben. Doch sie bleiben still. Stattdessen sieht auch Yomi nun Ruka an, der dir schließlich am nächsten steht und dich die letzten Minuten im Auge hatte. Worte bedarf es zwischen den Dreien gerade nicht mehr. Der Ausdruck in ihren Gesichtern sagt mehr, als sie es in Worte fassen könnten. Yomis hilfesuchender Blick versetzt Ruka einen Stich. Keiner von uns mag es, wenn unser Kleinster traurig ist und nun. . . seine Augen glänzen. Ruka kann nicht genau erkennen, was in ihm vorgeht. Er kann lediglich ein paar Ausdrücke in seinen Augen deuten. Unverständnis und Entsetzen, Wut. . . aber auch Angst. Hitsugi legt beruhigend einen Arm um ihn, versucht ihm Trost und Sicherheit zu vermitteln, was aber in diesem Moment einfach nicht zu ihm durchdringt. Vermutlich, weil die beiden genauso fühlen wie er, ihre Gefühlswelt sich innerlich überschlägt von Eindrücken und sie sich genau die gleichen Sorgen um mich machen. Diese Narren! Erwartungsvoll richten sich alle Blicke auf dich. Bist du mittlerweile bereits so abgestumpft, hast dich nicht nur mir, sondern auch den anderen dreien so entfremdet, dass du es nicht einmal bemerkst? Oder willst du es einfach nicht bemerken. Selbst als du nach weiteren Minuten nichts sagst und Yomi fast schon flehend deinen Namen ausspricht, in der Hoffnung, du würdest endlich den Mund aufmachen, bleibst du stumm. Ist dir eigentlich bewusst, was du dem Kleinen gerade antust? Du weißt doch, wie sehr er dich bewundert. Kannst du nicht sehen, wie sehr du ihn gerade enttäuscht? Wie sehr du sie alle enttäuscht, einfach nur, weil du stumm bleibst? Ruka tritt einen Schritt näher an dich heran. Noch immer ist es dunkel in dem Raum. Aber die drei sind so von der Situation überfordert, dass sie diesen Umstand einfach nur ignorieren können. "Sakito, was war das? Erklär es uns!" Man kann deutlich hören, wie sehr sich Ruka schon beherrschen muss, dich nicht gleich anzubrüllen und dir noch die Chance gibt, die ganze Sache aufzuklären. Aber er verleiht seinen Worten so einen Nachdruck, dass dir gar nichts anderes übrig bleibt, als zu antworten. Nur wie du es tust. . .ein Fehler. Du weißt doch, wie ungehalten Ruka sein kann, wenn er richtig wütend ist. "Was gibt es da denn noch zu erklären? Ich nehme an, ihr habt alles gehört." "Was es da noch zu klären gibt? Eine ganze Menge würde ich sagen. Zum einen, was da gerade in dich gefahren ist?! Wie kommst du dazu Ni~ya so anzufahren, ihm solche Dinge an den Kopf zu schmeißen? Bist du dir überhaupt bewusst, was du alles gesagt hast?" "Natürlich bin ich mir darüber bewusst. Wo liegt also euer Problem?" Bis zum heutigen Tage wusste ich nicht, wie eiskalt du eigentlich sein kannst und ich nehme mal an, der Rest unserer Band auch nicht, so wie sie dich verständnislos anblicken. "Aber Sakito. . . ihr. . . seid die besten Freunde! Das kannst du doch nicht ernst meinen. Was. . . was ist los mit dir?" Armer Yomi. . . soviel dazu, dass er dich bewundert hat. "Haltet euch einfach da raus! Das ist nicht euer Problem." "Nicht unser Problem?" Ruka verliert nun endgültig die Fassung, schreit dir seine Wut entgegen und packt dich am Kragen. "Bist du noch bei Verstand? Wenn du ein Problem mit Ni~ya hast, dann ist das eine Sache. Aber es ist was anderes, wenn die Probleme sich ausweiten und auf die Band übergehen. Dann betrifft uns das alle! Und das ist hier zweifelsohne eben geschehen. Wenn Ni~ya nicht mehr wiederkommt und die Band vermutlich noch verlässt, was nach deinem Auftritt eben nicht verwunderlich wäre, oder ihm in diesem Moment womöglich noch irgendetwas passiert, dann gnade dir Gott, Sakito. . . Merkst du nicht, dass du die Band immer weiter auseinander treibst?. . . Wenn Nightmare zerbricht, dann mach ich dich dafür verantwortlich, Leader-san!" So außer sich ist Ruka schon lange nicht mehr gewesen. Er muss sich so zusammennehmen, dir nicht doch noch eine runterzuhauen, als du nach dieser Darlegung der Tatsachen, wieder stumm bleibst und nichts dazu zu sagen hast. "Wunder dich nicht, wenn du irgendwann alleine dastehst." Kopfschüttelnd verlassen die drei den Raum - lassen dich allein im Dunkeln zurück - und versuchen weiter mich irgendwie zu erreichen. ~ . ~ Auf dem Weg nach Hause höre ich meine Mailbox ab. Es tut schon fast weh, Hitsugis unsicher klingende Stimme zu vernehmen. Jetzt habe ich sie da auch noch mit reingezogen. Aber ich denke zumindest hier musst du die Schuld mit mir teilen. Es ist nicht fair, dass sie sich jetzt auch noch den Kopf darüber zerbrechen müssen. . . . wäre ich doch heute nicht aufgestanden. . . Ich war doch sowieso schon zu spät. Warum bin ich nicht einfach liegengeblieben? Der Tag schien von Anfang an in diesem Chaos enden zu wollen. Kaum schließe ich meine Wohnungstür auf, springt mir gleich ein einzelner, rot leuchtender Punkt in der Dunkelheit entgegen. Jemand hat also auf meinen Anrufbeantworter gesprochen. Ich kann mir schon denken, dass die Jungs es auch hier versucht haben. Schnell schalte ich ein paar Lichter in der Wohnung an und drücke auf den Knopf, der die Kassette automatisch zurückspult. In der Zwischenzeit gehe ich in die Küche und hole mir ein Wasser aus dem Kühlschrank, als auch schon die mechanisch klingende Stimme meines AB's erklingt. "Sie haben dreizehn neue Nachrichten." Ich verschlucke mich fast an meinem Wasser. //Kann das möglich sein?// Ich glaube, ich muss mir einen neuen Anrufbeantworter zulegen, denn so viele Nachrichten habe ich sonst nicht einmal in einem Monat auf dem Band. Es piept und die erste Nachricht wird abgespielt. Unweigerlich muss ich schmunzeln, als ich die Stimme von unserem Vocal vernehme. "He~y Ni~ya~! Wo bleibst du denn? Wir warten hier alle auf dich. . . . na ja, dass du nicht rangehst, heißt vielleicht, dass du schon unterwegs bist. Also dann bis gleich." . . .Tuuuuuut. Ein kurzes Zeichen, dass er wieder aufgelegt hat und schon sagt mir mein AB, dass die Nachricht zu Ende ist. Das war heute morgen. . . da war noch alles in Ordnung. Dann folgt die zweite. "Hi hi Áni-chan!" Die Stimme meiner Schwester dringt an mein Ohr. "Ich wollt mal hören, wie es dir so geht. Hast lang nichts mehr von dir hören lassen. Aber wir wissen ja, dass du auf Tour bist. . . Tja, eigentlich liegt auch da das Problem. Mutter jammert, dass du so lang nicht mehr hier warst und sie vergessen könntest. Komm mal wieder heim ja? Die Tour endet ja bald. Bis da~hann." . . . Tuuuuut. Aufgedreht wie immer die Kleine. Aber gut, dass sie mich schon mal vorwarnt. Schon wird die dritte Nachricht abgespielt, während ich zur Balkontür gehe und sie öffne. "Na mein Junge. . . bei dir scheint ja alles in Ordnung zu sein. Die Tour läuft gut, wie ich mitbekomme. Wenn du dich danach erholen willst, du weißt, hier bist du immer willkommen. Wir vermissen dich. . . ähm und Ma besonders. Meld dich.". . . Tuuuuut. Auch wenn mir nicht wirklich danach zumute ist, muss ich erneut schmunzeln. Wenn selbst Pa mir auf den AB spricht, wo er die Dinger hasst, dann muss Mutter daheim wirklich schon einen Aufstand machen. Nach Hause fahren. . . erholen. Warum eigentlich nicht?! Nach dem heutigen Tag hab ich Erholung bitter nötig. Und wer weiß, wie der morgige Tag verläuft. Ich weiß ja nicht einmal, wie es jetzt überhaupt weitergehen soll. Resigniert trete ich hinaus auf den Balkon und lehne mich ans Geländer. Die nächsten beiden Nachrichten sind irgendwelche Angebote, über die ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Jetzt quatscht man so was sogar schon auf AB. . . Mit einem Seufzen zünde ich mir eine Zigarette an und warte auf die folgenden Nachrichten. "Hi! Hitsugi hier. . . du gehst ja nicht an dein Handy. . . Ruf bitte zurück." . . . Tuuuuut. "Ni~ya, ich noch mal. Komm schon, meld dich. Kannst du uns die Sache vielleicht mal erklären? Wir verstehen einfach nicht was los ist." . . . Tuuuuuuuut. Ich muss hörbar seufzen und nehme einen kräftigen Zug von meiner Zigarette. Du hast es ihnen also nicht gesagt. Obwohl. . . was solltest du ihnen auch sagen?! Das ich dir auf die Nerven gehe, haben sie ja selbst mehr als deutlich mitbekommen. "Hey großer Bruder! Hab noch was vergessen. Wenn du heimkommst, bring mir was mit. Ich freu mich schon. Hab dich lieb. Bye bye." . . . Tuuuuuut. "Ni~ya? Ich bin's Ruka. Komm schon nimm ab, wenn du da bist. . . . wir gehen jetzt zu Hitsugi. Du kannst uns dort erreichen oder über Handy halt." . . . Tuuuuuuuuut. Erneut muss ich seufzen. Dieses Tuten kann einem mit der Zeit auf die Nerven gehen. . . Ich ziehe noch mal an meiner Zigarette und schnippe sie dann übers Geländer. Schaue kurz dem glimmenden Stängel hinterher, bis mich die nächste Nachricht nicht gerade sanft aus meinen Gedanken reißt. "VERDAMMT NOCH MAL, NI~YA, NIMM ENDLICH DEN HÖRER AB!". . . Tuuuuut. Du bist niedlich Yomi. Versuchst deine Sorge hinter dem Geschrei zu verstecken. "Gomen Ni~ya. Nimm's den Kleinen nicht übel. Der macht sich ja doch nur Sorgen und will es nur nicht zugeben. . . . Wir im Übrigen auch! Also meld dich, sobald du das abhörst." . . . Tuuuuuuut. Ich gehe wieder in mein Wohnzimmer und schließe die Balkontür. Es ist frisch geworden. Liegt vielleicht aber auch daran, dass meine Klamotten noch nass sind. Na ja, wenn ich morgen keinen Schnupfen haben will, sollte ich mir doch mal was Trockenes anziehen. Und nach Hause kann ich auch nicht mit einer Erkältung, sonst lässt mich Ma ja nicht wieder gehen. Also gehe ich schnell ins Schlafzimmer und ziehe mir neue Sachen an. Die folgende Nachricht, die man mir auf den AB hinterlassen hat, hat wieder eine derartige Lautstärke, dass ich sich ohne Probleme von dort aus hören kann. "MAN, WOZU HAST DU EIN HANDY, WENN DU ES EH IMMER AUS HAST? GEH ENDLICH RAN!!!" . . . Tuuuuuuuut. Werde ich ihm mal den Gefallen tun und es wieder anschalten. Nach Hitsugis anfänglichen Dauerklingeln hatte ich es lieber ausgeschaltet. "Bist du da, Ni~ya? Wenn es so ist, dann nimm doch bitte ab. . . Yomi zerlegt hier jeden Moment Hitsugis gute Wohnzimmereinrichtung. Also wenn du nicht dafür aufkommen willst, dann meld dich!" . . . Tuuuut. "Hey! Ähm. . . ich korrigiere mal Rukas Aussage. Yomi heult mir jeden Moment die Kissen durch. Was nicht heißt, dass du die nicht ersetzen musst. Also wenn du dir das Geld sparen willst, ein kurzer Anruf genügt." . . . Tuuuuuut. Meine Güte, wie kann man nur so eine Ausdauer haben? Und das alles nur, weil ich ohne ein Wort zu sagen, abgehauen bin. Und dann versucht ihr auch noch so ruhig zu klingen. . . aber ich kann die Sorge aus euren Stimmen heraushören. Da könnt ihr mir nichts vormachen. Wir kennen uns schon lange genug. Ja. . . bisher dachte ich auch, dich gut genug zu kennen, aber da hatte ich mich wohl sehr getäuscht. "Ni~chan. . . Hitsugi erzählt Schwachsinn. Ich heule gar nicht. . ." Die längere Pause und das leise Schniefen, was ich höre, beweisen mir allerdings das Gegenteil. Zumindest ist er nahe daran zu weinen. ". . . es ist doch nur. Wir machen uns halt Sorgen, versteh das doch. Bitte. . . nur ein kleines Zeichen, damit wir wissen, dass es dir gut geht." . . . Tuuuuuuuuuuuut. "Ende der Nachrichten!" Gott sei Dank! Mir ist vorher nie aufgefallen, wie furchtbar dieses penetrante Tuten sein kann. Nach einer kurzen Überlegungspause und einer weiteren Zigarette entschließe ich mich kurzerhand, die Jungs anzurufen. Aber dann müsste ich sicher über die ganze Sache reden und darauf habe ich nun wirklich keine Lust. Obwohl. . . unser Vocal sagte etwas von einem Zeichen. . . Sofort fällt mein Blick wieder auf mein Handy, das nun auf dem Wohnzimmertisch liegt und ich greife danach. Mein Blick weitet sich überrascht, als ich auf meine entgangenen Anrufe sehe. Aber eigentlich hätte es mir klar sein müssen. Mal sehen. . .sieben Versuche von Ruka, zehn von Hitsugi und. . . glatte zwanzig von dem Kleinen. Und das alles in nicht mal einer Stunde. Ich gebe gerade eine Nachricht ein, als mein Telefon erneut klingelt und sich nach mehrmaligen Läuten, in denen ich nicht abnehme, mein Anrufbeantworter noch einmal erneut einschaltet. "So, ich bin's noch mal, Ruka. Also eigentlich bin ich ja der Älteste und man könnte davon ausgehen, dass ihr tut, was ich sage. . . aber das bin ich ja bereits von euch gewohnt. Trotzdem nimm doch nur einmal den Hörer in die Hand. . . Du müsstest ja mittlerweile Zuhause sein. Zumindest hoffen wir, dass du nicht mehr draußen rumläufst, bei dem Wetter. . . Mhm, na gut, wir werden dich jetzt erst mal in Ruhe lassen und darauf warten, dass du dich meldest. . . zumindest für die nächsten fünf Minuten. Also wenn du nicht willst, dass wir das Band komplett voll quatschen, weißt du ja, was du zu tun hast. Bye." . . .Tuuuuuuuuuuut. //Oh ja, das weiß ich.// Ich stehe auf und gehe zu meinem Telefon, um kurzerhand den Stecker zu ziehen und die Leitung zumindest für heute brach zu legen. Und gleich darauf sende ich die SMS an Yomi ab, bevor ich auch das Handy wieder ausschalte und mich in mein Bett lege. Jetzt einfach nur noch schlafen. Einfach nur noch alles vergessen. . . ~ . ~ Kaum, dass ich daheim im Bett liege, erhält Yomi das ersehnte Zeichen meinerseits. Die Drei sitzen bedrückt im Wohnzimmer und starren regelrecht das Telefon an, das sie mittlerweile auf den Wohnzimmertisch zu ihren Handys gestellt haben. Als Yomis Handy kurz piept, zum Zeichen, dass er eine SMS bekommen hat, schrecken die anderen kurz auf. Sie sind völlig in Gedanken versunken. Und während unser Vocal regelrecht zu seinem Telefon stürzt, sehen ihn die anderen erwartungsvoll an. Er liest schnell drüber und lässt nur einen kurzen Wutschrei los, bevor er auch schon wieder meine Nummer wählt. Ergebnislos, da ich es ja ausgeschaltet habe. "Hey, was ist los? War das Ni~ya? Was hat er geschrieben?" Neugierig, weil sie schließlich auch wissen wollen, was ich geschrieben habe, setzen sie sich neben ihn und schauen aufs Handy. "Macht euch keine Sorgen. Es ist alles okay. Ich schalte die Telefone aus. Muss ein wenig allein sein. . . Wir sehen uns morgen. Schlaft gut! Ni~ya." "Hey Yomi, warum so beleidigt? Immerhin hat er sich gemeldet und wir wissen, dass er okay ist." Ruka streicht ihm durchs Haar und versucht ihn ein wenig zu beruhigen. "Glaubt ihr denn wirklich, dass alles okay ist? Wegen dieser läppischen SMS? Was, wenn er. . . Ich würde lieber seine Stimme hören. . . warum redet er denn nicht mit uns?" "Das er seelisch nicht in Ordnung ist, wissen wir doch selbst. Aber immerhin geht's ihm so "gut". Auch wenn ihn das ganz schön verletzt hat. . . er wird sich nichts antun." Hitsugi stößt Yomi leicht von der Seite an. Er hat genau gemerkt, was in dem Kleineren vorgeht - ihm den Kopf zerbricht. "Genau! Das würde er uns nie antun. Ihm ist vermutlich einfach nicht nach reden zumute - eigentlich doch auch verständlich. Du kennst ihn doch. . . ich denke, er muss selbst erst mal damit klarkommen." "Komm schon. . . nimm es ihm nicht übel. Wir sehen ihn doch morgen." "Ich versteh das Ganze nur nicht. Was ist plötzlich in die beiden gefahren? Erst schweigen sie sich an und dann. . . dann kommt so eine Bombe zum Vorschein. Wie konnte Sakito nur so was sagen? Ich habe das Gefühl, dass sich plötzlich alles geändert hat. Was wenn es nicht mehr so wird, wie zuvor?. . . die beiden werden sich doch wieder vertragen, oder? Sie müssen einfach!" Schweigend sitzen sich nebeneinander. Ruka und Hitsugi hätten sicher eine Antwort gegeben, wenn sie eine auf seine Fragen gehabt hätten. Aber sie wissen ja selber nicht, ob sich das ganze noch einmal einrenken wird. Sie hoffen es, aber nachdem, was da heute zu Tage kam. . . kann sich keiner mehr sicher sein. Ein Grund mehr, warum alle innerlich an die Band denken. Die Zeit zusammen, die war einmalig. . . einfach unvergesslich! Sie wollten nicht daran denken müssen, dass das alles jetzt ein Ende haben könnte. Ihnen allen liegt die Band am Herzen. Mich mit eingeschlossen. Und bisher dachten wir alle, dir ginge es genauso. Doch irgendwie hatte man zumindest heute nicht den Anschein davon. "Wie sieht's aus. . . wollt ihr heut nacht hier schlafen? Und morgen früh fahren wir jeweils zu euch und dann zusammen zur Konzerthalle." Einstimmiges Nicken. Keiner will jetzt alleine zu Hause rumhängen und darüber nachdenken, was an diesem Tag falsch gelaufen ist. Zusammen gibt es da wenigstens die Möglichkeit von Ablenkung. ~ . ~ Sie haben lange gebraucht um einzuschlafen und dann hatten sie auch alle einen unruhigen Schlaf. Die Sache hing ihnen allen mächtig nach. Nicht so sehr, wie mir, der irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen ist, aber immer noch schlimm genug. Dafür, dass sie mit der Sache eigentlich nichts zu tun hatten. Wie am Vorabend abgesprochen, sind sie nach dem Frühstück - das mehr als schweigsam verlief - zuerst zu Ruka und dann noch zu Yomi, damit diese sich umzuziehen und noch ein paar Sachen holen konnten. Viel zu früh begeben sie sich zur Konzerthalle. Den Weg dorthin ziehen sie noch etwas in die Länge, indem Ruka sich an einem Zeitungsladen mit Zigaretten eindeckt und sie danach in einem Musikgeschäft rumstöbern. Doch letztendlich müssen sie ja doch dorthin. Sie betreten die Konzerthalle durch einen Seiteneingang, da sich am Haupttor bereits Massen an Fans versammelt haben, und steuern schnurstracks den Aufenthaltsraum an, in dem unsere Bühnenoutfits und Instrumente lagern und wir uns vor dem Auftritt hauptsächlich aufhalten. Kaum dort angekommen, öffnet sich eine weitere Tür - die, zu unseren Stylisten - und unser Leader betritt den Gang, bereits umgezogen und fertig geschminkt für unseren Auftritt in knapp 1 ½ Stunden. Sofort stellen sie ihre Gespräche ein und eine bedrückende Stille macht sich breit, in der sich alle nur gegenseitig ansehen. Yomi ist schließlich der Erste, der in irgendeiner Weise reagiert. Er reißt die Tür zum Aufenthaltsraum auf und lässt sie hinter sich mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fallen. Ruka und Hitsugi folgen ihm, ohne irgendein Wort an dich zu richten. Es herrscht mächtig dicke Luft. Anders ist die ganze Situation nicht zu umschreiben. Wenn es so weitergeht, dann endet unser letzter Auftritt noch in einem Desaster. Unser Vocal schmeißt seine Tasche in eine Ecke und setzt sich, irgendwas laut vor sich hinfluchend, auf einen der Stühle. Dass ich noch nicht da bin, ist offensichtlich. Aber trotzdem lässt er seinen Blick kurz durch den Raum gleiten, um zu sehen, ob nicht doch schon irgendwo meine Jacke rumliegt. Doch auch da wird er nicht fündig. Stattdessen springt er - gerade als Ruka und Hitsugi den Raum betreten - mit so einer gewaltigen Wucht auf, dass selbst der Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hat, nach hinten kippt. "Das ist jetzt nicht wahr!" Völlig überrascht und auch ein wenig geschockt, über den plötzlichen Ausruf unseres Vocals bleiben die beiden stehen und sehen ihn fragend an. "Was ist nicht wahr?" "Sie sind weg! Ni~yas Sachen sind alle weg! . . . Sein Bass, sein Outfit. . . sogar die Zigarettenschachtel und der Block, mit dem wir vorgestern noch Papierflieger gebastelt haben und er hier vergessen hat. . . alles weg!" Entsetzen und Unglauben steht in ihren Gesichtern geschrieben. Gerade in dem Moment betrittst du den Raum und Yomi fixiert dich mit einem wütenden Blick und geht auf dich zu. "Wenn Ni~ya wegen dir abgehauen ist und nicht wiederkommt, dann. . . das verzeih ich dir nie, Sakito!" Du weißt noch nicht einmal genau, wovon der Kleine gerade gesprochen hat, als er sich auch schon sein Bühnenoutfit greift und sich zu den Stylisten begibt. "Und nun? Was, wenn er wirklich nicht kommt?" Erst als Hitsugi unserem Drummer diese Frage stellt, siehst auch du dich im Raum um und begreifst, warum Yomi gerade so ausgeflippt ist. "Ich versuch ihn zu erreichen. Geh du nur zu Yomi und mach dich fertig. Ein bisschen Zeit bleibt ja noch. Aber wenn er nicht bald auftaucht, . . . dann kann sich unser Leader schon mal eine passende Ausrede, für die Fans und Medien, einfallen lassen." Ohne dir weitere Beachtung zu schenken, verlassen auch sie wieder, mit den Kostümen in der Hand, den Raum. Ruka hat mich natürlich nicht erreicht. ~ . ~ Ich konnte einfach nicht einschlafen. . . Und als ich es dann doch mal durch Erschöpfung bin, habe ich mich die restliche Nacht nur hin- und hergewälzt. Ich sah furchtbar aus, als ich in den Spiegel geschaut habe und wirklich fit fühlte ich mich heute morgen auch nicht. Also hab ich mich gegen 12 Uhr einfach noch mal hingelegt. Ich wollt einfach versuchen noch zwei Stündchen zu schlafen. Aber zu mir gekommen bin ich leider erst kurz nach 17 Uhr. Wie konnte ich nur den Wecker überhören? In noch nicht einmal einer Stunde sollten wir uns spätestens in der Halle versammeln. Klar, dass ich das nicht schaffen konnte. Eine knappe Stunde vor Konzertbeginn hält das Taxi mit mir am Hintereingang. Der Einlass hat vorne schon längst begonnen. Gut nur, dass ich gestern auf dem Weg nach Hause meine ganzen Sachen von hier geholt habe. So konnte ich mich zu Hause bereits umziehen und schminken, falls ich mich wieder mal verspäten sollte, was natürlich auch noch eingetroffen ist. Warum ich allerdings komplett alles mitgenommen habe, sogar meinen Bass, den ich für den Auftritt ja noch brauche, ist mir unerklärlich. Na ja, eine Erklärung gibt es da vielleicht schon, aber an die will ich noch nicht denken. Ich atme noch einmal hörbar aus, versuche mir noch ein wenig Mut zu machen, bevor ich den Aufenthaltsraum betrete. . . . Klasse. Mein diesjähriges Horoskop hat nicht annähernd angedeutet, dass dieses Jahr komplett alles schief läuft. Warum musst ausgerechnet du als einzigster hier sein? Ich sehe die Sachen der anderen und kann mir gleich darauf denken, dass sie noch beim Styling sind. Du telefonierst und bemerkst mich erst, als ich die Tür wieder ins Schloss drücke - hab schließlich die Hände voll. Ich lege meinen Sachen an den Tisch und höre, wie du deinem Gesprächspartner mitteilst: "Hat sich erledigt. Er ist grad gekommen." und gleich darauf auflegst. Vermutlich hast du mit unserem Manager gesprochen. Du klingst angesäuert. Ist es, weil du dachtest, ich lass die Band im Stich, oder weil ich doch noch erschienen bin? Ich setze mich, ohne ein Wort mit dir zu reden, oder dir einen weiteren Blick zuzuwerfen und auch du sprichst mich nicht an. Fünf Minuten später öffnet sich die Tür und die Jungs treten ein. . . . nein, erst verharren sie bei der Tür und sehen mich überrascht an und dann erst treten sie ganz ein, während Yomi mir schon mit einem erleichtertem Lächeln am Hals hängt. Nur um mir gleich darauf eine Kopfnuss zu verpassen. "Ich hab dir gestern schon gesagt, schalt dein Handy ein. . . . Wir dachten schon, du kommst nicht mehr." "Aber ich hab doch gestern noch geschrieben, dass wir uns heute sehen. Glaubt ihr wirklich, ich komm auf die bescheuerte Idee und bleibe bei unserem letzten Auftritt unserer Tour fern? "Klar haben wir das geglaubt. . . wenn du all deine Sachen mitnimmst." "Ach, die hab ich gestern noch geholt - vorsorglich für einen Fall, wie er ja eingetreten ist. Ich bin zu spät!. . . Ich werde noch schnell mein Make-up herrichten lassen und dann bin auch ich soweit." Ich lächle den Jungs beruhigend zu und verlasse schnell den Raum. Kaum ist die Tür wieder hinter mir geschlossen, erstirbt mein Lächeln. Warum muss es mir so schwer fallen? Ich habe mir doch fest vorgenommen, dich einfach zu ignorieren. Deine Blicke, deine Nähe. . . Warum kann ich deine Worte von gestern nicht wenigstens für einen Moment vergessen? Wie soll ich das den ganzen Abend aushalten? Es ist einfach unerträglich dich in meiner Nähe zu wissen. . . es tut so verdammt weh! Schnell versuche ich die aufkommenden Gedanken wieder abzuschütteln und begebe mich nun endlich zu unseren Stylisten, damit sie mein ganzes Äußere perfektionieren. Durch meine Vorarbeit brauchen sie auch nicht mehr lang und kaum dass sie fertig sind, mir in den Haaren rumzuzupfen, gehe ich mit den Rest der Band zum hinteren Rand der Bühne. Die Menge ruft bereits nach uns. In ein paar Minuten ist es soweit. Normalerweise albern wir in den letzten Minuten vor einem Auftritt immer noch etwas herum, um uns von unserer Nervosität abzulenken, doch heute bleiben wir alle stumm. Unsere Blicke fixieren den Boden und jeder hängt seinen Gedanken nach. Unsere Musik wird eingespielt. Ein Zeichen für uns, uns bereitzuhalten. Gleich werden wir die Bühne betreten, aber bislang fehlt noch etwas Entscheidendes. Es ist nur ein kleines Ritual, das wir vor jedem Auftritt, seit unsere Band existiert, durchgeführt haben. Wir haben dann einfach noch mal die Köpfe zusammengesteckt, unsere Hände übereinandergelegt - waren eine Gemeinschaft - und du hast eine kurze Ansprache gehalten. Wir haben uns alle noch einmal einen guten Auftritt gewünscht, bis dann der erste sich auf die Bühne begeben hat. Meist in der Reihenfolge Ruka, ich, Hitsugi, du und dann Yomi. Doch heute fehlt unser Ritual - das Anzeichen einer Gemeinschaft besteht nicht. Und gerade als Ruka die kleine Treppe zur Bühne emporsteigen will, gehst du an uns vorbei, hechtest die Treppe hoch und stellst somit unsere Reihenfolge total auf dem Kopf. Ohne weiter groß darüber nachzudenken, behalten wir die Rest bei und betreten nacheinander die Bühne, in fast gewohnter Art und Weise. Die Menge tobt, als auch der Letzte von uns endlich zu sehen ist. Nur noch ein paar Sekunden und wir spielen in die bereits vorhanden Melodie mitein - das Konzert beginnt! Ich glaube es hat zuvor noch kein Konzert von uns gegeben, in dem wir so wenig gelächelt haben. Uns so wenig darauf gefreut haben. . . Wir müssen uns regelrecht zwingen, mal ein falschen Grinsen aufzusetzen und den Fans ein paar Showeinlagen darzubieten. . . . am liebsten würde ich jetzt sofort von der Bühne verschwinden. Einfach alles stehen und liegen lassen. Die Blicke der Fans, die unweigerlich folgen würden, ignorieren und einfach schnellstmöglich aus deiner Gegenwart verschwinden. Yomi redet gerade auf die Fans ein und du wechselst deine Gitarre. . . . normalerweise stützt du dich dabei aber nicht an der Box ab. Ach ich kann es einfach nicht lassen. . . Auch wenn du mir mit deinen Worten höllisch weh getan hast, kann ich dich nicht einfach ignorieren. Ich komm nicht drum rum, mir Sorgen um dich zu machen. . . Unsere Blicke treffen sich. Wenn ich in deine dunklen Augen sehe, muss ich an früher denken. Erinnerungen die mir einen weiteren Stich ins Herz versetzen. Damals wusste ich den Ausdruck in deinen Augen fast immer zu deuten. Wusste, wann du glücklich oder traurig warst. Wenn du gereizt oder enttäuscht gewesen bist, oder aber auch Kummer hattest. Auch wenngleich ich nicht immer wusste, was der Auslöser für deine Stimmungen war, so wusste ich doch, wann ich bei dir sein durfte - du meine Nähe gebraucht hast. Aber nun. . . Ich wende meinen Blick ab und richte ihn auf den Boden. Dein Blick wirkte genauso wie damals. . . damals am Hauptbahnhof, als wir von einander Abschied nehmen mussten - du warst traurig. Aber ich muss mich täuschen. Ist in der letzten Zeit ja sowieso ziemlich oft vorgekommen - dass ich mich getäuscht habe. Warum solltest du denn auch traurig sein? Es ist beinahe Glück für mich, dass die Zeit so schnell verrinnt. Nur noch ein paar Lieder und dann kann ich gehen. Ich stocke gedanklich. Was meine ich eigentlich damit? Ich habe noch nie so gesprochen, wenn ich nach einem Auftritt nach Hause gehen wollte. Ist es nur das? Meine ich damit, in meine Wohnung zurückzugehen? Oder hege ich wirklich schon den Gedanken die Band zu verlassen? Nur noch ein Song, dann werden wir die Bühne verlassen. Nur um uns umzuziehen und danach noch eine kurze Zugabe zu spielen, so wie jedes Mal. Während ich spiele, lasse ich meinen Blick schweifen und verweile jeweils kurz bei meinen Bandmember, um in Gedanken zu versinken. //Mhm. . . Ruka. Es ist immer wieder niedlich, wenn man dich beim Spielen beobachtet. Du bist so vertieft und hast deinen Mund immer leicht geöffnet. Wie oft haben wir dich damit schon aufgezogen? . . . Entschuldige, aber ich hoffe, du weißt, dass das nie bös von uns gemeint war. Du bist ein toller Drummer!. . . und auch ein toller Freund. Einer, dem schnell der Geduldsfaden reißen kann, aber trotzdem ein guter Freund.// //Hitsugi. . . ich weiß noch, wie Yomi dich mir in einem Club vorgestellt hat und ich mich beim ersten Anblick von dir erschreckt habe. Aber kaum, dass ich dich näher kennen gelernt habe, wurde mir schnell klar, dass hinter deinem gewöhnungsbedürftigen, manchmal fast abschreckendem Äußeren, ein ziemlich einfühlsamer Mensch steckt. Noch dazu ein klasse Gitarrist und Beobachter. Auch auf deine Freundschaft konnte ich immer zählen. . .// //Yomi. . .// Ich muss schmunzeln, weil er gerade mal wieder über die Bühne flitzt. //Also echt, du bist ne Marke für sich. Ein wahres Energiebündel. Klein, quirlig - fast schon abgedreht -, manchmal recht aufbrausend aber auch anhänglich. In der ganzen Art irgendwie halt noch wie ein Kind. . . . und du bist unheimlich lieb. Und meine Güte. . . für deine Größe finde ich, hast du ne bemerkenswerte Stimme.// //Tja. . . und du, Sakito! Wenn ich dich mal rein objektiv als Bandmember betrachte und das zwischen uns mal außen vor lasse, dann fällt mir nur ein Wort ein - einmalig! Du bist einfach ein klasse Leader! Hast immer alles im Griff gehabt. Und hey. . . schon allein die Idee, dass wir eine Band gründen, war grandios. Auch wie du Gitarre spielst. . . Ich glaube, es gibt keinen, dem ich sonst immer wieder so bewundernd zuschauen muss, sobald er die Akkorde runterspielt, außer dir.// Die letzten Töne erklingen. //Ihr seid die unmöglichsten Menschen - am schlimmsten ist es, wenn ihr alle auf einem Haufen seid - denen ich je begegnet bin. Aber auch die tollsten. Ich bin froh, dass ich Freunde wie euch gefunden habe.// Der Song ist zu Ende. Und noch während ich meinen Bass abschnalle, gegen eine der Boxen stelle und euch von der Bühne folge, wird mir bewusst, dass ich mich gerade gedanklich von euch verabschiedet habe. Von euch. . . und der Band. dis:Is ein fieses Ende ich weiß^^ aba es geht ja weiter. . . Hoffe ihr habt Gefallen an der Story und ihr wollt mehr davon lesen^^ Dann scheut natürlich nicht, es mir zu sagen XD Sora ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . So....hier folgt jetzt ein kleines Gedicht. Nicht von mir, sondern von meiner Freundin^^ eine, die manchmal recht nervig is, aba dafür sind Freunde ja schließlich auch da XD Tja und sie war so von meiner Story begeistert, dass sie dazu gleich mal dieses Gedicht geschrieben hat*sniff* *so gerührt bin* Mir hats auch gefallen, is ja auch ne Ehre^^ Und ich wills euch ja nicht vorenthalten. Biba Sora ~Ein anderes Gefühl als Freundschaft~ Wir kennen uns schon ewig, sind befreundet seit langen Zeiten. Doch gibt es in mir stärkere Gefühle als nur Freundschaft, die sich in mir verbreiten. Ich fühle mich gnadenlos zu dir hingezogen, spüre diese Versuchung in mir, denke, es ist eine Sünde, dass ich dieses starke Begehren empfinde zu dir. Wenn ich sehe deinen Körper makellos - rein und schön - steigt mir die Röte ins Gesicht, ich wende mich ab, würd' am liebsten gehen. Streichle ich deine Haut, oder ziehe die Strähnen aus dem Gesicht, überkommt mich kindliche Unsicherheit, die kannt' ich vorher so nicht. Doch seit einiger Zeit ist diese Distanz zwischen uns - diese Stille. . . Abweisungen und Spannungen stören unseren durch Freundschaft geschlossenen Bund. Verzweiflung tut sich in mir auf. Stelle ich vielleicht, durch meine unendliche Liebe zu dir, unsere Freundschaft in Kauf? Mein unerhörtes Flehen, welches keinen erreicht, verstärkt meine Angst. . . das Entdecken meines Geheimnis', von meiner Liebe stärker als Freundschaft zu dir, doch du reagierst mit Abweisung und Kälte zu mir. Du selbst hast auch Problemen, sprichst mit niemand' Denkst du, ich hätt' die Krankheit, die deinen reinen Körper zerstört, nicht erkannt? Dein Vertrauen zu mir ist gebrochen. . . Selbst unsere Freunde haben diese Unruhe, diese widerlichen Spannungen zwischen uns gerochen. Also ziehe ich mich zurück von dir, lasse meine Gefühle im Hintergrund. Vielleicht wird durch meine Abwesenheit, dein Körper, und auch dein Geist wieder gesund. Wer tief in meine Augen sieht, sieht die Qual und Trauer, die mich zur Zeit durchfährt. Sie sind von Schmerz gekennzeichnet; der Schmerz wird von dieser tiefen Dunkelheit in mir vermehrt. Ich gehe also, um mich abzulenken. . . durch die Straßen - verlassen und allein - Es fängt an zu regnen. . . Ich habe das Gefühl, als wenn ich ersticke im Keim. So stehe ich jetzt im Regen, Tränen laufen über mein Gesicht. Sie bahnen sich Wege, ich wollte es nicht. Niemals wollt ich, dass unsere Freundschaft so eine Ende nimmt. Hoffen will ich, dass du dich bald besinnst. Wir waren schon immer Freunde und wollten es eigentlich auch für immer sein. . . Ich werd' meine Gefühle in den Hintergrund stellen, und damit ist mein Gewissen hoffentlich rein. Klosterfelde, den 31.10.2005 von Chrissy Kapitel 5: Kapitel 1.5. ----------------------- Kapitel 1.5. Während wir alle unsere Kleidung wechseln, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Wird dies wirklich das letzte Mal sein, dass ich mit euch - meinen besten Freunden - auf der Bühne stehe? Mit euch zusammen in der Musik meine Gefühle ausdrücke? Es spricht alles dafür. . . Ich bin als erster fertig und stehe bereits bei der Tür. Yomi und Hitsugi gehen an mir vorbei und unterhalten sich über das Konzert. Du folgst als nächster. Unsere Blicke treffen sich. Wieder kann ich nicht deuten, was sich in dir abspielt. Du wendest dich schnell ab und ich muss unweigerlich seufzen, als ich dir hinterher schaue. "Endspurt Ni~ya!" höre ich Ruka sagen und er boxt mir freundschaftlich gegen die Schulter. Mein Blick wandert zu ihm. . . unsicher und traurig. Ich versuche zu lächeln und nicke schnell als Bestätigung, bevor ich den anderen zurück zur Bühne folge. Doch Ruka ist mein Blick nicht verborgen geblieben. Er hat ihn wohl gemerkt und hat auch gleich eine Vorahnung, was er bedeuten könnte. Für dich. . . für mich. . . für uns alle. Wir stehen wieder auf der Bühne. Die Menge braucht ihre letzten Kraftreserven auf, um uns noch einmal mit einem tosenden Geschrei zu feiern. Und auch wir geben noch einmal alles - zu Ehren unserer Fans. Mein Herz wird mit jedem Akkord, den wir spielen, mit jedem Refrain, der gesungen wird, immer schwerer. Ich muss schwer schlucken und mich arg zusammenreißen. Mir ist zum Heulen zumute. Mein Blick wandert noch einmal zu dir. Du bist völlig konzentriert und spielst angestrengt deine Parts. Schweißperlen rinnen deine Stirn hinab. Entlang an deine schönen, aber blassen Wangen, bis sie schließlich von deinem Kinn hinuntertropfen. Deine Lippen sind geöffnet und ich sehe, wie sich stoßweise dein Brustkorb hebt und senkt - du ringst nach Luft. Deine Augen blicken unruhig im Saal umher. Suchen verzweifelt nach einem Punkt, an dem sie für einen Moment ruhig verweilen können - kraftlos und leer. Du lächelst fast schon erleichtert, als auch das letzte Lied zu Ende ist. Schnell schnallst du deine Gitarre ab - deine Bewegungen wirken schwerfällig und mühselig - und verteilst deine restlichen Plektren mit einem einzigen Wurf an die Fans, bevor du kurz hinter Ruka die Bühne verlassen willst. Auch ich verteile ein paar meiner Plektren und folge dir dann schnell. Einer der Staffs reicht dir ein Handtuch, das du an dich nimmst und weiter zu der kleinen Treppe gehst, die wieder zum hinteren Bereich der Bühne führt und zurück zu unseren Räumen. Nur ein paar Schritte. . . du taumelst. Und schon nach der ersten Stufe sehe ich, wie du deine Lider senkst und kraftlos vornüber fällst. Irgendwie habe ich es kommen sehen. . . Mit einem Satz bin ich bei dir. Greife mit der rechten Hand um deine Hüfte - um dich davor zu bewahren, die letzten Stufen hinunter zu fallen - und zeitgleich mit der linken ans kleine Treppengeländer - um mir für die Wucht weiteren Halt zu suchen. Schlaff, fast leblos, hängt dein schöner, sonst so energiegeladener Körper in meinen Armen. Ich streiche dir die Haare aus dem Gesicht und hoffe, dass du deine Augen öffnest. Hoffe, dass du vielleicht einfach nur gestolpert bist. Doch deine Augen sind geschlossen - du regst dich nicht. Fast panisch spreche ich deinen Namen aus. Ziehe so die Aufmerksamkeit des Staffs, der noch immer darauf wartet, Yomi und Hitsugi die Tücher zu reichen, und Ruka auf mich, die mir sogleich zur Hilfe eilen. Dem Staff wird aufgetragen sofort einen Sanitäter zu holen. Wir haben immer einen am Rande der Bühne sitzen für Notfälle, doch sobald wir das erste Mal die Bühne verlassen, gehen auch sie von ihren Positionen. Etwas, dass wir unbedingt ändern müssen! Während ich dich nun ganz hochhebe und zu unserem Aufenthaltsraum bringe, um dich auf die Couch zu legen, bleibt Ruka anstelle des Staffs am Bühnenrand und wartet auf einen winzige Gelegenheit, den anderen Beiden zu vermitteln, sofort mitzukommen. Kaum, dass sie sich von den Fans abwenden, um auch hinter die Bühne zu gehen, und Ruka da stehen sehen, wissen sie, dass etwas nicht stimmt. Ruka wartet sonst nie am Bühnenrand! Die drei folgen uns schnell. Als sie den Aufenthaltsraum betreten ist bereits der Arzt anwesend und untersucht dich ausgiebig. Nervös. . . panisch vor Angst, laufe ich unruhig im Raum umher und seufze erleichtert auf, als ich die anderen sehe. Yomi und Hitsugi - die bereits von Ruka wissen, was passiert ist - sind nicht weniger geschockt, bei deinem Anblick. Ruhig sehen wir dem Arzt zu. Sehen zu, wie er deinen Puls misst, vorsichtig ein Augenlid öffnet und hineinsieht - Dinge, die man aus dem Fernsehen kennt. Keinem bleibt das resignierte Kopfschütteln des Arztes verborgen. Und als er dann auch noch in seinem Koffer kramt und eine Spitze zum Vorschein kommt, wird mir noch elendiger zumute. Was ist mit dir? Was hast du nur, dass er gleich zweimal das schreckliche Ding an deinen Arm ansetzt und mit der kalten Nadel in deine Venen stößt? Kaum, dass er damit fertig ist und seinen Koffer schließt, bittet er uns, ihm auf den Gang zu folgen. Ich weiche jetzt ungern von deiner Seite. Daran ändert auch nichts der Gedanke, dass du mich, wenn du bei Bewusstsein wärst, schon längst von dir gewiesen hättest. Mit einem leisen Klicken schließe ich die Tür hinter mir und wir warten alles gespannt darauf, was uns der Arzt jetzt sagen wird. "Ihrem Freund geht es soweit gut!" //Soweit. . . hört sich nicht sehr überzeugend an.// "Was seine Bewusstlosigkeit betrifft, deutet alles auf einen normalen Kreislaufkollaps hin. So eine Tour ist sehr anstrengend, da kommt so was schon mal vor. Das ist nicht weiter bedenkenswert. Ich habe ihm dafür ein Aufbaupräparat gespritzt, dass den Kreislauf wieder langsam stabilisieren wird. . . ." Er stockt und ich weiß sofort, dass das kein gutes Zeichen ist. "Da ist allerdings noch eine andere Sache die mir sehr zu Bedenken übrig lässt. Ich weiß nicht, ob ihnen vielleicht aufgefallen ist, dass ihr Freund weniger isst, aber. . . er ist völlig unterernährt." Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und auch die anderen tauschen besorgte Blicke aus. "Sein Zustand ist kritisch! Kurz: Er ist krank! . . . und wenn es so weitergeht, macht er sich damit kaputt." Meine Augen fixieren konzentriert den Boden und doch kann ich nicht verhindern, wie mir Tränen in ihnen hochsteigen. "Es gibt mehrere Auslöser für eine solche Krankheit. Zum einen der ewige Wahn nach Schönheit. Der innere Wunsch nach Perfektion kann einen Menschen zu äußerten Mitteln treiben. Zum anderen können auch stetiger Stress und die Anhäufung von Problemen dazu führen, dass jemand unterbewusst nach einer Veränderung sucht, die sich in der Art wiedergeben kann. So oder so. . . ihr Freund braucht dringend Hilfe." Mit gesenkten Kopf betrete ich wieder den Raum und schließe hinter mir die Tür. Mehr brauche ich nicht zu hören. Ich gehe zu dir hinüber und betrachte dich traurig. //Ich habe es gewusst! Die ganze Zeit über hatte ich es geahnt und seit ein paar Tagen hatte ich für mich die Bestätigung, doch ich habe nichts unternommen. Ich bin Mitschuld, dass du nun hier liegst. Ich hätte dich daran hindern müssen. Aber statt dessen belaste ich dich mit noch mehr Problemen und bringe die ganze Situation vermutlich zur Eskalation. Verzeih mir Sakito. . . !// Ich kann nicht verhindern, wie sich die Tränen einen Weg über meine Wangen bahnen. Verzweifelt knie ich mich vor dir auf den Boden und weine, während sich die Jungs draußen noch mit dem Arzt unterhalten und sich Ratschläge anhören, wie dir zu helfen wäre, ohne den Einsatz von Medikamenten und weiteren Ärzten. "Freundschaft." meint er nur. "Freundschaft und Zusammenhalt bewirken so manches Wunder. Seien sie für ihn da. Achten sie darauf, dass er genügend isst und Abstand von jeglichen negativen Einflüssen hält. Und vor allem Ruhe. Er braucht sehr viel Ruhe. Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Es ist möglich, dass er die ganze Nacht durchschlafen wird. Machen sie sich also keine Sorgen." Mit diesen Worten hatte sich der Arzt verabschiedet und dich ganz unserer Obhut überlassen. Kurz darauf spüre ich Rukas Hand auf meiner Schulter. "Ist gut Ni~ya. Er ist in Ordnung. Er muss nicht ins Krankenhaus. . . Wir passen auf ihn auf - keine Sorge!" //Was ist gut? Gar nichts ist in Ordnung! Soll ich jetzt erleichtert sein?// Ich nicke zustimmend, wende meinen Blick aber nicht ein einziges Mal von dir ab. Keinem sind natürlich meine Tränen verborgen geblieben. "Lass ihn uns heim bringen, Ni~ya. Draußen wartet schon der Kleinbus." Wieder nicke ich nur und als Ruka dich hochheben will, hindere ich ihn schnell daran. "Ich. . . ich mach schon!" Er versteht sofort, was in mir los ist und lässt mich gewähren. Vorsichtig greife ich unter deinen geschwächten, zerbrechlich wirkenden Körper und hebe dich hoch. Halte dich sanft an meinen Körper gedrückt. Dein Kopf lehnt an meiner Schulter und deine Hand berührt leicht meinen Oberkörper. Wäre unsere Freundschaft nicht so gebrochen, zwischen uns noch alles im Reinen; würde in mir nicht das Schuldgefühl nagen und wenn es dir gut gehen würde, dann hätte ich mich sicher über diese Nähe zu dir gefreut, aber nun. . . Langsam trage ich dich Richtung Seiteneingang, durch den wir alle vor wenigen Stunden die Halle betreten haben. Ruka läuft voran und öffnet uns die Tür. Hitsugi und Yomi gehen neben uns, blicken dich und auch mich besorgt an. Erst beim Wagen, lasse ich mir von den anderen helfen. Alleine wäre es schwierig geworden, dich in den Bus zu kriegen. Ich setze mich auf die Sitzbank und dich legen wir ausgestreckt darauf, betten deinen Kopf auf meinen Schoß. Die anderen drei sitzen uns gegenüber. Während wir uns alle zu dir fahren lassen, sucht Yomi in deinen Sachen nach dem Schlüssel. Beim Durchsuchen findet er allerdings nicht nur den, sondern auch eine halbleere Packung an Tabletten. Sogenannte Muntermacher, durch deren Einnahme dem Körper signalisiert wird, jegliche Energiereserven zu nutzen und weiter wach zu bleiben. Wir alle kennen dieses Medikament - eigentlich basierend auf natürlicher Basis - recht gut, haben es vermutlich selbst schon alle einmal genommen. Ich kenne es noch aus Schulzeiten. Zu den Abschlussprüfungen gab es kaum einen Schüler, der keine Packung von diesen Dingern bei sich hatte. Durch sie blieb man länger wach und hatte somit mehr Zeit zum Lernen. Und kaum war die Prüfungszeit vorbei, holte man den Schlaf und die nötige Ruhe nach, die man auf unnatürliche Weise unterbunden hatte. Wie lange nimmst du diese Tabletten jetzt schon? Gerade in deinem Zustand. . . Wir scheinen alle das Gleiche zu denken. Und ich bin Yomi für seine weitere Reaktion mehr als dankbar, denn er öffnet kurzerhand das Fenster und wirft die Packung hinaus. Die restliche Fahrt schweigen wir uns weiter an - hängen jeder für sich seinen eigenen Gedanken nach. Kaum bei dir, lege ich dich in dein Bett. Ziehe dir mit Rukas Hilfe die Sachen aus und lege dir zum Schluss behutsam die wärmende Decke über den schmächtigen Körper. Während ich bei dir bleibe und mich noch immer mit meinen Schuldgefühlen plage, ist Ruka in der Küche und macht Tee. Und die anderen beiden sitzen in der Wohnstube und schauen ihm dabei zu. Dass sie sich kurz darauf unterhalten bekomme ich nicht mit, da der Fernseher läuft. Aber eigentlich bekomme ich nicht einmal das mit, da meine Gedanken viel zu sehr mit dir beschäftigt sind. ~ . ~ Ruka stellt Yomi und Hitsugi gerade den heißen Tee auf den Tisch und setzt sich mit seiner Tasse in den kleinen Sessel. Prüfend geht sein Blick in Richtung Schlafzimmertür und vergewissert sich so, dass ich nicht in der Nähe bin. Die Blicke der anderen folgen seinem. Und plötzlich durchbricht Hitsugi die Stille zwischen ihnen. "Wir müssen was unternehmen. Er kann doch nicht alles alleine machen." Einheitliches Nicken von Seiten Yomi und Ruka. Man könnte fast meinen, sie reden über dich, aber dem ist nicht so. "Ich versteh ihn ja, dass er sich Sorgen macht. Und dass er sich die Schuld am Ganzen gibt, ist auch nicht zu übersehen. Aber wir sind dann nicht weniger Mitschuld. Und er ist selbst schon die letzten Tage so durcheinander. Sein Zustand ist genauso labil. Wenn wir nicht aufpassen, bricht er uns auch noch zusammen. Vielleicht nicht gerade physisch, aber psychisch steht er kurz davor." Hitsugi deutet mit Daumen über die Schulter hinweg Richtung Schlafzimmer. "Vielleicht wäre das gar nicht mal so schlecht." erwidert unser Ältester. "Dann könnten wir die beiden in dem Zimmer da einsperren, bis sie miteinander geredet und die Probleme zwischen sich geklärt haben." "Lass die Scherze, Ruka! Ich finde das gar nicht komisch. . . Warum geht derzeit scheinbar alles schief?" Unser Vocal sitzt mit angezogenen Beinen auf der Couch und sieht betrübt in die Teetasse in seinen Händen. "Das war auch nicht scherzhaft gemeint. Ich mein damit nur, dass die beiden sich so verdammt ähnlich sind, und sie merken es nicht einmal. . . . vermutlich wird er die ganze Nacht an seiner Seite bleiben." "Na wenn Ni~ya auf Sakito aufpasst, dann bleiben wir und achten auf beide, oder?" Ruka und Hitsugi bleibt gar nichts anderes übrig als lächelnd zuzustimmen. Manchmal ist unser Kleiner aber auch zu niedlich. ~ . ~ Nach einer weiteren Stunde, die die anderen vor dem Fernseher verbracht haben und ich noch immer an deiner Seite sitze und deine Hand halte, kommt Ruka zu uns. Ich habe ihn allerdings erst bemerkt, als er mich leicht an der Schulter berührt und mich anspricht. "Ni~ya soll ich dich ablösen?" "Nicht nötig!" Ich denke Ruka ist klar gewesen, dass ich das sagen würde, denn er hat daraufhin nur fürsorglich gelächelt. "Na gut. Wenn was ist, dann sag bescheid. Wir sind draußen." "Ihr braucht nicht bleiben. Geht ruhig nach Hause und erholt euch vom Konzert. Ich schaff das hier auch allein. . ." "Weiß ich doch! Wir schauen eben noch den Film zu Ende und verschwinden dann." Ich nicke und gleich darauf lässt er uns wieder allein. Dass die anderen beiden bereits auf der Couch, wegen der ganzen Aufregung, eingeschlafen sind, hat er mir bewusst verschwiegen. ~ . ~ Ich weiß nicht, wie viel Zeit danach vergangen ist. Irgendwann aber wurdest du unruhiger, bist aber nicht aus deinem tiefen Schlaf aufgewacht. Wie in alt gewohnter Weise streiche ich dir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, bevor ich aufstehen und die Heizung andrehen will. Es ist frisch geworden hier drin und ich will schließlich nicht, dass du dich in deinem Zustand noch erkältest. Ich richte mich auf und wende mich bereits ab, muss unweigerlich gleich deine Hand loslassen, als ich mitten in der Bewegung stocke. "Ni~ya geh nicht. . ." Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich nicht verhört habe, aber Tatsache ist, dass du dich geregt hast und du nun deinerseits meine Hand leicht festhältst. Langsam drehe ich mich dir wieder zu. Deine Augen sind geschlossen und dein Atem geht noch genauso ruhig wie zuvor. Auch als ich dich leise anspreche, reagierst du nicht. Du scheinst noch immer tief und fest zu schlafen. Also hast du im Schlaf gesprochen. Was du wohl träumst? Es kann nichts Schönes sein, denn deine Gesichtszüge wirken traurig und als ich mich doch wieder hinsetze, sehe ich wie sich eine Träne aus deinen Augenwinkeln löst. Vorsichtig nehme ich sie mit dem Zeigefinger von deiner Wange. Noch immer weiß ich nicht, ob du wirklich das gesagt hast, was ich verstanden habe. Sei es im Traum oder in der Realität. Meine Gedanken überschlagen sich, denn warum solltest du so etwas sagen? Warum solltest du mich am Gehen hindern? Zumal ich ja so oder so nicht gegangen wäre. Und nun wage ich es nicht mehr, von deiner Seite zu weichen. Ich nutze den Augenblick in dem du schläfst, um in deiner Nähe zu sein. Nutze einfach diese letzten Minuten und Stunden, in denen ich einfach nur bei dir sein kann und du mich nicht von dir weisen kannst. Und wenn du dann die Augen öffnest, werde ich aus deinem Leben verschwinden - dich in Ruhe lassen - so, wie du es wolltest. Ich habe dich noch eine ganze Weile beobachtet. Doch irgendwann habe auch ich meinen Kopf müde auf das Bett gelegt und muss eingeschlafen sein. Deine Hand habe ich die ganze Zeit über nicht losgelassen. . . ~ . ~ Da ich selbst so erschöpft gewesen und eingeschlafen bin, habe ich natürlich nicht bemerkt, wie Ruka noch einmal ins Zimmer gekommen ist. Habe nicht gesehen, wie er kopfschüttelnd in der Tür gestanden und mir kurz darauf lächelnd eine Decke um die Schultern gelegt hat. Genauso, wie er zuvor Yomi und Hitsugi, die auf der Couch eingeschlafen waren, zugedeckt hat. Er selbst hat es sich dann bestmöglichst im Sessel gemütlich gemacht und ist auch kurze Zeit später eingenickt. ~ . ~ Dass was ich noch vor unserem Auftritt dachte, ist falsch. Dass wir keine Gemeinschaft mehr sind. Diese unerwartete Situation hat gezeigt, dass wir kein kleines, immer wiederkehrendes Ritual brauchen, um uns dessen bewusst zu werden. Wir haben alle zusammen gehalten, waren jeder für den anderen da, außer acht lassend, was zuvor geschehen ist - genau wie früher. In dieser Stille der letzten nächtlichen Stunden, in denen wir alle in deiner Wohnung schliefen, waren wir - ohne uns dessen bewusst zu sein - eine Gemeinschaft! Dis: so... kapi 1 wäre damit abgeschlossen u.u es folgen aber noch 2 in ungefähr dem gleichen ausmaße^^ und wenn ihr mir weiter liebe kommis schreibt, stelle ich sie auch weiter on XD Biba die Sora*winks* Kapitel 6: Kapitel 2.1 ---------------------- Kapitel 2.1. //Es ist dunkel und kalt! Ich fühle mich unwohl. . . Und dann kommen in mir noch all diese Erinnerungen hoch. Aber ich kann nicht verhindern, dass sich die Bilder aus längst vergangenen Zeiten vor meinem inneren Auge wiederspiegeln. . . mir noch einmal die Gefühle zeigen, die ich damals empfunden habe. . . und den Schmerz! Ich habe soviel falsch gemacht. Habe soviel gesagt, was nicht der Wahrheit entspricht. In deinen sanften Augen konnte ich sehen, wie ich dir damit wehgetan habe. Warum habe ich das getan? . . . ich habe Angst! Ich will dich nicht verlieren. . .// Meine Gedanken sind wirr. Ich werde innerlich unruhig und versuche ihnen zu entkommen. Doch noch einmal muss ich mich der Einsamkeit von damals stellen, wenn auch nur in meinen Erinnerungen. Es ist schwer genug. . . und dann bin ich auch noch so dumm und hole sie zurück in mein Leben. Ich fühle mich furchtbar. Aber da ist etwas, das mir Wärme und Trost spendet. Diese angenehme Wärme kommt von meiner Hand und breitet sich langsam in meinen Körper aus - spendet mir Nähe und Geborgenheit. Es ist ein schönes Gefühl. . . ich fühle mich wohl. Ich weiß nicht, warum ich mich so müde und ausgelaugt bin. Am liebsten würde ich gar nicht mehr die Augen öffnen. Einfach nur noch dieses Gefühl genießen und schlafen. . . Aber ich muss wissen, woher plötzlich diese Wärme kommt. Also öffne ich mühselig meine schweren Lider. . . Mein Blick fällt auf meine Hand, die fest von einer anderen umschlossen ist. Fest und sanft zugleich. . . Irgendwer ist bei mir. . . Wer? Es kostet mich viel Anstrengung nicht einfach wieder die Augen zu schließen. Aber ich muss es einfach wissen. Langsam hebe ich meinen Blick. Ich sehe dunkles Haar, das der Person in Strähnen sanft ins Gesicht fällt - mir den Einblick erschwert. Wohlgeformte Augenbrauen über den geschlossenen Liedern, breite Wangenknochen. . . im Ganzen sind seine Gesichtszüge ruhig und sanft. Und diese vollen, sinnlichen Lippen. . . Wie oft haftete mein Blick schon auf ihnen, wenn du gesprochen hast? Wie oft hat deine tiefe, sanfte Stimme meine Aufmerksamkeit schon erregt, sobald ich sie nur vernommen habe? Ich kann meine Augen nicht länger offen halten und falle zurück in den tiefen Schlaf. Nur diesmal ruhig und friedlich - ohne den Schmerz, den ich zuvor verspürt habe. Ein Lächeln ziert meine Lippen, das sich auf sie gelegt hat, als ich dich erkannt habe. Und noch während ich wieder zurück in die Dunkelheit gleite, rinnt eine Freudenträne über meine Wange. ~ . ~ Irgendwann in den Morgenstunden werde ich wach. Trotz meiner noch geschlossenen Augen weiß ich, dass er bereits hell draußen ist. Langsam, fast schwerfällig öffne ich meine Lider und richte mich auf. Für einen kurzen Moment brummt mein Schädel, als Protest, weil ich mich so schnell bewegt habe. Aber das legt sich genauso schnell wieder, wie es gekommen ist. Mein Blick fällt auf den Wecker neben dem Bett. 8.30 Uhr. . . es ist also wirklich noch recht früh. Mal abgesehen davon, dass ich bei weiteren Umsehen erkenne, dass ich bei mir zu Hause bin, stört mich etwas ganz gewaltig. Zum einen weiß ich nicht einmal wie ich hierher gekommen bin und zum anderen, kann ich mich auch nicht an gestern Abend erinnern. Wir hatten unseren letzten Auftritt - den wohl schlechtesten, den wir je gegeben haben - und ich vermute mal, das lag hauptsächlich an mir. Ich überlege angestrengt weiter nach und gehe grob den Ablauf des Abends durch. Wir waren alle schon da, nur du nicht. Zwischen uns allen herrschte eine extreme Spannung. Oder sollte ich besser sagen, zwischen den anderen und mir? Dann der Auftritt. . . es war heiß. . . die Bühnenlichter schmerzten in meinen Augen. . . ich fühlte mich im Ganzen unwohl. Und dann warst da du. . . dein undeutsamer Blick. Gleich mehrmals trafen sich unsere Blicke. . . du wendetest dich immer kurz danach ab. Weder im Dunkeln der Bühne noch im hellen Licht hinten im Backstage-Bereich konnte ich erkennen, was in dir vorgeht. Das einzige was ich sofort sah, war die Veränderung in deinen Augen. Dein sonst so sanfter Blick, mit dem du alles betrachtet hast. . . bei dem ich mich wohl fühlte, wenn ich ihn auf mir gespürt habe. . . Dieser sanfte Blick war verschwunden! Du hast mich eisern angesehen. . . angespannt. Sonst hast du immer gelächelt, wenn sich unsere Blicke auf der Bühne trafen - gestern blieb es ganz aus. Selbst das habe ich zerstört. Ich habe einen Keil in die Band getrieben, von dem ich nicht weiß, ob er jemals wieder zu lösen sein wird. Ich habe unsere Freundschaft zerstört, die mir das Wichtigste im Leben war - wichtiger noch als die Musik. Und jetzt erst wird mir bewusst, dass das noch nicht alles ist. . . dass es noch schlimmer gekommen ist. . . . ich habe dein Lächeln zerstört! Dein einmaliges, wunderschönes Lächeln. Ich fühle mich elendig. Noch immer weiß ich nicht, wie der Abend geendet ist, aber das ist mir jetzt auch egal. Denn ich habe mich an etwas anderes erinnert - etwas viel schlimmeres. Ich fühle einen unsagbaren Schmerz in mir, als ich mich daran erinnere, was ich dir vor zwei Tagen für schreckliche Dinge an den Kopf geworfen habe. Dinge, die nicht annähernd der Wahrheit entsprechen. Und das alles nur, weil ich aus Verzweiflung und Eifersucht überreagiert habe. Plötzlich höre ich ein paar leise Geräusche aus meiner Küche. Ist jemand bei mir? Schnell stehe ich auf und werde sofort dafür bestraft. Alles in mir dreht sich und ich muss mich am Bett abstützen. Einen Moment später, nachdem ich mich scheinbar wieder unter Kontrolle habe, richte ich mich ganz auf. Aber besonders gut fühle ich mich noch immer nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon jemals so kraftlos, so schwach, gefühlt habe. Erst jetzt fällt mich die Wolldecke auf, die neben meinem Bett liegt. Und verwundert bleibt mein Blick an hier haften, als ich langsam in Richtung Küche gehe. Kaum dass ich diese betrete, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Diese Situation kommt mir irgendwie bekannt vor. . . Es ist Morgen und erneut stehst du völlig unerwartet vor mir - genau wie vor ein Tagen. Aber was machst du hier? Als du dich plötzlich umdrehst, erschreckst du leicht. Du siehst mich an und für einen kurzen Moment hätte ich schwören können, dass du mich besorgt gemustert hast. "Wie geht es. . ." Du unterbrichst dich selbst und änderst deine Frage mir gegenüber. "Du bist schon auf?" Ich nicke nur leicht. Kann es sein, dass du gerade fragen wolltest, wie es mir geht? Aber nachdem wie ich dich behandelt habe, was ich alles zu dir gesagt habe, verstehe ich gut, dass du es nicht tust. Schließlich habe ich dir selbst gesagt, dass es mir auf die Nerven geht. . . .alles Unsinn! In Wirklichkeit bin ich doch immer froh gewesen, wenn ich deine Aufmerksamkeit hatte, wenn ich wusste, dass du dir Gedanken um mich machst. Auch wenn ich dir ungern Sorgen bereiten wollte. Und doch bin ich mir sicher, dass dies die erste Frage war, die dir auf den Lippen lag. Fragt sich nur warum. Warum sieht es für einen Moment so aus, als würdest du dich um mich sorgen? Warum bist du überhaupt hier? Was ist gestern Abend geschehen? Angestrengt versuche ich mich erneut an den letzten Abend zu erinnern. Doch in mir herrscht nur Leere - der sogenannte Blackout, Filmriss oder Totalausfall. Wie man es nennen mag. Es kommt eh alles auf dasselbe heraus. Warum nur kann ich mich nicht erinnern? Verwirrt lasse ich meinen Blick schweifen und erblicke zu meiner Überraschung auch Yomi und Hitsugi, die regelrecht aufeinander liegen, schlafend auf meiner Wohnzimmercouch. "Die beiden sind auch hier?" Ganz unbewusst habe ich diese Frage laut ausgesprochen und trotzdem bekomme ich sogar eine Antwort. Ich blicke dich an, als ich deine Stimme vernehme. "Natürlich! Die Jungs haben sich Sorgen gemacht und sind letztendlich auf der Couch eingeschlafen." Du gießt gerade ein zweite Tasse Kaffee ein und siehst mich fragend an. Stellst mir eine hin, nachdem ich zustimmend genickt habe. Ich beobachte dich dabei genau. Blicke aber zwischendurch noch immer verwirrt rüber zu meinen anderen Bandmember. "Ni~ya?!" Leise und zögerlich spreche ich dich an. Wenn ich schon nicht selbst darauf komme, muss ich halt nachfragen. "Was. . . ist passiert?" Deine Augen weiten sich und du siehst mich überrascht an. "Kannst du dich nicht erinnern?" Ich schüttle nur leicht den Kopf und blicke beschämt zu Boden. Gerade dich muss ich fragen. Gerade dich bitte ich um Antworten. Du nimmst einen Schluck von deinem Kaffee, leckst dir unbewusst danach noch einmal über die Lippen. Das tust du öfter - eigentlich fast immer - und du weißt es nicht einmal. "Nach dem Konzert bist umgekippt und da haben wir dich gemeinsam nach Hause gebracht. Du hast den Jungs einen ganz schönen Schrecken eingejagt." Wieder sagst du nur "die Jungs". Schon vorhin hast du gemeint, die Jungs hätte sich Sorgen gemacht. Hast du dir keine Sorgen gemacht? Oder traust du dich nicht es zu sagen? Ich lasse deine Sätze auf mich wirken. "Umgekippt also. Komisch, ich kann mich wirklich nicht erinnern. . ." "Das ist sicher normal." Du siehst mich nicht an, sondern blickst weiter auf die Tasse in deinen Händen. Irgendwie fühle ich mich. . . mies. Ich bin in den letzten Tagen so schlecht zu meinen Freunden. Bin patzig und schreie sie an und sie halten in gewisser Weise noch immer zu mir, obwohl sie selbst noch furchtbar wütend vor dem Konzert auf mich waren. Ich kann nur immer wieder bestätigen, dass sie wahre Freunde sind. Freunde, auf die ich mich immer verlassen konnte. Und wenn sie sich von mir abwenden, dann bin ich allein schuld daran. Noch scheine ich ihre Freundschaft nicht komplett verloren zu haben. Da kann ich vielleicht mit viel Mühe noch etwas retten. Aber bei uns befürchte ich weiterhin, dass es zu spät ist für meine Reue. Mir fällt etwas ein und ich blicke in Richtung meines Schlafzimmers. Auch wenn ich von meinem Platz aus nicht mein Bett und die Decke, die daneben lag nicht sehen kann, verweilt mein Blick in dieser Richtung und ich stelle dir ein weitere Frage. "Hat etwa jemand die Nacht an meinem Bett gesessen?" Da ich dich noch immer nicht ansehe, bleibt mir verborgen, wie sich deine Augen vor Schreck weiten und du mitten in der Bewegung inne hältst. Als du aber nicht antwortest, wende ich mich wieder zu dir. "Ich frage nur, weil die Decke da liegt und. . ." Ja was und? Weil die Decke da liegt und ich hoffe, dass du es gewesen sein könntest? Selbst wenn du dir Sorgen gemacht hättest, was ich noch immer nicht weiß, wirst du dich sicher nicht noch an mein Bett gesetzt und auf mich geachtet haben, nachdem wie ich dich mit meinen Worten verletzt habe. "Ruka hat die ganze Nacht auf dich aufgepasst. Er hat sich halt auch Gedanken gemacht und wollte sichergehen, dass es dir gut geht." "Ruka?!" Also nun bin ich wirklich überrascht. Dass du es nicht gewesen bist, damit habe ich fast gerechnet. Aber dass es Ruka gewesen sein soll. . . Eigentlich logisch, wenn Hitsugi und Yomi auf der Couch schlafen. Aber die Decke hätte ja genauso gut aus irgendeinem anderen Grund da liegen können. Suchend blicke ich mich nach unserem Drummer um. Du merkst es und gibst mir gleich eine Antwort. "Ruka ist im Bad. Ähm. . . besser du sagst ihm nicht, dass ich es dir verraten habe. Du weißt ja, wie er ist. Das Ganze ist ihm sicher peinlich." Ich nicke zustimmend und trinke jetzt selbst einen Schluck von meinem Kaffee. Eben genau deswegen habe ich nicht mit ihm gerechnet. Ich dachte immer Ruka ist nicht der Typ, der so was offen zeigt. Wir beide sind so in unsere Gedanken vertieft, dass wir nicht einmal bemerkt haben, dass Yomi und Hitsugi bereits wach sind und besonders letzteren Teil unseres Gespräches stirnrunzelnd gefolgt waren. Irgendwann hören wir aber das Murren eines gespielt mürrischen Hitsugi und ein lautes Gähnen von unserem Vocal. "Boar hab ich gut geschlafen." Wir blicken rüber zum Wohnzimmer und sehen wie Yomi sich genüsslich streckt. Hitsugi selbst sieht nicht so erholt aus. "Schön, dann geh runter von mir. Du bist schwer." "Ist ja gar nicht wahr!" Folgt gleich darauf ein Protest von Seiten Yomi. Er zieht eine Schnute und kommt dann zu uns herüber, setzt sich uns gegenüber an den Tresen und sieht mich besorgt aber lächelnd an, während du ihm bereits einen Kaffee eingießt. "Na, geht's wieder, Leader-san?" Ich nicke leicht und muss seinem Blick und auch dem von Hitsugi, der sich nun neben Yomi setzt, ausweichen, da ich ihnen nicht standhalten kann. Beschämt blicke ich auf die Arbeitsplatte des Tresens. Die Frage ist ehrlich gemeint. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie sich Sorgen machen. "Tut mir leid. Ich hab den letzten Auftritt komplett versaut." "Ach, da gab's nichts mehr zu versauen. Der war von Anfang an misslungen." Yomi versucht mir das Schuldgefühl zu nehmen. Zwar mit wenig Erfolg, aber ich lächle ihn trotzdem dankbar an, bevor er dir auch schon die Hände entgegenstreckt und dir die Kaffeetasse aus den Händen nimmt. "Und für das Kätzchen eine Milch?" Yomi muss sich beherrschen den Schluck Kaffee, den er gerade zu sich genommen hat, bei sich zu behalten, als du Hitsugi diese Frage stellst und auch ich muss schmunzeln. Nur Hitsugi selbst fand es nicht sehr lustig und tut beleidigt. "Ha ha, sehr witzig. Mach mir nen Michkaffee." Hitsugi beugt sich über den Tresen und sieht dir zu, wie du zuerst die Milch in die große Tasse gießt. Du machst sie halbvoll und willst gerade nach dem Kaffee greifen, aber Hitsugi hat scheinbar eine eigene Mischung. "Mehr. . . mehr. . . noch mehr." Leicht genervt siehst du ihn an. "Hitsugi, die Tasse ist fast voll. Wie soll da noch Kaffee reinpassen?" Das Grinsen unseres zweiten Gitarristen ist uns allen Antwort genug und du stellst ihm letztendlich doch nur eine Milch vor die Nase. Kurz darauf stößt auch Ruka zu uns. Jetzt sind wir wieder komplett. Ich blicke unsicher von einem zum anderen. Ich weiß, dass eine richtige Entschuldigung angebracht wäre. Aber ich habe Angst auf Ablehnung. Ich habe aber auch so verdammt viel falsch gemacht in den letzten Wochen. Du versorgst letztendlich auch unseren Drummer mit einem Muntermacher und bleibst ganz stehen. Irgendwie wurdest du immer nervöser, je mehr von uns hinzugekommen sind. Ich bin nicht der einzige der dich mustert. Auch die anderen haben aus irgendeinem Grund ein Auge auf dich. Vielleicht macht es sie nervös, weil du die ganze Zeit stehst und mit dem Finger ständig gegen die Tasse tippst. Gerade als Ruka etwas zu mir sagen will, stellst du die Tasse auf den Tresen und sagst uns, dass du dringend noch was vor hast. "Wo ihr ja schon alle wach seit, da kann ich ja gehen. Ich. . . ich hab noch einen wichtigen Termin." "Willst du nicht mal mit frühstücken?" Yomi ist nicht der einzige, der dich fragend anschaut, weil du dich so plötzlich aufbruchbereit machst. "Ich muss wirklich los. Lasst es euch schmecken." Schon gehst du aus der Küche und holst deine Sachen. Und als du von der Wohnstube dann Richtung Wohnungstür gehst und zum Abschied die Hand hebst, sehe ich, wie dein Blick auf mich fällt. Mir ist sofort klar warum du gehst. Es ist wegen mir! Kaum, dass ich das Zufallen der Tür vernehme stehe ich auf und will deine Tasse, die du bei deiner regelrechten Flucht vor mir einfach nur an deinen Platz gestellt hast, zur Spüle bringen. Ein Blick hinein zeigt mir, dass sie noch halbvoll ist. Hältst du es nicht einmal mehr für einen Kaffee in meiner Nähe aus? Ich bin schon wieder dabei, mich in meine Gedanken zu verlieren, als Ruka mich anspricht. "Sakito? Komm setz dich und iss etwas." "Danke, ich habe keinen. . ." Ich habe noch nicht einmal meinen Satz beendet, als Ruka auch schon neben mir steht und mich leicht am Arm berührt. Irgendwie sehen mich alle so strafend an. Ruka sieht mich besonders ernst an. Mir ist mulmig zumute. "Leader-san?! Du setzt dich jetzt sofort hin und isst etwas mit uns. So einfach machen wir es dir nicht. . . jetzt, wo wir von deinem Problem wissen, kannst du sicher sein, dass wir besonders auf dich aufpassen." Ich blicke erst Ruka und dann die anderen erschrocken an. Die Worte unseres Drummers verunsichern mich. Verbreiten eine Befürchtung in mir, die durch die ernsten Blicke der anderen nur bestätigt wird. Sie wissen es! "Was? Ich. . . aber woher. . . ich dachte Ni~ya. . ." Die anderen sehen sich verwirrt an. Doch Ruka scheint meine aufsteigende Panik sofort deuten zu können. Er überrascht mich erneut mit dem was er tut oder sagt. "Ni~ya hat damit nichts zu tun. Er hat uns nichts gesagt, wenn du das jetzt geglaubt hast. Aber der Arzt, der dich gestern untersucht hat, als du so urplötzlich zusammengebrochen bist, hat uns darauf hingewiesen. Und wie ernst es ist, haben wir ja gestern gesehen. Denn dass dein Kreislauf so geschwächt ist, liegt ja wohl größtenteils an deiner Essstörung. Also glaube nicht, Ni~ya hätte dich hintergangen oder so. Er hat geschwiegen wie ein guter Freund. Doch ein wenig zu gut, wenn du mich fragst. Wir hätten dir doch sofort geholfen. . . wir hätten es nur wissen müssen. . . also bitte setz dich." Irgendwie haben mich seine Worte beruhigt. Aber gleichzeitig versetzen sie mir einen Stich. Du hast nichts gesagt. . . die ganze Zeit nicht. Auch nachdem wir neulich den kleinen Streit hatten oder nun dieser Bruch zwischen uns herrscht, hast du ihnen nichts verraten. Wie Ruka eben gesagt hast. . . du bist mir immer ein guter Freund gewesen und ich bin so dumm und zerstöre die Verbundenheit, die einst zwischen uns bestand. Und das alles nur, weil ich mit meinen Problemen nicht fertig werde. Eigentlich bin ich derjenige der dich hintergangen, dich die ganze Zeit belogen und deine Freundschaft und dein Vertrauen vollends ausgenutzt hat. Ich bin wirklich das Letzte! Warum nur musste auch alles plötzlich so aus den Bahnen laufen? Erst ziehe ich mich in mich selbst zurück. Will mit niemanden über meine Probleme reden und stürze mich in die Arbeit. Dann noch ignoriere ich meine Vernunft und das Vertrauen, das ich immer in alle hatte, und das nur weil ich eifersüchtig auf eben einer meiner Freunde bin. Werde ihnen allen unfair gegenüber, nur weil ich meine Gefühle nicht im Griff habe. Und gerade dir gegenüber verhalte ich mich so. . . so. . . Ich finde nicht einmal ein Wort für mein Verhalten. Ich weiß selbst, dass ich meinen Bandmember oft abweisend gegenübergetreten bin. Doch egal wie schlecht gelaunt ich auch war und aus welchem Grund auch immer. . . gerade dir gegenüber habe ich mich immer am schlimmsten benommen. Und warum ich ausgerechnet bei dir meiner Wut letztendlich Luft gemacht habe, ist mir unbegreiflich. Zum einen entspricht doch sowieso nichts von allem, was ich in meiner Rage immer zu dir gesagt habe, der Wahrheit und zum anderen kannst du doch nichts dafür, dass meine ganze Gefühlswelt komplett auf dem Kopf steht. Du kannst doch nichts dafür, dass ich mich selbst nicht mehr verstehe. Auch wenn du unwissend der Auslöser für das Chaos in meinem Leben bist, so kann ich dich trotzdem nicht für das jetzige Desaster verantwortlich machen. . . . schließlich kannst du nichts dafür, dass du mich neuerdings so verwirrst. dis:tja...leutz ich weiß. es ließ auf sich warten*gomen ne*^^ und des kapi is auch nicht ganz so lang u.u so gut wie die anderen find ich es auch nicht unbedingt aber ...naja lest selbst. Und hoffe ihr habt trotzdem gefallen dran Kapitel 7: Kapitel 2.2. ----------------------- Kapitel 2.2 Den Tag verbringe ich komplett mit den Jungs. Oder besser. . . die Jungs verbringen den kompletten Tag mit mir. Es ist ja beinah schon nervig, wie sie sich um mich kümmern und mich nicht einmal aus den Augen lassen. Ich weiß ja, dass sie nur das Beste für mich wollen. Eigentlich ziemlich paradox, so wie ich sie behandelt habe. Sie tun so viel für mich. . . einfach so. Ohne, dass ich mich für mein Verhalten entschuldigt habe. Doch ich weiß, dass ich um eine Entschuldigung nicht rumkomme. Ich will es auch nicht. Wir sitzen gerade alle am Wohnzimmertisch und die Jungs lassen sich das Essen schmecken, dass Hitsugi bestellt hatte. Nur ich stocher lustlos darin rum. Zum einen habe ich keinen Hunger, wie so oft in letzter Zeit und zum anderen bin ich gerade viel zu sehr damit beschäftigt, wie ich das Thema der letzten Tage behutsam aufgreifen kann. Vorsichtig schaue ich von einem zum anderen, bis ich plötzlich Rukas Blick treffe. Er lächelt mich einfach nur an - fast schon aufmunternd, als wüsste er, was mir durch den Kopf geht. Ich senke meinen Blick. Jetzt oder nie! "Jungs?!" Ich warte kurz. Will mir sicher sein, dass ich ihre Aufmerksamkeit habe und blicke dann wieder auf. Ihre Blicke sind auf mich gerichtet und sie warten auf das, was ich zu sagen habe. "Ich möchte mich für mein Verhalten in den letzten Tagen entschuldigen. Es war völlig inakzeptabel wie ich mich benommen habe. Sei es als euer Leader oder als euer Freund. Wenn ihr glaubt, dass ich als Leader versagt habe - was zweifelsohne so ist - dann habe ich nichts dagegen, wenn ihr mich abwählt. Schmeißt mich aus der Band, wenn ihr es für richtig haltet, auch damit komme ich klar. Aber bitte. . . ich bitte euch. . . nehmt meine Entschuldigung an. Ich will eure Freundschaft nicht verlieren." Sie tauschen untereinander Blicke aus und sehen mich dann ernst an. Ich rechne schon mit dem schlimmsten, doch dann lächeln sie. "Wo kommen wir denn da hin? Du glaubst, so einfach kannst du dich aus der Affäre ziehen? Nur weil du einmal Mist gebaut hast, schmeißen wir dich doch nicht gleich aus der Band. Und selbst verständlich bleibst du unser Leader! Aber was die Freundschaft betrifft. . ." Ruka zögert und sieht noch einmal zu Yomi und Hitsugi. Das Lächeln von eben ist verschwunden. Ich muss schwer schlucken. . . "Meinst du nicht auch, dass eine Entschuldigung bei Niya angebrachter wäre, als bei uns? Wir brauchen keine Entschuldigung! Wir freuen uns vielmehr, wenn du uns irgendwann einen kleinen Einblick in deine Gefühlslage preisgibst, uns anvertraust, was mit dir los ist. Es muss nicht sofort sein, wir wollen dich nicht drängen. Wir wollen nur, dass du weißt, dass wir für dich da sind, wenn du Hilfe brauchst. Aber Ni-ya hast du ganz schön vor den Kopf gestoßen. Er war für dich da. Hat sogar uns belogen, um dein Geheimnis zu wahren. . . und du hast nicht gerade ein Zeichen von Dankbarkeit gezeigt. Im Gegenteil. . ." "Ich weiß. . ." Bedrückt sehe ich auf den Tisch. Mir fallen Entschuldigungen nie leicht. . . bei Freunden ist es am schwierigsten. Von Anfang an wusste ich, dass ich mich bei dir entschuldigen muss. Das wann und wo ist mir dabei relativ egal. Aber das wie. . . Wie soll ich mich denn bei dir für mein unmögliches Verhalten entschuldigen, für die verletzenden Worte, die ich dir ungerechterweise an den Kopf geworfen habe? Wie soll ich das alles wieder gutmachen? Wie nur soll ich mich ausdrücken - meine Gedanken richtig in Worte fassen? Es ist so schon schwer genug. Doch bei dir. . . es scheint mir fast unmöglich. Wie nur. . . wie soll ich es schaffen, dass du mir das alles verzeihst? Plötzlich spüre ich Hitsugis Hand auf meiner Schulter. "Jetzt ess erst einmal. Darüber, wie du mit ihm sprichst, kannst du auch noch morgen nachdenken. Und dann klärst du das persönlich, so wie gerade mit uns." Ich nicke leicht und versuche zu lächeln. Wenn ich doch auch nur so optimistisch an das Ganze herangehen könnte. . . Nachdem auch ich ein paar Bissen gegessen habe, mehr als ich am ganzen Tag zu mir genommen habe, verabschiede ich mich von den Jungs. Zumindest von Yomi und Hitsugi, denn Ruka bleibt diese Nacht bei mir. Dass sie genauestens darauf achten, dass ich etwas esse, haben sie mir ja gleich gesagt. Aber davon, dass ich Tag und Nacht regelrecht beschattet werde, habe ich nicht geahnt. Ich quartier ihn gleich bei mir im Schlafzimmer ein. Mein Bett ist schließlich groß genug und es wäre auch nicht das erste Mal, dass einer meiner Bandmember bei mir schläft. Als Ruka sich auf die andere Seite des Bettes legt, muss ich schmunzeln, denn sofort kommt ein angenehmes Gefühl in mir auf. In den letzten Monaten ist es nicht oft vorgekommen - eigentlich gar nicht mehr - dass jemand mit mir in einem Bett übernachtet hatte. Aber mir fällt sofort auf, was für einen gewaltigen Unterschied es bereits macht, einen Freund über Nacht bei sich zu haben. Ich fühlte mich immer einsam. . . aber heute, kommt diese Gefühl nicht in mir auf. Ich fühle mich nicht mehr allein - genau wie letzte Nacht! Ich betrachte Ruka von der Seite, während er mir etwas erzählt. Aber irgendwas kommt mir trotzdem komisch vor. Als ich dich gefragt habe, ob jemand an meiner Seite gewacht hat, hast du mir gesagt, es sei Ruka gewesen. Ich selbst weiß davon nichts mehr, aber ich glaube dir was du gesagt hast. Nur habe ich trotzdem das Gefühl, dass etwas anders ist. Ich kann nicht genau sagen - was. Aber ich bin mir fast sicher, dass es doch nicht ganz genauso ist, wie letzte Nacht. Ich habe es einfach im Gefühl. Der nächste Tag läuft annähernd genauso ab, wie der vorige. Beim Frühstück war mir erst furchtbar übel und ich musste mich wieder übergeben, aber dieses mal aus einem anderen Grund. Dieses Mal habe ich es nicht getan, weil ich mit mir nicht zufrieden war. Weil ich mit meinen Problemen nicht klargekommen bin und vor mir selbst davonlaufen wollte. Ich muss mich halt wieder langsam daran gewöhnen etwas zu essen und dann auch noch regelmäßig. Aber auch diese Übelkeit ging schnell vorbei. Und nun sitzen wir wieder alle beisammen. Obwohl, nicht alle, denn du bist wieder nicht bei uns. Seit gestern Morgen haben wir nichts mehr von dir gehört. Und zu erreichen bist du auch nicht, womit du unseren Vocal mal wieder fast in den Wahnsinn treibst. Hitsugi hatte dich angerufen, weil wir allesamt zu der 20-Uhr-Vorstellung ins Kino wollten und danach noch zu ihm nach Hause. Wo ich übrigens diese Nacht auch schlafen werde. Ich nehme an, morgen nacht habe ich Yomi an meiner Seite. Ich kann über das Ganze nur schmunzeln. Diese Jungs sind toll! Und ich bin froh, dass ich sie noch immer zu meinen Freunden zählen kann. Bis kurz vor 20 Uhr warten wir vor dem Kino auf dich, doch du kommst nicht. Warum solltest du auch? Hier sind zwar Freunde von dir, aber auch jemand, den du sicher nicht mehr als nötig sehen willst - mich! Die ganze Zeit habe ich mich ungeduldig umgesehen, habe gehofft, dass du doch noch kommst und mit uns den Abend verbringst. Ich wollte mich doch später bei dir entschuldigen. Natürlich könnte ich dich auch anrufen. Aber das wäre nicht gerecht dir gegenüber. Ich kann es mir nicht so einfach machen - ich will es auch nicht. Du sollst mir in die Augen sehen. . . ich will dir zeigen, dass ich es ernst meine. Noch einmal lass ich meinen Blick umherschweifen, doch weit und breit ist keine Spur von dir. Resigniert lasse ich den Kopf sinken. Und während ich mich umdrehe, um ins Kino zu gehen, teile ich meinen Freunden meine Gedanken mit. "Er wird nicht kommen! . . . ihr hättet nicht sagen sollen, dass ich dabei bin." Ich gehe bereits vor. Nur wenige Schritte hinter mir, folgen sie. Ich kann nicht sehen, wie sie besorgte Blicke untereinander austauschen. Auch sie haben gehofft, dass du kommen würdest. Ich setze mich in die hinterste Reihe. Hitsugi und Ruka setzen sich rechts neben mich. Yomi überlegt noch eine Weile und drängelt sich kurzerhand an uns alle vorbei, um links von mir zu sitzen. Mit einem breiten Grinsen lässt er sich in den Sitz fallen. Und dann wird auch bereits das Licht gedämmt und die Vorstellung beginnt. Am Anfang versuche ich noch meine volle Konzentration dem Film zuzuwenden, aber das hält nicht lange vor. Schon nach einer halben Stunde blicke ich zu den anderen. Ihnen ist sofort klar, was mir fehlt - du! Ohne dich sind wir halt nicht komplett - es fehlt etwas. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner und als ich neben mich sehe, blicke ich in Yomis Augen, die mich traurig ansehen. Kurz huscht ein kleines Lächeln über sein Gesicht, bevor er sich näher zu mir beugt. "Beim nächsten Mal ist er wieder mit dabei. Ganz sicher! Ich tret ihn sonst in den Po!" Überrascht sehe ich ihn an und er schmunzelt. "Ich will dich schließlich mal wieder richtig lachen sehen. . . . du hast früher so viel gelacht." Ich lächle den Kleinen beruhigend an und strubble ihm durchs Haar, bevor ich mich wieder der Kino-Leinwand zuwende. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin extrem empfindlich geworden - sensibler. Es waren nur ein paar einfache, ehrliche Worte und doch muss ich mich zusammenreißen, dass ich nicht vor den Jungs losweine. Instinktiv greife ich an die Kette, um meinen Hals. Die Kette, deren Anhänger man nie sieht, weil er immer unter meinen Oberteilen verborgen ist. Aber seit ich diesen Anhänger besitze - der eigentlich viel mehr ein Talisman ist - trage ich diese Kette bei mir - ganz nah an meinem Herzen. . . Nach dem Film gehen wir dann langsam zu Hitsugi. Den ganzen Weg beschäftigt mich der Gedanke, dass du nicht gekommen bist. Ich wusste ja, dass es nicht leicht werden würde, an dich heranzutreten. Aber wenn du mir ausweichst, wie soll ich mich dann bei dir entschuldigen? Dass du nicht kommen würdest, hatte ich mir schon fast gedacht und doch bin ich noch immer traurig darüber. Innerlich macht es mir mehr zu schaffen, als ich zugeben will. Hätte ich gewusst, dass dieses Gefühl in mir noch schlimmer werden sollte, wäre ich sicher nicht zu Hitsugi gegangen, sondern nach Hause und hätte mich in mein Bett verkrümelt. Aber scheinbar soll ich für meine Worte dir gegenüber noch eine ganze Weile selbst bestraft werden. . . Wir betreten gerade Hitsugis Wohnung. Die Jungs sind guter Laune und albern herum, während ich mich noch immer mit den Kopfschmerzen plage, die irgendwann während des Films angefangen haben. Ich zerbreche mir auch buchstäblich den Kopf über diese verfluchte Situation zwischen uns. Ich gehe schnurstracks in die Küche, nachdem wir alle unsere Jacken und Schuhe ausgezogen haben, und hole mir Wasser und eine Aspirin. Die Jungs sind bereits in der Wohnstube und Hitsugi hat auch gerade bemerkt, dass er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hat. Während Yomi und Ruka rumalbern, geht er zum Telefon und hört die Nachricht ab. Erst ist es still, als habe niemand eine Nachricht hinterlassen, doch das Band läuft weiter. Und dann, vernehmen wir deine Stimme. ". . . hi Hitsugi. Ich bins! Scheinbar bist du noch nicht zurück von eurem Trip ins Kino. . . . ist vielleicht auch besser so. . ." Wir starren alle gebannt auf den AB und warten auf das was du noch zu sagen hast. Irgendwie klingst du komisch, so bedrückt. Und dann dieser Satz. . . "Ich wollt eigentlich nur schnell was loswerden, bevor ihr allesamt später wieder sauer auf mich seid. . ." Wieder seufzt du und diese langen Pausen. . . untypisch für dich. "Ich. . . ich werde für eine Weile verschwinden!" Ich stehe noch immer im Flur, habe mich noch nicht einen Zentimeter vorwärtsbewegt, seit ich deine Stimme vernommen habe. Und jetzt bin ich dafür sowieso nicht mehr in der Lage. Meine Innerstes verkrampft sich total - mir wird übel. Und mit einem Mal rutscht mir das Glas aus den Händen und zerspringt auf dem Parkettboden in Hitsugis Wohnung. Völlig geschockt stehe ich da, unfähig irgendwie zu reagieren. Hilflos wandert mein Blick durch das Zimmer, findet aber keinen festen Halt. Die Blicke der Jungs sind auf mich gerichtet, während sie weiter deinen Worten lauschen. "Ich muss raus aus der Stadt, raus aus Tokyo. Ich brauche etwas Ruhe, Abstand von dem ganzen Tumult, der hier herrscht und den Unruhen in der Band. . . . ihr wisst ja selbst, wie es derzeit zwischen mir und Sakito steht." Du gehst und es ist meine Schuld! Ich habe es also tatsächlich geschafft. . . Mit meinen harten Worten, mit meiner abweisenden Haltung, einfach mit meinem ganzen Verhalten habe ich dich vertrieben. Das Wasser des kaputten Glases durchnässt langsam meine Socken - mir wird kalt. Erst jetzt erwache ich aus meiner Starre und habe nichts anderes im Sinn, als mich zu bücken und die Scherben wieder einzusammeln. Ruka kniet sich neben mich. Versucht mich von meinem Tun abzuhalten. "Tut mir leid. . . ich werde es natürlich ersetzen." "Ist doch nicht schlimm. Lass es liegen, Sakito!" Ich will mich ablenken. Einfach nicht mehr darauf achten, was du noch zu sagen hast. Aber ich kann deine Stimme nicht ignorieren. ". . . ich kann so einfach nicht mehr weitermachen. Die Situation ist unerträglich für mich geworden. Ich brauch jetzt erst einmal Abstand von allem. . . . und vielleicht tut ihm der Abstand auch ein wenig gut. So wie es jetzt ist, kann es auf alle Fälle nicht bleiben - da stimmt ihr mir sicher zu. Wenn es so bleibt, kann es nicht für uns beide einen Platz in der Band geben. . ." Habe ich das gerade richtig verstanden?! Erschrocken blicke ich auf, sehe unverwandt auf den AB, als könne er mir die Antwort darauf geben. Die anderen tun es mir gleich. Auch sie hat die letzte Aussage ein wenig verwirrt. "Ich weiß noch nicht, wie lange ich fort sein werde. Und sag Yomi, er soll gar nicht erst versuchen mich zu erreichen - ich werde das Handy hiernach gleich abschalten, aber. . . sobald ich zurück bin, melde ich mich." Sobald du zurück bist? Wann wird das sein? Ich will nicht, dass du fortgehst. Das wollte ich nie! Ich will dich nicht erneut verlieren! Erneut greife ich an meine Kette und versuche krampfhaft die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Noch immer halte ich eine der Scherben in meiner Hand. Ich halte sie bereits viel zu fest und je mehr ich in meinen Gedanken versinke, desto fester wird der Griff um sie. Ruka packt mich am Handgelenk und tut mir gezwungenermaßen ein wenig weh, damit ich meinen Griff wieder lockere und er mir die Scherbe aus der Hand nehmen kann. Erschrocken sehe ich ihm ins Gesicht. Doch sein Blick ist noch immer auf meine Hand gerichtet und er schüttelt leicht mit dem Kopf. Ich folge seinem Blick, sehe eine kleine feine Linie, aus der mein Blut hervorkommt. Ich habe mich unbewusst geschnitten, aber das ist mir egal. Ich habe keinen Schmerz gespürt und spüre ihn auch jetzt nicht. Es ist ja auch nur eine kleine Schnittwunde. Nur ein kleiner Riss auf der Oberfläche meiner Haut. Nichts, im Vergleich zu dem Riss, der sich in meinem Innern auftut und mir seelischen Schmerz bereitet. ". . . also dann, macht euch nen schönen Urlaub. Und. . . bitte, bitte gebt ein wenig acht auf Sakito. Ihr seid doch seine Freunde und auch wenn er es nicht zugibt. . . er braucht euch! Machs gut und grüß die anderen." Und was ist mit dir? Du bist auch mein Freund! Dich brauch ich auch! Mein Atem wird schwer und ich kann nicht verhindern, wie sich die Tränen, die ich anfangs noch unter Kontrolle hatte, einen Weg ins Freie bahnen. Langsam, Träne für Träne, rinnen sie über meine Wangen. Ich kann den Schmerz nicht länger verbergen. Kann ihn nicht wie die Wochen zuvor in meinem Innern verborgen halten. All die Wochen und Monate haben mich Gefühle geplagt, deren Ursprung ich anfangs noch nicht deuten konnte. Gefühle wie Traurigkeit und aufsteigende Eifersucht, die den Schmerz in mir immer mehr steigerten. Aber das ist nichts zu dem Schmerz, der mich gerade in den Wahnsinn treibt - mich zugrunde richtet. Traurig bin ich noch immer. . . aber die Eifersucht, diese dumme Eifersucht, mit der ich das alles angerichtet habe, wurde von Verzweiflung abgelöst. Ja, ich bin verzweifelt. Und ich lasse diese Verzweiflung einfach heraus, genau wie zuvor die Tränen, die sich noch immer unentwegt einen Weg ins Freie suchen. Ich merke nicht, wie sich auch Yomi und Hitsugi nähern. Merke nicht, wie ich von meinen Freunden besorgt beim Namen gerufen werde. Ich habe mich voll und ganz meiner Verzweiflung hingegeben, sitze noch immer auf den nassen Parkettboden und flüstere - fast schon apathisch - immer wieder den selben Satz. "Es tut mir leid. . . es tut mir alles so leid!" Ich spüre, wie mich Ruka in eine Umarmung zieht. Aber ich möchte das nicht! Ich will nicht, dass sie mich trösten. Ich habe es nicht verdient, dass sich überhaupt jemand um mich sorgt. Sie sollen mich einfach nur in Ruhe lassen. . . Ich wehre mich gegen diese Umarmung, versuche von ihr loszukommen, doch Ruka ist kräftiger, als ich bislang annahm und mein Körper noch immer viel zu geschwächt. Also lass ich es zu, dass mich Ruka weiter festhält. Mich an seinen Körper drückt und versucht zu trösten. ". . . ich habe alles kaputt gemacht. Alles zerstört. . . Ihr hattet recht! Ni~ya ist weg. . . und ich bin schuld. Ich habe ihn vertrieben. . ." "Du hast ihn nicht vertrieben. Er erholt sich nur ein wenig ohne uns. Und danach kommt er wieder." "Was macht euch da so sicher?" Wütend springe ich auf und schreie sie an. Dabei bin ich nicht wütend auf sie, sondern auf mich. Und sie können für die ganze Situation nun wirklich nichts. Ich schüttle nur leicht mit den Kopf. Für mich ist bereits alles verloren. Ich mache mir keine Hoffnungen mehr. "Ich bin schuld. . . ich allein. Ich wollte mich doch beim ihm entschuldigen. Ich wollte mich ganz ehrlich bei ihm entschuldigen, ihm sagen, dass es mir leid tut. . . aber nun ist es zu spät! Jetzt ist er fort. . . und er wird nicht zurückkehren! . . . erst richte ich unsere Freundschaft zugrunde. . . und nun die Band. Nightmare ist am Ende!" Ich habe meinen Satz kaum beendet, da spüre ich auch schon ein leichten brennenden Schmerz an meiner Wange. Überrascht blicke ich in Yomis Augen, der sich mir gegenübergestellt hat, die Hand noch immer gehoben, von der Ohrfeige, die er mir verpasst hat. "Noch ist gar nichts verloren! Du. . . du kennst Ni~ya doch schon länger, als wir alle. Du müsstest doch wissen, dass er seine Freunde nicht im Stich lässt. Auf ihn kann man sich verlassen! Er macht nur ein wenig Urlaub. Und dann. . . kommt er zurück und wir gehen wieder alle zusammen auf Tour. Ganz sicher! Also hör auf, immer alles gleich so negativ zu sehen." Ich bin wirklich überrascht. So ernst habe ich unseren Vocal selten gesehen. Ich greife an meine Schläfen - meine Kopfschmerzen sind schlimmer geworden. Kein Wunder, so wie ich rumgeschrieen habe. Kurz darauf steht Hitsugi neben mir und hält mir ein neues Glas Wasser entgegen. "Hier. . . du nimmst jetzt was gegen deine Kopfschmerzen, legst dich hin, schläfst dich morgen schön aus und dann sieht es gleich ganze anders aus." Ich nicke leicht, obwohl ich mich gar nicht hinlegen will - schlafen werde ich sicher nicht können - und lasse mich bereits Richtung Schlafzimmer drängen. Mein Blick fällt auf Hitsugis riesiges Bett - "Spielwiese" hatten wir damals dazu gesagt und gelacht, als unser zweiter Gitarrist daraufhin geschmollt hatte. "Ich brauch halt viel Platz." war seine Antwort gewesen. Ich ziehe mich bereits aus und lege mich ins Bett. Sofort kommen mir noch weitere Erinnerungen von diesem Abend hoch. Das war auch einer dieser unvergesslichen Momente in meinem Leben - vielleicht, weil du darin eine Rolle gespielt hast. Soweit ich mich richtig erinnere hatten wir an dem Tag die Veröffentlichung unseres ersten Albums gefeiert. Wir waren alle so happy. . . und als wir letztendlich in Hitsugis Wohnung ankamen, waren wir auch schon etwas angeheitert. Das Ende des Tages sah jedenfalls so aus, dass wir alle auf diesem großen Bett lagen und lachten. Du warst anfänglich Opfer ein gemeinschaftlichen Kitzelattacke geworden. Ich hatte mich schnell an den Rand gelegt und lachend dabei zugesehen, wie die anderen quasi gestapelt auf dir drauflagen. Du hast so herzhaft gelacht, dass dir sogar die ersten Lachtränen in die Augen gestiegen waren. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwie hattest du dann die Aufmerksamkeit von Yomi und Ruka auf Hitsugi gelenkt, woraufhin die zwei über ihn herfielen und du ließest dich dann völlig außer Atem neben mich nieder. Lachend hast du mich angesehen und ich habe zurückgelächelt. Deine Augen haben so vor Freude geglänzt. Du warst rundum zufrieden und wirktest richtig glücklich. Ich weiß noch genau, wie ich den Blick nicht von dir wenden konnte. Du sahst einfach so süß aus und es hat richtig gut getan, dich nach so langer Zeit - um genau zu sein, fast 5 Jahre, in denen ich dich nicht gesehen hatte - wieder so ungezwungen lachen zu sehen. Ich hatte es vermisst, dein Lachen. . . . und auch jetzt vermisse ich es. Wie konnte es nur so weit kommen? Wieso bin ich es selbst, der dein Lachen zerstört hat, wo ich es doch so liebe? Während ich so meinen Gedanken nachhänge, mal wieder wie so oft in Selbstmitleid verfalle, fallen mir letztendlich doch ziemlich schnell die Augen zu. Und das, wo ich doch vor nur wenigen Minuten davon überzeugt gewesen bin, dass ich nicht schlafen kann. Aber ich kann es und ich träume sogar. Jedoch nicht unbedingt etwas gutes. . . ~ . ~ Kurz nachdem Yomi und Ruka gegangen sind, ist Hitsugi auch schlafen gegangen. Ihm ist gleich aufgefallen, dass ich unruhig schlafe und als er sich neben mich gelegt hat, ist ihm auch die nasse Tränenspur auf meiner Wange aufgefallen. Mit einem Seufzen hat er mir die Tränen weggewischt und die Decke wieder richtig über mich gelegt. "Nicht weinen, Leader-san! Es wird alles wieder gut! Warum bemerkt ihr denn nicht, wie viel ihr euch gegenseitig wirklich bedeutet?" Traurig lächelnd hat er mich noch eine Weile betrachtet, bevor auch er die Augen geschlossen hat und eingeschlafen ist. dis:hier des war des nächste....und? bitte mal die rechtschreibefehler überlesen ne.....auch im folgekapi....ich wurde ja gedrängelt und hab deswegen nich nochmal drübergelesen*gomen ne* Kapitel 8: Kapitel 2.3. ----------------------- Kapitel 2.3. Wie nicht anders zu erwarten, bin ich am nächsten Morgen als erster wach. Hitsugi schlummert noch friedlich neben mir und hat sich richtig in die Decke eingekuschelt. Wirklich ein süßer Anblick. . . Vorsichtig stehe ich auf, weil ich ihn nicht wecken will. Und dann gehe ich fast auf Zehenspitzen, mit meinen Sachen in der Hand, aus dem Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Kurz stehe ich einfach nur unschlüssig in der Wohnstube herum, bevor ich dann ins Bad gehe, um mich etwas frisch zu machen und anzuziehen. Als mein Blick auf mein Spiegelbild fällt, betrachte ich es eine Zeit lang. Doch je länger ich hineinsehe, desto mehr widert mich dieser Anblick an. Mir wird übel und fast wie aus Reflex, öffne ich bereits den Toilettendeckel und führe meinen Finger Richtung Mund. Doch ich zögere. Ich erinnere mich, wie ich aus der Toilette des Restaurants gekommen bin, und du plötzlich vor mir standest. Der Versuch, einfach zu ignorieren, dass du alles mitbekommen hast, endete in Unverständnis deinerseits. Und du hast mich angeschrieen. . . Zum ersten Mal habe ich dich richtig in Rage gesehen. Bereits an diesem Abend war alles zu spät! Der Anfang vom Ende. . . Aber hätte ich nicht noch geleugnet, wie es um mich steht. Hätte ich dir einfach nur die Wahrheit gesagt, vielleicht wäre die ganze Situation zwischen uns nicht so ausgeartet und du wärst noch hier. Langsam lasse ich meine Hand wieder sinken. Und als ich registriere, was ich wieder im Begriff war zu tun, schüttele ich nur den Kopf über mich selbst und klappe den Toilettendeckel wieder zu. //Ich will das nicht mehr!// Nein, ich will das nicht mehr. Um deinetwillen, meiner Freunde willen und auch wegen mir selbst. Was hat es mir schon gebracht, außer Ärger?! Langsam gehe ich zurück ins Wohnzimmer und sieh mich ein wenig um. Das bewundernswerte an Hitsugis Wohnung ist, es hat kein System und doch passt alles irgendwie zueinander. An den Wänden und auf den Schränken stehen unzählige Bilder. Von seiner Familie, seinen Katzen und auch von uns. Bilder von Konzerten, vom Videodreh oder wenn wir zusammen was unternommen haben. Ein Bild sticht mir besonders ins Auge. Ich erkenne sofort, aus welcher Zeit es stammt. Es ist einfach unverkennbar, denn es ist das erste Bild von uns fünf, das überhaupt entstanden ist. Ein einfacher Schnappschuss, aufgenommen in einer Bar. Damals gab es Nightmare noch nicht. Ich war gerade erst nach Tokyo zurückgekehrt. "Nach fast fünf Jahren endlich daheim!" dass waren meine Gedanken, als ich gleich am ersten Abend durch die Straßen Tokyos lief. Meine Wohnung war noch das reinste Chaos. Überall standen die Umzugskartons mit meinen Sachen herum und doch war es mir in diesem Moment egal. Ich wollte einfach nur raus. Durch die Straßen laufen, die Einflüsse auf mich wirken lassen und mich an längst vergangene Zeiten erinnern. Irgendwann kam ich an dieser Bar vorbei. Sie machte einen angenehmen Eindruck auf mich, deshalb ging ich hinein. Selbst heute noch muss ich es als ungeheures Glück bezeichnen, dass ich mich genau an den Tresen dieser Bar gesetzt habe. Es war zwar noch am frühen Abend, aber dennoch schon recht voll. Und dann, als ich meinen Blick schweifen ließ, erstarrte ich mitten in meiner Bewegung. Denn ich glaubte doch tatsächlich für einen Moment, einen guten Freund wiederzusehen, zu dem der Kontakt dank meiner Eltern abgebrochen war. Ich versuchte ihm noch mit meinem Blick zu folgen, doch es war einfach zu voll und so verschwand er schnell wieder in der Menge. Mit einem Seufzen hatte ich mich wieder meinem Getränk zugewandt. Es wäre ja auch zu einfach gewesen. . . //Er wohnt sicher nicht mehr hier in Tokyo.// davon war ich damals fest überzeugt. Doch keine 5 Minuten später wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Denn plötzlich vernehme ich eine mir stark bekannte Stimme rechts neben mir. Sie klang zwar leicht verändert - irgendwie erwachsener - aber diese Stimme ist einfach unverkennbar! Und tatsächlich. . . nur zwei Plätze weiter standest du am Tresen und bestelltest ein paar Getränke. Noch immer etwas unsicher, ungläubig, erhob ich mich von meinem Platz. Ich konnte meinen Blick einfach nicht mehr von dir nehmen, da ich Angst hatte, ich würde das womöglich doch noch alles träumen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Hände zitterten und unbewusst entkam ein unsicheres "Ni-chan?" meine Lippen. Eigentlich hätte es keiner hören dürfen, so laut, wie es mittlerweile geworden war und doch schienst du auf irgendwas reagiert zu haben. Erst hast du nach rechts gesehen. Und dann, als du dich auch nach links umgesehen hast und sich unsere Blicke trafen, hätte ich heulen können vor Freude. Da standest du vor mir, gerade mal knapp einem Metern entfernt, und dass, wo ich 5 Jahre lang nichts anderes wollte, als dich endlich wiederzusehen. Ich weiß noch genau, wie trocken sich damals mein Hals anfühlte. Wie nervös ich war. Ich wollte etwas sagen, doch ich war einfach zu überwältigt von diesem Augenblick, so dass ich dich weiterhin einfach nur anstarrte. Auch du hast kein Wort gesagt, mich einfach nur eine Weile überrascht gemustert, bis sich dein Blick wieder in meinen Augen wiederfand. Ich wurde unsicher. Was, wenn du mich vergessen hast? Und dann, ganz plötzlich. . . standest du dicht vor mir. . . und hast mich angelächelt. "Sakito?!" Ich konnte es nicht glauben, endlich meinen Namen wieder aus deinem Mund zu hören. Den Menschen, dem ich als erstes und bislang als einzigstes vertraute. Ich war so glücklich, dass du mich erkannt hattest, dass ich dir spontan um den Hals gefallen bin. Mir war egal, ob ich die Blicke der Menschen auf mich zog. Nach all der langen Zeit war mir nur eins wichtig - dich in meiner Nähe zu haben! Ich wollte dich gar nicht mehr loslassen. . . //Endlich hatte ich dich wieder!// Als wir uns kurz danach dann doch wieder aus unserer Umarmung lösten und ich erneut in deine Augen sah, glänzten sie freudig. Nichts hatte sich verändert! Wie damals konnte ich sofort erkennen, dass es dir nicht anders erging wie mir. Deine Augen waren noch genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte - dunkel, ehrlich und sanft. Sanft streiche ich mit den Fingern über das Bild in meinen Händen. Je länger ich es betrachte, desto trauriger werde ich. Ja, deine freudigen Augen von damals. . . nichts ist mehr von diesem Glanz in ihnen geblieben. Ich habe all das kaputt gemacht, was ich immer besonders an dir mochte, was dich für mich einzigartig machte. Ich weiß noch genau, wie du mich gleich, kaum dass wir uns wiedergefunden hatten, deinen Freunden vorgestellt hast. Vier völlig unterschiedliche Charakter und doch verstand ich mich auf Anhieb mit ihnen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell Freunde finden würde. Und noch weniger hatte ich damit gerechnet, dich hier wiederzufinden. Einfach so, ohne langes Suchen. Ich kann gar nicht mehr beschreiben, wie glücklich ich an diesem Abend war. Und du allein warst es gewesen, der dieses Lächeln auf meine Lippen zauberte. Bis zu diesem Moment hatte ich gedacht, dass ich gar nicht mehr dazu fähig wäre, überhaupt noch zu lächeln. Denn seit sich unsere Wege getrennt hatten, hatte es in meinem Leben keinen Grund mehr gegeben zu lächeln. Und nun. . . nun war alles wieder da. Es war mir ziemlich unangenehm, dass ich dich so eingenommen hatte, schließlich warst du mit deinen Freunden hier und ich. . . ich war in diesem Moment der Störfaktor. Doch die Jungs - die Jungs, die ich zum Glück noch immer zu meinen Freunden zählen kann - sahen das ganz anders. Sie konnten zwar nicht mitreden, aber sie unternahmen auch nicht den Versuch, uns in unserem Redeschwall zu unterbrechen. Im Gegenteil. . . sie lächelten nur darüber und ließen uns unsere Erinnerungen austauschen. Du hattest immer wieder neue Momente gefunden, die es aufzufrischen galt und so kam es, dass wir uns den ganzen Abend über früher unterhielten. Später, als du mal kurz verschwunden warst, nutzte ich die Gelegenheit, deine Begleiter näher kennen zu lernen. Es war für mich einfach zu verwunderlich, dass es ihnen gar nichts ausmachte, wenn ich als Fremder in ihrer Runde sitze. Doch für Sie war ich bereits seit dem Moment, in dem du mich ihnen vorgestellt hattest, kein Fremder mehr. Sie kannten mich! Immer wieder hattest du wohl von mir und der Zeit von früher gesprochen - etwas, was mich überaus glücklich machte, denn so wusste ich, dass auch du an mich gedacht hattest, während meiner Abwesenheit. Schon am nächsten Abend hattest du mich daheim besucht. Du warst entsetzt über meine Unordnung, da ich es doch früher immer war, der die Ordnung gerne sah. Auch in der Aussage, dass ich schließlich erst seit einem Tag wieder in der Stadt war, sahst du keinen Grund für solch ein Chaos. Doch schließlich akzepiertest du die Ausrede, dass wenn ich den Vortag ausgepackt hätte, anstatt durch die Straßen Tokyos zu laufen, wir uns nicht so schnell wiedergefunden hätten. Und so kam es, dass du am Folgetag mit den Jungs vor meiner Tür standest und ihr mir alle beim Auspacken geholfen habt. Spätestens an diesem Tag verstand ich, warum du diese vier völlig verqueren Typen zu deinen Freunden gewählt hattest. Ich mochte sie, auch wenn ich sie noch nicht sonderlich gut kannte, und es schien, dass auch sie mich mochten - auch wenn sie mich an diesem Abend bereits warnten. Ich sollte es nicht wagen, so schnell wieder von hier zu verschwinden, was ich eh nicht vorgehabt hätte - jetzt wo ich deine Nähe endlich wieder genießen konnte, denn SO glücklich hätten sie dich wohl noch nie gesehen und schließlich kannten auch sie dich bereits seit knapp 2 Jahren. Mal abgesehen von deinem Dauergrinsen, das seit unserem plötzlichen Zusammentreffen in der Bar wohl angeblich dein Gesicht zierte, sollst du noch nie so aufgeregt gewesen sein sollen. Sie akzeptierten mich also bereits aus dem Grund in deiner und ihrer Nähe, weil ich dich glücklich machte. Nach der gemeinschaftlichen Auspack- und Aufräumaktion gingen wir alle gemeinsam wieder in diesen Club, der bereits eure Stammbar war und auch schnell zu meiner wurde. An jenem Abend entstand dieses Foto. An jenem Abend hatten wir alle Spaß und haben gelächelt. An jenem Abend vermochte ich dich mit meiner Anwesenheit noch glücklich zu machen. . . Wäre ich doch nie nach Tokyo zurückgekehrt! //Ich vermisse es. . . dein strahlendes Lächeln. . . deine sanften Augen mit dem neckischen Glanz in ihnen. . . die kleinen liebevollen Berührungen, die unter Freunden üblich sind. . . Ich vermisse es, dich einfach wieder glücklich zu sehen. Ich vermisse dich!// Ich sitze mittlerweile auf dem Fenstersims und blicke mit ausdrucksleeren Augen nach draußen. Das Bild aus der Zeit, in der noch alles gut war, halte ich fest an meinen Oberkörper gepresst. Ich wünsche mir die Zeit zurück! Ich würde alles dafür geben, dich wieder lächeln zu sehen - ALLES! Das Geld und der viele Ruhm, den wir alle gemeinsam erzielen. . . ich würde ihn sofort gegen was wirklich wichtiges austauschen. Auch wenn es für mich anfangs wichtig war in der ganzen Welt bekannt zu sein, mit euch - der Band - meinen Freunden zusammen Musik zu machen und berühmt zu werden, so wird mir jetzt erst bewusst, wie banal und nichtig dieser Gedanke war. Früher, zu Zeiten unserer Bandgründung, gab es nur wenige Dinge die uns wichtig waren. Wir alle gemeinsam, die Musik und Spaß - mehr brauchten wir nicht. Und nun? Wir haben zwar noch immer die Musik, aber selbst die können wir nicht mehr genießen - geschweige denn gemeinsam! Und der Spaß. . . wo ist der ganze Spaß hin, den wir alle hatten? Alles hat sich verändert! Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, dass ich alles verändert habe. Alles hat sich ins Negative gewandelt. Nichts ist mehr wie früher! Nach einer Weile finde ich zwar sogar eine eventuelle Chance alles wieder ins Reine zu bringen. . . alles wieder gut zu machen. Vielleicht würde sogar dein liebevolles Lächeln zurückkehren. Deine Augen könnten die Härte, die sich in deinen Blick gestohlen hat, verlieren. Der matte Glanz würde sicher wieder verschwinden und sie würden funkeln und strahlen - wie an jenem Abend. Doch schmerzlichst wird mir bewusst, dass es doch nicht so einfach ist - zumindest für mich. Besteht denn die Möglichkeit nicht allein darin, wieder aus deinem Leben zu verschwinden? Es wieder dahingehend zu verändern, wie zu der Zeit, als ich hierher gekommen bin. Ich bin mir fast sicher. . . ohne mich, wäre für dich vieles einfacher. Für dich und für die anderen. Irgendwann würdest du mich vergessen haben. . . dein Lächeln und alles was dich ausmacht, würde zurückkehren. Dafür würden auch die Jungs sorgen. Es wäre so leicht. . . ohne mich! Ich hatte es bereits gesagt. . . ich würde alles dafür tun. Also gebe ich das mir Wichtigste auf -dich. . . mein Leben! Ich weiß nicht, wie lange Hitsugi schon auf ist und mich aus müden Augen betrachtet. Ich registriere ihn erst, als er mich direkt anspricht. "Morgen Sakito!" Ich schweige weiterhin und halte meinen Blick weiter starr aus dem Fenster gerichtet. Dann verlassen unweigerlich und fast schon flehend ein paar leise Wörter meine trockene Kehle. "Lass mich gehen. . ." Eigentlich verständlich, dass Hitsugi mich völlig verwirrt ansieht, als ich mich ihm zuwende. Wieder einmal habe ich mich falsch ausgedrückt. "Ich will nach Hause, Hitsugi!" Traurig sieht er mich an - mitleidig. "Na schön, ich fahr dich heim." Schnell zieht er sich ein paar Sachen an und dann schon steht er wieder im Wohnzimmer mit den Autoschlüsseln in der Hand. Ich folge ihm zur Garderobe und während wir in unsere Schuhe schlüpfen, spüre ich wieder seinen Blick auf mir. Doch ich tue so, als bemerke ich es nicht und bleibe stumm. Genau so wie den gesamten Weg zu meiner Wohnung. Erst als ich meine Wohnungstüre aufgeschlossen habe, sehe ich ihn wieder an - versuche zu lächeln. "Danke Hitsugi!" Er scheint gleich zu merken, dass ich nicht umsonst mitten im Türbereich stehen bleibe und ihm somit den Eintritt verweigere. Es ist ja nicht böse gemeint aber. . . "Ich will ein wenig allein sein." Ich kann seinen durchdringlichen Blick, der mich gleichzeitig besorgt mustert, nicht standhalten und so weiche ich ihm aus. "Ich bin müde und werde mich gleich wieder hinlegen. Mach dir keine Sorgen!" Er scheint nicht ganz überzeugt zu sein und sieht mich weiterhin prüfend an. "Ich kann dich wirklich allein lassen?" Ich nicke leicht und der Versuch zu lächeln gelingt mir nun schon besser, auch wenn es noch immer nicht sehr überzeugend ist. Hitsugi drückt mich leicht zum Abschied, bevor er sich - zwar noch zögerlich - von mir abwendet. Mit einem Seufzen drücke ich die Tür wieder ins Schloss und lehne mich mit dem Rücken dagegen. Bewusst verriegele ich die Tür richtig, bevor ich mich in mein Schlafzimmer begebe und in mein Bett lege. ~ . ~ Kaum dass Hitsugi wieder seine eigene Wohnung betritt, lässt er kurz seinen Blick schweifen, der dann wiederum an dem Fenster verweilt, an dem ich zuvor gesessen habe. Irgendetwas dass auf dem Fenstersims liegt, zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Beim Näherkommen erkennt er, dass es ein Bilderrahmen ist. Welches Bild sich darin befindet, bleibt ihm vorerst verborgen, da der Rahmen mit dem Bild nach unten liegt. Doch noch bevor er einen Blick darauf wirft, kann er sich bereits denken, was darauf zu sehen sein wird. Sicher nicht eine seiner Katzen. . . Nun ist er es, der sich, wie ich zuvor, auf das Fenstersims setzt und nach draußen sieht. "Warum merkt ihr denn beide nicht, wie wichtig der jeweils andere für euch ist. Ohne eure Freundschaft geht ihr doch beide zugrunde. . ." dis: is leider wieder so kurz *gomen ne* aber hoffe es gefällt euch trotzdem*hope* aber erstmal noch ein dickes fettes danke an alle dir mir immer fleißig kommis schreiben und wollen dass ich weitermach^^*gerührt bin* arigato~ Kapitel 9: Kapitel 2.4 ---------------------- Kapitel 2.4 Während ich daheim in meinem Bett liege, telefoniert Hitsugi mit Ruka und Yomi. Erst sind die beiden nicht wirklich damit einverstanden, dass er mich allein gelassen hat, doch bringt er vernünftige Argumente hervor, die sie letztendlich auch akzeptieren. Ich brauche schließlich auch mal etwas Zeit für mich. . . Doch erzählt er auch gleich von meinem morgentlichen Verhalten. Und schon verabreden sie sich für später. Ich habe mich derweil weit unter meine Bettdecke verkrochen, versuche jegliche Einflüsse auf mich zu verhindern und liege nun in völliger Dunkelheit. Die passende Umgebung. . . dunkel, einsam. Nur ruhig ist es nicht, da die Stille immer wieder von meinen Schluchzern unterbrochen wird. Und irgendwann bin ich dann tatsächlich wieder eingeschlafen. Erst am Nachmittag wache ich wieder auf, bleibe aber noch immer in meinem abgedunkelten Zimmer sitzen und hänge wieder meinen Gedanken nach. Plötzlich klingelt mein Handy und etwas widerwillig gehe ich ran. Klar, dass es einer der Jungs sein würde. "Na endlich erreichen wir dich!" Es ist Ruka, der ein wenig aufgebracht klingt und den Satz mit einem erleichterten Seufzen beendet. "Wieso?" "Wir haben schon ein paar mal versucht dich zu erreichen." "Ich hab bis eben geschlafen, gomen." "Ach so, na dann. . . ist bei dir alles okay?" "Sicher!" Ich klinge nicht sehr überzeugend, dass fällt selbst mir auf. Doch Ruka erwidert daraufhin nichts. Irgendwie benimmt er sich anders. ". . .Du, wir wollten nachher noch ein wenig umherziehen. Hast du Lust?" Wieso fragten sie mich auf einmal ob ich Lust hätte? Die letzten Tage haben sie mich doch einfach immer mitgezogen. Nicht, dass es mich sehr gestört hätte, zumal ich auch den Grund dafür kenne. Aber ich habe für so was keinen Nerv heute. Ich will einfach nur in meinem Bett liegen und in die Dunkelheit starren. Also antworte ich wahrheitsgemäß. "Ich wäre heut lieber ein wenig allein. . ." Er seufzt leicht. "Haben wir uns schon fast gedacht. Na gut, dann bist du heute von uns erlöst. Aber versprich uns, dass du was essen wirst." "Okay. . ." "Na dann hören wir uns morgen!" "Ruka?!" "Hm?" Ich weiß selbst nicht genau, warum ich ihn nun noch zurückgehalten habe. Das Gespräch war quasi schon beendet. Und nun wartet er auf das, was ich zu sagen habe, während ich schweige. "Sakito, was gibst denn?" "Habt ihr. . . was von Ni~ya gehört?" "Leider nicht! Tut mir leid. . ." "Schon okay!" "Sollen wir vorbeikommen?" "Iie. . ." "Sicher?" "Ja doch!" Ich muss ein wenig schmunzeln, da Ruka sich total untypisch benimmt. Vielleicht aber habe ich einfach nur vergessen, wie die Jungs wirklich immer waren. So lange, wie ich mich um nichts und niemanden gekümmert habe. "Wenn was ist, ruf aber an! Wir kommen dann!" "In Ordnung. Viel Spaß und grüß die anderen." Schnell lege ich auf und seufze. //Nichts ist in Ordnung!// Eine Weile noch bleibe ich bewegungslos auf meinem Bett sitzen. Dann aber raffe ich mich doch auf und gehe Richtung Küche. Ich hatte wirklich vor etwas zu essen, aber kaum dass ich den Kühlschrank geöffnet habe, war auch der wenige Appetit oder zumindest der Gedanke, mein eben gegebenes Versprechen einzuhalten, verschwunden. Gleichgültig lasse ich meinen Blick über die Lebensmittel schweifen, nehme mir letztendlich nur ein Glas Wasser und setze mich auf meine Wohnzimmercouch. Irgendetwas stört! Ich wende meinen Blicke den Fenstern zu, durch die noch immer die letzten Sonnenstrahlen des Tages hereinfallen. Stehe letztendlich doch auf, beobachte für einen Moment was sich so auf den Straßen abspielt und ziehe dann die dunklen schweren Vorhänge zu. Genau so, wie ich es zuvor in meinem Schlafzimmer getan hatte. //Schon besser!// Ich fühle mich gleich wohler und setze mich zurück auf die Couch. Ich brauche ein wenig Ablenkung und versuche meine Aufmerksamkeit dem Fernseher zuzuwenden. Das Display von meinem Videorecorder leuchtet und zeigt an, dass sich noch eine Kassette darin befindet. Da ich mich nicht mehr erinnern kann, was ich oder die Jungs das letzte Mal hier gesehen haben, drücke ich einfach auf Play und lasse mich überraschen. Aber schon nach wenigen Sekunden sehe ich mehr entsetzt auf die Mattscheibe als überrascht. Ich sehe Hitsugi und Ruka, wie sie sich gegenseitig mit allerlei Kleinkram bewerfen und wir anderen lachen. Es ist ein Video von unserer Tour letzten Jahres. Ich weiß noch genau, wie Yomi seine Kamera immer mitgeschleppt hat, um dann so was aufzunehmen, während wir im Tourbus sitzen. Ich wünsche mir das letzte Jahr zurück! Keine Probleme in der Band, wir waren alle noch Freunde und du warst noch immer bei uns. . . alles war in Ordnung. Aber "war" bedeutet Vergangenheit! Und ob es noch je einmal so sein wird. . . kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich starre weiter auf die Mattscheibe. Sehe zu, was unser kleiner Vocal noch so alles aufgenommen hat. Und er hatte wirklich komplett alles aufgenommen. Wir im Tourbus, wir hinter der Bühne, wir bei einem von uns daheim. Aber immer waren wir alle zusammen - Nightmare war noch komplett und vor allem jeder war glücklich. Gerade sehe ich, wie wir das Set verlassen von einem unserer Videodrehs. Yomi steht bereits neben dem Tourbus und filmt uns. Als du die Kamera bemerkst, lächelst du verschmitzt hinein. Unbewusst stielt sich auch mir ein Lächeln auf die Lippen. Und im gleichen Atemzug wie ich die Fernbedienung nehme und den Fernseher abschalte, rinnt erneut eine Träne über meine Wange. Ich ziehe die Beine an und schlinge die Arme darum, lege meinen Kopf auf meine Knie und starre einfach nur ins Nichts. Ich weiß nicht wie viele Minuten oder sogar Stunden ich so dagesessen habe, aber irgendwann muss ich wieder eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen - eigentlich ist es noch eher nachts - wache ich um 4.30 Uhr auf der Couch auf. Das erste was ich tue ist, dass ich zum Fenster gehe und die Vorhänge mit einem kräftigen Ruck wieder aufziehe. Die Nacht ist tiefschwarz und auf den Straßen ist alles ruhig. Von dem Tumult der am Tage hier herrscht ist nichts zu sehen und die Stadt wirkt beinahe so, als sei die Zeit stehen geblieben. Ich lasse meinen Blick ein paar Minuten über der Stadt schweifen, gehe dann letztendlich zum Eingangsbereich meiner Wohnung und schlüpfe in meine Schuhe. Schnappe mir die erstbeste Jacke, die an der Garderobe hängt und die Schlüssel und verlasse dann meine Wohnung, die gerade nicht anders auf mich wirkt, wie die Stadt. Ob drinnen oder draußen. . . alles erscheint mir dunkel und verlassen. Ich fühle mich schlicht einsam. Wenn man so ganz allein nachts durch Tokyos Straßen läuft, macht die Stadt einen ganz anderen Eindruck auf mich. In einem Moment beruhigt mich die Stille. . . doch andererseits ängstigt es mich. Ich fühle mich hilflos und verloren in dieser riesigen Stadt. . . Und doch kehre ich erst in meine Wohnung zurück, als die ersten Sonnenstrahlen auf der Erdoberfläche erscheinen und die ersten Menschen wieder aus ihren Häusern kriechen, um zur Arbeit zur fahren. Kehre in meine eigene Welt zurück, wo ich bestimmen kann, ob es hell wird oder dunkel bleibt. Und natürlich bevorzuge ich erneut die Dunkelheit. Es ist schon merkwürdig, aber obwohl ich nicht müde bin, schlafe ich trotzdem schnell wieder ein, als ich mich auf mein Bett lege. Wieder schlafe ich ein paar Stunden. Mein Zeitgefühl habe ich bereits völlig verloren. Normalerweise bin ich nicht der Mensch der Zeit nutzlos verstreichen lässt, aber mir ist derzeit alles so gleichgültig. Ich habe das Gefühl innerlich total zu erkalten. Ich denke nichts, ich fühle nichts, sondern friste einfach nur mein Dasein. Nur kurz gehe ich ins Bad, um mir etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen - ein kläglicher Versuch, aus meinem untypischen Verhalten herauszukommen. Als ich in den Spiegel schaue und nur ein ausdrucksloses Gesicht sehe, mit leeren matten Augen, erschrecke ich leicht über mich selbst und schütte instinktiv eine Hand voll Wasser gegen den Spiegel. Ich sehe zu, wie das Wasser über die glatte Oberfläche perlt und nur noch wenig Einblick auf das Gesicht vermuten lässt, welches mein Spiegelbild darstellen soll. Ich will dieses Gesicht nicht mehr sehen - es widert mich an! Energisch schüttele ich den Kopf, woraufhin mir etwas schwindlig wird und ich mich fester an den Waschbeckenrand krallen muss. Und mit einem Mal wird mir so unheimlich übel, dass ich zur Toilette stürze und erbrechen möchte. Doch ich kann nicht. Meine Kehle ist wie zugeschnürrt und was auch immer mir die Übelkeit verschafft, will nicht meinen Körper verlassen. Also helfe ich nach. . . Nicht darauf achtend, was ich meinen Freunden und auch mir selbst versprochen habe, stecke ich meinen Finger in den Mund und reize meinen Gaumen solange, bis ich erbrechen muss. Doch außer ein wenig Wasser und Magensaft kommt nichts hervor. Wie denn auch. . . wenn ich nichts esse, kann ich auch nichts erbrechen. Mir ist nicht eingefallen, dass das, was mir Übelkeit verursacht hatte, genauso gut mein eigener Anblick und meine Gedanken gewesen sein könnten. Wieder erinnere ich mich an deinen Gesichtsausdruck in dem Restaurant. . . und ich kann nicht verhindern, wie die Tränen über meine Wangen kullern, während ich noch immer neben der Toilette kauere und meinen Kopf auf meinem Arm lehne. Ich fühle also doch noch etwas. . . wenn auch nur wenig. Als ich mich ein wenig beruhigt habe, rappele ich mich schwerfällig auf. Kaum, dass ich stehe, kehrt das Schwindelgefühl zurück, aber ich scheine es unter Kontrolle zu haben, also verlasse ich das Bad wieder und gehe Richtung Wohnzimmer. Wenn die Jungs wüssten, dass ich gerade einen Rückfall hatte - ob beabsichtigt oder nicht - ob sie mich dann endlich fallenlassen würden? Was denke ich da überhaupt? Ich will doch gar nicht, dass sich meine Freunde von mir abwenden. . . noch mehr Menschen zu verlieren, die mir wichtig sind, würde ich nicht verkraften. Aber damit tue ich ihnen doch auch nur weh - enttäusche sie - und das will ich nicht! Dass gerade diese Freunde bereits versucht hatten mich heute erneut zu erreichen, davon weiß ich nichts - ahne es nicht einmal. Als ich heimgekommen bin, hatte ich wohl automatisch die Telefone ausgeschaltet - einfach nur, um meine Ruhe zu haben. Doch da ich mich nicht einmal daran erinnere dies getan zu haben, mache ich auch keine Anstalten sie wieder einzuschalten. So würde ich wenigstens bemerken, dass sie es gerade erneut versuchen und sich bereits riesige Sorgen machen. Da Ruka das letzte Mal gestern Nachmittag mit mir gesprochen hatte, beunruhigt es sie ein wenig, seitdem nichts mehr von mir gehört zu haben, wo meine Verfassung derzeitig so instabil ist. Vor wenigen Minuten erst haben sie sich getroffen und versuchen erneut ihr Glück. Während ich mitten in meiner Wohnstube herumstehe und meinen Blick umherschweifen lasse, sind meine Freunde bereits auf den Weg zu mir. Sie merken scheinbar schon im Voraus, dass ich sie brauche. . . sie brauchen werde. Warum nur bemerkst du es nicht? Lässt mich stattdessen im Stich?! Meine Gedanken wirbeln umher und das Schwindelgefühl kehrt zurück, nur stärker als zuvor. Ich müsste wohl doch langsam etwas essen. . . Gerade als ich diesen Gedanken wirklich in die Tat umsetzen will, dreht sich alles schrecklich schnell. Ich versuche mich noch an der Couch abzustützen, doch ich habe einfach keine Kraft mehr und so verliere ich den Halt. Noch bevor ich auf den Boden aufkomme, legt sich ein schwarzer Schleier auf meiner Augen. . . Mit besorgten Gesichtern eilen Ruka, Yomi und Hitsugi durch Tokyos Straßen zu meiner Wohnung. Als sie bei dem Hochhaus ankommen, in dem ich wohne, nehmen sie gleich den Aufzug und nur kurz darauf klopfen sie an meine Tür. Vermutlich wären sie wieder gegangen, wenn ihnen nicht meine Nachbarin über den Weg gelaufen wäre. . . "Wollen sie zu ihrem Freund?" "Ja, aber vermutlich ist er nicht da." "Also ich kann jetzt nicht genau sagen, ob er noch mal losgegangen ist, aber gestern habe ich ihn auch nicht weiter gesehen. . . erst heute ganz früh, als er in seine Wohnung gegangen ist. Er sah sehr erschöpft aus, aber ich denke ihnen allen hängt die Tour noch ein wenig nach, nicht wahr?" Die Frau lächelt freundlich und die Jungs bejahen ihre Frage einfach, obwohl sie sich gleichwohl noch mehr Gedanken machen. Noch einmal versuchen sie ihr Glück, doch auch diesmal reagiere ich nicht, also machen sie sich wieder auf nach unten zu gehen. Noch während sie auf den Aufzug warten, unterhalten sie sich und ärgern sich darüber, dass es nicht einen in der Gruppe gibt, der für die Wohnungen der anderen einen Ersatzschlüssel hat. "Vielleicht ist er wirklich unterwegs. . ." "Und wenn nicht?" Hitsugi sieht Yomi ernst an. Auch wenn er es nicht zugibt, macht er sich besonders Gedanken und überlegt sich schon innerlich ob er sich Schuldgefühle zusprechen muss, da er mich schließlich allein gelassen hatte. "Fahrt wieder nach oben! Ich komm sofort nach!" Yomi und Hitsugi sehen ihren Drummer verwundert an, als dieser auch schon um die Ecke flitzt, kaum dass sich die Fahrstuhltüren unten geöffnet haben. Also fahren sie wieder hoch. Und nur kurz darauf kommt Ruka die Treppen hoch gerannt und hält den beiden plötzlich einen Schlüssel unter die Nase. "Woher hast du den denn so plötzlich?" Die beiden sind wirklich überrascht und sehen bloß zu, wie Ruka bereits auf Wohnungstür zugeht und den Schlüssel ins Schlüsselloch steckt. "Irgendwer muss sich doch während Sakitos Abwesenheit um seine Pflanzen kümmern und ich hab dummerweise den Schlüssel vergessen." Ruka grinst schelmisch. "Nette alte Dame." Ergänzt er nur und daraufhin verstehen auch die anderen beiden, dass er bei der Hausverwalterin gewesen war und den Zweitschlüssel geholt hatte. Bevor er allerdings die Tür öffnet, sieht er die anderen beiden noch einmal an. "Also entweder er ist wirklich nicht da und wir können einfach wieder gehen oder wir müssen uns vermutlich ne Standpauke anhören, weil er verärgert ist." Alle müssen lachen. Doch ihr Lachen verstummt sofort, als Ruka die Tür ganz geöffnet hat und die drei meine Wohnung betreten haben. Denn schon vom Eingangsbereich können sie sehen, wie ich bewusstlos neben der Couch am Boden liege. . . Sofort eilen sie zu mir hinüber und sprechen mich an. Wovon ich allerdings genauso wenig mitbekomme, wie von den Sirenen des Krankenwagens der nur ein paar Minuten später vor dem Haus hält. . . dis: ...erstma großes gomen ne u.u Ich weiß, hab lang auf mich warten lassen bzw. mit dem nächsten chap. und nu is es leider auch noch so~ kurz geworden....tut mir echt leid u.u ich hoff ihr habt trotzdem gefallen daran...ich kann euch schon mal versprechen, dass im nächsten kapi wieder etwas mehr offenbart wird^^ danke nochmals an alle die mir immer so fleißig kommis schreiben. ist immer wieder ein großer ansporn weiterzuschreiben*euch allesamt mal drück*^^ LG eure Sora*winku* Kapitel 10: Kapitel 2.5 ----------------------- Kapitel 2.5 dis:so heute mal vorweg^^ fehler bitte ignorieren, hatte letzte nacht nicht nochmal lust drüberzulesen. bei meiner laune hätte ich sonst zu viel verändert^^habt trotzdem spaß beim lesen. und natürlich nochmal danke für die lieben kommis*freu* eure Sora*winku* Hitsugi hatte sofort den Notarzt gerufen, nachdem ich nicht aufgewacht bin und nun sitzen drei meiner Freunde neben mir am Krankenhausbett und warten darauf, dass ich endlich zu mir komme. . . Gerade als eine Schwester den Tropf kontrolliert, dessen Kanüle in meinem rechten Arm steckt und mich mit Flüssigkeit versorgt, öffne ich langsam und schwerfällig meine Augen. "Ah, er kommt zu sich! Dann hole ich den Arzt." Schon beim ersten Satz richteten sich die Blicke der Jungs auf mich und kaum, dass die Schwester das Zimmer verlassen hat, stürzen sie an mein Bett. "Wie geht es dir?" Ich bin noch etwas benommen, doch ich erkenne eindeutig die Stimme unseres Vocals. . . und sie klingt irgendwie weinerlich. Ich blinzele ein paar Mal, um die Benommenheit von mir abzuschütteln und gleich darauf blicke ich in drei ernste und besorgte Gesichter. Ich fasse mir an den Kopf. Warum tut er nur so höllisch weh. . . "Was ist passiert?" Nur eine unschuldige Frage. . . doch scheinbar schon zuviel für die Nerven unseres zweiten Gitarristen. "Du verdammter Idiot!" Erschrocken sehe ich ihn an, doch außer dass er mich noch ein paar Sekunden wütend anfunkelt, sagt er nichts, sondern verlässt stattdessen das Krankenzimmer. "Hitsugi?!" Ich rufe ihm hinterher. . . soweit es mir möglich ist. Mein Hals ist trocken und meine Stimme heiser. Fragend sehe ich die beiden Überbliebenden an, doch Yomi zieht eine Flunsch und Ruka lächelt nur "Lass ihn! Der muss sich erstmal abreagieren." "Zu Recht!" meint nun auch Yomi. Er wirkt beleidigt. . . oder doch eher enttäuscht?! Doch mehr sagt er nicht. Glücklicherweise ist Ruka gesprächiger und hilft mir somit auf die Sprünge. Mit einem schweren Seufzen spricht er weiter. "Machst du das mit Absicht? . . . uns so zu erschrecken?" Fragend sehe ich zu unserem Drummer. Meine Gedanken rasen. . . finden jedoch keine Antwort in meinen Erinnerungen. "Ich habe doch extra noch gesagt, ruf uns an, wenn etwas ist! Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet, als wir dich in deiner Wohnung auf dem Boden liegend gefunden haben." Nun dämmert es auch mir langsam. . . Zuletzt war ich ja in meiner Wohnung gewesen - allein! "Hitsugi macht sich Vorwürfe, weil er dich allein gelassen hat. . ." Ich senke den Blick. Hitsugi hatte seine Worte passend gewählt. . . ich bin ein verdammter Idiot! Nun habe ich ihnen schon wieder einen Schrecken eingejagt. Warum bekomme ich mich nicht einfach in den Griff? Bin ich wirklich schon so gestört, dass ich nicht mal ein Tag allein sein kann und schon Versprechen brechen und weitere Sorgen bereiten muss - den Menschen, die mir wichtig sind? Ich seufze leicht und gerade als ich etwas sagen will, betritt ein Arzt das Krankenzimmer. Yomi und Ruka sollen kurz draußen warten, damit der Arzt mich in Ruhe untersuchen und mit mir reden kann. Ich weiß sowieso schon was er mich fragen wird - zumindest erahne ich es stark. Und tatsächlich. . . während er jetzt zufrieden über meinen stärkeren Puls nickt, der zur Zeit meiner Einlieferung noch drastisch niedrig war, stellt er mir dir Frage, wie regelmäßig ich denn esse. Ich schweige. . . allerdings nur kurz. Er ist ein Arzt und will mir schließlich nur helfen. Also antworte ich ihm, dass ich durch die Tour ziemlich unregelmäßig gegessen habe und es gestern komplett ausfallen ließ. Ich erschrecke über mich selbst, als ich merke, dass ich ihn bewusst anlüge. Obwohl. . . es ist ja nicht gelogen, jedoch verschweige ich einige wichtige Details. Die Tour war anstrengend - keine Frage. Das es zu nicht ganz regelmäßigen Essenszeiten kam, ist nicht gerade untypisch. Aber Aufputschtabletten zu nehmen - nicht nur gelegentlich, sondern bereits regelmäßig -, gar nichts mehr zu essen, selbst wenn man die Gelegenheit dazu hat und wenn dann doch mal, das eben zu sich Genommene gewaltvoll wieder aus dem Körper herauszuholen, das ist doch krank! . . .ich bin krank! Ich sollte es mir endlich richtig eingestehen und es nicht nur zur Kenntnis nehmen. Wenn mit mir alles in Ordnung wäre und das alles wirklich nur aufgrund des Stresses der vergangenen Tour gewesen wäre, was hätte ich dann für einen Grund gehabt, meine Freunde - meine besten Freunde - Familie und nun auch noch die Ärzte anzulügen? Keinen! Erneut entweicht ein Seufzer meinen Lippen. Der Arzt bittet gerade die Schwester, meine Freunde wieder hereinzuholen und ich muss gestehen, dass mich das ein wenig beruhigt. Ich fühle mich unwohl hier im Krankenhaus. . . Als die Jungs reinkommen und der Arzt ihre fragenden Blicke sieht, beruhigt er auch sie gleich, indem er ihnen sagt, dass er mit meinen Werten zufrieden ist. "Prima, dann kann ich ja wieder gehen." Ich will mich schon wieder aufrichten, als mich der Arzt daran hindert, indem er mich sanft auf das Krankenbett drückt. "Immer langsam junger Mann. Heute gehen sie nirgendwo mehr hin! Wenn ihre Werte bis morgen früh weiterhin so stabil, dann können sie gehen. Aber über Nacht behalten wir sie noch zur Beobachtung hier." "WAS?!" Ungläubig sehe ich ihn an. "Das ist nicht ihr Ernst? . . . mir. . . mir geht's gut. Ich brauch nicht länger hier bleiben - wirklich! Lassen sie mich gehen!" Ich bin aufgebracht. Über Nacht im Krankenhaus bleiben? Nein danke! "Es ist nur zu ihrem Besten! Ihr Puls muss sich erst langsam wieder stabilisieren." "Aber. . ." Ich spüre, wie Ruka mir beschwichtigend die Hand drückt. "Beruhige dich, Sakito! Es ist zu doch nur zur Sicherheit." "Genau! Ruh dich hier doch einfach mal richtig aus. Morgen kannst du doch schon wieder nach Hause." Meint nun auch wieder Yomi. Ich erwarte eigentlich auch noch etwas von Hitsugi zu hören, erwarte, dass auch er mir in der Hinsicht in den Rücken fällt, anstatt mir zu helfen, den Arzt zu überzeugen, hier raus zu können. Doch Hitsugi steht nur mit leichter Entfernung links neben meinem Bett und schweigt. Er sieht nicht einmal in meine Richtung. Hilfe brauch ich von ihm also scheinbar auch nicht erwarten. "Ich will hier raus! Ich bleibe nicht über Nacht!" Ich werde immer lauter. In meiner Stimme schwingt ein Hauch an Panik mit, was den Jungs nicht verborgen bleibt. "Wäre es möglich, wenn ich die Nacht über bei ihm bleibe?" Überrascht sehe ich zu Ruka, der die Antwort des Arztes abwartet. "Ich denke, das geht in Ordnung! Wir können eine Ausnahme machen, aber nur unter der Voraussetzung, dass ihr Freund sich wirklich ausruht." "Keine Sorge, dafür sorge ich schon." Ruka lächelt den Arzt dankbar an, bevor er mich wieder ansieht. "Wäre das in Ordnung? So bist du nicht allein hier." Erneut drückt er leicht meine Hand und ich nicke zustimmend, wenn auch etwas zögerlich. Eine Antwort, die den Arzt erfreut und so verabschieden sich er und die Schwester für heute von mir und meinen Freunden. "Na dann. . . kommen wir halt euch beide morgen abholen." Yomi kommt grinsend neben mich und verabschiedet sich von mir. Auch Hitsugi tritt nun erstmals wieder näher zu mir. Er will schon wieder gehen, doch ich bekomme ich an der Hand zu halten und hindere ihn. Traurig sehe ich ihn an. "Tut mir leid, Hi-chan!" Ich sehe richtig, wie er ausatmet und dann lächelt er mich plötzlich an und strubbelt mir leicht durchs Haar. "Lass mal gut sein, Leader-san! Wir sehen uns morgen früh! Schlaf gut!" Wenn ich anfänglich noch dachte Hitsugi sei sauer auf mich, so habe ich jetzt gemerkt, dass er sich einfach nur große Sorgen gemacht hat und dies nur vor mir verbergen wollte. Ruka hatte es mir doch bereits gesagt. . . dass er sich Vorwürfe macht. "Ich bring die Jungs nur schnell runter, dann komme ich wieder - versprochen!" Ich nicke unserem Drummer zu und blicke meinen Freunden hinterher, wie sie mein Krankenzimmer wieder verlassen. Dann richtet sich meine Aufmerksamkeit dem Fenster und dem Nachthimmel zu. Erst jetzt fällt mir auf, dass es bereits wieder dunkel draußen ist. Mit einem erleichterten Seufzen lege ich mich wieder richtig ins Bett zurück. Ich fühle mich schon um Weiten besser, mit der Gewissheit, dass Ruka zurückkommt und ich nicht allein hier bleiben muss. Was die Jungs alles mir zuliebe tun. . . das kann ich gar nicht alles wieder gutmachen. Beruhigt schließe ich die Augen und merke so auch nicht, wie einige Minuten später Ruka bereits wieder in der Tür steht und mich eine Weile traurig betrachtet. Dann macht er das Licht aus und setzt sich mir gegenüber. Er ist so geräuschlos, dass ich erst nach einiger Zeit meine Augen öffne und verwundert feststelle, dass er bereits zurück ist. Ich hatte ja bereits daheim festgestellt, dass mein Zeitgefühl völlig aus dem Rahmen läuft. "Bist du wach?" fragt er leise. Ich nicke, bis mir einfällt, dass er es gar nicht sehen kann. "Danke, dass du hier bleibst." "Schon okay! Ist ja nichts dabei." Kurz herrscht Stille zwischen uns, jedoch ist es kein unangenehmes Schweigen. Und doch durchbricht Ruka erneut die Stille. "Sakito? . . . verrätst du mir, warum du vorhin so ängstlich wirktest, was das Krankenhaus betrifft - fast schon panisch?" Ich schlucke und atme tief ein. "Du musst nicht. . ." "Es hat mit früher zu tun. . . Damals, als ich noch zur Oberstufe ging, musste ich mit ansehen, wie jemand, der mir sehr wichtig geworden war, verletzt wurde. . . wegen mir! Ich konnte ja nicht einschätzen, wie schlimm es war, aber ich dachte, er würde sterben. . . Schon bald hat er mich im Krankenhaus wieder angelächelt, aber. . . ich konnte lange nicht vergessen, dass sein Blut an meinen Händen klebte. Seitdem . . .hasse ich Krankenhäuser! Ich versuche gekonnt sie zu umgehen, weil sie mich an früher erinnern. . ." Ich versuche die Erinnerung aus meinem Kopf zu verbannen. Doch das Bild, wie mein bester Freund blutend in meinen Armen lag, erscheint von ganz allein vor meinem geistigen Auge. "Dieser Jemand. . . war es Ni~ya?" Jetzt wo Ruka es ausgesprochen hat, wird das Bild aus meiner Erinnerung noch klarer und ich sehe dein Gesicht genau vor mir. "Er fehlt mir so!" Schützend lege ich meine Arme über meine Augen. Ich will nicht schon wieder weinen. . . Und schon steht Ruka unbemerkt wieder neben mir und streicht mir beruhigend übers Haar. Es bedarf keiner weiteren Worte mehr zwischen uns. Und doch. . . nach einer Weile muss ich Ruka unbedingt noch etwas anvertrauen. "Ruka?! Ich muss dir. . .eigentlich euch allen. . . etwas sagen, aber. . ." Wieder einmal fällt es mir unheimlich schwer, die richtigen Worte zu finden und wieder einmal scheint Ruka bereits zu wissen, was ich sagen will. "Du hattest einen Rückfall, nicht wahr?" Er klingt ganz ruhig. Weder wütend, enttäuscht noch verständnislos. Lediglich ein wenig Traurigkeit klingt in seiner Stimme bei. Ich nicke kaum merklich, was er diesmal aber mitbekommt, da er mir noch immer über die Haare streicht. "Ich schaffe es nicht allein, Ruka." "Wer sagt denn, dass du es allein schaffen sollst?! Wir sind doch alle für dich da. Yomi, Hitsugi, ich. . . und bald auch wieder Ni~ya - ganz sicher! Wir schaffen das schon - gemeinsam! . . . und jetzt schlaf. Umso schneller ist die Nacht vorbei und wir können das Krankenhaus wieder verlassen." "Da hast du wohl recht!" "Hey. . . ich habe doch immer recht!" spaßt Ruka herum und tatsächlich muss ich leicht lachen. Schlafen ist eigentlich immer eine gute Idee, wenn man sich nicht wohl fühlt. Und vor allem kann einem dabei nichts geschehen. . . Also drehe ich mich vorsichtig auf die Seite und schließe die Augen. Schnell falle ich in den ersehnten Schlaf, doch der Schmerz der Vergangenheit wird mir erneut nicht verwehrt, denn ich beginne zu träumen. . . Es ist bereits spät, als ich über die Schwelle des Hauses trete, indem du wohnst. Lachend stehe ich vor dir. Die ganze Zeit über in der ich bei dir war, hast du rumgealbert, Witze erzählt - einfach nur Unfug angestellt. Ich kann mich nicht erinnern, in meinem Leben überhaupt schon einmal an einem einzigen Tag soviel gelacht zu haben. Seit ich dich kennen gelernt habe und wir nach und nach immer bessere Freunde wurden, hat sich mein Leben drastisch geändert. . . doch einzig und allein ins Positive! Ich habe wieder Spaß am Leben, ich lache - bin einfach glücklich. . . In dir habe ich jemanden gefunden, dem ich vertrauen kann. Selbst jetzt, wo ich vor habe zu gehen, hinderst du mich daran, weil du erneut rumalberst. Aber um mich einfach von dir abzuwenden, dafür tut es einfach zu gut in deiner Nähe zu sein. Ich weiß nicht, ob es dir genauso ergeht, aber plötzlich entscheidest du dich kurzerhand mich noch zur nächsten Bahnstation zu begleiten. Ich finde es unnötig und bitte dich dazubleiben, zumal es mir ein wenig unangenehm ist. Doch du lässt dich nicht davon abbringen. Und so gehen wir ein paar Minuten später gemeinsam am Rande der Straße entlang. Langsam wirst du wieder ruhiger. Das bewirkt vermutlich die kühle Abendluft. Ich muss schmunzeln. . . Ich schweife gedanklich ein wenig ab und werde unweigerlich langsamer beim Laufen. Ich lasse die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, Revue passieren und muss feststellen, dass es nicht einen Moment gab, in dem ich mich unwohl fühlte oder wir Streit hatten. Umso mehr schäme ich mich, dass ich dir etwas verschweige, was in gewisser Weise auch dich betrifft - schließlich habe ich dir ein Versprechen gegeben. . . Ich soll zu dir kommen, wenn mich etwas bedrückt und einfach mit dir reden, aber obwohl ich es dir versprochen habe, kann ich es nicht. Ich will nicht sehen, wie dein Lächeln verschwindet und du mich fassungslos ansiehst. . .und irgendwie habe ich es im Gefühl, dass es so sein wird, wenn ich dir sage, dass ich schon bald wieder aus der Stadt verschwinden werde. Vielleicht bewerte ich es über und dir macht es gar nicht so sehr zu schaffen, aber darauf will ich es nicht ankommen lassen - nicht heute! Heute will ich dich nur noch glücklich sehen. . . dein Lachen hören und dieses neckische Funkeln in deinen Augen betrachten. "Ich danke dir!" Du siehst mich verwundert an. "Wofür?" "Für alles!" "Okay! . . . warum?" "Einfach nur so!" Ich lächle dich breit an. Trotzdem siehst du mich durchdringlich an und ich kann den Zweifel in deinen Augen sehen. Schnell wende ich meinen Blick ab und versuche der Situation zu entkommen, indem ich mich von dir verabschiede, denn mittlerweile sind wir an unserem Ziel angekommen. "Also. . . wir sehen uns dann morgen." Du nickst leicht und lächelst. Ich will mich schon abwenden, als du dann doch noch etwas sagst. "Sakito?! Das müssen wir unbedingt bald wiederholen." "Ja, gerne!" Ich weiß nicht, ob wir noch einmal die Gelegenheit für so einen Tag bekommen werden, trotzdem stimme ich zu. Ich will jetzt einfach nicht negativ denken. . . Du hebst noch einmal die Hand zum Abschiedsgruß, drehst dich dann um und gehst langsam über die Straße und zurück zu dir nach Hause. Kurz sehe ich dir hinterher. Dann will auch ich weitergehen. Doch kaum, dass ich mich umgewandt habe, erschrecke ich, denn urplötzlich taucht jemand aus dem Schatten des Hauses auf. Das jedoch war noch nichts gegen den Schreck der gleich drauf folgte. . . Mein Atem stockt vor Angst, als ich in die Mündung einer Pistole blicke. Reflexartig weiche ich einen Schritt zurück - etwas näher ins Licht der Straßenlaterne. Doch das Gesicht meines Gegenübers, der will, dass ich ihm meine Geldbörse überlasse, kann ich trotz allem nicht sehen. Plötzlich höre ich wieder Schritte hinter mir, die näher kommen. Ich stocke, als ich dich meinen Namen rufen höre. Vermutlich wunderst du dich, dass ich nicht weiter Richtung des Bahnsteigs gehe, aber. . . //Nein! Komm nicht näher!// Meine Angst, vor dem Menschen, der dicht vor mir steht, ist groß, doch gibt es im Moment etwas, vor dem ich mich mehr fürchte. . . dir darf nichts geschehen! Schnell drehe ich mich zu dir um, ohne auf den anderen zu achten, und muss feststellen, dass du wieder näher gekommen bist und bereits die halbe Straße überquert hast. "Was tust du?! Geh nach Hause!" Ich kann leider nicht verhindern, wie die Festigkeit aus meiner Stimme weicht und ich ängstlich klinge. Und noch immer kommst du näher. "STEHEN BLEIBEN!" Ich erstarre regelrecht, als er dir diese Worte entgegen ruft und sich der Lauf der Pistole gleich daraufhin auf dich richtet. Jedoch ist nun auch der Mann selbst unvorsichtig geworden. . . Ach was rede ich da? Es ist ein Junge, dessen Gesicht nun auch vom Licht der Laterne erhellt wird, woraufhin auch du ihn sehen kannst. Eine Junge allenfalls so alt wie wir selbst. . . Du bleibst stehen. . . nur wenige Schritte von mir entfernt. Du wirkst nicht weniger geschockt, als ich nur wenige Augenblicke zuvor und doch scheinst du dich schnell wieder im Griff zu haben. Denn während ich noch immer starr vor Angst um dich zwischen dir und diesem Jungen umhersehe, festigt sich deine Haltung wieder. Du wirkst fast schon ruhig, im Gegensatz zu mir. Ich sehe, wie dein Blick den Jungen fixiert und du ihn ernst ansiehst. Und plötzlich gehst du langsam weiter vorwärts. Kommst weiter auf mich zu, ohne deinen Blick von unserem Gegenüber abzuwenden. Ungläubig sehe ich dich an. . . meine Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher. Zum einen würde ich dir am liebsten entgegen schreien. Dir die Dummheit vor Augen führen, die du da gerade begehst, die Gefahr, in die du dich immer weiter hinein begibst. Doch zum anderen kann ich nicht einmal einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn die richtigen Worten finden. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. . . ich muss hart schlucken. . . Und dann spüre ich deine warme sanfte Hand, die sich um mein schließt und sie leicht drückt. Kurz siehst du mich an. . . deine tiefbraunen Augen beruhigen mich bereits ein wenig. "Verdammt noch mal, was soll der Scheiß, Shuya?!" Überrascht sehe ich dich an. //Du kennst den Kerl?!// Du stellst dich leicht vor mich und redest weiter auf den Jungen ein, doch er nimmt die Waffe nicht runter, weicht lediglich einen Schritt zurück. So wie du mit ihm redest, scheinst du ihn sogar etwas besser zu kennen und doch lässt er sich nicht von dir umstimmen und verlangt weiterhin mein Geld. Ich will etwas sagen. . . würde ihm mein Geld sogar geben, Hauptsache er richtet nicht länger die Waffe auf dich. Nach dem was du sagst, ist dieser Junge, Shuya, zuvor allenfalls als Taschendieb straffällig geworden und nun bedroht er sogar Menschen, um an ihr Geld zu kommen. Irgendwie wird mir ganz flau im Magen. Ich stehe einfach nur da und schweige, während sich die Situation zwischen euch beiden immer weiter aufheizt. Du bist wütend. Sagst ihm, wie verflucht dumm seine Aktionen sind und dass er damit nichts erreicht, außer Ärger. Doch er lässt sich nicht umstimmen. Fast schon flehend steht er vor uns und fordert noch immer seine Beute. . . Und schließlich ginge es dich ja wohl einen Dreck an, was er macht und was aus ihm wird, so seine Worte. Worte, die mir irgendwie bekannt vorkommen - zumindest ähneln. Ich habe nur kurz meinen Blick zum Boden gewandt, bin nur kurz in meinen Gedanken verloren, als ich bereits merke, wie du mit ernster Stimme auf ihn zuschreitest. . . Dann höre ich nur noch einen Schuss durch die dunkle Nacht hallen. . . Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich auf und blicke in das entsetzte Gesicht unseres Gegenübers, der nun endlich die Waffe senkt. Seine Hände zittern stark und der leichte Qualm, der aus der Mündung kommt, zieht unweigerlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Ohne Worte setzt dieser Shuya ein paar Schritte zurück - stolpert fast dabei, bis er sich schnell umdreht und panisch davonläuft. Ich komm gar nicht dazu, ihm lange hinterher zu sehen. Dein Griff, der sich immer fester um meine Hand legt, holt mich aus meinen Gedanken und ich sehe dich an. Du zitterst. . . Und noch bevor ein Wort meine Lippen verlässt, sinkst du auf die Knie. Völlig gelähmt vor Schreck stehe ich hinter dir und muss im matten Licht der Laterne zusehen, wie sich dein Shirt langsam in ein dunkles Rot taucht. "Ni-chan?!" Ich will dich leicht an der Schulter berühren, da du nicht reagierst. Doch dann regst du dich. . . Dein Griff lockert sich und du entziehst mir deine Hand, die fast kraftlos zu Boden schnellt. //Sag was. . . bitte sag was. . . // Ich will deine Stimme hören, die mir sagt, es ist alles in Ordnung, die mich beruhigt. Doch das was ich höre, beruhigt mich nicht im Geringsten. Du atmest schnell. . . viel zu schnell. . . "Ni~ya?" Du stützt dich mit der einen Hand auf dem kalten Asphalt ab, willst dich scheinbar aufrichten. Doch deine Knie sind noch nicht einmal richtig durchgestreckt, als du auch schon taumelst und mir direkt in die Arme fällst. Es ist nur ein leichter Aufprall und doch schreist du auf vor Schmerzen. Ein Schrei, der mein Innerstes gefrieren lässt. . . Ich sinke mit dir zusammen zu Boden und halte dich in meinen Armen. Mein Blick wechselt zwischen deinem schönen, nun aber schmerzverzerrtem Gesicht und dem scheinbar immer größer werdenden Fleck an deiner Schulter, der sich unter deiner Hand ausweitet, die du fest gegen deinen Körper drückst. Ich spüre schon, wie mir die ersten Tränen in die Augen steigen. Wie konnte das nur passieren. . . Plötzlich spüre ich wieder eine leichte Wärme an meiner Hand und sehe hinab. Du hast erneut leicht danach gegriffen und drückst sie - irgendwie aufmunternd. Und als ich dir daraufhin ins Gesicht schaue und unsere Blicke sich treffen, sehe ich dich lächeln. "Es ist alles in Ordnung!. . ." Das kann doch wirklich nicht wahr sein. . . Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich schon einmal belogen hast und ausgerechnet jetzt fängst du damit an. . . "Du. . .VERDAMMTER LÜGNER!!!" Ich schreie dich an. Die Panik in meiner Stimme kann ich nicht verbergen. Wie auch. . . Ich hab einfach nur Angst um dich und nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt machen soll. Mein Kopf ist wie leergefegt. . . Hilfe suchend blicke ich mich um. Weit und breit ist keine Menschenseele - verständlich, es ist mitten in der Nacht. Ich habe nicht einmal ein Handy. . . Damit könnte ich schnell Hilfe holen, aber ich fand diese Dinger bislang allenfalls als lästig. Egal wo man hinsieht, fast jeder hat heutzutage ein Handy in der Hand und überall hört man es klingeln und piepsen - einfach nervend! Wie viel würde ich jetzt darum geben, dass ich das damalige Geschenk meiner Mutter nicht abgelehnt hätte. Doch nun ist es dafür zu spät. . . Ich müsste aufstehen und zu einem der umliegenden Häuser laufen, aber ich will dich nicht allein zurücklassen. In mir wütet regelrecht ein Sturm der Gefühle - ich bin völlig durcheinander, unkonzentriert. Gerade als ich in der Ferne Sirenen höre, die scheinbar näher kommen, und mich umblicke, lehnst du deinen Kopf bei an. Täusch ich mich, oder ist deine Atmung flacher geworden? Ganz leise nur vernehme ich deine Stimme. "Das ist schön. . ." Verwirrt sehe ich dich an. Bemerke das leichte Lächeln, das sich auf deine Lippen gelegt hat und sehe nur noch, wie du deinen Augen schließt. Deine Worte verlieren sich in der Nacht. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)