Ein anderes Gefühl als Freundschaft von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 1.4. ----------------------- Teil 4^^ Kapitel 1 geht aufs ende zu .... Ich weiß nicht, wie lange die Jungs bereits im Gang gestanden haben und unserem Gespräch gefolgt sind. Aber irgendwie tut es noch mehr weh, zu wissen, dass sie eventuell alles gehört haben, was du mir an den Kopf geschmissen hast. Es tut ja so schon höllisch weh. . . Wie konnte es dazu kommen? Auf einmal ist alles so gegensätzlich. Erst sind wir die besten Freunde. . . und nun hasst du mich sogar. Liegt es denn wirklich an mir? Habe ich die ganze Zeit alles falsch gemacht? Habe zu übertrieben auf dich geachtet? Ich wollte doch nur, dass es dir gut geht. Und du. . . wie lange schleppst du diese Wut schon mit dir rum? Warum hast du nicht schon vorher etwas gesagt? Wie hätte ich denn wissen können, dass ich dir so lästig bin? Ich bleibe irgendwo in der Innenstadt stehen und schnappe nach Luft. Noch immer bahnen sich heiße Tränen meine Wangen hinab. Das wichtigste für mich war immer deine Nähe. Schon damals nach der Oberstufe, als du plötzlich fort warst - der Kontakt zu dir aus mir unbegreiflichen Gründen immer dünner wurde, bis er schließlich ganz abbrach - dachte ich, ich hätte alles verloren. Ich bin fast verrückt geworden. Denn erst nachdem du wieder - genauso schnell wie du gekommen bist - aus meinem Leben verschwunden warst, spürte ich, wie einsam ich zuvor war. Du hast in nur kürzester Zeit alles verändert, mich von deiner Freundschaft total abhängig gemacht und bist einfach gegangen. . . Vielleicht war ich dir damals ja auch schon lästig?! Schließlich hast du beim Abschied gelächelt. . . Nein, das hast du erst gemacht, nachdem ich dich darum gebeten habe. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich ich war, als ich dich vor vier Jahren plötzlich wiedergesehen habe? Und dann auch noch ausgerechnet in dieser Stadt? Du saßt am Tresen in unserer jetzigen Stammbar und hast mich überrascht, fast schon ungläubig angesehen. Und dann hast du mich angelächelt und bist mir spontan um den Hals gefallen. Nichts hatte sich zwischen uns geändert. Alles war genauso, wie vor den Jahren, in denen ich nichts von dir hörte. Nicht wusste, wo du warst und ob es dir gut ging. Rein gar nichts hatte sich verändert! Fast so, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen. Wann also hat sich dein Gefühl mir gegenüber geändert - unserer Freundschaft? Wann hat es begonnen, dass ich dir lästig wurde und dir auf die Nerven ging? Wann nur und vor allem warum hast du begonnen mich zu hassen? Ich begreife es einfach nicht. Bislang war meine größte Sorge, du könntest von meinen Gefühlen dir gegenüber erfahren. Gefühle, die eindeutig mehr enthielten, als nur Freundschaft. Nie habe ich etwas erwähnt, weder dir noch den Jungs gegenüber, einfach nur, weil ich Angst hatte, dich wieder zu verlieren. Und nun. . . nun musste ich diesen Blick in deinen Augen sehen, musste diese Worte aus deinem Mund hören. . . .nun habe ich dich ganz verloren. Und ich bin auch noch selbst schuld! Ich muss wirklich erbärmlich aussehen, wie ich mitten im Regen stehe und heule. Ich falle komplett aus dem Gesamtbild. Die Straßen sind noch relativ voll. Die meisten Menschen machen sich gerade von der Arbeit auf den Heimweg und fahren mit ihren Autos durch die nassen Straßen, oder gehen schnellen Schrittes an mir vorüber. Schülerinnen und Schüler, die sich mit Freunden getroffen haben, oder einfach nur einkaufen waren, stellen sich schnell irgendwo unter oder laufen, ihre Schultasche schützend über den Köpfen haltend, durch den Regen. Überall herrscht Hektik. Nur ich stehe still und versuche irgendwie meinen Schmerz heraus zu lassen - ihn stumm in die Nacht hinauszuschreien. Mein Handy klingelt. Mit zittrigen Händen hole ich es aus meiner Hosentasche. Mein Blick ist etwas verschwommen. . . mein Atem stockend. Ich schluchze sogar. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so verzweifelt geweint zu haben. Mein Anrufer ist hartnäckig und ich wische mir schnell die Tränen und die Regentropfen aus dem Gesicht, um den Namen auf dem Display erkennen zu können. Dass du es nicht sein wirst, der mich anruft, kann ich mir schon denken. Das Klingeln verstummt und kurz darauf erhalte ich die Nachricht, dass ich eine neue Mitteilung in meiner Mailbox habe. Dann schon klingelt es erneut. Die ganze Prozedur wiederholt sich sieben Mal. Wäre ich nicht so verzweifelt, würde ich spätestens jetzt über Hitsugis zu Tage kommende Hartnäckigkeit schmunzeln. Aber das kann ich nicht. Das Klingeln hat aufgehört. Scheinbar belässt er es fürs erste dabei. Aber ich kenne ihn und auch die anderen soweit, um zu wissen, dass sie es an diesem Abend sicher noch mehrfach probieren werden. Verständlich, nach dem Streit zwischen uns beiden und meinem Verschwinden. Ich bräuchte ja nur einmal rangehen und ihnen sagen, dass alles in Ordnung ist. Aber ich möchte nicht mit ihnen sprechen - nicht jetzt! Verzeiht mir, aber ihr würdet mich ja doch nur fragen, was zwischen uns los war und darauf kann ich euch keine Antwort geben. Aber was tue ich stattdessen? Ich weiß selbst, dass es unsinnig ist, weiter bei diesem Regen durch die Stadt zu laufen, also begebe ich mich mit meinem Schmerz in meine eigenen vier Wände. ~ . ~ Ruka und Yomi haben Hitsugis Erklärungsversuch über die Verhaltensweise unseres Leaders einfach mal im Raum stehen lassen. Keiner wollte sich so recht vorstellen, dass dies wirklich der Grund sein könnte, aber in Betracht käme es. Kaum, dass sie sich zu uns gesellen wollten, müssen sie aber ein Gespräch mitanhören, das sie nicht weniger schockt. Völlig entgeistert standen sie im Gang und konnten nur noch mit ansehen, wie ich mir meine Sachen geschnappt und das Gebäude verlassen habe. Hitsugi folgte mir, war aber nicht rechtszeitig bei mir als ich einfach losgerannt bin. Mehrmals versuchte er mich auf dem Handy zu erreichen, hinterließ auch eine Nachricht auf der Mailbox, bevor auch er endlich einsehen musste, dass ich nicht rangehen werde und zurück zu den anderen ging. Yomi steht noch immer im Gang und wartet hoffnungsvoll darauf, dass Hitsugi jeden Moment zusammen mit mir zurückkommt. Und Ruka steht im Türbereich zu dem Raum, in dem das Desaster begonnen, oder auch geendet hat - wie man's nehmen will - und starrt unentwegt unseren Leader an, der noch immer an der Wand gelehnt dasteht und kein Wort sagt. Ein Umstand, der Ruka fast zur Weißglut bringt. Zu wissen, dass du genau weißt, dass sie alles gehört haben, sich vermutlich genauso wundern müssen, wie ich, was in dich gefahren ist und warum es diesen Streit überhaupt zwischen uns gab, und du trotzdem nicht einmal ein Wort der Erklärung für sie übrig hast. Du nur ganz normal an der Wand lehnst, als sei nichts gewesen. Ruka wird aus seinen Gedanken gerissen, als er hört, wie unser Vocal mit Hitsugi spricht und steckt seinen Kopf ebenfalls raus, um mehr in Erfahrung zu bringen. "Und? Wo ist Ni~ya?" "Weg! Ich hab ich nicht mehr einholen können. Und an sein Handy geht er auch nicht. . . Kann mir mal einer diese Scheiße hier erklären? Was zur Hölle ist hier gerade abgelaufen?" Völlig wutentbrannt sieht er abwechselnd zu Ruka und Yomi, in der Hoffnung, dass sie eventuell eine Erklärung für dieses Szenario haben. Doch sie bleiben still. Stattdessen sieht auch Yomi nun Ruka an, der dir schließlich am nächsten steht und dich die letzten Minuten im Auge hatte. Worte bedarf es zwischen den Dreien gerade nicht mehr. Der Ausdruck in ihren Gesichtern sagt mehr, als sie es in Worte fassen könnten. Yomis hilfesuchender Blick versetzt Ruka einen Stich. Keiner von uns mag es, wenn unser Kleinster traurig ist und nun. . . seine Augen glänzen. Ruka kann nicht genau erkennen, was in ihm vorgeht. Er kann lediglich ein paar Ausdrücke in seinen Augen deuten. Unverständnis und Entsetzen, Wut. . . aber auch Angst. Hitsugi legt beruhigend einen Arm um ihn, versucht ihm Trost und Sicherheit zu vermitteln, was aber in diesem Moment einfach nicht zu ihm durchdringt. Vermutlich, weil die beiden genauso fühlen wie er, ihre Gefühlswelt sich innerlich überschlägt von Eindrücken und sie sich genau die gleichen Sorgen um mich machen. Diese Narren! Erwartungsvoll richten sich alle Blicke auf dich. Bist du mittlerweile bereits so abgestumpft, hast dich nicht nur mir, sondern auch den anderen dreien so entfremdet, dass du es nicht einmal bemerkst? Oder willst du es einfach nicht bemerken. Selbst als du nach weiteren Minuten nichts sagst und Yomi fast schon flehend deinen Namen ausspricht, in der Hoffnung, du würdest endlich den Mund aufmachen, bleibst du stumm. Ist dir eigentlich bewusst, was du dem Kleinen gerade antust? Du weißt doch, wie sehr er dich bewundert. Kannst du nicht sehen, wie sehr du ihn gerade enttäuscht? Wie sehr du sie alle enttäuscht, einfach nur, weil du stumm bleibst? Ruka tritt einen Schritt näher an dich heran. Noch immer ist es dunkel in dem Raum. Aber die drei sind so von der Situation überfordert, dass sie diesen Umstand einfach nur ignorieren können. "Sakito, was war das? Erklär es uns!" Man kann deutlich hören, wie sehr sich Ruka schon beherrschen muss, dich nicht gleich anzubrüllen und dir noch die Chance gibt, die ganze Sache aufzuklären. Aber er verleiht seinen Worten so einen Nachdruck, dass dir gar nichts anderes übrig bleibt, als zu antworten. Nur wie du es tust. . .ein Fehler. Du weißt doch, wie ungehalten Ruka sein kann, wenn er richtig wütend ist. "Was gibt es da denn noch zu erklären? Ich nehme an, ihr habt alles gehört." "Was es da noch zu klären gibt? Eine ganze Menge würde ich sagen. Zum einen, was da gerade in dich gefahren ist?! Wie kommst du dazu Ni~ya so anzufahren, ihm solche Dinge an den Kopf zu schmeißen? Bist du dir überhaupt bewusst, was du alles gesagt hast?" "Natürlich bin ich mir darüber bewusst. Wo liegt also euer Problem?" Bis zum heutigen Tage wusste ich nicht, wie eiskalt du eigentlich sein kannst und ich nehme mal an, der Rest unserer Band auch nicht, so wie sie dich verständnislos anblicken. "Aber Sakito. . . ihr. . . seid die besten Freunde! Das kannst du doch nicht ernst meinen. Was. . . was ist los mit dir?" Armer Yomi. . . soviel dazu, dass er dich bewundert hat. "Haltet euch einfach da raus! Das ist nicht euer Problem." "Nicht unser Problem?" Ruka verliert nun endgültig die Fassung, schreit dir seine Wut entgegen und packt dich am Kragen. "Bist du noch bei Verstand? Wenn du ein Problem mit Ni~ya hast, dann ist das eine Sache. Aber es ist was anderes, wenn die Probleme sich ausweiten und auf die Band übergehen. Dann betrifft uns das alle! Und das ist hier zweifelsohne eben geschehen. Wenn Ni~ya nicht mehr wiederkommt und die Band vermutlich noch verlässt, was nach deinem Auftritt eben nicht verwunderlich wäre, oder ihm in diesem Moment womöglich noch irgendetwas passiert, dann gnade dir Gott, Sakito. . . Merkst du nicht, dass du die Band immer weiter auseinander treibst?. . . Wenn Nightmare zerbricht, dann mach ich dich dafür verantwortlich, Leader-san!" So außer sich ist Ruka schon lange nicht mehr gewesen. Er muss sich so zusammennehmen, dir nicht doch noch eine runterzuhauen, als du nach dieser Darlegung der Tatsachen, wieder stumm bleibst und nichts dazu zu sagen hast. "Wunder dich nicht, wenn du irgendwann alleine dastehst." Kopfschüttelnd verlassen die drei den Raum - lassen dich allein im Dunkeln zurück - und versuchen weiter mich irgendwie zu erreichen. ~ . ~ Auf dem Weg nach Hause höre ich meine Mailbox ab. Es tut schon fast weh, Hitsugis unsicher klingende Stimme zu vernehmen. Jetzt habe ich sie da auch noch mit reingezogen. Aber ich denke zumindest hier musst du die Schuld mit mir teilen. Es ist nicht fair, dass sie sich jetzt auch noch den Kopf darüber zerbrechen müssen. . . . wäre ich doch heute nicht aufgestanden. . . Ich war doch sowieso schon zu spät. Warum bin ich nicht einfach liegengeblieben? Der Tag schien von Anfang an in diesem Chaos enden zu wollen. Kaum schließe ich meine Wohnungstür auf, springt mir gleich ein einzelner, rot leuchtender Punkt in der Dunkelheit entgegen. Jemand hat also auf meinen Anrufbeantworter gesprochen. Ich kann mir schon denken, dass die Jungs es auch hier versucht haben. Schnell schalte ich ein paar Lichter in der Wohnung an und drücke auf den Knopf, der die Kassette automatisch zurückspult. In der Zwischenzeit gehe ich in die Küche und hole mir ein Wasser aus dem Kühlschrank, als auch schon die mechanisch klingende Stimme meines AB's erklingt. "Sie haben dreizehn neue Nachrichten." Ich verschlucke mich fast an meinem Wasser. //Kann das möglich sein?// Ich glaube, ich muss mir einen neuen Anrufbeantworter zulegen, denn so viele Nachrichten habe ich sonst nicht einmal in einem Monat auf dem Band. Es piept und die erste Nachricht wird abgespielt. Unweigerlich muss ich schmunzeln, als ich die Stimme von unserem Vocal vernehme. "He~y Ni~ya~! Wo bleibst du denn? Wir warten hier alle auf dich. . . . na ja, dass du nicht rangehst, heißt vielleicht, dass du schon unterwegs bist. Also dann bis gleich." . . .Tuuuuuut. Ein kurzes Zeichen, dass er wieder aufgelegt hat und schon sagt mir mein AB, dass die Nachricht zu Ende ist. Das war heute morgen. . . da war noch alles in Ordnung. Dann folgt die zweite. "Hi hi Áni-chan!" Die Stimme meiner Schwester dringt an mein Ohr. "Ich wollt mal hören, wie es dir so geht. Hast lang nichts mehr von dir hören lassen. Aber wir wissen ja, dass du auf Tour bist. . . Tja, eigentlich liegt auch da das Problem. Mutter jammert, dass du so lang nicht mehr hier warst und sie vergessen könntest. Komm mal wieder heim ja? Die Tour endet ja bald. Bis da~hann." . . . Tuuuuut. Aufgedreht wie immer die Kleine. Aber gut, dass sie mich schon mal vorwarnt. Schon wird die dritte Nachricht abgespielt, während ich zur Balkontür gehe und sie öffne. "Na mein Junge. . . bei dir scheint ja alles in Ordnung zu sein. Die Tour läuft gut, wie ich mitbekomme. Wenn du dich danach erholen willst, du weißt, hier bist du immer willkommen. Wir vermissen dich. . . ähm und Ma besonders. Meld dich.". . . Tuuuuut. Auch wenn mir nicht wirklich danach zumute ist, muss ich erneut schmunzeln. Wenn selbst Pa mir auf den AB spricht, wo er die Dinger hasst, dann muss Mutter daheim wirklich schon einen Aufstand machen. Nach Hause fahren. . . erholen. Warum eigentlich nicht?! Nach dem heutigen Tag hab ich Erholung bitter nötig. Und wer weiß, wie der morgige Tag verläuft. Ich weiß ja nicht einmal, wie es jetzt überhaupt weitergehen soll. Resigniert trete ich hinaus auf den Balkon und lehne mich ans Geländer. Die nächsten beiden Nachrichten sind irgendwelche Angebote, über die ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Jetzt quatscht man so was sogar schon auf AB. . . Mit einem Seufzen zünde ich mir eine Zigarette an und warte auf die folgenden Nachrichten. "Hi! Hitsugi hier. . . du gehst ja nicht an dein Handy. . . Ruf bitte zurück." . . . Tuuuuut. "Ni~ya, ich noch mal. Komm schon, meld dich. Kannst du uns die Sache vielleicht mal erklären? Wir verstehen einfach nicht was los ist." . . . Tuuuuuuuut. Ich muss hörbar seufzen und nehme einen kräftigen Zug von meiner Zigarette. Du hast es ihnen also nicht gesagt. Obwohl. . . was solltest du ihnen auch sagen?! Das ich dir auf die Nerven gehe, haben sie ja selbst mehr als deutlich mitbekommen. "Hey großer Bruder! Hab noch was vergessen. Wenn du heimkommst, bring mir was mit. Ich freu mich schon. Hab dich lieb. Bye bye." . . . Tuuuuuut. "Ni~ya? Ich bin's Ruka. Komm schon nimm ab, wenn du da bist. . . . wir gehen jetzt zu Hitsugi. Du kannst uns dort erreichen oder über Handy halt." . . . Tuuuuuuuuut. Erneut muss ich seufzen. Dieses Tuten kann einem mit der Zeit auf die Nerven gehen. . . Ich ziehe noch mal an meiner Zigarette und schnippe sie dann übers Geländer. Schaue kurz dem glimmenden Stängel hinterher, bis mich die nächste Nachricht nicht gerade sanft aus meinen Gedanken reißt. "VERDAMMT NOCH MAL, NI~YA, NIMM ENDLICH DEN HÖRER AB!". . . Tuuuuut. Du bist niedlich Yomi. Versuchst deine Sorge hinter dem Geschrei zu verstecken. "Gomen Ni~ya. Nimm's den Kleinen nicht übel. Der macht sich ja doch nur Sorgen und will es nur nicht zugeben. . . . Wir im Übrigen auch! Also meld dich, sobald du das abhörst." . . . Tuuuuuuut. Ich gehe wieder in mein Wohnzimmer und schließe die Balkontür. Es ist frisch geworden. Liegt vielleicht aber auch daran, dass meine Klamotten noch nass sind. Na ja, wenn ich morgen keinen Schnupfen haben will, sollte ich mir doch mal was Trockenes anziehen. Und nach Hause kann ich auch nicht mit einer Erkältung, sonst lässt mich Ma ja nicht wieder gehen. Also gehe ich schnell ins Schlafzimmer und ziehe mir neue Sachen an. Die folgende Nachricht, die man mir auf den AB hinterlassen hat, hat wieder eine derartige Lautstärke, dass ich sich ohne Probleme von dort aus hören kann. "MAN, WOZU HAST DU EIN HANDY, WENN DU ES EH IMMER AUS HAST? GEH ENDLICH RAN!!!" . . . Tuuuuuuuut. Werde ich ihm mal den Gefallen tun und es wieder anschalten. Nach Hitsugis anfänglichen Dauerklingeln hatte ich es lieber ausgeschaltet. "Bist du da, Ni~ya? Wenn es so ist, dann nimm doch bitte ab. . . Yomi zerlegt hier jeden Moment Hitsugis gute Wohnzimmereinrichtung. Also wenn du nicht dafür aufkommen willst, dann meld dich!" . . . Tuuuut. "Hey! Ähm. . . ich korrigiere mal Rukas Aussage. Yomi heult mir jeden Moment die Kissen durch. Was nicht heißt, dass du die nicht ersetzen musst. Also wenn du dir das Geld sparen willst, ein kurzer Anruf genügt." . . . Tuuuuuut. Meine Güte, wie kann man nur so eine Ausdauer haben? Und das alles nur, weil ich ohne ein Wort zu sagen, abgehauen bin. Und dann versucht ihr auch noch so ruhig zu klingen. . . aber ich kann die Sorge aus euren Stimmen heraushören. Da könnt ihr mir nichts vormachen. Wir kennen uns schon lange genug. Ja. . . bisher dachte ich auch, dich gut genug zu kennen, aber da hatte ich mich wohl sehr getäuscht. "Ni~chan. . . Hitsugi erzählt Schwachsinn. Ich heule gar nicht. . ." Die längere Pause und das leise Schniefen, was ich höre, beweisen mir allerdings das Gegenteil. Zumindest ist er nahe daran zu weinen. ". . . es ist doch nur. Wir machen uns halt Sorgen, versteh das doch. Bitte. . . nur ein kleines Zeichen, damit wir wissen, dass es dir gut geht." . . . Tuuuuuuuuuuuut. "Ende der Nachrichten!" Gott sei Dank! Mir ist vorher nie aufgefallen, wie furchtbar dieses penetrante Tuten sein kann. Nach einer kurzen Überlegungspause und einer weiteren Zigarette entschließe ich mich kurzerhand, die Jungs anzurufen. Aber dann müsste ich sicher über die ganze Sache reden und darauf habe ich nun wirklich keine Lust. Obwohl. . . unser Vocal sagte etwas von einem Zeichen. . . Sofort fällt mein Blick wieder auf mein Handy, das nun auf dem Wohnzimmertisch liegt und ich greife danach. Mein Blick weitet sich überrascht, als ich auf meine entgangenen Anrufe sehe. Aber eigentlich hätte es mir klar sein müssen. Mal sehen. . .sieben Versuche von Ruka, zehn von Hitsugi und. . . glatte zwanzig von dem Kleinen. Und das alles in nicht mal einer Stunde. Ich gebe gerade eine Nachricht ein, als mein Telefon erneut klingelt und sich nach mehrmaligen Läuten, in denen ich nicht abnehme, mein Anrufbeantworter noch einmal erneut einschaltet. "So, ich bin's noch mal, Ruka. Also eigentlich bin ich ja der Älteste und man könnte davon ausgehen, dass ihr tut, was ich sage. . . aber das bin ich ja bereits von euch gewohnt. Trotzdem nimm doch nur einmal den Hörer in die Hand. . . Du müsstest ja mittlerweile Zuhause sein. Zumindest hoffen wir, dass du nicht mehr draußen rumläufst, bei dem Wetter. . . Mhm, na gut, wir werden dich jetzt erst mal in Ruhe lassen und darauf warten, dass du dich meldest. . . zumindest für die nächsten fünf Minuten. Also wenn du nicht willst, dass wir das Band komplett voll quatschen, weißt du ja, was du zu tun hast. Bye." . . .Tuuuuuuuuuuut. //Oh ja, das weiß ich.// Ich stehe auf und gehe zu meinem Telefon, um kurzerhand den Stecker zu ziehen und die Leitung zumindest für heute brach zu legen. Und gleich darauf sende ich die SMS an Yomi ab, bevor ich auch das Handy wieder ausschalte und mich in mein Bett lege. Jetzt einfach nur noch schlafen. Einfach nur noch alles vergessen. . . ~ . ~ Kaum, dass ich daheim im Bett liege, erhält Yomi das ersehnte Zeichen meinerseits. Die Drei sitzen bedrückt im Wohnzimmer und starren regelrecht das Telefon an, das sie mittlerweile auf den Wohnzimmertisch zu ihren Handys gestellt haben. Als Yomis Handy kurz piept, zum Zeichen, dass er eine SMS bekommen hat, schrecken die anderen kurz auf. Sie sind völlig in Gedanken versunken. Und während unser Vocal regelrecht zu seinem Telefon stürzt, sehen ihn die anderen erwartungsvoll an. Er liest schnell drüber und lässt nur einen kurzen Wutschrei los, bevor er auch schon wieder meine Nummer wählt. Ergebnislos, da ich es ja ausgeschaltet habe. "Hey, was ist los? War das Ni~ya? Was hat er geschrieben?" Neugierig, weil sie schließlich auch wissen wollen, was ich geschrieben habe, setzen sie sich neben ihn und schauen aufs Handy. "Macht euch keine Sorgen. Es ist alles okay. Ich schalte die Telefone aus. Muss ein wenig allein sein. . . Wir sehen uns morgen. Schlaft gut! Ni~ya." "Hey Yomi, warum so beleidigt? Immerhin hat er sich gemeldet und wir wissen, dass er okay ist." Ruka streicht ihm durchs Haar und versucht ihn ein wenig zu beruhigen. "Glaubt ihr denn wirklich, dass alles okay ist? Wegen dieser läppischen SMS? Was, wenn er. . . Ich würde lieber seine Stimme hören. . . warum redet er denn nicht mit uns?" "Das er seelisch nicht in Ordnung ist, wissen wir doch selbst. Aber immerhin geht's ihm so "gut". Auch wenn ihn das ganz schön verletzt hat. . . er wird sich nichts antun." Hitsugi stößt Yomi leicht von der Seite an. Er hat genau gemerkt, was in dem Kleineren vorgeht - ihm den Kopf zerbricht. "Genau! Das würde er uns nie antun. Ihm ist vermutlich einfach nicht nach reden zumute - eigentlich doch auch verständlich. Du kennst ihn doch. . . ich denke, er muss selbst erst mal damit klarkommen." "Komm schon. . . nimm es ihm nicht übel. Wir sehen ihn doch morgen." "Ich versteh das Ganze nur nicht. Was ist plötzlich in die beiden gefahren? Erst schweigen sie sich an und dann. . . dann kommt so eine Bombe zum Vorschein. Wie konnte Sakito nur so was sagen? Ich habe das Gefühl, dass sich plötzlich alles geändert hat. Was wenn es nicht mehr so wird, wie zuvor?. . . die beiden werden sich doch wieder vertragen, oder? Sie müssen einfach!" Schweigend sitzen sich nebeneinander. Ruka und Hitsugi hätten sicher eine Antwort gegeben, wenn sie eine auf seine Fragen gehabt hätten. Aber sie wissen ja selber nicht, ob sich das ganze noch einmal einrenken wird. Sie hoffen es, aber nachdem, was da heute zu Tage kam. . . kann sich keiner mehr sicher sein. Ein Grund mehr, warum alle innerlich an die Band denken. Die Zeit zusammen, die war einmalig. . . einfach unvergesslich! Sie wollten nicht daran denken müssen, dass das alles jetzt ein Ende haben könnte. Ihnen allen liegt die Band am Herzen. Mich mit eingeschlossen. Und bisher dachten wir alle, dir ginge es genauso. Doch irgendwie hatte man zumindest heute nicht den Anschein davon. "Wie sieht's aus. . . wollt ihr heut nacht hier schlafen? Und morgen früh fahren wir jeweils zu euch und dann zusammen zur Konzerthalle." Einstimmiges Nicken. Keiner will jetzt alleine zu Hause rumhängen und darüber nachdenken, was an diesem Tag falsch gelaufen ist. Zusammen gibt es da wenigstens die Möglichkeit von Ablenkung. ~ . ~ Sie haben lange gebraucht um einzuschlafen und dann hatten sie auch alle einen unruhigen Schlaf. Die Sache hing ihnen allen mächtig nach. Nicht so sehr, wie mir, der irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen ist, aber immer noch schlimm genug. Dafür, dass sie mit der Sache eigentlich nichts zu tun hatten. Wie am Vorabend abgesprochen, sind sie nach dem Frühstück - das mehr als schweigsam verlief - zuerst zu Ruka und dann noch zu Yomi, damit diese sich umzuziehen und noch ein paar Sachen holen konnten. Viel zu früh begeben sie sich zur Konzerthalle. Den Weg dorthin ziehen sie noch etwas in die Länge, indem Ruka sich an einem Zeitungsladen mit Zigaretten eindeckt und sie danach in einem Musikgeschäft rumstöbern. Doch letztendlich müssen sie ja doch dorthin. Sie betreten die Konzerthalle durch einen Seiteneingang, da sich am Haupttor bereits Massen an Fans versammelt haben, und steuern schnurstracks den Aufenthaltsraum an, in dem unsere Bühnenoutfits und Instrumente lagern und wir uns vor dem Auftritt hauptsächlich aufhalten. Kaum dort angekommen, öffnet sich eine weitere Tür - die, zu unseren Stylisten - und unser Leader betritt den Gang, bereits umgezogen und fertig geschminkt für unseren Auftritt in knapp 1 ½ Stunden. Sofort stellen sie ihre Gespräche ein und eine bedrückende Stille macht sich breit, in der sich alle nur gegenseitig ansehen. Yomi ist schließlich der Erste, der in irgendeiner Weise reagiert. Er reißt die Tür zum Aufenthaltsraum auf und lässt sie hinter sich mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fallen. Ruka und Hitsugi folgen ihm, ohne irgendein Wort an dich zu richten. Es herrscht mächtig dicke Luft. Anders ist die ganze Situation nicht zu umschreiben. Wenn es so weitergeht, dann endet unser letzter Auftritt noch in einem Desaster. Unser Vocal schmeißt seine Tasche in eine Ecke und setzt sich, irgendwas laut vor sich hinfluchend, auf einen der Stühle. Dass ich noch nicht da bin, ist offensichtlich. Aber trotzdem lässt er seinen Blick kurz durch den Raum gleiten, um zu sehen, ob nicht doch schon irgendwo meine Jacke rumliegt. Doch auch da wird er nicht fündig. Stattdessen springt er - gerade als Ruka und Hitsugi den Raum betreten - mit so einer gewaltigen Wucht auf, dass selbst der Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hat, nach hinten kippt. "Das ist jetzt nicht wahr!" Völlig überrascht und auch ein wenig geschockt, über den plötzlichen Ausruf unseres Vocals bleiben die beiden stehen und sehen ihn fragend an. "Was ist nicht wahr?" "Sie sind weg! Ni~yas Sachen sind alle weg! . . . Sein Bass, sein Outfit. . . sogar die Zigarettenschachtel und der Block, mit dem wir vorgestern noch Papierflieger gebastelt haben und er hier vergessen hat. . . alles weg!" Entsetzen und Unglauben steht in ihren Gesichtern geschrieben. Gerade in dem Moment betrittst du den Raum und Yomi fixiert dich mit einem wütenden Blick und geht auf dich zu. "Wenn Ni~ya wegen dir abgehauen ist und nicht wiederkommt, dann. . . das verzeih ich dir nie, Sakito!" Du weißt noch nicht einmal genau, wovon der Kleine gerade gesprochen hat, als er sich auch schon sein Bühnenoutfit greift und sich zu den Stylisten begibt. "Und nun? Was, wenn er wirklich nicht kommt?" Erst als Hitsugi unserem Drummer diese Frage stellt, siehst auch du dich im Raum um und begreifst, warum Yomi gerade so ausgeflippt ist. "Ich versuch ihn zu erreichen. Geh du nur zu Yomi und mach dich fertig. Ein bisschen Zeit bleibt ja noch. Aber wenn er nicht bald auftaucht, . . . dann kann sich unser Leader schon mal eine passende Ausrede, für die Fans und Medien, einfallen lassen." Ohne dir weitere Beachtung zu schenken, verlassen auch sie wieder, mit den Kostümen in der Hand, den Raum. Ruka hat mich natürlich nicht erreicht. ~ . ~ Ich konnte einfach nicht einschlafen. . . Und als ich es dann doch mal durch Erschöpfung bin, habe ich mich die restliche Nacht nur hin- und hergewälzt. Ich sah furchtbar aus, als ich in den Spiegel geschaut habe und wirklich fit fühlte ich mich heute morgen auch nicht. Also hab ich mich gegen 12 Uhr einfach noch mal hingelegt. Ich wollt einfach versuchen noch zwei Stündchen zu schlafen. Aber zu mir gekommen bin ich leider erst kurz nach 17 Uhr. Wie konnte ich nur den Wecker überhören? In noch nicht einmal einer Stunde sollten wir uns spätestens in der Halle versammeln. Klar, dass ich das nicht schaffen konnte. Eine knappe Stunde vor Konzertbeginn hält das Taxi mit mir am Hintereingang. Der Einlass hat vorne schon längst begonnen. Gut nur, dass ich gestern auf dem Weg nach Hause meine ganzen Sachen von hier geholt habe. So konnte ich mich zu Hause bereits umziehen und schminken, falls ich mich wieder mal verspäten sollte, was natürlich auch noch eingetroffen ist. Warum ich allerdings komplett alles mitgenommen habe, sogar meinen Bass, den ich für den Auftritt ja noch brauche, ist mir unerklärlich. Na ja, eine Erklärung gibt es da vielleicht schon, aber an die will ich noch nicht denken. Ich atme noch einmal hörbar aus, versuche mir noch ein wenig Mut zu machen, bevor ich den Aufenthaltsraum betrete. . . . Klasse. Mein diesjähriges Horoskop hat nicht annähernd angedeutet, dass dieses Jahr komplett alles schief läuft. Warum musst ausgerechnet du als einzigster hier sein? Ich sehe die Sachen der anderen und kann mir gleich darauf denken, dass sie noch beim Styling sind. Du telefonierst und bemerkst mich erst, als ich die Tür wieder ins Schloss drücke - hab schließlich die Hände voll. Ich lege meinen Sachen an den Tisch und höre, wie du deinem Gesprächspartner mitteilst: "Hat sich erledigt. Er ist grad gekommen." und gleich darauf auflegst. Vermutlich hast du mit unserem Manager gesprochen. Du klingst angesäuert. Ist es, weil du dachtest, ich lass die Band im Stich, oder weil ich doch noch erschienen bin? Ich setze mich, ohne ein Wort mit dir zu reden, oder dir einen weiteren Blick zuzuwerfen und auch du sprichst mich nicht an. Fünf Minuten später öffnet sich die Tür und die Jungs treten ein. . . . nein, erst verharren sie bei der Tür und sehen mich überrascht an und dann erst treten sie ganz ein, während Yomi mir schon mit einem erleichtertem Lächeln am Hals hängt. Nur um mir gleich darauf eine Kopfnuss zu verpassen. "Ich hab dir gestern schon gesagt, schalt dein Handy ein. . . . Wir dachten schon, du kommst nicht mehr." "Aber ich hab doch gestern noch geschrieben, dass wir uns heute sehen. Glaubt ihr wirklich, ich komm auf die bescheuerte Idee und bleibe bei unserem letzten Auftritt unserer Tour fern? "Klar haben wir das geglaubt. . . wenn du all deine Sachen mitnimmst." "Ach, die hab ich gestern noch geholt - vorsorglich für einen Fall, wie er ja eingetreten ist. Ich bin zu spät!. . . Ich werde noch schnell mein Make-up herrichten lassen und dann bin auch ich soweit." Ich lächle den Jungs beruhigend zu und verlasse schnell den Raum. Kaum ist die Tür wieder hinter mir geschlossen, erstirbt mein Lächeln. Warum muss es mir so schwer fallen? Ich habe mir doch fest vorgenommen, dich einfach zu ignorieren. Deine Blicke, deine Nähe. . . Warum kann ich deine Worte von gestern nicht wenigstens für einen Moment vergessen? Wie soll ich das den ganzen Abend aushalten? Es ist einfach unerträglich dich in meiner Nähe zu wissen. . . es tut so verdammt weh! Schnell versuche ich die aufkommenden Gedanken wieder abzuschütteln und begebe mich nun endlich zu unseren Stylisten, damit sie mein ganzes Äußere perfektionieren. Durch meine Vorarbeit brauchen sie auch nicht mehr lang und kaum dass sie fertig sind, mir in den Haaren rumzuzupfen, gehe ich mit den Rest der Band zum hinteren Rand der Bühne. Die Menge ruft bereits nach uns. In ein paar Minuten ist es soweit. Normalerweise albern wir in den letzten Minuten vor einem Auftritt immer noch etwas herum, um uns von unserer Nervosität abzulenken, doch heute bleiben wir alle stumm. Unsere Blicke fixieren den Boden und jeder hängt seinen Gedanken nach. Unsere Musik wird eingespielt. Ein Zeichen für uns, uns bereitzuhalten. Gleich werden wir die Bühne betreten, aber bislang fehlt noch etwas Entscheidendes. Es ist nur ein kleines Ritual, das wir vor jedem Auftritt, seit unsere Band existiert, durchgeführt haben. Wir haben dann einfach noch mal die Köpfe zusammengesteckt, unsere Hände übereinandergelegt - waren eine Gemeinschaft - und du hast eine kurze Ansprache gehalten. Wir haben uns alle noch einmal einen guten Auftritt gewünscht, bis dann der erste sich auf die Bühne begeben hat. Meist in der Reihenfolge Ruka, ich, Hitsugi, du und dann Yomi. Doch heute fehlt unser Ritual - das Anzeichen einer Gemeinschaft besteht nicht. Und gerade als Ruka die kleine Treppe zur Bühne emporsteigen will, gehst du an uns vorbei, hechtest die Treppe hoch und stellst somit unsere Reihenfolge total auf dem Kopf. Ohne weiter groß darüber nachzudenken, behalten wir die Rest bei und betreten nacheinander die Bühne, in fast gewohnter Art und Weise. Die Menge tobt, als auch der Letzte von uns endlich zu sehen ist. Nur noch ein paar Sekunden und wir spielen in die bereits vorhanden Melodie mitein - das Konzert beginnt! Ich glaube es hat zuvor noch kein Konzert von uns gegeben, in dem wir so wenig gelächelt haben. Uns so wenig darauf gefreut haben. . . Wir müssen uns regelrecht zwingen, mal ein falschen Grinsen aufzusetzen und den Fans ein paar Showeinlagen darzubieten. . . . am liebsten würde ich jetzt sofort von der Bühne verschwinden. Einfach alles stehen und liegen lassen. Die Blicke der Fans, die unweigerlich folgen würden, ignorieren und einfach schnellstmöglich aus deiner Gegenwart verschwinden. Yomi redet gerade auf die Fans ein und du wechselst deine Gitarre. . . . normalerweise stützt du dich dabei aber nicht an der Box ab. Ach ich kann es einfach nicht lassen. . . Auch wenn du mir mit deinen Worten höllisch weh getan hast, kann ich dich nicht einfach ignorieren. Ich komm nicht drum rum, mir Sorgen um dich zu machen. . . Unsere Blicke treffen sich. Wenn ich in deine dunklen Augen sehe, muss ich an früher denken. Erinnerungen die mir einen weiteren Stich ins Herz versetzen. Damals wusste ich den Ausdruck in deinen Augen fast immer zu deuten. Wusste, wann du glücklich oder traurig warst. Wenn du gereizt oder enttäuscht gewesen bist, oder aber auch Kummer hattest. Auch wenngleich ich nicht immer wusste, was der Auslöser für deine Stimmungen war, so wusste ich doch, wann ich bei dir sein durfte - du meine Nähe gebraucht hast. Aber nun. . . Ich wende meinen Blick ab und richte ihn auf den Boden. Dein Blick wirkte genauso wie damals. . . damals am Hauptbahnhof, als wir von einander Abschied nehmen mussten - du warst traurig. Aber ich muss mich täuschen. Ist in der letzten Zeit ja sowieso ziemlich oft vorgekommen - dass ich mich getäuscht habe. Warum solltest du denn auch traurig sein? Es ist beinahe Glück für mich, dass die Zeit so schnell verrinnt. Nur noch ein paar Lieder und dann kann ich gehen. Ich stocke gedanklich. Was meine ich eigentlich damit? Ich habe noch nie so gesprochen, wenn ich nach einem Auftritt nach Hause gehen wollte. Ist es nur das? Meine ich damit, in meine Wohnung zurückzugehen? Oder hege ich wirklich schon den Gedanken die Band zu verlassen? Nur noch ein Song, dann werden wir die Bühne verlassen. Nur um uns umzuziehen und danach noch eine kurze Zugabe zu spielen, so wie jedes Mal. Während ich spiele, lasse ich meinen Blick schweifen und verweile jeweils kurz bei meinen Bandmember, um in Gedanken zu versinken. //Mhm. . . Ruka. Es ist immer wieder niedlich, wenn man dich beim Spielen beobachtet. Du bist so vertieft und hast deinen Mund immer leicht geöffnet. Wie oft haben wir dich damit schon aufgezogen? . . . Entschuldige, aber ich hoffe, du weißt, dass das nie bös von uns gemeint war. Du bist ein toller Drummer!. . . und auch ein toller Freund. Einer, dem schnell der Geduldsfaden reißen kann, aber trotzdem ein guter Freund.// //Hitsugi. . . ich weiß noch, wie Yomi dich mir in einem Club vorgestellt hat und ich mich beim ersten Anblick von dir erschreckt habe. Aber kaum, dass ich dich näher kennen gelernt habe, wurde mir schnell klar, dass hinter deinem gewöhnungsbedürftigen, manchmal fast abschreckendem Äußeren, ein ziemlich einfühlsamer Mensch steckt. Noch dazu ein klasse Gitarrist und Beobachter. Auch auf deine Freundschaft konnte ich immer zählen. . .// //Yomi. . .// Ich muss schmunzeln, weil er gerade mal wieder über die Bühne flitzt. //Also echt, du bist ne Marke für sich. Ein wahres Energiebündel. Klein, quirlig - fast schon abgedreht -, manchmal recht aufbrausend aber auch anhänglich. In der ganzen Art irgendwie halt noch wie ein Kind. . . . und du bist unheimlich lieb. Und meine Güte. . . für deine Größe finde ich, hast du ne bemerkenswerte Stimme.// //Tja. . . und du, Sakito! Wenn ich dich mal rein objektiv als Bandmember betrachte und das zwischen uns mal außen vor lasse, dann fällt mir nur ein Wort ein - einmalig! Du bist einfach ein klasse Leader! Hast immer alles im Griff gehabt. Und hey. . . schon allein die Idee, dass wir eine Band gründen, war grandios. Auch wie du Gitarre spielst. . . Ich glaube, es gibt keinen, dem ich sonst immer wieder so bewundernd zuschauen muss, sobald er die Akkorde runterspielt, außer dir.// Die letzten Töne erklingen. //Ihr seid die unmöglichsten Menschen - am schlimmsten ist es, wenn ihr alle auf einem Haufen seid - denen ich je begegnet bin. Aber auch die tollsten. Ich bin froh, dass ich Freunde wie euch gefunden habe.// Der Song ist zu Ende. Und noch während ich meinen Bass abschnalle, gegen eine der Boxen stelle und euch von der Bühne folge, wird mir bewusst, dass ich mich gerade gedanklich von euch verabschiedet habe. Von euch. . . und der Band. dis:Is ein fieses Ende ich weiß^^ aba es geht ja weiter. . . Hoffe ihr habt Gefallen an der Story und ihr wollt mehr davon lesen^^ Dann scheut natürlich nicht, es mir zu sagen XD Sora ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . ~ . So....hier folgt jetzt ein kleines Gedicht. Nicht von mir, sondern von meiner Freundin^^ eine, die manchmal recht nervig is, aba dafür sind Freunde ja schließlich auch da XD Tja und sie war so von meiner Story begeistert, dass sie dazu gleich mal dieses Gedicht geschrieben hat*sniff* *so gerührt bin* Mir hats auch gefallen, is ja auch ne Ehre^^ Und ich wills euch ja nicht vorenthalten. Biba Sora ~Ein anderes Gefühl als Freundschaft~ Wir kennen uns schon ewig, sind befreundet seit langen Zeiten. Doch gibt es in mir stärkere Gefühle als nur Freundschaft, die sich in mir verbreiten. Ich fühle mich gnadenlos zu dir hingezogen, spüre diese Versuchung in mir, denke, es ist eine Sünde, dass ich dieses starke Begehren empfinde zu dir. Wenn ich sehe deinen Körper makellos - rein und schön - steigt mir die Röte ins Gesicht, ich wende mich ab, würd' am liebsten gehen. Streichle ich deine Haut, oder ziehe die Strähnen aus dem Gesicht, überkommt mich kindliche Unsicherheit, die kannt' ich vorher so nicht. Doch seit einiger Zeit ist diese Distanz zwischen uns - diese Stille. . . Abweisungen und Spannungen stören unseren durch Freundschaft geschlossenen Bund. Verzweiflung tut sich in mir auf. Stelle ich vielleicht, durch meine unendliche Liebe zu dir, unsere Freundschaft in Kauf? Mein unerhörtes Flehen, welches keinen erreicht, verstärkt meine Angst. . . das Entdecken meines Geheimnis', von meiner Liebe stärker als Freundschaft zu dir, doch du reagierst mit Abweisung und Kälte zu mir. Du selbst hast auch Problemen, sprichst mit niemand' Denkst du, ich hätt' die Krankheit, die deinen reinen Körper zerstört, nicht erkannt? Dein Vertrauen zu mir ist gebrochen. . . Selbst unsere Freunde haben diese Unruhe, diese widerlichen Spannungen zwischen uns gerochen. Also ziehe ich mich zurück von dir, lasse meine Gefühle im Hintergrund. Vielleicht wird durch meine Abwesenheit, dein Körper, und auch dein Geist wieder gesund. Wer tief in meine Augen sieht, sieht die Qual und Trauer, die mich zur Zeit durchfährt. Sie sind von Schmerz gekennzeichnet; der Schmerz wird von dieser tiefen Dunkelheit in mir vermehrt. Ich gehe also, um mich abzulenken. . . durch die Straßen - verlassen und allein - Es fängt an zu regnen. . . Ich habe das Gefühl, als wenn ich ersticke im Keim. So stehe ich jetzt im Regen, Tränen laufen über mein Gesicht. Sie bahnen sich Wege, ich wollte es nicht. Niemals wollt ich, dass unsere Freundschaft so eine Ende nimmt. Hoffen will ich, dass du dich bald besinnst. Wir waren schon immer Freunde und wollten es eigentlich auch für immer sein. . . Ich werd' meine Gefühle in den Hintergrund stellen, und damit ist mein Gewissen hoffentlich rein. Klosterfelde, den 31.10.2005 von Chrissy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)